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Medizinische Fakultät
der
Universität Duisburg-Essen
Aus dem Institut für Physiologische Chemie
Untersuchungen zum Wirkungsmechanismus des Onkoproteins Bcl-2: Stabilisierung der Calciumhomöostase als Folge des Effektes von Bcl-2 auf
zelluläres Glutathion
Inaugural-Dissertation
zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin
durch die Medizinische Fakultät
der Universität Duisburg-Essen
Vorgelegt von
Matthäus Michael Rimpler
aus Tychy/Polen
2003
2
Dekan: Univ.-Prof. Dr. H. Grosse-Wilde
1. Gutachter: Univ.-Prof. Dr. Dr. H. de Groot
2. Gutachter: Univ.-Prof. Dr. rer. nat. T. Möröy
3. Gutachter: Prof. Dr. rer. nat. W.A. Schulz, Düsseldorf
Tag der mündlichen Prüfung: 22. Oktober 2003
3
Ergebnisse dieser Arbeit wurden veröffentlicht in:
Rimpler, M.M., Rauen, U., Schmidt, T., Möröy, T. and H. de Groot. (1999).
„Protection against hydrogen peroxide cytotoxicity in Rat-1 fibroblasts provided
by the oncoprotein Bcl-2: maintenance of calcium homeostasis is secondary to
the effect of Bcl-2 on cellular glutathione“
Biochemical Journal; 340: 291-297
Ergebnisse dieser Arbeit wurden auf folgenden Tagungen zur Fachdiskussion
vorgestellt:
4. Workshop „Mechanismen der Zell- und Gewebeschädigung“,
Giessen/Marburg 27.-29. November 1997
22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Zellbiologie,
Saarbrücken 15.-19. März 1998:
Rimpler, M.M., Rauen, U.,Schmidt, T., Möröy, T. and H. de Groot. (1998).
„Bcl-2 exerts its protective effect against hydrogen peroxide by maintaining
glutathione levels“
European Journal of Cell Biology; 75 (suppl. 48): 41
Diese Arbeit wurde gefördert durch ein Stipendium der medizinischen Fakultät der
Universität Essen (IFORES Programm) und den Fonds der Chemischen Industrie.
4
Inhaltsverzeichnis
Seite
1. Einleitung 8
1.1 Das Onkoprotein Bcl-2 8
1.2 Reaktive Sauerstoffspezies und Apoptose 10
1.3 Der Schutzmechanismus von Bcl-2 11
2. Zielsetzung der Arbeit 12
3. Material und Methoden 13
3.1 Material 13
3.1.1 Chemikalien 13
3.1.2 Materialien zur Sterilisation 14
3.2 Zellen und Zellkultur 14
3.2.1 Herkunft und Eigenschaften der Zelllinien 14
3.2.2 Durchführung der Zellkultur 15
3.2.3 Einfrieren und Auftauen von Zellen 15
3.2.4 Vorgehen bei Experimenten 16
3.2.5 Lösungen und Reagenzien für die Zellkultur 16
3.3 RNA-Techniken 18
3.3.1 Aufreinigung von RNA 18
3.3.2 Auftrennung von RNA 18
3.3.2.1 Lösungen und Reagenzien für die Auftrennung von RNA 19
3.3.3 Transfer von RNA auf Nylonmembranen: „Northern-Analyse“ 19
3.3.3.1 Kapillartransfer von RNA 19
3.3.3.2 Hybridisierung von RNA auf Nylonmembranen 20
3.4 Protein-Techniken 21
3.4.1 Herstellung von Gesamtzellproteinextrakten 21
3.4.2 Konzentrationsbestimmung von Proteinen 22
5
3.4.3 SDS-PAGE: Elektrophoretische Auftrennung von Proteinen 22
3.4.4 „Western“-Analyse 23
3.4.4.1 Proteintransfer 23
3.4.4.2 Immunologischer Nachweis 24
3.4.4.3 Verwendete Antikörper 25
3.5 Vitalitätsbestimmungen 25
3.5.1 LDH-Freisetzung (nach Katrin, 1999) 25
3.5.1.1 Prinzip der Bestimmung 25
3.5.1.2 Lösungen und Reagenzien 26
3.5.2 Aufnahme von Trypanblau 27
3.6 Bestimmung des zellulären ATP-Gehaltes mittels
Kapillarelektrophorese 27
3.6.1 Methode und Durchführung der Messungen 27
3.6.2 Probenaufbereitung 28
3.6.3 Lösungen und Reagenzien 29
3.7 Kinetik des H2O2-Abbaus 29
3.7.1 Prinzip der Messung 29
3.7.2 Versuchsdurchführung 29
3.7.3 Lösungen und Reagenzien 30
3.8 Fluoreszenzmikroskopische Bestimmung der intrazellulären
Ca2+-Konzentration 30
3.8.1 Prinzip der digitalen Fluoreszenzmikroskopie 30
3.8.2 Versuchsdurchführung 32
3.9 Enzymatische Bestimmung von intrazellulärem Glutathion 32
3.9.1 Bestimmung von reduziertem Glutathion 32
3.9.1.1 Prinzip der Messung 32
3.9.1.2 Probenaufbereitung und Versuchsdurchführung 33
3.9.1.3 Lösungen und Reagenzien 33
3.9.2 Bestimmung von oxidiertem Glutathion 34
6
3.9.2.1 Prinzip der Messung 34
3.9.2.2 Probenaufbereitung und Versuchsdurchführung 34
3.9.2.3 Lösungen und Reagenzien 34
3.10 Bestimmung von intrazellulärem Glutathion auf
Einzelzellebene 35
3.10.1 Prinzip der Bestimmung 35
3.10.2 Probenaufbereitung und Versuchsdurchführung 35
3.11 Statistik 35
4. Ergebnisse 36
4.1 Expression von Bcl-2 36
4.2 Effekte von Glucose, Quin-2 und der Überexpression von
Bcl-2 auf den H2O2-induzierten Zelltod 36
4.3 Effekte von H2O2, Glucose und der Überexpression von
Bcl-2 auf den Anstieg der cytosolischen Ca2+-Konzentration 40
4.4 Kinetik des zellulären H2O2-Abbaus von Rat-1-Fibroblasten 40
4.5 Effekte von H2O2 und Glucose auf den zellulären
ATP-Gehalt von Rat-1-Fibroblasten 46
4.6 Effekte von Bcl-2, H2O2 und Glucose auf den Gehalt
an GSH und GSSG von Rat-1-Fibroblasten 46
4.7 Bestimmung des intrazellulären Glutathion-Gehaltes auf
Einzelzellebene 50
7
4.8 Effekte von N-Acetylcystein auf die Vitalität, den
H2O2-induzierten Anstieg der cytosolischen
Ca2+-Konzentration und den Glutathion-Gehalt
von Rat-1-Fibroblasten 53
4.9 Effekte von BSO auf die Vitalität, den
H2O2-induzierten Anstieg der cytosolischen
Ca2+-Konzentration und den Glutathion-Gehalt
von Rat-1-Fibroblasten 53
4.10 ffekte erhöhter H2O2-Konzentrationen auf die Vitalität
und den H2O2-induzierten Anstieg der cytosolischen
Ca2+-Konzentration von Rat-1/Bcl-2-Zellen 59
5. Diskussion 63
5.1 H2O2, Glutathion und Calciumhomöostase 63
5.2 Der Schutzeffekt von Bcl-2 64
5.3 Bcl-2 und zelluläres Glutathion 65
6. Abkürzungsverzeichnis 69
7. Zusammanfassung 71
8. Literaturverzeichnis 72
8
1. Einleitung
1.1 Das Onkoprotein Bcl-2
Die Bezeichnung des Proto-Onkogens bcl-2 bzw. des von diesem Gen kodierten
Proteins Bcl-2 mit einer molekularen Masse von 26 kDa geht auf seine ursprüngliche
Entdeckung in Non-Hodgkin B-Zell Lymphomen zurück (B-cell lymphoma). In diesen
Tumoren konnte das Gen an den chromosomalen Bruchpunkten gefunden werden,
die der Translokation t(14;18) zugrunde liegen. Dabei wird das bcl-2-Gen von seiner
normalen Position auf 18q21 in die Nähe des Immunglobulin-Locus auf 14q32
transferiert und gerät so unter den Einfluss des starken IgH-Enhancers mit
nachfolgender Überexpression des Bcl-2-Proteins (89). Die onkogene Eigenschaft
von Bcl-2 beruht nicht auf der Steigerung der Zellproliferationsrate, sondern vielmehr
auf der reduzierten Apoptoserate der betroffenen B-Zellen. Mit der Klonierung des
ced-9 Gens von C. elegans konnte bcl-2 überdies als menschliches Homolog dieses
anti-apoptotischen Proteins identifiziert werden. Die artifizielle Überexpression von
Bcl-2 ist in verschiedenen Zellkulturen gelungen und erweist sich als potentes
antiapoptotisches Signal. Das Bcl-2-Protein ist primär an der äußeren
mitochondrialen Membran, dem endoplasmatischen Retikulum und der
Zellkernmembran lokalisiert (47, 67, 87). Bcl-2 ist der Prototyp einer großen und
weiterhin wachsenden Familie von Proteinen, der sogenannten Bcl-2-Familie. Die
Mitglieder dieser Familie zeigen untereinander eine signifikante Homologie, obwohl
einige dieser Proteine proapoptotische Wirkung zeigen, z.B. Bax und Bak (1, 71).
Obwohl Bcl-2 und auch andere Bcl-2-Familienmitglieder als einzelne Proteine wirken
können, wird ihre Aktivität durch Bildung von Homo- und Heterodimeren reguliert (15,
63, 72). Die Homologie zwischen den Familienmitgliedern ist innerhalb vier Domänen
konserviert: BH 1, BH 2, BH 3 und BH 4 (78). Die BH 3 Domäne scheint essentiell für
die Dimerisierung zu sein (Abbildung 1). Sequenzanalysen haben gezeigt, dass Bcl-
2, wie auch viele andere Mitglieder der Bcl-2 Familie, eine hydrophobe
Aminosäurenkette am carboxyterminalen Ende aufweist, welche für die Lokalisation
an den oben genannten intrazellulären Membranen verantwortlich ist (47, 66, 67, 87).
9
Abbildung 1: Struktur des humanen Bcl-2-Proteins
Dargestellt ist die Position der 7 α-helikalen Sequenzen und des Transmembran-
Ankers am C-terminalen Ende. Als BH1-BH4 werden die sogenanten „homology
domains“ bezeichnet, welche als gemeinsame Elemente verschiedener Mitglieder der
Bcl-2-Proteinfamilie gelten.
Abbildung modifiziert nach Nature, Vol. 387: 773-776 (1997)
10
1.2 Reaktive Sauerstoffspezies und Apoptose
In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, dass reaktive Sauerstoffspezies
eine entscheidende Rolle in vielen Zellschädigungsmodellen einnehmen (Reviews:
(14, 35, 39, 84)). Der Prozess der Apoptose kann durch die exogene Zugabe von
reaktiven Sauerstoffspezies ausgelöst werden, wie z. B. Wasserstoffperoxid (H2O2),
oder durch die Oxidation von endogenen Thiolen wie es für Menadion oder
Diethylmaleat beschrieben wurde. Darüber hinaus ist in vielen Fällen der
apoptotische Prozess selbst mit der Produktion von intrazellulären reaktiven
Sauerstoffspezies assoziiert. Die intrazelluläre Bildung reaktiver Sauerstoffspezies
kann durch unterschiedliche Stimuli initiiert werden, z. B. durch Tumornekrose-
Faktor-α (TNF-α) oder Ceramid (37, 55, 64).
Der molekulare Mechanismus der durch reaktive Sauerstoffspezies induzierten
Zellschädigung ist noch nicht vollständig aufgeklärt. Grundsätzlich können reaktive
Sauerstoffspezies über die direkte Schädigung von Membranen, Membranproteinen
und Nukleinsäuren zur Nekrose führen (26), in geringeren Dosen aber vor allem zur
spezifischen Initiierung des Apoptose-Programms. Hierbei wurde z. B. die Induktion
der c-Jun N-terminalen Kinase (JNK, auch als „stress-activated proten kinase, SAPK,
bezeichnet) diskutiert (91), ebenso wie die Aktivierung von p53 (2, 36, 53), beides
Ereignisse, die über die konsekutive Aktivierung von Caspasen zum typischen
morphologischen Bild der Apoptose führen. Reaktive Sauerstoffspezies führen in
einigen Zellschädigungsmodellen zum Anstieg der cytosolischen und nukleären
Ca2+-Konzentration (22). Nach Bindung von Ca2+ an Calmodulin bindet dieses
wiederum an Calcineurin, eine Ca2+-abhängige Phosphatase, welche über die
Aktivierung von Caspasen zur Apotose führen kann (22). Schliesslich können
reaktive Sauerstoffspezies über die Thiol-Oxidation von mitochondrialen Membran-
Proteinen zur Induktion der sogenannten „mitochondrial permeability transition
(MPT)“ führen (16, 26, 46). Hierbei handelt es sich um eine Permeabilitätserhöhung
der inneren mitochondrialen Membran und dem nachfolgenden Zusammenbruch des
Membranpotentials ∆φ. Der Zusammenbruch des mitochondrialen
Membranpotentials gilt als wichtiges Ereignis während der Apoptose.
Aufgrund der Tatsache, dass reaktive Sauerstoffspezies zu
Zellschädigungsprozessen führen können, lag die Vermutung nahe, dass
Antioxidantien diese Prozesse hemmen könnten. Dies wurde für viele
natürlicherweise intrazellulär vorkommende Antioxidantien, wie z. B. intrazelluläres
11
Glutathion oder Thioredoxin, bestätigt (7, 14, 77, 84). Auch exogen zugeführte
Antioxidantien wie z.B. N-Acetylcystein erwiesen sich als potente Inhibitoren von
Zellschädigungsprozessen (58). Der ursprüngliche Vorschlag von Hockenbery et al.
(37), dass auch das Bcl-2-Protein antioxidative Kapazität habe, basierte auf der
Beobachtung, das die durch Menadion oder durch H2O2 induzierte Apoptose in
Zellen mit verstärkter Bcl-2-Expression gehemmt wurde.
1.3 Der Schutzmechanismus von Bcl-2 Es fällt auf, daß Bcl-2 die durch verschiedene Auslöser initiierte Zellschädigung
inhibieren kann. Hierzu zählen die Zellschädigung durch Glucocorticoide, DL-
Buthionin-(S, R)-sulfoximin (BSO), Ca2+-Ionophore, γ-Strahlung, Menadion, reaktive
Sauerstoffspezies oder durch den Entzug von Interleukin-3 (62, 78). Der
Mechanismus der biologischen Wirkung des Bcl-2-Proteins wird seit langem
kontrovers diskutiert.
In einigen der o. g. Schädigungsprozesse scheint die Störung der Ca2+-Homöostase,
hier insbesondere der cytosolische Anstieg der Ca2+-Konzentration eine
entscheidende cytotoxizitätsvermittelnde Rolle zu spielen (59). Dementsprechend
wurden die Effekte von Bcl-2 auf die Ca2+-Homöostase bzw. den Ca2+-vermittelten
Zelltod in einer Vielzahl von Modellen untersucht (6, 11, 18, 19, 33, 56, 65, 79, 99).
