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4. Februar 2021 5 2021 AKTUELLE DATEN UND INFORMATIONEN ZU INFEKTIONSKRANKHEITEN UND PUBLIC HEALTH Epidemiologisches Bulletin Beschluss der STIKO zur 2. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung

Mitteilung der Ständigen Impfkommission am Robert Koch ... · siko (berufliche Indikation) Verhinderung der Transmission von SARS-CoV-2 sowie Gewährleistung von Schutz in Umgebungen

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Page 1: Mitteilung der Ständigen Impfkommission am Robert Koch ... · siko (berufliche Indikation) Verhinderung der Transmission von SARS-CoV-2 sowie Gewährleistung von Schutz in Umgebungen

4 Februar 2021

52021

AKTUELLE DATEN UND INFORMATIONEN ZU INFEKTIONSKRANKHEITEN UND PUBLIC HEALTH

Epidemiologisches Bulletin

Beschluss der STIKO zur 2 Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung

Inhalt

Beschluss der STIKO zur 2 Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung und die dazugehoumlrige wissenschaftliche Begruumlndung 3

Die STIKO empfiehlt die Impfung gegen COVID-19 Fuumlr die Impfung soll einer der beiden zugelassenen mRNA- Impfstoffe (Comirnaty von BioNTechPfizer COVID-19-Vaccine von Moderna) oder der zugelassene Vektor-basierte Impfstoff (COVID-19 Vaccine AstraZeneca) verwendet werden Wie im Epidemiologischen Bulletin 52021 ausgefuumlhrt muss eine begonnene Impfserie mit demselben Produkt abgeschlossen werden Die beiden mRNA-Impfstoffe werden hinsichtlich Sicherheit und Wirksamkeit als gleichwertig beurteilt Der COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca wird aktuell aufgrund der derzeit verfuumlgbaren Daten nur fuumlr Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren empfohlen zur Beurteilung der Impfeffektivitaumlt ab 65 Jahren liegen bisher keine ausreichenden Daten vor Abgesehen von dieser Einschraumlnkung wird dieser Impfstoff ebenfalls als geeignet zum Individualschutz und zur Bekaumlmpfung der Pandemie angesehen Direkte Vergleichsstudien zwischen den verschiedenen Impfstoffen fehlen

(Dieser Beitrag erschien online vorab am 29 Januar 2021)

Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten 4 Woche 2021 80

Monatsstatistik nichtnamentlicher Meldungen ausgewaumlhlter Infektionen Januar 2021 83

bdquoKoMaldquo ndash E-Learning-Kurs zum bdquoKontaktpersonen managementldquo 84

ImpressumHerausgeber Robert Koch-InstitutNordufer 20 13353 BerlinTelefon 030 18754 ndash 0

RedaktionDr med Jamela SeedatDr med Maren Winkler (Vertretung)Telefon 030 18754 ndash 23 24E-Mail SeedatJrkide

Nadja Harendt (Redaktionsassistenz)Telefon 030 18754 ndash 24 55 Claudia Paape Judith Petschelt (Vertretung) E-Mail EpiBullrkide

Allgemeine HinweiseNachdruckDie Ausgaben ab 1996 stehen im Internet zur Verfuumlgung wwwrkideepidbull

Inhalte externer Beitraumlge spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung des Robert Koch-Instituts wider

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 40 International Lizenz

ISSN 2569-5266

Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschaumlftsbereich des Bundesministeriums fuumlr Gesundheit

2Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Mitteilung der Staumlndigen Impfkommission am Robert Koch-Institut

Beschluss der STIKO zur 2 Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung und die dazugehoumlrige wissenschaftliche Begruumlndung

STIKO-Empfehlung zur COVID-19-ImpfungAktualisierung vom 29 Januar 2021

Die STIKO empfiehlt die Impfung gegen COVID-19 Fuumlr die Impfung soll einer der beiden zugelassenen mRNA-Impfstoffe (Comirnaty von BioNTechPfizer COVID-19-Vaccine von Moderna) oder der zugelas-sene Vektor-basierte Impfstoff (COVID-19 Vaccine AstraZeneca) verwendet werden Eine begonnene Impfserie muss mit demselben Produkt abgeschlos-sen werden Die beiden mRNA-Impfstoffe werden hinsichtlich Sicher heit und Wirksamkeit als gleich-wertig beurteilt Der COVID-19-Impfstoff von Astra-Zeneca wird aktuell aufgrund der derzeit verfuumlgbaren Daten nur fuumlr Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren empfohlen zur Beurteilung der Impfeffektivitaumlt ab 65 Jahren liegen bisher keine ausreichenden Daten vor Abgesehen von dieser Einschraumlnkung wird die-ser Impfstoff ebenfalls als geeignet zum Individual-schutz und zur Bekaumlmpfung der Pandemie angese-hen Direkte Vergleichsstudien zwischen den ver-schiedenen Impfstoffen fehlen

Aufgrund begrenzter Impfstoffverfuumlgbarkeit soll die Impfung zunaumlchst nur Personengruppen angeboten werden die entweder ein besonders hohes Risiko fuumlr schwere oder toumldliche Verlaumlufe einer COVID-19- Erkrankung haben oder die beruflich entweder be-sonders exponiert sind oder engen Kontakt zu vulne-rablen Personengruppen haben

Da in Bezug auf die Houmlhe des Risikos und die ange-strebten Impfziele Unterschiede bestehen emp-fiehlt die STIKO ein stufenweises Vorgehen (Prioshyrisierungsempfehlung) Der AstraZeneca-Impfstoff soll im Gegensatz zu den mRNA-Impfstoffen in den einzelnen Stufen jeweils nur den Personen angebo-ten werden die 18 ndash 64 Jahre alt sind

In der 1 Stufe sollen folgende Personengruppen geimpft werden

BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflege-heimen

Personen im Alter von ge 80 Jahren Personal mit besonders hohem Expositions-

risiko in medizinischen Einrichtungen (z B in Not aufnahmen in der medizinischen Betreu-ung von COVID-19-PatientInnen)

Personal in medizinischen Einrichtungen mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen (z B in der Onkologie oder Transplantationsmedizin)

Pflegepersonal in der ambulanten und stationauml-ren Altenpflege

Andere Taumltige in Senioren- und Altenpflege-heimen mit Kontakt zu den BewohnerInnen

Innerhalb der Stufe 1 sind die ge 80-Jaumlhrigen und die BewohnerInnen von Altenpflegeheimen beson-ders gefaumlhrdet und sollten trotz schwerer Erreich-barkeit zu Beginn der Impfaktionen prioritaumlr geimpft werden

Bei zunehmender aber weiterhin limitierter Impf-stoffverfuumlgbarkeit sollen Personengruppen der 2 Stufe geimpft werden gefolgt von den Menschen in der jeweils nachfolgenden Stufe Zu welchem Zeitpunkt von einer Stufe zur naumlchsten gewechselt werden kann soll lokal entschieden werden Dies richtet sich nach der Verfuumlgbarkeit der Impfstoffe und danach ob alle Impfwilligen der jeweiligen Prio risierungsstufe die Impfung erhalten haben Neue Erkenntnisse zu den Risiken fuumlr schwere Er-krankungen werden fortlaufend weiter bewertet und die Risikogruppen ggf entsprechend angepasst

3Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Diese STIKO-Empfehlung setzt sich aus der allge-meinen Impfempfehlung und einer Empfehlung zur Priorisierung zusammen Die Priorisierungsshyempfehlung hat nur solange Guumlltigkeit bis genuumlshygend Impfstoff verfuumlgbar ist Mittelfristig ist es das Ziel allen Menschen einen gleichberechtigten Zu-gang zu einer Impfung gegen COVID-19 anbieten zu koumlnnen

Fuumlr die Impfung gegen COVID-19 sind aktuell in der Europaumlischen Union drei Impfstoffe zugelas-sen Es handelt sich dabei um zwei mRNA-Impf-stoffe (Comirnaty der Firma BioNTechPfizer und COVID-19-Vaccine-Moderna der Firma Moderna) und einen Vektor-basierten Impfstoff (COVID-19 Vaccine Astra-Zeneca der Firma AstraZeneca) Fuumlr eine vollstaumlndige Impfserie sind bei diesen Impf-stoffen zwei intramuskulaumlr (i m) zu applizierende Impfstoffdosen notwendig Unter Beruumlcksichtigung der erfolgten Zulassungen empfiehlt die STIKO fuumlr die mRNA-Impfstoffe (Comirnaty und COVID-19- Vaccine-Moderna) einen Abstand von 3 bzw 4 bis 6 Wochen zwischen den beiden Impfstoffdosen und fuumlr den Vektor-basierten Impfstoff (COVID-19 Vaccine AstraZeneca) einen Abstand von 9 bis 12 Wochen Sobald weitere Impfstoffe zugelassen und verfuumlgbar sind oder neue relevante Erkenntnis-se mit Einfluss auf diese Empfehlung bekannt wer-den wird die STIKO ihre COVID-19-Impfempfeh-lung aktualisieren und ggf Indikationsgruppen an-passen Die Publikation jeder Aktualisierung er-folgt im Epidemiologischen Bulletin (Epid Bull) und wird auf der RKI-Webpage bekannt gegeben

Hinweise zur praktischen Umsetzung Fuumlr die Umsetzung der Empfehlung sind die

Bundeslaumlnder bzw die von ihnen beauftragten Stellen verantwortlich

Bei der Priorisierung innerhalb der COVID-19- Impfempfehlung der STIKO koumlnnen nicht alle Krankheitsbilder oder Impfindikationen expli-zit genannt werden Es obliegt daher den fuumlr die Priorisierung in den Bundeslaumlndern Ver-antwortlichen in Einzelfaumlllen Personen die nicht ausdruumlcklich im Stufenplan genannt sind angemessen zu priorisieren Dies betrifft z B Personen mit seltenen schweren Vorer-krankungen oder auch schweren Behinderun-gen fuumlr die bisher zwar keine ausreichende

Tabelle | Stufenplan und Impfindikationsgruppen zur Priorisierung der COVID-19-Impfung in Deutschland

Zur Einteilung des Personals in medizinischen Einrichtun-gen wird auf die wissenschaftliche Begruumlndung verwiesen (Tabelle 17 Kapitel 1021)

Stufe Personengruppen

1 BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen Personen im Alter von ge 80 Jahren Personal mit besonders hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungen

Personal in medizinischen Einrichtungen mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen

Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Altenpflege

Andere Taumltige in Senioren- und Altenpflegeheimen mit Kontakt zu den BewohnerInnen

2 Personen im Alter von ge75 ndash 79 Jahren Personen mit Down-Syndrom (Trisomie 21) Personal mit hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungen

Personen in Institutionen mit einer Demenz oder geistigen Behinderung

Taumltige in der ambulanten oder stationaumlren Versorgung von Personen mit Demenz oder geistiger Behinderung

3 Personen im Alter von ge70 ndash 74 Jahren Personen mit Vorerkrankungen mit hohem Risiko (Zustand nach Organtransplantation aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen fortgeschrittene solide Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind sowie Tumorerkrankungen unter aktueller systemischer Therapie (ausgenommen ausschlieszliglich antihormonelle Monotherapie) interstitielle Lungenerkrankungen psychiatrische Erkrankungen (bipolare Stoumlrung Schizophrenie und schwere Depression) Demenz Diabetes mellitus mit einem HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 COPD und andere aumlhnlich schwere Lungenerkrankungen Adipositas (BMI gt 30kgm2) chronische Lebererkrankungen inkl Leberzirrhose chronische Nierenerkrankungen)

BewohnerInnen und Taumltige in Gemeinschafts-unterkuumlnften

Enge Kontaktpersonen von Schwangeren Enge Kontaktpersonen bzw Pflegende von Personen mit hohem Risiko

Personal mit moderatem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen und in Positionen die fuumlr die Aufrechterhaltung der Krankenhaus infrastruktur besonders relevant sind

Teilbereiche des OumlGD

4 Personen im Alter von ge 65 ndash 69 Jahren Personen mit Vorerkrankungen mit erhoumlhtem Risiko (Diabetes mellitus mit HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 ArrhythmieVorhofflimmern koronare Herz- krankheit Herzinsuffizienz HIV-Infektion Autoimmun- erkrankungen Krebserkrankungen in behandlungsfreier Remission arterielle Hypertonie rheumatologische Erkrankungen Asthma bronchiale chronisch entzuumlnd-liche Darmerkrankungen zerebrovaskulaumlre Erkrankun-genApoplex und andere chronische neurologische Erkrankungen) und deren engste Kontaktpersonen

Personal mit niedrigem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen

LehrerInnen ErzieherInnen Personen mit prekaumlren Arbeits- undoder Lebens-bedingungen

5 Personen im Alter von ge 60 ndash 64 Jahren Personal in Schluumlsselpositionen der Landes- und Bundesregierungen

Beschaumlftigte im Einzelhandel Beschaumlftigte zur Aufrechterhaltung der oumlffentlichen Sicherheit mit erhoumlhtem Expositionsrisiko

Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur

6 Alle uumlbrigen Personen im Alter von lt 60 Jahren

4Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

wissenschaftliche Evidenz bzgl des Verlaufes einer COVID-19-Erkrankung vorliegt fuumlr die aber ein deutlich erhoumlhtes Risiko angenom-men werden muss Dies trifft auch fuumlr Perso-nen zu die zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr oder nicht mehr gleich wirksam geimpft werden koumlnnen (z B bei unmittelbar bevorste-hender Chemotherapie) Daruumlber hinaus sind Einzelfallentscheidungen moumlglich wenn beruf-liche Taumltigkeiten bzw Lebensumstaumlnde mit ei-nem nachvollziehbaren unvermeidbar sehr ho-hen Infek tionsrisiko einhergehen Diese Oumlff-nungsklausel darf nicht missbraucht werden um ungerechtfertigterweise eine Impfung durchzufuumlhren und somit staumlrker gefaumlhrdeten Personen die Impfung vorzuenthalten

Eine COVID-19-Impfung setzt eine sorgfaumlltige Aufklaumlrung der zu impfenden Person bzw des verantwortlichen Vorsorgebevollmaumlchtigten voraus Die STIKO verweist hierzu auf Kapitel 41 der STIKO- Empfehlung 20202021 (Epid Bull 342020)

Bei der Impfung sind die Anwendungshinweise in den Fachinformationen des jeweiligen Impf-stoffs zu beachten

Auch bei sehr alten Menschen oder Menschen mit progredienten Krankheiten die sich in ei-nem schlechten Allgemeinzustand befinden muss die Impffaumlhigkeit gegeben sein Bei die-sen Gruppen sollte aumlrztlich gepruumlft werden ob ihnen die Impfung empfohlen werden kann

Zur Anwendung der COVID-19-Impfstoffe in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktu-ell keine Daten vor Die STIKO empfiehlt die generelle Impfung in der Schwangerschaft der-zeit nicht Eine akzidentelle Impfung in der Schwangerschaft ist jedoch keine Indikation fuumlr einen Schwangerschaftsabbruch Schwan-geren mit Vorerkrankungen und einem daraus resultierenden hohen Risiko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkrankung kann in Einzelfaumlllen nach Nutzen-Risiko-Abwaumlgung und nach aus-fuumlhrlicher Aufklaumlrung eine Impfung angebo-ten werden Die STIKO haumllt es fuumlr unwahr-scheinlich dass eine Impfung der Mutter waumlh-rend der Stillzeit ein Risiko fuumlr den Saumlugling darstellt

Zu anderen planbaren Impfungen soll ein Mindestabstand von 14 Tagen vor und nach je-

der COVID-19-Impfung eingehalten werden (Notfallimpfungen sind davon ausgenommen)

Die Impfung ist strikt intramuskulaumlr (i m) und keinesfalls intradermal subkutan oder in-travaskulaumlr zu verabreichen Bei PatientInnen unter Antikoagulation soll die Impfung eben-falls i m mit einer sehr feinen Injektionskanuuml-le und einer anschlieszligenden festen Kompri-mierung der Einstichstelle uumlber mindestens 2 Minuten erfolgen

Es besteht keine Notwendigkeit vor Verabrei-chung einer COVID-19-Impfung das Vorliegen einer akuten asymptomatischen oder (uner-kannt) durchgemachten SARS-CoV-2 Infektion labordiagnostisch auszuschlieszligen Nach den bisher vorliegenden Daten gibt es keinen Hin-weis darauf dass die Impfung in diesen Faumlllen eine Gefaumlhrdung darstellt

Aufgrund der anzunehmenden Immunitaumlt nach durchgemachter Infektion zur Vermei-dung uumlberschieszligender Nebenwirkungen und in Anbetracht des bestehenden Impfstoffman-gels sollten ehemals an COVID-19 erkrankte Personen nach Ansicht der STIKO unter Be-ruumlcksichtigung der Priorisierung im Regelfall etwa 6 Monate nach Genesung geimpft werden Tritt nach Verabreichung der 1 Impfstoffdosis eine labordiagnostisch gesicherte (positive PCR) SARS-CoV-2-Infektion auf sollte nach Ansicht der STIKO die Verabreichung der 2 Impfstoff-dosis ebenfalls erst etwa 6 Monate nach Gene-sung bzw Diagnosestellung erfolgen

Die Gabe der 2 Impfstoffdosis soll innerhalb des durch die Zulassungsstudien abgedeckten Zeitraumes (mRNA-Impfstoffe 3 bzw 4 bis 6 Wochen AstraZeneca-Impfstoff 9 bis 12 Wo-chen) erfolgen Sollte der empfohlene maximale Abstand zwischen der 1 und 2 Impfstoffdosis uumlberschritten worden sein kann die Impfserie dennoch fortgesetzt werden und muss nicht neu begonnen werden Eine begonnene Impfse-rie muss mit dem gleichen Produkt abgeschlos-sen werden

Im Allgemeinen wird eine Nachbeobachtungs-zeit nach der COVID-19-Impfung von mindes-tens 15 Minuten empfohlen Laumlngere Nachbeob-achtungszeiten von bis zu 30 Minuten sollten vorsichtshalber bei bestimmten Risikopersonen eingehalten werden z B bei Personen mit Ge-

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rinnungshemmung staumlrkeren oder anaphylak-tischen Reaktionen auf Impfungen in der Anam-nese Maszliggeblich fuumlr diese Entscheidungen sind die Angaben der Person selbst sowie der aumlrztli-che Eindruck des Gesundheits zustands

Es ist aktuell nicht bekannt ob man nach SARS-CoV-2-Exposition durch eine postexposi-tionelle Impfung den Verlauf der Infektion guumlnstig beeinflussen oder die Erkrankung noch verhindern kann

Die bisher vorliegenden Daten erlauben nicht die Wirksamkeit der mRNA- und Vektor-basier-ten COVID-19-Impfstoffe hinsichtlich einer Verhinderung oder Reduktion der Transmission abschlieszligend zu bewerten Bis zum Vorliegen von Daten zum Schutz der Impfung vor Trans-mission muumlssen deshalb auch nach Impfung die allgemein empfohlenen Schutzmaszlignahmen weiterhin eingehalten werden

Nach der Zulassung von Comirnaty sind einzel-ne schwerwiegende allergische Unvertraumlglich-keitsreaktionen aufgetreten Nach der derzeiti-gen Datenlage ist ein generell erhoumlhtes Risiko fuumlr schwerwiegende unerwuumlnschte Wirkungen fuumlr Personen mit vorbekannten allergischen Er-krankungen bei Impfung mit mRNA-Impfstof-fen nicht anzunehmen sofern keine Allergie ge-gen einen Inhaltsstoff der jeweiligen Vakzine (z B PEG) vorliegt Zur weiteren Information wird auf die bdquoEmpfehlung zur Coronaimpfung fuumlr Allergikerinnen und Allergikerldquo des Paul-Ehr-lich-Instituts (PEI) verwiesen httpswwwpeideSharedDocsDownloadsDEnewsroommit-teilungen201223-stellungnahme-empfeh-lung-allergikerpdf__blob=publicationFileampv=6

Fuumlr die Meldungen von uumlber das uumlbliche Maszlig hinausgehenden Impfreaktionen und -kompli-kationen soll das etablierte Verfahren verwendet werden (siehe Kapitel 49 bdquoImpfkomplikationen und deren Meldungldquo in den STIKO-Impfemp-fehlungen 20202021 Meldeformular des PEI httpswwwpeideDEarzneimittelsicherheitpharmakovigilanzmeldeformulare-online-mel-dungmeldeformulare-online-meldung-nodehtml) Regelmaumlszligige Berichte des PEI zur Si-cherheit von COVID-19-Impfstoffen sind unter folgendem Link zu finden httpswwwpeideDEnewsroomdossiercoronavirusarzneimit-telsicherheithtml

6Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Zusammenfassung 8Vorbemerkung 101 Hintergrund 102 Oumlffentliches Interesse 113 SARS-CoV-2-Erreger und Uumlbertragung 114 COVID-19-Krankheitsbild 125 Immunitaumlt 13

6 COVID-19-Epidemiologie in Deutschland 1461 IfSG-Meldedaten (Datenstand 19012021) 1462 Epidemiologische Daten aus anderen

Datenquellen 1863 Seropraumlvalenzdaten 19

7 COVID-19-Impfstoffe 1971 Messenger-RNA (mRNA)-Impfstoffe 1972 Vektor-basierte Impfstoffe 23

8 Systematischer Review zur Sicherheit und Wirksamkeit 25

81 Methodik des systematischen Reviews 2582 Ergebnisse des systematischen Reviews 27

9 Impfziele 37

10 Risiko- und Indikationsgruppen fuumlr die Impfempfehlung 37

101 Risikofaktoren fuumlr einen schweren Krankheitsverlauf 37

102 Personen mit einem erhoumlhten arbeitsbedingten Infektionsrisiko 45

103 Oumlffentlicher Gesundheitsdienst und weitere Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur 48

104 Personengruppen die aufgrund ihrer Wohn-Lebens- undoder Arbeits- verhaumlltnisse besonders gefaumlhrdet sind 49

11 Ethik 52

12 Mathematische Modellierung 53121 Hintergrund zur Modellierung 53122 Methodik 53123 Ergebnisse der Modellierung 56

13 Impfstrategie und Priorisierung der zu impfenden Bevoumllkerungsgruppen 57

Inhaltsverzeichnis

14 Implementierung 60141 Alternative Maszlignahmen fuumlr das

Erreichen des Impfziels im Vergleich zur Impfung sowie deren Effektivitaumlt und Umsetzbarkeit 62

15 Impfakzeptanz in der Bevoumllkerung und der Aumlrzteschaft 62

16 Monitoring-Systeme zur Evaluation der Impfung bzw der Impfempfehlung 64

161 Impfquoten-Monitoring 64162 Evaluierung von Wirksamkeit und

Sicherheit der Impfstoffe 64

Literatur 66

7Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Zusammenfassung

SARS-CoV-2 wurde Anfang 2020 erstmals nachge-wiesen und hat sich seither pandemisch ausgebrei-tet Die leichte Uumlbertragbarkeit und die Infektiositaumlt in der prauml- und asymptomatischen Phase beguumlns-tigen dessen Ausbreitung In Deutschland sind bis zum 27 Januar 2021 uumlber 21 Millionen Menschen an COVID-19 erkrankt und mehr als 53000 Men-schen an oder mit COVID-19 gestorben

Die uumlbergeordneten Ziele die mit einer COVID-19- Impfung erreicht werden sollen wurden fruumlhzeitig definiert und in einer gemeinsamen Stellungnahme der STIKO des deutschen Ethikrates und der Leo-poldina wie folgt veroumlffentlicht1

Verhinderung schwerer COVID-19-Verlaumlufe (Hospitalisierung) und Todesfaumllle

Schutz von Personen mit besonders hohem arbeitsbedingtem SARS-CoV-2-Expositionsri-siko (berufliche Indikation)

Verhinderung der Transmission von SARS-CoV-2 sowie Gewaumlhrleistung von Schutz in Umgebungen mit hohem Anteil vulnerabler Personen und in solchen mit hohem Ausbruchs-potenzial

Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen und des oumlffentlichen Lebens

Das erste oben angegebene Ziel einer COVID-19- Impfempfehlung folgt grundsaumltzlichen ethischen Uumlberlegungen ergibt sich aber zudem aus der Not-wendigkeit mit den verfuumlgbaren Impfstoffdosen moumlglichst viel gesundheitlichen Schaden durch die COVID-19-Pandemie abzuwenden Dieses Ziel ist aufgrund der Datenlage zu den zugelassenen Impf-stoffen erreichbar Das zweite Ziel ist im Hinblick auf die Vermeidung von Erkrankungen entspre-chend auch erreichbar Die Unterbrechung oder Ver-minderung der Transmission im Ziel drei ist auf der Basis der verfuumlgbaren Daten zur Wirkung der Impf-stoffe derzeit nicht sicher beurteilbar Ergebnisse aus Tiermodellen (sog Challenge- Studien) und Beob-achtungen in einer ersten Phase 3-Studie mit einem COVID-19-Vektor-basierten Impfstoff lassen vermu-ten dass die Impfstoffe auch die Transmission redu-zieren werden23 Fuumlr die bisher zugelassenen COVID-19-Impfstoffe liegen jedoch bislang keine ausreichenden Daten dazu beim Menschen vor Die

Wirksamkeit anderer Impfstoffe auf die Verhinde-rung der Virustransmission durch Geimpfte laumlsst mit Berechtigung vermuten dass auch durch die COVID-19-Impfstoffe die Transmission von SARS-CoV-2 in der Bevoumllkerung reduziert wird

Um die Dynamik der Ausbreitung von SARS-CoV-2 deutlich abzuschwaumlchen muss ein Groszligteil der Bevoumllkerung eine Immunitaumlt gegen das Virus ent-wickeln Effektive und sichere Impfstoffe koumlnnen einen entscheidenden Beitrag bei der Bekaumlmpfung der Pandemie leisten und werden es ermoumlglichen Kontaktbeschraumlnkungen mittelfristig zu lockern

Aktuell sind in der Europaumlischen Union drei COVID-19-Impfstoffe zugelassen zwei mRNA- Impfstoffe (Comirnaty von BioNTechPfizer COVID-19-Vaccine-Moderna von Moderna) und ein Vektor-basierter Impfstoff (COVID-19-Vaccine AstraZeneca von AstraZeneca) In den Zulassungs-studien der mRNA-Impfstoffe45 wurde fuumlr diese eine Wirksamkeit gegen laborbestaumltigte COVID-19- Erkrankung von etwa 95 ermittelt Fuumlr beide Impfstoffe sind zwei i m Dosen erforderlich die in einem Mindestabstand von 21 (BNT162b2) bzw 28 (mRNA-1273) Tagen verabreicht werden sollen Die Gabe der 2 Impfstoffdosis soll nach STIKO- Empfehlung innerhalb des durch die Zulassungs-studien abgedeckten Zeitraumes (3 bzw 4 bis 6 Wo-chen) erfolgen Die haumlufigste lokale Reaktion waren Schmerzen an der Einstichstelle (Impfung 83 bzw 88 Placebo 14 bzw 17 ) Unter den systemi-schen Reaktionen waren Abgeschlagenheit (Imp-fung 47 bzw 65 Placebo 23 bzw 33 ) sowie Kopfschmerzen (42 bzw 59 vs 23 bzw 34 ) die haumlufigsten Ereignisse In den Zulassungsstudien beider mRNA-Impfstoffe wurden wenige transien-te Fazialisparesen beobachtet bei denen ein Zu-sammenhang mit der COVID-19-Impfung nicht ausgeschlossen werden konnte

In den Zulassungsstudien des Vektor-basierten Impfstoffs AZD1222 wurde in der Altersgruppe der 18 ndash 64-Jaumlhrigen eine Wirksamkeit von 71 gegen eine laborbestaumltigte COVID-19-Erkrankung ermit-telt Aufgrund der geringen Anzahl von Studienteil-nehmerInnen in der Altersgruppe ge 65 Jahre kann keine Aussage zur Wirksamkeit und Sicherheit bei Aumllteren getroffen werden Dieser Impfstoff wird da-

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her von der STIKO derzeit nur fuumlr Personen im Al-ter von 18 ndash 64 Jahren empfohlen Fuumlr die Impfung sind zwei i m Dosen erforderlich die nach STIKO- Empfehlung im Abstand von 9 bis 12 Wochen ver-abreicht werden sollen Die haumlufigsten lokalen Re-aktionen waren Schmerzen an der Einstichstelle (Impfung 54 Vergleichsgruppe 38 ) wobei zu beruumlcksichtigen ist dass ein Meningokokken-Impf-stoff als Vergleichsintervention eingesetzt worden war Unter den systemischen Reaktionen waren Ab-geschlagenheit (Impfung 53 Placebo 38 ) so-wie Kopfschmerzen (Impfung 52 Vergleichs-gruppe 39 ) die haumlufigsten Ereignisse

Die STIKO empfiehlt fuumlr die Impfung gegen COVID-19 einen der beiden mRNA-Impfstoffe ( Comirnaty bzw COVID-19-Vaccine Moderna) oder den Impfstoff COVID-19-Vaccine AstraZeneca Die beiden mRNA-Impfstoffe werden hinsichtlich Sicherheit und Wirksamkeit als gleichwertig beur-teilt Der COVID-19 Vaccine AstraZeneca wird auf-grund der verfuumlgbaren Daten derzeit nur fuumlr Perso-nen im Alter 18 ndash 64 Jahren empfohlen Abgesehen von dieser Alterseinschraumlnkung wird dieser Impf-stoff als gleichermaszligen geeignet zum Individual-schutz und zur Bekaumlmpfung der Pandemie angese-hen Direkte Vergleichsstudien zwischen den ver-schiedenen Impfstoffen fehlen

Mittelfristig ist es das Ziel allen Menschen einen gleichberechtigten Zugang zu einer Impfung ge-gen COVID-19 anbieten zu koumlnnen Da initial der COVID-19- Impfstoff nur in sehr begrenzten Mengen zur Verfuumlgung stehen wird sollte dieser dafuumlr genutzt werden moumlglichst schnell die Anzahl an Sterbefaumlllen und schweren Krankheitsverlaumlufen zu senken

Gemaumlszlig den gesetzten Zielen der verfuumlgbaren wis-senschaftlichen Evidenz und den Ergebnissen aus einer mathematischen Modellierung empfiehlt die STIKO zunaumlchst die stufenweise Impfung von Pershysonengruppen um bei begrenzten Impfstoffres-sourcen diesen mit dem besten Effekt und gerecht zu verteilen Innerhalb einer Stufe sind die dort aufgefuumlhrten Personengruppen gleich priorisiert so dass empfohlen wird unter Beruumlcksichtigung der lokalen Gegebenheit mit den Impfungen paral-lel zu beginnen Dabei ist es wichtig dass unbe-dingt die Personen erreicht werden die das houmlchs-

te Risiko haben an COVID-19 schwer zu erkranken oder zu versterben Waumlhrend die mRNA-Impfstoffe in allen Altersgruppen angewandt werden koumlnnen soll der AstraZeneca-Impfstoff in den einzelnen Stufen jeweils den Personen angeboten werden die 18 ndash 64 Jahre alt sind

Der alles entscheidende Risikofaktor fuumlr eine schweshyre COVIDshy19shyErkrankung ist das zunehmende Alter gt 60 Jahre Modellierungsergebnisse belegen dass die groumlszligtmoumlgliche Verhinderung von schweren Er-krankungsfaumlllen und Tod erzielt werden kann wenn die Impfung zuerst Menschen im Alter ge 80 Jahren angeboten wird Zudem trat ein groszliger Anteil an Todesfaumlllen und Ausbruumlchen unter BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen auf Durch eine zielgerichtete Impfung dieser beiden Perso-nengruppen werden auch die meisten Hospitalisie-rungen verhindert und es wird die groumlszligte Anzahl an Lebensjahren gewonnen Personen mit be-stimmten Vorerkrankungen haben ebenfalls ein er-houmlhtes Risiko schwer an COVID-19 zu erkranken Die Risikoerhoumlhung ist allerdings je nach Vorer-krankung sehr unterschiedlich und meist deutlich geringer als die altersbedingte Risikoerhoumlhung Per-sonen mit Vorerkrankungen sind aufgrund ihres Ri-sikos unterschiedlichen Priorisierungsstufen zuge-ordnet (Stufe 2 3 und 4) Die Auswertung der Lite-ratur zu Vorerkrankungen wird fortlaufend aktua-lisiert und die Empfehlung bzw die Zugehoumlrigkeit zu bestimmten Stufen ggf angepasst

Gleichzeitig empfiehlt die STIKO die Impfung dem Personal in medizinischen Einrichtungen und in der Altenpflege die ein besonders hohes Expositionsrisiko haben Ein indirekter Schutz von besonders gefaumlhrdeten Menschen wird erwartet wenn die Transmission auf diese vulnerablen Gruppen verhuumltet wird und Personal in der ambu-lanten und stationaumlren Altenpflege und z B in der Onkologie einen Impfschutz hat und so die Trans-mission auf die vulnerablen Gruppen verhuumltet wird In Abhaumlngigkeit von der Impfstoffverfuumlgbar-keit soll die Impfung auf weitere Stufen mit Perso-nengruppen mit geringerem Risiko und system-relevante Personen ausgeweitet werden

Unter der Beruumlcksichtigung der Impfquoten der Erhebungen zur Impfakzeptanz sowie der Studien

9Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

zur Impfeffektivitaumlt und -sicherheit wird die STIKO die Empfehlung regelmaumlszligig evaluieren Sie wird die wissenschaftliche Evidenz zum Infektions- und Er-krankungsrisiko und den Impfstoffen ndash sowohl den bereits zur Anwendung kommenden aber auch den kurz vor Zulassung stehenden ndash fortlaufend pruumlfen und ihre Empfehlung gegebenenfalls anpassen

VorbemerkungDie bdquocoronavirus disease 2019ldquo (COVID-19)- Pandemie stellt die Gesellschaft vor besondere Heraus -forderungen Um die Uumlbertragung von bdquosevere acute respiratory syndrome coronavirus 2ldquo (SARS-CoV-2) zu reduzieren und die Pandemie einzugrenzen bzw zu beenden muss ein Groszligteil der Bevoumllkerung eine Immunitaumlt gegen das Virus erwerben Bisher hat nur ein geringer Anteil der Bevoumllkerung eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht Im Novem-ber 2020 lag die Seropraumlvalenz von spezifischen SARS-CoV-2-Antikoumlrpern in einer Bevoumllkerungs-stichprobe (30000 BlutspenderInnen) in Deutsch-land bei 135 6 Bisher ist nicht geklaumlrt wie lange ein Schutz nach Infektion besteht Durch den Ein-satz sicherer und effektiver Impfstoffe sollen Einzel-ne und die Bevoumllkerung vor einer SARS-CoV-2- Infektion undoder einer COVID-19- Erkrankung geschuumltzt werden Durch Impfung soll eine relevan-te Bevoumllkerungsimmunitaumlt ausgebildet und somit die weitere Ausbreitung des Virus verhindert oder zumindest begrenzt werden Die Zulassung des ers-ten COVID-19-Impfstoffs (BNT162b2Comirnaty BioNTechPfizer) erfolgte am 21 Dezember 2020 die Zulassung eines weiteren mRNA-Impfstoffs am 6 Januar 2021 (mRNA-1273 COVID-19-Impfstoff ModernaModerna) und die Zulassung des ersten Vektor-basierten Impfstoffs am 29 Januar 2021

Trotz aller Bemuumlhungen die Impfstoffproduktion voranzutreiben sind nach wie vor nicht ausrei-chend Impfstoffdosen verfuumlgbar um allen impfbe-reiten Menschen eine Impfung anzubieten In Deutschland hat die Staumlndige Impfkommission (STIKO) auch waumlhrend einer Pandemie die Aufga-be Impfempfehlungen fuumlr die Bevoumllkerung zu ge-ben sofern mindestens ein Impfstoff zugelassen ist Bei Impfstoffknappheit muss entschieden wer-den welchen Personen oder Personengruppen vor-rangig die Impfung angeboten werden soll Unter

Beruumlcksichtigung der medizinisch-epidemiologi-schen Erkenntnisse zur COVID-19- Pandemie und ethischer Grundsaumltze hat die STIKO Impfziele auf-gestellt (siehe Kapitel 9 und das Positionspapier des Deutschen Ethikrates der Leopoldina und der STIKO1) Bezogen auf die einzelnen Impfziele wur-den unter Beruumlcksich tigung des Erkrankungs- Sterblichkeits- und Infektionsrisikos Personengrup-pen identifiziert die prio ritaumlr durch Impfung ge-schuumltzt werden sollten Die Personengruppen sind unter Beruumlcksichtigung dieser Ziele in einer Matrix (s Tab 19) aufgelistet

Diverse COVID-19-Impfstoffe befinden sich aktuell noch in der Entwicklung von denen einige im Lau-fe des Jahres 2021 moumlglicherweise zugelassen wer-den Daten aus Zulassungsstudien sowie aus der Impfstoffuumlberwachung nach der Zulassung werden sukzessive veroumlffentlicht werden und die Evidenz-basis verbreitern Falls Impfstoffe mit unterschied-lichem Profil zur Verfuumlgung stehen wird die STIKO gegebenenfalls differentielle Empfehlungen zu den einzelnen Produkten geben Daher wird die vorlie-gende Empfehlung im Sinne einer living guideline fortlaufend aktualisiert werden Aktualisierungen von STIKO-Empfehlungen werden entsprechend der STIKO-Geschaumlftsordnung in ein Stellungnah-meverfahren gegeben

1 HintergrundIm Dezember 2019 wurde erstmals uumlber die Haumlu-fung von Pneumonien unklarer Genese in Wuhan in der Provinz Hubei in China berichtet7 Am 7 Ja-nuar 2020 konnte das verantwortliche Virus ein neues Beta-Coronavirus erstmals aus dem Rachen-abstrich eines Patienten isoliert werden8 Das Virus erhielt den Namen bdquoSchweres Akutes Respirato-risches Syndrom Coronavirus 2ldquo (Severe Acute Respiratory Syndrome Corona Virus 2 SARS-CoV-2) und die Erkrankung den Namen coronavirus disease 2019 (COVID-19)9 Bis Ende Januar 2020 waren in China fast 8000 COVID-19-Erkrankungen labor-diagnostisch bestaumltigt worden und aus 18 weiteren Laumlndern wurde uumlber das Auftreten von SARS-CoV-2-Infek tionen berichtet Daraufhin erklaumlrte die Weltge-sundheitsorganisation (WHO) COVID-19 am 30 Ja-nuar 2020 zu einer Gesundheitlichen Notlage Inter-nationaler Tragweite (Public Health Emergency of In-

10Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ternational Concern PHEIC)10 Am 11 Maumlrz 2020 erklaumlrte die WHO COVID-19 zur Pandemie Zu die-sem Zeitpunkt hatte sich SARS-CoV-2 bereits auf uumlber 114 Laumlnder ausgebreitet mit uumlber 118000 bestauml-tigten COVID-19-Faumlllen und mehr als 4291 Todesfaumll-len11 Bis zum 22 Januar 2021 wurden weltweit 96 Mio COVID-19-Faumllle und 21 Mio Todesfaumllle an die WHO gemeldet (httpscovid19whoint) Mit Stand 19 Januar 2021 wird an mehr als 230 Impf-stoffkandidaten geforscht 64 Kandidaten befinden sich in der klinischen und 173 in der praumlklinischen Evaluation12

2 Oumlffentliches Interesse Die bisher ergriffenen Infektionsschutzmaszlignah-men zur Bekaumlmpfung der Pandemie wirken sich in fast allen Lebensbereichen einschneidend auf die Bevoumllkerung aus v a in den Bereichen des Gesund-heitswesens des sozialen Lebens und der Wirt-schaft Im Mittelpunkt der Bemuumlhungen steht der Schutz von Personengruppen mit einem besonders hohen Risiko fuumlr einen schweren und ggf toumldlichen Verlauf von COVID-19 Effektive und sichere Imp-fungen stellen einen wichtigen Baustein zum Schutz der Bevoumllkerung und zur Eindaumlmmung der Pandemie dar und koumlnnen dazu beitragen die Not-wendigkeit von Kontaktbeschraumlnkungen mittelfris-tig zu reduzieren Das oumlffentliche Interesse an einer COVID-19-Impfempfehlung wird daher als sehr hoch eingeschaumltzt

3 SARS-CoV-2-Erreger und -UumlbertragungCoronaviren sind 80 bis 140 nm groszlige behuumlllte ein-zelstraumlngige RNA-Viren die beim Menschen und anderen Saumlugetieren (z B Hunde Katzen Drome-daren Fledertiere) sowie bei Voumlgeln vorkommen1314 SARS-CoV-2 ist neben SARS-CoV und MERS-(Midd-le East Respiratory Syndrome-)CoV das dritte zoono-tische Coronavirus bei dem im 21 Jahrhundert erst-malig eine Uumlbertragung vom Tier auf den Men-schen nachgewiesen wurde mit der Folge lebensbe-drohlicher Erkrankungen Im Gegensatz zu SARS-CoV und MERS-CoV kam es bei SARS-CoV-2 zu einer sehr raschen und globalen Ausbreitung915 Die Massenverbreitung erfolgt durch die Uumlbertra-gung von Mensch zu Mensch via Troumlpfcheninfekti-on und uumlber Aerosole Die Infektion mit SARS-

CoV-2 erfolgt uumlber die Aufnahme virushal tiger Par-tikel die beim Atmen Husten Sprechen Singen und Niesen einer infizierten Person entstehen Menschen geben v a beim Husten und Niesen Speicheltroumlpfchen ab16 die sich in einem Abstand von etwa 1 ndash 2 m von der Infektionsquelle ausbrei-ten17 Gleichzeitig werden virushaltige Partikel in Form von Bioaerosolen ausgeschieden die z B auch bereits beim Atmen Sprechen Schreien Sin-gen entstehen18ndash23 Bioaerosole verbleiben laumlnger in der Luft waumlhrend sich groumlszligere Partikel auf Oberflauml-chen ablagern Nach experimentellen Studien bleibt das Virus in Aerosolen bis zu 3 Stunden infek-tioumls2425 In Stuhlproben von COVID-19-Patient Innen wurde mittels PCR die wochenlange Persistenz von Virus-RNA nachgewiesen Ob hierbei tatsaumlchlich in-fektioumlse Viruspartikel vorliegen und es zu faumlkalen Infektionsuumlbertragungen kommen kann ist bisher nicht abschlieszligend geklaumlrt26ndash31 Bei jedem Einzelfall einer infizierten Person gibt es zahlreiche Faktoren die auf die Transmission Einfluss haben z B Houmlhe der Infektionsdosis und Viruslast Groumlszlige der Parti-kel Temperatur Luftfeuchtigkeit Umgebung Raumluftwechselrate und das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung32 Uumlbertragungen im Auszligen bereich kommen insgesamt selten vor33 Bei Wahrung des Mindestabstandes sorgt die Luftbewe-gung im Freien fuumlr eine sehr geringe Uumlbertragungs-wahrscheinlichkeit Im Vergleich zu einer Trans-mission in geschlossenen Raumlumen schaumltzt eine im Preprint erschienene japanische Studie das Risiko fuumlr eine Uumlbertragung im Freien 19-mal niedriger ein34

Eine Uumlbertragung durch kontaminierte Oberflauml-chen ist theoretisch vorstellbar35 da SARS-CoV-2- Viren unter Laborbedingungen auf Flaumlchen eine gewisse Zeit lang infektioumls bleiben koumlnnen2536 Im Vergleich zur aerogenen SARS-CoV-2-Uumlbertragung wird die Bedeutung der Verbreitung des Virus durch kontaminierte Flaumlchen aktuell gering einge-schaumltzt3738 Die Inkubationszeit betraumlgt 2 ndash 14 Tage (im Durchschnitt 5 ndash 6 Tage)3940 Als Haupteintritts-pforten fuumlr SARS-CoV-2 gelten die Schleimhaumlute des Nasen-Rachen-Raums eine Aufnahme via Kon-junktiven und Traumlnennasengang wird diskutiert konnte allerdings bislang nicht eindeutig belegt werden41ndash43

11Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Zielzellen von SARS-CoV-2 sind unter anderem nasale und bronchioalveolaumlre Epithelzellen an die das Spike-(S-)Glykoprotein des Virus uumlber den Angiotensin-Converting-Enzym-(ACE-)2-Rezeptor bindet um in die Wirtszelle einzudringen4445 Fuumlr etliche Impfstoffkandidaten ist das Glykoprotein S eine zentrale Zielstruktur Eine hohe ACE-2-Rezep-tor-Dichte besteht z B im Atemwegstrakt aber auch im Darm an Gefaumlszligzellen in der Niere und im Herzmuskel

Fuumlr die Basisreproduktionszahl (R0) von SARS-CoV-2 wurde in mehreren systematischen Reviews ein mittlerer Wert (Median) von 33 bis 38 ermit-telt46ndash48 Durch infektionspraumlventive Maszlignahmen wie z B Abstand halten das Tragen von Mund- Nase-Bedeckungen regelmaumlszligiges Luumlften geschlos-sener Raumlume Isolation Infizierter und Quarantaumlne von Kontaktpersonen kann die natuumlrliche Uumlbertra-gungsrate deutlich gesenkt werden4647 Im Gegen-satz zum SARS (Severe Acute Respiratory Syndro-me)-Virus kann SARS-CoV-2 bereits durch infizier-te aber (noch) asymptomatische Personen uumlbertra-gen werden394950 Dies erschwert die Eindaumlmmung einer Pandemie wesentlich Umso bedeutender ist bei COVID-19 der Schutz der Bevoumllkerung durch eine praumlventive Impfung

4 COVID-19 Krankheitsbild COVID-19 ist primaumlr eine Erkrankung des Respira-tionstraktes die nach der Infektion mit dem SARS-CoV-2-Erreger auftreten kann Das klinische Bild von COVID-19 ist zwar individuell sehr unterschied-lich ausgepraumlgt aber kennzeichnend sind Fieber Schnupfen trockener anhaltender Husten Atem-not Muumldigkeit sowie eine Stoumlrung des Geruchs- undoder Geschmackssinns bis hin zur voruumlberge-henden Anosmie Es koumlnnen eine Vielzahl weiterer Symptome und klinischer Zeichen vorkommen wie z B Hals- und Kopfschmerzen Glieder- und Mus-kelschmerzen Appetitlosigkeit Gewichtsverlust Uumlbelkeit Erbrechen Bauchschmerzen Diarrhouml Konjunktivitis oder Angina pectoris51ndash53

Der Krankheitsverlauf variiert hinsichtlich Sympto-matik und Schwere Es koumlnnen asymptomatische symptomarme oder schwere Infektionen mit Pneu-monie und weiteren Organbeteiligungen auftreten

die zum Lungen- und Multiorganversagen bis zum Tod fuumlhren koumlnnen54 Auch andere Organmanifesta-tionen sind moumlglich ndash am Herzen55 und am Gefaumlszlig-system56 an der Niere57 am ZNS58 an Leber und Gastrointestinaltrakt59 Prauml- und asymptomatische SARS-CoV-2-Infektionen sind epidemiologisch be-deutsam da sie unbemerkt zur Weiterverbreitung von SARS-CoV-2 beitragen In juumlngeren Altersgrup-pen insbesondere bei Kindern und Jugendlichen sind schwere Verlaumlufe seltener60 und asymptomati-sche SARS-CoV-2-Infektionen haumlufiger Insgesamt gibt es unterschiedliche Angaben uumlber den Anteil an asymptomatischen Infektionen Basierend auf Daten des COVID-19-Ausbruches auf dem Kreuz-fahrtschiff Diamond Princess mit uumlberwiegend aumllte-ren Menschen liegt der Anteil asymptomatischer Infektionen bei 18 61 Mittels serologischer Unter-suchungen die im Anschluss an den COVID-19- Ausbruch in Heinsberg durchgefuumlhrt wurden wur-de ein Anteil von 22 asymptomatischer Infektio-nen bestimmt62 Ein systematischer Review ergab eine Rate von asymptomatischen Infektionen von bis zu 45 63 Die Analyse von 44415 COVID-19- PatientInnen in WuhanChina ergab bei 81 der PatientInnen einen milden bei 14 einen schwe-ren und bei 5 der PatientInnen einen intensiv-pflichtigen Verlauf64 Nehmen die respiratorischen Symptome an Schwere zu fuumlhrt die Hypoxie ein-hergehend mit einer ausgepraumlgten Luftnot zur sta-tionaumlren Aufnahme Besonders betroffen sind aumlltere Personen gt 60 Jahre und Personen mit Vorerkran-kungen65 Das durchschnittliche Alter der diagnos-tizierten COVID-19-PatientInnen wird durch die Testhaumlufigkeit in unterschiedlichen Gruppen beein-flusst Zu Beginn der Pandemie war das Durch-schnittsalter der erkrankten PatientInnen houmlher da vor allem symptomatische PatientInnen getestet wurden Im Zeitraum von MaumlrzApril 2020 bis JuniJuli 2020 hat sich das mediane Alter der diag-nostizierten SARS-CoV-2- Infizierten signifikant re-duziert und ist von 408 Jahren (Interquartilsab-stand [IQR] 290 ndash 541) auf 358 Jahre (IQR 240ndash502) in den USA zuruumlckgegangen66 In einer Meta-analyse in die Daten aus 34 geografischen Regionen einflossen wurde die altersspezifische Fallsterblich-keitsrate berechnet Der Zusammenhang zwischen Alter und Fallsterblichkeitsrate war exponentiell 0002 im Alter von 10 Jahren 001 im Alter von 25 Jahren 04 im Alter von 55 Jahren 14 im Al-

12Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ter von 65 Jahren 46 im Alter von 75 Jahren 15 im Alter von 85 Jahren67 In einer weiteren Metana-lyse wurde das geschlechtsspezifische COVID-19- Sterberisiko in Europa ermittelt Daten von 23 Laumln-dern die die Zahl von COVID-19-Faumlllen und -Todes-faumlllen nach Geschlecht berichteten wurden gepoolt Die Stichprobe schloss 484919 Maumlnner und 605229 Frauen mit COVID-19 ein Das Risiko an COVID-19 zu sterben war bei Maumlnnern signifikant erhoumlht (RR = 16 95 KI 153 ndash 168)6869

Ein Teil der COVID-19-PatientInnen hat sich auch Wochen oder Monate nach Beginn der Erkrankung noch nicht wieder erholt und leidet weiterhin unter schweren Allgemeinsymptomen Daten aus Eng-land deuten darauf hin dass etwa 40 der hospita-lisierten Erkrankten laumlngerfristige Unterstuumltzung benoumltigen und bei etwa 10 der nicht hospitalisier-ten mild Erkrankten Symptome laumlnger als 4 Wo-chen andauern70

Besonders haumlufig wird uumlber Luftnot Muskelschmer-zen Gedaumlchtnisstoumlrungen Schlaf- und Konzentra-tionsstoumlrungen eine ausgepraumlgte Erschoumlpfung und Muumldigkeit berichtet71ndash73 Unter diesen PatientInnen sind nicht nur diejenigen die sich von einer schwe-ren stationaumlr behandelten oder intensivpflichtigen Erkrankung erholen sondern auch solche mit ei-nem eher milden Krankheitsverlauf In einer pros-pektiven Beobachtungsstudie wurden zwischen April und Juni 2020 100 Rekonvaleszenten unab-haumlngig von der Auspraumlgung der Symptomatik im Durchschnittsalter von 49 Jahren nach einer durch-gemachten COVID-19-Erkrankung untersucht und mit gesunden Alters-gepaarten Kontrollen vergli-chen In der kardiovaskulaumlren Magnetresonanz-tomografie (CMR) die zwei bis drei Monate (im Mit-tel 71 Tage (Spanne 64ndash 92)) nach der COVID-19- Diagnose erfolgte zeigten 78 eine Herzbeteili-gung und 60 eine fortbestehende myokardiale Entzuumlndung unabhaumlngig von vor der COVID-19- Erkrankung bestehenden Symptomen74 Ein syste-matischer Review der die Folgen von COVID-19 auf die psychische Gesundheit untersuchte stellte fest dass ein hoher Anteil der Rekonvaleszenten an post-traumatischen Belastungsstoumlrungen Angststoumlrun-gen oder Depressionen leidet Es berichteten 21 der PatientInnen die schon vor der COVID-19- Erkrankung eine psychiatrische Erkrankung hatten

uumlber eine Symptomverschlechterung75 Die Ursa-chen der Langzeitfolgen von COVID-19 sind unklar und hinsichtlich der Prog nose und moumlglicher Therapie optionen besteht dringender Forschungs-bedarf71

5 ImmunitaumltEine SARS-CoV-2-Infektion induziert innerhalb von zwei Wochen nach Symptombeginn die Bildung von Antikoumlrpern76 Neutralisierende Antikoumlrper sind im Median in der zweiten Woche nach Symptom-beginn nachweisbar77ndash79 Bei der Mehrzahl der un-tersuchten Personen bleiben die Antikoumlrperkonzen-trationen uumlber einen Zeitraum von mindestens fuumlnf Monaten relativ stabil Niedrigere Antikoumlrperkon-zentrationen und ein schnellerer Ruumlckgang wurden bei Personen beobachtet die einen asymptomati-schen oder sehr milden Verlauf hatten im Vergleich zu moderat oder schwer Erkrankten80 Zur Persis-tenz von Antikoumlrpern uumlber diesen Zeitraum hinaus lassen sich im Moment noch keine Aussagen tref-fen Zusaumltzlich wurde bei Erkrankten eine T-Zell- Reaktivitaumlt gegen unterschiedliche SARS-CoV-2-Proteine festgestellt die sowohl an der Schutzver-mittlung als auch an der pulmonalen Immunpatho-logie sowie der Zytokin-Ausschuumlttung beteiligt sein kann81ndash86 SARS-CoV-2-spezifische-T-Zellen konnten auch bei Infizierten nachgewiesen werden die kei-ne Antikoumlrpertiter aufwiesen und asymptomatisch waren87 Ob spezifische T-Zellen auch bei fehlen-dem Antikoumlrpernachweis Schutz bieten ist noch unklar

Seltene Faumllle von Reinfektionen und Zweiterkran-kungen sind beschrieben bei denen mittels Genomsequenzierung nachgewiesen werden konn-te dass die Viren die waumlhrend der Krankheitsepiso-den nachgewiesen wurden unterschiedlich waren es sich also nicht um eine protrahierte Virusaus-scheidung derselben Infektion handelte88ndash92 Re-infektionen bei endemischen Coronaviren (HCoV) kommen vor und die HCoV-Immunitaumlt nimmt mit der Zeit ab9394 Es ist nicht bekannt ob eine Reinfek-tion mit einer Transmission einhergehen kann Zweiterkrankungen sind nach bisherigem Kenntnis-stand selten und wurden vor allem im Zusammen-hang mit einer Immundefizienz beobachtet

13Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

In-vitro-Untersuchungen lassen die Vermutung zu dass es nach vorangegangenen Infektionen mit HCoV zu einer kreuzreaktiven Immunantwort auf SARS-CoV-2 kommen kann95 Zur Frage ob es nach HCoV-Infektionen zur Bildung neutralisierender Antikoumlrper gegen SARS-CoV-2 kommt liegen kont-roverse Daten vor9596 Klinische Daten zu einem (par-tiellen) Schutz vor COVID-19 durch fruumlher durchge-machte HCoV-Infektionen wurden bislang nicht er-hoben Praumlexistente SARS-CoV-2-reaktive CD4+ Ge-daumlchtnis-T-Zellen bei Menschen ohne bisherige SARS-CoV-2-Exposition die moumlglicherweise auf vo-rangegangene HCoV-Infektionen zuruumlckzufuumlhren sind koumlnnen sowohl an der Kontrolle als auch an der Pathologie von COVID-19 beteiligt sein9799

6 COVID-19-Epidemiologie in Deutschland

61 IfSG-Meldedaten (Datenstand 19012021)Die Daten zur COVID-19-Epidemiologie beruhen auf den Meldedaten die nach dem Infektions-schutzgesetz (IfSG) erhoben und an das Robert Koch-Institut (RKI) uumlbermittelt werden Alle labor-diagnostischen PCR-Nachweise von SARS-CoV-2

werden unabhaumlngig vom Vorhandensein oder der Auspraumlgung einer klinischen Symptomatik als COVID-19-Faumllle gewertet Die Infektionsausbrei-tung hat in Deutschland und auch weltweit eine wechselhafte Dynamik und daher gibt die Darstel-lung der Epidemiologie vielfach nur eine Moment-aufnahme wieder Die ersten COVID-19-Faumllle traten in Deutschland im Januar 2020 auf Mit Datenstand 19012021 wurden 1716200 labordiagnostisch be-staumltigte COVID-19-Faumllle an das RKI uumlbermittelt knapp 141000 Faumllle (82 ) wurden hospitalisiert 47622 Personen (28 ) sind verstorben Dies ent-spricht einer kumulativen Inzidenz von 2467 COVID-19 Faumlllen100000 Einwohnern Im Maumlrz haben die taumlglich uumlbermittelten Fallzahlen in Deutschland deutlich zugenommen und die erste Infektionswelle erreichte ihr Maximum Mitte Maumlrz mit knapp 6000 taumlglich uumlbermittelten Faumlllen Um die Pandemie einzudaumlmmen wurde Mitte Maumlrz 2020 auf Basis eines Bund-Laumlnder-Beschlusses ent-schieden eine weitgehende Einschraumlnkung des oumlffentlichen Lebens umzusetzen Der erste bdquoLock-downldquo fuumlhrte zu einem deutlichen Ruumlckgang der Infektionsfallzahlen die sich zwischen Mitte Mai und Mitte Juli auf einem niedrigen Niveau stabili-sierten Seit Anfang September nahmen die Fallzah-

0903 2303 0604 2004 0405 1805 0106 1506 2906 1307 2707 1008 2408 0709 2109 0510 1910 0211 1611 3011 1412 2812 1101

Anzahl uumlbermittelte COVID-19-Faumllle

Erkrankungsbeginn ersatzweise Meldedatum (2020)

30000

27500

25000

22500

20000

17500

15000

12500

10000

7500

5000

2500

0

Erkrankungsbeginn Meldedatum

Abb 1 | Anzahl der an das RKI uumlbermittelten COVID-19-Faumllle nach Erkrankungsbeginn ersatzweise nach Meldedatum seit dem 01032020 (Stand 19012021)

14Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

len wieder deutlich zu Aktuell ereignet sich eine zweite weit intensivere Infektionswelle Ab Anfang November galt bundesweit ein zweiter bdquoTeil-Lock-downldquo der ab Mitte Dezember ausgeweitet und kuumlrzlich bis Mitte Februar 2021 verlaumlngert wurde Das bisherige Maximum der zweiten Infektions-welle wurde Mitte Dezember mit mehr als 28600 Erkrankungsfaumlllen taumlglich erreicht (s Abb 1)

Bezuumlglich der regionalen Verteilung kann man aktuell feststellen dass sich SARS-CoV-2 flaumlchen-deckend im Bundesgebiet ausgebreitet hat Mitte Januar (Stand 19012021) wurden aus allen 412 Kreisen COVID-19-Faumllle gemeldet Die 7-Tage- Inzidenz liegt in 277 Kreisen (67) bei gt 100 Faumll-len100000 Einw und davon in 32 Kreisen bei gt 250 Faumlllen100000 Aktuelle Inzidenzwerte der Landkreise koumlnnen dem RKI-Dashboard entnom-men werden (httpscoronarkide)

Im Rahmen der ersten SARS-CoV-2-Infektionswelle wurden die houmlchsten woumlchentlichen Inzidenzen bei den gt 80-Jaumlhrigen mit 81 Faumlllen100000 Einw gemessen Bei den 15 ndash 69-Jaumlhrigen lag das woumlchent-liche Maximum niedriger und betrug 44 ndash 53 Faumllle 100000 Einw Bei Kindern und Jugendlichen lagen

die woumlchentlichen Inzidenzen zwischen 7 ndash 10 100000 und waren damit am niedrigsten von allen Altersgruppen Im Mai und Juni gingen die Infek-tionszahlen in allen Altersgruppen zuruumlck Ab An-fang Juli nahmen die Fallzahlen leicht zu blieben aber bis auf die erhoumlhten Werte bei den 15 ndash 34-Jaumlh-rigen bis Mitte September auf einem stabilen Niveau mit woumlchentlich weniger als 20 Faumlllen100000 Einw Danach setzte eine exponentielle Zunahme in allen Altersgruppen ein Zum Ende des Jahres 2020 (51 Meldewoche) erreichten die woumlchentlichen Inzi-denzen das bisherige Maximum mit Werten zwi-schen 80100000 bei den 0ndash4-Jaumlhrigen und 370 100000 bei den ge 80-Jaumlhrigen (s Abb 2) Seitdem gehen die Fallzahlen in allen Altersgruppen konti-nuierlich zuruumlck

COVID-19 tritt in allen Altersgruppen auf In Deutschland sind Frauen (53) etwas haumlufiger als Maumlnner (47) betroffen Die houmlchsten altersspezi-fischen Inzidenzen werden bei den 20ndash29-Jaumlhrigen und den gt 80-Jaumlhrigen gemessen und die niedrigs-ten Inzidenzen bei Kindern im Alter von lt 10 Jah-ren (s Abb 3) Die niedrigen Inzidenzen bei den 60 ndash 79-Jaumlhrigen lassen vermuten dass Personen in dieser Altersgruppe sich bestaumlndiger an die emp-

Meldewoche

Abb 2 | Uumlbermittelte COVID-19-Faumllle100000 Einwohner in Deutschland nach Altersgruppen und Meldewoche (KW 102020 ndash 022021 Stand 1912021)

COVID-19-Faumllle100000 Einwohner

3500

3000

2500

2000

1500

1000

500

00

0 ndash 4 Jaumlhrige

5 ndash 14 Jaumlhrige

15 ndash 34 Jaumlhrige

35 ndash 59 Jaumlhrige

60 ndash 79 Jaumlhrige

80 + Jaumlhrige

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 1 2

15Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Klinisches Merkmal Grundgesamtheit Anzahl ()

Husten 1291801 513110 (40)

Fieber 1291801 349804 (27)

Schnupfen 1291801 358414 (28)

Halsschmerzen 1291801 271108 (21)

Pneumonie 1291801 17945 (1)

Geruchs- oder Geschmacksverlust

1146965 246578 (21)

Tab 1 | COVID-19-relevante oder haumlufig genannte Symptome bzw klinische Zeichen (Stand 19012021)

Aufgrund mangelnder Diagnostik und ggf unterlassener Meldungen wird von einer deutlichen zahlenmaumlszligigen Untererfassung ausgegangen Geruchs und Geschmacksverlust werden erst seit der 17 Kalenderwoche 2020 erfasst

fohlenen Kontaktbeschraumlnkungen halten und so Infektionen verhindern koumlnnen In den houmlheren Altersgruppen steigt der Anteil an Menschen die in Pflegeheimen leben und hier ist das Risiko fuumlr COVID-19-Ausbruumlche und damit das Infektionsri-siko besonders hoch

Fuumlr 1291801 (63) der uumlbermittelten Faumllle liegen klinische Informationen vor In Tabelle 1 werden die Anzahl und Anteile der bei COVID-19 haumlufig ge-nannten Symptome bzw klinischen Zeichen darge-stellt Seit der 17 Kalenderwoche 2020 kann fuumlr COVID-19-Faumllle auch Geruchs- und Geschmacks - verlust als Symptom in einer eigenen Uumlbermittlungs-kategorie angegeben werden Von 1146965 Faumlllen die neu in dieser Kategorie erfasst wurden und Anga-ben zur Klinik enthalten haben 246578 (21) min-destens eines dieser beiden Symp tome angegeben

Der Anteil stationaumlr versorgter Faumllle steigt mit dem Alter kontinuierlich an er betraumlgt bei den 50 ndash 59- Jaumlhrigen 5 und bei den 80 ndash 89-Jaumlhrigen 26 Mit weiter steigendem Alter geht der Anteil stationaumlr versorgter COVID-19-Faumllle wieder zuruumlck er betraumlgt bei den ge 90-Jaumlhrigen 18 (s Abb 4) Maumlnner

(76 ) werden etwas haumlufiger hospitalisiert als Frauen (63 ) Der Ruumlckgang des Anteils stationaumlr behandelter PatientInnen bei den Hochbetagten ist moumlglicherweise darauf zuruumlckzufuumlhren dass man aufgrund des hohen Alters eine Krankenhausein-weisung vermeiden moumlchte

Abb 3 | Uumlbermittelte COVID-19-Faumllle100000 Einwohner (kumulative Inzidenz) in Deutschland nach Altersgruppen und Geschlecht (Stand 19012021)

weiblichmaumlnnlich

COVID-19-Faumllle100000 Einwohner

7000

6000

5000

4000

3000

2000

1000

0

90 ndash 99 100 +80 ndash 8970 ndash 7960 ndash 6950 ndash 5940 ndash 4930 ndash 3920 ndash 2910 ndash 190 ndash 9

Altersgruppe (Jahre)

16Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Insgesamt wurden bis zum 19012021 47622 COVID-19-Todesfaumllle an das RKI uumlbermittelt Es handelt sich dabei um Menschen die an oder mit COVID-19 gestorben sind Von den Todesfaumlllen sind 42287 (89) Personen 70 Jahre und aumllter das mediane Alter der Verstorbenen betraumlgt 84 Jahre (s Tab 2) Der extrem hohe Anteil an Todesfaumlllen bei den ge 70-Jaumlhrigen wird deutlich wenn man im Vergleich dazu ihren Anteil von 15 an der Gesamt-zahl der uumlbermittelten COVID-19- Faumllle betrachtet

Der Anteil verstorbener Personen an allen uumlbermit-telten COVID-19-Faumlllen liegt bei den le 59-Jaumlhrigen unter 03 Die Zahl der Verstorbenen nimmt mit zunehmendem Alter kontinuierlich zu und steigt

von 15 bei den 60 ndash 69-Jaumlhrigen auf 64 bei den 70 ndash 79-Jaumlhrigen auf 125 bei den 80 ndash 89- Jaumlhrigen und 158 bei den ge 90-Jaumlhrigen an (s Abb 5) Maumlnner versterben etwas haumlufiger als Frauen (25 versus 21 ) Der Anteil Verstorbener an allen Faumlllen ist im Verlauf der Pandemie zuruumlck-gegangen Zu Beginn war der Anteil an Personen die ohne COVID-19-spezifische Symptome oder milde Symptome getestet wurden aufgrund der eingeschraumlnkten Testmoumlglichkeiten gering Das hat sich inzwischen geaumlndert so dass durch das groszlige Testangebot auch Faumllle entdeckt werden die zu Be-ginn der Pandemie nicht diagnostiziert worden wauml-ren In der deskriptiven Analyse der deutschen COVID-19-Meldedaten zeigen sich hinsichtlich der

GeschlechtAltersgruppe (in Jahren)

0 ndash 9 10 ndash 19 20 ndash 29 30 ndash 39 40 ndash 49 50 ndash 59 60 ndash 69 70 ndash 79 80 ndash 89 90 +

maumlnnlich 4 3 25 55 178 883 2502 5962 11292 3692

weiblich 6 ndash 14 29 90 349 1069 3237 10922 7182

gesamt 10 3 39 84 268 1232 3571 9199 22214 10874

Tab 2 | Uumlbermittelte COVID-19-Todesfaumllle nach Altersgruppe und Geschlecht (Angaben verfuumlgbar fuumlr 47494 Todesfaumllle (Stand 19012021) Vier Faumllle der lt 20-Jaumlhrigen werden derzeit noch validiert

Anteil HospitalisierteAnzahl uumlbermittelter COVID-19-Faumllle

90 +80 ndash 8970 ndash 7960 ndash 6950 ndash 5940 ndash 4930 ndash 3920 ndash 2910 ndash 190 ndash 9

350000

300000

250000

200000

150000

100000

50000

0

30

20

10

0

NeinJa Anteil Hospitalisierter

Abb 4 | Relativer Anteil der hospitalisierten COVID-19-Faumllle in Deutschland nach Altersgruppen (Stand 19012021)

Altersgruppe (Jahre)

17Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Krankheitsschwere geschlechtsspezifische Unter-schiede Bei den hospitalisierten COVID-19-Faumlllen uumlberwog der Anteil der Maumlnner mit 55 Noch deutlicher war der Unterschied in Bezug auf Patient-Innen die intensivmedizinisch behandelt wurden hier betrug der Anteil der Maumlnner 70 100

AusbruchsgeschehenDie Epidemiologie von COVID-19 wird aufgrund der hohen Infektiositaumlt von Ausbruumlchen in verschie-denen Situationen bzw Umfeldern bestimmt Etwa ein Viertel der insgesamt gemeldeten COVID-19- Faumllle laumlsst sich Ausbruumlchen zuordnen wobei die An-gaben zum Umfeld haumlufig unvollstaumlndig waren Bei ca 33 der Ausbruumlche handelt es sich um kleinere Ausbruumlche mit 2 ndash 4 Faumlllen In der ersten Infektions-welle konnten viele COVID-19-Faumllle Ausbruumlchen in Senioren- und Pflegeheimen Krankenhaumlusern und Fluumlchtlingsunterkuumlnften zugeordnet werden In den KW 23 ndash 32 zwischen den Infektionswellen wurde haumlufiger der Arbeitsplatz oder der private Haushalt als wahrscheinliches Infektionsumfeld angegeben Zu den Ausbruumlchen am Arbeitsplatz ge-houmlren auch Ausbruumlche in fleischverarbeitenden Be-trieben die einen groszligen Anteil an den Faumlllen zu Beginn des Sommers ausmachten Ab Mitte August

war der groumlszligte Anteil der Faumllle durch Ausbruumlche in privaten Haushalten verursacht Seit Anfang Sep-tember ist der Anteil an Ausbruumlchen in Alten- und Pflegeheimen kontinuierlich und deutlich gestie-gen Seitdem wurden uumlber 76500 Faumllle aus diesen Einrichtungen gemeldet Bei Ausbruumlchen in Alten- und Pflegeheimen sind meist mehrere Bewohner-Innnen bzw MitarbeiterInnen betroffen 98 der Ausbruumlche haben 5 und mehr Faumllle

Fuumlr weitere detaillierte Informationen und aktuelle Daten wie z B die regionale Verteilung von COVID-19 und Angaben zu den intensivmedizi-nisch behandelten COVID-19-PatientInnen wird auf die taumlglichen Situationsberichte des RKI zu COVID-19 verwiesen

62 Epidemiologische Daten aus anderen DatenquellenDie Deutsche Gesellschaft fuumlr paumldiatrische Infektiologie (DGPI) sammelt seit Mitte Maumlrz 2020 die Daten hospitalisierter Kinder und Jugendlicher mit COVID-19 in Deutschland in einem Register mit dem Ziel die Epidemiologie und klinischen Charak-teristika dieser Faumllle zu untersuchen101102 In der

Abb 5 | Relativer Anteil der verstorbenen COVID-19-Faumllle in Deutschland nach Altersgruppen (Stand 19012021)

NeinJa Anteil Verstorbener350000

300000

250000

200000

150000

100000

50000

0

20

15

10

5

0

90 +80 ndash 8970 ndash 7960 ndash 6950 ndash 5940 ndash 4930 ndash 3920 ndash 2910 ndash 190 ndash 9

Anzahl uumlbermittelter COVID-19-Faumllle Anteil Verstorbener

Altersgruppe (Jahre)

18Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Mehrzahl der Faumllle blieb der Verlauf ohne wesentli-che Komplika tionen

Die Deutsche Gesellschaft fuumlr Perinatale Medizin er-forscht mit der am 03042020 gestarteten CRONOS Register-Studie Auswirkungen einer Infektion mit SARS-CoV-2 auf die Gesundheit von Muumlttern und ihren Neugeborenen mit den Zielen eine Grundla-ge fuumlr die Beratung infizierter Schwangerer und die Betreuung der Neugeborenen zu schaffen die auf in Deutschland erhobenen Daten beruht und durch regelmaumlszligige Aktualisierungen auf die Dynamik der Entwicklung einzugehen103 Mit Stand vom 16 Januar 2021 waren 1008 Patientinnen registriert von denen 742 bereits entbunden waren 658 waren zwischen-zeitlich von COVID-19 genesen 43 (58 ) Frauen wurden wegen COVID-19 intensivmedizinisch be-handelt Eine Zwischenauswertung der Daten vom 01102020 zeigte dass bei der Mehrzahl der inten-sivmedizinisch behandelten Patientinnen keine speziellen Risikofaktoren vorlagen In neun der da-mals 14 registrierten Faumllle hatte die SARS-CoV-2-Infek tion die Entscheidung zur Beendigung der Schwangerschaft oder den Geburtsmodus beein-flusst104 Die Raten von Fruumlhgeburten und Kaiser-schnittentbindungen lagen im Vergleich zum bun-desdeutschen Durchschnitt vergangener Jahre leicht houmlher jedoch geringer im Vergleich zu inter-national publizierten Daten105

63 SeropraumlvalenzdatenErgebnisse (Datenstand vom 05112020) einer vom RKI uumlberregional durchgefuumlhrten Seropraumlvalenz-studie in der Seren von 50000 erwachsenen Blut-spenderInnen untersucht wurden zeigten einen Positivenanteil mit spezifischen Antikoumlrpern gegen SARS-CoV-2 von 135 6 Die Seropraumlvalenz war bei Maumlnnern signifikant houmlher als bei Frauen (166 vs 096 ) Eine Seropraumlvalenzstudie mit Blut-entnahmen zwischen Ende Mai und Ende Juni 2020 unter 1538 Schuumller Innen der Klassenstufen 8 bis 11 in 13 Schulen in Sachsen ermittelte einen Po-sitivenanteil von 07106 In Bayern wurden zwi-schen Januar und Juli 2020 uumlber 11000 Blutproben von Kindern und Jugend lichen auf SARS-CoV-2-An-tikoumlrper untersucht Es zeigten sich erhebliche regi-onale Unterschiede jedoch keine signifikanten Un-terschiede bzgl Alter oder Geschlecht Der Anteil seropositiver Kinder und Jugendlicher lag fuumlr den

Zeitraum von April bis Juli im Durchschnitt bei 087 Die Autoren postulierten dass die Zahl se-ropositiver Kinder und Jugendlicher in Bayern sechsmal houmlher laumlge als die Zahl der gemeldeten SARS-CoV-2-Infektionen mit PCR-Nachweis fuumlr diese Altersgruppe im selben Zeitraum107 Aller-dings muss bedacht werden dass zum angegeben Zeitraum Tests nur eingeschraumlnkt verfuumlgbar waren und dementsprechend Untersuchungen mit hoher Wahrscheinlichkeit prioritaumlr bei Personen mit schweren Symptomen durchgefuumlhrt wurden Kin-der und Jugendliche mit leichteren Beschwerden hatten moumlglicherweise nur eingeschraumlnkten Zu-gang zu PCR-Testungen

7 COVID-19-Impfstoffe

Uumlberblick uumlber die im Zulassungsverfahren befindlichen Impfstoffe In diesem Kapitel werden Impfstoffe beschrieben fuumlr die Hersteller Zulassungsdaten bei der European Medicines Agency (EMA) eingereicht haben (s Tab 3) Eine Einreichung von Zulassungsdaten laumlsst keine Aussage uumlber den Zeitpunkt der Zulas-sung des Impfstoffs und dessen Verfuumlgbarkeit fuumlr die Durchfuumlhrung der Impfung in Deutschland zu Das Kapitel wird jeweils um neue Erkenntnisse zu den bereits beschriebenen Impfstoffen und ggf um Informationen zu weiteren Impfstoffen ergaumlnzt

71 Messenger-RNA-(mRNA-)ImpfstoffeBei den mRNA-Impfstoffen ist das virale Antigen gegen welches die Immunantwort induziert werden soll selbst gar nicht im Impfstoff enthalten Die mRNA kodiert jedoch fuumlr dieses Antigen Nach In-jektion von mRNA-Impfstoff wird die mRNA von Zellen des Geimpften aufgenommen Nach Eintritt der mRNA in das Zytoplasma der Zellen erfolgt die Synthese des spezifischen viralen Antigens durch Translation der mRNA an den Ribosomen In der Folge kommt es zu einer adaptiven Immunantwort gegen das virale Antigen Die mRNA-Impfstoffe stimulieren auch Mustererkennungsrezeptoren und loumlsen dadurch eine Reaktion des angeborenen Immunsystems aus Durch diese intrinsische Adjuvanz eigenschaft koumlnnen mRNA-Impfstoffe die Immunantwort gegen das Ziel-Protein zusaumltzlich stimulieren Die in den Impfstoffen enthaltene

19Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

mRNA wird innerhalb kurzer Zeit abgebaut Auf Grund biochemischer Unterschiede zwischen mRNA und DNA kann die mRNA des Impfstoffes nicht ohne weiteres in die DNA des humanen Ge-noms integrieren Auch die Umschreibung der nach der Impfung aufgenommenen RNA in eine doppelstraumlngige DNA ist nicht zu erwarten Vor der Zulassung von COVID-19-Impfstoffen wurden welt-weit noch keine mRNA-Impfstoffe zur Infektions-praumlvention zugelassen

Vorteile der mRNA-Impfstoffe sind dass sie kurz-fristig entwickelt sowie schnell und in groszligen Men-gen produziert werden koumlnnen

711 Comirnaty BNT162b2 (BioNTechPfizer)Bei dem von BioNTech produzierten Impfstoff Comirnaty (BNT162b2) handelt es sich um einen mRNA-Impfstoff der fuumlr ein optimiertes SARS-CoV-2-Spike-Protein (S) in voller Laumlnge kodiert Die mRNA-Molekuumlle sind in eine Lipid-Nanopartikel- Formulierung (LNP) integriert um diese vor Ein-tritt in das Zytoplasma der Ziel zelle vor extrazellu-laumlren Nukleasen zu schuumltzen und die Aufnahme der mRNA zu steigern108 Nach Eintritt der mRNA in das Zytoplasma der Zielzellen erfolgt die Synthe-se des Spike-Proteins durch Translation der mRNA an den Ribosomen109110 Die Zellen praumlsentieren das Spike-Protein den Immunzellen und induzieren so die gewuumlnschte Immunantwort gegen das Spike- Protein

Comirnaty ist fuumlr die Praumlvention von COVID-19 ab 16 Jahren zugelassen Die Impfung ist bei Uumlber-

empfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder seine sonstigen Bestandteile kontraindiziert Zur Koadmi-nistration mit anderen Impfstoffen sind bislang kei-ne Daten verfuumlgbar

Zur Anwendung der mRNA- Impfstoffe in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktuell keine Daten vor Die STIKO empfiehlt die generelle Imp-fung in der Schwangerschaft derzeit nicht Eine ak-zidentelle Impfung in der Schwangerschaft ist je-doch keine Indikation fuumlr einen Schwangerschafts-abbruch Schwangeren mit Vorerkrankungen und einem daraus resultierenden hohen Risiko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkrankung kann in Einzelfaumll-len nach Nutzen-Risiko-Abwaumlgung und nach aus-fuumlhrlicher Aufklaumlrung eine Impfung angeboten werden Die STIKO haumllt es fuumlr unwahrscheinlich dass eine Impfung der Mutter waumlhrend der Stillzeit ein Risiko fuumlr den Saumlugling darstellt

Die Immunogenitaumlt Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs bei Immunsupprimierten wurden bislang nicht untersucht Es ist zu erwarten dass die Wirksamkeit des Impfstoffs bei immunsuppri-mierten Personen in Abhaumlngigkeit von Art und Aus-maszlig der Immundefizienz geringer ist Hingegen ist in Analogie zu Totimpfstoffen nicht von einer redu-zierten Sicherheit des Impfstoffs bei immunsuppri-mierten Patienten auszugehen111

Challenge-Studien in Non Human Primates (NHP) zu BNT162b2Mit dem BNT162b2-Impfstoff wurden sog Challenge- Studien an Rhesusaffen durchgefuumlhrt112 Drei Grup-

Firma Impfstoffname Impfstofftyp Anzahl Dosen

Impfabstand nach

Fachinformation

Impfabstand nach STIKO- empfehlung

Applikation Stand EU Zulassungsver-fahren

BioNTechPfizer Comirnaty (BNT162b2) mRNA + LNP 2 21 Tage 3 ndash 6 Wochen im Zulassung am 21 Dez 2020

Moderna COVID-19-Vaccine Moderna

(mRNA-1273)

mRNA + LNP 2 28 Tage 4 ndash 6 Wochen im Zulassung am 06 Jan 2021

Astra-Zeneca Oxford University

COVID-19 Vaccine AstraZeneca (AZD1222)

Vektor-basiert ChAdOx1 nicht

replizierend

2 4 ndash 12 Wochen 9 ndash 12 Wochen

im Zulassung am 29 Jan 2021

Janssen-Cilag International NV

Ad26COV2S Adenovirus- 26-Vektor-

basiert nicht replizierend

1 oder 2 ndash ndash im rolling review seit 02 Dez 2020

Tab 3 | COVID-19-Impfstoffe fuumlr die ein rolling review bei der EMA eroumlffnet wurde Lipid-Nanopartikel-Formulierung

20Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

pen von jeweils sechs maumlnnlichen Rhesusaffen (2 ndash 4 Jahre alt) wurden mit BNT162b2 in einer Dosierung von 30 microg oder 100 microg oder mit Kochsalz-loumlsung (Kontrollen) in einem zwei-Dosen-Schema geimpft Die mit BNT162b2 geimpften Rhesusaffen zeigten spezifische Antikoumlrper mit geometrischen Mittelwerttiter-(GMT-)Werten die weit uumlber denen aus menschlichen Rekonvaleszentenseren lagen Ebenso wurde eine spezifische T-Zellantwort nach-gewiesen112 Fuumlnfundfuumlnfzig Tage nach der zweiten Dosis wurden die Rhesusaffen gegenuumlber SARS-CoV-2 intranasal und intratracheal exponiert Am ersten Tag nach Exposition wurde aus Nasenabstri-chen auch bei geimpften Tieren SARS-CoV-2 mit-tels PCR nachgewiesen nicht jedoch an den folgen-den Tagen Die Kontrolltiere dagegen hatten zu allen Untersuchungszeitpunkten positive Abstriche Virale RNA wurde aus bronchoalveolaumlrer Fluumlssig-keit bei zwei der drei Kontrolltiere am dritten Tag nach Exposition nachgewiesen nicht jedoch bei den mit BNT162b2 geimpften Tieren In beiden Grup-pen (BNT162b2 und Kontrollen) zeigte keines der Tiere klinische Symptome Die beschriebene Studie ist daher eher als SARS-CoV-2-Infektionsmodell denn als COVID-19-Erkrankungsmodell zu werten

Daten aus Phase 12-Studien zu BNT162b2Der Impfstoff wurde in randomisierten klinischen Phase 1- und Phase 2-Studien untersucht113ndash115 Im Fruumlhjahr 2020 wurde in einer Placebo-kontrollier-ten Dosisfindungsstudie (NCT04368728) die Sicher-heit und Immunogenitaumlt des Impfstoffkandidaten BNT162b2 in drei verschiedenen Dosierungen bei jeweils 45 18 ndash 55- und 65 ndash 85-jaumlhrigen gesunden Erwachsenen nach zweimaliger i m-Gabe im Ab-stand von 21 Tagen untersucht115 Lokale und syste-mische unerwuumlnschte Nebenwirkungen wurden uumlber einen Zeitraum von sieben Tagen nach der je-weiligen Injektion untersucht

StudienteilnehmerInnen im Alter von 18 ndash 55 Jah-ren die 10 oder 20 μg BNT162b2 erhalten hatten berichteten zu 67 uumlber einen milden (Grad 1) bis moderaten (Grad 2) Schmerz an der Einstichstelle nach der ersten Dosis Nach erstmaliger Applikation von 30 μg berichteten 92 der ProbandInnen von mildem bis schwerem Schmerz (Grad 3) an der Ein-stichstelle Andere Lokalreaktionen (Roumltung und Schwellung) waren in allen drei Dosierungen nach

der ersten Dosis nicht oder nur mild ausgepraumlgt und wurden nach der zweiten Dosis nicht mehr be-obachtet Unter den aumllteren ProbandInnen (65 ndash 85 Jahre) war nach der ersten und zweiten Dosis in allen drei Dosierungsgruppen milder bis moderater Schmerz seltener beobachtet worden als unter den juumlngeren ProbandInnen Andere lokale Nebenwir-kungen traten in dieser Gruppe nicht auf

Systemische unerwuumlnschte Wirkungen (Fieber Abgeschlagenheit Schuumlttelfrost u a) wurden deut-lich haumlufiger in der juumlngeren als in der aumllteren Gruppe beobachtet Fieber war nach der zweiten Dosis bei 17 der Juumlngeren und 8 der Aumllteren in der 30 microg-Gruppe aufgetreten Abgeschlagenheit und Schuumlttelfrost traten in allen Dosierungsgrup-pen bei den Juumlngeren haumlufiger nach der ersten und zweiten Dosis auf als bei den Aumllteren (in der 30 microg-Gruppe trat Abgeschlagenheit bei 75 der Juumlngeren und 42 der Aumllteren und Schuumlttelfrost bei 58 der Juumlngeren und 17 der Aumllteren auf) Lo-kale oder systemische Grad 4 Ereignisse (d h mit Notfall-Arztbesuch oder Hospitalisierung) traten nicht auf Der Verbrauch von antipyretischer und Schmerzmedikation nahm dosierungsabhaumlngig zu und war nach der zweiten Impfstoffdosis houmlher als nach der ersten

Schwere unerwuumlnschte Nebenwirkungen traten nicht auf die Studie musste zu keinem Zeitpunkt aufgrund eines Auftretens unerwuumlnschter Wirkun-gen unterbrochen werden115

Sowohl bei juumlngeren als auch bei aumllteren Erwachse-nen provozierte BNT162b2 dosisabhaumlngig Titer (GMT) von SARS-CoV-2-GMT neutralisierenden Antikoumlrpern die mit den GMT eines Panels von SARS-CoV-2-Rekon valeszenz seren vergleichbar oder houmlher waren Da insbesondere bei aumllteren Erwachsenen BNT162b2 im Vergleich zu Kandi-daten mit niedrigeren Dosierungen der Firma BioNTechPfizer mit einer deutlich geringeren sys-temischen Reaktogenitaumlt assoziiert war wurde BNT162b2 nur in einer 30 microg-Dosierung fuumlr die anschlieszligende Phase 3-Studie verwendet

Daten aus Phase 3-Studien zu BNT162b2Siehe hierzu Kapitel 821

21Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

712 COVID-19-Impfstoff Moderna (mRNA-1273 Moderna)Der mRNA-Impfstoff von Moderna kodiert eben-falls fuumlr das SARS-CoV-2-Spikeglykoprotein (S-2P ) in voller Laumlnge Das Protein wurde in seiner Praumlfu-sionskonformation durch die Einfuumlhrung von zwei Prolin-Substitutionen stabilisiert Die mRNA ist in Lipid nanopartikel verpackt

Der COVID-19-Impfstoff Moderna ist fuumlr die Prauml-vention von COVID-19 ab 18 Jahren zugelassen Die Impfung ist bei Uumlberempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder seine sonstigen Bestandteile kon-traindiziert Zur Koadministration mit anderen Impfstoffen sind bislang keine Daten verfuumlgbar

Zur Anwendung der mRNA-Impfstoffe in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktuell keine Daten vor Die STIKO empfiehlt die generelle Imp-fung in der Schwangerschaft derzeit nicht Eine akzidentelle Impfung in der Schwangerschaft ist je-doch keine Indikation fuumlr einen Schwangerschafts-abbruch Schwangeren mit Vorerkrankungen und einem daraus resultierenden hohen Risiko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkrankung kann in Einzelfaumll-len nach Nutzen-Risiko-Abwaumlgung und nach aus-fuumlhrlicher Aufklaumlrung eine Impfung angeboten werden Die STIKO haumllt es fuumlr unwahrscheinlich dass eine Impfung der Mutter waumlhrend der Stillzeit ein Risiko fuumlr den Saumlugling darstellt Die Immuno-genitaumlt Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs bei Immunsupprimierten wurden bislang nicht un-tersucht Es ist zu erwarten dass die Wirksamkeit des Impfstoffs bei immunsupprimierten Personen in Abhaumlngigkeit von Art und Ausmaszlig der Immun-defizienz geringer ist Hingegen ist in Analogie zu Totimpfstoffen nicht von einer reduzierten Sicher-heit des Impfstoffs bei immunsupprimierten Pati-enten auszugehen

Challenge-Studien in Maumlusen zu mRNA-1273Mit dem mRNA-1273-Impfstoff wurden Challenge-Stu dien an Maumlusen durchgefuumlhrt116 Es konnte nach-gewiesen werden dass BALBcJ Maumluse die eine zweimalige i m Impfung im Abstand von drei Wo-chen mit 1 microg mRNA-1273 erhalten hatten nach ei-nem Challenge-Versuch mit SARS-CoV-2 der fuumlnf oder 13 Wochen nach der zweiten Impfstoffdosis durchgefuumlhrt worden war vollstaumlndig geschuumltzt wa-

ren und eine Virusreplikation in der Lunge nicht nachweisbar war Bei sechs von sieben Maumlusen fuumlhrte die mRNA-1273-induzierte Immunitaumlt dazu dass nach der Exposition mit SARS-CoV-2 auch kei-ne Virusreplikation in der Nase nachweisbar war Es konnte ebenfalls gezeigt werden dass der erzielte Schutz dosisabhaumlngig war Eine zweimalige Imp-fung mit 01 microg mRNA-1273 reduzierte die Viruslast in der Lunge um das 100-fache waumlhrend eine Impf-stoffdosierung von 001 microg die Viruslast nur um das 3-fache reduzierte Maumluse die 1-malig mit 1 oder 10 microg mRNA-1273 immunisiert worden sind erwie-sen sich bei einer Challenge-Infektion 7 Wochen nach der Impfung als komplett geschuumltzt waumlhrend Tiere die nur 01 microg mRNA-1273 erhalten hatten eine unveraumlnderte Virusreplikation aufwiesen116

Challenge-Studien in Non Human Primates (NHP) zu mRNA-1273Mit dem mRNA-1273-Impfstoff wurden Challenge- Studien an Rhesusaffen durchgefuumlhrt117 Drei Grup-pen mit jeweils acht Rhesus-Affen (50 weiblich) im Alter von drei bis sechs Jahren wurden mit mRNA-1273 in einer Dosierung von 10 microg oder 100 microg oder mit Kochsalzloumlsung (Kontrollen) in einem Zwei-Dosenschema im Abstand von vier Wo-chen geimpft und vier Wochen nach der zweiten Impfung mit SARS-CoV-2 intranasal und intra-tracheal infiziert Die Antikoumlrper- und T-Zellantwort wurde vor und nach der SARS-CoV-2-Exposition im oberen und unteren Atemwegstrakt bestimmt Der Nachweis einer aktiven Virusreplikation von SARS-CoV-2 und viralem Genmaterial erfolgte in der bron-choalveolaumlren Lavage (BAL) im Nasenabstrich und im Lungengewebe mittels quantitativer PCR und Immunhistologie bzw in situ Hybridisierung Die mit mRNA-1273 geimpften Primaten entwickelten unabhaumlngig von der eingesetzten Impfstoffdosie-rung Antikoumlrpertiter die houmlher waren als die in hu-manen Rekonvaleszentenseren die GMT-Werte be-trugen 501 in der 10 microg-Dosierung und 3481 in der 100 microg-Dosierung Gleichzeitig wurde eine T-Helfer-zelle 1-(TH1-)basierte CD4-T-Zellantwort ausgeloumlst aber nur eine niedrige oder nicht nachweisbare CD8-T-Zellantwort In den mit mRNA-1273 geimpf-ten Tieren war in sieben von acht Tieren in beiden Dosisgruppen im Challenge-Versuch zwei Tage nach der Exposition keine Virusreplikation in der BAL nachweisbar Ebenso war im Nasenabstrich

22Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

von allen acht Tieren in der 100 microg-Dosis-Gruppe eine Virusreplikation nicht detektierbar Unabhaumln-gig von der Gruppenzugehoumlrigkeit traten in den Lungen der geimpften Tiere nur geringe Entzuumln-dungszeichen auf und es lieszlig sich nur wenig Virus- RNA bzw Virusantigen nachweisen Die zweimali-ge Impfung von Rhesusaffen mit mRNA-1273 indu-ziert eine robuste neutralisierende Antikoumlrperant-wort und vermittelt einen wirksamen Schutz vor SARS-CoV-2-Infektion in den oberen und unteren Atemwegen

Daten aus Phase 1-Studien zu mRNA-1273Die Sicherheit Reaktogenitaumlt und Immunogenitaumlt des Impfstoffs mRNA-1273 wurden in einer offenen Phase 1-Dosisfindungsstudie (NCT04283461) im Fruumlhjahr 2020 untersucht die 45 gesunde Erwach-sene aus Atlanta und Seattle im Alter von 18 bis 55 Jahren einschloss118 Vor Studieneinschluss wur-de kein SARS-CoV-2-Screening zum Ausschluss einer vorausgegangenen Infektion durchgefuumlhrt Zwei Impfstoffdosen in den Dosierungen 25 μg 100 μg oder 250 μg wurden im Abstand von 28 Ta-gen i m verabreicht In jeder Gruppe waren 15 Stu-dienteilnehmerInnen

Es wurden keine schweren unerwuumlnschten Ereignis-se beobachtet ein Teilnehmer wurde ausgeschlos-sen da er nach der ersten Impfstoffdosis eine voruuml-bergehende Urtikaria entwickelt hatte die als Impf-stoff-bedingt eingestuft worden war Systemische Re-aktionen wurden nach der ersten Impfstoffdosis bei 33 der TeilnehmerInnen in der 25 microg-Gruppe 67 der 100 microg-Gruppe und 53 der TeilnehmerInnen der 250 microg-Gruppen beobachtet Nach der zweiten Impfstoffdosis waren systemische Reaktionen haumlu-figer und traten bei 54 der TeilnehmerInnen in der 25 microg-Gruppe und allen TeilnehmerInnen der 100 microg- und 250 microg-Gruppe auf Dazu gehoumlrten Ab-geschlagenheit Schuumlttelfrost Kopfschmerzen und Myalgien Fieber trat nach Gabe der ersten Impf-stoffdosis bei keine der TeilnehmerInnen auf aber bei 40 der Teilnehmer Innen in der 100 microg-Gruppe und 57 der 250 microg-Gruppe nach der zweiten Impf-stoffdosis Lokale Reaktionen waren in der Regel mild oder moderat ausgepraumlgt Schmerzen an der Einstichstelle waren die Regel

Die Titerhoumlhe der Antikoumlrperantwort nahm mit der Dosierung zu und die Titer waren 7 Tage nach der zweiten Impfstoffdosis ca 10-fach houmlher als 15 Tage nach der ersten Die Titer der neutralisierenden An-tikoumlrper nach der zweiten Impfstoffdosis bewegten sich in der oberen Haumllfte der Titer die in Rekonva-leszentenseren bestimmt wurden Auf Basis der Studienergebnisse der untersuchten Impfstoffdo-sierungen sollen zusaumltzliche Gruppen im weiteren Verlauf eingeschlossen werden Dazu wurden in der Fortfuumlhrung der Dosisfindungsstudie im selben Setting 40 aumlltere TeilnehmerInnen in den Alters-gruppen 56 ndash 70 Jahre (n = 20) und ge 71 Jahre (n = 20) eingeschlossen (NCT04283461)119 Jeweils die Haumllfte der ProbandInnen erhielt eine zweimalige Impfung im Abstand von 28 Tagen mit der 25 microg- oder der 100 microg-Dosis Es wurden in diesen Altersgruppen keine schweren unerwuumlnschten Ereignisse beob-achtet Das Spektrum systemischer Impfstoffreakti-onen war mit denen der Vorgaumlngerstudie vergleich-bar Die Auspraumlgung der lokalen und systemischen Reaktionen war dosisabhaumlngig und nach der zwei-ten Impfstoffdosis staumlrker ausgepraumlgt Nach der zweiten Impfstoffdosis wurden bei allen Teilneh-merInnen neutralisierende Antikoumlrper bestimmt Die Ergebnisse sind mit denen der juumlngeren Alters-gruppen vergleichbar und lagen oberhalb des Mit-telwerts der Rekonvaleszentenseren die als Kontrol-len dienten Daruumlber hinaus loumlste die Impfung in allen Altersgruppen eine TH1-dominierte CD4-T- Zellantwort aus

Daten aus Phase 3-Studien zu mRNA-1273Siehe hierzu Kapitel 821

72 Vektor-basierte Impfstoffe Bei den Vektor-basierten Impfstoffen werden entwe-der abgeschwaumlchteattenuierte replizierende oder nicht replizierende Viren als Vektoren benutzt um die genetische Information fuumlr Antigene des SARS-CoV-2 in einige Koumlrperzellen einzuschleusen Bei COVID-19-Impfstoffen wird in der Regel das Gen fuumlr das Spike-Protein verwendet Fuumlr die Klasse der Vektorimpfstoffe gibt es grundsaumltzlich bereits zuge-lassene oder in Zulassung befindliche Vertreter die sich als vertraumlglich und wirksam erwiesen haben (z B Ebolaimpfstoffe auf Vektorbasis des vesikulauml-ren Stomatitis- oder Adenovirus-26)

23Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Spike-spezifische Antikoumlrper wurden 14 Tage nach der Impfung detektiert Vor dem Challenge zeigten alle mit ChAdOx1 geimpften Tiere eine Spike- spezifische Immunantwort mit neutralisierenden Antikoumlrpern und entsprechenden T-Zellen Wenige Tage nach Inokulation von SARS-CoV-2 in den obe-ren und unteren Respirationstrakt zeigten alle Kon-trolltiere und drei von den sechs ChAdOx1 geimpf-ten Tieren eine deutliche Tachypnoe (beschleunigte Atemfrequenz) die bei den Kontrolltieren etwas laumln-ger anhielt In der BAL-Fluumlssigkeit und im Gewebe der tiefen Atemwege war die Viruslast signifikant geringer bei den ChAdOx1 geimpften Tieren Pneu-monien lieszligen sich bei den Geimpften nicht nach-weisen Allerdings hatten alle Tiere von Tag eins bis Tag sieben nach Inokulation positive PCR-Abstriche aus der Nase und es konnten keine Unterschiede in der nasalen Viruslast zwischen den beiden Gruppen festgestellt werden2

Daten aus Phase 12 Studien zu AZD1222Die Sicherheit Reaktogenitaumlt und Immunogenitaumlt des ChAdOx1-Impfstoffs wurde im Fruumlhjahr 2020 in einer kombinierten randomisierten kontrollierten einfach-verblindeten Phase 12-Multi center-Studie an fuumlnf Orten im Vereinigten Koumlnigreich untersucht (NCT04324606)120 Eingeschlossen in die Studie wa-ren 1077 gesunde Erwachsene im Alter zwischen 18ndash55 Jahren ohne vorausgegangene laborbestaumltigte SARS-CoV-2-Infektion in der Anamnese Die Pro-bandInnen erhielten in einem Verhaumlltnis von 1 1 eine einmalige intramuskulaumlre Applikation des COVID-19-Impfstoffs in einer Dosierung von 5 times 1010 Viruspartikel (n = 543) oder eines qua drivalenten Meningokokkenkonjugat impfstoffs (MenACWY) (n = 534) als Vergleichsintervention Zehn von den 1077 ProbandInnen aus der ChAdOx1-Gruppe er-hielten (nicht randomisiert unverblindet) ein Zwei-dosenschema (Tage 0 und 28) An zwei Studienorten erhielten ProbandInnen aus beiden Gruppen in der ChAdOx1-Gruppe (n = 56) und in der MenACWY- Gruppe (n = 57) prophylaktisch 1 g Paracetamol vor der Impfung und alle sechs Stunden waumlhrend 24 Stunden nach der Impfung

Lokale und systemische Reaktionen waren haumlu figer in der ChAdOx1-Gruppe als in der MenACWY- Gruppe Durch die prophylaktische Paracetamol- Gabe konnten Nebenwirkungen wie Schmerzen an

721 ChAdOx1-S (AZD1222 Astra Zeneca)Der von der Universitaumlt Oxford entwickelte COVID-19-Impfstoff basiert auf dem Adeno virus-Vektor ChAdOx1 Das zugrundeliegende Adenovi-rus 63 wurde aus Schimpansen isoliert Der Vektor wurde gentechnisch veraumlndert und ist im Menschen nicht vermehrungsfaumlhig Der Impfstoff enthaumllt die genetische Information des SARS-CoV-2-Spike-proteins in voller Laumlnge2

Die COVID-19 Vaccine AstraZeneca ist fuumlr die Prauml-vention von COVID-19 ab 18 Jahren zugelassen Die Impfung ist bei Uumlberempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder seine sonstigen Bestandteile kon-traindiziert Zur Koadministration mit anderen Impfstoffen sind bislang keine Daten verfuumlgbar

Zur Anwendung der COVID-19 Vaccine Astra-Zeneca in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktuell keine Daten vor Die STIKO empfiehlt die generelle Impfung in der Schwangerschaft derzeit nicht Eine akzidentelle Impfung in der Schwanger-schaft ist jedoch keine Indikation fuumlr einen Schwan-gerschaftsabbruch Schwangeren mit Vorerkran-kungen und einem daraus resultierenden hohen Ri-siko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkrankung kann in Einzelfaumlllen nach Nutzen-Risiko-Abwaumlgung und nach ausfuumlhrlicher Aufklaumlrung eine Impfung ange-boten werden Die STIKO haumllt es fuumlr unwahrschein-lich dass eine Impfung der Mutter waumlhrend der Stillzeit ein Risiko fuumlr den Saumlugling darstellt Die Immunogenitaumlt Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs bei Immunsupprimierten wurden bis-lang nicht untersucht Es ist zu erwarten dass die Wirksamkeit des Impfstoffs bei immunsupprimier-ten Personen in Abhaumlngigkeit von Art und Ausmaszlig der Immundefizienz geringer ist Hingegen ist in Analogie zu Totimpfstoffen nicht von einer redu-zierten Sicherheit des Impfstoffs bei immunsuppri-mierten Patienten auszugehen

Challenge-Studien in NHP zu ChAdOx1 (AZD1222)In einer sogenannten Challenge-Studie wurde die Effektivitaumlt von ChAdOx1 28 Tage nach Impfung von sechs Rhesusaffen untersucht2 Drei weitere Tiere wurden mit einer Kontrollvakzine geimpft (ChAdOx1 green fluorescent protein (GFP)) Die ChAdOx1- Versuchstiere erhielten die Haumllfte der in mensch-lichen ProbandInnen verwendeten Dosierung

24Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

der Einstichstelle Fieber Schuumlttel frost Muskel-schmerzen Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit insgesamt signifikant reduziert werden (alle p lt 005) Die haumlufigsten unerwuumlnschten systemi-schen Reaktionen waren Muumldigkeit und Kopf-schmerzen Muumldigkeit wurde in der ChAdOx1-Grup-pe von 70 (n = 340) der ProbandInnen ohne Para-cetamol und von 71 (n = 40) mit Paracetamol be-richtet dagegen nur von 48 (n = 227) ohne und 46 (n = 26) mit Parace tamol in der Kontrollgrup-pe Kopfschmerzen wurden in der ChAdOx1-Gruppe von 68 (n = 331) der ProbandInnen ohne Paraceta-mol und von 61 (n = 34) mit Paracetamol berichtet dagegen nur von 41 (n = 195) ohne und 37 (n = 21) mit Paracetamol in der Kontrollgruppe Weitere haumlu-fige systemische Reaktionen in der ChAdOx1-Grup-pe waren Muskelschmerzen (60 ohne Paraceta-mol 48 mit Paracetamol) Abgeschlagenheit (61 bzw 48) Schuumlttelfrost (56 bzw 27 ) Fieber bis mind 38deg C (18 und 16 ) und Fieber bis mind 39deg C (2 und 0 ) Im Vergleich dazu hatten in der MenACWY-Gruppe lt 1 Fieber bis 38deg C (keiner die-ser ProbandInnen hatte Paracetamol erhalten) Die Intensitaumlt der lokalen und systemischen Reak tionen war waumlhrend der ersten drei Tage nach Impfung am staumlrksten ausgepraumlgt

Es wurden keine schweren unerwuumlnschten Wirkun-gen in Assoziation mit der ChAdOx1-Impfung beob-achtet

In der ChAdOx1-Gruppe erreichte sowohl die spezi-fische T-Zellantwort am 14 Tag als auch die Antikoumlr-perantwort am 28 Tag nach erster Impfung ihr ers-tes Maximum die beide durch die zweite Impfstoff-dosis gesteigert wurden Neutralisierende Antikoumlr-per wurden nach der ersten Dosis bei 91 der ProbandInnen und nach der zweiten Dosis bei 100 der ProbandInnen nachgewiesen119

In der anschlieszligenden Phase 23-Studie (NCT04400838) wurden zwischen Mai und August 2020 (Phase 2-Abschnitt der Studie) 560 TeilnehmerInnen eingeschlossen 160 im Alter von 18ndash55 Jahren (100 erhielten ChAdOx1 60 erhielten MenACWY) 160 im Alter von 56ndash69 Jahren (120 ChAdOx1 40 MenACWY) und 240 im Alter von 70 Jahren und aumllter (200 ChAdOx1 40

MenACWY)121 Es wurde ein Ein- und ein Zweido-senschema untersucht

Lokale und systemische Reaktionen wurden haumlufi-ger in der ChAdOx1-Gruppe als in der MenACWY- Gruppe registriert und waren insgesamt den in der Phase 1-Studie gemachten Beobachtungen aumlhnlich ChAdOx1 wurde von aumllteren ProbandInnen (im Alter von ge 56 Jahren) besser vertragen als von juumlngeren Personen und hatte uumlber alle Altersgruppen hinweg eine aumlhnliche Immunogenitaumlt nach der zweiten Do-sis Unter den Proband Innen die nach dem Zwei-dosenschema ChAdOx1 erhalten hatten wurden nach der ersten Dosis lokale Reaktionen bei 88 der 18 ndash 55-Jaumlhrigen 73 der 56ndash69-Jaumlhrigen und 61 der ge 70-Jaumlhrigen beobachtet Systemische Reak-tionen wurden bei 86 77 und 65 der mit ChAdOx1-Geimpften in den o g Altersgruppen be-richtet Bis zum 26 Oktober 2020 wurden 13 schwe-re unerwuumlnschte Reaktionen uumlber alle Altersgrup-pen und die beiden Impfstoffgruppen hinweg ge-meldet Diese wurden jedoch nicht als Vakzine-asso-ziiert gewertet Sie traten in Haumlufigkeiten auf die den erwarteten Haumlufigkeiten in der Allgemeinbevoumll-kerung entsprachen121

Daten aus Phase 3-Studien zu AZD1222Siehe hierzu Kapitel 821

8 Systematischer Review zur Sicherheit und Wirksamkeit

81 Methodik des systematischen ReviewsZur Untersuchung der Effektivitaumlt und Sicherheit der Impfung gegen COVID-19 wurde durch die Ge-schaumlftsstelle (GS) der STIKO ein sogenannter Living Systematic Review initiiert Hierbei wird uumlber einen definierten Zeitraum (bis 30062022) die Evidenz kontinuierlich systematisch aufgearbeitet und in zuvor definierten Schritten aktualisiert um zeitnah moumlgliche Veraumlnderungen der Evidenzlage erfassen und bewerten zu koumlnnen und dadurch ggf notwen-dige Anpassungen der STIKO-Empfehlung zu ermoumlglichen Das Protokoll des Reviews wurde mit der verantwortlichen STIKO-AG sowie mit einer international besetzten Arbeitsgruppe die durch das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) koordiniert wird abgestimmt und

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im International Prospective Register of Systematic Reviews (PROSPERO) veroumlffentlicht (Reg-Nr CRD42020208935)

Durch die STIKO-AG und ihre Geschaumlftsstelle wur-den im Vorfeld PICO-Fragen fuumlr den systema-tischen Review entwickelt und mit der STIKO abge-stimmt (s Tab 4) und die Wichtigkeit der zu be-trachtenden Endpunkte fuumlr die Entscheidungs-findung gemaumlszlig der Methodik der GRADE (Grading of Recommen dations Assessment Development and Evaluation) Working Group bewertet (s Tab 5)

Im Rahmen der systematischen Literaturrecherche erfolgt kontinuierlich eine Suche in der COVID-19-Literatur datenbank der Bibliothek des RKI Diese erfasst saumlmtliche COVID-19-relevanten Eintraumlge in den Datenbanken Pubmed und Embase (incl Medline) sowie auf den Pre-Print Servern ArRvix Bio-Rvix ChemRvix MedRvix Preprintsorg ResearchS-quare und SSRN Im Rahmen des living systematic review wird diese Recherche zukuumlnftig in monatli-chen Abstaumlnden wiederholt werden

Im ersten Schritt werden zunaumlchst die Titel und Abstracts der identifizierten Publikationen von zwei unabhaumlngigen Untersuchern auf das Erfuumlllen der durch die PICO-Fragen definierten Einschluss-kriterien uumlberpruumlft Anschlieszligend wird dieser

Schritt fuumlr die verbliebenen Volltexte der Publika-tionen wiederholt Fuumlr die so identifizierten Studi-en werden folgende DatenAngaben extrahiert bibliographische Daten Studienort Studienzeit-raum Studien design Impfstoff Hersteller Anzahl Dosen Vergleichsgruppe Studiensponsoring Inte-ressenkonflikt Ein- und Ausschlusskriterien fuumlr StudienteilnehmerInnen Alter bei Impfung Nach-beobachtungszeitraum initiale und finale Anzahl an StudienteilnehmerInnen Anzahl () seroposi-tive StudienteilnehmerInnen (bei Studienbeginn)

Population Gesamte Bevoumllkerung Spezielle Sub- und Altersgruppen nach Priorisierung (medizinisches Personal Risikopersonen ggf vorbestehende Immunitaumlt etc)

Erwachsene ge 18 Jahre Kinder und Jugendliche

Intervention COVID-19-Impfung Verschiedene Impfstoffkandidaten die in Deutschland voraussichtlich zugelassen werden

Comparator (Vergleichsintervention)

keine Impfung Placebo oder Impfung gegen einen anderen Erreger (z B Meningokokken) anderer COVID-19-Impfstoff (head to head-Vergleich)

Outcome Wirksamkeit SARS-CoV-2-Infektion SARS-CoV-2-Infektion+Transmission COVID-19 COVID-19-Hospitalisierung COVID-19 ITS-pflichtig COVID-19 beatmungspflichtig COVID-19-bedingter Tod Schutzdauer Wirksamkeit bei unvollstaumlndigen Impfserien

Sicherheit Lokalreaktionen Systemische Reaktionen Schwere unerwuumlnschte Impfstoffwirkungen Verstaumlrkung einer nachfolgenden SARS-CoV-2- Infektion bzw Verschlimmerung des Verlaufs einer COVID-19-Erkrankung (bdquoEnhanced COVID-19ldquo)

Tab 4 | PICO Fragen fuumlr den systematischen Review zur Wirksamkeit der COVID-19-Impfstoffe ( labordiagnostisch gesichert (PCR))

Wirksamkeit Bewertung

SARS-CoV-2-Infektion+Transmission wichtig

COVID-19 wichtig

COVID-19-Hospitalisierung kritisch

COVID-19-Hospitalisierung (ITS-pflichtig) kritisch

COVID-19-Hospitalisierung (beatmungspflichtig) kritisch

COVID-19-bedingter Tod kritisch

Sicherheit

Lokalreaktionen (Schmerz Schwellung Roumltung etc) wichtig

Systemische Reaktionen (Myalgien Uumlbelkeit Abgeschlagenheit etc)

wichtig

Schwere Impfstoffwirkungen kritisch

Adverse Events of Special Interest (AESI) nach CEPI Kriterien z B enhanced COVID-19 Guillain-Barreacute Syndrom etc

kritisch

Tab 5 | Endpunkte die im systematischen Review betrachtet werden ( labordiagnostisch gesichert (PCR))

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Anzahl () mit Endpunkt in Interventions- und Kontrollgruppe unadjustierter und adjustierter Ef-fektschaumltzer (mit 95 Konfidenzintervall) beruumlck-sichtigte Stoumlrgroumlszligen (bei nicht- randomisierten Stu-dien)

Das Verzerrungsrisiko (risk of bias) wird fuumlr RCTs mittels des Cochrane risk of bias tool-2 (RoB-2) bewertet Fuumlr nicht-randomisierte Studien wird ROBINS-I verwendet Fuumlr den living systematic review wurde vorab festgelegt dass im Rahmen der regelmaumlszligigen Aktualisierung identifizierte Studien unverzuumlglich bewertet werden

Im Protokoll des living systematic review ist definiert dass bei Vorliegen von Effektschaumltzern aus mehre-ren Studien ggf Meta-Analysen mittels fixed-effects undoder random-effects Modellen durchgefuumlhrt werden wobei Isup2 zur Untersuchung von Heteroge-nitaumlt verwendet wird Liegen mindestens 10 Studien pro Endpunkt vor erfolgt eine Untersuchung von moumlglichem Publikationsbias mittels funnel plot Beggrsquos Test und Eggerrsquos Test Im Rahmen des living systematic review werden neu identifizierte Studien-schaumltzer der Auswertung und wenn zutreffend den Meta-Analysen im Rahmen der naumlchsten Aktualisie-rung hinzugefuumlgt Zusaumltzlich wird im Protokoll fest-gelegt dass fuumlr folgende Studiencharakteristika Subgruppen-Analysen durchgefuumlhrt werden falls die Daten dies erlauben Impfstofftyp Altersgruppe Studienort Anzahl () seropositive Studienteilneh-merInnen Risikogruppen

Die Vertrauenswuumlrdigkeit der Evidenz wird fuumlr jeden Endpunkt gemaumlszlig der GRADE-Methodik be-stimmt

82 Ergebnisse des systematischen ReviewsMit Stand 19012021 lagen drei Publikationen zu Phase 23-Studien mit COVID-19-Impfstoffen vor3ndash5 Hierbei handelt es sich um die Interim- Analyse der Studie mit dem Impfstoff AZD1222 (vormals ChAdOx1 Astra ZenecaUniversity of Oxford)3 die Ergebnisse der Zulassungsstudie der Hersteller BioNTechPfizer fuumlr den Impfstoff BNT162b24 sowie die Zulassungsstudie des Her-stellers Moderna fuumlr den Impfstoff mRNA-12735 Die nachfolgenden Angaben beziehen sich sofern nicht anders angegeben auf die zitierten Publikationen

zu BNT162b2 mRNA-1273 bzw AZD1222 Fuumlr die Analyse von mRNA-1273 wurden ergaumlnzend Daten aus dem oumlffentlich zugaumlnglichen Zulassungsdoku-ment der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) verwendet122 Fuumlr die Analyse von AZD1222 wurden zusaumltzlich Daten aus dem oumlf-fentlich zugaumlnglichen Dokument der britischen Medicine and Healthcare Products Regulatory Agency (MHRA) ausgewertet123

821 Deskriptive Angaben (Studiendesign Studienablauf und StudienteilnehmerInnen)BNT162b2 Es wurde eine multizentrische randomi-sierte Beobachter-verblindete Placebo- kontrollierte Studie (RCT) durchgefuumlhrt NCT043687284 Hier-zu wurden beginnend am 27072020 Pro band-Innen ab einem Alter von 16 Jahren an insgesamt 152 Studienzentren in den USA Brasilien Argentinien Suumldafrika Deutschland und der Tuumlr-kei im Verhaumlltnis 1 1 entweder in den Impfstoff-Arm oder den Placebo-Arm randomisiert Die Studien-teilnehmerInnen erhielten im Abstand von 21 Ta-gen entweder je zwei Dosen (je 30 microg) des Impfstof-fes BNT162b2 oder des Placebos (Kochsalzloumlsung) i m injiziert Eingeschlossen wurden gesunde Per-sonen oder solche mit klinisch stabilen Vorerkran-kungen Als Ausschlusskriterien wurden vorange-gangene COVID-19-Erkrankung oder eine bekann-te immunsuppressive Vorerkrankung bzw Thera-pie in der Anamnese definiert

Es wurden 44820 Personen zur Teilnahme einge-laden und auf das Erfuumlllen der Ein- und Ausschluss-kriterien uumlberpruumlft Hiervon wurden 43548 Proban-dInnen in einen der beiden Studienarme randomi-siert von denen 43448 Personen mindestens eine Injektion erhielten (21720 Impfung 21728 Pla-cebo) Mit Stand 09102020 (Datenschluss der vor-liegenden Analyse) hatten hiervon 37706 Teilneh-merInnen (18860 Impfung 18846 Placebo) eine mediane Nachbeobachtungsdauer von zwei Mona-ten Diese Population wurde fuumlr die Analyse der Si-cherheitsdaten (main safety population) herangezo-gen und wird nachfolgend beschrieben

Die Basischarakteristika der TeilnehmerInnen sind in Tabelle 6 auszugsweise dargestellt Beide Stu-diengruppen zeigten keine deutlichen Unterschiede in diesen Parametern

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mRNA-1273 Es wurde eine multizentrische stratifi-zierte randomisierte Beobachter-verblindete Pla-cebo-kontrollierte Studie (RCT) durchgefuumlhrt NCT044704275 Hierzu wurden zwischen dem 27072020 und 23102020 ProbandInnen ab einem Alter von 18 Jahren an 99 Studienzentren in den USA im Verhaumlltnis 1 1 entweder in den Impf-stoff-Arm oder den Placebo-Arm randomisiert Die Stratifizierung erfolgte in drei Gruppen Personen im Alter lt 65 Jahre ohne Risikofaktoren fuumlr einen schweren COVID-19-Verlauf Personen im Alter lt 65 Jahre mit Risikofaktoren sowie Personen im Al-ter ge 65 Jahre Den StudienteilnehmerInnen wur-den im Abstand von 28 Tagen entweder je zwei Do-sen (je 100 microg) des Impfstoffes mRNA-1273 oder des Placebos (Kochsalzloumlsung) i m injiziert Einge-schlossen wurden gesunde Erwachsene und solche mit stabilen Vorerkrankungen Ausgeschlossen wurden Personen mit vorangegangener COVID-19- Erkrankung und PatientInnen unter Immunsup-pression

Es wurden 30420 ProbandInnen in einen der bei-den Studienarme randomisiert (15210 Impfung 15210 Placebo) Von diesen erhielten 30351 Perso-nen mindestens eine Injektion (15181 Impfung 15170 Placebo) Mehr als 96 der Teilnehmer-

Innen erhielten die 2 Impfstoffdosis In der Effek-tivitaumltsanalyse wurden 14073 aus der Placebogrup-pe und 14134 aus der mRNA-1273-Gruppe beruumlck-sichtigt Mit Stand 25112020 (Datenschluss der vor-liegenden Analyse) hatten diese eine mediane Nachbeobachtungsdauer von 64 Tagen (Spanne 0 ndash 97 Tage) Es wurden 525 Teilnehmer aus der Pla-cebogruppe und 416 Teilnehmer aus der Impfstoff-gruppe in der per-Protokoll-Analyse aufgrund ver-schiedener Gruumlnde (positiver oder unbekannter SARS-CoV-2-Status bei Studienbeginn Verabrei-chung des falschen Impfstoffs oder Verabreichung im falschen Impfabstand Abbruch der Teilnahme vor Verabreichung der 2 Impfstoffdosis) ausge-schlossen

Die o g Population der TeilnehmerInnen mit min-destens einer Injektion wird nachfolgend hinsicht-lich ihrer Basischarakteristika auszugsweise be-schrieben (s Tab 7) Zwischen beiden Studiengrup-pen bestanden keine wesentlichen Unterschiede in den analysierten Parametern

AZD1222 Bewertungsgrundlage ist die zusammen-gefasste (gepoolte) Interimanalyse von vier RCTs3 Hierbei handelt es sich um die Studien COV001 COV002 COV003 und COV005 die ab 23 April

Tab 7 | Basischarakteristika der TeilnehmerInnen der Studie zu mRNA-1273 RF Risikofaktoren definiert als definiert als positiv = immunologische oder virologische Evidenz fuumlr vorangegangene Infektion (positiver RT-PCR Test oder positiver Nachweis von bindenden Antikoumlrpern gegen SARS-CoV-2 Nucleocapsid gtLOD (Limit of detection) oder LLOQ (Lower limit of quantification) am Tag 1 negativ = negativer RT-PCR Test und fehlender Nachweis von bindenden Antikoumlrpern gegen SARS-CoV-2-Nucleocapsid am Tag 1

Charakteristikum mRNA-1273 (N = 15181) Placebo (N = 15170)

Geschlecht mw 7923 (522 ) 7258 (478 ) 8062 (531 ) 7108 (469 )

Alter 18ndash64 Jahre ge 65 Jahre 11418 (752 ) 3763 (248 ) 11421 (753 ) 3749 (247 )

Stratifizierung lt 65 Jahre ohne RF lt 65 Jahre mit RF ge 65 Jahre

8888 (585 ) 2530 (167 ) 3763 (248 )

8886 (586 ) 2535 (167 ) 3749 (247 )

Alter bei Impfung (Jahre) Median (Spannweite) 514 (18ndash95) 513 (18ndash95)

SARS-CoV-2-Status bei Studienbeginn negativpositivunbekannt

14550 (958 ) 343 (23 ) 288 (19 )

14598 (962 ) 337 (22 ) 235 (15 )

Body mass index (Mittelwert plusmn SD kgmsup2) 293 plusmn 69 293 plusmn 67

Charakteristikum BNT162b2 (N = 18860) Placebo (N = 18846)

Geschlecht mw 9639 (511 )9221 (489 ) 9436 (501 )9410 (499 )

Alter 16 ndash 55 Jahregt 55 Jahre 10889 (577 )7971 (423 ) 10896 (578 )7950 (422 )

Alter bei Impfung (Jahre) Median (Spannweite) 520 (16ndash89) 520 (16ndash91)

Body mass index ge 30 kgmsup2 6556 (348 ) 6662 (353 )

Tab 6 | Basischarakteristika der TeilnehmerInnen der Studie zu BNT162b2

28Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Tab 8 | Basischarakteristika der TeilnehmerInnen der Studie zu AZD1222 (Datenstand 04 November 2020)

Charakteristikum AZD1222 (N = 5807)

Kontrolle (MenACWY oder Placebo) (N = 5829)

Geschlecht mwd 2282 (393 ) 3525 (607 ) 0 2307 (396 ) 3521 (604 ) 1 (lt 01 )

Alter 18ndash64 Jahre ge 65 Jahre 5466 (941 ) 341 (59 ) 5510 (945 ) 319 (55 )

Alter bei Einschluss (Jahre) median (Spannweite) 400 (180 ndash 860) 400 (180 ndash 880)

Body mass index ge 30 kgmsup2 889 (20 ) 928 (208 )

2020 im Vereinigten Koumlnigreich in Brasilien und Suumldafrika durchgefuumlhrt wurden Hierzu wurden 23753 ProbandInnen ab einem Alter von 18 Jahren im Verhaumlltnis 1 1 dem Impfstoff- bzw Kontroll-Arm randomisiert zugeteilt Die StudienteilnehmerInnen des Impfstoffarms erhielten zwei Dosen des Impf-stoffs AZD1222 i m injiziert In der Kontrollgruppe kam entweder ein MenACWY-Impfstoff (COV001 COV002) oder Kochsalzloumlsung (COV005) oder bei-des (COV003) zum Einsatz Akzidentiell erhielt ein Teil der TeilnehmerInnen des Impfstoffarms der Studien COV001 COV002 und COV005 bei der ersten Injektion eine verminderte (halbe) Dosis des Impfstoffs Dieser Teil der Studienpopulation wird nachfolgend als LDSD (low dosestandard dose) bezeichnet alle anderen als SDSD (standard dosestandard dose) Zugelassen ist der Impfstoff in der Standarddosierung

Eingeschlossen wurden (in allen 4 Studien) gesun-de Erwachsene ohne vorangegangene bestaumltigte COVID-19- Erkrankung Ausgeschlossen wurden Personen mit Impfunfaumlhigkeit bzw Anaphylaxie in der Anamnese PatientInnen mit Immunsuppres-sion oder schwererunkontrollierter Vorerkran-kung sowie Schwangere und Stillende

Von den eingeschlossenen ProbandInnen wurden 12018 in den Impfstoff- und 11735 in den Kontroll-arm randomisiert Hiervon erhielten 23745 min-destens eine Injektion (12021 Impfung 11724 Kon-trolle) Mit Datenstand 04 November 2020 hatten 16315 TeilnehmerInnen die 2 Injektion erhalten In die Effektivitaumltsanalyse gingen 5829 ProbandInnen aus der Vergleichsgruppe und 5807 aus der AZD1222-Gruppe ein Von den Studienteilneh-merInnnen waren 941 der Impfstoffgruppe und 945 in der Vergleichsgruppe 18 ndash 64 Jahre alt und 59 bzw 55 ge 65 Jahre alt Mit o g Datum hatten diese eine mediane Nachbeobachtungsdauer

von 62 Tagen Die Population der TeilnehmerInnen der Effektivitaumltsanalyse wird nachfolgend hinsicht-lich ihrer Basischarakteristika auszugsweise be-schrieben (s Tab 8) Zwischen den Studiengruppen bestanden keine wesentlichen Unterschiede

822 Endpunkte der StudienVon den durch die STIKO in der oben berichteten PICO-Frage definierten Endpunkten (s Tab 5) wur-den fuumlr alle drei Impfstoffe (BNT162b2 mRNA-1273 AZD1222) die Endpunkte COVID-19-Erkrankung (la-borbestaumltigt) Lokalreaktionen systemische Reaktio-nen sowie schwere unerwuumlnschte Ereignisse (serious adverse events) berichtet Fuumlr den Impfstoff mRNA-1273 wurde auszligerdem der Endpunkt COVID-19-be-dingter Tod berichtet Zusaumltzlich erhoben alle Studi-en Daten zum Endpunkt schwere COVID-19-Er-krankung (severe COVID-19) Fuumlr AZD1222 liegen auszligerdem Daten zu asymptomatischen Infektionen sowie zum Endpunkt Hospitalisierung vor

823 WirksamkeitBNT162b2 Der Endpunkt COVID-19-Erkrankung (laborbestaumltigt) wurde in der Studie als erster pri-maumlrer Endpunkt ab dem 7 Tag nach der zweiten Impfstoff- bzw Placebo dosis an TeilnehmerInnen die keinen Nachweis einer vorangegangenen Infek-tion hatten (weder anamnestisch noch serologisch noch PCR) erhoben Tabelle 9 zeigt dass die Impf-effektivitaumlt bezogen auf diesen Endpunkt 95 be-trug Auch in der altersstratifizierten Analyse zeig-ten sich vergleichbar hohe Effektivitaumltsschaumltzer die allerdings bei kleiner werdenden Altersgruppen bzw Fallzahlen teilweise weite Konfidenzintervalle aufwiesen bzw nicht mehr statistisch signifikant waren In der houmlchsten Altersgruppe (ge 75 Jahre) ist daher eine Aussage uumlber die Effektivitaumlt der Imp-fung mit hoher Unsicherheit behaftet Zusaumltzliche Analysen der Studienautoren bestaumltigten die Imp-feffektivitaumlt auch bei PatientInnen mit anderen

29Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Vorerkrankungen (Daten im Anhang der analysier-ten Publika tion)

Als zweiter primaumlrer Endpunkt wurde die Effektivi-taumlt gegen COVID-19-Erkrankung unabhaumlngig vom Vorliegen des Nachweises einer vorgegangenen In-fektion untersucht

Tabelle 9 zeigt dass bei Verwendung dieser Defini-tion eine vergleichbar hohe Effektivitaumlt gegen symp-tomatische COVID-19-Infektionen gemessen wur-de Der STIKO lagen daruumlber hinaus ergaumlnzende Informationen des Herstellers vor die bestaumltigen dass dies auch in allen untersuchten Altersgruppen der Fall war

Zusaumltzlich wurden in der Publikation Daten zur Effektivitaumlt gegen COVID-19-Erkrankung nach Ver-abreichung von nur einer Dosis Impfstoff berichtet Diese sind hier um Angaben aus der FDA-Publika-tion zur Effektivitaumlt 14 Tage nach der ersten und vor der zweiten Dosis ergaumlnzt (s Tab 9)

Gegen den sekundaumlren Endpunkt bdquoschwere COVID-19-Erkrankungldquo (definiert als COVID-19 plus Vorliegen von mindestens einem der folgen-den Kriterien klinische Anzeichen einer schweren Erkrankung respiratorische Insuffizienz Schock akute renale hepatische oder neurologische Dys-funktion ITS-Aufnahme oder Tod) wurde eine Ef-

fektivitaumlt von 75 ermittelt die statistisch jedoch nicht signifikant war (s Tab 9)

mRNA-1273 Der Endpunkt COVID-19-Erkrankung (laborbestaumltigt) wurde in der Studie als primaumlrer Endpunkt ab dem 14 Tag nach der zweiten Impf-stoff- bzw Placebodosis an TeilnehmerInnen erho-ben bei denen kein Nachweis einer vorangegange-nen Infektion vorlag (weder anamnestisch noch serologisch oder PCR) Tabelle 10 zeigt dass bezo-gen auf diesen Endpunkt die Effektivitaumlt der Imp-fung 941 betrug Wie bei BNT162b2 so zeigten sich auch hier in der altersstratifizierten Analyse aumlhnlich hohe Effektivitaumltswerte bei sich verbreitern-den Konfidenzintervallen

Zusaumltzlich wurde die Impfeffektivitaumlt in den der Randomisierung zugrundeliegenden Alters- und Risikostrata berechnet Wie in Tabelle 10 dargestellt zeigten sich auch fuumlr diese Subgruppen hohe Effek-tivitaumltsschaumltzer Gegen den sekundaumlren Endpunkt bdquoschwere COVID-19-Erkrankungldquo wurde eine Effek-tivitaumlt von 100 berichtet jedoch ohne Angabe ei-nes Konfidenzintervalls (s Tab 10)

AZD1222 Der Endpunkt COVID-19-Erkrankung (laborbestaumltigt) wurde in der Studie als primaumlrer Endpunkt ab dem 15 Tag nach der zweiten Impf-stoff- bzw Kontrollimpfstoff-Placebodosis an Teil-nehmerInnen erhoben bei denen kein Nachweis ei-

Endpunkt BNT162b2 (nN) nN Placebo (nN) Impfeffektivitaumlt () 95 Konfidenzintervall

COVID-19 (TeilnehmerInnen ohne vorherige Infektion)

Alle 817411 16217511 950 900 ndash 979

16 ndash 55 Jahre 59897 1149955 956 894 ndash 986

gt 55 Jahre 37500 487543 937 806 ndash 988

ge 65 Jahre 13848 193880 947 667 ndash 999

ge 75 Jahre 0774 5785 1000 ndash131 ndash 1000

COVID-19 (TeilnehmerInnen unabhaumlngig von vorheriger Infektion)

Alle 918559 16918708 946 899 ndash 973

Schwere COVID-19-Erkrankung

Alle 121314 421259 750 ndash1526 ndash 995

COVID-19 nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle 3921314 8221258 524 295 ndash 684

COVID-19 14 Tage nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle 221669 2721686 926 689 ndash 982

Tab 9 | Effektivitaumltsdaten zu BNT162b2 Studienpopulation der modifizierten intention-to-treat Analyse berechnet auf Grundlage der Angaben in der FDA-Publikation122

30Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ner vorangegangenen Infektion vorlag Tabelle 11 zeigt die Effektivitaumlt gegen diesen Endpunkt in der Gesamtstudienpopulation (LDSD+SDSD) sowie in den Untergruppen LDSD und SDSD Hiernach lag in der zusammengefassten Population eine Ef-fektivitaumlt von 704 vor Eine Analyse der beiden Dosierungs-Untergruppen zeigt dass in der LDSD-Gruppe eine houmlhere Effektivitaumlt als in der SDSD-Gruppe beobachtet wurde (s Tab 11) Allerdings legen die Ergebnisse von posthoc-Analysen der Studienautoren nahe dass dies eher auf ein verlaumln-gertes Dosisintervall als auf die veraumlnderte Dosierung

zuruumlckzufuumlhren ist (Impfeffektivitaumlt bei Dosisin-tervall lt 6 Wochen 5328 95 KI ndash321 ndash 7886 vs Dosisintervall 9 ndash 11 Wochen 6055 95 KI 1523 ndash 8164) Dies wird durch Immunogenitaumlts-daten unterstuumltzt die zeigen dass eine Verlaumlnge-rung des Dosisintervalls zu houmlheren GMT-Werten fuumlhrt (lt 6 Wochen 22222 (95 KI 20360 ndash 24225) vs 9 ndash 11 Wochen 34754 (95 KI 30287 ndash 39879) In der Altersgruppe ge 65 Jahre wurden nur etwa 300 TeilnehmerInnen pro Studienarm ausgewertet und in beiden Studienarmen mit o g Datenstand nur je 1 Fall beobachtet so dass eine statistisch be-

Endpunkt AZD1222 (nN) Kontrollen (nN) Impfeffektivitaumlt () 95 Konfidenzintervall

COVID-19

Alle 305807 1015829 704 548 ndash 806

18 ndash 64 Jahre 295466 1005510 711 563 ndash 809

ge 65 Jahre 1341 1319 63 ndash1405 ndash 942

LDSD 31367 301374 900 674 ndash 970

SDSD 274440 714455 621 410 ndash 757

Asymptomatische Infektion

Alle 293288 403350 273 ndash172 ndash 549

Schwere COVID-19-Erkrankung

Alle 012021 211724 100 nicht kalkulierbar

Hospitalisierung

Alle 012021 1011724 100 nicht kalkulierbar

Tab 11 | Effektivitaumltsdaten von AZD1222 (Datenstand 5 November 2020) einschl solche mit unbekannten Symptomen keine ausreichenden Daten fuumlr eine robuste statistische Aussage zur Effektivitaumlt

Endpunkt mRNA-1273 (nN) nN Placebo (nN) Impfeffektivitaumlt () 95 Konfidenzintervall

COVID-19 (TeilnehmerInnen ohne vorherige Infektion)

Alle 1114134 18514073 941 893 ndash 968

18 ndash 64 Jahre 710551 15610521 956 906 ndash 979

ge 65 Jahre 43583 293552 864 614 ndash 952

ge 75 Jahre 0630 7688 100 kA

COVID-19 (entsprechend Stratifizierung)

18 ndash 64 Jahre ohne RF 58396 1218403 959 900 ndash 983

18 ndash 64 Jahre mit RF 22155 352118 944 769 ndash 987

Schwere COVID-19-Erkrankung

Alle 014134 3014073 100 kA

Tod durch COVID-19

Alle 014134 114073 100 kA

COVID-19 nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle (modified intention to treat-analyse124) 7996 391079 802 552 ndash 925

COVID-19 14 Tage nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle 214550 3514598 940 760 ndash 990

Tab 10 | Effektivitaumltsdaten von mRNA-1273 RF Risikofaktoren kA keine Angaben

31Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

lastbare Aussage zur Impfeffektivitaumlt nicht moumlglich ist Auch die Effektivitaumlt gegen asymptomatische Infektionen war bei einem Punktschaumltzer von 273 nicht signifikant Fuumlr die Endpunkte schwere COVID-19-Erkrankung und Hospitalisierung wur-den ausschlieszliglich Faumllle in der Kontrollgruppe be-obachtet so dass sich hierfuumlr jeweils eine Impfeffek-tivitaumlt von 100 errechnet bei allerdings kleinen Fallzahlen und nicht berechenbaren 95 Konfidenz-intervallen (s Tab 11)

824 Wirksamkeit der mRNA-Impfstoffe 14 Tage nach der ersten Impfstoffdosis Aufgrund der limitierten Impfstoffmengen hat die STIKO beraten ob zunaumlchst jeweils nur die 1 Impf-stoffdosis verabreicht und die Gabe der 2 Dosis ver-schoben werden sollte Zunaumlchst waumlre es so moumlg-lich mehr Menschen zu impfen und eventuell eine groumlszligere Zahl von schweren COVID-19-Erkrankun-gen zu verhindern

Die STIKO hat die Daten zur Impfeffektivitaumlt nach einer Dosis fuumlr Impfstoffe gepruumlft Die Wirkung der Impfung tritt in der Regel 10 ndash 14 Tage nach Applika-tion ein Fuumlr beide mRNA-Impfstoffe laumlsst sich die Impfeffektivitaumlt einer einmaligen Dosis fuumlr das Zei-tintervall zwischen 14 Tage nach deren Applikation und vor Verabreichung der zweiten Impfstoffdosis (BioNTech 1 Woche Moderna 2 Wochen) aus den Zulassungsstudien122125 in post-hoc Analysen be-stimmen Die so ermittelte Impfeffektivitaumlt betraumlgt 926 (BNT162b2) und 940 (mRNA-1273) Die Berechnung beruht jedoch auf einer sehr kurzen Beobachtungszeit in der nur wenige COVID-19-Er-krankungsfaumllle aufgetreten sind Uumlber die Altersver-teilung der Faumllle und die Schwere der Erkrankung liegen keine Informationen vor Da die aktuelle Impfstrategie besonders auf uumlber 80-Jaumlhrige ausge-richtet ist und im hohen Alter Immunantworten auf Impfungen in der Regel geringer ausfallen als bei Juumlngeren sind die o g Impfeffektivitaumltswerte nur bedingt aussagekraumlftig Die Daten der gepoolten Analyse beider Impfstoffe zeigen dass der Impf-schutz selbst nach zwei Dosen bei ge 75-Jaumlhrigen deutlich geringer ist als bei Juumlngeren und die be-rechneten Schaumltzer aufgrund der geringen Zahl von aumllteren StudienteilnehmerInnen mit einer groumlszligeren Unsicherheit behaftet sind (siehe Abb 6)

Aus den Dosisfindungsstudien zu den beiden mRNA- Impfstoffen ist bekannt dass die Antikoumlrper-antworten nach der ersten Impfstoffdosis um den Faktor 10 ndash 20 niedriger ausfallen als nach der zwei-ten115119 Unabhaumlngig davon dass es bisher kein ge-sichertes immunologisches Korrelat fuumlr den Schutz durch Impfung gibt liegen keine Daten zum zeitli-chen Antikoumlrperverlauf nach einmaliger Impfung vor Es ist jedoch zu vermuten dass ein Ruumlckgang der Antikoumlrper bei deutlich niedrigerem Ausgangs-niveau nach der ersten Impfung schneller zu einem abnehmenden Schutz fuumlhrt als nach zwei Impfun-gen und somit der Schutz weniger lang anhaumllt

Eine schwaumlchere Immunantwort nach nur einer Impfung koumlnnte bei spaumlterer Antigenexposition moumlglicherweise zu einer Verschiebung zwischen neutralisierenden und nicht-neutralisierenden An-tikoumlrpern fuumlhren und damit im unguumlnstigsten Fall zu einem Uumlberwiegen infektionsverstaumlrkender An-tikoumlrper fuumlhren (antibody dependent enhancement ADE) wie es fuumlr einzelne andere respiratorische Virusinfektionen beschrieben worden ist126 Aus an-deren Virussystemen ist bekannt dass Teilimmuni-taumlt die weitere Virusvermehrung zulaumlsst unter Um-staumlnden rascher zur Selektion von sogenannten bdquoimmune escape-Mutantenldquo fuumlhren kann Dies ist fuumlr SARS-CoV-2 bisher nicht gezeigt worden muss aber bei diesen Uumlberlegungen beruumlcksichtigt werden

Auch stuumlnde zu befuumlrchten dass mehr begonnene Impfserien nicht abgeschlossen wuumlrden da Termi-ne in groumlszligeren Abstaumlnden eher versaumlumt werden

Letztlich bleibt festzustellen dass es zum gegenwaumlr-tigen Zeitpunkt voumlllig offen ist ob man durch eine Verschiebung der Zweitimpfung von 21 bzw 28 Ta-gen auf einen spaumlteren Zeitpunkt (z B 60 90 oder 120 Tage nach der ersten Impfung) und eine damit einhergehende Erhoumlhung der Anzahl der zumin-dest einmalig Geimpften tatsaumlchlich mehr schwere Erkrankungen und Todesfaumllle verhindert als durch eine zeitnahe zweite Impfung der vulnerablen Hochrisikogruppen welche dann zu einem nahezu vollstaumlndigen Schutz vor Erkrankung fuumlhrt

Aus den vorgenannten Gruumlnden hat die STIKO ent-schieden den folgenden Impfabstand zu empfeh-len Die zweite mRNA-Impfstoffdosis soll in einem

32Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Abstand von 3 bzw 4 bis 6 Wochen (42 Tage ent-sprechen dem in den Zulassungsstudien untersuch-ten Zeitraum) nach der ersten Impfstoffdosis verab-reicht werden

825 Metaanalyse zur Effektivitaumlt der mRNA- Impfstoffe In beiden mRNA-Studien wurden weitestgehend identische Endpunkte fuumlr den Nachweis der Impf-stoffwirksamkeit ausgewaumlhlt sodass es moumlglich war die Ergebnisse statistisch per Metaanalyse zu-sammenzufassen Auf Basis der zusammengefass-ten Daten ergibt sich unter Verwendung eines Fixed- Effects-Modells eine Wirksamkeit zur Verhin-derung einer laborbestaumltigten COVID-19-Erkran-kung (ohne vorherige SARS-CoV-2-Infektion) nach

zwei Impfstoffdosen von 950 (95 KI 91 ndash 97) (s Abb 6) Hinsichtlich der Verhinderung einer bdquoschweren COVID-19-Erkrankungldquo ergibt die Meta-nalyse eine Wirksamkeit von 96 (95 KI 78 ndash 99) (s Abb 7) Die Unsicherheit bei der Bewertung der Effektivitaumlt der Impfstoffe auf Grundlage der Daten aus den Einzelstudien wird in der gepoolten Daten-analyse geringer

826 SicherheitBNT162b2 Daten zur Reaktogenitaumlt des Impfstoffes innerhalb von 7 Tagen nach Verabreichung jeder Impfstoff dosis wurden in einer Population von 8183 TeilnehmerInnen mit Hilfe eines elektroni-schen Studientagebuchs erhoben Was lokale Reakshytionen anbetrifft so berichteten in der Altersgruppe

Abb 6 | Wirksamkeit der mRNA-COVID-19-Impfstoffe BNT162b2 (BioNTechPfizer) und mRNA-1273 (Moderna) zur Verhinde-rung von COVID-19-Erkrankung (ohne vorherige SARS-CoV-2-Infektion) in verschiedenen Altersgruppen und insgesamt 45125

33Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

16 ndash 55 Jahre 83 der Geimpften und 14 der Teil-nehmerInnen der Placebo-Gruppe uumlber Schmerzen an der Einstichstelle nach der ersten Dosis 6 der Geimpften und 1 der Placebo-Gruppe dieser Al-tersgruppe berichteten uumlber Roumltung an der Einstich-stelle waumlhrend 6 vs 0 uumlber Schwellung klag-ten Insgesamt traten in der Altersgruppe der gt 55-Jaumlhrigen weniger Lokalreaktionen auf Sie ver-teilten sich prozentual aumlhnlich auf Verum- und Pla-cebogruppe wie bei den Juumlngeren Auch nach der zweiten Impfstoffdosis zeigten sich beim Vergleich der beiden Studien arme aumlhnliche Ereignisraten in der Altersgruppe 16 ndash 55 Jahre 78 vs 12 fuumlr Schmerzen an der Einstichstelle 6 vs 1 fuumlr Rouml-tung 6 vs 0 fuumlr Schwellung Vergleichbare Ra-ten fanden sich auch in der Altersgruppe gt 55 Jahre Die lokalen Reaktionen hielten 1ndash2 Tage an

Unter den systemischen Reaktionen waren Abge-schlagenheit (fatigue Impfung 47 Placebo 33 ) Kopfschmerzen (42 vs 34 ) sowie Muskel-schmerzen (21 vs 11 ) die haumlufigsten Ereignisse nach der ersten Dosis in der Altersgruppe 16 ndash 55 Jahre Nach der zweiten Dosis waren die Gruppen-unterschiede in dieser Altersgruppe ausgepraumlgter 59 vs 23 fuumlr Abgeschlagenheit 52 vs 24 fuumlr Kopfschmerzen sowie 37 vs 8 fuumlr Muskel-schmerzen In der houmlheren Altersgruppe (gt 55 Jah-re) waren die Symptome nach der ersten Dosis we-niger stark ausgepraumlgt (Abgeschlagenheit 34 vs 23 Kopfschmerzen 25 vs 18 Muskelschmer-zen 14 vs 8 alle Impfungen vs Placebo) Auch hier waren die Gruppenunterschiede nach der zwei-ten Dosis akzentuiert Abgeschlagenheit 51 vs 17 Kopfschmerzen 39 vs 14 Muskelschmer-zen 29 vs 5 Fieber trat als systemische Reak-tion deutlich seltener auf bei den Geimpften in der Altersgruppe 16 ndash 55 Jahre bei 4 bzw 16 nach

der 1 bzw 2 Impfstoffdosis vs 1 bzw 0 in der Placebo-Gruppe bei den gt 55-Jaumlhrigen bei 1 bzw 11 in der Verum-Gruppe vs 0 in der Placebo- Gruppe Die systemischen Reaktionen hielten zu-meist 1 ndash 2 Tage an

Tabelle 12 zeigt die Haumlufigkeiten von schweren unshyerwuumlnschten Ereignissen (serious adverse events SAEs) nach der ersten Dosis im Gruppenvergleich Insbesondere SAEs mit hohem Schweregrad und solche die als lebensbedrohlich klassifiziert wur-den lagen in der Impfstoff- und Placebogruppe mit gleicher Haumlufigkeit vor Vier SAEs wurden als impfstoffbe zogen klassifiziert (Schulterverletzung axillaumlre Lymphadenopathie paroxysmale ventrikulauml-re Arrhythmie Paraumlsthesie des rechten Beins) We-der in der Verum- noch in der Placebogruppe traten Todesfaumllle auf die auf die Injektion des Impfstoffs oder der Kochsalzloumlsung zuruumlckzufuumlhren waren Im Beobachtungszeitraum wurden bei vier Teilneh-merInnen in der Impfstoffgruppe transiente akute periphere Fazialisparesen beobachtet Diese traten am Tag 37 nach der ersten Impfstoffdosis bzw an den Tagen 3 9 und 48 nach der zweiten Impfstoff-dosis auf und wurden von den StudienaumlrztInnen als moumlglicherweise durch die Impfung verursacht ge-wertet127 In der Placebogruppe wurden keine Fazia-lisparesen berichtet

Der STIKO lagen daruumlber hinaus weitergehende In-formationen des Herstellers vor die bestaumltigen dass das Sicherheitsprofil hinsichtlich SAEs nach der zweiten Impfstoffdosis nicht wesentlich verschie-den war von dem nach der ersten Dosis

mRNA-1273 Daten zur Reaktogenitaumlt des Impfstof-fes innerhalb von 7 Tagen nach Verabreichung je-der Impfstoffdosis wurden bei allen Teilnehmer-

Abb 7 | Wirksamkeit der mRNA-COVID-19-Impfstoffe BNT162b2 (BioNTechPfizer) und mRNA-1273 (Moderna) zur Verhinde-rung einer schweren COVID-19-Erkrankung 45

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Ereignis mRNA-1273 (N = 15184 ) Placebo (N = 15165 )

Jedwedes schweres unerwuumlnschtes Ereignis 93 (06) 89 (06)

Klassifiziert als impfstoffbezogen 6 (lt 01) 4 (lt 01)

Tab 13 | Schwere unerwuumlnschte Ereignisse nach mRNA-1273 bzw Placebo

Innen mit Hilfe eines elektronischen Studientage-buchs erhoben

Hinsichtlich lokaler Reaktionen berichteten 842 der Verum-Geimpften und 198 der Teilneh-merInnen der Placebo-Gruppe uumlber mindestens ein Ereignis nach der ersten Dosis nach der zweiten Dosis waren es 886 bzw 188 In der mRNA-1273-Gruppe wurden hauptsaumlchlich lokale Reaktionen vom Schweregrad 1 und 2 beobachtet die im Mittel 26 Tage nach der ersten und 32 Tage nach der zweiten Dosis anhielten Schmerzen an der Einstichstelle (jeglicher Staumlrke) traten nach der ersten Dosis bei 837 der Verum-Geimpften und 175 der TeilnehmerInnen der Placebo-Gruppe auf (nach der zweiten Dosis 882 vs 170 ) Zu einer Roumltung an der Einstichstelle kam es nach der ersten Dosis bei 28 der TeilnehmerInnen nach Imp-fung bzw 04 nach Placebo-Gabe (nach der zwei-ten Dosis 86 vs 04 ) Eine Schwellung an der Einstichstelle berichteten 61 bzw 03 der Teil-nehmerInnen nach der ersten Dosis nach der zwei-ten Dosis waren es 122 der Verum-Geimpften und 03 der Placebo-Empfaumlnger

Mindestens eine systemische Reaktion trat nach der ersten Dosis bei 549 der Verum-Geimpften und 422 der TeilnehmerInnen der Placebo-Gruppe auf nach der zweiten Dosis waren es 794 bzw 365 Unter den systemischen Reaktionen traten nach der ersten Dosis am haumlufigsten Kopfschmer-zen (327 vs 266 ) und Abgeschlagenheit (372 vs 273 ) auf nach der zweiten Dosis wa-

ren es 586 vs 234 (Kopfschmerzen) bzw 653 vs 234 (Abgeschlagenheit) Fieber trat als systemische Reaktion deutlich seltener auf 08 in der Verum-Gruppe vs 03 in der Placebo-Gruppe nach der 1 Dosis und 155 vs 03 nach der 2 Do-sis Die systemischen Reaktionen dauerten durch-schnittlich 26 Tage nach der 1 und 31 Tage nach der 2 Impfstoffdosis an In der juumlngeren Altersgruppe (18ndash64 Jahre) waren sowohl lokale als auch syste-mische Beschwerden haumlufiger als bei der aumllteren Gruppe (ge 65 Jahre)

In Tabelle 13 sind die Haumlufigkeiten von schweren unerwuumlnschten Ereignissen (serious adverse events SAE) im Gruppenvergleich dargestellt

Schwere unerwuumlnschte Ereignisse und Ereignisse die als impfstoffbezogen klassifiziert wurden lagen in der Impfstoff- und Placebogruppe in gleicher Haumlufigkeit vor Uumlberempfindlichkeitsreaktionen wurden bei 15 der TeilnehmerInnen aus der Impfstoff- und bei 11 der TeilnehmerInnen aus der Placebogruppe beobachtet Weder in der Verum- noch in der Placebogruppe traten Todesfaumllle auf die auf die Injektion des Impfstoffs oder der Kochsalz-loumlsung zuruumlckgefuumlhrt werden konnten Im Beob-achtungszeitraum wurden bei drei TeilnehmerIn-nen in der Impfstoffgruppe und einer Person in der Placebogruppe eine akute transiente periphere Fazi-alisparese beobachtet Die Paresen traten in der Impfstoffgruppe an den Tagen 22 28 und 37 nach der zweiten Impfstoffdosis auf Ein kausaler Zu-

Tab 12 | Schwere unerwuumlnschte Ereignisse nach BNT162b2 bzw Placebo SAE ndash serious adverse event (schweres unerwuumlnschtes Ereignis)

Ereignis BNT162b2 (N = 21621 ) Placebo (N = 21631 )

Jedwede SAE 126 (06) 111 (05)

Klassifiziert als impfstoffbezogen 4 (lt 001) 0 (ndash)

Hoher Schweregrad (severe) 71 (03) 68 (03)

Lebensbedrohlich 21 (01) 23 (01)

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sammenhang mit der Impfung konnte nicht ausge-schlossen werden

AZD1222 Daten zur Reaktogenitaumlt des Impfstoffes wurden innerhalb der ersten 7 Tage nach Impfung mit Hilfe eines Studientagebuchs erhoben123 Hin-sichtlich lokaler Reaktionen berichteten 747 der Verum-Geimpften und 504 der Teilnehmer-Innen der Kontroll-Gruppe uumlber mindestens ein Er-eignis Bei der Interpretation dieser und aller folgenden Sicherheitsdaten aus der Zulassungsstu-die muss allerdings beruumlcksichtigt werden dass der uumlberwiegende Teil der TeilnehmerInnen der Kon trollgruppe einen MenACWY-Impfstoff erhielt Unter den Lokalreaktionen waren Schmerzen an der Einstichstelle (AZD1222-Gruppe 542 Kon-trollgruppe 367 ) sowie Spannungsgefuumlhl (ten-derness AZD1222-Gruppe 637 Kontrollgruppe 395 ) die haumlufigsten Systemische Reaktionen tra-ten bei 73 der TeilnehmerInnen der AZD1222- Gruppe und 596 der Kontrollgruppe auf Unter diesen waren Abgeschlagenheit (fatigue AZD1222 531 Kontrollen 382 ) Kopfschmerzen (AZD1222 526 Kontrollen 390 ) sowie Krankheitsgefuumlhl (malaise AZD1222 442 Kontrollen 202 ) die haumlufigsten Erhoumlhte Temperaturen (feverishness) trat bei 336 der AZD1222-Gruppe und 107 in der Kontrollgruppe auf Fieber hingegen trat nur bei ei-nem vergleichsweisen geringen Anteil der Teilneh-merInnen auf (AZD1222 79 Kontrollen 12 ) Der STIKO lagen daruumlber hinaus weitergehende Informationen des Herstellers vor die zeigen dass die Haumlufigkeit lokaler und systemischer Reaktionen nach der 2 Dosis geringer war als nach der 1 Dosis

Schwere unerwuumlnschte Ereignisse traten bei 07 ProbandInnen der AZD1222-Gruppe und 08 der ProbandInnen der Kontrollgruppe auf Unter die-sen wurden 5 als Impfstoff- (n = 3) bzw Kontroll-impfstoffPlacebo-assoziiert (n = 2) klassifiziert Dies waren im Einzelnen in der AZD1222-Gruppe Pyrexie CRP-Anstieg sowie ein Fall einer transver-sen Myelitis in der Kontrollgruppe autoimmune haumlmolytische Anaumlmie sowie ebenfalls ein Fall einer Myelitis Fuumlr die in der AZD1222-Gruppe aufgetre-tene transverse Myelitis konnte eine kausale Bezie-hung zur Impfung bisher nicht bestaumltigt werden

827 VerzerrungsrisikoDas Verzerrungsrisiko (risk of bias) wurde mittels RoB-2 fuumlr alle Endpunkte in allen drei Studien mit bdquosome concernsldquo (einige Bedenken) bewertet (s An-hang) Grund hierfuumlr war fuumlr die beiden mRNA- Impfstoffe bei allen Endpunkten dass ein betraumlcht-licher Teil der randomisierten Studienpopulation (gilt fuumlr beide Studienarme in beiden Studien) der zudem groumlszliger war als die Gesamtzahl der Ereignis-se nicht in die Auswertung einging Dies betrifft ganz besonders die Analyse der Wirksamkeit (efficacy) bei der in beiden Studien armen beider Studien insgesamt mehrere tausend ProbandInnen unberuumlcksichtigt geblieben sind Aufgrund mangel-hafter Berichtsqualitaumlt konnte hier eine Verzerrung der Ergebnisse nicht komplett ausgeschlossen wer-den Fuumlr AZD1222 konnte ein Einfluss der Dosie-rungsabweichungen und der resultierenden Proto-kollaumlnderungen auf das Studienergebnis nicht si-cher ausgeschlossen werden Fuumlr die Sicherheits-endpunkte war zusaumltzlich zu beruumlcksichtigen dass es sich bei allen Studien um bdquoobserver- blindedldquo Stu-dien handelt d h dass Teile des Studienpersonals offenbar nicht verblindet waren (lediglich die ver-gleichsweise kleine AZD1222-Teilstudie COV005 wurde doppelt blind durchgefuumlhrt) Da es sich bei diesen Endpunkten z T um selbstberichtete Ereig-nisse handelt (Studientagebuch) koumlnnte eine moumlg-liche Kenntnis der Gruppenzugehoumlrigkeit (wissent-lich oder unwissentlich durch Studienpersonal kommuniziert) das Berichten bzw die Bewertung von Ereignissen durch einzelne Studienteilneh-merInnen beeinflusst haben

828 Vertrauenswuumlrdigkeit der Evidenz (Evidenzqualitaumlt nach GRADE)BNT162b2 Die Evidenzqualitaumlt (Vertrauen in die Ef-fektschaumltzer) wurde fuumlr die Verhinderung von COVID-19-Erkrankungen aufgrund des Verzer-rungsrisikos (s oben) als moderat eingeschaumltzt in der Altersgruppe ge 75 Jahre aufgrund des weiten Konfidenzintervalls als gering (s Anhang) Der End-punkt bdquoschwere COVID-19- Erkrankungldquo wurde als indirekte Evidenz fuumlr den von der STIKO zu bewer-tenden Endpunkt bdquoHospitalisierungldquo verwendet Hier ergab sich aufgrund der Indirektheit des wei-ten 95 Konfidenzinter valls sowie des Verzer-rungsrisikos eine sehr geringe Evidenzqualitaumlt Fuumlr alle Sicherheitsendpunkte wurde die Evidenzquali-

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taumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos als moderat eingestuft

mRNA-1273 Die Evidenzqualitaumlt (Vertrauen in die Effektschaumltzer) wurde fuumlr die Verhinderung einer COVID-19-Erkrankung aufgrund des Verzerrungs-risikos (s oben) als moderat eingeschaumltzt in der Altersgruppe ge 75 Jahre aufgrund des weiten Konfi-denzintervalls als gering Der Endpunkt bdquoschwere COVID-19-Erkrankungldquo wurde wie bei BNT162b2 als indirekte Evidenz fuumlr den von der STIKO zu be-wertenden Endpunkt bdquoHospitalisierungldquo verwen-det Hier ergab sich aufgrund der Indirektheit des weiten 95 -Konfidenzintervalls sowie des Verzer-rungsrisikos eine sehr geringe Evidenzqualitaumlt Fuumlr den Endpunkt bdquoTod durch COVID-19ldquo wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos und der Impraumlzision des Effektschaumltzers als gering eingestuft Fuumlr alle Sicherheitsendpunkte wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisi-kos als moderat bewertet

AZD1222 Fuumlr die Verhinderung des Endpunktes COVID-19-Erkrankung wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos als moderat ein-gestuft fuumlr die houmlhere Altersgruppe (ge 65 Jahre) aufgrund von Impraumlzision (weites 95 Konfiden-zintervall welches die 0 einschlieszligt) als gering Aus denselben Gruumlnden wurde auch die Evidenzquali-taumlt fuumlr die Endpunkte asymptomatische Infektion und Hospitalisierung als gering eingestuft Fuumlr alle Sicherheitsendpunkte wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos und der Tatsache dass ein groszliger Anteil der Kontrollgruppe nicht mit Placebo sondern einem anderen Impfstoff (MenACWY) geimpft wurde (Indirektheit hinsicht-lich der Vergleichsgruppe) als gering bewertet

9 Impfziele Das primaumlre Ziel einer COVID-19-Impfempfehlung fuumlr Deutschland ist es schwere Verlaumlufe und Tod durch COVID-19 groumlszligtmoumlglich zu reduzieren In Abhaumlngigkeit von der Wirksamkeit der Impfstoffe soll durch die Empfehlung auch die Transmission von SARS-CoV-2 in der Bevoumllkerung reduziert wer-den Folgende Impfziele wurden formuliert

Verhinderung schwerer COVID-19-Verlaumlufe (Hospitalisierung) und -Todesfaumllle

Schutz von Personen mit besonders hohem arbeitsbedingtem SARS-CoV-2-Expositionsri-siko (berufliche Indikation)

Verhinderung von Transmission sowie Schutz in Umgebungen mit hohem Anteil vulnerabler Personen und in solchen mit hohem Ausbruchs-potenzial

Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen und des oumlffentlichen Lebens

10 Risiko- und Indikationsgruppen fuumlr die ImpfempfehlungEinzelne Personen koumlnnen mehreren unterschied-lichen Risiko- undoder Indikationsgruppen zuge-ordnet werden Die Priorisierung erfolgt dann nach dem am houmlchsten priorisierten Risiko bzw Indika-tion (Stufen 1 ndash 6) Die im Folgenden genannten Personengruppen sind beispielhaft zu verstehen

101 Risikofaktoren fuumlr einen schweren KrankheitsverlaufDer uumlberwiegende Teil der COVID-19-PatientInnen hat eine gute Prognose Es gibt jedoch eine Reihe von individuellen Risikofaktoren die sich negativ auf die Schwere der Erkrankung und den Krank-heitsverlauf auswirken Das zunehmende Alter ist der unabhaumlngige Faktor der mit Abstand die houmlchs-te Risikoerhoumlhung mit sich bringt Daneben spielen bestehende Vorerkrankungen und eine Schwanger-schaft eine untergeordnete Rolle128129 Im Folgenden wird die Evidenz bezuumlglich dieser Risiken darge-stellt und ihre Auspraumlgung eingeordnet

1011 Personen im Alter ge 60 JahreIn einer prospektiven Kohortenstudie wurde bei uumlber 20000 PatientInnen die waumlhrend der ersten Infektionswelle zwischen Februar und April 2020 im Vereinigten Koumlnigreich aufgrund einer COVID-19- Erkrankung hospitalisiert wurden die Risiken fuumlr einen toumldlichen Verlauf bestimmt130 Das mediane Alter der Erkrankten betrug 73 Jahre (interquartil range 58 ndash 82) der Anteil an Maumlnnern 599 Nach Adjustierung fuumlr Komorbiditaumlten ist das zunehmende Alter bei hospitalisierten Patient-Innen mit einer erhoumlhten Wahrscheinlichkeit fuumlr einen toumldlichen Verlauf der Erkrankung assoziiert Bezogen auf das Referenzalter lt 50 Jahre betraumlgt die hazard ratio (HR) fuumlr einen toumldlichen Krank-

37Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

heitsverlauf im Alter von 50 ndash 59 Jahren 263 (95 KI 206 ndash 335) im Alter von 60 ndash 69 Jahren 499 (95 KI 399 ndash 625) im Alter von 70 ndash 79 Jahren 851 (95 KI 685 ndash 1057) und im Alter ge 80 Jahren 1109 (95 KI 891 ndash 1377) Zu vergleichbaren Er-gebnissen kommt eine retrospektive Kohortenstu-die die 1904 PatientInnen einschloss die an deut-schen Krankenhaumlusern zwischen Februar und Juni 2020 aufgrund einer COVID-19-Erkrankung stati-onaumlr aufgenommen worden waren53 Das mediane Alter der Erkrankten betrug 73 Jahre und 485 wa-ren Frauen Bezogen auf das Referenzalter von 60 ndash 69 Jahren betraumlgt die HR fuumlr eine toumldlich ver-laufende Erkrankung bei hospitalisierten COVID-19- PatientInnen im Alter von 70 ndash 79 Jahren 275 (95 KI 169 ndash 447) und im Alter von ge 80 Jahren 411 (95 KI 257 ndash 658) Eine Kohortenstudie in Eng-land untersuchte die Risikofaktoren fuumlr den Tod an COVID-19 in der Allgemeinbevoumllkerung zwischen Februar und Mai 2020131 Analysiert wurden die Daten von uumlber 17 Mio PatientInnen aus der hau-saumlrztlichen Versorgung Zunehmendes Alter und der Tod an COVID-19 weisen eine starke Assozia-tion auf Nach Adjustierung betraumlgt die HR bezo-gen auf das Referenzalter von 50 ndash 59 Jahren im Alter von 60 ndash 69 Jahren 240 (95 KI 216 ndash 266) im Alter von 70 ndash 79 Jahren 608 (95 KI 552 ndash 669) und im Alter ge 80 Jahren 2061 (95 KI 1872 ndash 227)

1012 Personen mit Vorerkrankungen Zur Untersuchung der Frage welche Vorerkran-kungen mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr einen schweren Verlauf von COVID-19 einhergehen wurde durch das RKI eine systematische Analyse in Form eines sogenannten umbrella review (Uumlber-blick uumlber publizierte einzelne Review-Artikel) durchgefuumlhrt (International Prospective Register of Systematic Reviews (PROSPERO) Protokoll Num-mer CRD42020215846) Hierzu wurden die COVID-19-Datenbank der Bibliothek des RKI genutzt (siehe oben s Anhang fuumlr Suchstrategie erste Suche 25092020 Aktualisierung der Suche 11122020)

Eingeschlossen in die Analyse wurden systemati-sche Reviews in englischer oder deutscher Sprache (unabhaumlngig davon ob in den Reviews eine Meta-analyse durchgefuumlhrt wurde oder nicht) die ab dem

1 Januar 2020 publiziert wurden und in denen die Beziehung zwischen mindestens einer Vorerkran-kung und mindestens einem der folgenden End-punkte untersucht wurde

Hospitalisierung aufgrund von COVID-19 Tod im Krankenhaus aufgrund von COVID-19

Auszligerdem musste in den eingeschlossenen syste-matischen Reviews ein quantitatives Maszlig fuumlr die Assoziation zwischen Vorerkrankung und End-punkt berichtet sein (in der Regel Odds ratio (OR) relatives Risiko (RR) oder Hazard ratio (HR) jeweils mit 95 Konfidenzintervall)

Aus den so identifizierten systematischen Reviews wurden die Daten zu den o g Assoziationen aus denjenigen Studien extrahiert die in Europa oder Nordamerika durchgefuumlhrt worden waren und min-destens fuumlr das Lebensalter der Studienteilneh-merInnen adjustiert waren Zusaumltzlich wurden die Charakteristika der Primaumlrstudien extrahiert sowie die von den jeweiligen Review-Autoren durchge-fuumlhrten Bewertungen des Verzerrungsrisikos (risk of bias) Alle Arbeitsschritte wurden von zwei unab-haumlngigen Untersuchern durchgefuumlhrt

Wenn mehr als ein Effektschaumltzer fuumlr einen End-punkt vorlag wurde eine Metaanalyse (random- effects Modell) durchgefuumlhrt wobei OR RR und HR analy-siert wurden und das Ausmaszlig der Heterogenitaumlt zwischen den Studienschaumltzern mittels Isup2-Statistik quantifiziert wurde Die Vertrauenswuumlrdigkeit der Evidenz zu jedem Endpunkt wurde fuumlr jede Vorer-krankung mit Hilfe der GRADE-Methodik beurteilt (nach PRECEPT132) Es wurde das Risiko wegen COVID-19 hospitalisiert zu werden verglichen zwi-schen SARS-Cov-2-positiv getesteten Personen mit und ohne die jeweilige Vorerkrankung Auszligerdem wurde das Risiko im Zusammenhang mit COVID-19 zu versterben zwischen mit COVID-19 hospitalisier-ten Personen mit und ohne die jeweilige Vorerkran-kung verglichen (Krankenhausmortalitaumlt)

Die Ergebnisse aus dem ersten umbrella review wur-den am 17 Dezember 2020 in der STIKO-Empfeh-lung zur COVID-19-Impfung online vorab veroumlffent-licht (httpsedocrkidehandle17690475792)

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Am 11122020 wurde eine erneute Literatursuche durchgefuumlhrt und der umbrella review aktualisiert Bei dieser Suche in der Datenbank des RKI wurden 120 systematische Reviews identifiziert aus denen nach Ausschluss von Duplikaten 1134 Einzelstu-dien auf das Vorliegen von Risikoschaumltzern fuumlr de-finierte Vorerkrankungen und das Berichten der gesuchten Endpunkte (Hospitalisierung und Kran-kenhausmortalitaumlt) untersucht wurden Von den 356 verbleibenden Studien wurden nach Durch-sicht der Volltexte 102 europaumlische und US-ameri-kanische Studien in die Metaanalyse eingeschlos-sen die insgesamt 159 altersadjustierte Schaumltzer fuumlr Hospitalisierung und Krankenhausmortalitaumlt be-richteten Basierend auf den og Kriterien wurden 42 Schaumltzer aus 45 Studien ausgewaumlhlt

Abbildung 1 des Anhangs zeigt wie sich die Risi-koschaumltzer zwischen den beiden Erhebungszeit-punkten (initialer Review und die vorliegende Aktu-alisierung) unterscheiden Die aktualisierten Schaumlt-zer lagen sowohl fuumlr Hospitalisierung als auch fuumlr die Krankenhausmortalitaumlt zumeist innerhalb des 95 -Konfidenzintervalls der initialen Schaumltzer

Tabelle 14 zeigt die Ergebnisse fuumlr den Endpunkt Hospitalisierung Durch die Aktualisierung sind Depression und chronisch entzuumlndliche Darmer-krankungen hinzugekommen Fuumlr die meisten Er-krankungen waren die Risikoerhoumlhungen moderat d h Effektschaumltzer lt 2 Das Risiko war zwar erhoumlht aber nicht verdoppelt Daher wird angenommen dass fuumlr juumlngere Menschen (lt 60 Jahre) die Wahr-scheinlichkeit aufgrund einer COVID-19-Erkran-kung hospitalisiert zu werden auch bei Vorliegen von Grund erkrankungen gering ist und deutlich niedriger als bei aumllteren Menschen Nur fuumlr Herz-insuffizienz psychiatrische Erkrankungen und Or-gantransplantationen lag der Effektschaumltzer uumlber 2 fuumlr Adipositas chronische Nierenerkrankungen und Diabetes mellitus knapp unter 2

Tabelle 15 zeigt die entsprechenden altersadjustier-ten Ergebnisse fuumlr den Endpunkt Krankenhausmortashylitaumlt Durch die Aktualisierung sind folgende Vorer-krankungen neu hinzugekommen Leber zirrhose aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen solide Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind interstitielle Lungenerkrankungen andere

chronisch neurologische Erkrankungen (als zere-brovaskulaumlre Erkrankung Apoplex oder Demenz) und chronisch entzuumlndliche Darmerkrankungen

Vier Studien149ndash152 die Schaumltzer zur Krankenhaus-mortalitaumlt bei Immundefizienz berichteten verwen-deten sehr unterschiedliche Definitionen und ver-einten PatientInnengruppen mit Immundefizienz unterschiedlichster Ursache ohne Differenzierung nach Art und Auspraumlgung Ein Groszligteil der einge-schlossenen Studienpopulationen ist durch andere Entitaumlten bereits erfasst z B Organtransplantation HIV-Infektion Krebserkrankungen Autoimmun-erkrankungen Daher wurde darauf verzichtet fuumlr Immundefizienz einen weiteren Effektschaumltzer an-zugeben

Die Effektschaumltzer fuumlr Mortalitaumlt waren meist deut-lich niedriger als fuumlr Hospitalisierung ndash in der Regel unter 15 Houmlhere Effektschaumltzer uumlber 2 wurden fuumlr Leberzirrhose Organtransplantationen psychia tri-sche Erkrankungen (schwere Depression Schizo-phrenie und bipolare Stoumlrung) Demenz interstiti-elle Lungenerkrankungen und Krebserkrankungen die nicht in behandlungsfreier Remission sind be-richtet

Limitationen dieser Analyse ergeben sich insbeson-dere aus den z T differierenden Definitionen der Vorerkrankungen in den Primaumlrstudien aber auch aus dem Fehlen von Angaben zum Krankheitssta-dium bzw zur Therapie z B handelt es sich bei bdquoanderen chronisch neurologischen Erkrankungenldquo um eine heterogene Gruppe unterschiedlicher Krankheitsentitaumlten und -schweregrade Hierdurch koumlnnte es zu einer Unterschaumltzung der Effekte von akuten undoder schweren Auspraumlgungsgraden von Vorerkrankungen gekommen sein Interaktionen zwischen Alter und Vorerkrankungen wurden in den Studien nicht untersucht Es sind nicht alle re-levanten Vorerkrankungen erfasst sondern nur die die in den systematischen Reviews berichtet wur-den Seltene Vorerkrankungen koumlnnen fehlen

Die Ergebnisse (hazard ratios HR) aus der briti-schen Kohortenstudie von Williamson et al131 in die uumlber 17 Millionen StudienteilnehmerInnen aus der OpenSAFELY Plattform eingeschlossen waren konnten aus methodischen Gruumlnden nicht in die

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Metaanalyse des umbrella reviews eingeschlossen werden In dieser Studie wurden Risikofaktoren fuumlr COVID-19-bedingten Tod (n = 10926) in der Allge-meinbevoumllkerung untersucht Eingeschlossen in die Kohorte waren sowohl SARS-CoV-2-positive als auch SARS-CoV-negative Personen In der Studie wurde ein Cox proportional hazards model verwen-det um adjustierte HR fuumlr Vorerkrankungen als Risikofaktoren fuumlr einen COVID-19-bedingten Tod zu schaumltzen In den Studien die in den umbrella review eingeschlossen waren wurde dagegen das Risiko im Zusammenhang mit COVID-19 zu ver-sterben verglichen zwischen hospitalisierten Perso-nen mit und ohne die jeweilige Vorerkrankung Auf-grund der unterschiedlichen Studienpopulationen

wurden die ermittelten Risikoschaumltzer nicht in die Metaanalyse eingeschlossen Die Studie ist jedoch eine qualitativ hochwertige Evidenzquelle zur Risi-koabschaumltzung Die HR aus der Studie von William-son et al wurden daher mit denen aus der Metaana-lyse des umbrella reviews verglichen Der Vergleich ist in Abbildung 2 des Anhangs illustriert und zeigt dass aumlhnliche Verhaumlltnisse der Risikoschaumltzer zu den beruumlcksichtigten Vorerkrankungen wie im umbrella review vorlagen In den im umbrella review eingeschlossenen Studien wurde fuumlr Diabetes mel-litus keine Differenzierung nach dem Grad der Ein-stellung vorgenommen Williamson et al dagegen berichten separate HR fuumlr COVID-19-assoziierten Tod bei Diabetes mellitus mit einem HbA1c

KrankheitErkrankungsgruppe Effektschaumltzer+ (95 KI)

I2 () Studien ( Quelle)

PatientInnen GRADE Evidenzqualitaumlt

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Arrhythmie oder Vorhofflimmern 141 (117 ndash170) 000 3 (133 ndash135) 13544 ++++

Herzinsuffizienz 213 (124 ndash 367) 805 5 (133 135 ndash138) 19995 +++

Koronare Herzkrankheit (KHK) 129 (111 ndash 151) 188 3 (133 135 138) 18501 ++++

Arterielle Hypertonie 151 (127 ndash 181) 625 7 (133 ndash 139) 20902 +++

Metabolische Stoumlrungen

Diabetes mellitus 195 (172 ndash 220) 275 10 (133 ndash 142) 22725 ++++

UumlbergewichtAdipositas (BMI gt 30 kgm2) 194 (173 ndash 218) 000 5 (133 134 136 138 143) 16251 ++++

Chronische Nierenerkrankungen 195 (131 ndash 291) 829 7 (133 ndash 135 138 ndash 140 143) 20863 +++

Chronische Lebererkrankungdagger 130 (110 ndash 160) NA 1 (144) 500 +++

Malignome

Krebserkrankung 118 (100 ndash 138) 140 6 (133ndash136 140 143) 16051 ++++

Lungenerkrankungen

Asthma 132 (089ndash197) 571 4 (134 ndash136 143) 5766 ++

Schwere chronische Lungenerkrankungen z B COPD

176 (129ndash24) 79 5 (134 ndash136 139 143) 6351 ++++

ZNS-Erkrankungen

Zerebrovaskulaumlre Erkrankung oder Apoplex 130 (103 ndash 164) 000 2 (133 134) 9841 ++++

Demenz 131 (032ndash537) 932 3 (133ndash135) 13544 ++

Psychiatrische Erkrankungen (schwere Depression Schizophrenie und bipolare Stoumlrung)

21 (12ndash37) NA 1 (133) 11122 ++++

Erkrankungen des Immunsystemsiatrogene Immundefizienz

AutoimmunerkrankungDagger 108 (101 ndash 117) NA 1 (145) 9437 +++

Chronisch entzuumlndliche Darmerkrankungdagger 11 (08 ndash151) NA 1 (146) 464 +++

Rheumatologische Erkrankung 137 (108 ndash173) 0 2 (133 147) 9675 ++++

Z n Organtransplantation 270 (130 ndash 540) NA 1 (133) 9519 +++

Immundefizienz Antikoumlrpermangel-syndrome IgA Mangel

114 (075 ndash175) NA 1 (148) 1526 +++

Tab 14 | Geschaumltzte altersadjustierte Risiken durch Vorerkrankungen fuumlr eine Hospitalisation aufgrund von COVID-19 (+ Effektschaumltzer Odds ratio falls nicht anders angegeben dagger Risk ratio estimate Dagger Hazard ratio estimate NA = not applicable)

40Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ge 58 mmolmol bzw ge 75 (195 95 -KI 183 ndash 208) und Diabetes mellitus mit einem HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 (131 95 -KI 124 ndash 137) Diese diffe-renzierten Schaumltzer zum Diabetes mellitus wurden in die Bewertung aufgenommen (s Tab 16)

In den ausgewerteten systematischen Reviews konnten keine Studien identifiziert werden die

Risikoschaumltzer fuumlr PatientInnen mit einem Downshy Syndrom (Trisomie 21) berichteten Retrospektive Kohortenstudien aus England181 und den USA182 so-wie Einzelfallberichte183184 belegen jedoch die Schwere von COVID-19 bei PatientInnen mit Down- Syndrom Die Autoren weisen darauf hin dass die-se PatientInnen auch aufgrund der zahlreichen risi-kobehafteten Komorbi ditaumlten (z B schwere angebo-

KrankheitErkrankungsgruppe Effektschaumltzer+ (95 KI)

I2 () Studien ( Quelle) PatientInnen GRADE Evidenzqualitaumlt

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Arrhythmie oder Vorhofflimmern 137 (117ndash161) 000 5 (133 135 142 153 154) 9341 ++++

Herzinsuffizienz 141 (119 ndash168) 348 11 (133 135 142 152 ndash159) 14234 ++++

Koronare Herzkrankheit (KHK) 140 (114 ndash173) 722 10 (133 135 142 152 ndash157 160)

15139 +++

Arterielle Hypertonie 109 (094 ndash126) 393 16 (133 135 152 ndash167) 16071 +++

Metabolische Stoumlrungen

Diabetes mellitus 132 (121 ndash144) 000 17 (133 135 152 ndash155 157 ndash167)

15685 ++++

UumlbergewichtAdipositas (BMI gt 30 kgm2) 182 (140 ndash237) 6576 8 (133 152 155 157 161 165 166 168)

9379 +++

Chronische Nierenerkrankung 155 (135 ndash179) 224 15 (133 135 152 ndash155 157 ndash162 165 166 169)

15411 ++++

Chronische Lebererkrankung 174 (109 ndash276) 000 4 (133 152 159 163) 3392 ++++

Leberzirrhose 431 (178 ndash104) 0 3 (154 158 163) 1219 ++++

Malignome

Krebserkrankung in RemissionDagger 123 (115 ndash131) 000 6 (138 145 170 ndash173) 10692 ++++

Solide Tumorerkrankungen nicht in Remission

277 (095 ndash806) 379 2 (159 168) 2114 +++

Aktive maligne haumlmatologische ErkrankungenDagger

174 (128 ndash237) 0 1 (174) 1183 ++++

Lungenerkrankungen

Asthma 084 (067 ndash105) 000 4 (135 152 154 175) 9396 +++

Schwere chronische Lungenerkrankungen z B COPD

189 (118 ndash305) 633 6 (135 142 152 156 157 161)

5123 +++

Interstitielle LungenerkrankungDagger 217 (176 ndash268) NA 1 (172) 5776 ++++

ZNS-Erkrankungen

Zerebrovaskulaumlre ErkrankungApoplex 144 (090 ndash230) 56 5 (133 154 156 165 166) 4102 ++

Demenz 207 (157 ndash272) 322 5 (133 135 154 167 176) 5438 ++++

Psychiatrische Erkrankungen (schwere Depression Schizophrenie und bipolare Stoumlrung)

29 (13 ndash66) NA 1 (133) 2254 ++++

Andere chronisch neurologische ErkrankungDagger

118 (108 ndash128) 0 2 (177 178) 19229 ++++

Erkrankungen des Immunsystemsiatrogene Immundefizienz

AutoimmunerkrankungDagger 119 (106 ndash 133) NA 2 (145 172) 8567 ++++

Rheumatologische Erkrankungdagger 12 (078 ndash185) NA 1 (133) 2090 +++

HIV Infektion 149 (109 ndash202) 0 3 (149 179 180) 48873 ++++

Zn Organtransplantation 420 (160 ndash 1140) NA 1 (133) 2090 +++

Chronisch entzuumlndliche DarmerkrankungDagger 118 (034 ndash404) NA 1 (149) 841 +++

Tab 15 | Geschaumltzte Risiken durch Vorerkrankungen fuumlr Mortalitaumlt aufgrund von COVID-19 (+ Effektschaumltzer Odds ratio falls nicht anders angegeben dagger Risk ratio Dagger Hazard ratio NA = not applicable)

41Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

rene Herzfehler Stoumlrungen der Immun- und Lun-genfunktion) ein erhoumlhtes Risiko fuumlr einen schwe-ren oder toumldlichen Verlauf haben In einer groszligen bevoumllkerungsbezogenen Kohortenstudie aus Eng-land die Daten von 826 Mio Erwachsenen analy-sierte wurde geschaumltzt dass das fuumlr eine Reihe von Faktoren adjustierte Risiko bei PatientInnen mit Down-Syndrom fuumlr einen COVID-19-bedingten Tod im Vergleich zur Normalbevoumllkerung 10-fach [HR 104 (95 KI 71 ndash 152)] und fuumlr den COVID-19- bedingten Krankenhausaufenthalt 5-fach [HR 50 (95 KI 36 ndash 67)] erhoumlht ist181

Auf Grundlage der Ergebnisse der Aktualisierung des umbrella review und einzelner weiterer Studien wurden Personen mit Vorerkrankungen drei unter-schiedlichen Prioritaumltsstufen zugeordnet Die Zu-ordnung richtete sich nach ihrem Mortalitaumltsrisiko im Vergleich mit Personen unterschiedlicher Alters-gruppen ohne Vorerkrankungen Personen mit Downshy Syndrom wurden der Stufe 2 zugeordnet da ihr Mortalitaumltsrisiko houmlher ist als das von Personen mit anderen Vorerkrankungen und dem von Perso-nen im Alter von ge 75 ndash 79 Jahren aumlhnlich ist (HR 104) (s Tab 15 und Tab 16) Vorerkrankungen die mit einem hohen Mortalitaumltsrisiko (OR gt 15) einhershygehen wurden der Prioritaumltsstufe 3 zugeordnet In diese Gruppen gehoumlren Personen mit folgenden Vorerkrankungen Z n Organtransplantation aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen soli-de Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind interstitielle Lungenerkrankungen psychiatri-sche Erkrankungen (bipolare Stoumlrung Schizophre-nie und schwere Depression) Demenz Diabetes mellitus mit einem HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 COPD Adipositas (BMI gt 30 kgm2) chro-nische Lebererkrankungen inkl Leberzirrhose chronische Nierenerkrankungen Diejenigen mit einem moderat erhoumlhten Mortalitaumltsrisiko (OR bzw HZ le 15) wurden der Stufe 4 zugeordnet Personen mit folgenden Vorerkrankungen wurden dieser Gruppe zugeordnet Diabetes mellitus mit HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 ArrhythmieVorhof-flimmern koronare Herzkrankheit Herzinsuffi-zienz Autoimmunerkrankungen HIV-Infektion Krebserkrankungen in behandlungsfreier Remis-sion arterielle Hypertonie rheumatologische Er-krankungen Asthma bronchiale chronisch ent-zuumlndliche Darmerkrankungen zerebrovaskulaumlre Er-

krankungenApoplex und andere chronische neuro-logische Erkrankungen

1013 Gemeinsame Betrachtung der individuellen Risiken von Alter und Vorerkrankungen fuumlr COVID-19-assoziierte Hospitalisierung und MortalitaumltZur integrativen Interpretation der Daten zu Hospi-talisierung und Mortalitaumlt wurde zusaumltzlich eine Clusteranalyse durchgefuumlhrt Ziel war es die jewei-ligen Risikoerhoumlhungen fuumlr die beiden untersuch-ten Endpunkte gemeinsam darzustellen Abbil-dung 8 zeigt die Ergebnisse dieser Analyse Abgebil-det sind nur diejenigen Vorerkrankungen fuumlr die Schaumltzer sowohl fuumlr COVID-19-bedingte Hospitali-sierung als auch fuumlr Tod vorlagen

In einer weiteren Cluster-Analyse wurden aus den Studien des umbrella-reviews Daten zum alters-assoziierten Risiko fuumlr Hospitalisierung und Tod ex-trahiert und in dieselbe Darstellung uumlberfuumlhrt Hierbei konnten Daten zu den Altersgruppen 60 ndash 69 70 ndash 79 Jahre sowie ge 80 Jahre analysiert werden die jeweils auf das Vorliegen von Vorer-krankungen adjustiert waren Abbildung 9 zeigt dass die Risiken in diesen Altersgruppen ndash unab-haumlngig vom Vorliegen einer Vorerkrankung ndash deut-lich uumlber denjenigen der o g Personengruppen mit Vorerkrankungen liegen mit Ausnahme der Grup-pe der Menschen mit Down-Syndrom

Zusammengefasst laumlsst sich aus den Ergebnissen des umbrella reviews und der Cluster-Analyse schluss-folgern dass Personen in der Altersgruppe ge 80 Jah-ren das houmlchste Risiko fuumlr einen toumldlichen Verlauf von COVID-19 aufweisen Hieran schlieszligen sich die Gruppen der Menschen mit Down-Syndrom an ge-folgt von 70 ndash 79 Jahre alten Personen (s Abb 9)

1014 Schwangere bzw deren enge KontaktpersonenSchwangere und Frauen im Wochenbett die an COVID-19 erkrankt waren zeigten laut einem sys-tematischen Review der 77 Beobachtungsstudien aus China den USA Europa Israel Japan Brasi-lien und Mexiko einschloss seltener Fieber und Gliederschmerzen als nicht-schwangere COVID-19- Patientinnen derselben Altersgruppe Im Gegen-satz dazu hatten sie aber haumlufiger einen schweren Verlauf der die Versorgung auf einer Intensivsta-

42Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Tab 16 | Effektschaumltzer fuumlr die Risiken von Alter und Vorerkrankungen fuumlr die COVID-19-assoziierte Hospitalisation (links) und Mortalitaumlt (rechts sortiert nach Groumlszlige des Effektschaumltzers fuumlr Mortalitaumlt)

OR = Odds Ratio HR = Hazard Ratio pOR = pooled Odds Ratio pHR = pooled Hazard Ratio RR = Relatives Risiko Bipolare Stoumlrung Schizophrenie und schwere Depression

Risiken (Alter und Vorerkrankungen)

Hospitalisierung Mortalitaumlt Risiko- stufeSchaumltzer Wert 95 -KI Schaumltzer Wert 95 -KI

Alter ge 80 Jahre OR 45 36 56 pOR 169 516 556 1

Down-Syndrom HR 494 36 67 HR 104 708 152 2

Alter 70 ndash 79 Jahre OR 48 39 59 pOR 74 297 184 2

Leberzirrhose pOR 431 178 104 3

Organtransplantierte OR 27 13 54 OR 42 16 114 3

Psychiatrische Erkrankungen OR 21 12 37 OR 29 13 66 3

Alter 60 ndash 69 Jahre OR 16 14 2 pOR 28 163 49 3

Solide Tumorerkrankungen nicht in Remission

pOR 277 095 806 3

Interstitielle Lungenerkrankung

OR 217 176 268 3

Demenz pOR 131 032 537 pOR 207 157 272 3

Diabetes (HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 )

HR 195 183 208 3

COPD und andere aumlhnlich schwere chronische Lungenerkrankungen

pOR 176 129 24 pOR 189 118 305 3

Adipositas (BMI gt 30) pOR 194 17 22 pOR 18 14 24 3

Chronische Lebererkrankung RR 13 11 16 pOR 174 109 276 3

Aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen

HR 174 128 237 3

Chronische Nierenerkrankung pOR 195 13 29 pOR 16 13 18 3

HIV-Infektion - pHR 149 109 202 4

Zerebrovaskulaumlre ErkrankungenApoplex

pOR 13 10 16 pOR 144 09 23 4

Herzinsuffizienz pOR 213 124 367 pOR 141 119 168 4

Koronare Herzkrankheit pOR 129 111 151 pOR 140 114 173 4

ArrhythmieVorhofflimmern pOR 141 117 17 pOR 137 117 161 4

Diabetes mellitus (HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 )

pOR 195 172 22 HR 131 124 137 4

Krebserkrankungen in Remission pOR 118 10 138 pHR 123 115 131 4

Rheumatologische Erkrankungen pOR 137 108 173 OR 12 078 185 4

Autoimmunerkrankungen HR 108 10 117 pHR 119 107 133 4

Chronisch entzuumlndliche Darmerkrankung (CED)

RR 111 08 151 HR 118 034 404 4

Andere chronische neurologische Erkrankungen

pHR 118 108 128 4

Arterielle Hypertonie pOR 151 127 181 pOR 109 094 126 4

Asthma bronchiale pOR 132 089 197 pOR 084 067 105 4

43Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

tion (gepooltes Odds Ratio (gOR) 162 95 KI 133 ndash 196) und eine assistierte Beatmung notwen-dig machte (gOR 188 95 KI 136 ndash 260) Beste-hende Komorbiditaumlten (z B Hypertonus Diabetes mellitus) houmlheres muumltterliches Alter und Adipo-sitas sind Risikofaktoren fuumlr einen schweren COVID-19-Verlauf bei Schwangeren185 Bezuumlglich Komplikationen im Schwangerschaftsverlauf wur-den 35 Studien mit insgesamt 6279 Schwangeren und 2557 Neugeborenen ausgewertet Schwangere Frauen mit COVID-19 hatten haumlufiger Fruumlhgebur-ten (lt 37 Schwangerschaftswochen (SSW) gOR 301 95 KI 116 ndash 785) im Vergleich zu Muumlttern ohne diese Erkrankung in der Schwangerschaft

und die Rate der Neugeborenen die auf einer neo-natologischen Intensivstation betreut werden mussten war erhoumlht (gOR 313 95 KI 205 ndash 479)185 Eine vertikale Transmission auf das Kind wurde in Einzelfaumlllen beschrieben185186 scheint je-doch nach derzeitiger Datenlage eher selten vorzu-kommen187

Da die Impfstoffe zumindest initial nicht fuumlr Schwangere zugelassen sein werden sollte in Erwauml-gung gezogen werden enge Kontaktpersonen von Schwangeren insbesondere deren PartnerInnen zu impfen um die Schwangeren indirekt zu schuumltzen Bei einer Geburtskohorte von 778100Jahr (abzuumlg-

ART arrhythmia or atrial fibrillation CHF congestive heart failure CAD coronary artery disease HTN hypertension DM diabetes BMI gt 30 obesity and overweight CANC cancer AST asthma COPD chronic obstructive pulmonary disease CKD chronic kidney disease CLD chronic liver disease CRB cerebrovascular or stroke DEM dementia Auto autoimmune condition Immun immunodeficiency or immuno-suppressed state Rheuma rheumatological disease Organ organ transplant history Psychiatr psychiatric diseases (severe depression schizophrenia bipolar disorder) (Down-Syndrom wegen der besseren Uumlbersichtlichkeit nicht dargestellt s Abb 9) Abb 8 | Cluster-Analyse der Risiken von Vorerkrankungen auf Hospitalisation und Mortalitaumlt von COVID-19

ART

AST

Auto

CAD

CANC

CHF

CKD

CLDCOPD

CRB

DEM

DM

HTN

IBD

Organ

Rheuma

Psychiatr

BMIgt3015

0

1

2

3

4

5

1 2 3

Hospitalisierung

Krankenhausm

ortalitaumlt

5

4

3

2

1

0

1 2 3

Krankenhausmortalitaumlt

Hospitalisierung

44Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

lich der Mehrlingsgeburten188) bestuumlnde fuumlr etwa 750000 enge Kontaktpersonen zu Schwangeren eine Impfindikation

102 Personen mit einem erhoumlhten arbeitsbedingten InfektionsrisikoPersonen die berufsbedingt enge Kontakte mit an-deren Menschen nicht vermeiden koumlnnen sind einem erhoumlhten Expositionsrisiko ausgesetzt Das Risiko variiert jedoch je nach Arbeitsbereich und Tauml-tigkeit erheblich Insgesamt gibt es zum Exposi-tionsrisiko der einzelnen Berufsgruppen keine gute Studienlage fuumlr viele Berufsgruppen sind gar keine Daten vorhanden Bei fehlender Evidenz wurde die Rationale fuumlr die einzelnen zu impfenden Gruppen durch ExpertInnenkonsens erzielt Die Beurteilung welche Personen im konkreten Einzelfall an ihrem Arbeitsplatz ein besonders hohes Expositions risiko

oder eine besondere Naumlhe zu vulnerablen Gruppen haben sollte im Rahmen der Gefaumlhrdungsbeurtei-lung durch die Arbeitgeber Innen unter Einbezie-hung der BetriebsaumlrztInnen erfolgen

1021 Personal in medizinischen Einrichtungen Laut dem Statistischen Bundesamt sind in Deutsch-land etwa 5 Mio Menschen in medizinischen Ein-richtungen taumltig In medizinischen Einrichtungen besteht ggf ein erhoumlhtes Risiko der Uumlbertragung von Infektionskrankheiten Zu diesen Einrichtun-gen zaumlhlen Krankenhaumluser Einrichtungen fuumlr am-bulantes Operieren Vorsorge- oder Rehabilitations-einrichtungen Dialyseeinrichtungen Tagesklini-ken Entbindungseinrichtungen Behandlungs- oder Versorgungseinrichtungen Arztpraxen Zahnarztpraxen Praxen sonstiger humanmedizini-scher Heilberufe Einrichtungen des oumlffentlichen

Trisomie21

Alter 60-69

Alter 70-79

Alter 80+

ARTAST

Auto

CAD

CANCCHF

CKD

CLD

COPDCRB

DEM

DMHTNIBD

Organ

Rheuma

Psychiatr

BMIgt3015

0

5

10

15

1 2 3 4 5Hospitalisierung

Krankenhausmortalitaumlt

Abb 9 | Cluster-Analyse der Risiken von Vorerkrankungen und Alter auf Hospitalisation und Mortalitaumlt von COVID-19 (Abkuumlrzungen s Abb 8)

Daten stammen nicht aus dem umbrella review

Hospitalisierung

Krankenhausmortalitaumlt

15

10

5

0

1 2 43 5

45Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Gesundheitsdienstes in denen medizinische Unter-suchungen Praumlventionsmaszlignahmen oder ambu-lante Behandlungen durchgefuumlhrt werden ambu-lante Pflegedienste die ambulante Intensivpflege in Einrichtungen Wohngruppen oder sonstigen ge-meinschaftlichen Wohnformen erbringen und Ret-tungsdienste Gemaumlszlig sect 23 Infektionsschutzgesetz muumlssen die LeiterInnen von medizinischen Ein-richtungen Maszlignahmen zur Vermeidung der Weiter verbreitung von Infek tionserregern treffen

Personal in medizinischen Einrichtungen in der ambulanten und stationaumlren Versorgung steht in vorderster Reihe im Einsatz gegen die Pandemie COVID-19-Erkrankungen und -Todesfaumllle unter me-dizinischem Personal werden weltweit berichtet und stellen neben den individuellen persoumlnlichen und familiaumlren teilweise schwerwiegenden Auswir-kungen eine Herausforderung fuumlr die Aufrechtshyerhaltung der medizinischen Versorgung dar189 Die Funktionsfaumlhigkeit von medizinischen Einrichtun-gen wird zum einen direkt durch Infektionen beim Personal zum anderen durch die dann ggf erfor-derlichen weiteren Schutzmaszlignahmen (Quaran-taumlne von Kontaktpersonen) erheblich beeintraumlchtigt Diese koumlnnen zu Praxis- Abteilungs- oder Stations-schlieszligungen fuumlhren Die persoumlnliche Schutzaus-ruumlstung (PSA) reduziert zwar das Infektionsrisiko das Tragen derselben kann jedoch mit einer erheb-lichen Belastung und u U Arbeitserschwernis ver-bunden sein

Es ist davon auszugehen dass Vorerkrankungen die mit einem schweren Verlauf von COVID-19 assoziiert sind im selben Maszlige bei medizinischem Personal auftreten wie unter der uumlbrigen Bevoumllke-rung in den gleichen Altersgruppen Personen die in medizinischen Einrichtungen arbeiten haben zusaumltzlich zum Risiko sich im privaten Umfeld zu infizieren waumlhrend der Berufsausuumlbung ein erhoumlh-tes Infektionsrisiko190191 Es besteht eine groszlige Varia bilitaumlt hinsichtlich ihres arbeitsbedingten Expositionsrisikos aufgrund unterschiedlicher Ein-satzbereiche192193 und Taumltigkeiten190 Ein hohes (zB Zahnaumlrzte) oder besonders hohes Expositionsrisiko gegenuumlber SARS-CoV-2 kann bei der intensivmedi-zinischen Betreuung von COVID-19-Patient In-nen192 in Notaufnahmen193 und beim Ausuumlben ae-rosolgenerierender oder gesichtsnaher Taumltigkei-

ten192194ndash196 sowie bei der Betreuung von bislang un-erkannten SARS-CoV-2-infizierten PatientInnen bestehen

Medizinisches Personal kann zur Transmission von SARS-CoV-2 in Krankenhaus Praxis oder bei ande-ren Kontakten beitragen Das Risiko der Transmis-sion ist insbesondere zum Schutz von besonders vulnerablen Patientengruppen wie sie z B in der Geriatrie Palliativmedizin oder Onkologie anzutref-fen sind zu bedenken

Unter Beruumlcksichtigung aller drei Aspekte (Aufrecht-erhaltung der medizinischen Versorgung Schutz von Personen mit einem hohen Expositionsrisiko und Schutz von vulnerablen PatientInnengruppen) wurden nach ExpertInnenkonsens fuumlr das Personal in medizinischen Einrichtungen Untergruppen ge-bildet denen eine unterschiedliche Prio ritaumlt fuumlr eine Impfung eingeraumlumt werden soll (s Tab 17)

1022 Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Pflege sowie andere in Pflegeeinrichtungen Taumltige Ende Dezember 2017 wurde die ambulante Pflege in Deutschland durch 14100 Pflegedienste mit 390300 Beschaumlftigten gewaumlhrleistet und die voll- beziehungsweise teilstationaumlre Pflege von etwa 14500 Pflegeheimen mit 764600 Beschaumlftigten

Beschaumlftigte in Alten- und Pflegeheimen und Pfle-gekraumlfte in der ambulanten Versorgung haben auf-grund des direkten Kontaktes mit Pflegebeduumlrftigen ein hohes Risiko sich zu infizieren bzw eine uner-kannte eigene SARS-CoV-2-Infektion auf die zu Pflegenden zu uumlbertragen Sie koumlnnen bei den not-wendigen Pflegemaszlignahmen die Kontaktbeschraumln-kungs- und Infektionsschutzmaszlignahmen nicht im-mer einhalten da enger Personenkontakt im Rah-men der Pflege unerlaumlsslich ist

Nach Ergebnissen der deutschlandweiten Befra-gung zur Situation in der Langzeitpflege ist das SARS-CoV-2-Infektionsrisiko der Beschaumlftigten ge-genuumlber der Normalbevoumllkerung 6-fach erhoumlht197 Fast jedes fuumlnfte Pflegeheim und jeder zehnte am-bulante Pflegedienst sind von COVID-19-Erkran-kungsfaumlllen bei Mitarbeitenden betroffen Die Per-sonalsituation in der stationaumlren und ambulanten

46Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Pflege war bereits vor Beginn der COVID-19-Pande-mie angespannt Der Personalmangel hat sich durch den Personalausfall von an COVID-19 er-krankten MitarbeiterInnen noch verstaumlrkt

Neben den regulaumlr Beschaumlftigten in der teil- und vollstationaumlren Pflege gibt es weitere Personen die die Einrichtungen regelmaumlszligig betreten und auch als moumlgliche Infektionsquelle in Betracht kommen und eine Infektionskette ausloumlsen koumlnnen Zudem kann diese Personengruppe auch eine Infektion von Ins-titution zu Institution tragen da meist mehrere Pflegeheime in ihrem Versorgungsgebiet liegen Zu dieser Gruppe gehoumlren beispielsweise Mitarbeiten-de in der Spezialisierten Ambulanten Palliativver-sorgung (SAPV) Fuszligpflegepersonal FriseurInnen SeelsorgerInnen etc

1023 LehrerInnen in Schulen und ErzieherInnen in Kindertagesstaumltten (Kita)Laut dem Statistischen Bundesamt sind in Deutsch-land etwa 800000 LehrerInnen und 600000 Kin-dertagesstaumltten (Kita)-ErzieherInnen taumltig Lehrer-Innen und ErzieherInnen in Schulen und Kitas spielen eine zentrale Rolle als Garanten des Rechts der Kinder und Jugendlichen auf Bildung Teilhabe Foumlrderung und Betreuung Schul- bzw Kitaschlie-szligungen stehen diesem Recht entgegen Weitestge-hende Aufrechterhaltung des Regelbetriebs und Praumlvention von SARS-CoV-2-Ausbruumlchen in Kitas und Schulen haben daher eine hohe gesellschaft-

liche Prioritaumlt198 Gleichzeitig muss das Infektions-risiko fuumlr LehrerInnen und ErzieherInnen so gering wie moumlglich gehalten werden Es ist davon auszuge-hen dass Vorerkrankungen die mit einem schwe-ren Verlauf von COVID-19 assoziiert sind im selben Maszlige unter LehrerInnen und ErzieherInnen auftre-ten wie unter der uumlbrigen Bevoumllkerung in den glei-chen Altersgruppen In einer Stellungnahme legt die Deutsche Akademie fuumlr Kinder- und Jugendme-dizin (DAKJ e V) dar wie durch die Einhaltung der fuumlr Schulen und Kitas erstellten Hygieneplaumlne und Maszlignahmenkataloge das Risiko einer Ansteckung fuumlr das Personal deutlich reduziert werden kann198

Die Rolle von Kindern und Jugendlichen fuumlr die Uumlbertragung von SARS-CoV-2 ist nicht abschlie-szligend geklaumlrt Ob sie dadurch dass sie haumlufiger asymptomatisch sind und ein geringeres Ausatem-volumen haben weniger infektioumls als Erwachsene sind laumlsst sich aktuell nicht sagen In Deutschland werden derzeit mehrere SARS-CoV-2-Seropraumlva-lenzstudien unter Kindern und Jugendlichen durch-gefuumlhrt um den Anteil der Kinder und Jugend-lichen am Infektionsgeschehen in Deutschland zu bestimmen199 Zwischenergebnisse zu 2466 Kin-dern und deren Eltern aus einer Studie aus Baden- Wuumlrttemberg zeigen dass die Seropraumlvalenz mit zu-nehmendem Alter zunimmt Bei den 1- bis 5-Jaumlhri-gen lag sie bei 06 bei den 6- bis 10-Jaumlhrigen bei 09 und bei den Eltern bei 18 200 Bei einer aumlhn-lichen Untersuchung in Sachsen wurde eine Sero-

Personal in medizinischen Einrichtungen Beispiele fuumlr TaumltigkeitsbereichePersonengruppen Stufe

mit besonders hohem Expositionsrisiko

Notaufnahmen medizinische Betreuung von COVID-19-PatientInnen Rettungsdienst Beschaumlftigte aus Bereichen in denen aerosolgenerierende Taumltigkeiten an COVID-19- PatientInnen durchgefuumlhrt werden z B In- und Extubation Bronchoskopie Laryngoskopie

1

mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen

Einrichtungen der Altenpflege Einrichtungen die schwer immunsupprimierteonkolo-gischetransplantierte PatientInnen betreuen Palliativmedizin mobile Impfteams

1

mit hohem Expositionsrisiko Infektionsstationen hausaumlrztliche und paumldiatrische Praxen KV-Notdienst Transport von NotfallpatientInnen HNO- Augen- Zahn-Klinik oder -Praxis (enge Kontakte dokumen-tierte Infektionsfaumllle bei med Personal) Personal in Abstrichzentren med Personal des OumlGD mit Patientenkontakt

2

mit moderatem Expositionsrisiko Anderes medizinisches Personal in der ambulanten und stationaumlren Versorgung mit Patientenkontakt und Kontakt zu Schwangeren Blutspendepersonal Reinigungspersonal in Kliniken und Praxen Personal der stationaumlren Impfzentren

3

in relevanten Positionen zur Aufrecht-erhaltung der Krankenhausinfrastruktur Oumlffentlicher Gesundheitsdienst

Taumltige in der IT oder Krankenhaus- bzw Medizintechnik Personal des OumlGD ohne PatientInnenkontakt

3

mit geringem Expositionsrisiko Personal das keine PatientInnen mit (Verdacht auf) Infektionskrankheiten betreut und keine aerosolgenerierenden Taumltigkeiten durchfuumlhrt Laborpersonal

4

Tab 17 | Beispiele fuumlr Personal in medizinischen Einrichtungen nach Taumltigkeitsbereichen und dessen Prioritaumlt fuumlr eine COVID-19-Impfung

47Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

praumlvalenz von 07 bei 1538 Schuumllern der Klassen-stufen 8 ndash 11 bestimmt106 Unter 507 LehrerInnen derselben Schulen betrug die Seropraumlvalenz nur 02 106

Nach Einschaumltzung der DAKJ besteht bei Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu Erwachsenen eine geringere Praumlvalenz von SARS-CoV-2-Infektio-nen Zumindest juumlngere Kinder (lt 14 Jahren) uumlber-tragen das Virus seltener als Erwachsene auf andere Personen198 Des Weiteren postulieren die Autoren unter Berufung auf Studien aus Irland201 und Aus-tralien202 dass bdquoLehrer in Schulen und das Personal in Kitas in diesen Einrichtungen bei Einhaltung von basalen Hygienemaszlignahmen nur ein geringes An-steckungsrisiko durch Kontakte zu potenziell infi-zierten Kindern haben Dieses Risiko ist im Ver-gleich zu dem Risiko einer Ansteckung durch Kon-takte zu erwachsenen SARS-CoV-2-infizierten Men-schen in der Oumlffentlichkeit oder im privaten Bereich nicht erhoumlhtldquo198

1024 Beschaumlftigte im EinzelhandelIn Deutschland sind laut dem Statistischen Bundes-amt 31 Mio Personen im Einzelhandel taumltig

Beschaumlftigte im Einzelhandel fuumlr Lebensmittel und Drogeriewaren zaumlhlen zu den Personen die auch waumlhrend der Pandemie und waumlhrend Zeiten weitrei-chender Schlieszligungen in anderen Bereichen kons-tant weiter an ihrem angestammten Arbeitsplatz ar-beiten und entsprechend Kontakt zu zahlreichen Menschen haben muumlssen Sie leisten einen wichti-gen Beitrag zur Aufrechterhaltung des oumlffentlichen Lebens Weder fuumlr den Einzelhandel fuumlr Lebensmit-tel und Drogeriewaren noch fuumlr andere Branchen liegen Daten aus Deutschland zu Uumlbertragungen von SARS-CoV-2 oder zum Expositionsrisiko der Beschaumlftigten vor Die Bundesanstalt fuumlr Arbeits-schutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat eine bdquoRisi-koschaumltzung zur Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 bei Beschaumlftigten im Einzelhandel fuumlr Lebensmittel und Drogeriewarenldquo publiziert203 In Deutschland sind etwa 780000 Personen im Ein-zelhandel fuumlr Lebensmittel und Drogeriewaren tauml-tig Fuumlr die Einschaumltzung des Infektionsrisikos wur-den Daten aus anderen Bereichen herangezogen Nach Einschaumltzung der BAuA wird das Infektions-risiko maszliggeblich von der Praumlvalenz von

SARS-CoV-2-Infektionen in der Bevoumllkerung be-stimmt und haumlngt zudem von der Art Frequenz und Dauer der Kundenkontakte ab Durch viele eher kurzzeitige Kontakte komme es auch in Ausbruchs-situationen nicht zwangslaumlufig zu Hochrisiko-kontakten203

Seit Beginn der Pandemie sind fuumlr alle Bereiche des Einzelhandels weitreichende Schutzmaszlignahmen eingefuumlhrt worden die das Infektionsrisiko fuumlr die dort Taumltigen senken (Plexiglasschutzscheiben an der Kasse Verpflichtung zum Tragen einer Mund- Nase-Bedeckung fuumlr Kunden und Personal Begren-zung der Personen die sich gleichzeitig in einem Geschaumlft aufhalten duumlrfen)

103 Oumlffentlicher Gesundheitsdienst und weitere Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur

1031 Oumlffentlicher Gesundheitsdienst (OumlGD) Der OumlGD leistet unverzichtbare Arbeit unter ande-rem bei der Bekaumlmpfung der Pandemie Im OumlGD sind ca 17000 Personen taumltig In Deutschland gibt es rund 400 lokale Gesundheitsaumlmter Waumlhrend bei-spielsweise die in COVID-19-Abstrichstellen Taumltigen der Gesundheitsaumlmter einem hohen Expositions-risiko fuumlr SARS-CoV-2 ausgesetzt sind haben Aumlrzte Zahnaumlrzte und medizinisches Fachassistenzperso-nal die in Gesundheitsaumlmtern Untersuchungen und Behandlungen sowie Praumlvention einschlieszliglich Impfungen durchfuumlhren ein vergleichbares Exposi-tionsrisiko wie HausaumlrztInnen Medizinisches Per-sonal der Gesundheitsaumlmter ist besonders auch in den Wohnungen der zu versorgenden Menschen taumltig vor allem in sozialen Schwerpunktbereichen Das betrifft zum Beispiel den Kinderschutz und Kriseninterventionen in der Psychiatrie

Daruumlber hinaus nimmt der OumlGD eine Vielzahl von Aufgaben zur Aufrechterhaltung des oumlffentlichen Lebens wahr Beispielhaft ist auf die Uumlberwachung von Krankenhaumlusern und Arztpraxen Kindertages-staumltten Schulen und Pflegeeinrichtungen hinzu-weisen aber auch auf die Sicherstellung der Trink-wasserqualitaumlt den umweltbezogenen Gesund-heitsschutz und auf vielfaumlltige Beratungsangebote fuumlr in verschiedener Hinsicht beduumlrftige Menschen

48Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Die Aufgaben des Infektionsschutzes sind ein um-schriebener Teilbereich des Profils eines jeden Gesundheitsamtes Die Meldung von COVID-19- Faumlllen erfolgt an die Gesundheitsaumlmter die dann die entsprechenden Nachforschungen einleiten und Maszlignahmen ergreifen Die Komplettierung und Uumlbermittlung der Daten zu den Faumlllen die Nachver-folgung und das Management von Kontaktperso-nen die Inspektion von Einrichtungen deren Bera-tung und die Uumlberpruumlfung der Hygieneplaumlne der-selben sind nur einige der Aufgaben der Gesund-heitsaumlmter denen waumlhrend der Pandemie besondere Bedeutung zukommt Der stark gestiege-ne Umfang der Aufgaben waumlhrend der Pandemie hat zu einem Personalengpass gefuumlhrt der gegen-waumlrtig auch durch Rekrutierung fachfernen Perso-nals nur teilweise kompensiert werden kann und die Nachverfolgung von COVID-19-Faumlllen ein-schraumlnkt

1032 Berufsgruppen der kritischen InfrastrukturDiverse Gruppen koumlnnen nach dem Bundesamt fuumlr Bevoumllkerungsschutz und Katastrophenhilfe zur kritischen Infrastruktur gerechnet werden204 Im Folgenden wird exemplarisch auf 3 Berufsgruppen eingegangen

Polizei In Deutschland sind ca 334000 Menschen bei der Polizei taumltig205 Fuumlr die Aufrechterhaltung der oumlffentlichen Ordnung hat die Polizei eine zentrale Rolle Das Expositionsrisiko gegenuumlber SARS-CoV-2 ist je nach Taumltigkeit und Einsatzgebiet sehr variabel Direkter Personenkontakt ist zur Erfuumlllung der Auf-gaben teilweise unvermeidbar

Feuerwehr 33549 Personen sind in Deutschland bei der Berufs- und 997603 bei der Freiwilligen Feuer-wehr taumltig206 Die Einsatzkraumlfte koumlnnen auf verschie-denste Art in Kontakt mit Personen kommen bei denen der Verdacht einer SARS-CoV-2-Infektion be-steht oder die bereits erkrankt sind zum Beispiel im Rahmen von Erstversorgungen technischen Rettun-gen oder Amtshilfe fuumlr Gesundheitsbehoumlrden

Persoumlnliche Schutzkleidung kann das Infektionsrisi-ko deutlich senken sofern sie korrekt getragen wird

OumlPNV Der Verband Deutscher Verkehrsunterneh-men e V (VDV) hat in einer Presserklaumlrung am

29102020 mitgeteilt dass laut einer aktuellen Um-frage unter MitarbeiterInnen im Oumlffentlichen Per-sonennahverkehr nur eine sehr geringe Zahl an SARS-CoV-2-Infektionen aufgetreten ist207 Bei den fast 80000 Beschaumlftigten sind seit Beginn der Pan-demie 233 bestaumltigte SARS-CoV-2-Infektionen regis-triert worden Der Anteil ist mit 029 etwa halb so hoch wie der Wert fuumlr die Gesamtbevoumllkerung zu diesem Zeitpunkt (054 Stand 27102020) Dies bestaumltigt nationale und internationale Untersuchun-gen die feststellen dass die Ansteckungsgefahr fuumlr Beschaumlftigte im OumlPNV gering ist und die Infektions-schutzmaszlignahmen wie Maskenpflicht Schutzwaumln-de und regelmaumlszligiges Luumlften wirksam sind

104 Personengruppen die aufgrund ihrer Wohn- Lebens- undoder Arbeitsverhaumlltnisse besonders gefaumlhrdet sind1041 BewohnerInnen von Alten- und Pflegeheimen und ambulant betreute PflegebeduumlrftigeVor allem aumlltere und pflegebeduumlrftige Menschen sind bei einer Infektion mit dem SARS-CoV2-Virus von schweren Krankheitsverlaumlufen und einer hohen Mortalitaumlt betroffen Nach Analysen der London School of Economics gehen etwa die Haumllfte (46 ) der COVID-19-Todesfaumllle in Europa auf Verstorbene in Pflegeheimen zuruumlck208 Laut der Pflegestatistik des Statistischen Bundesamtes waren in Deutsch-land Ende 2017 341 Mio Menschen pflegebeduumlrftig Etwa 259 Mio (76 ) aller Pflegebeduumlrftigen wur-den zu Hause versorgt davon wurden 68 durch Angehoumlrige gepflegt und 32 durch ambulante Pflegedienste Ambulante Pflegedienstmitarbei-terInnen betreuen gleichzeitig im Schnitt 59 Pflege-beduumlrftige Im Dezember 2017 waren 81 der Pfle-gebeduumlrftigen ge 65 Jahre alt 35 waren ge 85 Jahre alt Die Mehrheit (63 ) der Pflegebeduumlrftigen war weiblich Mit zunehmendem Alter steigt die Wahr-scheinlichkeit pflegebeduumlrftig zu sein von 6 bei den 70- bis 74-Jaumlhrigen auf 71 bei den gt 90-Jaumlhri-gen Es werden in Deutschland 082 Mio Pflege-beduumlrftige (24 ) in Pflegeheimen vollstationaumlr betreut Pro Pflegeheim werden im Durchschnitt 64 Pflegebeduumlrftige betreut

Verschiedene Gruumlnde sind fuumlr die Ausbreitung von SARS-CoV-2-Infektionen in Alten- und Pflegeein-richtungen verantwortlich Obwohl inzwischen aus-reichend persoumlnliche Schutzausruumlstung fuumlr Bewoh-

49Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

nerInnen und Beschaumlftigte verfuumlgbar ist sind Be-wohnerInnen ungeuumlbt in der Verwendung oder koumlnnen aufgrund einer haumlufig begleitenden De-menz die empfohlenen Infektionsschutzmaszlignah-men nur ungenuumlgend befolgen Um das Infektions-risiko weiter zu senken haben viele Pflegeinstitu-tionen neben den internen Kontaktbeschraumlnkungen auch die Zugangsmoumlglichkeiten fuumlr BesucherInnen eingeschraumlnkt Allerdings zeigt sich dass die Isola-tion fuumlr die BewohnerInnen schaumldlich ist und die Sterblichkeit erhoumlht209

Aufgrund eingeschraumlnkter Testkapazitaumlten war es bisher nicht moumlglich Angestellte oder Besucher-Innen engmaschig zu testen und es ist kaum ver-meidbar dass symptomlose oder symptomarme Be-schaumlftigte unbemerkt den Erreger in die Einrich-tung eintragen Sobald SARS-CoV-2 in eine Einrich-tung eingedrungen ist ist die weitere Ausbreitung schwer zu kontrollieren und eine Unterbrechung der Infek tionsketten kaum zu erreichen Dies hat zur Folge dass in relativ kurzer Zeit zum Teil groszlige Ausbruumlche mit einem hohen Anteil an Schwerst-kranken entstehen

BewohnerInnen von Alten- und Pflegeheimen ha-ben daher gegenuumlber Personen desselben Alters die nicht in einer Einrichtung leben ein deutlich erhoumlh-tes Risiko sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren und aufgrund ihres hohen Alters ein houmlheres Risiko fuumlr einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf Eine kanadische Studie untersuchte in Ontario das Risi-ko an COVID-19 zu sterben bei BewohnerInnen im Alter gt 69 Jahren in Alten- und Pflegeheimen im Vergleich zu Personen desselben Alters die nicht institutionell versorgt wurden210 Das Risiko an COVID-19 zu versterben war um das 131-fache (95 KI 99 ndash 173) erhoumlht bei BewohnerInnen in Pflege-einrichtungen im Vergleich zu Personen desselben Alters die nicht in Pflegeeinrichtungen lebten

Vergleicht man die Groumlszlige der nach IfSG uumlbermittel-ten COVID-19-Ausbruumlche in Deutschland stellt man fest dass Ausbruumlche in Alten- und Pflegehei-men sowie in Seniorentagesstaumltten neben Ausbruuml-chen in Fluumlchtlings- und Asylbewerberheimen am groumlszligten sind Die durchschnittliche Anzahl an Faumlllen bei Ausbruumlchen in Alters- und Pflegeheimen betraumlgt nach einer Auswertung des RKI zu

COVID-19-Ausbruumlchen in Deutschland 188 Faumllle Der Anteil der PatientInnen bei Ausbruumlchen in Alten- und Pflegeheimen die aufgrund der COVID-19- Erkrankung hospitalisiert werden be-traumlgt (bezogen auf alle Faumllle unabhaumlngig von der Vollstaumlndigkeit der Angaben zur Hospitalisierung) 18 und der Anteil der Pflegebeduumlrftigen die ver-sterben betraumlgt 19 124

Das Institut fuumlr Public Health und Pflegeforschung (IPP) und das SOCIUM Forschungszentrum fuumlr Ungleichheit und Sozialpolitik der Universitaumlt Bre-men haben im Fruumlhjahr 2020 eine deutschland-weite Befragung in einer Stichprobe von Einrich-tungen der (teil)stationaumlren und ambulanten Lang-zeitpflege zur Situation der Langzeitpflege in Deutschland waumlhrend der COVID-19-Pandemie durchgefuumlhrt197 In Bezug auf zentrale Struktur-merkmale entspricht die Auswahl der bundesweiten Verteilung Auf Basis der durchgefuumlhrten Hoch-rechnungen wird der Anteil der Pflegebeduumlrftigen die an COVID-19 verstorben sind an allen bundes-weiten COVID-19-Todesfaumlllen auf mehr als 60 ge-schaumltzt Dabei entfallen 49 auf BewohnerInnen von Pflegeheimen und 12 auf Versorgte in der am-bulanten Pflege Bemerkenswert ist dass ihr Anteil an allen infizierten Personen insgesamt nur 85 (7 plus 15 ) ausmacht Fast jedes fuumlnfte Pflege-heim und jeder zehnte ambulante Pflegedienst sind daruumlber hinaus von Erkrankungsfaumlllen bei Mitarbei-tenden betroffen

1042 Personen mit einer Demenz oder anderen kognitiven Stoumlrungen und Taumltige in Einrichtungen in denen diese Personen betreut werdenIn Deutschland leben laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e V ca 16 Mio Menschen mit De-menz211 und laut dem Statistischen Bundesamt ca 17 Mio Menschen mit geistiger oder seelischer Be-hinderung oder zerebralen Stoumlrungen212 Viele Pati-entInnen mit Demenz und anderen kognitiven Stouml-rungen leiden an Beeintraumlchtigungen des Gedaumlcht-nisses der Sprache des Urteilsvermoumlgens an Dis-tanzlosigkeit und mangelnder Affektkontrolle die es fuumlr sie schwer bzw unmoumlglich machen die In-fektionsschutzmaszlignahmen wie Kontaktbeschraumln-kungen Abstandhalten regelmaumlszligige Haumlndehygie-ne und die Benutzung von Masken zu verstehen und einzuhalten Sie haben dadurch ein erhoumlhtes

50Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

SARS-CoV-2- Infektionsrisiko Hinzu kommt ein er-houmlhtes Expositionsrisiko wenn diese Personen in Institutionen wie Pflegeheimen heilpaumldagogi-schen Einrichtungen oder Wohngruppen unterge-bracht sind oder in Werkstaumltten oder Schulen fuumlr behinderte Menschen Zeit verbringen In diesen In-stitutionen der gemeinschaftlichen Unterbringung bzw des gemeinsamen Aufenthaltes und anderen Angeboten der Eingliederungshilfe ist das Aus-bruchsrisiko deutlich erhoumlht Das erhoumlhte Infek-tionsrisiko betrifft sowohl BewohnerInnen als auch Personen die in diesen Einrichtungen in engem Kontakt zu den BewohnerInnen taumltig sind (z B ErzieherInnen SozialpaumldagogInnen Ergothera-peutInnen PhysiotherapeutInnen betreuende Aumlrzt-Innen)

Laut einer US-amerikanischen Studie haben Men-schen mit geistiger Behinderung die in Einrichtun-gen leben ein deutlich erhoumlhtes Risiko an COVID-19 zu erkranken (7841 Faumllle100000 Einw unter Men-schen mit geistiger Behinderung versus 1910 Faumllle 100000 Einw bei Menschen ohne geistige Behinde-rung) und zu versterben (1175100000 Einw versus 151100000 Einw)213 Eine prospektive Bevoumllke-rungsstudie in Groszligbritannien wertete die Daten von 389620 ProbandInnen aus Betrachtet wurde der Zeitraum von Maumlrz bis Mai 2020 eine Zeitspan-ne in der eine COVID-19-Diagnose in Groszligbritanni-en in der Regel ausschlieszliglich bei hospitalisierten schwer erkrankten PatientInnen erfolgte Als signi-fikante Risikofaktoren fuumlr die Hospitalisierung auf-grund von COVID-19 wurden Erkrankungen wie die Alzheimerkrankheit (OR 229 95 KI 125 ndash 416) andere Demenzformen (OR 216 95 KI 136 ndash 342) und weitere kognitive Stoumlrungen (OR 190 95 KI 124 ndash 290) identifiziert214 Weitere Studien belegen dass die Diagnose einer Demenz insbesondere bei weit fortgeschrittener Erkrankung und unabhaumlngig vom Alter ein prognostisch unguumlnstiger Risikofaktor fuumlr die Mortalitaumlt von COVID-19-PatientInnen ist215 ndash 217 Bestaumltigt werden diese Ergebnisse durch die Untersuchungen von Kuo et al die zeigten dass der Genotyp ApoE e4 ein bekannter Risikofaktor fuumlr De-menz und Alzheimerkrankheit ebenfalls mit dem erhoumlhten Risiko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkran-kung assoziiert ist218

1043 BewohnerInnen und Taumltige in Erstaufnahme-einrichtungen und Gemeinschaftsunterkuumlnften fuumlr AsylsuchendeDie engen Lebensverhaumlltnisse in Erstaufnahmeein-richtungen und Gemeinschaftsunterkuumlnften fuumlr Asylsuchende fuumlhrten zu vielen Ausbruumlchen mit ei-ner hohen Zahl infizierter Personen219 Die durch-schnittliche Anzahl an Faumlllen bei Ausbruumlchen in sol-chen Unterkuumlnften betraumlgt nach einer Auswertung des RKI zu COVID-19-Ausbruumlchen in Deutschland 208 Faumllle124 In Folge dieser Ausbruumlche werden zum Teil sehr drastische Maszlignahmen wie Massenqua-rantaumlne und polizeiliche Bewachung von Gebaumluden ergriffen Durch derlei Maszlignahmen besteht eine erhebliche Gefahr der Re-Traumatisierung dieser ohnehin vulnerablen Population Asylsuchende ha-ben aufgrund von sprachlichen Barrieren oftmals einen schlechteren Zugang zu medizinischer Ver-sorgung als die Allgemeinbevoumllkerung Dies kann dazu beitragen dass Grunderkrankungen in dieser Bevoumllkerungsgruppe unerkannt bleiben Derzeit leben in Deutschland etwa 200000 Personen in Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschafts-unterkuumlnften fuumlr Asylsuchende220

1044 BewohnerInnen und Taumltige in ObdachlosenunterkuumlnftenDie Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosen-hilfe e V gibt in ihrer aktuellsten Schaumltzung (2018) eine Gesamtzahl von etwa 237000 wohnungslosen Menschen in Deutschland an42 Obdachlosigkeit ist mit einem schlechteren Gesundheitszustand und einem erhoumlhten Risiko fuumlr Infektionen assoziiert221 Grund dafuumlr sind sowohl die gesundheitsschaumld-lichen Lebensbedingungen auf der Straszlige als auch ein haumlufig eingeschraumlnkter Zugang zur medizini-schen (Regel-)Versorgung (durch u a fehlenden oder unklarer Versicherungsstatus Scham Vertrau-ensdefizite Diskriminierung zu groszlige Entfernun-gen koumlrperliche oder psychische Beeintraumlchtigung sowie Sprachbarrieren222223) Die Lebensbedingun-gen auf der Straszlige erschweren zudem das Einhalten der Abstands- und Hygieneregeln und den Zugang zu Informationen Viele obdachlose Menschen sind sehr mobil haben einen eingeschraumlnkten Zugang zu Testangeboten und uumlbernachten in Not- oder Ge-meinschaftsunterkuumlnften in denen das Ausbruch-spotenzial hoch ist224 Aus den USA gibt es zahlrei-che Berichte uumlber Ausbruumlche in diesen Unterkuumlnf-

51Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ten225 ndash 227 bei denen sowohl BewohnerInnen als auch Personal mit teilweise sehr hohen Erkran-kungsraten (bis 36 )225 betroffen waren All dies macht obdachlose Menschen zu einer fuumlr eine COVID-19- Infektion vulnerablen Population fuumlr die Screening Quarantaumlne Isolierung und Behand-lung eine Heraus forderung darstellen228

1045 Personen mit prekaumlren Arbeits- und LebensbedingungenUumlbertragungen von COVID-19 werden an Arbeits-plaumltzen vermehrt beobachtet an denen viele Perso-nen gemeinsam in unzureichend mit Frischluft ver-sorgten Raumlumen arbeiten in denen Abstand halten schwierig oder unmoumlglich ist undoder Schutzklei-dung nicht oder nicht korrekt getragen wird z B in der fleischverarbeitenden Industrie in Verteil-zentren von Paketdiensten

Besonders gut beschrieben sind sowohl fuumlr Deutsch-land229 als auch international230 ndash 232 COVID-19- Ausbruumlche unter Beschaumlftigten in der fleischverar-beitenden Industrie In diesen Ausbruumlchen traten zum Teil sehr viele Faumllle auf223 In einzelnen Betriebs teilen vor allem in Zerlegebetrieben wur-den aus einem groszligen Ausbruch in Deutschland In-fektionspraumlvalenzen von gt 60 berichtet (persoumlnli-che Kommunikation C Frank RKI 29102020)

Wenig Platz zwischen den Arbeitsplaumltzen lange Verweildauern an derselben Position koumlrperliche Arbeit und mangelhafter oder fehlender Luftaus-tausch werden als Hauptfaktoren fuumlr die vielen Uumlbertragungen genannt229232233 Kuumlhle Temperatu-ren scheinen ebenfalls die Transmission von SARS-CoV-2 zu beguumlnstigen234235

Zu den Bedingungen am Arbeitsplatz kommt hinzu dass in diesen Niedriglohn-Bereichen oftmals Men-schen arbeiten die Vertraumlge mit kurzen Laufzeiten und unzureichender sozialer Absicherung haben was dazu fuumlhrt dass sie sich ggf seltener krankmel-den und stattdessen mit Infektionssymptomen wei-terarbeiten Auszligerdem leben sie oftmals in beengten Wohnverhaumlltnissen und Gemeinschaftsunterkuumlnf-ten und reisen teilweise aus dem Ausland zum Ar-beitsplatz uumlber Stunden in engen Fahrgemeinschaf-ten an Dies betrifft zusaumltzlich zu den bereits ge-nannten Gruppen auch saisonale ErntehelferInnen

Die Wohn- und Transportbedingungen koumlnnen zu einem erhoumlhten Risiko fuumlr Uumlbertragungen von SARS-CoV-2 in diesen Settings beitragen233

11 EthikGrundsaumltzlich ist ein allgemeiner gleichberechtig-ter Zugang zur Impfung fuumlr alle anzustreben Auf-grund von anfaumlnglicher Knappheit des Impfstoffes ist jedoch eine Priorisierung bestimmter Gruppen notwendig die vorrangig geimpft werden Die Pri-orisierungsstrategie verfolgt das uumlbergreifende ethische Ziel moumlglichst viel gesundheitlichen und gesellschaftlichen Schaden durch die COVID-19- Pandemie zu verhindern Zudem sind die Prinzipi-en der Selbstbestimmung Gerechtigkeit Solidari-taumlt und Dringlichkeit zu beruumlcksichtigen1 Es darf also keine ungerechtfertigte Diskriminierung in der Prio risierung in der Posteriorisierung oder beim Zugang zur Impfung geben Aus diesen ethi-schen Grundprinzipien sowie aus der aktuellen Evi-denz leiten sich die vier o g Impfziele ab (siehe Ka-pitel 9) Die Priorisierung der Gruppen innerhalb des jeweiligen Impfziels orientiert sich ebenfalls an denselben Zielen sowie an evidenzbasierten Krite-rien Insgesamt ist es auch aus ethischer Sicht wichtig zu betonen dass der Vorschlag fuumlr die Pri-orisierung dynamisch verstanden und auf der Grundlage der jeweiligen Evidenz gegebenenfalls immer wieder angepasst werden muss Des Weite-ren beruumlcksichtigt die Impfempfehlung ethische Anforderungen an einen fairen Entscheidungspro-zess Demnach muss das Verfahren der Impfprio-risierung transparent konsistent und nachvollzieh-bar begruumlndet sein Zudem muss es Moumlglichkeiten des Feedbacks und der Revision geben Erhebun-gen und oumlffentliche Kommunikation von Impfquo-ten und unerwuumlnschten Nebenwirkungen sind zu begruumlszligen da sie helfen die ethischen Ziele zu er-reichen

Dies gilt grundsaumltzlich auch global Die STIKO erar-beitet jedoch Empfehlungen fuumlr Deutschland und klam-mert daher die globale Verteilung an dieser Stelle aus

52Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

12 Mathematische Modellierung

121 Hintergrund zur ModellierungUm die Effekte einer Impfung auf Bevoumllkerungs-ebene darzustellen wurde ein Modell-basierter Ansatz gewaumlhlt Diese Vorgehensweise erlaubt die Verwendung von Evidenz aus verschiedenen Quellen und die Abschaumltzung der Effekte verschiedener po-tenzieller Strategien Fuumlr Infektionskrankheiten bil-det dabei die Modellart der dynamischen Transmis-sionsmodelle den Goldstandard da hier das Trans-missionsgeschehen explizit abgebildet wird und so auch indirekte Effekte durch Impfungen abgebildet werden koumlnnen Aufgrund der Datenanforderungen solcher Modelle hinsichtlich der relevanten Parame-ter fuumlr die Transmission (z B Kontaktverhalten Mas-kentragen Kontaktnachverfolgung) steht ein solches Modell noch nicht zur Verfuumlgung Vielmehr werden nachfolgend Berechnungen anhand eines Markov Modells fuumlr einen Impfzeitraum von 12 Wochen vor-gestellt die sich auf die direkten Effekte d h die Ef-fekte fuumlr den Impfling allein beschraumlnken

122 MethodikDas Markov Modell teilt die Bevoumllkerung in ver-schiedene Gesundheitszustaumlnde ein und berechnet fuumlr Zykluslaumlngen von einer Woche fuumlr die maximale Dauer von 12 Wochen den Anteil der Bevoumllkerung der sich in den jeweiligen Zustaumlnden befindet In Abbildung 10 wird das Modell schematisch darge-stellt Dabei wird jeder Zustand nach Alter und nach COVID-19-Erkrankungsanamnese unterteilt

Fuumlr die Berechnungen wurde eine Vielzahl an ver-schiedenen Daten zusammengefuumlhrt Zunaumlchst wurden die aktuellen Bevoumllkerungszahlen des statis-tischen Bundesamtes aus der Bevoumllkerungs-vorausberechnung236 und der Bevoumllkerungsfort-schreibung genutzt237 Dabei wurde primaumlr auf die Zahlen der Bevoumllkerungsfortschreibung zum Stich-tag 31122019 zuruumlckgegriffen wobei die aggregierte Altersgruppe der uumlber 85-Jaumlhrigen anhand der An-zahl der Personen in den Einzeljahren zwischen 85 und 99 Jahren aus der Bevoumllkerungsfortschreibung aufgeteilt wurde Personen von 100 Jahren und aumllter wurden in den Berechnungen nicht beruumlcksichtigt

Fuumlr jedes Altersjahr wurde aus den Meldedaten nach IfSG zu COVID-19 die altersspezifische wouml-

chentliche Inzidenz sowie das absolute Risiko fuumlr eine Hospitalisierung und fuumlr Tod berechnet Diese Berechnungen beziehen sich fuumlr die Inzidenz auf den Zeitraum seit Meldewoche 40 und fuumlr die Hos-pitalisierungs- und Mortalitaumltsrate auf den Zeit-raum zwischen Meldewoche 11 und 43 Hospitalisie-rungs- und Sterberate wurden fuumlr Personen berech-net fuumlr die in den Meldedaten keine Vorerkrankung kodiert wurde Die Beschraumlnkung des Zeitraums er-folgte bei der Inzidenz um das aktuelle Infektions-geschehen in den Berechnungen abzubilden Bei Hospitalisierung und Mortalitaumlt erfolgte dies um zum einen die ersten Wochen der Pandemie auszu-schlieszligen in denen Personen zur Quarantaumlne in ein Krankenhaus eingewiesen wurden Zum ande-ren erfolgte eine Beschraumlnkung auf Woche 43 um die Vollstaumlndigkeit der Daten aufgrund noch zu er-folgender Nachmeldung zu gewaumlhrleisten Fuumlr das Infektionsgeschehen wurde zusaumltzlich eine alters-unspezifische Inzidenz von 150 Faumlllen je 100000 Einwohnern beruumlcksichtigt

Die Bevoumllkerung wurde zusaumltzlich anhand von Vorerkrankungen stratifiziert Als Datenquellen die-nen hierfuumlr die Gesundheitssurveys des RKI bdquoStudie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschlandldquo (DEGS)238 und bdquoGesundheit in Deutschland aktuellldquo (GEDA)239 Beide Datensaumltze wurden kombiniert und umfassen 32167 Personen Fuumlr jede Person wurde das Vorliegen von einer der in Tabelle 18 auf-gelisteten Vorerkrankungen kodiert und anschlie-szligend wurde die Praumlvalenz von jeder der Kombina-tionen der Vorerkrankungen je Altersjahr berech-net In Kombination mit den Bevoumllkerungszahlen des Statistischen Bundesamts ergibt sich folglich je Alter zwischen 0 und 99 Jahren die Anzahl an Per-sonen die keine Vorerkrankung bzw eine der moumlg-lichen Kombinationen an Vorerkrankungen auf-weist

Abbildung 11 zeigt dass mit dem Alter der Anteil an Personen mit Vorerkrankungen und die Anzahl der Vorerkrankungen pro Person deutlich ansteigen Die Darstellung zeigt dass ein sehr groszliger Anteil der Per-sonen ge 65 Jahre mindestens eine Vorerkrankung hat Die Beruumlcksichtigung von Vorerkrankungen spielt bei Aumllteren jedoch eine untergeordnete Rolle da die Impfindikation durch das Risiko bdquoAlterldquo schon gegeben ist Die Altersindikation ab dem Alter von

53Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

60 Jahren uumlberwiegt das Risiko von Vorerkrankun-gen deutlich Bei Menschen lt 60 Jahren ist eine Vorerkrankung deutlich weniger haumlufig Menschen dieser Altersgruppe haben bei COVID-19- Erkran kung ein durchschnittliches Sterberisiko von 03 Die meisten identifizierten Risikofaktoren erhoumlhen die-ses Risiko um einen Faktor le 15 Das heiszligt dass de-ren Sterberisiko bei COVID-19 auf bis zu 045 an-steigt Dies ist deutlich niedriger als das Sterberisiko von ge 60-Jaumlhrigen (siehe Tab 16) Dies ist der Grund fuumlr die niedrige Einstufung von Risikofaktoren bei Juumlngeren im Rahmen der Priorisierung

Das erhoumlhte Risiko fuumlr Hospitalisierung und Morta-litaumlt fuumlr Personen mit Vorerkrankung wurde uumlber die in Kapitel 1012 dargestellten Ergebnisse in die Berechnungen eingebunden Dafuumlr wurden zu-naumlchst Hazard Ratios (HR)240 und Odds Ratios (OR)241 in Relative Risiken (RR) umgerechnet und anschlieszligend das absolute Risiko fuumlr Personen ohne Vorerkrankungen mit den RRs multipliziert Fuumlr die Umrechnungen von HRs und ORs in RRs

wurden die altersspezifischen absoluten Risiken von Personen ohne Vorerkrankungen als baseline risk genutzt Bei Personen mit mehr als einer Vorer-krankung wurde das jeweilige Maximum der RRs fuumlr Hospitalisierung und Mortalitaumlt genutzt Neben den hieraus berechenbaren Outcomes von

Gesund Geimpft

Asymptomatisch

Symptomatisch(COVID-19)

Hospitalisierung Tod

Genesen

Abb 10 | Schematische Darstellung des Markov Modells zur Berechnung der direkten Impfeffekte auf Bevoumllkerungsebene

Impfserien

Impfserien(kein Check fuumlr pos PCR-Test)

7-TageInzidenz

1 ndash (1 ndash α) (1 ndash VECOVID)α

7-TageInzidenz

(1 ndash α) (1 ndash VECOVID)(1 ndash α)

κ ω

Asthma

COPD

Krebserkrankungen

Diabetes mellitus

Arterielle Hypertonie

Zerebrovaskulaumlre Erkrankung oder Apoplex

Arterielle Hypertonie

Chronische Nierenerkrankungen

Chronische Lebererkrankungen

Adipositas

Myokardinfarkt

Koronare Herzkrankheit

Kardiovaskulaumlre Erkrankungen

Tab 18 | Beruumlcksichtigte Vorerkrankungen in der Modellierung

54Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Abb 11 | Anzahl der Personen nach Alter in Jahren der Bevoumllkerung in Deutschland in Kombination mit den Angaben zu Vorerkrankungen

0

500

1 000

1 500

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100

Alter in Jahren

Anz

ahl P

erso

nen

(in

Tsd

)

Keine Vorerkrankung 1 Vorerkrankung 2 Vorerkrankungen 3 und mehrVorerkrankungen Keine Daten

Anzahl Personen (in Tsd)

1500

1000

500

0

Alter in Jahren

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100

0

500

1 000

1 500

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100

Alter in Jahren

Anz

ahl P

erso

nen

(in

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)

0

500

1 000

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0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100

Alter in Jahren

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erso

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)

0

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1 000

1 500

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100

Alter in Jahren

Anz

ahl P

erso

nen

(in

Tsd

)

Keine Vorerkrankung 1 Vorerkrankung 2 Vorerkrankungen 3 und mehr Vorerkrankungen Keine Daten

0

500

1 000

1 500

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100

Alter in Jahren

Anz

ahl P

erso

nen

(in

Tsd

)

0

500

1 000

1 500

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100

Alter in Jahren

Anz

ahl P

erso

nen

(in

Tsd

)

COVID-19-Faumlllen Hospitalisierungen und Todesfaumll-len wurden auch verlorene Lebensjahre durch vor-zeitigen Tod durch COVID-19 berechnet Hierfuumlr wurde je nach Alter die fernere Lebenserwartung aus der Sterbetafel des Statistischen Bundesamtes236 fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2019 genutzt

Aus den vorangegangenen Zahlen wurde zunaumlchst die woumlchentliche Anzahl an COVID-19-Faumlllen Hos-pitalisierungen Todesfaumlllen und Anzahl an verlore-nen Lebensjahren fuumlr ein Szenario ohne Impfung berechnet Anschlieszligend wurde die Reduktion der jeweiligen Outcome-Parameter fuumlr eine Reihe von potenziellen Impfstrategien berechnet Die drei Impfstrategien umfassen dabei

Personen im Alter von ge 80 Jahren Personen im Alter von ge 60 Jahren Personen im Alter von ge 18 Jahren mit

Vorerkrankungen

Die verfuumlgbaren Impfstoffdosen werden dabei aus-gehend von einem 2-Dosen Impfschema propor-tional zum Anteil eines Jahrgangs uumlber die Perso-nen in den Altersjahren bzw Vorerkrankungskate-gorien hinweg verteilt

Unabhaumlngig von Alter und Vorerkrankungsstatus wurde eine Wirksamkeit der Impfung von 90

gegen einen symptomatischen Verlauf (COVID-19) angenommen Hinsichtlich der Impfstoffverfuumlgbar-keit wurden 500000 Dosen je Woche angenom-men was unter Annahme eines 2-Dosen Impfsche-mas 250000 vollstaumlndigen Impfserien entspricht Weiterhin wurden zwei Varianten hinsichtlich einer der Impfung vorangegangenen PCR-bestaumltigten SARS-CoV-2-Infektion berechnet Da zumindest eine gewisse Schutzwirkung durch eine uumlberstan-dene SARS-CoV-2-Infektion anzunehmen ist koumlnn-ten Impfstoffdosen fuumlr bdquogeneseneldquo COVID-19- PatientInnen fuumlr noch nicht infizierte Personen ver-wendet werden Die Anzahl der bdquogenesenenldquo COVID-19-Faumllle wurde aus den Meldedaten entnom-men und es wurden ad-hoc Analysen der woumlchent-lichen Effekte berechnet

Im Basis-Szenario wurde von einer Impfstrategie ohne Beruumlcksichtigung einer vorangegangenen SARS-CoV-2-Infektion und einer altersunspezifi-schen woumlchentlichen Inzidenz von 150 Faumlllen 100000 Einw ausgegangen Variationen hinsicht-lich dieser Annahmen wurden in Sensitivitaumltsana-lysen beruumlcksichtigt Alle Szenarien werden gegen eine Berechnung ohne Impfung verglichen Bei einer allgemeinen Inzidenz von 150 SARS-CoV-2- Infektionen je 100000 Einwohnern sind ohne eine Impfung in 12 Wochen 1434100 COVID-19-Faumllle

55Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

192600 Hospitalisierungen 15600 Todesfaumllle und 156100 verlorene Lebensjahre zu erwarten Fuumlr eine Inzidenz die der Inzidenz zwischen KW 40 und KW 46 (877100000 Einwohner) entspricht wauml-ren 839300 COVID-19-Faumllle 88500 Hospitalisie-rungen 7100 Todesfaumllle und 64200 verlorene Le-bensjahre pro 12 Wochen zu erwarten

123 Ergebnisse der Modellierung

1231 Basis-Szenario In der Analyse des Basis-Szenarios (250000 voll-staumlndige Impfserien pro Woche Inzidenz 150 100000 pro Woche kein Ausschluss von PCR- bestaumltigten SARS-CoV-2-Infektionen (s Abb 12) ist bei allen drei Impfstrategien mit einer Verhinde-rung von ca 19600 symptomatischen Faumlllen uumlber 12 Wochen zu rechnen Bei den Hospitalisierungen ist mit ca 10500 die houmlchste Anzahl zu verhindern wenn Personen uumlber 80 Jahren die Impfung ange-boten wird Personen uumlber 60 Jahre zu impfen wuumlr-de zu einer erwartenden Reduktion von ca 6800 Hospitalisierungen fuumlhren und Personen mit Vorer-krankungen zu impfen zu einer Reduktion von ca 5100 Faumlllen Auch bei den verhinderten Todesfaumlllen und verlorenen Lebensjahren ist bei einer Impfung der Personen uumlber 80 Jahren mit den houmlchsten Re-

duktionen zu rechnen Diese Daten zeigen klar dass mit einer Priorisierung uumlber hohes Alter in Deutschland die maximale Reduktion bzgl Hospi-talisierung und Mortalitaumlt erreicht werden kann Dies gilt sogar bzgl der gewonnen Lebensjahre ob-wohl die noch zu erwartenden Lebensjahre bei aumllte-ren Menschen notwendigerweise deutlich geringer als bei juumlngeren sind

Um die absoluten Zahlen besser einordnen zu koumln-nen ist in Abbildung 13 die relative Reduktion der verschiedenen Endpunkte nach 12 Wochen abgebil-det Die ca 19600 verhinderten COVID-19-Faumllle entsprechen dabei nur ca 14 aller auftretenden Faumllle in diesem Zeitraum Hospitalisierungen wuumlr-den hingegen bei der Impfstrategie bdquoge 80 Jahreldquo um ca 55 zuruumlckgehen und der Anteil der Todesfaumllle waumlre um ca 123 geringer Bei den beiden anderen Impfstrategien ist fuumlr Hospitalisierungen Todesfaumll-le und verlorene Lebensjahre ein geringerer relati-ver Ruumlckgang zu erwarten

1232 SensitivitaumltsanalysenIn der ersten Sensitivitaumltsanalyse (s Abb 14) wurde die Impfung nur an Personen gegeben die keine vorangegangene PCR-bestaumltigte SARS-CoV-2- Infektion haben D h Personen die eine natuumlrliche

11840

7410

4590

Abb 12 | Kumulativer Impact von COVID-19-Impfstrategien bis 12 Wochen nach Impfstart (Basis-Szenario)

COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

20000

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5000

0

Durch Impfung verhinderte Anzahl an hellip

19590 19690 19650

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6810

5080

1930790 480

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter Personen uumlber 18 Jahre mit VorerkrankungenImpfstrategie

56Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Abb 13 | Relativer Impact von COVID-19-Impfstrategien bis 12 Wochen nach Impfstart (Basis-Szenario)

Relativer Ruumlckgang durch Impfung an hellip

14

14 14

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26

55 51

31

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76

29

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25

20

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10

5

0

COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter Personen uumlber 18 Jahre mit VorerkrankungenImpfstrategie

Immunitaumlt aufgrund einer zuruumlckliegenden SARS-CoV-2-Infektion aufweisen erhalten keine Impfung Hierdurch sind mehr Impfstoffdosen fuumlr Personen verfuumlgbar die noch keine Infektion durch-gemacht haben Die verfuumlgbaren Impfstoffdosen werden also effizienter eingesetzt was sich auch in einer houmlheren Zahl verhinderter COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle und verlorener Le-bensjahre widerspiegelt Fuumlr die Impfstrategie bdquoge 80 Jahreldquo werden nun ca 350 COVID-19-Faumllle mehr verhindert Die Zahl der verhinderten Hospitalisie-rungen steigt auf 10730 Bei den Todesfaumlllen und den gewonnenen Lebensjahren sind nur geringe Zugewinne im Vergleich zum Basis-Szenario von ca 40 Todesfaumlllen und 210 Lebensjahren zu beob-achten

In einer zweiten Sensitivitaumltsanalyse wurde berech-net welchen Einfluss das Infektionsgeschehen auf die verhinderten COVID-19-Faumllle Hospitalisierun-gen Todesfaumllle und verlorenen Lebensjahre auf-weist Im Vergleich zur Basis-Szenario-Annahme einer uumlber das Alter gleichen Inzidenz findet sich in Abbildung 15 der Impact der verschiedenen Impfstrategien unter Beruumlcksichtigung der alters-spezifischen woumlchentlichen Inzidenz seit Melde-woche 40 Im Vergleich zum Basis-Szenario wird deutlich dass die Impfstrategie bdquoge 80 Jahreldquo mit 9670 Faumlllen nicht mehr die meisten COVID-19- Faumllle verhindert sondern die Impfstrategie bdquoPerso-

nen ge 18 Jahre mit Vorerkrankungenldquo mit 10560 Faumlllen Hinsichtlich der Hospitalisierungen Todes-faumllle und verlorenen Lebensjahre bleibt die Imp-fung von Personen uumlber 80 Jahre jedoch weiterhin die effizienteste Strategie

13 Impfstrategie und Priorisierung der zu impfenden BevoumllkerungsgruppenMittelfristig ist es das Ziel allen Menschen Zugang zu einer Impfung gegen COVID-19 anbieten zu koumlnnen Da zu Beginn jedoch nicht ausreichend Impfstoff fuumlr die Versorgung aller zur Verfuumlgung stehen wird und auch die logistischen Ressourcen fuumlr eine flaumlchendeckende Versorgung noch nicht ausreichen muss priorisiert und stufenweise vorge-gangen werden Es ist wichtig dass bei begrenzten Impfstoffressourcen die Impfstoffe so verteilt wer-den dass bestmoumlglich Schaumlden durch die COVID-19- Pandemie verhindert werden Um dies zu errei-chen sollen nach Einschaumltzung der STIKO und un-ter Beruumlcksichtigung des gemeinsam mit dem Deutschen Ethikrat und der Leopoldina erstellten Positionspapiers vordringlich Personen geimpft werden die entweder ein besonders hohes Risiko fuumlr einen schweren oder toumldlichen Verlauf von COVID-19 aufweisen ein besonders hohes arbeits-bedingtes Expositionsrisiko gegenuumlber SARS-CoV-2 haben oder aufgrund ihrer Taumltigkeit in haumlufigem Kontakt zu besonders durch COVID-19 gefaumlhrdeten

57Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Personen stehen mit einer hohen Gefahr der Erre-gertransmission

Die Matrix (s Tab 19) zeigt welchen Gruppen mit welcher Prioritaumlt eine Impfung angeboten werden soll und unter welches Impfziel die einzelnen Grup-

pen eingeordnet werden koumlnnen Einige Gruppen werden mehrfach genannt da ihre Impfung unter-schiedliche Impfziele verfolgt Zum Beispiel kann die Impfung von BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen zum einen schwere oder gar toumldliche Erkrankungsverlaumlufe verhindern (direk-

Abb 15 | Kumulativer Impact von COVID-19-Impfstrategien bis 12 Wochen nach Impfstart (Szenario Infektionsgeschehen)

Durch Impfung verhinderte Anzahl an hellip

20000

15000

10000

5000

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COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

1860

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2910

7410

5720

11840

220480360790104019302230

5080

2680

6810

5100

1055010560

1965019690

7770

9670

19590

Allgemeine Inzidenz ndash 150 Faumllle je 100000 Einwohner

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter

Personen uumlber 18 Jahre mit Vorerkrankungen

Alter-spezifische Inzidenz ndash KW 40 bis KW 46

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter

Personen uumlber 18 Jahre mit Vorerkrankungen

Abb 14 | Impact von COVID-19 Impfstrategien (Szenario Ausschluss von Personen mit SARS-CoV-2-PCR-Nachweis in der Anamnese)

Durch Impfung verhinderte Anzahl an hellip

20000

15000

10000

5000

0

1205011840

19701930

1073010550

1994019590

COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

Unabhaumlngig von fruumlherem positiven PCR-Test ndash 80 Jahre und aumllter Keine Personen mit fruumlherem positiven PCR-Test ndash 80 Jahre und aumllter

58Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ter Effekt) und zum anderen das Risiko von Ausbruuml-chen in diesen Einrichtungen reduzieren (indirek-ter Effekt durch die erhoffte Reduktion der Trans-mission)

Bei der Priorisierung innerhalb der COVID-19-Impf empfehlung der STIKO koumlnnen nicht alle Krankheitsbilder oder Impfindikationen explizit ge-nannt werden Es obliegt daher den fuumlr die Priori-sierung in den Bundeslaumlndern Verantwortlichen in Einzelfaumlllen Personen die nicht ausdruumlcklich im Stufenplan genannt sind angemessen zu priorisie-

ren Dies betrifft z B Personen mit seltenen schwe-ren Vorerkrankungen oder auch schweren Behinde-rungen fuumlr die bisher zwar keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz bzgl des Verlaufes einer COVID-19-Erkrankung vorliegt fuumlr die aber ein deutlich erhoumlhtes Risiko angenommen werden muss Dies trifft auch fuumlr Personen zu die zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr oder nicht mehr gleich wirksam geimpft werden koumlnnen (z B bei unmittelbar bevorstehender Chemotherapie) Dar-uumlber hinaus sind Einzelfallentscheidungen moumlg-lich wenn berufliche Taumltigkeiten bzw Lebensum-

Verhinderung schwerer COVID-19-Verlaumlufe (Hospitalisierung) und Todesfaumllle

Schutz von Personen mit besonders hohem arbeitsbeding-ten SARS-CoV-2-Expositionsrisiko (berufliche Indikation)

Verhinderung von Transmission sowie Schutz in Umgebungen mit hohem Anteil vulnerabler Personen und in solchen mit hohem Ausbruchspotenzial

Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen und des oumlffentlichen Lebens

BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen

Personal mit besonders hohem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen

Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Altenpflege

Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Altenpflege

Andere Taumltige in Senioren- und Altenpflegeheimen mit Kontakt zu den BewohnerInnen

Personal in medizinischen Einrich-tungen mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen

Personal in medizini-schen Einrichtungen und an Positionen die fuumlr die Aufrechterhaltung der Krankenhausinfrastruktur besonders relevant sind

Teilbereiche des OumlGD

Personen im Alter von ge 80 Jahren

Personal mit hohem Expositi-onsrisiko in medizinischen Einrichtungen

Taumltige in der ambulanten oder stationaumlren Versorgung von Personen mit Demenz oder geistiger Behinderung

Personen in Institutionen mit einer Demenz oder geistigen Behinderung~

LehrerInnen ErzieherInnen

Personen im Alter von ge 75 ndash 79 Jahren

Personen mit Down-Syndrom~

Personal mit moderatem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen

BewohnerInnen und Taumltige in Gemeinschaftsunterkuumlnften (z B fuumlr Kinder und Jugendliche Asylsuchende Obdachlose Frauenhaumluser)~

Enge Kontaktpersonen von Schwangeren~

Enge Kontaktpersonen bzw Pflegende von Personen mit einem erhoumlhten Risiko (z B Pflegebeduumlrftige)~

Personal in Schluumlssel-positionen der Landes- und Bundesregierungen

Beschaumlftigte im Einzelhandel

Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur

Personen im Alter von ge 70 ndash 74 Jahren

Personen mit Vorerkrankungen mit hohem Risiko

Personal mit niedrigem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen

Personen mit prekaumlren Arbeits- undoder Lebensbedingungen (z B Inhaftierte Saisonarbeiter Beschaumlftigte in der Fleisch verarbei-tenden Industrie oder Verteilzentren)

Personen im Alter von ge 65 ndash 69 Jahren

Personen mit Vorerkrankungen mit moderat erhoumlhtem Risiko und deren engste Kontakt-personen

LehrerInnen ErzieherInnen Beschaumlftigte im Einzelhandel Beschaumlftigte zur Aufrechterhal-tung der oumlffentlichen Sicherheit mit erhoumlhtem Expositionsrisiko (zB Polizei im Auszligendienst)

LehrerInnen ErzieherInnen

Personen im Alter von ge 60 ndash 64 Jahren

Personen im Alter von lt 60 Jahren~

Tab 19 | Matrix zur Priorisierung der Bevoumllkerungsgruppen fuumlr eine COVID-19-Impfung unter Beruumlcksichtigung der Impfziele

zur Einteilung des Personals in medizinischen Einrichtungen siehe Tabelle 15 (Kapitel 1021) ~ Ein off-label-Gebrauch fuumlr Kinder wird nicht empfohlen

59Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

staumlnde mit einem nachvollzieh baren unvermeid-bar sehr hohen Infektionsrisiko einhergehen Die-se Oumlffnungsklausel darf nicht missbraucht werden um ungerechtfertigterweise eine Impfung durch-zufuumlhren und somit staumlrker gefaumlhrdeten Personen die Impfung vorzuenthalten

Personen mit Vorerkrankungen wurden nach ihrem Mortalitaumltsrisiko unterschiedlichen Stufen zugeord-net Personen mit Down Syndrom wurden der Stufe 2 zugeordnet Die in Stufe 3 genannte Gruppe mit Vorerkrankungen mit hohem Mortalitaumltsrisiko umfasst Personen mit folgenden Vorerkrankungen Z n Organtransplantation aktive maligne haumlmato-logische Erkrankungen fortgeschrittene solide Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind sowie Tumorerkrankungen unter aktueller systemi-scher Therapie (ausgenommen ausschlieszliglich anti-hormonelle Monotherapie) interstitielle Lungener-krankungen psychiatrische Erkrankungen (bipolare Stoumlrung Schizophrenie und schwere Depression) Demenz Diabetes mellitus mit einem HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 COPD Adipositas (BMI gt 30 kgm2) chronische Lebererkrankungen inkl Leberzirrhose chronische Nierenerkrankungen (siehe auch Kapitel 1012 Personen mit Vorerkran-kungen)

Die in Stufe 4 genannte Gruppe mit Vorerkrankun-gen mit moderat erhoumlhtem Mortalitaumltsrisiko um-fasst Personen mit folgenden Vorerkrankungen Diabetes mellitus mit HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 ArrhythmieVorhofflimmern HIV-Infek-tion Koronare Herzkrankheit Herzinsuffizienz Auto immunerkrankungen Krebserkrankungen in behandlungsfreier Remission arterielle Hyperto-nie rheumatologische Erkrankungen Asthma bron chiale chronisch entzuumlndliche Darmerkran-kungen (CED) zerebrovaskulaumlre ErkrankungenApoplex und andere chronische neurologische Erkrankungen

Im Stufenplan fuumlr die Priorisierung der Impfindika-tionen (s Tab 20) sind die Gruppen nochmals mit ihrer Groumlszlige und nach Prioritaumlt angeordnet Zu wel-chem Zeitpunkt von einer Stufe zur naumlchsten ge-wechselt werden kann richtet sich nach der Verfuumlg-barkeit der Impfstoffe Es liegt in der Hoheit der

Bundeslaumlnder diese Entscheidung zu gegebener Zeit zu treffen

Auch wenn Maumlnner eine gegenuumlber gleichaltrigen Frauen etwas houmlhere Hospitalisierungs- und Morta-litaumltsrate haben hat die STIKO entschieden keine geschlechtsspezifische Impfempfehlung zu geben Die COVID-19-Impfstoffe werden im Kindesalter bis auf Weiteres nicht zugelassen sein weshalb die STIKO derzeit keine COVID-19-Impfempfehlung fuumlr Kinder gibt Es laufen aktuell mehrere klinische Phase 3-Studien mit unterschiedlichen Impfstoffen die auch Kinder einschlieszligen Die STIKO wird die Datenlage fortlaufend neu bewerten

14 Implementierung Routinemaumlszligig erfolgen Impfungen bisher uumlber etablierte dezentrale Strukturen So werden Impf-stoffe uumlber Groszlighaumlndler und Apotheken beschafft und verteilt Die eigentlichen Impfungen werden vorrangig durch die an der vertragsaumlrztlichen Ver-sorgung teilnehmenden AumlrztInnen (ca 50000 Pra-xen in ganz Deutschland) sowie durch Betriebsaumlrzt-Innen durchgefuumlhrt

Aufgrund der besonderen Pandemiesituation muumls-sen in einer ersten Phase COVID-19-Impfungen uumlber zentral organisierte Impfstellen (Impfzentren sowie mobile Impfteams) durchgefuumlhrt werden Dies liegt an den besonderen (Langzeit-)Lagerungs- und Transportbedingungen der Bereitstellung in Mehr-dosenbehaumlltnissen der Priorisierung von Zielgrup-pen bei anfaumlnglich begrenzt verfuumlgbaren Impfstoff-dosen der erwarteten Verfuumlgbarkeit unterschiedli-cher Impfstoffkandidaten der Notwendigkeit von er-houmlhten Steuerungsmoumlglichkeiten im Rahmen der Pandemiebewaumlltigung sowie der erfor derlichen Nachverfolgung der geimpften Personen Um unter diesen Rahmenbedingungen Impfungen kontrolliert und effizient durchfuumlhren zu koumlnnen werden ange-passte zentralisierte Strukturen benoumltigt Sobald es die Rahmenbedingungen erlauben und ausreichen-de Impfstoffmengen mit geeigneten Lagerungskon-ditionen zur Verfuumlgung stehen koumlnnen die Impfak-tivitaumlten in das Regelsystem uumlber gehen

Fuumlr die zentralisierte Organisation werden die Bun-deslaumlnder in ihrer Zustaumlndigkeit durch Unterstuumlt-zung der niedergelassenen Aumlrzteschaft zentrale

60Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Tab 20 | Stufenplan fuumlr die Impfindikationsgruppen zur Priorisierung der COVID-19-Impfung und Groumlszlige der Gruppen (Die Summen sind grobe Schaumltzungen zur Orientierung Zum einen gibt es Uumlberlappungen inner-halb der Prioritaumltengruppen zum anderen sind nicht fuumlr alle Gruppen Daten verfuumlgbar)

deg zur Einteilung des Personals in medizinischen Einrichtungen siehe Tabelle 15 (Kapitel 1021)

Quellen Destatis ~ Schaumltzung zumeist basierend auf Destatis-Daten (Teilgruppen von bei Destatis angegebenen Gesamt heiten oder nur Teilgruppen bei Destatis auffindbar) sect Deutsche Alzheimergesellschaft eV Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe eV amp Bundesverband der AumlrztInnen und Aumlrzte des oumlffentlichen Gesundheitsdienstes eV Verband Deutscher Verkehrsunternehmen eV $ Deutscher Feuerwehrverband Bundesverband der Kinder- und Jugendaumlrzte eV

Stufe Personengruppen N (Mio)

1 BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen 10 Personen im Alter von ge 80 Jahren 54 Personal mit besonders hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungendeg (zB Notaufnahmen medizinische Betreuung von COVID-19-PatientInnen)

10~

Personal in medizinischen Einrichtungen und andere Personen mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppendeg (z B in der Onkologie oder Transplantationsmedizin)

Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Altenpflege 12 Andere Taumltige in Senioren- und Altenpflegeheimen mit Kontakt zu den BewohnerInnen

Summe gt 86

2 Personen im Alter von ge 75 ndash 79 Jahren 41 Personal mit hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungendeg 10~

Personen in Institutionen mit einer Demenz oder geistigen Behinderung gt 16sect

Taumltige in der ambulanten oder stationaumlren Versorgung von Personen mit Demenz oder geistiger Behinderung

Personen mit Down-Syndrom (Trisomie21) 005

Summe gt 7

3 Personen im Alter von ge 70 ndash 74 Jahren 36 Personen mit Vorerkrankungen mit hohem Risiko (z B Zustand nach Organtransplantation aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen fortgeschrittene solide Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind sowie Tumorerkrankungen unter aktueller systemischer Therapie (ausgenommen ausschlieszliglich antihormonelle Mono-therapie) interstitielle Lungenerkrankungen psychiatrische Erkrankungen (bipolare Stoumlrung Schizophrenie und schwere Depression) Demenz Diabetes mellitus mit einem HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 COPD Adipositas (BMI gt 30 kgm2) chronische Lebererkrankungen inkl Leberzirrhose chronische Nierenerkrankungen)

BewohnerInnen (falls im Impfalter) und Taumltige in Gemeinschaftsunterkuumlnften (z B fuumlr Kinder und Jugendliche Asylsuchende Obdachlose Frauenhaumluser)

gt 05

Enge Kontaktpersonen von Schwangeren 076~

Enge Kontaktpersonen bzw Pflegende von Pers mit einem erhoumlhten Risiko (z B Pflegebeduumlrftige)

Personal in medizinischen Einrichtungen mit moderatem Expositionsrisikodeg und in Positionen die fuumlr die Aufrechterhaltung der Krankenhausinfrastruktur besonders relevant sind

