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Referate. E. REUTER, Merokinesis, ein neuer Kernteilungsmodus. Mit 40 Fig. Acta Societatis Scientiarum Fennic~e. T. 37. No. 7. Der Vers sehliel3t seine Mitteilung an seine friihere Arbeit, in welcher er die Entwicklungsgeschichte einer fast mikroskopisch kleinen, der F~milie Tarso- nemidae zugeh5rigen Milbe, Pedieulopsis graminum beschrieben hat, an. Er be- sprieht in der vorliegenden Arbeit genoa die Kernteilung in den ersten Ent- wicklungsphasen, und zwar die beiden Kernteilungstypen, yon denen der eine im befruehteten Ei und den gr~13eren Blastomeren, der andre in den kleineren Blastomeren vorkommt. Die Eier van Pedieulopsis graminum sind yon einer zarten Dotterhaut um- geben, ziemlich dotterarm, ihr Cytoplasm~ zeigt eine fein-alveol~re Struktur. Ganz eigenartig sieht der Furchungskern aus: ~Er besteht aus vier kleinen Teil- kernen eder Caryomeren mit je einem ~ngsgespaltenen Chromosom, bzw. einer Chromosomendyade~. Naeh der berechtigten Ansicht des Yerf. sind zwei der vier Einzelchromosomen, bzw. Caryomeren, miitterlicher, und ebenfalls zwei v~terlicher HerkunfL Hinsiehtlich der Genese der Caryemeren im befruehteten Ei sprieht der Verf. die Vermutung aus, dab die Bildung jeder Caryomere des Eikerns nach der zweiten Reifungsteilung aus dem Bezirk eines einzelnen Chro- mosoms, bzw. einer Chromosomendyade, auf dieselbe Weise erfolgt, wie die Rekonstruktion eines einheitlichen Tochterkerns aus dem Gesamtbezirk aller vorhandenen Tochterehromosomen. Das ist jedoch bisher noch nut eine Ver- mutung, da RLUTE~ die Reifungsphasen trod das erste Schicksal des Sperma- kopfes nicht verfolgen kennte. Beim Beginn der Furchungsteilung wandern die beiden Caryomeren, sowohl dos Eies wie auch des Spermakerns, zum Eicentrum. Das ganze Cytoplasm~ llimmt ~n den Pri~paraten ein immer starker l~ng-sstreifiges Aussehen an, was als Ausdruek der Plasmastr~mungen im lebenden Ob.jekte zu betrachten ist. Die Caryomeren verlgngern sich und werden spindelf6rmig, die Chromatinmasse nimmt in ihnen an Gr~13e zu. Diese Vorg~nge bezeiehnen die Vorbereitung zur Halbierung der Caryomeren. Die Schwesterehromosomen, welche inzwischen achromatiseh werden, befinden sich in den entgegengesetzten H~lften jeder Caryomere, welche durch die ganze Zeit der Mitose durch die Membran umhiillt sind. In dem centralen feinstreifigen Plasma bildet sich fiir jede Caryomere eine besondere, kleine, feinfaserige Spindel aus. In jeder Spindel ist bald in ihrer mittleren Partie ein bei der Eisenh~matoxylinmethode sich tier schwarz fiirbender KSrper wahrnehmb~r, welcher die Gestalt eines HMbringes aufweist. Diese ttalbringe machen den Eindruck der Chromosomen. In der Tat sind das jedoch keine Chromosomen, da die letzteren zu jener Zeit gchromatisch sind and in den Cgryomeren liegen. Der Verf. diskutiert die ~atur dieser Gebilde: er h~lt sie weder fSr Artefakte, noch fiir Ergastoplasm~kSrper, kommt aber in dioser ttinsieht zu keinem definitiven Sehlul3 und bezeichnet diese KSrper als

Merokinesis, ein neuer Kernteilungsmodus

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Referate.

E. REUTER, Merokinesis , ein neuer Kernte i lungsmodus . Mit 40 Fig.

Acta Societa t is Sc ien t ia rum Fennic~e . T. 37. No. 7.

