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AGENDA
Eulen nach Athen tragen? Wozu HIER ein Vortrag über
Mehrsprachigkeit?
Mehrsprachigkeit : Fakt und Fiktion, Störfall oder Glücksfall
Spracherwerb: Systematik und Dynamik
Mehrsprachigkeit = Mehrstimmigkeit
Best Practice, Spielräume, Wünsche
Mein Hintergrund
Grundlagenforschung: L1, 2L1, L2, L3
Sprachkontakt bei Emigranten in den USA
Sprachstandsdiagnostik bei Kindern
Testung professioneller Kompetenzen
Praxisprojekte, Evaluationsforschung
Fort-/Weiterbildung
Eulen nach Athen? Europ. Schulen: potentiell „starke“ bilinguale
Programme
Mehrsprachigkeit nicht nur Übergangslösung
Heterogenität auch als Bereicherung erkannt
Mitgedacht: Bi-/Multi-Literacy
Positive Einstellung gegenüber Mehrsprachigkeit (unabhängig vom Prestige der L1)
…gegenüber Kompetenzen, die Kinder schon mit in
die Kita/Schule bringen
Idealerweise Schulterschluss im Kollegium (weniger
Einzelkämpfermentalität)
mit den Eltern (Auseinandersetzung mit Ansprüchen und Sorgen)
4
Planen, Sprechen, Interpretieren sind unsere ständigen Begleiter
gehören zu unseren komplexesten
Leistungen
sind einerseits ein Geschenk unserer
Gene
brauchen andererseits sehr spezifische
Erfahrung/Anregung
hängen eng mit unserem Selbstwertgefühl
zusammen
machen Spaß!
Mehrsprachigkeit
ist weltweit Normalfall, kein Störfall
Mehrsprachigkeit bedeutet nicht:
perfekt gedoppelten Wortschatz
völlig ausgewogene Sprachkompetenz
dass man beide/alle Sprachen gleich gerne
oder akzentfrei spricht
dass man seine Sprachen brav getrennt
verwendet
oder gegenüber Interferenz „immun“ ist
Mehrsprachigkeit bedeutet vielmehr
Zugang zu mehr als einem „symbolischen Markt“, Mehrwert an Repertoires, Wahlmöglichkeiten
Arbeitsteiligkeit (je nach Kontext, Thema, Zuhörer...)
Oftmals „Dominanz“ einer Sprache oder Präferenz
Sowohl „slow-down“-Effekte als auch Überlegenheit (metasprachliche Fähigkeiten, Bialystok 2009)
Konkurrenz und positive Herausforderung für’s Gehirn! (Bialystok et al. 2004, Genesee et al. 2004)
Mehrsprachigkeit von Anfang an:
der doppelte Erstspracherwerb (Müller et al 2007, Tracy & Gawlitzek 2000, Tracy 2008)
Kein Störfall! Normale Entwicklung (mindestens in dominanter Sprache, nicht unbedingt im Gleichschritt“)
Frühe Sprachentrennung, in Abhängigkeit vom Sprachpaar
Frühe partnergemäße Sprachwahl; Hypothesen bzgl. Sprachwahl der Umwelt
Gut dokumentiert: intensive Mischphasen
Kostprobe
2;3 Mama hat das fix it
2;4 Ich hab gemade you much better
2;4 Was für noise it makes?
2;6 Ich cover michself up
2;9 Kannst du move a bit?
3;0 Aber I want some more balloons
Grund zur Beunruhigung? Nein!
Asynchrone Entwicklung und Mixing Hannah 2;4-2;9
hier hab ich ein Stühle
ich binə ein Doktor
auf diese steig ich
papa doing
mama picking flowers
də standing there
Mixed
ich hab gemade you much better
mama hat das fix it
kannst du move a bit
sie haben gone away
Beispiele Deutsch-Italienisch
(aus Müller et al. 2007)
Ich hab gevisto la televisione
Kannst du mettere un pò di musica?
Weil ha aperto di fenestra
Noi abbiamo gewonnen
Selbstreparatur
Adam 5;4 (spielt einen Dinosaurier)
I found that but I … I see … see ... of
it’s ... if ... of... ob das schmeckt
Wissen hat seinen Preis!
