Upload
nives-mestrovic
View
242
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Seit einiger Zeit dürfen einmal in derWoche die Dorfkinder zu ihr aufsSchloss kommen. Sie wirft ihnen dannKonfekt und kleineKuchen zuund freutsich,wenn sich dieKinder auf die Süßig-keiten stürzen.Es geht dasGerücht, dass diePrinzes-
sin sonst meist nicht so froh sein soll.Eine Ahldenerin, die gelegentlich in derSchlossküche aushilft, hat erzählt, dasssich die hochwohlgeborene Dame jedenTag betrinkt, damit sie ihren großenKummer vergisst. Kummer? Darüberkann man wieder nur einfach lachen.Fast alle im Dorf würden liebend gernmit ihr tauschen. Denn die Prinzessinträgt die feinsten Kleider, die man sichdenken kann, hat jeden Tag eine anderePerücke auf, duftet nach den herrlichs-ten Parfüms der Welt und bekommt zuessen und zu trinken, wovon Normal-sterbliche nur träumen können. Aberder Pastor sagt, dass sie nicht zu benei-den ist. „Sie ist eine Verstoßene“, sagtder Dorfgeistliche. „Ihr Mann will sienicht mehr sehen. Nie mehr in ihremLeben darf sie ins große Schloss nachHannover zurück, nicht einmal nachCelle lässt man sie mehr, in den Palastihrer Eltern. Mit keinem von all denhochwohlgeborenen Leuten darf siemehr reden. Nicht mal ihre Kinder lässt
man zu ihr. Nur ihreMutter darf sie be-suchen kommen, wenn es die hohenHerren erlauben.“So ist es auch in diesen Sommertagen.
Die Celler Herzogin Eleonore d’Ol-breuse ist amTag zuvornachAhldenge-kommen, um ihre Tochter einmal wie-der aufzumuntern.Und sie hat spannen-deNeuigkeiten imGepäck. „Es ist etwasim Gange“, hat sie Sophie Dorotheaschon gleich beim Abendessen zuge-raunt. Die Einzelheiten hat sie erst er-zählt, als sie nach demEssenmit SophieDorothea allein war.„Die Sachsen sind über die Grenze
gekommen, zusammen mit ihren däni-schen Verbündeten. Sie sollen schlimmgewütet haben, ganze Dörfer, wird er-zählt, haben sie niedergebrannt. UnsereLeute haben sie erst einmal hinter dieGrenze zurückgedrängt. Aber die Ge-fahr ist damit noch längst nicht vorü-ber.“Sophie Dorothea hörte ihrer Mutter
gebannt zu. Die Berichte von den Ver-wüstungen schockierten sie. Aber dawar auch etwas anderes – etwas, das ihrHoffnungmachte.Denn siewusste, dassder Kurfürst der Sachsen, August der
Starke genannt, ein Freund ihres Liebs-ten gewesenwar.Undobendreinwar dieSchwester ihres Liebsten, Marie Auroravon Königsmarck, lange Zeit die Mä-tresse des Kurfürsten in Sachsen. Diebeiden haben sogar ein gemeinsamesKind. Es ist auf den Namen Moritz ge-tauft worden.Immer wieder hat Marie Aurora, der
märchenhafte Schönheit nachgesagtwird, sich beim hannoverschen Hofnach dem Schicksal ihres verschollenenBruders erkundigt. Ihr Geliebter, Au-gust der Starke, hatte dieHannoveranergedrängt, Königsmarck herauszugebenoder zumindest die Wahrheit über seinVerschwinden zu sagen. Immer aberwa-ren nur Ausflüchte gekommen, die höf-liche, aber bestimmte Mitteilung, dassman nichts Näheres wisse.Doch der Sachsenfürst hatte andere
Informationen, drängte weiter. Schließ-lichhatteAugust seinenFreundKönigs-marck kurz vor dessen VerschwindenzumGeneralmajor ernannt.„Und jetzt haben sie Angst, dass er sie
mit Gewalt zum Reden zwingen will.Dass er sich rächt. Und ...“Die Herzogin musste erst noch einen
Schluck Wein trinken, um in Worte zufassen, was ihr fast das Herz sprengte:„Und dass er dich befreit.“
„Mich befreit?“
Die Herzogin nahm ihre Tochter inden Arm. Tränen liefen über ihreWan-gen. „Ja, davor haben sie Angst. Und dasSchöne ist, deswegenwollen sie dichhierrausholen und in Sicherheit bringen.“„In Sicherheit? Wo?“ Sophie Doro-
thea war verwirrt, eine Art Schwindelüberkam sie. Alles schien sich plötzlichzu drehen.„Dein Vater möchte dich am liebsten
nach Celle holen. Leider nicht auf Dau-er, sondern nur solange die Gefahr“, siezog das Wort mit einem Ausdruck desWiderwillens in die Länge, „andauert.Aber das ist natürlich eine großartigeChance, und wir werden sie nutzen,mein Kind.“SophieDorotheawarsprachlos,konn-