08

Teilbereiche des OumlGD 0017amp

Summe gt 57

4 Personen im Alter von ge 65 ndash 69 Jahren 48 Personen mit Vorerkrankungen mit moderat erhoumlhtem Risiko (z B Diabetes mellitus mit HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 ArrhythmieVorhofflimmern HIV-Infektion Koronare Herzkrankheit Herzinsuffizienz Autoimmunerkran-kungen Krebserkrankungen in behandlungsfreier Remission arterielle Hypertonie rheumatologische Erkrankungen Asthma bronchiale chronisch entzuumlndliche Darmerkrankungen (CED) zerebrovaskulaumlre ErkrankungenApoplex und andere chronische neurologische Erkrankungen) und deren engste Kontaktpersonen

Personal mit niedrigem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungendeg 03~

LehrerInnen 08 ErzieherInnen gt 06 Personen mit prekaumlren Arbeits- undoder Lebensbedingungen (zB Inhaftierte Saisonarbeiter Beschaumlftigte in Verteilzentren oder der Fleisch verarbeitenden Industrie)

gt 04~

Summe gt 69

5 Personen im Alter von ge 60 ndash 64 Jahren 55 Personal in Schluumlsselpositionen der Landes- und Bundesregierungen

Beschaumlftigte im Einzelhandel 31 Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur 08 $

Summe gt 84

6 Alle uumlbrigen Personen im Alter von lt 60 Jahren 450

61Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Impfstellen einrichten und betreiben Die Vorberei-tung und Durchfuumlhrung kann dabei durch Hilfsor-ganisationen die Bundeswehr sowie Logistikunter-nehmen unterstuumltzt werden Der Bund wird ge-meinsam mit den Laumlndern Eckpunkte fuumlr einen Handlungsleitfaden zum Betrieb von zentralen Impfstellen erarbeiten

141 Alternative Maszlignahmen fuumlr das Erreichen des Impfziels im Vergleich zur Impfung sowie deren Effektivitaumlt und UmsetzbarkeitZu den wichtigsten Infektionsschutzmaszlignahmen um die Ausbreitung von SARS-CoV-2-Infektionen zu verhindern und sich selbst und andere vor der Infektion zu schuumltzen zaumlhlen die Reduktion der di-rekten zwischenmenschlichen Kontakte sowie die Beachtung der Abstands- und Hygieneregeln

Auch nachdem jetzt zwei COVID-19-Impfstoffe in Deutschland zugelassen sind und die verfuumlgbare Impfstoffmenge ansteigt kann es noch viele Monate dauern bevor ein nennenswerter Teil der Bevoumllke-rung oder zumindest der besonders vulne rablen Gruppen geimpft sein wird Wie lange der Schutz nach Impfung anhaumllt und wie ausgepraumlgt er sein wird ist derzeit nicht bekannt Daher ist es uner-laumlsslich dass die empfohlenen Infektionsschutz-maszlignahmen zunaumlchst weiterhin konsequent beach-tet und umgesetzt werden

Ein systematischer Review untersuchte die Wirk-samkeit des Abstandshaltens und das Tragen von Gesichtsmasken zum Schutz vor einer SARS-CoV-2- Infektion242 Es wurden 44 Vergleichsstudien mit 25697 PatientInnen in der Meta-Analyse beruumlck-sichtigt Auf Basis der gepoolten Daten kann man festhalten dass ein Abstand von mehr als 1 m und das Tragen von Masken das Infektionsrisiko signifi-kant reduzieren Die adjustierten OR fuumlr einen Ab-stand von ge 1 m im Vergleich zu einer kuumlrzeren Di-stanz betrugen 018 (95 KI 009 ndash 038) und fuumlr das Tragen einer Maske im Vergleich zu einer Expo-sition ohne Maske 015 (95 KI 007 ndash 034) FFP2- Masken oder vergleichbare Masken (aOR 004 95 KI 0004 ndash 030) haben eine bessere Wirksam-keit als Mund-Nase-Bedeckungen (aOR 033 95 KI 017 ndash 061)242 Die Wirksamkeit von Gesichtsmas-ken beschraumlnkt sich nicht auf Masken mit hoher Ae-rosolfilterleistung (z B FFP2) Auch chirurgischer

Mund-Nasen-Schutz und Mund-Nase-Bedeckungen sind wirksam wenngleich deren Partikelfilterleis-tung natuumlrlich geringer ist als von FFP2-Atem-schutzmasken242243 Wichtig fuumlr die Schutzwirkung ist der korrekte Gebrauch der Masken Eine rando-misierte Studie aus Daumlnemark untersuchte ob das Tragen einer Maske das Infektionsrisiko fuumlr eine SARS-CoV-2-Infektion in einer Situation reduziert in dem das Tragen primaumlr nicht empfohlen ist244 Die Studie schloss 3030 TeilnehmerInnen ein die eine Maske tragen sollten und 2994 Kon trollen die keine Maske tragen sollten Eine SARS-CoV-2-Infek-tion wurde bei 18 (n = 42) der TeilnehmerInnen mit Maskenempfehlung und bei 21 (n = 53) der Kontrollen beobachtet (OR = 082 95 KI 054 ndash 123 p = 033) Durch die Empfehlung Masken zu tragen konnte die Infektionsrate um nicht mehr als 50 gesenkt werden

Die Datenlage zur Effektivitaumlt der Infektionsschutz-maszlignahmen wurde vielfach kritisiert und es wur-den qualitativ hochwertige Studien dazu gefordert Insgesamt muss man jedoch festhalten dass es kei-ne alleinige Maszlignahme gibt die sicher vor der SARS-CoV-2-Infektion schuumltzt Fuumlr eine solide Risi-koreduktion sollten in Abhaumlngigkeit von der aktuel-len Epidemiologie und der SARS-CoV-2-Infektions-haumlufgkeit verschiedene Strategien beruumlcksichtigt und kombiniert werden Reduktion der Personen-kontakte und ihrer Dauer Einhaltung eines 15 m oder groumlszligeren Abstands Einhalten von Husten- Nies- und Haumlndehygiene Gebrauch von Alltags-Atemschutzmasken und regelmaumlszligiges Luumlften Zur Vermeidung des Uumlbertragungsrisikos ist zusaumltzlich wichtig dass infizierte Personen umgehend isoliert werden und dass deren Kontaktpersonen zeitnah identifiziert werden und in Quarantaumlne gehen

15 Impfakzeptanz in der Bevoumllkerung und der Aumlrzteschaft Bei der SARS-CoV-2-Impfung handelt es sich nicht nur um eine neue Impfempfehlung (fuumlr Deutsch-land und weltweit) sondern auch um einen neuar-tigen Erreger Der empfohlene Impfstoff wurde in Verfahren entwickelt die bei keinem der bisher zu-gelassenen Impfstoffe zum Einsatz kamen Ande-rerseits wird ein Impfstoff gegen SARS-CoV-2 auf-grund der hohen Infektionsgefahr und der Auswir-

62Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

kungen der bisherigen nicht-medizinischen Maszlig-nahmen u a auf Wirtschaft und soziales Leben dringend erwartet Insgesamt stellt dies eine beson-dere Situation dar die sich auf die Akzeptanz der neuen Impfung auswirken kann

In einer in Kooperation mit dem RKI durchgefuumlhr-ten fortlaufenden Querschnittstudie (httpcoro-na-monitorde) gaben zuletzt 49 der Befragten an sich (eher) gegen COVID-19 impfen zu lassen (Stand 15122020)245 Mitte April waren es noch 79 seitdem sank die Bereitschaft kontinuierlich ab und erreichte mit 48 am 08122020 ihren niedrigsten Wert Fuumlr die Impfbereitschaft ist insbe-sondere das Vertrauen in die Sicherheit und Effek-tivitaumlt der Impfung maszliggeblich (staumlrkster Praumldik-tor) Weitere wichtige Aspekte sind die Kosten- Nutzen-Abwaumlgung und das Verantwortungsgefuumlhl fuumlr die Gemeinschaft Personen die einer potenziel-len Impfung mehr vertrauen weniger Kosten- Nutzen abwaumlgen und nicht von der Impfung ande-rer profitieren wollen ohne sich selbst impfen zu lassen zeigen eine houmlhere Impfbereitschaft Auch aumlltere Personen und maumlnnliche Befragte geben eine houmlhere Impfbereitschaft an

In einer Erhebung war die Impfbereitschaft des me-dizinischen Personals geringer als die der Gesamt-bevoumllkerung im Vergleich mit anderen Bevoumllke-rungsgruppen wie Personen mit chronischen Er-krankungen oder Aumllteren faumlllt die Impfbereitschaft des medizinischen Personals am geringsten aus246 Auch in der neuesten Erhebung vom 15122020 liegt die Impfbereitschaft des medizinischen Perso-nals geringfuumlgig unter der der Allgemeinbevoumllke-rung Motivationshilfe koumlnnten hier die in diesen bzw fuumlr diese Einrichtungen taumltigen BetriebsaumlrztIn-nen leisten indem vor Ort Impfangebote gemacht werden und somit ein Besuch in einem externen Impfzentrum nicht mehr notwendig ist

Ab einer zu erwartenden Impfeffektivitaumlt von etwa 80 steigt die Impfbereitschaft deutlich an Dies zeigt ein Szenario in dem die Impfintention in Ab-haumlngigkeit der Impfnebenwirkungen des Pande-miegeschehens und der Impfeffektivitaumlt erfasst wurde In einem weiteren Szenario wurde die Akzeptanz verschiedener Impfstofftypen (Totimpf-stoff Lebendimpfstoff Vektorimpfstoff Genimpf-

stoff) verglichen Das Vertrauen in die verschiede-nen Impfstoffe ist unabhaumlngig vom Impfstofftyp fuumlr alle Impfstoffe moderat ausgepraumlgt die Impf-bereitschaft liegt auf einem mittleren Niveau und unterscheidet sich ebenfalls nicht zwischen den ver-schiedenen Impfstofftypen Fuumlr alle Impfstofftypen besteht ein hohes Informationsbeduumlrfnis Auch in der neuesten Erhebung vom 15122020 koumlnnen die meisten Teilnehmenden weder fuumlr BioN-Tech Pfizer noch fuumlr Moderna den korrekten Impfstoff-typ nennen Allerdings unterscheidet sich die Impf-bereitschaft nicht zwischen Personen mit und ohne Wissen zum jeweiligen Impfstofftyp

Die Haumllfte der Befragten sieht die Impfung vor al-lem als Praumlvention um die eigene Gesundheit zu schuumltzen 25 der Teilnehmenden sehen die Imp-fung als Intervention um die aktuellen Einschraumln-kungen beseitigen zu koumlnnen Das Impfmotiv Indi-vidualschutz geht mit einer houmlheren Impfbereit-schaft einher246

Angesichts der noch ungeklaumlrten Frage inwiefern eine Transmission trotz Impfung moumlglich ist und den weiterhin begrenzten Impfstoffmengen die Einschraumlnkungen auch zukuumlnftig noumltig machen ist eine verstaumlrkte Kommunikation des Individual-schutzes durch die Impfung ratsam Sobald Infor-mationen uumlber die langfristige Immunitaumlt der Imp-fung vorliegen kann die Aufklaumlrung uumlber den Ge-meinschaftsschutz als weitere Kommunikations-strategie angewendet werden247

Aufgrund der dynamischen Entwicklung der SARS-CoV-2-Pandemie sowie der damit verbundenen Impfstoffentwicklung ist eine kommunikative Be-gleitung in diesem Prozess in der Entscheidung zur Impfempfehlung durch die STIKO sowie in der Implementierung der Impfung zentral Eine ange-messene Information der Bevoumllkerung sollte insbe-sondere auf eine transparente Kommunikation des erwarteten Nutzens und der Risiken einer Impfung gegen COVID-19 abzielen um das Vertrauen der Be-voumllkerung in die Impfung zu erhalten und noch zu steigern

Das kritische Abwaumlgen von Fuumlr und Wider der Imp-fung ist hoch Dies deutet auf ein hohes Informati-onsbeduumlrfnis der Bevoumllkerung hin Personen die

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sich gut informiert fuumlhlen geben zudem an sich auch eher impfen zu lassen Im weiteren Verlauf sollte deshalb unbedingt weiterhin auf eine regel-maumlszligige schnelle und transparente Aufklaumlrung ge-achtet werden die das Informationsbeduumlrfnis der Bevoumllkerung beruumlcksichtigt und flexibel auf neu aufkommende Fragen und Themen reagieren kann

16 Monitoring-Systeme zur Evaluation der Impfung bzw der Impfempfehlung

161 Impfquoten-MonitoringValide Daten zur Inanspruchnahme der Impfung sind Grundlage fuumlr eine erste Bewertung von Signa-len zu Impfnebenwirkungen und der Impfeffektivi-taumlt Diese Daten zur Inanspruchnahme der Imp-fung (Impfquoten) sollten zeitnah und vollstaumlndig vorliegen und nach Altersgruppe Zielgruppe und Impfstoffprodukt stratifizierbar sein Zeitnah er-fasste zielgruppenspezifische Impfquoten sind daruumlber hinaus essenziell um den Erfolg der beglei-tenden Informationskampagne auf das Impfverhal-ten zu erfassen

Die fuumlr das Routinesystem etablierten Werkzeuge zur Erfassung von Impfquoten (KV-Impfsurveillan-ce) sind fuumlr die Erhebung von COVID-19-Impfquo-ten in der ersten Phase der Impfaktivitaumlten nicht ge-eignet da die Erhebung weder zeitnah noch pro-duktspezifisch erfolgt Zudem wird in der ersten Phase die COVID-19-Impfung aller Voraussicht nach vornehmlich in Impfzentren angeboten wer-den ohne die individuelle Abrechnung uumlber das GKV-System Seit dem 27122020 steht eine Web- Anwendung zur Erfassung von Daten zur COVID-19-Impfung in den Impfzentren und durch die mobilen Impfteams sowie fuumlr die zentralen Da-tenerfassungsstellen der Bundeslaumlnder zur Verfuuml-gung mit der pseudonymisierte Daten tagesaktuell an das RKI uumlbermittelt werden koumlnnen Unter fol-gendem Link koumlnnen die Daten zu den taumlglich durchgefuumlhrten Impfungen in den Bundeslaumlndern abgerufen werden

Ergaumlnzend werden regelmaumlszligige repraumlsentative Bevoumllkerungssurveys durchgefuumlhrt die das Impf-quotenmonitoring validieren und zusaumltzliche Daten zur Akzeptanz und Impfbarrieren erheben

Entsprechende Vorschlaumlge sind in der Nationalen COVID-19 Impfstrategie unterbreitet worden248 Spaumltestens wenn die Impfung im Regelsystem statt-findet und die Impfleistungen uumlber die KVen abge-rechnet werden greift bei der Impfquoten-Erfas-sung wieder das etablierte System der KV-Impfsur-veillance am RKI wobei hier ein Zeitverzug von ca 6 Monaten von Impfung bis Bereitstellung im Da-tensatz besteht

162 Evaluierung von Wirksamkeit und Sicherheit der ImpfstoffeDie Nutzen-Risikobewertung von Impfstoffen ist ein kontinuierlicher Prozess der von der Impfstoff-entwicklung der Durchfuumlhrung klinischer Pruumlfun-gen vor der Zulassung bis hin zur Uumlberwachung nach dem Inverkehrbringen (sogenannte post- marketing surveillance) reicht248 Die Uumlberwachung in Surveillance-Systemen und die Durchfuumlhrung von gezielten Studien ist bei den COVID-19-Impf-stoffen von besonders hoher Bedeutung da (a) neue Impf stoff- Technologien zur Anwendung kommen (b) Nachbeobachtungszeiten in den Zulassungsstu-dien moumlglicherweise verkuumlrzt werden muumlssen (auf-grund ethischer Probleme wenn Studienteilneh-merInnen des Placeboarms weiterhin exponiert sind waumlhrend die Impfung bereits im Nationalen Impfprogramm angeboten wird) und (c) die Impf-stoffe und die Impfkampagne von groszliger Bedeu-tung fuumlr die Pandemiebekaumlmpfung sind

Die Impfstoffhersteller werden im Rahmen ihrer Risk Management Plaumlne (RMPs) Beobachtungsstu-dien zur Sicherheit und Wirksamkeit ihrer Impf-stoffe durchfuumlhren Aber auch Forschungseinrich-tungen sowie Bundesbehoumlrden wie das PEI und das RKI sollten Studien und Datenanalysen zur Hersteller- unabhaumlngigen Evaluation der neuen Impfstoffe durchfuumlhren Ein Konzept fuumlr die Evalua-tion der Effekte der COVID-19-Impfung durch die Bundesbehoumlrden findet sich in der Nationalen Impfstrategie COVID-19248

Wie bei der Zulassung anderer neuer Impfstoffe auch beruht der Nachweis der Sicherheit der COVID-19-Impfstoffe in randomisierten kontrollier-ten Studien auf Beobachtungen einer begrenzten Anzahl von Personen die den Impfstoff erhalten haben Unter Beruumlcksichtigung der geimpften Stu-

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dienpopulation in der BNT162b2-Zulassungsstudie (n = 21700)4 wird ein unerwuumlnschtes Ereignis das mit einer Haumlufigkeit von groumlszliger als 1 1000 auftritt mit einer uumlber 95 -igen Wahrscheinlichkeit er-kannt Die Erfassung von selteneren Nebenwirkun-gen verzoumlgert auftretenden Komplikationen und von Langzeiteffekten ist nur in pharmakoepidemio-logischen Studien nach der Zulassung der Impfstof-fe moumlglich

Fuumlr Impfstoffe besteht in Deutschland neben der Meldeverpflichtung des Zulassungsinhabers oder pharmazeutischen Unternehmers nach dem Arz-neimittelgesetz (sect 63 b AMG) und der standesrecht-lichen Verpflichtung von AumlrztInnen zur Meldung von Nebenwirkungen eine gesetzliche Meldever-pflichtung uumlber Verdachtsfaumllle von Impfkomplika-tionen nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG)249 Die Aumlrzteschaft ist nach IfSG verpflichtet den Ver-dacht auf eine Impfkomplikation (d h eine uumlber das uumlbliche Ausmaszlig einer Impfreaktion hinausgehende Reaktion im zeitlichen Zusammenhang mit einer Impfung) namentlich an das Gesundheitsamt zu berichten Das Gesundheitsamt leitet die Meldung pseudonymisiert der zustaumlndigen Landesbehoumlrde und dem PEI weiter

Im Rahmen des vom PEI etablierten real-time Moni-torings von Nebenwirkungen bzw Impfkomplikati-onen werden observed- versus expected-Analysen zur zeitnahen Signalerkennung durchgefuumlhrt Dabei wird auf Hintergrundinzidenzen von moumlglichen Krankheitsereignissen zuruumlckgegriffen die in ei-nem bestimmten Zeitintervall rein zufaumlllig nach Impfung auftreten und dann faumllschlicherweise mit der Impfung in Verbindung gebracht werden koumln-nen Falls Krankheitsereignisse nach einer Impfung haumlufiger auftreten als erwartet muumlssen weiterfuumlh-rende Untersuchungen oder gezielte Studien durch-gefuumlhrt werden Da es sich bei diesem System um ein passives Meldesystem handelt und potenziell un-erwuumlnschte Effekte wie bdquovaccine associated enhanced respiratory diseaseldquo (VAERD) oder antikoumlrpervermit-telte Infektionsverstaumlrkung (antibody dependent enhancement ADE) in diesem nicht erfasst werden koumlnnen sind eine intensivierte Surveillance und er-gaumlnzende Studien erforderlich Einen Uumlberblick uumlber die geplanten Aktivitaumlten des PEI zur Uumlberwa-chung der Impfstoff-Sicherheit im Kontext der Ein-

fuumlhrung der COVID-19-Impfstoffe gibt die Nationale Impfstrategie248 Unter anderem hat das PEI eine Smartphone App entwickelt uumlber die geimpfte Per-sonen prospektiv uumlber ein Jahr unerwuumlnschte Ereig-nisse elektronisch melden koumlnnen Die breite Be-werbung dieser App und die Notwendigkeit zusaumltz-liche Analysen (z B von Krankenkassen-Daten) wer-den von der STIKO im Kontext der Einfuumlhrung der neuen COVID-19-Impfstoffe dringend angemahnt Nur durch zusaumltzliche Analysen und Datenerhebun-gen koumlnnen seltene oder nicht in den Zulassungs-studien erhobene unerwuumlnschte Ereignisse erkannt und ein schnelles Handeln der Zulassungsbehoumlrden und der STIKO ermoumlglicht werden

Auch bestimmte Aspekte der Wirksamkeit (insb Schutzdauer Schutz vor schwerer COVID-19- Erkrankung Effekt auf Transmission) konnten und koumlnnen in den Zulassungsstudien aufgrund der be-schraumlnkten Laufzeit der limitierten Groumlszlige der Stu-dienpopulation und aufgrund der Studiendesigns nicht zufriedenstellend geklaumlrt werden Wie bei an-deren Impfstoffen auch sollten zur Evaluation der COVID-19-Impfeffektivitaumlt im Rahmen der breiten Anwendung qualitativ hochwertige Beobachtungs-studien durchgefuumlhrt werden Beobachtungsstu-dien dienen nicht nur der Untersuchung von wich-tigen noch nicht ausreichend in den Zulassungs-studien geklaumlrten Aspekten der Impfstoffe sondern auch der Bestaumltigung der Wirksamkeit der Impfung bei der Anwendung in der Bevoumllkerung unter realen Lebensbedingungen bzw in heterogenen Populati-onen oder in besonderen Risikogruppen Verschie-dene epidemiologische Studiendesigns (z B Fall- Kontrollstudien Kohortenstudien) sollten in unter-schiedlichen Populationen und Settings (z B Kran-kenhaus oder Altenheime) unter Beruumlcksich tigung von Leitlinien fuumlr gute epidemiologische Praxis zur Anwendung kommen

Das Meldeformular des PEI findet sich online unter httpswwwpeideDEarzneimittelsicher-heitpharmakovigilanzmeldeformulare-on-line-meldungmeldeformulare-online-mel-dung-nodehtml

65Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Literatur

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Nationale Akademie der Wissenschaften Leopol-

dina Positionspapier der gemeinsamen Arbeits-

gruppe aus Mitgliedern der Staumlndigen Impfkom-

mission des Deutschen Ethikrats und der Natio-

nalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina

Wie soll der Zugang zu einem COVID-19-Impfstoff

geregelt werden Verfuumlgbar unter httpswww

ethikratorgfileadminPublikationenAd-hoc-Emp-

fehlungendeutschgemeinsames-positionspa-

pier-stiko-der-leopoldina-impfstoffpriorisierung

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238 Robert Koch-Institut AfEuG Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) Scientific Use File 1 Version 2015

239 Robert Koch-Institut AfEuG Gesundheit in Deutschland aktuell 20142015-EHIS (GEDA 2014 2015-EHIS) Scientific Use File 1 Version 2018

240 Shor E Roelfs D Vang ZM The bdquoHispanic morta-lity paradoxldquo revisited Meta-analysis and meta- regression of life-course differentials in Latin American and Caribbean immigrants mortality Soc Sci Med 201718620-33

241 Zhang J Whatrsquos the Relative Risk ndash A Method of Correcting the Odds Ratio in Cohort Studies of Common Outcomes JAMA 1998280(19)1690-1

242 Chu DK Akl EA Duda S Solo K Yaacoub S Schuumlnemann HJ et al Physical distancing face masks and eye protection to prevent person- to-person transmission of SARS-CoV-2 and COVID-19 a systematic review and meta-analysis The Lancet 2020395(10242)1973-87

243 van der Sande M Teunis P Sabel R Professional and Home-Made Face Masks Reduce Exposure to Respiratory Infections among the General Popula-tion PLoS One 20083(7)e2618

244 Bundgaard JS R-PD von Buchwald C et al Effec-tiveness of Adding a Mask Recommendation to Other Public Health Measures to Prevent SARS-CoV-2 Infection in Danish Mask Wearers Ann Intern Med

245 Betsch C Korn L Felgendreff L Eitze S Schmid P Sprengholz P et al COVID-19 Snapshot Monito-

78Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ring (COSMO Germany) ndash Wave 30 PsychArchives 2020

246 Betsch C Korn L Felgendreff L Eitze S Schmid P Sprengholz P et al COVID-19 Snapshot Monito-ring (COSMO Germany)-Wave 24 2020

247 Pfattheicher S Petersen MB Boumlhm R Information about herd immunity and empathy promote COVID-19 vaccination intentions 2020

248 Bundesministerium fuumlr Gesundheit Nationale Impfstrategie COVID-19 Strategie zur Einfuumlhrung und Evaluierungeiner Impfung gegen Sars-CoV-2 in Deutschland Verfuumlgbar unter httpswwwbun-desgesundheitsministeriumdefileadminDatei-en3_DownloadsCCoronavirusImpfstoffNatio-nale_Impfstrategiepdf zuletzt besucht am 06012021 2020

249 Weiszliger K Barth I Keller-Stanislawski B Sicherheit von Impfstoffen Bundesgesundheitsblatt- Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz 200952(11)1053-64

Autorinnen und Autoren AutorInnen der AG COVID-19 der Staumlndigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut und weitere KoautorInnen

a) Dr Sabine Vygen-Bonnet | a) Dr Judith Koch| b) Prof Dr Christian Bogdan | a) Dr Thomas Harder | b) Prof Dr Ulrich Heininger | a) Dr Kerstin Kling | b) Dr Martina Littmann | b) Prof Dr Joerg Meerpohl | c) Dr Heidi Meyer | b) Prof Dr Thomas Mertens | a) Nora Schmid-Kuumlpke | a) Stefan Scholz | b) Dr Martin Terhardt | a) Marina Treskova-Schwarzbach | b) Prof Dr Klaus Uumlberla | b) Prof Dr Marianne van der Sande | a) PD Dr Ole Wichmann | b) Prof Dr Dr Sabine Wicker | b) Prof Dr Ursula Wiedermann | d) Prof Dr Verina Wild | b) Prof Dr Ruumldiger von Kries

a) Robert Koch-Institut Abt 3 Infektionsepidemiologie FG 33 Impfpraumlvention

b) Mitglied der STIKO c) Paul-Ehrlich-Institutd) Universitaumlt Augsburg Medizinische Fakultaumlt

Ethik der Medizin

Korrespondenz STIKO-Geschaeftsstellerkide

Vorgeschlagene ZitierweiseVygen-Bonnet S Koch J Bogdan C Harder T Heininger U Kling K Littmann M Meerpohl J Meyer H Mertens T Schmid-Kuumlpke N Scholz S Terhardt M Treskova-Schwarzbach M Uumlberla K van der Sande M Wichmann O Wicker S Wiedermann U Wild V von Kries R Beschluss der STIKO zur 2 Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung und die dazugehoumlrige wissenschaftliche Begruumlndung

Epid Bull 202153 -79 | DOI 102564678203

(Dieser Artikel ist online vorab am 29 Januar 2021 erschienen)

InteressenkonfliktFrau Prof Dr Ursula Wiedermann leitet als principal investigator eine Phase-1-Studie zu einem COVID-19- Impfstoffkandiadten sie hat an der Beratung und Beschlussfassung der Empfehlung nicht teilgenom-men

Alle anderen Autorinnen und Autoren geben an dass kein Interessenkonflikt besteht

79Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten4 Woche 2021 (Datenstand 3 Februar 2021)

Ausgewaumlhlte gastrointestinale Infektionen

Campylobacter- Enteritis

Salmonellose EHEC-Enteritis Norovirus- Gastroenteritis

Rotavirus- Gastroenteritis

2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 37 212 298 3 28 113 0 5 9 6 40 686 4 11 51

Bayern 54 312 465 7 38 90 2 6 12 7 46 1346 2 39 104

Berlin 16 113 158 2 16 22 0 2 6 4 26 387 2 9 25

Brandenburg 17 109 127 2 9 19 0 0 5 3 17 567 2 11 57

Bremen 4 23 25 1 4 3 0 0 1 0 1 26 0 1 6

Hamburg 3 57 128 2 7 12 0 0 1 1 5 184 0 2 7

Hessen 28 148 282 6 30 46 0 2 0 6 17 485 3 11 38

Mecklenburg- Vorpommern 19 98 91 1 13 9 0 2 2 4 13 363 10 27 18

Niedersachsen 54 289 383 11 56 69 1 7 15 5 21 799 5 27 69

Nordrhein- Westfalen 140 646 1157 21 132 138 5 15 23 17 69 2101 13 70 207

Rheinland- Pfalz 36 177 207 3 19 34 0 3 5 5 17 437 3 10 21

Saarland 1 38 84 0 2 12 0 0 0 0 1 73 0 2 16

Sachsen 72 272 292 3 21 57 1 4 3 15 80 908 7 22 177

Sachsen- Anhalt 34 89 99 5 12 39 0 2 10 7 24 562 1 7 30

Schleswig- Holstein 26 101 178 4 7 23 0 3 4 0 4 192 6 10 35

Thuumlringen 43 118 154 6 17 80 3 5 4 18 39 526 10 22 78

Deutschland 584 2802 4128 77 411 766 12 56 100 98 420 9642 68 281 939

Ausgewaumlhlte Virushepatitiden und respiratorisch uumlbertragene Krankheiten

Hepatitis A Hepatitis B Hepatitis C Tuberkulose Influenza2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 2 3 4 25 97 111 28 65 71 11 40 48 2 10 2363

Bayern 1 5 6 33 88 120 21 52 59 2 26 38 1 23 4630

Berlin 0 2 4 11 30 55 5 21 22 1 15 30 0 3 830

Brandenburg 1 1 4 1 7 9 1 3 7 0 5 9 0 7 585

Bremen 0 0 1 1 5 8 0 1 2 2 5 8 1 2 38

Hamburg 0 1 1 6 7 9 0 1 7 3 12 12 0 4 1029

Hessen 3 3 4 11 36 51 7 22 33 6 31 36 4 6 946

Mecklenburg- Vorpommern 0 6 1 2 2 2 0 0 1 1 4 7 0 2 343

Niedersachsen 0 4 3 7 35 41 6 22 34 2 22 24 1 5 1014

Nordrhein- Westfalen 2 10 11 37 118 107 21 71 80 12 60 75 1 17 2242

Rheinland- Pfalz 1 2 3 15 38 48 5 22 10 2 14 15 0 3 614

Saarland 0 0 0 0 1 8 1 4 3 1 3 2 0 0 138

Sachsen 0 0 2 2 9 14 3 12 14 0 6 11 2 17 2012

Sachsen- Anhalt 0 1 0 2 8 7 1 5 5 0 0 5 6 14 475

Schleswig- Holstein 0 1 1 4 11 27 7 17 18 2 8 18 0 0 703

Thuumlringen 0 0 0 5 9 6 2 3 6 2 6 2 2 4 652

Deutschland 10 39 45 162 501 623 108 321 372 47 257 340 20 117 18614

Allgemeiner Hinweis Das Zentrum fuumlr tuberkulosekranke und -gefaumlhrdete Menschen in Berlin verwendet veraltete Softwareversionen die nicht gemaumlszlig den aktuellen Falldefinitionen des RKI gemaumlszlig sect 11 Abs 2 IfSG bewerten und uumlbermitteln

80Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Ausgewaumlhlte impfpraumlventable Krankheiten

Masern Mumps Roumlteln Keuchhusten Windpocken2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 0 0 6 0 0 14 0 0 0 2 5 85 10 61 414

Bayern 0 0 2 1 1 11 0 0 1 5 12 179 22 86 495

Berlin 0 0 0 0 1 16 0 0 0 0 1 26 12 38 97

Brandenburg 0 0 0 1 1 0 0 0 0 1 1 34 4 9 63

Bremen 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 5 1 3 12

Hamburg 0 1 0 0 1 4 0 0 0 0 1 27 11 20 60

Hessen 0 0 1 0 0 4 0 0 0 1 8 65 2 32 123

Mecklenburg- Vorpommern 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 37 0 2 14

Niedersachsen 0 0 0 0 0 3 0 0 0 0 3 26 5 29 137

Nordrhein- Westfalen 0 0 0 1 1 8 0 0 0 5 16 93 15 68 339

Rheinland- Pfalz 0 0 4 0 0 3 0 0 0 0 5 26 11 35 58

Saarland 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 2 6 0 3 5

Sachsen 0 0 0 0 1 0 0 0 0 1 2 34 12 33 159

Sachsen- Anhalt 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 7 34 0 0 15

Schleswig- Holstein 0 0 0 1 1 1 0 0 0 0 1 26 3 7 68

Thuumlringen 0 0 0 0 0 2 0 0 0 0 3 53 1 5 54

Deutschland 0 1 14 4 7 66 0 0 1 16 67 756 109 431 2113

Erreger mit Antibiotikaresistenz und Clostridioides-difficile-Erkrankung und COVID -19

Acinetobacter1 Enterobacterales1 Clostridioides difficile2

MRSA3 COVID-194

2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 20205

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 0 1 5 6 29 42 1 1 8 2 5 3 8501 48189 0

Bayern 3 5 3 9 30 46 2 9 25 2 7 12 12397 68245 0

Berlin 1 12 5 15 38 27 5 7 9 0 4 8 3208 20653 0

Brandenburg 0 0 1 2 2 5 1 2 9 1 4 2 3293 22852 10

Bremen 0 0 0 0 0 1 0 1 0 0 0 1 565 2261 0

Hamburg 0 6 0 0 4 8 0 3 1 0 2 3 1603 8430 0

Hessen 1 3 8 6 23 45 0 9 11 0 5 12 5821 31574 0

Mecklenburg- Vorpommern 0 0 1 0 1 3 0 4 3 0 6 5 1460 7344 0

Niedersachsen 0 2 5 5 18 27 2 8 24 2 11 17 6300 31669 0

Nordrhein- Westfalen 1 7 17 22 147 93 11 31 58 10 31 42 15684 84328 57

Rheinland- Pfalz 0 0 2 1 7 21 0 4 3 0 2 2 3503 18430 0

Saarland 0 0 0 1 2 4 0 1 0 0 1 2 1247 5427 1

Sachsen 0 0 2 4 11 22 4 10 17 0 3 8 5276 38866 0

Sachsen- Anhalt 0 0 1 4 7 9 3 8 18 0 1 3 3670 19391 1

Schleswig- Holstein 0 0 0 1 8 13 1 1 3 1 4 8 2350 10516 0

Thuumlringen 0 0 1 0 0 7 0 3 10 0 2 5 3489 20782 0

Deutschland 6 36 51 76 327 373 30 102 199 18 88 133 78367 438957 69

1 Infektion und Kolonisation (Acinetobacter spp mit Nachweis einer Carbapenemase-Determinante oder mit verminderter Empfindlichkeit gegenuumlber Carbapenemen)2 Clostridioides-difficile-Erkankung schwere Verlaufsform3 Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus invasive Infektion4 Coronavirus-Krankheit-2019 (SARS-CoV-2)5 In der 1 ndash 4 KW 2020 sind noch keine COVID-19-Faumllle in Deutschland aufgetreten Bei den in der Spalte aufgefuumlhrten Faumlllen ist davon auszugehen dass es sich um Fehleingaben des Meldedatums handelt

81Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Weitere ausgewaumlhlte meldepflichtige Infektionskrankheiten

Krankheit

2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4

Adenovirus-Konjunktivitis 0 0 54

Botulismus 0 0 0

Brucellose 0 0 5

Chikungunyavirus-Erkrankung 0 0 8

Creutzfeldt-Jakob-Krankheit 1 2 5

Denguefieber 0 0 58

Diphtherie 0 0 1

Fruumlhsommer-Meningoenzephalitis (FSME) 0 2 2

Giardiasis 14 75 193

Haemophilus influenzae invasive Infektion 0 0 132

Hantavirus-Erkrankung 6 34 23

Hepatitis D 0 0 7

Hepatitis E 52 209 264

Haumlmolytisch-uraumlmisches Syndrom (HUS) 1 2 1

Kryptosporidiose 14 59 78

Legionellose 13 61 99

Lepra 0 0 0

Leptospirose 1 5 13

Listeriose 10 37 73

Meningokokken invasive Erkrankung 0 3 27

Ornithose 0 0 3

Paratyphus 0 0 3

Q-Fieber 0 1 7

Shigellose 0 3 32

Trichinellose 0 0 0

Tularaumlmie 0 0 1

Typhus abdominalis 0 0 6

Yersiniose 39 140 199

Zikavirus-Erkrankung 0 0 2

In der woumlchentlich veroumlffentlichten aktuellen Statistik werden die gemaumlszlig IfSG an das RKI uumlbermittelten Daten zu meldepflichtigen Infektions-krankheiten veroumlffentlicht Es werden nur Faumllle dargestellt die in der ausgewiesenen Meldewoche im Gesundheitsamt eingegangen sind dem RKI bis zum angegebenen Datenstand uumlbermittelt wurden und die Referenzdefinition erfuumlllen (s wwwrkidefalldefinitionen)

82Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Monatsstatistik nichtnamentlicher Meldungen ausgewaumlhlter Infektionengemaumlszlig sect 7 (3) IfSG nach Bundeslaumlndern Berichtsmonat Januar 2021 (Datenstand 1 Februar 2021)

Syphilis HIV-Infektion Malaria Echinokokkose Toxoplasm konn

2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan

Baden- Wuumlrttemberg 27 513 605 23 261 367 1 50 121 3 40 35 0 0 1

Bayern 82 786 881 28 321 472 0 53 157 3 30 25 0 0 1

Berlin 99 1384 1403 14 201 287 0 18 89 1 2 6 0 0 0

Brandenburg 12 107 91 4 52 53 0 7 12 2 2 0 0 0 2

Bremen 6 66 58 5 52 61 0 6 23 1 2 0 0 0 0

Hamburg 32 356 418 12 152 207 2 30 88 1 1 4 0 0 0

Hessen 50 569 530 16 176 209 3 17 61 0 18 17 0 0 0

Mecklenburg- Vorpommern 10 101 63 2 24 46 0 2 9 0 1 0 0 0 1

Niedersachsen 40 410 417 8 162 194 3 34 53 0 5 9 0 0 0

Nordrhein- Westfalen 124 1580 1897 44 532 594 5 81 229 1 25 21 0 0 3

Rheinland- Pfalz 25 221 210 6 75 114 2 7 28 0 5 8 0 0 0

Saarland 0 55 63 0 10 20 0 4 4 0 3 2 0 0 0

Sachsen 33 353 352 4 71 120 1 13 14 0 1 6 0 0 5

Sachsen- Anhalt 7 123 115 3 38 63 0 2 2 0 3 1 0 0 3

Schleswig- Holstein 14 104 132 12 69 63 1 14 26 0 4 2 0 0 0

Thuumlringen 1 79 106 0 30 38 0 1 7 0 1 1 0 0 0

Deutschland 564 6841 7354 181 2226 2908 18 339 923 12 143 137 0 0 16

(Hinweise zu dieser Statistik s Epid Bull 4101 311ndash314)

83Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

84Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

bdquoKoMaldquo ndash E-Learning-Kurs zum bdquoKontaktpersonen managementldquo

Wir erweitern unser Kursprogramm rund um bdquoPandemie-Themenldquo stetig Nun mit einem digi-talen Kurs zum Kontaktpersonenmanagement Denn die rasant ansteigenden Infektionszahlen fordern die personellen Ressourcen der Gesund-heitsaumlmter stark Unser neues Tool unterstuumltzt die Ausbildung fachfremder und neuer Mitarbei-terInnen in den Pandemieteams Es vermittelt ein umfassendes Grundlagenwissen fuumlr die nachfol-gende fachlich-praktische Einarbeitung vor Ort

Der Kurs Kontaktpersonenmanagement mit sei-nem einpraumlgsamen Akronym bdquoKoMaldquo bietet die Moumlglichkeit sich auf digitalem Wege das erforder-liche fachliche Grundwissen fuumlr den Einsatz in einem Team zum Kontaktpersonenmanagement anzueignen Damit unterstuumltzt die Akademie fuumlr Oumlffentliches Gesundheitswesen die Gesundheits-aumlmter jetzt bei der Einarbeitung von neuen Be-schaumlftigten

Der als MOOC (Massive Open Online Course) kon-zipierte E-Learning-Kurs kann zeit- und ortsunab-haumlngig beliebig haumlufig durchgearbeitet werden eine Art moderner Fernunterricht Die Lernenden muumlssen lediglich einen Internet-Zugang und Interesse an folgenden Themen mitbringen Was ist SARS-CoV-2 Was ist eine Kontaktperson Wel-che Maszlignahmen muss jemand einhalten wenn er positiv auf SARS-CoV-2 getestet wird

Der Zugang zum Kurs ist unkompliziert Die Teil-nehmenden klicken auf einen Link der auf der Homepage der Akademie veroumlffentlicht wird An-schlieszligend ist die schnelle und kostenlose Regis-trierung moumlglich

Anschlieszligend begeben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf eine Reise durch das Kontakt-personenmanagement Auf dieser Reise begleiten sie Elina Schachnitz und Marco Muumlller die beiden fungieren als virtuelle Kollegin und virtueller Kol-lege und fuumlhren durch den Kurs Dieser gliedert sich in bdquoSzenenldquo aus der Einarbeitungsphase Jede dieser Szenen ist in mehrere Lektionen unterteilt behandelt ein Thema und schlieszligt mit einer Refle-xions- bzw Uumlbungsaufgabe Fuumlr die komplette Kursteilnahme und die intensive Auseinanderset-zung mit den Inhalten sollte ein Zeitaufwand von etwa acht Stunden eingeplant werden

Beruumlcksichtigen Sie jedoch dass eine Einarbeishytung vor Ort also die Begleitung beim Umsetzen des Gelernten in der Praxis unter Beruumlcksichtishygung der lokalen Gegebenheiten nicht durch KoMa ersetzt werden kann

Interessierte koumlnnen hier am Kurs teilnehmen httpswwwoncampusdekontaktpersonenma-nagement

Dr Ute Teichert Direktorin Akademie fuumlr Oumlffentliches Gesundheitswesen

in Duumlsseldorf

  • Epidemiologisches Bulletin 52021
  • Inhalt
  • STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung
    • Hinweise zur praktischen Umsetzung
    • Zusammenfassung
    • Vorbemerkung
    • 1 Hintergrund
    • 2 Oumlffentliches Interesse
    • 3 SARS-CoV-2-Erreger und -Uumlbertragung
    • 4 COVID-19 Krankheitsbild
    • 5 Immunitaumlt
    • 6 COVID-19-Epidemiologie in Deutschland
    • 7 COVID-19-Impfstoffe
    • 8 Systematischer Review zur Sicherheit und Wirksamkeit
    • 9 Impfziele
    • 10 Risiko- und Indikationsgruppen fuumlr die Impfempfehlung
    • 11 Ethik
    • 12 Mathematische Modellierung
    • 13 Impfstrategie und Priorisierung der zu impfenden Bevoumllkerungsgruppen
    • 14 Implementierung
    • 15 Impfakzeptanz in der Bevoumllkerung und der Aumlrzteschaft
    • 16 Monitoring-Systeme zur Evaluation der Impfung bzw der Impfempfehlung
    • Literatur
      • Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten
      • Monatsstatistik nichtnamentlicher Meldungen ausgewaumlhlter Infektionen
      • bdquoKoMaldquo - E-Learning-Kurs zum bdquoKontaktpersonenmanagementldquo
      • Impressum
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Page 2: Mitteilung der Ständigen Impfkommission am Robert Koch ... · siko (berufliche Indikation) Verhinderung der Transmission von SARS-CoV-2 sowie Gewährleistung von Schutz in Umgebungen

Inhalt

Beschluss der STIKO zur 2 Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung und die dazugehoumlrige wissenschaftliche Begruumlndung 3

Die STIKO empfiehlt die Impfung gegen COVID-19 Fuumlr die Impfung soll einer der beiden zugelassenen mRNA- Impfstoffe (Comirnaty von BioNTechPfizer COVID-19-Vaccine von Moderna) oder der zugelassene Vektor-basierte Impfstoff (COVID-19 Vaccine AstraZeneca) verwendet werden Wie im Epidemiologischen Bulletin 52021 ausgefuumlhrt muss eine begonnene Impfserie mit demselben Produkt abgeschlossen werden Die beiden mRNA-Impfstoffe werden hinsichtlich Sicherheit und Wirksamkeit als gleichwertig beurteilt Der COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca wird aktuell aufgrund der derzeit verfuumlgbaren Daten nur fuumlr Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren empfohlen zur Beurteilung der Impfeffektivitaumlt ab 65 Jahren liegen bisher keine ausreichenden Daten vor Abgesehen von dieser Einschraumlnkung wird dieser Impfstoff ebenfalls als geeignet zum Individualschutz und zur Bekaumlmpfung der Pandemie angesehen Direkte Vergleichsstudien zwischen den verschiedenen Impfstoffen fehlen

(Dieser Beitrag erschien online vorab am 29 Januar 2021)

Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten 4 Woche 2021 80

Monatsstatistik nichtnamentlicher Meldungen ausgewaumlhlter Infektionen Januar 2021 83

bdquoKoMaldquo ndash E-Learning-Kurs zum bdquoKontaktpersonen managementldquo 84

ImpressumHerausgeber Robert Koch-InstitutNordufer 20 13353 BerlinTelefon 030 18754 ndash 0

RedaktionDr med Jamela SeedatDr med Maren Winkler (Vertretung)Telefon 030 18754 ndash 23 24E-Mail SeedatJrkide

Nadja Harendt (Redaktionsassistenz)Telefon 030 18754 ndash 24 55 Claudia Paape Judith Petschelt (Vertretung) E-Mail EpiBullrkide

Allgemeine HinweiseNachdruckDie Ausgaben ab 1996 stehen im Internet zur Verfuumlgung wwwrkideepidbull

Inhalte externer Beitraumlge spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung des Robert Koch-Instituts wider

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 40 International Lizenz

ISSN 2569-5266

Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschaumlftsbereich des Bundesministeriums fuumlr Gesundheit

2Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Mitteilung der Staumlndigen Impfkommission am Robert Koch-Institut

Beschluss der STIKO zur 2 Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung und die dazugehoumlrige wissenschaftliche Begruumlndung

STIKO-Empfehlung zur COVID-19-ImpfungAktualisierung vom 29 Januar 2021

Die STIKO empfiehlt die Impfung gegen COVID-19 Fuumlr die Impfung soll einer der beiden zugelassenen mRNA-Impfstoffe (Comirnaty von BioNTechPfizer COVID-19-Vaccine von Moderna) oder der zugelas-sene Vektor-basierte Impfstoff (COVID-19 Vaccine AstraZeneca) verwendet werden Eine begonnene Impfserie muss mit demselben Produkt abgeschlos-sen werden Die beiden mRNA-Impfstoffe werden hinsichtlich Sicher heit und Wirksamkeit als gleich-wertig beurteilt Der COVID-19-Impfstoff von Astra-Zeneca wird aktuell aufgrund der derzeit verfuumlgbaren Daten nur fuumlr Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren empfohlen zur Beurteilung der Impfeffektivitaumlt ab 65 Jahren liegen bisher keine ausreichenden Daten vor Abgesehen von dieser Einschraumlnkung wird die-ser Impfstoff ebenfalls als geeignet zum Individual-schutz und zur Bekaumlmpfung der Pandemie angese-hen Direkte Vergleichsstudien zwischen den ver-schiedenen Impfstoffen fehlen

Aufgrund begrenzter Impfstoffverfuumlgbarkeit soll die Impfung zunaumlchst nur Personengruppen angeboten werden die entweder ein besonders hohes Risiko fuumlr schwere oder toumldliche Verlaumlufe einer COVID-19- Erkrankung haben oder die beruflich entweder be-sonders exponiert sind oder engen Kontakt zu vulne-rablen Personengruppen haben

Da in Bezug auf die Houmlhe des Risikos und die ange-strebten Impfziele Unterschiede bestehen emp-fiehlt die STIKO ein stufenweises Vorgehen (Prioshyrisierungsempfehlung) Der AstraZeneca-Impfstoff soll im Gegensatz zu den mRNA-Impfstoffen in den einzelnen Stufen jeweils nur den Personen angebo-ten werden die 18 ndash 64 Jahre alt sind

In der 1 Stufe sollen folgende Personengruppen geimpft werden

BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflege-heimen

Personen im Alter von ge 80 Jahren Personal mit besonders hohem Expositions-

risiko in medizinischen Einrichtungen (z B in Not aufnahmen in der medizinischen Betreu-ung von COVID-19-PatientInnen)

Personal in medizinischen Einrichtungen mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen (z B in der Onkologie oder Transplantationsmedizin)

Pflegepersonal in der ambulanten und stationauml-ren Altenpflege

Andere Taumltige in Senioren- und Altenpflege-heimen mit Kontakt zu den BewohnerInnen

Innerhalb der Stufe 1 sind die ge 80-Jaumlhrigen und die BewohnerInnen von Altenpflegeheimen beson-ders gefaumlhrdet und sollten trotz schwerer Erreich-barkeit zu Beginn der Impfaktionen prioritaumlr geimpft werden

Bei zunehmender aber weiterhin limitierter Impf-stoffverfuumlgbarkeit sollen Personengruppen der 2 Stufe geimpft werden gefolgt von den Menschen in der jeweils nachfolgenden Stufe Zu welchem Zeitpunkt von einer Stufe zur naumlchsten gewechselt werden kann soll lokal entschieden werden Dies richtet sich nach der Verfuumlgbarkeit der Impfstoffe und danach ob alle Impfwilligen der jeweiligen Prio risierungsstufe die Impfung erhalten haben Neue Erkenntnisse zu den Risiken fuumlr schwere Er-krankungen werden fortlaufend weiter bewertet und die Risikogruppen ggf entsprechend angepasst

3Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Diese STIKO-Empfehlung setzt sich aus der allge-meinen Impfempfehlung und einer Empfehlung zur Priorisierung zusammen Die Priorisierungsshyempfehlung hat nur solange Guumlltigkeit bis genuumlshygend Impfstoff verfuumlgbar ist Mittelfristig ist es das Ziel allen Menschen einen gleichberechtigten Zu-gang zu einer Impfung gegen COVID-19 anbieten zu koumlnnen

Fuumlr die Impfung gegen COVID-19 sind aktuell in der Europaumlischen Union drei Impfstoffe zugelas-sen Es handelt sich dabei um zwei mRNA-Impf-stoffe (Comirnaty der Firma BioNTechPfizer und COVID-19-Vaccine-Moderna der Firma Moderna) und einen Vektor-basierten Impfstoff (COVID-19 Vaccine Astra-Zeneca der Firma AstraZeneca) Fuumlr eine vollstaumlndige Impfserie sind bei diesen Impf-stoffen zwei intramuskulaumlr (i m) zu applizierende Impfstoffdosen notwendig Unter Beruumlcksichtigung der erfolgten Zulassungen empfiehlt die STIKO fuumlr die mRNA-Impfstoffe (Comirnaty und COVID-19- Vaccine-Moderna) einen Abstand von 3 bzw 4 bis 6 Wochen zwischen den beiden Impfstoffdosen und fuumlr den Vektor-basierten Impfstoff (COVID-19 Vaccine AstraZeneca) einen Abstand von 9 bis 12 Wochen Sobald weitere Impfstoffe zugelassen und verfuumlgbar sind oder neue relevante Erkenntnis-se mit Einfluss auf diese Empfehlung bekannt wer-den wird die STIKO ihre COVID-19-Impfempfeh-lung aktualisieren und ggf Indikationsgruppen an-passen Die Publikation jeder Aktualisierung er-folgt im Epidemiologischen Bulletin (Epid Bull) und wird auf der RKI-Webpage bekannt gegeben

Hinweise zur praktischen Umsetzung Fuumlr die Umsetzung der Empfehlung sind die

Bundeslaumlnder bzw die von ihnen beauftragten Stellen verantwortlich

Bei der Priorisierung innerhalb der COVID-19- Impfempfehlung der STIKO koumlnnen nicht alle Krankheitsbilder oder Impfindikationen expli-zit genannt werden Es obliegt daher den fuumlr die Priorisierung in den Bundeslaumlndern Ver-antwortlichen in Einzelfaumlllen Personen die nicht ausdruumlcklich im Stufenplan genannt sind angemessen zu priorisieren Dies betrifft z B Personen mit seltenen schweren Vorer-krankungen oder auch schweren Behinderun-gen fuumlr die bisher zwar keine ausreichende

Tabelle | Stufenplan und Impfindikationsgruppen zur Priorisierung der COVID-19-Impfung in Deutschland

Zur Einteilung des Personals in medizinischen Einrichtun-gen wird auf die wissenschaftliche Begruumlndung verwiesen (Tabelle 17 Kapitel 1021)

Stufe Personengruppen

1 BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen Personen im Alter von ge 80 Jahren Personal mit besonders hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungen

Personal in medizinischen Einrichtungen mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen

Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Altenpflege

Andere Taumltige in Senioren- und Altenpflegeheimen mit Kontakt zu den BewohnerInnen

2 Personen im Alter von ge75 ndash 79 Jahren Personen mit Down-Syndrom (Trisomie 21) Personal mit hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungen

Personen in Institutionen mit einer Demenz oder geistigen Behinderung

Taumltige in der ambulanten oder stationaumlren Versorgung von Personen mit Demenz oder geistiger Behinderung

3 Personen im Alter von ge70 ndash 74 Jahren Personen mit Vorerkrankungen mit hohem Risiko (Zustand nach Organtransplantation aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen fortgeschrittene solide Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind sowie Tumorerkrankungen unter aktueller systemischer Therapie (ausgenommen ausschlieszliglich antihormonelle Monotherapie) interstitielle Lungenerkrankungen psychiatrische Erkrankungen (bipolare Stoumlrung Schizophrenie und schwere Depression) Demenz Diabetes mellitus mit einem HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 COPD und andere aumlhnlich schwere Lungenerkrankungen Adipositas (BMI gt 30kgm2) chronische Lebererkrankungen inkl Leberzirrhose chronische Nierenerkrankungen)

BewohnerInnen und Taumltige in Gemeinschafts-unterkuumlnften

Enge Kontaktpersonen von Schwangeren Enge Kontaktpersonen bzw Pflegende von Personen mit hohem Risiko

Personal mit moderatem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen und in Positionen die fuumlr die Aufrechterhaltung der Krankenhaus infrastruktur besonders relevant sind

Teilbereiche des OumlGD

4 Personen im Alter von ge 65 ndash 69 Jahren Personen mit Vorerkrankungen mit erhoumlhtem Risiko (Diabetes mellitus mit HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 ArrhythmieVorhofflimmern koronare Herz- krankheit Herzinsuffizienz HIV-Infektion Autoimmun- erkrankungen Krebserkrankungen in behandlungsfreier Remission arterielle Hypertonie rheumatologische Erkrankungen Asthma bronchiale chronisch entzuumlnd-liche Darmerkrankungen zerebrovaskulaumlre Erkrankun-genApoplex und andere chronische neurologische Erkrankungen) und deren engste Kontaktpersonen

Personal mit niedrigem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen

LehrerInnen ErzieherInnen Personen mit prekaumlren Arbeits- undoder Lebens-bedingungen

5 Personen im Alter von ge 60 ndash 64 Jahren Personal in Schluumlsselpositionen der Landes- und Bundesregierungen

Beschaumlftigte im Einzelhandel Beschaumlftigte zur Aufrechterhaltung der oumlffentlichen Sicherheit mit erhoumlhtem Expositionsrisiko

Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur

6 Alle uumlbrigen Personen im Alter von lt 60 Jahren

4Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

wissenschaftliche Evidenz bzgl des Verlaufes einer COVID-19-Erkrankung vorliegt fuumlr die aber ein deutlich erhoumlhtes Risiko angenom-men werden muss Dies trifft auch fuumlr Perso-nen zu die zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr oder nicht mehr gleich wirksam geimpft werden koumlnnen (z B bei unmittelbar bevorste-hender Chemotherapie) Daruumlber hinaus sind Einzelfallentscheidungen moumlglich wenn beruf-liche Taumltigkeiten bzw Lebensumstaumlnde mit ei-nem nachvollziehbaren unvermeidbar sehr ho-hen Infek tionsrisiko einhergehen Diese Oumlff-nungsklausel darf nicht missbraucht werden um ungerechtfertigterweise eine Impfung durchzufuumlhren und somit staumlrker gefaumlhrdeten Personen die Impfung vorzuenthalten

Eine COVID-19-Impfung setzt eine sorgfaumlltige Aufklaumlrung der zu impfenden Person bzw des verantwortlichen Vorsorgebevollmaumlchtigten voraus Die STIKO verweist hierzu auf Kapitel 41 der STIKO- Empfehlung 20202021 (Epid Bull 342020)

Bei der Impfung sind die Anwendungshinweise in den Fachinformationen des jeweiligen Impf-stoffs zu beachten

Auch bei sehr alten Menschen oder Menschen mit progredienten Krankheiten die sich in ei-nem schlechten Allgemeinzustand befinden muss die Impffaumlhigkeit gegeben sein Bei die-sen Gruppen sollte aumlrztlich gepruumlft werden ob ihnen die Impfung empfohlen werden kann

Zur Anwendung der COVID-19-Impfstoffe in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktu-ell keine Daten vor Die STIKO empfiehlt die generelle Impfung in der Schwangerschaft der-zeit nicht Eine akzidentelle Impfung in der Schwangerschaft ist jedoch keine Indikation fuumlr einen Schwangerschaftsabbruch Schwan-geren mit Vorerkrankungen und einem daraus resultierenden hohen Risiko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkrankung kann in Einzelfaumlllen nach Nutzen-Risiko-Abwaumlgung und nach aus-fuumlhrlicher Aufklaumlrung eine Impfung angebo-ten werden Die STIKO haumllt es fuumlr unwahr-scheinlich dass eine Impfung der Mutter waumlh-rend der Stillzeit ein Risiko fuumlr den Saumlugling darstellt

Zu anderen planbaren Impfungen soll ein Mindestabstand von 14 Tagen vor und nach je-

der COVID-19-Impfung eingehalten werden (Notfallimpfungen sind davon ausgenommen)

Die Impfung ist strikt intramuskulaumlr (i m) und keinesfalls intradermal subkutan oder in-travaskulaumlr zu verabreichen Bei PatientInnen unter Antikoagulation soll die Impfung eben-falls i m mit einer sehr feinen Injektionskanuuml-le und einer anschlieszligenden festen Kompri-mierung der Einstichstelle uumlber mindestens 2 Minuten erfolgen

Es besteht keine Notwendigkeit vor Verabrei-chung einer COVID-19-Impfung das Vorliegen einer akuten asymptomatischen oder (uner-kannt) durchgemachten SARS-CoV-2 Infektion labordiagnostisch auszuschlieszligen Nach den bisher vorliegenden Daten gibt es keinen Hin-weis darauf dass die Impfung in diesen Faumlllen eine Gefaumlhrdung darstellt

Aufgrund der anzunehmenden Immunitaumlt nach durchgemachter Infektion zur Vermei-dung uumlberschieszligender Nebenwirkungen und in Anbetracht des bestehenden Impfstoffman-gels sollten ehemals an COVID-19 erkrankte Personen nach Ansicht der STIKO unter Be-ruumlcksichtigung der Priorisierung im Regelfall etwa 6 Monate nach Genesung geimpft werden Tritt nach Verabreichung der 1 Impfstoffdosis eine labordiagnostisch gesicherte (positive PCR) SARS-CoV-2-Infektion auf sollte nach Ansicht der STIKO die Verabreichung der 2 Impfstoff-dosis ebenfalls erst etwa 6 Monate nach Gene-sung bzw Diagnosestellung erfolgen

Die Gabe der 2 Impfstoffdosis soll innerhalb des durch die Zulassungsstudien abgedeckten Zeitraumes (mRNA-Impfstoffe 3 bzw 4 bis 6 Wochen AstraZeneca-Impfstoff 9 bis 12 Wo-chen) erfolgen Sollte der empfohlene maximale Abstand zwischen der 1 und 2 Impfstoffdosis uumlberschritten worden sein kann die Impfserie dennoch fortgesetzt werden und muss nicht neu begonnen werden Eine begonnene Impfse-rie muss mit dem gleichen Produkt abgeschlos-sen werden

Im Allgemeinen wird eine Nachbeobachtungs-zeit nach der COVID-19-Impfung von mindes-tens 15 Minuten empfohlen Laumlngere Nachbeob-achtungszeiten von bis zu 30 Minuten sollten vorsichtshalber bei bestimmten Risikopersonen eingehalten werden z B bei Personen mit Ge-

5Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

rinnungshemmung staumlrkeren oder anaphylak-tischen Reaktionen auf Impfungen in der Anam-nese Maszliggeblich fuumlr diese Entscheidungen sind die Angaben der Person selbst sowie der aumlrztli-che Eindruck des Gesundheits zustands

Es ist aktuell nicht bekannt ob man nach SARS-CoV-2-Exposition durch eine postexposi-tionelle Impfung den Verlauf der Infektion guumlnstig beeinflussen oder die Erkrankung noch verhindern kann

Die bisher vorliegenden Daten erlauben nicht die Wirksamkeit der mRNA- und Vektor-basier-ten COVID-19-Impfstoffe hinsichtlich einer Verhinderung oder Reduktion der Transmission abschlieszligend zu bewerten Bis zum Vorliegen von Daten zum Schutz der Impfung vor Trans-mission muumlssen deshalb auch nach Impfung die allgemein empfohlenen Schutzmaszlignahmen weiterhin eingehalten werden

Nach der Zulassung von Comirnaty sind einzel-ne schwerwiegende allergische Unvertraumlglich-keitsreaktionen aufgetreten Nach der derzeiti-gen Datenlage ist ein generell erhoumlhtes Risiko fuumlr schwerwiegende unerwuumlnschte Wirkungen fuumlr Personen mit vorbekannten allergischen Er-krankungen bei Impfung mit mRNA-Impfstof-fen nicht anzunehmen sofern keine Allergie ge-gen einen Inhaltsstoff der jeweiligen Vakzine (z B PEG) vorliegt Zur weiteren Information wird auf die bdquoEmpfehlung zur Coronaimpfung fuumlr Allergikerinnen und Allergikerldquo des Paul-Ehr-lich-Instituts (PEI) verwiesen httpswwwpeideSharedDocsDownloadsDEnewsroommit-teilungen201223-stellungnahme-empfeh-lung-allergikerpdf__blob=publicationFileampv=6

Fuumlr die Meldungen von uumlber das uumlbliche Maszlig hinausgehenden Impfreaktionen und -kompli-kationen soll das etablierte Verfahren verwendet werden (siehe Kapitel 49 bdquoImpfkomplikationen und deren Meldungldquo in den STIKO-Impfemp-fehlungen 20202021 Meldeformular des PEI httpswwwpeideDEarzneimittelsicherheitpharmakovigilanzmeldeformulare-online-mel-dungmeldeformulare-online-meldung-nodehtml) Regelmaumlszligige Berichte des PEI zur Si-cherheit von COVID-19-Impfstoffen sind unter folgendem Link zu finden httpswwwpeideDEnewsroomdossiercoronavirusarzneimit-telsicherheithtml

6Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Zusammenfassung 8Vorbemerkung 101 Hintergrund 102 Oumlffentliches Interesse 113 SARS-CoV-2-Erreger und Uumlbertragung 114 COVID-19-Krankheitsbild 125 Immunitaumlt 13

6 COVID-19-Epidemiologie in Deutschland 1461 IfSG-Meldedaten (Datenstand 19012021) 1462 Epidemiologische Daten aus anderen

Datenquellen 1863 Seropraumlvalenzdaten 19

7 COVID-19-Impfstoffe 1971 Messenger-RNA (mRNA)-Impfstoffe 1972 Vektor-basierte Impfstoffe 23

8 Systematischer Review zur Sicherheit und Wirksamkeit 25

81 Methodik des systematischen Reviews 2582 Ergebnisse des systematischen Reviews 27

9 Impfziele 37

10 Risiko- und Indikationsgruppen fuumlr die Impfempfehlung 37

101 Risikofaktoren fuumlr einen schweren Krankheitsverlauf 37

102 Personen mit einem erhoumlhten arbeitsbedingten Infektionsrisiko 45

103 Oumlffentlicher Gesundheitsdienst und weitere Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur 48

104 Personengruppen die aufgrund ihrer Wohn-Lebens- undoder Arbeits- verhaumlltnisse besonders gefaumlhrdet sind 49

11 Ethik 52

12 Mathematische Modellierung 53121 Hintergrund zur Modellierung 53122 Methodik 53123 Ergebnisse der Modellierung 56

13 Impfstrategie und Priorisierung der zu impfenden Bevoumllkerungsgruppen 57

Inhaltsverzeichnis

14 Implementierung 60141 Alternative Maszlignahmen fuumlr das

Erreichen des Impfziels im Vergleich zur Impfung sowie deren Effektivitaumlt und Umsetzbarkeit 62

15 Impfakzeptanz in der Bevoumllkerung und der Aumlrzteschaft 62

16 Monitoring-Systeme zur Evaluation der Impfung bzw der Impfempfehlung 64

161 Impfquoten-Monitoring 64162 Evaluierung von Wirksamkeit und

Sicherheit der Impfstoffe 64

Literatur 66

7Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Zusammenfassung

SARS-CoV-2 wurde Anfang 2020 erstmals nachge-wiesen und hat sich seither pandemisch ausgebrei-tet Die leichte Uumlbertragbarkeit und die Infektiositaumlt in der prauml- und asymptomatischen Phase beguumlns-tigen dessen Ausbreitung In Deutschland sind bis zum 27 Januar 2021 uumlber 21 Millionen Menschen an COVID-19 erkrankt und mehr als 53000 Men-schen an oder mit COVID-19 gestorben

Die uumlbergeordneten Ziele die mit einer COVID-19- Impfung erreicht werden sollen wurden fruumlhzeitig definiert und in einer gemeinsamen Stellungnahme der STIKO des deutschen Ethikrates und der Leo-poldina wie folgt veroumlffentlicht1

Verhinderung schwerer COVID-19-Verlaumlufe (Hospitalisierung) und Todesfaumllle

Schutz von Personen mit besonders hohem arbeitsbedingtem SARS-CoV-2-Expositionsri-siko (berufliche Indikation)

Verhinderung der Transmission von SARS-CoV-2 sowie Gewaumlhrleistung von Schutz in Umgebungen mit hohem Anteil vulnerabler Personen und in solchen mit hohem Ausbruchs-potenzial

Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen und des oumlffentlichen Lebens

Das erste oben angegebene Ziel einer COVID-19- Impfempfehlung folgt grundsaumltzlichen ethischen Uumlberlegungen ergibt sich aber zudem aus der Not-wendigkeit mit den verfuumlgbaren Impfstoffdosen moumlglichst viel gesundheitlichen Schaden durch die COVID-19-Pandemie abzuwenden Dieses Ziel ist aufgrund der Datenlage zu den zugelassenen Impf-stoffen erreichbar Das zweite Ziel ist im Hinblick auf die Vermeidung von Erkrankungen entspre-chend auch erreichbar Die Unterbrechung oder Ver-minderung der Transmission im Ziel drei ist auf der Basis der verfuumlgbaren Daten zur Wirkung der Impf-stoffe derzeit nicht sicher beurteilbar Ergebnisse aus Tiermodellen (sog Challenge- Studien) und Beob-achtungen in einer ersten Phase 3-Studie mit einem COVID-19-Vektor-basierten Impfstoff lassen vermu-ten dass die Impfstoffe auch die Transmission redu-zieren werden23 Fuumlr die bisher zugelassenen COVID-19-Impfstoffe liegen jedoch bislang keine ausreichenden Daten dazu beim Menschen vor Die

Wirksamkeit anderer Impfstoffe auf die Verhinde-rung der Virustransmission durch Geimpfte laumlsst mit Berechtigung vermuten dass auch durch die COVID-19-Impfstoffe die Transmission von SARS-CoV-2 in der Bevoumllkerung reduziert wird

Um die Dynamik der Ausbreitung von SARS-CoV-2 deutlich abzuschwaumlchen muss ein Groszligteil der Bevoumllkerung eine Immunitaumlt gegen das Virus ent-wickeln Effektive und sichere Impfstoffe koumlnnen einen entscheidenden Beitrag bei der Bekaumlmpfung der Pandemie leisten und werden es ermoumlglichen Kontaktbeschraumlnkungen mittelfristig zu lockern

Aktuell sind in der Europaumlischen Union drei COVID-19-Impfstoffe zugelassen zwei mRNA- Impfstoffe (Comirnaty von BioNTechPfizer COVID-19-Vaccine-Moderna von Moderna) und ein Vektor-basierter Impfstoff (COVID-19-Vaccine AstraZeneca von AstraZeneca) In den Zulassungs-studien der mRNA-Impfstoffe45 wurde fuumlr diese eine Wirksamkeit gegen laborbestaumltigte COVID-19- Erkrankung von etwa 95 ermittelt Fuumlr beide Impfstoffe sind zwei i m Dosen erforderlich die in einem Mindestabstand von 21 (BNT162b2) bzw 28 (mRNA-1273) Tagen verabreicht werden sollen Die Gabe der 2 Impfstoffdosis soll nach STIKO- Empfehlung innerhalb des durch die Zulassungs-studien abgedeckten Zeitraumes (3 bzw 4 bis 6 Wo-chen) erfolgen Die haumlufigste lokale Reaktion waren Schmerzen an der Einstichstelle (Impfung 83 bzw 88 Placebo 14 bzw 17 ) Unter den systemi-schen Reaktionen waren Abgeschlagenheit (Imp-fung 47 bzw 65 Placebo 23 bzw 33 ) sowie Kopfschmerzen (42 bzw 59 vs 23 bzw 34 ) die haumlufigsten Ereignisse In den Zulassungsstudien beider mRNA-Impfstoffe wurden wenige transien-te Fazialisparesen beobachtet bei denen ein Zu-sammenhang mit der COVID-19-Impfung nicht ausgeschlossen werden konnte

In den Zulassungsstudien des Vektor-basierten Impfstoffs AZD1222 wurde in der Altersgruppe der 18 ndash 64-Jaumlhrigen eine Wirksamkeit von 71 gegen eine laborbestaumltigte COVID-19-Erkrankung ermit-telt Aufgrund der geringen Anzahl von Studienteil-nehmerInnen in der Altersgruppe ge 65 Jahre kann keine Aussage zur Wirksamkeit und Sicherheit bei Aumllteren getroffen werden Dieser Impfstoff wird da-

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her von der STIKO derzeit nur fuumlr Personen im Al-ter von 18 ndash 64 Jahren empfohlen Fuumlr die Impfung sind zwei i m Dosen erforderlich die nach STIKO- Empfehlung im Abstand von 9 bis 12 Wochen ver-abreicht werden sollen Die haumlufigsten lokalen Re-aktionen waren Schmerzen an der Einstichstelle (Impfung 54 Vergleichsgruppe 38 ) wobei zu beruumlcksichtigen ist dass ein Meningokokken-Impf-stoff als Vergleichsintervention eingesetzt worden war Unter den systemischen Reaktionen waren Ab-geschlagenheit (Impfung 53 Placebo 38 ) so-wie Kopfschmerzen (Impfung 52 Vergleichs-gruppe 39 ) die haumlufigsten Ereignisse

Die STIKO empfiehlt fuumlr die Impfung gegen COVID-19 einen der beiden mRNA-Impfstoffe ( Comirnaty bzw COVID-19-Vaccine Moderna) oder den Impfstoff COVID-19-Vaccine AstraZeneca Die beiden mRNA-Impfstoffe werden hinsichtlich Sicherheit und Wirksamkeit als gleichwertig beur-teilt Der COVID-19 Vaccine AstraZeneca wird auf-grund der verfuumlgbaren Daten derzeit nur fuumlr Perso-nen im Alter 18 ndash 64 Jahren empfohlen Abgesehen von dieser Alterseinschraumlnkung wird dieser Impf-stoff als gleichermaszligen geeignet zum Individual-schutz und zur Bekaumlmpfung der Pandemie angese-hen Direkte Vergleichsstudien zwischen den ver-schiedenen Impfstoffen fehlen

Mittelfristig ist es das Ziel allen Menschen einen gleichberechtigten Zugang zu einer Impfung ge-gen COVID-19 anbieten zu koumlnnen Da initial der COVID-19- Impfstoff nur in sehr begrenzten Mengen zur Verfuumlgung stehen wird sollte dieser dafuumlr genutzt werden moumlglichst schnell die Anzahl an Sterbefaumlllen und schweren Krankheitsverlaumlufen zu senken

Gemaumlszlig den gesetzten Zielen der verfuumlgbaren wis-senschaftlichen Evidenz und den Ergebnissen aus einer mathematischen Modellierung empfiehlt die STIKO zunaumlchst die stufenweise Impfung von Pershysonengruppen um bei begrenzten Impfstoffres-sourcen diesen mit dem besten Effekt und gerecht zu verteilen Innerhalb einer Stufe sind die dort aufgefuumlhrten Personengruppen gleich priorisiert so dass empfohlen wird unter Beruumlcksichtigung der lokalen Gegebenheit mit den Impfungen paral-lel zu beginnen Dabei ist es wichtig dass unbe-dingt die Personen erreicht werden die das houmlchs-

te Risiko haben an COVID-19 schwer zu erkranken oder zu versterben Waumlhrend die mRNA-Impfstoffe in allen Altersgruppen angewandt werden koumlnnen soll der AstraZeneca-Impfstoff in den einzelnen Stufen jeweils den Personen angeboten werden die 18 ndash 64 Jahre alt sind

Der alles entscheidende Risikofaktor fuumlr eine schweshyre COVIDshy19shyErkrankung ist das zunehmende Alter gt 60 Jahre Modellierungsergebnisse belegen dass die groumlszligtmoumlgliche Verhinderung von schweren Er-krankungsfaumlllen und Tod erzielt werden kann wenn die Impfung zuerst Menschen im Alter ge 80 Jahren angeboten wird Zudem trat ein groszliger Anteil an Todesfaumlllen und Ausbruumlchen unter BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen auf Durch eine zielgerichtete Impfung dieser beiden Perso-nengruppen werden auch die meisten Hospitalisie-rungen verhindert und es wird die groumlszligte Anzahl an Lebensjahren gewonnen Personen mit be-stimmten Vorerkrankungen haben ebenfalls ein er-houmlhtes Risiko schwer an COVID-19 zu erkranken Die Risikoerhoumlhung ist allerdings je nach Vorer-krankung sehr unterschiedlich und meist deutlich geringer als die altersbedingte Risikoerhoumlhung Per-sonen mit Vorerkrankungen sind aufgrund ihres Ri-sikos unterschiedlichen Priorisierungsstufen zuge-ordnet (Stufe 2 3 und 4) Die Auswertung der Lite-ratur zu Vorerkrankungen wird fortlaufend aktua-lisiert und die Empfehlung bzw die Zugehoumlrigkeit zu bestimmten Stufen ggf angepasst

Gleichzeitig empfiehlt die STIKO die Impfung dem Personal in medizinischen Einrichtungen und in der Altenpflege die ein besonders hohes Expositionsrisiko haben Ein indirekter Schutz von besonders gefaumlhrdeten Menschen wird erwartet wenn die Transmission auf diese vulnerablen Gruppen verhuumltet wird und Personal in der ambu-lanten und stationaumlren Altenpflege und z B in der Onkologie einen Impfschutz hat und so die Trans-mission auf die vulnerablen Gruppen verhuumltet wird In Abhaumlngigkeit von der Impfstoffverfuumlgbar-keit soll die Impfung auf weitere Stufen mit Perso-nengruppen mit geringerem Risiko und system-relevante Personen ausgeweitet werden

Unter der Beruumlcksichtigung der Impfquoten der Erhebungen zur Impfakzeptanz sowie der Studien

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zur Impfeffektivitaumlt und -sicherheit wird die STIKO die Empfehlung regelmaumlszligig evaluieren Sie wird die wissenschaftliche Evidenz zum Infektions- und Er-krankungsrisiko und den Impfstoffen ndash sowohl den bereits zur Anwendung kommenden aber auch den kurz vor Zulassung stehenden ndash fortlaufend pruumlfen und ihre Empfehlung gegebenenfalls anpassen

VorbemerkungDie bdquocoronavirus disease 2019ldquo (COVID-19)- Pandemie stellt die Gesellschaft vor besondere Heraus -forderungen Um die Uumlbertragung von bdquosevere acute respiratory syndrome coronavirus 2ldquo (SARS-CoV-2) zu reduzieren und die Pandemie einzugrenzen bzw zu beenden muss ein Groszligteil der Bevoumllkerung eine Immunitaumlt gegen das Virus erwerben Bisher hat nur ein geringer Anteil der Bevoumllkerung eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht Im Novem-ber 2020 lag die Seropraumlvalenz von spezifischen SARS-CoV-2-Antikoumlrpern in einer Bevoumllkerungs-stichprobe (30000 BlutspenderInnen) in Deutsch-land bei 135 6 Bisher ist nicht geklaumlrt wie lange ein Schutz nach Infektion besteht Durch den Ein-satz sicherer und effektiver Impfstoffe sollen Einzel-ne und die Bevoumllkerung vor einer SARS-CoV-2- Infektion undoder einer COVID-19- Erkrankung geschuumltzt werden Durch Impfung soll eine relevan-te Bevoumllkerungsimmunitaumlt ausgebildet und somit die weitere Ausbreitung des Virus verhindert oder zumindest begrenzt werden Die Zulassung des ers-ten COVID-19-Impfstoffs (BNT162b2Comirnaty BioNTechPfizer) erfolgte am 21 Dezember 2020 die Zulassung eines weiteren mRNA-Impfstoffs am 6 Januar 2021 (mRNA-1273 COVID-19-Impfstoff ModernaModerna) und die Zulassung des ersten Vektor-basierten Impfstoffs am 29 Januar 2021

Trotz aller Bemuumlhungen die Impfstoffproduktion voranzutreiben sind nach wie vor nicht ausrei-chend Impfstoffdosen verfuumlgbar um allen impfbe-reiten Menschen eine Impfung anzubieten In Deutschland hat die Staumlndige Impfkommission (STIKO) auch waumlhrend einer Pandemie die Aufga-be Impfempfehlungen fuumlr die Bevoumllkerung zu ge-ben sofern mindestens ein Impfstoff zugelassen ist Bei Impfstoffknappheit muss entschieden wer-den welchen Personen oder Personengruppen vor-rangig die Impfung angeboten werden soll Unter

Beruumlcksichtigung der medizinisch-epidemiologi-schen Erkenntnisse zur COVID-19- Pandemie und ethischer Grundsaumltze hat die STIKO Impfziele auf-gestellt (siehe Kapitel 9 und das Positionspapier des Deutschen Ethikrates der Leopoldina und der STIKO1) Bezogen auf die einzelnen Impfziele wur-den unter Beruumlcksich tigung des Erkrankungs- Sterblichkeits- und Infektionsrisikos Personengrup-pen identifiziert die prio ritaumlr durch Impfung ge-schuumltzt werden sollten Die Personengruppen sind unter Beruumlcksichtigung dieser Ziele in einer Matrix (s Tab 19) aufgelistet

Diverse COVID-19-Impfstoffe befinden sich aktuell noch in der Entwicklung von denen einige im Lau-fe des Jahres 2021 moumlglicherweise zugelassen wer-den Daten aus Zulassungsstudien sowie aus der Impfstoffuumlberwachung nach der Zulassung werden sukzessive veroumlffentlicht werden und die Evidenz-basis verbreitern Falls Impfstoffe mit unterschied-lichem Profil zur Verfuumlgung stehen wird die STIKO gegebenenfalls differentielle Empfehlungen zu den einzelnen Produkten geben Daher wird die vorlie-gende Empfehlung im Sinne einer living guideline fortlaufend aktualisiert werden Aktualisierungen von STIKO-Empfehlungen werden entsprechend der STIKO-Geschaumlftsordnung in ein Stellungnah-meverfahren gegeben

1 HintergrundIm Dezember 2019 wurde erstmals uumlber die Haumlu-fung von Pneumonien unklarer Genese in Wuhan in der Provinz Hubei in China berichtet7 Am 7 Ja-nuar 2020 konnte das verantwortliche Virus ein neues Beta-Coronavirus erstmals aus dem Rachen-abstrich eines Patienten isoliert werden8 Das Virus erhielt den Namen bdquoSchweres Akutes Respirato-risches Syndrom Coronavirus 2ldquo (Severe Acute Respiratory Syndrome Corona Virus 2 SARS-CoV-2) und die Erkrankung den Namen coronavirus disease 2019 (COVID-19)9 Bis Ende Januar 2020 waren in China fast 8000 COVID-19-Erkrankungen labor-diagnostisch bestaumltigt worden und aus 18 weiteren Laumlndern wurde uumlber das Auftreten von SARS-CoV-2-Infek tionen berichtet Daraufhin erklaumlrte die Weltge-sundheitsorganisation (WHO) COVID-19 am 30 Ja-nuar 2020 zu einer Gesundheitlichen Notlage Inter-nationaler Tragweite (Public Health Emergency of In-

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ternational Concern PHEIC)10 Am 11 Maumlrz 2020 erklaumlrte die WHO COVID-19 zur Pandemie Zu die-sem Zeitpunkt hatte sich SARS-CoV-2 bereits auf uumlber 114 Laumlnder ausgebreitet mit uumlber 118000 bestauml-tigten COVID-19-Faumlllen und mehr als 4291 Todesfaumll-len11 Bis zum 22 Januar 2021 wurden weltweit 96 Mio COVID-19-Faumllle und 21 Mio Todesfaumllle an die WHO gemeldet (httpscovid19whoint) Mit Stand 19 Januar 2021 wird an mehr als 230 Impf-stoffkandidaten geforscht 64 Kandidaten befinden sich in der klinischen und 173 in der praumlklinischen Evaluation12

2 Oumlffentliches Interesse Die bisher ergriffenen Infektionsschutzmaszlignah-men zur Bekaumlmpfung der Pandemie wirken sich in fast allen Lebensbereichen einschneidend auf die Bevoumllkerung aus v a in den Bereichen des Gesund-heitswesens des sozialen Lebens und der Wirt-schaft Im Mittelpunkt der Bemuumlhungen steht der Schutz von Personengruppen mit einem besonders hohen Risiko fuumlr einen schweren und ggf toumldlichen Verlauf von COVID-19 Effektive und sichere Imp-fungen stellen einen wichtigen Baustein zum Schutz der Bevoumllkerung und zur Eindaumlmmung der Pandemie dar und koumlnnen dazu beitragen die Not-wendigkeit von Kontaktbeschraumlnkungen mittelfris-tig zu reduzieren Das oumlffentliche Interesse an einer COVID-19-Impfempfehlung wird daher als sehr hoch eingeschaumltzt

3 SARS-CoV-2-Erreger und -UumlbertragungCoronaviren sind 80 bis 140 nm groszlige behuumlllte ein-zelstraumlngige RNA-Viren die beim Menschen und anderen Saumlugetieren (z B Hunde Katzen Drome-daren Fledertiere) sowie bei Voumlgeln vorkommen1314 SARS-CoV-2 ist neben SARS-CoV und MERS-(Midd-le East Respiratory Syndrome-)CoV das dritte zoono-tische Coronavirus bei dem im 21 Jahrhundert erst-malig eine Uumlbertragung vom Tier auf den Men-schen nachgewiesen wurde mit der Folge lebensbe-drohlicher Erkrankungen Im Gegensatz zu SARS-CoV und MERS-CoV kam es bei SARS-CoV-2 zu einer sehr raschen und globalen Ausbreitung915 Die Massenverbreitung erfolgt durch die Uumlbertra-gung von Mensch zu Mensch via Troumlpfcheninfekti-on und uumlber Aerosole Die Infektion mit SARS-

CoV-2 erfolgt uumlber die Aufnahme virushal tiger Par-tikel die beim Atmen Husten Sprechen Singen und Niesen einer infizierten Person entstehen Menschen geben v a beim Husten und Niesen Speicheltroumlpfchen ab16 die sich in einem Abstand von etwa 1 ndash 2 m von der Infektionsquelle ausbrei-ten17 Gleichzeitig werden virushaltige Partikel in Form von Bioaerosolen ausgeschieden die z B auch bereits beim Atmen Sprechen Schreien Sin-gen entstehen18ndash23 Bioaerosole verbleiben laumlnger in der Luft waumlhrend sich groumlszligere Partikel auf Oberflauml-chen ablagern Nach experimentellen Studien bleibt das Virus in Aerosolen bis zu 3 Stunden infek-tioumls2425 In Stuhlproben von COVID-19-Patient Innen wurde mittels PCR die wochenlange Persistenz von Virus-RNA nachgewiesen Ob hierbei tatsaumlchlich in-fektioumlse Viruspartikel vorliegen und es zu faumlkalen Infektionsuumlbertragungen kommen kann ist bisher nicht abschlieszligend geklaumlrt26ndash31 Bei jedem Einzelfall einer infizierten Person gibt es zahlreiche Faktoren die auf die Transmission Einfluss haben z B Houmlhe der Infektionsdosis und Viruslast Groumlszlige der Parti-kel Temperatur Luftfeuchtigkeit Umgebung Raumluftwechselrate und das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung32 Uumlbertragungen im Auszligen bereich kommen insgesamt selten vor33 Bei Wahrung des Mindestabstandes sorgt die Luftbewe-gung im Freien fuumlr eine sehr geringe Uumlbertragungs-wahrscheinlichkeit Im Vergleich zu einer Trans-mission in geschlossenen Raumlumen schaumltzt eine im Preprint erschienene japanische Studie das Risiko fuumlr eine Uumlbertragung im Freien 19-mal niedriger ein34

Eine Uumlbertragung durch kontaminierte Oberflauml-chen ist theoretisch vorstellbar35 da SARS-CoV-2- Viren unter Laborbedingungen auf Flaumlchen eine gewisse Zeit lang infektioumls bleiben koumlnnen2536 Im Vergleich zur aerogenen SARS-CoV-2-Uumlbertragung wird die Bedeutung der Verbreitung des Virus durch kontaminierte Flaumlchen aktuell gering einge-schaumltzt3738 Die Inkubationszeit betraumlgt 2 ndash 14 Tage (im Durchschnitt 5 ndash 6 Tage)3940 Als Haupteintritts-pforten fuumlr SARS-CoV-2 gelten die Schleimhaumlute des Nasen-Rachen-Raums eine Aufnahme via Kon-junktiven und Traumlnennasengang wird diskutiert konnte allerdings bislang nicht eindeutig belegt werden41ndash43

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Zielzellen von SARS-CoV-2 sind unter anderem nasale und bronchioalveolaumlre Epithelzellen an die das Spike-(S-)Glykoprotein des Virus uumlber den Angiotensin-Converting-Enzym-(ACE-)2-Rezeptor bindet um in die Wirtszelle einzudringen4445 Fuumlr etliche Impfstoffkandidaten ist das Glykoprotein S eine zentrale Zielstruktur Eine hohe ACE-2-Rezep-tor-Dichte besteht z B im Atemwegstrakt aber auch im Darm an Gefaumlszligzellen in der Niere und im Herzmuskel

Fuumlr die Basisreproduktionszahl (R0) von SARS-CoV-2 wurde in mehreren systematischen Reviews ein mittlerer Wert (Median) von 33 bis 38 ermit-telt46ndash48 Durch infektionspraumlventive Maszlignahmen wie z B Abstand halten das Tragen von Mund- Nase-Bedeckungen regelmaumlszligiges Luumlften geschlos-sener Raumlume Isolation Infizierter und Quarantaumlne von Kontaktpersonen kann die natuumlrliche Uumlbertra-gungsrate deutlich gesenkt werden4647 Im Gegen-satz zum SARS (Severe Acute Respiratory Syndro-me)-Virus kann SARS-CoV-2 bereits durch infizier-te aber (noch) asymptomatische Personen uumlbertra-gen werden394950 Dies erschwert die Eindaumlmmung einer Pandemie wesentlich Umso bedeutender ist bei COVID-19 der Schutz der Bevoumllkerung durch eine praumlventive Impfung

4 COVID-19 Krankheitsbild COVID-19 ist primaumlr eine Erkrankung des Respira-tionstraktes die nach der Infektion mit dem SARS-CoV-2-Erreger auftreten kann Das klinische Bild von COVID-19 ist zwar individuell sehr unterschied-lich ausgepraumlgt aber kennzeichnend sind Fieber Schnupfen trockener anhaltender Husten Atem-not Muumldigkeit sowie eine Stoumlrung des Geruchs- undoder Geschmackssinns bis hin zur voruumlberge-henden Anosmie Es koumlnnen eine Vielzahl weiterer Symptome und klinischer Zeichen vorkommen wie z B Hals- und Kopfschmerzen Glieder- und Mus-kelschmerzen Appetitlosigkeit Gewichtsverlust Uumlbelkeit Erbrechen Bauchschmerzen Diarrhouml Konjunktivitis oder Angina pectoris51ndash53

Der Krankheitsverlauf variiert hinsichtlich Sympto-matik und Schwere Es koumlnnen asymptomatische symptomarme oder schwere Infektionen mit Pneu-monie und weiteren Organbeteiligungen auftreten

die zum Lungen- und Multiorganversagen bis zum Tod fuumlhren koumlnnen54 Auch andere Organmanifesta-tionen sind moumlglich ndash am Herzen55 und am Gefaumlszlig-system56 an der Niere57 am ZNS58 an Leber und Gastrointestinaltrakt59 Prauml- und asymptomatische SARS-CoV-2-Infektionen sind epidemiologisch be-deutsam da sie unbemerkt zur Weiterverbreitung von SARS-CoV-2 beitragen In juumlngeren Altersgrup-pen insbesondere bei Kindern und Jugendlichen sind schwere Verlaumlufe seltener60 und asymptomati-sche SARS-CoV-2-Infektionen haumlufiger Insgesamt gibt es unterschiedliche Angaben uumlber den Anteil an asymptomatischen Infektionen Basierend auf Daten des COVID-19-Ausbruches auf dem Kreuz-fahrtschiff Diamond Princess mit uumlberwiegend aumllte-ren Menschen liegt der Anteil asymptomatischer Infektionen bei 18 61 Mittels serologischer Unter-suchungen die im Anschluss an den COVID-19- Ausbruch in Heinsberg durchgefuumlhrt wurden wur-de ein Anteil von 22 asymptomatischer Infektio-nen bestimmt62 Ein systematischer Review ergab eine Rate von asymptomatischen Infektionen von bis zu 45 63 Die Analyse von 44415 COVID-19- PatientInnen in WuhanChina ergab bei 81 der PatientInnen einen milden bei 14 einen schwe-ren und bei 5 der PatientInnen einen intensiv-pflichtigen Verlauf64 Nehmen die respiratorischen Symptome an Schwere zu fuumlhrt die Hypoxie ein-hergehend mit einer ausgepraumlgten Luftnot zur sta-tionaumlren Aufnahme Besonders betroffen sind aumlltere Personen gt 60 Jahre und Personen mit Vorerkran-kungen65 Das durchschnittliche Alter der diagnos-tizierten COVID-19-PatientInnen wird durch die Testhaumlufigkeit in unterschiedlichen Gruppen beein-flusst Zu Beginn der Pandemie war das Durch-schnittsalter der erkrankten PatientInnen houmlher da vor allem symptomatische PatientInnen getestet wurden Im Zeitraum von MaumlrzApril 2020 bis JuniJuli 2020 hat sich das mediane Alter der diag-nostizierten SARS-CoV-2- Infizierten signifikant re-duziert und ist von 408 Jahren (Interquartilsab-stand [IQR] 290 ndash 541) auf 358 Jahre (IQR 240ndash502) in den USA zuruumlckgegangen66 In einer Meta-analyse in die Daten aus 34 geografischen Regionen einflossen wurde die altersspezifische Fallsterblich-keitsrate berechnet Der Zusammenhang zwischen Alter und Fallsterblichkeitsrate war exponentiell 0002 im Alter von 10 Jahren 001 im Alter von 25 Jahren 04 im Alter von 55 Jahren 14 im Al-

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ter von 65 Jahren 46 im Alter von 75 Jahren 15 im Alter von 85 Jahren67 In einer weiteren Metana-lyse wurde das geschlechtsspezifische COVID-19- Sterberisiko in Europa ermittelt Daten von 23 Laumln-dern die die Zahl von COVID-19-Faumlllen und -Todes-faumlllen nach Geschlecht berichteten wurden gepoolt Die Stichprobe schloss 484919 Maumlnner und 605229 Frauen mit COVID-19 ein Das Risiko an COVID-19 zu sterben war bei Maumlnnern signifikant erhoumlht (RR = 16 95 KI 153 ndash 168)6869

Ein Teil der COVID-19-PatientInnen hat sich auch Wochen oder Monate nach Beginn der Erkrankung noch nicht wieder erholt und leidet weiterhin unter schweren Allgemeinsymptomen Daten aus Eng-land deuten darauf hin dass etwa 40 der hospita-lisierten Erkrankten laumlngerfristige Unterstuumltzung benoumltigen und bei etwa 10 der nicht hospitalisier-ten mild Erkrankten Symptome laumlnger als 4 Wo-chen andauern70

Besonders haumlufig wird uumlber Luftnot Muskelschmer-zen Gedaumlchtnisstoumlrungen Schlaf- und Konzentra-tionsstoumlrungen eine ausgepraumlgte Erschoumlpfung und Muumldigkeit berichtet71ndash73 Unter diesen PatientInnen sind nicht nur diejenigen die sich von einer schwe-ren stationaumlr behandelten oder intensivpflichtigen Erkrankung erholen sondern auch solche mit ei-nem eher milden Krankheitsverlauf In einer pros-pektiven Beobachtungsstudie wurden zwischen April und Juni 2020 100 Rekonvaleszenten unab-haumlngig von der Auspraumlgung der Symptomatik im Durchschnittsalter von 49 Jahren nach einer durch-gemachten COVID-19-Erkrankung untersucht und mit gesunden Alters-gepaarten Kontrollen vergli-chen In der kardiovaskulaumlren Magnetresonanz-tomografie (CMR) die zwei bis drei Monate (im Mit-tel 71 Tage (Spanne 64ndash 92)) nach der COVID-19- Diagnose erfolgte zeigten 78 eine Herzbeteili-gung und 60 eine fortbestehende myokardiale Entzuumlndung unabhaumlngig von vor der COVID-19- Erkrankung bestehenden Symptomen74 Ein syste-matischer Review der die Folgen von COVID-19 auf die psychische Gesundheit untersuchte stellte fest dass ein hoher Anteil der Rekonvaleszenten an post-traumatischen Belastungsstoumlrungen Angststoumlrun-gen oder Depressionen leidet Es berichteten 21 der PatientInnen die schon vor der COVID-19- Erkrankung eine psychiatrische Erkrankung hatten

uumlber eine Symptomverschlechterung75 Die Ursa-chen der Langzeitfolgen von COVID-19 sind unklar und hinsichtlich der Prog nose und moumlglicher Therapie optionen besteht dringender Forschungs-bedarf71

5 ImmunitaumltEine SARS-CoV-2-Infektion induziert innerhalb von zwei Wochen nach Symptombeginn die Bildung von Antikoumlrpern76 Neutralisierende Antikoumlrper sind im Median in der zweiten Woche nach Symptom-beginn nachweisbar77ndash79 Bei der Mehrzahl der un-tersuchten Personen bleiben die Antikoumlrperkonzen-trationen uumlber einen Zeitraum von mindestens fuumlnf Monaten relativ stabil Niedrigere Antikoumlrperkon-zentrationen und ein schnellerer Ruumlckgang wurden bei Personen beobachtet die einen asymptomati-schen oder sehr milden Verlauf hatten im Vergleich zu moderat oder schwer Erkrankten80 Zur Persis-tenz von Antikoumlrpern uumlber diesen Zeitraum hinaus lassen sich im Moment noch keine Aussagen tref-fen Zusaumltzlich wurde bei Erkrankten eine T-Zell- Reaktivitaumlt gegen unterschiedliche SARS-CoV-2-Proteine festgestellt die sowohl an der Schutzver-mittlung als auch an der pulmonalen Immunpatho-logie sowie der Zytokin-Ausschuumlttung beteiligt sein kann81ndash86 SARS-CoV-2-spezifische-T-Zellen konnten auch bei Infizierten nachgewiesen werden die kei-ne Antikoumlrpertiter aufwiesen und asymptomatisch waren87 Ob spezifische T-Zellen auch bei fehlen-dem Antikoumlrpernachweis Schutz bieten ist noch unklar

Seltene Faumllle von Reinfektionen und Zweiterkran-kungen sind beschrieben bei denen mittels Genomsequenzierung nachgewiesen werden konn-te dass die Viren die waumlhrend der Krankheitsepiso-den nachgewiesen wurden unterschiedlich waren es sich also nicht um eine protrahierte Virusaus-scheidung derselben Infektion handelte88ndash92 Re-infektionen bei endemischen Coronaviren (HCoV) kommen vor und die HCoV-Immunitaumlt nimmt mit der Zeit ab9394 Es ist nicht bekannt ob eine Reinfek-tion mit einer Transmission einhergehen kann Zweiterkrankungen sind nach bisherigem Kenntnis-stand selten und wurden vor allem im Zusammen-hang mit einer Immundefizienz beobachtet

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In-vitro-Untersuchungen lassen die Vermutung zu dass es nach vorangegangenen Infektionen mit HCoV zu einer kreuzreaktiven Immunantwort auf SARS-CoV-2 kommen kann95 Zur Frage ob es nach HCoV-Infektionen zur Bildung neutralisierender Antikoumlrper gegen SARS-CoV-2 kommt liegen kont-roverse Daten vor9596 Klinische Daten zu einem (par-tiellen) Schutz vor COVID-19 durch fruumlher durchge-machte HCoV-Infektionen wurden bislang nicht er-hoben Praumlexistente SARS-CoV-2-reaktive CD4+ Ge-daumlchtnis-T-Zellen bei Menschen ohne bisherige SARS-CoV-2-Exposition die moumlglicherweise auf vo-rangegangene HCoV-Infektionen zuruumlckzufuumlhren sind koumlnnen sowohl an der Kontrolle als auch an der Pathologie von COVID-19 beteiligt sein9799

6 COVID-19-Epidemiologie in Deutschland

61 IfSG-Meldedaten (Datenstand 19012021)Die Daten zur COVID-19-Epidemiologie beruhen auf den Meldedaten die nach dem Infektions-schutzgesetz (IfSG) erhoben und an das Robert Koch-Institut (RKI) uumlbermittelt werden Alle labor-diagnostischen PCR-Nachweise von SARS-CoV-2

werden unabhaumlngig vom Vorhandensein oder der Auspraumlgung einer klinischen Symptomatik als COVID-19-Faumllle gewertet Die Infektionsausbrei-tung hat in Deutschland und auch weltweit eine wechselhafte Dynamik und daher gibt die Darstel-lung der Epidemiologie vielfach nur eine Moment-aufnahme wieder Die ersten COVID-19-Faumllle traten in Deutschland im Januar 2020 auf Mit Datenstand 19012021 wurden 1716200 labordiagnostisch be-staumltigte COVID-19-Faumllle an das RKI uumlbermittelt knapp 141000 Faumllle (82 ) wurden hospitalisiert 47622 Personen (28 ) sind verstorben Dies ent-spricht einer kumulativen Inzidenz von 2467 COVID-19 Faumlllen100000 Einwohnern Im Maumlrz haben die taumlglich uumlbermittelten Fallzahlen in Deutschland deutlich zugenommen und die erste Infektionswelle erreichte ihr Maximum Mitte Maumlrz mit knapp 6000 taumlglich uumlbermittelten Faumlllen Um die Pandemie einzudaumlmmen wurde Mitte Maumlrz 2020 auf Basis eines Bund-Laumlnder-Beschlusses ent-schieden eine weitgehende Einschraumlnkung des oumlffentlichen Lebens umzusetzen Der erste bdquoLock-downldquo fuumlhrte zu einem deutlichen Ruumlckgang der Infektionsfallzahlen die sich zwischen Mitte Mai und Mitte Juli auf einem niedrigen Niveau stabili-sierten Seit Anfang September nahmen die Fallzah-

0903 2303 0604 2004 0405 1805 0106 1506 2906 1307 2707 1008 2408 0709 2109 0510 1910 0211 1611 3011 1412 2812 1101

Anzahl uumlbermittelte COVID-19-Faumllle

Erkrankungsbeginn ersatzweise Meldedatum (2020)

30000

27500

25000

22500

20000

17500

15000

12500

10000

7500

5000

2500

0

Erkrankungsbeginn Meldedatum

Abb 1 | Anzahl der an das RKI uumlbermittelten COVID-19-Faumllle nach Erkrankungsbeginn ersatzweise nach Meldedatum seit dem 01032020 (Stand 19012021)

14Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

len wieder deutlich zu Aktuell ereignet sich eine zweite weit intensivere Infektionswelle Ab Anfang November galt bundesweit ein zweiter bdquoTeil-Lock-downldquo der ab Mitte Dezember ausgeweitet und kuumlrzlich bis Mitte Februar 2021 verlaumlngert wurde Das bisherige Maximum der zweiten Infektions-welle wurde Mitte Dezember mit mehr als 28600 Erkrankungsfaumlllen taumlglich erreicht (s Abb 1)

Bezuumlglich der regionalen Verteilung kann man aktuell feststellen dass sich SARS-CoV-2 flaumlchen-deckend im Bundesgebiet ausgebreitet hat Mitte Januar (Stand 19012021) wurden aus allen 412 Kreisen COVID-19-Faumllle gemeldet Die 7-Tage- Inzidenz liegt in 277 Kreisen (67) bei gt 100 Faumll-len100000 Einw und davon in 32 Kreisen bei gt 250 Faumlllen100000 Aktuelle Inzidenzwerte der Landkreise koumlnnen dem RKI-Dashboard entnom-men werden (httpscoronarkide)

Im Rahmen der ersten SARS-CoV-2-Infektionswelle wurden die houmlchsten woumlchentlichen Inzidenzen bei den gt 80-Jaumlhrigen mit 81 Faumlllen100000 Einw gemessen Bei den 15 ndash 69-Jaumlhrigen lag das woumlchent-liche Maximum niedriger und betrug 44 ndash 53 Faumllle 100000 Einw Bei Kindern und Jugendlichen lagen

die woumlchentlichen Inzidenzen zwischen 7 ndash 10 100000 und waren damit am niedrigsten von allen Altersgruppen Im Mai und Juni gingen die Infek-tionszahlen in allen Altersgruppen zuruumlck Ab An-fang Juli nahmen die Fallzahlen leicht zu blieben aber bis auf die erhoumlhten Werte bei den 15 ndash 34-Jaumlh-rigen bis Mitte September auf einem stabilen Niveau mit woumlchentlich weniger als 20 Faumlllen100000 Einw Danach setzte eine exponentielle Zunahme in allen Altersgruppen ein Zum Ende des Jahres 2020 (51 Meldewoche) erreichten die woumlchentlichen Inzi-denzen das bisherige Maximum mit Werten zwi-schen 80100000 bei den 0ndash4-Jaumlhrigen und 370 100000 bei den ge 80-Jaumlhrigen (s Abb 2) Seitdem gehen die Fallzahlen in allen Altersgruppen konti-nuierlich zuruumlck

COVID-19 tritt in allen Altersgruppen auf In Deutschland sind Frauen (53) etwas haumlufiger als Maumlnner (47) betroffen Die houmlchsten altersspezi-fischen Inzidenzen werden bei den 20ndash29-Jaumlhrigen und den gt 80-Jaumlhrigen gemessen und die niedrigs-ten Inzidenzen bei Kindern im Alter von lt 10 Jah-ren (s Abb 3) Die niedrigen Inzidenzen bei den 60 ndash 79-Jaumlhrigen lassen vermuten dass Personen in dieser Altersgruppe sich bestaumlndiger an die emp-

Meldewoche

Abb 2 | Uumlbermittelte COVID-19-Faumllle100000 Einwohner in Deutschland nach Altersgruppen und Meldewoche (KW 102020 ndash 022021 Stand 1912021)

COVID-19-Faumllle100000 Einwohner

3500

3000

2500

2000

1500

1000

500

00

0 ndash 4 Jaumlhrige

5 ndash 14 Jaumlhrige

15 ndash 34 Jaumlhrige

35 ndash 59 Jaumlhrige

60 ndash 79 Jaumlhrige

80 + Jaumlhrige

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 1 2

15Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Klinisches Merkmal Grundgesamtheit Anzahl ()

Husten 1291801 513110 (40)

Fieber 1291801 349804 (27)

Schnupfen 1291801 358414 (28)

Halsschmerzen 1291801 271108 (21)

Pneumonie 1291801 17945 (1)

Geruchs- oder Geschmacksverlust

1146965 246578 (21)

Tab 1 | COVID-19-relevante oder haumlufig genannte Symptome bzw klinische Zeichen (Stand 19012021)

Aufgrund mangelnder Diagnostik und ggf unterlassener Meldungen wird von einer deutlichen zahlenmaumlszligigen Untererfassung ausgegangen Geruchs und Geschmacksverlust werden erst seit der 17 Kalenderwoche 2020 erfasst

fohlenen Kontaktbeschraumlnkungen halten und so Infektionen verhindern koumlnnen In den houmlheren Altersgruppen steigt der Anteil an Menschen die in Pflegeheimen leben und hier ist das Risiko fuumlr COVID-19-Ausbruumlche und damit das Infektionsri-siko besonders hoch

Fuumlr 1291801 (63) der uumlbermittelten Faumllle liegen klinische Informationen vor In Tabelle 1 werden die Anzahl und Anteile der bei COVID-19 haumlufig ge-nannten Symptome bzw klinischen Zeichen darge-stellt Seit der 17 Kalenderwoche 2020 kann fuumlr COVID-19-Faumllle auch Geruchs- und Geschmacks - verlust als Symptom in einer eigenen Uumlbermittlungs-kategorie angegeben werden Von 1146965 Faumlllen die neu in dieser Kategorie erfasst wurden und Anga-ben zur Klinik enthalten haben 246578 (21) min-destens eines dieser beiden Symp tome angegeben

Der Anteil stationaumlr versorgter Faumllle steigt mit dem Alter kontinuierlich an er betraumlgt bei den 50 ndash 59- Jaumlhrigen 5 und bei den 80 ndash 89-Jaumlhrigen 26 Mit weiter steigendem Alter geht der Anteil stationaumlr versorgter COVID-19-Faumllle wieder zuruumlck er betraumlgt bei den ge 90-Jaumlhrigen 18 (s Abb 4) Maumlnner

(76 ) werden etwas haumlufiger hospitalisiert als Frauen (63 ) Der Ruumlckgang des Anteils stationaumlr behandelter PatientInnen bei den Hochbetagten ist moumlglicherweise darauf zuruumlckzufuumlhren dass man aufgrund des hohen Alters eine Krankenhausein-weisung vermeiden moumlchte

Abb 3 | Uumlbermittelte COVID-19-Faumllle100000 Einwohner (kumulative Inzidenz) in Deutschland nach Altersgruppen und Geschlecht (Stand 19012021)

weiblichmaumlnnlich

COVID-19-Faumllle100000 Einwohner

7000

6000

5000

4000

3000

2000

1000

0

90 ndash 99 100 +80 ndash 8970 ndash 7960 ndash 6950 ndash 5940 ndash 4930 ndash 3920 ndash 2910 ndash 190 ndash 9

Altersgruppe (Jahre)

16Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Insgesamt wurden bis zum 19012021 47622 COVID-19-Todesfaumllle an das RKI uumlbermittelt Es handelt sich dabei um Menschen die an oder mit COVID-19 gestorben sind Von den Todesfaumlllen sind 42287 (89) Personen 70 Jahre und aumllter das mediane Alter der Verstorbenen betraumlgt 84 Jahre (s Tab 2) Der extrem hohe Anteil an Todesfaumlllen bei den ge 70-Jaumlhrigen wird deutlich wenn man im Vergleich dazu ihren Anteil von 15 an der Gesamt-zahl der uumlbermittelten COVID-19- Faumllle betrachtet

Der Anteil verstorbener Personen an allen uumlbermit-telten COVID-19-Faumlllen liegt bei den le 59-Jaumlhrigen unter 03 Die Zahl der Verstorbenen nimmt mit zunehmendem Alter kontinuierlich zu und steigt

von 15 bei den 60 ndash 69-Jaumlhrigen auf 64 bei den 70 ndash 79-Jaumlhrigen auf 125 bei den 80 ndash 89- Jaumlhrigen und 158 bei den ge 90-Jaumlhrigen an (s Abb 5) Maumlnner versterben etwas haumlufiger als Frauen (25 versus 21 ) Der Anteil Verstorbener an allen Faumlllen ist im Verlauf der Pandemie zuruumlck-gegangen Zu Beginn war der Anteil an Personen die ohne COVID-19-spezifische Symptome oder milde Symptome getestet wurden aufgrund der eingeschraumlnkten Testmoumlglichkeiten gering Das hat sich inzwischen geaumlndert so dass durch das groszlige Testangebot auch Faumllle entdeckt werden die zu Be-ginn der Pandemie nicht diagnostiziert worden wauml-ren In der deskriptiven Analyse der deutschen COVID-19-Meldedaten zeigen sich hinsichtlich der

GeschlechtAltersgruppe (in Jahren)

0 ndash 9 10 ndash 19 20 ndash 29 30 ndash 39 40 ndash 49 50 ndash 59 60 ndash 69 70 ndash 79 80 ndash 89 90 +

maumlnnlich 4 3 25 55 178 883 2502 5962 11292 3692

weiblich 6 ndash 14 29 90 349 1069 3237 10922 7182

gesamt 10 3 39 84 268 1232 3571 9199 22214 10874

Tab 2 | Uumlbermittelte COVID-19-Todesfaumllle nach Altersgruppe und Geschlecht (Angaben verfuumlgbar fuumlr 47494 Todesfaumllle (Stand 19012021) Vier Faumllle der lt 20-Jaumlhrigen werden derzeit noch validiert

Anteil HospitalisierteAnzahl uumlbermittelter COVID-19-Faumllle

90 +80 ndash 8970 ndash 7960 ndash 6950 ndash 5940 ndash 4930 ndash 3920 ndash 2910 ndash 190 ndash 9

350000

300000

250000

200000

150000

100000

50000

0

30

20

10

0

NeinJa Anteil Hospitalisierter

Abb 4 | Relativer Anteil der hospitalisierten COVID-19-Faumllle in Deutschland nach Altersgruppen (Stand 19012021)

Altersgruppe (Jahre)

17Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Krankheitsschwere geschlechtsspezifische Unter-schiede Bei den hospitalisierten COVID-19-Faumlllen uumlberwog der Anteil der Maumlnner mit 55 Noch deutlicher war der Unterschied in Bezug auf Patient-Innen die intensivmedizinisch behandelt wurden hier betrug der Anteil der Maumlnner 70 100

AusbruchsgeschehenDie Epidemiologie von COVID-19 wird aufgrund der hohen Infektiositaumlt von Ausbruumlchen in verschie-denen Situationen bzw Umfeldern bestimmt Etwa ein Viertel der insgesamt gemeldeten COVID-19- Faumllle laumlsst sich Ausbruumlchen zuordnen wobei die An-gaben zum Umfeld haumlufig unvollstaumlndig waren Bei ca 33 der Ausbruumlche handelt es sich um kleinere Ausbruumlche mit 2 ndash 4 Faumlllen In der ersten Infektions-welle konnten viele COVID-19-Faumllle Ausbruumlchen in Senioren- und Pflegeheimen Krankenhaumlusern und Fluumlchtlingsunterkuumlnften zugeordnet werden In den KW 23 ndash 32 zwischen den Infektionswellen wurde haumlufiger der Arbeitsplatz oder der private Haushalt als wahrscheinliches Infektionsumfeld angegeben Zu den Ausbruumlchen am Arbeitsplatz ge-houmlren auch Ausbruumlche in fleischverarbeitenden Be-trieben die einen groszligen Anteil an den Faumlllen zu Beginn des Sommers ausmachten Ab Mitte August

war der groumlszligte Anteil der Faumllle durch Ausbruumlche in privaten Haushalten verursacht Seit Anfang Sep-tember ist der Anteil an Ausbruumlchen in Alten- und Pflegeheimen kontinuierlich und deutlich gestie-gen Seitdem wurden uumlber 76500 Faumllle aus diesen Einrichtungen gemeldet Bei Ausbruumlchen in Alten- und Pflegeheimen sind meist mehrere Bewohner-Innnen bzw MitarbeiterInnen betroffen 98 der Ausbruumlche haben 5 und mehr Faumllle

Fuumlr weitere detaillierte Informationen und aktuelle Daten wie z B die regionale Verteilung von COVID-19 und Angaben zu den intensivmedizi-nisch behandelten COVID-19-PatientInnen wird auf die taumlglichen Situationsberichte des RKI zu COVID-19 verwiesen

62 Epidemiologische Daten aus anderen DatenquellenDie Deutsche Gesellschaft fuumlr paumldiatrische Infektiologie (DGPI) sammelt seit Mitte Maumlrz 2020 die Daten hospitalisierter Kinder und Jugendlicher mit COVID-19 in Deutschland in einem Register mit dem Ziel die Epidemiologie und klinischen Charak-teristika dieser Faumllle zu untersuchen101102 In der

Abb 5 | Relativer Anteil der verstorbenen COVID-19-Faumllle in Deutschland nach Altersgruppen (Stand 19012021)

NeinJa Anteil Verstorbener350000

300000

250000

200000

150000

100000

50000

0

20

15

10

5

0

90 +80 ndash 8970 ndash 7960 ndash 6950 ndash 5940 ndash 4930 ndash 3920 ndash 2910 ndash 190 ndash 9

Anzahl uumlbermittelter COVID-19-Faumllle Anteil Verstorbener

Altersgruppe (Jahre)

18Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Mehrzahl der Faumllle blieb der Verlauf ohne wesentli-che Komplika tionen

Die Deutsche Gesellschaft fuumlr Perinatale Medizin er-forscht mit der am 03042020 gestarteten CRONOS Register-Studie Auswirkungen einer Infektion mit SARS-CoV-2 auf die Gesundheit von Muumlttern und ihren Neugeborenen mit den Zielen eine Grundla-ge fuumlr die Beratung infizierter Schwangerer und die Betreuung der Neugeborenen zu schaffen die auf in Deutschland erhobenen Daten beruht und durch regelmaumlszligige Aktualisierungen auf die Dynamik der Entwicklung einzugehen103 Mit Stand vom 16 Januar 2021 waren 1008 Patientinnen registriert von denen 742 bereits entbunden waren 658 waren zwischen-zeitlich von COVID-19 genesen 43 (58 ) Frauen wurden wegen COVID-19 intensivmedizinisch be-handelt Eine Zwischenauswertung der Daten vom 01102020 zeigte dass bei der Mehrzahl der inten-sivmedizinisch behandelten Patientinnen keine speziellen Risikofaktoren vorlagen In neun der da-mals 14 registrierten Faumllle hatte die SARS-CoV-2-Infek tion die Entscheidung zur Beendigung der Schwangerschaft oder den Geburtsmodus beein-flusst104 Die Raten von Fruumlhgeburten und Kaiser-schnittentbindungen lagen im Vergleich zum bun-desdeutschen Durchschnitt vergangener Jahre leicht houmlher jedoch geringer im Vergleich zu inter-national publizierten Daten105

63 SeropraumlvalenzdatenErgebnisse (Datenstand vom 05112020) einer vom RKI uumlberregional durchgefuumlhrten Seropraumlvalenz-studie in der Seren von 50000 erwachsenen Blut-spenderInnen untersucht wurden zeigten einen Positivenanteil mit spezifischen Antikoumlrpern gegen SARS-CoV-2 von 135 6 Die Seropraumlvalenz war bei Maumlnnern signifikant houmlher als bei Frauen (166 vs 096 ) Eine Seropraumlvalenzstudie mit Blut-entnahmen zwischen Ende Mai und Ende Juni 2020 unter 1538 Schuumller Innen der Klassenstufen 8 bis 11 in 13 Schulen in Sachsen ermittelte einen Po-sitivenanteil von 07106 In Bayern wurden zwi-schen Januar und Juli 2020 uumlber 11000 Blutproben von Kindern und Jugend lichen auf SARS-CoV-2-An-tikoumlrper untersucht Es zeigten sich erhebliche regi-onale Unterschiede jedoch keine signifikanten Un-terschiede bzgl Alter oder Geschlecht Der Anteil seropositiver Kinder und Jugendlicher lag fuumlr den

Zeitraum von April bis Juli im Durchschnitt bei 087 Die Autoren postulierten dass die Zahl se-ropositiver Kinder und Jugendlicher in Bayern sechsmal houmlher laumlge als die Zahl der gemeldeten SARS-CoV-2-Infektionen mit PCR-Nachweis fuumlr diese Altersgruppe im selben Zeitraum107 Aller-dings muss bedacht werden dass zum angegeben Zeitraum Tests nur eingeschraumlnkt verfuumlgbar waren und dementsprechend Untersuchungen mit hoher Wahrscheinlichkeit prioritaumlr bei Personen mit schweren Symptomen durchgefuumlhrt wurden Kin-der und Jugendliche mit leichteren Beschwerden hatten moumlglicherweise nur eingeschraumlnkten Zu-gang zu PCR-Testungen

7 COVID-19-Impfstoffe

Uumlberblick uumlber die im Zulassungsverfahren befindlichen Impfstoffe In diesem Kapitel werden Impfstoffe beschrieben fuumlr die Hersteller Zulassungsdaten bei der European Medicines Agency (EMA) eingereicht haben (s Tab 3) Eine Einreichung von Zulassungsdaten laumlsst keine Aussage uumlber den Zeitpunkt der Zulas-sung des Impfstoffs und dessen Verfuumlgbarkeit fuumlr die Durchfuumlhrung der Impfung in Deutschland zu Das Kapitel wird jeweils um neue Erkenntnisse zu den bereits beschriebenen Impfstoffen und ggf um Informationen zu weiteren Impfstoffen ergaumlnzt

71 Messenger-RNA-(mRNA-)ImpfstoffeBei den mRNA-Impfstoffen ist das virale Antigen gegen welches die Immunantwort induziert werden soll selbst gar nicht im Impfstoff enthalten Die mRNA kodiert jedoch fuumlr dieses Antigen Nach In-jektion von mRNA-Impfstoff wird die mRNA von Zellen des Geimpften aufgenommen Nach Eintritt der mRNA in das Zytoplasma der Zellen erfolgt die Synthese des spezifischen viralen Antigens durch Translation der mRNA an den Ribosomen In der Folge kommt es zu einer adaptiven Immunantwort gegen das virale Antigen Die mRNA-Impfstoffe stimulieren auch Mustererkennungsrezeptoren und loumlsen dadurch eine Reaktion des angeborenen Immunsystems aus Durch diese intrinsische Adjuvanz eigenschaft koumlnnen mRNA-Impfstoffe die Immunantwort gegen das Ziel-Protein zusaumltzlich stimulieren Die in den Impfstoffen enthaltene

19Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

mRNA wird innerhalb kurzer Zeit abgebaut Auf Grund biochemischer Unterschiede zwischen mRNA und DNA kann die mRNA des Impfstoffes nicht ohne weiteres in die DNA des humanen Ge-noms integrieren Auch die Umschreibung der nach der Impfung aufgenommenen RNA in eine doppelstraumlngige DNA ist nicht zu erwarten Vor der Zulassung von COVID-19-Impfstoffen wurden welt-weit noch keine mRNA-Impfstoffe zur Infektions-praumlvention zugelassen

Vorteile der mRNA-Impfstoffe sind dass sie kurz-fristig entwickelt sowie schnell und in groszligen Men-gen produziert werden koumlnnen

711 Comirnaty BNT162b2 (BioNTechPfizer)Bei dem von BioNTech produzierten Impfstoff Comirnaty (BNT162b2) handelt es sich um einen mRNA-Impfstoff der fuumlr ein optimiertes SARS-CoV-2-Spike-Protein (S) in voller Laumlnge kodiert Die mRNA-Molekuumlle sind in eine Lipid-Nanopartikel- Formulierung (LNP) integriert um diese vor Ein-tritt in das Zytoplasma der Ziel zelle vor extrazellu-laumlren Nukleasen zu schuumltzen und die Aufnahme der mRNA zu steigern108 Nach Eintritt der mRNA in das Zytoplasma der Zielzellen erfolgt die Synthe-se des Spike-Proteins durch Translation der mRNA an den Ribosomen109110 Die Zellen praumlsentieren das Spike-Protein den Immunzellen und induzieren so die gewuumlnschte Immunantwort gegen das Spike- Protein

Comirnaty ist fuumlr die Praumlvention von COVID-19 ab 16 Jahren zugelassen Die Impfung ist bei Uumlber-

empfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder seine sonstigen Bestandteile kontraindiziert Zur Koadmi-nistration mit anderen Impfstoffen sind bislang kei-ne Daten verfuumlgbar

Zur Anwendung der mRNA- Impfstoffe in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktuell keine Daten vor Die STIKO empfiehlt die generelle Imp-fung in der Schwangerschaft derzeit nicht Eine ak-zidentelle Impfung in der Schwangerschaft ist je-doch keine Indikation fuumlr einen Schwangerschafts-abbruch Schwangeren mit Vorerkrankungen und einem daraus resultierenden hohen Risiko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkrankung kann in Einzelfaumll-len nach Nutzen-Risiko-Abwaumlgung und nach aus-fuumlhrlicher Aufklaumlrung eine Impfung angeboten werden Die STIKO haumllt es fuumlr unwahrscheinlich dass eine Impfung der Mutter waumlhrend der Stillzeit ein Risiko fuumlr den Saumlugling darstellt

Die Immunogenitaumlt Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs bei Immunsupprimierten wurden bislang nicht untersucht Es ist zu erwarten dass die Wirksamkeit des Impfstoffs bei immunsuppri-mierten Personen in Abhaumlngigkeit von Art und Aus-maszlig der Immundefizienz geringer ist Hingegen ist in Analogie zu Totimpfstoffen nicht von einer redu-zierten Sicherheit des Impfstoffs bei immunsuppri-mierten Patienten auszugehen111

Challenge-Studien in Non Human Primates (NHP) zu BNT162b2Mit dem BNT162b2-Impfstoff wurden sog Challenge- Studien an Rhesusaffen durchgefuumlhrt112 Drei Grup-

Firma Impfstoffname Impfstofftyp Anzahl Dosen

Impfabstand nach

Fachinformation

Impfabstand nach STIKO- empfehlung

Applikation Stand EU Zulassungsver-fahren

BioNTechPfizer Comirnaty (BNT162b2) mRNA + LNP 2 21 Tage 3 ndash 6 Wochen im Zulassung am 21 Dez 2020

Moderna COVID-19-Vaccine Moderna

(mRNA-1273)

mRNA + LNP 2 28 Tage 4 ndash 6 Wochen im Zulassung am 06 Jan 2021

Astra-Zeneca Oxford University

COVID-19 Vaccine AstraZeneca (AZD1222)

Vektor-basiert ChAdOx1 nicht

replizierend

2 4 ndash 12 Wochen 9 ndash 12 Wochen

im Zulassung am 29 Jan 2021

Janssen-Cilag International NV

Ad26COV2S Adenovirus- 26-Vektor-

basiert nicht replizierend

1 oder 2 ndash ndash im rolling review seit 02 Dez 2020

Tab 3 | COVID-19-Impfstoffe fuumlr die ein rolling review bei der EMA eroumlffnet wurde Lipid-Nanopartikel-Formulierung

20Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

pen von jeweils sechs maumlnnlichen Rhesusaffen (2 ndash 4 Jahre alt) wurden mit BNT162b2 in einer Dosierung von 30 microg oder 100 microg oder mit Kochsalz-loumlsung (Kontrollen) in einem zwei-Dosen-Schema geimpft Die mit BNT162b2 geimpften Rhesusaffen zeigten spezifische Antikoumlrper mit geometrischen Mittelwerttiter-(GMT-)Werten die weit uumlber denen aus menschlichen Rekonvaleszentenseren lagen Ebenso wurde eine spezifische T-Zellantwort nach-gewiesen112 Fuumlnfundfuumlnfzig Tage nach der zweiten Dosis wurden die Rhesusaffen gegenuumlber SARS-CoV-2 intranasal und intratracheal exponiert Am ersten Tag nach Exposition wurde aus Nasenabstri-chen auch bei geimpften Tieren SARS-CoV-2 mit-tels PCR nachgewiesen nicht jedoch an den folgen-den Tagen Die Kontrolltiere dagegen hatten zu allen Untersuchungszeitpunkten positive Abstriche Virale RNA wurde aus bronchoalveolaumlrer Fluumlssig-keit bei zwei der drei Kontrolltiere am dritten Tag nach Exposition nachgewiesen nicht jedoch bei den mit BNT162b2 geimpften Tieren In beiden Grup-pen (BNT162b2 und Kontrollen) zeigte keines der Tiere klinische Symptome Die beschriebene Studie ist daher eher als SARS-CoV-2-Infektionsmodell denn als COVID-19-Erkrankungsmodell zu werten

Daten aus Phase 12-Studien zu BNT162b2Der Impfstoff wurde in randomisierten klinischen Phase 1- und Phase 2-Studien untersucht113ndash115 Im Fruumlhjahr 2020 wurde in einer Placebo-kontrollier-ten Dosisfindungsstudie (NCT04368728) die Sicher-heit und Immunogenitaumlt des Impfstoffkandidaten BNT162b2 in drei verschiedenen Dosierungen bei jeweils 45 18 ndash 55- und 65 ndash 85-jaumlhrigen gesunden Erwachsenen nach zweimaliger i m-Gabe im Ab-stand von 21 Tagen untersucht115 Lokale und syste-mische unerwuumlnschte Nebenwirkungen wurden uumlber einen Zeitraum von sieben Tagen nach der je-weiligen Injektion untersucht

StudienteilnehmerInnen im Alter von 18 ndash 55 Jah-ren die 10 oder 20 μg BNT162b2 erhalten hatten berichteten zu 67 uumlber einen milden (Grad 1) bis moderaten (Grad 2) Schmerz an der Einstichstelle nach der ersten Dosis Nach erstmaliger Applikation von 30 μg berichteten 92 der ProbandInnen von mildem bis schwerem Schmerz (Grad 3) an der Ein-stichstelle Andere Lokalreaktionen (Roumltung und Schwellung) waren in allen drei Dosierungen nach

der ersten Dosis nicht oder nur mild ausgepraumlgt und wurden nach der zweiten Dosis nicht mehr be-obachtet Unter den aumllteren ProbandInnen (65 ndash 85 Jahre) war nach der ersten und zweiten Dosis in allen drei Dosierungsgruppen milder bis moderater Schmerz seltener beobachtet worden als unter den juumlngeren ProbandInnen Andere lokale Nebenwir-kungen traten in dieser Gruppe nicht auf

Systemische unerwuumlnschte Wirkungen (Fieber Abgeschlagenheit Schuumlttelfrost u a) wurden deut-lich haumlufiger in der juumlngeren als in der aumllteren Gruppe beobachtet Fieber war nach der zweiten Dosis bei 17 der Juumlngeren und 8 der Aumllteren in der 30 microg-Gruppe aufgetreten Abgeschlagenheit und Schuumlttelfrost traten in allen Dosierungsgrup-pen bei den Juumlngeren haumlufiger nach der ersten und zweiten Dosis auf als bei den Aumllteren (in der 30 microg-Gruppe trat Abgeschlagenheit bei 75 der Juumlngeren und 42 der Aumllteren und Schuumlttelfrost bei 58 der Juumlngeren und 17 der Aumllteren auf) Lo-kale oder systemische Grad 4 Ereignisse (d h mit Notfall-Arztbesuch oder Hospitalisierung) traten nicht auf Der Verbrauch von antipyretischer und Schmerzmedikation nahm dosierungsabhaumlngig zu und war nach der zweiten Impfstoffdosis houmlher als nach der ersten

Schwere unerwuumlnschte Nebenwirkungen traten nicht auf die Studie musste zu keinem Zeitpunkt aufgrund eines Auftretens unerwuumlnschter Wirkun-gen unterbrochen werden115

Sowohl bei juumlngeren als auch bei aumllteren Erwachse-nen provozierte BNT162b2 dosisabhaumlngig Titer (GMT) von SARS-CoV-2-GMT neutralisierenden Antikoumlrpern die mit den GMT eines Panels von SARS-CoV-2-Rekon valeszenz seren vergleichbar oder houmlher waren Da insbesondere bei aumllteren Erwachsenen BNT162b2 im Vergleich zu Kandi-daten mit niedrigeren Dosierungen der Firma BioNTechPfizer mit einer deutlich geringeren sys-temischen Reaktogenitaumlt assoziiert war wurde BNT162b2 nur in einer 30 microg-Dosierung fuumlr die anschlieszligende Phase 3-Studie verwendet

Daten aus Phase 3-Studien zu BNT162b2Siehe hierzu Kapitel 821

21Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

712 COVID-19-Impfstoff Moderna (mRNA-1273 Moderna)Der mRNA-Impfstoff von Moderna kodiert eben-falls fuumlr das SARS-CoV-2-Spikeglykoprotein (S-2P ) in voller Laumlnge Das Protein wurde in seiner Praumlfu-sionskonformation durch die Einfuumlhrung von zwei Prolin-Substitutionen stabilisiert Die mRNA ist in Lipid nanopartikel verpackt

Der COVID-19-Impfstoff Moderna ist fuumlr die Prauml-vention von COVID-19 ab 18 Jahren zugelassen Die Impfung ist bei Uumlberempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder seine sonstigen Bestandteile kon-traindiziert Zur Koadministration mit anderen Impfstoffen sind bislang keine Daten verfuumlgbar

Zur Anwendung der mRNA-Impfstoffe in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktuell keine Daten vor Die STIKO empfiehlt die generelle Imp-fung in der Schwangerschaft derzeit nicht Eine akzidentelle Impfung in der Schwangerschaft ist je-doch keine Indikation fuumlr einen Schwangerschafts-abbruch Schwangeren mit Vorerkrankungen und einem daraus resultierenden hohen Risiko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkrankung kann in Einzelfaumll-len nach Nutzen-Risiko-Abwaumlgung und nach aus-fuumlhrlicher Aufklaumlrung eine Impfung angeboten werden Die STIKO haumllt es fuumlr unwahrscheinlich dass eine Impfung der Mutter waumlhrend der Stillzeit ein Risiko fuumlr den Saumlugling darstellt Die Immuno-genitaumlt Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs bei Immunsupprimierten wurden bislang nicht un-tersucht Es ist zu erwarten dass die Wirksamkeit des Impfstoffs bei immunsupprimierten Personen in Abhaumlngigkeit von Art und Ausmaszlig der Immun-defizienz geringer ist Hingegen ist in Analogie zu Totimpfstoffen nicht von einer reduzierten Sicher-heit des Impfstoffs bei immunsupprimierten Pati-enten auszugehen

Challenge-Studien in Maumlusen zu mRNA-1273Mit dem mRNA-1273-Impfstoff wurden Challenge-Stu dien an Maumlusen durchgefuumlhrt116 Es konnte nach-gewiesen werden dass BALBcJ Maumluse die eine zweimalige i m Impfung im Abstand von drei Wo-chen mit 1 microg mRNA-1273 erhalten hatten nach ei-nem Challenge-Versuch mit SARS-CoV-2 der fuumlnf oder 13 Wochen nach der zweiten Impfstoffdosis durchgefuumlhrt worden war vollstaumlndig geschuumltzt wa-

ren und eine Virusreplikation in der Lunge nicht nachweisbar war Bei sechs von sieben Maumlusen fuumlhrte die mRNA-1273-induzierte Immunitaumlt dazu dass nach der Exposition mit SARS-CoV-2 auch kei-ne Virusreplikation in der Nase nachweisbar war Es konnte ebenfalls gezeigt werden dass der erzielte Schutz dosisabhaumlngig war Eine zweimalige Imp-fung mit 01 microg mRNA-1273 reduzierte die Viruslast in der Lunge um das 100-fache waumlhrend eine Impf-stoffdosierung von 001 microg die Viruslast nur um das 3-fache reduzierte Maumluse die 1-malig mit 1 oder 10 microg mRNA-1273 immunisiert worden sind erwie-sen sich bei einer Challenge-Infektion 7 Wochen nach der Impfung als komplett geschuumltzt waumlhrend Tiere die nur 01 microg mRNA-1273 erhalten hatten eine unveraumlnderte Virusreplikation aufwiesen116

Challenge-Studien in Non Human Primates (NHP) zu mRNA-1273Mit dem mRNA-1273-Impfstoff wurden Challenge- Studien an Rhesusaffen durchgefuumlhrt117 Drei Grup-pen mit jeweils acht Rhesus-Affen (50 weiblich) im Alter von drei bis sechs Jahren wurden mit mRNA-1273 in einer Dosierung von 10 microg oder 100 microg oder mit Kochsalzloumlsung (Kontrollen) in einem Zwei-Dosenschema im Abstand von vier Wo-chen geimpft und vier Wochen nach der zweiten Impfung mit SARS-CoV-2 intranasal und intra-tracheal infiziert Die Antikoumlrper- und T-Zellantwort wurde vor und nach der SARS-CoV-2-Exposition im oberen und unteren Atemwegstrakt bestimmt Der Nachweis einer aktiven Virusreplikation von SARS-CoV-2 und viralem Genmaterial erfolgte in der bron-choalveolaumlren Lavage (BAL) im Nasenabstrich und im Lungengewebe mittels quantitativer PCR und Immunhistologie bzw in situ Hybridisierung Die mit mRNA-1273 geimpften Primaten entwickelten unabhaumlngig von der eingesetzten Impfstoffdosie-rung Antikoumlrpertiter die houmlher waren als die in hu-manen Rekonvaleszentenseren die GMT-Werte be-trugen 501 in der 10 microg-Dosierung und 3481 in der 100 microg-Dosierung Gleichzeitig wurde eine T-Helfer-zelle 1-(TH1-)basierte CD4-T-Zellantwort ausgeloumlst aber nur eine niedrige oder nicht nachweisbare CD8-T-Zellantwort In den mit mRNA-1273 geimpf-ten Tieren war in sieben von acht Tieren in beiden Dosisgruppen im Challenge-Versuch zwei Tage nach der Exposition keine Virusreplikation in der BAL nachweisbar Ebenso war im Nasenabstrich

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von allen acht Tieren in der 100 microg-Dosis-Gruppe eine Virusreplikation nicht detektierbar Unabhaumln-gig von der Gruppenzugehoumlrigkeit traten in den Lungen der geimpften Tiere nur geringe Entzuumln-dungszeichen auf und es lieszlig sich nur wenig Virus- RNA bzw Virusantigen nachweisen Die zweimali-ge Impfung von Rhesusaffen mit mRNA-1273 indu-ziert eine robuste neutralisierende Antikoumlrperant-wort und vermittelt einen wirksamen Schutz vor SARS-CoV-2-Infektion in den oberen und unteren Atemwegen

Daten aus Phase 1-Studien zu mRNA-1273Die Sicherheit Reaktogenitaumlt und Immunogenitaumlt des Impfstoffs mRNA-1273 wurden in einer offenen Phase 1-Dosisfindungsstudie (NCT04283461) im Fruumlhjahr 2020 untersucht die 45 gesunde Erwach-sene aus Atlanta und Seattle im Alter von 18 bis 55 Jahren einschloss118 Vor Studieneinschluss wur-de kein SARS-CoV-2-Screening zum Ausschluss einer vorausgegangenen Infektion durchgefuumlhrt Zwei Impfstoffdosen in den Dosierungen 25 μg 100 μg oder 250 μg wurden im Abstand von 28 Ta-gen i m verabreicht In jeder Gruppe waren 15 Stu-dienteilnehmerInnen

Es wurden keine schweren unerwuumlnschten Ereignis-se beobachtet ein Teilnehmer wurde ausgeschlos-sen da er nach der ersten Impfstoffdosis eine voruuml-bergehende Urtikaria entwickelt hatte die als Impf-stoff-bedingt eingestuft worden war Systemische Re-aktionen wurden nach der ersten Impfstoffdosis bei 33 der TeilnehmerInnen in der 25 microg-Gruppe 67 der 100 microg-Gruppe und 53 der TeilnehmerInnen der 250 microg-Gruppen beobachtet Nach der zweiten Impfstoffdosis waren systemische Reaktionen haumlu-figer und traten bei 54 der TeilnehmerInnen in der 25 microg-Gruppe und allen TeilnehmerInnen der 100 microg- und 250 microg-Gruppe auf Dazu gehoumlrten Ab-geschlagenheit Schuumlttelfrost Kopfschmerzen und Myalgien Fieber trat nach Gabe der ersten Impf-stoffdosis bei keine der TeilnehmerInnen auf aber bei 40 der Teilnehmer Innen in der 100 microg-Gruppe und 57 der 250 microg-Gruppe nach der zweiten Impf-stoffdosis Lokale Reaktionen waren in der Regel mild oder moderat ausgepraumlgt Schmerzen an der Einstichstelle waren die Regel

Die Titerhoumlhe der Antikoumlrperantwort nahm mit der Dosierung zu und die Titer waren 7 Tage nach der zweiten Impfstoffdosis ca 10-fach houmlher als 15 Tage nach der ersten Die Titer der neutralisierenden An-tikoumlrper nach der zweiten Impfstoffdosis bewegten sich in der oberen Haumllfte der Titer die in Rekonva-leszentenseren bestimmt wurden Auf Basis der Studienergebnisse der untersuchten Impfstoffdo-sierungen sollen zusaumltzliche Gruppen im weiteren Verlauf eingeschlossen werden Dazu wurden in der Fortfuumlhrung der Dosisfindungsstudie im selben Setting 40 aumlltere TeilnehmerInnen in den Alters-gruppen 56 ndash 70 Jahre (n = 20) und ge 71 Jahre (n = 20) eingeschlossen (NCT04283461)119 Jeweils die Haumllfte der ProbandInnen erhielt eine zweimalige Impfung im Abstand von 28 Tagen mit der 25 microg- oder der 100 microg-Dosis Es wurden in diesen Altersgruppen keine schweren unerwuumlnschten Ereignisse beob-achtet Das Spektrum systemischer Impfstoffreakti-onen war mit denen der Vorgaumlngerstudie vergleich-bar Die Auspraumlgung der lokalen und systemischen Reaktionen war dosisabhaumlngig und nach der zwei-ten Impfstoffdosis staumlrker ausgepraumlgt Nach der zweiten Impfstoffdosis wurden bei allen Teilneh-merInnen neutralisierende Antikoumlrper bestimmt Die Ergebnisse sind mit denen der juumlngeren Alters-gruppen vergleichbar und lagen oberhalb des Mit-telwerts der Rekonvaleszentenseren die als Kontrol-len dienten Daruumlber hinaus loumlste die Impfung in allen Altersgruppen eine TH1-dominierte CD4-T- Zellantwort aus

Daten aus Phase 3-Studien zu mRNA-1273Siehe hierzu Kapitel 821

72 Vektor-basierte Impfstoffe Bei den Vektor-basierten Impfstoffen werden entwe-der abgeschwaumlchteattenuierte replizierende oder nicht replizierende Viren als Vektoren benutzt um die genetische Information fuumlr Antigene des SARS-CoV-2 in einige Koumlrperzellen einzuschleusen Bei COVID-19-Impfstoffen wird in der Regel das Gen fuumlr das Spike-Protein verwendet Fuumlr die Klasse der Vektorimpfstoffe gibt es grundsaumltzlich bereits zuge-lassene oder in Zulassung befindliche Vertreter die sich als vertraumlglich und wirksam erwiesen haben (z B Ebolaimpfstoffe auf Vektorbasis des vesikulauml-ren Stomatitis- oder Adenovirus-26)

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Spike-spezifische Antikoumlrper wurden 14 Tage nach der Impfung detektiert Vor dem Challenge zeigten alle mit ChAdOx1 geimpften Tiere eine Spike- spezifische Immunantwort mit neutralisierenden Antikoumlrpern und entsprechenden T-Zellen Wenige Tage nach Inokulation von SARS-CoV-2 in den obe-ren und unteren Respirationstrakt zeigten alle Kon-trolltiere und drei von den sechs ChAdOx1 geimpf-ten Tieren eine deutliche Tachypnoe (beschleunigte Atemfrequenz) die bei den Kontrolltieren etwas laumln-ger anhielt In der BAL-Fluumlssigkeit und im Gewebe der tiefen Atemwege war die Viruslast signifikant geringer bei den ChAdOx1 geimpften Tieren Pneu-monien lieszligen sich bei den Geimpften nicht nach-weisen Allerdings hatten alle Tiere von Tag eins bis Tag sieben nach Inokulation positive PCR-Abstriche aus der Nase und es konnten keine Unterschiede in der nasalen Viruslast zwischen den beiden Gruppen festgestellt werden2

Daten aus Phase 12 Studien zu AZD1222Die Sicherheit Reaktogenitaumlt und Immunogenitaumlt des ChAdOx1-Impfstoffs wurde im Fruumlhjahr 2020 in einer kombinierten randomisierten kontrollierten einfach-verblindeten Phase 12-Multi center-Studie an fuumlnf Orten im Vereinigten Koumlnigreich untersucht (NCT04324606)120 Eingeschlossen in die Studie wa-ren 1077 gesunde Erwachsene im Alter zwischen 18ndash55 Jahren ohne vorausgegangene laborbestaumltigte SARS-CoV-2-Infektion in der Anamnese Die Pro-bandInnen erhielten in einem Verhaumlltnis von 1 1 eine einmalige intramuskulaumlre Applikation des COVID-19-Impfstoffs in einer Dosierung von 5 times 1010 Viruspartikel (n = 543) oder eines qua drivalenten Meningokokkenkonjugat impfstoffs (MenACWY) (n = 534) als Vergleichsintervention Zehn von den 1077 ProbandInnen aus der ChAdOx1-Gruppe er-hielten (nicht randomisiert unverblindet) ein Zwei-dosenschema (Tage 0 und 28) An zwei Studienorten erhielten ProbandInnen aus beiden Gruppen in der ChAdOx1-Gruppe (n = 56) und in der MenACWY- Gruppe (n = 57) prophylaktisch 1 g Paracetamol vor der Impfung und alle sechs Stunden waumlhrend 24 Stunden nach der Impfung

Lokale und systemische Reaktionen waren haumlu figer in der ChAdOx1-Gruppe als in der MenACWY- Gruppe Durch die prophylaktische Paracetamol- Gabe konnten Nebenwirkungen wie Schmerzen an

721 ChAdOx1-S (AZD1222 Astra Zeneca)Der von der Universitaumlt Oxford entwickelte COVID-19-Impfstoff basiert auf dem Adeno virus-Vektor ChAdOx1 Das zugrundeliegende Adenovi-rus 63 wurde aus Schimpansen isoliert Der Vektor wurde gentechnisch veraumlndert und ist im Menschen nicht vermehrungsfaumlhig Der Impfstoff enthaumllt die genetische Information des SARS-CoV-2-Spike-proteins in voller Laumlnge2

Die COVID-19 Vaccine AstraZeneca ist fuumlr die Prauml-vention von COVID-19 ab 18 Jahren zugelassen Die Impfung ist bei Uumlberempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder seine sonstigen Bestandteile kon-traindiziert Zur Koadministration mit anderen Impfstoffen sind bislang keine Daten verfuumlgbar

Zur Anwendung der COVID-19 Vaccine Astra-Zeneca in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktuell keine Daten vor Die STIKO empfiehlt die generelle Impfung in der Schwangerschaft derzeit nicht Eine akzidentelle Impfung in der Schwanger-schaft ist jedoch keine Indikation fuumlr einen Schwan-gerschaftsabbruch Schwangeren mit Vorerkran-kungen und einem daraus resultierenden hohen Ri-siko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkrankung kann in Einzelfaumlllen nach Nutzen-Risiko-Abwaumlgung und nach ausfuumlhrlicher Aufklaumlrung eine Impfung ange-boten werden Die STIKO haumllt es fuumlr unwahrschein-lich dass eine Impfung der Mutter waumlhrend der Stillzeit ein Risiko fuumlr den Saumlugling darstellt Die Immunogenitaumlt Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs bei Immunsupprimierten wurden bis-lang nicht untersucht Es ist zu erwarten dass die Wirksamkeit des Impfstoffs bei immunsupprimier-ten Personen in Abhaumlngigkeit von Art und Ausmaszlig der Immundefizienz geringer ist Hingegen ist in Analogie zu Totimpfstoffen nicht von einer redu-zierten Sicherheit des Impfstoffs bei immunsuppri-mierten Patienten auszugehen

Challenge-Studien in NHP zu ChAdOx1 (AZD1222)In einer sogenannten Challenge-Studie wurde die Effektivitaumlt von ChAdOx1 28 Tage nach Impfung von sechs Rhesusaffen untersucht2 Drei weitere Tiere wurden mit einer Kontrollvakzine geimpft (ChAdOx1 green fluorescent protein (GFP)) Die ChAdOx1- Versuchstiere erhielten die Haumllfte der in mensch-lichen ProbandInnen verwendeten Dosierung

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der Einstichstelle Fieber Schuumlttel frost Muskel-schmerzen Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit insgesamt signifikant reduziert werden (alle p lt 005) Die haumlufigsten unerwuumlnschten systemi-schen Reaktionen waren Muumldigkeit und Kopf-schmerzen Muumldigkeit wurde in der ChAdOx1-Grup-pe von 70 (n = 340) der ProbandInnen ohne Para-cetamol und von 71 (n = 40) mit Paracetamol be-richtet dagegen nur von 48 (n = 227) ohne und 46 (n = 26) mit Parace tamol in der Kontrollgrup-pe Kopfschmerzen wurden in der ChAdOx1-Gruppe von 68 (n = 331) der ProbandInnen ohne Paraceta-mol und von 61 (n = 34) mit Paracetamol berichtet dagegen nur von 41 (n = 195) ohne und 37 (n = 21) mit Paracetamol in der Kontrollgruppe Weitere haumlu-fige systemische Reaktionen in der ChAdOx1-Grup-pe waren Muskelschmerzen (60 ohne Paraceta-mol 48 mit Paracetamol) Abgeschlagenheit (61 bzw 48) Schuumlttelfrost (56 bzw 27 ) Fieber bis mind 38deg C (18 und 16 ) und Fieber bis mind 39deg C (2 und 0 ) Im Vergleich dazu hatten in der MenACWY-Gruppe lt 1 Fieber bis 38deg C (keiner die-ser ProbandInnen hatte Paracetamol erhalten) Die Intensitaumlt der lokalen und systemischen Reak tionen war waumlhrend der ersten drei Tage nach Impfung am staumlrksten ausgepraumlgt

Es wurden keine schweren unerwuumlnschten Wirkun-gen in Assoziation mit der ChAdOx1-Impfung beob-achtet

In der ChAdOx1-Gruppe erreichte sowohl die spezi-fische T-Zellantwort am 14 Tag als auch die Antikoumlr-perantwort am 28 Tag nach erster Impfung ihr ers-tes Maximum die beide durch die zweite Impfstoff-dosis gesteigert wurden Neutralisierende Antikoumlr-per wurden nach der ersten Dosis bei 91 der ProbandInnen und nach der zweiten Dosis bei 100 der ProbandInnen nachgewiesen119

In der anschlieszligenden Phase 23-Studie (NCT04400838) wurden zwischen Mai und August 2020 (Phase 2-Abschnitt der Studie) 560 TeilnehmerInnen eingeschlossen 160 im Alter von 18ndash55 Jahren (100 erhielten ChAdOx1 60 erhielten MenACWY) 160 im Alter von 56ndash69 Jahren (120 ChAdOx1 40 MenACWY) und 240 im Alter von 70 Jahren und aumllter (200 ChAdOx1 40

MenACWY)121 Es wurde ein Ein- und ein Zweido-senschema untersucht

Lokale und systemische Reaktionen wurden haumlufi-ger in der ChAdOx1-Gruppe als in der MenACWY- Gruppe registriert und waren insgesamt den in der Phase 1-Studie gemachten Beobachtungen aumlhnlich ChAdOx1 wurde von aumllteren ProbandInnen (im Alter von ge 56 Jahren) besser vertragen als von juumlngeren Personen und hatte uumlber alle Altersgruppen hinweg eine aumlhnliche Immunogenitaumlt nach der zweiten Do-sis Unter den Proband Innen die nach dem Zwei-dosenschema ChAdOx1 erhalten hatten wurden nach der ersten Dosis lokale Reaktionen bei 88 der 18 ndash 55-Jaumlhrigen 73 der 56ndash69-Jaumlhrigen und 61 der ge 70-Jaumlhrigen beobachtet Systemische Reak-tionen wurden bei 86 77 und 65 der mit ChAdOx1-Geimpften in den o g Altersgruppen be-richtet Bis zum 26 Oktober 2020 wurden 13 schwe-re unerwuumlnschte Reaktionen uumlber alle Altersgrup-pen und die beiden Impfstoffgruppen hinweg ge-meldet Diese wurden jedoch nicht als Vakzine-asso-ziiert gewertet Sie traten in Haumlufigkeiten auf die den erwarteten Haumlufigkeiten in der Allgemeinbevoumll-kerung entsprachen121

Daten aus Phase 3-Studien zu AZD1222Siehe hierzu Kapitel 821

8 Systematischer Review zur Sicherheit und Wirksamkeit

81 Methodik des systematischen ReviewsZur Untersuchung der Effektivitaumlt und Sicherheit der Impfung gegen COVID-19 wurde durch die Ge-schaumlftsstelle (GS) der STIKO ein sogenannter Living Systematic Review initiiert Hierbei wird uumlber einen definierten Zeitraum (bis 30062022) die Evidenz kontinuierlich systematisch aufgearbeitet und in zuvor definierten Schritten aktualisiert um zeitnah moumlgliche Veraumlnderungen der Evidenzlage erfassen und bewerten zu koumlnnen und dadurch ggf notwen-dige Anpassungen der STIKO-Empfehlung zu ermoumlglichen Das Protokoll des Reviews wurde mit der verantwortlichen STIKO-AG sowie mit einer international besetzten Arbeitsgruppe die durch das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) koordiniert wird abgestimmt und

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im International Prospective Register of Systematic Reviews (PROSPERO) veroumlffentlicht (Reg-Nr CRD42020208935)

Durch die STIKO-AG und ihre Geschaumlftsstelle wur-den im Vorfeld PICO-Fragen fuumlr den systema-tischen Review entwickelt und mit der STIKO abge-stimmt (s Tab 4) und die Wichtigkeit der zu be-trachtenden Endpunkte fuumlr die Entscheidungs-findung gemaumlszlig der Methodik der GRADE (Grading of Recommen dations Assessment Development and Evaluation) Working Group bewertet (s Tab 5)

Im Rahmen der systematischen Literaturrecherche erfolgt kontinuierlich eine Suche in der COVID-19-Literatur datenbank der Bibliothek des RKI Diese erfasst saumlmtliche COVID-19-relevanten Eintraumlge in den Datenbanken Pubmed und Embase (incl Medline) sowie auf den Pre-Print Servern ArRvix Bio-Rvix ChemRvix MedRvix Preprintsorg ResearchS-quare und SSRN Im Rahmen des living systematic review wird diese Recherche zukuumlnftig in monatli-chen Abstaumlnden wiederholt werden

Im ersten Schritt werden zunaumlchst die Titel und Abstracts der identifizierten Publikationen von zwei unabhaumlngigen Untersuchern auf das Erfuumlllen der durch die PICO-Fragen definierten Einschluss-kriterien uumlberpruumlft Anschlieszligend wird dieser

Schritt fuumlr die verbliebenen Volltexte der Publika-tionen wiederholt Fuumlr die so identifizierten Studi-en werden folgende DatenAngaben extrahiert bibliographische Daten Studienort Studienzeit-raum Studien design Impfstoff Hersteller Anzahl Dosen Vergleichsgruppe Studiensponsoring Inte-ressenkonflikt Ein- und Ausschlusskriterien fuumlr StudienteilnehmerInnen Alter bei Impfung Nach-beobachtungszeitraum initiale und finale Anzahl an StudienteilnehmerInnen Anzahl () seroposi-tive StudienteilnehmerInnen (bei Studienbeginn)

Population Gesamte Bevoumllkerung Spezielle Sub- und Altersgruppen nach Priorisierung (medizinisches Personal Risikopersonen ggf vorbestehende Immunitaumlt etc)

Erwachsene ge 18 Jahre Kinder und Jugendliche

Intervention COVID-19-Impfung Verschiedene Impfstoffkandidaten die in Deutschland voraussichtlich zugelassen werden

Comparator (Vergleichsintervention)

keine Impfung Placebo oder Impfung gegen einen anderen Erreger (z B Meningokokken) anderer COVID-19-Impfstoff (head to head-Vergleich)

Outcome Wirksamkeit SARS-CoV-2-Infektion SARS-CoV-2-Infektion+Transmission COVID-19 COVID-19-Hospitalisierung COVID-19 ITS-pflichtig COVID-19 beatmungspflichtig COVID-19-bedingter Tod Schutzdauer Wirksamkeit bei unvollstaumlndigen Impfserien

Sicherheit Lokalreaktionen Systemische Reaktionen Schwere unerwuumlnschte Impfstoffwirkungen Verstaumlrkung einer nachfolgenden SARS-CoV-2- Infektion bzw Verschlimmerung des Verlaufs einer COVID-19-Erkrankung (bdquoEnhanced COVID-19ldquo)

Tab 4 | PICO Fragen fuumlr den systematischen Review zur Wirksamkeit der COVID-19-Impfstoffe ( labordiagnostisch gesichert (PCR))

Wirksamkeit Bewertung

SARS-CoV-2-Infektion+Transmission wichtig

COVID-19 wichtig

COVID-19-Hospitalisierung kritisch

COVID-19-Hospitalisierung (ITS-pflichtig) kritisch

COVID-19-Hospitalisierung (beatmungspflichtig) kritisch

COVID-19-bedingter Tod kritisch

Sicherheit

Lokalreaktionen (Schmerz Schwellung Roumltung etc) wichtig

Systemische Reaktionen (Myalgien Uumlbelkeit Abgeschlagenheit etc)

wichtig

Schwere Impfstoffwirkungen kritisch

Adverse Events of Special Interest (AESI) nach CEPI Kriterien z B enhanced COVID-19 Guillain-Barreacute Syndrom etc

kritisch

Tab 5 | Endpunkte die im systematischen Review betrachtet werden ( labordiagnostisch gesichert (PCR))

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Anzahl () mit Endpunkt in Interventions- und Kontrollgruppe unadjustierter und adjustierter Ef-fektschaumltzer (mit 95 Konfidenzintervall) beruumlck-sichtigte Stoumlrgroumlszligen (bei nicht- randomisierten Stu-dien)

Das Verzerrungsrisiko (risk of bias) wird fuumlr RCTs mittels des Cochrane risk of bias tool-2 (RoB-2) bewertet Fuumlr nicht-randomisierte Studien wird ROBINS-I verwendet Fuumlr den living systematic review wurde vorab festgelegt dass im Rahmen der regelmaumlszligigen Aktualisierung identifizierte Studien unverzuumlglich bewertet werden

Im Protokoll des living systematic review ist definiert dass bei Vorliegen von Effektschaumltzern aus mehre-ren Studien ggf Meta-Analysen mittels fixed-effects undoder random-effects Modellen durchgefuumlhrt werden wobei Isup2 zur Untersuchung von Heteroge-nitaumlt verwendet wird Liegen mindestens 10 Studien pro Endpunkt vor erfolgt eine Untersuchung von moumlglichem Publikationsbias mittels funnel plot Beggrsquos Test und Eggerrsquos Test Im Rahmen des living systematic review werden neu identifizierte Studien-schaumltzer der Auswertung und wenn zutreffend den Meta-Analysen im Rahmen der naumlchsten Aktualisie-rung hinzugefuumlgt Zusaumltzlich wird im Protokoll fest-gelegt dass fuumlr folgende Studiencharakteristika Subgruppen-Analysen durchgefuumlhrt werden falls die Daten dies erlauben Impfstofftyp Altersgruppe Studienort Anzahl () seropositive Studienteilneh-merInnen Risikogruppen

Die Vertrauenswuumlrdigkeit der Evidenz wird fuumlr jeden Endpunkt gemaumlszlig der GRADE-Methodik be-stimmt

82 Ergebnisse des systematischen ReviewsMit Stand 19012021 lagen drei Publikationen zu Phase 23-Studien mit COVID-19-Impfstoffen vor3ndash5 Hierbei handelt es sich um die Interim- Analyse der Studie mit dem Impfstoff AZD1222 (vormals ChAdOx1 Astra ZenecaUniversity of Oxford)3 die Ergebnisse der Zulassungsstudie der Hersteller BioNTechPfizer fuumlr den Impfstoff BNT162b24 sowie die Zulassungsstudie des Her-stellers Moderna fuumlr den Impfstoff mRNA-12735 Die nachfolgenden Angaben beziehen sich sofern nicht anders angegeben auf die zitierten Publikationen

zu BNT162b2 mRNA-1273 bzw AZD1222 Fuumlr die Analyse von mRNA-1273 wurden ergaumlnzend Daten aus dem oumlffentlich zugaumlnglichen Zulassungsdoku-ment der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) verwendet122 Fuumlr die Analyse von AZD1222 wurden zusaumltzlich Daten aus dem oumlf-fentlich zugaumlnglichen Dokument der britischen Medicine and Healthcare Products Regulatory Agency (MHRA) ausgewertet123

821 Deskriptive Angaben (Studiendesign Studienablauf und StudienteilnehmerInnen)BNT162b2 Es wurde eine multizentrische randomi-sierte Beobachter-verblindete Placebo- kontrollierte Studie (RCT) durchgefuumlhrt NCT043687284 Hier-zu wurden beginnend am 27072020 Pro band-Innen ab einem Alter von 16 Jahren an insgesamt 152 Studienzentren in den USA Brasilien Argentinien Suumldafrika Deutschland und der Tuumlr-kei im Verhaumlltnis 1 1 entweder in den Impfstoff-Arm oder den Placebo-Arm randomisiert Die Studien-teilnehmerInnen erhielten im Abstand von 21 Ta-gen entweder je zwei Dosen (je 30 microg) des Impfstof-fes BNT162b2 oder des Placebos (Kochsalzloumlsung) i m injiziert Eingeschlossen wurden gesunde Per-sonen oder solche mit klinisch stabilen Vorerkran-kungen Als Ausschlusskriterien wurden vorange-gangene COVID-19-Erkrankung oder eine bekann-te immunsuppressive Vorerkrankung bzw Thera-pie in der Anamnese definiert

Es wurden 44820 Personen zur Teilnahme einge-laden und auf das Erfuumlllen der Ein- und Ausschluss-kriterien uumlberpruumlft Hiervon wurden 43548 Proban-dInnen in einen der beiden Studienarme randomi-siert von denen 43448 Personen mindestens eine Injektion erhielten (21720 Impfung 21728 Pla-cebo) Mit Stand 09102020 (Datenschluss der vor-liegenden Analyse) hatten hiervon 37706 Teilneh-merInnen (18860 Impfung 18846 Placebo) eine mediane Nachbeobachtungsdauer von zwei Mona-ten Diese Population wurde fuumlr die Analyse der Si-cherheitsdaten (main safety population) herangezo-gen und wird nachfolgend beschrieben

Die Basischarakteristika der TeilnehmerInnen sind in Tabelle 6 auszugsweise dargestellt Beide Stu-diengruppen zeigten keine deutlichen Unterschiede in diesen Parametern

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mRNA-1273 Es wurde eine multizentrische stratifi-zierte randomisierte Beobachter-verblindete Pla-cebo-kontrollierte Studie (RCT) durchgefuumlhrt NCT044704275 Hierzu wurden zwischen dem 27072020 und 23102020 ProbandInnen ab einem Alter von 18 Jahren an 99 Studienzentren in den USA im Verhaumlltnis 1 1 entweder in den Impf-stoff-Arm oder den Placebo-Arm randomisiert Die Stratifizierung erfolgte in drei Gruppen Personen im Alter lt 65 Jahre ohne Risikofaktoren fuumlr einen schweren COVID-19-Verlauf Personen im Alter lt 65 Jahre mit Risikofaktoren sowie Personen im Al-ter ge 65 Jahre Den StudienteilnehmerInnen wur-den im Abstand von 28 Tagen entweder je zwei Do-sen (je 100 microg) des Impfstoffes mRNA-1273 oder des Placebos (Kochsalzloumlsung) i m injiziert Einge-schlossen wurden gesunde Erwachsene und solche mit stabilen Vorerkrankungen Ausgeschlossen wurden Personen mit vorangegangener COVID-19- Erkrankung und PatientInnen unter Immunsup-pression

Es wurden 30420 ProbandInnen in einen der bei-den Studienarme randomisiert (15210 Impfung 15210 Placebo) Von diesen erhielten 30351 Perso-nen mindestens eine Injektion (15181 Impfung 15170 Placebo) Mehr als 96 der Teilnehmer-

Innen erhielten die 2 Impfstoffdosis In der Effek-tivitaumltsanalyse wurden 14073 aus der Placebogrup-pe und 14134 aus der mRNA-1273-Gruppe beruumlck-sichtigt Mit Stand 25112020 (Datenschluss der vor-liegenden Analyse) hatten diese eine mediane Nachbeobachtungsdauer von 64 Tagen (Spanne 0 ndash 97 Tage) Es wurden 525 Teilnehmer aus der Pla-cebogruppe und 416 Teilnehmer aus der Impfstoff-gruppe in der per-Protokoll-Analyse aufgrund ver-schiedener Gruumlnde (positiver oder unbekannter SARS-CoV-2-Status bei Studienbeginn Verabrei-chung des falschen Impfstoffs oder Verabreichung im falschen Impfabstand Abbruch der Teilnahme vor Verabreichung der 2 Impfstoffdosis) ausge-schlossen

Die o g Population der TeilnehmerInnen mit min-destens einer Injektion wird nachfolgend hinsicht-lich ihrer Basischarakteristika auszugsweise be-schrieben (s Tab 7) Zwischen beiden Studiengrup-pen bestanden keine wesentlichen Unterschiede in den analysierten Parametern

AZD1222 Bewertungsgrundlage ist die zusammen-gefasste (gepoolte) Interimanalyse von vier RCTs3 Hierbei handelt es sich um die Studien COV001 COV002 COV003 und COV005 die ab 23 April

Tab 7 | Basischarakteristika der TeilnehmerInnen der Studie zu mRNA-1273 RF Risikofaktoren definiert als definiert als positiv = immunologische oder virologische Evidenz fuumlr vorangegangene Infektion (positiver RT-PCR Test oder positiver Nachweis von bindenden Antikoumlrpern gegen SARS-CoV-2 Nucleocapsid gtLOD (Limit of detection) oder LLOQ (Lower limit of quantification) am Tag 1 negativ = negativer RT-PCR Test und fehlender Nachweis von bindenden Antikoumlrpern gegen SARS-CoV-2-Nucleocapsid am Tag 1

Charakteristikum mRNA-1273 (N = 15181) Placebo (N = 15170)

Geschlecht mw 7923 (522 ) 7258 (478 ) 8062 (531 ) 7108 (469 )

Alter 18ndash64 Jahre ge 65 Jahre 11418 (752 ) 3763 (248 ) 11421 (753 ) 3749 (247 )

Stratifizierung lt 65 Jahre ohne RF lt 65 Jahre mit RF ge 65 Jahre

8888 (585 ) 2530 (167 ) 3763 (248 )

8886 (586 ) 2535 (167 ) 3749 (247 )

Alter bei Impfung (Jahre) Median (Spannweite) 514 (18ndash95) 513 (18ndash95)

SARS-CoV-2-Status bei Studienbeginn negativpositivunbekannt

14550 (958 ) 343 (23 ) 288 (19 )

14598 (962 ) 337 (22 ) 235 (15 )

Body mass index (Mittelwert plusmn SD kgmsup2) 293 plusmn 69 293 plusmn 67

Charakteristikum BNT162b2 (N = 18860) Placebo (N = 18846)

Geschlecht mw 9639 (511 )9221 (489 ) 9436 (501 )9410 (499 )

Alter 16 ndash 55 Jahregt 55 Jahre 10889 (577 )7971 (423 ) 10896 (578 )7950 (422 )

Alter bei Impfung (Jahre) Median (Spannweite) 520 (16ndash89) 520 (16ndash91)

Body mass index ge 30 kgmsup2 6556 (348 ) 6662 (353 )

Tab 6 | Basischarakteristika der TeilnehmerInnen der Studie zu BNT162b2

28Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Tab 8 | Basischarakteristika der TeilnehmerInnen der Studie zu AZD1222 (Datenstand 04 November 2020)

Charakteristikum AZD1222 (N = 5807)

Kontrolle (MenACWY oder Placebo) (N = 5829)

Geschlecht mwd 2282 (393 ) 3525 (607 ) 0 2307 (396 ) 3521 (604 ) 1 (lt 01 )

Alter 18ndash64 Jahre ge 65 Jahre 5466 (941 ) 341 (59 ) 5510 (945 ) 319 (55 )

Alter bei Einschluss (Jahre) median (Spannweite) 400 (180 ndash 860) 400 (180 ndash 880)

Body mass index ge 30 kgmsup2 889 (20 ) 928 (208 )

2020 im Vereinigten Koumlnigreich in Brasilien und Suumldafrika durchgefuumlhrt wurden Hierzu wurden 23753 ProbandInnen ab einem Alter von 18 Jahren im Verhaumlltnis 1 1 dem Impfstoff- bzw Kontroll-Arm randomisiert zugeteilt Die StudienteilnehmerInnen des Impfstoffarms erhielten zwei Dosen des Impf-stoffs AZD1222 i m injiziert In der Kontrollgruppe kam entweder ein MenACWY-Impfstoff (COV001 COV002) oder Kochsalzloumlsung (COV005) oder bei-des (COV003) zum Einsatz Akzidentiell erhielt ein Teil der TeilnehmerInnen des Impfstoffarms der Studien COV001 COV002 und COV005 bei der ersten Injektion eine verminderte (halbe) Dosis des Impfstoffs Dieser Teil der Studienpopulation wird nachfolgend als LDSD (low dosestandard dose) bezeichnet alle anderen als SDSD (standard dosestandard dose) Zugelassen ist der Impfstoff in der Standarddosierung

Eingeschlossen wurden (in allen 4 Studien) gesun-de Erwachsene ohne vorangegangene bestaumltigte COVID-19- Erkrankung Ausgeschlossen wurden Personen mit Impfunfaumlhigkeit bzw Anaphylaxie in der Anamnese PatientInnen mit Immunsuppres-sion oder schwererunkontrollierter Vorerkran-kung sowie Schwangere und Stillende

Von den eingeschlossenen ProbandInnen wurden 12018 in den Impfstoff- und 11735 in den Kontroll-arm randomisiert Hiervon erhielten 23745 min-destens eine Injektion (12021 Impfung 11724 Kon-trolle) Mit Datenstand 04 November 2020 hatten 16315 TeilnehmerInnen die 2 Injektion erhalten In die Effektivitaumltsanalyse gingen 5829 ProbandInnen aus der Vergleichsgruppe und 5807 aus der AZD1222-Gruppe ein Von den Studienteilneh-merInnnen waren 941 der Impfstoffgruppe und 945 in der Vergleichsgruppe 18 ndash 64 Jahre alt und 59 bzw 55 ge 65 Jahre alt Mit o g Datum hatten diese eine mediane Nachbeobachtungsdauer

von 62 Tagen Die Population der TeilnehmerInnen der Effektivitaumltsanalyse wird nachfolgend hinsicht-lich ihrer Basischarakteristika auszugsweise be-schrieben (s Tab 8) Zwischen den Studiengruppen bestanden keine wesentlichen Unterschiede

822 Endpunkte der StudienVon den durch die STIKO in der oben berichteten PICO-Frage definierten Endpunkten (s Tab 5) wur-den fuumlr alle drei Impfstoffe (BNT162b2 mRNA-1273 AZD1222) die Endpunkte COVID-19-Erkrankung (la-borbestaumltigt) Lokalreaktionen systemische Reaktio-nen sowie schwere unerwuumlnschte Ereignisse (serious adverse events) berichtet Fuumlr den Impfstoff mRNA-1273 wurde auszligerdem der Endpunkt COVID-19-be-dingter Tod berichtet Zusaumltzlich erhoben alle Studi-en Daten zum Endpunkt schwere COVID-19-Er-krankung (severe COVID-19) Fuumlr AZD1222 liegen auszligerdem Daten zu asymptomatischen Infektionen sowie zum Endpunkt Hospitalisierung vor

823 WirksamkeitBNT162b2 Der Endpunkt COVID-19-Erkrankung (laborbestaumltigt) wurde in der Studie als erster pri-maumlrer Endpunkt ab dem 7 Tag nach der zweiten Impfstoff- bzw Placebo dosis an TeilnehmerInnen die keinen Nachweis einer vorangegangenen Infek-tion hatten (weder anamnestisch noch serologisch noch PCR) erhoben Tabelle 9 zeigt dass die Impf-effektivitaumlt bezogen auf diesen Endpunkt 95 be-trug Auch in der altersstratifizierten Analyse zeig-ten sich vergleichbar hohe Effektivitaumltsschaumltzer die allerdings bei kleiner werdenden Altersgruppen bzw Fallzahlen teilweise weite Konfidenzintervalle aufwiesen bzw nicht mehr statistisch signifikant waren In der houmlchsten Altersgruppe (ge 75 Jahre) ist daher eine Aussage uumlber die Effektivitaumlt der Imp-fung mit hoher Unsicherheit behaftet Zusaumltzliche Analysen der Studienautoren bestaumltigten die Imp-feffektivitaumlt auch bei PatientInnen mit anderen

29Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Vorerkrankungen (Daten im Anhang der analysier-ten Publika tion)

Als zweiter primaumlrer Endpunkt wurde die Effektivi-taumlt gegen COVID-19-Erkrankung unabhaumlngig vom Vorliegen des Nachweises einer vorgegangenen In-fektion untersucht

Tabelle 9 zeigt dass bei Verwendung dieser Defini-tion eine vergleichbar hohe Effektivitaumlt gegen symp-tomatische COVID-19-Infektionen gemessen wur-de Der STIKO lagen daruumlber hinaus ergaumlnzende Informationen des Herstellers vor die bestaumltigen dass dies auch in allen untersuchten Altersgruppen der Fall war

Zusaumltzlich wurden in der Publikation Daten zur Effektivitaumlt gegen COVID-19-Erkrankung nach Ver-abreichung von nur einer Dosis Impfstoff berichtet Diese sind hier um Angaben aus der FDA-Publika-tion zur Effektivitaumlt 14 Tage nach der ersten und vor der zweiten Dosis ergaumlnzt (s Tab 9)

Gegen den sekundaumlren Endpunkt bdquoschwere COVID-19-Erkrankungldquo (definiert als COVID-19 plus Vorliegen von mindestens einem der folgen-den Kriterien klinische Anzeichen einer schweren Erkrankung respiratorische Insuffizienz Schock akute renale hepatische oder neurologische Dys-funktion ITS-Aufnahme oder Tod) wurde eine Ef-

fektivitaumlt von 75 ermittelt die statistisch jedoch nicht signifikant war (s Tab 9)

mRNA-1273 Der Endpunkt COVID-19-Erkrankung (laborbestaumltigt) wurde in der Studie als primaumlrer Endpunkt ab dem 14 Tag nach der zweiten Impf-stoff- bzw Placebodosis an TeilnehmerInnen erho-ben bei denen kein Nachweis einer vorangegange-nen Infektion vorlag (weder anamnestisch noch serologisch oder PCR) Tabelle 10 zeigt dass bezo-gen auf diesen Endpunkt die Effektivitaumlt der Imp-fung 941 betrug Wie bei BNT162b2 so zeigten sich auch hier in der altersstratifizierten Analyse aumlhnlich hohe Effektivitaumltswerte bei sich verbreitern-den Konfidenzintervallen

Zusaumltzlich wurde die Impfeffektivitaumlt in den der Randomisierung zugrundeliegenden Alters- und Risikostrata berechnet Wie in Tabelle 10 dargestellt zeigten sich auch fuumlr diese Subgruppen hohe Effek-tivitaumltsschaumltzer Gegen den sekundaumlren Endpunkt bdquoschwere COVID-19-Erkrankungldquo wurde eine Effek-tivitaumlt von 100 berichtet jedoch ohne Angabe ei-nes Konfidenzintervalls (s Tab 10)

AZD1222 Der Endpunkt COVID-19-Erkrankung (laborbestaumltigt) wurde in der Studie als primaumlrer Endpunkt ab dem 15 Tag nach der zweiten Impf-stoff- bzw Kontrollimpfstoff-Placebodosis an Teil-nehmerInnen erhoben bei denen kein Nachweis ei-

Endpunkt BNT162b2 (nN) nN Placebo (nN) Impfeffektivitaumlt () 95 Konfidenzintervall

COVID-19 (TeilnehmerInnen ohne vorherige Infektion)

Alle 817411 16217511 950 900 ndash 979

16 ndash 55 Jahre 59897 1149955 956 894 ndash 986

gt 55 Jahre 37500 487543 937 806 ndash 988

ge 65 Jahre 13848 193880 947 667 ndash 999

ge 75 Jahre 0774 5785 1000 ndash131 ndash 1000

COVID-19 (TeilnehmerInnen unabhaumlngig von vorheriger Infektion)

Alle 918559 16918708 946 899 ndash 973

Schwere COVID-19-Erkrankung

Alle 121314 421259 750 ndash1526 ndash 995

COVID-19 nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle 3921314 8221258 524 295 ndash 684

COVID-19 14 Tage nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle 221669 2721686 926 689 ndash 982

Tab 9 | Effektivitaumltsdaten zu BNT162b2 Studienpopulation der modifizierten intention-to-treat Analyse berechnet auf Grundlage der Angaben in der FDA-Publikation122

30Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ner vorangegangenen Infektion vorlag Tabelle 11 zeigt die Effektivitaumlt gegen diesen Endpunkt in der Gesamtstudienpopulation (LDSD+SDSD) sowie in den Untergruppen LDSD und SDSD Hiernach lag in der zusammengefassten Population eine Ef-fektivitaumlt von 704 vor Eine Analyse der beiden Dosierungs-Untergruppen zeigt dass in der LDSD-Gruppe eine houmlhere Effektivitaumlt als in der SDSD-Gruppe beobachtet wurde (s Tab 11) Allerdings legen die Ergebnisse von posthoc-Analysen der Studienautoren nahe dass dies eher auf ein verlaumln-gertes Dosisintervall als auf die veraumlnderte Dosierung

zuruumlckzufuumlhren ist (Impfeffektivitaumlt bei Dosisin-tervall lt 6 Wochen 5328 95 KI ndash321 ndash 7886 vs Dosisintervall 9 ndash 11 Wochen 6055 95 KI 1523 ndash 8164) Dies wird durch Immunogenitaumlts-daten unterstuumltzt die zeigen dass eine Verlaumlnge-rung des Dosisintervalls zu houmlheren GMT-Werten fuumlhrt (lt 6 Wochen 22222 (95 KI 20360 ndash 24225) vs 9 ndash 11 Wochen 34754 (95 KI 30287 ndash 39879) In der Altersgruppe ge 65 Jahre wurden nur etwa 300 TeilnehmerInnen pro Studienarm ausgewertet und in beiden Studienarmen mit o g Datenstand nur je 1 Fall beobachtet so dass eine statistisch be-

Endpunkt AZD1222 (nN) Kontrollen (nN) Impfeffektivitaumlt () 95 Konfidenzintervall

COVID-19

Alle 305807 1015829 704 548 ndash 806

18 ndash 64 Jahre 295466 1005510 711 563 ndash 809

ge 65 Jahre 1341 1319 63 ndash1405 ndash 942

LDSD 31367 301374 900 674 ndash 970

SDSD 274440 714455 621 410 ndash 757

Asymptomatische Infektion

Alle 293288 403350 273 ndash172 ndash 549

Schwere COVID-19-Erkrankung

Alle 012021 211724 100 nicht kalkulierbar

Hospitalisierung

Alle 012021 1011724 100 nicht kalkulierbar

Tab 11 | Effektivitaumltsdaten von AZD1222 (Datenstand 5 November 2020) einschl solche mit unbekannten Symptomen keine ausreichenden Daten fuumlr eine robuste statistische Aussage zur Effektivitaumlt

Endpunkt mRNA-1273 (nN) nN Placebo (nN) Impfeffektivitaumlt () 95 Konfidenzintervall

COVID-19 (TeilnehmerInnen ohne vorherige Infektion)

Alle 1114134 18514073 941 893 ndash 968

18 ndash 64 Jahre 710551 15610521 956 906 ndash 979

ge 65 Jahre 43583 293552 864 614 ndash 952

ge 75 Jahre 0630 7688 100 kA

COVID-19 (entsprechend Stratifizierung)

18 ndash 64 Jahre ohne RF 58396 1218403 959 900 ndash 983

18 ndash 64 Jahre mit RF 22155 352118 944 769 ndash 987

Schwere COVID-19-Erkrankung

Alle 014134 3014073 100 kA

Tod durch COVID-19

Alle 014134 114073 100 kA

COVID-19 nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle (modified intention to treat-analyse124) 7996 391079 802 552 ndash 925

COVID-19 14 Tage nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle 214550 3514598 940 760 ndash 990

Tab 10 | Effektivitaumltsdaten von mRNA-1273 RF Risikofaktoren kA keine Angaben

31Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

lastbare Aussage zur Impfeffektivitaumlt nicht moumlglich ist Auch die Effektivitaumlt gegen asymptomatische Infektionen war bei einem Punktschaumltzer von 273 nicht signifikant Fuumlr die Endpunkte schwere COVID-19-Erkrankung und Hospitalisierung wur-den ausschlieszliglich Faumllle in der Kontrollgruppe be-obachtet so dass sich hierfuumlr jeweils eine Impfeffek-tivitaumlt von 100 errechnet bei allerdings kleinen Fallzahlen und nicht berechenbaren 95 Konfidenz-intervallen (s Tab 11)

824 Wirksamkeit der mRNA-Impfstoffe 14 Tage nach der ersten Impfstoffdosis Aufgrund der limitierten Impfstoffmengen hat die STIKO beraten ob zunaumlchst jeweils nur die 1 Impf-stoffdosis verabreicht und die Gabe der 2 Dosis ver-schoben werden sollte Zunaumlchst waumlre es so moumlg-lich mehr Menschen zu impfen und eventuell eine groumlszligere Zahl von schweren COVID-19-Erkrankun-gen zu verhindern

Die STIKO hat die Daten zur Impfeffektivitaumlt nach einer Dosis fuumlr Impfstoffe gepruumlft Die Wirkung der Impfung tritt in der Regel 10 ndash 14 Tage nach Applika-tion ein Fuumlr beide mRNA-Impfstoffe laumlsst sich die Impfeffektivitaumlt einer einmaligen Dosis fuumlr das Zei-tintervall zwischen 14 Tage nach deren Applikation und vor Verabreichung der zweiten Impfstoffdosis (BioNTech 1 Woche Moderna 2 Wochen) aus den Zulassungsstudien122125 in post-hoc Analysen be-stimmen Die so ermittelte Impfeffektivitaumlt betraumlgt 926 (BNT162b2) und 940 (mRNA-1273) Die Berechnung beruht jedoch auf einer sehr kurzen Beobachtungszeit in der nur wenige COVID-19-Er-krankungsfaumllle aufgetreten sind Uumlber die Altersver-teilung der Faumllle und die Schwere der Erkrankung liegen keine Informationen vor Da die aktuelle Impfstrategie besonders auf uumlber 80-Jaumlhrige ausge-richtet ist und im hohen Alter Immunantworten auf Impfungen in der Regel geringer ausfallen als bei Juumlngeren sind die o g Impfeffektivitaumltswerte nur bedingt aussagekraumlftig Die Daten der gepoolten Analyse beider Impfstoffe zeigen dass der Impf-schutz selbst nach zwei Dosen bei ge 75-Jaumlhrigen deutlich geringer ist als bei Juumlngeren und die be-rechneten Schaumltzer aufgrund der geringen Zahl von aumllteren StudienteilnehmerInnen mit einer groumlszligeren Unsicherheit behaftet sind (siehe Abb 6)

Aus den Dosisfindungsstudien zu den beiden mRNA- Impfstoffen ist bekannt dass die Antikoumlrper-antworten nach der ersten Impfstoffdosis um den Faktor 10 ndash 20 niedriger ausfallen als nach der zwei-ten115119 Unabhaumlngig davon dass es bisher kein ge-sichertes immunologisches Korrelat fuumlr den Schutz durch Impfung gibt liegen keine Daten zum zeitli-chen Antikoumlrperverlauf nach einmaliger Impfung vor Es ist jedoch zu vermuten dass ein Ruumlckgang der Antikoumlrper bei deutlich niedrigerem Ausgangs-niveau nach der ersten Impfung schneller zu einem abnehmenden Schutz fuumlhrt als nach zwei Impfun-gen und somit der Schutz weniger lang anhaumllt

Eine schwaumlchere Immunantwort nach nur einer Impfung koumlnnte bei spaumlterer Antigenexposition moumlglicherweise zu einer Verschiebung zwischen neutralisierenden und nicht-neutralisierenden An-tikoumlrpern fuumlhren und damit im unguumlnstigsten Fall zu einem Uumlberwiegen infektionsverstaumlrkender An-tikoumlrper fuumlhren (antibody dependent enhancement ADE) wie es fuumlr einzelne andere respiratorische Virusinfektionen beschrieben worden ist126 Aus an-deren Virussystemen ist bekannt dass Teilimmuni-taumlt die weitere Virusvermehrung zulaumlsst unter Um-staumlnden rascher zur Selektion von sogenannten bdquoimmune escape-Mutantenldquo fuumlhren kann Dies ist fuumlr SARS-CoV-2 bisher nicht gezeigt worden muss aber bei diesen Uumlberlegungen beruumlcksichtigt werden

Auch stuumlnde zu befuumlrchten dass mehr begonnene Impfserien nicht abgeschlossen wuumlrden da Termi-ne in groumlszligeren Abstaumlnden eher versaumlumt werden

Letztlich bleibt festzustellen dass es zum gegenwaumlr-tigen Zeitpunkt voumlllig offen ist ob man durch eine Verschiebung der Zweitimpfung von 21 bzw 28 Ta-gen auf einen spaumlteren Zeitpunkt (z B 60 90 oder 120 Tage nach der ersten Impfung) und eine damit einhergehende Erhoumlhung der Anzahl der zumin-dest einmalig Geimpften tatsaumlchlich mehr schwere Erkrankungen und Todesfaumllle verhindert als durch eine zeitnahe zweite Impfung der vulnerablen Hochrisikogruppen welche dann zu einem nahezu vollstaumlndigen Schutz vor Erkrankung fuumlhrt

Aus den vorgenannten Gruumlnden hat die STIKO ent-schieden den folgenden Impfabstand zu empfeh-len Die zweite mRNA-Impfstoffdosis soll in einem

32Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Abstand von 3 bzw 4 bis 6 Wochen (42 Tage ent-sprechen dem in den Zulassungsstudien untersuch-ten Zeitraum) nach der ersten Impfstoffdosis verab-reicht werden

825 Metaanalyse zur Effektivitaumlt der mRNA- Impfstoffe In beiden mRNA-Studien wurden weitestgehend identische Endpunkte fuumlr den Nachweis der Impf-stoffwirksamkeit ausgewaumlhlt sodass es moumlglich war die Ergebnisse statistisch per Metaanalyse zu-sammenzufassen Auf Basis der zusammengefass-ten Daten ergibt sich unter Verwendung eines Fixed- Effects-Modells eine Wirksamkeit zur Verhin-derung einer laborbestaumltigten COVID-19-Erkran-kung (ohne vorherige SARS-CoV-2-Infektion) nach

zwei Impfstoffdosen von 950 (95 KI 91 ndash 97) (s Abb 6) Hinsichtlich der Verhinderung einer bdquoschweren COVID-19-Erkrankungldquo ergibt die Meta-nalyse eine Wirksamkeit von 96 (95 KI 78 ndash 99) (s Abb 7) Die Unsicherheit bei der Bewertung der Effektivitaumlt der Impfstoffe auf Grundlage der Daten aus den Einzelstudien wird in der gepoolten Daten-analyse geringer

826 SicherheitBNT162b2 Daten zur Reaktogenitaumlt des Impfstoffes innerhalb von 7 Tagen nach Verabreichung jeder Impfstoff dosis wurden in einer Population von 8183 TeilnehmerInnen mit Hilfe eines elektroni-schen Studientagebuchs erhoben Was lokale Reakshytionen anbetrifft so berichteten in der Altersgruppe

Abb 6 | Wirksamkeit der mRNA-COVID-19-Impfstoffe BNT162b2 (BioNTechPfizer) und mRNA-1273 (Moderna) zur Verhinde-rung von COVID-19-Erkrankung (ohne vorherige SARS-CoV-2-Infektion) in verschiedenen Altersgruppen und insgesamt 45125

33Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

16 ndash 55 Jahre 83 der Geimpften und 14 der Teil-nehmerInnen der Placebo-Gruppe uumlber Schmerzen an der Einstichstelle nach der ersten Dosis 6 der Geimpften und 1 der Placebo-Gruppe dieser Al-tersgruppe berichteten uumlber Roumltung an der Einstich-stelle waumlhrend 6 vs 0 uumlber Schwellung klag-ten Insgesamt traten in der Altersgruppe der gt 55-Jaumlhrigen weniger Lokalreaktionen auf Sie ver-teilten sich prozentual aumlhnlich auf Verum- und Pla-cebogruppe wie bei den Juumlngeren Auch nach der zweiten Impfstoffdosis zeigten sich beim Vergleich der beiden Studien arme aumlhnliche Ereignisraten in der Altersgruppe 16 ndash 55 Jahre 78 vs 12 fuumlr Schmerzen an der Einstichstelle 6 vs 1 fuumlr Rouml-tung 6 vs 0 fuumlr Schwellung Vergleichbare Ra-ten fanden sich auch in der Altersgruppe gt 55 Jahre Die lokalen Reaktionen hielten 1ndash2 Tage an

Unter den systemischen Reaktionen waren Abge-schlagenheit (fatigue Impfung 47 Placebo 33 ) Kopfschmerzen (42 vs 34 ) sowie Muskel-schmerzen (21 vs 11 ) die haumlufigsten Ereignisse nach der ersten Dosis in der Altersgruppe 16 ndash 55 Jahre Nach der zweiten Dosis waren die Gruppen-unterschiede in dieser Altersgruppe ausgepraumlgter 59 vs 23 fuumlr Abgeschlagenheit 52 vs 24 fuumlr Kopfschmerzen sowie 37 vs 8 fuumlr Muskel-schmerzen In der houmlheren Altersgruppe (gt 55 Jah-re) waren die Symptome nach der ersten Dosis we-niger stark ausgepraumlgt (Abgeschlagenheit 34 vs 23 Kopfschmerzen 25 vs 18 Muskelschmer-zen 14 vs 8 alle Impfungen vs Placebo) Auch hier waren die Gruppenunterschiede nach der zwei-ten Dosis akzentuiert Abgeschlagenheit 51 vs 17 Kopfschmerzen 39 vs 14 Muskelschmer-zen 29 vs 5 Fieber trat als systemische Reak-tion deutlich seltener auf bei den Geimpften in der Altersgruppe 16 ndash 55 Jahre bei 4 bzw 16 nach

der 1 bzw 2 Impfstoffdosis vs 1 bzw 0 in der Placebo-Gruppe bei den gt 55-Jaumlhrigen bei 1 bzw 11 in der Verum-Gruppe vs 0 in der Placebo- Gruppe Die systemischen Reaktionen hielten zu-meist 1 ndash 2 Tage an

Tabelle 12 zeigt die Haumlufigkeiten von schweren unshyerwuumlnschten Ereignissen (serious adverse events SAEs) nach der ersten Dosis im Gruppenvergleich Insbesondere SAEs mit hohem Schweregrad und solche die als lebensbedrohlich klassifiziert wur-den lagen in der Impfstoff- und Placebogruppe mit gleicher Haumlufigkeit vor Vier SAEs wurden als impfstoffbe zogen klassifiziert (Schulterverletzung axillaumlre Lymphadenopathie paroxysmale ventrikulauml-re Arrhythmie Paraumlsthesie des rechten Beins) We-der in der Verum- noch in der Placebogruppe traten Todesfaumllle auf die auf die Injektion des Impfstoffs oder der Kochsalzloumlsung zuruumlckzufuumlhren waren Im Beobachtungszeitraum wurden bei vier Teilneh-merInnen in der Impfstoffgruppe transiente akute periphere Fazialisparesen beobachtet Diese traten am Tag 37 nach der ersten Impfstoffdosis bzw an den Tagen 3 9 und 48 nach der zweiten Impfstoff-dosis auf und wurden von den StudienaumlrztInnen als moumlglicherweise durch die Impfung verursacht ge-wertet127 In der Placebogruppe wurden keine Fazia-lisparesen berichtet

Der STIKO lagen daruumlber hinaus weitergehende In-formationen des Herstellers vor die bestaumltigen dass das Sicherheitsprofil hinsichtlich SAEs nach der zweiten Impfstoffdosis nicht wesentlich verschie-den war von dem nach der ersten Dosis

mRNA-1273 Daten zur Reaktogenitaumlt des Impfstof-fes innerhalb von 7 Tagen nach Verabreichung je-der Impfstoffdosis wurden bei allen Teilnehmer-

Abb 7 | Wirksamkeit der mRNA-COVID-19-Impfstoffe BNT162b2 (BioNTechPfizer) und mRNA-1273 (Moderna) zur Verhinde-rung einer schweren COVID-19-Erkrankung 45

34Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Ereignis mRNA-1273 (N = 15184 ) Placebo (N = 15165 )

Jedwedes schweres unerwuumlnschtes Ereignis 93 (06) 89 (06)

Klassifiziert als impfstoffbezogen 6 (lt 01) 4 (lt 01)

Tab 13 | Schwere unerwuumlnschte Ereignisse nach mRNA-1273 bzw Placebo

Innen mit Hilfe eines elektronischen Studientage-buchs erhoben

Hinsichtlich lokaler Reaktionen berichteten 842 der Verum-Geimpften und 198 der Teilneh-merInnen der Placebo-Gruppe uumlber mindestens ein Ereignis nach der ersten Dosis nach der zweiten Dosis waren es 886 bzw 188 In der mRNA-1273-Gruppe wurden hauptsaumlchlich lokale Reaktionen vom Schweregrad 1 und 2 beobachtet die im Mittel 26 Tage nach der ersten und 32 Tage nach der zweiten Dosis anhielten Schmerzen an der Einstichstelle (jeglicher Staumlrke) traten nach der ersten Dosis bei 837 der Verum-Geimpften und 175 der TeilnehmerInnen der Placebo-Gruppe auf (nach der zweiten Dosis 882 vs 170 ) Zu einer Roumltung an der Einstichstelle kam es nach der ersten Dosis bei 28 der TeilnehmerInnen nach Imp-fung bzw 04 nach Placebo-Gabe (nach der zwei-ten Dosis 86 vs 04 ) Eine Schwellung an der Einstichstelle berichteten 61 bzw 03 der Teil-nehmerInnen nach der ersten Dosis nach der zwei-ten Dosis waren es 122 der Verum-Geimpften und 03 der Placebo-Empfaumlnger

Mindestens eine systemische Reaktion trat nach der ersten Dosis bei 549 der Verum-Geimpften und 422 der TeilnehmerInnen der Placebo-Gruppe auf nach der zweiten Dosis waren es 794 bzw 365 Unter den systemischen Reaktionen traten nach der ersten Dosis am haumlufigsten Kopfschmer-zen (327 vs 266 ) und Abgeschlagenheit (372 vs 273 ) auf nach der zweiten Dosis wa-

ren es 586 vs 234 (Kopfschmerzen) bzw 653 vs 234 (Abgeschlagenheit) Fieber trat als systemische Reaktion deutlich seltener auf 08 in der Verum-Gruppe vs 03 in der Placebo-Gruppe nach der 1 Dosis und 155 vs 03 nach der 2 Do-sis Die systemischen Reaktionen dauerten durch-schnittlich 26 Tage nach der 1 und 31 Tage nach der 2 Impfstoffdosis an In der juumlngeren Altersgruppe (18ndash64 Jahre) waren sowohl lokale als auch syste-mische Beschwerden haumlufiger als bei der aumllteren Gruppe (ge 65 Jahre)

In Tabelle 13 sind die Haumlufigkeiten von schweren unerwuumlnschten Ereignissen (serious adverse events SAE) im Gruppenvergleich dargestellt

Schwere unerwuumlnschte Ereignisse und Ereignisse die als impfstoffbezogen klassifiziert wurden lagen in der Impfstoff- und Placebogruppe in gleicher Haumlufigkeit vor Uumlberempfindlichkeitsreaktionen wurden bei 15 der TeilnehmerInnen aus der Impfstoff- und bei 11 der TeilnehmerInnen aus der Placebogruppe beobachtet Weder in der Verum- noch in der Placebogruppe traten Todesfaumllle auf die auf die Injektion des Impfstoffs oder der Kochsalz-loumlsung zuruumlckgefuumlhrt werden konnten Im Beob-achtungszeitraum wurden bei drei TeilnehmerIn-nen in der Impfstoffgruppe und einer Person in der Placebogruppe eine akute transiente periphere Fazi-alisparese beobachtet Die Paresen traten in der Impfstoffgruppe an den Tagen 22 28 und 37 nach der zweiten Impfstoffdosis auf Ein kausaler Zu-

Tab 12 | Schwere unerwuumlnschte Ereignisse nach BNT162b2 bzw Placebo SAE ndash serious adverse event (schweres unerwuumlnschtes Ereignis)

Ereignis BNT162b2 (N = 21621 ) Placebo (N = 21631 )

Jedwede SAE 126 (06) 111 (05)

Klassifiziert als impfstoffbezogen 4 (lt 001) 0 (ndash)

Hoher Schweregrad (severe) 71 (03) 68 (03)

Lebensbedrohlich 21 (01) 23 (01)

35Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

sammenhang mit der Impfung konnte nicht ausge-schlossen werden

AZD1222 Daten zur Reaktogenitaumlt des Impfstoffes wurden innerhalb der ersten 7 Tage nach Impfung mit Hilfe eines Studientagebuchs erhoben123 Hin-sichtlich lokaler Reaktionen berichteten 747 der Verum-Geimpften und 504 der Teilnehmer-Innen der Kontroll-Gruppe uumlber mindestens ein Er-eignis Bei der Interpretation dieser und aller folgenden Sicherheitsdaten aus der Zulassungsstu-die muss allerdings beruumlcksichtigt werden dass der uumlberwiegende Teil der TeilnehmerInnen der Kon trollgruppe einen MenACWY-Impfstoff erhielt Unter den Lokalreaktionen waren Schmerzen an der Einstichstelle (AZD1222-Gruppe 542 Kon-trollgruppe 367 ) sowie Spannungsgefuumlhl (ten-derness AZD1222-Gruppe 637 Kontrollgruppe 395 ) die haumlufigsten Systemische Reaktionen tra-ten bei 73 der TeilnehmerInnen der AZD1222- Gruppe und 596 der Kontrollgruppe auf Unter diesen waren Abgeschlagenheit (fatigue AZD1222 531 Kontrollen 382 ) Kopfschmerzen (AZD1222 526 Kontrollen 390 ) sowie Krankheitsgefuumlhl (malaise AZD1222 442 Kontrollen 202 ) die haumlufigsten Erhoumlhte Temperaturen (feverishness) trat bei 336 der AZD1222-Gruppe und 107 in der Kontrollgruppe auf Fieber hingegen trat nur bei ei-nem vergleichsweisen geringen Anteil der Teilneh-merInnen auf (AZD1222 79 Kontrollen 12 ) Der STIKO lagen daruumlber hinaus weitergehende Informationen des Herstellers vor die zeigen dass die Haumlufigkeit lokaler und systemischer Reaktionen nach der 2 Dosis geringer war als nach der 1 Dosis

Schwere unerwuumlnschte Ereignisse traten bei 07 ProbandInnen der AZD1222-Gruppe und 08 der ProbandInnen der Kontrollgruppe auf Unter die-sen wurden 5 als Impfstoff- (n = 3) bzw Kontroll-impfstoffPlacebo-assoziiert (n = 2) klassifiziert Dies waren im Einzelnen in der AZD1222-Gruppe Pyrexie CRP-Anstieg sowie ein Fall einer transver-sen Myelitis in der Kontrollgruppe autoimmune haumlmolytische Anaumlmie sowie ebenfalls ein Fall einer Myelitis Fuumlr die in der AZD1222-Gruppe aufgetre-tene transverse Myelitis konnte eine kausale Bezie-hung zur Impfung bisher nicht bestaumltigt werden

827 VerzerrungsrisikoDas Verzerrungsrisiko (risk of bias) wurde mittels RoB-2 fuumlr alle Endpunkte in allen drei Studien mit bdquosome concernsldquo (einige Bedenken) bewertet (s An-hang) Grund hierfuumlr war fuumlr die beiden mRNA- Impfstoffe bei allen Endpunkten dass ein betraumlcht-licher Teil der randomisierten Studienpopulation (gilt fuumlr beide Studienarme in beiden Studien) der zudem groumlszliger war als die Gesamtzahl der Ereignis-se nicht in die Auswertung einging Dies betrifft ganz besonders die Analyse der Wirksamkeit (efficacy) bei der in beiden Studien armen beider Studien insgesamt mehrere tausend ProbandInnen unberuumlcksichtigt geblieben sind Aufgrund mangel-hafter Berichtsqualitaumlt konnte hier eine Verzerrung der Ergebnisse nicht komplett ausgeschlossen wer-den Fuumlr AZD1222 konnte ein Einfluss der Dosie-rungsabweichungen und der resultierenden Proto-kollaumlnderungen auf das Studienergebnis nicht si-cher ausgeschlossen werden Fuumlr die Sicherheits-endpunkte war zusaumltzlich zu beruumlcksichtigen dass es sich bei allen Studien um bdquoobserver- blindedldquo Stu-dien handelt d h dass Teile des Studienpersonals offenbar nicht verblindet waren (lediglich die ver-gleichsweise kleine AZD1222-Teilstudie COV005 wurde doppelt blind durchgefuumlhrt) Da es sich bei diesen Endpunkten z T um selbstberichtete Ereig-nisse handelt (Studientagebuch) koumlnnte eine moumlg-liche Kenntnis der Gruppenzugehoumlrigkeit (wissent-lich oder unwissentlich durch Studienpersonal kommuniziert) das Berichten bzw die Bewertung von Ereignissen durch einzelne Studienteilneh-merInnen beeinflusst haben

828 Vertrauenswuumlrdigkeit der Evidenz (Evidenzqualitaumlt nach GRADE)BNT162b2 Die Evidenzqualitaumlt (Vertrauen in die Ef-fektschaumltzer) wurde fuumlr die Verhinderung von COVID-19-Erkrankungen aufgrund des Verzer-rungsrisikos (s oben) als moderat eingeschaumltzt in der Altersgruppe ge 75 Jahre aufgrund des weiten Konfidenzintervalls als gering (s Anhang) Der End-punkt bdquoschwere COVID-19- Erkrankungldquo wurde als indirekte Evidenz fuumlr den von der STIKO zu bewer-tenden Endpunkt bdquoHospitalisierungldquo verwendet Hier ergab sich aufgrund der Indirektheit des wei-ten 95 Konfidenzinter valls sowie des Verzer-rungsrisikos eine sehr geringe Evidenzqualitaumlt Fuumlr alle Sicherheitsendpunkte wurde die Evidenzquali-

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taumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos als moderat eingestuft

mRNA-1273 Die Evidenzqualitaumlt (Vertrauen in die Effektschaumltzer) wurde fuumlr die Verhinderung einer COVID-19-Erkrankung aufgrund des Verzerrungs-risikos (s oben) als moderat eingeschaumltzt in der Altersgruppe ge 75 Jahre aufgrund des weiten Konfi-denzintervalls als gering Der Endpunkt bdquoschwere COVID-19-Erkrankungldquo wurde wie bei BNT162b2 als indirekte Evidenz fuumlr den von der STIKO zu be-wertenden Endpunkt bdquoHospitalisierungldquo verwen-det Hier ergab sich aufgrund der Indirektheit des weiten 95 -Konfidenzintervalls sowie des Verzer-rungsrisikos eine sehr geringe Evidenzqualitaumlt Fuumlr den Endpunkt bdquoTod durch COVID-19ldquo wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos und der Impraumlzision des Effektschaumltzers als gering eingestuft Fuumlr alle Sicherheitsendpunkte wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisi-kos als moderat bewertet

AZD1222 Fuumlr die Verhinderung des Endpunktes COVID-19-Erkrankung wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos als moderat ein-gestuft fuumlr die houmlhere Altersgruppe (ge 65 Jahre) aufgrund von Impraumlzision (weites 95 Konfiden-zintervall welches die 0 einschlieszligt) als gering Aus denselben Gruumlnden wurde auch die Evidenzquali-taumlt fuumlr die Endpunkte asymptomatische Infektion und Hospitalisierung als gering eingestuft Fuumlr alle Sicherheitsendpunkte wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos und der Tatsache dass ein groszliger Anteil der Kontrollgruppe nicht mit Placebo sondern einem anderen Impfstoff (MenACWY) geimpft wurde (Indirektheit hinsicht-lich der Vergleichsgruppe) als gering bewertet

9 Impfziele Das primaumlre Ziel einer COVID-19-Impfempfehlung fuumlr Deutschland ist es schwere Verlaumlufe und Tod durch COVID-19 groumlszligtmoumlglich zu reduzieren In Abhaumlngigkeit von der Wirksamkeit der Impfstoffe soll durch die Empfehlung auch die Transmission von SARS-CoV-2 in der Bevoumllkerung reduziert wer-den Folgende Impfziele wurden formuliert

Verhinderung schwerer COVID-19-Verlaumlufe (Hospitalisierung) und -Todesfaumllle

Schutz von Personen mit besonders hohem arbeitsbedingtem SARS-CoV-2-Expositionsri-siko (berufliche Indikation)

Verhinderung von Transmission sowie Schutz in Umgebungen mit hohem Anteil vulnerabler Personen und in solchen mit hohem Ausbruchs-potenzial

Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen und des oumlffentlichen Lebens

10 Risiko- und Indikationsgruppen fuumlr die ImpfempfehlungEinzelne Personen koumlnnen mehreren unterschied-lichen Risiko- undoder Indikationsgruppen zuge-ordnet werden Die Priorisierung erfolgt dann nach dem am houmlchsten priorisierten Risiko bzw Indika-tion (Stufen 1 ndash 6) Die im Folgenden genannten Personengruppen sind beispielhaft zu verstehen

101 Risikofaktoren fuumlr einen schweren KrankheitsverlaufDer uumlberwiegende Teil der COVID-19-PatientInnen hat eine gute Prognose Es gibt jedoch eine Reihe von individuellen Risikofaktoren die sich negativ auf die Schwere der Erkrankung und den Krank-heitsverlauf auswirken Das zunehmende Alter ist der unabhaumlngige Faktor der mit Abstand die houmlchs-te Risikoerhoumlhung mit sich bringt Daneben spielen bestehende Vorerkrankungen und eine Schwanger-schaft eine untergeordnete Rolle128129 Im Folgenden wird die Evidenz bezuumlglich dieser Risiken darge-stellt und ihre Auspraumlgung eingeordnet

1011 Personen im Alter ge 60 JahreIn einer prospektiven Kohortenstudie wurde bei uumlber 20000 PatientInnen die waumlhrend der ersten Infektionswelle zwischen Februar und April 2020 im Vereinigten Koumlnigreich aufgrund einer COVID-19- Erkrankung hospitalisiert wurden die Risiken fuumlr einen toumldlichen Verlauf bestimmt130 Das mediane Alter der Erkrankten betrug 73 Jahre (interquartil range 58 ndash 82) der Anteil an Maumlnnern 599 Nach Adjustierung fuumlr Komorbiditaumlten ist das zunehmende Alter bei hospitalisierten Patient-Innen mit einer erhoumlhten Wahrscheinlichkeit fuumlr einen toumldlichen Verlauf der Erkrankung assoziiert Bezogen auf das Referenzalter lt 50 Jahre betraumlgt die hazard ratio (HR) fuumlr einen toumldlichen Krank-

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heitsverlauf im Alter von 50 ndash 59 Jahren 263 (95 KI 206 ndash 335) im Alter von 60 ndash 69 Jahren 499 (95 KI 399 ndash 625) im Alter von 70 ndash 79 Jahren 851 (95 KI 685 ndash 1057) und im Alter ge 80 Jahren 1109 (95 KI 891 ndash 1377) Zu vergleichbaren Er-gebnissen kommt eine retrospektive Kohortenstu-die die 1904 PatientInnen einschloss die an deut-schen Krankenhaumlusern zwischen Februar und Juni 2020 aufgrund einer COVID-19-Erkrankung stati-onaumlr aufgenommen worden waren53 Das mediane Alter der Erkrankten betrug 73 Jahre und 485 wa-ren Frauen Bezogen auf das Referenzalter von 60 ndash 69 Jahren betraumlgt die HR fuumlr eine toumldlich ver-laufende Erkrankung bei hospitalisierten COVID-19- PatientInnen im Alter von 70 ndash 79 Jahren 275 (95 KI 169 ndash 447) und im Alter von ge 80 Jahren 411 (95 KI 257 ndash 658) Eine Kohortenstudie in Eng-land untersuchte die Risikofaktoren fuumlr den Tod an COVID-19 in der Allgemeinbevoumllkerung zwischen Februar und Mai 2020131 Analysiert wurden die Daten von uumlber 17 Mio PatientInnen aus der hau-saumlrztlichen Versorgung Zunehmendes Alter und der Tod an COVID-19 weisen eine starke Assozia-tion auf Nach Adjustierung betraumlgt die HR bezo-gen auf das Referenzalter von 50 ndash 59 Jahren im Alter von 60 ndash 69 Jahren 240 (95 KI 216 ndash 266) im Alter von 70 ndash 79 Jahren 608 (95 KI 552 ndash 669) und im Alter ge 80 Jahren 2061 (95 KI 1872 ndash 227)

1012 Personen mit Vorerkrankungen Zur Untersuchung der Frage welche Vorerkran-kungen mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr einen schweren Verlauf von COVID-19 einhergehen wurde durch das RKI eine systematische Analyse in Form eines sogenannten umbrella review (Uumlber-blick uumlber publizierte einzelne Review-Artikel) durchgefuumlhrt (International Prospective Register of Systematic Reviews (PROSPERO) Protokoll Num-mer CRD42020215846) Hierzu wurden die COVID-19-Datenbank der Bibliothek des RKI genutzt (siehe oben s Anhang fuumlr Suchstrategie erste Suche 25092020 Aktualisierung der Suche 11122020)

Eingeschlossen in die Analyse wurden systemati-sche Reviews in englischer oder deutscher Sprache (unabhaumlngig davon ob in den Reviews eine Meta-analyse durchgefuumlhrt wurde oder nicht) die ab dem

1 Januar 2020 publiziert wurden und in denen die Beziehung zwischen mindestens einer Vorerkran-kung und mindestens einem der folgenden End-punkte untersucht wurde

Hospitalisierung aufgrund von COVID-19 Tod im Krankenhaus aufgrund von COVID-19

Auszligerdem musste in den eingeschlossenen syste-matischen Reviews ein quantitatives Maszlig fuumlr die Assoziation zwischen Vorerkrankung und End-punkt berichtet sein (in der Regel Odds ratio (OR) relatives Risiko (RR) oder Hazard ratio (HR) jeweils mit 95 Konfidenzintervall)

Aus den so identifizierten systematischen Reviews wurden die Daten zu den o g Assoziationen aus denjenigen Studien extrahiert die in Europa oder Nordamerika durchgefuumlhrt worden waren und min-destens fuumlr das Lebensalter der Studienteilneh-merInnen adjustiert waren Zusaumltzlich wurden die Charakteristika der Primaumlrstudien extrahiert sowie die von den jeweiligen Review-Autoren durchge-fuumlhrten Bewertungen des Verzerrungsrisikos (risk of bias) Alle Arbeitsschritte wurden von zwei unab-haumlngigen Untersuchern durchgefuumlhrt

Wenn mehr als ein Effektschaumltzer fuumlr einen End-punkt vorlag wurde eine Metaanalyse (random- effects Modell) durchgefuumlhrt wobei OR RR und HR analy-siert wurden und das Ausmaszlig der Heterogenitaumlt zwischen den Studienschaumltzern mittels Isup2-Statistik quantifiziert wurde Die Vertrauenswuumlrdigkeit der Evidenz zu jedem Endpunkt wurde fuumlr jede Vorer-krankung mit Hilfe der GRADE-Methodik beurteilt (nach PRECEPT132) Es wurde das Risiko wegen COVID-19 hospitalisiert zu werden verglichen zwi-schen SARS-Cov-2-positiv getesteten Personen mit und ohne die jeweilige Vorerkrankung Auszligerdem wurde das Risiko im Zusammenhang mit COVID-19 zu versterben zwischen mit COVID-19 hospitalisier-ten Personen mit und ohne die jeweilige Vorerkran-kung verglichen (Krankenhausmortalitaumlt)

Die Ergebnisse aus dem ersten umbrella review wur-den am 17 Dezember 2020 in der STIKO-Empfeh-lung zur COVID-19-Impfung online vorab veroumlffent-licht (httpsedocrkidehandle17690475792)

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Am 11122020 wurde eine erneute Literatursuche durchgefuumlhrt und der umbrella review aktualisiert Bei dieser Suche in der Datenbank des RKI wurden 120 systematische Reviews identifiziert aus denen nach Ausschluss von Duplikaten 1134 Einzelstu-dien auf das Vorliegen von Risikoschaumltzern fuumlr de-finierte Vorerkrankungen und das Berichten der gesuchten Endpunkte (Hospitalisierung und Kran-kenhausmortalitaumlt) untersucht wurden Von den 356 verbleibenden Studien wurden nach Durch-sicht der Volltexte 102 europaumlische und US-ameri-kanische Studien in die Metaanalyse eingeschlos-sen die insgesamt 159 altersadjustierte Schaumltzer fuumlr Hospitalisierung und Krankenhausmortalitaumlt be-richteten Basierend auf den og Kriterien wurden 42 Schaumltzer aus 45 Studien ausgewaumlhlt

Abbildung 1 des Anhangs zeigt wie sich die Risi-koschaumltzer zwischen den beiden Erhebungszeit-punkten (initialer Review und die vorliegende Aktu-alisierung) unterscheiden Die aktualisierten Schaumlt-zer lagen sowohl fuumlr Hospitalisierung als auch fuumlr die Krankenhausmortalitaumlt zumeist innerhalb des 95 -Konfidenzintervalls der initialen Schaumltzer

Tabelle 14 zeigt die Ergebnisse fuumlr den Endpunkt Hospitalisierung Durch die Aktualisierung sind Depression und chronisch entzuumlndliche Darmer-krankungen hinzugekommen Fuumlr die meisten Er-krankungen waren die Risikoerhoumlhungen moderat d h Effektschaumltzer lt 2 Das Risiko war zwar erhoumlht aber nicht verdoppelt Daher wird angenommen dass fuumlr juumlngere Menschen (lt 60 Jahre) die Wahr-scheinlichkeit aufgrund einer COVID-19-Erkran-kung hospitalisiert zu werden auch bei Vorliegen von Grund erkrankungen gering ist und deutlich niedriger als bei aumllteren Menschen Nur fuumlr Herz-insuffizienz psychiatrische Erkrankungen und Or-gantransplantationen lag der Effektschaumltzer uumlber 2 fuumlr Adipositas chronische Nierenerkrankungen und Diabetes mellitus knapp unter 2

Tabelle 15 zeigt die entsprechenden altersadjustier-ten Ergebnisse fuumlr den Endpunkt Krankenhausmortashylitaumlt Durch die Aktualisierung sind folgende Vorer-krankungen neu hinzugekommen Leber zirrhose aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen solide Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind interstitielle Lungenerkrankungen andere

chronisch neurologische Erkrankungen (als zere-brovaskulaumlre Erkrankung Apoplex oder Demenz) und chronisch entzuumlndliche Darmerkrankungen

Vier Studien149ndash152 die Schaumltzer zur Krankenhaus-mortalitaumlt bei Immundefizienz berichteten verwen-deten sehr unterschiedliche Definitionen und ver-einten PatientInnengruppen mit Immundefizienz unterschiedlichster Ursache ohne Differenzierung nach Art und Auspraumlgung Ein Groszligteil der einge-schlossenen Studienpopulationen ist durch andere Entitaumlten bereits erfasst z B Organtransplantation HIV-Infektion Krebserkrankungen Autoimmun-erkrankungen Daher wurde darauf verzichtet fuumlr Immundefizienz einen weiteren Effektschaumltzer an-zugeben

Die Effektschaumltzer fuumlr Mortalitaumlt waren meist deut-lich niedriger als fuumlr Hospitalisierung ndash in der Regel unter 15 Houmlhere Effektschaumltzer uumlber 2 wurden fuumlr Leberzirrhose Organtransplantationen psychia tri-sche Erkrankungen (schwere Depression Schizo-phrenie und bipolare Stoumlrung) Demenz interstiti-elle Lungenerkrankungen und Krebserkrankungen die nicht in behandlungsfreier Remission sind be-richtet

Limitationen dieser Analyse ergeben sich insbeson-dere aus den z T differierenden Definitionen der Vorerkrankungen in den Primaumlrstudien aber auch aus dem Fehlen von Angaben zum Krankheitssta-dium bzw zur Therapie z B handelt es sich bei bdquoanderen chronisch neurologischen Erkrankungenldquo um eine heterogene Gruppe unterschiedlicher Krankheitsentitaumlten und -schweregrade Hierdurch koumlnnte es zu einer Unterschaumltzung der Effekte von akuten undoder schweren Auspraumlgungsgraden von Vorerkrankungen gekommen sein Interaktionen zwischen Alter und Vorerkrankungen wurden in den Studien nicht untersucht Es sind nicht alle re-levanten Vorerkrankungen erfasst sondern nur die die in den systematischen Reviews berichtet wur-den Seltene Vorerkrankungen koumlnnen fehlen

Die Ergebnisse (hazard ratios HR) aus der briti-schen Kohortenstudie von Williamson et al131 in die uumlber 17 Millionen StudienteilnehmerInnen aus der OpenSAFELY Plattform eingeschlossen waren konnten aus methodischen Gruumlnden nicht in die

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Metaanalyse des umbrella reviews eingeschlossen werden In dieser Studie wurden Risikofaktoren fuumlr COVID-19-bedingten Tod (n = 10926) in der Allge-meinbevoumllkerung untersucht Eingeschlossen in die Kohorte waren sowohl SARS-CoV-2-positive als auch SARS-CoV-negative Personen In der Studie wurde ein Cox proportional hazards model verwen-det um adjustierte HR fuumlr Vorerkrankungen als Risikofaktoren fuumlr einen COVID-19-bedingten Tod zu schaumltzen In den Studien die in den umbrella review eingeschlossen waren wurde dagegen das Risiko im Zusammenhang mit COVID-19 zu ver-sterben verglichen zwischen hospitalisierten Perso-nen mit und ohne die jeweilige Vorerkrankung Auf-grund der unterschiedlichen Studienpopulationen

wurden die ermittelten Risikoschaumltzer nicht in die Metaanalyse eingeschlossen Die Studie ist jedoch eine qualitativ hochwertige Evidenzquelle zur Risi-koabschaumltzung Die HR aus der Studie von William-son et al wurden daher mit denen aus der Metaana-lyse des umbrella reviews verglichen Der Vergleich ist in Abbildung 2 des Anhangs illustriert und zeigt dass aumlhnliche Verhaumlltnisse der Risikoschaumltzer zu den beruumlcksichtigten Vorerkrankungen wie im umbrella review vorlagen In den im umbrella review eingeschlossenen Studien wurde fuumlr Diabetes mel-litus keine Differenzierung nach dem Grad der Ein-stellung vorgenommen Williamson et al dagegen berichten separate HR fuumlr COVID-19-assoziierten Tod bei Diabetes mellitus mit einem HbA1c

KrankheitErkrankungsgruppe Effektschaumltzer+ (95 KI)

I2 () Studien ( Quelle)

PatientInnen GRADE Evidenzqualitaumlt

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Arrhythmie oder Vorhofflimmern 141 (117 ndash170) 000 3 (133 ndash135) 13544 ++++

Herzinsuffizienz 213 (124 ndash 367) 805 5 (133 135 ndash138) 19995 +++

Koronare Herzkrankheit (KHK) 129 (111 ndash 151) 188 3 (133 135 138) 18501 ++++

Arterielle Hypertonie 151 (127 ndash 181) 625 7 (133 ndash 139) 20902 +++

Metabolische Stoumlrungen

Diabetes mellitus 195 (172 ndash 220) 275 10 (133 ndash 142) 22725 ++++

UumlbergewichtAdipositas (BMI gt 30 kgm2) 194 (173 ndash 218) 000 5 (133 134 136 138 143) 16251 ++++

Chronische Nierenerkrankungen 195 (131 ndash 291) 829 7 (133 ndash 135 138 ndash 140 143) 20863 +++

Chronische Lebererkrankungdagger 130 (110 ndash 160) NA 1 (144) 500 +++

Malignome

Krebserkrankung 118 (100 ndash 138) 140 6 (133ndash136 140 143) 16051 ++++

Lungenerkrankungen

Asthma 132 (089ndash197) 571 4 (134 ndash136 143) 5766 ++

Schwere chronische Lungenerkrankungen z B COPD

176 (129ndash24) 79 5 (134 ndash136 139 143) 6351 ++++

ZNS-Erkrankungen

Zerebrovaskulaumlre Erkrankung oder Apoplex 130 (103 ndash 164) 000 2 (133 134) 9841 ++++

Demenz 131 (032ndash537) 932 3 (133ndash135) 13544 ++

Psychiatrische Erkrankungen (schwere Depression Schizophrenie und bipolare Stoumlrung)

21 (12ndash37) NA 1 (133) 11122 ++++

Erkrankungen des Immunsystemsiatrogene Immundefizienz

AutoimmunerkrankungDagger 108 (101 ndash 117) NA 1 (145) 9437 +++

Chronisch entzuumlndliche Darmerkrankungdagger 11 (08 ndash151) NA 1 (146) 464 +++

Rheumatologische Erkrankung 137 (108 ndash173) 0 2 (133 147) 9675 ++++

Z n Organtransplantation 270 (130 ndash 540) NA 1 (133) 9519 +++

Immundefizienz Antikoumlrpermangel-syndrome IgA Mangel

114 (075 ndash175) NA 1 (148) 1526 +++

Tab 14 | Geschaumltzte altersadjustierte Risiken durch Vorerkrankungen fuumlr eine Hospitalisation aufgrund von COVID-19 (+ Effektschaumltzer Odds ratio falls nicht anders angegeben dagger Risk ratio estimate Dagger Hazard ratio estimate NA = not applicable)

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ge 58 mmolmol bzw ge 75 (195 95 -KI 183 ndash 208) und Diabetes mellitus mit einem HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 (131 95 -KI 124 ndash 137) Diese diffe-renzierten Schaumltzer zum Diabetes mellitus wurden in die Bewertung aufgenommen (s Tab 16)

In den ausgewerteten systematischen Reviews konnten keine Studien identifiziert werden die

Risikoschaumltzer fuumlr PatientInnen mit einem Downshy Syndrom (Trisomie 21) berichteten Retrospektive Kohortenstudien aus England181 und den USA182 so-wie Einzelfallberichte183184 belegen jedoch die Schwere von COVID-19 bei PatientInnen mit Down- Syndrom Die Autoren weisen darauf hin dass die-se PatientInnen auch aufgrund der zahlreichen risi-kobehafteten Komorbi ditaumlten (z B schwere angebo-

KrankheitErkrankungsgruppe Effektschaumltzer+ (95 KI)

I2 () Studien ( Quelle) PatientInnen GRADE Evidenzqualitaumlt

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Arrhythmie oder Vorhofflimmern 137 (117ndash161) 000 5 (133 135 142 153 154) 9341 ++++

Herzinsuffizienz 141 (119 ndash168) 348 11 (133 135 142 152 ndash159) 14234 ++++

Koronare Herzkrankheit (KHK) 140 (114 ndash173) 722 10 (133 135 142 152 ndash157 160)

15139 +++

Arterielle Hypertonie 109 (094 ndash126) 393 16 (133 135 152 ndash167) 16071 +++

Metabolische Stoumlrungen

Diabetes mellitus 132 (121 ndash144) 000 17 (133 135 152 ndash155 157 ndash167)

15685 ++++

UumlbergewichtAdipositas (BMI gt 30 kgm2) 182 (140 ndash237) 6576 8 (133 152 155 157 161 165 166 168)

9379 +++

Chronische Nierenerkrankung 155 (135 ndash179) 224 15 (133 135 152 ndash155 157 ndash162 165 166 169)

15411 ++++

Chronische Lebererkrankung 174 (109 ndash276) 000 4 (133 152 159 163) 3392 ++++

Leberzirrhose 431 (178 ndash104) 0 3 (154 158 163) 1219 ++++

Malignome

Krebserkrankung in RemissionDagger 123 (115 ndash131) 000 6 (138 145 170 ndash173) 10692 ++++

Solide Tumorerkrankungen nicht in Remission

277 (095 ndash806) 379 2 (159 168) 2114 +++

Aktive maligne haumlmatologische ErkrankungenDagger

174 (128 ndash237) 0 1 (174) 1183 ++++

Lungenerkrankungen

Asthma 084 (067 ndash105) 000 4 (135 152 154 175) 9396 +++

Schwere chronische Lungenerkrankungen z B COPD

189 (118 ndash305) 633 6 (135 142 152 156 157 161)

5123 +++

Interstitielle LungenerkrankungDagger 217 (176 ndash268) NA 1 (172) 5776 ++++

ZNS-Erkrankungen

Zerebrovaskulaumlre ErkrankungApoplex 144 (090 ndash230) 56 5 (133 154 156 165 166) 4102 ++

Demenz 207 (157 ndash272) 322 5 (133 135 154 167 176) 5438 ++++

Psychiatrische Erkrankungen (schwere Depression Schizophrenie und bipolare Stoumlrung)

29 (13 ndash66) NA 1 (133) 2254 ++++

Andere chronisch neurologische ErkrankungDagger

118 (108 ndash128) 0 2 (177 178) 19229 ++++

Erkrankungen des Immunsystemsiatrogene Immundefizienz

AutoimmunerkrankungDagger 119 (106 ndash 133) NA 2 (145 172) 8567 ++++

Rheumatologische Erkrankungdagger 12 (078 ndash185) NA 1 (133) 2090 +++

HIV Infektion 149 (109 ndash202) 0 3 (149 179 180) 48873 ++++

Zn Organtransplantation 420 (160 ndash 1140) NA 1 (133) 2090 +++

Chronisch entzuumlndliche DarmerkrankungDagger 118 (034 ndash404) NA 1 (149) 841 +++

Tab 15 | Geschaumltzte Risiken durch Vorerkrankungen fuumlr Mortalitaumlt aufgrund von COVID-19 (+ Effektschaumltzer Odds ratio falls nicht anders angegeben dagger Risk ratio Dagger Hazard ratio NA = not applicable)

41Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

rene Herzfehler Stoumlrungen der Immun- und Lun-genfunktion) ein erhoumlhtes Risiko fuumlr einen schwe-ren oder toumldlichen Verlauf haben In einer groszligen bevoumllkerungsbezogenen Kohortenstudie aus Eng-land die Daten von 826 Mio Erwachsenen analy-sierte wurde geschaumltzt dass das fuumlr eine Reihe von Faktoren adjustierte Risiko bei PatientInnen mit Down-Syndrom fuumlr einen COVID-19-bedingten Tod im Vergleich zur Normalbevoumllkerung 10-fach [HR 104 (95 KI 71 ndash 152)] und fuumlr den COVID-19- bedingten Krankenhausaufenthalt 5-fach [HR 50 (95 KI 36 ndash 67)] erhoumlht ist181

Auf Grundlage der Ergebnisse der Aktualisierung des umbrella review und einzelner weiterer Studien wurden Personen mit Vorerkrankungen drei unter-schiedlichen Prioritaumltsstufen zugeordnet Die Zu-ordnung richtete sich nach ihrem Mortalitaumltsrisiko im Vergleich mit Personen unterschiedlicher Alters-gruppen ohne Vorerkrankungen Personen mit Downshy Syndrom wurden der Stufe 2 zugeordnet da ihr Mortalitaumltsrisiko houmlher ist als das von Personen mit anderen Vorerkrankungen und dem von Perso-nen im Alter von ge 75 ndash 79 Jahren aumlhnlich ist (HR 104) (s Tab 15 und Tab 16) Vorerkrankungen die mit einem hohen Mortalitaumltsrisiko (OR gt 15) einhershygehen wurden der Prioritaumltsstufe 3 zugeordnet In diese Gruppen gehoumlren Personen mit folgenden Vorerkrankungen Z n Organtransplantation aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen soli-de Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind interstitielle Lungenerkrankungen psychiatri-sche Erkrankungen (bipolare Stoumlrung Schizophre-nie und schwere Depression) Demenz Diabetes mellitus mit einem HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 COPD Adipositas (BMI gt 30 kgm2) chro-nische Lebererkrankungen inkl Leberzirrhose chronische Nierenerkrankungen Diejenigen mit einem moderat erhoumlhten Mortalitaumltsrisiko (OR bzw HZ le 15) wurden der Stufe 4 zugeordnet Personen mit folgenden Vorerkrankungen wurden dieser Gruppe zugeordnet Diabetes mellitus mit HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 ArrhythmieVorhof-flimmern koronare Herzkrankheit Herzinsuffi-zienz Autoimmunerkrankungen HIV-Infektion Krebserkrankungen in behandlungsfreier Remis-sion arterielle Hypertonie rheumatologische Er-krankungen Asthma bronchiale chronisch ent-zuumlndliche Darmerkrankungen zerebrovaskulaumlre Er-

krankungenApoplex und andere chronische neuro-logische Erkrankungen

1013 Gemeinsame Betrachtung der individuellen Risiken von Alter und Vorerkrankungen fuumlr COVID-19-assoziierte Hospitalisierung und MortalitaumltZur integrativen Interpretation der Daten zu Hospi-talisierung und Mortalitaumlt wurde zusaumltzlich eine Clusteranalyse durchgefuumlhrt Ziel war es die jewei-ligen Risikoerhoumlhungen fuumlr die beiden untersuch-ten Endpunkte gemeinsam darzustellen Abbil-dung 8 zeigt die Ergebnisse dieser Analyse Abgebil-det sind nur diejenigen Vorerkrankungen fuumlr die Schaumltzer sowohl fuumlr COVID-19-bedingte Hospitali-sierung als auch fuumlr Tod vorlagen

In einer weiteren Cluster-Analyse wurden aus den Studien des umbrella-reviews Daten zum alters-assoziierten Risiko fuumlr Hospitalisierung und Tod ex-trahiert und in dieselbe Darstellung uumlberfuumlhrt Hierbei konnten Daten zu den Altersgruppen 60 ndash 69 70 ndash 79 Jahre sowie ge 80 Jahre analysiert werden die jeweils auf das Vorliegen von Vorer-krankungen adjustiert waren Abbildung 9 zeigt dass die Risiken in diesen Altersgruppen ndash unab-haumlngig vom Vorliegen einer Vorerkrankung ndash deut-lich uumlber denjenigen der o g Personengruppen mit Vorerkrankungen liegen mit Ausnahme der Grup-pe der Menschen mit Down-Syndrom

Zusammengefasst laumlsst sich aus den Ergebnissen des umbrella reviews und der Cluster-Analyse schluss-folgern dass Personen in der Altersgruppe ge 80 Jah-ren das houmlchste Risiko fuumlr einen toumldlichen Verlauf von COVID-19 aufweisen Hieran schlieszligen sich die Gruppen der Menschen mit Down-Syndrom an ge-folgt von 70 ndash 79 Jahre alten Personen (s Abb 9)

1014 Schwangere bzw deren enge KontaktpersonenSchwangere und Frauen im Wochenbett die an COVID-19 erkrankt waren zeigten laut einem sys-tematischen Review der 77 Beobachtungsstudien aus China den USA Europa Israel Japan Brasi-lien und Mexiko einschloss seltener Fieber und Gliederschmerzen als nicht-schwangere COVID-19- Patientinnen derselben Altersgruppe Im Gegen-satz dazu hatten sie aber haumlufiger einen schweren Verlauf der die Versorgung auf einer Intensivsta-

42Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Tab 16 | Effektschaumltzer fuumlr die Risiken von Alter und Vorerkrankungen fuumlr die COVID-19-assoziierte Hospitalisation (links) und Mortalitaumlt (rechts sortiert nach Groumlszlige des Effektschaumltzers fuumlr Mortalitaumlt)

OR = Odds Ratio HR = Hazard Ratio pOR = pooled Odds Ratio pHR = pooled Hazard Ratio RR = Relatives Risiko Bipolare Stoumlrung Schizophrenie und schwere Depression

Risiken (Alter und Vorerkrankungen)

Hospitalisierung Mortalitaumlt Risiko- stufeSchaumltzer Wert 95 -KI Schaumltzer Wert 95 -KI

Alter ge 80 Jahre OR 45 36 56 pOR 169 516 556 1

Down-Syndrom HR 494 36 67 HR 104 708 152 2

Alter 70 ndash 79 Jahre OR 48 39 59 pOR 74 297 184 2

Leberzirrhose pOR 431 178 104 3

Organtransplantierte OR 27 13 54 OR 42 16 114 3

Psychiatrische Erkrankungen OR 21 12 37 OR 29 13 66 3

Alter 60 ndash 69 Jahre OR 16 14 2 pOR 28 163 49 3

Solide Tumorerkrankungen nicht in Remission

pOR 277 095 806 3

Interstitielle Lungenerkrankung

OR 217 176 268 3

Demenz pOR 131 032 537 pOR 207 157 272 3

Diabetes (HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 )

HR 195 183 208 3

COPD und andere aumlhnlich schwere chronische Lungenerkrankungen

pOR 176 129 24 pOR 189 118 305 3

Adipositas (BMI gt 30) pOR 194 17 22 pOR 18 14 24 3

Chronische Lebererkrankung RR 13 11 16 pOR 174 109 276 3

Aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen

HR 174 128 237 3

Chronische Nierenerkrankung pOR 195 13 29 pOR 16 13 18 3

HIV-Infektion - pHR 149 109 202 4

Zerebrovaskulaumlre ErkrankungenApoplex

pOR 13 10 16 pOR 144 09 23 4

Herzinsuffizienz pOR 213 124 367 pOR 141 119 168 4

Koronare Herzkrankheit pOR 129 111 151 pOR 140 114 173 4

ArrhythmieVorhofflimmern pOR 141 117 17 pOR 137 117 161 4

Diabetes mellitus (HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 )

pOR 195 172 22 HR 131 124 137 4

Krebserkrankungen in Remission pOR 118 10 138 pHR 123 115 131 4

Rheumatologische Erkrankungen pOR 137 108 173 OR 12 078 185 4

Autoimmunerkrankungen HR 108 10 117 pHR 119 107 133 4

Chronisch entzuumlndliche Darmerkrankung (CED)

RR 111 08 151 HR 118 034 404 4

Andere chronische neurologische Erkrankungen

pHR 118 108 128 4

Arterielle Hypertonie pOR 151 127 181 pOR 109 094 126 4

Asthma bronchiale pOR 132 089 197 pOR 084 067 105 4

43Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

tion (gepooltes Odds Ratio (gOR) 162 95 KI 133 ndash 196) und eine assistierte Beatmung notwen-dig machte (gOR 188 95 KI 136 ndash 260) Beste-hende Komorbiditaumlten (z B Hypertonus Diabetes mellitus) houmlheres muumltterliches Alter und Adipo-sitas sind Risikofaktoren fuumlr einen schweren COVID-19-Verlauf bei Schwangeren185 Bezuumlglich Komplikationen im Schwangerschaftsverlauf wur-den 35 Studien mit insgesamt 6279 Schwangeren und 2557 Neugeborenen ausgewertet Schwangere Frauen mit COVID-19 hatten haumlufiger Fruumlhgebur-ten (lt 37 Schwangerschaftswochen (SSW) gOR 301 95 KI 116 ndash 785) im Vergleich zu Muumlttern ohne diese Erkrankung in der Schwangerschaft

und die Rate der Neugeborenen die auf einer neo-natologischen Intensivstation betreut werden mussten war erhoumlht (gOR 313 95 KI 205 ndash 479)185 Eine vertikale Transmission auf das Kind wurde in Einzelfaumlllen beschrieben185186 scheint je-doch nach derzeitiger Datenlage eher selten vorzu-kommen187

Da die Impfstoffe zumindest initial nicht fuumlr Schwangere zugelassen sein werden sollte in Erwauml-gung gezogen werden enge Kontaktpersonen von Schwangeren insbesondere deren PartnerInnen zu impfen um die Schwangeren indirekt zu schuumltzen Bei einer Geburtskohorte von 778100Jahr (abzuumlg-

ART arrhythmia or atrial fibrillation CHF congestive heart failure CAD coronary artery disease HTN hypertension DM diabetes BMI gt 30 obesity and overweight CANC cancer AST asthma COPD chronic obstructive pulmonary disease CKD chronic kidney disease CLD chronic liver disease CRB cerebrovascular or stroke DEM dementia Auto autoimmune condition Immun immunodeficiency or immuno-suppressed state Rheuma rheumatological disease Organ organ transplant history Psychiatr psychiatric diseases (severe depression schizophrenia bipolar disorder) (Down-Syndrom wegen der besseren Uumlbersichtlichkeit nicht dargestellt s Abb 9) Abb 8 | Cluster-Analyse der Risiken von Vorerkrankungen auf Hospitalisation und Mortalitaumlt von COVID-19

ART

AST

Auto

CAD

CANC

CHF

CKD

CLDCOPD

CRB

DEM

DM

HTN

IBD

Organ

Rheuma

Psychiatr

BMIgt3015

0

1

2

3

4

5

1 2 3

Hospitalisierung

Krankenhausm

ortalitaumlt

5

4

3

2

1

0

1 2 3

Krankenhausmortalitaumlt

Hospitalisierung

44Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

lich der Mehrlingsgeburten188) bestuumlnde fuumlr etwa 750000 enge Kontaktpersonen zu Schwangeren eine Impfindikation

102 Personen mit einem erhoumlhten arbeitsbedingten InfektionsrisikoPersonen die berufsbedingt enge Kontakte mit an-deren Menschen nicht vermeiden koumlnnen sind einem erhoumlhten Expositionsrisiko ausgesetzt Das Risiko variiert jedoch je nach Arbeitsbereich und Tauml-tigkeit erheblich Insgesamt gibt es zum Exposi-tionsrisiko der einzelnen Berufsgruppen keine gute Studienlage fuumlr viele Berufsgruppen sind gar keine Daten vorhanden Bei fehlender Evidenz wurde die Rationale fuumlr die einzelnen zu impfenden Gruppen durch ExpertInnenkonsens erzielt Die Beurteilung welche Personen im konkreten Einzelfall an ihrem Arbeitsplatz ein besonders hohes Expositions risiko

oder eine besondere Naumlhe zu vulnerablen Gruppen haben sollte im Rahmen der Gefaumlhrdungsbeurtei-lung durch die Arbeitgeber Innen unter Einbezie-hung der BetriebsaumlrztInnen erfolgen

1021 Personal in medizinischen Einrichtungen Laut dem Statistischen Bundesamt sind in Deutsch-land etwa 5 Mio Menschen in medizinischen Ein-richtungen taumltig In medizinischen Einrichtungen besteht ggf ein erhoumlhtes Risiko der Uumlbertragung von Infektionskrankheiten Zu diesen Einrichtun-gen zaumlhlen Krankenhaumluser Einrichtungen fuumlr am-bulantes Operieren Vorsorge- oder Rehabilitations-einrichtungen Dialyseeinrichtungen Tagesklini-ken Entbindungseinrichtungen Behandlungs- oder Versorgungseinrichtungen Arztpraxen Zahnarztpraxen Praxen sonstiger humanmedizini-scher Heilberufe Einrichtungen des oumlffentlichen

Trisomie21

Alter 60-69

Alter 70-79

Alter 80+

ARTAST

Auto

CAD

CANCCHF

CKD

CLD

COPDCRB

DEM

DMHTNIBD

Organ

Rheuma

Psychiatr

BMIgt3015

0

5

10

15

1 2 3 4 5Hospitalisierung

Krankenhausmortalitaumlt

Abb 9 | Cluster-Analyse der Risiken von Vorerkrankungen und Alter auf Hospitalisation und Mortalitaumlt von COVID-19 (Abkuumlrzungen s Abb 8)

Daten stammen nicht aus dem umbrella review

Hospitalisierung

Krankenhausmortalitaumlt

15

10

5

0

1 2 43 5

45Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Gesundheitsdienstes in denen medizinische Unter-suchungen Praumlventionsmaszlignahmen oder ambu-lante Behandlungen durchgefuumlhrt werden ambu-lante Pflegedienste die ambulante Intensivpflege in Einrichtungen Wohngruppen oder sonstigen ge-meinschaftlichen Wohnformen erbringen und Ret-tungsdienste Gemaumlszlig sect 23 Infektionsschutzgesetz muumlssen die LeiterInnen von medizinischen Ein-richtungen Maszlignahmen zur Vermeidung der Weiter verbreitung von Infek tionserregern treffen

Personal in medizinischen Einrichtungen in der ambulanten und stationaumlren Versorgung steht in vorderster Reihe im Einsatz gegen die Pandemie COVID-19-Erkrankungen und -Todesfaumllle unter me-dizinischem Personal werden weltweit berichtet und stellen neben den individuellen persoumlnlichen und familiaumlren teilweise schwerwiegenden Auswir-kungen eine Herausforderung fuumlr die Aufrechtshyerhaltung der medizinischen Versorgung dar189 Die Funktionsfaumlhigkeit von medizinischen Einrichtun-gen wird zum einen direkt durch Infektionen beim Personal zum anderen durch die dann ggf erfor-derlichen weiteren Schutzmaszlignahmen (Quaran-taumlne von Kontaktpersonen) erheblich beeintraumlchtigt Diese koumlnnen zu Praxis- Abteilungs- oder Stations-schlieszligungen fuumlhren Die persoumlnliche Schutzaus-ruumlstung (PSA) reduziert zwar das Infektionsrisiko das Tragen derselben kann jedoch mit einer erheb-lichen Belastung und u U Arbeitserschwernis ver-bunden sein

Es ist davon auszugehen dass Vorerkrankungen die mit einem schweren Verlauf von COVID-19 assoziiert sind im selben Maszlige bei medizinischem Personal auftreten wie unter der uumlbrigen Bevoumllke-rung in den gleichen Altersgruppen Personen die in medizinischen Einrichtungen arbeiten haben zusaumltzlich zum Risiko sich im privaten Umfeld zu infizieren waumlhrend der Berufsausuumlbung ein erhoumlh-tes Infektionsrisiko190191 Es besteht eine groszlige Varia bilitaumlt hinsichtlich ihres arbeitsbedingten Expositionsrisikos aufgrund unterschiedlicher Ein-satzbereiche192193 und Taumltigkeiten190 Ein hohes (zB Zahnaumlrzte) oder besonders hohes Expositionsrisiko gegenuumlber SARS-CoV-2 kann bei der intensivmedi-zinischen Betreuung von COVID-19-Patient In-nen192 in Notaufnahmen193 und beim Ausuumlben ae-rosolgenerierender oder gesichtsnaher Taumltigkei-

ten192194ndash196 sowie bei der Betreuung von bislang un-erkannten SARS-CoV-2-infizierten PatientInnen bestehen

Medizinisches Personal kann zur Transmission von SARS-CoV-2 in Krankenhaus Praxis oder bei ande-ren Kontakten beitragen Das Risiko der Transmis-sion ist insbesondere zum Schutz von besonders vulnerablen Patientengruppen wie sie z B in der Geriatrie Palliativmedizin oder Onkologie anzutref-fen sind zu bedenken

Unter Beruumlcksichtigung aller drei Aspekte (Aufrecht-erhaltung der medizinischen Versorgung Schutz von Personen mit einem hohen Expositionsrisiko und Schutz von vulnerablen PatientInnengruppen) wurden nach ExpertInnenkonsens fuumlr das Personal in medizinischen Einrichtungen Untergruppen ge-bildet denen eine unterschiedliche Prio ritaumlt fuumlr eine Impfung eingeraumlumt werden soll (s Tab 17)

1022 Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Pflege sowie andere in Pflegeeinrichtungen Taumltige Ende Dezember 2017 wurde die ambulante Pflege in Deutschland durch 14100 Pflegedienste mit 390300 Beschaumlftigten gewaumlhrleistet und die voll- beziehungsweise teilstationaumlre Pflege von etwa 14500 Pflegeheimen mit 764600 Beschaumlftigten

Beschaumlftigte in Alten- und Pflegeheimen und Pfle-gekraumlfte in der ambulanten Versorgung haben auf-grund des direkten Kontaktes mit Pflegebeduumlrftigen ein hohes Risiko sich zu infizieren bzw eine uner-kannte eigene SARS-CoV-2-Infektion auf die zu Pflegenden zu uumlbertragen Sie koumlnnen bei den not-wendigen Pflegemaszlignahmen die Kontaktbeschraumln-kungs- und Infektionsschutzmaszlignahmen nicht im-mer einhalten da enger Personenkontakt im Rah-men der Pflege unerlaumlsslich ist

Nach Ergebnissen der deutschlandweiten Befra-gung zur Situation in der Langzeitpflege ist das SARS-CoV-2-Infektionsrisiko der Beschaumlftigten ge-genuumlber der Normalbevoumllkerung 6-fach erhoumlht197 Fast jedes fuumlnfte Pflegeheim und jeder zehnte am-bulante Pflegedienst sind von COVID-19-Erkran-kungsfaumlllen bei Mitarbeitenden betroffen Die Per-sonalsituation in der stationaumlren und ambulanten

46Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Pflege war bereits vor Beginn der COVID-19-Pande-mie angespannt Der Personalmangel hat sich durch den Personalausfall von an COVID-19 er-krankten MitarbeiterInnen noch verstaumlrkt

Neben den regulaumlr Beschaumlftigten in der teil- und vollstationaumlren Pflege gibt es weitere Personen die die Einrichtungen regelmaumlszligig betreten und auch als moumlgliche Infektionsquelle in Betracht kommen und eine Infektionskette ausloumlsen koumlnnen Zudem kann diese Personengruppe auch eine Infektion von Ins-titution zu Institution tragen da meist mehrere Pflegeheime in ihrem Versorgungsgebiet liegen Zu dieser Gruppe gehoumlren beispielsweise Mitarbeiten-de in der Spezialisierten Ambulanten Palliativver-sorgung (SAPV) Fuszligpflegepersonal FriseurInnen SeelsorgerInnen etc

1023 LehrerInnen in Schulen und ErzieherInnen in Kindertagesstaumltten (Kita)Laut dem Statistischen Bundesamt sind in Deutsch-land etwa 800000 LehrerInnen und 600000 Kin-dertagesstaumltten (Kita)-ErzieherInnen taumltig Lehrer-Innen und ErzieherInnen in Schulen und Kitas spielen eine zentrale Rolle als Garanten des Rechts der Kinder und Jugendlichen auf Bildung Teilhabe Foumlrderung und Betreuung Schul- bzw Kitaschlie-szligungen stehen diesem Recht entgegen Weitestge-hende Aufrechterhaltung des Regelbetriebs und Praumlvention von SARS-CoV-2-Ausbruumlchen in Kitas und Schulen haben daher eine hohe gesellschaft-

liche Prioritaumlt198 Gleichzeitig muss das Infektions-risiko fuumlr LehrerInnen und ErzieherInnen so gering wie moumlglich gehalten werden Es ist davon auszuge-hen dass Vorerkrankungen die mit einem schwe-ren Verlauf von COVID-19 assoziiert sind im selben Maszlige unter LehrerInnen und ErzieherInnen auftre-ten wie unter der uumlbrigen Bevoumllkerung in den glei-chen Altersgruppen In einer Stellungnahme legt die Deutsche Akademie fuumlr Kinder- und Jugendme-dizin (DAKJ e V) dar wie durch die Einhaltung der fuumlr Schulen und Kitas erstellten Hygieneplaumlne und Maszlignahmenkataloge das Risiko einer Ansteckung fuumlr das Personal deutlich reduziert werden kann198

Die Rolle von Kindern und Jugendlichen fuumlr die Uumlbertragung von SARS-CoV-2 ist nicht abschlie-szligend geklaumlrt Ob sie dadurch dass sie haumlufiger asymptomatisch sind und ein geringeres Ausatem-volumen haben weniger infektioumls als Erwachsene sind laumlsst sich aktuell nicht sagen In Deutschland werden derzeit mehrere SARS-CoV-2-Seropraumlva-lenzstudien unter Kindern und Jugendlichen durch-gefuumlhrt um den Anteil der Kinder und Jugend-lichen am Infektionsgeschehen in Deutschland zu bestimmen199 Zwischenergebnisse zu 2466 Kin-dern und deren Eltern aus einer Studie aus Baden- Wuumlrttemberg zeigen dass die Seropraumlvalenz mit zu-nehmendem Alter zunimmt Bei den 1- bis 5-Jaumlhri-gen lag sie bei 06 bei den 6- bis 10-Jaumlhrigen bei 09 und bei den Eltern bei 18 200 Bei einer aumlhn-lichen Untersuchung in Sachsen wurde eine Sero-

Personal in medizinischen Einrichtungen Beispiele fuumlr TaumltigkeitsbereichePersonengruppen Stufe

mit besonders hohem Expositionsrisiko

Notaufnahmen medizinische Betreuung von COVID-19-PatientInnen Rettungsdienst Beschaumlftigte aus Bereichen in denen aerosolgenerierende Taumltigkeiten an COVID-19- PatientInnen durchgefuumlhrt werden z B In- und Extubation Bronchoskopie Laryngoskopie

1

mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen

Einrichtungen der Altenpflege Einrichtungen die schwer immunsupprimierteonkolo-gischetransplantierte PatientInnen betreuen Palliativmedizin mobile Impfteams

1

mit hohem Expositionsrisiko Infektionsstationen hausaumlrztliche und paumldiatrische Praxen KV-Notdienst Transport von NotfallpatientInnen HNO- Augen- Zahn-Klinik oder -Praxis (enge Kontakte dokumen-tierte Infektionsfaumllle bei med Personal) Personal in Abstrichzentren med Personal des OumlGD mit Patientenkontakt

2

mit moderatem Expositionsrisiko Anderes medizinisches Personal in der ambulanten und stationaumlren Versorgung mit Patientenkontakt und Kontakt zu Schwangeren Blutspendepersonal Reinigungspersonal in Kliniken und Praxen Personal der stationaumlren Impfzentren

3

in relevanten Positionen zur Aufrecht-erhaltung der Krankenhausinfrastruktur Oumlffentlicher Gesundheitsdienst

Taumltige in der IT oder Krankenhaus- bzw Medizintechnik Personal des OumlGD ohne PatientInnenkontakt

3

mit geringem Expositionsrisiko Personal das keine PatientInnen mit (Verdacht auf) Infektionskrankheiten betreut und keine aerosolgenerierenden Taumltigkeiten durchfuumlhrt Laborpersonal

4

Tab 17 | Beispiele fuumlr Personal in medizinischen Einrichtungen nach Taumltigkeitsbereichen und dessen Prioritaumlt fuumlr eine COVID-19-Impfung

47Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

praumlvalenz von 07 bei 1538 Schuumllern der Klassen-stufen 8 ndash 11 bestimmt106 Unter 507 LehrerInnen derselben Schulen betrug die Seropraumlvalenz nur 02 106

Nach Einschaumltzung der DAKJ besteht bei Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu Erwachsenen eine geringere Praumlvalenz von SARS-CoV-2-Infektio-nen Zumindest juumlngere Kinder (lt 14 Jahren) uumlber-tragen das Virus seltener als Erwachsene auf andere Personen198 Des Weiteren postulieren die Autoren unter Berufung auf Studien aus Irland201 und Aus-tralien202 dass bdquoLehrer in Schulen und das Personal in Kitas in diesen Einrichtungen bei Einhaltung von basalen Hygienemaszlignahmen nur ein geringes An-steckungsrisiko durch Kontakte zu potenziell infi-zierten Kindern haben Dieses Risiko ist im Ver-gleich zu dem Risiko einer Ansteckung durch Kon-takte zu erwachsenen SARS-CoV-2-infizierten Men-schen in der Oumlffentlichkeit oder im privaten Bereich nicht erhoumlhtldquo198

1024 Beschaumlftigte im EinzelhandelIn Deutschland sind laut dem Statistischen Bundes-amt 31 Mio Personen im Einzelhandel taumltig

Beschaumlftigte im Einzelhandel fuumlr Lebensmittel und Drogeriewaren zaumlhlen zu den Personen die auch waumlhrend der Pandemie und waumlhrend Zeiten weitrei-chender Schlieszligungen in anderen Bereichen kons-tant weiter an ihrem angestammten Arbeitsplatz ar-beiten und entsprechend Kontakt zu zahlreichen Menschen haben muumlssen Sie leisten einen wichti-gen Beitrag zur Aufrechterhaltung des oumlffentlichen Lebens Weder fuumlr den Einzelhandel fuumlr Lebensmit-tel und Drogeriewaren noch fuumlr andere Branchen liegen Daten aus Deutschland zu Uumlbertragungen von SARS-CoV-2 oder zum Expositionsrisiko der Beschaumlftigten vor Die Bundesanstalt fuumlr Arbeits-schutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat eine bdquoRisi-koschaumltzung zur Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 bei Beschaumlftigten im Einzelhandel fuumlr Lebensmittel und Drogeriewarenldquo publiziert203 In Deutschland sind etwa 780000 Personen im Ein-zelhandel fuumlr Lebensmittel und Drogeriewaren tauml-tig Fuumlr die Einschaumltzung des Infektionsrisikos wur-den Daten aus anderen Bereichen herangezogen Nach Einschaumltzung der BAuA wird das Infektions-risiko maszliggeblich von der Praumlvalenz von

SARS-CoV-2-Infektionen in der Bevoumllkerung be-stimmt und haumlngt zudem von der Art Frequenz und Dauer der Kundenkontakte ab Durch viele eher kurzzeitige Kontakte komme es auch in Ausbruchs-situationen nicht zwangslaumlufig zu Hochrisiko-kontakten203

Seit Beginn der Pandemie sind fuumlr alle Bereiche des Einzelhandels weitreichende Schutzmaszlignahmen eingefuumlhrt worden die das Infektionsrisiko fuumlr die dort Taumltigen senken (Plexiglasschutzscheiben an der Kasse Verpflichtung zum Tragen einer Mund- Nase-Bedeckung fuumlr Kunden und Personal Begren-zung der Personen die sich gleichzeitig in einem Geschaumlft aufhalten duumlrfen)

103 Oumlffentlicher Gesundheitsdienst und weitere Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur

1031 Oumlffentlicher Gesundheitsdienst (OumlGD) Der OumlGD leistet unverzichtbare Arbeit unter ande-rem bei der Bekaumlmpfung der Pandemie Im OumlGD sind ca 17000 Personen taumltig In Deutschland gibt es rund 400 lokale Gesundheitsaumlmter Waumlhrend bei-spielsweise die in COVID-19-Abstrichstellen Taumltigen der Gesundheitsaumlmter einem hohen Expositions-risiko fuumlr SARS-CoV-2 ausgesetzt sind haben Aumlrzte Zahnaumlrzte und medizinisches Fachassistenzperso-nal die in Gesundheitsaumlmtern Untersuchungen und Behandlungen sowie Praumlvention einschlieszliglich Impfungen durchfuumlhren ein vergleichbares Exposi-tionsrisiko wie HausaumlrztInnen Medizinisches Per-sonal der Gesundheitsaumlmter ist besonders auch in den Wohnungen der zu versorgenden Menschen taumltig vor allem in sozialen Schwerpunktbereichen Das betrifft zum Beispiel den Kinderschutz und Kriseninterventionen in der Psychiatrie

Daruumlber hinaus nimmt der OumlGD eine Vielzahl von Aufgaben zur Aufrechterhaltung des oumlffentlichen Lebens wahr Beispielhaft ist auf die Uumlberwachung von Krankenhaumlusern und Arztpraxen Kindertages-staumltten Schulen und Pflegeeinrichtungen hinzu-weisen aber auch auf die Sicherstellung der Trink-wasserqualitaumlt den umweltbezogenen Gesund-heitsschutz und auf vielfaumlltige Beratungsangebote fuumlr in verschiedener Hinsicht beduumlrftige Menschen

48Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Die Aufgaben des Infektionsschutzes sind ein um-schriebener Teilbereich des Profils eines jeden Gesundheitsamtes Die Meldung von COVID-19- Faumlllen erfolgt an die Gesundheitsaumlmter die dann die entsprechenden Nachforschungen einleiten und Maszlignahmen ergreifen Die Komplettierung und Uumlbermittlung der Daten zu den Faumlllen die Nachver-folgung und das Management von Kontaktperso-nen die Inspektion von Einrichtungen deren Bera-tung und die Uumlberpruumlfung der Hygieneplaumlne der-selben sind nur einige der Aufgaben der Gesund-heitsaumlmter denen waumlhrend der Pandemie besondere Bedeutung zukommt Der stark gestiege-ne Umfang der Aufgaben waumlhrend der Pandemie hat zu einem Personalengpass gefuumlhrt der gegen-waumlrtig auch durch Rekrutierung fachfernen Perso-nals nur teilweise kompensiert werden kann und die Nachverfolgung von COVID-19-Faumlllen ein-schraumlnkt

1032 Berufsgruppen der kritischen InfrastrukturDiverse Gruppen koumlnnen nach dem Bundesamt fuumlr Bevoumllkerungsschutz und Katastrophenhilfe zur kritischen Infrastruktur gerechnet werden204 Im Folgenden wird exemplarisch auf 3 Berufsgruppen eingegangen

Polizei In Deutschland sind ca 334000 Menschen bei der Polizei taumltig205 Fuumlr die Aufrechterhaltung der oumlffentlichen Ordnung hat die Polizei eine zentrale Rolle Das Expositionsrisiko gegenuumlber SARS-CoV-2 ist je nach Taumltigkeit und Einsatzgebiet sehr variabel Direkter Personenkontakt ist zur Erfuumlllung der Auf-gaben teilweise unvermeidbar

Feuerwehr 33549 Personen sind in Deutschland bei der Berufs- und 997603 bei der Freiwilligen Feuer-wehr taumltig206 Die Einsatzkraumlfte koumlnnen auf verschie-denste Art in Kontakt mit Personen kommen bei denen der Verdacht einer SARS-CoV-2-Infektion be-steht oder die bereits erkrankt sind zum Beispiel im Rahmen von Erstversorgungen technischen Rettun-gen oder Amtshilfe fuumlr Gesundheitsbehoumlrden

Persoumlnliche Schutzkleidung kann das Infektionsrisi-ko deutlich senken sofern sie korrekt getragen wird

OumlPNV Der Verband Deutscher Verkehrsunterneh-men e V (VDV) hat in einer Presserklaumlrung am

29102020 mitgeteilt dass laut einer aktuellen Um-frage unter MitarbeiterInnen im Oumlffentlichen Per-sonennahverkehr nur eine sehr geringe Zahl an SARS-CoV-2-Infektionen aufgetreten ist207 Bei den fast 80000 Beschaumlftigten sind seit Beginn der Pan-demie 233 bestaumltigte SARS-CoV-2-Infektionen regis-triert worden Der Anteil ist mit 029 etwa halb so hoch wie der Wert fuumlr die Gesamtbevoumllkerung zu diesem Zeitpunkt (054 Stand 27102020) Dies bestaumltigt nationale und internationale Untersuchun-gen die feststellen dass die Ansteckungsgefahr fuumlr Beschaumlftigte im OumlPNV gering ist und die Infektions-schutzmaszlignahmen wie Maskenpflicht Schutzwaumln-de und regelmaumlszligiges Luumlften wirksam sind

104 Personengruppen die aufgrund ihrer Wohn- Lebens- undoder Arbeitsverhaumlltnisse besonders gefaumlhrdet sind1041 BewohnerInnen von Alten- und Pflegeheimen und ambulant betreute PflegebeduumlrftigeVor allem aumlltere und pflegebeduumlrftige Menschen sind bei einer Infektion mit dem SARS-CoV2-Virus von schweren Krankheitsverlaumlufen und einer hohen Mortalitaumlt betroffen Nach Analysen der London School of Economics gehen etwa die Haumllfte (46 ) der COVID-19-Todesfaumllle in Europa auf Verstorbene in Pflegeheimen zuruumlck208 Laut der Pflegestatistik des Statistischen Bundesamtes waren in Deutsch-land Ende 2017 341 Mio Menschen pflegebeduumlrftig Etwa 259 Mio (76 ) aller Pflegebeduumlrftigen wur-den zu Hause versorgt davon wurden 68 durch Angehoumlrige gepflegt und 32 durch ambulante Pflegedienste Ambulante Pflegedienstmitarbei-terInnen betreuen gleichzeitig im Schnitt 59 Pflege-beduumlrftige Im Dezember 2017 waren 81 der Pfle-gebeduumlrftigen ge 65 Jahre alt 35 waren ge 85 Jahre alt Die Mehrheit (63 ) der Pflegebeduumlrftigen war weiblich Mit zunehmendem Alter steigt die Wahr-scheinlichkeit pflegebeduumlrftig zu sein von 6 bei den 70- bis 74-Jaumlhrigen auf 71 bei den gt 90-Jaumlhri-gen Es werden in Deutschland 082 Mio Pflege-beduumlrftige (24 ) in Pflegeheimen vollstationaumlr betreut Pro Pflegeheim werden im Durchschnitt 64 Pflegebeduumlrftige betreut

Verschiedene Gruumlnde sind fuumlr die Ausbreitung von SARS-CoV-2-Infektionen in Alten- und Pflegeein-richtungen verantwortlich Obwohl inzwischen aus-reichend persoumlnliche Schutzausruumlstung fuumlr Bewoh-

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nerInnen und Beschaumlftigte verfuumlgbar ist sind Be-wohnerInnen ungeuumlbt in der Verwendung oder koumlnnen aufgrund einer haumlufig begleitenden De-menz die empfohlenen Infektionsschutzmaszlignah-men nur ungenuumlgend befolgen Um das Infektions-risiko weiter zu senken haben viele Pflegeinstitu-tionen neben den internen Kontaktbeschraumlnkungen auch die Zugangsmoumlglichkeiten fuumlr BesucherInnen eingeschraumlnkt Allerdings zeigt sich dass die Isola-tion fuumlr die BewohnerInnen schaumldlich ist und die Sterblichkeit erhoumlht209

Aufgrund eingeschraumlnkter Testkapazitaumlten war es bisher nicht moumlglich Angestellte oder Besucher-Innen engmaschig zu testen und es ist kaum ver-meidbar dass symptomlose oder symptomarme Be-schaumlftigte unbemerkt den Erreger in die Einrich-tung eintragen Sobald SARS-CoV-2 in eine Einrich-tung eingedrungen ist ist die weitere Ausbreitung schwer zu kontrollieren und eine Unterbrechung der Infek tionsketten kaum zu erreichen Dies hat zur Folge dass in relativ kurzer Zeit zum Teil groszlige Ausbruumlche mit einem hohen Anteil an Schwerst-kranken entstehen

BewohnerInnen von Alten- und Pflegeheimen ha-ben daher gegenuumlber Personen desselben Alters die nicht in einer Einrichtung leben ein deutlich erhoumlh-tes Risiko sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren und aufgrund ihres hohen Alters ein houmlheres Risiko fuumlr einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf Eine kanadische Studie untersuchte in Ontario das Risi-ko an COVID-19 zu sterben bei BewohnerInnen im Alter gt 69 Jahren in Alten- und Pflegeheimen im Vergleich zu Personen desselben Alters die nicht institutionell versorgt wurden210 Das Risiko an COVID-19 zu versterben war um das 131-fache (95 KI 99 ndash 173) erhoumlht bei BewohnerInnen in Pflege-einrichtungen im Vergleich zu Personen desselben Alters die nicht in Pflegeeinrichtungen lebten

Vergleicht man die Groumlszlige der nach IfSG uumlbermittel-ten COVID-19-Ausbruumlche in Deutschland stellt man fest dass Ausbruumlche in Alten- und Pflegehei-men sowie in Seniorentagesstaumltten neben Ausbruuml-chen in Fluumlchtlings- und Asylbewerberheimen am groumlszligten sind Die durchschnittliche Anzahl an Faumlllen bei Ausbruumlchen in Alters- und Pflegeheimen betraumlgt nach einer Auswertung des RKI zu

COVID-19-Ausbruumlchen in Deutschland 188 Faumllle Der Anteil der PatientInnen bei Ausbruumlchen in Alten- und Pflegeheimen die aufgrund der COVID-19- Erkrankung hospitalisiert werden be-traumlgt (bezogen auf alle Faumllle unabhaumlngig von der Vollstaumlndigkeit der Angaben zur Hospitalisierung) 18 und der Anteil der Pflegebeduumlrftigen die ver-sterben betraumlgt 19 124

Das Institut fuumlr Public Health und Pflegeforschung (IPP) und das SOCIUM Forschungszentrum fuumlr Ungleichheit und Sozialpolitik der Universitaumlt Bre-men haben im Fruumlhjahr 2020 eine deutschland-weite Befragung in einer Stichprobe von Einrich-tungen der (teil)stationaumlren und ambulanten Lang-zeitpflege zur Situation der Langzeitpflege in Deutschland waumlhrend der COVID-19-Pandemie durchgefuumlhrt197 In Bezug auf zentrale Struktur-merkmale entspricht die Auswahl der bundesweiten Verteilung Auf Basis der durchgefuumlhrten Hoch-rechnungen wird der Anteil der Pflegebeduumlrftigen die an COVID-19 verstorben sind an allen bundes-weiten COVID-19-Todesfaumlllen auf mehr als 60 ge-schaumltzt Dabei entfallen 49 auf BewohnerInnen von Pflegeheimen und 12 auf Versorgte in der am-bulanten Pflege Bemerkenswert ist dass ihr Anteil an allen infizierten Personen insgesamt nur 85 (7 plus 15 ) ausmacht Fast jedes fuumlnfte Pflege-heim und jeder zehnte ambulante Pflegedienst sind daruumlber hinaus von Erkrankungsfaumlllen bei Mitarbei-tenden betroffen

1042 Personen mit einer Demenz oder anderen kognitiven Stoumlrungen und Taumltige in Einrichtungen in denen diese Personen betreut werdenIn Deutschland leben laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e V ca 16 Mio Menschen mit De-menz211 und laut dem Statistischen Bundesamt ca 17 Mio Menschen mit geistiger oder seelischer Be-hinderung oder zerebralen Stoumlrungen212 Viele Pati-entInnen mit Demenz und anderen kognitiven Stouml-rungen leiden an Beeintraumlchtigungen des Gedaumlcht-nisses der Sprache des Urteilsvermoumlgens an Dis-tanzlosigkeit und mangelnder Affektkontrolle die es fuumlr sie schwer bzw unmoumlglich machen die In-fektionsschutzmaszlignahmen wie Kontaktbeschraumln-kungen Abstandhalten regelmaumlszligige Haumlndehygie-ne und die Benutzung von Masken zu verstehen und einzuhalten Sie haben dadurch ein erhoumlhtes

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SARS-CoV-2- Infektionsrisiko Hinzu kommt ein er-houmlhtes Expositionsrisiko wenn diese Personen in Institutionen wie Pflegeheimen heilpaumldagogi-schen Einrichtungen oder Wohngruppen unterge-bracht sind oder in Werkstaumltten oder Schulen fuumlr behinderte Menschen Zeit verbringen In diesen In-stitutionen der gemeinschaftlichen Unterbringung bzw des gemeinsamen Aufenthaltes und anderen Angeboten der Eingliederungshilfe ist das Aus-bruchsrisiko deutlich erhoumlht Das erhoumlhte Infek-tionsrisiko betrifft sowohl BewohnerInnen als auch Personen die in diesen Einrichtungen in engem Kontakt zu den BewohnerInnen taumltig sind (z B ErzieherInnen SozialpaumldagogInnen Ergothera-peutInnen PhysiotherapeutInnen betreuende Aumlrzt-Innen)

