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mithilfe physikalischer, insbesondere biome- chanischer Prinzipien dazu bei, den Schießab- lauf nach seinen charakteristischen Kennzei- chen zu erfassen. Zur genaueren Beurteilung des Bewegungsab- laufs verwendet man sowohl quantitative als auch qualitative Bewegungsmerkmale. Quantitative Bewegungsmerkmale Bei den quantitativen Bewegungsmerkmalen handelt es sich um objektiv messbare Kriterien, die mit Hilfsmitteln wie etwa Stoppuhr oder entsprechender Software (z.B. Videoschnittpro- gramme) relativ einfach zu erfassen sind (Tab. 47). Im Vordergrund stehen demnach kinemati- sche und dynamische Bewegungsaspekte. 214 Bewegungswissenschaftliche Grundlagen des Bogenschießens Ziel Hilfsmittel Beispiel Praxistipp Messen der tatsächlichen Auszugslänge 1) Videosoftware (z.B. Dartfish) Vergleichen Sie die Pfeillänge mit der tatsäch- lichen Auszugslänge Vergleichen und optimieren Sie die Zugmuster hinsichtlich der Bewegungskonstanz (s. S. 221) und Biomecha- nik (Kraftlinien) Messen der Zeitdauer des gesamten Bewegungs- ablaufs (unter Laborbedin- gungen) • Stoppuhr • Video- software (z.B. Dartfish) Vergleichen und opti- mieren Sie die Zeit- verläufe hinsichtlich der Bewegungskonstanz und des Bewegungs- rhythmus (Zwischen- marken) Messen der Gelenkwinkel • Video- software (z.B. Dartfish) • Foto Vergleichen und opti- mieren Sie die Gelenk- winkel hinsichtlich der Bewegungskonstanz Vergleichen und optimieren Sie die Zugmuster hinsichtlich der Bewegungskonstanz und Biomechanik (Kraftlinien) 1) Beachten Sie: Die tatsächliche Auszugslänge liefert Hinweise über die Bewegungskonstanz im Zugmuster Tab. 47: Möglichkeiten der Erfassung quantitativer Bewegungsmerkmale

mithilfe physikalischer, insbesondere biome- Quantitative ... · Dartfish) • Foto • Vergleichen und opti - mieren Sie die Gelenk- winkel hinsichtlich der Bewegungskonstanz •

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mithilfe physikalischer, insbesondere biome-chanischer Prinzipien dazu bei, den Schießab-lauf nach seinen charakteristischen Kennzei-chen zu erfassen.

Zur genaueren Beurteilung des Bewegungsab-laufs verwendet man sowohl quantitative alsauch qualitative Bewegungsmerkmale.

Quantitative Bewegungsmerkmale

Bei den quantitativen Bewegungsmerkmalenhandelt es sich um objektiv messbare Kriterien,die mit Hilfsmitteln wie etwa Stoppuhr oderentsprechender Software (z.B. Videoschnittpro-gramme) relativ einfach zu erfassen sind (Tab.47). Im Vordergrund stehen demnach kinemati-sche und dynamische Bewegungsaspekte.

214 Bewegungswissenschaftliche Grundlagen des Bogenschießens

Ziel Hilfsmittel Beispiel Praxistipp

Messen dertatsächlichenAuszugslänge1)

Videosoftware(z.B. Dartfish)

• Vergleichen Sie diePfeillänge mit der tatsäch-lichen Auszugslänge

• Vergleichen undoptimieren Sie dieZugmuster hinsichtlichder Bewegungskonstanz(s. S. 221) und Biomecha-nik (Kraftlinien)

Messen derZeitdauer desgesamten Bewegungs -ablaufs (unterLaborbedin -gungen)

• Stoppuhr• Video -

software(z.B.Dartfish)

• Vergleichen und opti -mieren Sie die Zeit -verläufe hinsichtlich derBewegungskon stanz und des Bewe gungs -rhythmus (Zwischen -marken)

Messen derGelenkwinkel

• Video -software(z.B.Dartfish)

• Foto

• Vergleichen und opti -mieren Sie die Gelenk -winkel hinsichtlich der Bewegungskonstanz

• Vergleichen undoptimieren Sie dieZugmuster hinsichtlichder Bewegungskonstanzund Biomechanik(Kraftlinien)

