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WIRTSCHAFTS- UND HANDELSBEZIEHUNGEN ZWISCHEN ÖSTERREICH UND DER TÜRKEI IN DER PERIODE DER REPUBLIK (1923 UND DANACH) 0. Einleitung Zu Anfang möchte ich sogleich auf eine Besonderheit hinweisen: diese meine Abhandlung dient dem Zweck, dem Leser nicht nur die historische Entwicklung der Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen Österreich und der Türkei in der Periode nach 1923 darzulegen, sondern zielt eigentlich darauf ab, in gleicher Weise funktionelle Kriterien zu erfüllen. Aus diesem Grunde habe ich meinen persönlichen Feststellungen hinsichtlich der Beziehungen zwischen beiden Ländern, der von mir angestellten Bewertung und davon ausgehend meinen auf die vorausliegende Zeit projektierten Empfehlungen bezüglich einer Stärkung der gegenseitigen Beziehungen, also dem „Heute und der Zukunft“, einen noch größeren Raum zuerkannt. Die Türkei und Österreich sind zwei Länder, die bezüglich ihres historischen Entwicklungsprozesses bedeutende Parallelen aufweisen. Sie sind die Nachfolgestaaten von zwei großen Imperien, die Europa zu der Zeit, in der es als die „Gesamtheit der Welt“ angesehen wurde, mit anderen Worten also die „gesamte Welt“ abwechselnd regierten. Man näherte sich an und entfernte sich wieder voneinander, es wurden Freund- und Feindschaften durchlebt; es ist dies die Geschichte zweier bewegter Länder, die zu jeder Zeit von sich reden machten. Die Herrschaftsperioden der Habsburger und der Osmanen sind gleichermaßen ausgedehnt: die Dauer der Herrschaft der Osmanen betrug 623 Jahre, von 1299 bis 1922; die des Hauses Habsburg 672 Jahre, von 1246 bis 1918. Die ehrenvollen Erben dieser Herrschaftshäuser und Imperien sind die Türkei und Österreich. Die Ausarbeitung eines Dokuments zwecks vertiefender Untersuchung der wirtschaftlichen Beziehungen beider Länder innerhalb der historischen Entwicklungsperiode sowie mein Beitrag zu einem solchen Dokument, der der Analyse der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Türkei und Österreich in der Periode nach 1923 dienen soll, wurde seitens der Universität für Wirtschaft und Technologie des Dachverbands der Türkischen Börsen- und Kammern angefordert. Wie es die meisten Studenten in ihren Prüfungen tun, so habe auch ich mich darüber gefreut, dass mir ein solch leichter Abschnitt der Geschichte zur Bearbeitung zugefallen ist. 1

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WIRTSCHAFTS- UND HANDELSBEZIEHUNGEN ZWISCHEN ÖSTERREICH UND DER TÜRKEI IN DER PERIODE DER REPUBLIK (1923 UND DANACH)

0. Einleitung

Zu Anfang möchte ich sogleich auf eine Besonderheit hinweisen: diese meine Abhandlung dient dem Zweck, dem Leser nicht nur die historische Entwicklung der Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen Österreich und der Türkei in der Periode nach 1923 darzulegen, sondern zielt eigentlich darauf ab, in gleicher Weise funktionelle Kriterien zu erfüllen. Aus diesem Grunde habe ich meinen persönlichen Feststellungen hinsichtlich der Beziehungen zwischen beiden Ländern, der von mir angestellten Bewertung und davon ausgehend meinen auf die vorausliegende Zeit projektierten Empfehlungen bezüglich einer Stärkung der gegenseitigen Beziehungen, also dem „Heute und der Zukunft“, einen noch größeren Raum zuerkannt.

Die Türkei und Österreich sind zwei Länder, die bezüglich ihres historischen Entwicklungsprozesses bedeutende Parallelen aufweisen. Sie sind die Nachfolgestaaten von zwei großen Imperien, die Europa zu der Zeit, in der es als die „Gesamtheit der Welt“ angesehen wurde, mit anderen Worten also die „gesamte Welt“ abwechselnd regierten. Man näherte sich an und entfernte sich wieder voneinander, es wurden Freund- und Feindschaften durchlebt; es ist dies die Geschichte zweier bewegter Länder, die zu jeder Zeit von sich reden machten. Die Herrschaftsperioden der Habsburger und der Osmanen sind gleichermaßen ausgedehnt: die Dauer der Herrschaft der Osmanen betrug 623 Jahre, von 1299 bis 1922; die des Hauses Habsburg 672 Jahre, von 1246 bis 1918. Die ehrenvollen Erben dieser Herrschaftshäuser und Imperien sind die Türkei und Österreich.

Die Ausarbeitung eines Dokuments zwecks vertiefender Untersuchung der wirtschaftlichen Beziehungen beider Länder innerhalb der historischen Entwicklungsperiode sowie mein Beitrag zu einem solchen Dokument, der der Analyse der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Türkei und Österreich in der Periode nach 1923 dienen soll, wurde seitens der Universität für Wirtschaft und Technologie des Dachverbands der Türkischen Börsen- und Kammern angefordert. Wie es die meisten Studenten in ihren Prüfungen tun, so habe auch ich mich darüber gefreut, dass mir ein solch leichter Abschnitt der Geschichte zur Bearbeitung zugefallen ist.

Das hat seinen Grund in der Tatsache, dass die Bearbeitung und Interpretation von zwischenstaatlichen Wirtschaftsbeziehungen vor Beginn des 20. Jahrhunderts den Verfasser solcher Artikel fast immer dazu zwingt, sich mit „Kriegen“ und kriegerischen Umständen auseinanderzusetzen. Die Weltgeschichte wurde ohne Zweifel durch die zwischen den einzelnen Ländern existierenden politischen Beziehungen geformt. Prozesse dieser Art resultierten im Allgemeinen in „Verträgen und Abkommen“, die am Ende einer jeden kriegerischen Auseinandersetzung geschlossen wurden. Bei gleichzeitiger Untersuchung der globalen politischen und Wirtschaftsgeschichte sehen wir aber sehr deutlich, dass das wichtigste Element der Ausformung der Weltgeschichte „Wirtschafts- und Handelsbeziehungen“ sind. Die Gründe für zwischenstaatliche Militärbewegungen und die damit verbundenen politischen Entwicklungen sind rein wirtschaftlicher Natur. Daneben gehen die Resultate aber in die gleiche Richtung: In bi- oder multilateralen Verträgen und Abkommen nehmen „Wirtschaftsinvestitionen“ mindestens eine genau so wichtige Stellung ein wie der Begriff des „Territoriums“.

Die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen der Türkei und Österreich verliefen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts im Wesentlichen in der Form, in der sie weiter oben beschrieben worden sind.

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In dieser kurzen Abhandlung werde ich versuchen, die Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Türkei und Österreich meinen eigenen Vorstellungen zufolge auszuwerten, wobei die durch einen siebenjährigen, berufsbezogenen Aufenthalt in Wien bedingten Gefühle mich hoffentlich nicht dazu verleiten, die Tatsachen aus den Augen zu verlieren. Mit anderen Worten: Ich habe diese Abhandlung mit der Logik eines „emotionalen Realismus“ verfasst.

Die zweite Besonderheit, die ich hier im Hinblick auf die allgemeine Struktur meiner Abhandlung erwähnen möchte, ist die Tatsache, dass ich meine Untersuchung auf der Logik einer „Analyse der Stärken und Schwächen“ aufgebaut habe. Dies eröffnet dem Leser die Möglichkeit, Beiträge und Kritikvorschläge genauer und klarer zu erkennen, weil die Beziehungen zwischen beiden Ländern in systematischer und verständlicher Weise dargelegt und so quasi aus der Vogelperspektive gesehen werden können. Die Logik einer Analyse der Stärken und Schwächen stellt anschließend die Grundlage für eine Ausformung rationeller Strukturen in Bezug auf meine Ansichten dar, die ich im Abschnitt „Schlussfolgerungen und Empfehlungen“, der das letzte Kapitel meiner Abhandlung bildet, erläutern werde.

Auch wenn die vorliegende Abhandlung als eine Art Pulsmesser für die ständig an Stärke und Gewicht zunehmenden Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen Österreich und der Türkei angesehen werden kann, so ist mein innerster Wunsch doch nur, die Rolle eines Vermittlers zu spielen. Wenn mein Beitrag als „das Salz in der Suppe“ angesehen werden würde für alle interessierten Menschen in beiden Ländern, allen voran den Entscheidungsträgern, Unternehmern, Geschäftsleuten, Investoren oder Bürokraten, dann würde ich mich in höchstem Maße glücklich schätzen. In diesem Zusammenhang möchte ich den Lehrkräften der Universität für Wirtschaft und Technologie des Dachverbands Türkischer Börsen und Kammern, Ahu Geniş-Gruber und İnanç Atılgan, meinen herzlichen Dank aussprechen und ihnen gratulieren, weil sie diese Veröffentlichung, von der ich glaube, dass sie die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen Österreich und der Türkei nicht nur allein in historischer, sondern auch in anderer Hinsicht vertiefend untersucht und interpretiert und darum als ein wichtiges Ausgangsdokument gelten kann, ermöglicht haben.

1. Die Periode vor 1945

Die Behauptung, dass zu Beginn der 20er Jahre jedermann mit seinen eigenen Sorgen beschäftigt war, ist sicherlich nicht fehl am Platze. Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen existieren fast nicht; die Beziehungen sind mager zu nennen.

Ausgehend von den Bedingungen, die in beiden Ländern zu jener Zeit herrschten, kann man in kurzer Form das im Nachfolgenden aufgeführte Schema erstellen:

In der Türkei beginnt unter der Leitung von Mustafa Kemal Pascha am 19. Mai 1919 ein Prozess, der direkt auf die Unabhängigkeit zuläuft und am 30. August 1922 mit dem Großen Sieg endet. Das Land ist gerettet.

Der Wirtschaftskongress von Izmir, der die Wirtschaft des Landes mit einzelnen Revisionen bis in die 80er Jahre hinein prägte und bestimmte, tritt im Februar des Jahres 1923, etwa 8 Monate vor Ausrufung der Republik, zusammen. Hier werden die Grundlagen für eine gemischte Wirtschaftsform gelegt. Auf dem Kongress äußert Mustafa Kemal, dass „die nationale Unabhängigkeit durch eine finanzielle Unabhängigkeit gestützt werden muss. Die Wirtschaft ist die einzige Kraft, die uns zu diesem Ziel verhilft“ und fügt hinzu, „wie groß und bedeutend auch politische und militärische Siege sein mögen, so haben sie doch keinen bleibenden Wert, wenn sie nicht durch einen wirtschaftlichen Siegeszug gekrönt werden !“

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In den ersten Jahren der Republik ist Wirtschaft nur ein Ausdruck für Armut. Die größte und bedeutendste Dimension dieses Mangels war im Fehlen des Kapitals zu spüren.

