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Merkblatt 833 Edelstahl Rostfrei in Erdböden Informationsstelle Edelstahl Rostfrei

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Merkblatt 833Edelstahl Rostfrei in Erdböden

Informationsstelle Edelstahl Rostfrei

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Die Informations -stelle Edelstahl Rostfrei Die Informationsstelle Edelstahl Rost-frei (ISER) ist eine Gemeinschaftsorga-nisation von Unternehmen und Insti-tutionen aus den Bereichen – Edelstahlherstellung, – Edelstahlhandel und Anarbeitung, – Edelstahlverarbeitung, – Oberflächenveredelung, – Legierungsmittelindustrie, – Marktforschung und Verlage

für nichtrostende Stähle. Die Aufgaben der ISER umfassen die firmenneutrale Information über Eigen schaften und Anwendungen von Edelstahl Rostfrei. Schwerpunkte der Aktivitäten sind – praxisbezogene, zielgruppenorien-

tierte Publikationen, – Online-Informationsplattform unter

www.edelstahl-rostfrei.de, – Pressearbeit für Fach- und Publi -

kums medien, – Messebeteiligungen, – Durchführung von Schulungsveran-

staltungen, – Errichtung von Kompetenzzentren

„Edelstahl-Rostfrei-Verarbeitung”, – Informationen über Bezugsmöglich-

keiten von Produkten aus Edelstahl Rostfrei,

– individuelle Bearbeitung techni-scher Anfragen.

Alle ISER Publikationen stehen zum kostenfreien Download unter www.edelstahl-rostfrei.de zur Verfü-gung.

Impressum Merkblatt 833 Edelstahl Rostfrei in Erdböden 2. überarbeitete Auflage 2019 Herausgeber: Informationsstelle Edelstahl Rostfrei Postfach 10 22 05 40013 Düsseldorf Telefon: 0211 / 67 07-8 35 Telefax: 0211 / 67 07-3 44 Internet: www.edelstahl-rostfrei.de E-Mail: [email protected] Autoren: Dr.-Ing. Andreas Burkert, Dipl.-Ing. Jens Lehmann, BAM Bundesanstalt für Materialfor-schung und -prüfung, Berlin Titelfoto: HUBER SE, Berching Die in dieser Broschüre enthaltenen Informationen vermitteln Orientie-rungshilfen. Gewähr leistungsansprü- che können hieraus nicht abgeleitet werden. Nachdrucke bzw. Veröffentli-chungen im Internet, auch auszugs-weise, sind nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers und mit deutlicher Quellenangabe ge- stattet.

Inhalt Seite 1 Einleitung 2 2 Korrosionsverhalten nichtro-

stender Stähle in Erdböden 3 2.1 Lochkorrosion 4 2.2 Spaltkorrosion 5 2.3 Mikrobiologisch

induzierte Korrosion 5 2.4 Spannungsriss korrosion 5 2.5 Interkristalline

Korrosion 5 3 Vorliegende Erfahrungen 6 4 Regelwerke 7 5 Praktische Anwendungen

und Erfahrungen 10 5.1 Behälter / Leitungen 10 5.2 Erdanker 11 5.3 Garten-/Landschafts bau 11 5.4 Blitzschutz 12 5.5 Umhüllungen 12 6 Literatur 12

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1 EinleitungEdelstahl Rostfrei ist ein Sammelbe-griff für die nichtrostenden Stähle. Sieenthalten mindestens 10,5 % Chromund weisen gegenüber unlegiertenStählen eine deutlich bessere Korrosi-onsbeständigkeit auf [1]. In der Tatführt das Legierungselement Chrom indiesem Mindestanteil zur Ausbildungeiner sehr dünnen, aber fest haften-den und bei Verletzung auch selbstheilenden so genannten Passiv-schicht, die das darunter liegendeMetall vor Korrosion durch die umge-benden Medien schützt.

Der ohne weitere Korrosionsschutz-maßnahmen sehr gute Widerstanddieser Legierungen gegen Korrosion innatürlichen Umgebungsatmosphärenohne wesentliche Verunreinigungenhat zur Namensgebung „nichtrosten-de Stähle“ geführt. Dies bedeutetjedoch nicht, dass diese Werkstoffebeliebigen Medien ohne Korrosions-erscheinungen ausgesetzt werdenkönnen. Mit einer Erhöhung desChrom (Cr)-Gehalts über den obengenannten Mindestgehalt hinaus unddem Hinzufügen von weiteren Legie-rungselementen – insbesondere Nickel(Ni) und Molybdän (Mo) –, aber ggf.auch Mangan und Kupfer kann die Kor-

rosionsbeständigkeit in Anpassung andie jeweils umgebenden Medien wei-ter erhöht werden. Weitere Legierungs-elemente beeinflussen im Wesentli-chen die technologischen Eigenschaf-ten wie spanende Bearbeitungund/oder Schweißbarkeit.

Daneben ist als herstellungsbedingteBeimengung immer etwas Kohlenstoff(C) vorhanden. Dieser kann insbesonde-re nach dem Schweißen zu interkristalli-ner Korrosion führen, sofern er nicht sehrniedrig gehalten wird oder durch dieZugabe von Titan (Ti) oder Niob (Nb)abgebunden ist. Man bezeichnet dieseWerkstoffe dann als stabilisiert.

Stahlsorte Chemische Zusammensetzung in Masse-% PREN7)

Werkstoff-Nr. EN Kurzname C Cr Mo Ni Andere

1.40031) X2CrNi12 ≤ 0,030 10,5/12,5 - 0,30/1,00 11,5

1.45121) X2CrTi12 ≤ 0,030 10,5/12,5 - - Ti 6x(C+N) bis 0,65 11,5

1.40062) X12Cr13 0,08/0,15 11,5/13,5 - ≤ 0,75 12,5

1.40161) X6Cr17 ≤ 0,08 16,0/18,0 - - 17,0

1.43724) X12CrMnNiN17-7-5 ≤ 0,15 16,0/18,0 - 3,5/5,5 Mn 5,5/7,5; N 0,05/0,25 17,0

1.43013) X5CrNi18-10 ≤ 0,07 17,5/19,5 - 8,0/10,5 N ≤ 0,10 18,5

1.43073) X2CrNi18-9 ≤ 0,030 17,5/19,5 - 8,0/10,5 N ≤ 0,10 18,5

1.43103) X10CrNi18-8 0,05/0,15 16,0/19,0 ≤ 0,80 6,0/9,5 N ≤ 0,10 18,8

1.41131) X6CrMo17-1 ≤ 0,08 16,0/18,0 0,90/1,40 - 20,8

1.48283) X15CrNiS20-12 ≤ 0,20 19,0/21,0 - 11,0/13,0Si 1,50/2,50; N ≤ 0,10; Mn ≤ 2,00

