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Methamphetamin / Legal Highs Substanzen, Entwicklungen und Hilfen von Bertram Wehner und Sandro Rösler - mudra Drogenhilfe Nürnberg

Methamphetamin / Legal Highs - kbs-bayern.de€¦ · Die auszehrende Wirkung von Methamphetamin ... • Kaum gelungen, dafür Synthese vieler Substanzen • 90er Jahre: Entdeckung

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Methamphetamin / Legal Highs

Substanzen, Entwicklungen und Hilfen

von Bertram Wehner und Sandro Rösler - mudra Drogenhilfe Nürnberg

Ablauf:

1) Grundlagen

2) Methamphetamin – Substanz und Risikopotential

3) Legal Highs / RC´s – Neuartige Produkte auf dem

Drogenmarkt

4) Hilfsmöglichkeiten für KonsumentInnen

Grundlagen

1. Grundlagen

Halluzinogene Das Bewusstsein öffnende

Sedativa beruhigend

Stimulanzien aufputschend

Entaktogene Emotional öffnend Crystal

Kokain

Speed

Nikotin

Koffein

Alkohol

Benzos

Opium

Heroin

Pilze Meskalin LSD

MDMA

MDA

? Psychodelisch und

erregungssenkend

Cannabis

Methamphetamin – Die Substanz

Methamphetamin – Die Substanz

Methamphetamin ist ein (halb)synthetisches Stimulans auf

Amphetaminbasis.

Szenennamen: Crystal, Kristall, C, Meth

Methamphetamin – Die Substanz

Methamphetamin – Die Substanz

Preise auf dem Schwarzmarkt:

Cheb / Tschechei: 15 – 25 € / g

Hof / Oberfranken: 60 – 80 € / g

Nürnberg / Mittelfranken: 80 – 120 € / g

Methamphetamin – Die Substanz

Konsumform Vorgang Wirkungseintritt

Nasal Meth wird zerhackt und durch

ein Röhrchen „gesnieft“

3- 10 Minuten

Oral Meth wird zerhackt und i.d.R. in

ein Zigarettenpapier gewickelt

geschluckt („Bömbchen“)

30 – 40 Minuten

Rauchen Meth wird erhitzt und z.B. in

einer Glaspfeife geraucht

Sehr schneller

Wirkungseintritt

i.v. Meth wird in Wasser aufgelöst

und injiziert

Innerhalb weniger

Sekunden („Rush“)

Methamphetamin – Die Substanz

Amphetamin Methamphetamin

Szenenamen Speed, Pep, Amph,

Schnelles

Crystal, C, Meth, Kristall

Chemische Struktur

Wirkungsdauer 4-6 Stunden Bis zu 24 Stunden

Intensität Methamphetamin führt zu einer etwa 5x höheren

Ausschüttung von Dopamin

Konsumform Methamphetamin ist im Gegensatz zu Amphetamin

rauchbar

Methamphetamin – Die Wirkungen

Methamphetamin – Die Wirkungen

Methamphetaminkonsum setzt auf körperlicher Ebene im Wesentlichen die

gleichen Prozesse in Gang, wie in „natürlichen“ Stress- und

Gefahrensituationen („fight-fright-flight“).

.

Methamphetamin – Die Wirkungen

Alle „überlebenswichtigen“ Funktionen werden hochgefahren:

• Anstieg von Herzfrequenz, Blutdruck und Körpertemperatur

• Motorische Unruhe / Gesteigerte körperliche Aktivität (Drang nach

monotonen Tätigkeiten)

• Gesteigerte Libido

• Gesteigerte Aufmerksamkeit / Wachheit

• Gedankenbeschleunigung

.

Methamphetamin – Die Wirkungen

Nicht „akut“ überlebenswichtige Funktionen werden heruntergefahren:

• Vermindertes Schlafbedürfnis

• Abnahme von Hunger und Durst

.

Methamphetamin – Die Wirkungen

Aufgrund des Überangebots an Dopamin stellen sich weitere psychische

Wirkungen ein:

• Euphorie

• Erhöhtes Selbstbewusstsein

• Erhöhter Rede / Mitteilungsdrang

• Eingeschränkte Selbstkritik führt häufig zu einer unrealistischen

Selbsteinschätzung

.

Methamphetamin

Die Nebenwirkungen

Methamphetamin – Nebenwirkungen

Der Come Down

• depressive Verstimmung

• starke Müdigkeit, Erschöpfungs- und Katerstimmung

• Schlafstörungen

• Lethargie, Antriebs- und Interessenverlust

• kognitive Beeinträchtigungen

.

Methamphetamin – Nebenwirkungen

Die Überdosis

• Blutdruckabfall

• Herzversagen / Herzrythmusstörungen

• Hirnblutungen / Schlaganfall

• Erhöhte Körpertemperatur / Hitzestau

Eher selten bei erfahrenen Usern wegen aufgebauter Toleranz

.

