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Mehr als 250 Abgaben zumneuen PforzheimerLiteraturpreis: Lore-Perls-Preis stößt bei Autoren aufviel Interesse

Veröffentlicht: 17.08.2020

Kultur Aktualisiert: 17.08.2020 19:10 Uhr

Pforzheim. Literaturpreise gibt es hierzulande

bekanntlich einige. Um so erstaunlicher finden

auch die Initiatoren die Tatsache, dass der neu

aus der Taufe gehobene, von der „Pforzheimer

Zeitung“ unterstützte Lore-Perls-Preis aus dem

Stand 268 Autoren dazu motiviert hatte, eine

Arbeit einzureichen. Weil einige die

Teilnahmebedingungen nicht erfüllt haben,

gehen 250 davon jetzt ins Rennen. Darunter

sind Zuschriften aus dem deutschsprachigen

Raum, aber auch aus Luxemburg, Italien,

Belgien bis weiter nach Asien.

„Wir haben einiges dafür getan“, begründet

Rainer Bartels den Erfolg. Er ist Sprecher der

Sektion Literatur des Pforzheimer Kulturrats,

die den Preis gemeinsam mit dem Förderverein

des bwlv-Zentrums im Haus der seelischen

Gesundheit Lore Perls an der Luisenstraße

angestoßen hatte. Um den Wettbewerb

bekannt zu machen, habe man große E-Mail-

Verteiler bemüht, das Vorhaben über Internet,

Presse und Fachzeitschriften im In- und

Ausland breit gestreut.

Gefragt waren Kurzgeschichten in deutscher

Sprache von Autorinnen und Autoren, die

bereits eine Veröffentlichung durch einen

Verlag vorweisen konnten, der keine

Kostenzuschüsse verlangt. Womöglich

begeisterte auch einfach das Thema, das „aus

Versehen gut in die Zeit passt“, wie Bartels sagt:

die Seele eine Wildnis. Denkbar, dass dieses

Zitat aus einer psychologischen Arbeit von Lore

Perls gerade während der Zeit des

pandemiebedingten Lockdowns die Gedanken

der Literaten angeregt und inspiriert hatte.

Öffentliche Preisverleihung coronabedingt inskommende Jahr verschoben

Corona ist auch der Grund, weswegen die nun

beginnende (Vor-)Jurierung, so Bartels, weder

unter Zeit- noch Kostendruck stehe. Denn die

für 13. September im Reuchlinhaus geplante

öffentliche Festveranstaltung zur erstmaligen

Verleihung des Preises unter der

Schirmherrschaft von Ministerpräsident

Winfried Kretschmann und Josef Schuster,

Präsident des Zentralrats der Juden, wurde ins

kommende Jahr verschoben.

„Die Seele eine Wildnis – damit hatten

wir im vergangenen Jahr ein Thema

ausgewählt, das quasi aus Versehen gut

in die Zeit passt.“

Rainer Bartels, Sprecher der Sektion

Literatur im Kulturrat.

Rainer Bartels, der das Projekt von Anfang an

beratend und vermittelnd unterstützt hat,

umreißt das weitere Vorgehen so: Insgesamt 30

Vertreter der Sektion Literatur und des bwlv-

Zentrums bekommen jeweils zehn Arbeiten zur

Vorauswahl. „Sie sollen mit Schulnoten ihre

eigenen Hitlisten erstellen“, so Bartels. Man sei

sich durchaus im Klaren, dass jeder hierbei eine

eigene Gewichtung einbringe. „Die Mitglieder

der Vor-Jurierung dürfen aber keine

Eigeninteressen vertreten“, betont Bartels.

Die am Ende nach den vergebenen Noten

insgesamt etwa 50 besten Werke werden

voraussichtlich im Spätherbst den Juroren

übergeben. Diese sind: die Gestalttherapeutin

Nancy Amendt-Lyon (Wien), der

Literaturwissenschaftler Jürgen Glocker

(Waldshut), der Schriftsteller Rafael Seligmann

(Berlin), Barbara Traub, Psychotherapeutin und

Präsidiumsmitglied des Zentralrats der Juden

(Stuttgart), sowie Dietrich Wagner,

Vorsitzender des Fördervereins des bwlv-

Zentrums Pforzheim/Neuenbürg und Mit-

Organisator des Preises. Die Jury werde im

Frühjahr 2021 ihr Urteil fällen. Im kommenden

Jahr soll auch die Festveranstaltung nachgeholt

werden. Die mit 5000 Euro dotierte

Auszeichnung kann in einen Haupt- und einen

Nebenpreis gesplittet werden.

Literaturpreis zu Ehren von PforzheimerPsychotherapeutin Lore Perls

Der Lore-Perls-Literaturpreis steht, wie

berichtet, unter dem Leitgedanken:

Internationales Erinnern wird Gestalt gegen das

Vergessen. Geehrt wird damit die am 15.

August 1905 in Pforzheim als Tochter einer

großbürgerlichen Schmuckfabrikantenfamilie

geborene, maßgebliche Begründerin der

Gestalttherapie. Die Jüdin und

Psychotherapeutin war eines der Opfer des

Nationalsozialismus, die Deutschland verlassen

musste.

Lore Perls gilt als maßgeblicheBegründerin der Gestalttherapie.

© Stadtarchiv/Gold

Ihr „unsichtbares Kulturgut ging und geht noch

heute um die Welt“, schreiben die Initiatoren.

Viele Neuerungen, nicht zuletzt im kreativen

Bereich, wurden durch Lore Perls angestoßen

und haben ihren Ursprung in Pforzheim, wo sie

jedoch lange unbekannt geblieben war und am

13. Juli 1990 verstarb.

Perls hat die Verbindung zwischen Literatur

und Kunst als Bereicherung im Wirken am

Menschen erachtet, so die Initiatoren schon in

der Ausschreibung. „Literatur vermag den

Einzelnen zu stützen, ihn zu befähigen, neue

Wege zu beschreiten und Krisen zu bewältigen.“

Der Preis lasse den Menschen in seinem

Gestaltungswillen sprechen.

Weitere Infos im Internet auf

www.loreperlspforzheim.de.

Michael Müller

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Schlagwörter

Literatur Pforzheim

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Die Seele eine Wildnis – das war das Themader Ausschreibung des Literaturpreises.Zahlreiche Autoren haben in die Tastengegriffen. © Foto: Zerbor /stock.adobe.com

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