1) Beachten Sie: Die tatsächliche Auszugslänge liefert Hinweise über die Bewegungskonstanz im Zugmuster

Tab. 47: Möglichkeiten der Erfassung quantitativer Bewegungsmerkmale

05_Bewegungswissenschaft_Bogenschiessen_2. Auflage 2010 28.09.10 16:17 Seite 214

Dabei beschreiben die kinematischen Bewe-gungsmerkmale räumlich-zeitliche Veränderun-gen (Orts- und Lageveränderungen) des gesam-ten Körpers oder einzelner Körperteile, die sichüber die Erfassung von Wegstrecken (z.B. tat-sächliche Auszugslänge), Geschwindigkeiten(z.B. mittlere Zugarmgeschwindigkeit) und Be-schleunigungen darstellen lassen (z.B. Ge-schwindigkeitsverlauf der Zugbewegung).Die dynamischen Bewegungsmerkmale analy-sieren bei der Bewegungsausführung auftreten-de Kräfte, die bedingt durch das ZuggewichtAuswirkungen auf den Verlauf bei unterschied-lichen Bogen- und Pfeilgewichten haben. Vonbesonderer Bedeutung sind ferner verschiedeneWurfarmstärken und Materialbeschaffenheiten.

Komplexes Beispiel: Nach Garnreiter (2008) istdie aktuelle Leistungsfähigkeit eines Schützenquantitativ durch Streuanalysen messbar. WieAbb. 209 zeigt, schießt der Schütze eine be-stimmte Anzahl von Pfeilen auf Spots (Abb.209 links). Hinter der Auflage befindet sich de-ckungsgleich mit dem Zentrum ein Blatt Papier(Abb. 209 Mitte links), bei dem die Einschuss-stellen der Pfeile sichtbar werden. Betrachtetman beispielsweise das Trefferbild B (Abb. 209Mitte rechts), so lässt sich erkennen, dass einer-seits die Visiereinstellung des Schützen nichtoptimal ist, andererseits treten häufiger vertika-le als horizontale Streuungen auf. Der Schützesollte deshalb beispielsweise kurz- bzw. mittel-fristig mehr auf horizontale Streifen trainieren(Abb. 209 rechts) und dabei die Streifenbreiteallmählich reduzieren.

Zur Ermittlung einer aktuell optimalen Strei-fenbreite empfiehlt Garnreiter (2008) ferner,die Scheibenauflage in mehrere konzentrischeKreise zu zerlegen (Abb. 210 links).

Rechnerisch ergibt sich zum Beispiel bei 20Pfeilen ein erster Durchschnitt von 9,73 Ringen([5 x 10,3 + 5 x 10,0 + 4 x 9,7 + 3 x 9,3 + 0 x9,0 + 2 x 8,7] : 20 = 9,73; Abb. 210 Mitte links),was einer Streifenbreite von etwa 5 cm entspre-chen würde. Durch Verschieben der Schablonenach rechts (Abb. 210 Mitte rechts) ergibt sichjedoch aufgrund der Pfeilgruppierung rechts eintatsächlicher Wert von 9,90 Ringen ([6 x 10,3 +6 x 10,0 + 5 x 9,7 + 2 x 9,3 + 1 x 9,0 + 0 x 8,7]: 20 = 9,90). Die Streifenbreite sollte daher nurbei < 4 cm liegen (Abb. 210 rechts).

Konsequenzen für die Trainingspraxis:

ü Verwenden und vergleichen Sie verschiede-ne Typen von Mittelstücken und Wurfarmen(Hersteller) in Kombination und erspürenSie die unterschiedlichen Krafteinsätzewährend des Bewegungsablaufs.

ü Analysieren Sie die Lage der Pfeilgruppie-rungen und ermitteln Sie dadurch die opti-male Streifenbreite beim Horizontal- undVertikaltraining (s. auch S. 422 bzw. 470)

215Bewegungsanalyse mithilfe der Bewegungsmerkmale

A

B

C

A

B

C

B

2 cm

< 3 cm 3 cm

< 2 cm

< 2 cm

Abb. 209: Streuanalyse zur quantitativen Beurteilung der Leistungsfähigkeit des Schützen