Laut einer US-amerikanischen Studie haben Men-schen mit geistiger Behinderung die in Einrichtun-gen leben ein deutlich erhoumlhtes Risiko an COVID-19 zu erkranken (7841 Faumllle100000 Einw unter Men-schen mit geistiger Behinderung versus 1910 Faumllle 100000 Einw bei Menschen ohne geistige Behinde-rung) und zu versterben (1175100000 Einw versus 151100000 Einw)213 Eine prospektive Bevoumllke-rungsstudie in Groszligbritannien wertete die Daten von 389620 ProbandInnen aus Betrachtet wurde der Zeitraum von Maumlrz bis Mai 2020 eine Zeitspan-ne in der eine COVID-19-Diagnose in Groszligbritanni-en in der Regel ausschlieszliglich bei hospitalisierten schwer erkrankten PatientInnen erfolgte Als signi-fikante Risikofaktoren fuumlr die Hospitalisierung auf-grund von COVID-19 wurden Erkrankungen wie die Alzheimerkrankheit (OR 229 95 KI 125 ndash 416) andere Demenzformen (OR 216 95 KI 136 ndash 342) und weitere kognitive Stoumlrungen (OR 190 95 KI 124 ndash 290) identifiziert214 Weitere Studien belegen dass die Diagnose einer Demenz insbesondere bei weit fortgeschrittener Erkrankung und unabhaumlngig vom Alter ein prognostisch unguumlnstiger Risikofaktor fuumlr die Mortalitaumlt von COVID-19-PatientInnen ist215 ndash 217 Bestaumltigt werden diese Ergebnisse durch die Untersuchungen von Kuo et al die zeigten dass der Genotyp ApoE e4 ein bekannter Risikofaktor fuumlr De-menz und Alzheimerkrankheit ebenfalls mit dem erhoumlhten Risiko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkran-kung assoziiert ist218

1043 BewohnerInnen und Taumltige in Erstaufnahme-einrichtungen und Gemeinschaftsunterkuumlnften fuumlr AsylsuchendeDie engen Lebensverhaumlltnisse in Erstaufnahmeein-richtungen und Gemeinschaftsunterkuumlnften fuumlr Asylsuchende fuumlhrten zu vielen Ausbruumlchen mit ei-ner hohen Zahl infizierter Personen219 Die durch-schnittliche Anzahl an Faumlllen bei Ausbruumlchen in sol-chen Unterkuumlnften betraumlgt nach einer Auswertung des RKI zu COVID-19-Ausbruumlchen in Deutschland 208 Faumllle124 In Folge dieser Ausbruumlche werden zum Teil sehr drastische Maszlignahmen wie Massenqua-rantaumlne und polizeiliche Bewachung von Gebaumluden ergriffen Durch derlei Maszlignahmen besteht eine erhebliche Gefahr der Re-Traumatisierung dieser ohnehin vulnerablen Population Asylsuchende ha-ben aufgrund von sprachlichen Barrieren oftmals einen schlechteren Zugang zu medizinischer Ver-sorgung als die Allgemeinbevoumllkerung Dies kann dazu beitragen dass Grunderkrankungen in dieser Bevoumllkerungsgruppe unerkannt bleiben Derzeit leben in Deutschland etwa 200000 Personen in Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschafts-unterkuumlnften fuumlr Asylsuchende220

1044 BewohnerInnen und Taumltige in ObdachlosenunterkuumlnftenDie Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosen-hilfe e V gibt in ihrer aktuellsten Schaumltzung (2018) eine Gesamtzahl von etwa 237000 wohnungslosen Menschen in Deutschland an42 Obdachlosigkeit ist mit einem schlechteren Gesundheitszustand und einem erhoumlhten Risiko fuumlr Infektionen assoziiert221 Grund dafuumlr sind sowohl die gesundheitsschaumld-lichen Lebensbedingungen auf der Straszlige als auch ein haumlufig eingeschraumlnkter Zugang zur medizini-schen (Regel-)Versorgung (durch u a fehlenden oder unklarer Versicherungsstatus Scham Vertrau-ensdefizite Diskriminierung zu groszlige Entfernun-gen koumlrperliche oder psychische Beeintraumlchtigung sowie Sprachbarrieren222223) Die Lebensbedingun-gen auf der Straszlige erschweren zudem das Einhalten der Abstands- und Hygieneregeln und den Zugang zu Informationen Viele obdachlose Menschen sind sehr mobil haben einen eingeschraumlnkten Zugang zu Testangeboten und uumlbernachten in Not- oder Ge-meinschaftsunterkuumlnften in denen das Ausbruch-spotenzial hoch ist224 Aus den USA gibt es zahlrei-che Berichte uumlber Ausbruumlche in diesen Unterkuumlnf-

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ten225 ndash 227 bei denen sowohl BewohnerInnen als auch Personal mit teilweise sehr hohen Erkran-kungsraten (bis 36 )225 betroffen waren All dies macht obdachlose Menschen zu einer fuumlr eine COVID-19- Infektion vulnerablen Population fuumlr die Screening Quarantaumlne Isolierung und Behand-lung eine Heraus forderung darstellen228

1045 Personen mit prekaumlren Arbeits- und LebensbedingungenUumlbertragungen von COVID-19 werden an Arbeits-plaumltzen vermehrt beobachtet an denen viele Perso-nen gemeinsam in unzureichend mit Frischluft ver-sorgten Raumlumen arbeiten in denen Abstand halten schwierig oder unmoumlglich ist undoder Schutzklei-dung nicht oder nicht korrekt getragen wird z B in der fleischverarbeitenden Industrie in Verteil-zentren von Paketdiensten

Besonders gut beschrieben sind sowohl fuumlr Deutsch-land229 als auch international230 ndash 232 COVID-19- Ausbruumlche unter Beschaumlftigten in der fleischverar-beitenden Industrie In diesen Ausbruumlchen traten zum Teil sehr viele Faumllle auf223 In einzelnen Betriebs teilen vor allem in Zerlegebetrieben wur-den aus einem groszligen Ausbruch in Deutschland In-fektionspraumlvalenzen von gt 60 berichtet (persoumlnli-che Kommunikation C Frank RKI 29102020)

Wenig Platz zwischen den Arbeitsplaumltzen lange Verweildauern an derselben Position koumlrperliche Arbeit und mangelhafter oder fehlender Luftaus-tausch werden als Hauptfaktoren fuumlr die vielen Uumlbertragungen genannt229232233 Kuumlhle Temperatu-ren scheinen ebenfalls die Transmission von SARS-CoV-2 zu beguumlnstigen234235

Zu den Bedingungen am Arbeitsplatz kommt hinzu dass in diesen Niedriglohn-Bereichen oftmals Men-schen arbeiten die Vertraumlge mit kurzen Laufzeiten und unzureichender sozialer Absicherung haben was dazu fuumlhrt dass sie sich ggf seltener krankmel-den und stattdessen mit Infektionssymptomen wei-terarbeiten Auszligerdem leben sie oftmals in beengten Wohnverhaumlltnissen und Gemeinschaftsunterkuumlnf-ten und reisen teilweise aus dem Ausland zum Ar-beitsplatz uumlber Stunden in engen Fahrgemeinschaf-ten an Dies betrifft zusaumltzlich zu den bereits ge-nannten Gruppen auch saisonale ErntehelferInnen

Die Wohn- und Transportbedingungen koumlnnen zu einem erhoumlhten Risiko fuumlr Uumlbertragungen von SARS-CoV-2 in diesen Settings beitragen233

11 EthikGrundsaumltzlich ist ein allgemeiner gleichberechtig-ter Zugang zur Impfung fuumlr alle anzustreben Auf-grund von anfaumlnglicher Knappheit des Impfstoffes ist jedoch eine Priorisierung bestimmter Gruppen notwendig die vorrangig geimpft werden Die Pri-orisierungsstrategie verfolgt das uumlbergreifende ethische Ziel moumlglichst viel gesundheitlichen und gesellschaftlichen Schaden durch die COVID-19- Pandemie zu verhindern Zudem sind die Prinzipi-en der Selbstbestimmung Gerechtigkeit Solidari-taumlt und Dringlichkeit zu beruumlcksichtigen1 Es darf also keine ungerechtfertigte Diskriminierung in der Prio risierung in der Posteriorisierung oder beim Zugang zur Impfung geben Aus diesen ethi-schen Grundprinzipien sowie aus der aktuellen Evi-denz leiten sich die vier o g Impfziele ab (siehe Ka-pitel 9) Die Priorisierung der Gruppen innerhalb des jeweiligen Impfziels orientiert sich ebenfalls an denselben Zielen sowie an evidenzbasierten Krite-rien Insgesamt ist es auch aus ethischer Sicht wichtig zu betonen dass der Vorschlag fuumlr die Pri-orisierung dynamisch verstanden und auf der Grundlage der jeweiligen Evidenz gegebenenfalls immer wieder angepasst werden muss Des Weite-ren beruumlcksichtigt die Impfempfehlung ethische Anforderungen an einen fairen Entscheidungspro-zess Demnach muss das Verfahren der Impfprio-risierung transparent konsistent und nachvollzieh-bar begruumlndet sein Zudem muss es Moumlglichkeiten des Feedbacks und der Revision geben Erhebun-gen und oumlffentliche Kommunikation von Impfquo-ten und unerwuumlnschten Nebenwirkungen sind zu begruumlszligen da sie helfen die ethischen Ziele zu er-reichen

Dies gilt grundsaumltzlich auch global Die STIKO erar-beitet jedoch Empfehlungen fuumlr Deutschland und klam-mert daher die globale Verteilung an dieser Stelle aus

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12 Mathematische Modellierung

121 Hintergrund zur ModellierungUm die Effekte einer Impfung auf Bevoumllkerungs-ebene darzustellen wurde ein Modell-basierter Ansatz gewaumlhlt Diese Vorgehensweise erlaubt die Verwendung von Evidenz aus verschiedenen Quellen und die Abschaumltzung der Effekte verschiedener po-tenzieller Strategien Fuumlr Infektionskrankheiten bil-det dabei die Modellart der dynamischen Transmis-sionsmodelle den Goldstandard da hier das Trans-missionsgeschehen explizit abgebildet wird und so auch indirekte Effekte durch Impfungen abgebildet werden koumlnnen Aufgrund der Datenanforderungen solcher Modelle hinsichtlich der relevanten Parame-ter fuumlr die Transmission (z B Kontaktverhalten Mas-kentragen Kontaktnachverfolgung) steht ein solches Modell noch nicht zur Verfuumlgung Vielmehr werden nachfolgend Berechnungen anhand eines Markov Modells fuumlr einen Impfzeitraum von 12 Wochen vor-gestellt die sich auf die direkten Effekte d h die Ef-fekte fuumlr den Impfling allein beschraumlnken

122 MethodikDas Markov Modell teilt die Bevoumllkerung in ver-schiedene Gesundheitszustaumlnde ein und berechnet fuumlr Zykluslaumlngen von einer Woche fuumlr die maximale Dauer von 12 Wochen den Anteil der Bevoumllkerung der sich in den jeweiligen Zustaumlnden befindet In Abbildung 10 wird das Modell schematisch darge-stellt Dabei wird jeder Zustand nach Alter und nach COVID-19-Erkrankungsanamnese unterteilt

Fuumlr die Berechnungen wurde eine Vielzahl an ver-schiedenen Daten zusammengefuumlhrt Zunaumlchst wurden die aktuellen Bevoumllkerungszahlen des statis-tischen Bundesamtes aus der Bevoumllkerungs-vorausberechnung236 und der Bevoumllkerungsfort-schreibung genutzt237 Dabei wurde primaumlr auf die Zahlen der Bevoumllkerungsfortschreibung zum Stich-tag 31122019 zuruumlckgegriffen wobei die aggregierte Altersgruppe der uumlber 85-Jaumlhrigen anhand der An-zahl der Personen in den Einzeljahren zwischen 85 und 99 Jahren aus der Bevoumllkerungsfortschreibung aufgeteilt wurde Personen von 100 Jahren und aumllter wurden in den Berechnungen nicht beruumlcksichtigt

Fuumlr jedes Altersjahr wurde aus den Meldedaten nach IfSG zu COVID-19 die altersspezifische wouml-

chentliche Inzidenz sowie das absolute Risiko fuumlr eine Hospitalisierung und fuumlr Tod berechnet Diese Berechnungen beziehen sich fuumlr die Inzidenz auf den Zeitraum seit Meldewoche 40 und fuumlr die Hos-pitalisierungs- und Mortalitaumltsrate auf den Zeit-raum zwischen Meldewoche 11 und 43 Hospitalisie-rungs- und Sterberate wurden fuumlr Personen berech-net fuumlr die in den Meldedaten keine Vorerkrankung kodiert wurde Die Beschraumlnkung des Zeitraums er-folgte bei der Inzidenz um das aktuelle Infektions-geschehen in den Berechnungen abzubilden Bei Hospitalisierung und Mortalitaumlt erfolgte dies um zum einen die ersten Wochen der Pandemie auszu-schlieszligen in denen Personen zur Quarantaumlne in ein Krankenhaus eingewiesen wurden Zum ande-ren erfolgte eine Beschraumlnkung auf Woche 43 um die Vollstaumlndigkeit der Daten aufgrund noch zu er-folgender Nachmeldung zu gewaumlhrleisten Fuumlr das Infektionsgeschehen wurde zusaumltzlich eine alters-unspezifische Inzidenz von 150 Faumlllen je 100000 Einwohnern beruumlcksichtigt

Die Bevoumllkerung wurde zusaumltzlich anhand von Vorerkrankungen stratifiziert Als Datenquellen die-nen hierfuumlr die Gesundheitssurveys des RKI bdquoStudie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschlandldquo (DEGS)238 und bdquoGesundheit in Deutschland aktuellldquo (GEDA)239 Beide Datensaumltze wurden kombiniert und umfassen 32167 Personen Fuumlr jede Person wurde das Vorliegen von einer der in Tabelle 18 auf-gelisteten Vorerkrankungen kodiert und anschlie-szligend wurde die Praumlvalenz von jeder der Kombina-tionen der Vorerkrankungen je Altersjahr berech-net In Kombination mit den Bevoumllkerungszahlen des Statistischen Bundesamts ergibt sich folglich je Alter zwischen 0 und 99 Jahren die Anzahl an Per-sonen die keine Vorerkrankung bzw eine der moumlg-lichen Kombinationen an Vorerkrankungen auf-weist

Abbildung 11 zeigt dass mit dem Alter der Anteil an Personen mit Vorerkrankungen und die Anzahl der Vorerkrankungen pro Person deutlich ansteigen Die Darstellung zeigt dass ein sehr groszliger Anteil der Per-sonen ge 65 Jahre mindestens eine Vorerkrankung hat Die Beruumlcksichtigung von Vorerkrankungen spielt bei Aumllteren jedoch eine untergeordnete Rolle da die Impfindikation durch das Risiko bdquoAlterldquo schon gegeben ist Die Altersindikation ab dem Alter von

53Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

60 Jahren uumlberwiegt das Risiko von Vorerkrankun-gen deutlich Bei Menschen lt 60 Jahren ist eine Vorerkrankung deutlich weniger haumlufig Menschen dieser Altersgruppe haben bei COVID-19- Erkran kung ein durchschnittliches Sterberisiko von 03 Die meisten identifizierten Risikofaktoren erhoumlhen die-ses Risiko um einen Faktor le 15 Das heiszligt dass de-ren Sterberisiko bei COVID-19 auf bis zu 045 an-steigt Dies ist deutlich niedriger als das Sterberisiko von ge 60-Jaumlhrigen (siehe Tab 16) Dies ist der Grund fuumlr die niedrige Einstufung von Risikofaktoren bei Juumlngeren im Rahmen der Priorisierung

Das erhoumlhte Risiko fuumlr Hospitalisierung und Morta-litaumlt fuumlr Personen mit Vorerkrankung wurde uumlber die in Kapitel 1012 dargestellten Ergebnisse in die Berechnungen eingebunden Dafuumlr wurden zu-naumlchst Hazard Ratios (HR)240 und Odds Ratios (OR)241 in Relative Risiken (RR) umgerechnet und anschlieszligend das absolute Risiko fuumlr Personen ohne Vorerkrankungen mit den RRs multipliziert Fuumlr die Umrechnungen von HRs und ORs in RRs

wurden die altersspezifischen absoluten Risiken von Personen ohne Vorerkrankungen als baseline risk genutzt Bei Personen mit mehr als einer Vorer-krankung wurde das jeweilige Maximum der RRs fuumlr Hospitalisierung und Mortalitaumlt genutzt Neben den hieraus berechenbaren Outcomes von

Gesund Geimpft

Asymptomatisch

Symptomatisch(COVID-19)

Hospitalisierung Tod

Genesen

Abb 10 | Schematische Darstellung des Markov Modells zur Berechnung der direkten Impfeffekte auf Bevoumllkerungsebene

Impfserien

Impfserien(kein Check fuumlr pos PCR-Test)

7-TageInzidenz

1 ndash (1 ndash α) (1 ndash VECOVID)α

7-TageInzidenz

(1 ndash α) (1 ndash VECOVID)(1 ndash α)

κ ω

Asthma

COPD

Krebserkrankungen

Diabetes mellitus

Arterielle Hypertonie

Zerebrovaskulaumlre Erkrankung oder Apoplex

Arterielle Hypertonie

Chronische Nierenerkrankungen

Chronische Lebererkrankungen

Adipositas

Myokardinfarkt

Koronare Herzkrankheit

Kardiovaskulaumlre Erkrankungen

Tab 18 | Beruumlcksichtigte Vorerkrankungen in der Modellierung

54Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Abb 11 | Anzahl der Personen nach Alter in Jahren der Bevoumllkerung in Deutschland in Kombination mit den Angaben zu Vorerkrankungen

0

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Keine Vorerkrankung 1 Vorerkrankung 2 Vorerkrankungen 3 und mehrVorerkrankungen Keine Daten

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Keine Vorerkrankung 1 Vorerkrankung 2 Vorerkrankungen 3 und mehr Vorerkrankungen Keine Daten

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COVID-19-Faumlllen Hospitalisierungen und Todesfaumll-len wurden auch verlorene Lebensjahre durch vor-zeitigen Tod durch COVID-19 berechnet Hierfuumlr wurde je nach Alter die fernere Lebenserwartung aus der Sterbetafel des Statistischen Bundesamtes236 fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2019 genutzt

Aus den vorangegangenen Zahlen wurde zunaumlchst die woumlchentliche Anzahl an COVID-19-Faumlllen Hos-pitalisierungen Todesfaumlllen und Anzahl an verlore-nen Lebensjahren fuumlr ein Szenario ohne Impfung berechnet Anschlieszligend wurde die Reduktion der jeweiligen Outcome-Parameter fuumlr eine Reihe von potenziellen Impfstrategien berechnet Die drei Impfstrategien umfassen dabei

Personen im Alter von ge 80 Jahren Personen im Alter von ge 60 Jahren Personen im Alter von ge 18 Jahren mit

Vorerkrankungen

Die verfuumlgbaren Impfstoffdosen werden dabei aus-gehend von einem 2-Dosen Impfschema propor-tional zum Anteil eines Jahrgangs uumlber die Perso-nen in den Altersjahren bzw Vorerkrankungskate-gorien hinweg verteilt

Unabhaumlngig von Alter und Vorerkrankungsstatus wurde eine Wirksamkeit der Impfung von 90

gegen einen symptomatischen Verlauf (COVID-19) angenommen Hinsichtlich der Impfstoffverfuumlgbar-keit wurden 500000 Dosen je Woche angenom-men was unter Annahme eines 2-Dosen Impfsche-mas 250000 vollstaumlndigen Impfserien entspricht Weiterhin wurden zwei Varianten hinsichtlich einer der Impfung vorangegangenen PCR-bestaumltigten SARS-CoV-2-Infektion berechnet Da zumindest eine gewisse Schutzwirkung durch eine uumlberstan-dene SARS-CoV-2-Infektion anzunehmen ist koumlnn-ten Impfstoffdosen fuumlr bdquogeneseneldquo COVID-19- PatientInnen fuumlr noch nicht infizierte Personen ver-wendet werden Die Anzahl der bdquogenesenenldquo COVID-19-Faumllle wurde aus den Meldedaten entnom-men und es wurden ad-hoc Analysen der woumlchent-lichen Effekte berechnet

Im Basis-Szenario wurde von einer Impfstrategie ohne Beruumlcksichtigung einer vorangegangenen SARS-CoV-2-Infektion und einer altersunspezifi-schen woumlchentlichen Inzidenz von 150 Faumlllen 100000 Einw ausgegangen Variationen hinsicht-lich dieser Annahmen wurden in Sensitivitaumltsana-lysen beruumlcksichtigt Alle Szenarien werden gegen eine Berechnung ohne Impfung verglichen Bei einer allgemeinen Inzidenz von 150 SARS-CoV-2- Infektionen je 100000 Einwohnern sind ohne eine Impfung in 12 Wochen 1434100 COVID-19-Faumllle

55Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

192600 Hospitalisierungen 15600 Todesfaumllle und 156100 verlorene Lebensjahre zu erwarten Fuumlr eine Inzidenz die der Inzidenz zwischen KW 40 und KW 46 (877100000 Einwohner) entspricht wauml-ren 839300 COVID-19-Faumllle 88500 Hospitalisie-rungen 7100 Todesfaumllle und 64200 verlorene Le-bensjahre pro 12 Wochen zu erwarten

123 Ergebnisse der Modellierung

1231 Basis-Szenario In der Analyse des Basis-Szenarios (250000 voll-staumlndige Impfserien pro Woche Inzidenz 150 100000 pro Woche kein Ausschluss von PCR- bestaumltigten SARS-CoV-2-Infektionen (s Abb 12) ist bei allen drei Impfstrategien mit einer Verhinde-rung von ca 19600 symptomatischen Faumlllen uumlber 12 Wochen zu rechnen Bei den Hospitalisierungen ist mit ca 10500 die houmlchste Anzahl zu verhindern wenn Personen uumlber 80 Jahren die Impfung ange-boten wird Personen uumlber 60 Jahre zu impfen wuumlr-de zu einer erwartenden Reduktion von ca 6800 Hospitalisierungen fuumlhren und Personen mit Vorer-krankungen zu impfen zu einer Reduktion von ca 5100 Faumlllen Auch bei den verhinderten Todesfaumlllen und verlorenen Lebensjahren ist bei einer Impfung der Personen uumlber 80 Jahren mit den houmlchsten Re-

duktionen zu rechnen Diese Daten zeigen klar dass mit einer Priorisierung uumlber hohes Alter in Deutschland die maximale Reduktion bzgl Hospi-talisierung und Mortalitaumlt erreicht werden kann Dies gilt sogar bzgl der gewonnen Lebensjahre ob-wohl die noch zu erwartenden Lebensjahre bei aumllte-ren Menschen notwendigerweise deutlich geringer als bei juumlngeren sind

Um die absoluten Zahlen besser einordnen zu koumln-nen ist in Abbildung 13 die relative Reduktion der verschiedenen Endpunkte nach 12 Wochen abgebil-det Die ca 19600 verhinderten COVID-19-Faumllle entsprechen dabei nur ca 14 aller auftretenden Faumllle in diesem Zeitraum Hospitalisierungen wuumlr-den hingegen bei der Impfstrategie bdquoge 80 Jahreldquo um ca 55 zuruumlckgehen und der Anteil der Todesfaumllle waumlre um ca 123 geringer Bei den beiden anderen Impfstrategien ist fuumlr Hospitalisierungen Todesfaumll-le und verlorene Lebensjahre ein geringerer relati-ver Ruumlckgang zu erwarten

1232 SensitivitaumltsanalysenIn der ersten Sensitivitaumltsanalyse (s Abb 14) wurde die Impfung nur an Personen gegeben die keine vorangegangene PCR-bestaumltigte SARS-CoV-2- Infektion haben D h Personen die eine natuumlrliche

11840

7410

4590

Abb 12 | Kumulativer Impact von COVID-19-Impfstrategien bis 12 Wochen nach Impfstart (Basis-Szenario)

COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

20000

15000

10000

5000

0

Durch Impfung verhinderte Anzahl an hellip

19590 19690 19650

10550

6810

5080

1930790 480

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter Personen uumlber 18 Jahre mit VorerkrankungenImpfstrategie

56Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Abb 13 | Relativer Impact von COVID-19-Impfstrategien bis 12 Wochen nach Impfstart (Basis-Szenario)

Relativer Ruumlckgang durch Impfung an hellip

14

14 14

35

26

55 51

31

123

76

29

47

25

20

15

10

5

0

COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter Personen uumlber 18 Jahre mit VorerkrankungenImpfstrategie

Immunitaumlt aufgrund einer zuruumlckliegenden SARS-CoV-2-Infektion aufweisen erhalten keine Impfung Hierdurch sind mehr Impfstoffdosen fuumlr Personen verfuumlgbar die noch keine Infektion durch-gemacht haben Die verfuumlgbaren Impfstoffdosen werden also effizienter eingesetzt was sich auch in einer houmlheren Zahl verhinderter COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle und verlorener Le-bensjahre widerspiegelt Fuumlr die Impfstrategie bdquoge 80 Jahreldquo werden nun ca 350 COVID-19-Faumllle mehr verhindert Die Zahl der verhinderten Hospitalisie-rungen steigt auf 10730 Bei den Todesfaumlllen und den gewonnenen Lebensjahren sind nur geringe Zugewinne im Vergleich zum Basis-Szenario von ca 40 Todesfaumlllen und 210 Lebensjahren zu beob-achten

In einer zweiten Sensitivitaumltsanalyse wurde berech-net welchen Einfluss das Infektionsgeschehen auf die verhinderten COVID-19-Faumllle Hospitalisierun-gen Todesfaumllle und verlorenen Lebensjahre auf-weist Im Vergleich zur Basis-Szenario-Annahme einer uumlber das Alter gleichen Inzidenz findet sich in Abbildung 15 der Impact der verschiedenen Impfstrategien unter Beruumlcksichtigung der alters-spezifischen woumlchentlichen Inzidenz seit Melde-woche 40 Im Vergleich zum Basis-Szenario wird deutlich dass die Impfstrategie bdquoge 80 Jahreldquo mit 9670 Faumlllen nicht mehr die meisten COVID-19- Faumllle verhindert sondern die Impfstrategie bdquoPerso-

nen ge 18 Jahre mit Vorerkrankungenldquo mit 10560 Faumlllen Hinsichtlich der Hospitalisierungen Todes-faumllle und verlorenen Lebensjahre bleibt die Imp-fung von Personen uumlber 80 Jahre jedoch weiterhin die effizienteste Strategie

13 Impfstrategie und Priorisierung der zu impfenden BevoumllkerungsgruppenMittelfristig ist es das Ziel allen Menschen Zugang zu einer Impfung gegen COVID-19 anbieten zu koumlnnen Da zu Beginn jedoch nicht ausreichend Impfstoff fuumlr die Versorgung aller zur Verfuumlgung stehen wird und auch die logistischen Ressourcen fuumlr eine flaumlchendeckende Versorgung noch nicht ausreichen muss priorisiert und stufenweise vorge-gangen werden Es ist wichtig dass bei begrenzten Impfstoffressourcen die Impfstoffe so verteilt wer-den dass bestmoumlglich Schaumlden durch die COVID-19- Pandemie verhindert werden Um dies zu errei-chen sollen nach Einschaumltzung der STIKO und un-ter Beruumlcksichtigung des gemeinsam mit dem Deutschen Ethikrat und der Leopoldina erstellten Positionspapiers vordringlich Personen geimpft werden die entweder ein besonders hohes Risiko fuumlr einen schweren oder toumldlichen Verlauf von COVID-19 aufweisen ein besonders hohes arbeits-bedingtes Expositionsrisiko gegenuumlber SARS-CoV-2 haben oder aufgrund ihrer Taumltigkeit in haumlufigem Kontakt zu besonders durch COVID-19 gefaumlhrdeten

57Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Personen stehen mit einer hohen Gefahr der Erre-gertransmission

Die Matrix (s Tab 19) zeigt welchen Gruppen mit welcher Prioritaumlt eine Impfung angeboten werden soll und unter welches Impfziel die einzelnen Grup-

pen eingeordnet werden koumlnnen Einige Gruppen werden mehrfach genannt da ihre Impfung unter-schiedliche Impfziele verfolgt Zum Beispiel kann die Impfung von BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen zum einen schwere oder gar toumldliche Erkrankungsverlaumlufe verhindern (direk-

Abb 15 | Kumulativer Impact von COVID-19-Impfstrategien bis 12 Wochen nach Impfstart (Szenario Infektionsgeschehen)

Durch Impfung verhinderte Anzahl an hellip

20000

15000

10000

5000

0

COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

1860

4590

2910

7410

5720

11840

220480360790104019302230

5080

2680

6810

5100

1055010560

1965019690

7770

9670

19590

Allgemeine Inzidenz ndash 150 Faumllle je 100000 Einwohner

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter

Personen uumlber 18 Jahre mit Vorerkrankungen

Alter-spezifische Inzidenz ndash KW 40 bis KW 46

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter

Personen uumlber 18 Jahre mit Vorerkrankungen

Abb 14 | Impact von COVID-19 Impfstrategien (Szenario Ausschluss von Personen mit SARS-CoV-2-PCR-Nachweis in der Anamnese)

Durch Impfung verhinderte Anzahl an hellip

20000

15000

10000

5000

0

1205011840

19701930

1073010550

1994019590

COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

Unabhaumlngig von fruumlherem positiven PCR-Test ndash 80 Jahre und aumllter Keine Personen mit fruumlherem positiven PCR-Test ndash 80 Jahre und aumllter

58Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ter Effekt) und zum anderen das Risiko von Ausbruuml-chen in diesen Einrichtungen reduzieren (indirek-ter Effekt durch die erhoffte Reduktion der Trans-mission)

Bei der Priorisierung innerhalb der COVID-19-Impf empfehlung der STIKO koumlnnen nicht alle Krankheitsbilder oder Impfindikationen explizit ge-nannt werden Es obliegt daher den fuumlr die Priori-sierung in den Bundeslaumlndern Verantwortlichen in Einzelfaumlllen Personen die nicht ausdruumlcklich im Stufenplan genannt sind angemessen zu priorisie-

ren Dies betrifft z B Personen mit seltenen schwe-ren Vorerkrankungen oder auch schweren Behinde-rungen fuumlr die bisher zwar keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz bzgl des Verlaufes einer COVID-19-Erkrankung vorliegt fuumlr die aber ein deutlich erhoumlhtes Risiko angenommen werden muss Dies trifft auch fuumlr Personen zu die zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr oder nicht mehr gleich wirksam geimpft werden koumlnnen (z B bei unmittelbar bevorstehender Chemotherapie) Dar-uumlber hinaus sind Einzelfallentscheidungen moumlg-lich wenn berufliche Taumltigkeiten bzw Lebensum-

Verhinderung schwerer COVID-19-Verlaumlufe (Hospitalisierung) und Todesfaumllle

Schutz von Personen mit besonders hohem arbeitsbeding-ten SARS-CoV-2-Expositionsrisiko (berufliche Indikation)

Verhinderung von Transmission sowie Schutz in Umgebungen mit hohem Anteil vulnerabler Personen und in solchen mit hohem Ausbruchspotenzial

Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen und des oumlffentlichen Lebens

BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen

Personal mit besonders hohem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen

Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Altenpflege

Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Altenpflege

Andere Taumltige in Senioren- und Altenpflegeheimen mit Kontakt zu den BewohnerInnen

Personal in medizinischen Einrich-tungen mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen

Personal in medizini-schen Einrichtungen und an Positionen die fuumlr die Aufrechterhaltung der Krankenhausinfrastruktur besonders relevant sind

Teilbereiche des OumlGD

Personen im Alter von ge 80 Jahren

Personal mit hohem Expositi-onsrisiko in medizinischen Einrichtungen

Taumltige in der ambulanten oder stationaumlren Versorgung von Personen mit Demenz oder geistiger Behinderung

Personen in Institutionen mit einer Demenz oder geistigen Behinderung~

LehrerInnen ErzieherInnen

Personen im Alter von ge 75 ndash 79 Jahren

Personen mit Down-Syndrom~

Personal mit moderatem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen

BewohnerInnen und Taumltige in Gemeinschaftsunterkuumlnften (z B fuumlr Kinder und Jugendliche Asylsuchende Obdachlose Frauenhaumluser)~

Enge Kontaktpersonen von Schwangeren~

Enge Kontaktpersonen bzw Pflegende von Personen mit einem erhoumlhten Risiko (z B Pflegebeduumlrftige)~

Personal in Schluumlssel-positionen der Landes- und Bundesregierungen

Beschaumlftigte im Einzelhandel

Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur

Personen im Alter von ge 70 ndash 74 Jahren

Personen mit Vorerkrankungen mit hohem Risiko

Personal mit niedrigem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen

Personen mit prekaumlren Arbeits- undoder Lebensbedingungen (z B Inhaftierte Saisonarbeiter Beschaumlftigte in der Fleisch verarbei-tenden Industrie oder Verteilzentren)

Personen im Alter von ge 65 ndash 69 Jahren

Personen mit Vorerkrankungen mit moderat erhoumlhtem Risiko und deren engste Kontakt-personen

LehrerInnen ErzieherInnen Beschaumlftigte im Einzelhandel Beschaumlftigte zur Aufrechterhal-tung der oumlffentlichen Sicherheit mit erhoumlhtem Expositionsrisiko (zB Polizei im Auszligendienst)

LehrerInnen ErzieherInnen

Personen im Alter von ge 60 ndash 64 Jahren

Personen im Alter von lt 60 Jahren~

Tab 19 | Matrix zur Priorisierung der Bevoumllkerungsgruppen fuumlr eine COVID-19-Impfung unter Beruumlcksichtigung der Impfziele

zur Einteilung des Personals in medizinischen Einrichtungen siehe Tabelle 15 (Kapitel 1021) ~ Ein off-label-Gebrauch fuumlr Kinder wird nicht empfohlen

59Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

staumlnde mit einem nachvollzieh baren unvermeid-bar sehr hohen Infektionsrisiko einhergehen Die-se Oumlffnungsklausel darf nicht missbraucht werden um ungerechtfertigterweise eine Impfung durch-zufuumlhren und somit staumlrker gefaumlhrdeten Personen die Impfung vorzuenthalten

Personen mit Vorerkrankungen wurden nach ihrem Mortalitaumltsrisiko unterschiedlichen Stufen zugeord-net Personen mit Down Syndrom wurden der Stufe 2 zugeordnet Die in Stufe 3 genannte Gruppe mit Vorerkrankungen mit hohem Mortalitaumltsrisiko umfasst Personen mit folgenden Vorerkrankungen Z n Organtransplantation aktive maligne haumlmato-logische Erkrankungen fortgeschrittene solide Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind sowie Tumorerkrankungen unter aktueller systemi-scher Therapie (ausgenommen ausschlieszliglich anti-hormonelle Monotherapie) interstitielle Lungener-krankungen psychiatrische Erkrankungen (bipolare Stoumlrung Schizophrenie und schwere Depression) Demenz Diabetes mellitus mit einem HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 COPD Adipositas (BMI gt 30 kgm2) chronische Lebererkrankungen inkl Leberzirrhose chronische Nierenerkrankungen (siehe auch Kapitel 1012 Personen mit Vorerkran-kungen)

Die in Stufe 4 genannte Gruppe mit Vorerkrankun-gen mit moderat erhoumlhtem Mortalitaumltsrisiko um-fasst Personen mit folgenden Vorerkrankungen Diabetes mellitus mit HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 ArrhythmieVorhofflimmern HIV-Infek-tion Koronare Herzkrankheit Herzinsuffizienz Auto immunerkrankungen Krebserkrankungen in behandlungsfreier Remission arterielle Hyperto-nie rheumatologische Erkrankungen Asthma bron chiale chronisch entzuumlndliche Darmerkran-kungen (CED) zerebrovaskulaumlre ErkrankungenApoplex und andere chronische neurologische Erkrankungen

Im Stufenplan fuumlr die Priorisierung der Impfindika-tionen (s Tab 20) sind die Gruppen nochmals mit ihrer Groumlszlige und nach Prioritaumlt angeordnet Zu wel-chem Zeitpunkt von einer Stufe zur naumlchsten ge-wechselt werden kann richtet sich nach der Verfuumlg-barkeit der Impfstoffe Es liegt in der Hoheit der

Bundeslaumlnder diese Entscheidung zu gegebener Zeit zu treffen

Auch wenn Maumlnner eine gegenuumlber gleichaltrigen Frauen etwas houmlhere Hospitalisierungs- und Morta-litaumltsrate haben hat die STIKO entschieden keine geschlechtsspezifische Impfempfehlung zu geben Die COVID-19-Impfstoffe werden im Kindesalter bis auf Weiteres nicht zugelassen sein weshalb die STIKO derzeit keine COVID-19-Impfempfehlung fuumlr Kinder gibt Es laufen aktuell mehrere klinische Phase 3-Studien mit unterschiedlichen Impfstoffen die auch Kinder einschlieszligen Die STIKO wird die Datenlage fortlaufend neu bewerten

14 Implementierung Routinemaumlszligig erfolgen Impfungen bisher uumlber etablierte dezentrale Strukturen So werden Impf-stoffe uumlber Groszlighaumlndler und Apotheken beschafft und verteilt Die eigentlichen Impfungen werden vorrangig durch die an der vertragsaumlrztlichen Ver-sorgung teilnehmenden AumlrztInnen (ca 50000 Pra-xen in ganz Deutschland) sowie durch Betriebsaumlrzt-Innen durchgefuumlhrt

Aufgrund der besonderen Pandemiesituation muumls-sen in einer ersten Phase COVID-19-Impfungen uumlber zentral organisierte Impfstellen (Impfzentren sowie mobile Impfteams) durchgefuumlhrt werden Dies liegt an den besonderen (Langzeit-)Lagerungs- und Transportbedingungen der Bereitstellung in Mehr-dosenbehaumlltnissen der Priorisierung von Zielgrup-pen bei anfaumlnglich begrenzt verfuumlgbaren Impfstoff-dosen der erwarteten Verfuumlgbarkeit unterschiedli-cher Impfstoffkandidaten der Notwendigkeit von er-houmlhten Steuerungsmoumlglichkeiten im Rahmen der Pandemiebewaumlltigung sowie der erfor derlichen Nachverfolgung der geimpften Personen Um unter diesen Rahmenbedingungen Impfungen kontrolliert und effizient durchfuumlhren zu koumlnnen werden ange-passte zentralisierte Strukturen benoumltigt Sobald es die Rahmenbedingungen erlauben und ausreichen-de Impfstoffmengen mit geeigneten Lagerungskon-ditionen zur Verfuumlgung stehen koumlnnen die Impfak-tivitaumlten in das Regelsystem uumlber gehen

Fuumlr die zentralisierte Organisation werden die Bun-deslaumlnder in ihrer Zustaumlndigkeit durch Unterstuumlt-zung der niedergelassenen Aumlrzteschaft zentrale

60Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Tab 20 | Stufenplan fuumlr die Impfindikationsgruppen zur Priorisierung der COVID-19-Impfung und Groumlszlige der Gruppen (Die Summen sind grobe Schaumltzungen zur Orientierung Zum einen gibt es Uumlberlappungen inner-halb der Prioritaumltengruppen zum anderen sind nicht fuumlr alle Gruppen Daten verfuumlgbar)

deg zur Einteilung des Personals in medizinischen Einrichtungen siehe Tabelle 15 (Kapitel 1021)

Quellen Destatis ~ Schaumltzung zumeist basierend auf Destatis-Daten (Teilgruppen von bei Destatis angegebenen Gesamt heiten oder nur Teilgruppen bei Destatis auffindbar) sect Deutsche Alzheimergesellschaft eV Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe eV amp Bundesverband der AumlrztInnen und Aumlrzte des oumlffentlichen Gesundheitsdienstes eV Verband Deutscher Verkehrsunternehmen eV $ Deutscher Feuerwehrverband Bundesverband der Kinder- und Jugendaumlrzte eV

Stufe Personengruppen N (Mio)

1 BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen 10 Personen im Alter von ge 80 Jahren 54 Personal mit besonders hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungendeg (zB Notaufnahmen medizinische Betreuung von COVID-19-PatientInnen)

10~

Personal in medizinischen Einrichtungen und andere Personen mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppendeg (z B in der Onkologie oder Transplantationsmedizin)

Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Altenpflege 12 Andere Taumltige in Senioren- und Altenpflegeheimen mit Kontakt zu den BewohnerInnen

Summe gt 86

2 Personen im Alter von ge 75 ndash 79 Jahren 41 Personal mit hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungendeg 10~

Personen in Institutionen mit einer Demenz oder geistigen Behinderung gt 16sect

Taumltige in der ambulanten oder stationaumlren Versorgung von Personen mit Demenz oder geistiger Behinderung

Personen mit Down-Syndrom (Trisomie21) 005

Summe gt 7

3 Personen im Alter von ge 70 ndash 74 Jahren 36 Personen mit Vorerkrankungen mit hohem Risiko (z B Zustand nach Organtransplantation aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen fortgeschrittene solide Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind sowie Tumorerkrankungen unter aktueller systemischer Therapie (ausgenommen ausschlieszliglich antihormonelle Mono-therapie) interstitielle Lungenerkrankungen psychiatrische Erkrankungen (bipolare Stoumlrung Schizophrenie und schwere Depression) Demenz Diabetes mellitus mit einem HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 COPD Adipositas (BMI gt 30 kgm2) chronische Lebererkrankungen inkl Leberzirrhose chronische Nierenerkrankungen)

BewohnerInnen (falls im Impfalter) und Taumltige in Gemeinschaftsunterkuumlnften (z B fuumlr Kinder und Jugendliche Asylsuchende Obdachlose Frauenhaumluser)

gt 05

Enge Kontaktpersonen von Schwangeren 076~

Enge Kontaktpersonen bzw Pflegende von Pers mit einem erhoumlhten Risiko (z B Pflegebeduumlrftige)

Personal in medizinischen Einrichtungen mit moderatem Expositionsrisikodeg und in Positionen die fuumlr die Aufrechterhaltung der Krankenhausinfrastruktur besonders relevant sind

08

Teilbereiche des OumlGD 0017amp

Summe gt 57

4 Personen im Alter von ge 65 ndash 69 Jahren 48 Personen mit Vorerkrankungen mit moderat erhoumlhtem Risiko (z B Diabetes mellitus mit HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 ArrhythmieVorhofflimmern HIV-Infektion Koronare Herzkrankheit Herzinsuffizienz Autoimmunerkran-kungen Krebserkrankungen in behandlungsfreier Remission arterielle Hypertonie rheumatologische Erkrankungen Asthma bronchiale chronisch entzuumlndliche Darmerkrankungen (CED) zerebrovaskulaumlre ErkrankungenApoplex und andere chronische neurologische Erkrankungen) und deren engste Kontaktpersonen

Personal mit niedrigem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungendeg 03~

LehrerInnen 08 ErzieherInnen gt 06 Personen mit prekaumlren Arbeits- undoder Lebensbedingungen (zB Inhaftierte Saisonarbeiter Beschaumlftigte in Verteilzentren oder der Fleisch verarbeitenden Industrie)

gt 04~

Summe gt 69

5 Personen im Alter von ge 60 ndash 64 Jahren 55 Personal in Schluumlsselpositionen der Landes- und Bundesregierungen

Beschaumlftigte im Einzelhandel 31 Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur 08 $

Summe gt 84

6 Alle uumlbrigen Personen im Alter von lt 60 Jahren 450

61Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Impfstellen einrichten und betreiben Die Vorberei-tung und Durchfuumlhrung kann dabei durch Hilfsor-ganisationen die Bundeswehr sowie Logistikunter-nehmen unterstuumltzt werden Der Bund wird ge-meinsam mit den Laumlndern Eckpunkte fuumlr einen Handlungsleitfaden zum Betrieb von zentralen Impfstellen erarbeiten

141 Alternative Maszlignahmen fuumlr das Erreichen des Impfziels im Vergleich zur Impfung sowie deren Effektivitaumlt und UmsetzbarkeitZu den wichtigsten Infektionsschutzmaszlignahmen um die Ausbreitung von SARS-CoV-2-Infektionen zu verhindern und sich selbst und andere vor der Infektion zu schuumltzen zaumlhlen die Reduktion der di-rekten zwischenmenschlichen Kontakte sowie die Beachtung der Abstands- und Hygieneregeln

Auch nachdem jetzt zwei COVID-19-Impfstoffe in Deutschland zugelassen sind und die verfuumlgbare Impfstoffmenge ansteigt kann es noch viele Monate dauern bevor ein nennenswerter Teil der Bevoumllke-rung oder zumindest der besonders vulne rablen Gruppen geimpft sein wird Wie lange der Schutz nach Impfung anhaumllt und wie ausgepraumlgt er sein wird ist derzeit nicht bekannt Daher ist es uner-laumlsslich dass die empfohlenen Infektionsschutz-maszlignahmen zunaumlchst weiterhin konsequent beach-tet und umgesetzt werden

Ein systematischer Review untersuchte die Wirk-samkeit des Abstandshaltens und das Tragen von Gesichtsmasken zum Schutz vor einer SARS-CoV-2- Infektion242 Es wurden 44 Vergleichsstudien mit 25697 PatientInnen in der Meta-Analyse beruumlck-sichtigt Auf Basis der gepoolten Daten kann man festhalten dass ein Abstand von mehr als 1 m und das Tragen von Masken das Infektionsrisiko signifi-kant reduzieren Die adjustierten OR fuumlr einen Ab-stand von ge 1 m im Vergleich zu einer kuumlrzeren Di-stanz betrugen 018 (95 KI 009 ndash 038) und fuumlr das Tragen einer Maske im Vergleich zu einer Expo-sition ohne Maske 015 (95 KI 007 ndash 034) FFP2- Masken oder vergleichbare Masken (aOR 004 95 KI 0004 ndash 030) haben eine bessere Wirksam-keit als Mund-Nase-Bedeckungen (aOR 033 95 KI 017 ndash 061)242 Die Wirksamkeit von Gesichtsmas-ken beschraumlnkt sich nicht auf Masken mit hoher Ae-rosolfilterleistung (z B FFP2) Auch chirurgischer

Mund-Nasen-Schutz und Mund-Nase-Bedeckungen sind wirksam wenngleich deren Partikelfilterleis-tung natuumlrlich geringer ist als von FFP2-Atem-schutzmasken242243 Wichtig fuumlr die Schutzwirkung ist der korrekte Gebrauch der Masken Eine rando-misierte Studie aus Daumlnemark untersuchte ob das Tragen einer Maske das Infektionsrisiko fuumlr eine SARS-CoV-2-Infektion in einer Situation reduziert in dem das Tragen primaumlr nicht empfohlen ist244 Die Studie schloss 3030 TeilnehmerInnen ein die eine Maske tragen sollten und 2994 Kon trollen die keine Maske tragen sollten Eine SARS-CoV-2-Infek-tion wurde bei 18 (n = 42) der TeilnehmerInnen mit Maskenempfehlung und bei 21 (n = 53) der Kontrollen beobachtet (OR = 082 95 KI 054 ndash 123 p = 033) Durch die Empfehlung Masken zu tragen konnte die Infektionsrate um nicht mehr als 50 gesenkt werden

Die Datenlage zur Effektivitaumlt der Infektionsschutz-maszlignahmen wurde vielfach kritisiert und es wur-den qualitativ hochwertige Studien dazu gefordert Insgesamt muss man jedoch festhalten dass es kei-ne alleinige Maszlignahme gibt die sicher vor der SARS-CoV-2-Infektion schuumltzt Fuumlr eine solide Risi-koreduktion sollten in Abhaumlngigkeit von der aktuel-len Epidemiologie und der SARS-CoV-2-Infektions-haumlufgkeit verschiedene Strategien beruumlcksichtigt und kombiniert werden Reduktion der Personen-kontakte und ihrer Dauer Einhaltung eines 15 m oder groumlszligeren Abstands Einhalten von Husten- Nies- und Haumlndehygiene Gebrauch von Alltags-Atemschutzmasken und regelmaumlszligiges Luumlften Zur Vermeidung des Uumlbertragungsrisikos ist zusaumltzlich wichtig dass infizierte Personen umgehend isoliert werden und dass deren Kontaktpersonen zeitnah identifiziert werden und in Quarantaumlne gehen

15 Impfakzeptanz in der Bevoumllkerung und der Aumlrzteschaft Bei der SARS-CoV-2-Impfung handelt es sich nicht nur um eine neue Impfempfehlung (fuumlr Deutsch-land und weltweit) sondern auch um einen neuar-tigen Erreger Der empfohlene Impfstoff wurde in Verfahren entwickelt die bei keinem der bisher zu-gelassenen Impfstoffe zum Einsatz kamen Ande-rerseits wird ein Impfstoff gegen SARS-CoV-2 auf-grund der hohen Infektionsgefahr und der Auswir-

62Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

kungen der bisherigen nicht-medizinischen Maszlig-nahmen u a auf Wirtschaft und soziales Leben dringend erwartet Insgesamt stellt dies eine beson-dere Situation dar die sich auf die Akzeptanz der neuen Impfung auswirken kann

In einer in Kooperation mit dem RKI durchgefuumlhr-ten fortlaufenden Querschnittstudie (httpcoro-na-monitorde) gaben zuletzt 49 der Befragten an sich (eher) gegen COVID-19 impfen zu lassen (Stand 15122020)245 Mitte April waren es noch 79 seitdem sank die Bereitschaft kontinuierlich ab und erreichte mit 48 am 08122020 ihren niedrigsten Wert Fuumlr die Impfbereitschaft ist insbe-sondere das Vertrauen in die Sicherheit und Effek-tivitaumlt der Impfung maszliggeblich (staumlrkster Praumldik-tor) Weitere wichtige Aspekte sind die Kosten- Nutzen-Abwaumlgung und das Verantwortungsgefuumlhl fuumlr die Gemeinschaft Personen die einer potenziel-len Impfung mehr vertrauen weniger Kosten- Nutzen abwaumlgen und nicht von der Impfung ande-rer profitieren wollen ohne sich selbst impfen zu lassen zeigen eine houmlhere Impfbereitschaft Auch aumlltere Personen und maumlnnliche Befragte geben eine houmlhere Impfbereitschaft an

In einer Erhebung war die Impfbereitschaft des me-dizinischen Personals geringer als die der Gesamt-bevoumllkerung im Vergleich mit anderen Bevoumllke-rungsgruppen wie Personen mit chronischen Er-krankungen oder Aumllteren faumlllt die Impfbereitschaft des medizinischen Personals am geringsten aus246 Auch in der neuesten Erhebung vom 15122020 liegt die Impfbereitschaft des medizinischen Perso-nals geringfuumlgig unter der der Allgemeinbevoumllke-rung Motivationshilfe koumlnnten hier die in diesen bzw fuumlr diese Einrichtungen taumltigen BetriebsaumlrztIn-nen leisten indem vor Ort Impfangebote gemacht werden und somit ein Besuch in einem externen Impfzentrum nicht mehr notwendig ist

Ab einer zu erwartenden Impfeffektivitaumlt von etwa 80 steigt die Impfbereitschaft deutlich an Dies zeigt ein Szenario in dem die Impfintention in Ab-haumlngigkeit der Impfnebenwirkungen des Pande-miegeschehens und der Impfeffektivitaumlt erfasst wurde In einem weiteren Szenario wurde die Akzeptanz verschiedener Impfstofftypen (Totimpf-stoff Lebendimpfstoff Vektorimpfstoff Genimpf-

stoff) verglichen Das Vertrauen in die verschiede-nen Impfstoffe ist unabhaumlngig vom Impfstofftyp fuumlr alle Impfstoffe moderat ausgepraumlgt die Impf-bereitschaft liegt auf einem mittleren Niveau und unterscheidet sich ebenfalls nicht zwischen den ver-schiedenen Impfstofftypen Fuumlr alle Impfstofftypen besteht ein hohes Informationsbeduumlrfnis Auch in der neuesten Erhebung vom 15122020 koumlnnen die meisten Teilnehmenden weder fuumlr BioN-Tech Pfizer noch fuumlr Moderna den korrekten Impfstoff-typ nennen Allerdings unterscheidet sich die Impf-bereitschaft nicht zwischen Personen mit und ohne Wissen zum jeweiligen Impfstofftyp

Die Haumllfte der Befragten sieht die Impfung vor al-lem als Praumlvention um die eigene Gesundheit zu schuumltzen 25 der Teilnehmenden sehen die Imp-fung als Intervention um die aktuellen Einschraumln-kungen beseitigen zu koumlnnen Das Impfmotiv Indi-vidualschutz geht mit einer houmlheren Impfbereit-schaft einher246

Angesichts der noch ungeklaumlrten Frage inwiefern eine Transmission trotz Impfung moumlglich ist und den weiterhin begrenzten Impfstoffmengen die Einschraumlnkungen auch zukuumlnftig noumltig machen ist eine verstaumlrkte Kommunikation des Individual-schutzes durch die Impfung ratsam Sobald Infor-mationen uumlber die langfristige Immunitaumlt der Imp-fung vorliegen kann die Aufklaumlrung uumlber den Ge-meinschaftsschutz als weitere Kommunikations-strategie angewendet werden247

Aufgrund der dynamischen Entwicklung der SARS-CoV-2-Pandemie sowie der damit verbundenen Impfstoffentwicklung ist eine kommunikative Be-gleitung in diesem Prozess in der Entscheidung zur Impfempfehlung durch die STIKO sowie in der Implementierung der Impfung zentral Eine ange-messene Information der Bevoumllkerung sollte insbe-sondere auf eine transparente Kommunikation des erwarteten Nutzens und der Risiken einer Impfung gegen COVID-19 abzielen um das Vertrauen der Be-voumllkerung in die Impfung zu erhalten und noch zu steigern

Das kritische Abwaumlgen von Fuumlr und Wider der Imp-fung ist hoch Dies deutet auf ein hohes Informati-onsbeduumlrfnis der Bevoumllkerung hin Personen die

63Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

sich gut informiert fuumlhlen geben zudem an sich auch eher impfen zu lassen Im weiteren Verlauf sollte deshalb unbedingt weiterhin auf eine regel-maumlszligige schnelle und transparente Aufklaumlrung ge-achtet werden die das Informationsbeduumlrfnis der Bevoumllkerung beruumlcksichtigt und flexibel auf neu aufkommende Fragen und Themen reagieren kann

16 Monitoring-Systeme zur Evaluation der Impfung bzw der Impfempfehlung

161 Impfquoten-MonitoringValide Daten zur Inanspruchnahme der Impfung sind Grundlage fuumlr eine erste Bewertung von Signa-len zu Impfnebenwirkungen und der Impfeffektivi-taumlt Diese Daten zur Inanspruchnahme der Imp-fung (Impfquoten) sollten zeitnah und vollstaumlndig vorliegen und nach Altersgruppe Zielgruppe und Impfstoffprodukt stratifizierbar sein Zeitnah er-fasste zielgruppenspezifische Impfquoten sind daruumlber hinaus essenziell um den Erfolg der beglei-tenden Informationskampagne auf das Impfverhal-ten zu erfassen

Die fuumlr das Routinesystem etablierten Werkzeuge zur Erfassung von Impfquoten (KV-Impfsurveillan-ce) sind fuumlr die Erhebung von COVID-19-Impfquo-ten in der ersten Phase der Impfaktivitaumlten nicht ge-eignet da die Erhebung weder zeitnah noch pro-duktspezifisch erfolgt Zudem wird in der ersten Phase die COVID-19-Impfung aller Voraussicht nach vornehmlich in Impfzentren angeboten wer-den ohne die individuelle Abrechnung uumlber das GKV-System Seit dem 27122020 steht eine Web- Anwendung zur Erfassung von Daten zur COVID-19-Impfung in den Impfzentren und durch die mobilen Impfteams sowie fuumlr die zentralen Da-tenerfassungsstellen der Bundeslaumlnder zur Verfuuml-gung mit der pseudonymisierte Daten tagesaktuell an das RKI uumlbermittelt werden koumlnnen Unter fol-gendem Link koumlnnen die Daten zu den taumlglich durchgefuumlhrten Impfungen in den Bundeslaumlndern abgerufen werden

Ergaumlnzend werden regelmaumlszligige repraumlsentative Bevoumllkerungssurveys durchgefuumlhrt die das Impf-quotenmonitoring validieren und zusaumltzliche Daten zur Akzeptanz und Impfbarrieren erheben

Entsprechende Vorschlaumlge sind in der Nationalen COVID-19 Impfstrategie unterbreitet worden248 Spaumltestens wenn die Impfung im Regelsystem statt-findet und die Impfleistungen uumlber die KVen abge-rechnet werden greift bei der Impfquoten-Erfas-sung wieder das etablierte System der KV-Impfsur-veillance am RKI wobei hier ein Zeitverzug von ca 6 Monaten von Impfung bis Bereitstellung im Da-tensatz besteht

162 Evaluierung von Wirksamkeit und Sicherheit der ImpfstoffeDie Nutzen-Risikobewertung von Impfstoffen ist ein kontinuierlicher Prozess der von der Impfstoff-entwicklung der Durchfuumlhrung klinischer Pruumlfun-gen vor der Zulassung bis hin zur Uumlberwachung nach dem Inverkehrbringen (sogenannte post- marketing surveillance) reicht248 Die Uumlberwachung in Surveillance-Systemen und die Durchfuumlhrung von gezielten Studien ist bei den COVID-19-Impf-stoffen von besonders hoher Bedeutung da (a) neue Impf stoff- Technologien zur Anwendung kommen (b) Nachbeobachtungszeiten in den Zulassungsstu-dien moumlglicherweise verkuumlrzt werden muumlssen (auf-grund ethischer Probleme wenn Studienteilneh-merInnen des Placeboarms weiterhin exponiert sind waumlhrend die Impfung bereits im Nationalen Impfprogramm angeboten wird) und (c) die Impf-stoffe und die Impfkampagne von groszliger Bedeu-tung fuumlr die Pandemiebekaumlmpfung sind

Die Impfstoffhersteller werden im Rahmen ihrer Risk Management Plaumlne (RMPs) Beobachtungsstu-dien zur Sicherheit und Wirksamkeit ihrer Impf-stoffe durchfuumlhren Aber auch Forschungseinrich-tungen sowie Bundesbehoumlrden wie das PEI und das RKI sollten Studien und Datenanalysen zur Hersteller- unabhaumlngigen Evaluation der neuen Impfstoffe durchfuumlhren Ein Konzept fuumlr die Evalua-tion der Effekte der COVID-19-Impfung durch die Bundesbehoumlrden findet sich in der Nationalen Impfstrategie COVID-19248

Wie bei der Zulassung anderer neuer Impfstoffe auch beruht der Nachweis der Sicherheit der COVID-19-Impfstoffe in randomisierten kontrollier-ten Studien auf Beobachtungen einer begrenzten Anzahl von Personen die den Impfstoff erhalten haben Unter Beruumlcksichtigung der geimpften Stu-

64Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

dienpopulation in der BNT162b2-Zulassungsstudie (n = 21700)4 wird ein unerwuumlnschtes Ereignis das mit einer Haumlufigkeit von groumlszliger als 1 1000 auftritt mit einer uumlber 95 -igen Wahrscheinlichkeit er-kannt Die Erfassung von selteneren Nebenwirkun-gen verzoumlgert auftretenden Komplikationen und von Langzeiteffekten ist nur in pharmakoepidemio-logischen Studien nach der Zulassung der Impfstof-fe moumlglich

Fuumlr Impfstoffe besteht in Deutschland neben der Meldeverpflichtung des Zulassungsinhabers oder pharmazeutischen Unternehmers nach dem Arz-neimittelgesetz (sect 63 b AMG) und der standesrecht-lichen Verpflichtung von AumlrztInnen zur Meldung von Nebenwirkungen eine gesetzliche Meldever-pflichtung uumlber Verdachtsfaumllle von Impfkomplika-tionen nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG)249 Die Aumlrzteschaft ist nach IfSG verpflichtet den Ver-dacht auf eine Impfkomplikation (d h eine uumlber das uumlbliche Ausmaszlig einer Impfreaktion hinausgehende Reaktion im zeitlichen Zusammenhang mit einer Impfung) namentlich an das Gesundheitsamt zu berichten Das Gesundheitsamt leitet die Meldung pseudonymisiert der zustaumlndigen Landesbehoumlrde und dem PEI weiter

Im Rahmen des vom PEI etablierten real-time Moni-torings von Nebenwirkungen bzw Impfkomplikati-onen werden observed- versus expected-Analysen zur zeitnahen Signalerkennung durchgefuumlhrt Dabei wird auf Hintergrundinzidenzen von moumlglichen Krankheitsereignissen zuruumlckgegriffen die in ei-nem bestimmten Zeitintervall rein zufaumlllig nach Impfung auftreten und dann faumllschlicherweise mit der Impfung in Verbindung gebracht werden koumln-nen Falls Krankheitsereignisse nach einer Impfung haumlufiger auftreten als erwartet muumlssen weiterfuumlh-rende Untersuchungen oder gezielte Studien durch-gefuumlhrt werden Da es sich bei diesem System um ein passives Meldesystem handelt und potenziell un-erwuumlnschte Effekte wie bdquovaccine associated enhanced respiratory diseaseldquo (VAERD) oder antikoumlrpervermit-telte Infektionsverstaumlrkung (antibody dependent enhancement ADE) in diesem nicht erfasst werden koumlnnen sind eine intensivierte Surveillance und er-gaumlnzende Studien erforderlich Einen Uumlberblick uumlber die geplanten Aktivitaumlten des PEI zur Uumlberwa-chung der Impfstoff-Sicherheit im Kontext der Ein-

fuumlhrung der COVID-19-Impfstoffe gibt die Nationale Impfstrategie248 Unter anderem hat das PEI eine Smartphone App entwickelt uumlber die geimpfte Per-sonen prospektiv uumlber ein Jahr unerwuumlnschte Ereig-nisse elektronisch melden koumlnnen Die breite Be-werbung dieser App und die Notwendigkeit zusaumltz-liche Analysen (z B von Krankenkassen-Daten) wer-den von der STIKO im Kontext der Einfuumlhrung der neuen COVID-19-Impfstoffe dringend angemahnt Nur durch zusaumltzliche Analysen und Datenerhebun-gen koumlnnen seltene oder nicht in den Zulassungs-studien erhobene unerwuumlnschte Ereignisse erkannt und ein schnelles Handeln der Zulassungsbehoumlrden und der STIKO ermoumlglicht werden

Auch bestimmte Aspekte der Wirksamkeit (insb Schutzdauer Schutz vor schwerer COVID-19- Erkrankung Effekt auf Transmission) konnten und koumlnnen in den Zulassungsstudien aufgrund der be-schraumlnkten Laufzeit der limitierten Groumlszlige der Stu-dienpopulation und aufgrund der Studiendesigns nicht zufriedenstellend geklaumlrt werden Wie bei an-deren Impfstoffen auch sollten zur Evaluation der COVID-19-Impfeffektivitaumlt im Rahmen der breiten Anwendung qualitativ hochwertige Beobachtungs-studien durchgefuumlhrt werden Beobachtungsstu-dien dienen nicht nur der Untersuchung von wich-tigen noch nicht ausreichend in den Zulassungs-studien geklaumlrten Aspekten der Impfstoffe sondern auch der Bestaumltigung der Wirksamkeit der Impfung bei der Anwendung in der Bevoumllkerung unter realen Lebensbedingungen bzw in heterogenen Populati-onen oder in besonderen Risikogruppen Verschie-dene epidemiologische Studiendesigns (z B Fall- Kontrollstudien Kohortenstudien) sollten in unter-schiedlichen Populationen und Settings (z B Kran-kenhaus oder Altenheime) unter Beruumlcksich tigung von Leitlinien fuumlr gute epidemiologische Praxis zur Anwendung kommen

Das Meldeformular des PEI findet sich online unter httpswwwpeideDEarzneimittelsicher-heitpharmakovigilanzmeldeformulare-on-line-meldungmeldeformulare-online-mel-dung-nodehtml

65Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

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206 Deutscher Feuerwehrverband Erfassung statisti-scher Daten Verfuumlgbar unter httpswwwfeuer-wehrverbanddepressestatistik zuletzt besucht am 06012021 2020 [Available from httpswwwfeuerwehrverbanddepressestatistik

207 Verband Deutscher Verkehrsunternehmen eV (VDV) Pressemitteilung Fast keine Corona-

76Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Infektionen bei OumlPNV-Beschaumlftigten (29102020) Verfuumlgbar unter httpswwwvdvde201029-pm-corona-infektionen-bei-oepnv-mit-arbeitendenpdfx zuletzt besucht am 05012021

208 Comas-Herrera A ZJ Lemmon E Henderson D Litwin C Hsu AT Schmidt AE Arling G Fernaacutendez J-L Mortality associated with COVID-19 in care homes international evidence International Long-Term Care Policy Network CPEC-LSE LTCcovidorg 2020 [14 October Available from httpsltc-covidorgwp-contentuploads202010Mortali-ty-associated-with-COVID-among-peop-le-living-in-care-homes-14-October-2020-4pdf]

209 Seidler A Schubert M Petereit-Haack G Horn A Kaumlmpf D Westerman R Kompetenznetz Public Health COVID-19 1 Soziale Isolation als Sterblich-keitsrisiko fuumlr aumlltere Menschen 2020

210 Fisman DN Bogoch I Lapointe-Shaw L McCready J Tuite AR Risk Factors Associated With Mortality Among Residents With Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) in Long-term Care Facilities in Ontario Canada JAMA Network Open 20203(7)e2015957-e

211 Deutsche Alzheimergesellschaft eV Infoblatt 1 Die Haumlufigkeit von Demenzerkrankungen Online verfuumlgbar unter httpswwwdeutsche-alzheimerdefileadminalzpdffactsheetsinfoblatt1_haeu-figkeit_demenzerkrankungen_dalzgpdf zuletzt besucht am 05012021 2020

212 Statistisches Bundesamt Presse 79 Millionen schwerbehinderte Menschen leben in Deutsch-land Verfuumlgbar unter httpswwwdestatisdeDEPressePressemitteilungen202006PD20_230_227htmljsessionid=26CD2F0D77A-413C8E9C6A040056BA7EEinternet8711 zuletzt be-sucht am 06012021 2019

213 Landes SD Turk MA Formica MK McDonald KE Stevens JD COVID-19 outcomes among people with intellectual and developmental disability living in residential group homes in New York State Disability and Health Journal 202013(4)100969

214 Zhou J Liu C Sun Y Huang W Ye K Cognitive disorders associated with hospitalization of COVID-19 Results from an observational cohort study Brain Behav Immun 202091383-92

215 Covino M De Matteis G Santoro M Sabia L Simeoni B Candelli M et al Clinical characte-ristics and prognostic factors in COVID-19 patients

aged ge 80 years Geriatrics amp Gerontology Interna-tional 202020(7)704-8

216 Bianchetti A Rozzini R Guerini F Boffelli S Ranieri P Minelli G et al Clinical Presentation of COVID19 in Dementia Patients J Nutr Health Aging 202024(6)560-2

217 Hariyanto TI Putri C Situmeang RFV Kurniawan A Dementia is associated with severe coronavirus disease 2019 (COVID-19) infection The American Journal of the Medical Sciences 2020

218 Kuo CL Pilling LC Atkins JL Masoli JAH Delgado J Kuchel GA et al APOE e4 Genotype Predicts Severe COVID-19 in the UK Biobank Community Cohort J Gerontol A Biol Sci Med Sci 202075(11)2231-2

219 Kompetenznetz Public Health COVID-19 SARS-CoV-2 in Aufnahmeeinrichtungen und Gemein-schaftsunterkuumlnften fuumlr Gefluumlchtete Epidemiolo-gische und normativ-rechtliche Aspekte Verfuumlgbar unter httpswwwpublic-health-covid19deimages2020ErgebnisseFactSheet_PHNet-work-Covid19_Aufnahmeeinrichtungen_v1_inkl_ANNEXpdf zuletzt besucht am 06012021 2020

220 Statistisches Bundesamt Asylbewerberleistungen Verfuumlgbar unter httpswwwdestatisdeDEThe-menGesellschaft-UmweltSozialesAsylbewerber-leistungenTabellenliste-emfaenger-blhtm-lnn=211032 zuletzt besucht am 06012021 2019

221 Fazel S Geddes JR Kushel M The health of home-less people in high-income countries descriptive epidemiology health consequences and clinical and policy recommendations The Lancet 2014384(9953)1529-40

222 Schindel D Kleyer C Schenk L Somatische Erkrankungen Wohnungsloser in Deutschland Ein narratives Literaturreview der Jahre 2009ndash2019 Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung- Gesundheitsschutz 20201-14

223 Kaduszkiewicz H Bochon B van den Bussche H Hansmann-Wiest J van der Leeden C Medizini-sche Versorgung von wohnungslosen Menschen (The medical treatment of homeless people) Dtsch Arztebl Int 2017114673-9

224 Lindner AK Sarma N Rust LM Hellmund T Krasovski-Nikiforovs S Wintel M et al Monitoring for COVID-19 by universal testing in a homeless shelter in Germany a prospective feasibility cohort

77Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

study Preprint online vorab doiorg1011012020100420205401 medRxiv 2020

225 Baggett TP Keyes H Sporn N Gaeta JM Preva-lence of SARS-CoV-2 infection in residents of a large homeless shelter in Boston JAMA 2020323(21)2191-2

226 Mosites E Parker EM Clarke KE Gaeta JM Baggett TP Imbert E et al Assessment of SARS-CoV-2 infection prevalence in homeless shelters ndash four US cities March 27 ndash April 15 2020 MMWR Morbidity and Mortality Weekly Report 202069(17)521

227 Imbert E Kinley PM Scarborough A Cawley C Sankaran M Cox SN et al Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) Outbreak in a San Francisco Homeless Shelter Clin Infect Dis 2020

228 Tsai J Wilson M COVID-19 a potential public health problem for homeless populations The Lancet Public Health 20205(4)e186-e7

229 Guumlnther T Czech-Sioli M Indenbirken D Robitaille A Tenhaken P Exner M et al SARS-CoV-2 outbreak investigation in a German meat processing plant EMBO Mol Med 2020e13296

230 New York Times Covid in the US Latest Map and Case Count httpswwwnytimescominter-active2020uscoronavirus-us-caseshtml New York Times 2020

231 Donahue M Sreenivasan N Stover D Rajasing-ham A Watson J Bealle A et al Notes from the Field characteristics of meat processing facility workers with confirmed SARS-CoV-2 infection ndash Nebraska April ndashMay 2020 MMWR Morbidity and Mortality Weekly Report 202069(31)1020

232 Steinberg J Kennedy ED Basler C Grant MP Jacobs JR Ortbahn D et al COVID-19 outbreak among employees at a meat processing facility ndash South Dakota March ndash April 2020 MMWR Morbi-dity and Mortality Weekly Report 202069(31)1015

233 Dyal JW COVID-19 Among Workers in Meat and Poultry Processing Facilities ndash 19 States April 2020 MMWR Morbidity and Mortality Weekly Report 202069

234 Rouen A Adda J Roy O Rogers E Leacutevy P COVID-19 relationship between atmospheric temperature and daily new cases growth rate Epidemiol Infect 2020148e184-e

235 Mecenas P Bastos RTdRM Vallinoto ACR Normando D Effects of temperature and humidity on the spread of COVID-19 A systematic review PLoS One 202015(9)e0238339

236 Statistisches Bundesamt Statistik 12621-0002 Durchschnittliche Lebenserwartung (Perioden-sterbetafel) Deutschland Jahre Geschlecht Vollendetes Alter Verfuumlgbar unter httpswww-ge-nesisdestatisdegenesisonlineoperation=tab-leampcode=12621-0002 zuletzt besucht am 06012021 2020

237 Statistisches Bundesamt Statistik 12411-0005 Bevoumllkerung Deutschland S Altersjahre 2020 [Available from httpswww-genesisdestatisdegenesisonlineoperation=tableamp-code=12411-0005]

238 Robert Koch-Institut AfEuG Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) Scientific Use File 1 Version 2015

239 Robert Koch-Institut AfEuG Gesundheit in Deutschland aktuell 20142015-EHIS (GEDA 2014 2015-EHIS) Scientific Use File 1 Version 2018

240 Shor E Roelfs D Vang ZM The bdquoHispanic morta-lity paradoxldquo revisited Meta-analysis and meta- regression of life-course differentials in Latin American and Caribbean immigrants mortality Soc Sci Med 201718620-33

241 Zhang J Whatrsquos the Relative Risk ndash A Method of Correcting the Odds Ratio in Cohort Studies of Common Outcomes JAMA 1998280(19)1690-1

242 Chu DK Akl EA Duda S Solo K Yaacoub S Schuumlnemann HJ et al Physical distancing face masks and eye protection to prevent person- to-person transmission of SARS-CoV-2 and COVID-19 a systematic review and meta-analysis The Lancet 2020395(10242)1973-87

243 van der Sande M Teunis P Sabel R Professional and Home-Made Face Masks Reduce Exposure to Respiratory Infections among the General Popula-tion PLoS One 20083(7)e2618

244 Bundgaard JS R-PD von Buchwald C et al Effec-tiveness of Adding a Mask Recommendation to Other Public Health Measures to Prevent SARS-CoV-2 Infection in Danish Mask Wearers Ann Intern Med

245 Betsch C Korn L Felgendreff L Eitze S Schmid P Sprengholz P et al COVID-19 Snapshot Monito-

78Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ring (COSMO Germany) ndash Wave 30 PsychArchives 2020

246 Betsch C Korn L Felgendreff L Eitze S Schmid P Sprengholz P et al COVID-19 Snapshot Monito-ring (COSMO Germany)-Wave 24 2020

247 Pfattheicher S Petersen MB Boumlhm R Information about herd immunity and empathy promote COVID-19 vaccination intentions 2020

248 Bundesministerium fuumlr Gesundheit Nationale Impfstrategie COVID-19 Strategie zur Einfuumlhrung und Evaluierungeiner Impfung gegen Sars-CoV-2 in Deutschland Verfuumlgbar unter httpswwwbun-desgesundheitsministeriumdefileadminDatei-en3_DownloadsCCoronavirusImpfstoffNatio-nale_Impfstrategiepdf zuletzt besucht am 06012021 2020

249 Weiszliger K Barth I Keller-Stanislawski B Sicherheit von Impfstoffen Bundesgesundheitsblatt- Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz 200952(11)1053-64

Autorinnen und Autoren AutorInnen der AG COVID-19 der Staumlndigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut und weitere KoautorInnen

a) Dr Sabine Vygen-Bonnet | a) Dr Judith Koch| b) Prof Dr Christian Bogdan | a) Dr Thomas Harder | b) Prof Dr Ulrich Heininger | a) Dr Kerstin Kling | b) Dr Martina Littmann | b) Prof Dr Joerg Meerpohl | c) Dr Heidi Meyer | b) Prof Dr Thomas Mertens | a) Nora Schmid-Kuumlpke | a) Stefan Scholz | b) Dr Martin Terhardt | a) Marina Treskova-Schwarzbach | b) Prof Dr Klaus Uumlberla | b) Prof Dr Marianne van der Sande | a) PD Dr Ole Wichmann | b) Prof Dr Dr Sabine Wicker | b) Prof Dr Ursula Wiedermann | d) Prof Dr Verina Wild | b) Prof Dr Ruumldiger von Kries

a) Robert Koch-Institut Abt 3 Infektionsepidemiologie FG 33 Impfpraumlvention

b) Mitglied der STIKO c) Paul-Ehrlich-Institutd) Universitaumlt Augsburg Medizinische Fakultaumlt

Ethik der Medizin

Korrespondenz STIKO-Geschaeftsstellerkide

Vorgeschlagene ZitierweiseVygen-Bonnet S Koch J Bogdan C Harder T Heininger U Kling K Littmann M Meerpohl J Meyer H Mertens T Schmid-Kuumlpke N Scholz S Terhardt M Treskova-Schwarzbach M Uumlberla K van der Sande M Wichmann O Wicker S Wiedermann U Wild V von Kries R Beschluss der STIKO zur 2 Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung und die dazugehoumlrige wissenschaftliche Begruumlndung

Epid Bull 202153 -79 | DOI 102564678203

(Dieser Artikel ist online vorab am 29 Januar 2021 erschienen)

InteressenkonfliktFrau Prof Dr Ursula Wiedermann leitet als principal investigator eine Phase-1-Studie zu einem COVID-19- Impfstoffkandiadten sie hat an der Beratung und Beschlussfassung der Empfehlung nicht teilgenom-men

Alle anderen Autorinnen und Autoren geben an dass kein Interessenkonflikt besteht

79Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten4 Woche 2021 (Datenstand 3 Februar 2021)

Ausgewaumlhlte gastrointestinale Infektionen

Campylobacter- Enteritis

Salmonellose EHEC-Enteritis Norovirus- Gastroenteritis

Rotavirus- Gastroenteritis

2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 37 212 298 3 28 113 0 5 9 6 40 686 4 11 51

Bayern 54 312 465 7 38 90 2 6 12 7 46 1346 2 39 104

Berlin 16 113 158 2 16 22 0 2 6 4 26 387 2 9 25

Brandenburg 17 109 127 2 9 19 0 0 5 3 17 567 2 11 57

Bremen 4 23 25 1 4 3 0 0 1 0 1 26 0 1 6

Hamburg 3 57 128 2 7 12 0 0 1 1 5 184 0 2 7

Hessen 28 148 282 6 30 46 0 2 0 6 17 485 3 11 38

Mecklenburg- Vorpommern 19 98 91 1 13 9 0 2 2 4 13 363 10 27 18

Niedersachsen 54 289 383 11 56 69 1 7 15 5 21 799 5 27 69

Nordrhein- Westfalen 140 646 1157 21 132 138 5 15 23 17 69 2101 13 70 207

Rheinland- Pfalz 36 177 207 3 19 34 0 3 5 5 17 437 3 10 21

Saarland 1 38 84 0 2 12 0 0 0 0 1 73 0 2 16

Sachsen 72 272 292 3 21 57 1 4 3 15 80 908 7 22 177

Sachsen- Anhalt 34 89 99 5 12 39 0 2 10 7 24 562 1 7 30

Schleswig- Holstein 26 101 178 4 7 23 0 3 4 0 4 192 6 10 35

Thuumlringen 43 118 154 6 17 80 3 5 4 18 39 526 10 22 78

Deutschland 584 2802 4128 77 411 766 12 56 100 98 420 9642 68 281 939

Ausgewaumlhlte Virushepatitiden und respiratorisch uumlbertragene Krankheiten

Hepatitis A Hepatitis B Hepatitis C Tuberkulose Influenza2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 2 3 4 25 97 111 28 65 71 11 40 48 2 10 2363

Bayern 1 5 6 33 88 120 21 52 59 2 26 38 1 23 4630

Berlin 0 2 4 11 30 55 5 21 22 1 15 30 0 3 830

Brandenburg 1 1 4 1 7 9 1 3 7 0 5 9 0 7 585

Bremen 0 0 1 1 5 8 0 1 2 2 5 8 1 2 38

Hamburg 0 1 1 6 7 9 0 1 7 3 12 12 0 4 1029

Hessen 3 3 4 11 36 51 7 22 33 6 31 36 4 6 946

Mecklenburg- Vorpommern 0 6 1 2 2 2 0 0 1 1 4 7 0 2 343

Niedersachsen 0 4 3 7 35 41 6 22 34 2 22 24 1 5 1014

Nordrhein- Westfalen 2 10 11 37 118 107 21 71 80 12 60 75 1 17 2242

Rheinland- Pfalz 1 2 3 15 38 48 5 22 10 2 14 15 0 3 614

Saarland 0 0 0 0 1 8 1 4 3 1 3 2 0 0 138

Sachsen 0 0 2 2 9 14 3 12 14 0 6 11 2 17 2012

Sachsen- Anhalt 0 1 0 2 8 7 1 5 5 0 0 5 6 14 475

Schleswig- Holstein 0 1 1 4 11 27 7 17 18 2 8 18 0 0 703

Thuumlringen 0 0 0 5 9 6 2 3 6 2 6 2 2 4 652

Deutschland 10 39 45 162 501 623 108 321 372 47 257 340 20 117 18614

Allgemeiner Hinweis Das Zentrum fuumlr tuberkulosekranke und -gefaumlhrdete Menschen in Berlin verwendet veraltete Softwareversionen die nicht gemaumlszlig den aktuellen Falldefinitionen des RKI gemaumlszlig sect 11 Abs 2 IfSG bewerten und uumlbermitteln

80Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Ausgewaumlhlte impfpraumlventable Krankheiten

Masern Mumps Roumlteln Keuchhusten Windpocken2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 0 0 6 0 0 14 0 0 0 2 5 85 10 61 414

Bayern 0 0 2 1 1 11 0 0 1 5 12 179 22 86 495

Berlin 0 0 0 0 1 16 0 0 0 0 1 26 12 38 97

Brandenburg 0 0 0 1 1 0 0 0 0 1 1 34 4 9 63

Bremen 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 5 1 3 12

Hamburg 0 1 0 0 1 4 0 0 0 0 1 27 11 20 60

Hessen 0 0 1 0 0 4 0 0 0 1 8 65 2 32 123

Mecklenburg- Vorpommern 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 37 0 2 14

Niedersachsen 0 0 0 0 0 3 0 0 0 0 3 26 5 29 137

Nordrhein- Westfalen 0 0 0 1 1 8 0 0 0 5 16 93 15 68 339

Rheinland- Pfalz 0 0 4 0 0 3 0 0 0 0 5 26 11 35 58

Saarland 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 2 6 0 3 5

Sachsen 0 0 0 0 1 0 0 0 0 1 2 34 12 33 159

Sachsen- Anhalt 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 7 34 0 0 15

Schleswig- Holstein 0 0 0 1 1 1 0 0 0 0 1 26 3 7 68

Thuumlringen 0 0 0 0 0 2 0 0 0 0 3 53 1 5 54

Deutschland 0 1 14 4 7 66 0 0 1 16 67 756 109 431 2113

Erreger mit Antibiotikaresistenz und Clostridioides-difficile-Erkrankung und COVID -19

Acinetobacter1 Enterobacterales1 Clostridioides difficile2

MRSA3 COVID-194

2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 20205

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 0 1 5 6 29 42 1 1 8 2 5 3 8501 48189 0

Bayern 3 5 3 9 30 46 2 9 25 2 7 12 12397 68245 0

Berlin 1 12 5 15 38 27 5 7 9 0 4 8 3208 20653 0

Brandenburg 0 0 1 2 2 5 1 2 9 1 4 2 3293 22852 10

Bremen 0 0 0 0 0 1 0 1 0 0 0 1 565 2261 0

Hamburg 0 6 0 0 4 8 0 3 1 0 2 3 1603 8430 0

Hessen 1 3 8 6 23 45 0 9 11 0 5 12 5821 31574 0

Mecklenburg- Vorpommern 0 0 1 0 1 3 0 4 3 0 6 5 1460 7344 0

Niedersachsen 0 2 5 5 18 27 2 8 24 2 11 17 6300 31669 0

Nordrhein- Westfalen 1 7 17 22 147 93 11 31 58 10 31 42 15684 84328 57

Rheinland- Pfalz 0 0 2 1 7 21 0 4 3 0 2 2 3503 18430 0

Saarland 0 0 0 1 2 4 0 1 0 0 1 2 1247 5427 1

Sachsen 0 0 2 4 11 22 4 10 17 0 3 8 5276 38866 0

Sachsen- Anhalt 0 0 1 4 7 9 3 8 18 0 1 3 3670 19391 1

Schleswig- Holstein 0 0 0 1 8 13 1 1 3 1 4 8 2350 10516 0

Thuumlringen 0 0 1 0 0 7 0 3 10 0 2 5 3489 20782 0

Deutschland 6 36 51 76 327 373 30 102 199 18 88 133 78367 438957 69

1 Infektion und Kolonisation (Acinetobacter spp mit Nachweis einer Carbapenemase-Determinante oder mit verminderter Empfindlichkeit gegenuumlber Carbapenemen)2 Clostridioides-difficile-Erkankung schwere Verlaufsform3 Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus invasive Infektion4 Coronavirus-Krankheit-2019 (SARS-CoV-2)5 In der 1 ndash 4 KW 2020 sind noch keine COVID-19-Faumllle in Deutschland aufgetreten Bei den in der Spalte aufgefuumlhrten Faumlllen ist davon auszugehen dass es sich um Fehleingaben des Meldedatums handelt

81Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Weitere ausgewaumlhlte meldepflichtige Infektionskrankheiten

Krankheit

2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4

Adenovirus-Konjunktivitis 0 0 54

Botulismus 0 0 0

Brucellose 0 0 5

Chikungunyavirus-Erkrankung 0 0 8

Creutzfeldt-Jakob-Krankheit 1 2 5

Denguefieber 0 0 58

Diphtherie 0 0 1

Fruumlhsommer-Meningoenzephalitis (FSME) 0 2 2

Giardiasis 14 75 193

Haemophilus influenzae invasive Infektion 0 0 132

Hantavirus-Erkrankung 6 34 23

Hepatitis D 0 0 7

Hepatitis E 52 209 264

Haumlmolytisch-uraumlmisches Syndrom (HUS) 1 2 1

Kryptosporidiose 14 59 78

Legionellose 13 61 99

Lepra 0 0 0

Leptospirose 1 5 13

Listeriose 10 37 73

Meningokokken invasive Erkrankung 0 3 27

Ornithose 0 0 3

Paratyphus 0 0 3

Q-Fieber 0 1 7

Shigellose 0 3 32

Trichinellose 0 0 0

Tularaumlmie 0 0 1

Typhus abdominalis 0 0 6

Yersiniose 39 140 199

Zikavirus-Erkrankung 0 0 2

In der woumlchentlich veroumlffentlichten aktuellen Statistik werden die gemaumlszlig IfSG an das RKI uumlbermittelten Daten zu meldepflichtigen Infektions-krankheiten veroumlffentlicht Es werden nur Faumllle dargestellt die in der ausgewiesenen Meldewoche im Gesundheitsamt eingegangen sind dem RKI bis zum angegebenen Datenstand uumlbermittelt wurden und die Referenzdefinition erfuumlllen (s wwwrkidefalldefinitionen)

82Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Monatsstatistik nichtnamentlicher Meldungen ausgewaumlhlter Infektionengemaumlszlig sect 7 (3) IfSG nach Bundeslaumlndern Berichtsmonat Januar 2021 (Datenstand 1 Februar 2021)

Syphilis HIV-Infektion Malaria Echinokokkose Toxoplasm konn

2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan

Baden- Wuumlrttemberg 27 513 605 23 261 367 1 50 121 3 40 35 0 0 1

Bayern 82 786 881 28 321 472 0 53 157 3 30 25 0 0 1

Berlin 99 1384 1403 14 201 287 0 18 89 1 2 6 0 0 0

Brandenburg 12 107 91 4 52 53 0 7 12 2 2 0 0 0 2

Bremen 6 66 58 5 52 61 0 6 23 1 2 0 0 0 0

Hamburg 32 356 418 12 152 207 2 30 88 1 1 4 0 0 0

Hessen 50 569 530 16 176 209 3 17 61 0 18 17 0 0 0

Mecklenburg- Vorpommern 10 101 63 2 24 46 0 2 9 0 1 0 0 0 1

Niedersachsen 40 410 417 8 162 194 3 34 53 0 5 9 0 0 0

Nordrhein- Westfalen 124 1580 1897 44 532 594 5 81 229 1 25 21 0 0 3

Rheinland- Pfalz 25 221 210 6 75 114 2 7 28 0 5 8 0 0 0

Saarland 0 55 63 0 10 20 0 4 4 0 3 2 0 0 0

Sachsen 33 353 352 4 71 120 1 13 14 0 1 6 0 0 5

Sachsen- Anhalt 7 123 115 3 38 63 0 2 2 0 3 1 0 0 3

Schleswig- Holstein 14 104 132 12 69 63 1 14 26 0 4 2 0 0 0

Thuumlringen 1 79 106 0 30 38 0 1 7 0 1 1 0 0 0

Deutschland 564 6841 7354 181 2226 2908 18 339 923 12 143 137 0 0 16

(Hinweise zu dieser Statistik s Epid Bull 4101 311ndash314)

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84Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

bdquoKoMaldquo ndash E-Learning-Kurs zum bdquoKontaktpersonen managementldquo

Wir erweitern unser Kursprogramm rund um bdquoPandemie-Themenldquo stetig Nun mit einem digi-talen Kurs zum Kontaktpersonenmanagement Denn die rasant ansteigenden Infektionszahlen fordern die personellen Ressourcen der Gesund-heitsaumlmter stark Unser neues Tool unterstuumltzt die Ausbildung fachfremder und neuer Mitarbei-terInnen in den Pandemieteams Es vermittelt ein umfassendes Grundlagenwissen fuumlr die nachfol-gende fachlich-praktische Einarbeitung vor Ort

Der Kurs Kontaktpersonenmanagement mit sei-nem einpraumlgsamen Akronym bdquoKoMaldquo bietet die Moumlglichkeit sich auf digitalem Wege das erforder-liche fachliche Grundwissen fuumlr den Einsatz in einem Team zum Kontaktpersonenmanagement anzueignen Damit unterstuumltzt die Akademie fuumlr Oumlffentliches Gesundheitswesen die Gesundheits-aumlmter jetzt bei der Einarbeitung von neuen Be-schaumlftigten

Der als MOOC (Massive Open Online Course) kon-zipierte E-Learning-Kurs kann zeit- und ortsunab-haumlngig beliebig haumlufig durchgearbeitet werden eine Art moderner Fernunterricht Die Lernenden muumlssen lediglich einen Internet-Zugang und Interesse an folgenden Themen mitbringen Was ist SARS-CoV-2 Was ist eine Kontaktperson Wel-che Maszlignahmen muss jemand einhalten wenn er positiv auf SARS-CoV-2 getestet wird

Der Zugang zum Kurs ist unkompliziert Die Teil-nehmenden klicken auf einen Link der auf der Homepage der Akademie veroumlffentlicht wird An-schlieszligend ist die schnelle und kostenlose Regis-trierung moumlglich

Anschlieszligend begeben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf eine Reise durch das Kontakt-personenmanagement Auf dieser Reise begleiten sie Elina Schachnitz und Marco Muumlller die beiden fungieren als virtuelle Kollegin und virtueller Kol-lege und fuumlhren durch den Kurs Dieser gliedert sich in bdquoSzenenldquo aus der Einarbeitungsphase Jede dieser Szenen ist in mehrere Lektionen unterteilt behandelt ein Thema und schlieszligt mit einer Refle-xions- bzw Uumlbungsaufgabe Fuumlr die komplette Kursteilnahme und die intensive Auseinanderset-zung mit den Inhalten sollte ein Zeitaufwand von etwa acht Stunden eingeplant werden

Beruumlcksichtigen Sie jedoch dass eine Einarbeishytung vor Ort also die Begleitung beim Umsetzen des Gelernten in der Praxis unter Beruumlcksichtishygung der lokalen Gegebenheiten nicht durch KoMa ersetzt werden kann

Interessierte koumlnnen hier am Kurs teilnehmen httpswwwoncampusdekontaktpersonenma-nagement

Dr Ute Teichert Direktorin Akademie fuumlr Oumlffentliches Gesundheitswesen

in Duumlsseldorf

  • Epidemiologisches Bulletin 52021
  • Inhalt
  • STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung
    • Hinweise zur praktischen Umsetzung
    • Zusammenfassung
    • Vorbemerkung
    • 1 Hintergrund
    • 2 Oumlffentliches Interesse
    • 3 SARS-CoV-2-Erreger und -Uumlbertragung
    • 4 COVID-19 Krankheitsbild
    • 5 Immunitaumlt
    • 6 COVID-19-Epidemiologie in Deutschland
    • 7 COVID-19-Impfstoffe
    • 8 Systematischer Review zur Sicherheit und Wirksamkeit
    • 9 Impfziele
    • 10 Risiko- und Indikationsgruppen fuumlr die Impfempfehlung
    • 11 Ethik
    • 12 Mathematische Modellierung
    • 13 Impfstrategie und Priorisierung der zu impfenden Bevoumllkerungsgruppen
    • 14 Implementierung
    • 15 Impfakzeptanz in der Bevoumllkerung und der Aumlrzteschaft
    • 16 Monitoring-Systeme zur Evaluation der Impfung bzw der Impfempfehlung
    • Literatur
      • Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten
      • Monatsstatistik nichtnamentlicher Meldungen ausgewaumlhlter Infektionen
      • bdquoKoMaldquo - E-Learning-Kurs zum bdquoKontaktpersonenmanagementldquo
      • Impressum
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              1. Inhaltsverzeichnis 7
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Page 3: Mitteilung der Ständigen Impfkommission am Robert Koch ... · siko (berufliche Indikation) Verhinderung der Transmission von SARS-CoV-2 sowie Gewährleistung von Schutz in Umgebungen

Mitteilung der Staumlndigen Impfkommission am Robert Koch-Institut

Beschluss der STIKO zur 2 Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung und die dazugehoumlrige wissenschaftliche Begruumlndung

STIKO-Empfehlung zur COVID-19-ImpfungAktualisierung vom 29 Januar 2021

Die STIKO empfiehlt die Impfung gegen COVID-19 Fuumlr die Impfung soll einer der beiden zugelassenen mRNA-Impfstoffe (Comirnaty von BioNTechPfizer COVID-19-Vaccine von Moderna) oder der zugelas-sene Vektor-basierte Impfstoff (COVID-19 Vaccine AstraZeneca) verwendet werden Eine begonnene Impfserie muss mit demselben Produkt abgeschlos-sen werden Die beiden mRNA-Impfstoffe werden hinsichtlich Sicher heit und Wirksamkeit als gleich-wertig beurteilt Der COVID-19-Impfstoff von Astra-Zeneca wird aktuell aufgrund der derzeit verfuumlgbaren Daten nur fuumlr Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren empfohlen zur Beurteilung der Impfeffektivitaumlt ab 65 Jahren liegen bisher keine ausreichenden Daten vor Abgesehen von dieser Einschraumlnkung wird die-ser Impfstoff ebenfalls als geeignet zum Individual-schutz und zur Bekaumlmpfung der Pandemie angese-hen Direkte Vergleichsstudien zwischen den ver-schiedenen Impfstoffen fehlen

Aufgrund begrenzter Impfstoffverfuumlgbarkeit soll die Impfung zunaumlchst nur Personengruppen angeboten werden die entweder ein besonders hohes Risiko fuumlr schwere oder toumldliche Verlaumlufe einer COVID-19- Erkrankung haben oder die beruflich entweder be-sonders exponiert sind oder engen Kontakt zu vulne-rablen Personengruppen haben

Da in Bezug auf die Houmlhe des Risikos und die ange-strebten Impfziele Unterschiede bestehen emp-fiehlt die STIKO ein stufenweises Vorgehen (Prioshyrisierungsempfehlung) Der AstraZeneca-Impfstoff soll im Gegensatz zu den mRNA-Impfstoffen in den einzelnen Stufen jeweils nur den Personen angebo-ten werden die 18 ndash 64 Jahre alt sind

In der 1 Stufe sollen folgende Personengruppen geimpft werden

BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflege-heimen

Personen im Alter von ge 80 Jahren Personal mit besonders hohem Expositions-

risiko in medizinischen Einrichtungen (z B in Not aufnahmen in der medizinischen Betreu-ung von COVID-19-PatientInnen)

Personal in medizinischen Einrichtungen mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen (z B in der Onkologie oder Transplantationsmedizin)

Pflegepersonal in der ambulanten und stationauml-ren Altenpflege

Andere Taumltige in Senioren- und Altenpflege-heimen mit Kontakt zu den BewohnerInnen

Innerhalb der Stufe 1 sind die ge 80-Jaumlhrigen und die BewohnerInnen von Altenpflegeheimen beson-ders gefaumlhrdet und sollten trotz schwerer Erreich-barkeit zu Beginn der Impfaktionen prioritaumlr geimpft werden

Bei zunehmender aber weiterhin limitierter Impf-stoffverfuumlgbarkeit sollen Personengruppen der 2 Stufe geimpft werden gefolgt von den Menschen in der jeweils nachfolgenden Stufe Zu welchem Zeitpunkt von einer Stufe zur naumlchsten gewechselt werden kann soll lokal entschieden werden Dies richtet sich nach der Verfuumlgbarkeit der Impfstoffe und danach ob alle Impfwilligen der jeweiligen Prio risierungsstufe die Impfung erhalten haben Neue Erkenntnisse zu den Risiken fuumlr schwere Er-krankungen werden fortlaufend weiter bewertet und die Risikogruppen ggf entsprechend angepasst

3Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Diese STIKO-Empfehlung setzt sich aus der allge-meinen Impfempfehlung und einer Empfehlung zur Priorisierung zusammen Die Priorisierungsshyempfehlung hat nur solange Guumlltigkeit bis genuumlshygend Impfstoff verfuumlgbar ist Mittelfristig ist es das Ziel allen Menschen einen gleichberechtigten Zu-gang zu einer Impfung gegen COVID-19 anbieten zu koumlnnen

Fuumlr die Impfung gegen COVID-19 sind aktuell in der Europaumlischen Union drei Impfstoffe zugelas-sen Es handelt sich dabei um zwei mRNA-Impf-stoffe (Comirnaty der Firma BioNTechPfizer und COVID-19-Vaccine-Moderna der Firma Moderna) und einen Vektor-basierten Impfstoff (COVID-19 Vaccine Astra-Zeneca der Firma AstraZeneca) Fuumlr eine vollstaumlndige Impfserie sind bei diesen Impf-stoffen zwei intramuskulaumlr (i m) zu applizierende Impfstoffdosen notwendig Unter Beruumlcksichtigung der erfolgten Zulassungen empfiehlt die STIKO fuumlr die mRNA-Impfstoffe (Comirnaty und COVID-19- Vaccine-Moderna) einen Abstand von 3 bzw 4 bis 6 Wochen zwischen den beiden Impfstoffdosen und fuumlr den Vektor-basierten Impfstoff (COVID-19 Vaccine AstraZeneca) einen Abstand von 9 bis 12 Wochen Sobald weitere Impfstoffe zugelassen und verfuumlgbar sind oder neue relevante Erkenntnis-se mit Einfluss auf diese Empfehlung bekannt wer-den wird die STIKO ihre COVID-19-Impfempfeh-lung aktualisieren und ggf Indikationsgruppen an-passen Die Publikation jeder Aktualisierung er-folgt im Epidemiologischen Bulletin (Epid Bull) und wird auf der RKI-Webpage bekannt gegeben

Hinweise zur praktischen Umsetzung Fuumlr die Umsetzung der Empfehlung sind die

Bundeslaumlnder bzw die von ihnen beauftragten Stellen verantwortlich

Bei der Priorisierung innerhalb der COVID-19- Impfempfehlung der STIKO koumlnnen nicht alle Krankheitsbilder oder Impfindikationen expli-zit genannt werden Es obliegt daher den fuumlr die Priorisierung in den Bundeslaumlndern Ver-antwortlichen in Einzelfaumlllen Personen die nicht ausdruumlcklich im Stufenplan genannt sind angemessen zu priorisieren Dies betrifft z B Personen mit seltenen schweren Vorer-krankungen oder auch schweren Behinderun-gen fuumlr die bisher zwar keine ausreichende

Tabelle | Stufenplan und Impfindikationsgruppen zur Priorisierung der COVID-19-Impfung in Deutschland

Zur Einteilung des Personals in medizinischen Einrichtun-gen wird auf die wissenschaftliche Begruumlndung verwiesen (Tabelle 17 Kapitel 1021)

Stufe Personengruppen

1 BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen Personen im Alter von ge 80 Jahren Personal mit besonders hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungen

Personal in medizinischen Einrichtungen mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen

Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Altenpflege

Andere Taumltige in Senioren- und Altenpflegeheimen mit Kontakt zu den BewohnerInnen

2 Personen im Alter von ge75 ndash 79 Jahren Personen mit Down-Syndrom (Trisomie 21) Personal mit hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungen

Personen in Institutionen mit einer Demenz oder geistigen Behinderung

Taumltige in der ambulanten oder stationaumlren Versorgung von Personen mit Demenz oder geistiger Behinderung

3 Personen im Alter von ge70 ndash 74 Jahren Personen mit Vorerkrankungen mit hohem Risiko (Zustand nach Organtransplantation aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen fortgeschrittene solide Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind sowie Tumorerkrankungen unter aktueller systemischer Therapie (ausgenommen ausschlieszliglich antihormonelle Monotherapie) interstitielle Lungenerkrankungen psychiatrische Erkrankungen (bipolare Stoumlrung Schizophrenie und schwere Depression) Demenz Diabetes mellitus mit einem HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 COPD und andere aumlhnlich schwere Lungenerkrankungen Adipositas (BMI gt 30kgm2) chronische Lebererkrankungen inkl Leberzirrhose chronische Nierenerkrankungen)

BewohnerInnen und Taumltige in Gemeinschafts-unterkuumlnften

Enge Kontaktpersonen von Schwangeren Enge Kontaktpersonen bzw Pflegende von Personen mit hohem Risiko

Personal mit moderatem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen und in Positionen die fuumlr die Aufrechterhaltung der Krankenhaus infrastruktur besonders relevant sind

Teilbereiche des OumlGD

4 Personen im Alter von ge 65 ndash 69 Jahren Personen mit Vorerkrankungen mit erhoumlhtem Risiko (Diabetes mellitus mit HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 ArrhythmieVorhofflimmern koronare Herz- krankheit Herzinsuffizienz HIV-Infektion Autoimmun- erkrankungen Krebserkrankungen in behandlungsfreier Remission arterielle Hypertonie rheumatologische Erkrankungen Asthma bronchiale chronisch entzuumlnd-liche Darmerkrankungen zerebrovaskulaumlre Erkrankun-genApoplex und andere chronische neurologische Erkrankungen) und deren engste Kontaktpersonen

Personal mit niedrigem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen

LehrerInnen ErzieherInnen Personen mit prekaumlren Arbeits- undoder Lebens-bedingungen

5 Personen im Alter von ge 60 ndash 64 Jahren Personal in Schluumlsselpositionen der Landes- und Bundesregierungen

Beschaumlftigte im Einzelhandel Beschaumlftigte zur Aufrechterhaltung der oumlffentlichen Sicherheit mit erhoumlhtem Expositionsrisiko

Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur

6 Alle uumlbrigen Personen im Alter von lt 60 Jahren

4Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

wissenschaftliche Evidenz bzgl des Verlaufes einer COVID-19-Erkrankung vorliegt fuumlr die aber ein deutlich erhoumlhtes Risiko angenom-men werden muss Dies trifft auch fuumlr Perso-nen zu die zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr oder nicht mehr gleich wirksam geimpft werden koumlnnen (z B bei unmittelbar bevorste-hender Chemotherapie) Daruumlber hinaus sind Einzelfallentscheidungen moumlglich wenn beruf-liche Taumltigkeiten bzw Lebensumstaumlnde mit ei-nem nachvollziehbaren unvermeidbar sehr ho-hen Infek tionsrisiko einhergehen Diese Oumlff-nungsklausel darf nicht missbraucht werden um ungerechtfertigterweise eine Impfung durchzufuumlhren und somit staumlrker gefaumlhrdeten Personen die Impfung vorzuenthalten

Eine COVID-19-Impfung setzt eine sorgfaumlltige Aufklaumlrung der zu impfenden Person bzw des verantwortlichen Vorsorgebevollmaumlchtigten voraus Die STIKO verweist hierzu auf Kapitel 41 der STIKO- Empfehlung 20202021 (Epid Bull 342020)

Bei der Impfung sind die Anwendungshinweise in den Fachinformationen des jeweiligen Impf-stoffs zu beachten

Auch bei sehr alten Menschen oder Menschen mit progredienten Krankheiten die sich in ei-nem schlechten Allgemeinzustand befinden muss die Impffaumlhigkeit gegeben sein Bei die-sen Gruppen sollte aumlrztlich gepruumlft werden ob ihnen die Impfung empfohlen werden kann

Zur Anwendung der COVID-19-Impfstoffe in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktu-ell keine Daten vor Die STIKO empfiehlt die generelle Impfung in der Schwangerschaft der-zeit nicht Eine akzidentelle Impfung in der Schwangerschaft ist jedoch keine Indikation fuumlr einen Schwangerschaftsabbruch Schwan-geren mit Vorerkrankungen und einem daraus resultierenden hohen Risiko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkrankung kann in Einzelfaumlllen nach Nutzen-Risiko-Abwaumlgung und nach aus-fuumlhrlicher Aufklaumlrung eine Impfung angebo-ten werden Die STIKO haumllt es fuumlr unwahr-scheinlich dass eine Impfung der Mutter waumlh-rend der Stillzeit ein Risiko fuumlr den Saumlugling darstellt

Zu anderen planbaren Impfungen soll ein Mindestabstand von 14 Tagen vor und nach je-

der COVID-19-Impfung eingehalten werden (Notfallimpfungen sind davon ausgenommen)

Die Impfung ist strikt intramuskulaumlr (i m) und keinesfalls intradermal subkutan oder in-travaskulaumlr zu verabreichen Bei PatientInnen unter Antikoagulation soll die Impfung eben-falls i m mit einer sehr feinen Injektionskanuuml-le und einer anschlieszligenden festen Kompri-mierung der Einstichstelle uumlber mindestens 2 Minuten erfolgen

Es besteht keine Notwendigkeit vor Verabrei-chung einer COVID-19-Impfung das Vorliegen einer akuten asymptomatischen oder (uner-kannt) durchgemachten SARS-CoV-2 Infektion labordiagnostisch auszuschlieszligen Nach den bisher vorliegenden Daten gibt es keinen Hin-weis darauf dass die Impfung in diesen Faumlllen eine Gefaumlhrdung darstellt

Aufgrund der anzunehmenden Immunitaumlt nach durchgemachter Infektion zur Vermei-dung uumlberschieszligender Nebenwirkungen und in Anbetracht des bestehenden Impfstoffman-gels sollten ehemals an COVID-19 erkrankte Personen nach Ansicht der STIKO unter Be-ruumlcksichtigung der Priorisierung im Regelfall etwa 6 Monate nach Genesung geimpft werden Tritt nach Verabreichung der 1 Impfstoffdosis eine labordiagnostisch gesicherte (positive PCR) SARS-CoV-2-Infektion auf sollte nach Ansicht der STIKO die Verabreichung der 2 Impfstoff-dosis ebenfalls erst etwa 6 Monate nach Gene-sung bzw Diagnosestellung erfolgen

Die Gabe der 2 Impfstoffdosis soll innerhalb des durch die Zulassungsstudien abgedeckten Zeitraumes (mRNA-Impfstoffe 3 bzw 4 bis 6 Wochen AstraZeneca-Impfstoff 9 bis 12 Wo-chen) erfolgen Sollte der empfohlene maximale Abstand zwischen der 1 und 2 Impfstoffdosis uumlberschritten worden sein kann die Impfserie dennoch fortgesetzt werden und muss nicht neu begonnen werden Eine begonnene Impfse-rie muss mit dem gleichen Produkt abgeschlos-sen werden

Im Allgemeinen wird eine Nachbeobachtungs-zeit nach der COVID-19-Impfung von mindes-tens 15 Minuten empfohlen Laumlngere Nachbeob-achtungszeiten von bis zu 30 Minuten sollten vorsichtshalber bei bestimmten Risikopersonen eingehalten werden z B bei Personen mit Ge-

5Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

rinnungshemmung staumlrkeren oder anaphylak-tischen Reaktionen auf Impfungen in der Anam-nese Maszliggeblich fuumlr diese Entscheidungen sind die Angaben der Person selbst sowie der aumlrztli-che Eindruck des Gesundheits zustands

Es ist aktuell nicht bekannt ob man nach SARS-CoV-2-Exposition durch eine postexposi-tionelle Impfung den Verlauf der Infektion guumlnstig beeinflussen oder die Erkrankung noch verhindern kann

Die bisher vorliegenden Daten erlauben nicht die Wirksamkeit der mRNA- und Vektor-basier-ten COVID-19-Impfstoffe hinsichtlich einer Verhinderung oder Reduktion der Transmission abschlieszligend zu bewerten Bis zum Vorliegen von Daten zum Schutz der Impfung vor Trans-mission muumlssen deshalb auch nach Impfung die allgemein empfohlenen Schutzmaszlignahmen weiterhin eingehalten werden

Nach der Zulassung von Comirnaty sind einzel-ne schwerwiegende allergische Unvertraumlglich-keitsreaktionen aufgetreten Nach der derzeiti-gen Datenlage ist ein generell erhoumlhtes Risiko fuumlr schwerwiegende unerwuumlnschte Wirkungen fuumlr Personen mit vorbekannten allergischen Er-krankungen bei Impfung mit mRNA-Impfstof-fen nicht anzunehmen sofern keine Allergie ge-gen einen Inhaltsstoff der jeweiligen Vakzine (z B PEG) vorliegt Zur weiteren Information wird auf die bdquoEmpfehlung zur Coronaimpfung fuumlr Allergikerinnen und Allergikerldquo des Paul-Ehr-lich-Instituts (PEI) verwiesen httpswwwpeideSharedDocsDownloadsDEnewsroommit-teilungen201223-stellungnahme-empfeh-lung-allergikerpdf__blob=publicationFileampv=6

Fuumlr die Meldungen von uumlber das uumlbliche Maszlig hinausgehenden Impfreaktionen und -kompli-kationen soll das etablierte Verfahren verwendet werden (siehe Kapitel 49 bdquoImpfkomplikationen und deren Meldungldquo in den STIKO-Impfemp-fehlungen 20202021 Meldeformular des PEI httpswwwpeideDEarzneimittelsicherheitpharmakovigilanzmeldeformulare-online-mel-dungmeldeformulare-online-meldung-nodehtml) Regelmaumlszligige Berichte des PEI zur Si-cherheit von COVID-19-Impfstoffen sind unter folgendem Link zu finden httpswwwpeideDEnewsroomdossiercoronavirusarzneimit-telsicherheithtml

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Zusammenfassung 8Vorbemerkung 101 Hintergrund 102 Oumlffentliches Interesse 113 SARS-CoV-2-Erreger und Uumlbertragung 114 COVID-19-Krankheitsbild 125 Immunitaumlt 13

6 COVID-19-Epidemiologie in Deutschland 1461 IfSG-Meldedaten (Datenstand 19012021) 1462 Epidemiologische Daten aus anderen

Datenquellen 1863 Seropraumlvalenzdaten 19

7 COVID-19-Impfstoffe 1971 Messenger-RNA (mRNA)-Impfstoffe 1972 Vektor-basierte Impfstoffe 23

8 Systematischer Review zur Sicherheit und Wirksamkeit 25

81 Methodik des systematischen Reviews 2582 Ergebnisse des systematischen Reviews 27

9 Impfziele 37

10 Risiko- und Indikationsgruppen fuumlr die Impfempfehlung 37

101 Risikofaktoren fuumlr einen schweren Krankheitsverlauf 37

102 Personen mit einem erhoumlhten arbeitsbedingten Infektionsrisiko 45

103 Oumlffentlicher Gesundheitsdienst und weitere Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur 48

104 Personengruppen die aufgrund ihrer Wohn-Lebens- undoder Arbeits- verhaumlltnisse besonders gefaumlhrdet sind 49

11 Ethik 52

12 Mathematische Modellierung 53121 Hintergrund zur Modellierung 53122 Methodik 53123 Ergebnisse der Modellierung 56

13 Impfstrategie und Priorisierung der zu impfenden Bevoumllkerungsgruppen 57

Inhaltsverzeichnis

14 Implementierung 60141 Alternative Maszlignahmen fuumlr das

Erreichen des Impfziels im Vergleich zur Impfung sowie deren Effektivitaumlt und Umsetzbarkeit 62

15 Impfakzeptanz in der Bevoumllkerung und der Aumlrzteschaft 62

16 Monitoring-Systeme zur Evaluation der Impfung bzw der Impfempfehlung 64

161 Impfquoten-Monitoring 64162 Evaluierung von Wirksamkeit und

Sicherheit der Impfstoffe 64

Literatur 66

7Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Zusammenfassung

SARS-CoV-2 wurde Anfang 2020 erstmals nachge-wiesen und hat sich seither pandemisch ausgebrei-tet Die leichte Uumlbertragbarkeit und die Infektiositaumlt in der prauml- und asymptomatischen Phase beguumlns-tigen dessen Ausbreitung In Deutschland sind bis zum 27 Januar 2021 uumlber 21 Millionen Menschen an COVID-19 erkrankt und mehr als 53000 Men-schen an oder mit COVID-19 gestorben

Die uumlbergeordneten Ziele die mit einer COVID-19- Impfung erreicht werden sollen wurden fruumlhzeitig definiert und in einer gemeinsamen Stellungnahme der STIKO des deutschen Ethikrates und der Leo-poldina wie folgt veroumlffentlicht1

Verhinderung schwerer COVID-19-Verlaumlufe (Hospitalisierung) und Todesfaumllle

Schutz von Personen mit besonders hohem arbeitsbedingtem SARS-CoV-2-Expositionsri-siko (berufliche Indikation)

Verhinderung der Transmission von SARS-CoV-2 sowie Gewaumlhrleistung von Schutz in Umgebungen mit hohem Anteil vulnerabler Personen und in solchen mit hohem Ausbruchs-potenzial

Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen und des oumlffentlichen Lebens

Das erste oben angegebene Ziel einer COVID-19- Impfempfehlung folgt grundsaumltzlichen ethischen Uumlberlegungen ergibt sich aber zudem aus der Not-wendigkeit mit den verfuumlgbaren Impfstoffdosen moumlglichst viel gesundheitlichen Schaden durch die COVID-19-Pandemie abzuwenden Dieses Ziel ist aufgrund der Datenlage zu den zugelassenen Impf-stoffen erreichbar Das zweite Ziel ist im Hinblick auf die Vermeidung von Erkrankungen entspre-chend auch erreichbar Die Unterbrechung oder Ver-minderung der Transmission im Ziel drei ist auf der Basis der verfuumlgbaren Daten zur Wirkung der Impf-stoffe derzeit nicht sicher beurteilbar Ergebnisse aus Tiermodellen (sog Challenge- Studien) und Beob-achtungen in einer ersten Phase 3-Studie mit einem COVID-19-Vektor-basierten Impfstoff lassen vermu-ten dass die Impfstoffe auch die Transmission redu-zieren werden23 Fuumlr die bisher zugelassenen COVID-19-Impfstoffe liegen jedoch bislang keine ausreichenden Daten dazu beim Menschen vor Die

Wirksamkeit anderer Impfstoffe auf die Verhinde-rung der Virustransmission durch Geimpfte laumlsst mit Berechtigung vermuten dass auch durch die COVID-19-Impfstoffe die Transmission von SARS-CoV-2 in der Bevoumllkerung reduziert wird

Um die Dynamik der Ausbreitung von SARS-CoV-2 deutlich abzuschwaumlchen muss ein Groszligteil der Bevoumllkerung eine Immunitaumlt gegen das Virus ent-wickeln Effektive und sichere Impfstoffe koumlnnen einen entscheidenden Beitrag bei der Bekaumlmpfung der Pandemie leisten und werden es ermoumlglichen Kontaktbeschraumlnkungen mittelfristig zu lockern

Aktuell sind in der Europaumlischen Union drei COVID-19-Impfstoffe zugelassen zwei mRNA- Impfstoffe (Comirnaty von BioNTechPfizer COVID-19-Vaccine-Moderna von Moderna) und ein Vektor-basierter Impfstoff (COVID-19-Vaccine AstraZeneca von AstraZeneca) In den Zulassungs-studien der mRNA-Impfstoffe45 wurde fuumlr diese eine Wirksamkeit gegen laborbestaumltigte COVID-19- Erkrankung von etwa 95 ermittelt Fuumlr beide Impfstoffe sind zwei i m Dosen erforderlich die in einem Mindestabstand von 21 (BNT162b2) bzw 28 (mRNA-1273) Tagen verabreicht werden sollen Die Gabe der 2 Impfstoffdosis soll nach STIKO- Empfehlung innerhalb des durch die Zulassungs-studien abgedeckten Zeitraumes (3 bzw 4 bis 6 Wo-chen) erfolgen Die haumlufigste lokale Reaktion waren Schmerzen an der Einstichstelle (Impfung 83 bzw 88 Placebo 14 bzw 17 ) Unter den systemi-schen Reaktionen waren Abgeschlagenheit (Imp-fung 47 bzw 65 Placebo 23 bzw 33 ) sowie Kopfschmerzen (42 bzw 59 vs 23 bzw 34 ) die haumlufigsten Ereignisse In den Zulassungsstudien beider mRNA-Impfstoffe wurden wenige transien-te Fazialisparesen beobachtet bei denen ein Zu-sammenhang mit der COVID-19-Impfung nicht ausgeschlossen werden konnte

In den Zulassungsstudien des Vektor-basierten Impfstoffs AZD1222 wurde in der Altersgruppe der 18 ndash 64-Jaumlhrigen eine Wirksamkeit von 71 gegen eine laborbestaumltigte COVID-19-Erkrankung ermit-telt Aufgrund der geringen Anzahl von Studienteil-nehmerInnen in der Altersgruppe ge 65 Jahre kann keine Aussage zur Wirksamkeit und Sicherheit bei Aumllteren getroffen werden Dieser Impfstoff wird da-

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her von der STIKO derzeit nur fuumlr Personen im Al-ter von 18 ndash 64 Jahren empfohlen Fuumlr die Impfung sind zwei i m Dosen erforderlich die nach STIKO- Empfehlung im Abstand von 9 bis 12 Wochen ver-abreicht werden sollen Die haumlufigsten lokalen Re-aktionen waren Schmerzen an der Einstichstelle (Impfung 54 Vergleichsgruppe 38 ) wobei zu beruumlcksichtigen ist dass ein Meningokokken-Impf-stoff als Vergleichsintervention eingesetzt worden war Unter den systemischen Reaktionen waren Ab-geschlagenheit (Impfung 53 Placebo 38 ) so-wie Kopfschmerzen (Impfung 52 Vergleichs-gruppe 39 ) die haumlufigsten Ereignisse

Die STIKO empfiehlt fuumlr die Impfung gegen COVID-19 einen der beiden mRNA-Impfstoffe ( Comirnaty bzw COVID-19-Vaccine Moderna) oder den Impfstoff COVID-19-Vaccine AstraZeneca Die beiden mRNA-Impfstoffe werden hinsichtlich Sicherheit und Wirksamkeit als gleichwertig beur-teilt Der COVID-19 Vaccine AstraZeneca wird auf-grund der verfuumlgbaren Daten derzeit nur fuumlr Perso-nen im Alter 18 ndash 64 Jahren empfohlen Abgesehen von dieser Alterseinschraumlnkung wird dieser Impf-stoff als gleichermaszligen geeignet zum Individual-schutz und zur Bekaumlmpfung der Pandemie angese-hen Direkte Vergleichsstudien zwischen den ver-schiedenen Impfstoffen fehlen

Mittelfristig ist es das Ziel allen Menschen einen gleichberechtigten Zugang zu einer Impfung ge-gen COVID-19 anbieten zu koumlnnen Da initial der COVID-19- Impfstoff nur in sehr begrenzten Mengen zur Verfuumlgung stehen wird sollte dieser dafuumlr genutzt werden moumlglichst schnell die Anzahl an Sterbefaumlllen und schweren Krankheitsverlaumlufen zu senken

Gemaumlszlig den gesetzten Zielen der verfuumlgbaren wis-senschaftlichen Evidenz und den Ergebnissen aus einer mathematischen Modellierung empfiehlt die STIKO zunaumlchst die stufenweise Impfung von Pershysonengruppen um bei begrenzten Impfstoffres-sourcen diesen mit dem besten Effekt und gerecht zu verteilen Innerhalb einer Stufe sind die dort aufgefuumlhrten Personengruppen gleich priorisiert so dass empfohlen wird unter Beruumlcksichtigung der lokalen Gegebenheit mit den Impfungen paral-lel zu beginnen Dabei ist es wichtig dass unbe-dingt die Personen erreicht werden die das houmlchs-

te Risiko haben an COVID-19 schwer zu erkranken oder zu versterben Waumlhrend die mRNA-Impfstoffe in allen Altersgruppen angewandt werden koumlnnen soll der AstraZeneca-Impfstoff in den einzelnen Stufen jeweils den Personen angeboten werden die 18 ndash 64 Jahre alt sind

Der alles entscheidende Risikofaktor fuumlr eine schweshyre COVIDshy19shyErkrankung ist das zunehmende Alter gt 60 Jahre Modellierungsergebnisse belegen dass die groumlszligtmoumlgliche Verhinderung von schweren Er-krankungsfaumlllen und Tod erzielt werden kann wenn die Impfung zuerst Menschen im Alter ge 80 Jahren angeboten wird Zudem trat ein groszliger Anteil an Todesfaumlllen und Ausbruumlchen unter BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen auf Durch eine zielgerichtete Impfung dieser beiden Perso-nengruppen werden auch die meisten Hospitalisie-rungen verhindert und es wird die groumlszligte Anzahl an Lebensjahren gewonnen Personen mit be-stimmten Vorerkrankungen haben ebenfalls ein er-houmlhtes Risiko schwer an COVID-19 zu erkranken Die Risikoerhoumlhung ist allerdings je nach Vorer-krankung sehr unterschiedlich und meist deutlich geringer als die altersbedingte Risikoerhoumlhung Per-sonen mit Vorerkrankungen sind aufgrund ihres Ri-sikos unterschiedlichen Priorisierungsstufen zuge-ordnet (Stufe 2 3 und 4) Die Auswertung der Lite-ratur zu Vorerkrankungen wird fortlaufend aktua-lisiert und die Empfehlung bzw die Zugehoumlrigkeit zu bestimmten Stufen ggf angepasst

Gleichzeitig empfiehlt die STIKO die Impfung dem Personal in medizinischen Einrichtungen und in der Altenpflege die ein besonders hohes Expositionsrisiko haben Ein indirekter Schutz von besonders gefaumlhrdeten Menschen wird erwartet wenn die Transmission auf diese vulnerablen Gruppen verhuumltet wird und Personal in der ambu-lanten und stationaumlren Altenpflege und z B in der Onkologie einen Impfschutz hat und so die Trans-mission auf die vulnerablen Gruppen verhuumltet wird In Abhaumlngigkeit von der Impfstoffverfuumlgbar-keit soll die Impfung auf weitere Stufen mit Perso-nengruppen mit geringerem Risiko und system-relevante Personen ausgeweitet werden

Unter der Beruumlcksichtigung der Impfquoten der Erhebungen zur Impfakzeptanz sowie der Studien

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zur Impfeffektivitaumlt und -sicherheit wird die STIKO die Empfehlung regelmaumlszligig evaluieren Sie wird die wissenschaftliche Evidenz zum Infektions- und Er-krankungsrisiko und den Impfstoffen ndash sowohl den bereits zur Anwendung kommenden aber auch den kurz vor Zulassung stehenden ndash fortlaufend pruumlfen und ihre Empfehlung gegebenenfalls anpassen

VorbemerkungDie bdquocoronavirus disease 2019ldquo (COVID-19)- Pandemie stellt die Gesellschaft vor besondere Heraus -forderungen Um die Uumlbertragung von bdquosevere acute respiratory syndrome coronavirus 2ldquo (SARS-CoV-2) zu reduzieren und die Pandemie einzugrenzen bzw zu beenden muss ein Groszligteil der Bevoumllkerung eine Immunitaumlt gegen das Virus erwerben Bisher hat nur ein geringer Anteil der Bevoumllkerung eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht Im Novem-ber 2020 lag die Seropraumlvalenz von spezifischen SARS-CoV-2-Antikoumlrpern in einer Bevoumllkerungs-stichprobe (30000 BlutspenderInnen) in Deutsch-land bei 135 6 Bisher ist nicht geklaumlrt wie lange ein Schutz nach Infektion besteht Durch den Ein-satz sicherer und effektiver Impfstoffe sollen Einzel-ne und die Bevoumllkerung vor einer SARS-CoV-2- Infektion undoder einer COVID-19- Erkrankung geschuumltzt werden Durch Impfung soll eine relevan-te Bevoumllkerungsimmunitaumlt ausgebildet und somit die weitere Ausbreitung des Virus verhindert oder zumindest begrenzt werden Die Zulassung des ers-ten COVID-19-Impfstoffs (BNT162b2Comirnaty BioNTechPfizer) erfolgte am 21 Dezember 2020 die Zulassung eines weiteren mRNA-Impfstoffs am 6 Januar 2021 (mRNA-1273 COVID-19-Impfstoff ModernaModerna) und die Zulassung des ersten Vektor-basierten Impfstoffs am 29 Januar 2021

Trotz aller Bemuumlhungen die Impfstoffproduktion voranzutreiben sind nach wie vor nicht ausrei-chend Impfstoffdosen verfuumlgbar um allen impfbe-reiten Menschen eine Impfung anzubieten In Deutschland hat die Staumlndige Impfkommission (STIKO) auch waumlhrend einer Pandemie die Aufga-be Impfempfehlungen fuumlr die Bevoumllkerung zu ge-ben sofern mindestens ein Impfstoff zugelassen ist Bei Impfstoffknappheit muss entschieden wer-den welchen Personen oder Personengruppen vor-rangig die Impfung angeboten werden soll Unter

Beruumlcksichtigung der medizinisch-epidemiologi-schen Erkenntnisse zur COVID-19- Pandemie und ethischer Grundsaumltze hat die STIKO Impfziele auf-gestellt (siehe Kapitel 9 und das Positionspapier des Deutschen Ethikrates der Leopoldina und der STIKO1) Bezogen auf die einzelnen Impfziele wur-den unter Beruumlcksich tigung des Erkrankungs- Sterblichkeits- und Infektionsrisikos Personengrup-pen identifiziert die prio ritaumlr durch Impfung ge-schuumltzt werden sollten Die Personengruppen sind unter Beruumlcksichtigung dieser Ziele in einer Matrix (s Tab 19) aufgelistet

Diverse COVID-19-Impfstoffe befinden sich aktuell noch in der Entwicklung von denen einige im Lau-fe des Jahres 2021 moumlglicherweise zugelassen wer-den Daten aus Zulassungsstudien sowie aus der Impfstoffuumlberwachung nach der Zulassung werden sukzessive veroumlffentlicht werden und die Evidenz-basis verbreitern Falls Impfstoffe mit unterschied-lichem Profil zur Verfuumlgung stehen wird die STIKO gegebenenfalls differentielle Empfehlungen zu den einzelnen Produkten geben Daher wird die vorlie-gende Empfehlung im Sinne einer living guideline fortlaufend aktualisiert werden Aktualisierungen von STIKO-Empfehlungen werden entsprechend der STIKO-Geschaumlftsordnung in ein Stellungnah-meverfahren gegeben

1 HintergrundIm Dezember 2019 wurde erstmals uumlber die Haumlu-fung von Pneumonien unklarer Genese in Wuhan in der Provinz Hubei in China berichtet7 Am 7 Ja-nuar 2020 konnte das verantwortliche Virus ein neues Beta-Coronavirus erstmals aus dem Rachen-abstrich eines Patienten isoliert werden8 Das Virus erhielt den Namen bdquoSchweres Akutes Respirato-risches Syndrom Coronavirus 2ldquo (Severe Acute Respiratory Syndrome Corona Virus 2 SARS-CoV-2) und die Erkrankung den Namen coronavirus disease 2019 (COVID-19)9 Bis Ende Januar 2020 waren in China fast 8000 COVID-19-Erkrankungen labor-diagnostisch bestaumltigt worden und aus 18 weiteren Laumlndern wurde uumlber das Auftreten von SARS-CoV-2-Infek tionen berichtet Daraufhin erklaumlrte die Weltge-sundheitsorganisation (WHO) COVID-19 am 30 Ja-nuar 2020 zu einer Gesundheitlichen Notlage Inter-nationaler Tragweite (Public Health Emergency of In-

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ternational Concern PHEIC)10 Am 11 Maumlrz 2020 erklaumlrte die WHO COVID-19 zur Pandemie Zu die-sem Zeitpunkt hatte sich SARS-CoV-2 bereits auf uumlber 114 Laumlnder ausgebreitet mit uumlber 118000 bestauml-tigten COVID-19-Faumlllen und mehr als 4291 Todesfaumll-len11 Bis zum 22 Januar 2021 wurden weltweit 96 Mio COVID-19-Faumllle und 21 Mio Todesfaumllle an die WHO gemeldet (httpscovid19whoint) Mit Stand 19 Januar 2021 wird an mehr als 230 Impf-stoffkandidaten geforscht 64 Kandidaten befinden sich in der klinischen und 173 in der praumlklinischen Evaluation12

2 Oumlffentliches Interesse Die bisher ergriffenen Infektionsschutzmaszlignah-men zur Bekaumlmpfung der Pandemie wirken sich in fast allen Lebensbereichen einschneidend auf die Bevoumllkerung aus v a in den Bereichen des Gesund-heitswesens des sozialen Lebens und der Wirt-schaft Im Mittelpunkt der Bemuumlhungen steht der Schutz von Personengruppen mit einem besonders hohen Risiko fuumlr einen schweren und ggf toumldlichen Verlauf von COVID-19 Effektive und sichere Imp-fungen stellen einen wichtigen Baustein zum Schutz der Bevoumllkerung und zur Eindaumlmmung der Pandemie dar und koumlnnen dazu beitragen die Not-wendigkeit von Kontaktbeschraumlnkungen mittelfris-tig zu reduzieren Das oumlffentliche Interesse an einer COVID-19-Impfempfehlung wird daher als sehr hoch eingeschaumltzt

3 SARS-CoV-2-Erreger und -UumlbertragungCoronaviren sind 80 bis 140 nm groszlige behuumlllte ein-zelstraumlngige RNA-Viren die beim Menschen und anderen Saumlugetieren (z B Hunde Katzen Drome-daren Fledertiere) sowie bei Voumlgeln vorkommen1314 SARS-CoV-2 ist neben SARS-CoV und MERS-(Midd-le East Respiratory Syndrome-)CoV das dritte zoono-tische Coronavirus bei dem im 21 Jahrhundert erst-malig eine Uumlbertragung vom Tier auf den Men-schen nachgewiesen wurde mit der Folge lebensbe-drohlicher Erkrankungen Im Gegensatz zu SARS-CoV und MERS-CoV kam es bei SARS-CoV-2 zu einer sehr raschen und globalen Ausbreitung915 Die Massenverbreitung erfolgt durch die Uumlbertra-gung von Mensch zu Mensch via Troumlpfcheninfekti-on und uumlber Aerosole Die Infektion mit SARS-

CoV-2 erfolgt uumlber die Aufnahme virushal tiger Par-tikel die beim Atmen Husten Sprechen Singen und Niesen einer infizierten Person entstehen Menschen geben v a beim Husten und Niesen Speicheltroumlpfchen ab16 die sich in einem Abstand von etwa 1 ndash 2 m von der Infektionsquelle ausbrei-ten17 Gleichzeitig werden virushaltige Partikel in Form von Bioaerosolen ausgeschieden die z B auch bereits beim Atmen Sprechen Schreien Sin-gen entstehen18ndash23 Bioaerosole verbleiben laumlnger in der Luft waumlhrend sich groumlszligere Partikel auf Oberflauml-chen ablagern Nach experimentellen Studien bleibt das Virus in Aerosolen bis zu 3 Stunden infek-tioumls2425 In Stuhlproben von COVID-19-Patient Innen wurde mittels PCR die wochenlange Persistenz von Virus-RNA nachgewiesen Ob hierbei tatsaumlchlich in-fektioumlse Viruspartikel vorliegen und es zu faumlkalen Infektionsuumlbertragungen kommen kann ist bisher nicht abschlieszligend geklaumlrt26ndash31 Bei jedem Einzelfall einer infizierten Person gibt es zahlreiche Faktoren die auf die Transmission Einfluss haben z B Houmlhe der Infektionsdosis und Viruslast Groumlszlige der Parti-kel Temperatur Luftfeuchtigkeit Umgebung Raumluftwechselrate und das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung32 Uumlbertragungen im Auszligen bereich kommen insgesamt selten vor33 Bei Wahrung des Mindestabstandes sorgt die Luftbewe-gung im Freien fuumlr eine sehr geringe Uumlbertragungs-wahrscheinlichkeit Im Vergleich zu einer Trans-mission in geschlossenen Raumlumen schaumltzt eine im Preprint erschienene japanische Studie das Risiko fuumlr eine Uumlbertragung im Freien 19-mal niedriger ein34

Eine Uumlbertragung durch kontaminierte Oberflauml-chen ist theoretisch vorstellbar35 da SARS-CoV-2- Viren unter Laborbedingungen auf Flaumlchen eine gewisse Zeit lang infektioumls bleiben koumlnnen2536 Im Vergleich zur aerogenen SARS-CoV-2-Uumlbertragung wird die Bedeutung der Verbreitung des Virus durch kontaminierte Flaumlchen aktuell gering einge-schaumltzt3738 Die Inkubationszeit betraumlgt 2 ndash 14 Tage (im Durchschnitt 5 ndash 6 Tage)3940 Als Haupteintritts-pforten fuumlr SARS-CoV-2 gelten die Schleimhaumlute des Nasen-Rachen-Raums eine Aufnahme via Kon-junktiven und Traumlnennasengang wird diskutiert konnte allerdings bislang nicht eindeutig belegt werden41ndash43

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Zielzellen von SARS-CoV-2 sind unter anderem nasale und bronchioalveolaumlre Epithelzellen an die das Spike-(S-)Glykoprotein des Virus uumlber den Angiotensin-Converting-Enzym-(ACE-)2-Rezeptor bindet um in die Wirtszelle einzudringen4445 Fuumlr etliche Impfstoffkandidaten ist das Glykoprotein S eine zentrale Zielstruktur Eine hohe ACE-2-Rezep-tor-Dichte besteht z B im Atemwegstrakt aber auch im Darm an Gefaumlszligzellen in der Niere und im Herzmuskel

Fuumlr die Basisreproduktionszahl (R0) von SARS-CoV-2 wurde in mehreren systematischen Reviews ein mittlerer Wert (Median) von 33 bis 38 ermit-telt46ndash48 Durch infektionspraumlventive Maszlignahmen wie z B Abstand halten das Tragen von Mund- Nase-Bedeckungen regelmaumlszligiges Luumlften geschlos-sener Raumlume Isolation Infizierter und Quarantaumlne von Kontaktpersonen kann die natuumlrliche Uumlbertra-gungsrate deutlich gesenkt werden4647 Im Gegen-satz zum SARS (Severe Acute Respiratory Syndro-me)-Virus kann SARS-CoV-2 bereits durch infizier-te aber (noch) asymptomatische Personen uumlbertra-gen werden394950 Dies erschwert die Eindaumlmmung einer Pandemie wesentlich Umso bedeutender ist bei COVID-19 der Schutz der Bevoumllkerung durch eine praumlventive Impfung

4 COVID-19 Krankheitsbild COVID-19 ist primaumlr eine Erkrankung des Respira-tionstraktes die nach der Infektion mit dem SARS-CoV-2-Erreger auftreten kann Das klinische Bild von COVID-19 ist zwar individuell sehr unterschied-lich ausgepraumlgt aber kennzeichnend sind Fieber Schnupfen trockener anhaltender Husten Atem-not Muumldigkeit sowie eine Stoumlrung des Geruchs- undoder Geschmackssinns bis hin zur voruumlberge-henden Anosmie Es koumlnnen eine Vielzahl weiterer Symptome und klinischer Zeichen vorkommen wie z B Hals- und Kopfschmerzen Glieder- und Mus-kelschmerzen Appetitlosigkeit Gewichtsverlust Uumlbelkeit Erbrechen Bauchschmerzen Diarrhouml Konjunktivitis oder Angina pectoris51ndash53

Der Krankheitsverlauf variiert hinsichtlich Sympto-matik und Schwere Es koumlnnen asymptomatische symptomarme oder schwere Infektionen mit Pneu-monie und weiteren Organbeteiligungen auftreten

die zum Lungen- und Multiorganversagen bis zum Tod fuumlhren koumlnnen54 Auch andere Organmanifesta-tionen sind moumlglich ndash am Herzen55 und am Gefaumlszlig-system56 an der Niere57 am ZNS58 an Leber und Gastrointestinaltrakt59 Prauml- und asymptomatische SARS-CoV-2-Infektionen sind epidemiologisch be-deutsam da sie unbemerkt zur Weiterverbreitung von SARS-CoV-2 beitragen In juumlngeren Altersgrup-pen insbesondere bei Kindern und Jugendlichen sind schwere Verlaumlufe seltener60 und asymptomati-sche SARS-CoV-2-Infektionen haumlufiger Insgesamt gibt es unterschiedliche Angaben uumlber den Anteil an asymptomatischen Infektionen Basierend auf Daten des COVID-19-Ausbruches auf dem Kreuz-fahrtschiff Diamond Princess mit uumlberwiegend aumllte-ren Menschen liegt der Anteil asymptomatischer Infektionen bei 18 61 Mittels serologischer Unter-suchungen die im Anschluss an den COVID-19- Ausbruch in Heinsberg durchgefuumlhrt wurden wur-de ein Anteil von 22 asymptomatischer Infektio-nen bestimmt62 Ein systematischer Review ergab eine Rate von asymptomatischen Infektionen von bis zu 45 63 Die Analyse von 44415 COVID-19- PatientInnen in WuhanChina ergab bei 81 der PatientInnen einen milden bei 14 einen schwe-ren und bei 5 der PatientInnen einen intensiv-pflichtigen Verlauf64 Nehmen die respiratorischen Symptome an Schwere zu fuumlhrt die Hypoxie ein-hergehend mit einer ausgepraumlgten Luftnot zur sta-tionaumlren Aufnahme Besonders betroffen sind aumlltere Personen gt 60 Jahre und Personen mit Vorerkran-kungen65 Das durchschnittliche Alter der diagnos-tizierten COVID-19-PatientInnen wird durch die Testhaumlufigkeit in unterschiedlichen Gruppen beein-flusst Zu Beginn der Pandemie war das Durch-schnittsalter der erkrankten PatientInnen houmlher da vor allem symptomatische PatientInnen getestet wurden Im Zeitraum von MaumlrzApril 2020 bis JuniJuli 2020 hat sich das mediane Alter der diag-nostizierten SARS-CoV-2- Infizierten signifikant re-duziert und ist von 408 Jahren (Interquartilsab-stand [IQR] 290 ndash 541) auf 358 Jahre (IQR 240ndash502) in den USA zuruumlckgegangen66 In einer Meta-analyse in die Daten aus 34 geografischen Regionen einflossen wurde die altersspezifische Fallsterblich-keitsrate berechnet Der Zusammenhang zwischen Alter und Fallsterblichkeitsrate war exponentiell 0002 im Alter von 10 Jahren 001 im Alter von 25 Jahren 04 im Alter von 55 Jahren 14 im Al-

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ter von 65 Jahren 46 im Alter von 75 Jahren 15 im Alter von 85 Jahren67 In einer weiteren Metana-lyse wurde das geschlechtsspezifische COVID-19- Sterberisiko in Europa ermittelt Daten von 23 Laumln-dern die die Zahl von COVID-19-Faumlllen und -Todes-faumlllen nach Geschlecht berichteten wurden gepoolt Die Stichprobe schloss 484919 Maumlnner und 605229 Frauen mit COVID-19 ein Das Risiko an COVID-19 zu sterben war bei Maumlnnern signifikant erhoumlht (RR = 16 95 KI 153 ndash 168)6869

Ein Teil der COVID-19-PatientInnen hat sich auch Wochen oder Monate nach Beginn der Erkrankung noch nicht wieder erholt und leidet weiterhin unter schweren Allgemeinsymptomen Daten aus Eng-land deuten darauf hin dass etwa 40 der hospita-lisierten Erkrankten laumlngerfristige Unterstuumltzung benoumltigen und bei etwa 10 der nicht hospitalisier-ten mild Erkrankten Symptome laumlnger als 4 Wo-chen andauern70

Besonders haumlufig wird uumlber Luftnot Muskelschmer-zen Gedaumlchtnisstoumlrungen Schlaf- und Konzentra-tionsstoumlrungen eine ausgepraumlgte Erschoumlpfung und Muumldigkeit berichtet71ndash73 Unter diesen PatientInnen sind nicht nur diejenigen die sich von einer schwe-ren stationaumlr behandelten oder intensivpflichtigen Erkrankung erholen sondern auch solche mit ei-nem eher milden Krankheitsverlauf In einer pros-pektiven Beobachtungsstudie wurden zwischen April und Juni 2020 100 Rekonvaleszenten unab-haumlngig von der Auspraumlgung der Symptomatik im Durchschnittsalter von 49 Jahren nach einer durch-gemachten COVID-19-Erkrankung untersucht und mit gesunden Alters-gepaarten Kontrollen vergli-chen In der kardiovaskulaumlren Magnetresonanz-tomografie (CMR) die zwei bis drei Monate (im Mit-tel 71 Tage (Spanne 64ndash 92)) nach der COVID-19- Diagnose erfolgte zeigten 78 eine Herzbeteili-gung und 60 eine fortbestehende myokardiale Entzuumlndung unabhaumlngig von vor der COVID-19- Erkrankung bestehenden Symptomen74 Ein syste-matischer Review der die Folgen von COVID-19 auf die psychische Gesundheit untersuchte stellte fest dass ein hoher Anteil der Rekonvaleszenten an post-traumatischen Belastungsstoumlrungen Angststoumlrun-gen oder Depressionen leidet Es berichteten 21 der PatientInnen die schon vor der COVID-19- Erkrankung eine psychiatrische Erkrankung hatten

uumlber eine Symptomverschlechterung75 Die Ursa-chen der Langzeitfolgen von COVID-19 sind unklar und hinsichtlich der Prog nose und moumlglicher Therapie optionen besteht dringender Forschungs-bedarf71

5 ImmunitaumltEine SARS-CoV-2-Infektion induziert innerhalb von zwei Wochen nach Symptombeginn die Bildung von Antikoumlrpern76 Neutralisierende Antikoumlrper sind im Median in der zweiten Woche nach Symptom-beginn nachweisbar77ndash79 Bei der Mehrzahl der un-tersuchten Personen bleiben die Antikoumlrperkonzen-trationen uumlber einen Zeitraum von mindestens fuumlnf Monaten relativ stabil Niedrigere Antikoumlrperkon-zentrationen und ein schnellerer Ruumlckgang wurden bei Personen beobachtet die einen asymptomati-schen oder sehr milden Verlauf hatten im Vergleich zu moderat oder schwer Erkrankten80 Zur Persis-tenz von Antikoumlrpern uumlber diesen Zeitraum hinaus lassen sich im Moment noch keine Aussagen tref-fen Zusaumltzlich wurde bei Erkrankten eine T-Zell- Reaktivitaumlt gegen unterschiedliche SARS-CoV-2-Proteine festgestellt die sowohl an der Schutzver-mittlung als auch an der pulmonalen Immunpatho-logie sowie der Zytokin-Ausschuumlttung beteiligt sein kann81ndash86 SARS-CoV-2-spezifische-T-Zellen konnten auch bei Infizierten nachgewiesen werden die kei-ne Antikoumlrpertiter aufwiesen und asymptomatisch waren87 Ob spezifische T-Zellen auch bei fehlen-dem Antikoumlrpernachweis Schutz bieten ist noch unklar

Seltene Faumllle von Reinfektionen und Zweiterkran-kungen sind beschrieben bei denen mittels Genomsequenzierung nachgewiesen werden konn-te dass die Viren die waumlhrend der Krankheitsepiso-den nachgewiesen wurden unterschiedlich waren es sich also nicht um eine protrahierte Virusaus-scheidung derselben Infektion handelte88ndash92 Re-infektionen bei endemischen Coronaviren (HCoV) kommen vor und die HCoV-Immunitaumlt nimmt mit der Zeit ab9394 Es ist nicht bekannt ob eine Reinfek-tion mit einer Transmission einhergehen kann Zweiterkrankungen sind nach bisherigem Kenntnis-stand selten und wurden vor allem im Zusammen-hang mit einer Immundefizienz beobachtet

13Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

In-vitro-Untersuchungen lassen die Vermutung zu dass es nach vorangegangenen Infektionen mit HCoV zu einer kreuzreaktiven Immunantwort auf SARS-CoV-2 kommen kann95 Zur Frage ob es nach HCoV-Infektionen zur Bildung neutralisierender Antikoumlrper gegen SARS-CoV-2 kommt liegen kont-roverse Daten vor9596 Klinische Daten zu einem (par-tiellen) Schutz vor COVID-19 durch fruumlher durchge-machte HCoV-Infektionen wurden bislang nicht er-hoben Praumlexistente SARS-CoV-2-reaktive CD4+ Ge-daumlchtnis-T-Zellen bei Menschen ohne bisherige SARS-CoV-2-Exposition die moumlglicherweise auf vo-rangegangene HCoV-Infektionen zuruumlckzufuumlhren sind koumlnnen sowohl an der Kontrolle als auch an der Pathologie von COVID-19 beteiligt sein9799

6 COVID-19-Epidemiologie in Deutschland

61 IfSG-Meldedaten (Datenstand 19012021)Die Daten zur COVID-19-Epidemiologie beruhen auf den Meldedaten die nach dem Infektions-schutzgesetz (IfSG) erhoben und an das Robert Koch-Institut (RKI) uumlbermittelt werden Alle labor-diagnostischen PCR-Nachweise von SARS-CoV-2

werden unabhaumlngig vom Vorhandensein oder der Auspraumlgung einer klinischen Symptomatik als COVID-19-Faumllle gewertet Die Infektionsausbrei-tung hat in Deutschland und auch weltweit eine wechselhafte Dynamik und daher gibt die Darstel-lung der Epidemiologie vielfach nur eine Moment-aufnahme wieder Die ersten COVID-19-Faumllle traten in Deutschland im Januar 2020 auf Mit Datenstand 19012021 wurden 1716200 labordiagnostisch be-staumltigte COVID-19-Faumllle an das RKI uumlbermittelt knapp 141000 Faumllle (82 ) wurden hospitalisiert 47622 Personen (28 ) sind verstorben Dies ent-spricht einer kumulativen Inzidenz von 2467 COVID-19 Faumlllen100000 Einwohnern Im Maumlrz haben die taumlglich uumlbermittelten Fallzahlen in Deutschland deutlich zugenommen und die erste Infektionswelle erreichte ihr Maximum Mitte Maumlrz mit knapp 6000 taumlglich uumlbermittelten Faumlllen Um die Pandemie einzudaumlmmen wurde Mitte Maumlrz 2020 auf Basis eines Bund-Laumlnder-Beschlusses ent-schieden eine weitgehende Einschraumlnkung des oumlffentlichen Lebens umzusetzen Der erste bdquoLock-downldquo fuumlhrte zu einem deutlichen Ruumlckgang der Infektionsfallzahlen die sich zwischen Mitte Mai und Mitte Juli auf einem niedrigen Niveau stabili-sierten Seit Anfang September nahmen die Fallzah-

0903 2303 0604 2004 0405 1805 0106 1506 2906 1307 2707 1008 2408 0709 2109 0510 1910 0211 1611 3011 1412 2812 1101

Anzahl uumlbermittelte COVID-19-Faumllle

Erkrankungsbeginn ersatzweise Meldedatum (2020)

30000

27500

25000

22500

20000

17500

15000

12500

10000

7500

5000

2500

0

Erkrankungsbeginn Meldedatum

Abb 1 | Anzahl der an das RKI uumlbermittelten COVID-19-Faumllle nach Erkrankungsbeginn ersatzweise nach Meldedatum seit dem 01032020 (Stand 19012021)

14Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

len wieder deutlich zu Aktuell ereignet sich eine zweite weit intensivere Infektionswelle Ab Anfang November galt bundesweit ein zweiter bdquoTeil-Lock-downldquo der ab Mitte Dezember ausgeweitet und kuumlrzlich bis Mitte Februar 2021 verlaumlngert wurde Das bisherige Maximum der zweiten Infektions-welle wurde Mitte Dezember mit mehr als 28600 Erkrankungsfaumlllen taumlglich erreicht (s Abb 1)

Bezuumlglich der regionalen Verteilung kann man aktuell feststellen dass sich SARS-CoV-2 flaumlchen-deckend im Bundesgebiet ausgebreitet hat Mitte Januar (Stand 19012021) wurden aus allen 412 Kreisen COVID-19-Faumllle gemeldet Die 7-Tage- Inzidenz liegt in 277 Kreisen (67) bei gt 100 Faumll-len100000 Einw und davon in 32 Kreisen bei gt 250 Faumlllen100000 Aktuelle Inzidenzwerte der Landkreise koumlnnen dem RKI-Dashboard entnom-men werden (httpscoronarkide)

Im Rahmen der ersten SARS-CoV-2-Infektionswelle wurden die houmlchsten woumlchentlichen Inzidenzen bei den gt 80-Jaumlhrigen mit 81 Faumlllen100000 Einw gemessen Bei den 15 ndash 69-Jaumlhrigen lag das woumlchent-liche Maximum niedriger und betrug 44 ndash 53 Faumllle 100000 Einw Bei Kindern und Jugendlichen lagen

die woumlchentlichen Inzidenzen zwischen 7 ndash 10 100000 und waren damit am niedrigsten von allen Altersgruppen Im Mai und Juni gingen die Infek-tionszahlen in allen Altersgruppen zuruumlck Ab An-fang Juli nahmen die Fallzahlen leicht zu blieben aber bis auf die erhoumlhten Werte bei den 15 ndash 34-Jaumlh-rigen bis Mitte September auf einem stabilen Niveau mit woumlchentlich weniger als 20 Faumlllen100000 Einw Danach setzte eine exponentielle Zunahme in allen Altersgruppen ein Zum Ende des Jahres 2020 (51 Meldewoche) erreichten die woumlchentlichen Inzi-denzen das bisherige Maximum mit Werten zwi-schen 80100000 bei den 0ndash4-Jaumlhrigen und 370 100000 bei den ge 80-Jaumlhrigen (s Abb 2) Seitdem gehen die Fallzahlen in allen Altersgruppen konti-nuierlich zuruumlck

COVID-19 tritt in allen Altersgruppen auf In Deutschland sind Frauen (53) etwas haumlufiger als Maumlnner (47) betroffen Die houmlchsten altersspezi-fischen Inzidenzen werden bei den 20ndash29-Jaumlhrigen und den gt 80-Jaumlhrigen gemessen und die niedrigs-ten Inzidenzen bei Kindern im Alter von lt 10 Jah-ren (s Abb 3) Die niedrigen Inzidenzen bei den 60 ndash 79-Jaumlhrigen lassen vermuten dass Personen in dieser Altersgruppe sich bestaumlndiger an die emp-

Meldewoche

Abb 2 | Uumlbermittelte COVID-19-Faumllle100000 Einwohner in Deutschland nach Altersgruppen und Meldewoche (KW 102020 ndash 022021 Stand 1912021)

COVID-19-Faumllle100000 Einwohner

3500

3000

2500

2000

1500

1000

500

00

0 ndash 4 Jaumlhrige

5 ndash 14 Jaumlhrige

15 ndash 34 Jaumlhrige

35 ndash 59 Jaumlhrige

60 ndash 79 Jaumlhrige

80 + Jaumlhrige

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 1 2

15Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Klinisches Merkmal Grundgesamtheit Anzahl ()

Husten 1291801 513110 (40)

Fieber 1291801 349804 (27)

Schnupfen 1291801 358414 (28)

Halsschmerzen 1291801 271108 (21)

Pneumonie 1291801 17945 (1)

Geruchs- oder Geschmacksverlust

1146965 246578 (21)

Tab 1 | COVID-19-relevante oder haumlufig genannte Symptome bzw klinische Zeichen (Stand 19012021)

Aufgrund mangelnder Diagnostik und ggf unterlassener Meldungen wird von einer deutlichen zahlenmaumlszligigen Untererfassung ausgegangen Geruchs und Geschmacksverlust werden erst seit der 17 Kalenderwoche 2020 erfasst

fohlenen Kontaktbeschraumlnkungen halten und so Infektionen verhindern koumlnnen In den houmlheren Altersgruppen steigt der Anteil an Menschen die in Pflegeheimen leben und hier ist das Risiko fuumlr COVID-19-Ausbruumlche und damit das Infektionsri-siko besonders hoch

Fuumlr 1291801 (63) der uumlbermittelten Faumllle liegen klinische Informationen vor In Tabelle 1 werden die Anzahl und Anteile der bei COVID-19 haumlufig ge-nannten Symptome bzw klinischen Zeichen darge-stellt Seit der 17 Kalenderwoche 2020 kann fuumlr COVID-19-Faumllle auch Geruchs- und Geschmacks - verlust als Symptom in einer eigenen Uumlbermittlungs-kategorie angegeben werden Von 1146965 Faumlllen die neu in dieser Kategorie erfasst wurden und Anga-ben zur Klinik enthalten haben 246578 (21) min-destens eines dieser beiden Symp tome angegeben

Der Anteil stationaumlr versorgter Faumllle steigt mit dem Alter kontinuierlich an er betraumlgt bei den 50 ndash 59- Jaumlhrigen 5 und bei den 80 ndash 89-Jaumlhrigen 26 Mit weiter steigendem Alter geht der Anteil stationaumlr versorgter COVID-19-Faumllle wieder zuruumlck er betraumlgt bei den ge 90-Jaumlhrigen 18 (s Abb 4) Maumlnner

(76 ) werden etwas haumlufiger hospitalisiert als Frauen (63 ) Der Ruumlckgang des Anteils stationaumlr behandelter PatientInnen bei den Hochbetagten ist moumlglicherweise darauf zuruumlckzufuumlhren dass man aufgrund des hohen Alters eine Krankenhausein-weisung vermeiden moumlchte

Abb 3 | Uumlbermittelte COVID-19-Faumllle100000 Einwohner (kumulative Inzidenz) in Deutschland nach Altersgruppen und Geschlecht (Stand 19012021)

weiblichmaumlnnlich

COVID-19-Faumllle100000 Einwohner

7000

6000

5000

4000

3000

2000

1000

0

90 ndash 99 100 +80 ndash 8970 ndash 7960 ndash 6950 ndash 5940 ndash 4930 ndash 3920 ndash 2910 ndash 190 ndash 9

Altersgruppe (Jahre)

16Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Insgesamt wurden bis zum 19012021 47622 COVID-19-Todesfaumllle an das RKI uumlbermittelt Es handelt sich dabei um Menschen die an oder mit COVID-19 gestorben sind Von den Todesfaumlllen sind 42287 (89) Personen 70 Jahre und aumllter das mediane Alter der Verstorbenen betraumlgt 84 Jahre (s Tab 2) Der extrem hohe Anteil an Todesfaumlllen bei den ge 70-Jaumlhrigen wird deutlich wenn man im Vergleich dazu ihren Anteil von 15 an der Gesamt-zahl der uumlbermittelten COVID-19- Faumllle betrachtet

Der Anteil verstorbener Personen an allen uumlbermit-telten COVID-19-Faumlllen liegt bei den le 59-Jaumlhrigen unter 03 Die Zahl der Verstorbenen nimmt mit zunehmendem Alter kontinuierlich zu und steigt

von 15 bei den 60 ndash 69-Jaumlhrigen auf 64 bei den 70 ndash 79-Jaumlhrigen auf 125 bei den 80 ndash 89- Jaumlhrigen und 158 bei den ge 90-Jaumlhrigen an (s Abb 5) Maumlnner versterben etwas haumlufiger als Frauen (25 versus 21 ) Der Anteil Verstorbener an allen Faumlllen ist im Verlauf der Pandemie zuruumlck-gegangen Zu Beginn war der Anteil an Personen die ohne COVID-19-spezifische Symptome oder milde Symptome getestet wurden aufgrund der eingeschraumlnkten Testmoumlglichkeiten gering Das hat sich inzwischen geaumlndert so dass durch das groszlige Testangebot auch Faumllle entdeckt werden die zu Be-ginn der Pandemie nicht diagnostiziert worden wauml-ren In der deskriptiven Analyse der deutschen COVID-19-Meldedaten zeigen sich hinsichtlich der

GeschlechtAltersgruppe (in Jahren)

0 ndash 9 10 ndash 19 20 ndash 29 30 ndash 39 40 ndash 49 50 ndash 59 60 ndash 69 70 ndash 79 80 ndash 89 90 +

maumlnnlich 4 3 25 55 178 883 2502 5962 11292 3692

weiblich 6 ndash 14 29 90 349 1069 3237 10922 7182

gesamt 10 3 39 84 268 1232 3571 9199 22214 10874

Tab 2 | Uumlbermittelte COVID-19-Todesfaumllle nach Altersgruppe und Geschlecht (Angaben verfuumlgbar fuumlr 47494 Todesfaumllle (Stand 19012021) Vier Faumllle der lt 20-Jaumlhrigen werden derzeit noch validiert

Anteil HospitalisierteAnzahl uumlbermittelter COVID-19-Faumllle

90 +80 ndash 8970 ndash 7960 ndash 6950 ndash 5940 ndash 4930 ndash 3920 ndash 2910 ndash 190 ndash 9

350000

300000

250000

200000

150000

100000

50000

0

30

20

10

0

NeinJa Anteil Hospitalisierter

Abb 4 | Relativer Anteil der hospitalisierten COVID-19-Faumllle in Deutschland nach Altersgruppen (Stand 19012021)

Altersgruppe (Jahre)

17Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Krankheitsschwere geschlechtsspezifische Unter-schiede Bei den hospitalisierten COVID-19-Faumlllen uumlberwog der Anteil der Maumlnner mit 55 Noch deutlicher war der Unterschied in Bezug auf Patient-Innen die intensivmedizinisch behandelt wurden hier betrug der Anteil der Maumlnner 70 100

AusbruchsgeschehenDie Epidemiologie von COVID-19 wird aufgrund der hohen Infektiositaumlt von Ausbruumlchen in verschie-denen Situationen bzw Umfeldern bestimmt Etwa ein Viertel der insgesamt gemeldeten COVID-19- Faumllle laumlsst sich Ausbruumlchen zuordnen wobei die An-gaben zum Umfeld haumlufig unvollstaumlndig waren Bei ca 33 der Ausbruumlche handelt es sich um kleinere Ausbruumlche mit 2 ndash 4 Faumlllen In der ersten Infektions-welle konnten viele COVID-19-Faumllle Ausbruumlchen in Senioren- und Pflegeheimen Krankenhaumlusern und Fluumlchtlingsunterkuumlnften zugeordnet werden In den KW 23 ndash 32 zwischen den Infektionswellen wurde haumlufiger der Arbeitsplatz oder der private Haushalt als wahrscheinliches Infektionsumfeld angegeben Zu den Ausbruumlchen am Arbeitsplatz ge-houmlren auch Ausbruumlche in fleischverarbeitenden Be-trieben die einen groszligen Anteil an den Faumlllen zu Beginn des Sommers ausmachten Ab Mitte August

war der groumlszligte Anteil der Faumllle durch Ausbruumlche in privaten Haushalten verursacht Seit Anfang Sep-tember ist der Anteil an Ausbruumlchen in Alten- und Pflegeheimen kontinuierlich und deutlich gestie-gen Seitdem wurden uumlber 76500 Faumllle aus diesen Einrichtungen gemeldet Bei Ausbruumlchen in Alten- und Pflegeheimen sind meist mehrere Bewohner-Innnen bzw MitarbeiterInnen betroffen 98 der Ausbruumlche haben 5 und mehr Faumllle

Fuumlr weitere detaillierte Informationen und aktuelle Daten wie z B die regionale Verteilung von COVID-19 und Angaben zu den intensivmedizi-nisch behandelten COVID-19-PatientInnen wird auf die taumlglichen Situationsberichte des RKI zu COVID-19 verwiesen

62 Epidemiologische Daten aus anderen DatenquellenDie Deutsche Gesellschaft fuumlr paumldiatrische Infektiologie (DGPI) sammelt seit Mitte Maumlrz 2020 die Daten hospitalisierter Kinder und Jugendlicher mit COVID-19 in Deutschland in einem Register mit dem Ziel die Epidemiologie und klinischen Charak-teristika dieser Faumllle zu untersuchen101102 In der

Abb 5 | Relativer Anteil der verstorbenen COVID-19-Faumllle in Deutschland nach Altersgruppen (Stand 19012021)

NeinJa Anteil Verstorbener350000

300000

250000

200000

150000

100000

50000

0

20

15

10

5

0

90 +80 ndash 8970 ndash 7960 ndash 6950 ndash 5940 ndash 4930 ndash 3920 ndash 2910 ndash 190 ndash 9

Anzahl uumlbermittelter COVID-19-Faumllle Anteil Verstorbener

Altersgruppe (Jahre)

18Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Mehrzahl der Faumllle blieb der Verlauf ohne wesentli-che Komplika tionen

Die Deutsche Gesellschaft fuumlr Perinatale Medizin er-forscht mit der am 03042020 gestarteten CRONOS Register-Studie Auswirkungen einer Infektion mit SARS-CoV-2 auf die Gesundheit von Muumlttern und ihren Neugeborenen mit den Zielen eine Grundla-ge fuumlr die Beratung infizierter Schwangerer und die Betreuung der Neugeborenen zu schaffen die auf in Deutschland erhobenen Daten beruht und durch regelmaumlszligige Aktualisierungen auf die Dynamik der Entwicklung einzugehen103 Mit Stand vom 16 Januar 2021 waren 1008 Patientinnen registriert von denen 742 bereits entbunden waren 658 waren zwischen-zeitlich von COVID-19 genesen 43 (58 ) Frauen wurden wegen COVID-19 intensivmedizinisch be-handelt Eine Zwischenauswertung der Daten vom 01102020 zeigte dass bei der Mehrzahl der inten-sivmedizinisch behandelten Patientinnen keine speziellen Risikofaktoren vorlagen In neun der da-mals 14 registrierten Faumllle hatte die SARS-CoV-2-Infek tion die Entscheidung zur Beendigung der Schwangerschaft oder den Geburtsmodus beein-flusst104 Die Raten von Fruumlhgeburten und Kaiser-schnittentbindungen lagen im Vergleich zum bun-desdeutschen Durchschnitt vergangener Jahre leicht houmlher jedoch geringer im Vergleich zu inter-national publizierten Daten105

63 SeropraumlvalenzdatenErgebnisse (Datenstand vom 05112020) einer vom RKI uumlberregional durchgefuumlhrten Seropraumlvalenz-studie in der Seren von 50000 erwachsenen Blut-spenderInnen untersucht wurden zeigten einen Positivenanteil mit spezifischen Antikoumlrpern gegen SARS-CoV-2 von 135 6 Die Seropraumlvalenz war bei Maumlnnern signifikant houmlher als bei Frauen (166 vs 096 ) Eine Seropraumlvalenzstudie mit Blut-entnahmen zwischen Ende Mai und Ende Juni 2020 unter 1538 Schuumller Innen der Klassenstufen 8 bis 11 in 13 Schulen in Sachsen ermittelte einen Po-sitivenanteil von 07106 In Bayern wurden zwi-schen Januar und Juli 2020 uumlber 11000 Blutproben von Kindern und Jugend lichen auf SARS-CoV-2-An-tikoumlrper untersucht Es zeigten sich erhebliche regi-onale Unterschiede jedoch keine signifikanten Un-terschiede bzgl Alter oder Geschlecht Der Anteil seropositiver Kinder und Jugendlicher lag fuumlr den

Zeitraum von April bis Juli im Durchschnitt bei 087 Die Autoren postulierten dass die Zahl se-ropositiver Kinder und Jugendlicher in Bayern sechsmal houmlher laumlge als die Zahl der gemeldeten SARS-CoV-2-Infektionen mit PCR-Nachweis fuumlr diese Altersgruppe im selben Zeitraum107 Aller-dings muss bedacht werden dass zum angegeben Zeitraum Tests nur eingeschraumlnkt verfuumlgbar waren und dementsprechend Untersuchungen mit hoher Wahrscheinlichkeit prioritaumlr bei Personen mit schweren Symptomen durchgefuumlhrt wurden Kin-der und Jugendliche mit leichteren Beschwerden hatten moumlglicherweise nur eingeschraumlnkten Zu-gang zu PCR-Testungen

7 COVID-19-Impfstoffe

Uumlberblick uumlber die im Zulassungsverfahren befindlichen Impfstoffe In diesem Kapitel werden Impfstoffe beschrieben fuumlr die Hersteller Zulassungsdaten bei der European Medicines Agency (EMA) eingereicht haben (s Tab 3) Eine Einreichung von Zulassungsdaten laumlsst keine Aussage uumlber den Zeitpunkt der Zulas-sung des Impfstoffs und dessen Verfuumlgbarkeit fuumlr die Durchfuumlhrung der Impfung in Deutschland zu Das Kapitel wird jeweils um neue Erkenntnisse zu den bereits beschriebenen Impfstoffen und ggf um Informationen zu weiteren Impfstoffen ergaumlnzt

71 Messenger-RNA-(mRNA-)ImpfstoffeBei den mRNA-Impfstoffen ist das virale Antigen gegen welches die Immunantwort induziert werden soll selbst gar nicht im Impfstoff enthalten Die mRNA kodiert jedoch fuumlr dieses Antigen Nach In-jektion von mRNA-Impfstoff wird die mRNA von Zellen des Geimpften aufgenommen Nach Eintritt der mRNA in das Zytoplasma der Zellen erfolgt die Synthese des spezifischen viralen Antigens durch Translation der mRNA an den Ribosomen In der Folge kommt es zu einer adaptiven Immunantwort gegen das virale Antigen Die mRNA-Impfstoffe stimulieren auch Mustererkennungsrezeptoren und loumlsen dadurch eine Reaktion des angeborenen Immunsystems aus Durch diese intrinsische Adjuvanz eigenschaft koumlnnen mRNA-Impfstoffe die Immunantwort gegen das Ziel-Protein zusaumltzlich stimulieren Die in den Impfstoffen enthaltene

19Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

mRNA wird innerhalb kurzer Zeit abgebaut Auf Grund biochemischer Unterschiede zwischen mRNA und DNA kann die mRNA des Impfstoffes nicht ohne weiteres in die DNA des humanen Ge-noms integrieren Auch die Umschreibung der nach der Impfung aufgenommenen RNA in eine doppelstraumlngige DNA ist nicht zu erwarten Vor der Zulassung von COVID-19-Impfstoffen wurden welt-weit noch keine mRNA-Impfstoffe zur Infektions-praumlvention zugelassen

Vorteile der mRNA-Impfstoffe sind dass sie kurz-fristig entwickelt sowie schnell und in groszligen Men-gen produziert werden koumlnnen

711 Comirnaty BNT162b2 (BioNTechPfizer)Bei dem von BioNTech produzierten Impfstoff Comirnaty (BNT162b2) handelt es sich um einen mRNA-Impfstoff der fuumlr ein optimiertes SARS-CoV-2-Spike-Protein (S) in voller Laumlnge kodiert Die mRNA-Molekuumlle sind in eine Lipid-Nanopartikel- Formulierung (LNP) integriert um diese vor Ein-tritt in das Zytoplasma der Ziel zelle vor extrazellu-laumlren Nukleasen zu schuumltzen und die Aufnahme der mRNA zu steigern108 Nach Eintritt der mRNA in das Zytoplasma der Zielzellen erfolgt die Synthe-se des Spike-Proteins durch Translation der mRNA an den Ribosomen109110 Die Zellen praumlsentieren das Spike-Protein den Immunzellen und induzieren so die gewuumlnschte Immunantwort gegen das Spike- Protein

Comirnaty ist fuumlr die Praumlvention von COVID-19 ab 16 Jahren zugelassen Die Impfung ist bei Uumlber-

empfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder seine sonstigen Bestandteile kontraindiziert Zur Koadmi-nistration mit anderen Impfstoffen sind bislang kei-ne Daten verfuumlgbar

Zur Anwendung der mRNA- Impfstoffe in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktuell keine Daten vor Die STIKO empfiehlt die generelle Imp-fung in der Schwangerschaft derzeit nicht Eine ak-zidentelle Impfung in der Schwangerschaft ist je-doch keine Indikation fuumlr einen Schwangerschafts-abbruch Schwangeren mit Vorerkrankungen und einem daraus resultierenden hohen Risiko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkrankung kann in Einzelfaumll-len nach Nutzen-Risiko-Abwaumlgung und nach aus-fuumlhrlicher Aufklaumlrung eine Impfung angeboten werden Die STIKO haumllt es fuumlr unwahrscheinlich dass eine Impfung der Mutter waumlhrend der Stillzeit ein Risiko fuumlr den Saumlugling darstellt

Die Immunogenitaumlt Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs bei Immunsupprimierten wurden bislang nicht untersucht Es ist zu erwarten dass die Wirksamkeit des Impfstoffs bei immunsuppri-mierten Personen in Abhaumlngigkeit von Art und Aus-maszlig der Immundefizienz geringer ist Hingegen ist in Analogie zu Totimpfstoffen nicht von einer redu-zierten Sicherheit des Impfstoffs bei immunsuppri-mierten Patienten auszugehen111

Challenge-Studien in Non Human Primates (NHP) zu BNT162b2Mit dem BNT162b2-Impfstoff wurden sog Challenge- Studien an Rhesusaffen durchgefuumlhrt112 Drei Grup-

Firma Impfstoffname Impfstofftyp Anzahl Dosen

Impfabstand nach

Fachinformation

Impfabstand nach STIKO- empfehlung

Applikation Stand EU Zulassungsver-fahren

BioNTechPfizer Comirnaty (BNT162b2) mRNA + LNP 2 21 Tage 3 ndash 6 Wochen im Zulassung am 21 Dez 2020

Moderna COVID-19-Vaccine Moderna

(mRNA-1273)

mRNA + LNP 2 28 Tage 4 ndash 6 Wochen im Zulassung am 06 Jan 2021

Astra-Zeneca Oxford University

COVID-19 Vaccine AstraZeneca (AZD1222)

Vektor-basiert ChAdOx1 nicht

replizierend

2 4 ndash 12 Wochen 9 ndash 12 Wochen

im Zulassung am 29 Jan 2021

Janssen-Cilag International NV

Ad26COV2S Adenovirus- 26-Vektor-

basiert nicht replizierend

1 oder 2 ndash ndash im rolling review seit 02 Dez 2020

Tab 3 | COVID-19-Impfstoffe fuumlr die ein rolling review bei der EMA eroumlffnet wurde Lipid-Nanopartikel-Formulierung

20Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

pen von jeweils sechs maumlnnlichen Rhesusaffen (2 ndash 4 Jahre alt) wurden mit BNT162b2 in einer Dosierung von 30 microg oder 100 microg oder mit Kochsalz-loumlsung (Kontrollen) in einem zwei-Dosen-Schema geimpft Die mit BNT162b2 geimpften Rhesusaffen zeigten spezifische Antikoumlrper mit geometrischen Mittelwerttiter-(GMT-)Werten die weit uumlber denen aus menschlichen Rekonvaleszentenseren lagen Ebenso wurde eine spezifische T-Zellantwort nach-gewiesen112 Fuumlnfundfuumlnfzig Tage nach der zweiten Dosis wurden die Rhesusaffen gegenuumlber SARS-CoV-2 intranasal und intratracheal exponiert Am ersten Tag nach Exposition wurde aus Nasenabstri-chen auch bei geimpften Tieren SARS-CoV-2 mit-tels PCR nachgewiesen nicht jedoch an den folgen-den Tagen Die Kontrolltiere dagegen hatten zu allen Untersuchungszeitpunkten positive Abstriche Virale RNA wurde aus bronchoalveolaumlrer Fluumlssig-keit bei zwei der drei Kontrolltiere am dritten Tag nach Exposition nachgewiesen nicht jedoch bei den mit BNT162b2 geimpften Tieren In beiden Grup-pen (BNT162b2 und Kontrollen) zeigte keines der Tiere klinische Symptome Die beschriebene Studie ist daher eher als SARS-CoV-2-Infektionsmodell denn als COVID-19-Erkrankungsmodell zu werten

Daten aus Phase 12-Studien zu BNT162b2Der Impfstoff wurde in randomisierten klinischen Phase 1- und Phase 2-Studien untersucht113ndash115 Im Fruumlhjahr 2020 wurde in einer Placebo-kontrollier-ten Dosisfindungsstudie (NCT04368728) die Sicher-heit und Immunogenitaumlt des Impfstoffkandidaten BNT162b2 in drei verschiedenen Dosierungen bei jeweils 45 18 ndash 55- und 65 ndash 85-jaumlhrigen gesunden Erwachsenen nach zweimaliger i m-Gabe im Ab-stand von 21 Tagen untersucht115 Lokale und syste-mische unerwuumlnschte Nebenwirkungen wurden uumlber einen Zeitraum von sieben Tagen nach der je-weiligen Injektion untersucht

StudienteilnehmerInnen im Alter von 18 ndash 55 Jah-ren die 10 oder 20 μg BNT162b2 erhalten hatten berichteten zu 67 uumlber einen milden (Grad 1) bis moderaten (Grad 2) Schmerz an der Einstichstelle nach der ersten Dosis Nach erstmaliger Applikation von 30 μg berichteten 92 der ProbandInnen von mildem bis schwerem Schmerz (Grad 3) an der Ein-stichstelle Andere Lokalreaktionen (Roumltung und Schwellung) waren in allen drei Dosierungen nach

der ersten Dosis nicht oder nur mild ausgepraumlgt und wurden nach der zweiten Dosis nicht mehr be-obachtet Unter den aumllteren ProbandInnen (65 ndash 85 Jahre) war nach der ersten und zweiten Dosis in allen drei Dosierungsgruppen milder bis moderater Schmerz seltener beobachtet worden als unter den juumlngeren ProbandInnen Andere lokale Nebenwir-kungen traten in dieser Gruppe nicht auf

Systemische unerwuumlnschte Wirkungen (Fieber Abgeschlagenheit Schuumlttelfrost u a) wurden deut-lich haumlufiger in der juumlngeren als in der aumllteren Gruppe beobachtet Fieber war nach der zweiten Dosis bei 17 der Juumlngeren und 8 der Aumllteren in der 30 microg-Gruppe aufgetreten Abgeschlagenheit und Schuumlttelfrost traten in allen Dosierungsgrup-pen bei den Juumlngeren haumlufiger nach der ersten und zweiten Dosis auf als bei den Aumllteren (in der 30 microg-Gruppe trat Abgeschlagenheit bei 75 der Juumlngeren und 42 der Aumllteren und Schuumlttelfrost bei 58 der Juumlngeren und 17 der Aumllteren auf) Lo-kale oder systemische Grad 4 Ereignisse (d h mit Notfall-Arztbesuch oder Hospitalisierung) traten nicht auf Der Verbrauch von antipyretischer und Schmerzmedikation nahm dosierungsabhaumlngig zu und war nach der zweiten Impfstoffdosis houmlher als nach der ersten

Schwere unerwuumlnschte Nebenwirkungen traten nicht auf die Studie musste zu keinem Zeitpunkt aufgrund eines Auftretens unerwuumlnschter Wirkun-gen unterbrochen werden115

Sowohl bei juumlngeren als auch bei aumllteren Erwachse-nen provozierte BNT162b2 dosisabhaumlngig Titer (GMT) von SARS-CoV-2-GMT neutralisierenden Antikoumlrpern die mit den GMT eines Panels von SARS-CoV-2-Rekon valeszenz seren vergleichbar oder houmlher waren Da insbesondere bei aumllteren Erwachsenen BNT162b2 im Vergleich zu Kandi-daten mit niedrigeren Dosierungen der Firma BioNTechPfizer mit einer deutlich geringeren sys-temischen Reaktogenitaumlt assoziiert war wurde BNT162b2 nur in einer 30 microg-Dosierung fuumlr die anschlieszligende Phase 3-Studie verwendet

Daten aus Phase 3-Studien zu BNT162b2Siehe hierzu Kapitel 821

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712 COVID-19-Impfstoff Moderna (mRNA-1273 Moderna)Der mRNA-Impfstoff von Moderna kodiert eben-falls fuumlr das SARS-CoV-2-Spikeglykoprotein (S-2P ) in voller Laumlnge Das Protein wurde in seiner Praumlfu-sionskonformation durch die Einfuumlhrung von zwei Prolin-Substitutionen stabilisiert Die mRNA ist in Lipid nanopartikel verpackt

Der COVID-19-Impfstoff Moderna ist fuumlr die Prauml-vention von COVID-19 ab 18 Jahren zugelassen Die Impfung ist bei Uumlberempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder seine sonstigen Bestandteile kon-traindiziert Zur Koadministration mit anderen Impfstoffen sind bislang keine Daten verfuumlgbar

Zur Anwendung der mRNA-Impfstoffe in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktuell keine Daten vor Die STIKO empfiehlt die generelle Imp-fung in der Schwangerschaft derzeit nicht Eine akzidentelle Impfung in der Schwangerschaft ist je-doch keine Indikation fuumlr einen Schwangerschafts-abbruch Schwangeren mit Vorerkrankungen und einem daraus resultierenden hohen Risiko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkrankung kann in Einzelfaumll-len nach Nutzen-Risiko-Abwaumlgung und nach aus-fuumlhrlicher Aufklaumlrung eine Impfung angeboten werden Die STIKO haumllt es fuumlr unwahrscheinlich dass eine Impfung der Mutter waumlhrend der Stillzeit ein Risiko fuumlr den Saumlugling darstellt Die Immuno-genitaumlt Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs bei Immunsupprimierten wurden bislang nicht un-tersucht Es ist zu erwarten dass die Wirksamkeit des Impfstoffs bei immunsupprimierten Personen in Abhaumlngigkeit von Art und Ausmaszlig der Immun-defizienz geringer ist Hingegen ist in Analogie zu Totimpfstoffen nicht von einer reduzierten Sicher-heit des Impfstoffs bei immunsupprimierten Pati-enten auszugehen

Challenge-Studien in Maumlusen zu mRNA-1273Mit dem mRNA-1273-Impfstoff wurden Challenge-Stu dien an Maumlusen durchgefuumlhrt116 Es konnte nach-gewiesen werden dass BALBcJ Maumluse die eine zweimalige i m Impfung im Abstand von drei Wo-chen mit 1 microg mRNA-1273 erhalten hatten nach ei-nem Challenge-Versuch mit SARS-CoV-2 der fuumlnf oder 13 Wochen nach der zweiten Impfstoffdosis durchgefuumlhrt worden war vollstaumlndig geschuumltzt wa-

ren und eine Virusreplikation in der Lunge nicht nachweisbar war Bei sechs von sieben Maumlusen fuumlhrte die mRNA-1273-induzierte Immunitaumlt dazu dass nach der Exposition mit SARS-CoV-2 auch kei-ne Virusreplikation in der Nase nachweisbar war Es konnte ebenfalls gezeigt werden dass der erzielte Schutz dosisabhaumlngig war Eine zweimalige Imp-fung mit 01 microg mRNA-1273 reduzierte die Viruslast in der Lunge um das 100-fache waumlhrend eine Impf-stoffdosierung von 001 microg die Viruslast nur um das 3-fache reduzierte Maumluse die 1-malig mit 1 oder 10 microg mRNA-1273 immunisiert worden sind erwie-sen sich bei einer Challenge-Infektion 7 Wochen nach der Impfung als komplett geschuumltzt waumlhrend Tiere die nur 01 microg mRNA-1273 erhalten hatten eine unveraumlnderte Virusreplikation aufwiesen116

Challenge-Studien in Non Human Primates (NHP) zu mRNA-1273Mit dem mRNA-1273-Impfstoff wurden Challenge- Studien an Rhesusaffen durchgefuumlhrt117 Drei Grup-pen mit jeweils acht Rhesus-Affen (50 weiblich) im Alter von drei bis sechs Jahren wurden mit mRNA-1273 in einer Dosierung von 10 microg oder 100 microg oder mit Kochsalzloumlsung (Kontrollen) in einem Zwei-Dosenschema im Abstand von vier Wo-chen geimpft und vier Wochen nach der zweiten Impfung mit SARS-CoV-2 intranasal und intra-tracheal infiziert Die Antikoumlrper- und T-Zellantwort wurde vor und nach der SARS-CoV-2-Exposition im oberen und unteren Atemwegstrakt bestimmt Der Nachweis einer aktiven Virusreplikation von SARS-CoV-2 und viralem Genmaterial erfolgte in der bron-choalveolaumlren Lavage (BAL) im Nasenabstrich und im Lungengewebe mittels quantitativer PCR und Immunhistologie bzw in situ Hybridisierung Die mit mRNA-1273 geimpften Primaten entwickelten unabhaumlngig von der eingesetzten Impfstoffdosie-rung Antikoumlrpertiter die houmlher waren als die in hu-manen Rekonvaleszentenseren die GMT-Werte be-trugen 501 in der 10 microg-Dosierung und 3481 in der 100 microg-Dosierung Gleichzeitig wurde eine T-Helfer-zelle 1-(TH1-)basierte CD4-T-Zellantwort ausgeloumlst aber nur eine niedrige oder nicht nachweisbare CD8-T-Zellantwort In den mit mRNA-1273 geimpf-ten Tieren war in sieben von acht Tieren in beiden Dosisgruppen im Challenge-Versuch zwei Tage nach der Exposition keine Virusreplikation in der BAL nachweisbar Ebenso war im Nasenabstrich

22Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

von allen acht Tieren in der 100 microg-Dosis-Gruppe eine Virusreplikation nicht detektierbar Unabhaumln-gig von der Gruppenzugehoumlrigkeit traten in den Lungen der geimpften Tiere nur geringe Entzuumln-dungszeichen auf und es lieszlig sich nur wenig Virus- RNA bzw Virusantigen nachweisen Die zweimali-ge Impfung von Rhesusaffen mit mRNA-1273 indu-ziert eine robuste neutralisierende Antikoumlrperant-wort und vermittelt einen wirksamen Schutz vor SARS-CoV-2-Infektion in den oberen und unteren Atemwegen

Daten aus Phase 1-Studien zu mRNA-1273Die Sicherheit Reaktogenitaumlt und Immunogenitaumlt des Impfstoffs mRNA-1273 wurden in einer offenen Phase 1-Dosisfindungsstudie (NCT04283461) im Fruumlhjahr 2020 untersucht die 45 gesunde Erwach-sene aus Atlanta und Seattle im Alter von 18 bis 55 Jahren einschloss118 Vor Studieneinschluss wur-de kein SARS-CoV-2-Screening zum Ausschluss einer vorausgegangenen Infektion durchgefuumlhrt Zwei Impfstoffdosen in den Dosierungen 25 μg 100 μg oder 250 μg wurden im Abstand von 28 Ta-gen i m verabreicht In jeder Gruppe waren 15 Stu-dienteilnehmerInnen

Es wurden keine schweren unerwuumlnschten Ereignis-se beobachtet ein Teilnehmer wurde ausgeschlos-sen da er nach der ersten Impfstoffdosis eine voruuml-bergehende Urtikaria entwickelt hatte die als Impf-stoff-bedingt eingestuft worden war Systemische Re-aktionen wurden nach der ersten Impfstoffdosis bei 33 der TeilnehmerInnen in der 25 microg-Gruppe 67 der 100 microg-Gruppe und 53 der TeilnehmerInnen der 250 microg-Gruppen beobachtet Nach der zweiten Impfstoffdosis waren systemische Reaktionen haumlu-figer und traten bei 54 der TeilnehmerInnen in der 25 microg-Gruppe und allen TeilnehmerInnen der 100 microg- und 250 microg-Gruppe auf Dazu gehoumlrten Ab-geschlagenheit Schuumlttelfrost Kopfschmerzen und Myalgien Fieber trat nach Gabe der ersten Impf-stoffdosis bei keine der TeilnehmerInnen auf aber bei 40 der Teilnehmer Innen in der 100 microg-Gruppe und 57 der 250 microg-Gruppe nach der zweiten Impf-stoffdosis Lokale Reaktionen waren in der Regel mild oder moderat ausgepraumlgt Schmerzen an der Einstichstelle waren die Regel

Die Titerhoumlhe der Antikoumlrperantwort nahm mit der Dosierung zu und die Titer waren 7 Tage nach der zweiten Impfstoffdosis ca 10-fach houmlher als 15 Tage nach der ersten Die Titer der neutralisierenden An-tikoumlrper nach der zweiten Impfstoffdosis bewegten sich in der oberen Haumllfte der Titer die in Rekonva-leszentenseren bestimmt wurden Auf Basis der Studienergebnisse der untersuchten Impfstoffdo-sierungen sollen zusaumltzliche Gruppen im weiteren Verlauf eingeschlossen werden Dazu wurden in der Fortfuumlhrung der Dosisfindungsstudie im selben Setting 40 aumlltere TeilnehmerInnen in den Alters-gruppen 56 ndash 70 Jahre (n = 20) und ge 71 Jahre (n = 20) eingeschlossen (NCT04283461)119 Jeweils die Haumllfte der ProbandInnen erhielt eine zweimalige Impfung im Abstand von 28 Tagen mit der 25 microg- oder der 100 microg-Dosis Es wurden in diesen Altersgruppen keine schweren unerwuumlnschten Ereignisse beob-achtet Das Spektrum systemischer Impfstoffreakti-onen war mit denen der Vorgaumlngerstudie vergleich-bar Die Auspraumlgung der lokalen und systemischen Reaktionen war dosisabhaumlngig und nach der zwei-ten Impfstoffdosis staumlrker ausgepraumlgt Nach der zweiten Impfstoffdosis wurden bei allen Teilneh-merInnen neutralisierende Antikoumlrper bestimmt Die Ergebnisse sind mit denen der juumlngeren Alters-gruppen vergleichbar und lagen oberhalb des Mit-telwerts der Rekonvaleszentenseren die als Kontrol-len dienten Daruumlber hinaus loumlste die Impfung in allen Altersgruppen eine TH1-dominierte CD4-T- Zellantwort aus

Daten aus Phase 3-Studien zu mRNA-1273Siehe hierzu Kapitel 821

72 Vektor-basierte Impfstoffe Bei den Vektor-basierten Impfstoffen werden entwe-der abgeschwaumlchteattenuierte replizierende oder nicht replizierende Viren als Vektoren benutzt um die genetische Information fuumlr Antigene des SARS-CoV-2 in einige Koumlrperzellen einzuschleusen Bei COVID-19-Impfstoffen wird in der Regel das Gen fuumlr das Spike-Protein verwendet Fuumlr die Klasse der Vektorimpfstoffe gibt es grundsaumltzlich bereits zuge-lassene oder in Zulassung befindliche Vertreter die sich als vertraumlglich und wirksam erwiesen haben (z B Ebolaimpfstoffe auf Vektorbasis des vesikulauml-ren Stomatitis- oder Adenovirus-26)

23Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Spike-spezifische Antikoumlrper wurden 14 Tage nach der Impfung detektiert Vor dem Challenge zeigten alle mit ChAdOx1 geimpften Tiere eine Spike- spezifische Immunantwort mit neutralisierenden Antikoumlrpern und entsprechenden T-Zellen Wenige Tage nach Inokulation von SARS-CoV-2 in den obe-ren und unteren Respirationstrakt zeigten alle Kon-trolltiere und drei von den sechs ChAdOx1 geimpf-ten Tieren eine deutliche Tachypnoe (beschleunigte Atemfrequenz) die bei den Kontrolltieren etwas laumln-ger anhielt In der BAL-Fluumlssigkeit und im Gewebe der tiefen Atemwege war die Viruslast signifikant geringer bei den ChAdOx1 geimpften Tieren Pneu-monien lieszligen sich bei den Geimpften nicht nach-weisen Allerdings hatten alle Tiere von Tag eins bis Tag sieben nach Inokulation positive PCR-Abstriche aus der Nase und es konnten keine Unterschiede in der nasalen Viruslast zwischen den beiden Gruppen festgestellt werden2

Daten aus Phase 12 Studien zu AZD1222Die Sicherheit Reaktogenitaumlt und Immunogenitaumlt des ChAdOx1-Impfstoffs wurde im Fruumlhjahr 2020 in einer kombinierten randomisierten kontrollierten einfach-verblindeten Phase 12-Multi center-Studie an fuumlnf Orten im Vereinigten Koumlnigreich untersucht (NCT04324606)120 Eingeschlossen in die Studie wa-ren 1077 gesunde Erwachsene im Alter zwischen 18ndash55 Jahren ohne vorausgegangene laborbestaumltigte SARS-CoV-2-Infektion in der Anamnese Die Pro-bandInnen erhielten in einem Verhaumlltnis von 1 1 eine einmalige intramuskulaumlre Applikation des COVID-19-Impfstoffs in einer Dosierung von 5 times 1010 Viruspartikel (n = 543) oder eines qua drivalenten Meningokokkenkonjugat impfstoffs (MenACWY) (n = 534) als Vergleichsintervention Zehn von den 1077 ProbandInnen aus der ChAdOx1-Gruppe er-hielten (nicht randomisiert unverblindet) ein Zwei-dosenschema (Tage 0 und 28) An zwei Studienorten erhielten ProbandInnen aus beiden Gruppen in der ChAdOx1-Gruppe (n = 56) und in der MenACWY- Gruppe (n = 57) prophylaktisch 1 g Paracetamol vor der Impfung und alle sechs Stunden waumlhrend 24 Stunden nach der Impfung

Lokale und systemische Reaktionen waren haumlu figer in der ChAdOx1-Gruppe als in der MenACWY- Gruppe Durch die prophylaktische Paracetamol- Gabe konnten Nebenwirkungen wie Schmerzen an

721 ChAdOx1-S (AZD1222 Astra Zeneca)Der von der Universitaumlt Oxford entwickelte COVID-19-Impfstoff basiert auf dem Adeno virus-Vektor ChAdOx1 Das zugrundeliegende Adenovi-rus 63 wurde aus Schimpansen isoliert Der Vektor wurde gentechnisch veraumlndert und ist im Menschen nicht vermehrungsfaumlhig Der Impfstoff enthaumllt die genetische Information des SARS-CoV-2-Spike-proteins in voller Laumlnge2

Die COVID-19 Vaccine AstraZeneca ist fuumlr die Prauml-vention von COVID-19 ab 18 Jahren zugelassen Die Impfung ist bei Uumlberempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder seine sonstigen Bestandteile kon-traindiziert Zur Koadministration mit anderen Impfstoffen sind bislang keine Daten verfuumlgbar

Zur Anwendung der COVID-19 Vaccine Astra-Zeneca in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktuell keine Daten vor Die STIKO empfiehlt die generelle Impfung in der Schwangerschaft derzeit nicht Eine akzidentelle Impfung in der Schwanger-schaft ist jedoch keine Indikation fuumlr einen Schwan-gerschaftsabbruch Schwangeren mit Vorerkran-kungen und einem daraus resultierenden hohen Ri-siko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkrankung kann in Einzelfaumlllen nach Nutzen-Risiko-Abwaumlgung und nach ausfuumlhrlicher Aufklaumlrung eine Impfung ange-boten werden Die STIKO haumllt es fuumlr unwahrschein-lich dass eine Impfung der Mutter waumlhrend der Stillzeit ein Risiko fuumlr den Saumlugling darstellt Die Immunogenitaumlt Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs bei Immunsupprimierten wurden bis-lang nicht untersucht Es ist zu erwarten dass die Wirksamkeit des Impfstoffs bei immunsupprimier-ten Personen in Abhaumlngigkeit von Art und Ausmaszlig der Immundefizienz geringer ist Hingegen ist in Analogie zu Totimpfstoffen nicht von einer redu-zierten Sicherheit des Impfstoffs bei immunsuppri-mierten Patienten auszugehen

Challenge-Studien in NHP zu ChAdOx1 (AZD1222)In einer sogenannten Challenge-Studie wurde die Effektivitaumlt von ChAdOx1 28 Tage nach Impfung von sechs Rhesusaffen untersucht2 Drei weitere Tiere wurden mit einer Kontrollvakzine geimpft (ChAdOx1 green fluorescent protein (GFP)) Die ChAdOx1- Versuchstiere erhielten die Haumllfte der in mensch-lichen ProbandInnen verwendeten Dosierung

24Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

der Einstichstelle Fieber Schuumlttel frost Muskel-schmerzen Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit insgesamt signifikant reduziert werden (alle p lt 005) Die haumlufigsten unerwuumlnschten systemi-schen Reaktionen waren Muumldigkeit und Kopf-schmerzen Muumldigkeit wurde in der ChAdOx1-Grup-pe von 70 (n = 340) der ProbandInnen ohne Para-cetamol und von 71 (n = 40) mit Paracetamol be-richtet dagegen nur von 48 (n = 227) ohne und 46 (n = 26) mit Parace tamol in der Kontrollgrup-pe Kopfschmerzen wurden in der ChAdOx1-Gruppe von 68 (n = 331) der ProbandInnen ohne Paraceta-mol und von 61 (n = 34) mit Paracetamol berichtet dagegen nur von 41 (n = 195) ohne und 37 (n = 21) mit Paracetamol in der Kontrollgruppe Weitere haumlu-fige systemische Reaktionen in der ChAdOx1-Grup-pe waren Muskelschmerzen (60 ohne Paraceta-mol 48 mit Paracetamol) Abgeschlagenheit (61 bzw 48) Schuumlttelfrost (56 bzw 27 ) Fieber bis mind 38deg C (18 und 16 ) und Fieber bis mind 39deg C (2 und 0 ) Im Vergleich dazu hatten in der MenACWY-Gruppe lt 1 Fieber bis 38deg C (keiner die-ser ProbandInnen hatte Paracetamol erhalten) Die Intensitaumlt der lokalen und systemischen Reak tionen war waumlhrend der ersten drei Tage nach Impfung am staumlrksten ausgepraumlgt

Es wurden keine schweren unerwuumlnschten Wirkun-gen in Assoziation mit der ChAdOx1-Impfung beob-achtet

In der ChAdOx1-Gruppe erreichte sowohl die spezi-fische T-Zellantwort am 14 Tag als auch die Antikoumlr-perantwort am 28 Tag nach erster Impfung ihr ers-tes Maximum die beide durch die zweite Impfstoff-dosis gesteigert wurden Neutralisierende Antikoumlr-per wurden nach der ersten Dosis bei 91 der ProbandInnen und nach der zweiten Dosis bei 100 der ProbandInnen nachgewiesen119

In der anschlieszligenden Phase 23-Studie (NCT04400838) wurden zwischen Mai und August 2020 (Phase 2-Abschnitt der Studie) 560 TeilnehmerInnen eingeschlossen 160 im Alter von 18ndash55 Jahren (100 erhielten ChAdOx1 60 erhielten MenACWY) 160 im Alter von 56ndash69 Jahren (120 ChAdOx1 40 MenACWY) und 240 im Alter von 70 Jahren und aumllter (200 ChAdOx1 40

MenACWY)121 Es wurde ein Ein- und ein Zweido-senschema untersucht

Lokale und systemische Reaktionen wurden haumlufi-ger in der ChAdOx1-Gruppe als in der MenACWY- Gruppe registriert und waren insgesamt den in der Phase 1-Studie gemachten Beobachtungen aumlhnlich ChAdOx1 wurde von aumllteren ProbandInnen (im Alter von ge 56 Jahren) besser vertragen als von juumlngeren Personen und hatte uumlber alle Altersgruppen hinweg eine aumlhnliche Immunogenitaumlt nach der zweiten Do-sis Unter den Proband Innen die nach dem Zwei-dosenschema ChAdOx1 erhalten hatten wurden nach der ersten Dosis lokale Reaktionen bei 88 der 18 ndash 55-Jaumlhrigen 73 der 56ndash69-Jaumlhrigen und 61 der ge 70-Jaumlhrigen beobachtet Systemische Reak-tionen wurden bei 86 77 und 65 der mit ChAdOx1-Geimpften in den o g Altersgruppen be-richtet Bis zum 26 Oktober 2020 wurden 13 schwe-re unerwuumlnschte Reaktionen uumlber alle Altersgrup-pen und die beiden Impfstoffgruppen hinweg ge-meldet Diese wurden jedoch nicht als Vakzine-asso-ziiert gewertet Sie traten in Haumlufigkeiten auf die den erwarteten Haumlufigkeiten in der Allgemeinbevoumll-kerung entsprachen121

Daten aus Phase 3-Studien zu AZD1222Siehe hierzu Kapitel 821

8 Systematischer Review zur Sicherheit und Wirksamkeit

81 Methodik des systematischen ReviewsZur Untersuchung der Effektivitaumlt und Sicherheit der Impfung gegen COVID-19 wurde durch die Ge-schaumlftsstelle (GS) der STIKO ein sogenannter Living Systematic Review initiiert Hierbei wird uumlber einen definierten Zeitraum (bis 30062022) die Evidenz kontinuierlich systematisch aufgearbeitet und in zuvor definierten Schritten aktualisiert um zeitnah moumlgliche Veraumlnderungen der Evidenzlage erfassen und bewerten zu koumlnnen und dadurch ggf notwen-dige Anpassungen der STIKO-Empfehlung zu ermoumlglichen Das Protokoll des Reviews wurde mit der verantwortlichen STIKO-AG sowie mit einer international besetzten Arbeitsgruppe die durch das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) koordiniert wird abgestimmt und

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im International Prospective Register of Systematic Reviews (PROSPERO) veroumlffentlicht (Reg-Nr CRD42020208935)

Durch die STIKO-AG und ihre Geschaumlftsstelle wur-den im Vorfeld PICO-Fragen fuumlr den systema-tischen Review entwickelt und mit der STIKO abge-stimmt (s Tab 4) und die Wichtigkeit der zu be-trachtenden Endpunkte fuumlr die Entscheidungs-findung gemaumlszlig der Methodik der GRADE (Grading of Recommen dations Assessment Development and Evaluation) Working Group bewertet (s Tab 5)

Im Rahmen der systematischen Literaturrecherche erfolgt kontinuierlich eine Suche in der COVID-19-Literatur datenbank der Bibliothek des RKI Diese erfasst saumlmtliche COVID-19-relevanten Eintraumlge in den Datenbanken Pubmed und Embase (incl Medline) sowie auf den Pre-Print Servern ArRvix Bio-Rvix ChemRvix MedRvix Preprintsorg ResearchS-quare und SSRN Im Rahmen des living systematic review wird diese Recherche zukuumlnftig in monatli-chen Abstaumlnden wiederholt werden

Im ersten Schritt werden zunaumlchst die Titel und Abstracts der identifizierten Publikationen von zwei unabhaumlngigen Untersuchern auf das Erfuumlllen der durch die PICO-Fragen definierten Einschluss-kriterien uumlberpruumlft Anschlieszligend wird dieser

Schritt fuumlr die verbliebenen Volltexte der Publika-tionen wiederholt Fuumlr die so identifizierten Studi-en werden folgende DatenAngaben extrahiert bibliographische Daten Studienort Studienzeit-raum Studien design Impfstoff Hersteller Anzahl Dosen Vergleichsgruppe Studiensponsoring Inte-ressenkonflikt Ein- und Ausschlusskriterien fuumlr StudienteilnehmerInnen Alter bei Impfung Nach-beobachtungszeitraum initiale und finale Anzahl an StudienteilnehmerInnen Anzahl () seroposi-tive StudienteilnehmerInnen (bei Studienbeginn)

Population Gesamte Bevoumllkerung Spezielle Sub- und Altersgruppen nach Priorisierung (medizinisches Personal Risikopersonen ggf vorbestehende Immunitaumlt etc)

Erwachsene ge 18 Jahre Kinder und Jugendliche

Intervention COVID-19-Impfung Verschiedene Impfstoffkandidaten die in Deutschland voraussichtlich zugelassen werden

Comparator (Vergleichsintervention)

keine Impfung Placebo oder Impfung gegen einen anderen Erreger (z B Meningokokken) anderer COVID-19-Impfstoff (head to head-Vergleich)

Outcome Wirksamkeit SARS-CoV-2-Infektion SARS-CoV-2-Infektion+Transmission COVID-19 COVID-19-Hospitalisierung COVID-19 ITS-pflichtig COVID-19 beatmungspflichtig COVID-19-bedingter Tod Schutzdauer Wirksamkeit bei unvollstaumlndigen Impfserien

Sicherheit Lokalreaktionen Systemische Reaktionen Schwere unerwuumlnschte Impfstoffwirkungen Verstaumlrkung einer nachfolgenden SARS-CoV-2- Infektion bzw Verschlimmerung des Verlaufs einer COVID-19-Erkrankung (bdquoEnhanced COVID-19ldquo)

Tab 4 | PICO Fragen fuumlr den systematischen Review zur Wirksamkeit der COVID-19-Impfstoffe ( labordiagnostisch gesichert (PCR))

Wirksamkeit Bewertung

SARS-CoV-2-Infektion+Transmission wichtig

COVID-19 wichtig

COVID-19-Hospitalisierung kritisch

COVID-19-Hospitalisierung (ITS-pflichtig) kritisch

COVID-19-Hospitalisierung (beatmungspflichtig) kritisch

COVID-19-bedingter Tod kritisch

Sicherheit

Lokalreaktionen (Schmerz Schwellung Roumltung etc) wichtig

Systemische Reaktionen (Myalgien Uumlbelkeit Abgeschlagenheit etc)

wichtig

Schwere Impfstoffwirkungen kritisch

Adverse Events of Special Interest (AESI) nach CEPI Kriterien z B enhanced COVID-19 Guillain-Barreacute Syndrom etc

kritisch

Tab 5 | Endpunkte die im systematischen Review betrachtet werden ( labordiagnostisch gesichert (PCR))

26Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Anzahl () mit Endpunkt in Interventions- und Kontrollgruppe unadjustierter und adjustierter Ef-fektschaumltzer (mit 95 Konfidenzintervall) beruumlck-sichtigte Stoumlrgroumlszligen (bei nicht- randomisierten Stu-dien)

Das Verzerrungsrisiko (risk of bias) wird fuumlr RCTs mittels des Cochrane risk of bias tool-2 (RoB-2) bewertet Fuumlr nicht-randomisierte Studien wird ROBINS-I verwendet Fuumlr den living systematic review wurde vorab festgelegt dass im Rahmen der regelmaumlszligigen Aktualisierung identifizierte Studien unverzuumlglich bewertet werden

Im Protokoll des living systematic review ist definiert dass bei Vorliegen von Effektschaumltzern aus mehre-ren Studien ggf Meta-Analysen mittels fixed-effects undoder random-effects Modellen durchgefuumlhrt werden wobei Isup2 zur Untersuchung von Heteroge-nitaumlt verwendet wird Liegen mindestens 10 Studien pro Endpunkt vor erfolgt eine Untersuchung von moumlglichem Publikationsbias mittels funnel plot Beggrsquos Test und Eggerrsquos Test Im Rahmen des living systematic review werden neu identifizierte Studien-schaumltzer der Auswertung und wenn zutreffend den Meta-Analysen im Rahmen der naumlchsten Aktualisie-rung hinzugefuumlgt Zusaumltzlich wird im Protokoll fest-gelegt dass fuumlr folgende Studiencharakteristika Subgruppen-Analysen durchgefuumlhrt werden falls die Daten dies erlauben Impfstofftyp Altersgruppe Studienort Anzahl () seropositive Studienteilneh-merInnen Risikogruppen

Die Vertrauenswuumlrdigkeit der Evidenz wird fuumlr jeden Endpunkt gemaumlszlig der GRADE-Methodik be-stimmt

82 Ergebnisse des systematischen ReviewsMit Stand 19012021 lagen drei Publikationen zu Phase 23-Studien mit COVID-19-Impfstoffen vor3ndash5 Hierbei handelt es sich um die Interim- Analyse der Studie mit dem Impfstoff AZD1222 (vormals ChAdOx1 Astra ZenecaUniversity of Oxford)3 die Ergebnisse der Zulassungsstudie der Hersteller BioNTechPfizer fuumlr den Impfstoff BNT162b24 sowie die Zulassungsstudie des Her-stellers Moderna fuumlr den Impfstoff mRNA-12735 Die nachfolgenden Angaben beziehen sich sofern nicht anders angegeben auf die zitierten Publikationen

zu BNT162b2 mRNA-1273 bzw AZD1222 Fuumlr die Analyse von mRNA-1273 wurden ergaumlnzend Daten aus dem oumlffentlich zugaumlnglichen Zulassungsdoku-ment der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) verwendet122 Fuumlr die Analyse von AZD1222 wurden zusaumltzlich Daten aus dem oumlf-fentlich zugaumlnglichen Dokument der britischen Medicine and Healthcare Products Regulatory Agency (MHRA) ausgewertet123

821 Deskriptive Angaben (Studiendesign Studienablauf und StudienteilnehmerInnen)BNT162b2 Es wurde eine multizentrische randomi-sierte Beobachter-verblindete Placebo- kontrollierte Studie (RCT) durchgefuumlhrt NCT043687284 Hier-zu wurden beginnend am 27072020 Pro band-Innen ab einem Alter von 16 Jahren an insgesamt 152 Studienzentren in den USA Brasilien Argentinien Suumldafrika Deutschland und der Tuumlr-kei im Verhaumlltnis 1 1 entweder in den Impfstoff-Arm oder den Placebo-Arm randomisiert Die Studien-teilnehmerInnen erhielten im Abstand von 21 Ta-gen entweder je zwei Dosen (je 30 microg) des Impfstof-fes BNT162b2 oder des Placebos (Kochsalzloumlsung) i m injiziert Eingeschlossen wurden gesunde Per-sonen oder solche mit klinisch stabilen Vorerkran-kungen Als Ausschlusskriterien wurden vorange-gangene COVID-19-Erkrankung oder eine bekann-te immunsuppressive Vorerkrankung bzw Thera-pie in der Anamnese definiert

Es wurden 44820 Personen zur Teilnahme einge-laden und auf das Erfuumlllen der Ein- und Ausschluss-kriterien uumlberpruumlft Hiervon wurden 43548 Proban-dInnen in einen der beiden Studienarme randomi-siert von denen 43448 Personen mindestens eine Injektion erhielten (21720 Impfung 21728 Pla-cebo) Mit Stand 09102020 (Datenschluss der vor-liegenden Analyse) hatten hiervon 37706 Teilneh-merInnen (18860 Impfung 18846 Placebo) eine mediane Nachbeobachtungsdauer von zwei Mona-ten Diese Population wurde fuumlr die Analyse der Si-cherheitsdaten (main safety population) herangezo-gen und wird nachfolgend beschrieben

Die Basischarakteristika der TeilnehmerInnen sind in Tabelle 6 auszugsweise dargestellt Beide Stu-diengruppen zeigten keine deutlichen Unterschiede in diesen Parametern

27Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

mRNA-1273 Es wurde eine multizentrische stratifi-zierte randomisierte Beobachter-verblindete Pla-cebo-kontrollierte Studie (RCT) durchgefuumlhrt NCT044704275 Hierzu wurden zwischen dem 27072020 und 23102020 ProbandInnen ab einem Alter von 18 Jahren an 99 Studienzentren in den USA im Verhaumlltnis 1 1 entweder in den Impf-stoff-Arm oder den Placebo-Arm randomisiert Die Stratifizierung erfolgte in drei Gruppen Personen im Alter lt 65 Jahre ohne Risikofaktoren fuumlr einen schweren COVID-19-Verlauf Personen im Alter lt 65 Jahre mit Risikofaktoren sowie Personen im Al-ter ge 65 Jahre Den StudienteilnehmerInnen wur-den im Abstand von 28 Tagen entweder je zwei Do-sen (je 100 microg) des Impfstoffes mRNA-1273 oder des Placebos (Kochsalzloumlsung) i m injiziert Einge-schlossen wurden gesunde Erwachsene und solche mit stabilen Vorerkrankungen Ausgeschlossen wurden Personen mit vorangegangener COVID-19- Erkrankung und PatientInnen unter Immunsup-pression

Es wurden 30420 ProbandInnen in einen der bei-den Studienarme randomisiert (15210 Impfung 15210 Placebo) Von diesen erhielten 30351 Perso-nen mindestens eine Injektion (15181 Impfung 15170 Placebo) Mehr als 96 der Teilnehmer-

Innen erhielten die 2 Impfstoffdosis In der Effek-tivitaumltsanalyse wurden 14073 aus der Placebogrup-pe und 14134 aus der mRNA-1273-Gruppe beruumlck-sichtigt Mit Stand 25112020 (Datenschluss der vor-liegenden Analyse) hatten diese eine mediane Nachbeobachtungsdauer von 64 Tagen (Spanne 0 ndash 97 Tage) Es wurden 525 Teilnehmer aus der Pla-cebogruppe und 416 Teilnehmer aus der Impfstoff-gruppe in der per-Protokoll-Analyse aufgrund ver-schiedener Gruumlnde (positiver oder unbekannter SARS-CoV-2-Status bei Studienbeginn Verabrei-chung des falschen Impfstoffs oder Verabreichung im falschen Impfabstand Abbruch der Teilnahme vor Verabreichung der 2 Impfstoffdosis) ausge-schlossen

Die o g Population der TeilnehmerInnen mit min-destens einer Injektion wird nachfolgend hinsicht-lich ihrer Basischarakteristika auszugsweise be-schrieben (s Tab 7) Zwischen beiden Studiengrup-pen bestanden keine wesentlichen Unterschiede in den analysierten Parametern

AZD1222 Bewertungsgrundlage ist die zusammen-gefasste (gepoolte) Interimanalyse von vier RCTs3 Hierbei handelt es sich um die Studien COV001 COV002 COV003 und COV005 die ab 23 April

Tab 7 | Basischarakteristika der TeilnehmerInnen der Studie zu mRNA-1273 RF Risikofaktoren definiert als definiert als positiv = immunologische oder virologische Evidenz fuumlr vorangegangene Infektion (positiver RT-PCR Test oder positiver Nachweis von bindenden Antikoumlrpern gegen SARS-CoV-2 Nucleocapsid gtLOD (Limit of detection) oder LLOQ (Lower limit of quantification) am Tag 1 negativ = negativer RT-PCR Test und fehlender Nachweis von bindenden Antikoumlrpern gegen SARS-CoV-2-Nucleocapsid am Tag 1

Charakteristikum mRNA-1273 (N = 15181) Placebo (N = 15170)

Geschlecht mw 7923 (522 ) 7258 (478 ) 8062 (531 ) 7108 (469 )

Alter 18ndash64 Jahre ge 65 Jahre 11418 (752 ) 3763 (248 ) 11421 (753 ) 3749 (247 )

Stratifizierung lt 65 Jahre ohne RF lt 65 Jahre mit RF ge 65 Jahre

8888 (585 ) 2530 (167 ) 3763 (248 )

8886 (586 ) 2535 (167 ) 3749 (247 )

Alter bei Impfung (Jahre) Median (Spannweite) 514 (18ndash95) 513 (18ndash95)

SARS-CoV-2-Status bei Studienbeginn negativpositivunbekannt

14550 (958 ) 343 (23 ) 288 (19 )

14598 (962 ) 337 (22 ) 235 (15 )

Body mass index (Mittelwert plusmn SD kgmsup2) 293 plusmn 69 293 plusmn 67

Charakteristikum BNT162b2 (N = 18860) Placebo (N = 18846)

Geschlecht mw 9639 (511 )9221 (489 ) 9436 (501 )9410 (499 )

Alter 16 ndash 55 Jahregt 55 Jahre 10889 (577 )7971 (423 ) 10896 (578 )7950 (422 )

Alter bei Impfung (Jahre) Median (Spannweite) 520 (16ndash89) 520 (16ndash91)

Body mass index ge 30 kgmsup2 6556 (348 ) 6662 (353 )

Tab 6 | Basischarakteristika der TeilnehmerInnen der Studie zu BNT162b2

28Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Tab 8 | Basischarakteristika der TeilnehmerInnen der Studie zu AZD1222 (Datenstand 04 November 2020)

Charakteristikum AZD1222 (N = 5807)

Kontrolle (MenACWY oder Placebo) (N = 5829)

Geschlecht mwd 2282 (393 ) 3525 (607 ) 0 2307 (396 ) 3521 (604 ) 1 (lt 01 )

Alter 18ndash64 Jahre ge 65 Jahre 5466 (941 ) 341 (59 ) 5510 (945 ) 319 (55 )

Alter bei Einschluss (Jahre) median (Spannweite) 400 (180 ndash 860) 400 (180 ndash 880)

Body mass index ge 30 kgmsup2 889 (20 ) 928 (208 )

2020 im Vereinigten Koumlnigreich in Brasilien und Suumldafrika durchgefuumlhrt wurden Hierzu wurden 23753 ProbandInnen ab einem Alter von 18 Jahren im Verhaumlltnis 1 1 dem Impfstoff- bzw Kontroll-Arm randomisiert zugeteilt Die StudienteilnehmerInnen des Impfstoffarms erhielten zwei Dosen des Impf-stoffs AZD1222 i m injiziert In der Kontrollgruppe kam entweder ein MenACWY-Impfstoff (COV001 COV002) oder Kochsalzloumlsung (COV005) oder bei-des (COV003) zum Einsatz Akzidentiell erhielt ein Teil der TeilnehmerInnen des Impfstoffarms der Studien COV001 COV002 und COV005 bei der ersten Injektion eine verminderte (halbe) Dosis des Impfstoffs Dieser Teil der Studienpopulation wird nachfolgend als LDSD (low dosestandard dose) bezeichnet alle anderen als SDSD (standard dosestandard dose) Zugelassen ist der Impfstoff in der Standarddosierung

Eingeschlossen wurden (in allen 4 Studien) gesun-de Erwachsene ohne vorangegangene bestaumltigte COVID-19- Erkrankung Ausgeschlossen wurden Personen mit Impfunfaumlhigkeit bzw Anaphylaxie in der Anamnese PatientInnen mit Immunsuppres-sion oder schwererunkontrollierter Vorerkran-kung sowie Schwangere und Stillende

Von den eingeschlossenen ProbandInnen wurden 12018 in den Impfstoff- und 11735 in den Kontroll-arm randomisiert Hiervon erhielten 23745 min-destens eine Injektion (12021 Impfung 11724 Kon-trolle) Mit Datenstand 04 November 2020 hatten 16315 TeilnehmerInnen die 2 Injektion erhalten In die Effektivitaumltsanalyse gingen 5829 ProbandInnen aus der Vergleichsgruppe und 5807 aus der AZD1222-Gruppe ein Von den Studienteilneh-merInnnen waren 941 der Impfstoffgruppe und 945 in der Vergleichsgruppe 18 ndash 64 Jahre alt und 59 bzw 55 ge 65 Jahre alt Mit o g Datum hatten diese eine mediane Nachbeobachtungsdauer

von 62 Tagen Die Population der TeilnehmerInnen der Effektivitaumltsanalyse wird nachfolgend hinsicht-lich ihrer Basischarakteristika auszugsweise be-schrieben (s Tab 8) Zwischen den Studiengruppen bestanden keine wesentlichen Unterschiede

822 Endpunkte der StudienVon den durch die STIKO in der oben berichteten PICO-Frage definierten Endpunkten (s Tab 5) wur-den fuumlr alle drei Impfstoffe (BNT162b2 mRNA-1273 AZD1222) die Endpunkte COVID-19-Erkrankung (la-borbestaumltigt) Lokalreaktionen systemische Reaktio-nen sowie schwere unerwuumlnschte Ereignisse (serious adverse events) berichtet Fuumlr den Impfstoff mRNA-1273 wurde auszligerdem der Endpunkt COVID-19-be-dingter Tod berichtet Zusaumltzlich erhoben alle Studi-en Daten zum Endpunkt schwere COVID-19-Er-krankung (severe COVID-19) Fuumlr AZD1222 liegen auszligerdem Daten zu asymptomatischen Infektionen sowie zum Endpunkt Hospitalisierung vor

823 WirksamkeitBNT162b2 Der Endpunkt COVID-19-Erkrankung (laborbestaumltigt) wurde in der Studie als erster pri-maumlrer Endpunkt ab dem 7 Tag nach der zweiten Impfstoff- bzw Placebo dosis an TeilnehmerInnen die keinen Nachweis einer vorangegangenen Infek-tion hatten (weder anamnestisch noch serologisch noch PCR) erhoben Tabelle 9 zeigt dass die Impf-effektivitaumlt bezogen auf diesen Endpunkt 95 be-trug Auch in der altersstratifizierten Analyse zeig-ten sich vergleichbar hohe Effektivitaumltsschaumltzer die allerdings bei kleiner werdenden Altersgruppen bzw Fallzahlen teilweise weite Konfidenzintervalle aufwiesen bzw nicht mehr statistisch signifikant waren In der houmlchsten Altersgruppe (ge 75 Jahre) ist daher eine Aussage uumlber die Effektivitaumlt der Imp-fung mit hoher Unsicherheit behaftet Zusaumltzliche Analysen der Studienautoren bestaumltigten die Imp-feffektivitaumlt auch bei PatientInnen mit anderen

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Vorerkrankungen (Daten im Anhang der analysier-ten Publika tion)

Als zweiter primaumlrer Endpunkt wurde die Effektivi-taumlt gegen COVID-19-Erkrankung unabhaumlngig vom Vorliegen des Nachweises einer vorgegangenen In-fektion untersucht

Tabelle 9 zeigt dass bei Verwendung dieser Defini-tion eine vergleichbar hohe Effektivitaumlt gegen symp-tomatische COVID-19-Infektionen gemessen wur-de Der STIKO lagen daruumlber hinaus ergaumlnzende Informationen des Herstellers vor die bestaumltigen dass dies auch in allen untersuchten Altersgruppen der Fall war

Zusaumltzlich wurden in der Publikation Daten zur Effektivitaumlt gegen COVID-19-Erkrankung nach Ver-abreichung von nur einer Dosis Impfstoff berichtet Diese sind hier um Angaben aus der FDA-Publika-tion zur Effektivitaumlt 14 Tage nach der ersten und vor der zweiten Dosis ergaumlnzt (s Tab 9)

Gegen den sekundaumlren Endpunkt bdquoschwere COVID-19-Erkrankungldquo (definiert als COVID-19 plus Vorliegen von mindestens einem der folgen-den Kriterien klinische Anzeichen einer schweren Erkrankung respiratorische Insuffizienz Schock akute renale hepatische oder neurologische Dys-funktion ITS-Aufnahme oder Tod) wurde eine Ef-

fektivitaumlt von 75 ermittelt die statistisch jedoch nicht signifikant war (s Tab 9)

mRNA-1273 Der Endpunkt COVID-19-Erkrankung (laborbestaumltigt) wurde in der Studie als primaumlrer Endpunkt ab dem 14 Tag nach der zweiten Impf-stoff- bzw Placebodosis an TeilnehmerInnen erho-ben bei denen kein Nachweis einer vorangegange-nen Infektion vorlag (weder anamnestisch noch serologisch oder PCR) Tabelle 10 zeigt dass bezo-gen auf diesen Endpunkt die Effektivitaumlt der Imp-fung 941 betrug Wie bei BNT162b2 so zeigten sich auch hier in der altersstratifizierten Analyse aumlhnlich hohe Effektivitaumltswerte bei sich verbreitern-den Konfidenzintervallen

Zusaumltzlich wurde die Impfeffektivitaumlt in den der Randomisierung zugrundeliegenden Alters- und Risikostrata berechnet Wie in Tabelle 10 dargestellt zeigten sich auch fuumlr diese Subgruppen hohe Effek-tivitaumltsschaumltzer Gegen den sekundaumlren Endpunkt bdquoschwere COVID-19-Erkrankungldquo wurde eine Effek-tivitaumlt von 100 berichtet jedoch ohne Angabe ei-nes Konfidenzintervalls (s Tab 10)

AZD1222 Der Endpunkt COVID-19-Erkrankung (laborbestaumltigt) wurde in der Studie als primaumlrer Endpunkt ab dem 15 Tag nach der zweiten Impf-stoff- bzw Kontrollimpfstoff-Placebodosis an Teil-nehmerInnen erhoben bei denen kein Nachweis ei-

Endpunkt BNT162b2 (nN) nN Placebo (nN) Impfeffektivitaumlt () 95 Konfidenzintervall

COVID-19 (TeilnehmerInnen ohne vorherige Infektion)

Alle 817411 16217511 950 900 ndash 979

16 ndash 55 Jahre 59897 1149955 956 894 ndash 986

gt 55 Jahre 37500 487543 937 806 ndash 988

ge 65 Jahre 13848 193880 947 667 ndash 999

ge 75 Jahre 0774 5785 1000 ndash131 ndash 1000

COVID-19 (TeilnehmerInnen unabhaumlngig von vorheriger Infektion)

Alle 918559 16918708 946 899 ndash 973

Schwere COVID-19-Erkrankung

Alle 121314 421259 750 ndash1526 ndash 995

COVID-19 nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle 3921314 8221258 524 295 ndash 684

COVID-19 14 Tage nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle 221669 2721686 926 689 ndash 982

Tab 9 | Effektivitaumltsdaten zu BNT162b2 Studienpopulation der modifizierten intention-to-treat Analyse berechnet auf Grundlage der Angaben in der FDA-Publikation122

30Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ner vorangegangenen Infektion vorlag Tabelle 11 zeigt die Effektivitaumlt gegen diesen Endpunkt in der Gesamtstudienpopulation (LDSD+SDSD) sowie in den Untergruppen LDSD und SDSD Hiernach lag in der zusammengefassten Population eine Ef-fektivitaumlt von 704 vor Eine Analyse der beiden Dosierungs-Untergruppen zeigt dass in der LDSD-Gruppe eine houmlhere Effektivitaumlt als in der SDSD-Gruppe beobachtet wurde (s Tab 11) Allerdings legen die Ergebnisse von posthoc-Analysen der Studienautoren nahe dass dies eher auf ein verlaumln-gertes Dosisintervall als auf die veraumlnderte Dosierung

zuruumlckzufuumlhren ist (Impfeffektivitaumlt bei Dosisin-tervall lt 6 Wochen 5328 95 KI ndash321 ndash 7886 vs Dosisintervall 9 ndash 11 Wochen 6055 95 KI 1523 ndash 8164) Dies wird durch Immunogenitaumlts-daten unterstuumltzt die zeigen dass eine Verlaumlnge-rung des Dosisintervalls zu houmlheren GMT-Werten fuumlhrt (lt 6 Wochen 22222 (95 KI 20360 ndash 24225) vs 9 ndash 11 Wochen 34754 (95 KI 30287 ndash 39879) In der Altersgruppe ge 65 Jahre wurden nur etwa 300 TeilnehmerInnen pro Studienarm ausgewertet und in beiden Studienarmen mit o g Datenstand nur je 1 Fall beobachtet so dass eine statistisch be-

Endpunkt AZD1222 (nN) Kontrollen (nN) Impfeffektivitaumlt () 95 Konfidenzintervall

COVID-19

Alle 305807 1015829 704 548 ndash 806

18 ndash 64 Jahre 295466 1005510 711 563 ndash 809

ge 65 Jahre 1341 1319 63 ndash1405 ndash 942

LDSD 31367 301374 900 674 ndash 970

SDSD 274440 714455 621 410 ndash 757

Asymptomatische Infektion

Alle 293288 403350 273 ndash172 ndash 549

Schwere COVID-19-Erkrankung

Alle 012021 211724 100 nicht kalkulierbar

Hospitalisierung

Alle 012021 1011724 100 nicht kalkulierbar

Tab 11 | Effektivitaumltsdaten von AZD1222 (Datenstand 5 November 2020) einschl solche mit unbekannten Symptomen keine ausreichenden Daten fuumlr eine robuste statistische Aussage zur Effektivitaumlt

Endpunkt mRNA-1273 (nN) nN Placebo (nN) Impfeffektivitaumlt () 95 Konfidenzintervall

COVID-19 (TeilnehmerInnen ohne vorherige Infektion)

Alle 1114134 18514073 941 893 ndash 968

18 ndash 64 Jahre 710551 15610521 956 906 ndash 979

ge 65 Jahre 43583 293552 864 614 ndash 952

ge 75 Jahre 0630 7688 100 kA

COVID-19 (entsprechend Stratifizierung)

18 ndash 64 Jahre ohne RF 58396 1218403 959 900 ndash 983

18 ndash 64 Jahre mit RF 22155 352118 944 769 ndash 987

Schwere COVID-19-Erkrankung

Alle 014134 3014073 100 kA

Tod durch COVID-19

Alle 014134 114073 100 kA

COVID-19 nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle (modified intention to treat-analyse124) 7996 391079 802 552 ndash 925

COVID-19 14 Tage nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle 214550 3514598 940 760 ndash 990

Tab 10 | Effektivitaumltsdaten von mRNA-1273 RF Risikofaktoren kA keine Angaben

31Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

lastbare Aussage zur Impfeffektivitaumlt nicht moumlglich ist Auch die Effektivitaumlt gegen asymptomatische Infektionen war bei einem Punktschaumltzer von 273 nicht signifikant Fuumlr die Endpunkte schwere COVID-19-Erkrankung und Hospitalisierung wur-den ausschlieszliglich Faumllle in der Kontrollgruppe be-obachtet so dass sich hierfuumlr jeweils eine Impfeffek-tivitaumlt von 100 errechnet bei allerdings kleinen Fallzahlen und nicht berechenbaren 95 Konfidenz-intervallen (s Tab 11)

824 Wirksamkeit der mRNA-Impfstoffe 14 Tage nach der ersten Impfstoffdosis Aufgrund der limitierten Impfstoffmengen hat die STIKO beraten ob zunaumlchst jeweils nur die 1 Impf-stoffdosis verabreicht und die Gabe der 2 Dosis ver-schoben werden sollte Zunaumlchst waumlre es so moumlg-lich mehr Menschen zu impfen und eventuell eine groumlszligere Zahl von schweren COVID-19-Erkrankun-gen zu verhindern

Die STIKO hat die Daten zur Impfeffektivitaumlt nach einer Dosis fuumlr Impfstoffe gepruumlft Die Wirkung der Impfung tritt in der Regel 10 ndash 14 Tage nach Applika-tion ein Fuumlr beide mRNA-Impfstoffe laumlsst sich die Impfeffektivitaumlt einer einmaligen Dosis fuumlr das Zei-tintervall zwischen 14 Tage nach deren Applikation und vor Verabreichung der zweiten Impfstoffdosis (BioNTech 1 Woche Moderna 2 Wochen) aus den Zulassungsstudien122125 in post-hoc Analysen be-stimmen Die so ermittelte Impfeffektivitaumlt betraumlgt 926 (BNT162b2) und 940 (mRNA-1273) Die Berechnung beruht jedoch auf einer sehr kurzen Beobachtungszeit in der nur wenige COVID-19-Er-krankungsfaumllle aufgetreten sind Uumlber die Altersver-teilung der Faumllle und die Schwere der Erkrankung liegen keine Informationen vor Da die aktuelle Impfstrategie besonders auf uumlber 80-Jaumlhrige ausge-richtet ist und im hohen Alter Immunantworten auf Impfungen in der Regel geringer ausfallen als bei Juumlngeren sind die o g Impfeffektivitaumltswerte nur bedingt aussagekraumlftig Die Daten der gepoolten Analyse beider Impfstoffe zeigen dass der Impf-schutz selbst nach zwei Dosen bei ge 75-Jaumlhrigen deutlich geringer ist als bei Juumlngeren und die be-rechneten Schaumltzer aufgrund der geringen Zahl von aumllteren StudienteilnehmerInnen mit einer groumlszligeren Unsicherheit behaftet sind (siehe Abb 6)

Aus den Dosisfindungsstudien zu den beiden mRNA- Impfstoffen ist bekannt dass die Antikoumlrper-antworten nach der ersten Impfstoffdosis um den Faktor 10 ndash 20 niedriger ausfallen als nach der zwei-ten115119 Unabhaumlngig davon dass es bisher kein ge-sichertes immunologisches Korrelat fuumlr den Schutz durch Impfung gibt liegen keine Daten zum zeitli-chen Antikoumlrperverlauf nach einmaliger Impfung vor Es ist jedoch zu vermuten dass ein Ruumlckgang der Antikoumlrper bei deutlich niedrigerem Ausgangs-niveau nach der ersten Impfung schneller zu einem abnehmenden Schutz fuumlhrt als nach zwei Impfun-gen und somit der Schutz weniger lang anhaumllt

Eine schwaumlchere Immunantwort nach nur einer Impfung koumlnnte bei spaumlterer Antigenexposition moumlglicherweise zu einer Verschiebung zwischen neutralisierenden und nicht-neutralisierenden An-tikoumlrpern fuumlhren und damit im unguumlnstigsten Fall zu einem Uumlberwiegen infektionsverstaumlrkender An-tikoumlrper fuumlhren (antibody dependent enhancement ADE) wie es fuumlr einzelne andere respiratorische Virusinfektionen beschrieben worden ist126 Aus an-deren Virussystemen ist bekannt dass Teilimmuni-taumlt die weitere Virusvermehrung zulaumlsst unter Um-staumlnden rascher zur Selektion von sogenannten bdquoimmune escape-Mutantenldquo fuumlhren kann Dies ist fuumlr SARS-CoV-2 bisher nicht gezeigt worden muss aber bei diesen Uumlberlegungen beruumlcksichtigt werden

Auch stuumlnde zu befuumlrchten dass mehr begonnene Impfserien nicht abgeschlossen wuumlrden da Termi-ne in groumlszligeren Abstaumlnden eher versaumlumt werden

Letztlich bleibt festzustellen dass es zum gegenwaumlr-tigen Zeitpunkt voumlllig offen ist ob man durch eine Verschiebung der Zweitimpfung von 21 bzw 28 Ta-gen auf einen spaumlteren Zeitpunkt (z B 60 90 oder 120 Tage nach der ersten Impfung) und eine damit einhergehende Erhoumlhung der Anzahl der zumin-dest einmalig Geimpften tatsaumlchlich mehr schwere Erkrankungen und Todesfaumllle verhindert als durch eine zeitnahe zweite Impfung der vulnerablen Hochrisikogruppen welche dann zu einem nahezu vollstaumlndigen Schutz vor Erkrankung fuumlhrt

Aus den vorgenannten Gruumlnden hat die STIKO ent-schieden den folgenden Impfabstand zu empfeh-len Die zweite mRNA-Impfstoffdosis soll in einem

32Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Abstand von 3 bzw 4 bis 6 Wochen (42 Tage ent-sprechen dem in den Zulassungsstudien untersuch-ten Zeitraum) nach der ersten Impfstoffdosis verab-reicht werden

825 Metaanalyse zur Effektivitaumlt der mRNA- Impfstoffe In beiden mRNA-Studien wurden weitestgehend identische Endpunkte fuumlr den Nachweis der Impf-stoffwirksamkeit ausgewaumlhlt sodass es moumlglich war die Ergebnisse statistisch per Metaanalyse zu-sammenzufassen Auf Basis der zusammengefass-ten Daten ergibt sich unter Verwendung eines Fixed- Effects-Modells eine Wirksamkeit zur Verhin-derung einer laborbestaumltigten COVID-19-Erkran-kung (ohne vorherige SARS-CoV-2-Infektion) nach

zwei Impfstoffdosen von 950 (95 KI 91 ndash 97) (s Abb 6) Hinsichtlich der Verhinderung einer bdquoschweren COVID-19-Erkrankungldquo ergibt die Meta-nalyse eine Wirksamkeit von 96 (95 KI 78 ndash 99) (s Abb 7) Die Unsicherheit bei der Bewertung der Effektivitaumlt der Impfstoffe auf Grundlage der Daten aus den Einzelstudien wird in der gepoolten Daten-analyse geringer

826 SicherheitBNT162b2 Daten zur Reaktogenitaumlt des Impfstoffes innerhalb von 7 Tagen nach Verabreichung jeder Impfstoff dosis wurden in einer Population von 8183 TeilnehmerInnen mit Hilfe eines elektroni-schen Studientagebuchs erhoben Was lokale Reakshytionen anbetrifft so berichteten in der Altersgruppe

Abb 6 | Wirksamkeit der mRNA-COVID-19-Impfstoffe BNT162b2 (BioNTechPfizer) und mRNA-1273 (Moderna) zur Verhinde-rung von COVID-19-Erkrankung (ohne vorherige SARS-CoV-2-Infektion) in verschiedenen Altersgruppen und insgesamt 45125

33Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

16 ndash 55 Jahre 83 der Geimpften und 14 der Teil-nehmerInnen der Placebo-Gruppe uumlber Schmerzen an der Einstichstelle nach der ersten Dosis 6 der Geimpften und 1 der Placebo-Gruppe dieser Al-tersgruppe berichteten uumlber Roumltung an der Einstich-stelle waumlhrend 6 vs 0 uumlber Schwellung klag-ten Insgesamt traten in der Altersgruppe der gt 55-Jaumlhrigen weniger Lokalreaktionen auf Sie ver-teilten sich prozentual aumlhnlich auf Verum- und Pla-cebogruppe wie bei den Juumlngeren Auch nach der zweiten Impfstoffdosis zeigten sich beim Vergleich der beiden Studien arme aumlhnliche Ereignisraten in der Altersgruppe 16 ndash 55 Jahre 78 vs 12 fuumlr Schmerzen an der Einstichstelle 6 vs 1 fuumlr Rouml-tung 6 vs 0 fuumlr Schwellung Vergleichbare Ra-ten fanden sich auch in der Altersgruppe gt 55 Jahre Die lokalen Reaktionen hielten 1ndash2 Tage an

Unter den systemischen Reaktionen waren Abge-schlagenheit (fatigue Impfung 47 Placebo 33 ) Kopfschmerzen (42 vs 34 ) sowie Muskel-schmerzen (21 vs 11 ) die haumlufigsten Ereignisse nach der ersten Dosis in der Altersgruppe 16 ndash 55 Jahre Nach der zweiten Dosis waren die Gruppen-unterschiede in dieser Altersgruppe ausgepraumlgter 59 vs 23 fuumlr Abgeschlagenheit 52 vs 24 fuumlr Kopfschmerzen sowie 37 vs 8 fuumlr Muskel-schmerzen In der houmlheren Altersgruppe (gt 55 Jah-re) waren die Symptome nach der ersten Dosis we-niger stark ausgepraumlgt (Abgeschlagenheit 34 vs 23 Kopfschmerzen 25 vs 18 Muskelschmer-zen 14 vs 8 alle Impfungen vs Placebo) Auch hier waren die Gruppenunterschiede nach der zwei-ten Dosis akzentuiert Abgeschlagenheit 51 vs 17 Kopfschmerzen 39 vs 14 Muskelschmer-zen 29 vs 5 Fieber trat als systemische Reak-tion deutlich seltener auf bei den Geimpften in der Altersgruppe 16 ndash 55 Jahre bei 4 bzw 16 nach

der 1 bzw 2 Impfstoffdosis vs 1 bzw 0 in der Placebo-Gruppe bei den gt 55-Jaumlhrigen bei 1 bzw 11 in der Verum-Gruppe vs 0 in der Placebo- Gruppe Die systemischen Reaktionen hielten zu-meist 1 ndash 2 Tage an

Tabelle 12 zeigt die Haumlufigkeiten von schweren unshyerwuumlnschten Ereignissen (serious adverse events SAEs) nach der ersten Dosis im Gruppenvergleich Insbesondere SAEs mit hohem Schweregrad und solche die als lebensbedrohlich klassifiziert wur-den lagen in der Impfstoff- und Placebogruppe mit gleicher Haumlufigkeit vor Vier SAEs wurden als impfstoffbe zogen klassifiziert (Schulterverletzung axillaumlre Lymphadenopathie paroxysmale ventrikulauml-re Arrhythmie Paraumlsthesie des rechten Beins) We-der in der Verum- noch in der Placebogruppe traten Todesfaumllle auf die auf die Injektion des Impfstoffs oder der Kochsalzloumlsung zuruumlckzufuumlhren waren Im Beobachtungszeitraum wurden bei vier Teilneh-merInnen in der Impfstoffgruppe transiente akute periphere Fazialisparesen beobachtet Diese traten am Tag 37 nach der ersten Impfstoffdosis bzw an den Tagen 3 9 und 48 nach der zweiten Impfstoff-dosis auf und wurden von den StudienaumlrztInnen als moumlglicherweise durch die Impfung verursacht ge-wertet127 In der Placebogruppe wurden keine Fazia-lisparesen berichtet

Der STIKO lagen daruumlber hinaus weitergehende In-formationen des Herstellers vor die bestaumltigen dass das Sicherheitsprofil hinsichtlich SAEs nach der zweiten Impfstoffdosis nicht wesentlich verschie-den war von dem nach der ersten Dosis

mRNA-1273 Daten zur Reaktogenitaumlt des Impfstof-fes innerhalb von 7 Tagen nach Verabreichung je-der Impfstoffdosis wurden bei allen Teilnehmer-

Abb 7 | Wirksamkeit der mRNA-COVID-19-Impfstoffe BNT162b2 (BioNTechPfizer) und mRNA-1273 (Moderna) zur Verhinde-rung einer schweren COVID-19-Erkrankung 45

34Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Ereignis mRNA-1273 (N = 15184 ) Placebo (N = 15165 )

Jedwedes schweres unerwuumlnschtes Ereignis 93 (06) 89 (06)

Klassifiziert als impfstoffbezogen 6 (lt 01) 4 (lt 01)

Tab 13 | Schwere unerwuumlnschte Ereignisse nach mRNA-1273 bzw Placebo

Innen mit Hilfe eines elektronischen Studientage-buchs erhoben

Hinsichtlich lokaler Reaktionen berichteten 842 der Verum-Geimpften und 198 der Teilneh-merInnen der Placebo-Gruppe uumlber mindestens ein Ereignis nach der ersten Dosis nach der zweiten Dosis waren es 886 bzw 188 In der mRNA-1273-Gruppe wurden hauptsaumlchlich lokale Reaktionen vom Schweregrad 1 und 2 beobachtet die im Mittel 26 Tage nach der ersten und 32 Tage nach der zweiten Dosis anhielten Schmerzen an der Einstichstelle (jeglicher Staumlrke) traten nach der ersten Dosis bei 837 der Verum-Geimpften und 175 der TeilnehmerInnen der Placebo-Gruppe auf (nach der zweiten Dosis 882 vs 170 ) Zu einer Roumltung an der Einstichstelle kam es nach der ersten Dosis bei 28 der TeilnehmerInnen nach Imp-fung bzw 04 nach Placebo-Gabe (nach der zwei-ten Dosis 86 vs 04 ) Eine Schwellung an der Einstichstelle berichteten 61 bzw 03 der Teil-nehmerInnen nach der ersten Dosis nach der zwei-ten Dosis waren es 122 der Verum-Geimpften und 03 der Placebo-Empfaumlnger

Mindestens eine systemische Reaktion trat nach der ersten Dosis bei 549 der Verum-Geimpften und 422 der TeilnehmerInnen der Placebo-Gruppe auf nach der zweiten Dosis waren es 794 bzw 365 Unter den systemischen Reaktionen traten nach der ersten Dosis am haumlufigsten Kopfschmer-zen (327 vs 266 ) und Abgeschlagenheit (372 vs 273 ) auf nach der zweiten Dosis wa-

ren es 586 vs 234 (Kopfschmerzen) bzw 653 vs 234 (Abgeschlagenheit) Fieber trat als systemische Reaktion deutlich seltener auf 08 in der Verum-Gruppe vs 03 in der Placebo-Gruppe nach der 1 Dosis und 155 vs 03 nach der 2 Do-sis Die systemischen Reaktionen dauerten durch-schnittlich 26 Tage nach der 1 und 31 Tage nach der 2 Impfstoffdosis an In der juumlngeren Altersgruppe (18ndash64 Jahre) waren sowohl lokale als auch syste-mische Beschwerden haumlufiger als bei der aumllteren Gruppe (ge 65 Jahre)

In Tabelle 13 sind die Haumlufigkeiten von schweren unerwuumlnschten Ereignissen (serious adverse events SAE) im Gruppenvergleich dargestellt

Schwere unerwuumlnschte Ereignisse und Ereignisse die als impfstoffbezogen klassifiziert wurden lagen in der Impfstoff- und Placebogruppe in gleicher Haumlufigkeit vor Uumlberempfindlichkeitsreaktionen wurden bei 15 der TeilnehmerInnen aus der Impfstoff- und bei 11 der TeilnehmerInnen aus der Placebogruppe beobachtet Weder in der Verum- noch in der Placebogruppe traten Todesfaumllle auf die auf die Injektion des Impfstoffs oder der Kochsalz-loumlsung zuruumlckgefuumlhrt werden konnten Im Beob-achtungszeitraum wurden bei drei TeilnehmerIn-nen in der Impfstoffgruppe und einer Person in der Placebogruppe eine akute transiente periphere Fazi-alisparese beobachtet Die Paresen traten in der Impfstoffgruppe an den Tagen 22 28 und 37 nach der zweiten Impfstoffdosis auf Ein kausaler Zu-

Tab 12 | Schwere unerwuumlnschte Ereignisse nach BNT162b2 bzw Placebo SAE ndash serious adverse event (schweres unerwuumlnschtes Ereignis)

Ereignis BNT162b2 (N = 21621 ) Placebo (N = 21631 )

Jedwede SAE 126 (06) 111 (05)

Klassifiziert als impfstoffbezogen 4 (lt 001) 0 (ndash)

Hoher Schweregrad (severe) 71 (03) 68 (03)

Lebensbedrohlich 21 (01) 23 (01)

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sammenhang mit der Impfung konnte nicht ausge-schlossen werden

AZD1222 Daten zur Reaktogenitaumlt des Impfstoffes wurden innerhalb der ersten 7 Tage nach Impfung mit Hilfe eines Studientagebuchs erhoben123 Hin-sichtlich lokaler Reaktionen berichteten 747 der Verum-Geimpften und 504 der Teilnehmer-Innen der Kontroll-Gruppe uumlber mindestens ein Er-eignis Bei der Interpretation dieser und aller folgenden Sicherheitsdaten aus der Zulassungsstu-die muss allerdings beruumlcksichtigt werden dass der uumlberwiegende Teil der TeilnehmerInnen der Kon trollgruppe einen MenACWY-Impfstoff erhielt Unter den Lokalreaktionen waren Schmerzen an der Einstichstelle (AZD1222-Gruppe 542 Kon-trollgruppe 367 ) sowie Spannungsgefuumlhl (ten-derness AZD1222-Gruppe 637 Kontrollgruppe 395 ) die haumlufigsten Systemische Reaktionen tra-ten bei 73 der TeilnehmerInnen der AZD1222- Gruppe und 596 der Kontrollgruppe auf Unter diesen waren Abgeschlagenheit (fatigue AZD1222 531 Kontrollen 382 ) Kopfschmerzen (AZD1222 526 Kontrollen 390 ) sowie Krankheitsgefuumlhl (malaise AZD1222 442 Kontrollen 202 ) die haumlufigsten Erhoumlhte Temperaturen (feverishness) trat bei 336 der AZD1222-Gruppe und 107 in der Kontrollgruppe auf Fieber hingegen trat nur bei ei-nem vergleichsweisen geringen Anteil der Teilneh-merInnen auf (AZD1222 79 Kontrollen 12 ) Der STIKO lagen daruumlber hinaus weitergehende Informationen des Herstellers vor die zeigen dass die Haumlufigkeit lokaler und systemischer Reaktionen nach der 2 Dosis geringer war als nach der 1 Dosis

Schwere unerwuumlnschte Ereignisse traten bei 07 ProbandInnen der AZD1222-Gruppe und 08 der ProbandInnen der Kontrollgruppe auf Unter die-sen wurden 5 als Impfstoff- (n = 3) bzw Kontroll-impfstoffPlacebo-assoziiert (n = 2) klassifiziert Dies waren im Einzelnen in der AZD1222-Gruppe Pyrexie CRP-Anstieg sowie ein Fall einer transver-sen Myelitis in der Kontrollgruppe autoimmune haumlmolytische Anaumlmie sowie ebenfalls ein Fall einer Myelitis Fuumlr die in der AZD1222-Gruppe aufgetre-tene transverse Myelitis konnte eine kausale Bezie-hung zur Impfung bisher nicht bestaumltigt werden

827 VerzerrungsrisikoDas Verzerrungsrisiko (risk of bias) wurde mittels RoB-2 fuumlr alle Endpunkte in allen drei Studien mit bdquosome concernsldquo (einige Bedenken) bewertet (s An-hang) Grund hierfuumlr war fuumlr die beiden mRNA- Impfstoffe bei allen Endpunkten dass ein betraumlcht-licher Teil der randomisierten Studienpopulation (gilt fuumlr beide Studienarme in beiden Studien) der zudem groumlszliger war als die Gesamtzahl der Ereignis-se nicht in die Auswertung einging Dies betrifft ganz besonders die Analyse der Wirksamkeit (efficacy) bei der in beiden Studien armen beider Studien insgesamt mehrere tausend ProbandInnen unberuumlcksichtigt geblieben sind Aufgrund mangel-hafter Berichtsqualitaumlt konnte hier eine Verzerrung der Ergebnisse nicht komplett ausgeschlossen wer-den Fuumlr AZD1222 konnte ein Einfluss der Dosie-rungsabweichungen und der resultierenden Proto-kollaumlnderungen auf das Studienergebnis nicht si-cher ausgeschlossen werden Fuumlr die Sicherheits-endpunkte war zusaumltzlich zu beruumlcksichtigen dass es sich bei allen Studien um bdquoobserver- blindedldquo Stu-dien handelt d h dass Teile des Studienpersonals offenbar nicht verblindet waren (lediglich die ver-gleichsweise kleine AZD1222-Teilstudie COV005 wurde doppelt blind durchgefuumlhrt) Da es sich bei diesen Endpunkten z T um selbstberichtete Ereig-nisse handelt (Studientagebuch) koumlnnte eine moumlg-liche Kenntnis der Gruppenzugehoumlrigkeit (wissent-lich oder unwissentlich durch Studienpersonal kommuniziert) das Berichten bzw die Bewertung von Ereignissen durch einzelne Studienteilneh-merInnen beeinflusst haben

828 Vertrauenswuumlrdigkeit der Evidenz (Evidenzqualitaumlt nach GRADE)BNT162b2 Die Evidenzqualitaumlt (Vertrauen in die Ef-fektschaumltzer) wurde fuumlr die Verhinderung von COVID-19-Erkrankungen aufgrund des Verzer-rungsrisikos (s oben) als moderat eingeschaumltzt in der Altersgruppe ge 75 Jahre aufgrund des weiten Konfidenzintervalls als gering (s Anhang) Der End-punkt bdquoschwere COVID-19- Erkrankungldquo wurde als indirekte Evidenz fuumlr den von der STIKO zu bewer-tenden Endpunkt bdquoHospitalisierungldquo verwendet Hier ergab sich aufgrund der Indirektheit des wei-ten 95 Konfidenzinter valls sowie des Verzer-rungsrisikos eine sehr geringe Evidenzqualitaumlt Fuumlr alle Sicherheitsendpunkte wurde die Evidenzquali-

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taumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos als moderat eingestuft

mRNA-1273 Die Evidenzqualitaumlt (Vertrauen in die Effektschaumltzer) wurde fuumlr die Verhinderung einer COVID-19-Erkrankung aufgrund des Verzerrungs-risikos (s oben) als moderat eingeschaumltzt in der Altersgruppe ge 75 Jahre aufgrund des weiten Konfi-denzintervalls als gering Der Endpunkt bdquoschwere COVID-19-Erkrankungldquo wurde wie bei BNT162b2 als indirekte Evidenz fuumlr den von der STIKO zu be-wertenden Endpunkt bdquoHospitalisierungldquo verwen-det Hier ergab sich aufgrund der Indirektheit des weiten 95 -Konfidenzintervalls sowie des Verzer-rungsrisikos eine sehr geringe Evidenzqualitaumlt Fuumlr den Endpunkt bdquoTod durch COVID-19ldquo wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos und der Impraumlzision des Effektschaumltzers als gering eingestuft Fuumlr alle Sicherheitsendpunkte wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisi-kos als moderat bewertet

AZD1222 Fuumlr die Verhinderung des Endpunktes COVID-19-Erkrankung wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos als moderat ein-gestuft fuumlr die houmlhere Altersgruppe (ge 65 Jahre) aufgrund von Impraumlzision (weites 95 Konfiden-zintervall welches die 0 einschlieszligt) als gering Aus denselben Gruumlnden wurde auch die Evidenzquali-taumlt fuumlr die Endpunkte asymptomatische Infektion und Hospitalisierung als gering eingestuft Fuumlr alle Sicherheitsendpunkte wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos und der Tatsache dass ein groszliger Anteil der Kontrollgruppe nicht mit Placebo sondern einem anderen Impfstoff (MenACWY) geimpft wurde (Indirektheit hinsicht-lich der Vergleichsgruppe) als gering bewertet

9 Impfziele Das primaumlre Ziel einer COVID-19-Impfempfehlung fuumlr Deutschland ist es schwere Verlaumlufe und Tod durch COVID-19 groumlszligtmoumlglich zu reduzieren In Abhaumlngigkeit von der Wirksamkeit der Impfstoffe soll durch die Empfehlung auch die Transmission von SARS-CoV-2 in der Bevoumllkerung reduziert wer-den Folgende Impfziele wurden formuliert

Verhinderung schwerer COVID-19-Verlaumlufe (Hospitalisierung) und -Todesfaumllle

Schutz von Personen mit besonders hohem arbeitsbedingtem SARS-CoV-2-Expositionsri-siko (berufliche Indikation)

Verhinderung von Transmission sowie Schutz in Umgebungen mit hohem Anteil vulnerabler Personen und in solchen mit hohem Ausbruchs-potenzial

Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen und des oumlffentlichen Lebens

10 Risiko- und Indikationsgruppen fuumlr die ImpfempfehlungEinzelne Personen koumlnnen mehreren unterschied-lichen Risiko- undoder Indikationsgruppen zuge-ordnet werden Die Priorisierung erfolgt dann nach dem am houmlchsten priorisierten Risiko bzw Indika-tion (Stufen 1 ndash 6) Die im Folgenden genannten Personengruppen sind beispielhaft zu verstehen

101 Risikofaktoren fuumlr einen schweren KrankheitsverlaufDer uumlberwiegende Teil der COVID-19-PatientInnen hat eine gute Prognose Es gibt jedoch eine Reihe von individuellen Risikofaktoren die sich negativ auf die Schwere der Erkrankung und den Krank-heitsverlauf auswirken Das zunehmende Alter ist der unabhaumlngige Faktor der mit Abstand die houmlchs-te Risikoerhoumlhung mit sich bringt Daneben spielen bestehende Vorerkrankungen und eine Schwanger-schaft eine untergeordnete Rolle128129 Im Folgenden wird die Evidenz bezuumlglich dieser Risiken darge-stellt und ihre Auspraumlgung eingeordnet

1011 Personen im Alter ge 60 JahreIn einer prospektiven Kohortenstudie wurde bei uumlber 20000 PatientInnen die waumlhrend der ersten Infektionswelle zwischen Februar und April 2020 im Vereinigten Koumlnigreich aufgrund einer COVID-19- Erkrankung hospitalisiert wurden die Risiken fuumlr einen toumldlichen Verlauf bestimmt130 Das mediane Alter der Erkrankten betrug 73 Jahre (interquartil range 58 ndash 82) der Anteil an Maumlnnern 599 Nach Adjustierung fuumlr Komorbiditaumlten ist das zunehmende Alter bei hospitalisierten Patient-Innen mit einer erhoumlhten Wahrscheinlichkeit fuumlr einen toumldlichen Verlauf der Erkrankung assoziiert Bezogen auf das Referenzalter lt 50 Jahre betraumlgt die hazard ratio (HR) fuumlr einen toumldlichen Krank-

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heitsverlauf im Alter von 50 ndash 59 Jahren 263 (95 KI 206 ndash 335) im Alter von 60 ndash 69 Jahren 499 (95 KI 399 ndash 625) im Alter von 70 ndash 79 Jahren 851 (95 KI 685 ndash 1057) und im Alter ge 80 Jahren 1109 (95 KI 891 ndash 1377) Zu vergleichbaren Er-gebnissen kommt eine retrospektive Kohortenstu-die die 1904 PatientInnen einschloss die an deut-schen Krankenhaumlusern zwischen Februar und Juni 2020 aufgrund einer COVID-19-Erkrankung stati-onaumlr aufgenommen worden waren53 Das mediane Alter der Erkrankten betrug 73 Jahre und 485 wa-ren Frauen Bezogen auf das Referenzalter von 60 ndash 69 Jahren betraumlgt die HR fuumlr eine toumldlich ver-laufende Erkrankung bei hospitalisierten COVID-19- PatientInnen im Alter von 70 ndash 79 Jahren 275 (95 KI 169 ndash 447) und im Alter von ge 80 Jahren 411 (95 KI 257 ndash 658) Eine Kohortenstudie in Eng-land untersuchte die Risikofaktoren fuumlr den Tod an COVID-19 in der Allgemeinbevoumllkerung zwischen Februar und Mai 2020131 Analysiert wurden die Daten von uumlber 17 Mio PatientInnen aus der hau-saumlrztlichen Versorgung Zunehmendes Alter und der Tod an COVID-19 weisen eine starke Assozia-tion auf Nach Adjustierung betraumlgt die HR bezo-gen auf das Referenzalter von 50 ndash 59 Jahren im Alter von 60 ndash 69 Jahren 240 (95 KI 216 ndash 266) im Alter von 70 ndash 79 Jahren 608 (95 KI 552 ndash 669) und im Alter ge 80 Jahren 2061 (95 KI 1872 ndash 227)

1012 Personen mit Vorerkrankungen Zur Untersuchung der Frage welche Vorerkran-kungen mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr einen schweren Verlauf von COVID-19 einhergehen wurde durch das RKI eine systematische Analyse in Form eines sogenannten umbrella review (Uumlber-blick uumlber publizierte einzelne Review-Artikel) durchgefuumlhrt (International Prospective Register of Systematic Reviews (PROSPERO) Protokoll Num-mer CRD42020215846) Hierzu wurden die COVID-19-Datenbank der Bibliothek des RKI genutzt (siehe oben s Anhang fuumlr Suchstrategie erste Suche 25092020 Aktualisierung der Suche 11122020)

Eingeschlossen in die Analyse wurden systemati-sche Reviews in englischer oder deutscher Sprache (unabhaumlngig davon ob in den Reviews eine Meta-analyse durchgefuumlhrt wurde oder nicht) die ab dem

1 Januar 2020 publiziert wurden und in denen die Beziehung zwischen mindestens einer Vorerkran-kung und mindestens einem der folgenden End-punkte untersucht wurde

Hospitalisierung aufgrund von COVID-19 Tod im Krankenhaus aufgrund von COVID-19

Auszligerdem musste in den eingeschlossenen syste-matischen Reviews ein quantitatives Maszlig fuumlr die Assoziation zwischen Vorerkrankung und End-punkt berichtet sein (in der Regel Odds ratio (OR) relatives Risiko (RR) oder Hazard ratio (HR) jeweils mit 95 Konfidenzintervall)

Aus den so identifizierten systematischen Reviews wurden die Daten zu den o g Assoziationen aus denjenigen Studien extrahiert die in Europa oder Nordamerika durchgefuumlhrt worden waren und min-destens fuumlr das Lebensalter der Studienteilneh-merInnen adjustiert waren Zusaumltzlich wurden die Charakteristika der Primaumlrstudien extrahiert sowie die von den jeweiligen Review-Autoren durchge-fuumlhrten Bewertungen des Verzerrungsrisikos (risk of bias) Alle Arbeitsschritte wurden von zwei unab-haumlngigen Untersuchern durchgefuumlhrt

Wenn mehr als ein Effektschaumltzer fuumlr einen End-punkt vorlag wurde eine Metaanalyse (random- effects Modell) durchgefuumlhrt wobei OR RR und HR analy-siert wurden und das Ausmaszlig der Heterogenitaumlt zwischen den Studienschaumltzern mittels Isup2-Statistik quantifiziert wurde Die Vertrauenswuumlrdigkeit der Evidenz zu jedem Endpunkt wurde fuumlr jede Vorer-krankung mit Hilfe der GRADE-Methodik beurteilt (nach PRECEPT132) Es wurde das Risiko wegen COVID-19 hospitalisiert zu werden verglichen zwi-schen SARS-Cov-2-positiv getesteten Personen mit und ohne die jeweilige Vorerkrankung Auszligerdem wurde das Risiko im Zusammenhang mit COVID-19 zu versterben zwischen mit COVID-19 hospitalisier-ten Personen mit und ohne die jeweilige Vorerkran-kung verglichen (Krankenhausmortalitaumlt)

Die Ergebnisse aus dem ersten umbrella review wur-den am 17 Dezember 2020 in der STIKO-Empfeh-lung zur COVID-19-Impfung online vorab veroumlffent-licht (httpsedocrkidehandle17690475792)

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Am 11122020 wurde eine erneute Literatursuche durchgefuumlhrt und der umbrella review aktualisiert Bei dieser Suche in der Datenbank des RKI wurden 120 systematische Reviews identifiziert aus denen nach Ausschluss von Duplikaten 1134 Einzelstu-dien auf das Vorliegen von Risikoschaumltzern fuumlr de-finierte Vorerkrankungen und das Berichten der gesuchten Endpunkte (Hospitalisierung und Kran-kenhausmortalitaumlt) untersucht wurden Von den 356 verbleibenden Studien wurden nach Durch-sicht der Volltexte 102 europaumlische und US-ameri-kanische Studien in die Metaanalyse eingeschlos-sen die insgesamt 159 altersadjustierte Schaumltzer fuumlr Hospitalisierung und Krankenhausmortalitaumlt be-richteten Basierend auf den og Kriterien wurden 42 Schaumltzer aus 45 Studien ausgewaumlhlt

Abbildung 1 des Anhangs zeigt wie sich die Risi-koschaumltzer zwischen den beiden Erhebungszeit-punkten (initialer Review und die vorliegende Aktu-alisierung) unterscheiden Die aktualisierten Schaumlt-zer lagen sowohl fuumlr Hospitalisierung als auch fuumlr die Krankenhausmortalitaumlt zumeist innerhalb des 95 -Konfidenzintervalls der initialen Schaumltzer

Tabelle 14 zeigt die Ergebnisse fuumlr den Endpunkt Hospitalisierung Durch die Aktualisierung sind Depression und chronisch entzuumlndliche Darmer-krankungen hinzugekommen Fuumlr die meisten Er-krankungen waren die Risikoerhoumlhungen moderat d h Effektschaumltzer lt 2 Das Risiko war zwar erhoumlht aber nicht verdoppelt Daher wird angenommen dass fuumlr juumlngere Menschen (lt 60 Jahre) die Wahr-scheinlichkeit aufgrund einer COVID-19-Erkran-kung hospitalisiert zu werden auch bei Vorliegen von Grund erkrankungen gering ist und deutlich niedriger als bei aumllteren Menschen Nur fuumlr Herz-insuffizienz psychiatrische Erkrankungen und Or-gantransplantationen lag der Effektschaumltzer uumlber 2 fuumlr Adipositas chronische Nierenerkrankungen und Diabetes mellitus knapp unter 2

Tabelle 15 zeigt die entsprechenden altersadjustier-ten Ergebnisse fuumlr den Endpunkt Krankenhausmortashylitaumlt Durch die Aktualisierung sind folgende Vorer-krankungen neu hinzugekommen Leber zirrhose aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen solide Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind interstitielle Lungenerkrankungen andere

chronisch neurologische Erkrankungen (als zere-brovaskulaumlre Erkrankung Apoplex oder Demenz) und chronisch entzuumlndliche Darmerkrankungen

Vier Studien149ndash152 die Schaumltzer zur Krankenhaus-mortalitaumlt bei Immundefizienz berichteten verwen-deten sehr unterschiedliche Definitionen und ver-einten PatientInnengruppen mit Immundefizienz unterschiedlichster Ursache ohne Differenzierung nach Art und Auspraumlgung Ein Groszligteil der einge-schlossenen Studienpopulationen ist durch andere Entitaumlten bereits erfasst z B Organtransplantation HIV-Infektion Krebserkrankungen Autoimmun-erkrankungen Daher wurde darauf verzichtet fuumlr Immundefizienz einen weiteren Effektschaumltzer an-zugeben

Die Effektschaumltzer fuumlr Mortalitaumlt waren meist deut-lich niedriger als fuumlr Hospitalisierung ndash in der Regel unter 15 Houmlhere Effektschaumltzer uumlber 2 wurden fuumlr Leberzirrhose Organtransplantationen psychia tri-sche Erkrankungen (schwere Depression Schizo-phrenie und bipolare Stoumlrung) Demenz interstiti-elle Lungenerkrankungen und Krebserkrankungen die nicht in behandlungsfreier Remission sind be-richtet

Limitationen dieser Analyse ergeben sich insbeson-dere aus den z T differierenden Definitionen der Vorerkrankungen in den Primaumlrstudien aber auch aus dem Fehlen von Angaben zum Krankheitssta-dium bzw zur Therapie z B handelt es sich bei bdquoanderen chronisch neurologischen Erkrankungenldquo um eine heterogene Gruppe unterschiedlicher Krankheitsentitaumlten und -schweregrade Hierdurch koumlnnte es zu einer Unterschaumltzung der Effekte von akuten undoder schweren Auspraumlgungsgraden von Vorerkrankungen gekommen sein Interaktionen zwischen Alter und Vorerkrankungen wurden in den Studien nicht untersucht Es sind nicht alle re-levanten Vorerkrankungen erfasst sondern nur die die in den systematischen Reviews berichtet wur-den Seltene Vorerkrankungen koumlnnen fehlen

Die Ergebnisse (hazard ratios HR) aus der briti-schen Kohortenstudie von Williamson et al131 in die uumlber 17 Millionen StudienteilnehmerInnen aus der OpenSAFELY Plattform eingeschlossen waren konnten aus methodischen Gruumlnden nicht in die

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Metaanalyse des umbrella reviews eingeschlossen werden In dieser Studie wurden Risikofaktoren fuumlr COVID-19-bedingten Tod (n = 10926) in der Allge-meinbevoumllkerung untersucht Eingeschlossen in die Kohorte waren sowohl SARS-CoV-2-positive als auch SARS-CoV-negative Personen In der Studie wurde ein Cox proportional hazards model verwen-det um adjustierte HR fuumlr Vorerkrankungen als Risikofaktoren fuumlr einen COVID-19-bedingten Tod zu schaumltzen In den Studien die in den umbrella review eingeschlossen waren wurde dagegen das Risiko im Zusammenhang mit COVID-19 zu ver-sterben verglichen zwischen hospitalisierten Perso-nen mit und ohne die jeweilige Vorerkrankung Auf-grund der unterschiedlichen Studienpopulationen

wurden die ermittelten Risikoschaumltzer nicht in die Metaanalyse eingeschlossen Die Studie ist jedoch eine qualitativ hochwertige Evidenzquelle zur Risi-koabschaumltzung Die HR aus der Studie von William-son et al wurden daher mit denen aus der Metaana-lyse des umbrella reviews verglichen Der Vergleich ist in Abbildung 2 des Anhangs illustriert und zeigt dass aumlhnliche Verhaumlltnisse der Risikoschaumltzer zu den beruumlcksichtigten Vorerkrankungen wie im umbrella review vorlagen In den im umbrella review eingeschlossenen Studien wurde fuumlr Diabetes mel-litus keine Differenzierung nach dem Grad der Ein-stellung vorgenommen Williamson et al dagegen berichten separate HR fuumlr COVID-19-assoziierten Tod bei Diabetes mellitus mit einem HbA1c

KrankheitErkrankungsgruppe Effektschaumltzer+ (95 KI)

I2 () Studien ( Quelle)

PatientInnen GRADE Evidenzqualitaumlt

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Arrhythmie oder Vorhofflimmern 141 (117 ndash170) 000 3 (133 ndash135) 13544 ++++

Herzinsuffizienz 213 (124 ndash 367) 805 5 (133 135 ndash138) 19995 +++

Koronare Herzkrankheit (KHK) 129 (111 ndash 151) 188 3 (133 135 138) 18501 ++++

Arterielle Hypertonie 151 (127 ndash 181) 625 7 (133 ndash 139) 20902 +++

Metabolische Stoumlrungen

Diabetes mellitus 195 (172 ndash 220) 275 10 (133 ndash 142) 22725 ++++

UumlbergewichtAdipositas (BMI gt 30 kgm2) 194 (173 ndash 218) 000 5 (133 134 136 138 143) 16251 ++++

Chronische Nierenerkrankungen 195 (131 ndash 291) 829 7 (133 ndash 135 138 ndash 140 143) 20863 +++

Chronische Lebererkrankungdagger 130 (110 ndash 160) NA 1 (144) 500 +++

Malignome

Krebserkrankung 118 (100 ndash 138) 140 6 (133ndash136 140 143) 16051 ++++

Lungenerkrankungen

Asthma 132 (089ndash197) 571 4 (134 ndash136 143) 5766 ++

Schwere chronische Lungenerkrankungen z B COPD

176 (129ndash24) 79 5 (134 ndash136 139 143) 6351 ++++

ZNS-Erkrankungen

Zerebrovaskulaumlre Erkrankung oder Apoplex 130 (103 ndash 164) 000 2 (133 134) 9841 ++++

Demenz 131 (032ndash537) 932 3 (133ndash135) 13544 ++

Psychiatrische Erkrankungen (schwere Depression Schizophrenie und bipolare Stoumlrung)

21 (12ndash37) NA 1 (133) 11122 ++++

Erkrankungen des Immunsystemsiatrogene Immundefizienz

AutoimmunerkrankungDagger 108 (101 ndash 117) NA 1 (145) 9437 +++

Chronisch entzuumlndliche Darmerkrankungdagger 11 (08 ndash151) NA 1 (146) 464 +++

Rheumatologische Erkrankung 137 (108 ndash173) 0 2 (133 147) 9675 ++++

Z n Organtransplantation 270 (130 ndash 540) NA 1 (133) 9519 +++

Immundefizienz Antikoumlrpermangel-syndrome IgA Mangel

114 (075 ndash175) NA 1 (148) 1526 +++

Tab 14 | Geschaumltzte altersadjustierte Risiken durch Vorerkrankungen fuumlr eine Hospitalisation aufgrund von COVID-19 (+ Effektschaumltzer Odds ratio falls nicht anders angegeben dagger Risk ratio estimate Dagger Hazard ratio estimate NA = not applicable)

