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Mitteilungsblatt des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren e.V. 1. Jahrgang Mai 1960 Heft III Gruß an Freudenstadt Zu seinem 19. Kongreß rüstet sich der Zentralverband der Ärzte für Naturheil- verfahren auf den Herbst 1960 für Freu- denstadt im Schwarzwald (18. bis 24. Sep- tember 1960). Die gastfreie und wie ein Phönix aus der Asche nach dem zweiten Weltkrieg auferstandene Kongreßstadt im Herzen des Schwarzwaldes hat unsere Teilnehmer in all den Jahren seit Beginn der Verbandsarbeit immer mit offenen Armen aufgenommen, so daß die Erinne- rungen ungetrübt und ohne Falten blieben und eigentlich die Erwartungen in jedem Jahre stiegen. Der ständig vermehrte Zu- strom zu den Kongressen des Zentralver- bandes macht es in diesem Herbst erfor- derlich, vom zu eng gewordenen gemüt- lichen Stadthaus ins große Kurhaus umzu- siedeln. Es werden diesmal besondere Vorkehrungen getroffen, um noch größere Besucherscharen aufzunehmen. Insonder- heit den Ausstellern werden im unmittel- baren räumlichen Zusammenhang mit dem Kongreßsaal und den für die Kurse vor- gesehenen Nebenräumen des großen Kur- hauses größere Möglichkeiten eröffnet. Dadurch gewinnt die Gesamtveranstaltung an Geschlossenheit. Das Kurhaus mit Kurgarten in Freudenstadt Tagungsgebäude des 19. Kongresses Die „Freudenstädter Kur 66 Von Professor Dr. med. W. Kohlrausch, Freudenstadt/Schw. Der Gedanke, die B e w e g u n g s t h e - rapie im Kurort in hervorragendem Maße einzuführen, war frühzeitig in Freu- denstadt entstanden und wurde unter dem Namen der Freudenstädter Kur von dem damaligen Amtsarzt Medizinalrat Dr. G m el i n propagiert, wobei sämtliche klimatischen Heilfaktoren mit ausgewertet werden sollten. In den seit 1952 regel- mäßig stattfindenden Sportärzte-Lehrgän- gen ist dann dieser Gedanke weiterge- wachsen und allmählich besonders auch unter dem befruchtenden Einfluß der Herbsttagungen des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren in Freuden- stadt zu einem festen Begriff geworden. Es leuchtet ein, daß die Bewegungsthe- rapie dabei in vorderster Linie stand. Die erste Vorbedingung für eine derartige Kur war die Gewinnung der Freuden- städter Ärzteschaft für diese Frage. In mehrfachen Besprechungen wurden die Grundlagen für die durch die Ärzte zu treffenden Anweisungen erarbeitet. An Möglichkeiten stehen zur Verfügung: Atemgymnastik- und Gymnastikkurse, ärzt- lich geleitete Kurse für körperliche Ent- spannungsübungen, autogenes Training in Gruppen, Spaziergänge, Wanderungen, Schwimmen, Tennis, Golf, Reiten und der- gleichen. 1. Die Gymnastik Seit vielen Jahren hat die Kurverwaltung eine Gymnastin angestellt, die jeden Mor- gen eine Gymnasttkstvnde abhalf. Im Sommer findet eine weitere Gymnastik- stunde nachmittags statt. Die Teilnahme ist unentgeltlich. Die Beteiligung an die- sen Übungen ist recht gut. In den Haupt- monaten wurden 80 bis 90 Teilnehmer ge- zählt. Es ist selbstverständlich, daß bei so vielen Teilnehmern die Übungen und auch die verwendeten Geräte einfach sein müs- sen. Vielfach wird das Bali-Gerät einge- setzt neben dem selbstverständlich immer wieder verwendeten Ball. 2. Die Atemgymnastik Sie wird durch eine in Freudenstadt an- sässige Atemschule (Pfister) ebenfalls auf Kosten der Kurverwaltung unentgeltlich für den Gast durchgeführt. Das Ziel ist, den Rhythmus zwischen Atmung und Be- wegung in Einklang zu bringen. Das ge- schieht, indem einfache gymnastische Übungen so ausgeführt werden, daß die Atmung sich zwangsläufig anpassen muß. 3. W a n d e r u n g e n Eine w e i t e r e E i n r i c h t u n g sind die regelmäßigen Wanderungen, die von der Kurverwaltung veranstaltet werden. In der Saison werden eine Ganztagswanderung und mehrere Halbtagswanderungen pro Woche unter Fuhrung durchgeführt. Die Teilnehmerzahlen liegen im allgemeinen zwischen 40 und 50, die Höchstzahl liegt bei 75. Im ganzen nahmen im vergan- genen Jahr mehr als 7000 Kurgäste an diesen Wanderungen teil, die im Winter als Skiwanderungen stattfinden. 4. Spaziergänge und Terrainkur Wahrend regelmäßige Spaziergänge für den Kurgast eine Selbstverständlichkeit sind und bei den meisten nicht besonders überwacht werden, ist die Terrainkur ein Therapeutikum ersten Ranges. Freuden- stadt verfügt über ein großes Waldgebiet in direkter Umgebung der Stadt mit ebenen und sanft ansteigenden Wegen. 5. S p o r t Für Schwimmen, Tennis, Golf, im Winter Skilauf, Eislauf u. a. m. sind günstige Be- dingungen vorhanden. Das ganze Jahr steht ein modernes Hallenschwimmbad zur Verfügung.

Mitteilungsblatt - zaen.gruen.netzaen.gruen.net/archiv/pdf/1959/1959-03.pdf · monter Kurhaus nicht Störfelder bei un-serer potentiellen Besucherschaft hervor-rufen würden. Bis

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Mitteilungsblattdes Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren e.V.

1. Jahrgang Mai 1960 Heft III

Gruß an Freudenstadt

Zu seinem 19. Kongreß rüstet sich derZentralverband der Ärzte für Naturheil-verfahren auf den Herbst 1960 für Freu-denstadt im Schwarzwald (18. bis 24. Sep-tember 1960). Die gastfreie und wie einPhönix aus der Asche nach dem zweitenWeltkrieg auferstandene Kongreßstadt imHerzen des Schwarzwaldes hat unsereTeilnehmer in all den Jahren seit Beginnder Verbandsarbeit immer mit offenenArmen aufgenommen, so daß die Erinne-rungen ungetrübt und ohne Falten bliebenund eigentlich die Erwartungen in jedemJahre stiegen. Der ständig vermehrte Zu-strom zu den Kongressen des Zentralver-bandes macht es in diesem Herbst erfor-derlich, vom zu eng gewordenen gemüt-lichen Stadthaus ins große Kurhaus umzu-siedeln. Es werden diesmal besondereVorkehrungen getroffen, um noch größereBesucherscharen aufzunehmen. Insonder-heit den Ausstellern werden im unmittel-baren räumlichen Zusammenhang mit demKongreßsaal und den für die Kurse vor-gesehenen Nebenräumen des großen Kur-hauses größere Möglichkeiten eröffnet.Dadurch gewinnt die Gesamtveranstaltungan Geschlossenheit.

Das Kurhaus mit Kurgarten in FreudenstadtTagungsgebäude des 19. Kongresses

Die „Freudenstädter Kur66

Von Professor Dr. med. W. Kohlrausch, Freudenstadt/Schw.