Auf der einen Seite schließt die junge Republik mit vielen Staaten Freundschafts- und Handelsabkommen. Der erste dieser Freundschaftsverträge wird mit Albanien im Dezember 1923, der zweite im gleichen Monat mit Ungarn abgeschlossen. Diesen beiden Verträgen folgt der am 28. Januar 1924 in Istanbul mit Österreich abgeschlossene „Türkisch-Österreichische Freundschafts-, Handels- und Niederlassungsvertrag“. Die Republik Türkei hat also ihren ersten Handelsvertrag mit Österreich abgeschlossen. Eine Untersuchung dieses Dokumentes in Form einer gesonderten Abhandlung kann uns sicherlich sehr aufschlussreiche Hinweise geben. Im Jahre 1926 unterzeichnet die Türkei zuerst mit den USA, dann der Sowjetunion und schließlich mit Deutschland Handelsverträge.

Die Bevölkerung der Republik Türkei zählt im Jahre 1923 12 Millionen Einwohner. Das Exportvolumen beläuft sich auf 51 Mio. US-$, das Importvolumen auf 87 Mio. US-$. 1 Dollar ist damals umgerechnet 1,7 Türkische Lira. Das Bruttosozialprodukt beträgt 561 Mio. US-$; der Jahresverdienst liegt pro Kopf bei 45 US-$.

Der 24. Oktober 1929 ist der „Schwarze Freitag „! Die Krise an der New Yorker Börse zerstört weltweit Hoffnungen. Der Türkei bleibt nur übrig, das Schwergewicht ihrer Entwicklungs- und Fortschrittsstrategie auf den staatlichen Sektor zu verlegen. Sie durchlebt das allgemeine Chaos fast unberührt ohne schwerwiegende Auswirkungen; während die weltweite industrielle Produktionssteigerung zwischen 1929 und 1939 19% beträgt, beläuft sie sich für die Türkei auf 96%.

Ohne hier auf weitere Einzelheiten einzugehen, die wir den österreichischen Experten überlassen wollen, können die damaligen Verhältnisse für Österreich folgendermaßen zusammengefasst werden: Am Ende des 1. Weltkrieges fand der Übergang von der Donaumonarchie zur Republik statt. 1918 begann eine Periode, die unter dem Namen „I. Republik“ bekannt ist und im Jahre 1938 ihr Ende fand. Zu Beginn der 20er Jahre stellte sich für das Land die Hyperinflation als das größte Problem in wirtschaftlicher Hinsicht dar. Während man noch 1914 für 10.000 Kronen eine Wohnung kaufen konnte, erwarb man für die gleiche Summe im Jahre 1922 nur noch einen Laib Brot. Im November 1924 wurde eine erfolgreiche Finanz- und Geldreform durchgeführt, die Währungseinheit war der Schilling, und die Hyperinflation konnte endlich zum Stillstand gebracht werden. Dieses Vorgehen war als ein großer Erfolg zu verzeichnen, und die Wirtschaft begann sich zu erholen. An der Wiener Börse, die nach der „Schillingreform“ erneut ihre Aktivitäten aufnahm, zeigte der Index innerhalb kurzer Zeit eine Wertsteigerung von über 100%. Die Zahl der Banken, die innerhalb von 9 Monaten neu eröffnet wurden, betrug 80. In Wien brach ein Bauboom aus. Der Erfolg Österreichs bei der Errichtung von Sozialwohnungen wurde auf internationaler Ebene mit Bewunderung verfolgt. Mit dem Slogan „Licht, Luft und Sonne“ hat man der Bevölkerung eine neue Lebensqualität versprochen.

Der Schatten des „Schwarzen Freitags“ an der New Yorker Börse fiel auch auf Österreich. In den 30er Jahren herrschten Arbeitslosigkeit, Produktionsverringerung und eine Verlangsamung des Geldumlaufs. Zwischen 1929 und 1936 ging die industrielle Produktion um 36% zurück. Eine schwere Zeit ist zurückgekommen.

Am 22. Juni 1930 wurde ein Handels- und Rechtsabkommen zwischen der Türkei und Österreich unterzeichnet.

Weil ich kein Wirtschaftshistoriker bin, möchte ich hier lieber keine weiteren Ausführungen anbringen. Jedoch kann im Kontext bilateraler Beziehungen gesagt werden, dass im Rahmen der im

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Jahre 1884 eingerichteten und 1925 zu Ende gegangenen Tabakbestimmungen Österreich einen besonderen Platz eingenommen hat; weitere Ausführungen und Interpretationen dieses historischen Prozesses möchte ich an dieser Stelle nicht vornehmen, sondern sie lieber den Fachleuten überlassen.

Als letztes möchte ich hier, da ich für den Beginn der 20er Jahre keine statistischen Daten ausfindig machen konnte, zur Verdeutlichung der Beziehungen zwischen der Türkei und Österreich in jenen Jahren (und auch aus nostalgischen Gründen) eine Fotokopie des Abschnittes mit der Überschrift „Erforderliche Adressen im Ausland“ des in Französisch und Türkisch (in alter/arabischer Schrift) gedruckten Handelskataloges des Jahres 1924-25, eine Fotografie des Dienstgebäudes des Wiener Bankvereins und einen Kontoauszug der Zweigstelle Istanbul zeigen.

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2. Die Periode nach 1945

Die Türkei hat am II. Weltkrieg nicht teilgenommen, jedoch führte die Ausgabe von Lebensmitteln gegen Lebensmittelscheine zu Notsituationen innerhalb der Bevölkerung. In Österreich dagegen lagen die Umstände völlig anders. Nach dem Krieg wurde eine neue Seite der Geschichte eröffnet, und es begann die Periode der II. Republik.

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Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Ländern bewegen sich auf einer Minimalebene, was die Im- und Exportbewegungen anbetrifft. Im Jahre 1947 hat Österreich Waren im Werte von 8,5 Mio. Schilling in die Türkei exportiert und für 9,5 Mio. Schilling Waren aus der Türkei importiert. Das Handelsvolumen betrug also 18 Mio. Schilling. Im gleichen Jahr beginnt die Durchsetzung des Marschall-Planes; Europa wird von Grund auf neu errichtet.

Im darauf folgenden Jahr, 1948, scheint der Stillstand überwunden. Österreich exportiert jetzt für 45 Mio. Schilling Waren in die Türkei und importiert Waren im Werte von 21,5 Mio. Schilling. Das Handelsvolumen hat sich dabei auf 66,5 Mio. Schilling erhöht. Der Warenaustausch zwischen beiden Ländern hat sich innerhalb eines Jahres um etwa das Vierfache erhöht (zum Vergleich : „1 US-Dollar“ wurde damals mit „26 Schilling“ umgerechnet).

In den gleichen Jahren beträgt das gesamte Exportvolumen der Türkei 223 bzw. 197 Mio. US-$, das Importvolumen dagegen 245 bzw. 275 Mio. US-$. 1 US-Dollar hatte damals den Wert von 2,80 TL.

Die tendenzielle Steigerung im den Handelsbeziehungen macht es für die Machthaber beider Länder erforderlich, sie auf Vertragsebene zu führen, und am 8. August 1949 wird in Wien ein „Warenaustauschabkommen“ unterzeichnet (dieses Abkommen wurde nach dem Beitritt Österreichs zur EU außer Kraft gesetzt). Dabei wurde ein erster Schritt getan, um die Handelsbeziehungen wegweisend auszurichten und sie in einem modernen und rationellen Kontext weiterzuentwickeln.

In den darauf folgenden Jahren entwickelten sich die Handelsbeziehungen zwischen der Türkei und Österreich auf der Basis von Verträgen. Daneben leisteten Einrichtungen auf institutioneller Ebene einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung des Handels beider Länder.

Heute stellen die zwischen beiden Ländern etablierten und von Zeit zu Zeit einer Revision unterzogenen Abkommen wie allgemeine Handelsabkommen, auf dem Energiesektor unterzeichnete Abkommen, Abkommen über den internationalen Güterverkehr, Abkommen über bilateralen Schutz und Förderung von Investitionstätigkeiten, Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung sowie Abkommen über die Anerkennung und die Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen und Vergleichen in Zivil- und Handelssachen, außerdem Kooperationsabkommen wichtige vertragliche Fundamente dar.

In den 50er und 60er Jahren wurde Österreich zu einem Land, das in erfolgreicher Weise ein auf dem „Export basierendes Fortschrittsmodell“ zur Anwendung brachte. Die Türkei dagegen pflegte bis 1980 das Modell der „Importsubstitution“, wobei aber ein „durch hohe Zollsteuern verhängter Schutzmechanismus“ nicht die gewünschten Ergebnisse hervorbrachte. Im Jahre 1980 vollführte die Türkei den Übergang zu einer liberalen Wirtschaft, deren Wachstum exportgestützt ist.

In der Zwischenzeit wird Österreich im Jahre 1995 ein Mitglied der EU. Auch die Türkei erreicht auf diesem „langen und schwierigen Weg“ durch ihre Standhaftigkeit das Stadium der Verhandlungen über eine Vollmitgliedschaft.

Die numerische Entwicklung der Handelsbeziehungen zwischen der Türkei und Österreich ist in der folgenden Tabelle beginnend mit dem Jahr 1923 so wiedergegeben, dass dem Leser Nutzen und Interpretationsmöglichkeiten an die Hand gegeben sind :

Außenhandel Türkei – ÖsterreichImporte der Türkei (Wert : 1000 US-$)

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Jahr Wert Anteil am Gesamtvolumen (%)

1923 5 01930 611 0,91935 1.421 1,91946 497 0,21950 10.626 4,01955 11.982 3,81960 4.848 1,51965 5.901 1,31970 8.511 1,41975 24.617 1,81980 53.852 1,91985 122.501 1,51990 178.470 1,41995 275.293 1,32000 292.930 1,12005 659.097 0,9

Exporte der Türkei (Wert : 1000 US-$)

Jahr Wert Anteil am Gesamtvolumen (%)

1923 771 0,91930 1.558 2,21935 2.317 3,31946 234 0,21950 6.570 2,31955 7.101 1,41960 9.783 2,11965 10.719 1,91970 10.116 1,11975 60.155 1,31980 122.511 1,51985 152.553 1,31990 250.848 1,11995 294.015 0,82000 516.753 0,92005 940.056 0,9

Anmerkung: „Anteil am Gesamtvolumen“ zeigt den Anteil Österreichs innerhalb des gesamten Ex- und Importvolumens der Türkei im betreffenden Jahr.

Quelle : Staatliches Statistikinstitut beim Ministerpräsidium der Republik Türkei, „Statistische Anzeigen 1923-2002“, Ankara, Dezember 2003.

Im Kontext bilateraler Beziehungen müssen besonders die 60er Jahre betont werden, denn in jenen Jahren begann die „Migration der Arbeitskräfte“ aus der Türkei nach Europa, die rasch an Geschwindigkeit und Umfang zunahm. Die Vorreiter der türkischen Gemeinde in Österreich, die heute etwa an die 200.000 Personen stellt, sind im Laufe der Zeit selbst in die Position von Arbeitgebern aufgerückt und leisten durch die verschiedensten wirtschaftlichen Aktivitäten wie Ex- und Import, Einzelhandelsverkauf, Gastronomie, Tourismus etc. wichtige Beiträge für Österreich.

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Weil ich auf dieses Thema weiter unten im Abschnitt über die Analyse der Stärken und Schwächen noch eingehen werde, begnüge ich mich hier mit diesen kurzen Ausführungen.