21,5

1.44013) X5CrNiMo17-12-2 ≤ 0,07 16,5/18,5 2,00/2,50 10,0/13,0 N ≤ 0,10 24,9

1.44043) X2CrNiMo17-12-2 ≤ 0,030 16,5/18,5 2,00/2,50 10,0/13,0 N ≤ 0,10 24,9

1.45713) X6CrNiMoTi17-12-2 ≤ 0,08 16,5/18,5 2,00/2,50 10,5/13,5 Ti 5xC bis 0,70 24,9

1.45211) X2CrMoTi18-2 ≤ 0,025 17,0/20,0 1,80/2,50 - Ti [4x(C+N)+0,15] bis 0,80 25,6

1.43625) X2CrNiN23-4 ≤ 0,03 22,0/24,5 0,10/0,60 3,5/5,5 Cu 0,10/0,60; N 0,05/0,20 26,4

1.44363) X2CrNiMo17-13-3 ≤ 0,05 16,5/18,5 2,50/3,00 10,5/13,0 N ≤ 0,10 26,6

1.41625) X2CrMnNiN21-5-1 ≤ 0,04 21,0/22,0 0,10/0,80 1,35/1,90Mn 4,0/6,0; N 0,20/0,25; Cu 0,10/0,80

26,6

1.44293) X2CrNiMoN17-13-3 ≤ 0,030 16,5/18,5 2,50/3,00 11,0/14,0 N 0,12/0,22 26,6

1.40625) X2CrNi22-2 ≤ 0,03 21,5/24,0 ≤ 0,45 1,00/2,90 N 0,16/0,28 27,0

1.44625) X2CrNiMoN22-5-3 ≤ 0,03 21,0/23,0 2,50/3,5 4,5/6,5 N 0,10/0,22 34,5

1.45393) X1NiCrMoCu25-20-5 ≤ 0,020 19,0/21,0 4,0/5,0 24,0/26,0 N ≤ 0,15; Cu 1,20/2,00 36,0

1.44106) X2CrNiMoN25-7-4 ≤ 0,030 24,0/26,0 3,0/4,5 6,0/8,0 N 0,24/0,35; Mn ≤ 2,00 42,1

1.45293) X1NiCrMoCuN25-20-7 ≤ 0,020 19,0/21,0 6,0/7,0 24,0/26,0 N 0,15/0,25; Cu 0,50/1,50 47,5

1.45473) X1CrNiMoCuN20-18-7 ≤ 0,020 19,5/20,5 6,0/7,0 17,5/18,5 N 0,18/0,25; Cu 0,50/1,00 48,9

1.45653) X2CrNiMnMoN25-18-6-5 ≤ 0,030 24,0/26,0 4,0/5,0 16,0/19,0Mn 5,0/7,0; N 0,30/0,60; Nb ≤ 0,15

53,4

1) Ferrit 2) Martensit 3) Austenit 4) Manganaustenit 5) Duplex 6) Superduplex 7) PREN = % Cr + 3,3 [(% Mo) + 0,5 (% W)] + x (% N)

Tabelle 1: Bezeichnung und chemische Zusammensetzung einiger in Erdböden verwendeter nichtrostender Stähle nach DIN EN10088-1 [2]

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Seit Erfindung der nichtrostendenStähle im Jahre 1912 haben Herstellerund Verarbeiter unterschiedlicheSynonyme wie V2A, V4A oder Inox inUmlauf gebracht, die in der Regeljedoch nur eine Werkstoffgruppe spe-zifizieren. Eindeutig werden die Werk-stoffe mit den in diesem Merkblatt ver-wendeten Bezeichnungen der aktuel-len europäischen Normung DIN EN10088-1 [2] mit Werkstoff-Nummeroder Kurzname gekennzeichnet.

2 Korrosionsver -halten nichtros -tender Stähle inErdböden

Böden können in ihrer Zusammenset-zung und ihrem Schichtaufbau sehrunterschiedlich sein und so ist auchdas Korrosionsverhalten von Metallenin Böden ein komplexes Thema. EinVergleich zur atmosphärischen Korro-sion und zur Korrosion in wässrigenLösungen ist nur bedingt möglich, dasich die Mechanismen aufgrund derInhomogenität eines Bodens als Kor-rosionsmedium davon deutlich unter-scheiden.

So ist in Abhängigkeit der physikali-schen Bodeneigenschaften wie Per-meabilität, Partikelgröße, Bindigkeitoder Porengefüge ein variierendes undabnehmendes Sauerstoffangebot bishin zu anaeroben Bedingungen beizunehmender Tiefe im Erdboden mög-lich. Sauerstoff ist dabei für verschie-dene Korrosionsmechanismen und -reaktionen und auch für die Passiv-schichtausbildung und die Re pas si vierungnichtrostender Stähle relevant. Mitabnehmender Sauerstoffkonzentrati-on werden diese Reaktionengehemmt.

Die chemischen Eigenschaften werdendurch die Bodeninhaltsstoffe be -stimmt und spielen für die Korrosivitäteine wichtige Rolle. Hier sind u.a. derChlorid- und Sulfatgehalt, der pH-Wertund die Temperatur von maßgebenderBedeutung. Liegen Verunreinigungenvor, die polarisierend wirken (z.B.Aschen, Kohlebestandteile), könnendiese das Korrosionsverhalten eben-falls dramatisch verändern. Auch bio-

logisch, sprich mikrobiell, ist eineungünstige Beeinflussung der Korro-sionseigenschaften möglich. EinigeBakterienarten können durch ihreStoffwechselprodukte Korrosion aus-lösen oder verstärken.

Des Weiteren können Böden hinsicht-lich der Zusammensetzung in die Tiefehomogen aufgebaut sein, aber auchheterogene Schichten enthalten. Dar-aus resultierend können sich Korrosi-onselemente ausbilden, wenn dieBauteile mehrere Schichten durchdrin-gen. Wechselwirkungen positiver undnegativer Einflüsse auf metallene Bau-teile sind durch diese Einflüsse mög-lich und können die Korrosionsge-schwindigkeit erheblich beeinflussen.Viele dieser Faktoren sind für metalle-ne Werkstoffe aus korrosionstechni-

scher Sicht kritisch und können zustrukturellen Schädigungen der Bau-teile führen.