Der Gedanke, die B e w e g u n g s t h e -r a p i e im Kurort in hervorragendemMaße einzuführen, war frühzeitig in Freu-denstadt entstanden und wurde unter demNamen der Freudenstädter Kur von demdamaligen Amtsarzt Medizinalrat Dr.G m el i n propagiert, wobei sämtlicheklimatischen Heilfaktoren mit ausgewertetwerden sollten. In den seit 1952 regel-mäßig stattfindenden Sportärzte-Lehrgän-gen ist dann dieser Gedanke weiterge-wachsen und allmählich besonders auchunter dem befruchtenden Einfluß derHerbsttagungen des Zentralverbandes derÄrzte für Naturheilverfahren in Freuden-stadt zu einem festen Begriff geworden.Es leuchtet ein, daß die Bewegungsthe-rapie dabei in vorderster Linie stand.Die erste Vorbedingung für eine derartigeKur war die Gewinnung der Freuden-städter Ärzteschaft für diese Frage. Inmehrfachen Besprechungen wurden dieGrundlagen für die durch die Ärzte zutreffenden Anweisungen erarbeitet. AnMöglichkeiten stehen zur Verfügung:Atemgymnastik- und Gymnastikkurse, ärzt-lich geleitete Kurse für körperliche Ent-spannungsübungen, autogenes Training inGruppen, Spaziergänge, Wanderungen,

Schwimmen, Tennis, Golf, Reiten und der-gleichen.

1. D ie G y m n a s t i kSeit vielen Jahren hat die Kurverwaltungeine Gymnastin angestellt, die jeden Mor-gen eine Gymnasttkstvnde abhalf. ImSommer findet eine weitere Gymnastik-stunde nachmittags statt. Die Teilnahmeist unentgeltlich. Die Beteiligung an die-sen Übungen ist recht gut. In den Haupt-monaten wurden 80 bis 90 Teilnehmer ge-zählt. Es ist selbstverständlich, daß bei sovielen Teilnehmern die Übungen und auchdie verwendeten Geräte einfach sein müs-sen. Vielfach wird das Bali-Gerät einge-setzt neben dem selbstverständlich immerwieder verwendeten Ball.

2. D ie A t e m g y m n a s t i kSie wird durch eine in Freudenstadt an-sässige Atemschule (Pfister) ebenfalls aufKosten der Kurverwaltung unentgeltlichfür den Gast durchgeführt. Das Ziel ist,den Rhythmus zwischen Atmung und Be-wegung in Einklang zu bringen. Das ge-schieht, indem einfache gymnastischeÜbungen so ausgeführt werden, daß dieAtmung sich zwangsläufig anpassen muß.

3. W a n d e r u n g e nEine w e i t e r e E i n r i c h t u n g sind dieregelmäßigen Wanderungen, die von derKurverwaltung veranstaltet werden. In derSaison werden eine Ganztagswanderungund mehrere Halbtagswanderungen proWoche unter Fuhrung durchgeführt. DieTeilnehmerzahlen liegen im allgemeinenzwischen 40 und 50, die Höchstzahl liegtbei 75. Im ganzen nahmen im vergan-genen Jahr mehr als 7000 Kurgäste andiesen Wanderungen teil, die im Winterals Skiwanderungen stattfinden.4. S p a z i e r g ä n g e und T e r r a i n k u rWahrend regelmäßige Spaziergänge fürden Kurgast eine Selbstverständlichkeitsind und bei den meisten nicht besondersüberwacht werden, ist die Terrainkur einTherapeutikum ersten Ranges. Freuden-stadt verfügt über ein großes Waldgebietin direkter Umgebung der Stadt mitebenen und sanft ansteigenden Wegen.5. S p o r tFür Schwimmen, Tennis, Golf, im WinterSkilauf, Eislauf u. a. m. sind günstige Be-dingungen vorhanden. Das ganze Jahrsteht ein modernes Hallenschwimmbad zurVerfügung.

an Neuenahr

Der 18. K o n g r e ß f ü r N a t u r h e i l -v e r f a h r e n , * ) der vom 20. bis 26. März1960 in B a d N e u e n a h r vom Zentral-verband der Ärzte für Naturheilverfahrendurchgeführt wurde, hat mit einem Erfolggeendet, den die Veranstalter zwar er-hofften, der jedoch von manchen Voraus-setzungen abhängig war, die vorherzube-stimmen außerhalb menschlichen Zugriffslagen. Somit ist es erklärlich, daß un-sere unermüdlichen und einfallsreichenKursleifer Dr. H. Haferkamp (Mainz) undW. Tiegel (Mannheim) im Zusammenspielmit den Leitern der Kurse, den Tageslei-tern, den Referenten, Helfern und Ausstel-lern der pharmazeutischen und Diätmittel-Industrie ein recht zufriedenes Gesichtmachen dürfen, wenn sie in der zurück-gewonnenen Ruhe daheim die Summe zie-hen. Es war aber schon vom ersten Tagean zu merken, daß die Aura von Neuen-ahr dem Unternehmen günstig war undden attraktiven Ortsgeistern von Pyrmontnicht nachstand. War doch zu befürchten,daß die Macht der Gewohnheit den Be-sucherstrom irritieren könne. Seit fünf Jah-ren fanden mit traditioneller Regelmäßig-keit die Frühjahrskongresse des Zentral-verbandes in der dritten Märzwoche inBad Pyrmont statt. Die gesamte deutscheÄrzte- und Zahnärzteschaft, zumal aberdie nord- und nordwestdeutschen Ärzteund medizinischen Organisationen undInstitutionen waren auf Bad Pyrmont aus-gerichtet. Wer will es also der Verbands-leitung verargen, wenn sie sich einigeSorgen machte, ob die durch Umbau undErneuerungsarbeiten bedingten vorüber-gehenden Raumschwierigkeiten im Pyr-monter Kurhaus nicht Störfelder bei un-serer potentiellen Besucherschaft hervor-rufen würden. Bis zu einem gewissenGrade war das auch der Fall. Doch wurdedie Verbandsleitung angenehm überrascht,daß insgesamt der Besuch stärker war alsim Vorjahr. Fast 1000 Ärzte besuchten teilswährend der ganzen Woche, teils als Ta-geskarteninhaber den Neuenahrer Kon-greß.

Das muß seine Ursachen haben.

Zweifellos ist die w i s s e n s c h a f t -l i c h e N a t u r h e i l k u n d e in allenFächern der Medizin im Vordringen. Dasbetrifft sowohl das Denken als auch dasHandeln. Zwar kommt diese Entwicklungnicht so sehr in den medizinischen Fakul-täten zum Ausdruck. Die Lehrmedizin istkonservativ strukturiert und hinkt zumeistder Entwicklung nach. Dagegen ist diePraxis beweglicher und ungebundener. Siehat zudem ihr Ohr dichter am Publikumund am Strom der Zeit. Mit Lehrmeinun-gen geht sie ungehemmter um als diegesellschaftlich-konventionell verhaftete

große Klinik, zumal der Universitäten. DiePraxis nimmt auch eher sogenannte Out-sider auf und assimiliert sie im Prüfstandunkonventioneller Verfahrensweisen. Es istauch kaum ein Zufall, daQ z. B. seit sei-nem Bestehen der Vorstand des Zentral-verbandes aus den Reihen der praktizie-renden Ärzte gestellt wird.