Die Wirtschaftskammern Österreichs in Ankara und Istanbul sowie die Handelskammer der Türkei in Wien sind wie der im Jahre 1996 gebildete Arbeitsrat Einrichtungen, die in institutioneller Hinsicht die Elemente von Wirtschaft und Handel beider Länder verbinden (eine konkrete Bewertung der Einrichtung dieser Wirtschaftskammern habe ich im Abschnitt „Analyse der Stärken und Schwächen“ vorgenommen).

Besonders die Aktivitäten Österreichs auf dem Energiesektor der Türkei haben in den letzten Jahren zu Direktinvestitionen und zu großen Partnerschaftseinrichtungen geführt. Handelsaktivitäten türkischer Geschäftsleute in Österreich, die vom Einzelhandels- bis zum Importwesen reichen, die Verlagerung auf den Tourismussektor, die Existenz türkischer Banken in Österreich, die Bildung von Vereinigungen etc. sind wichtige Schritte, die innerhalb der historischen Entwicklung der Handelsbeziehungen beider Länder als der heutzutage erreichte Punkt festgehalten werden müssen.

3. Heute

a. Allgemeine Bewertung

Wenn man die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen Österreich und der Türkei so, wie sie sich heute darstellen, bewertet, dann ist es sinnvoll, das Thema in drei Unterabschnitten aufzuspalten: Wirtschaftsbeziehungen, Handelsbeziehungen und Beziehungen im Bereich des Dienstleistungssektors.

Wenn wir von Wirtschaftsbeziehungen sprechen, dann beziehe ich mich hier mit Ausnahme von bilateralen Handelsbeziehungen auf der Basis von Im- und Exporten sowie des Tourismuswesens auf das Interesse, das beide Seiten hinsichtlich einer Form von „Direktinvestitionen“ aneinander haben. In ihrer tatsächlichen Bedeutung realisieren und entwickeln sich Wirtschaftstätigkeiten nämlich als eine Kette von „Investition –Beschäftigung –Produktion -Export“. Natürlich ergibt sich daraus für eine Direktinvestition, ob und in welcher Weise die vom Investor aufgestellte Vorbedingung, nämlich „politische und wirtschaftliche Stabilität“ des betreffenden Landes, tatsächlich gesichert werden kann. Man muss zugeben, dass die Türkei in dieser Hinsicht viele Jahre lang in die Position eines Landes geraten war, das mit gewisser „Distanz“ einer Bewertung unterzogen wurde. Aber nach der großen Wirtschaftskrise von 2001 sind die Entwicklungen unterschiedlich verlaufen; heutzutage ist die Türkei ein Land, das bei Investitionen durch internationale Investoren stets berücksichtigt wird und sogar direkte Aufmerksamkeit erfährt. In diesem Zusammenhang ist mit Freunde zu bemerken, dass auch das Interesse Österreichs an der Türkei gestiegen ist. Obwohl es nicht als eine Direktinvestition im typischen Sinne anzusehen ist, muss die Übernahme eines Anteils der Tankstellenkette „Petrol Ofisi“ in Höhe von 34% durch die ÖMV im Jahre 2006 als eine Unternehmung gewertet werden, die österreichische Firmen hinsichtlich einer Direktinvestition ermuntert und ermutigt. Für eine direkte Investitionstätigkeit türkischer Unternehmer in Österreich dagegen kann leider nur gesagt werden, dass „der Wille zwar vorhanden ist, aber die Umstände von der Erfüllung dieses Wunsches abhalten“. Worauf wir mit diesem Ausdruck abzielen, werde ich im Abschnitt über die Stärken- und Schwächenanalyse genauer erläutern. Unter der Überschrift „Wirtschaftliche Beziehungen“ darf man besonders im Hinblick auf Österreich die öffentlichen Ausschreibungen nicht außer Acht lassen. Eine der wichtigsten wirtschaftlichen Aktivitäten Österreichs in der Türkei stellen nämlich die seit längerer Zeit „für die Öffentlichkeit bestimmten Ausschreibungen auf dem Energiesektor“ dar. Österreich ist auf diesem Gebiet durch die Erbauung mehrerer großer Wasserkraftwerke sowie der Ausstattung dieser Projekte mit Maschinen und Anlagen tätig geworden und hat sich dadurch in den betreffenden Zirkeln Anerkennung verdient.

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Bei der Erwähnung von Handelsbeziehungen kommt einem als erste Stufe der zwischen zwei Ländern durchgeführte Warenhandel in den Sinn; d.h., es handelt sich hier um Ex- und Importbeziehungen. Auf den in beiden Ländern angelegten Listen über „Länder für die Handelspartnerschaft“ rangiert jedes Land im Durchschnitt auf dem 25. Platz, obwohl es bisweilen geringere Auf- oder Abwärtsbewegungen, die von Jahr zu Jahr ein paar Prozentpunkte ausmachen, geben kann. Gemäß den vom Türkischen Statistischen Institut ausgegebenen Werten hat die Türkei vom insgesamt realisierten Exportvolumen im Jahre 2005 in Höhe von 73,5 Mrd. US-$ einen Anteil von 0,89% = 659 Mio. US-$ nach Österreich getätigt. Demgegenüber wurden aus Österreich Importe im Werte von 940 US-$ getätigt, die innerhalb des Importvolumens von 2005 im Werte von 116,7 Mrd. US-$ einen Anteil von 0,80% ausmachen. Um hier Vergleichsmöglichkeiten anführen zu können, ist es nützlich, die von der Österreichischen Statistikkammer für 2005 ermittelten Werte wiederzugeben: Diese Werte zeigen, dass das gesamte Exportvolumen Österreichs für das Jahr 2005 94,7 Mrd. €, das gesamte Importvolumen 96,5 Mrd. € beträgt. Importe aus der Türkei belaufen sich auf 809 Mio. €, und Exporte in die Türkei haben einen Umfang von 738 Mio. €1.

Was die Beziehungen auf dem Dienstleistungssektor betrifft, so hat die Österreichisch-türkische Firma Gulet in den 90er Jahren mit den in der Türkei unter dem Markennamen Magic Life realisierten Investitionen auf dem Tourismussektor sich einen Namen gemacht; diesem Umstand ist es zu verdanken, dass es gelungen ist, österreichische Touristen an die Türkei zu „gewöhnen“. Ebenso kann man mit Genugtuung feststellen, dass türkische Firmen auf dem Gebiet der Finanzdienstleistungen eine aktive Politik in Österreich betreiben; seit einiger Zeit haben die Vakıfbank und die Denizbank Zweigstellen in Österreich eröffnet.

b. Bewertung der Stärke der Beziehungen2

Starke Seiten - Institutionelle Einrichtungen;- Banken mit türkischem Kapital in Österreich;- Das Bankensystem Österreichs;- Bilaterale Abkommen und Verträge;- Firmen auf dem Bausektor in beiden Ländern;- Starke Strukturen der Kammervereinigung sowohl in Österreich als auch in der Türkei;- Modernes Messewesen in beiden Ländern.

Schwache Seiten - Direktinvestitionen Österreichs in der Türkei;- Keine Weiterentwicklung und Ausformung von Vertragsbestimmungen; - Niveau des Medieninteresses in beiden Ländern;- Keine dauerhaften Wirtschaftsbeziehungen zwischen den Firmen; - Keine auf die Produktion ausgerichteten Handelsaktivitäten türkischer Unternehmer in Österreich;- Ausrichtung des wirtschaftlichen Interesses Österreichs nach 1990 auf „Osteuropa“ im Allgemeinen;- Abstand zur „Repräsentanzvergabe“ an die Firmen;- Es werden nur „konventionelle“ Methoden in den Im- und Exportbeziehungen gepflegt;- Ungenügende Aktivitäten türkischer Geschäftsleute in Österreich.1 In den Statistiken der Türkei und Österreichs decken sich die gegenseitigen Ex- und Importzahlen nicht immer. Dies hat seine Gründe u.a. darin, dass aus Drittländern nach Österreich eingeführte türkische Waren unter das Kriterium „Herkunftsland“ fallen. Desgleichen sind technische Details wie FGOB/CIF-Preiselemente oder die Registrierung von Exporten im Dezember im anderen Land als ein im Januar getätigter Import dafür verantwortlich. Eine Erklärung dieser technischen Einzelheiten muss in einer gesonderten Abhandlung erfolgen. 2 Die vorliegende Aufzählung berücksichtigt nicht Bedeutung und Priorität.

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Gelegenheiten und Möglichkeiten - Direktes Investitionsfeld in der Türkei;- Aktivitäten österreichischer Firmen in der Türkei;- Türkische Geschäftsleute in Österreich;- Geographische Nähe beider Länder;- Touristen aus Österreich in der Türkei;- In Österreich niedergelassene türkischstämmige Gemeinde; - Handelsbeziehungen der Türkei mit Zentralasien und den Ländern des Nahen Ostens, Österreichs mit den osteuropäischen Ländern;- „Weltweite Tagungen türkischer Geschäftsleute“;- Österreichische Handels- und Wirtschaftsdelegationen;- Prozess der Vollmitgliedschaft der Türkei in der EU;- Bedeutung, die den Klein- und Mittelständischen Unternehmen in beiden Ländern beigelegt wird; - Güterverkehr in der Türkei und die auf diesem Gebiet gesammelten Erfahrungen; - „Wirtschaftsberatungsinstitutionen“:- „Österreichische Privatschule St. Georg in Istanbul und ihre Absolventen“.

Gefahren- Globale und regionale Politik- und Wirtschaftskrisen;- Schwierigkeiten betreffend die Investitionen türkischer Firmen in Österreich; - „Visum-Fragen“;- Die Haltung Österreichs während des Aufnahmeprozesses der Türkei in die EU.

aa. Starke Seiten

- Institutionelle Einrichtungen :

Die Einrichtung von Kommissionen und „Arbeitsräten“ auf den Gebieten des Handels, der Wirtschaft, des Transportwesens und der Energie zwischen beiden Ländern kann als eine gesunde Grundlage gelten und ermöglicht in diesem Zusammenhang die Entwicklung von Wirtschafts- und Handelsbeziehungen. Die erwähnten Grundlagen, die auch für die dauerhafte Einrichtung von Handelsbeziehungen und eine Dialogaufnahme von Nutzen sind, haben ohne Zweifel eine Funktion ersten Grades aufzuweisen.

Bei der Lösung von unterschiedlichen Problemen und der Herausbildung von Möglichkeiten einer neuen Zusammenarbeit muss die bis heute sehr wichtige Aufgaben übernommen habende Gemischte Wirtschaftskommission ohne Verzug tätig sein, damit sich die beiden Staaten auch auf offizieller Ebene näher kommen können. Diesen Umstand möchte ich hier besonders betonen.

- Banken mit türkischem Kapital in Österreich :

Zwei Banken mit türkischem Kapital, die Mitte der 90er Jahre ihre Arbeit in Wien aufnahmen, sind hinsichtlich der Entwicklung von Handelsbeziehungen von Bedeutung. Gleichzeitig können sie auch im Zusammenhang mit der Ermöglichung der Einrichtung einer institutionellen Infrastruktur als wichtige Meilensteine gewertet werden. Diese Banken schaffen neben der Einrichtung von Kreditmöglichkeiten auch durch ihren intensiven Einstieg in Außenhandelsaktivitäten für das Handelswesen beider Länder eine zusätzliche Attraktivität. Besonders wenn man die von der Türkei nach 2001 gezeigte Außenhandelsleistung berücksichtigt, wird die Bedeutung dieser Banken erst zur Gänze deutlich.