Methamphetamin – Nebenwirkungen

Die Amphetaminpsychose

Beim Zusammentreffen ungünstiger Faktoren (z.B. hohe Dosierung, Schlafmangel)

kann es zu einer psychotischen Symptomatik kommen.

• Ähnlichkeiten zur paranoiden Schizophrenie

• oft jedoch auch begleitet von optischen, akustischen und taktilen

Halluzinationen (z.B. Ameisenlaufen)

Sehr oft Rückbildung der Symptomatik nach einigen Tagen der

Abstinenz.

.

Methamphetamin

Die langfristigen Folgen

Methamphetamin – Langfristige Folgen

Die auszehrende Wirkung von Methamphetamin

• Schwächung der Abwehrkräfte

• Zahnprobleme

• Hautunreinheiten (Speedpickel)

• Schädigung der Nasenschleimhäute

• Schädigung des Fötus bei Konsum während der Schwangerschaft

.

Methamphetamin – Langfristige Folgen

Neurotoxizität

Keine eindeutigen Erkenntnisse über langfristige, irreparable Schäden.

Aber:

• kognitive Probleme und Gedächtnisstörungen

• Konzentrationsprobleme

• Unfähigkeit sich an wichtige Aufgaben / Termine zu erinnern

(Alltagsorganisation)

Rückbildung der Symptome nach einiger Zeit der Abstinenz

.

Methamphetamin – Abhängigkeit

Methamphetamin ist als eine potentiell stark abhängig machende

Substanz einzuschätzen:

• Direkte Wirkung auf das Belohnungssystem ( Dopamin)

• Hohe Wirkintensität

• Schnelle Toleranzentwicklung ( oft auch mit Wechsel der Konsumform

verbunden)

• Weniger auffallende periphere Wirkungen (Pulsschlag, Blutdruck)

• Unangenehmer Come-Down

• Entzug

o Starkes Craving

o Emotionale Instabilität

o Depression

o Anhedonie

• Funktionalität der Droge im Alltag

.

Methamphetamin – Abhängigkeit

“Meth can be used as a tool”

• Meth als Werkzeug für Leistungsfähigkeit

• Meth als Werkzeug um dem Schönheitsideal zu entsprechen

( „C-Diät“)

• Meth als Werkzeug zur Stimmungsregulation

Methamphetamin – Abhängigkeit

(Meth)amphetamin entspricht wie nur wenige andere Drogen dem

aktuellen Zeitgeist in 2012

Und jetzt ist Platz für Fragen!

„Legal Highs“ / „Research Chemicals“

Neuartige Produkte auf dem Drogenmarkt

Legal Highs / Research Chemicals

Geschichtlicher Abriss

• Seit ca. 1900 synthetisierten Wissenschaftler Derivate

bekannter Drogen (Alexander Shulgin)

• Ziel: Isolation bestimmter Wirkkomponenten (meist zu

medizinischen Zwecken)

• Kaum gelungen, dafür Synthese vieler Substanzen

• 90er Jahre: Entdeckung d. Cannabinoidrezeptors. Damit

Möglichkeit, chem. Strukturen zu „designen“, die an

Rezeptortaschen passen.

• Erfinden z.B. der JWH-Substanzen

Legal Highs / Research Chemicals

Definition & Charakteristika

• synthetische Substanzen mit psychoaktiven Eigenschaften, die

größtenteils (noch) nicht im BtmG aufgeführt sind

• Vermarktung als legaler Ersatz für bekannte illegale Drogen

• Herkunft: medizinisch-pharmakologische Forschung

• Vertrieb über Internet- oder Head Shops unter Angabe falscher

Verwendungszwecke: Räucherware, Pflanzendünger,

Badesalze...

• mangelhafte Inhaltsangaben: tatsächliche Inhaltsstoffe werden

meist verschwiegen

• unbekanntes Risikopotential: bisher kaum wissenschaftliche

Erkenntnisse zu gesundheitlichen Gefahren, Suchtpotential,

Langzeitfolgen....

Klassifikation / Markt- und Konsumformen

angeboten als Kräutermischung, Räucher-

ware, Raumluftverbesserer

Badesalz,

Reinigungsmittel

Pflanzendünger,

„Herbals“

Aussehen getrocknete Kräuter weißes Pulver Kapseln,

Tabletten

Konsumform Rauchen (Trinken) Schnupfen Schlucken

Wirkung assoziiert mit Cannabis assoziiert mit

Kokain, Speed

assoziiert mit

Ecstasy

Wirkstoffe synthetische Cannabinoide

(Tramadol-Derivat)

synthetische

Cathinon- oder

Kokainderivate

Piperazine,

synth. Meskalin-

derivate

Produktnamen

„Jamaican Gold“; „Monkeys

Go Banana 2“; „Bonzai

Winter Boost“, usw.

