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Sport & Aktiv: Der Bergprofessor Seite 22 Natur & Gesundheit: Bergdoktor trifft Alpenarzt Seite 54 Familienerlebnis: Suche nach dem Bärenschatz Seite 64 Kultur & Kulinarik: 72 Stunden in Innsbruck Seite 80 Ausgabe 01 · 2014 So nah, so fern. MEIN TIROL Das Magazin zum Bergsommer Tirol

MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

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Lesen Sie im Magazin zum Bergsommer Tirol spannende Geschichten über das Herz der Alpen und erfahren Sie wertvolle Tipps für Ihren Sommerurlaub in Tirol. Hier kostenlos bestellen: www.tirol.at/broschueren

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Page 1: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Sport & Aktiv: Der Bergprofessor Seite 22 Natur & Gesundheit: Bergdoktor trifft Alpenarzt Seite 54

Familienerlebnis: Suche nach dem Bärenschatz Seite 64

Kultur & Kulinarik: 72 Stunden in Innsbruck Seite 80

Ausgabe 01 · 2014

So nah, so fern.

mein tirolDas Magazin zum Bergsommer Tirol

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Mein Tirol 3

editorial

Bergsommer in tirol.Mehr als 3.000 Meter liegen zwischen

dem tiefsten Punkt Tirols in Ebbs (473

Meter) und dem höchsten Punkt, dem

Großglockner (3.798 Meter). Ein Viertel

des Landes steht unter Naturschutz, über

ein Drittel der Oberfläche ist grüne Lunge:

Tirols Wald atmet. Der Bergsommer lässt

auch Sie aufatmen. Und durchatmen. Eine

sportliche Bergtour oder ein gemütlicher

Radausflug. Eine lustige Familienwander-

ung oder spektakulärer Kulturgenuss. Das

Motto lautet: aktive Erholung, Luft holen

und Kraft tanken. Das Maximum an Ge-

nuss und Gastfreundschaft, Entspannung

und Entschleunigung zu spüren und den

eigenen Erinnerungsschatz mit wertvollen

Erlebnissen anzureichern. Ich wünsche Ih-

nen, dass Sie Ihre ganz persönliche Schatz-

kiste im Tiroler Bergsommer mit funkeln-

den Erinnerungen und unvergesslichen

Erlebnissen füllen mögen!

Herzlichst,

Ihr Josef Margreiter

Josef Margreiter

Landestourismusdirektor von Tirol

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4 Mein Tirol

3  Editorial

6  Im Bild

Der Bergsommer Tirol in Bildern.

15 In Kürze

Tirol in Zahlen und

zwei Tiroler Mundart-Begriffe.

16  Nachgefragt

Elisabeth Gürtler, Enrique Gasa Valga

und Franz Hackl erzählen,

was ihnen Kraft gibt.

42

Tirol fühlen

Kurz & gut. Bewegungstherapeutin

Dörte Kuhn im Interview.

44 

Wandern Wo die wilden Kerle fahren

Die legendäre Streif als Wandertour.

46 

Bergpanorama Gute Aussichten

Fünf außergewöhnliche Aussichtspunkte, die

mit der Bergbahn erreichbar sind.

48 

E-Biken Bergradeln mit der Extraportion Energie

Genussradeln in den Kitzbüheler Alpen.

52 

Naturparks Freiwilligen-Arbeit im Urlaub

Wie man das Angenehme mit dem Sinnvollen

verbindet.

54 

Gesundheit Bergdoktor trifft Alpenarzt

Schauspieler Hans Sigl und Sportmediziner

Wolfgang Schobersberger im Interview.

58 

Tipps & Infos

Auf einen Blick: Weiterführende Infos zu

Wandern, Radwandern, Natur, Golf und

Angeboten.

Sport & Aktiv natur & Gesundheit

20 

Tirol erobern

Kurz & gut. Canyoning-Führer Michael

Amprosi im Interview.

22 

Bergsteigen Der Bergprofessor

Unterwegs mit dem legendären Alpinisten

Peter Habeler.

26 

Mountainbiken Die Freude am Trailbiken

Trails: schöne Herausforderung für Biker.

28 

Biketechnik Sicher am Bike

Sicherheitstipps von Kurt Exenberger.

29

Mountainbiken Tirol in einem Stück

Mit dem Bike einmal quer durch Tirol.

30 

Berglauf „An die Grenzen“

Mehrfach-Weltmeister Jonathan Wyatt über die

Faszination des Berglaufens.

32 

Mythos Berg Wenn Berge Geschichten erzählen

Sagen rund um Tirols Bergwelt.

34

Gipfeltreffen „Hut ab“

Kletterer trifft Kombinierer: Jakob Schubert

und Christoph Bieler im Klettergarten.

38 

Tipps & Infos

Auf einen Blick: Weiterführende Infos zu

Mountainbiken, Bergsteigen, Klettern, Wild-

wassersport, Events und Angeboten.

S. 34, Kletterer trifft Kombinierer S. 54, Bergdoktor trifft Alpenarzt

Titelfoto: Rettenschöss bei Kufstein,

im Hintergrund der Zahme Kaiser

Fotograf: Josef Mallaun

S. 22, Der Bergprofessor

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Mein Tirol 5

inhalt

62 

Tirol entdecken

Kurz & gut. Anna Schöpf vom Vitalhof

Tischlars im Interview.

64 

Geocaching Suche nach dem Bärenschatz

In Serfaus begeben sich Kinder mit

dem Handy auf Schatzsuche.

68 

Natur Forschergeist

In Tirol gibt es für Kinder

einiges zu entdecken.

70 

Klettern „Das Klettern ist Kindern angeboren“

Mike Gabl, Kletterexperte und Lehrer,

über das Klettern mit Kindern.

72 

Familien-Action Im Abenteuerland

So könnte ein abenteuerlicher Tag

in den Bergen aussehen.

74 

Tipps & Infos

Auf einen Blick: Weiterführende Infos

zu Unterkünften, Freizeitgestaltung

und Angeboten.

78 

Tirol geniessen

Kurz & gut. Kultursommer Tirol.

Schriftstellerin Anna Weidenholzer im Interview.

80 

Innsbruck 72 Stunden mit ...

... Johannes Reitmeier, Intendant

des Tiroler Landestheaters.

84 

Almleben Hoch droben im Karwendel

Norbert Stadler, der dienstälteste Senner im

Karwendel, im Portrait.

86 

Tiroler Schnapskultur

Die Kunst des Destillierens

Schnaps ist Schnaps? Von wegen!

88 

Tiroler Kulinarik Knödelunterricht

Andreas Mair verrät sein Rezept für gebackene

Graukäsknödel.

90 

Haubenküche „Man schmeckt das Gebirge“

Der Osttiroler Haubenkoch Gerald Rieger

im Interview.

92 

Architektur Stolz auf Holz

Wie der Baustoff Holz die moderne Architektur

erobert.

96 

Tipps & Infos

Auf einen Blick: Weiterführende Infos zu Essen

und Trinken, Brauchtum, Kultur und Film

sowie Angeboten.

Familienerlebnis Kultur & Kulinarik

MEIN TIROL können Sie auch am iPad

lesen, sehen und hören: mit weiteren

Geschichten und Bildern sowie tollen Vi-

deos, Audios und praktischen Zusatzfunk-

tionen – holen Sie sich Tirol auf Ihr Tablet.

www.bergsommer.tirol.at

98 Impressum

99 Anreise & Kontakt

100 Meine Herzstücke

102 Schlusspunkt

Journalistin und Autorin Karin Steinbach

Tarnutzer über ihre Kindheitserinnerungen

an Tirol.

S. 64, Suche nach dem Bärenschatz S. 80, 72 Stunden in Innsbruck

Page 6: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Spätestens wenn sich die ersten Sonnenstrahlen zaghaft auf den umliegenden

Berggipfeln blicken lassen, ist klar, dass sich die Mühe gelohnt hat. Keine Frage,

so eine Tour auf die zwischen Stubai- und Wipptal gelegene Serles kann ganz

schön anstrengend sein. Und dass es dabei dunkle Nacht ist, macht die Sache

zwar aufregend, aber eben auch nicht leichter. Wer den 2.717 Meter hohen Berg

dann aber erobert hat, genießt ein außergewöhnliches und inspirierendes

Naturschauspiel: einen Sonnenaufgang in den Tiroler Bergen.

Die Sonne geht auf

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im Bild

Mein Tirol 7

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8 Mein Tirol

Page 9: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

im Bild

Badespaß am Berg

Auch die Natur baut Bäder. Dieser Wassertümpel befindet sich nahe der

Schäferhütte im Pfluntal, einem kleinen Seitental des Verwalltals bei St. Anton

am Arlberg. Wenn sich den Frühling über genug Wasser in dem kleinen Becken

gesammelt hat, kommen so auch Claudia und Marcel, die Kinder des Schafhirten,

auf über 2.200 Metern Höhe zu ihrem sommerlichen Badespaß.

Page 10: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Zurück ins Tal

Rund vier Monate waren die Tiere auf der Alm. Jetzt im Herbst geht es wieder

zurück in den heimischen Stall. Weil das für Mensch und Tier ein großes Ereignis

ist, wird der Almabtrieb in Tirol seit jeher festlich begangen. Vor dem Einzug ins

Dorf, wo viele Schaulustige warten, schmücken die Hirten ihre Kühe mit Blumen,

prächtigen Schellriemen, Glocken und Bändern.

Page 11: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

im Bild

Mein Tirol 11

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12 Mein Tirol

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im Bild

Die Stadt im Blick

Auf der Nordkette über Innsbruck hat man die Stadt immer im Blick. Zumindest

wenn man nicht gerade wie Filip Polc den äußerst herausfordernden Singletrail

hinunter rast. Der slowakische Downhill-Profi belegte beim Nordketten

Downhill.Pro 2013 den dritten Platz – mit einer Zeit, die fast schon der

Gondelbahn der Innsbrucker Nordkettenbahn Konkurrenz macht:

10 Minuten und 8,91 Sekunden für gut 1.000 Höhenmeter.

Page 14: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

14 Mein Tirol

in Kürze

ums Oaschleck’n

[ums Oaschläckhn]

Ja, diese Wendung hat etwas mit

dem Götz-Zitat zu tun. Über Details

breiten die Tiroler aber nobel den

Mantel des Schweigens. Dabei ist

die Bedeutung vollkommen harm-

los. Ums Oaschleck’n bedeutet nichts

anderes als um Haaresbreite. Wer die

Gondel ums Oaschleck’n erreicht, hat

es also gerade noch geschafft.

Hatscher, der

[Hadscha, däa]

Erhält man auf die Frage, wie weit es

zu einer bestimmten Hütte sei, die

Auskunft, da erwarte einen ein ziem-

licher Hatscher, dann ist Vorsicht

geboten. Der Hatscher kommt vom

Verb hatschn, was soviel wie gehen

bedeutet. Wenn ein Tiroler davon

spricht, kann man sich auf einen lan-

gen Fußmarsch einstellen.

tirol in Zahlen

573

110.000

1796

132

300

Dreitausender gibt es in Tirol. Den mittel-

alterlichen Namen „Land im Gebirg“ trägt

Tirol also zurecht. Die drei höchsten sind

der Großglockner (3.798 Meter), die Wild-

spitze (3.772 Meter) und die Watzespitze

(3.533 Meter).

Rinder, 70.000 Schafe, 5.500 Zie-

gen und 2.000 Pferde verbringen

die Sommermonate auf den 2.100

Almen Tirols. Im Sommer zieht es also

nicht nur die Tiroler und ihre Gäste auf die

Berge.

gelobten die Tiroler beim sogenannten

Herz-Jesu-Schwur die Einheit im Kampf

gegen Franzosen und Bayern. Heute noch

erinnern Bergfeuer, die Jahr für Jahr um

die Sonnenwende am 21. Juni entzündet

werden, an das Gelöbnis.

Heilige werden in der Wallfahrtsstätte

St. Georgenberg nahe Schwaz verehrt

– genauer gesagt: ihre Reliquien. St.

Georgenberg ist Tirols ältester Wall-

fahrtsort mit einer über 1.000-jähri-

gen Geschichte.

Blasmusikkapellen mit rund 15.000 Musik-

ern gibt es in Tirol. Für jede Gemeinde

eine? Weit gefehlt, Orte gibt es nämlich nur

279.

mundArt

Der Tiroler Dialekt ist so

vielfältig wie das Land selbst –

hier zwei Begriffe, die man

kennen sollte.

Page 15: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014
Page 16: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mit drei inspirierenden Routen haben Tirol und BMW

in einer einzigartigen Kooperation ihre Kompetenzen vereint und

ein Bergerlebnis der Extraklasse geschaffen.

SummerDrive tirolauf dem weg im herz der alpen

Höhenwege

„Zwei starke Marken machen sich auf den Weg.“

Mit inspirierenden Routen durch das Herz der Alpen entwickelten

die Tirol Werbung und der Automobilhersteller BMW im Jahr 2013

ein ganz besonderes Routenerlebnis. Diese einzigartige Kooperation

lässt Sie die Höhepunkte entlang der schönsten Routen und Land-

schaften Tirols erleben. Entdecken Sie die Vielfallt des Tiroler

Bergsommers, sammeln Sie unvergessliche Momente in einer

faszinierenden Berglandschaft und nutzen Sie als BMW Fahrer

alle Vorteile von BMW ConnectedDrive – für ein Bergerlebnis

der Extraklasse.

„Erleben Sie die Erhabenheit der Bergwelt im Zillertal.“

Diese Route im wunderschönen Zillertal führt Sie in die beein-

druckende Bergwelt und lässt Sie die Verbundenheit Tirols mit

dem vielseitigen Rohstoff Holz spüren. In der HolzErlebnisWelt in

Fügen am Talboden des Zillertals erfahren Sie im Biomasseschau-

kraftwerk alles über das Energiepotential von Holz, bevor es durch

herrliche Bergwälder zu traumhaft schönen Aussichtspunkten geht.

Auf einer E-Mountainbike-Tour verlassen Sie dann die asphaltierten

Straßen und entdecken neue Perspektiven sowie einzigartige kuli-

narische Momente.

Friedenglocke in Mösern bei Telfs FeuerWerk - HolzErlebnisWelt in Fügen

Page 17: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

„Der Weg ist das Ziel.“

Tirol und BMW nutzen die zahlreichen sportlichen Möglichkeiten

sowie die vielfältigen Naturerlebnisse, um ganz besondere Routen

zu gestalten. Neben den Höhenwegen im Zillertal möchten wir Sie

auch auf die Spuren des Wassers im Ötztal führen und Ihnen die

Geschichte der Olympiaregion Seefeld näher bringen. Mit Summer-

Drive Tirol möchten wir Sie inspirieren, damit Sie sich auf den Weg

machen, den Tiroler Bergsommer selbst zu erleben.

•SummerDrive Tirol überrascht Sie

jedes Jahr mit neuen Routen, somit können

Sie immer wieder neue Seiten an Tirol

entdecken und erleben.

•Besuchen Sie unsere Webseite

und lassen Sie sich inspirieren.

•Machen Sie sich auf den Weg zu Ihrem ganz

persönlichen Bergerlebnis in Tirol.

Piburger See in Ötz

... auf faszinierenden routen durch tirol

www.summerdrive-tirol.com

neue Wege erfahren!

Page 18: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

18 Mein Tirol

Das gibt mir Kraft...

In Tirol tanken Leib und Seele Energie.

Am Berg, bei einem guten Essen,

in der Begegnung mit Menschen –

jeder hat seine ganz eigene Kraftquelle.

Page 19: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 19

...die Seefelder Bergkulisse, die fernab

von aller Hektik zum Durchatmen einlädt

„Wenn ich in meinem Seefeld bin und hier

tief durchatme, dann komme ich rasch vom

Alltag mit all seiner Hektik weg. Ich gehe

dann etwas wandern oder entspanne beim

Nordic Walking. Danach genieße ich auf

der Terrasse die Ruhe und die Bergkulisse

bei einem Aperol Spritz und lasse mich mit

Massagen und Verschönerungsbehandlun-

gen verwöhnen. Nach drei Tagen bin ich

entspannt und habe meine Batterien aufge-

tankt!”

Die österreichische Unternehmerin ist Leiterin

der Spanischen Hofreitschule und des Hotel

Sacher in Wien, des Hotel Österreichischer Hof

in Salzburg und des Hotel Astoria in Seefeld.

Elisabeth Gürtler

... die positive Art und Weise, wie in

Tirol auf Tanz reagiert wird

„In Tirol erlebe ich nicht nur die sehr gute

Publikumsresonanz auf unsere Tanzver-

anstaltungen. Als Künstler habe ich die

Verantwortung, mich weiterzuentwickeln.

Hier sind die Menschen, die mir mit ehr-

lichem Feedback weiterhelfen und die kul-

turpolitischen Rahmenbedingungen, die

eine Entwicklung ermöglichen. Ein wei-

terer Vorteil: Professionelle internationale

Tänzer sind umso leichter zu engagieren,

je lieber sie am Spielort wohnen. Mit Tirol

im Hintergrund muss ich hier nur geringe

Überzeugungsarbeit leisten.“

Der in Barcelona geborene Tänzer ist Leiter der

Tanzkompanie des Tiroler Landestheaters.

Enrique Gasa Valga

... entspannte Stunden und das herrliche

Panorama am Pillberg

„Im seit mehr als 100 Jahren familiär

geführten Hotel Grafenast finde ich vieles

von dem, was Tirol für mich ausmacht in

komprimierter Form: Ein nicht zu mühsam

erkämpftes Naturerlebnis über die ein-

stündige Wanderung zum Hotel am Berg.

Entspannung auf der ruhigen Terrasse mit

einem wunderschönen Ausblick auf das

Inntal. Und schließlich die Möglichkeit,

mit kulinarischen Spezialitäten aus der

Region Bauch und Gemüt Gutes zu tun.“

Der gebürtige Tiroler ist Jazz-Trompeter und

Bandleader in New York und Gründer des

jährlich stattfindenden Outreach-Festivals in

Schwaz.

Franz Hackl

nachgefragt

Page 20: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Sport & Aktiv

Page 21: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 21

Tirol erobern Seite 20

Der Bergprofessor Seite 22

Die Freude am Trailbiken Seite 26

Sicher am Bike Seite 28

Tirol in einem Stück Seite 29

Faszination Berglauf Seite 30

Bergportraits Seite 32

„Hut ab“ Seite 34

Tipps & Infos Seite 38

Bergtour im Tannheimer Tal

Sport & Aktiv

Page 22: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

22 Mein Tirol

Einklang von Natur und Mensch

Die „Bergsteigerdörfer“ sind Pioniere in

ihren Regionen. Die sommerlichen Akti-

vitäten in den Tiroler Bergsteigerdörfern

Vent im Ötztal, dem Sellraintal, St. Jodok

mit dem Schmirn- und Valsertal, Ginzling

sowie dem Villgratental und Tiroler Gailtal

sind vielfältig: Das Angebot reicht von ein-

fachen Wanderungen über anspruchsvolle

Bergtouren bis hin zu alpinen Kletterrou-

ten. Dazu kommen verschiedene neu er-

richtete Klettersteige und attraktive Sport-

klettergebiete.

www.bergsteigerdoerfer.at

Kurz & gut

Legendäre Wanderung

Der Karwendelmarsch blickt auf eine jahr-

zehntelange Tradition zurück. Den Wande-

rern, Nordic Walkern und Läufern bietet

sich stets am letzten Samstag im August

über 35 bzw. 52 Kilometer ein besonderes

Sport- und Naturerlebnis. Der Startpunkt

ist in Scharnitz, von dort aus geht es durch

den Alpenpark Karwendel nach Pertisau

am Achensee. Neben der sportlichen

Herausforderung stehen der Schutz des

Naturpark-Gebiets sowie die Gesundheit

von Mensch und Natur im Vordergrund.

www.karwendelmarsch.info

Smart und nützlich

Wer gerne sportlich in den Tiroler Ber-

gen unterwegs ist, sollte sich zwei Apps

keinesfalls entgehen lassen: Kletterfans

freuen sich über die innovative, kostenlose

Climbers-Paradise-App mit vielen tollen

Features und wertvollen Tipps rund ums

Klettern in Tirol. Rasche Hilfe bei Unfällen

im alpinen Gelände ermöglicht die Notfall-

App der Bergrettung Tirol. Durch die fast

punktgenaue Ortung des Verunglückten

wird der Zeitraum zwischen Alarmierung

und Rettung deutlich verkürzt.

www.tirol.at/apps

Ausblicke wie diese tun sich bei einer

Berg- oder Klettertour im Bergsteigerdorf

Vent auf.

Page 23: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 23

führend, die Guides sind allesamt top aus-

gebildet und erfahren. Canyoninganbieter

aus anderen Ländern kommen regelmäßig

zu uns, um sich über die neuesten Sicher-

heitsstandards zu informieren.

Welche Tipps gibt es für Einsteiger?

Sicherheit steht an oberster Stelle: Canyo-

ning darf nur in Begleitung eines geprüften,

ortskundigen Führers betrieben werden.

Es ist eine ganz eigene Sportart, die Klet-

tern und Wildwasser vereint, darauf soll-

te man vorbereitet sein. Um sicher durch

die Schluchten zu kommen, braucht es

gewisse sportliche Grundfertigkeiten und

die passende Ausrüstung – dazu gehören

Neoprenbekleidung, Helm, Gurt und Ka-

rabiner. Das wird aber vom Anbieter zur

Verfügung gestellt. Vor dem Start führt

der Guide einen Test mit den Teilnehmern

durch, so kann man die passende Tour indi-

viduell an die Gruppe anpassen.

Was ist das Besondere am Canyoning

in Tirol? In Tirol kann man bei fast allen

Schluchten springen, rutschen und abseilen –

es gibt kaum Gebiete in Europa, die alle drei

Varianten auf einmal bieten. Und dann noch

in dieser Fülle. Wenn ich etwa an meine

Heimat Ötztal denke, fallen mir gleich et-

liche Canyoning-Möglichkeiten ein. Was

die Natur in Tirol in Tausenden Jahren ge-

schaffen hat, kann man eben nicht kopieren.

Wo sind die Tiroler Hotspots zu fin-

den? Wie erwähnt ist das Ötztal definitiv an

vorderster Front zu nennen – mit der Auer-

klamm als absolutes Highlight. Sie ist eine der

meistbegangenen Schluchten Mitteleuropas.

Hervorzuheben ist auch das Zillertal mit dem

Zemmgrund. Ansonsten gibt es von St. Anton

bis Kufstein fast überall Canyons zu finden.

Vielen Dank für das Gespräch.

Wie lässt sich Canyoning in wenigen

Worten beschreiben? Es ist ein Naturer-

lebnis der besonderen Art – ein sportliches

Abenteuer, das die Elemente Wasser und

Fels in einzigartiger Weise kombiniert.

Wie hat sich die Sportart in den letzten

Jahren entwickelt? Canyoning besteht in

seiner modernen Form seit rund zwei Jahr-

zehnten, davor gab es aber das sogenannte

„Schluchtenwandern“ schon länger. Seitdem

haben sich die Techniken in der Begehung

einer Schlucht wesentlich weiterentwickelt,

vor allem in puncto Erhöhung der Sicher-

heit wird sehr viel unternommen. Tirol ist

in der technischen Absicherung weltweit

Adrenalinkick in Wasser und Fels

Interview Daniel Naschberger

Michael Amprosi

Canyoning-Führer

Abseilen, klettern, springen, rutschen, schwim-

men und tauchen – beim Canyoning gibt es

viele Wege, eine Schlucht zu begehen. Der Ötz-

taler Canyoning-Führer Michael Amprosi er-

zählt von seinem Sport.

Sport & Aktiv ›

Page 24: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

24 Mein Tirol

Der Bergprofessor

Text Sylvia Ainetter

Peter Habeler schrieb Alpingeschichte, als er 1978 gemeinsam

mit Reinhold Messner ohne künstlichen Sauerstoff den Mount

Everest bestieg. Zum 70. Geburtstag wurde ihm der Peter-

Habeler-Höhenwanderweg in den Zillertaler Alpen gewidmet.

Page 25: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 25

Der 8. Mai 1978 ist ein historischer Tag

in der Geschichte des Bergsteigens.

Zwei Männer erklimmen den höchs-

ten Berg der Erde, den 8.848 Meter hohen

Mount Everest – und das erstmals ohne

künstlichen Sauerstoff. Der Zillertaler Pe-

ter Habeler und der Südtiroler Reinhold

Messner werden so weltberühmt – keine

andere Bergexpedition stieß jemals wieder

auf solch großes mediales Echo.

Heute ist Peter Habeler 71 Jahre alt. Ein Al-

ter, das man ihm nicht ansieht. Mit gleich-

mäßigen, starken Schritten steigt er noch

immer auf die Berge, stets ein Lächeln im

verblüffend jungen Gesicht und einen Witz

auf den Lippen. „Ich hab halt einen Berg-

tick“, sagt er und lacht. Er geht auf unserem

Weg zur Olperer Hütte in den Zillertaler

Alpen stets voraus, angepasst an das Tem-

po seiner Begleiter. Wie oft er diesen Weg

schon gegangen ist? „Sehr, sehr oft“, sagt er,

„aber ich gehöre nicht zu den Bergsteigern,

die Strichlisten führen.“ Die Zillertaler

Berge sind seine Heimat – und dort hat vor

vielen Jahren auch alles begonnen.

Geboren ist Habeler in Mayrhofen im Zil-

lertal. Im Alter von acht Jahren verliert

er seinen Vater – „Ersatz“ findet er in den

Bergführern. Schon in jungem Alter kennt

er die Berge vor seiner Haustür so gut wie

wenige andere, mit 16 klettert er bereits

schwierigste Fels- und Eistouren in den

Alpen. Später wird er der jüngste Chef der

Österreichischen Berg- und Skiführeraus-

bildung, die er viele Jahre leitet. Angst? Die

scheint er niemals zu haben. „Es gibt so vie-

le Menschen, die aus Angst nichts wagen.

So wollte ich nie sein“, sagt er selbst.

Ihm gelingen zahlreiche Erstbesteigungen

in den amerikanischen Rocky Mountains,

er ist der erste Europäer an den Big Walls

im Yosemite Nationalpark in Kalifornien

und klettert in kürzester Zeit die damals

schwierigste Klettertour der Welt am El

Capitan. In weniger als zehn Stunden

durchsteigt er die Eiger-Nordwand, 1975

erklimmt er dann gemeinsam mit Reinhold

Messner als erste Zweier-Seilschaft den

Hidden Peak (8.080 Meter).

