„Mein Kind bewegt sich nicht richtig“ - motorische ... · PDF file- nach Bobath und/oder Vojta (abhängig v. Schweregrad d. Störung und Kind bzw. Eltern) - früh, regelmäßig

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  • Mein Kind bewegt sich nicht richtig- motorische Aufflligkeiten und Therapien

    bei Frhgeborenen

    4. Rheinland-Pfalz-Symposium Kind im Mittelpunkt

    5.11.2011

  • Vortragsaufbau

    Teil I: motorische Aufflligkeiten

    1. Grundlagen Hirnreifung

    2. motorische Aufflligkeiten im Suglingsalter

    3. motorische Aufflligkeiten ab Kleinkindalter

    4. Definition Cerebralparese

    5. Differentialdiagnose

    6. Hufigkeit Cerebralparese

    7. Klinische Einteilung Cerebralparese

  • Vortragsaufbau

    Teil II: therapeutische Mglichkeiten

    1. Klin. Charakteristika der Cerebralparese im Verlauf

    2. Therapieziele

    3. Therapieangebot (berblick)

    4. Wichtige Therapiestandbeine

    5. Botolinumtoxin bei Cerebralparese

    6. Hftprophylaxe

    7. Fazit

  • Ungewiheit/Sorge:

    Wie wird sich mein Kind entwickelnWas kann ich tunund wann

  • 1/3 des Gesamtwachstums des Gehirns im letzten Trimenon

    Volumen der weien Substanz steigt zwischen 35. und 41. SSW um das 5-fache

    Gehirnentwicklung

    28 SSW 34 SSW 40 SSW

  • unreifes Gehirn = verletzlich

    Zustzliche Stressfaktoren-Beatmung-unreifer Darm-Herz-Kreislaufpobleme-Medikamente-ggf.Operationen

    Intracerebrale Blutungen / O2-Mangel

    mglicher Cerebralschaden

    Hoffnung Plastizitt

  • Motorische Aufflligkeiten im Suglingsalter(oft dezent, fluktuierend)

    - Hyperexzitabilitt

    - Seitendifferenzen

    - Muskeltonusschwankungen

    - Haltungsasymmetrien

    - Schluck- und Trinkprobleme

    von vielen Faktoren abhngig,lassen noch kein Diagnosestellung zu!

  • Motorische Aufflligkeiten ab dem 2. Lebensjahr:

    milde: - Feinmotorikstrungen-grobmotorische Ungeschicklichkeit - Koordinationsstrungen

    - fallen oft erst spter auf

    - schwer erfassbar

    - hufiger als bisher angenommen

    - auch bei spten Frhgeborenen (32.-36.SSW) gehuft

  • deutlich: - motorische Entwicklungsverzgerung- permanent werdende Haltungs/Tonusstrungen

    - Reflexsteigerungen

    - eingeschrnkte Bewegungsablufe

    V.a. Entwicklung einer Cerebralparese

    Motorische Aufflligkeiten ab dem 2. Lebensjahr:

  • Definition Cerebralparese

    - Strung der motorischen Bewegungsablufe/Funktion/Haltungdurch Spastik, Dyskinesie oder Ataxie

    - durch Strung des unreifen Gehirnsvor der 4. Lebenswoche

    - nicht fortschreitend, aber vernderlich

    - hufig zustzliche Strungen (geistige Entwicklungsverzgerung, Sehstrung, Epilepsie)

  • Differentialdiagnose Cerebralparese

    - Muskeltonuserhhungen beiStoffwechselerkrankungen/neurodegenerativen Erkrankungenfortschreitend! oft zustzliche charakteristische Befunde(ggf.entspr. Diagnostik)

    - habitueller Spitzfugangsituationsabhngig keine MuskeltonuserhhungFersengang grundstzlich mglich

