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  • Mit den Augen eines Tigers

    Martin Bkmann

    Eine Einfhrung in die Methode der Tiefenentspannung in Gruppen nach Milton H. Erickson

  • ber alle Rechte der deutschen Ausgabe verfgt Carl-Auer-Systeme Verlag und Verlagsbuchhandlung GmbH Heidelberg Fotomechanische Wiedergabe nur mit Genehmigung des Verlages Satz: Faul Richardson Umschlaggestaltung: WSP Design, Heidelberg unter Verwendung des Bildes Urwaldlandschaft mit untergehender Sonne" von Henri Rousseau (1907) Printed in Germany 1999 Druck und Bindung: Ksel Druck, Kempten

    Erste Auflage, 1999

    Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

    Bkmann, Martin: Mit den Augen eines Tigers: eine Einfhrung in die Methode der Tiefenentspannung in Gruppen nach Milton H. Erickson / Martin Bkmann - 1 . Aufl. - Heidelberg: Carl-Auer-Systeme Verl. und Verl.-Buchh., 1999

    (Reihe systemische und hypnotherapeutische Praxis) ISBN 3-89670-115-0

    Zu diesem Buch ist unter gleichem Titel eine CD mit zwei Tiefenentspannungen erschienen:

    Martin Bkmann Mit den Augen eines Tigers Zwei Tiefenentspannungen Der Weg des Sauerstoffs Mit den Augen eines Tigers Lnge: insgesamt 52 Min. ICD

    ISBN 3-89670-150-9

    it

  • Inholt

    Erstes Vorwort . . . 11 Zweites Vorwort. . . 12 Danksagung... 14

    1. Einleitung... 17

    Grundlagen... 17 Zur Entstehung des Konzeptes ... 20 Beispiel: Zukunftswerkstatt" ... 22 Was bringt diese Art der Gruppentiefenentspannung? ... 25 Indikation und Kontraindikation ... 26

    2. AHgemeine Prinzipien der Durchfhrung von Gruppentiefenentspannungen nach Milton H. Erickson ... 29

    Folgen und Fhren (pacing und leading)... 29 Das Verwenden einer besonderen Sprache ... 30 Ressourcenorientierung ... 32

    3. Techniken zurDurchfhrung von Tiefenentspannungen in der Gruppe... 34

    Tiefenentspannung durch Konzentration der Aufmerksamkeit... 34 Entspannende Metaphern... 34 Utilisationstechnik ... 35

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  • Lenkung der Aufmerksamkeit... 35 Yes set... 36

    Alternativen ... 36 Gegenstze ... 37

    Tiefenentspannung in der zeitlichen Dimension ... 37 So tun, als ob ... 38 Sen... 39 Satzbau ... 40

    Ansprechen der verschiedenen Sinne und Intensivierung der Trance ... 40 Stimme und Rhythmus ... 41 Metaphern ... 42

    4. Woran erkennt man die Tiefenentspannung?... 43

    5. Durchfhrung der Tiefenentspannung in der Gruppe... 45

    Rahmenbedingungen... 45 Einfhrung in die Tiefenentspannungsbung ... 46 Durchfhrung der Tiefenentspannungsbung ... 48 Vertiefung... 49

    Beenden der Entspannungsbung ... 50 Hinweise fr Anfnger der Gruppenleitung ... 51 ngste der Leiterin/des Leiters ... 51 Umgang mit Strungen ... 52 Unzufriedene und unruhige Patienten ... 53 Was Sie vermeiden sollten ... 54

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    6. Trancebeispiele fr Gruppentiefenentspannungen ... 55

    6.1 Trancen zur Krperentspannung ... 56 Auf der Wiese (Beispiel mit Kommentar)... 56 Der Weg des Sauerstoffs (Trance auf CD)... 64 Kugel ausdehnen ... 70 Verbindung mit Krperregionen aufnehmen ... 73 Armlevitation (Baustein)... 76 Pen dropping (Baustein)... 78 Garten und Strand (Doppelinduktion, mit Claudia Holt) ... 79

    6.2 Trancen zur Schmerztherapie ... 83 Baum beschallen... 83 Zeitlupe ... 85 Ebbe-Flut. . .87 Ansthesie ... 89 Wirbelsule putzen ... 92

    6.3 Trancen zum Mind-Body-Healing ... 98 Mit den Augen eines Tigers (Trance auf CD)... 98 Luftballon (Baustein)... 103 Garten aufrumen ... 105 Inselgeschichte ... 108 Entspannung im japanischen Garten ... 114

    6.4 Trancen zur Ressourcenaktivierung ... 117 Hinter dem Hgel... 118 Eigene Fhigkeiten entdecken ... 122 Wasserfall... 124 Laufen lernen ... 128 Schreiben lernen ... 131 Quellwasser trinken ... 134

    6.5 Trancen zur Zukunftsorientierung ... 137 Zukunftswerkstatt... 138 Reise in die Zukunft... 138 Kristallkugel (Baustein)... 142 Ein Haus bauen ... 144 Kinofilm... 147 Brcke ber einen Bach ... 152

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  • Vordruck fr die Ankndigung Ihrer Tiefenentspannungsgruppe ... 155

    Literatur- und Musikempfehlungen ... 156

    Literatur ... 156 Musik... 157

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    Erstes Vorwort

    Entspannungsgruppen sind in Krankenhusern und Rehabilita-tionseinrichtungen, aber auch im Rahmen vieler Fortbildungsver-anstaltungen ein fester und gefragter Bestandteil des Angebotes. Mit dem vorliegenden Buch gibt es nun endlich eine Einfhrung in die Tiefenentspannung in Gruppen nach Milton H. Erickson. Es fllt eine lange klaffende Lcke, indem es beschreibt und lehrt, wie man solche Tiefenentspannungen anleitet. Darber hinaus enthlt es 29 Beispiele, die man entweder wrtlich bernehmen oder von denen man sich zu eigenen Vorgaben anregen lassen kann.

    Der Autor dieses Buches ist als Soziologe ein Schler Niklas Luh-manns. Als Arzt ging Martin Bkmann durch eine langjhrige me-dizinisch-internistische Schule. Die Pioniere moderner Hypnose und Kurzzeittherapie zhlt er zu seinen Lehrern als Psychotherapeut Wer seine private Freude am intellektuellen Diskurs kennt, ist von der Verstndlichkeit des Textes angenehm berrascht. Die anschau-liche Einfachheit der Beispiele ldt zum Selbermachen und Weiter-entwickeln ein.

    Martin Bkmann arbeitet mit Beharrlichkeit und interdiszipli-nrer Kompetenz an seiner Vision einer Mind-Body-Clinic". Wie hilfreich und heilsam hypnotherapeutische, aber auch systemische Interaktionen zwischen Arzt und Patient in einer solchen Klinik sein knnen, zeigt seine tgliche Arbeit und seine beispielhafte Beschrei-bung (Bkmann 1992). Mit diesem Buch hat er seine Vision auf ei-nem weiteren Gebiet konkretisiert. Mit Hilfe des hier beschriebenen Handwerkszeuges kann Tiefenentspannung in der Gruppe zum Ort der Aktivierung von bewuten und unbewuten Selbstheilungs-krften und der inneren Neuorganisation werden.

    Hamburg und Kriftel bei Frankfurt, November 1998 Dr. phil. Manfred Prior, Diplompsychologe,

    Ausbilder in klinischer Hypnose nach Milton H. Erickson

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  • Zweites Vorwort

    Was Sie schon immer ber Tiefenentspannung wissen wollten, aber nie zu fragen wagten - dieses Buch bringt die Antworten, indem es das Verfahren der Gruppentrance klar vorstellt und deutlich illu-striert, wie man/frau es in die Praxis umsetzen kann.

    Fr Anfnger im Umgang mit Entspannungsgruppen wie fr Fortgeschrittene bietet der Theorieteil Klrung der wichtigsten Grundlagen im Umgang mit Patienten und erlutert zahlreiche in-teressante Techniken, die den meisten Physio- und Ergotherapeuten sowie Logopden vermutlich neu erscheinen. Da diese Techniken gut in die Praxis bertragen werden knnen, ist ein groer Verdienst des Verfassers, dessen Buch man anmerkt, da viel praktische Er-fahrung eingeflossen ist. So wird fast jedes Problem - vom Schnar-chen eines Gruppenteilnehmers bis zur eigenen Unsicherheit des Gruppenleiters - thematisiert und gewinnbringend aufgelst.

    Martin Bkmann gelingt es herauszustellen, welche Mglich-keiten die Tiefenentspannung bietet und in welcher Hinsicht sie sich von anderen Entspannungsverfahren unterscheidet.

    Viele Aussagen meiner Schler/innen, die diese Methode in verschiedenen Lehrgngen der Physiotherapieschule kennenlern-ten, bezogen sich auf die Tiefe der Entspannung und die Intensitt ihrer Sinneseindrcke whrend der Gruppentrance und unterstrei-chen die Besonderheit dieser Methode gegenber klassischen Ent-spannungsverfahren, wie dem autogenen Training oder der progres-siven Muskelentspannung.

    Des weiteren gibt der Autor im Praxisteil eine beeindruckende Flle von Beispielen fr Gruppensitzungen, die er ungewhnlich konkret darstellt. Den Einsatz neuer Medien durch eine CD mit Text-beispielen halte ich fr pdagogisch besonders wertvoll, da ber die Ansprache verschiedener Sinne das Lernen deutlich erleichtert

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    wird. Zudem ergibt sich hierdurch ein erleichterter Zugang zur ei-genen Erfahrung mit der Methode.

    Obwohl dieses Buch sich in erster Linie mit Tiefenentspannung in Gruppen beschftigt und sich daher vor allem an Therapeuten, Lehrkrfte und Auszubildende richtet, die in diesem Bereich arbei-ten, knnte ich mir einen breiteren Einsatz, z. B. in der Einzeltherapie bei neurologischen oder orthopdischen Schmerzpatienten, gut vor-stellen.

    Da die Lektre dieser Arbeit viele andere, genau wie mich, neugierig macht und ihnen Lust zum Ausprobieren gibt, wnsche ich diesem Buch und seinen Lesern.

    Hamburg, im November 1998 Margaret Frisch

    Lehrkraft fr Physiotherapie/Physiotherapeutin

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  • Danksagung

    Ich freue mich, vielen Helfern am Zustandekommen dieses Bu-ches und der CD danken zu knnen. Mein Dank geht zunchst an Manfred Prior, der mich zum Verfassen des Buches ermuntert und durch zahlreiche Anregungen untersttzt hat.

    Ihm und Ortwin Mei verdanke ich meine Grundausbildung in Hypnose nach Milton H. Erickson. Zu meinen weiteren Ausbil-dern, ohne deren Ideen dieses Buch undenkbar wre, zhle ich insbesondere David B. Cheek, der leider 1996 verstarb, Jeanne Achterberg, David Gordon, Carol Lankton, Ernest L. Rossi, Gn-ther Schmidt (Heidelberg), O. Carl Simonton, Bernhard Trenkle und Jeffrey K. Zeig. Zahlreiche Anregungen bekam ich von mei-ner Supervisionsgruppe der Milton-H.-Erickson-Regionalstelle Hamburg e.V., insbesondere von Hildegard Klippstein.

    Mein Dank geht auch an die Physiotherapeuten der Abteilung fr Naturheilverfahren, Physikalische und Rehabilitative Medizin des Klinikums Nord - Ochsenzoll und Heidberg, insbesondere an Claudia Holt fr die gute Zusammenarbeit bei der Durchfhrung der regelmig angebotenen Gruppentiefenentspannung, sowie an Helmut Brinkmann, Chefarzt der oben genannten Abteilung, fr die Untersttzung zur Durchfhrung der Entspannungs-therapie.

    Weiterhin bedanke ich mich bei Christoph Thaler fr die enor-me Geduld bei der CD-Aufnahme.

    Pirke Kurzeja, Ingrid Hansen und Edeltraut Schmlders danke ich besonders fr das mhsame Transkribieren der Tonbandmit-schnitte und das Schreiben des Textes, Simone Schrey fr das Kor-rekturlesen.

    Ebenfalls bedanke ich mich bei unseren Patienten, die mir die-se angenehme und interessante Erfahrung ermglichten.

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    Nicht zuletzt geht mein Dank an Beate Ch. Ulrich vom Carl-Auer-Systeme Verlag fr den Mut, einem Lehrbuch mit CD zum Erfolg zu verhelfen.

    Hamburg, im November 1998 Martin Bkmann

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  • 1. Einleitung

    GRUNDLAGEN

    Seit vielen Jahren wei man, da Stre, der zu Anspannung fhrt, negative psychische und krperliche Auswirkungen hat. Aber nicht nur das Wissen um diesen Zusammenhang expandiert, sondern auch Methoden, die die Folgen des negativen Stresses vermindern oder aufheben sollen. Entspannungsmethoden werden in immer mehr Ausbildungsprogramme der Berufe im Gesundheitswesen aufgenommen. So lernen heute Ergotherapeuten, Logopden, Phy-siotherapeuten und Psychologen autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Tai Chi, katathymes Bilderleben, Eutonie und andere Methoden zur Entspannung. Die in Physiotherapieschulen gelehrte Atemtherapie z. B. verbindet Entspannungselemente ele-gant mit Physiotherapie. Sie wird speziell bei Lungen- und Atem-wegserkrankungen wie Pneumonie, Asthma bronchiale, chronisch obstruktiver Bronchitis oder Mukoviszidose eingesetzt. Auch die Ausbildungscurricula im Bereich Psychotherapie fr rzte enthal-ten Entspannungsverfahren.