Ferner verlangt die Entwicklung der P a -t h o l o g i e d e s I n d u s t r i e z e i t " -a l t e r s die wissenschaftliche Naturheil-kunde und Diätetik wegen ihrer hier be-sonders wirksamen Verfahren. Stehen dieMethoden der Lehrmedizin bei der Be-kämpfung der akuten Krankheiten undNotstände wie Unfall, Infektionskrankheit,plötzliche bedrohliche Versagens- undSchmerzzustände, also bei der „Notmedi-zin" M o m m s e n s (Frankfurt/M.) im Vor-dergrund und in Dauerkonkurrenz mit denVerfahren der klassischen Naturheilkunde,ja sind ihr zum Teil sogar überlegen, soändert sich dieses Bild schlagartig inspure Gegenteil bei den chronischen Krank-heiten und Leiden und besonders ange-sichts des unheimlich anschwellenden Stro-mes der modernen degenerativen Zu-stände, Irritationen der Steuerungsorganeund „Industrieseuchen", kurz Z i v i l i s a -t i o n s k r a n k h e i t e n genannt.

Dieser dominierenden Tatsache einge-denk und eigentlich seit Jahrzehntenbewußt, haben die Leiter des Ausbildungs-wesens unseres Verbandes, ganz in derÜberlieferung der vorausgegangenen 17Veranstaltungen, auch dem 18. Kongreßin Bad Neuenahr das Gesicht gegeben.Der überraschend hohe Besuch von über-wiegend neuen Teilnehmern aus Klinikund Praxis jedweder Fachrichtung be-weist, daß unsere Bestrebungen den Wün-schen der praktischen Medizin von heutedurch und durch entsprechen. Auch das„Publikum" drängt mehr und mehr dar-auf, damit ein Bekenntnis ablegend, undum seine echten Bedürfnisse und Wünschegeltend zu machen. Wenn jetzt der prak-tische Arzt nach einer Akademie ruft, dieihm das gibt, was er auf der Hochschulenicht erhalten hat, so zeigen die Kurseund Kongresse des Zentralverbandes, inwelchem Umfange diese „Akademie despraktischen Arztes" bei uns bereits seit10 Jahren vorweggenommen und präfor-miert worden ist. Ein Signal für diese Ar-beit bzw. Entwicklung sind die Round-Table-Gespräche über aktuelle Themender Praxis unter Leitung von Dr. Hafer-kamp (Mainz), die sich großer Beliebtheitdeswegen erfreuen, weil sie die Belangedes Medicus prakticus treffen und ihmWege weisen, wo er allein gelassenwurde und auf Selbsthilfe sinnen mußte.Wer zeitgerecht einem echten Bedürfnis

entspricht, kommt auch mit geringstenMitteln der Werbung zu gut besuchtenFortbildungskursen. Denn der A u s - u n dF o r t b i l d u n g in e r s t e r L i n i e die-nen unsere Kongresse und Kurse, die wirzusammen mit den Landesärztekammern,dem Hartmannbund und jeweils anderenärztlichen Organisationen und medizina-len Institutionen durchführen.

Seine Akzentuierung erhielt der 18. Kon-greß durch mehrere S o n d e r v e r a n -s t a l t u n g e n . Die medizinisch-biologi-sche Arbeits- und FortbildungsgemeinschaftDeutscher Zahnärzte unter der Führungvon Dr. P. N e u h ä u s s e r (München) ge-staltete den 1. Kongreßtag und legte dieBeziehungen der Naturheilkunde, Diätetikund Ganzheitsmedizin zum stomatologi-schen Geschehen mit betonter Berücksich-tigung der Fokusprobleme dar. Am Mitt-woch besuchte der Vorsitzende des Hart-mannbundes, Dr. H ä u s l e r (Stuttgart),die Tagung und legte in einem vom Ple-num mit großem Beifall aufgenommenenReferat die Vorschläge zur Krankenver-sicherungsreform vor. Diesen „Häusler-Plan" begrüßte auch F r a u K a l i n k e(Bonn) von der Bundestagsfraktion derDeutschen Partei (DP), die in einem Kor-referat hervorragenden Sachverstand inmedizinalpolitischen Dingen bewies unddamit wohlverdienten Sonderapplays ein-heimste. Außer 52 Referaten*) zu allge-mein interessierenden Themen und zumTagesthema Darmkrankheiten und außer18 Kursen*) brachte der 18. Kongreßschließlich die Sondertagung „ A r b e i t s -s c h ä d e n a m B e w e g u n g s a p p a -r a t " , die in Zusammenarbeit mit demHauptverband der gewerblichen Berufs-genossenschaften, dem Verband der Ren-tenversicherungsträger und der Werkärzt-lichen Arbeitsgemeinschaft (25. und 26. 3.)durchgeführt wurden. Gerade bei diesemzeitgeborenen Thema gelang der er-drückende Beweis, daß die ganzheitsbezo-gene Naturheilkunde und Diätetik ihreHerrschaft über die Behandlungsmetho-den zurückgewonnen hat, allerdings einewissenschaftliche Naturheilkunde, die mo-dern im besten Sinne des Wortes, aufge-schlossen für neue geistesverwandte Me-thoden wie Chiropraktik, Akupunktur,Bindegewebsmassage usw. ist und diemoderne Diagnostik der Schule voll ein-bezieht, sie aber noch durch die Konsti-tutionsdiagnostik nach A s c h n e r (NewYork) intensiviert bzw. überhöht.

*) Referate erscheinen fortlaufend unterd. Red. von Dr. W. Tiegel-Mannheim im„Hippokrates", ebenso der wissenschaft-liche Bericht vom 18. Kongreß Bad Neuen-ahr.

Der 19. Kongreß des Zentralverbandes inFreudenstadt/Seh warzw.

(18.—24. 9. 60) bringt zu Anfang eine Son-dertagung, welche der hochaktuellen Auf-gabe des praktischen Arztes, welche er inder heutigen K r a n k h e i t s v o r s o r g ezu leisten hat, gewidmet ist. Gesundheits-vorsorge in dem Umfange zu leisten, wiees die heutige Zivilisationsdystrophie we-gen ihrer fast allgemeinen Ausdehnungerheischt, verlangt gebieterisch, alle prak-tizierenden Ärzte mehr und mehr undbesser als bisher zu rüsten, daß sie diesergroßen Gegenwartsaufgabe, welche indie Generationen hineinreicht, gewachsensind. Die spezifische Medizin muß hie/versagen, weil sie für spezifische Not-stände geschaffen wurde. Hingegen sinddie unspezifischen Methoden der klassi-schen Naturheilkunde und Diätetik imzeitgerechten Gewände die wichtigstentherapeutischen Waffen. Es ist daher imhöchsten Maße zutreffend und zeifgerechf,wenn die Leitung des Kongresses mit denhierfür besonders in Frage kommendenStellen die einleitende Sondertagung vor-bereitet. Ferner bringt die Arbeitstagungein besonderes Thema, wekhes diesmalder Erkrankung der Atemwege (unter Aus-schluß der Lungentuberkulose) behandelt.Das einleitende Referat wird von einemKliniker gehalten. Dann folgen die natur-heilkundlichen und diätetisenen Methoden.Weitere besondere Themen werden lau-fend an dieser Stelle veröffentlicht. Sowird u. a. M e y e r , Camberg, ein Grund-lagenreferat der Naturheilkunde halten.Desgleichen hat Rusch , Frankfurt, einThema angemeldet mit dem Titel „Grund-lagenforschung in der Naturheilkunde".Schließlich sind Vorträge über Angina undTonsillenhypertrophie, über Furunkuloseund Abscess vorgesehen, welche wiederganz auf die Bedürfnisse der Praxis ab-gestellt sind. In den nächsten Ausgabendes „Mitteilungsblattes" wird diese Vor-schau laufend ergänzt.

