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Seite 1 Sonderausgabe Medientage München 2011 Meinungsbarometer Spezial INHALT Klassik kann Spaß machen und modern sein Wandel in den digitalen Medien: Die Renaissance der Klassik | Seite 2 Mehr Geschäft für den Fach- handel Digitalradio macht Regal- flächen für Radiogeräte wieder rentabler | Seite 4 Hörfunk-Journalisten ver- zweifelt gesucht Junge Radiomarken müssen „multichannel Spiel“ beherr- schen | Seite 5 Das Team in Begeisterung versetzen Warum Mitarbeiter als Bot- schafter für das neue Digitalradio unerlässlich sind | Seite 6 Auf Themensuche im Ehrenamt Wie Absolut Radio aus Hörern Reporter machen will | Seite 7 Meinungsbarometer: Herr Grotzky, wie weit ist der Bayerische Rundfunk mit der Einführung von Digitalradio in Bayern? Dr. Johannes Grotzky: Der BR ist hier be- reits sehr weit: aktuell sind im Digitalradio- Sendernetz des Bayerischen Rundfunks im Kanal 11D sieben Sender in Betrieb, damit werden knapp 60 % der Einwohner Bayerns erreicht. Ende 2011 und Anfang 2012 gehen weitere drei Sendeanlagen in Betrieb, damit werden dann 65 % der Einwohner erreicht. Darüber hinaus verbreiten wir bekanntlich Programme des BR im DAB-Sendernetz der BDR im Kanal 12D, welches 92 % der Bevölkerung bzw. 86 % der Fläche Bayerns erreicht. Aber nicht nur technisch, sondern vor allem inhaltlich hat der BR sehr viel ge- tan. Denn wir bieten nicht nur via Digitalra- dio das vollständige Hörfunk-Programman- gebot an, d. h. alle Programme, welche über UKW zu empfangen sind, sondern lie- fern darüber hinaus einen Mehrwert: die zu- sätzlichen digitalen Angebote Bayern plus und on3-radio, B5 plus, Bayern 2 plus so- wie den Verkehrskanal. Für 2012 ist der weitere Ausbau des Digital- radio-Sendernetzes auf insgesamt 17 Stand- orte geplant, damit werden dann über 80 % der Einwohner Bayerns erreicht. Welche Kampagnen planen Sie, um die Hörer landesweit über Digitalradio zu informieren? Im laufenden Programm von Bayern 2 und B5 aktuell werden die Hörer auf die zusätzlichen digitalen Angebote Bayern 2 plus und Bayern will Digitalradio-Sendernetz weiter ausbauen Digitalradio-Angebot aller ARD-Anstalten bis Ende 2011 realistisch Interview Noch im kommenden Jahr will der Bayerische Rundfunk (BR) über 80 % der Einwohner Bayerns mit seinen Digitalradio-Angeboten erreichen. Das kündigte Dr. Johannes Grotzky, Hörfunkdirektor des BR, im Interview mit dem Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk an. Um dieses Ziel zu erreichen, sind weitere Sendestandorte geplant. Grotzky hält es weiterhin für realistisch, dass alle ARD-Anstalten bis Ende 2011 ein Digitalradio-Angebot in der Luft haben. Dr. Johannes Grotzky, Hörfunkdirektor des Bayerischen Rundfunks

Meinungsbarometer Spezial - DigitalerRundfunk...essen des privaten Rundfunks gesichert. Hans-Joachim Kamp, Vizepräsident des Zentralverbandes Elektrotechnik und Elektronikindustrie

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Seite 1

Sonderausgabe Medientage München 2011Meinungsbarometer Spezial

INHALT

Klassik kann Spaß machen und modern seinWandel in den digitalen Medien: Die Renaissance der Klassik | Seite 2

Mehr Geschäft für den Fach-handelDigitalradio macht Regal-flächen für Radiogeräte wieder rentabler | Seite 4

Hörfunk-Journalisten ver-zweifelt gesuchtJunge Radiomarken müssen „multichannel Spiel“ beherr-schen | Seite 5

Das Team in Begeisterung versetzenWarum Mitarbeiter als Bot-schafter für das neue Digitalradio unerlässlich sind | Seite 6

Auf Themensuche im EhrenamtWie Absolut Radio aus Hörern Reporter machen will | Seite 7

