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Mit Vermögen gestalten Anlagemöglichkeiten, Strategien und Perspektiven für Stiftungen in der Niedrigzinsphase Bundesverband Deutscher Stiftungen (Hg.) Mit 50 Beiträgen von Stiftungspartnern

Mit Vermögen gestalten - Startseite · Von Dr. Volker van Rüth. Mit Vermögen gestalten 5 Teil 3.1: Verzinsliche Wertpapiere 120 Taktische Asset Allokation bei Renten. Mehrwert

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Anlagemöglichkeiten, Strategien und Perspektiven für Stiftungen in der Niedrigzinsphase

Bundesverband Deutscher Stiftungen (Hg.)

Mit 50 Beiträgen von Stiftungspartnern

Unser Stiftungsmanagement bietet vielfältige Möglichkeiten, eine Stiftung zum Erfolg zu führen. Dabei orientieren wir uns ausschließ-lich an Ihren individuellen Zielen und Bedürfnissen. Deshalb entwickeln wir Lösungen auf der Grundlage eines persönlichen Gesprächs. Finden Sie heraus, was wir für Sie tun können und vereinbaren Sie einen Termin unter (030) 8 97 98-588 oder unter www.weberbank.de

Meine Privatbank.

Die Weberbank ist

Premiumpartner

des Bundesverbandes

Deutscher Stiftungen.

Die Basis für eine erfolgreiche Stiftung: Zeit für ein Gespräch.

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Mit Vermögen gestalten 3

Inhalt

7 ������ Vorwort. Von Prof. Dr. Michael Göring

10 ����� „Oberstes Gebot ist die Erfüllung des Stiftungszwecks“. Wie plane ich die Vermögensanlage meiner Stiftung erfolgreich? Ein Interview mit Dieter Lehmann. Interview: Benita v. Behr

15 ����� Empowerment durch Finanzwissen. Vernetzungs- und Informationsangebote des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Von Berenike Wiener

Teil 1: Grundlagen der Vermögensanlage. Planungsansätze und Strategien im Überblick

20 ����� Richtig steuern in schwierigen Zeiten. Planung der Vermögensanlage in drei Schritten. Von Mirjam Schwink

23 ����� Auf klarem Kurs Richtung Zukunft. Sicher navigieren mit einem Stiftungsfinanzplan. Von Dr. Stefan Fritz

26 ����� Finanzkompetenz in den Stiftungsgremien. Über welche Qualifikationen sollten Stiftungsvorstände verfügen? Von Michael Ruland

28 ����� Leitplanken für das Stiftungsvermögen. Anlagerichtlinien erarbeiten und umsetzen. Von Christiane Wicht-Stieber

32 ����� Vermögen erhalten – Werte sichern. Empfehlungen für eine Kapitalerhaltungsstrategie von Stiftungen. Von Franz A. Böhke

34 ����� Das Risiko in Schach halten. Investieren mit Wertsicherungsstrategien. Von Tom Pansegrau

37 ����� Risiken eingehen und kontrollieren. So finden Stiftungen ihr individuelles Risikobudget. Von Frank Kamp und Dr. Olaf Scherf

40 ����� Klug steuern in Zeiten niedriger Renditen. Die Bedeutung strategischer und taktischer Asset Allokation. Von Mirco Himmel und Dr. Christian Jasperneite

43 ����� Beratung ohne Interessenkonflikte. Verbesserungen durch das Honoraranlageberatungsgesetz. Von Thomas Abel und Jens Ammon

47 ����� Chancen durch Umschichtungsrücklagen. Ein Steuerungsinstrument für den Vermögensverwalter. Von Jan Gengel und Karin Kohler

50 ����� Irrwege vermeiden. Ein Zehn-Punkte-Plan für eine kluge Vermögensanlage im Niedrigzinsumfeld. Von Martin Netter und Maik Paukstadt

53 ����� Mit dem Auftrag fängt es an. Tipps für die Auswahl von Vermögensverwaltern. Von Dr. Luzius Neubert und Lukas Riesen

56 ����� Mit Systematik zum Ziel. Vermögensausschreibung: Auf der Suche nach dem geeigneten Vermögensverwalter. Von Alexander Etterer

59 ����� Steuerliche Aspekte der Vermögensverwaltung. Was müssen Stiftungen beachten? Ein Überblick. Von Christoph Bergedick LL.M. und Dr. Harald Schotenroehr

4 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Teil 2: Im Fokus: Nachhaltige Geldanlage

64 ����� Kostet Nachhaltigkeit Rendite? Nachhaltige Kapitalanlagen – Vorurteile und Vorteile. Von Frank Wettlauffer

67 ����� Doppelte Rendite. Zweckverwirklichung aus einem anderen Blickwinkel. Von Christiane Wicht-Stieber

69 ����� Mit Nachhaltigkeit fährt man besser. Die Bedeutung von Nachhaltigkeitskriterien für die Beurteilung von Chancen und Risiken bei Unternehmensanleihen. Von Till Jung

71 ����� Substanz und Nachhaltigkeit. Aktienselektion mit doppelter Qualitätssicherung. Von Stefan Freytag

74 ����� Nachhaltigkeit bewerten. Aktienfonds auf dem Prüfstand. Von Thomas Goldfuß

76 ����� Mit Stiftungsvermögen die Welt bewegen. Wie Stiftungen die ökologisch-soziale Wirkung ihres Finanzvermögens bewerten können. Von Daniel Bruderer

78 ����� Entwicklung für das Portfolio. Mikrofinanz – immer noch eine interessante Anlagemöglichkeit für Stiftungen. Von Michael P. Sommer

80 ����� Sprudelnde Rendite für Stiftungsportfolios. Investments in Wasserfonds. Von Markus Güntner

82 ����� Erneuerbare Energien im Stiftungsportfolio. Mit Geldanlagen die Energiewende voranbringen. Von Christa Jäger-Schrödl

Teil 3: Anlageklassen und Produkte

86 ����� Vorsicht, Zitronen! Wie Stiftungen vermeiden, dass Anlagen sauer aufstoßen. Von Frank Wettlauffer

89 ����� Die Fallen der Benchmarkorientierung ... und wie man sie nachhaltig überwindet. Von Dr. Jan Amrit Poser

92 ����� Renditechancen mit Investmentfonds. Worauf Stiftungen achten sollten. Von Weert Diekmann und André Zander

94 ����� Solide statt hohe Renditen. Kriterien für die Auswahl von Fonds. Von Stephan Arnold und Wolfgang Menguser

97 ����� Pooling von Stiftungsvermögen. Diversifikation für kleine Stiftungen durch Vermögensanlage in Stiftungsfonds – ein Beispiel aus dem Stifterverband. Von Volker Malcharek

100 ���� Wie kleine Stiftungen Kräfte bündeln können. Chancen durch Pooling von Stiftungskapital. Von Horst Görgen

102 ���� Der Traum von der eierlegenden Wollmilchsau. Auf der Suche nach der idealen Anlage hat die Bürgerstiftung Braunschweig einen eigenen Fonds aufgelegt. Von Ulrich E. Deissner

104 ���� Erträge steigern mit Optionen. Wie Stiftungen Covered-Call- oder Covered-Put-Strategien für sich nutzen können. Von Elke Kurlbaum-Stanzel und Alois Steinle

106 ���� Profitieren durch prognosefreies Investieren. Die Discounter-Strategie als Investmentchance für Stiftungen. Von Marco Chmielewski

109 ���� Kapitalschutz trifft Renditechance. Wandelanleihen als strategische Investition für Stiftungen. Von Alexander George und Christoph Schmidt

112 ���� Chancen durch Direktinvestments und ETFs. Worauf ist bei der Auswahl zu achten? Von Michaela Gajewski

115 ���� Multi Strategie-Fonds. Neue Ansätze bei Absolut Return. Von Dr. Volker van Rüth

Mit Vermögen gestalten 5

Teil 3.1: Verzinsliche Wertpapiere

120 ���� Taktische Asset Allokation bei Renten. Mehrwert für das Stiftungsportfolio. Von Prof. Dr. Laurenz Czempiel und Christian Opelt

123 ���� Investitionen in Emerging Markets Bonds. Anleihen gesunder Schwellenländer als Selbstverteidigungsinstrument gegen die finanzielle Repression. Von Bernhard Matthes

125 ���� Es muss nicht immer Euro sein. Währungsanleihen als Portfoliobaustein. Von Uwe Wiesner

127 ���� Corporate Hybridanleihen. Nachrangige Assets als Investmentalternative im Niedrigzinsumfeld. Von Susanne Goldbach

130 ���� Anlage in nicht börsennotierten Anleihen. Eine sinnvolle Investmentalternative für Stiftungen. Von Andreas Mankel

Teil 3.2: Sachwerte

134 ���� Sachwerte für das Stiftungsportfolio. Warum Stiftungen in Aktien investieren sollten. Von Matthias Steinhauer

136 ���� Warum Aktien für Stiftungen wichtig sind ... und worauf Sie beim Investieren achten sollten. Von Prof. Dr. Thorsten Polleit und Matthias Riechert

139 ���� Investieren in Megatrends. Thematische Aktieninvestments für Stiftungen. Von Walter Liebe

141 ���� Investieren am „grauen Kapitalmarkt“. Vermögensanlage in Private Equity-Beteiligungen: Zulässigkeit und Grenzen für Stiftungen. Von Dr. Natan Hogrebe

144 ���� Investieren in Gesundheit. Gesundheitsaktien – ein risikoarmer Einstieg in den Aktienmarkt. Von Dr. Andreas Bischof und Oliver Kämmerer

146 ���� Was zählt, ist die Substanz. Welche Rolle sollte die Dividendenrendite bei der Aktienauswahl spielen? Von Dorothee Elsell und Jörg Ultsch

148 ���� Stiftungsanlage in Immobilien – ein Praxisbericht. Wie die Evangelische Stiftung Pflege Schönau mit über 450 Jahren Expertise im Vermögensmanagement in ihre Zukunft investiert. Von Ingo Strugalla

153 ���� Erfolgreich investieren in Immobilien. Die Investition in eine Immobilie oder einen Immobilienfonds kann die Rendite von Stiftungen nachhaltig unterstützen. Von Ulrich Fiege

155 ���� Kapitalanlage in Pflegeimmobilien. Investieren im Einklang mit ethischen und ökonomischen Werten. Von Michael Wagner

157 ���� Neue Produktklassen für Immobilieninvestments. Offene und geschlossene Spezial-AIF als Anlagemöglichkeiten für Stiftungen. Von Michael Ruhl

159 ���� Stresstest für Stiftungsimmobilien. Wie Stiftungen die Zukunftsfähigkeit ihrer Immobilienanlagen überprüfen können. Von Dr. Andreas Beck

162 ���� Sicherheit und Rendite mit Immobilienfonds. Stabilität für das Stiftungsportfolio. Von Dr. Andreas Muschter

164 ���� Natürliches Wachstum für eine langfristige Anlagestrategie. Sachwertinvestments in Land- und Forstwirtschaft. Von Nils von Schmidt

Anhang

170 ���� Glossar

176 ���� Über die Entstehung dieser Publikation und den redaktionellen Beirat

177 ���� Über den Bundesverband Deutscher Stiftungen

178 ���� Impressum

Meine Stiftung: erfolgreich.

Zukunft gestalten. Gemeinsam.

Meine Steuerberaterin: unentbehrlich.

Sie und Ihre Stiftung tragen viel Verantwortung. Bei allen betriebswirtschaftlichen Entscheidungen und

in der Personalwirtschaft können Sie auf die Unterstützung Ihres Steuerberaters vertrauen. Gemeinsam

mit ihm und Software von DATEV werden alle Belange geklärt. Und Sie können sich ganz auf Ihren

Stiftungszweck konzentrieren.

Sprechen Sie mit Ihrem Steuerberater oder informieren Sie sich auf www.datev.de/stiftungen bzw. unter 0800 1001116.

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Mit Vermögen gestalten 7

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Niedrigzinsphase stellt viele Stiftungen vor große Herausforderungen. Gerade klei-ne und mittlere Stiftungen, die nicht auf die Finanzexpertise hauptamtlicher Mitarbei-ter zurückgreifen können, stehen vor der Frage, wie sie ohne zu große Risiken noch ausreichende Erträge aus dem Stiftungskapital erwirtschaften können, um ihre Sat-zungszwecke in gewohnter Weise zu erfüllen.

Stiftungen müssen bei der Vermögensanlage neue Wege gehen, wenn sie hand-lungsfähig bleiben wollen. Aber welche Ansätze und Konzepte passen zu der eigenen Stiftung? Und wie lassen sich die Angebote externer Vermögensberater richtig beurtei-len? Leider gibt es dafür keine pauschalen Antworten. Es gilt, für jede Stiftung den zu ihr passenden Weg zu finden.

Mehr denn je benötigen Stiftungen daher heute Vermögensexpertise in den eige-nen Reihen. Machen Sie sich schlau! Informieren Sie sich breit. Entscheiden Sie sich nur für Anlagen, die Sie verstehen. Fordern Sie Ihre Vermögensdienstleister. Stellen Sie Fragen! Und schauen Sie bei den Angeboten immer wieder über den Tellerrand. Hierfür bietet Ihnen der Bundesverband Deutscher Stiftungen zahlreiche Möglichkei-ten (siehe S. 15 ff.).

Eine Vielzahl von kompetenten und erfahrenen Dienstleistern, die auf Stiftungen zu-geschnittene Angebote im Bereich Vermögensanlage und -planung machen, sind Mit-glied im Bundesverband. Beide Seiten – Stiftungen und ihre Dienstleister – brauchen einander und können sich gut ergänzen. Aber nicht immer verläuft die Zusammenarbeit reibungslos. Für Laien ist es mitunter eine Herausforderung, der Sprache und Denkweise der Finanzwelt zu folgen. Auch sind die Interessen unterschiedlich gelagert – beide Sei-ten wollen schließlich miteinander Geld verdienen, und das bedeutet nicht zwangsläufig eine Win-win-Situation. Hier bleibt es für die Partner von Stiftungen immer wieder eine Aufgabe, auf die Anforderungen und besonderen Bedürfnisse von Stiftungen einzuge-hen. Nur wer dies tut, wird langfristig am Stiftungsmarkt erfolgreich sein.

Der Bundesverband versteht sich als Kontaktvermittler, der Stiftungen und Dienst-leistern einen Marktplatz bietet, auf dem sie sich treffen können. Der Verband spricht keine konkreten Anlage-, Produkt- oder Unternehmensempfehlungen aus. Doch er hilft Stiftungen dabei, mit Dienstleistern auf neutralem Boden in Kontakt zu kommen, Anre-gungen einzuholen und sich das Handwerkszeug anzueignen, um Anlageentscheidun-gen wohlüberlegt treffen zu können.

Diesem Anliegen dient auch die vorliegende Publikation, in der rund 50 kommerziel-le Partner des Bundesverbandes Konzepte, Strategien und Anlagemöglichkeiten vorstel-len. Ziel der Publikation war es einerseits, den Partnern eine Plattform zu bieten, um ihre Ideen und Ansätze vorzustellen, und andererseits den Stiftungen eine nützliche Hand-reichung zur Verfügung zu stellen. Um einen werblichen Charakter zu vermeiden, wurden die Beiträge vor der Veröffentlichung fachlich beurteilt und redaktionell bearbeitet.

Bei der Themenauswahl und Bearbeitung der Texte stand der Redaktion ein redakti-oneller Beirat zur Seite (siehe auch S. 176). Ihm gehörten vier Vermögensexperten aus Stiftungen an, die auf ehrenamtlicher Basis ihre Expertise eingebracht haben. Mein

Prof. Dr. Michael GöringVorsitzender des Vorstands Bundesverband Deutscher Stiftungen

Meine Stiftung: erfolgreich.

Zukunft gestalten. Gemeinsam.

Meine Steuerberaterin: unentbehrlich.

Sie und Ihre Stiftung tragen viel Verantwortung. Bei allen betriebswirtschaftlichen Entscheidungen und

in der Personalwirtschaft können Sie auf die Unterstützung Ihres Steuerberaters vertrauen. Gemeinsam

mit ihm und Software von DATEV werden alle Belange geklärt. Und Sie können sich ganz auf Ihren

Stiftungszweck konzentrieren.

Sprechen Sie mit Ihrem Steuerberater oder informieren Siesich auf www.datev.de/stiftungen bzw. unter 0800 1001116.

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großer Dank geht an Dieter Lehmann, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter der Ver-mögensanlage der VolkswagenStiftung sowie Leiter des Forums Stiftungsvermögen und des Arbeitskreises Stiftungsmanagement im Bundesverband Deutscher Stiftun-gen, Maren Bianchini-Hartmann, selbstständige Rechtsanwältin mit einem Schwer-punkt im Gemeinnützigkeitsrecht bei P+P Pöllath + Partners und Expertin für Impact In-vesting, die von 2013 bis 2015 das Projekt „Sinnvestition“ der Eberhard von Kuenheim Stiftung der BMW AG geleitet hat, Ulrich Deissner, Vorstandsvorsitzender und Leiter der Vermögensanlage der Bürgerstiftung Braunschweig sowie an Michael Dittrich, Ab-teilungsleiter Finanzen und Verwaltung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Sie haben das Entstehen dieser Publikation äußerst engagiert und mit viel Zeiteinsatz kri-tisch begleitet. Herzlich danke ich auch Jens Güldner, Leiter des Vermögensmanage-ments des Evangelischen Johannesstifts, der das Projekt in der Anfangsphase mit auf den Weg gebracht hat.

Trotz einer gewissenhaften redaktionellen und fachlichen Bearbeitung der Artikel geben die in dieser Publikation veröffentlichten Beiträge ausschließlich die Meinung der Autorinnen und Autoren wieder und sind weder als Anlageempfehlungen des Bun-desverbandes Deutscher Stiftungen noch des redaktionellen Beirates zu verstehen. Die Redaktion gibt durch farbige Markierungen der Artikel eine Orientierung, für wel-che Zielgruppe sich der Beitrag bzw. die darin vorgestellte Anlageform besonders eig-net: für Einsteiger, für Experten, eher für kleine bzw. eher für große Stiftungen.

Eigentlich ist es selbstverständlich für eine Publikation des Bundesverbandes, es soll aber dennoch explizit gesagt werden: Die hier veröffentlichten Artikel wurden komplett separat von eventuellen Anzeigenbuchungen beurteilt. Es befinden sich keine bezahlten redaktionellen Beiträge darin. Die Autoren hatten jedoch die Mög-lichkeit, am Ende ihres Artikels in einem kurzen Porträt ihr Unternehmen und dessen Angebote vorzustellen. Auch diese Texte wurden nicht bezahlt und unterlagen einer redaktionellen Bearbeitung. Unabhängig von den Artikeln hatten die Partner die Ge-legenheit, für werbliche Anliegen Anzeigen zu schalten. Aus den Einnahmen hieraus wurde die Produktion der Publikation querfinanziert und das Budget des Bundesver-bandes entlastet.

Wir hoffen, Ihnen mit diesem Werk eine Handreichung zu bieten, die die Zusammen-arbeit zwischen Stiftungen und Dienstleistern zum beiderseitigen Nutzen bereichert.

Ich wünsche Ihnen eine – im wahrsten Sinne des Wortes – bereichernde Lektüre!

Ihr

Prof. Dr. Michael Göring

10 Bundesverband Deutscher Stiftungen

„Oberstes Gebot ist die Erfüllung des Stiftungszwecks“

Wie plane ich die Vermögensanlage meiner Stiftung erfolgreich? Ein Interview mit Dieter Lehmann, Leiter des Forums Stiftungs-

vermögen im Bundesverband Deutscher Stiftungen

Interview Benita von Behr

Herr Lehmann, Stiftungen sind in der Niedrigzins-phase vor große Herausforderungen gestellt, um Erträge zur Erfüllung der Stiftungszwecke zu erwirt-schaften. Wie können sie sich in dieser Situation gut aufstellen?Indem sie eine möglichst breit diversifizierte Anlage-strategie umsetzen. Die alleinige Anlage des Stiftungs-vermögens in verzinslichen Wertpapieren reicht schon lange nicht mehr aus, um alle Ziele, die mit der Ver-mögensanlage erreicht werden sollen, zu erfüllen. So muss beispielsweise gerade in Zeiten niedriger Zinsen darüber nachgedacht werden, inwiefern die (reale) Kapitalerhaltung über die Wertentwicklung von Sach-wertanlagen wie etwa Aktien oder Immobilien erreicht werden kann, um vormals über die Rücklagenbildung gemäß § 62 AO gebundene ordentliche Erträge für die Verwirklichung des Stiftungszwecks, also die Bereit-stellung von Fördermitteln, freisetzen zu können.

Was ist Ihr Eindruck, welche Fehler am häufigsten ge-macht werden? Wie kann man sie vermeiden?Ich denke, dass es an der Zeit ist, den Risikobegriff als solchen auf den Prüfstand zu stellen. Noch immer sind in Deutschland, wenn es um das Thema Risiko geht, fast reflexartig ausschließlich nur Aktien gemeint. Ist diese Einordnung aber wirklich richtig? Aus meiner Sicht kann eine auf Dauer errichtete Stiftung die Wert-schwankungen einer Aktie deutlich leichter verkraften als den Ausfall eines verzinslichen Wertpapiers. Trotz-dem überlegen viele Anleger (nicht nur Stiftungen), ihre Mindestratings für Rententitel immer weiter und zunehmend mit weniger Augenmaß zu verringern, um

einer Null- oder gar Negativverzinsung zu entgehen. Das halte ich für eine gefährliche Entwicklung. Denn dass das Ausfallrisiko nicht nur abstrakt ist, haben viele in der Zeit der Wirtschafts- und Finanzmarktkrise ab 2008 ja leider schon real erleben müssen.

Ein zweiter Fehler, den ich oft wahrnehme, besteht darin, zu versuchen, bei einem an sich breit diver-sifizierten Portfolio bei – meist vorübergehenden – Marktschwankungen Einzelrisiken abzusichern. Oft werden dabei entsprechende Maßnahmen erst einge-

leitet, wenn das abzusichernde Ereignis schon statt-gefunden hat, also meist viel zu spät. Ebenso wird oft-mals der optimale Zeitpunkt des Wiedereinstiegs oder der Auflösung des Absicherungsgeschäftes verpasst. Dass man sich mit Einzelabsicherungen zudem von den Vorteilen der angestrebten breiten Risikostreuung sukzessive verabschiedet, wird üblicherweise so nicht wahrgenommen. Dafür beklagen Betroffene später oft, dass entsprechende Strategien, wie z.B. die Portfolio-theorie von Harry M. Markowitz, gar nicht funktionier-ten. Dass sie in diesen Fällen jedoch selbst dafür ver-antwortlich sind, wird meist ausgeblendet.

» In der gegenwärtigen Zeit ist eine möglichst breite Streuung der Einzelanlagen

unabdingbar. «

Mit Vermögen gestalten 11

Haben Sie Tipps, welche Anlageformen für Stiftungen in der aktuellen Lage besonders interessant sind? Ge-rade auch Anlagemöglichkeiten, die bisher eher nicht so viel von Stiftungen genutzt wurden und die mehr Beachtung verdienen?Wie gesagt, ich halte in der gegenwärtigen Zeit eine breite Streuung der Einzelanlagen für unabdingbar. Dazu zählen selbstverständlich auch Aktienanlagen, vor allem von großen und wirtschaftlich robust aufge-stellten Unternehmen. Sie sind es, die in der Regel Di-videnden ausschütten, die zumeist auch das aktuell erzielbare Zinsniveau von Rentenanlagen guter Boni-tät übersteigen.

Natürlich sollte man auch verzinsliche Wertpapiere mit schwächeren Bonitäten als Bundesanleihen in Be-tracht ziehen. Dies muss aber mit Augenmaß gesche-hen. Ein Mindestrating sollte ebenso definiert werden wie ein maximal mögliches Investitionsvolumen pro Einzelemittent.

Wenn Sie die Vermögensanlage einer kleinen Stiftung planen würden, in der es bisher keine Vorgaben vom Stifter oder Anlagerichtlinien gibt – wie würden Sie vorgehen?Ich würde definitiv immer in einem ersten Schritt An-lagerichtlinien und darauf aufbauend eine Anlage-strategie formulieren und beide Papiere von den Stif-tungsgremien, wie etwa dem Vorstand, dem Kurato-rium oder dem Stiftungsrat, beschließen lassen. Ein Agieren im praktisch freien Raum ist ausgesprochen gefährlich, weil man riskiert, unstrukturiert und nach Gutdünken zu handeln. Das kann im schlimmsten Fall auch zu Haftungsrisiken führen. Klar definierte und von den zuständigen Organen oder Gremien verab-schiedete Anlagerichtlinien schaffen dagegen einen verbindlichen Rahmen, in dem man sich abgesichert bewegen kann.

Welche Mischung könnte sich z.B. für kleinere und mittlere Stiftungen anbieten?Beispielsweise etwa 70 Prozent verzinsliche Wert-papiere, davon – so noch vorhanden – einige etwas besser verzinste Altbestände, zusammen mit einigen Unternehmensanleihen mit einem Mindestrating von BBB, die bei notwendiger Wiederanlage endfälliger Mittel erworben werden könnten, wobei auf eine ange-messene Streuung der Einzelemittenten zu achten wä-re. Hinzu könnte man vielleicht sechs bis acht DAX-Ti-

tel aus unterschiedlichen Branchen mischen, die über eine möglichst hohe Dividendenrendite verfügen. Der Liquiditätsbestand sollte so gering wie möglich gehal-ten werden, um der Null- oder gar Negativverzinsung im Tages- und Termingeldbereich bei den Banken zu entgehen. Über einen entsprechenden Liquiditätsplan könnte die Ausschüttung der Fördermittel so gesteuert werden, dass sie nach Möglichkeit im Zuge von einge-henden Zins- und Dividendenzahlungen oder Endfäl-ligkeiten vorgenommen werden. Dies könnte im Üb-rigen ggf. auch das Wiederanlageproblem endfälliger Mittel reduzieren.

Was empfehlen Sie kleinen Stiftungen, die bisher we-nig Vermögenskompetenz in ihren Gremien und ihrem Team haben?Man könnte beispielsweise darüber nachdenken, ei-nen Vermögensbeirat zu bilden, der ausschließlich be-ratende Funktion hat. Potenzielle Mitglieder könnten Personen aus dem Umfeld der Stiftung sein, die über entsprechende Kompetenzen verfügen. Vielleicht gibt es geeignete Kandidaten, die in der Nachbarschaft der bei kleinen Stiftungen ja meist ehrenamtlich tätigen Personen wohnen. Auch interessierte Pensionäre, die sich in ihrer aktiven Berufstätigkeit mit Finanzthemen beschäftigt haben, kommen infrage. Und schließlich hat man auch die Möglichkeit, bei größeren Stiftun-gen, die ihren Dienstsitz in vertretbarer Nähe haben, einmal anzufragen. Meine Erfahrung ist, dass viele der so angesprochenen Personen gerne bereit sind, sich auch unentgeltlich einzubringen, weil der gemeinnüt-zige Zweck der Stiftung eigentlich immer schon von vornherein Sympathien auslöst und die Bereitschaft stärkt, sich zu engagieren.

» Anlagerichtlinien sind eine unabdingbare Voraussetzung

für die Vermögensverwaltung von Stiftungen. Ein Agieren im praktisch freien Raum

ist ausgesprochen gefährlich. «

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Informationen über unsere Stiftungsberatung, Anlagerichtlinien und nachhaltige Angebote der Bank für Kirche und Diakonie finden Sie unter www.KD-BANK.de/Stiftungsberatung oder rufen Sie uns einfach an. Wir beraten Sie gern und freuen uns, gemeinsam mit Ihnen die Zukunft Ihrer Stiftung zu gestalten.

Bank für Kirche und Diakonie | www.KD-BANK.deStiftungskoordinatorin Christiane Wicht-Stieber Fon 0231 58444 - 242 | [email protected]

Wir unterstützen Sie dabei.

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Sie waren selbst viele Jahre bei Banken tätig und sind vor 16 Jahren ins Stiftungswesen gewechselt. Was empfehlen Sie Mitarbeitern von Banken und Vermö-gensdienstleistern im Umgang mit Stiftungen?Eigentlich genau das, was im Umgang mit Bankkun-den generell selbstverständlich sein sollte: Man sollte sich sehr sorgfältig mit den Zielen und einzuhaltenden Rahmenbedingungen der Stiftung beschäftigen, damit am Ende wirklich passende Strategien und Produkte empfohlen werden können.

Und umgekehrt: Welche Anforderungen sollten Stiftungen an ihre Dienstleister im Vermögens bereich stellen?Genau das: Kompetenz und Kundennähe.

Die Einstellung gegenüber nachhaltiger bzw. ethi-scher Vermögensanlage hat sich in den letzten zehn Jahren stark verändert. Wirkungsorientiertes Inves-tieren (sogenanntes Mission Investing oder Impact Investing) ist gerade auch vor dem Hintergrund der Niedrigzinsphase in den Augen vieler Stiftungsgre-mien ein Muss geworden, nach dem Motto: Wenn ich schon weniger Erträge erwirtschafte, um die Stif-tungszwecke zu erfüllen, dann sollte ich auch das Stiftungsvermögen selbst für gemeinwohlorientierte Anliegen wirken lassen. Auch Spender und Zustifter legen zunehmend Wert darauf, dass das Stiftungska-pital „sauber“ angelegt ist. Wie sehen Sie das?Oberstes Gebot für jeden Verwalter eines Stiftungs-vermögens ist zunächst einmal die Erfüllung des Stif-tungszwecks. Dieser wurde vom Stifter aus für ihn gu-ten Gründen festgelegt und ist insbesondere von den ihm nachfolgenden Verwaltern zu respektieren. Wenn sich das mit entsprechenden, nachhaltig wirkenden Anlagen verbinden lässt, ist das natürlich der Ideal-fall. Wenn – wie bei vielen Stiftungen – der Auftrag be-steht, das Vermögen möglichst ertragreich anzulegen, muss im Vorfeld überprüft werden, ob das bei den ent-sprechenden Anlagen auch gewährleistet ist. Denn ein Vermögensverwalter ist nicht befugt, eine auf Dauer errichtete Stiftung ohne entsprechende Gremienbe-schlüsse bzw. Satzungsänderungen durch ertraglose Anlagen eigenmächtig in eine Verbrauchsstiftung um-zuwandeln.

Wenn Stiftungen heute neue Wege gehen und den Pfad der absoluten Sicherheit verlassen müssen: Wie können sich persönlich für das Stiftungsvermögen haftende Gremienmitglieder absichern? Zunächst: Absolute Sicherheit hat es auch früher nicht gegeben. Wie ich bereits erwähnt habe, ist das Auf-stellen und Verabschieden von Anlagerichtlinien eine aus meiner Sicht unabdingbare Voraussetzung. Hinzu kommt eine sorgfältige Dokumentation der Anlageent-scheidungen. Dazu gehört auch, festzuhalten, welcher Kenntnisstand über das Marktumfeld zum Zeitpunkt des Geschäftsabschlusses bestand. Das kann man auch z.B. mit geeigneten Zeitungsartikeln ergänzen. Oft muss man erfahren, dass nach einer unerwarteten Marktbewegung viele Personen behaupten, diese Ent-wicklung selbstverständlich vorausgesehen zu haben. Derartigen Einwürfen kann man mit einer guten Do-kumentation der stiftungsinternen Vorgänge wirksam begegnen.

Wie sollte man den Kontakt zur Stiftungsaufsicht gestalten?In jedem Fall offen, transparent und partnerschaftlich. Insbesondere Investitionen in völlig neue Anlagefor-men sollten zuvor mit der Stiftungsaufsicht und dem zuständigen Finanzamt besprochen werden.

Wie können Stiftungen sich bei der Vermögensanlage gegenseitig den Rücken stärken?Indem sie versuchen, Netzwerke für einen gegenseiti-gen Erfahrungsaustausch zu bilden. Gute Plattformen hierfür bieten der Deutsche StiftungsTag und die Teil-nahme an den Arbeitskreisen und Foren des Bundes-verbandes.

» Es ist ein ausgesprochenschönes Gefühl, zu wissen,

dass umso mehr gemeinnützige Projekte finanziert werden

können, je erfolgreicher die Vermögensanlage

aufgestellt ist. «

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14 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Kamp 17, 33098 Paderborn · Tel. 05251/121-0 · www.bkc-paderborn.de · [email protected]

Passgenaue Lösungen für Ihre Stiftung

Sie leiten seit 1999 die Vermögensanlage der Volks-wagenStiftung. Was macht Ihnen an Ihrem Job Spaß?Die Möglichkeit, die Vermögensanlage sehr breit di-versifiziert vorzunehmen und dadurch die Gültigkeit von Anlagetheorien, wie beispielsweise die moderne Portfoliotheorie von Harry Markowitz, in der Praxis be-

stätigen zu können. Und zudem ist es ein ausgespro-chen schönes Gefühl, zu wissen, dass umso mehr ge-meinnützige Projekte finanziert werden können, je er-folgreicher die Vermögensanlage aufgestellt ist.

Lieber Herr Lehmann, danke für den Einblick!

Dieter Lehmann ist seit 1999 Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter der Vermögensanlage der VolkswagenStiftung in Han-nover. Seit 2014 leitet er im Bundesverband den Arbeitskreis Stiftungsmanagement und das Forum Stiftungs-vermögen und ist Mitglied in der Konferenz der Arbeitskreisleiter. Nach seinem Studium der Wirtschaftswis-senschaften mit dem Schwerpunkt Finanzwirtschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin arbeitete er bei der Bank für Land- und Nahrungsgüterwirtschaft, bei der Genossenschaftsbank Berlin, bei der DG BANK in Ham-burg, Schwerin und Berlin als Berater für das Eigengeschäft und Bankbilanzstrukturmanagement der Volks- und Raiffeisenbanken in den jeweiligen Regionen. Ehrenamtlich ist Lehmann u.a. Mitglied des Vermögensbei-rates und der Anlagekommission der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft, Mitglied in den Anla-geausschüssen der Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung und Mitglied im Anlagebeirat der Heinz Sielmann Stiftung.

Weitere Informationen www.stiftungen.org/stiftungsvermoegen  |  www.volkswagenstiftung.de

Mit Vermögen gestalten 15

Empowerment durch Finanzwissen

Vernetzungs- und Informationsangebote des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen

Von Berenike Wiener

Die anhaltende Niedrigzinsphase stellt die Vermö-gensverantwortlichen in Stiftungen vor Herausforde-rungen. Um zur Erfüllung der Satzungszwecke weiter-hin eine Rendite erwirtschaften zu können, sollten Stiftungen auch neue, ihnen vielleicht bisher noch nicht vertraute Anlageklassen und -produkte in Erwä-gung ziehen, die mit höheren Risiken einhergehen können. Für die Beurteilung von Risiken braucht es Er-fahrung und Kompetenz.

Anlageentscheidungen lassen sich nicht vollständig an externe Dienstleister auslagern – und schon gar nicht das Formulieren von Anlagerichtlinien, falls diese noch nicht vorhanden sind. Nach einer Umfrage des Bundes-verbandes im Rahmen des StiftungsPanels verfügten 46,6 Prozent der Stiftungen im Jahr 2013 noch nicht über Anlagerichtlinien – von den kleinen Stiftungen (unter 1 Million Euro Kapital) waren es sogar 54,4 Prozent.

Gerade kleine und mittlere Stiftungen sollten ih-re Vermögensverwaltung professionalisieren und die Finanzkompetenz in ihren Reihen stärken, indem sie Gremienmitgliedern und Mitarbeitern ermöglichen, sich weiter fortzubilden oder indem sie sich zusätzlich Personen mit entsprechender Fachkompetenz an Bord holen. Dies können sie z.B. umsetzen, indem sie ei-nen Anlageausschuss einsetzen, der das leitende Stif-tungsgremium in Finanzfragen berät und begleitet.

In jedem Fall ist es wichtig, sorgfältig zu dokumen-tieren, wie und wo man sich informiert hat, um z.B. Angebote von Dienstleistern richtig bewerten zu kön-nen, und auf welcher Basis Anlageentscheidungen ge-troffen werden. Hilfreich ist es auch, regelmäßig den Kontakt zu Kollegen in anderen Stiftungen zu suchen und sich über Erfahrungen auszutauschen. Der Bun-desverband Deutscher Stiftungen bietet seinen Mit-gliedern zahlreiche Informations- und Vernetzungs-möglichkeiten. Nutzen Sie sie!

Veranstaltungen und Netzwerke

Forum Stiftungsvermögen und Arbeitskreis StiftungsmanagementEinmal jährlich finden das Forum Stiftungsvermö-gen und der Arbeitskreis Stiftungsmanagement statt, bei denen fachlicher Input und kollegialer Austausch im Mittelpunkt stehen. In Vorträgen und Workshops stellen erfahrene Stiftungsmitarbeiter aus größeren und kleineren Stiftungen ihr Wissen den Teilnehmern zur Verfügung. Ziel ist eine anbie-terunabhängige und umfassende Informationsver-mittlung. Das nächste Treffen findet am 17. und 18. Februar 2016 in Berlin statt.

Weitere Informationen: www.stiftungen.org/stiftungsvermoegen

Arbeitskreis ImmobilienDer Arbeitskreis Immobilien vermittelt den Teilneh-mern Basiswissen rund um die Immobilie und geht da-bei auf stiftungsspezifische Inhalte ein. Bei den Veran-staltungen werden für Stiftungen relevante Fragestel-lungen rund um die Immobilie thematisiert.

Weitere Informationen: www.stiftungen.org/immobilien

Deutscher StiftungsTagEuropas größter Stiftungskongress bietet jedes Jahr im Frühjahr eine Vielzahl von Einzelveranstaltungen an, bei denen man sich zu aktuellen Fragen der Vermö-gensanlage informieren und austauschen kann. Der nächste Deutsche StiftungsTag findet vom 11. bis 13. Mai 2016 in Leipzig statt.

Weitere Informationen: www.stiftungen.org/stiftungsTag

Kamp 17, 33098 Paderborn · Tel. 05251/121-0 · www.bkc-paderborn.de · [email protected]

Passgenaue Lösungen für Ihre Stiftung

16 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Expertenkreis Impact InvestingUnter dem Dach des Bundesverbandes und unter der Federführung der Eberhard von Kuenheim Stif-tung wurde 2013 der Expertenkreis Impact Investing gegründet. Mitglieder aus über 15 Stiftungen klären die Rahmenbedingungen für Investitionen mit ausge-wiesener sozialer Wirkung. Der Expertenkreis wird im Frühjahr 2016 einen umfassenden Ratgeber zum The-ma veröffentlichen (s.u. Lektüre / Ratgeber).

Weitere Informationen: www.stiftungen.org/impact-investing

Deutsche StiftungsAkademieDie Deutsche StiftungsAkademie vermittelt Fachwis-sen rund um das Stiftungsmanagement. Neben Semi-naren, Workshops, Schulungen und Webinaren bietet sie Zertifizierungslehrgänge zum Stiftungsmager und zum Stiftungsberater an. Zudem können Stiftungen in-dividuelle Schulungen zu maßgeschneiderten Inhalten buchen. Zum Thema Vermögensanlage stehen 2016 folgende Veranstaltungen auf dem Programm:» Seminar „Nachhaltige Kapitalanlage“:

26. März 2016 in Berlin» Webinar „Anlagerichtlinien“: 24. Mai 2016» Seminar „Basiswissen Stiftung:

Vermögensanlage“: 12. Oktober 2016, StuttgartWeitere Informationen: www.stiftungsakademie.de

BeratungMitglieder des Bundesverbandes können neben juris-tischer Beratung auch individuelle Beratung zu Frage-stellungen der strategischen Vermögensanlage (ins-besondere Hilfestellung bei der Erstellung von Anlage-richtlinien), zu nachhaltiger Geldanlage und Mission Investing in Anspruch nehmen. Weitere Informatio-nen: www.stiftungen.org/finanzen

Lektüre

Ratgeber» Hermann Falk: Vermögensanlage. Stiftungsver-

mögen professionell verwalten – ein Leitfaden.StiftungsRatgeber, Bd. 6. Berlin 2011. 128 Seiten.ISBN: 978-3-941368-18-7.Preis: 19,80 Euro | Mitgliederpreis: 16,80 Euro.Auch als E-Book erhältlich.

» Hans Fleisch: Stiftungsmanagement. Ein Leitfadenfür erfolgreiche Stiftungsarbeit. StiftungsRatgeber, Bd. 4. Berlin 2013. 186 Seiten.ISBN: 978-3-941368-50-7.Preis: 19,80 Euro | Mitgliederpreis: 16,80 Euro.Auch als E-Book erhältlich.

» Impact Investing. Vermögen wirkungsorientiert an-legen – ein Praxishandbuch. StiftungsRatgeber,Bd. 7. Berlin 2016.ISBN: 978-3-941368-79-8.Preis: 19,80 Euro | Mitgliederpreis: 16,80 Euro.Auch als E-Book erhältlich. Erscheint im Frühjahr2016.

StiftungsfokusIn der Reihe Stiftungsfokus werden die Ergebnisse von Umfragen des StiftungsPanels veröffentlicht. Die Pu-blikationen erscheinen in digitaler Form und können kostenlos auf der Internetseite des Bundesverbandes heruntergeladen werden. Folgende Ausgaben widmen sich Finanzthemen:» Stiftungsfokus Nr. 1:

Stiftungsfinanzen in Krisenzeiten.Neue Zahlen und Fakten. Berlin 2013. 12 Seiten.

» Stiftungsfokus Nr. 3: Nachhaltige Geldanlage:Ein Thema für Stiftungen? Berlin 2014. 10 Seiten.

» Stiftungsfokus Nr. 4:Aktuelle Zahlen zu Stiftungsfinanzen. Ausgaben, Erträge und Renditen. Berlin 2015. 12 Seiten.

Weitere Informationen: www.stiftungen.org/stiftungsfokus

Mit Vermögen gestalten 17

Das einzige Zertifikat aus der Stiftungswelt!

Die Deutsche StiftungsAkademie bietet praxis­orientierte Präsenz­ und Online­Lehr gän ge mit der Qualifikation zum Stiftungs manager und Stiftungsberater an. Die Präsenzlehrgänge können modular oder als Blocklehrgang ab­solviert werden. Der Online­Lehrgang für den zertifizierten Stiftungsberater erlaubt örtlich und zeitlich flexibles Lernen.

Zertifizierungslehrgang Stiftungsmanager

Der Lehrgang vermittelt wichtiges Grund la ­ gen wissen für die wirkungsvolle Tätigkeit von Führungskräften, Gremienmitgliedern und Mit arbeitern einer Stiftung.

Zertifizierungslehrgang Stiftungsberater

Der Lehrgang richtet sich in erster Linie an Rechts anwälte, Notare, Wirtschaftsprüfer, Mit arbeiter von Banken usw., die Stiftungen bei ihrer Gründung beratend unterstützen.

Lehrgangsthemen

› Stiftungsrecht› Stiftungssteuerrecht› Rechnungslegung› Vermögensmanagement› Stiftungsmanagement (Manager)› Gründungsberatung (Berater)

Die Referenten der Deutschen Stiftungs­Aka demie sind Experten aus dem Stiftungswe­sen, die Orientierungs­ und Handlungs wissen für sämtl iche Bereiche des Stiftungsmanage ­ ments an bieten.

Anmeldung und Kontakt

www.stiftungsakademie.de

Dr. Andrea Rudolph Geschäftsführende [email protected]

Haus Deutscher StiftungenMauerstr. 93, 10117 BerlinT: (030) 89 79 47­47 F: (030) 89 79 47­81

Die Deutsche StiftungsAkademie ist ein Joint Venture des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und des Stifterverbandes.

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StiftungsinfoDie Reihe Stiftungsinfo wendet sich exklusiv an Mit-glieder des Bundesverbandes.

Die Publikationen können beim Bundesverband kostenlos bestellt und im geschlossenen Mitglieder-bereich heruntergeladen werden. Folgende Ausgaben widmen sich Finanzthemen:» Stiftungsinfo Nr. 1:

Zinskrise. Niedrige Zinsen – was tun? 2., überarbeitete Auflage. Berlin 2015. 12 Seiten

» Stiftungsinfo Nr. 3: Nachhaltig investieren. Der Weg zu nachhaltiger Vermögensanlage. Berlin 2014. 24 Seiten.

» Stiftungsinfo Nr. 4: Haftung. Wie Stiftungsorgane sich vor Fehlern schützen. Erläuterungen zur Haftung unter beson-derer Berücksichtigung der Vermögensanlage

» Stiftungsinfo Nr. 5: Zustifter gewinnen. Wie Stiftungen erfolgreich Zu-stiftungen einwerben. Berlin 2015. 16 Seiten.Weitere Informationen: www.stiftungen.org/login

Berenike Wiener leitet beim Bundesverband Deutscher Stiftungen das Referat Stif-tungsmanagement und Corporate Sector. Schwerpunkt hierbei ist die strategische Vermögensanlage bei Stiftungen sowie das The-menfeld nachhaltige Geldanlagen und Mission Investing. Zuvor war Wiener über zehn Jahre im Non Profit-Bereich tätig und hat langjährige Geschäftsführungserfahrung. Sie hält Vorträge und veröffentlicht Publikationen zu den stiftungsspezifischen Themen und sitzt u.a. im Anlageausschuss des Global Challanges Index der Börse Hannover. Seit Januar 2015 ist sie zertifizierte Financi-al Consultant / Financial Planner (Frankfurt School of Finance and Management).

Kontakt [email protected]

Teil 1

Grundlagen der VermögensanlagePlanungsansätze und Strategien im Überblick

20 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Richtig steuern in schwierigen Zeiten

Planung der Vermögensanlage in drei Schritten

Von Mirjam Schwink

Der Ökonom Helmar Nahr meinte einst: „Planen heißt, das Notwendige zu ermöglichen.“ Gerade die Verant-wortlichen zahlreicher Stiftungen stehen vor immen-sen Herausforderungen, in der aktuellen Niedrig-zinsphase dieses „Notwendige“ zu erreichen. Zur Er-füllung ihrer vielfältigen Stiftungsziele sind sie ge-zwungen, alternative Strategien zur Optimierung ihrer Vermögensanlage in Erwägung zu ziehen.

Stiftungen brauchen einen steten Ertrag, um ihren Zwecken zu genügen. Der Stiftungsvorstand unterliegt dabei – in seinem haftungsrelevanten Tun in der An-lage des Stiftungsvermögens – dem Zielkonflikt, der aus dem Spannungsfeld zwischen dem Gebot der Er-haltung des Stiftungsvermögens einerseits und dem Gebot der Realisierung der Ertragskraft andererseits besteht. Den Vermögensbestand zu erhalten bedeutet, dass die in der Kapitalanlage eingegangenen Risiken so begrenzt werden müssen, dass der Anfangsbestand des Vermögens in der Regel nicht unterschritten wird.

Das Bedürfnis der Verantwortlichen nach prakti-kablen Handlungsanleitungen ist so mehr als nach-vollziehbar. Allerdings wird es wohl nie ein allgemein-gültiges bestandserhaltendes und haftungssicheres Vermögensanlagekonzept geben. Vielmehr sind es individuelle Rahmenbedingungen, die es von den Ent-scheidern von Stiftungen zu berücksichtigen und mit

Leben zu erfüllen gilt. Ein Planungsprozess, der fort-laufend Prüfung und Optimierung der Vermögensanla-ge beinhaltet, trägt in besonderem Maße zur Verbes-serung der Risikostruktur einer Stiftung bei.

Ratsam ist hier ein dreistufiger Prozess. Am Anfang steht eine gründliche Standortbestimmung. Darauf-hin folgt eine Planung der Vermögensanlage, in der Ertrags- und Sicherheitsbedürfnis eine sinnvolle Sym-biose eingehen. Das dritte Bindeglied bilden Cont-rollinginstrumente, die den Verantwortlichen von Stif-tungen ein regelmäßiges Feedback geben und ihnen helfen, Potenziale und Notwendigkeiten für Vermö-gensumschichtungen zu erkennen.

Schritt 1: StandortbestimmungFolgende Fragestellungen können den Vorstand dabei unterstützen, die Ausgangssituation zu ermitteln:» Wie sieht der konkrete Handlungsrahmen aus? Hat

der Stifter bzw. die Stifterin im Stiftungsgeschäft, in der Satzung bzw. in einer Anlage dazu Richtlini-en festgeschrieben? Falls keine schriftlichen Wei-sungen vorliegen: Manifestiert sich der Stifterwille in einer „gewachsenen“ Anlagekultur?

» Wie detailliert sind die Vorgaben? Sind die Rah-menbedingungen, die den Anlagerichtlinien zu-grunde liegen, ausdrücklich benannt und werden sie regelmäßig überprüft?

» Welches Gremium entwickelt die Anlagerichtlinien? Welche Expertise fließt bis zu deren Verabschie-dung ein?

» Welche Anlageziele verfolgt die Stiftung? Welche Änderung der Rahmenbedingungen führt zu einer Änderung der Anlageziele?

Stifterinnen und Stifter sollten ihre Vorgaben an die Vermögensanlage zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu Papier bringen. Oberster Maßstab ist immer der Stifterwille, das heißt, die Stifter können ihre indivi-

» Ein Planungsprozess, der fortlaufend Prüfung und

Optimierung der Vermögens anlage beinhaltet, trägt in besonderem

Maße zur Verbesserung der Risikostruktur einer Stiftung bei. «

Mit Vermögen gestalten 21

duellen Vorstellungen zur Vermögensnutzung weit-gehend verwirklichen. Im Umkehrschluss müssen sie diese Aufgabe auch erfüllen, sei es durch anfängliche Satzungsbestimmungen oder ggf. später festgeschrie-bene Verwaltungs- und Anlagerichtlinien.

Haben die Stifter ihre Philosophie in der Vermö-gensanlage nicht ausdrücklich festgehalten oder las-sen sich entsprechende Maßstäbe nicht aus der Tradi-tion von Anlageentscheidungen unter Mitwirkung der

Stifter ableiten, sollte der Vorstand seine Entscheidun-gen auf allgemeine Grundsätze zurückführen und die-se gegeneinander abwägen. Er ist dabei an gesetzliche Grenzen gebunden. Diese Handlungsvorgaben sind im Großen und Ganzen zu wenig konkret, um daraus be-stimmte Handlungspflichten des Vorstands ableiten zu können. Im Hinblick auf Haftungsfragen liegt es im In-teresse des Vorstands, bei fehlenden Vorgaben Anla-gerichtlinien zu verabschieden. Der dadurch gesetzte Handlungsrahmen ist unbedingt in der Umsetzung der Anlagen zu berücksichtigen.

Schritt 2: Planung der VermögensanlageFokus AnlageklassenIn der Analyse der Ausgangssituation ist es sinnvoll, jede Vermögensanlage für sich zu betrachten. Aus Ri-sikogesichtspunkten empfiehlt es sich, gegenseitige Wechselwirkungen einzelner Anlageklassen ebenfalls in die Bewertung einfließen zu lassen.

Weiterhin sollte Klarheit darüber geschaffen wer-den, welchen langfristigen Ertrag und welche jährli-che Wertentwicklung der Vorstand in den einzelnen Anlageformen erwartet. Welches Risiko wird dabei toleriert? Wie häufig und von wem wird die Wertent-wicklung einzelner Vermögensklassen beurteilt? Und: Wer bewertet in welchen zeitlichen Abständen die Be-standserhaltung des Stiftungsvermögens?LiquiditätsübersichtWenn Anlageziele und Förderbudgets zur Verwirkli-chung der Stiftungsziele definiert wurden, ist es ratsam,

eine Übersicht über die verplante und tatsächlich zur Verfügung gestellte Liquidität zu bekommen. Frühzeitig werden dadurch Handlungsoptionen erkannt und kön-nen umgesetzt werden. Die seit vergangenem Jahr vor-handene gesetzliche Flexibilität im Bilden freier Rück-lagen vermag so optimal genutzt zu werden. Beispiels-weise erhält der Vermögensverwalter die Vorgabe, das Vermögen wertsteigerungsorientiert zu investieren. ErtragsprognoseDer Vermögensverwalter erstellt die Ertragsprognose für das laufende Jahr. Zugleich ist es hilfreich, Berech-nungen z.B. auf Fünf- oder Zehnjahresbasis durchzu-führen und mit Annahmen bzw. mit dem Eintritt ver-schiedener Szenarien zu kalkulieren. RisikosteuerungGrundsätzlich gewinnt die Steuerung von Risiken auch für Stiftungen an Bedeutung. Es kann für das Portfo-lio hilfreich sein, eine Extremsituation an den Kapital-märkten zu simulieren, um im Vorfeld zu sehen, wie sich das Vermögen in diesem Stresstest verhält. Ex-tremsituationen sind selten, haben aber große Aus-wirkungen, wenn sie eintreten. Stresstests zeigen auf, wie sich das Stiftungsvermögen in der jeweiligen Ausnahmesituation entwickeln würde. Für die Verant-wortlichen wird an solch einem konkreten Beispiel ersichtlich, welches Risiko das Stiftungsvermögen in Abhängigkeit vom Kapitalmarkt aufweist und welche Auswirkungen sich auf die Erfüllung der Stiftungsziele ergeben würden.

Zusammenfassend sei gesagt: Planerische Aspekte sind so einfach wie möglich zu halten. Sie müssen zur Stiftungsgröße passen, da sie im Regelfall Zeit kosten, vom operativen Handeln abhalten und bei zu stringen-ten Vorgaben Kreativität und Flexibilität aller Beteiligten einschließlich der Vermögensverwalter einschränken.

Schritt 3: ControllinginstrumentePerformance als ein ErfolgsmesserVerfügt die Stiftung über eine Vermögensverwaltung in standardisierter oder individueller Form, können die Verantwortlichen die jährliche Performance als eine Größe zur Einschätzung des Erreichens definier-ter Ziele heranziehen. Dieser Wert setzt sich aus den Ausschüttungen und Wertsteigerungen zusammen. Je nach individueller Wertigkeit der Anlageziele ist es wichtig, nach den jeweiligen Performancebeiträgen zu differenzieren.

» Stifterinnen und Stifter sollten ihre Vorgaben an die Vermögensan-

lage zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu Papier bringen. «

22 Bundesverband Deutscher Stiftungen

KostentransparenzNicht zu vernachlässigen sind die unterschiedlichen Kosten der einzelnen Anlageklassen und Anlageobjek-te. Diese müssen dem Vorstand transparent vorliegen, um seine Verpflichtung aus der Treuhänderstellung die Verwaltung des Stiftungsvermögens betreffend mit der gebotenen Sorgfalt zu erledigen.

Die tatsächlichen Kosten sollten dem erwirtschafte-ten Ertrag gegenübergestellt werden, um so eine Kos-tenquote zu ermitteln. Ein professionelles Management inklusive einer aktiven Risikosteuerung ist grundsätz-

lich sein Honorar wert. Es kommt immer auf den Einzel-fall an. Eine gute Übersicht zu den Honoraren einzel-ner Finanzdienstleister enthält der FUCHS-Report „Stif-tungsvermögen“, der jährlich erscheint. Zugleich findet man dort eine Zusammenfassung des Dienstleistungs-angebots verschiedener Banken und Vermögensverwal-ter mit Stiftungsexpertise.

FazitNach unserer Einschätzung handelten Stiftungsvorstän-de in jüngster Vergangenheit sehr umsichtig, stellten Weichen für die Zukunft. Sie überprüften ihre Vermö-gensstruktur und Anlagestrategie und passten sie an das veränderte Kapitalmarktumfeld an. Häufig war die erste Konsequenz eine Fokussierung auf Sachwerte wie Aktien- und Immobilieninvestments. So einfach dieser

Ansatz auch klingen mag, anspruchsvoll ist die qualita-tive Umsetzung in jedem Fall. Die Anlage von Stiftungs-geldern beinhaltet verschiedene Risiken, deshalb ist es für Stiftungsvorstände heute wichtig, sorgfältig auszu-wählen und eine Überwachung bzw. auch die Dokumen-tation der Entscheidung vorzunehmen. Denn es gibt wohl nicht den perfekten Plan für die Vermögensanlage einer Stiftung, da niemand die nähere Zukunft kennt. Aus unserer Sicht sollten Stiftungen bei der Vermögens-planung ihr Augenmerk auf Disziplin, Nachhaltigkeit und die richtige Mischung legen, um langfristig erfolg-reich zu sein.

Baden-Württembergische Bank

Die BW-Bank konzentriert sich auf das Privat- und

Unternehmenskundengeschäft mit besonderem Fo-

kus auf den Mittelstand. Im Haus werden rund 670

Stiftungen mit einem Gesamtvermögen von circa

3,3 Milliarden Euro betreut. Damit gehört die BW-

Bank im Stiftungsmanagement zu den führenden

Kreditinstituten Deutschlands. Ihre Expertise wird

ihr regelmäßig von unabhängiger Seite bestätigt.

Die BW-Bank siegte zum dritten Mal in Folge im

FUCHS-Report „Stiftungsvermögen 2015 – Das Voll-

treffer-Portfolio“ und gehört so zur Spitzenklasse

im Stiftungsbereich.

Mirjam Schwink leitet das Stiftungsmanagement im Wealth Management der Baden-Württembergischen Bank (BW-Bank) in Stuttgart.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.bw-bank.de

» Stiftungen sollten bei der Vermögensplanung ihr Augenmerk

auf Disziplin, Nachhaltigkeit und die richtige Mischung legen,

um langfristig erfolgreich zu sein. «

Mit Vermögen gestalten 23

Auf klarem Kurs Richtung Zukunft

Sicher navigieren mit einem Stiftungsfinanzplan

Von Dr. Stefan Fritz

„Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind günstig.“ Was bereits Luci-us Annaeus Seneca im 1. Jahrhundert auf den Punkt brachte, lässt sich bis heute für viele Lebenssituati-onen bestätigen. Der Stiftungssektor bildet hier kei-ne Ausnahme. Viele Vorstände empfinden die an-haltend niedrigen Zinsen als starken Gegenwind. An-dere scheuen die Unwägbarkeiten der Finanzmärk-te und verlassen den scheinbar sicheren Hafen der verzinslichen Vermögensanlagen gar nicht erst. Doch an diesem Hafen scheint heute nur eines sicher: dass die Schiffe, die dort noch vor Anker liegen, in Kürze auf dem Trockenen sitzen. Oftmals lässt sich die den meisten Stiftungen vorgegebene reale Ver-mögenserhaltung weder mit festverzinslichen Wert-papieren oder Termingeldern gewährleisten, noch reichen die schwindenden Zinsen für die Zweckver-folgung aus.

Gut vorausplanenDie verfahrene Situation hat verschiedene Ursachen. Eine dürfte das Planungsverhalten der meisten Stif-tungen sein. Obwohl die auf unbegrenzte Zeit ange-legten Stiftungen den denkbar längsten Anlagehori-zont aller Anleger haben, planen die meisten von ih-nen in der Praxis maximal ein Geschäftsjahr voraus, wie es einzelne Stiftungsgesetze noch vorgeben (vgl. Art. 16 Abs. 1 S. 3 BayStG). Doch wer auf Sicht fährt, ist vor allem für schleichende Entwicklungen anfäl-lig – wie die über Jahre fallenden Zinsen. Obwohl die Entwicklung in Richtung Nullzins und darüber hinaus für die meisten kaum überraschend gekommen sein dürfte, realisieren viele Stiftungen erst jetzt, welche konkreten Konsequenzen diese Entwicklung für sie hat. Die vielfach geforderte Professionalisierung des Stiftungsmanagements setzt eine längerfristige Fi-nanzplanung zwingend voraus. Die meisten Investo-ren verfügen über Planungsinstrumente, die Entwick-

lungen über 5, 10 oder sogar 15 Jahre antizipieren. Im unternehmerischen Bereich gehört eine mehrjährige Finanzplanung zu den Kernaufgaben des „ordentli-chen Kaufmanns“. Selbst Privatpersonen greifen vor allem für die Planung des Ruhestands oder größerer Anschaffungen auf Financial Planning zurück.

Den In- und Output der Zukunft berechnenDer Stiftungsfinanzplan hat sich aus der privaten Fi-nanzplanung entwickelt. Als Ausgangsbasis erfasst er alle vorhandenen Vermögenswerte und Zahlungs-ströme der Stiftung und projiziert sie in die Zukunft. Als Planungszeitraum hat sich ein Jahrzehnt bewährt. Dazu werden in Absprache mit den Stiftungsverant-wortlichen Annahmen zu den relevanten Rahmenbe-dingungen getroffen: durchschnittliche Geldentwer-tung, Aktien- und Rentenkurse, Wertentwicklung der Stiftungsimmobilien, Einnahmen aus Zinsen, Divi-denden, Mieterträgen etc., ggf. auch aus Spenden und Zustiftungen.

» Obwohl die Entwicklung in Richtung Nullzins kaum

überraschend gekommen ist, realisieren viele Stiftungen erst

jetzt, welche Konsequenzen dies für sie hat. Die vielfach geforderte

Professionalisierung des Stiftungsmanagements setzt eine

längerfristige Finanzplanung zwingend voraus. «

24 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Der Plan macht deutlich, wie sich auf dieser Ba-sis das Vermögen sowie Einnahmen und Ausgaben entwickeln werden. Insbesondere lässt sich besser abschätzen, wie Erfolg versprechend das jeweilige Vermögenserhaltungskonzept der Stiftung ist und welche Mittel auf absehbare Zeit für die Zweckver-wirklichung zur Verfügung stehen. Die Auswirkun-gen anstehender Anlageentscheidungen auf Vermö-gensstruktur und Erträge lassen sich im Rahmen der Annahmen simulieren und werden für die Entschei-dungsträger besser absehbar. Ob die Trends bei wei-teren wichtigen Kennzahlen wie Verwaltungskosten-quote oder Rücklagen stimmen, lässt sich dem Plan ebenfalls entnehmen.

Die fortgeschrittene Finanzplanung legt den Hochrechnungen mehrere mögliche Szenarien zu-grunde und bewertet deren Eintrittswahrschein-lichkeit. Auch der Stress, den ein massiver Kursein-bruch an den Finanzmärkten für das Stiftungsver-mögen und die Vorstände verursachen würde, lässt sich in Zahlen simulieren.

Planung mit GrundsätzenAuf dem Gebiet der Finanzplanung für Privatanleger haben sich sieben Grundsätze ordnungsmäßiger Fi-nanzplanung etabliert (vgl. Financial Planning Stan-dards Board FPSB Deutschland: Grundsätze ordnungs-mäßiger Finanzplanung). Übertragen auf Stiftungen könnten sie Folgendes bedeuten.1. Vollständigkeit: Alle Stiftungsdaten sind zweckad-

äquat zu erfassen, zu analysieren und zu planen. Im Unterschied zu den meist auf Wertpapiere be-schränkten Analyseinstrumenten erfasst der Stif-tungsfinanzplan das gesamte Stiftungsvermögen einschließlich aller Vermögenswerte, Verbindlich-keiten und Zahlungsströme.

2. Vernetzung: Vermögenspositionen und Zahlungs-ströme werden nicht nur in ihren Wechselwirkun-gen untereinander transparent, sondern auch in Abhängigkeit von den angenommenen volkswirt-schaftlichen Rahmenbedingungen. Gleichzeitig gibt der Plan auch die Abbildung aller wichtigen Vorgänge in der Rechnungslegung wieder, etwa im Hinblick auf die Entwicklung von freier und Um-schichtungsrücklage.

3. Individualität: Das Vermögenserhaltungskonzept und die Ertragsziele, wie sie sich aus Satzung und ggf. Anlagerichtlinien jeder einzelnen Stiftung erge-

ben, stehen im Mittelpunkt der Finanzplanung.4. Richtigkeit: Die Finanzplanung ist im Grundsatz

fehlerfrei, nach dem jeweils aktuellen Gesetzge-bungsstand und nach anerkannten Methoden der Finanzplanung durchzuführen. Planungen können per se nicht richtig, sondern nur plausibel sein und allgemein anerkannten Verfahren der Planungs-rechnung entsprechen.

5. Verständlichkeit: Die Finanzplanung einschließlich ihrer Ergebnisse ist so zu präsentieren, dass die Gremienmitglieder sie verstehen und nachvollzie-hen können und ihre im Rahmen des Auftrags ge-stellten Fragen beantwortet bekommen. Insbeson-dere wird auf die Verwendung von Anlage-Fachjar-gon so weit wie möglich verzichtet.

6. Dokumentationspflicht: Die Finanzplanung ein-schließlich ihrer Prämissen und Ergebnisse wird den Gremien in schriftlicher oder anderer geeigne-ter Form zur Verfügung gestellt. Die Dokumentati-on kann den Gremienmitgliedern im Fall späterer Vermögensverluste dazu dienen, die getroffenen Anlageentscheidungen und ihre Gründe für Dritte nachvollziehbar zu machen.

7. Einhaltung der Ethikregeln: Ein Berater in finanziel-len Angelegenheiten der Stiftung beachtet in deren Interesse die für ihn geltenden Ethikregeln – Vor-rang des Kundeninteresses, Integrität, Objektivität, Fairness, Professionalität, Kompetenz, Vertraulich-keit und Sorgfalt.

» Jedem, der über Jahre in die Zukunft plant, muss klar sein,

dass die getroffenen Annahmen und Prognosen so

höchstwahrscheinlich nicht eintreffen werden. Die Auseinander-

setzung mit den möglichen Szenarien stellt die zu treffenden

Entscheidungen aber auf eine wesentlich fundiertere Grundlage

als das vielfach tradierte Anlagever-halten von Stiftungen. «

Mit Vermögen gestalten 25

Selbstverständlich sollten die Finanzplanungen einer Stiftung in regelmäßigen Abständen überprüft und angepasst werden. Jedem, der über Jahre in die Zukunft plant, muss klar sein, dass die getroffenen Annahmen und Prognosen so höchstwahrscheinlich nicht eintreffen werden. Die Auseinandersetzung mit den möglichen Szenarien stellt die zu treffenden Ent-scheidungen aber auf eine wesentlich fundiertere Grundlage als das vielfach tradierte Anlageverhalten von Stiftungen. Auf diese Weise kann der Finanzplan als Grundlage für die Entwicklung oder Anpassung ei-ner Anlagerichtlinie dienen.

So ausgestattet wissen die Verantwortlichen zwar immer noch nicht, welche Winde und Strömungen sie auf der Fahrt erwarten, aber sie haben einen klaren Kurs abgesteckt und können auf geänderte Rahmen-bedingungen zielgerichtet reagieren.

HypoVereinsbank Private Banking

Mit rund 1.800 Stiftungen als Kunden ist die Hypo-

Vereinsbank mit Sitz in München einer der führen-

den Finanzpartner im Stiftungswesen. An mehr als

40 Private Banking-Standorten steht die Expertise

ihrer zertifizierten Stiftungsspezialisten zur Ver-

fügung. Professionelles Vermögensmanagement

ist nur ein Teilaspekt der Stiftungsberatung. Zum

Anspruch der Bank gehören auch die gemeinsame

Strategieentwicklung in Form einer langfristigen

Finanzplanung und die Harmonisierung zwischen

Stiftungszweck und den Investments.

Dr. Stefan Fritz ist seit gut 15 Jahren für die HypoVereinsbank/UniCredit Bank in der Beratung von Stifterinnen und Stiftern sowie von Stiftungen tätig. Der im Stiftungsrecht promovierte Jurist entwickelte das Beratungsfeld weiter und verantwortet heute die fachliche Koordination des Themas für die Gesamtbank.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.hvb.de/stiftungen

26 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Finanzkompetenz in den Stiftungsgremien

Über welche Qualifikationen sollten Stiftungsvorstände verfügen, um eine gute Zusammenarbeit mit den

Vermögensverwaltern zu gewährleisten?

Von Michael Ruland

Bereits seit einigen Jahren stellt das anhaltend nied-rige Zinsniveau die Stiftungsverantwortlichen vor gro-ße Herausforderungen bei der notwendigen Neu- bzw. Umstrukturierung der Kapitalanlagen ihrer Stiftung, um Erträge zur Erfüllung des Stiftungszwecks zu gene-rieren. Ein wichtiger Faktor ist dabei die reibungslo-se Arbeit der Gremien. Im aktuellen Umfeld benötigen Stiftungsgremien in ihren Reihen mehr denn je fach-liches Know-how insbesondere auch in Bezug auf die Vermögensanlage, um die Stiftung erfolgreich in die Zukunft zu führen. Gute Gremienarbeit ist jedoch nicht immer selbstverständlich. Konflikte zwischen han-delnden Personen, unklare Kompetenzregelungen so-wie mangelndes oder fehlendes Fachwissen sind eini-ge mögliche Problemfelder.