Nichtrostender Stahl weist im Ver-gleich zu unlegiertem Stahl einewesentlich höhere Beständigkeit inden unterschiedlichen Bodenartengegenüber gleichmäßiger Flächenkor-rosion auf. Grund dafür ist die sog.Passivschicht, die auf der Oberflächedes nichtrostenden Stahls vorliegt. DiePassivschicht ist dabei keine starreSchicht, sondern bildet sich bei wech-selnder Beanspruchung durch Reak-tionen um. Solange die Passivschichtunter Einsatzbedingungen erhaltenbleibt, tritt auch beim Durchdringenunterschiedlich zusammengesetzterbzw. unterschiedlich belüfteterBodenschichten keine relevante Ele-

Bild 1: Fertigschacht, der als Brunnenkopf im Erdboden eingesetzt wird, Werkstoff:1.4307 (Foto: HUBER SE, Berching)

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mentbildung auf, was gegenüberanderen Werkstoffen einen großenVorteil darstellt.

Dem aufgrund der Passivschicht ver-nachlässigbar geringen Flächenabtragsteht jedoch eine spezifische Emp-findlichkeit für lokale Korrosionser-scheinungen gegenüber. Lokale Kor-rosion auf der Oberfläche von nichtro-stenden Stählen kann vorwiegenddurch die Anwesenheit von Chloridio-nen ausgelöst werden. Die Korrosionerfolgt nur nach Überschreiten eineskritischen Potentials, welches von denParametern des Werkstoffes und desBodens sowie von konstruktivenGegebenheiten abhängig ist. Mitansteigenden Gehalten an Legierungs-elementen wie Chrom (Cr) und Molyb-dän (Mo) nimmt die Wahrscheinlich-

keit der Lochkorrosionsbildung ab.Sensibilisierungen des Werkstoffesdurch Schweißen, unsachgemäßeOberflächenbearbeitung, Fremdrost -ablagerungen, falsche Reinigung, an-steigende Gehalte an Chloridionenund zunehmende Temperatur begün-stigen lokale Korrosionserscheinun-gen.

Im Folgenden sind für Anwendungennichtrostender Stähle in Erdbödenrelevante lokale Korrosionsarten auf-geführt und beschrieben.

2.1 Lochkorrosion

Grund für das Auftreten von Lochkor-rosion ist eine lokale Depassivierungund Störung der Passivschicht. Dieskann vorwiegend durch Chloride aus-

gelöst werden, die allgegenwärtig sindund auch in Erdböden vorkommen.Die Korrosionsbeständigkeit der nicht -rostenden Stähle gegenüber chloridin-duzierter Lochkorrosion ist maßgeb-lich abhängig von der Konzentrationder Chloridionen im Boden und derLegierungszusammensetzung desnichtrostenden Stahls.

Die Initiierung von Lochkorrosion istbei nichtrostenden Stählen immerabhängig von der Potentiallage desBauteils im Umgebungsmedium.Dabei sind zwei Kennwerte wichtig.Das Oxidationsvermögen des Medi-ums wird durch das Redoxpotentialbeschrieben. Dieses ist von der che-mischen Zusammensetzung des Medi-ums abhängig (u.a. Sauerstoffgehaltetc.) und bestimmt die Lage des freienKorrosionspotentials Ecor des Bauteils.Das kritische Korrosionspotential Ekritist ein systemspezifischer Kennwert,bei dessen Überschreitung es zur Aus-lösung von Korrosion kommt.

Aus werkstoffseitiger Sicht hat sich dieWirksumme PREN (Pitting ResistanceEquivalent Number) nach Formel (1)als Vergleichswert für die Lochkorrosi-onsbeständigkeit nichtrostender Stäh-le gegenüber chloridhaltigen Lösun-gen auch normativ in DIN EN ISO 8044[5] etabliert:

PREN = % Cr + 3,3 [(% Mo) + 0,5 (% W)] + x (% N) (1)

Im Gegensatz zu den Wirksummenfak-toren für Chrom (Cr), Molybdän (Mo)und Wolfram (W) hängt derjenige fürStickstoff (N) stark von der Stahlgrund-zusammensetzung ab. Ein Wert von 30kommt nur bei sehr hochlegiertennichtrostenden austenitischen Stäh -len zum Tragen. Bei nichtrostendenaustenitischen Standardstählen derTypen 18/8-CrNi oder 17/12/2-CrNi-Mo ließ sich dagegen kein nutzbarerStickstoffeffekt zur Erhöhung der Loch-korrosionsbeständigkeit feststellen.Bei nichtrostenden austenitisch-ferri-tischen Stählen wird dem Stickstoffmeist ein Wirksummenfaktor 16 zuge-ordnet.

Mit Hilfe dieser recht simplen Formelkann man eine erste Abschätzung zurLochkorrosionsbeständigkeit durch-führen. In der Regel folgt die Wirksum-

Bild 2: Die Edelstahlprofile sind mit Fundamenten im Erdreich verankert, Werkstoff:1.4301 (Foto: Wilhelm Modersohn GmbH & Co. KG, Spenge)

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me aus dem arithmetischen Mittel ausMaximal- und Minimalwert der norma-tiv spezifizierten Cr-, Mo-, W- und N-Gehalte. Weitere Legierungselementesind jedoch ebenfalls zu beachten, diein die Berechnung nicht eingehen,aber maßgeblichen negativen Einflussauf die Korrosionsbeständigkeithaben. So begünstigt beispielsweiseein erhöhter Schwefelgehalt die Aus-scheidung von Mangansulfiden, wel-che die Korrosionsbeständigkeit mas-siv verschlechtern. Die Wirksumme istdeshalb nicht mehr als eine Orientie-rungshilfe und keine Gesetzmäßigkeitmit definierten Randbedingungen.

2.2 Spaltkorrosion

Spaltkorrosion wird konstruktiv durcheinen physikalischen Spalt zwischenzwei Metallen oder einer Metall-Kunst-stoff Paarung hervorgerufen. Dabei bildetsich durch die Veränderung des Elektro-lyten im Spaltraum ein galvanisches Ele-ment aus, welches zu einer signifikantenHerabsetzung der Korrosionsbeständig-keit führt. Die Depassivierung und Initi-ierung von Korrosion tritt dadurch imSpaltbereich deutlich früher auf, als aufder freien Bauteil oberfläche. Die Spalt-korrosionsneigung wird von vielen Para-metern beeinflusst. Spaltmaß und Spalt-geometrie sowie das Material des Spalt-körpers (Metall, Kunststoff) sind ebensovon Bedeutung wie die Zusammenset-zung und Strömung des Mediums. Auf-grund der vielgestaltigen Einflusspara-meter kann Spaltkorrosion als ein sta -tis tisch auftretendes Phänomenangesehen werden, da nicht alle Spaltegleichermaßen reagieren. Eine Präventi-on von Spaltkorrosion ist durch die kon-struktive Vermeidung von engen Spalt-geometrien kleiner 0,5 mm möglich [6].

