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24 JOT Kombinierte Oberflächen 2012 DüNNE SCHICHTEN + LACK JOURNAL FüR OBERFLäCHENTECHNIK D as ChromOptics-Verfahren ist ein Kombinationsverfahren aus Lackiertechnik und PVD-Technologie. Der Lohnbeschichter Impreglon hat an seinem Standort in Lüneburg eine voll- automatische Beschichtungsstraße für das Verfahren von Ropal gebaut. Bei Impreglon wird es unter dem Namen SilverTouch vertrieben. Das Verfahren ermöglicht es, ohne Einsatz giftiger Schwermetalle hoch- glänzende Oberflächen auf Metallen und Kunststoffen zu applizieren. Es fin- det vor allem in den Branchen Anwen- dung, in denen ein Bedarf an hochwer- tigen dekorativen Beschichtungen be- steht. Das zu beschichtende Produkt wird in einer Power-Wash-Vorbehand- lungsanlage chemisch gereinigt und auch hier chromfrei passiviert, um Schmutzrückstände zu beseitigen und die Oberfläche zu aktivieren. Je nach Substrat werden dann voll- automatisch der passende Primer als Füller sowie ein Grundlack aufgetragen, um Unebenheiten im Substrat auszu- gleichen und das Produkt für die Be- dampfung vorzubereiten. Dies kann entweder ein ein- oder zweischichtiger Nasslackauau sein, aber auch ein Pul- verlack. Pulverlacke kommen zum Ein- satz, wenn die Rohteilqualität eine di- rekte Nasslackierung nicht erlaubt. Aufbau für metallischen Hochglanz In einer 13 m³ großen Vakuumkammer wird dann das bereits grundlackierte Substrat beschichtet. Bei diesem Pro- zess, der in einem Hochvakuum statt- findet, wird Aluminium verdampſt und in der Gasphase auf die hochglanzla- ckierten Bauteile überführt. Diese Alu- miniumschicht hat eine nur sehr gerin- ge Schichtdicke von circa 100 nm. Der Schritt sorgt für den metallischen Hoch- glanz in der Beschichtung. Um die metalliserte Schicht gegen Korrosion zu schützen und die letzte Schutzlackschicht dauerhaſt an die Me- tallisierung anzubinden, wird die Alu- minium-Schicht anschließend einer nasschemischen Nachbehandlung un- terzogen, um später beide Funktionen zu gewährleisten. Abschließend werden die Teile schutzlackiert. In der Regel kommt hier ein UV-Dualcure-Decklack zum Ein- satz, der sowohl thermisch als auch per UV-Bestrahlung aushärtet. Dieser Deck- lack hat nicht nur eine vergleichsweise hohe Härte und somit Kratzbeständig- keit, sondern kann auch je nach Anfor- derung in nahezu allen Metallic-Farbtö- nen eingefärbt oder mattiert werden. Anwendungen für Möbelindustrie Im Bereich hochwertiger Möbel für Bü- ro, Flughafen und Privatbereich wird seit längerer Zeit nach einer Möglich- keit gesucht, eine hochspiegelnde Ober- fläche zu erzeugen, ohne hierbei auf Chrom zurückgreifen zu müssen. Dar- über hinaus sind zwar die reinen Be- schichtungskosten einer Chrom-Galva- nik vergleichsweise niedrig, nicht je- doch die Kosten für die Vorbereitungen des Rohteils. So müssen Stahl und Alu- minium nicht nur aufwendig geschlif- fen, sondern auch noch poliert werden. Gerade bei komplizierten Geometrien ist dies eine Herausforderung und führt häufig zu hohen Ausschussquoten ver- bunden mit hohen Kosten. Durch das SilverTouch-Verfahren können diese Kosten minimiert wer- Dekorative Schichten auf Kunststoff- und Metallteilen Mehr Vielfalt durch glänzende Chromoptik Die Beschichtung von Substraten in Chromoptik mittels PVD-Verfahren in Kombination mit verschiedenen Lacken gewinnt als Ersatz für das Galvanisieren immer mehr an Bedeutung. Das Verfahren ist in der Automotive-Industrie sowie der Sanitär- und Möbelindustrie erfolgreich getestet worden. DOI: 10.1365/s35144-012-0398-1

Mehr Vielfalt durch glänzende Chromoptik

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Page 1: Mehr Vielfalt durch glänzende Chromoptik

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dünne schichten + lack J o u r n a l F ü r o b e r F l ä c h e n t e c h n i k

das ChromOptics-Verfahren ist ein Kombinationsverfahren aus

Lackiertechnik und PVD-Technologie. Der Lohnbeschichter Impreglon hat an seinem Standort in Lüneburg eine voll-automatische Beschichtungsstraße für das Verfahren von Ropal gebaut. Bei Impreglon wird es unter dem Namen SilverTouch vertrieben.