- Das österreichische Bankensystem :

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Das traditionell geprägte und starke österreichische Bankensystem ist hinsichtlich bilateraler Investitionen und des allgemeinen Handelsverlaufs als eine positive Einrichtung zu betrachten. Wenn man sich die Aktivitäten Österreichs in der Türkei anschaut, dann sieht man, dass österreichische Finanzorganisationen hierbei eine starke finanzielle Unterstützung gewähren. Für die zur Realisierung wichtiger Projekte der österreichischen Banken an die Türkei vergebenen Kredite konnte ohne größere Schwierigkeiten eine Garantie vom Türkischen Schatzamt ausgegeben werden. Dies ist als ein Indiz für das Vertrauen zu werten, das dem österreichischen Bankensystem entgegengebracht wird.

- Bilaterale Abkommen und Verträge :

Wie seit den frühen Perioden der Handelsgeschichte bereits beiderseitige Beziehungen bestanden, so sind auch in zwischenstaatlichen Beziehungen Verträge und Abkommen die wichtigsten Elemente für eine Annäherung im Handelswesen. Durch Verträge und Abkommen werden gesunde Infrastrukturen eingerichtet, die einerseits auf schriftlich niedergelegten Absprachen basieren, andererseits agieren die Parteien selbst gemäß der Devise „pacta sunt servanda“, die die Grundlage aller vertraglich geregelten Beziehungen bildet. Die Parteien fühlen sich demgemäß verpflichtet, hinsichtlich der Durchführung der Vertragsbestimmungen bestimmte Vorgehensweisen zu befolgen.

Zwischen der Türkei und Österreich existiert ein bilaterales Vertragssystem, das fast alle Bereiche des modernen Handels abdeckt.

- Firmen auf dem Bausektor beider Länder :

Bauunternehmerfirmen haben besonders mit ihren im Ausland gewonnenen Erfahrungen einen vorderen Platz in den Beziehungen beider Länder eingenommen. Wenn man die Aktivitäten solcher Firmen innerhalb des Gesamtbildes bewertet, dann erkennt man, dass die Bauunternehmerfirmen beider Länder in mehr als die Hälfte der Welt tätig sind.

Durch Zusammenschluss der Erfahrungen, die in den auf diesem Sektor tätigen Firmen gewonnen worden sind, wird eine in weltweitem Maßstab sich verbreitende „Synergie“ geschaffen, die bedeutende Möglichkeiten mit sich bringt.

- Starke Strukturen der Kammervereinigungen in der Türkei und in Österreich :

Nichtregierungsorganisationen haben es innerhalb der weltweiten Geschichte des Handels geschafft, ihre wirkungsvollen Positionen mehr und mehr auszubauen und zu stärken. An dem Punkt, an dem wir uns heute befinden, haben besonders die Vereinigungen der Handelskammer bei der Bestimmung von Handelsstrategien für den Binnen- und Außenhandel in fast allen Ländern in die Rolle eines entscheidenden und aktiven Elementes übernommen. Wir beschränken uns zwar hier nur auf die Türkei und Österreich, können aber trotzdem erkennen, dass den Kammervereinigungen beider Länder eine im äußersten Grade besondere Bedeutung zukommt. Wenn man beide Vereinigungen sowohl hinsichtlich ihrer gesetzlichen Infrastruktur als auch hinsichtlich der Gewichtung von Projekten in der Praxis betrachtet, dann fallen die im Rahmen der Wirtschaft wirkungsvollen Strukturen sofort ins Auge. Hier möchte ich nicht auf allzu viele Einzelheiten eingehen, sondern nur sagen, dass „die Handelsdelegierten in den österreichischen Handelsvertretungen im Ausland aus den Reihen der Angehörigen der Wirtschaftskammer Österreichs ernannt werden“.

- Modernes Messewesen in beiden Ländern :

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Nach solchen Einrichtungen wie Ausstellungen, Großmärkten u.ä. hat sich besonders in den auf das Ende des II. Weltkrieges folgenden Jahren das Messewesen zu einem der wichtigsten Elemente des Handels entwickelt. Manche Städte sind mit den an diesem Ort abgehaltenen Messen untrennbar verwoben; Stadt und Messe werden z.T. mit den gleichen Namen belegt. In diesem Kontext wurden auch in der Türkei und in Österreich wichtige Wegstrecken zurückgelegt, die es ermöglichten, die Einrichtung eines modernen Messewesens zu forcieren. In der Türkei und in Österreich veranstalteten Messen wird nicht nur von den in den genannten Ländern tätigen Firmen Interesse entgegengebracht, sondern sie sind auch vor allem für Nachbarländer interessant, deren Im- und Exportkaufleuten sie die Möglichkeit bieten, ihre Waren und Dienstleistungen vorzustellen. Ebenso ziehen solche Messen immer Scharen von Besuchern an.

bb. Schwache Seiten

- Direktinvestitionen Österreichs in der Türkei :

Österreichisches Kapital gelangte im Rahmen einer Direktinvestition zum ersten Mal im Jahre 1982 ins Land. Einschließlich derjenigen, die ihre Aktivitäten inzwischen eingestellt haben, wurden von 1982 bis Ende Mai 2005 230 Firmen mit österreichischem Kapital gegründet. 175 von ihnen sind Neugründungen, 42 sind durch Eingehen einer Partnerschaft mit bereits bestehenden Firmen Beteiligungsgesellschaften, und 13 sind als Zweigstellen konzipiert. Das in die Türkei fließende österreichische Kapital betrug im Jahre 2002 100 Mio. US-$, im Jahre 2003 50 Mio. US-$, im Jahre 2004 1,2 Mio. US-$, und im Jahre 2005 8,2 Mio. US-$. Wenn man die auf diesem Niveau realisierten Investitionstätigkeiten bewertet, dann kann man Direktinvestitionen aus Österreich in die Türkei als eine der Schwachstellen in den bilateralen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen beider Länder ausmachen3.

Die bis jetzt für das Jahr 2006 gesammelten Daten zeigen jedoch eine Kehrtwendung an : das seit Mai 2006 in die Türkei fließende Auslandskapital mit einer Gesamthöhe von 8,1 Mrd. US-$ kommt als Anteil von 13,5% aus österreichischen Ressourcen, was immerhin einen Betrag von 1,1 Mrd. US-$ ausmacht. An dieser Stelle ist jedoch gleich zu bemerken, dass dieser Anstieg zur Gänze durch die Übernahme eines Anteils an der Tankstellenkette „Petrol Ofisi“ in Höhe von 34% durch die ÖMV zustande gekommen ist. Wie ich bereits mehrmals in der vorliegenden Abhandlung betont habe, hofft man allseits, dass die Beziehung „ÖMV-Petrol Ofisi“ eine neue Seite in der Geschichte des österreichischen Kapitals eröffnet; auch an dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen.

Die von mir in diesem Abschnitt zuletzt angeführte Besonderheit ist mit der Tatsache verknüpft, dass österreichische Marken, die den türkischen Markt in den letzten Jahren entdeckt und mit Interesse verfolgt haben, es angesichts des breiten Potenzials dieses Marktes zum großen Teil vorgezogen haben, statt Einfuhren den Weg einer „Produktion in der Türkei“ zu verfolgen und sich auf diese Weise dauerhaft zu etablieren. Neben der Tatsache, dass diese Sichtweise durchaus rationell ist, ist dies ein von der Türkei erhofftes und erwartetes Vorgehen.

- Keine Weiterentwicklung und Ausformung von Vertragsbestimmungen :

Wie unter der Überschrift „Starke Seiten“ bereits ausgeführt wurde, sind die bilateralen Abkommen und Verträge eines der verlässlichsten Elemente der Infrastruktur in den Handels- und Wirtschaftsbeziehungen beider Länder. Wenn wir Rückschau halten, dann sehen wir aber, dass gewisse Bestimmungen in diesen Verträgen nicht voll ausformuliert und nur als „Wunsch“ zu

3 Um Vergleiche mit anderen Ländern anstellen zu können, ist ein Besuch der Webseite des Unterstaatssekretariates für das Schatzamt http://www.hazine.gov.tr von großem Nutzen.

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Papier gebracht worden sind. Parallel zur Regelung, nach der Vertragsbestimmungen immer erfüllt werden müssen, ist die genaue Formulierung von Vertragsbestimmungen und ihre Aktivierung ein wichtiger Punkt hinsichtlich des Vertragsrechtes, den die Parteien nicht außer Acht lassen dürfen.

- Niveau des Medieninteresses in beiden Ländern :

Die Medien spielen eine wirkungsvolle Rolle bei der Aufklärung und Information der Öffentlichkeit sowie in allgemeiner Hinsicht bei der Schaffung von Motivation. Das Interesse, das die Medien beider Länder den Wirtschafts- und Handelsbeziehungen Österreichs und der Türkei entgegenbringen, ist in der Regel sehr beschränkt. Eine Steigerung der Zuwendung der Medien, die die Beziehungen und den Zusammenhalt zwischen beiden Ländern aufzeigen, ist hinsichtlich der Institutionen des jeweiligen öffentlichen und privaten Sektors als ein zusätzliches Moment des Anreizes zu verstehen. In dieser Form können auch der Öffentlichkeit wichtige Informationshilfen gegeben werden.

- Keine dauerhaften Wirtschaftsbeziehungen zwischen den Firmen :

In den Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Türkei und Österreich existieren Zusammenschlüsse gewisser Firmen, die schon seit langen Jahren bestehen und als fast traditionell anzusehen sind. Jedoch gilt vermutlich für mehr als die Hälfte aller Beziehungsgefüge, dass sie nur für einen bestimmten Zeitraum geknüpft werden, wenn es die konjunkturellen Entwicklungen erfordern. Oft geht eine solche Handelsbeziehung auch nur von einer Partei aus. Die Entwicklung von Projekten, die dafür sorgen, dass solche kurzlebigen Handelsgemeinschaften an Dauer und Intensität gewinnen, lässt die allgemeine Entwicklung im Handelsvolumen an zusätzlicher Schnelligkeit gewinnen.

- Keine auf die Produktion ausgerichteten Handelsaktivitäten türkischer Unternehmer in Österreich :

Ein Grund dafür, dass die Größe des Volumens in den Wirtschaftsbeziehungen und die darauf bezogenen Bewegungen nicht den Wünschen und Erwartungen entsprechen, ist die Tatsache, dass in Österreich angesiedelte türkische Geschäftsleute ihre Unternehmungen meist auf dem Gebiet des reinen „Handels“ abwickeln, aber in auf die Produktion bezogenen Aktivitäten Zurückhaltung und Unwillen an den Tag legen (hiermit ziele ich nicht auf die aus der Türkei kommenden Direktinvestitionen ab. Dieses Thema wird aber im Abschnitt „Gefahren“ noch genauer erläutert werden).