Bergkameraden

Seinen Bergpartner Reinhold Messner

lernt Peter Habeler bei einer Klettertour

mit dem ein paar Jahre älteren Bergsteiger

Sepp Mayerl kennen. Messner ist 18, Ha-

beler 20. Schnell ist klar, dass die beiden

die perfekte Zweier-Seilschaft bilden. „Ich

spürte damals schon eine Art Wesensver-

wandtschaft zu ihm“, schreibt Habeler in

seinem Buch „Der einsame Sieg“, in dem

er die Mount-Everest-Expedition aufar-

beitet. Trotzdem bewahren sie Distanz: Sie

trainieren getrennt, sprechen kaum über

Privates und sehen sich selten, ohne auch

bergsteigen zu gehen. Am Berg aber sind sie

Verbündete, vertrauen sich zu 100 Prozent.

Spricht man heute mit Peter Habeler über

Reinhold Messner, spürt man immer noch

die tiefe Verbindung der beiden Männer.

„Ich besuche den Reinhold regelmäßig“, er-

zählt er, „wir verstehen uns sehr gut.“ Über

den Streit nach der Veröffentlichung seines

Buches sagt er nur: „Dieser Streit war pro-

voziert durch die Medien. Und das ist lange

her.“

Die Everest-Besteigung macht Habeler und

Messner zu Verbündeten, die Neuland be-

treten. Kaum einer hält es vorher für mög-

lich, dass eine solche Höhe ohne künstli-

chen Sauerstoff bewältigt werden kann.

„Als wir die Everest-Expedition planten,

wurde uns prophezeit, wir würden entwe-

der sterben oder schwere Hirnschäden da-

vontragen“, erzählt Peter Habeler, „das hat

uns aber nicht aufgehalten.“

Warum begibt man sich in eine solch große

Gefahr? „Uns wurde oft vorgeworfen, wir

seien lebensmüde. Das stimmt nicht. Wir

waren Abenteurer und zutiefst überzeugt

von unserem Können. Wir waren über-

zeugt davon, dass es machbar ist und dass

wir das schaffen können“, betont er

Sport & Aktiv ›

Das mediale Echo auf die

Bergexpedition war enorm.

„Man muss Dinge tun,

für die man brennt!“

Page 26: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

26 Mein Tirol

und fügt hinzu: „Ich habe immer gerne ge-

lebt und lebe auch jetzt noch gerne!“

Bei allem, was man tut, so Habeler, sei das

Wichtigste die Leidenschaft. „Man muss

Dinge tun, für die man brennt!“ Und die-

ses „Brennen“, diese Leidenschaft hat er bis

heute nicht verloren. Die Berge sind sein

Zuhause, er setzt seine Schritte mit Sorg-

falt, verliert nie die Schönheit der Natur

aus den Augen, vergisst nie die Gefahr, die

in den Bergen lauert. „Man muss wissen,

wann man umdrehen muss. Und ich bin oft

umgedreht“, sagt Habeler.

Nach der spektakulären Everest-Bestei-

gung macht Peter Habeler vorerst eine

Pause, die Wege von Habeler und Mess-

ner trennen sich. Während Messner sein

nächstes Ziel weiterverfolgt, nämlich alle

14 Achttausender zu besteigen, bleibt Ha-

beler zunächst bei seiner Frau und seinen

Söhnen im Zillertal. Doch das Gipfelfieber

packt ihn wieder, drei weitere Achttausen-

dergipfel erreicht er noch: 1985 den Nanga

Parbat, 1986 den Cho Oyu und 1988 den

Kangchendzönga.

Kampf gegen sich selbst

Für Extrembergsteiger etwa im Himala-

ya ist der Tod allgegenwärtig. Auch Peter

Habeler schaut ihm mehr als einmal ins

Auge. In „Der einsame Sieg“ beschreibt er

Grenzerfahrungen am Gipfel: „Mich hat-

te eine regelrechte Euphorie erfasst. Ich

fühlte mich locker, ganz leicht und glaubte,

nichts könne mir passieren. [...] Ich kann

mir gut vorstellen, wie Mick Burke seiner-

zeit glücklich lächelnd am Gipfel saß und

sich dachte: Wie schön ist es hier oben. Hier

möchte ich bleiben. Und dann ist sein Le-

ben erloschen wie die Flamme einer Kerze.“

Damals und auch heute noch, 35 Jahre nach

dem spektakulären Gipfelsieg, ist Habeler

sich des Lebens sehr bewusst. Als Sieg über

den Berg sehe er die Gipfelsiege nicht, son-

dern viel mehr als Sieg über sich selbst. Und

zitiert Viktor Frankl: „Wer ist jetzt stärker,

ich oder ich?“

Unter seinen Bergkameraden finden sich

große Namen wie Reinhold Messner, Mar-

cel Rüedi, Michl Dacher, Carlos Buhler und

Martin Zabaleta. „Viele sind inzwischen

schon gestorben“, sagt Habeler und wird

kurz still.

Immer noch aktiv

Der Everest-Besteigung folgen zahlreiche

Vorträge und Publikationen, im Jahr 1999

wird Peter Habeler von der Republik Ös-

terreich der Berufstitel „Professor“ verlie-

hen. Der „Bergprofessor“ ist mit über 70

Jahren noch immer aktiv, führt erfolgreich

eine Alpinschule im Zillertal, hält Vorträge.

Körperliche Beschwerden hat er nicht.

„Gestern, nach einer zehnstündigen Klet-

tertour, hatte ich schon Rückenschmerzen.

Aber sonst tut mir nie was weh. Da habe ich

echt Glück“, erzählt Habeler. Auf Achttau-

sender steigt er heute nicht mehr, doch auf

6.000 Meter geht er schon noch.

Er ist viel unterwegs, fliegt regelmäßig nach

Nepal, in den Nahen Osten, in die USA. Das

Zillertal hat ihn aber nie losgelassen. Er ist

seinen heimatlichen Bergen treu geblieben.

Auf der Olperer Hütte, wo wir schlussend-

lich Rast machen, erzählt er bei Wein und

Kaiserschmarrn, wie ihm zum 70. Geburts-

tag der Peter-Habeler-Höhenweg gewidmet

wurde. Nur ein Stück oberhalb der Hütte

verläuft der Höhenwanderweg, der nun

seinen Namen trägt. Genau dort, wo Peter

Habeler als Kind seine ersten Bergsteiger-

Erfahrungen gesammelt hat. –

Gipfelsiege sind Siege

über sich selbst.

Peter-Habeler-Höhenwanderweg

Die Peter-Habeler-Runde ist eine Gipfel-

umrundung der westlichen Zillertaler

Alpen. Ausgangsorte sind die Bergstei-

gerdörfer Ginzling im Zillertal oder

St. Jodok mit dem Schmirn- und Valser-

tal im Wipptal. Man kann aber auch

direkt vom Brenner, vom Pfitschtal, vom

Schlegeisspeicher oder von Hintertux

aus losgehen. Die Gesamtstrecke beträgt

rund 56 Kilometer und umfasst etwa

5.000 Höhenmeter im Auf- und Abstieg.

Schutzhütten auf der Strecke:

•Gasthaus Touristenrast (1.345 Meter)

•Geraer Hütte (2.324 Meter)

•Tuxerjochhaus (2.316 Meter)

•Friesenberghaus (2.477 Meter)

•Olpererhütte (2.389 Meter)

•Pfitscherjochhaus (2.275 Meter)

•Landshuter Europa-Hütte (2.693 Meter)

Maximale Höhe: 2.911 Meter

Minimale Höhe: 1.345 Meter

Page 27: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 27

Adlerweg

Tirols bekanntester Weitwanderweg

führt auf 126 Tagesetappen verteilt auf

1.480 Kilometern und 87.000 Höhen-

metern durch das ganze Land. Vor allem

die alpinen Varianten zur Hauptroute

im Westen Tirols bieten Bergfexen mit

hochalpiner Erfahrung besondere

Gipfelerlebnisse.

www.tirol.at/adlerweg

Stubaier Höhenweg

Der Stubaier Höhenweg ist definitiv et-

was für Ambitionierte: 120 Kilometer

und über 8.000 Höhenmeter sind zu

bewältigen. Start- und Endpunkt bilden

die Innsbrucker Hütte und die Starken-

burger Hütte – je nachdem, von welcher

Richtung man den Höhenweg geht.

www.stubaier-hoehenweg.at

Ötztal Trek

Der Ötztal Trek verläuft über 400

Kilometer von Ötztal-Bahnhof über

Scharten, Grate, Gipfel und Hütten bis

nach Obergurgl und Vent im hinteren

Ötztal. Einstiege und Ausstiege sind

fast überall möglich, insgesamt warten

30.000 Aufstiegshöhenmeter.

www.oetztal.com

Paznauner Höhenweg

Startpunkt des Paznauner Höhenwegs

ist die Pfarrkirche in See. Von dort aus

führt der Rundweg 120 Kilometer über

dem Paznauntal entlang. 11.000 Höhen-

meter sind zu bewältigen.

www.paznaun.com

Höhenwanderwege in tirol

i

Peter Habeler wurde in Mayrhofen ge-

boren und erkundete schon als Kind die

Zillertaler Alpen. Ihm gelangen Erstbege-

hungen in den Rocky Mountains und er

durchstieg die Eiger-Nordwand in weniger

als zehn Stunden. Mit Reinhold Messner

schaffte er 1975 die erste Besteigung eines

Achttausenders im Alpinstil (Hidden Peak –

8.068 Meter). Drei Jahre später erklommen

sie den Mount Everest – ohne künstlichen

Sauerstoff. Weitere Gipfelsiege: Cho Oyu

(8.188 Meter), Nanga Parbat (8.125 Meter)

und Kangchendzönga (8.598 Meter).

zur Person

Eines der Highlights entlang der Peter-

Habeler-Runde: der Schlegeisspeicher

unterhalb der Olperer Hütte.

Page 28: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

28 Mein Tirol

Die Freude am trailbikenText Klaus Erler

All-Mountain-Biken ist angesagt: Rauf auf den Berg geht’s mit Muskelkraft, die Abfahrt

wird auf technisch anspruchsvollen Trails angegangen. Nauders am Reschenpass ist einer der

Vorreiter dieser aktuellen Spielart des Mountainbikens und ganz auf Trailbiker eingestellt.

Am Beginn der Mountainbike-Be-

wegung in den Achtzigerjahren war

das Bergradeln ein Sport für harte

Männer und Frauen: Keine Dämpfer ent-

schärften Schläge des Untergrunds, keine

Scheibenbremsen halfen beim punktgenau-

en Verzögern. Die Anzahl der so überhaupt

befahrbaren Wege war naturgemäß stark

limitiert.

Neue Möglichkeiten

Dreißig Jahre später hat der technische

Fortschritt aus dem Ur-Mountainbike ein

technisch ausgefeiltes Zweirad gemacht, das

– leicht, üppig gefedert und hydraulisch ge-

bremst – bereit ist für neue Einsatzgebiete.

„All-Mountain“ oder „Enduro“-Biking

heißt der dazugehörige Trend, der zwei

wesentliche Vorteile des Mountainbikens

verbindet: Fitnessgewinn und die Freude

am Downhill. Erobert werden die Berge

nach wie vor durch Muskelkraft, die Kür ist

dann allerdings das Hinunterfahren. Wege,

die bisher kaum befahrbar waren, lassen

sich mit einem All-Mountain-Bike – tech-

nische Erfahrung und Konzentration vor-

ausgesetzt – bezwingen.

Bergeroberung in beide Richtungen

Ein Ort, der sich dem Thema Trailbiken ver-

schrieben hat, ist Nauders am Reschenpass.

Im Dreiländereck Österreich, Italien und

Schweiz gelegen, ist man hier stolz auf das

nach allen Seiten hin offene Hochplateau

Plamort mit seinem einzigartigen Berg-

panorama. Auch das neue Bike-Highlight

der Region, die Dreiländer-Endurostrecke,

führt über dieses Bergidyll.

Der Ausgangspunkt der Endurostrecke

liegt an der Bergstation der Mutzkopf-

bahn in Nauders, die Abfahrten gestalten

sich variantenreich. Zunächst schlängelt

sich ein flacher, schmaler Pfad durch einen

Kiefernwald, danach führt der Trail

weiter über einen Forstweg zur Talstation

des Bergkastellifts. Hier und bei allen

anderen der insgesamt fünf Berglifte

Page 29: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 29

der Tour bietet sich die Möglichkeit, die

Höhendifferenz wahlweise mit eigener

Muskelkraft oder per Lift zu überwinden.

Von der Bergstation aus führt ein Forstweg

zur Hochebene Plamort, die eine lohnende

Zwischenetappe der Tour darstellt. Auch

der weitere Trailverlauf der Dreiländer-

Endurostrecke ist voller Abwechslungen:

Er führt vorbei an Weltkriegs-Panzer-

sperren, dem Reschensee und über Schotter-

und Waldtrails, die sich abwechselnd sehr

entspannt und dann wieder technisch

herausfordernd präsentieren.

Hindernisse überwinden

Während der Abfahrten geht es vor allem

darum, mit dem Rad die Balance zu halten

und die eigenen Gedanken zu fokussieren.

Bei technischen Trails sind die Meter vor

dem Rad entscheidend, Konzentration ist

das Um und Auf: Wurzelpassagen müssen

mit Schwung überwunden werden, für

Geröllabschnitte oder Bachfurten braucht

es Fingerspitzengefühl beim Bremsen und

eine gute Körperbeherrschung. Sind die

ersten Unsicherheiten erst einmal über-

wunden, ist ein harmonischer Fahrfluss

die Belohnung: Dann sorgt jede geglückte

Ideallinie durch eine S-Kurve für ein

kleines Glückserlebnis. Die Abfahrten –

zuvor noch respekteinflößend – werden

zur spaßbetonten Herausforderung.

Und Spaß hat man mit Sicherheit gehabt,

wenn man auf der Dreiländer-Enduro-

strecke vorbei an Bergseen und entlang

einer der schönsten Routen der Region

schlussendlich wieder in Nauders ange-

kommen ist. Hier folgt auf die Konzen-

tration dann Entspannung. Die Freude,

hoch in den Bergen Fitness getankt

zu haben, und der Stolz auf die eigene

Geschicklichkeit sind die Belohnung für

ein intensives Rad-Erlebnis.

Dreiländer-Endurostrecke Nauders

Die von Ende Mai bis Ende Sep-

tember befahrbare Strecke lässt

sich an jeder Talstation der fünf

beteiligten Lifte beginnen. Mit

Bahnunterstützung kann die rund

38 Kilometer lange Dreiländer-

Endurostrecke mit ihren 23

Kilometern Abfahrten in rund

fünf Stunden bewältigt werden.

Will man sich die rund 2.800

Höhenmeter selbst erradeln, wird

die Dreiländer-Endurostrecke zur

Tagestour. Ambitionierte Trailbiker

kommen in und um Nauders in

den Genuss von 15 Singletrails auf

rund 80 Touren in unterschiedlichen

Schwierigkeitsgraden.

Sport & Aktiv ›

Konzentration ist

das Um und Auf

Beim Trailbiken müssen immer wieder

knifflige Wurzelpassagen überwunden

werden – Konzentration und eine gute

Körperbeherrschung sind dabei gefragt.

Page 30: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

30 Mein Tirol

zu richtigem Handeln in Notsituationen

und im Falle von Materialdefekten. Wir

betreiben aktive Bewusstseinsbildung und

wollen zu mehr Eigenverantwortung ani-

mieren.

Wer kann daran teilnehmen und welche

Voraussetzungen muss man mitbrin-

gen? Mitmachen können Enduro Rider,

Freerider oder einfach nur Singletrail-

Fans. Man sollte Interesse am Befahren von

Trails haben und Mountainbike-Erfahrung

mitbringen. Außerdem braucht man auch

ein gut gewartetes Full-Suspension Bike,

welches aber an den jeweiligen Locations

auch ausgeliehen werden kann.

Was macht den Reiz eines engen, mit

Wurzeln gespickten Trails aus und wie

lernt man, dort sein Bike zu beherr-

schen? Balance, Konzentration, Mut und

das Lesen des Untergrunds sind nur einige

Eigenschaften, die beim Riden auf Trails

geschult werden. Das wirkt sich nicht nur

in der Produktion von Glückshormonen

aus, sondern fördert auch die Leistung im

Alltag und im Beruf. Mountainbiken ist

eine technisch extrem komplexe Sport-

art und wie beim Skifahren wird es in

Zukunft als selbstverständlich gelten,

dass man als Einsteiger einen Fahrtechnik-

kurs in einer Bikeschule belegt. Es geht ja

dabei auch um die Sicherheit und Unfall-

verhütung.

Vielen Dank für das Gespräch.

Welches Ziel verfolgen die SAAC Bike

Camps und was vermitteln sie? Wir be-

handeln vor allem Sicherheitsaspekte beim

Mountainbiken in den Alpen. Die Teilneh-

mer erhalten Tipps zur richtigen Fahrtech-

nik und nachhaltigem Verhalten im alpinen

Raum. Außerdem geben wir Ratschläge

Sicher am BikeInterview Daniel Naschberger

Kurt Exenberger

Mountainbike-Nationalteamtrainer

Er ist Mountainbike-Nationalteamtrainer und

Head-Guide der SAAC Bike Camps, in denen

staatlich geprüfte Mountainbike-Trainer ihr

Wissen an Singletrail-Fans weitergeben. Im In-

terview erklärt Kurt Exenberger, für wen diese

Camps gedacht sind und was die Idee dahinter ist.

Page 31: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 31

In den Tiroler Bergen gehen Mountain-

bikern die Ideen nicht so schnell aus.

Kein Wunder, bei über 5.600 Kilome-

tern an abwechslungsreichen Bergstre-

cken und spektakulären Trails. Seit

neuestem kann die Tiroler Bergwelt

nun auch in einem Stück durchfahren

werden – und zwar mit Seilbahnun-

terstützung. Weil 670 Kilometer und

25.000 Höhenmeter im Anstieg selbst

für echte Beißer einmal etwas zu viel des

tirol in einem Stück Text Matthias Krapf

Guten sein können, lassen sich 12.000

Höhenmeter der Strecke ganz nach Lust

und Laune mit einer der 18 Bergbahnen

bewältigen. Die Bikeschaukel Tirol ver-

läuft auf 15 Tagesetappen von Nauders

im Tiroler Oberland bis nach Walchsee

ganz im Osten des Landes.

Alle Informationen zur neuen Bike-

schaukel Tirol:

www.tirol.at/bikeschaukel

Sport & Aktiv ›

Nauders

Seefeld in Tirol

Innsbruck

Lienz

Fulpmes

Steinach am Brenner

Schwaz

Pertisau

Alpbach

St. Johann in Tirol

Walchsee

Westendorf

Kirchberg

Landeck

Imst

Ehrwald

Page 32: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

32 Mein Tirol

Sie waren zu Beginn Ihrer Karriere

Langstreckenläufer und Teilnehmer bei

den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta.

Warum sind Sie schließlich zum Berg-

läufer geworden? Ich war lange in der

Leichtathletik und als Straßenläufer aktiv.

Begonnen habe ich jedoch in jungen Jahren

mit Crosslauf. Der Berglauf hat mich qua-

si wieder zurück zu den Wurzeln geführt,

ich wollte wieder mehr inmitten der Natur

Worin liegt die Faszination des Berg-

laufs? Es ist eine sehr ursprüngliche Sport-

art und eigentlich überaus einfach zu be-

treiben. Es gibt ja im Grunde nur dich – du

bist auf dich allein gestellt, treibst dich un-

ermüdlich an und forderst dich selbst bis an

die Grenzen heraus. Und das Ganze machst

du an einem wunderschönen Ort, auf den

Bergen, an der frischen Luft, in der Natur.

Für mich ist das die perfekte Kombination.

„Du forderst dich selbst bis an die Grenzen heraus“

Interview Daniel Naschberger

Jonathan Wyatt

Mehrfach-Weltmeister im

Berglaufen

Er ist sechsfacher Weltmeister und

seit Ende der 1990er die schillernds-

te Persönlichkeit im internationalen

Berglauf. Der Neuseeländer Jona-

than Wyatt erzählt von der Faszi-

nation seiner Sportart, körperlichen

Herausforderungen und seinem Ver-

hältnis zu Tirol.

sein. Ein Freund hatte Mitte der 1990er die

Idee, dass ich doch an einem Berglauf-Ren-

nen teilnehmen sollte – ich machte gerade

eine Auszeit von der Leichtathletik und

dachte mir, warum nicht.

Das Rennen habe ich sogar gewonnen. Da-

nach hat man mich gefragt, wie es mit einer

Teilnahme an der Weltmeisterschaft wäre.

Und der Rest ist Geschichte.

Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückbli-

cken. Überrascht es Sie, dass sie derart

erfolgreich waren? Die größte Überra-

schung für mich ist eigentlich, dass ich mei-

ne Karriere so lange fortgesetzt habe. Denn

als ich mit Berglauf begann, war ich bereits

etwas trainingsmüde nach den vielen Jah-

ren in der Leichtathletik. Aber dieser Sport

hat mich wieder so motiviert, dass ich un-

bedingt weitermachen wollte. Es ist leicht,

etwas zu tun, das man liebt.

Worin liegen die Unterschiede in den

körperlichen Anforderungen zwi-

schen „normalem“ Laufen und Berg-

laufen? Beim Berglauf muss man zu Be-

ginn sehr geduldig sein, es braucht Zeit,

sich an das Hinauflaufen zu gewöhnen.

Es ist wichtig, einen guten Rhythmus zu

finden und den Lauf nicht zu schnell an-

zugehen. Man muss seinen Körper auch

darin trainieren, auf unebenem, teilweise

rutschigem Untergrund zu laufen – die

Stabilität kommt erst mit der Zeit.

Page 33: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 33

Welche Tipps haben Sie für Berglauf-

Neulinge parat? Österreich – und im

Speziellen Tirol – ist der ideale Platz,

quasi die Heimat des Berglaufs: Man ist

schnell in der Natur und findet zahlrei-

che perfekte Strecken vor. Einsteiger soll-

ten sich Schritt für Schritt an die Sport-

art herantasten, sich Ziele setzen und auf

diese hinarbeiten.

Wie bei jeder Sportart ist das regelmäßi-

ge Training entscheidend. Man beginnt

langsam über relativ kurze Distanzen,

wechselt zwischen Laufen und Gehen ab

und steigert sich mit zunehmender Fit-

ness sukzessive. Manche glauben, wenn

sie im Flachen über lange Distanzen lau-

fen können, gelingt ihnen das auch gleich

am Berg – das klappt natürlich nicht.

Wie ist Ihre Beziehung zu Tirol? Hier

habe ich die meisten meiner Rennen be-

stritten und große Erfolge gefeiert. In

Tirol werden einige der attraktivsten Be-

werbe ausgetragen, etwa der Kitzbüheler

Hornlauf oder der Schlickeralmlauf in

Telfes. Zu Beginn meiner Karriere trai-

nierte ich einige Sommer hintereinander

in Leutasch, die dortigen Strecken und

die Landschaft am Seefelder Plateau sind

wunderschön und begeistern mich nach

wie vor.

Vielen Dank für das Gespräch.

Berglauf-events in tirol

Jonathan Wyatt beim Schlickeralmlauf im

Stubaital und bei der Tour de Tirol (links).

Juli

Schlickeralmlauf

Der erste Berglauf in Telfes wurde 1988

ausgetragen, 1990 und 1996 fand hier

jeweils die Weltmeisterschaft statt. Von

5. bis 7. September 2014 ist das Stubaital

Schauplatz der 14. World Masters für

Senioren (35 bis 79 Jahre).

August

Glungezer Berglauf

Österreichs schwerster Berglauf geht

2014 in seine vierte Auflage. Der Start

erfolgt an der Karlskirche in Volders.

Dann schlängelt sich die Strecke über

2.120 Höhenmeter auf den Glungezer-

gipfel.

Harakiri Berglauf

Nach einer schöpferischen Pause kehrt

der Harakiri Berglauf 2014 spektakulär

zurück. In Zusammenarbeit mit dem

Zillertaler Profiläufer Markus Kröll

wurde ein neues Konzept erarbeitet.

Kitzbüheler Hornlauf

Der Hornlauf ist weltweit einer der

härtesten Bergläufe. Bis zum Gipfel

auf 1.996 Metern bewältigen Athleten

12,9 Kilometer, 1.234 Höhenmeter und

Steigungen von bis zu 20 Prozent.

Noch mehr Highlights auf

www.sport.tirol.at

Page 34: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

34 Mein Tirol

Wenn Berge Geschichten erzählen

Eine zu Stein erstarrte Königin, ein schlafender Kaiser, zu

Felsen gewordene Ritter und die Kanzel des Teufels: Zahlreiche

Sagen und Mythen ranken sich um die Tiroler Berge.

Text Sylvia Ainetter

Frau Hitt

In vorgeschichtlichen Tagen lebte die Rie-

senkönigin Frau Hitt und herrschte über

ein blühendes, fruchtbares Land – ge-

nau dort, wo heute Innsbruck liegt. Frau

Hitt war eine kaltherzige, hochmütige

Person, die niemanden liebte außer ih-

ren Sohn Hagen. Als dieser eines Tages

durch eine selbstverschuldete Dummheit

in den Sumpf fiel, wies die Königin ihre

Untertanen an, ihren Sohn mit weichen

Brotkrumen zu säubern, damit seine Haut

möglichst zart bleibe. Doch schon zog ein

schrecklicher Sturm auf, es donnerte und

blitzte und als das Gewitter endlich vorbei

war, war vom fruchtbaren Land nur karge

Felslandschaft übrig geblieben. Hoch oben

auf einem der Felsen steht noch heute die

zu Stein erstarrte Frau Hitt.

Die Frau Hitt liegt auf 2.270 Metern Seehöhe

und ist ein Gipfel der Innsbrucker Nordkette,

der südlichsten Gebirgskette des Karwendel.

Kaiserkopf

Vom Süden aus erkennt man die Gestalt

des Kaisers am besten: Der Kopf liegt

zwischen Treffauer und Ellmauer Haltspitze,

hinter ihm führt die rote Rinne hinauf.