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ge 58 mmolmol bzw ge 75 (195 95 -KI 183 ndash 208) und Diabetes mellitus mit einem HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 (131 95 -KI 124 ndash 137) Diese diffe-renzierten Schaumltzer zum Diabetes mellitus wurden in die Bewertung aufgenommen (s Tab 16)

In den ausgewerteten systematischen Reviews konnten keine Studien identifiziert werden die

Risikoschaumltzer fuumlr PatientInnen mit einem Downshy Syndrom (Trisomie 21) berichteten Retrospektive Kohortenstudien aus England181 und den USA182 so-wie Einzelfallberichte183184 belegen jedoch die Schwere von COVID-19 bei PatientInnen mit Down- Syndrom Die Autoren weisen darauf hin dass die-se PatientInnen auch aufgrund der zahlreichen risi-kobehafteten Komorbi ditaumlten (z B schwere angebo-

KrankheitErkrankungsgruppe Effektschaumltzer+ (95 KI)

I2 () Studien ( Quelle) PatientInnen GRADE Evidenzqualitaumlt

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Arrhythmie oder Vorhofflimmern 137 (117ndash161) 000 5 (133 135 142 153 154) 9341 ++++

Herzinsuffizienz 141 (119 ndash168) 348 11 (133 135 142 152 ndash159) 14234 ++++

Koronare Herzkrankheit (KHK) 140 (114 ndash173) 722 10 (133 135 142 152 ndash157 160)

15139 +++

Arterielle Hypertonie 109 (094 ndash126) 393 16 (133 135 152 ndash167) 16071 +++

Metabolische Stoumlrungen

Diabetes mellitus 132 (121 ndash144) 000 17 (133 135 152 ndash155 157 ndash167)

15685 ++++

UumlbergewichtAdipositas (BMI gt 30 kgm2) 182 (140 ndash237) 6576 8 (133 152 155 157 161 165 166 168)

9379 +++

Chronische Nierenerkrankung 155 (135 ndash179) 224 15 (133 135 152 ndash155 157 ndash162 165 166 169)

15411 ++++

Chronische Lebererkrankung 174 (109 ndash276) 000 4 (133 152 159 163) 3392 ++++

Leberzirrhose 431 (178 ndash104) 0 3 (154 158 163) 1219 ++++

Malignome

Krebserkrankung in RemissionDagger 123 (115 ndash131) 000 6 (138 145 170 ndash173) 10692 ++++

Solide Tumorerkrankungen nicht in Remission

277 (095 ndash806) 379 2 (159 168) 2114 +++

Aktive maligne haumlmatologische ErkrankungenDagger

174 (128 ndash237) 0 1 (174) 1183 ++++

Lungenerkrankungen

Asthma 084 (067 ndash105) 000 4 (135 152 154 175) 9396 +++

Schwere chronische Lungenerkrankungen z B COPD

189 (118 ndash305) 633 6 (135 142 152 156 157 161)

5123 +++

Interstitielle LungenerkrankungDagger 217 (176 ndash268) NA 1 (172) 5776 ++++

ZNS-Erkrankungen

Zerebrovaskulaumlre ErkrankungApoplex 144 (090 ndash230) 56 5 (133 154 156 165 166) 4102 ++

Demenz 207 (157 ndash272) 322 5 (133 135 154 167 176) 5438 ++++

Psychiatrische Erkrankungen (schwere Depression Schizophrenie und bipolare Stoumlrung)

29 (13 ndash66) NA 1 (133) 2254 ++++

Andere chronisch neurologische ErkrankungDagger

118 (108 ndash128) 0 2 (177 178) 19229 ++++

Erkrankungen des Immunsystemsiatrogene Immundefizienz

AutoimmunerkrankungDagger 119 (106 ndash 133) NA 2 (145 172) 8567 ++++

Rheumatologische Erkrankungdagger 12 (078 ndash185) NA 1 (133) 2090 +++

HIV Infektion 149 (109 ndash202) 0 3 (149 179 180) 48873 ++++

Zn Organtransplantation 420 (160 ndash 1140) NA 1 (133) 2090 +++

Chronisch entzuumlndliche DarmerkrankungDagger 118 (034 ndash404) NA 1 (149) 841 +++

Tab 15 | Geschaumltzte Risiken durch Vorerkrankungen fuumlr Mortalitaumlt aufgrund von COVID-19 (+ Effektschaumltzer Odds ratio falls nicht anders angegeben dagger Risk ratio Dagger Hazard ratio NA = not applicable)

41Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

rene Herzfehler Stoumlrungen der Immun- und Lun-genfunktion) ein erhoumlhtes Risiko fuumlr einen schwe-ren oder toumldlichen Verlauf haben In einer groszligen bevoumllkerungsbezogenen Kohortenstudie aus Eng-land die Daten von 826 Mio Erwachsenen analy-sierte wurde geschaumltzt dass das fuumlr eine Reihe von Faktoren adjustierte Risiko bei PatientInnen mit Down-Syndrom fuumlr einen COVID-19-bedingten Tod im Vergleich zur Normalbevoumllkerung 10-fach [HR 104 (95 KI 71 ndash 152)] und fuumlr den COVID-19- bedingten Krankenhausaufenthalt 5-fach [HR 50 (95 KI 36 ndash 67)] erhoumlht ist181

Auf Grundlage der Ergebnisse der Aktualisierung des umbrella review und einzelner weiterer Studien wurden Personen mit Vorerkrankungen drei unter-schiedlichen Prioritaumltsstufen zugeordnet Die Zu-ordnung richtete sich nach ihrem Mortalitaumltsrisiko im Vergleich mit Personen unterschiedlicher Alters-gruppen ohne Vorerkrankungen Personen mit Downshy Syndrom wurden der Stufe 2 zugeordnet da ihr Mortalitaumltsrisiko houmlher ist als das von Personen mit anderen Vorerkrankungen und dem von Perso-nen im Alter von ge 75 ndash 79 Jahren aumlhnlich ist (HR 104) (s Tab 15 und Tab 16) Vorerkrankungen die mit einem hohen Mortalitaumltsrisiko (OR gt 15) einhershygehen wurden der Prioritaumltsstufe 3 zugeordnet In diese Gruppen gehoumlren Personen mit folgenden Vorerkrankungen Z n Organtransplantation aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen soli-de Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind interstitielle Lungenerkrankungen psychiatri-sche Erkrankungen (bipolare Stoumlrung Schizophre-nie und schwere Depression) Demenz Diabetes mellitus mit einem HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 COPD Adipositas (BMI gt 30 kgm2) chro-nische Lebererkrankungen inkl Leberzirrhose chronische Nierenerkrankungen Diejenigen mit einem moderat erhoumlhten Mortalitaumltsrisiko (OR bzw HZ le 15) wurden der Stufe 4 zugeordnet Personen mit folgenden Vorerkrankungen wurden dieser Gruppe zugeordnet Diabetes mellitus mit HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 ArrhythmieVorhof-flimmern koronare Herzkrankheit Herzinsuffi-zienz Autoimmunerkrankungen HIV-Infektion Krebserkrankungen in behandlungsfreier Remis-sion arterielle Hypertonie rheumatologische Er-krankungen Asthma bronchiale chronisch ent-zuumlndliche Darmerkrankungen zerebrovaskulaumlre Er-

krankungenApoplex und andere chronische neuro-logische Erkrankungen

1013 Gemeinsame Betrachtung der individuellen Risiken von Alter und Vorerkrankungen fuumlr COVID-19-assoziierte Hospitalisierung und MortalitaumltZur integrativen Interpretation der Daten zu Hospi-talisierung und Mortalitaumlt wurde zusaumltzlich eine Clusteranalyse durchgefuumlhrt Ziel war es die jewei-ligen Risikoerhoumlhungen fuumlr die beiden untersuch-ten Endpunkte gemeinsam darzustellen Abbil-dung 8 zeigt die Ergebnisse dieser Analyse Abgebil-det sind nur diejenigen Vorerkrankungen fuumlr die Schaumltzer sowohl fuumlr COVID-19-bedingte Hospitali-sierung als auch fuumlr Tod vorlagen

In einer weiteren Cluster-Analyse wurden aus den Studien des umbrella-reviews Daten zum alters-assoziierten Risiko fuumlr Hospitalisierung und Tod ex-trahiert und in dieselbe Darstellung uumlberfuumlhrt Hierbei konnten Daten zu den Altersgruppen 60 ndash 69 70 ndash 79 Jahre sowie ge 80 Jahre analysiert werden die jeweils auf das Vorliegen von Vorer-krankungen adjustiert waren Abbildung 9 zeigt dass die Risiken in diesen Altersgruppen ndash unab-haumlngig vom Vorliegen einer Vorerkrankung ndash deut-lich uumlber denjenigen der o g Personengruppen mit Vorerkrankungen liegen mit Ausnahme der Grup-pe der Menschen mit Down-Syndrom

Zusammengefasst laumlsst sich aus den Ergebnissen des umbrella reviews und der Cluster-Analyse schluss-folgern dass Personen in der Altersgruppe ge 80 Jah-ren das houmlchste Risiko fuumlr einen toumldlichen Verlauf von COVID-19 aufweisen Hieran schlieszligen sich die Gruppen der Menschen mit Down-Syndrom an ge-folgt von 70 ndash 79 Jahre alten Personen (s Abb 9)

1014 Schwangere bzw deren enge KontaktpersonenSchwangere und Frauen im Wochenbett die an COVID-19 erkrankt waren zeigten laut einem sys-tematischen Review der 77 Beobachtungsstudien aus China den USA Europa Israel Japan Brasi-lien und Mexiko einschloss seltener Fieber und Gliederschmerzen als nicht-schwangere COVID-19- Patientinnen derselben Altersgruppe Im Gegen-satz dazu hatten sie aber haumlufiger einen schweren Verlauf der die Versorgung auf einer Intensivsta-

42Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Tab 16 | Effektschaumltzer fuumlr die Risiken von Alter und Vorerkrankungen fuumlr die COVID-19-assoziierte Hospitalisation (links) und Mortalitaumlt (rechts sortiert nach Groumlszlige des Effektschaumltzers fuumlr Mortalitaumlt)

OR = Odds Ratio HR = Hazard Ratio pOR = pooled Odds Ratio pHR = pooled Hazard Ratio RR = Relatives Risiko Bipolare Stoumlrung Schizophrenie und schwere Depression

Risiken (Alter und Vorerkrankungen)

Hospitalisierung Mortalitaumlt Risiko- stufeSchaumltzer Wert 95 -KI Schaumltzer Wert 95 -KI

Alter ge 80 Jahre OR 45 36 56 pOR 169 516 556 1

Down-Syndrom HR 494 36 67 HR 104 708 152 2

Alter 70 ndash 79 Jahre OR 48 39 59 pOR 74 297 184 2

Leberzirrhose pOR 431 178 104 3

Organtransplantierte OR 27 13 54 OR 42 16 114 3

Psychiatrische Erkrankungen OR 21 12 37 OR 29 13 66 3

Alter 60 ndash 69 Jahre OR 16 14 2 pOR 28 163 49 3

Solide Tumorerkrankungen nicht in Remission

pOR 277 095 806 3

Interstitielle Lungenerkrankung

OR 217 176 268 3

Demenz pOR 131 032 537 pOR 207 157 272 3

Diabetes (HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 )

HR 195 183 208 3

COPD und andere aumlhnlich schwere chronische Lungenerkrankungen

pOR 176 129 24 pOR 189 118 305 3

Adipositas (BMI gt 30) pOR 194 17 22 pOR 18 14 24 3

Chronische Lebererkrankung RR 13 11 16 pOR 174 109 276 3

Aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen

HR 174 128 237 3

Chronische Nierenerkrankung pOR 195 13 29 pOR 16 13 18 3

HIV-Infektion - pHR 149 109 202 4

Zerebrovaskulaumlre ErkrankungenApoplex

pOR 13 10 16 pOR 144 09 23 4

Herzinsuffizienz pOR 213 124 367 pOR 141 119 168 4

Koronare Herzkrankheit pOR 129 111 151 pOR 140 114 173 4

ArrhythmieVorhofflimmern pOR 141 117 17 pOR 137 117 161 4

Diabetes mellitus (HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 )

pOR 195 172 22 HR 131 124 137 4

Krebserkrankungen in Remission pOR 118 10 138 pHR 123 115 131 4

Rheumatologische Erkrankungen pOR 137 108 173 OR 12 078 185 4

Autoimmunerkrankungen HR 108 10 117 pHR 119 107 133 4

Chronisch entzuumlndliche Darmerkrankung (CED)

RR 111 08 151 HR 118 034 404 4

Andere chronische neurologische Erkrankungen

pHR 118 108 128 4

Arterielle Hypertonie pOR 151 127 181 pOR 109 094 126 4

Asthma bronchiale pOR 132 089 197 pOR 084 067 105 4

43Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

tion (gepooltes Odds Ratio (gOR) 162 95 KI 133 ndash 196) und eine assistierte Beatmung notwen-dig machte (gOR 188 95 KI 136 ndash 260) Beste-hende Komorbiditaumlten (z B Hypertonus Diabetes mellitus) houmlheres muumltterliches Alter und Adipo-sitas sind Risikofaktoren fuumlr einen schweren COVID-19-Verlauf bei Schwangeren185 Bezuumlglich Komplikationen im Schwangerschaftsverlauf wur-den 35 Studien mit insgesamt 6279 Schwangeren und 2557 Neugeborenen ausgewertet Schwangere Frauen mit COVID-19 hatten haumlufiger Fruumlhgebur-ten (lt 37 Schwangerschaftswochen (SSW) gOR 301 95 KI 116 ndash 785) im Vergleich zu Muumlttern ohne diese Erkrankung in der Schwangerschaft

und die Rate der Neugeborenen die auf einer neo-natologischen Intensivstation betreut werden mussten war erhoumlht (gOR 313 95 KI 205 ndash 479)185 Eine vertikale Transmission auf das Kind wurde in Einzelfaumlllen beschrieben185186 scheint je-doch nach derzeitiger Datenlage eher selten vorzu-kommen187

Da die Impfstoffe zumindest initial nicht fuumlr Schwangere zugelassen sein werden sollte in Erwauml-gung gezogen werden enge Kontaktpersonen von Schwangeren insbesondere deren PartnerInnen zu impfen um die Schwangeren indirekt zu schuumltzen Bei einer Geburtskohorte von 778100Jahr (abzuumlg-

ART arrhythmia or atrial fibrillation CHF congestive heart failure CAD coronary artery disease HTN hypertension DM diabetes BMI gt 30 obesity and overweight CANC cancer AST asthma COPD chronic obstructive pulmonary disease CKD chronic kidney disease CLD chronic liver disease CRB cerebrovascular or stroke DEM dementia Auto autoimmune condition Immun immunodeficiency or immuno-suppressed state Rheuma rheumatological disease Organ organ transplant history Psychiatr psychiatric diseases (severe depression schizophrenia bipolar disorder) (Down-Syndrom wegen der besseren Uumlbersichtlichkeit nicht dargestellt s Abb 9) Abb 8 | Cluster-Analyse der Risiken von Vorerkrankungen auf Hospitalisation und Mortalitaumlt von COVID-19

ART

AST

Auto

CAD

CANC

CHF

CKD

CLDCOPD

CRB

DEM

DM

HTN

IBD

Organ

Rheuma

Psychiatr

BMIgt3015

0

1

2

3

4

5

1 2 3

Hospitalisierung

Krankenhausm

ortalitaumlt

5

4

3

2

1

0

1 2 3

Krankenhausmortalitaumlt

Hospitalisierung

44Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

lich der Mehrlingsgeburten188) bestuumlnde fuumlr etwa 750000 enge Kontaktpersonen zu Schwangeren eine Impfindikation

102 Personen mit einem erhoumlhten arbeitsbedingten InfektionsrisikoPersonen die berufsbedingt enge Kontakte mit an-deren Menschen nicht vermeiden koumlnnen sind einem erhoumlhten Expositionsrisiko ausgesetzt Das Risiko variiert jedoch je nach Arbeitsbereich und Tauml-tigkeit erheblich Insgesamt gibt es zum Exposi-tionsrisiko der einzelnen Berufsgruppen keine gute Studienlage fuumlr viele Berufsgruppen sind gar keine Daten vorhanden Bei fehlender Evidenz wurde die Rationale fuumlr die einzelnen zu impfenden Gruppen durch ExpertInnenkonsens erzielt Die Beurteilung welche Personen im konkreten Einzelfall an ihrem Arbeitsplatz ein besonders hohes Expositions risiko

oder eine besondere Naumlhe zu vulnerablen Gruppen haben sollte im Rahmen der Gefaumlhrdungsbeurtei-lung durch die Arbeitgeber Innen unter Einbezie-hung der BetriebsaumlrztInnen erfolgen

1021 Personal in medizinischen Einrichtungen Laut dem Statistischen Bundesamt sind in Deutsch-land etwa 5 Mio Menschen in medizinischen Ein-richtungen taumltig In medizinischen Einrichtungen besteht ggf ein erhoumlhtes Risiko der Uumlbertragung von Infektionskrankheiten Zu diesen Einrichtun-gen zaumlhlen Krankenhaumluser Einrichtungen fuumlr am-bulantes Operieren Vorsorge- oder Rehabilitations-einrichtungen Dialyseeinrichtungen Tagesklini-ken Entbindungseinrichtungen Behandlungs- oder Versorgungseinrichtungen Arztpraxen Zahnarztpraxen Praxen sonstiger humanmedizini-scher Heilberufe Einrichtungen des oumlffentlichen

Trisomie21

Alter 60-69

Alter 70-79

Alter 80+

ARTAST

Auto

CAD

CANCCHF

CKD

CLD

COPDCRB

DEM

DMHTNIBD

Organ

Rheuma

Psychiatr

BMIgt3015

0

5

10

15

1 2 3 4 5Hospitalisierung

Krankenhausmortalitaumlt

Abb 9 | Cluster-Analyse der Risiken von Vorerkrankungen und Alter auf Hospitalisation und Mortalitaumlt von COVID-19 (Abkuumlrzungen s Abb 8)

Daten stammen nicht aus dem umbrella review

Hospitalisierung

Krankenhausmortalitaumlt

15

10

5

0

1 2 43 5

45Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Gesundheitsdienstes in denen medizinische Unter-suchungen Praumlventionsmaszlignahmen oder ambu-lante Behandlungen durchgefuumlhrt werden ambu-lante Pflegedienste die ambulante Intensivpflege in Einrichtungen Wohngruppen oder sonstigen ge-meinschaftlichen Wohnformen erbringen und Ret-tungsdienste Gemaumlszlig sect 23 Infektionsschutzgesetz muumlssen die LeiterInnen von medizinischen Ein-richtungen Maszlignahmen zur Vermeidung der Weiter verbreitung von Infek tionserregern treffen

Personal in medizinischen Einrichtungen in der ambulanten und stationaumlren Versorgung steht in vorderster Reihe im Einsatz gegen die Pandemie COVID-19-Erkrankungen und -Todesfaumllle unter me-dizinischem Personal werden weltweit berichtet und stellen neben den individuellen persoumlnlichen und familiaumlren teilweise schwerwiegenden Auswir-kungen eine Herausforderung fuumlr die Aufrechtshyerhaltung der medizinischen Versorgung dar189 Die Funktionsfaumlhigkeit von medizinischen Einrichtun-gen wird zum einen direkt durch Infektionen beim Personal zum anderen durch die dann ggf erfor-derlichen weiteren Schutzmaszlignahmen (Quaran-taumlne von Kontaktpersonen) erheblich beeintraumlchtigt Diese koumlnnen zu Praxis- Abteilungs- oder Stations-schlieszligungen fuumlhren Die persoumlnliche Schutzaus-ruumlstung (PSA) reduziert zwar das Infektionsrisiko das Tragen derselben kann jedoch mit einer erheb-lichen Belastung und u U Arbeitserschwernis ver-bunden sein

Es ist davon auszugehen dass Vorerkrankungen die mit einem schweren Verlauf von COVID-19 assoziiert sind im selben Maszlige bei medizinischem Personal auftreten wie unter der uumlbrigen Bevoumllke-rung in den gleichen Altersgruppen Personen die in medizinischen Einrichtungen arbeiten haben zusaumltzlich zum Risiko sich im privaten Umfeld zu infizieren waumlhrend der Berufsausuumlbung ein erhoumlh-tes Infektionsrisiko190191 Es besteht eine groszlige Varia bilitaumlt hinsichtlich ihres arbeitsbedingten Expositionsrisikos aufgrund unterschiedlicher Ein-satzbereiche192193 und Taumltigkeiten190 Ein hohes (zB Zahnaumlrzte) oder besonders hohes Expositionsrisiko gegenuumlber SARS-CoV-2 kann bei der intensivmedi-zinischen Betreuung von COVID-19-Patient In-nen192 in Notaufnahmen193 und beim Ausuumlben ae-rosolgenerierender oder gesichtsnaher Taumltigkei-

ten192194ndash196 sowie bei der Betreuung von bislang un-erkannten SARS-CoV-2-infizierten PatientInnen bestehen

Medizinisches Personal kann zur Transmission von SARS-CoV-2 in Krankenhaus Praxis oder bei ande-ren Kontakten beitragen Das Risiko der Transmis-sion ist insbesondere zum Schutz von besonders vulnerablen Patientengruppen wie sie z B in der Geriatrie Palliativmedizin oder Onkologie anzutref-fen sind zu bedenken

Unter Beruumlcksichtigung aller drei Aspekte (Aufrecht-erhaltung der medizinischen Versorgung Schutz von Personen mit einem hohen Expositionsrisiko und Schutz von vulnerablen PatientInnengruppen) wurden nach ExpertInnenkonsens fuumlr das Personal in medizinischen Einrichtungen Untergruppen ge-bildet denen eine unterschiedliche Prio ritaumlt fuumlr eine Impfung eingeraumlumt werden soll (s Tab 17)

1022 Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Pflege sowie andere in Pflegeeinrichtungen Taumltige Ende Dezember 2017 wurde die ambulante Pflege in Deutschland durch 14100 Pflegedienste mit 390300 Beschaumlftigten gewaumlhrleistet und die voll- beziehungsweise teilstationaumlre Pflege von etwa 14500 Pflegeheimen mit 764600 Beschaumlftigten

Beschaumlftigte in Alten- und Pflegeheimen und Pfle-gekraumlfte in der ambulanten Versorgung haben auf-grund des direkten Kontaktes mit Pflegebeduumlrftigen ein hohes Risiko sich zu infizieren bzw eine uner-kannte eigene SARS-CoV-2-Infektion auf die zu Pflegenden zu uumlbertragen Sie koumlnnen bei den not-wendigen Pflegemaszlignahmen die Kontaktbeschraumln-kungs- und Infektionsschutzmaszlignahmen nicht im-mer einhalten da enger Personenkontakt im Rah-men der Pflege unerlaumlsslich ist

Nach Ergebnissen der deutschlandweiten Befra-gung zur Situation in der Langzeitpflege ist das SARS-CoV-2-Infektionsrisiko der Beschaumlftigten ge-genuumlber der Normalbevoumllkerung 6-fach erhoumlht197 Fast jedes fuumlnfte Pflegeheim und jeder zehnte am-bulante Pflegedienst sind von COVID-19-Erkran-kungsfaumlllen bei Mitarbeitenden betroffen Die Per-sonalsituation in der stationaumlren und ambulanten

46Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Pflege war bereits vor Beginn der COVID-19-Pande-mie angespannt Der Personalmangel hat sich durch den Personalausfall von an COVID-19 er-krankten MitarbeiterInnen noch verstaumlrkt

Neben den regulaumlr Beschaumlftigten in der teil- und vollstationaumlren Pflege gibt es weitere Personen die die Einrichtungen regelmaumlszligig betreten und auch als moumlgliche Infektionsquelle in Betracht kommen und eine Infektionskette ausloumlsen koumlnnen Zudem kann diese Personengruppe auch eine Infektion von Ins-titution zu Institution tragen da meist mehrere Pflegeheime in ihrem Versorgungsgebiet liegen Zu dieser Gruppe gehoumlren beispielsweise Mitarbeiten-de in der Spezialisierten Ambulanten Palliativver-sorgung (SAPV) Fuszligpflegepersonal FriseurInnen SeelsorgerInnen etc

1023 LehrerInnen in Schulen und ErzieherInnen in Kindertagesstaumltten (Kita)Laut dem Statistischen Bundesamt sind in Deutsch-land etwa 800000 LehrerInnen und 600000 Kin-dertagesstaumltten (Kita)-ErzieherInnen taumltig Lehrer-Innen und ErzieherInnen in Schulen und Kitas spielen eine zentrale Rolle als Garanten des Rechts der Kinder und Jugendlichen auf Bildung Teilhabe Foumlrderung und Betreuung Schul- bzw Kitaschlie-szligungen stehen diesem Recht entgegen Weitestge-hende Aufrechterhaltung des Regelbetriebs und Praumlvention von SARS-CoV-2-Ausbruumlchen in Kitas und Schulen haben daher eine hohe gesellschaft-

liche Prioritaumlt198 Gleichzeitig muss das Infektions-risiko fuumlr LehrerInnen und ErzieherInnen so gering wie moumlglich gehalten werden Es ist davon auszuge-hen dass Vorerkrankungen die mit einem schwe-ren Verlauf von COVID-19 assoziiert sind im selben Maszlige unter LehrerInnen und ErzieherInnen auftre-ten wie unter der uumlbrigen Bevoumllkerung in den glei-chen Altersgruppen In einer Stellungnahme legt die Deutsche Akademie fuumlr Kinder- und Jugendme-dizin (DAKJ e V) dar wie durch die Einhaltung der fuumlr Schulen und Kitas erstellten Hygieneplaumlne und Maszlignahmenkataloge das Risiko einer Ansteckung fuumlr das Personal deutlich reduziert werden kann198

Die Rolle von Kindern und Jugendlichen fuumlr die Uumlbertragung von SARS-CoV-2 ist nicht abschlie-szligend geklaumlrt Ob sie dadurch dass sie haumlufiger asymptomatisch sind und ein geringeres Ausatem-volumen haben weniger infektioumls als Erwachsene sind laumlsst sich aktuell nicht sagen In Deutschland werden derzeit mehrere SARS-CoV-2-Seropraumlva-lenzstudien unter Kindern und Jugendlichen durch-gefuumlhrt um den Anteil der Kinder und Jugend-lichen am Infektionsgeschehen in Deutschland zu bestimmen199 Zwischenergebnisse zu 2466 Kin-dern und deren Eltern aus einer Studie aus Baden- Wuumlrttemberg zeigen dass die Seropraumlvalenz mit zu-nehmendem Alter zunimmt Bei den 1- bis 5-Jaumlhri-gen lag sie bei 06 bei den 6- bis 10-Jaumlhrigen bei 09 und bei den Eltern bei 18 200 Bei einer aumlhn-lichen Untersuchung in Sachsen wurde eine Sero-

Personal in medizinischen Einrichtungen Beispiele fuumlr TaumltigkeitsbereichePersonengruppen Stufe

mit besonders hohem Expositionsrisiko

Notaufnahmen medizinische Betreuung von COVID-19-PatientInnen Rettungsdienst Beschaumlftigte aus Bereichen in denen aerosolgenerierende Taumltigkeiten an COVID-19- PatientInnen durchgefuumlhrt werden z B In- und Extubation Bronchoskopie Laryngoskopie

1

mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen

Einrichtungen der Altenpflege Einrichtungen die schwer immunsupprimierteonkolo-gischetransplantierte PatientInnen betreuen Palliativmedizin mobile Impfteams

1

mit hohem Expositionsrisiko Infektionsstationen hausaumlrztliche und paumldiatrische Praxen KV-Notdienst Transport von NotfallpatientInnen HNO- Augen- Zahn-Klinik oder -Praxis (enge Kontakte dokumen-tierte Infektionsfaumllle bei med Personal) Personal in Abstrichzentren med Personal des OumlGD mit Patientenkontakt

2

mit moderatem Expositionsrisiko Anderes medizinisches Personal in der ambulanten und stationaumlren Versorgung mit Patientenkontakt und Kontakt zu Schwangeren Blutspendepersonal Reinigungspersonal in Kliniken und Praxen Personal der stationaumlren Impfzentren

3

in relevanten Positionen zur Aufrecht-erhaltung der Krankenhausinfrastruktur Oumlffentlicher Gesundheitsdienst

Taumltige in der IT oder Krankenhaus- bzw Medizintechnik Personal des OumlGD ohne PatientInnenkontakt

3

mit geringem Expositionsrisiko Personal das keine PatientInnen mit (Verdacht auf) Infektionskrankheiten betreut und keine aerosolgenerierenden Taumltigkeiten durchfuumlhrt Laborpersonal

4

Tab 17 | Beispiele fuumlr Personal in medizinischen Einrichtungen nach Taumltigkeitsbereichen und dessen Prioritaumlt fuumlr eine COVID-19-Impfung

47Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

praumlvalenz von 07 bei 1538 Schuumllern der Klassen-stufen 8 ndash 11 bestimmt106 Unter 507 LehrerInnen derselben Schulen betrug die Seropraumlvalenz nur 02 106

Nach Einschaumltzung der DAKJ besteht bei Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu Erwachsenen eine geringere Praumlvalenz von SARS-CoV-2-Infektio-nen Zumindest juumlngere Kinder (lt 14 Jahren) uumlber-tragen das Virus seltener als Erwachsene auf andere Personen198 Des Weiteren postulieren die Autoren unter Berufung auf Studien aus Irland201 und Aus-tralien202 dass bdquoLehrer in Schulen und das Personal in Kitas in diesen Einrichtungen bei Einhaltung von basalen Hygienemaszlignahmen nur ein geringes An-steckungsrisiko durch Kontakte zu potenziell infi-zierten Kindern haben Dieses Risiko ist im Ver-gleich zu dem Risiko einer Ansteckung durch Kon-takte zu erwachsenen SARS-CoV-2-infizierten Men-schen in der Oumlffentlichkeit oder im privaten Bereich nicht erhoumlhtldquo198

1024 Beschaumlftigte im EinzelhandelIn Deutschland sind laut dem Statistischen Bundes-amt 31 Mio Personen im Einzelhandel taumltig

Beschaumlftigte im Einzelhandel fuumlr Lebensmittel und Drogeriewaren zaumlhlen zu den Personen die auch waumlhrend der Pandemie und waumlhrend Zeiten weitrei-chender Schlieszligungen in anderen Bereichen kons-tant weiter an ihrem angestammten Arbeitsplatz ar-beiten und entsprechend Kontakt zu zahlreichen Menschen haben muumlssen Sie leisten einen wichti-gen Beitrag zur Aufrechterhaltung des oumlffentlichen Lebens Weder fuumlr den Einzelhandel fuumlr Lebensmit-tel und Drogeriewaren noch fuumlr andere Branchen liegen Daten aus Deutschland zu Uumlbertragungen von SARS-CoV-2 oder zum Expositionsrisiko der Beschaumlftigten vor Die Bundesanstalt fuumlr Arbeits-schutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat eine bdquoRisi-koschaumltzung zur Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 bei Beschaumlftigten im Einzelhandel fuumlr Lebensmittel und Drogeriewarenldquo publiziert203 In Deutschland sind etwa 780000 Personen im Ein-zelhandel fuumlr Lebensmittel und Drogeriewaren tauml-tig Fuumlr die Einschaumltzung des Infektionsrisikos wur-den Daten aus anderen Bereichen herangezogen Nach Einschaumltzung der BAuA wird das Infektions-risiko maszliggeblich von der Praumlvalenz von

SARS-CoV-2-Infektionen in der Bevoumllkerung be-stimmt und haumlngt zudem von der Art Frequenz und Dauer der Kundenkontakte ab Durch viele eher kurzzeitige Kontakte komme es auch in Ausbruchs-situationen nicht zwangslaumlufig zu Hochrisiko-kontakten203

Seit Beginn der Pandemie sind fuumlr alle Bereiche des Einzelhandels weitreichende Schutzmaszlignahmen eingefuumlhrt worden die das Infektionsrisiko fuumlr die dort Taumltigen senken (Plexiglasschutzscheiben an der Kasse Verpflichtung zum Tragen einer Mund- Nase-Bedeckung fuumlr Kunden und Personal Begren-zung der Personen die sich gleichzeitig in einem Geschaumlft aufhalten duumlrfen)

103 Oumlffentlicher Gesundheitsdienst und weitere Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur

1031 Oumlffentlicher Gesundheitsdienst (OumlGD) Der OumlGD leistet unverzichtbare Arbeit unter ande-rem bei der Bekaumlmpfung der Pandemie Im OumlGD sind ca 17000 Personen taumltig In Deutschland gibt es rund 400 lokale Gesundheitsaumlmter Waumlhrend bei-spielsweise die in COVID-19-Abstrichstellen Taumltigen der Gesundheitsaumlmter einem hohen Expositions-risiko fuumlr SARS-CoV-2 ausgesetzt sind haben Aumlrzte Zahnaumlrzte und medizinisches Fachassistenzperso-nal die in Gesundheitsaumlmtern Untersuchungen und Behandlungen sowie Praumlvention einschlieszliglich Impfungen durchfuumlhren ein vergleichbares Exposi-tionsrisiko wie HausaumlrztInnen Medizinisches Per-sonal der Gesundheitsaumlmter ist besonders auch in den Wohnungen der zu versorgenden Menschen taumltig vor allem in sozialen Schwerpunktbereichen Das betrifft zum Beispiel den Kinderschutz und Kriseninterventionen in der Psychiatrie

Daruumlber hinaus nimmt der OumlGD eine Vielzahl von Aufgaben zur Aufrechterhaltung des oumlffentlichen Lebens wahr Beispielhaft ist auf die Uumlberwachung von Krankenhaumlusern und Arztpraxen Kindertages-staumltten Schulen und Pflegeeinrichtungen hinzu-weisen aber auch auf die Sicherstellung der Trink-wasserqualitaumlt den umweltbezogenen Gesund-heitsschutz und auf vielfaumlltige Beratungsangebote fuumlr in verschiedener Hinsicht beduumlrftige Menschen

48Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Die Aufgaben des Infektionsschutzes sind ein um-schriebener Teilbereich des Profils eines jeden Gesundheitsamtes Die Meldung von COVID-19- Faumlllen erfolgt an die Gesundheitsaumlmter die dann die entsprechenden Nachforschungen einleiten und Maszlignahmen ergreifen Die Komplettierung und Uumlbermittlung der Daten zu den Faumlllen die Nachver-folgung und das Management von Kontaktperso-nen die Inspektion von Einrichtungen deren Bera-tung und die Uumlberpruumlfung der Hygieneplaumlne der-selben sind nur einige der Aufgaben der Gesund-heitsaumlmter denen waumlhrend der Pandemie besondere Bedeutung zukommt Der stark gestiege-ne Umfang der Aufgaben waumlhrend der Pandemie hat zu einem Personalengpass gefuumlhrt der gegen-waumlrtig auch durch Rekrutierung fachfernen Perso-nals nur teilweise kompensiert werden kann und die Nachverfolgung von COVID-19-Faumlllen ein-schraumlnkt

1032 Berufsgruppen der kritischen InfrastrukturDiverse Gruppen koumlnnen nach dem Bundesamt fuumlr Bevoumllkerungsschutz und Katastrophenhilfe zur kritischen Infrastruktur gerechnet werden204 Im Folgenden wird exemplarisch auf 3 Berufsgruppen eingegangen

Polizei In Deutschland sind ca 334000 Menschen bei der Polizei taumltig205 Fuumlr die Aufrechterhaltung der oumlffentlichen Ordnung hat die Polizei eine zentrale Rolle Das Expositionsrisiko gegenuumlber SARS-CoV-2 ist je nach Taumltigkeit und Einsatzgebiet sehr variabel Direkter Personenkontakt ist zur Erfuumlllung der Auf-gaben teilweise unvermeidbar

Feuerwehr 33549 Personen sind in Deutschland bei der Berufs- und 997603 bei der Freiwilligen Feuer-wehr taumltig206 Die Einsatzkraumlfte koumlnnen auf verschie-denste Art in Kontakt mit Personen kommen bei denen der Verdacht einer SARS-CoV-2-Infektion be-steht oder die bereits erkrankt sind zum Beispiel im Rahmen von Erstversorgungen technischen Rettun-gen oder Amtshilfe fuumlr Gesundheitsbehoumlrden

Persoumlnliche Schutzkleidung kann das Infektionsrisi-ko deutlich senken sofern sie korrekt getragen wird

OumlPNV Der Verband Deutscher Verkehrsunterneh-men e V (VDV) hat in einer Presserklaumlrung am

29102020 mitgeteilt dass laut einer aktuellen Um-frage unter MitarbeiterInnen im Oumlffentlichen Per-sonennahverkehr nur eine sehr geringe Zahl an SARS-CoV-2-Infektionen aufgetreten ist207 Bei den fast 80000 Beschaumlftigten sind seit Beginn der Pan-demie 233 bestaumltigte SARS-CoV-2-Infektionen regis-triert worden Der Anteil ist mit 029 etwa halb so hoch wie der Wert fuumlr die Gesamtbevoumllkerung zu diesem Zeitpunkt (054 Stand 27102020) Dies bestaumltigt nationale und internationale Untersuchun-gen die feststellen dass die Ansteckungsgefahr fuumlr Beschaumlftigte im OumlPNV gering ist und die Infektions-schutzmaszlignahmen wie Maskenpflicht Schutzwaumln-de und regelmaumlszligiges Luumlften wirksam sind

104 Personengruppen die aufgrund ihrer Wohn- Lebens- undoder Arbeitsverhaumlltnisse besonders gefaumlhrdet sind1041 BewohnerInnen von Alten- und Pflegeheimen und ambulant betreute PflegebeduumlrftigeVor allem aumlltere und pflegebeduumlrftige Menschen sind bei einer Infektion mit dem SARS-CoV2-Virus von schweren Krankheitsverlaumlufen und einer hohen Mortalitaumlt betroffen Nach Analysen der London School of Economics gehen etwa die Haumllfte (46 ) der COVID-19-Todesfaumllle in Europa auf Verstorbene in Pflegeheimen zuruumlck208 Laut der Pflegestatistik des Statistischen Bundesamtes waren in Deutsch-land Ende 2017 341 Mio Menschen pflegebeduumlrftig Etwa 259 Mio (76 ) aller Pflegebeduumlrftigen wur-den zu Hause versorgt davon wurden 68 durch Angehoumlrige gepflegt und 32 durch ambulante Pflegedienste Ambulante Pflegedienstmitarbei-terInnen betreuen gleichzeitig im Schnitt 59 Pflege-beduumlrftige Im Dezember 2017 waren 81 der Pfle-gebeduumlrftigen ge 65 Jahre alt 35 waren ge 85 Jahre alt Die Mehrheit (63 ) der Pflegebeduumlrftigen war weiblich Mit zunehmendem Alter steigt die Wahr-scheinlichkeit pflegebeduumlrftig zu sein von 6 bei den 70- bis 74-Jaumlhrigen auf 71 bei den gt 90-Jaumlhri-gen Es werden in Deutschland 082 Mio Pflege-beduumlrftige (24 ) in Pflegeheimen vollstationaumlr betreut Pro Pflegeheim werden im Durchschnitt 64 Pflegebeduumlrftige betreut

Verschiedene Gruumlnde sind fuumlr die Ausbreitung von SARS-CoV-2-Infektionen in Alten- und Pflegeein-richtungen verantwortlich Obwohl inzwischen aus-reichend persoumlnliche Schutzausruumlstung fuumlr Bewoh-

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nerInnen und Beschaumlftigte verfuumlgbar ist sind Be-wohnerInnen ungeuumlbt in der Verwendung oder koumlnnen aufgrund einer haumlufig begleitenden De-menz die empfohlenen Infektionsschutzmaszlignah-men nur ungenuumlgend befolgen Um das Infektions-risiko weiter zu senken haben viele Pflegeinstitu-tionen neben den internen Kontaktbeschraumlnkungen auch die Zugangsmoumlglichkeiten fuumlr BesucherInnen eingeschraumlnkt Allerdings zeigt sich dass die Isola-tion fuumlr die BewohnerInnen schaumldlich ist und die Sterblichkeit erhoumlht209

Aufgrund eingeschraumlnkter Testkapazitaumlten war es bisher nicht moumlglich Angestellte oder Besucher-Innen engmaschig zu testen und es ist kaum ver-meidbar dass symptomlose oder symptomarme Be-schaumlftigte unbemerkt den Erreger in die Einrich-tung eintragen Sobald SARS-CoV-2 in eine Einrich-tung eingedrungen ist ist die weitere Ausbreitung schwer zu kontrollieren und eine Unterbrechung der Infek tionsketten kaum zu erreichen Dies hat zur Folge dass in relativ kurzer Zeit zum Teil groszlige Ausbruumlche mit einem hohen Anteil an Schwerst-kranken entstehen

BewohnerInnen von Alten- und Pflegeheimen ha-ben daher gegenuumlber Personen desselben Alters die nicht in einer Einrichtung leben ein deutlich erhoumlh-tes Risiko sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren und aufgrund ihres hohen Alters ein houmlheres Risiko fuumlr einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf Eine kanadische Studie untersuchte in Ontario das Risi-ko an COVID-19 zu sterben bei BewohnerInnen im Alter gt 69 Jahren in Alten- und Pflegeheimen im Vergleich zu Personen desselben Alters die nicht institutionell versorgt wurden210 Das Risiko an COVID-19 zu versterben war um das 131-fache (95 KI 99 ndash 173) erhoumlht bei BewohnerInnen in Pflege-einrichtungen im Vergleich zu Personen desselben Alters die nicht in Pflegeeinrichtungen lebten

Vergleicht man die Groumlszlige der nach IfSG uumlbermittel-ten COVID-19-Ausbruumlche in Deutschland stellt man fest dass Ausbruumlche in Alten- und Pflegehei-men sowie in Seniorentagesstaumltten neben Ausbruuml-chen in Fluumlchtlings- und Asylbewerberheimen am groumlszligten sind Die durchschnittliche Anzahl an Faumlllen bei Ausbruumlchen in Alters- und Pflegeheimen betraumlgt nach einer Auswertung des RKI zu

COVID-19-Ausbruumlchen in Deutschland 188 Faumllle Der Anteil der PatientInnen bei Ausbruumlchen in Alten- und Pflegeheimen die aufgrund der COVID-19- Erkrankung hospitalisiert werden be-traumlgt (bezogen auf alle Faumllle unabhaumlngig von der Vollstaumlndigkeit der Angaben zur Hospitalisierung) 18 und der Anteil der Pflegebeduumlrftigen die ver-sterben betraumlgt 19 124

Das Institut fuumlr Public Health und Pflegeforschung (IPP) und das SOCIUM Forschungszentrum fuumlr Ungleichheit und Sozialpolitik der Universitaumlt Bre-men haben im Fruumlhjahr 2020 eine deutschland-weite Befragung in einer Stichprobe von Einrich-tungen der (teil)stationaumlren und ambulanten Lang-zeitpflege zur Situation der Langzeitpflege in Deutschland waumlhrend der COVID-19-Pandemie durchgefuumlhrt197 In Bezug auf zentrale Struktur-merkmale entspricht die Auswahl der bundesweiten Verteilung Auf Basis der durchgefuumlhrten Hoch-rechnungen wird der Anteil der Pflegebeduumlrftigen die an COVID-19 verstorben sind an allen bundes-weiten COVID-19-Todesfaumlllen auf mehr als 60 ge-schaumltzt Dabei entfallen 49 auf BewohnerInnen von Pflegeheimen und 12 auf Versorgte in der am-bulanten Pflege Bemerkenswert ist dass ihr Anteil an allen infizierten Personen insgesamt nur 85 (7 plus 15 ) ausmacht Fast jedes fuumlnfte Pflege-heim und jeder zehnte ambulante Pflegedienst sind daruumlber hinaus von Erkrankungsfaumlllen bei Mitarbei-tenden betroffen

1042 Personen mit einer Demenz oder anderen kognitiven Stoumlrungen und Taumltige in Einrichtungen in denen diese Personen betreut werdenIn Deutschland leben laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e V ca 16 Mio Menschen mit De-menz211 und laut dem Statistischen Bundesamt ca 17 Mio Menschen mit geistiger oder seelischer Be-hinderung oder zerebralen Stoumlrungen212 Viele Pati-entInnen mit Demenz und anderen kognitiven Stouml-rungen leiden an Beeintraumlchtigungen des Gedaumlcht-nisses der Sprache des Urteilsvermoumlgens an Dis-tanzlosigkeit und mangelnder Affektkontrolle die es fuumlr sie schwer bzw unmoumlglich machen die In-fektionsschutzmaszlignahmen wie Kontaktbeschraumln-kungen Abstandhalten regelmaumlszligige Haumlndehygie-ne und die Benutzung von Masken zu verstehen und einzuhalten Sie haben dadurch ein erhoumlhtes

50Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

SARS-CoV-2- Infektionsrisiko Hinzu kommt ein er-houmlhtes Expositionsrisiko wenn diese Personen in Institutionen wie Pflegeheimen heilpaumldagogi-schen Einrichtungen oder Wohngruppen unterge-bracht sind oder in Werkstaumltten oder Schulen fuumlr behinderte Menschen Zeit verbringen In diesen In-stitutionen der gemeinschaftlichen Unterbringung bzw des gemeinsamen Aufenthaltes und anderen Angeboten der Eingliederungshilfe ist das Aus-bruchsrisiko deutlich erhoumlht Das erhoumlhte Infek-tionsrisiko betrifft sowohl BewohnerInnen als auch Personen die in diesen Einrichtungen in engem Kontakt zu den BewohnerInnen taumltig sind (z B ErzieherInnen SozialpaumldagogInnen Ergothera-peutInnen PhysiotherapeutInnen betreuende Aumlrzt-Innen)

Laut einer US-amerikanischen Studie haben Men-schen mit geistiger Behinderung die in Einrichtun-gen leben ein deutlich erhoumlhtes Risiko an COVID-19 zu erkranken (7841 Faumllle100000 Einw unter Men-schen mit geistiger Behinderung versus 1910 Faumllle 100000 Einw bei Menschen ohne geistige Behinde-rung) und zu versterben (1175100000 Einw versus 151100000 Einw)213 Eine prospektive Bevoumllke-rungsstudie in Groszligbritannien wertete die Daten von 389620 ProbandInnen aus Betrachtet wurde der Zeitraum von Maumlrz bis Mai 2020 eine Zeitspan-ne in der eine COVID-19-Diagnose in Groszligbritanni-en in der Regel ausschlieszliglich bei hospitalisierten schwer erkrankten PatientInnen erfolgte Als signi-fikante Risikofaktoren fuumlr die Hospitalisierung auf-grund von COVID-19 wurden Erkrankungen wie die Alzheimerkrankheit (OR 229 95 KI 125 ndash 416) andere Demenzformen (OR 216 95 KI 136 ndash 342) und weitere kognitive Stoumlrungen (OR 190 95 KI 124 ndash 290) identifiziert214 Weitere Studien belegen dass die Diagnose einer Demenz insbesondere bei weit fortgeschrittener Erkrankung und unabhaumlngig vom Alter ein prognostisch unguumlnstiger Risikofaktor fuumlr die Mortalitaumlt von COVID-19-PatientInnen ist215 ndash 217 Bestaumltigt werden diese Ergebnisse durch die Untersuchungen von Kuo et al die zeigten dass der Genotyp ApoE e4 ein bekannter Risikofaktor fuumlr De-menz und Alzheimerkrankheit ebenfalls mit dem erhoumlhten Risiko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkran-kung assoziiert ist218

1043 BewohnerInnen und Taumltige in Erstaufnahme-einrichtungen und Gemeinschaftsunterkuumlnften fuumlr AsylsuchendeDie engen Lebensverhaumlltnisse in Erstaufnahmeein-richtungen und Gemeinschaftsunterkuumlnften fuumlr Asylsuchende fuumlhrten zu vielen Ausbruumlchen mit ei-ner hohen Zahl infizierter Personen219 Die durch-schnittliche Anzahl an Faumlllen bei Ausbruumlchen in sol-chen Unterkuumlnften betraumlgt nach einer Auswertung des RKI zu COVID-19-Ausbruumlchen in Deutschland 208 Faumllle124 In Folge dieser Ausbruumlche werden zum Teil sehr drastische Maszlignahmen wie Massenqua-rantaumlne und polizeiliche Bewachung von Gebaumluden ergriffen Durch derlei Maszlignahmen besteht eine erhebliche Gefahr der Re-Traumatisierung dieser ohnehin vulnerablen Population Asylsuchende ha-ben aufgrund von sprachlichen Barrieren oftmals einen schlechteren Zugang zu medizinischer Ver-sorgung als die Allgemeinbevoumllkerung Dies kann dazu beitragen dass Grunderkrankungen in dieser Bevoumllkerungsgruppe unerkannt bleiben Derzeit leben in Deutschland etwa 200000 Personen in Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschafts-unterkuumlnften fuumlr Asylsuchende220

1044 BewohnerInnen und Taumltige in ObdachlosenunterkuumlnftenDie Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosen-hilfe e V gibt in ihrer aktuellsten Schaumltzung (2018) eine Gesamtzahl von etwa 237000 wohnungslosen Menschen in Deutschland an42 Obdachlosigkeit ist mit einem schlechteren Gesundheitszustand und einem erhoumlhten Risiko fuumlr Infektionen assoziiert221 Grund dafuumlr sind sowohl die gesundheitsschaumld-lichen Lebensbedingungen auf der Straszlige als auch ein haumlufig eingeschraumlnkter Zugang zur medizini-schen (Regel-)Versorgung (durch u a fehlenden oder unklarer Versicherungsstatus Scham Vertrau-ensdefizite Diskriminierung zu groszlige Entfernun-gen koumlrperliche oder psychische Beeintraumlchtigung sowie Sprachbarrieren222223) Die Lebensbedingun-gen auf der Straszlige erschweren zudem das Einhalten der Abstands- und Hygieneregeln und den Zugang zu Informationen Viele obdachlose Menschen sind sehr mobil haben einen eingeschraumlnkten Zugang zu Testangeboten und uumlbernachten in Not- oder Ge-meinschaftsunterkuumlnften in denen das Ausbruch-spotenzial hoch ist224 Aus den USA gibt es zahlrei-che Berichte uumlber Ausbruumlche in diesen Unterkuumlnf-

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ten225 ndash 227 bei denen sowohl BewohnerInnen als auch Personal mit teilweise sehr hohen Erkran-kungsraten (bis 36 )225 betroffen waren All dies macht obdachlose Menschen zu einer fuumlr eine COVID-19- Infektion vulnerablen Population fuumlr die Screening Quarantaumlne Isolierung und Behand-lung eine Heraus forderung darstellen228

1045 Personen mit prekaumlren Arbeits- und LebensbedingungenUumlbertragungen von COVID-19 werden an Arbeits-plaumltzen vermehrt beobachtet an denen viele Perso-nen gemeinsam in unzureichend mit Frischluft ver-sorgten Raumlumen arbeiten in denen Abstand halten schwierig oder unmoumlglich ist undoder Schutzklei-dung nicht oder nicht korrekt getragen wird z B in der fleischverarbeitenden Industrie in Verteil-zentren von Paketdiensten

Besonders gut beschrieben sind sowohl fuumlr Deutsch-land229 als auch international230 ndash 232 COVID-19- Ausbruumlche unter Beschaumlftigten in der fleischverar-beitenden Industrie In diesen Ausbruumlchen traten zum Teil sehr viele Faumllle auf223 In einzelnen Betriebs teilen vor allem in Zerlegebetrieben wur-den aus einem groszligen Ausbruch in Deutschland In-fektionspraumlvalenzen von gt 60 berichtet (persoumlnli-che Kommunikation C Frank RKI 29102020)

Wenig Platz zwischen den Arbeitsplaumltzen lange Verweildauern an derselben Position koumlrperliche Arbeit und mangelhafter oder fehlender Luftaus-tausch werden als Hauptfaktoren fuumlr die vielen Uumlbertragungen genannt229232233 Kuumlhle Temperatu-ren scheinen ebenfalls die Transmission von SARS-CoV-2 zu beguumlnstigen234235

Zu den Bedingungen am Arbeitsplatz kommt hinzu dass in diesen Niedriglohn-Bereichen oftmals Men-schen arbeiten die Vertraumlge mit kurzen Laufzeiten und unzureichender sozialer Absicherung haben was dazu fuumlhrt dass sie sich ggf seltener krankmel-den und stattdessen mit Infektionssymptomen wei-terarbeiten Auszligerdem leben sie oftmals in beengten Wohnverhaumlltnissen und Gemeinschaftsunterkuumlnf-ten und reisen teilweise aus dem Ausland zum Ar-beitsplatz uumlber Stunden in engen Fahrgemeinschaf-ten an Dies betrifft zusaumltzlich zu den bereits ge-nannten Gruppen auch saisonale ErntehelferInnen

Die Wohn- und Transportbedingungen koumlnnen zu einem erhoumlhten Risiko fuumlr Uumlbertragungen von SARS-CoV-2 in diesen Settings beitragen233

11 EthikGrundsaumltzlich ist ein allgemeiner gleichberechtig-ter Zugang zur Impfung fuumlr alle anzustreben Auf-grund von anfaumlnglicher Knappheit des Impfstoffes ist jedoch eine Priorisierung bestimmter Gruppen notwendig die vorrangig geimpft werden Die Pri-orisierungsstrategie verfolgt das uumlbergreifende ethische Ziel moumlglichst viel gesundheitlichen und gesellschaftlichen Schaden durch die COVID-19- Pandemie zu verhindern Zudem sind die Prinzipi-en der Selbstbestimmung Gerechtigkeit Solidari-taumlt und Dringlichkeit zu beruumlcksichtigen1 Es darf also keine ungerechtfertigte Diskriminierung in der Prio risierung in der Posteriorisierung oder beim Zugang zur Impfung geben Aus diesen ethi-schen Grundprinzipien sowie aus der aktuellen Evi-denz leiten sich die vier o g Impfziele ab (siehe Ka-pitel 9) Die Priorisierung der Gruppen innerhalb des jeweiligen Impfziels orientiert sich ebenfalls an denselben Zielen sowie an evidenzbasierten Krite-rien Insgesamt ist es auch aus ethischer Sicht wichtig zu betonen dass der Vorschlag fuumlr die Pri-orisierung dynamisch verstanden und auf der Grundlage der jeweiligen Evidenz gegebenenfalls immer wieder angepasst werden muss Des Weite-ren beruumlcksichtigt die Impfempfehlung ethische Anforderungen an einen fairen Entscheidungspro-zess Demnach muss das Verfahren der Impfprio-risierung transparent konsistent und nachvollzieh-bar begruumlndet sein Zudem muss es Moumlglichkeiten des Feedbacks und der Revision geben Erhebun-gen und oumlffentliche Kommunikation von Impfquo-ten und unerwuumlnschten Nebenwirkungen sind zu begruumlszligen da sie helfen die ethischen Ziele zu er-reichen

Dies gilt grundsaumltzlich auch global Die STIKO erar-beitet jedoch Empfehlungen fuumlr Deutschland und klam-mert daher die globale Verteilung an dieser Stelle aus

52Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

12 Mathematische Modellierung

121 Hintergrund zur ModellierungUm die Effekte einer Impfung auf Bevoumllkerungs-ebene darzustellen wurde ein Modell-basierter Ansatz gewaumlhlt Diese Vorgehensweise erlaubt die Verwendung von Evidenz aus verschiedenen Quellen und die Abschaumltzung der Effekte verschiedener po-tenzieller Strategien Fuumlr Infektionskrankheiten bil-det dabei die Modellart der dynamischen Transmis-sionsmodelle den Goldstandard da hier das Trans-missionsgeschehen explizit abgebildet wird und so auch indirekte Effekte durch Impfungen abgebildet werden koumlnnen Aufgrund der Datenanforderungen solcher Modelle hinsichtlich der relevanten Parame-ter fuumlr die Transmission (z B Kontaktverhalten Mas-kentragen Kontaktnachverfolgung) steht ein solches Modell noch nicht zur Verfuumlgung Vielmehr werden nachfolgend Berechnungen anhand eines Markov Modells fuumlr einen Impfzeitraum von 12 Wochen vor-gestellt die sich auf die direkten Effekte d h die Ef-fekte fuumlr den Impfling allein beschraumlnken

122 MethodikDas Markov Modell teilt die Bevoumllkerung in ver-schiedene Gesundheitszustaumlnde ein und berechnet fuumlr Zykluslaumlngen von einer Woche fuumlr die maximale Dauer von 12 Wochen den Anteil der Bevoumllkerung der sich in den jeweiligen Zustaumlnden befindet In Abbildung 10 wird das Modell schematisch darge-stellt Dabei wird jeder Zustand nach Alter und nach COVID-19-Erkrankungsanamnese unterteilt

Fuumlr die Berechnungen wurde eine Vielzahl an ver-schiedenen Daten zusammengefuumlhrt Zunaumlchst wurden die aktuellen Bevoumllkerungszahlen des statis-tischen Bundesamtes aus der Bevoumllkerungs-vorausberechnung236 und der Bevoumllkerungsfort-schreibung genutzt237 Dabei wurde primaumlr auf die Zahlen der Bevoumllkerungsfortschreibung zum Stich-tag 31122019 zuruumlckgegriffen wobei die aggregierte Altersgruppe der uumlber 85-Jaumlhrigen anhand der An-zahl der Personen in den Einzeljahren zwischen 85 und 99 Jahren aus der Bevoumllkerungsfortschreibung aufgeteilt wurde Personen von 100 Jahren und aumllter wurden in den Berechnungen nicht beruumlcksichtigt

Fuumlr jedes Altersjahr wurde aus den Meldedaten nach IfSG zu COVID-19 die altersspezifische wouml-

chentliche Inzidenz sowie das absolute Risiko fuumlr eine Hospitalisierung und fuumlr Tod berechnet Diese Berechnungen beziehen sich fuumlr die Inzidenz auf den Zeitraum seit Meldewoche 40 und fuumlr die Hos-pitalisierungs- und Mortalitaumltsrate auf den Zeit-raum zwischen Meldewoche 11 und 43 Hospitalisie-rungs- und Sterberate wurden fuumlr Personen berech-net fuumlr die in den Meldedaten keine Vorerkrankung kodiert wurde Die Beschraumlnkung des Zeitraums er-folgte bei der Inzidenz um das aktuelle Infektions-geschehen in den Berechnungen abzubilden Bei Hospitalisierung und Mortalitaumlt erfolgte dies um zum einen die ersten Wochen der Pandemie auszu-schlieszligen in denen Personen zur Quarantaumlne in ein Krankenhaus eingewiesen wurden Zum ande-ren erfolgte eine Beschraumlnkung auf Woche 43 um die Vollstaumlndigkeit der Daten aufgrund noch zu er-folgender Nachmeldung zu gewaumlhrleisten Fuumlr das Infektionsgeschehen wurde zusaumltzlich eine alters-unspezifische Inzidenz von 150 Faumlllen je 100000 Einwohnern beruumlcksichtigt

Die Bevoumllkerung wurde zusaumltzlich anhand von Vorerkrankungen stratifiziert Als Datenquellen die-nen hierfuumlr die Gesundheitssurveys des RKI bdquoStudie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschlandldquo (DEGS)238 und bdquoGesundheit in Deutschland aktuellldquo (GEDA)239 Beide Datensaumltze wurden kombiniert und umfassen 32167 Personen Fuumlr jede Person wurde das Vorliegen von einer der in Tabelle 18 auf-gelisteten Vorerkrankungen kodiert und anschlie-szligend wurde die Praumlvalenz von jeder der Kombina-tionen der Vorerkrankungen je Altersjahr berech-net In Kombination mit den Bevoumllkerungszahlen des Statistischen Bundesamts ergibt sich folglich je Alter zwischen 0 und 99 Jahren die Anzahl an Per-sonen die keine Vorerkrankung bzw eine der moumlg-lichen Kombinationen an Vorerkrankungen auf-weist

Abbildung 11 zeigt dass mit dem Alter der Anteil an Personen mit Vorerkrankungen und die Anzahl der Vorerkrankungen pro Person deutlich ansteigen Die Darstellung zeigt dass ein sehr groszliger Anteil der Per-sonen ge 65 Jahre mindestens eine Vorerkrankung hat Die Beruumlcksichtigung von Vorerkrankungen spielt bei Aumllteren jedoch eine untergeordnete Rolle da die Impfindikation durch das Risiko bdquoAlterldquo schon gegeben ist Die Altersindikation ab dem Alter von

53Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

60 Jahren uumlberwiegt das Risiko von Vorerkrankun-gen deutlich Bei Menschen lt 60 Jahren ist eine Vorerkrankung deutlich weniger haumlufig Menschen dieser Altersgruppe haben bei COVID-19- Erkran kung ein durchschnittliches Sterberisiko von 03 Die meisten identifizierten Risikofaktoren erhoumlhen die-ses Risiko um einen Faktor le 15 Das heiszligt dass de-ren Sterberisiko bei COVID-19 auf bis zu 045 an-steigt Dies ist deutlich niedriger als das Sterberisiko von ge 60-Jaumlhrigen (siehe Tab 16) Dies ist der Grund fuumlr die niedrige Einstufung von Risikofaktoren bei Juumlngeren im Rahmen der Priorisierung

Das erhoumlhte Risiko fuumlr Hospitalisierung und Morta-litaumlt fuumlr Personen mit Vorerkrankung wurde uumlber die in Kapitel 1012 dargestellten Ergebnisse in die Berechnungen eingebunden Dafuumlr wurden zu-naumlchst Hazard Ratios (HR)240 und Odds Ratios (OR)241 in Relative Risiken (RR) umgerechnet und anschlieszligend das absolute Risiko fuumlr Personen ohne Vorerkrankungen mit den RRs multipliziert Fuumlr die Umrechnungen von HRs und ORs in RRs

wurden die altersspezifischen absoluten Risiken von Personen ohne Vorerkrankungen als baseline risk genutzt Bei Personen mit mehr als einer Vorer-krankung wurde das jeweilige Maximum der RRs fuumlr Hospitalisierung und Mortalitaumlt genutzt Neben den hieraus berechenbaren Outcomes von

Gesund Geimpft

Asymptomatisch

Symptomatisch(COVID-19)

Hospitalisierung Tod

Genesen

Abb 10 | Schematische Darstellung des Markov Modells zur Berechnung der direkten Impfeffekte auf Bevoumllkerungsebene

Impfserien

Impfserien(kein Check fuumlr pos PCR-Test)

7-TageInzidenz

1 ndash (1 ndash α) (1 ndash VECOVID)α

7-TageInzidenz

(1 ndash α) (1 ndash VECOVID)(1 ndash α)

κ ω

Asthma

COPD

Krebserkrankungen

Diabetes mellitus

Arterielle Hypertonie

Zerebrovaskulaumlre Erkrankung oder Apoplex

Arterielle Hypertonie

Chronische Nierenerkrankungen

Chronische Lebererkrankungen

Adipositas

Myokardinfarkt

Koronare Herzkrankheit

Kardiovaskulaumlre Erkrankungen

Tab 18 | Beruumlcksichtigte Vorerkrankungen in der Modellierung

54Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Abb 11 | Anzahl der Personen nach Alter in Jahren der Bevoumllkerung in Deutschland in Kombination mit den Angaben zu Vorerkrankungen

0

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Keine Vorerkrankung 1 Vorerkrankung 2 Vorerkrankungen 3 und mehrVorerkrankungen Keine Daten

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Keine Vorerkrankung 1 Vorerkrankung 2 Vorerkrankungen 3 und mehr Vorerkrankungen Keine Daten

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Alter in Jahren

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COVID-19-Faumlllen Hospitalisierungen und Todesfaumll-len wurden auch verlorene Lebensjahre durch vor-zeitigen Tod durch COVID-19 berechnet Hierfuumlr wurde je nach Alter die fernere Lebenserwartung aus der Sterbetafel des Statistischen Bundesamtes236 fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2019 genutzt

Aus den vorangegangenen Zahlen wurde zunaumlchst die woumlchentliche Anzahl an COVID-19-Faumlllen Hos-pitalisierungen Todesfaumlllen und Anzahl an verlore-nen Lebensjahren fuumlr ein Szenario ohne Impfung berechnet Anschlieszligend wurde die Reduktion der jeweiligen Outcome-Parameter fuumlr eine Reihe von potenziellen Impfstrategien berechnet Die drei Impfstrategien umfassen dabei

Personen im Alter von ge 80 Jahren Personen im Alter von ge 60 Jahren Personen im Alter von ge 18 Jahren mit

Vorerkrankungen

Die verfuumlgbaren Impfstoffdosen werden dabei aus-gehend von einem 2-Dosen Impfschema propor-tional zum Anteil eines Jahrgangs uumlber die Perso-nen in den Altersjahren bzw Vorerkrankungskate-gorien hinweg verteilt

Unabhaumlngig von Alter und Vorerkrankungsstatus wurde eine Wirksamkeit der Impfung von 90

gegen einen symptomatischen Verlauf (COVID-19) angenommen Hinsichtlich der Impfstoffverfuumlgbar-keit wurden 500000 Dosen je Woche angenom-men was unter Annahme eines 2-Dosen Impfsche-mas 250000 vollstaumlndigen Impfserien entspricht Weiterhin wurden zwei Varianten hinsichtlich einer der Impfung vorangegangenen PCR-bestaumltigten SARS-CoV-2-Infektion berechnet Da zumindest eine gewisse Schutzwirkung durch eine uumlberstan-dene SARS-CoV-2-Infektion anzunehmen ist koumlnn-ten Impfstoffdosen fuumlr bdquogeneseneldquo COVID-19- PatientInnen fuumlr noch nicht infizierte Personen ver-wendet werden Die Anzahl der bdquogenesenenldquo COVID-19-Faumllle wurde aus den Meldedaten entnom-men und es wurden ad-hoc Analysen der woumlchent-lichen Effekte berechnet

Im Basis-Szenario wurde von einer Impfstrategie ohne Beruumlcksichtigung einer vorangegangenen SARS-CoV-2-Infektion und einer altersunspezifi-schen woumlchentlichen Inzidenz von 150 Faumlllen 100000 Einw ausgegangen Variationen hinsicht-lich dieser Annahmen wurden in Sensitivitaumltsana-lysen beruumlcksichtigt Alle Szenarien werden gegen eine Berechnung ohne Impfung verglichen Bei einer allgemeinen Inzidenz von 150 SARS-CoV-2- Infektionen je 100000 Einwohnern sind ohne eine Impfung in 12 Wochen 1434100 COVID-19-Faumllle

55Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

192600 Hospitalisierungen 15600 Todesfaumllle und 156100 verlorene Lebensjahre zu erwarten Fuumlr eine Inzidenz die der Inzidenz zwischen KW 40 und KW 46 (877100000 Einwohner) entspricht wauml-ren 839300 COVID-19-Faumllle 88500 Hospitalisie-rungen 7100 Todesfaumllle und 64200 verlorene Le-bensjahre pro 12 Wochen zu erwarten

123 Ergebnisse der Modellierung

1231 Basis-Szenario In der Analyse des Basis-Szenarios (250000 voll-staumlndige Impfserien pro Woche Inzidenz 150 100000 pro Woche kein Ausschluss von PCR- bestaumltigten SARS-CoV-2-Infektionen (s Abb 12) ist bei allen drei Impfstrategien mit einer Verhinde-rung von ca 19600 symptomatischen Faumlllen uumlber 12 Wochen zu rechnen Bei den Hospitalisierungen ist mit ca 10500 die houmlchste Anzahl zu verhindern wenn Personen uumlber 80 Jahren die Impfung ange-boten wird Personen uumlber 60 Jahre zu impfen wuumlr-de zu einer erwartenden Reduktion von ca 6800 Hospitalisierungen fuumlhren und Personen mit Vorer-krankungen zu impfen zu einer Reduktion von ca 5100 Faumlllen Auch bei den verhinderten Todesfaumlllen und verlorenen Lebensjahren ist bei einer Impfung der Personen uumlber 80 Jahren mit den houmlchsten Re-

duktionen zu rechnen Diese Daten zeigen klar dass mit einer Priorisierung uumlber hohes Alter in Deutschland die maximale Reduktion bzgl Hospi-talisierung und Mortalitaumlt erreicht werden kann Dies gilt sogar bzgl der gewonnen Lebensjahre ob-wohl die noch zu erwartenden Lebensjahre bei aumllte-ren Menschen notwendigerweise deutlich geringer als bei juumlngeren sind

Um die absoluten Zahlen besser einordnen zu koumln-nen ist in Abbildung 13 die relative Reduktion der verschiedenen Endpunkte nach 12 Wochen abgebil-det Die ca 19600 verhinderten COVID-19-Faumllle entsprechen dabei nur ca 14 aller auftretenden Faumllle in diesem Zeitraum Hospitalisierungen wuumlr-den hingegen bei der Impfstrategie bdquoge 80 Jahreldquo um ca 55 zuruumlckgehen und der Anteil der Todesfaumllle waumlre um ca 123 geringer Bei den beiden anderen Impfstrategien ist fuumlr Hospitalisierungen Todesfaumll-le und verlorene Lebensjahre ein geringerer relati-ver Ruumlckgang zu erwarten

1232 SensitivitaumltsanalysenIn der ersten Sensitivitaumltsanalyse (s Abb 14) wurde die Impfung nur an Personen gegeben die keine vorangegangene PCR-bestaumltigte SARS-CoV-2- Infektion haben D h Personen die eine natuumlrliche

11840

7410

4590

Abb 12 | Kumulativer Impact von COVID-19-Impfstrategien bis 12 Wochen nach Impfstart (Basis-Szenario)

COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

20000

15000

10000

5000

0

Durch Impfung verhinderte Anzahl an hellip

19590 19690 19650

10550

6810

5080

1930790 480

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter Personen uumlber 18 Jahre mit VorerkrankungenImpfstrategie

56Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Abb 13 | Relativer Impact von COVID-19-Impfstrategien bis 12 Wochen nach Impfstart (Basis-Szenario)

Relativer Ruumlckgang durch Impfung an hellip

14

14 14

35

26

55 51

31

123

76

29

47

25

20

15

10

5

0

COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter Personen uumlber 18 Jahre mit VorerkrankungenImpfstrategie

Immunitaumlt aufgrund einer zuruumlckliegenden SARS-CoV-2-Infektion aufweisen erhalten keine Impfung Hierdurch sind mehr Impfstoffdosen fuumlr Personen verfuumlgbar die noch keine Infektion durch-gemacht haben Die verfuumlgbaren Impfstoffdosen werden also effizienter eingesetzt was sich auch in einer houmlheren Zahl verhinderter COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle und verlorener Le-bensjahre widerspiegelt Fuumlr die Impfstrategie bdquoge 80 Jahreldquo werden nun ca 350 COVID-19-Faumllle mehr verhindert Die Zahl der verhinderten Hospitalisie-rungen steigt auf 10730 Bei den Todesfaumlllen und den gewonnenen Lebensjahren sind nur geringe Zugewinne im Vergleich zum Basis-Szenario von ca 40 Todesfaumlllen und 210 Lebensjahren zu beob-achten

In einer zweiten Sensitivitaumltsanalyse wurde berech-net welchen Einfluss das Infektionsgeschehen auf die verhinderten COVID-19-Faumllle Hospitalisierun-gen Todesfaumllle und verlorenen Lebensjahre auf-weist Im Vergleich zur Basis-Szenario-Annahme einer uumlber das Alter gleichen Inzidenz findet sich in Abbildung 15 der Impact der verschiedenen Impfstrategien unter Beruumlcksichtigung der alters-spezifischen woumlchentlichen Inzidenz seit Melde-woche 40 Im Vergleich zum Basis-Szenario wird deutlich dass die Impfstrategie bdquoge 80 Jahreldquo mit 9670 Faumlllen nicht mehr die meisten COVID-19- Faumllle verhindert sondern die Impfstrategie bdquoPerso-

nen ge 18 Jahre mit Vorerkrankungenldquo mit 10560 Faumlllen Hinsichtlich der Hospitalisierungen Todes-faumllle und verlorenen Lebensjahre bleibt die Imp-fung von Personen uumlber 80 Jahre jedoch weiterhin die effizienteste Strategie

13 Impfstrategie und Priorisierung der zu impfenden BevoumllkerungsgruppenMittelfristig ist es das Ziel allen Menschen Zugang zu einer Impfung gegen COVID-19 anbieten zu koumlnnen Da zu Beginn jedoch nicht ausreichend Impfstoff fuumlr die Versorgung aller zur Verfuumlgung stehen wird und auch die logistischen Ressourcen fuumlr eine flaumlchendeckende Versorgung noch nicht ausreichen muss priorisiert und stufenweise vorge-gangen werden Es ist wichtig dass bei begrenzten Impfstoffressourcen die Impfstoffe so verteilt wer-den dass bestmoumlglich Schaumlden durch die COVID-19- Pandemie verhindert werden Um dies zu errei-chen sollen nach Einschaumltzung der STIKO und un-ter Beruumlcksichtigung des gemeinsam mit dem Deutschen Ethikrat und der Leopoldina erstellten Positionspapiers vordringlich Personen geimpft werden die entweder ein besonders hohes Risiko fuumlr einen schweren oder toumldlichen Verlauf von COVID-19 aufweisen ein besonders hohes arbeits-bedingtes Expositionsrisiko gegenuumlber SARS-CoV-2 haben oder aufgrund ihrer Taumltigkeit in haumlufigem Kontakt zu besonders durch COVID-19 gefaumlhrdeten

57Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Personen stehen mit einer hohen Gefahr der Erre-gertransmission

Die Matrix (s Tab 19) zeigt welchen Gruppen mit welcher Prioritaumlt eine Impfung angeboten werden soll und unter welches Impfziel die einzelnen Grup-

pen eingeordnet werden koumlnnen Einige Gruppen werden mehrfach genannt da ihre Impfung unter-schiedliche Impfziele verfolgt Zum Beispiel kann die Impfung von BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen zum einen schwere oder gar toumldliche Erkrankungsverlaumlufe verhindern (direk-

Abb 15 | Kumulativer Impact von COVID-19-Impfstrategien bis 12 Wochen nach Impfstart (Szenario Infektionsgeschehen)

Durch Impfung verhinderte Anzahl an hellip

20000

15000

10000

5000

0

COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

1860

4590

2910

7410

5720

11840

220480360790104019302230

5080

2680

6810

5100

1055010560

1965019690

7770

9670

19590

Allgemeine Inzidenz ndash 150 Faumllle je 100000 Einwohner

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter

Personen uumlber 18 Jahre mit Vorerkrankungen

Alter-spezifische Inzidenz ndash KW 40 bis KW 46

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter

Personen uumlber 18 Jahre mit Vorerkrankungen

Abb 14 | Impact von COVID-19 Impfstrategien (Szenario Ausschluss von Personen mit SARS-CoV-2-PCR-Nachweis in der Anamnese)

Durch Impfung verhinderte Anzahl an hellip

20000

15000

10000

5000

0

1205011840

19701930

1073010550

1994019590

COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

Unabhaumlngig von fruumlherem positiven PCR-Test ndash 80 Jahre und aumllter Keine Personen mit fruumlherem positiven PCR-Test ndash 80 Jahre und aumllter

58Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ter Effekt) und zum anderen das Risiko von Ausbruuml-chen in diesen Einrichtungen reduzieren (indirek-ter Effekt durch die erhoffte Reduktion der Trans-mission)

Bei der Priorisierung innerhalb der COVID-19-Impf empfehlung der STIKO koumlnnen nicht alle Krankheitsbilder oder Impfindikationen explizit ge-nannt werden Es obliegt daher den fuumlr die Priori-sierung in den Bundeslaumlndern Verantwortlichen in Einzelfaumlllen Personen die nicht ausdruumlcklich im Stufenplan genannt sind angemessen zu priorisie-

ren Dies betrifft z B Personen mit seltenen schwe-ren Vorerkrankungen oder auch schweren Behinde-rungen fuumlr die bisher zwar keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz bzgl des Verlaufes einer COVID-19-Erkrankung vorliegt fuumlr die aber ein deutlich erhoumlhtes Risiko angenommen werden muss Dies trifft auch fuumlr Personen zu die zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr oder nicht mehr gleich wirksam geimpft werden koumlnnen (z B bei unmittelbar bevorstehender Chemotherapie) Dar-uumlber hinaus sind Einzelfallentscheidungen moumlg-lich wenn berufliche Taumltigkeiten bzw Lebensum-

Verhinderung schwerer COVID-19-Verlaumlufe (Hospitalisierung) und Todesfaumllle

Schutz von Personen mit besonders hohem arbeitsbeding-ten SARS-CoV-2-Expositionsrisiko (berufliche Indikation)

Verhinderung von Transmission sowie Schutz in Umgebungen mit hohem Anteil vulnerabler Personen und in solchen mit hohem Ausbruchspotenzial

Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen und des oumlffentlichen Lebens

BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen

Personal mit besonders hohem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen

Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Altenpflege

Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Altenpflege

Andere Taumltige in Senioren- und Altenpflegeheimen mit Kontakt zu den BewohnerInnen

Personal in medizinischen Einrich-tungen mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen

Personal in medizini-schen Einrichtungen und an Positionen die fuumlr die Aufrechterhaltung der Krankenhausinfrastruktur besonders relevant sind

Teilbereiche des OumlGD

Personen im Alter von ge 80 Jahren

Personal mit hohem Expositi-onsrisiko in medizinischen Einrichtungen

Taumltige in der ambulanten oder stationaumlren Versorgung von Personen mit Demenz oder geistiger Behinderung

Personen in Institutionen mit einer Demenz oder geistigen Behinderung~

LehrerInnen ErzieherInnen

Personen im Alter von ge 75 ndash 79 Jahren

Personen mit Down-Syndrom~

Personal mit moderatem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen

BewohnerInnen und Taumltige in Gemeinschaftsunterkuumlnften (z B fuumlr Kinder und Jugendliche Asylsuchende Obdachlose Frauenhaumluser)~

Enge Kontaktpersonen von Schwangeren~

Enge Kontaktpersonen bzw Pflegende von Personen mit einem erhoumlhten Risiko (z B Pflegebeduumlrftige)~

Personal in Schluumlssel-positionen der Landes- und Bundesregierungen

Beschaumlftigte im Einzelhandel

Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur

Personen im Alter von ge 70 ndash 74 Jahren

Personen mit Vorerkrankungen mit hohem Risiko

Personal mit niedrigem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen

Personen mit prekaumlren Arbeits- undoder Lebensbedingungen (z B Inhaftierte Saisonarbeiter Beschaumlftigte in der Fleisch verarbei-tenden Industrie oder Verteilzentren)

Personen im Alter von ge 65 ndash 69 Jahren

Personen mit Vorerkrankungen mit moderat erhoumlhtem Risiko und deren engste Kontakt-personen

LehrerInnen ErzieherInnen Beschaumlftigte im Einzelhandel Beschaumlftigte zur Aufrechterhal-tung der oumlffentlichen Sicherheit mit erhoumlhtem Expositionsrisiko (zB Polizei im Auszligendienst)

LehrerInnen ErzieherInnen

Personen im Alter von ge 60 ndash 64 Jahren

Personen im Alter von lt 60 Jahren~

Tab 19 | Matrix zur Priorisierung der Bevoumllkerungsgruppen fuumlr eine COVID-19-Impfung unter Beruumlcksichtigung der Impfziele

zur Einteilung des Personals in medizinischen Einrichtungen siehe Tabelle 15 (Kapitel 1021) ~ Ein off-label-Gebrauch fuumlr Kinder wird nicht empfohlen

59Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

staumlnde mit einem nachvollzieh baren unvermeid-bar sehr hohen Infektionsrisiko einhergehen Die-se Oumlffnungsklausel darf nicht missbraucht werden um ungerechtfertigterweise eine Impfung durch-zufuumlhren und somit staumlrker gefaumlhrdeten Personen die Impfung vorzuenthalten

Personen mit Vorerkrankungen wurden nach ihrem Mortalitaumltsrisiko unterschiedlichen Stufen zugeord-net Personen mit Down Syndrom wurden der Stufe 2 zugeordnet Die in Stufe 3 genannte Gruppe mit Vorerkrankungen mit hohem Mortalitaumltsrisiko umfasst Personen mit folgenden Vorerkrankungen Z n Organtransplantation aktive maligne haumlmato-logische Erkrankungen fortgeschrittene solide Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind sowie Tumorerkrankungen unter aktueller systemi-scher Therapie (ausgenommen ausschlieszliglich anti-hormonelle Monotherapie) interstitielle Lungener-krankungen psychiatrische Erkrankungen (bipolare Stoumlrung Schizophrenie und schwere Depression) Demenz Diabetes mellitus mit einem HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 COPD Adipositas (BMI gt 30 kgm2) chronische Lebererkrankungen inkl Leberzirrhose chronische Nierenerkrankungen (siehe auch Kapitel 1012 Personen mit Vorerkran-kungen)

Die in Stufe 4 genannte Gruppe mit Vorerkrankun-gen mit moderat erhoumlhtem Mortalitaumltsrisiko um-fasst Personen mit folgenden Vorerkrankungen Diabetes mellitus mit HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 ArrhythmieVorhofflimmern HIV-Infek-tion Koronare Herzkrankheit Herzinsuffizienz Auto immunerkrankungen Krebserkrankungen in behandlungsfreier Remission arterielle Hyperto-nie rheumatologische Erkrankungen Asthma bron chiale chronisch entzuumlndliche Darmerkran-kungen (CED) zerebrovaskulaumlre ErkrankungenApoplex und andere chronische neurologische Erkrankungen

Im Stufenplan fuumlr die Priorisierung der Impfindika-tionen (s Tab 20) sind die Gruppen nochmals mit ihrer Groumlszlige und nach Prioritaumlt angeordnet Zu wel-chem Zeitpunkt von einer Stufe zur naumlchsten ge-wechselt werden kann richtet sich nach der Verfuumlg-barkeit der Impfstoffe Es liegt in der Hoheit der

Bundeslaumlnder diese Entscheidung zu gegebener Zeit zu treffen

Auch wenn Maumlnner eine gegenuumlber gleichaltrigen Frauen etwas houmlhere Hospitalisierungs- und Morta-litaumltsrate haben hat die STIKO entschieden keine geschlechtsspezifische Impfempfehlung zu geben Die COVID-19-Impfstoffe werden im Kindesalter bis auf Weiteres nicht zugelassen sein weshalb die STIKO derzeit keine COVID-19-Impfempfehlung fuumlr Kinder gibt Es laufen aktuell mehrere klinische Phase 3-Studien mit unterschiedlichen Impfstoffen die auch Kinder einschlieszligen Die STIKO wird die Datenlage fortlaufend neu bewerten

14 Implementierung Routinemaumlszligig erfolgen Impfungen bisher uumlber etablierte dezentrale Strukturen So werden Impf-stoffe uumlber Groszlighaumlndler und Apotheken beschafft und verteilt Die eigentlichen Impfungen werden vorrangig durch die an der vertragsaumlrztlichen Ver-sorgung teilnehmenden AumlrztInnen (ca 50000 Pra-xen in ganz Deutschland) sowie durch Betriebsaumlrzt-Innen durchgefuumlhrt

Aufgrund der besonderen Pandemiesituation muumls-sen in einer ersten Phase COVID-19-Impfungen uumlber zentral organisierte Impfstellen (Impfzentren sowie mobile Impfteams) durchgefuumlhrt werden Dies liegt an den besonderen (Langzeit-)Lagerungs- und Transportbedingungen der Bereitstellung in Mehr-dosenbehaumlltnissen der Priorisierung von Zielgrup-pen bei anfaumlnglich begrenzt verfuumlgbaren Impfstoff-dosen der erwarteten Verfuumlgbarkeit unterschiedli-cher Impfstoffkandidaten der Notwendigkeit von er-houmlhten Steuerungsmoumlglichkeiten im Rahmen der Pandemiebewaumlltigung sowie der erfor derlichen Nachverfolgung der geimpften Personen Um unter diesen Rahmenbedingungen Impfungen kontrolliert und effizient durchfuumlhren zu koumlnnen werden ange-passte zentralisierte Strukturen benoumltigt Sobald es die Rahmenbedingungen erlauben und ausreichen-de Impfstoffmengen mit geeigneten Lagerungskon-ditionen zur Verfuumlgung stehen koumlnnen die Impfak-tivitaumlten in das Regelsystem uumlber gehen

Fuumlr die zentralisierte Organisation werden die Bun-deslaumlnder in ihrer Zustaumlndigkeit durch Unterstuumlt-zung der niedergelassenen Aumlrzteschaft zentrale

60Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Tab 20 | Stufenplan fuumlr die Impfindikationsgruppen zur Priorisierung der COVID-19-Impfung und Groumlszlige der Gruppen (Die Summen sind grobe Schaumltzungen zur Orientierung Zum einen gibt es Uumlberlappungen inner-halb der Prioritaumltengruppen zum anderen sind nicht fuumlr alle Gruppen Daten verfuumlgbar)

deg zur Einteilung des Personals in medizinischen Einrichtungen siehe Tabelle 15 (Kapitel 1021)

Quellen Destatis ~ Schaumltzung zumeist basierend auf Destatis-Daten (Teilgruppen von bei Destatis angegebenen Gesamt heiten oder nur Teilgruppen bei Destatis auffindbar) sect Deutsche Alzheimergesellschaft eV Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe eV amp Bundesverband der AumlrztInnen und Aumlrzte des oumlffentlichen Gesundheitsdienstes eV Verband Deutscher Verkehrsunternehmen eV $ Deutscher Feuerwehrverband Bundesverband der Kinder- und Jugendaumlrzte eV

Stufe Personengruppen N (Mio)

1 BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen 10 Personen im Alter von ge 80 Jahren 54 Personal mit besonders hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungendeg (zB Notaufnahmen medizinische Betreuung von COVID-19-PatientInnen)

10~

Personal in medizinischen Einrichtungen und andere Personen mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppendeg (z B in der Onkologie oder Transplantationsmedizin)

Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Altenpflege 12 Andere Taumltige in Senioren- und Altenpflegeheimen mit Kontakt zu den BewohnerInnen

Summe gt 86

2 Personen im Alter von ge 75 ndash 79 Jahren 41 Personal mit hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungendeg 10~

Personen in Institutionen mit einer Demenz oder geistigen Behinderung gt 16sect

Taumltige in der ambulanten oder stationaumlren Versorgung von Personen mit Demenz oder geistiger Behinderung

Personen mit Down-Syndrom (Trisomie21) 005

Summe gt 7

3 Personen im Alter von ge 70 ndash 74 Jahren 36 Personen mit Vorerkrankungen mit hohem Risiko (z B Zustand nach Organtransplantation aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen fortgeschrittene solide Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind sowie Tumorerkrankungen unter aktueller systemischer Therapie (ausgenommen ausschlieszliglich antihormonelle Mono-therapie) interstitielle Lungenerkrankungen psychiatrische Erkrankungen (bipolare Stoumlrung Schizophrenie und schwere Depression) Demenz Diabetes mellitus mit einem HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 COPD Adipositas (BMI gt 30 kgm2) chronische Lebererkrankungen inkl Leberzirrhose chronische Nierenerkrankungen)

BewohnerInnen (falls im Impfalter) und Taumltige in Gemeinschaftsunterkuumlnften (z B fuumlr Kinder und Jugendliche Asylsuchende Obdachlose Frauenhaumluser)

gt 05

Enge Kontaktpersonen von Schwangeren 076~

Enge Kontaktpersonen bzw Pflegende von Pers mit einem erhoumlhten Risiko (z B Pflegebeduumlrftige)

Personal in medizinischen Einrichtungen mit moderatem Expositionsrisikodeg und in Positionen die fuumlr die Aufrechterhaltung der Krankenhausinfrastruktur besonders relevant sind

08

Teilbereiche des OumlGD 0017amp

Summe gt 57

4 Personen im Alter von ge 65 ndash 69 Jahren 48 Personen mit Vorerkrankungen mit moderat erhoumlhtem Risiko (z B Diabetes mellitus mit HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 ArrhythmieVorhofflimmern HIV-Infektion Koronare Herzkrankheit Herzinsuffizienz Autoimmunerkran-kungen Krebserkrankungen in behandlungsfreier Remission arterielle Hypertonie rheumatologische Erkrankungen Asthma bronchiale chronisch entzuumlndliche Darmerkrankungen (CED) zerebrovaskulaumlre ErkrankungenApoplex und andere chronische neurologische Erkrankungen) und deren engste Kontaktpersonen

Personal mit niedrigem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungendeg 03~

LehrerInnen 08 ErzieherInnen gt 06 Personen mit prekaumlren Arbeits- undoder Lebensbedingungen (zB Inhaftierte Saisonarbeiter Beschaumlftigte in Verteilzentren oder der Fleisch verarbeitenden Industrie)

gt 04~

Summe gt 69

5 Personen im Alter von ge 60 ndash 64 Jahren 55 Personal in Schluumlsselpositionen der Landes- und Bundesregierungen

Beschaumlftigte im Einzelhandel 31 Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur 08 $

Summe gt 84

6 Alle uumlbrigen Personen im Alter von lt 60 Jahren 450

61Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Impfstellen einrichten und betreiben Die Vorberei-tung und Durchfuumlhrung kann dabei durch Hilfsor-ganisationen die Bundeswehr sowie Logistikunter-nehmen unterstuumltzt werden Der Bund wird ge-meinsam mit den Laumlndern Eckpunkte fuumlr einen Handlungsleitfaden zum Betrieb von zentralen Impfstellen erarbeiten

141 Alternative Maszlignahmen fuumlr das Erreichen des Impfziels im Vergleich zur Impfung sowie deren Effektivitaumlt und UmsetzbarkeitZu den wichtigsten Infektionsschutzmaszlignahmen um die Ausbreitung von SARS-CoV-2-Infektionen zu verhindern und sich selbst und andere vor der Infektion zu schuumltzen zaumlhlen die Reduktion der di-rekten zwischenmenschlichen Kontakte sowie die Beachtung der Abstands- und Hygieneregeln

Auch nachdem jetzt zwei COVID-19-Impfstoffe in Deutschland zugelassen sind und die verfuumlgbare Impfstoffmenge ansteigt kann es noch viele Monate dauern bevor ein nennenswerter Teil der Bevoumllke-rung oder zumindest der besonders vulne rablen Gruppen geimpft sein wird Wie lange der Schutz nach Impfung anhaumllt und wie ausgepraumlgt er sein wird ist derzeit nicht bekannt Daher ist es uner-laumlsslich dass die empfohlenen Infektionsschutz-maszlignahmen zunaumlchst weiterhin konsequent beach-tet und umgesetzt werden

Ein systematischer Review untersuchte die Wirk-samkeit des Abstandshaltens und das Tragen von Gesichtsmasken zum Schutz vor einer SARS-CoV-2- Infektion242 Es wurden 44 Vergleichsstudien mit 25697 PatientInnen in der Meta-Analyse beruumlck-sichtigt Auf Basis der gepoolten Daten kann man festhalten dass ein Abstand von mehr als 1 m und das Tragen von Masken das Infektionsrisiko signifi-kant reduzieren Die adjustierten OR fuumlr einen Ab-stand von ge 1 m im Vergleich zu einer kuumlrzeren Di-stanz betrugen 018 (95 KI 009 ndash 038) und fuumlr das Tragen einer Maske im Vergleich zu einer Expo-sition ohne Maske 015 (95 KI 007 ndash 034) FFP2- Masken oder vergleichbare Masken (aOR 004 95 KI 0004 ndash 030) haben eine bessere Wirksam-keit als Mund-Nase-Bedeckungen (aOR 033 95 KI 017 ndash 061)242 Die Wirksamkeit von Gesichtsmas-ken beschraumlnkt sich nicht auf Masken mit hoher Ae-rosolfilterleistung (z B FFP2) Auch chirurgischer

Mund-Nasen-Schutz und Mund-Nase-Bedeckungen sind wirksam wenngleich deren Partikelfilterleis-tung natuumlrlich geringer ist als von FFP2-Atem-schutzmasken242243 Wichtig fuumlr die Schutzwirkung ist der korrekte Gebrauch der Masken Eine rando-misierte Studie aus Daumlnemark untersuchte ob das Tragen einer Maske das Infektionsrisiko fuumlr eine SARS-CoV-2-Infektion in einer Situation reduziert in dem das Tragen primaumlr nicht empfohlen ist244 Die Studie schloss 3030 TeilnehmerInnen ein die eine Maske tragen sollten und 2994 Kon trollen die keine Maske tragen sollten Eine SARS-CoV-2-Infek-tion wurde bei 18 (n = 42) der TeilnehmerInnen mit Maskenempfehlung und bei 21 (n = 53) der Kontrollen beobachtet (OR = 082 95 KI 054 ndash 123 p = 033) Durch die Empfehlung Masken zu tragen konnte die Infektionsrate um nicht mehr als 50 gesenkt werden

Die Datenlage zur Effektivitaumlt der Infektionsschutz-maszlignahmen wurde vielfach kritisiert und es wur-den qualitativ hochwertige Studien dazu gefordert Insgesamt muss man jedoch festhalten dass es kei-ne alleinige Maszlignahme gibt die sicher vor der SARS-CoV-2-Infektion schuumltzt Fuumlr eine solide Risi-koreduktion sollten in Abhaumlngigkeit von der aktuel-len Epidemiologie und der SARS-CoV-2-Infektions-haumlufgkeit verschiedene Strategien beruumlcksichtigt und kombiniert werden Reduktion der Personen-kontakte und ihrer Dauer Einhaltung eines 15 m oder groumlszligeren Abstands Einhalten von Husten- Nies- und Haumlndehygiene Gebrauch von Alltags-Atemschutzmasken und regelmaumlszligiges Luumlften Zur Vermeidung des Uumlbertragungsrisikos ist zusaumltzlich wichtig dass infizierte Personen umgehend isoliert werden und dass deren Kontaktpersonen zeitnah identifiziert werden und in Quarantaumlne gehen

15 Impfakzeptanz in der Bevoumllkerung und der Aumlrzteschaft Bei der SARS-CoV-2-Impfung handelt es sich nicht nur um eine neue Impfempfehlung (fuumlr Deutsch-land und weltweit) sondern auch um einen neuar-tigen Erreger Der empfohlene Impfstoff wurde in Verfahren entwickelt die bei keinem der bisher zu-gelassenen Impfstoffe zum Einsatz kamen Ande-rerseits wird ein Impfstoff gegen SARS-CoV-2 auf-grund der hohen Infektionsgefahr und der Auswir-

62Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

kungen der bisherigen nicht-medizinischen Maszlig-nahmen u a auf Wirtschaft und soziales Leben dringend erwartet Insgesamt stellt dies eine beson-dere Situation dar die sich auf die Akzeptanz der neuen Impfung auswirken kann

In einer in Kooperation mit dem RKI durchgefuumlhr-ten fortlaufenden Querschnittstudie (httpcoro-na-monitorde) gaben zuletzt 49 der Befragten an sich (eher) gegen COVID-19 impfen zu lassen (Stand 15122020)245 Mitte April waren es noch 79 seitdem sank die Bereitschaft kontinuierlich ab und erreichte mit 48 am 08122020 ihren niedrigsten Wert Fuumlr die Impfbereitschaft ist insbe-sondere das Vertrauen in die Sicherheit und Effek-tivitaumlt der Impfung maszliggeblich (staumlrkster Praumldik-tor) Weitere wichtige Aspekte sind die Kosten- Nutzen-Abwaumlgung und das Verantwortungsgefuumlhl fuumlr die Gemeinschaft Personen die einer potenziel-len Impfung mehr vertrauen weniger Kosten- Nutzen abwaumlgen und nicht von der Impfung ande-rer profitieren wollen ohne sich selbst impfen zu lassen zeigen eine houmlhere Impfbereitschaft Auch aumlltere Personen und maumlnnliche Befragte geben eine houmlhere Impfbereitschaft an

In einer Erhebung war die Impfbereitschaft des me-dizinischen Personals geringer als die der Gesamt-bevoumllkerung im Vergleich mit anderen Bevoumllke-rungsgruppen wie Personen mit chronischen Er-krankungen oder Aumllteren faumlllt die Impfbereitschaft des medizinischen Personals am geringsten aus246 Auch in der neuesten Erhebung vom 15122020 liegt die Impfbereitschaft des medizinischen Perso-nals geringfuumlgig unter der der Allgemeinbevoumllke-rung Motivationshilfe koumlnnten hier die in diesen bzw fuumlr diese Einrichtungen taumltigen BetriebsaumlrztIn-nen leisten indem vor Ort Impfangebote gemacht werden und somit ein Besuch in einem externen Impfzentrum nicht mehr notwendig ist

Ab einer zu erwartenden Impfeffektivitaumlt von etwa 80 steigt die Impfbereitschaft deutlich an Dies zeigt ein Szenario in dem die Impfintention in Ab-haumlngigkeit der Impfnebenwirkungen des Pande-miegeschehens und der Impfeffektivitaumlt erfasst wurde In einem weiteren Szenario wurde die Akzeptanz verschiedener Impfstofftypen (Totimpf-stoff Lebendimpfstoff Vektorimpfstoff Genimpf-

stoff) verglichen Das Vertrauen in die verschiede-nen Impfstoffe ist unabhaumlngig vom Impfstofftyp fuumlr alle Impfstoffe moderat ausgepraumlgt die Impf-bereitschaft liegt auf einem mittleren Niveau und unterscheidet sich ebenfalls nicht zwischen den ver-schiedenen Impfstofftypen Fuumlr alle Impfstofftypen besteht ein hohes Informationsbeduumlrfnis Auch in der neuesten Erhebung vom 15122020 koumlnnen die meisten Teilnehmenden weder fuumlr BioN-Tech Pfizer noch fuumlr Moderna den korrekten Impfstoff-typ nennen Allerdings unterscheidet sich die Impf-bereitschaft nicht zwischen Personen mit und ohne Wissen zum jeweiligen Impfstofftyp

Die Haumllfte der Befragten sieht die Impfung vor al-lem als Praumlvention um die eigene Gesundheit zu schuumltzen 25 der Teilnehmenden sehen die Imp-fung als Intervention um die aktuellen Einschraumln-kungen beseitigen zu koumlnnen Das Impfmotiv Indi-vidualschutz geht mit einer houmlheren Impfbereit-schaft einher246

Angesichts der noch ungeklaumlrten Frage inwiefern eine Transmission trotz Impfung moumlglich ist und den weiterhin begrenzten Impfstoffmengen die Einschraumlnkungen auch zukuumlnftig noumltig machen ist eine verstaumlrkte Kommunikation des Individual-schutzes durch die Impfung ratsam Sobald Infor-mationen uumlber die langfristige Immunitaumlt der Imp-fung vorliegen kann die Aufklaumlrung uumlber den Ge-meinschaftsschutz als weitere Kommunikations-strategie angewendet werden247

Aufgrund der dynamischen Entwicklung der SARS-CoV-2-Pandemie sowie der damit verbundenen Impfstoffentwicklung ist eine kommunikative Be-gleitung in diesem Prozess in der Entscheidung zur Impfempfehlung durch die STIKO sowie in der Implementierung der Impfung zentral Eine ange-messene Information der Bevoumllkerung sollte insbe-sondere auf eine transparente Kommunikation des erwarteten Nutzens und der Risiken einer Impfung gegen COVID-19 abzielen um das Vertrauen der Be-voumllkerung in die Impfung zu erhalten und noch zu steigern

Das kritische Abwaumlgen von Fuumlr und Wider der Imp-fung ist hoch Dies deutet auf ein hohes Informati-onsbeduumlrfnis der Bevoumllkerung hin Personen die

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sich gut informiert fuumlhlen geben zudem an sich auch eher impfen zu lassen Im weiteren Verlauf sollte deshalb unbedingt weiterhin auf eine regel-maumlszligige schnelle und transparente Aufklaumlrung ge-achtet werden die das Informationsbeduumlrfnis der Bevoumllkerung beruumlcksichtigt und flexibel auf neu aufkommende Fragen und Themen reagieren kann

16 Monitoring-Systeme zur Evaluation der Impfung bzw der Impfempfehlung

161 Impfquoten-MonitoringValide Daten zur Inanspruchnahme der Impfung sind Grundlage fuumlr eine erste Bewertung von Signa-len zu Impfnebenwirkungen und der Impfeffektivi-taumlt Diese Daten zur Inanspruchnahme der Imp-fung (Impfquoten) sollten zeitnah und vollstaumlndig vorliegen und nach Altersgruppe Zielgruppe und Impfstoffprodukt stratifizierbar sein Zeitnah er-fasste zielgruppenspezifische Impfquoten sind daruumlber hinaus essenziell um den Erfolg der beglei-tenden Informationskampagne auf das Impfverhal-ten zu erfassen

Die fuumlr das Routinesystem etablierten Werkzeuge zur Erfassung von Impfquoten (KV-Impfsurveillan-ce) sind fuumlr die Erhebung von COVID-19-Impfquo-ten in der ersten Phase der Impfaktivitaumlten nicht ge-eignet da die Erhebung weder zeitnah noch pro-duktspezifisch erfolgt Zudem wird in der ersten Phase die COVID-19-Impfung aller Voraussicht nach vornehmlich in Impfzentren angeboten wer-den ohne die individuelle Abrechnung uumlber das GKV-System Seit dem 27122020 steht eine Web- Anwendung zur Erfassung von Daten zur COVID-19-Impfung in den Impfzentren und durch die mobilen Impfteams sowie fuumlr die zentralen Da-tenerfassungsstellen der Bundeslaumlnder zur Verfuuml-gung mit der pseudonymisierte Daten tagesaktuell an das RKI uumlbermittelt werden koumlnnen Unter fol-gendem Link koumlnnen die Daten zu den taumlglich durchgefuumlhrten Impfungen in den Bundeslaumlndern abgerufen werden

Ergaumlnzend werden regelmaumlszligige repraumlsentative Bevoumllkerungssurveys durchgefuumlhrt die das Impf-quotenmonitoring validieren und zusaumltzliche Daten zur Akzeptanz und Impfbarrieren erheben

Entsprechende Vorschlaumlge sind in der Nationalen COVID-19 Impfstrategie unterbreitet worden248 Spaumltestens wenn die Impfung im Regelsystem statt-findet und die Impfleistungen uumlber die KVen abge-rechnet werden greift bei der Impfquoten-Erfas-sung wieder das etablierte System der KV-Impfsur-veillance am RKI wobei hier ein Zeitverzug von ca 6 Monaten von Impfung bis Bereitstellung im Da-tensatz besteht

162 Evaluierung von Wirksamkeit und Sicherheit der ImpfstoffeDie Nutzen-Risikobewertung von Impfstoffen ist ein kontinuierlicher Prozess der von der Impfstoff-entwicklung der Durchfuumlhrung klinischer Pruumlfun-gen vor der Zulassung bis hin zur Uumlberwachung nach dem Inverkehrbringen (sogenannte post- marketing surveillance) reicht248 Die Uumlberwachung in Surveillance-Systemen und die Durchfuumlhrung von gezielten Studien ist bei den COVID-19-Impf-stoffen von besonders hoher Bedeutung da (a) neue Impf stoff- Technologien zur Anwendung kommen (b) Nachbeobachtungszeiten in den Zulassungsstu-dien moumlglicherweise verkuumlrzt werden muumlssen (auf-grund ethischer Probleme wenn Studienteilneh-merInnen des Placeboarms weiterhin exponiert sind waumlhrend die Impfung bereits im Nationalen Impfprogramm angeboten wird) und (c) die Impf-stoffe und die Impfkampagne von groszliger Bedeu-tung fuumlr die Pandemiebekaumlmpfung sind

Die Impfstoffhersteller werden im Rahmen ihrer Risk Management Plaumlne (RMPs) Beobachtungsstu-dien zur Sicherheit und Wirksamkeit ihrer Impf-stoffe durchfuumlhren Aber auch Forschungseinrich-tungen sowie Bundesbehoumlrden wie das PEI und das RKI sollten Studien und Datenanalysen zur Hersteller- unabhaumlngigen Evaluation der neuen Impfstoffe durchfuumlhren Ein Konzept fuumlr die Evalua-tion der Effekte der COVID-19-Impfung durch die Bundesbehoumlrden findet sich in der Nationalen Impfstrategie COVID-19248

Wie bei der Zulassung anderer neuer Impfstoffe auch beruht der Nachweis der Sicherheit der COVID-19-Impfstoffe in randomisierten kontrollier-ten Studien auf Beobachtungen einer begrenzten Anzahl von Personen die den Impfstoff erhalten haben Unter Beruumlcksichtigung der geimpften Stu-

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dienpopulation in der BNT162b2-Zulassungsstudie (n = 21700)4 wird ein unerwuumlnschtes Ereignis das mit einer Haumlufigkeit von groumlszliger als 1 1000 auftritt mit einer uumlber 95 -igen Wahrscheinlichkeit er-kannt Die Erfassung von selteneren Nebenwirkun-gen verzoumlgert auftretenden Komplikationen und von Langzeiteffekten ist nur in pharmakoepidemio-logischen Studien nach der Zulassung der Impfstof-fe moumlglich

Fuumlr Impfstoffe besteht in Deutschland neben der Meldeverpflichtung des Zulassungsinhabers oder pharmazeutischen Unternehmers nach dem Arz-neimittelgesetz (sect 63 b AMG) und der standesrecht-lichen Verpflichtung von AumlrztInnen zur Meldung von Nebenwirkungen eine gesetzliche Meldever-pflichtung uumlber Verdachtsfaumllle von Impfkomplika-tionen nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG)249 Die Aumlrzteschaft ist nach IfSG verpflichtet den Ver-dacht auf eine Impfkomplikation (d h eine uumlber das uumlbliche Ausmaszlig einer Impfreaktion hinausgehende Reaktion im zeitlichen Zusammenhang mit einer Impfung) namentlich an das Gesundheitsamt zu berichten Das Gesundheitsamt leitet die Meldung pseudonymisiert der zustaumlndigen Landesbehoumlrde und dem PEI weiter

Im Rahmen des vom PEI etablierten real-time Moni-torings von Nebenwirkungen bzw Impfkomplikati-onen werden observed- versus expected-Analysen zur zeitnahen Signalerkennung durchgefuumlhrt Dabei wird auf Hintergrundinzidenzen von moumlglichen Krankheitsereignissen zuruumlckgegriffen die in ei-nem bestimmten Zeitintervall rein zufaumlllig nach Impfung auftreten und dann faumllschlicherweise mit der Impfung in Verbindung gebracht werden koumln-nen Falls Krankheitsereignisse nach einer Impfung haumlufiger auftreten als erwartet muumlssen weiterfuumlh-rende Untersuchungen oder gezielte Studien durch-gefuumlhrt werden Da es sich bei diesem System um ein passives Meldesystem handelt und potenziell un-erwuumlnschte Effekte wie bdquovaccine associated enhanced respiratory diseaseldquo (VAERD) oder antikoumlrpervermit-telte Infektionsverstaumlrkung (antibody dependent enhancement ADE) in diesem nicht erfasst werden koumlnnen sind eine intensivierte Surveillance und er-gaumlnzende Studien erforderlich Einen Uumlberblick uumlber die geplanten Aktivitaumlten des PEI zur Uumlberwa-chung der Impfstoff-Sicherheit im Kontext der Ein-

fuumlhrung der COVID-19-Impfstoffe gibt die Nationale Impfstrategie248 Unter anderem hat das PEI eine Smartphone App entwickelt uumlber die geimpfte Per-sonen prospektiv uumlber ein Jahr unerwuumlnschte Ereig-nisse elektronisch melden koumlnnen Die breite Be-werbung dieser App und die Notwendigkeit zusaumltz-liche Analysen (z B von Krankenkassen-Daten) wer-den von der STIKO im Kontext der Einfuumlhrung der neuen COVID-19-Impfstoffe dringend angemahnt Nur durch zusaumltzliche Analysen und Datenerhebun-gen koumlnnen seltene oder nicht in den Zulassungs-studien erhobene unerwuumlnschte Ereignisse erkannt und ein schnelles Handeln der Zulassungsbehoumlrden und der STIKO ermoumlglicht werden

Auch bestimmte Aspekte der Wirksamkeit (insb Schutzdauer Schutz vor schwerer COVID-19- Erkrankung Effekt auf Transmission) konnten und koumlnnen in den Zulassungsstudien aufgrund der be-schraumlnkten Laufzeit der limitierten Groumlszlige der Stu-dienpopulation und aufgrund der Studiendesigns nicht zufriedenstellend geklaumlrt werden Wie bei an-deren Impfstoffen auch sollten zur Evaluation der COVID-19-Impfeffektivitaumlt im Rahmen der breiten Anwendung qualitativ hochwertige Beobachtungs-studien durchgefuumlhrt werden Beobachtungsstu-dien dienen nicht nur der Untersuchung von wich-tigen noch nicht ausreichend in den Zulassungs-studien geklaumlrten Aspekten der Impfstoffe sondern auch der Bestaumltigung der Wirksamkeit der Impfung bei der Anwendung in der Bevoumllkerung unter realen Lebensbedingungen bzw in heterogenen Populati-onen oder in besonderen Risikogruppen Verschie-dene epidemiologische Studiendesigns (z B Fall- Kontrollstudien Kohortenstudien) sollten in unter-schiedlichen Populationen und Settings (z B Kran-kenhaus oder Altenheime) unter Beruumlcksich tigung von Leitlinien fuumlr gute epidemiologische Praxis zur Anwendung kommen

Das Meldeformular des PEI findet sich online unter httpswwwpeideDEarzneimittelsicher-heitpharmakovigilanzmeldeformulare-on-line-meldungmeldeformulare-online-mel-dung-nodehtml

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201 Heavey L Casey G Kelly C Kelly D McDarby G No evidence of secondary transmission of COVID-19 from children attending school in Ireland 2020 Eurosurveillance 202025(21)2000903

202 National Centre for Immunisation Research and Surveillance (NCIRS) The COVID-19 in schools and early childhood education and care services ndash the Term 3 experience in NSW report 2020 [Available from httpswwwncirsorgaucovid-19-in-schools]

203 Oumlzcan FM Dieterich F Eine Risikoschaumltzung zur Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 bei Beschaumlftigten im Einzelhandel fuumlr Lebensmittel und Drogeriewaren 2020 [updated October 2020 Available from httpswwwbauadeDEAngebo-tePublikationenFokusSARS-CoV-2-Infektionsrisi-ko-Einzelhandelpdf__blob=publicationFileampv=6]

204 Bundesamt fuumlr Bevoumllkerungsschutz und Katastro-phenhilfe Definition Kritische Infrastrukturen Verfuumlgbar unter httpswwwbbkbunddeShared-DocsDownloadsBBKDEDownloadsKritisKRI-TIS_Sektoreneinteilungpdfjsessio-nid=812A82355CDC09032366341A6FF99DAC1_cid320__blob=publicationFile zuletzt besucht am 06012021 2020

205 Statistisches Bundesamt Oumlffentlicher Dienst Beschaumlftigte des oumlffentlichen Dienstes nach Aufga-benbereichen 2020 [Available from httpswwwdestatisdeDEThemenStaatOeffentli-cher-DienstTabellenbeschaeftigte-aufgabenhtml]

206 Deutscher Feuerwehrverband Erfassung statisti-scher Daten Verfuumlgbar unter httpswwwfeuer-wehrverbanddepressestatistik zuletzt besucht am 06012021 2020 [Available from httpswwwfeuerwehrverbanddepressestatistik

207 Verband Deutscher Verkehrsunternehmen eV (VDV) Pressemitteilung Fast keine Corona-

76Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Infektionen bei OumlPNV-Beschaumlftigten (29102020) Verfuumlgbar unter httpswwwvdvde201029-pm-corona-infektionen-bei-oepnv-mit-arbeitendenpdfx zuletzt besucht am 05012021

208 Comas-Herrera A ZJ Lemmon E Henderson D Litwin C Hsu AT Schmidt AE Arling G Fernaacutendez J-L Mortality associated with COVID-19 in care homes international evidence International Long-Term Care Policy Network CPEC-LSE LTCcovidorg 2020 [14 October Available from httpsltc-covidorgwp-contentuploads202010Mortali-ty-associated-with-COVID-among-peop-le-living-in-care-homes-14-October-2020-4pdf]

209 Seidler A Schubert M Petereit-Haack G Horn A Kaumlmpf D Westerman R Kompetenznetz Public Health COVID-19 1 Soziale Isolation als Sterblich-keitsrisiko fuumlr aumlltere Menschen 2020

210 Fisman DN Bogoch I Lapointe-Shaw L McCready J Tuite AR Risk Factors Associated With Mortality Among Residents With Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) in Long-term Care Facilities in Ontario Canada JAMA Network Open 20203(7)e2015957-e

211 Deutsche Alzheimergesellschaft eV Infoblatt 1 Die Haumlufigkeit von Demenzerkrankungen Online verfuumlgbar unter httpswwwdeutsche-alzheimerdefileadminalzpdffactsheetsinfoblatt1_haeu-figkeit_demenzerkrankungen_dalzgpdf zuletzt besucht am 05012021 2020

212 Statistisches Bundesamt Presse 79 Millionen schwerbehinderte Menschen leben in Deutsch-land Verfuumlgbar unter httpswwwdestatisdeDEPressePressemitteilungen202006PD20_230_227htmljsessionid=26CD2F0D77A-413C8E9C6A040056BA7EEinternet8711 zuletzt be-sucht am 06012021 2019

213 Landes SD Turk MA Formica MK McDonald KE Stevens JD COVID-19 outcomes among people with intellectual and developmental disability living in residential group homes in New York State Disability and Health Journal 202013(4)100969

214 Zhou J Liu C Sun Y Huang W Ye K Cognitive disorders associated with hospitalization of COVID-19 Results from an observational cohort study Brain Behav Immun 202091383-92

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216 Bianchetti A Rozzini R Guerini F Boffelli S Ranieri P Minelli G et al Clinical Presentation of COVID19 in Dementia Patients J Nutr Health Aging 202024(6)560-2

217 Hariyanto TI Putri C Situmeang RFV Kurniawan A Dementia is associated with severe coronavirus disease 2019 (COVID-19) infection The American Journal of the Medical Sciences 2020

218 Kuo CL Pilling LC Atkins JL Masoli JAH Delgado J Kuchel GA et al APOE e4 Genotype Predicts Severe COVID-19 in the UK Biobank Community Cohort J Gerontol A Biol Sci Med Sci 202075(11)2231-2

219 Kompetenznetz Public Health COVID-19 SARS-CoV-2 in Aufnahmeeinrichtungen und Gemein-schaftsunterkuumlnften fuumlr Gefluumlchtete Epidemiolo-gische und normativ-rechtliche Aspekte Verfuumlgbar unter httpswwwpublic-health-covid19deimages2020ErgebnisseFactSheet_PHNet-work-Covid19_Aufnahmeeinrichtungen_v1_inkl_ANNEXpdf zuletzt besucht am 06012021 2020

220 Statistisches Bundesamt Asylbewerberleistungen Verfuumlgbar unter httpswwwdestatisdeDEThe-menGesellschaft-UmweltSozialesAsylbewerber-leistungenTabellenliste-emfaenger-blhtm-lnn=211032 zuletzt besucht am 06012021 2019

221 Fazel S Geddes JR Kushel M The health of home-less people in high-income countries descriptive epidemiology health consequences and clinical and policy recommendations The Lancet 2014384(9953)1529-40

222 Schindel D Kleyer C Schenk L Somatische Erkrankungen Wohnungsloser in Deutschland Ein narratives Literaturreview der Jahre 2009ndash2019 Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung- Gesundheitsschutz 20201-14

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77Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

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226 Mosites E Parker EM Clarke KE Gaeta JM Baggett TP Imbert E et al Assessment of SARS-CoV-2 infection prevalence in homeless shelters ndash four US cities March 27 ndash April 15 2020 MMWR Morbidity and Mortality Weekly Report 202069(17)521

227 Imbert E Kinley PM Scarborough A Cawley C Sankaran M Cox SN et al Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) Outbreak in a San Francisco Homeless Shelter Clin Infect Dis 2020

228 Tsai J Wilson M COVID-19 a potential public health problem for homeless populations The Lancet Public Health 20205(4)e186-e7

229 Guumlnther T Czech-Sioli M Indenbirken D Robitaille A Tenhaken P Exner M et al SARS-CoV-2 outbreak investigation in a German meat processing plant EMBO Mol Med 2020e13296

230 New York Times Covid in the US Latest Map and Case Count httpswwwnytimescominter-active2020uscoronavirus-us-caseshtml New York Times 2020

231 Donahue M Sreenivasan N Stover D Rajasing-ham A Watson J Bealle A et al Notes from the Field characteristics of meat processing facility workers with confirmed SARS-CoV-2 infection ndash Nebraska April ndashMay 2020 MMWR Morbidity and Mortality Weekly Report 202069(31)1020

232 Steinberg J Kennedy ED Basler C Grant MP Jacobs JR Ortbahn D et al COVID-19 outbreak among employees at a meat processing facility ndash South Dakota March ndash April 2020 MMWR Morbi-dity and Mortality Weekly Report 202069(31)1015

233 Dyal JW COVID-19 Among Workers in Meat and Poultry Processing Facilities ndash 19 States April 2020 MMWR Morbidity and Mortality Weekly Report 202069

234 Rouen A Adda J Roy O Rogers E Leacutevy P COVID-19 relationship between atmospheric temperature and daily new cases growth rate Epidemiol Infect 2020148e184-e

235 Mecenas P Bastos RTdRM Vallinoto ACR Normando D Effects of temperature and humidity on the spread of COVID-19 A systematic review PLoS One 202015(9)e0238339

236 Statistisches Bundesamt Statistik 12621-0002 Durchschnittliche Lebenserwartung (Perioden-sterbetafel) Deutschland Jahre Geschlecht Vollendetes Alter Verfuumlgbar unter httpswww-ge-nesisdestatisdegenesisonlineoperation=tab-leampcode=12621-0002 zuletzt besucht am 06012021 2020

237 Statistisches Bundesamt Statistik 12411-0005 Bevoumllkerung Deutschland S Altersjahre 2020 [Available from httpswww-genesisdestatisdegenesisonlineoperation=tableamp-code=12411-0005]

238 Robert Koch-Institut AfEuG Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) Scientific Use File 1 Version 2015

239 Robert Koch-Institut AfEuG Gesundheit in Deutschland aktuell 20142015-EHIS (GEDA 2014 2015-EHIS) Scientific Use File 1 Version 2018

240 Shor E Roelfs D Vang ZM The bdquoHispanic morta-lity paradoxldquo revisited Meta-analysis and meta- regression of life-course differentials in Latin American and Caribbean immigrants mortality Soc Sci Med 201718620-33

241 Zhang J Whatrsquos the Relative Risk ndash A Method of Correcting the Odds Ratio in Cohort Studies of Common Outcomes JAMA 1998280(19)1690-1

242 Chu DK Akl EA Duda S Solo K Yaacoub S Schuumlnemann HJ et al Physical distancing face masks and eye protection to prevent person- to-person transmission of SARS-CoV-2 and COVID-19 a systematic review and meta-analysis The Lancet 2020395(10242)1973-87

243 van der Sande M Teunis P Sabel R Professional and Home-Made Face Masks Reduce Exposure to Respiratory Infections among the General Popula-tion PLoS One 20083(7)e2618

244 Bundgaard JS R-PD von Buchwald C et al Effec-tiveness of Adding a Mask Recommendation to Other Public Health Measures to Prevent SARS-CoV-2 Infection in Danish Mask Wearers Ann Intern Med

245 Betsch C Korn L Felgendreff L Eitze S Schmid P Sprengholz P et al COVID-19 Snapshot Monito-

78Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ring (COSMO Germany) ndash Wave 30 PsychArchives 2020

246 Betsch C Korn L Felgendreff L Eitze S Schmid P Sprengholz P et al COVID-19 Snapshot Monito-ring (COSMO Germany)-Wave 24 2020

247 Pfattheicher S Petersen MB Boumlhm R Information about herd immunity and empathy promote COVID-19 vaccination intentions 2020

248 Bundesministerium fuumlr Gesundheit Nationale Impfstrategie COVID-19 Strategie zur Einfuumlhrung und Evaluierungeiner Impfung gegen Sars-CoV-2 in Deutschland Verfuumlgbar unter httpswwwbun-desgesundheitsministeriumdefileadminDatei-en3_DownloadsCCoronavirusImpfstoffNatio-nale_Impfstrategiepdf zuletzt besucht am 06012021 2020

249 Weiszliger K Barth I Keller-Stanislawski B Sicherheit von Impfstoffen Bundesgesundheitsblatt- Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz 200952(11)1053-64

Autorinnen und Autoren AutorInnen der AG COVID-19 der Staumlndigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut und weitere KoautorInnen

a) Dr Sabine Vygen-Bonnet | a) Dr Judith Koch| b) Prof Dr Christian Bogdan | a) Dr Thomas Harder | b) Prof Dr Ulrich Heininger | a) Dr Kerstin Kling | b) Dr Martina Littmann | b) Prof Dr Joerg Meerpohl | c) Dr Heidi Meyer | b) Prof Dr Thomas Mertens | a) Nora Schmid-Kuumlpke | a) Stefan Scholz | b) Dr Martin Terhardt | a) Marina Treskova-Schwarzbach | b) Prof Dr Klaus Uumlberla | b) Prof Dr Marianne van der Sande | a) PD Dr Ole Wichmann | b) Prof Dr Dr Sabine Wicker | b) Prof Dr Ursula Wiedermann | d) Prof Dr Verina Wild | b) Prof Dr Ruumldiger von Kries

a) Robert Koch-Institut Abt 3 Infektionsepidemiologie FG 33 Impfpraumlvention

b) Mitglied der STIKO c) Paul-Ehrlich-Institutd) Universitaumlt Augsburg Medizinische Fakultaumlt

Ethik der Medizin

Korrespondenz STIKO-Geschaeftsstellerkide

Vorgeschlagene ZitierweiseVygen-Bonnet S Koch J Bogdan C Harder T Heininger U Kling K Littmann M Meerpohl J Meyer H Mertens T Schmid-Kuumlpke N Scholz S Terhardt M Treskova-Schwarzbach M Uumlberla K van der Sande M Wichmann O Wicker S Wiedermann U Wild V von Kries R Beschluss der STIKO zur 2 Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung und die dazugehoumlrige wissenschaftliche Begruumlndung

Epid Bull 202153 -79 | DOI 102564678203

(Dieser Artikel ist online vorab am 29 Januar 2021 erschienen)

InteressenkonfliktFrau Prof Dr Ursula Wiedermann leitet als principal investigator eine Phase-1-Studie zu einem COVID-19- Impfstoffkandiadten sie hat an der Beratung und Beschlussfassung der Empfehlung nicht teilgenom-men

Alle anderen Autorinnen und Autoren geben an dass kein Interessenkonflikt besteht

79Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten4 Woche 2021 (Datenstand 3 Februar 2021)

Ausgewaumlhlte gastrointestinale Infektionen

Campylobacter- Enteritis

Salmonellose EHEC-Enteritis Norovirus- Gastroenteritis

Rotavirus- Gastroenteritis

2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 37 212 298 3 28 113 0 5 9 6 40 686 4 11 51

Bayern 54 312 465 7 38 90 2 6 12 7 46 1346 2 39 104

Berlin 16 113 158 2 16 22 0 2 6 4 26 387 2 9 25

Brandenburg 17 109 127 2 9 19 0 0 5 3 17 567 2 11 57

Bremen 4 23 25 1 4 3 0 0 1 0 1 26 0 1 6

Hamburg 3 57 128 2 7 12 0 0 1 1 5 184 0 2 7

Hessen 28 148 282 6 30 46 0 2 0 6 17 485 3 11 38

Mecklenburg- Vorpommern 19 98 91 1 13 9 0 2 2 4 13 363 10 27 18

Niedersachsen 54 289 383 11 56 69 1 7 15 5 21 799 5 27 69

Nordrhein- Westfalen 140 646 1157 21 132 138 5 15 23 17 69 2101 13 70 207

Rheinland- Pfalz 36 177 207 3 19 34 0 3 5 5 17 437 3 10 21

Saarland 1 38 84 0 2 12 0 0 0 0 1 73 0 2 16

Sachsen 72 272 292 3 21 57 1 4 3 15 80 908 7 22 177

Sachsen- Anhalt 34 89 99 5 12 39 0 2 10 7 24 562 1 7 30

Schleswig- Holstein 26 101 178 4 7 23 0 3 4 0 4 192 6 10 35

Thuumlringen 43 118 154 6 17 80 3 5 4 18 39 526 10 22 78

Deutschland 584 2802 4128 77 411 766 12 56 100 98 420 9642 68 281 939

Ausgewaumlhlte Virushepatitiden und respiratorisch uumlbertragene Krankheiten

Hepatitis A Hepatitis B Hepatitis C Tuberkulose Influenza2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 2 3 4 25 97 111 28 65 71 11 40 48 2 10 2363

Bayern 1 5 6 33 88 120 21 52 59 2 26 38 1 23 4630

Berlin 0 2 4 11 30 55 5 21 22 1 15 30 0 3 830

Brandenburg 1 1 4 1 7 9 1 3 7 0 5 9 0 7 585

Bremen 0 0 1 1 5 8 0 1 2 2 5 8 1 2 38

Hamburg 0 1 1 6 7 9 0 1 7 3 12 12 0 4 1029

Hessen 3 3 4 11 36 51 7 22 33 6 31 36 4 6 946

Mecklenburg- Vorpommern 0 6 1 2 2 2 0 0 1 1 4 7 0 2 343

Niedersachsen 0 4 3 7 35 41 6 22 34 2 22 24 1 5 1014

Nordrhein- Westfalen 2 10 11 37 118 107 21 71 80 12 60 75 1 17 2242

Rheinland- Pfalz 1 2 3 15 38 48 5 22 10 2 14 15 0 3 614

Saarland 0 0 0 0 1 8 1 4 3 1 3 2 0 0 138

Sachsen 0 0 2 2 9 14 3 12 14 0 6 11 2 17 2012

Sachsen- Anhalt 0 1 0 2 8 7 1 5 5 0 0 5 6 14 475

Schleswig- Holstein 0 1 1 4 11 27 7 17 18 2 8 18 0 0 703

Thuumlringen 0 0 0 5 9 6 2 3 6 2 6 2 2 4 652

Deutschland 10 39 45 162 501 623 108 321 372 47 257 340 20 117 18614

Allgemeiner Hinweis Das Zentrum fuumlr tuberkulosekranke und -gefaumlhrdete Menschen in Berlin verwendet veraltete Softwareversionen die nicht gemaumlszlig den aktuellen Falldefinitionen des RKI gemaumlszlig sect 11 Abs 2 IfSG bewerten und uumlbermitteln

80Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Ausgewaumlhlte impfpraumlventable Krankheiten

Masern Mumps Roumlteln Keuchhusten Windpocken2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 0 0 6 0 0 14 0 0 0 2 5 85 10 61 414

Bayern 0 0 2 1 1 11 0 0 1 5 12 179 22 86 495

Berlin 0 0 0 0 1 16 0 0 0 0 1 26 12 38 97

Brandenburg 0 0 0 1 1 0 0 0 0 1 1 34 4 9 63

Bremen 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 5 1 3 12

Hamburg 0 1 0 0 1 4 0 0 0 0 1 27 11 20 60

Hessen 0 0 1 0 0 4 0 0 0 1 8 65 2 32 123

Mecklenburg- Vorpommern 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 37 0 2 14

Niedersachsen 0 0 0 0 0 3 0 0 0 0 3 26 5 29 137

Nordrhein- Westfalen 0 0 0 1 1 8 0 0 0 5 16 93 15 68 339

Rheinland- Pfalz 0 0 4 0 0 3 0 0 0 0 5 26 11 35 58

Saarland 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 2 6 0 3 5

Sachsen 0 0 0 0 1 0 0 0 0 1 2 34 12 33 159

Sachsen- Anhalt 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 7 34 0 0 15

Schleswig- Holstein 0 0 0 1 1 1 0 0 0 0 1 26 3 7 68

Thuumlringen 0 0 0 0 0 2 0 0 0 0 3 53 1 5 54

Deutschland 0 1 14 4 7 66 0 0 1 16 67 756 109 431 2113

Erreger mit Antibiotikaresistenz und Clostridioides-difficile-Erkrankung und COVID -19

Acinetobacter1 Enterobacterales1 Clostridioides difficile2

MRSA3 COVID-194

2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 20205

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 0 1 5 6 29 42 1 1 8 2 5 3 8501 48189 0

Bayern 3 5 3 9 30 46 2 9 25 2 7 12 12397 68245 0

Berlin 1 12 5 15 38 27 5 7 9 0 4 8 3208 20653 0

Brandenburg 0 0 1 2 2 5 1 2 9 1 4 2 3293 22852 10

Bremen 0 0 0 0 0 1 0 1 0 0 0 1 565 2261 0

Hamburg 0 6 0 0 4 8 0 3 1 0 2 3 1603 8430 0

Hessen 1 3 8 6 23 45 0 9 11 0 5 12 5821 31574 0

Mecklenburg- Vorpommern 0 0 1 0 1 3 0 4 3 0 6 5 1460 7344 0

Niedersachsen 0 2 5 5 18 27 2 8 24 2 11 17 6300 31669 0

Nordrhein- Westfalen 1 7 17 22 147 93 11 31 58 10 31 42 15684 84328 57

Rheinland- Pfalz 0 0 2 1 7 21 0 4 3 0 2 2 3503 18430 0

Saarland 0 0 0 1 2 4 0 1 0 0 1 2 1247 5427 1

Sachsen 0 0 2 4 11 22 4 10 17 0 3 8 5276 38866 0

Sachsen- Anhalt 0 0 1 4 7 9 3 8 18 0 1 3 3670 19391 1

Schleswig- Holstein 0 0 0 1 8 13 1 1 3 1 4 8 2350 10516 0

Thuumlringen 0 0 1 0 0 7 0 3 10 0 2 5 3489 20782 0

Deutschland 6 36 51 76 327 373 30 102 199 18 88 133 78367 438957 69

1 Infektion und Kolonisation (Acinetobacter spp mit Nachweis einer Carbapenemase-Determinante oder mit verminderter Empfindlichkeit gegenuumlber Carbapenemen)2 Clostridioides-difficile-Erkankung schwere Verlaufsform3 Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus invasive Infektion4 Coronavirus-Krankheit-2019 (SARS-CoV-2)5 In der 1 ndash 4 KW 2020 sind noch keine COVID-19-Faumllle in Deutschland aufgetreten Bei den in der Spalte aufgefuumlhrten Faumlllen ist davon auszugehen dass es sich um Fehleingaben des Meldedatums handelt

81Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Weitere ausgewaumlhlte meldepflichtige Infektionskrankheiten

Krankheit

2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4

Adenovirus-Konjunktivitis 0 0 54

Botulismus 0 0 0

Brucellose 0 0 5

Chikungunyavirus-Erkrankung 0 0 8

Creutzfeldt-Jakob-Krankheit 1 2 5

Denguefieber 0 0 58

Diphtherie 0 0 1

Fruumlhsommer-Meningoenzephalitis (FSME) 0 2 2

Giardiasis 14 75 193

Haemophilus influenzae invasive Infektion 0 0 132

Hantavirus-Erkrankung 6 34 23

Hepatitis D 0 0 7

Hepatitis E 52 209 264

Haumlmolytisch-uraumlmisches Syndrom (HUS) 1 2 1

Kryptosporidiose 14 59 78

Legionellose 13 61 99

Lepra 0 0 0

Leptospirose 1 5 13

Listeriose 10 37 73

Meningokokken invasive Erkrankung 0 3 27

Ornithose 0 0 3

Paratyphus 0 0 3

Q-Fieber 0 1 7

Shigellose 0 3 32

Trichinellose 0 0 0

Tularaumlmie 0 0 1

Typhus abdominalis 0 0 6

Yersiniose 39 140 199

Zikavirus-Erkrankung 0 0 2

In der woumlchentlich veroumlffentlichten aktuellen Statistik werden die gemaumlszlig IfSG an das RKI uumlbermittelten Daten zu meldepflichtigen Infektions-krankheiten veroumlffentlicht Es werden nur Faumllle dargestellt die in der ausgewiesenen Meldewoche im Gesundheitsamt eingegangen sind dem RKI bis zum angegebenen Datenstand uumlbermittelt wurden und die Referenzdefinition erfuumlllen (s wwwrkidefalldefinitionen)

82Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Monatsstatistik nichtnamentlicher Meldungen ausgewaumlhlter Infektionengemaumlszlig sect 7 (3) IfSG nach Bundeslaumlndern Berichtsmonat Januar 2021 (Datenstand 1 Februar 2021)

Syphilis HIV-Infektion Malaria Echinokokkose Toxoplasm konn

2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan

Baden- Wuumlrttemberg 27 513 605 23 261 367 1 50 121 3 40 35 0 0 1

Bayern 82 786 881 28 321 472 0 53 157 3 30 25 0 0 1

Berlin 99 1384 1403 14 201 287 0 18 89 1 2 6 0 0 0

Brandenburg 12 107 91 4 52 53 0 7 12 2 2 0 0 0 2

Bremen 6 66 58 5 52 61 0 6 23 1 2 0 0 0 0

Hamburg 32 356 418 12 152 207 2 30 88 1 1 4 0 0 0

Hessen 50 569 530 16 176 209 3 17 61 0 18 17 0 0 0

Mecklenburg- Vorpommern 10 101 63 2 24 46 0 2 9 0 1 0 0 0 1

Niedersachsen 40 410 417 8 162 194 3 34 53 0 5 9 0 0 0

Nordrhein- Westfalen 124 1580 1897 44 532 594 5 81 229 1 25 21 0 0 3

Rheinland- Pfalz 25 221 210 6 75 114 2 7 28 0 5 8 0 0 0

Saarland 0 55 63 0 10 20 0 4 4 0 3 2 0 0 0

Sachsen 33 353 352 4 71 120 1 13 14 0 1 6 0 0 5

Sachsen- Anhalt 7 123 115 3 38 63 0 2 2 0 3 1 0 0 3

Schleswig- Holstein 14 104 132 12 69 63 1 14 26 0 4 2 0 0 0

Thuumlringen 1 79 106 0 30 38 0 1 7 0 1 1 0 0 0

Deutschland 564 6841 7354 181 2226 2908 18 339 923 12 143 137 0 0 16

(Hinweise zu dieser Statistik s Epid Bull 4101 311ndash314)

83Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

84Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

bdquoKoMaldquo ndash E-Learning-Kurs zum bdquoKontaktpersonen managementldquo

Wir erweitern unser Kursprogramm rund um bdquoPandemie-Themenldquo stetig Nun mit einem digi-talen Kurs zum Kontaktpersonenmanagement Denn die rasant ansteigenden Infektionszahlen fordern die personellen Ressourcen der Gesund-heitsaumlmter stark Unser neues Tool unterstuumltzt die Ausbildung fachfremder und neuer Mitarbei-terInnen in den Pandemieteams Es vermittelt ein umfassendes Grundlagenwissen fuumlr die nachfol-gende fachlich-praktische Einarbeitung vor Ort

Der Kurs Kontaktpersonenmanagement mit sei-nem einpraumlgsamen Akronym bdquoKoMaldquo bietet die Moumlglichkeit sich auf digitalem Wege das erforder-liche fachliche Grundwissen fuumlr den Einsatz in einem Team zum Kontaktpersonenmanagement anzueignen Damit unterstuumltzt die Akademie fuumlr Oumlffentliches Gesundheitswesen die Gesundheits-aumlmter jetzt bei der Einarbeitung von neuen Be-schaumlftigten

Der als MOOC (Massive Open Online Course) kon-zipierte E-Learning-Kurs kann zeit- und ortsunab-haumlngig beliebig haumlufig durchgearbeitet werden eine Art moderner Fernunterricht Die Lernenden muumlssen lediglich einen Internet-Zugang und Interesse an folgenden Themen mitbringen Was ist SARS-CoV-2 Was ist eine Kontaktperson Wel-che Maszlignahmen muss jemand einhalten wenn er positiv auf SARS-CoV-2 getestet wird

Der Zugang zum Kurs ist unkompliziert Die Teil-nehmenden klicken auf einen Link der auf der Homepage der Akademie veroumlffentlicht wird An-schlieszligend ist die schnelle und kostenlose Regis-trierung moumlglich

Anschlieszligend begeben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf eine Reise durch das Kontakt-personenmanagement Auf dieser Reise begleiten sie Elina Schachnitz und Marco Muumlller die beiden fungieren als virtuelle Kollegin und virtueller Kol-lege und fuumlhren durch den Kurs Dieser gliedert sich in bdquoSzenenldquo aus der Einarbeitungsphase Jede dieser Szenen ist in mehrere Lektionen unterteilt behandelt ein Thema und schlieszligt mit einer Refle-xions- bzw Uumlbungsaufgabe Fuumlr die komplette Kursteilnahme und die intensive Auseinanderset-zung mit den Inhalten sollte ein Zeitaufwand von etwa acht Stunden eingeplant werden

Beruumlcksichtigen Sie jedoch dass eine Einarbeishytung vor Ort also die Begleitung beim Umsetzen des Gelernten in der Praxis unter Beruumlcksichtishygung der lokalen Gegebenheiten nicht durch KoMa ersetzt werden kann

Interessierte koumlnnen hier am Kurs teilnehmen httpswwwoncampusdekontaktpersonenma-nagement

Dr Ute Teichert Direktorin Akademie fuumlr Oumlffentliches Gesundheitswesen

in Duumlsseldorf

  • Epidemiologisches Bulletin 52021
  • Inhalt
  • STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung
    • Hinweise zur praktischen Umsetzung
    • Zusammenfassung
    • Vorbemerkung
    • 1 Hintergrund
    • 2 Oumlffentliches Interesse
    • 3 SARS-CoV-2-Erreger und -Uumlbertragung
    • 4 COVID-19 Krankheitsbild
    • 5 Immunitaumlt
    • 6 COVID-19-Epidemiologie in Deutschland
    • 7 COVID-19-Impfstoffe
    • 8 Systematischer Review zur Sicherheit und Wirksamkeit
    • 9 Impfziele
    • 10 Risiko- und Indikationsgruppen fuumlr die Impfempfehlung
    • 11 Ethik
    • 12 Mathematische Modellierung
    • 13 Impfstrategie und Priorisierung der zu impfenden Bevoumllkerungsgruppen
    • 14 Implementierung
    • 15 Impfakzeptanz in der Bevoumllkerung und der Aumlrzteschaft
    • 16 Monitoring-Systeme zur Evaluation der Impfung bzw der Impfempfehlung
    • Literatur
      • Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten
      • Monatsstatistik nichtnamentlicher Meldungen ausgewaumlhlter Infektionen
      • bdquoKoMaldquo - E-Learning-Kurs zum bdquoKontaktpersonenmanagementldquo
      • Impressum
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              1. Inhaltsverzeichnis 7
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Diese STIKO-Empfehlung setzt sich aus der allge-meinen Impfempfehlung und einer Empfehlung zur Priorisierung zusammen Die Priorisierungsshyempfehlung hat nur solange Guumlltigkeit bis genuumlshygend Impfstoff verfuumlgbar ist Mittelfristig ist es das Ziel allen Menschen einen gleichberechtigten Zu-gang zu einer Impfung gegen COVID-19 anbieten zu koumlnnen

Fuumlr die Impfung gegen COVID-19 sind aktuell in der Europaumlischen Union drei Impfstoffe zugelas-sen Es handelt sich dabei um zwei mRNA-Impf-stoffe (Comirnaty der Firma BioNTechPfizer und COVID-19-Vaccine-Moderna der Firma Moderna) und einen Vektor-basierten Impfstoff (COVID-19 Vaccine Astra-Zeneca der Firma AstraZeneca) Fuumlr eine vollstaumlndige Impfserie sind bei diesen Impf-stoffen zwei intramuskulaumlr (i m) zu applizierende Impfstoffdosen notwendig Unter Beruumlcksichtigung der erfolgten Zulassungen empfiehlt die STIKO fuumlr die mRNA-Impfstoffe (Comirnaty und COVID-19- Vaccine-Moderna) einen Abstand von 3 bzw 4 bis 6 Wochen zwischen den beiden Impfstoffdosen und fuumlr den Vektor-basierten Impfstoff (COVID-19 Vaccine AstraZeneca) einen Abstand von 9 bis 12 Wochen Sobald weitere Impfstoffe zugelassen und verfuumlgbar sind oder neue relevante Erkenntnis-se mit Einfluss auf diese Empfehlung bekannt wer-den wird die STIKO ihre COVID-19-Impfempfeh-lung aktualisieren und ggf Indikationsgruppen an-passen Die Publikation jeder Aktualisierung er-folgt im Epidemiologischen Bulletin (Epid Bull) und wird auf der RKI-Webpage bekannt gegeben

Hinweise zur praktischen Umsetzung Fuumlr die Umsetzung der Empfehlung sind die

Bundeslaumlnder bzw die von ihnen beauftragten Stellen verantwortlich

Bei der Priorisierung innerhalb der COVID-19- Impfempfehlung der STIKO koumlnnen nicht alle Krankheitsbilder oder Impfindikationen expli-zit genannt werden Es obliegt daher den fuumlr die Priorisierung in den Bundeslaumlndern Ver-antwortlichen in Einzelfaumlllen Personen die nicht ausdruumlcklich im Stufenplan genannt sind angemessen zu priorisieren Dies betrifft z B Personen mit seltenen schweren Vorer-krankungen oder auch schweren Behinderun-gen fuumlr die bisher zwar keine ausreichende

Tabelle | Stufenplan und Impfindikationsgruppen zur Priorisierung der COVID-19-Impfung in Deutschland

Zur Einteilung des Personals in medizinischen Einrichtun-gen wird auf die wissenschaftliche Begruumlndung verwiesen (Tabelle 17 Kapitel 1021)

Stufe Personengruppen

1 BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen Personen im Alter von ge 80 Jahren Personal mit besonders hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungen

Personal in medizinischen Einrichtungen mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen

Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Altenpflege

Andere Taumltige in Senioren- und Altenpflegeheimen mit Kontakt zu den BewohnerInnen

2 Personen im Alter von ge75 ndash 79 Jahren Personen mit Down-Syndrom (Trisomie 21) Personal mit hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungen

Personen in Institutionen mit einer Demenz oder geistigen Behinderung

Taumltige in der ambulanten oder stationaumlren Versorgung von Personen mit Demenz oder geistiger Behinderung

3 Personen im Alter von ge70 ndash 74 Jahren Personen mit Vorerkrankungen mit hohem Risiko (Zustand nach Organtransplantation aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen fortgeschrittene solide Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind sowie Tumorerkrankungen unter aktueller systemischer Therapie (ausgenommen ausschlieszliglich antihormonelle Monotherapie) interstitielle Lungenerkrankungen psychiatrische Erkrankungen (bipolare Stoumlrung Schizophrenie und schwere Depression) Demenz Diabetes mellitus mit einem HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 COPD und andere aumlhnlich schwere Lungenerkrankungen Adipositas (BMI gt 30kgm2) chronische Lebererkrankungen inkl Leberzirrhose chronische Nierenerkrankungen)

BewohnerInnen und Taumltige in Gemeinschafts-unterkuumlnften

Enge Kontaktpersonen von Schwangeren Enge Kontaktpersonen bzw Pflegende von Personen mit hohem Risiko

Personal mit moderatem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen und in Positionen die fuumlr die Aufrechterhaltung der Krankenhaus infrastruktur besonders relevant sind

Teilbereiche des OumlGD

4 Personen im Alter von ge 65 ndash 69 Jahren Personen mit Vorerkrankungen mit erhoumlhtem Risiko (Diabetes mellitus mit HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 ArrhythmieVorhofflimmern koronare Herz- krankheit Herzinsuffizienz HIV-Infektion Autoimmun- erkrankungen Krebserkrankungen in behandlungsfreier Remission arterielle Hypertonie rheumatologische Erkrankungen Asthma bronchiale chronisch entzuumlnd-liche Darmerkrankungen zerebrovaskulaumlre Erkrankun-genApoplex und andere chronische neurologische Erkrankungen) und deren engste Kontaktpersonen

Personal mit niedrigem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen

LehrerInnen ErzieherInnen Personen mit prekaumlren Arbeits- undoder Lebens-bedingungen

5 Personen im Alter von ge 60 ndash 64 Jahren Personal in Schluumlsselpositionen der Landes- und Bundesregierungen

Beschaumlftigte im Einzelhandel Beschaumlftigte zur Aufrechterhaltung der oumlffentlichen Sicherheit mit erhoumlhtem Expositionsrisiko

Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur

6 Alle uumlbrigen Personen im Alter von lt 60 Jahren

4Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

wissenschaftliche Evidenz bzgl des Verlaufes einer COVID-19-Erkrankung vorliegt fuumlr die aber ein deutlich erhoumlhtes Risiko angenom-men werden muss Dies trifft auch fuumlr Perso-nen zu die zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr oder nicht mehr gleich wirksam geimpft werden koumlnnen (z B bei unmittelbar bevorste-hender Chemotherapie) Daruumlber hinaus sind Einzelfallentscheidungen moumlglich wenn beruf-liche Taumltigkeiten bzw Lebensumstaumlnde mit ei-nem nachvollziehbaren unvermeidbar sehr ho-hen Infek tionsrisiko einhergehen Diese Oumlff-nungsklausel darf nicht missbraucht werden um ungerechtfertigterweise eine Impfung durchzufuumlhren und somit staumlrker gefaumlhrdeten Personen die Impfung vorzuenthalten

Eine COVID-19-Impfung setzt eine sorgfaumlltige Aufklaumlrung der zu impfenden Person bzw des verantwortlichen Vorsorgebevollmaumlchtigten voraus Die STIKO verweist hierzu auf Kapitel 41 der STIKO- Empfehlung 20202021 (Epid Bull 342020)

Bei der Impfung sind die Anwendungshinweise in den Fachinformationen des jeweiligen Impf-stoffs zu beachten

Auch bei sehr alten Menschen oder Menschen mit progredienten Krankheiten die sich in ei-nem schlechten Allgemeinzustand befinden muss die Impffaumlhigkeit gegeben sein Bei die-sen Gruppen sollte aumlrztlich gepruumlft werden ob ihnen die Impfung empfohlen werden kann

Zur Anwendung der COVID-19-Impfstoffe in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktu-ell keine Daten vor Die STIKO empfiehlt die generelle Impfung in der Schwangerschaft der-zeit nicht Eine akzidentelle Impfung in der Schwangerschaft ist jedoch keine Indikation fuumlr einen Schwangerschaftsabbruch Schwan-geren mit Vorerkrankungen und einem daraus resultierenden hohen Risiko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkrankung kann in Einzelfaumlllen nach Nutzen-Risiko-Abwaumlgung und nach aus-fuumlhrlicher Aufklaumlrung eine Impfung angebo-ten werden Die STIKO haumllt es fuumlr unwahr-scheinlich dass eine Impfung der Mutter waumlh-rend der Stillzeit ein Risiko fuumlr den Saumlugling darstellt

Zu anderen planbaren Impfungen soll ein Mindestabstand von 14 Tagen vor und nach je-

der COVID-19-Impfung eingehalten werden (Notfallimpfungen sind davon ausgenommen)

Die Impfung ist strikt intramuskulaumlr (i m) und keinesfalls intradermal subkutan oder in-travaskulaumlr zu verabreichen Bei PatientInnen unter Antikoagulation soll die Impfung eben-falls i m mit einer sehr feinen Injektionskanuuml-le und einer anschlieszligenden festen Kompri-mierung der Einstichstelle uumlber mindestens 2 Minuten erfolgen

Es besteht keine Notwendigkeit vor Verabrei-chung einer COVID-19-Impfung das Vorliegen einer akuten asymptomatischen oder (uner-kannt) durchgemachten SARS-CoV-2 Infektion labordiagnostisch auszuschlieszligen Nach den bisher vorliegenden Daten gibt es keinen Hin-weis darauf dass die Impfung in diesen Faumlllen eine Gefaumlhrdung darstellt

Aufgrund der anzunehmenden Immunitaumlt nach durchgemachter Infektion zur Vermei-dung uumlberschieszligender Nebenwirkungen und in Anbetracht des bestehenden Impfstoffman-gels sollten ehemals an COVID-19 erkrankte Personen nach Ansicht der STIKO unter Be-ruumlcksichtigung der Priorisierung im Regelfall etwa 6 Monate nach Genesung geimpft werden Tritt nach Verabreichung der 1 Impfstoffdosis eine labordiagnostisch gesicherte (positive PCR) SARS-CoV-2-Infektion auf sollte nach Ansicht der STIKO die Verabreichung der 2 Impfstoff-dosis ebenfalls erst etwa 6 Monate nach Gene-sung bzw Diagnosestellung erfolgen

Die Gabe der 2 Impfstoffdosis soll innerhalb des durch die Zulassungsstudien abgedeckten Zeitraumes (mRNA-Impfstoffe 3 bzw 4 bis 6 Wochen AstraZeneca-Impfstoff 9 bis 12 Wo-chen) erfolgen Sollte der empfohlene maximale Abstand zwischen der 1 und 2 Impfstoffdosis uumlberschritten worden sein kann die Impfserie dennoch fortgesetzt werden und muss nicht neu begonnen werden Eine begonnene Impfse-rie muss mit dem gleichen Produkt abgeschlos-sen werden

Im Allgemeinen wird eine Nachbeobachtungs-zeit nach der COVID-19-Impfung von mindes-tens 15 Minuten empfohlen Laumlngere Nachbeob-achtungszeiten von bis zu 30 Minuten sollten vorsichtshalber bei bestimmten Risikopersonen eingehalten werden z B bei Personen mit Ge-

5Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

rinnungshemmung staumlrkeren oder anaphylak-tischen Reaktionen auf Impfungen in der Anam-nese Maszliggeblich fuumlr diese Entscheidungen sind die Angaben der Person selbst sowie der aumlrztli-che Eindruck des Gesundheits zustands

Es ist aktuell nicht bekannt ob man nach SARS-CoV-2-Exposition durch eine postexposi-tionelle Impfung den Verlauf der Infektion guumlnstig beeinflussen oder die Erkrankung noch verhindern kann

Die bisher vorliegenden Daten erlauben nicht die Wirksamkeit der mRNA- und Vektor-basier-ten COVID-19-Impfstoffe hinsichtlich einer Verhinderung oder Reduktion der Transmission abschlieszligend zu bewerten Bis zum Vorliegen von Daten zum Schutz der Impfung vor Trans-mission muumlssen deshalb auch nach Impfung die allgemein empfohlenen Schutzmaszlignahmen weiterhin eingehalten werden

Nach der Zulassung von Comirnaty sind einzel-ne schwerwiegende allergische Unvertraumlglich-keitsreaktionen aufgetreten Nach der derzeiti-gen Datenlage ist ein generell erhoumlhtes Risiko fuumlr schwerwiegende unerwuumlnschte Wirkungen fuumlr Personen mit vorbekannten allergischen Er-krankungen bei Impfung mit mRNA-Impfstof-fen nicht anzunehmen sofern keine Allergie ge-gen einen Inhaltsstoff der jeweiligen Vakzine (z B PEG) vorliegt Zur weiteren Information wird auf die bdquoEmpfehlung zur Coronaimpfung fuumlr Allergikerinnen und Allergikerldquo des Paul-Ehr-lich-Instituts (PEI) verwiesen httpswwwpeideSharedDocsDownloadsDEnewsroommit-teilungen201223-stellungnahme-empfeh-lung-allergikerpdf__blob=publicationFileampv=6

Fuumlr die Meldungen von uumlber das uumlbliche Maszlig hinausgehenden Impfreaktionen und -kompli-kationen soll das etablierte Verfahren verwendet werden (siehe Kapitel 49 bdquoImpfkomplikationen und deren Meldungldquo in den STIKO-Impfemp-fehlungen 20202021 Meldeformular des PEI httpswwwpeideDEarzneimittelsicherheitpharmakovigilanzmeldeformulare-online-mel-dungmeldeformulare-online-meldung-nodehtml) Regelmaumlszligige Berichte des PEI zur Si-cherheit von COVID-19-Impfstoffen sind unter folgendem Link zu finden httpswwwpeideDEnewsroomdossiercoronavirusarzneimit-telsicherheithtml

6Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Zusammenfassung 8Vorbemerkung 101 Hintergrund 102 Oumlffentliches Interesse 113 SARS-CoV-2-Erreger und Uumlbertragung 114 COVID-19-Krankheitsbild 125 Immunitaumlt 13

6 COVID-19-Epidemiologie in Deutschland 1461 IfSG-Meldedaten (Datenstand 19012021) 1462 Epidemiologische Daten aus anderen

Datenquellen 1863 Seropraumlvalenzdaten 19

7 COVID-19-Impfstoffe 1971 Messenger-RNA (mRNA)-Impfstoffe 1972 Vektor-basierte Impfstoffe 23

8 Systematischer Review zur Sicherheit und Wirksamkeit 25

81 Methodik des systematischen Reviews 2582 Ergebnisse des systematischen Reviews 27

9 Impfziele 37

10 Risiko- und Indikationsgruppen fuumlr die Impfempfehlung 37

101 Risikofaktoren fuumlr einen schweren Krankheitsverlauf 37

102 Personen mit einem erhoumlhten arbeitsbedingten Infektionsrisiko 45

103 Oumlffentlicher Gesundheitsdienst und weitere Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur 48

104 Personengruppen die aufgrund ihrer Wohn-Lebens- undoder Arbeits- verhaumlltnisse besonders gefaumlhrdet sind 49

11 Ethik 52

12 Mathematische Modellierung 53121 Hintergrund zur Modellierung 53122 Methodik 53123 Ergebnisse der Modellierung 56

13 Impfstrategie und Priorisierung der zu impfenden Bevoumllkerungsgruppen 57

Inhaltsverzeichnis

14 Implementierung 60141 Alternative Maszlignahmen fuumlr das

Erreichen des Impfziels im Vergleich zur Impfung sowie deren Effektivitaumlt und Umsetzbarkeit 62

15 Impfakzeptanz in der Bevoumllkerung und der Aumlrzteschaft 62

16 Monitoring-Systeme zur Evaluation der Impfung bzw der Impfempfehlung 64

161 Impfquoten-Monitoring 64162 Evaluierung von Wirksamkeit und

Sicherheit der Impfstoffe 64

Literatur 66

7Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Zusammenfassung

SARS-CoV-2 wurde Anfang 2020 erstmals nachge-wiesen und hat sich seither pandemisch ausgebrei-tet Die leichte Uumlbertragbarkeit und die Infektiositaumlt in der prauml- und asymptomatischen Phase beguumlns-tigen dessen Ausbreitung In Deutschland sind bis zum 27 Januar 2021 uumlber 21 Millionen Menschen an COVID-19 erkrankt und mehr als 53000 Men-schen an oder mit COVID-19 gestorben

Die uumlbergeordneten Ziele die mit einer COVID-19- Impfung erreicht werden sollen wurden fruumlhzeitig definiert und in einer gemeinsamen Stellungnahme der STIKO des deutschen Ethikrates und der Leo-poldina wie folgt veroumlffentlicht1

Verhinderung schwerer COVID-19-Verlaumlufe (Hospitalisierung) und Todesfaumllle

Schutz von Personen mit besonders hohem arbeitsbedingtem SARS-CoV-2-Expositionsri-siko (berufliche Indikation)

Verhinderung der Transmission von SARS-CoV-2 sowie Gewaumlhrleistung von Schutz in Umgebungen mit hohem Anteil vulnerabler Personen und in solchen mit hohem Ausbruchs-potenzial

Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen und des oumlffentlichen Lebens

Das erste oben angegebene Ziel einer COVID-19- Impfempfehlung folgt grundsaumltzlichen ethischen Uumlberlegungen ergibt sich aber zudem aus der Not-wendigkeit mit den verfuumlgbaren Impfstoffdosen moumlglichst viel gesundheitlichen Schaden durch die COVID-19-Pandemie abzuwenden Dieses Ziel ist aufgrund der Datenlage zu den zugelassenen Impf-stoffen erreichbar Das zweite Ziel ist im Hinblick auf die Vermeidung von Erkrankungen entspre-chend auch erreichbar Die Unterbrechung oder Ver-minderung der Transmission im Ziel drei ist auf der Basis der verfuumlgbaren Daten zur Wirkung der Impf-stoffe derzeit nicht sicher beurteilbar Ergebnisse aus Tiermodellen (sog Challenge- Studien) und Beob-achtungen in einer ersten Phase 3-Studie mit einem COVID-19-Vektor-basierten Impfstoff lassen vermu-ten dass die Impfstoffe auch die Transmission redu-zieren werden23 Fuumlr die bisher zugelassenen COVID-19-Impfstoffe liegen jedoch bislang keine ausreichenden Daten dazu beim Menschen vor Die

Wirksamkeit anderer Impfstoffe auf die Verhinde-rung der Virustransmission durch Geimpfte laumlsst mit Berechtigung vermuten dass auch durch die COVID-19-Impfstoffe die Transmission von SARS-CoV-2 in der Bevoumllkerung reduziert wird

Um die Dynamik der Ausbreitung von SARS-CoV-2 deutlich abzuschwaumlchen muss ein Groszligteil der Bevoumllkerung eine Immunitaumlt gegen das Virus ent-wickeln Effektive und sichere Impfstoffe koumlnnen einen entscheidenden Beitrag bei der Bekaumlmpfung der Pandemie leisten und werden es ermoumlglichen Kontaktbeschraumlnkungen mittelfristig zu lockern

Aktuell sind in der Europaumlischen Union drei COVID-19-Impfstoffe zugelassen zwei mRNA- Impfstoffe (Comirnaty von BioNTechPfizer COVID-19-Vaccine-Moderna von Moderna) und ein Vektor-basierter Impfstoff (COVID-19-Vaccine AstraZeneca von AstraZeneca) In den Zulassungs-studien der mRNA-Impfstoffe45 wurde fuumlr diese eine Wirksamkeit gegen laborbestaumltigte COVID-19- Erkrankung von etwa 95 ermittelt Fuumlr beide Impfstoffe sind zwei i m Dosen erforderlich die in einem Mindestabstand von 21 (BNT162b2) bzw 28 (mRNA-1273) Tagen verabreicht werden sollen Die Gabe der 2 Impfstoffdosis soll nach STIKO- Empfehlung innerhalb des durch die Zulassungs-studien abgedeckten Zeitraumes (3 bzw 4 bis 6 Wo-chen) erfolgen Die haumlufigste lokale Reaktion waren Schmerzen an der Einstichstelle (Impfung 83 bzw 88 Placebo 14 bzw 17 ) Unter den systemi-schen Reaktionen waren Abgeschlagenheit (Imp-fung 47 bzw 65 Placebo 23 bzw 33 ) sowie Kopfschmerzen (42 bzw 59 vs 23 bzw 34 ) die haumlufigsten Ereignisse In den Zulassungsstudien beider mRNA-Impfstoffe wurden wenige transien-te Fazialisparesen beobachtet bei denen ein Zu-sammenhang mit der COVID-19-Impfung nicht ausgeschlossen werden konnte

In den Zulassungsstudien des Vektor-basierten Impfstoffs AZD1222 wurde in der Altersgruppe der 18 ndash 64-Jaumlhrigen eine Wirksamkeit von 71 gegen eine laborbestaumltigte COVID-19-Erkrankung ermit-telt Aufgrund der geringen Anzahl von Studienteil-nehmerInnen in der Altersgruppe ge 65 Jahre kann keine Aussage zur Wirksamkeit und Sicherheit bei Aumllteren getroffen werden Dieser Impfstoff wird da-

8Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

her von der STIKO derzeit nur fuumlr Personen im Al-ter von 18 ndash 64 Jahren empfohlen Fuumlr die Impfung sind zwei i m Dosen erforderlich die nach STIKO- Empfehlung im Abstand von 9 bis 12 Wochen ver-abreicht werden sollen Die haumlufigsten lokalen Re-aktionen waren Schmerzen an der Einstichstelle (Impfung 54 Vergleichsgruppe 38 ) wobei zu beruumlcksichtigen ist dass ein Meningokokken-Impf-stoff als Vergleichsintervention eingesetzt worden war Unter den systemischen Reaktionen waren Ab-geschlagenheit (Impfung 53 Placebo 38 ) so-wie Kopfschmerzen (Impfung 52 Vergleichs-gruppe 39 ) die haumlufigsten Ereignisse

Die STIKO empfiehlt fuumlr die Impfung gegen COVID-19 einen der beiden mRNA-Impfstoffe ( Comirnaty bzw COVID-19-Vaccine Moderna) oder den Impfstoff COVID-19-Vaccine AstraZeneca Die beiden mRNA-Impfstoffe werden hinsichtlich Sicherheit und Wirksamkeit als gleichwertig beur-teilt Der COVID-19 Vaccine AstraZeneca wird auf-grund der verfuumlgbaren Daten derzeit nur fuumlr Perso-nen im Alter 18 ndash 64 Jahren empfohlen Abgesehen von dieser Alterseinschraumlnkung wird dieser Impf-stoff als gleichermaszligen geeignet zum Individual-schutz und zur Bekaumlmpfung der Pandemie angese-hen Direkte Vergleichsstudien zwischen den ver-schiedenen Impfstoffen fehlen

Mittelfristig ist es das Ziel allen Menschen einen gleichberechtigten Zugang zu einer Impfung ge-gen COVID-19 anbieten zu koumlnnen Da initial der COVID-19- Impfstoff nur in sehr begrenzten Mengen zur Verfuumlgung stehen wird sollte dieser dafuumlr genutzt werden moumlglichst schnell die Anzahl an Sterbefaumlllen und schweren Krankheitsverlaumlufen zu senken

Gemaumlszlig den gesetzten Zielen der verfuumlgbaren wis-senschaftlichen Evidenz und den Ergebnissen aus einer mathematischen Modellierung empfiehlt die STIKO zunaumlchst die stufenweise Impfung von Pershysonengruppen um bei begrenzten Impfstoffres-sourcen diesen mit dem besten Effekt und gerecht zu verteilen Innerhalb einer Stufe sind die dort aufgefuumlhrten Personengruppen gleich priorisiert so dass empfohlen wird unter Beruumlcksichtigung der lokalen Gegebenheit mit den Impfungen paral-lel zu beginnen Dabei ist es wichtig dass unbe-dingt die Personen erreicht werden die das houmlchs-

te Risiko haben an COVID-19 schwer zu erkranken oder zu versterben Waumlhrend die mRNA-Impfstoffe in allen Altersgruppen angewandt werden koumlnnen soll der AstraZeneca-Impfstoff in den einzelnen Stufen jeweils den Personen angeboten werden die 18 ndash 64 Jahre alt sind

Der alles entscheidende Risikofaktor fuumlr eine schweshyre COVIDshy19shyErkrankung ist das zunehmende Alter gt 60 Jahre Modellierungsergebnisse belegen dass die groumlszligtmoumlgliche Verhinderung von schweren Er-krankungsfaumlllen und Tod erzielt werden kann wenn die Impfung zuerst Menschen im Alter ge 80 Jahren angeboten wird Zudem trat ein groszliger Anteil an Todesfaumlllen und Ausbruumlchen unter BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen auf Durch eine zielgerichtete Impfung dieser beiden Perso-nengruppen werden auch die meisten Hospitalisie-rungen verhindert und es wird die groumlszligte Anzahl an Lebensjahren gewonnen Personen mit be-stimmten Vorerkrankungen haben ebenfalls ein er-houmlhtes Risiko schwer an COVID-19 zu erkranken Die Risikoerhoumlhung ist allerdings je nach Vorer-krankung sehr unterschiedlich und meist deutlich geringer als die altersbedingte Risikoerhoumlhung Per-sonen mit Vorerkrankungen sind aufgrund ihres Ri-sikos unterschiedlichen Priorisierungsstufen zuge-ordnet (Stufe 2 3 und 4) Die Auswertung der Lite-ratur zu Vorerkrankungen wird fortlaufend aktua-lisiert und die Empfehlung bzw die Zugehoumlrigkeit zu bestimmten Stufen ggf angepasst

Gleichzeitig empfiehlt die STIKO die Impfung dem Personal in medizinischen Einrichtungen und in der Altenpflege die ein besonders hohes Expositionsrisiko haben Ein indirekter Schutz von besonders gefaumlhrdeten Menschen wird erwartet wenn die Transmission auf diese vulnerablen Gruppen verhuumltet wird und Personal in der ambu-lanten und stationaumlren Altenpflege und z B in der Onkologie einen Impfschutz hat und so die Trans-mission auf die vulnerablen Gruppen verhuumltet wird In Abhaumlngigkeit von der Impfstoffverfuumlgbar-keit soll die Impfung auf weitere Stufen mit Perso-nengruppen mit geringerem Risiko und system-relevante Personen ausgeweitet werden

Unter der Beruumlcksichtigung der Impfquoten der Erhebungen zur Impfakzeptanz sowie der Studien

9Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

zur Impfeffektivitaumlt und -sicherheit wird die STIKO die Empfehlung regelmaumlszligig evaluieren Sie wird die wissenschaftliche Evidenz zum Infektions- und Er-krankungsrisiko und den Impfstoffen ndash sowohl den bereits zur Anwendung kommenden aber auch den kurz vor Zulassung stehenden ndash fortlaufend pruumlfen und ihre Empfehlung gegebenenfalls anpassen

VorbemerkungDie bdquocoronavirus disease 2019ldquo (COVID-19)- Pandemie stellt die Gesellschaft vor besondere Heraus -forderungen Um die Uumlbertragung von bdquosevere acute respiratory syndrome coronavirus 2ldquo (SARS-CoV-2) zu reduzieren und die Pandemie einzugrenzen bzw zu beenden muss ein Groszligteil der Bevoumllkerung eine Immunitaumlt gegen das Virus erwerben Bisher hat nur ein geringer Anteil der Bevoumllkerung eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht Im Novem-ber 2020 lag die Seropraumlvalenz von spezifischen SARS-CoV-2-Antikoumlrpern in einer Bevoumllkerungs-stichprobe (30000 BlutspenderInnen) in Deutsch-land bei 135 6 Bisher ist nicht geklaumlrt wie lange ein Schutz nach Infektion besteht Durch den Ein-satz sicherer und effektiver Impfstoffe sollen Einzel-ne und die Bevoumllkerung vor einer SARS-CoV-2- Infektion undoder einer COVID-19- Erkrankung geschuumltzt werden Durch Impfung soll eine relevan-te Bevoumllkerungsimmunitaumlt ausgebildet und somit die weitere Ausbreitung des Virus verhindert oder zumindest begrenzt werden Die Zulassung des ers-ten COVID-19-Impfstoffs (BNT162b2Comirnaty BioNTechPfizer) erfolgte am 21 Dezember 2020 die Zulassung eines weiteren mRNA-Impfstoffs am 6 Januar 2021 (mRNA-1273 COVID-19-Impfstoff ModernaModerna) und die Zulassung des ersten Vektor-basierten Impfstoffs am 29 Januar 2021

Trotz aller Bemuumlhungen die Impfstoffproduktion voranzutreiben sind nach wie vor nicht ausrei-chend Impfstoffdosen verfuumlgbar um allen impfbe-reiten Menschen eine Impfung anzubieten In Deutschland hat die Staumlndige Impfkommission (STIKO) auch waumlhrend einer Pandemie die Aufga-be Impfempfehlungen fuumlr die Bevoumllkerung zu ge-ben sofern mindestens ein Impfstoff zugelassen ist Bei Impfstoffknappheit muss entschieden wer-den welchen Personen oder Personengruppen vor-rangig die Impfung angeboten werden soll Unter

Beruumlcksichtigung der medizinisch-epidemiologi-schen Erkenntnisse zur COVID-19- Pandemie und ethischer Grundsaumltze hat die STIKO Impfziele auf-gestellt (siehe Kapitel 9 und das Positionspapier des Deutschen Ethikrates der Leopoldina und der STIKO1) Bezogen auf die einzelnen Impfziele wur-den unter Beruumlcksich tigung des Erkrankungs- Sterblichkeits- und Infektionsrisikos Personengrup-pen identifiziert die prio ritaumlr durch Impfung ge-schuumltzt werden sollten Die Personengruppen sind unter Beruumlcksichtigung dieser Ziele in einer Matrix (s Tab 19) aufgelistet

Diverse COVID-19-Impfstoffe befinden sich aktuell noch in der Entwicklung von denen einige im Lau-fe des Jahres 2021 moumlglicherweise zugelassen wer-den Daten aus Zulassungsstudien sowie aus der Impfstoffuumlberwachung nach der Zulassung werden sukzessive veroumlffentlicht werden und die Evidenz-basis verbreitern Falls Impfstoffe mit unterschied-lichem Profil zur Verfuumlgung stehen wird die STIKO gegebenenfalls differentielle Empfehlungen zu den einzelnen Produkten geben Daher wird die vorlie-gende Empfehlung im Sinne einer living guideline fortlaufend aktualisiert werden Aktualisierungen von STIKO-Empfehlungen werden entsprechend der STIKO-Geschaumlftsordnung in ein Stellungnah-meverfahren gegeben

1 HintergrundIm Dezember 2019 wurde erstmals uumlber die Haumlu-fung von Pneumonien unklarer Genese in Wuhan in der Provinz Hubei in China berichtet7 Am 7 Ja-nuar 2020 konnte das verantwortliche Virus ein neues Beta-Coronavirus erstmals aus dem Rachen-abstrich eines Patienten isoliert werden8 Das Virus erhielt den Namen bdquoSchweres Akutes Respirato-risches Syndrom Coronavirus 2ldquo (Severe Acute Respiratory Syndrome Corona Virus 2 SARS-CoV-2) und die Erkrankung den Namen coronavirus disease 2019 (COVID-19)9 Bis Ende Januar 2020 waren in China fast 8000 COVID-19-Erkrankungen labor-diagnostisch bestaumltigt worden und aus 18 weiteren Laumlndern wurde uumlber das Auftreten von SARS-CoV-2-Infek tionen berichtet Daraufhin erklaumlrte die Weltge-sundheitsorganisation (WHO) COVID-19 am 30 Ja-nuar 2020 zu einer Gesundheitlichen Notlage Inter-nationaler Tragweite (Public Health Emergency of In-

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ternational Concern PHEIC)10 Am 11 Maumlrz 2020 erklaumlrte die WHO COVID-19 zur Pandemie Zu die-sem Zeitpunkt hatte sich SARS-CoV-2 bereits auf uumlber 114 Laumlnder ausgebreitet mit uumlber 118000 bestauml-tigten COVID-19-Faumlllen und mehr als 4291 Todesfaumll-len11 Bis zum 22 Januar 2021 wurden weltweit 96 Mio COVID-19-Faumllle und 21 Mio Todesfaumllle an die WHO gemeldet (httpscovid19whoint) Mit Stand 19 Januar 2021 wird an mehr als 230 Impf-stoffkandidaten geforscht 64 Kandidaten befinden sich in der klinischen und 173 in der praumlklinischen Evaluation12

2 Oumlffentliches Interesse Die bisher ergriffenen Infektionsschutzmaszlignah-men zur Bekaumlmpfung der Pandemie wirken sich in fast allen Lebensbereichen einschneidend auf die Bevoumllkerung aus v a in den Bereichen des Gesund-heitswesens des sozialen Lebens und der Wirt-schaft Im Mittelpunkt der Bemuumlhungen steht der Schutz von Personengruppen mit einem besonders hohen Risiko fuumlr einen schweren und ggf toumldlichen Verlauf von COVID-19 Effektive und sichere Imp-fungen stellen einen wichtigen Baustein zum Schutz der Bevoumllkerung und zur Eindaumlmmung der Pandemie dar und koumlnnen dazu beitragen die Not-wendigkeit von Kontaktbeschraumlnkungen mittelfris-tig zu reduzieren Das oumlffentliche Interesse an einer COVID-19-Impfempfehlung wird daher als sehr hoch eingeschaumltzt

3 SARS-CoV-2-Erreger und -UumlbertragungCoronaviren sind 80 bis 140 nm groszlige behuumlllte ein-zelstraumlngige RNA-Viren die beim Menschen und anderen Saumlugetieren (z B Hunde Katzen Drome-daren Fledertiere) sowie bei Voumlgeln vorkommen1314 SARS-CoV-2 ist neben SARS-CoV und MERS-(Midd-le East Respiratory Syndrome-)CoV das dritte zoono-tische Coronavirus bei dem im 21 Jahrhundert erst-malig eine Uumlbertragung vom Tier auf den Men-schen nachgewiesen wurde mit der Folge lebensbe-drohlicher Erkrankungen Im Gegensatz zu SARS-CoV und MERS-CoV kam es bei SARS-CoV-2 zu einer sehr raschen und globalen Ausbreitung915 Die Massenverbreitung erfolgt durch die Uumlbertra-gung von Mensch zu Mensch via Troumlpfcheninfekti-on und uumlber Aerosole Die Infektion mit SARS-

CoV-2 erfolgt uumlber die Aufnahme virushal tiger Par-tikel die beim Atmen Husten Sprechen Singen und Niesen einer infizierten Person entstehen Menschen geben v a beim Husten und Niesen Speicheltroumlpfchen ab16 die sich in einem Abstand von etwa 1 ndash 2 m von der Infektionsquelle ausbrei-ten17 Gleichzeitig werden virushaltige Partikel in Form von Bioaerosolen ausgeschieden die z B auch bereits beim Atmen Sprechen Schreien Sin-gen entstehen18ndash23 Bioaerosole verbleiben laumlnger in der Luft waumlhrend sich groumlszligere Partikel auf Oberflauml-chen ablagern Nach experimentellen Studien bleibt das Virus in Aerosolen bis zu 3 Stunden infek-tioumls2425 In Stuhlproben von COVID-19-Patient Innen wurde mittels PCR die wochenlange Persistenz von Virus-RNA nachgewiesen Ob hierbei tatsaumlchlich in-fektioumlse Viruspartikel vorliegen und es zu faumlkalen Infektionsuumlbertragungen kommen kann ist bisher nicht abschlieszligend geklaumlrt26ndash31 Bei jedem Einzelfall einer infizierten Person gibt es zahlreiche Faktoren die auf die Transmission Einfluss haben z B Houmlhe der Infektionsdosis und Viruslast Groumlszlige der Parti-kel Temperatur Luftfeuchtigkeit Umgebung Raumluftwechselrate und das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung32 Uumlbertragungen im Auszligen bereich kommen insgesamt selten vor33 Bei Wahrung des Mindestabstandes sorgt die Luftbewe-gung im Freien fuumlr eine sehr geringe Uumlbertragungs-wahrscheinlichkeit Im Vergleich zu einer Trans-mission in geschlossenen Raumlumen schaumltzt eine im Preprint erschienene japanische Studie das Risiko fuumlr eine Uumlbertragung im Freien 19-mal niedriger ein34

Eine Uumlbertragung durch kontaminierte Oberflauml-chen ist theoretisch vorstellbar35 da SARS-CoV-2- Viren unter Laborbedingungen auf Flaumlchen eine gewisse Zeit lang infektioumls bleiben koumlnnen2536 Im Vergleich zur aerogenen SARS-CoV-2-Uumlbertragung wird die Bedeutung der Verbreitung des Virus durch kontaminierte Flaumlchen aktuell gering einge-schaumltzt3738 Die Inkubationszeit betraumlgt 2 ndash 14 Tage (im Durchschnitt 5 ndash 6 Tage)3940 Als Haupteintritts-pforten fuumlr SARS-CoV-2 gelten die Schleimhaumlute des Nasen-Rachen-Raums eine Aufnahme via Kon-junktiven und Traumlnennasengang wird diskutiert konnte allerdings bislang nicht eindeutig belegt werden41ndash43

11Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Zielzellen von SARS-CoV-2 sind unter anderem nasale und bronchioalveolaumlre Epithelzellen an die das Spike-(S-)Glykoprotein des Virus uumlber den Angiotensin-Converting-Enzym-(ACE-)2-Rezeptor bindet um in die Wirtszelle einzudringen4445 Fuumlr etliche Impfstoffkandidaten ist das Glykoprotein S eine zentrale Zielstruktur Eine hohe ACE-2-Rezep-tor-Dichte besteht z B im Atemwegstrakt aber auch im Darm an Gefaumlszligzellen in der Niere und im Herzmuskel

Fuumlr die Basisreproduktionszahl (R0) von SARS-CoV-2 wurde in mehreren systematischen Reviews ein mittlerer Wert (Median) von 33 bis 38 ermit-telt46ndash48 Durch infektionspraumlventive Maszlignahmen wie z B Abstand halten das Tragen von Mund- Nase-Bedeckungen regelmaumlszligiges Luumlften geschlos-sener Raumlume Isolation Infizierter und Quarantaumlne von Kontaktpersonen kann die natuumlrliche Uumlbertra-gungsrate deutlich gesenkt werden4647 Im Gegen-satz zum SARS (Severe Acute Respiratory Syndro-me)-Virus kann SARS-CoV-2 bereits durch infizier-te aber (noch) asymptomatische Personen uumlbertra-gen werden394950 Dies erschwert die Eindaumlmmung einer Pandemie wesentlich Umso bedeutender ist bei COVID-19 der Schutz der Bevoumllkerung durch eine praumlventive Impfung

4 COVID-19 Krankheitsbild COVID-19 ist primaumlr eine Erkrankung des Respira-tionstraktes die nach der Infektion mit dem SARS-CoV-2-Erreger auftreten kann Das klinische Bild von COVID-19 ist zwar individuell sehr unterschied-lich ausgepraumlgt aber kennzeichnend sind Fieber Schnupfen trockener anhaltender Husten Atem-not Muumldigkeit sowie eine Stoumlrung des Geruchs- undoder Geschmackssinns bis hin zur voruumlberge-henden Anosmie Es koumlnnen eine Vielzahl weiterer Symptome und klinischer Zeichen vorkommen wie z B Hals- und Kopfschmerzen Glieder- und Mus-kelschmerzen Appetitlosigkeit Gewichtsverlust Uumlbelkeit Erbrechen Bauchschmerzen Diarrhouml Konjunktivitis oder Angina pectoris51ndash53

Der Krankheitsverlauf variiert hinsichtlich Sympto-matik und Schwere Es koumlnnen asymptomatische symptomarme oder schwere Infektionen mit Pneu-monie und weiteren Organbeteiligungen auftreten

die zum Lungen- und Multiorganversagen bis zum Tod fuumlhren koumlnnen54 Auch andere Organmanifesta-tionen sind moumlglich ndash am Herzen55 und am Gefaumlszlig-system56 an der Niere57 am ZNS58 an Leber und Gastrointestinaltrakt59 Prauml- und asymptomatische SARS-CoV-2-Infektionen sind epidemiologisch be-deutsam da sie unbemerkt zur Weiterverbreitung von SARS-CoV-2 beitragen In juumlngeren Altersgrup-pen insbesondere bei Kindern und Jugendlichen sind schwere Verlaumlufe seltener60 und asymptomati-sche SARS-CoV-2-Infektionen haumlufiger Insgesamt gibt es unterschiedliche Angaben uumlber den Anteil an asymptomatischen Infektionen Basierend auf Daten des COVID-19-Ausbruches auf dem Kreuz-fahrtschiff Diamond Princess mit uumlberwiegend aumllte-ren Menschen liegt der Anteil asymptomatischer Infektionen bei 18 61 Mittels serologischer Unter-suchungen die im Anschluss an den COVID-19- Ausbruch in Heinsberg durchgefuumlhrt wurden wur-de ein Anteil von 22 asymptomatischer Infektio-nen bestimmt62 Ein systematischer Review ergab eine Rate von asymptomatischen Infektionen von bis zu 45 63 Die Analyse von 44415 COVID-19- PatientInnen in WuhanChina ergab bei 81 der PatientInnen einen milden bei 14 einen schwe-ren und bei 5 der PatientInnen einen intensiv-pflichtigen Verlauf64 Nehmen die respiratorischen Symptome an Schwere zu fuumlhrt die Hypoxie ein-hergehend mit einer ausgepraumlgten Luftnot zur sta-tionaumlren Aufnahme Besonders betroffen sind aumlltere Personen gt 60 Jahre und Personen mit Vorerkran-kungen65 Das durchschnittliche Alter der diagnos-tizierten COVID-19-PatientInnen wird durch die Testhaumlufigkeit in unterschiedlichen Gruppen beein-flusst Zu Beginn der Pandemie war das Durch-schnittsalter der erkrankten PatientInnen houmlher da vor allem symptomatische PatientInnen getestet wurden Im Zeitraum von MaumlrzApril 2020 bis JuniJuli 2020 hat sich das mediane Alter der diag-nostizierten SARS-CoV-2- Infizierten signifikant re-duziert und ist von 408 Jahren (Interquartilsab-stand [IQR] 290 ndash 541) auf 358 Jahre (IQR 240ndash502) in den USA zuruumlckgegangen66 In einer Meta-analyse in die Daten aus 34 geografischen Regionen einflossen wurde die altersspezifische Fallsterblich-keitsrate berechnet Der Zusammenhang zwischen Alter und Fallsterblichkeitsrate war exponentiell 0002 im Alter von 10 Jahren 001 im Alter von 25 Jahren 04 im Alter von 55 Jahren 14 im Al-

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ter von 65 Jahren 46 im Alter von 75 Jahren 15 im Alter von 85 Jahren67 In einer weiteren Metana-lyse wurde das geschlechtsspezifische COVID-19- Sterberisiko in Europa ermittelt Daten von 23 Laumln-dern die die Zahl von COVID-19-Faumlllen und -Todes-faumlllen nach Geschlecht berichteten wurden gepoolt Die Stichprobe schloss 484919 Maumlnner und 605229 Frauen mit COVID-19 ein Das Risiko an COVID-19 zu sterben war bei Maumlnnern signifikant erhoumlht (RR = 16 95 KI 153 ndash 168)6869

Ein Teil der COVID-19-PatientInnen hat sich auch Wochen oder Monate nach Beginn der Erkrankung noch nicht wieder erholt und leidet weiterhin unter schweren Allgemeinsymptomen Daten aus Eng-land deuten darauf hin dass etwa 40 der hospita-lisierten Erkrankten laumlngerfristige Unterstuumltzung benoumltigen und bei etwa 10 der nicht hospitalisier-ten mild Erkrankten Symptome laumlnger als 4 Wo-chen andauern70

Besonders haumlufig wird uumlber Luftnot Muskelschmer-zen Gedaumlchtnisstoumlrungen Schlaf- und Konzentra-tionsstoumlrungen eine ausgepraumlgte Erschoumlpfung und Muumldigkeit berichtet71ndash73 Unter diesen PatientInnen sind nicht nur diejenigen die sich von einer schwe-ren stationaumlr behandelten oder intensivpflichtigen Erkrankung erholen sondern auch solche mit ei-nem eher milden Krankheitsverlauf In einer pros-pektiven Beobachtungsstudie wurden zwischen April und Juni 2020 100 Rekonvaleszenten unab-haumlngig von der Auspraumlgung der Symptomatik im Durchschnittsalter von 49 Jahren nach einer durch-gemachten COVID-19-Erkrankung untersucht und mit gesunden Alters-gepaarten Kontrollen vergli-chen In der kardiovaskulaumlren Magnetresonanz-tomografie (CMR) die zwei bis drei Monate (im Mit-tel 71 Tage (Spanne 64ndash 92)) nach der COVID-19- Diagnose erfolgte zeigten 78 eine Herzbeteili-gung und 60 eine fortbestehende myokardiale Entzuumlndung unabhaumlngig von vor der COVID-19- Erkrankung bestehenden Symptomen74 Ein syste-matischer Review der die Folgen von COVID-19 auf die psychische Gesundheit untersuchte stellte fest dass ein hoher Anteil der Rekonvaleszenten an post-traumatischen Belastungsstoumlrungen Angststoumlrun-gen oder Depressionen leidet Es berichteten 21 der PatientInnen die schon vor der COVID-19- Erkrankung eine psychiatrische Erkrankung hatten

uumlber eine Symptomverschlechterung75 Die Ursa-chen der Langzeitfolgen von COVID-19 sind unklar und hinsichtlich der Prog nose und moumlglicher Therapie optionen besteht dringender Forschungs-bedarf71

5 ImmunitaumltEine SARS-CoV-2-Infektion induziert innerhalb von zwei Wochen nach Symptombeginn die Bildung von Antikoumlrpern76 Neutralisierende Antikoumlrper sind im Median in der zweiten Woche nach Symptom-beginn nachweisbar77ndash79 Bei der Mehrzahl der un-tersuchten Personen bleiben die Antikoumlrperkonzen-trationen uumlber einen Zeitraum von mindestens fuumlnf Monaten relativ stabil Niedrigere Antikoumlrperkon-zentrationen und ein schnellerer Ruumlckgang wurden bei Personen beobachtet die einen asymptomati-schen oder sehr milden Verlauf hatten im Vergleich zu moderat oder schwer Erkrankten80 Zur Persis-tenz von Antikoumlrpern uumlber diesen Zeitraum hinaus lassen sich im Moment noch keine Aussagen tref-fen Zusaumltzlich wurde bei Erkrankten eine T-Zell- Reaktivitaumlt gegen unterschiedliche SARS-CoV-2-Proteine festgestellt die sowohl an der Schutzver-mittlung als auch an der pulmonalen Immunpatho-logie sowie der Zytokin-Ausschuumlttung beteiligt sein kann81ndash86 SARS-CoV-2-spezifische-T-Zellen konnten auch bei Infizierten nachgewiesen werden die kei-ne Antikoumlrpertiter aufwiesen und asymptomatisch waren87 Ob spezifische T-Zellen auch bei fehlen-dem Antikoumlrpernachweis Schutz bieten ist noch unklar

Seltene Faumllle von Reinfektionen und Zweiterkran-kungen sind beschrieben bei denen mittels Genomsequenzierung nachgewiesen werden konn-te dass die Viren die waumlhrend der Krankheitsepiso-den nachgewiesen wurden unterschiedlich waren es sich also nicht um eine protrahierte Virusaus-scheidung derselben Infektion handelte88ndash92 Re-infektionen bei endemischen Coronaviren (HCoV) kommen vor und die HCoV-Immunitaumlt nimmt mit der Zeit ab9394 Es ist nicht bekannt ob eine Reinfek-tion mit einer Transmission einhergehen kann Zweiterkrankungen sind nach bisherigem Kenntnis-stand selten und wurden vor allem im Zusammen-hang mit einer Immundefizienz beobachtet

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In-vitro-Untersuchungen lassen die Vermutung zu dass es nach vorangegangenen Infektionen mit HCoV zu einer kreuzreaktiven Immunantwort auf SARS-CoV-2 kommen kann95 Zur Frage ob es nach HCoV-Infektionen zur Bildung neutralisierender Antikoumlrper gegen SARS-CoV-2 kommt liegen kont-roverse Daten vor9596 Klinische Daten zu einem (par-tiellen) Schutz vor COVID-19 durch fruumlher durchge-machte HCoV-Infektionen wurden bislang nicht er-hoben Praumlexistente SARS-CoV-2-reaktive CD4+ Ge-daumlchtnis-T-Zellen bei Menschen ohne bisherige SARS-CoV-2-Exposition die moumlglicherweise auf vo-rangegangene HCoV-Infektionen zuruumlckzufuumlhren sind koumlnnen sowohl an der Kontrolle als auch an der Pathologie von COVID-19 beteiligt sein9799

6 COVID-19-Epidemiologie in Deutschland

61 IfSG-Meldedaten (Datenstand 19012021)Die Daten zur COVID-19-Epidemiologie beruhen auf den Meldedaten die nach dem Infektions-schutzgesetz (IfSG) erhoben und an das Robert Koch-Institut (RKI) uumlbermittelt werden Alle labor-diagnostischen PCR-Nachweise von SARS-CoV-2

werden unabhaumlngig vom Vorhandensein oder der Auspraumlgung einer klinischen Symptomatik als COVID-19-Faumllle gewertet Die Infektionsausbrei-tung hat in Deutschland und auch weltweit eine wechselhafte Dynamik und daher gibt die Darstel-lung der Epidemiologie vielfach nur eine Moment-aufnahme wieder Die ersten COVID-19-Faumllle traten in Deutschland im Januar 2020 auf Mit Datenstand 19012021 wurden 1716200 labordiagnostisch be-staumltigte COVID-19-Faumllle an das RKI uumlbermittelt knapp 141000 Faumllle (82 ) wurden hospitalisiert 47622 Personen (28 ) sind verstorben Dies ent-spricht einer kumulativen Inzidenz von 2467 COVID-19 Faumlllen100000 Einwohnern Im Maumlrz haben die taumlglich uumlbermittelten Fallzahlen in Deutschland deutlich zugenommen und die erste Infektionswelle erreichte ihr Maximum Mitte Maumlrz mit knapp 6000 taumlglich uumlbermittelten Faumlllen Um die Pandemie einzudaumlmmen wurde Mitte Maumlrz 2020 auf Basis eines Bund-Laumlnder-Beschlusses ent-schieden eine weitgehende Einschraumlnkung des oumlffentlichen Lebens umzusetzen Der erste bdquoLock-downldquo fuumlhrte zu einem deutlichen Ruumlckgang der Infektionsfallzahlen die sich zwischen Mitte Mai und Mitte Juli auf einem niedrigen Niveau stabili-sierten Seit Anfang September nahmen die Fallzah-

0903 2303 0604 2004 0405 1805 0106 1506 2906 1307 2707 1008 2408 0709 2109 0510 1910 0211 1611 3011 1412 2812 1101

Anzahl uumlbermittelte COVID-19-Faumllle

Erkrankungsbeginn ersatzweise Meldedatum (2020)

30000

27500

25000

22500

20000

17500

15000

12500

10000

7500

5000

2500

0

Erkrankungsbeginn Meldedatum

Abb 1 | Anzahl der an das RKI uumlbermittelten COVID-19-Faumllle nach Erkrankungsbeginn ersatzweise nach Meldedatum seit dem 01032020 (Stand 19012021)

14Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

len wieder deutlich zu Aktuell ereignet sich eine zweite weit intensivere Infektionswelle Ab Anfang November galt bundesweit ein zweiter bdquoTeil-Lock-downldquo der ab Mitte Dezember ausgeweitet und kuumlrzlich bis Mitte Februar 2021 verlaumlngert wurde Das bisherige Maximum der zweiten Infektions-welle wurde Mitte Dezember mit mehr als 28600 Erkrankungsfaumlllen taumlglich erreicht (s Abb 1)

Bezuumlglich der regionalen Verteilung kann man aktuell feststellen dass sich SARS-CoV-2 flaumlchen-deckend im Bundesgebiet ausgebreitet hat Mitte Januar (Stand 19012021) wurden aus allen 412 Kreisen COVID-19-Faumllle gemeldet Die 7-Tage- Inzidenz liegt in 277 Kreisen (67) bei gt 100 Faumll-len100000 Einw und davon in 32 Kreisen bei gt 250 Faumlllen100000 Aktuelle Inzidenzwerte der Landkreise koumlnnen dem RKI-Dashboard entnom-men werden (httpscoronarkide)

Im Rahmen der ersten SARS-CoV-2-Infektionswelle wurden die houmlchsten woumlchentlichen Inzidenzen bei den gt 80-Jaumlhrigen mit 81 Faumlllen100000 Einw gemessen Bei den 15 ndash 69-Jaumlhrigen lag das woumlchent-liche Maximum niedriger und betrug 44 ndash 53 Faumllle 100000 Einw Bei Kindern und Jugendlichen lagen

die woumlchentlichen Inzidenzen zwischen 7 ndash 10 100000 und waren damit am niedrigsten von allen Altersgruppen Im Mai und Juni gingen die Infek-tionszahlen in allen Altersgruppen zuruumlck Ab An-fang Juli nahmen die Fallzahlen leicht zu blieben aber bis auf die erhoumlhten Werte bei den 15 ndash 34-Jaumlh-rigen bis Mitte September auf einem stabilen Niveau mit woumlchentlich weniger als 20 Faumlllen100000 Einw Danach setzte eine exponentielle Zunahme in allen Altersgruppen ein Zum Ende des Jahres 2020 (51 Meldewoche) erreichten die woumlchentlichen Inzi-denzen das bisherige Maximum mit Werten zwi-schen 80100000 bei den 0ndash4-Jaumlhrigen und 370 100000 bei den ge 80-Jaumlhrigen (s Abb 2) Seitdem gehen die Fallzahlen in allen Altersgruppen konti-nuierlich zuruumlck

COVID-19 tritt in allen Altersgruppen auf In Deutschland sind Frauen (53) etwas haumlufiger als Maumlnner (47) betroffen Die houmlchsten altersspezi-fischen Inzidenzen werden bei den 20ndash29-Jaumlhrigen und den gt 80-Jaumlhrigen gemessen und die niedrigs-ten Inzidenzen bei Kindern im Alter von lt 10 Jah-ren (s Abb 3) Die niedrigen Inzidenzen bei den 60 ndash 79-Jaumlhrigen lassen vermuten dass Personen in dieser Altersgruppe sich bestaumlndiger an die emp-

Meldewoche

Abb 2 | Uumlbermittelte COVID-19-Faumllle100000 Einwohner in Deutschland nach Altersgruppen und Meldewoche (KW 102020 ndash 022021 Stand 1912021)

COVID-19-Faumllle100000 Einwohner

3500

3000

2500

2000

1500

1000

500

00

0 ndash 4 Jaumlhrige

5 ndash 14 Jaumlhrige

15 ndash 34 Jaumlhrige

35 ndash 59 Jaumlhrige

60 ndash 79 Jaumlhrige

80 + Jaumlhrige

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 1 2

15Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Klinisches Merkmal Grundgesamtheit Anzahl ()

Husten 1291801 513110 (40)

Fieber 1291801 349804 (27)

Schnupfen 1291801 358414 (28)

Halsschmerzen 1291801 271108 (21)

Pneumonie 1291801 17945 (1)

Geruchs- oder Geschmacksverlust

1146965 246578 (21)

Tab 1 | COVID-19-relevante oder haumlufig genannte Symptome bzw klinische Zeichen (Stand 19012021)

Aufgrund mangelnder Diagnostik und ggf unterlassener Meldungen wird von einer deutlichen zahlenmaumlszligigen Untererfassung ausgegangen Geruchs und Geschmacksverlust werden erst seit der 17 Kalenderwoche 2020 erfasst

fohlenen Kontaktbeschraumlnkungen halten und so Infektionen verhindern koumlnnen In den houmlheren Altersgruppen steigt der Anteil an Menschen die in Pflegeheimen leben und hier ist das Risiko fuumlr COVID-19-Ausbruumlche und damit das Infektionsri-siko besonders hoch

Fuumlr 1291801 (63) der uumlbermittelten Faumllle liegen klinische Informationen vor In Tabelle 1 werden die Anzahl und Anteile der bei COVID-19 haumlufig ge-nannten Symptome bzw klinischen Zeichen darge-stellt Seit der 17 Kalenderwoche 2020 kann fuumlr COVID-19-Faumllle auch Geruchs- und Geschmacks - verlust als Symptom in einer eigenen Uumlbermittlungs-kategorie angegeben werden Von 1146965 Faumlllen die neu in dieser Kategorie erfasst wurden und Anga-ben zur Klinik enthalten haben 246578 (21) min-destens eines dieser beiden Symp tome angegeben

Der Anteil stationaumlr versorgter Faumllle steigt mit dem Alter kontinuierlich an er betraumlgt bei den 50 ndash 59- Jaumlhrigen 5 und bei den 80 ndash 89-Jaumlhrigen 26 Mit weiter steigendem Alter geht der Anteil stationaumlr versorgter COVID-19-Faumllle wieder zuruumlck er betraumlgt bei den ge 90-Jaumlhrigen 18 (s Abb 4) Maumlnner

(76 ) werden etwas haumlufiger hospitalisiert als Frauen (63 ) Der Ruumlckgang des Anteils stationaumlr behandelter PatientInnen bei den Hochbetagten ist moumlglicherweise darauf zuruumlckzufuumlhren dass man aufgrund des hohen Alters eine Krankenhausein-weisung vermeiden moumlchte

Abb 3 | Uumlbermittelte COVID-19-Faumllle100000 Einwohner (kumulative Inzidenz) in Deutschland nach Altersgruppen und Geschlecht (Stand 19012021)

weiblichmaumlnnlich

COVID-19-Faumllle100000 Einwohner

7000

6000

5000

4000

3000

2000

1000

0

90 ndash 99 100 +80 ndash 8970 ndash 7960 ndash 6950 ndash 5940 ndash 4930 ndash 3920 ndash 2910 ndash 190 ndash 9

Altersgruppe (Jahre)

16Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Insgesamt wurden bis zum 19012021 47622 COVID-19-Todesfaumllle an das RKI uumlbermittelt Es handelt sich dabei um Menschen die an oder mit COVID-19 gestorben sind Von den Todesfaumlllen sind 42287 (89) Personen 70 Jahre und aumllter das mediane Alter der Verstorbenen betraumlgt 84 Jahre (s Tab 2) Der extrem hohe Anteil an Todesfaumlllen bei den ge 70-Jaumlhrigen wird deutlich wenn man im Vergleich dazu ihren Anteil von 15 an der Gesamt-zahl der uumlbermittelten COVID-19- Faumllle betrachtet

Der Anteil verstorbener Personen an allen uumlbermit-telten COVID-19-Faumlllen liegt bei den le 59-Jaumlhrigen unter 03 Die Zahl der Verstorbenen nimmt mit zunehmendem Alter kontinuierlich zu und steigt

von 15 bei den 60 ndash 69-Jaumlhrigen auf 64 bei den 70 ndash 79-Jaumlhrigen auf 125 bei den 80 ndash 89- Jaumlhrigen und 158 bei den ge 90-Jaumlhrigen an (s Abb 5) Maumlnner versterben etwas haumlufiger als Frauen (25 versus 21 ) Der Anteil Verstorbener an allen Faumlllen ist im Verlauf der Pandemie zuruumlck-gegangen Zu Beginn war der Anteil an Personen die ohne COVID-19-spezifische Symptome oder milde Symptome getestet wurden aufgrund der eingeschraumlnkten Testmoumlglichkeiten gering Das hat sich inzwischen geaumlndert so dass durch das groszlige Testangebot auch Faumllle entdeckt werden die zu Be-ginn der Pandemie nicht diagnostiziert worden wauml-ren In der deskriptiven Analyse der deutschen COVID-19-Meldedaten zeigen sich hinsichtlich der

GeschlechtAltersgruppe (in Jahren)

0 ndash 9 10 ndash 19 20 ndash 29 30 ndash 39 40 ndash 49 50 ndash 59 60 ndash 69 70 ndash 79 80 ndash 89 90 +

maumlnnlich 4 3 25 55 178 883 2502 5962 11292 3692

weiblich 6 ndash 14 29 90 349 1069 3237 10922 7182

gesamt 10 3 39 84 268 1232 3571 9199 22214 10874

Tab 2 | Uumlbermittelte COVID-19-Todesfaumllle nach Altersgruppe und Geschlecht (Angaben verfuumlgbar fuumlr 47494 Todesfaumllle (Stand 19012021) Vier Faumllle der lt 20-Jaumlhrigen werden derzeit noch validiert

Anteil HospitalisierteAnzahl uumlbermittelter COVID-19-Faumllle

90 +80 ndash 8970 ndash 7960 ndash 6950 ndash 5940 ndash 4930 ndash 3920 ndash 2910 ndash 190 ndash 9

350000

300000

250000

200000

150000

100000

50000

0

30

20

10

0

NeinJa Anteil Hospitalisierter

Abb 4 | Relativer Anteil der hospitalisierten COVID-19-Faumllle in Deutschland nach Altersgruppen (Stand 19012021)

Altersgruppe (Jahre)

17Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Krankheitsschwere geschlechtsspezifische Unter-schiede Bei den hospitalisierten COVID-19-Faumlllen uumlberwog der Anteil der Maumlnner mit 55 Noch deutlicher war der Unterschied in Bezug auf Patient-Innen die intensivmedizinisch behandelt wurden hier betrug der Anteil der Maumlnner 70 100

AusbruchsgeschehenDie Epidemiologie von COVID-19 wird aufgrund der hohen Infektiositaumlt von Ausbruumlchen in verschie-denen Situationen bzw Umfeldern bestimmt Etwa ein Viertel der insgesamt gemeldeten COVID-19- Faumllle laumlsst sich Ausbruumlchen zuordnen wobei die An-gaben zum Umfeld haumlufig unvollstaumlndig waren Bei ca 33 der Ausbruumlche handelt es sich um kleinere Ausbruumlche mit 2 ndash 4 Faumlllen In der ersten Infektions-welle konnten viele COVID-19-Faumllle Ausbruumlchen in Senioren- und Pflegeheimen Krankenhaumlusern und Fluumlchtlingsunterkuumlnften zugeordnet werden In den KW 23 ndash 32 zwischen den Infektionswellen wurde haumlufiger der Arbeitsplatz oder der private Haushalt als wahrscheinliches Infektionsumfeld angegeben Zu den Ausbruumlchen am Arbeitsplatz ge-houmlren auch Ausbruumlche in fleischverarbeitenden Be-trieben die einen groszligen Anteil an den Faumlllen zu Beginn des Sommers ausmachten Ab Mitte August

war der groumlszligte Anteil der Faumllle durch Ausbruumlche in privaten Haushalten verursacht Seit Anfang Sep-tember ist der Anteil an Ausbruumlchen in Alten- und Pflegeheimen kontinuierlich und deutlich gestie-gen Seitdem wurden uumlber 76500 Faumllle aus diesen Einrichtungen gemeldet Bei Ausbruumlchen in Alten- und Pflegeheimen sind meist mehrere Bewohner-Innnen bzw MitarbeiterInnen betroffen 98 der Ausbruumlche haben 5 und mehr Faumllle

Fuumlr weitere detaillierte Informationen und aktuelle Daten wie z B die regionale Verteilung von COVID-19 und Angaben zu den intensivmedizi-nisch behandelten COVID-19-PatientInnen wird auf die taumlglichen Situationsberichte des RKI zu COVID-19 verwiesen

62 Epidemiologische Daten aus anderen DatenquellenDie Deutsche Gesellschaft fuumlr paumldiatrische Infektiologie (DGPI) sammelt seit Mitte Maumlrz 2020 die Daten hospitalisierter Kinder und Jugendlicher mit COVID-19 in Deutschland in einem Register mit dem Ziel die Epidemiologie und klinischen Charak-teristika dieser Faumllle zu untersuchen101102 In der

Abb 5 | Relativer Anteil der verstorbenen COVID-19-Faumllle in Deutschland nach Altersgruppen (Stand 19012021)

NeinJa Anteil Verstorbener350000

300000

250000

200000

150000

100000

50000

0

20

15

10

5

0

90 +80 ndash 8970 ndash 7960 ndash 6950 ndash 5940 ndash 4930 ndash 3920 ndash 2910 ndash 190 ndash 9

Anzahl uumlbermittelter COVID-19-Faumllle Anteil Verstorbener

Altersgruppe (Jahre)

18Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Mehrzahl der Faumllle blieb der Verlauf ohne wesentli-che Komplika tionen

Die Deutsche Gesellschaft fuumlr Perinatale Medizin er-forscht mit der am 03042020 gestarteten CRONOS Register-Studie Auswirkungen einer Infektion mit SARS-CoV-2 auf die Gesundheit von Muumlttern und ihren Neugeborenen mit den Zielen eine Grundla-ge fuumlr die Beratung infizierter Schwangerer und die Betreuung der Neugeborenen zu schaffen die auf in Deutschland erhobenen Daten beruht und durch regelmaumlszligige Aktualisierungen auf die Dynamik der Entwicklung einzugehen103 Mit Stand vom 16 Januar 2021 waren 1008 Patientinnen registriert von denen 742 bereits entbunden waren 658 waren zwischen-zeitlich von COVID-19 genesen 43 (58 ) Frauen wurden wegen COVID-19 intensivmedizinisch be-handelt Eine Zwischenauswertung der Daten vom 01102020 zeigte dass bei der Mehrzahl der inten-sivmedizinisch behandelten Patientinnen keine speziellen Risikofaktoren vorlagen In neun der da-mals 14 registrierten Faumllle hatte die SARS-CoV-2-Infek tion die Entscheidung zur Beendigung der Schwangerschaft oder den Geburtsmodus beein-flusst104 Die Raten von Fruumlhgeburten und Kaiser-schnittentbindungen lagen im Vergleich zum bun-desdeutschen Durchschnitt vergangener Jahre leicht houmlher jedoch geringer im Vergleich zu inter-national publizierten Daten105

63 SeropraumlvalenzdatenErgebnisse (Datenstand vom 05112020) einer vom RKI uumlberregional durchgefuumlhrten Seropraumlvalenz-studie in der Seren von 50000 erwachsenen Blut-spenderInnen untersucht wurden zeigten einen Positivenanteil mit spezifischen Antikoumlrpern gegen SARS-CoV-2 von 135 6 Die Seropraumlvalenz war bei Maumlnnern signifikant houmlher als bei Frauen (166 vs 096 ) Eine Seropraumlvalenzstudie mit Blut-entnahmen zwischen Ende Mai und Ende Juni 2020 unter 1538 Schuumller Innen der Klassenstufen 8 bis 11 in 13 Schulen in Sachsen ermittelte einen Po-sitivenanteil von 07106 In Bayern wurden zwi-schen Januar und Juli 2020 uumlber 11000 Blutproben von Kindern und Jugend lichen auf SARS-CoV-2-An-tikoumlrper untersucht Es zeigten sich erhebliche regi-onale Unterschiede jedoch keine signifikanten Un-terschiede bzgl Alter oder Geschlecht Der Anteil seropositiver Kinder und Jugendlicher lag fuumlr den

Zeitraum von April bis Juli im Durchschnitt bei 087 Die Autoren postulierten dass die Zahl se-ropositiver Kinder und Jugendlicher in Bayern sechsmal houmlher laumlge als die Zahl der gemeldeten SARS-CoV-2-Infektionen mit PCR-Nachweis fuumlr diese Altersgruppe im selben Zeitraum107 Aller-dings muss bedacht werden dass zum angegeben Zeitraum Tests nur eingeschraumlnkt verfuumlgbar waren und dementsprechend Untersuchungen mit hoher Wahrscheinlichkeit prioritaumlr bei Personen mit schweren Symptomen durchgefuumlhrt wurden Kin-der und Jugendliche mit leichteren Beschwerden hatten moumlglicherweise nur eingeschraumlnkten Zu-gang zu PCR-Testungen

7 COVID-19-Impfstoffe

Uumlberblick uumlber die im Zulassungsverfahren befindlichen Impfstoffe In diesem Kapitel werden Impfstoffe beschrieben fuumlr die Hersteller Zulassungsdaten bei der European Medicines Agency (EMA) eingereicht haben (s Tab 3) Eine Einreichung von Zulassungsdaten laumlsst keine Aussage uumlber den Zeitpunkt der Zulas-sung des Impfstoffs und dessen Verfuumlgbarkeit fuumlr die Durchfuumlhrung der Impfung in Deutschland zu Das Kapitel wird jeweils um neue Erkenntnisse zu den bereits beschriebenen Impfstoffen und ggf um Informationen zu weiteren Impfstoffen ergaumlnzt

71 Messenger-RNA-(mRNA-)ImpfstoffeBei den mRNA-Impfstoffen ist das virale Antigen gegen welches die Immunantwort induziert werden soll selbst gar nicht im Impfstoff enthalten Die mRNA kodiert jedoch fuumlr dieses Antigen Nach In-jektion von mRNA-Impfstoff wird die mRNA von Zellen des Geimpften aufgenommen Nach Eintritt der mRNA in das Zytoplasma der Zellen erfolgt die Synthese des spezifischen viralen Antigens durch Translation der mRNA an den Ribosomen In der Folge kommt es zu einer adaptiven Immunantwort gegen das virale Antigen Die mRNA-Impfstoffe stimulieren auch Mustererkennungsrezeptoren und loumlsen dadurch eine Reaktion des angeborenen Immunsystems aus Durch diese intrinsische Adjuvanz eigenschaft koumlnnen mRNA-Impfstoffe die Immunantwort gegen das Ziel-Protein zusaumltzlich stimulieren Die in den Impfstoffen enthaltene

19Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

mRNA wird innerhalb kurzer Zeit abgebaut Auf Grund biochemischer Unterschiede zwischen mRNA und DNA kann die mRNA des Impfstoffes nicht ohne weiteres in die DNA des humanen Ge-noms integrieren Auch die Umschreibung der nach der Impfung aufgenommenen RNA in eine doppelstraumlngige DNA ist nicht zu erwarten Vor der Zulassung von COVID-19-Impfstoffen wurden welt-weit noch keine mRNA-Impfstoffe zur Infektions-praumlvention zugelassen

Vorteile der mRNA-Impfstoffe sind dass sie kurz-fristig entwickelt sowie schnell und in groszligen Men-gen produziert werden koumlnnen

711 Comirnaty BNT162b2 (BioNTechPfizer)Bei dem von BioNTech produzierten Impfstoff Comirnaty (BNT162b2) handelt es sich um einen mRNA-Impfstoff der fuumlr ein optimiertes SARS-CoV-2-Spike-Protein (S) in voller Laumlnge kodiert Die mRNA-Molekuumlle sind in eine Lipid-Nanopartikel- Formulierung (LNP) integriert um diese vor Ein-tritt in das Zytoplasma der Ziel zelle vor extrazellu-laumlren Nukleasen zu schuumltzen und die Aufnahme der mRNA zu steigern108 Nach Eintritt der mRNA in das Zytoplasma der Zielzellen erfolgt die Synthe-se des Spike-Proteins durch Translation der mRNA an den Ribosomen109110 Die Zellen praumlsentieren das Spike-Protein den Immunzellen und induzieren so die gewuumlnschte Immunantwort gegen das Spike- Protein

Comirnaty ist fuumlr die Praumlvention von COVID-19 ab 16 Jahren zugelassen Die Impfung ist bei Uumlber-

empfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder seine sonstigen Bestandteile kontraindiziert Zur Koadmi-nistration mit anderen Impfstoffen sind bislang kei-ne Daten verfuumlgbar

Zur Anwendung der mRNA- Impfstoffe in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktuell keine Daten vor Die STIKO empfiehlt die generelle Imp-fung in der Schwangerschaft derzeit nicht Eine ak-zidentelle Impfung in der Schwangerschaft ist je-doch keine Indikation fuumlr einen Schwangerschafts-abbruch Schwangeren mit Vorerkrankungen und einem daraus resultierenden hohen Risiko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkrankung kann in Einzelfaumll-len nach Nutzen-Risiko-Abwaumlgung und nach aus-fuumlhrlicher Aufklaumlrung eine Impfung angeboten werden Die STIKO haumllt es fuumlr unwahrscheinlich dass eine Impfung der Mutter waumlhrend der Stillzeit ein Risiko fuumlr den Saumlugling darstellt

Die Immunogenitaumlt Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs bei Immunsupprimierten wurden bislang nicht untersucht Es ist zu erwarten dass die Wirksamkeit des Impfstoffs bei immunsuppri-mierten Personen in Abhaumlngigkeit von Art und Aus-maszlig der Immundefizienz geringer ist Hingegen ist in Analogie zu Totimpfstoffen nicht von einer redu-zierten Sicherheit des Impfstoffs bei immunsuppri-mierten Patienten auszugehen111

Challenge-Studien in Non Human Primates (NHP) zu BNT162b2Mit dem BNT162b2-Impfstoff wurden sog Challenge- Studien an Rhesusaffen durchgefuumlhrt112 Drei Grup-

Firma Impfstoffname Impfstofftyp Anzahl Dosen

Impfabstand nach

Fachinformation

Impfabstand nach STIKO- empfehlung

Applikation Stand EU Zulassungsver-fahren

BioNTechPfizer Comirnaty (BNT162b2) mRNA + LNP 2 21 Tage 3 ndash 6 Wochen im Zulassung am 21 Dez 2020

Moderna COVID-19-Vaccine Moderna

(mRNA-1273)

mRNA + LNP 2 28 Tage 4 ndash 6 Wochen im Zulassung am 06 Jan 2021

Astra-Zeneca Oxford University

COVID-19 Vaccine AstraZeneca (AZD1222)

Vektor-basiert ChAdOx1 nicht

replizierend

2 4 ndash 12 Wochen 9 ndash 12 Wochen

im Zulassung am 29 Jan 2021

Janssen-Cilag International NV

Ad26COV2S Adenovirus- 26-Vektor-

basiert nicht replizierend

1 oder 2 ndash ndash im rolling review seit 02 Dez 2020

Tab 3 | COVID-19-Impfstoffe fuumlr die ein rolling review bei der EMA eroumlffnet wurde Lipid-Nanopartikel-Formulierung

20Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

pen von jeweils sechs maumlnnlichen Rhesusaffen (2 ndash 4 Jahre alt) wurden mit BNT162b2 in einer Dosierung von 30 microg oder 100 microg oder mit Kochsalz-loumlsung (Kontrollen) in einem zwei-Dosen-Schema geimpft Die mit BNT162b2 geimpften Rhesusaffen zeigten spezifische Antikoumlrper mit geometrischen Mittelwerttiter-(GMT-)Werten die weit uumlber denen aus menschlichen Rekonvaleszentenseren lagen Ebenso wurde eine spezifische T-Zellantwort nach-gewiesen112 Fuumlnfundfuumlnfzig Tage nach der zweiten Dosis wurden die Rhesusaffen gegenuumlber SARS-CoV-2 intranasal und intratracheal exponiert Am ersten Tag nach Exposition wurde aus Nasenabstri-chen auch bei geimpften Tieren SARS-CoV-2 mit-tels PCR nachgewiesen nicht jedoch an den folgen-den Tagen Die Kontrolltiere dagegen hatten zu allen Untersuchungszeitpunkten positive Abstriche Virale RNA wurde aus bronchoalveolaumlrer Fluumlssig-keit bei zwei der drei Kontrolltiere am dritten Tag nach Exposition nachgewiesen nicht jedoch bei den mit BNT162b2 geimpften Tieren In beiden Grup-pen (BNT162b2 und Kontrollen) zeigte keines der Tiere klinische Symptome Die beschriebene Studie ist daher eher als SARS-CoV-2-Infektionsmodell denn als COVID-19-Erkrankungsmodell zu werten

Daten aus Phase 12-Studien zu BNT162b2Der Impfstoff wurde in randomisierten klinischen Phase 1- und Phase 2-Studien untersucht113ndash115 Im Fruumlhjahr 2020 wurde in einer Placebo-kontrollier-ten Dosisfindungsstudie (NCT04368728) die Sicher-heit und Immunogenitaumlt des Impfstoffkandidaten BNT162b2 in drei verschiedenen Dosierungen bei jeweils 45 18 ndash 55- und 65 ndash 85-jaumlhrigen gesunden Erwachsenen nach zweimaliger i m-Gabe im Ab-stand von 21 Tagen untersucht115 Lokale und syste-mische unerwuumlnschte Nebenwirkungen wurden uumlber einen Zeitraum von sieben Tagen nach der je-weiligen Injektion untersucht

StudienteilnehmerInnen im Alter von 18 ndash 55 Jah-ren die 10 oder 20 μg BNT162b2 erhalten hatten berichteten zu 67 uumlber einen milden (Grad 1) bis moderaten (Grad 2) Schmerz an der Einstichstelle nach der ersten Dosis Nach erstmaliger Applikation von 30 μg berichteten 92 der ProbandInnen von mildem bis schwerem Schmerz (Grad 3) an der Ein-stichstelle Andere Lokalreaktionen (Roumltung und Schwellung) waren in allen drei Dosierungen nach

der ersten Dosis nicht oder nur mild ausgepraumlgt und wurden nach der zweiten Dosis nicht mehr be-obachtet Unter den aumllteren ProbandInnen (65 ndash 85 Jahre) war nach der ersten und zweiten Dosis in allen drei Dosierungsgruppen milder bis moderater Schmerz seltener beobachtet worden als unter den juumlngeren ProbandInnen Andere lokale Nebenwir-kungen traten in dieser Gruppe nicht auf

Systemische unerwuumlnschte Wirkungen (Fieber Abgeschlagenheit Schuumlttelfrost u a) wurden deut-lich haumlufiger in der juumlngeren als in der aumllteren Gruppe beobachtet Fieber war nach der zweiten Dosis bei 17 der Juumlngeren und 8 der Aumllteren in der 30 microg-Gruppe aufgetreten Abgeschlagenheit und Schuumlttelfrost traten in allen Dosierungsgrup-pen bei den Juumlngeren haumlufiger nach der ersten und zweiten Dosis auf als bei den Aumllteren (in der 30 microg-Gruppe trat Abgeschlagenheit bei 75 der Juumlngeren und 42 der Aumllteren und Schuumlttelfrost bei 58 der Juumlngeren und 17 der Aumllteren auf) Lo-kale oder systemische Grad 4 Ereignisse (d h mit Notfall-Arztbesuch oder Hospitalisierung) traten nicht auf Der Verbrauch von antipyretischer und Schmerzmedikation nahm dosierungsabhaumlngig zu und war nach der zweiten Impfstoffdosis houmlher als nach der ersten

Schwere unerwuumlnschte Nebenwirkungen traten nicht auf die Studie musste zu keinem Zeitpunkt aufgrund eines Auftretens unerwuumlnschter Wirkun-gen unterbrochen werden115

Sowohl bei juumlngeren als auch bei aumllteren Erwachse-nen provozierte BNT162b2 dosisabhaumlngig Titer (GMT) von SARS-CoV-2-GMT neutralisierenden Antikoumlrpern die mit den GMT eines Panels von SARS-CoV-2-Rekon valeszenz seren vergleichbar oder houmlher waren Da insbesondere bei aumllteren Erwachsenen BNT162b2 im Vergleich zu Kandi-daten mit niedrigeren Dosierungen der Firma BioNTechPfizer mit einer deutlich geringeren sys-temischen Reaktogenitaumlt assoziiert war wurde BNT162b2 nur in einer 30 microg-Dosierung fuumlr die anschlieszligende Phase 3-Studie verwendet

Daten aus Phase 3-Studien zu BNT162b2Siehe hierzu Kapitel 821

21Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

712 COVID-19-Impfstoff Moderna (mRNA-1273 Moderna)Der mRNA-Impfstoff von Moderna kodiert eben-falls fuumlr das SARS-CoV-2-Spikeglykoprotein (S-2P ) in voller Laumlnge Das Protein wurde in seiner Praumlfu-sionskonformation durch die Einfuumlhrung von zwei Prolin-Substitutionen stabilisiert Die mRNA ist in Lipid nanopartikel verpackt

Der COVID-19-Impfstoff Moderna ist fuumlr die Prauml-vention von COVID-19 ab 18 Jahren zugelassen Die Impfung ist bei Uumlberempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder seine sonstigen Bestandteile kon-traindiziert Zur Koadministration mit anderen Impfstoffen sind bislang keine Daten verfuumlgbar

Zur Anwendung der mRNA-Impfstoffe in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktuell keine Daten vor Die STIKO empfiehlt die generelle Imp-fung in der Schwangerschaft derzeit nicht Eine akzidentelle Impfung in der Schwangerschaft ist je-doch keine Indikation fuumlr einen Schwangerschafts-abbruch Schwangeren mit Vorerkrankungen und einem daraus resultierenden hohen Risiko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkrankung kann in Einzelfaumll-len nach Nutzen-Risiko-Abwaumlgung und nach aus-fuumlhrlicher Aufklaumlrung eine Impfung angeboten werden Die STIKO haumllt es fuumlr unwahrscheinlich dass eine Impfung der Mutter waumlhrend der Stillzeit ein Risiko fuumlr den Saumlugling darstellt Die Immuno-genitaumlt Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs bei Immunsupprimierten wurden bislang nicht un-tersucht Es ist zu erwarten dass die Wirksamkeit des Impfstoffs bei immunsupprimierten Personen in Abhaumlngigkeit von Art und Ausmaszlig der Immun-defizienz geringer ist Hingegen ist in Analogie zu Totimpfstoffen nicht von einer reduzierten Sicher-heit des Impfstoffs bei immunsupprimierten Pati-enten auszugehen

Challenge-Studien in Maumlusen zu mRNA-1273Mit dem mRNA-1273-Impfstoff wurden Challenge-Stu dien an Maumlusen durchgefuumlhrt116 Es konnte nach-gewiesen werden dass BALBcJ Maumluse die eine zweimalige i m Impfung im Abstand von drei Wo-chen mit 1 microg mRNA-1273 erhalten hatten nach ei-nem Challenge-Versuch mit SARS-CoV-2 der fuumlnf oder 13 Wochen nach der zweiten Impfstoffdosis durchgefuumlhrt worden war vollstaumlndig geschuumltzt wa-

ren und eine Virusreplikation in der Lunge nicht nachweisbar war Bei sechs von sieben Maumlusen fuumlhrte die mRNA-1273-induzierte Immunitaumlt dazu dass nach der Exposition mit SARS-CoV-2 auch kei-ne Virusreplikation in der Nase nachweisbar war Es konnte ebenfalls gezeigt werden dass der erzielte Schutz dosisabhaumlngig war Eine zweimalige Imp-fung mit 01 microg mRNA-1273 reduzierte die Viruslast in der Lunge um das 100-fache waumlhrend eine Impf-stoffdosierung von 001 microg die Viruslast nur um das 3-fache reduzierte Maumluse die 1-malig mit 1 oder 10 microg mRNA-1273 immunisiert worden sind erwie-sen sich bei einer Challenge-Infektion 7 Wochen nach der Impfung als komplett geschuumltzt waumlhrend Tiere die nur 01 microg mRNA-1273 erhalten hatten eine unveraumlnderte Virusreplikation aufwiesen116

Challenge-Studien in Non Human Primates (NHP) zu mRNA-1273Mit dem mRNA-1273-Impfstoff wurden Challenge- Studien an Rhesusaffen durchgefuumlhrt117 Drei Grup-pen mit jeweils acht Rhesus-Affen (50 weiblich) im Alter von drei bis sechs Jahren wurden mit mRNA-1273 in einer Dosierung von 10 microg oder 100 microg oder mit Kochsalzloumlsung (Kontrollen) in einem Zwei-Dosenschema im Abstand von vier Wo-chen geimpft und vier Wochen nach der zweiten Impfung mit SARS-CoV-2 intranasal und intra-tracheal infiziert Die Antikoumlrper- und T-Zellantwort wurde vor und nach der SARS-CoV-2-Exposition im oberen und unteren Atemwegstrakt bestimmt Der Nachweis einer aktiven Virusreplikation von SARS-CoV-2 und viralem Genmaterial erfolgte in der bron-choalveolaumlren Lavage (BAL) im Nasenabstrich und im Lungengewebe mittels quantitativer PCR und Immunhistologie bzw in situ Hybridisierung Die mit mRNA-1273 geimpften Primaten entwickelten unabhaumlngig von der eingesetzten Impfstoffdosie-rung Antikoumlrpertiter die houmlher waren als die in hu-manen Rekonvaleszentenseren die GMT-Werte be-trugen 501 in der 10 microg-Dosierung und 3481 in der 100 microg-Dosierung Gleichzeitig wurde eine T-Helfer-zelle 1-(TH1-)basierte CD4-T-Zellantwort ausgeloumlst aber nur eine niedrige oder nicht nachweisbare CD8-T-Zellantwort In den mit mRNA-1273 geimpf-ten Tieren war in sieben von acht Tieren in beiden Dosisgruppen im Challenge-Versuch zwei Tage nach der Exposition keine Virusreplikation in der BAL nachweisbar Ebenso war im Nasenabstrich

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von allen acht Tieren in der 100 microg-Dosis-Gruppe eine Virusreplikation nicht detektierbar Unabhaumln-gig von der Gruppenzugehoumlrigkeit traten in den Lungen der geimpften Tiere nur geringe Entzuumln-dungszeichen auf und es lieszlig sich nur wenig Virus- RNA bzw Virusantigen nachweisen Die zweimali-ge Impfung von Rhesusaffen mit mRNA-1273 indu-ziert eine robuste neutralisierende Antikoumlrperant-wort und vermittelt einen wirksamen Schutz vor SARS-CoV-2-Infektion in den oberen und unteren Atemwegen

Daten aus Phase 1-Studien zu mRNA-1273Die Sicherheit Reaktogenitaumlt und Immunogenitaumlt des Impfstoffs mRNA-1273 wurden in einer offenen Phase 1-Dosisfindungsstudie (NCT04283461) im Fruumlhjahr 2020 untersucht die 45 gesunde Erwach-sene aus Atlanta und Seattle im Alter von 18 bis 55 Jahren einschloss118 Vor Studieneinschluss wur-de kein SARS-CoV-2-Screening zum Ausschluss einer vorausgegangenen Infektion durchgefuumlhrt Zwei Impfstoffdosen in den Dosierungen 25 μg 100 μg oder 250 μg wurden im Abstand von 28 Ta-gen i m verabreicht In jeder Gruppe waren 15 Stu-dienteilnehmerInnen

Es wurden keine schweren unerwuumlnschten Ereignis-se beobachtet ein Teilnehmer wurde ausgeschlos-sen da er nach der ersten Impfstoffdosis eine voruuml-bergehende Urtikaria entwickelt hatte die als Impf-stoff-bedingt eingestuft worden war Systemische Re-aktionen wurden nach der ersten Impfstoffdosis bei 33 der TeilnehmerInnen in der 25 microg-Gruppe 67 der 100 microg-Gruppe und 53 der TeilnehmerInnen der 250 microg-Gruppen beobachtet Nach der zweiten Impfstoffdosis waren systemische Reaktionen haumlu-figer und traten bei 54 der TeilnehmerInnen in der 25 microg-Gruppe und allen TeilnehmerInnen der 100 microg- und 250 microg-Gruppe auf Dazu gehoumlrten Ab-geschlagenheit Schuumlttelfrost Kopfschmerzen und Myalgien Fieber trat nach Gabe der ersten Impf-stoffdosis bei keine der TeilnehmerInnen auf aber bei 40 der Teilnehmer Innen in der 100 microg-Gruppe und 57 der 250 microg-Gruppe nach der zweiten Impf-stoffdosis Lokale Reaktionen waren in der Regel mild oder moderat ausgepraumlgt Schmerzen an der Einstichstelle waren die Regel

Die Titerhoumlhe der Antikoumlrperantwort nahm mit der Dosierung zu und die Titer waren 7 Tage nach der zweiten Impfstoffdosis ca 10-fach houmlher als 15 Tage nach der ersten Die Titer der neutralisierenden An-tikoumlrper nach der zweiten Impfstoffdosis bewegten sich in der oberen Haumllfte der Titer die in Rekonva-leszentenseren bestimmt wurden Auf Basis der Studienergebnisse der untersuchten Impfstoffdo-sierungen sollen zusaumltzliche Gruppen im weiteren Verlauf eingeschlossen werden Dazu wurden in der Fortfuumlhrung der Dosisfindungsstudie im selben Setting 40 aumlltere TeilnehmerInnen in den Alters-gruppen 56 ndash 70 Jahre (n = 20) und ge 71 Jahre (n = 20) eingeschlossen (NCT04283461)119 Jeweils die Haumllfte der ProbandInnen erhielt eine zweimalige Impfung im Abstand von 28 Tagen mit der 25 microg- oder der 100 microg-Dosis Es wurden in diesen Altersgruppen keine schweren unerwuumlnschten Ereignisse beob-achtet Das Spektrum systemischer Impfstoffreakti-onen war mit denen der Vorgaumlngerstudie vergleich-bar Die Auspraumlgung der lokalen und systemischen Reaktionen war dosisabhaumlngig und nach der zwei-ten Impfstoffdosis staumlrker ausgepraumlgt Nach der zweiten Impfstoffdosis wurden bei allen Teilneh-merInnen neutralisierende Antikoumlrper bestimmt Die Ergebnisse sind mit denen der juumlngeren Alters-gruppen vergleichbar und lagen oberhalb des Mit-telwerts der Rekonvaleszentenseren die als Kontrol-len dienten Daruumlber hinaus loumlste die Impfung in allen Altersgruppen eine TH1-dominierte CD4-T- Zellantwort aus

Daten aus Phase 3-Studien zu mRNA-1273Siehe hierzu Kapitel 821

72 Vektor-basierte Impfstoffe Bei den Vektor-basierten Impfstoffen werden entwe-der abgeschwaumlchteattenuierte replizierende oder nicht replizierende Viren als Vektoren benutzt um die genetische Information fuumlr Antigene des SARS-CoV-2 in einige Koumlrperzellen einzuschleusen Bei COVID-19-Impfstoffen wird in der Regel das Gen fuumlr das Spike-Protein verwendet Fuumlr die Klasse der Vektorimpfstoffe gibt es grundsaumltzlich bereits zuge-lassene oder in Zulassung befindliche Vertreter die sich als vertraumlglich und wirksam erwiesen haben (z B Ebolaimpfstoffe auf Vektorbasis des vesikulauml-ren Stomatitis- oder Adenovirus-26)

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Spike-spezifische Antikoumlrper wurden 14 Tage nach der Impfung detektiert Vor dem Challenge zeigten alle mit ChAdOx1 geimpften Tiere eine Spike- spezifische Immunantwort mit neutralisierenden Antikoumlrpern und entsprechenden T-Zellen Wenige Tage nach Inokulation von SARS-CoV-2 in den obe-ren und unteren Respirationstrakt zeigten alle Kon-trolltiere und drei von den sechs ChAdOx1 geimpf-ten Tieren eine deutliche Tachypnoe (beschleunigte Atemfrequenz) die bei den Kontrolltieren etwas laumln-ger anhielt In der BAL-Fluumlssigkeit und im Gewebe der tiefen Atemwege war die Viruslast signifikant geringer bei den ChAdOx1 geimpften Tieren Pneu-monien lieszligen sich bei den Geimpften nicht nach-weisen Allerdings hatten alle Tiere von Tag eins bis Tag sieben nach Inokulation positive PCR-Abstriche aus der Nase und es konnten keine Unterschiede in der nasalen Viruslast zwischen den beiden Gruppen festgestellt werden2

Daten aus Phase 12 Studien zu AZD1222Die Sicherheit Reaktogenitaumlt und Immunogenitaumlt des ChAdOx1-Impfstoffs wurde im Fruumlhjahr 2020 in einer kombinierten randomisierten kontrollierten einfach-verblindeten Phase 12-Multi center-Studie an fuumlnf Orten im Vereinigten Koumlnigreich untersucht (NCT04324606)120 Eingeschlossen in die Studie wa-ren 1077 gesunde Erwachsene im Alter zwischen 18ndash55 Jahren ohne vorausgegangene laborbestaumltigte SARS-CoV-2-Infektion in der Anamnese Die Pro-bandInnen erhielten in einem Verhaumlltnis von 1 1 eine einmalige intramuskulaumlre Applikation des COVID-19-Impfstoffs in einer Dosierung von 5 times 1010 Viruspartikel (n = 543) oder eines qua drivalenten Meningokokkenkonjugat impfstoffs (MenACWY) (n = 534) als Vergleichsintervention Zehn von den 1077 ProbandInnen aus der ChAdOx1-Gruppe er-hielten (nicht randomisiert unverblindet) ein Zwei-dosenschema (Tage 0 und 28) An zwei Studienorten erhielten ProbandInnen aus beiden Gruppen in der ChAdOx1-Gruppe (n = 56) und in der MenACWY- Gruppe (n = 57) prophylaktisch 1 g Paracetamol vor der Impfung und alle sechs Stunden waumlhrend 24 Stunden nach der Impfung

Lokale und systemische Reaktionen waren haumlu figer in der ChAdOx1-Gruppe als in der MenACWY- Gruppe Durch die prophylaktische Paracetamol- Gabe konnten Nebenwirkungen wie Schmerzen an

721 ChAdOx1-S (AZD1222 Astra Zeneca)Der von der Universitaumlt Oxford entwickelte COVID-19-Impfstoff basiert auf dem Adeno virus-Vektor ChAdOx1 Das zugrundeliegende Adenovi-rus 63 wurde aus Schimpansen isoliert Der Vektor wurde gentechnisch veraumlndert und ist im Menschen nicht vermehrungsfaumlhig Der Impfstoff enthaumllt die genetische Information des SARS-CoV-2-Spike-proteins in voller Laumlnge2

Die COVID-19 Vaccine AstraZeneca ist fuumlr die Prauml-vention von COVID-19 ab 18 Jahren zugelassen Die Impfung ist bei Uumlberempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder seine sonstigen Bestandteile kon-traindiziert Zur Koadministration mit anderen Impfstoffen sind bislang keine Daten verfuumlgbar

Zur Anwendung der COVID-19 Vaccine Astra-Zeneca in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktuell keine Daten vor Die STIKO empfiehlt die generelle Impfung in der Schwangerschaft derzeit nicht Eine akzidentelle Impfung in der Schwanger-schaft ist jedoch keine Indikation fuumlr einen Schwan-gerschaftsabbruch Schwangeren mit Vorerkran-kungen und einem daraus resultierenden hohen Ri-siko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkrankung kann in Einzelfaumlllen nach Nutzen-Risiko-Abwaumlgung und nach ausfuumlhrlicher Aufklaumlrung eine Impfung ange-boten werden Die STIKO haumllt es fuumlr unwahrschein-lich dass eine Impfung der Mutter waumlhrend der Stillzeit ein Risiko fuumlr den Saumlugling darstellt Die Immunogenitaumlt Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs bei Immunsupprimierten wurden bis-lang nicht untersucht Es ist zu erwarten dass die Wirksamkeit des Impfstoffs bei immunsupprimier-ten Personen in Abhaumlngigkeit von Art und Ausmaszlig der Immundefizienz geringer ist Hingegen ist in Analogie zu Totimpfstoffen nicht von einer redu-zierten Sicherheit des Impfstoffs bei immunsuppri-mierten Patienten auszugehen

Challenge-Studien in NHP zu ChAdOx1 (AZD1222)In einer sogenannten Challenge-Studie wurde die Effektivitaumlt von ChAdOx1 28 Tage nach Impfung von sechs Rhesusaffen untersucht2 Drei weitere Tiere wurden mit einer Kontrollvakzine geimpft (ChAdOx1 green fluorescent protein (GFP)) Die ChAdOx1- Versuchstiere erhielten die Haumllfte der in mensch-lichen ProbandInnen verwendeten Dosierung

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der Einstichstelle Fieber Schuumlttel frost Muskel-schmerzen Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit insgesamt signifikant reduziert werden (alle p lt 005) Die haumlufigsten unerwuumlnschten systemi-schen Reaktionen waren Muumldigkeit und Kopf-schmerzen Muumldigkeit wurde in der ChAdOx1-Grup-pe von 70 (n = 340) der ProbandInnen ohne Para-cetamol und von 71 (n = 40) mit Paracetamol be-richtet dagegen nur von 48 (n = 227) ohne und 46 (n = 26) mit Parace tamol in der Kontrollgrup-pe Kopfschmerzen wurden in der ChAdOx1-Gruppe von 68 (n = 331) der ProbandInnen ohne Paraceta-mol und von 61 (n = 34) mit Paracetamol berichtet dagegen nur von 41 (n = 195) ohne und 37 (n = 21) mit Paracetamol in der Kontrollgruppe Weitere haumlu-fige systemische Reaktionen in der ChAdOx1-Grup-pe waren Muskelschmerzen (60 ohne Paraceta-mol 48 mit Paracetamol) Abgeschlagenheit (61 bzw 48) Schuumlttelfrost (56 bzw 27 ) Fieber bis mind 38deg C (18 und 16 ) und Fieber bis mind 39deg C (2 und 0 ) Im Vergleich dazu hatten in der MenACWY-Gruppe lt 1 Fieber bis 38deg C (keiner die-ser ProbandInnen hatte Paracetamol erhalten) Die Intensitaumlt der lokalen und systemischen Reak tionen war waumlhrend der ersten drei Tage nach Impfung am staumlrksten ausgepraumlgt

Es wurden keine schweren unerwuumlnschten Wirkun-gen in Assoziation mit der ChAdOx1-Impfung beob-achtet

In der ChAdOx1-Gruppe erreichte sowohl die spezi-fische T-Zellantwort am 14 Tag als auch die Antikoumlr-perantwort am 28 Tag nach erster Impfung ihr ers-tes Maximum die beide durch die zweite Impfstoff-dosis gesteigert wurden Neutralisierende Antikoumlr-per wurden nach der ersten Dosis bei 91 der ProbandInnen und nach der zweiten Dosis bei 100 der ProbandInnen nachgewiesen119

In der anschlieszligenden Phase 23-Studie (NCT04400838) wurden zwischen Mai und August 2020 (Phase 2-Abschnitt der Studie) 560 TeilnehmerInnen eingeschlossen 160 im Alter von 18ndash55 Jahren (100 erhielten ChAdOx1 60 erhielten MenACWY) 160 im Alter von 56ndash69 Jahren (120 ChAdOx1 40 MenACWY) und 240 im Alter von 70 Jahren und aumllter (200 ChAdOx1 40

MenACWY)121 Es wurde ein Ein- und ein Zweido-senschema untersucht

Lokale und systemische Reaktionen wurden haumlufi-ger in der ChAdOx1-Gruppe als in der MenACWY- Gruppe registriert und waren insgesamt den in der Phase 1-Studie gemachten Beobachtungen aumlhnlich ChAdOx1 wurde von aumllteren ProbandInnen (im Alter von ge 56 Jahren) besser vertragen als von juumlngeren Personen und hatte uumlber alle Altersgruppen hinweg eine aumlhnliche Immunogenitaumlt nach der zweiten Do-sis Unter den Proband Innen die nach dem Zwei-dosenschema ChAdOx1 erhalten hatten wurden nach der ersten Dosis lokale Reaktionen bei 88 der 18 ndash 55-Jaumlhrigen 73 der 56ndash69-Jaumlhrigen und 61 der ge 70-Jaumlhrigen beobachtet Systemische Reak-tionen wurden bei 86 77 und 65 der mit ChAdOx1-Geimpften in den o g Altersgruppen be-richtet Bis zum 26 Oktober 2020 wurden 13 schwe-re unerwuumlnschte Reaktionen uumlber alle Altersgrup-pen und die beiden Impfstoffgruppen hinweg ge-meldet Diese wurden jedoch nicht als Vakzine-asso-ziiert gewertet Sie traten in Haumlufigkeiten auf die den erwarteten Haumlufigkeiten in der Allgemeinbevoumll-kerung entsprachen121

Daten aus Phase 3-Studien zu AZD1222Siehe hierzu Kapitel 821

8 Systematischer Review zur Sicherheit und Wirksamkeit

81 Methodik des systematischen ReviewsZur Untersuchung der Effektivitaumlt und Sicherheit der Impfung gegen COVID-19 wurde durch die Ge-schaumlftsstelle (GS) der STIKO ein sogenannter Living Systematic Review initiiert Hierbei wird uumlber einen definierten Zeitraum (bis 30062022) die Evidenz kontinuierlich systematisch aufgearbeitet und in zuvor definierten Schritten aktualisiert um zeitnah moumlgliche Veraumlnderungen der Evidenzlage erfassen und bewerten zu koumlnnen und dadurch ggf notwen-dige Anpassungen der STIKO-Empfehlung zu ermoumlglichen Das Protokoll des Reviews wurde mit der verantwortlichen STIKO-AG sowie mit einer international besetzten Arbeitsgruppe die durch das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) koordiniert wird abgestimmt und

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im International Prospective Register of Systematic Reviews (PROSPERO) veroumlffentlicht (Reg-Nr CRD42020208935)

Durch die STIKO-AG und ihre Geschaumlftsstelle wur-den im Vorfeld PICO-Fragen fuumlr den systema-tischen Review entwickelt und mit der STIKO abge-stimmt (s Tab 4) und die Wichtigkeit der zu be-trachtenden Endpunkte fuumlr die Entscheidungs-findung gemaumlszlig der Methodik der GRADE (Grading of Recommen dations Assessment Development and Evaluation) Working Group bewertet (s Tab 5)

Im Rahmen der systematischen Literaturrecherche erfolgt kontinuierlich eine Suche in der COVID-19-Literatur datenbank der Bibliothek des RKI Diese erfasst saumlmtliche COVID-19-relevanten Eintraumlge in den Datenbanken Pubmed und Embase (incl Medline) sowie auf den Pre-Print Servern ArRvix Bio-Rvix ChemRvix MedRvix Preprintsorg ResearchS-quare und SSRN Im Rahmen des living systematic review wird diese Recherche zukuumlnftig in monatli-chen Abstaumlnden wiederholt werden

Im ersten Schritt werden zunaumlchst die Titel und Abstracts der identifizierten Publikationen von zwei unabhaumlngigen Untersuchern auf das Erfuumlllen der durch die PICO-Fragen definierten Einschluss-kriterien uumlberpruumlft Anschlieszligend wird dieser

Schritt fuumlr die verbliebenen Volltexte der Publika-tionen wiederholt Fuumlr die so identifizierten Studi-en werden folgende DatenAngaben extrahiert bibliographische Daten Studienort Studienzeit-raum Studien design Impfstoff Hersteller Anzahl Dosen Vergleichsgruppe Studiensponsoring Inte-ressenkonflikt Ein- und Ausschlusskriterien fuumlr StudienteilnehmerInnen Alter bei Impfung Nach-beobachtungszeitraum initiale und finale Anzahl an StudienteilnehmerInnen Anzahl () seroposi-tive StudienteilnehmerInnen (bei Studienbeginn)

Population Gesamte Bevoumllkerung Spezielle Sub- und Altersgruppen nach Priorisierung (medizinisches Personal Risikopersonen ggf vorbestehende Immunitaumlt etc)

Erwachsene ge 18 Jahre Kinder und Jugendliche

Intervention COVID-19-Impfung Verschiedene Impfstoffkandidaten die in Deutschland voraussichtlich zugelassen werden

Comparator (Vergleichsintervention)

keine Impfung Placebo oder Impfung gegen einen anderen Erreger (z B Meningokokken) anderer COVID-19-Impfstoff (head to head-Vergleich)

Outcome Wirksamkeit SARS-CoV-2-Infektion SARS-CoV-2-Infektion+Transmission COVID-19 COVID-19-Hospitalisierung COVID-19 ITS-pflichtig COVID-19 beatmungspflichtig COVID-19-bedingter Tod Schutzdauer Wirksamkeit bei unvollstaumlndigen Impfserien

Sicherheit Lokalreaktionen Systemische Reaktionen Schwere unerwuumlnschte Impfstoffwirkungen Verstaumlrkung einer nachfolgenden SARS-CoV-2- Infektion bzw Verschlimmerung des Verlaufs einer COVID-19-Erkrankung (bdquoEnhanced COVID-19ldquo)

Tab 4 | PICO Fragen fuumlr den systematischen Review zur Wirksamkeit der COVID-19-Impfstoffe ( labordiagnostisch gesichert (PCR))

Wirksamkeit Bewertung

SARS-CoV-2-Infektion+Transmission wichtig

COVID-19 wichtig

COVID-19-Hospitalisierung kritisch

COVID-19-Hospitalisierung (ITS-pflichtig) kritisch

COVID-19-Hospitalisierung (beatmungspflichtig) kritisch

COVID-19-bedingter Tod kritisch

Sicherheit

Lokalreaktionen (Schmerz Schwellung Roumltung etc) wichtig

Systemische Reaktionen (Myalgien Uumlbelkeit Abgeschlagenheit etc)

wichtig

Schwere Impfstoffwirkungen kritisch

Adverse Events of Special Interest (AESI) nach CEPI Kriterien z B enhanced COVID-19 Guillain-Barreacute Syndrom etc

kritisch

Tab 5 | Endpunkte die im systematischen Review betrachtet werden ( labordiagnostisch gesichert (PCR))

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Anzahl () mit Endpunkt in Interventions- und Kontrollgruppe unadjustierter und adjustierter Ef-fektschaumltzer (mit 95 Konfidenzintervall) beruumlck-sichtigte Stoumlrgroumlszligen (bei nicht- randomisierten Stu-dien)

Das Verzerrungsrisiko (risk of bias) wird fuumlr RCTs mittels des Cochrane risk of bias tool-2 (RoB-2) bewertet Fuumlr nicht-randomisierte Studien wird ROBINS-I verwendet Fuumlr den living systematic review wurde vorab festgelegt dass im Rahmen der regelmaumlszligigen Aktualisierung identifizierte Studien unverzuumlglich bewertet werden

Im Protokoll des living systematic review ist definiert dass bei Vorliegen von Effektschaumltzern aus mehre-ren Studien ggf Meta-Analysen mittels fixed-effects undoder random-effects Modellen durchgefuumlhrt werden wobei Isup2 zur Untersuchung von Heteroge-nitaumlt verwendet wird Liegen mindestens 10 Studien pro Endpunkt vor erfolgt eine Untersuchung von moumlglichem Publikationsbias mittels funnel plot Beggrsquos Test und Eggerrsquos Test Im Rahmen des living systematic review werden neu identifizierte Studien-schaumltzer der Auswertung und wenn zutreffend den Meta-Analysen im Rahmen der naumlchsten Aktualisie-rung hinzugefuumlgt Zusaumltzlich wird im Protokoll fest-gelegt dass fuumlr folgende Studiencharakteristika Subgruppen-Analysen durchgefuumlhrt werden falls die Daten dies erlauben Impfstofftyp Altersgruppe Studienort Anzahl () seropositive Studienteilneh-merInnen Risikogruppen

Die Vertrauenswuumlrdigkeit der Evidenz wird fuumlr jeden Endpunkt gemaumlszlig der GRADE-Methodik be-stimmt

82 Ergebnisse des systematischen ReviewsMit Stand 19012021 lagen drei Publikationen zu Phase 23-Studien mit COVID-19-Impfstoffen vor3ndash5 Hierbei handelt es sich um die Interim- Analyse der Studie mit dem Impfstoff AZD1222 (vormals ChAdOx1 Astra ZenecaUniversity of Oxford)3 die Ergebnisse der Zulassungsstudie der Hersteller BioNTechPfizer fuumlr den Impfstoff BNT162b24 sowie die Zulassungsstudie des Her-stellers Moderna fuumlr den Impfstoff mRNA-12735 Die nachfolgenden Angaben beziehen sich sofern nicht anders angegeben auf die zitierten Publikationen

zu BNT162b2 mRNA-1273 bzw AZD1222 Fuumlr die Analyse von mRNA-1273 wurden ergaumlnzend Daten aus dem oumlffentlich zugaumlnglichen Zulassungsdoku-ment der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) verwendet122 Fuumlr die Analyse von AZD1222 wurden zusaumltzlich Daten aus dem oumlf-fentlich zugaumlnglichen Dokument der britischen Medicine and Healthcare Products Regulatory Agency (MHRA) ausgewertet123

821 Deskriptive Angaben (Studiendesign Studienablauf und StudienteilnehmerInnen)BNT162b2 Es wurde eine multizentrische randomi-sierte Beobachter-verblindete Placebo- kontrollierte Studie (RCT) durchgefuumlhrt NCT043687284 Hier-zu wurden beginnend am 27072020 Pro band-Innen ab einem Alter von 16 Jahren an insgesamt 152 Studienzentren in den USA Brasilien Argentinien Suumldafrika Deutschland und der Tuumlr-kei im Verhaumlltnis 1 1 entweder in den Impfstoff-Arm oder den Placebo-Arm randomisiert Die Studien-teilnehmerInnen erhielten im Abstand von 21 Ta-gen entweder je zwei Dosen (je 30 microg) des Impfstof-fes BNT162b2 oder des Placebos (Kochsalzloumlsung) i m injiziert Eingeschlossen wurden gesunde Per-sonen oder solche mit klinisch stabilen Vorerkran-kungen Als Ausschlusskriterien wurden vorange-gangene COVID-19-Erkrankung oder eine bekann-te immunsuppressive Vorerkrankung bzw Thera-pie in der Anamnese definiert

Es wurden 44820 Personen zur Teilnahme einge-laden und auf das Erfuumlllen der Ein- und Ausschluss-kriterien uumlberpruumlft Hiervon wurden 43548 Proban-dInnen in einen der beiden Studienarme randomi-siert von denen 43448 Personen mindestens eine Injektion erhielten (21720 Impfung 21728 Pla-cebo) Mit Stand 09102020 (Datenschluss der vor-liegenden Analyse) hatten hiervon 37706 Teilneh-merInnen (18860 Impfung 18846 Placebo) eine mediane Nachbeobachtungsdauer von zwei Mona-ten Diese Population wurde fuumlr die Analyse der Si-cherheitsdaten (main safety population) herangezo-gen und wird nachfolgend beschrieben

Die Basischarakteristika der TeilnehmerInnen sind in Tabelle 6 auszugsweise dargestellt Beide Stu-diengruppen zeigten keine deutlichen Unterschiede in diesen Parametern

27Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

mRNA-1273 Es wurde eine multizentrische stratifi-zierte randomisierte Beobachter-verblindete Pla-cebo-kontrollierte Studie (RCT) durchgefuumlhrt NCT044704275 Hierzu wurden zwischen dem 27072020 und 23102020 ProbandInnen ab einem Alter von 18 Jahren an 99 Studienzentren in den USA im Verhaumlltnis 1 1 entweder in den Impf-stoff-Arm oder den Placebo-Arm randomisiert Die Stratifizierung erfolgte in drei Gruppen Personen im Alter lt 65 Jahre ohne Risikofaktoren fuumlr einen schweren COVID-19-Verlauf Personen im Alter lt 65 Jahre mit Risikofaktoren sowie Personen im Al-ter ge 65 Jahre Den StudienteilnehmerInnen wur-den im Abstand von 28 Tagen entweder je zwei Do-sen (je 100 microg) des Impfstoffes mRNA-1273 oder des Placebos (Kochsalzloumlsung) i m injiziert Einge-schlossen wurden gesunde Erwachsene und solche mit stabilen Vorerkrankungen Ausgeschlossen wurden Personen mit vorangegangener COVID-19- Erkrankung und PatientInnen unter Immunsup-pression

Es wurden 30420 ProbandInnen in einen der bei-den Studienarme randomisiert (15210 Impfung 15210 Placebo) Von diesen erhielten 30351 Perso-nen mindestens eine Injektion (15181 Impfung 15170 Placebo) Mehr als 96 der Teilnehmer-

Innen erhielten die 2 Impfstoffdosis In der Effek-tivitaumltsanalyse wurden 14073 aus der Placebogrup-pe und 14134 aus der mRNA-1273-Gruppe beruumlck-sichtigt Mit Stand 25112020 (Datenschluss der vor-liegenden Analyse) hatten diese eine mediane Nachbeobachtungsdauer von 64 Tagen (Spanne 0 ndash 97 Tage) Es wurden 525 Teilnehmer aus der Pla-cebogruppe und 416 Teilnehmer aus der Impfstoff-gruppe in der per-Protokoll-Analyse aufgrund ver-schiedener Gruumlnde (positiver oder unbekannter SARS-CoV-2-Status bei Studienbeginn Verabrei-chung des falschen Impfstoffs oder Verabreichung im falschen Impfabstand Abbruch der Teilnahme vor Verabreichung der 2 Impfstoffdosis) ausge-schlossen

Die o g Population der TeilnehmerInnen mit min-destens einer Injektion wird nachfolgend hinsicht-lich ihrer Basischarakteristika auszugsweise be-schrieben (s Tab 7) Zwischen beiden Studiengrup-pen bestanden keine wesentlichen Unterschiede in den analysierten Parametern

AZD1222 Bewertungsgrundlage ist die zusammen-gefasste (gepoolte) Interimanalyse von vier RCTs3 Hierbei handelt es sich um die Studien COV001 COV002 COV003 und COV005 die ab 23 April

Tab 7 | Basischarakteristika der TeilnehmerInnen der Studie zu mRNA-1273 RF Risikofaktoren definiert als definiert als positiv = immunologische oder virologische Evidenz fuumlr vorangegangene Infektion (positiver RT-PCR Test oder positiver Nachweis von bindenden Antikoumlrpern gegen SARS-CoV-2 Nucleocapsid gtLOD (Limit of detection) oder LLOQ (Lower limit of quantification) am Tag 1 negativ = negativer RT-PCR Test und fehlender Nachweis von bindenden Antikoumlrpern gegen SARS-CoV-2-Nucleocapsid am Tag 1

Charakteristikum mRNA-1273 (N = 15181) Placebo (N = 15170)

Geschlecht mw 7923 (522 ) 7258 (478 ) 8062 (531 ) 7108 (469 )

Alter 18ndash64 Jahre ge 65 Jahre 11418 (752 ) 3763 (248 ) 11421 (753 ) 3749 (247 )

Stratifizierung lt 65 Jahre ohne RF lt 65 Jahre mit RF ge 65 Jahre

8888 (585 ) 2530 (167 ) 3763 (248 )

8886 (586 ) 2535 (167 ) 3749 (247 )

Alter bei Impfung (Jahre) Median (Spannweite) 514 (18ndash95) 513 (18ndash95)

SARS-CoV-2-Status bei Studienbeginn negativpositivunbekannt

14550 (958 ) 343 (23 ) 288 (19 )

14598 (962 ) 337 (22 ) 235 (15 )

Body mass index (Mittelwert plusmn SD kgmsup2) 293 plusmn 69 293 plusmn 67

Charakteristikum BNT162b2 (N = 18860) Placebo (N = 18846)

Geschlecht mw 9639 (511 )9221 (489 ) 9436 (501 )9410 (499 )

Alter 16 ndash 55 Jahregt 55 Jahre 10889 (577 )7971 (423 ) 10896 (578 )7950 (422 )

Alter bei Impfung (Jahre) Median (Spannweite) 520 (16ndash89) 520 (16ndash91)

Body mass index ge 30 kgmsup2 6556 (348 ) 6662 (353 )

Tab 6 | Basischarakteristika der TeilnehmerInnen der Studie zu BNT162b2

28Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Tab 8 | Basischarakteristika der TeilnehmerInnen der Studie zu AZD1222 (Datenstand 04 November 2020)

Charakteristikum AZD1222 (N = 5807)

Kontrolle (MenACWY oder Placebo) (N = 5829)

Geschlecht mwd 2282 (393 ) 3525 (607 ) 0 2307 (396 ) 3521 (604 ) 1 (lt 01 )

Alter 18ndash64 Jahre ge 65 Jahre 5466 (941 ) 341 (59 ) 5510 (945 ) 319 (55 )

Alter bei Einschluss (Jahre) median (Spannweite) 400 (180 ndash 860) 400 (180 ndash 880)

Body mass index ge 30 kgmsup2 889 (20 ) 928 (208 )

2020 im Vereinigten Koumlnigreich in Brasilien und Suumldafrika durchgefuumlhrt wurden Hierzu wurden 23753 ProbandInnen ab einem Alter von 18 Jahren im Verhaumlltnis 1 1 dem Impfstoff- bzw Kontroll-Arm randomisiert zugeteilt Die StudienteilnehmerInnen des Impfstoffarms erhielten zwei Dosen des Impf-stoffs AZD1222 i m injiziert In der Kontrollgruppe kam entweder ein MenACWY-Impfstoff (COV001 COV002) oder Kochsalzloumlsung (COV005) oder bei-des (COV003) zum Einsatz Akzidentiell erhielt ein Teil der TeilnehmerInnen des Impfstoffarms der Studien COV001 COV002 und COV005 bei der ersten Injektion eine verminderte (halbe) Dosis des Impfstoffs Dieser Teil der Studienpopulation wird nachfolgend als LDSD (low dosestandard dose) bezeichnet alle anderen als SDSD (standard dosestandard dose) Zugelassen ist der Impfstoff in der Standarddosierung

Eingeschlossen wurden (in allen 4 Studien) gesun-de Erwachsene ohne vorangegangene bestaumltigte COVID-19- Erkrankung Ausgeschlossen wurden Personen mit Impfunfaumlhigkeit bzw Anaphylaxie in der Anamnese PatientInnen mit Immunsuppres-sion oder schwererunkontrollierter Vorerkran-kung sowie Schwangere und Stillende

Von den eingeschlossenen ProbandInnen wurden 12018 in den Impfstoff- und 11735 in den Kontroll-arm randomisiert Hiervon erhielten 23745 min-destens eine Injektion (12021 Impfung 11724 Kon-trolle) Mit Datenstand 04 November 2020 hatten 16315 TeilnehmerInnen die 2 Injektion erhalten In die Effektivitaumltsanalyse gingen 5829 ProbandInnen aus der Vergleichsgruppe und 5807 aus der AZD1222-Gruppe ein Von den Studienteilneh-merInnnen waren 941 der Impfstoffgruppe und 945 in der Vergleichsgruppe 18 ndash 64 Jahre alt und 59 bzw 55 ge 65 Jahre alt Mit o g Datum hatten diese eine mediane Nachbeobachtungsdauer

von 62 Tagen Die Population der TeilnehmerInnen der Effektivitaumltsanalyse wird nachfolgend hinsicht-lich ihrer Basischarakteristika auszugsweise be-schrieben (s Tab 8) Zwischen den Studiengruppen bestanden keine wesentlichen Unterschiede

822 Endpunkte der StudienVon den durch die STIKO in der oben berichteten PICO-Frage definierten Endpunkten (s Tab 5) wur-den fuumlr alle drei Impfstoffe (BNT162b2 mRNA-1273 AZD1222) die Endpunkte COVID-19-Erkrankung (la-borbestaumltigt) Lokalreaktionen systemische Reaktio-nen sowie schwere unerwuumlnschte Ereignisse (serious adverse events) berichtet Fuumlr den Impfstoff mRNA-1273 wurde auszligerdem der Endpunkt COVID-19-be-dingter Tod berichtet Zusaumltzlich erhoben alle Studi-en Daten zum Endpunkt schwere COVID-19-Er-krankung (severe COVID-19) Fuumlr AZD1222 liegen auszligerdem Daten zu asymptomatischen Infektionen sowie zum Endpunkt Hospitalisierung vor

823 WirksamkeitBNT162b2 Der Endpunkt COVID-19-Erkrankung (laborbestaumltigt) wurde in der Studie als erster pri-maumlrer Endpunkt ab dem 7 Tag nach der zweiten Impfstoff- bzw Placebo dosis an TeilnehmerInnen die keinen Nachweis einer vorangegangenen Infek-tion hatten (weder anamnestisch noch serologisch noch PCR) erhoben Tabelle 9 zeigt dass die Impf-effektivitaumlt bezogen auf diesen Endpunkt 95 be-trug Auch in der altersstratifizierten Analyse zeig-ten sich vergleichbar hohe Effektivitaumltsschaumltzer die allerdings bei kleiner werdenden Altersgruppen bzw Fallzahlen teilweise weite Konfidenzintervalle aufwiesen bzw nicht mehr statistisch signifikant waren In der houmlchsten Altersgruppe (ge 75 Jahre) ist daher eine Aussage uumlber die Effektivitaumlt der Imp-fung mit hoher Unsicherheit behaftet Zusaumltzliche Analysen der Studienautoren bestaumltigten die Imp-feffektivitaumlt auch bei PatientInnen mit anderen

29Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Vorerkrankungen (Daten im Anhang der analysier-ten Publika tion)

Als zweiter primaumlrer Endpunkt wurde die Effektivi-taumlt gegen COVID-19-Erkrankung unabhaumlngig vom Vorliegen des Nachweises einer vorgegangenen In-fektion untersucht

Tabelle 9 zeigt dass bei Verwendung dieser Defini-tion eine vergleichbar hohe Effektivitaumlt gegen symp-tomatische COVID-19-Infektionen gemessen wur-de Der STIKO lagen daruumlber hinaus ergaumlnzende Informationen des Herstellers vor die bestaumltigen dass dies auch in allen untersuchten Altersgruppen der Fall war

Zusaumltzlich wurden in der Publikation Daten zur Effektivitaumlt gegen COVID-19-Erkrankung nach Ver-abreichung von nur einer Dosis Impfstoff berichtet Diese sind hier um Angaben aus der FDA-Publika-tion zur Effektivitaumlt 14 Tage nach der ersten und vor der zweiten Dosis ergaumlnzt (s Tab 9)

Gegen den sekundaumlren Endpunkt bdquoschwere COVID-19-Erkrankungldquo (definiert als COVID-19 plus Vorliegen von mindestens einem der folgen-den Kriterien klinische Anzeichen einer schweren Erkrankung respiratorische Insuffizienz Schock akute renale hepatische oder neurologische Dys-funktion ITS-Aufnahme oder Tod) wurde eine Ef-

fektivitaumlt von 75 ermittelt die statistisch jedoch nicht signifikant war (s Tab 9)

mRNA-1273 Der Endpunkt COVID-19-Erkrankung (laborbestaumltigt) wurde in der Studie als primaumlrer Endpunkt ab dem 14 Tag nach der zweiten Impf-stoff- bzw Placebodosis an TeilnehmerInnen erho-ben bei denen kein Nachweis einer vorangegange-nen Infektion vorlag (weder anamnestisch noch serologisch oder PCR) Tabelle 10 zeigt dass bezo-gen auf diesen Endpunkt die Effektivitaumlt der Imp-fung 941 betrug Wie bei BNT162b2 so zeigten sich auch hier in der altersstratifizierten Analyse aumlhnlich hohe Effektivitaumltswerte bei sich verbreitern-den Konfidenzintervallen

Zusaumltzlich wurde die Impfeffektivitaumlt in den der Randomisierung zugrundeliegenden Alters- und Risikostrata berechnet Wie in Tabelle 10 dargestellt zeigten sich auch fuumlr diese Subgruppen hohe Effek-tivitaumltsschaumltzer Gegen den sekundaumlren Endpunkt bdquoschwere COVID-19-Erkrankungldquo wurde eine Effek-tivitaumlt von 100 berichtet jedoch ohne Angabe ei-nes Konfidenzintervalls (s Tab 10)

AZD1222 Der Endpunkt COVID-19-Erkrankung (laborbestaumltigt) wurde in der Studie als primaumlrer Endpunkt ab dem 15 Tag nach der zweiten Impf-stoff- bzw Kontrollimpfstoff-Placebodosis an Teil-nehmerInnen erhoben bei denen kein Nachweis ei-

Endpunkt BNT162b2 (nN) nN Placebo (nN) Impfeffektivitaumlt () 95 Konfidenzintervall

COVID-19 (TeilnehmerInnen ohne vorherige Infektion)

Alle 817411 16217511 950 900 ndash 979

16 ndash 55 Jahre 59897 1149955 956 894 ndash 986

gt 55 Jahre 37500 487543 937 806 ndash 988

ge 65 Jahre 13848 193880 947 667 ndash 999

ge 75 Jahre 0774 5785 1000 ndash131 ndash 1000

COVID-19 (TeilnehmerInnen unabhaumlngig von vorheriger Infektion)

Alle 918559 16918708 946 899 ndash 973

Schwere COVID-19-Erkrankung

Alle 121314 421259 750 ndash1526 ndash 995

COVID-19 nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle 3921314 8221258 524 295 ndash 684

COVID-19 14 Tage nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle 221669 2721686 926 689 ndash 982

Tab 9 | Effektivitaumltsdaten zu BNT162b2 Studienpopulation der modifizierten intention-to-treat Analyse berechnet auf Grundlage der Angaben in der FDA-Publikation122

30Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ner vorangegangenen Infektion vorlag Tabelle 11 zeigt die Effektivitaumlt gegen diesen Endpunkt in der Gesamtstudienpopulation (LDSD+SDSD) sowie in den Untergruppen LDSD und SDSD Hiernach lag in der zusammengefassten Population eine Ef-fektivitaumlt von 704 vor Eine Analyse der beiden Dosierungs-Untergruppen zeigt dass in der LDSD-Gruppe eine houmlhere Effektivitaumlt als in der SDSD-Gruppe beobachtet wurde (s Tab 11) Allerdings legen die Ergebnisse von posthoc-Analysen der Studienautoren nahe dass dies eher auf ein verlaumln-gertes Dosisintervall als auf die veraumlnderte Dosierung

zuruumlckzufuumlhren ist (Impfeffektivitaumlt bei Dosisin-tervall lt 6 Wochen 5328 95 KI ndash321 ndash 7886 vs Dosisintervall 9 ndash 11 Wochen 6055 95 KI 1523 ndash 8164) Dies wird durch Immunogenitaumlts-daten unterstuumltzt die zeigen dass eine Verlaumlnge-rung des Dosisintervalls zu houmlheren GMT-Werten fuumlhrt (lt 6 Wochen 22222 (95 KI 20360 ndash 24225) vs 9 ndash 11 Wochen 34754 (95 KI 30287 ndash 39879) In der Altersgruppe ge 65 Jahre wurden nur etwa 300 TeilnehmerInnen pro Studienarm ausgewertet und in beiden Studienarmen mit o g Datenstand nur je 1 Fall beobachtet so dass eine statistisch be-

Endpunkt AZD1222 (nN) Kontrollen (nN) Impfeffektivitaumlt () 95 Konfidenzintervall