Meinungsbarometer: Herr Grotzky, wie weit ist der Bayerische Rundfunk mit der Einführung von Digitalradio in Bayern?Dr. Johannes Grotzky: Der BR ist hier be-reits sehr weit: aktuell sind im Digitalradio-Sendernetz des Bayerischen Rundfunks im Kanal 11D sieben Sender in Betrieb, damit werden knapp 60 % der Einwohner Bayerns erreicht. Ende 2011 und Anfang 2012 gehen weitere drei Sendeanlagen in Betrieb, damit werden dann 65 % der Einwohner erreicht. Darüber hinaus verbreiten wir bekanntlich Programme des BR im DAB-Sendernetz der BDR im Kanal 12D, welches 92 % der Bevölkerung bzw. 86 % der Fläche Bayerns erreicht. Aber nicht nur technisch, sondern vor allem inhaltlich hat der BR sehr viel ge-tan. Denn wir bieten nicht nur via Digitalra-

dio das vollständige Hörfunk-Programman-gebot an, d. h. alle Programme, welche über UKW zu empfangen sind, sondern lie-fern darüber hinaus einen Mehrwert: die zu-sätzlichen digitalen Angebote Bayern plus und on3-radio, B5 plus, Bayern 2 plus so-wie den Verkehrskanal.Für 2012 ist der weitere Ausbau des Digital-radio-Sendernetzes auf insgesamt 17 Stand-orte geplant, damit werden dann über 80 % der Einwohner Bayerns erreicht.

Welche Kampagnen planen Sie, um die Hörer landesweit über Digitalradio zu informieren? Im laufenden Programm von Bayern 2 und B5 aktuell werden die Hörer auf die zusätzlichen digitalen Angebote Bayern 2 plus und

Bayern will Digitalradio-Sendernetz weiter ausbauenDigitalradio-Angebot aller ARD-Anstalten bis Ende 2011 realistisch

Interview

Noch im kommenden Jahr will der Bayerische Rundfunk (BR) über 80 % der Einwohner Bayerns mit seinen Digitalradio-Angeboten erreichen. Das kündigte Dr. Johannes Grotzky, Hörfunkdirektor des BR, im Interview mit dem Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk an. Um dieses Ziel zu erreichen, sind weitere Sendestandorte geplant. Grotzky hält es weiterhin für realistisch, dass alle ARD-Anstalten bis Ende 2011 ein Digitalradio-Angebot in der Luft haben.

Dr. Johannes Grotzky, Hörfunkdirektor des Bayerischen Rundfunks

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MEINUNGSBAROMETER DIGITALER RUNDFUNK | Sonderausgabe 2011

B5 plus hingewiesen, da hier natürlich ein in-haltlicher Zusammenhang besteht. Weitere Informationen an die Hörer sind im Zusam-menhang mit der jeweiligen Aufschaltung von neuen Digitalradiostandorten mit dem Schwerpunkt auf den regionalen Bezug ge-plant. Darüber hinaus weist der BR auf allen einschlägigen Off-Air Veranstaltungen (Sen-derfeste, BR-Radltour, Medientage Mün-chen, Bayern 1-Sommerreise etc.) mit hoher Publikumsresonanz auf Digitalradio und sei-ne Programmangebote sowie Bezugsquel-len für Empfangsgeräte hin. Weiter ist auf unsere umfangreiche Internetpräsenz mit Informationen zu Digitalradio zu verweisen.

Die ARD hat auf der IFA angekündigt, bis Jahresende mit allen Programmen im Digitalradio vertreten zu sein. Für wie realistisch halten Sie dieses Vorhaben?Bis Ende 2011 haben alle ARD Anstalten angekündigt, ein Digitalradio-Angebot in der Luft zu haben. Alle internen Planungen und Abstimmungen im Kreise der Technik und des Marketing deuten darauf hin, dass dies mit Nachdruck verfolgt wird. Insofern gehe ich davon aus, dass das Vorhaben sehr realistisch ist.

Welche Rolle sehen Sie für den BR, den Pro-zess innerhalb der ARD zu beschleunigen?Der BR hatte bei der Einführung des Digi-

talradios innerhalb der ARD immer eine Art Vorreiterfunktion. Auch der jetzige Sendernetzausbau und das umfangreiche Programmangebot via Digitalradio in Bayern, welches von unseren Hörern sehr gut angenommen wird, ist für unsere Kol-legen in der ARD als Unterstützung sicher-lich hilfreich. Unser Ziel in der ARD ist es, den Hörern überall in Deutschland ein at-traktives Digitalradio-Angebot anbieten zu können.

Mit welchen konkreten Maßnahmen wird die ARD die Einführung von Digi-talradio in Deutschland unterstützen? Die ARD hat gemeinsam mit Deutschland-radio und den in der Digitalradio Deutsch-land (DRD) versammelten privaten Anbie-tern auf dem bundesweiten Multiplex das Digitalradio-Projektbüro in Baden-Baden eingerichtet. Von dort werden die verschie-denen Aktivitäten koordiniert, in Zusam-menwirken mit der Digitalradio-Plattform die Internetpräsenz www.digitalradio.de aufgebaut und gepflegt und die Kommu-nikations- und sonstigen Maßnahmen ab-gestimmt. Hier finden auch gemeinsame Aktivitäten zur Weiterentwicklung der Digi-talradio-Inhalte (Stichwort: „hybrides Ra-dio“), zur Information der Handwerks- und Handelsorganisationen und zum Marke-ting statt.