Unter den Produktionszweigen, innerhalb derer die in Österreich angesiedelten türkischen Geschäftsleute ihre Aktivitäten ausüben, fallen als erstes die Herstellung von Brot und Backwaren, die Produktion von Fleisch und Fleischwaren sowie die Abpackung von konservierten Lebensmitteln auf. Was jedoch die industrielle Produktion betrifft, so ist uns nur eine einzige Firma bekannt, die auf dem Autoersatzteil-Sektor eine nennenswerte Produktion betreibt.

Türkische Geschäftsleute sind gefordert, auf dem österreichischen Markt, auf dem bereits zwei Banken mit türkischem Kapital operieren und auf dem die Kapitalanhäufung schon vorher einen gewissen Punkt erreicht hatte, die von ihnen erwarteten Schritte hinsichtlich einer Produktionstätigkeit zu unternehmen, indem sie entweder allein oder als „Zusammenschluss von Kräften“ in der Form von Partnerschaften tätig werden.

- Ausrichtung des wirtschaftlichen Interesses Österreichs nach 1990 auf „Osteuropa“ im Allgemeinen :

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Österreich hat nach 1990 aufgrund von nachbarschaftlichen Beziehungen und historischen Verbindungen, d.h. also aus verständlichen Gründen, Investitionen, Im- und Exporte sowie alle weiteren wirtschaftlichen Aktivitäten in umfassender Weise zuerst auf Ungarn, dann auf die Tschechische Republik, die Slowakei, Slowenien und Polen konzentriert. Es kann sogar gesagt werden, dass Österreich in den genannten Ländern inzwischen eine Hauptrolle spielt. Aus diesem Grunde war in der Hinwendung zur Türkei eine als natürlich zu bezeichnende Zurückhaltung und Verzögerung eingetreten. Neben der im Jahre 1994 in der Türkei durchlebten Wirtschaftskrise, zu der noch die Instabilität der wirtschaftlichen Verhältnisse im Allgemeinen hinzukam, war die gesamten 90er Jahre hindurch selbst in den ertragreichsten Wirtschaftszweigen ein Verlust zu verzeichnen.

Obwohl sich die Umstände heutzutage geändert haben, hielten wir es für richtig, das oben von uns kurz skizzierte Charakteristikum bei unserer Analyse im Rahmen der schwachen Seiten der Beziehungen aufzuführen.

- Abstand der Firmen zur „Repräsentanzvergabe“:

Eine der Vorgehensweisen zur Entwicklung einer gesunden Infrastruktur in den Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern besteht in der Einrichtung der Methode der „Handelsvertretung oder Repräsentanz“. Ein großer Teil des Welthandels wird auf diese Weise abgewickelt. Das Grundelement hierbei ist unzweifelhaft das „gegenseitige Vertrauen“. Die Firmen beider Länder sind jetzt aufgefordert, diese Methode auf ihre Tagesordnungen zu setzen, um die Handelsbeziehungen auf eine vernünftige Grundlage zu stellen und sie bei gleichzeitiger Ausweitung fortzuführen. Ein solches Vorgehen wird eine wichtige Entwicklung und eine Neuheit darstellen. Ich persönlich bin überzeugt, dass die Handelsvertretungen in Wien, Ankara und Istanbul, die Arbeitsräte und die Österreichisch-Türkische Vereinigung der Geschäftsleute und Industriellen (ATIS) unter Einholung von gegenseitigen Informationen für eine solche Entwicklung sorgen werden, indem sie Beiträge für eine „Gleichstellung“ der Firmen erbringen.

- Es werden nur „konventionelle“ Methoden in den Im- und Exportbeziehungen gepflegt :

Die Ex-und Importbeziehungen zwischen Österreich und der Türkei, die sich seit langen Jahren kontinuierlich ausweiten, beruhen zum großen Teil auf Handelsformen, die mit überkommenen Methoden betrieben werden. Mit anderen Worten, die Firmen beider Länder wenden fast zu 95% Methoden wie Akkreditiv, Austauschverfahren wie Warenaustausch etc., Kommissionshandel von frischem Obst und Gemüse u.ä. an. Wenn man aber über diese traditionell angewandten Methoden hinaus noch auf Gegenseitigkeit beruhenden Handel (counter trade) oder andere Verfahren des gegenseitigen Tauschgeschäftes pflegen würde, und dazu gehört auch der Transithandel, würden die Beziehungen viel lebhafter und ertragreicher sein. Ich bin der Überzeugung, dass, um das gesteckte Ziel zu erreichen, sowohl die türkischen als auch die österreichischen Geschäftsleute sehr von einer Befolgung dieser Vorgehensweisen in den gegenseitigen Beziehungen profitieren würden.

- Ungenügende Aktivitäten türkischer Geschäftsleute in Österreich :

Die Handelsaktivitäten türkischer Geschäftsleute in Österreich, die in den 60er Jahren begannen, weisen an dem heute erreichten Punkt ein bedeutendes Niveau auf; jedoch konnte das sich auf dem Niveau von Nichtregierungsorganisationen befindliche Potenzial noch nicht in der Art und Weise aktiviert werden, die eigentlich erforderlich gewesen wäre. Die erste allumfassende Unternehmung im Namen einer Organisation fand im Jahre 1995 mit der Gründung der Vereinigung österreichisch-türkischer Geschäftsleute und Industriellen (ATIS) statt. Auch wenn diese Vereinigung bis heute für eine gute Organisation gesorgt hat, so hat sie sich doch im Hinblick auf bedeutende Initiativen hinsichtlich einer Ausweitung des bilateralen Handels sehr zurückgehalten. Wenn sich die

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Vereinigung an Unternehmungen wagen würde, deren Resultate sich auch in Wirtschafts- und Handelsstatistiken niederschlagen könnten, und wenn ferner die Infrastruktur dieser Unternehmungen auf Untersuchungen und Forschungen aufgebaut sein würde, dann könnte dies die bilateralen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen auf eine andere Dimension heben.

Sollte ATIS ein Mitglied des in Wien in vielfältiger Weise tätigen ATBCC (Rat für die österreichisch-türkische geschäftliche Zusammenarbeit) werden und so selbst an den Entwicklungen teilhaben können, dann wäre dies hinsichtlich der erwünschten Aktivitäten als ein bemerkenswerter Schritt zu betrachten.

cc. Möglichkeiten und Chancen:

- Direktes Investitionsfeld in der Türkei :

Nach der schweren Wirtschaftskrise des Jahres 2001 hat die Türkei durch vielerlei Maßnahmen versucht, diese Krise zu bewältigen, was ihr zum größten Teil auch gelungen ist. In diesem Rahmen wurden mehrere Reformen hinsichtlich einer direkten ausländischen Kapitalinvestition verabschiedet, als deren Ergebnis ein „Programm zur Verbesserung des Investitionsumfeldes“ verabschiedet wurde. Innerhalb dieses Prozesses war das Thema einer „direkten ausländischen Kapitalinvestition“ der wichtigste Punkt auf der Tagesordnung der Regierung. Das jährliche Investitionsvolumen beträgt heutzutage etwa 10 Mrd. US-$; bisweilen ist es noch höher anzusetzen. Die genannten Zahlen schlagen sich auch in den Statistiken nieder.

Mit dem zuletzt im Juli des Jahres 2006 in Kraft getretenen „Gesetz 5523 über Unterstützung türkischer Investitionen und Gründung einer Werbeagentur“ hat man vor allem bezweckt, die für den wirtschaftlichen Fortschritt des Landes erforderlichen Investitionen zu erhöhen. Zu diesem Zweck wurden Hilfs- und Werbestrategien entwickelt, zu deren Durchführung neue institutionelle Anordnungen benötigt wurden. Durch dieses Vorgehen wurde ein weiterer Schritt in Richtung Zukunft getan.

Bemühungen hinsichtlich einer Modernisierung der rechtlichen und bürokratischen Infrastruktur im Zusammenhang mit der Förderung von Direktinvestitionen, die in der Türkei erwartet werden, müssen auf dem Wege einer Bereitstellung von Kostenplänen (z.B. Kosten für Strom und Rohstoffe) unterstützt werden; der Realsektor gewinnt dadurch eine Wettbewerbsfähigkeit für die Weltmärkte. Wir sind der Überzeugung, dass auf der als nächstes zu erreichenden Stufe unter den von der Türkei zu setzenden Prioritäten das Erreichen eines „Niveaus, das die Wettbewerbsfähigkeit der Produktionskosten auf den Weltmärkten sichert“, an erster Stelle zu stehen hat.

- Aktivitäten österreichischer Firmen in der Türkei :

Obwohl die österreichischen Firmen, die Direktinvestitionen in der Türkei vornehmen, hinsichtlich ihrer Existenz noch nicht das gewünschte Niveau erreicht haben, sind doch besonders die österreichischen Firmen, die öffentliche Ausschreibungen auf dem Energiesektor an sich ziehen konnten, von einiger Bedeutung. Einige große österreichische Firmen, denen die Ausschreibungen auf dem Energiesektor zugeschlagen wurden, haben Repräsentanzen in der Türkei. Dieser Umstand gibt zu Überlegungen Anlass, ob dies nicht wichtige Vorteile für die Auffächerung und Erweiterung der Handelsbeziehungen darstellen könnte.

- Türkische Geschäftsleute in Österreich :

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Türkische Unternehmer in Österreich, die ihr Arbeitsleben in der Regel mit dem Einzelhandelsverkauf begonnen haben, haben sich besonders zu Ende der 80er Jahre in ihrem Wirkungskreis derart aufgefächert, indem sie Importeure, Großhändler oder Produzenten wurden. Heute sind türkische Geschäftsleute nicht nur im österreichischen Binnenhandel involviert, sondern haben auch im Außenhandel Österreichs, allen voran mit der Türkei, aber auch mit anderen Ländern einen bedeutenden Platz eingenommen. Nach unsererseits gemachten Feststellungen wird ein etwa 10-prozentiger Anteil des türkischen Exportvolumens nach Österreich durch in Österreich tätige türkische Geschäftsleute abgewickelt.

In diesem Abschnitt wollen wir einiger Namen gedenken und verstehen dies als eine unsererseits zu erfüllende Schuld. Diese unsere Danksagung richtet sich an die Personen, die vor vielen Jahren mit den unterschiedlichsten Zielsetzungen nach Österreich gingen, sich im Laufe der Zeit dem Geschäftsleben und dem Handel zuwandten und denen es trotz aller Schwierigkeiten und Engpässe gelang, sich auf dem Markt festzusetzen. Allmählich nahmen diese Personen auch die Funktion eines „Wegbereiters“ hinsichtlich einer Hinwendung der in Österreich ansässigen türkischen Gemeinde zum Handel an. Desgleichen haben sie nicht nur in den Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Türkei und Österreich eine Rolle gespielt, sondern auch in der Ausformung gemeinsamer sozialer und kultureller Werte. In diesem Rahmen möchte ich (sollten wir jemanden vergessen haben, so bitte ich um Verzeihung) des verstorbenen Yaşar Özkinay gedenken, der im Handel mit Frischobst und –gemüse tätig war; ferner dem ebenfalls verstorbenen İbrahim Doğudan aus dem Gastronomiesektor; desgleichen muss auch Ömer Ürkün erwähnt werden, der zusätzlich zum Handel mit Frischobst und –gemüse sowie konservierten Lebensmitteln sich auch in Theorie und Lehre mit dem Handel beschäftigt hat. Neben diesen Vorreitern der 50er und 60er Jahre müssen hier auch Cem Kinay und Oğuz Serim im gleichen Kontext erwähnt werden; sie sind es, die mit der Ausrichtung auf den Tourismussektor in den 90er Jahren ein „neues Zeitalter“ in den österreichisch-türkischen Beziehungen eingeleitet haben.