Wichtig für eine reibungslose und effiziente Zu-sammenarbeit der Stiftungsgremien ist zunächst die Verteilung von Zuständigkeiten. Dabei stellt sich zu-nächst die Frage nach den vorhandenen Kompeten-zen der einzelnen Gremienmitglieder. In der Praxis sind die Kompetenzen in Stiftungsgremien sehr un-

terschiedlich ausgeprägt. Während gerade in vielen kleineren Stiftungen kein finanzwirtschaftliches Know-how vertreten ist, haben andere Stiftungen mehrere Gremienmitglieder mit Finanz- und Wirtschaftskennt-nissen.

Aufgrund der Komplexität der Märkte und der not-wendigen Diversifikation des Stiftungsvermögens ist es jedoch wichtig, dass in den Gremien entsprechen-des Fachwissen vorhanden ist – nicht nur im Vorstand, sondern auch im Kuratorium. Sowohl bei Stiftungs-neugründungen als auch bei der Neubesetzung von Gremienpositionen sollten Stiftungen dies berücksich-tigen. Auch wenn fehlendes Know-how durch externe Berater abgedeckt wird, ist es erforderlich, dass von außen vorgeschlagene Anlageempfehlungen in den Gremien nachvollzogen werden können.

Qualifikationen sollten im Bereich der Vermögens-anlage in allen Assetklassen vorhanden sein. Dies schließt insbesondere auch Themen wie Immobilien-direktanlagen, Mikrofinanz und Mission Investing mit ein. Ein Fachwissen der Gremien erleichtert beispiels-weise die Erstellung und Überprüfung der Anlagericht-linien und die damit erforderlichen Diskussionen, in welchen Assetklassen man investieren will.

Mit Sorgfalt und abgestimmt agierenWichtig ist aber nicht nur die notwendige Qualifikation der Gremien im Bereich Vermögensanlage. Auch Sorg-falt ist erforderlich, um sich ausreichend auf vorlie-gende Anlageentscheidungen vorzubereiten und sich mit den vorliegenden Anlageklassen zu befassen, um dann zu einer fundierten Entscheidung zu gelangen. Eine gute Vorbereitung, Planung und Steuerung bedarf eines entsprechenden Zeitaufwands und kann nicht

» Im aktuellen Umfeld benötigen Stiftungsgremien

mehr denn je fachliches Know-how insbesondere auch in Bezug

auf die Vermögensanlage, um die Stiftung erfolgreich in die Zukunft

zu führen. «

Mit Vermögen gestalten 27

„nebenher“ erfolgen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Festlegung der Handlungskompetenz. Dabei gilt es zu hinterfragen, wer ggf. alleine oder gemeinsam Ent-scheidungen treffen darf. Insbesondere bei gemein-schaftlichem Handeln ist auf eine schnelle Handlungs-fähigkeit zu achten, wenn es gilt, Entscheidungen zu treffen.

Unterstützung durch Partner – worauf ist zu achten?Wenn Stiftungen nicht über das erforderliche Fachwis-sen in den Gremien verfügen, können Banken wich-tige Kooperationspartner sein, um die Stiftungsver-antwortlichen in den Gremien in der Festlegung ihrer Anlagestruktur zu begleiten. Hierbei sollte jedoch auf eine neutrale Position geachtet werden. In diesen Ge-sprächen sollte nicht der Produktverkauf im Vorder-grund stehen, sondern eine partnerschaftliche Zu-sammenarbeit, die auf die Bedürfnisse der Stiftung abzielt. Falls ein Mitarbeiter der Hausbank zugleich Gremienmitglied der Stiftung ist, was bei einer Reihe von Stiftungen der Fall ist, sollte gewährleistet sein, dass zusätzlich auch noch andere Gremienmitglieder finanzwirtschaftliche Fachkompetenz mit einbringen. Um Interessenkonflikten vorzubeugen, sollte zudem sichergestellt werden, dass ein Gremienmitglied, das bei der Hausbank der Stiftung tätig ist, nicht gleichzei-tig Berater der Stiftung ist.

Pax-Bank

Die Pax-Bank, seit 1917 Bank für Kirche und Cari-

tas, ist ein Finanzdienstleister mit christlicher Ori-

entierung. Sie steht für ökonomisches Handeln mit

ethischer Zielsetzung und dient der Förderung des

Auftrags der katholischen Kirche. Zu ihren Kun-

den zählen kirchliche Institutionen und deren Mit-

arbeiter sowie alle Menschen, die sich mit ihren

Werten identifizieren.

Michael Ruland ist in der Pax-Bank seit 2010 im Bereich Stiftungen tätig. Als Stiftungsmanager in Kirche, Diakonie und Cari-tas (FA) steht er Stiftungen in allen Fragen der täglichen Stiftungsarbeit als Ansprechpartner zur Verfügung.

Weitere Informationen Michael Ruland: [email protected]  |  Daniel Reidel: [email protected] www.pax-bank.de

28 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Leitplanken für das Stiftungsvermögen

Anlagerichtlinien erarbeiten und umsetzen

Von Christiane Wicht-Stieber

Albert Einstein soll gesagt haben: „Ich denke niemals an die Zukunft, sie kommt früh genug.“ Wie gut, dass Stifterinnen und Stiftern diese Einstellung fremd ist. Sie engagieren sich für die „Ewigkeit“, indem sie eine Vermögensmasse einem bestimmten Zweck widmen. Ihn soll die Stiftung aus ihren Erträgen dauerhaft er-füllen.

Stifterwille und VermögensanlageWie der Stiftungszweck verwirklicht werden soll, skiz-zieren Stifterinnen und Stifter stets genau. Wie das Stiftungsvermögen Erträge erwirtschaften soll, be-schreiben sie dagegen selten. Deshalb müssen han-delnde Organe oft aus der Erstanlage die Strategie für künftige Entscheidungen ableiten. Vielleicht finden sich Hinweise dazu in einer Präambel von Stiftungsge-schäft oder Satzung. Gibt es keine klaren Leitplanken für Anlageentscheidungen, variieren die Rückschlüs-se möglicherweise mit wechselnden Personen. Ob dann der Stifterwille zur Vermögensanlage noch richtig „übersetzt“ ist?

Solche Deutungen führen im Extremfall zu uner-wünschten Veränderungen in der Anlagepolitik. Even-tuell fallen Entscheidungen, die dem Stifterwillen ent-gegenstehen, oder abrupte Richtungswechsel gefähr-den Vermögenswerte. Solche Unwägbarkeiten können Stifter vermeiden, wenn sie selbst Anlagerichtlinien formulieren und der Satzung beifügen. Alternativ kön-nen sie in der Satzung den Auftrag erteilen, dies zu tun. Fehlen solche Handlungsanweisungen, sind Lei-tungs- und eventuelles Aufsichtsorgan einer Stiftung gut beraten, sie selbst zu erstellen.

Akteure und Profiteure Mit der Anlage des Stiftungsvermögens befassen sich verschiedene Akteure in unterschiedlichen Rollen: Stifter entäußern sich ihres Vermögens „für den gu-ten Zweck“ und können dabei auch entscheiden, wie

es angelegt werden soll, damit Erträge erzielt werden. Das Leitungsorgan der Stiftung (oft als Vorstand be-nannt) vertritt die Stiftung im Rechtsverkehr und führt die Geschäfte. Dies beinhaltet meist satzungsgemäß die Anlage des Vermögens und verbunden damit die Umsetzung einer entsprechenden Strategie. Operativ treffen die Finanzverantwortlichen in Geschäftsfüh-rung oder Vorstand die tatsächlichen Anlageentschei-dungen. Sie müssen diese mit Argumenten vertreten und fühlen sich in ihrer Aufgabe unterstützt, wenn es einen Handlungsrahmen dazu gibt. Daneben hat ein vorhandenes Aufsichtsorgan das Stiftungsvermögen im Blick. Sein Auftrag ist zu prüfen, ob der Stifterwille und Rahmenbedingungen eingehalten werden. Zudem kann es für eine strategische Ausrichtung der Anlagen verantwortlich sein.

Anlagerichtlinien helfen auch externen Adressa-ten: Im Gespräch mit der Stiftungsaufsicht oder dem Finanzamt zeigen sie auf, dass die getroffenen Ent-scheidungen mit dem Stifterwillen übereinstimmen oder warum welche Anlagen in welcher Höhe zulässig waren bzw. sind. Vermögensberater der Stiftung er-kennen aus der Vorgabe, welche Angebote und welche Struktur zum Vermögen passen.

Schnell zeigt sich, dass solche Leitplanken ein wichtiges Instrument sind. Sie schaffen Sicherheit und Handlungsspielräume und unterstützen die Beteilig-ten im Vermögensanlageprozess.

Was soll in die Richtlinie?Kirchliche Stiftungen finden Orientierung hierzu in den Vorgaben ihrer Landeskirchen oder der Bistümer zur Anlage von Vermögen. Demgegenüber fehlen weltli-chen Stiftungen häufig solche Hinweise. Die Landes-stiftungsgesetze formulieren lediglich den Auftrag an die Stiftung, ihr Vermögen ungeschmälert zu erhalten.

Stifterinnen und Stifter können für das Stiftungs-vermögen bestimmen, ob Anlagen risikofreudig oder

Mit Vermögen gestalten 29

eher konservativ erfolgen sollen. Vielleicht möchten sie manche Anlagen generell ausschließen oder in-haltliche Fragen gleichberechtigt neben Renditeüber-legungen stellen. Mit solchen Vorgaben perpetuieren Stifterinnen und Stifter ihre Wünsche und helfen künf-tigen Verantwortlichen, in ihrem Sinne zu agieren.

Wollen sie selbst dazu nichts festlegen, können Stifterinnen und Stifter mit der Satzung den Auftrag erteilen, Anlagerichtlinien zu erarbeiten. Zumeist ist dafür das Leitungsorgan zuständig. Gleichwohl ist es sinnvoll, ein vorhandenes Kontrollorgan bei der Beant-wortung strategischer Fragen einzubinden. Jedenfalls sollte es die Rahmenvorgaben zur Kenntnis nehmen oder genehmigen.

In guten wie in schlechten Zeiten – Bausteine für langfristig ausgerichtete AnlagerichtlinienAnlagerichtlinien sind keine Eintagsfliegen. Sie gelten in guten wie in schlechten Zeiten. Bei großen Verän-derungen der äußeren Rahmenbedingungen sind sie anpassungsfähig und zukunftstauglich. Damit eine sol-che Bandbreite gelingt, müssen Leitungs- und ggf. Kon-trollorgan folgende Fragen gemeinsam beantworten:» Wie liquide, sicher und renditeorientiert soll inves-

tiert werden?» Wie viel Risiko (Verlust) verträgt die Stiftung?» Welche Anlageklassen werden für Investitionen de-

finiert (Aktien, Renten, Immobilien/-fonds, Euro / Währung)? Welche Assets gehören in die jeweilige Klasse?

» Wie sollen Anlagen gestreut werden (wie viel Pro-zent Aktien oder Papiere eines Emittenten, welche Höchstgrenzen für Währungsanteile am Gesamt-portfolio, Rohstoffe ins Vermögen aufnehmen)?

» Wie und in welchem Umfang werden ethisch-nach-haltige Überlegungen eingebunden?

» Sollen Rücklagen gebildet werden?

Während für kirchliche Stiftungen Befugnisse oft über innerkirchliche Verordnungen geregelt sind, muss die weltliche Stiftung selbst bestimmen:» Wer trifft die Anlageentscheidung? » Kann der Stiftungsvertreter seine Entscheidung al-

lein treffen?» Bis zu welchem Anlagebetrag kann wer

entscheiden?

Ein gutes Beispiel ist die Anlagerichtlinie der Evan-gelischen Kirche von Westfalen, veröffentlicht im Kirchlichen Amtsblatt Nr. 1 am 31.01.2013 (www.kir-chenrecht-westfalen.de/kabl/26189.pdf). Sie enthält zu jedem der genannten Aspekte einen Hinweis.

Soll das „magische Dreieck der Geldanlage“ eine vierte Ecke bekommen?Nicht erst seitdem Spender und Stifter selbstbewusst fragen, wie Stiftungen ihre Erträge erwirtschaften, wird das klassische Dreieck der Geldanlage von Sicherheit, Rentabilität und Liquidität oft um ethisch-nachhaltige Ansprüche ergänzt. Für diese vierte Ecke ist zu klären:» Soll Nachhaltigkeit ein strategisches Ziel der Ver-

mögensanlage sein?» Welchen Stellenwert soll sie im Bezug zu den ande-

ren Zielen der Geldanlage haben?» Wie soll Nachhaltigkeit in der Vermögensanlage er-

reicht werden?

Widmet sich die Stiftung dem Thema, zeigt sie, dass ihr neben Renditeaspekten auch inhaltliche Kri-terien wichtig sind. Für die Umsetzung der Entschei-dung gibt es unterschiedliche Instrumente. Mit ihnen kann die Stiftung festlegen, wie sie vorgehen möch-te: Will sie ethisch kontroverses Verhalten verhindern, nutzt sie Ausschlusskriterien. Möchte sie positive so-zial-ökologische Verhaltensweisen fördern, kann sie sich für einen Best-in-Class-Ansatz entscheiden. Oder möchte sie selbst etwas verändern, indem sie Einfluss auf nachhaltiges Verhalten von Unternehmen nimmt?

Wenn sich die Stiftung bei ihren Überlegungen Hilfe holen möchte, können sie Partner unterstützen, die im Umgang mit ethisch-nachhaltigen Fragen er-fahren sind. Hier gelten Kirchen-, Spezial- und Alter-nativbanken als Vorreiter. Sie bestimmen aus eige-nem Antrieb derartige Parameter für ihr eigenes Han-deln. Dazu, welche Überlegungen Stiftungen dabei leiten können, finden Sie in Teil 2 Anregungen und Hinweise (siehe S. 67 f.).

Weitere Schritte auf dem Weg zur RichtlinieFür den Handlungsrahmen sind auch folgende Aspek-te zu bedenken:» Managt die Stiftung ihr komplettes Vermögen

selbst? Können externe Partner zur Verwaltung von Kapital- oder Immobilienvermögen eingebunden werden?

30 Bundesverband Deutscher Stiftungen

» Wem gegenüber ist in welchen Abständen Rechen-schaft abzulegen?

» Welche Inhalte soll das Reporting dabei enthalten?» Wann (bei welchen Veränderungen oder nach wel-

chem Zeitablauf) werden die Rahmenbedingungen überprüft und angepasst? Wer initiiert dies oder gibt es einen regelmäßigen Turnus dafür?

» Was ist zu tun, wenn sich besondere Situationen ergeben (z.B. mehr als x Prozent Kursverlust)?

Sind alle Fragen geklärt und beantwortet, formu-liert die Stiftung ihre Anlagerichtlinie als Leitplanke für Vorstand und Finanzverantwortliche. Zudem ist sie Basis für Arbeit des Aufsichtsorgans und Argumenta-tionshilfe gegenüber Dritten. Anlageentscheidungen

werden dann in der Stiftung nicht mehr spontan, son-dern zielorientiert, nachvollziehbar und transparent getroffen. Sie stehen in einem strategischen Kontext.

Tücken und Fallstricke einer AnlagerichtlinieWeil jede Stiftung andere Bedürfnisse hat, helfen Musterrichtlinien ebenso wenig wie eventuell auf konkrete Produkte einzelner Anbieter zugeschnittene Vorgaben. Trotzdem kann sich die Stiftung Unterstüt-zung bei der Erstellung holen. Hierzu sollte sie Part-ner anfragen, die Produkte des Kapitalmarkts und das jeweilige Chancen-Risiko-Verhältnis transparent und nachvollziehbar darstellen können. Hilfreich sind da-bei Szenarioanalysen, die aufzeigen, wie sich z.B. die Risikosituation einer Anlage bei einer Aktienquote von 10 Prozent des Gesamtvermögens im Unterschied zu

einer solchen von 80 Prozent auswirkt. Derartige Be-trachtungen helfen, um für die Stiftung die richtige Mischung aus Renditeerwartung und tragbarem Risiko zu ermitteln. Gleichfalls lassen sich Laufzeitstrukturen und unterjährige Liquiditätsströme so darstellen und simulieren.

Praxisbeispiel: Errichtung einer Vermögens-Leitplanke» Damit alle in der Stiftung dieselbe „Sprache“ spre-

chen, sollen Leitungs- und Kontrollorgan in den Be-ratungsprozess einbezogen sein.

» Die Anlagerichtlinie enthält zu allen aktuell am Markt befindlichen Anlageformen eine Aussage. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich im Laufe des „ewigen Stiftungslebens“ auch die verfügbare Produktpalette am Kapitalmarkt ändern kann.

» Inhaltliche Überlegungen werden beschrieben: Warum werden Anlagen ausgeschlossen oder in besonderem Maße berücksichtigt?

» Unter welchen Voraussetzungen soll die Anlage-richtlinie überprüft werden? In welchen Zeitab-ständen?

» Welche Indikatoren können dazu führen, dass auch ohne eine anstehende Wiederanlageentscheidung Handlungsbedarf besteht? Wann muss ein Finanz-verantwortlicher reagieren? Hier bedarf es konkre-ter Beschreibungen: „bei Kursverfall einer Anlage von mehr als x Prozent“ oder „bei Veränderung des XY-Index um mehr als x Prozent“.

» Zwar ist zur Erreichung gewisser Renditen eine Di-versifikation nötig, gleichzeitig sollte die Anlage-richtlinie jedoch keinen Investitionszwang fest-schreiben. Deshalb kann man bei den Vorgaben zu den jeweiligen einzelnen Anlageklassen z.B. formulieren: „Wird der zulässige maximale Anteil einer Risikoklasse nicht ausgeschöpft, kann die-se Quote zugunsten einer niedrigeren Risikoklasse verwendet werden, um hier den zulässigen maxi-malen Anteil zu erhöhen.“

» Anlagemöglichkeiten sind neutral und unabhängig von konkreten Anbieterprodukten zu bezeichnen.

» Werden bestimmte Dienstleister besonders – im Sinne des Stifters – beauftragt, oder kann ein An-bieter ggf. nicht involviert werden?

Sollen zudem Darlehensvergaben als Anlageinstru-ment möglich sein, sind hierfür Vorgaben sinnvoll. Ein besonderes Augenmerk gilt auch dabei der Risikoab-

» Unwägbarkeiten können Stifter vermeiden,

wenn sie selbst Anlagerichtlinien formulieren und

der Satzung beifügen. Fehlen Handlungsanweisungen, sind Leitungs- und eventuelles Aufsichtsorgan einer Stiftung

gut beraten, sie selbst zu erstellen. «

Mit Vermögen gestalten 31

schätzung. Hierzu werden die Bonität des Kreditneh-mers (Kapitaldienstfähigkeit mit Zins- und Tilgungs-leistungen) und die Werthaltigkeit vereinbarter Sicher-heiten herangezogen, zudem soll das Ausfallrisiko betrachtet werden. Weil Darlehensausreichung zu den Bankgeschäften gemäß Kreditwesengesetz gehören, muss geprüft werden, inwieweit der Umfang dieser Form der Vermögensanlagen einer entsprechenden Genehmigung bedarf.

Anlagerichtlinie vorhanden – und jetzt?Vielleicht wird die Stiftung ihre Anlagerichtlinien ak-tiv kommunizieren. Damit schafft sie Transparenz und Vertrauen bei Spendern, Zustiftenden und inter-essierter Öffentlichkeit. Geldgeber möchten nicht nur wissen, wofür die Stiftung ihre Erträge ausgibt. Auch wie sie erwirtschaftet werden, ist von immer größerer Bedeutung.

Wenn die Rahmenbedingungen ausgearbeitet sind, bittet die Stiftung ihren Vermögensberater bzw. ih-re Bank, in einem Praxistest zu prüfen, wie sie sich umsetzen lassen. Zudem können die Partner in der Vermögensanlage nun ableiten, welche Angebote ge-wünscht sind, und wissen, wann und wozu Informatio-nen erwartet werden. Mit diesen regelmäßigen Berich-ten ist das Leitungsorgan über den aktuellen Stand des Stiftungsvermögens informiert. Es kann sie seiner-seits für Auskünfte an Aufsichtsorgan, Stiftungsauf-sicht oder Spender und Förderer nutzen. Die Stiftung selbst erkennt aus dem Reporting auch, in welchem Umfang die Vorgaben der Anlagerichtlinien umgesetzt sind und wo Optimierung möglich ist.

FazitAnlagerichtlinien bieten allen, die an der Vermögens-anlage der Stiftung beteiligt sind, eindeutige Leitplan-ken für ihre jeweilige Aufgabe. Der Stiftungsvorstand kennt den (mutmaßlichen) Stifterwillen und kann die-sem folgen. Erwartungen, die an Anlageentscheidun-gen gestellt werden, sind ihm bekannt. Bankpartner der Stiftung wissen, welche Vorgaben sie bei Ange-boten berücksichtigen müssen. Stiftungsaufsicht und Finanzamt können die Anlagerichtlinien heranziehen, wenn sie Entscheidungen bei der Vermögensanlage beurteilen möchten.

Bank für Kirche und Diakonie – KD-Bank

Kirche und Diakonie haben bereits in den

1920er-Jahren eigene Darlehnsgenossenschaften

gegründet. Aus den Vorgängerinstituten in Dres-

den, Münster, Magdeburg und Duisburg ist die

heutige Bank für Kirche und Diakonie als älteste

evangelische Kirchenbank in Deutschland hervor-

gegangen. Die Ziele der Bank sind bis heute unver-

ändert: Die wirtschaftliche Förderung der Mitglie-

der und Kunden ist der in der Satzung verankerte

Auftrag. Dieser schließt den ethisch-nachhalti-

gen Umgang mit Geld ein. Privatpersonen, die die

christlichen Werte der Bank teilen, sind ebenfalls

willkommen.

Christiane Wicht-Stieber ist Stiftungskoordinatorin bei der Bank für Kirche und Diakonie – KD-Bank und Geschäftsführerin der KD-BANK-STIFTUNG. Ehrenamtlich ist sie als Finanzkirchmeisterin ihrer Gemeinde sowie als Gründungs- und Vorstandsmitglied des Vereins Renniere e.V. tätig, der dialysepflichtige Kinder unterstützt.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.kd-bank.de

32 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Vermögen erhalten – Werte sichern

Empfehlungen für eine Kapitalerhaltungsstrategie von Stiftungen

Von Franz A. Böhke

In Zeiten, in denen „risikolose“ Zinserträge Mangelware sind und bei kleineren und mittleren Stiftungen sogar manchmal die Zweckerfüllung gefährdet ist, erscheint realer Kapitalerhalt so manchem als nachgeordnete Aufgabe. Die Zinsen werden aber womöglich noch län-ger auf extrem niedrigem Niveau verharren. Daher soll-ten Stiftungen dringend ihre Anlagerichtlinien überprü-fen – oder erstellen, falls sie noch keine haben – und eine Strategie für den Kapitalerhalt festlegen!

Die langfristige Perspektive im Blick habenStiftungen sind in der Regel auf Dauer angelegt. Stifte-rinnen und Stifter möchten sichergestellt wissen, dass die von ihnen formulierten Zwecke auch in Jahrzehnten noch erfüllt werden können, trotz steigender Kosten. Damit führt am realen Kapitalerhalt kein Weg vorbei. Die aktuell niedrige Entwicklung der Verbraucherpreise mag beruhigen, mittelfristig sind aber sicher die auch von der Europäischen Zentralbank anvisierten durch-schnittlichen 2 Prozent anzunehmen. Was tun?

Bei ordentlichen Erträgen, die bei vielen Stiftun-gen noch zwischen 2 und 3 Prozent nach Kosten der Vermögensverwaltung betragen, reicht die Einstel-lung eines Drittels der Nettoerträge in die freie Rück-lage für den realen Kapitalerhalt nicht aus, d.h. ein ausschließlich von Anleihen und Fest-/Termingeldern geprägtes Portfolio sichert den Kapitalerhalt einer Stif-tung oftmals nicht. Alternativen, die die Substanz ei-ner Stiftung „schützen“, sind gefragt.

Da die Wiederanlagen fälliger Festgelder und Wert-papiere in den kommenden Monaten und Jahren noch einmal deutlich niedrigere Zinserträge erwarten lassen und die Kosten von Stiftungen gleichzeitig stärker stei-gen als der Verbraucherpreisindex, wird die Herausfor-derung im Laufe der Zeit nicht kleiner, sondern größer.

Die Entwicklung und Weiterentwicklung einer Anla-gerichtlinie ist ein aufwendiger Prozess. In festgeleg-ten Intervallen ist eine kontinuierliche Überprüfung

und Kontrolle erforderlich, ob die Anlagen denn auch den Anlagerichtlinien einschließlich der vorgegebe-nen Risikoparameter entsprechen und der festgeleg-te kurz-, mittel- bzw. langfristige Zielkorridor der Ent-wicklung eingehalten wird. Dies ist ein willkommener Moment, sich konkret zu überlegen, wie der Kapital-erhalt der Stiftung „nachhaltig“ gesichert werden soll, und dies ebenfalls schriftlich zu fixieren. Hierbei spielt die freie Rücklage, aber vor allem auch die Umschich-tungsrücklage als Baustein der „realen“ Vermögenssi-cherung eine entscheidende Rolle.

Stille Reserven hebenAktuell liegen in den Wertpapierdepots von Stiftun-gen meist Anleihen, über deren hohe Zinsausschüt-tung der Vorstand sich noch freut. Über den aufgrund des Zinsverfalls hohen Kurs denkt aber kaum jemand nach. Diese stille Reserve gilt es zu heben, denn rea-listisch betrachtet ist die Rendite der Anleihe in Bezug zum aktuellen Kurswert genauso niedrig, als würde man eine neue Anleihe mit gleicher Restlaufzeit erwer-ben – nahe Null. Das Bruttostiftungsvermögen (Buch-wert zuzüglich des abschmelzenden Anleihekurses über 100 Prozent) reduziert sich kontinuierlich bis zur Fälligkeit – das Bruttostiftungsvermögen sinkt!

Sofern der Kursgewinn durch einen Verkauf reali-siert wird, kann dieser unter Umständen für die Zweck-erfüllung verwendet oder – zumindest teilweise – in die Umschichtungsrücklage überführt werden. Diese Rücklage verschafft der Stiftung Spielraum, schwan-kungsreichere, ertragreichere Investments, wie u.a. Aktieninvestments, zu tätigen.

Alternativen?In Aktien zu investieren fällt uns Deutschen traditio-nell schwer, haben doch viele Anleger hierzulande mit der Telekom „Pech“ gehabt, sind in die Internetblase geraten oder haben in der Finanz- und Wirtschaftskri-

Mit Vermögen gestalten 33

se Schiffbruch erlitten. All das passierte in den letzten 15 Jahren. Ein für Stiftungen kurzer Zeitraum!

Tatsächlich sind Stiftungen die idealen Aktienin-vestoren, haben sie doch einen ewigen Anlagehori-zont und damit nicht das Problem des Privatanlegers, der im Alter zur Erhaltung des Lebensstandards ggf. „entsparen“ muss.

Und nach wie vor erfreuen sich Aktieninvestoren, trotz zugegeben hoher Kurse, an respektablen Divi-dendenrenditen. Die Allianz, aber auch die Münche-ner Rück, Siemens, BASF und Nestle z.B. zahlen nach wie vor mehr als 3 Prozent Dividende. Eine ähnliche Si-tuation sehen wir, mit teils jahrzehntelanger Stabilität, in den USA. Wenn die kurz- und mittelfristige Kursent-wicklung außer Acht gelassen werden kann, wie bei ei-ner Stiftung, ist dies eine überlegenswerte Alternative – dies umso mehr, als die Unternehmen in der Regel mehr Ertrag generieren als sie ausschütten. Damit fin-det folglich eine Ertragskumulierung statt, die langfris-tig auch in der Kursentwicklung und der Ausschüttung ihren Niederschlag findet. Und wer wegen mangeln-den Volumens, geringer Marktkenntnis oder aufgrund von Risikostreuungsgesichtspunkten keine direkten Einzelwertinvestments mag, findet dividendenorien-tierte Lösungen in einer Vielzahl kostengünstiger pas-siver Fonds (ETFs).

Sicherlich wird der Wert dieser Aktieninvestments im Zeitablauf schwanken. Die Dividendenrenditen si-chern aber langfristig die Zweckerfüllung. Zudem folgt die Unternehmensentwicklung solider Unternehmen über kurz oder lang auch den Konjunktur- und Inflati-onspfaden und sorgt damit, neben der ausgeschütteten Dividende, auch noch für einen Inflationsausgleich.

Durch die Bildung der Umschichtungsrücklage aus der Realisierung der Kursgewinne vorhandener Anlei-hen haben Stiftungen zudem einen „Vermögenspuf-fer“, der im Fall der Fälle auch einmal hilft, Kursverlus-te buchhalterisch auszugleichen.

FazitDiese Vorgehensweise lässt sich wie folgt zusammen-fassen:» Realisierung stiller Reserven im Anleihebereich» Konsequente Dotierung der freien Rücklage» Bildung einer Umschichtungsrücklage und weitere

Dotierung bei zukünftigen Umschichtungsgewinnen» Tätigung dividendenorientierter Aktieninvest-

ments, vorzugsweise in den etablierten Märkten Europa und USA

» Kurzfristige Kursschwankungen sind vor dem lang-fristigen Anlagehorizont zu vernachlässigen.

» Lediglich Qualitätsverschlechterungen der Invest-ments zwingen zum Handeln.

Für den langfristigen Anlageerfolg sind abschlie-ßend noch zwei Aspekte wichtig. Erstens: Ruhe be-wahren bei marktbedingten Kursbewegungen. Und zweitens: umsatzorientierten Anlageberatern wider-stehen. Denn wie heißt eine alte Börsenregel? „Hin und Her macht Taschen leer.“

Böhke & Compagnie Consultants KG

Das von Franz A. Böhke gegründete inhaberge-

führte Unternehmen Böhke & Compagnie berät

Stiftungen und andere Kapitalanleger zu Fragen

der Vermögensanlage und -strukturierung. Zum

Angebot gehören die Überprüfung des Status quo,

die Unterstützung bei der Neuausrichtung, die Su-

che nach geeigneten Vermögensverwaltern sowie

das laufende Controlling.

Franz A. Böhke ist persönlich haftender Gesellschafter und Geschäftsführer von Böhke & Compagnie Consultants. Nach di-versen Stationen in deutschen Großbanken im In- und Ausland verschrieb er sich 1998 der bankenunabhän-gigen Beratung. Der zertifizierte Finanzplaner und Stiftungsmanager (DSA) berät Stiftungen und andere Kapi-talanleger und verfügt über umfangreiche Erfahrungen und Kenntnisse in Bezug auf Strategie, Strukturierung und Management von Vermögen. Böhke ist Mitglied im Anlageausschuss der Bürgerstiftung Braunschweig.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.boehke.de

34 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Das Risiko in Schach halten

Investieren mit Wertsicherungsstrategien

Von Tom Pansegrau

Die anhaltende Niedrigzinsphase macht es für Stiftun-gen zunehmend schwieriger, ausreichende Vermögens -erträge zur Verwirklichung ihres Stiftungszwecks zu erwirtschaften. Risikofreie Anlagen am Geldmarkt oder Buy-and-hold-Portfolios mit ausfallsicheren Anleihen haben als Anlagestrategien ausgedient. Vielmehr ist es unvermeidlich, höhere Risiken mittels einer signifikan-ten Aktienquote einzugehen. Doch wie lässt sich eine ertragsorientierte Vermögensanlage gestalten und wie kann man gleichzeitig das Anlagerisiko kontrollieren, das Gebot der Kapitalerhaltung erfüllen und etwaige Bedenken der Stiftungsgremien adressieren? Hierbei können Wertsicherungsstrategien weiterhelfen.

Strategische AnlageparameterWertsicherungsstrategien sind dynamische Asset-Allo-kationsstrategien, die ein asymmetrisches Chancen-/Risiko-Profil erzeugen: Sie eröffnen dem Anleger ein hohes Ertragspotenzial, begrenzen aber gleichzeitig das Verlustrisiko auf ein akzeptables Ausmaß. Hierzu ein vereinfachtes Beispiel: Eine Stiftung beauftragt zu Jahresbeginn einen Asset Manager mit einer Wertsi-cherungsstrategie und legt folgende strategische Anla-geparameter fest:» Anlageuniversum: globale Aktien, globale Unter-

nehmens- und Staatsanleihen (währungsgesichert) und Geldmarktanlagen

» Wertuntergrenze: 96 Prozent bezogen auf das Kalenderjahr

Durch die Vorgabe der Wertuntergrenze beauftragt die Stiftung den Asset Manager, schlechtere Renditen als minus 4 Prozent für ihr Portfolio innerhalb von ei-nem Jahr auf jeden Fall zu vermeiden. Die Stiftung hat ihr Verlustpotenzial somit vorab begrenzt, ein geziel-tes Risikomanagement installiert und ein Höchstmaß an Transparenz bezüglich ihres Anlagerisikos herge-stellt. Die Voraussetzungen für eine ertragsorientierte Vermögensanlage mit einer signifikanten Aktienquo-te sind somit geschaffen. Hierbei gilt: Je tiefer die ge-wählte Wertuntergrenze, desto höher das Risiko und desto höher der erwartete Ertrag.

Dynamische Asset Allokation nach RisikobudgetDer Asset Manager bestimmt die Asset Allokation nun regelmäßig (typischerweise täglich) so, dass das Port-folio einerseits möglichst stark in Aktien investiert ist, aber andererseits die Wertuntergrenze selbst im Fall von plötzlichen Kurseinbrüchen an den Märkten nicht unterschritten wird. Dies geschieht durch einen Ab-gleich zwischen dem jeweils aktuellen Risikobudget und dem kurzfristigen Verlustrisiko des Portfolios:» Aktuelles Risikobudget: Abstand des aktuellen

Portfoliowertes zur vorgegebenen Wertuntergrenze (Verlustpuffer)

» Kurzfristiges Verlustrisiko: konservative Risikosze-narien, die spezifizieren, welchen Verlust das Port-folio auf Sicht von einem Tag im Worst Case erlei-den könnte (sogenanntes Übernachtrisiko)

Zu Beginn des Jahres wird die Allokation zwischen Aktien, Anleihen und Geldmarkt so bestimmt, dass das hieraus resultierende Übernachtrisiko nicht grö-ßer ist als das anfängliche Risikobudget von 4 Prozent. Sollte sich der Portfoliowert daraufhin aufgrund von Kursverlusten an den Märkten der Wertuntergrenze annähern, schichtet der Asset Manager die Allokation stärker in Anleihen und ggf. auch Geldmarktanlagen

» Wertsicherungsstrategien eröffnen dem Anleger ein hohes

Ertragspotenzial, begrenzen aber gleichzeitig das Verlustrisiko auf

ein akzeptables Ausmaß. «

Mit Vermögen gestalten 35

um, um so das Übernachtrisiko des Portfolios zu redu-zieren. Steigt das Risikobudget dagegen nach Kursge-winnen an, wird die Aktienquote erhöht, um das Er-tragspotenzial des Portfolios zu steigern.

Die Grafik illustriert die typische Wertentwicklung einer Wertsicherungsstrategie im Vergleich zu einem statischen Buy-and-hold-Portfolio auf Basis fiktiver (simulierter) Kursverläufe für die Märkte. In der Praxis

setzt der Asset Manager die Allokationsanpassungen um, indem er z.B. für die im Portfolio enthaltenen Ak-tien mittels kosten effizienter Aktienindex-Futures pas-sende Absicherungspositionen – je nach Risikobudget – etabliert oder wieder auflöst.

Verlässliches Chancen-/Risiko-ProfilWertsicherungsstrategien sind regelgebunden und prognosefrei. Sie funktionieren nach festen Regeln und kommen ohne Rendite- oder Trendprognosen über die zu erwartende Kursentwicklung der Anlage-märkte aus. Aus diesen Gründen können Wertsiche-rungsstrategien das gewünschte asymmetrische Chan-cen-/Risiko-Profil mit hoher Verlässlichkeit realisieren.

Hervorzuheben ist, dass Wertsicherungsstrategien auf der übergeordneten Portfolioebene agieren und so-mit Diversifikationseffekte zwischen den Anlagemärkten optimal ausnutzen. Dabei gilt: Je besser Verlustphasen einzelner Märkte durch Kursgewinne anderer Märkte im Portfolio (über-)kompensiert werden, desto seltener muss die Aktienquote zur Sicherung der Wertuntergren-ze reduziert werden und desto höher ist das Ertragspo-

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96

94

Wertsicherungsstrategie

Statisches Portfolio (25% Aktien, 75% Anleihen)

Wertuntergrenze

31.12.14 31.03.15 30.06.15 30.09.15 30.12.15

Wertentwicklung Anlagemärkte  Simulation einer WertsicherungsstrategieQuelle: Berenberg

» Moderne Wertsicherungs-konzepte beruhen in der Regel

auf dem Prinzip der dynamischen Asset Allokation, bieten dem Anleger aber diverse Weiter-

entwicklungen und Wahlmöglich-keiten bei der Ausgestaltung

der Strategie. «

36 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Tom Pansegrau ist im Asset Management von Berenberg Produktspezialist für Total Return-Strategien, dynamische Asset Al-lokation und Wertsicherungskonzepte. Er absolvierte einen Masterstudiengang mit Schwerpunkt Finanzen an der Universität Lausanne und ist seit 2014 CFA Charterholder.

Weitere Informationen [email protected] | www.berenberg.de

tenzial für den Anleger. Diversifikation zahlt sich also aus – auch und gerade bei Wertsicherungsstrategien.

Individuelle AusgestaltungsmöglichkeitenDie in der Praxis anzutreffenden modernen Wertsiche-rungskonzepte beruhen in der Regel auf dem oben be-schriebenen Prinzip der dynamischen Asset Allokation, bieten dem Anleger aber diverse Weiterentwicklungen und Wahlmöglichkeiten bei der Ausgestaltung der Stra-tegie. Hierzu gehören selbstverständlich auch stiftungs-spezifische Aspekte, z.B. die Generierung von ordentli-chen Erträgen, die Strukturierung von Ausschüttungen und die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien. Ausgangspunkt sollte dabei immer eine intensive Ana-lyse der individuellen Anforderung der Stiftung sein, um bereits bei der Festlegung der strategischen Anlagepara-meter die Weichen für eine erfolgreiche, risikokontrollier-te und ertragsorientierte Vermögensanlage zu stellen.

Berenberg

Berenberg wurde 1590 gegründet und gehört heu-

te mit den Geschäftsbereichen Private Banking,

Investment Banking, Asset Management und Cor-

porate Banking zu den führenden europäischen Pri-

vatbanken. Das Bankhaus mit Sitz in Hamburg wird

von persönlich haftenden Gesellschaftern geführt

und hat eine starke Präsenz in den Finanzzentren

Frankfurt, London, New York und Zürich. 1.250 Mit-

arbeiter an 19 Standorten in Europa, Amerika und

Asien verwalten über 36 Milliarden Euro.

Mit Vermögen gestalten 37

Risiken eingehen und kontrollieren

So finden Stiftungen ihr individuelles Risikobudget

Von Frank Kamp und Dr. Olaf Scherf

Warum ist es für Stiftungsverantwortliche erforderlich, sich bei der Vermögensanlage mit dem Risikobudget ihrer Stiftung zu beschäftigen? In der Vergangenheit wurde von vielen Stiftungen das in den Landesstif-tungsgesetzen manifestierte Gebot des Kapitalerhalts mit Anlagen in erstklassigen festverzinslichen Wert-papieren bis zur Endfälligkeit beantwortet. Im aktuel-len Kapitalmarktumfeld wird jedoch das häufig ausge-blendete Marktrisiko dieser Anlagestrategie als Wie-deranlagerisiko konkret spürbar.

Der Charakter von Rentenanlagen hat sich tief-greifend geändert. Das aktuelle Zinsniveau stellt den Ertrags- und Renditebeitrag so weit infrage, dass hier spürbare Beiträge nur noch bei sehr lan-gen Laufzeiten, bei erheblich reduzierter Bonität oder in Verbindung mit substanziellen Währungsrisi-ken möglich sind. Die Risiken der Rentenanlagen be-dürfen hier einer sorgfältigen Analyse, zumal auch der Diversifikationsbeitrag von Renten gegenüber anderen Anlageklassen einer Überprüfung bedarf. So würde ein vergleichbarer Diversifikationsbeitrag von Staatsanleihen gegenüber Aktien, analog dem im Jahr 2008, aktuell deutlich negative Zinsniveaus erfordern.

Kontrolliert Risiken eingehenIn diesem Umfeld ist es für Stiftungen unerlässlich, zur Aufrechterhaltung ihrer wirtschaftlichen Leistungs-fähigkeit kontrolliert Risiken einzugehen. Dabei ge-stattet es der in der Regel sehr langfristige Anlageho-rizont gerade Stiftungen, ein gewisses Maß an Risiken zu tragen und diese ertragbringend für sich arbeiten zu lassen. Eine Antwort auf die Ertragsnotlage in Folge rückläufiger Kapitalmarktzinsen kann es somit sein, langfristige Risikoprämien von Anlageklassen zu ver-einnahmen, die über das traditionelle, auf verzinsli-che Anlagen ausgerichtete Anlageverhalten von Stif-tungen hinausgehen.

Im Bereich der liquiden Kapitalmarktanlagen wer-den daher auch von deutschen Stiftungen verstärkt Anlagen in Aktien erwogen, die wegen ihrer ver-gleichsweise attraktiven Dividendenrenditen und ak-zeptablen Bewertung noch interessante Ertrags- und Renditechancen aufzuweisen scheinen. Dabei müssen jedoch die substanziellen Marktrisiken sorgfältig be-rücksichtigt werden. Ein massiver Markteinbruch wie z.B. in den Jahren 1987, 2000 oder 2008 kann auch zukünftig nicht ausgeschlossen werden. Hier würde eine erzwungene Reduktion der Aktienquote aufgrund zu hoher Verluste die langfristige Wertentwicklung der Anlagen und den Kapitalerhalt der Stiftung nachhaltig negativ beeinflussen.

Wie kann eine Stiftung ihr Risikobudget definieren?Die Risikotragfähigkeit einer Stiftung bei den liquiden und transparenten Anlagen ergibt sich aus der Bewer-tung des Gesamtvermögens (inklusive illiquider An-lagen wie Immobilienvermögen oder Beteiligungen), dem Ausschüttungsbedarf, den stiftungsrechtlichen

» Für Stiftungen ist es unerlässlich, zur Aufrechterhaltung

ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit kontrolliert

Risiken einzugehen. Dabei gestattet der

langfristige Anlagehorizont gerade Stiftungen, ein gewisses

Maß an Risiken zu tragen und diese ertragbringend für sich

arbeiten zu lassen. «

38 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Vorgaben und der Abgabenordnung. Ein praktikabler erster Ansatz für die Ermittlung der individuellen Risi-kotragfähigkeit stellt dabei die Ermittlung des posi-tiven Deltas zwischen dem zu aktuellen Marktkursen bewerteten Gesamtvermögen und Grundstockvermö-gen dar, das dem Kapitalerhalt unterliegt. Während für den Anteil des Grundstockvermögens eine vergleichs-weise geringe Risikotragfähigkeit besteht, kann die Stiftung für die darüber hinausgehenden, nicht dem Kapitalerhaltungsgebot unterliegenden Vermögenstei-le (z.B. freie Rücklage oder Umschichtungsrücklage) höhere Risiken eingehen.

Das Risikobudget bestimmt, welches Risiko in ei-nem Betrachtungszeitraum (meistens ein Jahr) von der Stiftung getragen werden kann. Die häufig ge-nutzte historische tägliche Schwankung der Bewer-tung (Volatilität) als Risikomaß kann allerdings nur eingeschränkt empfohlen werden, da dabei die Ge-fahr einer systematischen Unterschätzung des tat-sächlichen Marktrisikos besteht. Sind im histori-schen Betrachtungszeitraum die seltenen massiven Marktschwankungen nicht ausreichend enthalten, so wird die Volatilität deutlich unterschätzt. Zudem wer-den bei der Volatilität erwünschte positive Schwan-kungen genauso erfasst wie die unerwünschten ne-gativen Schwankungen. Deutlich aussagekräftiger ist die Bestimmung des Risikos auf Basis einer realitäts-nahen Schätzung der Wahrscheinlichkeit zukünfti-ger Verluste. Realitätsnah bedeutet, dass die im Ver-gleich zu einfachen Risikomodellen deutlich erhöhte tatsächliche Häufigkeit extremer Verluste (die soge-nannten „Fat Tails“) und die begrenzte Zuverlässig-keit von Risikostreuung berücksichtigt wird. Als Maß für das Risikobudget hat sich die Verlustuntergrenze in Verbindung mit einer definierten Zuverlässigkeit (z.B. 99 Prozent, d.h. in 99 von 100 Jahren wird vor-aussichtlich die Verlustuntergrenze nicht unterschrit-ten) bewährt.

Illiquide Investments, z.B. Immobilien, die traditio-neller Bestandteil vieler Stiftungsvermögen sind, oder auch Private Equity-Beteiligungen, können in diesem Zusammenhang hinsichtlich des Risikobeitrags im Ge-samtvermögen schwer quantifiziert werden. Sie wer-den daher meist getrennt von den liquiden Anlagen betrachtet, wobei auf die Annahme von Diversifikati-onseffekten zu den liquiden Anlagen verzichtet wird.

Es ist besonders wichtig, das Risikobudget nicht zu optimistisch zu gestalten. Eine nachträgliche Redukti-

on des Risikobudgets durch die Stiftungsverantwort-lichen bei ersten spürbaren Verlusten führt zu einer systematischen Beeinträchtigung des langfristigen Rendite-/Risiko-Profils der Anlagen. Auch bei Verlus-ten nahe des Risikobudgets, die in extremen Marktsi-tuationen wie im Jahr 2008 zu erwarten sind, sollten die Stiftungsverantwortlichen einer Anpassung des Ri-sikobudgets widerstehen können.

Wie kann das Risikobudget der Anlagen gesteuert werden?Grundsätzlich können Marktrisiken im Wesentlichen über die Liquiditätsquote, Risikostreuung und sys-tematische Absicherungen gesteuert werden. In der Praxis werden die Mechanismen zielgerichtet mitein-ander kombiniert. Da Marktrisiken mit dem Ziel einer erhöhten Chance auf zukünftige Erträge bzw. Renditen eingegangen werden, ist bei der Steuerung der Risi-ken neben dem Vermögenserhalt besonders auch auf mögliche Auswirkungen auf die Ertragsseite zu achten. Leider ist reduziertes Risiko systematisch mit weniger Rendite verbunden. Da sowohl Geldmarkt- als auch Rentenanlagen mit niedrigem Risiko aktuell kaum noch positive Renditen ermöglichen, führt eine Risikoreduk-tion über eine Verschiebung der Investitionsquoten zu-gunsten dieser Anlageklassen zu entsprechend redu-zierten Renditen. Auch die Absicherungen reduzieren bei gegebener Allokation die erwartete Rendite.

Da zuverlässige Absicherungen systematisch und permanent implementiert sein müssen, sind deren kosteneffiziente Gestaltung und die vorausschauen-de Transparenz über den Einfluss auf Ertrag und Ren-dite der liquiden Anlagen insgesamt von besonderer Bedeutung. Hier ergeben sich jedoch deutliche Unter-schiede. Optimiert man die Absicherung, indem man auch die Diversifikationseffekte innerhalb des Portfo-lios sorgfältig mit berücksichtigt und damit unnötige Absicherungen vermeidet, können die Aktienquoten bei unverändertem Risikobudget teilweise verdoppelt werden.

Die damit deutlich gesteigerte Chance auf höhe-re Renditen ergibt sich alleine aus der erhöhten Akti-enquote. Aufgrund der im Vergleich zum allgemeinen Zinsniveau attraktiven Dividendenrenditen besteht zusätzlich die Aussicht auf eine Steigerung der aus-schüttungsfähigen Erträge. Da die langfristige Aktien-rendite von seltenen und nicht vorhersehbaren star-ken Aktienjahren wesentlich bestimmt wird, ist eine

Mit Vermögen gestalten 39

derartige abgesicherte Strategie nur für langfristige Investoren sinnvoll, die auf diese starken Aktienjah-re warten können. Die Absicherung sorgt dabei dafür, dass auch bei zwischenzeitlichen starken Marktein-brüchen die Aktienquote nicht reduziert werden muss und damit das Chancenpotenzial in künftigen Auf-schwungphasen erhalten bleibt.

Wealth Management der Deutsche Bank AG

Mit 340 Milliarden Euro verwaltetem Vermö-

gen weltweit (Stand: 30. September 2015) ist das

Wealth Management der Deutschen Bank einer

der größten Vermögensverwalter, insbesondere

in Deutschland. Das Wealth Management bietet

besonders Privatanlegern und Institutionen eine

breite Palette an traditionellen und alternativen

Investmentlösungen und steht für eine ganzheit-

liche Betreuung wohlhabender Privatanleger, Fa-

mily Offices und Stiftungen.

Dr. Olaf Scherf ist Head DPM Risk Management und seit 2000 für die Deutsche Bank tätig. Er ist global verantwortlich für das Risikomanagement der Vermögensverwaltung und leitet das Risk Return Engineering des Wealth Ma-nagements der Deutschen Bank. Als promovierter Theoretischer Physiker und promovierter Betriebswirt ist er Experte für die Analyse und Optimierung des Rendite-/Risiko-Profils liquider Anlagen. Zudem be-sitzt er breite Erfahrungen in der Entwicklung bedarfsspezifischer Anlage- und Absicherungsstrategien für komplexe Vermögen.

Weitere Informationen [email protected] | www.dws.de

Frank Kamp ist Senior Portfolio Manager (Stiftungen) und seit 1981 für die Deutsche Bank tätig. Er verfügt über rund drei Jahrzehnte Kapitalmarkterfahrung und hat sich vor mehr als zehn Jahren auf die Betreuung steuerbegünstig-ter Stiftungen spezialisiert. Seine Expertise liegt in der Konzeption und Umsetzung von Vermögensanlage-strategien für Stiftungen. Ehrenamtlich ist er in Vorständen und Beiräten mehrerer Stiftungen engagiert.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.dws.de

40 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Klug steuern in Zeiten niedriger Renditen

Die Bedeutung strategischer und taktischer Asset Allokation

Von Mirco Himmel und Dr. Christian Jasperneite

Im April und Mai 2015 konnte man beobachten, was passiert, wenn die Renditen lang laufender Anleihen von einem sehr niedrigen Renditeniveau ausgehend ansteigen. Besonders problematisch für viele Portfo-lios war dabei die Tatsache, dass gleichzeitig Aktien und Renten gefallen sind. So konnten auf Portfolio-ebene innerhalb weniger Wochen teilweise signifikan-te Rückschläge beobachtet werden, nachdem aller-dings in den Vormonaten auch erhebliche Gewinne verbucht wurden.

Begrenztes PerformancepotenzialDiese Entwicklung gab unter Umständen einen Vor-geschmack auf die nächsten Jahre, denn das Perfor-mance potenzial bei Anleihen ist aufgrund der Geld-politik der Notenbanken auch mittelfristig mehr als begrenzt, während die Volatilität am Rentenmarkt – Japan ist hier ein warnendes Beispiel – durchaus hoch sein kann. Gleichzeitig sind die Bewertungen bei Ak-tien inzwischen nur noch bedingt attraktiv, und die globale Konjunktur hat ihren Höhepunkt vermutlich durchschritten.

In diesem Szenario ist das Performancepotenzial von Aktien begrenzt, auch wenn angesichts mangeln-der Anlagealternativen Aktien mittelfristig immer noch eine unverzichtbare Assetklasse darstellen. Wer wei-terhin an einem konservativen Risikoprofil festhalten will, muss sich in diesem Umfeld zwangsläufig mit ge-ringeren Performancebeiträgen aus der strategischen Allokation zufriedengeben.

Zukünftige Rendite-Risiko-Strukturen in Multi-Asset-PortfoliosEin Teil dieses negativen Effektes kann und sollte durch eine gute taktische Allokation und eine gute Selektion so weit wie möglich ausgeglichen werden, auch wenn eine vollständige Kompensation unrealis-tisch erscheint. Wer in der Zukunft immer noch jährli-che Renditen oberhalb von 4 oder 5 Prozent erwartet, muss perspektivisch höhere Risiken eingehen. Um diesen Sachverhalt genauer beschreiben zu können, lassen sich Berechnungen anstellen, mit denen zu-künftige Rendite-Risiko-Strukturen in Multi-Asset-Port-folios aufgezeigt werden. In entsprechenden Berech-nungen haben wir für die liquiden Assetklassen histo-rische Korrelationen und Volatilitäten unterstellt, aber plausible Annahmen hinsichtlich zukünftiger Renditen getroffen. Zudem wurden bewusst nicht nur liquide Assetklassen berücksichtigt, sondern auch nicht liqui-

Strategische und taktische Asset Allokation

Eine Asset Allokation (Vermögensaufteilung) beschreibt die Aufteilung des Gesamtportfolios auf verschiedene Assetklassen (z.B. Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffe) mit dem Ziel der Rendite und Risikooptimierung. Die Asset Allokationen unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung, also den Verhältnissen, in denen die einzelnen Assetklassen dem Portfolio beigemischt werden. Es wird dabei in strategische und taktische Asset Allokationen unterschieden. Bei der strategischen Asset Allokation wird durch regelmäßige Transakti-onen gewährleistet, dass das Portfolio auch nach-haltig die gewünschte Vermögensstruktur abbildet. Dies ist nötig, da sich durch Wertänderung einzel-ner Assetklassen auch die Verhältnisse innerhalb des Portfolios verschieben können. Bei der takti-schen Asset Allokation wird versucht, durch Verän-derungen bei der prozentualen Gewichtung einzel-ner Assetklassen von aktuellen Trends und Bewe-gungen an den Märkten zu profitieren.

Quelle: Basiswissen Aktien, www.finanztreff.de

Mit Vermögen gestalten 41

de Assets in die Analyse einbezogen, da so erst ein re-alistischeres Bild einer komplexeren Vermögensstruk-tur entsteht.

Bei nicht liquiden Assets besteht allerdings das Problem der fehlenden oder nicht aussagekräftigen Zeitreihen. Aus diesem Grund haben wir bei nicht li-quiden Assets nicht auf verfügbare, aber wenig aus-sagekräftige historische Zeitreihen gesetzt, sondern vor dem Hintergrund plausibler Annahmen und Be-obachtungen assetklassenspezifische statistische

Eigenschaften unterstellt. Beispielsweise kann man bei Immobilien von einer sehr geringen Volatilität und einer kaum vorhandenen Korrelation zum Akti-enmarkt ausgehen, während bei Private Equity höhe-re Volatilitäten und hohe Korrelationen zum Aktien-markt zu unterstellen sind.

Vor dem Hintergrund dieses Datenmaterials haben wir mit einem Zufallsgenerator 10.000 mögliche stra-tegische Allokationen erzeugt und jeweils die damit einhergehenden statistischen Eigenschaften unter-sucht. Dabei wurde auf die Methode des sogenannten Bootstrapping zurückgegriffen, um auch Zeitverläufe zu simulieren, die so zwar in der Vergangenheit nicht beobachtet werden konnten, aber prinzipiell durch-aus denkbar sind. Beim Bootstrapping werden – ver-einfacht gesagt – historische Verläufe „zerschnipselt“ und neu zusammengefügt. Mit dieser Methode kön-nen Risikomaße wie der maximal zu erwartende Draw-down (maximaler Verlust) oder die Recovery Period (Wiederaufholperiode) genauer bestimmt werden, als wenn nur auf historische Verläufe zurückgegriffen wird.

Die Bootstrapping-Methode ermöglicht es zudem, dass die schwer zu simulierenden „schwarzen Schwä-ne“ am Kapitalmarkt im Datenmaterial erhalten blei-ben, aber in ihrer Abfolge variiert werden können, um statistisch verlässlichere Aussagen treffen zu können.

Um die Aussagekraft der Berechnungen für die Zu-kunft zu erhöhen, ist es sinnvoll, nicht auf den effizi-enten oberen Rand des errechneten Möglichkeitenrau-mes abzustellen, sondern sich auf durchschnittliche Relationen zu beziehen, die für eine „Echtzeitanwen-dung“ repräsentativer sind.

Es zeigt sich, dass in Zukunft Renditen von 5 Pro-zent nur noch dann zu realisieren sind, wenn mindes-tens eine typische Schwankungsbreite von +/-10 Pro-zent um die erwartete Rendite akzeptiert wird. Das hört sich zunächst harmlos an, allerdings beschreibt dies nur den Normalfall und nicht den Extremfall. Stellt man dagegen auf den Extremfall und damit auf den maximal zu erwartenden Draw-down ab, sieht das Bild anders aus. Renditen von 5 Prozent sind bei-spielsweise nur noch dann in einer strategischen Al-lokation realisierbar, wenn temporäre Einbrüche von über 30 Prozent in der Wertentwicklung akzeptiert werden. Diese temporären Einbrüche können zudem länger dauern, als man oftmals annimmt. So wäre da-von auszugehen, dass bei einer angestrebten Rendi-te von 5 Prozent p.a. über 500 Handelstage vergehen können, bis der alte Höchststand in der Wertentwick-lung des Portfolios erreicht wird. Wem das zu viel ist, der muss sich mit einer geringeren Rendite zufrieden geben, zumal auch noch die aktuellen Korrelationsbe-ziehungen zu einem abnehmenden Diversifikations-effekt führen.

Rückläufige Renditen abfedernWas ist die Konsequenz aus dieser Beobachtung? Wenn Sie für Ihre Stiftung nicht eine signifikante Re-duzierung der zu erwartenden Wertentwicklung akzep-tieren können oder wollen, bleibt als Lösung nur, auf eine erfolgreiche taktische Allokation und eine gute Selektion zu setzen, mit der ein Teil der rückläufigen Rendite aus der strategischen Allokation ausgeglichen werden kann.

Unsere Analysen zeigen, dass derzeit eine effizient diversifizierte, konservative und stiftungsadäquate strategische Allokation eine Wertentwicklung von ma-ximal 3,5 Prozent vor Kosten erwarten lässt. Durch ei-ne gute taktische Allokation und Selektion können bei realistischen Annahmen nochmals etwa 0,7 Prozent zusätzlich erzielt werden, ohne das Portfoliorisiko zu erhöhen. Hier gilt dann allerdings die Regel, dass im Durchschnitt eher größere Abweichungen von der stra-tegischen Allokation und der Benchmarkstruktur not-

» Wer in der Zukunft immer noch jährliche Renditen oberhalb

von 4 oder 5 Prozent erwartet, muss perspektivisch

höhere Risiken eingehen. «

42 Bundesverband Deutscher Stiftungen

wendig sind, damit langfristig ein spürbarer Mehrwert durch aktives Asset Management erzielt werden kann. Es gilt also, Asset Manager zu identifizieren, die ne-ben einer hohen Qualität hinsichtlich ihrer Entschei-dungen auch die Bereitschaft zeigen, ihre Meinung in Portfolios gegenüber der strategischen Allokation zu-mindest temporär auch prononciert umzusetzen.

M.M.Warburg & CO

Das Bankhaus M.M.Warburg & CO sowie die wei-

teren zur Warburg-Gruppe gehörenden Bankhäu-

ser begleiten Vermögensinhaber über Generati-

onen: Sie unterstützen Gründer und Organe bei

der Errichtung und Verwaltung von Stiftungen. Ihr

Bekenntnis zum Stiftungswesen zeigt die War-

burg-Gruppe u.a. durch eine eigene Stiftung. So ist

sie auch aus eigener Erfahrung mit dem Manage-

ment und den finanzwirtschaftlichen Aspekten von

Stiftungen vertraut.

Dr. Christian Jasperneite ist Diplom-Volkswirt und Chief Investment Officer bei M.M.Warburg & CO.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.mmwarburg.com

Mirco Himmel ist Diplom-Betriebswirt, Stiftungsmanager und Stiftungsberater (DSA). Er ist als Senior Relationship Mana-ger bei M.M.Warburg & CO tätig.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.mmwarburg.com

Mit Vermögen gestalten 43

Beratung ohne Interessenkonflikte

Das Honoraranlageberatungsgesetz soll die Qualität der Finanz-beratung in Deutschland verbessern, die Transparenz erhöhen

und die Verbraucherrechte stärken.

Von Thomas Abel und Jens Ammon

In den vergangenen Jahrzehnten kam es bei verschie-densten Kapitalanlagen immer wieder zu erheblichen Vermögensverlusten privater und institutioneller An-leger. Hervorzuheben sind hier Totalverluste bei ge-schlossenen Fonds aller Art (z.B. Immobilien, Schif-fe, Medien), Kursverluste bei Aktien und Zertifikaten, Ausfälle bei Genussrechten und ähnlichen Schuldver-schreibungen (z.B. PROKON, Infinus u.a.) sowie Wert-verluste bei Immobilieninvestitionen in schlechten Lagen.

Neben den hausgemachten Problemen der Anla-geformen selbst kommt als ein weiterer Grund die falsche oder zumindest unzureichende Beratung der Anleger hinzu. Oftmals wurden deren Interessen nicht in den Mittelpunkt gestellt, ebenso wenig wurde auf ihr Risikoprofil und ihren Anlagehorizont geachtet. Seitens des Produktanbieters stand dagegen meist die Provision, die mit dieser Anlage verdient werden konnte, im Mittelpunkt des Interesses. Denn Anlage-beratung ist in Deutschland kostenfrei, so lautet die landläufige Meinung auch heute noch vielfach. Wäh-rend man beim Gang zum Rechtsanwalt, Steuerberater und Notar Honorare gewohnt ist, geht man davon aus, dass der Rat in Finanzangelegenheiten ohne Entgelt erhältlich ist. Ein Trugschluss, wie sich gezeigt hat, denn das Entgelt wird dem „Berater“ mittels Provisio-nen vom Produktanbieter gezahlt.

Gesetzliche Regulierung des BeratermarktesDer Gesetzgeber hat aus diesem Grund in den letz-ten Jahren viele Gesetze verabschiedet, die den An-leger besser schützen, den Berater besser qualifizie-ren und den Produktanbieter in seinen Provisions-zahlungen beschränken sollen. Die Verabschiedung

des Gesetzes zur Förderung und Regulierung einer Honorarberatung über Finanzinstrumente (Hono-raranlageberatungsgesetz) stellt dabei die aktuel-le Spitze der Regulierung des Beratermarktes dar. Hierbei ist allerdings anzumerken, dass sich dieses Gesetz nur auf die Beratung über Finanzinstrumen-te wie z.B. Wertpapiere beschränkt. Für die Versiche-rungsberatung existiert bereits seit Längerem eine Regelung in der Gewerbeordnung. Eine einheitliche Regulierung über beide Segmente hinweg wurde so-mit leider nicht geschaffen.

Das Honoraranlageberatungsgesetz definiert erst-mals den Begriff des Honoraranlageberaters und fügt ihn – zusätzlich zur herkömmlichen Anlagebera-tung – in das Wertpapierhandelsgesetz (WpHG) ein. Die Regulierung der Honorarberater erfolgt dabei in zwei Ausprägungen: Honorar-Anlageberater (15 per

» Während man beim Gang zum Rechtsanwalt, Steuerberater und Notar Honorare gewohnt ist,

geht man davon aus, dass der Rat in Finanzangelegenheiten ohne Entgelt erhältlich ist.

Ein Trugschluss, denn das Entgelt wird dem „Berater“

mittels Provisionen vom Produktanbieter gezahlt. «

44 Bundesverband Deutscher Stiftungen

» Mit der Neuregelung will der Gesetzgeber

die Qualität der Finanzberatung in Deutschland verbessern,

die Transparenz erhöhen und die Verbraucherrechte stärken.

Anbieter von Anlageberatung für Finanzprodukte und

geschlossene Fonds sind künftig an eine Reihe von

Vorschriften gebunden. «

31.03.2015 im Register der Bundesanstalt für Finanz-dienstleistungsaufsicht [BaFin-Register]) und Hono-rarfinanzanlageberater (ca. 100 per 31.10.2015 im Ver-mittlerregister). Sie fußt auf bestehenden Erlaubnis-sen der Berater, zum einen auf der Zulassung im Rah-men des WpHG durch die Bundesbank und BaFin und zum anderen auf der Zulassung im Rahmen der Ge-werbeordnung durch die zuständigen Gewerbeämter.

Mit der Neuregelung will der Gesetzgeber die Qua-lität der Finanzberatung in Deutschland verbessern, die Transparenz erhöhen und die Verbraucherrechte stärken. Anbieter von Anlageberatung für Finanzpro-dukte und geschlossene Fonds sind künftig an eine Reihe von Vorschriften gebunden. Hier die wichtigsten im Überblick.

1. Wer bezahlt für die Beratung?Ab sofort sind Anlageberater verpflichtet, Kunden vor der Beratung und vor Abschluss des Beratungsvertra-ges rechtzeitig und in verständlicher Form darüber zu informieren, ob die Beratung als Honoraranlagebera-tung erbracht wird oder ob sich der Finanzdienstleis-ter (teilweise) aus Provisionen von Dritten refinanziert, wodurch Interessenkonflikte in der Beratung verur-sacht werden. Dem Kunden soll klar werden, wer für die Beratung zahlt, damit er bewusst zwischen provi-sionsgestützter Anlageberatung und provisionsfreier Honoraranlageberatung wählen kann.

2. Trennung zwischen Provisions- und HonorarberatungFalls ein Wertpapierdienstleister nicht ausschließlich Honoraranlageberatung erbringt, ist er laut Gesetz ver-pflichtet, die Honoraranlageberatung innerhalb der Organisation strikt von der herkömmlichen Anlagebe-ratung zu trennen. Diese Trennung gewährleistet, dass die Honoraranlageberatung unabhängig erbracht und nicht von der provisionsgetriebenen Anlageberatung beeinflusst wird.

3. Ein Provisionsberater muss über Zuwendungen informierenWird die Anlageberatung nicht als Honoraranlagebe-ratung erbracht, ist der Kunde darüber zu informie-ren, ob im Zusammenhang mit der Anlageberatung Zuwendungen von Dritten angenommen und behal-ten werden dürfen. Bekräftigt wird die Regelung durch ein aktuelles Urteil des Bundesgerichtshofs (Az. XI ZR 147/12), das eine schärfere Aufklärungspflicht der Banken fordert. Danach haben die Berater ihren Kun-den seit dem 1. August 2014 alle Vergütungen von Fi-nanzprodukten offenzulegen, die die Bank erhält, wenn sie ein Investmentprodukt verkauft. Die Pflicht erstreckt sich insbesondere auch über den Empfang versteckter Innenprovisionen vonseiten Dritter.

4. Ausschüttung der Zuwendung an Kunden zwingendWie der Begriff schon deutlich macht, darf sich der Honoraranlageberater allein durch den Kunden vergü-ten lassen. Nur so kann sichergestellt werden, dass er ausschließlich im Interesse des Kunden handelt. Pro-visionen oder andere monetäre Zuwendungen dürfen nur ausnahmsweise angenommen werden, wenn das empfohlene Finanzinstrument nicht ohne Zuwendung vom Emittenten oder Anbieter erhältlich ist. Diese Zu-wendungen sind aber unverzüglich nach Erhalt un-gemindert an den Kunden zu erstatten. Durch diesen Kniff wird der Interessenkonflikt vermieden.

5. Unabhängige Beratung statt HausprodukteWer sich Honoraranlageberater im Sinne des Gesetzes nennen will, hat seine Empfehlung auf einen hinrei-chenden Marktüberblick zu gründen, den er sich ver-schaffen muss. Außerdem muss die Angebotspalette auch hinsichtlich der Anbieter und Emittenten der Fi-nanzinstrumente hinreichend gestreut sein. Das heißt, der Honoraranlageberater darf nicht nur auf eigene

Mit Vermögen gestalten 45

Finanzinstrumente, Finanzinstrumente aus seinem Konzern oder von Anbietern oder Emittenten zurück-greifen, die ihm nahestehen. Er muss sich am Markt an einer breiten Produktpalette orientieren; über eine bestehende Nähe ist aufzuklären.

6. Register listet HonorarberaterDa es sich bei der Honoraranlageberatung um einen gesetzlich geschützten Begriff handelt, dürfen Institu-te ihre Dienstleistung nur dann als Honoraranlagebe-ratung bezeichnen, wenn sie bei der BaFin in das Ho-noraranlageberaterregister eingetragen sind. Dort sind nur Institute registriert, die nachweisen können, dass sie die besonderen Anforderungen an die Honoraran-lageberatung erfüllen. Anleger können das Register auf der Internetseite der BaFin einsehen.

Anlageberater, die lediglich über eine Erlaubnis nach der Gewerbeordnung verfügen, dürfen nur über Investmentfonds und ggf. geschlossene Fonds bera-ten, nicht jedoch über Einzeltitel und Zertifikate. Diese

Honorarfinanzanlageberater sind im Vermittlerregister der Industrie- und Handelskammer gelistet (www.vermittlerregister.info).