Noch immer gilt bei vielen die klassische Musik als langweilig oder elitär – schlim-mer, als ein Musikmarkt für die Generation 60+ oder ewig Gestrige. Doch in letzter Zeit machen sich immer mehr Protagonis-ten in der Medien- und Klassikbranche – von den neuen digitalen Ausspielwegen profitierend – auf, diesen unheilvollen El-fenbeinturm zu verlassen.

Einer der Vorreiter dieser Szene ist seit vielen Jahren das Klassik Radio. Dort ha-ben es die Radiomacher geschafft, auch die ernste Musik massentauglich und trotz-dem niveauvoll zu präsentieren. Deshalb verfolgt Stephan Heller, Station Manager von Klassik Radio, „eine Multi-Channel Verbreitung“, zu der seit kurzem auch die bundesweite Übertragung im neuen Digi-talradio gehört. Dank der technischen Reichweite des neuen terrestrischen Digi-talradio-Standards kann der einzige börsen-notierte Radiosender Deutschlands jetzt über 50 Millionen Menschen bundesweit

Die Renaissance der KlassikKlassik kann Spaß machen und modern sein

Klassik Radio will hoch hinaus

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

schon immer hatte der Bayerische Rundfunk bei der Einführung des Digi-talradios innerhalb der ARD eine Art Vorreiterfunktion. „Auch der jetzige Sen-dernetzausbau und das umfangreiche Programmangebot via Digitalradio in Bayern ist für unsere Kollegen in der ARD als Unterstützung sicher hilfreich“, so der Hörfunkdirektor des BR Dr. Jo-hannes Grotzky in unserer aktuellen Meinungsbarometer-Ausgabe.

Doch auch im nicht öffentlich-rechtlichen Rundfunk regen sich innovative Ideen und Konzepte. Gerade im Bezug auf die Hörereinbindung sind die privaten Pro-grammveranstalter, wie Absolut Radio besonders kreativ. So hat sich der, seit gut 100 Tagen on air befindliche Re-gensburger Sender Absolut Radio, auf die Fahnen geschrieben, die eigenen Hörer zu Reportern zu machen. Über die ersten Erfahrungen mit den Bürgerre-portern auf der diesjährigen IFA in Berlin berichten wir auf Seite 7.

Von der Digitalisierung profitieren aber auch die Klassik-Radioveranstalter, wie das Klassik Radio, das seit der Verbrei-tung über das neue digital terrestrische Radio DAB+ kontinuierlich Hörer ge-winnt. Steht uns also eine Renaissance der Klassik bevor? (Seite 2).

Neue Innovationen brauchen aber auch Mitarbeiter, die diese umsetzen und le-ben können. Dass haben auch Radio-macher und Ausbildungsstätten, wie die renommierte Deutsche Journalisten-schule in München erkannt und bieten mittlerweile trimediale Inhalte an, um den Radio-Journalisten für die Zukunft fitzumachen (Seite 5).

Fatal ist dagegen noch immer die feh-lende Bereitschaft in deutschen Unter-nehmen, die eigenen Mitarbeiter als Botschafter neuer Innovationen und Technologien einzusetzen. Ein Kommu-nikationsexperte erklärt warum dies wichtig ist und was uns hier die Amerika-ner voraus haben (Seite 6).

Eine erkenntnisreiche Lektüre wünscht Ihnen

Thomas Barthel

EDITORIAL

Bericht

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MEINUNGSBAROMETER DIGITALER RUNDFUNK | Sonderausgabe 2011

erreichen. Für Heller ist die Abstrahlung im neuen Digitalradio „daher ein besonders wertvoller und wichtiger Verbreitungsweg, mit dem wir endlich Gebiete versorgen kön-nen, in denen der terrestrische Empfang unseres Premiumsenders bisher nicht mög-lich war.“ Als zusätzliches Plus wertet Heller „den gegenüber UKW verbesserten Klang unserer entspannenden Musik, welcher perfekt zu Klassik Radio passt. Darüber bieten wir als zukunftsorientiertes Medium mit den vielfältigen Mediendiensten über DAB+ gerade für unsere sehr technik-affinen Hörer eine tolle Möglichkeit zur In-teraktion“, so Heller weiter. Schließlich will der Station Manager mit der neuen Über-tragungstechnik auch neue Hörer gewin-nen und hat jetzt bereits festgestellt, „dass die Digitalradio-User sehr technikinteres-siert und für neue Übertragungswege zu begeistern sind“.

