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MENTORING-LEITFADENMENTORING FÜR FRAUEN IN DER POLITIK ,
Frauenreferat der Vorarlberger Landesregierung
Gleichstellungsbüro der Regierung des Fürstentums Liechtenstein
Lyt-Leitfaden-grün 19.08.2002 17:34 Uhr Seite 1
Vorwort 4
Was ist Mentoring? 6
Die politische Situation von Frauen im Bodenseeraum 8
Ablauf einer Mentorschaft 11
Passung und Matching 11
Der erste Schritt ... 11
Das erste Treffen – Beginn einer wichtigen Verbindung 11
Die Gespräche 12
Der Abschluss 12
Rolle, Aufgaben und Tätigkeiten: ICH BIN MENTOR ODER MENTORIN! 13
Mögliche Vorteile aus einer Mentorschaft 13
Aufgaben und Verpflichtungen 13
Tätigkeiten als Mentor oder Mentorin 14
Das Gespräch gestalten 14
Rolle, Aufgaben und Tätigkeiten: ICH BIN MENTEE! 15
Vorbereitung 15
Durchführung 15
Pflichten der Mentee 15
Tätigkeiten als Mentee 16
Abschluss 16
Vorteile für die Mentee 16
Rahmenprogramm für die Mentorschaften 17
Kontakte 17
Anhang 1: Mentorschaftsvereinbarung 18
Anhang 2: Weiterführende Literatur und Links 19
INHALT
,© 2002 by Monika Lindermayr, Frauenreferat der Vorarlberger Landesregierung und
Bernadette Kubik-Risch, Gleichstellungsbüro des Fürstentums Liechtenstein
Inhalt und Redaktion: Christiana Weidel, MentoringCenter
Grafik: Bertolini LDT, Bregenz, Druck: J. N. Teutsch, Bregenz
Fotos: Vorarlberger Landesregierung, Regierung Fürstentum Liechtenstein
Da dies ein länderübergreifendes Projekt ist, wurde als
einheitliche Schreibweise die ss-Form gewählt.
Lyt-Leitfaden-grün 19.08.2002 17:35 Uhr Seite 2
[Politik braucht Frauen]
Die Anzahl der Frauen in der Politik hat sich zwar in den letzten
Jahren erhöht, dennoch ist der Anteil der Frauen in der Politik zu gering. Es sind nach
wie vor nur wenige Frauen bereit, eine politische Karriere anzustreben.
Wir müssen das politische Engagement der Frauen stärken und ausbauen, damit wir
eine Ausgewogenheit zwischen Frauen und Männern in der Politik erreichen können.
Daher unterstützen wir alle Frauen auf ihrem Weg in die Politik durch Erfahrungs- und
Informationsaustausch mit erfahrenen Politikerinnen, Funktionärinnen, Beraterinnen
und anderen Expertinnen in der Gesellschaft.
[Die Anforderungen an Frauen in der Politik wachsen mit der
Komplexität der Aufgaben]
Die Regierung möchte Frauen dazu ermuntern einer politischen Laufbahn offen gegen-
überzustehen und bietet durch strukturiertes Lernen am Vorbild
die notwendige Unterstützung dazu.
Eine paritätische Besetzung durch Frauen und Männer in allen
politischen Gremien ist das erklärte Ziel.
Ein Etappenziel ist, dass in allen politischen Gremien mindestens
30 % Frauen vertreten sind. In den Gemeinderäten liegt der
Frauenanteil bei 25.5 %.
Ein Erfolg ist, wenn nach den nächsten Wahlen in der
Gemeindepolitik der Frauenanteil abermals erhöht wird.
[4] VORWORT
[Mentoring für Frauen in der Politik in Vorarlberg und im
Fürstentum Liechtenstein]
Mentoring für Frauen in der Politik schafft Kontakte zwischen lern-
willigen Nachwuchspolitikerinnen und erfahrenen Persönlichkeiten, die
ihre Erfahrungen und ihr Wissen im Bereich der Politik und Öffentlich-
keitsarbeit gerne weitergeben.
Dieser Leitfaden ermöglicht einen Überblick über Ziele und Möglich-
keiten einer Mentorschaft und gibt Einblick in den konkreten Ablauf.
Fragen richten Sie bitte an das Frauenreferat bzw das Gleichstel-
lungsbüro.
Ein herzliches Dankeschön an die Mentoren und Mentorinnen, die sich
im Rahmen des Programmes freiwillig und unentgeltlich zur Verfügung
stellen und damit die Frauenförderung in unserem Land bedeutend mit-
gestalten.
Viel Freude allen Mentoren und Mentorinnen und Mentees beim Lesen,
Ausprobieren und beim zukünftigen „Mentieren“!