Zu bedenken ist allerdings: Allein die honorar-basierte Vergütung der Finanzberatung bietet noch keine Garantie für eine qualifizierte und gute Bera-tung. Neben der Transparenz in Bezug auf die Be-zahlung sollte gleichzeitig auch ein Qualitätsnach-weis in Bezug auf die Ausbildung des Beraters er-bracht werden. Erst wenn beides zusammenkommt, kann sich der Anleger guten Gewissens dem Berater anvertrauen. Es sollte daher im Vorfeld der Beratung geprüft werden, welchen Qualifikationsstandard der jeweilige Berater aufweist und über welchen Erfah-rungsschatz er verfügt. Der Gesetzgeber schreibt für Honorarberater lediglich die Basisqualifikationen

vor, die auch für provisions orientierte Berater als Markteintrittsbarriere gelten.

Konsequenzen für StiftungenAuch Stiftungen nehmen oft eine Beratung über Wert-papiere, Versicherungen und unter Umständen ge-schlossene Fonds in Anspruch. Meist bestehen lang-jährige Kontakte zu Ansprechpartnern in diesen An-lagesegmenten. Der Finanzvorstand der Stiftung oder

die entsprechende verantwortliche Person sollte vor dem Hintergrund der jetzigen Regulierung seinen Be-rater bzw. sein Beratungsinstitut befragen, inwieweit die oben aufgeführten Punkte erfüllt sind und ob (und wenn ja wie) Interessenkonflikte durch eine provisi-onsgestützte Beratung ausgeschlossen sind.

So kann z.B. bei einer Vermögensverwaltung für Wertpapieranlagen eine feste Verwaltungsgebühr vereinbart werden. Transaktionsgebühren sollten die reinen Abwicklungskosten beinhalten und even-tuell anfallende Bestandsvergütungen aus Invest-mentfonds sollten der Stiftung gutgeschrieben und nicht durch den Vermögensverwalter einbehalten werden. Der Rechtsanspruch auf die Auskehrung dieser sogenannten „Kick Backs“ besteht übrigens schon seit längerer Zeit, auch gegenüber einem nicht nach dem Honoraranlageberatungsgesetz re-gulierten Anbieter.

FazitSowohl die provisionsorientierte als auch die honorar-basierte Beratung haben ihre Berechtigung. Für die aufgeklärten Anleger und handelnden Stiftungsgre-mien, die ihre Finanzanlagen im Wesentlichen selbst-ständig am Kapitalmarkt auswählen und mit ihren Fi-nanzberatern die Konditionen auf ein adäquates Maß reduzieren können, kann auch weiterhin die provisi-

» Allein die honorar basierte Vergütung der Finanzberatung bietet

noch keine Garantie für eine qualifizierte

und gute Beratung. «

» Stiftungen sollten darauf achten, dass die

Qualifikation des Honorar beraters durch

entsprechende Nachweise belegt wird. «

46 Bundesverband Deutscher Stiftungen

ons- und damit transaktionsorientierte Beratung sinn-voll erscheinen. Sofern aber eine von den monetären Interessen des Beraters unabhängige Empfehlung er-wartet wird und der Anleger auf dessen Qualifikation und Sachverstand angewiesen ist, erscheint die Bera-tung auf Honorarbasis (ggf. auch nur zur Überprüfung der Empfehlungen des eigenen provisionsorientierten Beraters) das Risiko von Fehlberatungen zu reduzieren.

Das neue Gesetz zur Honoraranlageberatung schafft damit für Anleger erstmals die Möglichkeit, sich aus einem öffentlichen Register einen geeigne-ten, ausschließlich gegen Honorar beratenden An-bieter in ihrer Region herauszufiltern. Sie können sich so darauf verlassen, dass dieser keinerlei Provi-sionsinteresse mit dem Beratungsvorgang verknüp-fen und nicht den Produktverkauf, sondern das Kun-deninteresse in den Mittelpunkt seines Handelns stellen wird. Man sollte jedoch darauf achten, dass die Qualifikation des Honorarberaters durch ent-sprechende Nachweise belegt wird, z.B. durch die Qualifikation als Certified Financial Planner (CFP), ei-nem der höchsten Qualifikationsstandards in der Fi-nanzberatung weltweit.

HONORIS Treuhand GmbH

Die HONORIS Treuhand GmbH ist ein unabhängi-

ger Vermögensverwalter mit Sitz in Berlin. Als Mit-

glied des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen

berät sie Stiftungen und unterstützt das Stiftungs-

management speziell in Fragen der Kapitalanlage,

Vermögensverwaltung und Liquiditätsplanung.

Jens Ammon ist Gesellschafter-Geschäftsführer der HONORIS Treuhand GmbH. Er ist seit 1999 als Dozent für Vermögens- und Nachfolgeplanung sowie als Finanzplaner tätig. Im Rahmen seiner Tätigkeit als Certified Estate Planner (CEP) und Certified Foundation & Estate Planner (CFEP) erstellt er für vermögende Privatkunden und Stiftun-gen Konzepte zum generationenübergreifenden Vermögenserhalt.

Weitere Informationen [email protected] | www.honoris-gmbh.de 

Thomas Abel ist Gesellschafter-Geschäftsführer der HONORIS Treuhand GmbH. Seit vielen Jahren ist er als Dozent für Vermögens- und Nachfolgeplanung sowie als Finanzplaner tätig. Abel verfügt über Zertifikate als Certified Financial Planner (CFP) und Certified Foundation & Estate Planner (CFEP). Der ausgebildete Testamentsvoll-strecker und Stiftungsberater arbeitet seit 2002 in der berufsbegleitenden Weiterbildung für verschiedene Ausbildungsinstitute und Firmen.

Weitere Informationen [email protected] | www.honoris-gmbh.de

Mit Vermögen gestalten 47

Chancen durch Umschichtungsrücklagen

Ein Steuerungsinstrument für den Vermögensverwalter

Von Jan Gengel und Karin Kohler

Niedrige Zinsen und bestehende Kursverluste – bei-des bereitet Stiftungen Schwierigkeiten. Die Verände-rung der Rechnungslegung kann eine Lösung sein: Ein mittel- bis langfristiger Ausgleich von Umschichtungs-gewinnen mit entsprechenden Verlusten ist trotz des Gebotes der zeitnahen Mittelverwendung zulässig.

Wie hängen Vermögensverwaltung und Um-schichtungsrücklage zusammen? Vermögensver-walter können zum einen proaktiv Vorschläge un-terbreiten, zum anderen sollten sie damit umge-hen können, wenn die Stiftung als Ausgangsbasis eine bestehende Umschichtungsrücklage nennt. Hier ist eine enge Zusammenarbeit im Dreiecks-verhältnis von Stiftung, Vermögensverwalter und Steuerberater/Wirtschaftsprüfer notwendig. Dabei kann der Impuls durchaus vom Vermögensverwal-ter ausgehen!

Oftmals fehlen dem Jahresabschlussersteller die Betrachtungsweise und die Ideen, wie eine Stiftung höhere Erträge generieren kann. Andererseits ist nicht jeder Verwalter von Stiftungsvermögen mit den Feinheiten der Abgabenordnung und dem entspre-chenden Anwendungserlass zur Abgabenordnung (AEAO zu § 55 I Nr. 1 AO, Nr. 2 Satz 3, 26 und 28) ver-traut. Eine regelmäßige gemeinsame Depotanalyse kann Abhilfe schaffen. So können gezielte Transak-tionen im Stiftungsdepot umgesetzt werden – dies unter Berücksichtigung der vorhandenen Umschich-tungsrücklage und der taktischen Überlegung, diese zu erhöhen oder zu vermindern.

Buchung von unrealisierten Kursverlusten in die UmschichtungsrücklageBei erlittenen Verlusten aus der Anlage des Stif-tungskapitals in Wertpapieren unterscheidet man unrealisierte Kursverluste und realisierte Veräu-ßerungsverluste. Veräußerungsverluste gelten nur dann als realisiert, wenn die Wertpapiere unter dem

in der Bilanz ausgewiesenen Wert verkauft werden. Werden die Wertpapiere unverändert im Depot ge-halten, liegen unrealisierte Kursverluste dann vor, wenn der Einstandskurs über dem Tageskurs des Wertpapiers liegt. Bei einer voraussichtlich dauern-den Wertminderung muss der unrealisierte Kursver-lust am Bewertungsstichtag abgeschrieben wer-den. So sehen es die Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung für Vermögensgegenstände des Anla-gevermögens vor.

Für die Wiedergewinnung von verlorenem Vermö-gen gelten die Vorschriften über die Rücklagenbildung bei gemeinnützigen Körperschaften. Verluste bei Wert-papieren führen zu Vermögensverlusten, unabhängig

davon, ob sie bereits realisiert sind oder nur durch Abschreibungen antizipiert werden. Da diese Verluste ebenso wie entsprechende Gewinne dem Stiftungska-pital und nicht den Rücklagen nach § 62 AO zugerech-

» Verluste bei Wertpapieren führen zu Vermögensverlusten.

Da diese ebenso wie Gewinne dem Stiftungskapital und nicht den

Rücklagen zugerechnet werden, können sie in einer

Umschichtungsrücklage abgebildet werden.

Mit außerordentlichen Erträgen kann eine positive Umschichtungs-rücklage zur Stärkung des Kapitals

gebildet werden. «

48 Bundesverband Deutscher Stiftungen

net werden, können sie in einer Umschichtungsrück-lage abgebildet werden. Eine Minderung des Jahres-ergebnisses durch außerplanmäßige Abschreibungen oder Veräußerungsverluste entfällt.

Ordentliche Erträge aus dem Stiftungsvermögen wie Zinsen und Dividenden werden von außerordentli-chen Erträgen oder Verlusten (dazu gehören Zuschrei-bungen und realisierte Kursgewinne bzw. -verluste)

getrennt. Mit außerordentlichen Erträgen kann eine positive Umschichtungsrücklage zur Stärkung des Ka-pitals gebildet werden. Wie oben gezeigt, kann diese auch negativ sein. In jedem Fall trägt die Umschich-tungsrücklage als Teil des Stiftungskapitals zur Entlas-tung der echten Rücklagen nach § 62 AO (freie Rückla-ge, Betriebsmittelrücklage etc.) bei.

Umschichtungsrücklage und SachwertanlagenAls Sachwertanlagen gelten neben Aktien auch Immo-bilien. Insbesondere durch Immobilien im Stiftungs-kapital können außerordentliche Gewinne entstehen, die die Umschichtungsrücklage positiv stärken und so wiederum ein Risikobudget für eventuelle Wertbe-richtigungen schaffen. Gerade in der Niedrigzinsphase kann ein solches Vorgehen sehr sinnvoll sein, wie fol-gendes Beispiel zeigt.

FallbeispielEine Stiftung, die bisher ausschließlich in der Asset-klasse Renten mit erstklassiger Bonität investiert hat und eine Buy and Hold-Strategie verfolgte, hat mit fal-lenden Erträgen zu kämpfen. Sie beschließt, eine Ak-tienquote von 20 bis 30 Prozent aufzubauen. Hierfür muss eventuell die vorhandene Anlagerichtlinie ange-passt werden. Über einen Zeitraum von 12 bis 24 Mo-naten erwirtschaften die Aktien Kursgewinne. Diese

realisierten Kursgewinne werden im Jahresabschluss in eine neu gebildete Vermögensumschichtungsrücklage positiv eingebucht. Durch die jetzt positive Umschich-tungsrücklage besteht für den Vermögensverwalter die Chance, bei Rentenkäufen Papiere mit höheren Kupons über Pari erwerben zu können, ohne dass das Stif-tungskapital durch diese Maßnahme gemindert wird.

Risikosteuerung und RisikobudgetierungDie Umschichtungsrücklage wird strategischer Be-standteil in der Kapitalstrukturierung und vor allem der Risikosteuerung. Hierdurch kann der Zwang der einseitigen Portfoliostruktur auf rein festverzinsliche Wertpapiere hoher Bonität mangels notwendiger Risi-kobudgets abgemildert und so die Wahrscheinlichkeit einer positiven Ertragserzielung erhöht werden. Das Risikobudget kann zusätzliche Engagements wie z.B. Wandelanleihen zulassen.

Die Umschichtungsrücklage in der AnwendungAusgangsbasis ist grundsätzlich die Sicherung des Stiftungskapitals. Ein konsequentes und strenges Ri-sikomanagement sollte einen ebenso großen Stellen-wert haben wie die Erwirtschaftung ordentlicher und außerordentlicher Erträge. Entscheiden die Gremien, ein Risikobudget zu definieren, ist dies auch in die An-lagerichtlinie aufzunehmen. Bisher war es Usus, zur Festlegung des Risikobudgets einen als sicher gelten-den Zinssatz (z.B. Drei-Monats-Euribor) als Maßstab heranzuziehen. Gab es rückläufige Portfolioentwick-lungen, konnte im Notfall deinvestiert und die Liqui-dität am Geldmarkt geparkt werden. Das Kapital blieb erhalten. Seit der Finanzkrise und der Ausrichtung der großen Notenbanken auf eine Nullzinspolitik ist ein erhebliches Dilemma entstanden.

» Ob positiv durch Gewinne oder negativ durch Verluste –

in jedem Fall trägt die Umschichtungsrücklage als Teil

des Stiftungskapitals zur Entlastung der

echten Rücklagen bei. «» Die Umschichtungsrücklage

ermöglicht einen höheren Gestaltungsspielraum,

insbesondere in der Mehrperioden-betrachtung. Sie bietet auch

die Möglichkeit zur Verlustverrechnung über

mehrere Perioden. «

Mit Vermögen gestalten 49

Gestaltungsspielräume durch den EinsatzDie Nutzung der Umschichtungsrücklage ermöglicht einen höheren Gestaltungsspielraum, insbesondere in der Mehrperiodenbetrachtung. Die ersten Ansätze fokussieren auf den Kauf festverzinslicher Wertpapie-re über ihrem Nominalwert. Diese Strategie sollte er-gänzt werden. Die Umschichtungsrücklage bietet auch die Möglichkeit zur Verlustverrechnung über mehrere Perioden.

Stiftungen, die vorab proaktiv mit der Nutzung der Umschichtungsrücklage planen (Ex-ante-Betrachtung) können ein Risikobudget definieren, das sich nicht an der Geldmarktverzinsung orientiert und neben der ausschließlichen Anlage in festverzinslichen Wertpa-pieren hoher Bonität auch zusätzliche Strategien er-möglicht. Somit wird eine Portfoliostrategie, die rein auf verschiedene Laufzeiten von Wertpapieren ab-stellt, ergänzt um aktiennahe Dividenden- oder Absi-cherungsstrategien.

Fordern und nutzen Sie Ihren Vermögensverwal-ter für Impulse in der Anlage! Diskutieren Sie in Ihren Gremien offen über eine veränderte Rechnungslegung und die Bildung einer Umschichtungsrücklage. Defi-nieren Sie mit Ihrem Vermögensverwalter ein festes Risikobudget. Diese Strategie bietet die Chance, auch im Niedrigzinsumfeld stabile Erträge zu generieren.

Weberbank

Seit ihrer Gründung engagiert sich die Weberbank

für die Vermögen ihrer Kunden. Individuelle Bera-

tung, Unabhängigkeit und Objektivität bei der An-

lage von Stiftungsvermögen stehen dabei ebenso

im Mittelpunkt wie eine konservative Anlagephilo-

sophie, die auf Werterhalt und langfristigen Erfolg

abzielt.

Jan Gengel ist seit 2006 in der Vermögensverwaltung der Weberbank tätig und verantwortlich für das Rentenmanage-ment und die Kapitalmarktanalyse. Der gelernte Bankkaufmann besitzt zudem Abschlüsse als Diplomvolks-wirt, Certified European Financial Analyst und Certified International Investment Analyst.

Karin Kohler ist Rechtsanwältin und betreut bei der Weberbank in Berlin institutionelle Kunden. Sie hat über 15 Jahre Er-fahrung als Beraterin von Stiftern und Stiftungen im Bereich Nachlassplanung, Gründung, Vermögensanla-ge, Mittelvergabe und Stiftungsmanagement. Ehrenamtlich engagiert sie sich u.a. im Vorstand der Weber-bank-Stiftung, der Stiftung Zukunft Berlin und bei der Berliner Stiftungswoche gGmbH.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.weberbank.de

50 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Irrwege vermeiden

Zehn-Punkte-Plan für eine kluge Vermögensanlage im Niedrigzinsumfeld

Von Martin Netter und Maik Paukstadt

Aufgrund von drohenden Ertragseinbußen in der Nied-rigzinsphase gehen Stiftungen inzwischen zunehmend Risiken ein, die sie noch vor einiger Zeit nicht bereit gewesen wären zu tragen. Werden dabei nicht gewisse Regeln beachtet, ist böses Erwachen mehr oder weni-ger vorprogrammiert.

Zentralbanken führender Wirtschaftsnationen flu-ten die Kapitalmärkte mit billiger Liquidität. Dort, wo sich Marktteilnehmer nahezu kostenfrei refinanzieren können, dürfen Gläubiger keine hohen Zinsen erwar-ten. Die Folge: Sichere Rentenpapiere kompensieren

meist nicht einmal mehr ihre anteiligen Vermögens-verwaltungsgebühren. Stiftungen wird es im Rahmen der klassischen, gewohnten Stiftungsanlage zukünf-tig nicht gelingen, ihr Kapital real zu erhalten und zu-gleich den Stiftungszweck zu erfüllen.

Flucht ins RisikoViele Stiftungen versuchen inzwischen, der aktuellen Marktsituation durch risikoreichere Anlagen entgegen-zuwirken. Sie erhöhen ihren Aktienanteil, reduzieren die Bonitätsanforderungen ihrer Anleihen oder verlän-

gern deren Laufzeiten. Das Renditeziel bestimmt mehr und mehr die Allokation. Die damit einhergehende höhere Schwankungsbreite um die erwartete Rendite und zusätzliche neue Risiken für die Stiftung werden auch aufgrund der jüngst positiven Aktienmarktent-wicklung als nicht wesentlich wahrgenommen.

Der PSP-Zehn-Punkte-PlanDas aktuelle Marktumfeld zwingt Stiftungen zweifellos in risikoreichere Portfolios. Damit Stiftungen und deren Verantwortliche die hieraus resultierenden Herausfor-derungen meistern, hat Peters, Schönberger & Partner (PSP) im Rahmen der Beratung von Stiftungsmandaten einen zehn Punkte umfassenden Fahrplan entwickelt:1. Aktivität: Die angespannte Lage an den Finanz-

märkten, die die Erzielung sicherer Anleiherendi-ten unmöglich macht, ist nicht wegzudiskutieren. Wird bloßes Aussitzen das Problem lösen? Wohl kaum! Die Beschäftigung mit der Vermögensanla-ge, der strategischen Ausrichtung und der Risiko-tragfähigkeit der Stiftung ist notwendig, um die Wirkungen des Niedrigzinsumfelds zumindest ab-zumildern.

2. Budgetplanung: In welcher Höhe und zu welchen Zeitpunkten benötigt die Stiftung Zuflüsse aus dem Stiftungsvermögen? Die Auseinandersetzung mit der Ausgabenseite ist der erste Schritt in Richtung einer tragfähigen Strategie. Es gilt dabei auch zwi-schen den zwingenden laufenden Ausgaben der Stiftung, z.B. Gehälter und Raumkosten, und den häufig variablen Ausgabenposten, etwa in Bezug auf einzelne Projekte, zu differenzieren. Es ist not-wendig, eine Ausgabenuntergrenze zu definieren und Positionen herauszuarbeiten, die temporär re-duziert werden könnten, sollte die Einnahmeseite dies erfordern.

» Eines ist gewiss: Stiftungen müssen reagieren! Nur durch einen Umbau des

Portfolios werden sich die Ziel e vieler Stiftungen künftig

überhaupt noch realisieren lassen. «

Mit Vermögen gestalten 51

3. Strategie: Sind die planmäßigen Ausgaben der Stiftung fixiert und kategorisiert, kann eine Ren-diteanforderung abgeleitet und ggf. ein Zielkor-ridor definiert werden. Ein Vermögensverwalter kann aus diesen Angaben einen Anlagevorschlag erarbeiten und über die spezifischen Anlagerisi-ken informieren. Der Stiftungsvorstand hat zu ent-scheiden, welche Risiken er für die Stiftung zu tra-gen bereit ist und welche er ausschließen möchte. Dies hat selbstverständlich Auswirkungen auf das Renditeprofil des Portfolios. Das Portfolio sollte nicht mehr Risiken tragen, als dies die Budgetpla-nung unbedingt erfordert. Sollten umgekehrt die Anlageziele bei vorgegebenem Risiko nicht zu er-reichen sein, ist die Budgetplanung zu überarbei-ten und das Renditeziel anzupassen.

4. Anlagerichtlinien: Die Strategie ist gemeinsam mit dem Vermögensverwalter in konkrete Anlagericht-linien zu fassen. Die Aufgabe des Vermögensver-walters ist im Sinne von konkreten Anlagegrenzen unmissverständlich zu definieren. Die Stiftungs-verantwortlichen müssen in diesen zum Ausdruck bringen, was sie von ihrem Vermögensverwalter er-warten, denn dieser muss die Anforderungen, die an ihn gestellt werden, kennen.

5. Konzentration: Die Konstruktion des Portfolios muss auch, gerade im Zuge der Ausweitung der Ri-sikopositionierung, dem Grundsatz der Streuung über Emittenten, Kontrahenten und Mischung über mehrere Anlageklassen, Rechnung tragen. Eine Konzentration im Portfolio mag auf den ersten Blick Erfolg versprechend sein, mit ihr ist jedoch stets ei-ne überproportionale Risikoausweitung verknüpft.

6. Verwaltungskosten: Die Verwaltung von Vermögen ist mit Kosten verbunden, die die Performance ge-rade in einer Phase niedriger Zinsen spürbar belas-ten. Dies sind sowohl die expliziten Vermögensver-waltungsgebühren, die Kosten der Depotführung, als auch Transaktionskosten. Des Weiteren fallen zahlreiche Kosten an, die für den Investor erst bei genauerer Analyse sichtbar werden. Zur Erzielung eines optimalen Ergebnisses aus der Vermögens-verwaltung und als Basis für das Konditionenge-spräch mit dem Vermögensverwalter ist die Kennt-nis aller Kosten unerlässlich.

7. Verwendbare Erträge: Die Performance aus der Ver-mögensverwaltung entscheidet nicht darüber, ob und in welcher Höhe liquide Mittel auch tatsächlich

verwendet werden dürfen. So können Kurserträ-ge nur unter bestimmten Voraussetzungen für den Stiftungszweck eingesetzt werden. Eine mit den Ausschüttungszielen der Stiftung verknüpfte Struk-tur der Vermögensanlage sorgt für einen Zufluss genau zum richtigen Zeitpunkt.

8. Transparenz: Zur richtigen Zeit steuernd eingreifen kann nur der Stiftungsvorstand, der weiß, wie sich das Vermögen der Stiftung zusammensetzt und wie dieses auf Marktentwicklungen reagiert. Das setzt die fortwährende Überwachung des Vermögensbe-standes auf Basis eines aussagekräftigen Berichts-wesens voraus. Sind mehrere Vermögensverwalter beauftragt, bietet sich die gesonderte Erfassung, Kontrolle, Konsolidierung und Berichterstellung durch einen externen Dienstleister an.

9. Zuständigkeit/Haftung: Der Stiftungsvorstand wird die Vermögensverwaltung in vielen Fällen an einen Vermögensverwalter delegieren. Dies ist sinnvoll und im Falle eines größeren Vermögens auch zu empfehlen. Über die grundlegende Strategie und die damit einhergehenden der Anlage innewoh-nenden Risiken hat der Stiftungsvorstand jedoch selbst zu befinden. Setzt er sich mit der Vermö-gensanlage nicht auseinander und überlässt er die-se dem Vermögensverwalter, ohne beispielsweise konkrete Anlagerichtlinien zu setzen, handelt er fahrlässig.

10. Dokumentation: Der sorgsame Umgang mit dem Stiftungskapital, von der Strategiefindung über die Umsetzung durch eine Bank oder einen Ver-mögensverwalter bis hin zur Kontrolle der Verwal-terleistung, ist zu dokumentieren. Die schriftliche Dokumentation belegt die erforderliche Auseinan-dersetzung des Stiftungsvorstands mit der Art und Weise der Vermögensanlage.

FazitEines ist gewiss: Stiftungen müssen reagieren! Das Motto „Augen zu und durch“ würde für nicht wenige Stiftungen langfristig das unvermeidliche Aus bedeu-ten. Nur durch einen Umbau des Portfolios werden sich die Ziele vieler Stiftungen künftig überhaupt noch realisieren lassen.

Der Weg dorthin wird jedoch von Höhen und Tiefen gezeichnet sein. Insbesondere werden sich Stiftun-gen an eine höhere Schwankungsbreite um die erwar-

52 Bundesverband Deutscher Stiftungen

tete Rendite gewöhnen müssen. Die dabei geforderte Disziplin setzt zwingend eine bewusste und dokumen-tierte Entscheidung auf Basis eines durchdachten Ent-scheidungsprozesses voraus. Der dargestellte Zehn-Punkte-Plan strukturiert die Entscheidungsfindung hin zu einer wohlüberlegten Anlage des Stiftungskapitals – alles in allem mit dem Ziel, auch in Zukunft in ge-wohntem Umfang Gutes zu tun.

Peters, Schönberger & Partner

Die Kanzlei Peters, Schönberger & Partner (PSP)

zeichnet sich durch eine hohe interdisziplinäre

Expertise in den Bereichen Rechtsberatung, Wirt-

schaftsprüfung, Steuerberatung und Family Office

aus und zählt zu den renommiertesten mittelstän-

dischen Kanzleien in Deutschland. Zu ihren Man-

danten zählen u.a. Familienunternehmen, Fami-

lienunternehmer und Stiftungen, die die Kanzlei

seit über 35 Jahren meist über Generationen hin-

weg begleitet.

Martin Netter ist Certified Financial Planner bei der Kanzlei Peters, Schönberger & Partner. Zu seinen Beratungsschwer-punkten zählen insbesondere Fragestellungen im Bereich der strategischen Asset Allokation, der Fonds- und Wertpapieranalyse sowie die Finanzplanung und die Strukturierung von Privat- und Stiftungsvermögen.

Weitere Informationen [email protected] | www.psp.eu

Maik Paukstadt ist Steuerberater und Certified Financial Planner bei der Kanzlei Peters, Schönberger & Partner. Seine Bera-tungsschwerpunkte umfassen u.a. die ganzheitliche Beratung vermögender Privatpersonen und Stiftungen, die umfassende steuerliche Gestaltungsberatung sowie die Strukturierung und das Controlling von Privat- und Stiftungsvermögen.

Weitere Informationen [email protected] | www.psp.eu

Mit Vermögen gestalten 53

Mit dem Auftrag fängt es an

Tipps für die Auswahl von Vermögensverwaltern

Von Dr. Luzius Neubert und Lukas Riesen

Damit Stiftungen in der momentanen Niedrigzinspha-se ihren Zweck weiterhin möglichst gut erfüllen kön-nen, sind sie auf professionelle Vermögensverwalter angewiesen, die ihre Leistungen zu moderaten Kosten erbringen. Aber wie findet man einen geeigneten Ver-mögensverwalter?

Eine Stiftung kann ihren Zweck umso besser wahr-nehmen, je kompetitiver ihre Vermögensverwalter sind. Dabei ist nicht nur die Auswahl von Vermögensverwal-tern oder Anlageinstrumenten wichtig, sondern auch die Formulierung des Auftrags. Persönliche Präferen-zen haben bei der Selektion des Vermögensverwalters durchaus ihren Platz, die Auswahl erfolgt aber im Sinne des Stiftungszwecks primär auf Basis von Fakten.

Definition des AuftragsBevor die Mandatsausschreibung angegangen werden kann, sollte die Stiftung über die Eckwerte des auszu-schreibenden Mandats befinden. Diese sind – nach erfolgter Ausschreibung – auch Basis für den Auftrag an den Vermögensverwalter:

1. Vermögensaufteilung und Vergleichsindizes: In welche Anlagekategorien wird investiert? Woran wird der Vermögensverwalter gemessen?Grundsätzlich muss sich ein Mandat immer an den Anla-gerichtlinien der Stiftung orientieren (sofern die Stiftung über Anlagerichtlinien verfügt). Werden mit einem Ver-mögensverwalter bewusst abweichende Vertragsbestim-mungen vereinbart (z.B. anderer Vergleichsindex), so ist dies nur innerhalb des Spielraums, den die stiftungsin-ternen Anlagerichtlinien vorgeben, zulässig. Für die Aus-wirkungen von abweichenden Vertragsbestimmungen auf die Rendite ist das Gremium verantwortlich, dem die Mandatserteilung obliegt (z.B. Anlageausschuss).

2. Mandatstyp: Wird ein Verwaltungs- oder ein Beratungsmandat erteilt?Bei Verwaltungsmandaten hat der Vermögensverwalter innerhalb der Mandatsrichtlinien die alleinige Kompe-tenz, das Vermögen zu bewirtschaften. Bestehen Man-datsrichtlinien, sind Verwaltungsmandate vorzuziehen, weil sie klare Verantwortlichkeiten schaffen. Verzichtet

eine Stiftung auf Mandatsrichtlinien, so ist ein Bera-tungsmandat die bessere Lösung. Weil dann aber die Stiftung bei jeder Transaktion ihre Einwilligung geben muss, sind die Kompetenzen weniger klar aufgeteilt. In jedem Fall sind die Anforderungen an das Reporting vorzugeben. Eine aussagekräftige Berichterstattung re-duziert den Überwachungsaufwand markant.

» Die Richtlinien für den Vermögensverwalter

ergeben sich aus der Definition des Auftrags und sollten nicht mehr

Spielräume bieten, als die Anlagerichtlinien der Stiftung

dies vorgeben. «

54 Bundesverband Deutscher Stiftungen

3. Anlagevehikel: Investition in Fonds oder einzelne Wertschriften?Direktanlagen lohnen sich nur bei größeren Vermögen und falls Transparenz oder eine individuelle Allokation (z.B. Vermeidung bestimmter Anlagen) oberste Priorität haben. Anlagefonds können grundsätzlich besser diver-sifizieren und profitieren von größeren Transaktionsvo-lumina. Allerdings ist beim Einsatz von Anlagefonds ge-nau auf (verdeckte) Kosten und die gehaltenen Anlagen zu achten. Investiert eine Stiftung in Zertifikate statt in Anlagefonds, geht sie ein Emittentenrisiko ein. Die Ka-pitalrückzahlung ist nur gewährleistet, solange das her-ausgebende Finanzinstitut nicht in Schieflage gerät.

4. Anlageziel: Aktive oder indexierte Verwaltung?Als Anlageziel wird dem Vermögensverwalter ein Ver-gleichsindex wie z.B. der EURO STOXX 600, der DAX oder eine Zusammensetzung verschiedener Indizes vorgegeben. Aktiv bewirtschaftete Mandate und Fonds sollen ihren Vergleichsindex übertreffen und so Mehr-wert für die Stiftung schaffen. Dies ist mit Analyse-aufwand seitens der Vermögensverwalter verbunden, weshalb solche Mandate meist deutlich teurer sind als rein indexierte Mandate, die lediglich die Indexrendite abwerfen sollen.

Die Erfahrung zeigt, dass es bei Aktien und häufig auch bei Renten kaum Vermögensverwalter gibt, die langfristig ihren Vergleichsindex schlagen.

5. Nachhaltigkeit: Sollen dem Vermögensverwalter Ausschlusskriterien vorgegeben werden?In erster Priorität sollten Vorgaben zur ethisch-nach-haltigen Vermögensanlage aus der Satzung abgeleitet werden. Beispielsweise können dies Ausschlusskrite-rien sein, welche die Anlage in einzelne Wertschriften (z.B. Hersteller von Streumunition) verbieten. Persön-liche Präferenzen der Stiftungsgremien sollten hin-gegen nur zurückhaltend berücksichtigt werden. Bei nachhaltigen Anlagen lohnt es sich generell zu eru-ieren, welche Mehrkosten damit ggf. verbunden sind und ob das Portfolio weiterhin gut diversifiziert und liquide ist.

Wichtig: Die Richtlinien für den Vermögensverwalter ergeben sich aus der Definition des Auftrags und soll-ten nicht mehr Spielräume bieten, als die (übergeord-neten) Anlagerichtlinien der Stiftung dies vorgeben.

MandatsausschreibungStehen die Kriterien des auszuschreibenden Mandats fest, so kann mit der Auswahl des Vermögensverwal-ters begonnen werden. Um einen Vermögensverwalter auszusuchen, der den Auftrag optimal erfüllen kann und das Mandat kosteneffizient führt, sind folgende Schritte zu berücksichtigen:1. Es wird eine Kandidatenliste (Long List) von institu-

tionellen Vermögensverwaltern mit Stiftungsexper-tise erstellt. Darauf sind deren wichtigste Eigen-schaften vermerkt, z.B. verwaltetes Vermögen, Spe-zialisierung, Anlagestil und Sitz. Die Erstellung ei-ner solchen Liste kann von der Stiftung selbst oder durch einen unabhängigen externen Dienstleister erfolgen. Je breiter diese Liste abgestützt ist, umso Erfolg versprechender ist die Auswahl.

2. Die Liste wird auf drei bis fünf Anbieter gekürzt, die die Anforderungen an das Mandat am besten erfül-len (Short List). Diesen wird eine Offertanfrage mit Fragenkatalog und den im vorangehenden Abschnitt hergeleiteten Mandatsrichtlinien zugestellt.

3. Für die eingegangenen Offerten gilt: Neben einer sta-bilen Unternehmung, einer zu den Mandatsvorgaben passenden Anlagelösung und qualifiziertem Personal ist auch die Höhe und eine klare Regelung der Ver-waltungs-, Depot-, Fonds- und Transaktionsgebühren relevant. Eine gute historische Performance ist hinge-gen keine Garantie für eine hohe künftige Rendite.

4. Basierend auf diesen und weiteren Kriterien wer-den zwei bis vier Anbieter zu einer Präsentation eingeladen. Dabei sollen offene Fragen geklärt und ein persönlicher Eindruck gewonnen werden. Dane-ben können auch die Modalitäten des Vermögens-übertrags im Fall einer eventuellen Mandatsertei-lung geklärt werden (z.B. Übernahme der Kosten für den Wertschriftentransfer in das neue Depot durch den neuen Vermögensverwalter).

Mit Vermögen gestalten 55

Dr. Luzius Neubert, CFA ist bei PPCmetrics als Senior Investment Consultant für den Bereich der gemeinnützigen Stiftungen zuständig.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.ppcmetrics.ch

Lukas Riesen, CFA leitet bei PPCmetrics als Partner den Bereich Asset Liability Management.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.ppcmetrics.ch

FazitDie wichtigsten Tipps für Mandatsausschreibungen von Stiftungen lassen sich wie folgt zusammenfassen: » Bevor ein Vermögensverwalter gesucht wird, soll-

ten die Anforderungen klar formuliert werden.» Die Auswahl sollte in einem möglichst breiten und

klar strukturierten Verfahren unter Wettbewerbsbe-dingungen erfolgen.

» Die Beurteilung von Anbietern und insbesondere der Gebühren verlangt hohe Fachkenntnis.

PPCmetrics AG

Die PPCmetrics AG ist ein Beratungsunternehmen

für institutionelle und private Anleger. Sie unter-

stützt ihre Kunden u.a. bei der Definition der An-

lagestrategie, der Auswahl von Vermögensverwal-

tern und der Überwachung der Anlagetätigkeit. Die

Firma mit Sitz in Zürich wurde 1991 gegründet, ist

überwiegend im Besitz ihrer Partner und berät An-

leger mit Vermögen von insgesamt über 200 Milli-

arden Euro.

Checkliste Mandatsausschreibung» Erst Mandatsvorgaben definieren,

dann Mandat ausschreiben» Institutionelle Fonds und Mandate

(statt Produkte für Kleinanleger) » Historische Performance kann irreführend sein» Auch versteckte Gebühren sind relevant» Entscheidung über Mandatsvergabe auf Basis

objektiver Kriterien» Zulässige Anlagen und Vergleichsindex

festlegen

56 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Mit Systematik zum Ziel

Vermögensausschreibung: Auf der Suche nach dem geeigneten Vermögensverwalter

Von Alexander Etterer

Immer noch regiert „Meister Zufall“ bei der Auswahl von geeigneten Vermögensverwaltern. Viele Stiftungen mei-den den notwendigen Suchaufwand. Sie sind häufig da-von überzeugt, dass sie bei anerkannten Adressen die Akkuratesse und Performance finden, die ihnen in an-genehmen Gesprächen signalisiert werden. Ja, gerade selbstbewusste bekannte Adressen angeln sich verbal und mit Hochglanzprospekt den freundlichen Vertragsab-schluss. Hier steht aufmerksame Nettigkeit gegen Leis-tungsnachweis. Damit werden die Risiken zum ständigen Begleiter. Und den Exit traut man sich nicht, denn einem so aufmerksamen, freundlichen Betreuer kann man sich nicht so schnell mir nichts, dir nichts entziehen.

Sieben SchritteDie Suche nach einem geeigneten Vermögensverwal-ter sollte einer gewissen Systematik folgen. Die fol-genden sieben Schritte können hierbei eine sehr gute Orientierung geben.

Schritt 1: VorüberlegungenZunächst sollten einige Vorüberlegungen angestellt werden, ohne die eine Ausschreibung nicht zielgerich-tet genug ausgefertigt werden kann. Zu den zu prüfen-den Aspekten gehören u.a.:» Wie ist die aktuelle Verwaltung des Grundstockver-

mögens organisiert und wie soll diese zukünftig organisiert sein (z.B. Einzeldepot, Stiftungsfonds, Spezialfonds, Master-Spezialfonds)?

» Wie viele Vermögensverwalter bzw. Produkte sollen insgesamt eingesetzt werden?

» Einsatz von Spezialisten für das Management un-terschiedlicher Anlageklassen oder Generalisten für das Gesamtvermögen?

» Wie soll das Verhältnis zwischen ausschüttenden und thesaurierenden Erträgen sein?

» Müssen Depotüberträge vorgenommen werden?» Sollen bestehende Wertpapierpositionen in die

neue Verwaltungsstruktur übertragen werden?» Ist eine aktuelle Anlagerichtlinie vorhanden

bzw. soll diese geändert werden?» Welche Adressen sollen angeschrieben werden

(freie Verwalter, Großbanken, Banken, Privatbanken, Kapitalanlagegesellschaften, Finanzdienstleister etc.)?

» Wie viele Adressen sollen angeschrieben werden?

Praxistipp Das Honorar für die Begleitung bei der Durchfüh-rung einer professionellen Vermögensausschrei-bung wird nach tatsächlichem Zeitaufwand be-rechnet. Vor diesem Hintergrund stellen die Or-ganisationsstruktur und die Anzahl der am sys-tematischen Auswahlprozess teilnehmenden Vermögensverwalter sowie die Anzahl der per-sönlichen Gespräche mit leistungsfähigen Häu-sern die wesentlichen Parameter der Honorar- gesamtkalkulation dar. Es hat sich bewährt, etwa zehn bis zwölf Vermögensverwalter und vier bis sechs Depotbanken bzw., bei Master-Spezial-fondsstrukturen, Kapitalverwaltungsgesellschaf-ten in das Verfahren aufzunehmen. Hieraus erge-ben sich, je nachdem, wie viele Verwalter auch eingesetzt werden sollen, etwa vier bis sechs Ge-spräche mit Vermögensverwaltern und drei bis vier Gespräche mit Depotbanken bzw. Kapitalver-waltungsgesellschaften.

Mit Vermögen gestalten 57

Schritt 2: Rahmenbedingungen definieren und klärenIn einem zweiten Schritt sollten weitere Rahmenbedin-gungen definiert und geklärt werden, auf die eine Ver-mögensausschreibung konkret Bezug nehmen muss: » Gesamter Anlagebetrag» Anlagezweck» Anlageklassen (z.B. Aktien, Renten, Immobilien,

Erneuerbare Energien, Cash)» Anlagezeitraum» Rendite- und Ertragserwartung sowie Risiko-

tragfähigkeit

Praxistipp Die konkrete Definition von Subkategorien (z.B. Staatsanleihen, Pfandbriefe, Unternehmensanlei-hen, inflationsgeschützte Anleihen), Anlageregio-nen (z.B. Schweiz, Großbritannien, Europa, USA, Japan, Emerging Markets), Anlageprodukten (z.B. ETFs, Publikumsfonds, Zertifikate, Immobilien-fonds), Managementstilen und anderen Kriterien ist in dieser Phase der Vermögensausschreibung zu vermeiden. Je konkreter diese weiteren Rah-menbedingungen definiert werden, umso größer ist die Gefahr, dass der Anbieter es dem Anfrage-steller nur recht machen möchte. Sinn und Zweck einer Vermögensausschreibung ist es, dass die Anbieter gefordert werden, eine Angebotspräsen-tation mit ihrem individuellen Verständnis und Können zu erstellen.

Schritt 3: Die AusschreibungIn einem dritten Schritt müssen professionelle Aus-schreibungsunterlagen erstellt und versendet wer-den. Eine Vermögensausschreibung ist inhaltlich wie folgt gegliedert:» Informationen zum Gegenstand und zur

Durchführung der Ausschreibung» Anlegerspezifische Informationen» Inhaltliche Anforderungen zur Angebotsabgabe» Informationen zu den organisatorischen Rahmen-

bedingungen» Rechtliche Hinweise» Erklärung zur Gewährleistung der Vertraulichkeit, zum

Datenschutz und zur kostenfreien Angebotsabgabe

Praxistipp Mit der vom ihm gegengezeichneten Erklärung er-klärt der Teilnehmer, dass er die Bestimmungen dieser Ausschreibung vorbehaltlos anerkennt, er befugt ist, die auszuschreibende Leistung zu er-bringen und er alle Angaben nach bestem Wissen und Gewissen gemacht hat. Der Anbieter verpflich-tet sich, die mit den vorliegenden Unterlagen er-langten Informationen sowie Informationen über sein Angebot vor und nach der Vergabe vertraulich zu behandeln und nicht an Dritte weiterzuleiten. Der Anbieter erklärt, dass weder gegen ihn bzw. seine leitenden Angestellten ein rechtskräftiges Urteil ergangen ist, das die berufliche Zuverläs-sigkeit des Anbieters bzw. seines leitenden Ange-stellten infrage stellt. Eine nicht gegengezeichne-te Erklärung führt sofort zum Ausschluss aus dem Verfahren.

Schritt 4: Angebote sichten und bewertenNach etwa zwei bis drei Wochen, je nach Angebotsab-gabefrist, gehen die Angebotsunterlagen der jewei-ligen Angebotsteilnehmer ein. Die Angebote werden dann systematisch ausgewertet und bewertet. Im Er-gebnis stehen die Teilnehmer für die zweite Runde – die persönlichen Gespräche – fest.

Schritt 5: Persönliche Gespräche führenFür die zweite Runde, also die persönlichen Gespräche, werden nun die interessanten Anbieter selektiert. Ziel dieser Gespräche ist, sich attraktive Angebote, die sich aus dem Vermögensausschreibungsverfahren ergeben haben, vom Anbieter persönlich erläutern zu lassen.

Praxistipp Die persönlichen Gespräche stellen einen wichti-gen Teil des Gesamtverfahrens dar. Ziel ist es, sich von leistungsfähigen Anbietern persönlich erläu-tern zu lassen, welche Überlegungen mit dem ein-gereichten Angebotsvorschlag verbunden sind. Hierbei steht das Anlage- und Risikomanagement-konzept im Mittelpunkt. Weitere Themenfelder zum Kommunikationsverhalten, zu den Inhalten des Berichtswesens, zum Umgang mit bereits vorhan-denen Wertpapieren, zu vertraglichen Inhalten mit finaler Honorarverhandlung und zur weiteren Vor-gehensweise runden die Gespräche ab.

58 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Schritt 6: EntscheidungNach den persönlichen Gesprächen bewerten die Ver-mögensverantwortlichen der Stiftung die vorliegenden Informationen und verständigen sich auf einen Aus-schreibungsgewinner.

Schritt 7: Individuelle VertragsgestaltungZiel der Vertragsgestaltung ist es, die anlegerspezifi-schen Anlagerichtlinien fest im Vertragswerk mit den Anbietern zu verankern. Entscheidend ist ein Vertrags-werk aus Sicht der Stiftung und nicht aus Sicht der be-auftragten Dienstleister.

FazitDas Ausschreiben eines Vermögensverwaltungsman-dats ist ein systematischer Prozess. Es gilt, den richti-gen Dienstleister für eine ganz bestimmte Aufgaben-stellung zu finden – im vorliegenden Fall für die ord-nungsgemäße und mehrwertbringende Bewirtschaf-tung des Stiftungsvermögens. Die skizzierten sieben Schritte stellen ein Grundgerüst dar, anhand des-sen eine Stiftung ihr Mandat strukturiert ausschrei-ben kann. Natürlich zählen im persönlichen Gespräch auch weiche Faktoren, aber so aufgesetzt hat „Meister Zufall“ so gut wie keine Chance mehr. Damit dürfte ei-ne stetig größere Zahl an Stiftungen den richtigen und zu ihnen in vielen, wenn nicht allen Facetten passen-den Vermögensverwalter finden. Zudem können sich Verantwortliche bei der Vertragsunterschrift mit den jeweiligen Finanzdienstleistern sicherer fühlen.

Praxistipps So profitiert die Stiftung von einer systematisch durchgeführten Vermögensausschreibung: » Zunächst keine Bekanntgabe der Identität

der Stiftung bei Unterstützung durch einen externen Berater.

» Gesamtprozess beinhaltet eine intensive Auseinandersetzung mit der zukünftigen Gestaltung des Vermögens.

» Identifikation von Schwachstellen und Vorteilen durch Antworten der Anbieter auf die gleichen Fragestellungen.

» Die Auswertung der Angebote ermöglicht dem Anleger einen objektiven Überblick über die Qualität und Leistungsfähigkeit der jeweiligen Anlagekonzepte der Dienstleister. Somit ist die Stiftung in der Lage, besser begründete Ent-scheidungen zu treffen und ein Gespür zu ent-wickeln, welcher Anbieter oder welches Konzept die Vorstellungen am geeignetsten erfüllt.

» Know-how-Transfer durch Angebotsvergleiche und persönliche Gespräche.

» Kennenlernen unterschiedlicher Management-stile und -konzepte.

» Vorteile in der Verhandlung der Gesamtkosten-struktur durch Einblick bei Wettbewerbern.

» Vertragswerk aus Sicht der Stiftung, nicht aus Sicht der Bank.

» Grundlegendes Konfliktpotenzial aufgrund falscher Erwartungshaltung wird vermieden.

» Ein systematischer Vermögensausschreibungs-prozess vermittelt ein gutes Gefühl bei der Vertragsunterschrift.

Alexander Etterer ist Partner der Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rödl & Partner in Köln. Dort leitet er das Team „Wealth, Risk & Compliance“.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.roedl.com

Mit Vermögen gestalten 59

Steuerliche Aspekte der Vermögensverwaltung

Was müssen Stiftungen beachten? Ein Überblick

Von Christoph Bergedick LL.M. und Dr. Harald Schotenroehr

Vermögensverwaltung als steuerliche SphäreDie steuerfreie Vermögensverwaltung ist bei gemein-nützigen Stiftungen neben dem ideellen Bereich, dem steuerfreien Zweckbetrieb und dem steuerpflichtigen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb eine der vier steu-erlichen Sphären. Im Gesetz ist sie nur in Abgrenzung zum wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb definiert: „Eine Vermögensverwaltung liegt in der Regel vor, wenn Ver-mögen genutzt, z.B. Kapitalvermögen verzinslich an-gelegt oder unbewegliches Vermögen vermietet oder verpachtet wird.“ (§ 14 Satz 3 der Abgabenordnung [AO]). Die Vermögensverwaltung ist bei gemeinnützi-gen Stiftungen von der Gewerbesteuer und der Körper-schaftsteuer befreit.

Demgegenüber versteht man unter einem steu-erpflichtigen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb eine selbstständige, nachhaltige Tätigkeit, durch die Ein-nahmen oder andere wirtschaftliche Vorteile erzielt werden und die über den Rahmen einer Vermögens-verwaltung hinausgeht (§ 14 Satz 1 AO). Wirtschaftli-che Geschäftsbetriebe von gemeinnützigen Stiftungen unterliegen wie gewerbliche Unternehmen mit ihren Gewerbeerträgen und Einkünften der Gewerbesteuer und der Körperschaftsteuer (partielle Steuerpflicht).

Die Abgrenzung der beiden Sphären folgt der ein-kommensteuerlichen Unterscheidung zwischen den Einkünften aus Kapitalvermögen und aus Vermietung und Verpachtung einerseits und den Einkünften aus Gewerbebetrieb andererseits. Die Begründung für die Unterscheidung der beiden Sphären liegt im Wettbe-werbsgedanken. Der Gesetzgeber wollte verhindern, dass gemeinnützige Stiftungen im Wettbewerb mit gewerblichen Körperschaften durch ihre Steuerbefrei-ung begünstigt werden, obgleich beide wirtschaftliche Geschäftsbetriebe verwirklichen. Auch in umsatzsteu-erlicher Hinsicht ergeben sich für die beiden Sphären wichtige Unterschiede.

Es liegt auf der Hand, dass die Abgrenzung zwi-schen einer steuerfreien und einer steuerpflichtigen Sphäre für gemeinnützige Stiftungen von großer Be-deutung, aber in vielen Fällen schwierig zu treffen ist. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die steuerli-che Einordnung praxisrelevanter Sachverhalte.

Einnahmen aus Kapitalvermögen und BeteiligungenZinserträge sind der Vermögensverwaltung zuzuord-nen. Dies trifft in aller Regel auch für Dividenden und Beteiligungen an Kapitalgesellschaften zu. Dabei ist es unerheblich, ob die Beteiligungsgesellschaft

selbst gemeinnützig ist oder nicht. Etwas anderes gilt, wenn die Stiftung tatsächlich einen entschei-denden Einfluss auf die laufende Geschäftsführung der Beteiligungsgesellschaft ausübt. Die bloße Mög-lichkeit dazu, selbst bei einer 100-Prozent-Beteili-gung, ist unschädlich; Personalunion der Geschäfts-führungsorgane ist dagegen schädlich.

Gewerblichkeit liegt im Fall einer Betriebsaufspal-tung vor: Überlässt die Stiftung einer Tochter-Kapital-gesellschaft wesentliche Betriebsgrundlagen, so flie-ßen die Dividenden der Stiftung ihrem steuerpflichti-gen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb zu. Die Beteili-

» Die Abgrenzung einer steuerfreien von einer

steuerpflichtigen Sphäre ist für gemeinnützige Stiftungen

von großer Bedeutung, aber in vielen Fällen

schwierig zu treffen. «

60 Bundesverband Deutscher Stiftungen

gung an einer Personengesellschaft wird in der Regel als wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb gewertet, es sei denn, die Personengesellschaft ist selbst nur vermö-gensverwaltend tätig. Lediglich im letzteren Fall ent-fällt bei der Personengesellschaft die Gewerbesteuer und bei der Stiftung die Körperschaftsteuer.

Anschaffung und Veräußerung von Wertpapieren innerhalb der Spekulationsfrist gehören zur steuer-freien Vermögensverwaltung, es sei denn, die Stif-tung verhält sich wie ein gewerblicher Wertpapier-händler.

Einnahmen aus Vermietung und VerpachtungDie Vermietung und Verpachtung von Grundbesitz gehört zur Vermögensverwaltung. Keine Vermögens-verwaltung liegt vor bei ständig wechselnder Vermie-tung an eine Vielzahl von Mietern. Deshalb ist die Vermietung von Standplätzen bei Kongressen ge-werblich, ebenso wie die Vermietung von Hotelzim-mern und Parkplätzen. Bei der Veräußerung von mehr als drei Objekten ist die Grenze zum gewerblichen Grundstückshandel überschritten und die Steuerfrei-heit entfällt.

Die zeitlich begrenzte Überlassung von Werberech-ten ist grundsätzlich noch Vermögensverwaltung. Die Stiftung darf aber nicht an der Werbung mitwirken.

SponsoringvereinbarungenKein Sponsoring, sondern eine Spende liegt vor, wenn die Stiftung keinerlei Gegenleistung erbringt. In diesem Fall wird die Einnahme dem ideellen Be-reich zugeordnet. Wird von der Stiftung eine Gegen-leistung an den Sponsor erbracht, so hängt es von deren Art und Umfang ab, ob die Sponsoringeinnah-men bei der Stiftung steuerfrei in der Vermögens-verwaltung oder im Zweckbetrieb anfallen oder dem steuerpflichtigen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb zuzuordnen sind.

Ertragsteuerfreie Vermögensverwaltung liegt vor bei einem bloßen Hinweis der Stiftung auf die erhalte-ne Unterstützung oder bei einer Danksagung. Dies ist auch der Fall, wenn die Stiftung eine Werbemaßnah-me des Sponsors mit ihrem Namen duldet. Ebenfalls steuerfrei bleibt die Platzierung eines Sponsorenlogos auf einem Veranstaltungsplakat, in einer Anzeige oder auf der Internetseite der Stiftung.

Schädlich ist dagegen ein Link von der Internet-seite der Stiftung auf die des Sponsors. Grundsatz

ist, dass die Stiftung nicht aktiv an Werbemaßnah-men mitwirken darf, andernfalls liegt ein wirtschaft-licher Geschäftsbetrieb vor. Aus diesem Grund wer-den häufig Werbe- und Vermarktungsrechte von Stiftungen auf einen Dritten (z.B. Kongressagentur) übertragen, der die gewerbliche Vermarktung in ei-genem Namen und auf eigene Rechnung durchführt. Dafür erhält die Stiftung ein Pachtentgelt, das steu-erfrei in ihrer Vermögensverwaltung anfällt. Die Ver-pachtung von Rechten bedarf einer sorgfältigen Ge-staltung.

Vermögensverwaltung und UmsatzsteuerIn der Umsatzsteuer ist allein der ideelle Bereich nicht unternehmerisch. Die steuerlichen Sphären der Ver-mögensverwaltung, des Zweckbetriebs und des wirt-schaftlichen Geschäftsbetriebs sind unternehmerisch. Wenn ein Leistungsaustausch vorliegt, kann er von der Umsatzsteuer befreit oder umsatzsteuerpflichtig mit 19 oder 7 Prozent sein.

Befreiungen bestehen insbesondere für Zinserträ-ge, Dividenden aus Kapitalgesellschaften und Gewinn-anteile aus Personengesellschaften sowie Miet- und Pachterträge aus der Überlassung von Grundbesitz. Dies ist keine Besonderheit bei Stiftungen, sondern gilt für alle Steuerpflichtigen, sofern sie nicht zuguns-ten einer Umsatzversteuerung optieren.

Die Verpachtung von Rechten ist dagegen um-satzsteuerpflichtig. Bisher war unstrittig, dass steu-erpflichtige Umsätze von gemeinnützigen Stiftungen mit Ausnahme derjenigen eines wirtschaftlichen Ge-schäftsbetriebs dem ermäßigten Steuersatz von 7 Pro-zent unterliegen. Dies ist durch die Entscheidung des Bundesfinanzhofs vom 20.03.2014 fraglich geworden. Soweit Umsätze der Stiftung steuerpflichtig sind, be-steht hinsichtlich der damit im Zusammenhang ste-henden Ausgaben Vorsteuerabzugsberechtigung.

Mit Vermögen gestalten 61

HSMV – HANSEN SCHOTENROEHR MÜLLER VOETS

Partnerschaftsgesellschaft mbB ist eine Wirt-

schaftsprüfungsgesellschaft und Steuerbera-

tungsgesellschaft mit mehr als 30-jähriger Erfah-

rung in der Betreuung des Dritten Sektors. Die

Gesellschaft bietet u.a. steuerliche Beratung bei

Sponsor ing- und Rechtspachtverträgen, bei der

Steuerdeklaration, der Erstellung oder Prüfung von

Jahresabschlüssen sowie bei der Errichtung von

Stiftungen.

Dr. Harald Schotenroehr ist als Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Partner in der Kanzlei HSMV – Hansen Schotenroehr Müller Voets tätig.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.hsmv.de

Christoph Bergedick LL.M., Rechtsanwalt, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater, ist Partner in der Kanzlei HSMV – Hansen Schotenroehr Müller Voets. Er ist schwerpunktmäßig im Dritten Sektor tätig.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.hsmv.de

Pax-Bank – seit 1917 Bank für Kirche und Caritas.

WEIL IHRE WERTE SINN BRAUCHEN.

Individuelle StiftungsberatungDie Pax-Bank hat ihre vielfältigen Stiftungsaktivitäten in einem Kompetenzzentrum gebündelt. In Verbindung mit ausgesuchten Partnern ist es somit möglich, das komplette Spektrum der Stiftungsberatung abzudecken. Ein Spezialthema, in dem wir über gutes Fachwissen verfügen, sind Stifterdarlehen. Diese interessante Variante des Stiftens erfreut sich zunehmender Beliebtheit.

Für eine wachsende Anzahl von Stiftungen sind wir ein kompetenter Ansprech-partner und setzen Projekte erfolgreich um. Gerne steht Ihnen unser Stiftungsberater, Daniel Reidel, für ein persönliches Beratungsgespräch zur Verfügung. Sie erreichen ihn unter: Telefon 0221/1 60 15-130, [email protected]

Pax-Bank eG · Christophstraße 35 · 50670 KölnTel.: 02 21/1 60 15-0 · [email protected] · www.pax-bank.de

Aachen · Berlin · Erfurt · Essen · Köln · Mainz · Trier · Rom

PaxBank_Anz_Stiftung_210x297_Layout 1 07.09.15 10:43 Seite 1

Teil 2Im Fokus: Nachhaltige Geldanlage

64 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Kostet Nachhaltigkeit Rendite?

Nachhaltige Kapitalanlagen – Vorurteile und Vorteile

Von Frank Wettlauffer

Immer noch gibt es Bedenken seitens Stiftungen, dass eine nachhaltige Vermögensverwaltung mit Einbußen bei der Rendite einhergehen muss. Zwar lässt sich diese Aussage in der Praxis nicht belegen, aber auf-grund von psychologischen Fallstricken hält sich die-ses Vorurteil hartnäckig.

Viele empirische Studien kommen zu dem Fa-zit, dass nachhaltige Investments in den meisten Fällen besser rentieren als konventionelle. War-um also hält sich die Auffassung, dass nachhaltige Investments ein schlechteres Rendite-Risiko-Pro-fil im Vergleich zu konventionellen Anlageproduk-ten aufzeigen müssen? Das Argument der Kritiker basiert meist auf der Tatsache, dass ein nachhalti-ger Invest mentansatz zu einer Reduktion des Anla-

geuniversums führt und somit Fondsmanager in ih-rer Auswahlmöglichkeit einschränkt. Die Kritiker ge-hen somit davon aus, dass das Risiko aufgrund der geringeren Diversifikationsmöglichkeit steigt. Aller-dings wird bei diesem theoretisch richtigen Argu-ment oft vergessen, dass in der Praxis auch konven-tionelle Fondsmanager nur in eine begrenzte Anzahl von Aktien investieren und die Beschränkung des Anlageuniversums auch einen positiven Einfluss auf das Rendite-Risiko-Profil haben kann.

Ein nachhaltiges Anlageuniversum bietet vielfältige AnlagechancenDie Mehrheit der aktiven Fondsmanager orientiert sich meist eng an einer Benchmark, die das zur Ver-

ca. 10.000

Alle börsennotierten Aktien

Nachhaltiges Anlageuniversum

MSCI Welt NachhaltigesPortfolio

EURO STOXX 50

1.642 1.264 65 50

Nachhaltige Portfolios haben ein großes Anlageuniversum.  Anzahl Aktien der verschiedenen UniversenQuelle: Vescore 2015

Mit Vermögen gestalten 65

fügung stehende Anlageuniversum stark einschränkt. Beispielsweise umfasst die beliebte EURO STOXX 50-Benchmark gerade mal die 50 größten Euro-land-Aktien und vernachlässigt sämtliche Unterneh-men mit einer geringeren Marktkapitalisierung sowie alle Aktien außerhalb des Euroraums. Im Vergleich da-zu bietet ein nachhaltiges Anlageuniversum von rund 1.250 Titeln eine Fülle an attraktiven Anlagealterna-tiven, auf die Fondsmanager bei der Titel auswahl zu-greifen können (siehe Abb. auf S. 64).

Ein nachhaltiges Anlageuniversum reduziert RisikenDer theoretische Vorteil einer Risikoreduktion durch zusätzliche Streuung geht in der Praxis ab einem Port-folio von 25 bis 50 Titeln verloren, da der Mehrwert ge-gen Null tendiert (siehe Abb. unten).

Wichtiger als sehr viele Titel zur Auswahl zu haben ist es, auf die richtigen zuzugreifen. Für die Auswahl der richtigen Aktien hat sich ein Nachhaltigkeitsfil-ter als Ergänzung zur klassischen Aktienselektion als sehr sinnvoll erwiesen. Ein – auf minimales Risiko hin – ausgewähltes nachhaltiges Portfolio weist ein ver-

gleichbares Risiko auf wie ein nach denselben Regeln optimiertes Portfolio, das aus konventionellen Aktien besteht – und dies bei einer um 3,6 Prozentpunkte hö-heren Rendite (siehe Abb. auf S. 66).

Aufgrund dieser Ergebnisse sollte also eher der Umkehrschluss gezogen werden: Rendite-Risiko-opti-mierte Portfolios lassen sich besser aus einem nach-haltigen Anlageuniversum erstellen als aus dem Ge-samtuniversum. Dies gilt im Übrigen auch für Renten-portfolios: So waren und sind die Staatsanleihen von Portugal, Italien, Griechenland und Spanien (PIGS) al-lesamt nicht nachhaltig.

Kognitive Dissonanz ist Grund für das VorurteilWenn die theoretischen Argumente in der Praxis schnell zu widerlegen sind, warum hält sich dann das Vorurteil gegenüber nachhaltigen Investments so hart-näckig? Ganz einfach: Eine klassische psychologische Komponente spielt ihm in die Hand. Den Spruch „Es gibt Nichts umsonst im Leben“ hat wohl jeder verin-nerlicht. Die vermeintliche Konsequenz: Das gute Ge-wissen, die geringeren Reputationsrisiken oder sons-

20%

10 20

Anzahl Aktien im Portfolio

30 40 50

19%

Risi

ko

18%

17%

Gleichgewichtete Portfolios mitNachhaltigkeitsfilter

Gleichgewichtete Portfolios ohneNachhaltigkeitsfilter

Hohe Diversifikation ab 30 Aktien möglich.  Durchschnittliche Volatilität von 10.000 zufällig ausgewählten Portfolios 2006–2015Quelle: Vescore 2015

66 Bundesverband Deutscher Stiftungen

tige Vorteile einer Anlage in nachhaltige Produkte müssen doch etwas kosten. Auf der Suche nach den Kosten gerät die Performance schnell unter General-verdacht. Die Suche nach (Performance-)Kosten ist da-her notwendig, um sogenannte „kognitive Dissonan-zen“, also den Zustand, bei dem verschiedene Wahr-nehmungen im Widerspruch zueinander stehen, zu vermeiden.

Damit wird auch verständlich, warum die empiri-schen Beweise, die für einen positiven Einfluss des Faktors Nachhaltigkeit auf die Wertentwicklung spre-chen, so häufig ignoriert und verunglimpft werden. Schon Arthur Schopenhauer erkannte dieses psycho-logische Phänomen, als er sagte, dass eine Wahrheit drei Stufen durchläuft: Zuerst wird sie ignoriert und belächelt, dann bekämpft und letztendlich als allge-meingültig angesehen. Angesichts der Vorzüge der

Nachhaltigkeit für die stiftungsgerechte Kapitalanlage ist zu wünschen, dass das Performanceargument mög-lichst bald die dritte Stufe erreicht.

Frank Wettlauffer betreut institutionelle Anleger bei Fragen der Vermögensanlage. Seit 15 Jahren ist er auf nachhaltige Kapital-anlagen spezialisiert. Die Vescore AG, eine 100-prozentige Tochter der Schweizer Raiffeisengruppe, verfügt über eines der erfahrensten Nachhaltigkeitsteams Europas.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.vescore.com

19,6%

23,2%

8,9% 8,4%

Rendite Risiko

Nachhaltiges Portfolio

Nicht nachhaltiges Portfolio

Positive Wirkung des Ausschlusses von nicht nachhaltigen Aktien auf Risiko und Rendite.   Annualisierte Rendite und Volatilität simulierter Minimumvarianzportfolios 04/2012–04/2015Quelle: Vescore 2015

Mit Vermögen gestalten 67

Doppelte Rendite

Zweckverwirklichung aus einem anderen Blickwinkel

Von Christiane Wicht-Stieber

Gudrun Kruse engagiert sich für die nächste Generati-on. Sie ist sicher, dass junge Menschen ihren Platz in der Gesellschaft besser finden, wenn sie über eine gu-te Ausbildung verfügen. Deshalb unterstützt Frau Kru-se die Stiftung „Können“, deren Stiftungszweck ihren Vorstellungen genau entspricht.

Besonders wichtig ist ihr, dass dieser Stiftungs-zweck konsequent verfolgt wird. Dazu gehört es für sie auch, dass die Kapitalanlagen zum Zweck passen, ihm zumindest nicht zuwiderlaufen. Bevor sie sich weiter finanziell engagiert, will sie von der Stiftung „Können“ wissen: Wie legt sie das Stiftungsvermögen an? Woher kommt der Ertrag, mit dem sie Bildung fördert?

Öffentlichkeit und VermögensanlageMit diesem Anspruch ist Frau Kruse nicht allein. Für viele Menschen ist es heute entscheidend, woher das Geld kommt, mit dem Stiftungszwecke umgesetzt wer-den. Dabei steht inzwischen die Frage, wie hoch die Rendite des Stiftungsvermögens ist, gleichberechtigt neben der Frage, woher diese Rendite stammt.

Frau Kruse wäre entsetzt, würde die Stiftung „Kön-nen“ Aktien eines Lebensmittelunternehmens in ihrem Depot haben, in dessen Produktions- und Lieferkette die Ausbeutung von Kindern durch systematische Kin-derarbeit z.B. bei der Ernte von Kaffee oder Kakao nicht ausgeschlossen ist. Damit wird nach Meinung von Frau Kruse der Stiftungszweck konterkariert. Es wäre inkon-sequent, sich in Deutschland mit Geldern für Bildungs-chancen einzusetzen, die in anderen Ländern von po-tenziellen Bildungsbedürftigen verdient werden, weil Kinder dort zum Lebensunterhalt ihrer Familien beitra-gen müssen und ihnen deshalb diese Chancen fehlen.

Auch wenn Frau Kruse eine fiktive Förderin des Stif-tungswesens ist, zeigen ihre Überlegungen beispiel-haft, welche Gedanken sich Unterstützer machen, be-vor sie sich finanziell engagieren.

Zweckverwirklichung nicht nur mit Erträgen, sondern auch mit dem VermögenHat ein Stifter Vorgaben zu seinem Nachhaltigkeits-verständnis gemacht, werden die Stiftungsvertreter diesen Aspekt bei der Erstellung von Anlagerichtlinien einbinden (vgl. Artikel auf S. 28 ff.). Sind diese nicht deutlich formuliert, gilt es, sie zu entwickeln, damit ethisch-nachhaltige Überlegungen zum strategischen Anlageziel werden.

Operationalisieren der NachhaltigkeitFür die Umsetzung hat die Stiftung verschiedene Al-ternativen. Sie kann verhindern, was sie als Fehlver-halten bewertet, indem sie Ausschlusskriterien for-muliert. Dies könnte z.B. bedeuten, dass sie nicht in Anleihen aus Ländern investiert, die von der Nicht-Re-gierungsorganisation Freedom House als „unfrei“ klassifiziert werden.

Vielleicht ist es eher in ihrem Interesse, positives Verhalten zu fördern. Dann wird sie sich entschei-den, einen Best-in-Class-Ansatz zu formulieren. Mit ihren Investitionen in Emittenten, deren Verhaltens-weisen besonders gut sind, unterstützt sie solche Entwicklungen.

Will der Stifter auch durch die Vermögensanlage seiner Stiftung Veränderungen anstoßen, kann er der Stiftung ins Stammbuch schreiben, dass sie Einfluss auf das Verhalten der Unternehmen nimmt und ihre ethisch-nachhaltigen Interessen als aktive Aktionärin durch Engagement einbringt.

Die Praxis zeigt, dass für die konkrete Umsetzung eigener Nachhaltigkeitsvorstellungen oft eine Kombi-nation aus diesen Möglichkeiten gewählt wird.

