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Mistelextrakte in allen Phasen der Brust- krebstherapie medizinisch indiziert Eine europäische Studie zum Gebrauch von komplementärer und alternativer Medizin (CAM) im Rahmen von Krebsbehandlungen beschreibt den typischen CAM-Patienten als weiblich, jung, höher gebildet und mit einem überdurchschnittlichen Einkommen. Aus diesem Grunde ist es auch nicht verwunderlich, dass Mistelextrakte unter den adjuvanten Maßnahmen in der Onkologie insbesondere bei Brustkrebspatien- tinnen seit mehreren Jahrzehnten in der Anwendungshäufigkeit eine Spitzenposition besitzen. Gerade in der jüngsten Vergangenheit wurde eine Vielzahl von Studien bei diesem Patientenklientel durchgeführt. Die positi ve Wirkung der Misteltherapie auf den Ver- lauf unterschiedlicher Krebs- erkrankungen konnte mittler- weile durch Studien - nahezu 1.100 Publikationen weltweit - bestätigt werden. Dennoch wird immer wieder die Frage sehr emotional diskutiert, ob Mistelprodukte erg ä nzend zur Chemotherapie gegeben werden dürfen. Klarer Benefit durch Einsatz der Mistelprodukte In einer aktuellen Pilotstu- die mit 95 Mammakarzinom- Patientinnen in den Erkran- kungsstadien I bis 111 wurde diese Frage näher untersucht. Die Studienergebnisse zeigten eine signifikante und klinisch relevante Verbesserung der Lebensqualität der Patientin- nen unter einer Standard-Chemothera- pie, wenn zusätzlich gegeben wird. Weiterhin kam es zu einer deutlichen Redu ktion der ehe- motherapiebedingten Nebenwirkungen. Leider vermuten Kritiker immer wie- der eine mögliche Interaktion des Mistel- ex traktes mit dem Chemotherapeu- tikum, wodurch die Wirksamkeit der konventionellen Therapie insgesamt reduziert werden könnte. Auch diese Vermutung konnte in einer Studie in den USA (Phase I) vom National Center for Complementary and Alternative Medi- cine (NCCAM) in Zusammenarbeit mit dem National Cancer Institute (NCI) für Gemcitabin unter anderem für Bru st- krebspatientinnen widerlegt werden. Das Chemotherapeuti kum Gemcitabin wurde durch die gleichzeitige Gabe von 18 /' nicht in seinerWirksamkeit beeinträchtigt. Im Gegenteil: die übli- che Dosis konnte bei guter Verträglich- keit um 30 Prozent gesteigert werden, was für die Möglichkeit einer höheren Effektivität der Chemotherapie spricht. Daneben konnte zusätzlich die Verträg- lichkeit der Chemotherapie gerade im Hinblick auf hämatologische Komplikati- onen (Neuropenien) verbessert werden. Und im Rahmen der Nachsorge? In einer epidemiologischen Kohorten - studie von Beuth et al. aus dem Jahr 2008 verbesserte die Mistelthera - pie mit unterschiedlichen Produkten die Gesamtbeschwerden von Mammakarzinom-Patientinnen nach der tumordestrukti ven Standardtherap ie (z. B. Operation, Chemo- und Strahlen- therapie) mehr als deutlich. Der Unter- schied verstärkte sich bis zum fünften Jahr der Nach- sorge und war ab dem zwei- ten Jahr statistisch signifi- kant. Nicht - onkologische Begleiterkrankungen und deren Behandlungen hat- ten keinen Einfluss auf Wirk- samkeit und Unbedenklich- keit der Misteltherapie. Misteltherapie als fester Bestandteil der Onkologie Experten sind sich heute darüber einig, dass die Mis- teltherapie die Schulmedi- zin hervorragend unterstüt- .!!l zen kann und aus diesem Grund begleitend einge- setzt werden sollte. Sie hat I sich als Begleitmedikation in der Krebstherapie eta- bliert. Ziel einer Mistel - therapie ist somit die Steigerung der Lebensqualität in allen Phasen einer Tumorerkrankung. Dabei werden das körpereigene Immunsystem und insge- samt die Selbstheilungskräfte der Pati- enten angeregt. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten aus dem onko- logischen Bereich sind ni c ht bekannt. Quellen: Beuth, J. el al., Mistelextrakt in der Nachsorge von Mamma- karzinompat ientinnen, EHK, 2008; 57: 1 49 - 153. Mansk y, P.l. el al.: NCCAM I N el phase I study 01 mi stle toe extrac t and gemcitabine in patients wi th advanced solid IlI- mors. J Clin Ooco128: 15S, 2010 (su ppl; abstr 2559). Molassiotis A. el al.: Use of complementary and attemativf! medicine in cancer pat i ents: a European survey. Ann Oncol. 2005;16(4): S. 655 - 63. Träger et al.: Onkologie 2010; 33 (Suppl. 2) S. 34. Journal für die Apotheke m 3·2015