Wenn die Gemeinschaft türkischer Geschäftsleute in Österreich, die eine feste Brücke zwischen beiden Ländern schlägt, noch aktiver und organisierter sein und einem bilateralen Handelskonzept durch größere Beteiligung noch aufgeschlossener gegenüberstehen würde, könnten neue Perspektiven gewonnen werden.

- Geographische Nähe beider Länder :

Die „geographische Nähe zweier Länder“ ist hinsichtlich der Erhöhung des Handelsaustausches als ein wichtiges Element anzusehen; man kann sogar sagen, dass dies eine Vorbedingung darstellt. Bei Betrachtung des Welthandels wird deutlich, dass „Handel mit den Nachbarländern“ in den Länderstatistiken den Posten mit dem größten Anteil ausmacht.

Obwohl die Türkei und Österreich keine gemeinsamen Grenzen haben, befinden sie sich doch in einer solchen geographischen Nähe, die keine Schwierigkeiten und Hindernisse bereitet. Wenn ein Geschäftsmann sein Wiener Büro verlässt, kann er spätestens vier Stunden später in Istanbul „Arbeitsgespräche“ im Büro seines Partners führen. Die Tatsache, dass Geschäftsleute beider Länder eintägige Geschäftsreisen unternehmen können, muss als eine nicht zu unterschätzende Gelegenheit aufgefasst werden.

- Touristen aus Österreich in der Türkei :

Das Kennenlernen fremder Länder durch die Menschen ist ein Element, das zweifelsohne positive Beiträge zur Entwicklung des Handels leistet. Die durchschnittlich 400.000 Personen, die jedes Jahr aus Österreich kommend die Türkei bereisen, lernen nicht nur die Naturschönheiten kennen, sondern haben auch die Möglichkeit, die allgemeine Wirtschaftsstruktur des Landes, den Zustand

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der Industrie, die Produktpalette etc. zu sehen und zu beobachten. D.h., dass innerhalb von 10 Jahren 4 Millionen österreichische Staatsbürger in die Lage versetzt werden, derartige Beobachtungen und darauf aufbauende Bewertungen vorzunehmen und, wenn man so will, sich den türkischen Produkten anzunähern. Kurz gesagt, ist dies eine nicht zu vernachlässigende Gelegenheit für den Aufbau von Handelsbeziehungen, besonders im Hinblick auf eine Werbung für die Türkei. Wenn parallel dazu die türkischen Stellen nicht nur für die aus Österreich anreisenden Touristen, sondern auch für alle anderen ausländischen Besucher ein „Programm zur Vorstellung ihrer Produkte“ ausarbeiten sowie darauf bezügliche Projekte entwickeln und durchführen, kann sich dies als eine weitere Dimension in den Handelsbeziehungen niederschlagen.

- In Österreich ansässige türkische Gemeinde :

In den 60er Jahren sind türkische Arbeitskräfte so wie in die anderen europäischen Länder auch nach Österreich abgewandert. Diese Auswanderer, die in den 80er Jahren zum Teil den Status eines Arbeitgebers angenommen haben, bilden heute eine in Österreich lebende Gemeinschaft von etwa 200.000 Personen, von denen ein Teil die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen hat.

Die türkische Gemeinde in Österreich leistet ihren Beitrag zum zwischenstaatlichen Handel in der Form des alltäglichen Konsums; es handelt sich hier also um eine indirekte Beteiligung. Es wäre zu wünschen, wenn diese türkische Gemeinde im Laufe der Zeit durch eine Stärkung und Ausweitung ihrer Ausbildungsmöglichkeiten zu den Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern beitragen könnte.

Die 1. Generation, die vor etwa 40 Jahren in Österreich sich niedergelassen hat und die tatsächlich eine Vorreiterrolle gespielt hat, hat das Zepter inzwischen an die 2. und 3. Generation übergeben; diese Menschen der 2. und 3. Generation beherrschen nicht nur beide Sprachen, sondern stellen auch durch ihre grundlegende Ausbildung eine nicht zu vernachlässigende „Humanressource“ für die österreichische Geschäftswelt dar.

- Handelsbeziehungen der Türkei mit Zentralasien und den Ländern des Nahen Ostens, Österreichs mit den osteuropäischen Ländern :

Einer der wichtigsten Faktoren für die Ausweitung und Entwicklung der Außenhandelsbeziehungen aller Länder ist das nachbarschaftliche Verhältnis und das Handelsvolumen, das mit den Ländern der betreffenden Region unterhalten wird. In diesem Zusammenhang sind die von der Türkei mit den Türkischen Republiken Zentralasiens und den Ländern des Nahen Ostens unterhaltenen Handelsbeziehungen, die von Österreich mit seinen osteuropäischen Nachbarn gepflegten Handels- und Wirtschaftsbeziehungen von beträchtlichem Ausmaß. In der Hauptsache wird die Aktivierung solcher Prinzipien wie „Möglichkeiten einer Partnerschaft in den genannten Ländern“, die auf den Sitzungen der Gemischten Wirtschaftskommission sehr oft zur Sprache gebracht und auch in den Protokollen festgehalten wurde, den Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen der Türkei und Österreich einen neuen Horizont einschließlich der Investitionstätigkeiten eröffnen.

- „Weltweite Tagungen türkischer Geschäftsleute“ :

Die Türkei hat seit 1996 damit begonnen, „Weltweite Tagungen türkischer Geschäftsleute“ durchzuführen. An diesen alle zwei Jahre veranstalteten Sitzungen haben bis heute etwa 8.000 türkische Geschäftsleute aus ca. 60 Ländern teilgenommen. Durch die auf diesen Sitzungen geführten bilateralen Arbeitsgespräche wurden viele konkrete Geschäftsverbindungen geknüpft.

An den o.e. Sitzungen nehmen natürlich auch in Österreich ansässige türkische Geschäftsleute teil. Wenn man bedenkt, dass es sich bei den Firmen dieser Geschäftsleute zur Gänze um

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„österreichische Firmen“ handelt, wird klar, dass Österreich als Land von Anfang an auf diesen Sitzungen vertreten war. An diesem Punkt muss man bemerken, dass in dem Fall, in dem in Österreich ansässige türkische Geschäftsleute entweder allein oder gemeinsam mit ihren österreichischen Partnern den erwähnten Tagungen weiterhin Aufmerksamkeit schenken, diese Sitzungen in den Handelsbeziehungen beider Länder auch einen vorderen Rang einnehmen werden.

- Österreichische Handels- und Wirtschaftsdelegationen :

Die österreichische Vereinigung der Kammern führt seit vielen Jahren die Organisation ihrer „Handels- und Wirtschaftsdelegationen“ in regelmäßiger und disziplinierter Form durch. Es kann sogar gesagt werden, dass die österreichische Vereinigung der Kammern diejenige Institution ist, die dieses Konzept in Europa am besten zu verwirklichen verstand. In diesem Rahmen besuchen österreichische Geschäftsleute in bestimmten Abständen mit ihren Handelsdelegationen die Türkei.

Das gleiche Konzept wird in der Türkei seitens des Unterstaatssekretariats für den Außenhandel mit Erfolg angewandt. Das Unterstaatssekretariat führt in diesem Zusammenhang ein auf der Segment-Grundlage basierendes, regelmäßiges „Handelsdelegationsprogramm“ mit Österreich durch, woraus sich eine nicht unbeträchtliche Steigerung des Handelsvolumens ergibt.

- Prozess der Vollmitgliedschaft der Türkei in der EU :

Mit dem Prozess, der am 17. Dezember 2004 seinen Ausgang genommen hat, hat die Türkei den Weg zu einer Vollmitgliedschaft in der EU beschritten. Die gleichzeitig mit diesem Prozess dem Land gebrachte Stabilität hat sich sofort in der Bewegung ausländischer Kapitalinvestitionen niedergeschlagen, so dass die für die Zukunft vorausgesagte positive Konstellation einerseits direkt ausländische Kapitalinvestitionen beeinflusst, andererseits aber auch die Aufmerksamkeit des Auslands hinsichtlich einer Privatisierung auf sich zieht. Mit anderen Worten ausgedrückt, bedeutet dies, dass nicht nur Österreich, sondern auch alle weiteren Mitgliedsländer der EU eine Mitgliedschaft der Türkei als „Gelegenheit“ auffassen und bewerten sollten.

Wenn man die breite Auffächerung der industriellen Produktion, die die Türkei heute erreicht hat, darüber hinaus die von ihr eingehaltenen Qualitätsstandards bei der Produktion, die Mischung von Ex- und Import je nach Land und Produkt, das bei den Tourismusinvestitionen und –dienstleistungen erreichte Niveau, die sich allmählich festigenden Grundlagen des Finanzsektors, die qualitative und quantitative Struktur bei der Beschaffung der Arbeitskräfte, der weite Abstand, der durch die jüngsten Gesetzesreformen zustande kam, u.ä. Elemente der gleichen Art gemeinsam bewertet, dann kann man nicht so tun, als übersehe man die schnelle „Reife“, die die Türkei hinsichtlich ihrer Anpassungs- und Harmonisierungsbestrebungen mit der EU erlangt hat. Ein solcher, für uns sehr deutlich sichtbarer Zustand muss vielleicht als das wichtigste „Gelegenheitselement“ bewertet werden.

- Bedeutung, die den Klein- und Mittelständischen Unternehmen in beiden Ländern beigelegt wird :

Klein- und Mittelständische Unternehmen verfügen auch in den entwickelten Wirtschaftsformen über eine numerische Größe von 90-95% im Wirtschaftsgefüge der betreffenden Länder; hinsichtlich ihres Umsatz-Volumens sind sie im Besitz eines Anteils von durchschnittlich 75%. Diese Prozentbeträge sind für die Türkei und Österreich etwa gleich groß anzusetzen. In der Türkei sind es vor allem das Ministerium für Industrie und Handel, das Präsidium von KOSGEB, das Unterstaatssekretariat für das Schatzamt und das Unterstaatssekretariat für den Außenhandel, des Dachverbands Türkischer Börsen und Kammern u.ä. Institutionen, die neben Investitions- und Exportförderung durch weitere Förderungsmethoden versuchen, den Mittel- und Kleinbetrieben in den Binnen- und Außenmärkten einen Platz zuzuweisen sowie diesen Firmen eine institutionelle

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Identität anzuhängen. In Österreich sind vor allem die Vereinigung der Handelskammern, WIFI und die Banken durch ein ähnliches Vorgehen bemüht, den österreichischen Mittel- und Kleinbetrieben Unterstützung zukommen zu lassen.