Regierungschef
Otmar Hasler
Landesrätin
Dr. Greti Schmid
Bernadette Kubik-Risch
Maga Monika Lindermayr
Lyt-Leitfaden-grün 19.08.2002 17:35 Uhr Seite 4
Mentoring ist so alt wie die Menschheit.
Immer schon war es erfolgreichen Persönlichkeiten ein Anliegen,
lernwilligen Nachwuchs zu fördern.
[6] WAS IST MENTORING?
Mentoring bedeutet die berufliche Unterstützung einer lernwilligen und entwicklungs-
bereiten Person (= Mentee) durch eine erfahrene Persönlichkeit (= Mentor oder Mentorin)
und deren Informationen, Ratschläge und/oder Kontakte.
Ziel einer solchen Mentorschaft ist die berufliche und persönliche Weiterentwicklung der Mentee.
Durch die Weitergabe von Erfahrungen können erfolgreiche Verhaltensweisen aufgezeigt,
von der Mentee angewendet und auf die eigene Situation hin angepasst werden.
In einem Mentoringprogramm wird der Erfolg dieses Lernens am Vorbild
aufgegriffen und in einem extra dafür geschaffenen Rahmen strukturiert.
Weitergabe von informellem Wissen führt gezielt in Netzwerke und Unter-
nehmenskulturen ein. Das bedeutet gerade auf politischer Ebene einen ent-
scheidenden Schritt, wenngleich unterstützende Personen den Begriff
„Mentor oder Mentorin“ oft gar nicht auf sich beziehen und vor allem die
Systematik der gegebenen Hilfestellung vielen Frauen nicht bewusst ist.
Eine Mentorschaft erfolgt immer als persönliche Vereinbarung und als
unbezahlte Unterstützungsleistung. Das gilt auch für Programme, in diesen
wird jedoch bewusst vereinbart, dass Mentoring zeitlich zu beschränken ist und nach
Ablauf der Vereinbarung keine weiteren Verpflichtungen zu verlangen sind. Inhalt der
strukturierten Beziehung sind vor allem gezielte Gespräche, aber auch durch Mitnehmen
der Mentee zu Veranstaltungen oder Sitzungen das Herstellen neuer nützlicher Kontakte
im beruflichen oder politischen Umfeld.
Die Mentee gewinnt dadurch wichtige neue Einsichten in politische Frauenkarrieren, sie
erweitert ihr Verhaltensrepertoire im Umgang mit anderen und entwickelt mehr Bewusst-
heit für Ihre politische Karriereplanung. Vor allem gewinnt sie mehr Selbstsicherheit im
Umgang mit der Öffentlichkeit, wie zahlreiche Erfahrungen bisheriger Mentoringprogram-
men auf europäischer Ebene zeigen.
Der Mentor oder die Mentorin erhalten wertvolle Möglichkeit zur Selbstreflexion,
können ihr Verhalten und ihre Wertvorstellungen überprüfen und bekommen durch das
Aufzeigen eigener Erfolge neue Motivation für den eigenen Karriereweg.
Mentoring entstammt einer männlichen Begrifflichkeit – der väterliche Freund und der
Förderer vermitteln historisch gesehen männliche Bilder. Aber das Konzept gilt für Frauen
und Männer gleichermassen, denn es veranschaulicht vor allem eine Einstellung, eine
Haltung, das zeigt sich gerade in der Politik sehr deutlich, wo Frauen ebenso Mentorinnen-
rolle einnehmen wie Männer. Warum Frauen aber Kontakte beruflich nicht im gleichen
Masse nutzen wie Männer um für den Aufstieg zu sorgen oder die eigene Karriere abzusi-
chern, hat viel mit der Tradition der Frauen- bzw Männer-Netzwerke zu tun:
[Männer-Netzwerke]
waren traditionell meist auf Machterhalt und dadurch Ausschluss gerichtet. Sie sollten
Gruppenmitgliedern gegenseitige Unterstützung ermöglichen um wirtschaftliche oder
politische Macht zu erlangen (zB: CV, die „Loge“, etc). Das galt durchaus auch für
humanitäre Ziele (zB: Lions Klub, Rotarier, etc).
Formell äusserten sich diese Männernetzwerke in geschlossenen Gruppen, häufig ver-
bunden mit informellen Begegnungen – das bekannte „Bier nach der Arbeit“, oder die
Besprechung beim Golf.
[Frauen-Netzwerke]
verfolgten meist Ziele zum Wohl der Familie und Gemeinschaft, erst in den letzten 20
Jahren stieg die Anzahl der Netzwerke für Beruf und Karriere. Sie zeigten sich hinsicht lich
Teilnahmemöglichkeit sehr offen, hatten eher formalisierte Abläufe und Treffen, gingen oft
zB gemeinsam auf Reisen oder sorgten für Veranstaltungen.