te kaum glauben, was sie da hörte. Dochsie wusste, dass ihre Mutter über vor-zügliche Informationsquellen verfügte.James Cresset, der englische Gesandtean den Welfenhöfen in Celle und Han-nover, warmit EleonoresCousine Loui-
se-Marie de la Motte-Fouqué verheira-tet und hielt die Celler Herzogin stetsauf demLaufenden – auch über dieAffä-re Königsmarck. Über seinen KollegenGeorge Stepney, der als britischer Ge-sandter amHof in Dresden akkreditiertwar, hatte der Diplomat erfahren, dassbezahlte Mörder Königsmarck getötethatten – gedungen und bezahlt vomhannoverschen Kurfürsten persönlich.Es war unglaublich.Sophie Dorothea war wie gelähmt ge-
wesen, als ihre Mutter das erste Mal da-von gesprochen hatte. Die Einzelheitenwaren ungeheuerlich. Ein italienischerGraf namens Don Nicoló Montalban,der am hannoverschen Hof gelebt hatte,sollte den tödlichen Stich geführt habenunddafür fürstlichentlohntwordensein.15 000 Taler habe man dem Mann alsBlutlohngezahlt, der sich alsMönchaus-gab, Operetten schrieb und die Damendes Hofes als Kavalier auf ihren Reisenbegleitete, hieß es. 15 000 Taler! KurzeZeit später war derGraf in seine italieni-sche Heimatstadt Mantua zurückge-kehrt und verschwunden. Spurlos!
Ein König aus HannoverVon HeinricH THies
Fortsetzung folgt
„Ein König aus Hannover“von Heinrich Thies,
© MatrixMedia Verlag,Göttingen, 2011
9. Fortsetzung
„Muttertier @n Rabenmut-ter“ heißt dasWerk, aus demSonja Liebsch und NivesMestrovic am Freitagabendin der Peiner BuchhandlungGillmeister lasen. 25 Besu-cher lauschten den witzigenund spannenden Episoden.
Peine. Mit leichter Verspätungtrudelten die AutorinnenLiebsch und Mestrovic in derBuchhandlung ein. DerGrund: Ihr Zug hatte Peinenicht pünktlich erreicht. Dochdas tat der von Anfang an hu-morvollen Stimmung keinenAbbruch. „Ich bin gespannt,welche Neuzüchtung ausMut-tertier und Rabenmutter diebeiden heute entstehen lassen“,scherzte Hubertus Gillmeisterzur Begrüßung.Passend zum Buchtitel tru-
gen die Autorinnen T-Shirtsmit der Aufschrift „Mutter-tier“ sowie „Rabenmutter“ aufBrust und Rücken. „Nein, dasist kein autobiografischer Ro-man, auch wenn es viele Anlei-hen an unser eigenes Lebengibt“, sagte Liebsch.Gemeinsam mit Mestrovic
las sie dann witzige und span-nende Passagen aus dem Buch,
das eine gelungene Mischungaus E-Mails zwischen zweiFreundinnen, Internet-Blog-Beiträgen und kurzen in Ich-Form erzählten Kapiteln ist.Die zitierten Passagen wa-
ren urkomisch: Somusste etwaProtagonistin und MuttertierMaxi eine Wrestling-Ge-burtstagsparty für den reni-tenten Sohn einer überkandi-delten Schicki-Micki-Mutterorganisieren. Ein verzweifelterVersuch, sich selbstständig zumachen, nachdem ihr ehema-liger Personalchef sie als zwei-fache Mutter nicht weiter be-schäftigen will.Freundin Hanna kämpft als
alleinerziehende Rabenmutterum ihre Existenz, nachdemder Lebensgefährte gestorbenist und sie in finanzielle Notgerät. Auch wenn die Themenmanchmal bitterernst und oftsogar sehr traurig sind, schaf-fen es die Autorinnen, ihreGäste immer wieder zum La-chen zu bringen.Die Autorinnen stellten ein
gelungenes Buch über die Ver-einbarkeit von Beruf und Fa-milie vor, die zwar immer wie-der beschworen, aber sehr sel-ten tatsächlich gelebt wird. nic
Lesung mit „Muttertier“ und „Rabenmutter“Buchhandlung Gillmeister: Sonja Liebsch und Nives Mestrovic stellte ihr Buch in Peine vor
„Muttertier @n Rabenmutter“: Sonja Liesch (links) und nives Mestrovic bei der Lesung in der Buch-handlung Gillmeister in Peine. nic
Der Ende 2011 verstorbeneehemalige Ortsbürgermeis-ter Schmedenstedts, Wer-ner Heuer, wurde am Sonn-abend mit einer Gedenkta-fel geehrt. Vertreter derVereine und Ortsbürger-meister Andreas Meierweihten die an einem Find-ling an der Zisterne am Süd-ring angebrachte Tafel ein.