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Mistelextrakte in allen Phasen der Brust-krebstherapie medizinisch indiziert Eine europäische Studie zum Gebrauch von komplementärer und alternativer Medizin (CAM) im Rahmen

von Krebsbehandlungen beschreibt den typischen CAM-Patienten als weiblich, jung, höher gebildet und

mit einem überdurchschnittlichen Einkommen. Aus diesem Grunde ist es auch nicht verwunderlich, dass

Mistelextrakte unter den adjuvanten Maßnahmen in der Onkologie insbesondere bei Brustkrebspatien-

tinnen seit mehreren Jahrzehnten in der Anwendungshäufigkeit eine Spitzenposition besitzen. Gerade in

der jüngsten Vergangenheit wurde eine Vielzahl von Studien bei diesem Patientenklientel durchgeführt.

Die positi ve Wirkung der Misteltherapie auf den Ver-lauf unterschiedli cher Krebs-erkrankungen konnte mittler-weile durch Studien - nahezu 1.100 Publikationen weltweit - bestätigt werden. Dennoch wird immer wieder die Frage sehr emotional diskutiert, ob Mistelprodukte ergänzend zur Chemotherapie gegeben werden dürfen.

Klarer Benefit durch Einsatz der Mistelprodukte

In einer aktuellen Pilotstu-die mit 95 Mammakarzinom-Patientinnen in den Erkran-kungsstadien I bis 111 wurde diese Frage näher untersucht. Die Studienergebnisse zeigten eine signifikante und klinisch relevante Verbesserung der Lebensqualität der Patientin-nen unter einer Standard-Chemothera-pie, wenn zusätzlich

gegeben wird. Weiterhin kam es zu einer deutlichen Reduktion der ehe-motherapiebedingten Nebenwirkungen.

Leider vermuten Kritiker immer wie-der eine mögliche Interaktion des Mistel-extraktes mit dem Chemotherapeu-tikum, wodurch die Wirksamkeit der konventionellen Therapie insgesamt reduziert werden könnte. Auch diese Vermutung konnte in einer Studie in den USA (Phase I) vom National Center for Complementary and Alternative Medi-cine (NCCAM) in Zusammenarbeit mit dem National Cancer Institute (NCI) für Gemcitabin unter anderem für Brust-krebspat ientinnen widerlegt werden. Das Chemotherapeuti kum Gemc itabin wurde durch die gleichzeitige Gabe von

18

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nicht in seinerWirksamkeit beeinträchtigt. Im Gegenteil: die übli-che Dosis konnte bei guter Verträglich-keit um 30 Prozent gesteigert werden, was für die Möglichkeit einer höheren Effektivität der Chemotherapie spricht. Daneben konnte zusätzlich die Verträg-lichkeit der Chemotherapie gerade im Hinblick auf hämatologische Komplikati-onen (Neuropenien) verbessert werden.

Und im Rahmen der Nachsorge? In einer epidemiologischen Kohorten-studie von Beuth et al. aus dem Jahr 2008 verbesserte die Mistelthera-pie mit unterschiedlichen Produkten die Gesamtbeschwerden von Mammakarzinom-Patientinnen nach der tumordestruktiven Standardtherap ie (z. B. Operation, Chemo- und Strahlen-therapie) mehr als deutlich. Der Unter-

schied verstärkte sich bis zum fünften Jahr der Nach-sorge und war ab dem zwei-ten Jahr statistisch signifi-kant. Nicht-onkologische Begleiterkrankungen und deren Behandlungen hat-ten keinen Einfluss auf Wirk-samkeit und Unbedenklich-keit der Misteltherapie.

Misteltherapie als fester Bestandteil

der Onkologie

Experten sind sich heute darüber einig, dass die Mis-teltherapie die Schulmedi-zin hervorragend unterstüt-

.!!l zen kann und aus diesem ~ Grund begleitend einge-.~ setzt werden sollte. Sie hat I • sich als Begleitmedikation ~ in der Krebstherapie eta-

bliert. Ziel einer Mistel -therapie ist somit die Steigerung der Lebensqualität in allen Phasen einer Tumorerkrankung. Dabei werden das körpereigene Immunsystem und insge-samt die Selbstheilungskräfte der Pati-enten angeregt. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten aus dem onko-logischen Bereich sind nicht bekannt.

Quellen: Beuth, J. el al., Mistelextrakt in der Nachsorge von Mamma-karzinompatientinnen, EHK, 2008; 57: 149 - 153. Mansky, P.l. el al.: NCCAM I Nel phase I study 01 mistletoe extract and gemcitabine in patients wi th advanced solid IlI-mors. J Clin Ooco128: 15S, 2010 (suppl; abstr 2559). Molassiotis A. el al.: Use of complementary and attemativf! medicine in cancer patients: a European survey. Ann Oncol. 2005;16(4): S. 655 - 63. Träger et al.: Onkologie 2010; 33 (Suppl. 2) S. 34.

Journal für die Apotheke m 3·2015