Sie zielten auf Erfahrungsaustausch ab und nicht auf die gegenseitige berufliche Unter-
stützung durch „invisible hands“, jene Lobbyingaktivitäten, die Männerbünde ausmachen.
Das Handeln in den Frauennetzwerken erfolgte auf Grund von Solidarität, nicht wie bei den
Männern auf Reziprozität („du hilfst mir mal mit einem Kontakt oder Tipp, und ich werde
das nächste Mal dir helfen“).
All diese traditionellen Elemente zeigen auch heute noch ihre Wirkung. Zwar
bemühen sich viele Frauen, dem Erfolgsprinzip erfolgreicher Seilschaften näher zu
kommen, das Prinzip kann aber nicht so einfach übernommen werden, das Ansinnen
gleichberechtigter Verbindungen in Frauennetzwerken lässt sich in der Form von Seil-
schaften nicht so leicht umsetzen.
Mentoren und Mentorinnen sollten daher ein eignes Netzwerk
im Rücken haben, damit sich die Elemente des Beratens, Unter-
stützens und Vernetzens ideal ergänzen können. Das Ausweiten des
Mentoring-Gedankens in bestehende Vernetzungen und Frauen-
gruppen spielt im Programm eine wichtige Rolle.
Die Ausgangssituation des Mentoring-Programmes wird geprägt
durch die politische Situation, die sich Frauen im Bodenseeraum bie-
tet. Die Anzahl der Frauen in politischen Entscheidungspositionen soll dauerhaft erhöht
werden. Um dieses Ziel zu erreichen, ist die Kenntnis der Lage wichtig:
‘ ,
Lyt-Leitfaden-grün 19.08.2002 17:36 Uhr Seite 6
[Politische Vertretung in Vorarlberg]
Emanzipatorische Frauenpolitik ist vor allem eine Frage der Inhalte. Trotzdem ist der Frauen-
anteil an den gewählten Mandataren und Mandatarinnen ein Indikator dafür, inwieweit es
Frauen möglich bzw verwehrt ist, ihr Schicksal politisch selbst zu bestimmen.
[Gemeinderäte]
Von den 1.752 Vorarlberger Gemeindevertretern und Gemeindevertreterinnen sind nach
den Gemeindevertretungswahlen im Jahr 2000 296 Frauen. Der Frauenanteil an den
Gemeinderatsmitgliedern beträgt somit 16,9 Prozent (1995: 13 %; 1990: 9 %). Den höch-
sten Frauenanteil im Gemeinderat hat die Gemeinde Bregenz (Frauenanteil: 39 %).
Frauen in den Vorarlberger Gemeinderäten nach politischen Parteien
[8] DIE POLITISCHE SITUATION VON FRAUEN IM BODENSEERAUM
40
35
30
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10
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Frauen im Vorarlberger Landtag nachpolitischen Parteien 1999
ÖVP FPÖ SPÖ Grüne Gesamt
Zahl der MandateMännerFrauen
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5
2 1 1
3
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9
2
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40
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30
25
20
15
10
5
0
Frauen im Vorarlberger Landtag nachpolitischen Parteien 1994
ÖVP FPÖ SPÖ Grüne Gesamt
Zahl der MandateMännerFrauen
20
36
29
776
3 2 1
5
1
6
1
4
16
‘
Nach politischen Parteien aufgeschlüsselt haben die Gemeinderatsfraktionen der Grünen
den höchsten Frauenanteil (36 %), gefolgt von der SPÖ (25 %), danach kommen ÖVP und
FPÖ (je 19 %). Seit den letzten Gemeindevertretungswahlen hat in drei Vorarlberger
Gemeinden (Bezau, Schröcken und Weiler) eine Frau das Bürgermeisteramt inne.
[Landtag und Landesregierung]
Im Landtag ist der Frauenanteil stärker gestiegen als in den Gemeinderäten. Seit den letzten
Vorarlberger Landtagswahlen im Jahr 1999 beträgt er 30,5 Prozent (1984: 8,3 %, 1994:
19,4 %). Damit hat Vorarlberg nach Wien und Salzburg derzeit den höchsten Anteil an
Mandatarinnen im Landtag. Unter den sieben Mitgliedern der Vorarlberger Landesregie-
rung ist eine Frau (Frauenanteil: 14 %).
Partei 1991 1995 2000
Mandate davon Frauen Mandate davon Frauen Mandate davon Frauen
absolut in % absolut in % absolut in %
ÖVP 638 65 10,2 629 97 15,4 630 121 19,2
FPÖ 158 12 7,6 203 32 15,8 232 44 18,9
SPÖ 232 33 14,2 170 30 17,6 153 38 24,8
GRÜNE 31 8 25,8 30 11 36,7 45 16 35,6
LIF – – – 8 2 25,0 – – –AndereListen 636 37 5,8 712 57 8,9 557 70 12,6Mehrheits-wahl*) 135 7 5,2
GESAMT 1.695 155 9,1 1.752 229 13,1 1.752 296 16,9
*) Mehrheitswahl bedeutet, dass in einer Gemeinde, in der keine politische Partei bzw andere Liste kandidiert,
die Wahlberechtigten auf dem Stimmzettel wählbare Personen anführen. Quelle: Landesstelle für Statistik.