Kriterien findenWelche Themen die Umsetzung ethisch-nachhaltiger Überlegungen bestimmen sollen, lässt sich z.B. aus dem Satzungszweck ableiten. Vielleicht sind es sozi-

68 Bundesverband Deutscher Stiftungen

ale, ökologische oder christliche Überlegungen, die die Nachhaltigkeitskriterien bestimmen. Im Umgang mit diesen Fragen gelten Kirchen-, Spezial- und Alter-nativbanken als Vorreiter. Sie legen oft aus eigenem Antrieb Parameter für ihr Handeln fest und können bei der Kriterienfindung helfen.

Ist der Nachhaltigkeitsansatz christlich motiviert, findet die Stiftung Anregungen in Papieren beider christlicher Kirchen: dem Leitfaden für ethisch-nach-haltige Anlagen der Evangelischen Kirche in Deutsch-land (EKD) und der Orientierungshilfe für Finanzver-antwortliche katholischer Einrichtungen in Deutsch-land des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und der Deutschen Bischofskonferenz (DBK).

Wenn die Stiftung entwicklungspolitische Merkma-le in den Vordergrund stellen möchte, findet sie Bei-spiele im Kriterienkatalog des FairWorldFonds, den Brot für die Welt zusammen mit dem Südwind-Institut für Ökonomie und Ökumene entwickelt hat. Auch die Auswahlkriterien von Kirchenbanken, wie sie u.a. im Nachhaltigkeitsfilter der Bank für Kirche und Diakonie beschrieben sind, liefern dazu Anhaltspunkte.

Ratingagenturen wie z.B. imug oder oekom research verfügen über eine große Expertise in der Beurteilung der ethisch-nachhaltigen Qualität von Emittenten. Sie liefern aussagefähige Daten zu Unternehmen und Län-dern und machen sichtbar, welches Anlageuniversum mit den Nachhaltigkeitsparametern vorhanden ist.

Eine Nachhaltigkeit für alle?Nachhaltigkeit ist weder als Begriff geschützt noch verstehen alle Akteure dasselbe darunter. Deshalb ist es wichtig, dass Stiftungen in ihren Hinweisen zur Vermögensanlage erläutern, wie sie Nachhaltigkeit be-schreiben und welche Kriterien zur Beurteilung heran-gezogen werden. So wird eine Stiftung, die sich Um-weltthemen widmet, bei ihren Anlagen beispielswei-se auf erneuerbare Energien setzen. Eine Stiftung, die

kirchliche Zwecke verfolgt, kann „ihre“ Nachhaltigkeit über den konziliaren Prozess beschreiben und einen Schwerpunkt auf soziale Aspekte legen.

Zurück zum Ausgangsbeispiel: Die Stiftung „Kön-nen“, für die sich Frau Kruse interessiert, hat ihre Vor-stellungen dazu in ihren Anlagerichtlinien beschrieben und das klassische Dreieck der Geldanlage von Sicher-heit, Rentabilität und Liquidität durch ethisch-nachhal-tige Ansprüche an ihre eigenen Anlageentscheidungen ergänzt. Damit spielen bei der Auswahl von Vermö-gensanlagen neben Renditeaspekten inhaltliche Krite-rien eine wichtige Rolle. Das Anlagekonzept der Stif-tung „Können“ hat Frau Kruse überzeugt, deshalb un-terstützt sie die Stiftung weiterhin finanziell.

Bank für Kirche und Diakonie – KD-Bank

Kirche und Diakonie haben bereits in den

1920er-Jahren eigene Darlehnsgenossenschaften

gegründet. Aus den Vorgängerinstituten in Dres-

den, Münster, Magdeburg und Duisburg ist die

heutige Bank für Kirche und Diakonie als älteste

evangelische Kirchenbank in Deutschland hervor-

gegangen. Die Ziele der Bank sind bis heute unver-

ändert: Die wirtschaftliche Förderung der Mitglie-

der und Kunden ist der in der Satzung verankerte

Auftrag. Dieser schließt den ethisch-nachhalti-

gen Umgang mit Geld ein. Privatpersonen, die die

christlichen Werte der Bank teilen, sind ebenfalls

willkommen.

Christiane Wicht-Stieber ist Stiftungskoordinatorin bei der Bank für Kirche und Diakonie – KD-Bank und Geschäftsführerin der KD-BANK-STIFTUNG. Ehrenamtlich ist sie als Finanzkirchmeisterin ihrer Gemeinde sowie als Gründungs- und Vorstandsmitglied des Vereins Renniere e.V. tätig, der dialysepflichtige Kinder unterstützt.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.kd-bank.de

Mit Vermögen gestalten 69

Mit Nachhaltigkeit fährt man besser

Die Bedeutung von Nachhaltigkeitskriterien für die Beurteilung von Chancen und Risiken bei Unternehmensanleihen

Von Till Jung

Der Erfolg eines Anleihenportfolios hängt maßgeblich davon ab, inwieweit es den Portfoliomanagern ge-lingt, den teilweisen oder kompletten Ausfall einzel-ner Anleihen zu verhindern. Daher ist die risikoorien-tierte Auswahl der Emittenten im Anleihebereich von besonderer Bedeutung. Welche Rolle hierbei Nachhal-tigkeitsratings, im Speziellen die Analysen von oekom research, spielen können, ist Gegenstand der oekom Corporate Bonds-Studie.

Was wurde untersucht?Ziel der oekom Corporate Bonds-Studie war es zu ana-lysieren, welche Bedeutung Nachhaltigkeitsratings für die Einschätzung von Chancen und Risiken von Unter-nehmensanleihen haben. Dazu wurde zum einen die verfügbare Literatur zu diesem Thema gesichtet und ausgewertet. Zum anderen wurden zwei Studien auf der Basis der Nachhaltigkeitsratings von oekom re-search durchgeführt. Eine Studie beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Nachhaltigkeitsratings und Credit Spreads, also dem Renditezuschlag, den Inves-toren bei einer Anlage in ausfallrisikobehaftete Anlei-hen erhalten. Die andere untersucht die Prognosekraft von entsprechenden Ratings für die Zahlungsfähigkeit von Unternehmen, also die Frage, ob gut bewertete Unternehmen eine bessere Zahlungsfähigkeit aufwei-sen als Unternehmen mit einem schlechten Nachhal-tigkeitsrating. Zusätzlich wurden der Markt für Unter-nehmensanleihen sowie konventionelle und nachhal-tigkeitsbezogene Ansätze zur Bewertung von Unter-nehmen dokumentiert und analysiert.

Ergebnisse der Corporate Bonds-StudieDie Analysen zeigen zum einen, dass eine bessere Nachhaltigkeitsperformance und damit ein besseres Nachhaltigkeitsrating mit einer höheren Eigenkapi-

talquote einhergeht. Unternehmen mit oekom Prime Status weisen eine um rund 5 Prozent höhere Eigen-kapitalquote auf als Unternehmen, deren Nachhaltig-keitsperformance den Anforderungen des Prime Sta-tus nicht genügt. Anleger, die sich bei der Anlageent-scheidung am oekom Prime Status orientieren, halten damit Wertpapiere von Unternehmen mit einer über-durchschnittlich hohen Eigenkapitalquote in ihrem Portfolio. Die Eigenkapitalquote kann dabei als Indiz für die Fähigkeit der Unternehmen interpretiert wer-den, ihren Verpflichtungen aus der Emission von Cor-porate Bonds nachkommen zu können.

Der umgekehrte Zusammenhang, also der Einfluss von Eigenkapitalquote auf das Nachhaltigkeitsrating, konnte im Rahmen der Analysen hingegen explizit nicht nachgewiesen werden. Dies widerlegt die The-se, dass man sich als Unternehmen „Nachhaltigkeit leisten können muss“, dass also nur wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen über ausreichende Mittel verfügen, um ein umfassendes und systematisches Nachhaltigkeitsmanagement zu betreiben. Wirtschaft-licher Erfolg ist entsprechend keine Voraussetzung für ein gutes Nachhaltigkeitsrating, ein solches Rating ist aber umgekehrt ein belastbarer Indikator für ein wirt-schaftlich gesundes Unternehmen.

Unternehmen mit einem überdurchschnittlich gu-ten Nachhaltigkeitsrating weisen einen niedrigeren Credit Spread auf, werden von den Investoren also als weniger riskant angesehen. Die Beurteilung, welcher Preis bzw. welcher Risikoaufschlag für einen Corpora-te Bond angemessen ist, gewinnt deutlich an Präzisi-on, wenn Nachhaltigkeitsaspekte in das Preismodell integriert werden. So lassen sich beispielsweise ver-meintlich attraktive Bondpreise besser von tatsächlich günstigen Preisen unterscheiden. Der entsprechende Erklärungsbeitrag der oekom Corporate Ratings ent-

70 Bundesverband Deutscher Stiftungen

faltet sich dabei zusätzlich zu allen anderen Einfluss-faktoren, insbesondere auch zum konventionellen Fi-nanzrating.

Nachhaltigkeitsratings haben damit bei Anlage-entscheidungen in Corporate Bonds gleich in zweier-lei Hinsicht positive Wirkungen: Zum einen geben sie wichtige Hinweise auf die Risiken eines Teil- oder To-talverlusts bei Unternehmensanleihen, die sich aus einer wirtschaftlichen Schieflage des emittierenden Unternehmens ergeben könnten. Zum anderen ermög-licht die systematische Integration von ESG-Kriteri-en in die Auswahl von Corporate Bonds nicht nur eine Verbesserung der Nachhaltigkeitsqualität eines Port-folios, sondern wirkt sich auch positiv auf den finanzi-ellen Ertrag eines in Unternehmensanleihen investier-ten Portfolios aus.

Investoren können dabei konkret auf zwei Mecha-nismen setzen, über die der Informationsvorsprung aus den Nachhaltigkeitsratings das Rendite-Risi-ko-Profil verbessert. Der eine Mechanismus ergibt sich daraus, dass Unternehmen mit besserer Nachhaltig-keitsperformance ein geringeres Insolvenzrisiko auf-weisen. Von einem auf Nachhaltigkeitskriterien auf-gebauten Portfolio darf man daher erwarten, dass es langfristig weniger von Insolvenzen betroffen sein wird als ein konventionelles und daher über das Vermeiden von Verlustereignissen eine bessere Wertentwicklung erreichen wird. Der andere Mechanismus nutzt die Ab-hängigkeit des Credit Spreads vom Nachhaltigkeitsra-ting. Ein Beispiel: Eine Anleihe eines Unternehmens mit sehr guter Nachhaltigkeitsperformance mag für einen konventionellen Anleger einen angemessenen Credit Spread aufweisen, während der nachhaltige Investor erkennt, dass dieser Credit Spread die Nach-haltigkeitsperformance nicht berücksichtigt und daher zu hoch ist. Über kurz oder lang sollte der Markt die-ses korrigieren und der Credit Spread wird sinken, was gleichbedeutend ist mit einem steigenden Kurs. Sol-

che Kursgewinne können nachhaltige Investoren erzie-len bzw. entsprechende Kursverluste vermeiden.

FazitKonsequent zu Ende gedacht bedeuten diese Ergeb-nisse nicht mehr und nicht weniger, als dass man als Vermögensverwalter oder institutioneller Investor wie eine Stiftung, die in Corporate Bonds investiert, gut beraten ist, Nachhaltigkeitsratings bei der Kapitalan-lage systematisch zu berücksichtigen. Anleger, die ei-ner treuhänderischen Verantwortung gegenüber ihren Mitgliedern oder Kunden unterliegen, könnten im Hin-blick auf diese positiven Wirkungen sogar dazu ver-pflichtet sein.

oekom research AG

Die oekom research AG ist eine der weltweit füh-

renden Nachhaltigkeits-Ratingagenturen und dar-

auf spezialisiert, Unternehmen und Staaten unter

Nachhaltigkeitsgesichtspunkten zu bewerten. Die

Ratings werden von institutionellen Investoren,

Banken und Vermögensverwaltern genutzt. Die un-

abhängige Agentur mit Sitz in München und Nie-

derlassungen in Paris und London beschäftigt der-

zeit über 70 Mitarbeiter.

Till Jung hat ein Doppeldiplom in Politik- und Sozialwissenschaften des Institut d’Etudes Politiques in Paris und der Freien Universität Berlin. Seit 2004 ist er bei der oekom research AG tätig. Zunächst war er als Analyst u.a. verantwortlich für die Branchen Automobil und Maschinenbau. Seit Mai 2011 ist er als Director Business De-velopment zuständig für die Kundenbetreuung und Geschäftsentwicklung.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.oekom-research.com

Mit Vermögen gestalten 71

Substanz und Nachhaltigkeit

Aktienselektion mit doppelter Qualitätssicherung

Von Stefan Freytag

Der Begriff der Nachhaltigkeit ist aus den Diskussio-nen um zahlreiche die Gesellschaft betreffende As-pekte heutzutage nicht mehr wegzudenken. Die Nach-haltigkeitsphilosophie berücksichtigt langfristige Ent-wicklungen mit Zukunftsrelevanz. Zunehmend findet der Begriff auch Eingang in die Finanzwelt. Folgende Vorteile nachhaltigen Wirtschaftens lassen sich für Un-ternehmen identifizieren und sind deswegen auch in der Aktienanalyse relevant: 1. Die Reduktion von Umwelt- und Sozialrisiken ist

ausschlaggebend für die Absicherung gegen die Zuweisung von Verantwortlichkeiten, die zu Straf-zahlungen oder öffentlichen Boykotten führen könnten. Daraus ergeben sich verbesserte Kreditra-tings und eine Markenstärkung.

2. Ein verantwortungsbewusster Umgang mit Ressour-cen schont nicht nur die Umwelt, sondern spart schlichtweg Geld.

3. Nachhaltigkeitsinvestitionen bewirken ferner auch oftmals Innovationen auf Prozess- und Produkt-ebene, die mittelfristig zu Wettbewerbsvorteilen führen.

4. Zusätzliche Investitionen in die Personalentwick-lung erhöhen nachweislich die Mitarbeiterzufrie-denheit, Sozial- und Führungskompetenzen und steigern damit die Attraktivität für Talente am Ar-beitsmarkt.

Die Verwaltung von Wertpapierportfolios, die Kri-terien aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Unter-nehmensführung (ESG-Kriterien) explizit als Auswahl-kriterium nutzen, bezeichnet man auch als Social Re-sponsible Investing (SRI). Dieser Investmentansatz hat in den letzten zehn Jahren stark an Bedeutung gewon-nen. Die älteste und einfachste Form einer Anlagestra-tegie im Rahmen des SRI ist die Methode der Vermei-dung durch das „Negativ-Screening“. Nach diesem Prinzip werden Negativkriterien eingesetzt, um Un-

ternehmen oder Branchen aus dem Anlageuniversum auszuschließen, deren Geschäftstätigkeit oder Hand-lungsweisen nicht den ethischen Überzeugungen des Investors entsprechen. Dabei können Produkte und Dienstleistungen ebenso betroffen sein wie Produkti-onsbedingungen oder Unternehmensstrategien. Wich-tig ist, sich bewusst zu machen, dass extreme Aus-schlusskriterien dramatische Auswirkungen auf das Anlageuniversum haben können.

Bei der Anwendung von Positivkriterien geraten demgegenüber nur Unternehmen in das Anlageuni-versum, die ein besonderes Engagement hinsichtlich ökosozialer Aspekte aufweisen. Marktführer werden als sogenannte „best in class“-Unternehmen ausge-wählt. Sie bilden die jeweiligen Branchenvorreiter. Die betrachteten Positivkriterien werden mit dem Bran-chendurchschnitt verglichen. Innovatoren zeichnen sich besonders durch ihre Produkte und Dienstleistun-gen aus. Sie sind nicht nur nachhaltig orientiert, son-dern zudem in Branchen zur Förderung einer nachhal-tigen Entwicklung tätig.

In einer umfangreichen Marktstudie der Stein-beis-Hochschule Berlin wurden fast 200 Studien zum Einfluss der Nachhaltigkeitsorientierung auf das Anla-geergebnis analysiert. Die deutliche Mehrheit der Stu-dien kommt zu dem Ergebnis, dass nachhaltige Anla-gen für den Investor eher von Vorteil sind.

Dennoch können Qualität und Erträge von SRI-Port-folios, ebenso wie von klassisch gemanagten Portfo-lios, höchst unterschiedlich sein. Ein Investor beurteilt ein Mainstream-Investment anhand der Qualität des Managers und der Frage, ob der Investmentstil für das vorhandene Portfolio geeignet ist. Nach den gleichen Kriterien sollten SRI-Portfolios bewertet werden. Belast-bares und sorgfältiges SRI-Reseach ist zwingend erfor-derlich, ebenso wie eine fundierte Finanzanalyse und ein widerspruchsfreier Investmentprozess. Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, ist es am wahrscheinlichsten,

72 Bundesverband Deutscher Stiftungen

dass ein exzellentes Rendite-Risiko-Profil erzielt wird.Dogmatische und einseitige Analyseansätze kön-

nen deswegen sehr schnell in die Irre führen. Auch hervorragend „nachhaltig“ aufgestellte Unternehmen können längere Zeit nur unterdurchschnittlichen wirt-schaftlichen Erfolg aufweisen. Als verantwortlicher Vermögensverwalter muss man hier klare Entschei-dungen treffen. In diesem Sinne bleibt es dabei die Aufgabe, eine Einzeltitelauswahl aufgrund profunder Mikroanalyse immer wieder mit dem globalen Blick auf Branchen und Investitionsstandorte der Unterneh-men zu ergänzen und ggf. zu adjustieren.

Investoren mit langfristigem Anlagehorizont le-gen häufig Wert auf sehr fokussierte Value-Aktien-portfolios. Die Unternehmen in Value-Aktienportfo-lios zeichnen sich aus durch hervorragende Bilanzen, hohe Cash flows, solide finanzierte Dividendenerträge und eine vernünftige Ertragsprognose. Die Kursrisiken sind geringer, das Wachstum und die Gewinnaussich-ten sind dafür in der Regel niedriger. Die Unternehmen sind meist in traditionellen Branchen angesiedelt.

Aus der Tradition des unternehmerischen Investie-rens bewährt sich ein Konzept, das mit einigen weni-gen, einfachen und transparenten Grundregeln aus-kommt. Ziel dieses Anlagekonzeptes ist es, groß kapi-

talisierte und substanzstarke Aktientitel in den Aktien-märkten Westeuropa und USA zu identifizieren und in einem aktiv gemanagten Portfolio zu verwalten. Maß-geblich für die Bestimmung der Substanz der einzel-nen Aktientitel sind in erster Linie Fundamentaldaten, die über einen längeren Zeitraum (z.B. zehn Jahre) zu beobachten sind und den Unternehmenserfolg doku-mentieren. Hierbei werden Kennzahlen zur Eigenkapi-talquote sowie zum Fremdkapital bzw. zum Verschul-dungsgrad herangezogen. Eine hohe Eigenkapitalquo-te und eine geringe Verschuldung gelten als Zeichen einer guten Substanzstärke.

Ein weiteres Kriterium ist eine stetige und nachhal-tige Ausschüttungs- oder Dividendenpolitik. Da die nachhaltige Dividendenzahlung im Vordergrund steht, werden auch die Dividendenzahlungen der letzten zehn Jahre untersucht. Neben den „harten“ Kennzah-len aus der Analyse der Bilanzen und der Gewinn- und Verlustrechnung spielen auch das Geschäftsmodell und die Marktstellung eine wichtige Rolle bei der Aus-wahl bzw. Beurteilung der infrage kommenden Aktien. Dazu gehört die Marktposition eines Unternehmens, die Produktpolitik, die Preis- oder Kostenführerschaft und die geografische Diversifikation sowie die Innova-tionskraft (Forschung und Entwicklung).

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Analysedimensionder Studien

Anzahl deruntersuchten

Studien

Studienergebnisse zum Einfluss der Nachhaltigkeitsorientierungauf das Anlageergebnis

PositivMeta-Studien 13

55

187411

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178

17195

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2

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162

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1

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628

2

3

56

258

AktienAnleihen und KrediteFondsIndizesMehrere Asset-klassenΣ (Performance-analyse i.e.S.)

Σ (Gesamt)Sonstige*

Neutral Negativ Mixed Gesamtergebnis+ -+ -+ -+ -+ -+ -

+ -+ -+ -

* Studien mit positiven, negativen und/oder neutralen Teilergebnissen

Positives Ergebnis+ NegativesErgebnis- Durchschnitt

Überblick über die Ereignisse der analysierten Studien  Quelle: Steinbeis-Hochschule Berlin, Union Investment

Mit Vermögen gestalten 73

Die Aktientitel, die den beschriebenen Beurtei-lungsprozess erfolgreich durchlaufen haben und den Best-in-Class-Grundsätzen entsprechen, bilden die Grundlagen eines sogenannten Dividend & Solidi-ty-Aktienportfolios. In der Regel erfolgt eine Investiti-on in 20 bis 25 Titel aus Europa und den USA. Grund-sätzlich wird eine Gleichgewichtung angestrebt. Die-ser Investmentansatz führt zu einem transparenten Aktienportfolio, das zumindest die Rendite der An-lagemärkte erreicht, erfahrungsgemäß aber ein deut-lich geringeres Schwankungs- und Draw Down-Risiko ausweist.

Deutsche Oppenheim Family Office AG

Die Deutsche Oppenheim Family Office AG betreut

deutlich mehr als 10 Milliarden Euro an Vermögen

für einen überschaubaren Mandantenkreis. Die

Betreuung großer und komplexer Vermögen un-

ter Berücksichtigung nachhaltiger Grundsätze hat

hier eine lange Tradition. Mit den zwei Investment-

fonds FOS Rendite und Nachhaltigkeit und FOS

Performance und Sicherheit verfügt die Deutsche

Oppenheim Family Office AG über passgenaue In-

vestmentlösungen auch für kleinere Stiftungsver-

mögen.

Stefan Freytag ist Vorstand und Chief Investment Officer der Deutsche Oppenheim Family Office AG. Er verfügt über 30 Jahre Erfahrung im institutionellen und privaten Asset Management und ist derzeit verantwortlich für die Vermögensverwaltung von rund 3 Milliarden Assets under Management (AuM) für Unternehmerfami-lien und Stiftungen.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.deutsche-oppenheim.de

74 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Nachhaltigkeit bewerten

Aktienfonds auf dem Prüfstand

Von Thomas Goldfuß

Immer mehr Stiftungen haben den Anspruch, ihr Ver-mögen in Einklang mit ihrem Stiftungsauftrag und ih-rer Werteorientierung zu bringen. Und nahezu jeder Finanzdienstleister hat heute nachhaltige Aktienfonds im Angebot. Bei der Vielzahl der Angebote stehen auch Stiftungsverantwortliche mit einem hohen ethi-schen Anspruch häufig vor der Frage: Passt das Nach-haltigkeitsverständnis des Fonds zu unseren Vorstel-lungen? Und worauf ist bei der Auswahl besonders zu achten?

Dass sich in den letzten Jahren die Nachhaltig-keitsanalyse professionalisiert hat, ist ein großer Fort-schritt. Ratingagenturen bieten auf der Basis umfang-reicher Kriterienkataloge individualisierte Auswertun-gen an und schaffen somit die Grundlage für das Port-folio nachhaltiger Fonds.

Ausschluss- und PositivkriterienNicht immer ist es einfach zu beantworten, wie nach-haltig eine Anlage ist. Kann die Investition in ein Ei-senbahnunternehmen, das auch Kohle transportiert, noch als ökologisches Investment gewertet werden? Spielt bei einem Kreditinstitut das interne Umweltma-nagement eine Rolle oder doch viel mehr die Frage, welche Branchen es finanziert?

Klare Ausschlusskriterien auf der einen sowie Po-sitivkriterien auf der anderen Seite bieten eine erste gute Orientierung für Anlegerinnen und Anleger. In Ak-

tienfonds, deren Titelauswahl im Gegensatz dazu auf dem reinen Best-in-Class-Ansatz basiert, können sich dagegen z.B. auch Rüstungs- und Erdölunternehmen finden. Deren „Nachhaltigkeit“ basiert im Wesentli-chen darauf, dass ihre Mitbewerber sozial und ökolo-gisch noch schlechter abschneiden.

Positivkriterien ermöglichen es, den Blick auf das Kerngeschäft eines Unternehmens zu lenken. Mit die-ser Perspektive wird schnell deutlich: Die Nachhaltig-keitsleistung eines Kreditinstituts zeichnet sich durch seine konkrete Finanzierungspraxis aus und weniger durch die Tatsache, dass der Firmensitz gemäß Nach-haltigkeitsreport im letzten Jahr Ressourcen einsparen konnte. Bei dem kohletransportierenden Eisenbahn-unternehmen wird die Frage schon etwas schwieriger. Hier bedarf es eines intensiveren Blicks auf alle Ge-schäftsaktivitäten des Unternehmens, um eine Ent-scheidung abzuwägen.

Anlageausschuss und TransparenzUm den Ansprüchen eines nachhaltigen Fondsge-schäfts gerecht zu werden, bedarf es unabhängiger Kontrolle. Das kann ein unabhängiger Ausschuss mit Expertinnen und Experten aus Bereichen wie Umwelt und Menschenrechte leisten. Die Kriterien und der Auswahlprozess sollten dabei konsequent und trans-parent veröffentlicht werden. Ein umfassender Investi-tionsbericht bietet eine Orientierungshilfe. So können Anlegerinnen und Anleger eine qualifizierte Entschei-dung darüber treffen, ob das Angebot ihren Vorstellun-gen wirklich entspricht.

AnlagephilosophieZu guter Letzt spielt die Anlagephilosophie des Fonds-managements eine zentrale Rolle. Von einem eher kurzfristigen Fokus auf Spekulationsgewinne bis hin zu einer langfristigen Buy-and-Hold-Strategie variie-ren hier die Ansätze erheblich. Bei der Buy-and-Hold-

» Ob die Nachhaltigkeits-ausrichtung eines Aktienfonds

zu einer Stiftung und ihrer Werte-orientierung passt, ist immer eine

individuelle Entscheidung. «

Mit Vermögen gestalten 75

Strategie werden Wertpapiere aufgrund ihrer positiven Fundamentaldaten gekauft – und gehalten, bis sich diese ändern. Auch der Umgang mit Derivaten lässt sich kritisch hinterfragen. Sie sollten in erster Linie der Absicherung dienen.

Ob die Nachhaltigkeitsausrichtung eines Aktien-fonds zu einer Stiftung und ihrer Werteorientierung passt, ist schlussendlich immer eine individuelle Ent-scheidung. Sie sollte sich im besten Fall an vorher de-finierten und regelmäßig überprüften Anlagerichtlini-en orientieren.

GLS Bank

Als sozial-ökologische Bank setzt die GLS Bank

seit 40 Jahren konsequent auf Nachhaltigkeit und

Transparenz. Seit ihrer Gründung begleitet sie

Stiftungen – immer mit dem Ziel, das Stiftungs-

vermögen als gesellschaftliches Gestaltungsmittel

einzusetzen. Die Bank bietet Vermögensanlagen,

die gezielt den Anforderungen an das Stiftungs-

portfolio entsprechen und sich im Einklang mit

dem Stiftungsauftrag und den Werten befinden.

Thomas Goldfuß ist Bereichsleiter Vermögensmanagement und Treasury der GLS Bank. Zuvor war er viele Jahre in Fach- und Führungsfunktionen bei einer deutschen Großbank, als selbstständiger Berater und in einem Unternehmen aus dem Bereich erneuerbarer Energien tätig.

Weitere Informationen vermö[email protected]  |  www.gls.de 

76 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Mit Stiftungsvermögen die Welt bewegen

Wie Stiftungen die gesellschaftlichen Leistungen ihres Finanzvermögens bewerten und aufzeigen können

Von Daniel Bruderer

Wissen Sie, wie und wo das Vermögen Ihrer Stiftung angelegt ist? Stehen die Investments im Einklang mit dem Stiftungszweck oder bestehen Widersprüche? Wie wäre es, wenn die Kapitalanlagen ihrerseits po-sitive Wirkungen erzielen und Ihrer Mission entspre-chen? Grundsätzlich ist es möglich, ein Stiftungsver-mögen professionell und mit marktgerechten Renditen anzulegen und gleichzeitig seine Leistungen für Wirt-schaft, Gesellschaft und Umwelt zu kennen.

Inzwischen hat sich bei vielen Stiftungen die An-sicht durchgesetzt, dass ihre Kapitalanlagen im Ein-klang mit ihrem Stiftungszweck stehen sollten. Wes-halb? Die erfolgreiche Verwaltung des Stiftungsvermö-gens ist eine zentrale Voraussetzung für die Projekt- und Fördertätigkeit und damit für die Erfüllung des Stiftungszwecks. Zweckkonformes und nachhaltiges Investieren verhindert Zielkonflikte und vergrößert die positive Gesamtwirkung. Es stärkt die Reputation der Stiftung und unterstützt die Bemühungen um Spenden und Zustiftungen. Gerade weil Stiftungen von steuerli-chen Begünstigungen profitieren, erwarten viele Spen-der und Zustifter heute, dass Stiftungen sich dazu po-sitionieren, ob und ggf. wie die Vermögensanlage den Stiftungszweck unterstützen soll. Zumindest sollte si-chergestellt werden, dass keine Investitionen getätigt werden, die dem Stiftungszweck zuwiderlaufen.

Am Markt gibt es heute zahlreiche Möglichkeiten, wie eine Stiftung zweckgerichtet und nachhaltig an-legen kann – sei dies durch nachhaltige oder thema-tische Anlagefonds oder durch spezialisierte Vermö-gensverwaltungsmandate. Noch in den Kinderschuhen steckt dagegen die Praxis der Berichterstattung und das Controlling zur Wirkung solcher Strategien.

Der Fußabdruck Ihrer VermögensanlageDas Anwenden eines systematischen Bewertungsras-ters für alle Kapitalanlagen in allen Vermögensklas-sen, auf Englisch Impact Assessment Framework ge-nannt, ist eine Grundvoraussetzung. Dieses muss so objektiv und nachvollziehbar wie möglich aufgebaut sein und sich nach anerkannten, dringlichen Zielen der Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt richten. So wird die Vergleichbarkeit im Sektor möglich, unabhän-gig vom jeweiligen Zweck der einzelnen Stiftungen, wie das Rechnungslegungsstandards im finanziellen Bereich tun.

Entscheidend ist, dass Stiftungsorgane, Stifter, Spender und weitere Anspruchsgruppen einfach und übersichtlich Transparenz über ihre Kapitalanlagen erhalten – ein wichtiges Element, auf moderne Weise Rechenschaft abzulegen.

Am Markt gibt es bereits ausgereifte Lösungsan-sätze, die eine solche Wirkungsbewertung umsetzen: Einfache und aussagekräftige Visualisierungen zeigen die Wirkung eines Depots auf. Interaktive Onlineversi-onen unterstützen die Arbeit der Stiftungsorgane und

» Zweckkonformes und nachhaltiges Investieren

verhindert Zielkonflikte und vergrößert die positive Gesamt-

wirkung einer Stiftung. Das stärkt die Reputation und

unterstützt die Bemühungen um Spenden und Zustiftungen. «

Mit Vermögen gestalten 77

können zur Kommunikation z.B. mit Spendern und der Öffentlichkeit herangezogen werden. Anhand von Dar-stellungen kann veranschaulicht werden, in welche Themen mit Zukunft das Stiftungsvermögen investiert ist und welche Chancen sich für Kapitalanlagen bie-ten. Dabei lässt sich auch die Gesamtwirkung eines Portfolios (Anlagen verschiedenster Vermögensklas-sen) anzeigen.

Damit das gesamte Vermögen einer Stiftung in die Bewertung einbezogen werden kann, sollte eine Me-thodik nicht nur Unternehmen durchleuchten, sondern auch Anlagefonds, strukturierte Produkte oder Anlei-hen von Staaten bewerten können.

Neben einer zusammenfassenden Gesamtschau interessiert zusätzlich, wie gut die Leistung des Stif-tungsvermögens in einzelnen Themenbereichen ist. Lösungsansätze sollten inhaltliche Wirkungsbereiche umfassen, in denen sich die Mehrheit der Stiftungen wiederfindet. Eine Stiftung etwa, die im Bereich Um-weltschutz tätig ist, sollte einen sehr starken Nutzen in der Dimension Umwelt erzielen, d.h. ihre Kapital-anlagen sollten z.B. einen wesentlichen Beitrag im Bereich Ressourcennutzung und Klimaschutz leisten. Stiftungen mit anderer Ausrichtung, z.B. Kunst und Kultur, sollten in einem ersten Schritt die Gewissheit erhalten, dass ihr Portfolio allgemeinen Ansprüchen des Gemeinwohls und der Integrität entspricht. In ei-nem zweiten Schritt kann auf individueller Basis die allgemeine Bewertung durch zusätzliche, im Hinblick auf den Stiftungszweck definierte Auswertungen er-gänzt werden.

Stiftungen können es sich heute nicht mehr leis-ten, der Frage interesselos gegenüberzustehen, wie die Mittel verdient werden, die sie bei ihrer Fördertä-tigkeit verwenden. Aus diesem Grund ist es essenziell, dass die Leistungen des Kapitals bezogen auf die glo-bal dringlichen Herausforderungen und Chancen be-

kannt sind. Ein Wirkungscontrolling des Stiftungsver-mögens sollte daher den Stiftungsgremien als Kom-pass zur Verfügung stehen.

Globalance Bank

Die Globalance Bank ist eine eigentümergeführte

Schweizer Privatbank, die als weltweit erste Bank

mit dem Globalance Footprint ihren Kunden den

Fußabdruck ihres Vermögens aufzeigt und so die

Wirkung aller Anlagen auf Wirtschaft, Gesellschaft

und Umwelt sichtbar macht. Die Bank wurde mehr-

fach ausgezeichnet, u.a. 2015 mit dem Award des

World Economic Forums als „Global Growth Com-

pany“. Die Auszeichnung würdigt Unternehmen,

die mit einem visionären Geschäftsmodell, Inno-

vationen und Dynamik das Potenzial haben, neue

Maßstäbe für ihre Industrie zu setzen.

Daniel Bruderer ist bei der Globalance Bank für den Bereich Stiftungen zuständig. In dieser Funktion berät und unterstützt er Stiftungen bei der Frage, wie der Stiftungszweck auch direkt über das Anlagevermögen gefördert wer-den kann. Bruderer ist Dipl.-Betriebsökonom (FH). Er absolvierte die postgradualen Studiengänge Executi-ve Master in International Management (FH) und Executive Master of Business Administration (EMBA FH) an der Universität für angewandte Wissenschaften.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.globalance-bank.com  |  Demo-Version des Globalance Footprints: www.globalance-bank.com/de/anlegen-mit-zukunft/portfolio-footprint.html

78 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Entwicklung für das Portfolio

Um das Thema Mikrofinanz ist es ruhiger geworden. Dennoch bieten entsprechende Fonds noch immer eine

interessante Anlagemöglichkeit für Stiftungen.

Von Michael P. Sommer

Mikrofinanzfonds überzeugen seit Jahren auch wirt-schaftlich. Doch so wenig die gute Absicht für eine An-lageentscheidung ausreicht, mittels dieser Form der Entwicklungsfinanzierung Wirkung zu erzielen, so sehr ist es zu kurz gedacht, nur auf die im derzeitigen Um-feld attraktive Rendite zu schauen. Gerade aber wegen der engen Verknüpfung von finanziellem Ertrag und Zweckerfüllung ist für Stiftungen dieses Asset von be-sonderem Interesse.

Wirkungsorientiertes Investment mit finanziellem ErtragDabei ist Anlagedruck leichter auszuhalten als der Ver-lust von Stiftungskapital. Deshalb darf die Überlegung einer sinnstiftenden und gleichzeitig ertragbringen-den Anlage nicht zu einem Qualitätsverlust in der As-set Allokation führen. Einige inzwischen langjährig ge-lebte Fakten helfen da weiter: Mikrofinanzfonds legen ihr Geld in der Refinanzierung von Mikrofinanzinstitu-tionen in vielen Ländern der Welt an, die damit Klein-kredite vornehmlich im produktiven Bereich vergeben. Diese enorme Streuung des Kapitals führt im Ergebnis zu einer geringen Volatilität im Fonds und damit zu ei-ner Stabilisierung in einem gemischten Portfolio, zu-sätzlich gefördert durch eine negative Korrelation zu anderen Assetklassen.

Das auf großer Kundennähe und Betreuungsinten-sität basierende Geschäftsmodell Mikrofinanz – be-stehend aus den Basisfinanzdienstleistungen Sparen, Kredit, Versicherung und Geldtransfer – führt zusam-men mit dem unbedingten Erfolgswillen der Endkun-den zu vergleichsweise geringen Kreditausfällen. Und da alle Beteiligten an dieser Wertschöpfungskette – Investoren, Fonds, Mikrofinanzinstitute und End-

kunden – gleichermaßen auf einen angemessenen Ertrag, nicht aber auf Ertragsmaximierung setzen, er-zielen Mikrofinanzfonds für den Anleger ein sehr gu-tes Risiko-Rendite-Profil. Wirkungsorientiertes Invest-ment mit finanziellem Ertrag – das ist nicht die Quad-ratur des Kreises, sondern eine reale Anlageperspek-tive für Stiftungen.

Ursprünge und Professionalisierung der MikrofinanzmärkteDabei ist das Thema Mikrofinanz nicht neu. In Deutschland findet es seine Wurzeln sowohl im Auf-kommen der Kreditgenossenschaften wie auch der Sparkassenbewegung des 19. Jahrhunderts. Doch ebenso wie die Franziskaner im Italien der Renais-sance mit ihren „Montes Pietatis“ hat es schon frühe

vergleichbare Entwicklungen auf verschiedenen Kon-tinenten zu allen Zeiten gegeben. Vergleichbar des-wegen, weil es immer um die gleiche, sozial geprägte Komponente geht: ökonomisch armen Menschen den Zugang zu Basisfinanzdienstleistungen zu geben, um

» Da alle Beteiligten auf einen angemessenen

Ertrag, nicht aber auf Ertragsmaximierung setzen,

erzielen Mikrofinanzfonds für den Anleger ein sehr

gutes Risiko-Rendite-Profil. «

Mit Vermögen gestalten 79

Michael P. Sommer, Rechtsanwalt, ist als Direktor Ausland & Nachhaltigkeit bei der Bank im Bistum Essen tätig. Er gilt als einer der führenden Experten für Mikrofinanzanlagen.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.bibessen.de

so die Chance (nicht die Garantie!) auf Entwicklung zu ermöglichen.

Heute ist Mikrofinanz an den Kapitalmärkten an-gekommen, nicht zuletzt durch die Erfahrungen von Muhammad Yunus in Bangladesh. In den vergange-nen Jahren hat diese Tatsache, zudem vereinzelte ne-gative Ereignisse in einzelnen Märkten wie auch zu-nehmender Wettbewerb und regulatorische Anforde-rungen, zu einer umfangreichen Professionalisierung marktfähiger Mikrofinanzinstitute geführt. Und in der Nicht-Fachpresse ist es ruhiger um das Thema gewor-den. Auch dies ist ein Zeichen dafür, dass Mikrofi-nanzfonds als Anlageform in der Normalität angekom-men sind und einer sachlichen und fachlichen Diskus-sion unterliegen. Es ist halt nicht so einfach, wie man es gerne hätte: Mikrofinanz ist kein Allheilmittel zur Beseitigung der Armut in der Welt. Doch richtig ge-macht ist es sehr wohl ein effektives und effizientes Instrument, Ethik und Rendite in Einklang zu bringen.

Und die Risiken?Wie bei jeder anderen Anlageform gibt es auch hier Risiken. Mit der zunehmenden Weiterentwicklung der einzelnen Mikrofinanzmärkte steigen die Anforderun-gen an die Professionalität. Überkommerzialisierung, Überschuldungstendenzen in einzelnen Märkten, die Anfälligkeit für makroökonomische Entwicklungen, Konsolidierungen, Margendruck und Kostensteige-rungen durch Aufsichtsrecht und Ressourceneinsatz sind hier die Stichworte – Herausforderungen, denen die Mikrofinanzinstitute vor Ort ausgesetzt sind und die seitens eines professionellen Fondsmanagements durchgehend beobachtet werden müssen.

Hinzu kommen politische Risiken, Marktrisiken usw. – ein Blick in den jeweiligen Fondsprospekt emp-fiehlt sich. Und es gilt immer, sich Anbieter von Fonds auch im Hinblick darauf anzuschauen, inwieweit das Thema Mikrofinanz in der Unternehmensstrategie und

-philosophie verankert ist. Das Produkt selbst soll-te einfach konzipiert sein – je kürzer die Wertschöp-fungskette ist, umso fairer sind Kosten und Ertrag aller Beteiligten gestaltbar.

Risiken ändern nichts daran, dass die Anlage in Mi-krofinanz gerade für Stiftungen mit ihrem Ansatz, auch gesellschaftlich verantwortungsbewusst zu investie-ren, interessant ist. So kann die Zweckverwirklichung einer Stiftung z.B. in den Lebensbereichen Ernährung, Gesundheit und Bildung durch potenziell ermöglich-te Wirkungen eines Mikrofinanzinvestments gehebelt werden. Mikrofinanz ist als ein wirkungsorientiertes Impact Investment im Bereich nachhaltiger Geldanla-gen angekommen.

BANK IM BISTUM ESSEN eG

Die BANK IM BISTUM ESSEN eG ist seit 1966 für

kirchliche Einrichtungen und den ganzen gemein-

wohlorientierten Sektor in allen Finanzfragen tä-

tig. Den Kunden stehen zertifizierte Stiftungsbe-

rater zur Seite. Auf Stiftungen spezialisierte An-

lageprodukte helfen beim Vermögensaufbau und

-erhalt. FairBanking umschreibt den Leitgedanken

der Geschäftspolitik: Verantwortung übernehmen,

nachhaltig handeln.

80 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Sprudelnde Rendite für Stiftungsportfolios

Investments in Wasserfonds sind eine interessante Anlagemöglichkeit – aber nicht immer sind sie nachhaltig.

Von Markus Güntner

Zu gemeinnützigen Stiftungszwecken passen nachhal-tige Fondslösungen ideal. Denn wer Gutes tut, möchte sein Kapital kaum vermehrt wissen durch Investitio-nen in Waffenhersteller oder Unternehmen, die die Kli-maerwärmung fördern.

Aus nachhaltigen Gesichtspunkten bieten sich Wasserinvestments für die Berücksichtigung in Stif-tungsportfolios an. Denn die Versorgung der Mensch-heit mit dem wichtigsten Rohstoff der Welt ist eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.

Dem globalen Bevölkerungswachstum und dem zunehmenden Wohlstand der Schwellenländer hält

das erneuerbare Wasserangebot nicht stand. Um das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zu minimieren, muss Wasser eingespart werden und ei-ne Entkopplung des Wasserverbrauchs vom globalen Wirtschaftswachstum erfolgen. Dieses Problem ist nur zu lösen, indem die Wassereffizienz erhöht wird, um den Wasserverbrauch dauerhaft zu senken.

Für Investoren bedeutet das im Umkehrschluss: Unternehmen, die einen erheblichen Beitrag zur Was-sereffizienz liefern, haben über die nächsten Jahre sehr große Wachstumschancen. Zudem ist mit einem enormen staatlichen Investitionsschub im Wassersek-

4.500

6.900

4.200

Defizit von 2.700 Mrd. m³

Grundwasser

existierendes und zugängliches Angebot

Verbrauch im Jahr 2030aktueller Verbrauch

Gemeinden und Haushalte

Industrie

Landwirtschaft

Oberflächenwasser

600

900

1.500

4.500

-2.700

750

3.5503.100

800

2% jährliches

Wachstum

Ein Defizit von 2.700 Milliarden Kubikmetern Wasser bis 2030  Quelle: Studie „Water Challenge 2030“

Mit Vermögen gestalten 81

tor zu rechnen, der den Firmen, die hier ihren Schwer-punkt haben, zugutekommen wird.

Gerade in der Landwirtschaft wird künftig die effizi-entere Nutzung von Wasser entscheidend sein. In der Landwirtschaft ist die Mikro- oder Tröpfchenbewässe-rung genannte Methode ein Paradebeispiel für Was-sereffizienz. Aber auch in der industriellen Fertigung ist der Wasserverbrauch zu hoch und Einsparmaßnah-men sind vonnöten. Insbesondere für Hersteller von Wassertechnologien besteht daher in den nächsten Jahren enormes Absatzpotenzial, das aus Investoren-sicht interessant erscheint.

Das sind nur einige Beispiele, warum sich Stiftungen mit einem Wasserinvestment auseinandersetzen soll-ten. Es geht dabei nicht um die Spekulation mit einem Rohstoff, sondern um die Unterstützung einer nachhal-tigen Entwicklung und um die Partizipation an den Un-ternehmenserfolgen im Wasserbereich, die langfristig für sprudelnde Renditen im Depot sorgen können. Die Aussichten, dass sich das Wassersegment besser ent-wickelt als der Branchendurchschnitt, sind positiv.

Speziell Aktienfonds mit dem Themenschwerpunkt Wasser haben sich im Markt der Anlagemöglichkeiten eta-bliert. Da es sich häufig um klein- oder mittelkapitalisier-te Unternehmen handelt, ist der Vorteil einer Streuung in

viele Werte innerhalb eines Portfolios ein wichtiges Argu-ment für Investoren, um nicht die Risiken der direkten Ak-tienanlage in wenige Werte in Kauf nehmen zu müssen.

Wasserfonds investieren in der Regel in Unterneh-men, die Technologien, Produkte oder Dienstleistun-gen mit Bezug zur Wertschöpfungskette des Wassers anbieten. Für die Manager von Stiftungsvermögen ist es bei der Fondswahl sehr wichtig, die Anlagephiloso-phie genau zu prüfen. Denn ein Wasserfonds ist nicht automatisch nachhaltig. Es gibt Fonds mit explizit nachhaltigen Kriterien, die je nach Anbieter verschie-den streng ausfallen, und es gibt Varianten, die über-haupt keine nachhaltigen Maßstäbe anwenden.

Swisscanto

In der Schweiz ist Swisscanto einer der führenden

Anlagefondsanbieter sowie Anbieter von Lösungen

der beruflichen und privaten Vorsorge. Swisscanto

ist für seine Vorreiterrolle bei nachhaltigen Anlagen

bekannt und ermöglicht Investoren seit 2007 mit

dem Swisscanto (LU) Equity Fund Water Invest J (ISIN

LU0302977094), an den Chancen des Wasserseg-

ments zu partizipieren – mit nachhaltigen Kriterien.

Markus Güntner ist Nachhaltigkeitsexperte bei Swisscanto Asset Management International S.A. Der Diplom-Betriebswirt (VWA) durchlief einige Stationen in der Sparkassen-Organisation, bevor er 1998 zur DekaBank wechselte. Bei Swisscanto trat der ausgebildete Bankkaufmann und Verkaufstrainer im Jahr 2006 ein und spezialisier-te sich auf den Bereich Nachhaltigkeit.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.swisscanto.de

» Es geht nicht um die Spekulation mit einem Rohstoff,

sondern um die Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklung und

um die Partizipation an den Unternehmenserfolgen im

Wasserbereich. «

» Unternehmen, die einen erheblichen Beitrag zur

Was sereffizienz liefern, haben über die nächsten Jahre sehr große

Wachstumschancen. «

82 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Erneuerbare Energien im Stiftungsportfolio

Mit Geldanlagen die Energiewende voranbringen

Von Christa Jäger-Schrödl

Der Atomausstieg ist beschlossene Sache, auch wenn die Politik immer wieder etwas bremst. Die Zukunft ge-hört den erneuerbaren Energien! So wundert es nicht, dass sich Beteiligungen an Erneuerbare-Energie-Pro-jekten großer Beliebtheit erfreuen – nicht nur bei Pri-vatanlegern, sondern auch bei Stiftungen.

Deutschland ist durch den Umbau seiner Energie-versorgung auf dem Weg zu einer umweltschonenden Volkswirtschaft. Das letzte Atomkraftwerk soll bereits 2022 vom Netz gehen, und die Alternativen wachsen. Dabei sind die erneuerbaren Energien und die Ener-gieeffizienz – der umsichtige Umgang mit Energie – die beiden wichtigsten Säulen der Energiewende. Be-reits 2050 soll sich unser Stromverbrauch zu 80 Pro-zent aus erneuerbaren Energien decken. Dann sollten wir auch nur noch halb so viel Energie verbrauchen wie im Jahr 2008. Dass Deutschland dabei auf einem guten Weg ist, zeigen folgende Zahlen: 2014 flossen 18,8 Milliarden Euro in Erneuerbare-Energie-Anlagen, und man schätzt, dass 2015 ca. 6,5 Milliarden Euro zu-sätzlich in Energiesparmaßnahmen investiert werden. Bereits heute kommt ein Viertel unseres Stroms aus Wind, Sonne, Biomasse und Wasser. Das liegt natürlich auch an Bürgerinitiativen für Erneuerbare-Energie-Pro-jekte und an einer Vielzahl von Anlegern aus dem Be-reich grünes Geld.

„Studien zeigen, dass Investitionen in ökologisch sinnvolle und qualitativ hochwertige Geldanlagen im Vergleich zu konventionellen Finanzprodukten lang-fristig die bessere Alternative sind“, erklärt UDI-Ge-schäftsführer Georg Hetz, der mit seinem Unterneh-men zu den Pionieren grüner Geldanlagen zählt. Das gelte nicht nur für die Umwelt, sondern auch für den Anlageerfolg.

Was versteht man genau unter „grünen Geldanlagen“?Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich bei „grünen Geldanlagen“ immer um Geldanlagen, die in ökolo-gisch und nachhaltig orientierte Projekte investieren. Das „Grüne“ daran ist: Es geht immer um Klimaschutz und eine lebenswerte Umwelt für Mensch und Tier – auch in der Zukunft. Das heißt im Umkehrschluss: Ei-ne Geldanlage ist nicht „grün“, wenn sie direkt oder indirekt Atomkraft, Kohlekraftwerke, Kinderarbeit, Massentierhaltung, Waffenhandel o.Ä. fördert.

„Die grüne Vermögensanlage erkennt man durch die Frage: Wie kann ich mein Geld mit Mehrwert für Umwelt und Gesellschaft anlegen?“, erklärt Hetz. „Und für Stiftungen spielt es natürlich auch eine Rol-le, dass es sich hier um nachhaltige Investments han-delt.“ Jede gemeinnützige Organisation müsse ihr Tun an den eigenen Satzungszwecken und Werten messen lassen. Das sollte natürlich auch für die Verwaltung des Stiftungskapitals gelten.

Ist der Markt der erneuerbaren Energien eine Alternative für Stiftungen?„Die anhaltend niedrigen Zinsen für festverzinsliche Wertpapiere lassen Stiftungen heute ihre Investiti-onspolitik überdenken“, meint Hetz. „Vermögensver-antwortliche in Stiftungen sollten sich ganz genau die bisherigen Leistungen eines Anbieters ansehen.“ Langjährige Erfahrung, korrekt gezahlte Zinsen und pünktliche Rückzahlungen seien ein Muss. Dank Goo-gle könne man das heutzutage im Netz relativ leicht recherchieren.

„Ein geschlossener Fonds ist meines Erachtens für Stiftungen zu riskant. Als typische Geschäftsbeteiligung mit allen unternehmerischen Risiken und einer Laufzeit von 20 Jahren sollte darauf verzichtet werden.“

Mit Vermögen gestalten 83

Welche Möglichkeiten der Investition in erneuerbare Energien gibt es?„Saubere Energiegewinnung aus Sonne, Wind und Biomasse ist gelebter Klimaschutz und macht Deutschland langfristig unabhängig von Energieimpor-ten“, so Hetz, der sich freut, dass auch die Renditen in diesem Bereich beachtlich sein können.» In Sachen Solar investieren Anleger und Investo-

ren gleichermaßen am liebsten in Solaranlagen, die bereits am Netz sind. Das hat den Vorteil, dass die Solarvergütung gesichert ist. „Natürlich gibt es auch in diesem Bereich immer wieder neue Projekt-ideen“, erklärt Hetz. „Großen Erfolg hatten wir mit einer Solarbeteiligung, bei der ein Hausbesitzer die Solaranlage auf seinem Dach mieten kann. So liegt sein Kapital nicht fest, und die Investoren, die die-se Solaranlage gekauft haben, profitieren von der Miete und vom Verkauf des Stroms.“

» Bei Investitionen in die Erzeugung von Windenergie werden in der Regel immer mehrere Windanlagen in einer Beteiligung zusammengefasst. Die Vergütung aus dieser Geldanlage erfolgt bei deutschen Stand-orten in der Regel gemäß den Einspeisevorgaben des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Durch die mögliche Direktvermarktung des erzeugten Stroms können die Erträge aber deutlich verbessert werden.

» „Möglichkeiten der Beteiligung an Wasserkraftwer-ken gibt es hierzulande nur wenige“, meint Georg Hetz. „Leider verfolgen diese auch nicht immer unsere Nachhaltigkeitskriterien. Wir haben schon deshalb keine Wasserprojekte im Angebot.“

» Nur einige spezialisierte Anbieter widmen sich auch der Energieform Biogas. Zwar sind die Biogas-anlagen bei Landwirten längst etabliert, aber für Fondsgesellschaften oft zu klein. „Auch deshalb kombinieren wir bei unseren Biogas-Projekten, ähnlich wie bei Windparks, immer mehrere Biogas-anlagen in einer Geldanlage.“

Wie sieht es allgemein mit der Sicherheit „grüner“ Anlagen aus?Grüne Geldanlagen sind nicht grundsätzlich sicherer als andere Anlageformen. Es kommt immer darauf an, um welches Produkt es sich handelt. Wichtig ist die Unter-scheidung: Liegen der Geldanlage Sachwerte wie Im-mobilien oder Ökokraftwerke zugrunde, die im Falle ei-ner Pleite verkauft werden können, oder sind es reine „Buchgelder“, die im Nichts verschwinden können? „Wir investieren beispielsweise nur in Erneuerbare-Energi-en-Projekte mit Ertragsgutachten an geeigneten Stand-orten. Auch achten wir darauf, dass die Technik über langfristige Garantien verfügt und Gewährleistungszu-sagen vorliegen“, so Hetz zu möglichen Qualitätskriteri-en. „Ganz wichtig ist uns natürlich die Wirtschaftlichkeit. In der Planrechnung müssen bestimmte rentable Kenn-ziffern realistisch erreicht werden. Wir kalkulieren eher zurückhaltend und lassen nur Zahlen zu, die tatsächlich erreicht werden können – auch langfristig.“

UDI-Gruppe

1998 gegründet, gehört UDI bereits seit vielen

Jahren zu Deutschlands Marktführern im Bereich

ökologischer Kapitalanlagen. Dem Wissen der 49

Mitarbeiter des UDI-Teams und der Qualität der

Beteiligungsangebote vertrauen mehr als 15.000

Anleger. Das bisher vermittelte Eigenkapital von

über 389,3 Millionen Euro ermöglichte zusammen

mit dem Fremdkapital bis heute den Bau von 363

Windkraftanlagen, 47 Biogasanlagen und 71 Solar-

projekten.

Christa Jäger-Schrödl verantwortet die Pressearbeit der UDI Beratungsgesellschaft mbH in Nürnberg.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.udi.de

Teil 3Anlageklassen und Produkte

86 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Vorsicht, Zitronen!

Wie Stiftungen vermeiden, dass Anlagen sauer aufstoßen

Von Frank Wettlauffer

Angesichts risikoloser Zinsen von mehr oder weniger Null empfehlen Berater und auch die Stiftungsaufsicht schon seit Jahren, Erträge durch die Generierung von Risikoprämien, z.B. an den Aktienmärkten oder durch Immobilienanlagen, zu erwirtschaften. Ein Blick in die Depots von Stiftungen zeigt jedoch, dass ein Großteil der Gelder „risikolos“ auf Konten geparkt und nur ein geringer Teil in höher rentierenden Anlagen wie Aktien investiert ist. Vor alternativen, wenig korrelierten Anla-gen scheuen viele Stiftungen zurück. Sie verfügen sel-ten über das notwendige Anlage-Know-how und müs-sen befürchten, ein schlechtes Produkt zu erwerben. Damit verzichten Stiftungen jedoch auf Erträge und Risikoreduktion durch Diversifikation. Die Beachtung von fünf einfachen Punkten hilft, auch ohne vertieftes Kapitalmarktwissen erfolgreich zu investieren.

Caveat emptor: Der Käufer möge sich in Acht neh-men! Schon bei den alten Römern galt diese Regel für jeden Käufer. Aufgrund der unterschiedlich verteilten, sogenannten asymmetrischen Information über die Qualität der Ware zwischen Verkäufer und Käufer be-steht nämlich immer die Gefahr, dass der Verkäufer den Käufer „übers Ohr haut“.

Der Markt für „Zitronen“Der Nobelpreisträger Georg A. Akerlof hat in seinem Artikel „The Market for ‚Lemons‘“ anhand des Ge-brauchtwagenmarktes gezeigt, dass Käufer und Ver-käufer nur dann zusammenfinden, wenn der Verkäufer glaubhaft machen kann, dem Käufer keine „Zitrone“ unterzuschieben. (Lemons, d.h. Zitronen, werden in den USA umgangssprachlich schlechte Gebrauchtwa-gen genannt.) Dazu wird der Verkäufer als Signal das Serviceheft und den letzten TÜV-Bericht vorlegen oder sogar eine Garantie geben, um die zugesicherte Qua-lität des Gebrauchtwagens zu untermauern. Angese-hene Autohäuser sichern ihre gute Reputation, indem sie nur hochwertige Gebrauchtwagen verkaufen und

erzielen durch die Glaubwürdigkeit des Signals ei-ner Marke sogar höhere Verkaufspreise. Eine Strate-gie für den Käufer besteht darin, das Auto des Kolle-gen, Nachbarn oder Verwandten zu kaufen, dessen Fahrstil man kennt und von dem bekannt ist, dass er genauso wenig Wissen über Autos hat wie man selbst. Denn wenn man sicher ist, dass der andere auch nicht mehr weiß als man selbst (die Informationslage also symmetrisch ist), dann besteht auch kein Grund zur Befürchtung, übervorteilt zu werden. Überlässt man dann die Preisfestsetzung einem Dritten, dem „Spe-zialisten“, so kommt es zu einem Vertragsabschluss zwischen zwei glücklichen Partnern.

Vorsicht führt zu MarktversagenWas hat der Handel mit Gebrauchtwagen nun mit Stif-tungen und ihren Kapitalanlagen zu tun? In der Be-ratung von Stiftungen zeigt sich immer wieder, dass viele Stiftungsverantwortliche in der Situation des Ge-brauchtwagenkäufers sind: Sie stehen vor einer gro-ßen Anzahl von Anlageprodukten, verfügen aber nicht über die notwendige Expertise, um diese umfassend beurteilen zu können. Ihnen steht ein Verkäufer ge-genüber, der in der Regel nicht nur besser informiert ist, sondern zusätzlich allen Grund hat, die Aussichten des Produkts so rosig wie möglich darzustellen. Inwie-weit diese Darstellung nur ein geringfügiges – norma-les und erwartetes – Herausstellen der positiven Ei-genschaften oder eine bewusste Unterschlagung von Risikofaktoren und Kosten bzw. Fehldarstellung von Renditeerwartungen ist, kann häufig nicht abschlie-ßend beurteilt werden. Die Konsequenz: Aus Angst, eine „Zitrone“ zu kaufen, wird gar nichts gemacht. Es kommt daher zu dem von Akerlof beschriebenen Marktversagen: Das Geld häuft sich auf dem Konto an und wird nicht optimal investiert.

Doch wie der Automarkt Institutionen und Wege ge-funden hat, die Nachteile der Informationsasymmetrie

Mit Vermögen gestalten 87

und das daraus entstehende Risiko falscher Verspre-chen abzumildern, hat dies auch der Anlagemarkt ge-tan. Wer die Instrumente kennt und diese richtig beur-teilt, kann die Vorteile aller Anlagemöglichkeiten nut-zen – ohne Angst vor Zitronen im Depot.

Regel 1: Börsennotierung schützt vor ÜbervorteilungDer Königsweg, dem Risiko falscher Versprechen des Verkäufers aus dem Weg zu gehen, ist, sich auf bör-sennotierte Wertpapiere zu konzentrieren. Zum einen haben Börsen üblicherweise strenge Zugangsvoraus-setzungen und Anlegerschutzgesetze. Zum anderen

muss die Stiftung hier gar nicht über vertiefte Informa-tionen und die Fähigkeit zur Bewertung von Wertpa-pieren verfügen. Es reicht, wenn Tausende von inter-essierten Anlegern und Spekulanten die der breiten Öffentlichkeit verfügbaren Informationen analysieren und bei eventuellen Fehlbewertungen durch Kauf oder Verkauf sofort den Preis zum inneren Wert zurückfüh-ren. Ein liquider Börsenhandel schützt also vor dem Risiko falscher Versprechungen. Natürlich kann es auch an den Börsen zu Übertreibungen kommen, und Millionen von Anlegern mögen sich ggf. auch mal ir-ren, aber zumindest versuchen sie nicht, systematisch andere zu übervorteilen. Eine unter diesem Gesichts-punkt sichere und empfehlenswerte Strategie ist es

also, Risikoprämien an den Kapitalmärkten z.B. durch Aktieninvestments zu erwirtschaften.

Wichtige Signale lesenWer nun aber trotz des Risikos falscher Versprechun-gen in nicht an Börsen notierte Vermögensklassen wie z.B. Immobilien oder Beteiligungen an Neue-Energi-en-Fonds investieren möchte, kommt nicht um eine sorgfältige Prüfung herum. Bei dieser Prüfung ist das genaue Verständnis der Funktionsweise der Anlage-klasse weniger wichtig als die Fähigkeit, abschätzen zu können, ob der Verkäufer vertrauenswürdig ist und dies auch glaubwürdig signalisiert. Um die Nachtei-le der asymmetrischen Information zu kompensieren, muss man also nur die richtigen Signale lesen kön-nen. Solche Signale sind vor allem:» Professionelle Mitinvestoren» Hochglanzprospekte und Siegel» Hohe Transparenz bezüglich der

Produkteigenschaften» Selbstbindung des Verkäufers

Regel 2: Profis für sich arbeiten lassenEin seriöser Anbieter wird immer auch professionelle Großanleger ansprechen, die in der Regel eine sorg-fältige Prüfung durchführen. Ist die Prüfung positiv ausgefallen und investiert der Profi, dann ist dies ein starkes positives Signal. Sie sollten also nach Referen-zen professioneller Anleger fragen. Auch sind Produk-te, die sich ohne ersichtlichen Grund ausschließlich an Privatanleger richten, grundsätzlich zu meiden, da die bewusste Beschränkung auf diese Zielgruppe ein negatives Signal bezüglich der Seriosität des Verkäu-fers sendet.

Regel 3: Hochglanzprospekte signalisieren: Finger weg!Häufig werden vom Verkäufer Hochglanzprospekte und offensichtlich werblich orientierte Gutachten und Sie-gel vorgelegt. Es ist davon auszugehen, dass sich kein professioneller Anleger von Hochglanzprospekten und Siegeln, Labels und Gutachten beeindrucken lässt, son-dern die Annahmen selbst überprüfen wird. Entspre-chend wird kein seriöser Anbieter die Kosten für Hoch-glanzprospekte oder ein Gutachten mit zweifelhaftem Wert tragen. Folglich sind solche vermeintlichen Quali-tätsnachweise in der Regel eher ein Signal, die Finger von entsprechenden Finanzprodukten zu lassen.

» Viele Stiftungen stehen vor dem Dilemma, aus einer großen

Anzahl von Anlageprodukten wählen zu müssen, aber nicht über

die notwendige Expertise zu verfügen, um diese umfassend

beurteilen zu können. Ihnen steht ein Verkäufer

gegenüber, der in der Regel nicht nur besser informiert ist,

sondern zusätzlich allen Grund hat, die Aussichten des Produkts

so rosig wie möglich darzustellen. «

88 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Regel 4: Transparenz ist ein gutes SignalUm die Arbeit der Profis zu erleichtern, sind die Unter-lagen üblicherweise sehr gut strukturiert und transpa-rent bezüglich aller anfallender Kosten sowie Annah-men über plausible Renditen und Risiken. Letzteres ist sehr wichtig, da die Regel gilt: Gleiche Rendite wie an Börsen notierte Wertpapiere = gleiches Risiko! Damit gelten transparente Produktprospekte als guter Hin-weis für Seriosität.

Regel 5: Engagement des VerkäufersNeben dem Investment eines Profis ist natürlich das Engagement des Verkäufers im eigenen Produkt eben-falls ein gutes Signal, vor allem dann, wenn es eine signifikante Größe aufweist oder gar die gesamte Re-putation vom Produkterfolg abhängt. Kleinere, von In-habern geführte Unternehmen oder Unternehmen mit geringer Fluktuation haben es da leichter, glaubwürdig zu sein, als Großbanken, bei denen die Verkäufer nach kurzer Zeit den Arbeitsplatz wechseln und daher nach dem Motto „nach mir die Sintflut“ agieren können.

FazitStrenge Anlegerschutzgesetze, der symmetrische In-formationsstand und die Vielzahl der Profis an Bör-sen verringern das Risiko, falschen Versprechungen zu erliegen. Vor diesem Hintergrund sind 7 Prozent Rendite bei Aktien, die mit sicheren, aber einschätz-baren Schwankungen erzielt werden, attraktiv. Bei Investments in nicht börsennotierte Produkte helfen

vier einfache Punkte, seriöse Anbieter zu erkennen. Ist eine Überprüfung der Indikatoren anhand der Pro-duktunterlagen nicht möglich bzw. kann oder möch-te der Verkäufer die notwendigen Informationen nicht liefern, so ist von einer Zusammenarbeit abzuraten. Schließlich gibt es genügend andere Anbieter, die kei-ne Zitronen verkaufen wollen.

Dieser Artikel ist erstmals in Stiftung & Sponsoring 2/2015 (S. 30–31) erschienen. Wir danken dem Verlag für die Abdruckgenehmigung.

Vescore AG

Die Beratung und Betreuung von Stiftungen im Be-

reich nachhaltiger Kapitalanlagen ist ein Schwer-

punkt der Vescore AG. Das aus der Notenstein As-

set Management hervorgegangene Unternehmen

verfügt über langjährige Kompetenzen auf den Ge-

bieten nachhaltige und quantitative Investments.

Vescore, ein Unternehmen der Raiffeisen Schweiz,

beschäftigt 190 Mitarbeitende und betreut Vermö-

gen in Höhe von 13 Milliarden Euro. Mitglieder des

Bundesverbandes Deutscher Stiftungen erhalten

Sonderkonditionen.

Frank Wettlauffer betreut institutionelle Anleger bei Fragen der Vermögensanlage. Seit 15 Jahren ist er auf nachhaltige Kapital-anlagen spezialisiert. Die Vescore AG, eine 100-prozentige Tochter der Schweizer Raiffeisengruppe, verfügt über eines der erfahrensten Nachhaltigkeitsteams Europas.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.vescore.com

» Es gilt die Regel: Gleiche Rendite wie an

Börsen notierte Wertpapiere = gleiches Risiko! «

Mit Vermögen gestalten 89

Die Fallen der Benchmarkorientierung

... und wie man sie nachhaltig überwindet

Von Dr. Jan Amrit Poser

Es gibt grundsätzlich zwei unterschiedliche Arten von Investoren: die freien und die gebundenen. Die einen nehmen sich die Freiheit, sich für die Anlagen ihrer Wahl zu entscheiden. Zu diesen Investoren gehören neben Privatanlegern meistens auch Stiftungen. Die anderen begeben sich freiwillig oder unfreiwillig in eine Art Gefangenschaft und verpflichten sich, ein ge-wisses Anlageziel zu verfolgen. Konkret bedeutet dies, dass sie sich an einem Vergleichsindex, im Fachjargon auch „Benchmark“ genannt, orientieren müssen und von diesem nicht zu stark abweichen dürfen.

Gründe für die Orientierung an einer BenchmarkDie Verbreitung dieser sogenannten Benchmarkorien-tierung hängt einerseits von den Kapitalmarktregulie-rungen ab, aber auch von der zugrunde liegenden Ka-pitalmarkttheorie. Insbesondere Versicherungen und Pensionskassen sind häufig gesetzlich verpflichtet, einem gewissen Vergleichsindex zu folgen. Aber vie-le institutionelle und private Anleger verpflichten sich selbst, einer Benchmark zu folgen.