Im Rahmen dieses Kongresses finden fol-gende Veranstaltungen statt:Am Sonntag, dem 18. September 1960 isteine Gemeinschaftstagung mit der Arbeits-gemeinschaft für Neuraltherapie.

Neben zahlreichen Vorträgen über Ein-führung und Fortbildung in die naturge-mäßen Heilweisen findet eine Sonder-tagung mit dem Thema

„Erkrankungen der Atemwege(ohne Tuberkulose)"

statt.

Gemeinsam mit den deutschen Sportärz-ten wird am Freitag, dem 23. September,und Samstag, dem 24. September, eineSondertagung mit dem Thema

„Gesundheifsvorsorge und Rehabilitationdurch den praktischen Arzt"

veranstaltet.An praktischen Kursen werden durchge-führt:

Atemtherapie,Atem- und Entspannungstherapie,Bindegewebsmassage,Elekfro-Akupunktur,Hydrotherapie,Mikrobiologische Therapie,Neuraltherapie,Phytotherapie,Diagnostik-Kurs für Chiropraktik.Für Arztfrauen;Massagekurs,Hydrotherapiekurs,Kosmetisches Praktikum,Diätkochkurs.

Zum Krankenversicherungs-Neuregelungs-Gesetz

Der Vorsitzende des Verbandes der ÄrzteDeutschlands (Hartmannbund), Dr. Sieg-fried Haussier, hielt auf der medizinal-politischen Tagung aus Anlaß des 18. Kon-gresses des Zentralverbandes der Ärztefür Naturheilverfahren in Bad Neuenahr(20.-26. 3. 1960} ein Referat, in welchemer die Auffassung des Hartmannbundeszum Gesetzentwurf über die Reform dergesetzlichen Krankenversicherung dar-legte. In seinem mit großem Verständnisund zahlreichen Beifallsbezeugungen sei-tens des bis zum letzten Platz gefülltenPlenums aufgenommenen Referat führteder sympathische Kollege folgendes aus:Die Selbstbeteiligungsgebüfir von 1,50 DMwird einmütig abgelehnt, denn die dafürvorgesehene Methode ist nicht tragbar.Die Selbstverwaltungsorgane der Ärzteund Krankenkassen sollen gestärkt wer-den. Der Mündigkeit des Versicherten soll

man größeres Vertrauen entgegenbringen.Auf das Beispiel der Schweiz wird ver-wiesen. Man müsse dem Einzelnen mehrVerantwortung geben. Dann bestehe auchdie Aussicht, daß er auf die Wirtschaft-lichkeit seines Versicherungsunternehmensgrößeren Wert lege. Es sei nicht angängig,Staatszuschüsse und Beiträge fortgesetztzu steigern, so daß am Ende der kom-plette Wohlfahrtsstaat dabei heraus-komme.

Kollege Haussier setzt sich für die Selbst-beteiligung ein und verlangt, daß jederVersicherte nach Beendigung der Behand-lung eine Kostenaufstellung erhält. Denner soll wissen, was die Versicherung fürihn ausgibt. Krankenscheingebühren wer-den abgelehnt. Dafür wird eine „vernünf-tig gestaltete prozentuale Kostenbeteili-gung mit Mindest- und Höchstgrenzen"verlangt. Dabei ist die wirtschaftliche Lagedes Versicherungsnehmers zu berücksich-tigen.

In seinem rhetorisch glänzend vorgetra-genen Referat verwies sodann Dr. Sieg-fried Haussier auf die Tatsache, daß selbstdas sozialistische Schweden durchweg25% an Selbstbeteiligung auferlege. Auchin anderen Ländern wie z. B. in Frank-reich sei die Selbsfbefeiligung gang undgäbe.

Schließlich begrüßte der Referent die inder Gesetzesvorlage beabsichtigten Stei-gerungen der Leistungen: Vorsorgeunter-suchungen, Wegfall der Aussteuerungnach festgesetzter Krankheitsdauer, An-spruch der Familienangehörigen auf Kran-kenhausversorgung. Für das so empfind-liche und trotzdem so vielfach belasteteVertrauensverhältnis zwischen Patient undArzt müsse ein privater Raum erhaltenbleiben und auch durch die Gesetzgebunghöchstmöglichen Schutz erhalten.

Schlußbemerkung: Der erste Vorsitzendedes Zentral Verbandes, Dr. R. F. W e i ß ,Hannover, sprach dem Bundesvorsitzen-den des Hartmannbundes, Dr. SiegfriedHaussier, den Dank des Plenums und desVorstandes aus und befürwortete nach-drücklichst die Grundgedanken des Refe-renten. Er knüpfte daran den Wunsch,daß in der neuen G e b ü h r e n o r d -nung d i e n a t u r h e i l k u n d l i c h e nM e t h o d e n v o l l e B e r ü c k s i c h t i -g u n g f i n d e n m ö c h t e n . Mit einerKannleistung sei der so wichtigen Nafur-heilkunde und überhaupt den physikali-schen Methoden nicht gedient. Wir müs-sen auf einer Mußleistung bestehen.

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Wochenendtagung der Ärztegesellschaftfür Naturheilverfahren e. V., Berlin, imZentralverband der Ärzte für Naturheil-verfahren e. V. am 28./29. 11. 1959.

T a g u n g s o r t : Stadt, Krankenhaus amKreuzberg/Westberlin.

T h e m a : Hydrotherapie in Praxis undKlinik.

Nach Begrüßung der Westberliner Kolle-gen und der aus Ostberlin sowie aus derZone zu Gast weilenden Ärzte eröffneteder 1. Vorsitzende L. S t r a ß b u r g inAnwesenheit der Vertreter des Zentral-verbandes H a f e r k a m p und T i e g e ldie Tagung mit seinem Einweisungsreferatüber „Die Stellung der Hydrotherapie(Hyd.) in der Gesamttherapie und Pro-phylaxe". Der Redner wandte sich zu-nächst der geschichtlichen Bedeutung derHyd. zu und den Gründen für ihre wech-selnde ärztliche Wertschätzung. Sodannging er auf den Unterschied der ärztlichenAuffassungen ein, die beim gleichenätiologischen und pathogenetischen Aus-gangspunkt zu verschiedenen therapeuti-schen Konsequenzen führten; in demeinen Fall primär zur physikalischen The-rapie mit ihren Zusatzverfahren, im ande-ren betont zur medikamentösen. DieSymptombewertung und deren täglichefunktionsgerechte Versorgung wurden da-bei vordergründig. Der Wert der Hyd.für die Prophylaxe fand seine Beleuch-tung als abstufbares Anpassungsverfah-ren besonders für das Kreislauf- und Ge-fäß-Nervensystem. Das Referat endetemit einem Appell an die (praktischen)Ärzte, sich bei der tariflichen Neuordnunghinsichtlich der physikalischen Therapie