    Das Erlernen von Entspannungstechniken beinhaltet neben me-thodisch-technischen Aspekten auch Elemente der Selbsterfahrung. Selbsterfahrung fhrt nicht nur zu Selbsterkenntnis und Selbstein-schtzung, sondern schrft das Einfhlungsvermgen fr den kran-ken Menschen mehr als die Vermittlung fachlicher Fhigkeiten. Entspannungsverfahren fhren hufig automatisch zu innerer Ge-lassenheit und zu Sinnfragen des Lebens. Sie erffnen Horizonte. Durch das Erschlieen eigener Horizonte wird ein Verstndnis oder zumindest eine Vorstellung fr die Horizonte anderer geweckt.

    Mit diesem Buch wird eine in Patientengruppen durchgefhrte Therapiemethode zur Tiefenentspannung vorgestellt, mit der Pati-

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  • enten eine Entspannung erleben, die weit ber die einfache Ent-spannungserfahrung hinausgeht und ins hypnotische Erleben ein-fhrt. Whrend dieser Tranceerfahrungen knnen die Teilnehmer ihren Wahrnehmungshorizont erweitern. Die Tiefenentspannung fhrt bei den meisten Teilnehmern unmittelbar zu Wohlbefinden und Optimismus. Zahlreiche Symptome werden vermindert erlebt oder verschwinden ganz. Die Selbstheilungskrfte werden aktiviert. Die Methode wird so dargestellt, da sie von rzten, Psychologen, Ergotherapeuten, Logopden, Physiotherapeuten und anderen Be-rufsgruppen, die unmittelbar mit Kranken therapeutisch arbeiten, erlernt werden kann.

    Ziel dieses Buches ist es, die Leiterin oder den Leiter einer Gruppentiefenentspannung in die Lage zu versetzen, die Tiefen-entspannung durchzufhren, die Patientengruppe whrend der Tiefenentspannung zu begleiten. Es ist nicht vorgesehen, da die Gruppenleiter anhand dieses Buches Psychotherapeuten oder Hyp-nosetherapeuten werden. Psychotherapie sollte in einem anderen Setting als der Gruppentiefenentspannung stattfinden.

    Die Tiefenentspannung oder Trance unterscheidet sich von der einfachen Entspannung deutlich durch d\e Intensitt der bewut-seinserweiternden Wahrnehmung der eigenen Innenwelt. Dies er-mglicht den Zugang zu verschlsselten und/oder unbewuten Mglichkeiten, Ressourcen und Fhigkeiten. Die Auenwelt wird als weit entfernt, als unwichtig erlebt. Nicht nur die Tiefe der Erfah-rung und die Strke des eigenen Erlebens kennzeichnen dieses Ver-fahren, sondern auch die Mglichkeit, auf diesen Proze des eige-nen Erlebens durch eigene Gedanken oder durch die Ansprache des Gruppenleiters Einflu nehmen zu knnen. Es entsteht eine eigene innere Kraft, die durch die Gruppe atmosphrisch verstrkt wird. Diese Aspekte etablieren dieses Verfahren als eigenstndige Metho-de. Die Ursprnge dieser Methode gehen auf die Hypnosetherapie Milton H. Ericksons zurck.

    Erickson (1901-1980) war ein amerikanischer Psychiater, der erfolgreich Psychotherapie anwandte, indem er die jeweiligen Sym-ptome der Patienten nicht als Defizite betrachtete, sondern als Aus-druck ihrer momentanen Fhigkeiten wertete und schtzte. Auer-dem achtete er besonders darauf, welche Rolle Symptome im Kon-text der Interaktionspartner spielten. Darber hinaus wurde er

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    durch seine ideenreiche indirekte Art der Therapie bekannt. Wenn ein Patient in seiner Sprechstunde um Hilfe bat und sich sehr unru-hig zeigte, begann Erickson z. B. ber die Vorteile der Unruhe im allgemeinen zu sprechen und verlangsamte dann zunehmend sei-nen Sprechrhythmus, um den Patienten so auf indirekte Art zu be-ruhigen. Im Mittelpunkt seiner Therapiephilosophie stand der Glau-be, da jeder Patient Fhigkeiten und Ressourcen besitzt, die es ihm ermglichen, ein angenehmes Leben zu fhren. Entspannung und Tiefenentspannung im Sinne einer Trance setzte er ein, um diese Fhigkeiten wiederzufinden und um Visionen, wie ein angenehmes Leben aussehen knnte, zu entwickeln.

    Erickson schildert seinem Mitarbeiter Rossi: Ich ermutige die Patienten, all diese einfachen, kleinen Dinge zu tun, auf die sie als wachsende Geschpfe ein Recht haben. Verstehen Sie, wir wissen nicht, was unsere Ziele sind. Wir lernen unsere Ziele erst im Proze des Hingelangens. ,Ich wei nicht, was ich baue, aber das Bauen wird mir Freude machen, und wenn ich mit dem Bauen fertig bin, werde ich wissen, was es ist/ (...) Man wei nicht, was aus einem Sugling wird. Deshalb wartet man und sorgt gut fr ihn, bis er wird, was er will. (...) Das Leben ist nicht etwas, worauf wir heute eine Antwort geben knnen. Man sollte den Vorgang des Wartens, den Vorgang des Werdens, was man ist, genieen. Es gibt nichts Schneres, als Blumensamen zu sen und nicht zu wissen, welche Blumen hervorsprieen werden" (Erickson u. Rossi 1981, S. 444 f.).

    Mit dem Aneignen hypnotherapeutischer Methoden erschliet man sich das Verstndnis fr modernste Therapieverfahren auf tra-ditioneller Grundlage. Die hier vorgestellten Techniken der indi-rekten Hypnotherapie werden in immer mehr psychotherapeutische Konzepte integriert. Lsungsorientierung, Ressourcenorientierung und Zukunftsorientierung sind die Bausteine dieser effektiven The-rapieformen. Jeder im Krankenhaus Ttige hat bettlgerige Patien-ten kennengelernt, die unter anderem deshalb keine Motivation hatten, das Bett zu verlassen, weil sie kein Gefhl mehr fr das Auf-stehen haben. Ein Hypnotherapeut beginnt dann ganz schlicht ein Gesprch ber das Gefhl, das der Fuboden an den Fusohlen be-wirkt, er fragt den Patienten dann nach den Geschehnissen auf dem Flur, um fr das Leben hinter der Tr wieder Interesse zu wecken. Patient und Therapeut kommunizieren und erffnen so neue Per-

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  • spektiven. Dies gilt ebenso fr eingefahrene Verhaltensmuster. Neue Perspektiven bewirken eine andere Sichtweise auf das Problem, durch die Tiefenentspannung erreicht man eine unmittelbare Erfah-rung des Andersseins. Da das Gehirn letztlich nur Zustnde neuro-naler Aktivitt verarbeitet, kann es auch lediglich gedachte und in Trance erlebte Imaginationen integrieren und so Erfahrungen um-bauen. Vernderte Erfahrung verndert das Glaubenssystem und die daraus resultierenden Verhaltensweisen.

    Das vorliegende Buch zeigt einen Ausschnitt der hypnothera-peutischen Methoden, die hier fr die Gruppenentspannung adap-tiert wurden.

    Z U R ENTSTEHUNG DES KONZEPTES

    Das Konzept zur Tiefenentspannung in der Gruppe entstand in der Abteilung fr Naturheilverfahren, Physikalische und Rehabilitative Medizin am Klinikum Nord in Hamburg als Resultat besonderer Bedingungen und Interessen.

    Die Abteilung fr Naturheilverfahren bietet neben schulmedi-zinischer Diagnostik und Therapie auch die fnf klassischen Natur-heilverfahren an. Dazu gehren die Hydrotherapie, die Ernhrungs-therapie, die Phytotherapie, die Bewegungstherapie und die Ord-nungstherapie. Die moderne Interpretation der Ordnungstherapie umfat zeitordnende Therapien im Sinne einer aktiven Zeitge-staltung (Arbeit, Ruhe, Freizeit, Schlafen und Wachen) sowie Be-achtung der biologischen Rhythmen (vgl. Bachmann 1989, Rossi 1993). Ordnungstherapie umfat weiterhin die psychosomatische Grundversorgung mit Psychotherapie, Beachtung des sozialen Um-feldes und Entspannungstherapien. Dementsprechend wurden und werden tglich eine halbe Stunde lang Gruppenentspannungen mit Patienten aus unserer Klinik durchgefhrt. An den bungen neh-men auch Patienten der benachbarten psychiatrischen und interni-stischen Abteilungen teil.

    Weiterhin bestand mein Interesse bei der Entwicklung der Me-thode von Gruppentrancen darin, die positiven Erfahrungen und Erfolge der Einzelhypnose zahlreichen Patienten zugnglich ma-chen zu knnen.

    Unserer Klinik ist eine Physiotherapieschule angeschlossen, de-ren Schlerinnen und Schler des letzten Ausbildungsjahres ver-

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    pflichtet sind, Entspannungsbungen zu erlernen. Sie werden nach dem hier dargestellten Konzept ausgebildet.

    Eine Patientenbefragung, deren vorlufige Auswertung erfreu-liche Ergebnisse hinsichtlich Wirksamkeit und Akzeptanz der Grup-pentiefenentspannung brachte, ermutigt weiterhin zur Verffentli-chung dieser Methode.

    Dieses Buch wurde bewut als Lehrbuch abgefat und zusam-men mit einer CD produziert, um Intonation, Tonhhe und Sprech-rhythmus ebenfalls erlernbar zu machen.

    Das Buch und die CD haben ein gemeinsames Anliegen: Beide mchten die Methode so lehren, da Sie sie genauso selbstndig durchfhren knnen wie die Physiotherapeuten unserer Abteilung. Im Vordergrund steht nicht die Absicht, Sie zu Gruppenpsycho-therapeuten oder perfekten Gruppenhypnotiseuren auszubilden, sondern Sie sollten in der Lage sein, den Teilnehmern einer Ent-spannungsgruppe eine angenehme Zeit zu gestalten, in der sie ler-nen knnen, Dinge anders zu erleben. Das Erleben einer angeneh-men Entspannung ist die beste Voraussetzung zum emotionalen, mentalen und krperlichen Lernen, Wachsen, Explorieren und Ver-ndern. Whrend die Wachstumsrichtung nicht vorherbestimmt werden kann, so kann jedoch die Entspannung bewut induziert werden. Das Entwickeln eigener Perspektiven oder das Erinnern vergessener Fhigkeiten ist nicht abhngig von der Tiefe einer Ent-spannung, sondern vom Zulassen von Zeit und Ruhe und vom Zu-lassen des Loslassens. Es ist also nicht so wichtig, ob die Teilnehmer wirklich entspannt sind, sondern vielmehr, ob sie sich eine ange-nehme Zeit machen knnen. Dadurch wird der Erwartungsdruck, den viele Patienten an sich richten, geringer, und sie knnen schon deshalb besser ihre Anspannung reduzieren. Mit diesem Wissen fllt es mglicherweise auch Ihnen als Leiterin oder Leiter leichter, Grup-penentspannungen durchzufhren. Mit zunehmender bung wer-den Sie feststellen, da auch Sie leicht in Trance gehen und sich so selbst eine sinnvolle und angenehme Arbeitszeit gestalten.

    Bevor die Methode im einzelnen dargestellt wird, mchte ich Sie einladen, sich auf folgendes Trancebeispiel (in Anlehnung an Prior 1994) einzulassen, indem Sie sich innerlich vielleicht langsam laut vorlesen oder vorlesen lassen. (Dies Beispiel knnen Sie ebenso wie die anderen Beispiele - leicht modifiziert - fr die Gruppen-entspannung verwenden.)

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  • BEISPIEL: ZUKUNFTSWIMSTATT"

    Ich mchte Sie einladen, gedanklich einen Raum zu betreten, in dem Sie den Alltag, in dem Sie die Arbeit hinter sich lassen knnen, sich nur auf den Raum konzentrieren, kurz die Auengerusche beach-ten und schlielich eine angenehme Position einnehmen, genau dort, wo Sie jetzt diesen Text lesen, so da Sie es Ihrem Krper er-mglichen, sich gut zu entspannen.

    Es ist nicht wichtig, wie tief man entspannt, sondern es reicht schon aus, wenn man sich 15 oder 20 Minuten nimmt und vielleicht anfngt, diese Zeit so zu gebrauchen, da man ber andere Dinge nachdenkt als man normalerweise nachdenkt und vielleicht in ei-ner anderen Weise darber nachdenkt. Manchmal braucht es etwas Zeit, um eine richtige Position fr sich zu finden. Suchen Sie sie und lassen Sie sich Zeit d d e r Mensch hat sein eigenes Tempo. Men-schen werden schon mit einem eigenen Tempo geboren. Manche sind als Baby ruhig und manche sind sehr unruhig. Manche Kinder schlafen die ganze Naabei. Es ist wichtig, da man es im eigenen Tempo macht - und jecht durch, obwohl sie unruhige Eltern haben, und manche Kinder sind sehr unruhig, obwohl sie sehr ruhige El-tern haben. Und so wie jedes Baby seinen eigenen Rhythmus hat, hat auch jeder Erwachsene seinen eigenen Rhythmus; denn der gan-ze Mensch ist mit Rhythmen durchstrukturiert, der Atemrhythmus ist ein anderer Rhythmus als der Herzrhythmus. Unser Darm hat seinen eigenen Rhythmus: zusammenziehen und ausdehnen. Die Hormone haben einen eigenen Zyklus. Es gibt einen Tagrhythmus und einen Nachtrhythmus: Morgens ist man besonders wach, und mittags um halb zwei kommt das erste Tief, dann hat man nachmit-tags noch mal ein kleines Hoch, und normalerweise ist es so, da man abends ab neun Uhr, zehn Uhr wieder in ein Tief geht, in dem man weniger aktiv ist. Manche entwickeln auch in Bibliotheken oder beim Bcherlesen ein Tief, das eine angenehme Entspannung be-wirken kann.