„Charge+“; „jungle

dust“; „freedom“;

„Explosion“ …

„Space-E“;

„Mitseez“;

„Groove-E“

Halluzinogene Das Bewusstsein öffnende

Sedativa beruhigend

Stimulanzien aufputschend

Entaktogene Emotional öffnend Crystal

Kokain

Speed

Nikotin

Koffein

Alkohol

Benzos

Opium

Heroin

Pilze Meskalin LSD

MDMA

MDA

? Psychodelisch und

erregungssenkend

Cannabis

„Jamaican Gold“;

„Monkeys Go Banana 2“;

Bonzai Winter Boost

„Charge+“; jungle dust“;

„freedom“; „Explosion“

mdpv

„Space-E“;

„Mitseez“;

„Groove-E“

„Krypton“;

Klassifikation / Markt- und Konsumformen

Klassifikation / Markt- und Konsumformen

Legal Highs / Research Chemicals

Risiken

• unkalkulierbare Gesundheitsgefahren, da bisher kaum wissenschaftliche Erkenntnisse zu Toxizität, Langzeitfolgen … (Konsumenten als „Versuchskaninchen“)

• unklare, variierende Zusammensetzungen: Was ist im Tütchen?

• Gefahr von Überdosierungen infolge schwankender Wirkstoff- konzentrationen

• massive Nebenwirkungen: Herz-Kreislaufstörungen, psychotische Zustände, Panikattacken (teilweise Todesangst), kognitive Störungen, Kopfschmerzen, Lähmungen...

• Entzugssymptomatik (Kräutermischungen): Magenkrämpfe, Sehstörungen, Frösteln

• starkes Craving (Badesalze)

Rechtliche Situation

• tatsächliche Inhaltsstoffe sind nur durch labortechnische Analysen zu ermitteln • nur wenige Research Chemicals unterliegen aktuell dem BtmG • bisher wurden 16 Wirkstoffe aus Kräutermischungen unterstellt (Juni 2012) • ca. 200 synthetische Cannabinoide mit ähnlichen Wirkeigenschaften sind aktuell bekannt bzw. wurden bereits in Kräutermischungen nachgewiesen • bei den „Badesalzen“ wurde mit der aktuellsten Änderung des BtMG eine ganze Reihe von Inhaltsstoffen illegalisiert (inkl. mdpv) • gezielte (Weiter)Entwicklung und Herstellung neuer Stoffe, um bestehende Gesetze zu umgehen („Katz und Maus Spiel“)

Rechtliche Situation

• Behörden versuchen den Handel mit RCs mit Hilfe des Arzneimittelgesetzes (AMG) zu unterbinden.

• „Arzneimittel sind Stoffe oder Zubereitungen aus Stoffen, die

(...) physiologische Funktionen durch eine pharmakologische

(...) Wirkung (...) beeinflussen“. AMG § 2 (1) Nr.2

• Herstellung und „in Verkehr bringen“ von Arzneimitteln ohne

Genehmigung sind verboten; allerdings nicht Besitz und

Konsum

• Außerdem: Bestreben der Bundesregierung, ganze Stoff-

gruppen ins BtmG aufzunehmen (

Gibt es spezielle Konsumentengruppen?

In der Beratungspraxis lassen sich zwei Konsumentengruppen

unterscheiden:

„Ausweicher“

Erfahrene Drogenkonsumenten, die wegen der fehlenden

Nachweisbarkeit auf Legal Highs-Produkte ausweichen

„Experimentierer“

Jugendliche, die aus Neugierde legale Rauschmittel ausprobieren

Und jetzt ist nochmal Platz für

Fragen!

Hilfsmöglichkeiten für

KonsumentInnen

Hilfsmöglichkeiten für KonsumentInnen

Beratung Behandlung

Prävention

Überlebens-hilfen

Überlebens-hilfen

andere Hilfen

• niedrigschwellige

Hilfen

• enterprise pdp

Hilfsmöglichkeiten für KonsumentInnen

Beratung Behandlung

andere Hilfen

• Kontakt- und

Beratungszentrum

• enterprise.büro

• alltagspraktische

Begleitung im BEW

(explorer)

• ambulante Therapie

(clean.ex)

• Entgiftung

(Nürnberg,

Erlangen, Ansbach)

• (spezifische)

stationäre Therapien

(Hochstadt, Salus

Klinik Castrop

Rauxel)

Hilfsmöglichkeiten für KonsumentInnen

Prävention

andere Hilfen

• mudra Kommu-

nikation & Inform-

ation

• Gruppenangebot

„Popej“

• internetbasierte

Prävention (drugcom,

mindzone)

• Partyprojekte

Hilfsmöglichkeiten für KonsumentInnen