COVID-19

Alle 305807 1015829 704 548 ndash 806

18 ndash 64 Jahre 295466 1005510 711 563 ndash 809

ge 65 Jahre 1341 1319 63 ndash1405 ndash 942

LDSD 31367 301374 900 674 ndash 970

SDSD 274440 714455 621 410 ndash 757

Asymptomatische Infektion

Alle 293288 403350 273 ndash172 ndash 549

Schwere COVID-19-Erkrankung

Alle 012021 211724 100 nicht kalkulierbar

Hospitalisierung

Alle 012021 1011724 100 nicht kalkulierbar

Tab 11 | Effektivitaumltsdaten von AZD1222 (Datenstand 5 November 2020) einschl solche mit unbekannten Symptomen keine ausreichenden Daten fuumlr eine robuste statistische Aussage zur Effektivitaumlt

Endpunkt mRNA-1273 (nN) nN Placebo (nN) Impfeffektivitaumlt () 95 Konfidenzintervall

COVID-19 (TeilnehmerInnen ohne vorherige Infektion)

Alle 1114134 18514073 941 893 ndash 968

18 ndash 64 Jahre 710551 15610521 956 906 ndash 979

ge 65 Jahre 43583 293552 864 614 ndash 952

ge 75 Jahre 0630 7688 100 kA

COVID-19 (entsprechend Stratifizierung)

18 ndash 64 Jahre ohne RF 58396 1218403 959 900 ndash 983

18 ndash 64 Jahre mit RF 22155 352118 944 769 ndash 987

Schwere COVID-19-Erkrankung

Alle 014134 3014073 100 kA

Tod durch COVID-19

Alle 014134 114073 100 kA

COVID-19 nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle (modified intention to treat-analyse124) 7996 391079 802 552 ndash 925

COVID-19 14 Tage nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle 214550 3514598 940 760 ndash 990

Tab 10 | Effektivitaumltsdaten von mRNA-1273 RF Risikofaktoren kA keine Angaben

31Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

lastbare Aussage zur Impfeffektivitaumlt nicht moumlglich ist Auch die Effektivitaumlt gegen asymptomatische Infektionen war bei einem Punktschaumltzer von 273 nicht signifikant Fuumlr die Endpunkte schwere COVID-19-Erkrankung und Hospitalisierung wur-den ausschlieszliglich Faumllle in der Kontrollgruppe be-obachtet so dass sich hierfuumlr jeweils eine Impfeffek-tivitaumlt von 100 errechnet bei allerdings kleinen Fallzahlen und nicht berechenbaren 95 Konfidenz-intervallen (s Tab 11)

824 Wirksamkeit der mRNA-Impfstoffe 14 Tage nach der ersten Impfstoffdosis Aufgrund der limitierten Impfstoffmengen hat die STIKO beraten ob zunaumlchst jeweils nur die 1 Impf-stoffdosis verabreicht und die Gabe der 2 Dosis ver-schoben werden sollte Zunaumlchst waumlre es so moumlg-lich mehr Menschen zu impfen und eventuell eine groumlszligere Zahl von schweren COVID-19-Erkrankun-gen zu verhindern

Die STIKO hat die Daten zur Impfeffektivitaumlt nach einer Dosis fuumlr Impfstoffe gepruumlft Die Wirkung der Impfung tritt in der Regel 10 ndash 14 Tage nach Applika-tion ein Fuumlr beide mRNA-Impfstoffe laumlsst sich die Impfeffektivitaumlt einer einmaligen Dosis fuumlr das Zei-tintervall zwischen 14 Tage nach deren Applikation und vor Verabreichung der zweiten Impfstoffdosis (BioNTech 1 Woche Moderna 2 Wochen) aus den Zulassungsstudien122125 in post-hoc Analysen be-stimmen Die so ermittelte Impfeffektivitaumlt betraumlgt 926 (BNT162b2) und 940 (mRNA-1273) Die Berechnung beruht jedoch auf einer sehr kurzen Beobachtungszeit in der nur wenige COVID-19-Er-krankungsfaumllle aufgetreten sind Uumlber die Altersver-teilung der Faumllle und die Schwere der Erkrankung liegen keine Informationen vor Da die aktuelle Impfstrategie besonders auf uumlber 80-Jaumlhrige ausge-richtet ist und im hohen Alter Immunantworten auf Impfungen in der Regel geringer ausfallen als bei Juumlngeren sind die o g Impfeffektivitaumltswerte nur bedingt aussagekraumlftig Die Daten der gepoolten Analyse beider Impfstoffe zeigen dass der Impf-schutz selbst nach zwei Dosen bei ge 75-Jaumlhrigen deutlich geringer ist als bei Juumlngeren und die be-rechneten Schaumltzer aufgrund der geringen Zahl von aumllteren StudienteilnehmerInnen mit einer groumlszligeren Unsicherheit behaftet sind (siehe Abb 6)

Aus den Dosisfindungsstudien zu den beiden mRNA- Impfstoffen ist bekannt dass die Antikoumlrper-antworten nach der ersten Impfstoffdosis um den Faktor 10 ndash 20 niedriger ausfallen als nach der zwei-ten115119 Unabhaumlngig davon dass es bisher kein ge-sichertes immunologisches Korrelat fuumlr den Schutz durch Impfung gibt liegen keine Daten zum zeitli-chen Antikoumlrperverlauf nach einmaliger Impfung vor Es ist jedoch zu vermuten dass ein Ruumlckgang der Antikoumlrper bei deutlich niedrigerem Ausgangs-niveau nach der ersten Impfung schneller zu einem abnehmenden Schutz fuumlhrt als nach zwei Impfun-gen und somit der Schutz weniger lang anhaumllt

Eine schwaumlchere Immunantwort nach nur einer Impfung koumlnnte bei spaumlterer Antigenexposition moumlglicherweise zu einer Verschiebung zwischen neutralisierenden und nicht-neutralisierenden An-tikoumlrpern fuumlhren und damit im unguumlnstigsten Fall zu einem Uumlberwiegen infektionsverstaumlrkender An-tikoumlrper fuumlhren (antibody dependent enhancement ADE) wie es fuumlr einzelne andere respiratorische Virusinfektionen beschrieben worden ist126 Aus an-deren Virussystemen ist bekannt dass Teilimmuni-taumlt die weitere Virusvermehrung zulaumlsst unter Um-staumlnden rascher zur Selektion von sogenannten bdquoimmune escape-Mutantenldquo fuumlhren kann Dies ist fuumlr SARS-CoV-2 bisher nicht gezeigt worden muss aber bei diesen Uumlberlegungen beruumlcksichtigt werden

Auch stuumlnde zu befuumlrchten dass mehr begonnene Impfserien nicht abgeschlossen wuumlrden da Termi-ne in groumlszligeren Abstaumlnden eher versaumlumt werden

Letztlich bleibt festzustellen dass es zum gegenwaumlr-tigen Zeitpunkt voumlllig offen ist ob man durch eine Verschiebung der Zweitimpfung von 21 bzw 28 Ta-gen auf einen spaumlteren Zeitpunkt (z B 60 90 oder 120 Tage nach der ersten Impfung) und eine damit einhergehende Erhoumlhung der Anzahl der zumin-dest einmalig Geimpften tatsaumlchlich mehr schwere Erkrankungen und Todesfaumllle verhindert als durch eine zeitnahe zweite Impfung der vulnerablen Hochrisikogruppen welche dann zu einem nahezu vollstaumlndigen Schutz vor Erkrankung fuumlhrt

Aus den vorgenannten Gruumlnden hat die STIKO ent-schieden den folgenden Impfabstand zu empfeh-len Die zweite mRNA-Impfstoffdosis soll in einem

32Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Abstand von 3 bzw 4 bis 6 Wochen (42 Tage ent-sprechen dem in den Zulassungsstudien untersuch-ten Zeitraum) nach der ersten Impfstoffdosis verab-reicht werden

825 Metaanalyse zur Effektivitaumlt der mRNA- Impfstoffe In beiden mRNA-Studien wurden weitestgehend identische Endpunkte fuumlr den Nachweis der Impf-stoffwirksamkeit ausgewaumlhlt sodass es moumlglich war die Ergebnisse statistisch per Metaanalyse zu-sammenzufassen Auf Basis der zusammengefass-ten Daten ergibt sich unter Verwendung eines Fixed- Effects-Modells eine Wirksamkeit zur Verhin-derung einer laborbestaumltigten COVID-19-Erkran-kung (ohne vorherige SARS-CoV-2-Infektion) nach

zwei Impfstoffdosen von 950 (95 KI 91 ndash 97) (s Abb 6) Hinsichtlich der Verhinderung einer bdquoschweren COVID-19-Erkrankungldquo ergibt die Meta-nalyse eine Wirksamkeit von 96 (95 KI 78 ndash 99) (s Abb 7) Die Unsicherheit bei der Bewertung der Effektivitaumlt der Impfstoffe auf Grundlage der Daten aus den Einzelstudien wird in der gepoolten Daten-analyse geringer

826 SicherheitBNT162b2 Daten zur Reaktogenitaumlt des Impfstoffes innerhalb von 7 Tagen nach Verabreichung jeder Impfstoff dosis wurden in einer Population von 8183 TeilnehmerInnen mit Hilfe eines elektroni-schen Studientagebuchs erhoben Was lokale Reakshytionen anbetrifft so berichteten in der Altersgruppe

Abb 6 | Wirksamkeit der mRNA-COVID-19-Impfstoffe BNT162b2 (BioNTechPfizer) und mRNA-1273 (Moderna) zur Verhinde-rung von COVID-19-Erkrankung (ohne vorherige SARS-CoV-2-Infektion) in verschiedenen Altersgruppen und insgesamt 45125

33Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

16 ndash 55 Jahre 83 der Geimpften und 14 der Teil-nehmerInnen der Placebo-Gruppe uumlber Schmerzen an der Einstichstelle nach der ersten Dosis 6 der Geimpften und 1 der Placebo-Gruppe dieser Al-tersgruppe berichteten uumlber Roumltung an der Einstich-stelle waumlhrend 6 vs 0 uumlber Schwellung klag-ten Insgesamt traten in der Altersgruppe der gt 55-Jaumlhrigen weniger Lokalreaktionen auf Sie ver-teilten sich prozentual aumlhnlich auf Verum- und Pla-cebogruppe wie bei den Juumlngeren Auch nach der zweiten Impfstoffdosis zeigten sich beim Vergleich der beiden Studien arme aumlhnliche Ereignisraten in der Altersgruppe 16 ndash 55 Jahre 78 vs 12 fuumlr Schmerzen an der Einstichstelle 6 vs 1 fuumlr Rouml-tung 6 vs 0 fuumlr Schwellung Vergleichbare Ra-ten fanden sich auch in der Altersgruppe gt 55 Jahre Die lokalen Reaktionen hielten 1ndash2 Tage an

Unter den systemischen Reaktionen waren Abge-schlagenheit (fatigue Impfung 47 Placebo 33 ) Kopfschmerzen (42 vs 34 ) sowie Muskel-schmerzen (21 vs 11 ) die haumlufigsten Ereignisse nach der ersten Dosis in der Altersgruppe 16 ndash 55 Jahre Nach der zweiten Dosis waren die Gruppen-unterschiede in dieser Altersgruppe ausgepraumlgter 59 vs 23 fuumlr Abgeschlagenheit 52 vs 24 fuumlr Kopfschmerzen sowie 37 vs 8 fuumlr Muskel-schmerzen In der houmlheren Altersgruppe (gt 55 Jah-re) waren die Symptome nach der ersten Dosis we-niger stark ausgepraumlgt (Abgeschlagenheit 34 vs 23 Kopfschmerzen 25 vs 18 Muskelschmer-zen 14 vs 8 alle Impfungen vs Placebo) Auch hier waren die Gruppenunterschiede nach der zwei-ten Dosis akzentuiert Abgeschlagenheit 51 vs 17 Kopfschmerzen 39 vs 14 Muskelschmer-zen 29 vs 5 Fieber trat als systemische Reak-tion deutlich seltener auf bei den Geimpften in der Altersgruppe 16 ndash 55 Jahre bei 4 bzw 16 nach

der 1 bzw 2 Impfstoffdosis vs 1 bzw 0 in der Placebo-Gruppe bei den gt 55-Jaumlhrigen bei 1 bzw 11 in der Verum-Gruppe vs 0 in der Placebo- Gruppe Die systemischen Reaktionen hielten zu-meist 1 ndash 2 Tage an

Tabelle 12 zeigt die Haumlufigkeiten von schweren unshyerwuumlnschten Ereignissen (serious adverse events SAEs) nach der ersten Dosis im Gruppenvergleich Insbesondere SAEs mit hohem Schweregrad und solche die als lebensbedrohlich klassifiziert wur-den lagen in der Impfstoff- und Placebogruppe mit gleicher Haumlufigkeit vor Vier SAEs wurden als impfstoffbe zogen klassifiziert (Schulterverletzung axillaumlre Lymphadenopathie paroxysmale ventrikulauml-re Arrhythmie Paraumlsthesie des rechten Beins) We-der in der Verum- noch in der Placebogruppe traten Todesfaumllle auf die auf die Injektion des Impfstoffs oder der Kochsalzloumlsung zuruumlckzufuumlhren waren Im Beobachtungszeitraum wurden bei vier Teilneh-merInnen in der Impfstoffgruppe transiente akute periphere Fazialisparesen beobachtet Diese traten am Tag 37 nach der ersten Impfstoffdosis bzw an den Tagen 3 9 und 48 nach der zweiten Impfstoff-dosis auf und wurden von den StudienaumlrztInnen als moumlglicherweise durch die Impfung verursacht ge-wertet127 In der Placebogruppe wurden keine Fazia-lisparesen berichtet

Der STIKO lagen daruumlber hinaus weitergehende In-formationen des Herstellers vor die bestaumltigen dass das Sicherheitsprofil hinsichtlich SAEs nach der zweiten Impfstoffdosis nicht wesentlich verschie-den war von dem nach der ersten Dosis

mRNA-1273 Daten zur Reaktogenitaumlt des Impfstof-fes innerhalb von 7 Tagen nach Verabreichung je-der Impfstoffdosis wurden bei allen Teilnehmer-

Abb 7 | Wirksamkeit der mRNA-COVID-19-Impfstoffe BNT162b2 (BioNTechPfizer) und mRNA-1273 (Moderna) zur Verhinde-rung einer schweren COVID-19-Erkrankung 45

34Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Ereignis mRNA-1273 (N = 15184 ) Placebo (N = 15165 )

Jedwedes schweres unerwuumlnschtes Ereignis 93 (06) 89 (06)

Klassifiziert als impfstoffbezogen 6 (lt 01) 4 (lt 01)

Tab 13 | Schwere unerwuumlnschte Ereignisse nach mRNA-1273 bzw Placebo

Innen mit Hilfe eines elektronischen Studientage-buchs erhoben

Hinsichtlich lokaler Reaktionen berichteten 842 der Verum-Geimpften und 198 der Teilneh-merInnen der Placebo-Gruppe uumlber mindestens ein Ereignis nach der ersten Dosis nach der zweiten Dosis waren es 886 bzw 188 In der mRNA-1273-Gruppe wurden hauptsaumlchlich lokale Reaktionen vom Schweregrad 1 und 2 beobachtet die im Mittel 26 Tage nach der ersten und 32 Tage nach der zweiten Dosis anhielten Schmerzen an der Einstichstelle (jeglicher Staumlrke) traten nach der ersten Dosis bei 837 der Verum-Geimpften und 175 der TeilnehmerInnen der Placebo-Gruppe auf (nach der zweiten Dosis 882 vs 170 ) Zu einer Roumltung an der Einstichstelle kam es nach der ersten Dosis bei 28 der TeilnehmerInnen nach Imp-fung bzw 04 nach Placebo-Gabe (nach der zwei-ten Dosis 86 vs 04 ) Eine Schwellung an der Einstichstelle berichteten 61 bzw 03 der Teil-nehmerInnen nach der ersten Dosis nach der zwei-ten Dosis waren es 122 der Verum-Geimpften und 03 der Placebo-Empfaumlnger

Mindestens eine systemische Reaktion trat nach der ersten Dosis bei 549 der Verum-Geimpften und 422 der TeilnehmerInnen der Placebo-Gruppe auf nach der zweiten Dosis waren es 794 bzw 365 Unter den systemischen Reaktionen traten nach der ersten Dosis am haumlufigsten Kopfschmer-zen (327 vs 266 ) und Abgeschlagenheit (372 vs 273 ) auf nach der zweiten Dosis wa-

ren es 586 vs 234 (Kopfschmerzen) bzw 653 vs 234 (Abgeschlagenheit) Fieber trat als systemische Reaktion deutlich seltener auf 08 in der Verum-Gruppe vs 03 in der Placebo-Gruppe nach der 1 Dosis und 155 vs 03 nach der 2 Do-sis Die systemischen Reaktionen dauerten durch-schnittlich 26 Tage nach der 1 und 31 Tage nach der 2 Impfstoffdosis an In der juumlngeren Altersgruppe (18ndash64 Jahre) waren sowohl lokale als auch syste-mische Beschwerden haumlufiger als bei der aumllteren Gruppe (ge 65 Jahre)

In Tabelle 13 sind die Haumlufigkeiten von schweren unerwuumlnschten Ereignissen (serious adverse events SAE) im Gruppenvergleich dargestellt

Schwere unerwuumlnschte Ereignisse und Ereignisse die als impfstoffbezogen klassifiziert wurden lagen in der Impfstoff- und Placebogruppe in gleicher Haumlufigkeit vor Uumlberempfindlichkeitsreaktionen wurden bei 15 der TeilnehmerInnen aus der Impfstoff- und bei 11 der TeilnehmerInnen aus der Placebogruppe beobachtet Weder in der Verum- noch in der Placebogruppe traten Todesfaumllle auf die auf die Injektion des Impfstoffs oder der Kochsalz-loumlsung zuruumlckgefuumlhrt werden konnten Im Beob-achtungszeitraum wurden bei drei TeilnehmerIn-nen in der Impfstoffgruppe und einer Person in der Placebogruppe eine akute transiente periphere Fazi-alisparese beobachtet Die Paresen traten in der Impfstoffgruppe an den Tagen 22 28 und 37 nach der zweiten Impfstoffdosis auf Ein kausaler Zu-

Tab 12 | Schwere unerwuumlnschte Ereignisse nach BNT162b2 bzw Placebo SAE ndash serious adverse event (schweres unerwuumlnschtes Ereignis)

Ereignis BNT162b2 (N = 21621 ) Placebo (N = 21631 )

Jedwede SAE 126 (06) 111 (05)

Klassifiziert als impfstoffbezogen 4 (lt 001) 0 (ndash)

Hoher Schweregrad (severe) 71 (03) 68 (03)

Lebensbedrohlich 21 (01) 23 (01)

35Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

sammenhang mit der Impfung konnte nicht ausge-schlossen werden

AZD1222 Daten zur Reaktogenitaumlt des Impfstoffes wurden innerhalb der ersten 7 Tage nach Impfung mit Hilfe eines Studientagebuchs erhoben123 Hin-sichtlich lokaler Reaktionen berichteten 747 der Verum-Geimpften und 504 der Teilnehmer-Innen der Kontroll-Gruppe uumlber mindestens ein Er-eignis Bei der Interpretation dieser und aller folgenden Sicherheitsdaten aus der Zulassungsstu-die muss allerdings beruumlcksichtigt werden dass der uumlberwiegende Teil der TeilnehmerInnen der Kon trollgruppe einen MenACWY-Impfstoff erhielt Unter den Lokalreaktionen waren Schmerzen an der Einstichstelle (AZD1222-Gruppe 542 Kon-trollgruppe 367 ) sowie Spannungsgefuumlhl (ten-derness AZD1222-Gruppe 637 Kontrollgruppe 395 ) die haumlufigsten Systemische Reaktionen tra-ten bei 73 der TeilnehmerInnen der AZD1222- Gruppe und 596 der Kontrollgruppe auf Unter diesen waren Abgeschlagenheit (fatigue AZD1222 531 Kontrollen 382 ) Kopfschmerzen (AZD1222 526 Kontrollen 390 ) sowie Krankheitsgefuumlhl (malaise AZD1222 442 Kontrollen 202 ) die haumlufigsten Erhoumlhte Temperaturen (feverishness) trat bei 336 der AZD1222-Gruppe und 107 in der Kontrollgruppe auf Fieber hingegen trat nur bei ei-nem vergleichsweisen geringen Anteil der Teilneh-merInnen auf (AZD1222 79 Kontrollen 12 ) Der STIKO lagen daruumlber hinaus weitergehende Informationen des Herstellers vor die zeigen dass die Haumlufigkeit lokaler und systemischer Reaktionen nach der 2 Dosis geringer war als nach der 1 Dosis

Schwere unerwuumlnschte Ereignisse traten bei 07 ProbandInnen der AZD1222-Gruppe und 08 der ProbandInnen der Kontrollgruppe auf Unter die-sen wurden 5 als Impfstoff- (n = 3) bzw Kontroll-impfstoffPlacebo-assoziiert (n = 2) klassifiziert Dies waren im Einzelnen in der AZD1222-Gruppe Pyrexie CRP-Anstieg sowie ein Fall einer transver-sen Myelitis in der Kontrollgruppe autoimmune haumlmolytische Anaumlmie sowie ebenfalls ein Fall einer Myelitis Fuumlr die in der AZD1222-Gruppe aufgetre-tene transverse Myelitis konnte eine kausale Bezie-hung zur Impfung bisher nicht bestaumltigt werden

827 VerzerrungsrisikoDas Verzerrungsrisiko (risk of bias) wurde mittels RoB-2 fuumlr alle Endpunkte in allen drei Studien mit bdquosome concernsldquo (einige Bedenken) bewertet (s An-hang) Grund hierfuumlr war fuumlr die beiden mRNA- Impfstoffe bei allen Endpunkten dass ein betraumlcht-licher Teil der randomisierten Studienpopulation (gilt fuumlr beide Studienarme in beiden Studien) der zudem groumlszliger war als die Gesamtzahl der Ereignis-se nicht in die Auswertung einging Dies betrifft ganz besonders die Analyse der Wirksamkeit (efficacy) bei der in beiden Studien armen beider Studien insgesamt mehrere tausend ProbandInnen unberuumlcksichtigt geblieben sind Aufgrund mangel-hafter Berichtsqualitaumlt konnte hier eine Verzerrung der Ergebnisse nicht komplett ausgeschlossen wer-den Fuumlr AZD1222 konnte ein Einfluss der Dosie-rungsabweichungen und der resultierenden Proto-kollaumlnderungen auf das Studienergebnis nicht si-cher ausgeschlossen werden Fuumlr die Sicherheits-endpunkte war zusaumltzlich zu beruumlcksichtigen dass es sich bei allen Studien um bdquoobserver- blindedldquo Stu-dien handelt d h dass Teile des Studienpersonals offenbar nicht verblindet waren (lediglich die ver-gleichsweise kleine AZD1222-Teilstudie COV005 wurde doppelt blind durchgefuumlhrt) Da es sich bei diesen Endpunkten z T um selbstberichtete Ereig-nisse handelt (Studientagebuch) koumlnnte eine moumlg-liche Kenntnis der Gruppenzugehoumlrigkeit (wissent-lich oder unwissentlich durch Studienpersonal kommuniziert) das Berichten bzw die Bewertung von Ereignissen durch einzelne Studienteilneh-merInnen beeinflusst haben

828 Vertrauenswuumlrdigkeit der Evidenz (Evidenzqualitaumlt nach GRADE)BNT162b2 Die Evidenzqualitaumlt (Vertrauen in die Ef-fektschaumltzer) wurde fuumlr die Verhinderung von COVID-19-Erkrankungen aufgrund des Verzer-rungsrisikos (s oben) als moderat eingeschaumltzt in der Altersgruppe ge 75 Jahre aufgrund des weiten Konfidenzintervalls als gering (s Anhang) Der End-punkt bdquoschwere COVID-19- Erkrankungldquo wurde als indirekte Evidenz fuumlr den von der STIKO zu bewer-tenden Endpunkt bdquoHospitalisierungldquo verwendet Hier ergab sich aufgrund der Indirektheit des wei-ten 95 Konfidenzinter valls sowie des Verzer-rungsrisikos eine sehr geringe Evidenzqualitaumlt Fuumlr alle Sicherheitsendpunkte wurde die Evidenzquali-

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taumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos als moderat eingestuft

mRNA-1273 Die Evidenzqualitaumlt (Vertrauen in die Effektschaumltzer) wurde fuumlr die Verhinderung einer COVID-19-Erkrankung aufgrund des Verzerrungs-risikos (s oben) als moderat eingeschaumltzt in der Altersgruppe ge 75 Jahre aufgrund des weiten Konfi-denzintervalls als gering Der Endpunkt bdquoschwere COVID-19-Erkrankungldquo wurde wie bei BNT162b2 als indirekte Evidenz fuumlr den von der STIKO zu be-wertenden Endpunkt bdquoHospitalisierungldquo verwen-det Hier ergab sich aufgrund der Indirektheit des weiten 95 -Konfidenzintervalls sowie des Verzer-rungsrisikos eine sehr geringe Evidenzqualitaumlt Fuumlr den Endpunkt bdquoTod durch COVID-19ldquo wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos und der Impraumlzision des Effektschaumltzers als gering eingestuft Fuumlr alle Sicherheitsendpunkte wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisi-kos als moderat bewertet

AZD1222 Fuumlr die Verhinderung des Endpunktes COVID-19-Erkrankung wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos als moderat ein-gestuft fuumlr die houmlhere Altersgruppe (ge 65 Jahre) aufgrund von Impraumlzision (weites 95 Konfiden-zintervall welches die 0 einschlieszligt) als gering Aus denselben Gruumlnden wurde auch die Evidenzquali-taumlt fuumlr die Endpunkte asymptomatische Infektion und Hospitalisierung als gering eingestuft Fuumlr alle Sicherheitsendpunkte wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos und der Tatsache dass ein groszliger Anteil der Kontrollgruppe nicht mit Placebo sondern einem anderen Impfstoff (MenACWY) geimpft wurde (Indirektheit hinsicht-lich der Vergleichsgruppe) als gering bewertet

9 Impfziele Das primaumlre Ziel einer COVID-19-Impfempfehlung fuumlr Deutschland ist es schwere Verlaumlufe und Tod durch COVID-19 groumlszligtmoumlglich zu reduzieren In Abhaumlngigkeit von der Wirksamkeit der Impfstoffe soll durch die Empfehlung auch die Transmission von SARS-CoV-2 in der Bevoumllkerung reduziert wer-den Folgende Impfziele wurden formuliert

Verhinderung schwerer COVID-19-Verlaumlufe (Hospitalisierung) und -Todesfaumllle

Schutz von Personen mit besonders hohem arbeitsbedingtem SARS-CoV-2-Expositionsri-siko (berufliche Indikation)

Verhinderung von Transmission sowie Schutz in Umgebungen mit hohem Anteil vulnerabler Personen und in solchen mit hohem Ausbruchs-potenzial

Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen und des oumlffentlichen Lebens

10 Risiko- und Indikationsgruppen fuumlr die ImpfempfehlungEinzelne Personen koumlnnen mehreren unterschied-lichen Risiko- undoder Indikationsgruppen zuge-ordnet werden Die Priorisierung erfolgt dann nach dem am houmlchsten priorisierten Risiko bzw Indika-tion (Stufen 1 ndash 6) Die im Folgenden genannten Personengruppen sind beispielhaft zu verstehen

101 Risikofaktoren fuumlr einen schweren KrankheitsverlaufDer uumlberwiegende Teil der COVID-19-PatientInnen hat eine gute Prognose Es gibt jedoch eine Reihe von individuellen Risikofaktoren die sich negativ auf die Schwere der Erkrankung und den Krank-heitsverlauf auswirken Das zunehmende Alter ist der unabhaumlngige Faktor der mit Abstand die houmlchs-te Risikoerhoumlhung mit sich bringt Daneben spielen bestehende Vorerkrankungen und eine Schwanger-schaft eine untergeordnete Rolle128129 Im Folgenden wird die Evidenz bezuumlglich dieser Risiken darge-stellt und ihre Auspraumlgung eingeordnet

1011 Personen im Alter ge 60 JahreIn einer prospektiven Kohortenstudie wurde bei uumlber 20000 PatientInnen die waumlhrend der ersten Infektionswelle zwischen Februar und April 2020 im Vereinigten Koumlnigreich aufgrund einer COVID-19- Erkrankung hospitalisiert wurden die Risiken fuumlr einen toumldlichen Verlauf bestimmt130 Das mediane Alter der Erkrankten betrug 73 Jahre (interquartil range 58 ndash 82) der Anteil an Maumlnnern 599 Nach Adjustierung fuumlr Komorbiditaumlten ist das zunehmende Alter bei hospitalisierten Patient-Innen mit einer erhoumlhten Wahrscheinlichkeit fuumlr einen toumldlichen Verlauf der Erkrankung assoziiert Bezogen auf das Referenzalter lt 50 Jahre betraumlgt die hazard ratio (HR) fuumlr einen toumldlichen Krank-

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heitsverlauf im Alter von 50 ndash 59 Jahren 263 (95 KI 206 ndash 335) im Alter von 60 ndash 69 Jahren 499 (95 KI 399 ndash 625) im Alter von 70 ndash 79 Jahren 851 (95 KI 685 ndash 1057) und im Alter ge 80 Jahren 1109 (95 KI 891 ndash 1377) Zu vergleichbaren Er-gebnissen kommt eine retrospektive Kohortenstu-die die 1904 PatientInnen einschloss die an deut-schen Krankenhaumlusern zwischen Februar und Juni 2020 aufgrund einer COVID-19-Erkrankung stati-onaumlr aufgenommen worden waren53 Das mediane Alter der Erkrankten betrug 73 Jahre und 485 wa-ren Frauen Bezogen auf das Referenzalter von 60 ndash 69 Jahren betraumlgt die HR fuumlr eine toumldlich ver-laufende Erkrankung bei hospitalisierten COVID-19- PatientInnen im Alter von 70 ndash 79 Jahren 275 (95 KI 169 ndash 447) und im Alter von ge 80 Jahren 411 (95 KI 257 ndash 658) Eine Kohortenstudie in Eng-land untersuchte die Risikofaktoren fuumlr den Tod an COVID-19 in der Allgemeinbevoumllkerung zwischen Februar und Mai 2020131 Analysiert wurden die Daten von uumlber 17 Mio PatientInnen aus der hau-saumlrztlichen Versorgung Zunehmendes Alter und der Tod an COVID-19 weisen eine starke Assozia-tion auf Nach Adjustierung betraumlgt die HR bezo-gen auf das Referenzalter von 50 ndash 59 Jahren im Alter von 60 ndash 69 Jahren 240 (95 KI 216 ndash 266) im Alter von 70 ndash 79 Jahren 608 (95 KI 552 ndash 669) und im Alter ge 80 Jahren 2061 (95 KI 1872 ndash 227)

1012 Personen mit Vorerkrankungen Zur Untersuchung der Frage welche Vorerkran-kungen mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr einen schweren Verlauf von COVID-19 einhergehen wurde durch das RKI eine systematische Analyse in Form eines sogenannten umbrella review (Uumlber-blick uumlber publizierte einzelne Review-Artikel) durchgefuumlhrt (International Prospective Register of Systematic Reviews (PROSPERO) Protokoll Num-mer CRD42020215846) Hierzu wurden die COVID-19-Datenbank der Bibliothek des RKI genutzt (siehe oben s Anhang fuumlr Suchstrategie erste Suche 25092020 Aktualisierung der Suche 11122020)

Eingeschlossen in die Analyse wurden systemati-sche Reviews in englischer oder deutscher Sprache (unabhaumlngig davon ob in den Reviews eine Meta-analyse durchgefuumlhrt wurde oder nicht) die ab dem

1 Januar 2020 publiziert wurden und in denen die Beziehung zwischen mindestens einer Vorerkran-kung und mindestens einem der folgenden End-punkte untersucht wurde

Hospitalisierung aufgrund von COVID-19 Tod im Krankenhaus aufgrund von COVID-19

Auszligerdem musste in den eingeschlossenen syste-matischen Reviews ein quantitatives Maszlig fuumlr die Assoziation zwischen Vorerkrankung und End-punkt berichtet sein (in der Regel Odds ratio (OR) relatives Risiko (RR) oder Hazard ratio (HR) jeweils mit 95 Konfidenzintervall)

Aus den so identifizierten systematischen Reviews wurden die Daten zu den o g Assoziationen aus denjenigen Studien extrahiert die in Europa oder Nordamerika durchgefuumlhrt worden waren und min-destens fuumlr das Lebensalter der Studienteilneh-merInnen adjustiert waren Zusaumltzlich wurden die Charakteristika der Primaumlrstudien extrahiert sowie die von den jeweiligen Review-Autoren durchge-fuumlhrten Bewertungen des Verzerrungsrisikos (risk of bias) Alle Arbeitsschritte wurden von zwei unab-haumlngigen Untersuchern durchgefuumlhrt

Wenn mehr als ein Effektschaumltzer fuumlr einen End-punkt vorlag wurde eine Metaanalyse (random- effects Modell) durchgefuumlhrt wobei OR RR und HR analy-siert wurden und das Ausmaszlig der Heterogenitaumlt zwischen den Studienschaumltzern mittels Isup2-Statistik quantifiziert wurde Die Vertrauenswuumlrdigkeit der Evidenz zu jedem Endpunkt wurde fuumlr jede Vorer-krankung mit Hilfe der GRADE-Methodik beurteilt (nach PRECEPT132) Es wurde das Risiko wegen COVID-19 hospitalisiert zu werden verglichen zwi-schen SARS-Cov-2-positiv getesteten Personen mit und ohne die jeweilige Vorerkrankung Auszligerdem wurde das Risiko im Zusammenhang mit COVID-19 zu versterben zwischen mit COVID-19 hospitalisier-ten Personen mit und ohne die jeweilige Vorerkran-kung verglichen (Krankenhausmortalitaumlt)

Die Ergebnisse aus dem ersten umbrella review wur-den am 17 Dezember 2020 in der STIKO-Empfeh-lung zur COVID-19-Impfung online vorab veroumlffent-licht (httpsedocrkidehandle17690475792)

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Am 11122020 wurde eine erneute Literatursuche durchgefuumlhrt und der umbrella review aktualisiert Bei dieser Suche in der Datenbank des RKI wurden 120 systematische Reviews identifiziert aus denen nach Ausschluss von Duplikaten 1134 Einzelstu-dien auf das Vorliegen von Risikoschaumltzern fuumlr de-finierte Vorerkrankungen und das Berichten der gesuchten Endpunkte (Hospitalisierung und Kran-kenhausmortalitaumlt) untersucht wurden Von den 356 verbleibenden Studien wurden nach Durch-sicht der Volltexte 102 europaumlische und US-ameri-kanische Studien in die Metaanalyse eingeschlos-sen die insgesamt 159 altersadjustierte Schaumltzer fuumlr Hospitalisierung und Krankenhausmortalitaumlt be-richteten Basierend auf den og Kriterien wurden 42 Schaumltzer aus 45 Studien ausgewaumlhlt

Abbildung 1 des Anhangs zeigt wie sich die Risi-koschaumltzer zwischen den beiden Erhebungszeit-punkten (initialer Review und die vorliegende Aktu-alisierung) unterscheiden Die aktualisierten Schaumlt-zer lagen sowohl fuumlr Hospitalisierung als auch fuumlr die Krankenhausmortalitaumlt zumeist innerhalb des 95 -Konfidenzintervalls der initialen Schaumltzer

Tabelle 14 zeigt die Ergebnisse fuumlr den Endpunkt Hospitalisierung Durch die Aktualisierung sind Depression und chronisch entzuumlndliche Darmer-krankungen hinzugekommen Fuumlr die meisten Er-krankungen waren die Risikoerhoumlhungen moderat d h Effektschaumltzer lt 2 Das Risiko war zwar erhoumlht aber nicht verdoppelt Daher wird angenommen dass fuumlr juumlngere Menschen (lt 60 Jahre) die Wahr-scheinlichkeit aufgrund einer COVID-19-Erkran-kung hospitalisiert zu werden auch bei Vorliegen von Grund erkrankungen gering ist und deutlich niedriger als bei aumllteren Menschen Nur fuumlr Herz-insuffizienz psychiatrische Erkrankungen und Or-gantransplantationen lag der Effektschaumltzer uumlber 2 fuumlr Adipositas chronische Nierenerkrankungen und Diabetes mellitus knapp unter 2

Tabelle 15 zeigt die entsprechenden altersadjustier-ten Ergebnisse fuumlr den Endpunkt Krankenhausmortashylitaumlt Durch die Aktualisierung sind folgende Vorer-krankungen neu hinzugekommen Leber zirrhose aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen solide Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind interstitielle Lungenerkrankungen andere

chronisch neurologische Erkrankungen (als zere-brovaskulaumlre Erkrankung Apoplex oder Demenz) und chronisch entzuumlndliche Darmerkrankungen

Vier Studien149ndash152 die Schaumltzer zur Krankenhaus-mortalitaumlt bei Immundefizienz berichteten verwen-deten sehr unterschiedliche Definitionen und ver-einten PatientInnengruppen mit Immundefizienz unterschiedlichster Ursache ohne Differenzierung nach Art und Auspraumlgung Ein Groszligteil der einge-schlossenen Studienpopulationen ist durch andere Entitaumlten bereits erfasst z B Organtransplantation HIV-Infektion Krebserkrankungen Autoimmun-erkrankungen Daher wurde darauf verzichtet fuumlr Immundefizienz einen weiteren Effektschaumltzer an-zugeben

Die Effektschaumltzer fuumlr Mortalitaumlt waren meist deut-lich niedriger als fuumlr Hospitalisierung ndash in der Regel unter 15 Houmlhere Effektschaumltzer uumlber 2 wurden fuumlr Leberzirrhose Organtransplantationen psychia tri-sche Erkrankungen (schwere Depression Schizo-phrenie und bipolare Stoumlrung) Demenz interstiti-elle Lungenerkrankungen und Krebserkrankungen die nicht in behandlungsfreier Remission sind be-richtet

Limitationen dieser Analyse ergeben sich insbeson-dere aus den z T differierenden Definitionen der Vorerkrankungen in den Primaumlrstudien aber auch aus dem Fehlen von Angaben zum Krankheitssta-dium bzw zur Therapie z B handelt es sich bei bdquoanderen chronisch neurologischen Erkrankungenldquo um eine heterogene Gruppe unterschiedlicher Krankheitsentitaumlten und -schweregrade Hierdurch koumlnnte es zu einer Unterschaumltzung der Effekte von akuten undoder schweren Auspraumlgungsgraden von Vorerkrankungen gekommen sein Interaktionen zwischen Alter und Vorerkrankungen wurden in den Studien nicht untersucht Es sind nicht alle re-levanten Vorerkrankungen erfasst sondern nur die die in den systematischen Reviews berichtet wur-den Seltene Vorerkrankungen koumlnnen fehlen

Die Ergebnisse (hazard ratios HR) aus der briti-schen Kohortenstudie von Williamson et al131 in die uumlber 17 Millionen StudienteilnehmerInnen aus der OpenSAFELY Plattform eingeschlossen waren konnten aus methodischen Gruumlnden nicht in die

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Metaanalyse des umbrella reviews eingeschlossen werden In dieser Studie wurden Risikofaktoren fuumlr COVID-19-bedingten Tod (n = 10926) in der Allge-meinbevoumllkerung untersucht Eingeschlossen in die Kohorte waren sowohl SARS-CoV-2-positive als auch SARS-CoV-negative Personen In der Studie wurde ein Cox proportional hazards model verwen-det um adjustierte HR fuumlr Vorerkrankungen als Risikofaktoren fuumlr einen COVID-19-bedingten Tod zu schaumltzen In den Studien die in den umbrella review eingeschlossen waren wurde dagegen das Risiko im Zusammenhang mit COVID-19 zu ver-sterben verglichen zwischen hospitalisierten Perso-nen mit und ohne die jeweilige Vorerkrankung Auf-grund der unterschiedlichen Studienpopulationen

wurden die ermittelten Risikoschaumltzer nicht in die Metaanalyse eingeschlossen Die Studie ist jedoch eine qualitativ hochwertige Evidenzquelle zur Risi-koabschaumltzung Die HR aus der Studie von William-son et al wurden daher mit denen aus der Metaana-lyse des umbrella reviews verglichen Der Vergleich ist in Abbildung 2 des Anhangs illustriert und zeigt dass aumlhnliche Verhaumlltnisse der Risikoschaumltzer zu den beruumlcksichtigten Vorerkrankungen wie im umbrella review vorlagen In den im umbrella review eingeschlossenen Studien wurde fuumlr Diabetes mel-litus keine Differenzierung nach dem Grad der Ein-stellung vorgenommen Williamson et al dagegen berichten separate HR fuumlr COVID-19-assoziierten Tod bei Diabetes mellitus mit einem HbA1c

KrankheitErkrankungsgruppe Effektschaumltzer+ (95 KI)

I2 () Studien ( Quelle)

PatientInnen GRADE Evidenzqualitaumlt

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Arrhythmie oder Vorhofflimmern 141 (117 ndash170) 000 3 (133 ndash135) 13544 ++++

Herzinsuffizienz 213 (124 ndash 367) 805 5 (133 135 ndash138) 19995 +++

Koronare Herzkrankheit (KHK) 129 (111 ndash 151) 188 3 (133 135 138) 18501 ++++

Arterielle Hypertonie 151 (127 ndash 181) 625 7 (133 ndash 139) 20902 +++

Metabolische Stoumlrungen

Diabetes mellitus 195 (172 ndash 220) 275 10 (133 ndash 142) 22725 ++++

UumlbergewichtAdipositas (BMI gt 30 kgm2) 194 (173 ndash 218) 000 5 (133 134 136 138 143) 16251 ++++

Chronische Nierenerkrankungen 195 (131 ndash 291) 829 7 (133 ndash 135 138 ndash 140 143) 20863 +++

Chronische Lebererkrankungdagger 130 (110 ndash 160) NA 1 (144) 500 +++

Malignome

Krebserkrankung 118 (100 ndash 138) 140 6 (133ndash136 140 143) 16051 ++++

Lungenerkrankungen

Asthma 132 (089ndash197) 571 4 (134 ndash136 143) 5766 ++

Schwere chronische Lungenerkrankungen z B COPD

176 (129ndash24) 79 5 (134 ndash136 139 143) 6351 ++++

ZNS-Erkrankungen

Zerebrovaskulaumlre Erkrankung oder Apoplex 130 (103 ndash 164) 000 2 (133 134) 9841 ++++

Demenz 131 (032ndash537) 932 3 (133ndash135) 13544 ++

Psychiatrische Erkrankungen (schwere Depression Schizophrenie und bipolare Stoumlrung)

21 (12ndash37) NA 1 (133) 11122 ++++

Erkrankungen des Immunsystemsiatrogene Immundefizienz

AutoimmunerkrankungDagger 108 (101 ndash 117) NA 1 (145) 9437 +++

Chronisch entzuumlndliche Darmerkrankungdagger 11 (08 ndash151) NA 1 (146) 464 +++

Rheumatologische Erkrankung 137 (108 ndash173) 0 2 (133 147) 9675 ++++

Z n Organtransplantation 270 (130 ndash 540) NA 1 (133) 9519 +++

Immundefizienz Antikoumlrpermangel-syndrome IgA Mangel

114 (075 ndash175) NA 1 (148) 1526 +++

Tab 14 | Geschaumltzte altersadjustierte Risiken durch Vorerkrankungen fuumlr eine Hospitalisation aufgrund von COVID-19 (+ Effektschaumltzer Odds ratio falls nicht anders angegeben dagger Risk ratio estimate Dagger Hazard ratio estimate NA = not applicable)

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ge 58 mmolmol bzw ge 75 (195 95 -KI 183 ndash 208) und Diabetes mellitus mit einem HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 (131 95 -KI 124 ndash 137) Diese diffe-renzierten Schaumltzer zum Diabetes mellitus wurden in die Bewertung aufgenommen (s Tab 16)

In den ausgewerteten systematischen Reviews konnten keine Studien identifiziert werden die

Risikoschaumltzer fuumlr PatientInnen mit einem Downshy Syndrom (Trisomie 21) berichteten Retrospektive Kohortenstudien aus England181 und den USA182 so-wie Einzelfallberichte183184 belegen jedoch die Schwere von COVID-19 bei PatientInnen mit Down- Syndrom Die Autoren weisen darauf hin dass die-se PatientInnen auch aufgrund der zahlreichen risi-kobehafteten Komorbi ditaumlten (z B schwere angebo-

KrankheitErkrankungsgruppe Effektschaumltzer+ (95 KI)

I2 () Studien ( Quelle) PatientInnen GRADE Evidenzqualitaumlt

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Arrhythmie oder Vorhofflimmern 137 (117ndash161) 000 5 (133 135 142 153 154) 9341 ++++

Herzinsuffizienz 141 (119 ndash168) 348 11 (133 135 142 152 ndash159) 14234 ++++

Koronare Herzkrankheit (KHK) 140 (114 ndash173) 722 10 (133 135 142 152 ndash157 160)

15139 +++

Arterielle Hypertonie 109 (094 ndash126) 393 16 (133 135 152 ndash167) 16071 +++

Metabolische Stoumlrungen

Diabetes mellitus 132 (121 ndash144) 000 17 (133 135 152 ndash155 157 ndash167)

15685 ++++

UumlbergewichtAdipositas (BMI gt 30 kgm2) 182 (140 ndash237) 6576 8 (133 152 155 157 161 165 166 168)

9379 +++

Chronische Nierenerkrankung 155 (135 ndash179) 224 15 (133 135 152 ndash155 157 ndash162 165 166 169)

15411 ++++

Chronische Lebererkrankung 174 (109 ndash276) 000 4 (133 152 159 163) 3392 ++++

Leberzirrhose 431 (178 ndash104) 0 3 (154 158 163) 1219 ++++

Malignome

Krebserkrankung in RemissionDagger 123 (115 ndash131) 000 6 (138 145 170 ndash173) 10692 ++++

Solide Tumorerkrankungen nicht in Remission

277 (095 ndash806) 379 2 (159 168) 2114 +++

Aktive maligne haumlmatologische ErkrankungenDagger

174 (128 ndash237) 0 1 (174) 1183 ++++

Lungenerkrankungen

Asthma 084 (067 ndash105) 000 4 (135 152 154 175) 9396 +++

Schwere chronische Lungenerkrankungen z B COPD

189 (118 ndash305) 633 6 (135 142 152 156 157 161)

5123 +++

Interstitielle LungenerkrankungDagger 217 (176 ndash268) NA 1 (172) 5776 ++++

ZNS-Erkrankungen

Zerebrovaskulaumlre ErkrankungApoplex 144 (090 ndash230) 56 5 (133 154 156 165 166) 4102 ++

Demenz 207 (157 ndash272) 322 5 (133 135 154 167 176) 5438 ++++

Psychiatrische Erkrankungen (schwere Depression Schizophrenie und bipolare Stoumlrung)

29 (13 ndash66) NA 1 (133) 2254 ++++

Andere chronisch neurologische ErkrankungDagger

118 (108 ndash128) 0 2 (177 178) 19229 ++++

Erkrankungen des Immunsystemsiatrogene Immundefizienz

AutoimmunerkrankungDagger 119 (106 ndash 133) NA 2 (145 172) 8567 ++++

Rheumatologische Erkrankungdagger 12 (078 ndash185) NA 1 (133) 2090 +++

HIV Infektion 149 (109 ndash202) 0 3 (149 179 180) 48873 ++++

Zn Organtransplantation 420 (160 ndash 1140) NA 1 (133) 2090 +++

Chronisch entzuumlndliche DarmerkrankungDagger 118 (034 ndash404) NA 1 (149) 841 +++

Tab 15 | Geschaumltzte Risiken durch Vorerkrankungen fuumlr Mortalitaumlt aufgrund von COVID-19 (+ Effektschaumltzer Odds ratio falls nicht anders angegeben dagger Risk ratio Dagger Hazard ratio NA = not applicable)

41Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

rene Herzfehler Stoumlrungen der Immun- und Lun-genfunktion) ein erhoumlhtes Risiko fuumlr einen schwe-ren oder toumldlichen Verlauf haben In einer groszligen bevoumllkerungsbezogenen Kohortenstudie aus Eng-land die Daten von 826 Mio Erwachsenen analy-sierte wurde geschaumltzt dass das fuumlr eine Reihe von Faktoren adjustierte Risiko bei PatientInnen mit Down-Syndrom fuumlr einen COVID-19-bedingten Tod im Vergleich zur Normalbevoumllkerung 10-fach [HR 104 (95 KI 71 ndash 152)] und fuumlr den COVID-19- bedingten Krankenhausaufenthalt 5-fach [HR 50 (95 KI 36 ndash 67)] erhoumlht ist181

Auf Grundlage der Ergebnisse der Aktualisierung des umbrella review und einzelner weiterer Studien wurden Personen mit Vorerkrankungen drei unter-schiedlichen Prioritaumltsstufen zugeordnet Die Zu-ordnung richtete sich nach ihrem Mortalitaumltsrisiko im Vergleich mit Personen unterschiedlicher Alters-gruppen ohne Vorerkrankungen Personen mit Downshy Syndrom wurden der Stufe 2 zugeordnet da ihr Mortalitaumltsrisiko houmlher ist als das von Personen mit anderen Vorerkrankungen und dem von Perso-nen im Alter von ge 75 ndash 79 Jahren aumlhnlich ist (HR 104) (s Tab 15 und Tab 16) Vorerkrankungen die mit einem hohen Mortalitaumltsrisiko (OR gt 15) einhershygehen wurden der Prioritaumltsstufe 3 zugeordnet In diese Gruppen gehoumlren Personen mit folgenden Vorerkrankungen Z n Organtransplantation aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen soli-de Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind interstitielle Lungenerkrankungen psychiatri-sche Erkrankungen (bipolare Stoumlrung Schizophre-nie und schwere Depression) Demenz Diabetes mellitus mit einem HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 COPD Adipositas (BMI gt 30 kgm2) chro-nische Lebererkrankungen inkl Leberzirrhose chronische Nierenerkrankungen Diejenigen mit einem moderat erhoumlhten Mortalitaumltsrisiko (OR bzw HZ le 15) wurden der Stufe 4 zugeordnet Personen mit folgenden Vorerkrankungen wurden dieser Gruppe zugeordnet Diabetes mellitus mit HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 ArrhythmieVorhof-flimmern koronare Herzkrankheit Herzinsuffi-zienz Autoimmunerkrankungen HIV-Infektion Krebserkrankungen in behandlungsfreier Remis-sion arterielle Hypertonie rheumatologische Er-krankungen Asthma bronchiale chronisch ent-zuumlndliche Darmerkrankungen zerebrovaskulaumlre Er-

krankungenApoplex und andere chronische neuro-logische Erkrankungen

1013 Gemeinsame Betrachtung der individuellen Risiken von Alter und Vorerkrankungen fuumlr COVID-19-assoziierte Hospitalisierung und MortalitaumltZur integrativen Interpretation der Daten zu Hospi-talisierung und Mortalitaumlt wurde zusaumltzlich eine Clusteranalyse durchgefuumlhrt Ziel war es die jewei-ligen Risikoerhoumlhungen fuumlr die beiden untersuch-ten Endpunkte gemeinsam darzustellen Abbil-dung 8 zeigt die Ergebnisse dieser Analyse Abgebil-det sind nur diejenigen Vorerkrankungen fuumlr die Schaumltzer sowohl fuumlr COVID-19-bedingte Hospitali-sierung als auch fuumlr Tod vorlagen

In einer weiteren Cluster-Analyse wurden aus den Studien des umbrella-reviews Daten zum alters-assoziierten Risiko fuumlr Hospitalisierung und Tod ex-trahiert und in dieselbe Darstellung uumlberfuumlhrt Hierbei konnten Daten zu den Altersgruppen 60 ndash 69 70 ndash 79 Jahre sowie ge 80 Jahre analysiert werden die jeweils auf das Vorliegen von Vorer-krankungen adjustiert waren Abbildung 9 zeigt dass die Risiken in diesen Altersgruppen ndash unab-haumlngig vom Vorliegen einer Vorerkrankung ndash deut-lich uumlber denjenigen der o g Personengruppen mit Vorerkrankungen liegen mit Ausnahme der Grup-pe der Menschen mit Down-Syndrom

Zusammengefasst laumlsst sich aus den Ergebnissen des umbrella reviews und der Cluster-Analyse schluss-folgern dass Personen in der Altersgruppe ge 80 Jah-ren das houmlchste Risiko fuumlr einen toumldlichen Verlauf von COVID-19 aufweisen Hieran schlieszligen sich die Gruppen der Menschen mit Down-Syndrom an ge-folgt von 70 ndash 79 Jahre alten Personen (s Abb 9)

1014 Schwangere bzw deren enge KontaktpersonenSchwangere und Frauen im Wochenbett die an COVID-19 erkrankt waren zeigten laut einem sys-tematischen Review der 77 Beobachtungsstudien aus China den USA Europa Israel Japan Brasi-lien und Mexiko einschloss seltener Fieber und Gliederschmerzen als nicht-schwangere COVID-19- Patientinnen derselben Altersgruppe Im Gegen-satz dazu hatten sie aber haumlufiger einen schweren Verlauf der die Versorgung auf einer Intensivsta-

42Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Tab 16 | Effektschaumltzer fuumlr die Risiken von Alter und Vorerkrankungen fuumlr die COVID-19-assoziierte Hospitalisation (links) und Mortalitaumlt (rechts sortiert nach Groumlszlige des Effektschaumltzers fuumlr Mortalitaumlt)

OR = Odds Ratio HR = Hazard Ratio pOR = pooled Odds Ratio pHR = pooled Hazard Ratio RR = Relatives Risiko Bipolare Stoumlrung Schizophrenie und schwere Depression

Risiken (Alter und Vorerkrankungen)

Hospitalisierung Mortalitaumlt Risiko- stufeSchaumltzer Wert 95 -KI Schaumltzer Wert 95 -KI

Alter ge 80 Jahre OR 45 36 56 pOR 169 516 556 1

Down-Syndrom HR 494 36 67 HR 104 708 152 2

Alter 70 ndash 79 Jahre OR 48 39 59 pOR 74 297 184 2

Leberzirrhose pOR 431 178 104 3

Organtransplantierte OR 27 13 54 OR 42 16 114 3

Psychiatrische Erkrankungen OR 21 12 37 OR 29 13 66 3

Alter 60 ndash 69 Jahre OR 16 14 2 pOR 28 163 49 3

Solide Tumorerkrankungen nicht in Remission

pOR 277 095 806 3

Interstitielle Lungenerkrankung

OR 217 176 268 3

Demenz pOR 131 032 537 pOR 207 157 272 3

Diabetes (HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 )

HR 195 183 208 3

COPD und andere aumlhnlich schwere chronische Lungenerkrankungen

pOR 176 129 24 pOR 189 118 305 3

Adipositas (BMI gt 30) pOR 194 17 22 pOR 18 14 24 3

Chronische Lebererkrankung RR 13 11 16 pOR 174 109 276 3

Aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen

HR 174 128 237 3

Chronische Nierenerkrankung pOR 195 13 29 pOR 16 13 18 3

HIV-Infektion - pHR 149 109 202 4

Zerebrovaskulaumlre ErkrankungenApoplex

pOR 13 10 16 pOR 144 09 23 4

Herzinsuffizienz pOR 213 124 367 pOR 141 119 168 4

Koronare Herzkrankheit pOR 129 111 151 pOR 140 114 173 4

ArrhythmieVorhofflimmern pOR 141 117 17 pOR 137 117 161 4

Diabetes mellitus (HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 )

pOR 195 172 22 HR 131 124 137 4

Krebserkrankungen in Remission pOR 118 10 138 pHR 123 115 131 4

Rheumatologische Erkrankungen pOR 137 108 173 OR 12 078 185 4

Autoimmunerkrankungen HR 108 10 117 pHR 119 107 133 4

Chronisch entzuumlndliche Darmerkrankung (CED)

RR 111 08 151 HR 118 034 404 4

Andere chronische neurologische Erkrankungen

pHR 118 108 128 4

Arterielle Hypertonie pOR 151 127 181 pOR 109 094 126 4

Asthma bronchiale pOR 132 089 197 pOR 084 067 105 4

43Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

tion (gepooltes Odds Ratio (gOR) 162 95 KI 133 ndash 196) und eine assistierte Beatmung notwen-dig machte (gOR 188 95 KI 136 ndash 260) Beste-hende Komorbiditaumlten (z B Hypertonus Diabetes mellitus) houmlheres muumltterliches Alter und Adipo-sitas sind Risikofaktoren fuumlr einen schweren COVID-19-Verlauf bei Schwangeren185 Bezuumlglich Komplikationen im Schwangerschaftsverlauf wur-den 35 Studien mit insgesamt 6279 Schwangeren und 2557 Neugeborenen ausgewertet Schwangere Frauen mit COVID-19 hatten haumlufiger Fruumlhgebur-ten (lt 37 Schwangerschaftswochen (SSW) gOR 301 95 KI 116 ndash 785) im Vergleich zu Muumlttern ohne diese Erkrankung in der Schwangerschaft

und die Rate der Neugeborenen die auf einer neo-natologischen Intensivstation betreut werden mussten war erhoumlht (gOR 313 95 KI 205 ndash 479)185 Eine vertikale Transmission auf das Kind wurde in Einzelfaumlllen beschrieben185186 scheint je-doch nach derzeitiger Datenlage eher selten vorzu-kommen187

Da die Impfstoffe zumindest initial nicht fuumlr Schwangere zugelassen sein werden sollte in Erwauml-gung gezogen werden enge Kontaktpersonen von Schwangeren insbesondere deren PartnerInnen zu impfen um die Schwangeren indirekt zu schuumltzen Bei einer Geburtskohorte von 778100Jahr (abzuumlg-

ART arrhythmia or atrial fibrillation CHF congestive heart failure CAD coronary artery disease HTN hypertension DM diabetes BMI gt 30 obesity and overweight CANC cancer AST asthma COPD chronic obstructive pulmonary disease CKD chronic kidney disease CLD chronic liver disease CRB cerebrovascular or stroke DEM dementia Auto autoimmune condition Immun immunodeficiency or immuno-suppressed state Rheuma rheumatological disease Organ organ transplant history Psychiatr psychiatric diseases (severe depression schizophrenia bipolar disorder) (Down-Syndrom wegen der besseren Uumlbersichtlichkeit nicht dargestellt s Abb 9) Abb 8 | Cluster-Analyse der Risiken von Vorerkrankungen auf Hospitalisation und Mortalitaumlt von COVID-19

ART

AST

Auto

CAD

CANC

CHF

CKD

CLDCOPD

CRB

DEM

DM

HTN

IBD

Organ

Rheuma

Psychiatr

BMIgt3015

0

1

2

3

4

5

1 2 3

Hospitalisierung

Krankenhausm

ortalitaumlt

5

4

3

2

1

0

1 2 3

Krankenhausmortalitaumlt

Hospitalisierung

44Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

lich der Mehrlingsgeburten188) bestuumlnde fuumlr etwa 750000 enge Kontaktpersonen zu Schwangeren eine Impfindikation

102 Personen mit einem erhoumlhten arbeitsbedingten InfektionsrisikoPersonen die berufsbedingt enge Kontakte mit an-deren Menschen nicht vermeiden koumlnnen sind einem erhoumlhten Expositionsrisiko ausgesetzt Das Risiko variiert jedoch je nach Arbeitsbereich und Tauml-tigkeit erheblich Insgesamt gibt es zum Exposi-tionsrisiko der einzelnen Berufsgruppen keine gute Studienlage fuumlr viele Berufsgruppen sind gar keine Daten vorhanden Bei fehlender Evidenz wurde die Rationale fuumlr die einzelnen zu impfenden Gruppen durch ExpertInnenkonsens erzielt Die Beurteilung welche Personen im konkreten Einzelfall an ihrem Arbeitsplatz ein besonders hohes Expositions risiko

oder eine besondere Naumlhe zu vulnerablen Gruppen haben sollte im Rahmen der Gefaumlhrdungsbeurtei-lung durch die Arbeitgeber Innen unter Einbezie-hung der BetriebsaumlrztInnen erfolgen

1021 Personal in medizinischen Einrichtungen Laut dem Statistischen Bundesamt sind in Deutsch-land etwa 5 Mio Menschen in medizinischen Ein-richtungen taumltig In medizinischen Einrichtungen besteht ggf ein erhoumlhtes Risiko der Uumlbertragung von Infektionskrankheiten Zu diesen Einrichtun-gen zaumlhlen Krankenhaumluser Einrichtungen fuumlr am-bulantes Operieren Vorsorge- oder Rehabilitations-einrichtungen Dialyseeinrichtungen Tagesklini-ken Entbindungseinrichtungen Behandlungs- oder Versorgungseinrichtungen Arztpraxen Zahnarztpraxen Praxen sonstiger humanmedizini-scher Heilberufe Einrichtungen des oumlffentlichen

Trisomie21

Alter 60-69

Alter 70-79

Alter 80+

ARTAST

Auto

CAD

CANCCHF

CKD

CLD

COPDCRB

DEM

DMHTNIBD

Organ

Rheuma

Psychiatr

BMIgt3015

0

5

10

15

1 2 3 4 5Hospitalisierung

Krankenhausmortalitaumlt

Abb 9 | Cluster-Analyse der Risiken von Vorerkrankungen und Alter auf Hospitalisation und Mortalitaumlt von COVID-19 (Abkuumlrzungen s Abb 8)

Daten stammen nicht aus dem umbrella review

Hospitalisierung

Krankenhausmortalitaumlt

15

10

5

0

1 2 43 5

45Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Gesundheitsdienstes in denen medizinische Unter-suchungen Praumlventionsmaszlignahmen oder ambu-lante Behandlungen durchgefuumlhrt werden ambu-lante Pflegedienste die ambulante Intensivpflege in Einrichtungen Wohngruppen oder sonstigen ge-meinschaftlichen Wohnformen erbringen und Ret-tungsdienste Gemaumlszlig sect 23 Infektionsschutzgesetz muumlssen die LeiterInnen von medizinischen Ein-richtungen Maszlignahmen zur Vermeidung der Weiter verbreitung von Infek tionserregern treffen

Personal in medizinischen Einrichtungen in der ambulanten und stationaumlren Versorgung steht in vorderster Reihe im Einsatz gegen die Pandemie COVID-19-Erkrankungen und -Todesfaumllle unter me-dizinischem Personal werden weltweit berichtet und stellen neben den individuellen persoumlnlichen und familiaumlren teilweise schwerwiegenden Auswir-kungen eine Herausforderung fuumlr die Aufrechtshyerhaltung der medizinischen Versorgung dar189 Die Funktionsfaumlhigkeit von medizinischen Einrichtun-gen wird zum einen direkt durch Infektionen beim Personal zum anderen durch die dann ggf erfor-derlichen weiteren Schutzmaszlignahmen (Quaran-taumlne von Kontaktpersonen) erheblich beeintraumlchtigt Diese koumlnnen zu Praxis- Abteilungs- oder Stations-schlieszligungen fuumlhren Die persoumlnliche Schutzaus-ruumlstung (PSA) reduziert zwar das Infektionsrisiko das Tragen derselben kann jedoch mit einer erheb-lichen Belastung und u U Arbeitserschwernis ver-bunden sein

Es ist davon auszugehen dass Vorerkrankungen die mit einem schweren Verlauf von COVID-19 assoziiert sind im selben Maszlige bei medizinischem Personal auftreten wie unter der uumlbrigen Bevoumllke-rung in den gleichen Altersgruppen Personen die in medizinischen Einrichtungen arbeiten haben zusaumltzlich zum Risiko sich im privaten Umfeld zu infizieren waumlhrend der Berufsausuumlbung ein erhoumlh-tes Infektionsrisiko190191 Es besteht eine groszlige Varia bilitaumlt hinsichtlich ihres arbeitsbedingten Expositionsrisikos aufgrund unterschiedlicher Ein-satzbereiche192193 und Taumltigkeiten190 Ein hohes (zB Zahnaumlrzte) oder besonders hohes Expositionsrisiko gegenuumlber SARS-CoV-2 kann bei der intensivmedi-zinischen Betreuung von COVID-19-Patient In-nen192 in Notaufnahmen193 und beim Ausuumlben ae-rosolgenerierender oder gesichtsnaher Taumltigkei-

ten192194ndash196 sowie bei der Betreuung von bislang un-erkannten SARS-CoV-2-infizierten PatientInnen bestehen

Medizinisches Personal kann zur Transmission von SARS-CoV-2 in Krankenhaus Praxis oder bei ande-ren Kontakten beitragen Das Risiko der Transmis-sion ist insbesondere zum Schutz von besonders vulnerablen Patientengruppen wie sie z B in der Geriatrie Palliativmedizin oder Onkologie anzutref-fen sind zu bedenken

Unter Beruumlcksichtigung aller drei Aspekte (Aufrecht-erhaltung der medizinischen Versorgung Schutz von Personen mit einem hohen Expositionsrisiko und Schutz von vulnerablen PatientInnengruppen) wurden nach ExpertInnenkonsens fuumlr das Personal in medizinischen Einrichtungen Untergruppen ge-bildet denen eine unterschiedliche Prio ritaumlt fuumlr eine Impfung eingeraumlumt werden soll (s Tab 17)

1022 Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Pflege sowie andere in Pflegeeinrichtungen Taumltige Ende Dezember 2017 wurde die ambulante Pflege in Deutschland durch 14100 Pflegedienste mit 390300 Beschaumlftigten gewaumlhrleistet und die voll- beziehungsweise teilstationaumlre Pflege von etwa 14500 Pflegeheimen mit 764600 Beschaumlftigten

Beschaumlftigte in Alten- und Pflegeheimen und Pfle-gekraumlfte in der ambulanten Versorgung haben auf-grund des direkten Kontaktes mit Pflegebeduumlrftigen ein hohes Risiko sich zu infizieren bzw eine uner-kannte eigene SARS-CoV-2-Infektion auf die zu Pflegenden zu uumlbertragen Sie koumlnnen bei den not-wendigen Pflegemaszlignahmen die Kontaktbeschraumln-kungs- und Infektionsschutzmaszlignahmen nicht im-mer einhalten da enger Personenkontakt im Rah-men der Pflege unerlaumlsslich ist

Nach Ergebnissen der deutschlandweiten Befra-gung zur Situation in der Langzeitpflege ist das SARS-CoV-2-Infektionsrisiko der Beschaumlftigten ge-genuumlber der Normalbevoumllkerung 6-fach erhoumlht197 Fast jedes fuumlnfte Pflegeheim und jeder zehnte am-bulante Pflegedienst sind von COVID-19-Erkran-kungsfaumlllen bei Mitarbeitenden betroffen Die Per-sonalsituation in der stationaumlren und ambulanten

46Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Pflege war bereits vor Beginn der COVID-19-Pande-mie angespannt Der Personalmangel hat sich durch den Personalausfall von an COVID-19 er-krankten MitarbeiterInnen noch verstaumlrkt

Neben den regulaumlr Beschaumlftigten in der teil- und vollstationaumlren Pflege gibt es weitere Personen die die Einrichtungen regelmaumlszligig betreten und auch als moumlgliche Infektionsquelle in Betracht kommen und eine Infektionskette ausloumlsen koumlnnen Zudem kann diese Personengruppe auch eine Infektion von Ins-titution zu Institution tragen da meist mehrere Pflegeheime in ihrem Versorgungsgebiet liegen Zu dieser Gruppe gehoumlren beispielsweise Mitarbeiten-de in der Spezialisierten Ambulanten Palliativver-sorgung (SAPV) Fuszligpflegepersonal FriseurInnen SeelsorgerInnen etc

1023 LehrerInnen in Schulen und ErzieherInnen in Kindertagesstaumltten (Kita)Laut dem Statistischen Bundesamt sind in Deutsch-land etwa 800000 LehrerInnen und 600000 Kin-dertagesstaumltten (Kita)-ErzieherInnen taumltig Lehrer-Innen und ErzieherInnen in Schulen und Kitas spielen eine zentrale Rolle als Garanten des Rechts der Kinder und Jugendlichen auf Bildung Teilhabe Foumlrderung und Betreuung Schul- bzw Kitaschlie-szligungen stehen diesem Recht entgegen Weitestge-hende Aufrechterhaltung des Regelbetriebs und Praumlvention von SARS-CoV-2-Ausbruumlchen in Kitas und Schulen haben daher eine hohe gesellschaft-

liche Prioritaumlt198 Gleichzeitig muss das Infektions-risiko fuumlr LehrerInnen und ErzieherInnen so gering wie moumlglich gehalten werden Es ist davon auszuge-hen dass Vorerkrankungen die mit einem schwe-ren Verlauf von COVID-19 assoziiert sind im selben Maszlige unter LehrerInnen und ErzieherInnen auftre-ten wie unter der uumlbrigen Bevoumllkerung in den glei-chen Altersgruppen In einer Stellungnahme legt die Deutsche Akademie fuumlr Kinder- und Jugendme-dizin (DAKJ e V) dar wie durch die Einhaltung der fuumlr Schulen und Kitas erstellten Hygieneplaumlne und Maszlignahmenkataloge das Risiko einer Ansteckung fuumlr das Personal deutlich reduziert werden kann198

Die Rolle von Kindern und Jugendlichen fuumlr die Uumlbertragung von SARS-CoV-2 ist nicht abschlie-szligend geklaumlrt Ob sie dadurch dass sie haumlufiger asymptomatisch sind und ein geringeres Ausatem-volumen haben weniger infektioumls als Erwachsene sind laumlsst sich aktuell nicht sagen In Deutschland werden derzeit mehrere SARS-CoV-2-Seropraumlva-lenzstudien unter Kindern und Jugendlichen durch-gefuumlhrt um den Anteil der Kinder und Jugend-lichen am Infektionsgeschehen in Deutschland zu bestimmen199 Zwischenergebnisse zu 2466 Kin-dern und deren Eltern aus einer Studie aus Baden- Wuumlrttemberg zeigen dass die Seropraumlvalenz mit zu-nehmendem Alter zunimmt Bei den 1- bis 5-Jaumlhri-gen lag sie bei 06 bei den 6- bis 10-Jaumlhrigen bei 09 und bei den Eltern bei 18 200 Bei einer aumlhn-lichen Untersuchung in Sachsen wurde eine Sero-

Personal in medizinischen Einrichtungen Beispiele fuumlr TaumltigkeitsbereichePersonengruppen Stufe

mit besonders hohem Expositionsrisiko

Notaufnahmen medizinische Betreuung von COVID-19-PatientInnen Rettungsdienst Beschaumlftigte aus Bereichen in denen aerosolgenerierende Taumltigkeiten an COVID-19- PatientInnen durchgefuumlhrt werden z B In- und Extubation Bronchoskopie Laryngoskopie

1

mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen

Einrichtungen der Altenpflege Einrichtungen die schwer immunsupprimierteonkolo-gischetransplantierte PatientInnen betreuen Palliativmedizin mobile Impfteams

1

mit hohem Expositionsrisiko Infektionsstationen hausaumlrztliche und paumldiatrische Praxen KV-Notdienst Transport von NotfallpatientInnen HNO- Augen- Zahn-Klinik oder -Praxis (enge Kontakte dokumen-tierte Infektionsfaumllle bei med Personal) Personal in Abstrichzentren med Personal des OumlGD mit Patientenkontakt

2

mit moderatem Expositionsrisiko Anderes medizinisches Personal in der ambulanten und stationaumlren Versorgung mit Patientenkontakt und Kontakt zu Schwangeren Blutspendepersonal Reinigungspersonal in Kliniken und Praxen Personal der stationaumlren Impfzentren

3

in relevanten Positionen zur Aufrecht-erhaltung der Krankenhausinfrastruktur Oumlffentlicher Gesundheitsdienst

Taumltige in der IT oder Krankenhaus- bzw Medizintechnik Personal des OumlGD ohne PatientInnenkontakt

3

mit geringem Expositionsrisiko Personal das keine PatientInnen mit (Verdacht auf) Infektionskrankheiten betreut und keine aerosolgenerierenden Taumltigkeiten durchfuumlhrt Laborpersonal

4

Tab 17 | Beispiele fuumlr Personal in medizinischen Einrichtungen nach Taumltigkeitsbereichen und dessen Prioritaumlt fuumlr eine COVID-19-Impfung

47Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

praumlvalenz von 07 bei 1538 Schuumllern der Klassen-stufen 8 ndash 11 bestimmt106 Unter 507 LehrerInnen derselben Schulen betrug die Seropraumlvalenz nur 02 106

Nach Einschaumltzung der DAKJ besteht bei Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu Erwachsenen eine geringere Praumlvalenz von SARS-CoV-2-Infektio-nen Zumindest juumlngere Kinder (lt 14 Jahren) uumlber-tragen das Virus seltener als Erwachsene auf andere Personen198 Des Weiteren postulieren die Autoren unter Berufung auf Studien aus Irland201 und Aus-tralien202 dass bdquoLehrer in Schulen und das Personal in Kitas in diesen Einrichtungen bei Einhaltung von basalen Hygienemaszlignahmen nur ein geringes An-steckungsrisiko durch Kontakte zu potenziell infi-zierten Kindern haben Dieses Risiko ist im Ver-gleich zu dem Risiko einer Ansteckung durch Kon-takte zu erwachsenen SARS-CoV-2-infizierten Men-schen in der Oumlffentlichkeit oder im privaten Bereich nicht erhoumlhtldquo198

1024 Beschaumlftigte im EinzelhandelIn Deutschland sind laut dem Statistischen Bundes-amt 31 Mio Personen im Einzelhandel taumltig

Beschaumlftigte im Einzelhandel fuumlr Lebensmittel und Drogeriewaren zaumlhlen zu den Personen die auch waumlhrend der Pandemie und waumlhrend Zeiten weitrei-chender Schlieszligungen in anderen Bereichen kons-tant weiter an ihrem angestammten Arbeitsplatz ar-beiten und entsprechend Kontakt zu zahlreichen Menschen haben muumlssen Sie leisten einen wichti-gen Beitrag zur Aufrechterhaltung des oumlffentlichen Lebens Weder fuumlr den Einzelhandel fuumlr Lebensmit-tel und Drogeriewaren noch fuumlr andere Branchen liegen Daten aus Deutschland zu Uumlbertragungen von SARS-CoV-2 oder zum Expositionsrisiko der Beschaumlftigten vor Die Bundesanstalt fuumlr Arbeits-schutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat eine bdquoRisi-koschaumltzung zur Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 bei Beschaumlftigten im Einzelhandel fuumlr Lebensmittel und Drogeriewarenldquo publiziert203 In Deutschland sind etwa 780000 Personen im Ein-zelhandel fuumlr Lebensmittel und Drogeriewaren tauml-tig Fuumlr die Einschaumltzung des Infektionsrisikos wur-den Daten aus anderen Bereichen herangezogen Nach Einschaumltzung der BAuA wird das Infektions-risiko maszliggeblich von der Praumlvalenz von

SARS-CoV-2-Infektionen in der Bevoumllkerung be-stimmt und haumlngt zudem von der Art Frequenz und Dauer der Kundenkontakte ab Durch viele eher kurzzeitige Kontakte komme es auch in Ausbruchs-situationen nicht zwangslaumlufig zu Hochrisiko-kontakten203

Seit Beginn der Pandemie sind fuumlr alle Bereiche des Einzelhandels weitreichende Schutzmaszlignahmen eingefuumlhrt worden die das Infektionsrisiko fuumlr die dort Taumltigen senken (Plexiglasschutzscheiben an der Kasse Verpflichtung zum Tragen einer Mund- Nase-Bedeckung fuumlr Kunden und Personal Begren-zung der Personen die sich gleichzeitig in einem Geschaumlft aufhalten duumlrfen)

103 Oumlffentlicher Gesundheitsdienst und weitere Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur

1031 Oumlffentlicher Gesundheitsdienst (OumlGD) Der OumlGD leistet unverzichtbare Arbeit unter ande-rem bei der Bekaumlmpfung der Pandemie Im OumlGD sind ca 17000 Personen taumltig In Deutschland gibt es rund 400 lokale Gesundheitsaumlmter Waumlhrend bei-spielsweise die in COVID-19-Abstrichstellen Taumltigen der Gesundheitsaumlmter einem hohen Expositions-risiko fuumlr SARS-CoV-2 ausgesetzt sind haben Aumlrzte Zahnaumlrzte und medizinisches Fachassistenzperso-nal die in Gesundheitsaumlmtern Untersuchungen und Behandlungen sowie Praumlvention einschlieszliglich Impfungen durchfuumlhren ein vergleichbares Exposi-tionsrisiko wie HausaumlrztInnen Medizinisches Per-sonal der Gesundheitsaumlmter ist besonders auch in den Wohnungen der zu versorgenden Menschen taumltig vor allem in sozialen Schwerpunktbereichen Das betrifft zum Beispiel den Kinderschutz und Kriseninterventionen in der Psychiatrie

Daruumlber hinaus nimmt der OumlGD eine Vielzahl von Aufgaben zur Aufrechterhaltung des oumlffentlichen Lebens wahr Beispielhaft ist auf die Uumlberwachung von Krankenhaumlusern und Arztpraxen Kindertages-staumltten Schulen und Pflegeeinrichtungen hinzu-weisen aber auch auf die Sicherstellung der Trink-wasserqualitaumlt den umweltbezogenen Gesund-heitsschutz und auf vielfaumlltige Beratungsangebote fuumlr in verschiedener Hinsicht beduumlrftige Menschen

48Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Die Aufgaben des Infektionsschutzes sind ein um-schriebener Teilbereich des Profils eines jeden Gesundheitsamtes Die Meldung von COVID-19- Faumlllen erfolgt an die Gesundheitsaumlmter die dann die entsprechenden Nachforschungen einleiten und Maszlignahmen ergreifen Die Komplettierung und Uumlbermittlung der Daten zu den Faumlllen die Nachver-folgung und das Management von Kontaktperso-nen die Inspektion von Einrichtungen deren Bera-tung und die Uumlberpruumlfung der Hygieneplaumlne der-selben sind nur einige der Aufgaben der Gesund-heitsaumlmter denen waumlhrend der Pandemie besondere Bedeutung zukommt Der stark gestiege-ne Umfang der Aufgaben waumlhrend der Pandemie hat zu einem Personalengpass gefuumlhrt der gegen-waumlrtig auch durch Rekrutierung fachfernen Perso-nals nur teilweise kompensiert werden kann und die Nachverfolgung von COVID-19-Faumlllen ein-schraumlnkt

1032 Berufsgruppen der kritischen InfrastrukturDiverse Gruppen koumlnnen nach dem Bundesamt fuumlr Bevoumllkerungsschutz und Katastrophenhilfe zur kritischen Infrastruktur gerechnet werden204 Im Folgenden wird exemplarisch auf 3 Berufsgruppen eingegangen

Polizei In Deutschland sind ca 334000 Menschen bei der Polizei taumltig205 Fuumlr die Aufrechterhaltung der oumlffentlichen Ordnung hat die Polizei eine zentrale Rolle Das Expositionsrisiko gegenuumlber SARS-CoV-2 ist je nach Taumltigkeit und Einsatzgebiet sehr variabel Direkter Personenkontakt ist zur Erfuumlllung der Auf-gaben teilweise unvermeidbar

Feuerwehr 33549 Personen sind in Deutschland bei der Berufs- und 997603 bei der Freiwilligen Feuer-wehr taumltig206 Die Einsatzkraumlfte koumlnnen auf verschie-denste Art in Kontakt mit Personen kommen bei denen der Verdacht einer SARS-CoV-2-Infektion be-steht oder die bereits erkrankt sind zum Beispiel im Rahmen von Erstversorgungen technischen Rettun-gen oder Amtshilfe fuumlr Gesundheitsbehoumlrden

Persoumlnliche Schutzkleidung kann das Infektionsrisi-ko deutlich senken sofern sie korrekt getragen wird

OumlPNV Der Verband Deutscher Verkehrsunterneh-men e V (VDV) hat in einer Presserklaumlrung am

29102020 mitgeteilt dass laut einer aktuellen Um-frage unter MitarbeiterInnen im Oumlffentlichen Per-sonennahverkehr nur eine sehr geringe Zahl an SARS-CoV-2-Infektionen aufgetreten ist207 Bei den fast 80000 Beschaumlftigten sind seit Beginn der Pan-demie 233 bestaumltigte SARS-CoV-2-Infektionen regis-triert worden Der Anteil ist mit 029 etwa halb so hoch wie der Wert fuumlr die Gesamtbevoumllkerung zu diesem Zeitpunkt (054 Stand 27102020) Dies bestaumltigt nationale und internationale Untersuchun-gen die feststellen dass die Ansteckungsgefahr fuumlr Beschaumlftigte im OumlPNV gering ist und die Infektions-schutzmaszlignahmen wie Maskenpflicht Schutzwaumln-de und regelmaumlszligiges Luumlften wirksam sind

104 Personengruppen die aufgrund ihrer Wohn- Lebens- undoder Arbeitsverhaumlltnisse besonders gefaumlhrdet sind1041 BewohnerInnen von Alten- und Pflegeheimen und ambulant betreute PflegebeduumlrftigeVor allem aumlltere und pflegebeduumlrftige Menschen sind bei einer Infektion mit dem SARS-CoV2-Virus von schweren Krankheitsverlaumlufen und einer hohen Mortalitaumlt betroffen Nach Analysen der London School of Economics gehen etwa die Haumllfte (46 ) der COVID-19-Todesfaumllle in Europa auf Verstorbene in Pflegeheimen zuruumlck208 Laut der Pflegestatistik des Statistischen Bundesamtes waren in Deutsch-land Ende 2017 341 Mio Menschen pflegebeduumlrftig Etwa 259 Mio (76 ) aller Pflegebeduumlrftigen wur-den zu Hause versorgt davon wurden 68 durch Angehoumlrige gepflegt und 32 durch ambulante Pflegedienste Ambulante Pflegedienstmitarbei-terInnen betreuen gleichzeitig im Schnitt 59 Pflege-beduumlrftige Im Dezember 2017 waren 81 der Pfle-gebeduumlrftigen ge 65 Jahre alt 35 waren ge 85 Jahre alt Die Mehrheit (63 ) der Pflegebeduumlrftigen war weiblich Mit zunehmendem Alter steigt die Wahr-scheinlichkeit pflegebeduumlrftig zu sein von 6 bei den 70- bis 74-Jaumlhrigen auf 71 bei den gt 90-Jaumlhri-gen Es werden in Deutschland 082 Mio Pflege-beduumlrftige (24 ) in Pflegeheimen vollstationaumlr betreut Pro Pflegeheim werden im Durchschnitt 64 Pflegebeduumlrftige betreut

Verschiedene Gruumlnde sind fuumlr die Ausbreitung von SARS-CoV-2-Infektionen in Alten- und Pflegeein-richtungen verantwortlich Obwohl inzwischen aus-reichend persoumlnliche Schutzausruumlstung fuumlr Bewoh-

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nerInnen und Beschaumlftigte verfuumlgbar ist sind Be-wohnerInnen ungeuumlbt in der Verwendung oder koumlnnen aufgrund einer haumlufig begleitenden De-menz die empfohlenen Infektionsschutzmaszlignah-men nur ungenuumlgend befolgen Um das Infektions-risiko weiter zu senken haben viele Pflegeinstitu-tionen neben den internen Kontaktbeschraumlnkungen auch die Zugangsmoumlglichkeiten fuumlr BesucherInnen eingeschraumlnkt Allerdings zeigt sich dass die Isola-tion fuumlr die BewohnerInnen schaumldlich ist und die Sterblichkeit erhoumlht209

Aufgrund eingeschraumlnkter Testkapazitaumlten war es bisher nicht moumlglich Angestellte oder Besucher-Innen engmaschig zu testen und es ist kaum ver-meidbar dass symptomlose oder symptomarme Be-schaumlftigte unbemerkt den Erreger in die Einrich-tung eintragen Sobald SARS-CoV-2 in eine Einrich-tung eingedrungen ist ist die weitere Ausbreitung schwer zu kontrollieren und eine Unterbrechung der Infek tionsketten kaum zu erreichen Dies hat zur Folge dass in relativ kurzer Zeit zum Teil groszlige Ausbruumlche mit einem hohen Anteil an Schwerst-kranken entstehen

BewohnerInnen von Alten- und Pflegeheimen ha-ben daher gegenuumlber Personen desselben Alters die nicht in einer Einrichtung leben ein deutlich erhoumlh-tes Risiko sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren und aufgrund ihres hohen Alters ein houmlheres Risiko fuumlr einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf Eine kanadische Studie untersuchte in Ontario das Risi-ko an COVID-19 zu sterben bei BewohnerInnen im Alter gt 69 Jahren in Alten- und Pflegeheimen im Vergleich zu Personen desselben Alters die nicht institutionell versorgt wurden210 Das Risiko an COVID-19 zu versterben war um das 131-fache (95 KI 99 ndash 173) erhoumlht bei BewohnerInnen in Pflege-einrichtungen im Vergleich zu Personen desselben Alters die nicht in Pflegeeinrichtungen lebten

Vergleicht man die Groumlszlige der nach IfSG uumlbermittel-ten COVID-19-Ausbruumlche in Deutschland stellt man fest dass Ausbruumlche in Alten- und Pflegehei-men sowie in Seniorentagesstaumltten neben Ausbruuml-chen in Fluumlchtlings- und Asylbewerberheimen am groumlszligten sind Die durchschnittliche Anzahl an Faumlllen bei Ausbruumlchen in Alters- und Pflegeheimen betraumlgt nach einer Auswertung des RKI zu

COVID-19-Ausbruumlchen in Deutschland 188 Faumllle Der Anteil der PatientInnen bei Ausbruumlchen in Alten- und Pflegeheimen die aufgrund der COVID-19- Erkrankung hospitalisiert werden be-traumlgt (bezogen auf alle Faumllle unabhaumlngig von der Vollstaumlndigkeit der Angaben zur Hospitalisierung) 18 und der Anteil der Pflegebeduumlrftigen die ver-sterben betraumlgt 19 124

Das Institut fuumlr Public Health und Pflegeforschung (IPP) und das SOCIUM Forschungszentrum fuumlr Ungleichheit und Sozialpolitik der Universitaumlt Bre-men haben im Fruumlhjahr 2020 eine deutschland-weite Befragung in einer Stichprobe von Einrich-tungen der (teil)stationaumlren und ambulanten Lang-zeitpflege zur Situation der Langzeitpflege in Deutschland waumlhrend der COVID-19-Pandemie durchgefuumlhrt197 In Bezug auf zentrale Struktur-merkmale entspricht die Auswahl der bundesweiten Verteilung Auf Basis der durchgefuumlhrten Hoch-rechnungen wird der Anteil der Pflegebeduumlrftigen die an COVID-19 verstorben sind an allen bundes-weiten COVID-19-Todesfaumlllen auf mehr als 60 ge-schaumltzt Dabei entfallen 49 auf BewohnerInnen von Pflegeheimen und 12 auf Versorgte in der am-bulanten Pflege Bemerkenswert ist dass ihr Anteil an allen infizierten Personen insgesamt nur 85 (7 plus 15 ) ausmacht Fast jedes fuumlnfte Pflege-heim und jeder zehnte ambulante Pflegedienst sind daruumlber hinaus von Erkrankungsfaumlllen bei Mitarbei-tenden betroffen

1042 Personen mit einer Demenz oder anderen kognitiven Stoumlrungen und Taumltige in Einrichtungen in denen diese Personen betreut werdenIn Deutschland leben laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e V ca 16 Mio Menschen mit De-menz211 und laut dem Statistischen Bundesamt ca 17 Mio Menschen mit geistiger oder seelischer Be-hinderung oder zerebralen Stoumlrungen212 Viele Pati-entInnen mit Demenz und anderen kognitiven Stouml-rungen leiden an Beeintraumlchtigungen des Gedaumlcht-nisses der Sprache des Urteilsvermoumlgens an Dis-tanzlosigkeit und mangelnder Affektkontrolle die es fuumlr sie schwer bzw unmoumlglich machen die In-fektionsschutzmaszlignahmen wie Kontaktbeschraumln-kungen Abstandhalten regelmaumlszligige Haumlndehygie-ne und die Benutzung von Masken zu verstehen und einzuhalten Sie haben dadurch ein erhoumlhtes

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SARS-CoV-2- Infektionsrisiko Hinzu kommt ein er-houmlhtes Expositionsrisiko wenn diese Personen in Institutionen wie Pflegeheimen heilpaumldagogi-schen Einrichtungen oder Wohngruppen unterge-bracht sind oder in Werkstaumltten oder Schulen fuumlr behinderte Menschen Zeit verbringen In diesen In-stitutionen der gemeinschaftlichen Unterbringung bzw des gemeinsamen Aufenthaltes und anderen Angeboten der Eingliederungshilfe ist das Aus-bruchsrisiko deutlich erhoumlht Das erhoumlhte Infek-tionsrisiko betrifft sowohl BewohnerInnen als auch Personen die in diesen Einrichtungen in engem Kontakt zu den BewohnerInnen taumltig sind (z B ErzieherInnen SozialpaumldagogInnen Ergothera-peutInnen PhysiotherapeutInnen betreuende Aumlrzt-Innen)

Laut einer US-amerikanischen Studie haben Men-schen mit geistiger Behinderung die in Einrichtun-gen leben ein deutlich erhoumlhtes Risiko an COVID-19 zu erkranken (7841 Faumllle100000 Einw unter Men-schen mit geistiger Behinderung versus 1910 Faumllle 100000 Einw bei Menschen ohne geistige Behinde-rung) und zu versterben (1175100000 Einw versus 151100000 Einw)213 Eine prospektive Bevoumllke-rungsstudie in Groszligbritannien wertete die Daten von 389620 ProbandInnen aus Betrachtet wurde der Zeitraum von Maumlrz bis Mai 2020 eine Zeitspan-ne in der eine COVID-19-Diagnose in Groszligbritanni-en in der Regel ausschlieszliglich bei hospitalisierten schwer erkrankten PatientInnen erfolgte Als signi-fikante Risikofaktoren fuumlr die Hospitalisierung auf-grund von COVID-19 wurden Erkrankungen wie die Alzheimerkrankheit (OR 229 95 KI 125 ndash 416) andere Demenzformen (OR 216 95 KI 136 ndash 342) und weitere kognitive Stoumlrungen (OR 190 95 KI 124 ndash 290) identifiziert214 Weitere Studien belegen dass die Diagnose einer Demenz insbesondere bei weit fortgeschrittener Erkrankung und unabhaumlngig vom Alter ein prognostisch unguumlnstiger Risikofaktor fuumlr die Mortalitaumlt von COVID-19-PatientInnen ist215 ndash 217 Bestaumltigt werden diese Ergebnisse durch die Untersuchungen von Kuo et al die zeigten dass der Genotyp ApoE e4 ein bekannter Risikofaktor fuumlr De-menz und Alzheimerkrankheit ebenfalls mit dem erhoumlhten Risiko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkran-kung assoziiert ist218

1043 BewohnerInnen und Taumltige in Erstaufnahme-einrichtungen und Gemeinschaftsunterkuumlnften fuumlr AsylsuchendeDie engen Lebensverhaumlltnisse in Erstaufnahmeein-richtungen und Gemeinschaftsunterkuumlnften fuumlr Asylsuchende fuumlhrten zu vielen Ausbruumlchen mit ei-ner hohen Zahl infizierter Personen219 Die durch-schnittliche Anzahl an Faumlllen bei Ausbruumlchen in sol-chen Unterkuumlnften betraumlgt nach einer Auswertung des RKI zu COVID-19-Ausbruumlchen in Deutschland 208 Faumllle124 In Folge dieser Ausbruumlche werden zum Teil sehr drastische Maszlignahmen wie Massenqua-rantaumlne und polizeiliche Bewachung von Gebaumluden ergriffen Durch derlei Maszlignahmen besteht eine erhebliche Gefahr der Re-Traumatisierung dieser ohnehin vulnerablen Population Asylsuchende ha-ben aufgrund von sprachlichen Barrieren oftmals einen schlechteren Zugang zu medizinischer Ver-sorgung als die Allgemeinbevoumllkerung Dies kann dazu beitragen dass Grunderkrankungen in dieser Bevoumllkerungsgruppe unerkannt bleiben Derzeit leben in Deutschland etwa 200000 Personen in Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschafts-unterkuumlnften fuumlr Asylsuchende220

1044 BewohnerInnen und Taumltige in ObdachlosenunterkuumlnftenDie Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosen-hilfe e V gibt in ihrer aktuellsten Schaumltzung (2018) eine Gesamtzahl von etwa 237000 wohnungslosen Menschen in Deutschland an42 Obdachlosigkeit ist mit einem schlechteren Gesundheitszustand und einem erhoumlhten Risiko fuumlr Infektionen assoziiert221 Grund dafuumlr sind sowohl die gesundheitsschaumld-lichen Lebensbedingungen auf der Straszlige als auch ein haumlufig eingeschraumlnkter Zugang zur medizini-schen (Regel-)Versorgung (durch u a fehlenden oder unklarer Versicherungsstatus Scham Vertrau-ensdefizite Diskriminierung zu groszlige Entfernun-gen koumlrperliche oder psychische Beeintraumlchtigung sowie Sprachbarrieren222223) Die Lebensbedingun-gen auf der Straszlige erschweren zudem das Einhalten der Abstands- und Hygieneregeln und den Zugang zu Informationen Viele obdachlose Menschen sind sehr mobil haben einen eingeschraumlnkten Zugang zu Testangeboten und uumlbernachten in Not- oder Ge-meinschaftsunterkuumlnften in denen das Ausbruch-spotenzial hoch ist224 Aus den USA gibt es zahlrei-che Berichte uumlber Ausbruumlche in diesen Unterkuumlnf-

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ten225 ndash 227 bei denen sowohl BewohnerInnen als auch Personal mit teilweise sehr hohen Erkran-kungsraten (bis 36 )225 betroffen waren All dies macht obdachlose Menschen zu einer fuumlr eine COVID-19- Infektion vulnerablen Population fuumlr die Screening Quarantaumlne Isolierung und Behand-lung eine Heraus forderung darstellen228

1045 Personen mit prekaumlren Arbeits- und LebensbedingungenUumlbertragungen von COVID-19 werden an Arbeits-plaumltzen vermehrt beobachtet an denen viele Perso-nen gemeinsam in unzureichend mit Frischluft ver-sorgten Raumlumen arbeiten in denen Abstand halten schwierig oder unmoumlglich ist undoder Schutzklei-dung nicht oder nicht korrekt getragen wird z B in der fleischverarbeitenden Industrie in Verteil-zentren von Paketdiensten

Besonders gut beschrieben sind sowohl fuumlr Deutsch-land229 als auch international230 ndash 232 COVID-19- Ausbruumlche unter Beschaumlftigten in der fleischverar-beitenden Industrie In diesen Ausbruumlchen traten zum Teil sehr viele Faumllle auf223 In einzelnen Betriebs teilen vor allem in Zerlegebetrieben wur-den aus einem groszligen Ausbruch in Deutschland In-fektionspraumlvalenzen von gt 60 berichtet (persoumlnli-che Kommunikation C Frank RKI 29102020)

Wenig Platz zwischen den Arbeitsplaumltzen lange Verweildauern an derselben Position koumlrperliche Arbeit und mangelhafter oder fehlender Luftaus-tausch werden als Hauptfaktoren fuumlr die vielen Uumlbertragungen genannt229232233 Kuumlhle Temperatu-ren scheinen ebenfalls die Transmission von SARS-CoV-2 zu beguumlnstigen234235

Zu den Bedingungen am Arbeitsplatz kommt hinzu dass in diesen Niedriglohn-Bereichen oftmals Men-schen arbeiten die Vertraumlge mit kurzen Laufzeiten und unzureichender sozialer Absicherung haben was dazu fuumlhrt dass sie sich ggf seltener krankmel-den und stattdessen mit Infektionssymptomen wei-terarbeiten Auszligerdem leben sie oftmals in beengten Wohnverhaumlltnissen und Gemeinschaftsunterkuumlnf-ten und reisen teilweise aus dem Ausland zum Ar-beitsplatz uumlber Stunden in engen Fahrgemeinschaf-ten an Dies betrifft zusaumltzlich zu den bereits ge-nannten Gruppen auch saisonale ErntehelferInnen

Die Wohn- und Transportbedingungen koumlnnen zu einem erhoumlhten Risiko fuumlr Uumlbertragungen von SARS-CoV-2 in diesen Settings beitragen233

11 EthikGrundsaumltzlich ist ein allgemeiner gleichberechtig-ter Zugang zur Impfung fuumlr alle anzustreben Auf-grund von anfaumlnglicher Knappheit des Impfstoffes ist jedoch eine Priorisierung bestimmter Gruppen notwendig die vorrangig geimpft werden Die Pri-orisierungsstrategie verfolgt das uumlbergreifende ethische Ziel moumlglichst viel gesundheitlichen und gesellschaftlichen Schaden durch die COVID-19- Pandemie zu verhindern Zudem sind die Prinzipi-en der Selbstbestimmung Gerechtigkeit Solidari-taumlt und Dringlichkeit zu beruumlcksichtigen1 Es darf also keine ungerechtfertigte Diskriminierung in der Prio risierung in der Posteriorisierung oder beim Zugang zur Impfung geben Aus diesen ethi-schen Grundprinzipien sowie aus der aktuellen Evi-denz leiten sich die vier o g Impfziele ab (siehe Ka-pitel 9) Die Priorisierung der Gruppen innerhalb des jeweiligen Impfziels orientiert sich ebenfalls an denselben Zielen sowie an evidenzbasierten Krite-rien Insgesamt ist es auch aus ethischer Sicht wichtig zu betonen dass der Vorschlag fuumlr die Pri-orisierung dynamisch verstanden und auf der Grundlage der jeweiligen Evidenz gegebenenfalls immer wieder angepasst werden muss Des Weite-ren beruumlcksichtigt die Impfempfehlung ethische Anforderungen an einen fairen Entscheidungspro-zess Demnach muss das Verfahren der Impfprio-risierung transparent konsistent und nachvollzieh-bar begruumlndet sein Zudem muss es Moumlglichkeiten des Feedbacks und der Revision geben Erhebun-gen und oumlffentliche Kommunikation von Impfquo-ten und unerwuumlnschten Nebenwirkungen sind zu begruumlszligen da sie helfen die ethischen Ziele zu er-reichen

Dies gilt grundsaumltzlich auch global Die STIKO erar-beitet jedoch Empfehlungen fuumlr Deutschland und klam-mert daher die globale Verteilung an dieser Stelle aus

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12 Mathematische Modellierung

121 Hintergrund zur ModellierungUm die Effekte einer Impfung auf Bevoumllkerungs-ebene darzustellen wurde ein Modell-basierter Ansatz gewaumlhlt Diese Vorgehensweise erlaubt die Verwendung von Evidenz aus verschiedenen Quellen und die Abschaumltzung der Effekte verschiedener po-tenzieller Strategien Fuumlr Infektionskrankheiten bil-det dabei die Modellart der dynamischen Transmis-sionsmodelle den Goldstandard da hier das Trans-missionsgeschehen explizit abgebildet wird und so auch indirekte Effekte durch Impfungen abgebildet werden koumlnnen Aufgrund der Datenanforderungen solcher Modelle hinsichtlich der relevanten Parame-ter fuumlr die Transmission (z B Kontaktverhalten Mas-kentragen Kontaktnachverfolgung) steht ein solches Modell noch nicht zur Verfuumlgung Vielmehr werden nachfolgend Berechnungen anhand eines Markov Modells fuumlr einen Impfzeitraum von 12 Wochen vor-gestellt die sich auf die direkten Effekte d h die Ef-fekte fuumlr den Impfling allein beschraumlnken

122 MethodikDas Markov Modell teilt die Bevoumllkerung in ver-schiedene Gesundheitszustaumlnde ein und berechnet fuumlr Zykluslaumlngen von einer Woche fuumlr die maximale Dauer von 12 Wochen den Anteil der Bevoumllkerung der sich in den jeweiligen Zustaumlnden befindet In Abbildung 10 wird das Modell schematisch darge-stellt Dabei wird jeder Zustand nach Alter und nach COVID-19-Erkrankungsanamnese unterteilt

Fuumlr die Berechnungen wurde eine Vielzahl an ver-schiedenen Daten zusammengefuumlhrt Zunaumlchst wurden die aktuellen Bevoumllkerungszahlen des statis-tischen Bundesamtes aus der Bevoumllkerungs-vorausberechnung236 und der Bevoumllkerungsfort-schreibung genutzt237 Dabei wurde primaumlr auf die Zahlen der Bevoumllkerungsfortschreibung zum Stich-tag 31122019 zuruumlckgegriffen wobei die aggregierte Altersgruppe der uumlber 85-Jaumlhrigen anhand der An-zahl der Personen in den Einzeljahren zwischen 85 und 99 Jahren aus der Bevoumllkerungsfortschreibung aufgeteilt wurde Personen von 100 Jahren und aumllter wurden in den Berechnungen nicht beruumlcksichtigt

Fuumlr jedes Altersjahr wurde aus den Meldedaten nach IfSG zu COVID-19 die altersspezifische wouml-

chentliche Inzidenz sowie das absolute Risiko fuumlr eine Hospitalisierung und fuumlr Tod berechnet Diese Berechnungen beziehen sich fuumlr die Inzidenz auf den Zeitraum seit Meldewoche 40 und fuumlr die Hos-pitalisierungs- und Mortalitaumltsrate auf den Zeit-raum zwischen Meldewoche 11 und 43 Hospitalisie-rungs- und Sterberate wurden fuumlr Personen berech-net fuumlr die in den Meldedaten keine Vorerkrankung kodiert wurde Die Beschraumlnkung des Zeitraums er-folgte bei der Inzidenz um das aktuelle Infektions-geschehen in den Berechnungen abzubilden Bei Hospitalisierung und Mortalitaumlt erfolgte dies um zum einen die ersten Wochen der Pandemie auszu-schlieszligen in denen Personen zur Quarantaumlne in ein Krankenhaus eingewiesen wurden Zum ande-ren erfolgte eine Beschraumlnkung auf Woche 43 um die Vollstaumlndigkeit der Daten aufgrund noch zu er-folgender Nachmeldung zu gewaumlhrleisten Fuumlr das Infektionsgeschehen wurde zusaumltzlich eine alters-unspezifische Inzidenz von 150 Faumlllen je 100000 Einwohnern beruumlcksichtigt

Die Bevoumllkerung wurde zusaumltzlich anhand von Vorerkrankungen stratifiziert Als Datenquellen die-nen hierfuumlr die Gesundheitssurveys des RKI bdquoStudie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschlandldquo (DEGS)238 und bdquoGesundheit in Deutschland aktuellldquo (GEDA)239 Beide Datensaumltze wurden kombiniert und umfassen 32167 Personen Fuumlr jede Person wurde das Vorliegen von einer der in Tabelle 18 auf-gelisteten Vorerkrankungen kodiert und anschlie-szligend wurde die Praumlvalenz von jeder der Kombina-tionen der Vorerkrankungen je Altersjahr berech-net In Kombination mit den Bevoumllkerungszahlen des Statistischen Bundesamts ergibt sich folglich je Alter zwischen 0 und 99 Jahren die Anzahl an Per-sonen die keine Vorerkrankung bzw eine der moumlg-lichen Kombinationen an Vorerkrankungen auf-weist

Abbildung 11 zeigt dass mit dem Alter der Anteil an Personen mit Vorerkrankungen und die Anzahl der Vorerkrankungen pro Person deutlich ansteigen Die Darstellung zeigt dass ein sehr groszliger Anteil der Per-sonen ge 65 Jahre mindestens eine Vorerkrankung hat Die Beruumlcksichtigung von Vorerkrankungen spielt bei Aumllteren jedoch eine untergeordnete Rolle da die Impfindikation durch das Risiko bdquoAlterldquo schon gegeben ist Die Altersindikation ab dem Alter von

53Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

60 Jahren uumlberwiegt das Risiko von Vorerkrankun-gen deutlich Bei Menschen lt 60 Jahren ist eine Vorerkrankung deutlich weniger haumlufig Menschen dieser Altersgruppe haben bei COVID-19- Erkran kung ein durchschnittliches Sterberisiko von 03 Die meisten identifizierten Risikofaktoren erhoumlhen die-ses Risiko um einen Faktor le 15 Das heiszligt dass de-ren Sterberisiko bei COVID-19 auf bis zu 045 an-steigt Dies ist deutlich niedriger als das Sterberisiko von ge 60-Jaumlhrigen (siehe Tab 16) Dies ist der Grund fuumlr die niedrige Einstufung von Risikofaktoren bei Juumlngeren im Rahmen der Priorisierung

Das erhoumlhte Risiko fuumlr Hospitalisierung und Morta-litaumlt fuumlr Personen mit Vorerkrankung wurde uumlber die in Kapitel 1012 dargestellten Ergebnisse in die Berechnungen eingebunden Dafuumlr wurden zu-naumlchst Hazard Ratios (HR)240 und Odds Ratios (OR)241 in Relative Risiken (RR) umgerechnet und anschlieszligend das absolute Risiko fuumlr Personen ohne Vorerkrankungen mit den RRs multipliziert Fuumlr die Umrechnungen von HRs und ORs in RRs

wurden die altersspezifischen absoluten Risiken von Personen ohne Vorerkrankungen als baseline risk genutzt Bei Personen mit mehr als einer Vorer-krankung wurde das jeweilige Maximum der RRs fuumlr Hospitalisierung und Mortalitaumlt genutzt Neben den hieraus berechenbaren Outcomes von

Gesund Geimpft

Asymptomatisch

Symptomatisch(COVID-19)

Hospitalisierung Tod

Genesen

Abb 10 | Schematische Darstellung des Markov Modells zur Berechnung der direkten Impfeffekte auf Bevoumllkerungsebene

Impfserien

Impfserien(kein Check fuumlr pos PCR-Test)

7-TageInzidenz

1 ndash (1 ndash α) (1 ndash VECOVID)α

7-TageInzidenz

(1 ndash α) (1 ndash VECOVID)(1 ndash α)

κ ω

Asthma

COPD

Krebserkrankungen

Diabetes mellitus

Arterielle Hypertonie

Zerebrovaskulaumlre Erkrankung oder Apoplex

Arterielle Hypertonie

Chronische Nierenerkrankungen

Chronische Lebererkrankungen

Adipositas

Myokardinfarkt

Koronare Herzkrankheit

Kardiovaskulaumlre Erkrankungen

Tab 18 | Beruumlcksichtigte Vorerkrankungen in der Modellierung

54Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Abb 11 | Anzahl der Personen nach Alter in Jahren der Bevoumllkerung in Deutschland in Kombination mit den Angaben zu Vorerkrankungen

0

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Keine Vorerkrankung 1 Vorerkrankung 2 Vorerkrankungen 3 und mehrVorerkrankungen Keine Daten

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Keine Vorerkrankung 1 Vorerkrankung 2 Vorerkrankungen 3 und mehr Vorerkrankungen Keine Daten

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COVID-19-Faumlllen Hospitalisierungen und Todesfaumll-len wurden auch verlorene Lebensjahre durch vor-zeitigen Tod durch COVID-19 berechnet Hierfuumlr wurde je nach Alter die fernere Lebenserwartung aus der Sterbetafel des Statistischen Bundesamtes236 fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2019 genutzt

Aus den vorangegangenen Zahlen wurde zunaumlchst die woumlchentliche Anzahl an COVID-19-Faumlllen Hos-pitalisierungen Todesfaumlllen und Anzahl an verlore-nen Lebensjahren fuumlr ein Szenario ohne Impfung berechnet Anschlieszligend wurde die Reduktion der jeweiligen Outcome-Parameter fuumlr eine Reihe von potenziellen Impfstrategien berechnet Die drei Impfstrategien umfassen dabei

Personen im Alter von ge 80 Jahren Personen im Alter von ge 60 Jahren Personen im Alter von ge 18 Jahren mit

Vorerkrankungen

Die verfuumlgbaren Impfstoffdosen werden dabei aus-gehend von einem 2-Dosen Impfschema propor-tional zum Anteil eines Jahrgangs uumlber die Perso-nen in den Altersjahren bzw Vorerkrankungskate-gorien hinweg verteilt

Unabhaumlngig von Alter und Vorerkrankungsstatus wurde eine Wirksamkeit der Impfung von 90

gegen einen symptomatischen Verlauf (COVID-19) angenommen Hinsichtlich der Impfstoffverfuumlgbar-keit wurden 500000 Dosen je Woche angenom-men was unter Annahme eines 2-Dosen Impfsche-mas 250000 vollstaumlndigen Impfserien entspricht Weiterhin wurden zwei Varianten hinsichtlich einer der Impfung vorangegangenen PCR-bestaumltigten SARS-CoV-2-Infektion berechnet Da zumindest eine gewisse Schutzwirkung durch eine uumlberstan-dene SARS-CoV-2-Infektion anzunehmen ist koumlnn-ten Impfstoffdosen fuumlr bdquogeneseneldquo COVID-19- PatientInnen fuumlr noch nicht infizierte Personen ver-wendet werden Die Anzahl der bdquogenesenenldquo COVID-19-Faumllle wurde aus den Meldedaten entnom-men und es wurden ad-hoc Analysen der woumlchent-lichen Effekte berechnet

Im Basis-Szenario wurde von einer Impfstrategie ohne Beruumlcksichtigung einer vorangegangenen SARS-CoV-2-Infektion und einer altersunspezifi-schen woumlchentlichen Inzidenz von 150 Faumlllen 100000 Einw ausgegangen Variationen hinsicht-lich dieser Annahmen wurden in Sensitivitaumltsana-lysen beruumlcksichtigt Alle Szenarien werden gegen eine Berechnung ohne Impfung verglichen Bei einer allgemeinen Inzidenz von 150 SARS-CoV-2- Infektionen je 100000 Einwohnern sind ohne eine Impfung in 12 Wochen 1434100 COVID-19-Faumllle

55Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

192600 Hospitalisierungen 15600 Todesfaumllle und 156100 verlorene Lebensjahre zu erwarten Fuumlr eine Inzidenz die der Inzidenz zwischen KW 40 und KW 46 (877100000 Einwohner) entspricht wauml-ren 839300 COVID-19-Faumllle 88500 Hospitalisie-rungen 7100 Todesfaumllle und 64200 verlorene Le-bensjahre pro 12 Wochen zu erwarten

123 Ergebnisse der Modellierung

1231 Basis-Szenario In der Analyse des Basis-Szenarios (250000 voll-staumlndige Impfserien pro Woche Inzidenz 150 100000 pro Woche kein Ausschluss von PCR- bestaumltigten SARS-CoV-2-Infektionen (s Abb 12) ist bei allen drei Impfstrategien mit einer Verhinde-rung von ca 19600 symptomatischen Faumlllen uumlber 12 Wochen zu rechnen Bei den Hospitalisierungen ist mit ca 10500 die houmlchste Anzahl zu verhindern wenn Personen uumlber 80 Jahren die Impfung ange-boten wird Personen uumlber 60 Jahre zu impfen wuumlr-de zu einer erwartenden Reduktion von ca 6800 Hospitalisierungen fuumlhren und Personen mit Vorer-krankungen zu impfen zu einer Reduktion von ca 5100 Faumlllen Auch bei den verhinderten Todesfaumlllen und verlorenen Lebensjahren ist bei einer Impfung der Personen uumlber 80 Jahren mit den houmlchsten Re-

duktionen zu rechnen Diese Daten zeigen klar dass mit einer Priorisierung uumlber hohes Alter in Deutschland die maximale Reduktion bzgl Hospi-talisierung und Mortalitaumlt erreicht werden kann Dies gilt sogar bzgl der gewonnen Lebensjahre ob-wohl die noch zu erwartenden Lebensjahre bei aumllte-ren Menschen notwendigerweise deutlich geringer als bei juumlngeren sind

Um die absoluten Zahlen besser einordnen zu koumln-nen ist in Abbildung 13 die relative Reduktion der verschiedenen Endpunkte nach 12 Wochen abgebil-det Die ca 19600 verhinderten COVID-19-Faumllle entsprechen dabei nur ca 14 aller auftretenden Faumllle in diesem Zeitraum Hospitalisierungen wuumlr-den hingegen bei der Impfstrategie bdquoge 80 Jahreldquo um ca 55 zuruumlckgehen und der Anteil der Todesfaumllle waumlre um ca 123 geringer Bei den beiden anderen Impfstrategien ist fuumlr Hospitalisierungen Todesfaumll-le und verlorene Lebensjahre ein geringerer relati-ver Ruumlckgang zu erwarten

1232 SensitivitaumltsanalysenIn der ersten Sensitivitaumltsanalyse (s Abb 14) wurde die Impfung nur an Personen gegeben die keine vorangegangene PCR-bestaumltigte SARS-CoV-2- Infektion haben D h Personen die eine natuumlrliche

11840

7410

4590

Abb 12 | Kumulativer Impact von COVID-19-Impfstrategien bis 12 Wochen nach Impfstart (Basis-Szenario)

COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

20000

15000

10000

5000

0

Durch Impfung verhinderte Anzahl an hellip

19590 19690 19650

10550

6810

5080

1930790 480

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter Personen uumlber 18 Jahre mit VorerkrankungenImpfstrategie

56Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Abb 13 | Relativer Impact von COVID-19-Impfstrategien bis 12 Wochen nach Impfstart (Basis-Szenario)

Relativer Ruumlckgang durch Impfung an hellip

14

14 14

35

26

55 51

31

123

76

29

47

25

20

15

10

5

0

COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter Personen uumlber 18 Jahre mit VorerkrankungenImpfstrategie

Immunitaumlt aufgrund einer zuruumlckliegenden SARS-CoV-2-Infektion aufweisen erhalten keine Impfung Hierdurch sind mehr Impfstoffdosen fuumlr Personen verfuumlgbar die noch keine Infektion durch-gemacht haben Die verfuumlgbaren Impfstoffdosen werden also effizienter eingesetzt was sich auch in einer houmlheren Zahl verhinderter COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle und verlorener Le-bensjahre widerspiegelt Fuumlr die Impfstrategie bdquoge 80 Jahreldquo werden nun ca 350 COVID-19-Faumllle mehr verhindert Die Zahl der verhinderten Hospitalisie-rungen steigt auf 10730 Bei den Todesfaumlllen und den gewonnenen Lebensjahren sind nur geringe Zugewinne im Vergleich zum Basis-Szenario von ca 40 Todesfaumlllen und 210 Lebensjahren zu beob-achten

In einer zweiten Sensitivitaumltsanalyse wurde berech-net welchen Einfluss das Infektionsgeschehen auf die verhinderten COVID-19-Faumllle Hospitalisierun-gen Todesfaumllle und verlorenen Lebensjahre auf-weist Im Vergleich zur Basis-Szenario-Annahme einer uumlber das Alter gleichen Inzidenz findet sich in Abbildung 15 der Impact der verschiedenen Impfstrategien unter Beruumlcksichtigung der alters-spezifischen woumlchentlichen Inzidenz seit Melde-woche 40 Im Vergleich zum Basis-Szenario wird deutlich dass die Impfstrategie bdquoge 80 Jahreldquo mit 9670 Faumlllen nicht mehr die meisten COVID-19- Faumllle verhindert sondern die Impfstrategie bdquoPerso-

nen ge 18 Jahre mit Vorerkrankungenldquo mit 10560 Faumlllen Hinsichtlich der Hospitalisierungen Todes-faumllle und verlorenen Lebensjahre bleibt die Imp-fung von Personen uumlber 80 Jahre jedoch weiterhin die effizienteste Strategie

13 Impfstrategie und Priorisierung der zu impfenden BevoumllkerungsgruppenMittelfristig ist es das Ziel allen Menschen Zugang zu einer Impfung gegen COVID-19 anbieten zu koumlnnen Da zu Beginn jedoch nicht ausreichend Impfstoff fuumlr die Versorgung aller zur Verfuumlgung stehen wird und auch die logistischen Ressourcen fuumlr eine flaumlchendeckende Versorgung noch nicht ausreichen muss priorisiert und stufenweise vorge-gangen werden Es ist wichtig dass bei begrenzten Impfstoffressourcen die Impfstoffe so verteilt wer-den dass bestmoumlglich Schaumlden durch die COVID-19- Pandemie verhindert werden Um dies zu errei-chen sollen nach Einschaumltzung der STIKO und un-ter Beruumlcksichtigung des gemeinsam mit dem Deutschen Ethikrat und der Leopoldina erstellten Positionspapiers vordringlich Personen geimpft werden die entweder ein besonders hohes Risiko fuumlr einen schweren oder toumldlichen Verlauf von COVID-19 aufweisen ein besonders hohes arbeits-bedingtes Expositionsrisiko gegenuumlber SARS-CoV-2 haben oder aufgrund ihrer Taumltigkeit in haumlufigem Kontakt zu besonders durch COVID-19 gefaumlhrdeten

57Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Personen stehen mit einer hohen Gefahr der Erre-gertransmission

Die Matrix (s Tab 19) zeigt welchen Gruppen mit welcher Prioritaumlt eine Impfung angeboten werden soll und unter welches Impfziel die einzelnen Grup-

pen eingeordnet werden koumlnnen Einige Gruppen werden mehrfach genannt da ihre Impfung unter-schiedliche Impfziele verfolgt Zum Beispiel kann die Impfung von BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen zum einen schwere oder gar toumldliche Erkrankungsverlaumlufe verhindern (direk-

Abb 15 | Kumulativer Impact von COVID-19-Impfstrategien bis 12 Wochen nach Impfstart (Szenario Infektionsgeschehen)

Durch Impfung verhinderte Anzahl an hellip

20000

15000

10000

5000

0

COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

1860

4590

2910

7410

5720

11840

220480360790104019302230

5080

2680

6810

5100

1055010560

1965019690

7770

9670

19590

Allgemeine Inzidenz ndash 150 Faumllle je 100000 Einwohner

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter

Personen uumlber 18 Jahre mit Vorerkrankungen

Alter-spezifische Inzidenz ndash KW 40 bis KW 46

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter

Personen uumlber 18 Jahre mit Vorerkrankungen

Abb 14 | Impact von COVID-19 Impfstrategien (Szenario Ausschluss von Personen mit SARS-CoV-2-PCR-Nachweis in der Anamnese)

Durch Impfung verhinderte Anzahl an hellip

20000

15000

10000

5000

0

1205011840

19701930

1073010550

1994019590

COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

Unabhaumlngig von fruumlherem positiven PCR-Test ndash 80 Jahre und aumllter Keine Personen mit fruumlherem positiven PCR-Test ndash 80 Jahre und aumllter

58Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ter Effekt) und zum anderen das Risiko von Ausbruuml-chen in diesen Einrichtungen reduzieren (indirek-ter Effekt durch die erhoffte Reduktion der Trans-mission)

Bei der Priorisierung innerhalb der COVID-19-Impf empfehlung der STIKO koumlnnen nicht alle Krankheitsbilder oder Impfindikationen explizit ge-nannt werden Es obliegt daher den fuumlr die Priori-sierung in den Bundeslaumlndern Verantwortlichen in Einzelfaumlllen Personen die nicht ausdruumlcklich im Stufenplan genannt sind angemessen zu priorisie-

ren Dies betrifft z B Personen mit seltenen schwe-ren Vorerkrankungen oder auch schweren Behinde-rungen fuumlr die bisher zwar keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz bzgl des Verlaufes einer COVID-19-Erkrankung vorliegt fuumlr die aber ein deutlich erhoumlhtes Risiko angenommen werden muss Dies trifft auch fuumlr Personen zu die zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr oder nicht mehr gleich wirksam geimpft werden koumlnnen (z B bei unmittelbar bevorstehender Chemotherapie) Dar-uumlber hinaus sind Einzelfallentscheidungen moumlg-lich wenn berufliche Taumltigkeiten bzw Lebensum-

Verhinderung schwerer COVID-19-Verlaumlufe (Hospitalisierung) und Todesfaumllle

Schutz von Personen mit besonders hohem arbeitsbeding-ten SARS-CoV-2-Expositionsrisiko (berufliche Indikation)

Verhinderung von Transmission sowie Schutz in Umgebungen mit hohem Anteil vulnerabler Personen und in solchen mit hohem Ausbruchspotenzial

Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen und des oumlffentlichen Lebens

BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen

Personal mit besonders hohem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen

Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Altenpflege

Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Altenpflege

Andere Taumltige in Senioren- und Altenpflegeheimen mit Kontakt zu den BewohnerInnen

Personal in medizinischen Einrich-tungen mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen

Personal in medizini-schen Einrichtungen und an Positionen die fuumlr die Aufrechterhaltung der Krankenhausinfrastruktur besonders relevant sind

Teilbereiche des OumlGD

Personen im Alter von ge 80 Jahren

Personal mit hohem Expositi-onsrisiko in medizinischen Einrichtungen

Taumltige in der ambulanten oder stationaumlren Versorgung von Personen mit Demenz oder geistiger Behinderung

Personen in Institutionen mit einer Demenz oder geistigen Behinderung~

LehrerInnen ErzieherInnen

Personen im Alter von ge 75 ndash 79 Jahren

Personen mit Down-Syndrom~

Personal mit moderatem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen

BewohnerInnen und Taumltige in Gemeinschaftsunterkuumlnften (z B fuumlr Kinder und Jugendliche Asylsuchende Obdachlose Frauenhaumluser)~

Enge Kontaktpersonen von Schwangeren~

Enge Kontaktpersonen bzw Pflegende von Personen mit einem erhoumlhten Risiko (z B Pflegebeduumlrftige)~

Personal in Schluumlssel-positionen der Landes- und Bundesregierungen

Beschaumlftigte im Einzelhandel

Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur

Personen im Alter von ge 70 ndash 74 Jahren

Personen mit Vorerkrankungen mit hohem Risiko

Personal mit niedrigem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen

Personen mit prekaumlren Arbeits- undoder Lebensbedingungen (z B Inhaftierte Saisonarbeiter Beschaumlftigte in der Fleisch verarbei-tenden Industrie oder Verteilzentren)

Personen im Alter von ge 65 ndash 69 Jahren

Personen mit Vorerkrankungen mit moderat erhoumlhtem Risiko und deren engste Kontakt-personen

LehrerInnen ErzieherInnen Beschaumlftigte im Einzelhandel Beschaumlftigte zur Aufrechterhal-tung der oumlffentlichen Sicherheit mit erhoumlhtem Expositionsrisiko (zB Polizei im Auszligendienst)

LehrerInnen ErzieherInnen

Personen im Alter von ge 60 ndash 64 Jahren

Personen im Alter von lt 60 Jahren~

Tab 19 | Matrix zur Priorisierung der Bevoumllkerungsgruppen fuumlr eine COVID-19-Impfung unter Beruumlcksichtigung der Impfziele

zur Einteilung des Personals in medizinischen Einrichtungen siehe Tabelle 15 (Kapitel 1021) ~ Ein off-label-Gebrauch fuumlr Kinder wird nicht empfohlen

59Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

staumlnde mit einem nachvollzieh baren unvermeid-bar sehr hohen Infektionsrisiko einhergehen Die-se Oumlffnungsklausel darf nicht missbraucht werden um ungerechtfertigterweise eine Impfung durch-zufuumlhren und somit staumlrker gefaumlhrdeten Personen die Impfung vorzuenthalten

Personen mit Vorerkrankungen wurden nach ihrem Mortalitaumltsrisiko unterschiedlichen Stufen zugeord-net Personen mit Down Syndrom wurden der Stufe 2 zugeordnet Die in Stufe 3 genannte Gruppe mit Vorerkrankungen mit hohem Mortalitaumltsrisiko umfasst Personen mit folgenden Vorerkrankungen Z n Organtransplantation aktive maligne haumlmato-logische Erkrankungen fortgeschrittene solide Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind sowie Tumorerkrankungen unter aktueller systemi-scher Therapie (ausgenommen ausschlieszliglich anti-hormonelle Monotherapie) interstitielle Lungener-krankungen psychiatrische Erkrankungen (bipolare Stoumlrung Schizophrenie und schwere Depression) Demenz Diabetes mellitus mit einem HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 COPD Adipositas (BMI gt 30 kgm2) chronische Lebererkrankungen inkl Leberzirrhose chronische Nierenerkrankungen (siehe auch Kapitel 1012 Personen mit Vorerkran-kungen)

Die in Stufe 4 genannte Gruppe mit Vorerkrankun-gen mit moderat erhoumlhtem Mortalitaumltsrisiko um-fasst Personen mit folgenden Vorerkrankungen Diabetes mellitus mit HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 ArrhythmieVorhofflimmern HIV-Infek-tion Koronare Herzkrankheit Herzinsuffizienz Auto immunerkrankungen Krebserkrankungen in behandlungsfreier Remission arterielle Hyperto-nie rheumatologische Erkrankungen Asthma bron chiale chronisch entzuumlndliche Darmerkran-kungen (CED) zerebrovaskulaumlre ErkrankungenApoplex und andere chronische neurologische Erkrankungen

Im Stufenplan fuumlr die Priorisierung der Impfindika-tionen (s Tab 20) sind die Gruppen nochmals mit ihrer Groumlszlige und nach Prioritaumlt angeordnet Zu wel-chem Zeitpunkt von einer Stufe zur naumlchsten ge-wechselt werden kann richtet sich nach der Verfuumlg-barkeit der Impfstoffe Es liegt in der Hoheit der

Bundeslaumlnder diese Entscheidung zu gegebener Zeit zu treffen

Auch wenn Maumlnner eine gegenuumlber gleichaltrigen Frauen etwas houmlhere Hospitalisierungs- und Morta-litaumltsrate haben hat die STIKO entschieden keine geschlechtsspezifische Impfempfehlung zu geben Die COVID-19-Impfstoffe werden im Kindesalter bis auf Weiteres nicht zugelassen sein weshalb die STIKO derzeit keine COVID-19-Impfempfehlung fuumlr Kinder gibt Es laufen aktuell mehrere klinische Phase 3-Studien mit unterschiedlichen Impfstoffen die auch Kinder einschlieszligen Die STIKO wird die Datenlage fortlaufend neu bewerten

14 Implementierung Routinemaumlszligig erfolgen Impfungen bisher uumlber etablierte dezentrale Strukturen So werden Impf-stoffe uumlber Groszlighaumlndler und Apotheken beschafft und verteilt Die eigentlichen Impfungen werden vorrangig durch die an der vertragsaumlrztlichen Ver-sorgung teilnehmenden AumlrztInnen (ca 50000 Pra-xen in ganz Deutschland) sowie durch Betriebsaumlrzt-Innen durchgefuumlhrt

Aufgrund der besonderen Pandemiesituation muumls-sen in einer ersten Phase COVID-19-Impfungen uumlber zentral organisierte Impfstellen (Impfzentren sowie mobile Impfteams) durchgefuumlhrt werden Dies liegt an den besonderen (Langzeit-)Lagerungs- und Transportbedingungen der Bereitstellung in Mehr-dosenbehaumlltnissen der Priorisierung von Zielgrup-pen bei anfaumlnglich begrenzt verfuumlgbaren Impfstoff-dosen der erwarteten Verfuumlgbarkeit unterschiedli-cher Impfstoffkandidaten der Notwendigkeit von er-houmlhten Steuerungsmoumlglichkeiten im Rahmen der Pandemiebewaumlltigung sowie der erfor derlichen Nachverfolgung der geimpften Personen Um unter diesen Rahmenbedingungen Impfungen kontrolliert und effizient durchfuumlhren zu koumlnnen werden ange-passte zentralisierte Strukturen benoumltigt Sobald es die Rahmenbedingungen erlauben und ausreichen-de Impfstoffmengen mit geeigneten Lagerungskon-ditionen zur Verfuumlgung stehen koumlnnen die Impfak-tivitaumlten in das Regelsystem uumlber gehen

Fuumlr die zentralisierte Organisation werden die Bun-deslaumlnder in ihrer Zustaumlndigkeit durch Unterstuumlt-zung der niedergelassenen Aumlrzteschaft zentrale

60Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Tab 20 | Stufenplan fuumlr die Impfindikationsgruppen zur Priorisierung der COVID-19-Impfung und Groumlszlige der Gruppen (Die Summen sind grobe Schaumltzungen zur Orientierung Zum einen gibt es Uumlberlappungen inner-halb der Prioritaumltengruppen zum anderen sind nicht fuumlr alle Gruppen Daten verfuumlgbar)

deg zur Einteilung des Personals in medizinischen Einrichtungen siehe Tabelle 15 (Kapitel 1021)

Quellen Destatis ~ Schaumltzung zumeist basierend auf Destatis-Daten (Teilgruppen von bei Destatis angegebenen Gesamt heiten oder nur Teilgruppen bei Destatis auffindbar) sect Deutsche Alzheimergesellschaft eV Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe eV amp Bundesverband der AumlrztInnen und Aumlrzte des oumlffentlichen Gesundheitsdienstes eV Verband Deutscher Verkehrsunternehmen eV $ Deutscher Feuerwehrverband Bundesverband der Kinder- und Jugendaumlrzte eV

Stufe Personengruppen N (Mio)

1 BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen 10 Personen im Alter von ge 80 Jahren 54 Personal mit besonders hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungendeg (zB Notaufnahmen medizinische Betreuung von COVID-19-PatientInnen)

10~

Personal in medizinischen Einrichtungen und andere Personen mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppendeg (z B in der Onkologie oder Transplantationsmedizin)

Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Altenpflege 12 Andere Taumltige in Senioren- und Altenpflegeheimen mit Kontakt zu den BewohnerInnen

Summe gt 86

2 Personen im Alter von ge 75 ndash 79 Jahren 41 Personal mit hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungendeg 10~

Personen in Institutionen mit einer Demenz oder geistigen Behinderung gt 16sect

Taumltige in der ambulanten oder stationaumlren Versorgung von Personen mit Demenz oder geistiger Behinderung

Personen mit Down-Syndrom (Trisomie21) 005

Summe gt 7

3 Personen im Alter von ge 70 ndash 74 Jahren 36 Personen mit Vorerkrankungen mit hohem Risiko (z B Zustand nach Organtransplantation aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen fortgeschrittene solide Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind sowie Tumorerkrankungen unter aktueller systemischer Therapie (ausgenommen ausschlieszliglich antihormonelle Mono-therapie) interstitielle Lungenerkrankungen psychiatrische Erkrankungen (bipolare Stoumlrung Schizophrenie und schwere Depression) Demenz Diabetes mellitus mit einem HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 COPD Adipositas (BMI gt 30 kgm2) chronische Lebererkrankungen inkl Leberzirrhose chronische Nierenerkrankungen)

BewohnerInnen (falls im Impfalter) und Taumltige in Gemeinschaftsunterkuumlnften (z B fuumlr Kinder und Jugendliche Asylsuchende Obdachlose Frauenhaumluser)

gt 05

Enge Kontaktpersonen von Schwangeren 076~

Enge Kontaktpersonen bzw Pflegende von Pers mit einem erhoumlhten Risiko (z B Pflegebeduumlrftige)

Personal in medizinischen Einrichtungen mit moderatem Expositionsrisikodeg und in Positionen die fuumlr die Aufrechterhaltung der Krankenhausinfrastruktur besonders relevant sind

08

Teilbereiche des OumlGD 0017amp

Summe gt 57

4 Personen im Alter von ge 65 ndash 69 Jahren 48 Personen mit Vorerkrankungen mit moderat erhoumlhtem Risiko (z B Diabetes mellitus mit HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 ArrhythmieVorhofflimmern HIV-Infektion Koronare Herzkrankheit Herzinsuffizienz Autoimmunerkran-kungen Krebserkrankungen in behandlungsfreier Remission arterielle Hypertonie rheumatologische Erkrankungen Asthma bronchiale chronisch entzuumlndliche Darmerkrankungen (CED) zerebrovaskulaumlre ErkrankungenApoplex und andere chronische neurologische Erkrankungen) und deren engste Kontaktpersonen

Personal mit niedrigem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungendeg 03~

LehrerInnen 08 ErzieherInnen gt 06 Personen mit prekaumlren Arbeits- undoder Lebensbedingungen (zB Inhaftierte Saisonarbeiter Beschaumlftigte in Verteilzentren oder der Fleisch verarbeitenden Industrie)

gt 04~

Summe gt 69

5 Personen im Alter von ge 60 ndash 64 Jahren 55 Personal in Schluumlsselpositionen der Landes- und Bundesregierungen

Beschaumlftigte im Einzelhandel 31 Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur 08 $

Summe gt 84

6 Alle uumlbrigen Personen im Alter von lt 60 Jahren 450

61Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Impfstellen einrichten und betreiben Die Vorberei-tung und Durchfuumlhrung kann dabei durch Hilfsor-ganisationen die Bundeswehr sowie Logistikunter-nehmen unterstuumltzt werden Der Bund wird ge-meinsam mit den Laumlndern Eckpunkte fuumlr einen Handlungsleitfaden zum Betrieb von zentralen Impfstellen erarbeiten

141 Alternative Maszlignahmen fuumlr das Erreichen des Impfziels im Vergleich zur Impfung sowie deren Effektivitaumlt und UmsetzbarkeitZu den wichtigsten Infektionsschutzmaszlignahmen um die Ausbreitung von SARS-CoV-2-Infektionen zu verhindern und sich selbst und andere vor der Infektion zu schuumltzen zaumlhlen die Reduktion der di-rekten zwischenmenschlichen Kontakte sowie die Beachtung der Abstands- und Hygieneregeln

Auch nachdem jetzt zwei COVID-19-Impfstoffe in Deutschland zugelassen sind und die verfuumlgbare Impfstoffmenge ansteigt kann es noch viele Monate dauern bevor ein nennenswerter Teil der Bevoumllke-rung oder zumindest der besonders vulne rablen Gruppen geimpft sein wird Wie lange der Schutz nach Impfung anhaumllt und wie ausgepraumlgt er sein wird ist derzeit nicht bekannt Daher ist es uner-laumlsslich dass die empfohlenen Infektionsschutz-maszlignahmen zunaumlchst weiterhin konsequent beach-tet und umgesetzt werden

Ein systematischer Review untersuchte die Wirk-samkeit des Abstandshaltens und das Tragen von Gesichtsmasken zum Schutz vor einer SARS-CoV-2- Infektion242 Es wurden 44 Vergleichsstudien mit 25697 PatientInnen in der Meta-Analyse beruumlck-sichtigt Auf Basis der gepoolten Daten kann man festhalten dass ein Abstand von mehr als 1 m und das Tragen von Masken das Infektionsrisiko signifi-kant reduzieren Die adjustierten OR fuumlr einen Ab-stand von ge 1 m im Vergleich zu einer kuumlrzeren Di-stanz betrugen 018 (95 KI 009 ndash 038) und fuumlr das Tragen einer Maske im Vergleich zu einer Expo-sition ohne Maske 015 (95 KI 007 ndash 034) FFP2- Masken oder vergleichbare Masken (aOR 004 95 KI 0004 ndash 030) haben eine bessere Wirksam-keit als Mund-Nase-Bedeckungen (aOR 033 95 KI 017 ndash 061)242 Die Wirksamkeit von Gesichtsmas-ken beschraumlnkt sich nicht auf Masken mit hoher Ae-rosolfilterleistung (z B FFP2) Auch chirurgischer

Mund-Nasen-Schutz und Mund-Nase-Bedeckungen sind wirksam wenngleich deren Partikelfilterleis-tung natuumlrlich geringer ist als von FFP2-Atem-schutzmasken242243 Wichtig fuumlr die Schutzwirkung ist der korrekte Gebrauch der Masken Eine rando-misierte Studie aus Daumlnemark untersuchte ob das Tragen einer Maske das Infektionsrisiko fuumlr eine SARS-CoV-2-Infektion in einer Situation reduziert in dem das Tragen primaumlr nicht empfohlen ist244 Die Studie schloss 3030 TeilnehmerInnen ein die eine Maske tragen sollten und 2994 Kon trollen die keine Maske tragen sollten Eine SARS-CoV-2-Infek-tion wurde bei 18 (n = 42) der TeilnehmerInnen mit Maskenempfehlung und bei 21 (n = 53) der Kontrollen beobachtet (OR = 082 95 KI 054 ndash 123 p = 033) Durch die Empfehlung Masken zu tragen konnte die Infektionsrate um nicht mehr als 50 gesenkt werden

Die Datenlage zur Effektivitaumlt der Infektionsschutz-maszlignahmen wurde vielfach kritisiert und es wur-den qualitativ hochwertige Studien dazu gefordert Insgesamt muss man jedoch festhalten dass es kei-ne alleinige Maszlignahme gibt die sicher vor der SARS-CoV-2-Infektion schuumltzt Fuumlr eine solide Risi-koreduktion sollten in Abhaumlngigkeit von der aktuel-len Epidemiologie und der SARS-CoV-2-Infektions-haumlufgkeit verschiedene Strategien beruumlcksichtigt und kombiniert werden Reduktion der Personen-kontakte und ihrer Dauer Einhaltung eines 15 m oder groumlszligeren Abstands Einhalten von Husten- Nies- und Haumlndehygiene Gebrauch von Alltags-Atemschutzmasken und regelmaumlszligiges Luumlften Zur Vermeidung des Uumlbertragungsrisikos ist zusaumltzlich wichtig dass infizierte Personen umgehend isoliert werden und dass deren Kontaktpersonen zeitnah identifiziert werden und in Quarantaumlne gehen

15 Impfakzeptanz in der Bevoumllkerung und der Aumlrzteschaft Bei der SARS-CoV-2-Impfung handelt es sich nicht nur um eine neue Impfempfehlung (fuumlr Deutsch-land und weltweit) sondern auch um einen neuar-tigen Erreger Der empfohlene Impfstoff wurde in Verfahren entwickelt die bei keinem der bisher zu-gelassenen Impfstoffe zum Einsatz kamen Ande-rerseits wird ein Impfstoff gegen SARS-CoV-2 auf-grund der hohen Infektionsgefahr und der Auswir-

62Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

kungen der bisherigen nicht-medizinischen Maszlig-nahmen u a auf Wirtschaft und soziales Leben dringend erwartet Insgesamt stellt dies eine beson-dere Situation dar die sich auf die Akzeptanz der neuen Impfung auswirken kann

In einer in Kooperation mit dem RKI durchgefuumlhr-ten fortlaufenden Querschnittstudie (httpcoro-na-monitorde) gaben zuletzt 49 der Befragten an sich (eher) gegen COVID-19 impfen zu lassen (Stand 15122020)245 Mitte April waren es noch 79 seitdem sank die Bereitschaft kontinuierlich ab und erreichte mit 48 am 08122020 ihren niedrigsten Wert Fuumlr die Impfbereitschaft ist insbe-sondere das Vertrauen in die Sicherheit und Effek-tivitaumlt der Impfung maszliggeblich (staumlrkster Praumldik-tor) Weitere wichtige Aspekte sind die Kosten- Nutzen-Abwaumlgung und das Verantwortungsgefuumlhl fuumlr die Gemeinschaft Personen die einer potenziel-len Impfung mehr vertrauen weniger Kosten- Nutzen abwaumlgen und nicht von der Impfung ande-rer profitieren wollen ohne sich selbst impfen zu lassen zeigen eine houmlhere Impfbereitschaft Auch aumlltere Personen und maumlnnliche Befragte geben eine houmlhere Impfbereitschaft an

In einer Erhebung war die Impfbereitschaft des me-dizinischen Personals geringer als die der Gesamt-bevoumllkerung im Vergleich mit anderen Bevoumllke-rungsgruppen wie Personen mit chronischen Er-krankungen oder Aumllteren faumlllt die Impfbereitschaft des medizinischen Personals am geringsten aus246 Auch in der neuesten Erhebung vom 15122020 liegt die Impfbereitschaft des medizinischen Perso-nals geringfuumlgig unter der der Allgemeinbevoumllke-rung Motivationshilfe koumlnnten hier die in diesen bzw fuumlr diese Einrichtungen taumltigen BetriebsaumlrztIn-nen leisten indem vor Ort Impfangebote gemacht werden und somit ein Besuch in einem externen Impfzentrum nicht mehr notwendig ist

Ab einer zu erwartenden Impfeffektivitaumlt von etwa 80 steigt die Impfbereitschaft deutlich an Dies zeigt ein Szenario in dem die Impfintention in Ab-haumlngigkeit der Impfnebenwirkungen des Pande-miegeschehens und der Impfeffektivitaumlt erfasst wurde In einem weiteren Szenario wurde die Akzeptanz verschiedener Impfstofftypen (Totimpf-stoff Lebendimpfstoff Vektorimpfstoff Genimpf-

stoff) verglichen Das Vertrauen in die verschiede-nen Impfstoffe ist unabhaumlngig vom Impfstofftyp fuumlr alle Impfstoffe moderat ausgepraumlgt die Impf-bereitschaft liegt auf einem mittleren Niveau und unterscheidet sich ebenfalls nicht zwischen den ver-schiedenen Impfstofftypen Fuumlr alle Impfstofftypen besteht ein hohes Informationsbeduumlrfnis Auch in der neuesten Erhebung vom 15122020 koumlnnen die meisten Teilnehmenden weder fuumlr BioN-Tech Pfizer noch fuumlr Moderna den korrekten Impfstoff-typ nennen Allerdings unterscheidet sich die Impf-bereitschaft nicht zwischen Personen mit und ohne Wissen zum jeweiligen Impfstofftyp

Die Haumllfte der Befragten sieht die Impfung vor al-lem als Praumlvention um die eigene Gesundheit zu schuumltzen 25 der Teilnehmenden sehen die Imp-fung als Intervention um die aktuellen Einschraumln-kungen beseitigen zu koumlnnen Das Impfmotiv Indi-vidualschutz geht mit einer houmlheren Impfbereit-schaft einher246

Angesichts der noch ungeklaumlrten Frage inwiefern eine Transmission trotz Impfung moumlglich ist und den weiterhin begrenzten Impfstoffmengen die Einschraumlnkungen auch zukuumlnftig noumltig machen ist eine verstaumlrkte Kommunikation des Individual-schutzes durch die Impfung ratsam Sobald Infor-mationen uumlber die langfristige Immunitaumlt der Imp-fung vorliegen kann die Aufklaumlrung uumlber den Ge-meinschaftsschutz als weitere Kommunikations-strategie angewendet werden247

Aufgrund der dynamischen Entwicklung der SARS-CoV-2-Pandemie sowie der damit verbundenen Impfstoffentwicklung ist eine kommunikative Be-gleitung in diesem Prozess in der Entscheidung zur Impfempfehlung durch die STIKO sowie in der Implementierung der Impfung zentral Eine ange-messene Information der Bevoumllkerung sollte insbe-sondere auf eine transparente Kommunikation des erwarteten Nutzens und der Risiken einer Impfung gegen COVID-19 abzielen um das Vertrauen der Be-voumllkerung in die Impfung zu erhalten und noch zu steigern

Das kritische Abwaumlgen von Fuumlr und Wider der Imp-fung ist hoch Dies deutet auf ein hohes Informati-onsbeduumlrfnis der Bevoumllkerung hin Personen die

63Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

sich gut informiert fuumlhlen geben zudem an sich auch eher impfen zu lassen Im weiteren Verlauf sollte deshalb unbedingt weiterhin auf eine regel-maumlszligige schnelle und transparente Aufklaumlrung ge-achtet werden die das Informationsbeduumlrfnis der Bevoumllkerung beruumlcksichtigt und flexibel auf neu aufkommende Fragen und Themen reagieren kann

16 Monitoring-Systeme zur Evaluation der Impfung bzw der Impfempfehlung

161 Impfquoten-MonitoringValide Daten zur Inanspruchnahme der Impfung sind Grundlage fuumlr eine erste Bewertung von Signa-len zu Impfnebenwirkungen und der Impfeffektivi-taumlt Diese Daten zur Inanspruchnahme der Imp-fung (Impfquoten) sollten zeitnah und vollstaumlndig vorliegen und nach Altersgruppe Zielgruppe und Impfstoffprodukt stratifizierbar sein Zeitnah er-fasste zielgruppenspezifische Impfquoten sind daruumlber hinaus essenziell um den Erfolg der beglei-tenden Informationskampagne auf das Impfverhal-ten zu erfassen

Die fuumlr das Routinesystem etablierten Werkzeuge zur Erfassung von Impfquoten (KV-Impfsurveillan-ce) sind fuumlr die Erhebung von COVID-19-Impfquo-ten in der ersten Phase der Impfaktivitaumlten nicht ge-eignet da die Erhebung weder zeitnah noch pro-duktspezifisch erfolgt Zudem wird in der ersten Phase die COVID-19-Impfung aller Voraussicht nach vornehmlich in Impfzentren angeboten wer-den ohne die individuelle Abrechnung uumlber das GKV-System Seit dem 27122020 steht eine Web- Anwendung zur Erfassung von Daten zur COVID-19-Impfung in den Impfzentren und durch die mobilen Impfteams sowie fuumlr die zentralen Da-tenerfassungsstellen der Bundeslaumlnder zur Verfuuml-gung mit der pseudonymisierte Daten tagesaktuell an das RKI uumlbermittelt werden koumlnnen Unter fol-gendem Link koumlnnen die Daten zu den taumlglich durchgefuumlhrten Impfungen in den Bundeslaumlndern abgerufen werden

Ergaumlnzend werden regelmaumlszligige repraumlsentative Bevoumllkerungssurveys durchgefuumlhrt die das Impf-quotenmonitoring validieren und zusaumltzliche Daten zur Akzeptanz und Impfbarrieren erheben

Entsprechende Vorschlaumlge sind in der Nationalen COVID-19 Impfstrategie unterbreitet worden248 Spaumltestens wenn die Impfung im Regelsystem statt-findet und die Impfleistungen uumlber die KVen abge-rechnet werden greift bei der Impfquoten-Erfas-sung wieder das etablierte System der KV-Impfsur-veillance am RKI wobei hier ein Zeitverzug von ca 6 Monaten von Impfung bis Bereitstellung im Da-tensatz besteht

162 Evaluierung von Wirksamkeit und Sicherheit der ImpfstoffeDie Nutzen-Risikobewertung von Impfstoffen ist ein kontinuierlicher Prozess der von der Impfstoff-entwicklung der Durchfuumlhrung klinischer Pruumlfun-gen vor der Zulassung bis hin zur Uumlberwachung nach dem Inverkehrbringen (sogenannte post- marketing surveillance) reicht248 Die Uumlberwachung in Surveillance-Systemen und die Durchfuumlhrung von gezielten Studien ist bei den COVID-19-Impf-stoffen von besonders hoher Bedeutung da (a) neue Impf stoff- Technologien zur Anwendung kommen (b) Nachbeobachtungszeiten in den Zulassungsstu-dien moumlglicherweise verkuumlrzt werden muumlssen (auf-grund ethischer Probleme wenn Studienteilneh-merInnen des Placeboarms weiterhin exponiert sind waumlhrend die Impfung bereits im Nationalen Impfprogramm angeboten wird) und (c) die Impf-stoffe und die Impfkampagne von groszliger Bedeu-tung fuumlr die Pandemiebekaumlmpfung sind

Die Impfstoffhersteller werden im Rahmen ihrer Risk Management Plaumlne (RMPs) Beobachtungsstu-dien zur Sicherheit und Wirksamkeit ihrer Impf-stoffe durchfuumlhren Aber auch Forschungseinrich-tungen sowie Bundesbehoumlrden wie das PEI und das RKI sollten Studien und Datenanalysen zur Hersteller- unabhaumlngigen Evaluation der neuen Impfstoffe durchfuumlhren Ein Konzept fuumlr die Evalua-tion der Effekte der COVID-19-Impfung durch die Bundesbehoumlrden findet sich in der Nationalen Impfstrategie COVID-19248

Wie bei der Zulassung anderer neuer Impfstoffe auch beruht der Nachweis der Sicherheit der COVID-19-Impfstoffe in randomisierten kontrollier-ten Studien auf Beobachtungen einer begrenzten Anzahl von Personen die den Impfstoff erhalten haben Unter Beruumlcksichtigung der geimpften Stu-

64Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

dienpopulation in der BNT162b2-Zulassungsstudie (n = 21700)4 wird ein unerwuumlnschtes Ereignis das mit einer Haumlufigkeit von groumlszliger als 1 1000 auftritt mit einer uumlber 95 -igen Wahrscheinlichkeit er-kannt Die Erfassung von selteneren Nebenwirkun-gen verzoumlgert auftretenden Komplikationen und von Langzeiteffekten ist nur in pharmakoepidemio-logischen Studien nach der Zulassung der Impfstof-fe moumlglich

Fuumlr Impfstoffe besteht in Deutschland neben der Meldeverpflichtung des Zulassungsinhabers oder pharmazeutischen Unternehmers nach dem Arz-neimittelgesetz (sect 63 b AMG) und der standesrecht-lichen Verpflichtung von AumlrztInnen zur Meldung von Nebenwirkungen eine gesetzliche Meldever-pflichtung uumlber Verdachtsfaumllle von Impfkomplika-tionen nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG)249 Die Aumlrzteschaft ist nach IfSG verpflichtet den Ver-dacht auf eine Impfkomplikation (d h eine uumlber das uumlbliche Ausmaszlig einer Impfreaktion hinausgehende Reaktion im zeitlichen Zusammenhang mit einer Impfung) namentlich an das Gesundheitsamt zu berichten Das Gesundheitsamt leitet die Meldung pseudonymisiert der zustaumlndigen Landesbehoumlrde und dem PEI weiter

Im Rahmen des vom PEI etablierten real-time Moni-torings von Nebenwirkungen bzw Impfkomplikati-onen werden observed- versus expected-Analysen zur zeitnahen Signalerkennung durchgefuumlhrt Dabei wird auf Hintergrundinzidenzen von moumlglichen Krankheitsereignissen zuruumlckgegriffen die in ei-nem bestimmten Zeitintervall rein zufaumlllig nach Impfung auftreten und dann faumllschlicherweise mit der Impfung in Verbindung gebracht werden koumln-nen Falls Krankheitsereignisse nach einer Impfung haumlufiger auftreten als erwartet muumlssen weiterfuumlh-rende Untersuchungen oder gezielte Studien durch-gefuumlhrt werden Da es sich bei diesem System um ein passives Meldesystem handelt und potenziell un-erwuumlnschte Effekte wie bdquovaccine associated enhanced respiratory diseaseldquo (VAERD) oder antikoumlrpervermit-telte Infektionsverstaumlrkung (antibody dependent enhancement ADE) in diesem nicht erfasst werden koumlnnen sind eine intensivierte Surveillance und er-gaumlnzende Studien erforderlich Einen Uumlberblick uumlber die geplanten Aktivitaumlten des PEI zur Uumlberwa-chung der Impfstoff-Sicherheit im Kontext der Ein-

fuumlhrung der COVID-19-Impfstoffe gibt die Nationale Impfstrategie248 Unter anderem hat das PEI eine Smartphone App entwickelt uumlber die geimpfte Per-sonen prospektiv uumlber ein Jahr unerwuumlnschte Ereig-nisse elektronisch melden koumlnnen Die breite Be-werbung dieser App und die Notwendigkeit zusaumltz-liche Analysen (z B von Krankenkassen-Daten) wer-den von der STIKO im Kontext der Einfuumlhrung der neuen COVID-19-Impfstoffe dringend angemahnt Nur durch zusaumltzliche Analysen und Datenerhebun-gen koumlnnen seltene oder nicht in den Zulassungs-studien erhobene unerwuumlnschte Ereignisse erkannt und ein schnelles Handeln der Zulassungsbehoumlrden und der STIKO ermoumlglicht werden

Auch bestimmte Aspekte der Wirksamkeit (insb Schutzdauer Schutz vor schwerer COVID-19- Erkrankung Effekt auf Transmission) konnten und koumlnnen in den Zulassungsstudien aufgrund der be-schraumlnkten Laufzeit der limitierten Groumlszlige der Stu-dienpopulation und aufgrund der Studiendesigns nicht zufriedenstellend geklaumlrt werden Wie bei an-deren Impfstoffen auch sollten zur Evaluation der COVID-19-Impfeffektivitaumlt im Rahmen der breiten Anwendung qualitativ hochwertige Beobachtungs-studien durchgefuumlhrt werden Beobachtungsstu-dien dienen nicht nur der Untersuchung von wich-tigen noch nicht ausreichend in den Zulassungs-studien geklaumlrten Aspekten der Impfstoffe sondern auch der Bestaumltigung der Wirksamkeit der Impfung bei der Anwendung in der Bevoumllkerung unter realen Lebensbedingungen bzw in heterogenen Populati-onen oder in besonderen Risikogruppen Verschie-dene epidemiologische Studiendesigns (z B Fall- Kontrollstudien Kohortenstudien) sollten in unter-schiedlichen Populationen und Settings (z B Kran-kenhaus oder Altenheime) unter Beruumlcksich tigung von Leitlinien fuumlr gute epidemiologische Praxis zur Anwendung kommen

Das Meldeformular des PEI findet sich online unter httpswwwpeideDEarzneimittelsicher-heitpharmakovigilanzmeldeformulare-on-line-meldungmeldeformulare-online-mel-dung-nodehtml

65Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

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206 Deutscher Feuerwehrverband Erfassung statisti-scher Daten Verfuumlgbar unter httpswwwfeuer-wehrverbanddepressestatistik zuletzt besucht am 06012021 2020 [Available from httpswwwfeuerwehrverbanddepressestatistik

207 Verband Deutscher Verkehrsunternehmen eV (VDV) Pressemitteilung Fast keine Corona-

76Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Infektionen bei OumlPNV-Beschaumlftigten (29102020) Verfuumlgbar unter httpswwwvdvde201029-pm-corona-infektionen-bei-oepnv-mit-arbeitendenpdfx zuletzt besucht am 05012021

208 Comas-Herrera A ZJ Lemmon E Henderson D Litwin C Hsu AT Schmidt AE Arling G Fernaacutendez J-L Mortality associated with COVID-19 in care homes international evidence International Long-Term Care Policy Network CPEC-LSE LTCcovidorg 2020 [14 October Available from httpsltc-covidorgwp-contentuploads202010Mortali-ty-associated-with-COVID-among-peop-le-living-in-care-homes-14-October-2020-4pdf]

209 Seidler A Schubert M Petereit-Haack G Horn A Kaumlmpf D Westerman R Kompetenznetz Public Health COVID-19 1 Soziale Isolation als Sterblich-keitsrisiko fuumlr aumlltere Menschen 2020

210 Fisman DN Bogoch I Lapointe-Shaw L McCready J Tuite AR Risk Factors Associated With Mortality Among Residents With Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) in Long-term Care Facilities in Ontario Canada JAMA Network Open 20203(7)e2015957-e

211 Deutsche Alzheimergesellschaft eV Infoblatt 1 Die Haumlufigkeit von Demenzerkrankungen Online verfuumlgbar unter httpswwwdeutsche-alzheimerdefileadminalzpdffactsheetsinfoblatt1_haeu-figkeit_demenzerkrankungen_dalzgpdf zuletzt besucht am 05012021 2020

212 Statistisches Bundesamt Presse 79 Millionen schwerbehinderte Menschen leben in Deutsch-land Verfuumlgbar unter httpswwwdestatisdeDEPressePressemitteilungen202006PD20_230_227htmljsessionid=26CD2F0D77A-413C8E9C6A040056BA7EEinternet8711 zuletzt be-sucht am 06012021 2019

213 Landes SD Turk MA Formica MK McDonald KE Stevens JD COVID-19 outcomes among people with intellectual and developmental disability living in residential group homes in New York State Disability and Health Journal 202013(4)100969

214 Zhou J Liu C Sun Y Huang W Ye K Cognitive disorders associated with hospitalization of COVID-19 Results from an observational cohort study Brain Behav Immun 202091383-92

215 Covino M De Matteis G Santoro M Sabia L Simeoni B Candelli M et al Clinical characte-ristics and prognostic factors in COVID-19 patients

aged ge 80 years Geriatrics amp Gerontology Interna-tional 202020(7)704-8

216 Bianchetti A Rozzini R Guerini F Boffelli S Ranieri P Minelli G et al Clinical Presentation of COVID19 in Dementia Patients J Nutr Health Aging 202024(6)560-2

217 Hariyanto TI Putri C Situmeang RFV Kurniawan A Dementia is associated with severe coronavirus disease 2019 (COVID-19) infection The American Journal of the Medical Sciences 2020

218 Kuo CL Pilling LC Atkins JL Masoli JAH Delgado J Kuchel GA et al APOE e4 Genotype Predicts Severe COVID-19 in the UK Biobank Community Cohort J Gerontol A Biol Sci Med Sci 202075(11)2231-2

219 Kompetenznetz Public Health COVID-19 SARS-CoV-2 in Aufnahmeeinrichtungen und Gemein-schaftsunterkuumlnften fuumlr Gefluumlchtete Epidemiolo-gische und normativ-rechtliche Aspekte Verfuumlgbar unter httpswwwpublic-health-covid19deimages2020ErgebnisseFactSheet_PHNet-work-Covid19_Aufnahmeeinrichtungen_v1_inkl_ANNEXpdf zuletzt besucht am 06012021 2020

220 Statistisches Bundesamt Asylbewerberleistungen Verfuumlgbar unter httpswwwdestatisdeDEThe-menGesellschaft-UmweltSozialesAsylbewerber-leistungenTabellenliste-emfaenger-blhtm-lnn=211032 zuletzt besucht am 06012021 2019

221 Fazel S Geddes JR Kushel M The health of home-less people in high-income countries descriptive epidemiology health consequences and clinical and policy recommendations The Lancet 2014384(9953)1529-40

222 Schindel D Kleyer C Schenk L Somatische Erkrankungen Wohnungsloser in Deutschland Ein narratives Literaturreview der Jahre 2009ndash2019 Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung- Gesundheitsschutz 20201-14

223 Kaduszkiewicz H Bochon B van den Bussche H Hansmann-Wiest J van der Leeden C Medizini-sche Versorgung von wohnungslosen Menschen (The medical treatment of homeless people) Dtsch Arztebl Int 2017114673-9

224 Lindner AK Sarma N Rust LM Hellmund T Krasovski-Nikiforovs S Wintel M et al Monitoring for COVID-19 by universal testing in a homeless shelter in Germany a prospective feasibility cohort

77Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

study Preprint online vorab doiorg1011012020100420205401 medRxiv 2020

225 Baggett TP Keyes H Sporn N Gaeta JM Preva-lence of SARS-CoV-2 infection in residents of a large homeless shelter in Boston JAMA 2020323(21)2191-2

226 Mosites E Parker EM Clarke KE Gaeta JM Baggett TP Imbert E et al Assessment of SARS-CoV-2 infection prevalence in homeless shelters ndash four US cities March 27 ndash April 15 2020 MMWR Morbidity and Mortality Weekly Report 202069(17)521

227 Imbert E Kinley PM Scarborough A Cawley C Sankaran M Cox SN et al Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) Outbreak in a San Francisco Homeless Shelter Clin Infect Dis 2020

228 Tsai J Wilson M COVID-19 a potential public health problem for homeless populations The Lancet Public Health 20205(4)e186-e7

229 Guumlnther T Czech-Sioli M Indenbirken D Robitaille A Tenhaken P Exner M et al SARS-CoV-2 outbreak investigation in a German meat processing plant EMBO Mol Med 2020e13296

230 New York Times Covid in the US Latest Map and Case Count httpswwwnytimescominter-active2020uscoronavirus-us-caseshtml New York Times 2020

231 Donahue M Sreenivasan N Stover D Rajasing-ham A Watson J Bealle A et al Notes from the Field characteristics of meat processing facility workers with confirmed SARS-CoV-2 infection ndash Nebraska April ndashMay 2020 MMWR Morbidity and Mortality Weekly Report 202069(31)1020

232 Steinberg J Kennedy ED Basler C Grant MP Jacobs JR Ortbahn D et al COVID-19 outbreak among employees at a meat processing facility ndash South Dakota March ndash April 2020 MMWR Morbi-dity and Mortality Weekly Report 202069(31)1015

233 Dyal JW COVID-19 Among Workers in Meat and Poultry Processing Facilities ndash 19 States April 2020 MMWR Morbidity and Mortality Weekly Report 202069

234 Rouen A Adda J Roy O Rogers E Leacutevy P COVID-19 relationship between atmospheric temperature and daily new cases growth rate Epidemiol Infect 2020148e184-e

235 Mecenas P Bastos RTdRM Vallinoto ACR Normando D Effects of temperature and humidity on the spread of COVID-19 A systematic review PLoS One 202015(9)e0238339

236 Statistisches Bundesamt Statistik 12621-0002 Durchschnittliche Lebenserwartung (Perioden-sterbetafel) Deutschland Jahre Geschlecht Vollendetes Alter Verfuumlgbar unter httpswww-ge-nesisdestatisdegenesisonlineoperation=tab-leampcode=12621-0002 zuletzt besucht am 06012021 2020

237 Statistisches Bundesamt Statistik 12411-0005 Bevoumllkerung Deutschland S Altersjahre 2020 [Available from httpswww-genesisdestatisdegenesisonlineoperation=tableamp-code=12411-0005]

238 Robert Koch-Institut AfEuG Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) Scientific Use File 1 Version 2015

239 Robert Koch-Institut AfEuG Gesundheit in Deutschland aktuell 20142015-EHIS (GEDA 2014 2015-EHIS) Scientific Use File 1 Version 2018

240 Shor E Roelfs D Vang ZM The bdquoHispanic morta-lity paradoxldquo revisited Meta-analysis and meta- regression of life-course differentials in Latin American and Caribbean immigrants mortality Soc Sci Med 201718620-33

241 Zhang J Whatrsquos the Relative Risk ndash A Method of Correcting the Odds Ratio in Cohort Studies of Common Outcomes JAMA 1998280(19)1690-1

242 Chu DK Akl EA Duda S Solo K Yaacoub S Schuumlnemann HJ et al Physical distancing face masks and eye protection to prevent person- to-person transmission of SARS-CoV-2 and COVID-19 a systematic review and meta-analysis The Lancet 2020395(10242)1973-87

243 van der Sande M Teunis P Sabel R Professional and Home-Made Face Masks Reduce Exposure to Respiratory Infections among the General Popula-tion PLoS One 20083(7)e2618

244 Bundgaard JS R-PD von Buchwald C et al Effec-tiveness of Adding a Mask Recommendation to Other Public Health Measures to Prevent SARS-CoV-2 Infection in Danish Mask Wearers Ann Intern Med

245 Betsch C Korn L Felgendreff L Eitze S Schmid P Sprengholz P et al COVID-19 Snapshot Monito-

78Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ring (COSMO Germany) ndash Wave 30 PsychArchives 2020

246 Betsch C Korn L Felgendreff L Eitze S Schmid P Sprengholz P et al COVID-19 Snapshot Monito-ring (COSMO Germany)-Wave 24 2020

247 Pfattheicher S Petersen MB Boumlhm R Information about herd immunity and empathy promote COVID-19 vaccination intentions 2020

248 Bundesministerium fuumlr Gesundheit Nationale Impfstrategie COVID-19 Strategie zur Einfuumlhrung und Evaluierungeiner Impfung gegen Sars-CoV-2 in Deutschland Verfuumlgbar unter httpswwwbun-desgesundheitsministeriumdefileadminDatei-en3_DownloadsCCoronavirusImpfstoffNatio-nale_Impfstrategiepdf zuletzt besucht am 06012021 2020

249 Weiszliger K Barth I Keller-Stanislawski B Sicherheit von Impfstoffen Bundesgesundheitsblatt- Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz 200952(11)1053-64

Autorinnen und Autoren AutorInnen der AG COVID-19 der Staumlndigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut und weitere KoautorInnen

a) Dr Sabine Vygen-Bonnet | a) Dr Judith Koch| b) Prof Dr Christian Bogdan | a) Dr Thomas Harder | b) Prof Dr Ulrich Heininger | a) Dr Kerstin Kling | b) Dr Martina Littmann | b) Prof Dr Joerg Meerpohl | c) Dr Heidi Meyer | b) Prof Dr Thomas Mertens | a) Nora Schmid-Kuumlpke | a) Stefan Scholz | b) Dr Martin Terhardt | a) Marina Treskova-Schwarzbach | b) Prof Dr Klaus Uumlberla | b) Prof Dr Marianne van der Sande | a) PD Dr Ole Wichmann | b) Prof Dr Dr Sabine Wicker | b) Prof Dr Ursula Wiedermann | d) Prof Dr Verina Wild | b) Prof Dr Ruumldiger von Kries

a) Robert Koch-Institut Abt 3 Infektionsepidemiologie FG 33 Impfpraumlvention

b) Mitglied der STIKO c) Paul-Ehrlich-Institutd) Universitaumlt Augsburg Medizinische Fakultaumlt

Ethik der Medizin

Korrespondenz STIKO-Geschaeftsstellerkide

Vorgeschlagene ZitierweiseVygen-Bonnet S Koch J Bogdan C Harder T Heininger U Kling K Littmann M Meerpohl J Meyer H Mertens T Schmid-Kuumlpke N Scholz S Terhardt M Treskova-Schwarzbach M Uumlberla K van der Sande M Wichmann O Wicker S Wiedermann U Wild V von Kries R Beschluss der STIKO zur 2 Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung und die dazugehoumlrige wissenschaftliche Begruumlndung

Epid Bull 202153 -79 | DOI 102564678203

(Dieser Artikel ist online vorab am 29 Januar 2021 erschienen)

InteressenkonfliktFrau Prof Dr Ursula Wiedermann leitet als principal investigator eine Phase-1-Studie zu einem COVID-19- Impfstoffkandiadten sie hat an der Beratung und Beschlussfassung der Empfehlung nicht teilgenom-men

Alle anderen Autorinnen und Autoren geben an dass kein Interessenkonflikt besteht

79Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten4 Woche 2021 (Datenstand 3 Februar 2021)

Ausgewaumlhlte gastrointestinale Infektionen

Campylobacter- Enteritis

Salmonellose EHEC-Enteritis Norovirus- Gastroenteritis

Rotavirus- Gastroenteritis

2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 37 212 298 3 28 113 0 5 9 6 40 686 4 11 51

Bayern 54 312 465 7 38 90 2 6 12 7 46 1346 2 39 104

Berlin 16 113 158 2 16 22 0 2 6 4 26 387 2 9 25

Brandenburg 17 109 127 2 9 19 0 0 5 3 17 567 2 11 57

Bremen 4 23 25 1 4 3 0 0 1 0 1 26 0 1 6

Hamburg 3 57 128 2 7 12 0 0 1 1 5 184 0 2 7

Hessen 28 148 282 6 30 46 0 2 0 6 17 485 3 11 38

Mecklenburg- Vorpommern 19 98 91 1 13 9 0 2 2 4 13 363 10 27 18

Niedersachsen 54 289 383 11 56 69 1 7 15 5 21 799 5 27 69

Nordrhein- Westfalen 140 646 1157 21 132 138 5 15 23 17 69 2101 13 70 207

Rheinland- Pfalz 36 177 207 3 19 34 0 3 5 5 17 437 3 10 21

Saarland 1 38 84 0 2 12 0 0 0 0 1 73 0 2 16

Sachsen 72 272 292 3 21 57 1 4 3 15 80 908 7 22 177

Sachsen- Anhalt 34 89 99 5 12 39 0 2 10 7 24 562 1 7 30

Schleswig- Holstein 26 101 178 4 7 23 0 3 4 0 4 192 6 10 35

Thuumlringen 43 118 154 6 17 80 3 5 4 18 39 526 10 22 78

Deutschland 584 2802 4128 77 411 766 12 56 100 98 420 9642 68 281 939

Ausgewaumlhlte Virushepatitiden und respiratorisch uumlbertragene Krankheiten

Hepatitis A Hepatitis B Hepatitis C Tuberkulose Influenza2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 2 3 4 25 97 111 28 65 71 11 40 48 2 10 2363

Bayern 1 5 6 33 88 120 21 52 59 2 26 38 1 23 4630

Berlin 0 2 4 11 30 55 5 21 22 1 15 30 0 3 830

Brandenburg 1 1 4 1 7 9 1 3 7 0 5 9 0 7 585

Bremen 0 0 1 1 5 8 0 1 2 2 5 8 1 2 38

Hamburg 0 1 1 6 7 9 0 1 7 3 12 12 0 4 1029

Hessen 3 3 4 11 36 51 7 22 33 6 31 36 4 6 946

Mecklenburg- Vorpommern 0 6 1 2 2 2 0 0 1 1 4 7 0 2 343

Niedersachsen 0 4 3 7 35 41 6 22 34 2 22 24 1 5 1014

Nordrhein- Westfalen 2 10 11 37 118 107 21 71 80 12 60 75 1 17 2242

Rheinland- Pfalz 1 2 3 15 38 48 5 22 10 2 14 15 0 3 614

Saarland 0 0 0 0 1 8 1 4 3 1 3 2 0 0 138

Sachsen 0 0 2 2 9 14 3 12 14 0 6 11 2 17 2012

Sachsen- Anhalt 0 1 0 2 8 7 1 5 5 0 0 5 6 14 475

Schleswig- Holstein 0 1 1 4 11 27 7 17 18 2 8 18 0 0 703

Thuumlringen 0 0 0 5 9 6 2 3 6 2 6 2 2 4 652

Deutschland 10 39 45 162 501 623 108 321 372 47 257 340 20 117 18614

Allgemeiner Hinweis Das Zentrum fuumlr tuberkulosekranke und -gefaumlhrdete Menschen in Berlin verwendet veraltete Softwareversionen die nicht gemaumlszlig den aktuellen Falldefinitionen des RKI gemaumlszlig sect 11 Abs 2 IfSG bewerten und uumlbermitteln

80Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Ausgewaumlhlte impfpraumlventable Krankheiten

Masern Mumps Roumlteln Keuchhusten Windpocken2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 0 0 6 0 0 14 0 0 0 2 5 85 10 61 414

Bayern 0 0 2 1 1 11 0 0 1 5 12 179 22 86 495

Berlin 0 0 0 0 1 16 0 0 0 0 1 26 12 38 97

Brandenburg 0 0 0 1 1 0 0 0 0 1 1 34 4 9 63

Bremen 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 5 1 3 12

Hamburg 0 1 0 0 1 4 0 0 0 0 1 27 11 20 60

Hessen 0 0 1 0 0 4 0 0 0 1 8 65 2 32 123

Mecklenburg- Vorpommern 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 37 0 2 14

Niedersachsen 0 0 0 0 0 3 0 0 0 0 3 26 5 29 137

Nordrhein- Westfalen 0 0 0 1 1 8 0 0 0 5 16 93 15 68 339

Rheinland- Pfalz 0 0 4 0 0 3 0 0 0 0 5 26 11 35 58

Saarland 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 2 6 0 3 5

Sachsen 0 0 0 0 1 0 0 0 0 1 2 34 12 33 159

Sachsen- Anhalt 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 7 34 0 0 15

Schleswig- Holstein 0 0 0 1 1 1 0 0 0 0 1 26 3 7 68

Thuumlringen 0 0 0 0 0 2 0 0 0 0 3 53 1 5 54

Deutschland 0 1 14 4 7 66 0 0 1 16 67 756 109 431 2113

Erreger mit Antibiotikaresistenz und Clostridioides-difficile-Erkrankung und COVID -19

Acinetobacter1 Enterobacterales1 Clostridioides difficile2

MRSA3 COVID-194

2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 20205

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 0 1 5 6 29 42 1 1 8 2 5 3 8501 48189 0

Bayern 3 5 3 9 30 46 2 9 25 2 7 12 12397 68245 0

Berlin 1 12 5 15 38 27 5 7 9 0 4 8 3208 20653 0

Brandenburg 0 0 1 2 2 5 1 2 9 1 4 2 3293 22852 10

Bremen 0 0 0 0 0 1 0 1 0 0 0 1 565 2261 0

Hamburg 0 6 0 0 4 8 0 3 1 0 2 3 1603 8430 0

Hessen 1 3 8 6 23 45 0 9 11 0 5 12 5821 31574 0

Mecklenburg- Vorpommern 0 0 1 0 1 3 0 4 3 0 6 5 1460 7344 0

Niedersachsen 0 2 5 5 18 27 2 8 24 2 11 17 6300 31669 0

Nordrhein- Westfalen 1 7 17 22 147 93 11 31 58 10 31 42 15684 84328 57

Rheinland- Pfalz 0 0 2 1 7 21 0 4 3 0 2 2 3503 18430 0

Saarland 0 0 0 1 2 4 0 1 0 0 1 2 1247 5427 1

Sachsen 0 0 2 4 11 22 4 10 17 0 3 8 5276 38866 0

Sachsen- Anhalt 0 0 1 4 7 9 3 8 18 0 1 3 3670 19391 1

Schleswig- Holstein 0 0 0 1 8 13 1 1 3 1 4 8 2350 10516 0

Thuumlringen 0 0 1 0 0 7 0 3 10 0 2 5 3489 20782 0

Deutschland 6 36 51 76 327 373 30 102 199 18 88 133 78367 438957 69

1 Infektion und Kolonisation (Acinetobacter spp mit Nachweis einer Carbapenemase-Determinante oder mit verminderter Empfindlichkeit gegenuumlber Carbapenemen)2 Clostridioides-difficile-Erkankung schwere Verlaufsform3 Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus invasive Infektion4 Coronavirus-Krankheit-2019 (SARS-CoV-2)5 In der 1 ndash 4 KW 2020 sind noch keine COVID-19-Faumllle in Deutschland aufgetreten Bei den in der Spalte aufgefuumlhrten Faumlllen ist davon auszugehen dass es sich um Fehleingaben des Meldedatums handelt

81Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Weitere ausgewaumlhlte meldepflichtige Infektionskrankheiten

Krankheit

2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4

Adenovirus-Konjunktivitis 0 0 54

Botulismus 0 0 0

Brucellose 0 0 5

Chikungunyavirus-Erkrankung 0 0 8

Creutzfeldt-Jakob-Krankheit 1 2 5

Denguefieber 0 0 58

Diphtherie 0 0 1

Fruumlhsommer-Meningoenzephalitis (FSME) 0 2 2

Giardiasis 14 75 193

Haemophilus influenzae invasive Infektion 0 0 132

Hantavirus-Erkrankung 6 34 23

Hepatitis D 0 0 7

Hepatitis E 52 209 264

Haumlmolytisch-uraumlmisches Syndrom (HUS) 1 2 1

Kryptosporidiose 14 59 78

Legionellose 13 61 99

Lepra 0 0 0

Leptospirose 1 5 13

Listeriose 10 37 73

Meningokokken invasive Erkrankung 0 3 27

Ornithose 0 0 3

Paratyphus 0 0 3

Q-Fieber 0 1 7

Shigellose 0 3 32

Trichinellose 0 0 0

Tularaumlmie 0 0 1

Typhus abdominalis 0 0 6

Yersiniose 39 140 199

Zikavirus-Erkrankung 0 0 2

In der woumlchentlich veroumlffentlichten aktuellen Statistik werden die gemaumlszlig IfSG an das RKI uumlbermittelten Daten zu meldepflichtigen Infektions-krankheiten veroumlffentlicht Es werden nur Faumllle dargestellt die in der ausgewiesenen Meldewoche im Gesundheitsamt eingegangen sind dem RKI bis zum angegebenen Datenstand uumlbermittelt wurden und die Referenzdefinition erfuumlllen (s wwwrkidefalldefinitionen)

82Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Monatsstatistik nichtnamentlicher Meldungen ausgewaumlhlter Infektionengemaumlszlig sect 7 (3) IfSG nach Bundeslaumlndern Berichtsmonat Januar 2021 (Datenstand 1 Februar 2021)

Syphilis HIV-Infektion Malaria Echinokokkose Toxoplasm konn

2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan

Baden- Wuumlrttemberg 27 513 605 23 261 367 1 50 121 3 40 35 0 0 1

Bayern 82 786 881 28 321 472 0 53 157 3 30 25 0 0 1

Berlin 99 1384 1403 14 201 287 0 18 89 1 2 6 0 0 0

Brandenburg 12 107 91 4 52 53 0 7 12 2 2 0 0 0 2

Bremen 6 66 58 5 52 61 0 6 23 1 2 0 0 0 0

Hamburg 32 356 418 12 152 207 2 30 88 1 1 4 0 0 0

Hessen 50 569 530 16 176 209 3 17 61 0 18 17 0 0 0

Mecklenburg- Vorpommern 10 101 63 2 24 46 0 2 9 0 1 0 0 0 1

Niedersachsen 40 410 417 8 162 194 3 34 53 0 5 9 0 0 0

Nordrhein- Westfalen 124 1580 1897 44 532 594 5 81 229 1 25 21 0 0 3

Rheinland- Pfalz 25 221 210 6 75 114 2 7 28 0 5 8 0 0 0

Saarland 0 55 63 0 10 20 0 4 4 0 3 2 0 0 0

Sachsen 33 353 352 4 71 120 1 13 14 0 1 6 0 0 5

Sachsen- Anhalt 7 123 115 3 38 63 0 2 2 0 3 1 0 0 3

Schleswig- Holstein 14 104 132 12 69 63 1 14 26 0 4 2 0 0 0

Thuumlringen 1 79 106 0 30 38 0 1 7 0 1 1 0 0 0

Deutschland 564 6841 7354 181 2226 2908 18 339 923 12 143 137 0 0 16

(Hinweise zu dieser Statistik s Epid Bull 4101 311ndash314)

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84Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

bdquoKoMaldquo ndash E-Learning-Kurs zum bdquoKontaktpersonen managementldquo

Wir erweitern unser Kursprogramm rund um bdquoPandemie-Themenldquo stetig Nun mit einem digi-talen Kurs zum Kontaktpersonenmanagement Denn die rasant ansteigenden Infektionszahlen fordern die personellen Ressourcen der Gesund-heitsaumlmter stark Unser neues Tool unterstuumltzt die Ausbildung fachfremder und neuer Mitarbei-terInnen in den Pandemieteams Es vermittelt ein umfassendes Grundlagenwissen fuumlr die nachfol-gende fachlich-praktische Einarbeitung vor Ort

Der Kurs Kontaktpersonenmanagement mit sei-nem einpraumlgsamen Akronym bdquoKoMaldquo bietet die Moumlglichkeit sich auf digitalem Wege das erforder-liche fachliche Grundwissen fuumlr den Einsatz in einem Team zum Kontaktpersonenmanagement anzueignen Damit unterstuumltzt die Akademie fuumlr Oumlffentliches Gesundheitswesen die Gesundheits-aumlmter jetzt bei der Einarbeitung von neuen Be-schaumlftigten

Der als MOOC (Massive Open Online Course) kon-zipierte E-Learning-Kurs kann zeit- und ortsunab-haumlngig beliebig haumlufig durchgearbeitet werden eine Art moderner Fernunterricht Die Lernenden muumlssen lediglich einen Internet-Zugang und Interesse an folgenden Themen mitbringen Was ist SARS-CoV-2 Was ist eine Kontaktperson Wel-che Maszlignahmen muss jemand einhalten wenn er positiv auf SARS-CoV-2 getestet wird

Der Zugang zum Kurs ist unkompliziert Die Teil-nehmenden klicken auf einen Link der auf der Homepage der Akademie veroumlffentlicht wird An-schlieszligend ist die schnelle und kostenlose Regis-trierung moumlglich

Anschlieszligend begeben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf eine Reise durch das Kontakt-personenmanagement Auf dieser Reise begleiten sie Elina Schachnitz und Marco Muumlller die beiden fungieren als virtuelle Kollegin und virtueller Kol-lege und fuumlhren durch den Kurs Dieser gliedert sich in bdquoSzenenldquo aus der Einarbeitungsphase Jede dieser Szenen ist in mehrere Lektionen unterteilt behandelt ein Thema und schlieszligt mit einer Refle-xions- bzw Uumlbungsaufgabe Fuumlr die komplette Kursteilnahme und die intensive Auseinanderset-zung mit den Inhalten sollte ein Zeitaufwand von etwa acht Stunden eingeplant werden

Beruumlcksichtigen Sie jedoch dass eine Einarbeishytung vor Ort also die Begleitung beim Umsetzen des Gelernten in der Praxis unter Beruumlcksichtishygung der lokalen Gegebenheiten nicht durch KoMa ersetzt werden kann

Interessierte koumlnnen hier am Kurs teilnehmen httpswwwoncampusdekontaktpersonenma-nagement

Dr Ute Teichert Direktorin Akademie fuumlr Oumlffentliches Gesundheitswesen

in Duumlsseldorf

  • Epidemiologisches Bulletin 52021
  • Inhalt
  • STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung
    • Hinweise zur praktischen Umsetzung
    • Zusammenfassung
    • Vorbemerkung
    • 1 Hintergrund
    • 2 Oumlffentliches Interesse
    • 3 SARS-CoV-2-Erreger und -Uumlbertragung
    • 4 COVID-19 Krankheitsbild
    • 5 Immunitaumlt
    • 6 COVID-19-Epidemiologie in Deutschland
    • 7 COVID-19-Impfstoffe
    • 8 Systematischer Review zur Sicherheit und Wirksamkeit
    • 9 Impfziele
    • 10 Risiko- und Indikationsgruppen fuumlr die Impfempfehlung
    • 11 Ethik
    • 12 Mathematische Modellierung
    • 13 Impfstrategie und Priorisierung der zu impfenden Bevoumllkerungsgruppen
    • 14 Implementierung
    • 15 Impfakzeptanz in der Bevoumllkerung und der Aumlrzteschaft
    • 16 Monitoring-Systeme zur Evaluation der Impfung bzw der Impfempfehlung
    • Literatur
      • Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten
      • Monatsstatistik nichtnamentlicher Meldungen ausgewaumlhlter Infektionen
      • bdquoKoMaldquo - E-Learning-Kurs zum bdquoKontaktpersonenmanagementldquo
      • Impressum
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              1. Inhaltsverzeichnis 7
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Page 5: Mitteilung der Ständigen Impfkommission am Robert Koch ... · siko (berufliche Indikation) Verhinderung der Transmission von SARS-CoV-2 sowie Gewährleistung von Schutz in Umgebungen

wissenschaftliche Evidenz bzgl des Verlaufes einer COVID-19-Erkrankung vorliegt fuumlr die aber ein deutlich erhoumlhtes Risiko angenom-men werden muss Dies trifft auch fuumlr Perso-nen zu die zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr oder nicht mehr gleich wirksam geimpft werden koumlnnen (z B bei unmittelbar bevorste-hender Chemotherapie) Daruumlber hinaus sind Einzelfallentscheidungen moumlglich wenn beruf-liche Taumltigkeiten bzw Lebensumstaumlnde mit ei-nem nachvollziehbaren unvermeidbar sehr ho-hen Infek tionsrisiko einhergehen Diese Oumlff-nungsklausel darf nicht missbraucht werden um ungerechtfertigterweise eine Impfung durchzufuumlhren und somit staumlrker gefaumlhrdeten Personen die Impfung vorzuenthalten

Eine COVID-19-Impfung setzt eine sorgfaumlltige Aufklaumlrung der zu impfenden Person bzw des verantwortlichen Vorsorgebevollmaumlchtigten voraus Die STIKO verweist hierzu auf Kapitel 41 der STIKO- Empfehlung 20202021 (Epid Bull 342020)

Bei der Impfung sind die Anwendungshinweise in den Fachinformationen des jeweiligen Impf-stoffs zu beachten

Auch bei sehr alten Menschen oder Menschen mit progredienten Krankheiten die sich in ei-nem schlechten Allgemeinzustand befinden muss die Impffaumlhigkeit gegeben sein Bei die-sen Gruppen sollte aumlrztlich gepruumlft werden ob ihnen die Impfung empfohlen werden kann

Zur Anwendung der COVID-19-Impfstoffe in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktu-ell keine Daten vor Die STIKO empfiehlt die generelle Impfung in der Schwangerschaft der-zeit nicht Eine akzidentelle Impfung in der Schwangerschaft ist jedoch keine Indikation fuumlr einen Schwangerschaftsabbruch Schwan-geren mit Vorerkrankungen und einem daraus resultierenden hohen Risiko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkrankung kann in Einzelfaumlllen nach Nutzen-Risiko-Abwaumlgung und nach aus-fuumlhrlicher Aufklaumlrung eine Impfung angebo-ten werden Die STIKO haumllt es fuumlr unwahr-scheinlich dass eine Impfung der Mutter waumlh-rend der Stillzeit ein Risiko fuumlr den Saumlugling darstellt

Zu anderen planbaren Impfungen soll ein Mindestabstand von 14 Tagen vor und nach je-

der COVID-19-Impfung eingehalten werden (Notfallimpfungen sind davon ausgenommen)

Die Impfung ist strikt intramuskulaumlr (i m) und keinesfalls intradermal subkutan oder in-travaskulaumlr zu verabreichen Bei PatientInnen unter Antikoagulation soll die Impfung eben-falls i m mit einer sehr feinen Injektionskanuuml-le und einer anschlieszligenden festen Kompri-mierung der Einstichstelle uumlber mindestens 2 Minuten erfolgen

Es besteht keine Notwendigkeit vor Verabrei-chung einer COVID-19-Impfung das Vorliegen einer akuten asymptomatischen oder (uner-kannt) durchgemachten SARS-CoV-2 Infektion labordiagnostisch auszuschlieszligen Nach den bisher vorliegenden Daten gibt es keinen Hin-weis darauf dass die Impfung in diesen Faumlllen eine Gefaumlhrdung darstellt

Aufgrund der anzunehmenden Immunitaumlt nach durchgemachter Infektion zur Vermei-dung uumlberschieszligender Nebenwirkungen und in Anbetracht des bestehenden Impfstoffman-gels sollten ehemals an COVID-19 erkrankte Personen nach Ansicht der STIKO unter Be-ruumlcksichtigung der Priorisierung im Regelfall etwa 6 Monate nach Genesung geimpft werden Tritt nach Verabreichung der 1 Impfstoffdosis eine labordiagnostisch gesicherte (positive PCR) SARS-CoV-2-Infektion auf sollte nach Ansicht der STIKO die Verabreichung der 2 Impfstoff-dosis ebenfalls erst etwa 6 Monate nach Gene-sung bzw Diagnosestellung erfolgen

Die Gabe der 2 Impfstoffdosis soll innerhalb des durch die Zulassungsstudien abgedeckten Zeitraumes (mRNA-Impfstoffe 3 bzw 4 bis 6 Wochen AstraZeneca-Impfstoff 9 bis 12 Wo-chen) erfolgen Sollte der empfohlene maximale Abstand zwischen der 1 und 2 Impfstoffdosis uumlberschritten worden sein kann die Impfserie dennoch fortgesetzt werden und muss nicht neu begonnen werden Eine begonnene Impfse-rie muss mit dem gleichen Produkt abgeschlos-sen werden

Im Allgemeinen wird eine Nachbeobachtungs-zeit nach der COVID-19-Impfung von mindes-tens 15 Minuten empfohlen Laumlngere Nachbeob-achtungszeiten von bis zu 30 Minuten sollten vorsichtshalber bei bestimmten Risikopersonen eingehalten werden z B bei Personen mit Ge-

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rinnungshemmung staumlrkeren oder anaphylak-tischen Reaktionen auf Impfungen in der Anam-nese Maszliggeblich fuumlr diese Entscheidungen sind die Angaben der Person selbst sowie der aumlrztli-che Eindruck des Gesundheits zustands

Es ist aktuell nicht bekannt ob man nach SARS-CoV-2-Exposition durch eine postexposi-tionelle Impfung den Verlauf der Infektion guumlnstig beeinflussen oder die Erkrankung noch verhindern kann

Die bisher vorliegenden Daten erlauben nicht die Wirksamkeit der mRNA- und Vektor-basier-ten COVID-19-Impfstoffe hinsichtlich einer Verhinderung oder Reduktion der Transmission abschlieszligend zu bewerten Bis zum Vorliegen von Daten zum Schutz der Impfung vor Trans-mission muumlssen deshalb auch nach Impfung die allgemein empfohlenen Schutzmaszlignahmen weiterhin eingehalten werden

Nach der Zulassung von Comirnaty sind einzel-ne schwerwiegende allergische Unvertraumlglich-keitsreaktionen aufgetreten Nach der derzeiti-gen Datenlage ist ein generell erhoumlhtes Risiko fuumlr schwerwiegende unerwuumlnschte Wirkungen fuumlr Personen mit vorbekannten allergischen Er-krankungen bei Impfung mit mRNA-Impfstof-fen nicht anzunehmen sofern keine Allergie ge-gen einen Inhaltsstoff der jeweiligen Vakzine (z B PEG) vorliegt Zur weiteren Information wird auf die bdquoEmpfehlung zur Coronaimpfung fuumlr Allergikerinnen und Allergikerldquo des Paul-Ehr-lich-Instituts (PEI) verwiesen httpswwwpeideSharedDocsDownloadsDEnewsroommit-teilungen201223-stellungnahme-empfeh-lung-allergikerpdf__blob=publicationFileampv=6

Fuumlr die Meldungen von uumlber das uumlbliche Maszlig hinausgehenden Impfreaktionen und -kompli-kationen soll das etablierte Verfahren verwendet werden (siehe Kapitel 49 bdquoImpfkomplikationen und deren Meldungldquo in den STIKO-Impfemp-fehlungen 20202021 Meldeformular des PEI httpswwwpeideDEarzneimittelsicherheitpharmakovigilanzmeldeformulare-online-mel-dungmeldeformulare-online-meldung-nodehtml) Regelmaumlszligige Berichte des PEI zur Si-cherheit von COVID-19-Impfstoffen sind unter folgendem Link zu finden httpswwwpeideDEnewsroomdossiercoronavirusarzneimit-telsicherheithtml

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Zusammenfassung 8Vorbemerkung 101 Hintergrund 102 Oumlffentliches Interesse 113 SARS-CoV-2-Erreger und Uumlbertragung 114 COVID-19-Krankheitsbild 125 Immunitaumlt 13

6 COVID-19-Epidemiologie in Deutschland 1461 IfSG-Meldedaten (Datenstand 19012021) 1462 Epidemiologische Daten aus anderen

Datenquellen 1863 Seropraumlvalenzdaten 19

7 COVID-19-Impfstoffe 1971 Messenger-RNA (mRNA)-Impfstoffe 1972 Vektor-basierte Impfstoffe 23

8 Systematischer Review zur Sicherheit und Wirksamkeit 25

81 Methodik des systematischen Reviews 2582 Ergebnisse des systematischen Reviews 27

9 Impfziele 37

10 Risiko- und Indikationsgruppen fuumlr die Impfempfehlung 37

101 Risikofaktoren fuumlr einen schweren Krankheitsverlauf 37

102 Personen mit einem erhoumlhten arbeitsbedingten Infektionsrisiko 45

103 Oumlffentlicher Gesundheitsdienst und weitere Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur 48

104 Personengruppen die aufgrund ihrer Wohn-Lebens- undoder Arbeits- verhaumlltnisse besonders gefaumlhrdet sind 49

11 Ethik 52

12 Mathematische Modellierung 53121 Hintergrund zur Modellierung 53122 Methodik 53123 Ergebnisse der Modellierung 56

13 Impfstrategie und Priorisierung der zu impfenden Bevoumllkerungsgruppen 57

Inhaltsverzeichnis

14 Implementierung 60141 Alternative Maszlignahmen fuumlr das

Erreichen des Impfziels im Vergleich zur Impfung sowie deren Effektivitaumlt und Umsetzbarkeit 62

15 Impfakzeptanz in der Bevoumllkerung und der Aumlrzteschaft 62

16 Monitoring-Systeme zur Evaluation der Impfung bzw der Impfempfehlung 64

161 Impfquoten-Monitoring 64162 Evaluierung von Wirksamkeit und

Sicherheit der Impfstoffe 64

Literatur 66

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Zusammenfassung

SARS-CoV-2 wurde Anfang 2020 erstmals nachge-wiesen und hat sich seither pandemisch ausgebrei-tet Die leichte Uumlbertragbarkeit und die Infektiositaumlt in der prauml- und asymptomatischen Phase beguumlns-tigen dessen Ausbreitung In Deutschland sind bis zum 27 Januar 2021 uumlber 21 Millionen Menschen an COVID-19 erkrankt und mehr als 53000 Men-schen an oder mit COVID-19 gestorben

Die uumlbergeordneten Ziele die mit einer COVID-19- Impfung erreicht werden sollen wurden fruumlhzeitig definiert und in einer gemeinsamen Stellungnahme der STIKO des deutschen Ethikrates und der Leo-poldina wie folgt veroumlffentlicht1

Verhinderung schwerer COVID-19-Verlaumlufe (Hospitalisierung) und Todesfaumllle

Schutz von Personen mit besonders hohem arbeitsbedingtem SARS-CoV-2-Expositionsri-siko (berufliche Indikation)

Verhinderung der Transmission von SARS-CoV-2 sowie Gewaumlhrleistung von Schutz in Umgebungen mit hohem Anteil vulnerabler Personen und in solchen mit hohem Ausbruchs-potenzial

Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen und des oumlffentlichen Lebens

Das erste oben angegebene Ziel einer COVID-19- Impfempfehlung folgt grundsaumltzlichen ethischen Uumlberlegungen ergibt sich aber zudem aus der Not-wendigkeit mit den verfuumlgbaren Impfstoffdosen moumlglichst viel gesundheitlichen Schaden durch die COVID-19-Pandemie abzuwenden Dieses Ziel ist aufgrund der Datenlage zu den zugelassenen Impf-stoffen erreichbar Das zweite Ziel ist im Hinblick auf die Vermeidung von Erkrankungen entspre-chend auch erreichbar Die Unterbrechung oder Ver-minderung der Transmission im Ziel drei ist auf der Basis der verfuumlgbaren Daten zur Wirkung der Impf-stoffe derzeit nicht sicher beurteilbar Ergebnisse aus Tiermodellen (sog Challenge- Studien) und Beob-achtungen in einer ersten Phase 3-Studie mit einem COVID-19-Vektor-basierten Impfstoff lassen vermu-ten dass die Impfstoffe auch die Transmission redu-zieren werden23 Fuumlr die bisher zugelassenen COVID-19-Impfstoffe liegen jedoch bislang keine ausreichenden Daten dazu beim Menschen vor Die

Wirksamkeit anderer Impfstoffe auf die Verhinde-rung der Virustransmission durch Geimpfte laumlsst mit Berechtigung vermuten dass auch durch die COVID-19-Impfstoffe die Transmission von SARS-CoV-2 in der Bevoumllkerung reduziert wird

Um die Dynamik der Ausbreitung von SARS-CoV-2 deutlich abzuschwaumlchen muss ein Groszligteil der Bevoumllkerung eine Immunitaumlt gegen das Virus ent-wickeln Effektive und sichere Impfstoffe koumlnnen einen entscheidenden Beitrag bei der Bekaumlmpfung der Pandemie leisten und werden es ermoumlglichen Kontaktbeschraumlnkungen mittelfristig zu lockern

Aktuell sind in der Europaumlischen Union drei COVID-19-Impfstoffe zugelassen zwei mRNA- Impfstoffe (Comirnaty von BioNTechPfizer COVID-19-Vaccine-Moderna von Moderna) und ein Vektor-basierter Impfstoff (COVID-19-Vaccine AstraZeneca von AstraZeneca) In den Zulassungs-studien der mRNA-Impfstoffe45 wurde fuumlr diese eine Wirksamkeit gegen laborbestaumltigte COVID-19- Erkrankung von etwa 95 ermittelt Fuumlr beide Impfstoffe sind zwei i m Dosen erforderlich die in einem Mindestabstand von 21 (BNT162b2) bzw 28 (mRNA-1273) Tagen verabreicht werden sollen Die Gabe der 2 Impfstoffdosis soll nach STIKO- Empfehlung innerhalb des durch die Zulassungs-studien abgedeckten Zeitraumes (3 bzw 4 bis 6 Wo-chen) erfolgen Die haumlufigste lokale Reaktion waren Schmerzen an der Einstichstelle (Impfung 83 bzw 88 Placebo 14 bzw 17 ) Unter den systemi-schen Reaktionen waren Abgeschlagenheit (Imp-fung 47 bzw 65 Placebo 23 bzw 33 ) sowie Kopfschmerzen (42 bzw 59 vs 23 bzw 34 ) die haumlufigsten Ereignisse In den Zulassungsstudien beider mRNA-Impfstoffe wurden wenige transien-te Fazialisparesen beobachtet bei denen ein Zu-sammenhang mit der COVID-19-Impfung nicht ausgeschlossen werden konnte

In den Zulassungsstudien des Vektor-basierten Impfstoffs AZD1222 wurde in der Altersgruppe der 18 ndash 64-Jaumlhrigen eine Wirksamkeit von 71 gegen eine laborbestaumltigte COVID-19-Erkrankung ermit-telt Aufgrund der geringen Anzahl von Studienteil-nehmerInnen in der Altersgruppe ge 65 Jahre kann keine Aussage zur Wirksamkeit und Sicherheit bei Aumllteren getroffen werden Dieser Impfstoff wird da-

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her von der STIKO derzeit nur fuumlr Personen im Al-ter von 18 ndash 64 Jahren empfohlen Fuumlr die Impfung sind zwei i m Dosen erforderlich die nach STIKO- Empfehlung im Abstand von 9 bis 12 Wochen ver-abreicht werden sollen Die haumlufigsten lokalen Re-aktionen waren Schmerzen an der Einstichstelle (Impfung 54 Vergleichsgruppe 38 ) wobei zu beruumlcksichtigen ist dass ein Meningokokken-Impf-stoff als Vergleichsintervention eingesetzt worden war Unter den systemischen Reaktionen waren Ab-geschlagenheit (Impfung 53 Placebo 38 ) so-wie Kopfschmerzen (Impfung 52 Vergleichs-gruppe 39 ) die haumlufigsten Ereignisse

Die STIKO empfiehlt fuumlr die Impfung gegen COVID-19 einen der beiden mRNA-Impfstoffe ( Comirnaty bzw COVID-19-Vaccine Moderna) oder den Impfstoff COVID-19-Vaccine AstraZeneca Die beiden mRNA-Impfstoffe werden hinsichtlich Sicherheit und Wirksamkeit als gleichwertig beur-teilt Der COVID-19 Vaccine AstraZeneca wird auf-grund der verfuumlgbaren Daten derzeit nur fuumlr Perso-nen im Alter 18 ndash 64 Jahren empfohlen Abgesehen von dieser Alterseinschraumlnkung wird dieser Impf-stoff als gleichermaszligen geeignet zum Individual-schutz und zur Bekaumlmpfung der Pandemie angese-hen Direkte Vergleichsstudien zwischen den ver-schiedenen Impfstoffen fehlen

Mittelfristig ist es das Ziel allen Menschen einen gleichberechtigten Zugang zu einer Impfung ge-gen COVID-19 anbieten zu koumlnnen Da initial der COVID-19- Impfstoff nur in sehr begrenzten Mengen zur Verfuumlgung stehen wird sollte dieser dafuumlr genutzt werden moumlglichst schnell die Anzahl an Sterbefaumlllen und schweren Krankheitsverlaumlufen zu senken

Gemaumlszlig den gesetzten Zielen der verfuumlgbaren wis-senschaftlichen Evidenz und den Ergebnissen aus einer mathematischen Modellierung empfiehlt die STIKO zunaumlchst die stufenweise Impfung von Pershysonengruppen um bei begrenzten Impfstoffres-sourcen diesen mit dem besten Effekt und gerecht zu verteilen Innerhalb einer Stufe sind die dort aufgefuumlhrten Personengruppen gleich priorisiert so dass empfohlen wird unter Beruumlcksichtigung der lokalen Gegebenheit mit den Impfungen paral-lel zu beginnen Dabei ist es wichtig dass unbe-dingt die Personen erreicht werden die das houmlchs-

te Risiko haben an COVID-19 schwer zu erkranken oder zu versterben Waumlhrend die mRNA-Impfstoffe in allen Altersgruppen angewandt werden koumlnnen soll der AstraZeneca-Impfstoff in den einzelnen Stufen jeweils den Personen angeboten werden die 18 ndash 64 Jahre alt sind

Der alles entscheidende Risikofaktor fuumlr eine schweshyre COVIDshy19shyErkrankung ist das zunehmende Alter gt 60 Jahre Modellierungsergebnisse belegen dass die groumlszligtmoumlgliche Verhinderung von schweren Er-krankungsfaumlllen und Tod erzielt werden kann wenn die Impfung zuerst Menschen im Alter ge 80 Jahren angeboten wird Zudem trat ein groszliger Anteil an Todesfaumlllen und Ausbruumlchen unter BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen auf Durch eine zielgerichtete Impfung dieser beiden Perso-nengruppen werden auch die meisten Hospitalisie-rungen verhindert und es wird die groumlszligte Anzahl an Lebensjahren gewonnen Personen mit be-stimmten Vorerkrankungen haben ebenfalls ein er-houmlhtes Risiko schwer an COVID-19 zu erkranken Die Risikoerhoumlhung ist allerdings je nach Vorer-krankung sehr unterschiedlich und meist deutlich geringer als die altersbedingte Risikoerhoumlhung Per-sonen mit Vorerkrankungen sind aufgrund ihres Ri-sikos unterschiedlichen Priorisierungsstufen zuge-ordnet (Stufe 2 3 und 4) Die Auswertung der Lite-ratur zu Vorerkrankungen wird fortlaufend aktua-lisiert und die Empfehlung bzw die Zugehoumlrigkeit zu bestimmten Stufen ggf angepasst

Gleichzeitig empfiehlt die STIKO die Impfung dem Personal in medizinischen Einrichtungen und in der Altenpflege die ein besonders hohes Expositionsrisiko haben Ein indirekter Schutz von besonders gefaumlhrdeten Menschen wird erwartet wenn die Transmission auf diese vulnerablen Gruppen verhuumltet wird und Personal in der ambu-lanten und stationaumlren Altenpflege und z B in der Onkologie einen Impfschutz hat und so die Trans-mission auf die vulnerablen Gruppen verhuumltet wird In Abhaumlngigkeit von der Impfstoffverfuumlgbar-keit soll die Impfung auf weitere Stufen mit Perso-nengruppen mit geringerem Risiko und system-relevante Personen ausgeweitet werden

Unter der Beruumlcksichtigung der Impfquoten der Erhebungen zur Impfakzeptanz sowie der Studien

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zur Impfeffektivitaumlt und -sicherheit wird die STIKO die Empfehlung regelmaumlszligig evaluieren Sie wird die wissenschaftliche Evidenz zum Infektions- und Er-krankungsrisiko und den Impfstoffen ndash sowohl den bereits zur Anwendung kommenden aber auch den kurz vor Zulassung stehenden ndash fortlaufend pruumlfen und ihre Empfehlung gegebenenfalls anpassen

VorbemerkungDie bdquocoronavirus disease 2019ldquo (COVID-19)- Pandemie stellt die Gesellschaft vor besondere Heraus -forderungen Um die Uumlbertragung von bdquosevere acute respiratory syndrome coronavirus 2ldquo (SARS-CoV-2) zu reduzieren und die Pandemie einzugrenzen bzw zu beenden muss ein Groszligteil der Bevoumllkerung eine Immunitaumlt gegen das Virus erwerben Bisher hat nur ein geringer Anteil der Bevoumllkerung eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht Im Novem-ber 2020 lag die Seropraumlvalenz von spezifischen SARS-CoV-2-Antikoumlrpern in einer Bevoumllkerungs-stichprobe (30000 BlutspenderInnen) in Deutsch-land bei 135 6 Bisher ist nicht geklaumlrt wie lange ein Schutz nach Infektion besteht Durch den Ein-satz sicherer und effektiver Impfstoffe sollen Einzel-ne und die Bevoumllkerung vor einer SARS-CoV-2- Infektion undoder einer COVID-19- Erkrankung geschuumltzt werden Durch Impfung soll eine relevan-te Bevoumllkerungsimmunitaumlt ausgebildet und somit die weitere Ausbreitung des Virus verhindert oder zumindest begrenzt werden Die Zulassung des ers-ten COVID-19-Impfstoffs (BNT162b2Comirnaty BioNTechPfizer) erfolgte am 21 Dezember 2020 die Zulassung eines weiteren mRNA-Impfstoffs am 6 Januar 2021 (mRNA-1273 COVID-19-Impfstoff ModernaModerna) und die Zulassung des ersten Vektor-basierten Impfstoffs am 29 Januar 2021

Trotz aller Bemuumlhungen die Impfstoffproduktion voranzutreiben sind nach wie vor nicht ausrei-chend Impfstoffdosen verfuumlgbar um allen impfbe-reiten Menschen eine Impfung anzubieten In Deutschland hat die Staumlndige Impfkommission (STIKO) auch waumlhrend einer Pandemie die Aufga-be Impfempfehlungen fuumlr die Bevoumllkerung zu ge-ben sofern mindestens ein Impfstoff zugelassen ist Bei Impfstoffknappheit muss entschieden wer-den welchen Personen oder Personengruppen vor-rangig die Impfung angeboten werden soll Unter

Beruumlcksichtigung der medizinisch-epidemiologi-schen Erkenntnisse zur COVID-19- Pandemie und ethischer Grundsaumltze hat die STIKO Impfziele auf-gestellt (siehe Kapitel 9 und das Positionspapier des Deutschen Ethikrates der Leopoldina und der STIKO1) Bezogen auf die einzelnen Impfziele wur-den unter Beruumlcksich tigung des Erkrankungs- Sterblichkeits- und Infektionsrisikos Personengrup-pen identifiziert die prio ritaumlr durch Impfung ge-schuumltzt werden sollten Die Personengruppen sind unter Beruumlcksichtigung dieser Ziele in einer Matrix (s Tab 19) aufgelistet

Diverse COVID-19-Impfstoffe befinden sich aktuell noch in der Entwicklung von denen einige im Lau-fe des Jahres 2021 moumlglicherweise zugelassen wer-den Daten aus Zulassungsstudien sowie aus der Impfstoffuumlberwachung nach der Zulassung werden sukzessive veroumlffentlicht werden und die Evidenz-basis verbreitern Falls Impfstoffe mit unterschied-lichem Profil zur Verfuumlgung stehen wird die STIKO gegebenenfalls differentielle Empfehlungen zu den einzelnen Produkten geben Daher wird die vorlie-gende Empfehlung im Sinne einer living guideline fortlaufend aktualisiert werden Aktualisierungen von STIKO-Empfehlungen werden entsprechend der STIKO-Geschaumlftsordnung in ein Stellungnah-meverfahren gegeben

1 HintergrundIm Dezember 2019 wurde erstmals uumlber die Haumlu-fung von Pneumonien unklarer Genese in Wuhan in der Provinz Hubei in China berichtet7 Am 7 Ja-nuar 2020 konnte das verantwortliche Virus ein neues Beta-Coronavirus erstmals aus dem Rachen-abstrich eines Patienten isoliert werden8 Das Virus erhielt den Namen bdquoSchweres Akutes Respirato-risches Syndrom Coronavirus 2ldquo (Severe Acute Respiratory Syndrome Corona Virus 2 SARS-CoV-2) und die Erkrankung den Namen coronavirus disease 2019 (COVID-19)9 Bis Ende Januar 2020 waren in China fast 8000 COVID-19-Erkrankungen labor-diagnostisch bestaumltigt worden und aus 18 weiteren Laumlndern wurde uumlber das Auftreten von SARS-CoV-2-Infek tionen berichtet Daraufhin erklaumlrte die Weltge-sundheitsorganisation (WHO) COVID-19 am 30 Ja-nuar 2020 zu einer Gesundheitlichen Notlage Inter-nationaler Tragweite (Public Health Emergency of In-

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ternational Concern PHEIC)10 Am 11 Maumlrz 2020 erklaumlrte die WHO COVID-19 zur Pandemie Zu die-sem Zeitpunkt hatte sich SARS-CoV-2 bereits auf uumlber 114 Laumlnder ausgebreitet mit uumlber 118000 bestauml-tigten COVID-19-Faumlllen und mehr als 4291 Todesfaumll-len11 Bis zum 22 Januar 2021 wurden weltweit 96 Mio COVID-19-Faumllle und 21 Mio Todesfaumllle an die WHO gemeldet (httpscovid19whoint) Mit Stand 19 Januar 2021 wird an mehr als 230 Impf-stoffkandidaten geforscht 64 Kandidaten befinden sich in der klinischen und 173 in der praumlklinischen Evaluation12

2 Oumlffentliches Interesse Die bisher ergriffenen Infektionsschutzmaszlignah-men zur Bekaumlmpfung der Pandemie wirken sich in fast allen Lebensbereichen einschneidend auf die Bevoumllkerung aus v a in den Bereichen des Gesund-heitswesens des sozialen Lebens und der Wirt-schaft Im Mittelpunkt der Bemuumlhungen steht der Schutz von Personengruppen mit einem besonders hohen Risiko fuumlr einen schweren und ggf toumldlichen Verlauf von COVID-19 Effektive und sichere Imp-fungen stellen einen wichtigen Baustein zum Schutz der Bevoumllkerung und zur Eindaumlmmung der Pandemie dar und koumlnnen dazu beitragen die Not-wendigkeit von Kontaktbeschraumlnkungen mittelfris-tig zu reduzieren Das oumlffentliche Interesse an einer COVID-19-Impfempfehlung wird daher als sehr hoch eingeschaumltzt

3 SARS-CoV-2-Erreger und -UumlbertragungCoronaviren sind 80 bis 140 nm groszlige behuumlllte ein-zelstraumlngige RNA-Viren die beim Menschen und anderen Saumlugetieren (z B Hunde Katzen Drome-daren Fledertiere) sowie bei Voumlgeln vorkommen1314 SARS-CoV-2 ist neben SARS-CoV und MERS-(Midd-le East Respiratory Syndrome-)CoV das dritte zoono-tische Coronavirus bei dem im 21 Jahrhundert erst-malig eine Uumlbertragung vom Tier auf den Men-schen nachgewiesen wurde mit der Folge lebensbe-drohlicher Erkrankungen Im Gegensatz zu SARS-CoV und MERS-CoV kam es bei SARS-CoV-2 zu einer sehr raschen und globalen Ausbreitung915 Die Massenverbreitung erfolgt durch die Uumlbertra-gung von Mensch zu Mensch via Troumlpfcheninfekti-on und uumlber Aerosole Die Infektion mit SARS-

CoV-2 erfolgt uumlber die Aufnahme virushal tiger Par-tikel die beim Atmen Husten Sprechen Singen und Niesen einer infizierten Person entstehen Menschen geben v a beim Husten und Niesen Speicheltroumlpfchen ab16 die sich in einem Abstand von etwa 1 ndash 2 m von der Infektionsquelle ausbrei-ten17 Gleichzeitig werden virushaltige Partikel in Form von Bioaerosolen ausgeschieden die z B auch bereits beim Atmen Sprechen Schreien Sin-gen entstehen18ndash23 Bioaerosole verbleiben laumlnger in der Luft waumlhrend sich groumlszligere Partikel auf Oberflauml-chen ablagern Nach experimentellen Studien bleibt das Virus in Aerosolen bis zu 3 Stunden infek-tioumls2425 In Stuhlproben von COVID-19-Patient Innen wurde mittels PCR die wochenlange Persistenz von Virus-RNA nachgewiesen Ob hierbei tatsaumlchlich in-fektioumlse Viruspartikel vorliegen und es zu faumlkalen Infektionsuumlbertragungen kommen kann ist bisher nicht abschlieszligend geklaumlrt26ndash31 Bei jedem Einzelfall einer infizierten Person gibt es zahlreiche Faktoren die auf die Transmission Einfluss haben z B Houmlhe der Infektionsdosis und Viruslast Groumlszlige der Parti-kel Temperatur Luftfeuchtigkeit Umgebung Raumluftwechselrate und das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung32 Uumlbertragungen im Auszligen bereich kommen insgesamt selten vor33 Bei Wahrung des Mindestabstandes sorgt die Luftbewe-gung im Freien fuumlr eine sehr geringe Uumlbertragungs-wahrscheinlichkeit Im Vergleich zu einer Trans-mission in geschlossenen Raumlumen schaumltzt eine im Preprint erschienene japanische Studie das Risiko fuumlr eine Uumlbertragung im Freien 19-mal niedriger ein34

Eine Uumlbertragung durch kontaminierte Oberflauml-chen ist theoretisch vorstellbar35 da SARS-CoV-2- Viren unter Laborbedingungen auf Flaumlchen eine gewisse Zeit lang infektioumls bleiben koumlnnen2536 Im Vergleich zur aerogenen SARS-CoV-2-Uumlbertragung wird die Bedeutung der Verbreitung des Virus durch kontaminierte Flaumlchen aktuell gering einge-schaumltzt3738 Die Inkubationszeit betraumlgt 2 ndash 14 Tage (im Durchschnitt 5 ndash 6 Tage)3940 Als Haupteintritts-pforten fuumlr SARS-CoV-2 gelten die Schleimhaumlute des Nasen-Rachen-Raums eine Aufnahme via Kon-junktiven und Traumlnennasengang wird diskutiert konnte allerdings bislang nicht eindeutig belegt werden41ndash43

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Zielzellen von SARS-CoV-2 sind unter anderem nasale und bronchioalveolaumlre Epithelzellen an die das Spike-(S-)Glykoprotein des Virus uumlber den Angiotensin-Converting-Enzym-(ACE-)2-Rezeptor bindet um in die Wirtszelle einzudringen4445 Fuumlr etliche Impfstoffkandidaten ist das Glykoprotein S eine zentrale Zielstruktur Eine hohe ACE-2-Rezep-tor-Dichte besteht z B im Atemwegstrakt aber auch im Darm an Gefaumlszligzellen in der Niere und im Herzmuskel

Fuumlr die Basisreproduktionszahl (R0) von SARS-CoV-2 wurde in mehreren systematischen Reviews ein mittlerer Wert (Median) von 33 bis 38 ermit-telt46ndash48 Durch infektionspraumlventive Maszlignahmen wie z B Abstand halten das Tragen von Mund- Nase-Bedeckungen regelmaumlszligiges Luumlften geschlos-sener Raumlume Isolation Infizierter und Quarantaumlne von Kontaktpersonen kann die natuumlrliche Uumlbertra-gungsrate deutlich gesenkt werden4647 Im Gegen-satz zum SARS (Severe Acute Respiratory Syndro-me)-Virus kann SARS-CoV-2 bereits durch infizier-te aber (noch) asymptomatische Personen uumlbertra-gen werden394950 Dies erschwert die Eindaumlmmung einer Pandemie wesentlich Umso bedeutender ist bei COVID-19 der Schutz der Bevoumllkerung durch eine praumlventive Impfung

4 COVID-19 Krankheitsbild COVID-19 ist primaumlr eine Erkrankung des Respira-tionstraktes die nach der Infektion mit dem SARS-CoV-2-Erreger auftreten kann Das klinische Bild von COVID-19 ist zwar individuell sehr unterschied-lich ausgepraumlgt aber kennzeichnend sind Fieber Schnupfen trockener anhaltender Husten Atem-not Muumldigkeit sowie eine Stoumlrung des Geruchs- undoder Geschmackssinns bis hin zur voruumlberge-henden Anosmie Es koumlnnen eine Vielzahl weiterer Symptome und klinischer Zeichen vorkommen wie z B Hals- und Kopfschmerzen Glieder- und Mus-kelschmerzen Appetitlosigkeit Gewichtsverlust Uumlbelkeit Erbrechen Bauchschmerzen Diarrhouml Konjunktivitis oder Angina pectoris51ndash53

Der Krankheitsverlauf variiert hinsichtlich Sympto-matik und Schwere Es koumlnnen asymptomatische symptomarme oder schwere Infektionen mit Pneu-monie und weiteren Organbeteiligungen auftreten

die zum Lungen- und Multiorganversagen bis zum Tod fuumlhren koumlnnen54 Auch andere Organmanifesta-tionen sind moumlglich ndash am Herzen55 und am Gefaumlszlig-system56 an der Niere57 am ZNS58 an Leber und Gastrointestinaltrakt59 Prauml- und asymptomatische SARS-CoV-2-Infektionen sind epidemiologisch be-deutsam da sie unbemerkt zur Weiterverbreitung von SARS-CoV-2 beitragen In juumlngeren Altersgrup-pen insbesondere bei Kindern und Jugendlichen sind schwere Verlaumlufe seltener60 und asymptomati-sche SARS-CoV-2-Infektionen haumlufiger Insgesamt gibt es unterschiedliche Angaben uumlber den Anteil an asymptomatischen Infektionen Basierend auf Daten des COVID-19-Ausbruches auf dem Kreuz-fahrtschiff Diamond Princess mit uumlberwiegend aumllte-ren Menschen liegt der Anteil asymptomatischer Infektionen bei 18 61 Mittels serologischer Unter-suchungen die im Anschluss an den COVID-19- Ausbruch in Heinsberg durchgefuumlhrt wurden wur-de ein Anteil von 22 asymptomatischer Infektio-nen bestimmt62 Ein systematischer Review ergab eine Rate von asymptomatischen Infektionen von bis zu 45 63 Die Analyse von 44415 COVID-19- PatientInnen in WuhanChina ergab bei 81 der PatientInnen einen milden bei 14 einen schwe-ren und bei 5 der PatientInnen einen intensiv-pflichtigen Verlauf64 Nehmen die respiratorischen Symptome an Schwere zu fuumlhrt die Hypoxie ein-hergehend mit einer ausgepraumlgten Luftnot zur sta-tionaumlren Aufnahme Besonders betroffen sind aumlltere Personen gt 60 Jahre und Personen mit Vorerkran-kungen65 Das durchschnittliche Alter der diagnos-tizierten COVID-19-PatientInnen wird durch die Testhaumlufigkeit in unterschiedlichen Gruppen beein-flusst Zu Beginn der Pandemie war das Durch-schnittsalter der erkrankten PatientInnen houmlher da vor allem symptomatische PatientInnen getestet wurden Im Zeitraum von MaumlrzApril 2020 bis JuniJuli 2020 hat sich das mediane Alter der diag-nostizierten SARS-CoV-2- Infizierten signifikant re-duziert und ist von 408 Jahren (Interquartilsab-stand [IQR] 290 ndash 541) auf 358 Jahre (IQR 240ndash502) in den USA zuruumlckgegangen66 In einer Meta-analyse in die Daten aus 34 geografischen Regionen einflossen wurde die altersspezifische Fallsterblich-keitsrate berechnet Der Zusammenhang zwischen Alter und Fallsterblichkeitsrate war exponentiell 0002 im Alter von 10 Jahren 001 im Alter von 25 Jahren 04 im Alter von 55 Jahren 14 im Al-

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ter von 65 Jahren 46 im Alter von 75 Jahren 15 im Alter von 85 Jahren67 In einer weiteren Metana-lyse wurde das geschlechtsspezifische COVID-19- Sterberisiko in Europa ermittelt Daten von 23 Laumln-dern die die Zahl von COVID-19-Faumlllen und -Todes-faumlllen nach Geschlecht berichteten wurden gepoolt Die Stichprobe schloss 484919 Maumlnner und 605229 Frauen mit COVID-19 ein Das Risiko an COVID-19 zu sterben war bei Maumlnnern signifikant erhoumlht (RR = 16 95 KI 153 ndash 168)6869

Ein Teil der COVID-19-PatientInnen hat sich auch Wochen oder Monate nach Beginn der Erkrankung noch nicht wieder erholt und leidet weiterhin unter schweren Allgemeinsymptomen Daten aus Eng-land deuten darauf hin dass etwa 40 der hospita-lisierten Erkrankten laumlngerfristige Unterstuumltzung benoumltigen und bei etwa 10 der nicht hospitalisier-ten mild Erkrankten Symptome laumlnger als 4 Wo-chen andauern70

Besonders haumlufig wird uumlber Luftnot Muskelschmer-zen Gedaumlchtnisstoumlrungen Schlaf- und Konzentra-tionsstoumlrungen eine ausgepraumlgte Erschoumlpfung und Muumldigkeit berichtet71ndash73 Unter diesen PatientInnen sind nicht nur diejenigen die sich von einer schwe-ren stationaumlr behandelten oder intensivpflichtigen Erkrankung erholen sondern auch solche mit ei-nem eher milden Krankheitsverlauf In einer pros-pektiven Beobachtungsstudie wurden zwischen April und Juni 2020 100 Rekonvaleszenten unab-haumlngig von der Auspraumlgung der Symptomatik im Durchschnittsalter von 49 Jahren nach einer durch-gemachten COVID-19-Erkrankung untersucht und mit gesunden Alters-gepaarten Kontrollen vergli-chen In der kardiovaskulaumlren Magnetresonanz-tomografie (CMR) die zwei bis drei Monate (im Mit-tel 71 Tage (Spanne 64ndash 92)) nach der COVID-19- Diagnose erfolgte zeigten 78 eine Herzbeteili-gung und 60 eine fortbestehende myokardiale Entzuumlndung unabhaumlngig von vor der COVID-19- Erkrankung bestehenden Symptomen74 Ein syste-matischer Review der die Folgen von COVID-19 auf die psychische Gesundheit untersuchte stellte fest dass ein hoher Anteil der Rekonvaleszenten an post-traumatischen Belastungsstoumlrungen Angststoumlrun-gen oder Depressionen leidet Es berichteten 21 der PatientInnen die schon vor der COVID-19- Erkrankung eine psychiatrische Erkrankung hatten

uumlber eine Symptomverschlechterung75 Die Ursa-chen der Langzeitfolgen von COVID-19 sind unklar und hinsichtlich der Prog nose und moumlglicher Therapie optionen besteht dringender Forschungs-bedarf71

5 ImmunitaumltEine SARS-CoV-2-Infektion induziert innerhalb von zwei Wochen nach Symptombeginn die Bildung von Antikoumlrpern76 Neutralisierende Antikoumlrper sind im Median in der zweiten Woche nach Symptom-beginn nachweisbar77ndash79 Bei der Mehrzahl der un-tersuchten Personen bleiben die Antikoumlrperkonzen-trationen uumlber einen Zeitraum von mindestens fuumlnf Monaten relativ stabil Niedrigere Antikoumlrperkon-zentrationen und ein schnellerer Ruumlckgang wurden bei Personen beobachtet die einen asymptomati-schen oder sehr milden Verlauf hatten im Vergleich zu moderat oder schwer Erkrankten80 Zur Persis-tenz von Antikoumlrpern uumlber diesen Zeitraum hinaus lassen sich im Moment noch keine Aussagen tref-fen Zusaumltzlich wurde bei Erkrankten eine T-Zell- Reaktivitaumlt gegen unterschiedliche SARS-CoV-2-Proteine festgestellt die sowohl an der Schutzver-mittlung als auch an der pulmonalen Immunpatho-logie sowie der Zytokin-Ausschuumlttung beteiligt sein kann81ndash86 SARS-CoV-2-spezifische-T-Zellen konnten auch bei Infizierten nachgewiesen werden die kei-ne Antikoumlrpertiter aufwiesen und asymptomatisch waren87 Ob spezifische T-Zellen auch bei fehlen-dem Antikoumlrpernachweis Schutz bieten ist noch unklar

Seltene Faumllle von Reinfektionen und Zweiterkran-kungen sind beschrieben bei denen mittels Genomsequenzierung nachgewiesen werden konn-te dass die Viren die waumlhrend der Krankheitsepiso-den nachgewiesen wurden unterschiedlich waren es sich also nicht um eine protrahierte Virusaus-scheidung derselben Infektion handelte88ndash92 Re-infektionen bei endemischen Coronaviren (HCoV) kommen vor und die HCoV-Immunitaumlt nimmt mit der Zeit ab9394 Es ist nicht bekannt ob eine Reinfek-tion mit einer Transmission einhergehen kann Zweiterkrankungen sind nach bisherigem Kenntnis-stand selten und wurden vor allem im Zusammen-hang mit einer Immundefizienz beobachtet

13Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

In-vitro-Untersuchungen lassen die Vermutung zu dass es nach vorangegangenen Infektionen mit HCoV zu einer kreuzreaktiven Immunantwort auf SARS-CoV-2 kommen kann95 Zur Frage ob es nach HCoV-Infektionen zur Bildung neutralisierender Antikoumlrper gegen SARS-CoV-2 kommt liegen kont-roverse Daten vor9596 Klinische Daten zu einem (par-tiellen) Schutz vor COVID-19 durch fruumlher durchge-machte HCoV-Infektionen wurden bislang nicht er-hoben Praumlexistente SARS-CoV-2-reaktive CD4+ Ge-daumlchtnis-T-Zellen bei Menschen ohne bisherige SARS-CoV-2-Exposition die moumlglicherweise auf vo-rangegangene HCoV-Infektionen zuruumlckzufuumlhren sind koumlnnen sowohl an der Kontrolle als auch an der Pathologie von COVID-19 beteiligt sein9799

6 COVID-19-Epidemiologie in Deutschland

61 IfSG-Meldedaten (Datenstand 19012021)Die Daten zur COVID-19-Epidemiologie beruhen auf den Meldedaten die nach dem Infektions-schutzgesetz (IfSG) erhoben und an das Robert Koch-Institut (RKI) uumlbermittelt werden Alle labor-diagnostischen PCR-Nachweise von SARS-CoV-2

werden unabhaumlngig vom Vorhandensein oder der Auspraumlgung einer klinischen Symptomatik als COVID-19-Faumllle gewertet Die Infektionsausbrei-tung hat in Deutschland und auch weltweit eine wechselhafte Dynamik und daher gibt die Darstel-lung der Epidemiologie vielfach nur eine Moment-aufnahme wieder Die ersten COVID-19-Faumllle traten in Deutschland im Januar 2020 auf Mit Datenstand 19012021 wurden 1716200 labordiagnostisch be-staumltigte COVID-19-Faumllle an das RKI uumlbermittelt knapp 141000 Faumllle (82 ) wurden hospitalisiert 47622 Personen (28 ) sind verstorben Dies ent-spricht einer kumulativen Inzidenz von 2467 COVID-19 Faumlllen100000 Einwohnern Im Maumlrz haben die taumlglich uumlbermittelten Fallzahlen in Deutschland deutlich zugenommen und die erste Infektionswelle erreichte ihr Maximum Mitte Maumlrz mit knapp 6000 taumlglich uumlbermittelten Faumlllen Um die Pandemie einzudaumlmmen wurde Mitte Maumlrz 2020 auf Basis eines Bund-Laumlnder-Beschlusses ent-schieden eine weitgehende Einschraumlnkung des oumlffentlichen Lebens umzusetzen Der erste bdquoLock-downldquo fuumlhrte zu einem deutlichen Ruumlckgang der Infektionsfallzahlen die sich zwischen Mitte Mai und Mitte Juli auf einem niedrigen Niveau stabili-sierten Seit Anfang September nahmen die Fallzah-

0903 2303 0604 2004 0405 1805 0106 1506 2906 1307 2707 1008 2408 0709 2109 0510 1910 0211 1611 3011 1412 2812 1101

Anzahl uumlbermittelte COVID-19-Faumllle

Erkrankungsbeginn ersatzweise Meldedatum (2020)

30000

27500

25000

22500

20000

17500

15000

12500

10000

7500

5000

2500

0

Erkrankungsbeginn Meldedatum

Abb 1 | Anzahl der an das RKI uumlbermittelten COVID-19-Faumllle nach Erkrankungsbeginn ersatzweise nach Meldedatum seit dem 01032020 (Stand 19012021)

14Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

len wieder deutlich zu Aktuell ereignet sich eine zweite weit intensivere Infektionswelle Ab Anfang November galt bundesweit ein zweiter bdquoTeil-Lock-downldquo der ab Mitte Dezember ausgeweitet und kuumlrzlich bis Mitte Februar 2021 verlaumlngert wurde Das bisherige Maximum der zweiten Infektions-welle wurde Mitte Dezember mit mehr als 28600 Erkrankungsfaumlllen taumlglich erreicht (s Abb 1)

Bezuumlglich der regionalen Verteilung kann man aktuell feststellen dass sich SARS-CoV-2 flaumlchen-deckend im Bundesgebiet ausgebreitet hat Mitte Januar (Stand 19012021) wurden aus allen 412 Kreisen COVID-19-Faumllle gemeldet Die 7-Tage- Inzidenz liegt in 277 Kreisen (67) bei gt 100 Faumll-len100000 Einw und davon in 32 Kreisen bei gt 250 Faumlllen100000 Aktuelle Inzidenzwerte der Landkreise koumlnnen dem RKI-Dashboard entnom-men werden (httpscoronarkide)

Im Rahmen der ersten SARS-CoV-2-Infektionswelle wurden die houmlchsten woumlchentlichen Inzidenzen bei den gt 80-Jaumlhrigen mit 81 Faumlllen100000 Einw gemessen Bei den 15 ndash 69-Jaumlhrigen lag das woumlchent-liche Maximum niedriger und betrug 44 ndash 53 Faumllle 100000 Einw Bei Kindern und Jugendlichen lagen

die woumlchentlichen Inzidenzen zwischen 7 ndash 10 100000 und waren damit am niedrigsten von allen Altersgruppen Im Mai und Juni gingen die Infek-tionszahlen in allen Altersgruppen zuruumlck Ab An-fang Juli nahmen die Fallzahlen leicht zu blieben aber bis auf die erhoumlhten Werte bei den 15 ndash 34-Jaumlh-rigen bis Mitte September auf einem stabilen Niveau mit woumlchentlich weniger als 20 Faumlllen100000 Einw Danach setzte eine exponentielle Zunahme in allen Altersgruppen ein Zum Ende des Jahres 2020 (51 Meldewoche) erreichten die woumlchentlichen Inzi-denzen das bisherige Maximum mit Werten zwi-schen 80100000 bei den 0ndash4-Jaumlhrigen und 370 100000 bei den ge 80-Jaumlhrigen (s Abb 2) Seitdem gehen die Fallzahlen in allen Altersgruppen konti-nuierlich zuruumlck

COVID-19 tritt in allen Altersgruppen auf In Deutschland sind Frauen (53) etwas haumlufiger als Maumlnner (47) betroffen Die houmlchsten altersspezi-fischen Inzidenzen werden bei den 20ndash29-Jaumlhrigen und den gt 80-Jaumlhrigen gemessen und die niedrigs-ten Inzidenzen bei Kindern im Alter von lt 10 Jah-ren (s Abb 3) Die niedrigen Inzidenzen bei den 60 ndash 79-Jaumlhrigen lassen vermuten dass Personen in dieser Altersgruppe sich bestaumlndiger an die emp-

Meldewoche

Abb 2 | Uumlbermittelte COVID-19-Faumllle100000 Einwohner in Deutschland nach Altersgruppen und Meldewoche (KW 102020 ndash 022021 Stand 1912021)

COVID-19-Faumllle100000 Einwohner

3500

3000

2500

2000

1500

1000

500

00

0 ndash 4 Jaumlhrige

5 ndash 14 Jaumlhrige

15 ndash 34 Jaumlhrige

35 ndash 59 Jaumlhrige

60 ndash 79 Jaumlhrige

80 + Jaumlhrige

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 1 2

15Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Klinisches Merkmal Grundgesamtheit Anzahl ()

Husten 1291801 513110 (40)

Fieber 1291801 349804 (27)

Schnupfen 1291801 358414 (28)

Halsschmerzen 1291801 271108 (21)

Pneumonie 1291801 17945 (1)

Geruchs- oder Geschmacksverlust

1146965 246578 (21)

Tab 1 | COVID-19-relevante oder haumlufig genannte Symptome bzw klinische Zeichen (Stand 19012021)

Aufgrund mangelnder Diagnostik und ggf unterlassener Meldungen wird von einer deutlichen zahlenmaumlszligigen Untererfassung ausgegangen Geruchs und Geschmacksverlust werden erst seit der 17 Kalenderwoche 2020 erfasst

fohlenen Kontaktbeschraumlnkungen halten und so Infektionen verhindern koumlnnen In den houmlheren Altersgruppen steigt der Anteil an Menschen die in Pflegeheimen leben und hier ist das Risiko fuumlr COVID-19-Ausbruumlche und damit das Infektionsri-siko besonders hoch

Fuumlr 1291801 (63) der uumlbermittelten Faumllle liegen klinische Informationen vor In Tabelle 1 werden die Anzahl und Anteile der bei COVID-19 haumlufig ge-nannten Symptome bzw klinischen Zeichen darge-stellt Seit der 17 Kalenderwoche 2020 kann fuumlr COVID-19-Faumllle auch Geruchs- und Geschmacks - verlust als Symptom in einer eigenen Uumlbermittlungs-kategorie angegeben werden Von 1146965 Faumlllen die neu in dieser Kategorie erfasst wurden und Anga-ben zur Klinik enthalten haben 246578 (21) min-destens eines dieser beiden Symp tome angegeben

Der Anteil stationaumlr versorgter Faumllle steigt mit dem Alter kontinuierlich an er betraumlgt bei den 50 ndash 59- Jaumlhrigen 5 und bei den 80 ndash 89-Jaumlhrigen 26 Mit weiter steigendem Alter geht der Anteil stationaumlr versorgter COVID-19-Faumllle wieder zuruumlck er betraumlgt bei den ge 90-Jaumlhrigen 18 (s Abb 4) Maumlnner

(76 ) werden etwas haumlufiger hospitalisiert als Frauen (63 ) Der Ruumlckgang des Anteils stationaumlr behandelter PatientInnen bei den Hochbetagten ist moumlglicherweise darauf zuruumlckzufuumlhren dass man aufgrund des hohen Alters eine Krankenhausein-weisung vermeiden moumlchte

Abb 3 | Uumlbermittelte COVID-19-Faumllle100000 Einwohner (kumulative Inzidenz) in Deutschland nach Altersgruppen und Geschlecht (Stand 19012021)

weiblichmaumlnnlich

COVID-19-Faumllle100000 Einwohner

7000

6000

5000

4000

3000

2000

1000

0

90 ndash 99 100 +80 ndash 8970 ndash 7960 ndash 6950 ndash 5940 ndash 4930 ndash 3920 ndash 2910 ndash 190 ndash 9

Altersgruppe (Jahre)

16Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Insgesamt wurden bis zum 19012021 47622 COVID-19-Todesfaumllle an das RKI uumlbermittelt Es handelt sich dabei um Menschen die an oder mit COVID-19 gestorben sind Von den Todesfaumlllen sind 42287 (89) Personen 70 Jahre und aumllter das mediane Alter der Verstorbenen betraumlgt 84 Jahre (s Tab 2) Der extrem hohe Anteil an Todesfaumlllen bei den ge 70-Jaumlhrigen wird deutlich wenn man im Vergleich dazu ihren Anteil von 15 an der Gesamt-zahl der uumlbermittelten COVID-19- Faumllle betrachtet

Der Anteil verstorbener Personen an allen uumlbermit-telten COVID-19-Faumlllen liegt bei den le 59-Jaumlhrigen unter 03 Die Zahl der Verstorbenen nimmt mit zunehmendem Alter kontinuierlich zu und steigt

von 15 bei den 60 ndash 69-Jaumlhrigen auf 64 bei den 70 ndash 79-Jaumlhrigen auf 125 bei den 80 ndash 89- Jaumlhrigen und 158 bei den ge 90-Jaumlhrigen an (s Abb 5) Maumlnner versterben etwas haumlufiger als Frauen (25 versus 21 ) Der Anteil Verstorbener an allen Faumlllen ist im Verlauf der Pandemie zuruumlck-gegangen Zu Beginn war der Anteil an Personen die ohne COVID-19-spezifische Symptome oder milde Symptome getestet wurden aufgrund der eingeschraumlnkten Testmoumlglichkeiten gering Das hat sich inzwischen geaumlndert so dass durch das groszlige Testangebot auch Faumllle entdeckt werden die zu Be-ginn der Pandemie nicht diagnostiziert worden wauml-ren In der deskriptiven Analyse der deutschen COVID-19-Meldedaten zeigen sich hinsichtlich der

GeschlechtAltersgruppe (in Jahren)

0 ndash 9 10 ndash 19 20 ndash 29 30 ndash 39 40 ndash 49 50 ndash 59 60 ndash 69 70 ndash 79 80 ndash 89 90 +

maumlnnlich 4 3 25 55 178 883 2502 5962 11292 3692

weiblich 6 ndash 14 29 90 349 1069 3237 10922 7182

gesamt 10 3 39 84 268 1232 3571 9199 22214 10874

Tab 2 | Uumlbermittelte COVID-19-Todesfaumllle nach Altersgruppe und Geschlecht (Angaben verfuumlgbar fuumlr 47494 Todesfaumllle (Stand 19012021) Vier Faumllle der lt 20-Jaumlhrigen werden derzeit noch validiert

Anteil HospitalisierteAnzahl uumlbermittelter COVID-19-Faumllle

90 +80 ndash 8970 ndash 7960 ndash 6950 ndash 5940 ndash 4930 ndash 3920 ndash 2910 ndash 190 ndash 9

350000

300000

250000

200000

150000

100000

50000

0

30

20

10

0

NeinJa Anteil Hospitalisierter

Abb 4 | Relativer Anteil der hospitalisierten COVID-19-Faumllle in Deutschland nach Altersgruppen (Stand 19012021)

Altersgruppe (Jahre)

17Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Krankheitsschwere geschlechtsspezifische Unter-schiede Bei den hospitalisierten COVID-19-Faumlllen uumlberwog der Anteil der Maumlnner mit 55 Noch deutlicher war der Unterschied in Bezug auf Patient-Innen die intensivmedizinisch behandelt wurden hier betrug der Anteil der Maumlnner 70 100

AusbruchsgeschehenDie Epidemiologie von COVID-19 wird aufgrund der hohen Infektiositaumlt von Ausbruumlchen in verschie-denen Situationen bzw Umfeldern bestimmt Etwa ein Viertel der insgesamt gemeldeten COVID-19- Faumllle laumlsst sich Ausbruumlchen zuordnen wobei die An-gaben zum Umfeld haumlufig unvollstaumlndig waren Bei ca 33 der Ausbruumlche handelt es sich um kleinere Ausbruumlche mit 2 ndash 4 Faumlllen In der ersten Infektions-welle konnten viele COVID-19-Faumllle Ausbruumlchen in Senioren- und Pflegeheimen Krankenhaumlusern und Fluumlchtlingsunterkuumlnften zugeordnet werden In den KW 23 ndash 32 zwischen den Infektionswellen wurde haumlufiger der Arbeitsplatz oder der private Haushalt als wahrscheinliches Infektionsumfeld angegeben Zu den Ausbruumlchen am Arbeitsplatz ge-houmlren auch Ausbruumlche in fleischverarbeitenden Be-trieben die einen groszligen Anteil an den Faumlllen zu Beginn des Sommers ausmachten Ab Mitte August

war der groumlszligte Anteil der Faumllle durch Ausbruumlche in privaten Haushalten verursacht Seit Anfang Sep-tember ist der Anteil an Ausbruumlchen in Alten- und Pflegeheimen kontinuierlich und deutlich gestie-gen Seitdem wurden uumlber 76500 Faumllle aus diesen Einrichtungen gemeldet Bei Ausbruumlchen in Alten- und Pflegeheimen sind meist mehrere Bewohner-Innnen bzw MitarbeiterInnen betroffen 98 der Ausbruumlche haben 5 und mehr Faumllle

Fuumlr weitere detaillierte Informationen und aktuelle Daten wie z B die regionale Verteilung von COVID-19 und Angaben zu den intensivmedizi-nisch behandelten COVID-19-PatientInnen wird auf die taumlglichen Situationsberichte des RKI zu COVID-19 verwiesen

62 Epidemiologische Daten aus anderen DatenquellenDie Deutsche Gesellschaft fuumlr paumldiatrische Infektiologie (DGPI) sammelt seit Mitte Maumlrz 2020 die Daten hospitalisierter Kinder und Jugendlicher mit COVID-19 in Deutschland in einem Register mit dem Ziel die Epidemiologie und klinischen Charak-teristika dieser Faumllle zu untersuchen101102 In der

Abb 5 | Relativer Anteil der verstorbenen COVID-19-Faumllle in Deutschland nach Altersgruppen (Stand 19012021)

NeinJa Anteil Verstorbener350000

300000

250000

200000

150000

100000

50000

0

20

15

10

5

0

90 +80 ndash 8970 ndash 7960 ndash 6950 ndash 5940 ndash 4930 ndash 3920 ndash 2910 ndash 190 ndash 9

Anzahl uumlbermittelter COVID-19-Faumllle Anteil Verstorbener

Altersgruppe (Jahre)

18Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Mehrzahl der Faumllle blieb der Verlauf ohne wesentli-che Komplika tionen

Die Deutsche Gesellschaft fuumlr Perinatale Medizin er-forscht mit der am 03042020 gestarteten CRONOS Register-Studie Auswirkungen einer Infektion mit SARS-CoV-2 auf die Gesundheit von Muumlttern und ihren Neugeborenen mit den Zielen eine Grundla-ge fuumlr die Beratung infizierter Schwangerer und die Betreuung der Neugeborenen zu schaffen die auf in Deutschland erhobenen Daten beruht und durch regelmaumlszligige Aktualisierungen auf die Dynamik der Entwicklung einzugehen103 Mit Stand vom 16 Januar 2021 waren 1008 Patientinnen registriert von denen 742 bereits entbunden waren 658 waren zwischen-zeitlich von COVID-19 genesen 43 (58 ) Frauen wurden wegen COVID-19 intensivmedizinisch be-handelt Eine Zwischenauswertung der Daten vom 01102020 zeigte dass bei der Mehrzahl der inten-sivmedizinisch behandelten Patientinnen keine speziellen Risikofaktoren vorlagen In neun der da-mals 14 registrierten Faumllle hatte die SARS-CoV-2-Infek tion die Entscheidung zur Beendigung der Schwangerschaft oder den Geburtsmodus beein-flusst104 Die Raten von Fruumlhgeburten und Kaiser-schnittentbindungen lagen im Vergleich zum bun-desdeutschen Durchschnitt vergangener Jahre leicht houmlher jedoch geringer im Vergleich zu inter-national publizierten Daten105

63 SeropraumlvalenzdatenErgebnisse (Datenstand vom 05112020) einer vom RKI uumlberregional durchgefuumlhrten Seropraumlvalenz-studie in der Seren von 50000 erwachsenen Blut-spenderInnen untersucht wurden zeigten einen Positivenanteil mit spezifischen Antikoumlrpern gegen SARS-CoV-2 von 135 6 Die Seropraumlvalenz war bei Maumlnnern signifikant houmlher als bei Frauen (166 vs 096 ) Eine Seropraumlvalenzstudie mit Blut-entnahmen zwischen Ende Mai und Ende Juni 2020 unter 1538 Schuumller Innen der Klassenstufen 8 bis 11 in 13 Schulen in Sachsen ermittelte einen Po-sitivenanteil von 07106 In Bayern wurden zwi-schen Januar und Juli 2020 uumlber 11000 Blutproben von Kindern und Jugend lichen auf SARS-CoV-2-An-tikoumlrper untersucht Es zeigten sich erhebliche regi-onale Unterschiede jedoch keine signifikanten Un-terschiede bzgl Alter oder Geschlecht Der Anteil seropositiver Kinder und Jugendlicher lag fuumlr den

Zeitraum von April bis Juli im Durchschnitt bei 087 Die Autoren postulierten dass die Zahl se-ropositiver Kinder und Jugendlicher in Bayern sechsmal houmlher laumlge als die Zahl der gemeldeten SARS-CoV-2-Infektionen mit PCR-Nachweis fuumlr diese Altersgruppe im selben Zeitraum107 Aller-dings muss bedacht werden dass zum angegeben Zeitraum Tests nur eingeschraumlnkt verfuumlgbar waren und dementsprechend Untersuchungen mit hoher Wahrscheinlichkeit prioritaumlr bei Personen mit schweren Symptomen durchgefuumlhrt wurden Kin-der und Jugendliche mit leichteren Beschwerden hatten moumlglicherweise nur eingeschraumlnkten Zu-gang zu PCR-Testungen

7 COVID-19-Impfstoffe

Uumlberblick uumlber die im Zulassungsverfahren befindlichen Impfstoffe In diesem Kapitel werden Impfstoffe beschrieben fuumlr die Hersteller Zulassungsdaten bei der European Medicines Agency (EMA) eingereicht haben (s Tab 3) Eine Einreichung von Zulassungsdaten laumlsst keine Aussage uumlber den Zeitpunkt der Zulas-sung des Impfstoffs und dessen Verfuumlgbarkeit fuumlr die Durchfuumlhrung der Impfung in Deutschland zu Das Kapitel wird jeweils um neue Erkenntnisse zu den bereits beschriebenen Impfstoffen und ggf um Informationen zu weiteren Impfstoffen ergaumlnzt

71 Messenger-RNA-(mRNA-)ImpfstoffeBei den mRNA-Impfstoffen ist das virale Antigen gegen welches die Immunantwort induziert werden soll selbst gar nicht im Impfstoff enthalten Die mRNA kodiert jedoch fuumlr dieses Antigen Nach In-jektion von mRNA-Impfstoff wird die mRNA von Zellen des Geimpften aufgenommen Nach Eintritt der mRNA in das Zytoplasma der Zellen erfolgt die Synthese des spezifischen viralen Antigens durch Translation der mRNA an den Ribosomen In der Folge kommt es zu einer adaptiven Immunantwort gegen das virale Antigen Die mRNA-Impfstoffe stimulieren auch Mustererkennungsrezeptoren und loumlsen dadurch eine Reaktion des angeborenen Immunsystems aus Durch diese intrinsische Adjuvanz eigenschaft koumlnnen mRNA-Impfstoffe die Immunantwort gegen das Ziel-Protein zusaumltzlich stimulieren Die in den Impfstoffen enthaltene

19Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

mRNA wird innerhalb kurzer Zeit abgebaut Auf Grund biochemischer Unterschiede zwischen mRNA und DNA kann die mRNA des Impfstoffes nicht ohne weiteres in die DNA des humanen Ge-noms integrieren Auch die Umschreibung der nach der Impfung aufgenommenen RNA in eine doppelstraumlngige DNA ist nicht zu erwarten Vor der Zulassung von COVID-19-Impfstoffen wurden welt-weit noch keine mRNA-Impfstoffe zur Infektions-praumlvention zugelassen

Vorteile der mRNA-Impfstoffe sind dass sie kurz-fristig entwickelt sowie schnell und in groszligen Men-gen produziert werden koumlnnen

711 Comirnaty BNT162b2 (BioNTechPfizer)Bei dem von BioNTech produzierten Impfstoff Comirnaty (BNT162b2) handelt es sich um einen mRNA-Impfstoff der fuumlr ein optimiertes SARS-CoV-2-Spike-Protein (S) in voller Laumlnge kodiert Die mRNA-Molekuumlle sind in eine Lipid-Nanopartikel- Formulierung (LNP) integriert um diese vor Ein-tritt in das Zytoplasma der Ziel zelle vor extrazellu-laumlren Nukleasen zu schuumltzen und die Aufnahme der mRNA zu steigern108 Nach Eintritt der mRNA in das Zytoplasma der Zielzellen erfolgt die Synthe-se des Spike-Proteins durch Translation der mRNA an den Ribosomen109110 Die Zellen praumlsentieren das Spike-Protein den Immunzellen und induzieren so die gewuumlnschte Immunantwort gegen das Spike- Protein

Comirnaty ist fuumlr die Praumlvention von COVID-19 ab 16 Jahren zugelassen Die Impfung ist bei Uumlber-

empfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder seine sonstigen Bestandteile kontraindiziert Zur Koadmi-nistration mit anderen Impfstoffen sind bislang kei-ne Daten verfuumlgbar

Zur Anwendung der mRNA- Impfstoffe in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktuell keine Daten vor Die STIKO empfiehlt die generelle Imp-fung in der Schwangerschaft derzeit nicht Eine ak-zidentelle Impfung in der Schwangerschaft ist je-doch keine Indikation fuumlr einen Schwangerschafts-abbruch Schwangeren mit Vorerkrankungen und einem daraus resultierenden hohen Risiko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkrankung kann in Einzelfaumll-len nach Nutzen-Risiko-Abwaumlgung und nach aus-fuumlhrlicher Aufklaumlrung eine Impfung angeboten werden Die STIKO haumllt es fuumlr unwahrscheinlich dass eine Impfung der Mutter waumlhrend der Stillzeit ein Risiko fuumlr den Saumlugling darstellt

Die Immunogenitaumlt Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs bei Immunsupprimierten wurden bislang nicht untersucht Es ist zu erwarten dass die Wirksamkeit des Impfstoffs bei immunsuppri-mierten Personen in Abhaumlngigkeit von Art und Aus-maszlig der Immundefizienz geringer ist Hingegen ist in Analogie zu Totimpfstoffen nicht von einer redu-zierten Sicherheit des Impfstoffs bei immunsuppri-mierten Patienten auszugehen111

Challenge-Studien in Non Human Primates (NHP) zu BNT162b2Mit dem BNT162b2-Impfstoff wurden sog Challenge- Studien an Rhesusaffen durchgefuumlhrt112 Drei Grup-

Firma Impfstoffname Impfstofftyp Anzahl Dosen

Impfabstand nach

Fachinformation

Impfabstand nach STIKO- empfehlung

Applikation Stand EU Zulassungsver-fahren

BioNTechPfizer Comirnaty (BNT162b2) mRNA + LNP 2 21 Tage 3 ndash 6 Wochen im Zulassung am 21 Dez 2020

Moderna COVID-19-Vaccine Moderna

(mRNA-1273)

mRNA + LNP 2 28 Tage 4 ndash 6 Wochen im Zulassung am 06 Jan 2021

Astra-Zeneca Oxford University

COVID-19 Vaccine AstraZeneca (AZD1222)

Vektor-basiert ChAdOx1 nicht

replizierend

2 4 ndash 12 Wochen 9 ndash 12 Wochen

im Zulassung am 29 Jan 2021

Janssen-Cilag International NV

Ad26COV2S Adenovirus- 26-Vektor-

basiert nicht replizierend

1 oder 2 ndash ndash im rolling review seit 02 Dez 2020

Tab 3 | COVID-19-Impfstoffe fuumlr die ein rolling review bei der EMA eroumlffnet wurde Lipid-Nanopartikel-Formulierung

20Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

pen von jeweils sechs maumlnnlichen Rhesusaffen (2 ndash 4 Jahre alt) wurden mit BNT162b2 in einer Dosierung von 30 microg oder 100 microg oder mit Kochsalz-loumlsung (Kontrollen) in einem zwei-Dosen-Schema geimpft Die mit BNT162b2 geimpften Rhesusaffen zeigten spezifische Antikoumlrper mit geometrischen Mittelwerttiter-(GMT-)Werten die weit uumlber denen aus menschlichen Rekonvaleszentenseren lagen Ebenso wurde eine spezifische T-Zellantwort nach-gewiesen112 Fuumlnfundfuumlnfzig Tage nach der zweiten Dosis wurden die Rhesusaffen gegenuumlber SARS-CoV-2 intranasal und intratracheal exponiert Am ersten Tag nach Exposition wurde aus Nasenabstri-chen auch bei geimpften Tieren SARS-CoV-2 mit-tels PCR nachgewiesen nicht jedoch an den folgen-den Tagen Die Kontrolltiere dagegen hatten zu allen Untersuchungszeitpunkten positive Abstriche Virale RNA wurde aus bronchoalveolaumlrer Fluumlssig-keit bei zwei der drei Kontrolltiere am dritten Tag nach Exposition nachgewiesen nicht jedoch bei den mit BNT162b2 geimpften Tieren In beiden Grup-pen (BNT162b2 und Kontrollen) zeigte keines der Tiere klinische Symptome Die beschriebene Studie ist daher eher als SARS-CoV-2-Infektionsmodell denn als COVID-19-Erkrankungsmodell zu werten

Daten aus Phase 12-Studien zu BNT162b2Der Impfstoff wurde in randomisierten klinischen Phase 1- und Phase 2-Studien untersucht113ndash115 Im Fruumlhjahr 2020 wurde in einer Placebo-kontrollier-ten Dosisfindungsstudie (NCT04368728) die Sicher-heit und Immunogenitaumlt des Impfstoffkandidaten BNT162b2 in drei verschiedenen Dosierungen bei jeweils 45 18 ndash 55- und 65 ndash 85-jaumlhrigen gesunden Erwachsenen nach zweimaliger i m-Gabe im Ab-stand von 21 Tagen untersucht115 Lokale und syste-mische unerwuumlnschte Nebenwirkungen wurden uumlber einen Zeitraum von sieben Tagen nach der je-weiligen Injektion untersucht

StudienteilnehmerInnen im Alter von 18 ndash 55 Jah-ren die 10 oder 20 μg BNT162b2 erhalten hatten berichteten zu 67 uumlber einen milden (Grad 1) bis moderaten (Grad 2) Schmerz an der Einstichstelle nach der ersten Dosis Nach erstmaliger Applikation von 30 μg berichteten 92 der ProbandInnen von mildem bis schwerem Schmerz (Grad 3) an der Ein-stichstelle Andere Lokalreaktionen (Roumltung und Schwellung) waren in allen drei Dosierungen nach

der ersten Dosis nicht oder nur mild ausgepraumlgt und wurden nach der zweiten Dosis nicht mehr be-obachtet Unter den aumllteren ProbandInnen (65 ndash 85 Jahre) war nach der ersten und zweiten Dosis in allen drei Dosierungsgruppen milder bis moderater Schmerz seltener beobachtet worden als unter den juumlngeren ProbandInnen Andere lokale Nebenwir-kungen traten in dieser Gruppe nicht auf

Systemische unerwuumlnschte Wirkungen (Fieber Abgeschlagenheit Schuumlttelfrost u a) wurden deut-lich haumlufiger in der juumlngeren als in der aumllteren Gruppe beobachtet Fieber war nach der zweiten Dosis bei 17 der Juumlngeren und 8 der Aumllteren in der 30 microg-Gruppe aufgetreten Abgeschlagenheit und Schuumlttelfrost traten in allen Dosierungsgrup-pen bei den Juumlngeren haumlufiger nach der ersten und zweiten Dosis auf als bei den Aumllteren (in der 30 microg-Gruppe trat Abgeschlagenheit bei 75 der Juumlngeren und 42 der Aumllteren und Schuumlttelfrost bei 58 der Juumlngeren und 17 der Aumllteren auf) Lo-kale oder systemische Grad 4 Ereignisse (d h mit Notfall-Arztbesuch oder Hospitalisierung) traten nicht auf Der Verbrauch von antipyretischer und Schmerzmedikation nahm dosierungsabhaumlngig zu und war nach der zweiten Impfstoffdosis houmlher als nach der ersten

Schwere unerwuumlnschte Nebenwirkungen traten nicht auf die Studie musste zu keinem Zeitpunkt aufgrund eines Auftretens unerwuumlnschter Wirkun-gen unterbrochen werden115

Sowohl bei juumlngeren als auch bei aumllteren Erwachse-nen provozierte BNT162b2 dosisabhaumlngig Titer (GMT) von SARS-CoV-2-GMT neutralisierenden Antikoumlrpern die mit den GMT eines Panels von SARS-CoV-2-Rekon valeszenz seren vergleichbar oder houmlher waren Da insbesondere bei aumllteren Erwachsenen BNT162b2 im Vergleich zu Kandi-daten mit niedrigeren Dosierungen der Firma BioNTechPfizer mit einer deutlich geringeren sys-temischen Reaktogenitaumlt assoziiert war wurde BNT162b2 nur in einer 30 microg-Dosierung fuumlr die anschlieszligende Phase 3-Studie verwendet

Daten aus Phase 3-Studien zu BNT162b2Siehe hierzu Kapitel 821

21Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

712 COVID-19-Impfstoff Moderna (mRNA-1273 Moderna)Der mRNA-Impfstoff von Moderna kodiert eben-falls fuumlr das SARS-CoV-2-Spikeglykoprotein (S-2P ) in voller Laumlnge Das Protein wurde in seiner Praumlfu-sionskonformation durch die Einfuumlhrung von zwei Prolin-Substitutionen stabilisiert Die mRNA ist in Lipid nanopartikel verpackt

Der COVID-19-Impfstoff Moderna ist fuumlr die Prauml-vention von COVID-19 ab 18 Jahren zugelassen Die Impfung ist bei Uumlberempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder seine sonstigen Bestandteile kon-traindiziert Zur Koadministration mit anderen Impfstoffen sind bislang keine Daten verfuumlgbar

Zur Anwendung der mRNA-Impfstoffe in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktuell keine Daten vor Die STIKO empfiehlt die generelle Imp-fung in der Schwangerschaft derzeit nicht Eine akzidentelle Impfung in der Schwangerschaft ist je-doch keine Indikation fuumlr einen Schwangerschafts-abbruch Schwangeren mit Vorerkrankungen und einem daraus resultierenden hohen Risiko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkrankung kann in Einzelfaumll-len nach Nutzen-Risiko-Abwaumlgung und nach aus-fuumlhrlicher Aufklaumlrung eine Impfung angeboten werden Die STIKO haumllt es fuumlr unwahrscheinlich dass eine Impfung der Mutter waumlhrend der Stillzeit ein Risiko fuumlr den Saumlugling darstellt Die Immuno-genitaumlt Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs bei Immunsupprimierten wurden bislang nicht un-tersucht Es ist zu erwarten dass die Wirksamkeit des Impfstoffs bei immunsupprimierten Personen in Abhaumlngigkeit von Art und Ausmaszlig der Immun-defizienz geringer ist Hingegen ist in Analogie zu Totimpfstoffen nicht von einer reduzierten Sicher-heit des Impfstoffs bei immunsupprimierten Pati-enten auszugehen

Challenge-Studien in Maumlusen zu mRNA-1273Mit dem mRNA-1273-Impfstoff wurden Challenge-Stu dien an Maumlusen durchgefuumlhrt116 Es konnte nach-gewiesen werden dass BALBcJ Maumluse die eine zweimalige i m Impfung im Abstand von drei Wo-chen mit 1 microg mRNA-1273 erhalten hatten nach ei-nem Challenge-Versuch mit SARS-CoV-2 der fuumlnf oder 13 Wochen nach der zweiten Impfstoffdosis durchgefuumlhrt worden war vollstaumlndig geschuumltzt wa-

ren und eine Virusreplikation in der Lunge nicht nachweisbar war Bei sechs von sieben Maumlusen fuumlhrte die mRNA-1273-induzierte Immunitaumlt dazu dass nach der Exposition mit SARS-CoV-2 auch kei-ne Virusreplikation in der Nase nachweisbar war Es konnte ebenfalls gezeigt werden dass der erzielte Schutz dosisabhaumlngig war Eine zweimalige Imp-fung mit 01 microg mRNA-1273 reduzierte die Viruslast in der Lunge um das 100-fache waumlhrend eine Impf-stoffdosierung von 001 microg die Viruslast nur um das 3-fache reduzierte Maumluse die 1-malig mit 1 oder 10 microg mRNA-1273 immunisiert worden sind erwie-sen sich bei einer Challenge-Infektion 7 Wochen nach der Impfung als komplett geschuumltzt waumlhrend Tiere die nur 01 microg mRNA-1273 erhalten hatten eine unveraumlnderte Virusreplikation aufwiesen116

Challenge-Studien in Non Human Primates (NHP) zu mRNA-1273Mit dem mRNA-1273-Impfstoff wurden Challenge- Studien an Rhesusaffen durchgefuumlhrt117 Drei Grup-pen mit jeweils acht Rhesus-Affen (50 weiblich) im Alter von drei bis sechs Jahren wurden mit mRNA-1273 in einer Dosierung von 10 microg oder 100 microg oder mit Kochsalzloumlsung (Kontrollen) in einem Zwei-Dosenschema im Abstand von vier Wo-chen geimpft und vier Wochen nach der zweiten Impfung mit SARS-CoV-2 intranasal und intra-tracheal infiziert Die Antikoumlrper- und T-Zellantwort wurde vor und nach der SARS-CoV-2-Exposition im oberen und unteren Atemwegstrakt bestimmt Der Nachweis einer aktiven Virusreplikation von SARS-CoV-2 und viralem Genmaterial erfolgte in der bron-choalveolaumlren Lavage (BAL) im Nasenabstrich und im Lungengewebe mittels quantitativer PCR und Immunhistologie bzw in situ Hybridisierung Die mit mRNA-1273 geimpften Primaten entwickelten unabhaumlngig von der eingesetzten Impfstoffdosie-rung Antikoumlrpertiter die houmlher waren als die in hu-manen Rekonvaleszentenseren die GMT-Werte be-trugen 501 in der 10 microg-Dosierung und 3481 in der 100 microg-Dosierung Gleichzeitig wurde eine T-Helfer-zelle 1-(TH1-)basierte CD4-T-Zellantwort ausgeloumlst aber nur eine niedrige oder nicht nachweisbare CD8-T-Zellantwort In den mit mRNA-1273 geimpf-ten Tieren war in sieben von acht Tieren in beiden Dosisgruppen im Challenge-Versuch zwei Tage nach der Exposition keine Virusreplikation in der BAL nachweisbar Ebenso war im Nasenabstrich

22Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

von allen acht Tieren in der 100 microg-Dosis-Gruppe eine Virusreplikation nicht detektierbar Unabhaumln-gig von der Gruppenzugehoumlrigkeit traten in den Lungen der geimpften Tiere nur geringe Entzuumln-dungszeichen auf und es lieszlig sich nur wenig Virus- RNA bzw Virusantigen nachweisen Die zweimali-ge Impfung von Rhesusaffen mit mRNA-1273 indu-ziert eine robuste neutralisierende Antikoumlrperant-wort und vermittelt einen wirksamen Schutz vor SARS-CoV-2-Infektion in den oberen und unteren Atemwegen

Daten aus Phase 1-Studien zu mRNA-1273Die Sicherheit Reaktogenitaumlt und Immunogenitaumlt des Impfstoffs mRNA-1273 wurden in einer offenen Phase 1-Dosisfindungsstudie (NCT04283461) im Fruumlhjahr 2020 untersucht die 45 gesunde Erwach-sene aus Atlanta und Seattle im Alter von 18 bis 55 Jahren einschloss118 Vor Studieneinschluss wur-de kein SARS-CoV-2-Screening zum Ausschluss einer vorausgegangenen Infektion durchgefuumlhrt Zwei Impfstoffdosen in den Dosierungen 25 μg 100 μg oder 250 μg wurden im Abstand von 28 Ta-gen i m verabreicht In jeder Gruppe waren 15 Stu-dienteilnehmerInnen

Es wurden keine schweren unerwuumlnschten Ereignis-se beobachtet ein Teilnehmer wurde ausgeschlos-sen da er nach der ersten Impfstoffdosis eine voruuml-bergehende Urtikaria entwickelt hatte die als Impf-stoff-bedingt eingestuft worden war Systemische Re-aktionen wurden nach der ersten Impfstoffdosis bei 33 der TeilnehmerInnen in der 25 microg-Gruppe 67 der 100 microg-Gruppe und 53 der TeilnehmerInnen der 250 microg-Gruppen beobachtet Nach der zweiten Impfstoffdosis waren systemische Reaktionen haumlu-figer und traten bei 54 der TeilnehmerInnen in der 25 microg-Gruppe und allen TeilnehmerInnen der 100 microg- und 250 microg-Gruppe auf Dazu gehoumlrten Ab-geschlagenheit Schuumlttelfrost Kopfschmerzen und Myalgien Fieber trat nach Gabe der ersten Impf-stoffdosis bei keine der TeilnehmerInnen auf aber bei 40 der Teilnehmer Innen in der 100 microg-Gruppe und 57 der 250 microg-Gruppe nach der zweiten Impf-stoffdosis Lokale Reaktionen waren in der Regel mild oder moderat ausgepraumlgt Schmerzen an der Einstichstelle waren die Regel

Die Titerhoumlhe der Antikoumlrperantwort nahm mit der Dosierung zu und die Titer waren 7 Tage nach der zweiten Impfstoffdosis ca 10-fach houmlher als 15 Tage nach der ersten Die Titer der neutralisierenden An-tikoumlrper nach der zweiten Impfstoffdosis bewegten sich in der oberen Haumllfte der Titer die in Rekonva-leszentenseren bestimmt wurden Auf Basis der Studienergebnisse der untersuchten Impfstoffdo-sierungen sollen zusaumltzliche Gruppen im weiteren Verlauf eingeschlossen werden Dazu wurden in der Fortfuumlhrung der Dosisfindungsstudie im selben Setting 40 aumlltere TeilnehmerInnen in den Alters-gruppen 56 ndash 70 Jahre (n = 20) und ge 71 Jahre (n = 20) eingeschlossen (NCT04283461)119 Jeweils die Haumllfte der ProbandInnen erhielt eine zweimalige Impfung im Abstand von 28 Tagen mit der 25 microg- oder der 100 microg-Dosis Es wurden in diesen Altersgruppen keine schweren unerwuumlnschten Ereignisse beob-achtet Das Spektrum systemischer Impfstoffreakti-onen war mit denen der Vorgaumlngerstudie vergleich-bar Die Auspraumlgung der lokalen und systemischen Reaktionen war dosisabhaumlngig und nach der zwei-ten Impfstoffdosis staumlrker ausgepraumlgt Nach der zweiten Impfstoffdosis wurden bei allen Teilneh-merInnen neutralisierende Antikoumlrper bestimmt Die Ergebnisse sind mit denen der juumlngeren Alters-gruppen vergleichbar und lagen oberhalb des Mit-telwerts der Rekonvaleszentenseren die als Kontrol-len dienten Daruumlber hinaus loumlste die Impfung in allen Altersgruppen eine TH1-dominierte CD4-T- Zellantwort aus