Diese Untersuchungen führten jedoch zu teilweise widersprüchlichen Ergebnissen
und ergaben kein klares Bild hinsichtlich der Rolle von Bcl-2 bei Ca2+-vermittelten
Zellschädigungsprozessen. Vor allem blieb unklar, ob Bcl-2 die intrazelluläre Ca2+-
Kompartimentierung direkt durch Beeinflussung der transmembranären Ca2+-Ströme
reguliert oder ob hier vorgeschaltete Ereignisse eine entscheidende Rolle spielen.
In mehreren Studien an unterschiedlichen Zelltypen konnte ein Effekt von Bcl-2 auf
zelluläres Glutathion gezeigt werden. Die beschriebenen Effekte waren vielfältig, so
wurde berichtet über eine Hochregulierung der cytosolischen Glutathionsynthese
oder über die Erhöhung der Apoptoseresistenz durch einen „Shift“ des
Oxidations/Reduktionspotentials hin zu einem mehr reduzierten Zustand (21, 61, 64,
90, 93). In anderen Arbeiten wurde eine Umverteilung des zellulären Glutathions in
den Zellkern mit verbessertem Schutz vor DNA-Fragmentation beschrieben (95).
Leider wurde in diesen Studien über die Zusammenhänge von Bcl-2 und zellulärem
Glutathion nicht der Einfluss auf die Ca2+-Homöostase untersucht, obwohl in
mehreren Zellschädigungsmodellen durchaus Verbindungen zwischen dem
12
zellulären Calcium- und dem Glutathionmetabolismus etabliert werden konnten.
Letzteres trifft vor allem auf das Modell der H2O2-vermittelten Zellschädigung zu, die
über mehrere Jahre intensiv untersucht wurde (25, 34, 68). Im Rahmen dieses
Modells wurde auch eine protektive Wirkung von Bcl-2 im Sinne einer Hemmung des
cytosolischen Ca2+-Anstieges beschrieben (18, 37, 100).
Darüberhinaus wird in mehreren Modellen der Schutzeffekt von Bcl-2 auf die
Hemmung der MPT (s.o.) zurückgeführt, ebenso wie auf die Heterodimerisierung und
Inaktivierung von proapoptotischem Bax (78). Die genauen zugrundeliegenden
Mechanismen blieben jedoch unklar.
2. Zielsetzung der Arbeit Ziel dieser Arbeit ist es, ein Modell zu entwickeln, welches die unterschiedlichen
Effekte von Bcl-2 auf die intrazelluläre Ca2+- und Glutathionhomöostase vereinen
kann. Insbesondere soll in dieser Arbeit geprüft werden, ob in Rat-1-Fibroblasten
nach Schädigung mit H2O2 die Erhöhung der cytosolischen Ca2+-Konzentration
sekundär nach Oxidation des zellulären Glutathion-Pools auftritt und ob die
Aufrechterhaltung der Ca2+-Homöostase durch Bcl-2 nur indirekt über den Effekt auf
zelluläres Glutathion vermittelt wird.
13
3. Material und Methoden
3.1 Material
3.1.1 Chemikalien
Folgende Übersicht gibt Auskunft über die Quellen der jeweiligen Chemikalien:
H2O2 Sigma, Deisenhofen
Probenicid Sigma, Deisenhofen
Buthionin-Sulfoximin (BSO) Sigma, Deisenhofen
Diethylentriaminpentaessigsäure (DTPA) Sigma, Deisenhofen
N-Acetylcystein Sigma, Deisenhofen
Methylglyoxal Sigma, Deisenhofen
Glyoxalase I Sigma, Deisenhofen
Monochlorobiman Molecular Probes, Eugene, OR, USA
Pluronic F-127 Molecular Probes, Eugene, OR, USA
Quin-2-AM Molecular Probes, Eugene, OR, USA
Fura-2-AM Molecular Probes, Eugene, OR, USA
Peroxidase Boehringer, Mannheim
Glutathion-Reduktase Boehringer, Mannheim
Dulbeccos´s modified eagle medium Gibco, Eggenstein
Fetal calf serum Gibco, Eggenstein
Die im Text näher bezeichneten Antikörper wurden von folgenden Firmen bezogen:
Fa. Santa Cruz, Santa Cruz/Heidelberg
Fa. Dianova, Hamburg
Fa. Biorad, München
Alle anderen Chemikalien stammten von Merck, Darmstadt.
14
3.1.2 Materialien zur Sterilisation
Die Sterilisation der für die Zellkultur verwendeten Materialien erfolgte in einem
Autoklaven der Firma Varioklav (München). Zur Sterilfiltration wurden Rotrand-
Einmalfilter (Schleicher & Schuell, Dassel) verwendet. Größere Volumina wurden
unter Verwendung eines Sartoban-Filters (Sartorius, Göttingen) und eines
Druckbehälters (Sartorius, Göttingen) sterilfiltriert. Zur sterilen Arbeit mit den
Zellkulturen stand eine Sterilbank der Firma Babcock-BSH (Bad Hersfeld) zur
Verfügung.
3.2 Zellen und Zellkultur 3.2.1 Herkunft und Eigenschaften der Zelllinien Die in dieser Arbeit verwendeten Zelllinien stammen aus dem Labor von Dr. G. I.
Evan und Dr. T. Littlewood (Biochemistry of the Cell Nucleus Laboratory, Imperial
Cancer Research Fund, London, U. K.).
Zur Untersuchung der Funktion von Bcl-2 wurden zwei individuelle Zellklone von Rat-
1-Fibroblasten verwendet, welche stabil mit einem retroviralen Vektor transfiziert
wurden, der eine konstitutive Expression von humanem Bcl-2 vermittelt (Rat-1/Bcl-
2#1 und Rat-1/Bcl-2#2). Gemeinsam mit dem Gen für das Bcl-2-Protein befand sich
auf dem retroviralen Vektor ein Puromycin-Resistenzgen, welches die sichere
Selektion von effektiv transfizierten Rat-1-Fibroblasten ermöglicht (24). Als Kontroll-
Zelllinie wurden nicht transfizierte Rat-1-Fibroblasten verwandt, im folgenden als
„Rat-1/Wildtyp“ bezeichnet. Um auszuschliessen, dass allein die Transfektion mit
einem retroviralen Vektor das biologische Verhalten von Rat-1-Fibroblasten
signifikant verändert, wurde als Vektorkontrolle eine Zelllinie von Rat-1-Fibroblasten
eingesetzt, die konstitutiv ein chimäres Protein exprimierten, welches aus einem
kompletten c-Myc Polypeptid, fusioniert an einen Teil eines mutierten, humanen
Östrogenrezeptors, besteht (Rat-1/cMycER). Dieser modifizierte Östrogenrezeptor
kann kein Östrogen binden, zeigt jedoch eine normale Affinität für den synthetischen
Liganden 4-Hydroxy-Tamoxifen (4-OHT). Nur nach Bindung von 4-OHT kommt es zu
einer Aktivierung von c-Myc (38, 51). Auch der hier verwendete retrovirale Vektor
kodierte zusätzlich für ein Puromycin-Resistenzgen. 4-Hydroxy-Tamoxifen war bei
den hier durchgeführten Experimenten grundsätzlich nicht anwesend, c-Myc war
daher inaktiv.
15
3.2.2 Durchführung der Zellkultur
Die Zellkultur erfolgte in Dulbecco´s Modified Eagle Medium (DMEM, low glucose)
unter Zusatz von 10% (v/v) fetalem, hitzeinaktiviertem Kälberserum (FCS), und
Penicillin/Streptomycin (100 Units/ml bzw. 100 µg/ml). Nach jeweils 5 Passagen
wurden die transfizierten Zellen für jeweils zwei Tage mit 5 µg/ml Puromycin
kultiviert, um eine positive Selektion der effizient transfizierten Zellen zu
gewährleisten. Subkulturen wurden erreicht durch Trypsinierung für 5 min unter
leichtem manuellen Schwenken, mit Beendigung der Reaktion durch Resuspension
in DMEM/10% FCS und anschliessendem Überführen einer geeigneten Zellzahl in
Zellkulturflaschen. Die Subkultivierung erfolgte in 75 cm2 Zellkulturflaschen mit 20 ml
Zellkulturmedium. Für Vitalitätsbestimmungen wurden die Zellen in 6-well
Zellkulturplatten angeimpft und über 24 h in 2,5 ml supplementiertem DMEM
kultiviert. Für die Bestimmung des zellulären ATP-Gehaltes wurden 25 cm2
Zellkulturflaschen verwendet und zur fluoreszenzmikroskopischen Calciummessung
wurden die Zellen auf Glasplättchen mit einem Durchmesser von 28 mm ausplatiert,
welche in 6-well-Zellkulturplatten eingelegt und unter gleichen Bedingungen über 24
h kultiviert wurden. Die Zellen, die für ein Experiment eingesetzt wurden, wurden
jeweils am gleichen Tag subkultiviert. Die Zelldichte betrug 1,0 – 1,2 x 105/cm2 am
Tag des Experimentes.
3.2.3 Einfrieren und Auftauen von Zellen Für die langfristige Lagerung von Zelllinien wurden die Zellen durch 5-minütige
Zentrifugation bei 900 rpm pelletiert und in 1 ml Einfriermedium resuspendiert. Die
Zellsuspension (5 x 106 Zellen/ml) wurde in Einfrierröhrchen transferiert und in einem
Styroporkästchen bei –80°C gelagert. Nach 48 h konnten die Röhrchen in flüssigen
Stickstoff überführt werden.
Das Auftauen von Zellen erfolgte möglichst schnell in einem Wasserbad bei 37°C.
Anschliessend wurden die Zellen in ein 15-ml-Polypropylen-Röhrchen überführt und
es wurde tropfenweise Zellkulturmedium zugeführt, um eine Schädigung der Zellen
aufgrund des unterschiedlichen osmotischen Wertes von DMSO bzw.
Zellkulturmedium zu vermeiden. Nach Zentrifugation der Zellen und Aufnahme in
frisches Medium konnten diese in das jeweilige Gefäß ausgesät werden.
16
3.2.4 Vorgehen bei Experimenten
Zu Beginn jedes Experimentes wurden die Zellen dreimal mit Hanks´ balanced salt
solution (HBSS) gewaschen und dann mit Krebs-Henseleit-Puffer bedeckt (KH). Die
Inkubation der Zellen erfolgte bei 37°C mit 5% CO2/95% Raumluft. Die Zugabe von
H2O2 erfolgte zu Beginn des Experiments aus einer frisch angesetzten 100 mM
Stammlösung mit 100 µM DTPA. Falls vorgesehen, wurde BSO (0,5 mM) 10 h und
Quin-2-AM (10 µM) oder N-Acetylcystein (40 mM) 1 h vor Beginn des Experimentes
zugegeben.
3.2.5 Lösungen und Reagenzien für die Zellkultur
Hanks´ balanced salt solution (HBSS):
CaCl2 1,3 mM
KCl 5,3 mM
KH2PO4 0,4 mM
MgCl2 x 6 H2O 0,4 mM
MgSO4 x 7 H2O 0,4 mM
NaCl 136,8 mM
NaHCO3 15 mM
Na2HPO4 x 7 H2O 0,3 mM
HEPES 25 mM
pH=7,4
Krebs-Henseleit-Puffer (KH):
NaCl 115 mM
NaHCO3 25 mM
KCl 5,9 mM
MgCl2 1,2 mM
NaH2PO4 1,2 mM
Na2SO4 1,2 mM
CaCl2 2,5 mM
HEPES 20 mM
DTPA 100 µM
pH=7,4
17
Trypsinlösung:
Trypsin 0,5%
EDTA 0,2%
5% Trypsin-Stammlösung wurde mit Citrat-Saline im Verhältnis 1:10 verdünnt und
konnte, gelagert bei +4°C, 2-3 Wochen verwendet werden.
Citrat-Saline (10x):
Na-Citrat 150 mM
KCl 1,34 M
pH=7,3
Einfriermedium:
Supplementiertes Zellkulturmedium 50% (v/v)
FCS 40% (v/v)
DMSO 10% (v/v)
Zellkulturmedium:
Dulbecco's Modified Eagle Medium (DMEM), Pulver
mit 1000 mg/L D-glucose
mit L-Glutamin
mit 110 mg/L Natrium-Pyruvat
Katalognummer: 31600, Gibco
18
3.3 RNA- Techniken
Beim Arbeiten mit RNA sind zum Schutz vor RNase-Kontaminationen bestimmte
Vorsichtsmaßnahmen notwendig. Dazu gehören das ausschließliche Arbeiten mit
Latex-Einmalhandschuhen, das Behandeln von Lösungen mit Diethylpyrocarbonat
(DEPC) und anschließendem Autoklavieren sowie das Ausbacken von Geräten für 3
h bei 180°C.
3.3.1 Aufreinigung von RNA Die Isolation von Gesamt-RNA aus den konfluent in Zellkulturflaschen gewachsenen
Zelllinien erfolgte unter Anwendung des „RNeasy-Kits“ (Fa. Qiagen, Hilden) nach
dem Protokoll des Herstellers. Nach Aufnahme der Zellen in den Lyse-Puffer wurden
diese in 14-ml-Schnappdeckel-Falcons mit einem Ultra-Turrax (Fa. Janke & Kunkel,
Staufen) homogenisiert. Die Elution erfolgte nach leichter Modifikation des Protokolls
mit 3 x 30 µl DEPC-behandeltem H2O. Die so gewonnene RNA wurde photometrisch
vermessen und bei –80°C zur Lagerung eingefroren oder direkt für die Auftrennung
eingesetzt.
3.3.2 Auftrennung von RNA
Für die elektrophoretische Auftrennung von RNA fanden denaturierende
Formaldehydgele Verwendung (49). Dazu wurden 1,5 g Agarose, 120 ml DEPC-
behandeltes H2O und 1 µl Ethidiumbromidlösung in einem Erlenmeyerkolben
aufgekocht und auf 60°C heruntergekühlt. Danach wurden 26 ml 37%
Formaldehydlösung und 3 ml 50x MOPS hinzugefügt und das Gel in einen
waagerechten Schlitten gegossen. Von der aufzutragenden RNA wurden 10-12 µg
bis zu einem Volumen von unter 6 µl eingedampft, mit 20-30 µl Denaturierungspuffer
versetzt und für 15 min bei 56°C inkubiert. Nach Zugabe einer entsprechenden
Menge 6x Probenpuffer wurden die Proben auf das Gel aufgetragen und bei 100 V
für etwa 6 h in 1x MOPS-Laufpuffer elektrophoretisch aufgetrennt. Über das
gebundene Ethidiumbromid konnte die RNA unter UV-Licht direkt sichtbar gemacht
werden.