05_Bewegungswissenschaft_Bogenschiessen_2. Auflage 2010 28.09.10 16:17 Seite 215

Qualitative Bewegungsmerkmale

Die quantitativen Bewegungsmerkmale alleinreichen für eine umfassende Beurteilung desSchießablaufes nicht aus. Insbesondere dieSchaffung einer genauen Bewegungsvorstel-lung erfordert daher zusätzliche qualitative Be-urteilungskriterien. Diese lassen sich allgemeinin elementare, mittlere und dynamische Merk-male unterteilen. Die Beurteilung von Bewe-gungsabläufen hat jedoch den Nachteil, dass sieauf einem hohen Maß an Subjektivität beruht.Um eine möglichst objektive Aussage hinsicht-lich der Qualität einer Bewegung treffen zukönnen, bedarf es sowohl einer großen Bewe-gungserfahrung, einer umfassenden Beobach-tungskompetenz als auch entsprechender (zumBeispiel video- und computergestützter) Dar-stellungsmöglichkeiten; dies wird umso deutli-cher, als nur der Erfahrene die »Schlüsselele-mente« des Schießablaufs kennt, daher zielge-richtet »wesentliche« Qualitätsmerkmale beob-achtet und präzise darzustellen weiß.Wie bereits erwähnt, dienen die Bewegungs-merkmale als Ausdruck der Bewegungskoordi-nation der Schaffung einer genauen Bewe-gungsvorstellung. Ihr kommt im motorischenLernprozess eine besondere Bedeutung zu, da

sie leitende, programmierende und regulierendeFunktionen beinhaltet. Ohne genaue Bewe-gungsvorstellung bzw. Vorgabe eines idealenSollwertes (optimale Schießtechnik) kann derSchütze die geforderte Bewegungsaufgabe(z.B. Schulterpositionierung, Zugverlauf, engesLösen) nicht bewältigen bzw. entwickeln.

Die qualitativen Bewegungsmerkmale ermögli-chen auch eine genaue Bewegungskorrektur, damit ihrer Hilfe Schlüsselelemente des Schieß-ablaufs (z.B. Griff und Ankern) erkannt und be-schrieben werden können.

Darüber hinaus erlauben die Bewegungsmerk-male die unmittelbare Ergebnisrückmeldungdes Beobachters (Trainer, Lehrer) und ermögli-chen dadurch eine schnelle Bewegungskorrek-tur vor Ort.

Elementare qualitative Bewegungs -merkmaleElementare qualitative Bewegungsmerkmalesind Bewegungsstärke, Bewegungsumfang undBewegungstempo.

Bewegungsstärke

Die Qualität der Bewegungsausführung er-fordert grundsätzlich ein gewisses Maß anRisikobereitschaft (vgl. Kahn 2008, 287).

Die Bewegungsstärke charakterisiert dasAusmaß des Muskelkrafteinsatzes innerhalbdes Bewegungsablaufs und steht in engerBeziehung zur koordinativen Fähigkeit dermuskulären Differenzierungsfähigkeit.

216 Bewegungswissenschaftliche Grundlagen des Bogenschießens

4 cm

< 4 cm

< 4 cm

B

9,0

9,7

8,6

10,3

10,0

9,3

B B

2 cm

4 cm

Tatsächliche Treffer

Verschobenes

Trefferbild

Abb. 210: Ermittlung einer optimalen Streifenbreite: differenzierte Einteilung der Scheibenauflage, Analyse derPfeilgruppierung, Verschieben der Schablone (grüner Pfeil) und Erstellen der aktuellen, individuellen Streifenbrei-te beim Horizontal- und Vertikaltraining

