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Pharmaforum Bereits nach einem Monat zeigt die sub- linguale Immuntherapie (SLIT) mit der 5-Gräser-Tablette Oralair® im Vergleich zu Placebo eine signifikant bessere Wir- kung. Der volle Therapieeffekt – mit einer Verbesserung um mehr als 30% im Vergleich zu Placebo – ist nach vier Mo- naten zu erwarten. Deshalb sollte die Therapie mit der 5-Gräser-Tablette mög- lichst vier Monate vor dem Pollenflug begonnen werden, damit die Patienten zu Saisonbeginn voll geschützt sind, erläuterte Prof. Dr. Randolf Brehler, Münster. Die Wirksamkeit der Sublingualtablette steigert sich im Verlauf einer Dreijahres- therapie: Der durchschnittliche, auf den Medikamentenverbrauch adjustierte Sym- ptomscore verbessert sich um 35 % gegen- über Placebo, so das Ergebnis einer neuen multizentrischen Phase-III-Studie. Nach- gewiesen ist zudem ein anhaltender Effekt nach Therapieende: Die Verumpatienten hatten im ersten behandlungsfreien Jahr während der Gräserpollensaison einen immer noch um 23 % besseren medika- mentenadjustierten Symptomscore als die Placebopatienten. Auch die Lebensquali- tät lag im ersten behandlungsfreien Jahr um 44 % höher. Durch die gute symptomatische und gleichzeitig über das Therapieende hi- naus reichende Wirksamkeit ist eine SLIT auch aus pharmakoökonomischer Sicht sinnvoll, meinte Prof. Dr. Matthias Augustin, Hamburg. Voraussetzung da- für sei aber eine gute Evidenzlage, denn nur die Behandlung mit einem wirk- samkeitsgeprüften SLIT-Präparat könne auch kostengünstig sein. Bei Berech- nungen zur Kosteneffektivität muss – wie bei der Beurteilung der Wirksam- keit – präparatespezifisch vorgegangen werden. So fallen bei der Verordnung von Oralair® über einen Dreijahreszeit- raum vergleichbare Kosten wie unter einer Standard-SIT an, die Evidenzlage jedoch ist für die 5-Gräser-Tablette bes- ser. Auch für den Arzt rechnet sich die SLIT als Therapieoption: Je nach Thera- pieschema kann das anteilige Honorar pro Patientenkontakt bei einer subkuta- nen Immuntherapie bei etwa 5,80 € lie- gen, bei einer Oralair®-Therapie dagegen aufgrund der weniger zeitaufwändigen Behandlung bei rund 20 €. Dr. Barbara Kreutzkamp Pressekonferenz „Mit Topspeed zu mehr Lebensqualität: Was Patienten von einer modernen SIT erwarten können“, Frankfurt am Main, 26. Oktober 2011. Veranstalter: Stallergenes 5-Gräser-Tablette – sowohl wirksam als auch wirtschaftlich E ine Kuhmilchproteinallergie tritt bei mindestens 2 bis 3 % aller Säuglinge auf, wird aber gemeinhin als transient betrachtet. Ältere Studiendaten bestä- tigten dies. So zeigte eine dänische Ko- hortenstudie ein vollständiges Abklin- gen der Allergie bei 56 % der Ein-, bei 77 % der Zwei- und bei 87 % der Drei- jährigen [Host A et al. Allergy 1990; 45: 587–96]. Prof. Dr. Bodo Niggemann, Kinder- allergologe aus Berlin, machte allerdings auf einen neuen Trend aufmerksam: Demnach scheint die Kuhmilchprotein- allergie heute oft auch länger zu persis- tieren. Dies lassen unter anderem die Ergebnisse einer Studie aus dem Jahr 2007 vermuten: Hier erreichten bis zum Alter von vier, acht, zwölf bzw. 16 Jahren nur 19, 42, 64 bzw. 79 % der Kinder mit IgE-vermittelter Kuhmilchproteinaller- gie eine Allergentoleranz. Prädiktive Faktoren für ein längeres Fortbestehen der Allergie waren hohe IgE-Spiegel und das Vorhandensein allergischer Atem- wegssymptome [Skripak JM et al. 2007. J Allergy Clin Immunol 120: 1172–7]. Um so wichtiger sei es, auch älteren Kin- dern eine therapeutische Ersatznahrung anbieten zu können, die ihren Bedürfnis- sen entspricht, erklärten die Referenten bei dem von Nutricia unterstützten Workshop. Dr. Anne Feydt-Schmidt, pädiatrische Gas- troenterologin in Hamburg, verwies auf die komplett nonallergene Aminosäure- Formula Neocate®: Sie ist den Varianten Neocate® infant (für Säuglinge), active und advance (ab ein Jahr) sowie junior (ab vier Jahre) verfügbar. Beide Experten riefen auch dazu auf, die „andere Seite der Medaille“, also Kin- der mit nicht IgE-vermittelter Kuhmilch- proteinallergie, die eher verzögerte aller- gische Reaktionen zeigen, nicht zu über- sehen: „Sie werden beim Bluttest nicht entdeckt und leiden oft ‚nur‘ unter unspe- zifischen Gastrointestinalsymptomen“, so Feydt-Schmidt. Würden sie aber diagnos- tiziert, profitierten sie ebenso von einer nonallergenen Formula. Simone Reisdorf Workshop „Licht ins Dunkel der Kuhmilchallergie“, Hamburg, 9. November 2011. Veranstalter: Nutricia Milchallergie wächst sich nicht immer aus Im Alter von drei Jahren hat sich die Milchallergie meist gelegt – davon zumindest ging man bisher aus. © Stephanie Frey / shutterstock.com Allergo J 2012; 21 (1) 76 Pharma News

Milchallergie wächst sich nicht immer aus

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Bereits nach einem Monat zeigt die sub­linguale Immuntherapie (SLIT) mit der 5­Gräser­Tablette Oralair® im Vergleich zu Placebo eine signifikant bessere Wir­kung. Der volle Therapieeffekt – mit einer Verbesserung um mehr als 30% im Vergleich zu Placebo – ist nach vier Mo­naten zu erwarten. Deshalb sollte die Therapie mit der 5­Gräser­Tablette mög­lichst vier Monate vor dem Pollenflug begonnen werden, damit die Patienten zu Saisonbeginn voll geschützt sind, erläuterte Prof. Dr. Randolf Brehler, Münster.