19
3.3.2.1 Lösungen und Reagenzien für die Auftrennung von RNA
50x MOPS-Lösung:
MOPS 104,6 g
Na-Acetat 10,3 g
EDTA, 0,5 M, pH 8,0 5 ml
ad 500 ml DEPC-behandeltes H2O
Einstellen des pH mit 10 N NaOH auf 7,0
Denaturierungspuffer:
Formaldehydlösung, 37% 356 µl
Formamid 124 µl
50x MOPS 22 µl
Ethidiumbromidlösung 1 µl
10x SSC:
NaCl 1,5 M
Na-Citrat 0,15 M
pH= 7,5
3.3.3 Transfer von RNA auf Nylonmembranen: „Northern-Analyse“
3.3.3.1 Kapillartransfer von RNA Der Kapillartransfer erfolgte nach der Methode von Thomas et. al (88). Nach der
elektrophoretischen Auftrennung von RNA in einem denaturierenden
Formaldehydgel, wurde dieses für 30 min in 10x SSC-Lösung äquilibriert. Der
Transfer auf die NC-Membran Hybond N+ (Fa. Amersham, London) erfolgte durch
einen Schwerkraft-SSC-Blot (45), der wie folgt aufgebaut wurde: Auf eine Glasplatte
wurde zunächst ein 2-4 cm hoher Stapel aus Whatman 3M-Papier (Fa. Schleicher &
Schuell, Dassel) in gleicher Größe zum Gel gelegt, von denen die letzten beiden
Lagen mit 10x SSC angefeuchtet wurden. Darauf kam die angefeuchtete,
zurechtgeschnittene Membran zu liegen, und auf der wiederum das vorbehandelte
20
Gel. Auf das Gel kamen 2 weitere Lagen angefeuchtetes Whatman 3M-Papier und
hierauf eine angefeuchtete Brücke ebenfalls aus 2 Whatman 3M-Papieren, deren
Enden in eine Plastikwanne mit 10x SSC eintauchten (Transferpuffer). Den Abschluß
bildete wieder eine Glasplatte, die zudem mit einem Gewicht von ca. 500 g
beschwert wurde.
Der Transfer erfolgte durch Schwerkraft und Flüssigkeitsstrom für ca. 16 h, nach
denen der Blot abgebaut und die Membran zur Entfernung von Agarosebestandteilen
kurz in 2x SSC gewaschen wurde. Zur kovalenten Bindung der RNA auf der
Membran wurde diese in einem UV-Stratalinker 2400 (Fa. Stratagene; Amsterdam)
für 30 sec mit 120 mJ/cm2 kreuzvernetzt.
3.3.3.2 Hybridisierung von RNA auf Nylonmembranen
Zur Hybridisierung wurden die Membranen in Polyethylenfolie mit
Hybridisierungslösung luftblasenfrei eingeschweißt und zunächst für mindestens 2 h
bei 65°C inkubiert (sog. Prähybridisierung). Nach dieser Inkubationszeit wurde die
Lösung gegen Hybridisierungslösung ausgetauscht, die eine radioaktiv markierte
Sonde (siehe unten) mit ca. 1x106 counts/ml enthielt. Die Hybridisierung erfolgte für
12 h bei 65°C. Anschließend wurde die Membran mehrmals mit 2x SSC / 0,1 % SDS
gewaschen und autoradiographisch ausgewertet.
Verwendete DNA-Sonde:
Sonde: Beschreibung: Herkunft/Referenz:
bcl-2 0,7 kb HindIII/XbaI murines cDNA-Fragment S. Korsmeyer (70)
Hybridisierungslösung:
SDS 7 % (w/v)
BSA 1% (w/v)
Formamid 15 % (v/v)
Na2HPO4/NaH2PO4 0,2 M, pH= 7,2
EDTA 2 mM
Heringssperma-DNA (10 mg/ml), denaturiert 1 ml
ad 100 ml DEPC-H2O
21
3.4 Protein-Techniken
3.4.1 Herstellung von Gesamtzellproteinextrakten
Das Vorgehen erfolgte in Anlehnung an die Methodensammlung von Sambrook et al.
(81). Zur Isolierung von gesamtzellulären Proteinen wurden Zellen einer konfluent
bewachsenen Zellkulturschale oder Suspensionszellen dreimal mit eiskaltem PBS
gewaschen. Die adhärent wachsenden Zellen wurden anschließend mit Hilfe eines
Gummischabers in 1 ml PBS von der Schale abgelöst. Die Zellen wurden dann
abzentrifugiert (Minifuge, 2 min, 2000 Upm, 4°C) und in 100 µl WCE-Puffer
aufgenommen. Unlösliche Bestandteile wurden durch Zentrifugation abgetrennt
(Eppendorfzentrifuge, 10 min, 14000 Upm, 4°C). Die im Überstand enthaltenen
Proteine wurden nach einer Proteinbestimmung (vgl. 3.4.2) in Aliquots bei -80°C
gelagert.
WCE-Puffer:
HEPES 50 mM, pH=7,8
NaCl 450 mM
EDTA 0,2 mM
Na-Ortho-Vanadat 1 mM
NaF 20 mM
Glyzerin 25% (v/v)
Der Puffer wurde bei -20 °C gelagert, vor Gebrauch wurden folgende Substanzen
frisch zugegeben:
Aprotinin 50 µg
Leupeptin 50 µg
DTT 1 mM
Phenylmethylsulfonylfluorid 1 mM
NP 40 1% (v/v)
22
3.4.2 Konzentrationsbestimmung von Proteinen
Die Konzentrationsbestimmung von Proteinen wurde nach der Methode von Bradford
durchgeführt (13). Hierzu wurde ein kommerziell erhältliches Farbreagenz (Bradford-
Reagenz, Fa. Biorad/München) benutzt. 2 µl der jeweiligen Probe (vgl. 2.4.1) wurden
mit 800 µl Wasser und 200 µl Farbreagenz in einer Polystyrol-Einmalküvette
vermischt und für 15 min bei Raumtemperatur inkubiert. Aus einem Leerwert und
einer Verdünnungsreihe aus BSA-Standards (2, 4, 6, 8, 10 µg/ml) wurde eine
Eichkurve erstellt. Die Auswertung erfolgte mit einem Photometer bei λ = 595 nm.
3.4.3 SDS-PAGE Elektrophoretische Auftrennung von Proteinen
Die elektrophoretische Auftrennung von Proteinen fand in diskontinuierlichen,
denaturierenden SDS-PAGE, unter Verwendung der Mini-Proteingelapparaturen der
Fa. Keutz (Reiskirchen), statt (81). Hierzu wurde zuerst zu 4/5 der Gelapparaturhöhe
das Trenngel gegossen und, um eine glatte Oberfläche zu erhalten, mit Isopropanol
überschichtet. Nach vollständiger Polymerisation wurde das Isopropanol entfernt, das
Sammelgel gegossen und anschließend der Probenkamm eingesetzt. Die
aufzutragenden Proteinproben wurden mit dem gleichen Volumen an 2x SDS-
Probenpuffer versetzt, für 5 min bei 95°C denaturiert und kurz abzentrifugiert. Die
Auftrennung erfolgte für 2-3 h bei 30 mA mit 1x SDS-Laufpuffer. Als
Molekulargewichtsstandards dienten 2 µl RainbowTM-Marker (Fa. Amersham,
London).
Trenngel Sammelgel
Trenngelpuffer
Sammelgelpuffer
30% PAA-
Lösung
H2O
10% APS
TEMED
4,25 ml
5,7 ml
6,6 ml
150 µl
8,5 µl
2,25 ml
1,2 ml
5,3 ml
200 µl
15 µl
Tabelle 1: Zusammensetzung der denaturierenden Proteingele
23
Trenngelpuffer:
Tris-HCl 1,5 M, pH 8,8
SDS 0,4 % (w/v)
Sammelgelpuffer:
Tris-HCl 0,5 M, pH 6,8
SDS 0,4 % (w/v)
1x SDS-Laufpuffer :
Tris-Base 5,2 mM
Glycin 5,3 mM
SDS 0,01 (w/v) %
2x SDS-Probenpuffer:
Tris-HCl 100 mM, pH 6,8
Glycerin 30 % (v/v)
SDS 3 % (w/v)
β-Mercaptoethanol 5 % (v/v)
Bromphenolblau 0,1 % (w/v)
3.4.4 „Western“-Analyse
3.4.4.1 Proteintransfer Der Proteintransfer erfolgte entsprechend der Methodensammlung von Sambrook et
al. (81). Für die Immobilisierung von Proteinen auf einer Membran wurde das
sogenannte „semi-dry“ Verfahren in einer Transferapparatur (Fa. Keutz, Reiskirchen)
angewandt. Dazu wurde auf der Anode ein Blot in nachstehender Reihenfolge
aufgebaut: 3 Whatman 3M-Papiere mit Anodenpuffer 1 angefeuchtet, 4 Whatman
3M-Papiere mit Anodenpuffer 2 angefeuchtet, eine Nitrocellulosemembran (Fa.
Schleicher & Schuell, Dassel) ebenfalls mit Anodenpuffer 2 angefeuchtet, das
Proteingel und abschließend 5 Whatman 3M-Papiere mit Kathodenpuffer
angefeuchtet. Der Transfer fand für 2 h bei 1,5 mA/cm2 Membran statt. Zur Kontrolle
24
des Transfers wurde die Membran kurz mit Ponceau-Rot angefärbt und mit PBS
wieder entfärbt.
Anodenpuffer 1:
Tris-HCl 25 mM
Methanol 20% (v/v)
pH = 10,4
Anodenpuffer 2 :
Tris-HCl 300 mM
Methanol 20% (v/v)
pH = 10,4
Kathodenpuffer:
Tris-HCl 25 mM
6-Aminohexansäure 40 mM
Methanol 20% (v/v)
pH = 9,4
3.4.4.2 Immunologischer Nachweis
Vor Zugabe des primären Antikörpers wurde zur Absättigung freier unspezifischer
Bindungsstellen die Membran zunächst für 30 min in PBS/0,1% Tween 20/5%
Magermilchpulver (Blotto-Lösung) geschwenkt. Hiernach wurde der erste Antikörper
(siehe unten) in entsprechender Verdünnung in der selben Lösung zugegeben und
für 2 h unter leichtem Schütteln inkubiert. Nach mehrmaligem Waschen mit
PBS/0,1% Tween 20 wurde die Membran für 2 h mit einem zweiten Antikörper (siehe
unten) bei Raumtemperatur inkubiert. Zuletzt wurde nach erneutem mehrmaligem
Waschen mit PBS/0,1% Tween 20 die Membran für 2 h mit einem
Meerrettichperoxidase-gekoppelten Sekundärantikörper (siehe unten) weiter
inkubiert. Der Blot wurde nach wiederholtem Waschen mit PBS/0,1% Tween 20 in
einer luminiszierenden Lösung (ECL-Kit) der Fa. Amersham (London) eingelegt und
anschließend autoradiographisch ausgewertet.
25
3.4.4.3 Verwendete Antikörper
1. Antikörper:
Bezeichnung: Beschreibung: Artikel-Nr./Herkunft:
Bcl-2 (N-19) Goat polyclonal IgG # sc-492
Fa. Santa Cruz
2. Antikörper:
Bezeichnung: Beschreibung: Artikel-Nr./Herkunft:
Anti-Ziege IgG (H+L) Mouse anti-goat # 205-035-108
aus der Maus Fa. Dianova
3. Antikörper:
Bezeichnung: Beschreibung: Artikel-Nr./Herkunft:
Anti-Maus Peroxidase-gekoppelter # 170-6516
Sekundärantikörper gegen Fa. Biorad
primäre monoklonale
Maus-Antikörper des Typs IgG
3.5 Vitalitätsbestimmungen
Vitalitätsbestimmungen von Rat-1-Fibroblasten wurden in dieser Arbeit mit Hilfe des
LDH-Assays sowie mittels Aufnahme von Trypanblau durchgeführt.
3.5.1 LDH-Freisetzung:
3.5.1.1 Prinzip der Bestimmung
Der LDH-Assay beruht auf der Tatsache, daß cytosolische Enzyme im Verlaufe der
Zellschädigung aus dem Cytosol der Zellen in das umgebende Medium austreten.
Dieses geschieht aufgrund des Verlustes der Zellmembranintegrität, welches zwar
ein spätes, aber sehr sicheres Zeichen des Zelltodes darstellt (41).
Im Verlaufe der Vitalitätsversuche wurden zu bestimmten Zeitpunkten Proben von
250 µL aus dem Versuchsmedium entnommen, welche der photometrischen Analyse
zur Bestimmung der LDH-Aktivität zugeführt wurden. Am Versuchsende wurden alle
26
Zellen für 20 min bei 37°C mit dem Detergens Triton X-100 (Endkonzentration 1%)
inkubiert, wodurch es zur Lyse aller noch lebenden Zellen kam. Auf diese Weise war
es möglich, die Gesamt-LDH-Aktivität aller Zellen im Versuchsansatz zu bestimmen.
Durch Bildung des Quotienten
(LDH-Aktivität zum Zeitpunkt t/Gesamt-LDH-Aktivität) * 100
konnte die Zellschädigung in den jeweiligen Zeitpunkten prozentual angegeben
werden. Die Bestimmung der LDH-Aktivität erfolgte photometrisch mit dem ACP
5040 (Eppendorf, Hamburg) nach der Methode von Bergmeyer (10).
Das Prinzip der Messung beruhte auf der Reaktion:
LDH
Pyruvat + NADH + H+ Lactat + NAD+
Hierbei wurde die zeitliche Abnahme des NADH im Probenansatz über die
spezifische Extinktion bei einer Wellenlänge von 334 nm bestimmt. Dabei wurde eine
LDH-Probe aus dem Versuchsansatz mit dem Kalium-Phosphat-Reaktionspuffer
versetzt, die Geschwindigkeit der Abnahme der Extinktion war proportional zur
Aktivität des Enzyms.
3.5.1.2 Lösungen und Reagenzien:
Kalium-Phosphat-Reaktionspuffer:
K2HPO4 50 mM
Na+-Pyruvat 0,6 mM
NADH 0,19 mM
pH = 7,4
27
3.5.2 Aufnahme von Trypanblau:
Diese Methode beruht auf der Eigenschaft von Zellen, den Farbstoff Trypanblau
aufzunehmen, sobald die Integrität der Zellmembran zerstört wird, d.h. sobald der
Zelltod eintritt. Vitale Zellen mit intakter Plasmamembran sind hingegen in der Lage,
die Penetration des Farbstoffes zu verhindern (41), wodurch eine Unterscheidung
vitaler von avitalen Zellen möglich war. Die Zellen wurden mit Hilfe eines inversen
Mikroskops (ID 03, Zeiss, Oberkochen) ausgezählt und der prozentuale Anteil der
avitalen Zellen bestimmt.
3.6 Bestimmung des zellulären ATP-Gehaltes mittels Kapillarelektrophorese
3.6.1 Methode und Durchführung der Messungen
Die Kapillarelektrophorese (CE) ist eine Methode zur qualitativen und quantitativen
Bestimmung von verschiedenen biochemischen Produkten in Lösungen, wie z.B.
Aminosäuren, DNA und ATP, aber auch zur Bestimmung von
Elektrolytkonzentrationen in Zelllysaten (40, 74, 82).