2.3 Mikrobiologisch induzierte Korrosion

Siedeln sich spezielle Mikroorganis-men auf Oberflächen nichtrostenderStähle an, bilden sie sog. Biofilme ausund können durch ihre Stoffwechsel-produkte die Bauteiloberflächen kor-rosiv schädigen. KorrosionsrelevanteMikroorganismen sind beispielsweiseSchwefel und Ammoniak oxidierendeBakterien, sulfatreduzierende Bakte-rien (SRB) sowie Mangan und Eisenreduzierende Bakterien. Als relevantesBeispiel zersetzen – wie der Name

schon sagt – sulfatreduzierende Bak-terien (SRB) Schwefelverbindungen(Sulfate) aus dem Umgebungsmediumzu HS- und in Folgereaktionen zu FeS.Dabei kommt es unterhalb des Bio-films zu einer Verschiebung des freienKorrosionspotentials des Metalls ummehrere hundert Millivolt in anodischeRichtung [9]. Das kritische Lochkorro-sionspotential des nichtrostendenStahls kann dadurch überschrittenwerden und es kommt zu einer Korro-sionsinitiierung. Durch Folgereaktio-nen von Schwefelwasserstoff und Sul-fiden wird die Eisenauflösung durchBildung von Eisensulfid zusätzlichbeschleunigt und kann zu einer flächi-gen Ausprägung der Korrosion amnichtrostenden Stahl führen [10].

Die Zusammensetzung des anliegen-den Bodens ist für die Ansiedlung vonkorrosionsrelevanten Mikroorganis-men von entscheidender Bedeutung,da dieser deren Nahrungsgrundlagedarstellt. So kann nach [10] gebroche-nes Diabas Gestein die Besiedlungvon Mikroorganismen fördern.

2.4 Spannungsriss korrosion

Ein durch ein korrosives Medium undunter Vorhandensein einer Zugspan-nung hervorgerufener Riss, wird alsSpannungsrisskorrosion (SpRK) be -zeichnet. Das Medium kann dabeiwerkstoffspezifisch sehr unterschied-lich sein und wird von weiteren Ein-flussparametern begleitet, die ineinem komplexen ZusammenspielSpannungsrisskorrosion auslösen. Esmuss in jedem Fall ein kritischesSystem Werkstoff/Medium vorliegen.Die wesentlichsten mediumseitigenEinflussfaktoren sind Temperatur,Chloridkonzentration und pH-Wert, diewichtigsten werkstoffseitigen Einfluss -parameter sind Legierungszusammen-setzung, Spannungsniveau und Ober-flächenbeschaffenheit des Werkstoffs.Dabei können neben einsatzbeding-ten Spannungen auch Spannungenaus der Herstellung und Verarbeitungdes Materials (sog. Eigenspannungen)ursächlich für Span nungs risskorrosionsein. Aus werkstoffseitiger Sicht geltennichtrostende Stähle mit Nickelgehal-ten um 10 % als besonders span-nungsrisskorrosionsgefährdet [11].

Eine Möglichkeit zur Rissinitiierung

besteht darin, dass durch das korrosi-ve, meist chloridhaltige Medium, amanfälligen Werkstoff lokal Lochkorro-sion ausgelöst wird. Infolge Hydrolyseder Korrosionsprodukte und der damitverbundenen starken Ansäuerung desLochelektrolyten können Risse entste-hen. Eine weitere Möglichkeit ist dieSpannungsrisskorrosion im aktivenOberflächenzustand des Werkstoffes,welche bei spontaner (z.B. chemi-scher) Aktivierung unter Chloridein-fluss auftreten kann [12]. Weiterhin istSpannungsrisskorrosion bei nichtro-stenden austenitischen Stählen inAlkalilaugen bei erhöhten Temperatu-ren bekannt [11].

Für Anwendungen in Erdböden istSpannungsrisskorrosion nur beiwarmgehenden Bauteilen von Anlagenin Erwägung zu ziehen, bei denen sichkorrosive Bodeninhaltsstoffe (z.B.Chloride) auf der Bauteiloberflächeaufkonzentrieren können.

Zur Abhilfe bei einer anzunehmendenSpRK Gefährdung kann man dieBeständigkeit gegenüber SpRK durchlegierungstechnische, oberflächenbe-arbeitende oder auch fertigungstech-nische Maßnahmen erhöhen.

2.5 Interkristalline Korrosion

Interkristalline Korrosion tritt bei nicht -rostenden Stählen mit höheren Koh-lenstoffgehalten auf, wenn diese imZuge der Abkühlung nach einem ther-mischen Prozess (z.B. Wärmebehand-lung, Schweißen etc.) zulange ineinem kritischen Temperaturbereichverbleiben. Der im Stahl gelöste Koh-lenstoff reagiert mit dem Chrom zuChromcarbiden, die sich im Metallge-füge ausscheiden. Dadurch verbrauchtsich der Chromgehalt an den Korn-grenzen und setzt die Korrosionsbe-ständigkeit der Korngrenzen signifi-kant herab, man spricht hierbei voneiner Sensibilisierung. Schon beileichter korrosiver Beanspruchung kor-rodieren bevorzugt die chromverarm-ten Korngrenzen und das Korngerüstzerfällt an diesen Bereichen.

Für alle handelsüblichen Halbzeuge istgemäß Liefernorm DIN EN 10088-1vom Hersteller ein nicht sensibilisier-ter Werkstoffzustand nachzuweisen.

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Um einer Sensibilisierung infolge einerthermischen Ver-/Bearbeitung entge-genzuwirken, können besonders beimassiveren Querschnitten stabilisiertenichtrostende Stähle verwendet wer-den. Beispielhafte Vertreter sind dieWerkstoffe 1.4541 und 1.4571, denenTitan hinzulegiert wurde, welches sichbei der Abkühlung mit Kohlenstoff alsTitancarbid ausscheidet und dieChromcarbidbildung verhindert. Wei-terhin können Werkstoffe mit geringenKohlenstoffgehalten ausgewählt wer-den, z.B. die Werkstoffe 1.4307 oder1.4404, die für eine Sensibilisierungzu wenig Kohlenstoff enthalten.