Dabei ist die Benchmarkorientierung eigentlich zum Schutz der Anleger und ihrer Begünstigten entwickelt worden. Sie hilft, einen direkten Vergleich zwischen den Versicherungsträgern und ihrem Anlageerfolg her-zustellen und damit Transparenz für den Versicherungs-nehmer zu schaffen. Außerdem reduziert sie das häufig wenig beachtete Risiko risikoscheuer Anleger: das Risi-ko, nicht investiert zu sein und nur gering rentierende, aber dafür schwankungsarme Liquidität zu halten.

Probleme bei der BenchmarkorientierungGleichzeitig stellt die Benchmarkorientierung eine Rei-he von Fallen, die von Investoren wenig beachtet wer-den. Die Fallen rühren daher, dass Börsenindizes zu-meist auf Basis der Marktkapitalisierung der darin ent-haltenen Konstituenten berechnet werden. Der Zwang, einen Vergleichsindex abzubilden, führt somit dazu, dass der Großteil der Investitionen in Indexschwerge-wichte getätigt wird. Im Falle der Aktienindizes sind die Indexschwergewichte die etablierten Marktführer und damit zumeist die am wenigsten dynamischen und am langsamsten wachsenden Unternehmen.

Ein zweites Problem ist die übermäßige Sensitivi-tät benchmarkorientierter Portfolios auf Marktschwan-kungen: Bricht der Aktienkurs eines Unternehmens dramatisch ein, wie es z.B. bei Versicherungen und Banken während der Finanzkrise der Fall war, sind benchmarkorientierte Anleger verpflichtet, ihren Anteil an dem Unternehmen zu reduzieren. Wenn sich die Aktie wieder erholt – z.B. aufgrund einer staatlichen Rettungsmaßnahme –, sind die Anleger aber unterin-vestiert und profitieren nicht mehr in ausreichendem Maße. Zudem haben Vergleichsindizes einen „Survival Bias“: Sie suggerieren, dass die Aktien immer ange-stiegen sind, obwohl sich die Zusammensetzung der Unternehmen in dem betreffenden Index dramatisch verändert haben kann und einzelne Unternehmen so-gar in Konkurs gegangen sind. Die Verluste und Trans-aktionskosten, die Anleger dadurch erlitten haben, sind in dem Index nicht berücksichtigt.

Doch am deutlichsten treten die Fallen der Benchmarkorientierung bei den Anleihen zutage. Die Marktkapitalisierung der gängigen Vergleichsindizes bedeutet: Je größer das Volumen der emittierten Ren-tenpapiere eines Unternehmens oder eines Staates, desto größer auch sein Gewicht im Index. Dies führt zu der bizarren Situation, dass das Indexgewicht ei-nes Staates wie Italien, Spanien oder Portugal steigt,

» Die Benchmarkorientierung stellt eine Reihe von Fallen,

die von Investoren wenig beachtet werden. «

90 Bundesverband Deutscher Stiftungen

je mehr sich die Bonität verschlechtert. Schlimmer noch: Je mehr das Land in die Schuldenfalle schlit-tert, desto mehr seiner Anleihen fragen benchmark-orientierte Anleger nach, um den Vergleichsindex ab-zubilden. Staaten, die in der Schuldenfalle stecken,

haben häufig auch eine höhere Verzinsung, um die Anleger adäquat für ihr Risiko zu kompensieren. Um dieselbe Rendite wie im Vergleichsindex zu erzielen, sind benchmark orientierte Anleger gezwungen, diese Risiken in ihr Portfolio zu integrieren. Wird der Emit-tent, der bisher als mündelsicher galt, von einer Ra-tingagentur auf Schrottstatus umgestuft und fällt aus dem Vergleichs index, müssen benchmarkorientier-te Anleger die betreffende Anleihe in die Marktpanik hinein und damit zum schlechtesten Zeitpunkt ver-kaufen. Benchmarkfreie Anleger könnten eine Schwä-chephase durchstehen.

Die Benchmarkorientierung kann bei Anleihen zu einem weiteren absurden Phänomen führen: die Tat-sache, dass Anleihen von Staaten hoher Bonität ne-gative Renditen ausweisen. Das bedeutet nichts an-deres, als dass Anleger aufgrund ihrer Benchmarkori-entierung bereit sind, Staaten dafür zu bezahlen, ihr Geld zu parken, anstatt es unverzinst auf dem Konto zu lassen. Dies ist zwar nicht im Sinne der Begünstig-ten der Anlagen, aber in der Benchmarklogik absolut rational.

Die größte Gefahr der Benchmarkorientierung liegt im Herdentrieb, den sie selbst auslöst. Weil ein gro-ßer Anteil der Anleger den Vergleichsindex abbildet und dazu Index-Produkte verwendet, haben Marktbe-

wegungen die Tendenz, sich zu verstärken. Steigt der Index, kaufen alle Anleger die gleichen Titel. Fällt der Index, werden alle Anleger gleichzeitig verkaufen. Dies kann zu erheblicher Illiquidität in Teilmärkten führen, die sich wiederum in starken Schwankungen der Indi-zes äußert.

Mögliche Entwicklungen in der ZukunftDie Entwicklung nach der Finanzkrise 2008 hat die gesunde Skepsis gegenüber der Benchmarkorientie-rung eingeschläfert. Seit Beginn des Jahres 2009 sind sowohl Aktien als auch Anleihen jedes Jahr relativ gleichmäßig gestiegen. Anleger konnten Buchgewin-ne erzielen, egal ob sie Anleihen oder Aktien kauf-ten oder einen Vergleichsindex abbildeten. Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass die in diesem Zeitraum beobachtbaren Marktbewegungen untypisch und durch die lockere Geldpolitik der Zentralbanken verzerrt waren. Mehr noch, diese Marktentwicklungen werden sich in der Zukunft so nicht wiederholen. Die Einlagenzinsen sind inzwischen negativ und der deut-sche Staat kann sich auf fünf Jahre hinaus für nahezu

Null Zinsen refinanzieren. In der mittleren Frist wer-den die Zinsen steigen müssen und die Anleihenkurse mit sich in die Tiefe ziehen. Steigende Zinsen werden auch die Bewertungen der Aktien unter Druck bringen. Es ist nicht auszuschließen, dass ein Teil der positiven

» Der Zwang, einen Vergleichsindex abzubilden,

führt dazu, dass der Großteil der Investitionen in

Indexschwergewichte getätigt wird. Diese sind die etablierten

Marktführer und damit zumeist die am wenigsten dynamischen

und am langsamsten wachsenden Unternehmen. «

» Wird ein Emittent, der bisher als mündelsicher galt,

von einer Ratingagentur auf Schrottstatus umgestuft und

fällt aus dem Vergleichsindex, müssen benchmarkorientierte

Anleger die betreffende Anleihe in die Marktpanik hinein

und damit zum schlechtesten Zeit-punkt verkaufen.

Benchmarkfreie Anleger könnten eine Schwächephase

durchstehen. «

Mit Vermögen gestalten 91

Marktentwicklung von Anleihen und Aktien gleichsam rückgängig gemacht wird.

Anleger, die brav ihrer ausgewogenen Benchmark mit 50 Prozent Anleihen und 50 Prozent Aktien folgen, werden sich in der bevorstehenden Phase steigen-

der Zinsen mit erheblichen Kapitalverlusten konfron-tiert sehen. Die Verantwortlichen können sich rühmen, nichts falsch gemacht zu haben und immer dem Ver-gleichsindex gefolgt zu sein, doch die Nutznießer der Anlagen werden weder Nutzen noch Genuss erfahren, sondern nur Verluste. Dies ist kein nachhaltiger Weg.

Alternativen zur BenchmarkorientierungDaher ist es höchste Zeit, einen nachhaltigen Weg ein-zuschlagen und sich von der starren Benchmarkorien-tierung zu lösen. Die Alternative ist ein Anlageansatz, der auf Kapitalerhalt und absolute Renditen abzielt und auf einer tiefgreifenden Analyse der Nachhaltig-keit der Anlagen basiert. Die Nachhaltigkeitsanaly-se stellt alle Anlagevehikel in einen breiteren Kon-text und betrachtet neben finanziellen Kriterien auch ökologische und soziale Faktoren sowie Aspekte der Governance, d.h. der Führungsstrukturen eines Unter-nehmens oder eines Staates. Emittenten, die diesen Kriterien nicht genügen, werden konsequent aus dem Anlageuniversum verbannt und damit Risiken redu-ziert. Die Bank J. Safra Sarasin konnte dank dieses An-satzes frühzeitig die Risiken in portugiesischen und griechischen Anleihen erkennen.

Eine Nachhaltigkeitsanalyse der Zentralbanken hilft auch, die Risiken eines Ausstiegs aus der gegen-wärtigen Geldmengenpolitik und damit die Risiken in den unterschiedlichen Anlageklassen zu erkennen. Diese Instrumente lassen eine Anlagepolitik zu, die sich bewusst weit von der Benchmark entfernen kann und bei Bedarf radikale Portfolioanpassungen zulässt. So sind nicht nur die einzelnen Anlagen im Portfolio nachhaltig, sondern auch die Gesamtrendite.

Bank J. Safra Sarasin

Ihrem Claim „Nachhaltiges Schweizer Private Ban-

king seit 1841“ folgend, ist die Bank J. Safra Sara-

sin als Pionierin und Schweizer Marktführerin im

Bereich Nachhaltigkeit bekannt. Mit ihren 140 Mil-

liarden Schweizer Franken an verwalteten Vermö-

gen bietet sie eine breite Auswahl an Anlagestra-

tegien für institutionelle und private Investoren

an. Die Bank befindet sich im privaten Besitz der

brasilianischen Unternehmerfamilie Safra.

Dr. Jan Amrit Poser ist seit 2013 Leiter Asset Management der Bank J. Safra Sarasin. Nach dem Studium der Volkswirtschaftsleh-re in St. Gallen und Freiburg i.Br. promovierte er am ifo Institut für Wirtschaftsforschung in München. Seiner Promotion im Jahr 1998 folgten berufliche Stationen beim Internationalen Währungsfonds in Washington und in einer Schweizer Großbank. Seit 2001 ist er für die Bank Sarasin tätig, wo er zunächst als Chefökonom und später als Leiter Research fungierte.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.jsafrasarasin.com

» Die größte Gefahr der Benchmarkorientierung

liegt im Herdentrieb, den sie selbst auslöst. «

92 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Renditechancen mit Investmentfonds

Worauf Stiftungen achten sollten

Von Weert Diekmann und André Zander

Im aktuellen Niedrigzinsumfeld sind Stif-tungen auf der Suche nach Anlagen, die ei-

nen Mehrertrag versprechen und den Zins-rückgang ausgleichen. Der Blick fällt dabei

häufig zuerst auf Risikokategorien, die den Stiftungen aufgrund des Zinscharakters gut vertraut sind. Wäh-rend im Bereich der klassischen Zinsanlagen die Po-tenziale in der Vergangenheit bereits weitestgehend ausgeschöpft wurden, liegt der Fokus inzwischen auf Anleihen schwächerer Bonität. Die Bereitschaft, zu-sätzliches Kapital für Unternehmensanleihen mit gu-ten bis durchschnittlichen Bonitätsnoten einzusetzen, hat deutlich zugenommen.

Auch Aktien werden bei Investoren als Anlagealter-native immer beliebter. Denn viele Unternehmen zah-len oft seit Jahren stabile und hohe Dividenden, die

deutlich über den derzeitigen Anleihezinsen liegen. Um die Risiken im Griff zu behalten, gilt es bei der Auswahl der Dividendentitel auf nachhaltige Gewinne und sehr solide Unternehmenskennzahlen zu achten.

Investmentfonds ermöglichen StreuungMit der Selektion einzelner Bonitätsadressen oder Ak-tien entsteht allerdings auch ein unsystematisches Risiko. Im Gegensatz zum systematischen oder all-gemeinen Marktrisiko handelt es sich dabei um ein

individuelles Risiko, von dem nur ein einzelnes Wert-papier betroffen ist. Bei Aktien einzelner Unterneh-men besteht dieses unsystematische Risiko z.B. darin, dass aufgrund von Missmanagement Verluste eintre-ten oder das Unternehmen insolvent wird. Dagegen hilft eine breite Streuung auf verschiedene Wertpapie-re unterschiedlicher Emittenten. Insbesondere kleine-re und mittlere Stiftungen können dies aber oft nicht gewährleisten, weil das Anlagevolumen zu gering ist oder die Transaktionskosten zu hoch sind.

Für Stiftungen, die sich dem Aufbau oder der Aus-weitung der Allokation in Spreadprodukte wie Unter-nehmensanleihen und Emerging Market Bonds oder aber Aktien zuwenden, sind deshalb Investmentfonds

» Viele Unternehmen zahlen seit Jahren stabile

und hohe Dividenden, die deutlich über den derzeitigen Anleihezinsen liegen.

Um die Risiken im Griff zu behalten, gilt es bei der Auswahl

der Dividendentitel auf nachhaltige Gewinne und sehr

solide Unternehmenskennzahlen zu achten. «

» Bei Aktien einzelner Unternehmen besteht ein unsystematisches Risiko

z.B. darin, dass aufgrund von Missmanagement

Verluste eintreten oder das Unternehmen insolvent wird.

Dagegen hilft eine breite Streuung auf

verschiedene Wertpapiere unterschiedlicher Emittenten. «

AUCH FÜR KLEINE

STIFTUNGEN

Mit Vermögen gestalten 93

eine gute Alternative. Indem sie ihre Mittel über eine Vielzahl unterschiedlicher Wertpapiere streuen, redu-zieren sie einen Teil des unsystematischen Risikos. Mit der Investition in einen Publikums- oder Spezial-fonds können Stiftungen zusätzlich die Infrastruktur und das Know-how erfahrener Fondsmanager nutzen.

Da künftig davon auszugehen ist, dass der Rendi-tebeitrag klassischer Rentenportfolios eher abnehmen wird, bietet die Investition in neue Risikoklassen über Investmentfonds die Möglichkeit, zusätzliche Rendite-quellen zu erschließen.

Deka Institutionell

Deka Institutionell ist der Partner für institutionel-

le Anleger in der Deka-Gruppe. Er bietet Stiftungen

maßgeschneiderte Produkte und Dienstleistungen

zur Implementierung ihrer Anlagestrategien. Das

Unternehmen verfügt über mehr als 50 Jahre Er-

fahrung im Asset Management.

André Zander ist seit 2014 bei der DekaBank für Non-Profit-Organisationen zuständig. Zuvor betreute er seit dem Jahr 2000 institutionelle Kunden bei einer anderen großen Bank.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.deka-institutionell.de

Weert Diekmann ist seit 2007 für die DekaBank tätig. Er betreut schwerpunktmäßig Stiftungen und Kirchen in der Vermögens-struktur- und Anlageberatung.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.deka-institutionell.de

94 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Solide statt hohe Renditen

Kriterien für die Auswahl von Fonds

Von Stephan Arnold und Wolfgang Menguser

Noch vor sieben Jahren emittierte Deutschland Bun-desschatzbriefe mit jährlichen Kupons von 4 Prozent und mehr – und dies bei einem sehr überschaubaren Risiko. Davon können institutionelle Anleger, Pensi-onskassen und Stiftungen heutzutage nur noch träu-men. Zudem dürften die jüngsten Marktturbulenzen bei der Mittelallokation gerade im Anleihebereich auch eingespielte Verhaltensmuster infrage stellen. Damit kommt der Fondsauswahl künftig eine noch ent-scheidendere Bedeutung zu, sowohl für Anleger in als auch für Anbieter von Mischfonds.

Solide Renditen bei einem möglichst geringen Risi-ko erzielen: So lautet die immer gleiche Anforderung an die meisten institutionellen Anleger, Pensionskas-sen und Stiftungen. Doch der Spagat zwischen den ge-forderten Renditen und den dafür einzugehenden Risi-ken ist heute größer denn je.

Renditeerwartung und Risikofähigkeit als KompassAuf der Suche nach Erträgen ist das primäre Selekti-onskriterium häufig die risikobereinigte Performan-ce der vergangenen Jahre. Dabei gilt: Je länger die Phase mit Überrenditen dauerte, desto besser. Doch dieses Vorgehen ist aus zwei Gründen tückisch. Zum einen ist es statistisch betrachtet möglicherweise nicht relevant bzw. signifikant. Denn wenn man fest-stellen will, ob ein Ergebnis statistisch unterlegt ist, spielen die Stichprobengröße und die Anzahl der

Tests eine entscheidende Rolle. Unter Umständen ist selbst eine Mehrrendite über einen Zeitraum von fünf Jahren statistisch nicht signifikant. Dies kann z.B. der Fall sein, wenn die Mehrrendite durch ei-ne leichte „Small Caps“-Neigung über den gesam-ten Zeitraum zustande gekommen ist. Eine solche Ausrichtung auf Unternehmen mit einer geringen Marktkapitalisierung kann sich in anderen Perioden wieder nachteilig auf die Rendite auswirken. Auch lässt beispielsweise eine jahrelang erfolgreiche „Growth“-Anlagestrategie – also ein Vorgehen, das auf Unternehmen mit dem größtmöglichen Gewinn-potenzial ausgerichtet ist – keine Rückschlüsse über künftige Renditen zu. Zum anderen können sich zu hohe Risiken für Anleger äußerst unvorteilhaft aus-wirken. Erwirtschaftet ein Portfolio beispielsweise eine jährliche Rendite von 6 Prozent, verdreifacht sich sein Wert nach 20 Jahren. Sollte es während dieser Zeit zu einer Korrektur von 50 Prozent kom-men, müsste die jährliche Anlagerendite bereits auf mehr als 10 Prozent ansteigen, damit das Vermögen zum Schluss noch dasselbe Niveau erreicht.

Dies macht deutlich: Für Anleger sollten nicht nur Fragen zur Rendite im Zentrum des Handelns stehen. Der Fokus sollte auch auf der Berücksichti-gung des Risikos, sprich der Vermeidung von star-ken Verlusten in Phasen von rückläufigen Finanz-märkten, liegen. Mit anderen Worten: Die angebo-tenen Lösungen sollten sich gleichzeitig sowohl an der Renditeerwartung als auch an der Risikofähig-keit der Investoren orientieren (asymmetrisches Er-tragsprofil).

» Der Spagat zwischen den geforderten Renditen

und den dafür einzugehenden Risiken ist heute

größer denn je. «

Mit Vermögen gestalten 95

Wie Ressourcen und Kosten den Anlageprozess beeinflussenBevor jedoch die Ziele bezüglich Renditen und Risi-ken festgelegt werden können, müssen die Anlage-philosophie und -strategie klar, transparent und an den Interessen der Anleger ausgerichtet sein. Um die Chancen auf künftige Überrenditen zu erhöhen, ist es entscheidend, nicht nur die Fondsverantwort-lichen selbst, sondern auch deren Anlageprozes-se und Ressourcen zu beurteilen. So benötigen z.B.

Portfoliomanager mit einem „Stock Picking“-Ansatz – das heißt, dass jede einzelne Aktie vor der Auf-nahme in das Portfolio gründlich „durchleuchtet“ wird – Sektoranalysten und den Zugang zu den Füh-rungskräften von Unternehmen, in die sie investie-ren wollen. Hingegen sind Fonds mit einem Fokus auf sogenannte quantitative Strategien – dies sind Produkte, bei denen die Anlagestrategie durch Com-puter gesteuert ist – auf IT-Know-how angewiesen. Darüber hinaus muss ein solider Anlageprozess ei-ne unabhängige Risikokontrolle gewährleisten. Bei Wetten gegen die Vergleichsindizes auf den ver-schiedenen Ebenen (Anlageklassen-, Sektor-, Län-der- und Branchenebene) müssen diese zwingend überwacht und die daraus resultierenden Risiken verstanden werden.

Ein klares Verständnis von Anlageprozess und Res-sourcen hilft nicht nur dabei, die Entwicklung des Fonds in der Vergangenheit (Track-Record) zu beurtei-len, sondern ermöglicht auch, sich eine Meinung über das Zukunftspotenzial des Fonds zu bilden. Idealer-weise erzielen die Fondsmanager eine hohe Wert-schöpfung in allen von ihnen genutzten Ressourcen.

Um dieses Ziel zu erreichen, gilt es, die Kosten so gering wie möglich zu halten, also auf eine niedrige Gesamtkostenquote (Total Expense Ratio oder TER) zu achten. Dazu gehört u.a., dass die Fondsmanager nicht hektisch Positionen auf- oder abbauen, denn ein hoher Portfolioumschlag führt zu erhöhten Handels-kosten.

Ferner sollte die Kontinuität des Portfolios geprüft werden. Hier bieten verschiedene Datenanbieter für die meisten Aktienfonds Informationen zu den einzel-nen Positionen an. Daraus lässt sich eine Analyse auf Positionsbasis durchführen, die eine detaillierte Un-tersuchung der Portfoliocharakteristika (durchschnitt-liche Kurs-Gewinn- und Kurs-Buch-Verhältnisse) er-laubt und auch eine Aufschlüsselung des Beitrags je-der einzelnen Aktie an den Gesamtkosten ermöglicht. Diese Angaben helfen Investoren, sich eine Meinung über den Grad an Konsequenz in der Anwendung des Anlageprozesses zu bilden.

Flexibilität zum Vorteil des KundenAls Mischfondsanbieter, der selbst in Fondsproduk-te von Dritten investiert, nehmen wir eine vertiefte Analyse des Produkts vor, um so möglichst viele rele-vante Informationen (quantitative und qualitative) zu sammeln, die uns helfen, zwei entscheidende Fragen zu beantworten: Erstens: Geht eine gute vergange-ne Wertentwicklung des Fonds auf Glück oder Können zurück? Und zweitens: Ist das Fondsmanagement in der Lage, auch in Zukunft Überrenditen („Alpha“) zu erzielen?

Selbst ein erfolgreiches Produkt muss kontinuier-lich verbessert und an die Veränderungen des Anla-

» Um die Chancen auf künftige Überrenditen

zu erhöhen, ist es entscheidend, nicht nur

die Fondsverantwortlichen selbst, sondern auch

deren Anlageprozesse und Ressourcen zu beurteilen. « » Ein klares Verständnis

von Anlageprozess und Ressourcen hilft nicht nur dabei,

die Entwicklung des Fonds in der Vergangenheit zu

beurteilen, sondern ermöglicht auch, sich eine Meinung

über das Zukunftspotenzial des Fonds zu bilden. «

96 Bundesverband Deutscher Stiftungen

geumfelds angepasst werden. Die Fondsmanager soll-ten zwar an den Eckpfeilern ihres Anlageprozesses festhalten, dürfen sich aber neuen Ideen nicht ver-schließen, denn eine solche Flexibilität kann zu Opti-mierungen im Anlageprozess führen.

Vontobel Asset Management

Vontobel Asset Management ist ein weltweit tä-

tiger, aktiver Vermögensverwalter mit Schweizer

Wurzeln. Dank seinem Leistungsausweis gehört

er seit Jahrzehnten zu den führenden unabhängi-

gen Schweizer Asset Managern für institutionelle

und private Kunden. Das Unternehmen ist als Mul-

ti-Boutique organisiert, d.h. es verfügt über ein fo-

kussiertes Angebot in den Bereichen Aktien, Anlei-

hen, Multi-Asset-Class und alternative Anlagen.

Stephan Arnold arbeitet seit 2001 bei Vontobel Asset Management AG in Zürich. Seit 2007 leitet er dort den Bereich Fund Research & Investment und ist zuständig für das Management der verschiedenen Fondsmandate und Dach-fonds. Der gelernte Bankkaufmann absolvierte u.a. das Certified International Wealth Manager (CIWM)-Pro-gramm und den Kurs „Anlageberatung und Portfoliomanagement“ des Schweizerischen Instituts für Banken und Finanzen. Vor seinem Einstieg bei Vontobel war Arnold bei der UBS AG im Bereich Wealth Management und Investment Funds tätig.

Wolfgang Menguser ist Diplom-Betriebswirt und studierte an der Fachhochschule Wiesbaden. Er kam 2011 zu Vontobel und be-treut dort lokale Kunden innerhalb der Multi Asset Class Investing (MACI) Boutique in Frankfurt am Main. In vorherigen beruflichen Stationen war Menguser Senior Sales Manager bei Kepler Capital Markets, Vertriebs-leiter bei Superfund Asset Management und kaufmännischer Angestellter bei DWS Investment GmbH.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.vontobel.com

Mit Vermögen gestalten 97

Pooling von Stiftungsvermögen

Diversifikation für kleine Stiftungen durch Vermögensanlage in Stiftungsfonds – ein Beispiel aus dem Stifterverband

Von Volker Malcharek

Die Vermögensanlage stellt Stiftungen vor immer grö-ßere Probleme, vor allem durch das historisch niedrige Zinsniveau und durch die Häufigkeit und das Ausmaß von Kapitalmarktverlusten. Das gesunkene Zinsniveau führt zu sinkenden Vermögenserträgen und schränkt die Fördertätigkeit einer Stiftung ein. Stiftungen müs-sen (zwangsläufig) eine Ausweitung der Risikobereit-schaft in Erwägung ziehen, um diesem Ertragsdruck zu begegnen – dies bedeutet aber auch ein größeres Ver-lustpotenzial. Diese Situation hindert viele Stiftungs-gremien, eigenverantwortlich Anlageentscheidungen zu treffen, zumal verstärkt Haftungsfragen im Raume stehen. Die Auslagerung von Entscheidungen im Rah-men des Vermögensmanagements und der Gedanke des Poolings gewinnen immer mehr an Bedeutung.

Was versteht man unter Pooling?„Pooling“ beschreibt in diesem Kontext vereinfacht die Bündelung von Stiftungsvermögen und das Verfolgen einer gemeinsamen Anlagestrategie. Die wichtigsten Voraussetzungen beim Pooling sind gleichartige An-legerinteressen und -ziele. Ein Investmentfonds bei-spielsweise „poolt“ viele Investoren und deren Vermö-gen; die Investoren halten Anteile am Fondsvermögen.

Ein auf Stiftungen ausgerichteter Investmentfonds sollte zwingend die Anforderungen des Stiftungswe-sens und -rechts berücksichtigen: die Erzielung von Er-trägen und das Gebot der Kapitalerhaltung. Viele Anla-geberater und -vehikel berücksichtigen zu wenig, dass Stiftungen regelmäßige, möglichst hohe Ertragszu-flüsse für ihre Förderprogramme benötigen. Eine hohe Fondswertentwicklung ist nicht gleichzusetzen mit der Höhe der Ertrags ausschüttung, die in der Regel nur für die Fördertätigkeit der Stiftung relevant ist. Üblicher-weise liegt der Prozentsatz der Ertragsausschüttung unterhalb der Fondswertentwicklung. Dem Kapitaler-

haltungsgebot wird durch eine breite Streuung (Di-versifikation) über Anlageklassen und Regionen, aber auch durch Wertsicherungsstrategien (Begrenzung von Kursverlusten) Rechnung getragen.

Eine Diversifikation über Anlageklassen und -regionen erreichen Stiftungen durch den Kauf ei-nes gemischten Investmentfonds (Basisinvestment). Invest mentfonds, die nur ein Thema (z.B. Automobil-werte, Unternehmensanleihen) abdecken, stellen ei-ne Ergänzung des Basisinvestments dar. Eine Wert-

sicherungsstrategie arbeitet prognosefrei, grenzt Verluste der Kapitalanlage ein, folgt aber in gewisser Weise auch dem Trend. Wertgesicherte Fonds stel-len unverändert eine Besonderheit innerhalb des Investmentfondsuniversums dar. Stiftungen sollten wertgesicherte Fonds nur von Anbietern erwerben,

» Die aktuelle Situation am Kapitalmarkt hindert viele

Stiftungsgremien, eigenverantwortlich

Anlageentscheidungen zu treffen, zumal verstärkt Haftungsfragen

im Raume stehen. Die Auslagerung von

Entscheidungen im Rahmen des Vermögensmanagements und der Gedanke des Poolings gewinnen

immer mehr an Bedeutung. «

98 Bundesverband Deutscher Stiftungen

die eine entsprechende Expertise und Erfahrung im Spezial- und/oder Publikumsfondsbereich nachwei-sen können.

Pooling beim StifterverbandInwieweit berücksichtigen die vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft aufgelegten Spezialfonds die Anforderungen einer Stiftung? Ausschüttungsas-pekte sind seit vielen Jahren ein fester und bedeu-

tender Bestandteil der Philosophie des Stifterverban-des bei der Anlage von Stiftungsvermögen. Stiftun-gen, die in den Spezialfonds des Stifterverbandes investiert sind, erhalten durch Quartalsausschüttun-gen und vereinzelt auch Ausschüttungsvereinbarun-gen Planungssicherheit für ihre Finanzplanung und Fördertätigkeit.

Die Begrenzung von Kursverlusten erfolgt auf Spe-zialfondsebene durch dynamische Wertsicherungs-modelle, die bei negativen Kapitalmarktphasen die Gewichtung von risikoreichen Anlageklassen (z.B. Ak-tien) verringern. Diese Anpassungsschritte erfolgen in der Regel durch den Einsatz kostengünstiger Termin-kontrakte; der Verkauf von physischen Aktienwerten erfolgt nur in Ausnahmesituationen. Vorteile entfalten diese Wertsicherungsmodelle bei klaren Trends (po-sitiven wie negativen) an den Kapitalmärkten; volati-le Marktphasen beeinträchtigen diese. Die vom DSZ – Deutschen Stiftungszentrum betreuten Stiftungen, die Anteile an Wertsicherungsfonds halten, wissen im Vor-

hinein, wie stark das Stiftungsvermögen im Extremfall (Worst Case-Szenario) an Wert verlieren kann.

FazitDas „Pool-Anlagevehikel“ Investmentfonds spielt eine bedeutende Rolle am Kapitalmarkt; eine Stiftung er-zielt beim Kauf folgende Vorteile:1. Das „gepoolte“ Vermögen eines Investmentfonds

eröffnet vielfach erst die Möglichkeit, in viele Anla-geklassen und -regionen zu investieren. Diese Di-versifikation führt zu einem ausgewogenen Chan-ce-/Risikoprofil der Vermögensanlage, die in der Regel durch den Kauf von Einzelanlagen im Indivi-dualdepot schwer darstellbar wäre.

2. Die Stiftung trifft wenige Anlageentscheidungen (Kauf und Verkauf von Fondsanteilen). Umschichtungen in-nerhalb des Fondsvermögens, die aufgrund veränder-ter Kapitalmarkterwartungen angeraten sind, erfolgen beim Investmentfonds durch das Fondsmanagement auf Basis festgelegter Anlagerichtlinien.

3. Der buchhalterische Aufwand eines Investment-fonds ist im Vergleich zum Individualdepot deutlich geringer. Die Stiftung bucht lediglich auf Ebene des Investmentfonds. Buchungen auf Einzelwertpapier-ebene (Kapitalmaßnahmen, Ausschüttungen, Ab-schreibungen etc.) müssen, im Gegensatz zum In-dividualdepot, nicht nachvollzogen werden.

4. Stiftungen sollten bei ihren Anlageentscheidungen vorrangig „Stiftungsfonds“ berücksichtigen, die auf ihre Bedürfnisse abzielen und sich einer stei-genden Beliebtheit erfreuen. Die Stiftung ist beim Kauf von solchen Fonds gemeinsam mit Gleichge-sinnten investiert. Stiftungsfonds sind sowohl als Publikums- als auch als Spezialfonds erhältlich, vereinzelt auch als ETF (Exchange Traded Funds).

5. In einem Niedrigzinsumfeld gewinnen Kostenaspek-te an Bedeutung, da sie die Fördertätigkeit belas-ten. Investmentfonds können in der Gesamtkosten-betrachtung günstiger als ein Individualdepot sein. Eine deutliche Kostenreduzierung gegenüber einem Publikumsfonds und Individualdepot ist jedoch durch den Kauf eines Spezialfonds gegeben, da hier niedrige institutionelle Gebührensätze anfallen.

Auch Vernetzung ist PoolingPooling im weiteren Sinne heißt aber auch Austausch auf Stiftungsebene. Stiftungen sollten sowohl stif-tungsspezifische Veranstaltungen (z.B. vom Bundes-

» Viele Anlageberater und -vehikel berücksichtigen zu wenig,

dass Stiftungen regelmäßige, möglichst hohe Ertragszuflüsse

für ihre Förderprogramme benötigen. Ein auf Stiftungen

ausgerichteter Investmentfonds sollte zwingend deren

Anforderungen berücksichtigen: die Erzielung von Erträgen und das

Gebot der Kapitalerhaltung. «

Mit Vermögen gestalten 99

Gerne für Sie da:Andreas Speck, staatlich geprüfter Be-triebswirt und geprüfter Finanzanlagenfach-mann IHK, ist bei UDI Fachmann für Stif-tungsvermögen.

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Hinweis:Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen.

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verband Deutscher Stiftungen und regionale Stiftungs-tage) als auch Seminare von bankenunabhängigen Dienstleistern besuchen, um Erfahrungen auszutau-schen und Netzwerke zu knüpfen. Hier können viel-fach wertvolle Anregungen für die Vermögensanlage gewonnen, aber auch Kooperationsmöglichkeiten in der Fördertätigkeit identifiziert werden.

DSZ – Deutsches Stiftungszentrum

Das DSZ – Deutsches Stiftungszentrum im Stif-

terverband für die Deutsche Wissenschaft be-

treut über 640 rechtsfähige und nicht rechtsfähige

Stiftungen mit einem Gesamtvermögen von über

2,6 Milliarden Euro. Seit fast 60 Jahren berät das

DSZ Stifterinnen und Stifter in allen Fragen rund

um die Stiftungserrichtung und betreut gemein-

nützige und mildtätige Stiftungen bei der Verwirk-

lichung ihrer satzungsmäßigen Zwecke.

Volker Malcharek ist Leiter Vermögensmanagement im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft.

Weitere Informationen [email protected] www.deutsches-stiftungszentrum.de

100 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Wie kleine Stiftungen Kräfte bündeln können

Chancen durch Pooling von Stiftungskapital

Von Horst Görgen

Pooling von Stiftungskapital ist keine neue Idee und auch nicht erst in den letzten Jahren entwickelt wor-den. Die Idee ist schon fast so alt wie die Kapitalanla-ge selbst. Allerdings hat diese Form des gemeinsamen Geldanlegens seit der Finanzkrise deutlich an Rele-vanz gewonnen. Tausende von Stiftungen haben ins-gesamt bereits viele Milliarden Euro Stiftungskapital in unterschiedlichste Pooling-Lösungen investiert. So stehen Stiftungen heute einem Dschungel von Poo-ling-Angeboten gegenüber, der kaum noch zu durch-dringen ist.

Vorteile von PoolingDer Grundgedanke ist so einfach wie einleuchtend: Le-gen viele kleine Stiftungen ihre Anlagen zusammen, generieren sie viele Vorteile. Dazu gehört z.B. Res-sourcenschonung, weil Entscheidungen viel struktu-rierter getroffen werden können und weil die Buchhal-tung standardisiert und vereinfacht abgebildet werden kann. Pooling spart auch Kosten, weil größere Vermö-gen zu niedrigeren prozentualen Kostensätzen verwal-tet werden.

Der wichtigste Vorteil aber ist Diversifikation – al-so breite Streuung der Anlagen über eine Vielzahl von Einzelinvestments – und die daraus resultierende Ri-sikoreduktion. Denn angesichts der Niedrigzinsmi-sere sind fast alle Stiftungen gezwungen, auf neue, höheren Ertrag versprechende Anlageformen auszu-

weichen. Alleine können kleine Stiftungen dies häufig nicht leisten – sei es, weil Mindestinvestitionssum-men zu hoch sind oder weil das Risikopotenzial einer Anlageform nur mit hohem Aufwand beherrschbar ist. Denn der Erwerb neuer Anlageklassen setzt häufig ein besonderes Expertenwissen über Chancen und Risi-ken voraus, ebenso wie eine enge Überwachung der Anlagen. Dies in Eigenregie aufzubauen und beizu-behalten, ist für kleinere Stiftungen in aller Regel nur möglich, wenn die Kräfte vieler gebündelt werden.

Und die Nachteile?Den genannten Vorteilen stehen aber auch Nachteile gegenüber. Denn Stiftungen sind gar keine so homo-gene Anlegergruppe, wie häufig unterstellt wird. Ge-

nerell sollte die Vermögensanlage einer jeden Stiftung im Rahmen zuvor festgelegter Anlagerichtlinien erfol-gen. Beim Pooling von Stiftungsvermögen stellt sich somit immer die Frage, ob die Anlagerichtlinien der einzelnen Stiftungen eingehalten werden und inwie-weit die beteiligten Stiftungen darüber hinaus bereit sind, sich auf Kompromisse einzulassen. Das kann beispielsweise die Einhaltung von Nachhaltigkeitskri-terien betreffen: Kann ein gemeinsames Verständnis für ökologische, soziale und ethische Kriterien gefun-

» Legen viele kleine Stiftungen ihre Anlagen zusammen, generieren sie viele Vorteile. Dazu gehören z.B. Ressourcenschonung, Kostenredu-

zierung und Diversifikation. «

» Beim Pooling von Stiftungs-vermögen stellt sich immer die

Frage, ob die Anlagerichtlinien der einzelnen Stiftungen eingehalten

werden und inwieweit die beteilig-ten Stiftungen bereit sind, sich auf

Kompromisse einzulassen. «

Mit Vermögen gestalten 101

den werden? Auch was die Einflussnahme angeht, muss man klären: Können die Verantwortlichen in den Stiftungen damit umgehen, einzelne Anlageentschei-dungen nicht mehr selbst beeinflussen zu können? Bei Kursgewinnen ist zu prüfen: Was wird als Ertrag ausgeschüttet, was als Substanzkapital einbehalten? In Sachen Risikotoleranz stellen sich die Fragen: Gibt es Anlageformen, die grundsätzlich ausgeschlossen werden müssen? Welches Risikobudget wird in der Vermögenssteuerung definiert, und passt dies zu den beteiligten Stiftungen?

Was sagen die Stiftungsaufsichten?Gerade diese letzten Fragen sprechen Punkte an, die auch seitens der Stiftungsbehörden Beachtung finden. Als Wächter über den Kapitalerhalt setzen sie Prämis-sen, die unbedingte Beachtung finden müssen. So muss jederzeit gewährleistet sein, dass die in einen Pool eingebrachten Vermögenswerte den einzelnen Stiftungen eindeutig zugeordnet werden können. Hier ist also konsequentes Reporting gefordert. Noch wich-tiger aber ist, dass das eingegangene Risiko in einem vorteilhaften Verhältnis zu den Ertragschancen steht. Ist dies nicht der Fall, so muss die Stiftungsbehörde tätig werden. Dies wird natürlich von keinem Beteilig-ten angestrebt, insofern ist es oberste Maxime, dem bereits in der Konzeption einer Pooling-Lösung vorzu-beugen.

Ein BeispielDie Sparkasse KölnBonn hat bereits vor Jahren ein Pooling-Anlagekonzept geschaffen und sich mit den oben aufgeworfenen Fragestellungen intensiv befasst. Herausgekommen ist dabei eine standardisierte Stif-tungsvermögensverwaltung. Entscheidend ist: Jeder Anleger hat jederzeit die Möglichkeit, sämtliche Ent-scheidungen von den handelnden Personen transpa-rent begründet zu bekommen. Und ein stetiger Aus-

tausch zwischen Investment- und Stiftungsexperten stellt sicher, dass alle stiftungsrechtlich relevanten As-pekte berücksichtigt werden.

Investiert wird in konventionelle Anlageformen wie Aktien, Pfandbriefe, Staats- und Unternehmensanlei-hen genauso wie in speziellere Themen, etwa Hoch-zinsanlagen, Sachwertinvestitionen, Wandelanlei-hen und Mikrofinanzanlagen. Dem Risikocontrolling kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Vor jeder einzelnen Investition wird simuliert, welche Auswir-kungen sich auf Ertrag und Risiko der Gesamtanla-ge ergeben. Denn die Vermögensverwaltung darf den Pfad des konservativen Investments nicht verlassen.

Über 70 Millionen Euro von etwa 70 Stiftungen sind so zusammengeführt worden, wobei das aktuell kleinste Investment für eine einzelne Treuhandstiftung bei 50.000 Euro liegt. Diese Stiftung ist dennoch in über 100 einzelne Anlageformen investiert – also be-ruhigend breit diversifiziert.

Sparkasse KölnBonn

Die Sparkasse KölnBonn unterhält zu etwa 500

Stiftungen Geschäftsbeziehungen und verwaltet

für diese Kunden ein Vermögen von gut 250 Milli-

onen Euro. Für ca. 100 Stiftungen übernimmt sie

Managementleistungen wie etwa die Sitzungs-

organisation. Die kleinste so verwaltete Stiftung

verfügt über 20.000 Euro, die größte über mehr als

40 Millionen Euro. Das Institut begleitet jährlich

etwa 15 Stiftungsneugründungen.

Horst Görgen arbeitet seit 1993 bei der Sparkasse KölnBonn. Nach Ausbildung und Studium spezialisierte er sich als Ver-mögensberater auf die Begleitung von Stiftungen. Seit 2011 leitet er das Stiftungsmanagement der Sparkas-se und seit 2014 zusätzlich die Abteilung Institutionelle Kunden Köln. Er engagiert sich in mehreren Ehren-ämtern, u.a. als Schatzmeister des Kölner Stiftungen e.V.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.sparkasse-koelnbonn-stiftungen.de

102 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Der Traum von der eierlegenden Wollmilchsau

Auf der Suche nach der idealen Anlage hat die Bürgerstiftung Braunschweig einen neuen Weg

beschritten und einen eigenen Fonds aufgelegt.

Von Ulrich E. Deissner

Seien wir ehrlich – wenn man eine Stiftung gründet, möchte man etwas Gutes tun, et-

was bewegen. Nicht die Kapitalanlage steht im Vordergrund, sondern der Wille, der Gesell-

schaft etwas zurückzugeben.Wie kann man aber die eigenen Ziele erreichen?

Mit hohem persönlichen Einsatz und einer sicheren Kapitalanlage, die ausreichend Rendite bringt. Dieser Punkt zaubert Bankern weltweit ein müdes Lächeln ins Gesicht, träumt man doch von einer eierlegenden Wollmilchsau.

Für die Bürgerstiftung Braunschweig sah die Rea-lität zehn Jahre nach ihrer Gründung folgendermaßen aus: Enormes Wachstum in den zurückliegenden Jah-ren und die Verwaltung von rund 20 Treuhandstiftun-gen hatten ein unüberschaubares Anlagekonstrukt ge-schaffen. Für jede Treuhandstiftung wurde ein geson-dertes Depot geführt. Kleineres Stiftungskapital kann

aber nicht breit gestreut und damit relativ sicher an-gelegt werden. Eine einheitliche Anlagestrategie war für die Treuhandstiftungen nicht möglich. Der zeitliche Aufwand für den ehrenamtlich arbeitenden Vorstand wurde zunehmend größer. Dem gegenüber standen die sinkenden Renditen, die eine aktive Steuerung des Stiftungsvermögens unter Berücksichtigung der Marktrisiken erforderten. Es war ein Punkt der schwie-rigen, unübersichtlichen Struktur erreicht.

Somit wurde eine Idee mit dem Ziel geboren, die Vorteile von Investmentfonds und die Beratung durch Anlagenberater zu kombinieren, um auf diese Weise dem Traum vom Fabelwesen näherzukommen:» einfache Umsetzung einer einheitlichen

Anlagestrategie » Sondervermögen, kein Insolvenzrisiko » nahezu tägliche Verfügbarkeit» breite Streuung und somit Reduzierung des Risikos» kleine Vermögen erhalten Zugang zu interessanten

Anlagemöglichkeiten » hohe Individualität» Orientierung an der Risikotragfähigkeit sowie an

den notwendigen Ausschüttungen der Stiftung» Buy-and-hold-Strategie bei Anleihen» Nutzung von Vorteilen, die meist nur

institutionellen Anlegern zur Verfügung stehen» hohe Flexibilität, um auf das niedrige Zinsniveau

reagieren zu können.

Gemeinsam mit den aus langjähriger Geschäftsbe-ziehung bekannten Finanzpartnern hat man mit der re-gionalen Sparkasse die Situation analysiert und ist zu dem Ergebnis gekommen, mit der Muttergesellschaft NORD / LB einen Umbrella Investmentfonds für die

» Der Bürgerstiftungsfonds funktioniert im Grundprinzip

wie eine transparent agierende Bürgerstiftung.

Die erfolgreiche Anlagestrategie der Bürgerstiftung wird im

Bürgerstiftungsfonds fortgeführt und für andere Bürgerstiftungen

zugänglich gemacht «

AUCH FÜR KLEINE

STIFTUNGEN

Mit Vermögen gestalten 103

Bürgerstiftung, Nordlux, einzurichten. Der Bürgerstif-tungsfonds mit der WKN A1W0P6 war „geboren“!

Der Bürgerstiftungsfonds funktioniert im Grund-prinzip wie eine demokratisch transparent agieren-de Bürgerstiftung. Das zentrale Organ ist der Anlage-ausschuss. Dieser ist mehrheitlich von Personen aus dem Umfeld der Bürgerstiftung besetzt. Zwei Mitglie-der des Anlageausschusses sind Experten der Bank und sichern so die professionelle Beratung. Die bisher erfolgreiche Anlagestrategie der Bürgerstiftung wird nunmehr im Bürgerstiftungsfonds fortgeführt und für andere Bürgerstiftungen zugänglich gemacht.

Durch diese Tatsache erhält die Bürgerstiftung ei-ne außergewöhnliche Transparenz bei Investmentent-scheidungen, der Anlagestruktur und der Risikobe-trachtung. Die direkte Einsicht in die gesamte Fond-struktur gewährleistet die Transparenz für alle anfal-lenden Kosten, es entstehen keine versteckten Kosten wie z.B. doppelte Gebührenausgabeaufschläge oder Rückvergütungen.

Die Bürgerstiftung ist mit dem Fonds ein institutio-neller Anleger und nutzt deshalb die entsprechenden Vorteile. (Investmentfonds für institutionelle Anleger sind ohne Agio und kostengünstiger, Absicherungs-strategien gegenüber Fremdwährungen, Kauf von An-leihen zur Emission.) Der Fonds bietet planbare Aus-schüttungen, die für eine Stiftung von großer Bedeu-tung sind. Durch die enge Zusammenarbeit mit den

Bankberatern sind schnelle Entscheidungswege vor-gegeben, Reaktionen auf ein aktuelles Marktgesche-hen sind unmittelbar möglich.

Die Zielstruktur wurde durch den Vorstand der Bür-gerstiftung Braunschweig auf 50 Prozent Anleihen, 40 Prozent Aktien und 10 Prozent Liquidität festge-legt. Die aktuelle Struktur (basierend auf den Zah-len von Oktober 2015) liegt bei 48,13 Prozent Renten, 31,83 Prozent Aktien und 20,05 Prozent Cash.

Durch die Fondsstruktur ist es gelungen, eine glei-che Anlagestrategie für alle (Treuhand-)Stiftungen zu gewährleisten. Die Umsetzung einer Nachhaltigkeits-strategie wird derzeit gemeinsam erarbeitet und mit dem imug Institut diskutiert.

Die Vorteile des Bürgerstiftungsfonds haben auch andere Stiftungen erkannt. Neben den Bürgerstiftun-gen Hannover und Dresden haben inzwischen auch einige Privatanleger und weitere Stiftungen Anteile er-worben.

Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Von den anfänglichen ca. 2 Millionen Euro ist das Volumen auf über 7,5 Millionen Euro gestiegen.

Ulrich E. Deissner ist Vorsitzender des Vorstands der Bürgerstiftung Braunschweig, die er 2003 mitgegründet hat. Seine Schwerpunkte sind Projektarbeit und Fundraising. 2013 wurde er für sein Engagement von Bundespräsident Joachim Gauck mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.buergerstiftung-braunschweig.de

» Der Fonds bietet planbare Ausschüttungen,

die für eine Stiftung von großer

Bedeutung sind. «

104 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Erträge steigern mit Optionen

Wie Stiftungen Covered-Call- oder Covered-Put-Strategien für sich nutzen können

Von Elke Kurlbaum-Stanzel und Alois Steinle

Unter dem Druck des Niedrigzinsumfelds haben viele Stiftungen ihre Aktienanlagen

merklich erhöht. Ungeachtet längerfristig zu erwartender Kursgewinne sind mit Dividenden

seit geraumer Zeit deutlich höhere ordentliche Erträge zu erzielen als mit Anleihen selbst mäßiger Bonität. Durch das Schreiben von Optionen – auf eigene Akti-enbestände oder gedeckt durch Barmittel zum Erwerb von Aktien – lassen sich die Erträge sogar noch weiter steigern. Im Fachjargon werden diese Strategien als Covered Call Writing (Schreiben gedeckter Kaufoptio-nen) bzw. Covered Put Writing (Schreiben gedeckter Verkaufsoptionen) bezeichnet.

Wie funktioniert Covered Call bzw. Covered Put Writing?Der Inhaber von 500 Allianz-Aktien erwartet über die nächsten Monate eher geringe Kurssteigerungen. Er verkauft an der Terminbörse am 11.05.2015 bei ei-nem Allianz-Kurs von 150 Euro 5 Covered Calls (à 100 Aktien), die für den Käufer das Recht beinhalten, die Allianz-Aktien bis zum Optionstermin am 17. Juli 2015 zu einem Kurs von 160 Euro (Ausübungspreis) abzu-rufen. Dafür erhält der Verkäufer eine Optionsprämie von 1,47 Euro pro Aktie. Dies entspricht 0,98 Prozent auf rund zehn Wochen. Für ihn bewegt sich der Kurs der Allianz-Aktien im günstigsten Fall bis zum Opti-onstermin etwas unterhalb von 160 Euro. Der Käufer der Option wird dann sein Recht zum Bezug der Aktien nicht ausüben, das Optionsrecht wird wertlos. Steigt Allianz dagegen über die Schwelle von 160 Euro, wird der Käufer sein Recht wahrnehmen und die Aktien zu einem Kurs von 160 Euro abrufen. Der Inhaber der Aktien und Optionsverkäufer realisiert neben seiner Prämie immerhin noch einen Kursgewinn von rund 6,7 Prozent. Sein Risiko beschränkt sich auf die ent-

gangenen Kursgewinne über 160 Euro hinaus.Anleger, die Prämieneinnahmen erzielen möchten,

die Allianz-Aktie aber auch gerne zu einem günstige-ren als dem aktuellen Kurs erwerben würden, verkau-fen dagegen Covered Puts. Der Käufer dieser Option erwirbt damit das Recht, bis zum Verfalltermin Alli-anz-Aktien z.B. zu einem Ausübungspreis von 140 Eu-ro an den Verkäufer zu veräußern. Fällt der Kurs tat-sächlich bis auf 140 Euro, muss er die Allianz-Aktien abnehmen. Sein Risiko beschränkt sich darauf, dass er bei einem Kursrückgang unter 140 Euro die Aktien noch günstiger hätte erwerben können und dass die Position (unrealisierte) Verluste aufweist.

Mit welchen Erlösen ist zu rechnen?Eine Stiftung verfügt über ein diversifiziertes Aktien-portfolio mit marktgängigen Standardaktien im Wert von 1 Million Euro. Unter der Annahme, dass vier-mal im Jahr Optionen mit einer Laufzeit von maximal drei Monaten verkauft und jeweils Erträge wie im Al-lianz-Beispiel erzielt werden können (4 x 0,98 Pro-zent), ergeben sich Zusatzerträge von 39.000 Euro bzw. fast 4 Prozent p.a. Davon gehen allerdings noch Bank- und Terminbörsengebühren ab. Bei einem ge-mischten Stiftungsportfolio mit einer Aktienquote um 30 Prozent lässt sich die Rendite des Gesamtportfo-lios durch Verkauf von gedeckten Optionen unter den gesetzten Prämissen nach Kosten um rund 1 Prozent im Jahr steigern.

Die erzielbaren Optionsprämien hängen von mehre-ren Faktoren ab: Je näher der gewählte Ausübungspreis am aktuellen Aktienkurs liegt, desto höher ist die er-zielbare Prämie, aber auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Aktien abgerufen oder angedient werden. Je länger die Laufzeit und je volatiler (schwankungsan-fälliger) der Aktienkurs ist, umso höher ist die Prämie.

FÜR FORT GE­

SCHRITTENE

Mit Vermögen gestalten 105

Weitere Einflussgrößen sind der risikolose Zins sowie Dividendenzahlungen während der Optionslaufzeit.

Was ist zu beachten?Aufgrund der nicht ganz geringen Grundgebühren an den Terminbörsen sollte zunächst zusammen mit der Hausbank oder dem Finanzdienstleister eine Rech-nung aufgemacht werden, ob sich die Optionsgeschäf-te auch mit Blick auf Kosten und Aufwand rechnen. Für 100 Allianz-Aktien bzw. einen Optionskontrakt ist hier bereits ein dickes Fragezeichen zu setzen. Ist diese Hürde genommen, sollte die Stiftung bei der Auswahl der Ausübungspreise nicht nur auf die zu erzielen-den Prämien schauen. Beim Verkauf von Covered Calls bietet es sich beispielsweise an, den Ausübungspreis über dem Einstandskurs der Stiftung zu wählen, um im Falle des Abrufs der Aktien keinen Verlust buchen zu müssen. Nicht zuletzt ist darauf zu achten, dass die eigenen Bestände nicht während der Dividendensai-son abgerufen werden und die Dividende verloren geht. Darüber hinaus liegt die Krux im nicht unerheb-lichen Zeitaufwand für die Suche nach passenden Op-tionen und deren Überprüfung. Dieser Aufwand ist zu-meist bei einem professionellen Vermögensmanager besser positioniert.

Frankfurter Bankgesellschaft

Als Privatbank der Sparkassen-Finanzgruppe hat

sich die Frankfurter Bankgesellschaft auf die Be-

treuung vermögender Privatkunden und Unterneh-

merfamilien spezialisiert. Im Rahmen des Stif-

tungsmanagements bietet sie ein breites Spekt-

rum an Dienstleistungen an. Hierzu gehört auch

eine individuelle Vermögensverwaltung für Stif-

tungen. Alleinaktionärin der Bank ist die Landes-

bank Hessen-Thüringen (Helaba).

Alois Steinle ist Abteilungsdirektor Portfolio Management bei der Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG. Er ist verantwortlich für das Portfolio Management von Stiftungen und individuellen Vermögensverwaltungsman-daten. Seine Tätigkeit im Wertpapiergeschäft startete er 1988. Erfahrungen im Asset Management sam-melte er in den letzten zehn Jahren als Vermögensverwalter und Fondsmanager. Steinle hat Studiengän-ge in Augsburg als Dipl. Oec. und in den USA als M.A. in Economics abgeschlossen. Darüber hinaus ist er DVFA-Analyst.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.frankfurter-bankgesellschaft.de

Elke Kurlbaum-Stanzel ist Direktorin Stiftungsmanagement bei der Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG. Nach dem Stu-dium der Volkswirtschaftslehre in Freiburg i.Br. und Hamburg begann sie ihren Berufsweg als wissenschaft-liche Mitarbeiterin in einem Wirtschaftsforschungsinstitut. Seit 1988 ist sie im Helaba-Konzern tätig, zu-nächst im Investment Research und in der Finanzplanung, danach hat sie maßgeblich für die Bank das über-regionale Angebot zum Stiftungsmanagement aufgebaut. Sie lehrt als Dozentin an diversen Akademien und ist ehrenamtlich im Vorstand zweier Stiftungen tätig.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.frankfurter-bankgesellschaft.de

106 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Profitieren durch prognosefreies Investieren

Die Discounter-Strategie als Investmentchance für Stiftungen

Von Marco Chmielewski

Die meisten wissenschaftlichen Untersu-chungen bestätigen, dass die Prognosen

selbst namhafter Analysten und Agenturen nur in geringem Maße eintreffen. Häufig wei-

chen die Prognosen schon nach kurzer Zeit deutlich von der tatsächlichen Entwicklung ab. Diese Proble-matik beschränkt sich keineswegs auf den Bereich der Aktienmärkte; Gleiches kann z.B. bei Renten, Rohstof-fen, Devisen und Bonitäten beobachtet werden. Die Gründe für die schlechte Prognostizierbarkeit liegen u.a. in der nachhaltig gestiegenen Marktdynamik, in der Vielzahl der hochkomplexen Investmentstrukturen und in den gravierenden regulatorischen Eingriffen von Politik und Zentralbanken.

Um die Auswirkungen von Marktschwankungen auf Investitionen und somit die Abhängigkeit der Anlage-vermögen von Marktentwicklungen zu reduzieren, be-darf es der Berücksichtigung möglichst prognosefreier Anlageformen. Diese Lösungen zeichnen sich vor al-lem dadurch aus, dass sie von den Entwicklungen der Börsen teilweise abgekoppelt sind und die Zielrendi-ten auch in fallenden oder sich seitwärts bewegenden Marktphasen verlässlich erzielen können.

Discount-ZertifikateDiscount-Zertifikate gehören zu den am häufigsten ge-nutzten Anlageprodukten. Sie bieten die Möglichkeit, mit verringertem Risiko in den Aktienmarkt (z.B. in den DAX) zu investieren. Die Anlage erfolgt nicht zum aktuellen Kurs, sondern mit einem Preisnachlass (Dis-count), der zugleich den Sicherheitspuffer darstellt.

Notiert der DAX bei 11.000 Punkten, investiert der Anleger in den DAX beispielsweise zu einem Kurs von 9.000 Punkten. Dies entspricht einem Discount von 2.000 Punkten bzw. gut 18 Prozent. Ein Verlust ent-steht für den Anleger folglich erst, wenn der DAX am Ende der Laufzeit des Zertifikats (z.B. nach einem Jahr) um mehr als 18 Prozent gefallen ist. Als „Gegen-

leistung“ für den Erhalt dieses Sicherheitspuffers be-schränkt sich der Anleger auf eine nach oben begrenz-te Rendite (z.B. 4 Prozent pro Jahr). Hierbei gilt: Je grö-ßer der Sicherheitspuffer, umso geringer die Rendite.

Vergleicht man Aktien mit einer – oftmals rasanten – Fahrt in einem Sportwagen, so stehen Discount-Zer-tifikate eher für kontrollierte, „langweiligere“ Fahrten mit konstanter, mittlerer Geschwindigkeit. Nicht das schnelle, sondern das sichere Erreichen des Ziels hat stets Priorität.

Um das Risiko noch weiter zu minimieren, wird nicht in ein einzelnes Zertifikat angelegt, sondern die Investition auf mehrere, aufeinander abgestimmte Zertifikate („Tranchen“) verteilt.

Die Discounter-Strategie als Ergänzung zu klassischen AnlagenDie Discounter-Strategie wird unabhängig von Progno-sen, Analystenmeinungen oder Marktbewegungen um-gesetzt und stellt – speziell in der aktuellen Niedrig-zinsphase – eine Alternative bzw. Ergänzung zu klassi-schen Anleihedepots und Geldmarktanlagen dar. Bei

» Vergleicht man Aktien mit einer – oftmals rasanten – Fahrt

in einem Sportwagen, so stehen Discount-Zertifikate eher

für kontrollierte, „langweiligere“ Fahrten mit konstanter, mittlerer

Geschwindigkeit. Nicht das schnelle,

sondern das sichere Erreichen des Ziels hat Priorität. «

SPEZIAL THEMA

Mit Vermögen gestalten 107

der Auswahl der Anlageprodukte wird grundsätzlich höchstmögliche Sicherheit angestrebt. Die Umsetzung dieser Strategie erfolgt ausschließlich durch den Ein-satz von Discount-Zertifikaten, die gegenüber Direkt-investments den Vorteil eines Sicherheitspuffers auf-weisen. Die Anlage erfolgt regelbasiert in Tranchen mit jeweils einem Jahr Laufzeit. Die Tranchen werden so aufeinander abgestimmt, dass sie zeitlich versetzt in 1-Monats-Intervallen fällig werden (von Mai 2015 bis Mai 2016, von Juni 2015 bis Juni 2016 usw.) Fällige Be-träge werden umgehend in neue Tranchen mit wieder-um einem Jahr Laufzeit investiert. Als Basiswerte wer-den im Rahmen dieser Strategie Indizes wie DAX oder EURO STOXX 50 gegenüber Einzelwerten bevorzugt.

Übertragen bedeutet dies: Man fährt nun nicht mehr in einem einzelnen Fahrzeug, sondern gemein-sam in einer Kolonne von zwölf Fahrzeugen. Sollte trotz aller Vorsicht eine Panne entstehen, betrifft dies nur ein Fahrzeug. Elf weitere werden das Ziel mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit erreichen und stehen au-ßerdem zur Verfügung, um dem Liegengebliebenen zu helfen.

Mögliche SzenarienDiese Strategie kann zu folgenden zwei Szenarien führen:

Szenario 1: In Phasen steigender, sich seitwärts bewegender oder moderat fallender Aktienmärkte reichen die Discounts (Sicherheitspuffer) der einzel-nen Zertifikate aus. Die Rückzahlung erfolgt jeweils zu 100 Prozent zuzüglich der jeweiligen Rendite. Grundsätzlich arbeitet z.B. die St. Galler Kantonal-bank Deutschland AG mit Discounts von ca. 20 Pro-zent je Zertifikat, sodass Marktkorrekturen dieser Größenordnung keine Auswirkungen auf fällige Tran-chen haben.

Szenario 2: Extreme Marktverwerfungen (z.B. im Jahr 2008, dem statistisch schlechtesten Börsen-jahr seit 1929) können dazu führen, dass einzelne Discounts nicht ausreichen. Diese Tranchen kön-nen folglich einen Teilverlust generieren. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit werden jedoch selbst in Phasen massiver Marktkorrekturen nur einzel-ne Tranchen betroffen sein. Hinzu kommt, dass die Verluste erst unterhalb der Discounts beginnen

4500

12 Monate

EURO STOXXX 50

12 Monate

12 Monate 12 Monate

12 Monate 12 Monate

12 Monate

12 Monate

6 Monate

3 Monate

9 Monate

12 Monate

1200

2025

2850

3675

Jan/12 März/12 Mai/12 Jul/12 Okt/12 Dez/12 Feb/13 Mai/13 Jul/13 Sept/13 Nov/13 Feb/14

Das Prinzip der rollierenden Strategie  Quelle: Bloomberg (Stand 27. August 2014). Grafik dient nur der Illustration.

Das zu investierende Vermögen wird zunächst in eine Grundstruktur aus vier Tranchen mit Fälligkeiten von z.B. 3, 6, 9 und 12 Monaten aufgeteilt (rot).

Bei Fälligkeit eines Zertifikats er-folgt jeweils eine Wiederanlage in ein neues Zertifikat mit einer Laufzeit von 12 Monaten (grün).

Somit entsteht eine Struktur aus Discount-Zertifikaten mit sich in iden-tischen Intervallen überschneidenden Laufzeiten von jeweils 12 Monaten. Hieraus resultieren regelmäßige Fällig-keiten im 3-Monats-Rhythmus. In der Praxis wird diese Strategie in monatli-chen Intervallen umgesetzt: 12-monat-lich versetzte Zertifikate mit je 12 Mo-naten Laufzeit und somit 12 Fälligkei-ten/Wiederanlagen pro Jahr. Der Über-sichtlichkeit halber wird in der Grafik eine Struktur aus 3-Monats-Intervallen dargestellt.

108 Bundesverband Deutscher Stiftungen

und somit deutlich geringer als bei einem Direktin-vestment sind.

Der ausschlaggebende Vorteil ist jedoch, dass in diesem Szenario eines offensichtlich sehr schlechten Marktumfelds hervorragende Wiederanlagebedingun-gen für fällig gewordene Tranchen herrschen. Der Anle-ger profitiert nun von zwei Aspekten: Einerseits erfolgt die Reinvestition in einem solchen Umfeld auf einem niedrigen bzw. stark gesunkenen Marktniveau und damit zu günstigeren Kursen. Andererseits verbessert die mit starken Marktkorrekturen einhergehende ho-he bzw. stark gestiegene Volatilität die Risiko-Rendi-te-Relation von Discount-Zertifikaten signifikant. (Teil-)Verluste einzelner Zertifikate können somit durch die übergeordnete Strategie kompensiert bzw. überkom-pensiert werden.

Realer Kapitalerhalt hat PrioritätDer langfristige, reale Kapitalerhalt ist das oberste Ziel der Discounter-Strategie, die Zielrendite liegt der-zeit bei 3 bis 4 Prozent p.a. nach Kosten. Besondere Merkmale dieser Strategie sind stetige, gut kalkulier-bare Renditen, faire, transparente Kurse und Gebüh-ren, grundsätzlich tägliche Verfügbarkeit sowie ein geringer buchhalterischer Aufwand. Eine sorgfältige Auswahl, die breite Streuung und die laufende Über-wachung der Schuldner durch das Portfoliomanage-ment des Anbieters sowie die begrenzten Laufzeiten der einzelnen Tranchen minimieren das Emittenten-risiko. Solche konservativen, prognosefreien Lösun-gen werden in zunehmendem Maße von institutionel-len Anlegern wie Unternehmen, Stiftungen, Verbänden und kirchlichen Einrichtungen genutzt. Die Discoun-ter-Strategie kann als stabilisierende Beimischung in klassische Depot- und Vermögensstrukturen integriert oder separiert als alleinstehende Konzeption umge-setzt werden.

St. Galler Kantonalbank Deutschland AG

Die St. Galler Kantonalbank Deutschland AG ist ein

100-prozentiges Tochterunternehmen der seit bald

150 Jahren bestehenden St. Galler Kantonalbank

AG und die einzige in Deutschland aktive Bank,

die auf den Werten und Traditionen einer Schwei-

zer Kantonalbank gründet. In Deutschland widmet

sie sich ausschließlich dem individuellen Vermö-

gensmanagement für institutionelle Anleger und

vermögende Privatkunden. Um Interessenkonflikte

zu vermeiden und Unabhängigkeit zu wahren, wird

auf Investment Banking und auf eigene Finanzpro-

dukte verzichtet.

Marco Chmielewski, Diplom-Kaufmann, ist seit 17 Jahren in der Betreuung vermögender Privatkunden und institutioneller Anle-ger tätig. Als Direktor der St. Galler Kantonalbank Deutschland AG verantwortet er insbesondere die Zusam-menarbeit mit Stiftungen und die Partnerschaft mit dem Bundesverband Deutscher Stiftungen.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.sgkb.de

Mit Vermögen gestalten 109

Kapitalschutz trifft Renditechance

Wandelanleihen als strategische Investition für Stiftungen

Von Alexander George und Christoph Schmidt

Die expansive Geldpolitik der Notenbanken rund um den Globus hat die Renditen auf ein historisches Tief fallen lassen. Diese Entwicklungen an den Renten-märkten stellen Stiftungen seit Längerem vor beson-dere Herausforderungen. Daher bauen Stiftungen weltweit ihre Engagements in Aktien weiter aus oder beginnen zumindest mit dem Aufbau.

Die Anforderungen an das Management von Stif-tungsvermögen haben sich für die verantwortlichen Gremien und die Berater von Stiftungen deutlich ver-ändert. Neben dem intensiveren Austausch mit den Begleitern in Finanzfragen stehen nun auch die Defi-nition von Anlagerichtlinien sowie das Risikomanage-ment stärker im Fokus.

Als Instrument für den strategischen Aufbau von Aktienpositionen eignet sich ganz besonders die Wan-delanleihe. Wandelanleihen sind verbriefte Schuld-verschreibungen, die überwiegend Aktiengesellschaf-ten emittieren. Während ihrer Laufzeit garantieren sie dem Eigentümer eine feste Zinszahlung. Der Ertrag liegt meist unter der Rendite der entsprechenden Un-ternehmensanleihen. Dafür erhält der Zeichner das Recht, die Wandelanleihe bei Fälligkeit in einem fest-gelegten Verhältnis in Aktien zu tauschen. Dieses Recht auf eine fixierte Zinszahlung und die Rückzah-lung zum Nominalwert bilden den Risikoschutz der Wandelanleihe. Steigt der zugrunde liegende Aktien-kurs, gewinnt auch die Wandelanleihe an Wert. Denn sie berechtigt den Besitzer bei Fälligkeit, den Wand-ler in einem bestimmten Verhältnis in Aktien zu tau-schen. Je näher die Fälligkeit rückt und der Kurs der Aktie über dem Wandlungspreis notiert, umso mehr gleichen sich daher Wandelanleihe und Aktie bei einer Aufwärtsbewegung im Wert an.

Was aber passiert bei schwachen Börsen? Bei fal-lenden Aktienkursen muss der Käufer eines Wandlers, den er bei der Neuemission erworben hat, nur bis zur Endfälligkeit durchhalten. Dann wird seine Investition

zumindest nominal ohne Verlust zurückgezahlt. Dies unterstellt, dass der jeweilige Emittent über die ent-sprechende Qualität und Solvenz verfügt. Aus diesen Eigenschaften ergeben sich die großen Stärken der „Convertibles“ – ein hoher Kapitalschutz bei gleich-zeitig attraktiven Renditechancen.