Das Prinzip der Trennung und Detektion von biologischen Proben mit der CE beruht
auf der unterschiedlichen Wanderungsgeschwindigkeit von geladenen Molekülen in
einem elektrischen Feld, wobei eine Pufferlösung als Trägersubstanz und
Spannungsvermittler eingesetzt wird. Das Kernstück der in dieser Arbeit benutzten
CE bildet eine Quarzkapillare der Länge 57 cm und einem Innendurchmesser von 75
µm. Die Kapillare tauchte an beiden Enden in zwei Gefäße mit der Pufferlösung ein,
welche über Platinelektroden mit einer Hochspannungsquelle verbunden waren. Die
Injektion der Proben erfolgte druckgesteuert unmittelbar vor Meßbeginn. Der hier
verwendeten Pufferlösung wurde das Detergens Dodecyltrimethylammoniumbromid
(DTAB) hinzugefügt. Durch die Anlagerung des Detergens entstand an der
ursprünglich negativen Kapillarwand eine positive Ladung, wodurch der
elektroosmotische Fluss und die resultierende Wanderungsgeschwindigkeit der ATP-
Moleküle zum Detektor gerichtet waren (29). Die angelegte Spannung zwischen
Anode und Kathode betrug 12,5 kV, die Temperatur während der Messung wurde
auf 23°C eingestellt.
Die Detektion der aufgetrennten Moleküle erfolgte bei dem hier eingesetzten
Beckmann P/ACE 5000 Kapillarelektrophorese-System (Beckmann, München) über
einen UV-Detektor, welcher die Absorption bei einer Wellenlänge von 254 nm misst.
28
Die Fläche der Peaks im aufgezeichneten Elektrophoresegramm war der
Konzentration der vorbeilaufenden ATP-Moleküle direkt proportional und konnte
direkt über ein angeschlossenes, PC-gesteuertes Datenverarbeitungssystem
bestimmt werden. Der absolute Wert der ATP-Konzentration wurde unter
Verwendung eines ATP-Standards (Konzentration des Standards: 50 µM) bestimmt.
3.6.2 Probenaufbereitung: Für die Bestimmung des ATP-Gehaltes von Rat-1-Fibroblasten wurden
Kulturflaschen mit einer Oberfläche von 25 cm2 verwendet. Die Versuchsansätze
enthielten 6,5 ml Krebs-Henseleit-Puffer mit den im Ergebnisteil angegebenen
Endkonzentrationen an H2O2 bzw. Glucose. Die Versuche wurden nach einer
Zeitdauer von 0 min, 30 min oder 60 min gestoppt durch die Zugabe von 9 M
Perchlorsäure, bei einer Endkonzentration von 1 M im entstandenen Zelllysat. Sofort
danach wurde die Zellkulturflasche in flüssigen Stickstoff getaucht. Nach dem
Antauen des Zellrasens wurde dieser mit einem Gummispatel abgekratzt, in
Eppendorf-Cups überführt und zentrifugiert. Zu dem Überstand wurden 25 µl einer
Methylorange-Stammlösung hinzugefügt (0,5 mg/ml in Aqua dest.). Letztere diente
als pH-Indikator bei der anschließenden Neutralisierung mit einer 5 M
Kaliumcarbonatlösung. Das ausgefallene Kaliumperchlorat wurde abzentrifugiert, der
Überstand 1:10 mit Aqua dest. verdünnt, um die Ionenstärke herabzusetzen.
Anschließend wurden die Proben der Messung in der Kapillarelektrophorese
zugeführt. Um den ATP-Gehalt pro 106 Zellen angeben zu können, wurde die Anzahl
der Zellen in einem Versuchsansatz bestimmt. Dies geschah durch Trypsinierung
des Zellrasens in einer Zellkulturflasche welche gemeinsam mit den
Zellkulturflaschen für das jeweilige Experiment angeimpft wurde. Die trypsinierten
Zellen wurden in ein definiertes Volumen Zellkulturmedium aufgenommen, die
Zählung erfolgte mit der Neubauer-Zählkammer.
29
3.6.3 Lösungen und Reagenzien: Perchlorsäure 9 M
Methylorange-Stammlösung 0,5 mg/ml Aqua dest.
Kaliumcarbonat 5 M
Elektrophoresepuffer:
NaPO4- 50 mM
DTAB 100 mM
EDTA 1 mM
3.7 Kinetik des H2O2-Abbaus
3.7.1 Prinzip der Messung Die Bestimmung der extrazellulären Konzentration von H2O2 erfolgte entsprechend
dem Ansatz von Fossati et al. (27) durch die Peroxidase-katalysierte Konversion von
4-Aminophenazon zu der pinkfarbenen Substanz N-4-Antipyryl-3-Chloro-5-Sulfonat-
ρ-Benzoquinon-Monoimin:
3,5-Dichloro-2-Hydroxybenzensulfonsäure + 4-Aminophenazon + 2 H2O2
Peroxidase
N-4-Antipyryl-3-Chloro-5-Sulfonat-ρ-Benzoquinon-Monoimin.
Das Reaktionsprodukt wurde spektrophotometrisch bei einer Wellenlänge von 546
nm gegen den Reagenzienleerwert gemessen. Zur Quantifizierung diente eine
Eichreihe aus H2O2-Standards.
3.7.2 Versuchsdurchführung
Die Bestimmung des Abbaus von H2O2 durch Rat-1-Fibroblasten erfolgte durch
Messung der extrazellulären Konzentrationen von H2O2 im Überstand. Die Versuche
30
zur Kinetik des H2O2-Abbaus wurden in 6-Well-Zellkulturplatten durchgeführt. Zum
Zeitpunkt t=0 wurde H2O2 in einer Endkonzentration von 1 mM zum Krebs-Henseleit-
Puffer hinzugefügt, der verwendete Krebs-Henseleit-Puffer enthielt wie in allen
anderen Versuchsreihen 100 µM DTPA. Hierdurch wurde der eisenkatalysierte
Abbau von H2O2 über die Fenton-Reaktion (5) verhindert.
3.7.3 Lösungen und Reagenzien
MOPS 50 mM
KCl 50 mM
KOH 5 M
3,5-Dichloro-2-Hydroxybenzensulfonsäure 4,2 mM
4-Aminophenazon 33 mM
DTPA 4 mM
Peroxidase aus Meerrettich 2500 U/ml
3.8 Fluoreszenzmikroskopische Bestimmung der intrazellulären
Ca2+-Konzentration
3.8.1 Prinzip der digitalen Fluoreszenzmikroskopie Die digitale Fluoreszenzmikroskopie ist eine Methode zur Bestimmung von
intrazellulären Ionenkonzentrationen und ermöglicht ferner, Veränderungen von
Ionenkonzentrationen über einen längeren Zeitraum zu verfolgen. Das Prinzip
besteht darin, daß vitale Zellen mit einem Fluoreszenzfarbstoff beladen werden, der
für ein bestimmtes Ion spezifisch ist und mit dem es eine Komplexbildung eingehen
kann. In dieser Arbeit wurde der Fluoreszenzfarbstoff Fura-2 verwandt, welcher
spezifisch für das Ca2+-Ion ist (32) Der Farbstoff wurde zur Beladung der Zellen als
membranpermeabler Acetoxymethylester eingesetzt. Intrazellulär werden diese
Esterbindungen durch unspezifische Esterasen hydrolysiert, woraufhin der Farbstoff
die Zellmembran nicht mehr durchdringen kann und daher intrazellulär akkumuliert.
Zusätzlich wurde ein Hemmstoff zellulärer Ionenkanäle, Probenicid
(Endkonzentration im Versuchsansatz 2 mM), eingesetzt, wodurch die Retention des
Farbstoffes in den Zellen verbessert wurde. Die Zugabe von Pluronic F-127 (0,06%
v/v) diente der Lösung des Acetoxymethylesters von Fura-2. Die
31
Fluoreszenzmessungen wurden mit Hilfe eines inversen Mikroskops (IM-35, Zeiss,
Oberkochen) und dem ARGUS-50/CA Imaging System (Hamamatsu Photonics,
Hamamatsu-City, Japan) durchgeführt. In dieser Arbeit wurde das Fluoreszenz-
Ratio-Prinzip angewandt: Hierbei wurden die mit Farbstoff beladenen Zellen kurz
hintereinander mit Licht zweier verschiedener Wellenlängen angeregt, und zwar 340
± 10 nm und 380 ± 10 nm. Die Emission wurde bei Wellenlängen von 500-530 nm
registriert. Bei einer Anregungswellenlänge von 340 ± 10 nm steigt die Emission in
Abhängigkeit von der intrazellulären Ca2+-Konzentration, wohingegen die Emission
nach Anregung mit 380 ± 10 nm sich nur geringfügig verändert. Die intrazellulären
Ca2+-Konzentrationen wurden also nicht über absolute Fluoreszenzintensitäten
bestimmt, sondern über das Verhältnis (Ratio) der Fluoreszenzintensitäten nach
Anregung mit zwei unterschiedlichen Wellenlängen. Diese Meßmethode hatte den
Vorteil, dass die Auswirkung von Störvariablen minimiert wurde, wie z.B. die
unterschiedliche zelluläre Beladung, das Ausbleichen des Farbstoffes während der
Messung sowie die unterschiedliche Dicke der Zellen. Durch Kalibrierung, welche
nach der Methode von Grynkiewicz (32) erfolgte, war es möglich, die intrazellulären
Ca2+-Konzentrationen zu quantifizieren. Es gilt folgender Zusammenhang:
k * (R-Rmin ) * Sf
Ca2+ = ----------------------------
(Rmax – R) * Sb
k: Dissoziationskonstante von Fura-2 bezüglich Ca2+ (bei 37°C: 224 nM)
R: F (340/380 nm) aus Ca2+-Messung
Rmax : F (340/380 nm) bei max. Ca2+-Konzentration, aus Kalibrierung
Rmin : F (340/380 nm) bei min. Ca2+-Konzentration, aus Kalibrierung
Sb: F (380 nm) bei max. Ca2+-Konzentration
Sf: F (380 nm) bei min. Ca2+-Konzentration
32
3.8.2 Versuchsdurchführung
Für die Bestimmung der intrazellulären Ca2+-Konzentration wurden die Rat-1-
Fibroblasten auf Deckgläschen kultiviert. Diese wurden für die Messungen in ein
Pentz-Kammersystem (Werkstatt, Universitätsklinikum Essen) eingespannt. Vor der
Inkubation mit dem Fluoreszenzfarbstoff Fura-2 wurden die Zellen dreimal mit HBSS
gewaschen. Anschließend wurden die Zellen in Krebs-Henseleit-Puffer bei 37°C in
der Dunkelheit für 30 min inkubiert. Die Endkonzentration des Acetoxymethylesters
von Fura-2 betrug 5 µM. Nach 30-minütiger Inkubation wurden die Zellen erneut
dreimal mit HBSS gewaschen, um die extrazellulären Farbstoffreste zu entfernen.
Unmittelbar danach wurde mit dem Experiment begonnen, welches in Krebs-
Henseleit-Puffer bei 37°C stattfand. Sämtliche Arbeiten mit dem Fluoreszenzfarbstoff
wurden in abgedunkelten Räumen durchgeführt, um das vorzeitige Ausbleichen des
Farbstoffes zu minimieren.
Zu beachten ist, daß der Zelltod in diesen Versuchen früher eintrat als in den
Vitalitätsversuchen oder den Experimenten zur Bestimmung von intrazellulärem
Glutathion. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Zellen hier auf Glasplättchen
kultiviert wurden und sie ferner während der Versuche der Bestrahlung mit UV-Licht
ausgesetzt waren.
3.9 Enzymatische Bestimmung von intrazellulärem Glutathion
3.9.1 Bestimmung von reduziertem Glutathion (GSH) 3.9.1.1 Prinzip der Messung Die Bestimmung der reduzierten Form von Glutathion (GSH) erfolgte entsprechend
dem Ansatz der Methodensammlung von E. Bernt & H.U. Bergmeyer (10).
Reduziertes Glutathion wird mit Methylglyoxal durch Glyoxalase I quantitativ in S-
Lactosyl-GSH überführt:
Glyoxalase I
GSH + Methylglyoxal S-Lactosyl-GSH
Hierbei wird S-Lactosyl-GSH bei 240 nm direkt photometrisch gemessen.
33
3.9.1.2 Probenaufbereitung und Durchführung der Messungen
Für die Bestimmung des GSH-Gehaltes von Rat-1-Fibroblasten wurden
Kulturflaschen mit einer Oberfläche von 25 cm2 verwendet. Die Versuchsansätze
enthielten 6,5 ml KH-Puffer mit den im Ergebnisteil angegebenen
Endkonzentrationen an H2O2 bzw. Glucose. Die Versuche wurden nach einer
Zeitdauer von 0 min, 30 min oder 60 min gestoppt durch die Zugabe von
Perchlorsäure (7% w/v, mit 2 mm EDTA). Sofort danach wurde die Zellkulturflasche
in flüssigen Stickstoff getaucht. Nach dem Antauen des Zellrasens wurde dieser mit
einem Gummispatel abgekratzt, in Eppendorf-Cups überführt und zentrifugiert. Das
Pellet wurde auf den Proteingehalt mit der Methode nach Bradford untersucht (siehe
dort). Zu dem Überstand wurden 25 µl einer Methylorange-Stammlösung hinzugefügt
(0,5 mg/ml in Aqua dest.). Letztere diente als pH-Indikator bei der anschließenden
Neutralisierung (auf pH 7,2) mit einer Lösung aus 2 M KOH mit 0,3 M MOPS. Das
ausgefallene Kaliumperchlorat wurde abzentrifugiert, anschließend wurden die
Proben der spektrophotometrischen Messung zugeführt.
Die Messungen wurden in 0,1 M Kaliumphosphatpuffer bei pH 7,2 durchgeführt. Zu
500 µL Puffer wurden 500 µL Probe und 1,5 µL Glyoxalase I (ca. 1700 U/ml)
pipettiert. Die Messung wurde gestartet durch die Zugabe von 20 µL
Methylglyoxallösung (110 mM). Die Quantifizierung erfolgte mit Hilfe einer Eichung
aus GSH-Standards.
3.9.1.3 Lösungen und Reagenzien
Methylglyoxallösung 110 mM
Glyoxalase I 1700 U/mL
GSH-Standards 10 µM, 50 µM, 100 µM
Dikaliumhydrogenphosphat-Lsg. 0,1 M
Kaliumdihydrogenphosphat-Lsg. 0,1 M
Kaliumhydroxidlösung 2 M mit 0,3 M MOPS
Perchlorsäure 7% w/v mit 2 mM EDTA
Methylorangelösung 0,5 mg/ml
34
3.9.2 Bestimmung von oxidiertem Glutathion (GSSG) 3.9.2.1 Prinzip der Messung
Auch die Bestimmung der oxidierten Form des Glutathion (GSSG) erfolgte
entsprechend der Methodensammlung von E. Bernt & H.U. Bergmeyer (10).