3 VorliegendeErfahrungen

Es gibt nur wenige systematischeUntersuchungen zum Korrosionsver-halten metallischer Werkstoffe, insbe-sondere nichtrostender Stähle, inBöden. Viele davon sind bereits Jahr-zehnte alt, wie z.B. die Untersuchun-gen von Romanoff [13] in den USA ausden 1930er Jahren, der zusammenfas-send feststellt, dass die Korrosionsbe-ständigkeit der nichtrostenden Stählemaßgeblich vom Chromgehalt abhängtund die Korrosivität des Bodens vonSauerstoffbedingungen und Chlorid-gehalt bestimmt wird. Das kann auchin dem von Gerhold et al. [14] in den1970er Jahren ebenfalls in den USAdurchgeführten Untersuchungspro-gramm festgestellt werden. Mit stei-

gendem Chrom- und Molybdängehaltkonnte eine bessere Korrosionsbestän-digkeit bei sehr hoher korrosiver Bean-spruchung durch den anstehendenErdboden beobachtet werden. Einaktuelleres Untersuchungsprogrammwurde in den Jahren 2002-2007 vonder Europäischen Union gefördert undin einer schwedisch-französisch-belgi-schen Gemeinschaftsarbeit durchge-führt [15,16]. Die untersuchten nicht -rostenden austenitischen und Duplex-stähle wurden dabei über mehrereJahre in verschiedenen Böden ausge-lagert, die repräsentativ für große Teileder europäischen Geologie sind. Auchdiese Untersuchungen kamen zumErgebnis, dass der Chloridgehalt desBodens den maßgeblichen Parameterfür die Korrosionsintensität darstellt.Spaltkorrosion unter Bodenablagerun-gen oder gezielten Spaltanordnungenwaren ebenfalls dominierend. Weiter-hin wurde eine Korrelation der Korrosi-onszustände zur Wirksumme PRENfestgestellt.

Die umfangreichen Untersuchungser-gebnisse sind in Tabellen für Erdbö-den im inländischen (Tabelle 2) undim maritimen Bereich (Tabelle 3)zusammenfassend dargestellt.

Betrachtet man die Untersuchungser-gebnisse dieser Quellen, so wird deut-lich, dass es neben dem Chloridgehaltnoch weitere Einflussgrößen gibt,deren Wechselwirkungen miteinanderüber die Beständigkeit von nichtro-stenden Stählen entscheiden. Weiterewesentliche Faktoren sind die Leit-fähigkeit des Bodens, die über denBodenwiderstand definiert wird, derWassergehalt, der pH-Wert und diePotentiallage. Um diese Vielfalt undauch deren Wechselwirkung bewertenzu können, kann in der DIN 50929-3[4] aufgrund umfangreicher Parameteraus Bodenproben und örtlichen Gege-benheiten, eine Beurteilung der Erd-böden vorgenommen und Bodenklas-sen zugeordnet werden. Diese Bewer-tungen und Klassifizierungen geltennur für un- und niedriglegierte Eisen-werkstoffe bzw. verzinkte Stähle, kön-nen aber bzgl. der Korrosivität vonBöden auch für nichtrostende Stähleals Orientierung dienen.

Bei allen Untersuchungsergebnissenim Landesinneren (Tabelle 2) kannBild 3: Weinbergstickel aus Edelstahl Rostfrei, 20 Jahre freibewittert, Werkstoff:

1.4003 (Foto: Gaubatz, Hochschule Geisenheim University, Geisenheim)

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festgestellt werden, dass auch beimittlerer Korrosivität natürlicherBöden relevante Korrosion an nichtro-stenden Sählen nur bis zu einer Wirk-summe von 18 zu beobachten war. Inverschiedenen mineralischen Lehm-,Ton- und Sandböden und auch orga-nischen Torf- und Moorböden sind dieschwächer legierten nichtrostendenStähle (PREN ≤ 17) lochkorrosionsge-fährdet. In den meisten Böden ist dernichtrostende austenitische Standard-werkstoff 1.4301 (PREN = 18) korrosi-onsbeständig und zeigt ggf. lediglichVerfärbungen der Oberflächen. Ineinem mineralischen Tonboden mitt-lerer Korrosivität konnte jedoch Loch-korrosion nach 14 Jahren Auslage-rungszeit festgestellt werden. Fürhöher legierte Stähle (PREN > 18) warin allen Böden auch nach teils sehrlangen Auslagerungszeiten keine rele-vante Korrosion vorhanden.

In maritimen Böden (Tabelle 3) mitmittlerer Korrosivität konnten erst beiWerkstoffen mit Wirksummen größer25 korrosionsfreie Oberflächen festge-stellt werden. Bei geringerer Wirksum-me waren in den meisten Böden hin-gegen Lochkorrosionserscheinungenan den Proben vorhanden. Mit stei-gender Korrosivität des Bodens wurdeauch bei höher legierten nichtrosten-den Stählen Loch- und Spaltkorrosiondokumentiert. Erst ab einer Wirksum-me von 31 konnte auch nach teilweisesehr langen Auslagerungszeiten in kei-nem Boden mehr Lochkorrosion vor-gefunden werden. Lediglich am Werk-stoff 1.4462 (PREN = 35) war in einemhoch korrosiv eingestuften BodenSpaltkorrosion detektiert worden.

Für Anwendungen in verunreinigtenBöden müssen die einzusetzendenWerkstoffe gleichzeitig korrosionsbe-ständig sein gegenüber chloridionen-haltigen Lösungen sowie oxidierendenund nichtoxidierenden Medien, dieaus anorganischen und/oder organi-schen Säuren bestehen können. Beider konstruktiven Ausführung derStähle sollten Spalte und tote Räumevermieden werden, um eine Ansamm-lung und Konzentrationserhöhungaggressiver Flüssigkeiten an solchenStellen zu vermeiden. Eine Gefahr fürEdelstahl Rostfrei besteht auch dann,wenn in verunreinigten Böden einWerkstoffteil in sulfidhaltigen (anaer-

oben) Bodenbereichen liegt und wei-tere Teile in gut belüfteten Bereichen.Der gut belüftete Bereich des Stahlskann den Stahl im anaeroben Bereichdes Bodens dann über das Lochkorro-sionspotential polarisieren, wenn dortgleichzeitig höhere Chloridgehalte vor-liegen. Je nach den zu erwartendenBedingungen empfiehlt sich dann derEinsatz höher legierter nichtrostenderStähle mit einer Wirksumme von min-destens 24.