    Ich mchte Sie bitten, erneut zu berprfen, welche Position Sie jetzt haben, da Sie noch einmal genau spren, wo Ihre Fe sich befinden, ob sie den Boden berhren, so da Sie fest auf der Erde stehen.

    Diejenigen von Ihnen, die noch etwas unruhig sind, mchte ich bitten, diese Unruhe noch einen Moment zu nutzen, weil solche

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    MMN

    Unruhe auch gut dazu dient, sich abzulenken, den Geist zu beschf-tigen. Und manchmal ist es auch ganz interessant, darauf zu ach-ten, an welchen Punkten man etwas unruhiger wird und an wel-chen Punkten man etwas ruhiger wird. Achten Sie doch bitte ein-mal auf die Beine! Was berhren sie? Was sprt Ihr Ges? Woran lehnt oder worauf liegt Ihr Rcken? Verfolgen Sie Ihren Rcken nach oben! Wie fhlt sich der obere Teil des Rckens an? Wie fhlen sich die Schultern an? Manchmal kann es sein, da man in dem Mae, wie man sich weiter entspannt und in dem Mae, wie man etwas unruhiger wird, vielleicht auch den Abstand der Schultern zuein-ander ndert. Sie bekommen ein Gefhl, wie die Proportion sich ndert. Und Leute mit einem guten Gefhl fr Proportionen ma-chen es sich richtig bequem. Manchmal kann es sein, da die Schul-tern sich etwas weiter von der Wirbelsule entfernen, so als ob sie sich innerlich entfalten. Wie ist es bei Ihnen? Und achten Sie bitte auf die Stellung des Kopfes in bezug auf Ihren Oberkrper. Wie ist die Halsmuskulatur? Ist sie angespannt oder gedehnt? Ist sie auf beiden Seiten gleich locker? Und wie fhlt es sich an, wenn die Ge-sichtsmuskeln beginnen, sich zu entspannen? berprfen Sie bitte die Gesichtsmuskeln fr einen Moment. Lassen Sie etwas Locke-rung zu, auch in das Kiefergelenk, eine Lockerung, die den Kiefer leichter bewegen lt! Und achten Sie mal darauf, wie sich Ihre At-mung verndert - genau. Hat die Lockerung Einflu auf Ihr Zwerch-fell? Bevor Sie weiterlesen, mchte ich Sie bitten, tief auszuatmen und nach dem Ausatmen noch ein bichen tiefer auszuatmen. Drei-mal! In Ihrem eigenen Tempo tief ausatmen, richtig tief! Einatmen kommt von selbst. Noch mal, tief ausatmen, Einatmen kommt von selbst.

    Achten Sie jetzt auf die Auengerusche, um anschlieend mehr und mehr Ihre innere Gelassenheit kurz wahrzunehmen! Vielleicht imaginieren Sie meine Stimme beim weiteren Lesen und gehen so langsam in den Proze des wirklichen Entspannens ber, indem Sie einfach locker lassen. Es genieen, sich selbst berlassen zu sein, in der Sicherheit Ihrer Position. Genieen Sie einfach das Fallenlassen und in dem Mae, wie Sie Ballast aus dem Ballon werfen, knnen Sie emporsteigen, leichter werden, so da Sie eine gewisse Leichtig-keit empfinden whrend der allgemeinen vertiefenden Entspan-nung. Achten Sie bitte noch mal auf die Vertiefung der Entspan-nung, auf das Hinuntersinken und auf das Emporsteigen von ange-

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  • nehmen Vorstellungen. Sich berraschen lassen von angenehmen Vorstellungen. Manchmal ffnet sich ein Platz fr neue Dinge, fr neue Vorstellungen, fr neue berlegungen. berlegungen, die man schon immer gehegt hat, die jetzt in der Ruhe Platz haben aufzutau-chen.

    Manchmal ist es ganz interessant, in eine Werkstatt der Zukunft zu gehen. In eine Werkstatt der Zukunft, wo es einen Meister gibt, der immer, wenn Sie es mchten, Ihnen dabei hilft, Ihre neuen Ideen zur Gestaltung zu bringen. Solange man sich in der Werkstatt noch nicht auskennt, ist man noch etwas unsicher, und dann ist es ganz gut, einen Meister zur Seite zu haben, der bei der Orientierung hilft. Gestalten Sie Ihre Ideen selbst oder in Absprache mit dem Meister. Und wenn Sie mchten, knnen Sie auch den Extraservice der Werk-statt nutzen, der darin besteht, Ihre Ideen in Auftrag zu geben und gestalten zu lassen. Der Meister macht dann Ihre Arbeit.

    Die Idee oder der Auftrag, den Sie in die Werkstatt bringen, kann eine neue Aufgabe sein, die Sie bernehmen mchten, es kann eine Beziehung sein, die Sie neu gestalten wollen, oder es kann die Re-paratur von irgend etwas sein. Vergewissern Sie sich, da das, was Sie selbst gestalten wollen, was Sie in Auftrag geben oder was Sie reparieren lassen mchten, vorsichtig getan wird. Mit der Vorsich-tigkeit, die Sie wnschen, mit der Professionalitt des Meisters, von dem Sie wissen, da er es behutsam macht, da es eine Frau oder ein Mann Ihres Vertrauens ist.

    Und achten Sie auf den Geruch in dieser Werkstatt - Leim? Holz? - und schauen Sie nach den Gegenstnden dort - Werkbn-ke? Werkzeuge? -, den Lichtverhltnissen, und versuchen Sie zu beurteilen, ob die Temperatur angenehm ist. Besprechen Sie mit dem Meister, was Sie wirklich gebrauchen knnen, um diese neuen Auf-gaben mit Freude durchzufhren. Lassen Sie sich Zeit dabei. Hren Sie seine Stimme? Und falls Sie etwas reparieren lassen, bestimmen Sie mit, wie es repariert wird, so da Sie mit dem Ergebnis zufrie-den sind. Was ist nicht mehr zu gebrauchen? Was mu ersetzt wer-den? Lassen Sie sich Zeit! Prfen Sie genau-in Ihrem Tempo! Und seien Sie beim Austauschen ganz vorsichtig, ganz langsam austau-schen. Wenn etwas berholt wird, achten Sie darauf, wie der Mei-ster das, was er nicht mehr braucht, behutsam beiseite stellt. Beach-ten Sie, aus welchem Material das Neue gemacht wird und wie das Neue zu dem Alten pat, so da es wirklich integriert ist. Und ach-

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    ten Sie mal darauf, wie Sie mit dem Ergebnis zufrieden sind - in Ihrem eigenen Tempo. Lassen Sie sich noch etwas Zeit bis das Er-gebnis zufriedenstellend ist. Vielleicht haben Sie etwas geschaffen, was Sie sich einprgen knnen, um es mitzunehmen und jeden Tag zu gebrauchen. Wie geht es Ihnen in der Werkstatt der Zukunft mit dem fertigen Ergebnis? Atmen Sie relaxed. Achten Sie auf Ihre inne-re Haltung! Knnen Sie dieser Zukunftswerkstatt einen Platz in Ih-rem Inneren einrumen?

    Dann mchte ich Sie bitten, sich von den Vorstellungen zu ver-abschieden und wieder hier zu Ihrem Buch zurckzukommen. berprfen Sie bitte, ob Ihr Kopf jetzt in bezug auf Ihren Oberkr-per noch die gleiche Position hat. Wie fhlt sich Ihr Rcken jetzt an? Wie halten Sie jetzt Ihre Beine? Wo befinden sich jetzt Ihre Fe? Lassen Sie die Entspannung ruhig noch etwas nachwirken!

    W A S BRINGT DIESE ART DER GRUPPENTIEFENENTSPANNUNG?

    Einmal kam unmittelbar nach einer Entspannungsstunde eine 60jh-rige Patientin humpelnd auf mich zu und berichtete, da sie, seit-dem sie Kinderlhmung habe, nur mit orthopdischen Schuhen lau-fen knne und nicht mehr am Strand gewesen sei. Die Entspan-nungsbung mit der Vorstellung, am Strand zu laufen, habe sie wirklich" seit Jahren zum ersten Mal wieder zum Strand gefhrt, es sei wunderbar gewesen.

    Eine andere Patientin, die an einer der von unseren Physiothe-rapeuten geleiteten Entspannungsgruppen teilnahm, erzhlte bei-lufig, da sie von Entspannungstherapie profitiere. Als ich nach-fragte, was sie genau meine, berichtete sie, da sie autogenes Trai-ning kenne und diese Methode so hnlich sei, aber irgendwie doch anders, da diese Entspannungstherapie weniger vorstrukturiert sei. Sie habe auf der Matte gelegen, sei dabei wach, gleichzeitig aber auch weg" gewesen, so als ob sie schwebte, danach sei sie vllig entspannt gewesen. Sie sei dann auf ihr Zimmer gegangen, habe sich hingelegt und seit zwei Jahren zum ersten Mal wieder am Nach-mittag schlafen knnen. Die Nacht darauf habe sie auerdem fest durchgeschlafen.

    Gruppentiefenentspannung wirkt auch direkt, so da die Pati-enten berichten, sie htten deutlich weniger Schmerzen, oder sie

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  • htten Klarheit hinsichtlich eines schon lange bestehenden Konflik-tes bekommen. Sie wissen pltzlich, wie sie sich in bestimmten Si-tuationen verhalten knnen. In der Regel wirkt sie indirekt ber Tage und Wochen weiter, da sich die imaginierten Bilder langsam in Handlung umsetzen.

    Viele Patienten berichten ber eine deutliche Entlastung, diese psychische Entlastung erleben sie auch krperlich als Erleichterung. Der Patient macht" letztlich seinen eigenen Effekt.

    Die hier dargestellte Gruppentiefenentspannung ist keine spe-zifische Therapie fr ein Krankheitsbild. Man kann natrlich auch speziell Gruppen bilden, an denen nur Patienten teilnehmen, die z. B. bergewicht haben oder Rckenschmerzen. Die Durchfhrung spezifischer Therapien sollte dann aber ausgebildeten Hypnose-therapeuten berlassen bleiben. Diese Tiefenentspannung ist auch kein Ersatz fr eine Psychotherapie oder Schmerztherapie, sondern Ergnzung und Untersttzung.

    Je mehr behandelnde Psychotherapeuten ber dieses Verfahren wissen, desto geschickter knnen sie es in ihre Behandlung einbauen.

    INDIKATION UND KONTRAINDIKATION

    Indikation: Um von Gruppenentspannungstherapien zu profitieren, mu man nicht krank sein. Aber im klinischen und stationren Kontext hat die Gruppenentspannungstherapie nach Milton Erickson ein brei-tes Indikationsspektrum und eignet sich besonders gut:

    - fr Patienten, die schlecht zur Ruhe kommen, stndig aufge-dreht und hektisch sind,

    - fr Patienten, die ausgebrannt sind (Burnout), - bei Schlaf Strungen, - bei funktionellen Beschwerden wie Herzrasen, Darmkrmpfen,

    Muskelschmerzen, Unruhegefhlen, - bei psychovegetativen Erschpfungssyndromen, - bei arterieller Hypertonie, - bei nichtakutem Asthma bronchiale, - zur allgemeinen Schmerzreduktion, z. B. bei Wirbelsulen-

    syndromen, Ischialgien, Schulter-Nacken-Syndromen, Migrne,

    26

    Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises wie chronische Polyarthritis, Spondarthritiden, Fibromyalgiesyndrom u. a.,

    - bei Tinnitus, - zur Strkung des Immunsystems, - zum Streabbau und zur Streprophylaxe.

    Aufgrund der Ressourcen- und Zukunftsorientierung eignet sich die Gruppenentspannungstherapie zur untersttzenden Behandlung:

    - von Estrungen, - von Suchtkrankheiten, - von Neurosen, - bei Depressionen und - ngsten.

    Gruppenentspannung ist ebenso hilfreich:

    - zur gedanklichen Vorbereitung zum Umgang mit chronischen Erkrankungen,

    - zur mentalen Untersttzung bei Krebserkrankungen (Psycho-onkologie),

    - zur mentalen Untersttzung bei Behinderungen.

    Gruppenentspannung kann als Baustein eingesetzt werden:

    - zum Selbstsicherheitstraining, - zum Ausbau des Selbstwertgefhls, - zur Zukunftsplanung in Beruf und Familie, - zur inneren Verarbeitung von Lebensvernderungen, ber-

    gangsphasen und Wachstumsprozessen.