In beiden Ländern werden unter Führung der Vereinigung der Handelskammern Projekte hinsichtlich einer „Kritikfähigkeit“ der Klein- und Mittelständischen Unternehmen, die auf vernünftigen Regelungen fußen, entwickelt. Die Herausbildung eines neuen wirtschaftlichen Potenzials oder, genauer gesagt, die Möglichkeit, das Potential der Klein- und Mittelständischen Unternehmen zu aktivieren, kann als eine neue Öffnung charakterisiert werden.

- Güterverkehr in der Türkei und die auf diesem Gebiet gesammelten Erfahrungen :

„Logistik/Transport“ ist eines der wichtigsten Elemente des Güterhandels, ja eigentlich für diesen sogar unverzichtbar. Die Türkei hat besonders seit Beginn der 80er Jahre auf diesem Sektor bezüglich der Zusammenstellung der größten und modernsten Fahrzeugflotte in ganz Europa wichtige Schritte unternommen. An dem heute angelangten Punkt sind auf dem Transportsektor hunderte von Firmen sowie die größte Fahrzeugflotte Europas tätig, die im Jahre 2005 etwa 1,3 Millionen Fahrten unternommen hat; diese Zahlen zeigen ganz deutlich die Bedeutung der Türkei für den genannten Sektor. Durch eine Kombination der Transportfahrten auf dem Landweg mit LKWs und auf den Schienen lässt sich dieser Sektor noch weiter ausdehnen.

Der Transport österreichischer Waren mit türkischen Fahrzeugen in den Nahen und Mittleren Osten sowie in die Länder Zentralasiens in der Form einer „Rückkehr-Last“ aus Europa wird den Handelsbeziehungen zwischen Österreich und der Türkei eine zusätzliche Tiefe und ein noch größeres Volumen verleihen. - „Wirtschaftsberatungsinstitutionen“:

Die Platzierung eines Verantwortlichen in der Position des Handelsberaters in einem Land, das mit einem anderen Land bilaterale Handelsbeziehungen führt, ist hinsichtlich des Ausbaus der gegenseitigen Beziehungen erforderlich und sollte als eine Gelegenheit angesehen werden. Auf welche Weise jedoch diese Wirtschaftsberatungsbüros mit verantwortlichem Personal bestückt werden, ist ein Zeichen dafür, inwieweit diese Gelegenheit in wirkungsvoller Weise genutzt werden kann und wird. Damit diese Anzeichen hinsichtlich der Beziehungen Österreich-Türkei noch besser gedeutet werden können, wollen wir hier über den Zustand der Wirtschaftsberatungsbüros bezüglich ihrer personellen Ausstattung eine Deutung abgeben.

Die Türkei verfügt in Wien, Österreich dagegen in Ankara und Istanbul über Wirtschaftsberatungen. In der türkischen Wirtschaftsberatungsinstitution, die unter dem Schutz der Türkischen Botschaft in Wien steht, sind zwei Personen beschäftigt, von denen die eine ein örtlicher Angestellter ist, die andere Person dagegen für drei Jahre vom Unterstaatssekretariat für den Außenhandel mit dieser Aufgabe betraut wurde und nun als Handelsberater agiert. Die Türkei entsendet darüber hinaus ebenfalls für einen Zeitraum von drei Jahren einen Verantwortlichen nach Wien, der vom Unterstaatssekretariat für das Schatzamt ernannt wird und sich gleichfalls in der Position eines Wirtschaftsberaters befindet. Was Österreich betrifft, so sind unter dem Schutz der Botschaft in Ankara und dem Generalkonsulat in Istanbul stehend einschließlich des administrativen und Hilfspersonals mehr als 10 Personen beschäftigt, von denen eine Person ein auf sieben Jahre entsandter Handelsdelegierter ist. Wir wollen diese Tatsache dahingehend interpretieren, dass das Konzept der unter dem Schutz der Botschaften im Ausland tätigen türkischen „Handelsberatungen“ zur Gänze und ohne Verzögerung neu überdacht werden muss, wobei eine größere Funktionalität und „Aktionsfreude“ dieser Büros angestrebt werden muss.

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An dieser Stelle möchte ich die Namen von Peter Sedlmayer, der in den letzten Jahren viel zu den Beziehungen zwischen beiden Ländern beitrug, darüber hinaus Richard Bandera, der z.Zt. in Ankara tätig ist, und Erika Teoman-Brenner in Istanbul nicht unerwähnt lassen, außerdem Fatma Keskin, die seit nunmehr 20 Jahren mit großer Umsicht an der Türkischen Botschaft in Wien in der Abteilung Handelsberatung tätig ist und in den Beziehungen beider Länder als das „Gedächtnis der nahen Vergangenheit“ gilt. Wenn wir von den Beziehungen zwischen beiden Ländern sprechen, dann müssen wir im Besonderen auf Peter Homolatsch hinweisen, der sich durch sein Pflichtbewusstsein und durch seine unermüdlichen Tätigkeiten besonders hervorgetan hat.

- „Österreichische Privatschule St. Georg in Istanbul und ihre Absolventen“ :

Das österreichische St. Georg-Gymnasium ist für die Beziehungen zwischen Österreich und der Türkei tatsächlich als ein Glücksfall zu betrachten. Ein Teil der Schüler, die in dieser Institution, die im Jahre 1882 in Istanbul ihre Tätigkeit aufnahm, ausgebildet wurden, haben aufgrund ihrer Beherrschung der deutschen Sprache und der österreichischen Kultur ihr Lebensumfeld in der Regel nach Wien verlegt, sich aber auch in anderen Städten Österreichs niedergelassen. Diese in Österreich ansässigen „österreichischen Abiturienten“ sind in den verschiedensten Berufen tätig, wobei manche sogar eine Spitzenstellung einnehmen. In seiner Eigenschaft als Unternehmer in der Geschäftswelt übt dieser Personenkreis bedeutende und wichtige Tätigkeiten aus.

Man muss zugeben, dass diese österreichischen Abiturienten, die ich in der vorliegenden Analyse als ein „Gelegenheitselement“ bezeichnen möchte, nur dann im wirklichen Sinne ein solches „Gelegenheitselement“ sein können, wenn sie im Gegensatz zu heute eine aktivere, im größeren Maßstab projektorientierte Verhaltensweise an den Tag legen. Da dies das Thema meiner Abhandlung ist, möchte ich hier noch einmal betonen, dass der genannte Personenkreis mit Hilfe der von ihnen verinnerlichten kulturellen und sozialen Lebensformen Österreichs die im Wirtschaftsleben erforderlichen Funktionen ohne Verzögerung durch organisierten Zusammenschluss auf sich nehmen und erfüllen muss. Ohne Zweifel wird eine solche Vorgehensweise auch für die Türkei auf ihrem Weg in die EU große Vorteile und Bereicherungen bringen.

dd. Gefahren :

- Globale und regionale Wirtschafts- und politische Krisen :

Die Wirtschaftskrisen, die weltweit oder auch in regionalem Maßstab zu beobachten sind, schlagen sich natürlich direkt auf die bilateralen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen der betreffenden Länder nieder, so dass diese Beziehungen zum Stillstand kommen oder gar einen Rückschritt erleben können.

So muss z.B. die im Jahre 1997 im Fernen Osten aufgetretene Finanzkrise als eine Entwicklung definiert werden, die sich negativ auf den Welthandel auswirkte. Desgleichen können auch Krisen wie die des 11. September, die nicht vorhersehbar sind, außerdem vorhersehbare, aber leider aus den verschiedensten Gründen nicht zu verhindernde Kriege und kriegsähnliche Zustände als ein bedeutendes Gefahrenelement für weltweite multi- oder bilaterale Wirtschaftsbeziehungen gelten.

- Investitionsprobleme türkischer Firmen in Österreich :

Der seit Beginn der 90er Jahre zu beobachtende Globalisierungsprozess hat sich natürlich direkt auf Wirtschafts- und Handelsbeziehungen wie die Existenz von Firmen, den Kostenfaktor, das Marktverhalten oder den Transport ausgewirkt. Dies hat zu einer Öffnung der betroffenen Länder

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nach außen geführt. Parallel dazu begann weltweit eine sehr aktive Periode hinsichtlich Firmengründungen im Ausland.

Im Hinblick auf türkische Unternehmer, die in Österreich investieren wollen, sind beschränkende Maßnahmen, die Eingang in die Protokolle der Sitzungen der Gemischten Wirtschaftskommission gefunden haben, darauf angelegt, einer rationellen Lösung zugeführt zu werden. Genauer und klarer ausgedrückt bedeutet das, dass Unternehmer mit Sitz in der Türkei, die in Österreich eine Firma gründen wollen, im Verlaufe des Prozesses einer solchen Firmengründung nicht mit großen Schwierigkeiten konfrontiert werden, aber bei ihrem Wunsch, die Firma auch tatsächlich zu leiten, auf unüberwindliche Schwierigkeiten hinsichtlich der Einholung von Arbeits- und Aufenthaltserlaubnissen stoßen, so dass eine Firmenleitung in persona oftmals unmöglich gemacht wird. Aus diesem Grunde erweisen sich viele Firmengründungen schließlich als „nicht durchführbar“. Deswegen sind die österreichischen Stellen aufgefordert, bei einer Firmengründung alle ihre Bewertungen als ein „Paket“ vorzunehmen und den türkischen Unternehmern, die die Erlaubnis zur Gründung einer Firma erhalten haben, auch eine Aufenthaltserlaubnis in Österreich und eine tatsächliche Wohnerlaubnis zu geben, damit die betreffenden Personen die Firmenleitung übernehmen können. Sollte das Unternehmen im entgegengesetzten Fall als nicht „vertrauenswürdig“ angesehen werden, dann ist der entsprechende Antrag auf Firmengründung gleich von Anbeginn an zurückzuweisen. Bei Befolgung eines solchen Vorgehens kann das wichtigste Problem im Zusammenhang mit den Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern wenigstens zu einem Teil einer Lösung zugeführt werden.

- „Visum-Frage“ :

Im internationalen Handel ist die „Bewegungsfähigkeit“ der Geschäftsleute von überragender Wichtigkeit. Bisweilen ergeben sich Entwicklungen, die es dringend erfordern, dass die Parteien entweder sofort im Anschluss an ein Telefongespräch oder ein Fax oder im Anschluss an das Versenden einer e-mail oder aber spätestens am nächsten Tag zusammenkommen müssen, um ein persönliches Gespräch zu führen, damit die Anknüpfung konkreter Geschäftsbeziehungen getätigt werden kann. Meiner persönlichen Überzeugung nach stellt es sich für türkische Geschäftsleute schwierig dar, ein Visum zu bekommen; negative Folgen bis hin zu einem Verzicht sind das Resultat. Dieses Problem ist als Fall bereits auf verschiedenen offiziellen Ebenen seitens der dafür Zuständigen zur Sprache gebracht worden. Besonders die Unternehmer, die nach Hinwendung auf den Export ihrem Arbeitsleben eine neue Richtung geben wollen, sind im wahrsten Sinne des Wortes am Boden zerstört, wenn sie gleich zu Beginn des von ihnen eingeschlagenen „Außenhandels-„weges mit derartigen Visum-Fragen konfrontiert werden.