05_Bewegungswissenschaft_Bogenschiessen_2. Auflage 2010 28.09.10 16:17 Seite 216

217Bewegungsanalyse mithilfe der Bewegungsmerkmale

Die Bewegungsstärke spielt im Bogenschießeneine entscheidende Rolle, weil sich der Kraft-einsatz einzelner Muskelgruppen während desSchießablaufs sehr differenziert gestaltet. Sozeigen beispielsweise die Regressionsgeradendes Verlaufs der elektrischen Aktivitäten (EA-Verlauf) in Abb. 104 (s. Teil 3, S. 75), dass esbei zu langen Halte- bzw. Zielzeiten zu einerstarken Aktivitätszunahme verschiedener An-teile des Deltamuskels sowie des Trapezmus-kels (auf der Bogen- und Zugarmseite) kommt.Andererseits wird während der Klickerendpha-se eines optimal ausgeführten Schusses die feinkoordinierte Druckerhöhung und Zugbewe-gung unter anderem durch eine erhöhte Aktivi-tät der Rautenmuskulatur auf der Zugarmseiteund der Sägemuskulatur auf der Bogenarmsei-te notwendig (vgl. S. 82), während insbesonde-re der Einsatz des Trapezmuskels in dieser Pha-se relativ konstant bleibt (s. S. 81). Dies hat denVorteil, dass die Klickerendphase feinmoto-risch gesteuert werden kann, wodurch ein »ru-higes« Lösen, ein stabiler Sehnenschatten undein geringer Pfeilreflex möglich werden.Untersuchungen an Schützen unterschiedlicherLeistungsstärke zeigen ferner, dass insbesonde-re ein niedriger Ökonomieindex – als Maß derBewegungsstärke im Sinne eines ökonomi-

schem Einsatzes relevanter Muskelgruppen (in-tra- und intermuskuläre Koordination) – einehohe Schuss-Reproduktionsfähigkeit und damiteine hohe Bewegungskonstanz, eine ausgewo-gene Muskelaktivität und ein hohes Maß anStabilität des Bogen- und Zugarms fördert (vgl.Clarys et al. 1990, 25).

Abb. 211 macht deutlich, dass im Lauf des Trai-ningsprozesses die Muskelbeteiligung imSchießablauf stetig reduziert und damit unteranderem die Konzentrationsleistung erhöhtwerden kann. Dies bestätigen auch Hennessy

und Parker (1990, 7/10), welche »die Kunst desSchießens« in der kompletten Ausschaltungvon überflüssigen Bewegungen im Moment desLösens sehen. Der Grund liegt für sie darin,dass eine erhöhte Muskelaktivität im Momentdes Lösens Gegenkräfte für die Reaktion desBogens hervorrufen kann.Gute Dienste zur Erfassung der Bewegungs-stärke während des Schießablaufs leisten zeitli-che Verläufe der Momentanmedianfrequenz(Aktivität des Muskels). Witte et al. (2001, 37bzw. 2010, 4) konnten zeigen, dass die Median-frequenz-Zeit-Kurven auch bei Spitzenschüt-zen intra- und interindividuell sowohl währendeines einzelnen Schusses (Abb. 212a) als auch

Abb. 211: Bewegungsstärke (Muskelökonomieindex) bei Anfängern, Fortgeschrittenen und Spitzenschützen (vgl.Clarys et al. 1990, 25)

AnfängerFortgeschrittene

Probanden

Öko

no

mie

ind

ex

Spitzenschützen

12

10

8

6

4

2

0

05_Bewegungswissenschaft_Bogenschiessen_2. Auflage 2010 28.09.10 16:17 Seite 217

218 Bewegungswissenschaftliche Grundlagen des Bogenschießens

im Mittel an mehreren Untersuchungstagenzum Teil sehr variabel sind (Abb. 212b). Abb. 213 zeigt ferner einen interindividuellenVergleich dreier Schützinnen unterschiedlicherLeistungsstärke. Es ist zu erkennen, dass diemittlere Medianfrequenz des M. trapezius (parstransversa) durchschnittlich für die A-Kader-Schützin insbesondere zum Zeitpunkt des Lö-sens am geringsten und für die C-Kader-Schüt-zin am höchsten ist.

Beachten Sie: Ein Trainingsrückstand führtdirekt zu einer veränderten intramuskulärenKoordination und damit zu einem veränder-ten Frequenzspektrum, was wiederum be-deutet, dass ein entsprechendes Frequenzver-halten und damit das Muster der neuronalenAnsteuerung der motorischen Einheitennicht langzeitstabil ist (vgl. Witte et al. 2001,37).