Risikomanagement im aktuellen MarktumfeldInsbesondere bei den aktuell stark gestiegenen Akti-enkursen ist es wichtig, die Gefahren einer Kurskorrek-tur im Wandelanleihenportfolio vorsichtig zu steuern und risikoreduzierende Maßnahmen frühzeitig ein-zuleiten. Dies wird beispielsweise durch den Verkauf von Wandelanleihen mit einem hohen Delta durch die hohe Korrelation der Wandelanleihe zur Aktie sowie durch klassische derivative Absicherungsinstrumente erreicht. Aber auch die Selektion von bonitätsstarken Unternehmen ist eine wichtige Voraussetzung für den erwarteten Kapitalschutz eines Wandlers.

Wandelanleihen optimieren das Portfolio Am besten lassen sich Wandelanleihen in einem Ver-mögensportfolio als stabilisierende Diversifikation einsetzen. In den zurückliegenden 19 Jahren stiegen Wandelanleihen stärker im Wert als herkömmliche An-leihen. Auch im Vergleich zu Aktien entwickelten sie sich erfolgreicher und wiesen gleichzeitig eine sehr viel höhere Stabilität auf. Gleichzeitig sind Kursrisiken aufgrund der nominalen Rückzahlungszusage abgesi-

» Als Instrument für den strategischen Aufbau

von Aktienpositionen eignet sich besonders die Wandelanleihe. «

110 Bundesverband Deutscher Stiftungen

chert. Anleger, die ihrem Aktienportfolio Wandler bei-mischen, verringern also das Verlustrisiko, ohne auf Gewinne bei steigenden Kursen zu verzichten.

Auch reine Rentenportfolios lassen sich durch die Beimischung von Wandlern optimieren. Da sie nur äu-ßerst gering mit Staatsanleihen korrelieren, verbes-sern sie das Risiko-Rendite-Profil eines Rentendepots. Durch ihre Aktienkomponente ermöglichen sie als Sachanlage einen Schutz gegen Inflationsgefahren. Gleichzeitig liefern sie dann nennenswerte Renditen, wenn diese bei Anleihen ausbleiben.

Die Beimischung von Wandelanleihen verleiht selbst klassisch gemischten Portfolios aus Aktien und Renten eine höhere Stabilität. Denn je nach Marktent-wicklung wirkt sich bei Wandlern die Aktien- oder An-leihenkomponente stärker aus. Die Entscheidung, ob Aktien oder Anleihen im Portfolio höher zu gewichten sind, wird dem Investor quasi abgenommen.

Europäische Emittenten im VorteilDa Wandelanleihen typischerweise von Aktiengesell-schaften emittiert werden, besteht grundsätzlich ein Ausfallrisiko. Wird ein Unternehmen zahlungsunfä-hig, kann es die Zinszahlungen bzw. die Rückzahlung der Wandelanleihe bei Fälligkeit nicht mehr leisten. In einem solchen Fall verfällt auch die zugrunde liegen-de Aktie, wodurch das Wandlungsrecht wertlos wird. Vor diesem Hintergrund sind vor allem Emittenten mit einer guten Bonität zu bevorzugen. Dies spricht für Wandler aus Europa. Denn immerhin fast zwei Drittel der Marktkapitalisierung der europäischen Wandler, die von Ratingagenturen bewertet werden, stammen von Unternehmen, die über ein Investment Grade-Ra-ting in der Bandbreite von AAA bis BBB verfügen. Anla-gen im Euroraum besitzen noch einen weiteren Vorteil: Bei ihnen entfällt das Wechselkursrisiko, das Investiti-onen im US-Dollar- oder im Yenraum unweigerlich mit sich bringen.

Euroraum Wandelanleihen (Exane Eurozone Convertible Bond)EURO STOXX 50Deutsche Staatsanleihen 1–10 Jahre (EFFAS Germany 1–10)

0%

5%7%

5% 5%

Rendite p.a.

8%

3%

23%

Volatilität p.a.

10%

15%

20%

25%

Langfristige Rendite und Volatilität (seit 01.01.1996)  Quelle: Bloomberg

Mit Vermögen gestalten 111

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass vor allem für Stiftungen, die Aktienengagements langfristig auf-bauen möchten, aber dabei den Kapitalschutz nicht aus den Augen verlieren wollen, die Wandelanleihe ei-ne gute Investitionsmöglichkeit bietet. Bedingt durch die aktuelle Marktlage sind auch Wandelanleihen von Faktoren wie einer hohen Bewertung und fehlenden Renditen betroffen. Das Management eines Wandelan-leihenportfolios bedarf daher trotz aller Absicherungs-eigenschaften einer fortlaufenden Marktbeobachtung, um angemessen und rechtzeitig auf Marktverände-rungen zu reagieren bzw. sie zu antizipieren. Investi-tionen in Wandelanleihen sind in der Direktanlage, in ausgewählten Publikumsfonds sowie als individuelle Fondslösung für Stiftungen mit einem größeren Stif-tungsvermögen möglich.

Hauck & Aufhäuser Privatbankiers

Hauck & Aufhäuser Privatbankiers zählt zu den

wenigen unabhängigen Privatbanken in Deutsch-

land und kann auf eine 219 Jahre lange Tradition

zurückblicken. Das Kapital der Bank befindet sich

zu 100 Prozent in der Hand privater Eigentümer. Mit

Standorten in Frankfurt am Main, München, Ham-

burg, Düsseldorf, Köln, Zürich und Luxemburg kon-

zentriert sich das Bankhaus auf die ganzheitliche

Beratung und Verwaltung von Vermögen privater,

unternehmerischer und institutioneller Kunden.

Alexander George arbeitet im Bankhaus Hauck & Aufhäuser Privatbankiers im Bereich Vermögensmanagement und ist für die Betreuung von Family Offices und Stiftungen verantwortlich. Außerdem ist er geschäftsführender Vorstand der Hauck & Aufhäuser Kulturstiftung, die im Bereich Kultur, bildende Kunst und Bildung ihren Förder-schwerpunkt setzt. George verfügt über mehr als 20 Jahre Berufserfahrung in der Betreuung von vermögen-den Privatpersonen und Unternehmerfamilien.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.hauck-aufhaeuser.de

Christoph Schmidt arbeitet im Bankhaus Hauck & Aufhäuser Privatbankiers als Senior Portfolio Manager und verantwortet das Management von Publikumsfonds und Spezialfonds mit dem Schwerpunkt Fixed Income. Er verfügt über 15 Jahre Berufserfahrung im Bereich Asset Management und ist Chartered Financial Analyst Charterholder.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.hauck-aufhaeuser.de

112 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Chancen durch Direktinvestments und ETFs

Worauf ist bei der Auswahl zu achten?

Von Michaela Gajewski

Heutzutage steht Stiftungen, privaten- und instituti-onellen Anlegern für ihre Anlagestrategie ein riesiges Angebot an Finanzprodukten zur Verfügung – Tendenz steigend. Nachdem die Anlagestrategie und die Anla-geklassen definiert sind, stellt sich nun die Frage, mit welchen Produkten bzw. Wertpapierarten diese um-gesetzt werden. Sollen z.B. Direktinvestments, Invest-mentfonds, ETFs und strukturierte Wertpapiere Teil des Portfolios sein – und wenn ja, zu welchem Anteil?

Direktinvestments – Vorteile und mögliche FallenFür die Entscheidungsfindung empfiehlt sich eine Prü-fung auf Transparenz, Branchen, Gebührenstruktur, Handelbarkeit und Mehrwert. Die höchste Transparenz bieten dabei die originären Wertpapierarten, nämlich Direktinvestments in Einzelwerte wie Aktien oder „un-strukturierte“ Anleihen. Alle anderen Wertpapierarten stellen mehr oder weniger abgeleitete Finanzkonstruk-tionen dar.

Die Gebührenstruktur ist bei Direktinvestments übersichtlich, es fallen nur die Börsentransaktions-kosten und keine produktbezogenen Provisionen an. In Bezug auf die Auswahl von Anleihen empfiehlt sich der Blick in die Anleihebedingungen, ob eventuelle Sonderrechte vorhanden sind, z.B. ein Kündigungs-recht durch den Emittenten vor Endfälligkeit („poi-son put“). Hierdurch kann sich die Renditekalkulation schnell mal in Luft auflösen. Gerade vor dem Hinter-grund des historisch niedrigen Zinsniveaus notiert der Großteil der Anleihekurse über pari, also über ihrem Nennwert von 100 Prozent. Das heißt: Wird die Kündi-gung durch den Emittenten ausgesprochen, erfolgt die Rückzahlung in der Regel zu 100 Prozent. Bei einem unterstellten Kaufkurs der Anleihe über 100 Prozent er-leidet der Anleger einen Kursverlust.

Risikostreuung durch Exchange Traded FundsGrundsätzlich empfehle ich, den Schwerpunkt auf Direktinvestments zu setzen. Jedoch sollte bei je-der Anlagestrategie die Risikostreuung im Vorder-grund stehen. Hat das zur Verfügung stehende Vermö-gen eine Größe, mit der man durch den Einsatz von Direktinvest ments keine ausreichende Risikostreuung gewährleisten kann und sich überhöhte Einzelwertrisi-ken ergeben oder möchte man mit einem Investment die breite Abdeckung eines ausländischen Marktes erreichen, ist die Hinzunahme von Indexfonds, auch Exchange Traded Funds (ETF) genannt, empfehlens-wert. Hierbei handelt es sich um börsengehandelte, in der Regel passiv gemanagte Indexfonds. Mit ihnen lässt sich eine breitere Streuung erreichen als mit Ein-zelwerten.

Die Angebotspalette geht über fast alle Anlageklas-sen. Im Gegensatz zu den „aktiv“ gemanagten Invest-mentfonds zeichnen sich ETFs durch eine wesentlich geringere jährliche Verwaltungsgebühr und transpa-rente Strukturen aus. Bei den Investmentfonds wird

» Für die Anlageentscheidung empfiehlt sich eine Prüfung auf Transparenz, Branchen,

Gebührenstruktur, Handelbarkeit und Mehrwert. Die höchste Transparenz bieten dabei

die originären Wertpapierarten, nämlich Direktinvestments in

Einzelwerte wie Aktien oder „un-strukturierte“ Anleihen. «

Mit Vermögen gestalten 113

die jährliche Gebühr in Form der Total Expense Ratio (TER) veröffentlicht. Allerdings enthält diese nicht alle Gebührensätze. Da kann die Kostenquote schon mal den zwei- bis fünffachen Wert eines ETFs betragen. Ein Gebührenvergleich lohnt sich also!

Worauf sollte man achten? Im Vergleich zu den „aktiv“ gemanagten Investment-fonds bilden die passiv gemanagten ETFs eins zu eins den zugrunde liegenden Index bzw. Basiswert ab. Hierbei sollte man darauf achten, dass man soge-nannte replizierende ETFs wählt. Dies bedeutet: Das, was draufsteht, ist auch drin. Wählt man beispielswei-se ein DAX-ETF aus, dann sind auch die 30 DAX-Werte enthalten. Die andere Variante an ETFs bilden die syn-thetisch nachgebildeten. Hier kann es sein, dass ein vollkommen anderer Basiswert zugrunde gelegt wird. Es handelt sich quasi um ein Tauschgeschäft, soge-nannte Swaps, mit Drittpartnern. Die Wertentwicklung verläuft zwar in der Regel wie bei den replizierenden ETFs, jedoch hat man durch den Swap ein Kontrahen-tenrisiko. Die meisten Anbieter gehen dazu über, ver-stärkt die replizierende Version anzubieten.

ETFs sind zum größten Teil sowohl als ausschütten-de als auch als thesaurierende Variante zu haben. Die ausschüttende Variante schüttet in regelmäßigen In-tervallen die Erträge an den ETF-Inhaber aus, die the-saurierende Form legt die Erträge direkt wieder im ETF an. Da Stiftungen auf die Ausschüttung von Erträgen angewiesen sind, bietet sich für sie die ausschütten-de Form an.

Investmentfonds empfehle ich nur in Ausnahme-fällen, denn mit Direktinvestments und ETFs lassen sich die Gebühren des Depots deutlich geringer hal-ten. Es gibt aber noch weitere Gründe. Die meisten Investmentfonds gelten als „aktiv“ gemanagt, orien-

tieren sich jedoch sehr eng an der zugrunde gelegten Benchmark. Bei einem Direktinvestment oder passiv gemanagten Indexfonds weiß der Anleger von Beginn an, was drin ist, bei einem Investmentfonds erfährt er erst im Nachhinein – durch die Veröffentlichung der Rechenschaftsberichte –, wie sein Investmentfonds gemanagt worden ist.

Die Ausnahmefälle, in denen die höhere Gebühr ei-nes Investmentfonds durch den Mehrwert gerechtfer-tigt scheint, würde ich als „Spezialitäten“ bezeichnen. Dies kann z.B. der Fall sein, wenn sich der Investment-fonds durch eine besondere Expertise auszeichnet, kein geeignetes Direktinvestment oder ETF zur Verfü-gung steht oder die Markteintrittsbedingungen eines ausländischen Marktes zu hoch sind (etwa Handel nur über die Heimatbörse, höhere Transaktionsgebühren, ggf. Steuern, Mindestorder-Stückzahl, Hinzunahme ei-nes ausländischen Brokers erforderlich, Eröffnung ei-nes Währungskontos im Land der Heimatbörse, man-gelnde Informationsverfügbarkeit, Illiquidität, hohe Kauf-/Verkaufsspannen etc.). In diesen Fällen sollte abgeklärt werden, ob es für diesen Investmentfonds neben der Privatanleger-Tranche auch eine Tranche für institutionelle Investoren gibt, die geringere Gebüh-ren, allerdings auch eine Mindestordergröße aufweist.

Bei der Auswahl der Finanzprodukte sollte man im-mer auch die Handelbarkeit der Wertpapiere im Auge behalten, wie z.B. Börsenumsatz und Emissionsvolu-men, sonst kann es bei hohen Ordergrößen schon mal eng werden.

AbsicherungsstrategienZum Schluss möchte ich noch auf den möglichen Ein-satz von Absicherungsstrategien eingehen. Hier unter-scheidet sich das Vorgehen von Stiftungen in der Re-gel grundlegend von dem der Privatanleger oder insti-

» Im Gegensatz zu den „aktiv“ gemanagten

Invest mentfonds zeichnen sich ETFs durch eine wesentlich

geringere jährliche Verwaltungsgebühr und

transparente Strukturen aus. «

» Investmentfonds empfehle ich nur

in Ausnahmefällen, denn mit Direktinvestments und ETFs

lassen sich die Gebühren des Depots deutlich geringer halten. «

114 Bundesverband Deutscher Stiftungen

tutionellen Investoren. Stiftungen sind, mit Ausnahme der Verbrauchsstiftungen, auf die Ewigkeit ausgerich-tet. Sie können starke Marktveränderungen aussitzen. Abhängig von der Marktmeinung, dem Nervenkostüm des Entscheiders und einem zeitlich bekannten Liqui-ditätsbedarf kann der Einsatz von Absicherungsstrate-gien sinnvoll sein.

Eine Möglichkeit ist das Setzen von sogenannten Stop-loss-Marken, das bei Direktinvestments und ETFs angewendet werden kann. Einige Fondsgesellschaften bieten inzwischen auch den Börsenhandel für ihre In-vestmentfonds an. Bei einer Stop-loss-Marke wird bei einem Verkaufsauftrag der entsprechende Orderzu-satz mit einem Kurslimit angegeben. Sobald das Kurs-limit erreicht wird, ändert sich die Order automatisch in einen unlimitierten Verkaufsauftrag und wird zum nächstmöglichen Kurs verkauft. Beispiel: aktueller Kurs 100, Stop-loss-Marke 95. Rutscht der Kurs auf die gesetzten 95, wird der Verkauf ausgelöst. Beim Ein-satz von Stop-loss-Marken sollte es sich um sehr liqui-de Wertpapiere handeln, damit die Spannen zwischen den einzelnen Kursnotierungen nicht zu groß sind.

Möchte man seine bestehenden Wertpapierposi-tionen absichern, ohne diese zu verkaufen, bieten sich folgende Möglichkeiten an. Über den Einsatz de-rivativer Finanzinstrumente, wie z.B. Optionen oder Futures, lassen sich starke Kurschwankungen oder Zinsänderungsrisiken abpuffern. Durch die hohe He-belwirkung liegt der finanzielle Einsatz bei einem Bruchteil des abzusichernden Bestandes. Der direkte Einsatz ist jedoch eher für Großinvestoren geeignet. Seit einigen Jahren stehen aber auch für diesen Be-reich ETFs zur Verfügung, sogenannte „short“ ETFs. Wählt man etwa ein normales (auch „long“ genann-tes) DAX-ETF, so bildet dieses eins zu eins die Ent-wicklung des DAX-Index nach. Mit einem herkömm-lichen „long“ DAX-ETF setzt der Käufer auf einen An-

stieg des DAX, mit einem „short“ DAX-ETF setzt er auf fallende Kurse. Das „short“ ETF verhält sich invers zu dem „long“ ETF. Die „short“-Varianten gibt es mittler-weile für die gängigen Aktien- und Rentenindizes und auch in gehebelten Varianten.

Vor jeder Kaufentscheidung sollte man sich ge-nau über die Funktionsweise und die möglichen „Nebenwirkungen“ der Finanzinstrumente informie-ren. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man mit Direktinvestments und ETFs eine transparente, kostenbewusste und diversifizierte Anlagestruktur umsetzen kann.

Michaela Gajewski arbeitet seit 25 Jahren im Bereich Vermögensverwaltung, seit 15 Jahren als Finanzportfoliomanagerin bei der SVA Vermögensverwaltung Stuttgart GmbH. Dort ist die Diplom-Betriebswirtin für das Wertpapier- und Risi-komanagement von Stiftungs-, privaten und institutionellen Mandaten zuständig. Nach der Banklehre und dem Studium der Wirtschaftswissenschaften war sie bei einer großen familiengeführten Privatbank, der Deutschen Börse und einer Kapitalanlagegesellschaft tätig. Darüber hinaus arbeitet sie seit Jahren ehren-amtlich im Naturschutzbereich.

Weitere Informationen www.vermoegensverwaltung-stuttgart.de

Mit Vermögen gestalten 115

Multi Strategie-Fonds

Neue Ansätze bei Absolut Return

Von Dr. Volker van Rüth

Das Niedrigzinsumfeld macht Stiftungen das Leben schwer. Multi Strategie-Fonds können helfen, die Renditeziele dennoch zu erreichen. Das Erwirtschaf-ten von Erträgen zur Erfüllung des Stiftungszwecks ist bei gleichzeitig realem Kapitalerhalt das oberste Ziel der Kapitalanlage von Stiftungen. Kurz: Es müssen in jeder Marktlage risikokontrolliert reale positive Erträ-ge erzielt werden. Genau dieses Ziel verfolgen Abso-lute Return-Ansätze. In der Welt des Absolut Return versucht der Asset Manager, bei möglichst geringen Schwankungen des Portfolios einen steten Kapitalzu-wachs zu erzielen. Letztlich geht es um Rendite mit Absicherung.

Charakteristika von Multi Strategie-FondsIm Rahmen von Multi Asset-Konzepten stand dabei zunächst die breite Diversifikation über eine Vielzahl möglichst unkorrelierter Anlageklassen im Vorder-grund. Als Folge der Finanzkrise mit steigenden Korre-lationen und sinkenden Renditen quer über alle Anla-geklassen stellte sich die Frage nach neuen methodi-schen Ansätzen. Dies war die Geburtsstunde von Multi Strategien. Zwar investieren die Fondsmanager weiter-hin in eine Vielzahl von Assetklassen, nutzen aber – wie der Name schon sagt – darüber hinaus ein breites

Spektrum an Investmentstilen, z.B. Long/Short oder Momentum.

Multi Strategie-Fonds sind gekennzeich-net durch eine taktisch-dynamische Allokati-on, die Opportunitäten an den Märkten sucht und die-se mit unterschiedlichen Strategien für die Ertragsge-nerierung nutzt. Sie sind in der Lage, alle Richtungen des Marktes zu berücksichtigen und weisen keinen Bias zu gängigen Stilrichtungen auf. Dabei unterlie-gen sie keinen festen Investitionsquoten und haben somit auch die Freiheit, nicht investiert zu sein. Ein wichtiger Punkt. Denn durch die Vorgabe, investiert sein zu müssen, können sich Fondsmanager in volati-len Marktphasen einem erheblichen Verlustrisiko aus-setzen. Dank dieser Eigenschaften eignen sich Multi Strategie-Fonds gut für eine erweiterte Diversifizierung des Portfolios, da sie eine nur geringe Korrelation zu klassischen Anlageformen aufweisen und so das Ren-dite-/Risikoprofil der Kapitalanlage verbessern helfen.

Große Investoren wie z.B. Versicherungen sind längst auf den Zug aufgesprungen, verwalten ihre Multi Strategie-Ansätze jedoch in Eigenregie. Diese Möglichkeit haben Stiftungen aufgrund ihrer zumeist geringen Größe nur in seltenen Fällen. Multi Strate-gie-Fonds bieten ihnen daher die Chance, das not-wendige Know-how über ein breites Spektrum von As-setklassen sowie über die Techniken der dynamischen Portfoliosteuerung nicht selbst aufbauen zu müssen, sondern an Dritte auszulagern.

Worauf sollte man achten?Gerade für die sicherheitsorientierte Anlagepolitik von Stiftungen ist es wichtig, bei der Auswahl der An-bieter nicht nur auf die in Aussicht gestellten Ertrags-ziele, sondern vor allem auf ein gutes Risikomanage-ment zu achten. Schließlich gilt es, die Risikosituation sowohl auf Ebene des Gesamtportfolios als auch mit Blick auf jede der eingesetzten Strategien im Griff zu

» In der Welt des Absolut Return versucht der Asset Manager, bei möglichst geringen Schwankungen

des Portfolios einen steten Kapitalzuwachs

zu erzielen. «

FÜR FORTGE­

SCHRITTENE

116 Bundesverband Deutscher Stiftungen

haben. Dies erfordert neben der Risikobudgetierung und der Value at Risk-Analyse auch die Kontrolle et-waiger systematischer Risiken durch eine fortlaufende Korrelationsanalyse und tägliche Stresstests. Bei der Prüfung Erfolg versprechender Konzepte sollten Stif-

tungen neben der Erfahrung des Asset Managers und der Transparenz des Anlageprozesses vor allem den Track-Record des Fonds begutachten. Ein Blick auf die Performance-Historie unter Berücksichtigung von kri-senhaften Marktphasen gibt Auskunft darüber, ob und in welchem Umfang es dem Management tatsächlich gelungen ist, absolut positive Erträge zu erzielen und welche Volatilitäten hierfür in Kauf genommen werden mussten.

BayernInvest

Die BayernInvest mit Sitz in München ist eine

100-prozentige Tochter der BayernLB. Als Gesamt-

anbieter für institutionelle Investoren ist Bay-

ernInvest sowohl Asset Manager als auch Mas-

ter-KVG. Mit einem verwalteten Volumen von über

64 Milliarden Euro in Spezial- und Publikumsfonds

sowie institutionellen Vermögensverwaltungsman-

daten gehört BayernInvest zu den zehn größten

Kapitalverwaltungsgesellschaften im institutionel-

len Asset Management in Deutschland.

Dr. Volker van Rüth ist Sprecher der Geschäftsführung der BayernInvest.

Weitere Informationen www.bayerninvest.de

» Multi Strategie-Fonds eignen sich gut für eine erweiterte

Diversifizierung des Portfolios, da sie eine nur geringe Korrelation

zu klassischen Anlageformen aufweisen. «

* Aktueller Stand der Wertentwicklung per 30.10.2015 nach BVI-Methode, ohne Berücksichtigung des Ausgabeaufschlags. Individuelle Kosten wie Gebühren, Provisionen und andere Entgelte sind in der Darstellung nicht berücksichtigt und würden sich negativ auf die Wertentwicklung auswirken. Anfallende Ausgabeaufschläge reduzieren das eingesetzte Kapital sowie die dargestellte Wertentwicklung. Angaben zu Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Wertentwicklungen. Alle veröffentlichten Angaben dienen ausschließlich Ihrer Information und stellen keine Anlageberatung oder sonstige Empfehlung dar. Aktienkurse können markt- und einzelwertbedingt schwanken. Auch festverzinsliche Anlagen unterliegen je nach Zinsniveau Schwankungen und bergen ein Bonitätsrisiko. Bitte lesen Sie vor Zeichnung von Anteilen den Verkaufsprospekt, in dem die mit diesem Fonds verbundenen Anlagerisiken aufgeführt sind. Der Verkaufsprospekt und weitere Informationen sind kostenlos bei der Lampe Asset Management GmbH, bzw. unter www.lampe-am.de erhältlich. Datenquelle: Universal-Investment-Gesellschaft mbH

Der LAM-Stifterfonds wurde speziell für Stiftungen konzipiert und setzt unsere sicherheitsorientierte Anlagestrategie mittels Investitionen in Euroanleihen von Emittenten guter Bonitäten um. Die Aktienquote wird aktiv gesteuert und beträgt zwischen 0% und maximal 25%. Zusätzlich ist ein Wertsicherungskonzept imple-mentiert, welches nicht als Garantie zu verstehen ist, jedoch den Fondsmanager zusätzlich in der Steuerung der eingegangenen Risiken diszipliniert.

Die Lampe Asset Management ist als Tochtergesellschaft des Bankhaus Lampe Teil der Oetker-Gruppe und steht in der über 160-jährigen Tradition einer der wenigen inhabergeführten Privatbanken Deutschlands. Diese Eigentümerstruktur sichert unsere Unabhängigkeit und Flexibilität; generationsübergreifendes Wirtschaften und ein lang-fristiger Planungshorizont stehen dabei im Vordergrund. Diese Werte sind auch für eine erfolgreiche Stiftungsarbeit essentiell und bilden die Basis für unsere Beratung.

LAM-Stifterfonds-Universal: Unser Fondsangebot für Ihre Stiftung

Stiftungsfonds des Jahres 2014 und 2015

Gerne stehen wir für ein persönliches Gespräch zur Verfügung.Telefon: +49 (0)211 [email protected]

LAM-Stifterfonds-Universal

1 Jahr(30.10.2014)

2 Jahre(30.10.2013)

3 Jahre(30.10.2012)

5 Jahre(30.10.2010)

seit Auflage(03.05.2010)

Performance* 3,49% 10,46% 17,89% 28,46% 31,01%

Performance p.a.* 5,10% 5,64% 5,14% 5,00%

Wertentwicklung nach Kosten. Gesamtkostenquote (TER) im vergangenen Geschäftsjahr 0,78%.

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Teil 3.1Verzinsliche Wertpapiere

*Aktueller Stand der Wertentwicklung per 30.10.2015 nach BVI-Methode, ohne Berücksichtigung des Ausgabeaufschlags. IndividuelleKosten wie Gebühren, Provisionen und andere Entgelte sind in der Darstellung nicht berücksichtigt und würden sich negativ auf dieWertentwicklung auswirken. Anfallende Ausgabeaufschläge reduzieren das eingesetzte Kapital sowie die dargestellte Wertentwicklung.Angaben zu Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Wertentwicklungen. Alleveröffentlichten Angaben dienen ausschließlich Ihrer Information und stellen keine Anlageberatung oder sonstige Empfehlungdar. Aktienkurse können markt- und einzelwertbedingt schwanken. Auch festverzinsliche Anlagen unterliegen je nach ZinsniveauSchwankungen und bergen ein Bonitätsrisiko. Bitte lesen Sie vor Zeichnung von Anteilen den Verkaufsprospekt, in dem die mitdiesem Fonds verbundenen Anlagerisiken aufgeführt sind. Der Verkaufsprospekt und weitere Informationen sind kostenlos bei derLampe Asset Management GmbH, bzw. unter www.lampe-am.de erhältlich. Datenquelle: Universal-Investment-Gesellschaft mbH

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120 Bundesverband Deutscher Stiftungen

SPEZIAL THEMA

Taktische Asset Allokation bei Renten

Mehrwert für das Stiftungsportfolio

Von Prof. Dr. Laurenz Czempiel und Christian Opelt

Für voll institutionelle Anleger wie Versi-cherungen oder Pensionseinrichtungen ist

die taktische Asset Allokation (TAA) im Ren-tensegment bereits seit Langem ein wesentli-

cher Bestandteil der Vermögensverwaltung. Viele Stif-tungen, die vermögensseitig eher dem semiinstitutio-nellen Segment angehören, haben sich diesem Thema jedoch noch nicht genähert. Letztlich geht es darum, die Rentenquoten des Portfolios zu steuern. Dabei sind den Stiftungsorganen oftmals die Chancen und Risiken, die in Rentenpapieren liegen, nicht bekannt.

In der ZwickmühleDie „traditionelle“ Strategie, Anleihen zu kaufen und dann bis zur Fälligkeit liegenzulassen („Buy and Hold“), funktioniert aufgrund des niedrigen Zinsum-felds im Grunde nicht mehr. Die erzielbaren Zinsen reichen aktuell in den bonitätsstarken Rentenarten wie Pfandbriefen und Staatsanleihen nicht aus, um die zur Stiftungszweckerfüllung benötigten Erträge zu erzielen. Das Ertrags-Risiko-Profil ist auch bei Unter-nehmensanleihen schlecht, da die Kupons in keinem gesunden Verhältnis zu den eingegangenen Risiken stehen: Es handelt sich fast um „zinslose Risiken“.

Sollten die Zinsen zukünftig wieder ansteigen, er-leidet der Anleger während der Laufzeit der Papiere zum Teil deutliche Kursverluste. Der nominale Kapita-lerhalt kann nur dann sichergestellt werden, wenn die Renten bis zur Fälligkeit gehalten werden. Eine zwi-schenzeitliche Veräußerung der erworbenen niedrig-verzinsten Papiere scheidet quasi aus. Dies mindert den Gestaltungsspielraum der Stiftung deutlich. Ein Rechenbeispiel: Der Zinsanstieg um 1 Prozent führt bei aktuellen zehnjährigen deutschen Staatsanleihen zu einem Kursverlust von gut 9 Prozent.

Intelligente Konzepte sind gefragtInnerhalb der durch die strategische Asset Allokati-on definierten Anlagegrenzen des Vermögens (d.h. die Aufteilung auf z.B. Renten und Aktien im Verhältnis von 65 Prozent zu 35 Prozent) ist die aktive Steuerung der Investitionsquoten innerhalb einer Anlageklasse (takti-sche Asset Allokation) ein wichtiger Erfolgsfaktor.

Im Management von Rentenwerten gibt es ver-schiedene Ansätze zur Generierung von Kursgewin-nen. Hierbei ist die Durationssteuerung eine der maß-geblichen Performancetreiber. Die Duration gibt die durchschnittliche Kapitalbindungsdauer an. Mittels der Duration wird die Sensitivität eines festverzinsli-chen Wertpapiers gegenüber Veränderungen des all-gemeinen Zinsniveaus gemessen.

Praktisch bedeutet dies, dass die Rentendurati-on in Abhängigkeit von der aktuellen Situation an den Kapitalmärkten zwischen Tagesgeld und der verein-barten Maximallaufzeit (z.B. zehn Jahre) variiert. Die Entscheidungen werden mit Unterstützung eines takti-schen Regelwerks getroffen. Die Regeln dienen als Sig-nalgeber. Die Umsetzung kann direkt über eine Verän-derung des Anleihebestands oder auch über ein soge-nanntes Overlay-Management (Absicherungsgeschäfte unter Beibehaltung des Anleihebestands) erfolgen.

» Für Stiftungen ist dietaktische Asset Allokation

bei Renten besonders interessant, um Zusatzerträge

in Form von Kursgewinnen zu erzielen. «

Mit Vermögen gestalten 121

Je nach Marktphase werden kurze oder lange Ren-tenpapiere gekauft. Durch ein modernes und regelun-terstütztes Portfolio-Management können das Auf und Ab an den Rentenmärkten professionell und gewinn-bringend genutzt werden. Sinnvoll sind „emotionsbe-freite“ Investmentregeln, die systematische und logi-sche Empfehlungen liefern.

Das emotionsbefreite Regelwerk verarbeitet keine qualitativen Informationen, d.h. geopolitische Span-nungen oder Aussagen von Marktteilnehmern bleiben vordergründig unberücksichtigt. Sollten jedoch diese Nachrichten die Anleihenkurse bewegen oder die Zins-strukturkurve verändern, werden sie vom Regelwerk aufgenommen. Das Regelwerk ist darauf ausgelegt, die wesentlichen Trends bei lang laufenden Anleihen zu identifizieren und aus Vorsichtsgründen in schwan-kungsarme kurze Laufzeiten zu wechseln. Dies bedeu-tet etwa drei Umschichtungen jährlich. Abb. 2 zeigt die Signale des Modells im Vergleich zur Entwicklung ei-nes bedeutenden Rentenindexes.

Der Markttrend wird durch gleitende Durchschnit-te auf einen Rentenindex bestimmt. Notiert der Ren-tenindex über oder unter dem gleitenden Durch-schnitt, kommt es zu Signalen, die eine Durationsver-änderung auslösen. Neben dem Markttrend gehen weitere Signale wie Zinsstrukturentwicklungen, Anti-zyklik und Frachtraten für Schüttgut (als ein Indikator für steigendes Wirtschaftswachstum bzw. Inflation) in

das Modell ein. Die Signale werden in dem Modell er-fasst und führen so zu einer Durationsentscheidung. Aus der Kombination von drei fundamentalen Signa-len und zwei trendfolgenden Signalen wird die Durati-on bestimmt.

Für Stiftungen ist die taktische Asset Allokation bei Renten besonders interessant, um Zusatzerträge in Form von Kursgewinnen zu erzielen. Die Kursgewin-ne sichern zum einen die Realkapitalerhaltung ab und können zum anderen bei entsprechender Satzungsge-staltung in die Stiftungszweckerfüllung einfließen. Das Aufstellen einer Kapitalerhaltungsrechnung und die gesonderte Berechnung einer Umschichtungsrücklage sind dabei zu beachten.

DONNER & REUSCHEL

Traditionelle Werte und innovative Lösungen ste-

hen im Mittelpunkt der Arbeit von DONNER & REU-

SCHEL. Dabei setzt das 1798 gegründete Bankhaus

auf persönliche Betreuung und individuelle Bera-

tung. Den Erfolg bestätigt die erneute Auszeich-

nung zum besten Vermögensverwalter durch den

Elite Report.

Christian Opelt ist Leiter Stiftungsbetreuung des Bankhauses DONNER & REUSCHEL. Seit 2004 zeichnet er verantwortlich für die Betreuung von Stiftungen und anderen gemeinnützigen Organisationen. Er ist in verschiedenen Stif-tungsorganen und gemeinnützigen Organisationen tätig.

Prof. Dr. Laurenz Czempiel ist Mitglied des Vorstands des Bankhauses DONNER & REUSCHEL und zuständig u.a. für Asset Manage-ment. Er unterrichtet seit 1995 an der Munich Business School mit einem Schwerpunkt auf Strategic Portfo-lio Management.

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EVANGELISCHE STIFTUNGEN OSNABRÜCK

Mit Vermögen gestalten 123

Investitionen in Emerging Markets Bonds

Anleihen gesunder Schwellenländer als Selbstverteidigungsinstrument gegen die finanzielle Repression

Von Bernhard Matthes

Bereits seit einigen Jahren sind Risikoprämien bei Schwellenländeranleihen als langfristiges und struk-turelles Investment eine interessante Anlagemöglich-keit. Viele Marktteilnehmer sehen Emerging Markets bis heute per se als risikoreichere Anlagen an. Tat-sächlich ist aus verschiedenen Perspektiven aber das Gegenteil der Fall.

Die Topografie der Risiken hat sich verschobenWährend es zutrifft, dass viele Bonds noch stärker schwanken und die meisten Handelsplätze über eine geringere Markttiefe verfügen, hat sich die Topografie der Risiken über die vergangenen Jahre aber gerade-

zu tektonisch verschoben: Viele Schwellenländer sind heute politisch, fiskalisch und ökonomisch risikoär-mer als diverse westliche Volkswirtschaften, die auf-grund ihrer exorbitanten Verschuldung mit dem Rü-cken zur Wand stehen. Sie zeichnen sich durch eine geringere und sinkende Verschuldung aus, während in den entwickelten Staaten oft hohe und steigende Schulden die Norm sind.

Die überzeugenden Fundamentaldaten vieler Schwellenländer haben ihren Ursprung ebenfalls in

Krisen. Die 1980er- und 1990er-Jahre waren geprägt von einer ganzen Serie schwerer Krisen, etwa in Russ-land, Asien oder Lateinamerika, die zu Ausfällen, Re-zessionen und schweren Verwerfungen an den Kapital-märkten führten. Genau auf diesem Nährboden aber keimte die Saat der Reformbereitschaft.

Was spricht für Investitionen in Schwellenländer?Viele betroffene Länder haben in der Folge genau je-nen Reformwillen unter Beweis gestellt, an dem es in Europa heute zu mangeln scheint. Strukturreformen führten – nicht ohne lange und schmerzhafte Anpas-sungsprozesse – zu einer Wiederherstellung der Wett-bewerbsfähigkeit und einer nachhaltigen Entschul-dung. Aus Sicht des Internationalen Währungsfonds, der vielfach die bittere Medizin verordnete, ist die Ge-nesung in den meisten Fällen vollständig gelungen. In Europa sind die baltischen Staaten ein Paradebeispiel für Reformanstrengungen, die zurück auf einen Pfad des Trendwachstums führen – ganz ohne Eingriffe der Notenbanken.

Zu bevorzugen sind Emittenten, bei denen sich ökonomische Daten weiter verbessern und die zu-gleich strengen Nachhaltigkeitskriterien genügen. Staaten mit gesunden Institutionen und hohen Stan-dards bei Menschenrechten, wie beispielsweise Chi-le, Polen oder Lettland, sind auch für Investoren, de-nen die nachhaltige Geldanlage wichtig ist, vertretbar. Hingegen sind etwa Indonesien, Venezuela oder die Türkei nicht unbedingt empfehlenswert als Bestand-teil eines Anlageuniversums mit nachhaltigen Ansprü-chen.

Günstigere demografische Trends und verbesser-te strukturelle Rahmendaten, wie etwa eine geringere Verschuldung, krisenfestere Institutionen und unab-hängigere Notenbanken, wären für sich allein schon

» Viele Schwellenländer sind heute politisch, fiskalisch und

ökonomisch risikoärmer als diverse westliche Volkswirt-

schaften, die aufgrund ihrer exorbitanten Verschuldung mit dem

Rücken zur Wand stehen. «

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EVANGELISCHE STIFTUNGEN OSNABRÜCK

124 Bundesverband Deutscher Stiftungen

ein gutes Argument für eine Übergewichtung der Emer-ging Markets. Überzeugend ist vor allem aber die Tat-sache, dass Marktrisiken oft adäquater kompensiert sind als im Falle des europäischen „zinsfreien Risi-kos“. Ausgewählte Schwellenländer bieten somit ein Stück weit die Möglichkeit, sich gegen die finanziel-le Repression zu schützen. Zwar haben sich in struk-turell stärkeren Ländern die Renditen weitgehend an das niedrige Niveau der Eurozone angeglichen, doch können auch in soliden Staaten noch immer attraktive Risikoprämien vereinnahmt werden, etwa bei mexika-nischen Hartwährungsanleihen.

Anlagen in LokalwährungAls Beimischung in einem gut diversifizierten Portfo-lio kommen auch Anleihen in Lokalwährung in Be-tracht. Lässt sich die Kombination von angemessenen Realrenditen und strukturellem Aufwertungspotenzial der Währung erkennen, ist eine Investition in Lokal-währungsanleihen risikoadjustiert häufig vielverspre-chend. Dabei spielt auch eine Rolle, dass viele Märk-te als „freier“ in dem Sinne anzusehen sind, dass sie nicht politischen Manipulationen der Zinsstruktur oder des Wechselkurses unterliegen.

Lokalwährungsanleihen sind derzeit nicht nur eine der letzten Oasen in der Renditewüste. Sie sind auch ausgesprochen billig: Ungeliebt, unterrepräsentiert in

globalen Portfolien und von wenigen Investoren wirk-lich verstanden, können einige dieser Papiere auf dem gleichen Ausverkaufsniveau in das Buch genommen werden, das wir auf dem Höhepunkt der Finanzkrise beobachtet haben.

Bank für Kirche und Caritas

Die Bank für Kirche und Caritas ist seit 1972 treue

Verwalterin kirchlichen Vermögens. Ein besonde-

rer Kompetenzschwerpunkt liegt in der Betreu-

ung von Stiftungen. Unter anderem bietet sie den

Stiftungsfonds BKC Treuhand Portfolio an, unter

dessen Top-Positionen sich schwerpunktmäßig

Staatsanleihen aus Schwellenländern finden, etwa

aus Chile, Uruguay oder Mexiko.

Bernhard Matthes betreut bei der Bank für Kirche und Caritas Vermögensverwaltungsmandate für Stiftungen. Er ist verantwort-licher Manager des Stiftungsfonds BKC Treuhand Portfolio.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.bkc-paderborn.de

» Lokalwährungsanleihen sind derzeit nicht nur

eine der letzten Oasen in der Renditewüste –

sie sind auch ausgesprochen billig. «

Mit Vermögen gestalten 125

Es muss nicht immer Euro sein

Währungsanleihen als Portfoliobaustein

Von Uwe Wiesner

Währungsanleihen sind eine attraktive Alternative im aktuellen Null-Zins-Umfeld. Mit Renditen in der jewei-ligen Landeswährung von 1 bis zu 10 Prozent ermögli-chen sie bei entsprechender Kombination Ausschüt-tungsrenditen oberhalb von 4 Prozent. Gleichzeitig können sie die Qualität eines Anleiheportfolios ver-bessern. Grund dafür ist, dass supranationale Insti-tutionen wie die Weltbank, die KfW oder die Europäi-sche Investitionsbank Anleihen in fast allen Währun-gen begeben haben und über ein AAA-Rating verfü-gen. Somit bieten Fremdwährungsanleihen in Zeiten von Euroinstabilität einen gewissen Substanzschutz.

Definition WährungsanleihenFremdwährungsanleihen sind festverzinsliche Wertpa-piere, die in einer anderen Währung als Euro begeben werden. Die Währungspalette ist breit und reicht vom US-Dollar bis zu Emerging Markets-Währungen wie

z.B. dem Brasilianischen Real und dem Chinesischen Renminbi. Die anderen Charakteristika sind dieselben wie bei Euroanleihen – eine Vielzahl von guten Schuld-nern, alle Laufzeitbereiche, feste Zinsen und eine feste Rückzahlung in der jeweiligen Anlagewährung.

Die Vorteile von Anleihen im Währungssegment lie-gen in höheren Erträgen. Risiken können durch Abwer-tung der Investitionswährung entstehen. Bei sachli-cher Betrachtung zeigt sich jedoch, dass diese Risiken in der Regel temporär sind und die Vorteile dauerhaft überwiegen. Insbesondere die Kombination von ver-schiedenen Währungen aus unterschiedlichen Wirt-schaftsräumen bieten Chancen. Die Vorteile und Risi-ken von Währungsanleihen lassen sich an einem Bei-spiel erläutern.

Anteil Währung Rendite Anleihe/Emittent/WKN/Rating

20 % Dollar (USA) 1,80 % 2,15 % Disney 09.20 / A1Z6ZF/ A2

20 % Renminbi (China) 3,40 % 2,85 % Asian Dev. Bank 10.20 / A1A27J / AAA

20 % Real (Brasilien) 11,00 % 10 % Europ. Invest. Bank 06.18 / A1ZR99 / AAA

10 % Rand (Südafrika) 6,70 % 6 % Land. Rentenbank 09.19 / A1MAQ5 / AAA

10 % Lira (Türkei) 10,15 % 8,5 % Europ. Invest. Bank 07.19 / A1HTLK / AAA

10 % Dollar (Australien) 2,95 % 3,75 % Total Cap. 06.19 / A1ZLCL / AA3

10 % Krone (Norwegen) 1,00 % 3,625 % Weltbank 06.20 / A1AX8J / AAA

Währungsanleihen als Portfolio-Baustein  Die durchschnittliche Laufzeit des Portfolios beträgt ca. 4,5 Jahre, das Rating überwiegend AAA, im Minimum jedoch A2. Die laufende Verzinsung beträgt ca. 5,10 Prozent. Die Rendite beträgt ca. 5,20 Prozent (ohne Währungsveränderung) und liegt somit ca. 450 Basispunkte über einem vergleichba-ren Euro-Staatsanleiheportfolio und ca. 400 Basispunkte über einem Portfolio mit Unternehmensanleihen in Euro.Stand der Kurse: Mitte Oktober 2015

126 Bundesverband Deutscher Stiftungen

RisikoüberlegungenDas Emittentenrisiko können wir aufgrund der Qualität vernachlässigen. Das Zinsänderungsrisiko entspricht dem durchschnittlichen Risiko des Marktes und kann daher ebenfalls unberücksichtigt bleiben. Politische Risiken sind zumindest zwischenzeitlich ebenfalls zu berücksichtigen. Allerdings sind politische Entwicklun-gen (fast) immer nur sehr kurzfristig bedeutend.

Wesentlich ist die Betrachtung des möglichen Wäh-rungsrisikos. Dieses ist nicht von der Hand zu wei-sen. Gleichwohl kann dieses Risiko nachhaltig redu-ziert werden, indem man auf unterschiedliche Volks-wirtschaften in unterschiedlichen Wirtschaftsphasen setzt. Die Kombination von Substanzwährungen (z.B. Norwegen mit seinem Ölreichtum) mit Wachstums-währungen (z.B. China) und Währungen, die einer extremen Abwertung unterlagen (z.B. Brasilien, ca. 60 Prozent Währungsabwertung seit 2011), bietet bei einer aktiven Anlagepolitik ausgezeichnete Möglich-keiten, nicht nur von Währungsverlusten verschont zu bleiben. Vielmehr offerieren sie gegenüber dem Euro die Möglichkeit von Substanzgewinnen.

FazitZusammenfassend bleibt festzuhalten: Währungsan-leihen stellen gerade für Stiftungen eine gute Diversi-fikationsmöglichkeit dar. Höheren Erträgen und einer Verbesserung des Emittentenrisikos stehen mögli-che, zeitweise Währungsverluste gegenüber. In Zei-ten der Euro-Instabilität ist dieses Risiko nicht nur akzeptabel, vielmehr bietet es eine zusätzliche Chan-ce auf Währungsgewinne. Dieses zeigt sich auch im Back-testing. Bei einer Anlage Ende 2009 in das o.g. Portfolio und der Rückzahlung nach fünf Jahren aller Anleihen wäre ein Mehrertrag gegenüber Bundesan-leihen von ca. 350 Basispunkten p.a. erzielt worden. Dieser Mehr ertrag entstand durch die höheren laufen-den Erträge und durch die Aufwertungen der Hardwäh-

rungen US-Dollar und Australischer Dollar gegenüber dem Euro. Gleiches gilt für den Chinesischen Renmin-bi. Die Währungsschwäche der Emerging Market-Wäh-rungen gegenüber dem Euro wurde durch die hohen Zinsen weitgehend kompensiert. Aber auch ein alleini-ger Kauf einer Brasilianischer Real-Anleihe hätte trotz Währungsabwertung von gut 23 Prozent einen jährli-chen Mehrertrag von 300 Basispunkten erbracht.

Hansen & Heinrich

Hansen & Heinrich ist der führende bankenunab-

hängige Vermögensverwalter der Hauptstadtregi-

on. Gegründet im Jahr 2001, ist das inhabergeführ-

te Unternehmen unabhängig von Banken und Pro-

duktanbietern und betreut u.a. viele Stiftungen.

Dafür steht auch die Anlagestrategie, die sich auf

ausschüttungsfähige Erträge und werthaltige An-

lagen konzentriert. Im Mittelpunkt stehen solide

und nachhaltige Investments fernab von schnellle-

bigen Trends und kurzfristigen Spekulationen.

Uwe Wiesner ist seit 2013 als Vermögensverwalter bei Hansen & Heinrich tätig. Zuvor war der Dipl.-Betriebswirt langjährig bei der Deutschen Bank und der UBS Deutschland AG tätig.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.hansen-heinrich.de

Mit Vermögen gestalten 127

Corporate Hybridanleihen

Nachrangige Assets als Investmentalternative im Niedrigzinsumfeld

Von Susanne Goldbach

In Zeiten niedriger Zinsen erfreuen sich Aktien zu-nehmender Nachfrage. Jedoch gibt es einen weite-ren Markt, der starkem Wachstum unterliegt und noch nicht bei allen Investoren gleichermaßen bekannt ist. Die Rede ist von Corporate Hybridanleihen, die auf-grund ihrer Nachrangigkeit sowohl eigenkapital- als auch fremdkapitalähnliche Eigenschaften aufweisen. Der Anleger erhält einen attraktiven Kupon, steht aber mit seinen Forderungen hinter den vorrangigen Kapi-

talgebern und wird im Falle einer Insolvenz nachrangig bedient. Das entspricht in dem Falle, ähnlich wie bei Investitionen in Ak-tien, in der Regel einem Totalverlust. Jedoch werden Corporate Hybridanleihen vornehmlich von großen, namhaften und kapitalmarktstarken Unter-nehmen emittiert, wie beispielsweise Henkel, Bayer oder Siemens, um nur einige zu nennen. Zu differen-zieren sind hier Genussrechte, die in der Vergangen-

S&P Emissions-Rating

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. Cal

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2.0A A− BBB+ BBB BBB− BB+ BB BB−

Electricite de France5.375 (1/25)

VW 5.125 (9/23)

GDF Suez 4.75 (7/21)

America Movil 6.375 (9/23)

Hutchison Whampoa 3.75 (5/18)

Solvay 5.425 (11/23)

Koninklijke KPN6.125 (9/18)

Casino Guichard4.87 (1/19)

Telefonica 7.625 (9/21)

Dong Energy6.25 (6/23)

Enel SPA 6.5 (1/19)

Total SA 2.625 (2/25)

Bayer 2.375 (10/22)

SPEZIAL THEMA

Rendite zum 1. Call nach Rating  Quelle: Bloomberg, eigene Berechnung (Stand: 16.11.2015)

128 Bundesverband Deutscher Stiftungen

heit zum Teil negativ in Erscheinung getreten sind. Wie die Grafik auf S. 127 zeigt, können im Corporate Hybrid-Segment auch bei Emittenten mit Investment-grade-Rating noch vergleichsweise interessante Ren-diten und insbesondere die bei Stiftungen relevanten ausschüttungsfähigen, ordentlichen Erträge erzielt werden. Auch wollen sich viele Stiftungen nur in be-schränktem Maße den hohen Volatilitäten der Aktien-märkte unterwerfen. Zwar sind Hybridanleihen insbe-sondere in Krisenzeiten volatiler als klassische Ren-ten, jedoch in deutlich geringerem Ausmaß als Aktien (vgl. Grafik auf S. 129).

Nicht nur aus Investorensicht sind Hybridanlei-hen attraktiv, auch die Unternehmen nutzen gerne die Vorteile dieses Finanzierungsinstruments. So werden Hybridanleihen in der Regel von den Ratingagenturen zum Teil als Eigenkapital angerechnet, was zu einer Verbesserung der Kapitalausstattung und der Bilanz-kennzahlen beim Unternehmen führt.

Und: Nicht nur Unternehmen begeben Hybridan-leihen, sondern auch Banken emittieren Hybridbonds aus den vorgenannten Gründen. Allerdings können Investoren in Hybridanleihen von Finanzinstituten in die Haftung für Verluste genommen werden. Wer einer in Schieflage geratenen Bank Kapital überlassen hat, kann somit zur Sanierung und Abwicklung des Institu-tes in Anspruch genommen werden („bail-in“). Die-se Richtlinie wurde seitens des Regulators erlassen, damit Finanzinstitute nicht mehr durch Steuergelder aufgefangen werden müssen. Bei Corporate Hybriden, also Hybridanleihen von Unternehmen, besteht dieser Negativeinfluss seitens der Gesetzgebung nicht.

Wie lassen sich also unter Risiko-Rendite-Gesichts-punkten interessante Hybridanleihen selektieren? We-sentliches Erfolgskriterium bei der Auswahl der Papiere ist die Analyse des Vertragswerkes der Emission im Hin-blick auf Kündigungsstrukturen und Kuponzahlungen. So können Letztere ausfallen bzw. verschoben werden, und

Drei Fragen an… Rainer Königs, stellvertretender Referent für Vermögens anlagen bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Die DBU hat als eine der größten Stiftungen Deutschlands auch nachrangige Assets in ihrem Portfolio. Wie sind Ihre Erfahrungen?Die DBU hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten durchaus erfolgreich in nachrangige Vermögenswerte inves-tiert. Wir haben nach Kurswerten zurzeit einen Anteil von ca.17,9 Prozent des Stiftungskapitals in nachrangigen Titeln angelegt. Im vergangenen Jahr betrug die Rendite aus dem Nachrangsegment 8,17 Prozent und lieferte im Rahmen der Diversifikationsstrategie einen guten Ergebnisbeitrag.

Nehmen Kreditinstitute als Emittenten nachrangiger Titel eine Sonderrolle ein?Kreditinstitute stehen sicher eher im Zentrum der Regulierung (Stichwort „Bail-in“) als die Emissionen der übri-gen Unternehmen. In jedem Fall ist es wichtig, sich die genauen Bedingungen eines Wertpapieres anzuschauen, um die Risiken möglichst gut abschätzen zu können.

Wie sehen Ihre aktuellen Dispositionen im Segment der Nachrangtitel aus?Innerhalb unserer Anlagerichtlinien schauen wir uns die Risiken der einzelnen Emittenten sehr genau an. Das aktuelle Niedrigzinsumfeld begünstigt die Emittenten durch sehr günstige Refinanzierungsmöglichkeiten. Auch wenn der absolute Zinsertrag nicht hoch erscheint, ist der relative Zinsvorteil zu anderen Anlageklassen immer noch hoch. Im aktuellen Regulierungsregime erscheint es jedoch wichtig, bei riskanteren Assetklassen umso stärker auf eine gute Bonität des Emittenten zu achten. Letztlich muss aber jeder Investor für sich entscheiden, was für ihn ein angemessenes Chance-Risiko-Verhältnis ist.

Mit Vermögen gestalten 129

auch der Anreiz zur Kündigung einer Hybridanleihe sei-tens des Emittenten ist unterschiedlich geregelt. Durch eine qualitative und quantitative Analyse des Emitten-ten sowie die Bewertung der Ausgestaltung der Emission sind die Risiken jedoch weitestgehend beherrschbar.

Daher sind Hybridanleihen bei vielen Stiftungen und institutionellen Investoren bereits Bestandteil der Asset Allokation. Vor dem Hintergrund des anhalten-den Niedrigzinsumfeldes lohnt sich ein Blick auf diese Assetklasse auch zukünftig, denn mit Hybridanleihen von europäischen Großkonzernen lassen sich nach wie vor anspruchsvolle Zielrenditen erreichen.

Lampe Asset Management

Die Lampe Asset Management, als Tochter-

gesellschaft des Bankhauses Lampe Teil der

Oetker-Gruppe, hat sich auf das Management

von Corporate Hybridanleihen spezialisiert. Der

LAM-Euro-Corporate Hybride ist ein institutioneller

Publikumsfonds, der die Investmentfonds-Fami-

lie, zu der auch der erfolgreiche LAM-Stifterfonds

gehört, ergänzt. Der Fonds investiert in Corporate

Hybridanleihen großer Unternehmen und schließt

Investitionen in Finanznachränge aus.

Susanne Goldbach ist Stiftungsberaterin bei der Lampe Asset Management.

Weitere Informationen [email protected] www.lampe-am.de

iBoxx Euro Non-Financials Subordinated iBoxx Euro Corporates Senior DAX2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 20150

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Moderates Risiko im Vergleich zu Aktien  Quelle: Barclays Live, Bloomberg, eigene Berechnungen (Stand: 08.10.2015)

130 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Anlage in nicht börsennotierten Anleihen

Eine sinnvolle Investmentalternative für Stiftungen

Von Andreas Mankel

Der Kapitalmarkt in der jetzigen Situati-on, mit hohen Aktienkursen und niedri-

gen Anleihezinsen, stellt für Stiftungen ein Dilemma dar. Bei Erwartung steigender Zin-

sen beinhalten börsennotierte Anleihen und Anla-gen in Investmentfonds, die Aktienanteile enthalten, ein Kursverlust-Risiko. Der Auftrag einer Stiftung, das Grundstockvermögen zu erhalten, ist damit schwer zu erfüllen.

Eine echte Alternative zu diesen Anlageprodukten besteht in der anhaltenden Niedrigzinsphase z.B. in einer nicht börsennotierten Anleihe eines mittelstän-dischen Unternehmens, das sich ausschließlich mit Investitionen in produktive Sachwerte beschäftigt und eine attraktive Verzinsung bietet. Eine so konzi-pierte Anleihe kann es Stiftungen ermöglichen, nicht nur die nötige finanzielle Rendite zu erzielen, son-dern zugleich auch eine positive soziale oder ökolo-gische Wirkung der Investition im Sinne eines „Im-pact Investing“.

Merkmale einer SachwertanleiheDie wesentlichen Merkmale einer nicht börsenno-tierten Unternehmens- bzw. Mittelstandsanleihe als Sachwertanleihe sind:» kleines Volumen zwischen 10 Millionen Euro bis

rund 200 Millionen Euro» 100-prozentige Investitionen in die Realwirtschaft,

sei es in die Unternehmen selbst, sei es in Immobi-lien oder andere Sachwerte

» Es ist kein Rating erforderlich. (Was die Ratings der großen US-amerikanischen Agenturen wert sind, ha-ben Fälle wie Lehman Brothers, Griechenland oder zahlreiche weitere Schieflagen von Ländern und Un-ternehmen gezeigt.) Stattdessen liefern die Emitten-ten der Anleihen selbst aktuelle geprüfte Zahlen.

Die ChancenMit Sachwertanleihen können Anleger unmittelbar in die Realwirtschaft investieren. Konzentriert sich die Anleihe auf Projekte in einer Region, werden die regio-nale Wirtschaft und die Infrastruktur gestärkt: Arbeits-plätze und Gewerbesteuer bleiben vor Ort. Eine Sach-wertanleihe eröffnet somit zahlreiche Chancen für An-leger und Projektpartner:» hohe Erträge durch eine hohe Investitionsquote

und eine günstige Ertragsprognose durch Ertragsquellen wie z.B. Mieterträge, Erträge aus Stromverkäufen

» flexible Projektentwicklung» Transparenz durch Beteiligung des Unternehmensver-

bundes an allen Punkten der Wertschöpfungskette» Investition in gesellschaftsrelevante Sachwerte» nachhaltige Projekte durch Einsatz erneuerbarer

Energien» Sicherheit durch Risikostreuung über viele Objekte

und Investitionen in krisenfeste Sachwerte» weitere Sicherheit bei Hypothekenanleihe durch

die Gläubigerstellung im Grundbuch

» Mit Sachwertanleihen können Anleger unmittelbar in die

Realwirtschaft investieren. Konzentriert sich die Anleihe auf Projekte in einer Region, werden

die regionale Wirtschaft und Infrastruktur gestärkt. Eine

Sachwertanleihe eröffnet somit zahlreiche Chancen für Anleger

und Projektpartner. «

FÜR FORTGE­

SCHRITTENE

Mit Vermögen gestalten 131

Weitere Vorteile für den Anleger sind:» überdurchschnittliche Rendite» regelmäßige Ausschüttungen» klar definierte Kapitalverwendung» börsenunabhängige Entwicklung» Inflationsvorsorge» steuerliche Vorteile

Die RisikenDa Sachwertanleihen in erster Linie Unternehmens-anleihen sind, sind sie vor allem von der Bonität des Emittenten abhängig. Weitere Risiken ergeben sich aus der Geschäftstätigkeit und dem Management des Unternehmens sowie aus den Projekten und Investi-tionsobjekten, z.B.:» Fertigstellung» Liquidität» Geldentwertung» Schaden

Minimiert werden diese Risiken u.a. durch eine Ri-sikostreuung über viele Objekte, Mieterbonität, Inflati-onsvorsorge und eine geringe Fremdkapitalquote. Um die Risiken besser einschätzen zu können, sollte der Investor sich die Expertise unabhängiger Experten ein-holen. Da es sich in der Regel um kleine oder mittel-ständische Unternehmen handelt und selten bereits Erfahrungswerte vorliegen, ist eine solche Expertise nicht leicht zu bekommen.

Für welche Stiftungen eignet sich diese Anlageform?Im Falle einer breiten Streuung der mit der Anleihe fi-nanzierten Projekte kann sich diese Anlageform z.B. für große Stiftungen in den Bereichen Bildung, Sozia-les, Gesundheit und Umwelt und für kirchliche Stiftun-gen eignen. Hier können etwa Investitionen in den Bau von Kindertagesstätten, Therapieeinrichtungen oder der Bau bzw. Erwerb kirchennaher oder gewerblicher

Immobilien für soziale Unternehmen interessant sein. Wird die Energiebilanz der Gebäude durch energeti-sche Sanierung und Investition in erneuerbare Energie verbessert, kommt der nachhaltige Effekt hinzu.

Worauf müssen Investoren achten?Sofern die Stiftung bereits Anlagerichtlinien erarbeitet hat, sind diese zu berücksichtigen. Ferner sollten die Entscheidungsträger einer Stiftung für die Prüfung der Anleihe ggf. externe Kompetenz einschalten; für ein echtes Impact Investment lohnt sich dieser Aufwand. Ein Prüfungsraster kann helfen, die Risiken abzuklop-fen. Hilfreich sind dabei z.B. Fragen nach konkreten Sicherheiten, aber auch nach der Transparenz in der Projektbeschreibung und nach der Kompetenz des Projektbetreibers.

7x7invest AG

Die 7x7 Unternehmensgruppe entwickelt und re-

alisiert alternative Konzepte und Projekte in den

Bereichen Vorsorge und Vermögen, Investment

und Geldanlage sowie regenerative Energien und

Hilfsprojekte. In diesen Unternehmensbereichen

arbeiten 35 Mitarbeiter an fünf Standorten.

Andreas Mankel ist Vorstand der 7x7invest AG, die er seit 2006 aufgebaut und geleitet hat. Der gelernte Bankkaufmann und Bankbetriebswirt arbeitet seit über 30 Jahren in der Finanz- und Vermögensberatung. Er ist in zahlreichen Organisationen tätig und seit 2010 Senator im Senat der Wirtschaft.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.7x7.de

Teil 3.2Sachwerte

134 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Sachwerte für das Stiftungsportfolio

Warum Stiftungen in Aktien investieren sollten

Von Matthias Steinhauer

Stiftungen stehen vor einem Paradigmen-wechsel, wollen sie in den nächsten zehn

Jahren noch Renditen erzielen, mit denen sich der Stiftungszweck dauerhaft verfolgen

lässt. Abstriche bei der Qualität von Anleihen-Emit-tenten werden unumgänglich, ebenso eine Erhöhung des in Aktien investierten Kapitalanteils. Spätestens die Nullzins-Ära erzwingt eine prominente Gewich-tung dieser für Stiftungen ohnehin schlüssigen Anla-geklasse.

Stiftungen sind auf Dauer angelegt, und diejenigen, die schon ein Jahrhundert oder älter sind, hätten wohl so lange nicht überlebt, wäre ihr Kapital hauptsäch-lich in vermeintlich sicheren Staatsanleihen angelegt gewesen. Denn immer wieder gehen Staaten pleite, weil ihnen aufgrund von Krieg oder Missmanagement die Zahlungsfähigkeit, die Zahlungsbereitschaft oder beides abhandenkommt. Dennoch wird die Sicherheit von Anleiheinvestitionen über- und die Kapitalerosi-on durch Inflation unterschätzt. Gleichzeitig wird dem langfristigen Rendite- und Kapitalerhaltungspotenzial von Aktien zu wenig Bedeutung beigemessen.

Sprungfixes Risiko von AnleihenDie Investition in eine Anleihe, die bis gestern noch regelmäßige Zinsen abwarf, morgen aber nicht zu-rückgezahlt werden kann, ist unwiederbringlich verlo-ren. Die derzeitige Verfassung des Weltfinanzsystems hat die Eintrittswahrscheinlichkeit solcher Risiken deutlich erhöht. Denn die Gewissheit der Politik, für auf demokratischer Grundlage getroffene schlimms-te Fehl entscheidungen nicht verantwortlich gemacht werden zu können, befördert die Experimentierfreu-digkeit staatlicher Apparate.

Was spricht für Aktien?Bei Wirtschaftsunternehmen dagegen lassen sich Er-folg und Misserfolg direkt den Verantwortlichen zuord-

nen. Die Betroffenheit durch Fehler ist unmittelbar und die Motivation zur Wahrung der Leistungsfähigkeit des Unternehmens ist genuin hoch. Ein gestandenes Un-ternehmen, das Güter oder Dienstleistungen anbie-tet, die wir täglich benötigen, kann Krisen überstehen und seinen Anteilseignern auskömmliche Dividenden gewähren. Zumindest bei Zugrundelegung langer Zeit-räume, wie sie für Stiftungen charakteristisch sind, trifft dies zu. Natürlich bleiben in schweren Krisen auch einzelne Unternehmen auf der Strecke, z.B. weil die Nachfrage so stark erodiert, dass kein Platz für al-le Anbieter bleibt. Dieses unternehmensspezifische Risiko lässt sich jedoch vergleichsweise leicht „wegdi-versifizieren“, das Risiko einer Weltwährungskrise da-gegen nicht.

Aktieninvestoren erleiden im Krisenfall Bewer-tungsverluste, denn die täglichen Notierungen an den Börsen sind Schwankungen ausgesetzt. Börsenkurse stellen aber lediglich eine die Angst oder Euphorie der Marktteilnehmer widerspiegelnde Interimsbewertung dar. Deren Auf und Ab berührt weder die Substanz der Unternehmen noch nimmt es etwas vom Ertrag, den sie in Form von Dividenden an die Gesellschafter aus-

» Wichtig für Stiftungen sind der dauerhafte Bestand,

die Regenerationsfähigkeit und der ausgeschüttete Ertrag

ihrer Kapitalanlagen. Diese Funktionen erfüllen Aktien

im historischen Rückblick außerordentlich gut. «

AUCH FÜR KLEINE

STIFTUNGEN

Mit Vermögen gestalten 135

schütten. Für Stiftungen ist die Tagesbewertung ih-rer Investitionen darum prinzipiell zweitrangig. Wich-tig für die nachhaltige Erfüllung des Stiftungszwecks sind der dauerhafte Bestand, die Regenerationsfähig-keit und der ausgeschüttete Ertrag ihrer Kapitalanla-gen. Diese Funktionen erfüllen Aktien im historischen Rückblick außerordentlich gut. Gerade vor dem Hinter-grund erodierter Zinsen darf eine Fortsetzung dieser überzeugenden Historie erwartet werden. In Gesprä-chen mit Vertretern der Aufsicht mag es darauf ankom-men, herauszustellen, dass im Sinne einer über Jahr-zehnte nachhaltigen Anlagestrategie die prominente Gewichtung von Aktien nicht lediglich erlaubt, son-dern vielmehr erforderlich ist.

Viele Stiftungen sind – bei aller Einsicht in die Not-wendigkeit – schlicht mit der Wahl der Mittel überfor-dert und unterlassen deshalb sinnvolle strategische Weichenstellungen. Nicht immer ist guter Rat beson-ders teuer, angesichts der heutigen Angebotsvielfalt aber unentbehrlich. Für Stiftungen mit überschauba-rem Volumen dürften Fonds oder ETFs, die eine hohe Ausschüttungsrate offerieren, geeignete Anlagevehi-kel sein. Der Versuch, das Marktrisiko durch aktives Handeln mittels Verkauf und Wiederkauf zu begrenzen, sollte gar nicht erst unternommen werden. Werden die Anlagen langfristig durchgehalten, müssen Kurs-schwankungen in der Rechnungslegung nicht zwangs-läufig ausgewiesen werden. Nur wenn eine „voraus-sichtlich dauerhafte Wertminderung“ zu erwarten ist, sind Abschreibungen unumgänglich. Dies ist bei breit gemischten Aktienfonds oder gar ETFs, die ganze Märk-te abbilden, nachweislich unwahrscheinlich.