Daten aus Phase 3-Studien zu mRNA-1273Siehe hierzu Kapitel 821

72 Vektor-basierte Impfstoffe Bei den Vektor-basierten Impfstoffen werden entwe-der abgeschwaumlchteattenuierte replizierende oder nicht replizierende Viren als Vektoren benutzt um die genetische Information fuumlr Antigene des SARS-CoV-2 in einige Koumlrperzellen einzuschleusen Bei COVID-19-Impfstoffen wird in der Regel das Gen fuumlr das Spike-Protein verwendet Fuumlr die Klasse der Vektorimpfstoffe gibt es grundsaumltzlich bereits zuge-lassene oder in Zulassung befindliche Vertreter die sich als vertraumlglich und wirksam erwiesen haben (z B Ebolaimpfstoffe auf Vektorbasis des vesikulauml-ren Stomatitis- oder Adenovirus-26)

23Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Spike-spezifische Antikoumlrper wurden 14 Tage nach der Impfung detektiert Vor dem Challenge zeigten alle mit ChAdOx1 geimpften Tiere eine Spike- spezifische Immunantwort mit neutralisierenden Antikoumlrpern und entsprechenden T-Zellen Wenige Tage nach Inokulation von SARS-CoV-2 in den obe-ren und unteren Respirationstrakt zeigten alle Kon-trolltiere und drei von den sechs ChAdOx1 geimpf-ten Tieren eine deutliche Tachypnoe (beschleunigte Atemfrequenz) die bei den Kontrolltieren etwas laumln-ger anhielt In der BAL-Fluumlssigkeit und im Gewebe der tiefen Atemwege war die Viruslast signifikant geringer bei den ChAdOx1 geimpften Tieren Pneu-monien lieszligen sich bei den Geimpften nicht nach-weisen Allerdings hatten alle Tiere von Tag eins bis Tag sieben nach Inokulation positive PCR-Abstriche aus der Nase und es konnten keine Unterschiede in der nasalen Viruslast zwischen den beiden Gruppen festgestellt werden2

Daten aus Phase 12 Studien zu AZD1222Die Sicherheit Reaktogenitaumlt und Immunogenitaumlt des ChAdOx1-Impfstoffs wurde im Fruumlhjahr 2020 in einer kombinierten randomisierten kontrollierten einfach-verblindeten Phase 12-Multi center-Studie an fuumlnf Orten im Vereinigten Koumlnigreich untersucht (NCT04324606)120 Eingeschlossen in die Studie wa-ren 1077 gesunde Erwachsene im Alter zwischen 18ndash55 Jahren ohne vorausgegangene laborbestaumltigte SARS-CoV-2-Infektion in der Anamnese Die Pro-bandInnen erhielten in einem Verhaumlltnis von 1 1 eine einmalige intramuskulaumlre Applikation des COVID-19-Impfstoffs in einer Dosierung von 5 times 1010 Viruspartikel (n = 543) oder eines qua drivalenten Meningokokkenkonjugat impfstoffs (MenACWY) (n = 534) als Vergleichsintervention Zehn von den 1077 ProbandInnen aus der ChAdOx1-Gruppe er-hielten (nicht randomisiert unverblindet) ein Zwei-dosenschema (Tage 0 und 28) An zwei Studienorten erhielten ProbandInnen aus beiden Gruppen in der ChAdOx1-Gruppe (n = 56) und in der MenACWY- Gruppe (n = 57) prophylaktisch 1 g Paracetamol vor der Impfung und alle sechs Stunden waumlhrend 24 Stunden nach der Impfung

Lokale und systemische Reaktionen waren haumlu figer in der ChAdOx1-Gruppe als in der MenACWY- Gruppe Durch die prophylaktische Paracetamol- Gabe konnten Nebenwirkungen wie Schmerzen an

721 ChAdOx1-S (AZD1222 Astra Zeneca)Der von der Universitaumlt Oxford entwickelte COVID-19-Impfstoff basiert auf dem Adeno virus-Vektor ChAdOx1 Das zugrundeliegende Adenovi-rus 63 wurde aus Schimpansen isoliert Der Vektor wurde gentechnisch veraumlndert und ist im Menschen nicht vermehrungsfaumlhig Der Impfstoff enthaumllt die genetische Information des SARS-CoV-2-Spike-proteins in voller Laumlnge2

Die COVID-19 Vaccine AstraZeneca ist fuumlr die Prauml-vention von COVID-19 ab 18 Jahren zugelassen Die Impfung ist bei Uumlberempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder seine sonstigen Bestandteile kon-traindiziert Zur Koadministration mit anderen Impfstoffen sind bislang keine Daten verfuumlgbar

Zur Anwendung der COVID-19 Vaccine Astra-Zeneca in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktuell keine Daten vor Die STIKO empfiehlt die generelle Impfung in der Schwangerschaft derzeit nicht Eine akzidentelle Impfung in der Schwanger-schaft ist jedoch keine Indikation fuumlr einen Schwan-gerschaftsabbruch Schwangeren mit Vorerkran-kungen und einem daraus resultierenden hohen Ri-siko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkrankung kann in Einzelfaumlllen nach Nutzen-Risiko-Abwaumlgung und nach ausfuumlhrlicher Aufklaumlrung eine Impfung ange-boten werden Die STIKO haumllt es fuumlr unwahrschein-lich dass eine Impfung der Mutter waumlhrend der Stillzeit ein Risiko fuumlr den Saumlugling darstellt Die Immunogenitaumlt Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs bei Immunsupprimierten wurden bis-lang nicht untersucht Es ist zu erwarten dass die Wirksamkeit des Impfstoffs bei immunsupprimier-ten Personen in Abhaumlngigkeit von Art und Ausmaszlig der Immundefizienz geringer ist Hingegen ist in Analogie zu Totimpfstoffen nicht von einer redu-zierten Sicherheit des Impfstoffs bei immunsuppri-mierten Patienten auszugehen

Challenge-Studien in NHP zu ChAdOx1 (AZD1222)In einer sogenannten Challenge-Studie wurde die Effektivitaumlt von ChAdOx1 28 Tage nach Impfung von sechs Rhesusaffen untersucht2 Drei weitere Tiere wurden mit einer Kontrollvakzine geimpft (ChAdOx1 green fluorescent protein (GFP)) Die ChAdOx1- Versuchstiere erhielten die Haumllfte der in mensch-lichen ProbandInnen verwendeten Dosierung

24Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

der Einstichstelle Fieber Schuumlttel frost Muskel-schmerzen Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit insgesamt signifikant reduziert werden (alle p lt 005) Die haumlufigsten unerwuumlnschten systemi-schen Reaktionen waren Muumldigkeit und Kopf-schmerzen Muumldigkeit wurde in der ChAdOx1-Grup-pe von 70 (n = 340) der ProbandInnen ohne Para-cetamol und von 71 (n = 40) mit Paracetamol be-richtet dagegen nur von 48 (n = 227) ohne und 46 (n = 26) mit Parace tamol in der Kontrollgrup-pe Kopfschmerzen wurden in der ChAdOx1-Gruppe von 68 (n = 331) der ProbandInnen ohne Paraceta-mol und von 61 (n = 34) mit Paracetamol berichtet dagegen nur von 41 (n = 195) ohne und 37 (n = 21) mit Paracetamol in der Kontrollgruppe Weitere haumlu-fige systemische Reaktionen in der ChAdOx1-Grup-pe waren Muskelschmerzen (60 ohne Paraceta-mol 48 mit Paracetamol) Abgeschlagenheit (61 bzw 48) Schuumlttelfrost (56 bzw 27 ) Fieber bis mind 38deg C (18 und 16 ) und Fieber bis mind 39deg C (2 und 0 ) Im Vergleich dazu hatten in der MenACWY-Gruppe lt 1 Fieber bis 38deg C (keiner die-ser ProbandInnen hatte Paracetamol erhalten) Die Intensitaumlt der lokalen und systemischen Reak tionen war waumlhrend der ersten drei Tage nach Impfung am staumlrksten ausgepraumlgt

Es wurden keine schweren unerwuumlnschten Wirkun-gen in Assoziation mit der ChAdOx1-Impfung beob-achtet

In der ChAdOx1-Gruppe erreichte sowohl die spezi-fische T-Zellantwort am 14 Tag als auch die Antikoumlr-perantwort am 28 Tag nach erster Impfung ihr ers-tes Maximum die beide durch die zweite Impfstoff-dosis gesteigert wurden Neutralisierende Antikoumlr-per wurden nach der ersten Dosis bei 91 der ProbandInnen und nach der zweiten Dosis bei 100 der ProbandInnen nachgewiesen119

In der anschlieszligenden Phase 23-Studie (NCT04400838) wurden zwischen Mai und August 2020 (Phase 2-Abschnitt der Studie) 560 TeilnehmerInnen eingeschlossen 160 im Alter von 18ndash55 Jahren (100 erhielten ChAdOx1 60 erhielten MenACWY) 160 im Alter von 56ndash69 Jahren (120 ChAdOx1 40 MenACWY) und 240 im Alter von 70 Jahren und aumllter (200 ChAdOx1 40

MenACWY)121 Es wurde ein Ein- und ein Zweido-senschema untersucht

Lokale und systemische Reaktionen wurden haumlufi-ger in der ChAdOx1-Gruppe als in der MenACWY- Gruppe registriert und waren insgesamt den in der Phase 1-Studie gemachten Beobachtungen aumlhnlich ChAdOx1 wurde von aumllteren ProbandInnen (im Alter von ge 56 Jahren) besser vertragen als von juumlngeren Personen und hatte uumlber alle Altersgruppen hinweg eine aumlhnliche Immunogenitaumlt nach der zweiten Do-sis Unter den Proband Innen die nach dem Zwei-dosenschema ChAdOx1 erhalten hatten wurden nach der ersten Dosis lokale Reaktionen bei 88 der 18 ndash 55-Jaumlhrigen 73 der 56ndash69-Jaumlhrigen und 61 der ge 70-Jaumlhrigen beobachtet Systemische Reak-tionen wurden bei 86 77 und 65 der mit ChAdOx1-Geimpften in den o g Altersgruppen be-richtet Bis zum 26 Oktober 2020 wurden 13 schwe-re unerwuumlnschte Reaktionen uumlber alle Altersgrup-pen und die beiden Impfstoffgruppen hinweg ge-meldet Diese wurden jedoch nicht als Vakzine-asso-ziiert gewertet Sie traten in Haumlufigkeiten auf die den erwarteten Haumlufigkeiten in der Allgemeinbevoumll-kerung entsprachen121

Daten aus Phase 3-Studien zu AZD1222Siehe hierzu Kapitel 821

8 Systematischer Review zur Sicherheit und Wirksamkeit

81 Methodik des systematischen ReviewsZur Untersuchung der Effektivitaumlt und Sicherheit der Impfung gegen COVID-19 wurde durch die Ge-schaumlftsstelle (GS) der STIKO ein sogenannter Living Systematic Review initiiert Hierbei wird uumlber einen definierten Zeitraum (bis 30062022) die Evidenz kontinuierlich systematisch aufgearbeitet und in zuvor definierten Schritten aktualisiert um zeitnah moumlgliche Veraumlnderungen der Evidenzlage erfassen und bewerten zu koumlnnen und dadurch ggf notwen-dige Anpassungen der STIKO-Empfehlung zu ermoumlglichen Das Protokoll des Reviews wurde mit der verantwortlichen STIKO-AG sowie mit einer international besetzten Arbeitsgruppe die durch das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) koordiniert wird abgestimmt und

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im International Prospective Register of Systematic Reviews (PROSPERO) veroumlffentlicht (Reg-Nr CRD42020208935)

Durch die STIKO-AG und ihre Geschaumlftsstelle wur-den im Vorfeld PICO-Fragen fuumlr den systema-tischen Review entwickelt und mit der STIKO abge-stimmt (s Tab 4) und die Wichtigkeit der zu be-trachtenden Endpunkte fuumlr die Entscheidungs-findung gemaumlszlig der Methodik der GRADE (Grading of Recommen dations Assessment Development and Evaluation) Working Group bewertet (s Tab 5)

Im Rahmen der systematischen Literaturrecherche erfolgt kontinuierlich eine Suche in der COVID-19-Literatur datenbank der Bibliothek des RKI Diese erfasst saumlmtliche COVID-19-relevanten Eintraumlge in den Datenbanken Pubmed und Embase (incl Medline) sowie auf den Pre-Print Servern ArRvix Bio-Rvix ChemRvix MedRvix Preprintsorg ResearchS-quare und SSRN Im Rahmen des living systematic review wird diese Recherche zukuumlnftig in monatli-chen Abstaumlnden wiederholt werden

Im ersten Schritt werden zunaumlchst die Titel und Abstracts der identifizierten Publikationen von zwei unabhaumlngigen Untersuchern auf das Erfuumlllen der durch die PICO-Fragen definierten Einschluss-kriterien uumlberpruumlft Anschlieszligend wird dieser

Schritt fuumlr die verbliebenen Volltexte der Publika-tionen wiederholt Fuumlr die so identifizierten Studi-en werden folgende DatenAngaben extrahiert bibliographische Daten Studienort Studienzeit-raum Studien design Impfstoff Hersteller Anzahl Dosen Vergleichsgruppe Studiensponsoring Inte-ressenkonflikt Ein- und Ausschlusskriterien fuumlr StudienteilnehmerInnen Alter bei Impfung Nach-beobachtungszeitraum initiale und finale Anzahl an StudienteilnehmerInnen Anzahl () seroposi-tive StudienteilnehmerInnen (bei Studienbeginn)

Population Gesamte Bevoumllkerung Spezielle Sub- und Altersgruppen nach Priorisierung (medizinisches Personal Risikopersonen ggf vorbestehende Immunitaumlt etc)

Erwachsene ge 18 Jahre Kinder und Jugendliche

Intervention COVID-19-Impfung Verschiedene Impfstoffkandidaten die in Deutschland voraussichtlich zugelassen werden

Comparator (Vergleichsintervention)

keine Impfung Placebo oder Impfung gegen einen anderen Erreger (z B Meningokokken) anderer COVID-19-Impfstoff (head to head-Vergleich)

Outcome Wirksamkeit SARS-CoV-2-Infektion SARS-CoV-2-Infektion+Transmission COVID-19 COVID-19-Hospitalisierung COVID-19 ITS-pflichtig COVID-19 beatmungspflichtig COVID-19-bedingter Tod Schutzdauer Wirksamkeit bei unvollstaumlndigen Impfserien

Sicherheit Lokalreaktionen Systemische Reaktionen Schwere unerwuumlnschte Impfstoffwirkungen Verstaumlrkung einer nachfolgenden SARS-CoV-2- Infektion bzw Verschlimmerung des Verlaufs einer COVID-19-Erkrankung (bdquoEnhanced COVID-19ldquo)

Tab 4 | PICO Fragen fuumlr den systematischen Review zur Wirksamkeit der COVID-19-Impfstoffe ( labordiagnostisch gesichert (PCR))

Wirksamkeit Bewertung

SARS-CoV-2-Infektion+Transmission wichtig

COVID-19 wichtig

COVID-19-Hospitalisierung kritisch

COVID-19-Hospitalisierung (ITS-pflichtig) kritisch

COVID-19-Hospitalisierung (beatmungspflichtig) kritisch

COVID-19-bedingter Tod kritisch

Sicherheit

Lokalreaktionen (Schmerz Schwellung Roumltung etc) wichtig

Systemische Reaktionen (Myalgien Uumlbelkeit Abgeschlagenheit etc)

wichtig

Schwere Impfstoffwirkungen kritisch

Adverse Events of Special Interest (AESI) nach CEPI Kriterien z B enhanced COVID-19 Guillain-Barreacute Syndrom etc

kritisch

Tab 5 | Endpunkte die im systematischen Review betrachtet werden ( labordiagnostisch gesichert (PCR))

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Anzahl () mit Endpunkt in Interventions- und Kontrollgruppe unadjustierter und adjustierter Ef-fektschaumltzer (mit 95 Konfidenzintervall) beruumlck-sichtigte Stoumlrgroumlszligen (bei nicht- randomisierten Stu-dien)

Das Verzerrungsrisiko (risk of bias) wird fuumlr RCTs mittels des Cochrane risk of bias tool-2 (RoB-2) bewertet Fuumlr nicht-randomisierte Studien wird ROBINS-I verwendet Fuumlr den living systematic review wurde vorab festgelegt dass im Rahmen der regelmaumlszligigen Aktualisierung identifizierte Studien unverzuumlglich bewertet werden

Im Protokoll des living systematic review ist definiert dass bei Vorliegen von Effektschaumltzern aus mehre-ren Studien ggf Meta-Analysen mittels fixed-effects undoder random-effects Modellen durchgefuumlhrt werden wobei Isup2 zur Untersuchung von Heteroge-nitaumlt verwendet wird Liegen mindestens 10 Studien pro Endpunkt vor erfolgt eine Untersuchung von moumlglichem Publikationsbias mittels funnel plot Beggrsquos Test und Eggerrsquos Test Im Rahmen des living systematic review werden neu identifizierte Studien-schaumltzer der Auswertung und wenn zutreffend den Meta-Analysen im Rahmen der naumlchsten Aktualisie-rung hinzugefuumlgt Zusaumltzlich wird im Protokoll fest-gelegt dass fuumlr folgende Studiencharakteristika Subgruppen-Analysen durchgefuumlhrt werden falls die Daten dies erlauben Impfstofftyp Altersgruppe Studienort Anzahl () seropositive Studienteilneh-merInnen Risikogruppen

Die Vertrauenswuumlrdigkeit der Evidenz wird fuumlr jeden Endpunkt gemaumlszlig der GRADE-Methodik be-stimmt

82 Ergebnisse des systematischen ReviewsMit Stand 19012021 lagen drei Publikationen zu Phase 23-Studien mit COVID-19-Impfstoffen vor3ndash5 Hierbei handelt es sich um die Interim- Analyse der Studie mit dem Impfstoff AZD1222 (vormals ChAdOx1 Astra ZenecaUniversity of Oxford)3 die Ergebnisse der Zulassungsstudie der Hersteller BioNTechPfizer fuumlr den Impfstoff BNT162b24 sowie die Zulassungsstudie des Her-stellers Moderna fuumlr den Impfstoff mRNA-12735 Die nachfolgenden Angaben beziehen sich sofern nicht anders angegeben auf die zitierten Publikationen

zu BNT162b2 mRNA-1273 bzw AZD1222 Fuumlr die Analyse von mRNA-1273 wurden ergaumlnzend Daten aus dem oumlffentlich zugaumlnglichen Zulassungsdoku-ment der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) verwendet122 Fuumlr die Analyse von AZD1222 wurden zusaumltzlich Daten aus dem oumlf-fentlich zugaumlnglichen Dokument der britischen Medicine and Healthcare Products Regulatory Agency (MHRA) ausgewertet123

821 Deskriptive Angaben (Studiendesign Studienablauf und StudienteilnehmerInnen)BNT162b2 Es wurde eine multizentrische randomi-sierte Beobachter-verblindete Placebo- kontrollierte Studie (RCT) durchgefuumlhrt NCT043687284 Hier-zu wurden beginnend am 27072020 Pro band-Innen ab einem Alter von 16 Jahren an insgesamt 152 Studienzentren in den USA Brasilien Argentinien Suumldafrika Deutschland und der Tuumlr-kei im Verhaumlltnis 1 1 entweder in den Impfstoff-Arm oder den Placebo-Arm randomisiert Die Studien-teilnehmerInnen erhielten im Abstand von 21 Ta-gen entweder je zwei Dosen (je 30 microg) des Impfstof-fes BNT162b2 oder des Placebos (Kochsalzloumlsung) i m injiziert Eingeschlossen wurden gesunde Per-sonen oder solche mit klinisch stabilen Vorerkran-kungen Als Ausschlusskriterien wurden vorange-gangene COVID-19-Erkrankung oder eine bekann-te immunsuppressive Vorerkrankung bzw Thera-pie in der Anamnese definiert

Es wurden 44820 Personen zur Teilnahme einge-laden und auf das Erfuumlllen der Ein- und Ausschluss-kriterien uumlberpruumlft Hiervon wurden 43548 Proban-dInnen in einen der beiden Studienarme randomi-siert von denen 43448 Personen mindestens eine Injektion erhielten (21720 Impfung 21728 Pla-cebo) Mit Stand 09102020 (Datenschluss der vor-liegenden Analyse) hatten hiervon 37706 Teilneh-merInnen (18860 Impfung 18846 Placebo) eine mediane Nachbeobachtungsdauer von zwei Mona-ten Diese Population wurde fuumlr die Analyse der Si-cherheitsdaten (main safety population) herangezo-gen und wird nachfolgend beschrieben

Die Basischarakteristika der TeilnehmerInnen sind in Tabelle 6 auszugsweise dargestellt Beide Stu-diengruppen zeigten keine deutlichen Unterschiede in diesen Parametern

27Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

mRNA-1273 Es wurde eine multizentrische stratifi-zierte randomisierte Beobachter-verblindete Pla-cebo-kontrollierte Studie (RCT) durchgefuumlhrt NCT044704275 Hierzu wurden zwischen dem 27072020 und 23102020 ProbandInnen ab einem Alter von 18 Jahren an 99 Studienzentren in den USA im Verhaumlltnis 1 1 entweder in den Impf-stoff-Arm oder den Placebo-Arm randomisiert Die Stratifizierung erfolgte in drei Gruppen Personen im Alter lt 65 Jahre ohne Risikofaktoren fuumlr einen schweren COVID-19-Verlauf Personen im Alter lt 65 Jahre mit Risikofaktoren sowie Personen im Al-ter ge 65 Jahre Den StudienteilnehmerInnen wur-den im Abstand von 28 Tagen entweder je zwei Do-sen (je 100 microg) des Impfstoffes mRNA-1273 oder des Placebos (Kochsalzloumlsung) i m injiziert Einge-schlossen wurden gesunde Erwachsene und solche mit stabilen Vorerkrankungen Ausgeschlossen wurden Personen mit vorangegangener COVID-19- Erkrankung und PatientInnen unter Immunsup-pression

Es wurden 30420 ProbandInnen in einen der bei-den Studienarme randomisiert (15210 Impfung 15210 Placebo) Von diesen erhielten 30351 Perso-nen mindestens eine Injektion (15181 Impfung 15170 Placebo) Mehr als 96 der Teilnehmer-

Innen erhielten die 2 Impfstoffdosis In der Effek-tivitaumltsanalyse wurden 14073 aus der Placebogrup-pe und 14134 aus der mRNA-1273-Gruppe beruumlck-sichtigt Mit Stand 25112020 (Datenschluss der vor-liegenden Analyse) hatten diese eine mediane Nachbeobachtungsdauer von 64 Tagen (Spanne 0 ndash 97 Tage) Es wurden 525 Teilnehmer aus der Pla-cebogruppe und 416 Teilnehmer aus der Impfstoff-gruppe in der per-Protokoll-Analyse aufgrund ver-schiedener Gruumlnde (positiver oder unbekannter SARS-CoV-2-Status bei Studienbeginn Verabrei-chung des falschen Impfstoffs oder Verabreichung im falschen Impfabstand Abbruch der Teilnahme vor Verabreichung der 2 Impfstoffdosis) ausge-schlossen

Die o g Population der TeilnehmerInnen mit min-destens einer Injektion wird nachfolgend hinsicht-lich ihrer Basischarakteristika auszugsweise be-schrieben (s Tab 7) Zwischen beiden Studiengrup-pen bestanden keine wesentlichen Unterschiede in den analysierten Parametern

AZD1222 Bewertungsgrundlage ist die zusammen-gefasste (gepoolte) Interimanalyse von vier RCTs3 Hierbei handelt es sich um die Studien COV001 COV002 COV003 und COV005 die ab 23 April

Tab 7 | Basischarakteristika der TeilnehmerInnen der Studie zu mRNA-1273 RF Risikofaktoren definiert als definiert als positiv = immunologische oder virologische Evidenz fuumlr vorangegangene Infektion (positiver RT-PCR Test oder positiver Nachweis von bindenden Antikoumlrpern gegen SARS-CoV-2 Nucleocapsid gtLOD (Limit of detection) oder LLOQ (Lower limit of quantification) am Tag 1 negativ = negativer RT-PCR Test und fehlender Nachweis von bindenden Antikoumlrpern gegen SARS-CoV-2-Nucleocapsid am Tag 1

Charakteristikum mRNA-1273 (N = 15181) Placebo (N = 15170)

Geschlecht mw 7923 (522 ) 7258 (478 ) 8062 (531 ) 7108 (469 )

Alter 18ndash64 Jahre ge 65 Jahre 11418 (752 ) 3763 (248 ) 11421 (753 ) 3749 (247 )

Stratifizierung lt 65 Jahre ohne RF lt 65 Jahre mit RF ge 65 Jahre

8888 (585 ) 2530 (167 ) 3763 (248 )

8886 (586 ) 2535 (167 ) 3749 (247 )

Alter bei Impfung (Jahre) Median (Spannweite) 514 (18ndash95) 513 (18ndash95)

SARS-CoV-2-Status bei Studienbeginn negativpositivunbekannt

14550 (958 ) 343 (23 ) 288 (19 )

14598 (962 ) 337 (22 ) 235 (15 )

Body mass index (Mittelwert plusmn SD kgmsup2) 293 plusmn 69 293 plusmn 67

Charakteristikum BNT162b2 (N = 18860) Placebo (N = 18846)

Geschlecht mw 9639 (511 )9221 (489 ) 9436 (501 )9410 (499 )

Alter 16 ndash 55 Jahregt 55 Jahre 10889 (577 )7971 (423 ) 10896 (578 )7950 (422 )

Alter bei Impfung (Jahre) Median (Spannweite) 520 (16ndash89) 520 (16ndash91)

Body mass index ge 30 kgmsup2 6556 (348 ) 6662 (353 )

Tab 6 | Basischarakteristika der TeilnehmerInnen der Studie zu BNT162b2

28Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Tab 8 | Basischarakteristika der TeilnehmerInnen der Studie zu AZD1222 (Datenstand 04 November 2020)

Charakteristikum AZD1222 (N = 5807)

Kontrolle (MenACWY oder Placebo) (N = 5829)

Geschlecht mwd 2282 (393 ) 3525 (607 ) 0 2307 (396 ) 3521 (604 ) 1 (lt 01 )

Alter 18ndash64 Jahre ge 65 Jahre 5466 (941 ) 341 (59 ) 5510 (945 ) 319 (55 )

Alter bei Einschluss (Jahre) median (Spannweite) 400 (180 ndash 860) 400 (180 ndash 880)

Body mass index ge 30 kgmsup2 889 (20 ) 928 (208 )

2020 im Vereinigten Koumlnigreich in Brasilien und Suumldafrika durchgefuumlhrt wurden Hierzu wurden 23753 ProbandInnen ab einem Alter von 18 Jahren im Verhaumlltnis 1 1 dem Impfstoff- bzw Kontroll-Arm randomisiert zugeteilt Die StudienteilnehmerInnen des Impfstoffarms erhielten zwei Dosen des Impf-stoffs AZD1222 i m injiziert In der Kontrollgruppe kam entweder ein MenACWY-Impfstoff (COV001 COV002) oder Kochsalzloumlsung (COV005) oder bei-des (COV003) zum Einsatz Akzidentiell erhielt ein Teil der TeilnehmerInnen des Impfstoffarms der Studien COV001 COV002 und COV005 bei der ersten Injektion eine verminderte (halbe) Dosis des Impfstoffs Dieser Teil der Studienpopulation wird nachfolgend als LDSD (low dosestandard dose) bezeichnet alle anderen als SDSD (standard dosestandard dose) Zugelassen ist der Impfstoff in der Standarddosierung

Eingeschlossen wurden (in allen 4 Studien) gesun-de Erwachsene ohne vorangegangene bestaumltigte COVID-19- Erkrankung Ausgeschlossen wurden Personen mit Impfunfaumlhigkeit bzw Anaphylaxie in der Anamnese PatientInnen mit Immunsuppres-sion oder schwererunkontrollierter Vorerkran-kung sowie Schwangere und Stillende

Von den eingeschlossenen ProbandInnen wurden 12018 in den Impfstoff- und 11735 in den Kontroll-arm randomisiert Hiervon erhielten 23745 min-destens eine Injektion (12021 Impfung 11724 Kon-trolle) Mit Datenstand 04 November 2020 hatten 16315 TeilnehmerInnen die 2 Injektion erhalten In die Effektivitaumltsanalyse gingen 5829 ProbandInnen aus der Vergleichsgruppe und 5807 aus der AZD1222-Gruppe ein Von den Studienteilneh-merInnnen waren 941 der Impfstoffgruppe und 945 in der Vergleichsgruppe 18 ndash 64 Jahre alt und 59 bzw 55 ge 65 Jahre alt Mit o g Datum hatten diese eine mediane Nachbeobachtungsdauer

von 62 Tagen Die Population der TeilnehmerInnen der Effektivitaumltsanalyse wird nachfolgend hinsicht-lich ihrer Basischarakteristika auszugsweise be-schrieben (s Tab 8) Zwischen den Studiengruppen bestanden keine wesentlichen Unterschiede

822 Endpunkte der StudienVon den durch die STIKO in der oben berichteten PICO-Frage definierten Endpunkten (s Tab 5) wur-den fuumlr alle drei Impfstoffe (BNT162b2 mRNA-1273 AZD1222) die Endpunkte COVID-19-Erkrankung (la-borbestaumltigt) Lokalreaktionen systemische Reaktio-nen sowie schwere unerwuumlnschte Ereignisse (serious adverse events) berichtet Fuumlr den Impfstoff mRNA-1273 wurde auszligerdem der Endpunkt COVID-19-be-dingter Tod berichtet Zusaumltzlich erhoben alle Studi-en Daten zum Endpunkt schwere COVID-19-Er-krankung (severe COVID-19) Fuumlr AZD1222 liegen auszligerdem Daten zu asymptomatischen Infektionen sowie zum Endpunkt Hospitalisierung vor

823 WirksamkeitBNT162b2 Der Endpunkt COVID-19-Erkrankung (laborbestaumltigt) wurde in der Studie als erster pri-maumlrer Endpunkt ab dem 7 Tag nach der zweiten Impfstoff- bzw Placebo dosis an TeilnehmerInnen die keinen Nachweis einer vorangegangenen Infek-tion hatten (weder anamnestisch noch serologisch noch PCR) erhoben Tabelle 9 zeigt dass die Impf-effektivitaumlt bezogen auf diesen Endpunkt 95 be-trug Auch in der altersstratifizierten Analyse zeig-ten sich vergleichbar hohe Effektivitaumltsschaumltzer die allerdings bei kleiner werdenden Altersgruppen bzw Fallzahlen teilweise weite Konfidenzintervalle aufwiesen bzw nicht mehr statistisch signifikant waren In der houmlchsten Altersgruppe (ge 75 Jahre) ist daher eine Aussage uumlber die Effektivitaumlt der Imp-fung mit hoher Unsicherheit behaftet Zusaumltzliche Analysen der Studienautoren bestaumltigten die Imp-feffektivitaumlt auch bei PatientInnen mit anderen

29Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Vorerkrankungen (Daten im Anhang der analysier-ten Publika tion)

Als zweiter primaumlrer Endpunkt wurde die Effektivi-taumlt gegen COVID-19-Erkrankung unabhaumlngig vom Vorliegen des Nachweises einer vorgegangenen In-fektion untersucht

Tabelle 9 zeigt dass bei Verwendung dieser Defini-tion eine vergleichbar hohe Effektivitaumlt gegen symp-tomatische COVID-19-Infektionen gemessen wur-de Der STIKO lagen daruumlber hinaus ergaumlnzende Informationen des Herstellers vor die bestaumltigen dass dies auch in allen untersuchten Altersgruppen der Fall war

Zusaumltzlich wurden in der Publikation Daten zur Effektivitaumlt gegen COVID-19-Erkrankung nach Ver-abreichung von nur einer Dosis Impfstoff berichtet Diese sind hier um Angaben aus der FDA-Publika-tion zur Effektivitaumlt 14 Tage nach der ersten und vor der zweiten Dosis ergaumlnzt (s Tab 9)

Gegen den sekundaumlren Endpunkt bdquoschwere COVID-19-Erkrankungldquo (definiert als COVID-19 plus Vorliegen von mindestens einem der folgen-den Kriterien klinische Anzeichen einer schweren Erkrankung respiratorische Insuffizienz Schock akute renale hepatische oder neurologische Dys-funktion ITS-Aufnahme oder Tod) wurde eine Ef-

fektivitaumlt von 75 ermittelt die statistisch jedoch nicht signifikant war (s Tab 9)

mRNA-1273 Der Endpunkt COVID-19-Erkrankung (laborbestaumltigt) wurde in der Studie als primaumlrer Endpunkt ab dem 14 Tag nach der zweiten Impf-stoff- bzw Placebodosis an TeilnehmerInnen erho-ben bei denen kein Nachweis einer vorangegange-nen Infektion vorlag (weder anamnestisch noch serologisch oder PCR) Tabelle 10 zeigt dass bezo-gen auf diesen Endpunkt die Effektivitaumlt der Imp-fung 941 betrug Wie bei BNT162b2 so zeigten sich auch hier in der altersstratifizierten Analyse aumlhnlich hohe Effektivitaumltswerte bei sich verbreitern-den Konfidenzintervallen

Zusaumltzlich wurde die Impfeffektivitaumlt in den der Randomisierung zugrundeliegenden Alters- und Risikostrata berechnet Wie in Tabelle 10 dargestellt zeigten sich auch fuumlr diese Subgruppen hohe Effek-tivitaumltsschaumltzer Gegen den sekundaumlren Endpunkt bdquoschwere COVID-19-Erkrankungldquo wurde eine Effek-tivitaumlt von 100 berichtet jedoch ohne Angabe ei-nes Konfidenzintervalls (s Tab 10)

AZD1222 Der Endpunkt COVID-19-Erkrankung (laborbestaumltigt) wurde in der Studie als primaumlrer Endpunkt ab dem 15 Tag nach der zweiten Impf-stoff- bzw Kontrollimpfstoff-Placebodosis an Teil-nehmerInnen erhoben bei denen kein Nachweis ei-

Endpunkt BNT162b2 (nN) nN Placebo (nN) Impfeffektivitaumlt () 95 Konfidenzintervall

COVID-19 (TeilnehmerInnen ohne vorherige Infektion)

Alle 817411 16217511 950 900 ndash 979

16 ndash 55 Jahre 59897 1149955 956 894 ndash 986

gt 55 Jahre 37500 487543 937 806 ndash 988

ge 65 Jahre 13848 193880 947 667 ndash 999

ge 75 Jahre 0774 5785 1000 ndash131 ndash 1000

COVID-19 (TeilnehmerInnen unabhaumlngig von vorheriger Infektion)

Alle 918559 16918708 946 899 ndash 973

Schwere COVID-19-Erkrankung

Alle 121314 421259 750 ndash1526 ndash 995

COVID-19 nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle 3921314 8221258 524 295 ndash 684

COVID-19 14 Tage nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle 221669 2721686 926 689 ndash 982

Tab 9 | Effektivitaumltsdaten zu BNT162b2 Studienpopulation der modifizierten intention-to-treat Analyse berechnet auf Grundlage der Angaben in der FDA-Publikation122

30Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ner vorangegangenen Infektion vorlag Tabelle 11 zeigt die Effektivitaumlt gegen diesen Endpunkt in der Gesamtstudienpopulation (LDSD+SDSD) sowie in den Untergruppen LDSD und SDSD Hiernach lag in der zusammengefassten Population eine Ef-fektivitaumlt von 704 vor Eine Analyse der beiden Dosierungs-Untergruppen zeigt dass in der LDSD-Gruppe eine houmlhere Effektivitaumlt als in der SDSD-Gruppe beobachtet wurde (s Tab 11) Allerdings legen die Ergebnisse von posthoc-Analysen der Studienautoren nahe dass dies eher auf ein verlaumln-gertes Dosisintervall als auf die veraumlnderte Dosierung

zuruumlckzufuumlhren ist (Impfeffektivitaumlt bei Dosisin-tervall lt 6 Wochen 5328 95 KI ndash321 ndash 7886 vs Dosisintervall 9 ndash 11 Wochen 6055 95 KI 1523 ndash 8164) Dies wird durch Immunogenitaumlts-daten unterstuumltzt die zeigen dass eine Verlaumlnge-rung des Dosisintervalls zu houmlheren GMT-Werten fuumlhrt (lt 6 Wochen 22222 (95 KI 20360 ndash 24225) vs 9 ndash 11 Wochen 34754 (95 KI 30287 ndash 39879) In der Altersgruppe ge 65 Jahre wurden nur etwa 300 TeilnehmerInnen pro Studienarm ausgewertet und in beiden Studienarmen mit o g Datenstand nur je 1 Fall beobachtet so dass eine statistisch be-

Endpunkt AZD1222 (nN) Kontrollen (nN) Impfeffektivitaumlt () 95 Konfidenzintervall

COVID-19

Alle 305807 1015829 704 548 ndash 806

18 ndash 64 Jahre 295466 1005510 711 563 ndash 809

ge 65 Jahre 1341 1319 63 ndash1405 ndash 942

LDSD 31367 301374 900 674 ndash 970

SDSD 274440 714455 621 410 ndash 757

Asymptomatische Infektion

Alle 293288 403350 273 ndash172 ndash 549

Schwere COVID-19-Erkrankung

Alle 012021 211724 100 nicht kalkulierbar

Hospitalisierung

Alle 012021 1011724 100 nicht kalkulierbar

Tab 11 | Effektivitaumltsdaten von AZD1222 (Datenstand 5 November 2020) einschl solche mit unbekannten Symptomen keine ausreichenden Daten fuumlr eine robuste statistische Aussage zur Effektivitaumlt

Endpunkt mRNA-1273 (nN) nN Placebo (nN) Impfeffektivitaumlt () 95 Konfidenzintervall

COVID-19 (TeilnehmerInnen ohne vorherige Infektion)

Alle 1114134 18514073 941 893 ndash 968

18 ndash 64 Jahre 710551 15610521 956 906 ndash 979

ge 65 Jahre 43583 293552 864 614 ndash 952

ge 75 Jahre 0630 7688 100 kA

COVID-19 (entsprechend Stratifizierung)

18 ndash 64 Jahre ohne RF 58396 1218403 959 900 ndash 983

18 ndash 64 Jahre mit RF 22155 352118 944 769 ndash 987

Schwere COVID-19-Erkrankung

Alle 014134 3014073 100 kA

Tod durch COVID-19

Alle 014134 114073 100 kA

COVID-19 nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle (modified intention to treat-analyse124) 7996 391079 802 552 ndash 925

COVID-19 14 Tage nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle 214550 3514598 940 760 ndash 990

Tab 10 | Effektivitaumltsdaten von mRNA-1273 RF Risikofaktoren kA keine Angaben

31Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

lastbare Aussage zur Impfeffektivitaumlt nicht moumlglich ist Auch die Effektivitaumlt gegen asymptomatische Infektionen war bei einem Punktschaumltzer von 273 nicht signifikant Fuumlr die Endpunkte schwere COVID-19-Erkrankung und Hospitalisierung wur-den ausschlieszliglich Faumllle in der Kontrollgruppe be-obachtet so dass sich hierfuumlr jeweils eine Impfeffek-tivitaumlt von 100 errechnet bei allerdings kleinen Fallzahlen und nicht berechenbaren 95 Konfidenz-intervallen (s Tab 11)

824 Wirksamkeit der mRNA-Impfstoffe 14 Tage nach der ersten Impfstoffdosis Aufgrund der limitierten Impfstoffmengen hat die STIKO beraten ob zunaumlchst jeweils nur die 1 Impf-stoffdosis verabreicht und die Gabe der 2 Dosis ver-schoben werden sollte Zunaumlchst waumlre es so moumlg-lich mehr Menschen zu impfen und eventuell eine groumlszligere Zahl von schweren COVID-19-Erkrankun-gen zu verhindern

Die STIKO hat die Daten zur Impfeffektivitaumlt nach einer Dosis fuumlr Impfstoffe gepruumlft Die Wirkung der Impfung tritt in der Regel 10 ndash 14 Tage nach Applika-tion ein Fuumlr beide mRNA-Impfstoffe laumlsst sich die Impfeffektivitaumlt einer einmaligen Dosis fuumlr das Zei-tintervall zwischen 14 Tage nach deren Applikation und vor Verabreichung der zweiten Impfstoffdosis (BioNTech 1 Woche Moderna 2 Wochen) aus den Zulassungsstudien122125 in post-hoc Analysen be-stimmen Die so ermittelte Impfeffektivitaumlt betraumlgt 926 (BNT162b2) und 940 (mRNA-1273) Die Berechnung beruht jedoch auf einer sehr kurzen Beobachtungszeit in der nur wenige COVID-19-Er-krankungsfaumllle aufgetreten sind Uumlber die Altersver-teilung der Faumllle und die Schwere der Erkrankung liegen keine Informationen vor Da die aktuelle Impfstrategie besonders auf uumlber 80-Jaumlhrige ausge-richtet ist und im hohen Alter Immunantworten auf Impfungen in der Regel geringer ausfallen als bei Juumlngeren sind die o g Impfeffektivitaumltswerte nur bedingt aussagekraumlftig Die Daten der gepoolten Analyse beider Impfstoffe zeigen dass der Impf-schutz selbst nach zwei Dosen bei ge 75-Jaumlhrigen deutlich geringer ist als bei Juumlngeren und die be-rechneten Schaumltzer aufgrund der geringen Zahl von aumllteren StudienteilnehmerInnen mit einer groumlszligeren Unsicherheit behaftet sind (siehe Abb 6)

Aus den Dosisfindungsstudien zu den beiden mRNA- Impfstoffen ist bekannt dass die Antikoumlrper-antworten nach der ersten Impfstoffdosis um den Faktor 10 ndash 20 niedriger ausfallen als nach der zwei-ten115119 Unabhaumlngig davon dass es bisher kein ge-sichertes immunologisches Korrelat fuumlr den Schutz durch Impfung gibt liegen keine Daten zum zeitli-chen Antikoumlrperverlauf nach einmaliger Impfung vor Es ist jedoch zu vermuten dass ein Ruumlckgang der Antikoumlrper bei deutlich niedrigerem Ausgangs-niveau nach der ersten Impfung schneller zu einem abnehmenden Schutz fuumlhrt als nach zwei Impfun-gen und somit der Schutz weniger lang anhaumllt

Eine schwaumlchere Immunantwort nach nur einer Impfung koumlnnte bei spaumlterer Antigenexposition moumlglicherweise zu einer Verschiebung zwischen neutralisierenden und nicht-neutralisierenden An-tikoumlrpern fuumlhren und damit im unguumlnstigsten Fall zu einem Uumlberwiegen infektionsverstaumlrkender An-tikoumlrper fuumlhren (antibody dependent enhancement ADE) wie es fuumlr einzelne andere respiratorische Virusinfektionen beschrieben worden ist126 Aus an-deren Virussystemen ist bekannt dass Teilimmuni-taumlt die weitere Virusvermehrung zulaumlsst unter Um-staumlnden rascher zur Selektion von sogenannten bdquoimmune escape-Mutantenldquo fuumlhren kann Dies ist fuumlr SARS-CoV-2 bisher nicht gezeigt worden muss aber bei diesen Uumlberlegungen beruumlcksichtigt werden

Auch stuumlnde zu befuumlrchten dass mehr begonnene Impfserien nicht abgeschlossen wuumlrden da Termi-ne in groumlszligeren Abstaumlnden eher versaumlumt werden

Letztlich bleibt festzustellen dass es zum gegenwaumlr-tigen Zeitpunkt voumlllig offen ist ob man durch eine Verschiebung der Zweitimpfung von 21 bzw 28 Ta-gen auf einen spaumlteren Zeitpunkt (z B 60 90 oder 120 Tage nach der ersten Impfung) und eine damit einhergehende Erhoumlhung der Anzahl der zumin-dest einmalig Geimpften tatsaumlchlich mehr schwere Erkrankungen und Todesfaumllle verhindert als durch eine zeitnahe zweite Impfung der vulnerablen Hochrisikogruppen welche dann zu einem nahezu vollstaumlndigen Schutz vor Erkrankung fuumlhrt

Aus den vorgenannten Gruumlnden hat die STIKO ent-schieden den folgenden Impfabstand zu empfeh-len Die zweite mRNA-Impfstoffdosis soll in einem

32Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Abstand von 3 bzw 4 bis 6 Wochen (42 Tage ent-sprechen dem in den Zulassungsstudien untersuch-ten Zeitraum) nach der ersten Impfstoffdosis verab-reicht werden

825 Metaanalyse zur Effektivitaumlt der mRNA- Impfstoffe In beiden mRNA-Studien wurden weitestgehend identische Endpunkte fuumlr den Nachweis der Impf-stoffwirksamkeit ausgewaumlhlt sodass es moumlglich war die Ergebnisse statistisch per Metaanalyse zu-sammenzufassen Auf Basis der zusammengefass-ten Daten ergibt sich unter Verwendung eines Fixed- Effects-Modells eine Wirksamkeit zur Verhin-derung einer laborbestaumltigten COVID-19-Erkran-kung (ohne vorherige SARS-CoV-2-Infektion) nach

zwei Impfstoffdosen von 950 (95 KI 91 ndash 97) (s Abb 6) Hinsichtlich der Verhinderung einer bdquoschweren COVID-19-Erkrankungldquo ergibt die Meta-nalyse eine Wirksamkeit von 96 (95 KI 78 ndash 99) (s Abb 7) Die Unsicherheit bei der Bewertung der Effektivitaumlt der Impfstoffe auf Grundlage der Daten aus den Einzelstudien wird in der gepoolten Daten-analyse geringer

826 SicherheitBNT162b2 Daten zur Reaktogenitaumlt des Impfstoffes innerhalb von 7 Tagen nach Verabreichung jeder Impfstoff dosis wurden in einer Population von 8183 TeilnehmerInnen mit Hilfe eines elektroni-schen Studientagebuchs erhoben Was lokale Reakshytionen anbetrifft so berichteten in der Altersgruppe

Abb 6 | Wirksamkeit der mRNA-COVID-19-Impfstoffe BNT162b2 (BioNTechPfizer) und mRNA-1273 (Moderna) zur Verhinde-rung von COVID-19-Erkrankung (ohne vorherige SARS-CoV-2-Infektion) in verschiedenen Altersgruppen und insgesamt 45125

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16 ndash 55 Jahre 83 der Geimpften und 14 der Teil-nehmerInnen der Placebo-Gruppe uumlber Schmerzen an der Einstichstelle nach der ersten Dosis 6 der Geimpften und 1 der Placebo-Gruppe dieser Al-tersgruppe berichteten uumlber Roumltung an der Einstich-stelle waumlhrend 6 vs 0 uumlber Schwellung klag-ten Insgesamt traten in der Altersgruppe der gt 55-Jaumlhrigen weniger Lokalreaktionen auf Sie ver-teilten sich prozentual aumlhnlich auf Verum- und Pla-cebogruppe wie bei den Juumlngeren Auch nach der zweiten Impfstoffdosis zeigten sich beim Vergleich der beiden Studien arme aumlhnliche Ereignisraten in der Altersgruppe 16 ndash 55 Jahre 78 vs 12 fuumlr Schmerzen an der Einstichstelle 6 vs 1 fuumlr Rouml-tung 6 vs 0 fuumlr Schwellung Vergleichbare Ra-ten fanden sich auch in der Altersgruppe gt 55 Jahre Die lokalen Reaktionen hielten 1ndash2 Tage an

Unter den systemischen Reaktionen waren Abge-schlagenheit (fatigue Impfung 47 Placebo 33 ) Kopfschmerzen (42 vs 34 ) sowie Muskel-schmerzen (21 vs 11 ) die haumlufigsten Ereignisse nach der ersten Dosis in der Altersgruppe 16 ndash 55 Jahre Nach der zweiten Dosis waren die Gruppen-unterschiede in dieser Altersgruppe ausgepraumlgter 59 vs 23 fuumlr Abgeschlagenheit 52 vs 24 fuumlr Kopfschmerzen sowie 37 vs 8 fuumlr Muskel-schmerzen In der houmlheren Altersgruppe (gt 55 Jah-re) waren die Symptome nach der ersten Dosis we-niger stark ausgepraumlgt (Abgeschlagenheit 34 vs 23 Kopfschmerzen 25 vs 18 Muskelschmer-zen 14 vs 8 alle Impfungen vs Placebo) Auch hier waren die Gruppenunterschiede nach der zwei-ten Dosis akzentuiert Abgeschlagenheit 51 vs 17 Kopfschmerzen 39 vs 14 Muskelschmer-zen 29 vs 5 Fieber trat als systemische Reak-tion deutlich seltener auf bei den Geimpften in der Altersgruppe 16 ndash 55 Jahre bei 4 bzw 16 nach

der 1 bzw 2 Impfstoffdosis vs 1 bzw 0 in der Placebo-Gruppe bei den gt 55-Jaumlhrigen bei 1 bzw 11 in der Verum-Gruppe vs 0 in der Placebo- Gruppe Die systemischen Reaktionen hielten zu-meist 1 ndash 2 Tage an

Tabelle 12 zeigt die Haumlufigkeiten von schweren unshyerwuumlnschten Ereignissen (serious adverse events SAEs) nach der ersten Dosis im Gruppenvergleich Insbesondere SAEs mit hohem Schweregrad und solche die als lebensbedrohlich klassifiziert wur-den lagen in der Impfstoff- und Placebogruppe mit gleicher Haumlufigkeit vor Vier SAEs wurden als impfstoffbe zogen klassifiziert (Schulterverletzung axillaumlre Lymphadenopathie paroxysmale ventrikulauml-re Arrhythmie Paraumlsthesie des rechten Beins) We-der in der Verum- noch in der Placebogruppe traten Todesfaumllle auf die auf die Injektion des Impfstoffs oder der Kochsalzloumlsung zuruumlckzufuumlhren waren Im Beobachtungszeitraum wurden bei vier Teilneh-merInnen in der Impfstoffgruppe transiente akute periphere Fazialisparesen beobachtet Diese traten am Tag 37 nach der ersten Impfstoffdosis bzw an den Tagen 3 9 und 48 nach der zweiten Impfstoff-dosis auf und wurden von den StudienaumlrztInnen als moumlglicherweise durch die Impfung verursacht ge-wertet127 In der Placebogruppe wurden keine Fazia-lisparesen berichtet

Der STIKO lagen daruumlber hinaus weitergehende In-formationen des Herstellers vor die bestaumltigen dass das Sicherheitsprofil hinsichtlich SAEs nach der zweiten Impfstoffdosis nicht wesentlich verschie-den war von dem nach der ersten Dosis

mRNA-1273 Daten zur Reaktogenitaumlt des Impfstof-fes innerhalb von 7 Tagen nach Verabreichung je-der Impfstoffdosis wurden bei allen Teilnehmer-

Abb 7 | Wirksamkeit der mRNA-COVID-19-Impfstoffe BNT162b2 (BioNTechPfizer) und mRNA-1273 (Moderna) zur Verhinde-rung einer schweren COVID-19-Erkrankung 45

34Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Ereignis mRNA-1273 (N = 15184 ) Placebo (N = 15165 )

Jedwedes schweres unerwuumlnschtes Ereignis 93 (06) 89 (06)

Klassifiziert als impfstoffbezogen 6 (lt 01) 4 (lt 01)

Tab 13 | Schwere unerwuumlnschte Ereignisse nach mRNA-1273 bzw Placebo

Innen mit Hilfe eines elektronischen Studientage-buchs erhoben

Hinsichtlich lokaler Reaktionen berichteten 842 der Verum-Geimpften und 198 der Teilneh-merInnen der Placebo-Gruppe uumlber mindestens ein Ereignis nach der ersten Dosis nach der zweiten Dosis waren es 886 bzw 188 In der mRNA-1273-Gruppe wurden hauptsaumlchlich lokale Reaktionen vom Schweregrad 1 und 2 beobachtet die im Mittel 26 Tage nach der ersten und 32 Tage nach der zweiten Dosis anhielten Schmerzen an der Einstichstelle (jeglicher Staumlrke) traten nach der ersten Dosis bei 837 der Verum-Geimpften und 175 der TeilnehmerInnen der Placebo-Gruppe auf (nach der zweiten Dosis 882 vs 170 ) Zu einer Roumltung an der Einstichstelle kam es nach der ersten Dosis bei 28 der TeilnehmerInnen nach Imp-fung bzw 04 nach Placebo-Gabe (nach der zwei-ten Dosis 86 vs 04 ) Eine Schwellung an der Einstichstelle berichteten 61 bzw 03 der Teil-nehmerInnen nach der ersten Dosis nach der zwei-ten Dosis waren es 122 der Verum-Geimpften und 03 der Placebo-Empfaumlnger

Mindestens eine systemische Reaktion trat nach der ersten Dosis bei 549 der Verum-Geimpften und 422 der TeilnehmerInnen der Placebo-Gruppe auf nach der zweiten Dosis waren es 794 bzw 365 Unter den systemischen Reaktionen traten nach der ersten Dosis am haumlufigsten Kopfschmer-zen (327 vs 266 ) und Abgeschlagenheit (372 vs 273 ) auf nach der zweiten Dosis wa-

ren es 586 vs 234 (Kopfschmerzen) bzw 653 vs 234 (Abgeschlagenheit) Fieber trat als systemische Reaktion deutlich seltener auf 08 in der Verum-Gruppe vs 03 in der Placebo-Gruppe nach der 1 Dosis und 155 vs 03 nach der 2 Do-sis Die systemischen Reaktionen dauerten durch-schnittlich 26 Tage nach der 1 und 31 Tage nach der 2 Impfstoffdosis an In der juumlngeren Altersgruppe (18ndash64 Jahre) waren sowohl lokale als auch syste-mische Beschwerden haumlufiger als bei der aumllteren Gruppe (ge 65 Jahre)

In Tabelle 13 sind die Haumlufigkeiten von schweren unerwuumlnschten Ereignissen (serious adverse events SAE) im Gruppenvergleich dargestellt

Schwere unerwuumlnschte Ereignisse und Ereignisse die als impfstoffbezogen klassifiziert wurden lagen in der Impfstoff- und Placebogruppe in gleicher Haumlufigkeit vor Uumlberempfindlichkeitsreaktionen wurden bei 15 der TeilnehmerInnen aus der Impfstoff- und bei 11 der TeilnehmerInnen aus der Placebogruppe beobachtet Weder in der Verum- noch in der Placebogruppe traten Todesfaumllle auf die auf die Injektion des Impfstoffs oder der Kochsalz-loumlsung zuruumlckgefuumlhrt werden konnten Im Beob-achtungszeitraum wurden bei drei TeilnehmerIn-nen in der Impfstoffgruppe und einer Person in der Placebogruppe eine akute transiente periphere Fazi-alisparese beobachtet Die Paresen traten in der Impfstoffgruppe an den Tagen 22 28 und 37 nach der zweiten Impfstoffdosis auf Ein kausaler Zu-

Tab 12 | Schwere unerwuumlnschte Ereignisse nach BNT162b2 bzw Placebo SAE ndash serious adverse event (schweres unerwuumlnschtes Ereignis)

Ereignis BNT162b2 (N = 21621 ) Placebo (N = 21631 )

Jedwede SAE 126 (06) 111 (05)

Klassifiziert als impfstoffbezogen 4 (lt 001) 0 (ndash)

Hoher Schweregrad (severe) 71 (03) 68 (03)

Lebensbedrohlich 21 (01) 23 (01)

35Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

sammenhang mit der Impfung konnte nicht ausge-schlossen werden

AZD1222 Daten zur Reaktogenitaumlt des Impfstoffes wurden innerhalb der ersten 7 Tage nach Impfung mit Hilfe eines Studientagebuchs erhoben123 Hin-sichtlich lokaler Reaktionen berichteten 747 der Verum-Geimpften und 504 der Teilnehmer-Innen der Kontroll-Gruppe uumlber mindestens ein Er-eignis Bei der Interpretation dieser und aller folgenden Sicherheitsdaten aus der Zulassungsstu-die muss allerdings beruumlcksichtigt werden dass der uumlberwiegende Teil der TeilnehmerInnen der Kon trollgruppe einen MenACWY-Impfstoff erhielt Unter den Lokalreaktionen waren Schmerzen an der Einstichstelle (AZD1222-Gruppe 542 Kon-trollgruppe 367 ) sowie Spannungsgefuumlhl (ten-derness AZD1222-Gruppe 637 Kontrollgruppe 395 ) die haumlufigsten Systemische Reaktionen tra-ten bei 73 der TeilnehmerInnen der AZD1222- Gruppe und 596 der Kontrollgruppe auf Unter diesen waren Abgeschlagenheit (fatigue AZD1222 531 Kontrollen 382 ) Kopfschmerzen (AZD1222 526 Kontrollen 390 ) sowie Krankheitsgefuumlhl (malaise AZD1222 442 Kontrollen 202 ) die haumlufigsten Erhoumlhte Temperaturen (feverishness) trat bei 336 der AZD1222-Gruppe und 107 in der Kontrollgruppe auf Fieber hingegen trat nur bei ei-nem vergleichsweisen geringen Anteil der Teilneh-merInnen auf (AZD1222 79 Kontrollen 12 ) Der STIKO lagen daruumlber hinaus weitergehende Informationen des Herstellers vor die zeigen dass die Haumlufigkeit lokaler und systemischer Reaktionen nach der 2 Dosis geringer war als nach der 1 Dosis

Schwere unerwuumlnschte Ereignisse traten bei 07 ProbandInnen der AZD1222-Gruppe und 08 der ProbandInnen der Kontrollgruppe auf Unter die-sen wurden 5 als Impfstoff- (n = 3) bzw Kontroll-impfstoffPlacebo-assoziiert (n = 2) klassifiziert Dies waren im Einzelnen in der AZD1222-Gruppe Pyrexie CRP-Anstieg sowie ein Fall einer transver-sen Myelitis in der Kontrollgruppe autoimmune haumlmolytische Anaumlmie sowie ebenfalls ein Fall einer Myelitis Fuumlr die in der AZD1222-Gruppe aufgetre-tene transverse Myelitis konnte eine kausale Bezie-hung zur Impfung bisher nicht bestaumltigt werden

827 VerzerrungsrisikoDas Verzerrungsrisiko (risk of bias) wurde mittels RoB-2 fuumlr alle Endpunkte in allen drei Studien mit bdquosome concernsldquo (einige Bedenken) bewertet (s An-hang) Grund hierfuumlr war fuumlr die beiden mRNA- Impfstoffe bei allen Endpunkten dass ein betraumlcht-licher Teil der randomisierten Studienpopulation (gilt fuumlr beide Studienarme in beiden Studien) der zudem groumlszliger war als die Gesamtzahl der Ereignis-se nicht in die Auswertung einging Dies betrifft ganz besonders die Analyse der Wirksamkeit (efficacy) bei der in beiden Studien armen beider Studien insgesamt mehrere tausend ProbandInnen unberuumlcksichtigt geblieben sind Aufgrund mangel-hafter Berichtsqualitaumlt konnte hier eine Verzerrung der Ergebnisse nicht komplett ausgeschlossen wer-den Fuumlr AZD1222 konnte ein Einfluss der Dosie-rungsabweichungen und der resultierenden Proto-kollaumlnderungen auf das Studienergebnis nicht si-cher ausgeschlossen werden Fuumlr die Sicherheits-endpunkte war zusaumltzlich zu beruumlcksichtigen dass es sich bei allen Studien um bdquoobserver- blindedldquo Stu-dien handelt d h dass Teile des Studienpersonals offenbar nicht verblindet waren (lediglich die ver-gleichsweise kleine AZD1222-Teilstudie COV005 wurde doppelt blind durchgefuumlhrt) Da es sich bei diesen Endpunkten z T um selbstberichtete Ereig-nisse handelt (Studientagebuch) koumlnnte eine moumlg-liche Kenntnis der Gruppenzugehoumlrigkeit (wissent-lich oder unwissentlich durch Studienpersonal kommuniziert) das Berichten bzw die Bewertung von Ereignissen durch einzelne Studienteilneh-merInnen beeinflusst haben

828 Vertrauenswuumlrdigkeit der Evidenz (Evidenzqualitaumlt nach GRADE)BNT162b2 Die Evidenzqualitaumlt (Vertrauen in die Ef-fektschaumltzer) wurde fuumlr die Verhinderung von COVID-19-Erkrankungen aufgrund des Verzer-rungsrisikos (s oben) als moderat eingeschaumltzt in der Altersgruppe ge 75 Jahre aufgrund des weiten Konfidenzintervalls als gering (s Anhang) Der End-punkt bdquoschwere COVID-19- Erkrankungldquo wurde als indirekte Evidenz fuumlr den von der STIKO zu bewer-tenden Endpunkt bdquoHospitalisierungldquo verwendet Hier ergab sich aufgrund der Indirektheit des wei-ten 95 Konfidenzinter valls sowie des Verzer-rungsrisikos eine sehr geringe Evidenzqualitaumlt Fuumlr alle Sicherheitsendpunkte wurde die Evidenzquali-

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taumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos als moderat eingestuft

mRNA-1273 Die Evidenzqualitaumlt (Vertrauen in die Effektschaumltzer) wurde fuumlr die Verhinderung einer COVID-19-Erkrankung aufgrund des Verzerrungs-risikos (s oben) als moderat eingeschaumltzt in der Altersgruppe ge 75 Jahre aufgrund des weiten Konfi-denzintervalls als gering Der Endpunkt bdquoschwere COVID-19-Erkrankungldquo wurde wie bei BNT162b2 als indirekte Evidenz fuumlr den von der STIKO zu be-wertenden Endpunkt bdquoHospitalisierungldquo verwen-det Hier ergab sich aufgrund der Indirektheit des weiten 95 -Konfidenzintervalls sowie des Verzer-rungsrisikos eine sehr geringe Evidenzqualitaumlt Fuumlr den Endpunkt bdquoTod durch COVID-19ldquo wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos und der Impraumlzision des Effektschaumltzers als gering eingestuft Fuumlr alle Sicherheitsendpunkte wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisi-kos als moderat bewertet

AZD1222 Fuumlr die Verhinderung des Endpunktes COVID-19-Erkrankung wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos als moderat ein-gestuft fuumlr die houmlhere Altersgruppe (ge 65 Jahre) aufgrund von Impraumlzision (weites 95 Konfiden-zintervall welches die 0 einschlieszligt) als gering Aus denselben Gruumlnden wurde auch die Evidenzquali-taumlt fuumlr die Endpunkte asymptomatische Infektion und Hospitalisierung als gering eingestuft Fuumlr alle Sicherheitsendpunkte wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos und der Tatsache dass ein groszliger Anteil der Kontrollgruppe nicht mit Placebo sondern einem anderen Impfstoff (MenACWY) geimpft wurde (Indirektheit hinsicht-lich der Vergleichsgruppe) als gering bewertet

9 Impfziele Das primaumlre Ziel einer COVID-19-Impfempfehlung fuumlr Deutschland ist es schwere Verlaumlufe und Tod durch COVID-19 groumlszligtmoumlglich zu reduzieren In Abhaumlngigkeit von der Wirksamkeit der Impfstoffe soll durch die Empfehlung auch die Transmission von SARS-CoV-2 in der Bevoumllkerung reduziert wer-den Folgende Impfziele wurden formuliert

Verhinderung schwerer COVID-19-Verlaumlufe (Hospitalisierung) und -Todesfaumllle

Schutz von Personen mit besonders hohem arbeitsbedingtem SARS-CoV-2-Expositionsri-siko (berufliche Indikation)

Verhinderung von Transmission sowie Schutz in Umgebungen mit hohem Anteil vulnerabler Personen und in solchen mit hohem Ausbruchs-potenzial

Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen und des oumlffentlichen Lebens

10 Risiko- und Indikationsgruppen fuumlr die ImpfempfehlungEinzelne Personen koumlnnen mehreren unterschied-lichen Risiko- undoder Indikationsgruppen zuge-ordnet werden Die Priorisierung erfolgt dann nach dem am houmlchsten priorisierten Risiko bzw Indika-tion (Stufen 1 ndash 6) Die im Folgenden genannten Personengruppen sind beispielhaft zu verstehen

101 Risikofaktoren fuumlr einen schweren KrankheitsverlaufDer uumlberwiegende Teil der COVID-19-PatientInnen hat eine gute Prognose Es gibt jedoch eine Reihe von individuellen Risikofaktoren die sich negativ auf die Schwere der Erkrankung und den Krank-heitsverlauf auswirken Das zunehmende Alter ist der unabhaumlngige Faktor der mit Abstand die houmlchs-te Risikoerhoumlhung mit sich bringt Daneben spielen bestehende Vorerkrankungen und eine Schwanger-schaft eine untergeordnete Rolle128129 Im Folgenden wird die Evidenz bezuumlglich dieser Risiken darge-stellt und ihre Auspraumlgung eingeordnet

1011 Personen im Alter ge 60 JahreIn einer prospektiven Kohortenstudie wurde bei uumlber 20000 PatientInnen die waumlhrend der ersten Infektionswelle zwischen Februar und April 2020 im Vereinigten Koumlnigreich aufgrund einer COVID-19- Erkrankung hospitalisiert wurden die Risiken fuumlr einen toumldlichen Verlauf bestimmt130 Das mediane Alter der Erkrankten betrug 73 Jahre (interquartil range 58 ndash 82) der Anteil an Maumlnnern 599 Nach Adjustierung fuumlr Komorbiditaumlten ist das zunehmende Alter bei hospitalisierten Patient-Innen mit einer erhoumlhten Wahrscheinlichkeit fuumlr einen toumldlichen Verlauf der Erkrankung assoziiert Bezogen auf das Referenzalter lt 50 Jahre betraumlgt die hazard ratio (HR) fuumlr einen toumldlichen Krank-

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heitsverlauf im Alter von 50 ndash 59 Jahren 263 (95 KI 206 ndash 335) im Alter von 60 ndash 69 Jahren 499 (95 KI 399 ndash 625) im Alter von 70 ndash 79 Jahren 851 (95 KI 685 ndash 1057) und im Alter ge 80 Jahren 1109 (95 KI 891 ndash 1377) Zu vergleichbaren Er-gebnissen kommt eine retrospektive Kohortenstu-die die 1904 PatientInnen einschloss die an deut-schen Krankenhaumlusern zwischen Februar und Juni 2020 aufgrund einer COVID-19-Erkrankung stati-onaumlr aufgenommen worden waren53 Das mediane Alter der Erkrankten betrug 73 Jahre und 485 wa-ren Frauen Bezogen auf das Referenzalter von 60 ndash 69 Jahren betraumlgt die HR fuumlr eine toumldlich ver-laufende Erkrankung bei hospitalisierten COVID-19- PatientInnen im Alter von 70 ndash 79 Jahren 275 (95 KI 169 ndash 447) und im Alter von ge 80 Jahren 411 (95 KI 257 ndash 658) Eine Kohortenstudie in Eng-land untersuchte die Risikofaktoren fuumlr den Tod an COVID-19 in der Allgemeinbevoumllkerung zwischen Februar und Mai 2020131 Analysiert wurden die Daten von uumlber 17 Mio PatientInnen aus der hau-saumlrztlichen Versorgung Zunehmendes Alter und der Tod an COVID-19 weisen eine starke Assozia-tion auf Nach Adjustierung betraumlgt die HR bezo-gen auf das Referenzalter von 50 ndash 59 Jahren im Alter von 60 ndash 69 Jahren 240 (95 KI 216 ndash 266) im Alter von 70 ndash 79 Jahren 608 (95 KI 552 ndash 669) und im Alter ge 80 Jahren 2061 (95 KI 1872 ndash 227)

1012 Personen mit Vorerkrankungen Zur Untersuchung der Frage welche Vorerkran-kungen mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr einen schweren Verlauf von COVID-19 einhergehen wurde durch das RKI eine systematische Analyse in Form eines sogenannten umbrella review (Uumlber-blick uumlber publizierte einzelne Review-Artikel) durchgefuumlhrt (International Prospective Register of Systematic Reviews (PROSPERO) Protokoll Num-mer CRD42020215846) Hierzu wurden die COVID-19-Datenbank der Bibliothek des RKI genutzt (siehe oben s Anhang fuumlr Suchstrategie erste Suche 25092020 Aktualisierung der Suche 11122020)

Eingeschlossen in die Analyse wurden systemati-sche Reviews in englischer oder deutscher Sprache (unabhaumlngig davon ob in den Reviews eine Meta-analyse durchgefuumlhrt wurde oder nicht) die ab dem

1 Januar 2020 publiziert wurden und in denen die Beziehung zwischen mindestens einer Vorerkran-kung und mindestens einem der folgenden End-punkte untersucht wurde

Hospitalisierung aufgrund von COVID-19 Tod im Krankenhaus aufgrund von COVID-19

Auszligerdem musste in den eingeschlossenen syste-matischen Reviews ein quantitatives Maszlig fuumlr die Assoziation zwischen Vorerkrankung und End-punkt berichtet sein (in der Regel Odds ratio (OR) relatives Risiko (RR) oder Hazard ratio (HR) jeweils mit 95 Konfidenzintervall)

Aus den so identifizierten systematischen Reviews wurden die Daten zu den o g Assoziationen aus denjenigen Studien extrahiert die in Europa oder Nordamerika durchgefuumlhrt worden waren und min-destens fuumlr das Lebensalter der Studienteilneh-merInnen adjustiert waren Zusaumltzlich wurden die Charakteristika der Primaumlrstudien extrahiert sowie die von den jeweiligen Review-Autoren durchge-fuumlhrten Bewertungen des Verzerrungsrisikos (risk of bias) Alle Arbeitsschritte wurden von zwei unab-haumlngigen Untersuchern durchgefuumlhrt

Wenn mehr als ein Effektschaumltzer fuumlr einen End-punkt vorlag wurde eine Metaanalyse (random- effects Modell) durchgefuumlhrt wobei OR RR und HR analy-siert wurden und das Ausmaszlig der Heterogenitaumlt zwischen den Studienschaumltzern mittels Isup2-Statistik quantifiziert wurde Die Vertrauenswuumlrdigkeit der Evidenz zu jedem Endpunkt wurde fuumlr jede Vorer-krankung mit Hilfe der GRADE-Methodik beurteilt (nach PRECEPT132) Es wurde das Risiko wegen COVID-19 hospitalisiert zu werden verglichen zwi-schen SARS-Cov-2-positiv getesteten Personen mit und ohne die jeweilige Vorerkrankung Auszligerdem wurde das Risiko im Zusammenhang mit COVID-19 zu versterben zwischen mit COVID-19 hospitalisier-ten Personen mit und ohne die jeweilige Vorerkran-kung verglichen (Krankenhausmortalitaumlt)

Die Ergebnisse aus dem ersten umbrella review wur-den am 17 Dezember 2020 in der STIKO-Empfeh-lung zur COVID-19-Impfung online vorab veroumlffent-licht (httpsedocrkidehandle17690475792)

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Am 11122020 wurde eine erneute Literatursuche durchgefuumlhrt und der umbrella review aktualisiert Bei dieser Suche in der Datenbank des RKI wurden 120 systematische Reviews identifiziert aus denen nach Ausschluss von Duplikaten 1134 Einzelstu-dien auf das Vorliegen von Risikoschaumltzern fuumlr de-finierte Vorerkrankungen und das Berichten der gesuchten Endpunkte (Hospitalisierung und Kran-kenhausmortalitaumlt) untersucht wurden Von den 356 verbleibenden Studien wurden nach Durch-sicht der Volltexte 102 europaumlische und US-ameri-kanische Studien in die Metaanalyse eingeschlos-sen die insgesamt 159 altersadjustierte Schaumltzer fuumlr Hospitalisierung und Krankenhausmortalitaumlt be-richteten Basierend auf den og Kriterien wurden 42 Schaumltzer aus 45 Studien ausgewaumlhlt

Abbildung 1 des Anhangs zeigt wie sich die Risi-koschaumltzer zwischen den beiden Erhebungszeit-punkten (initialer Review und die vorliegende Aktu-alisierung) unterscheiden Die aktualisierten Schaumlt-zer lagen sowohl fuumlr Hospitalisierung als auch fuumlr die Krankenhausmortalitaumlt zumeist innerhalb des 95 -Konfidenzintervalls der initialen Schaumltzer

Tabelle 14 zeigt die Ergebnisse fuumlr den Endpunkt Hospitalisierung Durch die Aktualisierung sind Depression und chronisch entzuumlndliche Darmer-krankungen hinzugekommen Fuumlr die meisten Er-krankungen waren die Risikoerhoumlhungen moderat d h Effektschaumltzer lt 2 Das Risiko war zwar erhoumlht aber nicht verdoppelt Daher wird angenommen dass fuumlr juumlngere Menschen (lt 60 Jahre) die Wahr-scheinlichkeit aufgrund einer COVID-19-Erkran-kung hospitalisiert zu werden auch bei Vorliegen von Grund erkrankungen gering ist und deutlich niedriger als bei aumllteren Menschen Nur fuumlr Herz-insuffizienz psychiatrische Erkrankungen und Or-gantransplantationen lag der Effektschaumltzer uumlber 2 fuumlr Adipositas chronische Nierenerkrankungen und Diabetes mellitus knapp unter 2

Tabelle 15 zeigt die entsprechenden altersadjustier-ten Ergebnisse fuumlr den Endpunkt Krankenhausmortashylitaumlt Durch die Aktualisierung sind folgende Vorer-krankungen neu hinzugekommen Leber zirrhose aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen solide Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind interstitielle Lungenerkrankungen andere

chronisch neurologische Erkrankungen (als zere-brovaskulaumlre Erkrankung Apoplex oder Demenz) und chronisch entzuumlndliche Darmerkrankungen

Vier Studien149ndash152 die Schaumltzer zur Krankenhaus-mortalitaumlt bei Immundefizienz berichteten verwen-deten sehr unterschiedliche Definitionen und ver-einten PatientInnengruppen mit Immundefizienz unterschiedlichster Ursache ohne Differenzierung nach Art und Auspraumlgung Ein Groszligteil der einge-schlossenen Studienpopulationen ist durch andere Entitaumlten bereits erfasst z B Organtransplantation HIV-Infektion Krebserkrankungen Autoimmun-erkrankungen Daher wurde darauf verzichtet fuumlr Immundefizienz einen weiteren Effektschaumltzer an-zugeben

Die Effektschaumltzer fuumlr Mortalitaumlt waren meist deut-lich niedriger als fuumlr Hospitalisierung ndash in der Regel unter 15 Houmlhere Effektschaumltzer uumlber 2 wurden fuumlr Leberzirrhose Organtransplantationen psychia tri-sche Erkrankungen (schwere Depression Schizo-phrenie und bipolare Stoumlrung) Demenz interstiti-elle Lungenerkrankungen und Krebserkrankungen die nicht in behandlungsfreier Remission sind be-richtet

Limitationen dieser Analyse ergeben sich insbeson-dere aus den z T differierenden Definitionen der Vorerkrankungen in den Primaumlrstudien aber auch aus dem Fehlen von Angaben zum Krankheitssta-dium bzw zur Therapie z B handelt es sich bei bdquoanderen chronisch neurologischen Erkrankungenldquo um eine heterogene Gruppe unterschiedlicher Krankheitsentitaumlten und -schweregrade Hierdurch koumlnnte es zu einer Unterschaumltzung der Effekte von akuten undoder schweren Auspraumlgungsgraden von Vorerkrankungen gekommen sein Interaktionen zwischen Alter und Vorerkrankungen wurden in den Studien nicht untersucht Es sind nicht alle re-levanten Vorerkrankungen erfasst sondern nur die die in den systematischen Reviews berichtet wur-den Seltene Vorerkrankungen koumlnnen fehlen

Die Ergebnisse (hazard ratios HR) aus der briti-schen Kohortenstudie von Williamson et al131 in die uumlber 17 Millionen StudienteilnehmerInnen aus der OpenSAFELY Plattform eingeschlossen waren konnten aus methodischen Gruumlnden nicht in die

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Metaanalyse des umbrella reviews eingeschlossen werden In dieser Studie wurden Risikofaktoren fuumlr COVID-19-bedingten Tod (n = 10926) in der Allge-meinbevoumllkerung untersucht Eingeschlossen in die Kohorte waren sowohl SARS-CoV-2-positive als auch SARS-CoV-negative Personen In der Studie wurde ein Cox proportional hazards model verwen-det um adjustierte HR fuumlr Vorerkrankungen als Risikofaktoren fuumlr einen COVID-19-bedingten Tod zu schaumltzen In den Studien die in den umbrella review eingeschlossen waren wurde dagegen das Risiko im Zusammenhang mit COVID-19 zu ver-sterben verglichen zwischen hospitalisierten Perso-nen mit und ohne die jeweilige Vorerkrankung Auf-grund der unterschiedlichen Studienpopulationen

wurden die ermittelten Risikoschaumltzer nicht in die Metaanalyse eingeschlossen Die Studie ist jedoch eine qualitativ hochwertige Evidenzquelle zur Risi-koabschaumltzung Die HR aus der Studie von William-son et al wurden daher mit denen aus der Metaana-lyse des umbrella reviews verglichen Der Vergleich ist in Abbildung 2 des Anhangs illustriert und zeigt dass aumlhnliche Verhaumlltnisse der Risikoschaumltzer zu den beruumlcksichtigten Vorerkrankungen wie im umbrella review vorlagen In den im umbrella review eingeschlossenen Studien wurde fuumlr Diabetes mel-litus keine Differenzierung nach dem Grad der Ein-stellung vorgenommen Williamson et al dagegen berichten separate HR fuumlr COVID-19-assoziierten Tod bei Diabetes mellitus mit einem HbA1c

KrankheitErkrankungsgruppe Effektschaumltzer+ (95 KI)

I2 () Studien ( Quelle)

PatientInnen GRADE Evidenzqualitaumlt

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Arrhythmie oder Vorhofflimmern 141 (117 ndash170) 000 3 (133 ndash135) 13544 ++++

Herzinsuffizienz 213 (124 ndash 367) 805 5 (133 135 ndash138) 19995 +++

Koronare Herzkrankheit (KHK) 129 (111 ndash 151) 188 3 (133 135 138) 18501 ++++

Arterielle Hypertonie 151 (127 ndash 181) 625 7 (133 ndash 139) 20902 +++

Metabolische Stoumlrungen

Diabetes mellitus 195 (172 ndash 220) 275 10 (133 ndash 142) 22725 ++++

UumlbergewichtAdipositas (BMI gt 30 kgm2) 194 (173 ndash 218) 000 5 (133 134 136 138 143) 16251 ++++

Chronische Nierenerkrankungen 195 (131 ndash 291) 829 7 (133 ndash 135 138 ndash 140 143) 20863 +++

Chronische Lebererkrankungdagger 130 (110 ndash 160) NA 1 (144) 500 +++

Malignome

Krebserkrankung 118 (100 ndash 138) 140 6 (133ndash136 140 143) 16051 ++++

Lungenerkrankungen

Asthma 132 (089ndash197) 571 4 (134 ndash136 143) 5766 ++

Schwere chronische Lungenerkrankungen z B COPD

176 (129ndash24) 79 5 (134 ndash136 139 143) 6351 ++++

ZNS-Erkrankungen

Zerebrovaskulaumlre Erkrankung oder Apoplex 130 (103 ndash 164) 000 2 (133 134) 9841 ++++

Demenz 131 (032ndash537) 932 3 (133ndash135) 13544 ++

Psychiatrische Erkrankungen (schwere Depression Schizophrenie und bipolare Stoumlrung)

21 (12ndash37) NA 1 (133) 11122 ++++

Erkrankungen des Immunsystemsiatrogene Immundefizienz

AutoimmunerkrankungDagger 108 (101 ndash 117) NA 1 (145) 9437 +++

Chronisch entzuumlndliche Darmerkrankungdagger 11 (08 ndash151) NA 1 (146) 464 +++

Rheumatologische Erkrankung 137 (108 ndash173) 0 2 (133 147) 9675 ++++

Z n Organtransplantation 270 (130 ndash 540) NA 1 (133) 9519 +++

Immundefizienz Antikoumlrpermangel-syndrome IgA Mangel

114 (075 ndash175) NA 1 (148) 1526 +++

Tab 14 | Geschaumltzte altersadjustierte Risiken durch Vorerkrankungen fuumlr eine Hospitalisation aufgrund von COVID-19 (+ Effektschaumltzer Odds ratio falls nicht anders angegeben dagger Risk ratio estimate Dagger Hazard ratio estimate NA = not applicable)

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ge 58 mmolmol bzw ge 75 (195 95 -KI 183 ndash 208) und Diabetes mellitus mit einem HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 (131 95 -KI 124 ndash 137) Diese diffe-renzierten Schaumltzer zum Diabetes mellitus wurden in die Bewertung aufgenommen (s Tab 16)

In den ausgewerteten systematischen Reviews konnten keine Studien identifiziert werden die

Risikoschaumltzer fuumlr PatientInnen mit einem Downshy Syndrom (Trisomie 21) berichteten Retrospektive Kohortenstudien aus England181 und den USA182 so-wie Einzelfallberichte183184 belegen jedoch die Schwere von COVID-19 bei PatientInnen mit Down- Syndrom Die Autoren weisen darauf hin dass die-se PatientInnen auch aufgrund der zahlreichen risi-kobehafteten Komorbi ditaumlten (z B schwere angebo-

KrankheitErkrankungsgruppe Effektschaumltzer+ (95 KI)

I2 () Studien ( Quelle) PatientInnen GRADE Evidenzqualitaumlt

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Arrhythmie oder Vorhofflimmern 137 (117ndash161) 000 5 (133 135 142 153 154) 9341 ++++

Herzinsuffizienz 141 (119 ndash168) 348 11 (133 135 142 152 ndash159) 14234 ++++

Koronare Herzkrankheit (KHK) 140 (114 ndash173) 722 10 (133 135 142 152 ndash157 160)

15139 +++

Arterielle Hypertonie 109 (094 ndash126) 393 16 (133 135 152 ndash167) 16071 +++

Metabolische Stoumlrungen

Diabetes mellitus 132 (121 ndash144) 000 17 (133 135 152 ndash155 157 ndash167)

15685 ++++

UumlbergewichtAdipositas (BMI gt 30 kgm2) 182 (140 ndash237) 6576 8 (133 152 155 157 161 165 166 168)

9379 +++

Chronische Nierenerkrankung 155 (135 ndash179) 224 15 (133 135 152 ndash155 157 ndash162 165 166 169)

15411 ++++

Chronische Lebererkrankung 174 (109 ndash276) 000 4 (133 152 159 163) 3392 ++++

Leberzirrhose 431 (178 ndash104) 0 3 (154 158 163) 1219 ++++

Malignome

Krebserkrankung in RemissionDagger 123 (115 ndash131) 000 6 (138 145 170 ndash173) 10692 ++++

Solide Tumorerkrankungen nicht in Remission

277 (095 ndash806) 379 2 (159 168) 2114 +++

Aktive maligne haumlmatologische ErkrankungenDagger

174 (128 ndash237) 0 1 (174) 1183 ++++

Lungenerkrankungen

Asthma 084 (067 ndash105) 000 4 (135 152 154 175) 9396 +++

Schwere chronische Lungenerkrankungen z B COPD

189 (118 ndash305) 633 6 (135 142 152 156 157 161)

5123 +++

Interstitielle LungenerkrankungDagger 217 (176 ndash268) NA 1 (172) 5776 ++++

ZNS-Erkrankungen

Zerebrovaskulaumlre ErkrankungApoplex 144 (090 ndash230) 56 5 (133 154 156 165 166) 4102 ++

Demenz 207 (157 ndash272) 322 5 (133 135 154 167 176) 5438 ++++

Psychiatrische Erkrankungen (schwere Depression Schizophrenie und bipolare Stoumlrung)

29 (13 ndash66) NA 1 (133) 2254 ++++

Andere chronisch neurologische ErkrankungDagger

118 (108 ndash128) 0 2 (177 178) 19229 ++++

Erkrankungen des Immunsystemsiatrogene Immundefizienz

AutoimmunerkrankungDagger 119 (106 ndash 133) NA 2 (145 172) 8567 ++++

Rheumatologische Erkrankungdagger 12 (078 ndash185) NA 1 (133) 2090 +++

HIV Infektion 149 (109 ndash202) 0 3 (149 179 180) 48873 ++++

Zn Organtransplantation 420 (160 ndash 1140) NA 1 (133) 2090 +++

Chronisch entzuumlndliche DarmerkrankungDagger 118 (034 ndash404) NA 1 (149) 841 +++

Tab 15 | Geschaumltzte Risiken durch Vorerkrankungen fuumlr Mortalitaumlt aufgrund von COVID-19 (+ Effektschaumltzer Odds ratio falls nicht anders angegeben dagger Risk ratio Dagger Hazard ratio NA = not applicable)

41Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

rene Herzfehler Stoumlrungen der Immun- und Lun-genfunktion) ein erhoumlhtes Risiko fuumlr einen schwe-ren oder toumldlichen Verlauf haben In einer groszligen bevoumllkerungsbezogenen Kohortenstudie aus Eng-land die Daten von 826 Mio Erwachsenen analy-sierte wurde geschaumltzt dass das fuumlr eine Reihe von Faktoren adjustierte Risiko bei PatientInnen mit Down-Syndrom fuumlr einen COVID-19-bedingten Tod im Vergleich zur Normalbevoumllkerung 10-fach [HR 104 (95 KI 71 ndash 152)] und fuumlr den COVID-19- bedingten Krankenhausaufenthalt 5-fach [HR 50 (95 KI 36 ndash 67)] erhoumlht ist181

Auf Grundlage der Ergebnisse der Aktualisierung des umbrella review und einzelner weiterer Studien wurden Personen mit Vorerkrankungen drei unter-schiedlichen Prioritaumltsstufen zugeordnet Die Zu-ordnung richtete sich nach ihrem Mortalitaumltsrisiko im Vergleich mit Personen unterschiedlicher Alters-gruppen ohne Vorerkrankungen Personen mit Downshy Syndrom wurden der Stufe 2 zugeordnet da ihr Mortalitaumltsrisiko houmlher ist als das von Personen mit anderen Vorerkrankungen und dem von Perso-nen im Alter von ge 75 ndash 79 Jahren aumlhnlich ist (HR 104) (s Tab 15 und Tab 16) Vorerkrankungen die mit einem hohen Mortalitaumltsrisiko (OR gt 15) einhershygehen wurden der Prioritaumltsstufe 3 zugeordnet In diese Gruppen gehoumlren Personen mit folgenden Vorerkrankungen Z n Organtransplantation aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen soli-de Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind interstitielle Lungenerkrankungen psychiatri-sche Erkrankungen (bipolare Stoumlrung Schizophre-nie und schwere Depression) Demenz Diabetes mellitus mit einem HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 COPD Adipositas (BMI gt 30 kgm2) chro-nische Lebererkrankungen inkl Leberzirrhose chronische Nierenerkrankungen Diejenigen mit einem moderat erhoumlhten Mortalitaumltsrisiko (OR bzw HZ le 15) wurden der Stufe 4 zugeordnet Personen mit folgenden Vorerkrankungen wurden dieser Gruppe zugeordnet Diabetes mellitus mit HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 ArrhythmieVorhof-flimmern koronare Herzkrankheit Herzinsuffi-zienz Autoimmunerkrankungen HIV-Infektion Krebserkrankungen in behandlungsfreier Remis-sion arterielle Hypertonie rheumatologische Er-krankungen Asthma bronchiale chronisch ent-zuumlndliche Darmerkrankungen zerebrovaskulaumlre Er-

krankungenApoplex und andere chronische neuro-logische Erkrankungen

1013 Gemeinsame Betrachtung der individuellen Risiken von Alter und Vorerkrankungen fuumlr COVID-19-assoziierte Hospitalisierung und MortalitaumltZur integrativen Interpretation der Daten zu Hospi-talisierung und Mortalitaumlt wurde zusaumltzlich eine Clusteranalyse durchgefuumlhrt Ziel war es die jewei-ligen Risikoerhoumlhungen fuumlr die beiden untersuch-ten Endpunkte gemeinsam darzustellen Abbil-dung 8 zeigt die Ergebnisse dieser Analyse Abgebil-det sind nur diejenigen Vorerkrankungen fuumlr die Schaumltzer sowohl fuumlr COVID-19-bedingte Hospitali-sierung als auch fuumlr Tod vorlagen

In einer weiteren Cluster-Analyse wurden aus den Studien des umbrella-reviews Daten zum alters-assoziierten Risiko fuumlr Hospitalisierung und Tod ex-trahiert und in dieselbe Darstellung uumlberfuumlhrt Hierbei konnten Daten zu den Altersgruppen 60 ndash 69 70 ndash 79 Jahre sowie ge 80 Jahre analysiert werden die jeweils auf das Vorliegen von Vorer-krankungen adjustiert waren Abbildung 9 zeigt dass die Risiken in diesen Altersgruppen ndash unab-haumlngig vom Vorliegen einer Vorerkrankung ndash deut-lich uumlber denjenigen der o g Personengruppen mit Vorerkrankungen liegen mit Ausnahme der Grup-pe der Menschen mit Down-Syndrom

Zusammengefasst laumlsst sich aus den Ergebnissen des umbrella reviews und der Cluster-Analyse schluss-folgern dass Personen in der Altersgruppe ge 80 Jah-ren das houmlchste Risiko fuumlr einen toumldlichen Verlauf von COVID-19 aufweisen Hieran schlieszligen sich die Gruppen der Menschen mit Down-Syndrom an ge-folgt von 70 ndash 79 Jahre alten Personen (s Abb 9)

1014 Schwangere bzw deren enge KontaktpersonenSchwangere und Frauen im Wochenbett die an COVID-19 erkrankt waren zeigten laut einem sys-tematischen Review der 77 Beobachtungsstudien aus China den USA Europa Israel Japan Brasi-lien und Mexiko einschloss seltener Fieber und Gliederschmerzen als nicht-schwangere COVID-19- Patientinnen derselben Altersgruppe Im Gegen-satz dazu hatten sie aber haumlufiger einen schweren Verlauf der die Versorgung auf einer Intensivsta-

42Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Tab 16 | Effektschaumltzer fuumlr die Risiken von Alter und Vorerkrankungen fuumlr die COVID-19-assoziierte Hospitalisation (links) und Mortalitaumlt (rechts sortiert nach Groumlszlige des Effektschaumltzers fuumlr Mortalitaumlt)

OR = Odds Ratio HR = Hazard Ratio pOR = pooled Odds Ratio pHR = pooled Hazard Ratio RR = Relatives Risiko Bipolare Stoumlrung Schizophrenie und schwere Depression

Risiken (Alter und Vorerkrankungen)

Hospitalisierung Mortalitaumlt Risiko- stufeSchaumltzer Wert 95 -KI Schaumltzer Wert 95 -KI

Alter ge 80 Jahre OR 45 36 56 pOR 169 516 556 1

Down-Syndrom HR 494 36 67 HR 104 708 152 2

Alter 70 ndash 79 Jahre OR 48 39 59 pOR 74 297 184 2

Leberzirrhose pOR 431 178 104 3

Organtransplantierte OR 27 13 54 OR 42 16 114 3

Psychiatrische Erkrankungen OR 21 12 37 OR 29 13 66 3

Alter 60 ndash 69 Jahre OR 16 14 2 pOR 28 163 49 3

Solide Tumorerkrankungen nicht in Remission

pOR 277 095 806 3

Interstitielle Lungenerkrankung

OR 217 176 268 3

Demenz pOR 131 032 537 pOR 207 157 272 3

Diabetes (HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 )

HR 195 183 208 3

COPD und andere aumlhnlich schwere chronische Lungenerkrankungen

pOR 176 129 24 pOR 189 118 305 3

Adipositas (BMI gt 30) pOR 194 17 22 pOR 18 14 24 3

Chronische Lebererkrankung RR 13 11 16 pOR 174 109 276 3

Aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen

HR 174 128 237 3

Chronische Nierenerkrankung pOR 195 13 29 pOR 16 13 18 3

HIV-Infektion - pHR 149 109 202 4

Zerebrovaskulaumlre ErkrankungenApoplex

pOR 13 10 16 pOR 144 09 23 4

Herzinsuffizienz pOR 213 124 367 pOR 141 119 168 4

Koronare Herzkrankheit pOR 129 111 151 pOR 140 114 173 4

ArrhythmieVorhofflimmern pOR 141 117 17 pOR 137 117 161 4

Diabetes mellitus (HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 )

pOR 195 172 22 HR 131 124 137 4

Krebserkrankungen in Remission pOR 118 10 138 pHR 123 115 131 4

Rheumatologische Erkrankungen pOR 137 108 173 OR 12 078 185 4

Autoimmunerkrankungen HR 108 10 117 pHR 119 107 133 4

Chronisch entzuumlndliche Darmerkrankung (CED)

RR 111 08 151 HR 118 034 404 4

Andere chronische neurologische Erkrankungen

pHR 118 108 128 4

Arterielle Hypertonie pOR 151 127 181 pOR 109 094 126 4

Asthma bronchiale pOR 132 089 197 pOR 084 067 105 4

43Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

tion (gepooltes Odds Ratio (gOR) 162 95 KI 133 ndash 196) und eine assistierte Beatmung notwen-dig machte (gOR 188 95 KI 136 ndash 260) Beste-hende Komorbiditaumlten (z B Hypertonus Diabetes mellitus) houmlheres muumltterliches Alter und Adipo-sitas sind Risikofaktoren fuumlr einen schweren COVID-19-Verlauf bei Schwangeren185 Bezuumlglich Komplikationen im Schwangerschaftsverlauf wur-den 35 Studien mit insgesamt 6279 Schwangeren und 2557 Neugeborenen ausgewertet Schwangere Frauen mit COVID-19 hatten haumlufiger Fruumlhgebur-ten (lt 37 Schwangerschaftswochen (SSW) gOR 301 95 KI 116 ndash 785) im Vergleich zu Muumlttern ohne diese Erkrankung in der Schwangerschaft

und die Rate der Neugeborenen die auf einer neo-natologischen Intensivstation betreut werden mussten war erhoumlht (gOR 313 95 KI 205 ndash 479)185 Eine vertikale Transmission auf das Kind wurde in Einzelfaumlllen beschrieben185186 scheint je-doch nach derzeitiger Datenlage eher selten vorzu-kommen187

Da die Impfstoffe zumindest initial nicht fuumlr Schwangere zugelassen sein werden sollte in Erwauml-gung gezogen werden enge Kontaktpersonen von Schwangeren insbesondere deren PartnerInnen zu impfen um die Schwangeren indirekt zu schuumltzen Bei einer Geburtskohorte von 778100Jahr (abzuumlg-

ART arrhythmia or atrial fibrillation CHF congestive heart failure CAD coronary artery disease HTN hypertension DM diabetes BMI gt 30 obesity and overweight CANC cancer AST asthma COPD chronic obstructive pulmonary disease CKD chronic kidney disease CLD chronic liver disease CRB cerebrovascular or stroke DEM dementia Auto autoimmune condition Immun immunodeficiency or immuno-suppressed state Rheuma rheumatological disease Organ organ transplant history Psychiatr psychiatric diseases (severe depression schizophrenia bipolar disorder) (Down-Syndrom wegen der besseren Uumlbersichtlichkeit nicht dargestellt s Abb 9) Abb 8 | Cluster-Analyse der Risiken von Vorerkrankungen auf Hospitalisation und Mortalitaumlt von COVID-19

ART

AST

Auto

CAD

CANC

CHF

CKD

CLDCOPD

CRB

DEM

DM

HTN

IBD

Organ

Rheuma

Psychiatr

BMIgt3015

0

1

2

3

4

5

1 2 3

Hospitalisierung

Krankenhausm

ortalitaumlt

5

4

3

2

1

0

1 2 3

Krankenhausmortalitaumlt

Hospitalisierung

44Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

lich der Mehrlingsgeburten188) bestuumlnde fuumlr etwa 750000 enge Kontaktpersonen zu Schwangeren eine Impfindikation

102 Personen mit einem erhoumlhten arbeitsbedingten InfektionsrisikoPersonen die berufsbedingt enge Kontakte mit an-deren Menschen nicht vermeiden koumlnnen sind einem erhoumlhten Expositionsrisiko ausgesetzt Das Risiko variiert jedoch je nach Arbeitsbereich und Tauml-tigkeit erheblich Insgesamt gibt es zum Exposi-tionsrisiko der einzelnen Berufsgruppen keine gute Studienlage fuumlr viele Berufsgruppen sind gar keine Daten vorhanden Bei fehlender Evidenz wurde die Rationale fuumlr die einzelnen zu impfenden Gruppen durch ExpertInnenkonsens erzielt Die Beurteilung welche Personen im konkreten Einzelfall an ihrem Arbeitsplatz ein besonders hohes Expositions risiko

oder eine besondere Naumlhe zu vulnerablen Gruppen haben sollte im Rahmen der Gefaumlhrdungsbeurtei-lung durch die Arbeitgeber Innen unter Einbezie-hung der BetriebsaumlrztInnen erfolgen

1021 Personal in medizinischen Einrichtungen Laut dem Statistischen Bundesamt sind in Deutsch-land etwa 5 Mio Menschen in medizinischen Ein-richtungen taumltig In medizinischen Einrichtungen besteht ggf ein erhoumlhtes Risiko der Uumlbertragung von Infektionskrankheiten Zu diesen Einrichtun-gen zaumlhlen Krankenhaumluser Einrichtungen fuumlr am-bulantes Operieren Vorsorge- oder Rehabilitations-einrichtungen Dialyseeinrichtungen Tagesklini-ken Entbindungseinrichtungen Behandlungs- oder Versorgungseinrichtungen Arztpraxen Zahnarztpraxen Praxen sonstiger humanmedizini-scher Heilberufe Einrichtungen des oumlffentlichen

Trisomie21

Alter 60-69

Alter 70-79

Alter 80+

ARTAST

Auto

CAD

CANCCHF

CKD

CLD

COPDCRB

DEM

DMHTNIBD

Organ

Rheuma

Psychiatr

BMIgt3015

0

5

10

15

1 2 3 4 5Hospitalisierung

Krankenhausmortalitaumlt

Abb 9 | Cluster-Analyse der Risiken von Vorerkrankungen und Alter auf Hospitalisation und Mortalitaumlt von COVID-19 (Abkuumlrzungen s Abb 8)

Daten stammen nicht aus dem umbrella review

Hospitalisierung

Krankenhausmortalitaumlt

15

10

5

0

1 2 43 5

45Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Gesundheitsdienstes in denen medizinische Unter-suchungen Praumlventionsmaszlignahmen oder ambu-lante Behandlungen durchgefuumlhrt werden ambu-lante Pflegedienste die ambulante Intensivpflege in Einrichtungen Wohngruppen oder sonstigen ge-meinschaftlichen Wohnformen erbringen und Ret-tungsdienste Gemaumlszlig sect 23 Infektionsschutzgesetz muumlssen die LeiterInnen von medizinischen Ein-richtungen Maszlignahmen zur Vermeidung der Weiter verbreitung von Infek tionserregern treffen

Personal in medizinischen Einrichtungen in der ambulanten und stationaumlren Versorgung steht in vorderster Reihe im Einsatz gegen die Pandemie COVID-19-Erkrankungen und -Todesfaumllle unter me-dizinischem Personal werden weltweit berichtet und stellen neben den individuellen persoumlnlichen und familiaumlren teilweise schwerwiegenden Auswir-kungen eine Herausforderung fuumlr die Aufrechtshyerhaltung der medizinischen Versorgung dar189 Die Funktionsfaumlhigkeit von medizinischen Einrichtun-gen wird zum einen direkt durch Infektionen beim Personal zum anderen durch die dann ggf erfor-derlichen weiteren Schutzmaszlignahmen (Quaran-taumlne von Kontaktpersonen) erheblich beeintraumlchtigt Diese koumlnnen zu Praxis- Abteilungs- oder Stations-schlieszligungen fuumlhren Die persoumlnliche Schutzaus-ruumlstung (PSA) reduziert zwar das Infektionsrisiko das Tragen derselben kann jedoch mit einer erheb-lichen Belastung und u U Arbeitserschwernis ver-bunden sein

Es ist davon auszugehen dass Vorerkrankungen die mit einem schweren Verlauf von COVID-19 assoziiert sind im selben Maszlige bei medizinischem Personal auftreten wie unter der uumlbrigen Bevoumllke-rung in den gleichen Altersgruppen Personen die in medizinischen Einrichtungen arbeiten haben zusaumltzlich zum Risiko sich im privaten Umfeld zu infizieren waumlhrend der Berufsausuumlbung ein erhoumlh-tes Infektionsrisiko190191 Es besteht eine groszlige Varia bilitaumlt hinsichtlich ihres arbeitsbedingten Expositionsrisikos aufgrund unterschiedlicher Ein-satzbereiche192193 und Taumltigkeiten190 Ein hohes (zB Zahnaumlrzte) oder besonders hohes Expositionsrisiko gegenuumlber SARS-CoV-2 kann bei der intensivmedi-zinischen Betreuung von COVID-19-Patient In-nen192 in Notaufnahmen193 und beim Ausuumlben ae-rosolgenerierender oder gesichtsnaher Taumltigkei-

ten192194ndash196 sowie bei der Betreuung von bislang un-erkannten SARS-CoV-2-infizierten PatientInnen bestehen

Medizinisches Personal kann zur Transmission von SARS-CoV-2 in Krankenhaus Praxis oder bei ande-ren Kontakten beitragen Das Risiko der Transmis-sion ist insbesondere zum Schutz von besonders vulnerablen Patientengruppen wie sie z B in der Geriatrie Palliativmedizin oder Onkologie anzutref-fen sind zu bedenken

Unter Beruumlcksichtigung aller drei Aspekte (Aufrecht-erhaltung der medizinischen Versorgung Schutz von Personen mit einem hohen Expositionsrisiko und Schutz von vulnerablen PatientInnengruppen) wurden nach ExpertInnenkonsens fuumlr das Personal in medizinischen Einrichtungen Untergruppen ge-bildet denen eine unterschiedliche Prio ritaumlt fuumlr eine Impfung eingeraumlumt werden soll (s Tab 17)

1022 Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Pflege sowie andere in Pflegeeinrichtungen Taumltige Ende Dezember 2017 wurde die ambulante Pflege in Deutschland durch 14100 Pflegedienste mit 390300 Beschaumlftigten gewaumlhrleistet und die voll- beziehungsweise teilstationaumlre Pflege von etwa 14500 Pflegeheimen mit 764600 Beschaumlftigten

Beschaumlftigte in Alten- und Pflegeheimen und Pfle-gekraumlfte in der ambulanten Versorgung haben auf-grund des direkten Kontaktes mit Pflegebeduumlrftigen ein hohes Risiko sich zu infizieren bzw eine uner-kannte eigene SARS-CoV-2-Infektion auf die zu Pflegenden zu uumlbertragen Sie koumlnnen bei den not-wendigen Pflegemaszlignahmen die Kontaktbeschraumln-kungs- und Infektionsschutzmaszlignahmen nicht im-mer einhalten da enger Personenkontakt im Rah-men der Pflege unerlaumlsslich ist

Nach Ergebnissen der deutschlandweiten Befra-gung zur Situation in der Langzeitpflege ist das SARS-CoV-2-Infektionsrisiko der Beschaumlftigten ge-genuumlber der Normalbevoumllkerung 6-fach erhoumlht197 Fast jedes fuumlnfte Pflegeheim und jeder zehnte am-bulante Pflegedienst sind von COVID-19-Erkran-kungsfaumlllen bei Mitarbeitenden betroffen Die Per-sonalsituation in der stationaumlren und ambulanten

46Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Pflege war bereits vor Beginn der COVID-19-Pande-mie angespannt Der Personalmangel hat sich durch den Personalausfall von an COVID-19 er-krankten MitarbeiterInnen noch verstaumlrkt

Neben den regulaumlr Beschaumlftigten in der teil- und vollstationaumlren Pflege gibt es weitere Personen die die Einrichtungen regelmaumlszligig betreten und auch als moumlgliche Infektionsquelle in Betracht kommen und eine Infektionskette ausloumlsen koumlnnen Zudem kann diese Personengruppe auch eine Infektion von Ins-titution zu Institution tragen da meist mehrere Pflegeheime in ihrem Versorgungsgebiet liegen Zu dieser Gruppe gehoumlren beispielsweise Mitarbeiten-de in der Spezialisierten Ambulanten Palliativver-sorgung (SAPV) Fuszligpflegepersonal FriseurInnen SeelsorgerInnen etc

1023 LehrerInnen in Schulen und ErzieherInnen in Kindertagesstaumltten (Kita)Laut dem Statistischen Bundesamt sind in Deutsch-land etwa 800000 LehrerInnen und 600000 Kin-dertagesstaumltten (Kita)-ErzieherInnen taumltig Lehrer-Innen und ErzieherInnen in Schulen und Kitas spielen eine zentrale Rolle als Garanten des Rechts der Kinder und Jugendlichen auf Bildung Teilhabe Foumlrderung und Betreuung Schul- bzw Kitaschlie-szligungen stehen diesem Recht entgegen Weitestge-hende Aufrechterhaltung des Regelbetriebs und Praumlvention von SARS-CoV-2-Ausbruumlchen in Kitas und Schulen haben daher eine hohe gesellschaft-

liche Prioritaumlt198 Gleichzeitig muss das Infektions-risiko fuumlr LehrerInnen und ErzieherInnen so gering wie moumlglich gehalten werden Es ist davon auszuge-hen dass Vorerkrankungen die mit einem schwe-ren Verlauf von COVID-19 assoziiert sind im selben Maszlige unter LehrerInnen und ErzieherInnen auftre-ten wie unter der uumlbrigen Bevoumllkerung in den glei-chen Altersgruppen In einer Stellungnahme legt die Deutsche Akademie fuumlr Kinder- und Jugendme-dizin (DAKJ e V) dar wie durch die Einhaltung der fuumlr Schulen und Kitas erstellten Hygieneplaumlne und Maszlignahmenkataloge das Risiko einer Ansteckung fuumlr das Personal deutlich reduziert werden kann198

Die Rolle von Kindern und Jugendlichen fuumlr die Uumlbertragung von SARS-CoV-2 ist nicht abschlie-szligend geklaumlrt Ob sie dadurch dass sie haumlufiger asymptomatisch sind und ein geringeres Ausatem-volumen haben weniger infektioumls als Erwachsene sind laumlsst sich aktuell nicht sagen In Deutschland werden derzeit mehrere SARS-CoV-2-Seropraumlva-lenzstudien unter Kindern und Jugendlichen durch-gefuumlhrt um den Anteil der Kinder und Jugend-lichen am Infektionsgeschehen in Deutschland zu bestimmen199 Zwischenergebnisse zu 2466 Kin-dern und deren Eltern aus einer Studie aus Baden- Wuumlrttemberg zeigen dass die Seropraumlvalenz mit zu-nehmendem Alter zunimmt Bei den 1- bis 5-Jaumlhri-gen lag sie bei 06 bei den 6- bis 10-Jaumlhrigen bei 09 und bei den Eltern bei 18 200 Bei einer aumlhn-lichen Untersuchung in Sachsen wurde eine Sero-

Personal in medizinischen Einrichtungen Beispiele fuumlr TaumltigkeitsbereichePersonengruppen Stufe

mit besonders hohem Expositionsrisiko

Notaufnahmen medizinische Betreuung von COVID-19-PatientInnen Rettungsdienst Beschaumlftigte aus Bereichen in denen aerosolgenerierende Taumltigkeiten an COVID-19- PatientInnen durchgefuumlhrt werden z B In- und Extubation Bronchoskopie Laryngoskopie

1

mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen

Einrichtungen der Altenpflege Einrichtungen die schwer immunsupprimierteonkolo-gischetransplantierte PatientInnen betreuen Palliativmedizin mobile Impfteams

1

mit hohem Expositionsrisiko Infektionsstationen hausaumlrztliche und paumldiatrische Praxen KV-Notdienst Transport von NotfallpatientInnen HNO- Augen- Zahn-Klinik oder -Praxis (enge Kontakte dokumen-tierte Infektionsfaumllle bei med Personal) Personal in Abstrichzentren med Personal des OumlGD mit Patientenkontakt

2

mit moderatem Expositionsrisiko Anderes medizinisches Personal in der ambulanten und stationaumlren Versorgung mit Patientenkontakt und Kontakt zu Schwangeren Blutspendepersonal Reinigungspersonal in Kliniken und Praxen Personal der stationaumlren Impfzentren

3

in relevanten Positionen zur Aufrecht-erhaltung der Krankenhausinfrastruktur Oumlffentlicher Gesundheitsdienst

Taumltige in der IT oder Krankenhaus- bzw Medizintechnik Personal des OumlGD ohne PatientInnenkontakt

3

mit geringem Expositionsrisiko Personal das keine PatientInnen mit (Verdacht auf) Infektionskrankheiten betreut und keine aerosolgenerierenden Taumltigkeiten durchfuumlhrt Laborpersonal

4

Tab 17 | Beispiele fuumlr Personal in medizinischen Einrichtungen nach Taumltigkeitsbereichen und dessen Prioritaumlt fuumlr eine COVID-19-Impfung

47Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

praumlvalenz von 07 bei 1538 Schuumllern der Klassen-stufen 8 ndash 11 bestimmt106 Unter 507 LehrerInnen derselben Schulen betrug die Seropraumlvalenz nur 02 106

Nach Einschaumltzung der DAKJ besteht bei Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu Erwachsenen eine geringere Praumlvalenz von SARS-CoV-2-Infektio-nen Zumindest juumlngere Kinder (lt 14 Jahren) uumlber-tragen das Virus seltener als Erwachsene auf andere Personen198 Des Weiteren postulieren die Autoren unter Berufung auf Studien aus Irland201 und Aus-tralien202 dass bdquoLehrer in Schulen und das Personal in Kitas in diesen Einrichtungen bei Einhaltung von basalen Hygienemaszlignahmen nur ein geringes An-steckungsrisiko durch Kontakte zu potenziell infi-zierten Kindern haben Dieses Risiko ist im Ver-gleich zu dem Risiko einer Ansteckung durch Kon-takte zu erwachsenen SARS-CoV-2-infizierten Men-schen in der Oumlffentlichkeit oder im privaten Bereich nicht erhoumlhtldquo198

1024 Beschaumlftigte im EinzelhandelIn Deutschland sind laut dem Statistischen Bundes-amt 31 Mio Personen im Einzelhandel taumltig

Beschaumlftigte im Einzelhandel fuumlr Lebensmittel und Drogeriewaren zaumlhlen zu den Personen die auch waumlhrend der Pandemie und waumlhrend Zeiten weitrei-chender Schlieszligungen in anderen Bereichen kons-tant weiter an ihrem angestammten Arbeitsplatz ar-beiten und entsprechend Kontakt zu zahlreichen Menschen haben muumlssen Sie leisten einen wichti-gen Beitrag zur Aufrechterhaltung des oumlffentlichen Lebens Weder fuumlr den Einzelhandel fuumlr Lebensmit-tel und Drogeriewaren noch fuumlr andere Branchen liegen Daten aus Deutschland zu Uumlbertragungen von SARS-CoV-2 oder zum Expositionsrisiko der Beschaumlftigten vor Die Bundesanstalt fuumlr Arbeits-schutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat eine bdquoRisi-koschaumltzung zur Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 bei Beschaumlftigten im Einzelhandel fuumlr Lebensmittel und Drogeriewarenldquo publiziert203 In Deutschland sind etwa 780000 Personen im Ein-zelhandel fuumlr Lebensmittel und Drogeriewaren tauml-tig Fuumlr die Einschaumltzung des Infektionsrisikos wur-den Daten aus anderen Bereichen herangezogen Nach Einschaumltzung der BAuA wird das Infektions-risiko maszliggeblich von der Praumlvalenz von

SARS-CoV-2-Infektionen in der Bevoumllkerung be-stimmt und haumlngt zudem von der Art Frequenz und Dauer der Kundenkontakte ab Durch viele eher kurzzeitige Kontakte komme es auch in Ausbruchs-situationen nicht zwangslaumlufig zu Hochrisiko-kontakten203

Seit Beginn der Pandemie sind fuumlr alle Bereiche des Einzelhandels weitreichende Schutzmaszlignahmen eingefuumlhrt worden die das Infektionsrisiko fuumlr die dort Taumltigen senken (Plexiglasschutzscheiben an der Kasse Verpflichtung zum Tragen einer Mund- Nase-Bedeckung fuumlr Kunden und Personal Begren-zung der Personen die sich gleichzeitig in einem Geschaumlft aufhalten duumlrfen)

103 Oumlffentlicher Gesundheitsdienst und weitere Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur

1031 Oumlffentlicher Gesundheitsdienst (OumlGD) Der OumlGD leistet unverzichtbare Arbeit unter ande-rem bei der Bekaumlmpfung der Pandemie Im OumlGD sind ca 17000 Personen taumltig In Deutschland gibt es rund 400 lokale Gesundheitsaumlmter Waumlhrend bei-spielsweise die in COVID-19-Abstrichstellen Taumltigen der Gesundheitsaumlmter einem hohen Expositions-risiko fuumlr SARS-CoV-2 ausgesetzt sind haben Aumlrzte Zahnaumlrzte und medizinisches Fachassistenzperso-nal die in Gesundheitsaumlmtern Untersuchungen und Behandlungen sowie Praumlvention einschlieszliglich Impfungen durchfuumlhren ein vergleichbares Exposi-tionsrisiko wie HausaumlrztInnen Medizinisches Per-sonal der Gesundheitsaumlmter ist besonders auch in den Wohnungen der zu versorgenden Menschen taumltig vor allem in sozialen Schwerpunktbereichen Das betrifft zum Beispiel den Kinderschutz und Kriseninterventionen in der Psychiatrie

Daruumlber hinaus nimmt der OumlGD eine Vielzahl von Aufgaben zur Aufrechterhaltung des oumlffentlichen Lebens wahr Beispielhaft ist auf die Uumlberwachung von Krankenhaumlusern und Arztpraxen Kindertages-staumltten Schulen und Pflegeeinrichtungen hinzu-weisen aber auch auf die Sicherstellung der Trink-wasserqualitaumlt den umweltbezogenen Gesund-heitsschutz und auf vielfaumlltige Beratungsangebote fuumlr in verschiedener Hinsicht beduumlrftige Menschen

48Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Die Aufgaben des Infektionsschutzes sind ein um-schriebener Teilbereich des Profils eines jeden Gesundheitsamtes Die Meldung von COVID-19- Faumlllen erfolgt an die Gesundheitsaumlmter die dann die entsprechenden Nachforschungen einleiten und Maszlignahmen ergreifen Die Komplettierung und Uumlbermittlung der Daten zu den Faumlllen die Nachver-folgung und das Management von Kontaktperso-nen die Inspektion von Einrichtungen deren Bera-tung und die Uumlberpruumlfung der Hygieneplaumlne der-selben sind nur einige der Aufgaben der Gesund-heitsaumlmter denen waumlhrend der Pandemie besondere Bedeutung zukommt Der stark gestiege-ne Umfang der Aufgaben waumlhrend der Pandemie hat zu einem Personalengpass gefuumlhrt der gegen-waumlrtig auch durch Rekrutierung fachfernen Perso-nals nur teilweise kompensiert werden kann und die Nachverfolgung von COVID-19-Faumlllen ein-schraumlnkt

1032 Berufsgruppen der kritischen InfrastrukturDiverse Gruppen koumlnnen nach dem Bundesamt fuumlr Bevoumllkerungsschutz und Katastrophenhilfe zur kritischen Infrastruktur gerechnet werden204 Im Folgenden wird exemplarisch auf 3 Berufsgruppen eingegangen

Polizei In Deutschland sind ca 334000 Menschen bei der Polizei taumltig205 Fuumlr die Aufrechterhaltung der oumlffentlichen Ordnung hat die Polizei eine zentrale Rolle Das Expositionsrisiko gegenuumlber SARS-CoV-2 ist je nach Taumltigkeit und Einsatzgebiet sehr variabel Direkter Personenkontakt ist zur Erfuumlllung der Auf-gaben teilweise unvermeidbar

Feuerwehr 33549 Personen sind in Deutschland bei der Berufs- und 997603 bei der Freiwilligen Feuer-wehr taumltig206 Die Einsatzkraumlfte koumlnnen auf verschie-denste Art in Kontakt mit Personen kommen bei denen der Verdacht einer SARS-CoV-2-Infektion be-steht oder die bereits erkrankt sind zum Beispiel im Rahmen von Erstversorgungen technischen Rettun-gen oder Amtshilfe fuumlr Gesundheitsbehoumlrden

Persoumlnliche Schutzkleidung kann das Infektionsrisi-ko deutlich senken sofern sie korrekt getragen wird

OumlPNV Der Verband Deutscher Verkehrsunterneh-men e V (VDV) hat in einer Presserklaumlrung am

29102020 mitgeteilt dass laut einer aktuellen Um-frage unter MitarbeiterInnen im Oumlffentlichen Per-sonennahverkehr nur eine sehr geringe Zahl an SARS-CoV-2-Infektionen aufgetreten ist207 Bei den fast 80000 Beschaumlftigten sind seit Beginn der Pan-demie 233 bestaumltigte SARS-CoV-2-Infektionen regis-triert worden Der Anteil ist mit 029 etwa halb so hoch wie der Wert fuumlr die Gesamtbevoumllkerung zu diesem Zeitpunkt (054 Stand 27102020) Dies bestaumltigt nationale und internationale Untersuchun-gen die feststellen dass die Ansteckungsgefahr fuumlr Beschaumlftigte im OumlPNV gering ist und die Infektions-schutzmaszlignahmen wie Maskenpflicht Schutzwaumln-de und regelmaumlszligiges Luumlften wirksam sind

104 Personengruppen die aufgrund ihrer Wohn- Lebens- undoder Arbeitsverhaumlltnisse besonders gefaumlhrdet sind1041 BewohnerInnen von Alten- und Pflegeheimen und ambulant betreute PflegebeduumlrftigeVor allem aumlltere und pflegebeduumlrftige Menschen sind bei einer Infektion mit dem SARS-CoV2-Virus von schweren Krankheitsverlaumlufen und einer hohen Mortalitaumlt betroffen Nach Analysen der London School of Economics gehen etwa die Haumllfte (46 ) der COVID-19-Todesfaumllle in Europa auf Verstorbene in Pflegeheimen zuruumlck208 Laut der Pflegestatistik des Statistischen Bundesamtes waren in Deutsch-land Ende 2017 341 Mio Menschen pflegebeduumlrftig Etwa 259 Mio (76 ) aller Pflegebeduumlrftigen wur-den zu Hause versorgt davon wurden 68 durch Angehoumlrige gepflegt und 32 durch ambulante Pflegedienste Ambulante Pflegedienstmitarbei-terInnen betreuen gleichzeitig im Schnitt 59 Pflege-beduumlrftige Im Dezember 2017 waren 81 der Pfle-gebeduumlrftigen ge 65 Jahre alt 35 waren ge 85 Jahre alt Die Mehrheit (63 ) der Pflegebeduumlrftigen war weiblich Mit zunehmendem Alter steigt die Wahr-scheinlichkeit pflegebeduumlrftig zu sein von 6 bei den 70- bis 74-Jaumlhrigen auf 71 bei den gt 90-Jaumlhri-gen Es werden in Deutschland 082 Mio Pflege-beduumlrftige (24 ) in Pflegeheimen vollstationaumlr betreut Pro Pflegeheim werden im Durchschnitt 64 Pflegebeduumlrftige betreut

Verschiedene Gruumlnde sind fuumlr die Ausbreitung von SARS-CoV-2-Infektionen in Alten- und Pflegeein-richtungen verantwortlich Obwohl inzwischen aus-reichend persoumlnliche Schutzausruumlstung fuumlr Bewoh-

49Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

nerInnen und Beschaumlftigte verfuumlgbar ist sind Be-wohnerInnen ungeuumlbt in der Verwendung oder koumlnnen aufgrund einer haumlufig begleitenden De-menz die empfohlenen Infektionsschutzmaszlignah-men nur ungenuumlgend befolgen Um das Infektions-risiko weiter zu senken haben viele Pflegeinstitu-tionen neben den internen Kontaktbeschraumlnkungen auch die Zugangsmoumlglichkeiten fuumlr BesucherInnen eingeschraumlnkt Allerdings zeigt sich dass die Isola-tion fuumlr die BewohnerInnen schaumldlich ist und die Sterblichkeit erhoumlht209

Aufgrund eingeschraumlnkter Testkapazitaumlten war es bisher nicht moumlglich Angestellte oder Besucher-Innen engmaschig zu testen und es ist kaum ver-meidbar dass symptomlose oder symptomarme Be-schaumlftigte unbemerkt den Erreger in die Einrich-tung eintragen Sobald SARS-CoV-2 in eine Einrich-tung eingedrungen ist ist die weitere Ausbreitung schwer zu kontrollieren und eine Unterbrechung der Infek tionsketten kaum zu erreichen Dies hat zur Folge dass in relativ kurzer Zeit zum Teil groszlige Ausbruumlche mit einem hohen Anteil an Schwerst-kranken entstehen

BewohnerInnen von Alten- und Pflegeheimen ha-ben daher gegenuumlber Personen desselben Alters die nicht in einer Einrichtung leben ein deutlich erhoumlh-tes Risiko sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren und aufgrund ihres hohen Alters ein houmlheres Risiko fuumlr einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf Eine kanadische Studie untersuchte in Ontario das Risi-ko an COVID-19 zu sterben bei BewohnerInnen im Alter gt 69 Jahren in Alten- und Pflegeheimen im Vergleich zu Personen desselben Alters die nicht institutionell versorgt wurden210 Das Risiko an COVID-19 zu versterben war um das 131-fache (95 KI 99 ndash 173) erhoumlht bei BewohnerInnen in Pflege-einrichtungen im Vergleich zu Personen desselben Alters die nicht in Pflegeeinrichtungen lebten

Vergleicht man die Groumlszlige der nach IfSG uumlbermittel-ten COVID-19-Ausbruumlche in Deutschland stellt man fest dass Ausbruumlche in Alten- und Pflegehei-men sowie in Seniorentagesstaumltten neben Ausbruuml-chen in Fluumlchtlings- und Asylbewerberheimen am groumlszligten sind Die durchschnittliche Anzahl an Faumlllen bei Ausbruumlchen in Alters- und Pflegeheimen betraumlgt nach einer Auswertung des RKI zu

COVID-19-Ausbruumlchen in Deutschland 188 Faumllle Der Anteil der PatientInnen bei Ausbruumlchen in Alten- und Pflegeheimen die aufgrund der COVID-19- Erkrankung hospitalisiert werden be-traumlgt (bezogen auf alle Faumllle unabhaumlngig von der Vollstaumlndigkeit der Angaben zur Hospitalisierung) 18 und der Anteil der Pflegebeduumlrftigen die ver-sterben betraumlgt 19 124

Das Institut fuumlr Public Health und Pflegeforschung (IPP) und das SOCIUM Forschungszentrum fuumlr Ungleichheit und Sozialpolitik der Universitaumlt Bre-men haben im Fruumlhjahr 2020 eine deutschland-weite Befragung in einer Stichprobe von Einrich-tungen der (teil)stationaumlren und ambulanten Lang-zeitpflege zur Situation der Langzeitpflege in Deutschland waumlhrend der COVID-19-Pandemie durchgefuumlhrt197 In Bezug auf zentrale Struktur-merkmale entspricht die Auswahl der bundesweiten Verteilung Auf Basis der durchgefuumlhrten Hoch-rechnungen wird der Anteil der Pflegebeduumlrftigen die an COVID-19 verstorben sind an allen bundes-weiten COVID-19-Todesfaumlllen auf mehr als 60 ge-schaumltzt Dabei entfallen 49 auf BewohnerInnen von Pflegeheimen und 12 auf Versorgte in der am-bulanten Pflege Bemerkenswert ist dass ihr Anteil an allen infizierten Personen insgesamt nur 85 (7 plus 15 ) ausmacht Fast jedes fuumlnfte Pflege-heim und jeder zehnte ambulante Pflegedienst sind daruumlber hinaus von Erkrankungsfaumlllen bei Mitarbei-tenden betroffen

1042 Personen mit einer Demenz oder anderen kognitiven Stoumlrungen und Taumltige in Einrichtungen in denen diese Personen betreut werdenIn Deutschland leben laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e V ca 16 Mio Menschen mit De-menz211 und laut dem Statistischen Bundesamt ca 17 Mio Menschen mit geistiger oder seelischer Be-hinderung oder zerebralen Stoumlrungen212 Viele Pati-entInnen mit Demenz und anderen kognitiven Stouml-rungen leiden an Beeintraumlchtigungen des Gedaumlcht-nisses der Sprache des Urteilsvermoumlgens an Dis-tanzlosigkeit und mangelnder Affektkontrolle die es fuumlr sie schwer bzw unmoumlglich machen die In-fektionsschutzmaszlignahmen wie Kontaktbeschraumln-kungen Abstandhalten regelmaumlszligige Haumlndehygie-ne und die Benutzung von Masken zu verstehen und einzuhalten Sie haben dadurch ein erhoumlhtes

50Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

SARS-CoV-2- Infektionsrisiko Hinzu kommt ein er-houmlhtes Expositionsrisiko wenn diese Personen in Institutionen wie Pflegeheimen heilpaumldagogi-schen Einrichtungen oder Wohngruppen unterge-bracht sind oder in Werkstaumltten oder Schulen fuumlr behinderte Menschen Zeit verbringen In diesen In-stitutionen der gemeinschaftlichen Unterbringung bzw des gemeinsamen Aufenthaltes und anderen Angeboten der Eingliederungshilfe ist das Aus-bruchsrisiko deutlich erhoumlht Das erhoumlhte Infek-tionsrisiko betrifft sowohl BewohnerInnen als auch Personen die in diesen Einrichtungen in engem Kontakt zu den BewohnerInnen taumltig sind (z B ErzieherInnen SozialpaumldagogInnen Ergothera-peutInnen PhysiotherapeutInnen betreuende Aumlrzt-Innen)

Laut einer US-amerikanischen Studie haben Men-schen mit geistiger Behinderung die in Einrichtun-gen leben ein deutlich erhoumlhtes Risiko an COVID-19 zu erkranken (7841 Faumllle100000 Einw unter Men-schen mit geistiger Behinderung versus 1910 Faumllle 100000 Einw bei Menschen ohne geistige Behinde-rung) und zu versterben (1175100000 Einw versus 151100000 Einw)213 Eine prospektive Bevoumllke-rungsstudie in Groszligbritannien wertete die Daten von 389620 ProbandInnen aus Betrachtet wurde der Zeitraum von Maumlrz bis Mai 2020 eine Zeitspan-ne in der eine COVID-19-Diagnose in Groszligbritanni-en in der Regel ausschlieszliglich bei hospitalisierten schwer erkrankten PatientInnen erfolgte Als signi-fikante Risikofaktoren fuumlr die Hospitalisierung auf-grund von COVID-19 wurden Erkrankungen wie die Alzheimerkrankheit (OR 229 95 KI 125 ndash 416) andere Demenzformen (OR 216 95 KI 136 ndash 342) und weitere kognitive Stoumlrungen (OR 190 95 KI 124 ndash 290) identifiziert214 Weitere Studien belegen dass die Diagnose einer Demenz insbesondere bei weit fortgeschrittener Erkrankung und unabhaumlngig vom Alter ein prognostisch unguumlnstiger Risikofaktor fuumlr die Mortalitaumlt von COVID-19-PatientInnen ist215 ndash 217 Bestaumltigt werden diese Ergebnisse durch die Untersuchungen von Kuo et al die zeigten dass der Genotyp ApoE e4 ein bekannter Risikofaktor fuumlr De-menz und Alzheimerkrankheit ebenfalls mit dem erhoumlhten Risiko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkran-kung assoziiert ist218

1043 BewohnerInnen und Taumltige in Erstaufnahme-einrichtungen und Gemeinschaftsunterkuumlnften fuumlr AsylsuchendeDie engen Lebensverhaumlltnisse in Erstaufnahmeein-richtungen und Gemeinschaftsunterkuumlnften fuumlr Asylsuchende fuumlhrten zu vielen Ausbruumlchen mit ei-ner hohen Zahl infizierter Personen219 Die durch-schnittliche Anzahl an Faumlllen bei Ausbruumlchen in sol-chen Unterkuumlnften betraumlgt nach einer Auswertung des RKI zu COVID-19-Ausbruumlchen in Deutschland 208 Faumllle124 In Folge dieser Ausbruumlche werden zum Teil sehr drastische Maszlignahmen wie Massenqua-rantaumlne und polizeiliche Bewachung von Gebaumluden ergriffen Durch derlei Maszlignahmen besteht eine erhebliche Gefahr der Re-Traumatisierung dieser ohnehin vulnerablen Population Asylsuchende ha-ben aufgrund von sprachlichen Barrieren oftmals einen schlechteren Zugang zu medizinischer Ver-sorgung als die Allgemeinbevoumllkerung Dies kann dazu beitragen dass Grunderkrankungen in dieser Bevoumllkerungsgruppe unerkannt bleiben Derzeit leben in Deutschland etwa 200000 Personen in Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschafts-unterkuumlnften fuumlr Asylsuchende220

1044 BewohnerInnen und Taumltige in ObdachlosenunterkuumlnftenDie Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosen-hilfe e V gibt in ihrer aktuellsten Schaumltzung (2018) eine Gesamtzahl von etwa 237000 wohnungslosen Menschen in Deutschland an42 Obdachlosigkeit ist mit einem schlechteren Gesundheitszustand und einem erhoumlhten Risiko fuumlr Infektionen assoziiert221 Grund dafuumlr sind sowohl die gesundheitsschaumld-lichen Lebensbedingungen auf der Straszlige als auch ein haumlufig eingeschraumlnkter Zugang zur medizini-schen (Regel-)Versorgung (durch u a fehlenden oder unklarer Versicherungsstatus Scham Vertrau-ensdefizite Diskriminierung zu groszlige Entfernun-gen koumlrperliche oder psychische Beeintraumlchtigung sowie Sprachbarrieren222223) Die Lebensbedingun-gen auf der Straszlige erschweren zudem das Einhalten der Abstands- und Hygieneregeln und den Zugang zu Informationen Viele obdachlose Menschen sind sehr mobil haben einen eingeschraumlnkten Zugang zu Testangeboten und uumlbernachten in Not- oder Ge-meinschaftsunterkuumlnften in denen das Ausbruch-spotenzial hoch ist224 Aus den USA gibt es zahlrei-che Berichte uumlber Ausbruumlche in diesen Unterkuumlnf-

51Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ten225 ndash 227 bei denen sowohl BewohnerInnen als auch Personal mit teilweise sehr hohen Erkran-kungsraten (bis 36 )225 betroffen waren All dies macht obdachlose Menschen zu einer fuumlr eine COVID-19- Infektion vulnerablen Population fuumlr die Screening Quarantaumlne Isolierung und Behand-lung eine Heraus forderung darstellen228

1045 Personen mit prekaumlren Arbeits- und LebensbedingungenUumlbertragungen von COVID-19 werden an Arbeits-plaumltzen vermehrt beobachtet an denen viele Perso-nen gemeinsam in unzureichend mit Frischluft ver-sorgten Raumlumen arbeiten in denen Abstand halten schwierig oder unmoumlglich ist undoder Schutzklei-dung nicht oder nicht korrekt getragen wird z B in der fleischverarbeitenden Industrie in Verteil-zentren von Paketdiensten

Besonders gut beschrieben sind sowohl fuumlr Deutsch-land229 als auch international230 ndash 232 COVID-19- Ausbruumlche unter Beschaumlftigten in der fleischverar-beitenden Industrie In diesen Ausbruumlchen traten zum Teil sehr viele Faumllle auf223 In einzelnen Betriebs teilen vor allem in Zerlegebetrieben wur-den aus einem groszligen Ausbruch in Deutschland In-fektionspraumlvalenzen von gt 60 berichtet (persoumlnli-che Kommunikation C Frank RKI 29102020)

Wenig Platz zwischen den Arbeitsplaumltzen lange Verweildauern an derselben Position koumlrperliche Arbeit und mangelhafter oder fehlender Luftaus-tausch werden als Hauptfaktoren fuumlr die vielen Uumlbertragungen genannt229232233 Kuumlhle Temperatu-ren scheinen ebenfalls die Transmission von SARS-CoV-2 zu beguumlnstigen234235

Zu den Bedingungen am Arbeitsplatz kommt hinzu dass in diesen Niedriglohn-Bereichen oftmals Men-schen arbeiten die Vertraumlge mit kurzen Laufzeiten und unzureichender sozialer Absicherung haben was dazu fuumlhrt dass sie sich ggf seltener krankmel-den und stattdessen mit Infektionssymptomen wei-terarbeiten Auszligerdem leben sie oftmals in beengten Wohnverhaumlltnissen und Gemeinschaftsunterkuumlnf-ten und reisen teilweise aus dem Ausland zum Ar-beitsplatz uumlber Stunden in engen Fahrgemeinschaf-ten an Dies betrifft zusaumltzlich zu den bereits ge-nannten Gruppen auch saisonale ErntehelferInnen

Die Wohn- und Transportbedingungen koumlnnen zu einem erhoumlhten Risiko fuumlr Uumlbertragungen von SARS-CoV-2 in diesen Settings beitragen233

11 EthikGrundsaumltzlich ist ein allgemeiner gleichberechtig-ter Zugang zur Impfung fuumlr alle anzustreben Auf-grund von anfaumlnglicher Knappheit des Impfstoffes ist jedoch eine Priorisierung bestimmter Gruppen notwendig die vorrangig geimpft werden Die Pri-orisierungsstrategie verfolgt das uumlbergreifende ethische Ziel moumlglichst viel gesundheitlichen und gesellschaftlichen Schaden durch die COVID-19- Pandemie zu verhindern Zudem sind die Prinzipi-en der Selbstbestimmung Gerechtigkeit Solidari-taumlt und Dringlichkeit zu beruumlcksichtigen1 Es darf also keine ungerechtfertigte Diskriminierung in der Prio risierung in der Posteriorisierung oder beim Zugang zur Impfung geben Aus diesen ethi-schen Grundprinzipien sowie aus der aktuellen Evi-denz leiten sich die vier o g Impfziele ab (siehe Ka-pitel 9) Die Priorisierung der Gruppen innerhalb des jeweiligen Impfziels orientiert sich ebenfalls an denselben Zielen sowie an evidenzbasierten Krite-rien Insgesamt ist es auch aus ethischer Sicht wichtig zu betonen dass der Vorschlag fuumlr die Pri-orisierung dynamisch verstanden und auf der Grundlage der jeweiligen Evidenz gegebenenfalls immer wieder angepasst werden muss Des Weite-ren beruumlcksichtigt die Impfempfehlung ethische Anforderungen an einen fairen Entscheidungspro-zess Demnach muss das Verfahren der Impfprio-risierung transparent konsistent und nachvollzieh-bar begruumlndet sein Zudem muss es Moumlglichkeiten des Feedbacks und der Revision geben Erhebun-gen und oumlffentliche Kommunikation von Impfquo-ten und unerwuumlnschten Nebenwirkungen sind zu begruumlszligen da sie helfen die ethischen Ziele zu er-reichen

Dies gilt grundsaumltzlich auch global Die STIKO erar-beitet jedoch Empfehlungen fuumlr Deutschland und klam-mert daher die globale Verteilung an dieser Stelle aus

52Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

12 Mathematische Modellierung

121 Hintergrund zur ModellierungUm die Effekte einer Impfung auf Bevoumllkerungs-ebene darzustellen wurde ein Modell-basierter Ansatz gewaumlhlt Diese Vorgehensweise erlaubt die Verwendung von Evidenz aus verschiedenen Quellen und die Abschaumltzung der Effekte verschiedener po-tenzieller Strategien Fuumlr Infektionskrankheiten bil-det dabei die Modellart der dynamischen Transmis-sionsmodelle den Goldstandard da hier das Trans-missionsgeschehen explizit abgebildet wird und so auch indirekte Effekte durch Impfungen abgebildet werden koumlnnen Aufgrund der Datenanforderungen solcher Modelle hinsichtlich der relevanten Parame-ter fuumlr die Transmission (z B Kontaktverhalten Mas-kentragen Kontaktnachverfolgung) steht ein solches Modell noch nicht zur Verfuumlgung Vielmehr werden nachfolgend Berechnungen anhand eines Markov Modells fuumlr einen Impfzeitraum von 12 Wochen vor-gestellt die sich auf die direkten Effekte d h die Ef-fekte fuumlr den Impfling allein beschraumlnken

122 MethodikDas Markov Modell teilt die Bevoumllkerung in ver-schiedene Gesundheitszustaumlnde ein und berechnet fuumlr Zykluslaumlngen von einer Woche fuumlr die maximale Dauer von 12 Wochen den Anteil der Bevoumllkerung der sich in den jeweiligen Zustaumlnden befindet In Abbildung 10 wird das Modell schematisch darge-stellt Dabei wird jeder Zustand nach Alter und nach COVID-19-Erkrankungsanamnese unterteilt

Fuumlr die Berechnungen wurde eine Vielzahl an ver-schiedenen Daten zusammengefuumlhrt Zunaumlchst wurden die aktuellen Bevoumllkerungszahlen des statis-tischen Bundesamtes aus der Bevoumllkerungs-vorausberechnung236 und der Bevoumllkerungsfort-schreibung genutzt237 Dabei wurde primaumlr auf die Zahlen der Bevoumllkerungsfortschreibung zum Stich-tag 31122019 zuruumlckgegriffen wobei die aggregierte Altersgruppe der uumlber 85-Jaumlhrigen anhand der An-zahl der Personen in den Einzeljahren zwischen 85 und 99 Jahren aus der Bevoumllkerungsfortschreibung aufgeteilt wurde Personen von 100 Jahren und aumllter wurden in den Berechnungen nicht beruumlcksichtigt

Fuumlr jedes Altersjahr wurde aus den Meldedaten nach IfSG zu COVID-19 die altersspezifische wouml-

chentliche Inzidenz sowie das absolute Risiko fuumlr eine Hospitalisierung und fuumlr Tod berechnet Diese Berechnungen beziehen sich fuumlr die Inzidenz auf den Zeitraum seit Meldewoche 40 und fuumlr die Hos-pitalisierungs- und Mortalitaumltsrate auf den Zeit-raum zwischen Meldewoche 11 und 43 Hospitalisie-rungs- und Sterberate wurden fuumlr Personen berech-net fuumlr die in den Meldedaten keine Vorerkrankung kodiert wurde Die Beschraumlnkung des Zeitraums er-folgte bei der Inzidenz um das aktuelle Infektions-geschehen in den Berechnungen abzubilden Bei Hospitalisierung und Mortalitaumlt erfolgte dies um zum einen die ersten Wochen der Pandemie auszu-schlieszligen in denen Personen zur Quarantaumlne in ein Krankenhaus eingewiesen wurden Zum ande-ren erfolgte eine Beschraumlnkung auf Woche 43 um die Vollstaumlndigkeit der Daten aufgrund noch zu er-folgender Nachmeldung zu gewaumlhrleisten Fuumlr das Infektionsgeschehen wurde zusaumltzlich eine alters-unspezifische Inzidenz von 150 Faumlllen je 100000 Einwohnern beruumlcksichtigt

Die Bevoumllkerung wurde zusaumltzlich anhand von Vorerkrankungen stratifiziert Als Datenquellen die-nen hierfuumlr die Gesundheitssurveys des RKI bdquoStudie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschlandldquo (DEGS)238 und bdquoGesundheit in Deutschland aktuellldquo (GEDA)239 Beide Datensaumltze wurden kombiniert und umfassen 32167 Personen Fuumlr jede Person wurde das Vorliegen von einer der in Tabelle 18 auf-gelisteten Vorerkrankungen kodiert und anschlie-szligend wurde die Praumlvalenz von jeder der Kombina-tionen der Vorerkrankungen je Altersjahr berech-net In Kombination mit den Bevoumllkerungszahlen des Statistischen Bundesamts ergibt sich folglich je Alter zwischen 0 und 99 Jahren die Anzahl an Per-sonen die keine Vorerkrankung bzw eine der moumlg-lichen Kombinationen an Vorerkrankungen auf-weist

Abbildung 11 zeigt dass mit dem Alter der Anteil an Personen mit Vorerkrankungen und die Anzahl der Vorerkrankungen pro Person deutlich ansteigen Die Darstellung zeigt dass ein sehr groszliger Anteil der Per-sonen ge 65 Jahre mindestens eine Vorerkrankung hat Die Beruumlcksichtigung von Vorerkrankungen spielt bei Aumllteren jedoch eine untergeordnete Rolle da die Impfindikation durch das Risiko bdquoAlterldquo schon gegeben ist Die Altersindikation ab dem Alter von

53Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

60 Jahren uumlberwiegt das Risiko von Vorerkrankun-gen deutlich Bei Menschen lt 60 Jahren ist eine Vorerkrankung deutlich weniger haumlufig Menschen dieser Altersgruppe haben bei COVID-19- Erkran kung ein durchschnittliches Sterberisiko von 03 Die meisten identifizierten Risikofaktoren erhoumlhen die-ses Risiko um einen Faktor le 15 Das heiszligt dass de-ren Sterberisiko bei COVID-19 auf bis zu 045 an-steigt Dies ist deutlich niedriger als das Sterberisiko von ge 60-Jaumlhrigen (siehe Tab 16) Dies ist der Grund fuumlr die niedrige Einstufung von Risikofaktoren bei Juumlngeren im Rahmen der Priorisierung

Das erhoumlhte Risiko fuumlr Hospitalisierung und Morta-litaumlt fuumlr Personen mit Vorerkrankung wurde uumlber die in Kapitel 1012 dargestellten Ergebnisse in die Berechnungen eingebunden Dafuumlr wurden zu-naumlchst Hazard Ratios (HR)240 und Odds Ratios (OR)241 in Relative Risiken (RR) umgerechnet und anschlieszligend das absolute Risiko fuumlr Personen ohne Vorerkrankungen mit den RRs multipliziert Fuumlr die Umrechnungen von HRs und ORs in RRs

wurden die altersspezifischen absoluten Risiken von Personen ohne Vorerkrankungen als baseline risk genutzt Bei Personen mit mehr als einer Vorer-krankung wurde das jeweilige Maximum der RRs fuumlr Hospitalisierung und Mortalitaumlt genutzt Neben den hieraus berechenbaren Outcomes von

Gesund Geimpft

Asymptomatisch

Symptomatisch(COVID-19)

Hospitalisierung Tod

Genesen

Abb 10 | Schematische Darstellung des Markov Modells zur Berechnung der direkten Impfeffekte auf Bevoumllkerungsebene

Impfserien

Impfserien(kein Check fuumlr pos PCR-Test)

7-TageInzidenz

1 ndash (1 ndash α) (1 ndash VECOVID)α

7-TageInzidenz

(1 ndash α) (1 ndash VECOVID)(1 ndash α)

κ ω

Asthma

COPD

Krebserkrankungen

Diabetes mellitus

Arterielle Hypertonie

Zerebrovaskulaumlre Erkrankung oder Apoplex

Arterielle Hypertonie

Chronische Nierenerkrankungen

Chronische Lebererkrankungen

Adipositas

Myokardinfarkt

Koronare Herzkrankheit

Kardiovaskulaumlre Erkrankungen

Tab 18 | Beruumlcksichtigte Vorerkrankungen in der Modellierung

54Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Abb 11 | Anzahl der Personen nach Alter in Jahren der Bevoumllkerung in Deutschland in Kombination mit den Angaben zu Vorerkrankungen

0

500

1 000

1 500

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100

Alter in Jahren

Anz

ahl P

erso

nen

(in

Tsd

)

Keine Vorerkrankung 1 Vorerkrankung 2 Vorerkrankungen 3 und mehrVorerkrankungen Keine Daten

Anzahl Personen (in Tsd)

1500

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500

0

Alter in Jahren

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100

0

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Alter in Jahren

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Alter in Jahren

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Keine Vorerkrankung 1 Vorerkrankung 2 Vorerkrankungen 3 und mehr Vorerkrankungen Keine Daten

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Alter in Jahren

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Alter in Jahren

Anz

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nen

(in

Tsd

)

COVID-19-Faumlllen Hospitalisierungen und Todesfaumll-len wurden auch verlorene Lebensjahre durch vor-zeitigen Tod durch COVID-19 berechnet Hierfuumlr wurde je nach Alter die fernere Lebenserwartung aus der Sterbetafel des Statistischen Bundesamtes236 fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2019 genutzt

Aus den vorangegangenen Zahlen wurde zunaumlchst die woumlchentliche Anzahl an COVID-19-Faumlllen Hos-pitalisierungen Todesfaumlllen und Anzahl an verlore-nen Lebensjahren fuumlr ein Szenario ohne Impfung berechnet Anschlieszligend wurde die Reduktion der jeweiligen Outcome-Parameter fuumlr eine Reihe von potenziellen Impfstrategien berechnet Die drei Impfstrategien umfassen dabei

Personen im Alter von ge 80 Jahren Personen im Alter von ge 60 Jahren Personen im Alter von ge 18 Jahren mit

Vorerkrankungen

Die verfuumlgbaren Impfstoffdosen werden dabei aus-gehend von einem 2-Dosen Impfschema propor-tional zum Anteil eines Jahrgangs uumlber die Perso-nen in den Altersjahren bzw Vorerkrankungskate-gorien hinweg verteilt

Unabhaumlngig von Alter und Vorerkrankungsstatus wurde eine Wirksamkeit der Impfung von 90

gegen einen symptomatischen Verlauf (COVID-19) angenommen Hinsichtlich der Impfstoffverfuumlgbar-keit wurden 500000 Dosen je Woche angenom-men was unter Annahme eines 2-Dosen Impfsche-mas 250000 vollstaumlndigen Impfserien entspricht Weiterhin wurden zwei Varianten hinsichtlich einer der Impfung vorangegangenen PCR-bestaumltigten SARS-CoV-2-Infektion berechnet Da zumindest eine gewisse Schutzwirkung durch eine uumlberstan-dene SARS-CoV-2-Infektion anzunehmen ist koumlnn-ten Impfstoffdosen fuumlr bdquogeneseneldquo COVID-19- PatientInnen fuumlr noch nicht infizierte Personen ver-wendet werden Die Anzahl der bdquogenesenenldquo COVID-19-Faumllle wurde aus den Meldedaten entnom-men und es wurden ad-hoc Analysen der woumlchent-lichen Effekte berechnet

Im Basis-Szenario wurde von einer Impfstrategie ohne Beruumlcksichtigung einer vorangegangenen SARS-CoV-2-Infektion und einer altersunspezifi-schen woumlchentlichen Inzidenz von 150 Faumlllen 100000 Einw ausgegangen Variationen hinsicht-lich dieser Annahmen wurden in Sensitivitaumltsana-lysen beruumlcksichtigt Alle Szenarien werden gegen eine Berechnung ohne Impfung verglichen Bei einer allgemeinen Inzidenz von 150 SARS-CoV-2- Infektionen je 100000 Einwohnern sind ohne eine Impfung in 12 Wochen 1434100 COVID-19-Faumllle

55Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

192600 Hospitalisierungen 15600 Todesfaumllle und 156100 verlorene Lebensjahre zu erwarten Fuumlr eine Inzidenz die der Inzidenz zwischen KW 40 und KW 46 (877100000 Einwohner) entspricht wauml-ren 839300 COVID-19-Faumllle 88500 Hospitalisie-rungen 7100 Todesfaumllle und 64200 verlorene Le-bensjahre pro 12 Wochen zu erwarten

123 Ergebnisse der Modellierung

1231 Basis-Szenario In der Analyse des Basis-Szenarios (250000 voll-staumlndige Impfserien pro Woche Inzidenz 150 100000 pro Woche kein Ausschluss von PCR- bestaumltigten SARS-CoV-2-Infektionen (s Abb 12) ist bei allen drei Impfstrategien mit einer Verhinde-rung von ca 19600 symptomatischen Faumlllen uumlber 12 Wochen zu rechnen Bei den Hospitalisierungen ist mit ca 10500 die houmlchste Anzahl zu verhindern wenn Personen uumlber 80 Jahren die Impfung ange-boten wird Personen uumlber 60 Jahre zu impfen wuumlr-de zu einer erwartenden Reduktion von ca 6800 Hospitalisierungen fuumlhren und Personen mit Vorer-krankungen zu impfen zu einer Reduktion von ca 5100 Faumlllen Auch bei den verhinderten Todesfaumlllen und verlorenen Lebensjahren ist bei einer Impfung der Personen uumlber 80 Jahren mit den houmlchsten Re-

duktionen zu rechnen Diese Daten zeigen klar dass mit einer Priorisierung uumlber hohes Alter in Deutschland die maximale Reduktion bzgl Hospi-talisierung und Mortalitaumlt erreicht werden kann Dies gilt sogar bzgl der gewonnen Lebensjahre ob-wohl die noch zu erwartenden Lebensjahre bei aumllte-ren Menschen notwendigerweise deutlich geringer als bei juumlngeren sind

Um die absoluten Zahlen besser einordnen zu koumln-nen ist in Abbildung 13 die relative Reduktion der verschiedenen Endpunkte nach 12 Wochen abgebil-det Die ca 19600 verhinderten COVID-19-Faumllle entsprechen dabei nur ca 14 aller auftretenden Faumllle in diesem Zeitraum Hospitalisierungen wuumlr-den hingegen bei der Impfstrategie bdquoge 80 Jahreldquo um ca 55 zuruumlckgehen und der Anteil der Todesfaumllle waumlre um ca 123 geringer Bei den beiden anderen Impfstrategien ist fuumlr Hospitalisierungen Todesfaumll-le und verlorene Lebensjahre ein geringerer relati-ver Ruumlckgang zu erwarten

1232 SensitivitaumltsanalysenIn der ersten Sensitivitaumltsanalyse (s Abb 14) wurde die Impfung nur an Personen gegeben die keine vorangegangene PCR-bestaumltigte SARS-CoV-2- Infektion haben D h Personen die eine natuumlrliche

11840

7410

4590

Abb 12 | Kumulativer Impact von COVID-19-Impfstrategien bis 12 Wochen nach Impfstart (Basis-Szenario)

COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

20000

15000

10000

5000

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Durch Impfung verhinderte Anzahl an hellip

19590 19690 19650

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1930790 480

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter Personen uumlber 18 Jahre mit VorerkrankungenImpfstrategie

56Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Abb 13 | Relativer Impact von COVID-19-Impfstrategien bis 12 Wochen nach Impfstart (Basis-Szenario)

Relativer Ruumlckgang durch Impfung an hellip

14

14 14

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26

55 51

31

123

76

29

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25

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5

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COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter Personen uumlber 18 Jahre mit VorerkrankungenImpfstrategie

Immunitaumlt aufgrund einer zuruumlckliegenden SARS-CoV-2-Infektion aufweisen erhalten keine Impfung Hierdurch sind mehr Impfstoffdosen fuumlr Personen verfuumlgbar die noch keine Infektion durch-gemacht haben Die verfuumlgbaren Impfstoffdosen werden also effizienter eingesetzt was sich auch in einer houmlheren Zahl verhinderter COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle und verlorener Le-bensjahre widerspiegelt Fuumlr die Impfstrategie bdquoge 80 Jahreldquo werden nun ca 350 COVID-19-Faumllle mehr verhindert Die Zahl der verhinderten Hospitalisie-rungen steigt auf 10730 Bei den Todesfaumlllen und den gewonnenen Lebensjahren sind nur geringe Zugewinne im Vergleich zum Basis-Szenario von ca 40 Todesfaumlllen und 210 Lebensjahren zu beob-achten

In einer zweiten Sensitivitaumltsanalyse wurde berech-net welchen Einfluss das Infektionsgeschehen auf die verhinderten COVID-19-Faumllle Hospitalisierun-gen Todesfaumllle und verlorenen Lebensjahre auf-weist Im Vergleich zur Basis-Szenario-Annahme einer uumlber das Alter gleichen Inzidenz findet sich in Abbildung 15 der Impact der verschiedenen Impfstrategien unter Beruumlcksichtigung der alters-spezifischen woumlchentlichen Inzidenz seit Melde-woche 40 Im Vergleich zum Basis-Szenario wird deutlich dass die Impfstrategie bdquoge 80 Jahreldquo mit 9670 Faumlllen nicht mehr die meisten COVID-19- Faumllle verhindert sondern die Impfstrategie bdquoPerso-

nen ge 18 Jahre mit Vorerkrankungenldquo mit 10560 Faumlllen Hinsichtlich der Hospitalisierungen Todes-faumllle und verlorenen Lebensjahre bleibt die Imp-fung von Personen uumlber 80 Jahre jedoch weiterhin die effizienteste Strategie

13 Impfstrategie und Priorisierung der zu impfenden BevoumllkerungsgruppenMittelfristig ist es das Ziel allen Menschen Zugang zu einer Impfung gegen COVID-19 anbieten zu koumlnnen Da zu Beginn jedoch nicht ausreichend Impfstoff fuumlr die Versorgung aller zur Verfuumlgung stehen wird und auch die logistischen Ressourcen fuumlr eine flaumlchendeckende Versorgung noch nicht ausreichen muss priorisiert und stufenweise vorge-gangen werden Es ist wichtig dass bei begrenzten Impfstoffressourcen die Impfstoffe so verteilt wer-den dass bestmoumlglich Schaumlden durch die COVID-19- Pandemie verhindert werden Um dies zu errei-chen sollen nach Einschaumltzung der STIKO und un-ter Beruumlcksichtigung des gemeinsam mit dem Deutschen Ethikrat und der Leopoldina erstellten Positionspapiers vordringlich Personen geimpft werden die entweder ein besonders hohes Risiko fuumlr einen schweren oder toumldlichen Verlauf von COVID-19 aufweisen ein besonders hohes arbeits-bedingtes Expositionsrisiko gegenuumlber SARS-CoV-2 haben oder aufgrund ihrer Taumltigkeit in haumlufigem Kontakt zu besonders durch COVID-19 gefaumlhrdeten

57Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Personen stehen mit einer hohen Gefahr der Erre-gertransmission

Die Matrix (s Tab 19) zeigt welchen Gruppen mit welcher Prioritaumlt eine Impfung angeboten werden soll und unter welches Impfziel die einzelnen Grup-

pen eingeordnet werden koumlnnen Einige Gruppen werden mehrfach genannt da ihre Impfung unter-schiedliche Impfziele verfolgt Zum Beispiel kann die Impfung von BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen zum einen schwere oder gar toumldliche Erkrankungsverlaumlufe verhindern (direk-

Abb 15 | Kumulativer Impact von COVID-19-Impfstrategien bis 12 Wochen nach Impfstart (Szenario Infektionsgeschehen)

Durch Impfung verhinderte Anzahl an hellip

20000

15000

10000

5000

0

COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

1860

4590

2910

7410

5720

11840

220480360790104019302230

5080

2680

6810

5100

1055010560

1965019690

7770

9670

19590

Allgemeine Inzidenz ndash 150 Faumllle je 100000 Einwohner

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter

Personen uumlber 18 Jahre mit Vorerkrankungen

Alter-spezifische Inzidenz ndash KW 40 bis KW 46

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter

Personen uumlber 18 Jahre mit Vorerkrankungen

Abb 14 | Impact von COVID-19 Impfstrategien (Szenario Ausschluss von Personen mit SARS-CoV-2-PCR-Nachweis in der Anamnese)

Durch Impfung verhinderte Anzahl an hellip

20000

15000

10000

5000

0

1205011840

19701930

1073010550

1994019590

COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

Unabhaumlngig von fruumlherem positiven PCR-Test ndash 80 Jahre und aumllter Keine Personen mit fruumlherem positiven PCR-Test ndash 80 Jahre und aumllter

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ter Effekt) und zum anderen das Risiko von Ausbruuml-chen in diesen Einrichtungen reduzieren (indirek-ter Effekt durch die erhoffte Reduktion der Trans-mission)

Bei der Priorisierung innerhalb der COVID-19-Impf empfehlung der STIKO koumlnnen nicht alle Krankheitsbilder oder Impfindikationen explizit ge-nannt werden Es obliegt daher den fuumlr die Priori-sierung in den Bundeslaumlndern Verantwortlichen in Einzelfaumlllen Personen die nicht ausdruumlcklich im Stufenplan genannt sind angemessen zu priorisie-

ren Dies betrifft z B Personen mit seltenen schwe-ren Vorerkrankungen oder auch schweren Behinde-rungen fuumlr die bisher zwar keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz bzgl des Verlaufes einer COVID-19-Erkrankung vorliegt fuumlr die aber ein deutlich erhoumlhtes Risiko angenommen werden muss Dies trifft auch fuumlr Personen zu die zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr oder nicht mehr gleich wirksam geimpft werden koumlnnen (z B bei unmittelbar bevorstehender Chemotherapie) Dar-uumlber hinaus sind Einzelfallentscheidungen moumlg-lich wenn berufliche Taumltigkeiten bzw Lebensum-

Verhinderung schwerer COVID-19-Verlaumlufe (Hospitalisierung) und Todesfaumllle

Schutz von Personen mit besonders hohem arbeitsbeding-ten SARS-CoV-2-Expositionsrisiko (berufliche Indikation)

Verhinderung von Transmission sowie Schutz in Umgebungen mit hohem Anteil vulnerabler Personen und in solchen mit hohem Ausbruchspotenzial

Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen und des oumlffentlichen Lebens

BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen

Personal mit besonders hohem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen

Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Altenpflege

Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Altenpflege

Andere Taumltige in Senioren- und Altenpflegeheimen mit Kontakt zu den BewohnerInnen

Personal in medizinischen Einrich-tungen mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen

Personal in medizini-schen Einrichtungen und an Positionen die fuumlr die Aufrechterhaltung der Krankenhausinfrastruktur besonders relevant sind

Teilbereiche des OumlGD

Personen im Alter von ge 80 Jahren

Personal mit hohem Expositi-onsrisiko in medizinischen Einrichtungen

Taumltige in der ambulanten oder stationaumlren Versorgung von Personen mit Demenz oder geistiger Behinderung

Personen in Institutionen mit einer Demenz oder geistigen Behinderung~

LehrerInnen ErzieherInnen

Personen im Alter von ge 75 ndash 79 Jahren

Personen mit Down-Syndrom~

Personal mit moderatem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen

BewohnerInnen und Taumltige in Gemeinschaftsunterkuumlnften (z B fuumlr Kinder und Jugendliche Asylsuchende Obdachlose Frauenhaumluser)~

Enge Kontaktpersonen von Schwangeren~

Enge Kontaktpersonen bzw Pflegende von Personen mit einem erhoumlhten Risiko (z B Pflegebeduumlrftige)~

Personal in Schluumlssel-positionen der Landes- und Bundesregierungen

Beschaumlftigte im Einzelhandel

Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur

Personen im Alter von ge 70 ndash 74 Jahren

Personen mit Vorerkrankungen mit hohem Risiko

Personal mit niedrigem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen

Personen mit prekaumlren Arbeits- undoder Lebensbedingungen (z B Inhaftierte Saisonarbeiter Beschaumlftigte in der Fleisch verarbei-tenden Industrie oder Verteilzentren)

Personen im Alter von ge 65 ndash 69 Jahren

Personen mit Vorerkrankungen mit moderat erhoumlhtem Risiko und deren engste Kontakt-personen

LehrerInnen ErzieherInnen Beschaumlftigte im Einzelhandel Beschaumlftigte zur Aufrechterhal-tung der oumlffentlichen Sicherheit mit erhoumlhtem Expositionsrisiko (zB Polizei im Auszligendienst)

LehrerInnen ErzieherInnen

Personen im Alter von ge 60 ndash 64 Jahren

Personen im Alter von lt 60 Jahren~

Tab 19 | Matrix zur Priorisierung der Bevoumllkerungsgruppen fuumlr eine COVID-19-Impfung unter Beruumlcksichtigung der Impfziele

zur Einteilung des Personals in medizinischen Einrichtungen siehe Tabelle 15 (Kapitel 1021) ~ Ein off-label-Gebrauch fuumlr Kinder wird nicht empfohlen

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staumlnde mit einem nachvollzieh baren unvermeid-bar sehr hohen Infektionsrisiko einhergehen Die-se Oumlffnungsklausel darf nicht missbraucht werden um ungerechtfertigterweise eine Impfung durch-zufuumlhren und somit staumlrker gefaumlhrdeten Personen die Impfung vorzuenthalten

Personen mit Vorerkrankungen wurden nach ihrem Mortalitaumltsrisiko unterschiedlichen Stufen zugeord-net Personen mit Down Syndrom wurden der Stufe 2 zugeordnet Die in Stufe 3 genannte Gruppe mit Vorerkrankungen mit hohem Mortalitaumltsrisiko umfasst Personen mit folgenden Vorerkrankungen Z n Organtransplantation aktive maligne haumlmato-logische Erkrankungen fortgeschrittene solide Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind sowie Tumorerkrankungen unter aktueller systemi-scher Therapie (ausgenommen ausschlieszliglich anti-hormonelle Monotherapie) interstitielle Lungener-krankungen psychiatrische Erkrankungen (bipolare Stoumlrung Schizophrenie und schwere Depression) Demenz Diabetes mellitus mit einem HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 COPD Adipositas (BMI gt 30 kgm2) chronische Lebererkrankungen inkl Leberzirrhose chronische Nierenerkrankungen (siehe auch Kapitel 1012 Personen mit Vorerkran-kungen)

Die in Stufe 4 genannte Gruppe mit Vorerkrankun-gen mit moderat erhoumlhtem Mortalitaumltsrisiko um-fasst Personen mit folgenden Vorerkrankungen Diabetes mellitus mit HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 ArrhythmieVorhofflimmern HIV-Infek-tion Koronare Herzkrankheit Herzinsuffizienz Auto immunerkrankungen Krebserkrankungen in behandlungsfreier Remission arterielle Hyperto-nie rheumatologische Erkrankungen Asthma bron chiale chronisch entzuumlndliche Darmerkran-kungen (CED) zerebrovaskulaumlre ErkrankungenApoplex und andere chronische neurologische Erkrankungen

Im Stufenplan fuumlr die Priorisierung der Impfindika-tionen (s Tab 20) sind die Gruppen nochmals mit ihrer Groumlszlige und nach Prioritaumlt angeordnet Zu wel-chem Zeitpunkt von einer Stufe zur naumlchsten ge-wechselt werden kann richtet sich nach der Verfuumlg-barkeit der Impfstoffe Es liegt in der Hoheit der

Bundeslaumlnder diese Entscheidung zu gegebener Zeit zu treffen

Auch wenn Maumlnner eine gegenuumlber gleichaltrigen Frauen etwas houmlhere Hospitalisierungs- und Morta-litaumltsrate haben hat die STIKO entschieden keine geschlechtsspezifische Impfempfehlung zu geben Die COVID-19-Impfstoffe werden im Kindesalter bis auf Weiteres nicht zugelassen sein weshalb die STIKO derzeit keine COVID-19-Impfempfehlung fuumlr Kinder gibt Es laufen aktuell mehrere klinische Phase 3-Studien mit unterschiedlichen Impfstoffen die auch Kinder einschlieszligen Die STIKO wird die Datenlage fortlaufend neu bewerten

14 Implementierung Routinemaumlszligig erfolgen Impfungen bisher uumlber etablierte dezentrale Strukturen So werden Impf-stoffe uumlber Groszlighaumlndler und Apotheken beschafft und verteilt Die eigentlichen Impfungen werden vorrangig durch die an der vertragsaumlrztlichen Ver-sorgung teilnehmenden AumlrztInnen (ca 50000 Pra-xen in ganz Deutschland) sowie durch Betriebsaumlrzt-Innen durchgefuumlhrt

Aufgrund der besonderen Pandemiesituation muumls-sen in einer ersten Phase COVID-19-Impfungen uumlber zentral organisierte Impfstellen (Impfzentren sowie mobile Impfteams) durchgefuumlhrt werden Dies liegt an den besonderen (Langzeit-)Lagerungs- und Transportbedingungen der Bereitstellung in Mehr-dosenbehaumlltnissen der Priorisierung von Zielgrup-pen bei anfaumlnglich begrenzt verfuumlgbaren Impfstoff-dosen der erwarteten Verfuumlgbarkeit unterschiedli-cher Impfstoffkandidaten der Notwendigkeit von er-houmlhten Steuerungsmoumlglichkeiten im Rahmen der Pandemiebewaumlltigung sowie der erfor derlichen Nachverfolgung der geimpften Personen Um unter diesen Rahmenbedingungen Impfungen kontrolliert und effizient durchfuumlhren zu koumlnnen werden ange-passte zentralisierte Strukturen benoumltigt Sobald es die Rahmenbedingungen erlauben und ausreichen-de Impfstoffmengen mit geeigneten Lagerungskon-ditionen zur Verfuumlgung stehen koumlnnen die Impfak-tivitaumlten in das Regelsystem uumlber gehen

Fuumlr die zentralisierte Organisation werden die Bun-deslaumlnder in ihrer Zustaumlndigkeit durch Unterstuumlt-zung der niedergelassenen Aumlrzteschaft zentrale

60Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Tab 20 | Stufenplan fuumlr die Impfindikationsgruppen zur Priorisierung der COVID-19-Impfung und Groumlszlige der Gruppen (Die Summen sind grobe Schaumltzungen zur Orientierung Zum einen gibt es Uumlberlappungen inner-halb der Prioritaumltengruppen zum anderen sind nicht fuumlr alle Gruppen Daten verfuumlgbar)

deg zur Einteilung des Personals in medizinischen Einrichtungen siehe Tabelle 15 (Kapitel 1021)

Quellen Destatis ~ Schaumltzung zumeist basierend auf Destatis-Daten (Teilgruppen von bei Destatis angegebenen Gesamt heiten oder nur Teilgruppen bei Destatis auffindbar) sect Deutsche Alzheimergesellschaft eV Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe eV amp Bundesverband der AumlrztInnen und Aumlrzte des oumlffentlichen Gesundheitsdienstes eV Verband Deutscher Verkehrsunternehmen eV $ Deutscher Feuerwehrverband Bundesverband der Kinder- und Jugendaumlrzte eV

Stufe Personengruppen N (Mio)

1 BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen 10 Personen im Alter von ge 80 Jahren 54 Personal mit besonders hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungendeg (zB Notaufnahmen medizinische Betreuung von COVID-19-PatientInnen)

10~

Personal in medizinischen Einrichtungen und andere Personen mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppendeg (z B in der Onkologie oder Transplantationsmedizin)

Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Altenpflege 12 Andere Taumltige in Senioren- und Altenpflegeheimen mit Kontakt zu den BewohnerInnen

Summe gt 86

2 Personen im Alter von ge 75 ndash 79 Jahren 41 Personal mit hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungendeg 10~

Personen in Institutionen mit einer Demenz oder geistigen Behinderung gt 16sect

Taumltige in der ambulanten oder stationaumlren Versorgung von Personen mit Demenz oder geistiger Behinderung

Personen mit Down-Syndrom (Trisomie21) 005

Summe gt 7

3 Personen im Alter von ge 70 ndash 74 Jahren 36 Personen mit Vorerkrankungen mit hohem Risiko (z B Zustand nach Organtransplantation aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen fortgeschrittene solide Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind sowie Tumorerkrankungen unter aktueller systemischer Therapie (ausgenommen ausschlieszliglich antihormonelle Mono-therapie) interstitielle Lungenerkrankungen psychiatrische Erkrankungen (bipolare Stoumlrung Schizophrenie und schwere Depression) Demenz Diabetes mellitus mit einem HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 COPD Adipositas (BMI gt 30 kgm2) chronische Lebererkrankungen inkl Leberzirrhose chronische Nierenerkrankungen)

BewohnerInnen (falls im Impfalter) und Taumltige in Gemeinschaftsunterkuumlnften (z B fuumlr Kinder und Jugendliche Asylsuchende Obdachlose Frauenhaumluser)

gt 05

Enge Kontaktpersonen von Schwangeren 076~

Enge Kontaktpersonen bzw Pflegende von Pers mit einem erhoumlhten Risiko (z B Pflegebeduumlrftige)

Personal in medizinischen Einrichtungen mit moderatem Expositionsrisikodeg und in Positionen die fuumlr die Aufrechterhaltung der Krankenhausinfrastruktur besonders relevant sind

08

Teilbereiche des OumlGD 0017amp

Summe gt 57

4 Personen im Alter von ge 65 ndash 69 Jahren 48 Personen mit Vorerkrankungen mit moderat erhoumlhtem Risiko (z B Diabetes mellitus mit HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 ArrhythmieVorhofflimmern HIV-Infektion Koronare Herzkrankheit Herzinsuffizienz Autoimmunerkran-kungen Krebserkrankungen in behandlungsfreier Remission arterielle Hypertonie rheumatologische Erkrankungen Asthma bronchiale chronisch entzuumlndliche Darmerkrankungen (CED) zerebrovaskulaumlre ErkrankungenApoplex und andere chronische neurologische Erkrankungen) und deren engste Kontaktpersonen

Personal mit niedrigem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungendeg 03~

LehrerInnen 08 ErzieherInnen gt 06 Personen mit prekaumlren Arbeits- undoder Lebensbedingungen (zB Inhaftierte Saisonarbeiter Beschaumlftigte in Verteilzentren oder der Fleisch verarbeitenden Industrie)

gt 04~

Summe gt 69

5 Personen im Alter von ge 60 ndash 64 Jahren 55 Personal in Schluumlsselpositionen der Landes- und Bundesregierungen

Beschaumlftigte im Einzelhandel 31 Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur 08 $

Summe gt 84

6 Alle uumlbrigen Personen im Alter von lt 60 Jahren 450

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Impfstellen einrichten und betreiben Die Vorberei-tung und Durchfuumlhrung kann dabei durch Hilfsor-ganisationen die Bundeswehr sowie Logistikunter-nehmen unterstuumltzt werden Der Bund wird ge-meinsam mit den Laumlndern Eckpunkte fuumlr einen Handlungsleitfaden zum Betrieb von zentralen Impfstellen erarbeiten

141 Alternative Maszlignahmen fuumlr das Erreichen des Impfziels im Vergleich zur Impfung sowie deren Effektivitaumlt und UmsetzbarkeitZu den wichtigsten Infektionsschutzmaszlignahmen um die Ausbreitung von SARS-CoV-2-Infektionen zu verhindern und sich selbst und andere vor der Infektion zu schuumltzen zaumlhlen die Reduktion der di-rekten zwischenmenschlichen Kontakte sowie die Beachtung der Abstands- und Hygieneregeln

Auch nachdem jetzt zwei COVID-19-Impfstoffe in Deutschland zugelassen sind und die verfuumlgbare Impfstoffmenge ansteigt kann es noch viele Monate dauern bevor ein nennenswerter Teil der Bevoumllke-rung oder zumindest der besonders vulne rablen Gruppen geimpft sein wird Wie lange der Schutz nach Impfung anhaumllt und wie ausgepraumlgt er sein wird ist derzeit nicht bekannt Daher ist es uner-laumlsslich dass die empfohlenen Infektionsschutz-maszlignahmen zunaumlchst weiterhin konsequent beach-tet und umgesetzt werden

Ein systematischer Review untersuchte die Wirk-samkeit des Abstandshaltens und das Tragen von Gesichtsmasken zum Schutz vor einer SARS-CoV-2- Infektion242 Es wurden 44 Vergleichsstudien mit 25697 PatientInnen in der Meta-Analyse beruumlck-sichtigt Auf Basis der gepoolten Daten kann man festhalten dass ein Abstand von mehr als 1 m und das Tragen von Masken das Infektionsrisiko signifi-kant reduzieren Die adjustierten OR fuumlr einen Ab-stand von ge 1 m im Vergleich zu einer kuumlrzeren Di-stanz betrugen 018 (95 KI 009 ndash 038) und fuumlr das Tragen einer Maske im Vergleich zu einer Expo-sition ohne Maske 015 (95 KI 007 ndash 034) FFP2- Masken oder vergleichbare Masken (aOR 004 95 KI 0004 ndash 030) haben eine bessere Wirksam-keit als Mund-Nase-Bedeckungen (aOR 033 95 KI 017 ndash 061)242 Die Wirksamkeit von Gesichtsmas-ken beschraumlnkt sich nicht auf Masken mit hoher Ae-rosolfilterleistung (z B FFP2) Auch chirurgischer

Mund-Nasen-Schutz und Mund-Nase-Bedeckungen sind wirksam wenngleich deren Partikelfilterleis-tung natuumlrlich geringer ist als von FFP2-Atem-schutzmasken242243 Wichtig fuumlr die Schutzwirkung ist der korrekte Gebrauch der Masken Eine rando-misierte Studie aus Daumlnemark untersuchte ob das Tragen einer Maske das Infektionsrisiko fuumlr eine SARS-CoV-2-Infektion in einer Situation reduziert in dem das Tragen primaumlr nicht empfohlen ist244 Die Studie schloss 3030 TeilnehmerInnen ein die eine Maske tragen sollten und 2994 Kon trollen die keine Maske tragen sollten Eine SARS-CoV-2-Infek-tion wurde bei 18 (n = 42) der TeilnehmerInnen mit Maskenempfehlung und bei 21 (n = 53) der Kontrollen beobachtet (OR = 082 95 KI 054 ndash 123 p = 033) Durch die Empfehlung Masken zu tragen konnte die Infektionsrate um nicht mehr als 50 gesenkt werden

Die Datenlage zur Effektivitaumlt der Infektionsschutz-maszlignahmen wurde vielfach kritisiert und es wur-den qualitativ hochwertige Studien dazu gefordert Insgesamt muss man jedoch festhalten dass es kei-ne alleinige Maszlignahme gibt die sicher vor der SARS-CoV-2-Infektion schuumltzt Fuumlr eine solide Risi-koreduktion sollten in Abhaumlngigkeit von der aktuel-len Epidemiologie und der SARS-CoV-2-Infektions-haumlufgkeit verschiedene Strategien beruumlcksichtigt und kombiniert werden Reduktion der Personen-kontakte und ihrer Dauer Einhaltung eines 15 m oder groumlszligeren Abstands Einhalten von Husten- Nies- und Haumlndehygiene Gebrauch von Alltags-Atemschutzmasken und regelmaumlszligiges Luumlften Zur Vermeidung des Uumlbertragungsrisikos ist zusaumltzlich wichtig dass infizierte Personen umgehend isoliert werden und dass deren Kontaktpersonen zeitnah identifiziert werden und in Quarantaumlne gehen

15 Impfakzeptanz in der Bevoumllkerung und der Aumlrzteschaft Bei der SARS-CoV-2-Impfung handelt es sich nicht nur um eine neue Impfempfehlung (fuumlr Deutsch-land und weltweit) sondern auch um einen neuar-tigen Erreger Der empfohlene Impfstoff wurde in Verfahren entwickelt die bei keinem der bisher zu-gelassenen Impfstoffe zum Einsatz kamen Ande-rerseits wird ein Impfstoff gegen SARS-CoV-2 auf-grund der hohen Infektionsgefahr und der Auswir-

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kungen der bisherigen nicht-medizinischen Maszlig-nahmen u a auf Wirtschaft und soziales Leben dringend erwartet Insgesamt stellt dies eine beson-dere Situation dar die sich auf die Akzeptanz der neuen Impfung auswirken kann

In einer in Kooperation mit dem RKI durchgefuumlhr-ten fortlaufenden Querschnittstudie (httpcoro-na-monitorde) gaben zuletzt 49 der Befragten an sich (eher) gegen COVID-19 impfen zu lassen (Stand 15122020)245 Mitte April waren es noch 79 seitdem sank die Bereitschaft kontinuierlich ab und erreichte mit 48 am 08122020 ihren niedrigsten Wert Fuumlr die Impfbereitschaft ist insbe-sondere das Vertrauen in die Sicherheit und Effek-tivitaumlt der Impfung maszliggeblich (staumlrkster Praumldik-tor) Weitere wichtige Aspekte sind die Kosten- Nutzen-Abwaumlgung und das Verantwortungsgefuumlhl fuumlr die Gemeinschaft Personen die einer potenziel-len Impfung mehr vertrauen weniger Kosten- Nutzen abwaumlgen und nicht von der Impfung ande-rer profitieren wollen ohne sich selbst impfen zu lassen zeigen eine houmlhere Impfbereitschaft Auch aumlltere Personen und maumlnnliche Befragte geben eine houmlhere Impfbereitschaft an

In einer Erhebung war die Impfbereitschaft des me-dizinischen Personals geringer als die der Gesamt-bevoumllkerung im Vergleich mit anderen Bevoumllke-rungsgruppen wie Personen mit chronischen Er-krankungen oder Aumllteren faumlllt die Impfbereitschaft des medizinischen Personals am geringsten aus246 Auch in der neuesten Erhebung vom 15122020 liegt die Impfbereitschaft des medizinischen Perso-nals geringfuumlgig unter der der Allgemeinbevoumllke-rung Motivationshilfe koumlnnten hier die in diesen bzw fuumlr diese Einrichtungen taumltigen BetriebsaumlrztIn-nen leisten indem vor Ort Impfangebote gemacht werden und somit ein Besuch in einem externen Impfzentrum nicht mehr notwendig ist

Ab einer zu erwartenden Impfeffektivitaumlt von etwa 80 steigt die Impfbereitschaft deutlich an Dies zeigt ein Szenario in dem die Impfintention in Ab-haumlngigkeit der Impfnebenwirkungen des Pande-miegeschehens und der Impfeffektivitaumlt erfasst wurde In einem weiteren Szenario wurde die Akzeptanz verschiedener Impfstofftypen (Totimpf-stoff Lebendimpfstoff Vektorimpfstoff Genimpf-

stoff) verglichen Das Vertrauen in die verschiede-nen Impfstoffe ist unabhaumlngig vom Impfstofftyp fuumlr alle Impfstoffe moderat ausgepraumlgt die Impf-bereitschaft liegt auf einem mittleren Niveau und unterscheidet sich ebenfalls nicht zwischen den ver-schiedenen Impfstofftypen Fuumlr alle Impfstofftypen besteht ein hohes Informationsbeduumlrfnis Auch in der neuesten Erhebung vom 15122020 koumlnnen die meisten Teilnehmenden weder fuumlr BioN-Tech Pfizer noch fuumlr Moderna den korrekten Impfstoff-typ nennen Allerdings unterscheidet sich die Impf-bereitschaft nicht zwischen Personen mit und ohne Wissen zum jeweiligen Impfstofftyp

Die Haumllfte der Befragten sieht die Impfung vor al-lem als Praumlvention um die eigene Gesundheit zu schuumltzen 25 der Teilnehmenden sehen die Imp-fung als Intervention um die aktuellen Einschraumln-kungen beseitigen zu koumlnnen Das Impfmotiv Indi-vidualschutz geht mit einer houmlheren Impfbereit-schaft einher246

Angesichts der noch ungeklaumlrten Frage inwiefern eine Transmission trotz Impfung moumlglich ist und den weiterhin begrenzten Impfstoffmengen die Einschraumlnkungen auch zukuumlnftig noumltig machen ist eine verstaumlrkte Kommunikation des Individual-schutzes durch die Impfung ratsam Sobald Infor-mationen uumlber die langfristige Immunitaumlt der Imp-fung vorliegen kann die Aufklaumlrung uumlber den Ge-meinschaftsschutz als weitere Kommunikations-strategie angewendet werden247

Aufgrund der dynamischen Entwicklung der SARS-CoV-2-Pandemie sowie der damit verbundenen Impfstoffentwicklung ist eine kommunikative Be-gleitung in diesem Prozess in der Entscheidung zur Impfempfehlung durch die STIKO sowie in der Implementierung der Impfung zentral Eine ange-messene Information der Bevoumllkerung sollte insbe-sondere auf eine transparente Kommunikation des erwarteten Nutzens und der Risiken einer Impfung gegen COVID-19 abzielen um das Vertrauen der Be-voumllkerung in die Impfung zu erhalten und noch zu steigern

Das kritische Abwaumlgen von Fuumlr und Wider der Imp-fung ist hoch Dies deutet auf ein hohes Informati-onsbeduumlrfnis der Bevoumllkerung hin Personen die

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sich gut informiert fuumlhlen geben zudem an sich auch eher impfen zu lassen Im weiteren Verlauf sollte deshalb unbedingt weiterhin auf eine regel-maumlszligige schnelle und transparente Aufklaumlrung ge-achtet werden die das Informationsbeduumlrfnis der Bevoumllkerung beruumlcksichtigt und flexibel auf neu aufkommende Fragen und Themen reagieren kann

16 Monitoring-Systeme zur Evaluation der Impfung bzw der Impfempfehlung

161 Impfquoten-MonitoringValide Daten zur Inanspruchnahme der Impfung sind Grundlage fuumlr eine erste Bewertung von Signa-len zu Impfnebenwirkungen und der Impfeffektivi-taumlt Diese Daten zur Inanspruchnahme der Imp-fung (Impfquoten) sollten zeitnah und vollstaumlndig vorliegen und nach Altersgruppe Zielgruppe und Impfstoffprodukt stratifizierbar sein Zeitnah er-fasste zielgruppenspezifische Impfquoten sind daruumlber hinaus essenziell um den Erfolg der beglei-tenden Informationskampagne auf das Impfverhal-ten zu erfassen

Die fuumlr das Routinesystem etablierten Werkzeuge zur Erfassung von Impfquoten (KV-Impfsurveillan-ce) sind fuumlr die Erhebung von COVID-19-Impfquo-ten in der ersten Phase der Impfaktivitaumlten nicht ge-eignet da die Erhebung weder zeitnah noch pro-duktspezifisch erfolgt Zudem wird in der ersten Phase die COVID-19-Impfung aller Voraussicht nach vornehmlich in Impfzentren angeboten wer-den ohne die individuelle Abrechnung uumlber das GKV-System Seit dem 27122020 steht eine Web- Anwendung zur Erfassung von Daten zur COVID-19-Impfung in den Impfzentren und durch die mobilen Impfteams sowie fuumlr die zentralen Da-tenerfassungsstellen der Bundeslaumlnder zur Verfuuml-gung mit der pseudonymisierte Daten tagesaktuell an das RKI uumlbermittelt werden koumlnnen Unter fol-gendem Link koumlnnen die Daten zu den taumlglich durchgefuumlhrten Impfungen in den Bundeslaumlndern abgerufen werden

Ergaumlnzend werden regelmaumlszligige repraumlsentative Bevoumllkerungssurveys durchgefuumlhrt die das Impf-quotenmonitoring validieren und zusaumltzliche Daten zur Akzeptanz und Impfbarrieren erheben

Entsprechende Vorschlaumlge sind in der Nationalen COVID-19 Impfstrategie unterbreitet worden248 Spaumltestens wenn die Impfung im Regelsystem statt-findet und die Impfleistungen uumlber die KVen abge-rechnet werden greift bei der Impfquoten-Erfas-sung wieder das etablierte System der KV-Impfsur-veillance am RKI wobei hier ein Zeitverzug von ca 6 Monaten von Impfung bis Bereitstellung im Da-tensatz besteht

162 Evaluierung von Wirksamkeit und Sicherheit der ImpfstoffeDie Nutzen-Risikobewertung von Impfstoffen ist ein kontinuierlicher Prozess der von der Impfstoff-entwicklung der Durchfuumlhrung klinischer Pruumlfun-gen vor der Zulassung bis hin zur Uumlberwachung nach dem Inverkehrbringen (sogenannte post- marketing surveillance) reicht248 Die Uumlberwachung in Surveillance-Systemen und die Durchfuumlhrung von gezielten Studien ist bei den COVID-19-Impf-stoffen von besonders hoher Bedeutung da (a) neue Impf stoff- Technologien zur Anwendung kommen (b) Nachbeobachtungszeiten in den Zulassungsstu-dien moumlglicherweise verkuumlrzt werden muumlssen (auf-grund ethischer Probleme wenn Studienteilneh-merInnen des Placeboarms weiterhin exponiert sind waumlhrend die Impfung bereits im Nationalen Impfprogramm angeboten wird) und (c) die Impf-stoffe und die Impfkampagne von groszliger Bedeu-tung fuumlr die Pandemiebekaumlmpfung sind

Die Impfstoffhersteller werden im Rahmen ihrer Risk Management Plaumlne (RMPs) Beobachtungsstu-dien zur Sicherheit und Wirksamkeit ihrer Impf-stoffe durchfuumlhren Aber auch Forschungseinrich-tungen sowie Bundesbehoumlrden wie das PEI und das RKI sollten Studien und Datenanalysen zur Hersteller- unabhaumlngigen Evaluation der neuen Impfstoffe durchfuumlhren Ein Konzept fuumlr die Evalua-tion der Effekte der COVID-19-Impfung durch die Bundesbehoumlrden findet sich in der Nationalen Impfstrategie COVID-19248

Wie bei der Zulassung anderer neuer Impfstoffe auch beruht der Nachweis der Sicherheit der COVID-19-Impfstoffe in randomisierten kontrollier-ten Studien auf Beobachtungen einer begrenzten Anzahl von Personen die den Impfstoff erhalten haben Unter Beruumlcksichtigung der geimpften Stu-

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dienpopulation in der BNT162b2-Zulassungsstudie (n = 21700)4 wird ein unerwuumlnschtes Ereignis das mit einer Haumlufigkeit von groumlszliger als 1 1000 auftritt mit einer uumlber 95 -igen Wahrscheinlichkeit er-kannt Die Erfassung von selteneren Nebenwirkun-gen verzoumlgert auftretenden Komplikationen und von Langzeiteffekten ist nur in pharmakoepidemio-logischen Studien nach der Zulassung der Impfstof-fe moumlglich

Fuumlr Impfstoffe besteht in Deutschland neben der Meldeverpflichtung des Zulassungsinhabers oder pharmazeutischen Unternehmers nach dem Arz-neimittelgesetz (sect 63 b AMG) und der standesrecht-lichen Verpflichtung von AumlrztInnen zur Meldung von Nebenwirkungen eine gesetzliche Meldever-pflichtung uumlber Verdachtsfaumllle von Impfkomplika-tionen nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG)249 Die Aumlrzteschaft ist nach IfSG verpflichtet den Ver-dacht auf eine Impfkomplikation (d h eine uumlber das uumlbliche Ausmaszlig einer Impfreaktion hinausgehende Reaktion im zeitlichen Zusammenhang mit einer Impfung) namentlich an das Gesundheitsamt zu berichten Das Gesundheitsamt leitet die Meldung pseudonymisiert der zustaumlndigen Landesbehoumlrde und dem PEI weiter

Im Rahmen des vom PEI etablierten real-time Moni-torings von Nebenwirkungen bzw Impfkomplikati-onen werden observed- versus expected-Analysen zur zeitnahen Signalerkennung durchgefuumlhrt Dabei wird auf Hintergrundinzidenzen von moumlglichen Krankheitsereignissen zuruumlckgegriffen die in ei-nem bestimmten Zeitintervall rein zufaumlllig nach Impfung auftreten und dann faumllschlicherweise mit der Impfung in Verbindung gebracht werden koumln-nen Falls Krankheitsereignisse nach einer Impfung haumlufiger auftreten als erwartet muumlssen weiterfuumlh-rende Untersuchungen oder gezielte Studien durch-gefuumlhrt werden Da es sich bei diesem System um ein passives Meldesystem handelt und potenziell un-erwuumlnschte Effekte wie bdquovaccine associated enhanced respiratory diseaseldquo (VAERD) oder antikoumlrpervermit-telte Infektionsverstaumlrkung (antibody dependent enhancement ADE) in diesem nicht erfasst werden koumlnnen sind eine intensivierte Surveillance und er-gaumlnzende Studien erforderlich Einen Uumlberblick uumlber die geplanten Aktivitaumlten des PEI zur Uumlberwa-chung der Impfstoff-Sicherheit im Kontext der Ein-

fuumlhrung der COVID-19-Impfstoffe gibt die Nationale Impfstrategie248 Unter anderem hat das PEI eine Smartphone App entwickelt uumlber die geimpfte Per-sonen prospektiv uumlber ein Jahr unerwuumlnschte Ereig-nisse elektronisch melden koumlnnen Die breite Be-werbung dieser App und die Notwendigkeit zusaumltz-liche Analysen (z B von Krankenkassen-Daten) wer-den von der STIKO im Kontext der Einfuumlhrung der neuen COVID-19-Impfstoffe dringend angemahnt Nur durch zusaumltzliche Analysen und Datenerhebun-gen koumlnnen seltene oder nicht in den Zulassungs-studien erhobene unerwuumlnschte Ereignisse erkannt und ein schnelles Handeln der Zulassungsbehoumlrden und der STIKO ermoumlglicht werden

Auch bestimmte Aspekte der Wirksamkeit (insb Schutzdauer Schutz vor schwerer COVID-19- Erkrankung Effekt auf Transmission) konnten und koumlnnen in den Zulassungsstudien aufgrund der be-schraumlnkten Laufzeit der limitierten Groumlszlige der Stu-dienpopulation und aufgrund der Studiendesigns nicht zufriedenstellend geklaumlrt werden Wie bei an-deren Impfstoffen auch sollten zur Evaluation der COVID-19-Impfeffektivitaumlt im Rahmen der breiten Anwendung qualitativ hochwertige Beobachtungs-studien durchgefuumlhrt werden Beobachtungsstu-dien dienen nicht nur der Untersuchung von wich-tigen noch nicht ausreichend in den Zulassungs-studien geklaumlrten Aspekten der Impfstoffe sondern auch der Bestaumltigung der Wirksamkeit der Impfung bei der Anwendung in der Bevoumllkerung unter realen Lebensbedingungen bzw in heterogenen Populati-onen oder in besonderen Risikogruppen Verschie-dene epidemiologische Studiendesigns (z B Fall- Kontrollstudien Kohortenstudien) sollten in unter-schiedlichen Populationen und Settings (z B Kran-kenhaus oder Altenheime) unter Beruumlcksich tigung von Leitlinien fuumlr gute epidemiologische Praxis zur Anwendung kommen

Das Meldeformular des PEI findet sich online unter httpswwwpeideDEarzneimittelsicher-heitpharmakovigilanzmeldeformulare-on-line-meldungmeldeformulare-online-mel-dung-nodehtml

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220 Statistisches Bundesamt Asylbewerberleistungen Verfuumlgbar unter httpswwwdestatisdeDEThe-menGesellschaft-UmweltSozialesAsylbewerber-leistungenTabellenliste-emfaenger-blhtm-lnn=211032 zuletzt besucht am 06012021 2019

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77Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

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237 Statistisches Bundesamt Statistik 12411-0005 Bevoumllkerung Deutschland S Altersjahre 2020 [Available from httpswww-genesisdestatisdegenesisonlineoperation=tableamp-code=12411-0005]

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241 Zhang J Whatrsquos the Relative Risk ndash A Method of Correcting the Odds Ratio in Cohort Studies of Common Outcomes JAMA 1998280(19)1690-1

242 Chu DK Akl EA Duda S Solo K Yaacoub S Schuumlnemann HJ et al Physical distancing face masks and eye protection to prevent person- to-person transmission of SARS-CoV-2 and COVID-19 a systematic review and meta-analysis The Lancet 2020395(10242)1973-87

243 van der Sande M Teunis P Sabel R Professional and Home-Made Face Masks Reduce Exposure to Respiratory Infections among the General Popula-tion PLoS One 20083(7)e2618

244 Bundgaard JS R-PD von Buchwald C et al Effec-tiveness of Adding a Mask Recommendation to Other Public Health Measures to Prevent SARS-CoV-2 Infection in Danish Mask Wearers Ann Intern Med

245 Betsch C Korn L Felgendreff L Eitze S Schmid P Sprengholz P et al COVID-19 Snapshot Monito-

78Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ring (COSMO Germany) ndash Wave 30 PsychArchives 2020

246 Betsch C Korn L Felgendreff L Eitze S Schmid P Sprengholz P et al COVID-19 Snapshot Monito-ring (COSMO Germany)-Wave 24 2020

247 Pfattheicher S Petersen MB Boumlhm R Information about herd immunity and empathy promote COVID-19 vaccination intentions 2020

248 Bundesministerium fuumlr Gesundheit Nationale Impfstrategie COVID-19 Strategie zur Einfuumlhrung und Evaluierungeiner Impfung gegen Sars-CoV-2 in Deutschland Verfuumlgbar unter httpswwwbun-desgesundheitsministeriumdefileadminDatei-en3_DownloadsCCoronavirusImpfstoffNatio-nale_Impfstrategiepdf zuletzt besucht am 06012021 2020

249 Weiszliger K Barth I Keller-Stanislawski B Sicherheit von Impfstoffen Bundesgesundheitsblatt- Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz 200952(11)1053-64

Autorinnen und Autoren AutorInnen der AG COVID-19 der Staumlndigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut und weitere KoautorInnen

a) Dr Sabine Vygen-Bonnet | a) Dr Judith Koch| b) Prof Dr Christian Bogdan | a) Dr Thomas Harder | b) Prof Dr Ulrich Heininger | a) Dr Kerstin Kling | b) Dr Martina Littmann | b) Prof Dr Joerg Meerpohl | c) Dr Heidi Meyer | b) Prof Dr Thomas Mertens | a) Nora Schmid-Kuumlpke | a) Stefan Scholz | b) Dr Martin Terhardt | a) Marina Treskova-Schwarzbach | b) Prof Dr Klaus Uumlberla | b) Prof Dr Marianne van der Sande | a) PD Dr Ole Wichmann | b) Prof Dr Dr Sabine Wicker | b) Prof Dr Ursula Wiedermann | d) Prof Dr Verina Wild | b) Prof Dr Ruumldiger von Kries

a) Robert Koch-Institut Abt 3 Infektionsepidemiologie FG 33 Impfpraumlvention

b) Mitglied der STIKO c) Paul-Ehrlich-Institutd) Universitaumlt Augsburg Medizinische Fakultaumlt

Ethik der Medizin

Korrespondenz STIKO-Geschaeftsstellerkide

Vorgeschlagene ZitierweiseVygen-Bonnet S Koch J Bogdan C Harder T Heininger U Kling K Littmann M Meerpohl J Meyer H Mertens T Schmid-Kuumlpke N Scholz S Terhardt M Treskova-Schwarzbach M Uumlberla K van der Sande M Wichmann O Wicker S Wiedermann U Wild V von Kries R Beschluss der STIKO zur 2 Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung und die dazugehoumlrige wissenschaftliche Begruumlndung

Epid Bull 202153 -79 | DOI 102564678203

(Dieser Artikel ist online vorab am 29 Januar 2021 erschienen)

InteressenkonfliktFrau Prof Dr Ursula Wiedermann leitet als principal investigator eine Phase-1-Studie zu einem COVID-19- Impfstoffkandiadten sie hat an der Beratung und Beschlussfassung der Empfehlung nicht teilgenom-men

Alle anderen Autorinnen und Autoren geben an dass kein Interessenkonflikt besteht

79Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten4 Woche 2021 (Datenstand 3 Februar 2021)

Ausgewaumlhlte gastrointestinale Infektionen

Campylobacter- Enteritis

Salmonellose EHEC-Enteritis Norovirus- Gastroenteritis

Rotavirus- Gastroenteritis

2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 37 212 298 3 28 113 0 5 9 6 40 686 4 11 51

Bayern 54 312 465 7 38 90 2 6 12 7 46 1346 2 39 104

Berlin 16 113 158 2 16 22 0 2 6 4 26 387 2 9 25

Brandenburg 17 109 127 2 9 19 0 0 5 3 17 567 2 11 57

Bremen 4 23 25 1 4 3 0 0 1 0 1 26 0 1 6

Hamburg 3 57 128 2 7 12 0 0 1 1 5 184 0 2 7

Hessen 28 148 282 6 30 46 0 2 0 6 17 485 3 11 38

Mecklenburg- Vorpommern 19 98 91 1 13 9 0 2 2 4 13 363 10 27 18

Niedersachsen 54 289 383 11 56 69 1 7 15 5 21 799 5 27 69

Nordrhein- Westfalen 140 646 1157 21 132 138 5 15 23 17 69 2101 13 70 207

Rheinland- Pfalz 36 177 207 3 19 34 0 3 5 5 17 437 3 10 21

Saarland 1 38 84 0 2 12 0 0 0 0 1 73 0 2 16

Sachsen 72 272 292 3 21 57 1 4 3 15 80 908 7 22 177

Sachsen- Anhalt 34 89 99 5 12 39 0 2 10 7 24 562 1 7 30

Schleswig- Holstein 26 101 178 4 7 23 0 3 4 0 4 192 6 10 35

Thuumlringen 43 118 154 6 17 80 3 5 4 18 39 526 10 22 78

Deutschland 584 2802 4128 77 411 766 12 56 100 98 420 9642 68 281 939

Ausgewaumlhlte Virushepatitiden und respiratorisch uumlbertragene Krankheiten

Hepatitis A Hepatitis B Hepatitis C Tuberkulose Influenza2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 2 3 4 25 97 111 28 65 71 11 40 48 2 10 2363

Bayern 1 5 6 33 88 120 21 52 59 2 26 38 1 23 4630

Berlin 0 2 4 11 30 55 5 21 22 1 15 30 0 3 830

Brandenburg 1 1 4 1 7 9 1 3 7 0 5 9 0 7 585

Bremen 0 0 1 1 5 8 0 1 2 2 5 8 1 2 38

Hamburg 0 1 1 6 7 9 0 1 7 3 12 12 0 4 1029

Hessen 3 3 4 11 36 51 7 22 33 6 31 36 4 6 946

Mecklenburg- Vorpommern 0 6 1 2 2 2 0 0 1 1 4 7 0 2 343

Niedersachsen 0 4 3 7 35 41 6 22 34 2 22 24 1 5 1014

Nordrhein- Westfalen 2 10 11 37 118 107 21 71 80 12 60 75 1 17 2242

Rheinland- Pfalz 1 2 3 15 38 48 5 22 10 2 14 15 0 3 614

Saarland 0 0 0 0 1 8 1 4 3 1 3 2 0 0 138

Sachsen 0 0 2 2 9 14 3 12 14 0 6 11 2 17 2012

Sachsen- Anhalt 0 1 0 2 8 7 1 5 5 0 0 5 6 14 475

Schleswig- Holstein 0 1 1 4 11 27 7 17 18 2 8 18 0 0 703

Thuumlringen 0 0 0 5 9 6 2 3 6 2 6 2 2 4 652

Deutschland 10 39 45 162 501 623 108 321 372 47 257 340 20 117 18614

Allgemeiner Hinweis Das Zentrum fuumlr tuberkulosekranke und -gefaumlhrdete Menschen in Berlin verwendet veraltete Softwareversionen die nicht gemaumlszlig den aktuellen Falldefinitionen des RKI gemaumlszlig sect 11 Abs 2 IfSG bewerten und uumlbermitteln

80Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Ausgewaumlhlte impfpraumlventable Krankheiten

Masern Mumps Roumlteln Keuchhusten Windpocken2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 0 0 6 0 0 14 0 0 0 2 5 85 10 61 414

Bayern 0 0 2 1 1 11 0 0 1 5 12 179 22 86 495

Berlin 0 0 0 0 1 16 0 0 0 0 1 26 12 38 97

Brandenburg 0 0 0 1 1 0 0 0 0 1 1 34 4 9 63

Bremen 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 5 1 3 12

Hamburg 0 1 0 0 1 4 0 0 0 0 1 27 11 20 60

Hessen 0 0 1 0 0 4 0 0 0 1 8 65 2 32 123

Mecklenburg- Vorpommern 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 37 0 2 14

Niedersachsen 0 0 0 0 0 3 0 0 0 0 3 26 5 29 137

Nordrhein- Westfalen 0 0 0 1 1 8 0 0 0 5 16 93 15 68 339

Rheinland- Pfalz 0 0 4 0 0 3 0 0 0 0 5 26 11 35 58

Saarland 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 2 6 0 3 5

Sachsen 0 0 0 0 1 0 0 0 0 1 2 34 12 33 159

Sachsen- Anhalt 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 7 34 0 0 15

Schleswig- Holstein 0 0 0 1 1 1 0 0 0 0 1 26 3 7 68

Thuumlringen 0 0 0 0 0 2 0 0 0 0 3 53 1 5 54

Deutschland 0 1 14 4 7 66 0 0 1 16 67 756 109 431 2113

Erreger mit Antibiotikaresistenz und Clostridioides-difficile-Erkrankung und COVID -19

Acinetobacter1 Enterobacterales1 Clostridioides difficile2

MRSA3 COVID-194

2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 20205

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 0 1 5 6 29 42 1 1 8 2 5 3 8501 48189 0

Bayern 3 5 3 9 30 46 2 9 25 2 7 12 12397 68245 0

Berlin 1 12 5 15 38 27 5 7 9 0 4 8 3208 20653 0

Brandenburg 0 0 1 2 2 5 1 2 9 1 4 2 3293 22852 10

Bremen 0 0 0 0 0 1 0 1 0 0 0 1 565 2261 0

Hamburg 0 6 0 0 4 8 0 3 1 0 2 3 1603 8430 0

Hessen 1 3 8 6 23 45 0 9 11 0 5 12 5821 31574 0

Mecklenburg- Vorpommern 0 0 1 0 1 3 0 4 3 0 6 5 1460 7344 0

Niedersachsen 0 2 5 5 18 27 2 8 24 2 11 17 6300 31669 0

Nordrhein- Westfalen 1 7 17 22 147 93 11 31 58 10 31 42 15684 84328 57

Rheinland- Pfalz 0 0 2 1 7 21 0 4 3 0 2 2 3503 18430 0

Saarland 0 0 0 1 2 4 0 1 0 0 1 2 1247 5427 1

Sachsen 0 0 2 4 11 22 4 10 17 0 3 8 5276 38866 0

Sachsen- Anhalt 0 0 1 4 7 9 3 8 18 0 1 3 3670 19391 1

Schleswig- Holstein 0 0 0 1 8 13 1 1 3 1 4 8 2350 10516 0

Thuumlringen 0 0 1 0 0 7 0 3 10 0 2 5 3489 20782 0

Deutschland 6 36 51 76 327 373 30 102 199 18 88 133 78367 438957 69

1 Infektion und Kolonisation (Acinetobacter spp mit Nachweis einer Carbapenemase-Determinante oder mit verminderter Empfindlichkeit gegenuumlber Carbapenemen)2 Clostridioides-difficile-Erkankung schwere Verlaufsform3 Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus invasive Infektion4 Coronavirus-Krankheit-2019 (SARS-CoV-2)5 In der 1 ndash 4 KW 2020 sind noch keine COVID-19-Faumllle in Deutschland aufgetreten Bei den in der Spalte aufgefuumlhrten Faumlllen ist davon auszugehen dass es sich um Fehleingaben des Meldedatums handelt

81Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Weitere ausgewaumlhlte meldepflichtige Infektionskrankheiten

Krankheit

2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4

Adenovirus-Konjunktivitis 0 0 54

Botulismus 0 0 0

Brucellose 0 0 5

Chikungunyavirus-Erkrankung 0 0 8

Creutzfeldt-Jakob-Krankheit 1 2 5

Denguefieber 0 0 58

Diphtherie 0 0 1

Fruumlhsommer-Meningoenzephalitis (FSME) 0 2 2

Giardiasis 14 75 193

Haemophilus influenzae invasive Infektion 0 0 132

Hantavirus-Erkrankung 6 34 23

Hepatitis D 0 0 7

Hepatitis E 52 209 264

Haumlmolytisch-uraumlmisches Syndrom (HUS) 1 2 1

Kryptosporidiose 14 59 78

Legionellose 13 61 99

Lepra 0 0 0

Leptospirose 1 5 13

Listeriose 10 37 73

Meningokokken invasive Erkrankung 0 3 27

Ornithose 0 0 3

Paratyphus 0 0 3

Q-Fieber 0 1 7

Shigellose 0 3 32

Trichinellose 0 0 0

Tularaumlmie 0 0 1

Typhus abdominalis 0 0 6

Yersiniose 39 140 199

Zikavirus-Erkrankung 0 0 2

In der woumlchentlich veroumlffentlichten aktuellen Statistik werden die gemaumlszlig IfSG an das RKI uumlbermittelten Daten zu meldepflichtigen Infektions-krankheiten veroumlffentlicht Es werden nur Faumllle dargestellt die in der ausgewiesenen Meldewoche im Gesundheitsamt eingegangen sind dem RKI bis zum angegebenen Datenstand uumlbermittelt wurden und die Referenzdefinition erfuumlllen (s wwwrkidefalldefinitionen)

82Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Monatsstatistik nichtnamentlicher Meldungen ausgewaumlhlter Infektionengemaumlszlig sect 7 (3) IfSG nach Bundeslaumlndern Berichtsmonat Januar 2021 (Datenstand 1 Februar 2021)

Syphilis HIV-Infektion Malaria Echinokokkose Toxoplasm konn

2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan

Baden- Wuumlrttemberg 27 513 605 23 261 367 1 50 121 3 40 35 0 0 1

Bayern 82 786 881 28 321 472 0 53 157 3 30 25 0 0 1

Berlin 99 1384 1403 14 201 287 0 18 89 1 2 6 0 0 0

Brandenburg 12 107 91 4 52 53 0 7 12 2 2 0 0 0 2

Bremen 6 66 58 5 52 61 0 6 23 1 2 0 0 0 0

Hamburg 32 356 418 12 152 207 2 30 88 1 1 4 0 0 0

Hessen 50 569 530 16 176 209 3 17 61 0 18 17 0 0 0

Mecklenburg- Vorpommern 10 101 63 2 24 46 0 2 9 0 1 0 0 0 1

Niedersachsen 40 410 417 8 162 194 3 34 53 0 5 9 0 0 0

Nordrhein- Westfalen 124 1580 1897 44 532 594 5 81 229 1 25 21 0 0 3

Rheinland- Pfalz 25 221 210 6 75 114 2 7 28 0 5 8 0 0 0

Saarland 0 55 63 0 10 20 0 4 4 0 3 2 0 0 0

Sachsen 33 353 352 4 71 120 1 13 14 0 1 6 0 0 5

Sachsen- Anhalt 7 123 115 3 38 63 0 2 2 0 3 1 0 0 3

Schleswig- Holstein 14 104 132 12 69 63 1 14 26 0 4 2 0 0 0

Thuumlringen 1 79 106 0 30 38 0 1 7 0 1 1 0 0 0

Deutschland 564 6841 7354 181 2226 2908 18 339 923 12 143 137 0 0 16

(Hinweise zu dieser Statistik s Epid Bull 4101 311ndash314)

83Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

84Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

bdquoKoMaldquo ndash E-Learning-Kurs zum bdquoKontaktpersonen managementldquo

Wir erweitern unser Kursprogramm rund um bdquoPandemie-Themenldquo stetig Nun mit einem digi-talen Kurs zum Kontaktpersonenmanagement Denn die rasant ansteigenden Infektionszahlen fordern die personellen Ressourcen der Gesund-heitsaumlmter stark Unser neues Tool unterstuumltzt die Ausbildung fachfremder und neuer Mitarbei-terInnen in den Pandemieteams Es vermittelt ein umfassendes Grundlagenwissen fuumlr die nachfol-gende fachlich-praktische Einarbeitung vor Ort

Der Kurs Kontaktpersonenmanagement mit sei-nem einpraumlgsamen Akronym bdquoKoMaldquo bietet die Moumlglichkeit sich auf digitalem Wege das erforder-liche fachliche Grundwissen fuumlr den Einsatz in einem Team zum Kontaktpersonenmanagement anzueignen Damit unterstuumltzt die Akademie fuumlr Oumlffentliches Gesundheitswesen die Gesundheits-aumlmter jetzt bei der Einarbeitung von neuen Be-schaumlftigten

Der als MOOC (Massive Open Online Course) kon-zipierte E-Learning-Kurs kann zeit- und ortsunab-haumlngig beliebig haumlufig durchgearbeitet werden eine Art moderner Fernunterricht Die Lernenden muumlssen lediglich einen Internet-Zugang und Interesse an folgenden Themen mitbringen Was ist SARS-CoV-2 Was ist eine Kontaktperson Wel-che Maszlignahmen muss jemand einhalten wenn er positiv auf SARS-CoV-2 getestet wird

Der Zugang zum Kurs ist unkompliziert Die Teil-nehmenden klicken auf einen Link der auf der Homepage der Akademie veroumlffentlicht wird An-schlieszligend ist die schnelle und kostenlose Regis-trierung moumlglich

Anschlieszligend begeben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf eine Reise durch das Kontakt-personenmanagement Auf dieser Reise begleiten sie Elina Schachnitz und Marco Muumlller die beiden fungieren als virtuelle Kollegin und virtueller Kol-lege und fuumlhren durch den Kurs Dieser gliedert sich in bdquoSzenenldquo aus der Einarbeitungsphase Jede dieser Szenen ist in mehrere Lektionen unterteilt behandelt ein Thema und schlieszligt mit einer Refle-xions- bzw Uumlbungsaufgabe Fuumlr die komplette Kursteilnahme und die intensive Auseinanderset-zung mit den Inhalten sollte ein Zeitaufwand von etwa acht Stunden eingeplant werden

Beruumlcksichtigen Sie jedoch dass eine Einarbeishytung vor Ort also die Begleitung beim Umsetzen des Gelernten in der Praxis unter Beruumlcksichtishygung der lokalen Gegebenheiten nicht durch KoMa ersetzt werden kann

Interessierte koumlnnen hier am Kurs teilnehmen httpswwwoncampusdekontaktpersonenma-nagement

Dr Ute Teichert Direktorin Akademie fuumlr Oumlffentliches Gesundheitswesen

in Duumlsseldorf

  • Epidemiologisches Bulletin 52021
  • Inhalt
  • STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung
    • Hinweise zur praktischen Umsetzung
    • Zusammenfassung
    • Vorbemerkung
    • 1 Hintergrund
    • 2 Oumlffentliches Interesse
    • 3 SARS-CoV-2-Erreger und -Uumlbertragung
    • 4 COVID-19 Krankheitsbild
    • 5 Immunitaumlt
    • 6 COVID-19-Epidemiologie in Deutschland
    • 7 COVID-19-Impfstoffe
    • 8 Systematischer Review zur Sicherheit und Wirksamkeit
    • 9 Impfziele
    • 10 Risiko- und Indikationsgruppen fuumlr die Impfempfehlung
    • 11 Ethik
    • 12 Mathematische Modellierung
    • 13 Impfstrategie und Priorisierung der zu impfenden Bevoumllkerungsgruppen
    • 14 Implementierung
    • 15 Impfakzeptanz in der Bevoumllkerung und der Aumlrzteschaft
    • 16 Monitoring-Systeme zur Evaluation der Impfung bzw der Impfempfehlung
    • Literatur
      • Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten
      • Monatsstatistik nichtnamentlicher Meldungen ausgewaumlhlter Infektionen
      • bdquoKoMaldquo - E-Learning-Kurs zum bdquoKontaktpersonenmanagementldquo
      • Impressum
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rinnungshemmung staumlrkeren oder anaphylak-tischen Reaktionen auf Impfungen in der Anam-nese Maszliggeblich fuumlr diese Entscheidungen sind die Angaben der Person selbst sowie der aumlrztli-che Eindruck des Gesundheits zustands

Es ist aktuell nicht bekannt ob man nach SARS-CoV-2-Exposition durch eine postexposi-tionelle Impfung den Verlauf der Infektion guumlnstig beeinflussen oder die Erkrankung noch verhindern kann

Die bisher vorliegenden Daten erlauben nicht die Wirksamkeit der mRNA- und Vektor-basier-ten COVID-19-Impfstoffe hinsichtlich einer Verhinderung oder Reduktion der Transmission abschlieszligend zu bewerten Bis zum Vorliegen von Daten zum Schutz der Impfung vor Trans-mission muumlssen deshalb auch nach Impfung die allgemein empfohlenen Schutzmaszlignahmen weiterhin eingehalten werden

Nach der Zulassung von Comirnaty sind einzel-ne schwerwiegende allergische Unvertraumlglich-keitsreaktionen aufgetreten Nach der derzeiti-gen Datenlage ist ein generell erhoumlhtes Risiko fuumlr schwerwiegende unerwuumlnschte Wirkungen fuumlr Personen mit vorbekannten allergischen Er-krankungen bei Impfung mit mRNA-Impfstof-fen nicht anzunehmen sofern keine Allergie ge-gen einen Inhaltsstoff der jeweiligen Vakzine (z B PEG) vorliegt Zur weiteren Information wird auf die bdquoEmpfehlung zur Coronaimpfung fuumlr Allergikerinnen und Allergikerldquo des Paul-Ehr-lich-Instituts (PEI) verwiesen httpswwwpeideSharedDocsDownloadsDEnewsroommit-teilungen201223-stellungnahme-empfeh-lung-allergikerpdf__blob=publicationFileampv=6

Fuumlr die Meldungen von uumlber das uumlbliche Maszlig hinausgehenden Impfreaktionen und -kompli-kationen soll das etablierte Verfahren verwendet werden (siehe Kapitel 49 bdquoImpfkomplikationen und deren Meldungldquo in den STIKO-Impfemp-fehlungen 20202021 Meldeformular des PEI httpswwwpeideDEarzneimittelsicherheitpharmakovigilanzmeldeformulare-online-mel-dungmeldeformulare-online-meldung-nodehtml) Regelmaumlszligige Berichte des PEI zur Si-cherheit von COVID-19-Impfstoffen sind unter folgendem Link zu finden httpswwwpeideDEnewsroomdossiercoronavirusarzneimit-telsicherheithtml

6Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Zusammenfassung 8Vorbemerkung 101 Hintergrund 102 Oumlffentliches Interesse 113 SARS-CoV-2-Erreger und Uumlbertragung 114 COVID-19-Krankheitsbild 125 Immunitaumlt 13

6 COVID-19-Epidemiologie in Deutschland 1461 IfSG-Meldedaten (Datenstand 19012021) 1462 Epidemiologische Daten aus anderen

Datenquellen 1863 Seropraumlvalenzdaten 19

7 COVID-19-Impfstoffe 1971 Messenger-RNA (mRNA)-Impfstoffe 1972 Vektor-basierte Impfstoffe 23

8 Systematischer Review zur Sicherheit und Wirksamkeit 25

81 Methodik des systematischen Reviews 2582 Ergebnisse des systematischen Reviews 27

9 Impfziele 37

10 Risiko- und Indikationsgruppen fuumlr die Impfempfehlung 37

101 Risikofaktoren fuumlr einen schweren Krankheitsverlauf 37

102 Personen mit einem erhoumlhten arbeitsbedingten Infektionsrisiko 45

103 Oumlffentlicher Gesundheitsdienst und weitere Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur 48

104 Personengruppen die aufgrund ihrer Wohn-Lebens- undoder Arbeits- verhaumlltnisse besonders gefaumlhrdet sind 49

11 Ethik 52

12 Mathematische Modellierung 53121 Hintergrund zur Modellierung 53122 Methodik 53123 Ergebnisse der Modellierung 56

13 Impfstrategie und Priorisierung der zu impfenden Bevoumllkerungsgruppen 57

Inhaltsverzeichnis

14 Implementierung 60141 Alternative Maszlignahmen fuumlr das

Erreichen des Impfziels im Vergleich zur Impfung sowie deren Effektivitaumlt und Umsetzbarkeit 62

15 Impfakzeptanz in der Bevoumllkerung und der Aumlrzteschaft 62

16 Monitoring-Systeme zur Evaluation der Impfung bzw der Impfempfehlung 64

161 Impfquoten-Monitoring 64162 Evaluierung von Wirksamkeit und

Sicherheit der Impfstoffe 64

Literatur 66

7Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Zusammenfassung

SARS-CoV-2 wurde Anfang 2020 erstmals nachge-wiesen und hat sich seither pandemisch ausgebrei-tet Die leichte Uumlbertragbarkeit und die Infektiositaumlt in der prauml- und asymptomatischen Phase beguumlns-tigen dessen Ausbreitung In Deutschland sind bis zum 27 Januar 2021 uumlber 21 Millionen Menschen an COVID-19 erkrankt und mehr als 53000 Men-schen an oder mit COVID-19 gestorben

Die uumlbergeordneten Ziele die mit einer COVID-19- Impfung erreicht werden sollen wurden fruumlhzeitig definiert und in einer gemeinsamen Stellungnahme der STIKO des deutschen Ethikrates und der Leo-poldina wie folgt veroumlffentlicht1

Verhinderung schwerer COVID-19-Verlaumlufe (Hospitalisierung) und Todesfaumllle

Schutz von Personen mit besonders hohem arbeitsbedingtem SARS-CoV-2-Expositionsri-siko (berufliche Indikation)

Verhinderung der Transmission von SARS-CoV-2 sowie Gewaumlhrleistung von Schutz in Umgebungen mit hohem Anteil vulnerabler Personen und in solchen mit hohem Ausbruchs-potenzial

Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen und des oumlffentlichen Lebens

Das erste oben angegebene Ziel einer COVID-19- Impfempfehlung folgt grundsaumltzlichen ethischen Uumlberlegungen ergibt sich aber zudem aus der Not-wendigkeit mit den verfuumlgbaren Impfstoffdosen moumlglichst viel gesundheitlichen Schaden durch die COVID-19-Pandemie abzuwenden Dieses Ziel ist aufgrund der Datenlage zu den zugelassenen Impf-stoffen erreichbar Das zweite Ziel ist im Hinblick auf die Vermeidung von Erkrankungen entspre-chend auch erreichbar Die Unterbrechung oder Ver-minderung der Transmission im Ziel drei ist auf der Basis der verfuumlgbaren Daten zur Wirkung der Impf-stoffe derzeit nicht sicher beurteilbar Ergebnisse aus Tiermodellen (sog Challenge- Studien) und Beob-achtungen in einer ersten Phase 3-Studie mit einem COVID-19-Vektor-basierten Impfstoff lassen vermu-ten dass die Impfstoffe auch die Transmission redu-zieren werden23 Fuumlr die bisher zugelassenen COVID-19-Impfstoffe liegen jedoch bislang keine ausreichenden Daten dazu beim Menschen vor Die

Wirksamkeit anderer Impfstoffe auf die Verhinde-rung der Virustransmission durch Geimpfte laumlsst mit Berechtigung vermuten dass auch durch die COVID-19-Impfstoffe die Transmission von SARS-CoV-2 in der Bevoumllkerung reduziert wird

Um die Dynamik der Ausbreitung von SARS-CoV-2 deutlich abzuschwaumlchen muss ein Groszligteil der Bevoumllkerung eine Immunitaumlt gegen das Virus ent-wickeln Effektive und sichere Impfstoffe koumlnnen einen entscheidenden Beitrag bei der Bekaumlmpfung der Pandemie leisten und werden es ermoumlglichen Kontaktbeschraumlnkungen mittelfristig zu lockern

Aktuell sind in der Europaumlischen Union drei COVID-19-Impfstoffe zugelassen zwei mRNA- Impfstoffe (Comirnaty von BioNTechPfizer COVID-19-Vaccine-Moderna von Moderna) und ein Vektor-basierter Impfstoff (COVID-19-Vaccine AstraZeneca von AstraZeneca) In den Zulassungs-studien der mRNA-Impfstoffe45 wurde fuumlr diese eine Wirksamkeit gegen laborbestaumltigte COVID-19- Erkrankung von etwa 95 ermittelt Fuumlr beide Impfstoffe sind zwei i m Dosen erforderlich die in einem Mindestabstand von 21 (BNT162b2) bzw 28 (mRNA-1273) Tagen verabreicht werden sollen Die Gabe der 2 Impfstoffdosis soll nach STIKO- Empfehlung innerhalb des durch die Zulassungs-studien abgedeckten Zeitraumes (3 bzw 4 bis 6 Wo-chen) erfolgen Die haumlufigste lokale Reaktion waren Schmerzen an der Einstichstelle (Impfung 83 bzw 88 Placebo 14 bzw 17 ) Unter den systemi-schen Reaktionen waren Abgeschlagenheit (Imp-fung 47 bzw 65 Placebo 23 bzw 33 ) sowie Kopfschmerzen (42 bzw 59 vs 23 bzw 34 ) die haumlufigsten Ereignisse In den Zulassungsstudien beider mRNA-Impfstoffe wurden wenige transien-te Fazialisparesen beobachtet bei denen ein Zu-sammenhang mit der COVID-19-Impfung nicht ausgeschlossen werden konnte

In den Zulassungsstudien des Vektor-basierten Impfstoffs AZD1222 wurde in der Altersgruppe der 18 ndash 64-Jaumlhrigen eine Wirksamkeit von 71 gegen eine laborbestaumltigte COVID-19-Erkrankung ermit-telt Aufgrund der geringen Anzahl von Studienteil-nehmerInnen in der Altersgruppe ge 65 Jahre kann keine Aussage zur Wirksamkeit und Sicherheit bei Aumllteren getroffen werden Dieser Impfstoff wird da-

8Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

her von der STIKO derzeit nur fuumlr Personen im Al-ter von 18 ndash 64 Jahren empfohlen Fuumlr die Impfung sind zwei i m Dosen erforderlich die nach STIKO- Empfehlung im Abstand von 9 bis 12 Wochen ver-abreicht werden sollen Die haumlufigsten lokalen Re-aktionen waren Schmerzen an der Einstichstelle (Impfung 54 Vergleichsgruppe 38 ) wobei zu beruumlcksichtigen ist dass ein Meningokokken-Impf-stoff als Vergleichsintervention eingesetzt worden war Unter den systemischen Reaktionen waren Ab-geschlagenheit (Impfung 53 Placebo 38 ) so-wie Kopfschmerzen (Impfung 52 Vergleichs-gruppe 39 ) die haumlufigsten Ereignisse

Die STIKO empfiehlt fuumlr die Impfung gegen COVID-19 einen der beiden mRNA-Impfstoffe ( Comirnaty bzw COVID-19-Vaccine Moderna) oder den Impfstoff COVID-19-Vaccine AstraZeneca Die beiden mRNA-Impfstoffe werden hinsichtlich Sicherheit und Wirksamkeit als gleichwertig beur-teilt Der COVID-19 Vaccine AstraZeneca wird auf-grund der verfuumlgbaren Daten derzeit nur fuumlr Perso-nen im Alter 18 ndash 64 Jahren empfohlen Abgesehen von dieser Alterseinschraumlnkung wird dieser Impf-stoff als gleichermaszligen geeignet zum Individual-schutz und zur Bekaumlmpfung der Pandemie angese-hen Direkte Vergleichsstudien zwischen den ver-schiedenen Impfstoffen fehlen

Mittelfristig ist es das Ziel allen Menschen einen gleichberechtigten Zugang zu einer Impfung ge-gen COVID-19 anbieten zu koumlnnen Da initial der COVID-19- Impfstoff nur in sehr begrenzten Mengen zur Verfuumlgung stehen wird sollte dieser dafuumlr genutzt werden moumlglichst schnell die Anzahl an Sterbefaumlllen und schweren Krankheitsverlaumlufen zu senken

Gemaumlszlig den gesetzten Zielen der verfuumlgbaren wis-senschaftlichen Evidenz und den Ergebnissen aus einer mathematischen Modellierung empfiehlt die STIKO zunaumlchst die stufenweise Impfung von Pershysonengruppen um bei begrenzten Impfstoffres-sourcen diesen mit dem besten Effekt und gerecht zu verteilen Innerhalb einer Stufe sind die dort aufgefuumlhrten Personengruppen gleich priorisiert so dass empfohlen wird unter Beruumlcksichtigung der lokalen Gegebenheit mit den Impfungen paral-lel zu beginnen Dabei ist es wichtig dass unbe-dingt die Personen erreicht werden die das houmlchs-

te Risiko haben an COVID-19 schwer zu erkranken oder zu versterben Waumlhrend die mRNA-Impfstoffe in allen Altersgruppen angewandt werden koumlnnen soll der AstraZeneca-Impfstoff in den einzelnen Stufen jeweils den Personen angeboten werden die 18 ndash 64 Jahre alt sind

Der alles entscheidende Risikofaktor fuumlr eine schweshyre COVIDshy19shyErkrankung ist das zunehmende Alter gt 60 Jahre Modellierungsergebnisse belegen dass die groumlszligtmoumlgliche Verhinderung von schweren Er-krankungsfaumlllen und Tod erzielt werden kann wenn die Impfung zuerst Menschen im Alter ge 80 Jahren angeboten wird Zudem trat ein groszliger Anteil an Todesfaumlllen und Ausbruumlchen unter BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen auf Durch eine zielgerichtete Impfung dieser beiden Perso-nengruppen werden auch die meisten Hospitalisie-rungen verhindert und es wird die groumlszligte Anzahl an Lebensjahren gewonnen Personen mit be-stimmten Vorerkrankungen haben ebenfalls ein er-houmlhtes Risiko schwer an COVID-19 zu erkranken Die Risikoerhoumlhung ist allerdings je nach Vorer-krankung sehr unterschiedlich und meist deutlich geringer als die altersbedingte Risikoerhoumlhung Per-sonen mit Vorerkrankungen sind aufgrund ihres Ri-sikos unterschiedlichen Priorisierungsstufen zuge-ordnet (Stufe 2 3 und 4) Die Auswertung der Lite-ratur zu Vorerkrankungen wird fortlaufend aktua-lisiert und die Empfehlung bzw die Zugehoumlrigkeit zu bestimmten Stufen ggf angepasst

Gleichzeitig empfiehlt die STIKO die Impfung dem Personal in medizinischen Einrichtungen und in der Altenpflege die ein besonders hohes Expositionsrisiko haben Ein indirekter Schutz von besonders gefaumlhrdeten Menschen wird erwartet wenn die Transmission auf diese vulnerablen Gruppen verhuumltet wird und Personal in der ambu-lanten und stationaumlren Altenpflege und z B in der Onkologie einen Impfschutz hat und so die Trans-mission auf die vulnerablen Gruppen verhuumltet wird In Abhaumlngigkeit von der Impfstoffverfuumlgbar-keit soll die Impfung auf weitere Stufen mit Perso-nengruppen mit geringerem Risiko und system-relevante Personen ausgeweitet werden

Unter der Beruumlcksichtigung der Impfquoten der Erhebungen zur Impfakzeptanz sowie der Studien

9Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

zur Impfeffektivitaumlt und -sicherheit wird die STIKO die Empfehlung regelmaumlszligig evaluieren Sie wird die wissenschaftliche Evidenz zum Infektions- und Er-krankungsrisiko und den Impfstoffen ndash sowohl den bereits zur Anwendung kommenden aber auch den kurz vor Zulassung stehenden ndash fortlaufend pruumlfen und ihre Empfehlung gegebenenfalls anpassen

VorbemerkungDie bdquocoronavirus disease 2019ldquo (COVID-19)- Pandemie stellt die Gesellschaft vor besondere Heraus -forderungen Um die Uumlbertragung von bdquosevere acute respiratory syndrome coronavirus 2ldquo (SARS-CoV-2) zu reduzieren und die Pandemie einzugrenzen bzw zu beenden muss ein Groszligteil der Bevoumllkerung eine Immunitaumlt gegen das Virus erwerben Bisher hat nur ein geringer Anteil der Bevoumllkerung eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht Im Novem-ber 2020 lag die Seropraumlvalenz von spezifischen SARS-CoV-2-Antikoumlrpern in einer Bevoumllkerungs-stichprobe (30000 BlutspenderInnen) in Deutsch-land bei 135 6 Bisher ist nicht geklaumlrt wie lange ein Schutz nach Infektion besteht Durch den Ein-satz sicherer und effektiver Impfstoffe sollen Einzel-ne und die Bevoumllkerung vor einer SARS-CoV-2- Infektion undoder einer COVID-19- Erkrankung geschuumltzt werden Durch Impfung soll eine relevan-te Bevoumllkerungsimmunitaumlt ausgebildet und somit die weitere Ausbreitung des Virus verhindert oder zumindest begrenzt werden Die Zulassung des ers-ten COVID-19-Impfstoffs (BNT162b2Comirnaty BioNTechPfizer) erfolgte am 21 Dezember 2020 die Zulassung eines weiteren mRNA-Impfstoffs am 6 Januar 2021 (mRNA-1273 COVID-19-Impfstoff ModernaModerna) und die Zulassung des ersten Vektor-basierten Impfstoffs am 29 Januar 2021

Trotz aller Bemuumlhungen die Impfstoffproduktion voranzutreiben sind nach wie vor nicht ausrei-chend Impfstoffdosen verfuumlgbar um allen impfbe-reiten Menschen eine Impfung anzubieten In Deutschland hat die Staumlndige Impfkommission (STIKO) auch waumlhrend einer Pandemie die Aufga-be Impfempfehlungen fuumlr die Bevoumllkerung zu ge-ben sofern mindestens ein Impfstoff zugelassen ist Bei Impfstoffknappheit muss entschieden wer-den welchen Personen oder Personengruppen vor-rangig die Impfung angeboten werden soll Unter

Beruumlcksichtigung der medizinisch-epidemiologi-schen Erkenntnisse zur COVID-19- Pandemie und ethischer Grundsaumltze hat die STIKO Impfziele auf-gestellt (siehe Kapitel 9 und das Positionspapier des Deutschen Ethikrates der Leopoldina und der STIKO1) Bezogen auf die einzelnen Impfziele wur-den unter Beruumlcksich tigung des Erkrankungs- Sterblichkeits- und Infektionsrisikos Personengrup-pen identifiziert die prio ritaumlr durch Impfung ge-schuumltzt werden sollten Die Personengruppen sind unter Beruumlcksichtigung dieser Ziele in einer Matrix (s Tab 19) aufgelistet

Diverse COVID-19-Impfstoffe befinden sich aktuell noch in der Entwicklung von denen einige im Lau-fe des Jahres 2021 moumlglicherweise zugelassen wer-den Daten aus Zulassungsstudien sowie aus der Impfstoffuumlberwachung nach der Zulassung werden sukzessive veroumlffentlicht werden und die Evidenz-basis verbreitern Falls Impfstoffe mit unterschied-lichem Profil zur Verfuumlgung stehen wird die STIKO gegebenenfalls differentielle Empfehlungen zu den einzelnen Produkten geben Daher wird die vorlie-gende Empfehlung im Sinne einer living guideline fortlaufend aktualisiert werden Aktualisierungen von STIKO-Empfehlungen werden entsprechend der STIKO-Geschaumlftsordnung in ein Stellungnah-meverfahren gegeben

1 HintergrundIm Dezember 2019 wurde erstmals uumlber die Haumlu-fung von Pneumonien unklarer Genese in Wuhan in der Provinz Hubei in China berichtet7 Am 7 Ja-nuar 2020 konnte das verantwortliche Virus ein neues Beta-Coronavirus erstmals aus dem Rachen-abstrich eines Patienten isoliert werden8 Das Virus erhielt den Namen bdquoSchweres Akutes Respirato-risches Syndrom Coronavirus 2ldquo (Severe Acute Respiratory Syndrome Corona Virus 2 SARS-CoV-2) und die Erkrankung den Namen coronavirus disease 2019 (COVID-19)9 Bis Ende Januar 2020 waren in China fast 8000 COVID-19-Erkrankungen labor-diagnostisch bestaumltigt worden und aus 18 weiteren Laumlndern wurde uumlber das Auftreten von SARS-CoV-2-Infek tionen berichtet Daraufhin erklaumlrte die Weltge-sundheitsorganisation (WHO) COVID-19 am 30 Ja-nuar 2020 zu einer Gesundheitlichen Notlage Inter-nationaler Tragweite (Public Health Emergency of In-

10Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ternational Concern PHEIC)10 Am 11 Maumlrz 2020 erklaumlrte die WHO COVID-19 zur Pandemie Zu die-sem Zeitpunkt hatte sich SARS-CoV-2 bereits auf uumlber 114 Laumlnder ausgebreitet mit uumlber 118000 bestauml-tigten COVID-19-Faumlllen und mehr als 4291 Todesfaumll-len11 Bis zum 22 Januar 2021 wurden weltweit 96 Mio COVID-19-Faumllle und 21 Mio Todesfaumllle an die WHO gemeldet (httpscovid19whoint) Mit Stand 19 Januar 2021 wird an mehr als 230 Impf-stoffkandidaten geforscht 64 Kandidaten befinden sich in der klinischen und 173 in der praumlklinischen Evaluation12

2 Oumlffentliches Interesse Die bisher ergriffenen Infektionsschutzmaszlignah-men zur Bekaumlmpfung der Pandemie wirken sich in fast allen Lebensbereichen einschneidend auf die Bevoumllkerung aus v a in den Bereichen des Gesund-heitswesens des sozialen Lebens und der Wirt-schaft Im Mittelpunkt der Bemuumlhungen steht der Schutz von Personengruppen mit einem besonders hohen Risiko fuumlr einen schweren und ggf toumldlichen Verlauf von COVID-19 Effektive und sichere Imp-fungen stellen einen wichtigen Baustein zum Schutz der Bevoumllkerung und zur Eindaumlmmung der Pandemie dar und koumlnnen dazu beitragen die Not-wendigkeit von Kontaktbeschraumlnkungen mittelfris-tig zu reduzieren Das oumlffentliche Interesse an einer COVID-19-Impfempfehlung wird daher als sehr hoch eingeschaumltzt

3 SARS-CoV-2-Erreger und -UumlbertragungCoronaviren sind 80 bis 140 nm groszlige behuumlllte ein-zelstraumlngige RNA-Viren die beim Menschen und anderen Saumlugetieren (z B Hunde Katzen Drome-daren Fledertiere) sowie bei Voumlgeln vorkommen1314 SARS-CoV-2 ist neben SARS-CoV und MERS-(Midd-le East Respiratory Syndrome-)CoV das dritte zoono-tische Coronavirus bei dem im 21 Jahrhundert erst-malig eine Uumlbertragung vom Tier auf den Men-schen nachgewiesen wurde mit der Folge lebensbe-drohlicher Erkrankungen Im Gegensatz zu SARS-CoV und MERS-CoV kam es bei SARS-CoV-2 zu einer sehr raschen und globalen Ausbreitung915 Die Massenverbreitung erfolgt durch die Uumlbertra-gung von Mensch zu Mensch via Troumlpfcheninfekti-on und uumlber Aerosole Die Infektion mit SARS-

CoV-2 erfolgt uumlber die Aufnahme virushal tiger Par-tikel die beim Atmen Husten Sprechen Singen und Niesen einer infizierten Person entstehen Menschen geben v a beim Husten und Niesen Speicheltroumlpfchen ab16 die sich in einem Abstand von etwa 1 ndash 2 m von der Infektionsquelle ausbrei-ten17 Gleichzeitig werden virushaltige Partikel in Form von Bioaerosolen ausgeschieden die z B auch bereits beim Atmen Sprechen Schreien Sin-gen entstehen18ndash23 Bioaerosole verbleiben laumlnger in der Luft waumlhrend sich groumlszligere Partikel auf Oberflauml-chen ablagern Nach experimentellen Studien bleibt das Virus in Aerosolen bis zu 3 Stunden infek-tioumls2425 In Stuhlproben von COVID-19-Patient Innen wurde mittels PCR die wochenlange Persistenz von Virus-RNA nachgewiesen Ob hierbei tatsaumlchlich in-fektioumlse Viruspartikel vorliegen und es zu faumlkalen Infektionsuumlbertragungen kommen kann ist bisher nicht abschlieszligend geklaumlrt26ndash31 Bei jedem Einzelfall einer infizierten Person gibt es zahlreiche Faktoren die auf die Transmission Einfluss haben z B Houmlhe der Infektionsdosis und Viruslast Groumlszlige der Parti-kel Temperatur Luftfeuchtigkeit Umgebung Raumluftwechselrate und das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung32 Uumlbertragungen im Auszligen bereich kommen insgesamt selten vor33 Bei Wahrung des Mindestabstandes sorgt die Luftbewe-gung im Freien fuumlr eine sehr geringe Uumlbertragungs-wahrscheinlichkeit Im Vergleich zu einer Trans-mission in geschlossenen Raumlumen schaumltzt eine im Preprint erschienene japanische Studie das Risiko fuumlr eine Uumlbertragung im Freien 19-mal niedriger ein34

Eine Uumlbertragung durch kontaminierte Oberflauml-chen ist theoretisch vorstellbar35 da SARS-CoV-2- Viren unter Laborbedingungen auf Flaumlchen eine gewisse Zeit lang infektioumls bleiben koumlnnen2536 Im Vergleich zur aerogenen SARS-CoV-2-Uumlbertragung wird die Bedeutung der Verbreitung des Virus durch kontaminierte Flaumlchen aktuell gering einge-schaumltzt3738 Die Inkubationszeit betraumlgt 2 ndash 14 Tage (im Durchschnitt 5 ndash 6 Tage)3940 Als Haupteintritts-pforten fuumlr SARS-CoV-2 gelten die Schleimhaumlute des Nasen-Rachen-Raums eine Aufnahme via Kon-junktiven und Traumlnennasengang wird diskutiert konnte allerdings bislang nicht eindeutig belegt werden41ndash43

11Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Zielzellen von SARS-CoV-2 sind unter anderem nasale und bronchioalveolaumlre Epithelzellen an die das Spike-(S-)Glykoprotein des Virus uumlber den Angiotensin-Converting-Enzym-(ACE-)2-Rezeptor bindet um in die Wirtszelle einzudringen4445 Fuumlr etliche Impfstoffkandidaten ist das Glykoprotein S eine zentrale Zielstruktur Eine hohe ACE-2-Rezep-tor-Dichte besteht z B im Atemwegstrakt aber auch im Darm an Gefaumlszligzellen in der Niere und im Herzmuskel

Fuumlr die Basisreproduktionszahl (R0) von SARS-CoV-2 wurde in mehreren systematischen Reviews ein mittlerer Wert (Median) von 33 bis 38 ermit-telt46ndash48 Durch infektionspraumlventive Maszlignahmen wie z B Abstand halten das Tragen von Mund- Nase-Bedeckungen regelmaumlszligiges Luumlften geschlos-sener Raumlume Isolation Infizierter und Quarantaumlne von Kontaktpersonen kann die natuumlrliche Uumlbertra-gungsrate deutlich gesenkt werden4647 Im Gegen-satz zum SARS (Severe Acute Respiratory Syndro-me)-Virus kann SARS-CoV-2 bereits durch infizier-te aber (noch) asymptomatische Personen uumlbertra-gen werden394950 Dies erschwert die Eindaumlmmung einer Pandemie wesentlich Umso bedeutender ist bei COVID-19 der Schutz der Bevoumllkerung durch eine praumlventive Impfung

4 COVID-19 Krankheitsbild COVID-19 ist primaumlr eine Erkrankung des Respira-tionstraktes die nach der Infektion mit dem SARS-CoV-2-Erreger auftreten kann Das klinische Bild von COVID-19 ist zwar individuell sehr unterschied-lich ausgepraumlgt aber kennzeichnend sind Fieber Schnupfen trockener anhaltender Husten Atem-not Muumldigkeit sowie eine Stoumlrung des Geruchs- undoder Geschmackssinns bis hin zur voruumlberge-henden Anosmie Es koumlnnen eine Vielzahl weiterer Symptome und klinischer Zeichen vorkommen wie z B Hals- und Kopfschmerzen Glieder- und Mus-kelschmerzen Appetitlosigkeit Gewichtsverlust Uumlbelkeit Erbrechen Bauchschmerzen Diarrhouml Konjunktivitis oder Angina pectoris51ndash53

Der Krankheitsverlauf variiert hinsichtlich Sympto-matik und Schwere Es koumlnnen asymptomatische symptomarme oder schwere Infektionen mit Pneu-monie und weiteren Organbeteiligungen auftreten

die zum Lungen- und Multiorganversagen bis zum Tod fuumlhren koumlnnen54 Auch andere Organmanifesta-tionen sind moumlglich ndash am Herzen55 und am Gefaumlszlig-system56 an der Niere57 am ZNS58 an Leber und Gastrointestinaltrakt59 Prauml- und asymptomatische SARS-CoV-2-Infektionen sind epidemiologisch be-deutsam da sie unbemerkt zur Weiterverbreitung von SARS-CoV-2 beitragen In juumlngeren Altersgrup-pen insbesondere bei Kindern und Jugendlichen sind schwere Verlaumlufe seltener60 und asymptomati-sche SARS-CoV-2-Infektionen haumlufiger Insgesamt gibt es unterschiedliche Angaben uumlber den Anteil an asymptomatischen Infektionen Basierend auf Daten des COVID-19-Ausbruches auf dem Kreuz-fahrtschiff Diamond Princess mit uumlberwiegend aumllte-ren Menschen liegt der Anteil asymptomatischer Infektionen bei 18 61 Mittels serologischer Unter-suchungen die im Anschluss an den COVID-19- Ausbruch in Heinsberg durchgefuumlhrt wurden wur-de ein Anteil von 22 asymptomatischer Infektio-nen bestimmt62 Ein systematischer Review ergab eine Rate von asymptomatischen Infektionen von bis zu 45 63 Die Analyse von 44415 COVID-19- PatientInnen in WuhanChina ergab bei 81 der PatientInnen einen milden bei 14 einen schwe-ren und bei 5 der PatientInnen einen intensiv-pflichtigen Verlauf64 Nehmen die respiratorischen Symptome an Schwere zu fuumlhrt die Hypoxie ein-hergehend mit einer ausgepraumlgten Luftnot zur sta-tionaumlren Aufnahme Besonders betroffen sind aumlltere Personen gt 60 Jahre und Personen mit Vorerkran-kungen65 Das durchschnittliche Alter der diagnos-tizierten COVID-19-PatientInnen wird durch die Testhaumlufigkeit in unterschiedlichen Gruppen beein-flusst Zu Beginn der Pandemie war das Durch-schnittsalter der erkrankten PatientInnen houmlher da vor allem symptomatische PatientInnen getestet wurden Im Zeitraum von MaumlrzApril 2020 bis JuniJuli 2020 hat sich das mediane Alter der diag-nostizierten SARS-CoV-2- Infizierten signifikant re-duziert und ist von 408 Jahren (Interquartilsab-stand [IQR] 290 ndash 541) auf 358 Jahre (IQR 240ndash502) in den USA zuruumlckgegangen66 In einer Meta-analyse in die Daten aus 34 geografischen Regionen einflossen wurde die altersspezifische Fallsterblich-keitsrate berechnet Der Zusammenhang zwischen Alter und Fallsterblichkeitsrate war exponentiell 0002 im Alter von 10 Jahren 001 im Alter von 25 Jahren 04 im Alter von 55 Jahren 14 im Al-

12Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ter von 65 Jahren 46 im Alter von 75 Jahren 15 im Alter von 85 Jahren67 In einer weiteren Metana-lyse wurde das geschlechtsspezifische COVID-19- Sterberisiko in Europa ermittelt Daten von 23 Laumln-dern die die Zahl von COVID-19-Faumlllen und -Todes-faumlllen nach Geschlecht berichteten wurden gepoolt Die Stichprobe schloss 484919 Maumlnner und 605229 Frauen mit COVID-19 ein Das Risiko an COVID-19 zu sterben war bei Maumlnnern signifikant erhoumlht (RR = 16 95 KI 153 ndash 168)6869

Ein Teil der COVID-19-PatientInnen hat sich auch Wochen oder Monate nach Beginn der Erkrankung noch nicht wieder erholt und leidet weiterhin unter schweren Allgemeinsymptomen Daten aus Eng-land deuten darauf hin dass etwa 40 der hospita-lisierten Erkrankten laumlngerfristige Unterstuumltzung benoumltigen und bei etwa 10 der nicht hospitalisier-ten mild Erkrankten Symptome laumlnger als 4 Wo-chen andauern70

Besonders haumlufig wird uumlber Luftnot Muskelschmer-zen Gedaumlchtnisstoumlrungen Schlaf- und Konzentra-tionsstoumlrungen eine ausgepraumlgte Erschoumlpfung und Muumldigkeit berichtet71ndash73 Unter diesen PatientInnen sind nicht nur diejenigen die sich von einer schwe-ren stationaumlr behandelten oder intensivpflichtigen Erkrankung erholen sondern auch solche mit ei-nem eher milden Krankheitsverlauf In einer pros-pektiven Beobachtungsstudie wurden zwischen April und Juni 2020 100 Rekonvaleszenten unab-haumlngig von der Auspraumlgung der Symptomatik im Durchschnittsalter von 49 Jahren nach einer durch-gemachten COVID-19-Erkrankung untersucht und mit gesunden Alters-gepaarten Kontrollen vergli-chen In der kardiovaskulaumlren Magnetresonanz-tomografie (CMR) die zwei bis drei Monate (im Mit-tel 71 Tage (Spanne 64ndash 92)) nach der COVID-19- Diagnose erfolgte zeigten 78 eine Herzbeteili-gung und 60 eine fortbestehende myokardiale Entzuumlndung unabhaumlngig von vor der COVID-19- Erkrankung bestehenden Symptomen74 Ein syste-matischer Review der die Folgen von COVID-19 auf die psychische Gesundheit untersuchte stellte fest dass ein hoher Anteil der Rekonvaleszenten an post-traumatischen Belastungsstoumlrungen Angststoumlrun-gen oder Depressionen leidet Es berichteten 21 der PatientInnen die schon vor der COVID-19- Erkrankung eine psychiatrische Erkrankung hatten

uumlber eine Symptomverschlechterung75 Die Ursa-chen der Langzeitfolgen von COVID-19 sind unklar und hinsichtlich der Prog nose und moumlglicher Therapie optionen besteht dringender Forschungs-bedarf71

5 ImmunitaumltEine SARS-CoV-2-Infektion induziert innerhalb von zwei Wochen nach Symptombeginn die Bildung von Antikoumlrpern76 Neutralisierende Antikoumlrper sind im Median in der zweiten Woche nach Symptom-beginn nachweisbar77ndash79 Bei der Mehrzahl der un-tersuchten Personen bleiben die Antikoumlrperkonzen-trationen uumlber einen Zeitraum von mindestens fuumlnf Monaten relativ stabil Niedrigere Antikoumlrperkon-zentrationen und ein schnellerer Ruumlckgang wurden bei Personen beobachtet die einen asymptomati-schen oder sehr milden Verlauf hatten im Vergleich zu moderat oder schwer Erkrankten80 Zur Persis-tenz von Antikoumlrpern uumlber diesen Zeitraum hinaus lassen sich im Moment noch keine Aussagen tref-fen Zusaumltzlich wurde bei Erkrankten eine T-Zell- Reaktivitaumlt gegen unterschiedliche SARS-CoV-2-Proteine festgestellt die sowohl an der Schutzver-mittlung als auch an der pulmonalen Immunpatho-logie sowie der Zytokin-Ausschuumlttung beteiligt sein kann81ndash86 SARS-CoV-2-spezifische-T-Zellen konnten auch bei Infizierten nachgewiesen werden die kei-ne Antikoumlrpertiter aufwiesen und asymptomatisch waren87 Ob spezifische T-Zellen auch bei fehlen-dem Antikoumlrpernachweis Schutz bieten ist noch unklar

Seltene Faumllle von Reinfektionen und Zweiterkran-kungen sind beschrieben bei denen mittels Genomsequenzierung nachgewiesen werden konn-te dass die Viren die waumlhrend der Krankheitsepiso-den nachgewiesen wurden unterschiedlich waren es sich also nicht um eine protrahierte Virusaus-scheidung derselben Infektion handelte88ndash92 Re-infektionen bei endemischen Coronaviren (HCoV) kommen vor und die HCoV-Immunitaumlt nimmt mit der Zeit ab9394 Es ist nicht bekannt ob eine Reinfek-tion mit einer Transmission einhergehen kann Zweiterkrankungen sind nach bisherigem Kenntnis-stand selten und wurden vor allem im Zusammen-hang mit einer Immundefizienz beobachtet

13Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

In-vitro-Untersuchungen lassen die Vermutung zu dass es nach vorangegangenen Infektionen mit HCoV zu einer kreuzreaktiven Immunantwort auf SARS-CoV-2 kommen kann95 Zur Frage ob es nach HCoV-Infektionen zur Bildung neutralisierender Antikoumlrper gegen SARS-CoV-2 kommt liegen kont-roverse Daten vor9596 Klinische Daten zu einem (par-tiellen) Schutz vor COVID-19 durch fruumlher durchge-machte HCoV-Infektionen wurden bislang nicht er-hoben Praumlexistente SARS-CoV-2-reaktive CD4+ Ge-daumlchtnis-T-Zellen bei Menschen ohne bisherige SARS-CoV-2-Exposition die moumlglicherweise auf vo-rangegangene HCoV-Infektionen zuruumlckzufuumlhren sind koumlnnen sowohl an der Kontrolle als auch an der Pathologie von COVID-19 beteiligt sein9799

6 COVID-19-Epidemiologie in Deutschland

61 IfSG-Meldedaten (Datenstand 19012021)Die Daten zur COVID-19-Epidemiologie beruhen auf den Meldedaten die nach dem Infektions-schutzgesetz (IfSG) erhoben und an das Robert Koch-Institut (RKI) uumlbermittelt werden Alle labor-diagnostischen PCR-Nachweise von SARS-CoV-2

werden unabhaumlngig vom Vorhandensein oder der Auspraumlgung einer klinischen Symptomatik als COVID-19-Faumllle gewertet Die Infektionsausbrei-tung hat in Deutschland und auch weltweit eine wechselhafte Dynamik und daher gibt die Darstel-lung der Epidemiologie vielfach nur eine Moment-aufnahme wieder Die ersten COVID-19-Faumllle traten in Deutschland im Januar 2020 auf Mit Datenstand 19012021 wurden 1716200 labordiagnostisch be-staumltigte COVID-19-Faumllle an das RKI uumlbermittelt knapp 141000 Faumllle (82 ) wurden hospitalisiert 47622 Personen (28 ) sind verstorben Dies ent-spricht einer kumulativen Inzidenz von 2467 COVID-19 Faumlllen100000 Einwohnern Im Maumlrz haben die taumlglich uumlbermittelten Fallzahlen in Deutschland deutlich zugenommen und die erste Infektionswelle erreichte ihr Maximum Mitte Maumlrz mit knapp 6000 taumlglich uumlbermittelten Faumlllen Um die Pandemie einzudaumlmmen wurde Mitte Maumlrz 2020 auf Basis eines Bund-Laumlnder-Beschlusses ent-schieden eine weitgehende Einschraumlnkung des oumlffentlichen Lebens umzusetzen Der erste bdquoLock-downldquo fuumlhrte zu einem deutlichen Ruumlckgang der Infektionsfallzahlen die sich zwischen Mitte Mai und Mitte Juli auf einem niedrigen Niveau stabili-sierten Seit Anfang September nahmen die Fallzah-

0903 2303 0604 2004 0405 1805 0106 1506 2906 1307 2707 1008 2408 0709 2109 0510 1910 0211 1611 3011 1412 2812 1101

Anzahl uumlbermittelte COVID-19-Faumllle

Erkrankungsbeginn ersatzweise Meldedatum (2020)

30000

27500

25000

22500

20000

17500

15000

12500

10000

7500

5000

2500

0

Erkrankungsbeginn Meldedatum

Abb 1 | Anzahl der an das RKI uumlbermittelten COVID-19-Faumllle nach Erkrankungsbeginn ersatzweise nach Meldedatum seit dem 01032020 (Stand 19012021)

14Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

len wieder deutlich zu Aktuell ereignet sich eine zweite weit intensivere Infektionswelle Ab Anfang November galt bundesweit ein zweiter bdquoTeil-Lock-downldquo der ab Mitte Dezember ausgeweitet und kuumlrzlich bis Mitte Februar 2021 verlaumlngert wurde Das bisherige Maximum der zweiten Infektions-welle wurde Mitte Dezember mit mehr als 28600 Erkrankungsfaumlllen taumlglich erreicht (s Abb 1)

Bezuumlglich der regionalen Verteilung kann man aktuell feststellen dass sich SARS-CoV-2 flaumlchen-deckend im Bundesgebiet ausgebreitet hat Mitte Januar (Stand 19012021) wurden aus allen 412 Kreisen COVID-19-Faumllle gemeldet Die 7-Tage- Inzidenz liegt in 277 Kreisen (67) bei gt 100 Faumll-len100000 Einw und davon in 32 Kreisen bei gt 250 Faumlllen100000 Aktuelle Inzidenzwerte der Landkreise koumlnnen dem RKI-Dashboard entnom-men werden (httpscoronarkide)

Im Rahmen der ersten SARS-CoV-2-Infektionswelle wurden die houmlchsten woumlchentlichen Inzidenzen bei den gt 80-Jaumlhrigen mit 81 Faumlllen100000 Einw gemessen Bei den 15 ndash 69-Jaumlhrigen lag das woumlchent-liche Maximum niedriger und betrug 44 ndash 53 Faumllle 100000 Einw Bei Kindern und Jugendlichen lagen

die woumlchentlichen Inzidenzen zwischen 7 ndash 10 100000 und waren damit am niedrigsten von allen Altersgruppen Im Mai und Juni gingen die Infek-tionszahlen in allen Altersgruppen zuruumlck Ab An-fang Juli nahmen die Fallzahlen leicht zu blieben aber bis auf die erhoumlhten Werte bei den 15 ndash 34-Jaumlh-rigen bis Mitte September auf einem stabilen Niveau mit woumlchentlich weniger als 20 Faumlllen100000 Einw Danach setzte eine exponentielle Zunahme in allen Altersgruppen ein Zum Ende des Jahres 2020 (51 Meldewoche) erreichten die woumlchentlichen Inzi-denzen das bisherige Maximum mit Werten zwi-schen 80100000 bei den 0ndash4-Jaumlhrigen und 370 100000 bei den ge 80-Jaumlhrigen (s Abb 2) Seitdem gehen die Fallzahlen in allen Altersgruppen konti-nuierlich zuruumlck

COVID-19 tritt in allen Altersgruppen auf In Deutschland sind Frauen (53) etwas haumlufiger als Maumlnner (47) betroffen Die houmlchsten altersspezi-fischen Inzidenzen werden bei den 20ndash29-Jaumlhrigen und den gt 80-Jaumlhrigen gemessen und die niedrigs-ten Inzidenzen bei Kindern im Alter von lt 10 Jah-ren (s Abb 3) Die niedrigen Inzidenzen bei den 60 ndash 79-Jaumlhrigen lassen vermuten dass Personen in dieser Altersgruppe sich bestaumlndiger an die emp-

Meldewoche

Abb 2 | Uumlbermittelte COVID-19-Faumllle100000 Einwohner in Deutschland nach Altersgruppen und Meldewoche (KW 102020 ndash 022021 Stand 1912021)

COVID-19-Faumllle100000 Einwohner

3500

3000

2500

2000

1500

1000

500

00

0 ndash 4 Jaumlhrige

5 ndash 14 Jaumlhrige

15 ndash 34 Jaumlhrige

35 ndash 59 Jaumlhrige

60 ndash 79 Jaumlhrige

80 + Jaumlhrige

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 1 2

15Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Klinisches Merkmal Grundgesamtheit Anzahl ()

Husten 1291801 513110 (40)

Fieber 1291801 349804 (27)

Schnupfen 1291801 358414 (28)

Halsschmerzen 1291801 271108 (21)

Pneumonie 1291801 17945 (1)

Geruchs- oder Geschmacksverlust

1146965 246578 (21)

Tab 1 | COVID-19-relevante oder haumlufig genannte Symptome bzw klinische Zeichen (Stand 19012021)

Aufgrund mangelnder Diagnostik und ggf unterlassener Meldungen wird von einer deutlichen zahlenmaumlszligigen Untererfassung ausgegangen Geruchs und Geschmacksverlust werden erst seit der 17 Kalenderwoche 2020 erfasst

fohlenen Kontaktbeschraumlnkungen halten und so Infektionen verhindern koumlnnen In den houmlheren Altersgruppen steigt der Anteil an Menschen die in Pflegeheimen leben und hier ist das Risiko fuumlr COVID-19-Ausbruumlche und damit das Infektionsri-siko besonders hoch

Fuumlr 1291801 (63) der uumlbermittelten Faumllle liegen klinische Informationen vor In Tabelle 1 werden die Anzahl und Anteile der bei COVID-19 haumlufig ge-nannten Symptome bzw klinischen Zeichen darge-stellt Seit der 17 Kalenderwoche 2020 kann fuumlr COVID-19-Faumllle auch Geruchs- und Geschmacks - verlust als Symptom in einer eigenen Uumlbermittlungs-kategorie angegeben werden Von 1146965 Faumlllen die neu in dieser Kategorie erfasst wurden und Anga-ben zur Klinik enthalten haben 246578 (21) min-destens eines dieser beiden Symp tome angegeben

Der Anteil stationaumlr versorgter Faumllle steigt mit dem Alter kontinuierlich an er betraumlgt bei den 50 ndash 59- Jaumlhrigen 5 und bei den 80 ndash 89-Jaumlhrigen 26 Mit weiter steigendem Alter geht der Anteil stationaumlr versorgter COVID-19-Faumllle wieder zuruumlck er betraumlgt bei den ge 90-Jaumlhrigen 18 (s Abb 4) Maumlnner

(76 ) werden etwas haumlufiger hospitalisiert als Frauen (63 ) Der Ruumlckgang des Anteils stationaumlr behandelter PatientInnen bei den Hochbetagten ist moumlglicherweise darauf zuruumlckzufuumlhren dass man aufgrund des hohen Alters eine Krankenhausein-weisung vermeiden moumlchte

Abb 3 | Uumlbermittelte COVID-19-Faumllle100000 Einwohner (kumulative Inzidenz) in Deutschland nach Altersgruppen und Geschlecht (Stand 19012021)

weiblichmaumlnnlich

COVID-19-Faumllle100000 Einwohner

7000

6000

5000

4000

3000

2000

1000

0

90 ndash 99 100 +80 ndash 8970 ndash 7960 ndash 6950 ndash 5940 ndash 4930 ndash 3920 ndash 2910 ndash 190 ndash 9

Altersgruppe (Jahre)

16Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Insgesamt wurden bis zum 19012021 47622 COVID-19-Todesfaumllle an das RKI uumlbermittelt Es handelt sich dabei um Menschen die an oder mit COVID-19 gestorben sind Von den Todesfaumlllen sind 42287 (89) Personen 70 Jahre und aumllter das mediane Alter der Verstorbenen betraumlgt 84 Jahre (s Tab 2) Der extrem hohe Anteil an Todesfaumlllen bei den ge 70-Jaumlhrigen wird deutlich wenn man im Vergleich dazu ihren Anteil von 15 an der Gesamt-zahl der uumlbermittelten COVID-19- Faumllle betrachtet

Der Anteil verstorbener Personen an allen uumlbermit-telten COVID-19-Faumlllen liegt bei den le 59-Jaumlhrigen unter 03 Die Zahl der Verstorbenen nimmt mit zunehmendem Alter kontinuierlich zu und steigt

von 15 bei den 60 ndash 69-Jaumlhrigen auf 64 bei den 70 ndash 79-Jaumlhrigen auf 125 bei den 80 ndash 89- Jaumlhrigen und 158 bei den ge 90-Jaumlhrigen an (s Abb 5) Maumlnner versterben etwas haumlufiger als Frauen (25 versus 21 ) Der Anteil Verstorbener an allen Faumlllen ist im Verlauf der Pandemie zuruumlck-gegangen Zu Beginn war der Anteil an Personen die ohne COVID-19-spezifische Symptome oder milde Symptome getestet wurden aufgrund der eingeschraumlnkten Testmoumlglichkeiten gering Das hat sich inzwischen geaumlndert so dass durch das groszlige Testangebot auch Faumllle entdeckt werden die zu Be-ginn der Pandemie nicht diagnostiziert worden wauml-ren In der deskriptiven Analyse der deutschen COVID-19-Meldedaten zeigen sich hinsichtlich der

GeschlechtAltersgruppe (in Jahren)

0 ndash 9 10 ndash 19 20 ndash 29 30 ndash 39 40 ndash 49 50 ndash 59 60 ndash 69 70 ndash 79 80 ndash 89 90 +

maumlnnlich 4 3 25 55 178 883 2502 5962 11292 3692

weiblich 6 ndash 14 29 90 349 1069 3237 10922 7182

gesamt 10 3 39 84 268 1232 3571 9199 22214 10874

Tab 2 | Uumlbermittelte COVID-19-Todesfaumllle nach Altersgruppe und Geschlecht (Angaben verfuumlgbar fuumlr 47494 Todesfaumllle (Stand 19012021) Vier Faumllle der lt 20-Jaumlhrigen werden derzeit noch validiert

Anteil HospitalisierteAnzahl uumlbermittelter COVID-19-Faumllle

90 +80 ndash 8970 ndash 7960 ndash 6950 ndash 5940 ndash 4930 ndash 3920 ndash 2910 ndash 190 ndash 9

350000

300000

250000

200000

150000

100000

50000

0

30

20

10

0

NeinJa Anteil Hospitalisierter

Abb 4 | Relativer Anteil der hospitalisierten COVID-19-Faumllle in Deutschland nach Altersgruppen (Stand 19012021)

Altersgruppe (Jahre)

17Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Krankheitsschwere geschlechtsspezifische Unter-schiede Bei den hospitalisierten COVID-19-Faumlllen uumlberwog der Anteil der Maumlnner mit 55 Noch deutlicher war der Unterschied in Bezug auf Patient-Innen die intensivmedizinisch behandelt wurden hier betrug der Anteil der Maumlnner 70 100

AusbruchsgeschehenDie Epidemiologie von COVID-19 wird aufgrund der hohen Infektiositaumlt von Ausbruumlchen in verschie-denen Situationen bzw Umfeldern bestimmt Etwa ein Viertel der insgesamt gemeldeten COVID-19- Faumllle laumlsst sich Ausbruumlchen zuordnen wobei die An-gaben zum Umfeld haumlufig unvollstaumlndig waren Bei ca 33 der Ausbruumlche handelt es sich um kleinere Ausbruumlche mit 2 ndash 4 Faumlllen In der ersten Infektions-welle konnten viele COVID-19-Faumllle Ausbruumlchen in Senioren- und Pflegeheimen Krankenhaumlusern und Fluumlchtlingsunterkuumlnften zugeordnet werden In den KW 23 ndash 32 zwischen den Infektionswellen wurde haumlufiger der Arbeitsplatz oder der private Haushalt als wahrscheinliches Infektionsumfeld angegeben Zu den Ausbruumlchen am Arbeitsplatz ge-houmlren auch Ausbruumlche in fleischverarbeitenden Be-trieben die einen groszligen Anteil an den Faumlllen zu Beginn des Sommers ausmachten Ab Mitte August

war der groumlszligte Anteil der Faumllle durch Ausbruumlche in privaten Haushalten verursacht Seit Anfang Sep-tember ist der Anteil an Ausbruumlchen in Alten- und Pflegeheimen kontinuierlich und deutlich gestie-gen Seitdem wurden uumlber 76500 Faumllle aus diesen Einrichtungen gemeldet Bei Ausbruumlchen in Alten- und Pflegeheimen sind meist mehrere Bewohner-Innnen bzw MitarbeiterInnen betroffen 98 der Ausbruumlche haben 5 und mehr Faumllle

Fuumlr weitere detaillierte Informationen und aktuelle Daten wie z B die regionale Verteilung von COVID-19 und Angaben zu den intensivmedizi-nisch behandelten COVID-19-PatientInnen wird auf die taumlglichen Situationsberichte des RKI zu COVID-19 verwiesen

62 Epidemiologische Daten aus anderen DatenquellenDie Deutsche Gesellschaft fuumlr paumldiatrische Infektiologie (DGPI) sammelt seit Mitte Maumlrz 2020 die Daten hospitalisierter Kinder und Jugendlicher mit COVID-19 in Deutschland in einem Register mit dem Ziel die Epidemiologie und klinischen Charak-teristika dieser Faumllle zu untersuchen101102 In der

Abb 5 | Relativer Anteil der verstorbenen COVID-19-Faumllle in Deutschland nach Altersgruppen (Stand 19012021)

NeinJa Anteil Verstorbener350000

300000

250000

200000

150000

100000

50000

0

20

15

10

5

0

90 +80 ndash 8970 ndash 7960 ndash 6950 ndash 5940 ndash 4930 ndash 3920 ndash 2910 ndash 190 ndash 9

Anzahl uumlbermittelter COVID-19-Faumllle Anteil Verstorbener

Altersgruppe (Jahre)

18Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Mehrzahl der Faumllle blieb der Verlauf ohne wesentli-che Komplika tionen