  • Hufigkeit der Cerebralparesen

    2-3 auf 1.000 Lebendgeborene

    Reifgeborene 1 pro 1.000 Lebendgeborene

    32.-36. SSW 7-10 pro 1.000 Lebendgeborene

    28.-31. SSW 40-60 pro 1.000 Lebendgeborene

    - 23-27. SSW 140-150 pro 1.000 Lebendgeborene

    nach Himpens et al 2008 Dev Med Child Neurol

  • 90

    6 4

    SpastischeDyskinetischeAtaktische

    Klinische Einteilung der Cerebralparesen

  • einseitig

    (Hemiparese) beinbetont seitenbetont tribetontgekreuzt

    Verteilungsmuster der Cerebralparese

    beidseitig

    (Tetraparese)

  • MRT-Korrelat : 75% der Frhgeborenen mit CP periventrikulre Leukomalazie

  • Einteilung der Cerebralparesen nach Funktion: GMFCS

    GMFCS I:

    GMFCS II:

    GMFCS III:

    nach Palisano et al 1997

    GMFCS IV:

    GMFCS V:

  • Teil II: Therapeutische Mglichkeiten

  • Klinische Charakteristika der CP im Verlauf

    Gefahr der Entwicklung von Deformitten, Hftluxation

    sekundre Strung: strukt. Muskelverkrzungen (Kontrakturen), kncherne Fehlstellungen (z.B.Hfte)

    primre Strung: zentrale Tonusstrung (Spastik)Muskelschwche (Parese)

    tertire Strung: Anpassung des Krpers auf sekundre Strungen (Fehlhaltungen, Fehlbelastungen)

  • TherapiezieleVerbesserung der Lebensqualitt durch:

    Orthopdische Operationen einschrnkenbzw. OP-Zeitpunkt optimieren

    Verhinderung von Sekundr-und Tertirproblemen

    Verbesserung der Eigenmobilisierung

  • Interdisziplinre Betreuung + Therapie

    Frhgeborenes

    Baclofenpumpe

    Kinderarzt

    Physiotherapie

    Ergotherapieforced use

    Laufbandtraining

    HilfsmittelOrthopdiemechanik

    Frhgeborenen-Nachsorge

    Kinderorthopde

    Neurochirurgie

    medik. Therapiedorsale Rhizotomie

    MyotendotomienKncherne Operationen

    Intensivierte Therapie in Rehazentren

    Hippotherapie

    Logopdie (Mundmotorik)

    Botolinumtoxin

  • Frhe therapeutische Manahmen

    - Lagerung (Prinzip Mutterleib)

    - handling

    - Anbahnung physiologischer Bewegungsablufe

    - Frderung Mundmotorik (Saugen)

    -Kngeruhn (Kontakt)

    - Anregung Gleichgewichtsinn

  • die wichtigsten Therapiestandbeine

    Physiotherapie Ergotherapie Hilfsmittel

    Ziele: - Muskeltonusausgleich- sensomotorische Anregung- Erlernen physiologischer Bewegungsablufe- Verbesserung der Mobilitt- Vermeidung Kontrakturen/Fehlstellungen

  • - nach Bobath und/oder Vojta(abhngig v. Schweregrad d. Strung und Kind bzw. Eltern)

    - frh, regelmig(Erlernen motorischer Funktionen nur bis 6.LJ, danach Erhalt!)

    - gute Ergnzung: Laufbandtraining intensivierte Rehaeinheiten

    - Wichtig: fr Kinder ausgebildete Therapeuten!

    bei Therapiemdigkeit verndertes Konzept/Pausen

    Physiotherapie

  • Ergotherapie

    - durch sensorische Reize motorische Antworten triggern

    - Krperwahrnehmung

    - Umgang mit Lhmungen im Alltag

  • forced use

    durch Ruhigstellung der gesunden Hand die gelhmte Hand fordern

  • Hilfsmittel/Orthopdiemechaniksinnvoll: gemeinsame Sprechstunde mit

    PhysiotherapieKinderneurologieOrthopdiemechanik

    Entwicklung einer individuellen Versorgung

    - Lagerungshilfen

    - Gehhilfen

    - Rollsthle

    - Orthesen

  • sensomotorische Einlage

  • Knchelnahe dynamische Fuorthese

  • Supracondylre dynamische Fuorthese

  • Nachtschiene Standard

  • Nachtlagerungsquengelschiene OS-US lang mit Knie- und Tamarkflexgelenk

  • Wichtig: regelmige Kontrollen; Kinder wachsen!