Page 35: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 35

Sport & Aktiv ›

Serles

Auf einem Schloss hoch über dem Wipptal

herrschte einst König Serles, der seine Un-

tertanen bedrückte. Der Riese war grausam

und schreckte vor keiner Gräueltat zurück.

Eines Tages jagte er mit seinen beiden Söh-

nen, beide so hartherzig wie ihr Vater, über

die Wiesen und Felder, ohne das reifende

Korn zu beachten. Auch das Flehen des al-

ten Bauern, dessen Ernte eben zerstampft

worden war, rührte Serles und seine Söhne

nicht. Mit Spott jagten sie den Bauern da-

von. Der aber stieß einen Fluch aus und der

Himmel rächte die Untat: Ritter Serles und

seine Söhne erstarrten zur Strafe zu Stein.

Droben über dem Joch, wo einst die Burg

des Ritters stand, erhebt sich heute die drei-

teilige Serlesspitze.

Die Serles ist ein 2.717 Meter hoher Berg, der

wie eine „Felspyramide“ zwischen Stubaital

und Wipptal aufragt. Sie wird auch Waldrast-

spitze genannt.

Teufelskanzel

Auf dem markanten Felszacken in den

Schanzenwänden bei Kufstein soll einmal

der Satan gesessen sein, um von oben her-

ab dem Volk zu predigen. Mit seiner höl-

lischen Beredsamkeit predigte der Teufel

von der Steinkanzel aus und so kamen vie-

le Menschen vor das Stanser Waldele. Am

Ende seiner Predigt wollte der Teufel sei-

nen Worten besonderen Nachdruck verlei-

hen, nahm ein Beil und rief: „So wahr ich

diese Felskanzel mit drei Hieben umhaue,

so wahr sind meine Worte!“ Doch seine

Axthiebe richteten nichts gegen den harten

Fels aus. Als der Teufel sah, dass seine Prah-

lerei misslungen war, entfloh er. Die Zuhö-

rer aber versanken im Erdboden und sind

noch heute als Erdhügel, die sogenannten

„Tollbühl“, zu sehen.

Die Teufelskanzel ist ein 802 Meter hoher

Gipfel im Kaisergebirge und liegt zwischen

Kufstein und Ebbs.

Frei nach „Die schönsten Tiroler

Sagen“, ausgewählt und erzählt von

Karl Paulin, Pinguin Verlag

Kaisergebirge

„Lange, wenn ich es nicht mehr bin, wirst

du noch, Kaiser sein“, rief seinerzeit der

vorbeireisende Kaiser Karl der Große

beim Anblick des Kaisergebirges. Droben

in der Felseinsamkeit soll heute der Kaiser

im Tode ruhen, seine Krone – die schief

geneigte Ellmauer Halt – sinkt ihm vom

Haupt, die Hände hält der Kaiser gefal-

tet auf der Brust. Und die drei Riesen des

Scheffauers halten Wache.

Zwischen Kufstein und St. Johann in Tirol

befindet sich das Kaisergebirge. Die zwei mar-

kantesten Gebirgszüge sind der Wilde und der

Zahme Kaiser. Der höchste Gipfel ist der Ell-

mauer Halt mit 2.344 Metern, daneben liegt

der 2.166 Meter hohe Kaiserkopf.

Weitere Sagen und Mythen rund um

Tirols Bergwelt:

www.sagen.at

Page 36: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

36 Mein Tirol

„Hut ab, dass du dich da raufgekämpft hast”

Treffen sich zwei erfolgreiche Profisportler, gibt es viel zu

erzählen – vor allem wenn zwischen ihnen 13 Jahre an

Erfahrung liegen. Kletter-Weltmeister Jakob Schubert lud

Christoph Bieler, Olympiasieger und Weltmeister in der

Nordischen Kombination, zur gemeinsamen Felsbegehung.

Text Daniel Naschberger

treffen der Generationen auf der Engels-

wand bei Tumpen im Ötztal: Auf der

einen Seite „Jungspund“ Jakob Schu-

bert, der mit gerade einmal 23 Jahren zu den

weltbesten Kletterern zählt und noch einen

steilen Karriereweg vor sich hat – und auf

der anderen Seite „Haudegen“ Christoph

Bieler, der mit 36 schon alles erfahren hat,

was das Leben eines Spitzensportlers aus-

macht, und schön langsam an den Ausklang

seiner Profisport-Laufbahn denkt.

Die Profis stehen vor der Route namens

„Quasimodo“, die Schubert für die Kletter-

partie der beiden ausgewählt hat. „Ich habe

für Christoph ein Gebiet mit einfacheren

Routen herausgesucht. Wir wollen es ja

nicht übertreiben“, erklärt der Vorstiegs-

Weltmeister von 2012. Bieler beäugt den

Fels trotzdem mit einiger Skepsis: „Ich war

früher in der trainingsfreien Zeit häufiger

klettern, aber inzwischen gehe ich aus fa-

miliären Gründen kaum noch. Das wird

schon eine ziemliche Herausforderung.“

Herausforderung angenommen

Jakob Schubert meistert „Quasimodo“ pro-

blemlos und sprintet dabei förmlich über

das Gestein nach oben. In diesem Fall im

Vorstieg, seiner Paradedisziplin. Am höchs-

ten Punkt der Route angekommen, hängt er

das Seil ein und lässt sich dann nach unten

gleiten. Jetzt ist die Zeit für Christoph Bie-

ler gekommen: Er kann nun „Toprope“ klet-

tern, Schubert sichert ihn dabei vom Boden

aus. Der Wintersportler schlägt sich in der

Wand unter den Anweisungen Schuberts

überaus beachtlich – wenn auch verständ-

licherweise nicht in dem Tempo, das der

Kletterprofi vorgelegt hat.

Nachdem Bieler die Route bezwungen hat

und sichtlich erleichtert auf den Boden zu-

rückgekehrt ist, heißt es erst einmal durch-

atmen. „Da waren einige tückische Stellen

dabei und es wird einem wieder bewusst,

was die besten Kletterer so leisten“, betont

der Olympiasieger, der danach noch so ei-

nige Fragen hat …

Christoph Bieler: Jakob, was mich na-

türlich zunächst einmal brennend in-

teressiert: Habe ich mich auf der Wand

wenigstens halbwegs wacker geschla-

gen? Aber bitte sei ehrlich ...

Jakob Schubert: Ja, auf jeden Fall, du hast

eine ziemlich gute Leistung abgeliefert. Ich

muss auch zugeben, dass ich eine etwas zu

schwierige Route für einen Gelegenheits-

kletterer ausgesucht habe, ich habe mich

Page 37: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 37

Sport & Aktiv ›

selbst ja nicht so leicht getan. Die war tech-

nisch sehr anspruchsvoll – also Hut ab, dass

du dich da raufgekämpft hast.

Gefühlt habe ich mich nicht allzu gut,

muss ich jetzt ehrlich zugeben. Aber

wenn du das sagst, bin ich schon zu-

frieden. Wie hast du eigentlich mit dem

Klettersport begonnen? Als ich zwölf

Jahre alt war, hat mich mein Taufpate

zum ersten Mal in eine Kletterhalle mit-

genommen. Das hat mir gleich richtig viel

Spaß bereitet, deshalb bin ich danach im

Wochenrhythmus in Innsbruck Klettern

gegangen. Irgendwann hat man mich dort

gefragt, ob ich nicht Lust hätte, ins Team

hineinzuschnuppern – und dann bin ich

dabei geblieben.

Und so bist du auch zu den ersten Wett-

kämpfen gekommen? Genau. Sobald ich

in diesem Wettkampfteam dabei war, ka-

men schon automatisch die ersten Bewerbe.

Was hat dir damals schon besonders am

Klettern gefallen und was fasziniert

dich heute noch? Ich habe als Jugendlicher

zunächst parallel auch Fußball gespielt,

aber Klettern hat es mir schließlich mehr

angetan. Beim Fußball habe ich mich wäh-

rend der Trainingseinheiten immer durch-

beißen müssen und nur aufs Match gefreut,

beim Klettern war das anders – das lag

vor allem am tollen Gemeinschaftsgefühl,

das wir in den Trainings aufgebaut haben.

Was mich heute noch fasziniert, ist die Ab-

wechslung: Es gibt viele Disziplinen wie

Vorstieg, Bouldern, Mehrseillängenrouten,

man kann am Fels oder in der Halle unter-

wegs sein. Langweilig wird Klettern nie.

Tirol ist für seine gewaltigen Kletter-

routen bekannt. Welche Tipps hast du

für Hobbykletterer – Einsteiger wie

Fortgeschrittene – parat? Gerade die

Kletterer, die sich sogar Trainingspläne er-

stellen und die Technik der Profis imitieren

wollen, sollten zu Beginn einfach so oft wie

möglich klettern und das machen, wozu sie

am meisten motiviert sind. Motivation ist

das Um und Auf, wenn man sich verbessern

will.

Ein motivierendes Ziel für mich ist es

zum Beispiel, eine Route bis zum Ende

zu klettern. Ja, das kann eines sein. Wich-

tig ist auf jeden Fall, sich nicht immer zu

einem Training zu zwingen, sondern dem

nachzugehen, wozu man am meisten Lust

hat.

Jakob Schubert (rechts) gehört zur

internationalen Kletterelite im Bouldern

sowie im Vorstieg. Er ist dreifacher Jugend-

Weltmeister, 2012 sicherte er sich bei den

Herren den WM-Titel im Vorstieg.

Christoph Bieler (links) ist seit 1996 im

Weltcup der Nordischen Kombinierer aktiv.

Mit dem österreichischen Team holte er bei

Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften

zwei Gold- und zwei Bronzemedaillen.

Page 38: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

38 Mein Tirol

Wo befinden sich deine Lieblingsrouten

in Tirol? Wir Tiroler haben das Glück, mit

unzähligen hervorragenden Felsen aus-

gestattet zu sein. Es gibt so viele Orte, an

denen man optimale Bedingungen vorfin-

det. Ein Beispiel ist die Engelswand hier im

Ötztal. Ich bin sehr gerne in unseren Tälern

unterwegs, so gibt es etwa auch im Ziller-

tal etliche Gebiete und Routen, die mich

reizen. Auch der Schleierwasserfall in der

Nähe von Kitzbühel ist ein Traum.

Du bist ja immer noch ein sehr junger

Athlet, hast aber schon einige große Er-

folge gefeiert. Was war das damals für

ein Gefühl, als du 2012 WM-Gold geholt

hast, also mit 21 Jahren der Beste der

Welt warst? Das war absoluter Wahnsinn,

an den Moment erinnere ich mich immer

wieder sehr gerne zurück. Mir war damals

zwar im Vorfeld klar, dass ich Chancen auf

den Titel habe, aber beim Wettkampf ist

das, wie du ja selbst weißt, eine ganz eige-

ne Sache. Im Weltcup muss man Konstanz

beweisen, aber bei einer Weltmeisterschaft

genau an dem einen Tag die beste Leistung

abrufen. Ein kleiner Fehler kann das Aus

zur Folge haben. Dass es für mich gleich am

Anfang meiner Karriere geklappt hat, be-

deutet mir sehr viel.

Klettern ist also nicht nur technisch und

körperlich herausfordernd, sondern

auch mental. Ja, ziemlich. Besonders im

Wettkampfklettern ist der mentale Aspekt

überaus wichtig – wenn ich beim Vorstieg

einmal wegrutsche, habe ich meine Chance

schon vertan. Bei meinem Weltmeistertitel

in Paris war ich einfach so fokussiert, an

dem Tag ist alles aufgegangen.

Du verbringst natürlich sehr viel Zeit

beim Klettern. Was machst du nebenbei?

Ein guter Zeitausgleich ist mein Wirt-

schaftsstudium in Innsbruck, das möchte

ich bald einmal mit dem Bachelor abschlie-

ßen. Ansonsten betreibe ich nebenbei viel

Sport wie Tennis oder Basketball und

schaue auch gerne alle möglichen Sportver-

anstaltungen im Fernsehen an – dich sehe

ich also auch öfters.

Schön zu hören. Wie ist denn als

Sommersportler dein Verhältnis zum

Wintersport? Jeder Tiroler hat einen

gewissen Bezug zum Wintersport. Ich

fahre seit meiner Kindheit Ski und Snow-

board und gehe inzwischen gerne auch

Skitouren.

Hältst du dich im Winter nur mit Ski-

fahren und Skitouren fit? Wie schaut es

mit Langlaufen aus? Langlaufen war ich

bislang nur selten – auch wenn es Spaß ge-

macht hat.

Nordische Kombination möchtest du

aber lieber nicht ausprobieren, oder? Ich

weiß nicht so recht. Letztes Jahr haben wir

mit dem Kletterteam einen Biathlon be-

stritten, das war sehr witzig. Auf die Schan-

ze zu gehen, wäre vermutlich der nächste

Schritt – aber da muss ich mich mental

doch länger darauf vorbereiten.

Es wäre eine super Geschichte, wenn

wir im Winter auch einmal etwas

zusammen machen könnten. Vielen

Dank für das tolle Erlebnis – auch

wenn es etwas frustrierend ist, wenn

man sieht, wie leichtfüßig du die Wand

raufläufst. Ich hoffe, ich kann dir im

Winter etwas auf der Loipe zurückge-

ben. Bitte gerne. Die Einladung nehme ich

natürlich an und freue mich schon

darauf.

Fortsetzung folgt

Im Jänner 2014 trafen sich die beiden

Profisportler auf der Loipe – dort holte

sich Kletterer Jakob Schubert Lang-

lauf-Tipps von Christoph Bieler. Zu

lesen in MEIN TIROL zum Bergwinter

2014/15.

– $ INTEGRATED POSTMOUNT

" ALLOY 3D DROPOUT

, 12MM THRUAXLE REAR

- 15MM THRUAXLE FRONT

' PRESSFIT BB

) TAPERED STEERER

125 MM

* DOWNSWING DIRECTMOUNT

: DIRECTMOUNT REAR

( FRAMEGUARD TECH

& PRO DAMPING SYSTEM 2

! INTERNAL CABLE ROUTING

â REMOTE FORK LOCKOUT

à REMOTE DAMPER LOCKOUT

Page 39: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

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Page 40: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

40 Mein Tirol

tipps & infos

Allgemein

Alles zum Klettern in Tirol und Informati-

onen zu qualitätsgeprüften Unterkünften.

www.tirol.at/klettern

Climbers Paradise

Die Plattform für alle Kletterliebhaber.

www.climbers-paradise.com

Klettercamps

Absolut empfehlenswert für Klettereinstei-

ger: die Basics im Fels erlernen.

www.saac.at

Climbers Paradise App

Kostenlose App mit tollen Features und

wertvollen Tipps rund ums Klettern in Ti-

rol. Für iOS und Android.

www.climbers-paradise.com

Sicherheitstipps

Der Österreichische Alpenverein bietet auf

seiner Website eine Fülle von Tipps und

Checklisten zum Thema sicheres Klettern.

www.alpenverein.at

Bergführer

Alle Informationen zu den über 700 Tiroler

Bergsportführern und ihrem Angebot.

www.bergsportfuehrer-tirol.at

Alpine Auskunft

Aktuelle Informationen zu Touren-

bedingungen, telefonisch unter

+43.512.587828-25 oder per Mail unter

[email protected]

Notfall App der Bergrettung Tirol

Ein nützlicher und sinnvoller Begleiter: die

Notfall App der Bergrettung Tirol.

www.bergrettung-tirol.com

Adlerweg

Die acht alpinen Etappen von Tirols be-

kanntestem Weitwanderweg.

www.tirol.at/adlerweg

Alpenverein

Umfangreiches Infoportal des Österreichi-

schen Alpenvereins.

www.alpenverein.at

Bergpartner gesucht?

Online-Community Mountix.com: Berg-

partner suchen und finden.

www.mountix.com

Allgemein

Die Top-Regionen zum Mountainbiken,

qualitätsgeprüfte Unterkünfte sowie Infos

zu Bikeparks und Singletrails.

www.tirol.at/mountainbiken

Bikerouten

Mehr als 180 Bikerouten im Portrait, un-

ter anderem sortierbar nach Streckenlänge,

Fahrzeit, Höhenunterschied.

www.tirol.at/bikerouten

Bike Trail Tirol

Alles über den Bike Trail Tirol, den längs-

ten zusammenhängenden Mountainbike-

Rundkurs der Alpen

www.tirol.at/bike-trail-tirol

SAAC Bike Camps

Tipps von Mountainbike-Profis zur

richtigen Fahrtechnik und zum Thema

Sicherheit.

www.saac.at

Handbike-Routen

Mountainbiken mit Handicap: die 19

geprüften Tiroler Handbike-Routen im

Überblick.

www.tirol.at/handbike-routen

KletternBergsteigenmountainbiken

Page 41: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 41

Wildwassersport

Top-Pauschalen

Die besten Angebote: speziell für Moun-

tainbiker.

www.tirol.at/bikeangebote

Pauschalangebote für den Kletterurlaub.

www.climbers-paradise.com

Angeboteevents

!

Sport & Aktiv

Rafting

Die Tiroler Raftinganbieter im Überblick.

www.tirol.at/rafting

Canyoning

Alles zum Canyoning in den schönsten

Schluchten Tirols.

www.tirol.at/canyoning

Sport.Tirol

Weil auch das Zusehen Spaß macht: die

Event-Highlights des Sommers.

www.sport.tirol.at

Mit dem Bike hinauf in luftige Höhen –

und das ganz ohne Anstrengung. Möglich

machen es die Sommerbergbahnen mit

Mountainbike-Transport.

Page 42: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

42 Mein Tirol

natur & Gesundheit

Page 43: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 43Mein Tirol 43

Tirol fühlen Seite 42

Wo die wilden Kerle

fahren Seite 44

Gute Aussichten Seite 46

Bergradeln mit Energie Seite 48

Freiwilligen-Arbeit

im Urlaub Seite 52

Bergdoktor trifft Alpenarzt Seite 54

Tipps & Infos Seite 58

Panoramablick entlang des Zirbenwegs

natur & Gesundheit

Page 44: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

44 Mein Tirol

der Bewegung, Ort und Dauer. Auch feste

Verabredungen zum Sport können helfen

durchzuhalten: Denn einer Freundin, die

sich schon die ganze Woche auf die Zum-

ba-Stunde freut, sagt man nicht so leicht

ab. Oft muss es aber nicht gleich ein fixes

Trainingsprogramm sein: Auch mehr Be-

wegung in den Alltag einzuplanen, bewirkt

schon viel.

Welche Rolle spielt die Natur? Eine

ganz große! Studien bestätigen, dass ein

Spaziergang in der Natur erholsamer ist als

in der Stadt. Das bezieht sich nicht nur auf

das subjektive Empfinden, sondern ist auch

objektiv anhand des Cortisol- und Adre-

nalinspiegels messbar. Bei der Bewegung

in den Bergen kommen aber noch andere

Aspekte hinzu: die schöne Umgebung etwa

oder auch das Glücksgefühl, wenn man

oben auf der Hütte ankommt. Der Blick

hinunter ins Tal erzeugt ein einzigartiges

Freiheitsgefühl. Dann ist es auch egal, wenn

man vier Stunden im Schneckentempo hi-

naufgewandert ist. Dieselbe Belastung auf

dem Sportplatz macht bei weitem nicht so

glücklich.

Was steckt hinter dem neuen Programm

„Tirol bewegt“? Wir möchten einen Urlaub

in den Bergen anbieten – speziell für Men-

schen, die sich zu wenig bewegen. Die Aktiv-

wochen sollen ein Kick-off für ein beweg-

teres Leben sein. Die Gründe für mangelnde

Bewegung sind ganz unterschiedlich: Zeit-

mangel oder auch das Unwissen, welche

Bewegungsform geeignet ist. Häufig be-

troffen sind Familien mit kleinen Kindern

oder Menschen, die viel arbeiten. Aber sie

merken oft, dass im Alltag etwas fehlt und

möchten etwas ändern. Dabei wollen wir

ihnen helfen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Worauf müssen Bewegungsmuffel

achten, wenn sie wieder mit Sport be-

ginnen? Wichtig ist, etwas zu finden, das

Freude bereitet und Spaß macht. Außerdem

sollte man gerade zu Beginn nicht zu inten-

siv trainieren. Manche Trainingsprogram-

me wie etwa Spinning sind für Anfänger

weniger geeignet. Aber mit einem Trai-

ner, der unterschiedliche Varianten und

Schwierigkeitsstufen anbietet, ist auch das

möglich.

Wie besiege ich den „Schweinehund“

dauerhaft? Es gibt einige Tricks, die nicht

ganz neu, aber trotzdem wirkungsvoll sind:

Bewegungseinheiten sollte man immer fest

in den Terminkalender einplanen – und

zwar detailliert mit genauer Uhrzeit, Art

„Bewegung in der natur macht glücklich“

Interview Sylvia Ainetter

Dörte Kuhn

Bewegungstherapeutin

Sie ist Bewegungstherapeutin und Heilpraktikerin

und will mit einem neuen Angebot in den Bergen

Bewegungsmuffel motivieren, Sport zu machen.

Der Lanserhof nahe Innsbruck:

ein Ort der Ruhe und Kraft.

Page 45: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 45

natur & Gesundheit ›

Vom Keimen bis zum Fallen

Der geschlossene Zirbenwald oberhalb von

Jerzens schützt den Ort seit seiner Ent-

stehung vor Lawinen und Muren. Nicht

zuletzt deswegen spielt die Zirbe mit ihrem

vielfältigen Wirkungsspektrum eine wich-

tige Rolle im Pitztal. Die Ausstellung „Die

Zirbe – Grenzgängerin mit Talenten“ ent-

führt in die faszinierende Welt der Zirbe.

www.pitztal.com

Detoxing in Lans

Den Körper von unnötigem Ballast befreien:

Das lansdetox-Reinigungsprogramm im

Lanserhof beinhaltet eine abgestimmte Diät,

therapeutische Maßnahmen und einen

Mix aus Peelings, Bädern und Massagen.

Dafür wurde der Lanserhof bei Innsbruck

bereits mehrfach mit dem „European

Health and Spa Award“ ausgezeichnet.

www.lanserhof.at

Natur neu entdecken

Der Schaukräutergarten am Biobauern-

hof der Familie Buchhammer in Kauns ist

immer einen Besuch wert: Ein Meer

aus Düften und Geschmäckern wartet

hier auf Besucher. Neben Kräuterspezi-

alitäten bietet Verena Buchhammer auch

Rundgänge und Workshops zur Herstel-

lung von Teemischungen und Sirupen an.

www.kaunergrat.at

Kurz & gut

Page 46: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

46 Mein Tirol

Pünktlich um 9.30 Uhr erwartet uns

Kitz-Mountain Guide Susi Cufer bei

der Talstation der Hahnenkammbahn.

Die Streif kennt sie wie ihre Westentasche

– im Winter wie im Sommer. Dreimal pro

Woche ist Cufer oder einer ihrer Kollegen

zwischen Juni und Oktober mit Wanderern

und Skifans auf der wohl bekanntesten al-

pinen Rennstrecke der Welt unterwegs. Die

kostenlos geführten Wanderungen über je-

nen Hotspot der Skiwelt, der alljährlich im

Winter Tausende Besucher in die Gamsstadt

lockt, erfreuen sich größter Beliebtheit.

Warum, wird schnell klar: Denn Susi Cufer

unterhält mit viel Witz und liefert etliche

Anekdoten und jede Menge Wissenswertes

rund um die Streif und ihre Geschichte.

So erfahren wir gleich zu Beginn, dass die

Abfahrt ihre Bezeichnung aufgrund des

gleichnamigen Almgebietes erhalten hat.

Diese kleine Geschichte und noch viele

weitere werden die rund drei Stunden an

Gehzeit – Skifahrer benötigen auf ihrem

wilden Ritt übrigens nicht ganz zwei Minuten

– fast wie im Flug vergehen lassen. Aber der

Reihe nach.

Beginn der Streif-Reise

Nach der Auffahrt mit der Hahnenkamm-

bahn heißt es erst einmal frische Bergluft

inhalieren und den herrlichen Ausblick ge-

nießen. Susi Cufer führt uns zur Aussichts-

Wo die wilden Kerle fahren

Keine Frage – die „Streif“ im mondänen Kitzbühel zählt zu

den berühmtesten Skiabfahrten der Welt. Dabei hat die Strecke

auch als sommerliche Wanderung ihre Reize.

Text Daniel Naschberger

plattform KitzPanorama, von wo aus wir

unter anderem die ganze Stadt, den Wilden

Kaiser oder den Schwarzsee erblicken können.

Gegenüber erhebt sich das imposante, fast

2.000 Meter hohe Kitzbüheler Horn.

„Dort begründete Pionier Franz Reisch

1893 mit seiner ersten Skitour Kitzbühels

späteren Status als Mekka des Skisports.

Ab 1895 fanden regelmäßig Rennen statt,

seit 1931 werden sie am Hahnenkamm aus-

getragen“, erzählt unser Kitz-Mountain Guide.

Auf zum Start

Wir spazieren zum Starthaus auf 1.665 Metern.

Das Innere der relativ kleinen Hütte erzählt die

Historie der Hahnenkammrennen mit Texten

und Bildern – außerhalb sprechen die Wie-

senflächen, Bäume und ausgedehnten Wan-

derwege für sich. Steil wirkt die Streif von

hier aus definitiv, der Kurs, den die Fahrer

bergab nehmen, lässt sich aber nur erahnen.

„Im Sommer sieht man kaum etwas von der

Strecke, Begrenzungszäune und derglei-

chen werden an fast allen Abschnitten ent-

fernt“, erläutert Cufer.

Jetzt fühlen wir uns also für einen kurzen

Moment wie die weltbesten Skifahrer, die

im Starthaus ihren ganzen Mut zusammen-

nehmen und sich dann nicht selten mit ei-

nem inbrünstigen Schrei hinausbefördern

– und die Wanderung geht los.

Kitz-Mountain Guide Susi

Cufer kennt die Streif wie

ihre Westentasche. Beim

„Lärchenschuss“ erläutert sie

anschaulich den Streckenverlauf.

Im Winter schaut es auf der Streif so aus:

Hier springt Abfahrer Romed Baumann

gerade mutig über die Hausbergkante.