Oxidiertes Glutathion wird durch reduziertes Nicotinamid-adenin-dinucleotidphosphat
(NADPH) mit Glutathion-Reduktase quantitativ zu GSH reduziert:
Glutathion-Reduktase
GSSG + NADPH + H+ 2 GSH + NADP+
Die Abnahme von NADPH wird anhand der Extinktionsänderung bei 340 nm
gemessen.
3.9.2.2 Probenaufbereitung und Versuchsdurchführung GSSG wurde aus dem gleichen Ansatz wie GSH gemessen. Zu 500 µL Puffer wurde
500 µL Probe und 10 µL NADPH (1 mM) pipettiert. Die Messung wurde nach
vollständiger Umsetzung von GSH in S-Lactosyl-GSH (s.o.) durch die Zugabe von 5
µL Glutathion-Reduktase (120 U/ml) gestartet. Die Quantifizierung erfolgte mit Hilfe
einer Eichreihe aus GSSG-Standards.
3.9.2.3 Lösungen und Reagenzien
Glutathion-Reduktase 120 U/ml
NADPH 1 mM
GSSG-Standards 2,5 µM, 5 µM, 10 µM, 50 µM
Pufferlösungen und Lösungen zur Probenaufbereitung wie bei der Bestimmung von
reduziertem Glutathion (GSH).
35
3.10 Bestimmung von intrazellulärem Glutathion auf Einzelzellebene
3.10.1 Prinzip der Bestimmung
Das Prinzip der intrazellulären Bestimmung von Glutathion beruht auf der
Eigenschaft des Fluorophores Monochlorobiman (MCB) an reduziertes,
intrazelluläres Glutathion (GSH) zu binden. Diese Bindung wird durch das Enzym
Glutathion-S-Transferase (GST) katalysiert. Das entstehende Produkt kann
fluoreszenmikroskopisch nachgewiesen werden (76).
3.10.2 Probenaufbereitung und Versuchsdurchführung
Zur Durchführung der Experimente wurden Rat-1-Fibroblasten auf Deckgläschen
kultiviert. Diese wurden in ein Pentz-Kammersystem (Werkstatt, Universitätsklinikum
Essen) eingespannt. Nach der jeweiligen Inkubationszeit unter experimentellen
Bedingungen wurden die Zellen dreimal mit HBSS gewaschen und für 25 min bei
37°C in Krebs-Henseleit-Puffer mit 50 µM Monochlorobiman inkubiert. Die
intrazelluläre Retention des Reaktionsproduktes wurde durch Zugabe von 2 mM
Probenicid verbessert. Nach der Inkubation wurden die Zellen erneut dreimal mit
HBSS gewaschen und anschliessend erneut mit Krebs-Henseleit-Puffer bedeckt.
Die Fluoreszenzmessungen wurden an einem inversen Mikroskop (Axiovert 135 TV;
Zeiss), ausgestattet mit einem Attofluor Imaging System (Atto Instruments, Rockville,
MD, USA), durchgeführt. Die Anregungswellenlänge war 380 ± 10 nm, die Emission
wurde gemessen bei 460-490 nm.
3.11 Statistik
Alle Versuche wurden in Doppelansätzen durchgeführt und drei- bis fünfmal
wiederholt. Die angegebenen Werte entsprechen dem Mittelwert ±
Standardabweichung. Vergleiche zwischen zwei Gruppen wurden mit Student´s
t-Test für ungepaarte Stichproben durchgeführt (3). Ein p-Wert < 0,05 wurde als
signifikant angesehen.
36
4. Ergebnisse
4.1 Expression von Bcl-2
Die Analyse der Genexpression für bcl-2 auf RNA-Ebene („Northern-Blot“-Analyse)
zeigte eine deutliche Überexpression in den Zellklonen, welche mit den für das Bcl-2-
Protein kodierenden Vektoren transfiziert wurden (Rat-1/Bcl-2#1 bzw. Rat-1/Bcl-2#2,
Abbildung 2). Die nicht transfizierten Rat-1-Fibroblasten (Rat-1/Wildtyp) sowie die mit
dem Kontroll-Vektor transfizierten Rat-1-Fibroblasten (Rat-1/cMycER) zeigten
hingegen auf RNA-Ebene keine nennenswerte Expression des bcl-2-Gens
In der „Western-Blot“-Analyse zeigten die Zellklone Rat-1/Bcl-2#1 und Rat-1/Bcl-2#2
eine deutliche Expression des Bcl-2-Proteins. Eine Expression des Bcl-2-Proteins
konnte hingegen in den Zellklonen Rat-1/Wildtyp und Rat-1/cMycER nicht
nachgewiesen werden (Abbildung 3). Da die beiden mit Bcl-2 transfizierten Zellklone
keine signifikanten Unterschiede im biologischen Verhalten zeigten, werden
nachfolgend nur die Ergebnisse gezeigt, die am Zellklon Rat-1/Bcl-2#2 erzielt
wurden. Diese Zellen werden vereinfacht als Rat-1/Bcl-2-Zellen bezeichnet.
4.2 Effekte von Glucose, Quin-2 und der Überexpression von Bcl-2 auf den H2O2-induzierten Zelltod
Bei Inkubation von nicht transfizierten Rat-1-Fibroblasten (Rat-1/Wildtyp) in
substratfreiem Krebs-Henseleit-Puffer und H2O2 in einer Konzentration von 1 mM,
zeigten diese einen Vitalitätsverlust von über 70% innerhalb von 2 Stunden
(Abbildung 4 A). Im Gegensatz dazu wurden die mit Bcl-2 transfizierten Rat-1-
Fibroblasten (Rat-1/Bcl-2) unter gleichen Bedingungen innerhalb von 4 Stunden zu
weniger als 15% geschädigt (Abbildung 4 B). Durch die Zugabe von Glucose (10
mM) konnten die nicht transfizierten Fibroblasten nahezu komplett vor der H2O2-
induzierten Zellschädigung geschützt werden (Abbildung 4 A), während ein solcher
schützender Effekt von Glucose bei den mit Bcl-2 transfizierten Zellen
überraschenderweise nicht beobachtet werden konnte (Abbildung 4 B). Ähnlich wie
bei den nativen Fibroblasten konnte man bei den Vektorkontroll-Zellen (Rat-
1/cMycER) einen schützenden Effekt durch die Zugabe von Glucose beobachten
(Daten nicht gezeigt). In Abwesenheit von H2O2 konnte man bei allen verwendeten
Zellklonen während sechsstündiger Inkubation in Krebs-Henseleit-Puffer keinen
nennenswerten Vitalitätsverlust beobachten (Daten nicht gezeigt).
37
Abbildung 2: „Northern-Blot“-Analyse der Expression von bcl-2. Nach der elektrophoretischen Auftrennung von RNA der jeweiligen Zellklone
erfolgte der Transfer auf eine Nylonmembran. Der Nachweis erfolgte durch
Hybridisierung mit einer radioaktiv markierten cDNA-Sonde.
38
Abbildung 3: „Western-Blot“-Analyse der Expression von bcl-2. Nach der elektrophoretischen Auftrennung von Gesamtzellproteinextrakten der
jeweiligen Zellklone erfolgte der Transfer auf eine Nitrocellulosemembran. Der
Nachweis erfolgte immunologisch mit einem Antikörper gegen humanes Bcl-2-
Protein. Am linken Bildrand sind schematisch die Molekulargewichtsstandards
dargestellt (kD).
39
Abbildung 4: Effekt von Glucose und der Überexpression von Bcl-2 auf den H2O2-induzierten Zelltod. Rat-1/Wildtyp (A) und Rat-1/Bcl-2-Zellen (B) wurden in Krebs-Henseleit-Puffer mit 1
mM H2O2 inkubiert. Glucose wurde bei einem Teil der Ansätze in einer Konzentration
von 10 mM zugegeben. Die Zellschädigung wurde anhand der Freisetzung
cytosolischer LDH gemessen. Die gezeigten Daten entsprechen den Mittelwerten ±
S.D. aus vier Experimenten.
A) Rat-1/Wildtyp
0102030405060708090
100
0 1 2 3 4 5 6
Inkubationszeit (h)
LDH
-Fre
iset
zung
(%)
1 mM H2O2
ohne Glucose
1 mM H2O2
mit Glucose
B) Rat-1/Bcl-2
0102030405060708090
100
0 1 2 3 4 5 6
Inkubationszeit (h)
LDH
-Fre
iset
zung
(%)
1 mM H2O2
ohne Glucose1 mM H2O2
mit Glucose
40
Die Vorinkubation mit dem intrazellulären Ca2+-Chelator Quin-2 (10 µM) bewirkte
während der Inkubation mit 1 mM H2O2 bei den Wildtyp-Fibroblasten einen
deutlichen Schutz gegen Zellschädigung (Abbildung 5 A). Dieser Schutzeffekt
konnte, wie der Glucose-Effekt, in Bcl-2-transfizierten Zellen nicht beobachtet werden
(Abbildung 5 B).
4.3 Effekte von H2O2, Glucose und der Überexpression von Bcl-2 auf den
Anstieg der cytosolischen Ca2+-Konzentration In Abwesenheit von H2O2 blieb die cytosolische Ca2+-Konzentration nach 3 Stunden
Inkubation in Krebs-Henseleit-Puffer in allen Zellklonen konstant (Daten nicht
gezeigt).
Bei Inkubation mit 1 mM H2O2 stieg die cytosolische Ca2+-Konzentration in Wildtyp-
Fibroblasten innerhalb von 35 min von 53 ± 16 nM auf 515 ± 32 nM an (Abbildung 6
A). Auch in den Vektorkontroll-Zellen kam es zu einem ähnlichen Anstieg der
cytosolischen Ca2+-Konzentration (Abbildung 6 B). In Rat-1/Bcl-2-Zellen hingegen
überstieg die cytosolische Ca2+-Konzentration nicht 170 nM (Abbildung 6 C) bevor
der Fluoreszenzfarbstoff Fura-2 aus den Zellen austrat, d.h. bevor die Zellen die
Zellmembranintegrität verloren und somit starben. Ein signifikanter Effekt durch die
Zugabe von Glucose konnte bei Rat-1/Bcl-2-Zellen nicht gezeigt werden. Jedoch
konnte durch die Zugabe von Glucose der H2O2-induzierte Anstieg der cytosolischen
Ca2+-Konzentration sowohl in Wildtyp-Fibroblasten als auch in den Vektorkontroll-
Zellen deutlich verzögert werden (Abbildung 6 A, B). Man kann in erster
Schlußfolgerung daher vermuten, daß das Bcl-2-Protein, ähnlich wie Glucose, gegen
die Ca2+-abhängige Komponente der H2O2-Toxizität zu schützen vermag.
4.4 Kinetik des zellulären H2O2-Abbaus von Rat-1-Fibroblasten Als nächstes galt es, den schützenden Effekt der Glucose in Wildtyp-Fibroblasten
und Vektorkontroll-Zellen näher zu untersuchen, ebenso wie die Tatsache, daß
dieser schützende Effekt in Bcl-2-transfizierten Zellen nicht beobachtet werden
konnte. Daher bedurfte es einer näheren Betrachtung hinsichtlich der Kinetik des
intrazellulären H2O2-Abbaus. Es stellte sich hierbei heraus, daß die Kinetik des H2O2-
Abbaus in allen Zellklonen gleich und bei den eingesetzten Konzentrationen von 1
mM H2O2 unabhängig von der Anwesenheit von Glucose war (Abbildung 7).
41
Abbildung 5: Effekt des Ca2+-Chelators Quin-2 auf den H2O2-induzierten Zelltod. Rat-1/Wildtyp (A) und Rat-1/Bcl-2-Zellen (B) wurden in Krebs-Henseleit-Puffer (ohne
Glucose) mit 1 mM H2O2 inkubiert. Quin-2-AM (10 µM) wurde 1 h vor Beginn des
Experimentes zugegeben. Die Zellschädigung wurde anhand der Freisetzung
cytosolischer LDH gemessen. Die gezeigten Daten entsprechen den Mittelwerten ±
S.D. aus vier Experimenten.
A) Rat-1/Wildtyp
0102030405060708090
100
0 1 2 3 4 5 6
Inkubationszeit (h)
LDH
-Fre
iset
zung
(%)
1 mM H2O2
ohne Quin-2
1 mM H2O2
mit Quin-2
B) Rat-1/Bcl-2
0102030405060708090
100
0 1 2 3 4 5 6
Inkubationszeit (h)
LDH
-Fre
iset
zung
(%)
1 mM H2O2
ohne Quin-2
1 mM H2O2
mit Quin-2
42
A) Rat-1/Wildtyp
0
100
200
300
400
500
600
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55
Inkubationszeit (min)
Cyt
osol
isch
eC
a2+-K
onze
ntra
tion
(nM
)
H2O2 1 mM
H2O2 1 mM + Glucose
B) Rat-1/cMycER
0
100
200
300
400
500
600
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65
Inkubationszeit (min)
Cyt
osol
isch
eC
a2+-K
onze
ntra
tion
(nM
)
H2O2 1 mM
H2O2 1 mM + Glucose
43
Abbildung 6: Effekte von Glucose auf den H2O2-induzierten Anstieg der cytosolischen Ca2+-Konzentration. Rat-1/Wildtyp (A), Rat-1/cMycER (B) und Rat-1/Bcl-2 Zellen (C) wurden in Krebs-
Henseleit Puffer (mit oder ohne 10 mM Glucose) mit 1 mM H2O2 inkubiert. Die
cytosolische Ca2+-Konzentration wurde mittels Fluoreszenzmikroskopie und dem
Ca2+-Indikator Fura-2 bestimmt. Die gezeigten Daten entsprechen den
Mittelwerten ± S.D. aus vier Experimenten.
C) Rat-1/Bcl-2
0
100
200
300
400
500
600
0 5 10 15 20 25 30 35 40
Inkubationszeit (min)
Cyt
osol
isch
eC
a2+-K
onze
ntra
tion
(nM
)
H2O2 1 mM
H2O2 1 mM + Glucose
44
A) Rat-1/Wildtyp
00,10,20,30,40,50,60,70,80,9
1
0 20 40 60 80 100 120
Inkubationszeit (min)
H2O
2-K
onze
ntra
tion
(mM
)
ohne Glucosemit Glucose (10 mM)
B) Rat-1/cMycER
00,10,20,30,40,50,60,70,80,9
1
0 20 40 60 80 100 120
Inkubationszeit (min)
H2O
2-K
onze
ntra
tion
(mM
)
ohne Glucosemit Glucose (10 mM)
45
Abbildung 7: Kinetik des H2O2-Abbaus. Rat-1/Wildtyp (A), Rat-1/cMycER (B) und Rat-1/Bcl-2-Zellen (C) wurden in Krebs-
Henseleit-Puffer mit oder ohne Glucose (10 mM) in Anwesenheit von 1 mM H2O2
inkubiert. Die Bestimmung der Konzentration von H2O2 im Überstand erfolgte
spektrophotometrisch entsprechend dem Ansatz von Fossati et al. (26). Die
gezeigten Werte entsprechen den Mittelwerten ± S.D. aus vier Experimenten.