Der Vers sehliel3t seine Mitteilung an seine friihere Arbeit, in welcher er die Entwicklungsgeschichte einer fast mikroskopisch kleinen, der F~milie Tarso- nemidae zugeh5rigen Milbe, Pedieulopsis graminum beschrieben hat, an. Er be- sprieht in der vorliegenden Arbeit genoa die Kernteilung in den ersten Ent- wicklungsphasen, und zwar die beiden Kernteilungstypen, yon denen der eine im befruehteten Ei und den gr~13eren Blastomeren, der andre in den kleineren Blastomeren vorkommt.

Die Eier van Pedieulopsis graminum sind yon einer zarten Dotterhaut um- geben, ziemlich dotterarm, ihr Cytoplasm~ zeigt eine fein-alveol~re Struktur. Ganz eigenartig sieht der Furchungskern aus: ~Er besteht aus vier kleinen Teil- kernen eder Caryomeren mit je einem ~ngsgespaltenen Chromosom, bzw. einer Chromosomendyade~. Naeh der berechtigten Ansicht des Yerf. sind zwei der vier Einzelchromosomen, bzw. Caryomeren, miitterlicher, und ebenfalls zwei v~terlicher HerkunfL Hinsiehtlich der Genese der Caryemeren im befruehteten Ei sprieht der Verf. die Vermutung aus, dab die Bildung jeder Caryomere des Eikerns nach der zweiten Reifungsteilung aus dem Bezirk eines einzelnen Chro- mosoms, bzw. einer Chromosomendyade, auf dieselbe Weise erfolgt, wie die Rekonstruktion eines einheitlichen Tochterkerns aus dem Gesamtbezirk aller vorhandenen Tochterehromosomen. Das ist jedoch bisher noch nut eine Ver- mutung, da RLUTE~ die Reifungsphasen trod das erste Schicksal des Sperma- kopfes nicht verfolgen kennte.

Beim Beginn der Furchungsteilung wandern die beiden Caryomeren, sowohl dos Eies wie auch des Spermakerns, zum Eicentrum. Das ganze Cytoplasm~ llimmt ~n den Pri~paraten ein immer starker l~ng-sstreifiges Aussehen an, was als Ausdruek der Plasmastr~mungen im lebenden Ob.jekte zu betrachten ist. Die Caryomeren verlgngern sich und werden spindelf6rmig, die Chromatinmasse nimmt in ihnen an Gr~13e zu. Diese Vorg~nge bezeiehnen die Vorbereitung zur Halbierung der Caryomeren. Die Schwesterehromosomen, welche inzwischen achromatiseh werden, befinden sich in den entgegengesetzten H~lften jeder Caryomere, welche durch die ganze Zeit der Mitose durch die Membran umhiillt sind. In dem centralen feinstreifigen Plasma bildet sich fiir jede Caryomere eine besondere, kleine, feinfaserige Spindel aus. In jeder Spindel ist bald in ihrer mittleren Partie ein bei der Eisenh~matoxylinmethode sich tier schwarz fiirbender KSrper wahrnehmb~r, welcher die Gestalt eines HMbringes aufweist. Diese ttalbringe machen den Eindruck der Chromosomen. In der Tat sind das jedoch keine Chromosomen, da die letzteren zu jener Zeit gchromatisch sind and in den Cgryomeren liegen. Der Verf. diskutiert die ~atur dieser Gebilde: er h~lt sie weder fSr Artefakte, noch fiir Ergastoplasm~kSrper, kommt aber in dioser ttinsieht zu keinem definitiven Sehlul3 und bezeichnet diese KSrper als

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Chromosomoiden. Naeh den Beschreibungen des u scheint es mir nicht ausgeschlossen zu sein, dab wir es bier mit den yon FLEM~I~G und yon v. KOSTANECKI beschriebenen ~Centralspindelkiirperchem, oder besser mit ihnen analogen Gebilden vielleicht zu tun haben.

lm weiteren Verlauf der Kernteilung werden die ]tlutterearyomeren am Aquator, also an der Stelle, an der sieh die Chromosomoiden vorfanden, hal- biert. In jeder der beiden Tochtercaryomeren, die noeh einige Zeit fang an der zwischen ihnen liegenden Chromosomoide barren, ist ein Chromosom ent- halten.