4 Regelwerke

Es gibt national nur wenige Regelwer-ke, die Korrosion in Erdböden behan-deln und Werkstoffempfehlungengeben. Insbesondere für nichtrosten-

de Stähle werden nur in der Normen-reihe DIN 50929 Teil 1+3 [3,4] Hinwei-se gegeben und Regelungen getroffen.Hier werden nichtrostende Stähle abeiner Wirksumme von mindestens 18betrachtet. Ab dieser Wirksumme gel-ten nichtrostende Stähle in Erdbödenals passiv, mit der Einschränkung,dass bei ungünstigen Bodenzusam-mensetzungen (z.B. erhöhte Chlorid-gehalte) und dauerhaftem Feuchtean-gebot typische lokale Korrosionser-scheinungen auftreten können. DieKorrosionswahrscheinlichkeit nimmtebenfalls bei anodischer Polarisationdurch Streustromaustritt in Gegenwartvon Chloridionen zu. Das früher nor-mativ angeführte Objekt-Boden-Potentialkriterium von <0,2 mVNHE wirdin der aktuell gültigen DIN 50929-3 [4]für nichtrostende Stähle nicht mehr

Bild 4: Gabione aus nichtrostendem Stahl als langzeitbeständiger Sichtschutz, Werk-stoff: 1.4301 (Foto: Garten Bronder, Utting)

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Tabelle 2: Korrosionsverhalten nichtrostender Stähle in verschiedenen Böden im Landesinneren; Auszug von Untersuchungsergebnis-sen aus [13,14,15,16]

Mineralische Böden Organische Böden

Wst. AISI PREN Kurzname Lehm schluffi-ger,sufid-haltigerLehm

sandi-gerLehm

Lehm Lehm Ton Ton schluffi-gerSand

Torf Torf Moor

1.4512F 409 11 X2CrTi12 –775 µm

–350 µm

1.4006M 410 12 X12Cr13 –1.200 µm

–75 µm

–1.575 µm

–940 µm

+

1.4016F430 17 X6Cr17 –

550 µm+ –

1.575 µm

–152 µm

–406 µm

+

1.4372A 201 17 X12CrMnNiN17-7-5 + +

1.4301A 304 18 X5CrNi18-10 + + + +/–<152 µm

–820 µm

+ + + +

1.4310A302 19 X10CrNi18-8 + + + + +/–

<152 µm

1.4113F 434 21 X6CrMo17-1 + +

1.4828A 309 23 X15CrNiSi20-12 + + +/–<152 µm

1.4401A 316 24 X5CrNiMo17-12-2 + + + +/–<152 µm

+ + + + +

1.4521F 444 25 X2CrMoTi18-2 + +

1.4436A 316 25 X3CrNiMo17-13-3 +

1.4162D S32101 26 X2CrMnNiN22-5-2 + +

1.4362D S32304 26 X2CrNiN23-4 + + +

1.4539A 926 31 X1NiCrMoCu25-20-5 + + + + +

1.4462D S32205 35 X2CrNiMoN22-5-3 + + +

1.4529A 926 42 X1NiCrMoCuN25-20-7 + +

Bodenklasse (Korrosivität) nach DIN 50929-3Ia (sehr

gering)

II

(mittel)

II

(mittel)

Ib

(gering)

II

(mittel)

II

(mittel)

Ib

(gering)

II

(mittel)

III

(hoch)

III

(hoch)

III

(hoch)

Bodenwiderstand [Ωcm] n.b. 1.4 k 40012.6 k -34.8 k

232 406 6.9 k 6.0 k 13.1 k 218 1.7 k

Chloridgehalt [mg Cl-/kg] 14 60 9 n.b. 28 16 n. b. 70 220 0 35

Sulfatgehalt [mg SO42-/kg] 9 47 5 n.b. 30 30 n. b. 220 41 567 10

Wassergehalt [%] 23 30 7 n.b. 17 29 35 14 92 43 44

pH Wert 7,8 6,8 8,8 5,3 8 7,1 4,5 7,4 4,2 2,6 5,6

Quelle Auslagerungszeit

Sjögren [15]2-3 Jahre

7 Jahre

Gerhold [14] 7-8 Jahre

Romanoff [13] 14 Jahre

+ keine Korrosion- Lochkorrosion / max. Lochtiefe [µm]

F FerritM MartensitA AustenitD DuplexSD Super Duplex

PREN = % Cr + 3,3 [(% Mo) + 0,5 (% W)] + x (% N)

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Tabelle 3: Korrosionsverhalten nichtrostender Stähle in verschiedenen Böden in Küstengebieten; Auszug von Untersuchungser-gebnissen aus [13,14,15,16]

Quelle Auslagerungszeit

Sjögren [15]2-3 Jahre

7 Jahre

Gerhold [14] 7-8 Jahre

Romanoff [13] 14 Jahre

+ keine Korrosion- Lochkorrosion / max. Lochtiefe [µm]= Spaltkorrosion / max. Lochtiefe [µm]-= Korrosion mit Perforation der Wandstärke

F FerritM MartensitA AustenitD DuplexSD Super Duplex

PREN = % Cr + 3,3 [(% Mo) + 0,5 (% W)] + x (% N)

Mineralische Böden Organische Böden AndereWst. AISI PREN Kurzname schluffi-

gerLehm

Ton Ton Ton schluffi-gerSand

Sand Tide-marsch

Tide-marsch

Moor Schlacke

1.4512F 409 11 X2CrTi12 – – –

1.4006M 410 12 X12Cr13 –1.575 µm

– –1.600 µm

– –

1.4016F 430 17 X6Cr17 –1.550 µm

– –1.600 µm

– –330 µm

– –1.321 µm

–1.855 µm

1.4372A 201 17 X12CrMnNiN17-7-5 – – –

1.4301A 304 18 X5CrNi18-10 –406 µm

– =1.600 µm

– –178 µm

– = – –<152 µm

– –280 µm

–305 µm

1.4310A 302 19 X10CrNi18-8 + – + – –

1.4113F 434 21 X6CrMo17-1 – – –

1.4828A 309 23 X15CrNiSi20-12 + +

1.4401A 316 24 X5CrNiMo17-12-2 + – + – =1.000 µm

– + – + +

1.4521F 444 25 X2CrMoTi18-2 –1.575 µm

– –

1.4436A 316 25 X3CrNiMo17-13-3 +

1.4162D S32101 26 X2CrMnNiN22-5-2 + – =

1.4362D S32304 26 X2CrNiN23-4 – =100-1.300 µm

– =1.500 µm

1.4429A S31653 28 X2CrNiMoN17-13-3 +/–<50 µm

– =

1.4539A 926 31 X1NiCrMoCu25-20-5 + + + + +

1.4462D S32205 35 X2CrNiMoN22-5-3 + =

1.4529A 926 42 X1NiCrMoCuN25-20-7 + + +

1.4547A S31254 43 X1CrNiMoCuN20-18-7 +

1.4410SD S32750 43 X2CrNiMoN25-7-4 +

Bodenklasse (Korrosivität) nach DIN 50929-3II

(mittel)