Page 47: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 47

Starthaus

00:00:00

Höhenmeter bis ins Ziel: 860 Meter

Streckenlänge bis ins Ziel: 3.312 Meter

Susi Cufer: „Vom Start weg geht es rasant

dahin. Innerhalb von Sekunden erreichen

die Fahrer die höchste Beschleunigung der

gesamten Strecke und nach 160 Metern die

Mausefalle.“

Mausefalle

Fahrer 00:08:50

Wanderer 12:00:00

Die Mausefalle ist das steilste Stück der ge-

samten Strecke, 85 Prozent Gefälle verlan-

gen den Fahrern alles ab – außerdem wartet

hier der weiteste Sprung der Streif, bis zu 80

Meter geht es hinunter. „Toni Sailers Vater

Anton war früher Renndirektor und meinte

einmal, die Stelle wäre wie eine Mausefalle,

die im richtigen Moment zuschnappt – da-

her kommt angeblich der Name“, liefert Susi

Cufer eine weitere interessante Geschichte.

Steilhang

Fahrer 00:22:50

Wanderer 25:00:00

Diese Passage ist im Winter die eisigste

Stelle, extrem hohe Fliehkräfte entfalten

ihre Wirkung. Cufer: „Die Ausfahrt ist die

Schlüsselstelle für den Sieg.“ Die Wanderung

geht weiter zum Brückenschuss, es wird et-

was flacher.

Gschöss

Fahrer 00:39:30

Wanderer 45:00:00

Die Rennläufer müssen versuchen, mög-

lichst viel Geschwindigkeit in das flache,

lange Gleitstück mitzunehmen. Wir sind

unter Susi Cufers Führung nach wie vor mit

gemäßigtem Tempo unterwegs.

Alte Schneise

Fahrer 00:49:20

Wanderer 01:10:00:00

Der unruhigste Streckenteil liefert rasche

Gelände- und Lichtwechsel für die Abfahrer.

Die Seidlalm ist in Sichtweite.

Seidlalm

Fahrer 01:03:20

Wanderer 01:35:00:00

Die Hälfte der Strecke haben wir hinter uns

gebracht – Zeit für eine Stärkung auf der

urigen Alm mit ihren Tiroler Spezialitäten.

„Auf der Seidlalm wurde 1966 in geselliger

Runde die Idee für den alpinen Skiweltcup

geboren“, berichtet Cufer, während wir un-

sere wohlverdiente Jause genießen.

Lärchenschuss

Fahrer 01:15:50

Wanderer 02:00:00:00

Nach der Pause verfolgen wir den Weg der

tollkühnen Skistars weiter. Vom Seidlalm-

Sprung aus sieht der Fahrer nicht, wo er lan-

den wird, dann geht es ins zweite Gleitstück.

Hausberg

Fahrer 01:37:60

Wanderer 02:35:00:00

Jetzt wird es spektakulär. Kaum zu glauben,

was Mensch und Material an diesem tücki-

schen Teilabschnitt, den wir per pedes recht

gemütlich passieren, leisten müssen. „Der

Hausberg ist eine extreme Herausforderung.

Die Fahrer kommen mit müden Beinen hier-

her und müssen richtig kämpfen“, meint Susi

Cufer.

Zielschuss

Fahrer 01:59:70

Wanderer 02:50:00:00

Im Zielschuss erreichen die Rennläufer Ge-

schwindigkeiten von bis zu 140 Kilometern

pro Stunde. „Wer durchhält, wird mit der

grandiosen Atmosphäre von 50.000 frene-

tischen Zuschauern belohnt. Die Abfahrer

werden vom sogenannten Hahnenkamm

Roar ins Ziel getragen“, schwärmt Susi Cufer.

Kurz darauf geht unsere Wanderung nach

860 informativ-sportlichen Höhenmetern

zu Ende.

Weitere Informationen:

www.kitzbuehel.com

natur & Gesundheit ›

Page 48: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

48 Mein Tirol

Gute Aussichten

Um zu den schönsten Ausblicken und Panoramen

Tirols zu gelangen, muss man kein Bergsteiger sein.

Fünf außergewöhnliche Aussichtspunkte, die ganz ohne

Anstrengung erreicht werden können.

Text Sylvia Ainetter

Hafelekar in Innsbruck

Hoch über der Landeshauptstadt Innsbruck

– am Hafelekar auf 2.269 Metern – befindet

sich die Bergstation der Nordkettenbahn.

Nirgendwo sonst liegen Stadt und hochal-

pine Landschaft so nah beieinander. Von

dort oben eröffnet sich ein atemberaubender

Blick auf Innsbruck und hinein ins Kar-

wendel, auf das gesamte mittlere Inntal, die

Stubaier und Zillertaler Alpen und über das

Wipptal bis zu den Gipfeln der Dolomiten.

Einzigartig!

In nur zwanzig Minuten gelangt man von der

Innsbrucker Innenstadt hinauf ins hochalpine

Gelände. Mit den Nordkettenbahnen geht es

bis zur Hungerburg (besonders sehenswert: die

von Star-Architektin Zaha Hadid entworfenen

Bahnstationen) und von dort weiter auf die See-

grube (1.905 Meter) und schließlich aufs Hafelekar.

Die Gipfelplattform „Top of Tyrol“

in den Stubaier Alpen bietet einen

atemberaubenden Ausblick – und kann

sich dank ihrer besonderen Architektur

selbst auch sehen lassen.

Page 49: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 49

natur & Gesundheit ›

Adlerblicke

Tirol aus dem Blickwinkel eines Ad-

lers erleben: Entlang des bekanntesten

Tiroler Weitwanderwegs, dem Adlerweg,

eröffnen 15 Aussichtspunkte, ausgestattet

mit speziellen Fernrohren, atemberau-

bende Panoramen. Die Fernrohre kön-

nen kostenlos benutzt werden und sind

mit modernster Technik ausgestattet: So

werden etwa Bergnamen und Informati-

onen zur Streckenführung des Adlerwegs

eingeblendet. Von jedem Aussichtspunkt

kann somit die Strecke bis zum nächsten

Adlerblick verfolgt werden.

www.tirol.at/adlerblicke

„Top of Tyrol“ am Stubaier Gletscher

Ein 360-Grad-Rundblick auf die Stubaier

Alpen, die Dolomiten bis hin zum Ortler-

massiv – Besuchern der Gipfelplattform

„Top of Tyrol“ wird in puncto Aussicht ei-

niges geboten. Die Plattform auf 3.210

Metern ist aber auch eine architektonische

Sehenswürdigkeit. Die Stahlkonstruktion

aus wetterfestem Cortenstahl fügt sich in

die felsige Landschaft ein, Stahlschwerter

kragen 9 Meter über die Felskante aus und

tragen einen Boden aus Gitterrosten. Ein

geschwungenes Geländer mit einem Hand-

lauf aus Lärchenholz folgt der Grundform

und betont die Dynamik.

Mit der Seilbahn erreicht man die Bergstation

Schaufeljoch auf 3.160 Metern. Nach etwa zehn

Minuten Fußmarsch gelangt man zur Platt-

form „Top of Tyrol“.

Zugspitze in Ehrwald

Die Zugspitze ist der Aussichtsberg

schlechthin, schließlich ist er der einzige

Gipfel seiner Größenordnung weit und

breit. Die beeindruckende Fahrt mit der

Tiroler Zugspitzbahn auf den höchsten

Berg Deutschlands (2.962 Meter) ist ein

Erlebnis für sich. Oben genießt man auf der

weitläufigen Aussichtsterrasse den unver-

stellten 4-Länder-Fernblick in die majes-

tätische Bergwelt) der Ostalpen. Bei klarem

Himmel sieht man den Großglockner

(3.798 Meter), den Piz Bernina (4.048

Meter) und sogar den Münchner Fernsehturm.

Die Talstation der Tiroler Zugspitzbahn liegt

im Westen Ehrwalds am Fuße des Wetter-

stein-Massivs auf 1.225 Metern. Die Bahn

überwindet einen Höhenunterschied von

1.725 Metern.

Page 50: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

50 Mein Tirol

Bergradeln mit der extraportion energie

Text Sylvia Ainetter

Lust auf eine Mountainbike-Tour ohne zu große Anstrengung?

In Tirol bekommen auch Genussradler die Möglichkeit für eine Bergfahrt

auf zwei Rädern. E-Bikes machen’s möglich – zum Beispiel in den Kitzbüheler Alpen.

Bei einer E-Bike-Tour ergeben sich immer

wieder Möglichkeiten für eine kurze Rast.

Page 51: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 51

e s ist Donnerstag, halb zehn. Draußen

scheint die Sonne, es ist noch ein we-

nig kühl. Heute steht E-Biken auf dem

Programm. Im Sportgeschäft direkt an der

Hopfgartner Bergbahnstation wartet be-

reits unser Bike-Guide. Anouk kommt ur-

sprünglich aus den Niederlanden, lebt aber

schon seit mehr als zwölf Jahren im Brixen-

tal. „Im Winter arbeite ich bei der Skischule

Alpin, im Sommer arbeite ich als Fahrrad-

Guide beim Bikeguiding Alpin“, erzählt sie,

„es ist ein großer Luxus, in dieser schönen

Natur arbeiten zu können.“ Und wie schön

es hier ist, sollen auch wir gleich hautnah

erleben.

Per, Angestellter im Sportgeschäft und

richtig sportbegeistert, bereitet die Räder

für uns vor und bringt uns Fahrradhelme.

Ich sitze das erste Mal auf einem E-Bike.

Die beiden anderen Teilnehmerinnen an

der geführten Tour kennen sich schon aus.

Reino und Ike aus den Niederlanden sind

Mutter und Tochter und verbringen ihren

Urlaub im Brixental. „Wir gehen wandern,

ein wenig baden und erholen uns hier sehr

gut“, erzählt Ike. Die E-Bike-Tour machen

sie schon zum zweiten Mal, „weil es uns so

gut gefallen hat“.

Unter Strom

Ich hingegen bin noch ein wenig skeptisch.

Das E-Bike sieht aus wie ein ganz normales

City-Bike. Und damit soll ich 500 Höhen-

meter den Berg hinauf fahren? Ein kleines

Plastikkärtchen am Lenker erklärt, wie das

„Flyer“-Bike funktioniert: Der On-Knopf

befindet sich an einem kleinen Display am

Lenker. Die Unterstützung des E-Bikes

lässt sich in drei Stufen verstellen: Standard,

High und Eco. Es ist auch möglich, den

250-Watt-Motor komplett abzuschalten.

Die Befürchtung, ich könnte noch mitten

im Laden losdüsen, bewahrheitet sich nicht.

Denn der Elektromotor greift erst dann,

wenn ich auch in die Pedale trete. „Der Mo-

tor dient als Unterstützung. Ein E-Bike ist

kein Mofa“, lacht Anouk. Ich bin fast ein

wenig enttäuscht.

Als wir alle mit Fahrradhelmen ausgestattet

sind, geht es los: Wir fahren über den Park-

platz der Bergbahn und werfen noch einen

letzten Blick auf die Pfarrkirche zum heili-

gen Jakobus und Leonhard. Die Barockkir-

che gilt als die schönste Tirols und wird von

den Hopfgartnern mit großem Stolz „Dom

des Brixentals“ genannt. Doch die lassen

wir jetzt hinter uns und fahren Rich- ›

Standard, High oder Eco? So

funktioniert ein E-Bike.

Page 52: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

52 Mein Tirol

tung Salvenaland, einem beliebten Freizeit-

park. Der Badesee glitzert in der Sonne und

die ersten Schwimmer stürzen sich schon

ins Wasser. Uns ist noch nicht warm genug

für eine Abkühlung und wir fahren weiter.

Der Tacho verrät, dass wir mit 15 bis 20 Ki-

lometern pro Stunde unterwegs sind – und

das quasi ohne Anstrengung. Aber noch

geht es eben dahin. Zum Testen schalte ich

den Zusatzmotor aus – und merke prompt,

wie schwer die Pedale sich plötzlich treten

lassen. Ich schalte einen Gang hinunter

und komme kaum mehr mit der Gruppe

mit. Anouk lacht. „So ist es mir auch schon

gegangen. Ich wollte ja ursprünglich mit

meinem eigenen Fahrrad ohne Motor die

Touren führen. Doch da komme ich einfach

nicht mit.“

Gemütlich fahren wir auf einem Schot-

terweg Richtung Kelchsau. Immer wieder

bleiben wir stehen, Reino und Ike schießen

Fotos von dem beeindruckenden Alpenpa-

norama, das sich uns eröffnet. Beim ersten

Brunnen am Wegrand füllen wir unsere

Wasserflaschen auf und machen eine kurze

Rast. Direkt neben uns rauscht der Bach,

den wir gemütlich entlang radeln .

Eisige Badefreuden

Schlussendlich gelangen wir zur Haupt-

straße. Und nun? „Es hilft nichts, da müs-

sen wir jetzt ein Stück entlangfahren“, sagt

Anouk und radelt voraus. Die Straße steigt

ordentlich an und wir sind richtig froh um

die Unterstützung des Elektro-Antriebs.

Ein wenig anstrengend wird es aber jetzt

schon, denn der Motor nimmt uns das Tre-

ten ja nicht ab, sondern hilft uns nur dabei.

Wir sind immer noch mit 12 Kilometern

pro Stunde unterwegs. Die Spaziergänger

schauen überrascht, als wir zügig an ihnen

vorbeifahren. Als sie sehen, dass wir „moto-

risiert“ sind, lachen sie – und wir auch.

Die Straße endet in Kelchsau, einem Teil

Hopfgartens, der aber wie ein eigenes Dorf

wirkt. Kelchsau liegt auf 823 Metern und

beeindruckt durch kunstvoll verzierte alte

Bauernhäuser. Am Ende des „Dorfkerns“

gelangen wir an eine Mautstation und ei-

nen kleinen Speichersee. Inzwischen hät-

ten wir schon Lust, uns kurz abzukühlen.

„Wenn ihr wollt, könnt ihr gerne schwim-

men gehen“, sagt Anouk, „aber der See hat

leider nur 12 Grad!“ Das ist uns dann doch

zu kalt. „Das letzte Mal hab ich zumindest

einen Zeh hineingesteckt. Eisig!“, erzählt

Ike und lacht, „aber vielleicht geh ich auf

dem Rückweg kurz hinein!“

Doch jetzt haben wir noch ein Stück des

Weges vor uns: Das Ziel unserer Tour ist die

Niederkaseralm auf 1.050 Metern – die

Alm liegt nicht nur beschaulich, sondern

hat für E-Biker einen weiteren Vorteil:

Dort können die Akkus der E-Bikes ge-

tauscht werden, sollten sie bereits einen

niedrigen Füllstand aufweisen.

e-BikeWelt Kitzbüheler Alpen -

Kaisergebirge

Das größte zusammenhängende E-Bike-

Streckennetz der Welt erstreckt sich über

etwa 1.000 Kilometer Radwege verteilt

auf rund 1.800 Quadratkilometer – und

verbindet neun Tourismusregionen und

45 Orte im Tiroler Unterland miteinander.

Ausstattung:

•310 E-Bikes für Gäste

•über 80 Verleihstationen

(davon etwa 70 Hotels)

•59 Ausflugsziele mit Akku-

Wechselstationen

•7 Service-Rad-Fachgeschäfte

•kostenlose E-Bikekarte mit

Tourentipps zum Leihbike dazu

www.e-bikewelt.com

Der Motor dient als Unterstützung.

Ein E-Bike ist kein Mofa.

Page 53: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 53

Auf einem leicht ansteigenden Schotterweg

geht es nun durch den Wald, vorbei an Wei-

den und immer mit den Kitzbüheler Alpen

im Blick. Zeit, um richtig tief durchzuat-

men und den Duft des Waldes zu genie-

ßen. Inzwischen ist es warm geworden und

ein kleiner Hunger macht sich bemerkbar.

„Keine Sorge, wir sind gleich da“, verspricht

Anouk und zeigt schon nach oben. „Dort,

wo ihr die rot-weiße Fahne seht, da ist es!“

Und tatsächlich: Keine zehn Minuten spä-

ter stellen wir die Fahrräder vor der Alm ab.

Gerade am Ende, als es noch einmal richtig

steil wurde, kamen wir trotz Elektro-An-

triebs ins Schwitzen.

„Bisher war die Strecke für niemanden ein

Problem. Je nach Gruppe mache ich mehre-

re Pausen und passe das Tempo an“, erklärt

Anouk. Die Tour in den Kurzen Grund, wie

dieses Tal genannt wird, findet jeden Don-

nerstag statt. „Sie wird gut angenommen.

Die Dauer von drei bis vier Stunden ist für

die meisten genau richtig!“

Käse von der Alm

Nach dem steilen Aufstieg wartet eine Jau-

se auf uns, der Höhepunkt der Tour. Die

Wirtin der Niederkaseralm tischt uns eine

original Tiroler Brettljaus’n auf: Butter,

Bauernspeck, geräucherte Wurst, verschie-

dene Käsesorten und Schwarzbrot – dazu

frisch geriebener Kren. 90 Milchkühe le-

ben auf der Alm. Die Rohmilch wird dort

direkt zu Butter, Käse, Topfen und Joghurt

weiterverarbeitet und landet dann auf den

Tellern der Gäste.

Nach der Jause gehen wir einmal ums Haus

und schauen durchs Fenster in die Käserei:

Dort sind riesige Laibe des Niederkaserer

Almtilsiters aufgestapelt, reifen und warten

darauf, in der Almstube verkauft oder auf

der Terrasse serviert zu werden. Die Alm

verfügt über eine Schaukäserei, die jedoch

gerade geschlossen hat. „Ich war einmal mit

einer Gruppe für eine Besichtigung hier.

Das war wirklich sehr spannend“, erzählt

Anouk.

Doch für uns wird es Zeit für die Abfahrt

– und die ist rasant! Die 500 Höhenmeter,

die wir dank Elektromotor-Unterstützung

recht zügig hinaufgestrampelt sind, geht es

jetzt rasch bergab. Der Tacho zeigt fast 40

Kilometer pro Stunde und wir rollen bis

Kelchsau, ohne einmal treten zu müssen.

Die restliche Strecke ist dann nur noch ein

Katzensprung. Am Ende zeigt unser Tacho

rund 30 Kilometer an, die wir zurückgelegt

haben – was allerdings nicht da steht, sind

die etwa 1.000 Höhenmeter, die wir eben-

falls bewältigt haben! Für Nicht-Mountain-

biker ein besonderes Erlebnis. „Wir verab-

schieden uns gleich, wir gehen noch zum

Badesee“, meint schließlich Ike, kaum dass

wir beim Sportgeschäft am Ausgangspunkt

angekommen sind. Und zu Anouk sagt sie

noch: „Bis zum nächsten Mal!“ –

natur & Gesundheit ›

30 Kilometer und 1.000 Höhenmeter:

für Nicht-Mountainbiker ein

besonderes Erlebnis.

Ihre E-Bike-Tour führt Reino,

Ike und Redakteurin Sylvia (links)

zur Niederkaseralm.

Page 54: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

54 Mein Tirol

„eine Bergwiese ist nichts Selbstverständliches“

Text Klaus Erler

Freiwilligenarbeit in den Tiroler Bergen kennt nur Gewinner: Gäste erleben dank ihrer

Mithilfe in den Tiroler Naturparks und im Nationalpark Hohe Tauern einen

unvergesslichen Urlaub, die Naturschätze werden dabei gehegt und bewahrt. Eine

Freiwillige und ein Naturparkleiter erzählen.

e igentlich ist es logisch: Was man mit

eigener Hände Arbeit schafft, ist wert-

voller als etwas Geschenktes. Auf den

Urlaub übertragen bedeutet diese Weis-

heit, dass nicht nur im Relaxen großes Er-

holungspotenzial liegt, sondern vor allem

auch in der Aktivität.

Die Rolle wechseln

Von dieser Idee ausgehend bieten die fünf

Tiroler Naturparks und der Nationalpark

Hohe Tauern Interessierten an, sich wäh-

rend eines Tirol-Urlaubs zu engagieren und

ihre Arbeitskraft in den Dienst der Natur

zu stellen. Nachhaltige Arbeit, oft nur als

sinnentleertes Schlagwort missbraucht –

hier kann sie wirklich geleistet werden.

Im Zentrum der Freiwilligenarbeit steht

der Erhalt wertvoller Tiroler Kulturland-

schaft – beim Pflanzen von Jungbäumen

etwa, bei der Unterstützung von Bauern

bei der Bergmahd oder bei der Sanierung

von Almwegen. Geschlafen wird im Tal, für

reichhaltige und schmackhafte Verkösti-

gung ist während des Arbeitseinsatzes in

Form von Jausen, Frühstück und Abend-

essen gesorgt.

Dass solche Freiwilligenarbeit Sinn macht,

kann Sigrun Hannes aus eigener Erfahrung

bestätigen. Vergangenen Sommer nahm

die Münchner Sportstudentin im Alpen-

park Karwendel am Freiwilligen-Projekt

„Almpflege Thaurer Alm“ teil. Als Freizeit-

Bergläuferin verbringt sie viel Zeit in Tirol,

in diesem Projekt fand sie eine Möglichkeit,

etwas vom positiven Bergerleben, das sie

bisher erfahren hat, zurückzugeben. Beim

„Schwenden“, dem Schneiden der wuchern-

den Latschen, und beim „Ampferstechen“,

einer Art Unkrautjäten auf der Alm, gelang

es ihr, der Rolle der klassischen Urlauberin

und Sportlerin zu entwachsen. Ausgestat-

tet mit passendem Werkzeug und umgeben

von zehn Gleichgesinnten, war sie plötzlich

nicht mehr diejenige, die Vorhandenes be-

und abnutzt. Als Naturparkmitarbeiterin

auf Zeit half sie mit, Infrastruktur und

Schönheit der Almen für nachfolgende

Tirol-Urlauber zu bewahren.

Harte Arbeit

Für Hermann Sonntag, Geschäftsführer

vom Alpenpark Karwendel, sind Freiwilli-

gen-Arbeiten ein wahrer Segen. Seit 2008

bietet sein Naturpark diese Möglichkeit

der Urlaubsgestaltung an, 2013 wurden

dabei in insgesamt acht Projekten 1.600

Arbeitsstunden geleistet: eine große Hilfe

für das kleine Team, das zu dritt 727

Quadratkilometer Naturparkfläche betreut.

Intensives Bergerleben

beim „Schwenden“ und

„Ampferstechen“

Page 55: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 55

Die Rückmeldungen, die Sonntag dabei

von den Projekt-Teilnehmern bekommen

hat, sind mit überwältigender Mehrheit

positiv. Vom wichtigen Ausgleich zur täg-

lichen Computerarbeit ist da zu hören, vom

befriedigenden Erlebnis, am Abend die

Früchte seiner Arbeit gleich konkret sehen

zu können, sowie von einer neuen, ange-

nehmen Art der körperlichen Müdigkeit.

Sigrun Hannes geht noch einen Schritt

weiter. Sie spricht von einer veränderten

Einstellung zur Tiroler Kulturlandschaft:

„Eine Alm ist für mich inzwischen nichts

mehr Naturgegebenes, sondern das Er-

gebnis harter Arbeit. Ich habe verstanden,

dass eine Bergwiese nichts Selbstverständ-

liches ist. Um sie für Kühe nutzen zu kön-

nen, muss sie etwa erst von Sauerampfern,

Steinen und Latschen befreit werden. Mein

touristischer Blick ist so einer wesentlich

realitätsnäheren Betrachtungsweise gewi-

chen, die ich mir selbst erarbeitet habe und

die mich mit Stolz erfüllt.“

Dieser neue Blick wird mit Bedacht auch

von den Projekt-Veranstaltern vermittelt.

Hermann Sonntag: „Wir versuchen,

Zusammenhänge zu erklären. Im Bereich

der Almpflege zum Beispiel, dass es

früher einen eigenen ‚Almputzer‘

gegeben hat, ein Beruf, der inzwischen

ausgestorben ist. Heute fehlt das

Personal, das die wertvollen Weide-

flächen von Gestrüpp freihält und die

schönen Wiesen für das Vieh einzäunt.“

Dass diese Arbeit inzwischen auch von Frei-

willigen geleistet wird, ist für die Tiroler

Naturjuwele ein Segen – und für Urlauber

eine vielversprechende Gelegenheit.

Nicht nur der Alpenpark Karwendel

bietet Freiwilligen-Programme an, auch

die anderen vier Tiroler Naturparks und

der Nationalpark Hohe Tauern laden zur

Mithilfe im Naturjuwel ein.

• Naturpark Tiroler Lech:

„Auwaldpflege am Lech“

• Naturpark Kaunergrat:

„Weidepflege“ und „Landschaftsschutz“

• Naturpark Ötztal: „Kartierung

auffälliger Pflanzen und Tiere“

• Alpenpark Karwendel: „Almpflege

Thaurer Alm“

• Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler

Alpen: „Unterwegs mit den Bergbauern“

• Nationalpark Hohe Tauern:

„Wildzählungen“, „Bartgeierwiederan-

siedlung“ und „Auerwildprojekt“

www.tirol.at/volunteering

Freiwilligen-Projekte in den tiroler naturjuwelen

i

„Eine Almwirtschaft ist

das Ergebnis harter Arbeit.“

Sigrun Hannes hilft im Alpenpark

Karwendel beim „Schwenden“ der

wuchernden Latschen.

Page 56: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

56 Mein Tirol

und über Vermittlung eines Bekannten

durfte ich als Elfjähriger den damaligen

Ski-Superstar Annemarie Moser-Pröll in-

terviewen. Aber wenige Jahre später war

mir dann schon klar, dass ich in der Medi-

zin zuhause bin.

Haben die medizinischen Kenntnisse

zugenommen, seit Sie den Bergdoktor

spielen, Herr Sigl?

Sigl: Ich habe mich früher natürlich schon

weniger mit Medizin beschäftigt, die

Kenntnisse und auch das Verständnis sind

sicher gestiegen. Wie viel davon nach Dreh-

schluss übrig bleibt, ist immer die Frage,

weil mir die Basis fehlt. Ich kann medizi-

nische Fachbegriffe laut Drehbuch wieder-

geben. Aber man ist als Schauspieler schon

eher darauf konzentriert, wie man sie nun

in welcher Stimmung rüberbringt.

Sie haben vor dieser Rolle viele Jahre

bei „SOKO Kitzbühel“ mitgewirkt. Was

ist einfacher zu spielen, der Polizist oder

der Arzt?

Herr Sigl, war der Beruf des Mediziners

jemals eine Option für Sie?