Quelle: Landtagskanzlei; eigene Berechnungen.
Lyt-Leitfaden-grün 19.08.2002 17:36 Uhr Seite 8
Frauen in politischen Gremien –
Einführung des Frauenstimmrechts 1984
Ebene Regierung
Vor 1993 keine Frau in der Regierung
1993–1997 2 Frauen 3 Männer
1997–2001 1 Frau 4 Männer
Seit 2001 1 Frau 4 Männer
Ebene Landtag
1986 1 Frau 15 Männer
1989 1 Frau 24 Männer
1993 2 Frauen 23 Männer
1997 1 Frau 24 Männer
2001 3 Frauen 22 Männer
Ebene Gemeinde
1987 4 Frauen 102 Männer
1991 8 Frauen 98 Männer
1995 17 Frauen 93 Männer
1999 27 Frauen 79 Männer
In Liechtenstein wird derzeit keine Gemeinde von einer Frau angeführt. Seit 1984 wurde
eine Gemeinde (1991–1995) von einer Gemeindevorsteherin geleitet.
[10] POLITISCHE VERTRETUNG IN LIECHTENSTEIN ABLAUF EINER MENTORSCHAFT
[Passung und Matching]
Nach Anmeldung als Mentor, Mentorin oder Mentee wird durch die Leitung des Mento-
ring-Programmes eine Passung vorgenommen: Ziele der Mentees und Möglichkeiten
von Mentoren und Mentorinnen werden verglichen, Bedürfnisse und Stärken sollen ein-
ander ergänzen oder übereinstimmen. Dabei ist eine positive Einstellung zu Lernen und
Entwicklung wichtig:
Wohin will die Mentee?
Was will sie als nächsten Schritt erreichen?
Welchen Zeitrahmen hat der Mentor oder die Mentorin, über welche Stärken und Kontakte
verfügen sie, was ist ihr geografischer und was ihr politischer Netzwerk-Bereich?
Diese und ähnliche Fragen führen zum „Matching“, damit Mentee und Mentor oder
Mentorin nicht nur gut in der Persönlichkeit zusammenpassen, sondern auch die Rah-
menbedingungen für eine Mentorschaft stimmen.
[Der erste Schritt ...]
… kommt, meist telefonisch, von der Mentee.
Die Überwindung, die dieser erste Schritt kostet, jemand Fremden anzurufen und um
einen Termin für die zukünftige persönliche Unterstützung zu ersuchen , ist wichtiger
und aktivierender Bestandteil des Mentoring-Programmes. Politisch Karriere machen zu
wollen, erfordert die Bereitschaft des Zugehens auf fremde Personen.
Es wird ein Treffen vereinbart, wobei üblicherweise die Mentee den längeren Weg auf
sich nimmt, denn Mentoring erfordert in erster Linie das Engagement der Mentee.
Die Mentee bereitet sich gründlich auf das Treffen vor, unsere entsprechende Check-
liste kann ihr dabei helfen.
[Das erste Treffen – Beginn einer wichtigen Verbindung]
Das Treffen soll in einer positiven und respektvollen Atmosphäre stattfinden, Mentor
oder Mentorin und Mentee müssen sicher sein können, dass vertrauliche Dinge nicht
leichtfertig ausgeplaudert und Daten nicht an Dritte weitergegeben werden.
Nach der gegenseitigen Begrüssung und kurzen gegenseitigen Vorstellung schliessen
die beiden eine Vereinbarung, um individuelle Ziele und Punkte der Mentorschaft fest zu
halten:
was soll für die Mentee im Zeitraum der Mentorschaft konkret erreicht werden?
wie werden die Gespräche organisiert, wann, wo und wie lange sollen sie stattfinden?
wie wird ein eventuell erforderlicher Ausstieg aus der Mentorschaft durchgeführt?
was ist an Elementen in der Mentorschaft möglich und sinnvoll?
Danach können weitere Termine vereinbart werden oder es wird gleich in das erste
Mentoring-Gespräch eingestiegen.
Die Weitergabe von Erfahrungen vermittelt Freude und bewirkt ein zufriedenes Gefühl.