    Kontraindikationen: Alle akuten oder ungeklrten Krankheitsbilder mssen zuerst ab-geklrt werden.

    Nicht zugelassen werden sollten Patienten mit:

    - akuten Psychosen, - starken ngsten und Panikattacken, - Status asthmaticus, - unklarem stechenden Kopfschmerz (Gefahr der Hirnblutung).

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  • Relative Kontraindikationen: Gruppenentspannungstherapie ist wenig hilfreich:

    - bei Schlafapnoesyndromen, - bei ausgeprgten Zwangsneurosen.

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    2. Allgemeine Prinzipien der Durchfhrung von Gruppentiefenentspannungen nach Milton H. Erickson

    Im folgenden sind die allgemeinen Techniken zusammengefat, die Ihnen ermglichen, Gruppentiefenentspannungen durchzufhren. Bestimmte Techniken wie Folgen und Fhren" sollten Sie immer anwenden, andere wie Alternativen", yes set" usw. sollten Sie zur Vertiefung der Entspannung verwenden. Lesen Sie zunchst die Techniken durch, (auch wenn Sie sie beim ersten Durchgang nicht ganz verstehen). Im nchsten Kapitel wird dann erlutert, wie Sie die einzelnen Techniken im Verlauf der Tiefenentspannung zum Ein-satz bringen knnen. Wenn Sie weitere Techniken erlernen wollen, sollten Sie auf Spezialliteratur zurckgreifen wie Erickson, M. H. u. E. Rossi (1981).

    FOLGEN UND FHREN (PACING UND LEADING)

    Jeder Therapeut sollte seinem Patienten in dessen Bezugsrahmen begegnen (pacing), das heit, er sollte die Diagnosen kennen und das Anliegen des Patienten, auerdem sollte er eine Idee haben, was den Patienten bewegt, ihn motiviert. Er sollte wissen, was der Pati-ent will, und wenn der Patient dies selbst nicht genau wei, sollte der Therapeut den Weg, den der Patient gehen mchte, mit ihm er-arbeiten. Der Therapeut sollte dem Patienten gedanklich einen Schritt voraus sein. Er sollte auch wissen, wie er den Schritt in die gewnschte Richtung so vorbereitet, da der Patient ihn gehen kann.

    Die Leiterin oder der Leiter einer Entspannungsgruppe kann nicht mit jedem Patienten dieses genaue Wissen erarbeiten. Er sollte sich informieren, welche Beschwerden die Patienten haben, welche Ziele sie mit dem Klinikaufenthalt verbinden, welche Erwartungen sie speziell an die Entspannungstherapie haben und nach ngsten

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  • und Befrchtungen fragen. Der Leiter sollte daher ca. 15 Minuten vor Beginn der Entspannung im Raum sein und nach der bung fr Patientengesprche noch etwas Zeit haben. Kliniktherapeuten knnen auch die behandelnden rzte oder Psychologen fragen oder Einsicht in die Krankenakten nehmen. Zum Gruppen-Pacing gehrt auch, da der Leiter immer wieder deutlich macht, da die Patien-ten die Entspannung abbrechen knnen, sich auf die Matte setzen knnen und nicht mehr zuhren. Der Leiter kann nach der Beendi-gung der Gruppenentspannung einzelne Teilnehmer direkt anspre-chen und sie nach ihren Erfahrungen oder ihren Schwierigkeiten mit der Entspannung fragen.

    Zum Fhren der Gruppen (leading) braucht der Therapeut ein Konzept zur Durchfhrung der Tiefenentspannungsbung. Er mu wissen, wie er eine Entspannung beginnt, den nchsten Schritt vor-bereitet, den Patienten einldt, diesen Schritt zu gehen, wie er die Entspannung zur Tiefenentspannung ausbaut, weiterfhrt und be-endet. Dieses Muster des pacing und leading findet sich in fast allen folgenden Techniken der Tiefenentspannung wieder.

    DAS VERWENDEN EINER BESONDEREN SPRACHE

    Als Leiterin oder Leiter einer Entspannungsgruppe haben Sie nur vor und nach der Entspannung direkten Kontakt zu den Patienten. Whrend der Entspannung mssen Sie deshalb eine Sprache ver-wenden, die alle Teilnehmer gleichzeitig anspricht. Vor demselben Problem stehen Redner bei Ansprachen vor einem Publikum. Sie wissen ebenfalls nicht, was ihre Zuhrer denken, was sie motiviert und welche konkreten Probleme jeder einzelne hat. Auch Hypnothe-rapeuten wissen nie genau, wo der Patient sich whrend der Trance gerade befindet, dennoch gelingt es ihnen, mit ihm in Kontakt zu bleiben. Wie schaffen sie das? Zum einen haben sie eine gute thera-peutische Beziehung, zum anderen verwenden sie eine spezielle Spra-che. Eine gute therapeutische Beziehung entsteht zum Beispiel durch Vor- und Nachgesprche, durch Verstndnis und durch eine inhalt-lich gut gefhrte Trance, in der sie den Teilnehmern Sicherheit ver-mitteln. Die spezielle Sprache beinhaltet Begriffe, Redewendungen, Fragen und Formulierungen mit einer kunstvollen Vagheit. Es ist eine unspezifische, sehr allgemein gehaltene Sprache, die Bilder ver-

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    wendet, die von jedem einzelnen auf seine eigene Art und Weise ausgemalt werden knnen. Die Sprache bietet eine Projektionsflche fr eigenes Suchen und Wachsen. Sobald der Zuhrer den Sinn der Worte mit eigenen Vorstellungen, Erleben und Erfahrungen anrei-chert, geht er in eine leichte Trance, die zur Tiefenentspannung aus-gebaut werden kann.

    Whrend der Tiefenentspannung dominieren die imaginativen Bereiche des Bewutseins die rationalen. Im Vordergrund stehen Bilder, Empfindungen, Klnge. Das Bewutsein kann zwar jeder-zeit auf seine wachen kritischen Anteile umschalten, whrend einer Entspannung bleibt es aber lieber trge. Lt man sein Bewutsein vorwiegend imaginativ arbeiten, werden negative Formulierungen nicht verstanden! Wenn Sie also Stze mit nicht" oder kein" bil-den, wird nicht" und kein" nicht verstanden. Auch das wache Bewutsein braucht mehr Zeit, um negative Aussagen zu verstehen, aber es funktioniert. Sagen Sie zum Beispiel whrend der Tiefen-entspannung: Sie brauchen sich jetzt nicht mehr anzustrengen und Ihre Anspannung nicht mehr aufrechtzuerhalten", so versteht der Teilnehmer, da er sich anstrengen mge, seine Anspannung beibe-halten solle. Sie werden dann viel Zeit brauchen, um die Teilneh-mer zur Entspannung zu motivieren.

    Ein weiteres Beispiel: Bitte stellen Sie sich jetzt keine Kerze auf einem runden Tisch vor! Nun, was fr ein Bild erzeugen Sie gerade innerlich? Die meisten Menschen stellen sich unweigerlich eine Ker-ze vor, dann den runden Tisch, und dann nehmen sie gedanklich die Kerze vom Tisch, um sich endlich einen leeren runden Tisch auch ohne Kerze vorstellen zu knnen. Beim Erlernen von Entspannungs-techniken besteht hierin die grte Schwierigkeit. Achten Sie ein-mal darauf, wie hufig Sie an Dinge denken, die nicht so sind, wie Sie denken, da sie sein sollten. Es ist so einfach, Dinge zu benen-nen, die gerade nicht vorhanden oder erreichbar sind. Es ist so ein-fach, Verhltnisse zu beklagen, die nicht existieren. Viel schwieriger ist es dagegen zu sagen, was sein soll und wie es sein soll. Die Men-ge dessen, was nicht ist, ist unendlich gro und daher schnell be-nennbar; die Menge dessen, was sein soll oder - eingeschrnkt for-muliert - realistischerweise sein kann, ist viel kleiner, und daher auch schwieriger zu benennen.

    Formulieren Sie daher positiv! Sagen Sie, was sein soll!

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  • Bevorzugen Sie Formulierungen wie: Sie knnen sich erlauben, sich zu lockern." Sie haben jetzt Zeit, Anspannungen zu lsen." Bringen Sie die Teilnehmer auf die Idee, da ihre Schmerzen mgli-cherweise allmhlich geringer werden, anstatt zu sagen, sie htten gleich keine Schmerzen mehr.

    Das Bewutsein whrend der Tiefenentspannung arbeitet nicht nach den uns bekannten logischen Gesichtspunkten. Es differenziert z. B. den Sinngehalt der Wrter nicht przise und versteht hufig doppelsinnig und auf mehreren Ebenen gleichzeitig. So versteht es das Wort tief" sehr gut. Das Fremdwort aktiv" versteht es zum einen als aktiv", zum anderen als tief", das Wort Meer" als Meer" und mehr". Wie Sie in den Textbeispielen sehen werden, kann man damit whrend der Tiefenentspannung gut arbeiten.

    Benutzen Sie daher die Doppeldeutigkeit der Wrter bewut! Es frdert die Absorption in inneres Erleben.

    Ein weiterer wichtiger Aspekt der Trancesprache besteht im Ge-brauch der Zeitformen.

    Formulieren Sie Ihre Stze mglichst in der Gegenwartsform! Auch wenn Sie die Teilnehmer gebeten haben, sich an die vor-

    herige bungsstunde zu erinnern, sollten Sie nach ein paar Stzen in der Vergangenheitsform wieder Formulierungen in der Gegen-wartsform benutzen, weil das imaginative Bewutsein dies besser und direkter versteht. Probieren Sie es aus, und Sie werden feststel-len, da die Teilnehmer es akzeptieren.

    Beispiel: Ich mchte Sie bitten, sich an Ihre letzte gute Entspannung zu

    erinnern. Wann war (Vergangenheit) das genau? Wie haben Sie da ge-atmet? Wie fhlte sich Ihr Rcken an? Und Ihre Haut? Welche Farbe hat (Gegenwart) Ihre Haut? Achten Sie bitte auf die angenehme Wr-me Ihrer Haut."

    RESSOURCENORIENTIERUNG

    Aus der hypnotherapeutischen Arbeit wei man, da das Orientie-ren auf Strken und Fhigkeiten des Patienten den Therapieerfolg gnstig beeinflut. Die Ressourcen werden dem Patienten genau an der Stelle verdeutlicht, an der er anscheinend ohnmchtig vor sei-nem Problem steht. In der Gruppentherapie kann dies in allgemei-

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    ner Form geschehen, indem Sie die Patienten bitten, an Ereignisse zu denken, bei denen sie z. B. unverhofft gute Einflle hatten oder sich trotz widriger Umstnde sicher gefhlt haben. Das Erinnern vergessener Fhigkeiten strkt das Selbstbewutsein und hebt das Selbstwertgefhl. Kennt man seine eigenen Fhigkeiten und wei man, wie man sie aktivieren kann, so kann man sie auch in neuen Situationen einsetzen.

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  • 3. Techniken zur Durchfhrung von Tiefenentspannungen in der Gruppe

    TIEFENENTSPANNUNG DURCH KONZENTRATION DER AUFMERKSAMKEIT

    Menschen denken an viele verschiedene Dinge ihres Alltags gleich-zeitig und ungerichtet. Sind sie z. B. krank, reflektieren sie ber ihre Krankheit, machen sich Sorgen, hoffen auf Genesung. Sie wgen die Argumente der rzte ab, stellen die Meinung der Angehrigen oder Mitpatienten dagegen und haben in der Regel eine breitgefcherte Aufmerksamkeit. Aus der Hypnotherapie wei man, da eine Tiefenentspannung oder Trance dann erreicht werden, wenn die Aufmerksamkeit auf ein Thema oder einen Aspekt des Erlebens gebndelt, fokussiert wird. Die Aufmerksamkeit kann gebndelt werden, indem Sie z. B. auf das Gewicht des rechten kleinen Fin-gers aufmerksam machen oder auf die Lnge des rechten Beines im Vergleich zum linken.

    Manche Patienten, wie z. B. Schmerzkranke, haben ihre Auf-merksamkeit schon so stark auf ihr Symptom fokussiert, da es jetzt darauf ankommt, den Fokus ihrer Aufmerksamkeit zu verschieben. Man spricht dann nicht ber das Schmerzerleben, sondern z. B. ber eine gewisse Leichtigkeit des rechten Ellenbogens.

    ENTSPANNENDE METAPHERN

    Zur Einleitung einer Tiefenentspannung eignen sich alle Metaphern, die nach unten weisen", in die Tiefe gehen" oder Schwere" und Entspannendes" beschreiben. Weiterhin eignen sich Begriffe wie wohl fhlen", loslassen", ruhen", locker" oder frei".

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    Beispiele Achten Sie einmal auf Ihre Atmung, wie der Atem durch das linke Nasenloch eingeht, den Rachen khlt und sich tief in der linken Lunge ausbreitet! Und nun achten Sie bitte darauf, wie der Atem durch das rechte Nasenloch eingeht, den Rachen khlt und sich tief in der rechten Lunge ausbreitet."

    Vielleicht haben Sie sich schon Gedanken gemacht, wie es sein knnte, wenn Sie ausruhen, wenn Ihre Extremitten angenehm schwer werden."