C) Rat-1/Bcl-2
00,10,20,30,40,50,60,70,80,9
1
0 20 40 60 80 100 120
Inkubationszeit (min)
H2O
2-K
onze
ntra
tion
(mM
)
ohne Glucosemit Glucose (10 mM)
46
Daher konnte eine unterschiedliche Kinetik des zellulären H2O2-Abbaus nicht zur
Erklärung hinsichtlich der differierenden Sensitivität gegenüber der H2O2-induzierten
Schädigung der einzelnen Zellklone herangezogen werden.
4.5 Effekte von H2O2 und Glucose auf den zellulären ATP-Gehalt von Rat-1-
Fibroblasten Es mußte weiterhin ausgeschlossen werden, daß der protektive Effekt von Bcl-2 und
Glucose gegenüber H2O2-induzierter Zellschädigung auf eine verbesserte ATP-
Versorgung zurückzuführen ist. In allen untersuchten Zellklonen sank der
intrazelluläre ATP-Spiegel innerhalb von 60 min um ca. 40%. Der ATP-Gehalt und
auch die Kinetik des intrazellulären ATP-Abfalls wurde durch die Anwesenheit von
Glucose nicht signifikant verändert (Abbildung 8).
4.6 Effekte von Bcl-2, H2O2 und Glucose auf den Gehalt an GSH und GSSG von Rat-1-Fibroblasten
Da Glucose nicht die Kinetik des H2O2-Abbaus oder die ATP-Versorgung der Zellen
beeinflusste, könnte eine verbesserte Bereitstellung von NADPH über den
Pentosephosphatweg und die dadurch verbesserte Reduktion von GSSG eine
mögliche Erklärung für den protektiven Effekt von Glucose bieten. Daher galt es als
nächstes zu untersuchen, ob Glucose und/oder Bcl-2 zu veränderten intrazellulären
Glutathion-Spiegeln führten.
Mit Bcl-2 transfizierte Zellen zeigten im Vergleich zu Rat-1/Wildtyp-Fibroblasten und
auch den Vektorkontroll-Zellen (Rat-1/cMycER) 1,6fach höhere Spiegel an
reduziertem Glutathion (Abbildung 9 A). Nach Inkubation mit 1 mM H2O2 kam es zu
einem deutlichen Abfall von Glutathion in Rat-1/Wildtyp- und Rat-1/cMycER-Zellen
(Abbildung 9 A). Dieser deutliche Abfall zeigte sich nicht in Rat-1/Bcl-2-Zellen, hier
war der relative Abfall von GSH deutlich geringer und auch der absolute Abfall schien
weniger ausgeprägt zu sein, obwohl die Differenz in den absoluten Werten keine
Signifikanz erreichte. Darüberhinaus war nach Inkubation mit 1 mM H2O2 der relative
(und auch der absolute) Anstieg von GSSG in Rat-1/Wildtyp und Rat-1/cMycER
Zellen höher als in Rat-1/Bcl-2 Zellen (Abbildung 9 B). Das GSSG/GSH Ratio war
daher in den Rat-1/Bcl-2-Zellen, verglichen mit den Wildtyp-Zellen bzw. den
Vektorkontroll-Zellen wesentlich geringer (Tabelle 2).
47
A) Rat-1/Wildtyp
0
1
2
3
4
5
6
Kontrolle 30 min 30 min 60 min 60 min
ATP
-Geh
alt(
nmol
/106
Zelle
n)
+ Glucose+ Glucose
B) Rat-1/cMycER
0
1
2
3
4
5
6
Kontrolle 30 min 30 min 60 min 60 min
ATP
-Geh
alt(
nmol
/106
Zelle
n)
+ Glucose + Glucose
48
Abbildung 8: Effekte von H2O2 und Glucose auf den zellulären ATP-Gehalt von Rat-1-Fibroblasten Rat-1/Wildtyp (A), Rat-1/cMycER (B) und Rat-1/Bcl-2-Zellen (C) wurden in Krebs-
Henseleit-Puffer in Gegenwart von 1 mM H2O2 mit oder ohne Glucose (10 mM)
inkubiert. Der zelluläre ATP-Gehalt wurde mit Hilfe der Kapillarelektrophorese
bestimmt. Die gezeigten Daten entsprechen den Mittelwerten ± S.D. aus vier
Experimenten
C) Rat-1/Bcl-2
0
1
2
3
4
5
6
Kontrolle 30 min 30 min 60 min 60 min
ATP
-Geh
alt(
nmol
/106
Zelle
n)
+ Glucose + Glucose
49
Abbildung 9: Effekte von Bcl-2, H2O2 und Glucose auf den Gehalt von GSH und GSSG von Rat-1-Fibroblasten. Rat-1/Wildtyp, Rat-1/Bcl-2-Zellen und die Vektorkontroll-Zellen Rat-1/cMycER wurden
in Krebs-Henseleit-Puffer (mit oder ohne 10 mM Glucose) und 1 mM H2O2 inkubiert. Zu
den angegebenen Zeiten wurden die Zellen lysiert und mit Perchlorsäure deproteiniert.
Die Bestimmung von GSH (A) und GSSG (B) erfolgte enzymatisch. Die gezeigten
Daten entsprechen den Mittelwerten ± S.D. aus vier Experimenten.
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
1 2 3 4
GSH
(nm
ol/m
gPr
otei
n)Rat-1/W ildtypRat-1/cMycERRat-1/Bcl-2
A)
H2O 2 30 m in+ Glucose
H2O2 30 m inKontrolle
0
5
10
15
20
25
1 2 3 4
GSS
G(n
mol
/mg
Prot
ein)
Rat-1/Wildtyp
Rat-1/cMycER
Rat-1/Bcl-2
B)
Kontrolle H2O2 30 min+ Glucose
H2O2 30 min
50
Rat-1/Wildtyp Rat-1/cMycER Rat-1/Bcl-2
Kontrolle 0,10 ± 0,01 0,11 ± 0,02 0,07 ± 0,01
H2O2 30 min 0,65 ± 0,06 0,67 ± 0,19 0,15 ± 0,04 H2O2 30 min + Glucose 0,16 ± 0,03 0,17 ± 0,04 0,13 ± 0,02
H2O2 60 min 1,46 ± 0,70 1,60 ± 0,51 0,85 ± 0,23 H2O2 60 min + Glucose 0,82 ± 0,09 0,87 ± 0,48 0,68 ± 0,24
Tabelle 2: GSSG/GSH-Ratio bei Inkubation mit H2O2
Rat-1/Wildtyp, Rat-1/cMycER und Rat-1/Bcl-2-Zellen wurden in Krebs-Henseleit-
Puffer mit 1 mM H2O2 mit oder ohne Glucose inkubiert. Die Bestimmung von GSH
und GSSG erfolgte enzymatisch. Die gezeigten Werte entsprechen den Mittelwerten
± S.D aus den jeweiligen Quotienten von GSSG/GSH aus vier Experimenten.
Der Zusatz von Glucose verlangsamte bei Rat-1/Wildtyp-Zellen und in den
Vektorkontroll-Zellen (Rat-1/cMycER) den Abfall von GSH bzw. den Anstieg von
GSSG, dagegen wurde in Bcl-2-transfizierten Zellen kein Einfluß von Glucose auf
den GSH- oder den GSSG-Spiegel festgestellt (Abbildung 9 A, B).
4.7 Bestimmung des intrazellulären Glutathion-Gehaltes auf Einzelzellebene Um eine Aussage darüber zu machen, ob eine Heterogenität des intrazellulären
GSH-Gehaltes zwischen den einzelnen Zellen besteht (z.B. aufgrund
unterschiedlicher Stadien des Zellzyklus) bzw. ob eine Kompartimentierung von GSH
innerhalb der Zellen stattfindet, wurde die Bestimmung von intrazellulärem Glutathion
auch auf Einzelzellebene wiederholt, und zwar unter Einsatz des
Fluoreszenzfarbstoffes Monochlorobiman (MCB). Diese Messungen bestätigten die
Ergebnisse, welche mit der spektrophotometrischen Analyse erzielt wurden, d.h.
auch hier zeigten die mit Bcl-2 transfizierten Zellen einen höheren GSH-Spiegel und
der GSH-Abfall nach Inkubation mit 1 mM H2O2 war auch hier deutlich langsamer als
in den Rat-1/Wildtyp-Zellen bzw. in den Vektorkontroll-Zellen (Abbildung 10). Ferner
konnte gezeigt werden, dass eine Heterogenität im GSH Gehalt ebensowenig wie
eine Kompartimentierung innerhalb der Zellen bestanden hat (Abbildung 11 A und
B).
51
Abbildung 10: Effekte von Bcl-2 und Glucose auf den intrazellulären Glutathiongehalt von Rat-1-Fibroblasten. Bestimmung auf Einzelzellebene. Rat-1/Wildtyp, Rat-1/cMycER und Rat-1/Bcl-2-Zellen wurden in Krebs-Henseleit-
Puffer mit oder ohne Glucose (10 mM) in Anwesenheit von 1 mM H2O2 inkubiert.
Die Bestimmung des intrazellulären Glutathion auf Einzelzellebene erfolgte
fluoreszenzmikroskopisch unter Einsatz des Glutathion-spezifischen Farbstoffes
Monochlorobiman. Die gezeigten Werte entsprechen den Mittelwerten ± S.D. aus
drei Experimenten.
0
20
40
60
80
100
120
140
160
Kontrolle 30 min H2O2 30 min H2O2 +Glucose
Fluo
resz
enzi
nten
sitä
t(ar
bitr
ary
units
)
Rat-1/WildtypRat-1/cMycERRat-1/Bcl-2
H2O2 30 min H2O2 30 min + Glucose
Kontrolle
52
Abbildung 11: Fluoreszenzmikroskopische Bestimmung von intrazellulärem Glutathion auf Einzelzellebene Rat-1/Wildtyp (A) und Rat-1/Bcl-2-Zellen (B) wurden für 25 min mit
Monochlorobiman (50 µM) inkubiert. Dargestellt sind die
fluoreszenzmikroskopischen Aufnahmen, repräsentativ für 4 Versuche.
Anregungswellenlänge: 380 ± 10 nm, Emissionswellenlänge: 460-490 nm.
A
10 µm
B
10 µm
53
Man kann also die Schlußfolgerung ziehen, daß Glucose und das Bcl-2-Protein ihre
protektive Wirkung möglicherweise über den gleichen Mechanismus entfalten,
nämlich die Verbesserung der Glutathion-abhängigen antioxidativen Kapazität der
Zellen. Diese Hypothese würde auch eine Erklärung dafür liefern, warum Glucose in
Bcl-2-transfizierten Zellen keinen zusätzlichen Schutzeffekt zeigt, da letztere
aufgrund der Wirkung des Bcl-2 Proteins bereits einen hinreichend hohen
Glutathionspiegel aufweisen und damit auch eine verbesserte antioxidative
Kapazität.
4.8 Effekte von N-Acetylcystein auf die Vitalität, den H2O2-induzierten Anstieg der cytosolischen Ca2+-Konzentration und den Glutathion-Gehalt von
Rat-1-Fibroblasten. Die Glutathionhomöostase schien also eine Schlüsselrolle im Mechanismus der
Wirkung des Bcl-2-Proteins zu spielen, daher war es notwendig, diesen Aspekt näher
zu beleuchten, indem als nächstes die intrazellulären Glutathionspiegel manipuliert
wurden. Durch Vorinkubation von Rat-1/Wildtyp und Rat-1/cMycER-Zellen mit 40 mM
N-Acetylcystein (NAC) wurde der GSH-Abfall bei Inkubation mit 1 mM H2O2 deutlich
verlangsamt (Abbildung 12). Unter diesen Bedingungen konnte ein deutlicher
Schutzeffekt hinsichtlich des Vitalitätsverlustes in Rat-1/Wildtyp und Rat-1/cMycER-
Zellen erzielt werden (Abbildung 13). Ferner wurde durch Vorinkubation mit 40 mM
NAC der Anstieg der cytosolischen Ca2+-Konzentration bei H2O2-Exposition stark
vermindert (Abbildung 14).
4.9 Effekte von BSO auf die Vitalität, den H2O2-induzierten Anstieg der cytosolischen Ca2+-Konzentration und den Glutathion-Gehalt von Rat-1-
Fibroblasten. Auf der anderen Seite konnte der intrazelluläre Glutathionspiegel durch zehnstündige
Vorinkubation in Zellkulturmedium mit 0,5 mM BSO deutlich gesenkt werden
(Abbildung 15). BSO bewirkt eine Reduktion des Glutathionspiegels durch Hemmung
der γ-Glutamylcystein-Synthetase, welche das Schlüsselenzym der intrazellulären
Glutathionsynthese darstellt.
Wenn in Bcl-2-transfizierten Zellen auf diese Weise der Glutathionspiegel gesenkt
wurde, zeigten diese einen schnellen und ausgeprägten Anstieg der cytosolischen
Ca2+-Konzentration nach Zugabe von 1 mM H2O2 (Abbildung 16).
54
Abbidung 12: Beeinflussung von zellulärem Glutathion durch Vorinkubation von Rat-1-Fibroblasten mit N-Acetylcystein. Rat-1/Wildtyp (A) und Rat-1/cMycER Zellen (B) wurden für 1 h mit 40 mM N-
Acetylcystein vorinkubiert. Anschliessend erfolgte die Inkubation in Gegenwart von
1 mM H2O2 in Krebs-Henseleit-Puffer. Die Bestimmung von GSH erfolgte
enzymatisch. Die gezeigten Daten entsprechen den Mittelwerten ± S.D. aus drei
Experimenten.
0102030405060708090
100
0 30 60Inkubationszeit (min)
GSH
(nm
ol/m
gPr
otei
n) Vorinkubation mit 40 mM NAC
ohne Vorinkubation
A) Rat-1/Wildtyp
0102030405060708090
100
0 30 60Inkubationszeit (min)
GSH
(nm
ol/m
gPr
otei
n) Vorinkubation mit 40 mM NAC
ohne Vorinkubation
B) Rat-1/cMycER
55
Abbildung 13: Effekt von N-Acetylcystein auf die Vitalität von Rat-1/Wildtyp und Rat-1/cMycER-Zellen. Rat-1/Wildtyp und Rat-1/cMycER-Zellen wurden für 1 h mit 40 mM N-Acetylcystein
vorinkubiert oder nicht vorbehandelt. Anschliessend erfolgte die Inkubation in Krebs-
Henseleit-Puffer mit 1 mM H2O2. Nach 6 h wurde die Zellschädigung anhand der
Freisetzung cytosolischer LDH gemessen. Die gezeigten Daten entsprechen den
Mittelwerten ± S.D. aus drei Experimenten.