Nicht nur im Radio tummeln sich inzwischen viele neue Angebote im digitalen Klassik-markt. Angefangen vom neuen – und nur im Digitalfernehen ausgestrahlten „zdf kul-tur“ oder den regelmäßig angebotenen und extra vermarkteten Konzert-Livestreams auf der Internetseite „ARTE+7“ – wenden sich aber auch die Orchester selbst ver-mehrt und direkt an die Klassik-Zielgruppe. So begeistern beispielsweise die Berliner Philharmoniker mit ihrer Digitalen Konzert-halle eine junge und technikaffine Ziel-gruppe für die gute alte Klassik. Dafür hat sich das deutsche Vorzeigeorchester so-gar mit Endgerätepartnern, wie Samsung und Sony zusammengetan und macht als Inhalte-Anbieter mittlerweile dem klassi-schen Rundfunk ernsthaft Konkurrenz. Und auch die Tablets und Smartphones wer-den vermehrt mit Inhalten aus der Klassik-Branche versorgt. So bietet beispielsweise neuerdings die Sächsische Staatskapelle Dresden einen Klassik-App an. Mit diesem liefern auch die Dresdner einen Baustein für die unerwartete Renaissance der Klas-sik in den digitalen Medien. Denn schließ-lich kann Klassik Spaß machen und modern sein.

NACHRICHTEN

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Klassikstars in der Digitalen Konzerthalle

Die Berliner Philharmoniker im Internet

Staatskapelle Dresden setzt auf Apps

Mit einem abwechslungsreichen Bühnen-programm und einem neuen Design prä-sentiert sich die Bayern Digital Radio GmbH, der Sendernetzbetreiber für Digitalradio in Bayern auf den Münchner Medientagen (vom 19. bis 21. Oktober 2011 im Internati-onalen Congress Center München). Unter anderem stellen hier das Schlagerradio Bayern plus, das Fußballradio 90elf und Absolut Radio auf der Showbühne von Bayern Digital Radio GmbH ihre Programm-konzepte vor. „In diesem Jahr wollen wir zeigen, wie weit die Programmkonzepte bereits sind. Unser Ziel ist es, auf unserer Showbühne Programmanbieter und End-gerätehersteller miteinander zu vereinen“, sagt Wolfgang Paulus, Marketingleiter von Bayern Digital Radio GmbH. Auch einen Überblick über die momentan im Handel erhältlichen Geräte gibt es am Stand der Bayern. Zu sehen sind circa 30 verschie-dene Empfänger unter anderem von PURE, Philips, Noxon, Dual und Revo. Die Bayern Digital Radio GmbH bündelt das Know-how des Bayerischen Rundfunks, der MEDIA BROADCAST GmbH und der Bayerischen Medien Technik GmbH im Be-reich des digitalen Rundfunks. Zudem wer-den durch die Beteiligung der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien die Inter-essen des privaten Rundfunks gesichert.

Hans-Joachim Kamp, Vizepräsident des Zentralverbandes Elektrotechnik und Elektronikindustrie (ZVEI), rechnet damit, dass 2012 bereits die Millionengrenze bei den verkauften Digitalradio-Geräten überschritten wird. Das hätten Gespräche mit der Industrie und Konsumforschern gezeigt. Mitentscheidend für die ausge-zeichnete Prognose für 2012 und die derzeit guten Orderzahlen sei „die große Präsenz der Gerätehersteller auf der welt-größten Ordermesse IFA 2011“, so An-dreas Schneider (Sony). „Themen wie Audio und Radio hätten seit der diesjähri-gen IFA wieder einen neuen Stellenwert bekommen“. Schneider erkennt darin „einen ganz klaren Trendwechsel in der Branche“. Auch Michael Reichert, Leiter des Projektbüros Digitalradio, freut sich über die aktuellen Zahlen, „die uns bestä-tigen, weiter mit Hochdruck an der Markt-durchdringung zu arbeiten“.

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MEINUNGSBAROMETER DIGITALER RUNDFUNK | Sonderausgabe 2011

Mehr Geschäft für den FachhandelDigitalradio macht Regalflächen für Radiogeräte wieder rentabler

Wie man mit den neuen Digitalradio-Geräten Geld verdienen kann, ist für Marek Schmal-stieg, den Geschäftsführer eines Saturn Marktes in Leipzig keine Frage. Denn der Verkauf von DAB+ Empfängern ist für ihn „schon heute eine lohnenswerte Geschich-te“. Denn viele seiner Kunden fragen seit dem Start des bundesweiten Digitalradios am 1. August die neuen Geräte rege nach oder lassen sich „häufig von unserem gut geschulten Personal von den Vorzügen der neuen Digitalradio-Geräte überzeugen“.