Im ersten Schritt ist jedoch zu überprüfen, ob die Satzung die Anlage in Aktien oder aktienverwandten Anlageklassen zulässt. Ist dies nicht der Fall, muss zunächst die Satzung angepasst und mit der Aufsicht abgestimmt werden. Investitionsentscheidungen des Vorstands sind für andere Stiftungsgremien und für

die Aufsichtsbehörden lückenlos, transparent und er-klärend zu dokumentieren. Die Stiftung muss nach-weisen können, dass eine ausreichende Prüfung der Anlagen auf ihre Eignung für die Stiftung und für den langfristigen Kapitalerhalt vorgenommen worden ist. Darum dürfen nicht sachkundige Stiftungsvorstände auf fachlich versierte Beratung keinesfalls verzichten. Durch sie erhält die Investitionsentscheidung ein soli-des Fundament einschließlich eines Gesprächsproto-kolls zur Dokumentation.

Stiftungen mit größerem Anlagevolumen sind eher in der Lage, über Märkte, Regionen, Anlagestile und verschiedene Strategien zu streuen. Eine hohe Diver-sifikation der Anlagen ist gleichzeitig der beste Risi-koschutz. Ein weiterer ist der Verzicht auf komplexe Strukturen, die nicht im Detail verständlich sind, so-wie auf gehebelte Instrumente. Auch größere Stiftun-gen brauchen aber – sofern sie nicht über in diesem Fach ausgebildete Anlageexperten verfügen – fach-kundige Beratung.

CONCEPT Vermögensmanagement

CONCEPT Vermögensmanagement berät Stiftungen

bei der zielgerichteten Strukturierung des Stif-

tungsvermögens. Größere Einrichtungen können

vollständig vom Finanzmanagement entlastet wer-

den. Das von der Gesellschaft initiierte Stiftungs-

Forum Westfalen vermittelt Know-how und bietet

eine regionale Plattform für den Erfahrungsaus-

tausch. CONCEPT ist Mitglied im Bundesverband

Deutscher Stiftungen.

Matthias Steinhauer ist Gründungsgesellschafter und Geschäftsführer von CONCEPT Vermögensmanagement. Nach 15-jähriger Zugehörigkeit zur Deutschen Bank verließ er das Institut 1997, um seine Kunden unabhängig beraten zu können. Er ist Verfechter einer sachwertorientierten Anlagestrategie. Steinhauer engagiert sich durch seine Mitgliedschaft in der Vollversammlung der örtlichen IHK und als Prüfer für die Sachkunde von Kapitalanla-genvermittlern auch ehrenamtlich.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.c-vm.com

136 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Warum Aktien für Stiftungen wichtig sind

Worauf Sie beim Investieren achten sollten

Von Prof. Dr. Thorsten Polleit und Matthias Riechert

Wie können Stiftungen als langfristig ausgerichte-te Anleger das Stiftungskapital erhalten und zudem Erträge zur Finanzierung ihres Stiftungszwecks erzie-len? Mit traditionellen festverzinslichen Papieren wie Schuldverschreibungen und Bankeinlagen ist das nicht mehr möglich. Stiftungen müssen umdenken und neue Wege bei der Kapitalanlage beschreiten. Ein Erfolg versprechender Weg ist das Investieren in Akti-en von „guten Unternehmen“. Das sind Unternehmen, die auch in schwierigen, in inflationären Zeiten erfolg-reich wirtschaften können, weil ihre Geschäftsmodelle einzigartig und „inflationsresistent“ sind.

Das Berücksichtigen der Inflation bei der Kapi-talanlage ist für den Langfristerfolg überaus wichtig. Denn um die Kaufkraft ihres Kapitalstocks zu erhalten, ist es erforderlich, dass die Stiftung eine Verzinsung erzielt, die höher ist als die Inflation. Das Kapital ver-mehrt sich erst dann, wenn das Stiftungskapital eine positive Realverzinsung erwirtschaftet: Nur wenn die erzielte Verzinsung nach Abzug der Inflation positiv ist, können dem Stiftungszweck Erträge zur Verfügung gestellt werden, ohne dass dadurch das Stiftungskapi-tal geschmälert wird.

In „gute Unternehmen“ investieren Das Investieren in Aktien von guten Unternehmen schützt das Stiftungskapital vor Inflation. Gute Unter-nehmen können eine überdurchschnittliche Rendite auf das eingesetzte Kapital erwirtschaften, die auch nach Abzug der Inflation noch positiv ist. Sie erzie-len also eine positive Realrendite für den Aktionär. Wenn gute Unternehmen ihre Gewinne in die eige-nen Geschäfte reinvestieren, also wiederanlegen zur positiven Realrendite, steigt im Zeitablauf ihr Wert im Zuge eines Zins- und Zinseszinseffektes besonders kräftig an.

Viele Unternehmensmodelle sind jedoch nur vor-übergehend erfolgreich, werden früher oder später

von anderen Anbietern eingeholt und überholt. Auch kommen viele von ihnen nicht mit Inflation zurecht – entweder, weil sie nicht in der Lage sind, erhöhte Kos-ten z.B. für Löhne, Energie und Werkstoffe auf ihre Absatzpreise zu überwälzen, oder weil bei Inflation die Nachfrage nach ihren Produkten schwindet. Wie also findet man gute Unternehmen, Unternehmen, die auch in wirtschaftlich schwierigen, inflationären Zei-ten erfolgreich wirtschaften können?

Wie erkennt man gute Unternehmen?Gute Unternehmen zeichnen sich durch sogenannte „Markteintrittsbarrieren“ aus: Sie können etwas, das andere Unternehmen nicht können oder nachahmen können. Markteintrittsbarrieren können eine Reihe von Gründen haben. Beispielsweise zeichnen sich die Produkte des Unternehmens durch „Netzwerkeffekte“ aus: Ihr Nutzen für den Kunden steigt, je mehr Nut-zer es verwenden. Markteintrittsbarrieren können sich auch dadurch erklären, dass Kunden dem Anbieter treu bleiben, weil sie hohe Such- und Systemwechsel-kosten in Kauf nehmen müssten, wenn sie den Anbie-ter wechseln. Oder das Unternehmen kann aufgrund

» Ein Erfolg versprechender Weg ist das Investieren in Aktien von „guten Unternehmen“.

Das sind Unternehmen, die auch in schwierigen, inflationären Zeiten erfolgreich wirtschaften können,

weil ihre Geschäftsmodelle einzigartig und

„inflationsresistent“ sind. «

Mit Vermögen gestalten 137

von Lern- und Skaleneffekten dauerhaft kostengüns-tiger produzieren als andere. Hat ein Unternehmen Markteinrittsbarrieren, wird es in der Lage sein, dau-erhaft hohe Renditen auf das eingesetzte Kapital zu erwirtschaften. Denn dann hat es Preissetzungsmacht: Verteuern sich die Herstellungskosten, so ist das Un-ternehmen in der Lage, die Kostensteigerung im Zuge von Preiserhöhungen an die Kunden weiterzureichen.

Aktien nicht zu teuer kaufenDoch auch das beste Unternehmen ist keine gute und risikoarme Investition, wenn es zu teuer gekauft wird. Das Handlungsprinzip, das jeder Anleger beachten sollte, lautet: „Preis versus Wert“. Der Preis einer Aktie ist ihr Börsenkurs. Der Wert (oder auch der „intrinsi-sche Wert“) der Aktie ist der Barwert aller Zahlungen, die das Unternehmen künftig erzielen kann. Für den Investor lohnt sich der Kauf nur dann, wenn der Preis, den er zu zahlen hat, niedriger ist als der Wert der Ak-

9.000

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0 3 6 9 12 15 18 21 24 27 30

Euro

Anzahl der Jahre

2% p.a.

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16% p.a.

Die produktive Kraft des Zins- und Zinseszinseffektes.  Werden 100 Euro zu einer Rendite von 2 Prozent p.a. ange-legt, so werden daraus nach 30 Jahren 181,14 Euro (+81,14 Prozent). Bei einer Rendite von 10 Prozent p.a. werden aus 100 Euro bereits 1.744,94 Euro (+1.644,94 Prozent), und bei einer Rendite von 16 Prozent p.a. werden es 8.584,99 Euro (+8.484,99 Prozent). In der Zeit von Mitte der 1960er-Jahre bis heute beträgt die jahresdurchschnitt-liche Rendite, die die Unternehmen, die im Aktienmarktindex S&P 500 enthalten sind, auf das Eigenkapital erzielt haben, ungefähr 12,5 Prozent.

138 Bundesverband Deutscher Stiftungen

tie, bzw. wenn zwischen dem Preis der Aktie und ih-rem Wert eine ausreichende „Sicherheitsmarge“ vor-liegt. Das Abwägen von Preis versus Wert – das dem Prinzip des „Value Investing“ entspricht – schützt den Anleger nicht nur vor dauerhaften Kapitalverlusten, es erlaubt ihm auch, Börsenschwankungen gewinnbrin-gend auszunutzen.

Investieren in Aktien als Zukunftsmodell für das Stiftungskapital Das notwendige Umdenken bei der Anlage des Stif-tungskapitals, der Abschied von festverzinslichen Pa-pieren, sollte als Chance verstanden werden. Denn wie die Dinge stehen, wird die Überschuldungsproble-matik im weltweiten Schuldgeldsystem den Haltern von Festverzinslichen Verluste bescheren: durch Zah-lungsausfälle oder Geldentwertung, vermutlich durch eine Mischung aus beidem. Mit dem Investieren in Unternehmen, die Markteintrittsbarrieren und inflati-onsresistente Geschäftsmodelle haben, lässt sich das Stiftungsvermögen mehren – es ist eine gut begründe-te, praktikable und vor allem auch zukunftsträchtige Ausrichtung für die langfristig ausgerichtete Kapitalan-lage der Stiftungen.

Polleit & Riechert Investment Management LLP

Thorsten Polleit und Matthias Riechert sind Grün-

der und Partner von Polleit & Riechert Investment

Management LLP. Sie verbinden in ihrer Investiti-

onsphilosophie die Prinzipien des Value Investing

mit der Wirtschafts- und Gesellschaftslehre der

Österreichischen Schule der Nationalökonomie.

Matthias Riechert ist Gründer und Portfoliomanager bei Polleit & Riechert. Zuvor leitete er den Bereich Investment Produkte für Deutschland bei der Citigroup. Er hat einen MBA der London Business School und der Columbia Busi-ness School, an der er sich auf Value Investing Strategien spezialisierte.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.polleit-riechert.com

Prof. Dr. Thorsten Polleit ist Gründer und Makro-Stratege bei Polleit & Riechert und Chefvolkswirt der Degussa-Goldhandel GmbH. Seit 2014 unterrichtet er als Honorarprofessor an der Universität Bayreuth.

Mit Vermögen gestalten 139

Investieren in Megatrends

Thematische Aktieninvestments für Stiftungen

Von Walter Liebe

Das Dilemma für Stiftungen, in Zeiten sehr niedriger Ren-diten an den Anleihemärkten ausreichende Erträge für den Kapitalerhalt bzw. die Erfüllung des Stiftungszwecks zu generieren, ist wohlbekannt und gut dokumentiert. Eine der Lösungsmöglichkeiten für Stiftungen besteht in der Hinzunahme von Aktien in das Stiftungsvermögen.

Typischerweise haben Stiftungen aufgrund der Notwendigkeit, ausschüttungsfähige Erträge zu er-wirtschaften, eine Präferenz für Dividendenstrategien entwickelt. Nicht zuletzt waren diese beliebt, da die Ausschüttungsquoten von Aktiengesellschaften in den letzten Jahren angestiegen sind, während Zinserträge auf breiter Front sanken.

So interessant die Fokussierung auf dividen-denstarke Aktienengagements auch ist, haben diese gewisse Nachteile bzw. Risiken, und sie lassen vielver-sprechende Teilsegmente der weltweiten Aktien märkte außer Betracht. Durch eine Verbreiterung der Aktien-strategie lassen sich die Erträge für eine Stiftung glät-ten und über längere Zeiträume sogar steigern.

Eine der Möglichkeiten für eine Verbreiterung der Perspektive in der Aktienanlage ist das Investieren in Megatrends, häufig auch als Aktieninvestments in Themen genannt. Unter Megatrends verstehen wir grundsätzliche Entwicklungslinien, die den Fortschritt der menschlichen Zivilisation über viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, verändern und bestimmen. Pictet As-set Management hat in Zusammenarbeit mit dem Ko-penhagener Institut für Zukunftsforschung (CIFS) vier-zehn solcher Megatrends identifiziert (siehe Liste auf S. 140), z.B. die demografische Entwicklung, Nachhal-tigkeit, die Individualisierung oder die technologische Entwicklung, die in einer immer schnelleren und ver-netzteren Gesellschaft ihren Ausdruck findet.

Langfristige Themen in eine Anlagestrategie umsetzen Diese Begriffe sind zunächst eher theore-tischer Natur und eignen sich nicht, um da-raus direkt eine Anlagestrategie abzuleiten. Ein An-lagefonds zu „Demokratisierung“ ist nur schwerlich umsetzbar. Daher bedarf es einer Transformation der langfristigen Entwicklungslinien in eine greifbare, in-vestierbare Anlagestrategie.

Hierbei sollte man trennen zwischen echten Anla-gethemen, die über viele Jahre valide sein sollten, und Modethemen, die kurzfristige Veränderungen aufgrei-fen. Ein langfristiger Anlageerfolg ist bei lange laufen-den Themen wahrscheinlicher als bei „Hype“-Themen. Themenfonds können auch mehrere Megatrends be-rühren. So hat z.B. das Thema „Wasser“ Berührungs-punkte zu den Megatrends demografische Entwicklung, Gesundheit, Nachhaltigkeit und Kommerzialisierung.

Unternehmen, die Lösungen für die Herausforde-rungen dieser Entwicklungslinien bieten, haben über-durchschnittliche Wachstumschancen, denn sie weisen regelmäßig ein höheres Umsatz- und Gewinnwachstum auf als die Weltwirtschaft insgesamt. Es sind solche Un-ternehmen zu präferieren, die einen engen Bezug zum Anlagethema besitzen, also einen hohen Prozentsatz ihrer Umsätze oder Gewinne im Anlagethema erzielen. Denn nur so ist gewährleistet, dass Erfolg oder Miss-erfolg der jeweiligen Aktie wirklich in Verbindung steht mit dem gewählten Themeninvestment und nicht durch andere geschäftliche Aktivitäten überlagert wird. Jeder Themenfonds kann dabei sinnvollerweise in mehre-re Unterthemen gegliedert werden, die häufig unter-schiedliche Wachstumsdynamiken und damit eine an-dere Schwankungsintensität der Aktien besitzen. Damit kann man ein Portfolio konstruieren, das sich je nach Markterwartung eher offensiver oder eher vorsichtiger steuern lässt. Insgesamt überwiegen bei allen einzel-nen Themenfonds die Wachstumsattribute. Somit weist

FÜR FORTGE­

SCHRITTENE

140 Bundesverband Deutscher Stiftungen

auch ein Portfolio aus mehreren Megatrend-Anlagen eine höhere Wachstumsdynamik auf als die gängigen Aktienindizes.

Keine großen AusschüttungenAuf der anderen Seite sorgt die Wachstumscharakte-ristik dafür, dass diese Anlagen typischerweise nicht sehr ausschüttungsstark sind. Zur Finanzierung der weiteren Entwicklung der Geschäftstätigkeit wird ein Teil der Gewinne einbehalten und reinvestiert. Damit eignen sich Themen-Aktienfonds eher für den kapital-erhaltenden Teil des Stiftungsvermögens als für die Generierung von ausschüttungsfähigen Erträgen. Da diese Fonds grundsätzlich global orientiert sind und eher Spezialisten als große Konglomerate bevorzugen, sind eine für globale Aktienanlagen typische Schwan-kungsintensität der Wertentwicklung (Volatilität) so-wie Fremdwährungsrisiken zu erwarten.

Ethische AspekteEinige der Anlagethemen besitzen zusätzlich einen ethischen Bezug, so z.B. solche mit Umweltbezug. Die Unterthemen Wasser, Forstwirtschaft, saubere Energi-en sowie Agraraktien können auch aus dem Nachhal-tigkeitsgedanken heraus eine nicht monetäre Attrakti-vität für eine Stiftung entwickeln. Entscheidend hierbei ist, dass der Vermögensverwalter eine glaubwürdige und langfristige Behandlung des Anlagethemas und die Einhaltung hoher ethischer Standards sicherstellt. Aber auch bei den nicht per se „nachhaltigen“ Anlagethe-men ist es unerlässlich, eine klare Position bezüglich ethischer Aspekte des Anlagethemas zu beziehen. So muss z.B. in einem Robotics-Fonds, der im Oktober 2015 lanciert wurde, gewährleistet sein, dass Maschinen mit dem Ziel, Menschen zu verletzen oder gar zu töten (z.B. Kampfdrohnen), nicht in das Portfolio gelangen. Die Einhaltung dieser ethischen Prinzipien besitzt für einen glaubwürdigen Assetmanager eine hohe Priorität.

Weltweite Megatrends» Vernetzte Ökonomie» Nachhaltigkeit» Wissen und produzierende Gesellschaft» Dematerialisierung» Demokratisierung» Beschleunigung und Komplexität» Technologische Entwicklung» Wirtschaftliches Wachstum» Individualisierung» Kommerzialisierung» Globalisierung» Polarisierung» Schwerpunkt Gesundheit» Demografische Entwicklung (Alterung)

Quelle: Copenhagen Institute for Futures Studies

Pictet & Cie (Europe) S.A.

Die 1805 in Genf gegründete Pictet-Gruppe zählt

heute zu den führenden unabhängigen Vermö-

gensverwaltern Europas. Im Laufe der letzten 19

Jahre hat Pictet insgesamt neun der in diesem

Artikel beschriebenen thematischen Investments

in Aktienstrategien umgesetzt, wobei die The-

menfonds jeweils gleich mehrere Megatrends

berühren.

Walter Liebe, Diplom-Volkswirt und CEFA, ist seit 2010 Senior Investment Advisor bei Pictet Asset Management in Frank-furt am Main. Er ist Ansprechpartner für produktspezifische Fragestellungen, aber auch für Themen der As-set Allokation. Insbesondere gilt dies für Nachhaltigkeitsansätze von Pictet. Zuvor war er neun Jahre beim Bankhaus Sal. Oppenheim in Köln in der Vermögensverwaltung tätig. Nach einigen Jahren als Portfolio Ma-nager im Private Banking verantwortete er als Abteilungsdirektor das Fondsresearch für Sal. Oppenheim.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.pictet.com

Mit Vermögen gestalten 141

Investieren am „grauen Kapitalmarkt“

Vermögensanlage in Private Equity-Beteiligungen: Zulässigkeit und Grenzen für Stiftungen

Von Dr. Natan Hogrebe

Seit einiger Zeit ist zu beobachten, dass Stiftungen verstärkt zur Anlage von Vermögenswerten in Private Equity-Strukturen umworben werden. Beispiele hierfür finden sich in diversen Broschüren und auch im Inter-net. Was ist davon zu halten?

Unter „Private Equity“ versteht man Kapitalbetei-ligungen an Unternehmen, wenn diese Beteiligungen nicht an geregelten Märkten, also amtlichen Börsen, gehandelt werden. Die rechtlichen Ausgestaltungs-möglichkeiten sind mannigfaltig. Darunter können bei-spielsweise Kommanditbeteiligungen, Genussrechte, Stille Beteiligungen oder partiarische Darlehen fallen.

Wirtschaftlich muss vom „Venture Capital“, d.h. sogenanntem Wagnis- oder Risikokapital auf der ei-nen Seite und amtlich gehandelten Beteiligungen auf der anderen Seite, abgegrenzt werden. Gemeinsam ist vielen dieser Anlageformen, dass sie oft nur auf einen mehr oder weniger begrenzten Zeitraum ange-legt sind. Private Equity-Investitionen haben üblicher-weise eine Dauer von sieben bis zehn Jahren. Anderes gilt freilich bei sogenannten Unternehmensstiftungen, die bereits aufgrund der Stifter-Vorgaben an bestimm-ten Unternehmen dauerhaft beteiligt sind. Prominente Beispiele für Stiftungen, die vorübergehend in Private Equity-Anlageformen investieren, finden sich in vielen Ländern (z.B. die RAG-Stiftung, große Universitätsstif-tungen im angelsächsischen Raum wie die Stiftung der Yale University und Familienstiftungen weltweit).

Da ein amtlicher Handel nicht stattfindet – und da-mit auch eine behördliche Aufsicht nicht in vollem Um-fang erfolgt – spricht man auch vom „grauen Kapital-markt“. Im Bereich des Kleinanlegerschutzes verstärk-te der Gesetzgeber mit dem Kleinanlegerschutzgesetz 2014 die Aufsicht und Regulierung.

Angesichts der Bezeichnung „grau“ und zahlreicher Veröffentlichungen über betrügerische Machenschaf-

ten bei der Kapitaleinwerbung bestehen häufig grundsätzliche Bedenken an derarti-gen Investitionen, nicht nur im Kreis der ver-mögensverwaltenden Stiftungen. Diese grund-sätzlichen Bedenken lassen sich vielleicht mit dem Hinweis darauf zerstreuen, dass die Vermögensanlage in institutionellen Fonds häufig mittelbar ebenfalls ei-ne Betätigung auf dem „grauen Kapitalmarkt“ bedeu-tet und auch eine Anlage in diverse Beteiligungsfor-men darstellen kann, die oben genannt wurden. Auch Banken investieren, wenigstens mittelbar, in Unter-nehmen, was nicht in der Weise missverstanden wer-den sollte, dass sich kleinere Stiftungen auf solchen Märkten ohne Weiteres direkt betätigen sollten.

Auf der anderen Seite sollte man nicht die Ertrags-kraft von Unternehmensbeteiligungen in heutigen Zeiten übersehen. Gerade mittelständische Unterneh-men bieten in zinsschwachen Zeiten ein erstaunliches Maß an Stabilität und Wachstum. Der Gesichtspunkt der gesteigerten Ertragsmöglichkeit könnte nahele-gen, sich aus stiftungsrechtlicher – und damit notwen-digerweise verbunden: steuerrechtlicher – Sicht um-fassender mit dem Thema im Rahmen der Vermögens-anlage zu beschäftigen.

Der rechtliche RahmenZunächst sehen alle Landesstiftungsgesetze vor, das Vermögen einer Stiftung ungeschmälert zu er-halten. Dies ist nicht nur ein rechtlicher Grundsatz, sondern es macht nach deutschem Verständnis ge-radezu das Wesen einer Stiftung aus. Aufgrund der wirtschaftlichen Lage der vergangenen Jahre wurden die Vorschriften und Ansichten zu Maßnahmen, die die Substanz des Vermögens tangieren, zwar aufge-weicht; sogar die Verbrauchsstiftung wurde gesetz-lich etabliert. Dennoch müssen sich jegliche Gedan-

SPEZIAL THEMA

142 Bundesverband Deutscher Stiftungen

ken über die Vermögensanlage am Erhaltungsgrund-satz orientieren.

Allerdings muss eine Stiftung auch ihre Zwecke erfüllen und darf nicht in völliger Passivität erstarren. Gerade kleineren Stiftungen droht dies momentan, sofern sie nicht im Rahmen größerer Strukturen auf-gefangen werden können und daher von Synergien profitieren.

Schließlich sind steuerrechtliche Vorschriften über die Vermögensanlage zu beachten: Die Bildung von Rücklagen ist gemeinnützigen Körperschaften nur be-schränkt möglich, was Auswirkungen auf den Umfang einer Anlage von Barmitteln in Private Equity haben kann; Vermögensumschichtungen, sofern sie stif-tungsrechtlich überhaupt zulässig sind, müssen nach Ansicht der Rechtsprechung ertragswirksam angelegt werden, um die Zweckerfüllung zu gewährleisten.

Gerade die notwendige Ertragswirksamkeit, mit der Anbieter von Private Equity-Anlagen werben, ist häu-fig der Knackpunkt der Zulässigkeit einer Investition: Hier muss man unterscheiden zwischen laufenden Er-trägen, die für die meisten Stiftungen essenziell sein dürften, und verlagerten Erträgen infolge einer Wert-steigerung der Equity-Anlage. Letztere wirkt sich erst in Zukunft durch Realisierung z.B. eines Verkaufs der Beteiligung aus. Mit anderen Worten: Wer in das Kapi-tal eines Unternehmens investiert, muss damit rech-nen, dass sich hieraus nicht zwangsläufig laufende Er-träge in Form von Barmitteln ergeben, sondern allen-falls – und das auch nur bei positiver Entwicklung des Unternehmens – eine Wertsteigerung, die erst reali-siert werden muss.

Eignen sich Private Equity-Investitionen für Stiftungen?Aus den oben beschriebenen Notwendigkeiten und Bedingungen für eine Private Equity-Beteiligung er-geben sich einige Kriterien, nach denen im Einzelfall Möglichkeiten und Zulässigkeit einer solchen Vermö-gensanlage für Stiftungen beurteilt werden können:1. Die Stiftung muss genügend Mittel für das Anlage-

projekt zur Verfügung haben, die nicht laufende Er-träge zur Zweckverwirklichung erwirtschaften müs-sen (Stichwort: Bildung stiller Reserven).

2. Die Stiftungsleitung muss in der Lage sein, die Ent-wicklung einer Private Equity-Anlage hinreichend sicher prognostizieren zu können. Die Inanspruch-nahme externer Beratung mag zweckmäßig sein, sie verhindert aber im Falle des Scheiterns nicht notwendigerweise die Haftung der zuständigen Stiftungsorgane.

3. Die Vermögensstruktur der Stiftung muss insge-samt hinreichend diversifiziert sein, „Klumpenrisi-ken“ müssen vermieden werden. Ein Totalverlust der konkreten Anlage darf nicht die Existenz der Stiftung gefährden.

Vermutlich werden Private Equity-Anlagen demzu-folge nur für größere Stiftungen in Betracht kommen. Bei kleinen Stiftungen, sofern sie überhaupt über nen-nenswerte Mittel für eine Beteiligung verfügen, dürf-te die Anlageform dagegen nicht sinnvoll sein – so-fern es sich nicht um eine unternehmensnahe Stiftung handelt, deren Vermögen ohnehin bereits aus gestif-teten Anteilen besteht und die außerdem über die er-forderliche Marktkenntnis verfügt. Ein breiter Markt für Private Equity-Anlageformen im gemeinnützigen Sek-tor wird sich aufgrund der rechtlichen und wirtschaftli-chen Vorgaben aller Voraussicht nach nicht entwickeln können.

Dr. Natan Hogrebe ist Rechtsanwalt und Notar in Berlin und Partner bei der Kanzlei Steinpilz Partner. Er studierte in Osnabrück, Leiden (Niederlande) und Münster Rechtswissenschaften. U.a. betreut er gemeinnützige Organisationen, darunter Stiftungen jeder Größenordnung, von der kleinen Privatstiftung bis zur politischen Stiftung, auf rechtlichem und steuerrechtlichem Gebiet. Seine Schwerpunkte sind neben der zivilrechtlichen Gestaltung die notarielle Betreuung und die steuerrechtliche Beratung in gemeinnützigkeitsrechtlichen Fragen. Ehren-amtlich engagiert er sich u.a. als Vorstandsmitglied der gemeinnützigen Stiftung wannseeFORUM in Berlin.

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144 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Investieren in Gesundheit

Gesundheitsaktien – ein risikoarmer Einstieg in den Aktienmarkt

Von Dr. Andreas Bischof und Oliver Kämmerer

Im Niedrigzinsumfeld wenden sich Stiftun-gen vermehrt Aktieninvestments zu, wobei

das Stiftungskapital möglichst risikoarm an-gelegt werden soll. Somit stellt sich die Frage:

Wie können am Aktienmarkt attraktive Renditen auf eine möglichst risikoarme Weise erzielt werden?

Aktien des globalen Wachstumsmarktes Gesund-heit scheinen dafür prädestiniert, basierend vor allem auf der geringeren Volatilität im Vergleich zum Ge-samtmarkt, der geringen Konjunktursensitivität und des hohen und nachhaltigen Wachstums.

Die niedrige Volatilität des Gesundheitssektors in den letzten zehn Jahren (2005–2014) lag bei 14,2 Pro-

zent p.a. (MSCI World Health Care Index) und somit deutlich unter den 17,5 Prozent p.a. des breiten Aktien-marktes (MSCI World Index). Diese niedrigere Schwan-kungsbreite der Gesundheitsaktien resultiert u.a. aus der geringeren Schwankungsanfälligkeit bzw. der grö-ßeren Kontinuität sowohl der Geschäftsmodelle als auch der Geschäftsentwicklung vieler Gesundheits-unternehmen. Zusätzlich gestützt wird die niedrigere Volatilität von Gesundheitsaktien durch die geringere Konjunktursensitivität ihrer Unternehmen. Beide Ei-genschaften werden auch künftig zur erfreulich niedri-gen Volatilität dieses Sektors beitragen.

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Gesundheitsausgaben ohne Kostensparmaßnahmen:Anstieg auf das 5,9-Fache ihrer Höhe in 2010Parallel dazu Anstieg des Anteils der Gesundheitskosten am aggregierten BIP der OECD-Länder auf 13,9% vs. 6,2% im Jahr 2010

Gesundheitsausgaben mit Kostensparmaßnahmen:Anstieg auf das 4,2-Fache ihrer Höhe in 2010Parallel dazu Anstieg des Anteils der Gesundheitskosten am aggregierten BIP der OECD-Länder auf 9,5% vs. 6,2% im Jahr 2010

BIP der OECD-LänderAnstieg auf das 2,7-Fache seines Betrags in 2010

Gesundheitsausgaben  Quelle: OECD, nova fund management GmbH

FÜR FORTGE­

SCHRITTENE

Mit Vermögen gestalten 145

Geringe Konjunktursensitivität und WachstumDie geringe Konjunktursensitivität des Gesundheits-sektors resultiert überwiegend aus der Unverzichtbar-keit von Gesundheitsprodukten und -dienstleistun-gen. Auf dringend benötigte Medikamente und Thera-pien können Patienten schlichtweg nicht verzichten. Hinzu kommt, dass die Erstattung der Behandlungs-kosten größtenteils von Kostenträgern übernommen wird – beides konjunkturunabhängige Faktoren.

Das hohe, nachhaltige Wachstum des Gesund-heitssektors wird über Jahrzehnte hinweg über dem Wachstum des OECD-Bruttoinlandsproduktes liegen. So prognostiziert die OECD einen Anstieg der Ge-sundheitsausgaben von 6,2 Prozent des aggregierten Brutto inlandsproduktes der OECD-Länder im Jahr 2010 auf 9,5 Prozent im Jahr 2060 – und dies unter der An-nahme eines Kostensparszenarios (Quelle: OECD Eco-nomics Department Policy Notes, No. 19 June 2013). Von diesem überdurchschnittlichen Wachstum pro-fitieren auch die börsennotierten Gesundheitsunter-nehmen, deren Aktien sich daher zumindest mittel-fristig besser entwickeln sollten als der Aktienmarkt insgesamt.

Zur Umsetzung von Investments im GesundheitssektorWenngleich der Gesundheitssektor somit überaus geeignet für risikoaverse Investoren erscheint, so ist

er doch sehr komplex und heterogen. Daher sollten sich Investitionen in den Sektor nicht auf einige weni-ge Aktien konzentrieren. Vielmehr sollten risikoaver-se Anleger Investitionen diversifizieren, z.B. mittels Sektorfonds, die von der Expertise spezialisierter und erfahrener Fondsmanager profitieren. Eine weitere Ri-sikominimierung lässt sich über Absicherungsmecha-nismen erzielen, die mögliche Wertverluste des Fonds begrenzen. Im Ergebnis kann der Gesundheitssektor Stiftungen so einen risikoarmen und erfreulich rentier-lichen Einstieg in den Aktienmarkt bieten.

nova fund management GmbH

Die nova fund management GmbH initiiert Publi-

kums- und Spezialfonds, die in den Gesundheits-

sektor investieren. Zum Dienstleistungsspektrum

gehören sowohl die Beratung institutioneller In-

vestoren hinsichtlich bestehender Investments als

auch die Konzeption neuer, kundenspezifischer In-

vestmentstrategien und ihre Umsetzung.

Oliver Kämmerer ist Gesellschafter-Geschäftsführer der nova fund management GmbH. Er war zuvor als Leiter der europäi-schen Aktienanalyse und als Leiter der europäischen Aktienanalyse Gesundheit für die West LB in London tätig. Der Ökonom ist ebenfalls seit über 16 Jahren im Finanzsektor tätig. Er arbeitet und lebt in Finanzzent-rum London.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.novafunds.biz

Dr. Andreas Bischof ist Gründer und Gesellschafter-Geschäftsführer der nova fund management GmbH. Zuvor betreute er als In-vestment Manager Healthcare eines der weltweit größten Aktienportfolios im Gesundheitsbereich bei der Allianz SE in München mit einem Volumen von mehr als 1 Milliarde Euro. Der promovierte Molekularbiologie ist seit über 16 Jahren im Finanzsektor tätig. Er arbeitet und lebt in München.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.novafunds.biz

146 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Was zählt, ist die Substanz

Welche Rolle sollte die Dividendenrendite bei der Aktienauswahl spielen?

Von Dorothee Elsell und Jörg Ultsch

Wer heute sein Vermögen ausschließlich in Festgeld oder in Rentenpapieren mit hoher Bonität anlegt, ver-liert zwangsläufig an Kaufkraft. Ein Lösungsansatz kann der Erwerb von Anleihen mit einer höheren lau-fenden Verzinsung sein. Doch sollte die Stiftung das damit einhergehende höhere Risiko eines Emittenten minderer Qualität eingehen?

Die richtige Mischung findenDie Variablen Rendite, Risiko, Liquidität und Nachhal-tigkeit müssen sinnvoll verbunden und gegeneinander abgewogen werden. Das hat zur Konsequenz, dass die Stiftungsgremien ein breiteres Spektrum von Anlage-formen in Betracht ziehen sollten. Außerdem sollte die Anlagerichtlinie dahingehend überprüft und ggf. neu aufgestellt werden. Darin werden die Rahmenbedin-gungen für die Verwaltung des Vermögens einschließ-lich der Risikotragfähigkeit der Stiftung zeitgerecht und marktadäquat klar definiert.

Eine vielversprechende Möglichkeit, den Konflikt zwischen hohen Ausschüttungserwartungen und dem Wunsch nach realem Kapitalerhalt zu lösen, kann ei-ne Investition in Substanzwerte wie Aktien sein, ohne dass die eingegangenen Risiken bei der Kapitalanlage unnötig ausgeweitet werden. Die Ausstattung der Stif-tung mit liquiden Mitteln für eine Kapitalanlage spielt bei der Produktentscheidung – Aufbau eines Portfo-lios aus Einzelwerten oder Investition in eine Fondslö-sung – eine bedeutsame Rolle.

Die Risikotragfähigkeit der Stiftung bestimmt letzt-endlich über die maximale Höhe der möglichen Akti-enengagements im Portfolio und der Finanzkenntnis-stand der Stiftungsverantwortlichen über die Art und den Umfang des Outsourcings des Managements der Stiftungsgelder an einen Vermögensverwalter des Ver-trauens. Werden dem Portfolio 20 Prozent an Aktien

beigemischt, fällt die Renditeerwartung deutlich höher aus als bei einer reinen Rentenanlage, ohne dass das Gesamtrisiko spekulativ ausgeweitet wird.

Bei der Auswahl der Aktien ist es ratsam, das Hauptaugenmerk nicht allein auf die absolute Höhe der Dividendenrendite eines Wertpapiers zu richten. Vielmehr sollten Aktien von Unternehmen mit einer vielversprechenden Substanz in Betracht gezogen werden: mit einer soliden Bilanzstruktur, einem trag-fähigen und belastbaren Geschäftsmodell und einer langfristig attraktiven Gewinnentwicklung. Nicht zu empfehlen sind folglich Unternehmen, die ihre aktu-elle Dividende möglicherweise nur aus der Substanz bezahlen, um eine negative Geschäftsentwicklung zu kaschieren. Denn welchen Wert hat eine hohe Aus-schüttungsrendite, wenn auf der anderen Seite das Stiftungsvermögen aufgrund negativer Kursentwick-lung dauerhaft signifikante Einbußen erleidet?

Auf Risikostreuung achtenDas „Zauberwort“, um das mit der Investition in Akti-en naturgemäß verbundene Risiko-/Renditeverhältnis beherrschbar zu halten, heißt Diversifikation, also Ri-sikostreuung. Ein gemischtes Aktienportfolio, das Ak-tien von Unternehmen aus verschiedenen Regionen, Ländern, Währungen und Branchen enthält, sollte sich bei entsprechender Strukturierung in seiner Gesamt-heit weniger schwankungsanfällig zeigen als eines, bei dem das Vermögen in Aktien einiger weniger Un-ternehmen derselben Branche im heimischen Markt investiert ist. Gerade mit Blick auf eine attraktive Divi-dendenrendite war es beispielsweise traditionell na-heliegend, in Deutschland Aktien der Branchen Tele-kommunikation und Versorger zu kaufen. Diese Unter-nehmen waren allgemein bekannt, zahlten attraktive Dividenden und agierten in einem vermeintlich stabi-

Mit Vermögen gestalten 147

len, konjunkturunabhängigen Geschäftsfeld. Die Ent-wicklung der vergangenen Jahre hat jedoch gezeigt, dass die Konzentration auf diese Art von Dividenden-titeln nicht der optimale Weg war, um Stiftungskapital langfristig zu erhalten oder sogar zu mehren.

Die Tugenden eines ehrbaren Kaufmanns zahlen sich ausEin weiterer wichtiger Aspekt ist die Art der Geschäfts-führung: Unternehmen mit einer nachhaltig ausgerich-teten Strategie sind meist besser gegen Krisen ge-wappnet als Unternehmen, die den Schwerpunkt auf eine kurzfristige Ertragsmaximierung legen. Was in diesem Kontext meist mit dem englischen Begriff „Cor-porate Governance“ bezeichnet wird, meint schluss-endlich nichts anderes als die viel gerühmten Tugen-den eines ehrbaren Kaufmanns: verantwortungsvoller Umgang mit Mitarbeitern, Kunden, Geschäftspartnern und mit den eingesetzten Ressourcen. Dazu gehört eben auch, den Unternehmensgewinn nicht mit vol-len Händen auszuschütten, sondern eine weitsichtige Vorausplanung zu betreiben. Insofern kann man kon-statieren, dass eine Dividendenausschüttung, die in sinnvoller Relation zur mittelfristigen Gewinnentwick-lung des Unternehmens steht, besser einzustufen ist als eine „Top Dividende“, die die künftige Tragfähig-keit des Geschäftsmodells fraglich erscheinen lässt.

FazitBerücksichtigt eine Stiftung solche grundsätzlichen Überlegungen, so ist es auch im aktuellen Niedrigzins-umfeld möglich, eine positive Realverzinsung des Stif-tungsvermögens und eine Generierung angemessener Ausschüttungen zu erzielen, ohne unkalkulierbare Ri-siken einzugehen. Dreh- und Angelpunkt stellt hier-bei das aktive Management des Gesamtvermögens in Form eines diversifizierten Portfolios verschiedener Anlageklassen mit regionaler und branchenbezogener Vielfalt dar, in dem Chancen und Risiken adäquat ge-geneinander abzuwägen sind.

Bethmann Bank

Die Bethmann Bank ist der drittgrößte Anbieter

von Private Banking in Deutschland. Zu ihren Kern-

kompetenzen gehören die Stiftungsberatung und

-betreuung. Bei der Verwaltung von Stiftungsver-

mögen und im Bethmann Stiftungsfonds werden

auch ethische, ökologische und soziale Anlagekri-

terien berücksichtigt. Ein externer Beirat aus aner-

kannten Nachhaltigkeitsexperten fungiert als un-

abhängige Kontrollinstanz.

Jörg Ultsch verantwortet bei der Bethmann Bank seit 2012 den Bereich Stiftungen & Nonprofit Organisationen. Der Bankkaufmann und Volljurist verfügt zusätzlich über einen Studienabschluss in Nonprofit Management & Governance des Centre for Social Investment (CSI) der Universität Heidelberg. Er engagiert sich als Gremien-mitglied mehrerer Non-Profit-Organisationen und unterrichtet an verschiedenen Lehrinstituten.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.bethmannbank.de

Dorothee Elsell ist in der Bethmann Bank seit 2011 verantwortlich für die Entwicklung des Nachhaltigkeitsansatzes und dar-auf basierender Fondskonzepte. Sie leitet das Portfoliomanagement von Spezialmandaten mit individuellen Anlagerichtlinien, darunter auch das Vermögen einer Vielzahl von Stiftungen. Als Senior Portfoliomanagerin verfügt die Diplom-Mathematikerin über langjährige Erfahrung in der Verwaltung von Publikumsfonds und großen institutionellen Spezialfonds, insbesondere auch in der Risikosteuerung.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.bethmannbank.de

148 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Stiftungsanlage in Immobilien – ein Praxisbericht

Wie die Evangelische Stiftung Pflege Schönau mit über 450 Jahren Expertise im Vermögensmanagement

in ihre Zukunft investiert

Von Ingo Strugalla

Niedrige Zinsen und die Flucht in Sachwerte besche-ren den Immobilienmärkten eine ungebrochen hohe Nachfrage. Genau dies führt allerdings auch zu deut-lichen Aufschlägen bei den Einstiegspreisen. Vielfach reduziert dabei die immer noch vorherrschende Vor-stellung von der eigenen Immobilie als einer sicheren Anlageform den inneren Widerspruch, den die hohen Investitionskosten und Kaufpreise bei Interessenten hervorrufen.

Für den „vorsichtigen Kaufmann“ gilt dennoch, An-lageformen in Immobilien – direkt wie indirekt – zu be-werten und das Potenzial künftiger Erträge abzuschät-zen. Denn gerade die Finanzkrise hat eines mit Sicher-heit gelehrt: Rendite ist erstens mit Risiko verbunden und zweitens verlangt sie harte Arbeit, muss sie doch beständig in einem Benchmark alternativer Invest-ments bestehen. Die Evangelische Stiftung Pflege Schö-nau (ESPS), eine kirchliche Stiftung des öffentlichen Rechts, die das Immobilienvermögen der Evangelischen Kirche in Baden verwaltet, befolgt diese Prinzipien seit Jahr und Tag und wird dafür vom Markt belohnt.

Nachhaltig und renditeorientiertEs ist der ESPS in die Wiege gelegt: Gegründet im Jahr 1560 und ausgestattet zunächst mit einem Vermögen an Grundstücken und Wäldern des ehemaligen Zister-zienserklosters Schönau im Odenwald bei Heidelberg, war der Stiftung von Anfang an aufgetragen, Über-schüsse zu erwirtschaften, um sie zu „Trost und Ret-tung des Landes“ einzusetzen. Nachhaltige Orientie-rung, umsichtige kaufmännische Planung sowie ein an der Erzielung von auskömmlichen Renditen ausgerich-

tetes Handeln gehören somit zur Grundordnung der Stiftung. Auch der Stiftungszweck war von dem dama-ligen „Stiftungsgründer“, Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz, eindeutig definiert: Das Vermögen dürfe „an-dertswohin nicht, dan zu kirchen … und anderen der-gleichen sachen“ verwendet werden.

Heute beschäftigt die Stiftung in ihren Büros in Heidelberg, Freiburg i.Br. und Mosbach mehr als 70 Mitarbeiter. Der Stiftungszweck richtet sich im Kern auf die Bauunterhaltung von 85 Kirchen und 41 Pfarr-häusern im Bereich der Evangelischen Kirche in Ba-den sowie die Besoldung von Pfarrstellen. Seit rund 100 Jahren verfügt die Stiftung auch über ein Portfolio an Wohnimmobilien. Im Geschäftsjahr 2014 erzielte die ESPS – unter Einbeziehung der von ihr mitverwal-teten Evangelischen Pfarrpfründestiftung Baden – ei-nen operativen Umsatz von etwas über 28 Millionen Euro (ohne Fondserträge); fast die Hälfte davon floss wieder zurück in den Stiftungszweck. Alle Abführun-gen an die Landeskirche zusammengenommen, finan-ziert die ESPS gut 50 Prozent aller Kirchenbauprojek-te in Baden. Sie ist die größte Stiftung im Bereich der dortigen Evangelischen Landeskirche.

Real- versus FinanzportfolioDer nahezu ausschließliche Anteil am volkswirtschaft-lichen Produktionsfaktor Boden und dessen star-ke Ausprägung der Komponenten Natur und Umwelt verlangt für ein sinnvolles Vermögensmanagement zunächst eine eingehende Analyse. Schließlich sind Vermarktungs- und Renditeaspekte für land- und forst-wirtschaftliche Nutzflächen anders zu beurteilen als

Mit Vermögen gestalten 149

etwa Standortflächen für die Industrie oder den Woh-nungsbau. Letztere werden heute häufig in volkswirt-schaftlichen Überlegungen auch dem Faktor Kapital zugerechnet. Ähnlich unterscheidet die ESPS: Sie dif-ferenziert zwischen dem auf Forst und landwirtschaft-liche Nutzflächen ausgerichteten Real-Portfolio und dem Finanzportfolio.

Im Real-Portfolio hält die Stiftung ihren umfangrei-chen Bestand an Wäldern. Sie verfügt über 7.500 Hek-tar, verteilt auf Waldflächen im südlichen Odenwald, im nördlichen Kraichgau und im mittleren Schwarz-wald. Die Fläche entspricht gut 10.500 Fußballfeldern. Das macht die ESPS zur größten körperschaftlichen Waldbesitzerin in Baden-Württemberg. Zu diesem Portfolio zählt die ESPS auch die rund 6.000 Hektar an landwirtschaftlich genutzten Flächen, die an rund 8.000 bäuerliche Betriebe verpachtet sind. Hier be-treibt sie vorrangig Bestandsmanagement; die Stei-gerung der Effizienz resultiert in der Regel aus Arron-dierungen. Die Renditeerwartungen liegen bei durch-schnittlich maximal 2 Prozent. Dieses Portfolio ist den-noch nicht allein aus traditionellen Überzeugungen ein wichtiger Teil des Bestandes. Vielmehr sind forst- und landwirtschaftliche Immobilien eine wertbestän-dige Anlageform. Als Grundlage des Lebens, die nicht beliebig vermehrbar ist, verkörpern sie ein im wahrs-ten Sinne des Wortes kostbares Gut.

Das Finanzportfolio der Stiftung verlangt einen anderen Managementansatz. Es besteht im Kern zu-nächst aus „bebautem“ Boden. Entsprechend sind hierin alle Wohnimmobilien sowie im Erbbaurecht ver-gebene Flächen enthalten. Letztere umfassen knapp 500 Hektar, die auf rund 13.000 Vertragspartner ver-

teilt sind. Das Schwergewicht liegt dabei deutlich im privaten Bereich. Hinzu kommen knapp 800 Wohn- und Gewerbeeinheiten.

Hier ist aktives Portfoliomanagement gefordert – zumal die Renditeerwartungen der Stiftung deutlich über dem des Real-Portfolios liegen. Die vorgenann-ten volks- und finanzwirtschaftlichen Rahmenbedin-gungen machen daher beständige Rendite-Risiko-Ab-schätzungen ebenso unabdingbar wie die spezifische Struktur des Stiftungsportfolios.

Aktives VermögensmanagementSo liegen etwa die Mietobjekte in den badischen Zentren Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe und Frei-burg i.Br. Sie alle zeichnen sich durch relativ günstige Wachstumsprognosen in der Bevölkerungsentwick-lung im Vergleich zum Bundesdurchschnitt aus. Alle Städte verzeichnen Zuwanderungsgewinne bei den 18- bis 25-Jährigen, was insbesondere bei den Univer-sitätsstädten Heidelberg und Freiburg deutlich aus-geprägt ist. Andererseits: Die Altersentwicklung in ei-nigen dieser Zentren lässt erwarten, dass Wohnraum durch intelligente Zukunftsinvestitionen, etwa in Barri-erefreiheit und Assistenzsysteme, zusätzliche Aufwer-tungen erfährt. Dies könnte sich positiv auf die künfti-ge Entwicklung der Mietpreise auswirken.

Der große Rahmen ist demnach für diesen Teil des ESPS-Portfolios günstig. Dennoch sind kontinuierlich strategische Überprüfungen notwendig. Zwei Beson-derheiten spielen dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle. So zieht die eher kleinteilige Struktur des Woh-nungsbestands der ESPS einen tendenziell höheren Bewirtschaftungsaufwand nach sich. Allerdings wider-

150 Bundesverband Deutscher Stiftungen

spricht es der konsequenten Kundenorientierung der ESPS, hier durch Einsparungen Abhilfe zu schaffen.

Ein weiterer Aspekt: Der überwiegende Teil der Wohnimmobilien steht unter Denkmalschutz. Zwar hat die Stiftung – auch durch die auf ihren unmittelbaren Stiftungszweck bezogenen Aktivitäten – eine enorme Expertise im architektonischen Umgang mit denkmal-geschützten Bauten angesammelt. Dennoch erfordert ein solches Portfolio die vorausschauende Vorsorge für künftige Instandhaltungs- und Sanierungsmaß-nahmen. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat die ESPS eine Komplettbewertung ihres Wohnimmobilienbe-standes im Hinblick auf den baulichen Zustand und Sanierungsbedarf vorgenommen. Dem System liegt ein „bauteilbezogenes Lebenszyklusmodell“ zugrun-de. Dieses macht es möglich, Sanierungsarbeiten auf den jeweiligen Engpassfaktor abgestimmt durchzufüh-ren. Ein praktisches Beispiel: Sanierungsarbeiten, die einen Gerüstbau erfordern, wie etwa Fassaden- und Dacharbeiten, werden künftig gemeinschaftlich vor-genommen, wobei die Arbeiten, die am stärksten die weitere Nutzung des Objekts bestimmen, den zeitli-chen Ablauf definieren. Im Beispiel würden in der Re-gel also Fassadenanstriche erst vorgenommen, wenn die Sanierung des Daches ansteht.

Im Zuge bewusster Risiko-Rendite-Abwägungen soll der Bestand weiterhin moderat ausgeweitet wer-den, um damit künftig auch verstärkt Größenvorteile im Markt wahrnehmen zu können. Attraktive Chancen ergeben sich dabei aus der Konversion vormaliger mi-litärischer Flächen gerade in den Zentren, in denen die Stiftung bereits vertreten ist. Die generelle Marktent-wicklung macht zudem für einen Marktteilnehmer in der Größe der ESPS auch A-Lagen in aufstrebenden Mittelzentren attraktiv.

Erbbaurechte stellen für die ESPS das bedeutends-te Asset dar. Wie für viele Stiftungen sind sie auch für die ESPS die „Vermögensklasse“ mit der nachhal-tigsten Orientierung. Derzeit verwaltet die ESPS rund 13.000 Erbbaurechtsverträge. Das macht sie zur größ-ten kirchlichen Erbbaurechtsausgeberin in Deutsch-land. Rund 500 Hektar ihrer Grundstücksflächen sind mit Erbbaurechten belegt. Über 50 Prozent der Erlöse der Stiftung stammen aus diesem Bereich. Damit dies so bleibt – und damit die Stiftung auch weiterhin ih-rem Stiftungszweck nachkommen kann –, betreibt sie gerade auch hier nicht nur professionelle Verwaltung, sondern aktives Management.

Der Vorteil dieser Vermögensklasse für die ESPS, wie für jeden Erbbaurechtsausgeber, liegt auf der Hand: Das Grundvermögen bleibt erhalten, und zu-gleich werden regelmäßige Einnahmen daraus gene-riert. Auch hier gilt für die ESPS: Gut 75 Prozent ihrer im Erbbaurecht vergebenen Flächen liegen in oder nahe bei den badischen Zentren. Die Nachfrage nach Bauflächen ist entsprechend groß, und es steht zu vermuten, dass sich dies auch mittelfristig nicht än-dern wird. Dennoch befindet sich jeder Erbbaurechts-ausgeber, vor allem im derzeitigen finanzpolitischen Umfeld, in verstärktem Substitutionswettbewerb mit anderen Formen des Immobilien- und Grundstücks-erwerbs. Kommunikations- und Marketingstrategi-en gewinnen daher ebenso an Bedeutung wie Portfo-liostrategien und SWOT-Analysen (d.h. die Analyse der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken, englisch: strengths, weaknesses, opportunities und threats). Dabei spielen Stichworte wie Nachverdichtung, Urba-nisierung des ländlichen Raums und Konversion eine wichtige Rolle, wenn es um nachhaltige, zukunftsori-entierte Aufwertung des Bestands geht.

Immobilienfonds als weitere SäuleAls Zwischenfazit lässt sich festhalten: Das Vermö-gens portfolio der ESPS bietet auch nach fast 500 Jah-ren immer noch ausreichende Chancen einer nachhal-tigen Entwicklung. In einer mehr und mehr globalisier-ten Wirtschaft zeigt jedoch schon die enge regionale Ausrichtung Grenzen auf.

Das hat zur Überlegung geführt, ein finanz- und betriebswirtschaftliches Portfolio zu entwickeln, das der Stiftung künftig nicht nur zu stabiler, sondern bei überschaubarem Risiko zu durchaus zunehmender Ertragskraft verhelfen soll. Insofern hat die ESPS ihre vorhandene Kompetenz im Immobiliensektor strate-gisch eingesetzt und eine Erfolg versprechende Diver-sifikation vollzogen. Ergebnis: Seit 2009 investiert die Stiftung nicht mehr nur direkt in Immobilien, sondern tätigt zunehmend auch Investitionen in indirekte Im-mobilienanlagen.

Den Investments geht dabei stets eine profunde Marktanalyse und ein wohldurchdachtes Auswahlver-fahren der Fonds und der Fondsmanager voraus. Dem Stiftungsansatz verpflichtet, stand von Anfang an fest: Personal und Produkte müssen über hohes Renom-mee und Erfahrung verfügen, die Fonds sollen einen langfristigen Anlagehorizont und stabile Ausschüttun-

Mit Vermögen gestalten 151

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152 Bundesverband Deutscher Stiftungen

gen bieten. Für die Auswahl indirekter Anlagen lautet die Vorgabe, attraktive Renditen bei begrenztem Risi-ko anzustreben. Selbstredend liegt darin eine beson-dere Herausforderung.

Wichtig ist zunächst, eine nachvollziehbare Anla-gestrategie mit allgemeinen Anlagerichtlinien zu for-mulieren. Sie betrifft immobilienspezifische Fragen (z.B. hohe laufende Mieteinnahmen oder Priorität auf Wertsteigerung), die Festlegung eines Risikokorri-dors, Laufzeiten der Anlagen sowie Allokationskrite-rien (Branchen/Nutzungsarten, Regionen, Streuung). In den vergangenen sechs Jahren hat die ESPS so zehn Fonds gezeichnet; das Zeichnungsvolumen liegt bei rund 170 Millionen Euro. Gezeichnet werden aus-schließlich regulierte, konservativ gemanagte Produk-te, die den strengen Nachhaltigkeitskriterien der Stif-tung standhalten. Die Investitions-Obergrenze ist mit 200 Millionen Euro definiert.

Als sinnvoll hat sich dabei erwiesen, mehrstufig zu diversifizieren. So macht es sich wirtschaftlich bemerk-bar, wie eine Immobilie genutzt wird, beispielsweise als reines Bürogebäude, als Handels- oder Logistikim-mobilie, als Privatwohnung oder Gewerbefläche. Unter-schiedliche Nutzer unterliegen unterschiedlichen kon-junkturellen Einflüssen – das ist bei der Auswahl zu berücksichtigen. Als wesentlicher Erfahrungswert lässt sich zusammenfassen: Erstreckt sich ein Gesamtport-folio über möglichst viele Marktsegmente hinweg, wer-den dadurch Sondereffekte nivelliert und es wird ein ausgewogeneres Rendite-Risiko-Verhältnis erzielt.

Ein weiterer Kernaspekt ist die räumliche Diver-sifikation. Die ESPS ist derzeit über ihre investierten Immobilienfonds in acht europäischen Ländern und Regionen vertreten. Gab es in der historischen Rück-schau wenig Grund dafür, bei der indirekten Anla-ge verstärkt auch Immobilienstandorte außerhalb Deutschlands ins Auge zu fassen, so hat sich die Situ-ation – auch wegen des grenzüberschreitend gelten-

den Euros und der Dynamik in etlichen kontinentalen Regionen – verändert. Beispielsweise liegt die Immo-bilienrendite in europäischen Wachstumsländern im Durchschnitt höher als hierzulande. Zudem ist zu er-warten, dass sich in einem homogenen Wirtschafts-raum die Immobilienpreise langfristig anpassen wer-den – und das wohl eher zulasten Deutschlands, wo Grundstücke traditionell teuer sind. Unter Berück-sichtigung dieser Maßgaben ist die ESPS heute aus-schließlich in gewerblich genutzte Immobilien an wirt-schaftsstarken Standorten im zentral- und nordeuro-päischen Raum investiert, neben Deutschland etwa in Großbritannien, Frankreich, Skandinavien und Polen.

Risiko-Rendite-Profil mit KompetenzDie Strategie hat sich gelohnt. Immobilienfonds tra-gen heute mit knapp über 5 Millionen Euro zu den Er-lösen der Stiftung bei. Die Prognosen stimmen zudem zuversichtlich: Das Gesamtportfolio an direkten und dann ausinvestierten indirekten Immobilien hat das Potenzial, schon in naher Zukunft den Erlösdimensi-onen im Bereich Erbbaurecht/Grundstücke nahezu-kommen.

Davon profitieren die Stiftung und ihre wirtschaft-lichen Nutznießer ganz direkt. Das Wachstum der Stiftung und die Fähigkeit, weiterhin nachhaltig ih-rem Stiftungszweck dienen zu können, beruhen auf zwei nahezu gleichstarken Säulen, die sich gegensei-tig stützen. Dies erleichtert es nicht nur, Marktrisiken gegeneinander abzufedern. Die Fokussierung auf die Kernkompetenzen der Stiftung, ausgerichtet an einem klar strukturierten Risiko-Rendite-Profil, beschleunigt zudem die Entscheidungsprozesse. Marktchancen können künftig schneller und unmittelbar wahrgenom-men werden – ein nicht unerheblicher Vorteil, in einer Welt des ständigen und immer schneller eintretenden Wandels –, um Stiftung und Stiftungszweck für die Zu-kunft abzusichern.

Ingo Strugalla ist Geschäftsführender Vorstand der Evangelischen Stiftung Pflege Schönau in Heidelberg. Er leitet den Ar-beitskreis Immobilien im Bundesverband Deutscher Stiftungen.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.esp-schoenau.de

Mit Vermögen gestalten 153

Erfolgreich investieren in Immobilien

Die Investition in eine Immobilie oder einen Immobilienfonds kann die Rendite einer Stiftung nachhaltig unterstützen.

Von Ulrich Fiege

Ist für eine Stiftung eine Investition in Immobilien sinnvoll? Diese Frage sollten sich die Verantwortlichen jeder Stiftung, unabhängig von der Höhe ihres Stif-tungsvermögens, stellen. Das Stiftungskapital steht üblicherweise für die Ewigkeit als Anlage zur Verfü-gung, somit kann auch in einem langfristigen Anla-gesegment investiert werden. Aber was ist bei diesen Überlegungen zu beachten?

Immobilien geben die Möglichkeit, langfristig gleichbleibende Erträge zu erwirtschaften. Im Anlage-portfolio einer Stiftung ist daher auch die Investition in Immobilien als Beimischung sinnvoll. Vor der Inves-tition ist allerdings zu klären, ob eine Investition di-rekt oder indirekt in Immobilien erfolgen soll.

Direkt oder indirekt investieren?Eine direkte Investition in Immobilien scheint nur für Stiftungen mit einem großen Stiftungskapital sinnvoll zu sein. Hier ist allerdings auch zu beachten, dass die notwendige Verwaltung und Bauunterhaltung dieser direkt gehaltenen Immobilien von der Stiftung gewähr-leistet werden muss. Ist dies stiftungsintern nicht zu leisten, besteht die Möglichkeit, sich indirekt über Fondslösungen an Immobilien zu beteiligen. Unab-

hängig davon, ob direkt oder indirekt in Immobilien investiert wird, sollten bei der Auswahl einige Kriteri-en beachtet werden: Da es sich um eine langfristige Anlageart handelt, sollte die Auswahl der Immobilien und Produkte sehr genau geprüft werden. Für die Stif-tung sollten Sicherheit und Ertrag oberstes Ziel sein.

Aspekte und Kriterien bei der AuswahlAber wie definiere ich für meine Stiftung die Sicherheit bei Immobilien? Dies beginnt mit der Entscheidung, in welche Immobilienart (z.B. Wohnen, Büro, Logistik, Handel, Pflege) investiert wird. Sobald ich hier über eine Entscheidung getroffen habe, steht der wich-tigste Faktor für eine Immobilie im Vordergrund – die Lage. Wo befindet sich die Immobilie? Welche demo-grafischen Entwicklungen sind in diesem Bereich zu erwarten? Wie ist die Wirtschaft in der Region aufge-stellt? Dies sind nur einige wenige Komponenten, die die Werthaltigkeit der Immobilie beeinflussen können. Weitere weichere Kriterien sind u.a. die Entscheidung, ob in ein Neubauprojekt oder in eine bestehende Im-mobilie (Altbau) investiert wird. Welche Mieten sind zu erzielen, und welche Risiken ergeben sich für mei-ne Stiftung bei einem eventuellen Leerstand? Die Qua-lität der Immobilie trägt maßgeblich zum Erfolg der Anlage bei. Eine Immobilie in der 1A-Einzelhandelsla-ge in einer Großstadt ist hinsichtlich einer Vermietung sicherer zu bewerten als eine Immobilie in einer B-La-ge einer kleineren Stadt. Diese Punkte sind auch bei der Auswahl von indirekten Immobilienanlagen in Im-mobilienfonds zu beachten.

Anlage in ImmobilienfondsImmobilienfonds sind auch für Stiftungen eine gute Anlagemöglichkeit. Gerade die neuen gesetzlichen Re-gelungen bei Publikumsfonds (24 Monate Mindesthal-

» Immobilien geben die Möglichkeit, langfristig

gleichbleibende Erträge zu erwirtschaften. Im Anlageportfolio

einer Stiftung ist daher auch die Investition in Immobilien als

Beimischung sinnvoll. «

154 Bundesverband Deutscher Stiftungen

tefrist, 12 Monate Rückgabefrist) haben die Langfris-tigkeit der Anlage nochmals gestärkt und schrecken Spekulanten ab. Ein kurzfristiger starker Mittelabfluss zulasten des Fonds wird hierdurch ausgeschlossen. Grundsätzlich ist mit gleichbleibenden und regelmä-ßigen Erträgen zu rechnen. Bei Fondslösungen ist die Stiftung eine von vielen; es wird von mehreren Anle-gern in eine größere Anzahl von Immobilien investiert. Leerstände sind in der Rendite zwar bemerkbar, wer-den allerdings von allen Fondsimmobilien und Anle-

gern mitgetragen. Die Risikostreuung ist dadurch we-sentlich größer, sodass innerhalb eines Fonds in ver-schiedenen Immobiliensegmenten investiert werden kann. Die Risiken werden auf diese Weise für eine Stif-tung so weit wie möglich minimiert, eine sogenannte „Klumpenbildung“ wird vermieden.

Bei der Auswahl eines Immobilienfonds sollte dar-auf geachtet werden, dass die Substanzerhaltung des

Stiftungskapitals durch einen konstanten und siche-ren Anteilspreis des Fonds gewährleistet wird. Wichtig ist, dass als Dividende nur Erträge ausgeschüttet wer-den, die tatsächlich auch erwirtschaftet wurden.

FazitMit der Anlage in Immobilien kann unabhängig von einer direkten oder indirekten Anlage und sowohl in Hochrenditezeiten als auch in Niedrigrenditezeiten mit regelmäßig gleichbleibenden Erträgen gerechnet werden. Hieraus ergibt sich die Möglichkeit, einen Grundertrag für die Stiftung aus dem Stiftungskapital zu erzielen. Auch für Stiftungen mit kleinem Stiftungs-vermögen besteht inzwischen die Möglichkeit, über die indirekte Anlage in Immobilien (Immobilienfonds) attraktive Renditen zu erzielen. Die Investition in eine Immobilie oder in einen Immobilienfonds als Beimi-schung in einem diversifizierten Anlageportfolio kann die Gesamtrendite einer Stiftung also nachhaltig un-terstützen.

Ulrich Fiege leitet seit 2009 die Anlegerbetreuung bei der Aachener Grundvermögen und ist seit 2013 dort Prokurist. Der zertifizierte Stiftungsmanager (DSA) berät Beschlussgremien institutioneller Anleger und einzelne Anleger vor Ort im gesamten Bundesgebiet. Zuvor war er als Geschäftsführer der Cohaus-Vendt-Stiftung in Münster tätig.

Weitere Informationen [email protected]  |  [email protected] www.aachener-grund.de

» Auch für Stiftungen mit kleinem Stiftungsvermögen

besteht inzwischen die Möglichkeit, über die indirekte Anlage

in Immobilien (Immobilienfonds) attraktive Renditen

zu erzielen. «» Wie definiere ich

für meine Stiftung die Sicherheit bei Immobilien?

Dies beginnt mit der Entscheidung, in welche Immobilienart

(z.B. Wohnen, Büro, Logistik, Handel, Pflege) investiert wird.

Sobald ich hier über eine Entscheidung getroffen habe,

steht der wichtigste Faktor für eine Immobilie im Vordergrund

– die Lage. «

Mit Vermögen gestalten 155

Kapitalanlage in Pflegeimmobilien

Investieren im Einklang mit ethischen und ökonomischen Werten

Von Michael Wagner

Die Immobilie gilt seit jeher als klassische Investiti-on, die sich vor allem auch in Krisenzeiten als stabiles Investment bewährt hat. Dies ist ein Grund, weshalb die Nachfrage nach Immobilien, insbesondere auch als Kapitalanlage, in den letzten Jahren gestiegen ist. Auch deutsche Stiftungen haben diesen Trend erkannt und setzen zunehmend auf den heimischen Immobi-lienmarkt.

Die Nachfrage nach Sachwerten wird weiter steigenDer Markt für Pflegeimmobilien gehört zu den inte-ressantesten und sichersten Wachstumsmärkten in Deutschland. Stiftungen haben dabei mit ihrem Ver-mögen ein einflussreiches Mittel der finanziellen wie ideellen Beteiligung und die Möglichkeit, ökonomi-sche und ethische Werte im Einklang zu mehren.

Vor allem der immer größer werdende Bedarf an Pflegeplätzen bedient die zweckbezogene Investition und ermöglicht, die Bereiche Förderzweck und Kapi-talanlage miteinander zu vereinbaren. Die demografi-sche Entwicklung führt dazu, dass in den kommenden

Jahren etliche neue Pflegeplätze vonnöten sein wer-den. Die Bertelsmann Stiftung z.B. geht von einer Stei-gerung von 50 Prozent bis 2030 aus.

Zur steigenden Anzahl von Pflegebedürftigen kommt zudem die Tatsache, dass immer mehr Men-schen im Alter alleine leben und durch die abnehmen-de Familienbindung die Pflege zu Hause immer sel-tener wird. Als Folge daraus wird die stationäre Un-terbringung in Pflegeeinrichtungen weiter gefördert. Ohne die privaten Investitionen in Pflegeimmobili-en kommt auch die öffentliche Hand nicht hinterher, neue Pflegeplätze zu schaffen. Die Folge: Es droht ein Pflegenotstand.

Investieren in Pflegeeinrichtungen und hohe Erträge erwirtschaftenStiftungen sind an möglichst stabilen und planbaren Kapitalerträgen interessiert. Mit Pflegeimmobilien in Form von Pflegeappartements und Anlagen für betreu-tes Wohnen können institutionelle Anleger solide Ren-

diten erreichen und gleichzeitig in eine soziale und nachhaltige Kapitalanlage investieren. Die Höhe der Investition kann dabei vollkommen flexibel gewählt werden – von einem einzelnen Pflegeappartement im Teileigentum bis hin zum Kauf einer Pflegeimmobilie im Ganzen. Zu den Vorteilen zählen langfristige Miet-verträge (meist über 25 Jahre mit Verlängerungsopti-on) und dadurch regelmäßige und sichere Mieteinnah-

» Der Markt für Pflegeimmobilien gehört zu den interessantesten und sichersten

Wachstumsmärkten in Deutschland. Stiftungen haben dabei mit ihrem Vermögen ein

einflussreiches Mittel der finanziellen wie ideellen

Beteiligung und die Möglichkeit, ökonomische und ethische Werte

im Einklang zu mehren. «» Zur steigenden Anzahl

von Pflegebedürftigen kommt die Tatsache, dass immer mehr Menschen im Alter

alleine leben. «

156 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Michael Wagner ist Prokurist und Stiftungsbeauftragter der ERLBAU Unternehmensgruppe. Er studierte Wirtschaftswissen-schaften mit Schwerpunkt Immobilienwirtschaft in Kufstein und London und verfügt über mehrjährige Be-rufserfahrung in der Immobilienwirtschaft.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.erlbau.de

men mit daraus resultierendem Inflationsschutz. Eine fundierte Standortanalyse und nachhaltige Betreiber-auswahl machen Pflegeimmobilien zu einer sicheren Kapitalanlage.