    Utilisationstechnik

    Zu Beginn einer Entspannungsstunde knnen das unmittelbare Erleben, Wnschen und Hoffen der Teilnehmer zur Fokussierung der Aufmerksamkeit genutzt (utilisiert) und dadurch eine Tiefen-entspannung eingeleitet werden.

    Beispiele Wir haben uns heute im Therapieraum versammelt, um eine halbe Stunde Zeit nur fr uns zu nutzen. Achten Sie bitte noch einen Mo-ment auf die Auengerusche, dann auf die Gerusche im Raum, um danach sich mehr und mehr auf sich zu konzentrieren. Vielleicht hat der eine oder andere die Gesprche, die er zuletzt gefhrt hat, noch im Hinterkopf, vielleicht knnen Sie trotzdem jetzt anfangen, sich auf die Wrme hier im Raum zu konzentrieren."

    Diejenigen, die noch unruhig sind, lassen noch eine Weile ihre Unruhe zu, suchen sich eine ihnen genehme Position, um sich rich-tig wohl zu fhlen."

    LENKUNG DER AUFMERKSAMKEIT

    Alles, was wir sagen, lenkt die Aufmerksamkeit auf das Angespro-chene. Die Hypnotherapie setzt diese Erkenntnis bewut ein. Wenn wir fragen: Wie schmeckt Ihnen eine Himbeere?" stellt sich der Zuhrer eine Himbeere in seinem Mund vor. Man knnte auch sa-gen, man hat auf sehr indirekte Art und Weise die Vorstellung des Essens einer Himbeere suggeriert. Und der Zuhrer bekommt Spei-chelflu. Sie auch?

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  • Fragen Sie die Patienten, ob es Bereiche in ihrem Krper gibt, die bereit sind, sich zu entspannen oder die schon entspannt sind, weil sie sich etwas schwerer anfhlen. Alles kann die Aufmerksam-keit lenken.

    Yes set

    Tiefenentspannungen knnen auch gut eingeleitet und durchgefhrt werden, indem man eine Ja-Haltung frdert. Dies geschieht durch Aussagen, denen jeder zustimmen kann.

    Beispiele Wir haben uns heute hier versammelt, um eine angenehme Ent-spannung durchzufhren. Jeder Teilnehmer hat eigene Erfahrun-gen, sich zu entspannen oder sich mit einer Entspannung noch et-was Zeit zu lassen."

    Die meisten Menschen knnen gut entspannen, wenn sie sich zurcklegen und fr einen Moment gar nichts tun."

    Unter Beachtung von pacing und leading kann man folgendermaen formulieren:

    Die meisten Menschen fhlen sich wohl, wenn die Sonne scheint und es angenehm warm wird. Sie fhlen sich wohl, weil die Haut dann erwrmt wird, und mit der Wrme fangen sie an, es sich wirklich gutgehen zu lassen, auszuspannen, sich zurckzulehnen und tief durchzuatmen. Ich wei nicht, wie Sie es sich gutgehen las-sen, aber vielleicht kennen Sie das angenehme Gefhl, nichts tun zu mssen, nur zu ruhen, nur zu berlegen, was man besonders gern machen mchte, so da es einem gutgeht (bergang zum leading), und vielleicht mchten Sie sich auch einmal richtig angenehm ent-spannen - und Sie knnen entspannen, indem Sie darauf achten, wo gerade Ihre Fe stehen, und spren, wie fest sie stehen."

    ALTERNATIVEN

    Aussagen, die alle Alternativen abdecken, leiten ebenfalls gut eine Entspannung ein. Jeder Teilnehmer sollte bezglich seines persnli-chen Befindens indirekt angesprochen werden. So knnen Sie ihn

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    am ehesten in seiner Alltagswelt abholen und zum Mitmachen mo-tivieren. Formulieren Sie auch Alternativen fr diejenigen in Ihrer Gruppe, die einer Gruppenentspannung skeptisch gegenberste-hen.

    Beispiele Einige Teilnehmer haben sich vielleicht schon auf die heutige Entspannungsbung gefreut, andere Teilnehmer sind mit ihren Ge-danken eventuell noch beim letzten Gesprch, wieder andere ste-hen der Entspannungsgruppe heute vielleicht skeptisch gegenber {pacing). Wenn Sie sich gleich aber auf die Matte legen, werden Sie vielleicht berrascht sein, wie einfach es sein kann, auf Entspan-nung umzuschalten (leading)."

    Sie knnen jetzt oder spter eine angenehme Entspannung sich entwickeln lassen, oder Sie geben sich noch etwas Zeit (pacing), bis fr Sie der geeignete Augenblick kommt, sich tief zu entspannen (leading)."

    GEGENSTZE

    Formulierungen, die Gegenstze aufzeigen, konzentrieren ebenfalls die Aufmerksamkeit und leiten so zu einer leichten Trance ber.

    Beispiele Whrend die Muskeln eines Beines noch angespannt sind, knnen die Muskeln des anderen Beines schon gut gelockert sein."

    Ein Teil von Ihnen steht der Entspannung vielleicht noch skep-tisch gegenber, whrend ein anderer Teil gern eine Entspannung erleben mchte."

    TIEFENENTSPANNUNG IN DER ZEITLICHEN DIMENSION

    Bittet man die Teilnehmer, zeitliche Vergleiche durchzufhren, ge-hen sie ebenfalls in einen internen Dialog. Sie fokussieren ihre Auf-merksamkeit durch Erinnern an Vergangenes oder Denken an die Zukunft. Auf diese Weise distanzieren Sie die Teilnehmer vom ak-tuellen Erleben und ermutigen zum Hinschauen im zeitlichen Ab-stand.

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  • Wrter wie heute", jetzt", im Moment", fr zwei Minuten" laden die Teilnehmer ein, Ausnahmen in ihrem Verhalten vielleicht zuerst zu denken und dann sich zu erlauben und umzusetzen. Sie laden sie ein, sich nur fr zwei Minuten zu entspannen. Dies kn-nen viele Teilnehmer leichter annehmen. Sagen Sie den Teilnehmern, da sie nicht ihr ganzes Leben umstellen sollen, sondern da sie heute nur zwei Minuten entspannen mgen.

    Beispiele Ich mchte Sie bitten, sich an Ihren letzten angenehmen Schlaf zu erinnern. Hatten Sie heute nacht oder vor einigen Monaten einen angenehmen Schlaf?"

    Gibt es Muskeln, die jetzt schon entspannt sind, und gibt es Muskelgruppen, die vielleicht noch etwas Zeit brauchen, um sich zu entspannen?"

    Ich mchte Sie einladen, sich nur fr die nchsten zwei Minu-ten zu entspannen."

    Lassen Sie z. B. die Teilnehmer sich daran erinnern, wie es war, als sie noch keine Schmerzen hatten.

    Lassen Sie die Teilnehmer imaginieren, wie es wre, wenn das rechte Bein morgen angenehm entspannt und leicht wre.

    Vielleicht denken Sie einmal an Ihre nchsten Ferien. Wie wer-den Sie sich erholen? Wie werden Sie dann durchatmen knnen?"

    So tun, als ob

    Manche Teilnehmer haben groe Schwierigkeiten, sich zu entspan-nen oder ihre Phantasie einzusetzen. Hier empfiehlt es sich, sie zu bitten, nur so zu tun, als ob sie sich entspannten, nur sich einmal vorzustellen, wie es ist, wenn man spazieren ginge. Sie ermuntern Ihre Patienten, geben Anregungen. Sie sprechen die Mglichkeit des Andersseins an. So erffnen Sie neue Horizonte! Sprachlich formu-lieren Sie zunchst im Konjunktiv.

    Beispiele Ich mchte Sie bitten, so zu tun, als ob Sie sich entspannten."

    Stellen Sie sich bitte vor, Sie knnten die Farbe Ihrer Haut verndern. Welche Farbe whlten Sie dann? Wre es eine krftig

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    leuchtende oder eher eine wohltuend blasse Farbe, oder htten Sie mehrere Farben?"

    Vielleicht ist die Vorstellung vermessen, aber tun Sie bitte fr die nchsten zehn Minuten so, als ob Sie Ihr Problem gelst htten. Wie atmeten Sie dann? Wre Ihr Atem langsamer oder schneller, tiefer oder weniger tief?"

    Vielleicht gehen Sie in Gedanken nur einfach an einen Brun-nen, um sich erfrischendes Wasser zu holen."

    Da Sie immer im Muster des pacing und leading bleiben, mssen Sie grammatikalisch auch den bergang formulieren. Zunchst benut-zen Sie die Verben im Konjunktiv (Mglichkeitsform), beim nchsten oder bernchsten Satz im Indikativ (Wirklichkeitsform). Sprach-lich tun Sie also selbst so, als ob etwas schon wirklich wre.

    Beispiel Ich mchte Sie bitten, auf Ihr rechtes Bein zu achten und so zu tun, als ob es schwerer und schwerer wrde. Und dann achten Sie bitte auf Ihr linkes Bein und bemerken, wie leicht es im Vergleich zum rechten ist."

    SEN

    Jeffrey Zeig, einer der bekanntesten Schler Milton Ericksons, weist in seinen Bchern (z. B. 1992) und Workshops immer wieder auf die Methode des seeding", des Sens von Vorstellungen, hin. Sen be-reitet die Teilnehmer auf den nchsten und bernchsten Schritt der Tiefenentspannungstherapie vor. Sie kreieren ein Umfeld fr die zuknftigen Reaktionen der Teilnehmer. Seeding heit, so zukunfts-orientiert wie ein Landwirt zu denken: heute sen, morgen ernten. Die menschliche Psyche ist offenbar so strukturiert, da sie fr das zuvor Angesprochene empfnglicher ist.

    Beispiele Zu Beginn der Entspannungsbung knnen Sie ankndigen, da Sie im Verlauf der bung bis fnf zhlen werden und da dann die Teilnehmer, die mchten, sich besonders tief entspannen knnen.

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  • Sie knnen auch vor der Entspannungsbung vorbereitend be-schreiben, welche Phnomene man bei einer Tiefenentspannung erleben kann.

    Wenn Sie eine Geschichte ber Strand und Meer erzhlen wol-len, knnen Sie z. B. von Ihrem Duschbad am Morgen berichten, wie erfrischend es fr Sie war, weil Sie noch so mde waren.

    SATZBAU

    Es ist nicht erforderlich, immer vollendete Stze zu bilden. Manch-mal wird das Imaginationsvermgen der Teilnehmer besonders angeregt, wenn Sie den Sinn eines Satzes offen lassen oder einzelne Wrter weglassen. Das Bewute und/oder Unbewute der Teil-nehmer ergnzt nach eigenem Bedrfnis und Erleben diesen Teil, schmckt ihn aus und vertieft so die Trance.

    In den Textbeispielen finden Sie daher auch unvollstndige Stze.

    ANSPRECHEN DER VERSCHIEDENEN SINNE UND INTENSIVIERUNG DER TRANCE

    Menschen erleben die Umwelt durch verschiedene Wahrnehmungs-kanle oder Sinne wie Sehen, Hren, Berhren, Empfinden, Fhlen (kinsthetisch), Schmecken und Riechen. Die meisten Menschen be-vorzugen den visuellen Sinn. Die Wortwahl des Gesprchspartners gibt indirekte Hinweise auf seinen bevorzugten Sinneskanal. Derje-nige, der in die Landschaft schaut", ist eher visuell orientiert. Wenn jemand in der Natur lauscht", wird er eher auditiv orientiert sein. Wer sich bedrngt fhlt", ist eher taktil-kinsthetisch in seiner Wahrnehmung. Derjenige, dem alle Perspektiven" genommen sind, ist hchstwahrscheinlich visuell orientiert. Um alle Teilneh-mer optimal an der Tiefenentspannung zu beteiligen, empfiehlt es sich, die verschiedenen Sinneskanle anzusprechen. Es ist wichtig, da Sie nicht zu schnell die Sinneskanle wechseln. Die Patienten brauchen Zeit, sich in ein Bild, in einen Klang, in einen Duft oder ein Gefhl hineinzuimaginieren.

    Beispiele: Fixieren Sie bitte mit Ihren Augen einen Punkt an der Decke oder an den Wnden."

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    Achten Sie bitte noch einen Moment auf die Gerusche hier im Raum."

    Ich bitte Sie, Ihr Gewicht auf der Matte zu spren." Indem Sie die Teilnehmer nacheinander an ihren bevorzugten

    Sinneskanlen abholen, intensivieren Sie gleichzeitig die Entspan-nung zur Tiefenentspannung, weil jeder einzelne Teilnehmer auf seine anderen, ihm bekannten, aber eher vernachlssigten Sinnes-kanle aufmerksam gemacht wird. Das Bild bekommt einen Ton, die frische Meeresluft erhlt Geruch, der Sand wrmt die nackte Fusohle. Die Imagination wird so auf einfache Weise realistisch und immer sinn-voller.

    STIMME UND RHYTHMUS

    Ein weiterer wichtiger Aspekt zur Durchfhrung einer Tiefenent-spannung betrifft nicht die Wortwahl, sondern die Intonation, die Lautstrke, die Aussprache und den Sprechrhythmus. (Um diesen Aspekt erlernbar zu machen, hren Sie bitte die CD zum Buch.)

    Schnelles und lautes Sprechen kommuniziert eher mit dem Wachbewutsein. Langsames und leises Sprechen richtet sich eher an das imaginative Bewutsein. Sprechen Sie undeutlich, so ergnzt das Bewutsein der Teilnehmer das, was es gerade hren mchte. Sie lassen so Raum fr eigene Erfahrungen.