Mutig hat sich dabei der Geschäftsmann von Anfang an eine ungewöhnlich große Zahl an Digitalradio-Geräten in die Regale gestellt. Schließlich gehe die Nachfrage nach UKW-Radios zurück und auch die Margen, „die sich natürlich auch nach der Häufigkeit von Angeboten richten, sind un-gleich höher als bei den bisweilen sehr preiswerten Analoggeräten“.

Ralf Reynolds, der Regional Director Central Europe beim Markenhersteller PURE, ist einer der Verantwortlichen dafür, dass Fachhandelsketten wie Euronics, Expert, Electronic Partner, Saturn und MediaMarkt mit Digitalradio-Geräten ausgestattet wer-den. Als Chef für Mitteleuropa, des weltweit führenden Herstellers von Digitalradio-Geräten, verspricht er auch den deutschen Händlern sprudelnde Einnahmequellen. „Mit

einem Sortiment von DAB+ Radios und Hybridradios, die auch Internet-Funktionen beinhalten, wird die Regalfläche für Rund-funkgeräte wieder rentabler für den Händ-ler.“ Dabei sei der Preis eines Artikels natürlich auch ausschlaggebend für die Ge-winnmargen. „Denn je höher der Preis eines Produkts, desto mehr Gewinn bleibt auch beim Händler“, so Reynolds. Da die UKW-Radios meist für weit unter 50 Euro über die Ladentische gehen sei der Gewinn so marginal, dass es nicht lohne, sich über-haupt intensiver damit zu beschäftigen“, ist sich Reynolds gewiss. Doch unabhängig von allen Preisdiskus-sionen entscheidet der Kunde über Wohl und Wehe der neuen Digitalradio-Geräte. Das wissen auch der PURE-Vertreter und der Leipziger Händler. Gerade der Saturn-Markt erhofft sich noch mehr Content und Leistungen von den Programmanbietern, „um den Nachfragedruck noch mehr zu stei-gern“. Und auch Reynold weiß, aus seiner reichen Digitalradio-Erfahrung, „dass die Kunden letztendlich von einer modernen Technik Dinge, wie automatische Uhrzeit und Datumseinstellung für Sommer und Winterzeit, automatische Sendersuche mit Listung der Stationsnamen, Zusatzinfor-mationen auf dem Display und noch vieles mehr erwarten.“ Und da dass alles vom neuen Digitalradio beherrscht wird, schaut Reynolds mit Optimismus in die Zukunft und erwartet nach den erfolgreichen Ver-kaufszahlen im September ein sehr erfolg-reiches Weihnachtsgeschäft. Dagegen hätte sicher auch der Leipziger Händler Marek Schmalstieg nichts.

Kasse machen mit den neuen Digitalradios

Rege Kundeanfrage für DAB+ Radios

Bericht NACHRICHTEN

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MEINUNGSBAROMETER DIGITALER RUNDFUNK | Sonderausgabe 2011

Endlichandere Musik

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Hörfunk-Journalisten verzweifelt gesuchtRedakteure müssen in Ton, Text, Bild und Bewegtbild denken können

Radioveranstalter suchen derzeit hände-ringend nach innovativen Mitarbeitern. Denn die Sendechefs bemühen sich ver-stärkt darum, junge online-affine Zielgrup-pen für ihre Programme zu gewinnen. Doch dazu brauchen sie Hörfunkjourna-listen, die in neue Berufsbilder, wie dem Radio-VJ hineinwachsen. Kristian Kropp, Geschäftsführer RPR1. und bigFM bestä-tigt: „Heute muss ein Redakteur in Ton, Text, Bild und Bewegtbild denken können. Das ist inzwischen Teil des Grundhand-werks.“ Genau aus diesem Grund bieten Kropps Radiowellen bereits seit dem 1. Januar 2009 eine trimediale journalistische Aus-bildung an. „Unsere Volontäre durch-laufen dabei die Stationen Zeitung, Radio und New Media und sind anschließend optimal auf die journalistischen Anfor-derungen der Zukunft vorbereitet.“ Für Kropp ist dabei Crossmedialität auch in der Ausbildung das Schlüsselwort unserer Zeit.“ Auch an der renommierten Deutschen Journalistenschule sind „Digitalisierung, Einsatz neuer Techniken oder Trimedia-lität bereits seit geraumer Zeit Bestandteil unserer Kurse und Lehrveranstaltungen“, so deren Leiter Jörg Sadrozinski. Anderer-seits hält er nichts „von einer singulären Betrachtung eines Ausspielwegs. Denn Journalisten müssen in Zukunft für ver-schiedene Medien produzieren und brau-chen deshalb Fähigkeiten und Fertigkeiten, die in allen Medien wichtig sind: das sind unter anderem Recherchekompetenz, Si-cherheit und Gewandtheit in Sprache und Stil oder auch Vermittlungskompetenz.“ Schließlich seien, so Sadrozinski, „mittler-weile ein großer Teil unserer Schüler ‚digital natives‘ und damit längst Teil und Nutzer der neuen medialen Entwicklun-