Die Deutsche Gesellschaft fuumlr Perinatale Medizin er-forscht mit der am 03042020 gestarteten CRONOS Register-Studie Auswirkungen einer Infektion mit SARS-CoV-2 auf die Gesundheit von Muumlttern und ihren Neugeborenen mit den Zielen eine Grundla-ge fuumlr die Beratung infizierter Schwangerer und die Betreuung der Neugeborenen zu schaffen die auf in Deutschland erhobenen Daten beruht und durch regelmaumlszligige Aktualisierungen auf die Dynamik der Entwicklung einzugehen103 Mit Stand vom 16 Januar 2021 waren 1008 Patientinnen registriert von denen 742 bereits entbunden waren 658 waren zwischen-zeitlich von COVID-19 genesen 43 (58 ) Frauen wurden wegen COVID-19 intensivmedizinisch be-handelt Eine Zwischenauswertung der Daten vom 01102020 zeigte dass bei der Mehrzahl der inten-sivmedizinisch behandelten Patientinnen keine speziellen Risikofaktoren vorlagen In neun der da-mals 14 registrierten Faumllle hatte die SARS-CoV-2-Infek tion die Entscheidung zur Beendigung der Schwangerschaft oder den Geburtsmodus beein-flusst104 Die Raten von Fruumlhgeburten und Kaiser-schnittentbindungen lagen im Vergleich zum bun-desdeutschen Durchschnitt vergangener Jahre leicht houmlher jedoch geringer im Vergleich zu inter-national publizierten Daten105

63 SeropraumlvalenzdatenErgebnisse (Datenstand vom 05112020) einer vom RKI uumlberregional durchgefuumlhrten Seropraumlvalenz-studie in der Seren von 50000 erwachsenen Blut-spenderInnen untersucht wurden zeigten einen Positivenanteil mit spezifischen Antikoumlrpern gegen SARS-CoV-2 von 135 6 Die Seropraumlvalenz war bei Maumlnnern signifikant houmlher als bei Frauen (166 vs 096 ) Eine Seropraumlvalenzstudie mit Blut-entnahmen zwischen Ende Mai und Ende Juni 2020 unter 1538 Schuumller Innen der Klassenstufen 8 bis 11 in 13 Schulen in Sachsen ermittelte einen Po-sitivenanteil von 07106 In Bayern wurden zwi-schen Januar und Juli 2020 uumlber 11000 Blutproben von Kindern und Jugend lichen auf SARS-CoV-2-An-tikoumlrper untersucht Es zeigten sich erhebliche regi-onale Unterschiede jedoch keine signifikanten Un-terschiede bzgl Alter oder Geschlecht Der Anteil seropositiver Kinder und Jugendlicher lag fuumlr den

Zeitraum von April bis Juli im Durchschnitt bei 087 Die Autoren postulierten dass die Zahl se-ropositiver Kinder und Jugendlicher in Bayern sechsmal houmlher laumlge als die Zahl der gemeldeten SARS-CoV-2-Infektionen mit PCR-Nachweis fuumlr diese Altersgruppe im selben Zeitraum107 Aller-dings muss bedacht werden dass zum angegeben Zeitraum Tests nur eingeschraumlnkt verfuumlgbar waren und dementsprechend Untersuchungen mit hoher Wahrscheinlichkeit prioritaumlr bei Personen mit schweren Symptomen durchgefuumlhrt wurden Kin-der und Jugendliche mit leichteren Beschwerden hatten moumlglicherweise nur eingeschraumlnkten Zu-gang zu PCR-Testungen

7 COVID-19-Impfstoffe

Uumlberblick uumlber die im Zulassungsverfahren befindlichen Impfstoffe In diesem Kapitel werden Impfstoffe beschrieben fuumlr die Hersteller Zulassungsdaten bei der European Medicines Agency (EMA) eingereicht haben (s Tab 3) Eine Einreichung von Zulassungsdaten laumlsst keine Aussage uumlber den Zeitpunkt der Zulas-sung des Impfstoffs und dessen Verfuumlgbarkeit fuumlr die Durchfuumlhrung der Impfung in Deutschland zu Das Kapitel wird jeweils um neue Erkenntnisse zu den bereits beschriebenen Impfstoffen und ggf um Informationen zu weiteren Impfstoffen ergaumlnzt

71 Messenger-RNA-(mRNA-)ImpfstoffeBei den mRNA-Impfstoffen ist das virale Antigen gegen welches die Immunantwort induziert werden soll selbst gar nicht im Impfstoff enthalten Die mRNA kodiert jedoch fuumlr dieses Antigen Nach In-jektion von mRNA-Impfstoff wird die mRNA von Zellen des Geimpften aufgenommen Nach Eintritt der mRNA in das Zytoplasma der Zellen erfolgt die Synthese des spezifischen viralen Antigens durch Translation der mRNA an den Ribosomen In der Folge kommt es zu einer adaptiven Immunantwort gegen das virale Antigen Die mRNA-Impfstoffe stimulieren auch Mustererkennungsrezeptoren und loumlsen dadurch eine Reaktion des angeborenen Immunsystems aus Durch diese intrinsische Adjuvanz eigenschaft koumlnnen mRNA-Impfstoffe die Immunantwort gegen das Ziel-Protein zusaumltzlich stimulieren Die in den Impfstoffen enthaltene

19Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

mRNA wird innerhalb kurzer Zeit abgebaut Auf Grund biochemischer Unterschiede zwischen mRNA und DNA kann die mRNA des Impfstoffes nicht ohne weiteres in die DNA des humanen Ge-noms integrieren Auch die Umschreibung der nach der Impfung aufgenommenen RNA in eine doppelstraumlngige DNA ist nicht zu erwarten Vor der Zulassung von COVID-19-Impfstoffen wurden welt-weit noch keine mRNA-Impfstoffe zur Infektions-praumlvention zugelassen

Vorteile der mRNA-Impfstoffe sind dass sie kurz-fristig entwickelt sowie schnell und in groszligen Men-gen produziert werden koumlnnen

711 Comirnaty BNT162b2 (BioNTechPfizer)Bei dem von BioNTech produzierten Impfstoff Comirnaty (BNT162b2) handelt es sich um einen mRNA-Impfstoff der fuumlr ein optimiertes SARS-CoV-2-Spike-Protein (S) in voller Laumlnge kodiert Die mRNA-Molekuumlle sind in eine Lipid-Nanopartikel- Formulierung (LNP) integriert um diese vor Ein-tritt in das Zytoplasma der Ziel zelle vor extrazellu-laumlren Nukleasen zu schuumltzen und die Aufnahme der mRNA zu steigern108 Nach Eintritt der mRNA in das Zytoplasma der Zielzellen erfolgt die Synthe-se des Spike-Proteins durch Translation der mRNA an den Ribosomen109110 Die Zellen praumlsentieren das Spike-Protein den Immunzellen und induzieren so die gewuumlnschte Immunantwort gegen das Spike- Protein

Comirnaty ist fuumlr die Praumlvention von COVID-19 ab 16 Jahren zugelassen Die Impfung ist bei Uumlber-

empfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder seine sonstigen Bestandteile kontraindiziert Zur Koadmi-nistration mit anderen Impfstoffen sind bislang kei-ne Daten verfuumlgbar

Zur Anwendung der mRNA- Impfstoffe in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktuell keine Daten vor Die STIKO empfiehlt die generelle Imp-fung in der Schwangerschaft derzeit nicht Eine ak-zidentelle Impfung in der Schwangerschaft ist je-doch keine Indikation fuumlr einen Schwangerschafts-abbruch Schwangeren mit Vorerkrankungen und einem daraus resultierenden hohen Risiko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkrankung kann in Einzelfaumll-len nach Nutzen-Risiko-Abwaumlgung und nach aus-fuumlhrlicher Aufklaumlrung eine Impfung angeboten werden Die STIKO haumllt es fuumlr unwahrscheinlich dass eine Impfung der Mutter waumlhrend der Stillzeit ein Risiko fuumlr den Saumlugling darstellt

Die Immunogenitaumlt Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs bei Immunsupprimierten wurden bislang nicht untersucht Es ist zu erwarten dass die Wirksamkeit des Impfstoffs bei immunsuppri-mierten Personen in Abhaumlngigkeit von Art und Aus-maszlig der Immundefizienz geringer ist Hingegen ist in Analogie zu Totimpfstoffen nicht von einer redu-zierten Sicherheit des Impfstoffs bei immunsuppri-mierten Patienten auszugehen111

Challenge-Studien in Non Human Primates (NHP) zu BNT162b2Mit dem BNT162b2-Impfstoff wurden sog Challenge- Studien an Rhesusaffen durchgefuumlhrt112 Drei Grup-

Firma Impfstoffname Impfstofftyp Anzahl Dosen

Impfabstand nach

Fachinformation

Impfabstand nach STIKO- empfehlung

Applikation Stand EU Zulassungsver-fahren

BioNTechPfizer Comirnaty (BNT162b2) mRNA + LNP 2 21 Tage 3 ndash 6 Wochen im Zulassung am 21 Dez 2020

Moderna COVID-19-Vaccine Moderna

(mRNA-1273)

mRNA + LNP 2 28 Tage 4 ndash 6 Wochen im Zulassung am 06 Jan 2021

Astra-Zeneca Oxford University

COVID-19 Vaccine AstraZeneca (AZD1222)

Vektor-basiert ChAdOx1 nicht

replizierend

2 4 ndash 12 Wochen 9 ndash 12 Wochen

im Zulassung am 29 Jan 2021

Janssen-Cilag International NV

Ad26COV2S Adenovirus- 26-Vektor-

basiert nicht replizierend

1 oder 2 ndash ndash im rolling review seit 02 Dez 2020

Tab 3 | COVID-19-Impfstoffe fuumlr die ein rolling review bei der EMA eroumlffnet wurde Lipid-Nanopartikel-Formulierung

20Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

pen von jeweils sechs maumlnnlichen Rhesusaffen (2 ndash 4 Jahre alt) wurden mit BNT162b2 in einer Dosierung von 30 microg oder 100 microg oder mit Kochsalz-loumlsung (Kontrollen) in einem zwei-Dosen-Schema geimpft Die mit BNT162b2 geimpften Rhesusaffen zeigten spezifische Antikoumlrper mit geometrischen Mittelwerttiter-(GMT-)Werten die weit uumlber denen aus menschlichen Rekonvaleszentenseren lagen Ebenso wurde eine spezifische T-Zellantwort nach-gewiesen112 Fuumlnfundfuumlnfzig Tage nach der zweiten Dosis wurden die Rhesusaffen gegenuumlber SARS-CoV-2 intranasal und intratracheal exponiert Am ersten Tag nach Exposition wurde aus Nasenabstri-chen auch bei geimpften Tieren SARS-CoV-2 mit-tels PCR nachgewiesen nicht jedoch an den folgen-den Tagen Die Kontrolltiere dagegen hatten zu allen Untersuchungszeitpunkten positive Abstriche Virale RNA wurde aus bronchoalveolaumlrer Fluumlssig-keit bei zwei der drei Kontrolltiere am dritten Tag nach Exposition nachgewiesen nicht jedoch bei den mit BNT162b2 geimpften Tieren In beiden Grup-pen (BNT162b2 und Kontrollen) zeigte keines der Tiere klinische Symptome Die beschriebene Studie ist daher eher als SARS-CoV-2-Infektionsmodell denn als COVID-19-Erkrankungsmodell zu werten

Daten aus Phase 12-Studien zu BNT162b2Der Impfstoff wurde in randomisierten klinischen Phase 1- und Phase 2-Studien untersucht113ndash115 Im Fruumlhjahr 2020 wurde in einer Placebo-kontrollier-ten Dosisfindungsstudie (NCT04368728) die Sicher-heit und Immunogenitaumlt des Impfstoffkandidaten BNT162b2 in drei verschiedenen Dosierungen bei jeweils 45 18 ndash 55- und 65 ndash 85-jaumlhrigen gesunden Erwachsenen nach zweimaliger i m-Gabe im Ab-stand von 21 Tagen untersucht115 Lokale und syste-mische unerwuumlnschte Nebenwirkungen wurden uumlber einen Zeitraum von sieben Tagen nach der je-weiligen Injektion untersucht

StudienteilnehmerInnen im Alter von 18 ndash 55 Jah-ren die 10 oder 20 μg BNT162b2 erhalten hatten berichteten zu 67 uumlber einen milden (Grad 1) bis moderaten (Grad 2) Schmerz an der Einstichstelle nach der ersten Dosis Nach erstmaliger Applikation von 30 μg berichteten 92 der ProbandInnen von mildem bis schwerem Schmerz (Grad 3) an der Ein-stichstelle Andere Lokalreaktionen (Roumltung und Schwellung) waren in allen drei Dosierungen nach

der ersten Dosis nicht oder nur mild ausgepraumlgt und wurden nach der zweiten Dosis nicht mehr be-obachtet Unter den aumllteren ProbandInnen (65 ndash 85 Jahre) war nach der ersten und zweiten Dosis in allen drei Dosierungsgruppen milder bis moderater Schmerz seltener beobachtet worden als unter den juumlngeren ProbandInnen Andere lokale Nebenwir-kungen traten in dieser Gruppe nicht auf

Systemische unerwuumlnschte Wirkungen (Fieber Abgeschlagenheit Schuumlttelfrost u a) wurden deut-lich haumlufiger in der juumlngeren als in der aumllteren Gruppe beobachtet Fieber war nach der zweiten Dosis bei 17 der Juumlngeren und 8 der Aumllteren in der 30 microg-Gruppe aufgetreten Abgeschlagenheit und Schuumlttelfrost traten in allen Dosierungsgrup-pen bei den Juumlngeren haumlufiger nach der ersten und zweiten Dosis auf als bei den Aumllteren (in der 30 microg-Gruppe trat Abgeschlagenheit bei 75 der Juumlngeren und 42 der Aumllteren und Schuumlttelfrost bei 58 der Juumlngeren und 17 der Aumllteren auf) Lo-kale oder systemische Grad 4 Ereignisse (d h mit Notfall-Arztbesuch oder Hospitalisierung) traten nicht auf Der Verbrauch von antipyretischer und Schmerzmedikation nahm dosierungsabhaumlngig zu und war nach der zweiten Impfstoffdosis houmlher als nach der ersten

Schwere unerwuumlnschte Nebenwirkungen traten nicht auf die Studie musste zu keinem Zeitpunkt aufgrund eines Auftretens unerwuumlnschter Wirkun-gen unterbrochen werden115

Sowohl bei juumlngeren als auch bei aumllteren Erwachse-nen provozierte BNT162b2 dosisabhaumlngig Titer (GMT) von SARS-CoV-2-GMT neutralisierenden Antikoumlrpern die mit den GMT eines Panels von SARS-CoV-2-Rekon valeszenz seren vergleichbar oder houmlher waren Da insbesondere bei aumllteren Erwachsenen BNT162b2 im Vergleich zu Kandi-daten mit niedrigeren Dosierungen der Firma BioNTechPfizer mit einer deutlich geringeren sys-temischen Reaktogenitaumlt assoziiert war wurde BNT162b2 nur in einer 30 microg-Dosierung fuumlr die anschlieszligende Phase 3-Studie verwendet

Daten aus Phase 3-Studien zu BNT162b2Siehe hierzu Kapitel 821

21Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

712 COVID-19-Impfstoff Moderna (mRNA-1273 Moderna)Der mRNA-Impfstoff von Moderna kodiert eben-falls fuumlr das SARS-CoV-2-Spikeglykoprotein (S-2P ) in voller Laumlnge Das Protein wurde in seiner Praumlfu-sionskonformation durch die Einfuumlhrung von zwei Prolin-Substitutionen stabilisiert Die mRNA ist in Lipid nanopartikel verpackt

Der COVID-19-Impfstoff Moderna ist fuumlr die Prauml-vention von COVID-19 ab 18 Jahren zugelassen Die Impfung ist bei Uumlberempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder seine sonstigen Bestandteile kon-traindiziert Zur Koadministration mit anderen Impfstoffen sind bislang keine Daten verfuumlgbar

Zur Anwendung der mRNA-Impfstoffe in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktuell keine Daten vor Die STIKO empfiehlt die generelle Imp-fung in der Schwangerschaft derzeit nicht Eine akzidentelle Impfung in der Schwangerschaft ist je-doch keine Indikation fuumlr einen Schwangerschafts-abbruch Schwangeren mit Vorerkrankungen und einem daraus resultierenden hohen Risiko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkrankung kann in Einzelfaumll-len nach Nutzen-Risiko-Abwaumlgung und nach aus-fuumlhrlicher Aufklaumlrung eine Impfung angeboten werden Die STIKO haumllt es fuumlr unwahrscheinlich dass eine Impfung der Mutter waumlhrend der Stillzeit ein Risiko fuumlr den Saumlugling darstellt Die Immuno-genitaumlt Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs bei Immunsupprimierten wurden bislang nicht un-tersucht Es ist zu erwarten dass die Wirksamkeit des Impfstoffs bei immunsupprimierten Personen in Abhaumlngigkeit von Art und Ausmaszlig der Immun-defizienz geringer ist Hingegen ist in Analogie zu Totimpfstoffen nicht von einer reduzierten Sicher-heit des Impfstoffs bei immunsupprimierten Pati-enten auszugehen

Challenge-Studien in Maumlusen zu mRNA-1273Mit dem mRNA-1273-Impfstoff wurden Challenge-Stu dien an Maumlusen durchgefuumlhrt116 Es konnte nach-gewiesen werden dass BALBcJ Maumluse die eine zweimalige i m Impfung im Abstand von drei Wo-chen mit 1 microg mRNA-1273 erhalten hatten nach ei-nem Challenge-Versuch mit SARS-CoV-2 der fuumlnf oder 13 Wochen nach der zweiten Impfstoffdosis durchgefuumlhrt worden war vollstaumlndig geschuumltzt wa-

ren und eine Virusreplikation in der Lunge nicht nachweisbar war Bei sechs von sieben Maumlusen fuumlhrte die mRNA-1273-induzierte Immunitaumlt dazu dass nach der Exposition mit SARS-CoV-2 auch kei-ne Virusreplikation in der Nase nachweisbar war Es konnte ebenfalls gezeigt werden dass der erzielte Schutz dosisabhaumlngig war Eine zweimalige Imp-fung mit 01 microg mRNA-1273 reduzierte die Viruslast in der Lunge um das 100-fache waumlhrend eine Impf-stoffdosierung von 001 microg die Viruslast nur um das 3-fache reduzierte Maumluse die 1-malig mit 1 oder 10 microg mRNA-1273 immunisiert worden sind erwie-sen sich bei einer Challenge-Infektion 7 Wochen nach der Impfung als komplett geschuumltzt waumlhrend Tiere die nur 01 microg mRNA-1273 erhalten hatten eine unveraumlnderte Virusreplikation aufwiesen116

Challenge-Studien in Non Human Primates (NHP) zu mRNA-1273Mit dem mRNA-1273-Impfstoff wurden Challenge- Studien an Rhesusaffen durchgefuumlhrt117 Drei Grup-pen mit jeweils acht Rhesus-Affen (50 weiblich) im Alter von drei bis sechs Jahren wurden mit mRNA-1273 in einer Dosierung von 10 microg oder 100 microg oder mit Kochsalzloumlsung (Kontrollen) in einem Zwei-Dosenschema im Abstand von vier Wo-chen geimpft und vier Wochen nach der zweiten Impfung mit SARS-CoV-2 intranasal und intra-tracheal infiziert Die Antikoumlrper- und T-Zellantwort wurde vor und nach der SARS-CoV-2-Exposition im oberen und unteren Atemwegstrakt bestimmt Der Nachweis einer aktiven Virusreplikation von SARS-CoV-2 und viralem Genmaterial erfolgte in der bron-choalveolaumlren Lavage (BAL) im Nasenabstrich und im Lungengewebe mittels quantitativer PCR und Immunhistologie bzw in situ Hybridisierung Die mit mRNA-1273 geimpften Primaten entwickelten unabhaumlngig von der eingesetzten Impfstoffdosie-rung Antikoumlrpertiter die houmlher waren als die in hu-manen Rekonvaleszentenseren die GMT-Werte be-trugen 501 in der 10 microg-Dosierung und 3481 in der 100 microg-Dosierung Gleichzeitig wurde eine T-Helfer-zelle 1-(TH1-)basierte CD4-T-Zellantwort ausgeloumlst aber nur eine niedrige oder nicht nachweisbare CD8-T-Zellantwort In den mit mRNA-1273 geimpf-ten Tieren war in sieben von acht Tieren in beiden Dosisgruppen im Challenge-Versuch zwei Tage nach der Exposition keine Virusreplikation in der BAL nachweisbar Ebenso war im Nasenabstrich

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von allen acht Tieren in der 100 microg-Dosis-Gruppe eine Virusreplikation nicht detektierbar Unabhaumln-gig von der Gruppenzugehoumlrigkeit traten in den Lungen der geimpften Tiere nur geringe Entzuumln-dungszeichen auf und es lieszlig sich nur wenig Virus- RNA bzw Virusantigen nachweisen Die zweimali-ge Impfung von Rhesusaffen mit mRNA-1273 indu-ziert eine robuste neutralisierende Antikoumlrperant-wort und vermittelt einen wirksamen Schutz vor SARS-CoV-2-Infektion in den oberen und unteren Atemwegen

Daten aus Phase 1-Studien zu mRNA-1273Die Sicherheit Reaktogenitaumlt und Immunogenitaumlt des Impfstoffs mRNA-1273 wurden in einer offenen Phase 1-Dosisfindungsstudie (NCT04283461) im Fruumlhjahr 2020 untersucht die 45 gesunde Erwach-sene aus Atlanta und Seattle im Alter von 18 bis 55 Jahren einschloss118 Vor Studieneinschluss wur-de kein SARS-CoV-2-Screening zum Ausschluss einer vorausgegangenen Infektion durchgefuumlhrt Zwei Impfstoffdosen in den Dosierungen 25 μg 100 μg oder 250 μg wurden im Abstand von 28 Ta-gen i m verabreicht In jeder Gruppe waren 15 Stu-dienteilnehmerInnen

Es wurden keine schweren unerwuumlnschten Ereignis-se beobachtet ein Teilnehmer wurde ausgeschlos-sen da er nach der ersten Impfstoffdosis eine voruuml-bergehende Urtikaria entwickelt hatte die als Impf-stoff-bedingt eingestuft worden war Systemische Re-aktionen wurden nach der ersten Impfstoffdosis bei 33 der TeilnehmerInnen in der 25 microg-Gruppe 67 der 100 microg-Gruppe und 53 der TeilnehmerInnen der 250 microg-Gruppen beobachtet Nach der zweiten Impfstoffdosis waren systemische Reaktionen haumlu-figer und traten bei 54 der TeilnehmerInnen in der 25 microg-Gruppe und allen TeilnehmerInnen der 100 microg- und 250 microg-Gruppe auf Dazu gehoumlrten Ab-geschlagenheit Schuumlttelfrost Kopfschmerzen und Myalgien Fieber trat nach Gabe der ersten Impf-stoffdosis bei keine der TeilnehmerInnen auf aber bei 40 der Teilnehmer Innen in der 100 microg-Gruppe und 57 der 250 microg-Gruppe nach der zweiten Impf-stoffdosis Lokale Reaktionen waren in der Regel mild oder moderat ausgepraumlgt Schmerzen an der Einstichstelle waren die Regel

Die Titerhoumlhe der Antikoumlrperantwort nahm mit der Dosierung zu und die Titer waren 7 Tage nach der zweiten Impfstoffdosis ca 10-fach houmlher als 15 Tage nach der ersten Die Titer der neutralisierenden An-tikoumlrper nach der zweiten Impfstoffdosis bewegten sich in der oberen Haumllfte der Titer die in Rekonva-leszentenseren bestimmt wurden Auf Basis der Studienergebnisse der untersuchten Impfstoffdo-sierungen sollen zusaumltzliche Gruppen im weiteren Verlauf eingeschlossen werden Dazu wurden in der Fortfuumlhrung der Dosisfindungsstudie im selben Setting 40 aumlltere TeilnehmerInnen in den Alters-gruppen 56 ndash 70 Jahre (n = 20) und ge 71 Jahre (n = 20) eingeschlossen (NCT04283461)119 Jeweils die Haumllfte der ProbandInnen erhielt eine zweimalige Impfung im Abstand von 28 Tagen mit der 25 microg- oder der 100 microg-Dosis Es wurden in diesen Altersgruppen keine schweren unerwuumlnschten Ereignisse beob-achtet Das Spektrum systemischer Impfstoffreakti-onen war mit denen der Vorgaumlngerstudie vergleich-bar Die Auspraumlgung der lokalen und systemischen Reaktionen war dosisabhaumlngig und nach der zwei-ten Impfstoffdosis staumlrker ausgepraumlgt Nach der zweiten Impfstoffdosis wurden bei allen Teilneh-merInnen neutralisierende Antikoumlrper bestimmt Die Ergebnisse sind mit denen der juumlngeren Alters-gruppen vergleichbar und lagen oberhalb des Mit-telwerts der Rekonvaleszentenseren die als Kontrol-len dienten Daruumlber hinaus loumlste die Impfung in allen Altersgruppen eine TH1-dominierte CD4-T- Zellantwort aus

Daten aus Phase 3-Studien zu mRNA-1273Siehe hierzu Kapitel 821

72 Vektor-basierte Impfstoffe Bei den Vektor-basierten Impfstoffen werden entwe-der abgeschwaumlchteattenuierte replizierende oder nicht replizierende Viren als Vektoren benutzt um die genetische Information fuumlr Antigene des SARS-CoV-2 in einige Koumlrperzellen einzuschleusen Bei COVID-19-Impfstoffen wird in der Regel das Gen fuumlr das Spike-Protein verwendet Fuumlr die Klasse der Vektorimpfstoffe gibt es grundsaumltzlich bereits zuge-lassene oder in Zulassung befindliche Vertreter die sich als vertraumlglich und wirksam erwiesen haben (z B Ebolaimpfstoffe auf Vektorbasis des vesikulauml-ren Stomatitis- oder Adenovirus-26)

23Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Spike-spezifische Antikoumlrper wurden 14 Tage nach der Impfung detektiert Vor dem Challenge zeigten alle mit ChAdOx1 geimpften Tiere eine Spike- spezifische Immunantwort mit neutralisierenden Antikoumlrpern und entsprechenden T-Zellen Wenige Tage nach Inokulation von SARS-CoV-2 in den obe-ren und unteren Respirationstrakt zeigten alle Kon-trolltiere und drei von den sechs ChAdOx1 geimpf-ten Tieren eine deutliche Tachypnoe (beschleunigte Atemfrequenz) die bei den Kontrolltieren etwas laumln-ger anhielt In der BAL-Fluumlssigkeit und im Gewebe der tiefen Atemwege war die Viruslast signifikant geringer bei den ChAdOx1 geimpften Tieren Pneu-monien lieszligen sich bei den Geimpften nicht nach-weisen Allerdings hatten alle Tiere von Tag eins bis Tag sieben nach Inokulation positive PCR-Abstriche aus der Nase und es konnten keine Unterschiede in der nasalen Viruslast zwischen den beiden Gruppen festgestellt werden2

Daten aus Phase 12 Studien zu AZD1222Die Sicherheit Reaktogenitaumlt und Immunogenitaumlt des ChAdOx1-Impfstoffs wurde im Fruumlhjahr 2020 in einer kombinierten randomisierten kontrollierten einfach-verblindeten Phase 12-Multi center-Studie an fuumlnf Orten im Vereinigten Koumlnigreich untersucht (NCT04324606)120 Eingeschlossen in die Studie wa-ren 1077 gesunde Erwachsene im Alter zwischen 18ndash55 Jahren ohne vorausgegangene laborbestaumltigte SARS-CoV-2-Infektion in der Anamnese Die Pro-bandInnen erhielten in einem Verhaumlltnis von 1 1 eine einmalige intramuskulaumlre Applikation des COVID-19-Impfstoffs in einer Dosierung von 5 times 1010 Viruspartikel (n = 543) oder eines qua drivalenten Meningokokkenkonjugat impfstoffs (MenACWY) (n = 534) als Vergleichsintervention Zehn von den 1077 ProbandInnen aus der ChAdOx1-Gruppe er-hielten (nicht randomisiert unverblindet) ein Zwei-dosenschema (Tage 0 und 28) An zwei Studienorten erhielten ProbandInnen aus beiden Gruppen in der ChAdOx1-Gruppe (n = 56) und in der MenACWY- Gruppe (n = 57) prophylaktisch 1 g Paracetamol vor der Impfung und alle sechs Stunden waumlhrend 24 Stunden nach der Impfung

Lokale und systemische Reaktionen waren haumlu figer in der ChAdOx1-Gruppe als in der MenACWY- Gruppe Durch die prophylaktische Paracetamol- Gabe konnten Nebenwirkungen wie Schmerzen an

721 ChAdOx1-S (AZD1222 Astra Zeneca)Der von der Universitaumlt Oxford entwickelte COVID-19-Impfstoff basiert auf dem Adeno virus-Vektor ChAdOx1 Das zugrundeliegende Adenovi-rus 63 wurde aus Schimpansen isoliert Der Vektor wurde gentechnisch veraumlndert und ist im Menschen nicht vermehrungsfaumlhig Der Impfstoff enthaumllt die genetische Information des SARS-CoV-2-Spike-proteins in voller Laumlnge2

Die COVID-19 Vaccine AstraZeneca ist fuumlr die Prauml-vention von COVID-19 ab 18 Jahren zugelassen Die Impfung ist bei Uumlberempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder seine sonstigen Bestandteile kon-traindiziert Zur Koadministration mit anderen Impfstoffen sind bislang keine Daten verfuumlgbar

Zur Anwendung der COVID-19 Vaccine Astra-Zeneca in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktuell keine Daten vor Die STIKO empfiehlt die generelle Impfung in der Schwangerschaft derzeit nicht Eine akzidentelle Impfung in der Schwanger-schaft ist jedoch keine Indikation fuumlr einen Schwan-gerschaftsabbruch Schwangeren mit Vorerkran-kungen und einem daraus resultierenden hohen Ri-siko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkrankung kann in Einzelfaumlllen nach Nutzen-Risiko-Abwaumlgung und nach ausfuumlhrlicher Aufklaumlrung eine Impfung ange-boten werden Die STIKO haumllt es fuumlr unwahrschein-lich dass eine Impfung der Mutter waumlhrend der Stillzeit ein Risiko fuumlr den Saumlugling darstellt Die Immunogenitaumlt Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs bei Immunsupprimierten wurden bis-lang nicht untersucht Es ist zu erwarten dass die Wirksamkeit des Impfstoffs bei immunsupprimier-ten Personen in Abhaumlngigkeit von Art und Ausmaszlig der Immundefizienz geringer ist Hingegen ist in Analogie zu Totimpfstoffen nicht von einer redu-zierten Sicherheit des Impfstoffs bei immunsuppri-mierten Patienten auszugehen

Challenge-Studien in NHP zu ChAdOx1 (AZD1222)In einer sogenannten Challenge-Studie wurde die Effektivitaumlt von ChAdOx1 28 Tage nach Impfung von sechs Rhesusaffen untersucht2 Drei weitere Tiere wurden mit einer Kontrollvakzine geimpft (ChAdOx1 green fluorescent protein (GFP)) Die ChAdOx1- Versuchstiere erhielten die Haumllfte der in mensch-lichen ProbandInnen verwendeten Dosierung

24Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

der Einstichstelle Fieber Schuumlttel frost Muskel-schmerzen Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit insgesamt signifikant reduziert werden (alle p lt 005) Die haumlufigsten unerwuumlnschten systemi-schen Reaktionen waren Muumldigkeit und Kopf-schmerzen Muumldigkeit wurde in der ChAdOx1-Grup-pe von 70 (n = 340) der ProbandInnen ohne Para-cetamol und von 71 (n = 40) mit Paracetamol be-richtet dagegen nur von 48 (n = 227) ohne und 46 (n = 26) mit Parace tamol in der Kontrollgrup-pe Kopfschmerzen wurden in der ChAdOx1-Gruppe von 68 (n = 331) der ProbandInnen ohne Paraceta-mol und von 61 (n = 34) mit Paracetamol berichtet dagegen nur von 41 (n = 195) ohne und 37 (n = 21) mit Paracetamol in der Kontrollgruppe Weitere haumlu-fige systemische Reaktionen in der ChAdOx1-Grup-pe waren Muskelschmerzen (60 ohne Paraceta-mol 48 mit Paracetamol) Abgeschlagenheit (61 bzw 48) Schuumlttelfrost (56 bzw 27 ) Fieber bis mind 38deg C (18 und 16 ) und Fieber bis mind 39deg C (2 und 0 ) Im Vergleich dazu hatten in der MenACWY-Gruppe lt 1 Fieber bis 38deg C (keiner die-ser ProbandInnen hatte Paracetamol erhalten) Die Intensitaumlt der lokalen und systemischen Reak tionen war waumlhrend der ersten drei Tage nach Impfung am staumlrksten ausgepraumlgt

Es wurden keine schweren unerwuumlnschten Wirkun-gen in Assoziation mit der ChAdOx1-Impfung beob-achtet

In der ChAdOx1-Gruppe erreichte sowohl die spezi-fische T-Zellantwort am 14 Tag als auch die Antikoumlr-perantwort am 28 Tag nach erster Impfung ihr ers-tes Maximum die beide durch die zweite Impfstoff-dosis gesteigert wurden Neutralisierende Antikoumlr-per wurden nach der ersten Dosis bei 91 der ProbandInnen und nach der zweiten Dosis bei 100 der ProbandInnen nachgewiesen119

In der anschlieszligenden Phase 23-Studie (NCT04400838) wurden zwischen Mai und August 2020 (Phase 2-Abschnitt der Studie) 560 TeilnehmerInnen eingeschlossen 160 im Alter von 18ndash55 Jahren (100 erhielten ChAdOx1 60 erhielten MenACWY) 160 im Alter von 56ndash69 Jahren (120 ChAdOx1 40 MenACWY) und 240 im Alter von 70 Jahren und aumllter (200 ChAdOx1 40

MenACWY)121 Es wurde ein Ein- und ein Zweido-senschema untersucht

Lokale und systemische Reaktionen wurden haumlufi-ger in der ChAdOx1-Gruppe als in der MenACWY- Gruppe registriert und waren insgesamt den in der Phase 1-Studie gemachten Beobachtungen aumlhnlich ChAdOx1 wurde von aumllteren ProbandInnen (im Alter von ge 56 Jahren) besser vertragen als von juumlngeren Personen und hatte uumlber alle Altersgruppen hinweg eine aumlhnliche Immunogenitaumlt nach der zweiten Do-sis Unter den Proband Innen die nach dem Zwei-dosenschema ChAdOx1 erhalten hatten wurden nach der ersten Dosis lokale Reaktionen bei 88 der 18 ndash 55-Jaumlhrigen 73 der 56ndash69-Jaumlhrigen und 61 der ge 70-Jaumlhrigen beobachtet Systemische Reak-tionen wurden bei 86 77 und 65 der mit ChAdOx1-Geimpften in den o g Altersgruppen be-richtet Bis zum 26 Oktober 2020 wurden 13 schwe-re unerwuumlnschte Reaktionen uumlber alle Altersgrup-pen und die beiden Impfstoffgruppen hinweg ge-meldet Diese wurden jedoch nicht als Vakzine-asso-ziiert gewertet Sie traten in Haumlufigkeiten auf die den erwarteten Haumlufigkeiten in der Allgemeinbevoumll-kerung entsprachen121

Daten aus Phase 3-Studien zu AZD1222Siehe hierzu Kapitel 821

8 Systematischer Review zur Sicherheit und Wirksamkeit

81 Methodik des systematischen ReviewsZur Untersuchung der Effektivitaumlt und Sicherheit der Impfung gegen COVID-19 wurde durch die Ge-schaumlftsstelle (GS) der STIKO ein sogenannter Living Systematic Review initiiert Hierbei wird uumlber einen definierten Zeitraum (bis 30062022) die Evidenz kontinuierlich systematisch aufgearbeitet und in zuvor definierten Schritten aktualisiert um zeitnah moumlgliche Veraumlnderungen der Evidenzlage erfassen und bewerten zu koumlnnen und dadurch ggf notwen-dige Anpassungen der STIKO-Empfehlung zu ermoumlglichen Das Protokoll des Reviews wurde mit der verantwortlichen STIKO-AG sowie mit einer international besetzten Arbeitsgruppe die durch das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) koordiniert wird abgestimmt und

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im International Prospective Register of Systematic Reviews (PROSPERO) veroumlffentlicht (Reg-Nr CRD42020208935)

Durch die STIKO-AG und ihre Geschaumlftsstelle wur-den im Vorfeld PICO-Fragen fuumlr den systema-tischen Review entwickelt und mit der STIKO abge-stimmt (s Tab 4) und die Wichtigkeit der zu be-trachtenden Endpunkte fuumlr die Entscheidungs-findung gemaumlszlig der Methodik der GRADE (Grading of Recommen dations Assessment Development and Evaluation) Working Group bewertet (s Tab 5)

Im Rahmen der systematischen Literaturrecherche erfolgt kontinuierlich eine Suche in der COVID-19-Literatur datenbank der Bibliothek des RKI Diese erfasst saumlmtliche COVID-19-relevanten Eintraumlge in den Datenbanken Pubmed und Embase (incl Medline) sowie auf den Pre-Print Servern ArRvix Bio-Rvix ChemRvix MedRvix Preprintsorg ResearchS-quare und SSRN Im Rahmen des living systematic review wird diese Recherche zukuumlnftig in monatli-chen Abstaumlnden wiederholt werden

Im ersten Schritt werden zunaumlchst die Titel und Abstracts der identifizierten Publikationen von zwei unabhaumlngigen Untersuchern auf das Erfuumlllen der durch die PICO-Fragen definierten Einschluss-kriterien uumlberpruumlft Anschlieszligend wird dieser

Schritt fuumlr die verbliebenen Volltexte der Publika-tionen wiederholt Fuumlr die so identifizierten Studi-en werden folgende DatenAngaben extrahiert bibliographische Daten Studienort Studienzeit-raum Studien design Impfstoff Hersteller Anzahl Dosen Vergleichsgruppe Studiensponsoring Inte-ressenkonflikt Ein- und Ausschlusskriterien fuumlr StudienteilnehmerInnen Alter bei Impfung Nach-beobachtungszeitraum initiale und finale Anzahl an StudienteilnehmerInnen Anzahl () seroposi-tive StudienteilnehmerInnen (bei Studienbeginn)

Population Gesamte Bevoumllkerung Spezielle Sub- und Altersgruppen nach Priorisierung (medizinisches Personal Risikopersonen ggf vorbestehende Immunitaumlt etc)

Erwachsene ge 18 Jahre Kinder und Jugendliche

Intervention COVID-19-Impfung Verschiedene Impfstoffkandidaten die in Deutschland voraussichtlich zugelassen werden

Comparator (Vergleichsintervention)

keine Impfung Placebo oder Impfung gegen einen anderen Erreger (z B Meningokokken) anderer COVID-19-Impfstoff (head to head-Vergleich)

Outcome Wirksamkeit SARS-CoV-2-Infektion SARS-CoV-2-Infektion+Transmission COVID-19 COVID-19-Hospitalisierung COVID-19 ITS-pflichtig COVID-19 beatmungspflichtig COVID-19-bedingter Tod Schutzdauer Wirksamkeit bei unvollstaumlndigen Impfserien

Sicherheit Lokalreaktionen Systemische Reaktionen Schwere unerwuumlnschte Impfstoffwirkungen Verstaumlrkung einer nachfolgenden SARS-CoV-2- Infektion bzw Verschlimmerung des Verlaufs einer COVID-19-Erkrankung (bdquoEnhanced COVID-19ldquo)

Tab 4 | PICO Fragen fuumlr den systematischen Review zur Wirksamkeit der COVID-19-Impfstoffe ( labordiagnostisch gesichert (PCR))

Wirksamkeit Bewertung

SARS-CoV-2-Infektion+Transmission wichtig

COVID-19 wichtig

COVID-19-Hospitalisierung kritisch

COVID-19-Hospitalisierung (ITS-pflichtig) kritisch

COVID-19-Hospitalisierung (beatmungspflichtig) kritisch

COVID-19-bedingter Tod kritisch

Sicherheit

Lokalreaktionen (Schmerz Schwellung Roumltung etc) wichtig

Systemische Reaktionen (Myalgien Uumlbelkeit Abgeschlagenheit etc)

wichtig

Schwere Impfstoffwirkungen kritisch

Adverse Events of Special Interest (AESI) nach CEPI Kriterien z B enhanced COVID-19 Guillain-Barreacute Syndrom etc

kritisch

Tab 5 | Endpunkte die im systematischen Review betrachtet werden ( labordiagnostisch gesichert (PCR))

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Anzahl () mit Endpunkt in Interventions- und Kontrollgruppe unadjustierter und adjustierter Ef-fektschaumltzer (mit 95 Konfidenzintervall) beruumlck-sichtigte Stoumlrgroumlszligen (bei nicht- randomisierten Stu-dien)

Das Verzerrungsrisiko (risk of bias) wird fuumlr RCTs mittels des Cochrane risk of bias tool-2 (RoB-2) bewertet Fuumlr nicht-randomisierte Studien wird ROBINS-I verwendet Fuumlr den living systematic review wurde vorab festgelegt dass im Rahmen der regelmaumlszligigen Aktualisierung identifizierte Studien unverzuumlglich bewertet werden

Im Protokoll des living systematic review ist definiert dass bei Vorliegen von Effektschaumltzern aus mehre-ren Studien ggf Meta-Analysen mittels fixed-effects undoder random-effects Modellen durchgefuumlhrt werden wobei Isup2 zur Untersuchung von Heteroge-nitaumlt verwendet wird Liegen mindestens 10 Studien pro Endpunkt vor erfolgt eine Untersuchung von moumlglichem Publikationsbias mittels funnel plot Beggrsquos Test und Eggerrsquos Test Im Rahmen des living systematic review werden neu identifizierte Studien-schaumltzer der Auswertung und wenn zutreffend den Meta-Analysen im Rahmen der naumlchsten Aktualisie-rung hinzugefuumlgt Zusaumltzlich wird im Protokoll fest-gelegt dass fuumlr folgende Studiencharakteristika Subgruppen-Analysen durchgefuumlhrt werden falls die Daten dies erlauben Impfstofftyp Altersgruppe Studienort Anzahl () seropositive Studienteilneh-merInnen Risikogruppen

Die Vertrauenswuumlrdigkeit der Evidenz wird fuumlr jeden Endpunkt gemaumlszlig der GRADE-Methodik be-stimmt

82 Ergebnisse des systematischen ReviewsMit Stand 19012021 lagen drei Publikationen zu Phase 23-Studien mit COVID-19-Impfstoffen vor3ndash5 Hierbei handelt es sich um die Interim- Analyse der Studie mit dem Impfstoff AZD1222 (vormals ChAdOx1 Astra ZenecaUniversity of Oxford)3 die Ergebnisse der Zulassungsstudie der Hersteller BioNTechPfizer fuumlr den Impfstoff BNT162b24 sowie die Zulassungsstudie des Her-stellers Moderna fuumlr den Impfstoff mRNA-12735 Die nachfolgenden Angaben beziehen sich sofern nicht anders angegeben auf die zitierten Publikationen

zu BNT162b2 mRNA-1273 bzw AZD1222 Fuumlr die Analyse von mRNA-1273 wurden ergaumlnzend Daten aus dem oumlffentlich zugaumlnglichen Zulassungsdoku-ment der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) verwendet122 Fuumlr die Analyse von AZD1222 wurden zusaumltzlich Daten aus dem oumlf-fentlich zugaumlnglichen Dokument der britischen Medicine and Healthcare Products Regulatory Agency (MHRA) ausgewertet123

821 Deskriptive Angaben (Studiendesign Studienablauf und StudienteilnehmerInnen)BNT162b2 Es wurde eine multizentrische randomi-sierte Beobachter-verblindete Placebo- kontrollierte Studie (RCT) durchgefuumlhrt NCT043687284 Hier-zu wurden beginnend am 27072020 Pro band-Innen ab einem Alter von 16 Jahren an insgesamt 152 Studienzentren in den USA Brasilien Argentinien Suumldafrika Deutschland und der Tuumlr-kei im Verhaumlltnis 1 1 entweder in den Impfstoff-Arm oder den Placebo-Arm randomisiert Die Studien-teilnehmerInnen erhielten im Abstand von 21 Ta-gen entweder je zwei Dosen (je 30 microg) des Impfstof-fes BNT162b2 oder des Placebos (Kochsalzloumlsung) i m injiziert Eingeschlossen wurden gesunde Per-sonen oder solche mit klinisch stabilen Vorerkran-kungen Als Ausschlusskriterien wurden vorange-gangene COVID-19-Erkrankung oder eine bekann-te immunsuppressive Vorerkrankung bzw Thera-pie in der Anamnese definiert

Es wurden 44820 Personen zur Teilnahme einge-laden und auf das Erfuumlllen der Ein- und Ausschluss-kriterien uumlberpruumlft Hiervon wurden 43548 Proban-dInnen in einen der beiden Studienarme randomi-siert von denen 43448 Personen mindestens eine Injektion erhielten (21720 Impfung 21728 Pla-cebo) Mit Stand 09102020 (Datenschluss der vor-liegenden Analyse) hatten hiervon 37706 Teilneh-merInnen (18860 Impfung 18846 Placebo) eine mediane Nachbeobachtungsdauer von zwei Mona-ten Diese Population wurde fuumlr die Analyse der Si-cherheitsdaten (main safety population) herangezo-gen und wird nachfolgend beschrieben

Die Basischarakteristika der TeilnehmerInnen sind in Tabelle 6 auszugsweise dargestellt Beide Stu-diengruppen zeigten keine deutlichen Unterschiede in diesen Parametern

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mRNA-1273 Es wurde eine multizentrische stratifi-zierte randomisierte Beobachter-verblindete Pla-cebo-kontrollierte Studie (RCT) durchgefuumlhrt NCT044704275 Hierzu wurden zwischen dem 27072020 und 23102020 ProbandInnen ab einem Alter von 18 Jahren an 99 Studienzentren in den USA im Verhaumlltnis 1 1 entweder in den Impf-stoff-Arm oder den Placebo-Arm randomisiert Die Stratifizierung erfolgte in drei Gruppen Personen im Alter lt 65 Jahre ohne Risikofaktoren fuumlr einen schweren COVID-19-Verlauf Personen im Alter lt 65 Jahre mit Risikofaktoren sowie Personen im Al-ter ge 65 Jahre Den StudienteilnehmerInnen wur-den im Abstand von 28 Tagen entweder je zwei Do-sen (je 100 microg) des Impfstoffes mRNA-1273 oder des Placebos (Kochsalzloumlsung) i m injiziert Einge-schlossen wurden gesunde Erwachsene und solche mit stabilen Vorerkrankungen Ausgeschlossen wurden Personen mit vorangegangener COVID-19- Erkrankung und PatientInnen unter Immunsup-pression

Es wurden 30420 ProbandInnen in einen der bei-den Studienarme randomisiert (15210 Impfung 15210 Placebo) Von diesen erhielten 30351 Perso-nen mindestens eine Injektion (15181 Impfung 15170 Placebo) Mehr als 96 der Teilnehmer-

Innen erhielten die 2 Impfstoffdosis In der Effek-tivitaumltsanalyse wurden 14073 aus der Placebogrup-pe und 14134 aus der mRNA-1273-Gruppe beruumlck-sichtigt Mit Stand 25112020 (Datenschluss der vor-liegenden Analyse) hatten diese eine mediane Nachbeobachtungsdauer von 64 Tagen (Spanne 0 ndash 97 Tage) Es wurden 525 Teilnehmer aus der Pla-cebogruppe und 416 Teilnehmer aus der Impfstoff-gruppe in der per-Protokoll-Analyse aufgrund ver-schiedener Gruumlnde (positiver oder unbekannter SARS-CoV-2-Status bei Studienbeginn Verabrei-chung des falschen Impfstoffs oder Verabreichung im falschen Impfabstand Abbruch der Teilnahme vor Verabreichung der 2 Impfstoffdosis) ausge-schlossen

Die o g Population der TeilnehmerInnen mit min-destens einer Injektion wird nachfolgend hinsicht-lich ihrer Basischarakteristika auszugsweise be-schrieben (s Tab 7) Zwischen beiden Studiengrup-pen bestanden keine wesentlichen Unterschiede in den analysierten Parametern

AZD1222 Bewertungsgrundlage ist die zusammen-gefasste (gepoolte) Interimanalyse von vier RCTs3 Hierbei handelt es sich um die Studien COV001 COV002 COV003 und COV005 die ab 23 April

Tab 7 | Basischarakteristika der TeilnehmerInnen der Studie zu mRNA-1273 RF Risikofaktoren definiert als definiert als positiv = immunologische oder virologische Evidenz fuumlr vorangegangene Infektion (positiver RT-PCR Test oder positiver Nachweis von bindenden Antikoumlrpern gegen SARS-CoV-2 Nucleocapsid gtLOD (Limit of detection) oder LLOQ (Lower limit of quantification) am Tag 1 negativ = negativer RT-PCR Test und fehlender Nachweis von bindenden Antikoumlrpern gegen SARS-CoV-2-Nucleocapsid am Tag 1

Charakteristikum mRNA-1273 (N = 15181) Placebo (N = 15170)

Geschlecht mw 7923 (522 ) 7258 (478 ) 8062 (531 ) 7108 (469 )

Alter 18ndash64 Jahre ge 65 Jahre 11418 (752 ) 3763 (248 ) 11421 (753 ) 3749 (247 )

Stratifizierung lt 65 Jahre ohne RF lt 65 Jahre mit RF ge 65 Jahre

8888 (585 ) 2530 (167 ) 3763 (248 )

8886 (586 ) 2535 (167 ) 3749 (247 )

Alter bei Impfung (Jahre) Median (Spannweite) 514 (18ndash95) 513 (18ndash95)

SARS-CoV-2-Status bei Studienbeginn negativpositivunbekannt

14550 (958 ) 343 (23 ) 288 (19 )

14598 (962 ) 337 (22 ) 235 (15 )

Body mass index (Mittelwert plusmn SD kgmsup2) 293 plusmn 69 293 plusmn 67

Charakteristikum BNT162b2 (N = 18860) Placebo (N = 18846)

Geschlecht mw 9639 (511 )9221 (489 ) 9436 (501 )9410 (499 )

Alter 16 ndash 55 Jahregt 55 Jahre 10889 (577 )7971 (423 ) 10896 (578 )7950 (422 )

Alter bei Impfung (Jahre) Median (Spannweite) 520 (16ndash89) 520 (16ndash91)

Body mass index ge 30 kgmsup2 6556 (348 ) 6662 (353 )

Tab 6 | Basischarakteristika der TeilnehmerInnen der Studie zu BNT162b2

28Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Tab 8 | Basischarakteristika der TeilnehmerInnen der Studie zu AZD1222 (Datenstand 04 November 2020)

Charakteristikum AZD1222 (N = 5807)

Kontrolle (MenACWY oder Placebo) (N = 5829)

Geschlecht mwd 2282 (393 ) 3525 (607 ) 0 2307 (396 ) 3521 (604 ) 1 (lt 01 )

Alter 18ndash64 Jahre ge 65 Jahre 5466 (941 ) 341 (59 ) 5510 (945 ) 319 (55 )

Alter bei Einschluss (Jahre) median (Spannweite) 400 (180 ndash 860) 400 (180 ndash 880)

Body mass index ge 30 kgmsup2 889 (20 ) 928 (208 )

2020 im Vereinigten Koumlnigreich in Brasilien und Suumldafrika durchgefuumlhrt wurden Hierzu wurden 23753 ProbandInnen ab einem Alter von 18 Jahren im Verhaumlltnis 1 1 dem Impfstoff- bzw Kontroll-Arm randomisiert zugeteilt Die StudienteilnehmerInnen des Impfstoffarms erhielten zwei Dosen des Impf-stoffs AZD1222 i m injiziert In der Kontrollgruppe kam entweder ein MenACWY-Impfstoff (COV001 COV002) oder Kochsalzloumlsung (COV005) oder bei-des (COV003) zum Einsatz Akzidentiell erhielt ein Teil der TeilnehmerInnen des Impfstoffarms der Studien COV001 COV002 und COV005 bei der ersten Injektion eine verminderte (halbe) Dosis des Impfstoffs Dieser Teil der Studienpopulation wird nachfolgend als LDSD (low dosestandard dose) bezeichnet alle anderen als SDSD (standard dosestandard dose) Zugelassen ist der Impfstoff in der Standarddosierung

Eingeschlossen wurden (in allen 4 Studien) gesun-de Erwachsene ohne vorangegangene bestaumltigte COVID-19- Erkrankung Ausgeschlossen wurden Personen mit Impfunfaumlhigkeit bzw Anaphylaxie in der Anamnese PatientInnen mit Immunsuppres-sion oder schwererunkontrollierter Vorerkran-kung sowie Schwangere und Stillende

Von den eingeschlossenen ProbandInnen wurden 12018 in den Impfstoff- und 11735 in den Kontroll-arm randomisiert Hiervon erhielten 23745 min-destens eine Injektion (12021 Impfung 11724 Kon-trolle) Mit Datenstand 04 November 2020 hatten 16315 TeilnehmerInnen die 2 Injektion erhalten In die Effektivitaumltsanalyse gingen 5829 ProbandInnen aus der Vergleichsgruppe und 5807 aus der AZD1222-Gruppe ein Von den Studienteilneh-merInnnen waren 941 der Impfstoffgruppe und 945 in der Vergleichsgruppe 18 ndash 64 Jahre alt und 59 bzw 55 ge 65 Jahre alt Mit o g Datum hatten diese eine mediane Nachbeobachtungsdauer

von 62 Tagen Die Population der TeilnehmerInnen der Effektivitaumltsanalyse wird nachfolgend hinsicht-lich ihrer Basischarakteristika auszugsweise be-schrieben (s Tab 8) Zwischen den Studiengruppen bestanden keine wesentlichen Unterschiede

822 Endpunkte der StudienVon den durch die STIKO in der oben berichteten PICO-Frage definierten Endpunkten (s Tab 5) wur-den fuumlr alle drei Impfstoffe (BNT162b2 mRNA-1273 AZD1222) die Endpunkte COVID-19-Erkrankung (la-borbestaumltigt) Lokalreaktionen systemische Reaktio-nen sowie schwere unerwuumlnschte Ereignisse (serious adverse events) berichtet Fuumlr den Impfstoff mRNA-1273 wurde auszligerdem der Endpunkt COVID-19-be-dingter Tod berichtet Zusaumltzlich erhoben alle Studi-en Daten zum Endpunkt schwere COVID-19-Er-krankung (severe COVID-19) Fuumlr AZD1222 liegen auszligerdem Daten zu asymptomatischen Infektionen sowie zum Endpunkt Hospitalisierung vor

823 WirksamkeitBNT162b2 Der Endpunkt COVID-19-Erkrankung (laborbestaumltigt) wurde in der Studie als erster pri-maumlrer Endpunkt ab dem 7 Tag nach der zweiten Impfstoff- bzw Placebo dosis an TeilnehmerInnen die keinen Nachweis einer vorangegangenen Infek-tion hatten (weder anamnestisch noch serologisch noch PCR) erhoben Tabelle 9 zeigt dass die Impf-effektivitaumlt bezogen auf diesen Endpunkt 95 be-trug Auch in der altersstratifizierten Analyse zeig-ten sich vergleichbar hohe Effektivitaumltsschaumltzer die allerdings bei kleiner werdenden Altersgruppen bzw Fallzahlen teilweise weite Konfidenzintervalle aufwiesen bzw nicht mehr statistisch signifikant waren In der houmlchsten Altersgruppe (ge 75 Jahre) ist daher eine Aussage uumlber die Effektivitaumlt der Imp-fung mit hoher Unsicherheit behaftet Zusaumltzliche Analysen der Studienautoren bestaumltigten die Imp-feffektivitaumlt auch bei PatientInnen mit anderen

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Vorerkrankungen (Daten im Anhang der analysier-ten Publika tion)

Als zweiter primaumlrer Endpunkt wurde die Effektivi-taumlt gegen COVID-19-Erkrankung unabhaumlngig vom Vorliegen des Nachweises einer vorgegangenen In-fektion untersucht

Tabelle 9 zeigt dass bei Verwendung dieser Defini-tion eine vergleichbar hohe Effektivitaumlt gegen symp-tomatische COVID-19-Infektionen gemessen wur-de Der STIKO lagen daruumlber hinaus ergaumlnzende Informationen des Herstellers vor die bestaumltigen dass dies auch in allen untersuchten Altersgruppen der Fall war

Zusaumltzlich wurden in der Publikation Daten zur Effektivitaumlt gegen COVID-19-Erkrankung nach Ver-abreichung von nur einer Dosis Impfstoff berichtet Diese sind hier um Angaben aus der FDA-Publika-tion zur Effektivitaumlt 14 Tage nach der ersten und vor der zweiten Dosis ergaumlnzt (s Tab 9)

Gegen den sekundaumlren Endpunkt bdquoschwere COVID-19-Erkrankungldquo (definiert als COVID-19 plus Vorliegen von mindestens einem der folgen-den Kriterien klinische Anzeichen einer schweren Erkrankung respiratorische Insuffizienz Schock akute renale hepatische oder neurologische Dys-funktion ITS-Aufnahme oder Tod) wurde eine Ef-

fektivitaumlt von 75 ermittelt die statistisch jedoch nicht signifikant war (s Tab 9)

mRNA-1273 Der Endpunkt COVID-19-Erkrankung (laborbestaumltigt) wurde in der Studie als primaumlrer Endpunkt ab dem 14 Tag nach der zweiten Impf-stoff- bzw Placebodosis an TeilnehmerInnen erho-ben bei denen kein Nachweis einer vorangegange-nen Infektion vorlag (weder anamnestisch noch serologisch oder PCR) Tabelle 10 zeigt dass bezo-gen auf diesen Endpunkt die Effektivitaumlt der Imp-fung 941 betrug Wie bei BNT162b2 so zeigten sich auch hier in der altersstratifizierten Analyse aumlhnlich hohe Effektivitaumltswerte bei sich verbreitern-den Konfidenzintervallen

Zusaumltzlich wurde die Impfeffektivitaumlt in den der Randomisierung zugrundeliegenden Alters- und Risikostrata berechnet Wie in Tabelle 10 dargestellt zeigten sich auch fuumlr diese Subgruppen hohe Effek-tivitaumltsschaumltzer Gegen den sekundaumlren Endpunkt bdquoschwere COVID-19-Erkrankungldquo wurde eine Effek-tivitaumlt von 100 berichtet jedoch ohne Angabe ei-nes Konfidenzintervalls (s Tab 10)

AZD1222 Der Endpunkt COVID-19-Erkrankung (laborbestaumltigt) wurde in der Studie als primaumlrer Endpunkt ab dem 15 Tag nach der zweiten Impf-stoff- bzw Kontrollimpfstoff-Placebodosis an Teil-nehmerInnen erhoben bei denen kein Nachweis ei-

Endpunkt BNT162b2 (nN) nN Placebo (nN) Impfeffektivitaumlt () 95 Konfidenzintervall

COVID-19 (TeilnehmerInnen ohne vorherige Infektion)

Alle 817411 16217511 950 900 ndash 979

16 ndash 55 Jahre 59897 1149955 956 894 ndash 986

gt 55 Jahre 37500 487543 937 806 ndash 988

ge 65 Jahre 13848 193880 947 667 ndash 999

ge 75 Jahre 0774 5785 1000 ndash131 ndash 1000

COVID-19 (TeilnehmerInnen unabhaumlngig von vorheriger Infektion)

Alle 918559 16918708 946 899 ndash 973

Schwere COVID-19-Erkrankung

Alle 121314 421259 750 ndash1526 ndash 995

COVID-19 nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle 3921314 8221258 524 295 ndash 684

COVID-19 14 Tage nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle 221669 2721686 926 689 ndash 982

Tab 9 | Effektivitaumltsdaten zu BNT162b2 Studienpopulation der modifizierten intention-to-treat Analyse berechnet auf Grundlage der Angaben in der FDA-Publikation122

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ner vorangegangenen Infektion vorlag Tabelle 11 zeigt die Effektivitaumlt gegen diesen Endpunkt in der Gesamtstudienpopulation (LDSD+SDSD) sowie in den Untergruppen LDSD und SDSD Hiernach lag in der zusammengefassten Population eine Ef-fektivitaumlt von 704 vor Eine Analyse der beiden Dosierungs-Untergruppen zeigt dass in der LDSD-Gruppe eine houmlhere Effektivitaumlt als in der SDSD-Gruppe beobachtet wurde (s Tab 11) Allerdings legen die Ergebnisse von posthoc-Analysen der Studienautoren nahe dass dies eher auf ein verlaumln-gertes Dosisintervall als auf die veraumlnderte Dosierung

zuruumlckzufuumlhren ist (Impfeffektivitaumlt bei Dosisin-tervall lt 6 Wochen 5328 95 KI ndash321 ndash 7886 vs Dosisintervall 9 ndash 11 Wochen 6055 95 KI 1523 ndash 8164) Dies wird durch Immunogenitaumlts-daten unterstuumltzt die zeigen dass eine Verlaumlnge-rung des Dosisintervalls zu houmlheren GMT-Werten fuumlhrt (lt 6 Wochen 22222 (95 KI 20360 ndash 24225) vs 9 ndash 11 Wochen 34754 (95 KI 30287 ndash 39879) In der Altersgruppe ge 65 Jahre wurden nur etwa 300 TeilnehmerInnen pro Studienarm ausgewertet und in beiden Studienarmen mit o g Datenstand nur je 1 Fall beobachtet so dass eine statistisch be-

Endpunkt AZD1222 (nN) Kontrollen (nN) Impfeffektivitaumlt () 95 Konfidenzintervall

COVID-19

Alle 305807 1015829 704 548 ndash 806

18 ndash 64 Jahre 295466 1005510 711 563 ndash 809

ge 65 Jahre 1341 1319 63 ndash1405 ndash 942

LDSD 31367 301374 900 674 ndash 970

SDSD 274440 714455 621 410 ndash 757

Asymptomatische Infektion

Alle 293288 403350 273 ndash172 ndash 549

Schwere COVID-19-Erkrankung

Alle 012021 211724 100 nicht kalkulierbar

Hospitalisierung

Alle 012021 1011724 100 nicht kalkulierbar

Tab 11 | Effektivitaumltsdaten von AZD1222 (Datenstand 5 November 2020) einschl solche mit unbekannten Symptomen keine ausreichenden Daten fuumlr eine robuste statistische Aussage zur Effektivitaumlt

Endpunkt mRNA-1273 (nN) nN Placebo (nN) Impfeffektivitaumlt () 95 Konfidenzintervall

COVID-19 (TeilnehmerInnen ohne vorherige Infektion)

Alle 1114134 18514073 941 893 ndash 968

18 ndash 64 Jahre 710551 15610521 956 906 ndash 979

ge 65 Jahre 43583 293552 864 614 ndash 952

ge 75 Jahre 0630 7688 100 kA

COVID-19 (entsprechend Stratifizierung)

18 ndash 64 Jahre ohne RF 58396 1218403 959 900 ndash 983

18 ndash 64 Jahre mit RF 22155 352118 944 769 ndash 987

Schwere COVID-19-Erkrankung

Alle 014134 3014073 100 kA

Tod durch COVID-19

Alle 014134 114073 100 kA

COVID-19 nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle (modified intention to treat-analyse124) 7996 391079 802 552 ndash 925

COVID-19 14 Tage nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle 214550 3514598 940 760 ndash 990

Tab 10 | Effektivitaumltsdaten von mRNA-1273 RF Risikofaktoren kA keine Angaben

31Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

lastbare Aussage zur Impfeffektivitaumlt nicht moumlglich ist Auch die Effektivitaumlt gegen asymptomatische Infektionen war bei einem Punktschaumltzer von 273 nicht signifikant Fuumlr die Endpunkte schwere COVID-19-Erkrankung und Hospitalisierung wur-den ausschlieszliglich Faumllle in der Kontrollgruppe be-obachtet so dass sich hierfuumlr jeweils eine Impfeffek-tivitaumlt von 100 errechnet bei allerdings kleinen Fallzahlen und nicht berechenbaren 95 Konfidenz-intervallen (s Tab 11)

824 Wirksamkeit der mRNA-Impfstoffe 14 Tage nach der ersten Impfstoffdosis Aufgrund der limitierten Impfstoffmengen hat die STIKO beraten ob zunaumlchst jeweils nur die 1 Impf-stoffdosis verabreicht und die Gabe der 2 Dosis ver-schoben werden sollte Zunaumlchst waumlre es so moumlg-lich mehr Menschen zu impfen und eventuell eine groumlszligere Zahl von schweren COVID-19-Erkrankun-gen zu verhindern

Die STIKO hat die Daten zur Impfeffektivitaumlt nach einer Dosis fuumlr Impfstoffe gepruumlft Die Wirkung der Impfung tritt in der Regel 10 ndash 14 Tage nach Applika-tion ein Fuumlr beide mRNA-Impfstoffe laumlsst sich die Impfeffektivitaumlt einer einmaligen Dosis fuumlr das Zei-tintervall zwischen 14 Tage nach deren Applikation und vor Verabreichung der zweiten Impfstoffdosis (BioNTech 1 Woche Moderna 2 Wochen) aus den Zulassungsstudien122125 in post-hoc Analysen be-stimmen Die so ermittelte Impfeffektivitaumlt betraumlgt 926 (BNT162b2) und 940 (mRNA-1273) Die Berechnung beruht jedoch auf einer sehr kurzen Beobachtungszeit in der nur wenige COVID-19-Er-krankungsfaumllle aufgetreten sind Uumlber die Altersver-teilung der Faumllle und die Schwere der Erkrankung liegen keine Informationen vor Da die aktuelle Impfstrategie besonders auf uumlber 80-Jaumlhrige ausge-richtet ist und im hohen Alter Immunantworten auf Impfungen in der Regel geringer ausfallen als bei Juumlngeren sind die o g Impfeffektivitaumltswerte nur bedingt aussagekraumlftig Die Daten der gepoolten Analyse beider Impfstoffe zeigen dass der Impf-schutz selbst nach zwei Dosen bei ge 75-Jaumlhrigen deutlich geringer ist als bei Juumlngeren und die be-rechneten Schaumltzer aufgrund der geringen Zahl von aumllteren StudienteilnehmerInnen mit einer groumlszligeren Unsicherheit behaftet sind (siehe Abb 6)

Aus den Dosisfindungsstudien zu den beiden mRNA- Impfstoffen ist bekannt dass die Antikoumlrper-antworten nach der ersten Impfstoffdosis um den Faktor 10 ndash 20 niedriger ausfallen als nach der zwei-ten115119 Unabhaumlngig davon dass es bisher kein ge-sichertes immunologisches Korrelat fuumlr den Schutz durch Impfung gibt liegen keine Daten zum zeitli-chen Antikoumlrperverlauf nach einmaliger Impfung vor Es ist jedoch zu vermuten dass ein Ruumlckgang der Antikoumlrper bei deutlich niedrigerem Ausgangs-niveau nach der ersten Impfung schneller zu einem abnehmenden Schutz fuumlhrt als nach zwei Impfun-gen und somit der Schutz weniger lang anhaumllt

Eine schwaumlchere Immunantwort nach nur einer Impfung koumlnnte bei spaumlterer Antigenexposition moumlglicherweise zu einer Verschiebung zwischen neutralisierenden und nicht-neutralisierenden An-tikoumlrpern fuumlhren und damit im unguumlnstigsten Fall zu einem Uumlberwiegen infektionsverstaumlrkender An-tikoumlrper fuumlhren (antibody dependent enhancement ADE) wie es fuumlr einzelne andere respiratorische Virusinfektionen beschrieben worden ist126 Aus an-deren Virussystemen ist bekannt dass Teilimmuni-taumlt die weitere Virusvermehrung zulaumlsst unter Um-staumlnden rascher zur Selektion von sogenannten bdquoimmune escape-Mutantenldquo fuumlhren kann Dies ist fuumlr SARS-CoV-2 bisher nicht gezeigt worden muss aber bei diesen Uumlberlegungen beruumlcksichtigt werden

Auch stuumlnde zu befuumlrchten dass mehr begonnene Impfserien nicht abgeschlossen wuumlrden da Termi-ne in groumlszligeren Abstaumlnden eher versaumlumt werden

Letztlich bleibt festzustellen dass es zum gegenwaumlr-tigen Zeitpunkt voumlllig offen ist ob man durch eine Verschiebung der Zweitimpfung von 21 bzw 28 Ta-gen auf einen spaumlteren Zeitpunkt (z B 60 90 oder 120 Tage nach der ersten Impfung) und eine damit einhergehende Erhoumlhung der Anzahl der zumin-dest einmalig Geimpften tatsaumlchlich mehr schwere Erkrankungen und Todesfaumllle verhindert als durch eine zeitnahe zweite Impfung der vulnerablen Hochrisikogruppen welche dann zu einem nahezu vollstaumlndigen Schutz vor Erkrankung fuumlhrt

Aus den vorgenannten Gruumlnden hat die STIKO ent-schieden den folgenden Impfabstand zu empfeh-len Die zweite mRNA-Impfstoffdosis soll in einem

32Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Abstand von 3 bzw 4 bis 6 Wochen (42 Tage ent-sprechen dem in den Zulassungsstudien untersuch-ten Zeitraum) nach der ersten Impfstoffdosis verab-reicht werden

825 Metaanalyse zur Effektivitaumlt der mRNA- Impfstoffe In beiden mRNA-Studien wurden weitestgehend identische Endpunkte fuumlr den Nachweis der Impf-stoffwirksamkeit ausgewaumlhlt sodass es moumlglich war die Ergebnisse statistisch per Metaanalyse zu-sammenzufassen Auf Basis der zusammengefass-ten Daten ergibt sich unter Verwendung eines Fixed- Effects-Modells eine Wirksamkeit zur Verhin-derung einer laborbestaumltigten COVID-19-Erkran-kung (ohne vorherige SARS-CoV-2-Infektion) nach

zwei Impfstoffdosen von 950 (95 KI 91 ndash 97) (s Abb 6) Hinsichtlich der Verhinderung einer bdquoschweren COVID-19-Erkrankungldquo ergibt die Meta-nalyse eine Wirksamkeit von 96 (95 KI 78 ndash 99) (s Abb 7) Die Unsicherheit bei der Bewertung der Effektivitaumlt der Impfstoffe auf Grundlage der Daten aus den Einzelstudien wird in der gepoolten Daten-analyse geringer

826 SicherheitBNT162b2 Daten zur Reaktogenitaumlt des Impfstoffes innerhalb von 7 Tagen nach Verabreichung jeder Impfstoff dosis wurden in einer Population von 8183 TeilnehmerInnen mit Hilfe eines elektroni-schen Studientagebuchs erhoben Was lokale Reakshytionen anbetrifft so berichteten in der Altersgruppe

Abb 6 | Wirksamkeit der mRNA-COVID-19-Impfstoffe BNT162b2 (BioNTechPfizer) und mRNA-1273 (Moderna) zur Verhinde-rung von COVID-19-Erkrankung (ohne vorherige SARS-CoV-2-Infektion) in verschiedenen Altersgruppen und insgesamt 45125

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16 ndash 55 Jahre 83 der Geimpften und 14 der Teil-nehmerInnen der Placebo-Gruppe uumlber Schmerzen an der Einstichstelle nach der ersten Dosis 6 der Geimpften und 1 der Placebo-Gruppe dieser Al-tersgruppe berichteten uumlber Roumltung an der Einstich-stelle waumlhrend 6 vs 0 uumlber Schwellung klag-ten Insgesamt traten in der Altersgruppe der gt 55-Jaumlhrigen weniger Lokalreaktionen auf Sie ver-teilten sich prozentual aumlhnlich auf Verum- und Pla-cebogruppe wie bei den Juumlngeren Auch nach der zweiten Impfstoffdosis zeigten sich beim Vergleich der beiden Studien arme aumlhnliche Ereignisraten in der Altersgruppe 16 ndash 55 Jahre 78 vs 12 fuumlr Schmerzen an der Einstichstelle 6 vs 1 fuumlr Rouml-tung 6 vs 0 fuumlr Schwellung Vergleichbare Ra-ten fanden sich auch in der Altersgruppe gt 55 Jahre Die lokalen Reaktionen hielten 1ndash2 Tage an

Unter den systemischen Reaktionen waren Abge-schlagenheit (fatigue Impfung 47 Placebo 33 ) Kopfschmerzen (42 vs 34 ) sowie Muskel-schmerzen (21 vs 11 ) die haumlufigsten Ereignisse nach der ersten Dosis in der Altersgruppe 16 ndash 55 Jahre Nach der zweiten Dosis waren die Gruppen-unterschiede in dieser Altersgruppe ausgepraumlgter 59 vs 23 fuumlr Abgeschlagenheit 52 vs 24 fuumlr Kopfschmerzen sowie 37 vs 8 fuumlr Muskel-schmerzen In der houmlheren Altersgruppe (gt 55 Jah-re) waren die Symptome nach der ersten Dosis we-niger stark ausgepraumlgt (Abgeschlagenheit 34 vs 23 Kopfschmerzen 25 vs 18 Muskelschmer-zen 14 vs 8 alle Impfungen vs Placebo) Auch hier waren die Gruppenunterschiede nach der zwei-ten Dosis akzentuiert Abgeschlagenheit 51 vs 17 Kopfschmerzen 39 vs 14 Muskelschmer-zen 29 vs 5 Fieber trat als systemische Reak-tion deutlich seltener auf bei den Geimpften in der Altersgruppe 16 ndash 55 Jahre bei 4 bzw 16 nach

der 1 bzw 2 Impfstoffdosis vs 1 bzw 0 in der Placebo-Gruppe bei den gt 55-Jaumlhrigen bei 1 bzw 11 in der Verum-Gruppe vs 0 in der Placebo- Gruppe Die systemischen Reaktionen hielten zu-meist 1 ndash 2 Tage an

Tabelle 12 zeigt die Haumlufigkeiten von schweren unshyerwuumlnschten Ereignissen (serious adverse events SAEs) nach der ersten Dosis im Gruppenvergleich Insbesondere SAEs mit hohem Schweregrad und solche die als lebensbedrohlich klassifiziert wur-den lagen in der Impfstoff- und Placebogruppe mit gleicher Haumlufigkeit vor Vier SAEs wurden als impfstoffbe zogen klassifiziert (Schulterverletzung axillaumlre Lymphadenopathie paroxysmale ventrikulauml-re Arrhythmie Paraumlsthesie des rechten Beins) We-der in der Verum- noch in der Placebogruppe traten Todesfaumllle auf die auf die Injektion des Impfstoffs oder der Kochsalzloumlsung zuruumlckzufuumlhren waren Im Beobachtungszeitraum wurden bei vier Teilneh-merInnen in der Impfstoffgruppe transiente akute periphere Fazialisparesen beobachtet Diese traten am Tag 37 nach der ersten Impfstoffdosis bzw an den Tagen 3 9 und 48 nach der zweiten Impfstoff-dosis auf und wurden von den StudienaumlrztInnen als moumlglicherweise durch die Impfung verursacht ge-wertet127 In der Placebogruppe wurden keine Fazia-lisparesen berichtet

Der STIKO lagen daruumlber hinaus weitergehende In-formationen des Herstellers vor die bestaumltigen dass das Sicherheitsprofil hinsichtlich SAEs nach der zweiten Impfstoffdosis nicht wesentlich verschie-den war von dem nach der ersten Dosis

mRNA-1273 Daten zur Reaktogenitaumlt des Impfstof-fes innerhalb von 7 Tagen nach Verabreichung je-der Impfstoffdosis wurden bei allen Teilnehmer-

Abb 7 | Wirksamkeit der mRNA-COVID-19-Impfstoffe BNT162b2 (BioNTechPfizer) und mRNA-1273 (Moderna) zur Verhinde-rung einer schweren COVID-19-Erkrankung 45

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Ereignis mRNA-1273 (N = 15184 ) Placebo (N = 15165 )

Jedwedes schweres unerwuumlnschtes Ereignis 93 (06) 89 (06)

Klassifiziert als impfstoffbezogen 6 (lt 01) 4 (lt 01)

Tab 13 | Schwere unerwuumlnschte Ereignisse nach mRNA-1273 bzw Placebo

Innen mit Hilfe eines elektronischen Studientage-buchs erhoben

Hinsichtlich lokaler Reaktionen berichteten 842 der Verum-Geimpften und 198 der Teilneh-merInnen der Placebo-Gruppe uumlber mindestens ein Ereignis nach der ersten Dosis nach der zweiten Dosis waren es 886 bzw 188 In der mRNA-1273-Gruppe wurden hauptsaumlchlich lokale Reaktionen vom Schweregrad 1 und 2 beobachtet die im Mittel 26 Tage nach der ersten und 32 Tage nach der zweiten Dosis anhielten Schmerzen an der Einstichstelle (jeglicher Staumlrke) traten nach der ersten Dosis bei 837 der Verum-Geimpften und 175 der TeilnehmerInnen der Placebo-Gruppe auf (nach der zweiten Dosis 882 vs 170 ) Zu einer Roumltung an der Einstichstelle kam es nach der ersten Dosis bei 28 der TeilnehmerInnen nach Imp-fung bzw 04 nach Placebo-Gabe (nach der zwei-ten Dosis 86 vs 04 ) Eine Schwellung an der Einstichstelle berichteten 61 bzw 03 der Teil-nehmerInnen nach der ersten Dosis nach der zwei-ten Dosis waren es 122 der Verum-Geimpften und 03 der Placebo-Empfaumlnger

Mindestens eine systemische Reaktion trat nach der ersten Dosis bei 549 der Verum-Geimpften und 422 der TeilnehmerInnen der Placebo-Gruppe auf nach der zweiten Dosis waren es 794 bzw 365 Unter den systemischen Reaktionen traten nach der ersten Dosis am haumlufigsten Kopfschmer-zen (327 vs 266 ) und Abgeschlagenheit (372 vs 273 ) auf nach der zweiten Dosis wa-

ren es 586 vs 234 (Kopfschmerzen) bzw 653 vs 234 (Abgeschlagenheit) Fieber trat als systemische Reaktion deutlich seltener auf 08 in der Verum-Gruppe vs 03 in der Placebo-Gruppe nach der 1 Dosis und 155 vs 03 nach der 2 Do-sis Die systemischen Reaktionen dauerten durch-schnittlich 26 Tage nach der 1 und 31 Tage nach der 2 Impfstoffdosis an In der juumlngeren Altersgruppe (18ndash64 Jahre) waren sowohl lokale als auch syste-mische Beschwerden haumlufiger als bei der aumllteren Gruppe (ge 65 Jahre)

In Tabelle 13 sind die Haumlufigkeiten von schweren unerwuumlnschten Ereignissen (serious adverse events SAE) im Gruppenvergleich dargestellt

Schwere unerwuumlnschte Ereignisse und Ereignisse die als impfstoffbezogen klassifiziert wurden lagen in der Impfstoff- und Placebogruppe in gleicher Haumlufigkeit vor Uumlberempfindlichkeitsreaktionen wurden bei 15 der TeilnehmerInnen aus der Impfstoff- und bei 11 der TeilnehmerInnen aus der Placebogruppe beobachtet Weder in der Verum- noch in der Placebogruppe traten Todesfaumllle auf die auf die Injektion des Impfstoffs oder der Kochsalz-loumlsung zuruumlckgefuumlhrt werden konnten Im Beob-achtungszeitraum wurden bei drei TeilnehmerIn-nen in der Impfstoffgruppe und einer Person in der Placebogruppe eine akute transiente periphere Fazi-alisparese beobachtet Die Paresen traten in der Impfstoffgruppe an den Tagen 22 28 und 37 nach der zweiten Impfstoffdosis auf Ein kausaler Zu-

Tab 12 | Schwere unerwuumlnschte Ereignisse nach BNT162b2 bzw Placebo SAE ndash serious adverse event (schweres unerwuumlnschtes Ereignis)

Ereignis BNT162b2 (N = 21621 ) Placebo (N = 21631 )

Jedwede SAE 126 (06) 111 (05)

Klassifiziert als impfstoffbezogen 4 (lt 001) 0 (ndash)

Hoher Schweregrad (severe) 71 (03) 68 (03)

Lebensbedrohlich 21 (01) 23 (01)

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sammenhang mit der Impfung konnte nicht ausge-schlossen werden

AZD1222 Daten zur Reaktogenitaumlt des Impfstoffes wurden innerhalb der ersten 7 Tage nach Impfung mit Hilfe eines Studientagebuchs erhoben123 Hin-sichtlich lokaler Reaktionen berichteten 747 der Verum-Geimpften und 504 der Teilnehmer-Innen der Kontroll-Gruppe uumlber mindestens ein Er-eignis Bei der Interpretation dieser und aller folgenden Sicherheitsdaten aus der Zulassungsstu-die muss allerdings beruumlcksichtigt werden dass der uumlberwiegende Teil der TeilnehmerInnen der Kon trollgruppe einen MenACWY-Impfstoff erhielt Unter den Lokalreaktionen waren Schmerzen an der Einstichstelle (AZD1222-Gruppe 542 Kon-trollgruppe 367 ) sowie Spannungsgefuumlhl (ten-derness AZD1222-Gruppe 637 Kontrollgruppe 395 ) die haumlufigsten Systemische Reaktionen tra-ten bei 73 der TeilnehmerInnen der AZD1222- Gruppe und 596 der Kontrollgruppe auf Unter diesen waren Abgeschlagenheit (fatigue AZD1222 531 Kontrollen 382 ) Kopfschmerzen (AZD1222 526 Kontrollen 390 ) sowie Krankheitsgefuumlhl (malaise AZD1222 442 Kontrollen 202 ) die haumlufigsten Erhoumlhte Temperaturen (feverishness) trat bei 336 der AZD1222-Gruppe und 107 in der Kontrollgruppe auf Fieber hingegen trat nur bei ei-nem vergleichsweisen geringen Anteil der Teilneh-merInnen auf (AZD1222 79 Kontrollen 12 ) Der STIKO lagen daruumlber hinaus weitergehende Informationen des Herstellers vor die zeigen dass die Haumlufigkeit lokaler und systemischer Reaktionen nach der 2 Dosis geringer war als nach der 1 Dosis

Schwere unerwuumlnschte Ereignisse traten bei 07 ProbandInnen der AZD1222-Gruppe und 08 der ProbandInnen der Kontrollgruppe auf Unter die-sen wurden 5 als Impfstoff- (n = 3) bzw Kontroll-impfstoffPlacebo-assoziiert (n = 2) klassifiziert Dies waren im Einzelnen in der AZD1222-Gruppe Pyrexie CRP-Anstieg sowie ein Fall einer transver-sen Myelitis in der Kontrollgruppe autoimmune haumlmolytische Anaumlmie sowie ebenfalls ein Fall einer Myelitis Fuumlr die in der AZD1222-Gruppe aufgetre-tene transverse Myelitis konnte eine kausale Bezie-hung zur Impfung bisher nicht bestaumltigt werden

827 VerzerrungsrisikoDas Verzerrungsrisiko (risk of bias) wurde mittels RoB-2 fuumlr alle Endpunkte in allen drei Studien mit bdquosome concernsldquo (einige Bedenken) bewertet (s An-hang) Grund hierfuumlr war fuumlr die beiden mRNA- Impfstoffe bei allen Endpunkten dass ein betraumlcht-licher Teil der randomisierten Studienpopulation (gilt fuumlr beide Studienarme in beiden Studien) der zudem groumlszliger war als die Gesamtzahl der Ereignis-se nicht in die Auswertung einging Dies betrifft ganz besonders die Analyse der Wirksamkeit (efficacy) bei der in beiden Studien armen beider Studien insgesamt mehrere tausend ProbandInnen unberuumlcksichtigt geblieben sind Aufgrund mangel-hafter Berichtsqualitaumlt konnte hier eine Verzerrung der Ergebnisse nicht komplett ausgeschlossen wer-den Fuumlr AZD1222 konnte ein Einfluss der Dosie-rungsabweichungen und der resultierenden Proto-kollaumlnderungen auf das Studienergebnis nicht si-cher ausgeschlossen werden Fuumlr die Sicherheits-endpunkte war zusaumltzlich zu beruumlcksichtigen dass es sich bei allen Studien um bdquoobserver- blindedldquo Stu-dien handelt d h dass Teile des Studienpersonals offenbar nicht verblindet waren (lediglich die ver-gleichsweise kleine AZD1222-Teilstudie COV005 wurde doppelt blind durchgefuumlhrt) Da es sich bei diesen Endpunkten z T um selbstberichtete Ereig-nisse handelt (Studientagebuch) koumlnnte eine moumlg-liche Kenntnis der Gruppenzugehoumlrigkeit (wissent-lich oder unwissentlich durch Studienpersonal kommuniziert) das Berichten bzw die Bewertung von Ereignissen durch einzelne Studienteilneh-merInnen beeinflusst haben

828 Vertrauenswuumlrdigkeit der Evidenz (Evidenzqualitaumlt nach GRADE)BNT162b2 Die Evidenzqualitaumlt (Vertrauen in die Ef-fektschaumltzer) wurde fuumlr die Verhinderung von COVID-19-Erkrankungen aufgrund des Verzer-rungsrisikos (s oben) als moderat eingeschaumltzt in der Altersgruppe ge 75 Jahre aufgrund des weiten Konfidenzintervalls als gering (s Anhang) Der End-punkt bdquoschwere COVID-19- Erkrankungldquo wurde als indirekte Evidenz fuumlr den von der STIKO zu bewer-tenden Endpunkt bdquoHospitalisierungldquo verwendet Hier ergab sich aufgrund der Indirektheit des wei-ten 95 Konfidenzinter valls sowie des Verzer-rungsrisikos eine sehr geringe Evidenzqualitaumlt Fuumlr alle Sicherheitsendpunkte wurde die Evidenzquali-

36Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

taumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos als moderat eingestuft

mRNA-1273 Die Evidenzqualitaumlt (Vertrauen in die Effektschaumltzer) wurde fuumlr die Verhinderung einer COVID-19-Erkrankung aufgrund des Verzerrungs-risikos (s oben) als moderat eingeschaumltzt in der Altersgruppe ge 75 Jahre aufgrund des weiten Konfi-denzintervalls als gering Der Endpunkt bdquoschwere COVID-19-Erkrankungldquo wurde wie bei BNT162b2 als indirekte Evidenz fuumlr den von der STIKO zu be-wertenden Endpunkt bdquoHospitalisierungldquo verwen-det Hier ergab sich aufgrund der Indirektheit des weiten 95 -Konfidenzintervalls sowie des Verzer-rungsrisikos eine sehr geringe Evidenzqualitaumlt Fuumlr den Endpunkt bdquoTod durch COVID-19ldquo wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos und der Impraumlzision des Effektschaumltzers als gering eingestuft Fuumlr alle Sicherheitsendpunkte wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisi-kos als moderat bewertet

AZD1222 Fuumlr die Verhinderung des Endpunktes COVID-19-Erkrankung wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos als moderat ein-gestuft fuumlr die houmlhere Altersgruppe (ge 65 Jahre) aufgrund von Impraumlzision (weites 95 Konfiden-zintervall welches die 0 einschlieszligt) als gering Aus denselben Gruumlnden wurde auch die Evidenzquali-taumlt fuumlr die Endpunkte asymptomatische Infektion und Hospitalisierung als gering eingestuft Fuumlr alle Sicherheitsendpunkte wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos und der Tatsache dass ein groszliger Anteil der Kontrollgruppe nicht mit Placebo sondern einem anderen Impfstoff (MenACWY) geimpft wurde (Indirektheit hinsicht-lich der Vergleichsgruppe) als gering bewertet

9 Impfziele Das primaumlre Ziel einer COVID-19-Impfempfehlung fuumlr Deutschland ist es schwere Verlaumlufe und Tod durch COVID-19 groumlszligtmoumlglich zu reduzieren In Abhaumlngigkeit von der Wirksamkeit der Impfstoffe soll durch die Empfehlung auch die Transmission von SARS-CoV-2 in der Bevoumllkerung reduziert wer-den Folgende Impfziele wurden formuliert

Verhinderung schwerer COVID-19-Verlaumlufe (Hospitalisierung) und -Todesfaumllle

Schutz von Personen mit besonders hohem arbeitsbedingtem SARS-CoV-2-Expositionsri-siko (berufliche Indikation)

Verhinderung von Transmission sowie Schutz in Umgebungen mit hohem Anteil vulnerabler Personen und in solchen mit hohem Ausbruchs-potenzial

Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen und des oumlffentlichen Lebens

10 Risiko- und Indikationsgruppen fuumlr die ImpfempfehlungEinzelne Personen koumlnnen mehreren unterschied-lichen Risiko- undoder Indikationsgruppen zuge-ordnet werden Die Priorisierung erfolgt dann nach dem am houmlchsten priorisierten Risiko bzw Indika-tion (Stufen 1 ndash 6) Die im Folgenden genannten Personengruppen sind beispielhaft zu verstehen

101 Risikofaktoren fuumlr einen schweren KrankheitsverlaufDer uumlberwiegende Teil der COVID-19-PatientInnen hat eine gute Prognose Es gibt jedoch eine Reihe von individuellen Risikofaktoren die sich negativ auf die Schwere der Erkrankung und den Krank-heitsverlauf auswirken Das zunehmende Alter ist der unabhaumlngige Faktor der mit Abstand die houmlchs-te Risikoerhoumlhung mit sich bringt Daneben spielen bestehende Vorerkrankungen und eine Schwanger-schaft eine untergeordnete Rolle128129 Im Folgenden wird die Evidenz bezuumlglich dieser Risiken darge-stellt und ihre Auspraumlgung eingeordnet

1011 Personen im Alter ge 60 JahreIn einer prospektiven Kohortenstudie wurde bei uumlber 20000 PatientInnen die waumlhrend der ersten Infektionswelle zwischen Februar und April 2020 im Vereinigten Koumlnigreich aufgrund einer COVID-19- Erkrankung hospitalisiert wurden die Risiken fuumlr einen toumldlichen Verlauf bestimmt130 Das mediane Alter der Erkrankten betrug 73 Jahre (interquartil range 58 ndash 82) der Anteil an Maumlnnern 599 Nach Adjustierung fuumlr Komorbiditaumlten ist das zunehmende Alter bei hospitalisierten Patient-Innen mit einer erhoumlhten Wahrscheinlichkeit fuumlr einen toumldlichen Verlauf der Erkrankung assoziiert Bezogen auf das Referenzalter lt 50 Jahre betraumlgt die hazard ratio (HR) fuumlr einen toumldlichen Krank-

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heitsverlauf im Alter von 50 ndash 59 Jahren 263 (95 KI 206 ndash 335) im Alter von 60 ndash 69 Jahren 499 (95 KI 399 ndash 625) im Alter von 70 ndash 79 Jahren 851 (95 KI 685 ndash 1057) und im Alter ge 80 Jahren 1109 (95 KI 891 ndash 1377) Zu vergleichbaren Er-gebnissen kommt eine retrospektive Kohortenstu-die die 1904 PatientInnen einschloss die an deut-schen Krankenhaumlusern zwischen Februar und Juni 2020 aufgrund einer COVID-19-Erkrankung stati-onaumlr aufgenommen worden waren53 Das mediane Alter der Erkrankten betrug 73 Jahre und 485 wa-ren Frauen Bezogen auf das Referenzalter von 60 ndash 69 Jahren betraumlgt die HR fuumlr eine toumldlich ver-laufende Erkrankung bei hospitalisierten COVID-19- PatientInnen im Alter von 70 ndash 79 Jahren 275 (95 KI 169 ndash 447) und im Alter von ge 80 Jahren 411 (95 KI 257 ndash 658) Eine Kohortenstudie in Eng-land untersuchte die Risikofaktoren fuumlr den Tod an COVID-19 in der Allgemeinbevoumllkerung zwischen Februar und Mai 2020131 Analysiert wurden die Daten von uumlber 17 Mio PatientInnen aus der hau-saumlrztlichen Versorgung Zunehmendes Alter und der Tod an COVID-19 weisen eine starke Assozia-tion auf Nach Adjustierung betraumlgt die HR bezo-gen auf das Referenzalter von 50 ndash 59 Jahren im Alter von 60 ndash 69 Jahren 240 (95 KI 216 ndash 266) im Alter von 70 ndash 79 Jahren 608 (95 KI 552 ndash 669) und im Alter ge 80 Jahren 2061 (95 KI 1872 ndash 227)

1012 Personen mit Vorerkrankungen Zur Untersuchung der Frage welche Vorerkran-kungen mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr einen schweren Verlauf von COVID-19 einhergehen wurde durch das RKI eine systematische Analyse in Form eines sogenannten umbrella review (Uumlber-blick uumlber publizierte einzelne Review-Artikel) durchgefuumlhrt (International Prospective Register of Systematic Reviews (PROSPERO) Protokoll Num-mer CRD42020215846) Hierzu wurden die COVID-19-Datenbank der Bibliothek des RKI genutzt (siehe oben s Anhang fuumlr Suchstrategie erste Suche 25092020 Aktualisierung der Suche 11122020)

Eingeschlossen in die Analyse wurden systemati-sche Reviews in englischer oder deutscher Sprache (unabhaumlngig davon ob in den Reviews eine Meta-analyse durchgefuumlhrt wurde oder nicht) die ab dem

1 Januar 2020 publiziert wurden und in denen die Beziehung zwischen mindestens einer Vorerkran-kung und mindestens einem der folgenden End-punkte untersucht wurde

Hospitalisierung aufgrund von COVID-19 Tod im Krankenhaus aufgrund von COVID-19

Auszligerdem musste in den eingeschlossenen syste-matischen Reviews ein quantitatives Maszlig fuumlr die Assoziation zwischen Vorerkrankung und End-punkt berichtet sein (in der Regel Odds ratio (OR) relatives Risiko (RR) oder Hazard ratio (HR) jeweils mit 95 Konfidenzintervall)

Aus den so identifizierten systematischen Reviews wurden die Daten zu den o g Assoziationen aus denjenigen Studien extrahiert die in Europa oder Nordamerika durchgefuumlhrt worden waren und min-destens fuumlr das Lebensalter der Studienteilneh-merInnen adjustiert waren Zusaumltzlich wurden die Charakteristika der Primaumlrstudien extrahiert sowie die von den jeweiligen Review-Autoren durchge-fuumlhrten Bewertungen des Verzerrungsrisikos (risk of bias) Alle Arbeitsschritte wurden von zwei unab-haumlngigen Untersuchern durchgefuumlhrt

Wenn mehr als ein Effektschaumltzer fuumlr einen End-punkt vorlag wurde eine Metaanalyse (random- effects Modell) durchgefuumlhrt wobei OR RR und HR analy-siert wurden und das Ausmaszlig der Heterogenitaumlt zwischen den Studienschaumltzern mittels Isup2-Statistik quantifiziert wurde Die Vertrauenswuumlrdigkeit der Evidenz zu jedem Endpunkt wurde fuumlr jede Vorer-krankung mit Hilfe der GRADE-Methodik beurteilt (nach PRECEPT132) Es wurde das Risiko wegen COVID-19 hospitalisiert zu werden verglichen zwi-schen SARS-Cov-2-positiv getesteten Personen mit und ohne die jeweilige Vorerkrankung Auszligerdem wurde das Risiko im Zusammenhang mit COVID-19 zu versterben zwischen mit COVID-19 hospitalisier-ten Personen mit und ohne die jeweilige Vorerkran-kung verglichen (Krankenhausmortalitaumlt)

Die Ergebnisse aus dem ersten umbrella review wur-den am 17 Dezember 2020 in der STIKO-Empfeh-lung zur COVID-19-Impfung online vorab veroumlffent-licht (httpsedocrkidehandle17690475792)

38Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Am 11122020 wurde eine erneute Literatursuche durchgefuumlhrt und der umbrella review aktualisiert Bei dieser Suche in der Datenbank des RKI wurden 120 systematische Reviews identifiziert aus denen nach Ausschluss von Duplikaten 1134 Einzelstu-dien auf das Vorliegen von Risikoschaumltzern fuumlr de-finierte Vorerkrankungen und das Berichten der gesuchten Endpunkte (Hospitalisierung und Kran-kenhausmortalitaumlt) untersucht wurden Von den 356 verbleibenden Studien wurden nach Durch-sicht der Volltexte 102 europaumlische und US-ameri-kanische Studien in die Metaanalyse eingeschlos-sen die insgesamt 159 altersadjustierte Schaumltzer fuumlr Hospitalisierung und Krankenhausmortalitaumlt be-richteten Basierend auf den og Kriterien wurden 42 Schaumltzer aus 45 Studien ausgewaumlhlt

Abbildung 1 des Anhangs zeigt wie sich die Risi-koschaumltzer zwischen den beiden Erhebungszeit-punkten (initialer Review und die vorliegende Aktu-alisierung) unterscheiden Die aktualisierten Schaumlt-zer lagen sowohl fuumlr Hospitalisierung als auch fuumlr die Krankenhausmortalitaumlt zumeist innerhalb des 95 -Konfidenzintervalls der initialen Schaumltzer

Tabelle 14 zeigt die Ergebnisse fuumlr den Endpunkt Hospitalisierung Durch die Aktualisierung sind Depression und chronisch entzuumlndliche Darmer-krankungen hinzugekommen Fuumlr die meisten Er-krankungen waren die Risikoerhoumlhungen moderat d h Effektschaumltzer lt 2 Das Risiko war zwar erhoumlht aber nicht verdoppelt Daher wird angenommen dass fuumlr juumlngere Menschen (lt 60 Jahre) die Wahr-scheinlichkeit aufgrund einer COVID-19-Erkran-kung hospitalisiert zu werden auch bei Vorliegen von Grund erkrankungen gering ist und deutlich niedriger als bei aumllteren Menschen Nur fuumlr Herz-insuffizienz psychiatrische Erkrankungen und Or-gantransplantationen lag der Effektschaumltzer uumlber 2 fuumlr Adipositas chronische Nierenerkrankungen und Diabetes mellitus knapp unter 2

Tabelle 15 zeigt die entsprechenden altersadjustier-ten Ergebnisse fuumlr den Endpunkt Krankenhausmortashylitaumlt Durch die Aktualisierung sind folgende Vorer-krankungen neu hinzugekommen Leber zirrhose aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen solide Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind interstitielle Lungenerkrankungen andere

chronisch neurologische Erkrankungen (als zere-brovaskulaumlre Erkrankung Apoplex oder Demenz) und chronisch entzuumlndliche Darmerkrankungen

Vier Studien149ndash152 die Schaumltzer zur Krankenhaus-mortalitaumlt bei Immundefizienz berichteten verwen-deten sehr unterschiedliche Definitionen und ver-einten PatientInnengruppen mit Immundefizienz unterschiedlichster Ursache ohne Differenzierung nach Art und Auspraumlgung Ein Groszligteil der einge-schlossenen Studienpopulationen ist durch andere Entitaumlten bereits erfasst z B Organtransplantation HIV-Infektion Krebserkrankungen Autoimmun-erkrankungen Daher wurde darauf verzichtet fuumlr Immundefizienz einen weiteren Effektschaumltzer an-zugeben

Die Effektschaumltzer fuumlr Mortalitaumlt waren meist deut-lich niedriger als fuumlr Hospitalisierung ndash in der Regel unter 15 Houmlhere Effektschaumltzer uumlber 2 wurden fuumlr Leberzirrhose Organtransplantationen psychia tri-sche Erkrankungen (schwere Depression Schizo-phrenie und bipolare Stoumlrung) Demenz interstiti-elle Lungenerkrankungen und Krebserkrankungen die nicht in behandlungsfreier Remission sind be-richtet

Limitationen dieser Analyse ergeben sich insbeson-dere aus den z T differierenden Definitionen der Vorerkrankungen in den Primaumlrstudien aber auch aus dem Fehlen von Angaben zum Krankheitssta-dium bzw zur Therapie z B handelt es sich bei bdquoanderen chronisch neurologischen Erkrankungenldquo um eine heterogene Gruppe unterschiedlicher Krankheitsentitaumlten und -schweregrade Hierdurch koumlnnte es zu einer Unterschaumltzung der Effekte von akuten undoder schweren Auspraumlgungsgraden von Vorerkrankungen gekommen sein Interaktionen zwischen Alter und Vorerkrankungen wurden in den Studien nicht untersucht Es sind nicht alle re-levanten Vorerkrankungen erfasst sondern nur die die in den systematischen Reviews berichtet wur-den Seltene Vorerkrankungen koumlnnen fehlen

Die Ergebnisse (hazard ratios HR) aus der briti-schen Kohortenstudie von Williamson et al131 in die uumlber 17 Millionen StudienteilnehmerInnen aus der OpenSAFELY Plattform eingeschlossen waren konnten aus methodischen Gruumlnden nicht in die

39Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Metaanalyse des umbrella reviews eingeschlossen werden In dieser Studie wurden Risikofaktoren fuumlr COVID-19-bedingten Tod (n = 10926) in der Allge-meinbevoumllkerung untersucht Eingeschlossen in die Kohorte waren sowohl SARS-CoV-2-positive als auch SARS-CoV-negative Personen In der Studie wurde ein Cox proportional hazards model verwen-det um adjustierte HR fuumlr Vorerkrankungen als Risikofaktoren fuumlr einen COVID-19-bedingten Tod zu schaumltzen In den Studien die in den umbrella review eingeschlossen waren wurde dagegen das Risiko im Zusammenhang mit COVID-19 zu ver-sterben verglichen zwischen hospitalisierten Perso-nen mit und ohne die jeweilige Vorerkrankung Auf-grund der unterschiedlichen Studienpopulationen

wurden die ermittelten Risikoschaumltzer nicht in die Metaanalyse eingeschlossen Die Studie ist jedoch eine qualitativ hochwertige Evidenzquelle zur Risi-koabschaumltzung Die HR aus der Studie von William-son et al wurden daher mit denen aus der Metaana-lyse des umbrella reviews verglichen Der Vergleich ist in Abbildung 2 des Anhangs illustriert und zeigt dass aumlhnliche Verhaumlltnisse der Risikoschaumltzer zu den beruumlcksichtigten Vorerkrankungen wie im umbrella review vorlagen In den im umbrella review eingeschlossenen Studien wurde fuumlr Diabetes mel-litus keine Differenzierung nach dem Grad der Ein-stellung vorgenommen Williamson et al dagegen berichten separate HR fuumlr COVID-19-assoziierten Tod bei Diabetes mellitus mit einem HbA1c

KrankheitErkrankungsgruppe Effektschaumltzer+ (95 KI)

I2 () Studien ( Quelle)

PatientInnen GRADE Evidenzqualitaumlt

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Arrhythmie oder Vorhofflimmern 141 (117 ndash170) 000 3 (133 ndash135) 13544 ++++

Herzinsuffizienz 213 (124 ndash 367) 805 5 (133 135 ndash138) 19995 +++

Koronare Herzkrankheit (KHK) 129 (111 ndash 151) 188 3 (133 135 138) 18501 ++++

Arterielle Hypertonie 151 (127 ndash 181) 625 7 (133 ndash 139) 20902 +++

Metabolische Stoumlrungen

Diabetes mellitus 195 (172 ndash 220) 275 10 (133 ndash 142) 22725 ++++

UumlbergewichtAdipositas (BMI gt 30 kgm2) 194 (173 ndash 218) 000 5 (133 134 136 138 143) 16251 ++++

Chronische Nierenerkrankungen 195 (131 ndash 291) 829 7 (133 ndash 135 138 ndash 140 143) 20863 +++

Chronische Lebererkrankungdagger 130 (110 ndash 160) NA 1 (144) 500 +++

Malignome

Krebserkrankung 118 (100 ndash 138) 140 6 (133ndash136 140 143) 16051 ++++

Lungenerkrankungen

Asthma 132 (089ndash197) 571 4 (134 ndash136 143) 5766 ++

Schwere chronische Lungenerkrankungen z B COPD

176 (129ndash24) 79 5 (134 ndash136 139 143) 6351 ++++

ZNS-Erkrankungen

Zerebrovaskulaumlre Erkrankung oder Apoplex 130 (103 ndash 164) 000 2 (133 134) 9841 ++++

Demenz 131 (032ndash537) 932 3 (133ndash135) 13544 ++

Psychiatrische Erkrankungen (schwere Depression Schizophrenie und bipolare Stoumlrung)

21 (12ndash37) NA 1 (133) 11122 ++++

Erkrankungen des Immunsystemsiatrogene Immundefizienz

AutoimmunerkrankungDagger 108 (101 ndash 117) NA 1 (145) 9437 +++

Chronisch entzuumlndliche Darmerkrankungdagger 11 (08 ndash151) NA 1 (146) 464 +++

Rheumatologische Erkrankung 137 (108 ndash173) 0 2 (133 147) 9675 ++++

Z n Organtransplantation 270 (130 ndash 540) NA 1 (133) 9519 +++

Immundefizienz Antikoumlrpermangel-syndrome IgA Mangel

114 (075 ndash175) NA 1 (148) 1526 +++

Tab 14 | Geschaumltzte altersadjustierte Risiken durch Vorerkrankungen fuumlr eine Hospitalisation aufgrund von COVID-19 (+ Effektschaumltzer Odds ratio falls nicht anders angegeben dagger Risk ratio estimate Dagger Hazard ratio estimate NA = not applicable)

40Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ge 58 mmolmol bzw ge 75 (195 95 -KI 183 ndash 208) und Diabetes mellitus mit einem HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 (131 95 -KI 124 ndash 137) Diese diffe-renzierten Schaumltzer zum Diabetes mellitus wurden in die Bewertung aufgenommen (s Tab 16)

In den ausgewerteten systematischen Reviews konnten keine Studien identifiziert werden die

Risikoschaumltzer fuumlr PatientInnen mit einem Downshy Syndrom (Trisomie 21) berichteten Retrospektive Kohortenstudien aus England181 und den USA182 so-wie Einzelfallberichte183184 belegen jedoch die Schwere von COVID-19 bei PatientInnen mit Down- Syndrom Die Autoren weisen darauf hin dass die-se PatientInnen auch aufgrund der zahlreichen risi-kobehafteten Komorbi ditaumlten (z B schwere angebo-

KrankheitErkrankungsgruppe Effektschaumltzer+ (95 KI)

I2 () Studien ( Quelle) PatientInnen GRADE Evidenzqualitaumlt

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Arrhythmie oder Vorhofflimmern 137 (117ndash161) 000 5 (133 135 142 153 154) 9341 ++++

Herzinsuffizienz 141 (119 ndash168) 348 11 (133 135 142 152 ndash159) 14234 ++++

Koronare Herzkrankheit (KHK) 140 (114 ndash173) 722 10 (133 135 142 152 ndash157 160)

15139 +++

Arterielle Hypertonie 109 (094 ndash126) 393 16 (133 135 152 ndash167) 16071 +++

Metabolische Stoumlrungen

Diabetes mellitus 132 (121 ndash144) 000 17 (133 135 152 ndash155 157 ndash167)

15685 ++++

UumlbergewichtAdipositas (BMI gt 30 kgm2) 182 (140 ndash237) 6576 8 (133 152 155 157 161 165 166 168)

9379 +++

Chronische Nierenerkrankung 155 (135 ndash179) 224 15 (133 135 152 ndash155 157 ndash162 165 166 169)

15411 ++++

Chronische Lebererkrankung 174 (109 ndash276) 000 4 (133 152 159 163) 3392 ++++

Leberzirrhose 431 (178 ndash104) 0 3 (154 158 163) 1219 ++++

Malignome

Krebserkrankung in RemissionDagger 123 (115 ndash131) 000 6 (138 145 170 ndash173) 10692 ++++

Solide Tumorerkrankungen nicht in Remission

277 (095 ndash806) 379 2 (159 168) 2114 +++

Aktive maligne haumlmatologische ErkrankungenDagger

174 (128 ndash237) 0 1 (174) 1183 ++++

Lungenerkrankungen

Asthma 084 (067 ndash105) 000 4 (135 152 154 175) 9396 +++

Schwere chronische Lungenerkrankungen z B COPD

189 (118 ndash305) 633 6 (135 142 152 156 157 161)

5123 +++

Interstitielle LungenerkrankungDagger 217 (176 ndash268) NA 1 (172) 5776 ++++

ZNS-Erkrankungen

Zerebrovaskulaumlre ErkrankungApoplex 144 (090 ndash230) 56 5 (133 154 156 165 166) 4102 ++

Demenz 207 (157 ndash272) 322 5 (133 135 154 167 176) 5438 ++++

Psychiatrische Erkrankungen (schwere Depression Schizophrenie und bipolare Stoumlrung)

29 (13 ndash66) NA 1 (133) 2254 ++++

Andere chronisch neurologische ErkrankungDagger

118 (108 ndash128) 0 2 (177 178) 19229 ++++

Erkrankungen des Immunsystemsiatrogene Immundefizienz

AutoimmunerkrankungDagger 119 (106 ndash 133) NA 2 (145 172) 8567 ++++

Rheumatologische Erkrankungdagger 12 (078 ndash185) NA 1 (133) 2090 +++

HIV Infektion 149 (109 ndash202) 0 3 (149 179 180) 48873 ++++

Zn Organtransplantation 420 (160 ndash 1140) NA 1 (133) 2090 +++

Chronisch entzuumlndliche DarmerkrankungDagger 118 (034 ndash404) NA 1 (149) 841 +++

Tab 15 | Geschaumltzte Risiken durch Vorerkrankungen fuumlr Mortalitaumlt aufgrund von COVID-19 (+ Effektschaumltzer Odds ratio falls nicht anders angegeben dagger Risk ratio Dagger Hazard ratio NA = not applicable)

41Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

rene Herzfehler Stoumlrungen der Immun- und Lun-genfunktion) ein erhoumlhtes Risiko fuumlr einen schwe-ren oder toumldlichen Verlauf haben In einer groszligen bevoumllkerungsbezogenen Kohortenstudie aus Eng-land die Daten von 826 Mio Erwachsenen analy-sierte wurde geschaumltzt dass das fuumlr eine Reihe von Faktoren adjustierte Risiko bei PatientInnen mit Down-Syndrom fuumlr einen COVID-19-bedingten Tod im Vergleich zur Normalbevoumllkerung 10-fach [HR 104 (95 KI 71 ndash 152)] und fuumlr den COVID-19- bedingten Krankenhausaufenthalt 5-fach [HR 50 (95 KI 36 ndash 67)] erhoumlht ist181

Auf Grundlage der Ergebnisse der Aktualisierung des umbrella review und einzelner weiterer Studien wurden Personen mit Vorerkrankungen drei unter-schiedlichen Prioritaumltsstufen zugeordnet Die Zu-ordnung richtete sich nach ihrem Mortalitaumltsrisiko im Vergleich mit Personen unterschiedlicher Alters-gruppen ohne Vorerkrankungen Personen mit Downshy Syndrom wurden der Stufe 2 zugeordnet da ihr Mortalitaumltsrisiko houmlher ist als das von Personen mit anderen Vorerkrankungen und dem von Perso-nen im Alter von ge 75 ndash 79 Jahren aumlhnlich ist (HR 104) (s Tab 15 und Tab 16) Vorerkrankungen die mit einem hohen Mortalitaumltsrisiko (OR gt 15) einhershygehen wurden der Prioritaumltsstufe 3 zugeordnet In diese Gruppen gehoumlren Personen mit folgenden Vorerkrankungen Z n Organtransplantation aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen soli-de Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind interstitielle Lungenerkrankungen psychiatri-sche Erkrankungen (bipolare Stoumlrung Schizophre-nie und schwere Depression) Demenz Diabetes mellitus mit einem HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 COPD Adipositas (BMI gt 30 kgm2) chro-nische Lebererkrankungen inkl Leberzirrhose chronische Nierenerkrankungen Diejenigen mit einem moderat erhoumlhten Mortalitaumltsrisiko (OR bzw HZ le 15) wurden der Stufe 4 zugeordnet Personen mit folgenden Vorerkrankungen wurden dieser Gruppe zugeordnet Diabetes mellitus mit HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 ArrhythmieVorhof-flimmern koronare Herzkrankheit Herzinsuffi-zienz Autoimmunerkrankungen HIV-Infektion Krebserkrankungen in behandlungsfreier Remis-sion arterielle Hypertonie rheumatologische Er-krankungen Asthma bronchiale chronisch ent-zuumlndliche Darmerkrankungen zerebrovaskulaumlre Er-

krankungenApoplex und andere chronische neuro-logische Erkrankungen

1013 Gemeinsame Betrachtung der individuellen Risiken von Alter und Vorerkrankungen fuumlr COVID-19-assoziierte Hospitalisierung und MortalitaumltZur integrativen Interpretation der Daten zu Hospi-talisierung und Mortalitaumlt wurde zusaumltzlich eine Clusteranalyse durchgefuumlhrt Ziel war es die jewei-ligen Risikoerhoumlhungen fuumlr die beiden untersuch-ten Endpunkte gemeinsam darzustellen Abbil-dung 8 zeigt die Ergebnisse dieser Analyse Abgebil-det sind nur diejenigen Vorerkrankungen fuumlr die Schaumltzer sowohl fuumlr COVID-19-bedingte Hospitali-sierung als auch fuumlr Tod vorlagen

In einer weiteren Cluster-Analyse wurden aus den Studien des umbrella-reviews Daten zum alters-assoziierten Risiko fuumlr Hospitalisierung und Tod ex-trahiert und in dieselbe Darstellung uumlberfuumlhrt Hierbei konnten Daten zu den Altersgruppen 60 ndash 69 70 ndash 79 Jahre sowie ge 80 Jahre analysiert werden die jeweils auf das Vorliegen von Vorer-krankungen adjustiert waren Abbildung 9 zeigt dass die Risiken in diesen Altersgruppen ndash unab-haumlngig vom Vorliegen einer Vorerkrankung ndash deut-lich uumlber denjenigen der o g Personengruppen mit Vorerkrankungen liegen mit Ausnahme der Grup-pe der Menschen mit Down-Syndrom

Zusammengefasst laumlsst sich aus den Ergebnissen des umbrella reviews und der Cluster-Analyse schluss-folgern dass Personen in der Altersgruppe ge 80 Jah-ren das houmlchste Risiko fuumlr einen toumldlichen Verlauf von COVID-19 aufweisen Hieran schlieszligen sich die Gruppen der Menschen mit Down-Syndrom an ge-folgt von 70 ndash 79 Jahre alten Personen (s Abb 9)

1014 Schwangere bzw deren enge KontaktpersonenSchwangere und Frauen im Wochenbett die an COVID-19 erkrankt waren zeigten laut einem sys-tematischen Review der 77 Beobachtungsstudien aus China den USA Europa Israel Japan Brasi-lien und Mexiko einschloss seltener Fieber und Gliederschmerzen als nicht-schwangere COVID-19- Patientinnen derselben Altersgruppe Im Gegen-satz dazu hatten sie aber haumlufiger einen schweren Verlauf der die Versorgung auf einer Intensivsta-

42Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Tab 16 | Effektschaumltzer fuumlr die Risiken von Alter und Vorerkrankungen fuumlr die COVID-19-assoziierte Hospitalisation (links) und Mortalitaumlt (rechts sortiert nach Groumlszlige des Effektschaumltzers fuumlr Mortalitaumlt)

OR = Odds Ratio HR = Hazard Ratio pOR = pooled Odds Ratio pHR = pooled Hazard Ratio RR = Relatives Risiko Bipolare Stoumlrung Schizophrenie und schwere Depression

Risiken (Alter und Vorerkrankungen)

Hospitalisierung Mortalitaumlt Risiko- stufeSchaumltzer Wert 95 -KI Schaumltzer Wert 95 -KI

Alter ge 80 Jahre OR 45 36 56 pOR 169 516 556 1

Down-Syndrom HR 494 36 67 HR 104 708 152 2

Alter 70 ndash 79 Jahre OR 48 39 59 pOR 74 297 184 2

Leberzirrhose pOR 431 178 104 3

Organtransplantierte OR 27 13 54 OR 42 16 114 3

Psychiatrische Erkrankungen OR 21 12 37 OR 29 13 66 3

Alter 60 ndash 69 Jahre OR 16 14 2 pOR 28 163 49 3

Solide Tumorerkrankungen nicht in Remission

pOR 277 095 806 3

Interstitielle Lungenerkrankung

OR 217 176 268 3

Demenz pOR 131 032 537 pOR 207 157 272 3

Diabetes (HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 )

HR 195 183 208 3

COPD und andere aumlhnlich schwere chronische Lungenerkrankungen

pOR 176 129 24 pOR 189 118 305 3

Adipositas (BMI gt 30) pOR 194 17 22 pOR 18 14 24 3

Chronische Lebererkrankung RR 13 11 16 pOR 174 109 276 3

Aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen

HR 174 128 237 3

Chronische Nierenerkrankung pOR 195 13 29 pOR 16 13 18 3

HIV-Infektion - pHR 149 109 202 4

Zerebrovaskulaumlre ErkrankungenApoplex

pOR 13 10 16 pOR 144 09 23 4

Herzinsuffizienz pOR 213 124 367 pOR 141 119 168 4

Koronare Herzkrankheit pOR 129 111 151 pOR 140 114 173 4

ArrhythmieVorhofflimmern pOR 141 117 17 pOR 137 117 161 4

Diabetes mellitus (HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 )

pOR 195 172 22 HR 131 124 137 4

Krebserkrankungen in Remission pOR 118 10 138 pHR 123 115 131 4

Rheumatologische Erkrankungen pOR 137 108 173 OR 12 078 185 4

Autoimmunerkrankungen HR 108 10 117 pHR 119 107 133 4

Chronisch entzuumlndliche Darmerkrankung (CED)

RR 111 08 151 HR 118 034 404 4

Andere chronische neurologische Erkrankungen

pHR 118 108 128 4

Arterielle Hypertonie pOR 151 127 181 pOR 109 094 126 4

Asthma bronchiale pOR 132 089 197 pOR 084 067 105 4

43Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

tion (gepooltes Odds Ratio (gOR) 162 95 KI 133 ndash 196) und eine assistierte Beatmung notwen-dig machte (gOR 188 95 KI 136 ndash 260) Beste-hende Komorbiditaumlten (z B Hypertonus Diabetes mellitus) houmlheres muumltterliches Alter und Adipo-sitas sind Risikofaktoren fuumlr einen schweren COVID-19-Verlauf bei Schwangeren185 Bezuumlglich Komplikationen im Schwangerschaftsverlauf wur-den 35 Studien mit insgesamt 6279 Schwangeren und 2557 Neugeborenen ausgewertet Schwangere Frauen mit COVID-19 hatten haumlufiger Fruumlhgebur-ten (lt 37 Schwangerschaftswochen (SSW) gOR 301 95 KI 116 ndash 785) im Vergleich zu Muumlttern ohne diese Erkrankung in der Schwangerschaft

und die Rate der Neugeborenen die auf einer neo-natologischen Intensivstation betreut werden mussten war erhoumlht (gOR 313 95 KI 205 ndash 479)185 Eine vertikale Transmission auf das Kind wurde in Einzelfaumlllen beschrieben185186 scheint je-doch nach derzeitiger Datenlage eher selten vorzu-kommen187

Da die Impfstoffe zumindest initial nicht fuumlr Schwangere zugelassen sein werden sollte in Erwauml-gung gezogen werden enge Kontaktpersonen von Schwangeren insbesondere deren PartnerInnen zu impfen um die Schwangeren indirekt zu schuumltzen Bei einer Geburtskohorte von 778100Jahr (abzuumlg-

ART arrhythmia or atrial fibrillation CHF congestive heart failure CAD coronary artery disease HTN hypertension DM diabetes BMI gt 30 obesity and overweight CANC cancer AST asthma COPD chronic obstructive pulmonary disease CKD chronic kidney disease CLD chronic liver disease CRB cerebrovascular or stroke DEM dementia Auto autoimmune condition Immun immunodeficiency or immuno-suppressed state Rheuma rheumatological disease Organ organ transplant history Psychiatr psychiatric diseases (severe depression schizophrenia bipolar disorder) (Down-Syndrom wegen der besseren Uumlbersichtlichkeit nicht dargestellt s Abb 9) Abb 8 | Cluster-Analyse der Risiken von Vorerkrankungen auf Hospitalisation und Mortalitaumlt von COVID-19

ART

AST

Auto

CAD

CANC

CHF

CKD

CLDCOPD

CRB

DEM

DM

HTN

IBD

Organ

Rheuma

Psychiatr

BMIgt3015

0

1

2

3

4

5

1 2 3

Hospitalisierung

Krankenhausm

ortalitaumlt

5

4

3

2

1

0

1 2 3

Krankenhausmortalitaumlt

Hospitalisierung

44Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

lich der Mehrlingsgeburten188) bestuumlnde fuumlr etwa 750000 enge Kontaktpersonen zu Schwangeren eine Impfindikation

102 Personen mit einem erhoumlhten arbeitsbedingten InfektionsrisikoPersonen die berufsbedingt enge Kontakte mit an-deren Menschen nicht vermeiden koumlnnen sind einem erhoumlhten Expositionsrisiko ausgesetzt Das Risiko variiert jedoch je nach Arbeitsbereich und Tauml-tigkeit erheblich Insgesamt gibt es zum Exposi-tionsrisiko der einzelnen Berufsgruppen keine gute Studienlage fuumlr viele Berufsgruppen sind gar keine Daten vorhanden Bei fehlender Evidenz wurde die Rationale fuumlr die einzelnen zu impfenden Gruppen durch ExpertInnenkonsens erzielt Die Beurteilung welche Personen im konkreten Einzelfall an ihrem Arbeitsplatz ein besonders hohes Expositions risiko

oder eine besondere Naumlhe zu vulnerablen Gruppen haben sollte im Rahmen der Gefaumlhrdungsbeurtei-lung durch die Arbeitgeber Innen unter Einbezie-hung der BetriebsaumlrztInnen erfolgen

1021 Personal in medizinischen Einrichtungen Laut dem Statistischen Bundesamt sind in Deutsch-land etwa 5 Mio Menschen in medizinischen Ein-richtungen taumltig In medizinischen Einrichtungen besteht ggf ein erhoumlhtes Risiko der Uumlbertragung von Infektionskrankheiten Zu diesen Einrichtun-gen zaumlhlen Krankenhaumluser Einrichtungen fuumlr am-bulantes Operieren Vorsorge- oder Rehabilitations-einrichtungen Dialyseeinrichtungen Tagesklini-ken Entbindungseinrichtungen Behandlungs- oder Versorgungseinrichtungen Arztpraxen Zahnarztpraxen Praxen sonstiger humanmedizini-scher Heilberufe Einrichtungen des oumlffentlichen

Trisomie21

Alter 60-69

Alter 70-79

Alter 80+

ARTAST

Auto

CAD

CANCCHF

CKD

CLD

COPDCRB

DEM

DMHTNIBD

Organ

Rheuma

Psychiatr

BMIgt3015

0

5

10

15

1 2 3 4 5Hospitalisierung

Krankenhausmortalitaumlt

Abb 9 | Cluster-Analyse der Risiken von Vorerkrankungen und Alter auf Hospitalisation und Mortalitaumlt von COVID-19 (Abkuumlrzungen s Abb 8)

Daten stammen nicht aus dem umbrella review

Hospitalisierung

Krankenhausmortalitaumlt

15

10

5

0

1 2 43 5

45Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Gesundheitsdienstes in denen medizinische Unter-suchungen Praumlventionsmaszlignahmen oder ambu-lante Behandlungen durchgefuumlhrt werden ambu-lante Pflegedienste die ambulante Intensivpflege in Einrichtungen Wohngruppen oder sonstigen ge-meinschaftlichen Wohnformen erbringen und Ret-tungsdienste Gemaumlszlig sect 23 Infektionsschutzgesetz muumlssen die LeiterInnen von medizinischen Ein-richtungen Maszlignahmen zur Vermeidung der Weiter verbreitung von Infek tionserregern treffen

Personal in medizinischen Einrichtungen in der ambulanten und stationaumlren Versorgung steht in vorderster Reihe im Einsatz gegen die Pandemie COVID-19-Erkrankungen und -Todesfaumllle unter me-dizinischem Personal werden weltweit berichtet und stellen neben den individuellen persoumlnlichen und familiaumlren teilweise schwerwiegenden Auswir-kungen eine Herausforderung fuumlr die Aufrechtshyerhaltung der medizinischen Versorgung dar189 Die Funktionsfaumlhigkeit von medizinischen Einrichtun-gen wird zum einen direkt durch Infektionen beim Personal zum anderen durch die dann ggf erfor-derlichen weiteren Schutzmaszlignahmen (Quaran-taumlne von Kontaktpersonen) erheblich beeintraumlchtigt Diese koumlnnen zu Praxis- Abteilungs- oder Stations-schlieszligungen fuumlhren Die persoumlnliche Schutzaus-ruumlstung (PSA) reduziert zwar das Infektionsrisiko das Tragen derselben kann jedoch mit einer erheb-lichen Belastung und u U Arbeitserschwernis ver-bunden sein

Es ist davon auszugehen dass Vorerkrankungen die mit einem schweren Verlauf von COVID-19 assoziiert sind im selben Maszlige bei medizinischem Personal auftreten wie unter der uumlbrigen Bevoumllke-rung in den gleichen Altersgruppen Personen die in medizinischen Einrichtungen arbeiten haben zusaumltzlich zum Risiko sich im privaten Umfeld zu infizieren waumlhrend der Berufsausuumlbung ein erhoumlh-tes Infektionsrisiko190191 Es besteht eine groszlige Varia bilitaumlt hinsichtlich ihres arbeitsbedingten Expositionsrisikos aufgrund unterschiedlicher Ein-satzbereiche192193 und Taumltigkeiten190 Ein hohes (zB Zahnaumlrzte) oder besonders hohes Expositionsrisiko gegenuumlber SARS-CoV-2 kann bei der intensivmedi-zinischen Betreuung von COVID-19-Patient In-nen192 in Notaufnahmen193 und beim Ausuumlben ae-rosolgenerierender oder gesichtsnaher Taumltigkei-

ten192194ndash196 sowie bei der Betreuung von bislang un-erkannten SARS-CoV-2-infizierten PatientInnen bestehen

Medizinisches Personal kann zur Transmission von SARS-CoV-2 in Krankenhaus Praxis oder bei ande-ren Kontakten beitragen Das Risiko der Transmis-sion ist insbesondere zum Schutz von besonders vulnerablen Patientengruppen wie sie z B in der Geriatrie Palliativmedizin oder Onkologie anzutref-fen sind zu bedenken

Unter Beruumlcksichtigung aller drei Aspekte (Aufrecht-erhaltung der medizinischen Versorgung Schutz von Personen mit einem hohen Expositionsrisiko und Schutz von vulnerablen PatientInnengruppen) wurden nach ExpertInnenkonsens fuumlr das Personal in medizinischen Einrichtungen Untergruppen ge-bildet denen eine unterschiedliche Prio ritaumlt fuumlr eine Impfung eingeraumlumt werden soll (s Tab 17)

1022 Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Pflege sowie andere in Pflegeeinrichtungen Taumltige Ende Dezember 2017 wurde die ambulante Pflege in Deutschland durch 14100 Pflegedienste mit 390300 Beschaumlftigten gewaumlhrleistet und die voll- beziehungsweise teilstationaumlre Pflege von etwa 14500 Pflegeheimen mit 764600 Beschaumlftigten

Beschaumlftigte in Alten- und Pflegeheimen und Pfle-gekraumlfte in der ambulanten Versorgung haben auf-grund des direkten Kontaktes mit Pflegebeduumlrftigen ein hohes Risiko sich zu infizieren bzw eine uner-kannte eigene SARS-CoV-2-Infektion auf die zu Pflegenden zu uumlbertragen Sie koumlnnen bei den not-wendigen Pflegemaszlignahmen die Kontaktbeschraumln-kungs- und Infektionsschutzmaszlignahmen nicht im-mer einhalten da enger Personenkontakt im Rah-men der Pflege unerlaumlsslich ist

Nach Ergebnissen der deutschlandweiten Befra-gung zur Situation in der Langzeitpflege ist das SARS-CoV-2-Infektionsrisiko der Beschaumlftigten ge-genuumlber der Normalbevoumllkerung 6-fach erhoumlht197 Fast jedes fuumlnfte Pflegeheim und jeder zehnte am-bulante Pflegedienst sind von COVID-19-Erkran-kungsfaumlllen bei Mitarbeitenden betroffen Die Per-sonalsituation in der stationaumlren und ambulanten

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Pflege war bereits vor Beginn der COVID-19-Pande-mie angespannt Der Personalmangel hat sich durch den Personalausfall von an COVID-19 er-krankten MitarbeiterInnen noch verstaumlrkt

Neben den regulaumlr Beschaumlftigten in der teil- und vollstationaumlren Pflege gibt es weitere Personen die die Einrichtungen regelmaumlszligig betreten und auch als moumlgliche Infektionsquelle in Betracht kommen und eine Infektionskette ausloumlsen koumlnnen Zudem kann diese Personengruppe auch eine Infektion von Ins-titution zu Institution tragen da meist mehrere Pflegeheime in ihrem Versorgungsgebiet liegen Zu dieser Gruppe gehoumlren beispielsweise Mitarbeiten-de in der Spezialisierten Ambulanten Palliativver-sorgung (SAPV) Fuszligpflegepersonal FriseurInnen SeelsorgerInnen etc

1023 LehrerInnen in Schulen und ErzieherInnen in Kindertagesstaumltten (Kita)Laut dem Statistischen Bundesamt sind in Deutsch-land etwa 800000 LehrerInnen und 600000 Kin-dertagesstaumltten (Kita)-ErzieherInnen taumltig Lehrer-Innen und ErzieherInnen in Schulen und Kitas spielen eine zentrale Rolle als Garanten des Rechts der Kinder und Jugendlichen auf Bildung Teilhabe Foumlrderung und Betreuung Schul- bzw Kitaschlie-szligungen stehen diesem Recht entgegen Weitestge-hende Aufrechterhaltung des Regelbetriebs und Praumlvention von SARS-CoV-2-Ausbruumlchen in Kitas und Schulen haben daher eine hohe gesellschaft-

liche Prioritaumlt198 Gleichzeitig muss das Infektions-risiko fuumlr LehrerInnen und ErzieherInnen so gering wie moumlglich gehalten werden Es ist davon auszuge-hen dass Vorerkrankungen die mit einem schwe-ren Verlauf von COVID-19 assoziiert sind im selben Maszlige unter LehrerInnen und ErzieherInnen auftre-ten wie unter der uumlbrigen Bevoumllkerung in den glei-chen Altersgruppen In einer Stellungnahme legt die Deutsche Akademie fuumlr Kinder- und Jugendme-dizin (DAKJ e V) dar wie durch die Einhaltung der fuumlr Schulen und Kitas erstellten Hygieneplaumlne und Maszlignahmenkataloge das Risiko einer Ansteckung fuumlr das Personal deutlich reduziert werden kann198

Die Rolle von Kindern und Jugendlichen fuumlr die Uumlbertragung von SARS-CoV-2 ist nicht abschlie-szligend geklaumlrt Ob sie dadurch dass sie haumlufiger asymptomatisch sind und ein geringeres Ausatem-volumen haben weniger infektioumls als Erwachsene sind laumlsst sich aktuell nicht sagen In Deutschland werden derzeit mehrere SARS-CoV-2-Seropraumlva-lenzstudien unter Kindern und Jugendlichen durch-gefuumlhrt um den Anteil der Kinder und Jugend-lichen am Infektionsgeschehen in Deutschland zu bestimmen199 Zwischenergebnisse zu 2466 Kin-dern und deren Eltern aus einer Studie aus Baden- Wuumlrttemberg zeigen dass die Seropraumlvalenz mit zu-nehmendem Alter zunimmt Bei den 1- bis 5-Jaumlhri-gen lag sie bei 06 bei den 6- bis 10-Jaumlhrigen bei 09 und bei den Eltern bei 18 200 Bei einer aumlhn-lichen Untersuchung in Sachsen wurde eine Sero-

Personal in medizinischen Einrichtungen Beispiele fuumlr TaumltigkeitsbereichePersonengruppen Stufe

mit besonders hohem Expositionsrisiko

Notaufnahmen medizinische Betreuung von COVID-19-PatientInnen Rettungsdienst Beschaumlftigte aus Bereichen in denen aerosolgenerierende Taumltigkeiten an COVID-19- PatientInnen durchgefuumlhrt werden z B In- und Extubation Bronchoskopie Laryngoskopie

1

mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen

Einrichtungen der Altenpflege Einrichtungen die schwer immunsupprimierteonkolo-gischetransplantierte PatientInnen betreuen Palliativmedizin mobile Impfteams

1

mit hohem Expositionsrisiko Infektionsstationen hausaumlrztliche und paumldiatrische Praxen KV-Notdienst Transport von NotfallpatientInnen HNO- Augen- Zahn-Klinik oder -Praxis (enge Kontakte dokumen-tierte Infektionsfaumllle bei med Personal) Personal in Abstrichzentren med Personal des OumlGD mit Patientenkontakt

2

mit moderatem Expositionsrisiko Anderes medizinisches Personal in der ambulanten und stationaumlren Versorgung mit Patientenkontakt und Kontakt zu Schwangeren Blutspendepersonal Reinigungspersonal in Kliniken und Praxen Personal der stationaumlren Impfzentren

3

in relevanten Positionen zur Aufrecht-erhaltung der Krankenhausinfrastruktur Oumlffentlicher Gesundheitsdienst

Taumltige in der IT oder Krankenhaus- bzw Medizintechnik Personal des OumlGD ohne PatientInnenkontakt

3

mit geringem Expositionsrisiko Personal das keine PatientInnen mit (Verdacht auf) Infektionskrankheiten betreut und keine aerosolgenerierenden Taumltigkeiten durchfuumlhrt Laborpersonal

4

Tab 17 | Beispiele fuumlr Personal in medizinischen Einrichtungen nach Taumltigkeitsbereichen und dessen Prioritaumlt fuumlr eine COVID-19-Impfung

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praumlvalenz von 07 bei 1538 Schuumllern der Klassen-stufen 8 ndash 11 bestimmt106 Unter 507 LehrerInnen derselben Schulen betrug die Seropraumlvalenz nur 02 106

Nach Einschaumltzung der DAKJ besteht bei Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu Erwachsenen eine geringere Praumlvalenz von SARS-CoV-2-Infektio-nen Zumindest juumlngere Kinder (lt 14 Jahren) uumlber-tragen das Virus seltener als Erwachsene auf andere Personen198 Des Weiteren postulieren die Autoren unter Berufung auf Studien aus Irland201 und Aus-tralien202 dass bdquoLehrer in Schulen und das Personal in Kitas in diesen Einrichtungen bei Einhaltung von basalen Hygienemaszlignahmen nur ein geringes An-steckungsrisiko durch Kontakte zu potenziell infi-zierten Kindern haben Dieses Risiko ist im Ver-gleich zu dem Risiko einer Ansteckung durch Kon-takte zu erwachsenen SARS-CoV-2-infizierten Men-schen in der Oumlffentlichkeit oder im privaten Bereich nicht erhoumlhtldquo198

1024 Beschaumlftigte im EinzelhandelIn Deutschland sind laut dem Statistischen Bundes-amt 31 Mio Personen im Einzelhandel taumltig

Beschaumlftigte im Einzelhandel fuumlr Lebensmittel und Drogeriewaren zaumlhlen zu den Personen die auch waumlhrend der Pandemie und waumlhrend Zeiten weitrei-chender Schlieszligungen in anderen Bereichen kons-tant weiter an ihrem angestammten Arbeitsplatz ar-beiten und entsprechend Kontakt zu zahlreichen Menschen haben muumlssen Sie leisten einen wichti-gen Beitrag zur Aufrechterhaltung des oumlffentlichen Lebens Weder fuumlr den Einzelhandel fuumlr Lebensmit-tel und Drogeriewaren noch fuumlr andere Branchen liegen Daten aus Deutschland zu Uumlbertragungen von SARS-CoV-2 oder zum Expositionsrisiko der Beschaumlftigten vor Die Bundesanstalt fuumlr Arbeits-schutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat eine bdquoRisi-koschaumltzung zur Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 bei Beschaumlftigten im Einzelhandel fuumlr Lebensmittel und Drogeriewarenldquo publiziert203 In Deutschland sind etwa 780000 Personen im Ein-zelhandel fuumlr Lebensmittel und Drogeriewaren tauml-tig Fuumlr die Einschaumltzung des Infektionsrisikos wur-den Daten aus anderen Bereichen herangezogen Nach Einschaumltzung der BAuA wird das Infektions-risiko maszliggeblich von der Praumlvalenz von

SARS-CoV-2-Infektionen in der Bevoumllkerung be-stimmt und haumlngt zudem von der Art Frequenz und Dauer der Kundenkontakte ab Durch viele eher kurzzeitige Kontakte komme es auch in Ausbruchs-situationen nicht zwangslaumlufig zu Hochrisiko-kontakten203

Seit Beginn der Pandemie sind fuumlr alle Bereiche des Einzelhandels weitreichende Schutzmaszlignahmen eingefuumlhrt worden die das Infektionsrisiko fuumlr die dort Taumltigen senken (Plexiglasschutzscheiben an der Kasse Verpflichtung zum Tragen einer Mund- Nase-Bedeckung fuumlr Kunden und Personal Begren-zung der Personen die sich gleichzeitig in einem Geschaumlft aufhalten duumlrfen)

103 Oumlffentlicher Gesundheitsdienst und weitere Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur

1031 Oumlffentlicher Gesundheitsdienst (OumlGD) Der OumlGD leistet unverzichtbare Arbeit unter ande-rem bei der Bekaumlmpfung der Pandemie Im OumlGD sind ca 17000 Personen taumltig In Deutschland gibt es rund 400 lokale Gesundheitsaumlmter Waumlhrend bei-spielsweise die in COVID-19-Abstrichstellen Taumltigen der Gesundheitsaumlmter einem hohen Expositions-risiko fuumlr SARS-CoV-2 ausgesetzt sind haben Aumlrzte Zahnaumlrzte und medizinisches Fachassistenzperso-nal die in Gesundheitsaumlmtern Untersuchungen und Behandlungen sowie Praumlvention einschlieszliglich Impfungen durchfuumlhren ein vergleichbares Exposi-tionsrisiko wie HausaumlrztInnen Medizinisches Per-sonal der Gesundheitsaumlmter ist besonders auch in den Wohnungen der zu versorgenden Menschen taumltig vor allem in sozialen Schwerpunktbereichen Das betrifft zum Beispiel den Kinderschutz und Kriseninterventionen in der Psychiatrie

Daruumlber hinaus nimmt der OumlGD eine Vielzahl von Aufgaben zur Aufrechterhaltung des oumlffentlichen Lebens wahr Beispielhaft ist auf die Uumlberwachung von Krankenhaumlusern und Arztpraxen Kindertages-staumltten Schulen und Pflegeeinrichtungen hinzu-weisen aber auch auf die Sicherstellung der Trink-wasserqualitaumlt den umweltbezogenen Gesund-heitsschutz und auf vielfaumlltige Beratungsangebote fuumlr in verschiedener Hinsicht beduumlrftige Menschen

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Die Aufgaben des Infektionsschutzes sind ein um-schriebener Teilbereich des Profils eines jeden Gesundheitsamtes Die Meldung von COVID-19- Faumlllen erfolgt an die Gesundheitsaumlmter die dann die entsprechenden Nachforschungen einleiten und Maszlignahmen ergreifen Die Komplettierung und Uumlbermittlung der Daten zu den Faumlllen die Nachver-folgung und das Management von Kontaktperso-nen die Inspektion von Einrichtungen deren Bera-tung und die Uumlberpruumlfung der Hygieneplaumlne der-selben sind nur einige der Aufgaben der Gesund-heitsaumlmter denen waumlhrend der Pandemie besondere Bedeutung zukommt Der stark gestiege-ne Umfang der Aufgaben waumlhrend der Pandemie hat zu einem Personalengpass gefuumlhrt der gegen-waumlrtig auch durch Rekrutierung fachfernen Perso-nals nur teilweise kompensiert werden kann und die Nachverfolgung von COVID-19-Faumlllen ein-schraumlnkt

1032 Berufsgruppen der kritischen InfrastrukturDiverse Gruppen koumlnnen nach dem Bundesamt fuumlr Bevoumllkerungsschutz und Katastrophenhilfe zur kritischen Infrastruktur gerechnet werden204 Im Folgenden wird exemplarisch auf 3 Berufsgruppen eingegangen

Polizei In Deutschland sind ca 334000 Menschen bei der Polizei taumltig205 Fuumlr die Aufrechterhaltung der oumlffentlichen Ordnung hat die Polizei eine zentrale Rolle Das Expositionsrisiko gegenuumlber SARS-CoV-2 ist je nach Taumltigkeit und Einsatzgebiet sehr variabel Direkter Personenkontakt ist zur Erfuumlllung der Auf-gaben teilweise unvermeidbar

Feuerwehr 33549 Personen sind in Deutschland bei der Berufs- und 997603 bei der Freiwilligen Feuer-wehr taumltig206 Die Einsatzkraumlfte koumlnnen auf verschie-denste Art in Kontakt mit Personen kommen bei denen der Verdacht einer SARS-CoV-2-Infektion be-steht oder die bereits erkrankt sind zum Beispiel im Rahmen von Erstversorgungen technischen Rettun-gen oder Amtshilfe fuumlr Gesundheitsbehoumlrden

Persoumlnliche Schutzkleidung kann das Infektionsrisi-ko deutlich senken sofern sie korrekt getragen wird

OumlPNV Der Verband Deutscher Verkehrsunterneh-men e V (VDV) hat in einer Presserklaumlrung am

29102020 mitgeteilt dass laut einer aktuellen Um-frage unter MitarbeiterInnen im Oumlffentlichen Per-sonennahverkehr nur eine sehr geringe Zahl an SARS-CoV-2-Infektionen aufgetreten ist207 Bei den fast 80000 Beschaumlftigten sind seit Beginn der Pan-demie 233 bestaumltigte SARS-CoV-2-Infektionen regis-triert worden Der Anteil ist mit 029 etwa halb so hoch wie der Wert fuumlr die Gesamtbevoumllkerung zu diesem Zeitpunkt (054 Stand 27102020) Dies bestaumltigt nationale und internationale Untersuchun-gen die feststellen dass die Ansteckungsgefahr fuumlr Beschaumlftigte im OumlPNV gering ist und die Infektions-schutzmaszlignahmen wie Maskenpflicht Schutzwaumln-de und regelmaumlszligiges Luumlften wirksam sind

104 Personengruppen die aufgrund ihrer Wohn- Lebens- undoder Arbeitsverhaumlltnisse besonders gefaumlhrdet sind1041 BewohnerInnen von Alten- und Pflegeheimen und ambulant betreute PflegebeduumlrftigeVor allem aumlltere und pflegebeduumlrftige Menschen sind bei einer Infektion mit dem SARS-CoV2-Virus von schweren Krankheitsverlaumlufen und einer hohen Mortalitaumlt betroffen Nach Analysen der London School of Economics gehen etwa die Haumllfte (46 ) der COVID-19-Todesfaumllle in Europa auf Verstorbene in Pflegeheimen zuruumlck208 Laut der Pflegestatistik des Statistischen Bundesamtes waren in Deutsch-land Ende 2017 341 Mio Menschen pflegebeduumlrftig Etwa 259 Mio (76 ) aller Pflegebeduumlrftigen wur-den zu Hause versorgt davon wurden 68 durch Angehoumlrige gepflegt und 32 durch ambulante Pflegedienste Ambulante Pflegedienstmitarbei-terInnen betreuen gleichzeitig im Schnitt 59 Pflege-beduumlrftige Im Dezember 2017 waren 81 der Pfle-gebeduumlrftigen ge 65 Jahre alt 35 waren ge 85 Jahre alt Die Mehrheit (63 ) der Pflegebeduumlrftigen war weiblich Mit zunehmendem Alter steigt die Wahr-scheinlichkeit pflegebeduumlrftig zu sein von 6 bei den 70- bis 74-Jaumlhrigen auf 71 bei den gt 90-Jaumlhri-gen Es werden in Deutschland 082 Mio Pflege-beduumlrftige (24 ) in Pflegeheimen vollstationaumlr betreut Pro Pflegeheim werden im Durchschnitt 64 Pflegebeduumlrftige betreut

Verschiedene Gruumlnde sind fuumlr die Ausbreitung von SARS-CoV-2-Infektionen in Alten- und Pflegeein-richtungen verantwortlich Obwohl inzwischen aus-reichend persoumlnliche Schutzausruumlstung fuumlr Bewoh-

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nerInnen und Beschaumlftigte verfuumlgbar ist sind Be-wohnerInnen ungeuumlbt in der Verwendung oder koumlnnen aufgrund einer haumlufig begleitenden De-menz die empfohlenen Infektionsschutzmaszlignah-men nur ungenuumlgend befolgen Um das Infektions-risiko weiter zu senken haben viele Pflegeinstitu-tionen neben den internen Kontaktbeschraumlnkungen auch die Zugangsmoumlglichkeiten fuumlr BesucherInnen eingeschraumlnkt Allerdings zeigt sich dass die Isola-tion fuumlr die BewohnerInnen schaumldlich ist und die Sterblichkeit erhoumlht209

Aufgrund eingeschraumlnkter Testkapazitaumlten war es bisher nicht moumlglich Angestellte oder Besucher-Innen engmaschig zu testen und es ist kaum ver-meidbar dass symptomlose oder symptomarme Be-schaumlftigte unbemerkt den Erreger in die Einrich-tung eintragen Sobald SARS-CoV-2 in eine Einrich-tung eingedrungen ist ist die weitere Ausbreitung schwer zu kontrollieren und eine Unterbrechung der Infek tionsketten kaum zu erreichen Dies hat zur Folge dass in relativ kurzer Zeit zum Teil groszlige Ausbruumlche mit einem hohen Anteil an Schwerst-kranken entstehen

BewohnerInnen von Alten- und Pflegeheimen ha-ben daher gegenuumlber Personen desselben Alters die nicht in einer Einrichtung leben ein deutlich erhoumlh-tes Risiko sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren und aufgrund ihres hohen Alters ein houmlheres Risiko fuumlr einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf Eine kanadische Studie untersuchte in Ontario das Risi-ko an COVID-19 zu sterben bei BewohnerInnen im Alter gt 69 Jahren in Alten- und Pflegeheimen im Vergleich zu Personen desselben Alters die nicht institutionell versorgt wurden210 Das Risiko an COVID-19 zu versterben war um das 131-fache (95 KI 99 ndash 173) erhoumlht bei BewohnerInnen in Pflege-einrichtungen im Vergleich zu Personen desselben Alters die nicht in Pflegeeinrichtungen lebten

Vergleicht man die Groumlszlige der nach IfSG uumlbermittel-ten COVID-19-Ausbruumlche in Deutschland stellt man fest dass Ausbruumlche in Alten- und Pflegehei-men sowie in Seniorentagesstaumltten neben Ausbruuml-chen in Fluumlchtlings- und Asylbewerberheimen am groumlszligten sind Die durchschnittliche Anzahl an Faumlllen bei Ausbruumlchen in Alters- und Pflegeheimen betraumlgt nach einer Auswertung des RKI zu

COVID-19-Ausbruumlchen in Deutschland 188 Faumllle Der Anteil der PatientInnen bei Ausbruumlchen in Alten- und Pflegeheimen die aufgrund der COVID-19- Erkrankung hospitalisiert werden be-traumlgt (bezogen auf alle Faumllle unabhaumlngig von der Vollstaumlndigkeit der Angaben zur Hospitalisierung) 18 und der Anteil der Pflegebeduumlrftigen die ver-sterben betraumlgt 19 124

Das Institut fuumlr Public Health und Pflegeforschung (IPP) und das SOCIUM Forschungszentrum fuumlr Ungleichheit und Sozialpolitik der Universitaumlt Bre-men haben im Fruumlhjahr 2020 eine deutschland-weite Befragung in einer Stichprobe von Einrich-tungen der (teil)stationaumlren und ambulanten Lang-zeitpflege zur Situation der Langzeitpflege in Deutschland waumlhrend der COVID-19-Pandemie durchgefuumlhrt197 In Bezug auf zentrale Struktur-merkmale entspricht die Auswahl der bundesweiten Verteilung Auf Basis der durchgefuumlhrten Hoch-rechnungen wird der Anteil der Pflegebeduumlrftigen die an COVID-19 verstorben sind an allen bundes-weiten COVID-19-Todesfaumlllen auf mehr als 60 ge-schaumltzt Dabei entfallen 49 auf BewohnerInnen von Pflegeheimen und 12 auf Versorgte in der am-bulanten Pflege Bemerkenswert ist dass ihr Anteil an allen infizierten Personen insgesamt nur 85 (7 plus 15 ) ausmacht Fast jedes fuumlnfte Pflege-heim und jeder zehnte ambulante Pflegedienst sind daruumlber hinaus von Erkrankungsfaumlllen bei Mitarbei-tenden betroffen

1042 Personen mit einer Demenz oder anderen kognitiven Stoumlrungen und Taumltige in Einrichtungen in denen diese Personen betreut werdenIn Deutschland leben laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e V ca 16 Mio Menschen mit De-menz211 und laut dem Statistischen Bundesamt ca 17 Mio Menschen mit geistiger oder seelischer Be-hinderung oder zerebralen Stoumlrungen212 Viele Pati-entInnen mit Demenz und anderen kognitiven Stouml-rungen leiden an Beeintraumlchtigungen des Gedaumlcht-nisses der Sprache des Urteilsvermoumlgens an Dis-tanzlosigkeit und mangelnder Affektkontrolle die es fuumlr sie schwer bzw unmoumlglich machen die In-fektionsschutzmaszlignahmen wie Kontaktbeschraumln-kungen Abstandhalten regelmaumlszligige Haumlndehygie-ne und die Benutzung von Masken zu verstehen und einzuhalten Sie haben dadurch ein erhoumlhtes

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SARS-CoV-2- Infektionsrisiko Hinzu kommt ein er-houmlhtes Expositionsrisiko wenn diese Personen in Institutionen wie Pflegeheimen heilpaumldagogi-schen Einrichtungen oder Wohngruppen unterge-bracht sind oder in Werkstaumltten oder Schulen fuumlr behinderte Menschen Zeit verbringen In diesen In-stitutionen der gemeinschaftlichen Unterbringung bzw des gemeinsamen Aufenthaltes und anderen Angeboten der Eingliederungshilfe ist das Aus-bruchsrisiko deutlich erhoumlht Das erhoumlhte Infek-tionsrisiko betrifft sowohl BewohnerInnen als auch Personen die in diesen Einrichtungen in engem Kontakt zu den BewohnerInnen taumltig sind (z B ErzieherInnen SozialpaumldagogInnen Ergothera-peutInnen PhysiotherapeutInnen betreuende Aumlrzt-Innen)

Laut einer US-amerikanischen Studie haben Men-schen mit geistiger Behinderung die in Einrichtun-gen leben ein deutlich erhoumlhtes Risiko an COVID-19 zu erkranken (7841 Faumllle100000 Einw unter Men-schen mit geistiger Behinderung versus 1910 Faumllle 100000 Einw bei Menschen ohne geistige Behinde-rung) und zu versterben (1175100000 Einw versus 151100000 Einw)213 Eine prospektive Bevoumllke-rungsstudie in Groszligbritannien wertete die Daten von 389620 ProbandInnen aus Betrachtet wurde der Zeitraum von Maumlrz bis Mai 2020 eine Zeitspan-ne in der eine COVID-19-Diagnose in Groszligbritanni-en in der Regel ausschlieszliglich bei hospitalisierten schwer erkrankten PatientInnen erfolgte Als signi-fikante Risikofaktoren fuumlr die Hospitalisierung auf-grund von COVID-19 wurden Erkrankungen wie die Alzheimerkrankheit (OR 229 95 KI 125 ndash 416) andere Demenzformen (OR 216 95 KI 136 ndash 342) und weitere kognitive Stoumlrungen (OR 190 95 KI 124 ndash 290) identifiziert214 Weitere Studien belegen dass die Diagnose einer Demenz insbesondere bei weit fortgeschrittener Erkrankung und unabhaumlngig vom Alter ein prognostisch unguumlnstiger Risikofaktor fuumlr die Mortalitaumlt von COVID-19-PatientInnen ist215 ndash 217 Bestaumltigt werden diese Ergebnisse durch die Untersuchungen von Kuo et al die zeigten dass der Genotyp ApoE e4 ein bekannter Risikofaktor fuumlr De-menz und Alzheimerkrankheit ebenfalls mit dem erhoumlhten Risiko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkran-kung assoziiert ist218

1043 BewohnerInnen und Taumltige in Erstaufnahme-einrichtungen und Gemeinschaftsunterkuumlnften fuumlr AsylsuchendeDie engen Lebensverhaumlltnisse in Erstaufnahmeein-richtungen und Gemeinschaftsunterkuumlnften fuumlr Asylsuchende fuumlhrten zu vielen Ausbruumlchen mit ei-ner hohen Zahl infizierter Personen219 Die durch-schnittliche Anzahl an Faumlllen bei Ausbruumlchen in sol-chen Unterkuumlnften betraumlgt nach einer Auswertung des RKI zu COVID-19-Ausbruumlchen in Deutschland 208 Faumllle124 In Folge dieser Ausbruumlche werden zum Teil sehr drastische Maszlignahmen wie Massenqua-rantaumlne und polizeiliche Bewachung von Gebaumluden ergriffen Durch derlei Maszlignahmen besteht eine erhebliche Gefahr der Re-Traumatisierung dieser ohnehin vulnerablen Population Asylsuchende ha-ben aufgrund von sprachlichen Barrieren oftmals einen schlechteren Zugang zu medizinischer Ver-sorgung als die Allgemeinbevoumllkerung Dies kann dazu beitragen dass Grunderkrankungen in dieser Bevoumllkerungsgruppe unerkannt bleiben Derzeit leben in Deutschland etwa 200000 Personen in Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschafts-unterkuumlnften fuumlr Asylsuchende220

1044 BewohnerInnen und Taumltige in ObdachlosenunterkuumlnftenDie Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosen-hilfe e V gibt in ihrer aktuellsten Schaumltzung (2018) eine Gesamtzahl von etwa 237000 wohnungslosen Menschen in Deutschland an42 Obdachlosigkeit ist mit einem schlechteren Gesundheitszustand und einem erhoumlhten Risiko fuumlr Infektionen assoziiert221 Grund dafuumlr sind sowohl die gesundheitsschaumld-lichen Lebensbedingungen auf der Straszlige als auch ein haumlufig eingeschraumlnkter Zugang zur medizini-schen (Regel-)Versorgung (durch u a fehlenden oder unklarer Versicherungsstatus Scham Vertrau-ensdefizite Diskriminierung zu groszlige Entfernun-gen koumlrperliche oder psychische Beeintraumlchtigung sowie Sprachbarrieren222223) Die Lebensbedingun-gen auf der Straszlige erschweren zudem das Einhalten der Abstands- und Hygieneregeln und den Zugang zu Informationen Viele obdachlose Menschen sind sehr mobil haben einen eingeschraumlnkten Zugang zu Testangeboten und uumlbernachten in Not- oder Ge-meinschaftsunterkuumlnften in denen das Ausbruch-spotenzial hoch ist224 Aus den USA gibt es zahlrei-che Berichte uumlber Ausbruumlche in diesen Unterkuumlnf-

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ten225 ndash 227 bei denen sowohl BewohnerInnen als auch Personal mit teilweise sehr hohen Erkran-kungsraten (bis 36 )225 betroffen waren All dies macht obdachlose Menschen zu einer fuumlr eine COVID-19- Infektion vulnerablen Population fuumlr die Screening Quarantaumlne Isolierung und Behand-lung eine Heraus forderung darstellen228

1045 Personen mit prekaumlren Arbeits- und LebensbedingungenUumlbertragungen von COVID-19 werden an Arbeits-plaumltzen vermehrt beobachtet an denen viele Perso-nen gemeinsam in unzureichend mit Frischluft ver-sorgten Raumlumen arbeiten in denen Abstand halten schwierig oder unmoumlglich ist undoder Schutzklei-dung nicht oder nicht korrekt getragen wird z B in der fleischverarbeitenden Industrie in Verteil-zentren von Paketdiensten

Besonders gut beschrieben sind sowohl fuumlr Deutsch-land229 als auch international230 ndash 232 COVID-19- Ausbruumlche unter Beschaumlftigten in der fleischverar-beitenden Industrie In diesen Ausbruumlchen traten zum Teil sehr viele Faumllle auf223 In einzelnen Betriebs teilen vor allem in Zerlegebetrieben wur-den aus einem groszligen Ausbruch in Deutschland In-fektionspraumlvalenzen von gt 60 berichtet (persoumlnli-che Kommunikation C Frank RKI 29102020)

Wenig Platz zwischen den Arbeitsplaumltzen lange Verweildauern an derselben Position koumlrperliche Arbeit und mangelhafter oder fehlender Luftaus-tausch werden als Hauptfaktoren fuumlr die vielen Uumlbertragungen genannt229232233 Kuumlhle Temperatu-ren scheinen ebenfalls die Transmission von SARS-CoV-2 zu beguumlnstigen234235

Zu den Bedingungen am Arbeitsplatz kommt hinzu dass in diesen Niedriglohn-Bereichen oftmals Men-schen arbeiten die Vertraumlge mit kurzen Laufzeiten und unzureichender sozialer Absicherung haben was dazu fuumlhrt dass sie sich ggf seltener krankmel-den und stattdessen mit Infektionssymptomen wei-terarbeiten Auszligerdem leben sie oftmals in beengten Wohnverhaumlltnissen und Gemeinschaftsunterkuumlnf-ten und reisen teilweise aus dem Ausland zum Ar-beitsplatz uumlber Stunden in engen Fahrgemeinschaf-ten an Dies betrifft zusaumltzlich zu den bereits ge-nannten Gruppen auch saisonale ErntehelferInnen

Die Wohn- und Transportbedingungen koumlnnen zu einem erhoumlhten Risiko fuumlr Uumlbertragungen von SARS-CoV-2 in diesen Settings beitragen233

11 EthikGrundsaumltzlich ist ein allgemeiner gleichberechtig-ter Zugang zur Impfung fuumlr alle anzustreben Auf-grund von anfaumlnglicher Knappheit des Impfstoffes ist jedoch eine Priorisierung bestimmter Gruppen notwendig die vorrangig geimpft werden Die Pri-orisierungsstrategie verfolgt das uumlbergreifende ethische Ziel moumlglichst viel gesundheitlichen und gesellschaftlichen Schaden durch die COVID-19- Pandemie zu verhindern Zudem sind die Prinzipi-en der Selbstbestimmung Gerechtigkeit Solidari-taumlt und Dringlichkeit zu beruumlcksichtigen1 Es darf also keine ungerechtfertigte Diskriminierung in der Prio risierung in der Posteriorisierung oder beim Zugang zur Impfung geben Aus diesen ethi-schen Grundprinzipien sowie aus der aktuellen Evi-denz leiten sich die vier o g Impfziele ab (siehe Ka-pitel 9) Die Priorisierung der Gruppen innerhalb des jeweiligen Impfziels orientiert sich ebenfalls an denselben Zielen sowie an evidenzbasierten Krite-rien Insgesamt ist es auch aus ethischer Sicht wichtig zu betonen dass der Vorschlag fuumlr die Pri-orisierung dynamisch verstanden und auf der Grundlage der jeweiligen Evidenz gegebenenfalls immer wieder angepasst werden muss Des Weite-ren beruumlcksichtigt die Impfempfehlung ethische Anforderungen an einen fairen Entscheidungspro-zess Demnach muss das Verfahren der Impfprio-risierung transparent konsistent und nachvollzieh-bar begruumlndet sein Zudem muss es Moumlglichkeiten des Feedbacks und der Revision geben Erhebun-gen und oumlffentliche Kommunikation von Impfquo-ten und unerwuumlnschten Nebenwirkungen sind zu begruumlszligen da sie helfen die ethischen Ziele zu er-reichen

Dies gilt grundsaumltzlich auch global Die STIKO erar-beitet jedoch Empfehlungen fuumlr Deutschland und klam-mert daher die globale Verteilung an dieser Stelle aus

52Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

12 Mathematische Modellierung

121 Hintergrund zur ModellierungUm die Effekte einer Impfung auf Bevoumllkerungs-ebene darzustellen wurde ein Modell-basierter Ansatz gewaumlhlt Diese Vorgehensweise erlaubt die Verwendung von Evidenz aus verschiedenen Quellen und die Abschaumltzung der Effekte verschiedener po-tenzieller Strategien Fuumlr Infektionskrankheiten bil-det dabei die Modellart der dynamischen Transmis-sionsmodelle den Goldstandard da hier das Trans-missionsgeschehen explizit abgebildet wird und so auch indirekte Effekte durch Impfungen abgebildet werden koumlnnen Aufgrund der Datenanforderungen solcher Modelle hinsichtlich der relevanten Parame-ter fuumlr die Transmission (z B Kontaktverhalten Mas-kentragen Kontaktnachverfolgung) steht ein solches Modell noch nicht zur Verfuumlgung Vielmehr werden nachfolgend Berechnungen anhand eines Markov Modells fuumlr einen Impfzeitraum von 12 Wochen vor-gestellt die sich auf die direkten Effekte d h die Ef-fekte fuumlr den Impfling allein beschraumlnken

122 MethodikDas Markov Modell teilt die Bevoumllkerung in ver-schiedene Gesundheitszustaumlnde ein und berechnet fuumlr Zykluslaumlngen von einer Woche fuumlr die maximale Dauer von 12 Wochen den Anteil der Bevoumllkerung der sich in den jeweiligen Zustaumlnden befindet In Abbildung 10 wird das Modell schematisch darge-stellt Dabei wird jeder Zustand nach Alter und nach COVID-19-Erkrankungsanamnese unterteilt

Fuumlr die Berechnungen wurde eine Vielzahl an ver-schiedenen Daten zusammengefuumlhrt Zunaumlchst wurden die aktuellen Bevoumllkerungszahlen des statis-tischen Bundesamtes aus der Bevoumllkerungs-vorausberechnung236 und der Bevoumllkerungsfort-schreibung genutzt237 Dabei wurde primaumlr auf die Zahlen der Bevoumllkerungsfortschreibung zum Stich-tag 31122019 zuruumlckgegriffen wobei die aggregierte Altersgruppe der uumlber 85-Jaumlhrigen anhand der An-zahl der Personen in den Einzeljahren zwischen 85 und 99 Jahren aus der Bevoumllkerungsfortschreibung aufgeteilt wurde Personen von 100 Jahren und aumllter wurden in den Berechnungen nicht beruumlcksichtigt

Fuumlr jedes Altersjahr wurde aus den Meldedaten nach IfSG zu COVID-19 die altersspezifische wouml-

chentliche Inzidenz sowie das absolute Risiko fuumlr eine Hospitalisierung und fuumlr Tod berechnet Diese Berechnungen beziehen sich fuumlr die Inzidenz auf den Zeitraum seit Meldewoche 40 und fuumlr die Hos-pitalisierungs- und Mortalitaumltsrate auf den Zeit-raum zwischen Meldewoche 11 und 43 Hospitalisie-rungs- und Sterberate wurden fuumlr Personen berech-net fuumlr die in den Meldedaten keine Vorerkrankung kodiert wurde Die Beschraumlnkung des Zeitraums er-folgte bei der Inzidenz um das aktuelle Infektions-geschehen in den Berechnungen abzubilden Bei Hospitalisierung und Mortalitaumlt erfolgte dies um zum einen die ersten Wochen der Pandemie auszu-schlieszligen in denen Personen zur Quarantaumlne in ein Krankenhaus eingewiesen wurden Zum ande-ren erfolgte eine Beschraumlnkung auf Woche 43 um die Vollstaumlndigkeit der Daten aufgrund noch zu er-folgender Nachmeldung zu gewaumlhrleisten Fuumlr das Infektionsgeschehen wurde zusaumltzlich eine alters-unspezifische Inzidenz von 150 Faumlllen je 100000 Einwohnern beruumlcksichtigt

Die Bevoumllkerung wurde zusaumltzlich anhand von Vorerkrankungen stratifiziert Als Datenquellen die-nen hierfuumlr die Gesundheitssurveys des RKI bdquoStudie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschlandldquo (DEGS)238 und bdquoGesundheit in Deutschland aktuellldquo (GEDA)239 Beide Datensaumltze wurden kombiniert und umfassen 32167 Personen Fuumlr jede Person wurde das Vorliegen von einer der in Tabelle 18 auf-gelisteten Vorerkrankungen kodiert und anschlie-szligend wurde die Praumlvalenz von jeder der Kombina-tionen der Vorerkrankungen je Altersjahr berech-net In Kombination mit den Bevoumllkerungszahlen des Statistischen Bundesamts ergibt sich folglich je Alter zwischen 0 und 99 Jahren die Anzahl an Per-sonen die keine Vorerkrankung bzw eine der moumlg-lichen Kombinationen an Vorerkrankungen auf-weist

Abbildung 11 zeigt dass mit dem Alter der Anteil an Personen mit Vorerkrankungen und die Anzahl der Vorerkrankungen pro Person deutlich ansteigen Die Darstellung zeigt dass ein sehr groszliger Anteil der Per-sonen ge 65 Jahre mindestens eine Vorerkrankung hat Die Beruumlcksichtigung von Vorerkrankungen spielt bei Aumllteren jedoch eine untergeordnete Rolle da die Impfindikation durch das Risiko bdquoAlterldquo schon gegeben ist Die Altersindikation ab dem Alter von

53Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

60 Jahren uumlberwiegt das Risiko von Vorerkrankun-gen deutlich Bei Menschen lt 60 Jahren ist eine Vorerkrankung deutlich weniger haumlufig Menschen dieser Altersgruppe haben bei COVID-19- Erkran kung ein durchschnittliches Sterberisiko von 03 Die meisten identifizierten Risikofaktoren erhoumlhen die-ses Risiko um einen Faktor le 15 Das heiszligt dass de-ren Sterberisiko bei COVID-19 auf bis zu 045 an-steigt Dies ist deutlich niedriger als das Sterberisiko von ge 60-Jaumlhrigen (siehe Tab 16) Dies ist der Grund fuumlr die niedrige Einstufung von Risikofaktoren bei Juumlngeren im Rahmen der Priorisierung

Das erhoumlhte Risiko fuumlr Hospitalisierung und Morta-litaumlt fuumlr Personen mit Vorerkrankung wurde uumlber die in Kapitel 1012 dargestellten Ergebnisse in die Berechnungen eingebunden Dafuumlr wurden zu-naumlchst Hazard Ratios (HR)240 und Odds Ratios (OR)241 in Relative Risiken (RR) umgerechnet und anschlieszligend das absolute Risiko fuumlr Personen ohne Vorerkrankungen mit den RRs multipliziert Fuumlr die Umrechnungen von HRs und ORs in RRs

wurden die altersspezifischen absoluten Risiken von Personen ohne Vorerkrankungen als baseline risk genutzt Bei Personen mit mehr als einer Vorer-krankung wurde das jeweilige Maximum der RRs fuumlr Hospitalisierung und Mortalitaumlt genutzt Neben den hieraus berechenbaren Outcomes von

Gesund Geimpft

Asymptomatisch

Symptomatisch(COVID-19)

Hospitalisierung Tod

Genesen

Abb 10 | Schematische Darstellung des Markov Modells zur Berechnung der direkten Impfeffekte auf Bevoumllkerungsebene

Impfserien

Impfserien(kein Check fuumlr pos PCR-Test)

7-TageInzidenz

1 ndash (1 ndash α) (1 ndash VECOVID)α

7-TageInzidenz

(1 ndash α) (1 ndash VECOVID)(1 ndash α)

κ ω

Asthma

COPD

Krebserkrankungen

Diabetes mellitus

Arterielle Hypertonie

Zerebrovaskulaumlre Erkrankung oder Apoplex

Arterielle Hypertonie

Chronische Nierenerkrankungen

Chronische Lebererkrankungen

Adipositas

Myokardinfarkt

Koronare Herzkrankheit

Kardiovaskulaumlre Erkrankungen

Tab 18 | Beruumlcksichtigte Vorerkrankungen in der Modellierung

54Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Abb 11 | Anzahl der Personen nach Alter in Jahren der Bevoumllkerung in Deutschland in Kombination mit den Angaben zu Vorerkrankungen

0

500

1 000

1 500

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100

Alter in Jahren

Anz

ahl P

erso

nen

(in

Tsd

)

Keine Vorerkrankung 1 Vorerkrankung 2 Vorerkrankungen 3 und mehrVorerkrankungen Keine Daten

Anzahl Personen (in Tsd)

1500

1000

500

0

Alter in Jahren

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100

0

500

1 000

1 500

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100

Alter in Jahren

Anz

ahl P

erso

nen

(in

Tsd

)

0

500

1 000

1 500

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100

Alter in Jahren

Anz

ahl P

erso

nen

(in

Tsd

)

0

500

1 000

1 500

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100

Alter in Jahren

Anz

ahl P

erso

nen

(in

Tsd

)

Keine Vorerkrankung 1 Vorerkrankung 2 Vorerkrankungen 3 und mehr Vorerkrankungen Keine Daten

0

500

1 000

1 500

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100

Alter in Jahren

Anz

ahl P

erso

nen

(in

Tsd

)

0

500

1 000

1 500

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100

Alter in Jahren

Anz

ahl P

erso

nen

(in

Tsd

)

COVID-19-Faumlllen Hospitalisierungen und Todesfaumll-len wurden auch verlorene Lebensjahre durch vor-zeitigen Tod durch COVID-19 berechnet Hierfuumlr wurde je nach Alter die fernere Lebenserwartung aus der Sterbetafel des Statistischen Bundesamtes236 fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2019 genutzt

Aus den vorangegangenen Zahlen wurde zunaumlchst die woumlchentliche Anzahl an COVID-19-Faumlllen Hos-pitalisierungen Todesfaumlllen und Anzahl an verlore-nen Lebensjahren fuumlr ein Szenario ohne Impfung berechnet Anschlieszligend wurde die Reduktion der jeweiligen Outcome-Parameter fuumlr eine Reihe von potenziellen Impfstrategien berechnet Die drei Impfstrategien umfassen dabei

Personen im Alter von ge 80 Jahren Personen im Alter von ge 60 Jahren Personen im Alter von ge 18 Jahren mit

Vorerkrankungen

Die verfuumlgbaren Impfstoffdosen werden dabei aus-gehend von einem 2-Dosen Impfschema propor-tional zum Anteil eines Jahrgangs uumlber die Perso-nen in den Altersjahren bzw Vorerkrankungskate-gorien hinweg verteilt

Unabhaumlngig von Alter und Vorerkrankungsstatus wurde eine Wirksamkeit der Impfung von 90

gegen einen symptomatischen Verlauf (COVID-19) angenommen Hinsichtlich der Impfstoffverfuumlgbar-keit wurden 500000 Dosen je Woche angenom-men was unter Annahme eines 2-Dosen Impfsche-mas 250000 vollstaumlndigen Impfserien entspricht Weiterhin wurden zwei Varianten hinsichtlich einer der Impfung vorangegangenen PCR-bestaumltigten SARS-CoV-2-Infektion berechnet Da zumindest eine gewisse Schutzwirkung durch eine uumlberstan-dene SARS-CoV-2-Infektion anzunehmen ist koumlnn-ten Impfstoffdosen fuumlr bdquogeneseneldquo COVID-19- PatientInnen fuumlr noch nicht infizierte Personen ver-wendet werden Die Anzahl der bdquogenesenenldquo COVID-19-Faumllle wurde aus den Meldedaten entnom-men und es wurden ad-hoc Analysen der woumlchent-lichen Effekte berechnet

Im Basis-Szenario wurde von einer Impfstrategie ohne Beruumlcksichtigung einer vorangegangenen SARS-CoV-2-Infektion und einer altersunspezifi-schen woumlchentlichen Inzidenz von 150 Faumlllen 100000 Einw ausgegangen Variationen hinsicht-lich dieser Annahmen wurden in Sensitivitaumltsana-lysen beruumlcksichtigt Alle Szenarien werden gegen eine Berechnung ohne Impfung verglichen Bei einer allgemeinen Inzidenz von 150 SARS-CoV-2- Infektionen je 100000 Einwohnern sind ohne eine Impfung in 12 Wochen 1434100 COVID-19-Faumllle

55Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

192600 Hospitalisierungen 15600 Todesfaumllle und 156100 verlorene Lebensjahre zu erwarten Fuumlr eine Inzidenz die der Inzidenz zwischen KW 40 und KW 46 (877100000 Einwohner) entspricht wauml-ren 839300 COVID-19-Faumllle 88500 Hospitalisie-rungen 7100 Todesfaumllle und 64200 verlorene Le-bensjahre pro 12 Wochen zu erwarten

123 Ergebnisse der Modellierung

1231 Basis-Szenario In der Analyse des Basis-Szenarios (250000 voll-staumlndige Impfserien pro Woche Inzidenz 150 100000 pro Woche kein Ausschluss von PCR- bestaumltigten SARS-CoV-2-Infektionen (s Abb 12) ist bei allen drei Impfstrategien mit einer Verhinde-rung von ca 19600 symptomatischen Faumlllen uumlber 12 Wochen zu rechnen Bei den Hospitalisierungen ist mit ca 10500 die houmlchste Anzahl zu verhindern wenn Personen uumlber 80 Jahren die Impfung ange-boten wird Personen uumlber 60 Jahre zu impfen wuumlr-de zu einer erwartenden Reduktion von ca 6800 Hospitalisierungen fuumlhren und Personen mit Vorer-krankungen zu impfen zu einer Reduktion von ca 5100 Faumlllen Auch bei den verhinderten Todesfaumlllen und verlorenen Lebensjahren ist bei einer Impfung der Personen uumlber 80 Jahren mit den houmlchsten Re-

duktionen zu rechnen Diese Daten zeigen klar dass mit einer Priorisierung uumlber hohes Alter in Deutschland die maximale Reduktion bzgl Hospi-talisierung und Mortalitaumlt erreicht werden kann Dies gilt sogar bzgl der gewonnen Lebensjahre ob-wohl die noch zu erwartenden Lebensjahre bei aumllte-ren Menschen notwendigerweise deutlich geringer als bei juumlngeren sind

Um die absoluten Zahlen besser einordnen zu koumln-nen ist in Abbildung 13 die relative Reduktion der verschiedenen Endpunkte nach 12 Wochen abgebil-det Die ca 19600 verhinderten COVID-19-Faumllle entsprechen dabei nur ca 14 aller auftretenden Faumllle in diesem Zeitraum Hospitalisierungen wuumlr-den hingegen bei der Impfstrategie bdquoge 80 Jahreldquo um ca 55 zuruumlckgehen und der Anteil der Todesfaumllle waumlre um ca 123 geringer Bei den beiden anderen Impfstrategien ist fuumlr Hospitalisierungen Todesfaumll-le und verlorene Lebensjahre ein geringerer relati-ver Ruumlckgang zu erwarten

1232 SensitivitaumltsanalysenIn der ersten Sensitivitaumltsanalyse (s Abb 14) wurde die Impfung nur an Personen gegeben die keine vorangegangene PCR-bestaumltigte SARS-CoV-2- Infektion haben D h Personen die eine natuumlrliche

11840

7410

4590

Abb 12 | Kumulativer Impact von COVID-19-Impfstrategien bis 12 Wochen nach Impfstart (Basis-Szenario)

COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

20000

15000

10000

5000

0

Durch Impfung verhinderte Anzahl an hellip

19590 19690 19650

10550

6810

5080

1930790 480

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter Personen uumlber 18 Jahre mit VorerkrankungenImpfstrategie

56Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Abb 13 | Relativer Impact von COVID-19-Impfstrategien bis 12 Wochen nach Impfstart (Basis-Szenario)

Relativer Ruumlckgang durch Impfung an hellip

14

14 14

35

26

55 51

31

123

76

29

47

25

20

15

10

5

0

COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter Personen uumlber 18 Jahre mit VorerkrankungenImpfstrategie

Immunitaumlt aufgrund einer zuruumlckliegenden SARS-CoV-2-Infektion aufweisen erhalten keine Impfung Hierdurch sind mehr Impfstoffdosen fuumlr Personen verfuumlgbar die noch keine Infektion durch-gemacht haben Die verfuumlgbaren Impfstoffdosen werden also effizienter eingesetzt was sich auch in einer houmlheren Zahl verhinderter COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle und verlorener Le-bensjahre widerspiegelt Fuumlr die Impfstrategie bdquoge 80 Jahreldquo werden nun ca 350 COVID-19-Faumllle mehr verhindert Die Zahl der verhinderten Hospitalisie-rungen steigt auf 10730 Bei den Todesfaumlllen und den gewonnenen Lebensjahren sind nur geringe Zugewinne im Vergleich zum Basis-Szenario von ca 40 Todesfaumlllen und 210 Lebensjahren zu beob-achten

In einer zweiten Sensitivitaumltsanalyse wurde berech-net welchen Einfluss das Infektionsgeschehen auf die verhinderten COVID-19-Faumllle Hospitalisierun-gen Todesfaumllle und verlorenen Lebensjahre auf-weist Im Vergleich zur Basis-Szenario-Annahme einer uumlber das Alter gleichen Inzidenz findet sich in Abbildung 15 der Impact der verschiedenen Impfstrategien unter Beruumlcksichtigung der alters-spezifischen woumlchentlichen Inzidenz seit Melde-woche 40 Im Vergleich zum Basis-Szenario wird deutlich dass die Impfstrategie bdquoge 80 Jahreldquo mit 9670 Faumlllen nicht mehr die meisten COVID-19- Faumllle verhindert sondern die Impfstrategie bdquoPerso-

nen ge 18 Jahre mit Vorerkrankungenldquo mit 10560 Faumlllen Hinsichtlich der Hospitalisierungen Todes-faumllle und verlorenen Lebensjahre bleibt die Imp-fung von Personen uumlber 80 Jahre jedoch weiterhin die effizienteste Strategie

13 Impfstrategie und Priorisierung der zu impfenden BevoumllkerungsgruppenMittelfristig ist es das Ziel allen Menschen Zugang zu einer Impfung gegen COVID-19 anbieten zu koumlnnen Da zu Beginn jedoch nicht ausreichend Impfstoff fuumlr die Versorgung aller zur Verfuumlgung stehen wird und auch die logistischen Ressourcen fuumlr eine flaumlchendeckende Versorgung noch nicht ausreichen muss priorisiert und stufenweise vorge-gangen werden Es ist wichtig dass bei begrenzten Impfstoffressourcen die Impfstoffe so verteilt wer-den dass bestmoumlglich Schaumlden durch die COVID-19- Pandemie verhindert werden Um dies zu errei-chen sollen nach Einschaumltzung der STIKO und un-ter Beruumlcksichtigung des gemeinsam mit dem Deutschen Ethikrat und der Leopoldina erstellten Positionspapiers vordringlich Personen geimpft werden die entweder ein besonders hohes Risiko fuumlr einen schweren oder toumldlichen Verlauf von COVID-19 aufweisen ein besonders hohes arbeits-bedingtes Expositionsrisiko gegenuumlber SARS-CoV-2 haben oder aufgrund ihrer Taumltigkeit in haumlufigem Kontakt zu besonders durch COVID-19 gefaumlhrdeten

57Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Personen stehen mit einer hohen Gefahr der Erre-gertransmission

Die Matrix (s Tab 19) zeigt welchen Gruppen mit welcher Prioritaumlt eine Impfung angeboten werden soll und unter welches Impfziel die einzelnen Grup-

pen eingeordnet werden koumlnnen Einige Gruppen werden mehrfach genannt da ihre Impfung unter-schiedliche Impfziele verfolgt Zum Beispiel kann die Impfung von BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen zum einen schwere oder gar toumldliche Erkrankungsverlaumlufe verhindern (direk-

Abb 15 | Kumulativer Impact von COVID-19-Impfstrategien bis 12 Wochen nach Impfstart (Szenario Infektionsgeschehen)

Durch Impfung verhinderte Anzahl an hellip

20000

15000

10000

5000

0

COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

1860

4590

2910

7410

5720

11840

220480360790104019302230

5080

2680

6810

5100

1055010560

1965019690

7770

9670

19590

Allgemeine Inzidenz ndash 150 Faumllle je 100000 Einwohner

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter

Personen uumlber 18 Jahre mit Vorerkrankungen

Alter-spezifische Inzidenz ndash KW 40 bis KW 46

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter

Personen uumlber 18 Jahre mit Vorerkrankungen

Abb 14 | Impact von COVID-19 Impfstrategien (Szenario Ausschluss von Personen mit SARS-CoV-2-PCR-Nachweis in der Anamnese)

Durch Impfung verhinderte Anzahl an hellip

20000

15000

10000

5000

0

1205011840

19701930

1073010550

1994019590

COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

Unabhaumlngig von fruumlherem positiven PCR-Test ndash 80 Jahre und aumllter Keine Personen mit fruumlherem positiven PCR-Test ndash 80 Jahre und aumllter

58Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ter Effekt) und zum anderen das Risiko von Ausbruuml-chen in diesen Einrichtungen reduzieren (indirek-ter Effekt durch die erhoffte Reduktion der Trans-mission)

Bei der Priorisierung innerhalb der COVID-19-Impf empfehlung der STIKO koumlnnen nicht alle Krankheitsbilder oder Impfindikationen explizit ge-nannt werden Es obliegt daher den fuumlr die Priori-sierung in den Bundeslaumlndern Verantwortlichen in Einzelfaumlllen Personen die nicht ausdruumlcklich im Stufenplan genannt sind angemessen zu priorisie-

ren Dies betrifft z B Personen mit seltenen schwe-ren Vorerkrankungen oder auch schweren Behinde-rungen fuumlr die bisher zwar keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz bzgl des Verlaufes einer COVID-19-Erkrankung vorliegt fuumlr die aber ein deutlich erhoumlhtes Risiko angenommen werden muss Dies trifft auch fuumlr Personen zu die zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr oder nicht mehr gleich wirksam geimpft werden koumlnnen (z B bei unmittelbar bevorstehender Chemotherapie) Dar-uumlber hinaus sind Einzelfallentscheidungen moumlg-lich wenn berufliche Taumltigkeiten bzw Lebensum-

Verhinderung schwerer COVID-19-Verlaumlufe (Hospitalisierung) und Todesfaumllle

Schutz von Personen mit besonders hohem arbeitsbeding-ten SARS-CoV-2-Expositionsrisiko (berufliche Indikation)

Verhinderung von Transmission sowie Schutz in Umgebungen mit hohem Anteil vulnerabler Personen und in solchen mit hohem Ausbruchspotenzial

Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen und des oumlffentlichen Lebens

BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen

Personal mit besonders hohem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen

Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Altenpflege

Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Altenpflege

Andere Taumltige in Senioren- und Altenpflegeheimen mit Kontakt zu den BewohnerInnen

Personal in medizinischen Einrich-tungen mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen

Personal in medizini-schen Einrichtungen und an Positionen die fuumlr die Aufrechterhaltung der Krankenhausinfrastruktur besonders relevant sind

Teilbereiche des OumlGD

Personen im Alter von ge 80 Jahren

Personal mit hohem Expositi-onsrisiko in medizinischen Einrichtungen

Taumltige in der ambulanten oder stationaumlren Versorgung von Personen mit Demenz oder geistiger Behinderung

Personen in Institutionen mit einer Demenz oder geistigen Behinderung~

LehrerInnen ErzieherInnen

Personen im Alter von ge 75 ndash 79 Jahren

Personen mit Down-Syndrom~

Personal mit moderatem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen

BewohnerInnen und Taumltige in Gemeinschaftsunterkuumlnften (z B fuumlr Kinder und Jugendliche Asylsuchende Obdachlose Frauenhaumluser)~

Enge Kontaktpersonen von Schwangeren~

Enge Kontaktpersonen bzw Pflegende von Personen mit einem erhoumlhten Risiko (z B Pflegebeduumlrftige)~

Personal in Schluumlssel-positionen der Landes- und Bundesregierungen

Beschaumlftigte im Einzelhandel

Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur

Personen im Alter von ge 70 ndash 74 Jahren

Personen mit Vorerkrankungen mit hohem Risiko

Personal mit niedrigem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen

Personen mit prekaumlren Arbeits- undoder Lebensbedingungen (z B Inhaftierte Saisonarbeiter Beschaumlftigte in der Fleisch verarbei-tenden Industrie oder Verteilzentren)

Personen im Alter von ge 65 ndash 69 Jahren

Personen mit Vorerkrankungen mit moderat erhoumlhtem Risiko und deren engste Kontakt-personen

LehrerInnen ErzieherInnen Beschaumlftigte im Einzelhandel Beschaumlftigte zur Aufrechterhal-tung der oumlffentlichen Sicherheit mit erhoumlhtem Expositionsrisiko (zB Polizei im Auszligendienst)

LehrerInnen ErzieherInnen

Personen im Alter von ge 60 ndash 64 Jahren

Personen im Alter von lt 60 Jahren~

Tab 19 | Matrix zur Priorisierung der Bevoumllkerungsgruppen fuumlr eine COVID-19-Impfung unter Beruumlcksichtigung der Impfziele

zur Einteilung des Personals in medizinischen Einrichtungen siehe Tabelle 15 (Kapitel 1021) ~ Ein off-label-Gebrauch fuumlr Kinder wird nicht empfohlen

59Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

staumlnde mit einem nachvollzieh baren unvermeid-bar sehr hohen Infektionsrisiko einhergehen Die-se Oumlffnungsklausel darf nicht missbraucht werden um ungerechtfertigterweise eine Impfung durch-zufuumlhren und somit staumlrker gefaumlhrdeten Personen die Impfung vorzuenthalten

Personen mit Vorerkrankungen wurden nach ihrem Mortalitaumltsrisiko unterschiedlichen Stufen zugeord-net Personen mit Down Syndrom wurden der Stufe 2 zugeordnet Die in Stufe 3 genannte Gruppe mit Vorerkrankungen mit hohem Mortalitaumltsrisiko umfasst Personen mit folgenden Vorerkrankungen Z n Organtransplantation aktive maligne haumlmato-logische Erkrankungen fortgeschrittene solide Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind sowie Tumorerkrankungen unter aktueller systemi-scher Therapie (ausgenommen ausschlieszliglich anti-hormonelle Monotherapie) interstitielle Lungener-krankungen psychiatrische Erkrankungen (bipolare Stoumlrung Schizophrenie und schwere Depression) Demenz Diabetes mellitus mit einem HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 COPD Adipositas (BMI gt 30 kgm2) chronische Lebererkrankungen inkl Leberzirrhose chronische Nierenerkrankungen (siehe auch Kapitel 1012 Personen mit Vorerkran-kungen)

Die in Stufe 4 genannte Gruppe mit Vorerkrankun-gen mit moderat erhoumlhtem Mortalitaumltsrisiko um-fasst Personen mit folgenden Vorerkrankungen Diabetes mellitus mit HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 ArrhythmieVorhofflimmern HIV-Infek-tion Koronare Herzkrankheit Herzinsuffizienz Auto immunerkrankungen Krebserkrankungen in behandlungsfreier Remission arterielle Hyperto-nie rheumatologische Erkrankungen Asthma bron chiale chronisch entzuumlndliche Darmerkran-kungen (CED) zerebrovaskulaumlre ErkrankungenApoplex und andere chronische neurologische Erkrankungen

Im Stufenplan fuumlr die Priorisierung der Impfindika-tionen (s Tab 20) sind die Gruppen nochmals mit ihrer Groumlszlige und nach Prioritaumlt angeordnet Zu wel-chem Zeitpunkt von einer Stufe zur naumlchsten ge-wechselt werden kann richtet sich nach der Verfuumlg-barkeit der Impfstoffe Es liegt in der Hoheit der

Bundeslaumlnder diese Entscheidung zu gegebener Zeit zu treffen

Auch wenn Maumlnner eine gegenuumlber gleichaltrigen Frauen etwas houmlhere Hospitalisierungs- und Morta-litaumltsrate haben hat die STIKO entschieden keine geschlechtsspezifische Impfempfehlung zu geben Die COVID-19-Impfstoffe werden im Kindesalter bis auf Weiteres nicht zugelassen sein weshalb die STIKO derzeit keine COVID-19-Impfempfehlung fuumlr Kinder gibt Es laufen aktuell mehrere klinische Phase 3-Studien mit unterschiedlichen Impfstoffen die auch Kinder einschlieszligen Die STIKO wird die Datenlage fortlaufend neu bewerten

14 Implementierung Routinemaumlszligig erfolgen Impfungen bisher uumlber etablierte dezentrale Strukturen So werden Impf-stoffe uumlber Groszlighaumlndler und Apotheken beschafft und verteilt Die eigentlichen Impfungen werden vorrangig durch die an der vertragsaumlrztlichen Ver-sorgung teilnehmenden AumlrztInnen (ca 50000 Pra-xen in ganz Deutschland) sowie durch Betriebsaumlrzt-Innen durchgefuumlhrt

Aufgrund der besonderen Pandemiesituation muumls-sen in einer ersten Phase COVID-19-Impfungen uumlber zentral organisierte Impfstellen (Impfzentren sowie mobile Impfteams) durchgefuumlhrt werden Dies liegt an den besonderen (Langzeit-)Lagerungs- und Transportbedingungen der Bereitstellung in Mehr-dosenbehaumlltnissen der Priorisierung von Zielgrup-pen bei anfaumlnglich begrenzt verfuumlgbaren Impfstoff-dosen der erwarteten Verfuumlgbarkeit unterschiedli-cher Impfstoffkandidaten der Notwendigkeit von er-houmlhten Steuerungsmoumlglichkeiten im Rahmen der Pandemiebewaumlltigung sowie der erfor derlichen Nachverfolgung der geimpften Personen Um unter diesen Rahmenbedingungen Impfungen kontrolliert und effizient durchfuumlhren zu koumlnnen werden ange-passte zentralisierte Strukturen benoumltigt Sobald es die Rahmenbedingungen erlauben und ausreichen-de Impfstoffmengen mit geeigneten Lagerungskon-ditionen zur Verfuumlgung stehen koumlnnen die Impfak-tivitaumlten in das Regelsystem uumlber gehen

Fuumlr die zentralisierte Organisation werden die Bun-deslaumlnder in ihrer Zustaumlndigkeit durch Unterstuumlt-zung der niedergelassenen Aumlrzteschaft zentrale

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Tab 20 | Stufenplan fuumlr die Impfindikationsgruppen zur Priorisierung der COVID-19-Impfung und Groumlszlige der Gruppen (Die Summen sind grobe Schaumltzungen zur Orientierung Zum einen gibt es Uumlberlappungen inner-halb der Prioritaumltengruppen zum anderen sind nicht fuumlr alle Gruppen Daten verfuumlgbar)

deg zur Einteilung des Personals in medizinischen Einrichtungen siehe Tabelle 15 (Kapitel 1021)

Quellen Destatis ~ Schaumltzung zumeist basierend auf Destatis-Daten (Teilgruppen von bei Destatis angegebenen Gesamt heiten oder nur Teilgruppen bei Destatis auffindbar) sect Deutsche Alzheimergesellschaft eV Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe eV amp Bundesverband der AumlrztInnen und Aumlrzte des oumlffentlichen Gesundheitsdienstes eV Verband Deutscher Verkehrsunternehmen eV $ Deutscher Feuerwehrverband Bundesverband der Kinder- und Jugendaumlrzte eV

Stufe Personengruppen N (Mio)

1 BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen 10 Personen im Alter von ge 80 Jahren 54 Personal mit besonders hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungendeg (zB Notaufnahmen medizinische Betreuung von COVID-19-PatientInnen)

10~

Personal in medizinischen Einrichtungen und andere Personen mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppendeg (z B in der Onkologie oder Transplantationsmedizin)

Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Altenpflege 12 Andere Taumltige in Senioren- und Altenpflegeheimen mit Kontakt zu den BewohnerInnen

Summe gt 86

2 Personen im Alter von ge 75 ndash 79 Jahren 41 Personal mit hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungendeg 10~

Personen in Institutionen mit einer Demenz oder geistigen Behinderung gt 16sect

Taumltige in der ambulanten oder stationaumlren Versorgung von Personen mit Demenz oder geistiger Behinderung

Personen mit Down-Syndrom (Trisomie21) 005

Summe gt 7

3 Personen im Alter von ge 70 ndash 74 Jahren 36 Personen mit Vorerkrankungen mit hohem Risiko (z B Zustand nach Organtransplantation aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen fortgeschrittene solide Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind sowie Tumorerkrankungen unter aktueller systemischer Therapie (ausgenommen ausschlieszliglich antihormonelle Mono-therapie) interstitielle Lungenerkrankungen psychiatrische Erkrankungen (bipolare Stoumlrung Schizophrenie und schwere Depression) Demenz Diabetes mellitus mit einem HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 COPD Adipositas (BMI gt 30 kgm2) chronische Lebererkrankungen inkl Leberzirrhose chronische Nierenerkrankungen)

BewohnerInnen (falls im Impfalter) und Taumltige in Gemeinschaftsunterkuumlnften (z B fuumlr Kinder und Jugendliche Asylsuchende Obdachlose Frauenhaumluser)

gt 05

Enge Kontaktpersonen von Schwangeren 076~

Enge Kontaktpersonen bzw Pflegende von Pers mit einem erhoumlhten Risiko (z B Pflegebeduumlrftige)

Personal in medizinischen Einrichtungen mit moderatem Expositionsrisikodeg und in Positionen die fuumlr die Aufrechterhaltung der Krankenhausinfrastruktur besonders relevant sind

08

Teilbereiche des OumlGD 0017amp

Summe gt 57

4 Personen im Alter von ge 65 ndash 69 Jahren 48 Personen mit Vorerkrankungen mit moderat erhoumlhtem Risiko (z B Diabetes mellitus mit HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 ArrhythmieVorhofflimmern HIV-Infektion Koronare Herzkrankheit Herzinsuffizienz Autoimmunerkran-kungen Krebserkrankungen in behandlungsfreier Remission arterielle Hypertonie rheumatologische Erkrankungen Asthma bronchiale chronisch entzuumlndliche Darmerkrankungen (CED) zerebrovaskulaumlre ErkrankungenApoplex und andere chronische neurologische Erkrankungen) und deren engste Kontaktpersonen

Personal mit niedrigem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungendeg 03~

LehrerInnen 08 ErzieherInnen gt 06 Personen mit prekaumlren Arbeits- undoder Lebensbedingungen (zB Inhaftierte Saisonarbeiter Beschaumlftigte in Verteilzentren oder der Fleisch verarbeitenden Industrie)

gt 04~

Summe gt 69

5 Personen im Alter von ge 60 ndash 64 Jahren 55 Personal in Schluumlsselpositionen der Landes- und Bundesregierungen

Beschaumlftigte im Einzelhandel 31 Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur 08 $

Summe gt 84

6 Alle uumlbrigen Personen im Alter von lt 60 Jahren 450

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Impfstellen einrichten und betreiben Die Vorberei-tung und Durchfuumlhrung kann dabei durch Hilfsor-ganisationen die Bundeswehr sowie Logistikunter-nehmen unterstuumltzt werden Der Bund wird ge-meinsam mit den Laumlndern Eckpunkte fuumlr einen Handlungsleitfaden zum Betrieb von zentralen Impfstellen erarbeiten

141 Alternative Maszlignahmen fuumlr das Erreichen des Impfziels im Vergleich zur Impfung sowie deren Effektivitaumlt und UmsetzbarkeitZu den wichtigsten Infektionsschutzmaszlignahmen um die Ausbreitung von SARS-CoV-2-Infektionen zu verhindern und sich selbst und andere vor der Infektion zu schuumltzen zaumlhlen die Reduktion der di-rekten zwischenmenschlichen Kontakte sowie die Beachtung der Abstands- und Hygieneregeln

Auch nachdem jetzt zwei COVID-19-Impfstoffe in Deutschland zugelassen sind und die verfuumlgbare Impfstoffmenge ansteigt kann es noch viele Monate dauern bevor ein nennenswerter Teil der Bevoumllke-rung oder zumindest der besonders vulne rablen Gruppen geimpft sein wird Wie lange der Schutz nach Impfung anhaumllt und wie ausgepraumlgt er sein wird ist derzeit nicht bekannt Daher ist es uner-laumlsslich dass die empfohlenen Infektionsschutz-maszlignahmen zunaumlchst weiterhin konsequent beach-tet und umgesetzt werden

Ein systematischer Review untersuchte die Wirk-samkeit des Abstandshaltens und das Tragen von Gesichtsmasken zum Schutz vor einer SARS-CoV-2- Infektion242 Es wurden 44 Vergleichsstudien mit 25697 PatientInnen in der Meta-Analyse beruumlck-sichtigt Auf Basis der gepoolten Daten kann man festhalten dass ein Abstand von mehr als 1 m und das Tragen von Masken das Infektionsrisiko signifi-kant reduzieren Die adjustierten OR fuumlr einen Ab-stand von ge 1 m im Vergleich zu einer kuumlrzeren Di-stanz betrugen 018 (95 KI 009 ndash 038) und fuumlr das Tragen einer Maske im Vergleich zu einer Expo-sition ohne Maske 015 (95 KI 007 ndash 034) FFP2- Masken oder vergleichbare Masken (aOR 004 95 KI 0004 ndash 030) haben eine bessere Wirksam-keit als Mund-Nase-Bedeckungen (aOR 033 95 KI 017 ndash 061)242 Die Wirksamkeit von Gesichtsmas-ken beschraumlnkt sich nicht auf Masken mit hoher Ae-rosolfilterleistung (z B FFP2) Auch chirurgischer

Mund-Nasen-Schutz und Mund-Nase-Bedeckungen sind wirksam wenngleich deren Partikelfilterleis-tung natuumlrlich geringer ist als von FFP2-Atem-schutzmasken242243 Wichtig fuumlr die Schutzwirkung ist der korrekte Gebrauch der Masken Eine rando-misierte Studie aus Daumlnemark untersuchte ob das Tragen einer Maske das Infektionsrisiko fuumlr eine SARS-CoV-2-Infektion in einer Situation reduziert in dem das Tragen primaumlr nicht empfohlen ist244 Die Studie schloss 3030 TeilnehmerInnen ein die eine Maske tragen sollten und 2994 Kon trollen die keine Maske tragen sollten Eine SARS-CoV-2-Infek-tion wurde bei 18 (n = 42) der TeilnehmerInnen mit Maskenempfehlung und bei 21 (n = 53) der Kontrollen beobachtet (OR = 082 95 KI 054 ndash 123 p = 033) Durch die Empfehlung Masken zu tragen konnte die Infektionsrate um nicht mehr als 50 gesenkt werden

Die Datenlage zur Effektivitaumlt der Infektionsschutz-maszlignahmen wurde vielfach kritisiert und es wur-den qualitativ hochwertige Studien dazu gefordert Insgesamt muss man jedoch festhalten dass es kei-ne alleinige Maszlignahme gibt die sicher vor der SARS-CoV-2-Infektion schuumltzt Fuumlr eine solide Risi-koreduktion sollten in Abhaumlngigkeit von der aktuel-len Epidemiologie und der SARS-CoV-2-Infektions-haumlufgkeit verschiedene Strategien beruumlcksichtigt und kombiniert werden Reduktion der Personen-kontakte und ihrer Dauer Einhaltung eines 15 m oder groumlszligeren Abstands Einhalten von Husten- Nies- und Haumlndehygiene Gebrauch von Alltags-Atemschutzmasken und regelmaumlszligiges Luumlften Zur Vermeidung des Uumlbertragungsrisikos ist zusaumltzlich wichtig dass infizierte Personen umgehend isoliert werden und dass deren Kontaktpersonen zeitnah identifiziert werden und in Quarantaumlne gehen

15 Impfakzeptanz in der Bevoumllkerung und der Aumlrzteschaft Bei der SARS-CoV-2-Impfung handelt es sich nicht nur um eine neue Impfempfehlung (fuumlr Deutsch-land und weltweit) sondern auch um einen neuar-tigen Erreger Der empfohlene Impfstoff wurde in Verfahren entwickelt die bei keinem der bisher zu-gelassenen Impfstoffe zum Einsatz kamen Ande-rerseits wird ein Impfstoff gegen SARS-CoV-2 auf-grund der hohen Infektionsgefahr und der Auswir-

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kungen der bisherigen nicht-medizinischen Maszlig-nahmen u a auf Wirtschaft und soziales Leben dringend erwartet Insgesamt stellt dies eine beson-dere Situation dar die sich auf die Akzeptanz der neuen Impfung auswirken kann

In einer in Kooperation mit dem RKI durchgefuumlhr-ten fortlaufenden Querschnittstudie (httpcoro-na-monitorde) gaben zuletzt 49 der Befragten an sich (eher) gegen COVID-19 impfen zu lassen (Stand 15122020)245 Mitte April waren es noch 79 seitdem sank die Bereitschaft kontinuierlich ab und erreichte mit 48 am 08122020 ihren niedrigsten Wert Fuumlr die Impfbereitschaft ist insbe-sondere das Vertrauen in die Sicherheit und Effek-tivitaumlt der Impfung maszliggeblich (staumlrkster Praumldik-tor) Weitere wichtige Aspekte sind die Kosten- Nutzen-Abwaumlgung und das Verantwortungsgefuumlhl fuumlr die Gemeinschaft Personen die einer potenziel-len Impfung mehr vertrauen weniger Kosten- Nutzen abwaumlgen und nicht von der Impfung ande-rer profitieren wollen ohne sich selbst impfen zu lassen zeigen eine houmlhere Impfbereitschaft Auch aumlltere Personen und maumlnnliche Befragte geben eine houmlhere Impfbereitschaft an

In einer Erhebung war die Impfbereitschaft des me-dizinischen Personals geringer als die der Gesamt-bevoumllkerung im Vergleich mit anderen Bevoumllke-rungsgruppen wie Personen mit chronischen Er-krankungen oder Aumllteren faumlllt die Impfbereitschaft des medizinischen Personals am geringsten aus246 Auch in der neuesten Erhebung vom 15122020 liegt die Impfbereitschaft des medizinischen Perso-nals geringfuumlgig unter der der Allgemeinbevoumllke-rung Motivationshilfe koumlnnten hier die in diesen bzw fuumlr diese Einrichtungen taumltigen BetriebsaumlrztIn-nen leisten indem vor Ort Impfangebote gemacht werden und somit ein Besuch in einem externen Impfzentrum nicht mehr notwendig ist

Ab einer zu erwartenden Impfeffektivitaumlt von etwa 80 steigt die Impfbereitschaft deutlich an Dies zeigt ein Szenario in dem die Impfintention in Ab-haumlngigkeit der Impfnebenwirkungen des Pande-miegeschehens und der Impfeffektivitaumlt erfasst wurde In einem weiteren Szenario wurde die Akzeptanz verschiedener Impfstofftypen (Totimpf-stoff Lebendimpfstoff Vektorimpfstoff Genimpf-

stoff) verglichen Das Vertrauen in die verschiede-nen Impfstoffe ist unabhaumlngig vom Impfstofftyp fuumlr alle Impfstoffe moderat ausgepraumlgt die Impf-bereitschaft liegt auf einem mittleren Niveau und unterscheidet sich ebenfalls nicht zwischen den ver-schiedenen Impfstofftypen Fuumlr alle Impfstofftypen besteht ein hohes Informationsbeduumlrfnis Auch in der neuesten Erhebung vom 15122020 koumlnnen die meisten Teilnehmenden weder fuumlr BioN-Tech Pfizer noch fuumlr Moderna den korrekten Impfstoff-typ nennen Allerdings unterscheidet sich die Impf-bereitschaft nicht zwischen Personen mit und ohne Wissen zum jeweiligen Impfstofftyp

Die Haumllfte der Befragten sieht die Impfung vor al-lem als Praumlvention um die eigene Gesundheit zu schuumltzen 25 der Teilnehmenden sehen die Imp-fung als Intervention um die aktuellen Einschraumln-kungen beseitigen zu koumlnnen Das Impfmotiv Indi-vidualschutz geht mit einer houmlheren Impfbereit-schaft einher246

Angesichts der noch ungeklaumlrten Frage inwiefern eine Transmission trotz Impfung moumlglich ist und den weiterhin begrenzten Impfstoffmengen die Einschraumlnkungen auch zukuumlnftig noumltig machen ist eine verstaumlrkte Kommunikation des Individual-schutzes durch die Impfung ratsam Sobald Infor-mationen uumlber die langfristige Immunitaumlt der Imp-fung vorliegen kann die Aufklaumlrung uumlber den Ge-meinschaftsschutz als weitere Kommunikations-strategie angewendet werden247

Aufgrund der dynamischen Entwicklung der SARS-CoV-2-Pandemie sowie der damit verbundenen Impfstoffentwicklung ist eine kommunikative Be-gleitung in diesem Prozess in der Entscheidung zur Impfempfehlung durch die STIKO sowie in der Implementierung der Impfung zentral Eine ange-messene Information der Bevoumllkerung sollte insbe-sondere auf eine transparente Kommunikation des erwarteten Nutzens und der Risiken einer Impfung gegen COVID-19 abzielen um das Vertrauen der Be-voumllkerung in die Impfung zu erhalten und noch zu steigern

Das kritische Abwaumlgen von Fuumlr und Wider der Imp-fung ist hoch Dies deutet auf ein hohes Informati-onsbeduumlrfnis der Bevoumllkerung hin Personen die

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sich gut informiert fuumlhlen geben zudem an sich auch eher impfen zu lassen Im weiteren Verlauf sollte deshalb unbedingt weiterhin auf eine regel-maumlszligige schnelle und transparente Aufklaumlrung ge-achtet werden die das Informationsbeduumlrfnis der Bevoumllkerung beruumlcksichtigt und flexibel auf neu aufkommende Fragen und Themen reagieren kann

16 Monitoring-Systeme zur Evaluation der Impfung bzw der Impfempfehlung

161 Impfquoten-MonitoringValide Daten zur Inanspruchnahme der Impfung sind Grundlage fuumlr eine erste Bewertung von Signa-len zu Impfnebenwirkungen und der Impfeffektivi-taumlt Diese Daten zur Inanspruchnahme der Imp-fung (Impfquoten) sollten zeitnah und vollstaumlndig vorliegen und nach Altersgruppe Zielgruppe und Impfstoffprodukt stratifizierbar sein Zeitnah er-fasste zielgruppenspezifische Impfquoten sind daruumlber hinaus essenziell um den Erfolg der beglei-tenden Informationskampagne auf das Impfverhal-ten zu erfassen

Die fuumlr das Routinesystem etablierten Werkzeuge zur Erfassung von Impfquoten (KV-Impfsurveillan-ce) sind fuumlr die Erhebung von COVID-19-Impfquo-ten in der ersten Phase der Impfaktivitaumlten nicht ge-eignet da die Erhebung weder zeitnah noch pro-duktspezifisch erfolgt Zudem wird in der ersten Phase die COVID-19-Impfung aller Voraussicht nach vornehmlich in Impfzentren angeboten wer-den ohne die individuelle Abrechnung uumlber das GKV-System Seit dem 27122020 steht eine Web- Anwendung zur Erfassung von Daten zur COVID-19-Impfung in den Impfzentren und durch die mobilen Impfteams sowie fuumlr die zentralen Da-tenerfassungsstellen der Bundeslaumlnder zur Verfuuml-gung mit der pseudonymisierte Daten tagesaktuell an das RKI uumlbermittelt werden koumlnnen Unter fol-gendem Link koumlnnen die Daten zu den taumlglich durchgefuumlhrten Impfungen in den Bundeslaumlndern abgerufen werden

Ergaumlnzend werden regelmaumlszligige repraumlsentative Bevoumllkerungssurveys durchgefuumlhrt die das Impf-quotenmonitoring validieren und zusaumltzliche Daten zur Akzeptanz und Impfbarrieren erheben

Entsprechende Vorschlaumlge sind in der Nationalen COVID-19 Impfstrategie unterbreitet worden248 Spaumltestens wenn die Impfung im Regelsystem statt-findet und die Impfleistungen uumlber die KVen abge-rechnet werden greift bei der Impfquoten-Erfas-sung wieder das etablierte System der KV-Impfsur-veillance am RKI wobei hier ein Zeitverzug von ca 6 Monaten von Impfung bis Bereitstellung im Da-tensatz besteht

162 Evaluierung von Wirksamkeit und Sicherheit der ImpfstoffeDie Nutzen-Risikobewertung von Impfstoffen ist ein kontinuierlicher Prozess der von der Impfstoff-entwicklung der Durchfuumlhrung klinischer Pruumlfun-gen vor der Zulassung bis hin zur Uumlberwachung nach dem Inverkehrbringen (sogenannte post- marketing surveillance) reicht248 Die Uumlberwachung in Surveillance-Systemen und die Durchfuumlhrung von gezielten Studien ist bei den COVID-19-Impf-stoffen von besonders hoher Bedeutung da (a) neue Impf stoff- Technologien zur Anwendung kommen (b) Nachbeobachtungszeiten in den Zulassungsstu-dien moumlglicherweise verkuumlrzt werden muumlssen (auf-grund ethischer Probleme wenn Studienteilneh-merInnen des Placeboarms weiterhin exponiert sind waumlhrend die Impfung bereits im Nationalen Impfprogramm angeboten wird) und (c) die Impf-stoffe und die Impfkampagne von groszliger Bedeu-tung fuumlr die Pandemiebekaumlmpfung sind

Die Impfstoffhersteller werden im Rahmen ihrer Risk Management Plaumlne (RMPs) Beobachtungsstu-dien zur Sicherheit und Wirksamkeit ihrer Impf-stoffe durchfuumlhren Aber auch Forschungseinrich-tungen sowie Bundesbehoumlrden wie das PEI und das RKI sollten Studien und Datenanalysen zur Hersteller- unabhaumlngigen Evaluation der neuen Impfstoffe durchfuumlhren Ein Konzept fuumlr die Evalua-tion der Effekte der COVID-19-Impfung durch die Bundesbehoumlrden findet sich in der Nationalen Impfstrategie COVID-19248

Wie bei der Zulassung anderer neuer Impfstoffe auch beruht der Nachweis der Sicherheit der COVID-19-Impfstoffe in randomisierten kontrollier-ten Studien auf Beobachtungen einer begrenzten Anzahl von Personen die den Impfstoff erhalten haben Unter Beruumlcksichtigung der geimpften Stu-

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dienpopulation in der BNT162b2-Zulassungsstudie (n = 21700)4 wird ein unerwuumlnschtes Ereignis das mit einer Haumlufigkeit von groumlszliger als 1 1000 auftritt mit einer uumlber 95 -igen Wahrscheinlichkeit er-kannt Die Erfassung von selteneren Nebenwirkun-gen verzoumlgert auftretenden Komplikationen und von Langzeiteffekten ist nur in pharmakoepidemio-logischen Studien nach der Zulassung der Impfstof-fe moumlglich

Fuumlr Impfstoffe besteht in Deutschland neben der Meldeverpflichtung des Zulassungsinhabers oder pharmazeutischen Unternehmers nach dem Arz-neimittelgesetz (sect 63 b AMG) und der standesrecht-lichen Verpflichtung von AumlrztInnen zur Meldung von Nebenwirkungen eine gesetzliche Meldever-pflichtung uumlber Verdachtsfaumllle von Impfkomplika-tionen nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG)249 Die Aumlrzteschaft ist nach IfSG verpflichtet den Ver-dacht auf eine Impfkomplikation (d h eine uumlber das uumlbliche Ausmaszlig einer Impfreaktion hinausgehende Reaktion im zeitlichen Zusammenhang mit einer Impfung) namentlich an das Gesundheitsamt zu berichten Das Gesundheitsamt leitet die Meldung pseudonymisiert der zustaumlndigen Landesbehoumlrde und dem PEI weiter

Im Rahmen des vom PEI etablierten real-time Moni-torings von Nebenwirkungen bzw Impfkomplikati-onen werden observed- versus expected-Analysen zur zeitnahen Signalerkennung durchgefuumlhrt Dabei wird auf Hintergrundinzidenzen von moumlglichen Krankheitsereignissen zuruumlckgegriffen die in ei-nem bestimmten Zeitintervall rein zufaumlllig nach Impfung auftreten und dann faumllschlicherweise mit der Impfung in Verbindung gebracht werden koumln-nen Falls Krankheitsereignisse nach einer Impfung haumlufiger auftreten als erwartet muumlssen weiterfuumlh-rende Untersuchungen oder gezielte Studien durch-gefuumlhrt werden Da es sich bei diesem System um ein passives Meldesystem handelt und potenziell un-erwuumlnschte Effekte wie bdquovaccine associated enhanced respiratory diseaseldquo (VAERD) oder antikoumlrpervermit-telte Infektionsverstaumlrkung (antibody dependent enhancement ADE) in diesem nicht erfasst werden koumlnnen sind eine intensivierte Surveillance und er-gaumlnzende Studien erforderlich Einen Uumlberblick uumlber die geplanten Aktivitaumlten des PEI zur Uumlberwa-chung der Impfstoff-Sicherheit im Kontext der Ein-

fuumlhrung der COVID-19-Impfstoffe gibt die Nationale Impfstrategie248 Unter anderem hat das PEI eine Smartphone App entwickelt uumlber die geimpfte Per-sonen prospektiv uumlber ein Jahr unerwuumlnschte Ereig-nisse elektronisch melden koumlnnen Die breite Be-werbung dieser App und die Notwendigkeit zusaumltz-liche Analysen (z B von Krankenkassen-Daten) wer-den von der STIKO im Kontext der Einfuumlhrung der neuen COVID-19-Impfstoffe dringend angemahnt Nur durch zusaumltzliche Analysen und Datenerhebun-gen koumlnnen seltene oder nicht in den Zulassungs-studien erhobene unerwuumlnschte Ereignisse erkannt und ein schnelles Handeln der Zulassungsbehoumlrden und der STIKO ermoumlglicht werden

Auch bestimmte Aspekte der Wirksamkeit (insb Schutzdauer Schutz vor schwerer COVID-19- Erkrankung Effekt auf Transmission) konnten und koumlnnen in den Zulassungsstudien aufgrund der be-schraumlnkten Laufzeit der limitierten Groumlszlige der Stu-dienpopulation und aufgrund der Studiendesigns nicht zufriedenstellend geklaumlrt werden Wie bei an-deren Impfstoffen auch sollten zur Evaluation der COVID-19-Impfeffektivitaumlt im Rahmen der breiten Anwendung qualitativ hochwertige Beobachtungs-studien durchgefuumlhrt werden Beobachtungsstu-dien dienen nicht nur der Untersuchung von wich-tigen noch nicht ausreichend in den Zulassungs-studien geklaumlrten Aspekten der Impfstoffe sondern auch der Bestaumltigung der Wirksamkeit der Impfung bei der Anwendung in der Bevoumllkerung unter realen Lebensbedingungen bzw in heterogenen Populati-onen oder in besonderen Risikogruppen Verschie-dene epidemiologische Studiendesigns (z B Fall- Kontrollstudien Kohortenstudien) sollten in unter-schiedlichen Populationen und Settings (z B Kran-kenhaus oder Altenheime) unter Beruumlcksich tigung von Leitlinien fuumlr gute epidemiologische Praxis zur Anwendung kommen

Das Meldeformular des PEI findet sich online unter httpswwwpeideDEarzneimittelsicher-heitpharmakovigilanzmeldeformulare-on-line-meldungmeldeformulare-online-mel-dung-nodehtml

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78Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

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Autorinnen und Autoren AutorInnen der AG COVID-19 der Staumlndigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut und weitere KoautorInnen

a) Dr Sabine Vygen-Bonnet | a) Dr Judith Koch| b) Prof Dr Christian Bogdan | a) Dr Thomas Harder | b) Prof Dr Ulrich Heininger | a) Dr Kerstin Kling | b) Dr Martina Littmann | b) Prof Dr Joerg Meerpohl | c) Dr Heidi Meyer | b) Prof Dr Thomas Mertens | a) Nora Schmid-Kuumlpke | a) Stefan Scholz | b) Dr Martin Terhardt | a) Marina Treskova-Schwarzbach | b) Prof Dr Klaus Uumlberla | b) Prof Dr Marianne van der Sande | a) PD Dr Ole Wichmann | b) Prof Dr Dr Sabine Wicker | b) Prof Dr Ursula Wiedermann | d) Prof Dr Verina Wild | b) Prof Dr Ruumldiger von Kries

a) Robert Koch-Institut Abt 3 Infektionsepidemiologie FG 33 Impfpraumlvention

b) Mitglied der STIKO c) Paul-Ehrlich-Institutd) Universitaumlt Augsburg Medizinische Fakultaumlt

Ethik der Medizin

Korrespondenz STIKO-Geschaeftsstellerkide

Vorgeschlagene ZitierweiseVygen-Bonnet S Koch J Bogdan C Harder T Heininger U Kling K Littmann M Meerpohl J Meyer H Mertens T Schmid-Kuumlpke N Scholz S Terhardt M Treskova-Schwarzbach M Uumlberla K van der Sande M Wichmann O Wicker S Wiedermann U Wild V von Kries R Beschluss der STIKO zur 2 Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung und die dazugehoumlrige wissenschaftliche Begruumlndung

Epid Bull 202153 -79 | DOI 102564678203

(Dieser Artikel ist online vorab am 29 Januar 2021 erschienen)

InteressenkonfliktFrau Prof Dr Ursula Wiedermann leitet als principal investigator eine Phase-1-Studie zu einem COVID-19- Impfstoffkandiadten sie hat an der Beratung und Beschlussfassung der Empfehlung nicht teilgenom-men

Alle anderen Autorinnen und Autoren geben an dass kein Interessenkonflikt besteht

79Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten4 Woche 2021 (Datenstand 3 Februar 2021)

Ausgewaumlhlte gastrointestinale Infektionen

Campylobacter- Enteritis

Salmonellose EHEC-Enteritis Norovirus- Gastroenteritis

Rotavirus- Gastroenteritis

2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 37 212 298 3 28 113 0 5 9 6 40 686 4 11 51

Bayern 54 312 465 7 38 90 2 6 12 7 46 1346 2 39 104

Berlin 16 113 158 2 16 22 0 2 6 4 26 387 2 9 25

Brandenburg 17 109 127 2 9 19 0 0 5 3 17 567 2 11 57

Bremen 4 23 25 1 4 3 0 0 1 0 1 26 0 1 6

Hamburg 3 57 128 2 7 12 0 0 1 1 5 184 0 2 7

Hessen 28 148 282 6 30 46 0 2 0 6 17 485 3 11 38

Mecklenburg- Vorpommern 19 98 91 1 13 9 0 2 2 4 13 363 10 27 18

Niedersachsen 54 289 383 11 56 69 1 7 15 5 21 799 5 27 69

Nordrhein- Westfalen 140 646 1157 21 132 138 5 15 23 17 69 2101 13 70 207

Rheinland- Pfalz 36 177 207 3 19 34 0 3 5 5 17 437 3 10 21

Saarland 1 38 84 0 2 12 0 0 0 0 1 73 0 2 16

Sachsen 72 272 292 3 21 57 1 4 3 15 80 908 7 22 177

Sachsen- Anhalt 34 89 99 5 12 39 0 2 10 7 24 562 1 7 30

Schleswig- Holstein 26 101 178 4 7 23 0 3 4 0 4 192 6 10 35

Thuumlringen 43 118 154 6 17 80 3 5 4 18 39 526 10 22 78

Deutschland 584 2802 4128 77 411 766 12 56 100 98 420 9642 68 281 939

Ausgewaumlhlte Virushepatitiden und respiratorisch uumlbertragene Krankheiten

Hepatitis A Hepatitis B Hepatitis C Tuberkulose Influenza2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 2 3 4 25 97 111 28 65 71 11 40 48 2 10 2363

Bayern 1 5 6 33 88 120 21 52 59 2 26 38 1 23 4630

Berlin 0 2 4 11 30 55 5 21 22 1 15 30 0 3 830

Brandenburg 1 1 4 1 7 9 1 3 7 0 5 9 0 7 585

Bremen 0 0 1 1 5 8 0 1 2 2 5 8 1 2 38

Hamburg 0 1 1 6 7 9 0 1 7 3 12 12 0 4 1029

Hessen 3 3 4 11 36 51 7 22 33 6 31 36 4 6 946

Mecklenburg- Vorpommern 0 6 1 2 2 2 0 0 1 1 4 7 0 2 343

Niedersachsen 0 4 3 7 35 41 6 22 34 2 22 24 1 5 1014

Nordrhein- Westfalen 2 10 11 37 118 107 21 71 80 12 60 75 1 17 2242

Rheinland- Pfalz 1 2 3 15 38 48 5 22 10 2 14 15 0 3 614

Saarland 0 0 0 0 1 8 1 4 3 1 3 2 0 0 138

Sachsen 0 0 2 2 9 14 3 12 14 0 6 11 2 17 2012

Sachsen- Anhalt 0 1 0 2 8 7 1 5 5 0 0 5 6 14 475

Schleswig- Holstein 0 1 1 4 11 27 7 17 18 2 8 18 0 0 703

Thuumlringen 0 0 0 5 9 6 2 3 6 2 6 2 2 4 652

Deutschland 10 39 45 162 501 623 108 321 372 47 257 340 20 117 18614

Allgemeiner Hinweis Das Zentrum fuumlr tuberkulosekranke und -gefaumlhrdete Menschen in Berlin verwendet veraltete Softwareversionen die nicht gemaumlszlig den aktuellen Falldefinitionen des RKI gemaumlszlig sect 11 Abs 2 IfSG bewerten und uumlbermitteln

80Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Ausgewaumlhlte impfpraumlventable Krankheiten

Masern Mumps Roumlteln Keuchhusten Windpocken2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 0 0 6 0 0 14 0 0 0 2 5 85 10 61 414

Bayern 0 0 2 1 1 11 0 0 1 5 12 179 22 86 495

Berlin 0 0 0 0 1 16 0 0 0 0 1 26 12 38 97

Brandenburg 0 0 0 1 1 0 0 0 0 1 1 34 4 9 63

Bremen 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 5 1 3 12

Hamburg 0 1 0 0 1 4 0 0 0 0 1 27 11 20 60

Hessen 0 0 1 0 0 4 0 0 0 1 8 65 2 32 123

Mecklenburg- Vorpommern 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 37 0 2 14

Niedersachsen 0 0 0 0 0 3 0 0 0 0 3 26 5 29 137

Nordrhein- Westfalen 0 0 0 1 1 8 0 0 0 5 16 93 15 68 339

Rheinland- Pfalz 0 0 4 0 0 3 0 0 0 0 5 26 11 35 58

Saarland 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 2 6 0 3 5

Sachsen 0 0 0 0 1 0 0 0 0 1 2 34 12 33 159

Sachsen- Anhalt 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 7 34 0 0 15

Schleswig- Holstein 0 0 0 1 1 1 0 0 0 0 1 26 3 7 68

Thuumlringen 0 0 0 0 0 2 0 0 0 0 3 53 1 5 54

Deutschland 0 1 14 4 7 66 0 0 1 16 67 756 109 431 2113

Erreger mit Antibiotikaresistenz und Clostridioides-difficile-Erkrankung und COVID -19

Acinetobacter1 Enterobacterales1 Clostridioides difficile2

MRSA3 COVID-194

2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 20205

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 0 1 5 6 29 42 1 1 8 2 5 3 8501 48189 0

Bayern 3 5 3 9 30 46 2 9 25 2 7 12 12397 68245 0

Berlin 1 12 5 15 38 27 5 7 9 0 4 8 3208 20653 0

Brandenburg 0 0 1 2 2 5 1 2 9 1 4 2 3293 22852 10

Bremen 0 0 0 0 0 1 0 1 0 0 0 1 565 2261 0

Hamburg 0 6 0 0 4 8 0 3 1 0 2 3 1603 8430 0

Hessen 1 3 8 6 23 45 0 9 11 0 5 12 5821 31574 0

Mecklenburg- Vorpommern 0 0 1 0 1 3 0 4 3 0 6 5 1460 7344 0

Niedersachsen 0 2 5 5 18 27 2 8 24 2 11 17 6300 31669 0

Nordrhein- Westfalen 1 7 17 22 147 93 11 31 58 10 31 42 15684 84328 57

Rheinland- Pfalz 0 0 2 1 7 21 0 4 3 0 2 2 3503 18430 0

Saarland 0 0 0 1 2 4 0 1 0 0 1 2 1247 5427 1

Sachsen 0 0 2 4 11 22 4 10 17 0 3 8 5276 38866 0

Sachsen- Anhalt 0 0 1 4 7 9 3 8 18 0 1 3 3670 19391 1

Schleswig- Holstein 0 0 0 1 8 13 1 1 3 1 4 8 2350 10516 0

Thuumlringen 0 0 1 0 0 7 0 3 10 0 2 5 3489 20782 0

Deutschland 6 36 51 76 327 373 30 102 199 18 88 133 78367 438957 69

1 Infektion und Kolonisation (Acinetobacter spp mit Nachweis einer Carbapenemase-Determinante oder mit verminderter Empfindlichkeit gegenuumlber Carbapenemen)2 Clostridioides-difficile-Erkankung schwere Verlaufsform3 Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus invasive Infektion4 Coronavirus-Krankheit-2019 (SARS-CoV-2)5 In der 1 ndash 4 KW 2020 sind noch keine COVID-19-Faumllle in Deutschland aufgetreten Bei den in der Spalte aufgefuumlhrten Faumlllen ist davon auszugehen dass es sich um Fehleingaben des Meldedatums handelt

81Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Weitere ausgewaumlhlte meldepflichtige Infektionskrankheiten

Krankheit

2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4

Adenovirus-Konjunktivitis 0 0 54

Botulismus 0 0 0

Brucellose 0 0 5

Chikungunyavirus-Erkrankung 0 0 8

Creutzfeldt-Jakob-Krankheit 1 2 5

Denguefieber 0 0 58

Diphtherie 0 0 1

Fruumlhsommer-Meningoenzephalitis (FSME) 0 2 2

Giardiasis 14 75 193

Haemophilus influenzae invasive Infektion 0 0 132

Hantavirus-Erkrankung 6 34 23

Hepatitis D 0 0 7

Hepatitis E 52 209 264

Haumlmolytisch-uraumlmisches Syndrom (HUS) 1 2 1

Kryptosporidiose 14 59 78

Legionellose 13 61 99

Lepra 0 0 0

Leptospirose 1 5 13

Listeriose 10 37 73

Meningokokken invasive Erkrankung 0 3 27

Ornithose 0 0 3

Paratyphus 0 0 3

Q-Fieber 0 1 7

Shigellose 0 3 32

Trichinellose 0 0 0

Tularaumlmie 0 0 1

Typhus abdominalis 0 0 6

Yersiniose 39 140 199

Zikavirus-Erkrankung 0 0 2

In der woumlchentlich veroumlffentlichten aktuellen Statistik werden die gemaumlszlig IfSG an das RKI uumlbermittelten Daten zu meldepflichtigen Infektions-krankheiten veroumlffentlicht Es werden nur Faumllle dargestellt die in der ausgewiesenen Meldewoche im Gesundheitsamt eingegangen sind dem RKI bis zum angegebenen Datenstand uumlbermittelt wurden und die Referenzdefinition erfuumlllen (s wwwrkidefalldefinitionen)

82Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Monatsstatistik nichtnamentlicher Meldungen ausgewaumlhlter Infektionengemaumlszlig sect 7 (3) IfSG nach Bundeslaumlndern Berichtsmonat Januar 2021 (Datenstand 1 Februar 2021)

Syphilis HIV-Infektion Malaria Echinokokkose Toxoplasm konn

2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan

Baden- Wuumlrttemberg 27 513 605 23 261 367 1 50 121 3 40 35 0 0 1

Bayern 82 786 881 28 321 472 0 53 157 3 30 25 0 0 1

Berlin 99 1384 1403 14 201 287 0 18 89 1 2 6 0 0 0

Brandenburg 12 107 91 4 52 53 0 7 12 2 2 0 0 0 2

Bremen 6 66 58 5 52 61 0 6 23 1 2 0 0 0 0

Hamburg 32 356 418 12 152 207 2 30 88 1 1 4 0 0 0

Hessen 50 569 530 16 176 209 3 17 61 0 18 17 0 0 0

Mecklenburg- Vorpommern 10 101 63 2 24 46 0 2 9 0 1 0 0 0 1

Niedersachsen 40 410 417 8 162 194 3 34 53 0 5 9 0 0 0

Nordrhein- Westfalen 124 1580 1897 44 532 594 5 81 229 1 25 21 0 0 3

Rheinland- Pfalz 25 221 210 6 75 114 2 7 28 0 5 8 0 0 0

Saarland 0 55 63 0 10 20 0 4 4 0 3 2 0 0 0

Sachsen 33 353 352 4 71 120 1 13 14 0 1 6 0 0 5

Sachsen- Anhalt 7 123 115 3 38 63 0 2 2 0 3 1 0 0 3

Schleswig- Holstein 14 104 132 12 69 63 1 14 26 0 4 2 0 0 0

Thuumlringen 1 79 106 0 30 38 0 1 7 0 1 1 0 0 0

Deutschland 564 6841 7354 181 2226 2908 18 339 923 12 143 137 0 0 16

(Hinweise zu dieser Statistik s Epid Bull 4101 311ndash314)

83Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

84Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

bdquoKoMaldquo ndash E-Learning-Kurs zum bdquoKontaktpersonen managementldquo

Wir erweitern unser Kursprogramm rund um bdquoPandemie-Themenldquo stetig Nun mit einem digi-talen Kurs zum Kontaktpersonenmanagement Denn die rasant ansteigenden Infektionszahlen fordern die personellen Ressourcen der Gesund-heitsaumlmter stark Unser neues Tool unterstuumltzt die Ausbildung fachfremder und neuer Mitarbei-terInnen in den Pandemieteams Es vermittelt ein umfassendes Grundlagenwissen fuumlr die nachfol-gende fachlich-praktische Einarbeitung vor Ort

Der Kurs Kontaktpersonenmanagement mit sei-nem einpraumlgsamen Akronym bdquoKoMaldquo bietet die Moumlglichkeit sich auf digitalem Wege das erforder-liche fachliche Grundwissen fuumlr den Einsatz in einem Team zum Kontaktpersonenmanagement anzueignen Damit unterstuumltzt die Akademie fuumlr Oumlffentliches Gesundheitswesen die Gesundheits-aumlmter jetzt bei der Einarbeitung von neuen Be-schaumlftigten

Der als MOOC (Massive Open Online Course) kon-zipierte E-Learning-Kurs kann zeit- und ortsunab-haumlngig beliebig haumlufig durchgearbeitet werden eine Art moderner Fernunterricht Die Lernenden muumlssen lediglich einen Internet-Zugang und Interesse an folgenden Themen mitbringen Was ist SARS-CoV-2 Was ist eine Kontaktperson Wel-che Maszlignahmen muss jemand einhalten wenn er positiv auf SARS-CoV-2 getestet wird

Der Zugang zum Kurs ist unkompliziert Die Teil-nehmenden klicken auf einen Link der auf der Homepage der Akademie veroumlffentlicht wird An-schlieszligend ist die schnelle und kostenlose Regis-trierung moumlglich

Anschlieszligend begeben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf eine Reise durch das Kontakt-personenmanagement Auf dieser Reise begleiten sie Elina Schachnitz und Marco Muumlller die beiden fungieren als virtuelle Kollegin und virtueller Kol-lege und fuumlhren durch den Kurs Dieser gliedert sich in bdquoSzenenldquo aus der Einarbeitungsphase Jede dieser Szenen ist in mehrere Lektionen unterteilt behandelt ein Thema und schlieszligt mit einer Refle-xions- bzw Uumlbungsaufgabe Fuumlr die komplette Kursteilnahme und die intensive Auseinanderset-zung mit den Inhalten sollte ein Zeitaufwand von etwa acht Stunden eingeplant werden

Beruumlcksichtigen Sie jedoch dass eine Einarbeishytung vor Ort also die Begleitung beim Umsetzen des Gelernten in der Praxis unter Beruumlcksichtishygung der lokalen Gegebenheiten nicht durch KoMa ersetzt werden kann

Interessierte koumlnnen hier am Kurs teilnehmen httpswwwoncampusdekontaktpersonenma-nagement

Dr Ute Teichert Direktorin Akademie fuumlr Oumlffentliches Gesundheitswesen

in Duumlsseldorf

  • Epidemiologisches Bulletin 52021
  • Inhalt
  • STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung
    • Hinweise zur praktischen Umsetzung
    • Zusammenfassung
    • Vorbemerkung
    • 1 Hintergrund
    • 2 Oumlffentliches Interesse
    • 3 SARS-CoV-2-Erreger und -Uumlbertragung
    • 4 COVID-19 Krankheitsbild
    • 5 Immunitaumlt
    • 6 COVID-19-Epidemiologie in Deutschland
    • 7 COVID-19-Impfstoffe
    • 8 Systematischer Review zur Sicherheit und Wirksamkeit
    • 9 Impfziele
    • 10 Risiko- und Indikationsgruppen fuumlr die Impfempfehlung
    • 11 Ethik
    • 12 Mathematische Modellierung
    • 13 Impfstrategie und Priorisierung der zu impfenden Bevoumllkerungsgruppen
    • 14 Implementierung
    • 15 Impfakzeptanz in der Bevoumllkerung und der Aumlrzteschaft
    • 16 Monitoring-Systeme zur Evaluation der Impfung bzw der Impfempfehlung
    • Literatur
      • Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten
      • Monatsstatistik nichtnamentlicher Meldungen ausgewaumlhlter Infektionen
      • bdquoKoMaldquo - E-Learning-Kurs zum bdquoKontaktpersonenmanagementldquo
      • Impressum
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              1. Inhaltsverzeichnis 7
                1. Seite 1 Off
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                          1. Inhaltsverzeichnis 2
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                                      1. Inhaltsverzeichnis 3
                                        1. Seite 3 Off
                                        2. Seite 51 Off
                                        3. Seite 72 Off
                                        4. Seite 93 Off
                                        5. Seite 114 Off
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                                        9. Seite 198 Off
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                                        12. Seite 2511 Off
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Page 7: Mitteilung der Ständigen Impfkommission am Robert Koch ... · siko (berufliche Indikation) Verhinderung der Transmission von SARS-CoV-2 sowie Gewährleistung von Schutz in Umgebungen

Zusammenfassung 8Vorbemerkung 101 Hintergrund 102 Oumlffentliches Interesse 113 SARS-CoV-2-Erreger und Uumlbertragung 114 COVID-19-Krankheitsbild 125 Immunitaumlt 13

6 COVID-19-Epidemiologie in Deutschland 1461 IfSG-Meldedaten (Datenstand 19012021) 1462 Epidemiologische Daten aus anderen

Datenquellen 1863 Seropraumlvalenzdaten 19

7 COVID-19-Impfstoffe 1971 Messenger-RNA (mRNA)-Impfstoffe 1972 Vektor-basierte Impfstoffe 23

8 Systematischer Review zur Sicherheit und Wirksamkeit 25

81 Methodik des systematischen Reviews 2582 Ergebnisse des systematischen Reviews 27

9 Impfziele 37

10 Risiko- und Indikationsgruppen fuumlr die Impfempfehlung 37

101 Risikofaktoren fuumlr einen schweren Krankheitsverlauf 37

102 Personen mit einem erhoumlhten arbeitsbedingten Infektionsrisiko 45

103 Oumlffentlicher Gesundheitsdienst und weitere Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur 48

104 Personengruppen die aufgrund ihrer Wohn-Lebens- undoder Arbeits- verhaumlltnisse besonders gefaumlhrdet sind 49

11 Ethik 52

12 Mathematische Modellierung 53121 Hintergrund zur Modellierung 53122 Methodik 53123 Ergebnisse der Modellierung 56

13 Impfstrategie und Priorisierung der zu impfenden Bevoumllkerungsgruppen 57

Inhaltsverzeichnis

14 Implementierung 60141 Alternative Maszlignahmen fuumlr das

Erreichen des Impfziels im Vergleich zur Impfung sowie deren Effektivitaumlt und Umsetzbarkeit 62

15 Impfakzeptanz in der Bevoumllkerung und der Aumlrzteschaft 62

16 Monitoring-Systeme zur Evaluation der Impfung bzw der Impfempfehlung 64

161 Impfquoten-Monitoring 64162 Evaluierung von Wirksamkeit und

Sicherheit der Impfstoffe 64

Literatur 66

7Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Zusammenfassung

SARS-CoV-2 wurde Anfang 2020 erstmals nachge-wiesen und hat sich seither pandemisch ausgebrei-tet Die leichte Uumlbertragbarkeit und die Infektiositaumlt in der prauml- und asymptomatischen Phase beguumlns-tigen dessen Ausbreitung In Deutschland sind bis zum 27 Januar 2021 uumlber 21 Millionen Menschen an COVID-19 erkrankt und mehr als 53000 Men-schen an oder mit COVID-19 gestorben

Die uumlbergeordneten Ziele die mit einer COVID-19- Impfung erreicht werden sollen wurden fruumlhzeitig definiert und in einer gemeinsamen Stellungnahme der STIKO des deutschen Ethikrates und der Leo-poldina wie folgt veroumlffentlicht1

Verhinderung schwerer COVID-19-Verlaumlufe (Hospitalisierung) und Todesfaumllle

Schutz von Personen mit besonders hohem arbeitsbedingtem SARS-CoV-2-Expositionsri-siko (berufliche Indikation)

Verhinderung der Transmission von SARS-CoV-2 sowie Gewaumlhrleistung von Schutz in Umgebungen mit hohem Anteil vulnerabler Personen und in solchen mit hohem Ausbruchs-potenzial

Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen und des oumlffentlichen Lebens

Das erste oben angegebene Ziel einer COVID-19- Impfempfehlung folgt grundsaumltzlichen ethischen Uumlberlegungen ergibt sich aber zudem aus der Not-wendigkeit mit den verfuumlgbaren Impfstoffdosen moumlglichst viel gesundheitlichen Schaden durch die COVID-19-Pandemie abzuwenden Dieses Ziel ist aufgrund der Datenlage zu den zugelassenen Impf-stoffen erreichbar Das zweite Ziel ist im Hinblick auf die Vermeidung von Erkrankungen entspre-chend auch erreichbar Die Unterbrechung oder Ver-minderung der Transmission im Ziel drei ist auf der Basis der verfuumlgbaren Daten zur Wirkung der Impf-stoffe derzeit nicht sicher beurteilbar Ergebnisse aus Tiermodellen (sog Challenge- Studien) und Beob-achtungen in einer ersten Phase 3-Studie mit einem COVID-19-Vektor-basierten Impfstoff lassen vermu-ten dass die Impfstoffe auch die Transmission redu-zieren werden23 Fuumlr die bisher zugelassenen COVID-19-Impfstoffe liegen jedoch bislang keine ausreichenden Daten dazu beim Menschen vor Die

Wirksamkeit anderer Impfstoffe auf die Verhinde-rung der Virustransmission durch Geimpfte laumlsst mit Berechtigung vermuten dass auch durch die COVID-19-Impfstoffe die Transmission von SARS-CoV-2 in der Bevoumllkerung reduziert wird

Um die Dynamik der Ausbreitung von SARS-CoV-2 deutlich abzuschwaumlchen muss ein Groszligteil der Bevoumllkerung eine Immunitaumlt gegen das Virus ent-wickeln Effektive und sichere Impfstoffe koumlnnen einen entscheidenden Beitrag bei der Bekaumlmpfung der Pandemie leisten und werden es ermoumlglichen Kontaktbeschraumlnkungen mittelfristig zu lockern

Aktuell sind in der Europaumlischen Union drei COVID-19-Impfstoffe zugelassen zwei mRNA- Impfstoffe (Comirnaty von BioNTechPfizer COVID-19-Vaccine-Moderna von Moderna) und ein Vektor-basierter Impfstoff (COVID-19-Vaccine AstraZeneca von AstraZeneca) In den Zulassungs-studien der mRNA-Impfstoffe45 wurde fuumlr diese eine Wirksamkeit gegen laborbestaumltigte COVID-19- Erkrankung von etwa 95 ermittelt Fuumlr beide Impfstoffe sind zwei i m Dosen erforderlich die in einem Mindestabstand von 21 (BNT162b2) bzw 28 (mRNA-1273) Tagen verabreicht werden sollen Die Gabe der 2 Impfstoffdosis soll nach STIKO- Empfehlung innerhalb des durch die Zulassungs-studien abgedeckten Zeitraumes (3 bzw 4 bis 6 Wo-chen) erfolgen Die haumlufigste lokale Reaktion waren Schmerzen an der Einstichstelle (Impfung 83 bzw 88 Placebo 14 bzw 17 ) Unter den systemi-schen Reaktionen waren Abgeschlagenheit (Imp-fung 47 bzw 65 Placebo 23 bzw 33 ) sowie Kopfschmerzen (42 bzw 59 vs 23 bzw 34 ) die haumlufigsten Ereignisse In den Zulassungsstudien beider mRNA-Impfstoffe wurden wenige transien-te Fazialisparesen beobachtet bei denen ein Zu-sammenhang mit der COVID-19-Impfung nicht ausgeschlossen werden konnte

In den Zulassungsstudien des Vektor-basierten Impfstoffs AZD1222 wurde in der Altersgruppe der 18 ndash 64-Jaumlhrigen eine Wirksamkeit von 71 gegen eine laborbestaumltigte COVID-19-Erkrankung ermit-telt Aufgrund der geringen Anzahl von Studienteil-nehmerInnen in der Altersgruppe ge 65 Jahre kann keine Aussage zur Wirksamkeit und Sicherheit bei Aumllteren getroffen werden Dieser Impfstoff wird da-

8Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

her von der STIKO derzeit nur fuumlr Personen im Al-ter von 18 ndash 64 Jahren empfohlen Fuumlr die Impfung sind zwei i m Dosen erforderlich die nach STIKO- Empfehlung im Abstand von 9 bis 12 Wochen ver-abreicht werden sollen Die haumlufigsten lokalen Re-aktionen waren Schmerzen an der Einstichstelle (Impfung 54 Vergleichsgruppe 38 ) wobei zu beruumlcksichtigen ist dass ein Meningokokken-Impf-stoff als Vergleichsintervention eingesetzt worden war Unter den systemischen Reaktionen waren Ab-geschlagenheit (Impfung 53 Placebo 38 ) so-wie Kopfschmerzen (Impfung 52 Vergleichs-gruppe 39 ) die haumlufigsten Ereignisse

Die STIKO empfiehlt fuumlr die Impfung gegen COVID-19 einen der beiden mRNA-Impfstoffe ( Comirnaty bzw COVID-19-Vaccine Moderna) oder den Impfstoff COVID-19-Vaccine AstraZeneca Die beiden mRNA-Impfstoffe werden hinsichtlich Sicherheit und Wirksamkeit als gleichwertig beur-teilt Der COVID-19 Vaccine AstraZeneca wird auf-grund der verfuumlgbaren Daten derzeit nur fuumlr Perso-nen im Alter 18 ndash 64 Jahren empfohlen Abgesehen von dieser Alterseinschraumlnkung wird dieser Impf-stoff als gleichermaszligen geeignet zum Individual-schutz und zur Bekaumlmpfung der Pandemie angese-hen Direkte Vergleichsstudien zwischen den ver-schiedenen Impfstoffen fehlen

Mittelfristig ist es das Ziel allen Menschen einen gleichberechtigten Zugang zu einer Impfung ge-gen COVID-19 anbieten zu koumlnnen Da initial der COVID-19- Impfstoff nur in sehr begrenzten Mengen zur Verfuumlgung stehen wird sollte dieser dafuumlr genutzt werden moumlglichst schnell die Anzahl an Sterbefaumlllen und schweren Krankheitsverlaumlufen zu senken

Gemaumlszlig den gesetzten Zielen der verfuumlgbaren wis-senschaftlichen Evidenz und den Ergebnissen aus einer mathematischen Modellierung empfiehlt die STIKO zunaumlchst die stufenweise Impfung von Pershysonengruppen um bei begrenzten Impfstoffres-sourcen diesen mit dem besten Effekt und gerecht zu verteilen Innerhalb einer Stufe sind die dort aufgefuumlhrten Personengruppen gleich priorisiert so dass empfohlen wird unter Beruumlcksichtigung der lokalen Gegebenheit mit den Impfungen paral-lel zu beginnen Dabei ist es wichtig dass unbe-dingt die Personen erreicht werden die das houmlchs-

te Risiko haben an COVID-19 schwer zu erkranken oder zu versterben Waumlhrend die mRNA-Impfstoffe in allen Altersgruppen angewandt werden koumlnnen soll der AstraZeneca-Impfstoff in den einzelnen Stufen jeweils den Personen angeboten werden die 18 ndash 64 Jahre alt sind

Der alles entscheidende Risikofaktor fuumlr eine schweshyre COVIDshy19shyErkrankung ist das zunehmende Alter gt 60 Jahre Modellierungsergebnisse belegen dass die groumlszligtmoumlgliche Verhinderung von schweren Er-krankungsfaumlllen und Tod erzielt werden kann wenn die Impfung zuerst Menschen im Alter ge 80 Jahren angeboten wird Zudem trat ein groszliger Anteil an Todesfaumlllen und Ausbruumlchen unter BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen auf Durch eine zielgerichtete Impfung dieser beiden Perso-nengruppen werden auch die meisten Hospitalisie-rungen verhindert und es wird die groumlszligte Anzahl an Lebensjahren gewonnen Personen mit be-stimmten Vorerkrankungen haben ebenfalls ein er-houmlhtes Risiko schwer an COVID-19 zu erkranken Die Risikoerhoumlhung ist allerdings je nach Vorer-krankung sehr unterschiedlich und meist deutlich geringer als die altersbedingte Risikoerhoumlhung Per-sonen mit Vorerkrankungen sind aufgrund ihres Ri-sikos unterschiedlichen Priorisierungsstufen zuge-ordnet (Stufe 2 3 und 4) Die Auswertung der Lite-ratur zu Vorerkrankungen wird fortlaufend aktua-lisiert und die Empfehlung bzw die Zugehoumlrigkeit zu bestimmten Stufen ggf angepasst

Gleichzeitig empfiehlt die STIKO die Impfung dem Personal in medizinischen Einrichtungen und in der Altenpflege die ein besonders hohes Expositionsrisiko haben Ein indirekter Schutz von besonders gefaumlhrdeten Menschen wird erwartet wenn die Transmission auf diese vulnerablen Gruppen verhuumltet wird und Personal in der ambu-lanten und stationaumlren Altenpflege und z B in der Onkologie einen Impfschutz hat und so die Trans-mission auf die vulnerablen Gruppen verhuumltet wird In Abhaumlngigkeit von der Impfstoffverfuumlgbar-keit soll die Impfung auf weitere Stufen mit Perso-nengruppen mit geringerem Risiko und system-relevante Personen ausgeweitet werden

Unter der Beruumlcksichtigung der Impfquoten der Erhebungen zur Impfakzeptanz sowie der Studien

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zur Impfeffektivitaumlt und -sicherheit wird die STIKO die Empfehlung regelmaumlszligig evaluieren Sie wird die wissenschaftliche Evidenz zum Infektions- und Er-krankungsrisiko und den Impfstoffen ndash sowohl den bereits zur Anwendung kommenden aber auch den kurz vor Zulassung stehenden ndash fortlaufend pruumlfen und ihre Empfehlung gegebenenfalls anpassen

VorbemerkungDie bdquocoronavirus disease 2019ldquo (COVID-19)- Pandemie stellt die Gesellschaft vor besondere Heraus -forderungen Um die Uumlbertragung von bdquosevere acute respiratory syndrome coronavirus 2ldquo (SARS-CoV-2) zu reduzieren und die Pandemie einzugrenzen bzw zu beenden muss ein Groszligteil der Bevoumllkerung eine Immunitaumlt gegen das Virus erwerben Bisher hat nur ein geringer Anteil der Bevoumllkerung eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht Im Novem-ber 2020 lag die Seropraumlvalenz von spezifischen SARS-CoV-2-Antikoumlrpern in einer Bevoumllkerungs-stichprobe (30000 BlutspenderInnen) in Deutsch-land bei 135 6 Bisher ist nicht geklaumlrt wie lange ein Schutz nach Infektion besteht Durch den Ein-satz sicherer und effektiver Impfstoffe sollen Einzel-ne und die Bevoumllkerung vor einer SARS-CoV-2- Infektion undoder einer COVID-19- Erkrankung geschuumltzt werden Durch Impfung soll eine relevan-te Bevoumllkerungsimmunitaumlt ausgebildet und somit die weitere Ausbreitung des Virus verhindert oder zumindest begrenzt werden Die Zulassung des ers-ten COVID-19-Impfstoffs (BNT162b2Comirnaty BioNTechPfizer) erfolgte am 21 Dezember 2020 die Zulassung eines weiteren mRNA-Impfstoffs am 6 Januar 2021 (mRNA-1273 COVID-19-Impfstoff ModernaModerna) und die Zulassung des ersten Vektor-basierten Impfstoffs am 29 Januar 2021

Trotz aller Bemuumlhungen die Impfstoffproduktion voranzutreiben sind nach wie vor nicht ausrei-chend Impfstoffdosen verfuumlgbar um allen impfbe-reiten Menschen eine Impfung anzubieten In Deutschland hat die Staumlndige Impfkommission (STIKO) auch waumlhrend einer Pandemie die Aufga-be Impfempfehlungen fuumlr die Bevoumllkerung zu ge-ben sofern mindestens ein Impfstoff zugelassen ist Bei Impfstoffknappheit muss entschieden wer-den welchen Personen oder Personengruppen vor-rangig die Impfung angeboten werden soll Unter

Beruumlcksichtigung der medizinisch-epidemiologi-schen Erkenntnisse zur COVID-19- Pandemie und ethischer Grundsaumltze hat die STIKO Impfziele auf-gestellt (siehe Kapitel 9 und das Positionspapier des Deutschen Ethikrates der Leopoldina und der STIKO1) Bezogen auf die einzelnen Impfziele wur-den unter Beruumlcksich tigung des Erkrankungs- Sterblichkeits- und Infektionsrisikos Personengrup-pen identifiziert die prio ritaumlr durch Impfung ge-schuumltzt werden sollten Die Personengruppen sind unter Beruumlcksichtigung dieser Ziele in einer Matrix (s Tab 19) aufgelistet

Diverse COVID-19-Impfstoffe befinden sich aktuell noch in der Entwicklung von denen einige im Lau-fe des Jahres 2021 moumlglicherweise zugelassen wer-den Daten aus Zulassungsstudien sowie aus der Impfstoffuumlberwachung nach der Zulassung werden sukzessive veroumlffentlicht werden und die Evidenz-basis verbreitern Falls Impfstoffe mit unterschied-lichem Profil zur Verfuumlgung stehen wird die STIKO gegebenenfalls differentielle Empfehlungen zu den einzelnen Produkten geben Daher wird die vorlie-gende Empfehlung im Sinne einer living guideline fortlaufend aktualisiert werden Aktualisierungen von STIKO-Empfehlungen werden entsprechend der STIKO-Geschaumlftsordnung in ein Stellungnah-meverfahren gegeben

1 HintergrundIm Dezember 2019 wurde erstmals uumlber die Haumlu-fung von Pneumonien unklarer Genese in Wuhan in der Provinz Hubei in China berichtet7 Am 7 Ja-nuar 2020 konnte das verantwortliche Virus ein neues Beta-Coronavirus erstmals aus dem Rachen-abstrich eines Patienten isoliert werden8 Das Virus erhielt den Namen bdquoSchweres Akutes Respirato-risches Syndrom Coronavirus 2ldquo (Severe Acute Respiratory Syndrome Corona Virus 2 SARS-CoV-2) und die Erkrankung den Namen coronavirus disease 2019 (COVID-19)9 Bis Ende Januar 2020 waren in China fast 8000 COVID-19-Erkrankungen labor-diagnostisch bestaumltigt worden und aus 18 weiteren Laumlndern wurde uumlber das Auftreten von SARS-CoV-2-Infek tionen berichtet Daraufhin erklaumlrte die Weltge-sundheitsorganisation (WHO) COVID-19 am 30 Ja-nuar 2020 zu einer Gesundheitlichen Notlage Inter-nationaler Tragweite (Public Health Emergency of In-

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ternational Concern PHEIC)10 Am 11 Maumlrz 2020 erklaumlrte die WHO COVID-19 zur Pandemie Zu die-sem Zeitpunkt hatte sich SARS-CoV-2 bereits auf uumlber 114 Laumlnder ausgebreitet mit uumlber 118000 bestauml-tigten COVID-19-Faumlllen und mehr als 4291 Todesfaumll-len11 Bis zum 22 Januar 2021 wurden weltweit 96 Mio COVID-19-Faumllle und 21 Mio Todesfaumllle an die WHO gemeldet (httpscovid19whoint) Mit Stand 19 Januar 2021 wird an mehr als 230 Impf-stoffkandidaten geforscht 64 Kandidaten befinden sich in der klinischen und 173 in der praumlklinischen Evaluation12

2 Oumlffentliches Interesse Die bisher ergriffenen Infektionsschutzmaszlignah-men zur Bekaumlmpfung der Pandemie wirken sich in fast allen Lebensbereichen einschneidend auf die Bevoumllkerung aus v a in den Bereichen des Gesund-heitswesens des sozialen Lebens und der Wirt-schaft Im Mittelpunkt der Bemuumlhungen steht der Schutz von Personengruppen mit einem besonders hohen Risiko fuumlr einen schweren und ggf toumldlichen Verlauf von COVID-19 Effektive und sichere Imp-fungen stellen einen wichtigen Baustein zum Schutz der Bevoumllkerung und zur Eindaumlmmung der Pandemie dar und koumlnnen dazu beitragen die Not-wendigkeit von Kontaktbeschraumlnkungen mittelfris-tig zu reduzieren Das oumlffentliche Interesse an einer COVID-19-Impfempfehlung wird daher als sehr hoch eingeschaumltzt

3 SARS-CoV-2-Erreger und -UumlbertragungCoronaviren sind 80 bis 140 nm groszlige behuumlllte ein-zelstraumlngige RNA-Viren die beim Menschen und anderen Saumlugetieren (z B Hunde Katzen Drome-daren Fledertiere) sowie bei Voumlgeln vorkommen1314 SARS-CoV-2 ist neben SARS-CoV und MERS-(Midd-le East Respiratory Syndrome-)CoV das dritte zoono-tische Coronavirus bei dem im 21 Jahrhundert erst-malig eine Uumlbertragung vom Tier auf den Men-schen nachgewiesen wurde mit der Folge lebensbe-drohlicher Erkrankungen Im Gegensatz zu SARS-CoV und MERS-CoV kam es bei SARS-CoV-2 zu einer sehr raschen und globalen Ausbreitung915 Die Massenverbreitung erfolgt durch die Uumlbertra-gung von Mensch zu Mensch via Troumlpfcheninfekti-on und uumlber Aerosole Die Infektion mit SARS-

CoV-2 erfolgt uumlber die Aufnahme virushal tiger Par-tikel die beim Atmen Husten Sprechen Singen und Niesen einer infizierten Person entstehen Menschen geben v a beim Husten und Niesen Speicheltroumlpfchen ab16 die sich in einem Abstand von etwa 1 ndash 2 m von der Infektionsquelle ausbrei-ten17 Gleichzeitig werden virushaltige Partikel in Form von Bioaerosolen ausgeschieden die z B auch bereits beim Atmen Sprechen Schreien Sin-gen entstehen18ndash23 Bioaerosole verbleiben laumlnger in der Luft waumlhrend sich groumlszligere Partikel auf Oberflauml-chen ablagern Nach experimentellen Studien bleibt das Virus in Aerosolen bis zu 3 Stunden infek-tioumls2425 In Stuhlproben von COVID-19-Patient Innen wurde mittels PCR die wochenlange Persistenz von Virus-RNA nachgewiesen Ob hierbei tatsaumlchlich in-fektioumlse Viruspartikel vorliegen und es zu faumlkalen Infektionsuumlbertragungen kommen kann ist bisher nicht abschlieszligend geklaumlrt26ndash31 Bei jedem Einzelfall einer infizierten Person gibt es zahlreiche Faktoren die auf die Transmission Einfluss haben z B Houmlhe der Infektionsdosis und Viruslast Groumlszlige der Parti-kel Temperatur Luftfeuchtigkeit Umgebung Raumluftwechselrate und das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung32 Uumlbertragungen im Auszligen bereich kommen insgesamt selten vor33 Bei Wahrung des Mindestabstandes sorgt die Luftbewe-gung im Freien fuumlr eine sehr geringe Uumlbertragungs-wahrscheinlichkeit Im Vergleich zu einer Trans-mission in geschlossenen Raumlumen schaumltzt eine im Preprint erschienene japanische Studie das Risiko fuumlr eine Uumlbertragung im Freien 19-mal niedriger ein34

Eine Uumlbertragung durch kontaminierte Oberflauml-chen ist theoretisch vorstellbar35 da SARS-CoV-2- Viren unter Laborbedingungen auf Flaumlchen eine gewisse Zeit lang infektioumls bleiben koumlnnen2536 Im Vergleich zur aerogenen SARS-CoV-2-Uumlbertragung wird die Bedeutung der Verbreitung des Virus durch kontaminierte Flaumlchen aktuell gering einge-schaumltzt3738 Die Inkubationszeit betraumlgt 2 ndash 14 Tage (im Durchschnitt 5 ndash 6 Tage)3940 Als Haupteintritts-pforten fuumlr SARS-CoV-2 gelten die Schleimhaumlute des Nasen-Rachen-Raums eine Aufnahme via Kon-junktiven und Traumlnennasengang wird diskutiert konnte allerdings bislang nicht eindeutig belegt werden41ndash43

11Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Zielzellen von SARS-CoV-2 sind unter anderem nasale und bronchioalveolaumlre Epithelzellen an die das Spike-(S-)Glykoprotein des Virus uumlber den Angiotensin-Converting-Enzym-(ACE-)2-Rezeptor bindet um in die Wirtszelle einzudringen4445 Fuumlr etliche Impfstoffkandidaten ist das Glykoprotein S eine zentrale Zielstruktur Eine hohe ACE-2-Rezep-tor-Dichte besteht z B im Atemwegstrakt aber auch im Darm an Gefaumlszligzellen in der Niere und im Herzmuskel

Fuumlr die Basisreproduktionszahl (R0) von SARS-CoV-2 wurde in mehreren systematischen Reviews ein mittlerer Wert (Median) von 33 bis 38 ermit-telt46ndash48 Durch infektionspraumlventive Maszlignahmen wie z B Abstand halten das Tragen von Mund- Nase-Bedeckungen regelmaumlszligiges Luumlften geschlos-sener Raumlume Isolation Infizierter und Quarantaumlne von Kontaktpersonen kann die natuumlrliche Uumlbertra-gungsrate deutlich gesenkt werden4647 Im Gegen-satz zum SARS (Severe Acute Respiratory Syndro-me)-Virus kann SARS-CoV-2 bereits durch infizier-te aber (noch) asymptomatische Personen uumlbertra-gen werden394950 Dies erschwert die Eindaumlmmung einer Pandemie wesentlich Umso bedeutender ist bei COVID-19 der Schutz der Bevoumllkerung durch eine praumlventive Impfung

4 COVID-19 Krankheitsbild COVID-19 ist primaumlr eine Erkrankung des Respira-tionstraktes die nach der Infektion mit dem SARS-CoV-2-Erreger auftreten kann Das klinische Bild von COVID-19 ist zwar individuell sehr unterschied-lich ausgepraumlgt aber kennzeichnend sind Fieber Schnupfen trockener anhaltender Husten Atem-not Muumldigkeit sowie eine Stoumlrung des Geruchs- undoder Geschmackssinns bis hin zur voruumlberge-henden Anosmie Es koumlnnen eine Vielzahl weiterer Symptome und klinischer Zeichen vorkommen wie z B Hals- und Kopfschmerzen Glieder- und Mus-kelschmerzen Appetitlosigkeit Gewichtsverlust Uumlbelkeit Erbrechen Bauchschmerzen Diarrhouml Konjunktivitis oder Angina pectoris51ndash53

Der Krankheitsverlauf variiert hinsichtlich Sympto-matik und Schwere Es koumlnnen asymptomatische symptomarme oder schwere Infektionen mit Pneu-monie und weiteren Organbeteiligungen auftreten

die zum Lungen- und Multiorganversagen bis zum Tod fuumlhren koumlnnen54 Auch andere Organmanifesta-tionen sind moumlglich ndash am Herzen55 und am Gefaumlszlig-system56 an der Niere57 am ZNS58 an Leber und Gastrointestinaltrakt59 Prauml- und asymptomatische SARS-CoV-2-Infektionen sind epidemiologisch be-deutsam da sie unbemerkt zur Weiterverbreitung von SARS-CoV-2 beitragen In juumlngeren Altersgrup-pen insbesondere bei Kindern und Jugendlichen sind schwere Verlaumlufe seltener60 und asymptomati-sche SARS-CoV-2-Infektionen haumlufiger Insgesamt gibt es unterschiedliche Angaben uumlber den Anteil an asymptomatischen Infektionen Basierend auf Daten des COVID-19-Ausbruches auf dem Kreuz-fahrtschiff Diamond Princess mit uumlberwiegend aumllte-ren Menschen liegt der Anteil asymptomatischer Infektionen bei 18 61 Mittels serologischer Unter-suchungen die im Anschluss an den COVID-19- Ausbruch in Heinsberg durchgefuumlhrt wurden wur-de ein Anteil von 22 asymptomatischer Infektio-nen bestimmt62 Ein systematischer Review ergab eine Rate von asymptomatischen Infektionen von bis zu 45 63 Die Analyse von 44415 COVID-19- PatientInnen in WuhanChina ergab bei 81 der PatientInnen einen milden bei 14 einen schwe-ren und bei 5 der PatientInnen einen intensiv-pflichtigen Verlauf64 Nehmen die respiratorischen Symptome an Schwere zu fuumlhrt die Hypoxie ein-hergehend mit einer ausgepraumlgten Luftnot zur sta-tionaumlren Aufnahme Besonders betroffen sind aumlltere Personen gt 60 Jahre und Personen mit Vorerkran-kungen65 Das durchschnittliche Alter der diagnos-tizierten COVID-19-PatientInnen wird durch die Testhaumlufigkeit in unterschiedlichen Gruppen beein-flusst Zu Beginn der Pandemie war das Durch-schnittsalter der erkrankten PatientInnen houmlher da vor allem symptomatische PatientInnen getestet wurden Im Zeitraum von MaumlrzApril 2020 bis JuniJuli 2020 hat sich das mediane Alter der diag-nostizierten SARS-CoV-2- Infizierten signifikant re-duziert und ist von 408 Jahren (Interquartilsab-stand [IQR] 290 ndash 541) auf 358 Jahre (IQR 240ndash502) in den USA zuruumlckgegangen66 In einer Meta-analyse in die Daten aus 34 geografischen Regionen einflossen wurde die altersspezifische Fallsterblich-keitsrate berechnet Der Zusammenhang zwischen Alter und Fallsterblichkeitsrate war exponentiell 0002 im Alter von 10 Jahren 001 im Alter von 25 Jahren 04 im Alter von 55 Jahren 14 im Al-

12Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ter von 65 Jahren 46 im Alter von 75 Jahren 15 im Alter von 85 Jahren67 In einer weiteren Metana-lyse wurde das geschlechtsspezifische COVID-19- Sterberisiko in Europa ermittelt Daten von 23 Laumln-dern die die Zahl von COVID-19-Faumlllen und -Todes-faumlllen nach Geschlecht berichteten wurden gepoolt Die Stichprobe schloss 484919 Maumlnner und 605229 Frauen mit COVID-19 ein Das Risiko an COVID-19 zu sterben war bei Maumlnnern signifikant erhoumlht (RR = 16 95 KI 153 ndash 168)6869

Ein Teil der COVID-19-PatientInnen hat sich auch Wochen oder Monate nach Beginn der Erkrankung noch nicht wieder erholt und leidet weiterhin unter schweren Allgemeinsymptomen Daten aus Eng-land deuten darauf hin dass etwa 40 der hospita-lisierten Erkrankten laumlngerfristige Unterstuumltzung benoumltigen und bei etwa 10 der nicht hospitalisier-ten mild Erkrankten Symptome laumlnger als 4 Wo-chen andauern70

Besonders haumlufig wird uumlber Luftnot Muskelschmer-zen Gedaumlchtnisstoumlrungen Schlaf- und Konzentra-tionsstoumlrungen eine ausgepraumlgte Erschoumlpfung und Muumldigkeit berichtet71ndash73 Unter diesen PatientInnen sind nicht nur diejenigen die sich von einer schwe-ren stationaumlr behandelten oder intensivpflichtigen Erkrankung erholen sondern auch solche mit ei-nem eher milden Krankheitsverlauf In einer pros-pektiven Beobachtungsstudie wurden zwischen April und Juni 2020 100 Rekonvaleszenten unab-haumlngig von der Auspraumlgung der Symptomatik im Durchschnittsalter von 49 Jahren nach einer durch-gemachten COVID-19-Erkrankung untersucht und mit gesunden Alters-gepaarten Kontrollen vergli-chen In der kardiovaskulaumlren Magnetresonanz-tomografie (CMR) die zwei bis drei Monate (im Mit-tel 71 Tage (Spanne 64ndash 92)) nach der COVID-19- Diagnose erfolgte zeigten 78 eine Herzbeteili-gung und 60 eine fortbestehende myokardiale Entzuumlndung unabhaumlngig von vor der COVID-19- Erkrankung bestehenden Symptomen74 Ein syste-matischer Review der die Folgen von COVID-19 auf die psychische Gesundheit untersuchte stellte fest dass ein hoher Anteil der Rekonvaleszenten an post-traumatischen Belastungsstoumlrungen Angststoumlrun-gen oder Depressionen leidet Es berichteten 21 der PatientInnen die schon vor der COVID-19- Erkrankung eine psychiatrische Erkrankung hatten

uumlber eine Symptomverschlechterung75 Die Ursa-chen der Langzeitfolgen von COVID-19 sind unklar und hinsichtlich der Prog nose und moumlglicher Therapie optionen besteht dringender Forschungs-bedarf71