Ein entscheidendes Kriterium für eine qualitativ hochwertige Pflegeimmobilie ist der Bauträger. Nur ein Bauträger mit großer Erfahrung kann den langfris-tigen Investitionserfolg mit Pflegeimmobilien best-möglich sicherstellen. Bei der Wahl der richtigen Pfle-geimmobilie gilt es daher, die wichtigsten Eckdaten zu prüfen und einen Spezialisten in diesem Markt-segment aufzusuchen.

ERLBAU

ERLBAU ist ein Spezialist für die Planung, Errich-

tung und Verwaltung von Wohneinrichtungen für

selbstbestimmtes Leben im Alter: Barrierefreiheit,

Energieeffizienz, geeignete Standorte sowie eine

qualitativ hochwertige Ausstattung sind Anforde-

rungen, die ERLBAU bereits heute in ihren Seniore-

neinrichtungen erfolgreich umgesetzt hat. Über 60

realisierte und zum Teil mehrfach prämierte Ein-

richtungen zeugen von der Projektkompetenz.

» Mit Pflegeimmobilien in Form von Pflegeappartements

und Anlagen für betreutes Wohnen

können institutionelle Anleger solide Renditen erreichen

und gleichzeitig in eine soziale und nachhaltige Kapitalanlage

investieren. «

Mit Vermögen gestalten 157

Neue Produktklassen für Immobilieninvestments

Offene und geschlossene Spezial-AIF als Anlagemöglichkeiten für Stiftungen

Von Michael Ruhl

Immobilieninvestments stellen für viele deutsche Stif-tungen eine Herausforderung dar. Rund 95 Prozent von ihnen verfügen über ein Kapital von weniger als 10 Mil-lionen Euro. Direktinvestments in Immobilien sind für sie daher kaum darstellbar. Unregulierte Joint Ventu-res, bei denen mit Partnern investiert wird, gehen mit hohen Risiken einher. Offene Publikums-AIF (Alterna-tive Investment Funds) können zwar unter Umstän-den für sehr kleine Stiftungen mit weniger als 1 Million Euro Stiftungsvermögen eine Option sein – allerdings zu dem Preis, dass die investierende Stiftung kein Mit-spracherecht bei Anlageentscheidungen hat.

Eine Alternative stellen offene und geschlossene Spezial-AIF dar. Dabei handelt es sich um neue Pro-duktklassen, die durch das im Juli 2013 in Kraft getrete-ne Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) geschaffen wur-den. Die Regulierung durch das KAGB bringt zahlreiche Vorteile für Investoren: Produktanbieter müssen ihre Asset-Management-Kompetenz nachweisen. Ein profes-sionelles Risikomanagement und Reporting sind eben-so obligatorisch wie die jährliche Bewertung der Assets als Basis für verlässliche Aussagen zum Investment.

Gemeinsamkeiten und UnterschiedeGeschlossene und offene Spezial-AIF sind ausschließ-lich professionellen und semiprofessionellen Anlegern vorbehalten. Das schließt große Versicherungen und Pensionskassen ebenso ein wie Stiftungen und Family Offices. Als professionell bzw. semiprofessionell defi-niert der Gesetzgeber im KAGB Investoren, die sich mit mindestens 200.000 Euro beteiligen. Dies ist ab 1 Mil-lion Euro Stiftungsvermögen sinnvoll, für kleinere Stif-tungen kann die Konzentration eines großen Vermö-gensanteils in einer Anlage dagegen kritischer sein.

Sowohl bei geschlossenen als auch bei offenen Spezial-AIF ist die Wahl der Anlagegegenstände da-

durch reglementiert, dass für diese ein Ver-kehrswert ermittelbar sein muss. Immobili-en eignen sich daher ideal für diese beiden Produktklassen.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Vehikeln liegt in der Risikostreuung und dadurch im Ri-sikoprofil. Offene Immobilien-Spezial-AIF folgen per Ge-setz dem Grundsatz der Risikomischung. Mit einer ein-zigen Beteiligung an einem offenen Spezial-AIF inves-tieren Stiftungen folglich in ein Portfolio mit mehreren Immobilien. Das ist insbesondere für jene Investoren sinnvoll, die bislang noch nicht oder nur wenig in Im-mobilien investiert sind. Geschlossene Spezial-AIF da-gegen unterliegen nicht dem Zwang der Risikostreuung über mehrere Anlageobjekte. Der Diversifizierungsgrad bei sogenannten Single-Asset-Beteiligungen ist zwar geringer, lässt sich jedoch beispielsweise durch meh-rere Mieter in einem Gebäude erhöhen. Außerdem sind mehrere Objekte im AIF durchaus möglich. Vorteilhaft ist dabei, dass das Investment mit Blick auf die Anlage-strategie und Zusammenstellung des Portfolios auf die Anforderungen der Anleger zugeschnitten werden kann. Geschlossene Spezial-AIF erlauben es der investieren-den Stiftung daher, bereits bestehende Immobilienan-lagen punktuell zu ergänzen und ihre Asset Allokation gezielt auszubauen.

Das Chancen-Risiko-Verhältnis wird auch von der Fremdkapitalaufnahme beeinflusst, die sich bei bei-den Vehikeln unterscheidet: Während bei den offenen Immobilien-Spezial-AIF die Fremdfinanzierungsquote auf maximal 50 Prozent des Verkehrswertes der Immo-bilien im Portfolio beschränkt ist, gibt es für geschlos-sene Spezial-AIF grundsätzlich keine Begrenzung des Fremdkapitalanteils. Durch die höhere Aufnahme von Fremdkapital können Hebelwirkungen, sogenannte Leverage-Effekte, genutzt werden. Das bedeutet, dass

FÜR FORTGE­

SCHRITTENE

158 Bundesverband Deutscher Stiftungen

durch den Einsatz von Fremdkapital anstelle von Ei-genkapital die Eigenkapitalrendite gesteigert werden kann – vorausgesetzt, die Gesamtkapitalrendite liegt über dem Fremdkapitalzins. Wenngleich bei geschlos-senen Spezial-AIF nicht festgelegt ist, wie viel Fremd-kapital zum Einsatz kommt, behält sich die Bundes-anstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eine Beschränkung im Einzelfall vor.

Anleger werden bei Investitionsentscheidungen eingebundenEin Vorteil bei Investitionen in Spezial-AIF ist generell das Mitspracherecht über einen Anlageausschuss. Alle Anleger eines AIF werden in die Investitionsentschei-dungen eingebunden, was zu einer transparenten An-lagestrategie beiträgt. Allerdings gibt es zwischen offe-nen und geschlossenen Spezial-AIF Unterschiede.

Im geschlossenen Spezial-AIF sind die Anzahl der Anleger und damit auch das Fondsvolumen begrenzt. Weil die Zahl der Investoren im Anlageausschuss über die Laufzeit nicht wachsen kann, besteht weder die Gefahr, dass das Mitspracherecht verwässert wird, noch ergibt sich das Problem einer steigenden Liqui-dität durch zusätzliche Anlegergelder. Dies hätte zur Folge, dass die Rendite geschmälert wird, sollte das Kapital nicht unmittelbar in Immobilien investiert wer-den können, sondern beispielsweise vorübergehend zu niedrigen Zinsen angelegt werden müssen.

Bei offenen Spezial-AIF sind die Anlegerzahl und das Kapital variabel. Neben den beschriebenen As-pekten hat dies auch Vorteile. Das Immobilienportfolio kann durch neue Anlegergelder gemäß der Anlagestra-tegie ausgebaut und dadurch eine zusätzliche Diversi-fikation erreicht werden. Zudem ist die Laufzeit nicht begrenzt und Anleger können ihre Anteile zurückge-ben. Welche Fristen und Modalitäten hierbei im Einzel-nen gelten, wird im Gesellschaftsvertrag geregelt.

Eine Vielzahl von Stiftungen erfüllt die gesetzlichen Vorgaben des semiprofessionellen Anlegers. Dadurch erweitert sich das Anlagespektrum dieser Anleger-gruppe. Mit offenen und geschlossenen Spezial-AIF haben Stiftungen die Möglichkeit, in voll regulierte und transparente Immobilienprodukte zu investieren, dadurch ihr Portfolio breiter zu streuen und mit dem Stiftungsvermögen attraktive Renditen zu erzielen. In beiden Fällen übernimmt jedoch ein erfahrener Part-ner die Objektauswahl und das Asset Management. Darüber, welches Vehikel für die jeweilige Stiftung das geeignete ist, entscheiden u.a. der erforderliche Di-versifizierungsgrad und die vom Anleger gewünschte Flexibilität.

Hannover Leasing

Als einer der führenden Anbieter von Sachwertan-

lagen konzipiert Hannover Leasing seit mehr als

30 Jahren strukturierte Finanzierungen und Betei-

ligungsmöglichkeiten. Bislang haben sich mehr

als 68.500 private und institutionelle Anleger an

Fonds von Hannover Leasing beteiligt und dabei

insgesamt 9,7 Milliarden Euro Eigenkapital inves-

tiert. Das Investitionsvolumen der aktuell ver-

walteten Vermögenswerte beläuft sich auf rund

14,4 Milliarden Euro.

Michael Ruhl arbeitete 17 Jahre in führender Position im Vertrieb geschlossener Beteiligungen, bevor er 2013 zu Hannover Leasing kam. Nach verschiedenen Stationen bei der Commerzbank wechselte der Bankkaufmann und Bank-betriebswirt 1997 zur DaimlerChrysler Services Structured Finance GmbH, einer Vorgängergesellschaft der DFH Deutsche Fonds Holding AG. 2006 wurde er in die Geschäftsleitung der DFH berufen, zuletzt war er dort Vorstand. 2013 trat Ruhl in die Geschäftsführung von Hannover Leasing ein, wo er u.a. den Eigenkapitalver-trieb an private und semiprofessionelle Anleger verantwortet.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.hannover-leasing.de

Mit Vermögen gestalten 159

Stresstest für Stiftungsimmobilien

Wie Stiftungen die Zukunftsfähigkeit ihrer Immobilienanlagen überprüfen können

Von Dr. Andreas Beck

Die anhaltende Niedrigzinsphase hat dazu geführt, dass viele Stiftungen ihre Anlagestrategie geändert haben. Auf der Suche nach langfristig sicheren Anla-gen haben zahlreiche Akteure ihren Fokus verstärkt auf den deutschen Immobilienmarkt gerichtet. Neben dem Motiv des Inflationsschutzes spielt in diesem Zu-sammenhang vor allem das Thema Nachhaltigkeit ei-ne zentrale Rolle. Viele Stiftungen verfügen zudem be-reits seit ihrer Gründung oder durch Zustiftungen und Spenden über Immobilien.

Immobilien – immer eine sichere Geldanlage?Doch die Tatsache, dass sich Immobilien in der Vergan-genheit in Deutschland als ausgesprochen wert stabil er-wiesen haben, ist keine Garantie, dass dies auch in Zu-kunft so sein wird. So warnen immer mehr Ökonomen, dass die extrem lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank zu Spekulationsblasen an den Wertpapier- und Immobilienmärkten führen wird. Zwar schrieb die Deutsche Bundesbank Anfang 2015 in einem Monatsbe-richt, für Deutschland als Ganzes sei noch keine sub-stanzielle Überbewertung von Wohneigentum erkenn-bar – warnt jedoch gleichzeitig, dass in einigen Städten Wohnungen und Häuser deutlich überbewertet seien. Im Klartext heißt das: Früher oder später kann es zu ei-ner Korrektur dieser Überbewertung kommen.

Während man über die Existenz von Spekulations-blasen noch trefflich streiten kann, lässt sich eine andere Gefahr für den Immobilienmarkt in Deutsch-land auf keinen Fall wegdiskutieren: die demografi-sche Entwicklung. Es liegt auf der Hand, dass eine langfristig stark sinkende Bevölkerungszahl Auswir-kungen auf die Nachfrage nach Wohnimmobilien und somit auf Immobilienpreise und Mieten hat. Es wird zu einer stark divergierenden Preisentwicklung kom-men, wobei die wichtigste Ausdifferenzierung in den

Regionen stattfinden wird. Bei insgesamt sinkender Nachfrage werden die verbleibenden Nachfrager viel stärker unterscheiden, welcher Wohnort ihnen unter wirtschaftlichen, geografischen, sozialen und infra-strukturellen Aspekten am attraktivsten erscheint. Entsprechend werden verstärkt Wanderungsbewe-gungen von unattraktiven in attraktive Regionen stattfinden. Dadurch wird die Schere zwischen struk-turschwachen Schrumpfungs- und prosperierenden Wachstumsregionen weiter aufgehen.

Vor diesem Hintergrund stehen Stiftungsvorstände vor der Herausforderung, die im Stiftungsvermögen gehaltenen Wohnimmobilien regelmäßig daraufhin zu überprüfen, ob durch sie generierte Einnahmen wirk-lich nachhaltig sind. Aufsichtsrechtlich, aber auch mit Blick auf Gremien wie Kuratorium, Beirat oder Spen-der ist es hilfreich, diese Bemühungen auch doku-mentieren zu können. Eine gute Wohnimmobilie kann sich vielleicht auch an einem schlechten Standort län-gere Zeit einem strukturellen Mieterrückgang wider-setzen – auf Dauer aber sicherlich nicht. Irgendwann gilt auch hier: Wo es keine Mieter mehr gibt, gibt es auch keine Mieteinnahmen mehr. Tritt dieser Fall ein, brechen Stiftungen sicher geglaubte Einnahmen aus ihren Immobilien weg und schmälern ab einem gewis-sen Punkt sogar das Stiftungsvermögen.

Prognosen zur WertentwicklungStiftungen, die wissen wollen, was ihre Immobilien nach 2025 noch wert sein werden, kommen nicht darum her-um, die demografische Entwicklung zu berücksichtigen. Der Vorteil ist, dass diese bereits sehr gut prognostiziert werden kann. Natürlich spielen auch individuelle Merk-male, beispielsweise Bauart, Ausstattung und Lage in-nerhalb einer Stadt oder Region, eine Rolle für den Wert einer Immobilie. Wissenschaftliche Untersuchungen zei-

160 Bundesverband Deutscher Stiftungen

gen jedoch, dass diese Faktoren die zukünftige Preisent-wicklung weniger stark beeinflussen als der regionale Standort innerhalb Deutschlands. Deshalb sollte die Be-wertung des regionalen Standorts im Zentrum stehen, wenn es um Analysen und Prognosen zur künftigen Wer-tentwicklung von Immobilienobjekten geht.

Entscheidend für Prognosen zur künftigen Ent-wicklung von Immobilienpreisen ist die zukünftige Wohnflächennachfrage. Sie ist von der Größe und Zahl der Haushalte und der Altersstruktur ihrer Bewoh-ner abhängig. Aktuell drängen noch die Kinder der geburtenstarken Jahrgänge auf den Markt, während gleichzeitig relativ wenig neuer Wohnraum zur Verfü-gung steht. Das führt in bestimmten Regionen zu zu-nehmender Knappheit. In spätestens 15 Jahren wird sich die Situation umkehren: Dann wird das Angebot an Wohnraum stark zunehmen, die Zahl der 20- bis 30-Jährigen, die ihn nachfragen, aber sinken. Die Be-völkerungsdichte wird in einigen Regionen erheblich zurückgehen, worunter selbst mittelgroße Städte lei-den könnten. Man kann davon ausgehen, dass 2020 bis 2030 die Preise in vielen regionalen Immobilien-

märkten einbrechen werden. Politiker sind sich dieses Problems längst bewusst.

Faktoren für die RisikobewertungVor knapp zehn Jahren erhielten wir von einer großen, systemrelevanten deutschen Bank den Auftrag, einen Risikoatlas in Sachen Immobilienpreise zu entwickeln. Auf Basis eines wissenschaftlichen Modells zur Preisbil-dung am Immobilienmarkt ermittelten wir die langfris-tigen Chancen und Risiken von Wohnimmobilien in den verschiedenen Regionen Deutschlands. Als preisbilden-de Faktoren gehen in dieses Modell neben der demogra-fischen Entwicklung auch das Pro-Kopf-Einkommen, das Zinsniveau, die Baukosten und staatliche Maßnahmen wie etwa die „Mietpreisbremse“ ein. Diese Faktoren sind langfristig unterschiedlich gut prognostizierbar. Der wichtigste und gleichzeitig am besten prognostizierbare Faktor ist allerdings die demografische Entwicklung.

Die Wohnimmobilien werden auf Basis dieses wis-senschaftlichen Modells in eine von fünf Risikoklas-sen eingestuft. Zur Risikoklasse A zählen Standorte, bei denen zu erwarten ist, dass mindestens bis 2030

Demografische EntwicklungNatürliche Entwicklung/Migration

Bevölkerungszahl Altersstruktur

Zahl und Struktur der Haushalte

» Geburtenhäufigkeit» Sterberate» Lebenswertung

Umzugsbereitschaft

» Einkommensdifferenz» Beschäftigungs-

wahrscheinlichkeit

Einkommen pro Kopf

» Primäreinkommen» Staatliche (aktive und passive)

Fördermaßnahmen

Nachfrage nach Wohnraum (m²)

Eigenheimquote

Baukosten Zinsen Staatliche Förderung

+

+

+ +

+

+ +

Die Nachfrage nach Wohnraum: Zentrale Bestimmungsfaktoren  Quelle: Prof. Dr. Tobias Just (2013): Demografie und Immobilien

Mit Vermögen gestalten 161

noch Zuzug von In- und Ausländern im erwerbsfähigen Alter stattfinden wird. Deshalb wird sich die Alterung der Gesellschaft und der Rückgang der Haushalts-zahlen deutlich langsamer vollziehen als im Bundes-durchschnitt. In solchen Orten ist davon auszugehen, dass die Wohnraumnachfrage mittelfristig so hoch ist, dass in den nächsten Jahren deutliche Preissteigerun-gen möglich sind. Der Risikoklasse E werden Standor-te zugeordnet, aus denen bereits heute oder in naher Zukunft die meisten Personen im erwerbsfähigen Alter wegziehen. Daher vollziehen sich hier die Alterung der Gesellschaft und der Rückgang der Haushaltszahlen noch deutlich schneller als im Bundesdurchschnitt. In solchen Städten und Landkreisen ist davon auszuge-hen, dass die Wohnungsnachfrage so gering ist, dass bereits heute oder in naher Zukunft deutliche Preis-rückgänge stattfinden, die sich in fünf bis zehn Jahren noch beschleunigen werden. Analog dazu umfassen die Risikoklassen B, C und D Standorte, die moderat positive bis negative Preisperspektiven aufweisen.

Übersicht Risikoklassen Mehr- und Einfamilienhäuser in Deutschland

Mehrfamilienhäuser Einfamilienhäuser

A 7 % 10 %

B 34 % 29 %

C 35 % 34 %

D 23 % 24 %

E 2 % 2 %

Nur die wenigsten Landkreise und Städte in Deutsch-land sind bei Wohnimmobilien wertstabil (A-Standor-te). Bereits ab B-Standorten müssen sich Stiftungen, die Mehr- und Einfamilienhäuser besitzen, Gedanken machen, was ihre Immobilien in 20 Jahren noch wert

sind und ob es dann dort noch ausreichend Mieter gibt. Neuinvestitionen in diesen Regionen sollten ge-nau überlegt werden.

Standortgutachten für Wohnimmobilien

Das Institut für Vermögensaufbau (IVA) bietet in

Zusammenarbeit mit der V-BANK ein individuelles

Standortgutachten auf Stadt- und Landkreisebene

an. Stiftungen haben die Möglichkeit, Wohnimmo-

bilien einem Stresstest zu unterziehen. Mit dem

Immobilien-Check lässt sich klären, ob bestehen-

de Immobilien verkauft und an besseren Stand-

orten neue angekauft werden sollten. Der Immo-

bilien-Check hilft auch, bei Zustiftungen in Form

von Wohnimmobilien zu entscheiden. Auf der Ba-

sis von Angaben der Stiftung erstellt das IVA ein

Gutachten, welche Risiken in 20 Jahren an diesem

Standort bestehen. Übergeben wird das Gutach-

ten durch einen unabhängigen Vermögensverwal-

ter aus der Region. Die Kosten betragen 150 Euro

(brutto) pro Gutachten.

Dr. Andreas Beck ist Vorstandssprecher des Instituts für Vermögensaufbau (IVA) AG in München.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.v-bank.com/leistungen www.institut-va.de

162 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Sicherheit und Rendite mit Immobilienfonds

Stabilität für das Stiftungsportfolio

Von Dr. Andreas Muschter

Mit klassischen Sparprodukten lassen sich in der an-haltenden Niedrigzinsphase keine Renditen oberhalb der Inflationsrate mehr erzielen, was langfristig zur Vernichtung von Kapital führt. Auf der Suche nach Al-ternativen setzen viele Anleger auf solide Sachwerte wie Immobilien. Wer nicht direkt in ein Einzelobjekt investieren möchte, kann den indirekten Weg über ein Anlagevehikel wie einen offenen oder geschlossenen Immobilienfonds wählen.

Offene oder geschlossene Fonds?Während ein offener Immobilienfonds gleichzeitig in eine Vielzahl an hochwertigen Gewerbeimmobilien investiert, bezieht sich das Investment bei einem ge-schlossenen Fonds in Form einer unternehmerischen Beteiligung zumeist auf ein bestimmtes Objekt, an dem der Anleger durch die Zeichnung einer höheren Mindestbeteiligungssumme ein Miteigentum auf eine bestimmte Zeit erwirbt. Bei beiden Anlageformen pro-fitiert er von den Mieterträgen und den Wertsteigerun-gen der Objekte.

Im Gegensatz zum Direktinvestment verfügen ge-rade offene Immobilienfonds dabei über einen einge-bauten Inflationsschutz. Mit den Mietern der Immo-bilien – namhafte und bonitätsstarke Unternehmen unterschiedlicher Branchen – werden in der Regel in-dexierte Mietverträge abgeschlossen. Das heißt, die

Mieten werden regelmäßig, meist automatisch, um die länderspezifische Inflationsrate erhöht. Dadurch stei-gen die laufenden Erträge des Fonds.

Gegenüber einer direkten Anlage in eine Immobi-lie gibt es darüber hinaus weitere Vorteile des offe-nen Immobilienfonds: Der Kapitaleinsatz für ein In-vestment in offene Fonds bleibt überschaubar und ist frei wählbar. Zudem ist das Risiko der Anlage deut-lich breiter gestreut – insbesondere aufgrund der Di-versifikation nach Nutzungsarten wie Büroobjekten, Shoppingcentern, Hotels und Logistikimmobilien. Hinzu kommt eine möglichst breite Verteilung nach regionalen Standorten der Portfolioimmobilien. Von der aktiven Portfoliodiversifikation und -steuerung über das Liquiditätsmanagement bis zur Objekt- und Mieterbetreuung übernehmen Fachleute im Rahmen des Fondsmanagements alle Aufgaben, die für die er-folgreiche Wertentwicklung erforderlich sind.

Ungeachtet der gewählten Anlageform – ob indirekt oder direkt – sollte die Entscheidung für eine Anlage in Immobilien immer vor dem Hintergrund der ganzheitli-chen Betrachtung des Stiftungsportfolios erfolgen.

Was zeichnet einen guten offenen Immobilienfonds aus? » Breite regionale Streuung der Immobilien über

Länder, Standorte, Nutzungsarten und Mieter » Stabile Wertentwicklung bei geringen Wert-

schwankungen » Regelmäßige Ausschüttungen» Hohe Vermietungsquote mit möglichst lang

laufenden Mietverträgen » Junges und modernes Portfolio mit nachhaltig

bewirtschafteten Immobilien» Transparenz in der Informationspolitik

» In Zeiten volatiler Märkte bringen gerade offene

Immobilienfonds Stabilität ins Portfolio.

Sie korrelieren nur wenig mit anderen Anlageformen. «

Mit Vermögen gestalten 163

In Zeiten volatiler Märkte bringen gerade offene Immobilienfonds Stabilität ins Portfolio. Diese korre-lieren nur wenig mit anderen Anlageformen. Denn der Wert von Immobilien entwickelt sich weitgehend un-abhängig vom Aktien-, Renten- und Geldmarkt. Ge-genüber anderen risikoarmen Kapitalanlagen ist die Rendite dabei vergleichsweise attraktiv und liegt bei professionellem Management zumeist oberhalb der Inflationsrate.

Vor diesem Hintergrund sehen auch viele unabhän-gige Experten im Anlagevermögen von Stiftungen den optimalen Anteil von offenen Immobilienfonds bei 15 bis 25 Prozent. Die geringen Wertschwankungen und

die regelmäßigen Ausschüttungen schaffen Planbar-keit und Sicherheit, um die doppelte Herausforderung von Stiftungen, Kapitalerhalt und Ertragsorientierung, zu vereinen. Damit wird dieses Investment den Anfor-derungen eines gut strukturierten Stiftungsportfolios gerecht und kann als stabiles Fundament oder als Bei-mischung für das Stiftungsvermögen dienen.

Commerz Real AG

Die Commerz Real steht als Anbieter sachwert-

orientierter Fondsprodukte für mehr als 40 Jahre

Markterfahrung. Zum Fondsspektrum gehören in-

stitutionelle Anlageprodukte, unternehmerische

Beteiligungen und der offene Immobilienfonds

hausInvest. Dieser weist seit seiner Auflegung

im Jahr 1972 dank einer stabilen und nachhal-

tigen Wertentwicklung jedes Jahr eine positive

Rendite und damit auch eine hohe Stiftungseig-

nung auf. Mit einem Volumen von über 10 Mil-

liarden Euro, rund 450.000 Anlegern und einer

43-jährigen Erfolgshistorie ist er das Kernpro-

dukt der Commerz Real.

Dr. Andreas Muschter ist Vorstandsvorsitzender der Commerz Real AG. Dem Vorstand gehört der erfahrene Jurist und Sachwertspe-zialist seit Ende 2009 an, den Vorsitz des Führungsgremiums übernahm er im Januar 2013. In dieser Funkti-on verantwortet er u.a. das Produktmanagement und den Vertrieb des offenen Immobilienfonds hausInvest.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.stiftungen.hausinvest.de www.commerzreal.com

» Der Wert von Immobilien entwickelt sich weitgehend

unabhängig vom Aktien-, Renten- und Geldmarkt. Gegenüber

anderen risikoarmen Kapitalanlagen ist die Rendite

vergleichsweise attraktiv und liegt bei professionellem

Management zumeist oberhalb der Inflationsrate. «

164 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Natürliches Wachstum für eine langfristige Anlagestrategie

Sachwertinvestments in Land- und Forstwirtschaft

Von Nils von Schmidt

Die anhaltende Niedrigzinspolitik stellt insbesonde-re Portfolios, die Satzungsvorgaben und langfristige Verpflichtungen erfüllen müssen, vor große Heraus-forderungen. In den Fokus institutioneller Investoren rücken zunehmend Sachwertanlagen wie Agrar- und Forstinvestments. Diese profitieren von langfristigen makroökonomischen Trends und generieren bei hoher Investitionssicherheit, überschaubarem Risiko und geringer Korrelation zu anderen Anlageklassen infla-tionsgeschützte Erträge. In Kombination mit Wertstei-

gerungen durch ein aktives Management der Investiti-onen können gerade Land- und Forstinvestments eine attraktive Gesamtrendite generieren.

AgrarinvestmentsWeltweites Bevölkerungswachstum und zunehmender Wohlstand in Entwicklungsländern treiben die Nach-frage nach landwirtschaftlichen Produkten. Während die Weltbevölkerung täglich um rund 200.000 Men-schen ansteigt, gehen jährlich etwa 12 Millionen Hek-

Ertrag (IRR, Real, vor Steuern)

2% 3% 4% 5% 6% 7% 8% 9% 10% 11% 12% 13% 14% 15%

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Vietnam IndonesienRusslandSüdostasien

Brasilien-NF

ChinaGabun

Kamerun

Mosambik

Deutschland

Europa

Schweden

Finnland

KanadaSpanien

USA-P USA-NF

Rumänien

Estland

Slowakei

GroßbritannienNeuseeland

Australien

Ozeanien

Lateinamerika

ParaguayBrasilien-P

Panama

Uruguay

Chile

Costa Rica

Ecuador

SüdafrikaKolumbien

Afrika

Nordamerika

Rendite-Risiko-Modell internationaler Forstinvestments  Quelle: N. von Schmidt: Risk Return Model (RRM) for international forest investments. Unveröffentlichtes Arbeitspapier. DANA International Timberland and Agriland Investment Conference. London, 2014.

Mit Vermögen gestalten 165

tar Agrarflächen durch Erosion, Überweidung und Ver-steppung verloren – das entspricht ungefähr 70 Pro-zent der gesamten Anbauflächen in Deutschland. Die-se Entwicklung kann durch Produktivitätssteigerungen nur zum Teil kompensiert werden. Insbesondere bei langfristigen Investitionszyklen führt die Verknappung bei parallel deutlich steigendem Bedarf absehbar zu Wertsteigerungen von fruchtbarem Boden. Agrar-investments ermöglichen durchschnittliche Internal Rates of Return (IRRs, deutsch: Interner Zinsfuß) von 8 bis 10 Prozent, wobei die Haltedauer des Invest-ments mindestens sieben Jahre betragen sollte.

Ein entscheidender Faktor für den zu erwartenden Ertrag ist die Risikominimierung, die mit der Wahl eines geeigneten Standorts beginnt. Wichtige Parameter sind u.a. ein geeignetes Klima, die Beschaffenheit des Bo-dens, effektive Produktionssysteme, Zugang zu Was-ser und Absatzmärkten, der Landpreis sowie politische Rahmenbedingungen. Hinzu kommen Produktionsrisi-ken wie Pflanzenschädlinge, Tierkrankheiten, aber auch extreme Wetterbedingungen. Um die Vorgaben institu-tioneller Investoren zu erfüllen, sollte das Management im Einklang mit den Principles for Responsible Invest-ments in Farmland der Vereinten Nationen (UNPRI in Farmland) nur verantwortungsvolle Agrarinvestitionen fördern, die auf die Einhaltung von Menschen- und Ei-gentumsrechten sowie den Schutz der Umwelt achten.

ForstinvestmentsForstinvestments unterscheiden sich von anderen landwirtschaftlichen Produkten darin, dass bei Holz die Ernte marktkonform erfolgen kann. Bäume wer-den im Idealfall geschlagen, wenn der Preis durch

eine hohe Nachfrage attraktiv ist. Mit Waldflächen in unterschiedlichen Wachstumsphasen lassen sich über einen längeren Zeitraum kontinuierlich Ein-nahmen realisieren. Ein Forstinvestment hat daher einen längeren Anlagehorizont als ein Agrarinvest-ment und sollte vom Investor mindestens zehn Jahre gehalten werden. Forstwirtschaftliche Beteiligungen lassen sich – ebenso wie Agrarinvestments und ab-hängig von der Produktkonzeption – teilweise der Immobilienquote zuordnen.

Die weltweit steigende Nachfrage nach Holz – ins-besondere aus den Schwellenländern – sichert lang-fristig attraktive Marktbedingungen. Ebenso wie bei Agrarinvestments entscheiden aber nicht nur die Holzpreisentwicklung, sondern auch das biologische Wachstum der Bäume sowie der Standort über den Erfolg des Investments. Aufgrund der regionalen Ri-siko-Rendite-Profile sind in Lateinamerika IRRs von 9 bis 13 Prozent möglich, während die Märkte Europas IRRs zwischen 4 und 7 Prozent bieten (siehe Grafik). Die bessere IRR in Südamerika geht aber mit höheren Eigentums- und Währungsrisiken sowie politischen Unsicherheiten einher. Diese bedürfen daher einer er-weiterten Expertise über die regionalen Marktbedin-gungen sowie einen direkten Marktzugang und ver-

» Um die Vorgaben institutioneller Investoren

zu erfüllen, sollte das Management im Einklang mit den Principles for

Responsible Invest ments in Farmland der Vereinten Nationen

nur verantwortungsvolle Agrarinvestitionen fördern, die auf die Einhaltung von

Menschen- und Eigentumsrechten sowie den Schutz der

Umwelt achten. «

» Die weltweit steigende Nachfrage nach Holz

sichert langfristig attraktive Marktbedingungen.

Ebenso wie bei Agrarinvestments entscheiden aber nicht nur die Holzpreisentwicklung, sondern

auch das biologische Wachstum der Bäume sowie der Standort über den

Erfolg des Investments. «

166 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Nils von Schmidt ist Portfoliomanager Real Assets bei Aquila Capital. Der Assessor des Forstdienstes verantwortet den Be-reich Timber Investments bei der Aquila Gruppe.

Weitere Informationen [email protected]  |  www.aquila-capital.de

lässliche Partner vor Ort. Darüber hinaus wird Forst-wirtschaft nicht in allen Regionen der Welt entspre-chend der Nachhaltigkeitskriterien betrieben. Das FSC-Siegel der Non-Profit-Organisation Forest Ste-wardship Council bietet eine Möglichkeit, Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft zu erkennen.

FazitAgrar- und Forstinvestments werden von langfristi-gen Makrotrends getrieben und eignen sich daher insbesondere für institutionelle Investoren mit einem langfristigen Anlagehorizont. Die geringe Korrelati-on mit anderen Anlageklassen wie Aktien und An-leihen macht die Sachwerte zudem zu einer idealen Diversifikationsmöglichkeit für das Gesamtportfolio. Für die erfolgreiche Umsetzung von Landwirtschafts- und Forstinvestments ist eine Vielzahl von Parame-tern ausschlaggebend. Die Investitionen müssen über die gesamte Laufzeit aktiv gemanagt werden und er-

fordern umfangreiche Ressourcen sowie erhebliches Know-how in den Bereichen Deal Sourcing, Bewer-tung, Controlling und Risikomanagement. Diese Fak-toren entlang des individuellen Rendite-Risiko-Profils des Investors richtig einzuschätzen, macht den akti-ven Managementansatz zum wichtigsten Aspekt eines erfolgreichen Forst- und Agrarinvestments.

Für Stiftungen ist es daher wichtig, mit einem Part-ner zusammenzuarbeiten, der ihnen neben Markt-kenntnissen auch unterschiedliche Investmentstruk-turen bieten kann, die ihre Anforderungen optimal erfüllen.

Aquila Capital

Aquila Capital bietet Stiftungen eine Investment-

lösung entlang ihres individuellen Risiko-Rendi-

te-Profils. Die Strukturierungsexpertise, der lang-

jährige Track Record der spezialisierten Agrar- und

Forstteams sowie ein exzellenter Marktzugang er-

möglichen es der Aquila Gruppe, Investmentlösun-

gen anzubieten, die individuelle Bedürfnisse be-

rücksichtigen, Reporting-Anforderungen instituti-

oneller Investoren erfüllen und Portfolios unter Ri-

siko-Rendite-Gesichtspunkten optimal ergänzen.» Die geringe Korrelation

mit anderen Anlageklassen wie Aktien und Anleihen macht

Agrar- und Forstinvestmens zu einer idealen Diversifikationsmöglichkeit

für das Gesamtportfolio. «

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Bestellung und weitere Informationen:Bundesverband Deutscher Sti ungenMauerstraße 93 | 10117 Berlin

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Wie Sti� ungen ihren Zweck auch bei der Kapitalanlage berücksichtigen und sogar aktiv fördern können, thematisiert ein praxisorientierter Leit-faden, den oekom research und der Bundesverband Deutscher Sti� ungen gemeinsam erarbeitet haben. Die Sti� ungsinfo Nr. 3 „Nachhaltig investieren“ beschreibt, wie Sti� ungen in fünf Schritten erfolgreich soziale, ökologi-sche und kulturelle Kriterien in ihre Kapitalanlage integrieren.

In Zeiten einer negativen Realverzinsung müssen sich die Sti� ungen in ihrer Vermögensanlage neu orientieren. Wer Sti� ungsvermögen, Erträge und Sti� ungszweck als Einheit denkt, kann die Wirkung einer Sti� ung um ein Vielfaches steigern. Die Sti� ungsStudie „Mission Investing im deutschen Sti� ungssektor“ beschreibt erstmals, wie Sti� ungen ihr Kapital wirkungs-orientiert anlegen können. Die 200 kapitalstärksten Sti� ungen wurden dafür zum zweckbezogenen, gemeinwohlorientierten Investieren befragt.

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Anhang

170 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Glossar

Für das folgende Glossar haben wir neben eigenen Texten auch andere Quellen herangezogen, die bei den jewei-ligen Begriffserklärungen angegeben sind. Wir danken dem Bundesfinanzministerium, der Deutschen Börse, der Deutschen Bundesbank und der Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG für die freundliche Genehmigung zum Abdruck der Texte.

Aktives ManagementDer aktive Managementstil besteht darin, geeignete Einzelwerte und Anlageklassen immer wieder zu prü-fen und auszuwählen. Dies führt in der Regel zu häu-figeren An- und Verkaufsvorgängen als beim passiven Managementstil.

Anfangsvermögen / Ausstattungsvermögen / DotationskapitalDas Anfangs- oder Ausstattungsvermögen, auch Do-tationskapital, bezeichnet alle Vermögenswerte, die der Stiftung bei ihrer Gründung zur Verfügung stehen. Es ergibt sich in der Regel aus dem Stiftungsgeschäft. Bei der bilanzierenden Stiftung entspricht es dem Ei-genkapital in der Eröffnungsbilanz. Siehe auch Grund-stockvermögen. Quelle: Stefan Fritz: Stifterwille und Stiftungsvermögen. Nomos, Baden-Baden 2009

Asset AllokationAufteilung des Vermögens in verschiedene Anlage-klassen (Aktien, Anleihen, Immobilien etc.).

AusgabeaufschlagVertriebsgebühr, die beim Kauf von Fondsanteilen anfällt. Der Ausgabeaufschlag ist ein Entgelt, das die Fondsgesellschaft für die Herausgabe eines Fondsan-teils erhebt. Meist handelt es sich um einen prozentu-alen Aufschlag auf den Ausgabepreis. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

AusschüttungZahlung an die Anteilseigner eines Unternehmens. Unternehmen zahlen oft einen Teil des erwirtschafte-ten Gewinns an die Anteilseigner aus. Bei Aktienge-sellschaften geschieht das in Form von Dividenden. Als ausgeschüttetes Kapital gelten auch Zinsen, Boni-fikationen, Gratisaktien und Verkaufserlöse, die an die

Anteilseigner ausgezahlt werden. Bei Fonds werden die anfallenden Renditen entweder an die Anteilseig-ner ausgeschüttet oder thesauriert, also einbehalten und weiter zur Erreichung des Anlageziels des Fonds eingesetzt. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

BenchmarkReferenz- bzw. Vergleichswert, der zur Beurteilung des Erfolgs einer Anlage herangezogen werden kann. Als Benchmark bei der Beurteilung der Performance von Aktien, Fonds und Rentenanlagen werden zumeist Indizes verwendet. Anleger wählen eine Benchmark gemäß ihrer persönlichen Risikopräferenz und Ren-diteerwartung aus. Bei aktiv verwalteten Fonds ist es das Ziel des Fondsmanagements, eine vorher definier-te Benchmark zu übertreffen. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

BetriebsmittelrücklageEine Betriebsmittelrücklage (eRücklagen) dient der Absicherung für periodisch wiederkehrende Ausga-ben (z.B. Gehälter, Löhne, Mieten). Zulässig ist die Bil-dung einer Betriebsmittelrücklage in Höhe des Mittel-bedarfs von bis zu einem Jahr (vgl. Nr. 4 des AEAO zu § 62 Abs. 1 Nr. 1).

BonitätMaß für die Kreditwürdigkeit eines Schuldners und dessen Fähigkeit, seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Quelle: Deutsche Bundesbank, Glossar*

CourtageGebühr, die ein Investor für die Vermittlungstätigkeit des Skontroführers zahlt. Anleger zahlen beim Kauf oder Verkauf von Wertpapieren im Präsenzhandel eine Vermittlungsprovision an den Skontroführer. Die Höhe

Mit Vermögen gestalten 171

dieser Courtage ist abhängig von der Größe der Order. Sie wird in Promille des Kurswertes bei Aktien, Fonds sowie Anlage- und Hebelprodukten bzw. in Promille des Nennwertes bei einigen festverzinslichen Wertpa-pieren angegeben. Die Gebühr wird von dem Kreditin-stitut einbezogen, das mit der Orderabwicklung beauf-tragt wurde. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

DerivateFinanzinstrumente, die aus anderen Anlageobjekten abgeleitet sind. Derivate sind Fest- oder Optionsge-schäfte, deren Bewertung von der Preisentwicklung ei-nes zugrunde liegenden Finanztitels (Basiswert) abge-leitet wird. Für Privatanleger sind die wichtigsten Bei-spiele für Derivate Zertifikate und Optionsscheine. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

DiversifikationRisikostreuung und -minderung durch die Anlage von Geld in eine Vielzahl verschiedener Wertpapiere. Bei einem diversifizierten Wertpapierportfolio ist das Ge-samtrisiko geringer als der gewichtete Durchschnitt der Risiken aller Einzelpositionen. Wertpapierfonds basieren auf dem Prinzip der Diversifikation. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

EmittentUnternehmen oder Institution, das / die Wertpapie-re ausstellt und ggf. über die Börse vertreibt. Emittent von Aktien ist in der Regel eine Aktiengesellschaft. Anleihen werden von Unternehmen wie auch von öf-fentlich-rechtlichen Körperschaften emittiert; so ist z.B. die Bundesrepublik Deutschland Emittent von Bundesanleihen. Von einem Daueremittenten spricht man, wenn ein Emittent laufend Emissionen vor-nimmt, z.B. die öffentliche Hand oder Realkreditinsti-tute. Fonds sowie Anlage- und Hebelprodukte werden von Banken oder Fondsgesellschaften begeben. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

EmittentenrisikoRisiko, dass der Emittent seinen Zahlungsverpflichtun-gen zum vereinbarten Zeitpunkt nicht nachkommen kann. Siehe auch Bonität und Kontrahentenrisiko.

Exchange Traded Fund (ETF)Fondsanteile, die Anleger über die Börse wie Akti-en kaufen oder verkaufen können. Synonyme: Index-fonds, Index-Tracker, Indexaktien, passiv verwaltete Fonds. ETFs müssen zwei Kriterien erfüllen: 1. Trans-parentes Portfolio. Die Zusammensetzung des Portfo-lios von ETFs wird täglich veröffentlicht. Damit erhal-ten Anleger fortlaufend einen Überblick über die Ge-wichtung der einzelnen Aktien im Portfolio auf Basis der Schlusskurse vom Vortag. 2. Creation / Redemp-tion. ETFs besitzen einen sogenannten Creation und Redemption-Mechanismus, der es professionellen Marktteilnehmern erlaubt, jederzeit Aktienkörbe mit der gleichen Zusammensetzung gegen ETFs (und um-gekehrt) mit der Fondsgesellschaft zu tauschen. Der Name ETF stammt – wie die ersten Fonds dieses Typs – aus dem Angelsächsischen und wird im europäi-schen Ausland nur für Indexfonds verwendet, auch wenn eine direkte Übersetzung von „exchange-traded funds“ ins Deutsche allgemein auf börsengehandelte Fonds schließen ließe. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

Freie RücklageDie freie Rücklage (eRücklagen) dient zur Vorsorge im Hinblick auf zukünftige Zweckverwirklichungs- oder Verwaltungskosten oder zur Stärkung der Kapitalaus-stattung. Ihr kann jährlich bis zu ein Drittel der Über-schüsse aus dem Bereich der Vermögensverwaltung und darüber hinaus bis zu 10 Prozent der sonstigen zeitnah zu verwendenden Mittel (z.B. Spenden) zu-geführt werden. Ist der Höchstbetrag für die Bildung der freien Rücklage in einem Jahr nicht ausgeschöpft, kann diese unterbliebene Zuführung in den folgenden zwei Jahren nachgeholt werden (vgl. § 62 Abs. 1 Nr. 3 AO).

FutureStandardisierter, börsengehandelter Terminkontrakt, bei dem Käufer und Verkäufer sich verpflichten, eine bestimmte Menge eines Basiswertes bei Fälligkeit zu einem festgelegten Preis zu liefern bzw. abzunehmen. Futures sind hochliquide standardisierte Finanzinstru-

172 Bundesverband Deutscher Stiftungen

mente, deren eigener Wert vom Wert des Basiswertes abhängt (Derivat). Sie werden am Terminmarkt gehan-delt. Man unterscheidet Financial Futures und Roh-stoff-Futures. Basiswerte von Financial Futures können Aktienindizes, Devisen oder Zinsen sein. Rohstoff-Fu-tures beziehen sich auf realwirtschaftliche Objekte wie Rohstoffe und landwirtschaftliche Produkte. Bei Futures unterscheidet man zwei Positionen: Eine Long Position bezeichnet die Pflicht des Käufers, bei Fällig-keit den vereinbarten Preis zu zahlen und den Basis-wert abzunehmen. Der Inhaber einer Short Position verpflichtet sich, den Basiswert zu liefern und erhält dafür den Kaufpreis. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

Geschlossene FondsGeschlossene Fonds sind, im Gegensatz zu offenen Fonds, dadurch gekennzeichnet, dass Anteile an den Fonds von der Fondsgesellschaft nur in einem be-stimmten Platzierungszeitraum erworben werden können.

GrundstockvermögenAls Grundstockvermögen wird das Vermögen bezeich-net, welches aufgrund des Stifterwillens grundsätzlich im Wert zu erhalten ist. Es besteht zunächst aus dem Teil des Anfangsvermögens, der vom Stifter der Be-standserhaltung unterstellt wird. Häufig ist dies das gesamte Anfangsvermögen. Das Grundstockvermögen unterliegt im Laufe der Zeit Veränderungen. Insbe-sondere können weitere Vermögenswerte hinzukom-men, die ebenfalls der Bestandserhaltung unterliegen sollen. So wird es ggf. durch Zustiftungen vergrößert. Ebenso können ihm aufgelöste Rücklagen zufallen. Das Grundstockvermögen besteht also im Ergebnis aus dem Anfangsvermögen zuzüglich der nach dem Willen des Stifters, des Zustifters oder der Stiftungsor-gane hinzuzurechnenden Vermögenswerte. Quelle: Stefan Fritz: Stifterwille und Stiftungsvermögen. Nomos, Baden-Baden 2009

Hedge FondsInvestmentfonds, die eine hochspekulative Anlagepo-litik betreiben. Als Hedge Fonds werden Investment-fonds bezeichnet, die keinen Anlagerichtlinien unter-liegen und alle Formen der Kapitalanlage nutzen kön-nen. Im Gegensatz zu klassischen Investmentfonds investieren sie außer in Aktien und Anleihen noch in

Währungen und Rohstoffe sowie Optionen und Futu-res. Zudem dürfen Hedge Fonds Leerverkäufe tätigen und auf Kredit investieren. Hedge Fonds zeichnen sich durch ein höheres Risiko als normale Investmentfonds aus. Anspruch jeder Hedge Fonds-Strategie ist es, in jeder Marktphase eine Rendite zu erwirtschaften, meist durch Arbitrage aufgrund von Marktintranspa-renzen. Hedge Fonds sind mit Inkrafttreten des Invest-mentmodernisierungsgesetzes seit 1. Januar 2003 auch in Deutschland zugelassen. Dabei dürfen nur Dach-Hedge-Fonds öffentlich vertrieben werden. So-genannte Single-Hedge Fonds, die einzelne Strategien verfolgen, können jedoch privat platziert werden. Ein Dach-Hedge-Fonds darf höchstens zu 20 Prozent in ei-nem Single-Hedge-Fonds investiert sein. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

IndexStatistisches Instrument, das die Entwicklung von Preisen und Mengen abbildet. Indizes sind statistisch berechnete Größen, die die Entwicklung einer be-stimmten Gruppe von Wertpapieren messen. Indizes gibt es für alle Arten von Wertpapieren und Rohstoffen sowie für viele Branchen und Regionen weltweit. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

Information-RatioDieser Wert misst die Güte der Managerleistung, da er die aktiv eingegangenen Risiken und den dadurch erreichten Erfolg in ein Verhältnis setzt (Fondsrendi-te geteilt durch Fondsrisiko). Ein numerisch positiver Wert ist schon gut und eine Information-Ratio von 0,5 drückt eine herausgehobene Leistung aus.

KlumpenrisikoHäufung von Ausfallrisiken mit ähnlichen oder identi-schen Korrelationswerten. Ein solches Risiko ist z.B. gegeben, wenn trotz der Diversifikation in drei Anla-geklassen der überwiegende Teil der Anlagen in einer einzigen Fremdwährung mit dem Risiko einer Abwer-tung notiert ist oder wenn man an nur eine Bank ge-bunden ist, die gleichzeitig Emittent der Anlagepro-dukte ist. Hin und wieder wird auch übersehen, dass eine Aktie und eine Anleihe desselben Unternehmens ein Klumpenrisiko bilden, obgleich die beiden Papiere üblicherweise in unterschiedlichen Anlageklassen ein-geordnet werden.

Mit Vermögen gestalten 173

KontrahentenrisikoRisiko, dass der Kontrahent (Vertragspartner) seinen Zahlungsverpflichtungen zum vereinbarten Zeitpunkt nicht nachkommen kann. Siehe auch Emittentenrisiko.

KorrelationsrisikoDas Risiko einer gleichförmigen Entwicklung von un-terschiedlichen Anlageprodukten, sodass diese keine echte Diversifikation mit sich bringen, z.B. Aktien von Stahl- und Automobilproduzenten. Zur Diversifikation des Portfolios ist eine sogenannte negative Korrela-tion der unterschiedlichen Papiere anzustreben, d.h. dass zu erwarten ist, dass die Papiere sich gegenläu-fig entwickeln.

Magisches Dreieck / ViereckDas magische Dreieck bezeichnet das Verhältnis der (wichtigsten) Anlagekriterien: Rendite, Sicherheit und Liquidität. Durch Einbeziehung sozial-ethisch-ökologi-scher Anlagekriterien wird das magische Dreieck zum magischen Viereck.

Offene FondsOffene Fonds zeichnen sich dadurch aus, dass Antei-le an ihnen – im Gegensatz zu Anteilen an geschlos-senen Fonds – jederzeit von der Fondsgesellschaft er-worben bzw. an diese veräußert werden können.

OptionStandardisiertes, an einer Terminbörse gehandel-tes Kauf- oder Verkaufsrecht auf einen Basiswert. Eine Option ist das verbriefte Recht, aber nicht die Pflicht, eine bestimmte Menge eines Basiswer-tes (z.B. Aktien) zu einem vereinbarten Preis (Ba-sispreis) innerhalb eines festgelegten Zeitraums oder zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erwerben (Kaufoption / Call) oder zu veräußern (Verkaufsop-tion / Put). Optionen sind eigenständige Finanzin-strumente aus der Gattung der Termingeschäfte. Der Optionskäufer zahlt dem Verkäufer für das Aus-übungsrecht einen Optionspreis (Optionsprämie). Dafür verpflichtet sich der Verkäufer, wenn die Op-tion ausgeübt wird, den Basiswert gegen Zahlung des Basispreises bereitzustellen oder zu überneh-men. Nimmt der Optionsinhaber sein Ausübungs-recht aber nicht in Anspruch, erlischt das Options-recht am Ende der Laufzeit und die Option verfällt. Da die Entscheidung zur Ausübung allein der Käu-

fer des Optionsrechts trifft, wird diese Gattung von Termingeschäft auch als bedingtes Termingeschäft bezeichnet. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

Passives ManagementEs werden indexbasierte Anlagefonds erworben, deren Wert sich mit dem jeweiligen Index entwickelt und die typischerweise über längere Zeiträume gehalten wer-den. Gegenteil: Aktives Management.

PortfolioDas Portfolio bezeichnet im Finanzwesen die Gesamt-heit der im Besitz befindlichen Wertpapiere einer Per-son oder Organisation.

Private EquityPrivate Equity bedeutet die außerbörsliche Bereitstel-lung von Eigenkapital für ein Unternehmen, das zu-nächst Kapital von Investoren benötigt, um zu einem späteren Zeitpunkt den wirtschaftlichen Erfolg mit den Kapitalgebern zu teilen. Das Konzept Private Equity ist eine Kapitalunterstützung auf Zeit. Quelle: Bundesfinanzministerium, Glossar

ProjektmittelrücklageEine Projektmittelrücklage (eRücklagen) kann für be-reits beschlossene, mehrjährige Projekte zur Zweck-verwirklichung gebildet werden (vgl. § 62 Abs. 1 Nr. 1 AO).

RenditeErtrag auf das eingesetzte Kapital. Die Rendite wird üblicherweise als Prozentsatz angegeben und bezieht sich meist auf den Zeitraum von einem Jahr. Die Ren-dite einer festverzinslichen Anleihe wird aus ihrem Marktkurs, ihrer Nominalverzinsung sowie ihrer Lauf-zeit errechnet. Quelle: Deutsche Bundesbank, Glossar*

Return on Risk Adjusted Capital (RORAC)Eine weniger gebräuchliche Kennziffer zur risikoadjus-tierten Erfolgssteuerung. Sie setzt den Gewinn einer Periode ins Verhältnis zum notwendigen Risikokapital, das typischerweise auf der Basis des Value at Risk be-stimmt wird.

174 Bundesverband Deutscher Stiftungen

RücklagenRücklagen dienen dazu, Mittel, die dem Gebot der zeitnahen Mittelverwendung unterliegen, über die Frist von § 55 Abs. 1 Nr. 5 AO hinaus zurückzuhalten. Als Rücklagenarten können insbesondere die ePro-jektmittelrücklage, die eBetriebsmittelrücklage, die eWiederbeschaffungsrücklage und die efreie Rückla-ge unterschieden werden.

Sharpe-RatioDer Wert misst die Überrendite (absolute Differenz zwischen der erwirtschafteten Portefeuillerendite und dem risikolosen Zinssatz) einer Geldanlage pro Einheit des übernommenen Risikos. Maß für das Risiko ist da-bei die Volatilität der Renditen.

StandardabweichungDie Standardabweichung ist ein statistisches Maß für die Streuungsbreite von Werten einer Zufallsvariablen um ihren Mittelwert.

StiftungsvermögenDas Stiftungsvermögen umfasst als Oberbegriff alle Vermögenswerte der Stiftung, also typischerweise das Grundstockvermögen und die Rücklagen. Quelle: Stefan Fritz: Stifterwille und Stiftungsvermögen. Nomos, Baden-Baden 2009

SwapgeschäftAls Swapgeschäft (von englisch: to swap, austau-schen) wird ganz allgemein ein Austauschgeschäft bezeichnet. Gängige Swapvarianten sind Zinsswaps, Devisenswaps und Kreditausfallswaps. Devisenswap-geschäfte zählen zu den geldpolitischen Instrumenten des Eurosystems.Quelle: Deutsche Bundesbank, Glossar*

TermingeschäftBei einem Termingeschäft liegt die Erfüllung des Handels, also der Termin der Lieferung und der Be-zahlung der Waren, in der Zukunft. Im Gegensatz dazu liegen bei einem Kassageschäft Vertragsab-schluss, Bezahlung und Lieferung der Waren eng beieinander. Man unterscheidet Warenterminge-schäfte (z.B. Rohstoff-Futures) und Finanztermin-geschäfte (z.B. Aktienoptionen). Das wesentliche Kennzeichen von Termingeschäften ist, dass es sich bis zum vereinbarten oder tatsächlichen Erfüllungs-

termin um „schwebende Geschäfte“ im bilanztech-nischen Sinne handelt. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

ThesaurierungVerbleib von Gewinnen in einem Unternehmen oder ei-nem Portfolio. Gegensatz: Ausschüttung. Thesau rierte Gewinne werden von Unternehmen nicht ausgeschüt-tet, sondern für Investitionen genutzt. Das Kapital ver-bleibt im Unternehmen. Thesaurierende Fonds legen Gewinne aus Wertpapieren (Zinsen, Dividenden, Ver-kaufserlöse) sofort wieder in diesen Wertpapieren an. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

Total Expense Ratio (TER)Gesamtkosten, die im Rahmen der Kapitalanlage ent-stehen, im Verhältnis zum Anlagevermögen, jedoch ohne Transaktionskosten. Beim Real Total Expense Ra-tio (RTER) werden zusätzlich die Transaktionskosten berücksichtigt.

TransaktionskostenGebühren, die ein Anleger für die Ausführung einer Wertpapierorder zahlen muss. Transaktionskosten fal-len beim Kauf und Verkauf von Wertpapieren an. Die direkten Transaktionskosten zahlen Investoren an ih-re depotführende Bank. Wird die Order an einer Prä-senzbörse ausgeführt, kommt zu den Transaktionsge-bühren der Bank noch die Courtage für den jeweiligen Skontroführer hinzu. Nicht alle Banken geben diese Kosten an ihre Kunden ausgewiesen weiter. Die indi-rekten Transaktionskosten hängen von der Liquidi-tät ab, sie entstehen beim Handel mit wenig liquiden Wertpapieren auf zwei Arten: Zum einen verschiebt ein Kauf- oder Verkaufsangebot den Kurs auf einem illiquiden Markt zu Ungunsten des Akteurs; zum an-deren wird die Order auf einem illiquiden Marktplatz nicht sofort ausgeführt. Je länger der Kauf- oder Ver-kaufswunsch im Orderbuch steht, desto höher wird das Risiko, dass sich der Kurs des Papiers ungünstig verändert. Gleichzeitig erhöht sich jedoch die Chance einer Ausführung. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

Mit Vermögen gestalten 175

UmschichtungsrücklageIn die Umschichtungsrücklage werden Wertsteigerun-gen (Zuschreibungen) und Gewinne eingestellt, die durch die Realisierung dieser Wertsteigerungen be-ziehungsweise stiller Reserven entstehen. Umgekehrt kann sich die Umschichtungsrücklage um Veräuße-rungsverluste und Abschreibungen reduzieren. Quelle: Stefan Fritz: Stifterwille und Stiftungsvermögen. Nomos, Baden-Baden 2009

Value at Risk (VaR)Die Zahl beantwortet die Frage: Welcher Betrag wird in einer bestimmten Zeit mit einer bestimmten Wahr-scheinlichkeit höchstens verloren? Man kann den Value at Risk als Währungsbetrag oder als Prozentsatz ausdrücken.

VolatilitätSchwankungsbreite der Renditen gemessen als die Standardabweichung der jährlichen Renditen.

WandelanleiheUnternehmensanleihe, die innerhalb einer bestimm-ten Frist gegen Stammaktien des Unternehmens ge-tauscht werden kann. Wandelanleihen verbriefen ein Wandlungsrecht: Inhaber von Wandelanleihen können (müssen aber nicht) diese innerhalb einer bestimm-ten Frist zu einem festgelegten Preis in Aktien des Un-ternehmens tauschen, das die Anleihe emittiert hat. Anleger haben aber auch die Möglichkeit, die Wandel-anleihe – wie bei einer klassischen Anleihe – bis zur Endfälligkeit zu halten; in diesem Fall erhalten sie jähr-liche Zinszahlungen vom Schuldner, der am Ende der Laufzeit die Anleihe zurückzahlt. Der Anleiheninhaber wird also vom Gläubiger zum Unternehmens teilhaber. Aufgrund dieses Rechts hat eine Wandelanleihe eine niedrigere Verzinsung als andere Anleihen. Die Haupt-versammlung muss der Begebung einer Wandelanleihe und der damit verbundenen Kapital erhöhung mit einer Dreiviertel-Mehrheit zustimmen. Durch die Kapitaler-höhung werden die für den Tausch notwendigen Aktien bereitgestellt. Altaktionären wird in der Regel ein Be-zugsrecht auf die Wandelanleihe gewährt.Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

Wiederbeschaffungsrücklage Für beabsichtigte Wiederbeschaffungen von Wirt-schaftsgütern, die eine Stiftung für ihre gemeinnützi-gen Zwecke einsetzt, darf sie eine Rücklage für Wie-derbeschaffung bilden. Die Höhe bemisst sich nach der Höhe der regulären Abschreibung eines zu erset-zenden Wirtschaftsgutes. Bei höherer Zuführung ist ein Nachweis erforderlich (vgl. § 62 Abs. 1 Nr. 2 AO, bis 31.12.2013: Nr. 10 S. 7 des AEAO zu § 58 Nr. 6). (eRücklagen)

Zusammenstellung: Marvin Wiek

* Copyright: Deutsche Bundesbank, Frankfurt am Main, Deutschland. Die Inhalte des Glossars der Deut-schen Bundesbank sind kostenlos auf der Internetsei-te der Deutschen Bundesbank abrufbar: www.bundesbank.de

176 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Über die Entstehung dieser Publikation

Eine Publikation dieser Art hätte der Bundesverband Deutscher Stiftungen nicht planen und veröffentlichen können, ohne die Expertise von Vermögensmanagern und Anlagepraktikern aus Stiftungen einzubeziehen. Ein Team von vier Vermögensexperten aus dem Stif-tungswesen hat das Entstehen dieser Publikation im Rahmen freiwilligen Engagements begleitet.

Für die vorliegende Publikation wurden die kom-merziellen Partner des Bundesverbandes gebeten, Themenvorschläge einzureichen und diese in Form eines kurzen Exposés zu umreißen. Aus den Themen-vorschlägen und weiteren Ideen entstand ein inhalt-liches Konzept, auf dessen Grundlage die Autoren für (teilweise auch von den Exposés abweichenden) The-men angefragt und gebrieft wurden. Nach Eingang der Texte wurden diese von den Mitgliedern des redaktio-nellen Beirats beurteilt, diskutiert und ggf. von der Re-daktion an die Autoren zur Überarbeitung zurückgege-ben. In einigen Fällen wurden Beiträge abgelehnt, weil sie den inhaltlichen Anforderungen nicht entsprachen oder nicht ins Konzept der Publikation passten.

Alle Artikel bilden die Meinung und Expertise der Autoren ab, nicht die der Mitglieder des redaktionellen Beirates oder des Bundesverbandes Deutscher Stiftun-gen. Das Redaktionsteam hat sich bemüht, dafür zu sorgen, dass die Artikel keine Empfehlungen geben, die für Stiftungen aufgrund ihrer spezifischen Anforde-rungen per se nicht geeignet sind. Aber jede Stiftung ist (auch bei der Vermögensanlage) ein Einzelfall – nicht jeder Berater, jedes Unternehmen und jede Anla-ge passt zu jeder Stiftung. Den Leserinnen und Lesern bleibt es daher selbst überlassen, sich ein Urteil zu bil-den, ob die in den Artikeln vorgestellten Ideen für die eigene Stiftung interessant sind. Erste Anhaltspunkte können die Markierungen mit farbigen Kreisen am An-fang des Artikels bieten.

Die Mitglieder des redaktionellen Beirats haben für ihre Tätigkeit kein Honorar und keine Aufwandsent-schädigung bekommen, noch nicht mal Reisekosten in Rechnung gestellt und sehr viel Zeit, Know-how und Geduld investiert. Dafür gebührt ihnen großer Dank!

Über die Mitglieder des redaktionellen Beirates

Dieter Lehmann ist Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter der Ver-mögensanlage der VolkswagenStiftung. Im Bundes-verband Deutscher Stiftungen leitet er das Forum Stif-tungsvermögen und den Arbeitskreis Stiftungsma-nagement (siehe Interview S. 10 ff.).

Maren Bianchini-Hartmannist selbstständige Rechtsanwältin mit einem Schwer-punkt im Gemeinnützigkeitsrecht bei P+P Pöllath + Partners. Sie ist Expertin für Impact Investing und hat von 2013 bis 2015 das Projekt „Sinnvestition“ der Eberhard von Kuenheim Stiftung der BMW AG geleitet, das sich mit Fragen des Impact Investing in der Vermö-gensanlage von Stiftungen beschäftigt.

Ulrich Deissnerist Mitgründer und Vorstandsvorsitzender der Bürgerstif-tung Braunschweig. Er leitet u.a. die Vermögensanlage der Stiftung und hat einen Fonds für Bürgerstiftungen mit auf den Weg gebracht (siehe Artikel S. 102 f.).

Michael Dittrichist Rechtsanwalt und Abteilungsleiter Finanzen und Verwaltung bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Die DBU wurde im April 2015 mit dem „portfo-lio institutionell Award“ für die beste Vermögensver-waltung einer Stiftung ausgezeichnet.

Mit Vermögen gestalten 177

Über den Bundesverband Deutscher Stiftungen

Der Bundesverband Deutscher Stiftungen vertritt als Dachverband die Interessen der Stiftungen in Deutschland. Der größte Stiftungsverband in Europa hat über 4.000 Mitglieder; über Stiftungsverwaltungen sind ihm mehr als 7.000 Stiftungen mitgliedschaftlich verbunden. Damit repräsentiert der Verband rund drei Viertel des deutschen Stiftungsvermögens in Höhe von mehr als 100 Milliarden Euro.

Auf politischer Ebene macht sich der unabhängi-ge Dachverband als „Stimme der Stiftungen“ für die Verbesserung der rechtlichen und steuerrechtlichen Rahmenbedingungen stark. Mit den 2006 von den Mitgliedern verabschiedeten Grundsätzen guter Stif-tungspraxis setzt er sich für verantwortungsvolles und effektives Stiftungshandeln und Transparenz im Stif-tungswesen ein.

Mitglieder profitieren von einem breit gefächerten Informations-, Service- und Beratungsangebot, von Praxiserfahrungen und Kontakten. Die thematische Stiftungsvielfalt spiegelt sich in den Arbeitskreisen und Foren wider. Neben vielfältigen Veranstaltungen im gesamten Bundesgebiet organisiert der Verband je-des Jahr mit dem Deutschen StiftungsTag den größten Stiftungskongress in Europa.

Mit der Datenbank Deutscher Stiftungen unterhält der Bundesverband die umfangreichste und wichtigs-te Datensammlung zum deutschen Stiftungswesen. Sie ist u.a. Grundlage für das Verzeichnis Deutscher Stiftungen und die Online-Stiftungssuche, die Förder-suchenden und Stiftungsinteressierten umfassende Recherchemöglichkeiten bieten.

Das Kompetenzzentrum Stiftungsforschung bün-delt seit 2012 die Forschungsaktivitäten des Bundes-verbandes. Dazu gehören Konzeption und Durchfüh-rung von Studien sowie Befragungen im Stiftungs-sektor. Die im Kompetenzzentrum erstellten Studien werden, ebenso wie zahlreiche Ratgeber für Stiftungs-interessierte, im Verlag des Bundesverbandes veröf-fentlicht.

Der Professionalisierung im Stiftungswesen dient außerdem das Fortbildungsangebot der Deutschen StiftungsAkademie (DSA), einer gemeinsamen Einrich-tung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft.

178 Bundesverband Deutscher Stiftungen

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet die-se Publikation in der Deutschen Nationalbibliogra-fie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Herausgeber und VerlagBundesverband Deutscher Stiftungen e.V.Mauerstraße 93 | 10117 BerlinTelefon (030) 89 79 47-0 | Fax [email protected]

© Bundesverband Deutscher Stiftungen e.V.Berlin, Januar 2016

V.i.S.d.P.Prof. Dr. Hans Fleisch, Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen

Redaktioneller Beirat für diese Publikation (nähere Informationen siehe S. 176):Maren Bianchini-Hartmann, Ulrich Deissner, Michael Dittrich, Dieter Lehmann

Redaktion und Lektorat Benita v. Behr

Anzeigen und Projektassistenz Alexandra Frey

GestaltungPACIFICO GRAFIK | Etienne Girardet, Vera Eizenhöfer, Moritz Lichtwarck-Aschoff

DruckOktoberdruck, Berlin

HinweiseNamentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Mei-nung der Verfasser, nicht unbedingt die des Bundes-verbandes Deutscher Stiftungen oder des redaktionel-len Beirates wieder.

Diese Publikation wurde im Innenteil auf dem Papier Circle Offset Premium White gedruckt, ein 100-prozentiges Recyclingpapier, das als FSC-Recy-cling zertifiziert ist. Der Umschlag wurde auf dem Pa-pier Invercote Creato Matt gedruckt, das als FSC-Mix zertifiziert ist. Die Druckerei Oktoberdruck ist nach den strengen Vorgaben des Europäischen Umweltma-nagement Audits (EMAS) validiert. Die bei der Herstel-lung freigesetzten CO2-Emissionen wurden durch die Unterstützung zertifizierter Klimaschutzprojekte über ClimatePartner kompensiert.

ISBN: 978-3-941368-81-1

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« Eigentlich ist das ein Risiko, das ich alleine gar nicht nehmen möchte. Muss ich aber.»

Lassen Sie uns darüber reden