gen.“ Schon daher hält er in diesem Zu-sammenhang wenig von einer einseitigen Crossmedialität. „Denn ich glaube, dass es nach wie vor wichtig ist, auf die Beson-derheiten des jeweiligen Mediums einzu-gehen und beispielsweise für den Hörfunk, ‚Bilder im Kopf‘ entstehen zu lassen.“ Skeptisch ist der Leiter der Deutschen Journalistenschule auch was die möglichen neuen Berufsbilder im Hörfunk angeht. „Denn auch in der Vergangenheit sind im-mer neue Anforderungen an Journalisten gestellt worden (Audio- und Videoschnitt, Selbstfahrer-Studio) ohne dass dadurch neue Berufe entstanden sind. Die Gefahr, die ich bei dieser Entwicklung sehe, ist, dass Journalisten mit zu viel Technik überfrachtet werden und sich nicht in aus-reichendem Maß auf Inhalte konzentrie-ren können – oder keine Zeit mehr für Recherche haben.“ Für Kropp dagegen müssen die jungen Radiomarken, dass „multichannel Spiel“ beherrschen, denn nur dann gehört ihnen die Zukunft. „Dazu gehört auch unsere ‚Multi-Fanpage-Strategie‘ mit bis zu 24 sendereigenen Fanseiten“, so Kropp. Al-lein die Facebook-Hauptseite bindet der-zeit rund 120.000 Fans. „Damit sind wir die klare ‚Social Media Nummer 1‘ der deutschen Radios“, so Kropp. Bewusster Nebeneffekt: die jungen Radiomacher haben eine direkte Feedbackschleife zu ihren Programmaktivitäten und können gleichzeitig ihre Hörer immer stärker in die direkte Programmentwicklung ein-beziehen und letztlich nachhaltig an die Marke binden.

Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule

Bericht

Keine einseitige Crossmedialität fördern

NACHRICHTEN

„Was lange währt…? Zur Zukunft des digitalen Hörfunks in Deutschland und Europa“. Unter diesem Titel diskutieren am 21.10.2011 auf den Münchner Medientagen Experten wie Florian Fritsche, Geschäftführer REGIOCAST DIGITAL und 90elf, Dr. Willi Steul, Inten-dant Deutschlandradio, Bernd Kraus, CEO MEDIA BROADCAST, Wolfgang Schmitz, Hörfunkdirektor WDR, Vor-sitzender ARD-Hörfunkkommission und Christoph Homberg, Geschäftsführer Dual, Landsberg am Lech. Dabei erör-tern die Experten folgende Fragestellun-gen: Gelingt mit der Einführung von DABplus nun auch endlich in Deutsch-land der digitale Durchbruch? Wie planbar ist das bundesweite Wachstum? Wie stabil sind die Rahmenbedingun-gen? Welche digitalen Strategien werden von unseren europäischen Nachbarn verfolgt? Und welche Learnings ergeben sich daraus?

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MEINUNGSBAROMETER DIGITALER RUNDFUNK | Sonderausgabe 2011

Das Team in Begeisterung versetzenWarum Mitarbeiter als Botschafter für das neue Digitalradio unerlässlich sind

Mit großem Aufwand wird in Deutschland mit Digitalradio derzeit eine neue Radio-technologie eingeführt. Doch das Thema beschäftigt momentan vor allem die Füh-rungsebene und den Handel. Doch was ist mit den Mitarbeitern in den Radiosta-tionen zwischen Alpen und Nordsee? Im-merhin arbeiten nach Einschätzung des Deutschen Journalistenverbandes (DJV) im gesamten Bundesgebiet im Rundfunk rund 9.200 fest angestellte Journalisten. Dazu kommen tausende von freien Mit-arbeitern. „Doch diese“, so der Kommuni-kationsexperte und Spezialist für Marktfor-schung, Dr. Konrad Weßner, „werden bei der Marken- und Produktkommunikation einfach vergessen. „Vielmehr herrscht bei uns in Deutschland generell viel zu viel Angst vor Wandel – verbunden mit einem unheilvollen Mangel an Strategien, um aus Veränderungen Chancen zu machen. Das lässt sich denn auch eins zu eins auf die Digitalisierung des Radios übertragen“, so Weßner weiter. Für den Marken- und Vertriebsexperten ein unhaltbarer Zustand, „denn die Mitar-beiter sollten zu Beteiligten und nicht zu Betroffenen gemacht werden“. Dass man darüber in den USA anders denkt, weiß der Experte. „Bei Starbucks werden bei-spielsweise die Mitarbeiter sehr stark über Emotionen angesprochen. Überhaupt sei es für die amerikanischen Firmenbosse wichtig, zuerst die eigenen Mitarbeiter mit neuen Technologien vertraut zu machen. Wir Deutschen dagegen wollen immer gleich die Kunden ansprechen und Pro-dukte verkaufen.“