Hans Sigl: Ich habe meinen Zivildienst auf

der Innsbrucker Klinik absolviert, der me-

dizinische Bereich hat mich damals schon

sehr fasziniert. Zunächst war ich in der

sterilen Abteilung und habe dort Tausen-

de Tupfer pro Tag abgepackt – das war mir

aber zu wenig, ich wollte lieber Kontakt mit

Patienten haben. So bin ich als Pfleger auf

der internen Abteilung gelandet. Dort habe

ich zehn Monate lang gesehen, was das me-

dizinische Personal im Alltag leistet und

das hat mich irrsinnig beeindruckt. Mir

war aber trotz meiner Bewunderung für

den Arztberuf immer klar, dass das nicht

meine Bestimmung ist.

Herr Dr. Schobersberger, wollten Sie je-

mals Schauspieler werden – oder anders

gefragt: nicht Arzt?

Wolfgang Schobersberger: Als Jugend-

licher wollte ich eigentlich Sportreporter

werden. Mit meinem ersten Taschengeld

habe ich mir ein Aufnahmegerät zugelegt

Bergdoktor trifft Alpenarzt

Interview Daniel Naschberger

Der Wilde Kaiser als Kulisse eines Meinungsaustausches der

besonderen Art: In der Stöfflhütte auf der Walleralm trafen

sich „Bergdoktor“-Darsteller Hans Sigl und Sportmediziner

Wolfgang Schobersberger zum entspannten Gespräch

über Berufswahl, Tirol und die Kraft der Natur.

Page 57: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 57

um die westösterreichische Bevölkerung

nachweislich gesünder ist als jene in Ostös-

terreich. Der Sportplatz liegt hier quasi vor

der Haustür, das wirkt sich dementspre-

chend positiv auf die Gesundheit aus. Der

Großstädter braucht die arbeitsfreie Zeit,

um in die Natur zu gelangen, hier kann

man sich auch nach einem Arbeitstag pro-

blemlos sportlich betätigen.

Sigl: Wir drücken es am Filmset so aus:

Wir drehen da, wo andere Urlaub machen.

Die Berge haben etwas Kontroverses an

sich, ich habe das immer wieder bei meinen

Schauspielkollegen beobachten können:

Entweder man ist fasziniert von ihnen oder

sie haben eine total abschreckende Wir-

kung. Grundsätzlich glaube ich, dass jeder

Berg ein Kraftplatz ist und das merke ich

jedes Mal aufs Neue, wenn ich in Tirol bin.

Geht es sich während des Drehs über-

haupt aus, in den Naturgenuss zu kommen?

Sigl: Ich erlebe eigentlich permanenten

Naturgenuss, immerhin stehe ich den

Sigl: Es ist gar nichts leicht. Aber lieber

spiele ich schon den Arzt, denn der Poli-

zist war auf Dauer sehr eintönig. Jedes Mal

zu fragen „Wo waren Sie gestern zwischen

16.00 und 17.00 Uhr?“ hat sich mit der Zeit

abgenutzt. Da ist der Arzt schon wesentlich

interessanter. Aber noch viel schwieriger

ist es, einen Patienten zu spielen, da muss

man weitaus intensivere Gefühle zeigen.

Wie sieht denn der Profi die Arztserien?

Schobersberger: Einige sind schon sehr

unterhaltsam, auch der „Bergdoktor“. Ich

schaue gerne „Dr. House“, dabei gefällt mir

die vermittelte Atmosphäre. Nur mit Seri-

en à la „Emergency Room“ kann ich nicht

viel anfangen, das ist zu überzeichnet.

Welche Kraft gibt Ihnen Tirol und die

Natur?

Schobersberger: Tirol ist so strukturiert,

dass man von jedem Ort aus rasch in die

Natur kommt. Man kann Sport betreiben,

wandern gehen, sich erholen. Das ist sicher

einer der entscheidenden Faktoren, war- ›

natur & Gesundheit ›

Hans Sigl (links) absolvierte seine Ausbildung

als Schauspieler, Sänger und Tänzer am Tiroler

Landestheater in Innsbruck, wo er viele Jahre

im Ensemble mitwirkte. Bekanntheit erlangte

der gebürtige Steirer 2001 durch seine Rolle als

Polizist in „SOKO Kitzbühel“. Seit 2008 spielt

Sigl den „Bergdoktor“ Martin Gruber.

Universitätsprofessor Dr. Wolfgang Schobers-

berger (rechts) ist Direktor des Instituts für

Sport-, Alpinmedizin und Gesundheitstouris-

mus in Natters nahe Innsbruck. Dort betreut

er mit seinem Team Athleten aller Leistungs-

klassen, vom Breiten- bis zum Spitzensportler.

Page 58: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

58 Mein Tirol

seit 2001: „SOKO Kitzbühel“

2014 wird die bereits 13. Staffel der Krimise-

rie ausgestrahlt. Zu sehen im ORF und ZDF.

Drehort: Kitzbühel und Umgebung

seit 2007: „Der Bergdoktor“

Der Bergdoktor begeistert Fernseh-

zuschauer bereits seit Anfang der Neunzi-

gerjahre. Der aktuelle Arzt des Vertrauens

ordiniert am Wilden Kaiser. Auch der Ort

Wildermieming, wo die Serie zu Beginn

gedreht wurde, ist immer noch untrennbar

mit dem Bergdoktor verbunden.

Drehort: Ellmau

2009: „Die Hebamme – Auf Leben und

Tod“

Deutsch-österreichischer Historienfilm

mit Brigitte Hobmeier in der Hauptrolle.

2012 mit dem Adolf-Grimme-Preis ausge-

zeichnet.

Drehorte: Bschlabs, Hall in Tirol, Museum

Tiroler Bauernhöfe in Kramsach

2010: „Powder Girl (Chalet Girl)“

Romantische Komödie mit bekannten Hol-

lywood-Schauspielern wie Brooke Shields

und Ed Westwick („Gossip Girl“) in den

Titelrollen.

Drehorte: St. Anton am Arlberg, Kaunertaler

Gletscher

2010: „Tatort – Lohn der Arbeit“

807. Folge der Fernseh-Krimireihe von

ARD, ORF und SRF. Drehbuch von Felix

Mitterer, Harald Krassnitzer in der Rolle

des Ermittlers.

Drehort: Hall in Tirol

www.tirol.at/tirollywood

traumfabrik in den Alpen: „Der

Bergdoktor“ ist nur eines von vie-

len Beispielen, wie Tirol seit vielen

Jahrzehnten als Szenerie für Film- und

Fernsehproduktionen genutzt wird. Für

Cineasten gibt es in Tirol die Möglichkeit,

auf den Spuren ihrer Lieblingsstars zu

wandeln, die Drehorte zu besuchen und

aus erster Hand spannende Anekdoten zu

erfahren.

1940: „Die Geierwally“

Deutsche Literaturverfilmung von

Hans Steinhoff, die auf den Motiven des

gleichnamigen Romans von Wilhelmine

von Hillern beruht.

Drehorte: Sölden, Längenfeld, Innsbruck

1950: „Das doppelte Lottchen“

Erste Verfilmung des gleichnamigen Ro-

mans von Erich Kästner. 1951 beim Deut-

schen Filmpreis als Bester Spielfilm ausge-

zeichnet.

Drehorte: Thiersee, Rattenberg, Reith im

Alpbachtal

1971: „Das vergessene Tal

(The Last Valley)“

Eine von James Clavell inszenierte Lite-

raturverfilmung nach dem gleichnami-

gen Roman von J.B. Pick. Mit Michael

Caine und Omar Sharif in den Haupt-

rollen.

Drehort: Trins im Gschnitztal

1993: „Wildbach – Staffel 1-4“

Deutsche Fernsehserie, die zwischen

1993 und 1997 im ARD-Vorabendpro-

gramm ausgestrahlt wurde.

Drehort: Alpbach

Willkommen in tirollywood

Text Daniel Naschberger

Page 59: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 59

Dem „Bergdokor“ Hans Sigl auf

der Spur: möglich auf der neuen

Tirollywood-Filmroute zur Serie.

Sommer über beruflich am Berg. Wir ha-

ben ja vorwiegend Außenaufnahmen. Das

ist das Glück, das mit dieser Rolle des Berg-

doktors einhergeht – dadurch habe ich die

Natur quasi ständig zum Angreifen vor mir.

Schobersberger: Genau das ist ja nichts

Selbstverständliches für jemanden, der

nicht hier lebt. Die Kraft der Natur ist für

uns etwas Alltägliches, für andere nur eine

seltene Erfahrung. Das ist außergewöhnlich.

Begeistert die Natur auch nach sechs

Jahren als „Bergdoktor“ noch?

Sigl: Absolut – aber nicht nach sechs

Jahren „Bergdoktor“, sondern nach 44

Jahren Österreicher. Der Beruf des

Schauspielers ist mit vielen Wartezeiten

verbunden, weil am Set häufig umgebaut

wird. Die nutze ich oft für Spaziergänge

durch die Natur und entdecke dabei

laufend Neues. Manchmal meditiere

ich auch oder schließe die Augen und

höre einfach nur der Umgebung zu. Den

Wilden Kaiser, dem ich seit sechs Jahren

ständig gegenüberstehe, sehe ich Tag für

Tag anders – das ist auch eine besondere

Kraft des Berges.

Welche Auswirkungen hat die Luft auf

die Gesundheit, was kann ein Urlaub

in den Bergen bewirken?

Schobersberger: In unseren Breiten ist

der abnehmende Sauerstoff in der Höhe

noch nicht eklatant, hat aber eine stimu-

lierende Wirkung auf das Herz-Kreis-

lauf-System. Schon vor über hundert

Jahren entstanden in Europa die ersten

Luftkurorte, die sich das im therapeuti-

schen Sinne zu Nutzen gemacht haben.

Nach wie vor gibt es den etablierten Be-

griff Klimatherapie: Luft und der leichte

Sauerstoffmangel sind beim Urlaub in

den Bergen nur ein Teil, es gehören auch

Wind oder Wechsel von Warm und Kalt

dazu. Es geht nicht nur darum, wie rein

die Luft ist, sondern auch ums Ambiente

– der Tapetenwechsel ist einer der ent-

scheidenden Faktoren im Urlaub.

Welche positiven Effekte hat ein Bergur-

laub auf Körper und Psyche?

Schobersberger: Bewegung und Sport

wirken in vielen Bereichen, ob als Präven-

tion gegen Übergewicht, als Maßnahme

gegen Fettabbau oder zur Verbesserung

des Zuckerstoffwechsels sowie des Blut-

druckverhaltens. Ein Aspekt ist aber auch

der mentale Bereich, der zur Regeneration

dazugehört. Bewegung und Naturerlebnis

im Einklang sind beim Bergurlaub die ent-

scheidenden Faktoren.

Vielen Dank für das Gespräch.

Page 60: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

60 Mein Tirol

tipps & infos

Allgemein

Tourentipps für das Radwandern in Tirol,

qualitätsgeprüfte Unterkünfte, Pauschal-

angebote.

www.tirol.at/radwandern

Innradweg

Am Innradweg vom Malojapass bis Passau:

Etappen, Sehenswürdigkeiten, Unterkünfte.

www.innradweg.com

Via Claudia Augusta

Radwandern entlang der alten Römerstra-

ße Via Claudia Augusta.

www.viaclaudia.org

Drauradweg

Der Drauradweg – 366 Kilometer von Südti-

rol über Osttirol und Kärnten nach Slowenien.

www.drauradweg.com

E-Biken

E-Bike-Paradies Tirol: Tourentipps sowie

Infos zu Radverleihen und Akku-

Ladestationen.

www.tirol.at/ebiken

Notfall App der Bergrettung Tirol

Ein nützlicher und sinnvoller Begleiter: die

Notfall App der Bergrettung Tirol.

www.bergrettung-tirol.com

Alm- und Schutzhütten

Alles zu den unzähligen Tiroler Alm- und

Schutzhütten.

www.alpenverein.at

Bergwanderführer

Die Tiroler Bergwanderführer und ihr An-

gebot.

www.bergsportfuehrer-tirol.at

Wanderhotels

Ohne Gepäck von Hütte zu Hütte unter-

wegs sein – unter anderem am Adlerweg.

www.wanderhotels.at

Barrierefrei

Die 24 geführten Rolli-Touren durch die

Tiroler Bergwelt.

www.tirol.at/rolli-wandertouren

Tourentipps

Mehr als 420 Wandertouren im Portrait,

unter anderem sortierbar nach Schwierig-

keit, Streckenlänge, Gehzeit, Höhenunter-

schied.

www.tirol.at/wandertouren

Adlerweg

Die 126 Etappen von Tirols bekanntestem

Weitwanderweg. Tourentipps, Adlerblicke,

der Adlerweg mit öffentlichen Verkehrs-

mitteln.

www.tirol.at/adlerweg

Weitere Weitwanderwege

Informationen zu weiteren Weitwander-

wegen in Tirol.

www.tirol.at/weitwanderwege

Checkliste

Wie verhält man sich richtig am Berg? Plus:

Notrufnummern, Bergwegklassifizierung

und weitere nützliche Informationen.

www.tirol.at/wandern

Alpine Auskunft

Aktuelle Informationen zu Tourenbedin-

gungen, Wegsperren etc. telefonisch unter

+43.512.587828-25 oder per Mail unter

[email protected].

www.alpine-auskunft.at

radwandernWandern

Page 61: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 61

natur

Top-Pauschalen

Die Top-Angebote speziell für Wanderer.

www.tirol.at/wanderangebote

Tiroler Naturjuwele

Die Tiroler Naturparks und der National-

park Hohe Tauern im Portrait.

www.tirol.at/naturjuwele

Fotografie

Alles über die speziellen Fotopoints und

Foto-Workshops in der Tiroler Natur.

www.tirol.at/naturfotografie

Volunteering

Informationen zum ehrenamtlichen Enga-

gement in den Tiroler Naturjuwelen.

www.tirol.at/volunteering

Nature Watch

Unterwegs in der Natur: Geführte Touren

für Naturbegeisterte.

www.tirol.at/naturbeobachtung

Golfplätze

Tirols Golfplätze im Überblick: mit Infos

zu Greenfees, Pars und Kursangeboten.

www.tirol.at/golfen

AngeboteGolf

!

natur & Gesundheit

Green vor alpiner Kulisse:

der Golfclub Innsbruck-Igls, Rinn.

Page 62: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

62 Mein Tirol

Familienerlebnis

Page 63: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 63Mein Tirol 63

Tirol entdecken Seite 62

Suche nach dem

Bärenschatz Seite 64

Forschergeist Seite 68

„Das Klettern ist den

Kindern angeboren“ Seite 70

Im Abenteuerland Seite 72

Tipps & Infos Seite 74

WildeWasserWeg im Stubaital

Familienerlebnis

Page 64: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

64 Mein Tirol

Gipfelglück für alle

Mit den 18 qualitätsgeprüften Tiroler

Sommerbahnen wird jeder zum Berg-

fex. Schnell und bequem geht es in luftige

Höhen, oben warten dann eine beein-

druckende Aussicht und zahlreiche Attrak-

tionen. 13 Sommerbahnen sind spezielle

„Family-Berge“ und begeistern mit ihrem

vielfältigen Freizeitprogramm die ganze

Familie.

www.sommerbahnen.tirol.at

Kurz notiert

Staunen und entdecken

Auch die Alpenschule in Westendorf hat ei-

nen Stundenplan: Nur steht da nicht Mathe

auf dem Programm, sondern „Wie wird die

Milch zum Käse?“ oder „Mäh und muh - von

Schaf und Kuh“. Schulklassen verbringen

hier erlebnisreiche Tage und können entde-

cken, staunen, dazulernen, spielen und gut

essen. In der Ferienzeit steht die Alpenschule

für alle offen.

www.alpenschule.at

Erlebnisreiche Wanderung

Wer kennt die Sage vom Wildschönauer

Drachen? Bei einer Familienwanderung

durch die Kundler Klamm zwischen Inntal

und der Wildschönau wird erzählt, wie ein

Drache die Naturschlucht aus dem Fels

gebissen haben soll. Zahlreiche Plätze

entlang der Strecke laden zum Spielen und

Plantschen ein – auch mit dem Kinder-

wagen lässt sich die leichte Tour bewältigen.

www.wildschoenau.at

Wanderungen durch wildromantische

Naturschluchten sind ein Erlebnis

für Groß und Klein.

Page 65: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 65

ihnen das gefällt, können sie auch Reit-

stunden nehmen. Der Höhepunkt eines

Aufenthalts bei uns ist eine Kutschenfahrt –

ein Erlebnis für die ganze Familie!

Welche Rolle spielt die Natur bei einem

Urlaub am Bauernhof? Mit einfachen

Mitteln führe ich Kinder zurück zur Natur.

Ich biete ein auf ihre Bedürfnisse abgestim-

mtes Entspannungsprogramm an, erzähle

ihnen Geschichten, erkläre ihnen Pflanzen

und Tiere. Ich bin ausgebildete Kräuter-

pädagogin: Mir ist wichtig, dass die Kinder

sich wohlfühlen und der Natur näherkom-

men. Bei einer Kräuter-Sinnes-Wanderung

lernen sie Pflanzen kennen und dürfen

kosten und probieren. Der Höhepunkt

eines Aufenthalts bei uns ist eine Kutschen-

fahrt – ein Erlebnis für die ganze Familie!

Was essen Ihre Gäste auf Ihrem Hof am

liebsten? In unserem Garten wachsen

Kräuter und Beeren, die unsere Gäste je-

derzeit pflücken und genießen können. Be-

sonders beliebt sind auch unsere Eier direkt

vom Hof und unser Speck. Regionalität hat

einen hohen Stellenwert am Vitalhof Tischlars.

Was ist das Schöne daran, auf einem

Bauernhof zu leben? Die familiäre Atmo-

sphäre. Wir halten zusammen, das spüren

auch die Gäste. Aber natürlich spielt auch

die Nähe zur Natur eine große Rolle. Als

Bauer muss man zwar sehr hart arbeiten,

aber man ist viel in der Natur und hat

auch viel Freiheit: Ich kann mir meine Ar-

beit auch frei einteilen, habe keinen Chef,

der mir sagt, was ich wann wie tun muss.

Außerdem habe ich auch die Freiheit zu

entscheiden, was ich produzieren will. Die

Landwirtschaft hat inzwischen mein Sohn

übernommen, ich kümmere mich um un-

sere Gäste. Und das tue ich sehr gerne!

Vielen Dank für das Gespräch.

Wo ist es auf Ihrem Hof am schönsten?

Bei unseren Pferden! Wir haben acht Pferde,

davon sechs Reitpferde unterschiedlichster

Rassen. Bei schlechtem Wetter bin ich ger-

ne in unserem Wellnessbereich. Hier kann

man sich richtig entspannen.

Was können Kinder bei Ihnen erleben? Wir haben einen großen Kinderspielplatz

draußen und ein Spielzimmer drinnen. Die

Kinder können auch das Leben am Hof miter-

leben und mithelfen – sie verbringen viel

Zeit mit den Tieren, füttern sie und helfen

beim Melken. Wenn sie möchten, bekom-

men sie für die Dauer des Aufenthalts ein

Tier zur Pflege, etwa einen Hasen. Bei einer

Schnupperreitstunde lernen unsere klein-

en Gäste den Umgang mit Pferden – wenn

nah an der naturInterview Sylvia Ainetter

Anna Schöpf

Vitalhof Tischlars

Anna Schöpf bietet „Urlaub am Bauernhof“ auf

ihrem Hof im Ötztal an. Im Interview erzählt

sie von ihrem Leben am Bauernhof und was

ihren Gästen geboten wird.

Familienerlebnis ›

Page 66: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

66 Mein Tirol

Geocaching – die elektronische Schnitzeljagd –

ist die perfekte Sommerbeschäftigung für junge Schatzsucher.

Serfaus hat mit dem „Bären Caching Park“ eine speziell für

Kinder geeignete und mit großer Detailliebe geplante Variante

dieser Schatzsuche in den Bergen umgesetzt.

Suche nach dem Bärenschatz

Text Klaus Erler

emma und Stefan sind fasziniert: Der

blaue, pulsierende Punkt, das ist ihr

momentaner Standort. Die rote Steck-

nadel, die der Plan am Smartphone anzeigt,

markiert das nächste Ziel. Aber wo hat sich

der Weg dorthin versteckt, wie findet man

die geheimen Hinweise und warum braucht

Mama so lange, um nachzukommen?

Die Geschwister sind im Serfauser „Bä-

ren Caching Park“ mit ihrer Mutter Paula

mittendrin im Abenteuer „Geocaching“,

das als geglückte Verbindung von Technik

und Naturerlebnis in den letzten Jahren

viele Fans gewonnen hat. War diese elek-

tronische Schnitzeljagd für Kinder bisher

oft zu kompliziert, zu langwierig und an-

strengend, um richtig im Spielgeschehen

aufzugehen, hat sich das jetzt in Serfaus ge-

ändert: 2013 wurde im kleinen Ort im Ti-

roler Oberland speziell für junge Gäste der

„Bären Caching Park“ als Teil des 15.000

Quadratmeter großen alpinen Naturspiel-

platzes „Murmliwasser“ eröffnet.

Abenteuer in den Bergen

Vater der Idee, Geburtshelfer und Koordi-

nator in einem war Richard Hochenegger,

der als Außendienstmitarbeiter der Berg-

bahnen Serfaus-Fiss-Ladis für Infrastruk-

tur, Pflege und Erhaltung des alpinen Ge-

ländes verantwortlich ist. Hochenegger

stellte das leicht zu bedienende Smartpho-

ne, das Kinder inzwischen oft besser be-

herrschen als ihre Eltern, ins Zentrum des

Such-Abenteuers. Auf komplizierte GPS-

Geräte verzichtete er.

In der spannenden Geschichte rund um die

Schatzsuche dreht sich alles um das Thema

Was ist Geocaching?

Geocaching ist eine elektronische

Schatzsuche, bei der ein GPS-Gerät

zur Ermittlung der eigenen Positi-

on verwendet wird. Füttert man es

mit speziellen Koordinaten, führt

das GPS zu im alpinen Gelände

versteckten „Schatzplätzen“ mit ver-

grabenen Gegenständen. Auch wenn

das zunächst sehr kompliziert klingt

– die Technik ist bei diesem Outdoor-

Abenteuer nicht das Wesentliche: Im

Vordergrund steht die lustvoll erlebte

Aktivität in der Natur, das Suchen,

das Kombinieren, das Finden.

Page 67: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 67

Familienerlebnis ›

Manchmal geht‘s

querfeldein

durch den Wald.

Braunbär. Um seine Gewohnheiten geht es

– seine Spuren verfolgen Jung und Alt über

sieben verschiedene Stationen. Dabei wer-

den mal Wege benützt, mal geht’s querfeld-

ein durch den Wald. Die Jüngsten, die hier

Spaß haben und anhand der GPS-Koordi-

naten die Natur erkunden, sind nicht älter

als sechs.

Unkompliziertes Natur-Erlebnis

Rund eine Stunde dauert das Familien-

abenteuer und die Zeit vergeht dabei wie

im Flug.

Am Startpunkt wird via Gratis-WiFi die

ebenfalls kostenlose „Caching Park“-App

auf das Apple- oder Android-Smartphone

heruntergeladen. Einmal installiert, zeigt

das Programm auf einer Landkarte per

Stecknadel den eigenen Standpunkt und

die erste zu suchende Station „Verwitterte

Bäume“ an. Hat man diese Station entdeckt,

müssen kleine und große Schatzsucher

dort Hinweise auf Bärenaktivitäten

Page 68: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

68 Mein Tirol

suchen und verborgen angebrachte Ge-

heimzeichen finden. Das ist zunächst gar

nicht so leicht, da sie sich überall verstecken

können. Unter dem Baumbart etwa, oder

vielleicht hinten am Stamm? Sind die Zei-

chen dann gefunden, werden sie mit Hilfe

des Smartphones entziffert. Die sich daraus

ergebende Ziffernkombination schaltet das

nächste Ziel frei: Eine neue Stecknadel er-

scheint und weist Schatzsuchern den wei-

teren Weg.

Jetzt gilt es, sich zu orientieren. Wie muss

ich gehen, damit sich der eigene Positions-

punkt am Display dem Ziel nähert? Kann

dieser kleine Steig, der steil nach oben in den

Wald verläuft, zum nächsten Ziel führen

oder wartet ein anderer Weg darauf, ent-

deckt zu werden? War das eine Bärentatze

da hinten auf dem Stein und habe ich sie

als Hinweis übersehen? Von solchen Über-

legungen geleitet, werden Stationen wie

„Bärenkralle“, „Geplünderter Bienenstock“

oder „Hohle Kratzbäume“ passiert, bis man

schließlich zum Highlight des Parks ge-

langt, dem „Bauch des großen Bären“. –

Geocaching wird neben Serfaus auch in

allen Family Tirol Dörfern angeboten –

hier einige Beispiele.

Ötztal

In Oetz und drei weiteren Orten bie-

tet die Region Ötztal eine speziell für

Kinder erdachte Schatzsuche ohne

GPS-Gerät an. Mit einer kleinen

Schatzkarte, die jedes Informations-

büro anbietet, geht die Entdeckungs-

reise los.

Alpbachtal Seenland

Hier gibt es mit „Juppi’s Schatzsuche“

ein spezielles Angebot für die ganze

Familie. Sieben Stationen sind im

Ort Reith im Alpbachtal verteilt, sie-

ben Fragen müssen dort beantwortet

werden. Die Spiel-Dauer wird von

den Familien selbst festgelegt und

kann von zwei Stunden bis zu einem

ganzen Tag dauern.

Tux-Finkenberg

Besonderes Highlight im Zillertal

sind die Nacht-Caches: Reflektoren

weisen zu nächtlicher Stunde den

Weg und führen zum versteckten

Schatz – egal ob auf Bäumen, in Grot-

ten oder Höhlen. Bei der Suche gilt es

knifflige Rätselaufgaben zu lösen.

Achensee

Rund um den Achensee führen zahl-

reiche Geocaches an besondere Orte

der Region. GPS-Geräte für die

Geocaching-Suche gibt es in den In-

fobüros – oder man verwendet ein

GPS-fähiges Smartphone, um einen

der sieben Schätze zu finden.