Die Wirksamkeit der Sublingualtablette steigert sich im Verlauf einer Dreijahres­therapie: Der durchschnittliche, auf den Medikamentenverbrauch adjustierte Sym­ptomscore verbessert sich um 35 % gegen­über Placebo, so das Ergebnis einer neuen

multizentrischen Phase­III­Studie. Nach­gewiesen ist zudem ein anhaltender Effekt nach Therapieende: Die Verumpatienten hatten im ersten behandlungsfreien Jahr während der Gräserpollensaison einen immer noch um 23 % besseren medika­mentenadjustierten Symptomscore als die Placebopatienten. Auch die Lebensquali­tät lag im ersten behandlungsfreien Jahr um 44 % höher.

Durch die gute symptomatische und gleichzeitig über das Therapieende hi­naus reichende Wirksamkeit ist eine SLIT auch aus pharmakoökonomischer Sicht sinnvoll, meinte Prof. Dr. Matthias Augustin, Hamburg. Voraussetzung da­für sei aber eine gute Evidenzlage, denn nur die Behandlung mit einem wirk­samkeitsgeprüften SLIT­Präparat könne auch kostengünstig sein. Bei Berech­

nungen zur Kosteneffektivität muss – wie bei der Beurteilung der Wirksam­keit – präparatespezifisch vorgegangen werden. So fallen bei der Verordnung von Oralair® über einen Dreijahreszeit­raum vergleichbare Kosten wie unter einer Standard­SIT an, die Evidenzlage jedoch ist für die 5­Gräser­Tablette bes­ser.

Auch für den Arzt rechnet sich die SLIT als Therapieoption: Je nach Thera­pieschema kann das anteilige Honorar pro Patientenkontakt bei einer subkuta­nen Immuntherapie bei etwa 5,80 € lie­gen, bei einer Oralair®­Therapie dagegen aufgrund der weniger zeitaufwändigen Behandlung bei rund 20 €.

Dr. Barbara Kreutzkamp

Pressekonferenz „Mit Topspeed zu mehr Lebensqualität: Was Patienten von einer modernen SIT erwarten können“, Frankfurt am Main, 26. Oktober 2011. Veranstalter: Stallergenes

5-Gräser-Tablette – sowohl wirksam als auch wirtschaftlich

E ine Kuhmilchproteinallergie tritt bei mindestens 2 bis 3 % aller Säuglinge

auf, wird aber gemeinhin als transient betrachtet. Ältere Studiendaten bestä­tigten dies. So zeigte eine dänische Ko­hortenstudie ein vollständiges Abklin­gen der Allergie bei 56 % der Ein­, bei 77 % der Zwei­ und bei 87 % der Drei­jährigen [Host A et al. Allergy 1990; 45: 587–96].

Prof. Dr. Bodo Niggemann, Kinder­allergologe aus Berlin, machte allerdings auf einen neuen Trend aufmerksam: Demnach scheint die Kuhmilchprotein­allergie heute oft auch länger zu persis­tieren. Dies lassen unter anderem die Ergebnisse einer Studie aus dem Jahr 2007 vermuten: Hier erreichten bis zum Alter von vier, acht, zwölf bzw. 16 Jahren nur 19, 42, 64 bzw. 79 % der Kinder mit IgE­vermittelter Kuhmilchproteinaller­gie eine Allergentoleranz. Prädiktive Faktoren für ein längeres Fortbestehen der Allergie waren hohe IgE­Spiegel und das Vorhandensein allergischer Atem­wegssymptome [Skripak JM et al. 2007. J Allergy Clin Immunol 120: 1172–7].

Um so wichtiger sei es, auch älteren Kin­dern eine therapeutische Ersatz nahrung anbieten zu können, die ihren Bedürfnis­sen entspricht, erklärten die Referenten bei dem von Nutricia unterstützten Workshop. Dr. Anne Feydt­Schmidt, pädiatrische Gas­troenterologin in Hamburg, verwies auf die komplett nonallergene Aminosäure­Formula Neo cate®: Sie ist den Varianten Neocate® infant (für Säuglinge), active und advance (ab ein Jahr) sowie junior (ab vier Jahre) verfügbar.

Beide Experten riefen auch dazu auf, die „andere Seite der Medaille“, also Kin­der mit nicht IgE­vermittelter Kuhmilch­proteinallergie, die eher verzögerte aller­gische Reaktionen zeigen, nicht zu über­sehen: „Sie werden beim Bluttest nicht entdeckt und leiden oft ‚nur‘ unter unspe­zifischen Gastrointestinalsymptomen“, so Feydt­Schmidt. Würden sie aber diagnos­tiziert, profitierten sie ebenso von einer nonallergenen Formula. Simone Reisdorf

Workshop „Licht ins Dunkel der Kuhmilch allergie“, Hamburg, 9. November 2011. Veranstalter: Nutricia

Milchallergie wächst sich nicht immer aus

Im Alter von drei Jahren hat sich die Milchallergie meist gelegt – davon zumindest ging man bisher aus.

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