- Die Haltung Österreichs während des Beitrittsprozesses der Türkei in die EU :

Bezüglich dieser Überschrift gibt es nicht allzu viel, was gesagt werden kann. Kurz möchte ich hier nur zum Ausdruck bringen, dass in den auf die Zukunft ausgerichteten Beziehungen zwischen beiden Ländern die auf die Türkei entfallenden Aufgaben von ihr in der rechten Zeit und zur Gänze erfüllt werden. Unter Beachtung der Fortschritte, die dieser für Österreich so wichtige Partner schließlich unternommen haben wird, wäre die Befürwortung einer gleichen Partnerschaft ohne „Privilegien“ eine wünschenswerte Herangehensweise.

4. Schlussfolgerungen und Empfehlungen

Das Miteinander der Türkei und Österreich seit vielen Jahren auf dem Wirtschafts- und Handelssektor hat als Resultat zu einem derzeitigen Handelsvolumen in Höhe von ca. 1,5 Mrd. € geführt. Wenn wir uns die Liste der Handelspartner beider Länder anschauen, dann sehen wir, dass

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beide Länder an der 20. bis 25. Stelle als Handelspartner ihres Gegenübers stehen. Man ist sich einig darin, dass das Potential zur Erreichung eines besseren Ergebnisses durchaus vorhanden ist.

Die größte Chance zur Aktivierung des in beiden Ländern vorhandenen Potentials im Zusammenhang mit bilateralen Handelsbeziehungen ist zweifellos die Tatsache, dass die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen in einem festen Vertragsrahmen auf institutioneller Basis etabliert wurden. Ein solch festes Fundament ist ein deutliches Zeichen dafür, dass die in Handelsbeziehungen als Vorbedingung geltenden Prinzipien wie „Erprobung und Aufbau des Vertrauens“ bereits absolviert worden sind. Auf diesen Grundlagen lässt sich dann eine feste Struktur aufbauen. Den türkischen Statistiken gemäß sind als Handelsvolumen 1,6 Mrd. US-$, den österreichischen Statistiken gemäß 1,5 Mrd. € angegeben; dies ist ein nicht zu verachtendes und zu vernachlässigendes Niveau. Sollte auf dem o.e. Fundament etwas errichtet werden können, dann kann dieses „Gebäude“ im erforderlichen Fall erneuert und mit Leben erfüllt werden.

Eine der wichtigsten Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Prinzip „Vertrauen“ hat sich dieses Jahr ereignet. Der Ankauf in Höhe von 34% der Tankstellenkette „Petrol Ofisi“ durch die ÖMV ist von bedeutender Tragweite und muss bezüglich einer Hinwendung österreichischer Firmen zu Handelsbeziehungen oder Investitionstätigkeiten mit der Türkei mit einiger Umsicht bewertet werden.

In meiner vorliegenden Arbeit habe ich versucht, Hinweise auf eine Restauration von Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zu finden; ausgehend davon bin ich zu dem Ergebnis gelangt, dass die weiter unten aufgeführten Empfehlungen sehr wohl geeignet sein können, um einen Beitrag zu einer „Neubewegung“ zu leisten. Hierzu habe ich folgende Vorschläge zu unterbreiten:

1) Einmal im Jahr müssen auf der Segment-Grundlage abwechselnd Besuche von „spezialisierten Handelsdelegationen“ vereinbart werden. Wenn sich nämlich die Besuche dieser Handelsdelegationen ausschließlich auf Spezialgebiete ausrichten, werden sie noch wirksamer und ergiebiger sein; ein Besuch durch eine allgemeine Handelsdelegation dagegen lenkt oftmals vom eigentlichen Thema ab.

Die in diesem Rahmen einzurichtenden Organisationen müssen darauf bedacht sein, „Investitionen“ als ihren zentralen Interessenspunkt aufzuzeigen. Man könnte sogar versuchen, Organisationen bezüglich einer „Investitions-Delegation“ aufzubauen.

2) Die Themen, die ich im Rahmen der Subkapitel „Investitionsschwierigkeiten türkischer Firmen in Österreich“ und „Visum-Fragen“ des Abschnittes „Gefahren“ zusammenfassend aufgeführt habe und die für türkische Unternehmer und Geschäftsleute zwei wirklich wichtige Probleme vorstellen, müssen von österreichischer Seite unter Zugrundelegung rationeller Vorgehensweisen gelöst werden. In einem solchen Fall wird ersichtlich, dass sich in den Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen der Türkei und Österreich im äußersten Grade lebendige, farbige, ergiebige und langfristige Entwicklungen zutragen werden.

3) Die Firmen müssen hinsichtlich neuer Praxiserprobungen, die über traditionelle Methoden des Außenhandels hinausgehen (besonders bilaterale Handelspraktiken) informiert und aufgeklärt sein; seitens der betreffenden Institutionen müssen hierüber Ausbildungsmaßnahmen angeboten werden. Auf diese Weise kann eine Ausweitung des Handelsvolumens gesichert werden.

4) Alle zwei Jahre müssen wechselseitige Produktausstellungen durchgeführt werden, entweder in Form einer „türkischen Woche“ in Österreich oder einer „österreichischen Woche“ in der Türkei oder aber auch, wie es neuerdings der Fall ist, durch die Organisation einer gemeinsam veranstalteten „türkisch-österreichischen Handelswoche“.

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5) Der Arbeitsrat muss gemeinsame Pressekonferenzen der türkischen und österreichischen Seite abhalten sowie hinsichtlich der eingegangenen Handels- und Wirtschaftsbeziehungen die Presse und die Öffentlichkeit informieren.

6) Die Mitgliederzahl des Arbeitsrates in der Türkei und in Österreich muss steigen, wobei darauf zu achten ist, dass die Auswahl der Mitglieder nach diversifizierenden Kriterien vorgenommen wird. In diesem Zusammenhang sollte besonderer Wert darauf gelegt werden, dass österreichische Firmen in der Türkei und türkische Firmen in Österreich eine solche Mitgliedschaft anstreben.

7) Parallel zu der in Österreich von türkischen Geschäftsleuten gegründeten „Vereinigung der (türkischen) Geschäftsleute“ sollen auch die in der Türkei ansässigen österreichischen Firmen zu einer solchen Vereinsgründung ermuntert werden.

8) Für die die Türkei besuchenden Touristen müssen zusammen mit dem Ministerium für Tourismus im Rahmen eines allgemeinen Programms solche Aktivitäten veranstaltet werden, die darauf abzielen, türkische Produkte bekannt zu machen. Wenn man berücksichtigt, dass ein Teil der die Türkei bereisenden österreichischen Touristen gleichzeitig Geschäftsleute sind, die sich mit Im- und Export beschäftigen, dann ergibt sich von selbst, dass ein solches Programm wohl am Platze sein wird.

9) Es muss mit größter Sorgfalt darauf geachtet werden, dass die Sitzungen der Gemischten Wirtschaftskommission wie bis heute geschehen in regelmäßiger Folge abgehalten werden, denn die erwähnte Kommission ist aufgrund ihrer ganzseitigen Behandlung von Handels- und Wirtschaftsthemen als eine sehr wichtige Plattform anzusehen.

10) Damit die Klein- und Mittelständischen Unternehmen in der Türkei auch im Handel zwischen der Türkei und Österreich eine aktive Rolle übernehmen können, müssen Anstrengungen unternommen werden, um die Sitzungen des Arbeitsrates unter Berücksichtigung besonders der Sektoren, die in der österreichischen Industrie von Bedeutung sind, auch in anderen, sich rasch entwickelnden Zentren der Türkei mit Ausnahme Istanbuls abhalten zu können.

11) Unter Berücksichtigung der Aktivitäten der Türkei in den zentralasiatischen Republiken sind im Rahmen der Aktivitäten des Arbeitsrates Besuche der betreffenden Region durch sich aus türkischen und österreichischen Geschäftsleuten zusammensetzende Delegationen zu planen und zu verwirklichen. Diese sehr nützlichen Besuche werden die Öffnung neuer Horizonte ermöglichen.

12) Hier muss auch die Bedeutung des Messewesens berücksichtigt werden. Messeleitungen in der Türkei und in Österreich müssen hinsichtlich einer bilateralen Zusammenarbeit entsprechende Methoden entwickeln, ebenso sollten Anstrengungen hinsichtlich einer Messevertretung unternommen werden.

Ausgehend von den in meiner Analyse der Stärken und Schwächen aufgeführten Feststellungen finden sich noch weitere Möglichkeiten, um Vorschläge zu machen und Empfehlungen zu geben. Dies möchte ich aber dem Leser überlassen, der meine Analyse frei nach seinen eigenen Vorstellungen bewerten mag. In Bezug auf die Themen, die ich hier nicht bedacht oder vielleicht übersehen habe, möchte ich zum Ausdruck bringen, dass sich die vorliegende Arbeit durch die Beiträge aller interessierten Seiten noch weiter ausarbeiten und differenzieren lässt. Nur durch eine Übertragung in die Praxis nämlich können solche Arbeiten wie die vorliegende an Bedeutung gewinnen. Im entgegengesetzten Fall sind sie nur als gedankliche Übungen zu betrachten, die ihr Leben auf dem Papier fristen. Aus diesem Grund stellt es eine eigene Art von Genugtuung dar,

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wenn man wenigstens einen Teil der eigenen Empfehlungen und Vorschläge bei ihrer Anwendung in der Praxis beobachten kann.

Ergebnisse der sich auf diese Weise entwickelnden und vertiefenden Beziehungen zwischen Firmen werden mit der Zeit in den Handelsbeziehungen zwischen Österreich und der Türkei in dem Fall, in dem sie sich in Zahlen ausdrücken lassen, zeigen, dass wir das Ziel unserer Studie erreicht haben.

Zum Schluss möchte ich hier anmerken, dass die vorliegende Arbeit zu Beginn des 3. Jahrtausends, als ich zum zweiten Mal meine Tätigkeit an der Türkischen Botschaft in Wien als Oberster Berater begonnen hatte, entstanden war; die von mir entworfene Analyse der Stärken und Schwächen, die ich zwecks Mitteilung an türkische und österreichische Geschäftsleute entworfen hatte, ist die Version von 2006. Einige unklare Punkte in meiner früheren Arbeit konnten, obwohl nicht allzu viel Zeit dazwischen verstrichen ist, allmählich geklärt werden, was ich an dieser Stelle mit großer Zufriedenheit und Freude vermerken möchte.

Wenn ich beide Arbeiten vergleiche, dann sehe ich mit großer Zufriedenheit, dass die Türkei hinsichtlich der Frage der „Stabilität“ einen weiten Weg zurückgelegt hat. Viele Ereignisse haben stattgefunden, die Anlass zu positiven Überlegungen geben: auf der einen Seite hat sich das Investitionsumfeld verbessert, auf der anderen Seite führt uns der im Rahmen des Harmonisierungsprozesses mit der EU eingeschlagene Weg ein vielversprechendes Bild vor Augen.

An diesem Punkt erwartet die Türkei von ihren österreichischen Freunden einen neuen „Türkischen Marsch“ zu komponieren. Die Türkei stellt für diese neue Komposition genügend „Instrumente“ zur Verfügung.

August 2006Ankara

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