    Wrter, die besonders betont werden, werden auch besonders verstanden. Senken Sie z. B. Ihre Stimme bei einem bestimmten Wort, so lenkt der Teilnehmer seine Aufmerksamkeit besonders auf den Sinn dieses Wortes.

    Besonders wichtig ist ein Sprechrhythmus, der an den Atem-rhythmus der Patienten gekoppelt ist. Richten Sie sich nach einem durchschnittlich schnell atmenden Patienten. Die meisten Teilneh-mer stellen sich dann auf Ihren Sprechrhythmus ein. Sprechen Sie beim Ausatmen, und machen Sie eine Pause beim Einatmen der Patienten. Sie knnen auch mehrere Atemzyklen berspringen und dann beim Ausatmen erneut weitersprechen. In einigen Passagen der Textbeispiele sind Sprechpausen durch einen Gedankenstrich angedeutet, so da Sie ein Gefhl fr den Sprechrhythmus schon beim Lesen erhalten. Erlauben Sie sich, Ihren eigenen ruhigen, lang-samen Sprechrhythmus zu finden.

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  • Metaphern

    Vernderung durch Tiefenentspannung basiert auch auf Geschich-ten, die in Metapherform allgemeine Probleme der Menschen an-sprechen und beispielhaft lsen. In den Texten finden sich viele Bei-spiele fr diese Metapherform. Eine imaginierte Landschaft z. B. kann fr das jetzige Leben stehen, das Gehen ber eine Brcke und das Betreten einer neuen Landschaft ldt vielleicht ein, bergnge vom jetzigen in das zuknftige Leben zu betrachten (z. B. Leben ohne Partner, Leben mit Krankheit) - Metaphern sind sehr breit in-terpretierbar. Jeder kann zu seinen aktuellen Problemen oder Auf-gaben, die er zu lsen hat, Parallelen in den Metaphern ziehen. Me-taphern sollten mglichst allen Teilnehmern Interpretationsfolien fr ihr Leben und dessen Entwicklung bieten.

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    4. Woran erkennt man die Tiefenentspannung?

    Der bergang von einer einfachen Entspannung zur Tiefenent-spannung ist flieend. Manchmal befindet sich der Krper in einer Tiefenentspannung, ohne da der Teilnehmer es merkt oder so be-schreiben wrde, manchmal sind nur einzelne Glieder in einer Tiefenentspannung, und manchmal hat der Teilnehmer nur ein ver-ndertes Zeitbewutsein.

    Folgende Zeichen lassen sich beobachten oder messen. Sie tre-ten hufig ohne willentlichen Einflu auf und deuten auf die Tiefen-entspannung der Teilnehmer hin:

    - ausgeglichener Muskeltonus, - bequeme entspannte Krperhaltung, - die Gesichtszge entspannen sich, - die Bewegungen werden sparsamer, - Atmung und Puls verlangsamen sich, - der Blutdruck fllt etwas ab, - Vernderung des Blicks bzw. Schlieen der Augen, - manchmal tritt ein spontanes Lidflattern oder Schlucken auf, - die Teilnehmer zeigen eine zeitliche Verzgerung im motori-

    schen Verhalten und begrifflichen Verstehen, - Reflexe verschwinden oder treten verzgert auf, - die Reaktionsbereitschaft ist verndert. - Sie erhalten in der Gruppe eine auergewhnliche Atmosphre

    von Ruhe und Gleichklang.

    Subjektive Zeichen einer Tiefenentspannung sind:

    - das angenehme Gefhl nach der Entspannung, - das Gefhl der Entfernung,

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  • das Gefhl der Dissoziation, z. B. kann ein Krperteil als dem Krper nicht zugehrig erlebt werden. Spontane hypnotische Phnomene treten auf. Dazu gehren Vergessen (Amnesie), Gefhllosigkeit (Ansthesie), Krpertu-schungen, Miempfindungen (Parsthesien) oder Gefhle der Bewegungsunfhigkeit. Die Teilnehmer brauchen nach der Entspannung Zeit zur kr-perlichen Reorientierung. Das Erleben von Zeitverzerrungen, d. h., die reale Zeitdauer wird lnger oder krzer erlebt. Die Teilnehmer erleben frhere Situationen als echt im Sinne ei-ner Zeitregression. Die Teilnehmer kommen wie aus einer anderen (Erlebnis-)Welt zurck (vgl. Erickson u. Rossi 1981, S. 26).

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    r

    5. Durchfhrung der Tiefenentspannung in der Gruppe

    RAHMENBEDINGUNGEN

    Um eine Tiefenentspannungstherapie erfolgreich durchzufhren, sollten verschiedene Rahmenbedingungen beachtet werden.

    Der Raum mu so gro sein, da alle Teilnehmer gengend Platz haben. In unserer Patientenumfrage war mangelnder Platz der Hauptkritikpunkt. Der Raum sollte angenehm temperiert und hell sein.

    Die Teilnehmer sollten sich auf eine Matte legen knnen. Dazu mssen gengend bequeme Matten vorhanden sein. Jeder Teilneh-mer braucht ein bis zwei Decken, die er auch als Unterlage oder Kopfkissen benutzen kann. Manche Patienten bekommen durch das Liegen Schmerzen, sie sollten sich hinsetzen knnen. Grundstzlich lt sich die Tiefenentspannungstherapie auch im Sitzen durchfh-ren. Achten Sie dann darauf, da die Teilnehmer wie im Pharaonen-sitz mglichst aufrecht sitzen, Arme und Beine parallel halten, den Rcken anlehnen und den Kopf gerade halten.

    Auengerusche sollten minimiert sein. In der Nhe einer Bau-stelle kann nur schlecht eine Tiefenentspannungstherapie durchge-fhrt werden.

    Die Teilnehmer sollten pnktlich im Raum sein, wer zu spt kommt, erhlt keinen Einla mehr. Die Tren sollten nicht verschlossen wer-den, so da die Teilnehmer, die unerwartet unruhig werden, den Raum verlassen knnen. Das kommt nur selten vor, die offene Tr beruhigt aber manche Patienten. Whrend der Entspannung sollte das Umherlaufen unterbleiben. Wer nach Beginn der Entspannung merkt, da er sich nicht so gut entspannen kann, soll sich auf seine Matte setzen und das Ende abwarten.

    Die Blase sollte leer und der Magen nicht zu voll sein.

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  • Die Entspannungsbung sollte ca. 30 Minuten dauern. Rechnen Sie noch etwas Zeit fr Vor- und Nachgesprche ein.

    Weisen Sie die Teilnehmer darauf hin, da sie sich nach der Ent-spannung mglichst 15 Minuten Zeit lassen, um von der bung optimal profitieren zu knnen. Empfehlen Sie ihnen, spazierenzu-gehen, im Wartezimmer noch Platz zu nehmen oder sich in der Kli-nik aufs Bett zu legen.

    Wenn Sie mchten, da mglichst viele Patienten an der Tiefen-entspannungsgruppe teilnehmen, kndigen Sie Ihr Angebot Pati-enten, rzten, Pflegepersonal, auf Stationen oder anderswo an. Dazu knnen Sie z. B. aus dem Anhang dieses Buches die Seite Tiefenentspannungstherapie in der Gruppe" kopieren und vertei-len.

    Wichtig: Erklren Sie den Teilnehmern, insbesondere den neu hinzugekommenen, immer wieder die Regeln, die Rahmenbedin-gungen und den Sinn der Entspannungsbungen.

    EINFHRUNG IN DIE TIEFENENTSPANNUNGSBUNG

    Nachdem Sie die Eignung des Raumes berprft, fr gengend Matten, Sthle und Decken gesorgt haben, begren Sie die Teil-nehmer und erklren ihnen den Sinn der Entspannung und das Vor-gehen. Sagen Sie ihnen auch, da Sie es schtzen, da die Teilneh-mer sich Zeit genommen haben, die sie jetzt nutzen sollten, um im Rahmen einer Entspannungsbung neue Erfahrungen zu machen.

    Sorgen Sie dafr, da sich die Teilnehmer bei Ihnen wohl fh-len!

    Falls Sie Musik abspielen wollen, achten Sie darauf, da sich die Musikanlage in erreichbarer Nhe befindet oder eine Fernbedienung vorhanden ist, so da Sie Lautstrke, Einsatz und Ende bestimmen knnen.

    Weisen Sie die Teilnehmer darauf hin, da sie pnktlich kom-men und wie sie sich bei Unruhezustnden verhalten sollen.

    Holen Sie die Teilnehmer gedanklich dort ab, wo sie sich gerade befinden. Sagen Sie ihnen, da der Alltag jetzt nicht mehr wichtig ist, da die letzten Stunden, die letzten Tage fr die nchste halbe Stunde an Bedeutung verlieren, da die Gesprche zu Hause und im Beruf unbedeutend werden und die Entspannung wichtiger und

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    wichtiger wird. Oder lassen Sie die Teilnehmer in Gedanken den Weg zum Entspannungsraum verfolgen, um ganz an dem Ort an-zukommen, an dem sie jetzt sind.

    Suchen Sie sich ein Stichwort, mit dem Sie die Entspannung ein-leiten und beenden, z. B. Gruppenraum oder Entspannungsraum.

    Um die Entspannung weiter einzuleiten, ist es hilfreich, auf st-rende Gerusche einzugehen. Zum Beispiel bittet man die Teilneh-mer, noch fr einen Moment auf die Klimaanlage zu achten oder auf die Gerusche auf der Strae, um sich anschlieend auf sich zu konzentrieren.

    Als nchstes ist es wichtig, die Teilnehmer zu bitten, auf Ihre Stimme als Leiterin oder Leiter zu achten, so da Sie eine grere Gewiheit haben, da die Patienten Ihnen zuhren und Sie sie bes-ser fhren knnen.

    Lassen Sie den Teilnehmern gengend Zeit, sich langsam auf den Proze des Tiefenentspannens einzustellen. Verdeutlichen Sie sich und den Teilnehmern, da nicht die Tiefe der Entspannung fr den Erholungsproze wichtig ist, sondern da es schon hinreichend ist, einen Moment oder zwei Minuten etwas anderes zu denken, zu fhlen, zu erleben.

    Im weiteren Proze der Entspannungsbung ist es wichtig, die Teilnehmer auf die eigene Sicherheit zu orientieren. Sicherheit fin-den sie zum Beispiel, indem sie darauf hingewiesen werden, da sie fest auf der Matte liegen oder festen Boden unter den Fen ha-ben. Bitten Sie die Patienten, sich dessen zu vergewissern.

    Entspannungen knnen sehr gut eingeleitet werden, indem die Teilnehmer an eine entspannte Situation, die sie mglicherweise gehabt haben, erinnert werden. Bei vielen Menschen liegt eine ent-spannte Situation vor, wenn sie z. B. aus einem tiefen Schlaf erwa-chen, sich erholt fhlen, aber noch nicht aufstehen mchten. Oft ist auch die Vorstellung, auf einer Wiese zu liegen, entspannungs-induzierend.

    Die Aufforderung, tief auszuatmen, fhrt hufig zu einer guten Einleitung der Entspannung. Zu Beginn der Entspannung lassen Sie tief ausatmen, zum Beenden lassen Sie tief einatmen!

    Manche Menschen knnen sich auf eine Entspannung gut ein-lassen, wenn sie darauf aufmerksam gemacht werden, wie sich ver-schiedene Krperteile anfhlen, ob sie weich oder hart, warm oder

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  • kalt sind, ob sie nahe der Wirbelsule liegen oder weiter entfernt. Leitet man die Entspannung ber die Krperempfindungen ein, ist es sinnvoll, an den Fersen oder Fen zu beginnen und dann lang-sam die Krperteile bis hoch zum Kopf zu erwhnen. Am Ende der liefenentspannung mssen Sie die Krperteile in umgekehrter Rei-henfolge ansprechen.

    Sagen Sie den Teilnehmern, da sie die Augen schlieen kn-nen, weil sie sich dann besser auf sich konzentrieren knnen. Bitten Sie die Teilnehmer, die Schwierigkeiten haben, die Augen zu schlie-en, einen Punkt an der Decke oder anderswo zu fixieren und zu warten, bis die Augenlider schwer werden und sich ganz von allein schlieen.

    Dieses Schema gibt ein gewisses Ritual vor. Durch Rituale wer-den Verhaltensweisen wiederholt und schlielich automatisiert. Die Teilnehmer gehen von bungsstunde zu bungsstunde dann schneller in die Tiefenentspannung. Weiterhin schaffen Rituale durch Verhaltensvorgaben auch Sicherheit in ungewohnten Situa-tionen. Deshalb empfiehlt es sich, die Entspannungsbungen fr einen Zyklus mglichst gleich zu gestalten. Es empfiehlt sich auch, bestimmte Formulierungen immer wieder zu verwenden wie Ru-der fallen lassen", Motor abstellen" oder im eigenen Tempo durch-fhren".