nicht von der Überwertung der medika-mentösen und chirurgisch-mechanischerTherapiemethoden überfahren zu lassen.Prof. K rauss (Buch) behandelte „DieWirkungsphysiologie der Hyd.". Als Er-gänzung der einseitigen Vorstellungeneines hämodynamischen Wirkungsgescne-hens wurden die doppelten Beziehungenzwischen Haut und Nervensystem plastischhervorgehoben. Die Haut als Vermittlerund Erfolgsorgan hydriatischer Reizekommt ihren vielfachen Aufgaben heut-zutage durch erst teilweise erkannte Re-flexabläufe nach. So kommt es einerseitszu enger begrenzten Reflexen (Axon- undSegmentreflexen), zum anderen zu Ge-samtumstellungen (z. B. Kreislauf- undWärmeregulation). Das Nervensystemselbst erfährt unter Hyd. eine Förderungseiner Funktion über die Bahnung vonReflexabläufen und eine Verbesserung derTrophik, die auch dem Cortexbereicn zu-gute kommt. Das vegetative Nervensystemerfährt durch die üblichen hydrothera-peutischen Reize eine ausgleichende, durchstärkste Grade (Uberwärmungsbad) um-stimmende Impulse. Ähnliches gilt für dieinnere Sekretion. Auch der Stoffwechselist, sowohl örtlich wie im ganzen, durchHyd. in einfacher Weise anzugehen; imsteigernden und im abschwächenden Sinn.Beispiele belebten die Theorie.Prof. H o I I m a n n (Potsdam) sprach über„Therapeutische Möglichkeiten mit über-wärmungsbddern (ÜWB)". Das Wirkungs-geschehen des Heilfiebers wird durchVergleiche mit ähnlichen Wirkungseffek-ten aus der Gruppe der Antipyretica undz. T. auch der Corticosteroide anschaulichzu machen versucht. Doch sind die ÜWBin ihrer umfassenden Wirkungsweise

n i c h t zu ü b e r t r e f f e n , besondersauch wegen ihrer l e i c h t e n S t e u e r -ba r k ei t. Bevorzugte Indikationen fin-den sich bei den Ällergosen, fieberhaftehr. Infekten und den Arthrosen. Der Wir-kungsablauf erfolgt vermutlich über einevegetative Umstimmung mit desensibilisie-renden Effekten.„Die Hydrotherapie des ac. Infekts" wurdeteils von der Praxis ( M ü n c h e n h a g e n )und teils von der Klinik aus ( S t r a ß -b u r g ) beleuchtet. Der Praktiker hat dieoft schwierige Aufgabe der Aufschließungdes Kranken und seiner Umgebung fürdas Verständnis seiner Krankheitserschei-nungen und der Zweckmäßigkeit der Ver-ordnungen zu lösen. Bei der Bevorzugunghydriatischer Reize, zu denen selbstver-ständlich die ganze Skala funktionellerPflegemittel hinzukommt (u. a. Bettung,Belüftung, Diät), spielt die technisch-prak-tische Anweisung im Haushalt des Patien-ten eine entscheidende Rolle. - Strassburgschilderte Vor- und Nachteile der Behand-lung des ac. Infektes mit den Mitteln derHyd. im Krankenhaus. Der technisch-pflegerischen Überlegenheit in der Klinikstehen erfolgsabschwächend für die Be-handlung mit Hyd. die Verschlepptheitund Anbehandlung der meist schwierige-ren Fälle entgegen. Im Prinzip unterschei-det sich die klinische Behandlung nichtwesentlich von der der Praxis. Anschau-lich wurde das am Beispiel der Pneumoniegezeigt, in der auch die zusätzlichen Mög-lichkeiten der Klinik ausgewiesen wurden.Beim meist fortgeschrittenen Patientengutmit Komplikationen kann der Antibiotika-Therapie nicht immer ausgewichen wer-den. Dem risikobeladenen Reflexautoma-

(Fortsetzung Seite 34)

Gesundung in gesegneter Landschaft

Dr. H. Matusczyk

Eine Empfehlung des Bayerischen Bäder-verbandes hat die Marktgemeinde Prienveranlaßt, ein ihr gehörendes Hotel zueinem Kurhotel umzubauen und mit einemNeubau zu versehen, der ein Kurmittel-haus und Sanatorium enthält.Dieser Bau wurde modern ausgestattet.Eine große Badeabteilung mit Kneippkur,Sauna, Unterwassermassage, Stanger-bädern, Moor, Fango usw. wurde neu ge-schaffen.Die Behandlung wird ergänzt durch Mas-sagen aller Art, krankengymnastische Be-handlung und Gymnastik. Auf individuelle

Atemtherapie wird großer Wert gelegt.Es ist selbstverständlich, daß für dieseBehandlungsmethoden ausreichendes undgut geschultes Personal zur Verfügungsteht.Obwohl es in Oberbayern schwierig ist,eine moderne Diätküche aufzubauen, gibtgerade das Arbeitsteam dieser KücheGewähr, eine einwandfreie Kost im SinneBircher Benners herzustellen, die nicht nur

dem Gaumen des Gastes, sondern auchdem Zustand des Patienten angepaßt ist.Das mittelkräftige bis kräftige Vorgebirgs-klima unterstützt nach den Erfahrungendie Kur aufs beste. Die ungewöhnlichschöne Landschaft des Chiemgaues, dieimmer wieder zu allen Jahreszeiten Maler,Gelehrte und Schriftsteller begeistert, gibtden Rahmen, in dem sich der Erholung-suchende wirklich wohlfühlen wird.

(Fortsetzung von Seite 32)

tismus unkritischer Antibiotika-Verschrei-bung besonders seitens des ärztlichenNachwuchses und seiner mangelhaftenklinischen Unterweisung im physiologischgesteuerten Ablauf des ac. Infektes ge-genüber wird der altbewährte therapeu-tische Grundsatz unterstrichen: wo immermögljch, sollte der Organismus mit Hilfefunktionsgerechter Behandlung währenddes ac. Infektes die Chance erhöhter Ab-wehr und komplikationsloser Rekonvales-zenz vermittelt bekommen. Ein solcherVerzicht setzt natürlich einen leistungs-geübten Organismus als Frucht einerAktiv-Prophylaxe voraus.

In der M i t t a g s p a u s e hatten die Ta-gungsteilnehmer - alter Gepflogenheitfolgend - die Möglichkeit, die Qualitätender Frischkost und vegetarischen Vollwert-diät der 2. Inneren Abt. - Natürliche Heil-weisen (Straßburg) kennenzulernen.

Am Nachmittag demonstrierten Prof.Krauss und Strassburg in Parallelkursendie gebräuchlisten Anwendungen der Hyd.für Haushalt- und Klinikgebrauch amModell.

Die Vortragsreihe des 2. Veranstaltungs-tages wurde von S c h u l t z - F r i e s e mitseinem Referat über „Die Sauna in Thera-pie und Prophylaxe" begonnen. In seinenAusführungen stützte er sich auf Kriegs-erlebnisse und unterbaute sie durch Beob-achtungen in der eigenen Sauna mit Hin-weisen auf zweckmäßigen Bau und Tech-nik sowie Indikationen. In der Schilderungder Wirkungsphysiologie wurde dieSauna dem Überwärmungsbad gegenüberals relativ milder Reiz bezeichnet. UnterVerzicht auf die Kreislaufbelastende Stau-ungshyperaemie ermöglicht das Auftretenvon Verdunstungskälte nach reichlichemSchweißausbruch im allgemeinen dasDurchstehen selbst höchster Temperaturenzugunsten eines Umstimmungseffektes.Voraussetzung bleibt immer genügendeTrockenheit im Raum, die am besten durchHolzverkleidung erreicht wird. Bei derrelativen Anspruchslosigkeit des techni-schen Aufwandes lassen sich Optimal-effekte für Kreislauf, Abwehr, Stoffwech-sel und vegt. Nervensystem durch regel-mäßige Anwendungen erzielen. Eine Serievon Lichtbildern vertieften den Eindruckdes Referates.