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Rat-1/Wildtyp Rat-1/cMycER
LDH
-Fre
iset
zung
(%)
Vorinkubation mit 40 mM NAC
ohne Vorinkubation
56
Abbildung 14: Effekt von N-Acetylcystein auf den H2O2-induzierten Anstieg der cytosolischen Ca2+-Konzentration in Rat-1-Fibroblasten. Rat-1/Wildtyp-Zellen wurden in Krebs-Henseleit-Puffer (ohne Glucose) mit 1 mM H2O2
inkubiert. N-Acetylcystein wurde in einer Konzentration von 40 mM 1 h vor Beginn des
Experimentes zugegeben. Die cytosolische Ca2+-Konzentration wurde mittels
Fluoreszenzmikroskopie und dem Ca2+-Indikator Fura-2 bestimmt. Die gezeigten
Daten entsprechen den Mittelwerten ± S.D. aus vier Experimenten.
0
100
200
300
400
500
600
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50
Inkubationszeit (min)
Cyt
osol
isch
eC
a2+-K
onze
ntra
tion
(nM
)
1 mM H2O2
ohne N-Acetylcystein
1 mM H2O2
mit N-Acetylcystein
57
Abbildung 15: Effekt von BSO auf den zellulären Gehalt an Glutathion in Rat-1/Bcl-2-Zellen. Rat-1/Bcl-2-Zellen wurden für 10 h in Krebs-Henseleit-Puffer in Gegenwart von
0,5 mM BSO inkubiert oder nicht vorbehandelt. Die Bestimmung von GSH erfolgte
enzymatisch. Die gezeigten Daten entsprechen den Mittelwerten ± S.D. aus drei
Experimenten.
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
1 2
GSH
(nm
ol/m
gPr
otei
n)
ohne Vorinkubation
Vorinkubation mit BSO
58
Abbildung 16: Effekt von BSO auf den H2O2-induzierten Anstieg der cytosolischen Ca2+-Konzentration in Rat-1/Bcl-2-Zellen. Rat-1/Bcl-2-Zellen wurden für 10 h mit 0,5 mM BSO vorinkubiert und in Krebs-
Henseleit-Puffer (ohne Glucose) mit 1 mM H2O2 inkubiert. Die cytosolische Ca2+-
Konzentration wurde mittels Fluoreszenzmikroskopie und dem Ca2+-Indikator Fura-2
bestimmt. Die gezeigten Daten entsprechen den Mittelwerten ± S.D. aus vier
Experimenten.
0
100
200
300
400
500
600
0 5 10 15 20 25 30 35 40
Inkubationszeit (min)
Cyt
osol
isch
eC
a2+- K
onze
ntra
tion
(nM
)
1 mM H2O2
nicht vorbehandelt
1 mM H2O2
vorbehandelt mit BSO
59
Ferner zeigten diese glutathiondepletierten Zellen einen ausgeprägten
Vitalitätsverlust bei Inkubation mit 1 mM H2O2 (Abbildung 17).
Diese Ergebnisse unterstützen demnach die Annahme, daß das Bcl-2-Protein nicht
direkt auf intrazelluläre Ca2+-Ströme wirkt, sondern vielmehr auf einen
vorgeschalteten Mediator, nämlich das intrazelluläre Glutathion. Darüberhinaus kann
man folgern, dass in dem hier gezeigten Zellschädigungsmodell der intrazelluläre
Ca2+-Anstieg stark abhängig ist vom jeweiligen Glutathiongehalt und Redox-Zustand
der Zellen und somit die intrazellulären Ca2+-Verschiebungen über Glutathion-
abhängige Prozesse reguliert werden.
4.10 Effekte erhöhter H2O2-Konzentrationen auf die Vitalität und den H2O2-
induzierten Anstieg der cytosolischen Ca2+-Konzentration von Rat-1/Bcl-2-Zellen.
Wenn hohe initiale Spiegel an zellulärem Glutathion und die verbesserte
Aufrechterhaltung der Glutathion-Redoxbalance in den Bcl-2-transfizierten Zellen der
Grund für die höhere Resistenz dieser Zellen gegenüber einer Schädigung durch
H2O2 sind, und nicht etwa grundsätzliche Unterschiede in der Ca2+-Homöostase der
Zellen, dann sollte es möglich sein, diese erhöhte Resistenz mit dem Einsatz von
höheren H2O2-Konzentrationen zu durchbrechen. Daher wurden als nächstes die
Bcl-2-transfizierten Zellen mit 3 mM H2O2 inkubiert. Bei diesen Konzentrationen
konnte ein schneller Anstieg des cytosolischen Ca2+ beobachtet werden (Abbildung
18). Bei dieser höheren H2O2-Konzentration waren sowohl Quin-2 (10 µM), als auch
Glucose (10 mM) protektiv, obwohl bei Einsatz von 1 mM H2O2 kein Schutzeffekt
durch Quin-2 oder Glucose festgestellt werden konnte (Abbildung 19 A und B). Der
Anstieg der cytosolischen Ca2+-Konzentration und der darauffolgende Zelluntergang
sind demnach abhängig vom zellulären Glutathionstatus und das Bcl-2-Protein
scheint seinen protektiven Effekt durch Verbesserung des antioxidativen Potentials
auszuüben, ohne einen direkten Effekt auf die Ca2+-Homöostase.
60
Abbildung 17: Effekt von BSO auf den Vitalitätsverlust von Rat-1/Bcl-2-Zellen. Rat-1/Bcl-2-Zellen wurden für 10 h mit 0,5 mM BSO vorinkubiert und
anschliessend in Krebs-Henseleit-Puffer (ohne Glucose) mit 1 mM H2O2 inkubiert.
Die Zellschädigung wurde anhand der Freisetzung cytosolischer LDH gemessen.
Die gezeigten Daten entsprechen den Mittelwerten ± S.D. aus vier Experimenten.
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
0 1 2 3 4 5 6
Inkubationszeit (h)
LDH
-Fre
iset
zung
(%)
Vorinkubation mit BSO
ohne Vorinkubation
61
Abbildung 18: Effekt einer erhöhten H2O2-Konzentration auf den H2O2-induzierten Anstieg der cytosolischen Ca2+-Konzentration in Rat-1/Bcl-2-Zellen. Rat-1/Bcl-2-Zellen wurden in Krebs-Henseleit-Puffer mit 1 mM oder 3 mM H2O2
inkubiert. Die cytosolische Ca2+-Konzentration wurde mittels Fluoreszenzmikroskopie
und dem Ca2+-Indikator Fura-2 bestimmt. Die gezeigten Daten entsprechen den
Mittelwerten ± S.D. aus vier Experimenten.
0
100
200
300
400
500
600
0 5 10 15 20 25 30 35 40
Inkubationszeit (min)
Cyt
osol
isch
eC
a2+-K
onze
ntra
tion
(nM
)
1 mM H2O2
3 mM H2O2
62
Abbildung 19: Effekt einer erhöhten H2O2-Konzentration auf die Zellschädigung von Rat-1/Bcl-2-Zellen. Rat-1/Bcl-2-Zellen wurden in Krebs-Henseleit-Puffer in Gegenwart von 3 mM H2O2
mit oder ohne Quin-2 (10 µM) (A), bzw. mit oder ohne Glucose (10 mM) (B)
inkubiert. Die Zellschädigung wurde anhand der Freisetzung cytosolischer LDH
gemessen. Die gezeigten Daten entsprechen den Mittelwerten ± S.D. aus vier
Experimenten.
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
0 2 4 6
Inkubationszeit (h)
LDH
-Fre
iset
zung
(%) H2O2 3 mM
ohne Quin-2
H2O2 3 mM mit Quin-2
A)
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
0 2 4 6
Inkubationszeit (h)
LDH
-Fre
iset
zung
(%)
H2O2 3 mM ohne Glucose
H2O2 3 mM mit Glucose
B)
63
5. Diskussion
5.1 H2O2, Glutathion und Calciumhomöostase
Zwei wohlbekannte Ereignisse im Zusammenhang mit dem durch H2O2 induzierten
Zelltod sind der Zusammenbruch der zellulären Ca2+-Homöostase sowie die
Freisetzung von Ca2+ aus intrazellulären Speichern (z. B. dem endoplasmatischen
Retikulum) in das Cytosol (68, 69, 73). Der Anstieg der cytosolischen Ca2+-
Konzentration spielt offensichtlich ebenso eine entscheidende Rolle bei der
cytotoxischen Wirkung von H2O2 auf nicht Bcl-2-transfizierte Rat-1-Fibroblasten:
nach Zugabe von H2O2 konnte ein schneller und deutlicher Anstieg der cytosolischen
Ca2+-Konzentration beobachtet werden (Abbildung 6) wobei der Ca2+-Chelator Quin-
2 effektiv vor dem Zelltod schützte. In dem Ca2+-abhängigen Weg der oxidativen
Zellschädigung spielt der zelluläre Glutathionstatus offenbar eine entscheidende
Rolle hinsichtlich des cytosolischen Ca2+-Anstiegs. Die Ca2+-Homöostase der Zelle
wird aufrechterhalten durch ein komplexes System von Transportproteinen, welche in
den Membranen des endoplasmatischen Retikulums, der Mitochondrien sowie der
Zellkern- und der Plasmamembran der Zelle lokalisiert sind. Glutathion wiederum
spielt eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der Redox-Balance von Thiol-
Gruppen dieser Transportproteine (8, 9, 20, 42). An PC 12-Zellen konnte gezeigt
werden, dass eine Abnahme des zellulären Glutathions zu Ca2+-vermitteltem Zelltod
führte (43), ferner beobachteten andere Gruppen nach Glutathiondepletion von
Thymozyten einen Anstieg der cytosolischen Ca2+-Konzentration und die Auslösung
von Apoptose (54). In der vorliegenden Studie führte die Inkubation von Rat-1-
Fibroblasten (Wildtyp) mit H2O2 zu einem deutlichen Abfall von GSH, bei
gleichzeitigem Anstieg von GSSG (Abbildung 9 A und B). Darüberhinaus konnte
nach Stabilisierung des zellulären GSH-Pools mit N-Acetylcystein ein signifikanter
Schutzeffekt gegenüber dem Anstieg von intrazellulärem Ca2+ und dem H2O2-
vermittelten Zelltod beobachtet werden. Insofern sind diese Ergebnisse gut mit den
oben genannten Arbeiten vereinbar.
In Gegenwart von Glucose war sowohl der H2O2-induzierte Anstieg der cytosolischen
Ca2+-Konzentration als auch die Zellschädigung an sich deutlich verzögert. Wie
bereits für L929-Fibroblasten beschrieben (52), resultiert dieser protektive Effekt von
Glucose aus der Beeinflussung des Glutathion-Redoxzyklus. In diesem Zyklus erfolgt
die Bildung von GSSG durch die katalytische Aktivität der GSH-Peroxidase, welches
64
durch die GSH-Reduktase wieder zu GSH reduziert wird. Das für diese Reaktion
notwendige NADPH wird vornehmlich aus dem Metabolismus von Glucose im
Pentosephosphatweg bereitgestellt. Die hier vorliegenden Ergebnisse passen
insofern gut in das beschriebene Konzept, weil die Zugabe von Glucose einerseits
den Abfall des reduzierten Glutathions verzögerte und andererseits den GSSG/GSH-
Quotienten erniedrigte (Abbildung 9 A und B). Zusammenfassend hemmt Glucose
demnach den Ca2+-abhängigen Weg der H2O2-vermittelten Zellschädigung
wahrscheinlich durch den Effekt auf den Glutathion-Redoxzyklus.
In Säugerzellen sind vor allem zwei antioxidative Mechanismen am Abbau von
intrazellulärem H2O2 beteiligt. Erstens die durch Katalasen vermittelte Konversion
von H2O2 zu molekularem Sauerstoff und Wasser und zweitens das Glutathion-
Peroxidase/Glutathion-Reduktase-System. Wie oben bereits erwähnt, erfolgt hierbei
durch die Glutathion-Peroxidase die Oxidation von GSH zu GSSG unter Verbrauch
von H2O2. Glutathion-Reduktase wiederum regeneriert GSH aus GSSG unter
Verbrauch des Reduktionsäquivalentes NADPH (5).
Der protektive Effekt von Glucose wurde in zurückliegenden Arbeiten auf eine
beschleunigte Degradation von H2O2 durch die Glutathion-Peroxidase zurückgeführt
(50). In der vorliegenden Arbeit war die Degradation von H2O2 unabhängig von der
Anwesenheit von Glucose, was darauf hindeutet, dass der Prozess des H2O2-
Abbaus vor allem durch die Aktivität der Katalase unterhalten wird. Darüber hinaus
waren die ATP-Spiegel unabhängig von der Anwesenheit von Glucose. Daher kann
ein beschleunigter H2O2-Abbau oder eine verbesserte Bereitstellung von
Energieträgern in der Zelle nicht den protektiven Effekt von Glucose erklären.
5.2 Der Schutzeffekt von Bcl-2
Der protektive Effekt des Bcl-2-Proteins gegenüber H2O2-induzierter Zellschädigung
zeigt bemerkenswerte Analogien zum protektiven Effekt von Glucose: In den mit
Bcl-2 transfizierten Zellen trat der Zelluntergang deutlich später ein und der Anstieg
der cytosolischen Ca2+ Konzentration war nur gering ausgeprägt (Abbildung 6).
Passend zu diesem Befund zeigte der Ca2+-Chelator Quin-2 bei diesen Zellen keinen
Schutzeffekt. Darüberhinaus führte die Überexpression des Bcl-2-Proteins zu einer
Erhöhung der Gesamtmenge an Glutathion sowie zu einem geringeren Abfall von
GSH bei H2O2-Exposition (Abbildung 9). Die Folgerung hieraus ist, dass Bcl-2 vor
Zelltod schützt, indem es den Ca2+-abhängigen Weg der H2O2-vermittelten Toxizität
65
hemmt. Dieser Schutzeffekt ist hinreichend erklärbar durch die Aufrechterhaltung der
zellulären Glutathionhomöostase. In der vorliegenden Arbeit ergeben sich jedoch
noch weitere Hinweise auf eine enge physiologische Verknüpfung zwischen der
Ca2+- und der Glutathionhomöostase: Nach Verminderung von zellulärem Glutathion
durch BSO, führte die anschließende Inkubation mit 1 mM H2O2 zu einem
pathologischen Ca2+-Anstieg auch in den Bcl-2-transfizierten Zellen (Abbildung 16).
Ferner war es möglich, die erhöhte antioxidative Kapazität der Bcl-2-Transfektanten
zu durchbrechen, indem die Zellen einem erhöhten oxidativen Stress ausgesetzt
wurden: Bei Inkubation mit 3 mM H2O2 stieg das cytosolische Ca2+ deutlich an
(Abbildung 18) und Quin-2 zeigte in diesen Fällen protektive Effekte.
Die Beobachtung, dass Bcl-2 nicht direkt die intrazelluläre Ca2+-Kompartimentierung
oder die Ca2+-Ströme an intrazellulären Membranen reguliert, sondern die Sensitivität
gegenüber Ca2+-abhängigen Zellschädigungsprozessen indirekt über das zelluläre
Glutathion moduliert, kann dazu beitragen, die widersprüchlichen Ergebnisse in
Bezug auf die Wirkung von Bcl-2 auf die zelluläre Ca2+-Homöostase zu vereinen (6,
11, 18, 19, 33, 56, 65, 79, 99). Entsprechend den Beobachtungen in dieser Arbeit
sollte Bcl-2 nur solche Ca2+-vermittelten Zellschädigungsprozesse beeinflussen,
welche durch Veränderung in der Glutathionhomöostase getriggert werden. Nicht
GSH-abhängige Prozesse sollten hingegen von der Bcl-2-Expression unbeeinflusst
bleiben. Diese Hypothese muss allerdings noch in anderen Zellsystemen überprüft
werden.