    DURCHFHRUNG DER TIEFENENTSPANNUNGSBUNG

    Nach der Einleitung der Tiefenentspannung entsteht eine besonde-re Atmosphre, die den Teilnehmern fr eigene Erfahrungen Raum gibt. Die Ruhe im Raum und die Tiefe der Trance wird u. a. durch den Rhythmus Ihrer Sprache und durch Ihre Sprechpausen erzeugt und getragen. Sprechen Sie daher nur jeden zweiten bis dritten Atemzug einen Satz, auch Pausen von 30 Sekunden oder manchmal einer Minute knnen Sie gut einlegen. Die Teilnehmer erleben wh-rend der Tiefenentspannung die Zeit verndert. Es dauert oft lange bis man das Angesprochene nachsprt oder imaginiert. Eine Ent-spannungsbung von 30 Minuten Dauer wird von den Teilnehmern oft wie 10 Minuten erfahren.

    Am Anfang der Tiefenentspannungsbung sollten Sie klar und fest sprechen. Im weiteren Verlauf knnen Sie die Trance indirekt

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    vertiefen, indem Sie nach und nach leiser, nach und nach langsa-mer, aber immer noch klar und laut genug sprechen. Zum Ende der Stunde sprechen Sie natrlich wieder krftiger, fester und schneller.

    Auch whrend der Tiefenentspannung ist es wichtig, die Teil-nehmer zu fhren und immer wieder den festen Boden, auf dem der Krper liegt oder die Fe stehen, zu erwhnen. berlegen Sie sich eine Geschichte als Gerst, um das Sie Einleitung, Vertiefung und Beenden der Entspannung bauen. In die Geschichten flechten Sie die trancevertiefenden Techniken ein.

    VERTIEFUNG

    Eine Vertiefung der Trance knnen Sie gut erreichen, indem Sie die Teilnehmer rein sprachlich in zwei Gruppen aufteilen. Der einen Gruppe wird angeboten, die folgende Imaginationsbung mitzu-machen, der anderen Gruppe wird angeboten, einfach auf der Mat-te zu liegen oder auf dem Stuhl zu sitzen und zu trumen. Dadurch berlassen Sie jedem einzelnen Patienten, welcher Gruppe er ange-hren mchte und geben maximale Freiheit, sich seine Zeit so zu gestalten, wie es fr ihn gerade am besten ist. Indirekt sprechen Sie unterschiedliche psychische Dispositionen eines jeden Teilnehmers an; der eine Teil in ihnen ist vielleicht noch unentschlossen, sich tie-fer zu entspannen, whrend der andere Teil dagegen schon bereit ist, die Trance zu vertiefen. Sie umgehen so einen mglichen inne-ren Konflikt des Teilnehmers.

    Eine Entspannungsvertiefung kann auch dadurch erreicht wer-den, da den Teilnehmern angeboten wird, sich fr zwei Minuten besonders tief zu entspannen. Sie sind dann von der Aufgabe, sich ber den ganzen Zeitraum tief zu entspannen, entlastet, nutzen die zwei Minuten und lassen sich so weiter auf die Tiefenentspannung ein.

    Eine Entspannungsvertiefung erreichen Sie ebenfalls gut, indem Sie langsam von eins bis fnf zhlen, fr zwei bis drei Minuten eine Pause einlegen und in der Pause erwhnen, da man Abstand zu den Dingen hat. Am Ende der Pause sollten Sie wieder rckwrts zhlen.

    Eine weitere Trancevertiefung erzielen Sie durch Unterbrechung der Trance. Die Teilnehmer reorientieren sich kurz, dann setzen Sie

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  • die Trance fort. Die Teilnehmer gehen erfahrungsgem danach noch tiefer in Trance.

    BEENDEN DER ENTSPANNUNGSBUNG

    Ganz wichtig: Sie leiten das Beenden der Tiefenentspannung ein, indem Sie das, was Sie zur Einfhrung der Tiefenentspannung ge-sagt haben, rckwrts ansprechen. Haben Sie z. B. die Krperteile von der Ferse bis zum Kopf erwhnt, dann mssen Sie sie jetzt vom Kopf bis zur Ferse ansprechen. Sie mssen nicht jedes Detail auf-greifen, aber die Richtung von unten nach oben und von oben nach unten mu deutlich werden. Haben Sie darauf hingewiesen, da die Auengerusche nicht mehr so wichtig seien, bevor Sie die Teil-nehmer auf Ihre Stimme orientiert haben, so bitten Sie jetzt die Teil-nehmer, die Auengerusche wieder zu beachten.

    Fordern Sie die Teilnehmer auf, die Bilder, Gedanken und Emp-findungen jetzt hinter sich zu lassen.

    Als nchstes sollten Sie die Patienten auf die Mglichkeit hin-weisen, die angenehmen und fr sie bedeutsamen Tranceerlebnisse mit in den Alltag zu nehmen.

    Dann fordern Sie die Patienten auf, ganz in den Raum hier und jetzt zurckzukehren. Erwhnen Sie die Uhrzeit, den Tag und das Stichwort - z. B. Gruppenraum.

    Lassen Sie die Teilnehmer tief einatmen, und vielleicht bitten Sie sie zu lcheln, wenn sie die Augen ffnen, weil das die positive GrundeinsteHung frdert.

    Als nchstes bitten Sie die Patienten, die Energie, die sie wh-rend der bung gesammelt haben, zu aktivieren, indem sie sich strecken und die Hnde schlieen.

    Lassen Sie erneut tief einatmen. Geben Sie den Teilnehmern noch einmal Zeit, kurz in die Tiefen-

    entspannung zurckzufallen, um sich wirklich aus der Welt der Imagination zu verabschieden. Dann mgen sie ganz auf die Matte oder in den Raum, in dem sie jetzt sind, zurckkommen. Stichwort wiederholen!

    Empfehlen Sie den Teilnehmern, die bungen auch selbst durch-zufhren.

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    Bieten Sie zum Schlu Gesprche an. Fragen Sie nach den Er-fahrungen der Teilnehmer. So erhalten Sie Feedback und knnen auch ber negative Erfahrungen oder aufgekommene Fragen spre-chen.

    HINWEISE FR ANFNGER DER GRUPPENLEITUNG

    Als Anfngerin oder Anfnger der Gruppenleitung sollten Sie mit krperorientierten Tiefenentspannungen beginnen. Sie sollten die weiter unten beschriebenen Techniken beherrschen und zunchst die krperorientierten Geschichten aus den Textbeispielen nutzen. Diese Geschichten knnen vielfltig variiert werden. Fr Anfnger eignen sich auerdem die Beispiele zur Schmerzreduktion und Ge-schichten mit Ausflgen an den Strand oder auf die Wiese. Mit die-sen Geschichten knnen sie ein Gespr fr die Gruppentiefen-entspannung entwickeln.

    Ganz wichtig: Fhren Sie nur die Gruppentrancen durch, bei denen Sie sich sicher fhlen. Ihre Unsicherheit bertrgt sich auf manche Teilnehmer, die dann unruhig werden und nicht so tief in die Entspannung gehen.

    Qualifizieren Sie sich in Ihrem Tempo! Sobald Sie sich beim Ge-brauch der Techniken und in der Situation mit einer Gruppe sicher fhlen, gehen Sie einen Schritt weiter und nutzen die Textbeispiele zur Ressourcenorientierung, zur Zukunftsorientierung und die Mind-Body-Healing-Metaphergeschichten.

    NGSTE DER LEITERIN/DES LEITERS

    Manche Therapeuten haben Angst, die Patienten whrend der Tie-fenentspannung zu verlieren. Sie befrchten dies hauptschlich, wenn sie die krperliche Ebene der Entspannung verlassen und mit Metaphern arbeiten.

    Machen Sie sich grundstzlich klar, da die Teilnehmer nicht tiefer in Trance gehen als es fr sie gut ist. Sie merken das selbst und schlafen entweder ein, oder sie werden wach, oder sie folgen Ihren Worten nicht mehr. Sagen Sie den Teilnehmern, da Sie davon aus-gehen, da jeder Teilnehmer fr sich selbst am besten wei, was fr

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  • ihn gut ist, und da auch er sich erlauben soll, in seiner Art und Weise die Trance zu erleben.

    Die Einleitung der Tiefenentspannung sollte immer Elemente enthalten, die die Sicherheit der Teilnehmer betonen. Sie bitten sie zum Beispiel, darauf zu achten, da sie angenehm und fest auf der Matte liegen oder mit beiden Fen sicher den Fuboden berhren.

    Falls Sie whrend der Entspannung feststellen, da es einem Teilnehmer schlecht geht, fhren Sie die Entspannung weiter und bauen in Ihren Text einen Satz ein, mit dem Sie auf sein Befinden eingehen und darauf hinweisen, sich auf die Matte setzen zu kn-nen. Sagen Sie zum Beispiel: Es ist gut, sich eine neue Position zu suchen." Das hilft dem unruhigen Patienten und ermuntert die an-deren Teilnehmer, es sich erneut bequem zu machen. Zum unruhi-gen Patienten halten Sie durch Nicken oder Blicke in seine Richtung nonverbalen Kontakt. Nach der Entspannung sprechen Sie den betreffenden Teilnehmer an und fragen ihn, an welcher Stelle er Schwierigkeiten hatte. Machen Sie ihm deutlich, da die Entspan-nung jetzt vorbei ist. Lassen Sie ihn tief durchatmen und empfehlen Sie ein Gesprch mit dem behandelnden Psychotherapeuten oder Arzt.

    Kommen neue Teilnehmer in die Gruppe, sollten Sie vor Beginn der bung die Teilnahmeregeln wiederholen. In bezug auf ngste und Unruhegefhle der Teilnehmer fassen Sie sich allgemein, in-dem Sie sagen, da, falls sich jemand unwohl fhle, er sich hinset-zen mge, nicht mehr zuhren solle, drauen warten mge und nach der bung mit Ihnen sprechen knne. Patienten mit akuten ng-sten oder akuten Psychosen sollten nicht teilnehmen (siehe Indi-kation und Kontraindikation").

    UMGANG MIT STRUNGEN

    Die Gruppenentspannung wird am hufigsten durch Teilnehmer gestrt, die einschlafen und schnarchen. Wenn jemand schnarcht, sprechen Sie das Schnarchen in Ihrem Text an. Falls der Teilnehmer darauf nicht reagiert, gehen Sie zu ihm und wecken ihn. Vor der Gruppenentspannung sollten Sie die zum Schnarchen neigenden Teilnehmer bitten, nicht im Liegen, sondern im Sitzen die bung durchzufhren.

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    Strungen wie Husten kommentieren Sie, indem Sie z. B. in Ih-ren Text einflechten: Es ist gut, einmal zu husten, die Bronchien zu lockern oder zu schlucken!"

    Auengerusche nehmen Sie ebenfalls kommentierend in Ihren Text auf: Wenn das Autogerusch vorbei ist, knnen Sie sich ganz der Entspannung widmen." Oder geschickter: Lassen Sie Ihre Un-ruhe mit dem Auto abfahren!"

    Die Textbeispiele enthalten diesbezglich zahlreiche Beispiele.

    UNZUFRIEDENE UND UNRUHIGE PATIENTEN

    In jeder Gruppe gibt es Patienten, die unzufrieden mit der Entspan-nung sind. Sie kritisieren den Raum, die Nebengerusche, werden vorwurfsvoll oder beklagen, da sie nicht richtig entspannen kn-nen. Fragen Sie genau nach, was die Patienten strt! Es ist wichtig, jeden einzelnen ernst zu nehmen! Hinter der Unzufriedenheit stek-ken hufig ngste und Unsicherheiten bezglich der Tiefenent-spannung und der Gruppensituation. Viele Patienten sind es nicht gewohnt, mit sich beschftigt zu sein. Sie knnen nicht abschalten oder haben ngstigende Gedanken. Empfehlen Sie ihnen, sich wh-rend der Tiefenentspannung diese Gedanken zu merken, um dann wieder Ihrer Stimme zuhren und die Entspannung fortsetzen zu knnen. Nach der Tiefenentspannungsbung sprechen Sie mit den Patienten. Wenn es ngste in bezug auf die Entspannung und die Gruppensituation sind, erlutern Sie die Situation und beruhigen Sie die Patienten. Wenn die Patienten ngste uern, die mehr mit ihrer Erkrankung zu tun haben, vereinbaren Sie einen gesonderten Termin oder raten Sie ihnen, mit ihren behandelnden Psychothera-peuten oder rzten darber zu sprechen.

    Hufig wird Angst vor Kontrollverlust geuert. Sagen Sie die-sen Patienten, da Sie die Tiefenentspannung nur soweit durchfh-ren, da alle Teilnehmer die Kontrolle behalten. Die Verantwortung und Kontrolle ber alle Erlebnisse bleibt beim Teilnehmer. Auer-dem knnen die Patienten sich hinsetzen, knnen den Raum verlas-sen und brauchen Ihnen nicht mehr zuzuhren. Auch hier empfeh-len Sie, da die Patienten sich die Stellen merken mgen, um mit ihrem Therapeuten darber sprechen zu knnen.

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  • Manchmal strt der Nachbar, dann bitten Sie den Patienten zur nchsten bungsstunde, sich einen anderen Nachbarn zu suchen, oder bieten einen Platz in Ihrer Nhe an.

    Unruhige Patienten bewegen sich viel auf der Matte, scheinen nicht zuzuhren oder schauen oft auf die Uhr. Mit ihnen sollten Sie ebenfalls wohlwollenden nonverbalen Kontakt aufnehmen. Sie kn-nen z. B. Blickkontakt aufbauen. Geschickte Gruppenleiterinnen und -leiter sprechen bestimmte, auf sie zugeschnittene Worte in ihre Richtung, z. B.: Lassen Sie sich mit der Entspannung noch etwas Zeit!" oder: Es ist wichtig, noch fr einen Moment seine Unruhe zu beobachten, weil der Krper noch Zeit braucht, um sich umzu-stellen!"