SchMedenStedt. „Bei einemKönigsfrühstück richteteWernerHeuer den Ausspruch:Wir geben nicht eher Ruhe bisdie Ortsdurchfahrt saniertoder die Pisser schiffbar ge-macht ist an den Vertreter derStadt Peine“, blickte Meier zu-rück. Nun sei nach anderthalbJahren Bauzeit zumindest daserste Ziel Heuers erreicht. Aufdie Schiffbarmachung der Pis-serwerdemanwohl auch künf-tig verzichten müssen. AlsDank für sein großes Engage-
ment sollte Heuer den in eineTafel gravierten Spruch beider diesjährigen Männerfast-nacht erhalten. „Leider ist esdazu zu unserem großen Be-dauern nichtmehr gekommen,weil er gestorben ist“, erinner-te Meier.Nun ziert die Tafel den gro-
ßen Findling, auch dank einerschnellen Genehmigung derStadt Peine, die die Eigentü-merin der Zisterne und derFindlinge ist.„Wir gedenken mit dieser
Tafel aber nicht nur WernerHeuer, sondern allen Frauenund Männern, die sich für un-sere Belange mit Herz undHand einsetzen und für unserDorf kämpfen und gekämpfthaben“, bekräftigte Meier.Man setze so ein Zeichen,
dass es sich lohnt, beharrlichzu sein, niemals aufzugebenund gemeinsam an seinemZielfestzuhalten. nic
Schmedenstedt: Gedenktafel für Werner HeuerVerstorbener ehemaliger Bürgermeister trieb mit viel Kraft den Ausbau der Ortsdurchfahrt voran
Gedenktafel: Am Sonnabend erinnerten die Schmedenstedter an Werner heuer. nic
Peine. Mit sozialen Netzwer-ken im Internet beschäftigensich die Frauen der Frauen-Union und Interessierten amMittwoch ab 19 Uhr in derPeiner CDU-Geschäftsstellean der Freiligrathstraße 4.Dabei soll vermittelt wer-
den, wie man über die Netz-werke Kontakte knüpft oderals Unternehmerin Umsätzesteigert. Es sollen aber auchGefahren und rechtliche Fra-gen angesprochen werden.Zu Gast ist Christine Sehle
von der Agentur Sturm undSehle. pif
CDU: Netzwerkeim Blickpunkt
vöhRuM. Einen Basar fürgebrauchte Baby- und Kin-derbekleidung für Frühjahrund Sommer veranstaltetder Förderverein der Kin-dertagesstätte Löwenzahnam Sonnabend, 17. März,von 9.30 bis 12.30 Uhr imDorfgemeinschaftshaus amHainwaldweg.Verkauft werden auch
Umstandsmoden undSpiel-zeug sowie „alles, was rollt“.Eine Umkleidemöglichkeitist vorhanden. mic
Baby-Basarin Vöhrum
Peine. Bei der Abteilungs-versammlung der Ambu-lanten Herzgruppe imMTV Vater Jahn Peinewählten 25 Mitglieder ih-ren neuen Vorstand.Im Amt bestätigt wurden
nebenHans-WilhelmBolte(Abteilungsleiter) und Dr.Hermann Mehlhorn (stell-vertretender Abteilungslei-ter) auch Jürgen Bremer(Kassenwart), Hans Ta-larczak (stellvertretenderKassenwart) und die Kas-senprüfer. In Franz Schrid-de wurde zudem ein neuerSchriftführer gefunden.Ab morgen findet der
Übungsbetrieb der Ambu-lanten Herzgruppe wiederin der Schloßberg-Turnhal-le statt. Diese ist mittler-weile wieder freigegeben,teilte Abteilungsleiter Boltemit. mg/mic
Herzgruppewählte Bolte
MONTAG, 12. MÄRZ 201212 PEINEPEINER ALLGEMEINE ZEITUNG