Es ist selbstverst:~tndlich, dab s~mtliche vier Caryomeren die beschriebenen .Ver~nderungen erfahren. An jedem Pole der Zelle sammelt sich eine Gruppe yon zwei Tochtercaryomeren und der Zellleib erfiihrt jetzt eine Halbierung in der Aquatorialebene, wodureh zwei Blastomeren resultieren. Die Chromoso- moiden fallen gleichzeitig rasch der Aufl(isung anheim, die Caryomeren dagegen behalten in den Blastomeren aueh wi~hrend der Ruheperiode-ihre Selbstiindig- keit und verschmelzen nicht zu einem einheitlichen Kern. Dieses Behalten der Selbs~ndigkeit der Caryomeren betrachtet derVerf, als das Wesentlichste bei dem ganzen Kernteilungstypus: ~Wir haben gesehen, - - s a g t e r - ~da~ w ~hr e nd des g a n z e n T e i l u n g s s c h r i t t e s j e d e der v ie r C a r y o m e r e n ih re vo l l e S e l b s t ~ i n d i g k e i t als s o l c h e b e w a h r t ha t , dab s ich j e d e als Ganzes , mit Membran , mi t Z e l l s a f t (Enehylem) , mit a c h r o m a t i s c h e n Chro- m o s o m e n , in zwei g l e i ch grol3e T o c h t e r c a r y o m e r e n g e t e i l t ha t : es b e s t e h t in g e n a n n t e n H i n s i c h t e n e ine v o l l e K o n t i n u i t i i t z w i s c h e n den b e i d e n C a r y o m e r e n g e n e r a t i o n e n , . DieChromosomen, welchedurch die ganze Zeit der Teilung achromatisch waren, haben sich in den letzten Pha- sen der Teilung in ehromatische Gebilde umgewandelt. Im Ruhestadium, in welchem die Rekonstruktion der Kerne aus einzelnen Caryomeren nicht statt- findet, gewinnt das Protoplasma wieder seine alveol~ire Struktur.

Einige aufeinander folgende Kernteilungen in den ersten Phasen der em- bryonalen Entwieklung verlaufen nach dem oben beschriebenen Kernteilungs- typus, allerdings mit gewissen Modifikationen: ~>Mir ICi ieks icht darauf , dal3 h ie r j e d e C a r y o m e r e , d.h. j e d e r e i nem C h r o m o s o m e n t s p r e e h e n d e T e i l k e r n , s ich n o r m a l u n d r ege lm~Big s e l b s t ~ n d i g m i t o t i s c h t e i l t , e ine E r s c h e i n u n g , d ie s o n s t n i e b e o b a c h t e t se in d i i r f t e , - - b e z e i c h - net der Verf. diesen Teilungstypus als ~Merokinesis , , .

In den kleinen Blastomeren verl~uft die Teilung versehieden. Die Kerne sind in diesen kleinen Zellen einheitlich, was durch u einzelner Caryomeren in ein einheitliches Kerngebilde zustande kommt. Der Kern liegt im Centrum des grob-alveohiren Protoplasmas. In jedem Kern sind zwei, zu- racist anniihernd gleich grol~e, kuglige Chromatinanh~ufungen wahrnehmbar.

Am Anfang der Mitose verl~ngert sich die Zelle. Im Zellkern sammelt sieh die ehromatisehe Substanz in einer, sodann in zwei Kugeln zusammen; die Chromosomen, welehe in der nnmittelbaren N~he tier Chromatinkugeln zuerst im achromatisehen Zustande erseheinen, werden spi~ter chromatiseh, da die ge- nannte Substanz aus den Kugeln in die Chromosomen iibergeht. Endlich ver- sehwinden die Kugeln vollkommen und das gesamte Chromatin is~ in den Chromosomen enthalten. Der weitere Verlauf unterseheidet sich im wesent- lichen nieht yon der gew(ihnliehen Mitose; nur finden dort einige Vorgiinge start, welehe an die Chromatindiminution gewisserma~3en erinnern, welehe z. B. yon K. BO~EWE bei Asearis lumbrieoides besehrieben worden sind.