‘
Lyt-Leitfaden-grün 19.08.2002 17:36 Uhr Seite 10
Mögliche Themen für die Mentoringgespräche umfassen den beruflichen Bereich der
Mentee, die bisherige politische Karriere des Mentors oder der Mentorin, wichtige Aspekte
zur Entwicklung einer Persönlichkeit und schliesslich die strategische Planung des Weiter-
kommens in der politischen Laufbahn:
1. Beratung in konkreten Situationen, wobei es an der Mentee liegt, ihre Probleme
möglichst anschaulich darzustellen
2. Diskussion über erfolgreiche Verhaltensweisen im Zusammenhang mit der
eigenen Persönlichkeit
3. Feed-back zu natürlichen und nachempfundenen Verhaltenselementen
4. Planung der politischen Karriere und Analyse der möglichen Hemmnisse
5. Vermittlung von weiterführenden Kontakten und Einführung in Netzwerke
Was Mentees beim Einstieg in die Politik erfahrungsgemäss hilft:
-----> Einblicke in politische Alltagsarbeit zu erhalten
-----> Tipps im Umgang mit politischen Gegnern und Gegnerinnen in der Kommunalpolitik
zu erhalten
-----> Durch Strategiediskussionen zu einer besseren Einschätzung der eigenen
Persönlichkeit zu kommen
-----> Wahlkampfstrategien ausführlich zu erläutern und Alternativen zu besprechen
Als besonders hilfreich erweist sich das Einführen in persönliche
Kontaktnetzwerke:
-----> Mitgehen bei Veranstaltungen und Kennenlernen des Umfeldes
-----> Vorstellen bei befreundeten Politikern und Politikerinnen
-----> Hilfestellung und Feed-back geben zum Bereich des öffentlichen Auftretens
Der Abschluss
Eine erfolgreiche Loslösung aus der Mentorschaft gelingt gut durch ein Ritual: ein Abschluss-
treffen, zB als Abschiedsessen gestaltet, zu dem Mentees ihren Mentor oder Mentorin
einladen oder umgekehrt – wichtig ist nur die bewusste Verabschiedung, der Rückblick
auf die gesetzten Aktivitäten, auf das Erreichte und auf eventuell offene Fragen. Und ein
Ausblick auf die nächsten Schritte der Mentee, bei denen die gewonnenen Erfahrungen
und Kontakte genutzt werden können.
Manche Lernerfahrungen entfalten erst Jahre später ihre Wirkung, wie Beispiele aus unse-
rer eigenen Geschichte zeigen. Daher ist die Kraft des Mentorings nach dem letzten for-
malen Treffen dennoch nicht einfach zu Ende, sie wirkt weiter. Mentor und Mentorin blei-
ben symbolisch Mentor und Mentorin, auch wenn die Mentorschaft abgeschlossen ist.
[12] DIE GESPRÄCHE ROLLE, AUFGABEN UND TÄTIGKEITEN: ICH BIN MENTOR! ICH BIN MENTORIN!
Warum sollten Sie sich als Mentor oder Mentorin betätigen?
Was erwartet Sie als Mentor oder Mentorin?
Was wird von Ihnen als Mentor oder Mentorin erwartet?
Mögliche Vorteile aus einer Mentorschaft
Meist erscheinen Mentor oder Mentorin als Gebende. Aber auch Mentor oder Mentorin
können Vorteile aus einer Mentorschaft ziehen:
-----> Sie erhalten eine wertvolle Gelegenheit zur Selbstreflexion
-----> Sie üben Weitergabe und eignen sich dadurch wertvolle Kenntnisse im
erfolgreichen Wissensmanagement an
-----> Sie erhalten durch die Rückmeldungen der Mentee Aufschluss über Ihr Verhalten
und Ihre Persönlichkeit
-----> Sie erhalten vielleicht Informationen in Bereichen, mit denen Sie bisher wenig zu
tun hatten
-----> Sie stärken Ihre Persönlichkeit durch neue positive Beziehungen
-----> Sie erweitern Ihr eigenes Kontaktnetzwerk
Aufgaben und Verpflichtungen
-----> Mentoring bedeutet Erfahrungen weiter zu geben. Was die Mentee daraus macht,
ist ihre Sache. Sie verpflichten sich nur zur persönlichen Unterstützung. Was dies
konkret bedeutet, legen Sie gemeinsam mit der Mentee fest.
-----> Als Mentor oder Mentorin verfügen Sie über viele Erfahrungen in der Politik, aber
auch Einfluss und Macht. Erzählen Sie über gelungene Verhaltensweisen und
wodurch Sie Ihre Erfolge erreichten. Ihre Kontakte können der Mentee zur richtigen
Zeit neue Türen öffnen, nutzen Sie Ihren Einfluss, um der Mentee damit einen
Schritt nach vorne zu ermöglichen.
-----> Der zeitliche Aufwand richtet sich dabei nach Ihren Rahmenbedingungen, meist
beträgt er durchschnittlich zwischen 2 und 4 Stunden im Monat, oft ist der
Kontakt auch 14-tägig, in intensiven Phasen wöchentlich.