Koaktivierung und Koproduktion
Frühe metasprachliche Kompetenz
Hannah 2;7 Ich hab ein Zug gebaut in
Kita.
Mutter: And did they say “clever
Hannah“?
Hannah: Nein, “brave Hannah“,
’cause it’s German.
Humor mehrsprachig (Ch. 6 years)
THANK YOU VERY MUCH !
THANK YOU VERY DRECK !
Engl. much GermanMatsch GermanDreck
FORM Bedeutung
Widersprüche, Doppelmoral
Europa: Dreisprachigkeit europäischer
BürgerInnen (Europäische Kommission 2008)
Geringschätzung der realen linguistischen
„Artenvielfalt“ in unseren Schulen
Linguistische Diversität als Wettbewerbsvorteil
auf internationalen Märkten
Infragestellung des Mehrwerts der Sprachen
von Zuwanderern
Internationalisierung unserer Unis, Toleranz
gegenüber ProfessorInnen, Studierenden aus
anderen Ländern
Bei Kindern werden unfaire Maßstäbe angelegt. „Er hat dreimal einen Satz mit ich angefangen.“
Nochmal im ganzen Satz!
Mehrsprachige Kinder werden an ungeeigneten
Normen gemessen, Kontaktzeit /Lerngelegenheit
werden nicht berücksichtigt.
Unrealistische Erwartungen/Forderungen an Eltern
Mehrsprachigkeit
= Mehrstimmigkeit
Toni, 82 J., Deutschamerikanerin, 63 Jahre nach Emigration
Dann hat sei Frau zu mir g’sagt, why are you
leaving us now? Da sog i, because I would
like to laugh once in a while, und dann hats’
g’sagt, well I’m here too an’ ich leb noch, hots’
g’moant. Na hab ich g’sagt, well, gee …
LK: Well, i bin vierundfünfzig rüberkomme. I war enttäuscht.
TG: War(n) mer alle.
EL: Ihr seid sechsundfünfzig rüber?
AS: Sechsundfuffzig.
TG: Und Sie, mir sechsunddreißig, im Februar, am sechzehnten Februar
hat das Schiff gelandet, und da war äh o║ beim Pier unten, ne? Bei
Pier forty-six or what it was, the German Lloyd, (Nord) German Lloyd,
da auf der Straße, der garbage, die die potato peels, alles war angefrorn.
Und äh you know under the äh the elevator║
AS: Kommend von München damals, des war der Dreck des, sowas hast
noch nie gesehn.
TG: Ja! Und denn, when we got on the subway, die subway hat uns aa net
g’falln, you know, from Manhattan to go ║ but then when we got out in
in the Bronx, it was nice, there were trees, and later on we lived up on
Bronx Park, across the street from the park. 19
Ständige Einsatzbereitschaft:
Konkurrenz, Kooperation, Konvergenz
(Wandel „in flagranti“)
1. Für heaven’s Willen !
2. I was hoffing äh hoffing äh hoping …
3. All of a sudden geht mir ein Licht auf.
4. Der fühlt nicht gut. / Wenn ich klein war.
Wie früh können Bilinguale so etwas? Hannah (2;9) beim Rollenspiel
I’m trying again, oh geht’s nicht, now try
again, oh geht auch nicht, I’ve to put his
arms down,... and Mama is going to drive.
Mami Mami can now drive, it’s not very
hard, warum ist das nicht da? Oh I’m
trying it all again, oh I can’t do it, uh uh I
can’t do it.
Früher Zweitspracherwerb
wie L2 Deutsch bei Erwachsenen ?
wie L1 Deutsch bei SSES ?
wie L1 Deutsch !!! … für regelgeleitete Kernbereiche
Rothweiler 2007, Thoma & Tracy 2006, Schulz & Tracy 2011
Mehrsprachigkeit = kein Risiko
Wo also liegen die Störfälle ?
Wissenslücken unserer Wissensgesellschaft
Erwerbsbedingungen
Spracherwerb funktioniert nicht telepathisch!