Zum speziellen Thema der „Hydrothera-pie der Herz- und Kreislaufdekompensa-tion" sprach Prof. K rauss am Sonntagunter Bezugnahme auf sein Grundlaqen-referat des Vortages. Das geschädigteHerz ist in zweifacher Weise der Hyd. zu-gänglich: durch direkte Einwirkung (z.B.bei der Tachykardie), nicht weniger wir-kungsvoll aber auch von der Kreislauf-peripherie aus. Letzteren Weg wählt dieHyd. mit wärmehaushaltsanierenden An-wendungen, die physikalisch-chemischwirksam werden und dadurch allein zueiner Herzentlastung führen. Andererseitskann das Herz außerdem noch durch spe-zielle Behandlungen einzelner vorgeschä-digter Kreislaufprovinzen wie des Abdo-mens (Leber) oder der Lunge gezielt ent-lastet werden. Krauss zeigte das in klarersystematischer Form an Hand von über-sichtlichen Tabellen, Kurven und Röntgen-bildern. Neben der Hyd. kam der Rednerim Rahmen einer Gesamtversorgung aufdie übrigen Behandlungsfaktoren kurz zusprechen. Der medikamentösen Stützefällt dabei eine sekundäre Rolle zu. Auchdie Belange des praktischen Arztes wur-den genügend berücksichtigt.

H ö l z e r berichtete aus der reifen Schaudes erfahrenen Pädiaters anhand vonzahlreichen eindrucksvollen Lichtbildern,Tabellen und Beratungszetteln über „DieHydrotherapie in der Praxis des Kinder-arztes". Die Anwendungen am Erwachse-nen und am Kind ähneln sich einandersehr. Dabei spielt sich die Jugend mitFreude und Hingabe in die verordnetenGebrauchsregeln individuell abgestufterhydriatischer Reize ein - von der ein-fachen Waschung und Wickel ansteigendbis zum Planschen und Baden im Freien.Gerade als Ersatz für die fehlenden Na-turreize in der Großstadt eignet sich dieSkala einer reizangepaßten Hyd. bestens.Die Erfolgsaussichten beim reaktions-empfindlichen Kind sind als besondersaussichtsreich zu veranschlagen.Aus programmatischen Gründen machteW. T i e g e l (Mannheim) den Schluß derTagung mit seinen Ausführungen über„Hydrotherapeutische Möglichkeiten despraktischen Arztes". Sein Thema meisterteTiegel mit der bei ihm bekannten tem-peramentvollen und plastischen Anschau-lichkeit. Klar in der Konzeption, sparsamin der Auswahl der Mittel, anspruchsvollin ihrer konsequenten Durchführung wiessich der erfahrene Kenner klassischer Na-turheilkunde und erfolgreiche Therapeutaus. Eine überzeugende Beziehung zurHyd. setzt das Selbsterlebnis des Arztesvoraus. Die Anforderung, die der Hydro-therapeut an die Diagnostik stellen muß,beziehen neben der wiss. Zustandsdia-gnose auch die Beurteilung der Grund-funktionen ein: gerade sie stellen denAusgangspunkt für Pathologie und erfolg-reiche Therapie dar.

L. StraßburgBerlin-Nikolassee, Schopenhauerstr. 82

Die Vorstandsmitglieder des „Zentralver-bandes der Ärzte für Naturheilverfahren"sind:

1. Vorsitzender Dr. F. W e i ß , Internist inHannover, Phytotherapeut und Verfas-ser des „Lehrbuches der Phytotherapie".

2. Vorsitzender Dr. E. Mey e r, Camberg,Internist, Kur- und Badearzt in Cam-berg (Ts), Verfasser zahlreicher Bücherüber Naturheilkunde, Programmatikerder wissenschaftlichen Naturheilkundeund Diätetik.

3. Kassenführer Frau Dr. E. G l a s e r -W i e d e m a n n , Leiterin der Natur-heilklinik St. Uli bei Murnau (Obb.).

4. Schriftführer Dr. H. Wa r n i n g , prak-tischer Arzt und Werkarzt in Frank-furt (Main), Schriftleiter der „Diaita"und des „Mitteilungsblattes".

5. Schriftführer Dr. H. K o I b, praktischerArzt in Wetzlar, Leiter der Arbeits-gemeinschaft für Mikrobiologische The-rapie.

6. Ausbildungsleiter Dr. H. H a f e r -k a m p , praktischer Arzt in Mainz,Herausgeber des „Biota" und der„Schriftenreihe des Zentralverbandes",Sondergebiet Eigenbluttherapie.

7. Ausbildungsleiter Dr. W. T i e g e l ,praktischer Arzt in Mannheim, Verfas-ser zahlreicher Arbeiten und Schriftenüber Naturheilverfahren, Schriftleiterdes „Hippokrates".

Kneippärztebund

Der Kneippärztebund e. V. - ÄrztlicheGesellschaft für Hydrotherapie, Physio-therapie - , Bad Wörishofen, veranstaltetin der Zeit vom 15. bis 21. Mai 1960 inBad Wörishofen, Katholisches Jugend-heim, den 15. Ärztlichen Fortbildungslehr-gang. Arbeitstagung für physikalischeMedizin und Kneipp-Therapie, Ganzheits-medizin und Kneipp-Therapie, Hydro-therapie des praktischen Arztes in Lehreund Anwendung mit anschließendem ein-wöchigem Praktikum vom 23. bis 28. Mai1960 in der Sebastian-Kneipp-Schule „Ver-ordnungslehre und Technik der Hydro-therapie". Die Kurse werden in Verbin-dung mit dem Zentralverband der Ärztefür Naturheilverfahren, Stuttgart, durch-geführt und zählen zu den Ausbildungs-nachweisen für den „Arzt für Naturheil-verfahren".

Kurse in Bindegewebsmassage des Elisa-beth-Dicke-Institutes, Überlingen

Im Rahmen der Kongresse des Zentral-verbandes der Ärzte für Naturheilverfah-ren veranstaltet das E l i s a b e t h - D i c k e -I n s t i t u t , Ü b e r l i n g e n / B o d e n seeKurse in Bindegewebsmassage für Ärzte- an vier Tagen zu je zwei Stunden. DieseÄrztekurse dienen zur Orientierung überdie Bindegewebsmassage nach E l i s a -b e t h D i c k e , über Weg und Wirkungs-weise der Methode. Technik und Behand-lungsprinzip werden demonstriert. Es istGelegenheit zur Beobachtung der durchBindegewebsmassage auszulösende Haut-reaktionen, zum Sehen und Tasten derBindegewebszonen. Die Indikationen undGegenindikationen der Methode werdenangegeben, auch die Kombinationsmög-lichkeiten mit der ärztlichen Behandlungund mit anderen Methoden der physika-lischen Therapie, sowie der Einbau derBindegewebsmassage in Thermalbäder-und Kneippkuren. Behandlungsdauer undAnordnung der Behandlungsserien wer-den erläutert. Es kann auch praktisch ge-übt werden, um die Art der Technik undihre Auswirkung zu erleben.