Das Verfahren ermöglicht es, ohne Einsatz giftiger Schwermetalle hoch-glänzende Oberflächen auf Metallen und Kunststoffen zu applizieren. Es fin-det vor allem in den Branchen Anwen-dung, in denen ein Bedarf an hochwer-tigen dekorativen Beschichtungen be-steht. Das zu beschichtende Produkt wird in einer Power-Wash-Vorbehand-lungsanlage chemisch gereinigt und auch hier chromfrei passiviert, um Schmutzrückstände zu beseitigen und die Oberfläche zu aktivieren.

Je nach Substrat werden dann voll-automatisch der passende Primer als Füller sowie ein Grundlack aufgetragen, um Unebenheiten im Substrat auszu-gleichen und das Produkt für die Be-dampfung vorzubereiten. Dies kann entweder ein ein- oder zweischichtiger

Nasslackaufbau sein, aber auch ein Pul-verlack. Pulverlacke kommen zum Ein-satz, wenn die Rohteilqualität eine di-rekte Nasslackierung nicht erlaubt.

aufbau für metallischen hochglanzIn einer 13 m³ großen Vakuumkammer wird dann das bereits grundlackierte Substrat beschichtet. Bei diesem Pro-zess, der in einem Hochvakuum statt-findet, wird Aluminium verdampft und in der Gasphase auf die hochglanzla-ckierten Bauteile überführt. Diese Alu-miniumschicht hat eine nur sehr gerin-ge Schichtdicke von circa 100 nm. Der Schritt sorgt für den metallischen Hoch-glanz in der Beschichtung.

Um die metalliserte Schicht gegen Korrosion zu schützen und die letzte Schutzlackschicht dauerhaft an die Me-tallisierung anzubinden, wird die Alu-minium-Schicht anschließend einer nasschemischen Nachbehandlung un-terzogen, um später beide Funktionen zu gewährleisten.

Abschließend werden die Teile schutzlackiert. In der Regel kommt hier ein UV-Dualcure-Decklack zum Ein-

satz, der sowohl thermisch als auch per UV-Bestrahlung aushärtet. Dieser Deck-lack hat nicht nur eine vergleichsweise hohe Härte und somit Kratzbeständig-keit, sondern kann auch je nach Anfor-derung in nahezu allen Metallic-Farbtö-nen eingefärbt oder mattiert werden.

anwendungen für MöbelindustrieIm Bereich hochwertiger Möbel für Bü-ro, Flughafen und Privatbereich wird seit längerer Zeit nach einer Möglich-keit gesucht, eine hochspiegelnde Ober-fläche zu erzeugen, ohne hierbei auf Chrom zurückgreifen zu müssen. Dar-über hinaus sind zwar die reinen Be-schichtungskosten einer Chrom-Galva-nik vergleichsweise niedrig, nicht je-doch die Kosten für die Vorbereitungen des Rohteils. So müssen Stahl und Alu-minium nicht nur aufwendig geschlif-fen, sondern auch noch poliert werden. Gerade bei komplizierten Geometrien ist dies eine Herausforderung und führt häufig zu hohen Ausschussquoten ver-bunden mit hohen Kosten.

Durch das SilverTouch-Verfahren können diese Kosten minimiert wer-

dekorative schichten auf kunststoff- und Metallteilen

Mehr Vielfalt durch glänzende chromoptikDie Beschichtung von Substraten in Chromoptik mittels PVD-Verfahren in Kombination mit verschiedenen Lacken gewinnt als Ersatz für das Galvanisieren immer mehr an Bedeutung. Das Verfahren ist in der Automotive-Industrie sowie der Sanitär- und Möbelindustrie erfolgreich getestet worden.