5.3 Bcl-2 und zelluläres Glutathion
Effekte von Bcl-2 auf zelluläres Glutathion wurden bereits in verschiedenen Zelltypen
beschrieben, jedoch wurden diese nicht im Zusammenhang mit der zellulären Ca2+-
Homöostase betrachtet. Die beschriebenen Effekte beinhalten u.a. die
Hochregulierung von zellulärem Glutathion, eine erhöhte Resistenz gegenüber einer
Apoptose aufgrund eines reduktiven Shift des zellulären Redox-Gleichgewichtes und
die Umverteilung von GSH in den Zellkern mit konsekutivem Schutz gegenüber DNA-
Fragmentation (21, 61, 64, 90, 93, 95). Trotz der vielen Arbeiten über Bcl-2 und
Glutathion ist noch immer unklar, über welchen Mechanismus Bcl-2 den zellulären
Glutathionmetabolismus verändert. Bei der Diskussion der Zusammenhänge von
Bcl-2 und zellulärem Glutathion ist es sinnvoll, diese in drei Gruppen zu unterteilen:
66
- direkte Effekte von Bcl-2 auf zelluläre Glutathionspiegel, z. B. durch die
Beeinflussung des Importes oder des Effluxes von GSH
- Effekte von Bcl-2 auf andere Parameter als Glutathion, die aber
möglicherweise über Glutathion vermittelt werden, z. B. die mitochondriale
Permeabilitätserhöhung
- Effekte, die auf zelluläres Glutathion rückwirken können, z.B. die
Entkoppelung der Atmungskette oder die transkriptionelle Regulation von
zellulären Enzymen.
Bei den direkten Effekten von Bcl-2 auf zelluläre Glutathionspiegel ist zwischen
Veränderungen der zellulären Basalspiegel von GSH und der Verlangsamung des
GSH-Abfalls unter Stress-Bedingunen zu unterscheiden. Eine erhöhte Aktivität der
cytosolischen GSH-Synthetase, dem Schlüsselenzym der Glutathionsynthese, wurde
bisher nicht konsistent beobachtet. Eine andere Möglichkeit, den intrazellulären
Basalspiegel von GSH zu erhöhen, ist die Erhöhung des Importes. GSH selbst kann
nicht die Zellmembran passieren. Um den Transport von GSH in die Zelle zu
ermöglichen, wird GSH durch γ-Glutamyl-Transferase (GGT) in Glutaminsäure und
Cysteinylglycin hydrolysiert, anschliessend erfolgt die Spaltung in die drei GSH-
bildenden Aminosäuren Glutamat, Cystein und Glycin durch eine membranständige
Dipeptidase. Die freien Aminosäuren können in die Zelle eintreten und zur Bildung
des Glutathion-Pools beitragen (60, 96). DNA-Chip-Analysen zeigen eine signifikante
Erhöhung von GGT in Bcl-2-exprimierenden Zellen (96). Eine Erklärung für den nur
gering ausgeprägten Abfall von GSH könnte die Verhinderung des GSH-Effluxes
über die Zellmembran sein, so wie es für Bcl-2 und Bcl-xL, einem Protein aus der
Bcl-2 Familie, beschrieben wurde (12, 28).
Ein Effekt von Bcl-2, der möglicherweise über Glutathion vermittelt wird ist die
inhibitorische Wirkung auf die Öffnung der sog. „mitochondrial permeability transition
pore“ (MPT-Pore) (31, 48, 57, 92). Diese „MPT-Pore“ entspricht einem
Multiproteinkomplex, dessen zentrale Pore aus dem Adenin-Nukleotid-Translokator
(ANT), einem Transmembranprotein in der inneren mitochondrialen Membran, und
aus einem Protein der äußeren mitochondrialen Membran, namentlich dem „voltage-
dependent anion channel“ (VDAC), gebildet wird. Andere zu diesem Komplex
gehörende Proteine sind der periphere Benzodiazepinrezeptor und Cyclophilin D (30,
67
83, 98). Die MPT kann durch die Oxidation von mitochondrialen Pyridin-Nukleotiden
ausgelöst werden (46, 97). Der Redox-Status von NADPH wiederum ist über das
Glutathion-Reduktase- und das Thioredoxin-Reduktase-System eng assoziiert mit
dem Redox-Status von Glutathion und von Protein-Thiolen. Es konnte gezeigt
werden, dass hohe Spiegel an reduziertem Glutathion eine Hemmung der MPT
bewirken (44), während Glutathion- und nachfolgende Thiol-Oxidation zur Öffnung
der MPT-Pore führen (4, 46, 80). Es wurden zwei experimentell unterscheidbare,
redoxsensitive Stellen innerhalb der MPT-Pore beschrieben. Eine von ihnen befindet
sich im Redoxgleichgewicht mit Pyridinnukeotiden, die andere im
Redoxgleichgewicht mit Glutathion (17, 75). Die Wirkung von Bcl-2 auf zelluläres
Glutathion könnte daher auch eine Erklärung für den bekannten Hemmeffekt von Bcl-
2 auf die MPT liefern.
Über den Effekt auf die mitochondriale Atmungskette oder über die transkriptionelle
Regulation zellulärer Enzyme kann Bcl-2 auf die Glutathionhomöostase rückwirken.
Die mitochondriale Permeabilitätserhöhung kann aufgrund der Entkoppelung der
Atmungskette dazu führen, dass Elektronen, die normalerweise zur Bildung von
Wasser beitragen, stattdessen zu einer erhöhten Bildung von reaktivem Sauerstoff
und zu einer Verarmung an zellulärem Glutathion führen. Durch Hemmung der
mitochondrialen Permeabilitätserhöhung kann Bcl-2 möglicherweise zur
Stabilisierung des zellulären GSH-Pools beitragen, wodurch der deutlich geringere
Abfall des zellulären GSH bzw. der geringere Anstieg des GSSG in Bcl-2-
transfizierten Rat-1-Fibroblasten bei H2O2-Exposition erklärt werden könnte. Diese
positive „Feedbackschleife“ (Oxidation von GSH, Öffnung der MPT-Pore,
Entkoppelung der Atmungskette, Oxidation von GSH) kann möglicherweise durch die
Wirkung von Bcl-2 durchbrochen werden.
Die transkriptionelle Aktivität von diversen Genen wird scheinbar über das zelluläre
Redox-Gleichgewicht reguliert. Viele Transkriptionsfaktoren befinden sich im Cytosol
in ihrer inaktiven Form, wobei Veränderungen des zellulären Redox-Status zu ihrer
Aktivierung und Translokation in den Zellkern führen können. Ein gut untersuchtes
Beispiel für dieses Modell ist der Transkriptionsfaktor NF-κB (85). Der Redox-Status
der Zelle und die subzelluläre Kompartimentierung von GSH erlauben demnach eine
differenzierte Regulation der Transkription. Auch Berichte über eine vermehrte
Translokation von GSH in den Zellkern infolge Überexpression von Bcl-2 lassen
68
vermuten, dass das Bcl-2-Protein an der Modifizierung von transkriptionellen
Programmen beteiligt sein kann (95). Durch transkriptionelle Regulation von
Enzymen könnte Bcl-2 wiederum auf die zelluläre Glutathionhomöostase rückwirken:
DNA-Chip Analysen an Bcl-2-positiven und negativen Zelllinien zeigten interessante
Veränderungen bezüglich der Expression von Genen, die den intrazellulären Redox-
Status regulieren (94). So ist z. B. in Bcl-2-positiven Zelllinien die Expression der
Fructose-1,6-Bisphosphatase hochreguliert. Letzteres ist ein Schlüsselenzym der
Gluconeogenese und katalysiert daher indirekt die Bildung von Glucose-6-Phosphat,
welches wiederum in den Pentosephosphatweg einfliesst und so zur Bildung von
NADPH führt (86). NADPH wiederum trägt zur Reduktion von GSSG durch die
Glutathion-Reduktase bei. Dieses Modell ist in Übereinstimmung mit der in dieser
Arbeit gemachten Beobachtung, dass mit Bcl-2 transfizierte Rat-1-Fibroblasten zu
einer verbesserten Bereitstellung von reduziertem Glutathion fähig sind, vor allem bei
H2O2-Exposition bzw. bei erhöhtem oxidativen Stress. Ferner wurden für Bcl-2-
überexprimierende Zellen erhöhte NADPH-Spiegel beschrieben (23). Dieses Modell
kann auch eine Erklärung dafür liefern, warum die Anwesenheit von Glucose die
Effekte von Bcl-2 in dem hier untersuchten Zellschädigungsmodell nachahmen kann:
Glucose führt ebenfalls zu einer vermehrten Bereitstellung von NADPH über den
Pentosephosphatweg.
Zur Etablierung des hier vorgeschlagenen Modells bedarf es weitergehender
Untersuchungen, jedoch wird aus der vorliegenden Arbeit deutlich, dass in einem
Modell der externen Induktion von oxidativem Stress das Onkoprotein Bcl-2 die
intrazellulären Ca2+-Signale indirekt beeinflusst durch Erhöhung der
glutahionabhängigen antioxidativen Kapazität der Zelle. Diese Beobachtungen sind
vereinbar mit der ursprünglichen Hypothese von Hockenbery et al. (37), der zufolge
Bcl-2 durch Regulation von antioxidativen Signalwegen apoptotische Vorgänge in der
Zelle inhibiert.
69
6. Abkürzungsverzeichnis
ATP Adenosintriphosphat
BSA Bovines Serumalbumin
BSO DL-Buthionin(S,R)-Sulfoximin
cDNA Kopie-DNA (copy-DNA)
CE Kapillarelektrophorese
DEPC Diethylpyrocarbonat
DMEM Dulbecco´s modified Eagles medium
DMSO Dimethylsulfoxid
DNA Desoxyribonukleinsäure
DTAB Dodecyltrimethylammoniumbromid
DTT Dithiothreitol
DTPA Diethyltriaminpentaessigsäure
EDTA Ethylendiamintetraessigsäure
EOF Elektroosmotischer Fluß
FCS Fötales Kälberserum
GSH Glutathion (reduziert)
GSSG Glutathion (oxidiert)
GST Glutathion-S-Transferase
HBSS Hanks gepufferte Salzlösung
HEPES 2-(4-(2-Hydroxyethyl)-1-piperanzinyl)ethansulfonsäure
KH Krebs-Henseleit-Puffer
LDH Lactat-Dehydrogenase
MOPS Morpholinopropansulfonsäure
NAC N-Acetylcystein
NAD+ Nicotinamid-Adenindinucleotid (oxidiert)
NADH Nicotinamid-Adenindinucleotid (reduziert)
NADP+ Nicotinamid-Adenindinucleotidphosphat (oxidiert)
NADPH Nicotinamid-Adenindinucleotidphosphat (reduziert)
NC Nitro-Cellulose
PAGE Polyacrylamid-Gelelektrophorese
PBS Phosphat-gepufferte Salzlösung
RNA Ribonukleinsäure
70
RNase Ribonuklease
S.D. Standardabweichung
SDS Natriumdodecylsulfat (sodium dodecylsulfate)
SSC Citrat-gepufferte Kochsalzlösung
TEMED N, N, N´,N´-Tetramethylendiamin
Tris 2-Amino-2-(hydroxymethyl)-1,3-propandiol
Tween Polyoxyethylensorbitanmonolaurat
WCE-Puffer whole cell extract-Puffer
71
7. Zusammenfassung
Das Bcl-2-Protein zeigt eine protektive Wirkung gegenüber einer Vielzahl von
apoptotischen Stimuli, jedoch ist der zugrundeliegende molekulare Mechanismus
weitgehend unbekannt.
Bei der Untersuchung der H2O2-induzierten Zellschädigung von Rat-1-Fibroblasten
konnte in dieser Arbeit gezeigt werden, dass Bcl-2 vor dem Anstieg der cytosolischen
Ca2+-Konzentration schützt. Dieser cytosolische Ca2+-Anstieg ist von großer
Relevanz für den Zellschädigungsprozeß bei Inkubation mit H2O2, da der
Ca2+-Chelator Quin-2 den Zelltod verzögern kann. Die Überexpression von Bcl-2
resultierte in einer Veränderung des zellulären Glutathionstatus: Die Gesamtmenge
an zellulärem Glutathion war um 60% erhöht und das Redoxpotential des zellulären
Glutathion-Pools wurde bei Inkubation mit H2O2 in einem stärker reduzierten Zustand
gehalten. Die vorliegende Arbeit zeigt eine eindeutige Ursache-Wirkungs-Beziehung
zwischen dem Zusammenbruch der zellulären Glutathionhomöostase und der
nachfolgenden Erhöhung der cytosolischen Ca2+-Konzentration auf. Die
Stabilisierung des Glutathion-Pools durch Bcl-2, N-Acetylcystein oder Glucose
verzögerte den cytosolischen Ca2+-Anstieg und den nachfolgenden Zelltod,
umgekehrt führte die Depletion von Glutathion durch DL-Buthionin-(S,R)-Sulfoximin
zu einem beschleunigten Anstieg der cytosolischen Ca2+-Konzentration und zu einem
schnelleren Zelluntergang. Zum ersten Mal in der Literatur wird gezeigt, dass die
Veränderung der Glutathionhomöostase durch Bcl-2 den entscheidenden
Mechanismus darstellt, durch den Bcl-2 in dem vorliegenden Zellschädigungsmodell
eine protektive Wirkung ausübt. Die Wirkung von Bcl-2 auf cytosolisches Ca2+ ist
sekundär, weil der Schutzeffekt durch die Veränderung des zellulären Glutathions
vollständig erklärt werden kann.
72
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Diese Dissertation wurde am Institut für Physiologische Chemie und dem Institut für
Zellbiologie der medizinischen Fakultät der Universität Essen erstellt.
Mein Dank gilt Herrn Prof. Dr. Dr. H. de Groot für die Bereitstellung des Themas, die
ständige Diskussionsbereitschaft und die wissenschaftliche Förderung.
Frau PD Dr. U. Rauen danke ich besonders für die exzellente wissenschaftliche
Betreuung und Förderung bei der Erstellung dieser Dissertation sowie ihre
unermüdliche Diskussionsbereitschaft.
Herrn Prof. Dr. Tarik Möröy, Herrn Dr. Thorsten Schmidt und Herrn Dr. Holger
Karsunky vom Institut für Zellbiologie danke ich für die Bereitstellung der Zelllinien,
die engagierte Unterstützung bei der Durchführung der molekularbiologischen
Untersuchungen sowie die kritischen Kommentare bei der Erstellung dieser
Dissertationsschrift.
Allen Mitgliedern des Institutes für Physiologische Chemie und des Institutes für
Zellbiologie danke ich für die gute Zusammenarbeit.