Im Rahmen des 18. Kongresses in BadNeuenahr, im März 1960, wurde in Hin-sicht auf die Sondertagung „Arbeitsschä-den am Bewegungsapparat, Erkennung,Behandlung und Vorbeugung" auch spe-ziell die Bindegewebsmassage-Behand-lung bei Haltungsschäden des Rückensund Fuß-Schäden, bei Osteochondrosen,bei Sudeck erläutert.Auf dem 19. K o n g r e ß in F r e u d e n -s t a d t im S e p t e m b e r 1960 werdenaußer der allgemeinen Orientierung überdie Bindegewebsmassage auch die Be-handlungsmöglichkeiten dieser Methodebei Kindererkrankungen, z. B. nachRachitis, Ernährungsstörungen, bei derasthmatischen Bronchitis, Bettnässen, zere-braler Kinderlähmung, Poliomyelitis, nachInfektionskrankheiten referiert.

Für Ärzte, die die Methode erlernen wol-len besteht die Möglichkeit zu Sonder-kursen von einer Woche, Anmeldungenan das Sekretariat des Elisabeth-Dicke-Institutes, Uberlingen/Bodensee, St.-Leon-hard-Straße 5.

Frau Annemarie Wolff,Krankengymnastin, Kursleiterin,

Überlingen/Bodensee

Dr. med. Max KiblerDr. med. M a x K i b l e r , Chefarzt desStädtischen Krankenhauses Heilbronn,vollendete am 28. Januar sein 60. Le-bensjahr. Wir nehmen seinen Geburtstagzum Anlaß, seiner ehrend zu gedenkenund ihm unsere herzlichsten Glückwünschezu übermitteln. Zugleich danken ihm Vor-stand und besonders die Leiter des Aus-bildungswesens unseres Verbandes, daßer immer wieder bereit gewesen ist, dieKongresse und Kurse, welche wir für dieAllgemeinheit der Ärzteschaft veranstal-ten, durch seine Mitwirkung zu bereichern.Sein von Geist und Witz getragener Vor-trag entzündete die Hörer und hinterließbleibende Wirkung. Die klare Ordnungseiner Gedanken, aufgebaut auf einemprofunden Wissen, wußte stets zu über-zeugen, überall schaute der musischeMensch hervor, wie wir ihn von seinenheiteren Erzählungen und von seinenRomanen her kennen. („Ist das richtig,Herr Doktor?", „Mein Freund, der Teufel",„Johann Jakob Meunier".) Max Kiblerist ein Mann mit Goetheschem Blick. Ersieht also noch das Ganze, was so vielenin Teile auseinander gefallen ist ohne dieFähigkeit, diese wieder zu einem Heilenund Ganzen zusammensetzen zu können.Das aber ist die Krankheit einer einseitignaturwissenschaftlich gebundenen Medi-zin, welche dann zur Plage und zum Feindder Menschheit wird, wenn sie von ent-bundener hoher Intelligenz ohne ethischeKorrekturen vorwärts gerissen wird. Ge-rade die theoretischen Fächer der Medi-zin sind vielfach dieser Gefahr erlegen,wofür die spätklassischen Ernährungs-wissenschaften ein abschreckendes Bei-spiel sind. Max Kibler ist nicht nur dieserGefahr entgangen, sondern er hat siegemeistert und gebändigt, nicht zuletztkraft seiner Muse, welche in seinem Ge-samtwirken so herzerwärmend spürbarwird. Ad mulfos Annos!

Dr. Ralph Bircherzum sechzigsten GeburtstagStill, so wie es auch dem Wesen diesesseltenen und hervorragenden Mitarbeitersauf dem Gebiet alles biologischen Den-kens entspricht, ist Dr. Ralph B i r c h e rnun auch in den Kreis der Sechzigjährigeneingetreten.überall da, wo man sich um das bio-logische Denken und um die Ganzheit

bemüht, hat der Name Dr. Ralph B i r -che r einen besonders guten Klang. Ineiner unermüdlichen Arbeit hat er denAuftrag seines Vaters: die Ausbreitungganzheitsmedizinischen und biologischenDenkens, mit tiefem Verständnis und Ein-fühlungsvermögen zu seiner eigenen Le-bensaufgabe gemacht.Die mit tiefer Kenntnis und großer Sach-lichkeit durchgeführte Sammlung all des-sen, was sich aus der Literatur dieses Ge-bietes überhaupt zusammentragen ließ,ist heute für jeden Arzt unserer Richtungunentbehrlich geworden. In seinem „Wen-depunkt", in seinen Vorträgen und Auf-sätzen finden wir immer wieder ein ganz-heijliches und biologisches Denken, dasweit über das rein Medizinische hinaus-geht bis zum Landbau, den Veränderun-gen der allgemeinen Lebensbedingungen,den seelischen und geistigen Bezirken, indenen der heutige Mensen lebt.In all diesen Bezirken hat B i r c h e r nichtnur zusammengetragen und einer sach-lichen Kritik unterstellt, was für eine neueSynthese auf dem Gebiet der Diätetik,der Lebensführung und der Verbesserungder Umweltfaktoren von Bedeutung seinkann, sondern man spürt hinter jedemseiner Worte auch die durch Erfahrungund Sachkenntnis aufgebaute, eigeneWertung.

Er gehört als Herausgeber des „Wende-punktes" bei aller Freundlichkeit und Sach-lichkeit, mit der er seinen Standpunktvertritt, zu jenen Männern, die das Zielkennen und ihm unerbittlich und ohneKonzession folgen. Dadurch wird er mitseinem „Wendepunkt" zu einem der ziel-gerichtetsten und bedeutendsten Erzieherfür alle diejenigen Menschen, die, gegrün-det auf eine besinnliche Einwärtswendung,um einen neuen Lebensstil ringen und imKrankheitsfall nicht nur Ratschläge suchen,die ein Symptom wegwischen, sondern esin seinem Sinn erkennen wollen und da-durch zu seiner Beseitigung den Wegebnen.Wir alle wünschen, daß Dr. Ralph B i r -che r uns noch viele Jahre die Früchteseiner so wertvollen Arbeit weiter zurVerfügung stellen kann, und daß er vonJahr zu Jahr mehr erleben möge, wiefruchtbar und wie notwendig diese seineArbeit für uns ist.

Prof. Z a b e l , Berchtesgaden

Spezialklinik für multiple SkleroseIn einem klimatisch günstig gelegenenTal am Effenberg bei Hachen (Kreis Arns-berg) soll noch in diesem Jahr mit demBau einer Spezialklinik für multiple Skle-

rose begonnen werden. Es soll die ersteKlinik dieser Art in Europa sein.Das Land Nordrhein-Westfalen hat jetztseine Zustimmung gegeben, das Projektmit Darlehen zu unterstützen und dieBürgschaft zu übernehmen. Schon seit1940 hat der Landarzt Dr. Evers in HachenPatienten aus aller Welt durch eine Spe-zialfherapie erfolgreich behandelt, nach-dem er ein Privatkrankenhaus für multipleSklerose und Stoffwechselerkrankungeneingerichtet hatte.Wir beglückwünschen unser Verbandsmit-glied Dr. Evers und wünschen ihm bei sei-nen Bemühungen vollen Erfolg. Die anBircher Benner angelehnte sogenannteE v e r s k u r , welche inzwischen in allenwestlichen Ländern, also im wichtigstenVerbreitungsgebiet der multiplen Sklerose,bekannt geworden ist, wird damit einewürdige Pflegestätte bekommen.