Wie neue Mitarbeiter-basierte Ansätze in der Praxis gelebt werden können, zeigt André Gierke, Leiter Unternehmenskom-munikation im Funkhaus in Halle. „Bei Radio Brocken und 89.0 RTL begleiten wir die Thematik Digitalradio bereits seit eini-gen Jahren sehr aktiv und haben zusätz-lich seit der Startphase von Digitalradio immer wieder verschiedene Schulungen in allen Abteilungen von Programm über den Verkauf bis hin zu den Kollegen der Disposition und Buchhaltung durchge-führt.“ Genau dieser langfristige und abteilungs-übergreifende Ansatz, sei die „zentrale Erfolgsformel“, bestätigt Kommunikations-experte Weßner. „Zunächst müssen für alle Mitarbeiter die Fakten und Marken-trends neutral auf den Tisch um daraus eine Strategie entwickeln zu können, die dann wiederum den Mitarbeitern einge-impft werden muss.“ Erst dann kann das gesamte Team glaubhaft erleben, wie großartig neue Technolgien und diese Be-geisterung beispielsweise an den Bekann-tenkreis weitergeben. Genau aus diesem Grund hat Gierke und seine Radiomannschaft im ganzen Haus verschiedene DAB+ Geräte aufstellen las-sen, an denen sich die Kollegen von den Vorteilen des neuen digitalen Sendestan-dards selbst ausprobieren können. „Denn Radio lebt von Emotionen und neben technischen Vorteilen und Neuerungen ist gerade die persönliche Komponente durch unsere Mitarbeiter entscheidend, um DAB+ schnellstmöglich zum Durchbruch zu verhelfen“, ist Gierke überzeugt.

Funkhaus Halle begeistert Mitarbeiter für das neue Digitalradio

Bericht

„Drive Time = Radio Time? Wie kann sich Radio im vernetzten Auto der Zukunft behaupten?“ Darüber diskutie-ren Medienexperten und Radiomacher am 19.10. auf den Münchner Medien-tagen. Derzeit hat noch das Radio bei der Mediennutzung im Straßenverkehr die Nase vorn. Die sogenannte „Drive Time“ ist zum großen Teil auch hörer-starke „Radio Time“ dominiert von Mainstreamprogrammen, Informations-kanälen und Verkehrsfunk. Doch das Auto entwickelt sich zunehmend zur multimedialen Plattform. Inhalte ver-schiedenster Anbieter konkurrieren so im direkten Wettbewerb um die Auf-merksamkeit von Fahrern und Mit-fahrern. Doch welche Rolle spielt dabei künftig das Radio?

NACHRICHTEN

Das neueDigitalradio

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Seite 7

MEINUNGSBAROMETER DIGITALER RUNDFUNK | Sonderausgabe 2011

HerausgeberDigital Radio Mitteldeutschland e.V., Reichardtstr. 9, 06114 Halle/Saale, Tel: 0345-530 43 61, eMail: [email protected]. Dipl.-Journ. Nikola MarquardtIdee, Konzept, ProjektleitungDipl.-Journ. Thomas BarthelRedaktionsbürotbm public & business relationsAutoren dieser AusgabeThomas Barthel, Alexander HillerFotosSeite 1: Bayerischer Rundfunk (BR) | Seite 2: Klassik Radio | Seite 3: Berlin Phil Media GmbH / schech.net | Seite 4: Media-Saturn-Holding GmbH | Seite 5: Deutsche Journalistenschule | Seite 6: Funkhaus Halle Radio Brocken / 89.0 RTL | Seite 7: Absolut Radio | Seite 8: Absolut Radio RedaktionsbeiratAndré Gierke, Leiter Unternehmenskommunikation 89.0 RTL und Radio BrockenMichael Richter, Geschäftsstellenleiter Verein Digital Radio Mitteldeutschland (Lektorat Technik)Vorstand des Digital Radio Mitteldeutschland e.V.VorsitzenderUwe Ludwig, Leiter Vertriebsmanagement und Marketing bei MEDIA BROADCASTstellvertretende VorsitzendeMartin Heine, Direktor der Medienanstalt Sachsen-AnhaltOlaf Hopp, Geschäftsführer 89.0 RTL und Radio BrockenJens Kerner, Leiter Unternehmenskommunikation VMG Me-diengruppe, radio SAW/Rockland Sachsen-AnhaltDr. Daniel Brückl, Rechtsanwalt Dr. Schwarz & KollegenAnmeldung und ArchivDas Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk kann über die Inter-netseite www.digitalerrundfunk.de der Geschäftsstelle DIGITA-LER RUNDFUNK Mitteldeutschland bezogen werden. Redaktionsschluss: 29.09.2011Mit freundlicher Unterstützung von: Bayern Digital Radio GmbH, Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM), Bayerischer Rundfunk.