Abb. 212a:

Momentanmedianfrequenz inAbhängigkeit von der Zeit fürfünf aufeinander folgendeSchüsse einer A-Kader-Athle-tin. Die Zeitpunkte »Klicker«und »Lösen des Pfeils vonder Sehne« kennzeichnenden Zeitraum, innerhalb des-sen die Muskelaktionen zurBewältigung der Auflösungdes Kräftegleichgewichts er-folgen (vgl. Witte et al. 2001,37)

Proband BA (A-Kader), Schuss 10–14

Med

ianfr

equen

z [H

z]

120

100

80

60

40

20

0

0 200 400 600

Zeit [ms]

Klicker

Lösen desPfeils vonder Sehne

Abb. 212b: Mittlere Medianfrequenzen des M. trapezius pars transversa aller Schützen an allen Testtagen (vgl.Witte et al. 2001, 37)

Med

ianfr

equen

z [H

z]

Proband

Untersuchungstag

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Konsequenzen für die Trainingspraxis:

Experimentieren Sie mit unterschiedlichenDruck-Zug-Verläufen, indem Sie beispielswei-se die Klickerendphase mehr »drücken« oder»ziehen«. Beobachten Sie dabei Ihre Gruppie-rungen.

Bewegungsumfang

Der Bewegungsumfang äußert sich beim Bo-genschießen in zwei Dimensionen: einerseits inder räumlichen Ausdehnung während des Voll-auszugs (Übergang von der 2. auf die 3. Positi-onsphase), andererseits in der Tremorbewegungdes Bogenarms in der Zielphase (s. S. 88).

Wie Abb. 214 und 215 zeigen, soll die Zughandwährend des Vollauszuges nahe der Kraftlinie,d.h. eng am Körper (mit minimalen Abwei-chungen in der Horizontalen) und mit geringenvertikalen und horizontalen Abweichungenzum Anker geführt werden. Nur dadurch sindeine ökonomische Arbeitsweise und eine hoheReproduktionsfähigkeit des Schießablaufs ge-währleistet. Abb. 216 macht deutlich, dass die Bewegungdes Ellbogens auf der Zugarmseite eine doppel-te Kreisbewegung beschreibt (rote und blaueKurve). Während die rote Kurve den Verlaufdes Zugarmellbogens im Vollauszug und An-kern beschreibt (Erreichen der 3. Positionspha-se), setzt die blaue Kurve erst in der Phase des

Der Bewegungsumfang beinhaltet die opti-male räumliche Ausdehnung einer Bewe-gung.

219Bewegungsanalyse mithilfe der Bewegungsmerkmale

Abb. 213: Zeitlicher Verlauf der durchschnittlichen Mo-mentanmedianfrequenzen für A-, B- und C-Kader-Ath-leten (vgl. Witte et al. 2001, 37)

Mittel

80

70

60

50

40

Lösen des Pfeilsvon der Sehne

BA (A)NI (C)SA (B)

0 200 400 600

Zeit [ms]

Abb. 214: Vertikalbewegung der Zughand während des Vollauszuges

Abb. 215: Horizontalbewegung der Zughand während des Vollauszuges

05_Bewegungswissenschaft_Bogenschiessen_2. Auflage 2010 28.09.10 16:17 Seite 219

220 Bewegungswissenschaftliche Grundlagen des Bogenschießens

Transfers (Übergang in die 4. Positionsphase)ein. Der unterschiedliche Verlauf liegt daran,dass die Kraftvektoren im Lösen stärker trans-latorisch wirken müssen, um eine effektiveZugbewegung zu gewährleisten.

Konsequenzen für die Trainingspraxis:

Erfühlen und vergleichen Sie unterschiedlicheZugverläufe während des Vollauszugs. AchtenSie dabei auf eine konstante Position des Zug-handrückens.

Bewegungstempo

»Mein Schießtempo war zu langsam – dadurch

konnte ich die Konzentration nicht mehr auf-

rechterhalten« (PARK Kyung-Mo, Korea, Sil-

bermedaillengewinner Olympische Spiele 2008

nach dem verlorenen Finale).

Das Bewegungstempo beschreibt die Ge-schwindigkeit von Gesamt- und Teilbewe-gungen innerhalb des Bewegungsablaufs.

Abb. 216: Bewegung des Ellbogens auf der Zugarmseite (rote und blaue Linie) während der 3. und 4. Bewe-gungsphase

Abb. 217: Bewegungstempo der Zughand bis zur Freigabe des Schusses im Vergleich zweier Spitzenschützinnen(PP: Positionsphase, K: Beginn der Klickerendphase)

Park Haidn-Tschalova

0,8

0,6

0,4

0,2

0,0

Geschwindigkeit [m/s]

Zeit (0–5,2 s)1. PP 2. PP 3. PP

05_Bewegungswissenschaft_Bogenschiessen_2. Auflage 2010 28.09.10 16:17 Seite 220