    Ich achte besonders auf diese Patienten und spreche auerdem in ihrem Atemrhythmus, verlangsame dann meinen Sprechrhythmus, so da sie ihren Atemrhythmus auch etwas verlangsamen. Das dau-ert ca. zwei Minuten. Dasselbe wiederhole ich mit weiteren unruhi-gen Patienten. Dann gehe ich wieder in den allgemeinen Sprech-rhythmus ber. Die anderen Patienten bemerken dieses Vorgehen in der Regel nicht.

    WAS SIE VERMEIDEN SOLLTEN

    Da Sie die einzelnen Teilnehmer der Entspannungsgruppe nicht gut kennen, sollten Sie bei Ihren Formulierungen in der Gegenwart blei-ben. Positive Erfahrungen knnen auch in der Vergangenheit abge-rufen werden.

    Fhren Sie keine Trancen in die Vergangenheit,durch, und ge-hen Sie behutsam in die Zukunft!

    Versuchen Sie nicht, mit den Teilnehmern negative Erfahrun-gen durch die Gruppenentspannung aufzuarbeiten!

    Wichtig: Gehen Sie nicht in tiefe Lcher, dunkle Wlder oder Keller, sondern bieten Sie angenehme Situationen an!

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    6. Trancebeispiele fr Gruppentiefenentspannungen

    Die folgenden Trancen sollen Ihnen als Anregung und Vorlage zur Durchfhrung von Gruppenentspannungen dienen. Sie stammen aus der Arbeit in unserer Klinik. Die einzelnen Trancen wurden mit dem Tonband aufgenommen und transkribiert. Kleinere Korrektu-ren wurden durchgefhrt, um die Texte dem Leser verstndlich zu gestalten.

    Es finden sich zahlreiche Tiefenentspannungen, die komplett wiedergegeben wurden. Sie bekommen so einen Einblick in den for-malen Aufbau und in die inhaltliche Gestaltung der Trancen. Da auch meine Gruppenentspannungen ritualisiert sind, finden sich einige Wiederholungen. Einige Tiefenentspannungen sind deshalb nur auszugsweise wiedergegeben. Sie dienen als Bausteine. Ein-fhrungs- und Beendigungs- oder Vertiefungsbausteine mssen von Ihnen ergnzt werden. Zur besseren bersicht sind alle Trancen nach dem Schema Einfhrung", Vertiefung", Durchfhrung" und Beenden" gegliedert.

    Thematisch gliedern sich die Texte in Trancebeispiele:

    - zur Krperentspannung, - zur Schmerztherapie, - zum Mind-Body-Healing (Texte, die Krperentspannung und

    mentale Vernderungen thematisieren), - zum (Wieder-)Entdecken eigener Fhigkeiten und Ressourcen, - zur Zukunftsorientierung.

    Die meisten Trancen enthalten Elemente aus allen Bereichen, wur-den hier aber nach ihren Schwerpunkten gegliedert.

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  • 6.1 TRANCEN ZUR KRPERENTSPANNUNG

    Die folgenden Trancen konzentrieren die Aufmerksamkeit der Teil-nehmer der Gruppenentspannung vornehmlich auf die Krper-entspannung. Sie sind Grundlage fr alle Tiefenentspannungs-therapien und eignen sich besonders fr Anfnger. Das Gerst die-ser Trancen knnen Sie gut benutzen, um hypnotische Techniken einzuben. Die Patienten bleiben bei sich und fhlen sich sehr wohl. Diese Beispiele knnen Sie gut bei allen Krankheitsbildern einsetzen.

    Auf der Wiese (Beispiel mit Kommentar) Hinweis

    Die Wiesengeschichte ist eine einfache und wirksame Entspannungsbung und fr Anfnger der Gruppentiefenentspannung geeignet. Auf Wiesen fhlen sich die meisten Menschen wohl und knnen dort auch gut ent-spannen. Beim katathymen Bilderleben wird sie in die Kategorie Unter-stufe plaziert.

    Im Anschlu finden Sie die Kommentare, in denen auf die wesentlich-sten Aspekte der eingesetzten Hypnosetechniken hingewiesen wird. Wahr-scheinlich ist es am angenehmsten, den Text zunchst auf sich wirken zu lassen und sich erst in einem zweiten Schritt mit den technischen Erlute-rungen zu befassen. Bei den weiteren Trancen wurde auf Erluterungen verzichtet.

    Einfhrung Ich hoffe, Sie haben alle einen Platz gefunden, auf dem Sie sich wohl fhlen.

    Ich mchte Sie bitten, sich jetzt in Gedanken noch einmal auf die Matte hier im Entspannungsraum (1) zu legen oder sich auf Ih-ren Stuhl zu setzen und fr einen Moment zu berlegen, wie Sie sich hier hingelegt haben. Ob Sie zuerst mit dem rechten oder dem linken Knie die Matte berhrt haben, sich dann zuerst auf die linke oder rechte Seite gelegt haben oder ob Sie sich gleich auf den Rk-ken gelegt haben? Oder haben Sie zuerst den Stuhl verrckt und sich dann hingesetzt oder umgekehrt (2)?

    Dann mchte ich Sie bitten, den heutigen Tag zu rekapitulieren. Kurz darber nachzudenken, welche Gesprche Sie heute gefhrt haben und was Sie heute erlebt haben. Was hat Ihnen gefallen? Was fanden Sie nicht so gut? (3) Und dann all das hinter sich zu lassen.

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    Um in eine angenehme Entspannung zu gehen, ist es sinnvoll, zu berprfen, wie man auf der Matte liegt. Wie liegt der Kopf auf der Decke oder auf dem Kissen? Wo befinden sich Ihre Arme? Wo liegt der Rcken (4)? Manche knnen sich gut entspannen, indem sie tief ausatmen (5). Fr manche ist es ganz hilfreich, noch mal kurz sich die Unruhe anzuschauen. Wie Unruhe in der Ruhe auftaucht und abtaucht und die Ruhe in der Unruhe auftaucht und abtaucht (6). Prfen Sie erneut, welche Teile Ihres Rckens die Matte berh-ren! Gibt es Bereiche der Wirbelsule, die fester auf der Matte liegen als andere Bereiche? Oder wenn Sie sitzen, knnen Sie die Lehne spren? Wie liegt das Ges auf der Matte? Wie sitzen Sie auf dem Stuhl? Wo ist der Bauch? Und wie liegen die Beine? Und wo sind die Fersen? Stehen Sie mit beiden Fen fest auf dem Boden (7)? Vielleicht knnen Sie (8) jetzt berprfen, ob ein Bein schwerer ist als das andere und ob ein Bein schon etwas entspannter ist als das andere Bein (9). Vielleicht knnen Sie spren, wie es ist, wenn ein Bein anfngt, sich zu entspannen, ob es eine Auswirkung hat auf das Atmen? Manchmal kann es sein, da ruhiges, regelmiges At-men ganz langsam sich in einen Proze der eigenen Gedanken ... (10). Sich vielleicht noch fr einen Moment nach auen orientieren! Auf die Matte achten, auf Ehren Krper, um sich dann meiner Stim-me zuzuwenden (11), die Musik hren und ganz langsam in den eigenen Rhythmus eintauchen - quasi sich spren - wie Sie lang-sam Abstand bekommen zu den Dingen (12), die Sie sonst beschf-tigen. Und mit diesem Abstand wird der Raum fr Sie grer, den Sie in Ihrer eigenen Geschwindigkeit durchschreiten knnen und fr sich nutzen knnen fr einen Moment, um das zu genieen, woran Sie Spa haben (13). Und nun noch mal die Position suchen, in der Sie sich wohl fhlen, so da Sie diesmal andere Muskelpartien entlasten knnen (14). Vielleicht mchten Sie diese Ruhe hier im Raum nutzen, um eine ganz angenehme Erfahrung mitzunehmen (Autogerusch drauen).

    Vertiefung Und sobald das Auto drauen vorbeigefahren ist, mchte ich Sie bitten, wieder tief auszuatmen (15). Ich zhle bis fnf, und wenn Sie mchten, knnen Sie sich fr zwei Minuten eine wirklich tiefe Ent-spannung erlauben. Und der Teil von Ihnen (16), der nur eine leich-te Entspannung mchte, bleibt einfach auf der Matte liegen und ach-

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  • tet auf die Schwere des Krpers - oder auf die Leichtigkeit des Kr-pers. Und manchmal kann es ganz spannend sein herauszufinden, wie diese Schwere sich in Leichtigkeit verwandelt und umgekehrt, wie eine Leichtigkeit schwer wird, so da man eine tiefgehende Entspannung durchfhren kann. Und manchmal kann es ganz span-nend sein, die Langsamkeit der Entspannung zu beobachten (17) und den eigenen Rhythmus einfach auer acht zu lassen, weil der Krper ganz von allein macht (18), was gut fr ihn ist. Und ich zh-le bis fnf (19): eins, zwei, drei, vier, da Sie angenehm dahindriften und fr zwei Minuten (20) eine wirklich angenehme Zeit haben und fnf.

    Zwei Minuten, in denen Sie Abstand finden und in denen der Raum entsteht, den Sie genieen: genau. (Husten) Noch mal die Bronchien lockern, niesen und ausatmen und wirklich Platz haben fr sich, wo sich mglicherweise etwas ffnet - was Sie berrascht (21) und was Sie genieen knnen. Abstand und Ruhe - ein ruhen-der Abstand, in dem Sie sich entfalten knnen und in der richtigen Distanz zu den Dingen - ganz langsam Gelassenheit aufkommen lassen - gelassen. In der Entspannung kann sich vieles regenerieren - genau - regenerieren durch ffnen von Poren (22).

    So - die zwei Minuten sind um. Diejenigen, die die Tiefen-entspannung mitgemacht haben, mchte ich bitten, mit meinem Zhlen fr einen Moment wieder in den Entspannungsraum (23) zurckzukommen, um anschlieend noch eine allgemeine Entspan-nung durchzufhren - oder eine kleine Reise (24) mitzumachen. Ich zhle zurck: fnf, vier, drei, zwei, eins. Bitte tief Luft holen! Ich mchte Sie bitten, zu berprfen, wie Sie hier auf der Matte liegen, wobei ich nicht wei, ob Sie eher ein Gefhl von Schwere haben oder eher ein Gefhl von Leichtigkeit. Manche von Ihnen haben viel-leicht eine leichte Schwere in einem und eine schwere Leichtigkeit in einem anderen Krperteil (25).

    Durchfhrung mit Metapher Auf der Wiese" Und nun mchte ich Sie bitten, auf eine Wiese zu gehen, auf der so schnes Wetter ist, vielleicht die Sonne scheint, da es angenehm fr Sie ist. Sie knnen auch an einen Strand, in einen Park oder auf eine Terrasse gehen oder irgendwo anders sich einen schnen Ort suchen, an dem Sie sich wohl fhlen oder schon einmal wohl ge-fhlt haben (26). Beachten Sie bitte die Landschaft, die Bume, die

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    Huser, die Menschen um Sie herum. Wie sieht der Horizont aus (27)? (Pause)

    Knnen Sie Vogelgezwitscher hren? Horchen Sie auf Geru-sche in der Ferne. Und was riechen Sie? Ist es Gras? Salzige Meeres-luft (28)? Auf der Wiese (29) kann es der Geruch von Gras sein oder von Blumen. (Pause) Vielleicht ist es etwas windig, so da Sie den Wind an den Wangen spren. Vielleicht ist die Wiese etwas feucht, so da Sie noch die Schuhe anlassen (30).

    Und manchmal kann es ganz schn sein, sich auf die Wiese zu setzen, dort, wo sie trocken ist oder sich auf eine Bank zu setzen, zurcklegen und anfangen zu genieen - (31) mit sich zu sein - sich so zurcklegen - da alles abfllt (32), so als ob sich eine Kruste lste - so da das, was Sie nicht mehr brauchen - zuckerguartig von Ihnen abfllt - und Sie einen ganz neuen Raum fr sich haben -eine ganz neue Beweglichkeit (33), der Sie noch nicht trauen (34) -fr sich entdecken. Und vielleicht knnen Sie diese Beweglichkeit wirklich spren - in jedem einzelnen Glied - in jedem einzelnen Muskel - und in jedem einzelnen Wirbelgelenk (35) - so, als ob (36) sie / Sie (37) grer werden - und weiter werden - in den Schultern -so, als ob Sie mehr hren als sonst - und mehr riechen - ihtensiver (38). Und manchmal kann es verwirrend sein - ber all die Dinge nachzudenken, die Sie beeindrucken - und der Geruch zerfliet -und macht der Bewegung Platz. Es reicht, sich einfach auf der Bank sitzend zu spren - oder auf der Wiese liegend zu erholen (39). Es ist schn, sich zu weiten - zu ffnen - und diese neue Beweglichkeit zu genieen - die in jede Pore dringt. Und mit diesem Gefhl von Raum - und Platz - und Beweglichkeit knnen Sie weitergehen (40) -auch wenn das Gras etwas hher wird. Vielleicht wissen Sie nicht, in welche Richtung Sie weitergehen wollen - und Sie folge