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Auf Themensuche im EhrenamtWie Absolut Radio aus Hörern Reporter machen will

Dirk macht in Berlin auf der IFA sein erstes Interview vor laufender Kamera. Stolz gibt er danach zu Protokoll „ Analyssa und Benni fanden es richtig klasse“. Die bei-den sind feste Reporter beim neuen Ra-diosender Absolut Radio, der extra für die digitalen Übertragungswege entwickelt worden ist und seit dem 1. August bun-desweit über das neue Digitalradio zu hö-ren ist. Mit Dirk haben sie einen der ersten Hörerreporter mit nach Berlin auf die weltweit führende Elektronikmesse genommen. Von hier hat er zusammen mit der zweiten Hörerreporterin Janine über Neuigkeiten und Trends für die Hörer von Absolut Radio berichtet.

Dahinter steckt eine ausgefuchste

Absolut Radio extra für die digitale Verbreitung entwickelt

Bericht

Der Inhalt dieses Meinungsbarometers darf nicht ohne schriftliche Erlaubnis der Redaktion vervielfältigt und verbreitet werden. Das Meinungsbarometer wurde mit größtmöglicher Sorgfalt zusammen-gestellt. Trotzdem können wir für die enthaltenen Informationen keine Garantie übernehmen. Die Redaktion schließt jegliche Haftung für Schäden aus, die aus der Nutzung von Informationen dieses Meinungsbarometers entstehen können.

IMPRESSUM

Dirk Martens, Nürnberg, IFA Gewinner von Absolut Radio

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MEINUNGSBAROMETER DIGITALER RUNDFUNK | Sonderausgabe 2011

Strategie, wie Vasco Winkler, der Geschäfts-führer von Absolut Radio berichtet, der mit seinem in Regensburg beheimateten Sen-der zukünftig einiges vorhat. „Zuallererst wollen wir unsere Hörer mit Emotionen an-sprechen und eine Community um unser Programm aufbauen. Dazu gehört es auch, dass wir unsere Hörer ganz gezielt als Re-porter einsetzen.“ Langfristig könnte sich Winkler sogar vorstellen, eigene feste Ru-briken mit bestimmten ehrenamtlichen Bürgerreportern aufzubauen. Dabei sucht das Team schon jetzt Leute, die anderen Berufen nachgehen und so bewusst eine andere Farbe ins Programm bringen. Da-bei hat Winkler in den 100 Tagen des neuen Senders allerdings die Erfahrung gemacht, dass die gezielte Suche und Auswahl der Hörerreporter entscheidend für die Qualität der Beiträge ist.

Trotzdem wird bei Absolut Radio keiner der Hörer zukünftig ausgeschlossen. Denn alle Fans können in der äußerst ak-tiven facebook-Gemeinde des Senders ihre Ideen, Verbesserungsvorschläge und Wünsche einbringen. „Schon vor dem Start unseres Programms Anfang August

hatten wir über 500 facebook-Fans“, so Winkler. Seitdem hat sich die Fanschar um ein Vielfaches erhöht.

Trotzdem ist für Winkler die Interaktivität mit dem Hörer nur ein Teil „unserer Pro-grammausrichtung“. „Selbstverständlich nutzen wir auch die neuen Standards, die sich mit dem Digitalradio bieten.“ Dazu gehört bei Absolut Radio beispielsweise die Übermittlung der Cover zu den ge-spielten Alben, Zusatzinformationen über Künstler oder Hintergründe zum Pro-gramm. „Denkbar ist dabei eine endlose Zahl an Mehrwertdiensten, die wir natür-lich derzeit noch nicht alle besetzen“, so Winkler. „Beispielsweise könnte der Jour-naline-Service für uns eine spannende Option sein.“ Vor allem liegt dem Radiomann aber die Kopplung von bestimmten programm-lichen Inhalten mit der jeweils passenden Musik am Herzen. „Beispielsweise eine Reportage über Steve Jobs, den Apple-Gründer, mit Musik seiner Lieblingsband, den Rolling Stones zu koppeln oder ge-meinsam mit den Hörern eine Musik zu finden, die zum ersten Kuss passt.“

Hörer mit Emotionen ansprechen

Hörerreporter auf der IFA 2011

FOTOGALERIE

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