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Der Verf. erw~hnt ferner in seiner Arbeit die F~ille~ wo in den mittel- grol3en Blastomeren eine Kombination yon zwei Typen der Kernteilung zu beobachten ist.

Im allgemeinen Toil seiner Arbeit diskntiert zuerst REUT~R die Stellung, die er auf Grand seiner Beobachtungen zu der Theorie der Chromosomen- Individualit~t einnimmt and ftigr in einera besonderen Kapitel einige Bemer- kungen fiber die Natur der Chromosomen and der ehromatischen Substanz hinzu. bTach seiner Beurteilung b e w e i s t s e ine B e o b a e h t u n g d i r e k t e ine Dis- k o n t i n u i t i i t der c h r o m a t i s c h f : , i rbbaren Subs tanz . Er is~ in dieser t~Iinsicht der Meinuug, ,daI3 der Schwerpunkt der Kontinuit~tsfrage yon der Chromatinsubstanz auf alas aehromatische Substrat riiekverlegt werden mui3,.

Die Verfolgung der Gonomeren, weiche von beiden Geschlechtselementen herstammen, bildet fiir RENTER den Grund zu der Behauptung, dat3 sich die viiterlichen und mfitterlichen Kernhiilften durch eine ausgesproeh(~ne Autonomie auszeichnen.

Im letzten Kapitel spricht der Verf. die Hypothese fiber die phyletisehe Stufe der Merokiaesis in der Entwicklung tier Kernteilungsarten aus. Solche A_ul3erungen sind selbstverst~indlich blol3 als persiinliehe Ansichten der Autoren anzusehen und kiinnen hie den Weft einer wissenschaftlichen Tatsaehe errei- chen. Den hypothetisehen Charakter dieser Angaben betont sonst auch tier Verf. selbst. Die Amitose ist nach REUTER die primitivste Kernteilung, da es bei ihr zu einer Durehschntirung der Keramembran kommt, sodann sollte sich die Merokinesis entwickeln, bei welcher sich die Chromosomen bei der intakten Kernmembran teilen, eine weitere phyletiscbe Stufe bilden die FSlle, in denen die Chromosomen in der Anaphase vorfibergehend selbstiindige Teilbhtschen bilden, und eudlich der Teilungsmodus, bei welchem der gonomere Zustand nicht mehr zu bemerken ist.

Die Arbeit yon E. REUTER verdient aueh ffir die entwicklungsmechanische Literatur Beachtung: es wird hier ein Kernteilungstypus besehrieben, weleher bei dem Beobaehtungsobjekt REUTERS besti~ndig vorkommt ned welcher nach den neuesten Beobachtungen der Autoren (H~r~BST, SCmLLER, BALTZE~) kiinst- lich hervorgerufen werden kann. Besonders in der neuesten Arbeit -con BALTZER ist der gonomere Zustand des Kerns Each vollzogener Bastardierung nach der Mitose bedeutend verl~tngert, obwohl er im Ruhestadium nicht wahrnehmbar ist. Auch dutch kiinstliehe Eingriffe kann dieselbe Erscheinung hervorgerufen

werden'. E. {~odlewski jun. (Krakau).

J. LOEB, [Jber den Einflul~ der Konzent ra t ion der Hydroxy l ioncn in

einer Chlornat r iumlSsung au f die relat ive entgif tende W i r k u n g yon

Ka l ium und Calcium. Biochcm. Zeitschr. Bd. 28. 1910.

Aus den frtiheren Arbeiten yon J. L o ~ , deren Ergebnisse mehrmals be- st~itigt worden sind, ist bekannt, dal3 Calcium und Kalium allgemein die Gift- wirkung einer Cblornatriumtiisung hemraen. Der Verf. hat sich fiir seine ktinf- tigen Forschungen die Aufgabe gestellt, in den Mechanismus dieser Entgiftungs- vorg~inge tiefer einzudringen. In der vorliegenden Arbeit handelt es sich also bei dem EntgiftungsprozeB haupts~ichlieh um die Rolle yon Kalium und Calcium. Die Versuehe wurden an Strongylocentrotus-Eiern durchgeffihrt.

Die Eier warden in die m/2 NaC1-L(isung gebracht, welche bekanntlieb