Ein besonderer Schatz

Diese liebevoll gezimmerte, übermannsho-

he Holzkonstruktion stellt einen liegenden

Holzbären dar. Sein Bauch ist eine Höhle,

in der mit etwas Mut der letzte Hinweis auf

den Schatz zu finden ist. Und Mut braucht

es, ist in der Dunkelheit doch zunächst gar

nichts zu sehen, dafür viel zu hören: Bären-

geräusche, die gar nicht einladend und zum

Verbleib auffordernd klingen. Gut, dass

ganz hinten ein kleiner Lichtschein auf

einen möglichen Ausgang hindeutet. Bei

genauerer Betrachtung wird dieser Schein

dann zum Leuchten, das von einer Bären-

statue ausgeht, die letzte Einzelheiten zum

Fundort des Schatzes offenbart. Um ihn zu

entdecken, muss man unweit der Höhle ei-

nen Blick durch ein Fernrohr riskieren.

Welche Überraschung man da allerdings

zu Gesicht bekommt, das wird hier nicht

verraten.

Schatzsuche fürdie ganze Familie

i

Am Ziel:

im „Bauch des grossen Bären“

Im „Bauch des großen Bären“

ist der letzte Hinweis auf den

Schatz zu finden.

Page 69: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Zum Urlaub mit der Familie ...

Einfach besser ankommen – mit der Bahn bereits ab 39 Euro!Mit 8 täglichen Direktverbindungen und vielen einfachen Umsteigeverbindungen sind die schönsten Ziele in Tirol gut erreichbar. Ab 39 Euro, solange der Vorrat reicht. Kurze Strecken, z. B. München – St. Anton/Arlberg ab 19 Euro. Eigene Kinder/Enkel unter 15 Jahren reisen gratis mit (Eintrag auf Fahrkarte erforderlich). Vor Ort immer mobil durch die Mobilitätskarten der Gastgeber. Weitere Informationen und Buchung unter www.bahn.de/tirol

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Page 70: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

70 Mein Tirol

tirol weckt den Forschergeist

Kinder sind von Natur aus neugierig und lieben es, neue

Dinge zu erforschen. Eine kleine Auswahl spannender

Naturangebote zeigt: In Tirol gibt es einiges zu entdecken.

Text Matthias Krapf

1

Erlebnispark Vider Truja in Ischgl

Faszination Wasser

Am Abenteuerpfad Vider Truja auf der

Idalp oberhalb von Ischgl dreht sich alles

rund um das Element Wasser. Wassermüh-

len, der Wasserspielplatz, ein Klettergerüst

und Wasserleitsystem bringen Kindern das

Thema Wasser anschaulich näher.

www.ischgl.com

2

Nauderix Goldwasser in Nauders

Wer findet ein Nugget?

Einst wurde in den vielen Bächen am Re-

schenpass tatsächlich Gold gewaschen –

heute können sich Kinder mit einem Sieb,

geschickten Händen und etwas Geduld im

Nauderix Goldwasser auf die Suche nach

einem begehrten Nugget machen.

www.nauders.com

3

Vogelerlebnispfad Pflach

Schauen, hören und begreifen

Wie klingt ein Rohrammer? Welche Über-

lebenstricks hat ein Flussuferläufer? An

sechs interaktiven Themenstationen ent-

lang des Vogelerlebnispfads Pflach lernen

Groß und Klein über die verschiedenen Vo-

gelarten im Naturpark Lech.

www.naturpark-tiroler-lech.at

4

Moosle’s Forscherpfad in Lermoos

Lehrreiche Entdeckungsreise

Vom Baumhaus aus die höchsten Wipfel

des Waldes erspähen oder in einem Biotop

die heimische Tier- und Pflanzenwelt ent-

decken: Entlang des Erlebniswegs am Fuße

der Zugspitze warten sieben spannende

Stationen auf Nachwuchsforscher.

www.zugspitzarena.com

5

Alpenzoo Innsbruck

Den Alpentieren ganz nah

2.000 Tiere von rund 150 Arten haben im

Alpenzoo am Fuße der Innsbrucker Nord-

kette ihre Heimat – kein Zoo der Welt zeigt

eine vollständigere Auswahl an Alpentieren.

Besondere Publikumslieblinge gerade bei

Kindern sind die Braunbären und Fischotter.

www.alpenzoo.at

6

Kugelwald Glungezer in Tulfes

Von Baum zu Baum

Hölzerne Kugeln rollen im Kugelwald am

Glungezer durch einen der ältesten Zir-

benwälder Europas und vollbringen dabei

spektakuläre Kunststücke. Den Startschub

geben die Kinder und führen Regie beim

Verlauf der überlebensgroßen Holzkugelbahn.

www.kugelwald.at

Page 71: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 71

Familienerlebnis ›

7

Alpinolino Westendorf

Die alpine Natur entdecken

Auf den Spuren des Murmeltiers Marmota,

das seiner Mutter entschlüpft ist, entde-

cken große und kleine Kinder im Alpino-

lino Westendorf die Welt der alpinen Natur

und seiner tierischen Bewohner. Bert, der

Adler, hilft bei der Suche.

www.westendorf.at

8

Hexenwasser Hochsöll

Eine Bergwelt für alle Sinne

Die Elemente Wasser, Feuer und Wind ste-

hen im Mittelpunkt des Erlebnisparks He-

xenwasser in Hochsöll. Bei verschiedenen

Stationen wie dem längsten Barfußweg Ös-

terreichs kann die ganze Familie die Berg-

welt mit allen Sinnen erfahren.

www.hexenwasser.at

9

Wildpark Wildbichl bei Kufstein

Den Wildtieren auf der Spur

Ob Rothirsche, Luchse, Steinböcke, Muf-

flons oder Eulen: Der Wildpark Wildbichl

lädt zur Entdeckungsreise in die heimische

Tierwelt ein. Bei einem Besuch im Frühling

entzücken die zahlreichen frisch geborenen

und geschlüpften Jungtiere.

www.wildbichl.com

10

Moorlandschaft Schwemm in Walchsee

Einzigartige Urlandschaft

Ob Frösche oder Molche, Libellen oder

Wasserkäfer: Auf unterhaltsame Weise er-

fahren Kinder bei einer Führung durch

Tirols größte Moorlandschaft von der

faszinierenden Welt der Moore – und ihrer

Bewohner.

www.kaiserwinkl.com

11

Triassic Park Steinplatte in Waidring

Auf Expedition durch die Urzeit

Der Triassic Park Steinplatte lädt zu einer

Reise durch eine prähistorische Unterwas-

serwelt mit längst ausgestorbenen Meeres-

reptilien ein. Kinder schlüpfen in die Rolle

des Paläontologen und erforschen, was das

Urmeer Tethys hinterlassen hat.

www.triassicpark.at

12

Natur-Erlebnispfad in Kals

Unterwegs im Nationalpark

Was hört man im Wald? Auf spielerische

Weise wird die Natur am Erlebnispfad in Kals

inmitten des Nationalparks Hohe Tauern

erkundet. Außergewöhnliche Holzfiguren

und der Weg entlang des Kalser Dorfbachs

laden zum Entdecken ein.

www.nationalparkerlebnis.at

D

I

CH

A

1

2

3

4

56

7

8

9 10

11

12

Innsbruck

Lienz

Page 72: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

72 Mein Tirol

„Das Klettern ist den Kindern angeboren“

Interview Klaus Erler

wortungsvollem Handeln. Kinder können

bereits mit vier Jahren mit bodennahem

Klettern – dem Bouldern – beginnen. Mit

zehn Jahren können sie sich selbständig si-

chern, sollten dabei aber unbedingt beauf-

sichtigt werden.

Was bringt Kindern das Klettern?

Kinder brauchen für eine gesunde Ent-

wicklung die Möglichkeit, körperliche

Grenzen auszuloten und ihre Umwelt tak-

til zu entdecken. Das bestätigt auch die

moderne Gehirnforschung. Sie aus einem

überzogenem Sicherheitsdenken heraus

davon abzuhalten, ist lernpsychologisch

kontraproduktiv. Trotzdem gilt: Sicherheit

und Verantwortungsbewusstsein kommen

beim Klettern an erster Stelle. Und das

muss man gezielt schulen. Klettern selbst ist

ein sportlicher Glücksfall. Ich kenne keine

andere Sportart, die Körper und Geist so

ganzheitlich fördert und fordert. Auch die

soziale Kompetenz wird beim Klettern

gestärkt: Kinder lernen früh, Verantwor-

tung zu übernehmen und sich zu konzen-

trieren.

Wo können Kinder in Tirol das Klet-

tern am besten ausüben? Das alpine Ge-

lände eignet sich erst für Jugendliche ab

etwa 14 Jahren. Kinder sind am besten in

einem Klettergarten aufgehoben. Hier ist

Tirol sowohl bei Sicherheit, Routenangebot

und Wartungs-Qualität, als auch bei der

Kindertauglichkeit weltweit führend. Alle

Tiroler Klettergärten wurden 2013 nach

einem Punktesystem auf ihre Kinder- und

Ab welchem Alter können Kinder mit

dem Klettern beginnen? Das Klettern ist

Kindern quasi angeboren. Schon zum Ge-

hen lernen müssen sie einfache Klettertech-

niken einsetzen. Die Herausforderung liegt

also weniger in der Schulung der Technik

als im Beibringen von sicherem und verant-

Mike Gabl

Ausbildungsleiter der Österreichischen

Bergführer im Bereich Sportklettern

Mike Gabl ist Lehrer an der Sportmittelschule

Imst, die eine intensive Kletterausbildung an-

bietet. Er leitet außerdem seit vielen Jahren

den Bereich Sportklettern der österreichischen

Bergführer. Im Interview erklärt er, warum das

Klettern gerade für Kinder so sinnvoll ist. Familientauglichkeit hin untersucht. „Kin-

derfreundlich“ sind demnach nur diejeni-

gen Klettergärten, die unter anderem fol-

gende Kriterien erfüllen: größtmöglicher

Schutz vor alpinen Gefahren, kinderge-

rechte Routen, ungefährlicher Zustieg und

Vorhandensein von kindergerechten Rast-

plätzen. Eine Schlechtwetter-Alternative

ist eine der zahlreichen Tiroler Kletterhal-

len.

Kinder entdecken die Umwelt am liebsten

taktil, die Tiroler Bergwelt mit ihren

zahlreichen Kletterrouten ist hierfür ein

wunderbares Betätigungsfeld.

Page 73: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 73

Familienerlebnis ›

Ist Klettern für Kinder gefährlich?

Klettern ist mittlerweile eine sehr sichere

Sportart, das ist statistisch erwiesen. Auf

100.000 Sportausübende gerechnet passie-

ren beim Klettern gleich wenige Verletzun-

gen wie beim Wandern.

Und wo kann man das Klettern erler-

nen? Bergsteigerschulen in ganz Tirol

bieten Kletterkurse für Kinder an: vom

zweistündigen Schnupperkurs über Fa-

milien-Wochenkurse bis hin zum saisons-

übergreifenden Kurs.

Zum Abschluss noch eine allgemeine

Frage: Wie hat sich der Klettersport in

Tirol in den vergangenen Jahrzehnten

verändert? Vor 40 Jahren war das Klettern

eine Sportart für junge, fitte Menschen ab

16. Inzwischen hat es sich zur Lifetime- und

Ganzjahressportart gewandelt und kann

vom Kind bis zum Senior ausgeübt werden.

Ermöglicht wurde diese Entwicklung vor

allem durch den Ausbau der Infrastruktur.

Bestens geplante Klettergärten, Kletterhal-

len und Boulderwände ermöglichen einen

stressfreien Zugang zur Sportart Klettern

auch mit Kindern.

Vielen Dank für das Gespräch.

top 5-Klettergärten für Familien

Im vergangenen Sommer wurden alle

Tiroler Klettergärten nach einem Punkte-

system auf ihre Familientauglichkeit hin

untersucht. Größtmöglicher Schutz vor

alpinen Gefahren, kindergerechte Routen,

ungefährliche Zustiege und das Vorhanden-

sein von kindergerechten Rastplätzen

waren nur einige der Kriterien der Über-

prüfung. Diese fünf Klettergärten haben

am besten abgeschnitten.

1. Oberried in Längenfeld/Ötztal

2. Engelswand in Tumpen/Ötztal

3. Schrofenwies in Lechleiten/Lechtal

4. Fernergries im Kaunertal

5. Moos in Sölden/Ötztal

Infos zu allen Familienklettergärten:

www.climbers-paradise.com

Page 74: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

74 Mein Tirol

Spaß, Spannung und Abenteuer in bis zu

17 Metern Höhe über dem Boden: Sieben

Parcours mit etwa 70 abwechslungsreichen

Kletterelementen erwarten kraxelfreudige

Familien im Hochseilgarten „Tiefblick“  in

Nesselwängle. Die Parcours verteilen sich

dabei auf drei Ebenen – so ist für Anfänger

bis Mutige das Passende dabei. Für einen

zusätzlichen Adrenalin-Kick sorgen zwei

große Flying-Fox-Strecken mit Seilbahnen

von 100 und 120 Metern Länge. Kinder

werden von professionell ausgebildeten

Trainern durch den Parcours begleitet

www.tannheimertal.com

im Abenteuerland

Text Daniel Naschberger

Unterwegs auf der Action-Spielwiese:

In Tirol finden sich etliche spannende

Freizeitmöglichkeiten für die ganze Familie.

Beispiele, wie ein abenteuerlicher Tag

in den Bergen aussehen könnte, gibt es jede Menge.

Tiefblick im Tannheimer Tal

Page 75: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 75

Pilotenweste anziehen, anschnallen,

Daumen hoch, Abflug: Der Fisser Flieger –

ein Fluggerät, das einem Drachenflieger

ähnelt – „schwebt“ gewissermaßen in 8

bis 47 Metern Höhe über dem Boden. Mit

40 Kilometern pro Stunde wird der Flieger

rücklings hochgezogen, am höchsten

Punkt startet der Flug – und man rauscht

mit bis zu 80 Kilometern pro Stunde über

die Alm hinweg. Adrenalin pur bieten auch

der Fisser Flitzer, eine Art Rodel mit Steuer-

knüppel, und der Skyswing, mit dem es in

freiem Fall zwölf Meter in die Tiefe geht.

www.serfaus-fiss-ladis.at

Rasantes in Fiss

Am Hintertuxer Gletscher, Österreichs

einzigem Ganzjahresskigebiet, lassen sich

Sommer und Winter an einem Tag erleben:

etwa bei einer spannenden Tour durch den

Natur Eis Palast mit seinen beeindrucken-

den Eisformationen. Die Besucher erfor-

schen dabei eine begehbare Gletscherspalte

mit magischen Eisstalaktiten, riesigen

Eiskristallen, gefrorenen Wasserfällen

und sogar einem Gletschersee. Auch die

Erkundung des weit verzweigten Systems

der Spannagelhöhle, der höchstgelegenen

Schauhöhle Europas, hat es in sich.

www.hintertuxergletscher.at

Eisiges in Hintertux

Wo steht wohl Österreichs größte Famili-

en-Achterbahn? Nein, nicht im Wiener Pra-

ter, sondern in St. Jakob in Haus im Osten

von Tirol. Das Familienland Pillerseetal in-

mitten der Kitzbüheler Alpen punktet seit

Jahren mit Überraschungen für Groß und

Klein, 2013 wurde die Achterbahn eröffnet.

Bis zu 22 Meter hoch führt die Bahn auf ei-

ner Streckenlänge von 500 Metern und mit

einer Geschwindigkeit von bis zu 80 Kilo-

metern pro Stunde über sieben Berge und

durch den beliebten Park, der mit zahlrei-

chen weiteren Attraktionen aufwartet.

www.pillerseetal.at

Spektakuläres im Pillerseetal

Familienerlebnis ›

Unvergessliches Erlebnis inmitten der

Kitzbüheler Alpen: der Kletterwald

Hornpark in St. Johann in Tirol.

Page 76: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

76 Mein Tirol

tipps & infos

Badespass

Tirols Badeseen und Schwimmbäder im

Überblick.

www.tirol.at/badeseen

Familienradtouren

Kinderfreundliche Radtouren mit wenig

Steigung und vielen Spielgelegenheiten ent-

lang der Strecke.

www.tirol.at/familienradtouren

Freizeittipps

Hochwertige Freizeittipps vom unabhängi-

gen Onlinemagazin Mamilade.

www.mamilade.at/tirol

Klettern mit Kindern

Die richtige Route oder den passenden

Klettersteig fürs Klettern mit Kindern finden.

www.climbers-paradise.com

Family Tirol Dörfer

Alles zu den Top-Familienregionen und

ihren Spielprogrammen – Maskottchen

Zenzi Ziege darf im Sommer 2014 keines-

falls fehlen.

www.tirol.at/family-tirol

Checkliste

Was man für die Familienwanderung

braucht – praktische Checkliste.

www.tirol.at/wandern

Tiroler Sommerbahnen

Alle Informationen zu den 13 auf Familien

spezialisierten Tiroler Sommerbahnen.

www.sommerbahnen.tirol.at

Ausflugstipps

Da freut sich die ganze Familie: das richtige

Ausflugsziel für Groß und Klein.

www.tirol.at/familien-ausflugsziele

Family Tirol Hotels

Von modernsten Babyphones bis zu ab-

wechslungsreichen Kinderprogrammen:

Die qualitätsgeprüften Family Tirol Hotels

mit ihren umfangreichen Angeboten im

Überblick.

www.tirol.at/family-tirol

Urlaub am Bauernhof

Alle Informationen zum Urlaub am

Bauernhof in Tirol.

www.bauernhof.cc

Camping

Liste sämtlicher Tiroler Campingplätze.

www.campingtirol.at

Alpenvereinshütten

Alles zu Alpenvereinshütten speziell für

Familien.

www.alpenverein.at

FreizeitgestaltungUnterkünfte

Page 77: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 77

Top-Pauschalen

Die besten Angebote für den Tirol-

Urlaub mit der Familie.

www.tirol.at/familie

Angebote

!

Familienerlebnis

Zenzi Ziege ist die Heldin der diesjährigen

Spielgeschichte der Family Tirol Dörfer.

Die freche kleine Ziege will ständig auf

Entdeckungstour gehen, zum Glück passt

Almhirt Toni gut auf sie auf...

Page 78: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Kultur & Kulinarik

Page 79: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Kultur & Kulinarik

Mein Tirol 79

Tirol genießen Seite 78

72 Stunden in... Seite 80

Hoch droben im Karwendel Seite 84

Die Kunst des Destillierens Seite 86

Knödelunterricht Seite 88

„Man schmeckt das

Gebirge“ Seite 90

Stolz auf Holz Seite 92

Tipps & Infos Seite 96

Gottesdienst zu Ehren des Hl.

Oswald in Alpbach

Page 80: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

80 Mein Tirol

Trachtenfest

Das Gauderfest findet jedes Jahr am ersten

Maiwochenende in Zell am Ziller statt und

ist Österreichs größtes Frühlings- und

Trachtenfest mit über 500 Jahren Tradition.

Neben einem Bauern- und Handwerks-

markt sowie der berühmten „Gambrinus-

Rede“ beim Bieranstich am Freitag ist vor

allem der Festumzug am Sonntag einen

Besuch wert.

www.gauderfest.at

Stanz brennt

In Stanz bei Landeck besitzen 54 der

insgesamt 160 Haushalte ein Brennerei-

recht – wenig verwunderlich, wächst auf

den sonnigen Hängen des kleinen Dorfs

doch die bekannte Stanzer Zwetschke. Auf

einer speziellen Genussroute wird Wissens-

wertes zur blauen Frucht vermittelt: von

der Herkunft über die Veredelung bis zur

Verkostung.

www.tirolwest.at

Kulinarischer Jakobsweg

Genuss trifft Wandern: Jedes Jahr im Som-

mer bringt das Paznaun im Westen Tirols

unter dem Titel „Kulinarischer Jakobs-

weg“ Sterneküche ins Hochgebirge. Vier

internationale Haubenköche sorgen mit

regionalen Gerichten und Produkten für

Gourmet-Vergnügen auf vier ausgewählten

Alpenvereinshütten in Ischgl, Galtür, Kappl

und See.

www.kulinarischerjakobsweg.paznaun-ischgl.com

Genießer kommen auch diesen Sommer

am Kulinarischen Jakobsweg im

Paznauntal auf ihre Kosten.

Kurz notiert

Page 81: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 81

ché gemacht werden. Es ist eine sehr schöne

Landschaft.

Welche Rolle spielt das Gehen in Ihrem

Schreibprozess? Beim Gehen nehme ich

Sätze mit, ich beobachte Situationen, die

dann vielleicht in meine Texte einfließen.

Im Schreibprozess, wenn ich an etwas Län-

gerem arbeite, ist es ein guter Ausgleich,

um zwischendurch Abstand vom Text zu

bekommen.

Schreiben Sie anders, je nachdem, ob

sie in einer Stadt oder am Land sind? Ich beobachte anders, jede Gegend hat ihre

Eigenheiten. Am Achensee waren es in er-

ster Linie deutsche Feriengäste, die meine

Spaziergänge und Wanderungen geprägt

haben und in Notizen eingeflossen sind.

Das Schreiben von Texten läuft aber überall

gleich ab, es ist ein abgekapselter Prozess in

einem geschlossenen Raum. Da ist es egal,

ob ich in der Stadt oder am Land bin.

Gehen Sie alleine? Alleine oder zu zweit,

aber nicht gern in Gruppen, das lenkt zu

sehr ab. Je weniger Menschen, desto besser.

Mögen Sie Wanderungen, Berge, hohe

Gipfel – oder eher das Flache, Medita-

tive? Beides. Das Gehen im Flachen ist das

Gewöhnliche, der Spaziergang, den ich je-

den Tag mache. Auf Berge zu wandern ist

eine ganz andere Art des Gehens, fast schon

eine meditative, die ich sehr schätze. Am

Gipfel zu sitzen und hinunter zu schauen

relativiert vieles.

Vielen Dank für das Gespräch.

Haben Sie den Achensee vor Ihrem Auf-

enthaltsstipendium gekannt? Nein, ich

war bei der Verleihung des Stipendiums

im Mai zum ersten Mal am Achensee. Viel

habe ich damals nicht gesehen, die Berge

waren hinter Wolken versteckt und es hat

geschneit.

Wie haben Sie als Oberösterreicherin

die Landschaft rund um den „Alpen-

Fjord“ erlebt? Die Tiroler Berge sehen aus

wie Bilderbuchberge, als ob sie aus Pappma-

„Beim Gehen nehme ich Sätze mit“

Interview Barbara Wohlsein

Anna Weidenholzer

Schriftstellerin

Die österreichische Autorin von „Der Winter

tut den Fischen gut“ wurde 2013 mit dem ersten

Aufenthaltsstipendium der „achensee.literatour“

ausgezeichnet.

Kultursommer tirol

Der Sommer ist in Tirol traditionellerweise von

hochkarätigen Musikveranstaltungen geprägt.

Tiroler Festspiele Erl

10.07.-03.08.2014

Die Tiroler Festspiele Erl finden im

kleinen Ort Erl (an der Grenze zu Bayern)

statt. Künstlerischer Leiter ist Gustav

Kuhn. 2014 steht eine adaptierte

szenische Neufassung von Richard

Wagners „Ring“ auf dem Programm.

Tanzsommer Innsbruck

18.06-17.07.2014

Der Tanzsommer Innsbruck verwandelt

die Dogana des Congress Innsbruck

vier Wochen lang in ein Zentrum des

internationalen Tanzes. 2014 findet das

20-jährige Jubiläum der Veranstaltung

statt.

Festwochen der Alten Musik

12.-31.08.2014

Die Festwochen der Alten Musik finden

in Innsbruck statt. Im Zentrum stehen

Barockopern, daneben gibt es Konzerte

an historischen Stätten. 2010 wurde

auch ein internationaler Gesangswettbe-

werb für Barockoper ins Leben gerufen.

Klangspuren Schwaz

11.-27.09.2014

Die Klangspuren Schwaz bringen jedes

Jahr Neue Musik in die Silberstadt

Schwaz. Neben einem „Composer in

Residence“ gibt es auch besondere Pro-

grammpunkte wie eine musikalische

Pilgerwanderung durch die Region.

Noch mehr Highlights auf

www.kultur.tirol.at

Page 82: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

82 Mein Tirol

72 Stunden in innsbruck mit...

Text Barbara Wohlsein

Der am Inn gelegene Stadtteil Mariahilf

mit seinen historischen Fassaden ist einer

der ältesten Innsbrucks.

Architektonisches Meisterwerk

in der Maria-Theresien-Straße:

das Kaufhaus Tyrol.

Page 83: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 83

... Johannes Reitmeier, Intendant des Tiroler Landestheaters

und Symphonieorchesters Innsbruck

Freitag

15.00 Uhr

„Nach der Ankunft in Innsbruck würde ich

mir als erstes einen Besuch im Café 360° in

den Rathausgalerien gönnen. Die Bar liegt

hoch über der Stadt – hier bekommt man

bei einem gemütlichen Kaffee oder einem

Glas Prosecco einen guten ersten Eindruck

von der einzigartigen Lage. Und von der

spannenden Mischung, die Innsbruck

ausmacht: Urbanes Leben trifft auf atem-

beraubende Bergkulisse.“

19.00 Uhr

„Am Abend empfehle ich den Besuch eines

Restaurants oder Wirtshauses, in dem man

die Tiroler Küche probieren kann. Ich fin-

de, dass man eine Stadt oder Region auch

immer ‚schmecken’ muss, vor allem, weil

es in Tirol so viele tolle Produkte gibt. Und

vielleicht entdeckt man die eine oder ande-

re Zutat am nächsten Tag in der Markthalle

wieder und nimmt sie als Mitbringsel mit

nach Hause.“

Samstag

10.00 Uhr

„Der Samstagvormittag bietet sich auf jeden

Fall für einen Bummel durch die Innsbru-

cker Altstadt und Innenstadt an. Die Häuser

sind wunderschön und die Vielfalt der

kleinen Geschäfte beeindruckt mich immer

wieder. Wer gerne Wohnaccessoires und

schöne Kleinigkeiten einkauft, wird sicher

im Studio Tyrler fündig. Ein Pflichttermin

ist auch das Swarovski-Haus, das nicht nur

aufgrund der Schmuckkreationen beein-

druckt – das Shopdesign und die wech-

selnden Kunstinstallationen sind ebenso

sehenswert.“

13.00 Uhr

„Wenn man dann etwas müde ist vom Bum-

mel, wird es Zeit für einen Stopp in einem

der tollen Kaffeehäuser und Konditoreien

in der Stadt. Ob Valier, Munding, Murauer

oder Katzung – ich mag sie alle. Vor allem

die Qualität der Kuchen und Petit Fours

beeindruckt mich in Innsbruck jedes Mal

aufs Neue.“

Kultur & Kulinarik ›

Johannes Reitmeier stammt aus Bad

Kötzting in Bayern und ist seit der Spielzeit

2012/2013 Intendant der Tiroler Landes-

theater und Orchester GmbH Innsbruck.