III

(hoch)

II

(mittel)

II

(mittel)

III

(hoch)

II

(mittel)

III

(hoch)

III

(hoch)

III

(hoch)

III

(hoch)

Bodenwiderstand [Ωcm] 148 345400 -1.2 k

62 3001.3 k -49.5 k

84400 -15.5 k

712 455

Chloridgehalt [mg Cl-/kg] 60 2.200 99 288 12.946 162 127 92 5 1

Sulfatgehalt [mg SO42-/kg] 166 322 140 3 219 236 366 356 25 29

Wassergehalt [%] 26 54 15 41 22 11 47 12 58 11

pH Wert 8 7,4 4,3 7,5 7,1 7,1 6,9 6 4,8 7,6

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angegeben, kann aber als Orientie-rungshilfe dennoch herangezogenwerden.

Weiterhin wird in DIN 50929-3 [4] aus-geführt, dass nichtrostende Stähle abeiner Wirksumme von mindestens 23in allen natürlichen Böden beständiggegen lokale Korrosion sind.

Für Deponien und andere verunreinig-te Böden steigt je nach Art die Korro-sivität und somit die Wahrscheinlich-keit für Korrosion. Hier wird nach DIN50929-3 [4] eine Einzelfallprüfung hin-sichtlich der erforderlichen Korrosions-beständigkeit des nichtrostendenStahls empfohlen.

5 PraktischeAnwendungenund Erfahrungen

Nichtrostender Stahl wird für ver-schiedene Anwendungen in Erdbö-den eingesetzt. Insbesonderewenn aufgrund der Bodenparame-ter andere Materialien an ihre tech-nischen Einsatzgrenzen hinsicht-lich der Dauerhaftigkeit kommen,ist der Einsatz von nichtrostendemStahl fast schon obligatorisch. Ver-schiedene Anwendungsgebietesind im Folgenden kurz beschrie-ben.

5.1 Behälter / Leitungen

Erdverlegte Rohre und Behälter wer-den in vielen Branchen (beispielwei-se in der Lebensmittel- und Che-mieindustrie) aufgrund der zu trans-portierenden Medien ausnicht rostenden Stählen ausgeführt.Hierbei kommt neben der Beständig-keit gegenüber den zu transportieren-den Medien auch die Beständigkeitgegenüber den Bettungsmaterialienzum Tragen. Ein geeigneter nichtro-stender Stahl weist hierfür eine hoheBeständigkeit für diese Doppelbela-stung im Vergleich zu vielen anderenMaterialien auf. Hinzu kommen auchverschiedene Anwendungen für dieAufbereitung kontaminierter Bödenund die Deponietechnik, für die sich

Bild 5: Extensiv begrüntes, rollennahtgeschweißtes Flachdach aus Edelstahl Rostfrei, Werkstoff: 1.4404 (Foto: Binder und SohnGmbH, Ingolstadt)

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Edelstahl Rostfrei wegen seinerhohen Korrosionsbeständigkeitbesonders gut eignet.

5.2 Erdanker

Nichtrostende Stähle werden lt. [7] alsWerkstoff für Erdanker (z.B. zur Hang-abfangung) in Europa nur selten ver-wendet. In Schweden, der Schweizund Großbritannien sind vereinzeltAnwendungen bekannt. Die häufigangeführten Argumente gegenüberdem Einsatz unlegierter Stähle (wiez.B. höhere Werkstoffkosten undgeringere Festigkeit) sind jedoch nichtimmer begründet. Gerade die in denletzten Jahren populär gewordenennichtrostenden Duplexstähle habenetwa die doppelte Grundfestigkeitgegenüber Standardausteniten undbieten somit hinsichtlich der Festigkeitgute Substitutionsmöglichkeiten zuKohlenstoffstählen.

Bodenschraubanker werden vielfältigeingesetzt, beispielsweise für dieSicherung von Spielgeräten. Die Ver-wendung von nichtrostenden Stählenstellt auch hier eine dauerhafte undoptisch ansprechende Lösung dar.

Auch für durch Betonwände geführteRohrleitungen im Boden sowie fürteilweise in Betonbauteile einbinden-de Verankerungs- oder Verbindungs-mittel mit Bodenkontakt stellen nicht -rostende Stähle unter dem Aspektdes Korrosionsschutzes eine optima-le Lösung dar. Sie sind im Kontakt mitdem alkalischen Baustoff Beton auchunter dauerfeuchten Bedingungenkorrosionsbeständig und führen mitihren gleichzeitig bodenberührtenAbschnitten nicht zu einer Element-bildung.

5.3 Garten-/Landschafts bau

Im Gartenbau sind nichtrostendeStähle als Rasenbegrenzung oderauch für Weinbergstickel bekannt. Hierwerden auch ferritische Werkstoffeseit Jahrzehnten erfolgreich einge-setzt. Obwohl Korrosionserscheinun-gen bei diesen niedriger legiertennichtrostenden Stahlgüten nicht injedem Boden auszuschließen sind, istder Korrosionsfortschritt nur sehrgering. Da hier weder optische Anfor-derungen, noch Anforderungen an die

Dichtigkeit bzw. die Tragfähigkeit unterSicherheitsaspekten bestehen, kön-nen diese Stähle mit günstigem Preis-Leistungs-Verhältnis hier entspre-chend erfolgreich eigesetzt werden.

Nichtrostende Stähle finden im Gar-ten- und Landschaftsbau beispiels-weise als Gabionenkörbe Verwen-dung. Der große Vorteil dabei ist, dassnichtrostender Stahl keine Restriktio-nen hinsichtlich der Füllmaterialienaufgibt und somit auch alkalischesFüllmaterial möglich wird, bei demandere Materialien an ihre Einsatz-grenzen kommen. Auch eine rücksei-tige Berührung der Gabionenwand mitkorrosiveren Böden für Stahl und Zink,wie z.B. Humus, ist durch den Einsatz

nichtrostender Stähle problemlosmöglich.