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den, weil die Anforderungen an das Bauteil im Rohzustand geringer sind. Durch die Möglichkeit, neben Nasslack auch eine Pulverbeschichtung als Füller und Primer aufzutragen, können so auch Materialien veredelt werden, die weniger aufwendig aufbereitet sind. Es muss zwar immer noch geschliffen wer-den, jedoch entfällt die kosten- und zei-tintensive Politur der Oberfläche.

Darüber hinaus sind der farblichen Vielfalt keine Grenzen gesetzt, gerade die steigende Nachfrage nach braun- und schwarzchrom kann ohne größere Aufwendungen durch Beimischung von Farbstoffen in den Decklack erreicht werden.

einsatz im laden- und MessebauIm Bereich des Ladenbaus, also in der Herstellung von Verkaufsdisplays, Auf-stellern oder Messeständen, kommen häufig Kunststoffe zum Einsatz. Die Ver-arbeitung von Metallen ist aufgrund der zum Teil kurzen Verweildauern und der fehlenden Flexibilität nicht immer wirt-schaftlich. Die galvanische Beschichtung von Kunststoffen erfordert eine polierte Oberfläche des Substrates sowie eine spezielle Auswahl des Grundmaterials. Beides ist wiederum mit vergleichswei-se hohen Kosten verbunden.

Mit dem SilverTouch-Verfahren kann eine Vielzahl von Kunststoffen be-schichtet werden, zum Beispiel ABS, PA, PP, oder PC. Das Verfahren stellt auch hier weniger hohe Anforderungen an die Oberfläche eines Produktes. Gleichzeitig wird eine gewisse Personalisierung der Beschichtung nachgefragt, das heißt das jeweilige Finish soll sich vom Finish der Wettbewerber abheben. Mit den klassi-schen Beschichtungsverfahren ist eine farbliche Abgrenzung innerhalb eines Farbtones, wie zum Beispiel unterschied-liche Goldtöne, nur schwerlich möglich.

Hier bietet das SilverTouch-Verfah-ren einen größeren Spielraum an nahezu beliebig einstellbaren Metallic-Effekten.

ersatz für galvanisierte oberflächenIm Sanitärbereich – und hier speziell im Bereich des barrierefreien Bades – konnte sich ChromOptics bereits etab-lieren. Im Fokus stehen hierbei weniger

die Armaturen, also Wasserhähne, Duschköpfe oder Schläuche, sondern vielmehr Produkte des Care-Bereichs, wie beispielsweise Stützklappgriffe.

Da diese Baukörper meist aus PA6-Werkstoffen bestehen, die in dieser Form nicht galvanisiert werden können, bietet das Verfahren hier die Möglich-keit neue Anwenderkreise zu erreichen. Dabei spielt die warme Haptik von ChromOptics eine wichtige Rolle. Rheumapatienten klagten in der Ver-gangenheit über die kalte Haptik von galvanisch beschichteten Stützklapp-griffen – dieses Problem wird durch den Einsatz von SilverTouch vermieden.

Darüber hinaus ist auch hier die Vielfältigkeit und Flexibilität des Ver-fahrens ein Vorteil. Das zu beschichten-de Substrat ist ein Polyamid-Kunststoff, der sich in der Regel nur sehr schwer behandeln lässt. Hierfür wurde ein Auf-bau entwickelt, der es ermöglicht, auch PA 6 chromoptisch zu beschichten.

Das ChromOptics/SilverTouch-Verfahren bietet eine Reihe von Vortei-len gegenüber der klassischen galvani-schen Verchromung. Dazu gehören ei-nerseits die farbliche Vielfalt und die Möglichkeit, auch komplexe Bauteile beschichten zu können. Andererseits erfolgt die Beschichtung ohne den Ein-satz von giftigen oder umweltschädli-chen Stoffen. Neben Metallen sind auch alle gängigen Kunststoffe beschichtbar (PA 6, PP, ABS, PS). Das Verfahren kommt mit weniger mechanischer Vor-bereitung aus und senkt somit die Ge-samtprozesskosten. Der Einsatz einer vollautomatischen Anlage sichert die gleichbleibende Qualität.

Lorenz SzmrecsanyiImpreglon Oberflächentechnik GmbH, Lüneburg, Tel. 04131 882203, [email protected], www.impreglon.de

Matthias DornseifRopal Europe AG, Allendorf (Eder)Tel. 06452 93960313www.ropal.eu

Lemmenwalter

Walter Lemmen GmbH +49 (0) 93 42 - 7851

[email protected] www.walterlemmen.de

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