Zuvor war er Intendant des Südostbayri-

schen Städtetheaters (1996 bis 2002) und

des Pfalztheaters Kaiserslautern (2002 bis

2012). Reitmeier ist außerdem Autor und

Regisseur – auch am Tiroler Landestheater.

zur Person

Page 84: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

84 Mein Tirol

14.00 Uhr

„Am Nachmittag sollte man unbedingt ei-

nen Ausflug auf die Nordkette unterneh-

men. Am schnellsten und beeindruckends-

ten geht das mit der Hungerburgbahn,

direkt vom Congress Innsbruck hinauf in

die Höhe. Diese unmittelbare Nähe faszi-

niert mich immer wieder. Ganz nebenbei

sieht man auch die futuristische Bahn-

station, entworfen von Star-Architektin

Zaha Hadid. Auch das ist Innsbruck! Mit

der Nordkettenbahn geht es direkt weiter

auf die Seegrube, am besten gleich ganz

rauf auf das Hafelekar. Je nach Wetter und

Schuhwerk sollte man hier zumindest eine

kleine Rundwanderung machen. Der Aus-

blick über das Land und die Stadt ist unver-

gleichbar!“

20.00 Uhr

„Für den Samstagabend lege ich jedem Inns-

bruck-Besucher die Kulturvielfalt der Stadt

ans Herz. Ob im Tiroler Landestheater,

Treibhaus, Kellertheater, in der Bäckerei

oder einer der anderen Veranstaltungsorte

– ich kenne wenig Städte dieser Größe, die

so viele unterschiedliche Veranstaltungen

beherbergen.“

Bei Swarovski in der Innsbrucker

Altstadt begeistern außergewöhnliche

Kunstinstallationen.

Im Café 360° ist der Name Programm:

Die Gäste erwartet ein herrliches Rundum-

Panorama über den Dächern der Stadt.

Page 85: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 85

Johannes reitmeier über innsbruck

„Vor meiner Intendanz kannte ich Innsbruck –

wie die meisten – hauptsächlich als Zwischen-

stopp auf dem Weg in den Ski- oder Italien-

Urlaub. Seit ich hier lebe, staune ich immer

wieder, wie viel Leben, Kultur und Angebot

in der Stadt steckt, vor allem angesichts ihrer

bescheidenen Größe. Vor allem in den letzten

Jahren hat sich hier sehr viel getan. Innsbruck

ist eine äußerst attraktive Stadt, die ihre Urba-

nität nicht versteckt und gleichzeitig inmitten

einer unvergleichlichen Naturlandschaft liegt.“

Kultur & Kulinarik ›

Sonntag

10.00 Uhr

„Am Sonntag würde ich der Hofburg ei-

nen Besuch abstatten. Hier steckt so viel

Geschichte in den prunkvollen Räumen

– die Habsburger lassen grüßen! Ebenso

beeindruckend ist die Hofkirche mit ihren

Schwarzen Mandern. Danach kann man

sich eine Pause im berühmten Café Sacher

gönnen, das direkt neben der Hofburg liegt.“

14.00 Uhr

„Für den Sonntagnachmittag empfehle

ich einen Besuch der Innsbrucker Muse-

en. Die Tiroler Landesmuseen haben eine

beeindruckende Vielfalt, erzählen von der

Geschichte Tirols und zeigen tolle Kunst-

werke. Das Tirol Panorama sollte man

ebenfalls auf keinen Fall versäumen. Der

moderne Bau, direkt am Bergisel gelegen,

erinnert an ein wichtiges Kapitel der Ti-

roler Geschichte und spannt trotzdem den

Bogen in die Gegenwart. Außerdem ist man

ganz in der Nähe der berühmten Bergisel-

Skisprungschanze, die ebenfalls von Zaha

Hadid entworfen wurde. Wer danach im-

mer noch Zeit und Lust hat, wird auch vom

Stift Wilten, das unter dem Bergisel liegt,

beeindruckt sein.“ –

Von Richard Wagners „Parsifal“ über

Friedrich Dürrenmatts „Der Richter und sein

Henker“: Kulturgenuss im Tiroler Landestheater.

Page 86: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

86 Mein Tirol

Auf 1.500 Metern, inmitten des Kar-

wendelgebirges, befindet sich die Bins-

alm – 160 Hektar Weidefläche, ein

Gasthaus und ein Bettentrakt für 70 müde

Wanderer. Dort oben ist der dienstälteste

Senner des Karwendels jeden Sommer zuhause.

Als Norbert Stadler im Alter von acht Jah-

ren das erste Mal auf die Binsalm kam, sah

es aber noch ganz anders aus als heute: „Da-

mals, 1962, gab es hier noch keinen Gastbe-

trieb. Es ging ausschließlich um die Rinder.

Die Gastwirtschaft hat mein Vater dann

1972 eröffnet.“ Und damit hat sich auch ei-

niges geändert.

Wenn man Norbert Stadler so zuhört,

könnte man fast meinen, er wünschte sich,

dass es heute auch noch so wäre wie in

seiner Kindheit. „Am liebsten bin ich bei

meinen Viechern“, sagt er, „das Gasthaus ist

mir nicht so wichtig.“ Schnell fügt er hinzu:

„Das darfst du aber nicht schreiben.“ Und lacht.

Bis zu 100 Rinder verbringen den Sommer

auf der Binsalm, Kühe sind aber keine dar-

unter: „Das wäre viel zu aufwändig und mit

dem Gastbetrieb nicht vereinbar.“ Denn die

Kühe wollen gerade dann gemolken werden,

wenn die Gäste frühstücken oder abendes-

sen möchten. Vor 27 Jahren hat Norbert die

Alm von seinem Vater übernommen und

führt sie seither mit seiner Frau gemeinsam.

Hoch droben im Karwendel

Norbert Stadler ist der dienstälteste Senner im Karwendel.

51 Sommer hat er bereits auf der Binsalm verbracht.

Ans Aufhören denkt er aber noch nicht.

Text Sylvia Ainetter

„Stundenlang schau ich

da oft in die Berge!“

„So etwas muss man zu zweit machen! Ohne

meine Frau würde auch das gewisse Etwas

auf der Alm fehlen“, sagt der Senner.

Die 70 Schlafplätze bedeuten viel Arbeit.

Am stressigsten sei es im Herbst, recht ge-

mütlich gehe es im Frühjahr zu. Da erlaubt

es die Zeit auch, dass sich Norbert ab und

zu für ein, zwei Tage auf seine kleine Hütte

etwas oberhalb der Gastwirtschaft zurück-

zieht. Dort oben – ohne Strom, Fernsehen

und andere Menschen – ist er am liebsten.

„Dort gibt es den schönsten Ausblick im

ganzen Karwendel“, schwärmt er, „stun-

denlang schau ich da oft in die Berge!“ Das

Reduziert-Sein stört ihn nicht, im Gegen-

teil: „Zum Geburtstag hab ich eine Solar-

anlage bekommen für die Hütte, aber die

hab ich gar nicht genommen. Die brauch

ich nicht! Nur ein Gaslicht hab ich. Bei Ker-

zenlicht zu lesen, ist nicht fein.“

Wetterkapriolen

Norberts Tage auf der Alm beginnen früh.

„Ich steh so um 6 Uhr auf und richte das

Frühstück für die Gäste her“, erzählt er,

„um sieben kommt dann meine Frau und ich

trinke meinen Kaffee.“ Dann geht’s hinaus

zu den Tieren: Der Senner schaut, ob alle

gesund sind und dort, wo sie hingehören.

Es kommt durchaus auch vor, dass eines

der Tiere abstürzt oder vom Blitz getroffen

wird. Das passiere bei ihm aber selten, sagt er.

Wetterkapriolen hat der Senner in den ver-

gangenen 50 Jahren schon so einige erlebt.

Dass es im Sommer schneit, sei da noch

Page 87: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 87

Die Binsalm liegt auf 1.500 Metern im

Karwendel und ist eine von rund 2.100

Almen in Tirol. Ausgangspunkt für eine

Wanderung zur Binsalm ist der Park-

platz Eng bei Hinterriss. Von dort füh-

ren ein Spazierweg und ein Steig auf die

Alm. Bewirtschaftet ist die Alm von Mit-

te Mai bis Ende Oktober.

www.binsalm.at

nichts Außergewöhnliches. „Nur wenn der

Schnee liegen bleibt, ist Feuer am Dach:

Dann müssen die Rinder in den Stall ge-

bracht und gefüttert werden. Das geht aber

nur im äußersten Notfall, weil ich auf der

Alm nicht viel Heu habe.“ Es sei schon vor-

gekommen, dass die Bauern ihr Vieh früher

holen mussten. „Die haben vielleicht ge-

flucht!“, erzählt Norbert und lacht.

Norbert hat immer einen Witz auf den Lip-

pen. Das Schicksal hat ihn nicht unterge-

kriegt – trotz mancher dunkler Momente

in seinem Leben: 2008 war ein besonders

schwieriges Jahr. Beim Holzspalten auf sei-

nem Hof in Stans gerät seine rechte Hand

unter die Schneide und wird abgetrennt.

Ein Rettungshubschrauber bringt den

Schwerverletzten in die Innsbrucker Kli-

nik, dort wird die Hand in einer aufwän-

digen Operation wieder angenäht. „Das

haben sie gut hinbekommen“, sagt Norbert.

„Sie haben gemeint, ich könne nach der OP

vielleicht wieder Ziachorgel spielen (Zieh-

harmonika, Anm.). Das hat mich sehr ge-

freut – das wollte ich immer schon können“,

sagt er und lacht wieder schallend. Doch

seither kann er mit seiner Hand nicht mehr

greifen, an manchen Stellen ist sie taub ge-

blieben.

Ende desselben Jahres der nächste Schlag:

Norbert erleidet einen Herzinfarkt. „Von

der Operation habe ich mich lange nicht

erholt. Das war eine harte Zeit.“ Damals

dachte er schon, er müsse die Alm aufgeben.

Seine Frau aber wollte noch einen Sommer

weitermachen. Und zum Glück: „Als ich

wieder auf der Alm war, ging es mir auch

gleich wieder besser.“ Nachdem er sich wie-

der erholt hatte, errichtete Norbert 2010

neben seiner Alm eine kleine Kapelle. Als

Zeichen, sozusagen. Gewidmet ist sie dem

Heiligen Korbinian, dem Schutzpatron der

Wanderer. Dort finden seither auch Trau-

ungen, Taufen und Bergmessen statt.

Kein Nichtstuer

Mit seinem Handicap hat er sich arrangiert,

auch wenn er manche Dinge nicht mehr

machen kann. So arbeitet Norbert kaum

in der Küche, weil ihm das Schneiden mit

einem Messer schwerfällt. Seine große Lei-

denschaft, das Motorradfahren, hat er aber

nicht aufgegeben. „Früher bin ich Rallyes

gefahren, ich war da recht gut“, erzählt er.

Jetzt ist er immer noch als Motorrad-Guide

in Nordafrika unterwegs. „Dieses Jahr war

ich das 72. Mal in Tunesien. Mein Pass hat

gar nicht so viele Seiten, dass alle Stempel

Platz haben.“

Im Winter arbeitet Norbert nicht mehr,

seinen Hof in Stans hat er verpachtet und

er genießt den Ruhestand. „Im Herbst bin

ich schon immer froh, wenn ich die Alm

zusperren und wieder ins Tal kann. Aber

im Februar kann ich’s dann kaum mehr er-

warten, wieder heroben zu sein!“ Deswegen

will er auch so lange auf seiner Alm bleiben,

wie es geht. Denn: „Das Nichtstun ist nichts

für mich!“

„Als ich wieder auf der Alm war, ging

es mir auch gleich wieder besser.“

Im Februar schon beginnt die

Vorfreude auf die Alm.

Kultur & Kulinarik ›

Ein Leben auf der Alm:

1962 verbrachte Norbert Stadler das

erste Mal den Sommer auf der Binsalm.

Page 88: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

88 Mein Tirol

Zum Anstoßen, zur Speckplatte oder

zur Verdauung: Edle Brände gehören

zur Tiroler Wirtshauskultur einfach

dazu. Martin Fankhauser vom Stiegen-

haushof im Zillertal stellt in seiner Bren-

nerei seit 2005 Edelbrände her. Und das

sehr erfolgreich: 109 Preise hat er für seine

Edelbrände und Liköre bereits bekommen.

Wie man einen Edelbrand erzeugt, erfährt

man in der Schaubrennerei des Stiegen-

haushofes: „Am wichtigsten ist das Aus-

gangsprodukt, das Obst“, erklärt Fank-

hauser, „die Früchte müssen vollreif sein

und dürfen keine fauligen Stellen haben.“

Wesentlich sind der Fruchtzuckergehalt

und das Aroma. „Ist das Obst nicht reif ge-

nug oder überreif, schmeckt man das im

Schnaps“, sagt der Edelbrand-Profi. Hat

man das richtige Obst ausgesucht, muss

es sorgfältig gereinigt und schließlich zer-

kleinert werden. „Wir verwenden vor al-

lem heimische Obstsorten, aber natürlich

könnte man auch aus Kiwi und Bananen

Schnaps brennen.“

Fingerspitzengefühl gefragt

Die Maische füllt der Schnaps-Profi in sei-

ner Brennerei in Maischbehälter aus Edel-

stahl. „Hygiene ist beim Brennen das A und

O – deshalb verwenden wir Behälter aus

Edelstahl“, erzählt Fankhauser. „Außer-

dem wird nach jedem Brennen die gesam-

te Brennerei mit Zitronensäure gereinigt!“

Reinzuchthefe sorgt dafür, dass die Gärung

gleichmäßig verläuft. Damit nicht zu viel

vom Fruchtaroma verloren geht, wird die

Maische heruntergekühlt. Dann heißt es

warten: Drei Wochen lang bleibt die Mai-

sche in den Tanks. Durch die Vergärung

entsteht ein Alkoholanteil von sieben Prozent.

Die Maische ist die Basis für den Brenn-

vorgang: Sie wird in großen Kesseln, auch

„Destillierblasen“ genannt, auf 80 Grad er-

hitzt. Denn bei dieser Temperatur steigen

die Alkoholdämpfe auf und werden durch

ein Rohr, das sogenannte Geistrohr, in den

Kühler geleitet. Durch die Abkühlung des

Dampfes kondensiert er und wird wieder

zu Flüssigkeit, zum Brand eben.

Doch so einfach ist die ganze Sache dann

doch nicht: Denn nicht die ganze Kon-

densflüssigkeit ist genießbar. Zu Beginn

des Brennens ist die Flüssigkeit meist sehr

scharf (Vorlauf), am Schluss ist zu wenig

Alkohol drin (Nachlauf). Nur in der Mitte

gibt es aromatischen Edelbrand – und die-

ses Herzstück muss herausgetrennt werden.

„Die Kunst und gleichzeitig die Schwierig-

keit beim Schnapsbrennen ist, den Mittel-

gang exakt herauszulösen – dafür braucht

Die Kunst des Destillierens

Text Sylvia Ainetter

Schnaps ist Schnaps? Wohl kaum!

Für die Herstellung edler Brände braucht man

gutes Ausgangsmaterial und viel Erfahrung.

es ein gutes Gespür und viel Erfahrung“,

sagt Martin Fankhauser. Das Ergebnis ist

dann ein Edelbrand mit bis zu 80 Prozent

Alkohol. Trinkfertig ist der Brand dann

noch nicht. „Er wird mit Wasser auf 41

Prozent Alkohol verdünnt und zwei Jahre

lang gelagert. So können sich die Aromen

optimal entwickeln.“

Geschmacksfragen

„Guten Schnaps erkennt man am Geruch

und Geschmack“, erklärt der ausgebildete

Edelbrand-Sommelier, „und er darf nicht

brennen!“ Fankhauser nimmt mit seinen

Bränden regelmäßig an Wettbewerben teil.

In den vergangenen sieben Jahren haben

die Schnäpse vom Stiegenhaushof schon

viele Auszeichnungen bekommen: Bei der

internationalen Schnapsmesse Destillata

2012 gewann Fankhauser zweimal Gold

(für den Zwetschkenbrand und Trauben-

brand Muskat) und viermal Silber (für den

Holunderlikör, den Apfelbrand Golden De-

licious, die Scheuerlbirne und den Himbeer

Apfelbrand). Besonders stolz ist Fankhauser

auf seinen Original Zillertaler Bergheu-

brand – einen Edelbrand aus Äpfeln, Him-

beeren und Heu.

Und welchen mag er selbst am liebsten?

„Der Bergheubrand gehört schon zu meinen

Favoriten. Aber auch einen Birnenbrand

mag ich sehr gern“, lacht der Zillertaler. Na

dann: Zum Wohl! –

„Am wichtigsten ist das

Ausgangsprodukt, das Obst“

Page 89: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 89

Destillieren

Eine Flüssigkeit wird durch Erhitzung

verdampft und durch Kühlung wieder

verflüssigt. Das Destillat ist demnach

der kondensierte Dampf – sprich: der

Schnaps.

Feinbrand

Aus dem Raubrand wird durch eine

zweite Destillation der Feinbrand her-

gestellt. Dabei wird durch Vorlauf- und

Nachlaufabtrennung der Mittellauf, der

genießbare Schnaps gewonnen.

Geist

Werden Wurzeln oder Früchte, zumeist

Beeren, in Alkohol eingemaischt und

dadurch ausgelaugt und dann destilliert,

erhält man einen Geist.

Doppeltbrennter

Aus der Maische wird zuerst der un-

genießbare Raubrand und dann aus

diesem der Feinbrand destilliert. Durch

zweimaliges Brennen gelangt man zum

genusstauglichen Trinkalkohol.

Obstler

Werden zwei oder mehrere Obstarten

gemeinsam eingemaischt bzw. wird die

Maische zweier oder mehrerer Obstart-

en gemeinsam gebrannt, so ergibt das

einen Obstbrand, der als Obstler geläu-

fig ist.

(Quelle: Fankhauser)

Kleines Schnaps-lexikon

i

Die Schaubrennerei Stiegenhaushof

in Schwendau im Zillertal ist eine der

ausgewählten Schnapsbrennereien

der Tiroler Schnapsroute. Hier erhal-

ten Interessierte eine Führung durch

die Brennerei und erfahren alles rund

ums Schnapsbrennen. Nicht fehlen

darf selbstverständlich eine Verkos-

tung der edlen Brände.

www.tirol.at/schnapsroute

Page 90: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

90 Mein Tirol

Knödelunterricht

Der Sommer ist im Schloss Mitter-

hart eine ganz besondere Zeit. Das

aus dem 16. Jahrhundert stammende

Schloss liegt direkt am Inn und besitzt ei-

nen großzügigen Garten, in dem Blumen

blühen, Kräuter duften und Bäume will-

kommenen Schatten spenden.

Passend zur Idylle verkocht Küchenchef

Andreas Mair am liebsten saisonale Pro-

dukte aus der Region Schwaz. Die Zutaten

für die gebackenen Graukäsknödel, die

heute auf dem Speiseplan stehen, kom-

men allesamt aus der Umgebung. Mair:

„Die Kartoffeln bekomme ich von meinem

Onkel, die Eier vom Bauern aus der Nähe.

Den Graukäse beziehen wir entweder von

der Käserei am Weerberg oder von der Ti-

rol Milch.“

Das Schloss Mitterhart ist eines von etwa

90 ausgewiesenen „Tiroler Wirtshäusern”

(insgesamt gibt es 125), das eine eigene

„Tiroler Almsommer“-Karte mit garantiert

regionalen Produkten anbietet. Was isst

Andreas Mair persönlich am liebsten? „Ich

mag fast alles. Aber Frühkartoffel, serviert

mit einem Kräuterdip und ein paar gebrate-

nen Schwammerln aus dem Wald – das ist

schon was Feines.“

Text Barbara Wohlsein

Die Tiroler Küche hat viele Köstlichkeiten zu bieten.

Koch Andreas Mair vom Schloss Mitterhart in Vomp tischt

für uns eine sommerliche Spezialität auf: gebackene

Graukäsknödel auf Blattsalaten.

Andreas Mair (40) ist Küchenchef im Schloss

Mitterhart in Vomp und Obmann des Ver-

eins Tiroler Wirtshauskultur. Er absolvierte

die Landwirtschaftsschule in Rotholz und be-

suchte anschließend die Tourismusschule Villa

Blanka in Innsbruck. Nach lehrreichen Jah-

ren in der Schweizer Gastronomie kehrte er in

den elterlichen Betrieb im Schloss Mitterhart

zurück.

Page 91: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 91

Tiroler Wirtshauskultur

Ein grünes Schild mit dem Schriftzug

„Tiroler Wirtshauskultur“ zeichnet rund

125 Gastronomiebetriebe im ganzen

Land aus. Das Siegel steht für Qualität

und eine besondere Verbindung zur bo-

denständigen Tiroler Küche. Der gleich-

namige Verein wurde 1992 gegründet,

um den Mitgliedsbetrieben eine gemein-

same Dachmarke zu geben.

www.tiroler-wirtshaus.at

Gebackene Graukäsknödel

für ca. 20 Knödel

300 Gramm gekochte mehlige Kartoffeln

und 300 Gramm gut gereiften Graukäse

grob reiben. Den Schnittlauch in kleine

Röllchen schneiden (ca. 3 Esslöffel). In einer

Schüssel die Kartoffeln, den Graukäse, 70

Gramm Semmelbrösel und ein Ei vermi-

schen, den Schnittlauch hinzufügen und

mit Salz und Pfeffer würzen. Alle Zutaten

zu einer gleichmäßigen Masse verkneten.

Aus der Masse kleine Knödel mit einem

Durchmesser von 2 bis 3 Zentimetern

formen. In einem Suppenteller etwas Milch

mit einem Ei verquirlen, in einem anderen

Suppenteller Semmelbrösel vorbereiten.

Die Knödel zweimal panieren: Zuerst in die

Eiermilch tunken und dann in den Bröseln

rollen. Die Knödel in heißem Öl (ca. 160

Grad) frittieren, bis sie goldbraun sind.

Auf marinierten Blattsalaten anrichten und

auf Wunsch mit essbaren Blüten (im Bild:

Kapuzinerkresse) dekorieren.

Kultur & Kulinarik ›

Page 92: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

92 Mein Tirol

Wie würden Sie Ihre Koch-Philosophie

beschreiben? Ich würde sagen, meine

Küche ist sehr geradlinig, ehrlich und

handwerklich auf hohem Niveau. Außer-

dem bin ich sehr produktbewusst. Was ich

nicht mag, ist Schnickschnack.

Wie beeinflusst Sie die Umgebung des

Hotels? Das Spa Hotel ist ein Ruhepol,

mit wohltuendem Holzcharakter, der sich

natürlich auch auf mich und mein gesamtes

Team überträgt. Diese Wohlfühlatmosphäre

ist auch in unseren Kreationen spürbar.

Merkt man den Gerichten auf Ihrer Karte

an, dass sie im Osttiroler Defereggental

gekocht wurden? Selbstverständlich. Wir

verwenden viele regionale Produkte und die

schmecken einzigartig, weil das Defereggen-

tal durch seinen Gebirgscharakter natürlich

seine eigenen Geschmacksnoten prägt.

Was ist Ihre Osttiroler Lieblingsspeise?

Gamshenkele, also Gamsrohschinken, mit

Lavendelfrischkäse.

Und Ihre Lieblingszutat? Etwas ganz

Einfaches: Frische Kräuter aus unserem

Hotelgarten.

Welches Gericht verkörpert für Sie den

Bergsommer in Tirol? Ich würde sagen:

rosa gebratener Gamsrücken auf Steinpilz-

risotto mit Rosmarinessenz und Sprossen-

kohl-Konfit. Das Gericht beinhaltet Fleisch

aus der Region, Pilze direkt aus dem Wald,

dazu frisches Gemüse und Kräuter – das

ist für mich der pure Bergsommer.

Wie wichtig war Ihnen die Auszeich-

nung des Gault Millaut mit zwei Hau-

ben und 15 Punkten? Für mich war es ein

beruflicher Meilenstein, über den ich mich

natürlich sehr freue. Und für mein

Küchenteam war es eine der schönsten

Auszeichnungen, die wir in den letzten

Jahren erhalten haben.

In Osttirol gibt es mittlerweile zehn

Haubenrestaurants – wieso, glauben Sie,

ist dieses kleine Fleckchen Österreichs

„man schmeckt das Gebirge“

Interview: Barbara Wohlsein

Rekordverdächtige zehn Haubenrestaurants sind im kleinen Osttirol angesiedelt.

Wir haben mit Gerald Rieger, Koch im Spa Hotel „Zedern Klang“ in Hopfgarten im

Defereggental – ausgezeichnet mit zwei Hauben und 15 Punkten –, gesprochen.

so besonders, wenn es um gute Kü-

che geht? Da gibt es wohl verschiedene

Gründe dafür. Der Einfluss der Gebirgs-

landschaft und die Bodenständigkeit

des Handwerks spielen sicher eine Rolle.

Und natürlich verwenden wir die besten

Produkte der Region – damit sind die

besten Voraussetzungen für Küche auf

hohem Niveau gegeben.

Gehen Sie auch mal in die ande-

ren Osttiroler Haubenlokale essen?

Selbstverständlich, der Kontakt zu den

Kollegen ist mir sehr wichtig.

Was ist das schönste Kompliment,

das Ihnen ein Gast machen kann?

Wenn der Gast nach seinem Besuch sagt:

Danke, ich komme gerne wieder.

Was kochen und essen Sie privat am

liebsten? Am liebsten mag ich Wild-

und Fischgerichte.

Vielen Dank für das Gespräch. –

Page 93: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 93

Die Besten der Besten

Diese Tiroler Restaurants wurden in der

2014er-Ausgabe des Gault-Millau-Restau-

rantführers mit mindestens drei Hauben

ausgezeichnet. Simon Taxacher ist sogar

einer der vier Vier-Haubenköche in Öster-

reich – seine kulinarischen Kreationen wur-

den mit 19 von 20 Punkten prämiert.