Die sowohl architektonisch gern ein-gesetzten und auch ökologisch zuneh-mend geforderten Dachbegrünungenkönnen mit einer Dachhaut aus nich-trostendem Stahl in rollennahtge-schweißter Ausführung funktionssi-cher und dauerhaft erstellt werden.Nichtrostender Stahl ist beständiggegen Durchwurzelung und Algenbe-lag. Er eignet sich deshalb besondersfür Dachbegrünungen. In der Regelkommen hier molybdänlegierte nicht -rostende austenitische Stahlsorten(bspw. Werkstoffe 1.4401, 1.4404und 1.4436) zur Anwendung. In Kom-bination mit einem entsprechenden

Bild 7: Sockelbereich aus nichtrostendem Stahl im Bodenanschluss, Werkstoff:1.4301 (Foto: Roofinox GmbH, Sulz (A))

Bild 6: Hochbeete aus Edelstahl Rostfrei in direktem Kontakt mit der Pflanzerde,Werkstoff: 1.4301 (Foto: cp-garden Edelstahlhochbeete, Salem)

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Entwässerungssystem und Pflanzsub-strat entsteht ein Garten für alle Jah-reszeiten.

5.4 Blitzschutz

Bei Blitzschutzanlagen werden dieErder aus metallenen Werkstoffen imErdboden verbaut. Aufgrund derzunehmenden Stahlbetonbauweiseder Fundamente, Keller und Tragstruk-turen von Gebäuden kann eine Ele-mentbildung und damit verbundeneine beschleunigte Korrosion dermetallenen Erder hervorgerufen wer-den. Grund für die Elementbildung istdie passive Stahlbewehrung in denStahlbetonbauteilen, die durch ihrengroßen Flächenanteil die metallenenErder polarisieren kann. Eine dauer-haft korrosionssichere Herstellung desErders kann durch die Verwendungvon nichtrostendem Stahl sicherge-stellt werden, für den diese Element-bildung unkritisch ist.

Für Erdungsanlagen wird in der seitJahrzehnten gültigen und bewährtenDIN VDE 0151 [8] ein Werkstoff 1.4571oder vergleichbar empfohlen.

5.5 Umhüllungen

Besteht metallischer Kontakt zu ande-ren Bauteilen, dann wirkt EdelstahlRostfrei als Fremdkathode. Daherempfiehlt es sich, die Bauteile ausEdelstahl Rostfrei zu umhüllen, damit

die freie Fläche möglichst klein unddie Korrosionsgefahr für andere Bau-teile, deren Werkstoffe im Erdbodenein negativeres freies Korrosionspo-tential haben (z.B. unlegierter Stahl),nicht verstärkt wird und so die ande-ren Bauteile nicht gefährdet werden.

Bei einem großen Flächenverhältnis„unedler Werkstoff/Edelstahl Rostfrei“wird der letztere in der Regel katho-disch polarisiert. Allgemein dürfte die-ser Zustand vorliegen, da Edelstahllei-tungen nicht elektrisch abgeflanschtsind, sondern metallisch leitend mitFremdobjekten aus anderen Werkstof-fen verbunden sind, wobei diese dennichtrostenden Stahl im Boden dannpraktisch zusätzlich kathodisch schüt-zen.

6 Literatur

[1] Edelstahl Rostfrei – Eigenschaf-ten

ISER-Merkblatt 821, 5. aktuali-sierte Auflage 2014

[2] DIN EN 10088-1:2014-12 Nichtrostende Stähle – Teil 1: Ver-

zeichnis der nichtrostenden Stäh-le

[3] DIN 50929-1:2017-03 Korrosion der Metalle — Korrosi-

onsschutzwahrscheinlichkeit

metallener Werkstoffe bei äußererKorrosionsbelastung — Teil 1: All-gemeines

[4] DIN 50929-3:2018-03 Korrosion der Metalle — Korrosi-

onswahrscheinlichkeit metallenerWerkstoffe bei äußerer Korrosi-onsbelastung — Rohrleitungenund Bauteile in Böden und Wäs-sern

[5] DIN EN ISO 8044:2015-12 Korrosion von Metallen und Legie-

rungen - Grundbegriffe

[6] DIN EN 12502-4:2005-03 Korrosionsschutz metallischer

Werkstoffe – Hinweise zurAbschätzung der Korrosionswahr-scheinlichkeit in Wasservertei-lungs- und -speichersystemen,Teil 4: Einflussfaktoren für nichtro-stende Stähle

[7] Mietz et. al. „Dauerhafte Anker für den Grund-

bau – Neue Werkstoffkonzepte“ Tagungsbandbeitrag GfKORR Jah-

restagung 2005

[8] DIN VDE 0151:1986-06 Werkstoffe und Mindestmaße von

Erdern bezüglich der Korrosion

[9] H. von Rège „Bedeutung von Microorganis-

men des Schwefelkreislaufes fürdie Korrosion von Metallen“

Diss. Hamburg 1999: Shaker Ver-lag Aachen 2000

[10] Allertshammer, W., Warscheid, T. „Schadensanalyse MIC – am Bei-

spiel des Angriffes sulfatreduzie-render Bakterien auf nichtrosten-den Stahl im Erdboden“

Tagungsbandbeitrag 3-Länder-Korrosionstagung, Wien, 2005

[11]Wendler-Kalsch, E. und Gräfen, H. „Korrosionsschadenkunde“ Springer-Verlag GmbH, 1998

[12] Herbsleb, G. und Theiler, F. „Spannungsrißkorrosion nichtro-

stender austenitischer Chrom-Nickel-Stähle bei Raumtempera-tur“

Materials and Corrosion, 40:467–480, 1989

Bild 8: Ringerder aus nichtrostendem Stahl für Blitzschutzanlagen, Werkstoff: 1.4571(Foto: J. Pröpster GmbH, Neumarkt OPf.)

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[13]M. Romanoff „Underground Corrosion“ National bureau of Standards Cir-

cular 579. US Government Prin-ting Office, Washington, 1957

[14]W. F. Gerhold, E. Escalante, B.Sanderson

„The Corrosion Behaviour of Sel-ected Stainless Steels in Under-ground Soil Environments“

Report no. NBSIR 81-2228. Natio-nal Bureau of Standards, Was-hington, 1981

[15] „Corrosion resistance of stainlesssteel in soil“

European Commission, Directora-te-General for Research, 2009, EUBookshop,

SBN: 978-92-79-09765-2

[16] Sjögren, L., Camitz, G., Peultier, J.,Jacques, S., Baudu, V., Barrau, F.,Chareyre, B., Bergquist, A., Pour-baix, A. and Carpentiers, P.

„Corrosion resistance of stainlesssteel pipes in soil“

Materials and Corrosion 62: 299-309. doi:10.1002/maco.200905552, 2011

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