-----> Die Rolle eines Mentors oder einer Mentorin ist keine lebenslange Aufgabe als
persönliche/r Ratgeber oder Ratgeberin, sondern gezielte Wissensvermittlung
und auf Zeit befristet. Mentor oder Mentorin sein ist kein Beruf, sondern eine
Haltung mit Engagement.
Als Odysseus auf seine berühmten Reisen ging, traute er seinen Sohn Telemach
Freund Mentor an, er solle ihm Lehrer und Berater sein. Es wird erzählt, dass
Pallas Athene, Göttin der Weisheit, in Mentors Rolle schlüpfte, Telemach auf die
Rolle des Königs vorbereitete und ihn von manchem Unsinn abhielt ...
‘
Lyt-Leitfaden-grün 19.08.2002 17:36 Uhr Seite 12
Tätigkeiten als Mentor oder Mentorin
1. Eine gute Beziehung aufbauen
(Sie müssen Ihre Mentee nicht lieben, aber unterstützen ...)
2. Aktiv und interessiert zuhören
3. Durch konkrete Fragen Denkprozesse anregen
4. Eigene Verhaltensbeispiele zur Problemlösung aufzeigen
5. Situationsbeschreibungen zusammenfassen und analysieren
6. Situationsbezogen hilfreiche Kontakte vermitteln
7. Zu neuen Herausforderungen ermutigen und beraten
Das Gespräch gestalten
Informieren Sie sich zuerst über die Ziele der Mentee, ihre Vorstellungen, Probleme und
Hoffnungen. Sind die Wünsche mit Ihrer Unterstützung leichter realisierbar?
Dann vereinbaren Sie realistische Ziele:
-----> Besprechen von Situationen
-----> Begleiten bei Veranstaltungen oder Sitzungen
-----> Kennen lernen politischer Persönlichkeiten
-----> Stärken wichtiger Kompetenzen
-----> Erarbeiten einer Laufbahnplanung in der Politik
Die Gespräche lassen sich durch Fragen gut strukturieren und führen:
Alles klar?
Oder wollen Sie sich mit anderen Mentoren oder Mentorinnen
gemeinsam auf Ihre neue Rolle vorbereiten?
Dann können Sie an einem Trainingsworkshop für Mentoren und Mentorinnen teilnehmen,
der folgende Themenbereiche beinhaltet:
1. Klärung und Diskussion der Rolle und Aufgabe von Mentor oder Mentorin
2. Mein Selbstverständnis als Mentor oder Mentorin entdecken
3. Fragen üben und Situationen analysieren
4. Know-how erwerben um einen Mentoringprozess in Gang zu bringen, effektiv zu halten,
erfolgreich abzuschliessen.
[14] TÄTIGKEITEN ALS MENTOR ODER MENTORIN ROLLE, AUFGABEN UND TÄTIGKEITEN: ICH BIN MENTEE!
Die Mentee trägt die Hauptlast am Mentoringprozess. Sie muss als erste aktiv werden
und sie bereitet sich daher am besten gut darauf vor:
Vorbereitung
Überlegen Sie vor dem ersten Treffen:
-----> Was Sie eigentlich in der Politik erreichen wollen
-----> Wobei und wodurch Ihr Mentor oder Ihre Mentorin Sie konkret unterstützen könnte.
Beschreiben Sie kurz und schriftlich Ihre Ausgangslage: Ihr berufliches Umfeld, Ihr politi-
sches Vorwissen, Ihre aktuellen Funktionen, eventuelle Probleme.
Durchführung
Wichtig ist es, sich zu Beginn gemeinsam mit dem Mentor oder der Mentorin über
Ziele, Inhalte und Organisation der Mentorschaft zu einigen und dieses in einer Verein-
barung fest zu halten:
Was legen wir als Ziel der Mentorschaft fest?
Wie werden wir miteinander arbeiten?
-----> Wie häufig?
-----> Wie lange?
-----> Wo werden wir uns treffen?
-----> Sollen wir unsere Termine am Vortag sicherheitshalber bestätigen?
-----> Werden wir e-mail zur Kommunikation einsetzen?
-----> Sind Telefonkontakte zwischen den Terminen möglich?
-----> Wann ist die beste Zeit für Telefonate?
-----> Welche Privatheit wollen wir bewahren (Telefon zuhause, etc)?
-----> Soll es Begleitung zu Sitzungen oder Veranstaltungen geben?
-----> Wollen wir uns den Grund für einen eventuellen Ausstieg aus der Mentorschaft
mitteilen?
Im Zeitraum der Mentorschaft treffen Sie sich dann regelmässig oder punktuell mit
Ihrem Mentor oder Ihrer Mentorin, je nach ihrem verfügbaren Zeitbudget.