5 ImmunitaumltEine SARS-CoV-2-Infektion induziert innerhalb von zwei Wochen nach Symptombeginn die Bildung von Antikoumlrpern76 Neutralisierende Antikoumlrper sind im Median in der zweiten Woche nach Symptom-beginn nachweisbar77ndash79 Bei der Mehrzahl der un-tersuchten Personen bleiben die Antikoumlrperkonzen-trationen uumlber einen Zeitraum von mindestens fuumlnf Monaten relativ stabil Niedrigere Antikoumlrperkon-zentrationen und ein schnellerer Ruumlckgang wurden bei Personen beobachtet die einen asymptomati-schen oder sehr milden Verlauf hatten im Vergleich zu moderat oder schwer Erkrankten80 Zur Persis-tenz von Antikoumlrpern uumlber diesen Zeitraum hinaus lassen sich im Moment noch keine Aussagen tref-fen Zusaumltzlich wurde bei Erkrankten eine T-Zell- Reaktivitaumlt gegen unterschiedliche SARS-CoV-2-Proteine festgestellt die sowohl an der Schutzver-mittlung als auch an der pulmonalen Immunpatho-logie sowie der Zytokin-Ausschuumlttung beteiligt sein kann81ndash86 SARS-CoV-2-spezifische-T-Zellen konnten auch bei Infizierten nachgewiesen werden die kei-ne Antikoumlrpertiter aufwiesen und asymptomatisch waren87 Ob spezifische T-Zellen auch bei fehlen-dem Antikoumlrpernachweis Schutz bieten ist noch unklar

Seltene Faumllle von Reinfektionen und Zweiterkran-kungen sind beschrieben bei denen mittels Genomsequenzierung nachgewiesen werden konn-te dass die Viren die waumlhrend der Krankheitsepiso-den nachgewiesen wurden unterschiedlich waren es sich also nicht um eine protrahierte Virusaus-scheidung derselben Infektion handelte88ndash92 Re-infektionen bei endemischen Coronaviren (HCoV) kommen vor und die HCoV-Immunitaumlt nimmt mit der Zeit ab9394 Es ist nicht bekannt ob eine Reinfek-tion mit einer Transmission einhergehen kann Zweiterkrankungen sind nach bisherigem Kenntnis-stand selten und wurden vor allem im Zusammen-hang mit einer Immundefizienz beobachtet

13Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

In-vitro-Untersuchungen lassen die Vermutung zu dass es nach vorangegangenen Infektionen mit HCoV zu einer kreuzreaktiven Immunantwort auf SARS-CoV-2 kommen kann95 Zur Frage ob es nach HCoV-Infektionen zur Bildung neutralisierender Antikoumlrper gegen SARS-CoV-2 kommt liegen kont-roverse Daten vor9596 Klinische Daten zu einem (par-tiellen) Schutz vor COVID-19 durch fruumlher durchge-machte HCoV-Infektionen wurden bislang nicht er-hoben Praumlexistente SARS-CoV-2-reaktive CD4+ Ge-daumlchtnis-T-Zellen bei Menschen ohne bisherige SARS-CoV-2-Exposition die moumlglicherweise auf vo-rangegangene HCoV-Infektionen zuruumlckzufuumlhren sind koumlnnen sowohl an der Kontrolle als auch an der Pathologie von COVID-19 beteiligt sein9799

6 COVID-19-Epidemiologie in Deutschland

61 IfSG-Meldedaten (Datenstand 19012021)Die Daten zur COVID-19-Epidemiologie beruhen auf den Meldedaten die nach dem Infektions-schutzgesetz (IfSG) erhoben und an das Robert Koch-Institut (RKI) uumlbermittelt werden Alle labor-diagnostischen PCR-Nachweise von SARS-CoV-2

werden unabhaumlngig vom Vorhandensein oder der Auspraumlgung einer klinischen Symptomatik als COVID-19-Faumllle gewertet Die Infektionsausbrei-tung hat in Deutschland und auch weltweit eine wechselhafte Dynamik und daher gibt die Darstel-lung der Epidemiologie vielfach nur eine Moment-aufnahme wieder Die ersten COVID-19-Faumllle traten in Deutschland im Januar 2020 auf Mit Datenstand 19012021 wurden 1716200 labordiagnostisch be-staumltigte COVID-19-Faumllle an das RKI uumlbermittelt knapp 141000 Faumllle (82 ) wurden hospitalisiert 47622 Personen (28 ) sind verstorben Dies ent-spricht einer kumulativen Inzidenz von 2467 COVID-19 Faumlllen100000 Einwohnern Im Maumlrz haben die taumlglich uumlbermittelten Fallzahlen in Deutschland deutlich zugenommen und die erste Infektionswelle erreichte ihr Maximum Mitte Maumlrz mit knapp 6000 taumlglich uumlbermittelten Faumlllen Um die Pandemie einzudaumlmmen wurde Mitte Maumlrz 2020 auf Basis eines Bund-Laumlnder-Beschlusses ent-schieden eine weitgehende Einschraumlnkung des oumlffentlichen Lebens umzusetzen Der erste bdquoLock-downldquo fuumlhrte zu einem deutlichen Ruumlckgang der Infektionsfallzahlen die sich zwischen Mitte Mai und Mitte Juli auf einem niedrigen Niveau stabili-sierten Seit Anfang September nahmen die Fallzah-

0903 2303 0604 2004 0405 1805 0106 1506 2906 1307 2707 1008 2408 0709 2109 0510 1910 0211 1611 3011 1412 2812 1101

Anzahl uumlbermittelte COVID-19-Faumllle

Erkrankungsbeginn ersatzweise Meldedatum (2020)

30000

27500

25000

22500

20000

17500

15000

12500

10000

7500

5000

2500

0

Erkrankungsbeginn Meldedatum

Abb 1 | Anzahl der an das RKI uumlbermittelten COVID-19-Faumllle nach Erkrankungsbeginn ersatzweise nach Meldedatum seit dem 01032020 (Stand 19012021)

14Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

len wieder deutlich zu Aktuell ereignet sich eine zweite weit intensivere Infektionswelle Ab Anfang November galt bundesweit ein zweiter bdquoTeil-Lock-downldquo der ab Mitte Dezember ausgeweitet und kuumlrzlich bis Mitte Februar 2021 verlaumlngert wurde Das bisherige Maximum der zweiten Infektions-welle wurde Mitte Dezember mit mehr als 28600 Erkrankungsfaumlllen taumlglich erreicht (s Abb 1)

Bezuumlglich der regionalen Verteilung kann man aktuell feststellen dass sich SARS-CoV-2 flaumlchen-deckend im Bundesgebiet ausgebreitet hat Mitte Januar (Stand 19012021) wurden aus allen 412 Kreisen COVID-19-Faumllle gemeldet Die 7-Tage- Inzidenz liegt in 277 Kreisen (67) bei gt 100 Faumll-len100000 Einw und davon in 32 Kreisen bei gt 250 Faumlllen100000 Aktuelle Inzidenzwerte der Landkreise koumlnnen dem RKI-Dashboard entnom-men werden (httpscoronarkide)

Im Rahmen der ersten SARS-CoV-2-Infektionswelle wurden die houmlchsten woumlchentlichen Inzidenzen bei den gt 80-Jaumlhrigen mit 81 Faumlllen100000 Einw gemessen Bei den 15 ndash 69-Jaumlhrigen lag das woumlchent-liche Maximum niedriger und betrug 44 ndash 53 Faumllle 100000 Einw Bei Kindern und Jugendlichen lagen

die woumlchentlichen Inzidenzen zwischen 7 ndash 10 100000 und waren damit am niedrigsten von allen Altersgruppen Im Mai und Juni gingen die Infek-tionszahlen in allen Altersgruppen zuruumlck Ab An-fang Juli nahmen die Fallzahlen leicht zu blieben aber bis auf die erhoumlhten Werte bei den 15 ndash 34-Jaumlh-rigen bis Mitte September auf einem stabilen Niveau mit woumlchentlich weniger als 20 Faumlllen100000 Einw Danach setzte eine exponentielle Zunahme in allen Altersgruppen ein Zum Ende des Jahres 2020 (51 Meldewoche) erreichten die woumlchentlichen Inzi-denzen das bisherige Maximum mit Werten zwi-schen 80100000 bei den 0ndash4-Jaumlhrigen und 370 100000 bei den ge 80-Jaumlhrigen (s Abb 2) Seitdem gehen die Fallzahlen in allen Altersgruppen konti-nuierlich zuruumlck

COVID-19 tritt in allen Altersgruppen auf In Deutschland sind Frauen (53) etwas haumlufiger als Maumlnner (47) betroffen Die houmlchsten altersspezi-fischen Inzidenzen werden bei den 20ndash29-Jaumlhrigen und den gt 80-Jaumlhrigen gemessen und die niedrigs-ten Inzidenzen bei Kindern im Alter von lt 10 Jah-ren (s Abb 3) Die niedrigen Inzidenzen bei den 60 ndash 79-Jaumlhrigen lassen vermuten dass Personen in dieser Altersgruppe sich bestaumlndiger an die emp-

Meldewoche

Abb 2 | Uumlbermittelte COVID-19-Faumllle100000 Einwohner in Deutschland nach Altersgruppen und Meldewoche (KW 102020 ndash 022021 Stand 1912021)

COVID-19-Faumllle100000 Einwohner

3500

3000

2500

2000

1500

1000

500

00

0 ndash 4 Jaumlhrige

5 ndash 14 Jaumlhrige

15 ndash 34 Jaumlhrige

35 ndash 59 Jaumlhrige

60 ndash 79 Jaumlhrige

80 + Jaumlhrige

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 1 2

15Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Klinisches Merkmal Grundgesamtheit Anzahl ()

Husten 1291801 513110 (40)

Fieber 1291801 349804 (27)

Schnupfen 1291801 358414 (28)

Halsschmerzen 1291801 271108 (21)

Pneumonie 1291801 17945 (1)

Geruchs- oder Geschmacksverlust

1146965 246578 (21)

Tab 1 | COVID-19-relevante oder haumlufig genannte Symptome bzw klinische Zeichen (Stand 19012021)

Aufgrund mangelnder Diagnostik und ggf unterlassener Meldungen wird von einer deutlichen zahlenmaumlszligigen Untererfassung ausgegangen Geruchs und Geschmacksverlust werden erst seit der 17 Kalenderwoche 2020 erfasst

fohlenen Kontaktbeschraumlnkungen halten und so Infektionen verhindern koumlnnen In den houmlheren Altersgruppen steigt der Anteil an Menschen die in Pflegeheimen leben und hier ist das Risiko fuumlr COVID-19-Ausbruumlche und damit das Infektionsri-siko besonders hoch

Fuumlr 1291801 (63) der uumlbermittelten Faumllle liegen klinische Informationen vor In Tabelle 1 werden die Anzahl und Anteile der bei COVID-19 haumlufig ge-nannten Symptome bzw klinischen Zeichen darge-stellt Seit der 17 Kalenderwoche 2020 kann fuumlr COVID-19-Faumllle auch Geruchs- und Geschmacks - verlust als Symptom in einer eigenen Uumlbermittlungs-kategorie angegeben werden Von 1146965 Faumlllen die neu in dieser Kategorie erfasst wurden und Anga-ben zur Klinik enthalten haben 246578 (21) min-destens eines dieser beiden Symp tome angegeben

Der Anteil stationaumlr versorgter Faumllle steigt mit dem Alter kontinuierlich an er betraumlgt bei den 50 ndash 59- Jaumlhrigen 5 und bei den 80 ndash 89-Jaumlhrigen 26 Mit weiter steigendem Alter geht der Anteil stationaumlr versorgter COVID-19-Faumllle wieder zuruumlck er betraumlgt bei den ge 90-Jaumlhrigen 18 (s Abb 4) Maumlnner

(76 ) werden etwas haumlufiger hospitalisiert als Frauen (63 ) Der Ruumlckgang des Anteils stationaumlr behandelter PatientInnen bei den Hochbetagten ist moumlglicherweise darauf zuruumlckzufuumlhren dass man aufgrund des hohen Alters eine Krankenhausein-weisung vermeiden moumlchte

Abb 3 | Uumlbermittelte COVID-19-Faumllle100000 Einwohner (kumulative Inzidenz) in Deutschland nach Altersgruppen und Geschlecht (Stand 19012021)

weiblichmaumlnnlich

COVID-19-Faumllle100000 Einwohner

7000

6000

5000

4000

3000

2000

1000

0

90 ndash 99 100 +80 ndash 8970 ndash 7960 ndash 6950 ndash 5940 ndash 4930 ndash 3920 ndash 2910 ndash 190 ndash 9

Altersgruppe (Jahre)

16Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Insgesamt wurden bis zum 19012021 47622 COVID-19-Todesfaumllle an das RKI uumlbermittelt Es handelt sich dabei um Menschen die an oder mit COVID-19 gestorben sind Von den Todesfaumlllen sind 42287 (89) Personen 70 Jahre und aumllter das mediane Alter der Verstorbenen betraumlgt 84 Jahre (s Tab 2) Der extrem hohe Anteil an Todesfaumlllen bei den ge 70-Jaumlhrigen wird deutlich wenn man im Vergleich dazu ihren Anteil von 15 an der Gesamt-zahl der uumlbermittelten COVID-19- Faumllle betrachtet

Der Anteil verstorbener Personen an allen uumlbermit-telten COVID-19-Faumlllen liegt bei den le 59-Jaumlhrigen unter 03 Die Zahl der Verstorbenen nimmt mit zunehmendem Alter kontinuierlich zu und steigt

von 15 bei den 60 ndash 69-Jaumlhrigen auf 64 bei den 70 ndash 79-Jaumlhrigen auf 125 bei den 80 ndash 89- Jaumlhrigen und 158 bei den ge 90-Jaumlhrigen an (s Abb 5) Maumlnner versterben etwas haumlufiger als Frauen (25 versus 21 ) Der Anteil Verstorbener an allen Faumlllen ist im Verlauf der Pandemie zuruumlck-gegangen Zu Beginn war der Anteil an Personen die ohne COVID-19-spezifische Symptome oder milde Symptome getestet wurden aufgrund der eingeschraumlnkten Testmoumlglichkeiten gering Das hat sich inzwischen geaumlndert so dass durch das groszlige Testangebot auch Faumllle entdeckt werden die zu Be-ginn der Pandemie nicht diagnostiziert worden wauml-ren In der deskriptiven Analyse der deutschen COVID-19-Meldedaten zeigen sich hinsichtlich der

GeschlechtAltersgruppe (in Jahren)

0 ndash 9 10 ndash 19 20 ndash 29 30 ndash 39 40 ndash 49 50 ndash 59 60 ndash 69 70 ndash 79 80 ndash 89 90 +

maumlnnlich 4 3 25 55 178 883 2502 5962 11292 3692

weiblich 6 ndash 14 29 90 349 1069 3237 10922 7182

gesamt 10 3 39 84 268 1232 3571 9199 22214 10874

Tab 2 | Uumlbermittelte COVID-19-Todesfaumllle nach Altersgruppe und Geschlecht (Angaben verfuumlgbar fuumlr 47494 Todesfaumllle (Stand 19012021) Vier Faumllle der lt 20-Jaumlhrigen werden derzeit noch validiert

Anteil HospitalisierteAnzahl uumlbermittelter COVID-19-Faumllle

90 +80 ndash 8970 ndash 7960 ndash 6950 ndash 5940 ndash 4930 ndash 3920 ndash 2910 ndash 190 ndash 9

350000

300000

250000

200000

150000

100000

50000

0

30

20

10

0

NeinJa Anteil Hospitalisierter

Abb 4 | Relativer Anteil der hospitalisierten COVID-19-Faumllle in Deutschland nach Altersgruppen (Stand 19012021)

Altersgruppe (Jahre)

17Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Krankheitsschwere geschlechtsspezifische Unter-schiede Bei den hospitalisierten COVID-19-Faumlllen uumlberwog der Anteil der Maumlnner mit 55 Noch deutlicher war der Unterschied in Bezug auf Patient-Innen die intensivmedizinisch behandelt wurden hier betrug der Anteil der Maumlnner 70 100

AusbruchsgeschehenDie Epidemiologie von COVID-19 wird aufgrund der hohen Infektiositaumlt von Ausbruumlchen in verschie-denen Situationen bzw Umfeldern bestimmt Etwa ein Viertel der insgesamt gemeldeten COVID-19- Faumllle laumlsst sich Ausbruumlchen zuordnen wobei die An-gaben zum Umfeld haumlufig unvollstaumlndig waren Bei ca 33 der Ausbruumlche handelt es sich um kleinere Ausbruumlche mit 2 ndash 4 Faumlllen In der ersten Infektions-welle konnten viele COVID-19-Faumllle Ausbruumlchen in Senioren- und Pflegeheimen Krankenhaumlusern und Fluumlchtlingsunterkuumlnften zugeordnet werden In den KW 23 ndash 32 zwischen den Infektionswellen wurde haumlufiger der Arbeitsplatz oder der private Haushalt als wahrscheinliches Infektionsumfeld angegeben Zu den Ausbruumlchen am Arbeitsplatz ge-houmlren auch Ausbruumlche in fleischverarbeitenden Be-trieben die einen groszligen Anteil an den Faumlllen zu Beginn des Sommers ausmachten Ab Mitte August

war der groumlszligte Anteil der Faumllle durch Ausbruumlche in privaten Haushalten verursacht Seit Anfang Sep-tember ist der Anteil an Ausbruumlchen in Alten- und Pflegeheimen kontinuierlich und deutlich gestie-gen Seitdem wurden uumlber 76500 Faumllle aus diesen Einrichtungen gemeldet Bei Ausbruumlchen in Alten- und Pflegeheimen sind meist mehrere Bewohner-Innnen bzw MitarbeiterInnen betroffen 98 der Ausbruumlche haben 5 und mehr Faumllle

Fuumlr weitere detaillierte Informationen und aktuelle Daten wie z B die regionale Verteilung von COVID-19 und Angaben zu den intensivmedizi-nisch behandelten COVID-19-PatientInnen wird auf die taumlglichen Situationsberichte des RKI zu COVID-19 verwiesen

62 Epidemiologische Daten aus anderen DatenquellenDie Deutsche Gesellschaft fuumlr paumldiatrische Infektiologie (DGPI) sammelt seit Mitte Maumlrz 2020 die Daten hospitalisierter Kinder und Jugendlicher mit COVID-19 in Deutschland in einem Register mit dem Ziel die Epidemiologie und klinischen Charak-teristika dieser Faumllle zu untersuchen101102 In der

Abb 5 | Relativer Anteil der verstorbenen COVID-19-Faumllle in Deutschland nach Altersgruppen (Stand 19012021)

NeinJa Anteil Verstorbener350000

300000

250000

200000

150000

100000

50000

0

20

15

10

5

0

90 +80 ndash 8970 ndash 7960 ndash 6950 ndash 5940 ndash 4930 ndash 3920 ndash 2910 ndash 190 ndash 9

Anzahl uumlbermittelter COVID-19-Faumllle Anteil Verstorbener

Altersgruppe (Jahre)

18Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Mehrzahl der Faumllle blieb der Verlauf ohne wesentli-che Komplika tionen

Die Deutsche Gesellschaft fuumlr Perinatale Medizin er-forscht mit der am 03042020 gestarteten CRONOS Register-Studie Auswirkungen einer Infektion mit SARS-CoV-2 auf die Gesundheit von Muumlttern und ihren Neugeborenen mit den Zielen eine Grundla-ge fuumlr die Beratung infizierter Schwangerer und die Betreuung der Neugeborenen zu schaffen die auf in Deutschland erhobenen Daten beruht und durch regelmaumlszligige Aktualisierungen auf die Dynamik der Entwicklung einzugehen103 Mit Stand vom 16 Januar 2021 waren 1008 Patientinnen registriert von denen 742 bereits entbunden waren 658 waren zwischen-zeitlich von COVID-19 genesen 43 (58 ) Frauen wurden wegen COVID-19 intensivmedizinisch be-handelt Eine Zwischenauswertung der Daten vom 01102020 zeigte dass bei der Mehrzahl der inten-sivmedizinisch behandelten Patientinnen keine speziellen Risikofaktoren vorlagen In neun der da-mals 14 registrierten Faumllle hatte die SARS-CoV-2-Infek tion die Entscheidung zur Beendigung der Schwangerschaft oder den Geburtsmodus beein-flusst104 Die Raten von Fruumlhgeburten und Kaiser-schnittentbindungen lagen im Vergleich zum bun-desdeutschen Durchschnitt vergangener Jahre leicht houmlher jedoch geringer im Vergleich zu inter-national publizierten Daten105

63 SeropraumlvalenzdatenErgebnisse (Datenstand vom 05112020) einer vom RKI uumlberregional durchgefuumlhrten Seropraumlvalenz-studie in der Seren von 50000 erwachsenen Blut-spenderInnen untersucht wurden zeigten einen Positivenanteil mit spezifischen Antikoumlrpern gegen SARS-CoV-2 von 135 6 Die Seropraumlvalenz war bei Maumlnnern signifikant houmlher als bei Frauen (166 vs 096 ) Eine Seropraumlvalenzstudie mit Blut-entnahmen zwischen Ende Mai und Ende Juni 2020 unter 1538 Schuumller Innen der Klassenstufen 8 bis 11 in 13 Schulen in Sachsen ermittelte einen Po-sitivenanteil von 07106 In Bayern wurden zwi-schen Januar und Juli 2020 uumlber 11000 Blutproben von Kindern und Jugend lichen auf SARS-CoV-2-An-tikoumlrper untersucht Es zeigten sich erhebliche regi-onale Unterschiede jedoch keine signifikanten Un-terschiede bzgl Alter oder Geschlecht Der Anteil seropositiver Kinder und Jugendlicher lag fuumlr den

Zeitraum von April bis Juli im Durchschnitt bei 087 Die Autoren postulierten dass die Zahl se-ropositiver Kinder und Jugendlicher in Bayern sechsmal houmlher laumlge als die Zahl der gemeldeten SARS-CoV-2-Infektionen mit PCR-Nachweis fuumlr diese Altersgruppe im selben Zeitraum107 Aller-dings muss bedacht werden dass zum angegeben Zeitraum Tests nur eingeschraumlnkt verfuumlgbar waren und dementsprechend Untersuchungen mit hoher Wahrscheinlichkeit prioritaumlr bei Personen mit schweren Symptomen durchgefuumlhrt wurden Kin-der und Jugendliche mit leichteren Beschwerden hatten moumlglicherweise nur eingeschraumlnkten Zu-gang zu PCR-Testungen

7 COVID-19-Impfstoffe

Uumlberblick uumlber die im Zulassungsverfahren befindlichen Impfstoffe In diesem Kapitel werden Impfstoffe beschrieben fuumlr die Hersteller Zulassungsdaten bei der European Medicines Agency (EMA) eingereicht haben (s Tab 3) Eine Einreichung von Zulassungsdaten laumlsst keine Aussage uumlber den Zeitpunkt der Zulas-sung des Impfstoffs und dessen Verfuumlgbarkeit fuumlr die Durchfuumlhrung der Impfung in Deutschland zu Das Kapitel wird jeweils um neue Erkenntnisse zu den bereits beschriebenen Impfstoffen und ggf um Informationen zu weiteren Impfstoffen ergaumlnzt

71 Messenger-RNA-(mRNA-)ImpfstoffeBei den mRNA-Impfstoffen ist das virale Antigen gegen welches die Immunantwort induziert werden soll selbst gar nicht im Impfstoff enthalten Die mRNA kodiert jedoch fuumlr dieses Antigen Nach In-jektion von mRNA-Impfstoff wird die mRNA von Zellen des Geimpften aufgenommen Nach Eintritt der mRNA in das Zytoplasma der Zellen erfolgt die Synthese des spezifischen viralen Antigens durch Translation der mRNA an den Ribosomen In der Folge kommt es zu einer adaptiven Immunantwort gegen das virale Antigen Die mRNA-Impfstoffe stimulieren auch Mustererkennungsrezeptoren und loumlsen dadurch eine Reaktion des angeborenen Immunsystems aus Durch diese intrinsische Adjuvanz eigenschaft koumlnnen mRNA-Impfstoffe die Immunantwort gegen das Ziel-Protein zusaumltzlich stimulieren Die in den Impfstoffen enthaltene

19Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

mRNA wird innerhalb kurzer Zeit abgebaut Auf Grund biochemischer Unterschiede zwischen mRNA und DNA kann die mRNA des Impfstoffes nicht ohne weiteres in die DNA des humanen Ge-noms integrieren Auch die Umschreibung der nach der Impfung aufgenommenen RNA in eine doppelstraumlngige DNA ist nicht zu erwarten Vor der Zulassung von COVID-19-Impfstoffen wurden welt-weit noch keine mRNA-Impfstoffe zur Infektions-praumlvention zugelassen

Vorteile der mRNA-Impfstoffe sind dass sie kurz-fristig entwickelt sowie schnell und in groszligen Men-gen produziert werden koumlnnen

711 Comirnaty BNT162b2 (BioNTechPfizer)Bei dem von BioNTech produzierten Impfstoff Comirnaty (BNT162b2) handelt es sich um einen mRNA-Impfstoff der fuumlr ein optimiertes SARS-CoV-2-Spike-Protein (S) in voller Laumlnge kodiert Die mRNA-Molekuumlle sind in eine Lipid-Nanopartikel- Formulierung (LNP) integriert um diese vor Ein-tritt in das Zytoplasma der Ziel zelle vor extrazellu-laumlren Nukleasen zu schuumltzen und die Aufnahme der mRNA zu steigern108 Nach Eintritt der mRNA in das Zytoplasma der Zielzellen erfolgt die Synthe-se des Spike-Proteins durch Translation der mRNA an den Ribosomen109110 Die Zellen praumlsentieren das Spike-Protein den Immunzellen und induzieren so die gewuumlnschte Immunantwort gegen das Spike- Protein

Comirnaty ist fuumlr die Praumlvention von COVID-19 ab 16 Jahren zugelassen Die Impfung ist bei Uumlber-

empfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder seine sonstigen Bestandteile kontraindiziert Zur Koadmi-nistration mit anderen Impfstoffen sind bislang kei-ne Daten verfuumlgbar

Zur Anwendung der mRNA- Impfstoffe in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktuell keine Daten vor Die STIKO empfiehlt die generelle Imp-fung in der Schwangerschaft derzeit nicht Eine ak-zidentelle Impfung in der Schwangerschaft ist je-doch keine Indikation fuumlr einen Schwangerschafts-abbruch Schwangeren mit Vorerkrankungen und einem daraus resultierenden hohen Risiko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkrankung kann in Einzelfaumll-len nach Nutzen-Risiko-Abwaumlgung und nach aus-fuumlhrlicher Aufklaumlrung eine Impfung angeboten werden Die STIKO haumllt es fuumlr unwahrscheinlich dass eine Impfung der Mutter waumlhrend der Stillzeit ein Risiko fuumlr den Saumlugling darstellt

Die Immunogenitaumlt Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs bei Immunsupprimierten wurden bislang nicht untersucht Es ist zu erwarten dass die Wirksamkeit des Impfstoffs bei immunsuppri-mierten Personen in Abhaumlngigkeit von Art und Aus-maszlig der Immundefizienz geringer ist Hingegen ist in Analogie zu Totimpfstoffen nicht von einer redu-zierten Sicherheit des Impfstoffs bei immunsuppri-mierten Patienten auszugehen111

Challenge-Studien in Non Human Primates (NHP) zu BNT162b2Mit dem BNT162b2-Impfstoff wurden sog Challenge- Studien an Rhesusaffen durchgefuumlhrt112 Drei Grup-

Firma Impfstoffname Impfstofftyp Anzahl Dosen

Impfabstand nach

Fachinformation

Impfabstand nach STIKO- empfehlung

Applikation Stand EU Zulassungsver-fahren

BioNTechPfizer Comirnaty (BNT162b2) mRNA + LNP 2 21 Tage 3 ndash 6 Wochen im Zulassung am 21 Dez 2020

Moderna COVID-19-Vaccine Moderna

(mRNA-1273)

mRNA + LNP 2 28 Tage 4 ndash 6 Wochen im Zulassung am 06 Jan 2021

Astra-Zeneca Oxford University

COVID-19 Vaccine AstraZeneca (AZD1222)

Vektor-basiert ChAdOx1 nicht

replizierend

2 4 ndash 12 Wochen 9 ndash 12 Wochen

im Zulassung am 29 Jan 2021

Janssen-Cilag International NV

Ad26COV2S Adenovirus- 26-Vektor-

basiert nicht replizierend

1 oder 2 ndash ndash im rolling review seit 02 Dez 2020

Tab 3 | COVID-19-Impfstoffe fuumlr die ein rolling review bei der EMA eroumlffnet wurde Lipid-Nanopartikel-Formulierung

20Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

pen von jeweils sechs maumlnnlichen Rhesusaffen (2 ndash 4 Jahre alt) wurden mit BNT162b2 in einer Dosierung von 30 microg oder 100 microg oder mit Kochsalz-loumlsung (Kontrollen) in einem zwei-Dosen-Schema geimpft Die mit BNT162b2 geimpften Rhesusaffen zeigten spezifische Antikoumlrper mit geometrischen Mittelwerttiter-(GMT-)Werten die weit uumlber denen aus menschlichen Rekonvaleszentenseren lagen Ebenso wurde eine spezifische T-Zellantwort nach-gewiesen112 Fuumlnfundfuumlnfzig Tage nach der zweiten Dosis wurden die Rhesusaffen gegenuumlber SARS-CoV-2 intranasal und intratracheal exponiert Am ersten Tag nach Exposition wurde aus Nasenabstri-chen auch bei geimpften Tieren SARS-CoV-2 mit-tels PCR nachgewiesen nicht jedoch an den folgen-den Tagen Die Kontrolltiere dagegen hatten zu allen Untersuchungszeitpunkten positive Abstriche Virale RNA wurde aus bronchoalveolaumlrer Fluumlssig-keit bei zwei der drei Kontrolltiere am dritten Tag nach Exposition nachgewiesen nicht jedoch bei den mit BNT162b2 geimpften Tieren In beiden Grup-pen (BNT162b2 und Kontrollen) zeigte keines der Tiere klinische Symptome Die beschriebene Studie ist daher eher als SARS-CoV-2-Infektionsmodell denn als COVID-19-Erkrankungsmodell zu werten

Daten aus Phase 12-Studien zu BNT162b2Der Impfstoff wurde in randomisierten klinischen Phase 1- und Phase 2-Studien untersucht113ndash115 Im Fruumlhjahr 2020 wurde in einer Placebo-kontrollier-ten Dosisfindungsstudie (NCT04368728) die Sicher-heit und Immunogenitaumlt des Impfstoffkandidaten BNT162b2 in drei verschiedenen Dosierungen bei jeweils 45 18 ndash 55- und 65 ndash 85-jaumlhrigen gesunden Erwachsenen nach zweimaliger i m-Gabe im Ab-stand von 21 Tagen untersucht115 Lokale und syste-mische unerwuumlnschte Nebenwirkungen wurden uumlber einen Zeitraum von sieben Tagen nach der je-weiligen Injektion untersucht

StudienteilnehmerInnen im Alter von 18 ndash 55 Jah-ren die 10 oder 20 μg BNT162b2 erhalten hatten berichteten zu 67 uumlber einen milden (Grad 1) bis moderaten (Grad 2) Schmerz an der Einstichstelle nach der ersten Dosis Nach erstmaliger Applikation von 30 μg berichteten 92 der ProbandInnen von mildem bis schwerem Schmerz (Grad 3) an der Ein-stichstelle Andere Lokalreaktionen (Roumltung und Schwellung) waren in allen drei Dosierungen nach

der ersten Dosis nicht oder nur mild ausgepraumlgt und wurden nach der zweiten Dosis nicht mehr be-obachtet Unter den aumllteren ProbandInnen (65 ndash 85 Jahre) war nach der ersten und zweiten Dosis in allen drei Dosierungsgruppen milder bis moderater Schmerz seltener beobachtet worden als unter den juumlngeren ProbandInnen Andere lokale Nebenwir-kungen traten in dieser Gruppe nicht auf

Systemische unerwuumlnschte Wirkungen (Fieber Abgeschlagenheit Schuumlttelfrost u a) wurden deut-lich haumlufiger in der juumlngeren als in der aumllteren Gruppe beobachtet Fieber war nach der zweiten Dosis bei 17 der Juumlngeren und 8 der Aumllteren in der 30 microg-Gruppe aufgetreten Abgeschlagenheit und Schuumlttelfrost traten in allen Dosierungsgrup-pen bei den Juumlngeren haumlufiger nach der ersten und zweiten Dosis auf als bei den Aumllteren (in der 30 microg-Gruppe trat Abgeschlagenheit bei 75 der Juumlngeren und 42 der Aumllteren und Schuumlttelfrost bei 58 der Juumlngeren und 17 der Aumllteren auf) Lo-kale oder systemische Grad 4 Ereignisse (d h mit Notfall-Arztbesuch oder Hospitalisierung) traten nicht auf Der Verbrauch von antipyretischer und Schmerzmedikation nahm dosierungsabhaumlngig zu und war nach der zweiten Impfstoffdosis houmlher als nach der ersten

Schwere unerwuumlnschte Nebenwirkungen traten nicht auf die Studie musste zu keinem Zeitpunkt aufgrund eines Auftretens unerwuumlnschter Wirkun-gen unterbrochen werden115

Sowohl bei juumlngeren als auch bei aumllteren Erwachse-nen provozierte BNT162b2 dosisabhaumlngig Titer (GMT) von SARS-CoV-2-GMT neutralisierenden Antikoumlrpern die mit den GMT eines Panels von SARS-CoV-2-Rekon valeszenz seren vergleichbar oder houmlher waren Da insbesondere bei aumllteren Erwachsenen BNT162b2 im Vergleich zu Kandi-daten mit niedrigeren Dosierungen der Firma BioNTechPfizer mit einer deutlich geringeren sys-temischen Reaktogenitaumlt assoziiert war wurde BNT162b2 nur in einer 30 microg-Dosierung fuumlr die anschlieszligende Phase 3-Studie verwendet

Daten aus Phase 3-Studien zu BNT162b2Siehe hierzu Kapitel 821

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712 COVID-19-Impfstoff Moderna (mRNA-1273 Moderna)Der mRNA-Impfstoff von Moderna kodiert eben-falls fuumlr das SARS-CoV-2-Spikeglykoprotein (S-2P ) in voller Laumlnge Das Protein wurde in seiner Praumlfu-sionskonformation durch die Einfuumlhrung von zwei Prolin-Substitutionen stabilisiert Die mRNA ist in Lipid nanopartikel verpackt

Der COVID-19-Impfstoff Moderna ist fuumlr die Prauml-vention von COVID-19 ab 18 Jahren zugelassen Die Impfung ist bei Uumlberempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder seine sonstigen Bestandteile kon-traindiziert Zur Koadministration mit anderen Impfstoffen sind bislang keine Daten verfuumlgbar

Zur Anwendung der mRNA-Impfstoffe in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktuell keine Daten vor Die STIKO empfiehlt die generelle Imp-fung in der Schwangerschaft derzeit nicht Eine akzidentelle Impfung in der Schwangerschaft ist je-doch keine Indikation fuumlr einen Schwangerschafts-abbruch Schwangeren mit Vorerkrankungen und einem daraus resultierenden hohen Risiko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkrankung kann in Einzelfaumll-len nach Nutzen-Risiko-Abwaumlgung und nach aus-fuumlhrlicher Aufklaumlrung eine Impfung angeboten werden Die STIKO haumllt es fuumlr unwahrscheinlich dass eine Impfung der Mutter waumlhrend der Stillzeit ein Risiko fuumlr den Saumlugling darstellt Die Immuno-genitaumlt Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs bei Immunsupprimierten wurden bislang nicht un-tersucht Es ist zu erwarten dass die Wirksamkeit des Impfstoffs bei immunsupprimierten Personen in Abhaumlngigkeit von Art und Ausmaszlig der Immun-defizienz geringer ist Hingegen ist in Analogie zu Totimpfstoffen nicht von einer reduzierten Sicher-heit des Impfstoffs bei immunsupprimierten Pati-enten auszugehen

Challenge-Studien in Maumlusen zu mRNA-1273Mit dem mRNA-1273-Impfstoff wurden Challenge-Stu dien an Maumlusen durchgefuumlhrt116 Es konnte nach-gewiesen werden dass BALBcJ Maumluse die eine zweimalige i m Impfung im Abstand von drei Wo-chen mit 1 microg mRNA-1273 erhalten hatten nach ei-nem Challenge-Versuch mit SARS-CoV-2 der fuumlnf oder 13 Wochen nach der zweiten Impfstoffdosis durchgefuumlhrt worden war vollstaumlndig geschuumltzt wa-

ren und eine Virusreplikation in der Lunge nicht nachweisbar war Bei sechs von sieben Maumlusen fuumlhrte die mRNA-1273-induzierte Immunitaumlt dazu dass nach der Exposition mit SARS-CoV-2 auch kei-ne Virusreplikation in der Nase nachweisbar war Es konnte ebenfalls gezeigt werden dass der erzielte Schutz dosisabhaumlngig war Eine zweimalige Imp-fung mit 01 microg mRNA-1273 reduzierte die Viruslast in der Lunge um das 100-fache waumlhrend eine Impf-stoffdosierung von 001 microg die Viruslast nur um das 3-fache reduzierte Maumluse die 1-malig mit 1 oder 10 microg mRNA-1273 immunisiert worden sind erwie-sen sich bei einer Challenge-Infektion 7 Wochen nach der Impfung als komplett geschuumltzt waumlhrend Tiere die nur 01 microg mRNA-1273 erhalten hatten eine unveraumlnderte Virusreplikation aufwiesen116

Challenge-Studien in Non Human Primates (NHP) zu mRNA-1273Mit dem mRNA-1273-Impfstoff wurden Challenge- Studien an Rhesusaffen durchgefuumlhrt117 Drei Grup-pen mit jeweils acht Rhesus-Affen (50 weiblich) im Alter von drei bis sechs Jahren wurden mit mRNA-1273 in einer Dosierung von 10 microg oder 100 microg oder mit Kochsalzloumlsung (Kontrollen) in einem Zwei-Dosenschema im Abstand von vier Wo-chen geimpft und vier Wochen nach der zweiten Impfung mit SARS-CoV-2 intranasal und intra-tracheal infiziert Die Antikoumlrper- und T-Zellantwort wurde vor und nach der SARS-CoV-2-Exposition im oberen und unteren Atemwegstrakt bestimmt Der Nachweis einer aktiven Virusreplikation von SARS-CoV-2 und viralem Genmaterial erfolgte in der bron-choalveolaumlren Lavage (BAL) im Nasenabstrich und im Lungengewebe mittels quantitativer PCR und Immunhistologie bzw in situ Hybridisierung Die mit mRNA-1273 geimpften Primaten entwickelten unabhaumlngig von der eingesetzten Impfstoffdosie-rung Antikoumlrpertiter die houmlher waren als die in hu-manen Rekonvaleszentenseren die GMT-Werte be-trugen 501 in der 10 microg-Dosierung und 3481 in der 100 microg-Dosierung Gleichzeitig wurde eine T-Helfer-zelle 1-(TH1-)basierte CD4-T-Zellantwort ausgeloumlst aber nur eine niedrige oder nicht nachweisbare CD8-T-Zellantwort In den mit mRNA-1273 geimpf-ten Tieren war in sieben von acht Tieren in beiden Dosisgruppen im Challenge-Versuch zwei Tage nach der Exposition keine Virusreplikation in der BAL nachweisbar Ebenso war im Nasenabstrich

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von allen acht Tieren in der 100 microg-Dosis-Gruppe eine Virusreplikation nicht detektierbar Unabhaumln-gig von der Gruppenzugehoumlrigkeit traten in den Lungen der geimpften Tiere nur geringe Entzuumln-dungszeichen auf und es lieszlig sich nur wenig Virus- RNA bzw Virusantigen nachweisen Die zweimali-ge Impfung von Rhesusaffen mit mRNA-1273 indu-ziert eine robuste neutralisierende Antikoumlrperant-wort und vermittelt einen wirksamen Schutz vor SARS-CoV-2-Infektion in den oberen und unteren Atemwegen

Daten aus Phase 1-Studien zu mRNA-1273Die Sicherheit Reaktogenitaumlt und Immunogenitaumlt des Impfstoffs mRNA-1273 wurden in einer offenen Phase 1-Dosisfindungsstudie (NCT04283461) im Fruumlhjahr 2020 untersucht die 45 gesunde Erwach-sene aus Atlanta und Seattle im Alter von 18 bis 55 Jahren einschloss118 Vor Studieneinschluss wur-de kein SARS-CoV-2-Screening zum Ausschluss einer vorausgegangenen Infektion durchgefuumlhrt Zwei Impfstoffdosen in den Dosierungen 25 μg 100 μg oder 250 μg wurden im Abstand von 28 Ta-gen i m verabreicht In jeder Gruppe waren 15 Stu-dienteilnehmerInnen

Es wurden keine schweren unerwuumlnschten Ereignis-se beobachtet ein Teilnehmer wurde ausgeschlos-sen da er nach der ersten Impfstoffdosis eine voruuml-bergehende Urtikaria entwickelt hatte die als Impf-stoff-bedingt eingestuft worden war Systemische Re-aktionen wurden nach der ersten Impfstoffdosis bei 33 der TeilnehmerInnen in der 25 microg-Gruppe 67 der 100 microg-Gruppe und 53 der TeilnehmerInnen der 250 microg-Gruppen beobachtet Nach der zweiten Impfstoffdosis waren systemische Reaktionen haumlu-figer und traten bei 54 der TeilnehmerInnen in der 25 microg-Gruppe und allen TeilnehmerInnen der 100 microg- und 250 microg-Gruppe auf Dazu gehoumlrten Ab-geschlagenheit Schuumlttelfrost Kopfschmerzen und Myalgien Fieber trat nach Gabe der ersten Impf-stoffdosis bei keine der TeilnehmerInnen auf aber bei 40 der Teilnehmer Innen in der 100 microg-Gruppe und 57 der 250 microg-Gruppe nach der zweiten Impf-stoffdosis Lokale Reaktionen waren in der Regel mild oder moderat ausgepraumlgt Schmerzen an der Einstichstelle waren die Regel

Die Titerhoumlhe der Antikoumlrperantwort nahm mit der Dosierung zu und die Titer waren 7 Tage nach der zweiten Impfstoffdosis ca 10-fach houmlher als 15 Tage nach der ersten Die Titer der neutralisierenden An-tikoumlrper nach der zweiten Impfstoffdosis bewegten sich in der oberen Haumllfte der Titer die in Rekonva-leszentenseren bestimmt wurden Auf Basis der Studienergebnisse der untersuchten Impfstoffdo-sierungen sollen zusaumltzliche Gruppen im weiteren Verlauf eingeschlossen werden Dazu wurden in der Fortfuumlhrung der Dosisfindungsstudie im selben Setting 40 aumlltere TeilnehmerInnen in den Alters-gruppen 56 ndash 70 Jahre (n = 20) und ge 71 Jahre (n = 20) eingeschlossen (NCT04283461)119 Jeweils die Haumllfte der ProbandInnen erhielt eine zweimalige Impfung im Abstand von 28 Tagen mit der 25 microg- oder der 100 microg-Dosis Es wurden in diesen Altersgruppen keine schweren unerwuumlnschten Ereignisse beob-achtet Das Spektrum systemischer Impfstoffreakti-onen war mit denen der Vorgaumlngerstudie vergleich-bar Die Auspraumlgung der lokalen und systemischen Reaktionen war dosisabhaumlngig und nach der zwei-ten Impfstoffdosis staumlrker ausgepraumlgt Nach der zweiten Impfstoffdosis wurden bei allen Teilneh-merInnen neutralisierende Antikoumlrper bestimmt Die Ergebnisse sind mit denen der juumlngeren Alters-gruppen vergleichbar und lagen oberhalb des Mit-telwerts der Rekonvaleszentenseren die als Kontrol-len dienten Daruumlber hinaus loumlste die Impfung in allen Altersgruppen eine TH1-dominierte CD4-T- Zellantwort aus

Daten aus Phase 3-Studien zu mRNA-1273Siehe hierzu Kapitel 821

72 Vektor-basierte Impfstoffe Bei den Vektor-basierten Impfstoffen werden entwe-der abgeschwaumlchteattenuierte replizierende oder nicht replizierende Viren als Vektoren benutzt um die genetische Information fuumlr Antigene des SARS-CoV-2 in einige Koumlrperzellen einzuschleusen Bei COVID-19-Impfstoffen wird in der Regel das Gen fuumlr das Spike-Protein verwendet Fuumlr die Klasse der Vektorimpfstoffe gibt es grundsaumltzlich bereits zuge-lassene oder in Zulassung befindliche Vertreter die sich als vertraumlglich und wirksam erwiesen haben (z B Ebolaimpfstoffe auf Vektorbasis des vesikulauml-ren Stomatitis- oder Adenovirus-26)

23Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Spike-spezifische Antikoumlrper wurden 14 Tage nach der Impfung detektiert Vor dem Challenge zeigten alle mit ChAdOx1 geimpften Tiere eine Spike- spezifische Immunantwort mit neutralisierenden Antikoumlrpern und entsprechenden T-Zellen Wenige Tage nach Inokulation von SARS-CoV-2 in den obe-ren und unteren Respirationstrakt zeigten alle Kon-trolltiere und drei von den sechs ChAdOx1 geimpf-ten Tieren eine deutliche Tachypnoe (beschleunigte Atemfrequenz) die bei den Kontrolltieren etwas laumln-ger anhielt In der BAL-Fluumlssigkeit und im Gewebe der tiefen Atemwege war die Viruslast signifikant geringer bei den ChAdOx1 geimpften Tieren Pneu-monien lieszligen sich bei den Geimpften nicht nach-weisen Allerdings hatten alle Tiere von Tag eins bis Tag sieben nach Inokulation positive PCR-Abstriche aus der Nase und es konnten keine Unterschiede in der nasalen Viruslast zwischen den beiden Gruppen festgestellt werden2

Daten aus Phase 12 Studien zu AZD1222Die Sicherheit Reaktogenitaumlt und Immunogenitaumlt des ChAdOx1-Impfstoffs wurde im Fruumlhjahr 2020 in einer kombinierten randomisierten kontrollierten einfach-verblindeten Phase 12-Multi center-Studie an fuumlnf Orten im Vereinigten Koumlnigreich untersucht (NCT04324606)120 Eingeschlossen in die Studie wa-ren 1077 gesunde Erwachsene im Alter zwischen 18ndash55 Jahren ohne vorausgegangene laborbestaumltigte SARS-CoV-2-Infektion in der Anamnese Die Pro-bandInnen erhielten in einem Verhaumlltnis von 1 1 eine einmalige intramuskulaumlre Applikation des COVID-19-Impfstoffs in einer Dosierung von 5 times 1010 Viruspartikel (n = 543) oder eines qua drivalenten Meningokokkenkonjugat impfstoffs (MenACWY) (n = 534) als Vergleichsintervention Zehn von den 1077 ProbandInnen aus der ChAdOx1-Gruppe er-hielten (nicht randomisiert unverblindet) ein Zwei-dosenschema (Tage 0 und 28) An zwei Studienorten erhielten ProbandInnen aus beiden Gruppen in der ChAdOx1-Gruppe (n = 56) und in der MenACWY- Gruppe (n = 57) prophylaktisch 1 g Paracetamol vor der Impfung und alle sechs Stunden waumlhrend 24 Stunden nach der Impfung

Lokale und systemische Reaktionen waren haumlu figer in der ChAdOx1-Gruppe als in der MenACWY- Gruppe Durch die prophylaktische Paracetamol- Gabe konnten Nebenwirkungen wie Schmerzen an

721 ChAdOx1-S (AZD1222 Astra Zeneca)Der von der Universitaumlt Oxford entwickelte COVID-19-Impfstoff basiert auf dem Adeno virus-Vektor ChAdOx1 Das zugrundeliegende Adenovi-rus 63 wurde aus Schimpansen isoliert Der Vektor wurde gentechnisch veraumlndert und ist im Menschen nicht vermehrungsfaumlhig Der Impfstoff enthaumllt die genetische Information des SARS-CoV-2-Spike-proteins in voller Laumlnge2

Die COVID-19 Vaccine AstraZeneca ist fuumlr die Prauml-vention von COVID-19 ab 18 Jahren zugelassen Die Impfung ist bei Uumlberempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder seine sonstigen Bestandteile kon-traindiziert Zur Koadministration mit anderen Impfstoffen sind bislang keine Daten verfuumlgbar

Zur Anwendung der COVID-19 Vaccine Astra-Zeneca in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen aktuell keine Daten vor Die STIKO empfiehlt die generelle Impfung in der Schwangerschaft derzeit nicht Eine akzidentelle Impfung in der Schwanger-schaft ist jedoch keine Indikation fuumlr einen Schwan-gerschaftsabbruch Schwangeren mit Vorerkran-kungen und einem daraus resultierenden hohen Ri-siko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkrankung kann in Einzelfaumlllen nach Nutzen-Risiko-Abwaumlgung und nach ausfuumlhrlicher Aufklaumlrung eine Impfung ange-boten werden Die STIKO haumllt es fuumlr unwahrschein-lich dass eine Impfung der Mutter waumlhrend der Stillzeit ein Risiko fuumlr den Saumlugling darstellt Die Immunogenitaumlt Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs bei Immunsupprimierten wurden bis-lang nicht untersucht Es ist zu erwarten dass die Wirksamkeit des Impfstoffs bei immunsupprimier-ten Personen in Abhaumlngigkeit von Art und Ausmaszlig der Immundefizienz geringer ist Hingegen ist in Analogie zu Totimpfstoffen nicht von einer redu-zierten Sicherheit des Impfstoffs bei immunsuppri-mierten Patienten auszugehen

Challenge-Studien in NHP zu ChAdOx1 (AZD1222)In einer sogenannten Challenge-Studie wurde die Effektivitaumlt von ChAdOx1 28 Tage nach Impfung von sechs Rhesusaffen untersucht2 Drei weitere Tiere wurden mit einer Kontrollvakzine geimpft (ChAdOx1 green fluorescent protein (GFP)) Die ChAdOx1- Versuchstiere erhielten die Haumllfte der in mensch-lichen ProbandInnen verwendeten Dosierung

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der Einstichstelle Fieber Schuumlttel frost Muskel-schmerzen Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit insgesamt signifikant reduziert werden (alle p lt 005) Die haumlufigsten unerwuumlnschten systemi-schen Reaktionen waren Muumldigkeit und Kopf-schmerzen Muumldigkeit wurde in der ChAdOx1-Grup-pe von 70 (n = 340) der ProbandInnen ohne Para-cetamol und von 71 (n = 40) mit Paracetamol be-richtet dagegen nur von 48 (n = 227) ohne und 46 (n = 26) mit Parace tamol in der Kontrollgrup-pe Kopfschmerzen wurden in der ChAdOx1-Gruppe von 68 (n = 331) der ProbandInnen ohne Paraceta-mol und von 61 (n = 34) mit Paracetamol berichtet dagegen nur von 41 (n = 195) ohne und 37 (n = 21) mit Paracetamol in der Kontrollgruppe Weitere haumlu-fige systemische Reaktionen in der ChAdOx1-Grup-pe waren Muskelschmerzen (60 ohne Paraceta-mol 48 mit Paracetamol) Abgeschlagenheit (61 bzw 48) Schuumlttelfrost (56 bzw 27 ) Fieber bis mind 38deg C (18 und 16 ) und Fieber bis mind 39deg C (2 und 0 ) Im Vergleich dazu hatten in der MenACWY-Gruppe lt 1 Fieber bis 38deg C (keiner die-ser ProbandInnen hatte Paracetamol erhalten) Die Intensitaumlt der lokalen und systemischen Reak tionen war waumlhrend der ersten drei Tage nach Impfung am staumlrksten ausgepraumlgt

Es wurden keine schweren unerwuumlnschten Wirkun-gen in Assoziation mit der ChAdOx1-Impfung beob-achtet

In der ChAdOx1-Gruppe erreichte sowohl die spezi-fische T-Zellantwort am 14 Tag als auch die Antikoumlr-perantwort am 28 Tag nach erster Impfung ihr ers-tes Maximum die beide durch die zweite Impfstoff-dosis gesteigert wurden Neutralisierende Antikoumlr-per wurden nach der ersten Dosis bei 91 der ProbandInnen und nach der zweiten Dosis bei 100 der ProbandInnen nachgewiesen119

In der anschlieszligenden Phase 23-Studie (NCT04400838) wurden zwischen Mai und August 2020 (Phase 2-Abschnitt der Studie) 560 TeilnehmerInnen eingeschlossen 160 im Alter von 18ndash55 Jahren (100 erhielten ChAdOx1 60 erhielten MenACWY) 160 im Alter von 56ndash69 Jahren (120 ChAdOx1 40 MenACWY) und 240 im Alter von 70 Jahren und aumllter (200 ChAdOx1 40

MenACWY)121 Es wurde ein Ein- und ein Zweido-senschema untersucht

Lokale und systemische Reaktionen wurden haumlufi-ger in der ChAdOx1-Gruppe als in der MenACWY- Gruppe registriert und waren insgesamt den in der Phase 1-Studie gemachten Beobachtungen aumlhnlich ChAdOx1 wurde von aumllteren ProbandInnen (im Alter von ge 56 Jahren) besser vertragen als von juumlngeren Personen und hatte uumlber alle Altersgruppen hinweg eine aumlhnliche Immunogenitaumlt nach der zweiten Do-sis Unter den Proband Innen die nach dem Zwei-dosenschema ChAdOx1 erhalten hatten wurden nach der ersten Dosis lokale Reaktionen bei 88 der 18 ndash 55-Jaumlhrigen 73 der 56ndash69-Jaumlhrigen und 61 der ge 70-Jaumlhrigen beobachtet Systemische Reak-tionen wurden bei 86 77 und 65 der mit ChAdOx1-Geimpften in den o g Altersgruppen be-richtet Bis zum 26 Oktober 2020 wurden 13 schwe-re unerwuumlnschte Reaktionen uumlber alle Altersgrup-pen und die beiden Impfstoffgruppen hinweg ge-meldet Diese wurden jedoch nicht als Vakzine-asso-ziiert gewertet Sie traten in Haumlufigkeiten auf die den erwarteten Haumlufigkeiten in der Allgemeinbevoumll-kerung entsprachen121

Daten aus Phase 3-Studien zu AZD1222Siehe hierzu Kapitel 821

8 Systematischer Review zur Sicherheit und Wirksamkeit

81 Methodik des systematischen ReviewsZur Untersuchung der Effektivitaumlt und Sicherheit der Impfung gegen COVID-19 wurde durch die Ge-schaumlftsstelle (GS) der STIKO ein sogenannter Living Systematic Review initiiert Hierbei wird uumlber einen definierten Zeitraum (bis 30062022) die Evidenz kontinuierlich systematisch aufgearbeitet und in zuvor definierten Schritten aktualisiert um zeitnah moumlgliche Veraumlnderungen der Evidenzlage erfassen und bewerten zu koumlnnen und dadurch ggf notwen-dige Anpassungen der STIKO-Empfehlung zu ermoumlglichen Das Protokoll des Reviews wurde mit der verantwortlichen STIKO-AG sowie mit einer international besetzten Arbeitsgruppe die durch das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) koordiniert wird abgestimmt und

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im International Prospective Register of Systematic Reviews (PROSPERO) veroumlffentlicht (Reg-Nr CRD42020208935)

Durch die STIKO-AG und ihre Geschaumlftsstelle wur-den im Vorfeld PICO-Fragen fuumlr den systema-tischen Review entwickelt und mit der STIKO abge-stimmt (s Tab 4) und die Wichtigkeit der zu be-trachtenden Endpunkte fuumlr die Entscheidungs-findung gemaumlszlig der Methodik der GRADE (Grading of Recommen dations Assessment Development and Evaluation) Working Group bewertet (s Tab 5)

Im Rahmen der systematischen Literaturrecherche erfolgt kontinuierlich eine Suche in der COVID-19-Literatur datenbank der Bibliothek des RKI Diese erfasst saumlmtliche COVID-19-relevanten Eintraumlge in den Datenbanken Pubmed und Embase (incl Medline) sowie auf den Pre-Print Servern ArRvix Bio-Rvix ChemRvix MedRvix Preprintsorg ResearchS-quare und SSRN Im Rahmen des living systematic review wird diese Recherche zukuumlnftig in monatli-chen Abstaumlnden wiederholt werden

Im ersten Schritt werden zunaumlchst die Titel und Abstracts der identifizierten Publikationen von zwei unabhaumlngigen Untersuchern auf das Erfuumlllen der durch die PICO-Fragen definierten Einschluss-kriterien uumlberpruumlft Anschlieszligend wird dieser

Schritt fuumlr die verbliebenen Volltexte der Publika-tionen wiederholt Fuumlr die so identifizierten Studi-en werden folgende DatenAngaben extrahiert bibliographische Daten Studienort Studienzeit-raum Studien design Impfstoff Hersteller Anzahl Dosen Vergleichsgruppe Studiensponsoring Inte-ressenkonflikt Ein- und Ausschlusskriterien fuumlr StudienteilnehmerInnen Alter bei Impfung Nach-beobachtungszeitraum initiale und finale Anzahl an StudienteilnehmerInnen Anzahl () seroposi-tive StudienteilnehmerInnen (bei Studienbeginn)

Population Gesamte Bevoumllkerung Spezielle Sub- und Altersgruppen nach Priorisierung (medizinisches Personal Risikopersonen ggf vorbestehende Immunitaumlt etc)

Erwachsene ge 18 Jahre Kinder und Jugendliche

Intervention COVID-19-Impfung Verschiedene Impfstoffkandidaten die in Deutschland voraussichtlich zugelassen werden

Comparator (Vergleichsintervention)

keine Impfung Placebo oder Impfung gegen einen anderen Erreger (z B Meningokokken) anderer COVID-19-Impfstoff (head to head-Vergleich)

Outcome Wirksamkeit SARS-CoV-2-Infektion SARS-CoV-2-Infektion+Transmission COVID-19 COVID-19-Hospitalisierung COVID-19 ITS-pflichtig COVID-19 beatmungspflichtig COVID-19-bedingter Tod Schutzdauer Wirksamkeit bei unvollstaumlndigen Impfserien

Sicherheit Lokalreaktionen Systemische Reaktionen Schwere unerwuumlnschte Impfstoffwirkungen Verstaumlrkung einer nachfolgenden SARS-CoV-2- Infektion bzw Verschlimmerung des Verlaufs einer COVID-19-Erkrankung (bdquoEnhanced COVID-19ldquo)

Tab 4 | PICO Fragen fuumlr den systematischen Review zur Wirksamkeit der COVID-19-Impfstoffe ( labordiagnostisch gesichert (PCR))

Wirksamkeit Bewertung

SARS-CoV-2-Infektion+Transmission wichtig

COVID-19 wichtig

COVID-19-Hospitalisierung kritisch

COVID-19-Hospitalisierung (ITS-pflichtig) kritisch

COVID-19-Hospitalisierung (beatmungspflichtig) kritisch

COVID-19-bedingter Tod kritisch

Sicherheit

Lokalreaktionen (Schmerz Schwellung Roumltung etc) wichtig

Systemische Reaktionen (Myalgien Uumlbelkeit Abgeschlagenheit etc)

wichtig

Schwere Impfstoffwirkungen kritisch

Adverse Events of Special Interest (AESI) nach CEPI Kriterien z B enhanced COVID-19 Guillain-Barreacute Syndrom etc

kritisch

Tab 5 | Endpunkte die im systematischen Review betrachtet werden ( labordiagnostisch gesichert (PCR))

26Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Anzahl () mit Endpunkt in Interventions- und Kontrollgruppe unadjustierter und adjustierter Ef-fektschaumltzer (mit 95 Konfidenzintervall) beruumlck-sichtigte Stoumlrgroumlszligen (bei nicht- randomisierten Stu-dien)

Das Verzerrungsrisiko (risk of bias) wird fuumlr RCTs mittels des Cochrane risk of bias tool-2 (RoB-2) bewertet Fuumlr nicht-randomisierte Studien wird ROBINS-I verwendet Fuumlr den living systematic review wurde vorab festgelegt dass im Rahmen der regelmaumlszligigen Aktualisierung identifizierte Studien unverzuumlglich bewertet werden

Im Protokoll des living systematic review ist definiert dass bei Vorliegen von Effektschaumltzern aus mehre-ren Studien ggf Meta-Analysen mittels fixed-effects undoder random-effects Modellen durchgefuumlhrt werden wobei Isup2 zur Untersuchung von Heteroge-nitaumlt verwendet wird Liegen mindestens 10 Studien pro Endpunkt vor erfolgt eine Untersuchung von moumlglichem Publikationsbias mittels funnel plot Beggrsquos Test und Eggerrsquos Test Im Rahmen des living systematic review werden neu identifizierte Studien-schaumltzer der Auswertung und wenn zutreffend den Meta-Analysen im Rahmen der naumlchsten Aktualisie-rung hinzugefuumlgt Zusaumltzlich wird im Protokoll fest-gelegt dass fuumlr folgende Studiencharakteristika Subgruppen-Analysen durchgefuumlhrt werden falls die Daten dies erlauben Impfstofftyp Altersgruppe Studienort Anzahl () seropositive Studienteilneh-merInnen Risikogruppen

Die Vertrauenswuumlrdigkeit der Evidenz wird fuumlr jeden Endpunkt gemaumlszlig der GRADE-Methodik be-stimmt

82 Ergebnisse des systematischen ReviewsMit Stand 19012021 lagen drei Publikationen zu Phase 23-Studien mit COVID-19-Impfstoffen vor3ndash5 Hierbei handelt es sich um die Interim- Analyse der Studie mit dem Impfstoff AZD1222 (vormals ChAdOx1 Astra ZenecaUniversity of Oxford)3 die Ergebnisse der Zulassungsstudie der Hersteller BioNTechPfizer fuumlr den Impfstoff BNT162b24 sowie die Zulassungsstudie des Her-stellers Moderna fuumlr den Impfstoff mRNA-12735 Die nachfolgenden Angaben beziehen sich sofern nicht anders angegeben auf die zitierten Publikationen

zu BNT162b2 mRNA-1273 bzw AZD1222 Fuumlr die Analyse von mRNA-1273 wurden ergaumlnzend Daten aus dem oumlffentlich zugaumlnglichen Zulassungsdoku-ment der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) verwendet122 Fuumlr die Analyse von AZD1222 wurden zusaumltzlich Daten aus dem oumlf-fentlich zugaumlnglichen Dokument der britischen Medicine and Healthcare Products Regulatory Agency (MHRA) ausgewertet123

821 Deskriptive Angaben (Studiendesign Studienablauf und StudienteilnehmerInnen)BNT162b2 Es wurde eine multizentrische randomi-sierte Beobachter-verblindete Placebo- kontrollierte Studie (RCT) durchgefuumlhrt NCT043687284 Hier-zu wurden beginnend am 27072020 Pro band-Innen ab einem Alter von 16 Jahren an insgesamt 152 Studienzentren in den USA Brasilien Argentinien Suumldafrika Deutschland und der Tuumlr-kei im Verhaumlltnis 1 1 entweder in den Impfstoff-Arm oder den Placebo-Arm randomisiert Die Studien-teilnehmerInnen erhielten im Abstand von 21 Ta-gen entweder je zwei Dosen (je 30 microg) des Impfstof-fes BNT162b2 oder des Placebos (Kochsalzloumlsung) i m injiziert Eingeschlossen wurden gesunde Per-sonen oder solche mit klinisch stabilen Vorerkran-kungen Als Ausschlusskriterien wurden vorange-gangene COVID-19-Erkrankung oder eine bekann-te immunsuppressive Vorerkrankung bzw Thera-pie in der Anamnese definiert

Es wurden 44820 Personen zur Teilnahme einge-laden und auf das Erfuumlllen der Ein- und Ausschluss-kriterien uumlberpruumlft Hiervon wurden 43548 Proban-dInnen in einen der beiden Studienarme randomi-siert von denen 43448 Personen mindestens eine Injektion erhielten (21720 Impfung 21728 Pla-cebo) Mit Stand 09102020 (Datenschluss der vor-liegenden Analyse) hatten hiervon 37706 Teilneh-merInnen (18860 Impfung 18846 Placebo) eine mediane Nachbeobachtungsdauer von zwei Mona-ten Diese Population wurde fuumlr die Analyse der Si-cherheitsdaten (main safety population) herangezo-gen und wird nachfolgend beschrieben

Die Basischarakteristika der TeilnehmerInnen sind in Tabelle 6 auszugsweise dargestellt Beide Stu-diengruppen zeigten keine deutlichen Unterschiede in diesen Parametern

27Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

mRNA-1273 Es wurde eine multizentrische stratifi-zierte randomisierte Beobachter-verblindete Pla-cebo-kontrollierte Studie (RCT) durchgefuumlhrt NCT044704275 Hierzu wurden zwischen dem 27072020 und 23102020 ProbandInnen ab einem Alter von 18 Jahren an 99 Studienzentren in den USA im Verhaumlltnis 1 1 entweder in den Impf-stoff-Arm oder den Placebo-Arm randomisiert Die Stratifizierung erfolgte in drei Gruppen Personen im Alter lt 65 Jahre ohne Risikofaktoren fuumlr einen schweren COVID-19-Verlauf Personen im Alter lt 65 Jahre mit Risikofaktoren sowie Personen im Al-ter ge 65 Jahre Den StudienteilnehmerInnen wur-den im Abstand von 28 Tagen entweder je zwei Do-sen (je 100 microg) des Impfstoffes mRNA-1273 oder des Placebos (Kochsalzloumlsung) i m injiziert Einge-schlossen wurden gesunde Erwachsene und solche mit stabilen Vorerkrankungen Ausgeschlossen wurden Personen mit vorangegangener COVID-19- Erkrankung und PatientInnen unter Immunsup-pression

Es wurden 30420 ProbandInnen in einen der bei-den Studienarme randomisiert (15210 Impfung 15210 Placebo) Von diesen erhielten 30351 Perso-nen mindestens eine Injektion (15181 Impfung 15170 Placebo) Mehr als 96 der Teilnehmer-

Innen erhielten die 2 Impfstoffdosis In der Effek-tivitaumltsanalyse wurden 14073 aus der Placebogrup-pe und 14134 aus der mRNA-1273-Gruppe beruumlck-sichtigt Mit Stand 25112020 (Datenschluss der vor-liegenden Analyse) hatten diese eine mediane Nachbeobachtungsdauer von 64 Tagen (Spanne 0 ndash 97 Tage) Es wurden 525 Teilnehmer aus der Pla-cebogruppe und 416 Teilnehmer aus der Impfstoff-gruppe in der per-Protokoll-Analyse aufgrund ver-schiedener Gruumlnde (positiver oder unbekannter SARS-CoV-2-Status bei Studienbeginn Verabrei-chung des falschen Impfstoffs oder Verabreichung im falschen Impfabstand Abbruch der Teilnahme vor Verabreichung der 2 Impfstoffdosis) ausge-schlossen

Die o g Population der TeilnehmerInnen mit min-destens einer Injektion wird nachfolgend hinsicht-lich ihrer Basischarakteristika auszugsweise be-schrieben (s Tab 7) Zwischen beiden Studiengrup-pen bestanden keine wesentlichen Unterschiede in den analysierten Parametern

AZD1222 Bewertungsgrundlage ist die zusammen-gefasste (gepoolte) Interimanalyse von vier RCTs3 Hierbei handelt es sich um die Studien COV001 COV002 COV003 und COV005 die ab 23 April

Tab 7 | Basischarakteristika der TeilnehmerInnen der Studie zu mRNA-1273 RF Risikofaktoren definiert als definiert als positiv = immunologische oder virologische Evidenz fuumlr vorangegangene Infektion (positiver RT-PCR Test oder positiver Nachweis von bindenden Antikoumlrpern gegen SARS-CoV-2 Nucleocapsid gtLOD (Limit of detection) oder LLOQ (Lower limit of quantification) am Tag 1 negativ = negativer RT-PCR Test und fehlender Nachweis von bindenden Antikoumlrpern gegen SARS-CoV-2-Nucleocapsid am Tag 1

Charakteristikum mRNA-1273 (N = 15181) Placebo (N = 15170)

Geschlecht mw 7923 (522 ) 7258 (478 ) 8062 (531 ) 7108 (469 )

Alter 18ndash64 Jahre ge 65 Jahre 11418 (752 ) 3763 (248 ) 11421 (753 ) 3749 (247 )

Stratifizierung lt 65 Jahre ohne RF lt 65 Jahre mit RF ge 65 Jahre

8888 (585 ) 2530 (167 ) 3763 (248 )

8886 (586 ) 2535 (167 ) 3749 (247 )

Alter bei Impfung (Jahre) Median (Spannweite) 514 (18ndash95) 513 (18ndash95)

SARS-CoV-2-Status bei Studienbeginn negativpositivunbekannt

14550 (958 ) 343 (23 ) 288 (19 )

14598 (962 ) 337 (22 ) 235 (15 )

Body mass index (Mittelwert plusmn SD kgmsup2) 293 plusmn 69 293 plusmn 67

Charakteristikum BNT162b2 (N = 18860) Placebo (N = 18846)

Geschlecht mw 9639 (511 )9221 (489 ) 9436 (501 )9410 (499 )

Alter 16 ndash 55 Jahregt 55 Jahre 10889 (577 )7971 (423 ) 10896 (578 )7950 (422 )

Alter bei Impfung (Jahre) Median (Spannweite) 520 (16ndash89) 520 (16ndash91)

Body mass index ge 30 kgmsup2 6556 (348 ) 6662 (353 )

Tab 6 | Basischarakteristika der TeilnehmerInnen der Studie zu BNT162b2

28Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Tab 8 | Basischarakteristika der TeilnehmerInnen der Studie zu AZD1222 (Datenstand 04 November 2020)

Charakteristikum AZD1222 (N = 5807)

Kontrolle (MenACWY oder Placebo) (N = 5829)

Geschlecht mwd 2282 (393 ) 3525 (607 ) 0 2307 (396 ) 3521 (604 ) 1 (lt 01 )

Alter 18ndash64 Jahre ge 65 Jahre 5466 (941 ) 341 (59 ) 5510 (945 ) 319 (55 )

Alter bei Einschluss (Jahre) median (Spannweite) 400 (180 ndash 860) 400 (180 ndash 880)

Body mass index ge 30 kgmsup2 889 (20 ) 928 (208 )

2020 im Vereinigten Koumlnigreich in Brasilien und Suumldafrika durchgefuumlhrt wurden Hierzu wurden 23753 ProbandInnen ab einem Alter von 18 Jahren im Verhaumlltnis 1 1 dem Impfstoff- bzw Kontroll-Arm randomisiert zugeteilt Die StudienteilnehmerInnen des Impfstoffarms erhielten zwei Dosen des Impf-stoffs AZD1222 i m injiziert In der Kontrollgruppe kam entweder ein MenACWY-Impfstoff (COV001 COV002) oder Kochsalzloumlsung (COV005) oder bei-des (COV003) zum Einsatz Akzidentiell erhielt ein Teil der TeilnehmerInnen des Impfstoffarms der Studien COV001 COV002 und COV005 bei der ersten Injektion eine verminderte (halbe) Dosis des Impfstoffs Dieser Teil der Studienpopulation wird nachfolgend als LDSD (low dosestandard dose) bezeichnet alle anderen als SDSD (standard dosestandard dose) Zugelassen ist der Impfstoff in der Standarddosierung

Eingeschlossen wurden (in allen 4 Studien) gesun-de Erwachsene ohne vorangegangene bestaumltigte COVID-19- Erkrankung Ausgeschlossen wurden Personen mit Impfunfaumlhigkeit bzw Anaphylaxie in der Anamnese PatientInnen mit Immunsuppres-sion oder schwererunkontrollierter Vorerkran-kung sowie Schwangere und Stillende

Von den eingeschlossenen ProbandInnen wurden 12018 in den Impfstoff- und 11735 in den Kontroll-arm randomisiert Hiervon erhielten 23745 min-destens eine Injektion (12021 Impfung 11724 Kon-trolle) Mit Datenstand 04 November 2020 hatten 16315 TeilnehmerInnen die 2 Injektion erhalten In die Effektivitaumltsanalyse gingen 5829 ProbandInnen aus der Vergleichsgruppe und 5807 aus der AZD1222-Gruppe ein Von den Studienteilneh-merInnnen waren 941 der Impfstoffgruppe und 945 in der Vergleichsgruppe 18 ndash 64 Jahre alt und 59 bzw 55 ge 65 Jahre alt Mit o g Datum hatten diese eine mediane Nachbeobachtungsdauer

von 62 Tagen Die Population der TeilnehmerInnen der Effektivitaumltsanalyse wird nachfolgend hinsicht-lich ihrer Basischarakteristika auszugsweise be-schrieben (s Tab 8) Zwischen den Studiengruppen bestanden keine wesentlichen Unterschiede

822 Endpunkte der StudienVon den durch die STIKO in der oben berichteten PICO-Frage definierten Endpunkten (s Tab 5) wur-den fuumlr alle drei Impfstoffe (BNT162b2 mRNA-1273 AZD1222) die Endpunkte COVID-19-Erkrankung (la-borbestaumltigt) Lokalreaktionen systemische Reaktio-nen sowie schwere unerwuumlnschte Ereignisse (serious adverse events) berichtet Fuumlr den Impfstoff mRNA-1273 wurde auszligerdem der Endpunkt COVID-19-be-dingter Tod berichtet Zusaumltzlich erhoben alle Studi-en Daten zum Endpunkt schwere COVID-19-Er-krankung (severe COVID-19) Fuumlr AZD1222 liegen auszligerdem Daten zu asymptomatischen Infektionen sowie zum Endpunkt Hospitalisierung vor

823 WirksamkeitBNT162b2 Der Endpunkt COVID-19-Erkrankung (laborbestaumltigt) wurde in der Studie als erster pri-maumlrer Endpunkt ab dem 7 Tag nach der zweiten Impfstoff- bzw Placebo dosis an TeilnehmerInnen die keinen Nachweis einer vorangegangenen Infek-tion hatten (weder anamnestisch noch serologisch noch PCR) erhoben Tabelle 9 zeigt dass die Impf-effektivitaumlt bezogen auf diesen Endpunkt 95 be-trug Auch in der altersstratifizierten Analyse zeig-ten sich vergleichbar hohe Effektivitaumltsschaumltzer die allerdings bei kleiner werdenden Altersgruppen bzw Fallzahlen teilweise weite Konfidenzintervalle aufwiesen bzw nicht mehr statistisch signifikant waren In der houmlchsten Altersgruppe (ge 75 Jahre) ist daher eine Aussage uumlber die Effektivitaumlt der Imp-fung mit hoher Unsicherheit behaftet Zusaumltzliche Analysen der Studienautoren bestaumltigten die Imp-feffektivitaumlt auch bei PatientInnen mit anderen

29Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Vorerkrankungen (Daten im Anhang der analysier-ten Publika tion)

Als zweiter primaumlrer Endpunkt wurde die Effektivi-taumlt gegen COVID-19-Erkrankung unabhaumlngig vom Vorliegen des Nachweises einer vorgegangenen In-fektion untersucht

Tabelle 9 zeigt dass bei Verwendung dieser Defini-tion eine vergleichbar hohe Effektivitaumlt gegen symp-tomatische COVID-19-Infektionen gemessen wur-de Der STIKO lagen daruumlber hinaus ergaumlnzende Informationen des Herstellers vor die bestaumltigen dass dies auch in allen untersuchten Altersgruppen der Fall war

Zusaumltzlich wurden in der Publikation Daten zur Effektivitaumlt gegen COVID-19-Erkrankung nach Ver-abreichung von nur einer Dosis Impfstoff berichtet Diese sind hier um Angaben aus der FDA-Publika-tion zur Effektivitaumlt 14 Tage nach der ersten und vor der zweiten Dosis ergaumlnzt (s Tab 9)

Gegen den sekundaumlren Endpunkt bdquoschwere COVID-19-Erkrankungldquo (definiert als COVID-19 plus Vorliegen von mindestens einem der folgen-den Kriterien klinische Anzeichen einer schweren Erkrankung respiratorische Insuffizienz Schock akute renale hepatische oder neurologische Dys-funktion ITS-Aufnahme oder Tod) wurde eine Ef-

fektivitaumlt von 75 ermittelt die statistisch jedoch nicht signifikant war (s Tab 9)

mRNA-1273 Der Endpunkt COVID-19-Erkrankung (laborbestaumltigt) wurde in der Studie als primaumlrer Endpunkt ab dem 14 Tag nach der zweiten Impf-stoff- bzw Placebodosis an TeilnehmerInnen erho-ben bei denen kein Nachweis einer vorangegange-nen Infektion vorlag (weder anamnestisch noch serologisch oder PCR) Tabelle 10 zeigt dass bezo-gen auf diesen Endpunkt die Effektivitaumlt der Imp-fung 941 betrug Wie bei BNT162b2 so zeigten sich auch hier in der altersstratifizierten Analyse aumlhnlich hohe Effektivitaumltswerte bei sich verbreitern-den Konfidenzintervallen

Zusaumltzlich wurde die Impfeffektivitaumlt in den der Randomisierung zugrundeliegenden Alters- und Risikostrata berechnet Wie in Tabelle 10 dargestellt zeigten sich auch fuumlr diese Subgruppen hohe Effek-tivitaumltsschaumltzer Gegen den sekundaumlren Endpunkt bdquoschwere COVID-19-Erkrankungldquo wurde eine Effek-tivitaumlt von 100 berichtet jedoch ohne Angabe ei-nes Konfidenzintervalls (s Tab 10)

AZD1222 Der Endpunkt COVID-19-Erkrankung (laborbestaumltigt) wurde in der Studie als primaumlrer Endpunkt ab dem 15 Tag nach der zweiten Impf-stoff- bzw Kontrollimpfstoff-Placebodosis an Teil-nehmerInnen erhoben bei denen kein Nachweis ei-

Endpunkt BNT162b2 (nN) nN Placebo (nN) Impfeffektivitaumlt () 95 Konfidenzintervall

COVID-19 (TeilnehmerInnen ohne vorherige Infektion)

Alle 817411 16217511 950 900 ndash 979

16 ndash 55 Jahre 59897 1149955 956 894 ndash 986

gt 55 Jahre 37500 487543 937 806 ndash 988

ge 65 Jahre 13848 193880 947 667 ndash 999

ge 75 Jahre 0774 5785 1000 ndash131 ndash 1000

COVID-19 (TeilnehmerInnen unabhaumlngig von vorheriger Infektion)

Alle 918559 16918708 946 899 ndash 973

Schwere COVID-19-Erkrankung

Alle 121314 421259 750 ndash1526 ndash 995

COVID-19 nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle 3921314 8221258 524 295 ndash 684

COVID-19 14 Tage nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle 221669 2721686 926 689 ndash 982

Tab 9 | Effektivitaumltsdaten zu BNT162b2 Studienpopulation der modifizierten intention-to-treat Analyse berechnet auf Grundlage der Angaben in der FDA-Publikation122

30Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ner vorangegangenen Infektion vorlag Tabelle 11 zeigt die Effektivitaumlt gegen diesen Endpunkt in der Gesamtstudienpopulation (LDSD+SDSD) sowie in den Untergruppen LDSD und SDSD Hiernach lag in der zusammengefassten Population eine Ef-fektivitaumlt von 704 vor Eine Analyse der beiden Dosierungs-Untergruppen zeigt dass in der LDSD-Gruppe eine houmlhere Effektivitaumlt als in der SDSD-Gruppe beobachtet wurde (s Tab 11) Allerdings legen die Ergebnisse von posthoc-Analysen der Studienautoren nahe dass dies eher auf ein verlaumln-gertes Dosisintervall als auf die veraumlnderte Dosierung

zuruumlckzufuumlhren ist (Impfeffektivitaumlt bei Dosisin-tervall lt 6 Wochen 5328 95 KI ndash321 ndash 7886 vs Dosisintervall 9 ndash 11 Wochen 6055 95 KI 1523 ndash 8164) Dies wird durch Immunogenitaumlts-daten unterstuumltzt die zeigen dass eine Verlaumlnge-rung des Dosisintervalls zu houmlheren GMT-Werten fuumlhrt (lt 6 Wochen 22222 (95 KI 20360 ndash 24225) vs 9 ndash 11 Wochen 34754 (95 KI 30287 ndash 39879) In der Altersgruppe ge 65 Jahre wurden nur etwa 300 TeilnehmerInnen pro Studienarm ausgewertet und in beiden Studienarmen mit o g Datenstand nur je 1 Fall beobachtet so dass eine statistisch be-

Endpunkt AZD1222 (nN) Kontrollen (nN) Impfeffektivitaumlt () 95 Konfidenzintervall

COVID-19

Alle 305807 1015829 704 548 ndash 806

18 ndash 64 Jahre 295466 1005510 711 563 ndash 809

ge 65 Jahre 1341 1319 63 ndash1405 ndash 942

LDSD 31367 301374 900 674 ndash 970

SDSD 274440 714455 621 410 ndash 757

Asymptomatische Infektion

Alle 293288 403350 273 ndash172 ndash 549

Schwere COVID-19-Erkrankung

Alle 012021 211724 100 nicht kalkulierbar

Hospitalisierung

Alle 012021 1011724 100 nicht kalkulierbar

Tab 11 | Effektivitaumltsdaten von AZD1222 (Datenstand 5 November 2020) einschl solche mit unbekannten Symptomen keine ausreichenden Daten fuumlr eine robuste statistische Aussage zur Effektivitaumlt

Endpunkt mRNA-1273 (nN) nN Placebo (nN) Impfeffektivitaumlt () 95 Konfidenzintervall

COVID-19 (TeilnehmerInnen ohne vorherige Infektion)

Alle 1114134 18514073 941 893 ndash 968

18 ndash 64 Jahre 710551 15610521 956 906 ndash 979

ge 65 Jahre 43583 293552 864 614 ndash 952

ge 75 Jahre 0630 7688 100 kA

COVID-19 (entsprechend Stratifizierung)

18 ndash 64 Jahre ohne RF 58396 1218403 959 900 ndash 983

18 ndash 64 Jahre mit RF 22155 352118 944 769 ndash 987

Schwere COVID-19-Erkrankung

Alle 014134 3014073 100 kA

Tod durch COVID-19

Alle 014134 114073 100 kA

COVID-19 nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle (modified intention to treat-analyse124) 7996 391079 802 552 ndash 925

COVID-19 14 Tage nach Dosis 1 vor Dosis 2

Alle 214550 3514598 940 760 ndash 990

Tab 10 | Effektivitaumltsdaten von mRNA-1273 RF Risikofaktoren kA keine Angaben

31Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

lastbare Aussage zur Impfeffektivitaumlt nicht moumlglich ist Auch die Effektivitaumlt gegen asymptomatische Infektionen war bei einem Punktschaumltzer von 273 nicht signifikant Fuumlr die Endpunkte schwere COVID-19-Erkrankung und Hospitalisierung wur-den ausschlieszliglich Faumllle in der Kontrollgruppe be-obachtet so dass sich hierfuumlr jeweils eine Impfeffek-tivitaumlt von 100 errechnet bei allerdings kleinen Fallzahlen und nicht berechenbaren 95 Konfidenz-intervallen (s Tab 11)

824 Wirksamkeit der mRNA-Impfstoffe 14 Tage nach der ersten Impfstoffdosis Aufgrund der limitierten Impfstoffmengen hat die STIKO beraten ob zunaumlchst jeweils nur die 1 Impf-stoffdosis verabreicht und die Gabe der 2 Dosis ver-schoben werden sollte Zunaumlchst waumlre es so moumlg-lich mehr Menschen zu impfen und eventuell eine groumlszligere Zahl von schweren COVID-19-Erkrankun-gen zu verhindern

Die STIKO hat die Daten zur Impfeffektivitaumlt nach einer Dosis fuumlr Impfstoffe gepruumlft Die Wirkung der Impfung tritt in der Regel 10 ndash 14 Tage nach Applika-tion ein Fuumlr beide mRNA-Impfstoffe laumlsst sich die Impfeffektivitaumlt einer einmaligen Dosis fuumlr das Zei-tintervall zwischen 14 Tage nach deren Applikation und vor Verabreichung der zweiten Impfstoffdosis (BioNTech 1 Woche Moderna 2 Wochen) aus den Zulassungsstudien122125 in post-hoc Analysen be-stimmen Die so ermittelte Impfeffektivitaumlt betraumlgt 926 (BNT162b2) und 940 (mRNA-1273) Die Berechnung beruht jedoch auf einer sehr kurzen Beobachtungszeit in der nur wenige COVID-19-Er-krankungsfaumllle aufgetreten sind Uumlber die Altersver-teilung der Faumllle und die Schwere der Erkrankung liegen keine Informationen vor Da die aktuelle Impfstrategie besonders auf uumlber 80-Jaumlhrige ausge-richtet ist und im hohen Alter Immunantworten auf Impfungen in der Regel geringer ausfallen als bei Juumlngeren sind die o g Impfeffektivitaumltswerte nur bedingt aussagekraumlftig Die Daten der gepoolten Analyse beider Impfstoffe zeigen dass der Impf-schutz selbst nach zwei Dosen bei ge 75-Jaumlhrigen deutlich geringer ist als bei Juumlngeren und die be-rechneten Schaumltzer aufgrund der geringen Zahl von aumllteren StudienteilnehmerInnen mit einer groumlszligeren Unsicherheit behaftet sind (siehe Abb 6)

Aus den Dosisfindungsstudien zu den beiden mRNA- Impfstoffen ist bekannt dass die Antikoumlrper-antworten nach der ersten Impfstoffdosis um den Faktor 10 ndash 20 niedriger ausfallen als nach der zwei-ten115119 Unabhaumlngig davon dass es bisher kein ge-sichertes immunologisches Korrelat fuumlr den Schutz durch Impfung gibt liegen keine Daten zum zeitli-chen Antikoumlrperverlauf nach einmaliger Impfung vor Es ist jedoch zu vermuten dass ein Ruumlckgang der Antikoumlrper bei deutlich niedrigerem Ausgangs-niveau nach der ersten Impfung schneller zu einem abnehmenden Schutz fuumlhrt als nach zwei Impfun-gen und somit der Schutz weniger lang anhaumllt

Eine schwaumlchere Immunantwort nach nur einer Impfung koumlnnte bei spaumlterer Antigenexposition moumlglicherweise zu einer Verschiebung zwischen neutralisierenden und nicht-neutralisierenden An-tikoumlrpern fuumlhren und damit im unguumlnstigsten Fall zu einem Uumlberwiegen infektionsverstaumlrkender An-tikoumlrper fuumlhren (antibody dependent enhancement ADE) wie es fuumlr einzelne andere respiratorische Virusinfektionen beschrieben worden ist126 Aus an-deren Virussystemen ist bekannt dass Teilimmuni-taumlt die weitere Virusvermehrung zulaumlsst unter Um-staumlnden rascher zur Selektion von sogenannten bdquoimmune escape-Mutantenldquo fuumlhren kann Dies ist fuumlr SARS-CoV-2 bisher nicht gezeigt worden muss aber bei diesen Uumlberlegungen beruumlcksichtigt werden

Auch stuumlnde zu befuumlrchten dass mehr begonnene Impfserien nicht abgeschlossen wuumlrden da Termi-ne in groumlszligeren Abstaumlnden eher versaumlumt werden

Letztlich bleibt festzustellen dass es zum gegenwaumlr-tigen Zeitpunkt voumlllig offen ist ob man durch eine Verschiebung der Zweitimpfung von 21 bzw 28 Ta-gen auf einen spaumlteren Zeitpunkt (z B 60 90 oder 120 Tage nach der ersten Impfung) und eine damit einhergehende Erhoumlhung der Anzahl der zumin-dest einmalig Geimpften tatsaumlchlich mehr schwere Erkrankungen und Todesfaumllle verhindert als durch eine zeitnahe zweite Impfung der vulnerablen Hochrisikogruppen welche dann zu einem nahezu vollstaumlndigen Schutz vor Erkrankung fuumlhrt

Aus den vorgenannten Gruumlnden hat die STIKO ent-schieden den folgenden Impfabstand zu empfeh-len Die zweite mRNA-Impfstoffdosis soll in einem

32Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Abstand von 3 bzw 4 bis 6 Wochen (42 Tage ent-sprechen dem in den Zulassungsstudien untersuch-ten Zeitraum) nach der ersten Impfstoffdosis verab-reicht werden

825 Metaanalyse zur Effektivitaumlt der mRNA- Impfstoffe In beiden mRNA-Studien wurden weitestgehend identische Endpunkte fuumlr den Nachweis der Impf-stoffwirksamkeit ausgewaumlhlt sodass es moumlglich war die Ergebnisse statistisch per Metaanalyse zu-sammenzufassen Auf Basis der zusammengefass-ten Daten ergibt sich unter Verwendung eines Fixed- Effects-Modells eine Wirksamkeit zur Verhin-derung einer laborbestaumltigten COVID-19-Erkran-kung (ohne vorherige SARS-CoV-2-Infektion) nach

zwei Impfstoffdosen von 950 (95 KI 91 ndash 97) (s Abb 6) Hinsichtlich der Verhinderung einer bdquoschweren COVID-19-Erkrankungldquo ergibt die Meta-nalyse eine Wirksamkeit von 96 (95 KI 78 ndash 99) (s Abb 7) Die Unsicherheit bei der Bewertung der Effektivitaumlt der Impfstoffe auf Grundlage der Daten aus den Einzelstudien wird in der gepoolten Daten-analyse geringer

826 SicherheitBNT162b2 Daten zur Reaktogenitaumlt des Impfstoffes innerhalb von 7 Tagen nach Verabreichung jeder Impfstoff dosis wurden in einer Population von 8183 TeilnehmerInnen mit Hilfe eines elektroni-schen Studientagebuchs erhoben Was lokale Reakshytionen anbetrifft so berichteten in der Altersgruppe

Abb 6 | Wirksamkeit der mRNA-COVID-19-Impfstoffe BNT162b2 (BioNTechPfizer) und mRNA-1273 (Moderna) zur Verhinde-rung von COVID-19-Erkrankung (ohne vorherige SARS-CoV-2-Infektion) in verschiedenen Altersgruppen und insgesamt 45125

33Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

16 ndash 55 Jahre 83 der Geimpften und 14 der Teil-nehmerInnen der Placebo-Gruppe uumlber Schmerzen an der Einstichstelle nach der ersten Dosis 6 der Geimpften und 1 der Placebo-Gruppe dieser Al-tersgruppe berichteten uumlber Roumltung an der Einstich-stelle waumlhrend 6 vs 0 uumlber Schwellung klag-ten Insgesamt traten in der Altersgruppe der gt 55-Jaumlhrigen weniger Lokalreaktionen auf Sie ver-teilten sich prozentual aumlhnlich auf Verum- und Pla-cebogruppe wie bei den Juumlngeren Auch nach der zweiten Impfstoffdosis zeigten sich beim Vergleich der beiden Studien arme aumlhnliche Ereignisraten in der Altersgruppe 16 ndash 55 Jahre 78 vs 12 fuumlr Schmerzen an der Einstichstelle 6 vs 1 fuumlr Rouml-tung 6 vs 0 fuumlr Schwellung Vergleichbare Ra-ten fanden sich auch in der Altersgruppe gt 55 Jahre Die lokalen Reaktionen hielten 1ndash2 Tage an

Unter den systemischen Reaktionen waren Abge-schlagenheit (fatigue Impfung 47 Placebo 33 ) Kopfschmerzen (42 vs 34 ) sowie Muskel-schmerzen (21 vs 11 ) die haumlufigsten Ereignisse nach der ersten Dosis in der Altersgruppe 16 ndash 55 Jahre Nach der zweiten Dosis waren die Gruppen-unterschiede in dieser Altersgruppe ausgepraumlgter 59 vs 23 fuumlr Abgeschlagenheit 52 vs 24 fuumlr Kopfschmerzen sowie 37 vs 8 fuumlr Muskel-schmerzen In der houmlheren Altersgruppe (gt 55 Jah-re) waren die Symptome nach der ersten Dosis we-niger stark ausgepraumlgt (Abgeschlagenheit 34 vs 23 Kopfschmerzen 25 vs 18 Muskelschmer-zen 14 vs 8 alle Impfungen vs Placebo) Auch hier waren die Gruppenunterschiede nach der zwei-ten Dosis akzentuiert Abgeschlagenheit 51 vs 17 Kopfschmerzen 39 vs 14 Muskelschmer-zen 29 vs 5 Fieber trat als systemische Reak-tion deutlich seltener auf bei den Geimpften in der Altersgruppe 16 ndash 55 Jahre bei 4 bzw 16 nach

der 1 bzw 2 Impfstoffdosis vs 1 bzw 0 in der Placebo-Gruppe bei den gt 55-Jaumlhrigen bei 1 bzw 11 in der Verum-Gruppe vs 0 in der Placebo- Gruppe Die systemischen Reaktionen hielten zu-meist 1 ndash 2 Tage an

Tabelle 12 zeigt die Haumlufigkeiten von schweren unshyerwuumlnschten Ereignissen (serious adverse events SAEs) nach der ersten Dosis im Gruppenvergleich Insbesondere SAEs mit hohem Schweregrad und solche die als lebensbedrohlich klassifiziert wur-den lagen in der Impfstoff- und Placebogruppe mit gleicher Haumlufigkeit vor Vier SAEs wurden als impfstoffbe zogen klassifiziert (Schulterverletzung axillaumlre Lymphadenopathie paroxysmale ventrikulauml-re Arrhythmie Paraumlsthesie des rechten Beins) We-der in der Verum- noch in der Placebogruppe traten Todesfaumllle auf die auf die Injektion des Impfstoffs oder der Kochsalzloumlsung zuruumlckzufuumlhren waren Im Beobachtungszeitraum wurden bei vier Teilneh-merInnen in der Impfstoffgruppe transiente akute periphere Fazialisparesen beobachtet Diese traten am Tag 37 nach der ersten Impfstoffdosis bzw an den Tagen 3 9 und 48 nach der zweiten Impfstoff-dosis auf und wurden von den StudienaumlrztInnen als moumlglicherweise durch die Impfung verursacht ge-wertet127 In der Placebogruppe wurden keine Fazia-lisparesen berichtet

Der STIKO lagen daruumlber hinaus weitergehende In-formationen des Herstellers vor die bestaumltigen dass das Sicherheitsprofil hinsichtlich SAEs nach der zweiten Impfstoffdosis nicht wesentlich verschie-den war von dem nach der ersten Dosis

mRNA-1273 Daten zur Reaktogenitaumlt des Impfstof-fes innerhalb von 7 Tagen nach Verabreichung je-der Impfstoffdosis wurden bei allen Teilnehmer-

Abb 7 | Wirksamkeit der mRNA-COVID-19-Impfstoffe BNT162b2 (BioNTechPfizer) und mRNA-1273 (Moderna) zur Verhinde-rung einer schweren COVID-19-Erkrankung 45

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Ereignis mRNA-1273 (N = 15184 ) Placebo (N = 15165 )

Jedwedes schweres unerwuumlnschtes Ereignis 93 (06) 89 (06)

Klassifiziert als impfstoffbezogen 6 (lt 01) 4 (lt 01)

Tab 13 | Schwere unerwuumlnschte Ereignisse nach mRNA-1273 bzw Placebo

Innen mit Hilfe eines elektronischen Studientage-buchs erhoben

Hinsichtlich lokaler Reaktionen berichteten 842 der Verum-Geimpften und 198 der Teilneh-merInnen der Placebo-Gruppe uumlber mindestens ein Ereignis nach der ersten Dosis nach der zweiten Dosis waren es 886 bzw 188 In der mRNA-1273-Gruppe wurden hauptsaumlchlich lokale Reaktionen vom Schweregrad 1 und 2 beobachtet die im Mittel 26 Tage nach der ersten und 32 Tage nach der zweiten Dosis anhielten Schmerzen an der Einstichstelle (jeglicher Staumlrke) traten nach der ersten Dosis bei 837 der Verum-Geimpften und 175 der TeilnehmerInnen der Placebo-Gruppe auf (nach der zweiten Dosis 882 vs 170 ) Zu einer Roumltung an der Einstichstelle kam es nach der ersten Dosis bei 28 der TeilnehmerInnen nach Imp-fung bzw 04 nach Placebo-Gabe (nach der zwei-ten Dosis 86 vs 04 ) Eine Schwellung an der Einstichstelle berichteten 61 bzw 03 der Teil-nehmerInnen nach der ersten Dosis nach der zwei-ten Dosis waren es 122 der Verum-Geimpften und 03 der Placebo-Empfaumlnger

Mindestens eine systemische Reaktion trat nach der ersten Dosis bei 549 der Verum-Geimpften und 422 der TeilnehmerInnen der Placebo-Gruppe auf nach der zweiten Dosis waren es 794 bzw 365 Unter den systemischen Reaktionen traten nach der ersten Dosis am haumlufigsten Kopfschmer-zen (327 vs 266 ) und Abgeschlagenheit (372 vs 273 ) auf nach der zweiten Dosis wa-

ren es 586 vs 234 (Kopfschmerzen) bzw 653 vs 234 (Abgeschlagenheit) Fieber trat als systemische Reaktion deutlich seltener auf 08 in der Verum-Gruppe vs 03 in der Placebo-Gruppe nach der 1 Dosis und 155 vs 03 nach der 2 Do-sis Die systemischen Reaktionen dauerten durch-schnittlich 26 Tage nach der 1 und 31 Tage nach der 2 Impfstoffdosis an In der juumlngeren Altersgruppe (18ndash64 Jahre) waren sowohl lokale als auch syste-mische Beschwerden haumlufiger als bei der aumllteren Gruppe (ge 65 Jahre)

In Tabelle 13 sind die Haumlufigkeiten von schweren unerwuumlnschten Ereignissen (serious adverse events SAE) im Gruppenvergleich dargestellt

Schwere unerwuumlnschte Ereignisse und Ereignisse die als impfstoffbezogen klassifiziert wurden lagen in der Impfstoff- und Placebogruppe in gleicher Haumlufigkeit vor Uumlberempfindlichkeitsreaktionen wurden bei 15 der TeilnehmerInnen aus der Impfstoff- und bei 11 der TeilnehmerInnen aus der Placebogruppe beobachtet Weder in der Verum- noch in der Placebogruppe traten Todesfaumllle auf die auf die Injektion des Impfstoffs oder der Kochsalz-loumlsung zuruumlckgefuumlhrt werden konnten Im Beob-achtungszeitraum wurden bei drei TeilnehmerIn-nen in der Impfstoffgruppe und einer Person in der Placebogruppe eine akute transiente periphere Fazi-alisparese beobachtet Die Paresen traten in der Impfstoffgruppe an den Tagen 22 28 und 37 nach der zweiten Impfstoffdosis auf Ein kausaler Zu-

Tab 12 | Schwere unerwuumlnschte Ereignisse nach BNT162b2 bzw Placebo SAE ndash serious adverse event (schweres unerwuumlnschtes Ereignis)

Ereignis BNT162b2 (N = 21621 ) Placebo (N = 21631 )

Jedwede SAE 126 (06) 111 (05)

Klassifiziert als impfstoffbezogen 4 (lt 001) 0 (ndash)

Hoher Schweregrad (severe) 71 (03) 68 (03)

Lebensbedrohlich 21 (01) 23 (01)

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sammenhang mit der Impfung konnte nicht ausge-schlossen werden

AZD1222 Daten zur Reaktogenitaumlt des Impfstoffes wurden innerhalb der ersten 7 Tage nach Impfung mit Hilfe eines Studientagebuchs erhoben123 Hin-sichtlich lokaler Reaktionen berichteten 747 der Verum-Geimpften und 504 der Teilnehmer-Innen der Kontroll-Gruppe uumlber mindestens ein Er-eignis Bei der Interpretation dieser und aller folgenden Sicherheitsdaten aus der Zulassungsstu-die muss allerdings beruumlcksichtigt werden dass der uumlberwiegende Teil der TeilnehmerInnen der Kon trollgruppe einen MenACWY-Impfstoff erhielt Unter den Lokalreaktionen waren Schmerzen an der Einstichstelle (AZD1222-Gruppe 542 Kon-trollgruppe 367 ) sowie Spannungsgefuumlhl (ten-derness AZD1222-Gruppe 637 Kontrollgruppe 395 ) die haumlufigsten Systemische Reaktionen tra-ten bei 73 der TeilnehmerInnen der AZD1222- Gruppe und 596 der Kontrollgruppe auf Unter diesen waren Abgeschlagenheit (fatigue AZD1222 531 Kontrollen 382 ) Kopfschmerzen (AZD1222 526 Kontrollen 390 ) sowie Krankheitsgefuumlhl (malaise AZD1222 442 Kontrollen 202 ) die haumlufigsten Erhoumlhte Temperaturen (feverishness) trat bei 336 der AZD1222-Gruppe und 107 in der Kontrollgruppe auf Fieber hingegen trat nur bei ei-nem vergleichsweisen geringen Anteil der Teilneh-merInnen auf (AZD1222 79 Kontrollen 12 ) Der STIKO lagen daruumlber hinaus weitergehende Informationen des Herstellers vor die zeigen dass die Haumlufigkeit lokaler und systemischer Reaktionen nach der 2 Dosis geringer war als nach der 1 Dosis

Schwere unerwuumlnschte Ereignisse traten bei 07 ProbandInnen der AZD1222-Gruppe und 08 der ProbandInnen der Kontrollgruppe auf Unter die-sen wurden 5 als Impfstoff- (n = 3) bzw Kontroll-impfstoffPlacebo-assoziiert (n = 2) klassifiziert Dies waren im Einzelnen in der AZD1222-Gruppe Pyrexie CRP-Anstieg sowie ein Fall einer transver-sen Myelitis in der Kontrollgruppe autoimmune haumlmolytische Anaumlmie sowie ebenfalls ein Fall einer Myelitis Fuumlr die in der AZD1222-Gruppe aufgetre-tene transverse Myelitis konnte eine kausale Bezie-hung zur Impfung bisher nicht bestaumltigt werden

827 VerzerrungsrisikoDas Verzerrungsrisiko (risk of bias) wurde mittels RoB-2 fuumlr alle Endpunkte in allen drei Studien mit bdquosome concernsldquo (einige Bedenken) bewertet (s An-hang) Grund hierfuumlr war fuumlr die beiden mRNA- Impfstoffe bei allen Endpunkten dass ein betraumlcht-licher Teil der randomisierten Studienpopulation (gilt fuumlr beide Studienarme in beiden Studien) der zudem groumlszliger war als die Gesamtzahl der Ereignis-se nicht in die Auswertung einging Dies betrifft ganz besonders die Analyse der Wirksamkeit (efficacy) bei der in beiden Studien armen beider Studien insgesamt mehrere tausend ProbandInnen unberuumlcksichtigt geblieben sind Aufgrund mangel-hafter Berichtsqualitaumlt konnte hier eine Verzerrung der Ergebnisse nicht komplett ausgeschlossen wer-den Fuumlr AZD1222 konnte ein Einfluss der Dosie-rungsabweichungen und der resultierenden Proto-kollaumlnderungen auf das Studienergebnis nicht si-cher ausgeschlossen werden Fuumlr die Sicherheits-endpunkte war zusaumltzlich zu beruumlcksichtigen dass es sich bei allen Studien um bdquoobserver- blindedldquo Stu-dien handelt d h dass Teile des Studienpersonals offenbar nicht verblindet waren (lediglich die ver-gleichsweise kleine AZD1222-Teilstudie COV005 wurde doppelt blind durchgefuumlhrt) Da es sich bei diesen Endpunkten z T um selbstberichtete Ereig-nisse handelt (Studientagebuch) koumlnnte eine moumlg-liche Kenntnis der Gruppenzugehoumlrigkeit (wissent-lich oder unwissentlich durch Studienpersonal kommuniziert) das Berichten bzw die Bewertung von Ereignissen durch einzelne Studienteilneh-merInnen beeinflusst haben

828 Vertrauenswuumlrdigkeit der Evidenz (Evidenzqualitaumlt nach GRADE)BNT162b2 Die Evidenzqualitaumlt (Vertrauen in die Ef-fektschaumltzer) wurde fuumlr die Verhinderung von COVID-19-Erkrankungen aufgrund des Verzer-rungsrisikos (s oben) als moderat eingeschaumltzt in der Altersgruppe ge 75 Jahre aufgrund des weiten Konfidenzintervalls als gering (s Anhang) Der End-punkt bdquoschwere COVID-19- Erkrankungldquo wurde als indirekte Evidenz fuumlr den von der STIKO zu bewer-tenden Endpunkt bdquoHospitalisierungldquo verwendet Hier ergab sich aufgrund der Indirektheit des wei-ten 95 Konfidenzinter valls sowie des Verzer-rungsrisikos eine sehr geringe Evidenzqualitaumlt Fuumlr alle Sicherheitsendpunkte wurde die Evidenzquali-

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taumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos als moderat eingestuft

mRNA-1273 Die Evidenzqualitaumlt (Vertrauen in die Effektschaumltzer) wurde fuumlr die Verhinderung einer COVID-19-Erkrankung aufgrund des Verzerrungs-risikos (s oben) als moderat eingeschaumltzt in der Altersgruppe ge 75 Jahre aufgrund des weiten Konfi-denzintervalls als gering Der Endpunkt bdquoschwere COVID-19-Erkrankungldquo wurde wie bei BNT162b2 als indirekte Evidenz fuumlr den von der STIKO zu be-wertenden Endpunkt bdquoHospitalisierungldquo verwen-det Hier ergab sich aufgrund der Indirektheit des weiten 95 -Konfidenzintervalls sowie des Verzer-rungsrisikos eine sehr geringe Evidenzqualitaumlt Fuumlr den Endpunkt bdquoTod durch COVID-19ldquo wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos und der Impraumlzision des Effektschaumltzers als gering eingestuft Fuumlr alle Sicherheitsendpunkte wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisi-kos als moderat bewertet

AZD1222 Fuumlr die Verhinderung des Endpunktes COVID-19-Erkrankung wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos als moderat ein-gestuft fuumlr die houmlhere Altersgruppe (ge 65 Jahre) aufgrund von Impraumlzision (weites 95 Konfiden-zintervall welches die 0 einschlieszligt) als gering Aus denselben Gruumlnden wurde auch die Evidenzquali-taumlt fuumlr die Endpunkte asymptomatische Infektion und Hospitalisierung als gering eingestuft Fuumlr alle Sicherheitsendpunkte wurde die Evidenzqualitaumlt aufgrund des Verzerrungsrisikos und der Tatsache dass ein groszliger Anteil der Kontrollgruppe nicht mit Placebo sondern einem anderen Impfstoff (MenACWY) geimpft wurde (Indirektheit hinsicht-lich der Vergleichsgruppe) als gering bewertet

9 Impfziele Das primaumlre Ziel einer COVID-19-Impfempfehlung fuumlr Deutschland ist es schwere Verlaumlufe und Tod durch COVID-19 groumlszligtmoumlglich zu reduzieren In Abhaumlngigkeit von der Wirksamkeit der Impfstoffe soll durch die Empfehlung auch die Transmission von SARS-CoV-2 in der Bevoumllkerung reduziert wer-den Folgende Impfziele wurden formuliert

Verhinderung schwerer COVID-19-Verlaumlufe (Hospitalisierung) und -Todesfaumllle

Schutz von Personen mit besonders hohem arbeitsbedingtem SARS-CoV-2-Expositionsri-siko (berufliche Indikation)

Verhinderung von Transmission sowie Schutz in Umgebungen mit hohem Anteil vulnerabler Personen und in solchen mit hohem Ausbruchs-potenzial

Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen und des oumlffentlichen Lebens

10 Risiko- und Indikationsgruppen fuumlr die ImpfempfehlungEinzelne Personen koumlnnen mehreren unterschied-lichen Risiko- undoder Indikationsgruppen zuge-ordnet werden Die Priorisierung erfolgt dann nach dem am houmlchsten priorisierten Risiko bzw Indika-tion (Stufen 1 ndash 6) Die im Folgenden genannten Personengruppen sind beispielhaft zu verstehen

101 Risikofaktoren fuumlr einen schweren KrankheitsverlaufDer uumlberwiegende Teil der COVID-19-PatientInnen hat eine gute Prognose Es gibt jedoch eine Reihe von individuellen Risikofaktoren die sich negativ auf die Schwere der Erkrankung und den Krank-heitsverlauf auswirken Das zunehmende Alter ist der unabhaumlngige Faktor der mit Abstand die houmlchs-te Risikoerhoumlhung mit sich bringt Daneben spielen bestehende Vorerkrankungen und eine Schwanger-schaft eine untergeordnete Rolle128129 Im Folgenden wird die Evidenz bezuumlglich dieser Risiken darge-stellt und ihre Auspraumlgung eingeordnet

1011 Personen im Alter ge 60 JahreIn einer prospektiven Kohortenstudie wurde bei uumlber 20000 PatientInnen die waumlhrend der ersten Infektionswelle zwischen Februar und April 2020 im Vereinigten Koumlnigreich aufgrund einer COVID-19- Erkrankung hospitalisiert wurden die Risiken fuumlr einen toumldlichen Verlauf bestimmt130 Das mediane Alter der Erkrankten betrug 73 Jahre (interquartil range 58 ndash 82) der Anteil an Maumlnnern 599 Nach Adjustierung fuumlr Komorbiditaumlten ist das zunehmende Alter bei hospitalisierten Patient-Innen mit einer erhoumlhten Wahrscheinlichkeit fuumlr einen toumldlichen Verlauf der Erkrankung assoziiert Bezogen auf das Referenzalter lt 50 Jahre betraumlgt die hazard ratio (HR) fuumlr einen toumldlichen Krank-

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heitsverlauf im Alter von 50 ndash 59 Jahren 263 (95 KI 206 ndash 335) im Alter von 60 ndash 69 Jahren 499 (95 KI 399 ndash 625) im Alter von 70 ndash 79 Jahren 851 (95 KI 685 ndash 1057) und im Alter ge 80 Jahren 1109 (95 KI 891 ndash 1377) Zu vergleichbaren Er-gebnissen kommt eine retrospektive Kohortenstu-die die 1904 PatientInnen einschloss die an deut-schen Krankenhaumlusern zwischen Februar und Juni 2020 aufgrund einer COVID-19-Erkrankung stati-onaumlr aufgenommen worden waren53 Das mediane Alter der Erkrankten betrug 73 Jahre und 485 wa-ren Frauen Bezogen auf das Referenzalter von 60 ndash 69 Jahren betraumlgt die HR fuumlr eine toumldlich ver-laufende Erkrankung bei hospitalisierten COVID-19- PatientInnen im Alter von 70 ndash 79 Jahren 275 (95 KI 169 ndash 447) und im Alter von ge 80 Jahren 411 (95 KI 257 ndash 658) Eine Kohortenstudie in Eng-land untersuchte die Risikofaktoren fuumlr den Tod an COVID-19 in der Allgemeinbevoumllkerung zwischen Februar und Mai 2020131 Analysiert wurden die Daten von uumlber 17 Mio PatientInnen aus der hau-saumlrztlichen Versorgung Zunehmendes Alter und der Tod an COVID-19 weisen eine starke Assozia-tion auf Nach Adjustierung betraumlgt die HR bezo-gen auf das Referenzalter von 50 ndash 59 Jahren im Alter von 60 ndash 69 Jahren 240 (95 KI 216 ndash 266) im Alter von 70 ndash 79 Jahren 608 (95 KI 552 ndash 669) und im Alter ge 80 Jahren 2061 (95 KI 1872 ndash 227)

1012 Personen mit Vorerkrankungen Zur Untersuchung der Frage welche Vorerkran-kungen mit einem erhoumlhten Risiko fuumlr einen schweren Verlauf von COVID-19 einhergehen wurde durch das RKI eine systematische Analyse in Form eines sogenannten umbrella review (Uumlber-blick uumlber publizierte einzelne Review-Artikel) durchgefuumlhrt (International Prospective Register of Systematic Reviews (PROSPERO) Protokoll Num-mer CRD42020215846) Hierzu wurden die COVID-19-Datenbank der Bibliothek des RKI genutzt (siehe oben s Anhang fuumlr Suchstrategie erste Suche 25092020 Aktualisierung der Suche 11122020)

Eingeschlossen in die Analyse wurden systemati-sche Reviews in englischer oder deutscher Sprache (unabhaumlngig davon ob in den Reviews eine Meta-analyse durchgefuumlhrt wurde oder nicht) die ab dem

1 Januar 2020 publiziert wurden und in denen die Beziehung zwischen mindestens einer Vorerkran-kung und mindestens einem der folgenden End-punkte untersucht wurde

Hospitalisierung aufgrund von COVID-19 Tod im Krankenhaus aufgrund von COVID-19

Auszligerdem musste in den eingeschlossenen syste-matischen Reviews ein quantitatives Maszlig fuumlr die Assoziation zwischen Vorerkrankung und End-punkt berichtet sein (in der Regel Odds ratio (OR) relatives Risiko (RR) oder Hazard ratio (HR) jeweils mit 95 Konfidenzintervall)

Aus den so identifizierten systematischen Reviews wurden die Daten zu den o g Assoziationen aus denjenigen Studien extrahiert die in Europa oder Nordamerika durchgefuumlhrt worden waren und min-destens fuumlr das Lebensalter der Studienteilneh-merInnen adjustiert waren Zusaumltzlich wurden die Charakteristika der Primaumlrstudien extrahiert sowie die von den jeweiligen Review-Autoren durchge-fuumlhrten Bewertungen des Verzerrungsrisikos (risk of bias) Alle Arbeitsschritte wurden von zwei unab-haumlngigen Untersuchern durchgefuumlhrt

Wenn mehr als ein Effektschaumltzer fuumlr einen End-punkt vorlag wurde eine Metaanalyse (random- effects Modell) durchgefuumlhrt wobei OR RR und HR analy-siert wurden und das Ausmaszlig der Heterogenitaumlt zwischen den Studienschaumltzern mittels Isup2-Statistik quantifiziert wurde Die Vertrauenswuumlrdigkeit der Evidenz zu jedem Endpunkt wurde fuumlr jede Vorer-krankung mit Hilfe der GRADE-Methodik beurteilt (nach PRECEPT132) Es wurde das Risiko wegen COVID-19 hospitalisiert zu werden verglichen zwi-schen SARS-Cov-2-positiv getesteten Personen mit und ohne die jeweilige Vorerkrankung Auszligerdem wurde das Risiko im Zusammenhang mit COVID-19 zu versterben zwischen mit COVID-19 hospitalisier-ten Personen mit und ohne die jeweilige Vorerkran-kung verglichen (Krankenhausmortalitaumlt)

Die Ergebnisse aus dem ersten umbrella review wur-den am 17 Dezember 2020 in der STIKO-Empfeh-lung zur COVID-19-Impfung online vorab veroumlffent-licht (httpsedocrkidehandle17690475792)

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Am 11122020 wurde eine erneute Literatursuche durchgefuumlhrt und der umbrella review aktualisiert Bei dieser Suche in der Datenbank des RKI wurden 120 systematische Reviews identifiziert aus denen nach Ausschluss von Duplikaten 1134 Einzelstu-dien auf das Vorliegen von Risikoschaumltzern fuumlr de-finierte Vorerkrankungen und das Berichten der gesuchten Endpunkte (Hospitalisierung und Kran-kenhausmortalitaumlt) untersucht wurden Von den 356 verbleibenden Studien wurden nach Durch-sicht der Volltexte 102 europaumlische und US-ameri-kanische Studien in die Metaanalyse eingeschlos-sen die insgesamt 159 altersadjustierte Schaumltzer fuumlr Hospitalisierung und Krankenhausmortalitaumlt be-richteten Basierend auf den og Kriterien wurden 42 Schaumltzer aus 45 Studien ausgewaumlhlt

Abbildung 1 des Anhangs zeigt wie sich die Risi-koschaumltzer zwischen den beiden Erhebungszeit-punkten (initialer Review und die vorliegende Aktu-alisierung) unterscheiden Die aktualisierten Schaumlt-zer lagen sowohl fuumlr Hospitalisierung als auch fuumlr die Krankenhausmortalitaumlt zumeist innerhalb des 95 -Konfidenzintervalls der initialen Schaumltzer

Tabelle 14 zeigt die Ergebnisse fuumlr den Endpunkt Hospitalisierung Durch die Aktualisierung sind Depression und chronisch entzuumlndliche Darmer-krankungen hinzugekommen Fuumlr die meisten Er-krankungen waren die Risikoerhoumlhungen moderat d h Effektschaumltzer lt 2 Das Risiko war zwar erhoumlht aber nicht verdoppelt Daher wird angenommen dass fuumlr juumlngere Menschen (lt 60 Jahre) die Wahr-scheinlichkeit aufgrund einer COVID-19-Erkran-kung hospitalisiert zu werden auch bei Vorliegen von Grund erkrankungen gering ist und deutlich niedriger als bei aumllteren Menschen Nur fuumlr Herz-insuffizienz psychiatrische Erkrankungen und Or-gantransplantationen lag der Effektschaumltzer uumlber 2 fuumlr Adipositas chronische Nierenerkrankungen und Diabetes mellitus knapp unter 2

Tabelle 15 zeigt die entsprechenden altersadjustier-ten Ergebnisse fuumlr den Endpunkt Krankenhausmortashylitaumlt Durch die Aktualisierung sind folgende Vorer-krankungen neu hinzugekommen Leber zirrhose aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen solide Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind interstitielle Lungenerkrankungen andere

chronisch neurologische Erkrankungen (als zere-brovaskulaumlre Erkrankung Apoplex oder Demenz) und chronisch entzuumlndliche Darmerkrankungen

Vier Studien149ndash152 die Schaumltzer zur Krankenhaus-mortalitaumlt bei Immundefizienz berichteten verwen-deten sehr unterschiedliche Definitionen und ver-einten PatientInnengruppen mit Immundefizienz unterschiedlichster Ursache ohne Differenzierung nach Art und Auspraumlgung Ein Groszligteil der einge-schlossenen Studienpopulationen ist durch andere Entitaumlten bereits erfasst z B Organtransplantation HIV-Infektion Krebserkrankungen Autoimmun-erkrankungen Daher wurde darauf verzichtet fuumlr Immundefizienz einen weiteren Effektschaumltzer an-zugeben

Die Effektschaumltzer fuumlr Mortalitaumlt waren meist deut-lich niedriger als fuumlr Hospitalisierung ndash in der Regel unter 15 Houmlhere Effektschaumltzer uumlber 2 wurden fuumlr Leberzirrhose Organtransplantationen psychia tri-sche Erkrankungen (schwere Depression Schizo-phrenie und bipolare Stoumlrung) Demenz interstiti-elle Lungenerkrankungen und Krebserkrankungen die nicht in behandlungsfreier Remission sind be-richtet

Limitationen dieser Analyse ergeben sich insbeson-dere aus den z T differierenden Definitionen der Vorerkrankungen in den Primaumlrstudien aber auch aus dem Fehlen von Angaben zum Krankheitssta-dium bzw zur Therapie z B handelt es sich bei bdquoanderen chronisch neurologischen Erkrankungenldquo um eine heterogene Gruppe unterschiedlicher Krankheitsentitaumlten und -schweregrade Hierdurch koumlnnte es zu einer Unterschaumltzung der Effekte von akuten undoder schweren Auspraumlgungsgraden von Vorerkrankungen gekommen sein Interaktionen zwischen Alter und Vorerkrankungen wurden in den Studien nicht untersucht Es sind nicht alle re-levanten Vorerkrankungen erfasst sondern nur die die in den systematischen Reviews berichtet wur-den Seltene Vorerkrankungen koumlnnen fehlen

Die Ergebnisse (hazard ratios HR) aus der briti-schen Kohortenstudie von Williamson et al131 in die uumlber 17 Millionen StudienteilnehmerInnen aus der OpenSAFELY Plattform eingeschlossen waren konnten aus methodischen Gruumlnden nicht in die

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Metaanalyse des umbrella reviews eingeschlossen werden In dieser Studie wurden Risikofaktoren fuumlr COVID-19-bedingten Tod (n = 10926) in der Allge-meinbevoumllkerung untersucht Eingeschlossen in die Kohorte waren sowohl SARS-CoV-2-positive als auch SARS-CoV-negative Personen In der Studie wurde ein Cox proportional hazards model verwen-det um adjustierte HR fuumlr Vorerkrankungen als Risikofaktoren fuumlr einen COVID-19-bedingten Tod zu schaumltzen In den Studien die in den umbrella review eingeschlossen waren wurde dagegen das Risiko im Zusammenhang mit COVID-19 zu ver-sterben verglichen zwischen hospitalisierten Perso-nen mit und ohne die jeweilige Vorerkrankung Auf-grund der unterschiedlichen Studienpopulationen

wurden die ermittelten Risikoschaumltzer nicht in die Metaanalyse eingeschlossen Die Studie ist jedoch eine qualitativ hochwertige Evidenzquelle zur Risi-koabschaumltzung Die HR aus der Studie von William-son et al wurden daher mit denen aus der Metaana-lyse des umbrella reviews verglichen Der Vergleich ist in Abbildung 2 des Anhangs illustriert und zeigt dass aumlhnliche Verhaumlltnisse der Risikoschaumltzer zu den beruumlcksichtigten Vorerkrankungen wie im umbrella review vorlagen In den im umbrella review eingeschlossenen Studien wurde fuumlr Diabetes mel-litus keine Differenzierung nach dem Grad der Ein-stellung vorgenommen Williamson et al dagegen berichten separate HR fuumlr COVID-19-assoziierten Tod bei Diabetes mellitus mit einem HbA1c

KrankheitErkrankungsgruppe Effektschaumltzer+ (95 KI)

I2 () Studien ( Quelle)

PatientInnen GRADE Evidenzqualitaumlt

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Arrhythmie oder Vorhofflimmern 141 (117 ndash170) 000 3 (133 ndash135) 13544 ++++

Herzinsuffizienz 213 (124 ndash 367) 805 5 (133 135 ndash138) 19995 +++

Koronare Herzkrankheit (KHK) 129 (111 ndash 151) 188 3 (133 135 138) 18501 ++++

Arterielle Hypertonie 151 (127 ndash 181) 625 7 (133 ndash 139) 20902 +++

Metabolische Stoumlrungen

Diabetes mellitus 195 (172 ndash 220) 275 10 (133 ndash 142) 22725 ++++

UumlbergewichtAdipositas (BMI gt 30 kgm2) 194 (173 ndash 218) 000 5 (133 134 136 138 143) 16251 ++++

Chronische Nierenerkrankungen 195 (131 ndash 291) 829 7 (133 ndash 135 138 ndash 140 143) 20863 +++

Chronische Lebererkrankungdagger 130 (110 ndash 160) NA 1 (144) 500 +++

Malignome

Krebserkrankung 118 (100 ndash 138) 140 6 (133ndash136 140 143) 16051 ++++

Lungenerkrankungen

Asthma 132 (089ndash197) 571 4 (134 ndash136 143) 5766 ++

Schwere chronische Lungenerkrankungen z B COPD

176 (129ndash24) 79 5 (134 ndash136 139 143) 6351 ++++

ZNS-Erkrankungen

Zerebrovaskulaumlre Erkrankung oder Apoplex 130 (103 ndash 164) 000 2 (133 134) 9841 ++++

Demenz 131 (032ndash537) 932 3 (133ndash135) 13544 ++

Psychiatrische Erkrankungen (schwere Depression Schizophrenie und bipolare Stoumlrung)

21 (12ndash37) NA 1 (133) 11122 ++++

Erkrankungen des Immunsystemsiatrogene Immundefizienz

AutoimmunerkrankungDagger 108 (101 ndash 117) NA 1 (145) 9437 +++

Chronisch entzuumlndliche Darmerkrankungdagger 11 (08 ndash151) NA 1 (146) 464 +++

Rheumatologische Erkrankung 137 (108 ndash173) 0 2 (133 147) 9675 ++++

Z n Organtransplantation 270 (130 ndash 540) NA 1 (133) 9519 +++

Immundefizienz Antikoumlrpermangel-syndrome IgA Mangel

114 (075 ndash175) NA 1 (148) 1526 +++

Tab 14 | Geschaumltzte altersadjustierte Risiken durch Vorerkrankungen fuumlr eine Hospitalisation aufgrund von COVID-19 (+ Effektschaumltzer Odds ratio falls nicht anders angegeben dagger Risk ratio estimate Dagger Hazard ratio estimate NA = not applicable)

40Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ge 58 mmolmol bzw ge 75 (195 95 -KI 183 ndash 208) und Diabetes mellitus mit einem HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 (131 95 -KI 124 ndash 137) Diese diffe-renzierten Schaumltzer zum Diabetes mellitus wurden in die Bewertung aufgenommen (s Tab 16)

In den ausgewerteten systematischen Reviews konnten keine Studien identifiziert werden die

Risikoschaumltzer fuumlr PatientInnen mit einem Downshy Syndrom (Trisomie 21) berichteten Retrospektive Kohortenstudien aus England181 und den USA182 so-wie Einzelfallberichte183184 belegen jedoch die Schwere von COVID-19 bei PatientInnen mit Down- Syndrom Die Autoren weisen darauf hin dass die-se PatientInnen auch aufgrund der zahlreichen risi-kobehafteten Komorbi ditaumlten (z B schwere angebo-

KrankheitErkrankungsgruppe Effektschaumltzer+ (95 KI)

I2 () Studien ( Quelle) PatientInnen GRADE Evidenzqualitaumlt

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Arrhythmie oder Vorhofflimmern 137 (117ndash161) 000 5 (133 135 142 153 154) 9341 ++++

Herzinsuffizienz 141 (119 ndash168) 348 11 (133 135 142 152 ndash159) 14234 ++++

Koronare Herzkrankheit (KHK) 140 (114 ndash173) 722 10 (133 135 142 152 ndash157 160)

15139 +++

Arterielle Hypertonie 109 (094 ndash126) 393 16 (133 135 152 ndash167) 16071 +++

Metabolische Stoumlrungen

Diabetes mellitus 132 (121 ndash144) 000 17 (133 135 152 ndash155 157 ndash167)

15685 ++++

UumlbergewichtAdipositas (BMI gt 30 kgm2) 182 (140 ndash237) 6576 8 (133 152 155 157 161 165 166 168)

9379 +++

Chronische Nierenerkrankung 155 (135 ndash179) 224 15 (133 135 152 ndash155 157 ndash162 165 166 169)

15411 ++++

Chronische Lebererkrankung 174 (109 ndash276) 000 4 (133 152 159 163) 3392 ++++

Leberzirrhose 431 (178 ndash104) 0 3 (154 158 163) 1219 ++++

Malignome

Krebserkrankung in RemissionDagger 123 (115 ndash131) 000 6 (138 145 170 ndash173) 10692 ++++

Solide Tumorerkrankungen nicht in Remission

277 (095 ndash806) 379 2 (159 168) 2114 +++

Aktive maligne haumlmatologische ErkrankungenDagger

174 (128 ndash237) 0 1 (174) 1183 ++++

Lungenerkrankungen

Asthma 084 (067 ndash105) 000 4 (135 152 154 175) 9396 +++

Schwere chronische Lungenerkrankungen z B COPD

189 (118 ndash305) 633 6 (135 142 152 156 157 161)

5123 +++

Interstitielle LungenerkrankungDagger 217 (176 ndash268) NA 1 (172) 5776 ++++

ZNS-Erkrankungen

Zerebrovaskulaumlre ErkrankungApoplex 144 (090 ndash230) 56 5 (133 154 156 165 166) 4102 ++

Demenz 207 (157 ndash272) 322 5 (133 135 154 167 176) 5438 ++++

Psychiatrische Erkrankungen (schwere Depression Schizophrenie und bipolare Stoumlrung)

29 (13 ndash66) NA 1 (133) 2254 ++++

Andere chronisch neurologische ErkrankungDagger

118 (108 ndash128) 0 2 (177 178) 19229 ++++

Erkrankungen des Immunsystemsiatrogene Immundefizienz

AutoimmunerkrankungDagger 119 (106 ndash 133) NA 2 (145 172) 8567 ++++

Rheumatologische Erkrankungdagger 12 (078 ndash185) NA 1 (133) 2090 +++

HIV Infektion 149 (109 ndash202) 0 3 (149 179 180) 48873 ++++

Zn Organtransplantation 420 (160 ndash 1140) NA 1 (133) 2090 +++

Chronisch entzuumlndliche DarmerkrankungDagger 118 (034 ndash404) NA 1 (149) 841 +++

Tab 15 | Geschaumltzte Risiken durch Vorerkrankungen fuumlr Mortalitaumlt aufgrund von COVID-19 (+ Effektschaumltzer Odds ratio falls nicht anders angegeben dagger Risk ratio Dagger Hazard ratio NA = not applicable)

41Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

rene Herzfehler Stoumlrungen der Immun- und Lun-genfunktion) ein erhoumlhtes Risiko fuumlr einen schwe-ren oder toumldlichen Verlauf haben In einer groszligen bevoumllkerungsbezogenen Kohortenstudie aus Eng-land die Daten von 826 Mio Erwachsenen analy-sierte wurde geschaumltzt dass das fuumlr eine Reihe von Faktoren adjustierte Risiko bei PatientInnen mit Down-Syndrom fuumlr einen COVID-19-bedingten Tod im Vergleich zur Normalbevoumllkerung 10-fach [HR 104 (95 KI 71 ndash 152)] und fuumlr den COVID-19- bedingten Krankenhausaufenthalt 5-fach [HR 50 (95 KI 36 ndash 67)] erhoumlht ist181

Auf Grundlage der Ergebnisse der Aktualisierung des umbrella review und einzelner weiterer Studien wurden Personen mit Vorerkrankungen drei unter-schiedlichen Prioritaumltsstufen zugeordnet Die Zu-ordnung richtete sich nach ihrem Mortalitaumltsrisiko im Vergleich mit Personen unterschiedlicher Alters-gruppen ohne Vorerkrankungen Personen mit Downshy Syndrom wurden der Stufe 2 zugeordnet da ihr Mortalitaumltsrisiko houmlher ist als das von Personen mit anderen Vorerkrankungen und dem von Perso-nen im Alter von ge 75 ndash 79 Jahren aumlhnlich ist (HR 104) (s Tab 15 und Tab 16) Vorerkrankungen die mit einem hohen Mortalitaumltsrisiko (OR gt 15) einhershygehen wurden der Prioritaumltsstufe 3 zugeordnet In diese Gruppen gehoumlren Personen mit folgenden Vorerkrankungen Z n Organtransplantation aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen soli-de Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind interstitielle Lungenerkrankungen psychiatri-sche Erkrankungen (bipolare Stoumlrung Schizophre-nie und schwere Depression) Demenz Diabetes mellitus mit einem HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 COPD Adipositas (BMI gt 30 kgm2) chro-nische Lebererkrankungen inkl Leberzirrhose chronische Nierenerkrankungen Diejenigen mit einem moderat erhoumlhten Mortalitaumltsrisiko (OR bzw HZ le 15) wurden der Stufe 4 zugeordnet Personen mit folgenden Vorerkrankungen wurden dieser Gruppe zugeordnet Diabetes mellitus mit HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 ArrhythmieVorhof-flimmern koronare Herzkrankheit Herzinsuffi-zienz Autoimmunerkrankungen HIV-Infektion Krebserkrankungen in behandlungsfreier Remis-sion arterielle Hypertonie rheumatologische Er-krankungen Asthma bronchiale chronisch ent-zuumlndliche Darmerkrankungen zerebrovaskulaumlre Er-

krankungenApoplex und andere chronische neuro-logische Erkrankungen

1013 Gemeinsame Betrachtung der individuellen Risiken von Alter und Vorerkrankungen fuumlr COVID-19-assoziierte Hospitalisierung und MortalitaumltZur integrativen Interpretation der Daten zu Hospi-talisierung und Mortalitaumlt wurde zusaumltzlich eine Clusteranalyse durchgefuumlhrt Ziel war es die jewei-ligen Risikoerhoumlhungen fuumlr die beiden untersuch-ten Endpunkte gemeinsam darzustellen Abbil-dung 8 zeigt die Ergebnisse dieser Analyse Abgebil-det sind nur diejenigen Vorerkrankungen fuumlr die Schaumltzer sowohl fuumlr COVID-19-bedingte Hospitali-sierung als auch fuumlr Tod vorlagen

In einer weiteren Cluster-Analyse wurden aus den Studien des umbrella-reviews Daten zum alters-assoziierten Risiko fuumlr Hospitalisierung und Tod ex-trahiert und in dieselbe Darstellung uumlberfuumlhrt Hierbei konnten Daten zu den Altersgruppen 60 ndash 69 70 ndash 79 Jahre sowie ge 80 Jahre analysiert werden die jeweils auf das Vorliegen von Vorer-krankungen adjustiert waren Abbildung 9 zeigt dass die Risiken in diesen Altersgruppen ndash unab-haumlngig vom Vorliegen einer Vorerkrankung ndash deut-lich uumlber denjenigen der o g Personengruppen mit Vorerkrankungen liegen mit Ausnahme der Grup-pe der Menschen mit Down-Syndrom

Zusammengefasst laumlsst sich aus den Ergebnissen des umbrella reviews und der Cluster-Analyse schluss-folgern dass Personen in der Altersgruppe ge 80 Jah-ren das houmlchste Risiko fuumlr einen toumldlichen Verlauf von COVID-19 aufweisen Hieran schlieszligen sich die Gruppen der Menschen mit Down-Syndrom an ge-folgt von 70 ndash 79 Jahre alten Personen (s Abb 9)

1014 Schwangere bzw deren enge KontaktpersonenSchwangere und Frauen im Wochenbett die an COVID-19 erkrankt waren zeigten laut einem sys-tematischen Review der 77 Beobachtungsstudien aus China den USA Europa Israel Japan Brasi-lien und Mexiko einschloss seltener Fieber und Gliederschmerzen als nicht-schwangere COVID-19- Patientinnen derselben Altersgruppe Im Gegen-satz dazu hatten sie aber haumlufiger einen schweren Verlauf der die Versorgung auf einer Intensivsta-

42Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Tab 16 | Effektschaumltzer fuumlr die Risiken von Alter und Vorerkrankungen fuumlr die COVID-19-assoziierte Hospitalisation (links) und Mortalitaumlt (rechts sortiert nach Groumlszlige des Effektschaumltzers fuumlr Mortalitaumlt)

OR = Odds Ratio HR = Hazard Ratio pOR = pooled Odds Ratio pHR = pooled Hazard Ratio RR = Relatives Risiko Bipolare Stoumlrung Schizophrenie und schwere Depression

Risiken (Alter und Vorerkrankungen)

Hospitalisierung Mortalitaumlt Risiko- stufeSchaumltzer Wert 95 -KI Schaumltzer Wert 95 -KI

Alter ge 80 Jahre OR 45 36 56 pOR 169 516 556 1

Down-Syndrom HR 494 36 67 HR 104 708 152 2

Alter 70 ndash 79 Jahre OR 48 39 59 pOR 74 297 184 2

Leberzirrhose pOR 431 178 104 3

Organtransplantierte OR 27 13 54 OR 42 16 114 3

Psychiatrische Erkrankungen OR 21 12 37 OR 29 13 66 3

Alter 60 ndash 69 Jahre OR 16 14 2 pOR 28 163 49 3

Solide Tumorerkrankungen nicht in Remission

pOR 277 095 806 3

Interstitielle Lungenerkrankung

OR 217 176 268 3

Demenz pOR 131 032 537 pOR 207 157 272 3

Diabetes (HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 )

HR 195 183 208 3

COPD und andere aumlhnlich schwere chronische Lungenerkrankungen

pOR 176 129 24 pOR 189 118 305 3

Adipositas (BMI gt 30) pOR 194 17 22 pOR 18 14 24 3

Chronische Lebererkrankung RR 13 11 16 pOR 174 109 276 3

Aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen

HR 174 128 237 3

Chronische Nierenerkrankung pOR 195 13 29 pOR 16 13 18 3

HIV-Infektion - pHR 149 109 202 4

Zerebrovaskulaumlre ErkrankungenApoplex

pOR 13 10 16 pOR 144 09 23 4

Herzinsuffizienz pOR 213 124 367 pOR 141 119 168 4

Koronare Herzkrankheit pOR 129 111 151 pOR 140 114 173 4

ArrhythmieVorhofflimmern pOR 141 117 17 pOR 137 117 161 4

Diabetes mellitus (HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 )

pOR 195 172 22 HR 131 124 137 4

Krebserkrankungen in Remission pOR 118 10 138 pHR 123 115 131 4

Rheumatologische Erkrankungen pOR 137 108 173 OR 12 078 185 4

Autoimmunerkrankungen HR 108 10 117 pHR 119 107 133 4

Chronisch entzuumlndliche Darmerkrankung (CED)

RR 111 08 151 HR 118 034 404 4

Andere chronische neurologische Erkrankungen

pHR 118 108 128 4

Arterielle Hypertonie pOR 151 127 181 pOR 109 094 126 4

Asthma bronchiale pOR 132 089 197 pOR 084 067 105 4

43Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

tion (gepooltes Odds Ratio (gOR) 162 95 KI 133 ndash 196) und eine assistierte Beatmung notwen-dig machte (gOR 188 95 KI 136 ndash 260) Beste-hende Komorbiditaumlten (z B Hypertonus Diabetes mellitus) houmlheres muumltterliches Alter und Adipo-sitas sind Risikofaktoren fuumlr einen schweren COVID-19-Verlauf bei Schwangeren185 Bezuumlglich Komplikationen im Schwangerschaftsverlauf wur-den 35 Studien mit insgesamt 6279 Schwangeren und 2557 Neugeborenen ausgewertet Schwangere Frauen mit COVID-19 hatten haumlufiger Fruumlhgebur-ten (lt 37 Schwangerschaftswochen (SSW) gOR 301 95 KI 116 ndash 785) im Vergleich zu Muumlttern ohne diese Erkrankung in der Schwangerschaft

und die Rate der Neugeborenen die auf einer neo-natologischen Intensivstation betreut werden mussten war erhoumlht (gOR 313 95 KI 205 ndash 479)185 Eine vertikale Transmission auf das Kind wurde in Einzelfaumlllen beschrieben185186 scheint je-doch nach derzeitiger Datenlage eher selten vorzu-kommen187

Da die Impfstoffe zumindest initial nicht fuumlr Schwangere zugelassen sein werden sollte in Erwauml-gung gezogen werden enge Kontaktpersonen von Schwangeren insbesondere deren PartnerInnen zu impfen um die Schwangeren indirekt zu schuumltzen Bei einer Geburtskohorte von 778100Jahr (abzuumlg-

ART arrhythmia or atrial fibrillation CHF congestive heart failure CAD coronary artery disease HTN hypertension DM diabetes BMI gt 30 obesity and overweight CANC cancer AST asthma COPD chronic obstructive pulmonary disease CKD chronic kidney disease CLD chronic liver disease CRB cerebrovascular or stroke DEM dementia Auto autoimmune condition Immun immunodeficiency or immuno-suppressed state Rheuma rheumatological disease Organ organ transplant history Psychiatr psychiatric diseases (severe depression schizophrenia bipolar disorder) (Down-Syndrom wegen der besseren Uumlbersichtlichkeit nicht dargestellt s Abb 9) Abb 8 | Cluster-Analyse der Risiken von Vorerkrankungen auf Hospitalisation und Mortalitaumlt von COVID-19

ART

AST

Auto

CAD

CANC

CHF

CKD

CLDCOPD

CRB

DEM

DM

HTN

IBD

Organ

Rheuma

Psychiatr

BMIgt3015

0

1

2

3

4

5

1 2 3

Hospitalisierung

Krankenhausm

ortalitaumlt

5

4

3

2

1

0

1 2 3

Krankenhausmortalitaumlt

Hospitalisierung

44Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

lich der Mehrlingsgeburten188) bestuumlnde fuumlr etwa 750000 enge Kontaktpersonen zu Schwangeren eine Impfindikation

102 Personen mit einem erhoumlhten arbeitsbedingten InfektionsrisikoPersonen die berufsbedingt enge Kontakte mit an-deren Menschen nicht vermeiden koumlnnen sind einem erhoumlhten Expositionsrisiko ausgesetzt Das Risiko variiert jedoch je nach Arbeitsbereich und Tauml-tigkeit erheblich Insgesamt gibt es zum Exposi-tionsrisiko der einzelnen Berufsgruppen keine gute Studienlage fuumlr viele Berufsgruppen sind gar keine Daten vorhanden Bei fehlender Evidenz wurde die Rationale fuumlr die einzelnen zu impfenden Gruppen durch ExpertInnenkonsens erzielt Die Beurteilung welche Personen im konkreten Einzelfall an ihrem Arbeitsplatz ein besonders hohes Expositions risiko

oder eine besondere Naumlhe zu vulnerablen Gruppen haben sollte im Rahmen der Gefaumlhrdungsbeurtei-lung durch die Arbeitgeber Innen unter Einbezie-hung der BetriebsaumlrztInnen erfolgen

1021 Personal in medizinischen Einrichtungen Laut dem Statistischen Bundesamt sind in Deutsch-land etwa 5 Mio Menschen in medizinischen Ein-richtungen taumltig In medizinischen Einrichtungen besteht ggf ein erhoumlhtes Risiko der Uumlbertragung von Infektionskrankheiten Zu diesen Einrichtun-gen zaumlhlen Krankenhaumluser Einrichtungen fuumlr am-bulantes Operieren Vorsorge- oder Rehabilitations-einrichtungen Dialyseeinrichtungen Tagesklini-ken Entbindungseinrichtungen Behandlungs- oder Versorgungseinrichtungen Arztpraxen Zahnarztpraxen Praxen sonstiger humanmedizini-scher Heilberufe Einrichtungen des oumlffentlichen

Trisomie21

Alter 60-69

Alter 70-79

Alter 80+

ARTAST

Auto

CAD

CANCCHF

CKD

CLD

COPDCRB

DEM

DMHTNIBD

Organ

Rheuma

Psychiatr

BMIgt3015

0

5

10

15

1 2 3 4 5Hospitalisierung

Krankenhausmortalitaumlt

Abb 9 | Cluster-Analyse der Risiken von Vorerkrankungen und Alter auf Hospitalisation und Mortalitaumlt von COVID-19 (Abkuumlrzungen s Abb 8)

Daten stammen nicht aus dem umbrella review

Hospitalisierung

Krankenhausmortalitaumlt

15

10

5

0

1 2 43 5

45Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Gesundheitsdienstes in denen medizinische Unter-suchungen Praumlventionsmaszlignahmen oder ambu-lante Behandlungen durchgefuumlhrt werden ambu-lante Pflegedienste die ambulante Intensivpflege in Einrichtungen Wohngruppen oder sonstigen ge-meinschaftlichen Wohnformen erbringen und Ret-tungsdienste Gemaumlszlig sect 23 Infektionsschutzgesetz muumlssen die LeiterInnen von medizinischen Ein-richtungen Maszlignahmen zur Vermeidung der Weiter verbreitung von Infek tionserregern treffen

Personal in medizinischen Einrichtungen in der ambulanten und stationaumlren Versorgung steht in vorderster Reihe im Einsatz gegen die Pandemie COVID-19-Erkrankungen und -Todesfaumllle unter me-dizinischem Personal werden weltweit berichtet und stellen neben den individuellen persoumlnlichen und familiaumlren teilweise schwerwiegenden Auswir-kungen eine Herausforderung fuumlr die Aufrechtshyerhaltung der medizinischen Versorgung dar189 Die Funktionsfaumlhigkeit von medizinischen Einrichtun-gen wird zum einen direkt durch Infektionen beim Personal zum anderen durch die dann ggf erfor-derlichen weiteren Schutzmaszlignahmen (Quaran-taumlne von Kontaktpersonen) erheblich beeintraumlchtigt Diese koumlnnen zu Praxis- Abteilungs- oder Stations-schlieszligungen fuumlhren Die persoumlnliche Schutzaus-ruumlstung (PSA) reduziert zwar das Infektionsrisiko das Tragen derselben kann jedoch mit einer erheb-lichen Belastung und u U Arbeitserschwernis ver-bunden sein

Es ist davon auszugehen dass Vorerkrankungen die mit einem schweren Verlauf von COVID-19 assoziiert sind im selben Maszlige bei medizinischem Personal auftreten wie unter der uumlbrigen Bevoumllke-rung in den gleichen Altersgruppen Personen die in medizinischen Einrichtungen arbeiten haben zusaumltzlich zum Risiko sich im privaten Umfeld zu infizieren waumlhrend der Berufsausuumlbung ein erhoumlh-tes Infektionsrisiko190191 Es besteht eine groszlige Varia bilitaumlt hinsichtlich ihres arbeitsbedingten Expositionsrisikos aufgrund unterschiedlicher Ein-satzbereiche192193 und Taumltigkeiten190 Ein hohes (zB Zahnaumlrzte) oder besonders hohes Expositionsrisiko gegenuumlber SARS-CoV-2 kann bei der intensivmedi-zinischen Betreuung von COVID-19-Patient In-nen192 in Notaufnahmen193 und beim Ausuumlben ae-rosolgenerierender oder gesichtsnaher Taumltigkei-

ten192194ndash196 sowie bei der Betreuung von bislang un-erkannten SARS-CoV-2-infizierten PatientInnen bestehen

Medizinisches Personal kann zur Transmission von SARS-CoV-2 in Krankenhaus Praxis oder bei ande-ren Kontakten beitragen Das Risiko der Transmis-sion ist insbesondere zum Schutz von besonders vulnerablen Patientengruppen wie sie z B in der Geriatrie Palliativmedizin oder Onkologie anzutref-fen sind zu bedenken

Unter Beruumlcksichtigung aller drei Aspekte (Aufrecht-erhaltung der medizinischen Versorgung Schutz von Personen mit einem hohen Expositionsrisiko und Schutz von vulnerablen PatientInnengruppen) wurden nach ExpertInnenkonsens fuumlr das Personal in medizinischen Einrichtungen Untergruppen ge-bildet denen eine unterschiedliche Prio ritaumlt fuumlr eine Impfung eingeraumlumt werden soll (s Tab 17)

1022 Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Pflege sowie andere in Pflegeeinrichtungen Taumltige Ende Dezember 2017 wurde die ambulante Pflege in Deutschland durch 14100 Pflegedienste mit 390300 Beschaumlftigten gewaumlhrleistet und die voll- beziehungsweise teilstationaumlre Pflege von etwa 14500 Pflegeheimen mit 764600 Beschaumlftigten

Beschaumlftigte in Alten- und Pflegeheimen und Pfle-gekraumlfte in der ambulanten Versorgung haben auf-grund des direkten Kontaktes mit Pflegebeduumlrftigen ein hohes Risiko sich zu infizieren bzw eine uner-kannte eigene SARS-CoV-2-Infektion auf die zu Pflegenden zu uumlbertragen Sie koumlnnen bei den not-wendigen Pflegemaszlignahmen die Kontaktbeschraumln-kungs- und Infektionsschutzmaszlignahmen nicht im-mer einhalten da enger Personenkontakt im Rah-men der Pflege unerlaumlsslich ist

Nach Ergebnissen der deutschlandweiten Befra-gung zur Situation in der Langzeitpflege ist das SARS-CoV-2-Infektionsrisiko der Beschaumlftigten ge-genuumlber der Normalbevoumllkerung 6-fach erhoumlht197 Fast jedes fuumlnfte Pflegeheim und jeder zehnte am-bulante Pflegedienst sind von COVID-19-Erkran-kungsfaumlllen bei Mitarbeitenden betroffen Die Per-sonalsituation in der stationaumlren und ambulanten

46Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Pflege war bereits vor Beginn der COVID-19-Pande-mie angespannt Der Personalmangel hat sich durch den Personalausfall von an COVID-19 er-krankten MitarbeiterInnen noch verstaumlrkt

Neben den regulaumlr Beschaumlftigten in der teil- und vollstationaumlren Pflege gibt es weitere Personen die die Einrichtungen regelmaumlszligig betreten und auch als moumlgliche Infektionsquelle in Betracht kommen und eine Infektionskette ausloumlsen koumlnnen Zudem kann diese Personengruppe auch eine Infektion von Ins-titution zu Institution tragen da meist mehrere Pflegeheime in ihrem Versorgungsgebiet liegen Zu dieser Gruppe gehoumlren beispielsweise Mitarbeiten-de in der Spezialisierten Ambulanten Palliativver-sorgung (SAPV) Fuszligpflegepersonal FriseurInnen SeelsorgerInnen etc

1023 LehrerInnen in Schulen und ErzieherInnen in Kindertagesstaumltten (Kita)Laut dem Statistischen Bundesamt sind in Deutsch-land etwa 800000 LehrerInnen und 600000 Kin-dertagesstaumltten (Kita)-ErzieherInnen taumltig Lehrer-Innen und ErzieherInnen in Schulen und Kitas spielen eine zentrale Rolle als Garanten des Rechts der Kinder und Jugendlichen auf Bildung Teilhabe Foumlrderung und Betreuung Schul- bzw Kitaschlie-szligungen stehen diesem Recht entgegen Weitestge-hende Aufrechterhaltung des Regelbetriebs und Praumlvention von SARS-CoV-2-Ausbruumlchen in Kitas und Schulen haben daher eine hohe gesellschaft-

liche Prioritaumlt198 Gleichzeitig muss das Infektions-risiko fuumlr LehrerInnen und ErzieherInnen so gering wie moumlglich gehalten werden Es ist davon auszuge-hen dass Vorerkrankungen die mit einem schwe-ren Verlauf von COVID-19 assoziiert sind im selben Maszlige unter LehrerInnen und ErzieherInnen auftre-ten wie unter der uumlbrigen Bevoumllkerung in den glei-chen Altersgruppen In einer Stellungnahme legt die Deutsche Akademie fuumlr Kinder- und Jugendme-dizin (DAKJ e V) dar wie durch die Einhaltung der fuumlr Schulen und Kitas erstellten Hygieneplaumlne und Maszlignahmenkataloge das Risiko einer Ansteckung fuumlr das Personal deutlich reduziert werden kann198

Die Rolle von Kindern und Jugendlichen fuumlr die Uumlbertragung von SARS-CoV-2 ist nicht abschlie-szligend geklaumlrt Ob sie dadurch dass sie haumlufiger asymptomatisch sind und ein geringeres Ausatem-volumen haben weniger infektioumls als Erwachsene sind laumlsst sich aktuell nicht sagen In Deutschland werden derzeit mehrere SARS-CoV-2-Seropraumlva-lenzstudien unter Kindern und Jugendlichen durch-gefuumlhrt um den Anteil der Kinder und Jugend-lichen am Infektionsgeschehen in Deutschland zu bestimmen199 Zwischenergebnisse zu 2466 Kin-dern und deren Eltern aus einer Studie aus Baden- Wuumlrttemberg zeigen dass die Seropraumlvalenz mit zu-nehmendem Alter zunimmt Bei den 1- bis 5-Jaumlhri-gen lag sie bei 06 bei den 6- bis 10-Jaumlhrigen bei 09 und bei den Eltern bei 18 200 Bei einer aumlhn-lichen Untersuchung in Sachsen wurde eine Sero-

Personal in medizinischen Einrichtungen Beispiele fuumlr TaumltigkeitsbereichePersonengruppen Stufe

mit besonders hohem Expositionsrisiko

Notaufnahmen medizinische Betreuung von COVID-19-PatientInnen Rettungsdienst Beschaumlftigte aus Bereichen in denen aerosolgenerierende Taumltigkeiten an COVID-19- PatientInnen durchgefuumlhrt werden z B In- und Extubation Bronchoskopie Laryngoskopie

1

mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen

Einrichtungen der Altenpflege Einrichtungen die schwer immunsupprimierteonkolo-gischetransplantierte PatientInnen betreuen Palliativmedizin mobile Impfteams

1

mit hohem Expositionsrisiko Infektionsstationen hausaumlrztliche und paumldiatrische Praxen KV-Notdienst Transport von NotfallpatientInnen HNO- Augen- Zahn-Klinik oder -Praxis (enge Kontakte dokumen-tierte Infektionsfaumllle bei med Personal) Personal in Abstrichzentren med Personal des OumlGD mit Patientenkontakt

2

mit moderatem Expositionsrisiko Anderes medizinisches Personal in der ambulanten und stationaumlren Versorgung mit Patientenkontakt und Kontakt zu Schwangeren Blutspendepersonal Reinigungspersonal in Kliniken und Praxen Personal der stationaumlren Impfzentren

3

in relevanten Positionen zur Aufrecht-erhaltung der Krankenhausinfrastruktur Oumlffentlicher Gesundheitsdienst

Taumltige in der IT oder Krankenhaus- bzw Medizintechnik Personal des OumlGD ohne PatientInnenkontakt

3

mit geringem Expositionsrisiko Personal das keine PatientInnen mit (Verdacht auf) Infektionskrankheiten betreut und keine aerosolgenerierenden Taumltigkeiten durchfuumlhrt Laborpersonal

4

Tab 17 | Beispiele fuumlr Personal in medizinischen Einrichtungen nach Taumltigkeitsbereichen und dessen Prioritaumlt fuumlr eine COVID-19-Impfung

47Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

praumlvalenz von 07 bei 1538 Schuumllern der Klassen-stufen 8 ndash 11 bestimmt106 Unter 507 LehrerInnen derselben Schulen betrug die Seropraumlvalenz nur 02 106

Nach Einschaumltzung der DAKJ besteht bei Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu Erwachsenen eine geringere Praumlvalenz von SARS-CoV-2-Infektio-nen Zumindest juumlngere Kinder (lt 14 Jahren) uumlber-tragen das Virus seltener als Erwachsene auf andere Personen198 Des Weiteren postulieren die Autoren unter Berufung auf Studien aus Irland201 und Aus-tralien202 dass bdquoLehrer in Schulen und das Personal in Kitas in diesen Einrichtungen bei Einhaltung von basalen Hygienemaszlignahmen nur ein geringes An-steckungsrisiko durch Kontakte zu potenziell infi-zierten Kindern haben Dieses Risiko ist im Ver-gleich zu dem Risiko einer Ansteckung durch Kon-takte zu erwachsenen SARS-CoV-2-infizierten Men-schen in der Oumlffentlichkeit oder im privaten Bereich nicht erhoumlhtldquo198

1024 Beschaumlftigte im EinzelhandelIn Deutschland sind laut dem Statistischen Bundes-amt 31 Mio Personen im Einzelhandel taumltig

Beschaumlftigte im Einzelhandel fuumlr Lebensmittel und Drogeriewaren zaumlhlen zu den Personen die auch waumlhrend der Pandemie und waumlhrend Zeiten weitrei-chender Schlieszligungen in anderen Bereichen kons-tant weiter an ihrem angestammten Arbeitsplatz ar-beiten und entsprechend Kontakt zu zahlreichen Menschen haben muumlssen Sie leisten einen wichti-gen Beitrag zur Aufrechterhaltung des oumlffentlichen Lebens Weder fuumlr den Einzelhandel fuumlr Lebensmit-tel und Drogeriewaren noch fuumlr andere Branchen liegen Daten aus Deutschland zu Uumlbertragungen von SARS-CoV-2 oder zum Expositionsrisiko der Beschaumlftigten vor Die Bundesanstalt fuumlr Arbeits-schutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat eine bdquoRisi-koschaumltzung zur Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 bei Beschaumlftigten im Einzelhandel fuumlr Lebensmittel und Drogeriewarenldquo publiziert203 In Deutschland sind etwa 780000 Personen im Ein-zelhandel fuumlr Lebensmittel und Drogeriewaren tauml-tig Fuumlr die Einschaumltzung des Infektionsrisikos wur-den Daten aus anderen Bereichen herangezogen Nach Einschaumltzung der BAuA wird das Infektions-risiko maszliggeblich von der Praumlvalenz von

SARS-CoV-2-Infektionen in der Bevoumllkerung be-stimmt und haumlngt zudem von der Art Frequenz und Dauer der Kundenkontakte ab Durch viele eher kurzzeitige Kontakte komme es auch in Ausbruchs-situationen nicht zwangslaumlufig zu Hochrisiko-kontakten203

Seit Beginn der Pandemie sind fuumlr alle Bereiche des Einzelhandels weitreichende Schutzmaszlignahmen eingefuumlhrt worden die das Infektionsrisiko fuumlr die dort Taumltigen senken (Plexiglasschutzscheiben an der Kasse Verpflichtung zum Tragen einer Mund- Nase-Bedeckung fuumlr Kunden und Personal Begren-zung der Personen die sich gleichzeitig in einem Geschaumlft aufhalten duumlrfen)

103 Oumlffentlicher Gesundheitsdienst und weitere Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur

1031 Oumlffentlicher Gesundheitsdienst (OumlGD) Der OumlGD leistet unverzichtbare Arbeit unter ande-rem bei der Bekaumlmpfung der Pandemie Im OumlGD sind ca 17000 Personen taumltig In Deutschland gibt es rund 400 lokale Gesundheitsaumlmter Waumlhrend bei-spielsweise die in COVID-19-Abstrichstellen Taumltigen der Gesundheitsaumlmter einem hohen Expositions-risiko fuumlr SARS-CoV-2 ausgesetzt sind haben Aumlrzte Zahnaumlrzte und medizinisches Fachassistenzperso-nal die in Gesundheitsaumlmtern Untersuchungen und Behandlungen sowie Praumlvention einschlieszliglich Impfungen durchfuumlhren ein vergleichbares Exposi-tionsrisiko wie HausaumlrztInnen Medizinisches Per-sonal der Gesundheitsaumlmter ist besonders auch in den Wohnungen der zu versorgenden Menschen taumltig vor allem in sozialen Schwerpunktbereichen Das betrifft zum Beispiel den Kinderschutz und Kriseninterventionen in der Psychiatrie

Daruumlber hinaus nimmt der OumlGD eine Vielzahl von Aufgaben zur Aufrechterhaltung des oumlffentlichen Lebens wahr Beispielhaft ist auf die Uumlberwachung von Krankenhaumlusern und Arztpraxen Kindertages-staumltten Schulen und Pflegeeinrichtungen hinzu-weisen aber auch auf die Sicherstellung der Trink-wasserqualitaumlt den umweltbezogenen Gesund-heitsschutz und auf vielfaumlltige Beratungsangebote fuumlr in verschiedener Hinsicht beduumlrftige Menschen

48Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Die Aufgaben des Infektionsschutzes sind ein um-schriebener Teilbereich des Profils eines jeden Gesundheitsamtes Die Meldung von COVID-19- Faumlllen erfolgt an die Gesundheitsaumlmter die dann die entsprechenden Nachforschungen einleiten und Maszlignahmen ergreifen Die Komplettierung und Uumlbermittlung der Daten zu den Faumlllen die Nachver-folgung und das Management von Kontaktperso-nen die Inspektion von Einrichtungen deren Bera-tung und die Uumlberpruumlfung der Hygieneplaumlne der-selben sind nur einige der Aufgaben der Gesund-heitsaumlmter denen waumlhrend der Pandemie besondere Bedeutung zukommt Der stark gestiege-ne Umfang der Aufgaben waumlhrend der Pandemie hat zu einem Personalengpass gefuumlhrt der gegen-waumlrtig auch durch Rekrutierung fachfernen Perso-nals nur teilweise kompensiert werden kann und die Nachverfolgung von COVID-19-Faumlllen ein-schraumlnkt

1032 Berufsgruppen der kritischen InfrastrukturDiverse Gruppen koumlnnen nach dem Bundesamt fuumlr Bevoumllkerungsschutz und Katastrophenhilfe zur kritischen Infrastruktur gerechnet werden204 Im Folgenden wird exemplarisch auf 3 Berufsgruppen eingegangen

Polizei In Deutschland sind ca 334000 Menschen bei der Polizei taumltig205 Fuumlr die Aufrechterhaltung der oumlffentlichen Ordnung hat die Polizei eine zentrale Rolle Das Expositionsrisiko gegenuumlber SARS-CoV-2 ist je nach Taumltigkeit und Einsatzgebiet sehr variabel Direkter Personenkontakt ist zur Erfuumlllung der Auf-gaben teilweise unvermeidbar

Feuerwehr 33549 Personen sind in Deutschland bei der Berufs- und 997603 bei der Freiwilligen Feuer-wehr taumltig206 Die Einsatzkraumlfte koumlnnen auf verschie-denste Art in Kontakt mit Personen kommen bei denen der Verdacht einer SARS-CoV-2-Infektion be-steht oder die bereits erkrankt sind zum Beispiel im Rahmen von Erstversorgungen technischen Rettun-gen oder Amtshilfe fuumlr Gesundheitsbehoumlrden

Persoumlnliche Schutzkleidung kann das Infektionsrisi-ko deutlich senken sofern sie korrekt getragen wird

OumlPNV Der Verband Deutscher Verkehrsunterneh-men e V (VDV) hat in einer Presserklaumlrung am

29102020 mitgeteilt dass laut einer aktuellen Um-frage unter MitarbeiterInnen im Oumlffentlichen Per-sonennahverkehr nur eine sehr geringe Zahl an SARS-CoV-2-Infektionen aufgetreten ist207 Bei den fast 80000 Beschaumlftigten sind seit Beginn der Pan-demie 233 bestaumltigte SARS-CoV-2-Infektionen regis-triert worden Der Anteil ist mit 029 etwa halb so hoch wie der Wert fuumlr die Gesamtbevoumllkerung zu diesem Zeitpunkt (054 Stand 27102020) Dies bestaumltigt nationale und internationale Untersuchun-gen die feststellen dass die Ansteckungsgefahr fuumlr Beschaumlftigte im OumlPNV gering ist und die Infektions-schutzmaszlignahmen wie Maskenpflicht Schutzwaumln-de und regelmaumlszligiges Luumlften wirksam sind

104 Personengruppen die aufgrund ihrer Wohn- Lebens- undoder Arbeitsverhaumlltnisse besonders gefaumlhrdet sind1041 BewohnerInnen von Alten- und Pflegeheimen und ambulant betreute PflegebeduumlrftigeVor allem aumlltere und pflegebeduumlrftige Menschen sind bei einer Infektion mit dem SARS-CoV2-Virus von schweren Krankheitsverlaumlufen und einer hohen Mortalitaumlt betroffen Nach Analysen der London School of Economics gehen etwa die Haumllfte (46 ) der COVID-19-Todesfaumllle in Europa auf Verstorbene in Pflegeheimen zuruumlck208 Laut der Pflegestatistik des Statistischen Bundesamtes waren in Deutsch-land Ende 2017 341 Mio Menschen pflegebeduumlrftig Etwa 259 Mio (76 ) aller Pflegebeduumlrftigen wur-den zu Hause versorgt davon wurden 68 durch Angehoumlrige gepflegt und 32 durch ambulante Pflegedienste Ambulante Pflegedienstmitarbei-terInnen betreuen gleichzeitig im Schnitt 59 Pflege-beduumlrftige Im Dezember 2017 waren 81 der Pfle-gebeduumlrftigen ge 65 Jahre alt 35 waren ge 85 Jahre alt Die Mehrheit (63 ) der Pflegebeduumlrftigen war weiblich Mit zunehmendem Alter steigt die Wahr-scheinlichkeit pflegebeduumlrftig zu sein von 6 bei den 70- bis 74-Jaumlhrigen auf 71 bei den gt 90-Jaumlhri-gen Es werden in Deutschland 082 Mio Pflege-beduumlrftige (24 ) in Pflegeheimen vollstationaumlr betreut Pro Pflegeheim werden im Durchschnitt 64 Pflegebeduumlrftige betreut

Verschiedene Gruumlnde sind fuumlr die Ausbreitung von SARS-CoV-2-Infektionen in Alten- und Pflegeein-richtungen verantwortlich Obwohl inzwischen aus-reichend persoumlnliche Schutzausruumlstung fuumlr Bewoh-

49Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

nerInnen und Beschaumlftigte verfuumlgbar ist sind Be-wohnerInnen ungeuumlbt in der Verwendung oder koumlnnen aufgrund einer haumlufig begleitenden De-menz die empfohlenen Infektionsschutzmaszlignah-men nur ungenuumlgend befolgen Um das Infektions-risiko weiter zu senken haben viele Pflegeinstitu-tionen neben den internen Kontaktbeschraumlnkungen auch die Zugangsmoumlglichkeiten fuumlr BesucherInnen eingeschraumlnkt Allerdings zeigt sich dass die Isola-tion fuumlr die BewohnerInnen schaumldlich ist und die Sterblichkeit erhoumlht209

Aufgrund eingeschraumlnkter Testkapazitaumlten war es bisher nicht moumlglich Angestellte oder Besucher-Innen engmaschig zu testen und es ist kaum ver-meidbar dass symptomlose oder symptomarme Be-schaumlftigte unbemerkt den Erreger in die Einrich-tung eintragen Sobald SARS-CoV-2 in eine Einrich-tung eingedrungen ist ist die weitere Ausbreitung schwer zu kontrollieren und eine Unterbrechung der Infek tionsketten kaum zu erreichen Dies hat zur Folge dass in relativ kurzer Zeit zum Teil groszlige Ausbruumlche mit einem hohen Anteil an Schwerst-kranken entstehen

BewohnerInnen von Alten- und Pflegeheimen ha-ben daher gegenuumlber Personen desselben Alters die nicht in einer Einrichtung leben ein deutlich erhoumlh-tes Risiko sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren und aufgrund ihres hohen Alters ein houmlheres Risiko fuumlr einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf Eine kanadische Studie untersuchte in Ontario das Risi-ko an COVID-19 zu sterben bei BewohnerInnen im Alter gt 69 Jahren in Alten- und Pflegeheimen im Vergleich zu Personen desselben Alters die nicht institutionell versorgt wurden210 Das Risiko an COVID-19 zu versterben war um das 131-fache (95 KI 99 ndash 173) erhoumlht bei BewohnerInnen in Pflege-einrichtungen im Vergleich zu Personen desselben Alters die nicht in Pflegeeinrichtungen lebten

Vergleicht man die Groumlszlige der nach IfSG uumlbermittel-ten COVID-19-Ausbruumlche in Deutschland stellt man fest dass Ausbruumlche in Alten- und Pflegehei-men sowie in Seniorentagesstaumltten neben Ausbruuml-chen in Fluumlchtlings- und Asylbewerberheimen am groumlszligten sind Die durchschnittliche Anzahl an Faumlllen bei Ausbruumlchen in Alters- und Pflegeheimen betraumlgt nach einer Auswertung des RKI zu

COVID-19-Ausbruumlchen in Deutschland 188 Faumllle Der Anteil der PatientInnen bei Ausbruumlchen in Alten- und Pflegeheimen die aufgrund der COVID-19- Erkrankung hospitalisiert werden be-traumlgt (bezogen auf alle Faumllle unabhaumlngig von der Vollstaumlndigkeit der Angaben zur Hospitalisierung) 18 und der Anteil der Pflegebeduumlrftigen die ver-sterben betraumlgt 19 124

Das Institut fuumlr Public Health und Pflegeforschung (IPP) und das SOCIUM Forschungszentrum fuumlr Ungleichheit und Sozialpolitik der Universitaumlt Bre-men haben im Fruumlhjahr 2020 eine deutschland-weite Befragung in einer Stichprobe von Einrich-tungen der (teil)stationaumlren und ambulanten Lang-zeitpflege zur Situation der Langzeitpflege in Deutschland waumlhrend der COVID-19-Pandemie durchgefuumlhrt197 In Bezug auf zentrale Struktur-merkmale entspricht die Auswahl der bundesweiten Verteilung Auf Basis der durchgefuumlhrten Hoch-rechnungen wird der Anteil der Pflegebeduumlrftigen die an COVID-19 verstorben sind an allen bundes-weiten COVID-19-Todesfaumlllen auf mehr als 60 ge-schaumltzt Dabei entfallen 49 auf BewohnerInnen von Pflegeheimen und 12 auf Versorgte in der am-bulanten Pflege Bemerkenswert ist dass ihr Anteil an allen infizierten Personen insgesamt nur 85 (7 plus 15 ) ausmacht Fast jedes fuumlnfte Pflege-heim und jeder zehnte ambulante Pflegedienst sind daruumlber hinaus von Erkrankungsfaumlllen bei Mitarbei-tenden betroffen

1042 Personen mit einer Demenz oder anderen kognitiven Stoumlrungen und Taumltige in Einrichtungen in denen diese Personen betreut werdenIn Deutschland leben laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e V ca 16 Mio Menschen mit De-menz211 und laut dem Statistischen Bundesamt ca 17 Mio Menschen mit geistiger oder seelischer Be-hinderung oder zerebralen Stoumlrungen212 Viele Pati-entInnen mit Demenz und anderen kognitiven Stouml-rungen leiden an Beeintraumlchtigungen des Gedaumlcht-nisses der Sprache des Urteilsvermoumlgens an Dis-tanzlosigkeit und mangelnder Affektkontrolle die es fuumlr sie schwer bzw unmoumlglich machen die In-fektionsschutzmaszlignahmen wie Kontaktbeschraumln-kungen Abstandhalten regelmaumlszligige Haumlndehygie-ne und die Benutzung von Masken zu verstehen und einzuhalten Sie haben dadurch ein erhoumlhtes

50Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

SARS-CoV-2- Infektionsrisiko Hinzu kommt ein er-houmlhtes Expositionsrisiko wenn diese Personen in Institutionen wie Pflegeheimen heilpaumldagogi-schen Einrichtungen oder Wohngruppen unterge-bracht sind oder in Werkstaumltten oder Schulen fuumlr behinderte Menschen Zeit verbringen In diesen In-stitutionen der gemeinschaftlichen Unterbringung bzw des gemeinsamen Aufenthaltes und anderen Angeboten der Eingliederungshilfe ist das Aus-bruchsrisiko deutlich erhoumlht Das erhoumlhte Infek-tionsrisiko betrifft sowohl BewohnerInnen als auch Personen die in diesen Einrichtungen in engem Kontakt zu den BewohnerInnen taumltig sind (z B ErzieherInnen SozialpaumldagogInnen Ergothera-peutInnen PhysiotherapeutInnen betreuende Aumlrzt-Innen)

Laut einer US-amerikanischen Studie haben Men-schen mit geistiger Behinderung die in Einrichtun-gen leben ein deutlich erhoumlhtes Risiko an COVID-19 zu erkranken (7841 Faumllle100000 Einw unter Men-schen mit geistiger Behinderung versus 1910 Faumllle 100000 Einw bei Menschen ohne geistige Behinde-rung) und zu versterben (1175100000 Einw versus 151100000 Einw)213 Eine prospektive Bevoumllke-rungsstudie in Groszligbritannien wertete die Daten von 389620 ProbandInnen aus Betrachtet wurde der Zeitraum von Maumlrz bis Mai 2020 eine Zeitspan-ne in der eine COVID-19-Diagnose in Groszligbritanni-en in der Regel ausschlieszliglich bei hospitalisierten schwer erkrankten PatientInnen erfolgte Als signi-fikante Risikofaktoren fuumlr die Hospitalisierung auf-grund von COVID-19 wurden Erkrankungen wie die Alzheimerkrankheit (OR 229 95 KI 125 ndash 416) andere Demenzformen (OR 216 95 KI 136 ndash 342) und weitere kognitive Stoumlrungen (OR 190 95 KI 124 ndash 290) identifiziert214 Weitere Studien belegen dass die Diagnose einer Demenz insbesondere bei weit fortgeschrittener Erkrankung und unabhaumlngig vom Alter ein prognostisch unguumlnstiger Risikofaktor fuumlr die Mortalitaumlt von COVID-19-PatientInnen ist215 ndash 217 Bestaumltigt werden diese Ergebnisse durch die Untersuchungen von Kuo et al die zeigten dass der Genotyp ApoE e4 ein bekannter Risikofaktor fuumlr De-menz und Alzheimerkrankheit ebenfalls mit dem erhoumlhten Risiko fuumlr eine schwere COVID-19-Erkran-kung assoziiert ist218

1043 BewohnerInnen und Taumltige in Erstaufnahme-einrichtungen und Gemeinschaftsunterkuumlnften fuumlr AsylsuchendeDie engen Lebensverhaumlltnisse in Erstaufnahmeein-richtungen und Gemeinschaftsunterkuumlnften fuumlr Asylsuchende fuumlhrten zu vielen Ausbruumlchen mit ei-ner hohen Zahl infizierter Personen219 Die durch-schnittliche Anzahl an Faumlllen bei Ausbruumlchen in sol-chen Unterkuumlnften betraumlgt nach einer Auswertung des RKI zu COVID-19-Ausbruumlchen in Deutschland 208 Faumllle124 In Folge dieser Ausbruumlche werden zum Teil sehr drastische Maszlignahmen wie Massenqua-rantaumlne und polizeiliche Bewachung von Gebaumluden ergriffen Durch derlei Maszlignahmen besteht eine erhebliche Gefahr der Re-Traumatisierung dieser ohnehin vulnerablen Population Asylsuchende ha-ben aufgrund von sprachlichen Barrieren oftmals einen schlechteren Zugang zu medizinischer Ver-sorgung als die Allgemeinbevoumllkerung Dies kann dazu beitragen dass Grunderkrankungen in dieser Bevoumllkerungsgruppe unerkannt bleiben Derzeit leben in Deutschland etwa 200000 Personen in Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschafts-unterkuumlnften fuumlr Asylsuchende220

1044 BewohnerInnen und Taumltige in ObdachlosenunterkuumlnftenDie Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosen-hilfe e V gibt in ihrer aktuellsten Schaumltzung (2018) eine Gesamtzahl von etwa 237000 wohnungslosen Menschen in Deutschland an42 Obdachlosigkeit ist mit einem schlechteren Gesundheitszustand und einem erhoumlhten Risiko fuumlr Infektionen assoziiert221 Grund dafuumlr sind sowohl die gesundheitsschaumld-lichen Lebensbedingungen auf der Straszlige als auch ein haumlufig eingeschraumlnkter Zugang zur medizini-schen (Regel-)Versorgung (durch u a fehlenden oder unklarer Versicherungsstatus Scham Vertrau-ensdefizite Diskriminierung zu groszlige Entfernun-gen koumlrperliche oder psychische Beeintraumlchtigung sowie Sprachbarrieren222223) Die Lebensbedingun-gen auf der Straszlige erschweren zudem das Einhalten der Abstands- und Hygieneregeln und den Zugang zu Informationen Viele obdachlose Menschen sind sehr mobil haben einen eingeschraumlnkten Zugang zu Testangeboten und uumlbernachten in Not- oder Ge-meinschaftsunterkuumlnften in denen das Ausbruch-spotenzial hoch ist224 Aus den USA gibt es zahlrei-che Berichte uumlber Ausbruumlche in diesen Unterkuumlnf-

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ten225 ndash 227 bei denen sowohl BewohnerInnen als auch Personal mit teilweise sehr hohen Erkran-kungsraten (bis 36 )225 betroffen waren All dies macht obdachlose Menschen zu einer fuumlr eine COVID-19- Infektion vulnerablen Population fuumlr die Screening Quarantaumlne Isolierung und Behand-lung eine Heraus forderung darstellen228

1045 Personen mit prekaumlren Arbeits- und LebensbedingungenUumlbertragungen von COVID-19 werden an Arbeits-plaumltzen vermehrt beobachtet an denen viele Perso-nen gemeinsam in unzureichend mit Frischluft ver-sorgten Raumlumen arbeiten in denen Abstand halten schwierig oder unmoumlglich ist undoder Schutzklei-dung nicht oder nicht korrekt getragen wird z B in der fleischverarbeitenden Industrie in Verteil-zentren von Paketdiensten

Besonders gut beschrieben sind sowohl fuumlr Deutsch-land229 als auch international230 ndash 232 COVID-19- Ausbruumlche unter Beschaumlftigten in der fleischverar-beitenden Industrie In diesen Ausbruumlchen traten zum Teil sehr viele Faumllle auf223 In einzelnen Betriebs teilen vor allem in Zerlegebetrieben wur-den aus einem groszligen Ausbruch in Deutschland In-fektionspraumlvalenzen von gt 60 berichtet (persoumlnli-che Kommunikation C Frank RKI 29102020)

Wenig Platz zwischen den Arbeitsplaumltzen lange Verweildauern an derselben Position koumlrperliche Arbeit und mangelhafter oder fehlender Luftaus-tausch werden als Hauptfaktoren fuumlr die vielen Uumlbertragungen genannt229232233 Kuumlhle Temperatu-ren scheinen ebenfalls die Transmission von SARS-CoV-2 zu beguumlnstigen234235

Zu den Bedingungen am Arbeitsplatz kommt hinzu dass in diesen Niedriglohn-Bereichen oftmals Men-schen arbeiten die Vertraumlge mit kurzen Laufzeiten und unzureichender sozialer Absicherung haben was dazu fuumlhrt dass sie sich ggf seltener krankmel-den und stattdessen mit Infektionssymptomen wei-terarbeiten Auszligerdem leben sie oftmals in beengten Wohnverhaumlltnissen und Gemeinschaftsunterkuumlnf-ten und reisen teilweise aus dem Ausland zum Ar-beitsplatz uumlber Stunden in engen Fahrgemeinschaf-ten an Dies betrifft zusaumltzlich zu den bereits ge-nannten Gruppen auch saisonale ErntehelferInnen

Die Wohn- und Transportbedingungen koumlnnen zu einem erhoumlhten Risiko fuumlr Uumlbertragungen von SARS-CoV-2 in diesen Settings beitragen233

11 EthikGrundsaumltzlich ist ein allgemeiner gleichberechtig-ter Zugang zur Impfung fuumlr alle anzustreben Auf-grund von anfaumlnglicher Knappheit des Impfstoffes ist jedoch eine Priorisierung bestimmter Gruppen notwendig die vorrangig geimpft werden Die Pri-orisierungsstrategie verfolgt das uumlbergreifende ethische Ziel moumlglichst viel gesundheitlichen und gesellschaftlichen Schaden durch die COVID-19- Pandemie zu verhindern Zudem sind die Prinzipi-en der Selbstbestimmung Gerechtigkeit Solidari-taumlt und Dringlichkeit zu beruumlcksichtigen1 Es darf also keine ungerechtfertigte Diskriminierung in der Prio risierung in der Posteriorisierung oder beim Zugang zur Impfung geben Aus diesen ethi-schen Grundprinzipien sowie aus der aktuellen Evi-denz leiten sich die vier o g Impfziele ab (siehe Ka-pitel 9) Die Priorisierung der Gruppen innerhalb des jeweiligen Impfziels orientiert sich ebenfalls an denselben Zielen sowie an evidenzbasierten Krite-rien Insgesamt ist es auch aus ethischer Sicht wichtig zu betonen dass der Vorschlag fuumlr die Pri-orisierung dynamisch verstanden und auf der Grundlage der jeweiligen Evidenz gegebenenfalls immer wieder angepasst werden muss Des Weite-ren beruumlcksichtigt die Impfempfehlung ethische Anforderungen an einen fairen Entscheidungspro-zess Demnach muss das Verfahren der Impfprio-risierung transparent konsistent und nachvollzieh-bar begruumlndet sein Zudem muss es Moumlglichkeiten des Feedbacks und der Revision geben Erhebun-gen und oumlffentliche Kommunikation von Impfquo-ten und unerwuumlnschten Nebenwirkungen sind zu begruumlszligen da sie helfen die ethischen Ziele zu er-reichen

Dies gilt grundsaumltzlich auch global Die STIKO erar-beitet jedoch Empfehlungen fuumlr Deutschland und klam-mert daher die globale Verteilung an dieser Stelle aus

52Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

12 Mathematische Modellierung

121 Hintergrund zur ModellierungUm die Effekte einer Impfung auf Bevoumllkerungs-ebene darzustellen wurde ein Modell-basierter Ansatz gewaumlhlt Diese Vorgehensweise erlaubt die Verwendung von Evidenz aus verschiedenen Quellen und die Abschaumltzung der Effekte verschiedener po-tenzieller Strategien Fuumlr Infektionskrankheiten bil-det dabei die Modellart der dynamischen Transmis-sionsmodelle den Goldstandard da hier das Trans-missionsgeschehen explizit abgebildet wird und so auch indirekte Effekte durch Impfungen abgebildet werden koumlnnen Aufgrund der Datenanforderungen solcher Modelle hinsichtlich der relevanten Parame-ter fuumlr die Transmission (z B Kontaktverhalten Mas-kentragen Kontaktnachverfolgung) steht ein solches Modell noch nicht zur Verfuumlgung Vielmehr werden nachfolgend Berechnungen anhand eines Markov Modells fuumlr einen Impfzeitraum von 12 Wochen vor-gestellt die sich auf die direkten Effekte d h die Ef-fekte fuumlr den Impfling allein beschraumlnken

122 MethodikDas Markov Modell teilt die Bevoumllkerung in ver-schiedene Gesundheitszustaumlnde ein und berechnet fuumlr Zykluslaumlngen von einer Woche fuumlr die maximale Dauer von 12 Wochen den Anteil der Bevoumllkerung der sich in den jeweiligen Zustaumlnden befindet In Abbildung 10 wird das Modell schematisch darge-stellt Dabei wird jeder Zustand nach Alter und nach COVID-19-Erkrankungsanamnese unterteilt

Fuumlr die Berechnungen wurde eine Vielzahl an ver-schiedenen Daten zusammengefuumlhrt Zunaumlchst wurden die aktuellen Bevoumllkerungszahlen des statis-tischen Bundesamtes aus der Bevoumllkerungs-vorausberechnung236 und der Bevoumllkerungsfort-schreibung genutzt237 Dabei wurde primaumlr auf die Zahlen der Bevoumllkerungsfortschreibung zum Stich-tag 31122019 zuruumlckgegriffen wobei die aggregierte Altersgruppe der uumlber 85-Jaumlhrigen anhand der An-zahl der Personen in den Einzeljahren zwischen 85 und 99 Jahren aus der Bevoumllkerungsfortschreibung aufgeteilt wurde Personen von 100 Jahren und aumllter wurden in den Berechnungen nicht beruumlcksichtigt

Fuumlr jedes Altersjahr wurde aus den Meldedaten nach IfSG zu COVID-19 die altersspezifische wouml-

chentliche Inzidenz sowie das absolute Risiko fuumlr eine Hospitalisierung und fuumlr Tod berechnet Diese Berechnungen beziehen sich fuumlr die Inzidenz auf den Zeitraum seit Meldewoche 40 und fuumlr die Hos-pitalisierungs- und Mortalitaumltsrate auf den Zeit-raum zwischen Meldewoche 11 und 43 Hospitalisie-rungs- und Sterberate wurden fuumlr Personen berech-net fuumlr die in den Meldedaten keine Vorerkrankung kodiert wurde Die Beschraumlnkung des Zeitraums er-folgte bei der Inzidenz um das aktuelle Infektions-geschehen in den Berechnungen abzubilden Bei Hospitalisierung und Mortalitaumlt erfolgte dies um zum einen die ersten Wochen der Pandemie auszu-schlieszligen in denen Personen zur Quarantaumlne in ein Krankenhaus eingewiesen wurden Zum ande-ren erfolgte eine Beschraumlnkung auf Woche 43 um die Vollstaumlndigkeit der Daten aufgrund noch zu er-folgender Nachmeldung zu gewaumlhrleisten Fuumlr das Infektionsgeschehen wurde zusaumltzlich eine alters-unspezifische Inzidenz von 150 Faumlllen je 100000 Einwohnern beruumlcksichtigt

Die Bevoumllkerung wurde zusaumltzlich anhand von Vorerkrankungen stratifiziert Als Datenquellen die-nen hierfuumlr die Gesundheitssurveys des RKI bdquoStudie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschlandldquo (DEGS)238 und bdquoGesundheit in Deutschland aktuellldquo (GEDA)239 Beide Datensaumltze wurden kombiniert und umfassen 32167 Personen Fuumlr jede Person wurde das Vorliegen von einer der in Tabelle 18 auf-gelisteten Vorerkrankungen kodiert und anschlie-szligend wurde die Praumlvalenz von jeder der Kombina-tionen der Vorerkrankungen je Altersjahr berech-net In Kombination mit den Bevoumllkerungszahlen des Statistischen Bundesamts ergibt sich folglich je Alter zwischen 0 und 99 Jahren die Anzahl an Per-sonen die keine Vorerkrankung bzw eine der moumlg-lichen Kombinationen an Vorerkrankungen auf-weist

Abbildung 11 zeigt dass mit dem Alter der Anteil an Personen mit Vorerkrankungen und die Anzahl der Vorerkrankungen pro Person deutlich ansteigen Die Darstellung zeigt dass ein sehr groszliger Anteil der Per-sonen ge 65 Jahre mindestens eine Vorerkrankung hat Die Beruumlcksichtigung von Vorerkrankungen spielt bei Aumllteren jedoch eine untergeordnete Rolle da die Impfindikation durch das Risiko bdquoAlterldquo schon gegeben ist Die Altersindikation ab dem Alter von

53Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

60 Jahren uumlberwiegt das Risiko von Vorerkrankun-gen deutlich Bei Menschen lt 60 Jahren ist eine Vorerkrankung deutlich weniger haumlufig Menschen dieser Altersgruppe haben bei COVID-19- Erkran kung ein durchschnittliches Sterberisiko von 03 Die meisten identifizierten Risikofaktoren erhoumlhen die-ses Risiko um einen Faktor le 15 Das heiszligt dass de-ren Sterberisiko bei COVID-19 auf bis zu 045 an-steigt Dies ist deutlich niedriger als das Sterberisiko von ge 60-Jaumlhrigen (siehe Tab 16) Dies ist der Grund fuumlr die niedrige Einstufung von Risikofaktoren bei Juumlngeren im Rahmen der Priorisierung

Das erhoumlhte Risiko fuumlr Hospitalisierung und Morta-litaumlt fuumlr Personen mit Vorerkrankung wurde uumlber die in Kapitel 1012 dargestellten Ergebnisse in die Berechnungen eingebunden Dafuumlr wurden zu-naumlchst Hazard Ratios (HR)240 und Odds Ratios (OR)241 in Relative Risiken (RR) umgerechnet und anschlieszligend das absolute Risiko fuumlr Personen ohne Vorerkrankungen mit den RRs multipliziert Fuumlr die Umrechnungen von HRs und ORs in RRs

wurden die altersspezifischen absoluten Risiken von Personen ohne Vorerkrankungen als baseline risk genutzt Bei Personen mit mehr als einer Vorer-krankung wurde das jeweilige Maximum der RRs fuumlr Hospitalisierung und Mortalitaumlt genutzt Neben den hieraus berechenbaren Outcomes von

Gesund Geimpft

Asymptomatisch

Symptomatisch(COVID-19)

Hospitalisierung Tod

Genesen

Abb 10 | Schematische Darstellung des Markov Modells zur Berechnung der direkten Impfeffekte auf Bevoumllkerungsebene

Impfserien

Impfserien(kein Check fuumlr pos PCR-Test)

7-TageInzidenz

1 ndash (1 ndash α) (1 ndash VECOVID)α

7-TageInzidenz

(1 ndash α) (1 ndash VECOVID)(1 ndash α)

κ ω

Asthma

COPD

Krebserkrankungen

Diabetes mellitus

Arterielle Hypertonie

Zerebrovaskulaumlre Erkrankung oder Apoplex

Arterielle Hypertonie

Chronische Nierenerkrankungen

Chronische Lebererkrankungen

Adipositas

Myokardinfarkt

Koronare Herzkrankheit

Kardiovaskulaumlre Erkrankungen

Tab 18 | Beruumlcksichtigte Vorerkrankungen in der Modellierung

54Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Abb 11 | Anzahl der Personen nach Alter in Jahren der Bevoumllkerung in Deutschland in Kombination mit den Angaben zu Vorerkrankungen

0

500

1 000

1 500

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100

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Keine Vorerkrankung 1 Vorerkrankung 2 Vorerkrankungen 3 und mehrVorerkrankungen Keine Daten

Anzahl Personen (in Tsd)

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Tsd

)

0

500

1 000

1 500

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100

Alter in Jahren

Anz

ahl P

erso

nen

(in

Tsd

)

Keine Vorerkrankung 1 Vorerkrankung 2 Vorerkrankungen 3 und mehr Vorerkrankungen Keine Daten

0

500

1 000

1 500

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100

Alter in Jahren

Anz

ahl P

erso

nen

(in

Tsd

)

0

500

1 000

1 500

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100

Alter in Jahren

Anz

ahl P

erso

nen

(in

Tsd

)

COVID-19-Faumlllen Hospitalisierungen und Todesfaumll-len wurden auch verlorene Lebensjahre durch vor-zeitigen Tod durch COVID-19 berechnet Hierfuumlr wurde je nach Alter die fernere Lebenserwartung aus der Sterbetafel des Statistischen Bundesamtes236 fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2019 genutzt

Aus den vorangegangenen Zahlen wurde zunaumlchst die woumlchentliche Anzahl an COVID-19-Faumlllen Hos-pitalisierungen Todesfaumlllen und Anzahl an verlore-nen Lebensjahren fuumlr ein Szenario ohne Impfung berechnet Anschlieszligend wurde die Reduktion der jeweiligen Outcome-Parameter fuumlr eine Reihe von potenziellen Impfstrategien berechnet Die drei Impfstrategien umfassen dabei

Personen im Alter von ge 80 Jahren Personen im Alter von ge 60 Jahren Personen im Alter von ge 18 Jahren mit

Vorerkrankungen

Die verfuumlgbaren Impfstoffdosen werden dabei aus-gehend von einem 2-Dosen Impfschema propor-tional zum Anteil eines Jahrgangs uumlber die Perso-nen in den Altersjahren bzw Vorerkrankungskate-gorien hinweg verteilt

Unabhaumlngig von Alter und Vorerkrankungsstatus wurde eine Wirksamkeit der Impfung von 90

gegen einen symptomatischen Verlauf (COVID-19) angenommen Hinsichtlich der Impfstoffverfuumlgbar-keit wurden 500000 Dosen je Woche angenom-men was unter Annahme eines 2-Dosen Impfsche-mas 250000 vollstaumlndigen Impfserien entspricht Weiterhin wurden zwei Varianten hinsichtlich einer der Impfung vorangegangenen PCR-bestaumltigten SARS-CoV-2-Infektion berechnet Da zumindest eine gewisse Schutzwirkung durch eine uumlberstan-dene SARS-CoV-2-Infektion anzunehmen ist koumlnn-ten Impfstoffdosen fuumlr bdquogeneseneldquo COVID-19- PatientInnen fuumlr noch nicht infizierte Personen ver-wendet werden Die Anzahl der bdquogenesenenldquo COVID-19-Faumllle wurde aus den Meldedaten entnom-men und es wurden ad-hoc Analysen der woumlchent-lichen Effekte berechnet

Im Basis-Szenario wurde von einer Impfstrategie ohne Beruumlcksichtigung einer vorangegangenen SARS-CoV-2-Infektion und einer altersunspezifi-schen woumlchentlichen Inzidenz von 150 Faumlllen 100000 Einw ausgegangen Variationen hinsicht-lich dieser Annahmen wurden in Sensitivitaumltsana-lysen beruumlcksichtigt Alle Szenarien werden gegen eine Berechnung ohne Impfung verglichen Bei einer allgemeinen Inzidenz von 150 SARS-CoV-2- Infektionen je 100000 Einwohnern sind ohne eine Impfung in 12 Wochen 1434100 COVID-19-Faumllle

55Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

192600 Hospitalisierungen 15600 Todesfaumllle und 156100 verlorene Lebensjahre zu erwarten Fuumlr eine Inzidenz die der Inzidenz zwischen KW 40 und KW 46 (877100000 Einwohner) entspricht wauml-ren 839300 COVID-19-Faumllle 88500 Hospitalisie-rungen 7100 Todesfaumllle und 64200 verlorene Le-bensjahre pro 12 Wochen zu erwarten

123 Ergebnisse der Modellierung

1231 Basis-Szenario In der Analyse des Basis-Szenarios (250000 voll-staumlndige Impfserien pro Woche Inzidenz 150 100000 pro Woche kein Ausschluss von PCR- bestaumltigten SARS-CoV-2-Infektionen (s Abb 12) ist bei allen drei Impfstrategien mit einer Verhinde-rung von ca 19600 symptomatischen Faumlllen uumlber 12 Wochen zu rechnen Bei den Hospitalisierungen ist mit ca 10500 die houmlchste Anzahl zu verhindern wenn Personen uumlber 80 Jahren die Impfung ange-boten wird Personen uumlber 60 Jahre zu impfen wuumlr-de zu einer erwartenden Reduktion von ca 6800 Hospitalisierungen fuumlhren und Personen mit Vorer-krankungen zu impfen zu einer Reduktion von ca 5100 Faumlllen Auch bei den verhinderten Todesfaumlllen und verlorenen Lebensjahren ist bei einer Impfung der Personen uumlber 80 Jahren mit den houmlchsten Re-

duktionen zu rechnen Diese Daten zeigen klar dass mit einer Priorisierung uumlber hohes Alter in Deutschland die maximale Reduktion bzgl Hospi-talisierung und Mortalitaumlt erreicht werden kann Dies gilt sogar bzgl der gewonnen Lebensjahre ob-wohl die noch zu erwartenden Lebensjahre bei aumllte-ren Menschen notwendigerweise deutlich geringer als bei juumlngeren sind

Um die absoluten Zahlen besser einordnen zu koumln-nen ist in Abbildung 13 die relative Reduktion der verschiedenen Endpunkte nach 12 Wochen abgebil-det Die ca 19600 verhinderten COVID-19-Faumllle entsprechen dabei nur ca 14 aller auftretenden Faumllle in diesem Zeitraum Hospitalisierungen wuumlr-den hingegen bei der Impfstrategie bdquoge 80 Jahreldquo um ca 55 zuruumlckgehen und der Anteil der Todesfaumllle waumlre um ca 123 geringer Bei den beiden anderen Impfstrategien ist fuumlr Hospitalisierungen Todesfaumll-le und verlorene Lebensjahre ein geringerer relati-ver Ruumlckgang zu erwarten

1232 SensitivitaumltsanalysenIn der ersten Sensitivitaumltsanalyse (s Abb 14) wurde die Impfung nur an Personen gegeben die keine vorangegangene PCR-bestaumltigte SARS-CoV-2- Infektion haben D h Personen die eine natuumlrliche

11840

7410

4590

Abb 12 | Kumulativer Impact von COVID-19-Impfstrategien bis 12 Wochen nach Impfstart (Basis-Szenario)

COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

20000

15000

10000

5000

0

Durch Impfung verhinderte Anzahl an hellip

19590 19690 19650

10550

6810

5080

1930790 480

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter Personen uumlber 18 Jahre mit VorerkrankungenImpfstrategie

56Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Abb 13 | Relativer Impact von COVID-19-Impfstrategien bis 12 Wochen nach Impfstart (Basis-Szenario)

Relativer Ruumlckgang durch Impfung an hellip

14

14 14

35

26

55 51

31

123

76

29

47

25

20

15

10

5

0

COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter Personen uumlber 18 Jahre mit VorerkrankungenImpfstrategie

Immunitaumlt aufgrund einer zuruumlckliegenden SARS-CoV-2-Infektion aufweisen erhalten keine Impfung Hierdurch sind mehr Impfstoffdosen fuumlr Personen verfuumlgbar die noch keine Infektion durch-gemacht haben Die verfuumlgbaren Impfstoffdosen werden also effizienter eingesetzt was sich auch in einer houmlheren Zahl verhinderter COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle und verlorener Le-bensjahre widerspiegelt Fuumlr die Impfstrategie bdquoge 80 Jahreldquo werden nun ca 350 COVID-19-Faumllle mehr verhindert Die Zahl der verhinderten Hospitalisie-rungen steigt auf 10730 Bei den Todesfaumlllen und den gewonnenen Lebensjahren sind nur geringe Zugewinne im Vergleich zum Basis-Szenario von ca 40 Todesfaumlllen und 210 Lebensjahren zu beob-achten

In einer zweiten Sensitivitaumltsanalyse wurde berech-net welchen Einfluss das Infektionsgeschehen auf die verhinderten COVID-19-Faumllle Hospitalisierun-gen Todesfaumllle und verlorenen Lebensjahre auf-weist Im Vergleich zur Basis-Szenario-Annahme einer uumlber das Alter gleichen Inzidenz findet sich in Abbildung 15 der Impact der verschiedenen Impfstrategien unter Beruumlcksichtigung der alters-spezifischen woumlchentlichen Inzidenz seit Melde-woche 40 Im Vergleich zum Basis-Szenario wird deutlich dass die Impfstrategie bdquoge 80 Jahreldquo mit 9670 Faumlllen nicht mehr die meisten COVID-19- Faumllle verhindert sondern die Impfstrategie bdquoPerso-

nen ge 18 Jahre mit Vorerkrankungenldquo mit 10560 Faumlllen Hinsichtlich der Hospitalisierungen Todes-faumllle und verlorenen Lebensjahre bleibt die Imp-fung von Personen uumlber 80 Jahre jedoch weiterhin die effizienteste Strategie

13 Impfstrategie und Priorisierung der zu impfenden BevoumllkerungsgruppenMittelfristig ist es das Ziel allen Menschen Zugang zu einer Impfung gegen COVID-19 anbieten zu koumlnnen Da zu Beginn jedoch nicht ausreichend Impfstoff fuumlr die Versorgung aller zur Verfuumlgung stehen wird und auch die logistischen Ressourcen fuumlr eine flaumlchendeckende Versorgung noch nicht ausreichen muss priorisiert und stufenweise vorge-gangen werden Es ist wichtig dass bei begrenzten Impfstoffressourcen die Impfstoffe so verteilt wer-den dass bestmoumlglich Schaumlden durch die COVID-19- Pandemie verhindert werden Um dies zu errei-chen sollen nach Einschaumltzung der STIKO und un-ter Beruumlcksichtigung des gemeinsam mit dem Deutschen Ethikrat und der Leopoldina erstellten Positionspapiers vordringlich Personen geimpft werden die entweder ein besonders hohes Risiko fuumlr einen schweren oder toumldlichen Verlauf von COVID-19 aufweisen ein besonders hohes arbeits-bedingtes Expositionsrisiko gegenuumlber SARS-CoV-2 haben oder aufgrund ihrer Taumltigkeit in haumlufigem Kontakt zu besonders durch COVID-19 gefaumlhrdeten

57Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Personen stehen mit einer hohen Gefahr der Erre-gertransmission

Die Matrix (s Tab 19) zeigt welchen Gruppen mit welcher Prioritaumlt eine Impfung angeboten werden soll und unter welches Impfziel die einzelnen Grup-

pen eingeordnet werden koumlnnen Einige Gruppen werden mehrfach genannt da ihre Impfung unter-schiedliche Impfziele verfolgt Zum Beispiel kann die Impfung von BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen zum einen schwere oder gar toumldliche Erkrankungsverlaumlufe verhindern (direk-

Abb 15 | Kumulativer Impact von COVID-19-Impfstrategien bis 12 Wochen nach Impfstart (Szenario Infektionsgeschehen)

Durch Impfung verhinderte Anzahl an hellip

20000

15000

10000

5000

0

COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

1860

4590

2910

7410

5720

11840

220480360790104019302230

5080

2680

6810

5100

1055010560

1965019690

7770

9670

19590

Allgemeine Inzidenz ndash 150 Faumllle je 100000 Einwohner

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter

Personen uumlber 18 Jahre mit Vorerkrankungen

Alter-spezifische Inzidenz ndash KW 40 bis KW 46

80 Jahre und aumllter 60 Jahre und aumllter

Personen uumlber 18 Jahre mit Vorerkrankungen

Abb 14 | Impact von COVID-19 Impfstrategien (Szenario Ausschluss von Personen mit SARS-CoV-2-PCR-Nachweis in der Anamnese)

Durch Impfung verhinderte Anzahl an hellip

20000

15000

10000

5000

0

1205011840

19701930

1073010550

1994019590

COVID-19-Faumllle Hospitalisierungen Todesfaumllle Verlorene Lebensjahre

Unabhaumlngig von fruumlherem positiven PCR-Test ndash 80 Jahre und aumllter Keine Personen mit fruumlherem positiven PCR-Test ndash 80 Jahre und aumllter

58Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ter Effekt) und zum anderen das Risiko von Ausbruuml-chen in diesen Einrichtungen reduzieren (indirek-ter Effekt durch die erhoffte Reduktion der Trans-mission)

Bei der Priorisierung innerhalb der COVID-19-Impf empfehlung der STIKO koumlnnen nicht alle Krankheitsbilder oder Impfindikationen explizit ge-nannt werden Es obliegt daher den fuumlr die Priori-sierung in den Bundeslaumlndern Verantwortlichen in Einzelfaumlllen Personen die nicht ausdruumlcklich im Stufenplan genannt sind angemessen zu priorisie-

ren Dies betrifft z B Personen mit seltenen schwe-ren Vorerkrankungen oder auch schweren Behinde-rungen fuumlr die bisher zwar keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz bzgl des Verlaufes einer COVID-19-Erkrankung vorliegt fuumlr die aber ein deutlich erhoumlhtes Risiko angenommen werden muss Dies trifft auch fuumlr Personen zu die zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr oder nicht mehr gleich wirksam geimpft werden koumlnnen (z B bei unmittelbar bevorstehender Chemotherapie) Dar-uumlber hinaus sind Einzelfallentscheidungen moumlg-lich wenn berufliche Taumltigkeiten bzw Lebensum-

Verhinderung schwerer COVID-19-Verlaumlufe (Hospitalisierung) und Todesfaumllle

Schutz von Personen mit besonders hohem arbeitsbeding-ten SARS-CoV-2-Expositionsrisiko (berufliche Indikation)

Verhinderung von Transmission sowie Schutz in Umgebungen mit hohem Anteil vulnerabler Personen und in solchen mit hohem Ausbruchspotenzial

Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen und des oumlffentlichen Lebens

BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen

Personal mit besonders hohem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen

Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Altenpflege

Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Altenpflege

Andere Taumltige in Senioren- und Altenpflegeheimen mit Kontakt zu den BewohnerInnen

Personal in medizinischen Einrich-tungen mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen

Personal in medizini-schen Einrichtungen und an Positionen die fuumlr die Aufrechterhaltung der Krankenhausinfrastruktur besonders relevant sind

Teilbereiche des OumlGD

Personen im Alter von ge 80 Jahren

Personal mit hohem Expositi-onsrisiko in medizinischen Einrichtungen

Taumltige in der ambulanten oder stationaumlren Versorgung von Personen mit Demenz oder geistiger Behinderung

Personen in Institutionen mit einer Demenz oder geistigen Behinderung~

LehrerInnen ErzieherInnen

Personen im Alter von ge 75 ndash 79 Jahren

Personen mit Down-Syndrom~

Personal mit moderatem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen

BewohnerInnen und Taumltige in Gemeinschaftsunterkuumlnften (z B fuumlr Kinder und Jugendliche Asylsuchende Obdachlose Frauenhaumluser)~

Enge Kontaktpersonen von Schwangeren~

Enge Kontaktpersonen bzw Pflegende von Personen mit einem erhoumlhten Risiko (z B Pflegebeduumlrftige)~

Personal in Schluumlssel-positionen der Landes- und Bundesregierungen

Beschaumlftigte im Einzelhandel

Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur

Personen im Alter von ge 70 ndash 74 Jahren

Personen mit Vorerkrankungen mit hohem Risiko

Personal mit niedrigem Expositionsrisiko in medizini-schen Einrichtungen

Personen mit prekaumlren Arbeits- undoder Lebensbedingungen (z B Inhaftierte Saisonarbeiter Beschaumlftigte in der Fleisch verarbei-tenden Industrie oder Verteilzentren)

Personen im Alter von ge 65 ndash 69 Jahren

Personen mit Vorerkrankungen mit moderat erhoumlhtem Risiko und deren engste Kontakt-personen

LehrerInnen ErzieherInnen Beschaumlftigte im Einzelhandel Beschaumlftigte zur Aufrechterhal-tung der oumlffentlichen Sicherheit mit erhoumlhtem Expositionsrisiko (zB Polizei im Auszligendienst)

LehrerInnen ErzieherInnen

Personen im Alter von ge 60 ndash 64 Jahren

Personen im Alter von lt 60 Jahren~

Tab 19 | Matrix zur Priorisierung der Bevoumllkerungsgruppen fuumlr eine COVID-19-Impfung unter Beruumlcksichtigung der Impfziele

zur Einteilung des Personals in medizinischen Einrichtungen siehe Tabelle 15 (Kapitel 1021) ~ Ein off-label-Gebrauch fuumlr Kinder wird nicht empfohlen

59Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

staumlnde mit einem nachvollzieh baren unvermeid-bar sehr hohen Infektionsrisiko einhergehen Die-se Oumlffnungsklausel darf nicht missbraucht werden um ungerechtfertigterweise eine Impfung durch-zufuumlhren und somit staumlrker gefaumlhrdeten Personen die Impfung vorzuenthalten

Personen mit Vorerkrankungen wurden nach ihrem Mortalitaumltsrisiko unterschiedlichen Stufen zugeord-net Personen mit Down Syndrom wurden der Stufe 2 zugeordnet Die in Stufe 3 genannte Gruppe mit Vorerkrankungen mit hohem Mortalitaumltsrisiko umfasst Personen mit folgenden Vorerkrankungen Z n Organtransplantation aktive maligne haumlmato-logische Erkrankungen fortgeschrittene solide Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind sowie Tumorerkrankungen unter aktueller systemi-scher Therapie (ausgenommen ausschlieszliglich anti-hormonelle Monotherapie) interstitielle Lungener-krankungen psychiatrische Erkrankungen (bipolare Stoumlrung Schizophrenie und schwere Depression) Demenz Diabetes mellitus mit einem HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 COPD Adipositas (BMI gt 30 kgm2) chronische Lebererkrankungen inkl Leberzirrhose chronische Nierenerkrankungen (siehe auch Kapitel 1012 Personen mit Vorerkran-kungen)

Die in Stufe 4 genannte Gruppe mit Vorerkrankun-gen mit moderat erhoumlhtem Mortalitaumltsrisiko um-fasst Personen mit folgenden Vorerkrankungen Diabetes mellitus mit HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 ArrhythmieVorhofflimmern HIV-Infek-tion Koronare Herzkrankheit Herzinsuffizienz Auto immunerkrankungen Krebserkrankungen in behandlungsfreier Remission arterielle Hyperto-nie rheumatologische Erkrankungen Asthma bron chiale chronisch entzuumlndliche Darmerkran-kungen (CED) zerebrovaskulaumlre ErkrankungenApoplex und andere chronische neurologische Erkrankungen

Im Stufenplan fuumlr die Priorisierung der Impfindika-tionen (s Tab 20) sind die Gruppen nochmals mit ihrer Groumlszlige und nach Prioritaumlt angeordnet Zu wel-chem Zeitpunkt von einer Stufe zur naumlchsten ge-wechselt werden kann richtet sich nach der Verfuumlg-barkeit der Impfstoffe Es liegt in der Hoheit der

Bundeslaumlnder diese Entscheidung zu gegebener Zeit zu treffen

Auch wenn Maumlnner eine gegenuumlber gleichaltrigen Frauen etwas houmlhere Hospitalisierungs- und Morta-litaumltsrate haben hat die STIKO entschieden keine geschlechtsspezifische Impfempfehlung zu geben Die COVID-19-Impfstoffe werden im Kindesalter bis auf Weiteres nicht zugelassen sein weshalb die STIKO derzeit keine COVID-19-Impfempfehlung fuumlr Kinder gibt Es laufen aktuell mehrere klinische Phase 3-Studien mit unterschiedlichen Impfstoffen die auch Kinder einschlieszligen Die STIKO wird die Datenlage fortlaufend neu bewerten

14 Implementierung Routinemaumlszligig erfolgen Impfungen bisher uumlber etablierte dezentrale Strukturen So werden Impf-stoffe uumlber Groszlighaumlndler und Apotheken beschafft und verteilt Die eigentlichen Impfungen werden vorrangig durch die an der vertragsaumlrztlichen Ver-sorgung teilnehmenden AumlrztInnen (ca 50000 Pra-xen in ganz Deutschland) sowie durch Betriebsaumlrzt-Innen durchgefuumlhrt

Aufgrund der besonderen Pandemiesituation muumls-sen in einer ersten Phase COVID-19-Impfungen uumlber zentral organisierte Impfstellen (Impfzentren sowie mobile Impfteams) durchgefuumlhrt werden Dies liegt an den besonderen (Langzeit-)Lagerungs- und Transportbedingungen der Bereitstellung in Mehr-dosenbehaumlltnissen der Priorisierung von Zielgrup-pen bei anfaumlnglich begrenzt verfuumlgbaren Impfstoff-dosen der erwarteten Verfuumlgbarkeit unterschiedli-cher Impfstoffkandidaten der Notwendigkeit von er-houmlhten Steuerungsmoumlglichkeiten im Rahmen der Pandemiebewaumlltigung sowie der erfor derlichen Nachverfolgung der geimpften Personen Um unter diesen Rahmenbedingungen Impfungen kontrolliert und effizient durchfuumlhren zu koumlnnen werden ange-passte zentralisierte Strukturen benoumltigt Sobald es die Rahmenbedingungen erlauben und ausreichen-de Impfstoffmengen mit geeigneten Lagerungskon-ditionen zur Verfuumlgung stehen koumlnnen die Impfak-tivitaumlten in das Regelsystem uumlber gehen

Fuumlr die zentralisierte Organisation werden die Bun-deslaumlnder in ihrer Zustaumlndigkeit durch Unterstuumlt-zung der niedergelassenen Aumlrzteschaft zentrale

60Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Tab 20 | Stufenplan fuumlr die Impfindikationsgruppen zur Priorisierung der COVID-19-Impfung und Groumlszlige der Gruppen (Die Summen sind grobe Schaumltzungen zur Orientierung Zum einen gibt es Uumlberlappungen inner-halb der Prioritaumltengruppen zum anderen sind nicht fuumlr alle Gruppen Daten verfuumlgbar)

deg zur Einteilung des Personals in medizinischen Einrichtungen siehe Tabelle 15 (Kapitel 1021)

Quellen Destatis ~ Schaumltzung zumeist basierend auf Destatis-Daten (Teilgruppen von bei Destatis angegebenen Gesamt heiten oder nur Teilgruppen bei Destatis auffindbar) sect Deutsche Alzheimergesellschaft eV Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe eV amp Bundesverband der AumlrztInnen und Aumlrzte des oumlffentlichen Gesundheitsdienstes eV Verband Deutscher Verkehrsunternehmen eV $ Deutscher Feuerwehrverband Bundesverband der Kinder- und Jugendaumlrzte eV

Stufe Personengruppen N (Mio)

1 BewohnerInnen von Senioren- und Altenpflegeheimen 10 Personen im Alter von ge 80 Jahren 54 Personal mit besonders hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungendeg (zB Notaufnahmen medizinische Betreuung von COVID-19-PatientInnen)

10~

Personal in medizinischen Einrichtungen und andere Personen mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppendeg (z B in der Onkologie oder Transplantationsmedizin)

Pflegepersonal in der ambulanten und stationaumlren Altenpflege 12 Andere Taumltige in Senioren- und Altenpflegeheimen mit Kontakt zu den BewohnerInnen

Summe gt 86

2 Personen im Alter von ge 75 ndash 79 Jahren 41 Personal mit hohem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungendeg 10~

Personen in Institutionen mit einer Demenz oder geistigen Behinderung gt 16sect

Taumltige in der ambulanten oder stationaumlren Versorgung von Personen mit Demenz oder geistiger Behinderung

Personen mit Down-Syndrom (Trisomie21) 005

Summe gt 7

3 Personen im Alter von ge 70 ndash 74 Jahren 36 Personen mit Vorerkrankungen mit hohem Risiko (z B Zustand nach Organtransplantation aktive maligne haumlmatologische Erkrankungen fortgeschrittene solide Tumorerkrankungen die nicht in Remission sind sowie Tumorerkrankungen unter aktueller systemischer Therapie (ausgenommen ausschlieszliglich antihormonelle Mono-therapie) interstitielle Lungenerkrankungen psychiatrische Erkrankungen (bipolare Stoumlrung Schizophrenie und schwere Depression) Demenz Diabetes mellitus mit einem HbA1c ge 58 mmolmol bzw ge 75 COPD Adipositas (BMI gt 30 kgm2) chronische Lebererkrankungen inkl Leberzirrhose chronische Nierenerkrankungen)

BewohnerInnen (falls im Impfalter) und Taumltige in Gemeinschaftsunterkuumlnften (z B fuumlr Kinder und Jugendliche Asylsuchende Obdachlose Frauenhaumluser)

gt 05

Enge Kontaktpersonen von Schwangeren 076~

Enge Kontaktpersonen bzw Pflegende von Pers mit einem erhoumlhten Risiko (z B Pflegebeduumlrftige)

Personal in medizinischen Einrichtungen mit moderatem Expositionsrisikodeg und in Positionen die fuumlr die Aufrechterhaltung der Krankenhausinfrastruktur besonders relevant sind

08

Teilbereiche des OumlGD 0017amp

Summe gt 57

4 Personen im Alter von ge 65 ndash 69 Jahren 48 Personen mit Vorerkrankungen mit moderat erhoumlhtem Risiko (z B Diabetes mellitus mit HbA1c lt 58 mmolmol bzw lt 75 ArrhythmieVorhofflimmern HIV-Infektion Koronare Herzkrankheit Herzinsuffizienz Autoimmunerkran-kungen Krebserkrankungen in behandlungsfreier Remission arterielle Hypertonie rheumatologische Erkrankungen Asthma bronchiale chronisch entzuumlndliche Darmerkrankungen (CED) zerebrovaskulaumlre ErkrankungenApoplex und andere chronische neurologische Erkrankungen) und deren engste Kontaktpersonen

Personal mit niedrigem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungendeg 03~

LehrerInnen 08 ErzieherInnen gt 06 Personen mit prekaumlren Arbeits- undoder Lebensbedingungen (zB Inhaftierte Saisonarbeiter Beschaumlftigte in Verteilzentren oder der Fleisch verarbeitenden Industrie)

gt 04~

Summe gt 69

5 Personen im Alter von ge 60 ndash 64 Jahren 55 Personal in Schluumlsselpositionen der Landes- und Bundesregierungen

Beschaumlftigte im Einzelhandel 31 Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur 08 $

Summe gt 84

6 Alle uumlbrigen Personen im Alter von lt 60 Jahren 450

61Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Impfstellen einrichten und betreiben Die Vorberei-tung und Durchfuumlhrung kann dabei durch Hilfsor-ganisationen die Bundeswehr sowie Logistikunter-nehmen unterstuumltzt werden Der Bund wird ge-meinsam mit den Laumlndern Eckpunkte fuumlr einen Handlungsleitfaden zum Betrieb von zentralen Impfstellen erarbeiten

141 Alternative Maszlignahmen fuumlr das Erreichen des Impfziels im Vergleich zur Impfung sowie deren Effektivitaumlt und UmsetzbarkeitZu den wichtigsten Infektionsschutzmaszlignahmen um die Ausbreitung von SARS-CoV-2-Infektionen zu verhindern und sich selbst und andere vor der Infektion zu schuumltzen zaumlhlen die Reduktion der di-rekten zwischenmenschlichen Kontakte sowie die Beachtung der Abstands- und Hygieneregeln

Auch nachdem jetzt zwei COVID-19-Impfstoffe in Deutschland zugelassen sind und die verfuumlgbare Impfstoffmenge ansteigt kann es noch viele Monate dauern bevor ein nennenswerter Teil der Bevoumllke-rung oder zumindest der besonders vulne rablen Gruppen geimpft sein wird Wie lange der Schutz nach Impfung anhaumllt und wie ausgepraumlgt er sein wird ist derzeit nicht bekannt Daher ist es uner-laumlsslich dass die empfohlenen Infektionsschutz-maszlignahmen zunaumlchst weiterhin konsequent beach-tet und umgesetzt werden

Ein systematischer Review untersuchte die Wirk-samkeit des Abstandshaltens und das Tragen von Gesichtsmasken zum Schutz vor einer SARS-CoV-2- Infektion242 Es wurden 44 Vergleichsstudien mit 25697 PatientInnen in der Meta-Analyse beruumlck-sichtigt Auf Basis der gepoolten Daten kann man festhalten dass ein Abstand von mehr als 1 m und das Tragen von Masken das Infektionsrisiko signifi-kant reduzieren Die adjustierten OR fuumlr einen Ab-stand von ge 1 m im Vergleich zu einer kuumlrzeren Di-stanz betrugen 018 (95 KI 009 ndash 038) und fuumlr das Tragen einer Maske im Vergleich zu einer Expo-sition ohne Maske 015 (95 KI 007 ndash 034) FFP2- Masken oder vergleichbare Masken (aOR 004 95 KI 0004 ndash 030) haben eine bessere Wirksam-keit als Mund-Nase-Bedeckungen (aOR 033 95 KI 017 ndash 061)242 Die Wirksamkeit von Gesichtsmas-ken beschraumlnkt sich nicht auf Masken mit hoher Ae-rosolfilterleistung (z B FFP2) Auch chirurgischer

Mund-Nasen-Schutz und Mund-Nase-Bedeckungen sind wirksam wenngleich deren Partikelfilterleis-tung natuumlrlich geringer ist als von FFP2-Atem-schutzmasken242243 Wichtig fuumlr die Schutzwirkung ist der korrekte Gebrauch der Masken Eine rando-misierte Studie aus Daumlnemark untersuchte ob das Tragen einer Maske das Infektionsrisiko fuumlr eine SARS-CoV-2-Infektion in einer Situation reduziert in dem das Tragen primaumlr nicht empfohlen ist244 Die Studie schloss 3030 TeilnehmerInnen ein die eine Maske tragen sollten und 2994 Kon trollen die keine Maske tragen sollten Eine SARS-CoV-2-Infek-tion wurde bei 18 (n = 42) der TeilnehmerInnen mit Maskenempfehlung und bei 21 (n = 53) der Kontrollen beobachtet (OR = 082 95 KI 054 ndash 123 p = 033) Durch die Empfehlung Masken zu tragen konnte die Infektionsrate um nicht mehr als 50 gesenkt werden

Die Datenlage zur Effektivitaumlt der Infektionsschutz-maszlignahmen wurde vielfach kritisiert und es wur-den qualitativ hochwertige Studien dazu gefordert Insgesamt muss man jedoch festhalten dass es kei-ne alleinige Maszlignahme gibt die sicher vor der SARS-CoV-2-Infektion schuumltzt Fuumlr eine solide Risi-koreduktion sollten in Abhaumlngigkeit von der aktuel-len Epidemiologie und der SARS-CoV-2-Infektions-haumlufgkeit verschiedene Strategien beruumlcksichtigt und kombiniert werden Reduktion der Personen-kontakte und ihrer Dauer Einhaltung eines 15 m oder groumlszligeren Abstands Einhalten von Husten- Nies- und Haumlndehygiene Gebrauch von Alltags-Atemschutzmasken und regelmaumlszligiges Luumlften Zur Vermeidung des Uumlbertragungsrisikos ist zusaumltzlich wichtig dass infizierte Personen umgehend isoliert werden und dass deren Kontaktpersonen zeitnah identifiziert werden und in Quarantaumlne gehen

15 Impfakzeptanz in der Bevoumllkerung und der Aumlrzteschaft Bei der SARS-CoV-2-Impfung handelt es sich nicht nur um eine neue Impfempfehlung (fuumlr Deutsch-land und weltweit) sondern auch um einen neuar-tigen Erreger Der empfohlene Impfstoff wurde in Verfahren entwickelt die bei keinem der bisher zu-gelassenen Impfstoffe zum Einsatz kamen Ande-rerseits wird ein Impfstoff gegen SARS-CoV-2 auf-grund der hohen Infektionsgefahr und der Auswir-

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kungen der bisherigen nicht-medizinischen Maszlig-nahmen u a auf Wirtschaft und soziales Leben dringend erwartet Insgesamt stellt dies eine beson-dere Situation dar die sich auf die Akzeptanz der neuen Impfung auswirken kann

In einer in Kooperation mit dem RKI durchgefuumlhr-ten fortlaufenden Querschnittstudie (httpcoro-na-monitorde) gaben zuletzt 49 der Befragten an sich (eher) gegen COVID-19 impfen zu lassen (Stand 15122020)245 Mitte April waren es noch 79 seitdem sank die Bereitschaft kontinuierlich ab und erreichte mit 48 am 08122020 ihren niedrigsten Wert Fuumlr die Impfbereitschaft ist insbe-sondere das Vertrauen in die Sicherheit und Effek-tivitaumlt der Impfung maszliggeblich (staumlrkster Praumldik-tor) Weitere wichtige Aspekte sind die Kosten- Nutzen-Abwaumlgung und das Verantwortungsgefuumlhl fuumlr die Gemeinschaft Personen die einer potenziel-len Impfung mehr vertrauen weniger Kosten- Nutzen abwaumlgen und nicht von der Impfung ande-rer profitieren wollen ohne sich selbst impfen zu lassen zeigen eine houmlhere Impfbereitschaft Auch aumlltere Personen und maumlnnliche Befragte geben eine houmlhere Impfbereitschaft an

In einer Erhebung war die Impfbereitschaft des me-dizinischen Personals geringer als die der Gesamt-bevoumllkerung im Vergleich mit anderen Bevoumllke-rungsgruppen wie Personen mit chronischen Er-krankungen oder Aumllteren faumlllt die Impfbereitschaft des medizinischen Personals am geringsten aus246 Auch in der neuesten Erhebung vom 15122020 liegt die Impfbereitschaft des medizinischen Perso-nals geringfuumlgig unter der der Allgemeinbevoumllke-rung Motivationshilfe koumlnnten hier die in diesen bzw fuumlr diese Einrichtungen taumltigen BetriebsaumlrztIn-nen leisten indem vor Ort Impfangebote gemacht werden und somit ein Besuch in einem externen Impfzentrum nicht mehr notwendig ist

Ab einer zu erwartenden Impfeffektivitaumlt von etwa 80 steigt die Impfbereitschaft deutlich an Dies zeigt ein Szenario in dem die Impfintention in Ab-haumlngigkeit der Impfnebenwirkungen des Pande-miegeschehens und der Impfeffektivitaumlt erfasst wurde In einem weiteren Szenario wurde die Akzeptanz verschiedener Impfstofftypen (Totimpf-stoff Lebendimpfstoff Vektorimpfstoff Genimpf-

stoff) verglichen Das Vertrauen in die verschiede-nen Impfstoffe ist unabhaumlngig vom Impfstofftyp fuumlr alle Impfstoffe moderat ausgepraumlgt die Impf-bereitschaft liegt auf einem mittleren Niveau und unterscheidet sich ebenfalls nicht zwischen den ver-schiedenen Impfstofftypen Fuumlr alle Impfstofftypen besteht ein hohes Informationsbeduumlrfnis Auch in der neuesten Erhebung vom 15122020 koumlnnen die meisten Teilnehmenden weder fuumlr BioN-Tech Pfizer noch fuumlr Moderna den korrekten Impfstoff-typ nennen Allerdings unterscheidet sich die Impf-bereitschaft nicht zwischen Personen mit und ohne Wissen zum jeweiligen Impfstofftyp

Die Haumllfte der Befragten sieht die Impfung vor al-lem als Praumlvention um die eigene Gesundheit zu schuumltzen 25 der Teilnehmenden sehen die Imp-fung als Intervention um die aktuellen Einschraumln-kungen beseitigen zu koumlnnen Das Impfmotiv Indi-vidualschutz geht mit einer houmlheren Impfbereit-schaft einher246

Angesichts der noch ungeklaumlrten Frage inwiefern eine Transmission trotz Impfung moumlglich ist und den weiterhin begrenzten Impfstoffmengen die Einschraumlnkungen auch zukuumlnftig noumltig machen ist eine verstaumlrkte Kommunikation des Individual-schutzes durch die Impfung ratsam Sobald Infor-mationen uumlber die langfristige Immunitaumlt der Imp-fung vorliegen kann die Aufklaumlrung uumlber den Ge-meinschaftsschutz als weitere Kommunikations-strategie angewendet werden247

Aufgrund der dynamischen Entwicklung der SARS-CoV-2-Pandemie sowie der damit verbundenen Impfstoffentwicklung ist eine kommunikative Be-gleitung in diesem Prozess in der Entscheidung zur Impfempfehlung durch die STIKO sowie in der Implementierung der Impfung zentral Eine ange-messene Information der Bevoumllkerung sollte insbe-sondere auf eine transparente Kommunikation des erwarteten Nutzens und der Risiken einer Impfung gegen COVID-19 abzielen um das Vertrauen der Be-voumllkerung in die Impfung zu erhalten und noch zu steigern

Das kritische Abwaumlgen von Fuumlr und Wider der Imp-fung ist hoch Dies deutet auf ein hohes Informati-onsbeduumlrfnis der Bevoumllkerung hin Personen die

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sich gut informiert fuumlhlen geben zudem an sich auch eher impfen zu lassen Im weiteren Verlauf sollte deshalb unbedingt weiterhin auf eine regel-maumlszligige schnelle und transparente Aufklaumlrung ge-achtet werden die das Informationsbeduumlrfnis der Bevoumllkerung beruumlcksichtigt und flexibel auf neu aufkommende Fragen und Themen reagieren kann

16 Monitoring-Systeme zur Evaluation der Impfung bzw der Impfempfehlung

161 Impfquoten-MonitoringValide Daten zur Inanspruchnahme der Impfung sind Grundlage fuumlr eine erste Bewertung von Signa-len zu Impfnebenwirkungen und der Impfeffektivi-taumlt Diese Daten zur Inanspruchnahme der Imp-fung (Impfquoten) sollten zeitnah und vollstaumlndig vorliegen und nach Altersgruppe Zielgruppe und Impfstoffprodukt stratifizierbar sein Zeitnah er-fasste zielgruppenspezifische Impfquoten sind daruumlber hinaus essenziell um den Erfolg der beglei-tenden Informationskampagne auf das Impfverhal-ten zu erfassen

Die fuumlr das Routinesystem etablierten Werkzeuge zur Erfassung von Impfquoten (KV-Impfsurveillan-ce) sind fuumlr die Erhebung von COVID-19-Impfquo-ten in der ersten Phase der Impfaktivitaumlten nicht ge-eignet da die Erhebung weder zeitnah noch pro-duktspezifisch erfolgt Zudem wird in der ersten Phase die COVID-19-Impfung aller Voraussicht nach vornehmlich in Impfzentren angeboten wer-den ohne die individuelle Abrechnung uumlber das GKV-System Seit dem 27122020 steht eine Web- Anwendung zur Erfassung von Daten zur COVID-19-Impfung in den Impfzentren und durch die mobilen Impfteams sowie fuumlr die zentralen Da-tenerfassungsstellen der Bundeslaumlnder zur Verfuuml-gung mit der pseudonymisierte Daten tagesaktuell an das RKI uumlbermittelt werden koumlnnen Unter fol-gendem Link koumlnnen die Daten zu den taumlglich durchgefuumlhrten Impfungen in den Bundeslaumlndern abgerufen werden

Ergaumlnzend werden regelmaumlszligige repraumlsentative Bevoumllkerungssurveys durchgefuumlhrt die das Impf-quotenmonitoring validieren und zusaumltzliche Daten zur Akzeptanz und Impfbarrieren erheben

Entsprechende Vorschlaumlge sind in der Nationalen COVID-19 Impfstrategie unterbreitet worden248 Spaumltestens wenn die Impfung im Regelsystem statt-findet und die Impfleistungen uumlber die KVen abge-rechnet werden greift bei der Impfquoten-Erfas-sung wieder das etablierte System der KV-Impfsur-veillance am RKI wobei hier ein Zeitverzug von ca 6 Monaten von Impfung bis Bereitstellung im Da-tensatz besteht

162 Evaluierung von Wirksamkeit und Sicherheit der ImpfstoffeDie Nutzen-Risikobewertung von Impfstoffen ist ein kontinuierlicher Prozess der von der Impfstoff-entwicklung der Durchfuumlhrung klinischer Pruumlfun-gen vor der Zulassung bis hin zur Uumlberwachung nach dem Inverkehrbringen (sogenannte post- marketing surveillance) reicht248 Die Uumlberwachung in Surveillance-Systemen und die Durchfuumlhrung von gezielten Studien ist bei den COVID-19-Impf-stoffen von besonders hoher Bedeutung da (a) neue Impf stoff- Technologien zur Anwendung kommen (b) Nachbeobachtungszeiten in den Zulassungsstu-dien moumlglicherweise verkuumlrzt werden muumlssen (auf-grund ethischer Probleme wenn Studienteilneh-merInnen des Placeboarms weiterhin exponiert sind waumlhrend die Impfung bereits im Nationalen Impfprogramm angeboten wird) und (c) die Impf-stoffe und die Impfkampagne von groszliger Bedeu-tung fuumlr die Pandemiebekaumlmpfung sind

Die Impfstoffhersteller werden im Rahmen ihrer Risk Management Plaumlne (RMPs) Beobachtungsstu-dien zur Sicherheit und Wirksamkeit ihrer Impf-stoffe durchfuumlhren Aber auch Forschungseinrich-tungen sowie Bundesbehoumlrden wie das PEI und das RKI sollten Studien und Datenanalysen zur Hersteller- unabhaumlngigen Evaluation der neuen Impfstoffe durchfuumlhren Ein Konzept fuumlr die Evalua-tion der Effekte der COVID-19-Impfung durch die Bundesbehoumlrden findet sich in der Nationalen Impfstrategie COVID-19248

Wie bei der Zulassung anderer neuer Impfstoffe auch beruht der Nachweis der Sicherheit der COVID-19-Impfstoffe in randomisierten kontrollier-ten Studien auf Beobachtungen einer begrenzten Anzahl von Personen die den Impfstoff erhalten haben Unter Beruumlcksichtigung der geimpften Stu-

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dienpopulation in der BNT162b2-Zulassungsstudie (n = 21700)4 wird ein unerwuumlnschtes Ereignis das mit einer Haumlufigkeit von groumlszliger als 1 1000 auftritt mit einer uumlber 95 -igen Wahrscheinlichkeit er-kannt Die Erfassung von selteneren Nebenwirkun-gen verzoumlgert auftretenden Komplikationen und von Langzeiteffekten ist nur in pharmakoepidemio-logischen Studien nach der Zulassung der Impfstof-fe moumlglich

Fuumlr Impfstoffe besteht in Deutschland neben der Meldeverpflichtung des Zulassungsinhabers oder pharmazeutischen Unternehmers nach dem Arz-neimittelgesetz (sect 63 b AMG) und der standesrecht-lichen Verpflichtung von AumlrztInnen zur Meldung von Nebenwirkungen eine gesetzliche Meldever-pflichtung uumlber Verdachtsfaumllle von Impfkomplika-tionen nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG)249 Die Aumlrzteschaft ist nach IfSG verpflichtet den Ver-dacht auf eine Impfkomplikation (d h eine uumlber das uumlbliche Ausmaszlig einer Impfreaktion hinausgehende Reaktion im zeitlichen Zusammenhang mit einer Impfung) namentlich an das Gesundheitsamt zu berichten Das Gesundheitsamt leitet die Meldung pseudonymisiert der zustaumlndigen Landesbehoumlrde und dem PEI weiter

Im Rahmen des vom PEI etablierten real-time Moni-torings von Nebenwirkungen bzw Impfkomplikati-onen werden observed- versus expected-Analysen zur zeitnahen Signalerkennung durchgefuumlhrt Dabei wird auf Hintergrundinzidenzen von moumlglichen Krankheitsereignissen zuruumlckgegriffen die in ei-nem bestimmten Zeitintervall rein zufaumlllig nach Impfung auftreten und dann faumllschlicherweise mit der Impfung in Verbindung gebracht werden koumln-nen Falls Krankheitsereignisse nach einer Impfung haumlufiger auftreten als erwartet muumlssen weiterfuumlh-rende Untersuchungen oder gezielte Studien durch-gefuumlhrt werden Da es sich bei diesem System um ein passives Meldesystem handelt und potenziell un-erwuumlnschte Effekte wie bdquovaccine associated enhanced respiratory diseaseldquo (VAERD) oder antikoumlrpervermit-telte Infektionsverstaumlrkung (antibody dependent enhancement ADE) in diesem nicht erfasst werden koumlnnen sind eine intensivierte Surveillance und er-gaumlnzende Studien erforderlich Einen Uumlberblick uumlber die geplanten Aktivitaumlten des PEI zur Uumlberwa-chung der Impfstoff-Sicherheit im Kontext der Ein-

fuumlhrung der COVID-19-Impfstoffe gibt die Nationale Impfstrategie248 Unter anderem hat das PEI eine Smartphone App entwickelt uumlber die geimpfte Per-sonen prospektiv uumlber ein Jahr unerwuumlnschte Ereig-nisse elektronisch melden koumlnnen Die breite Be-werbung dieser App und die Notwendigkeit zusaumltz-liche Analysen (z B von Krankenkassen-Daten) wer-den von der STIKO im Kontext der Einfuumlhrung der neuen COVID-19-Impfstoffe dringend angemahnt Nur durch zusaumltzliche Analysen und Datenerhebun-gen koumlnnen seltene oder nicht in den Zulassungs-studien erhobene unerwuumlnschte Ereignisse erkannt und ein schnelles Handeln der Zulassungsbehoumlrden und der STIKO ermoumlglicht werden

Auch bestimmte Aspekte der Wirksamkeit (insb Schutzdauer Schutz vor schwerer COVID-19- Erkrankung Effekt auf Transmission) konnten und koumlnnen in den Zulassungsstudien aufgrund der be-schraumlnkten Laufzeit der limitierten Groumlszlige der Stu-dienpopulation und aufgrund der Studiendesigns nicht zufriedenstellend geklaumlrt werden Wie bei an-deren Impfstoffen auch sollten zur Evaluation der COVID-19-Impfeffektivitaumlt im Rahmen der breiten Anwendung qualitativ hochwertige Beobachtungs-studien durchgefuumlhrt werden Beobachtungsstu-dien dienen nicht nur der Untersuchung von wich-tigen noch nicht ausreichend in den Zulassungs-studien geklaumlrten Aspekten der Impfstoffe sondern auch der Bestaumltigung der Wirksamkeit der Impfung bei der Anwendung in der Bevoumllkerung unter realen Lebensbedingungen bzw in heterogenen Populati-onen oder in besonderen Risikogruppen Verschie-dene epidemiologische Studiendesigns (z B Fall- Kontrollstudien Kohortenstudien) sollten in unter-schiedlichen Populationen und Settings (z B Kran-kenhaus oder Altenheime) unter Beruumlcksich tigung von Leitlinien fuumlr gute epidemiologische Praxis zur Anwendung kommen

Das Meldeformular des PEI findet sich online unter httpswwwpeideDEarzneimittelsicher-heitpharmakovigilanzmeldeformulare-on-line-meldungmeldeformulare-online-mel-dung-nodehtml

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190 Kambhampati AK COVID-19 ndash Associated Hospi-talizations Among Health Care Personnel ndash COVID-NET 13 States March 1ndashMay 31 2020 MMWR Morbidity and Mortality Weekly Report 202069

191 Shah AS Wood R Gribben C Caldwell D Bishop J Weir A et al Risk of hospital admission with coronavirus disease 2019 in healthcare workers and their households nationwide linkage cohort study BMJ 2020371

192 Ccedilelebi G Pişkin N Bekleviccedil ACcedil Altunay Y Keleş AS Tuumlz MA et al Specific risk factors for SARS-

75Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

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195 Tran K CK Severn M et al Aerosol generating procedures and risk of transmission of acute respiratory infections to healthcare workers a systematic review PLoS One 20127(4)e35797

196 Green A Li Wenliang Ophthalmologist who warned about the outbreak of COVID-19 Born in Beizhen China on Oct 12 1986 he died after becoming infected with SARS-CoV-2 in Wuhan China on Feb 7 2020 aged 33 years The Lancet 2020395682

197 Wolf-Ostermann K Rothgang H Domhoff D Friedrich AC Heinze F Preuszlig B et al Zur Situa-tion der Langzeitpflege in Deutschland waumlhrend der Corona-Pandemie ndash Ergebnisse einer Online- Befragung in Einrichtungen der (teil)stationaumlren und ambulanten Langzeitpflege Bremen Institut fuumlr Public Health und Pflegeforschung (IPP) SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik 2020

198 Simon A Huumlbner J Berner R Huppertz HI P W Maszlignahmen zur Aufrechterhaltung eines Regel-betriebs und zur Praumlvention von SARS-CoV-2- Ausbruumlchen in Einrichtungen der Kindertages-betreuung oder Schulen unter Bedingungen der Pandemie und Kozirkulation weiterer Erreger von Atemwegserkrankungen Stellungnahme der Deutschen Akademie fuumlr Kinder- und Jugendmedi-zin (DAKJ) e V 2020 [Available from httpswwwdakjdewp-contentuploads202008DAKJ-SN-Aufrechterhaltung-Regelbetrieb-Gemein-schaftseinrichtungenpdf]

199 Poethko-Muumlller C Pruumltz F Buttmann-Schweiger N Fiebig J Sarganas G et al Studien zur Seropraumlva-

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205 Statistisches Bundesamt Oumlffentlicher Dienst Beschaumlftigte des oumlffentlichen Dienstes nach Aufga-benbereichen 2020 [Available from httpswwwdestatisdeDEThemenStaatOeffentli-cher-DienstTabellenbeschaeftigte-aufgabenhtml]

206 Deutscher Feuerwehrverband Erfassung statisti-scher Daten Verfuumlgbar unter httpswwwfeuer-wehrverbanddepressestatistik zuletzt besucht am 06012021 2020 [Available from httpswwwfeuerwehrverbanddepressestatistik

207 Verband Deutscher Verkehrsunternehmen eV (VDV) Pressemitteilung Fast keine Corona-

76Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Infektionen bei OumlPNV-Beschaumlftigten (29102020) Verfuumlgbar unter httpswwwvdvde201029-pm-corona-infektionen-bei-oepnv-mit-arbeitendenpdfx zuletzt besucht am 05012021

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211 Deutsche Alzheimergesellschaft eV Infoblatt 1 Die Haumlufigkeit von Demenzerkrankungen Online verfuumlgbar unter httpswwwdeutsche-alzheimerdefileadminalzpdffactsheetsinfoblatt1_haeu-figkeit_demenzerkrankungen_dalzgpdf zuletzt besucht am 05012021 2020

212 Statistisches Bundesamt Presse 79 Millionen schwerbehinderte Menschen leben in Deutsch-land Verfuumlgbar unter httpswwwdestatisdeDEPressePressemitteilungen202006PD20_230_227htmljsessionid=26CD2F0D77A-413C8E9C6A040056BA7EEinternet8711 zuletzt be-sucht am 06012021 2019

213 Landes SD Turk MA Formica MK McDonald KE Stevens JD COVID-19 outcomes among people with intellectual and developmental disability living in residential group homes in New York State Disability and Health Journal 202013(4)100969

214 Zhou J Liu C Sun Y Huang W Ye K Cognitive disorders associated with hospitalization of COVID-19 Results from an observational cohort study Brain Behav Immun 202091383-92

215 Covino M De Matteis G Santoro M Sabia L Simeoni B Candelli M et al Clinical characte-ristics and prognostic factors in COVID-19 patients

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216 Bianchetti A Rozzini R Guerini F Boffelli S Ranieri P Minelli G et al Clinical Presentation of COVID19 in Dementia Patients J Nutr Health Aging 202024(6)560-2

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218 Kuo CL Pilling LC Atkins JL Masoli JAH Delgado J Kuchel GA et al APOE e4 Genotype Predicts Severe COVID-19 in the UK Biobank Community Cohort J Gerontol A Biol Sci Med Sci 202075(11)2231-2

219 Kompetenznetz Public Health COVID-19 SARS-CoV-2 in Aufnahmeeinrichtungen und Gemein-schaftsunterkuumlnften fuumlr Gefluumlchtete Epidemiolo-gische und normativ-rechtliche Aspekte Verfuumlgbar unter httpswwwpublic-health-covid19deimages2020ErgebnisseFactSheet_PHNet-work-Covid19_Aufnahmeeinrichtungen_v1_inkl_ANNEXpdf zuletzt besucht am 06012021 2020

220 Statistisches Bundesamt Asylbewerberleistungen Verfuumlgbar unter httpswwwdestatisdeDEThe-menGesellschaft-UmweltSozialesAsylbewerber-leistungenTabellenliste-emfaenger-blhtm-lnn=211032 zuletzt besucht am 06012021 2019

221 Fazel S Geddes JR Kushel M The health of home-less people in high-income countries descriptive epidemiology health consequences and clinical and policy recommendations The Lancet 2014384(9953)1529-40

222 Schindel D Kleyer C Schenk L Somatische Erkrankungen Wohnungsloser in Deutschland Ein narratives Literaturreview der Jahre 2009ndash2019 Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung- Gesundheitsschutz 20201-14

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77Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

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226 Mosites E Parker EM Clarke KE Gaeta JM Baggett TP Imbert E et al Assessment of SARS-CoV-2 infection prevalence in homeless shelters ndash four US cities March 27 ndash April 15 2020 MMWR Morbidity and Mortality Weekly Report 202069(17)521

227 Imbert E Kinley PM Scarborough A Cawley C Sankaran M Cox SN et al Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) Outbreak in a San Francisco Homeless Shelter Clin Infect Dis 2020

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229 Guumlnther T Czech-Sioli M Indenbirken D Robitaille A Tenhaken P Exner M et al SARS-CoV-2 outbreak investigation in a German meat processing plant EMBO Mol Med 2020e13296

230 New York Times Covid in the US Latest Map and Case Count httpswwwnytimescominter-active2020uscoronavirus-us-caseshtml New York Times 2020

231 Donahue M Sreenivasan N Stover D Rajasing-ham A Watson J Bealle A et al Notes from the Field characteristics of meat processing facility workers with confirmed SARS-CoV-2 infection ndash Nebraska April ndashMay 2020 MMWR Morbidity and Mortality Weekly Report 202069(31)1020

232 Steinberg J Kennedy ED Basler C Grant MP Jacobs JR Ortbahn D et al COVID-19 outbreak among employees at a meat processing facility ndash South Dakota March ndash April 2020 MMWR Morbi-dity and Mortality Weekly Report 202069(31)1015

233 Dyal JW COVID-19 Among Workers in Meat and Poultry Processing Facilities ndash 19 States April 2020 MMWR Morbidity and Mortality Weekly Report 202069

234 Rouen A Adda J Roy O Rogers E Leacutevy P COVID-19 relationship between atmospheric temperature and daily new cases growth rate Epidemiol Infect 2020148e184-e

235 Mecenas P Bastos RTdRM Vallinoto ACR Normando D Effects of temperature and humidity on the spread of COVID-19 A systematic review PLoS One 202015(9)e0238339

236 Statistisches Bundesamt Statistik 12621-0002 Durchschnittliche Lebenserwartung (Perioden-sterbetafel) Deutschland Jahre Geschlecht Vollendetes Alter Verfuumlgbar unter httpswww-ge-nesisdestatisdegenesisonlineoperation=tab-leampcode=12621-0002 zuletzt besucht am 06012021 2020

237 Statistisches Bundesamt Statistik 12411-0005 Bevoumllkerung Deutschland S Altersjahre 2020 [Available from httpswww-genesisdestatisdegenesisonlineoperation=tableamp-code=12411-0005]

238 Robert Koch-Institut AfEuG Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) Scientific Use File 1 Version 2015

239 Robert Koch-Institut AfEuG Gesundheit in Deutschland aktuell 20142015-EHIS (GEDA 2014 2015-EHIS) Scientific Use File 1 Version 2018

240 Shor E Roelfs D Vang ZM The bdquoHispanic morta-lity paradoxldquo revisited Meta-analysis and meta- regression of life-course differentials in Latin American and Caribbean immigrants mortality Soc Sci Med 201718620-33

241 Zhang J Whatrsquos the Relative Risk ndash A Method of Correcting the Odds Ratio in Cohort Studies of Common Outcomes JAMA 1998280(19)1690-1

242 Chu DK Akl EA Duda S Solo K Yaacoub S Schuumlnemann HJ et al Physical distancing face masks and eye protection to prevent person- to-person transmission of SARS-CoV-2 and COVID-19 a systematic review and meta-analysis The Lancet 2020395(10242)1973-87

243 van der Sande M Teunis P Sabel R Professional and Home-Made Face Masks Reduce Exposure to Respiratory Infections among the General Popula-tion PLoS One 20083(7)e2618

244 Bundgaard JS R-PD von Buchwald C et al Effec-tiveness of Adding a Mask Recommendation to Other Public Health Measures to Prevent SARS-CoV-2 Infection in Danish Mask Wearers Ann Intern Med

245 Betsch C Korn L Felgendreff L Eitze S Schmid P Sprengholz P et al COVID-19 Snapshot Monito-

78Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

ring (COSMO Germany) ndash Wave 30 PsychArchives 2020

246 Betsch C Korn L Felgendreff L Eitze S Schmid P Sprengholz P et al COVID-19 Snapshot Monito-ring (COSMO Germany)-Wave 24 2020

247 Pfattheicher S Petersen MB Boumlhm R Information about herd immunity and empathy promote COVID-19 vaccination intentions 2020

248 Bundesministerium fuumlr Gesundheit Nationale Impfstrategie COVID-19 Strategie zur Einfuumlhrung und Evaluierungeiner Impfung gegen Sars-CoV-2 in Deutschland Verfuumlgbar unter httpswwwbun-desgesundheitsministeriumdefileadminDatei-en3_DownloadsCCoronavirusImpfstoffNatio-nale_Impfstrategiepdf zuletzt besucht am 06012021 2020

249 Weiszliger K Barth I Keller-Stanislawski B Sicherheit von Impfstoffen Bundesgesundheitsblatt- Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz 200952(11)1053-64

Autorinnen und Autoren AutorInnen der AG COVID-19 der Staumlndigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut und weitere KoautorInnen

a) Dr Sabine Vygen-Bonnet | a) Dr Judith Koch| b) Prof Dr Christian Bogdan | a) Dr Thomas Harder | b) Prof Dr Ulrich Heininger | a) Dr Kerstin Kling | b) Dr Martina Littmann | b) Prof Dr Joerg Meerpohl | c) Dr Heidi Meyer | b) Prof Dr Thomas Mertens | a) Nora Schmid-Kuumlpke | a) Stefan Scholz | b) Dr Martin Terhardt | a) Marina Treskova-Schwarzbach | b) Prof Dr Klaus Uumlberla | b) Prof Dr Marianne van der Sande | a) PD Dr Ole Wichmann | b) Prof Dr Dr Sabine Wicker | b) Prof Dr Ursula Wiedermann | d) Prof Dr Verina Wild | b) Prof Dr Ruumldiger von Kries

a) Robert Koch-Institut Abt 3 Infektionsepidemiologie FG 33 Impfpraumlvention

b) Mitglied der STIKO c) Paul-Ehrlich-Institutd) Universitaumlt Augsburg Medizinische Fakultaumlt

Ethik der Medizin

Korrespondenz STIKO-Geschaeftsstellerkide

Vorgeschlagene ZitierweiseVygen-Bonnet S Koch J Bogdan C Harder T Heininger U Kling K Littmann M Meerpohl J Meyer H Mertens T Schmid-Kuumlpke N Scholz S Terhardt M Treskova-Schwarzbach M Uumlberla K van der Sande M Wichmann O Wicker S Wiedermann U Wild V von Kries R Beschluss der STIKO zur 2 Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung und die dazugehoumlrige wissenschaftliche Begruumlndung

Epid Bull 202153 -79 | DOI 102564678203

(Dieser Artikel ist online vorab am 29 Januar 2021 erschienen)

InteressenkonfliktFrau Prof Dr Ursula Wiedermann leitet als principal investigator eine Phase-1-Studie zu einem COVID-19- Impfstoffkandiadten sie hat an der Beratung und Beschlussfassung der Empfehlung nicht teilgenom-men

Alle anderen Autorinnen und Autoren geben an dass kein Interessenkonflikt besteht

79Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten4 Woche 2021 (Datenstand 3 Februar 2021)

Ausgewaumlhlte gastrointestinale Infektionen

Campylobacter- Enteritis

Salmonellose EHEC-Enteritis Norovirus- Gastroenteritis

Rotavirus- Gastroenteritis

2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 37 212 298 3 28 113 0 5 9 6 40 686 4 11 51

Bayern 54 312 465 7 38 90 2 6 12 7 46 1346 2 39 104

Berlin 16 113 158 2 16 22 0 2 6 4 26 387 2 9 25

Brandenburg 17 109 127 2 9 19 0 0 5 3 17 567 2 11 57

Bremen 4 23 25 1 4 3 0 0 1 0 1 26 0 1 6

Hamburg 3 57 128 2 7 12 0 0 1 1 5 184 0 2 7

Hessen 28 148 282 6 30 46 0 2 0 6 17 485 3 11 38

Mecklenburg- Vorpommern 19 98 91 1 13 9 0 2 2 4 13 363 10 27 18

Niedersachsen 54 289 383 11 56 69 1 7 15 5 21 799 5 27 69

Nordrhein- Westfalen 140 646 1157 21 132 138 5 15 23 17 69 2101 13 70 207

Rheinland- Pfalz 36 177 207 3 19 34 0 3 5 5 17 437 3 10 21

Saarland 1 38 84 0 2 12 0 0 0 0 1 73 0 2 16

Sachsen 72 272 292 3 21 57 1 4 3 15 80 908 7 22 177

Sachsen- Anhalt 34 89 99 5 12 39 0 2 10 7 24 562 1 7 30

Schleswig- Holstein 26 101 178 4 7 23 0 3 4 0 4 192 6 10 35

Thuumlringen 43 118 154 6 17 80 3 5 4 18 39 526 10 22 78

Deutschland 584 2802 4128 77 411 766 12 56 100 98 420 9642 68 281 939

Ausgewaumlhlte Virushepatitiden und respiratorisch uumlbertragene Krankheiten

Hepatitis A Hepatitis B Hepatitis C Tuberkulose Influenza2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 2 3 4 25 97 111 28 65 71 11 40 48 2 10 2363

Bayern 1 5 6 33 88 120 21 52 59 2 26 38 1 23 4630

Berlin 0 2 4 11 30 55 5 21 22 1 15 30 0 3 830

Brandenburg 1 1 4 1 7 9 1 3 7 0 5 9 0 7 585

Bremen 0 0 1 1 5 8 0 1 2 2 5 8 1 2 38

Hamburg 0 1 1 6 7 9 0 1 7 3 12 12 0 4 1029

Hessen 3 3 4 11 36 51 7 22 33 6 31 36 4 6 946

Mecklenburg- Vorpommern 0 6 1 2 2 2 0 0 1 1 4 7 0 2 343

Niedersachsen 0 4 3 7 35 41 6 22 34 2 22 24 1 5 1014

Nordrhein- Westfalen 2 10 11 37 118 107 21 71 80 12 60 75 1 17 2242

Rheinland- Pfalz 1 2 3 15 38 48 5 22 10 2 14 15 0 3 614

Saarland 0 0 0 0 1 8 1 4 3 1 3 2 0 0 138

Sachsen 0 0 2 2 9 14 3 12 14 0 6 11 2 17 2012

Sachsen- Anhalt 0 1 0 2 8 7 1 5 5 0 0 5 6 14 475

Schleswig- Holstein 0 1 1 4 11 27 7 17 18 2 8 18 0 0 703

Thuumlringen 0 0 0 5 9 6 2 3 6 2 6 2 2 4 652

Deutschland 10 39 45 162 501 623 108 321 372 47 257 340 20 117 18614

Allgemeiner Hinweis Das Zentrum fuumlr tuberkulosekranke und -gefaumlhrdete Menschen in Berlin verwendet veraltete Softwareversionen die nicht gemaumlszlig den aktuellen Falldefinitionen des RKI gemaumlszlig sect 11 Abs 2 IfSG bewerten und uumlbermitteln

80Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Ausgewaumlhlte impfpraumlventable Krankheiten

Masern Mumps Roumlteln Keuchhusten Windpocken2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 0 0 6 0 0 14 0 0 0 2 5 85 10 61 414

Bayern 0 0 2 1 1 11 0 0 1 5 12 179 22 86 495

Berlin 0 0 0 0 1 16 0 0 0 0 1 26 12 38 97

Brandenburg 0 0 0 1 1 0 0 0 0 1 1 34 4 9 63

Bremen 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 5 1 3 12

Hamburg 0 1 0 0 1 4 0 0 0 0 1 27 11 20 60

Hessen 0 0 1 0 0 4 0 0 0 1 8 65 2 32 123

Mecklenburg- Vorpommern 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 37 0 2 14

Niedersachsen 0 0 0 0 0 3 0 0 0 0 3 26 5 29 137

Nordrhein- Westfalen 0 0 0 1 1 8 0 0 0 5 16 93 15 68 339

Rheinland- Pfalz 0 0 4 0 0 3 0 0 0 0 5 26 11 35 58

Saarland 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 2 6 0 3 5

Sachsen 0 0 0 0 1 0 0 0 0 1 2 34 12 33 159

Sachsen- Anhalt 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 7 34 0 0 15

Schleswig- Holstein 0 0 0 1 1 1 0 0 0 0 1 26 3 7 68

Thuumlringen 0 0 0 0 0 2 0 0 0 0 3 53 1 5 54

Deutschland 0 1 14 4 7 66 0 0 1 16 67 756 109 431 2113

Erreger mit Antibiotikaresistenz und Clostridioides-difficile-Erkrankung und COVID -19

Acinetobacter1 Enterobacterales1 Clostridioides difficile2

MRSA3 COVID-194

2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 20205

4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4 4 1ndash 4 1ndash 4

Baden- Wuumlrttemberg 0 1 5 6 29 42 1 1 8 2 5 3 8501 48189 0

Bayern 3 5 3 9 30 46 2 9 25 2 7 12 12397 68245 0

Berlin 1 12 5 15 38 27 5 7 9 0 4 8 3208 20653 0

Brandenburg 0 0 1 2 2 5 1 2 9 1 4 2 3293 22852 10

Bremen 0 0 0 0 0 1 0 1 0 0 0 1 565 2261 0

Hamburg 0 6 0 0 4 8 0 3 1 0 2 3 1603 8430 0

Hessen 1 3 8 6 23 45 0 9 11 0 5 12 5821 31574 0

Mecklenburg- Vorpommern 0 0 1 0 1 3 0 4 3 0 6 5 1460 7344 0

Niedersachsen 0 2 5 5 18 27 2 8 24 2 11 17 6300 31669 0

Nordrhein- Westfalen 1 7 17 22 147 93 11 31 58 10 31 42 15684 84328 57

Rheinland- Pfalz 0 0 2 1 7 21 0 4 3 0 2 2 3503 18430 0

Saarland 0 0 0 1 2 4 0 1 0 0 1 2 1247 5427 1

Sachsen 0 0 2 4 11 22 4 10 17 0 3 8 5276 38866 0

Sachsen- Anhalt 0 0 1 4 7 9 3 8 18 0 1 3 3670 19391 1

Schleswig- Holstein 0 0 0 1 8 13 1 1 3 1 4 8 2350 10516 0

Thuumlringen 0 0 1 0 0 7 0 3 10 0 2 5 3489 20782 0

Deutschland 6 36 51 76 327 373 30 102 199 18 88 133 78367 438957 69

1 Infektion und Kolonisation (Acinetobacter spp mit Nachweis einer Carbapenemase-Determinante oder mit verminderter Empfindlichkeit gegenuumlber Carbapenemen)2 Clostridioides-difficile-Erkankung schwere Verlaufsform3 Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus invasive Infektion4 Coronavirus-Krankheit-2019 (SARS-CoV-2)5 In der 1 ndash 4 KW 2020 sind noch keine COVID-19-Faumllle in Deutschland aufgetreten Bei den in der Spalte aufgefuumlhrten Faumlllen ist davon auszugehen dass es sich um Fehleingaben des Meldedatums handelt

81Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Weitere ausgewaumlhlte meldepflichtige Infektionskrankheiten

Krankheit

2021 2020

4 1ndash 4 1ndash 4

Adenovirus-Konjunktivitis 0 0 54

Botulismus 0 0 0

Brucellose 0 0 5

Chikungunyavirus-Erkrankung 0 0 8

Creutzfeldt-Jakob-Krankheit 1 2 5

Denguefieber 0 0 58

Diphtherie 0 0 1

Fruumlhsommer-Meningoenzephalitis (FSME) 0 2 2

Giardiasis 14 75 193

Haemophilus influenzae invasive Infektion 0 0 132

Hantavirus-Erkrankung 6 34 23

Hepatitis D 0 0 7

Hepatitis E 52 209 264

Haumlmolytisch-uraumlmisches Syndrom (HUS) 1 2 1

Kryptosporidiose 14 59 78

Legionellose 13 61 99

Lepra 0 0 0

Leptospirose 1 5 13

Listeriose 10 37 73

Meningokokken invasive Erkrankung 0 3 27

Ornithose 0 0 3

Paratyphus 0 0 3

Q-Fieber 0 1 7

Shigellose 0 3 32

Trichinellose 0 0 0

Tularaumlmie 0 0 1

Typhus abdominalis 0 0 6

Yersiniose 39 140 199

Zikavirus-Erkrankung 0 0 2

In der woumlchentlich veroumlffentlichten aktuellen Statistik werden die gemaumlszlig IfSG an das RKI uumlbermittelten Daten zu meldepflichtigen Infektions-krankheiten veroumlffentlicht Es werden nur Faumllle dargestellt die in der ausgewiesenen Meldewoche im Gesundheitsamt eingegangen sind dem RKI bis zum angegebenen Datenstand uumlbermittelt wurden und die Referenzdefinition erfuumlllen (s wwwrkidefalldefinitionen)

82Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

Monatsstatistik nichtnamentlicher Meldungen ausgewaumlhlter Infektionengemaumlszlig sect 7 (3) IfSG nach Bundeslaumlndern Berichtsmonat Januar 2021 (Datenstand 1 Februar 2021)

Syphilis HIV-Infektion Malaria Echinokokkose Toxoplasm konn

2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020 2021 2020

Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan Jan Jan ndash Jan

Baden- Wuumlrttemberg 27 513 605 23 261 367 1 50 121 3 40 35 0 0 1

Bayern 82 786 881 28 321 472 0 53 157 3 30 25 0 0 1

Berlin 99 1384 1403 14 201 287 0 18 89 1 2 6 0 0 0

Brandenburg 12 107 91 4 52 53 0 7 12 2 2 0 0 0 2

Bremen 6 66 58 5 52 61 0 6 23 1 2 0 0 0 0

Hamburg 32 356 418 12 152 207 2 30 88 1 1 4 0 0 0

Hessen 50 569 530 16 176 209 3 17 61 0 18 17 0 0 0

Mecklenburg- Vorpommern 10 101 63 2 24 46 0 2 9 0 1 0 0 0 1

Niedersachsen 40 410 417 8 162 194 3 34 53 0 5 9 0 0 0

Nordrhein- Westfalen 124 1580 1897 44 532 594 5 81 229 1 25 21 0 0 3

Rheinland- Pfalz 25 221 210 6 75 114 2 7 28 0 5 8 0 0 0

Saarland 0 55 63 0 10 20 0 4 4 0 3 2 0 0 0

Sachsen 33 353 352 4 71 120 1 13 14 0 1 6 0 0 5

Sachsen- Anhalt 7 123 115 3 38 63 0 2 2 0 3 1 0 0 3

Schleswig- Holstein 14 104 132 12 69 63 1 14 26 0 4 2 0 0 0

Thuumlringen 1 79 106 0 30 38 0 1 7 0 1 1 0 0 0

Deutschland 564 6841 7354 181 2226 2908 18 339 923 12 143 137 0 0 16

(Hinweise zu dieser Statistik s Epid Bull 4101 311ndash314)

83Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

84Epidemiologisches Bulletin 5 | 2021 4 Februar 2021

bdquoKoMaldquo ndash E-Learning-Kurs zum bdquoKontaktpersonen managementldquo

Wir erweitern unser Kursprogramm rund um bdquoPandemie-Themenldquo stetig Nun mit einem digi-talen Kurs zum Kontaktpersonenmanagement Denn die rasant ansteigenden Infektionszahlen fordern die personellen Ressourcen der Gesund-heitsaumlmter stark Unser neues Tool unterstuumltzt die Ausbildung fachfremder und neuer Mitarbei-terInnen in den Pandemieteams Es vermittelt ein umfassendes Grundlagenwissen fuumlr die nachfol-gende fachlich-praktische Einarbeitung vor Ort

Der Kurs Kontaktpersonenmanagement mit sei-nem einpraumlgsamen Akronym bdquoKoMaldquo bietet die Moumlglichkeit sich auf digitalem Wege das erforder-liche fachliche Grundwissen fuumlr den Einsatz in einem Team zum Kontaktpersonenmanagement anzueignen Damit unterstuumltzt die Akademie fuumlr Oumlffentliches Gesundheitswesen die Gesundheits-aumlmter jetzt bei der Einarbeitung von neuen Be-schaumlftigten

Der als MOOC (Massive Open Online Course) kon-zipierte E-Learning-Kurs kann zeit- und ortsunab-haumlngig beliebig haumlufig durchgearbeitet werden eine Art moderner Fernunterricht Die Lernenden muumlssen lediglich einen Internet-Zugang und Interesse an folgenden Themen mitbringen Was ist SARS-CoV-2 Was ist eine Kontaktperson Wel-che Maszlignahmen muss jemand einhalten wenn er positiv auf SARS-CoV-2 getestet wird

Der Zugang zum Kurs ist unkompliziert Die Teil-nehmenden klicken auf einen Link der auf der Homepage der Akademie veroumlffentlicht wird An-schlieszligend ist die schnelle und kostenlose Regis-trierung moumlglich

Anschlieszligend begeben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf eine Reise durch das Kontakt-personenmanagement Auf dieser Reise begleiten sie Elina Schachnitz und Marco Muumlller die beiden fungieren als virtuelle Kollegin und virtueller Kol-lege und fuumlhren durch den Kurs Dieser gliedert sich in bdquoSzenenldquo aus der Einarbeitungsphase Jede dieser Szenen ist in mehrere Lektionen unterteilt behandelt ein Thema und schlieszligt mit einer Refle-xions- bzw Uumlbungsaufgabe Fuumlr die komplette Kursteilnahme und die intensive Auseinanderset-zung mit den Inhalten sollte ein Zeitaufwand von etwa acht Stunden eingeplant werden

Beruumlcksichtigen Sie jedoch dass eine Einarbeishytung vor Ort also die Begleitung beim Umsetzen des Gelernten in der Praxis unter Beruumlcksichtishygung der lokalen Gegebenheiten nicht durch KoMa ersetzt werden kann

Interessierte koumlnnen hier am Kurs teilnehmen httpswwwoncampusdekontaktpersonenma-nagement

Dr Ute Teichert Direktorin Akademie fuumlr Oumlffentliches Gesundheitswesen

in Duumlsseldorf

  • Epidemiologisches Bulletin 52021
  • Inhalt
  • STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung
    • Hinweise zur praktischen Umsetzung
    • Zusammenfassung
    • Vorbemerkung
    • 1 Hintergrund
    • 2 Oumlffentliches Interesse
    • 3 SARS-CoV-2-Erreger und -Uumlbertragung
    • 4 COVID-19 Krankheitsbild
    • 5 Immunitaumlt
    • 6 COVID-19-Epidemiologie in Deutschland
    • 7 COVID-19-Impfstoffe
    • 8 Systematischer Review zur Sicherheit und Wirksamkeit
    • 9 Impfziele
    • 10 Risiko- und Indikationsgruppen fuumlr die Impfempfehlung
    • 11 Ethik
    • 12 Mathematische Modellierung
    • 13 Impfstrategie und Priorisierung der zu impfenden Bevoumllkerungsgruppen
    • 14 Implementierung
    • 15 Impfakzeptanz in der Bevoumllkerung und der Aumlrzteschaft
    • 16 Monitoring-Systeme zur Evaluation der Impfung bzw der Impfempfehlung
    • Literatur
      • Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten
      • Monatsstatistik nichtnamentlicher Meldungen ausgewaumlhlter Infektionen
      • bdquoKoMaldquo - E-Learning-Kurs zum bdquoKontaktpersonenmanagementldquo
      • Impressum
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              1. Inhaltsverzeichnis 7
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                                      1. Inhaltsverzeichnis 3
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                                        3. Seite 72 Off
                                        4. Seite 93 Off
                                        5. Seite 114 Off
                                        6. Seite 135 Off
                                        7. Seite 156 Off
                                        8. Seite 177 Off
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