  • Medikamente bei starker Spastik

    oral: Baclofen, Tiazinidin- wirken generalisiert- rumpfnah Senkung Rumpfhaltetonus- Gewhnung- system. Nebenwirkungen

    intrathekal: Baclofenpumpe- Vorteil: keine systemischen NW- Nachteil: invasiv, muss nachgefllt werden

    - in Einzelfllen sehr hilfreich

  • Botulinumtoxin

    Wirkprinzip:hemmt die Freisetzung des bertrgerstoffes (Ach)am bergang Nerv-Muskel (quergestreift)

    temporre lokale Schwchung des erhhten Muskeltonus

    Wirkung setzt 2-3 Tage nach Injektion ein, dauert ca. 3 Monate an

    ACh

    Botulinumtoxin

  • Botulinumtoxin: Einsatzmglichkeiten bei CP

    Untere Extremitt: Spitzfe ScherengangKniebeugespastikHftbeugespastik

    Obere Extremitt: HandgelenkbeugespastikEllenbogenbeugerspastikDaumenfehlstellungen

    Kontraindikationen: Kontrakturenknchern bedingte Fehlstellungen

  • - strenge Patientenauswahl (lokale Spastik)

    - am besten zwischen 2. und 6. Lebensjahr

    - nur sinnvoll in Kombination mit intensivierterPhysiotherapie und aktualisierter Hilfsmittelversorgung

    - vorherige Festlegung Therapieziel

    - genaue Dokumentation (Gelenkstatus, Ashworth-Skala, evtl. Video/Ganganalyse)

    - erste Kontrolle 4-6 Wochen nach Injektion

    Botolinumtoxin: Planung

  • Botulinumtoxin: Durchfhrung

    - spez. intramuskulre Injektionspunkte

    - ultraschallkontrolliert

    - Schmerzmedikation

    - je nach Lokalisation/Anzahl Injektionspunkte: Sedierung(Stichwort Multilevel)

    - ggf. anschlieende Gipsbehandlung fr 7-10Tage

    - Wiederholung frhestens nach 3 Monaten (Gefahr AK)

  • Botulinumtoxin: Injektionspunkte

    Spitzfu

  • Adduktoren

    Kniebeuger

  • Botulinumtoxin: Nebenwirkungen

    selten, temporr, dosisabhngig

    - grippehnlich- unspezifische Schmerzen- Harninkontinenz- Muskelschwche, Strze

    anfangs niedrig dosieren, genau injizieren;gehrt in die Hnde erfahrener Behandler!

  • Botulinumtoxin: Therapieziele

    - verbesserte Bewegungsablufe

    - Erreichen neuer Entwicklungsschritte

    - Pflegeerleichterung

    - bessere Anpassung von Hilfsmitteln

    - dauerhaft: Vermeidung von Kontrakturen/Fehlstellungen

    - Hftluxation vorbeugen!

  • Hftprophylaxe: Reimers Migrationsindex

    MI= A/B= Ma fr berdachung d. Hftkopfes

  • Zur Risikoeinschtzung der Hftluxation

    MI > 40% Hochrisikokonstellationmeist Op-IndikationHftkontrolle in Abspr. mit Orthopden

    MI 25-40% RisikokonstellationIntensivierung konserv. ManahmenOP-Indikation prfen Hftkontrolle ggf. halbjhrlich

    MI < 25% konservative Manahmenggf. jhrlich Hftrntgen

    Ab GMFCS >II automatisch gelb

    Hftampel

  • Fazit: Betreuung mot. erkrankter Frhgeborener

    - Ziel: Optimierung der Funktionalitt, Vermeidung Folgeschden

    - Interdisziplinre Betreuung

    - auf Kinder/CP spezialisierte Therapeuten (Zentrum)

    - frh an verschiedene Therapiemglichkeiten denken, aufeinander abstimmen

    - Individuelles Therapiekonzept, Koordinator

    - so viel wie mglich, so wenig wie ntig (kein Therapiestr