Vielleicht können Sie Ihren Mentor oder Ihre Mentorin auch zu Veranstaltungen und
Sitzungen begleiten, bei denen Sie Einblick in den politischen Alltag bekommen, ihre
Netzwerke kennen lernen und neue Kontakte schliessen können.
Pflichten der Mentee
Sie sind verantwortlich für ...
-----> den ersten Schritt, die Kontaktaufnahme mit dem Mentor oder der Mentorin
-----> das Ausfüllen der Vereinbarung zwischen Ihnen und dem Mentor oder der Mentorin
-----> das Führen von Besprechungsprotokollen
,
Lyt-Leitfaden-grün 19.08.2002 17:37 Uhr Seite 14
Ausserdem:
Zwischen Ihnen und Ihrem Mentor oder Ihrer Mentorin soll Vertrauen herrschen, daher soll
nichts nach aussen getragen werden, auch nicht nach Ablauf der Mentorschaft.
Sie verpflichten sich durch die Mentoringbeziehung zur aktiven Mitarbeit und Durchführung
der vereinbarten Aktivitäten.
Tätigkeiten als Mentee
Zuhören und Informieren in informellen Gesprächen, um einen politischen Bereich besser
kennen zu lernen, über erfolgreiches Verhalten und politische Karriereplanung, über infor-
melle Spielregeln und Handlungsstrategien;
um Unterstützung fragen bei Entscheidungsprozessen, bei Strategieplanungen, beim
Gewinnen neuer Kontakte;
am Vorbild lernen, neues Verhalten ausprobieren, reflektieren und mit dem Mentor oder
der Mentorin besprechen.
Abschluss
Vereinbaren Sie mit Ihrem Mentor oder Ihrer Mentorin ein abschliessendes Gespräch und
bereiten Sie sich darauf sorgfältig vor:
Fassen Sie zB Ihre Gedanken über den Verlauf der Mentorschaft schriftlich zusammen,
schreiben Sie einen Brief und legen Sie in Punkten dar, was Ihnen die Mentorschaft
gebracht hat: Was haben Sie in der Mentorschaft gelernt? Welche Einsichten haben sich
für Sie ergeben, welche Kontakte konnten Sie nutzen?
Mentoren und Mentorinnen stellen Ihre Erfahrungen unentgeltlich aus Engagement zur
Verfügung, sie freuen sich bestimmt über Ihren Dank in Form eines Abendessens, eines
Blumenstrausses oder einer anderen netten Erinnerung an Ihre Mentorschaft, wenn Sie
sich verabschieden.
Okay, Sie haben jetzt viel vor. Aber was bringt Ihnen Mentoring aus der
Sicht einer Mentee?
Vorteile für die Mentee
-----> Sie erhalten Einsicht in erfolgreiche politische Karrieren
-----> Sie erweitern Ihr persönliches Verhaltensrepertoire im politischen Umfeld
-----> Sie erlangen mehr Selbstsicherheit und Bewusstheit für Ihre politische Laufbahnplanung
Nutzen Sie auch die Möglichkeit, mit anderen Mentees Erfahrungen auszutauschen und Ihre Kenntnisse
zu vertiefen.
[16] TÄTIGKEITEN ALS MENTEE RAHMENPROGRAMM FÜR DIE MENTORSCHAFTEN
Wie bereits erwähnt, können sich Mentoren oder Mentorinnen gemeinsam auf ihre
neue Rolle vorbereiten. Das Mentor oder Mentorinnen-Training wird nur auf Wunsch
organisiert, Interesse ist im Frauenreferat bzw dem Gleichstellungsbüro möglichst zu
Beginn einer Mentorschaft anzumelden.
Für Mentees werden monatliche „Stammtischtreffen“ empfohlen, die von den Mentees
selbst organisiert werden sollten. Dabei können untereinander Erfahrungen ausge-
tauscht, sowie die eigene Rolle überdacht und erweitert werden.
Als Begleitmaterial der Mentorschaften stehen folgende Unterlagen
zur Verfügung und werden bei Interesse und Anmeldung zugesandt:
-----> Profil Mentee und Mentor oder Mentorin
-----> Vereinbarung einer Mentorschaft
-----> Fragebogen zur Evaluierung
Im Anhang des Leitfadens werden die Inhalte der Vereinbarung einer Mentorschaft auf-
gezeigt und Empfehlungen für weiterführende Literatur und Links im Internet gegeben.