•Rosengarten in Kirchberg

Simon Taxacher (4 Hauben, 19 Punkte)

•Alexander in Fügenberg

Alexander Fankhauser (3 Hauben, 18

Punkte)

•Heimatliebe in Kitzbühel

Andreas Senn (3 Hauben, 17 Punkte)

•Paznaunerstube in Ischgl

Martin Sieberer (3 Hauben, 17 Punkte)

•Petit Tirolia in Kitzbühel

Steve Karlsch (3 Hauben, 17 Punkte)

Gerald Rieger ist gebürtiger Steirer, aufge-

wachsen in der Obersteiermark, und hat sei-

ne Kochlehre in Kaprun absolviert. Danach

arbeitete er sich vom Commis de cuisine bis

zum Küchenchef hoch. Er war unter anderem

in namhaften österreichischen 4- und 5-Stern-

Betrieben in Sölden, Obergurgl, Galtür,

Leogang, Bad Kleinkirchheim, im Kleinwalser-

tal, am Achensee und Klopeinersee sowie in

Deutschland beschäftigt.

Kultur & Kulinarik ›

Page 94: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

94 Mein Tirol

B auernhäuser mit Holzbalkonen,

urige Zirbenstuben, Scheunen aus

Lärchenlatten: In Tirol hat das Bauen

mit Holz eine lange Tradition. „Holz war

stets einer der Baustoffe, der verfügbar war.

Außerdem lässt sich Holz leicht und schnell

verarbeiten“, erklärt Arno Ritter, Leiter

des Architekturforums aut. architektur

und tirol.

Allerdings sei die Beziehung zu Holz im

20. Jahrhundert ein wenig angespannt

gewesen: „Wer in der Vergangenheit viel

Geld hatte, baute zwar mit Holz, verputzte

das Haus aber anschließend, um es massiv

wirken zu lassen. So sah man nicht sofort,

dass es ein Holzbau ist“, sagt Ritter. In Tirol

gebe es auch unterschiedliche Traditionen:

So stünden im rätoromanisch geprägten

Oberland mehr Steinbauten mit Stuben aus

Holz, im Unterland und in Osttirol seien

reine Holzbauten hingegen viel häufiger.

Stolz auf Holz

Holz ist ein natürlicher Werkstoff,

wächst nach und ist biologisch abbaubar.

Lange Zeit wurde er in Tirol vornehmlich in traditionellen

Bauten eingesetzt. Nun erobert Holz

auch die moderne Architektur.

Text Sylvia Ainetter

Ein Hotel aus Holz: das Gradonna

Mountain Resort in Osttirol.

Page 95: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 95

erklärt Ritter, „deshalb hat es auch ein

wenig gedauert, bis die Architekten, die

Handwerker und die Bauherren wieder

zurück zu diesem Baustoff gefunden haben.“

„In der modernen Architektur besinnt man

sich wieder auf das traditionelle Bauen,

aber nicht im Sinne des Klischees, sondern

der Funktionalität und der Materialeigen-

schaften. Das intelligente Weiterführen der

Tradition besteht nämlich darin, die Quali-

täten des Materials wie des Handwerks zu

begreifen, um daraus zeitgemäße Lösungen

zu entwickeln“, sagt der Architekturexperte.

Holz fürs Raumklima

Welches Holz zum Einsatz kommt, hängt

vor allem von der Aufgabenstellung ab. In

Tirol verwendet man traditionellerweise

eher Nadelhölzer: Fichten, Lärchen, Zirben.

Der hohe Harzanteil der Lärche macht sie

vor allem für Stallbauten zum idealen

Alpenländische Klischees

Dass Holz in der modernen Architektur

einige Jahrzehnte lang gemieden wurde, hat

vielfältige Gründe. „Der Umgang mit Holz

ist gesellschaftlich und politisch konnotiert –

vor allem in Deutschland und Österreich“,

erklärt Ritter. Nach dem Krieg war Holz

zwar ein wichtiger Baustoff im Wiederaufbau,

denn aus ihm wurden temporäre Bauten und

Notunterkünfte gebaut. „Holz bekam aber

dadurch einen schlechten Ruf: Die Bauten

galten als billig wie hässlich und wurden auch

nicht sonderlich solide errichtet“, sagt Ritter.

In den 1970er-Jahren kamen dann neue

Materialien wie Kunststoffe und Metalle auf

den Markt. Holz war erst einmal passé.

Dazu kam noch die wachsende Touris-

muswirtschaft: „Gerade in der Tourismus-

architektur wurde Holz eher oberfläch-

lich und nicht materialgerecht eingesetzt,

um traditionelle Klischees zu bedienen“,

Baustoff. Wegen ihrer Witterungs-

beständigkeit ist sie auch in Außen- oder

Nassbereichen oft zu finden.

Eine Renaissance erlebte in den vergange-

nen Jahren die Zirbe. Früher wurden aus

Zirbenholz oft Kleiderkästen gebaut, da

ihr Harzanteil Motten vertreibt. Auch im

Wohnbereich wurde die Zirbe oft einge-

setzt. „Die typische Zirbenstube entstand

ursprünglich in Steinbauten wie Burgen

und Schlössern“, erklärt Ritter, „da Steine

Kälte abstrahlen, wurden Holzver-

täfelungen aus Zirbenholz errichtet, um

das Raumklima zu verbessern.“

Der Zirbe wird nachgesagt, ihre äthe-

rischen Öle hätten positiven Einfluss

auf die Herzfrequenz und damit auf die

Schlafqualität – so kamen in den ver-

gangenen Jahren Betten aus Zirbenholz

wieder in Mode.

Kultur & Kulinarik ›

Der gebürtige Wiener Arno Ritter leitet seit

1995 den Ausstellungsraum „aut. architektur

und tirol“ in Innsbruck. 2012 war er Kommissär

des Österreichbeitrages zur Architekturbiennale

Venedig.

Page 96: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

96 Mein Tirol

Châlets & Hotel in Kals am Großglockner

liegt mitten in der Natur und direkt an der

Skipiste auf 1.350 Metern. Alle Gebäude

des Komplexes wurden in Holz realisiert:

Die Fassaden sind mit Holzschindeln ver-

kleidet. Drinnen soll Fichtenholz Gebor-

genheit, Natürlichkeit und Persönlich-

keit erzeugen. Zirbenholz wurde für die

Schlafräume gewählt, weil es in dem Ruf

steht, Schlafqualität und Wohlbefinden zu

erhöhen.

Hauptgebäude und Badehaus Natterer

See in Natters

Architekten: Thomas Giner und Erich Wucherer,

Fertigstellung: 2008

Direkt beim Campingplatz am Natterer

See fügt sich unauffällig der zweigeschos-

sige, von unterschiedlich breiten, lasierten

Fichtenholzlatten umhüllte Baukörper in

die Uferlandschaft ein. Auch das von hel-

lem Holz geprägte Innere des Gebäudes

lässt die Atmosphäre eines herkömmlichen

Campingimages weit hinter sich. Das Ge-

bäude wurde 2008 mit dem Preis des Lan-

des Tirol für Neues Bauen und 2010 mit

dem BTV-Bauherrenpreis für Tirol und

Vorarlberg ausgezeichnet.

Mit Holz bauen

Der größte Vorteil von Holz: das spezifi-

sche Gewicht. „Mit Holz kann man Bauten

realisieren, die in anderen Materialien aus

Gewichtsgründen nur schwer auszuführen

wären“, sagt Ritter. Dazu kommt, dass der

Bau von Holzhäusern sehr schnell geht: Die

Elemente können in der Werkstatt vorfa-

briziert werden und müssen dann nur vor

Ort zusammengesetzt werden. Dass der

Planungsaufwand ungleich höher ist als

bei einer anderen Bauweise, wird durch die

Geschwindigkeit bei der Errichtung wett-

gemacht. „Holz ist auch ein nachwachsen-

der Rohstoff, das macht den Einsatz heute

in Zeiten des ökologischen Denkens beson-

ders attraktiv“, so Arno Ritter.

Im Bereich des modernen Holzbaus sind

zwar die Vorarlberger Vorreiter, doch auch

in Tirol entstehen immer mehr Holzhäuser

jenseits alpenländischer Klischees. Selbst

im Tourismus wagen sich immer mehr Un-

ternehmer weg vom traditionellen Bauen

– mit teils erstaunlichen Ergebnissen. –

HolzwegeText Sylvia Ainetter

Olperer Hütte im Zillertal

Architekt: Hermann Kaufmann,

Fertigstellung: 2007

Die Olperer Hütte liegt auf rund 2.400

Metern Höhe in den Zillertaler Alpen

und dient als reine Sommerhütte. Sie

ist ein auf das Wesentliche reduzier-

tes Holzhaus. Eine Natursteinmauer,

die mit Steinen aus dem Hüttenumfeld

errichtet wurde, dient als Stützmauer

und bildet die Terrasse. Gleichzeitig

ist sie Aufleger für das ein Stück über

dem Hang schwebende Haus. Das Ge-

bäude ist weitgehend aus Fichten-Brett-

sperrholzelementen errichtet, die in

den Sommermonaten ohne zusätzliche

Dämmung ausreichenden Wärmeschutz

bieten. Im Gastraum selbst eröffnet ein

Glas-Panoramafenster den Blick auf den

Schlegeisspeicher und die höchsten Gip-

fel des Tales. Die Olperer Hütte wurde

mit dem Holzbaupreis Vorarlberg und

dem „best architects 09“ ausgezeichnet.

Gradonna Mountain Resort ****s

in Kals

Architekt: Helmut Reitter, Fertigstellung: 2012

Das Gradonna****s Mountain Resort –

Moderne Architektur und der traditionelle

Werkstoff Holz – eine gelungene Symbiose.

Moderne Architektur auf 2.400 Metern:

die Olperer Hütte in den Zillertaler Alpen.

Page 97: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Werde Tyroler!

Wussten Sie, dass wir Tiroler uns seit über 111 Jahren Zeit für

ehrlichen Genuss nehmen?

Werde Tyroler auf

facebook.com/handltyrol

Wussten Sie, dass wir Tiroler uns seit über 111 Jahren Zeit für

ehrlichen Genuss nehmen?Auch unsere schöne Tiroler Natur

will in Ruhe genossen werden Von Hand gewürzt, über Buchenholz mild geräuchert und lange in Tiroler Bergluft gereift

Gut Ding braucht Weile

Wenn es um unseren echten Tiroler Speck und Schinken oder unsere feinen Roh-würste geht, halten wir uns bei HANDL TYROL seit über 111 Jahren vor allem an eine Regel: das Gute währt am längsten.

Es braucht nämlich viel mehr Zeit als man denkt, bis unsere Tiroler Spezialitäten bei Ihnen auf den Tisch kommen. Denn wir nehmen unser Handwerk sehr ernst.

Für unsere original Tiroler Spezialitäten verwenden wir nur sorgfältig ausgewähltes Fleisch bester Qualität. Und wir machen

vieles noch von Hand. Das dauert zwar länger, dafür schmeckt man einfach den Unterschied.

Guter Geschmack verträgt keine Hektik. Umgeben von saftigen Almwiesen und stolzen Bergen bekommen unsere TirolerSpeckspezialitäten deshalb sehr viel Zeit,um an der klaren Tiroler Bergluft zu reifen. Vorher werden sie noch mit besten Natur-gewürzen verfeinert und über Buchenholz mild geräuchert – für den typischen Tiroler Geschmack. Diese traditionelle Art der Herstellung dauert bis zu sechs Monate.

Das hat schon Urgroßvater Karl C. Handl so gemacht und das machen wir auch heute – vier Generationen später – noch immer so. Weil das Gute eben am längsten währt.

Ihre HANDL TYROL Speckmeister

Die kleine Speckschule

Wussten Sie, dass wir Tiroler

facebook.com/handltyrolfacebook.com/handltyrol

Die kleine Speckschule

Page 98: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

98 Mein Tirol

tipps & infos

Almabtriebe

Termine und Hintergründe zu den Almab-

trieben am Ende des Sommers.

www.tirol.at/almabtriebe

Sonnwendfeuer

Die traditionellen Bergfeuer rund um die

Sommersonnenwende.

www.tirol.at/sonnwendfeuer

Blasmusik

Wann treten die mehr als 300 Tiroler Blas-

musikkapellen auf? Terminkalender des

Tiroler Blasmusikverbandes.

www.blasmusikverband-tirol.at

Qualitätsprodukte

Ausführliche Infos über Tiroler Produkte

und ihre Besonderheiten.

www.amtirol.at

Tiroler Wirtshauskultur

Alles über Tirols ausgezeichnete Wirtshäu-

ser und die dazugehörige Philosophie.

www.tiroler-wirtshaus.at

Almen

Wissenswertes über die rund 2.100 Tiroler

Almen.

www.tirol.at/almen

Bewusst Tirol

Überblick aller Gasthöfe und Hotels, die

ganz bewusst regionale Produkte verwen-

den und auf Tiroler Qualität setzen.

www.amtirol.at

Brauchtumessen & trinken

Haubenküche

Tirols zahlreiche Spitzenlokale, bewertet

vom Restaurantführer Gault Millau.

www.gaultmillau.at

Tiroler Genussrouten

Die herzhaften Spezialitäten der Tiroler

Küche entdecken.

www.tirol.at/genussrouten

Tiroler Schnapsroute

Die Kunst des Schnapsbrennens und seine

lange Tradition kennenlernen.

www.tirol.at/schnapsroute

Page 99: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 99

Kultur.Tirol

Kultur-Highlights in Tirol – geordnet nach

Regionen oder Genres.

www.kultur.tirol.at

Cine Tirol

Wo wird gerade gedreht: Informationen

zum gefragten Filmland Tirol.

www.cinetirol.at

architek(tour) tirol

Besichtigungstouren zu außergewöhnli-

chen Bauwerken in Tirol – auch als App für

das Smartphone.

www.aut.cc

Kultur & Film

Zeitgenössische Kunst

Gemeinsame Website 14 spannender Gale-

rien in Innsbruck und Schwaz.

www.innsbruckcontemporary.at

Museen

Überblick über die Tiroler Museumsland-

schaft.

www.tirol.at/museen

Burgen und Schlösser

Ausflugstipps zu einer Reihe interessanter

Burgen und Schlösser in Tirol.

www.tirol.at/burgen-und-schloesser

Kultur & Kulinarik

Page 100: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

100 Mein Tirol

Herausgeber und Verleger:

Tirol Werbung GmbH

Maria-Theresien-Straße 55

6020 Innsbruck · Österreich

Bildnachweise:

Weitwandern mit der Bahn

Für eine außergewöhnliche Mehr-

tagestour durch die Lechtaler Al-

pen braucht man vier Tage Zeit

und etwas Kondition – aber kein

Auto.

Die Anreise erfolgt stattdessen mit

der Bahn, etwa täglich von Hamburg,

Köln, Berlin oder München aus. Vom

Bahnhof Imst geht es dann mit dem

Bus übers Hahntenjoch bis zum Tour-

einstieg in der Ortschaft Boden. Die

Route führt am Adlerweg über Hahn-

auer Hütte, Württemberger Haus,

Memminger Hütte und Madau durch

die herrliche Bergwelt der Lechtaler

Alpen bis nach Bach, wo ein Busan-

schluss zum Endpunkt der Tour, dem

Bahnhof Reutte, besteht.

„Am Adlerweg durch die Lechtaler

Alpen“ ist eine von sieben Weitwan-

der-Touren speziell für die Anreise

mit der Bahn.

www.tirol.at/wandern

impressum

Seite 3 Bernhard Aichner

Seite 6/7 Emanuel Kaser

Seite 8/9 Josef Mallaun

Seite 10/11 Peter Neusser

Seite 12/13 Felix Schüller

Seite 17 Franz Oss, Gerhard Berger,

Emanuel Kaser

Seite 18/19 Peter Neusser

Seite 20/21 Bernhard Aichner

Seite 21 privat

Seite 22/25 Emanuel Kaser

Seite 26/27 Christoph Bayer

Seite 28 Bike Academy

Seite 29 Vivalpin

Seite 30 Sportograf

Seite 31 Stubai-Bilder.at

Seite 32/33 TVB Wilder Kaiser

Seite 34/36 Franz Oss

Seite 39 Maria Ziegelböck

Seite 40/41 Jörg Koopmann

Seite 42 privat

Seite 42/43 Lanserhof GmbH

Seite 44/45 Gerhard Berger, Jürgen Klecha

Seite 46/47 Stubaier Gletscher /eyes5

Mirja Geh

Seite 48/51 Alex Ziegler, Gerhard Berger

Seite 53 Sigrun Hannes

Seite 55/57 Emanuel Kaser,

TVB Wilder Kaiser

Seite 59 Alex Ziegler

Seite 60/61 Frank Bauer

Seite 62 Frank Bauer

Seite 63 privat

Seite 64/66 Franz Oss

Seite 70 privat

Seite 70/71 Sepp Rettenbacher

Seite 72/73 Monika Höfler

Seite 75 Hans Herbig

Seite 76/77 Frank Bauer

Seite 78 TVB Paznaun - Ischgl

Seite 79 Gerhard Berger

Seite 80/81 Bernhard Aichner,

Robert Gruber, SIGNA,

Emanuel Kaser

Seite 82/83 Lichtblick, Bernhard

Aichner, Innsbruck und

seine Feriendörfer

Seite 84/85 Franz Oss

Seite 87 Stiegenhaushof

Seite 88/89 Emanuel Kaser

Seite 91 Hotel Zedernklang e. U.

Seite 92/93 Gradonna****s Mountain

Resort Châlets & Hotel

Seite 93 Günter Wett

Seite 102 privat

Texte:

Target Group Publishing GmbH

Brunecker Straße 3

6020 Innsbruck · Österreich

Druck:

NIEDERÖSTERREICHISCHES

PRESSEHAUS Druck-

und Verlagsgesellschaft mbH

Gutenbergstraße 12

3100 St. Pölten · Österreich

Stand:

November 2013. Alle Angaben trotz sorg-

fältiger Recherche ohne Gewähr für Rich-

tigkeit.

Page 101: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 101

Schnell ans ZielSchnell, bequem und umweltfreundlich in Ihre Urlaubsdestination –

Tirol ist mit jedem Verkehrsmittel gut erreichbar.

Mit dem Zug

Ohne Stau und Stress entspannt nach

Tirol – zahllose Bahnverbindungen

aus vielen europäischen Städten er-

möglichen eine bequeme Anreise.

Und mit den Sparpreisen von ÖBB,

DB und SBB ist die Fahrt nach Tirol

sogar noch äußerst günstig.

Mit dem Auto

Tirol ist mit dem Auto auf vielen We-

gen gut erreichbar. Wichtig: Auf Au-

tobahnen benötigen Sie die Vignette,

die Automobilclubs, Tankstellen und

die Stationen der Grenzübergänge

zum Beispiel als 10-Tages-Variante

jederzeit bereit halten.

Mit dem Flugzeug

Der Flughafen Innsbruck wird mehr-

mals täglich von europäischen Flug-

gesellschaften wie Austrian Airlines,

Lufthansa oder airberlin angeflogen.

Alternativ ist Tirol auch über die

Flughäfen München, Memmingen,

Zürich oder Salzburg gut erreichbar.

www.tirol.at

www.facebook.com/tirol

www.twitter.com/tirol

www.youtube.com/tirol

www.blogtirol.at

Tirol im Netz

Die Tirol Info hilft gerne bei der Urlaubsplanung, hat wertvolle Tipps parat und schickt

auf Wunsch passende Unterlagen zu. Die Tirol-Experten sind gerne für Sie da:

t +43.512.7272-0

e [email protected]

Sie haben Fragen?

Anreise & Kontakt

Page 102: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

102 Mein Tirol

Egal ob ein Stück Tirol für zuhause oder für draußen –

bei diesen Accessoires ist für jeden etwas dabei.

meine HerzstückeRedaktion Matthias Krapf

Tirol ist berühmt für seine edlen Schnäpse.

Richtig wohl fühlt sich so ein feiner Trop-

fen im Edelstahl-Flachmann in einer Holz-

schale aus Bergulme. Erhältlich im Tirol Shop.

Maße: 145 x 110 x 40 mm,

Fassungsvermögen: 190 ml.

www.tirolshop.com

Schnapsidee

Foto: K

oh

la

F

otos: Sw

arovski O

ptik

Im Gebirge gibt es viel zu entdecken. Das CL Pocket, das besonders leichte Kom-

paktfernglas der CL-Familie von Swarovski Optik, schärft im wahrsten Sinne des

Wortes den Blick. Hier wurde Sehkomfort in kompakte Abmessungen verpackt.

www.swarovskioptik.com

Schau genau

Der richtige Rucksack gehört beim Wandern oder Bergsteigen immer dazu. Die Modelle

der Karwendel-Serie von Kohla Tirol sind äußerst leichte und funktionelle Begleiter in der

Tiroler Bergwelt. Unter anderem mit regulierbarem „Super Dry“-Ventilationssystem und

Multifunktionstasche.

www.kohla.at

Leichter Begleiter

Foto: T

irol S

hop

Page 103: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Mein Tirol 103

Foto: T

iroler S

tein

öl

Seit Jahrhunderten wird aus Ölschiefer,

der in der Umgebung von Seefeld und dem

Achensee vorkommt, das Tiroler Steinöl

gewonnen. Aufgrund seines hohen Gehalts

an natürlich gebundenem Schwefel hat es

eine wohltuende sowie pflegende Wirkung

– und wird unter anderem für Cremes, Sal-

ben, Massageöle und Seifen verwendet.

www.steinoel.at

Kraft der Natur

Foto: L

öw

en

za

hn

V

erla

g

Eine Brille aus Holz? Für den Tiroler

Brillenhersteller ROLF stellt das na-

türliche Material kein Hindernis dar,

sondern den idealen Ausgangspunkt,

um neuartige Techniken zu entwi-

ckeln. Jede Brille ist ein Unikat – wie

diese hier aus Räuchereiche und Ahorn.

www.rolf-spectacles.com

Natur pur

Die Tiroler Schriftstellerin Irene Prugger hat 31 Almen besucht und sich von den Almwir-

ten aus ihrem Leben erzählen lassen: unter anderem von guten und schlechten Zeiten, ver-

regneten Sommern und verletzten Tieren. Daraus entstanden einfühlsame Almporträts,

ergänzt durch stimmungsvolle Fotos und viele Hintergrundinformationen.

www.loewenzahn.at

Filz ist nicht nur für Pantoffeln gut. Auch bei der praktischen Umhängetasche

„Murmele“ macht sich das traditionelle Material hervorragend. In Tirol hergestellt und zu

100 Prozent aus reiner Schurwolle.

www.tirolshop.com

Geschichten von der Alm

Tirol für den Stadtbummel

Herzstücke

Foto: Firma

Foto

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Page 104: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

104 Mein Tirol

Schlusspunkt

Unwillkürlich wandert der Blick nach

rechts oben. Kurz bevor der Zug, vom

Arlberg kommend, nach Innsbruck

einfährt, werden sie sichtbar, die vertrauten

Zacken aus hellem Kalk, die so gar nicht zu

den restlichen, zumeist aus Gneisen aufge-

bauten Gipfeln der Stubaier Alpen passen

wollen. „Dolomiten Nordtirols“ hat man die

Kalkkögel genannt. Die Charakterisierung

Walter Kliers scheint mir da zutreffender,

der vom „Reich des senkrechten Schotters“

spricht. Die langen Schuttströme unterhalb

der Wände sprechen Bände über ihre Fels-

qualität.

Und doch geht von den Türmen eine Fas-

zination aus, der ich mich nicht entziehen

kann. Sie hat nichts mit abenteuerlichen

Besteigungen zu tun – kein einziges Mal

bin ich in den brüchigen, von waagerechten

Bändern durchzogenen Wänden geklettert

– und auch nicht damit, dass die Kalkkögel

Tummelplatz historischer Alpinistengrö-

ßen wie Hermann Delago und Otto Ampfe-

rer, Hias Rebitsch und Hermann Buhl wa-

ren. Der Grund liegt weit zurück, in meiner

Kindheit, in den zwei Sommern Familien-

urlaub im Stubaital.

Nach Wanderungen auf Saile und Serles,

zur Starkenburger Hütte und auf den Ho-

hen Burgstall entschied mein Vater, dass

die drei Mäderl nun bereit seien für den

Höhepunkt der Ferien, die Tour auf die

Marchreisenspitze.

Ich weiß nicht mehr viel von diesem Tag,

seit dem mindestens 35  Jahre vergangen

sind. In meiner Erinnerung erscheint das

Bild eines in Kinderaugen unglaublich lan-

gen und unglaublich steilen Geröllfelds, in

dem man seine Schritte vorsichtig setzen

musste, um nicht in dem losen Zeug die ge-

rade gewonnene Höhe wieder nach unten

zu rutschen. Es war sonnig und heiß, und

unter dem Gipfel gab es ein paar luftige

Stellen, die einer meiner Schwestern Angst

einjagten.

Irgendwo da, stelle ich mir vor, muss es an-

gefangen haben. Während ich vom Gipfel

aus am Horizont den gletschergekrönten

Habicht bewunderte, nicht ahnend, dass ich

ein gutes Jahrzehnt später über den damals

noch mächtigen Mischbachferner auf sei-

nen Gipfel klettern würde. Oder während

ich im Abstieg durch das Geröll abwärtslief

und die Steine klackernd aneinanderschlu-

gen, sich über die rothaarige Kleine amüsie-

rend, die sich wie eine große Bergsteigerin

vorkam. Auch wenn ich das nie geworden

bin – es fühlt sich jedes Mal wie ein Heim-

kommen an, wenn ich durch das Zugfenster

die Kalkkögel erspähe.

Über das leise Klackern des Gerölls beim Steigen

Warum für eine, die in Bayern aufwuchs und

mit Mitte Dreißig in die Schweiz auswanderte,

die Gipfel Tirols Bergheimat sind.

Karin Steinbach Tarnutzer

Journalistin und Buchautorin

war von klein auf in den Bergen unter-

wegs und erzählt von einer Kindheitser-

innerung an Tirol.

Page 105: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

Die neue tirol Kollektion

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· Tirol Shop Innsbruck ·

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Bergsommer Tirol

Page 106: MEIN TIROL (Bergsommer) 01/2014

BMW_CD_Tirol_Magazin_202x264mm_DE_RZ.indd 1 26.11.13 14:47