Wir wünschen Ihnen nun viel Erfolg beim Start Ihrer Mentorschaft und stehen bei
Fragen gerne zur Verfügung:
Kontakte
Maga Monika Lindermayr
Frauenreferat der Vorarlberger Landesregierung
A-6901 Bregenz, Römerstraße 15
T +43(0)5574/511-24113
F +43(0)5574/511-24195
www.vorarlberg.at/frauen
Bernadette Kubik-Risch
Gleichstellungsbüro der Regierung des Fürstentums Liechtenstein
FL-9490 Vaduz, Äulestrasse 51
T +423(0)236/6060
F +423(0)236/6560
Mentoring für Frauen bedeutet gezielte Frauenförderung.
Erfolgreiche Vorbilder sind wichtig, jedes Gespräch kann mich
einen wichtigen Schritt weiterbringen.‘
,
Lyt-Leitfaden-grün 19.08.2002 17:37 Uhr Seite 16
Der Mentor/die Mentorin
und die Mentee
schliessen eine persönliche Vereinbarung zur Gestaltung einer Mentorschaft mit dem
Zweck der Förderung der Mentee in der Politik.
Konkretes Ziel:
Inhalt der Mentorschaft (Zutreffendes ankreuzen):
-----> Austausch von Erfahrungen zu Themen und Spielregeln in der Politik
-----> Gemeinsame Strategieplanung für die Mentee
-----> Unterstützung bei Projekten
-----> Begleiten bei Sitzungen und/oder Veranstaltungen
-----> Vermittlung von Kontakten zu anderen Politikern und Politikerinnen und Einführen
in Netzwerke
-----> Anderes:
Organisation der Mentorschaft
Dauer: Die Mentorschaft beginnt am -------------------- und endet am --------------------Häufigkeit und Dauer der einzelnen Treffen: ---------------------------------------------------
Geplante Örtlichkeiten: --------------------------------------------------------------------------
Ausstiegsmöglichkeit: Die Mentorschaft kann jederzeit auf Wunsch, mit/ohne
Einverständnis des Partners oder der Partnerin aufgelöst werden.
Privatsphäre: Der Partner oder die Partnerin verpflichten sich, die Privatsphäre der
Anderen zu respektieren sowie Daten und Informationen, die sie während der
Mentorschaft erhalten, vertraulich zu behandeln, auch nach der erfolgten Mentorschaft.
Verantwortlichkeiten: Beide Seiten tragen Verantwortung für den Ablauf der Mentor-
schaft und die Einhaltung der vereinbarten Treffen und Aktivitäten; die Mentee verantwor-
tet die Vorbereitung dieser Treffen, das Führen der Protokolle und die
Verständigung der Projektleitung vom Ende der Mentorschaft.
[18] ANHANG 1 DIE INHALTE EINER MENTORSCHAFTSVEREINBARUNG ANHANG 2 WEITERFÜHRENDE LITERATUR UND LINKS
Mentoring. Persönliche Karriereförderung als Erfolgsrezept.
Nele Haasen, Wilhelm Heyne Verlag, München 2001
In den Fussstapfen der Pallas Athene? Möglichkeiten und Grenzen des
Mentoring von unterrepräsentierten Gruppen im universitären Feld.
Eva Schliesselberger und Sabine Strasser. Materialien zur Förderung von Frauen in der
Wissenschaft, österr. Staatsdruckerei, Bundesministerium für Wissenschaft und Verkehr, Wien 1998
Frauen in Führungspositionen.
Elke Dobner. Sauer-Verlag, Heidelberg 2001
Karriere-Handbuch für Frauen.
Netzwerke, Initiativen und Berufsverbände in Österreich.
Sabine Lintschinger. Verlag Ueberreuter, Wien 2000.
Frauen fördern Frauen.
Netzwerke und MentorInnen. Ein Leitfaden für den Weg nach oben.
Lily M. Segerman-Peck. Campus Verlag, Frankfurt New York 1994.
Internet-Links
Die EU-Datenbank für Frauen in Führungspositionen der Politik und Gesellschaft in
Europa, statistische Daten über die Beteiligung von Frauen an politischen Gremien bzw
Entscheidungsprozessen sowie politische Positionen einzelner Frauen (leider nicht
immer ganz aktuell, dennoch sehr aufschlussreich)
http://www.db-decision.de
Europäische Kommission, Generaldirektion für Beschäftigung und Soziales, zum Thema
Geschlechtergleichstellung in Entscheidungsprozessen:
http://europa.eu.int/comm/employment_social/equ_opp/decision_de.html
Österreichische Frauen-Datenbank von Ursula Forster, über Anteil der Frauen in politischen
Führungspositionen in den nationalen Regierungen der Staaten der EU, in Österreich, den
nationalen Parlamenten etc.
http://www.frauen-macht-politik.at/db/db.htm
Informationen zum Thema Mentoring im virtuellen MentoringCenter:
www.MentoringCenter.at
‘
Lyt-Leitfaden-grün 19.08.2002 17:38 Uhr Seite 18
,
Lyt-Leitfaden-grün 19.08.2002 17:38 Uhr Seite 20