Der Zentralverband trauert um seine inden vergangenen Monaten gestorbenenFreunde

Prof. Dr. R. G r o t e , Freiburg,Prof. Dr. Fr. B o a s , München,Prof. Dr. B. A s c h n e r, New York,Träger der Hufeland-Medaille des Zen-tralverbandes.

Prof. G r o t e hat durch seine glänzendenReferate die Kongresse unseres Verban-des zu bereichern verstanden und durcheine seltene Rednergabe die Aufmerk-samkeit seiner Hörer zu fesseln gewußt,zuletzt mit seinem Vortrag über die seeli-sche Führung des Krebskranken 1959 inBad Pyrmont.Prof. Boas hat als Botaniker der Arbeitdes Verbandes und dem Grundanliegender Naturheilkunde als Vertreter derGanzheitsauffassungen, wie er sie in her-vorstechender Weise in seinem Lebens-werk, der „Dynamischen Botanik", undseinem ungemein fesselnden Alterswerk„Zeigerpflanzen" dargelegt hat, so nahegestanden, daß wir ihn als einen derUnseren betrachten.Prof. Bernhard A s c h n e r ist als markan-ter Vertreter eines umfassend gebildetenArztturns, als Gynäkologe von Rang, alsMedizinhistoriker und hervorragenderVertreter der modernen Konstitutions-therapie vom Zentralverband 1958 inFreudenstadt durch die Verleihung derHufeland-Medaille qeehrt worden.Dem Vorstand des Zentralverbandes wirdes ein ehrenvolles Anliegen sein, in dennächsten Ausgaben dieses Blattes allenVerstorbenen ausführliche Nachrufe zuwidmen, die Leben, Leistung, Person undArzttum würdigen.

frei von Coffein — reich an Aroma

für die psychische Koordination

Psychotonikum Sedativumbiologisches Neuroleptikum

Internationaler Vitalstoff- und Ernährungs-konvent 1960

Das Vorprogramm des 6. InternationalenVitalstofF- und Ernährungskonvents, dervom 5. bis 9. Oktober 1960 in Baden-Baden - Kurhaus - und Strasbourg - Uni-versität - stattfindet, liegt vor. Hauptthe-men der diesjährigen Tagung sind unteranderen: „Zur Prophylaxe und Therapieder Zivilisationskrankheiten"; „Reform derErnährung — Zur Problematik der Kost-formen"; „Probleme der toxischen Ge-samtsituation in Industrie und Technik";„Der Biozyklus mit besonderer Berücksich-tigung der Mineralisierung, Allgegenwartder Elemente, Die Mikroflora, Der Mine-ralstoffumlauf, Haupt- und Spurenelement-prophylaxe"; „Kritik zu den Lebensmittel-gesetzgebungen"; Die toxische Gesamt-situation: Zivilisationsschäden und gesund-heitsfeindliche Industriealisierungsfolgen";„Der Krebs: Ursachen, Biochemie und Pro-phylaxe"; „Der Zahn, ein Teil der biolo-gischen Ganzheit".

18. JCongteß des i?.eaitaioctlian2iis

Bad Neuenahr 20.-26. März I960.NachleseFrauenmilch als Biotherapeutikum*)

Autoreferat ausführlich in „Hippokrates"o. b. AutorDie Bedeutung der Frauenmilch für dasWachstum und Gedeihen des gesundenund kranken Säuglings wird in diesemReferat nicht abgehandelt. Der Arzt fürNaturheilverfahren sucht für seine Praxisungefährliche, wertvolle und natürlicheBehandlungsmittel. Die biologische Thera-pie, die mit Organen, Extrakten, Suspen-sionen, Homogenaten, Trockenzellen etc.arbeitet, bevorzugt „Frischzellen" und Prä-parate Herischer und seltener (Plazenta)menschlicher Herkunft. Unter Biotherapeu-tika werden Substanzen verstanden, dieaus der Hochfunktion des gesundenmenschlichen Organismus auf Grund vonphysiologischen Vorgängen stammen unddie für das Wachstum eines lebenden Or-ganismus von Natur her bestimmt waren.Solche Ursubstanzen menschlichen Wachs-tums sind Sperma, Blut, Plazenta undFrauenmilch. Vor der Geschlechtsreife stehtdie Brust unter dem hormonalen Einflußdes Follikelhormons, mit der Geschlechts-reife und Corpus-lufeum-Bildung beginntder cyklische Einfluß der Sexualhormone.Die Follikelhormone der Plazenta hemmendie Milchsekretion, während nach Pla-zentaausstoßung das Prolektan bzw. LTHdie Milchproduktion in Gang bringt. DasWachstum eines Säuglings könnte ohneBeinahrung praktisch bis zum 6. Monat er-folgen. Rohe Frauenmilch ist reich anlebensnotwendigen und wachstumsbeein-flussenden Aminosäuren in günstiger Kor-relation und reich an Molkennutzstoffen(Inhibine, Imminostoffe, Hormone undFermente). Ihr Gehalt an Vit. C, Vit. E isteindeutig der Kuhmilch überlegen.

Zur Bekämpfung von Krankheit ist dieE n t f a c h u n g k ö r p e r e i g e n e r A b -w e h r e in H a u p t z i e l ailer Medizin.Warum sollte sie nicht ohne pharmazeu-tische Mittel durch körpereigene Sekreteversucht werden? Körpereigene Substan-zen haben Einfluß auf das Mesenchym, indem alle Vorgänge ablaufen zur Abwehr

und Regulation. Frauenmilch ist ein spezi-fisches Mittel, körpereigene Abwehr zubewirken. Frauenmilch ist kein Mittel derReizkörpertherapie. Wertvoll bei roherFrauenmilch sind die anwesenden physio-logischen Keime. Frauenmilch wurde an-fangs nur bei Krebs- und Leukämiekran-ken angewandt im Sinne der DomagkschenForderung nach körpereigener Abwehr.Ihre Regulationswirkung betrifft sowohlMesenchym, Knochenmark als auch dasVegetativum. Bei Schwerkranken zeigtensich Allgemeinwirkung, Schmerznachlas-sen, Euphorie, Blutanstieg. Die Indikationwurde erweitert auf Schwächezustände,Hodgkin, MS, Polyarthritiker.Frauenmilch wird unter sterilen Bedingun-gen abgepumpt, aber bald roh injiziert(i. m., s. c, oral, lokal auch verwendbar).Die Injektionsmengen betragen 5 bis20 ccm. Es gibt zweimal wöchentlich inder Regel 12 bis 20 Injektionen, k e i n eFieberreaktionen.Quellen: Stillende aus der eigenen Praxisoder aus Frauenmilchsammelstellen.Selbstverständlich können auch mal Sprit-zenabszesse eintreten, die bis jetzt bei ca.7000 Injektionen vierzehnmal erfolgten.Frauenmilch ist ein wertvolles Mittel loka-ler Blutstillung (A. Sole). Lokal gut be-währt hat sich Frauenmilch auch beiUlcera cruris, Röntgen- und Karzinomul-cera. Bei der Grippeepidemie 1957 warenauffälligerweise alle mit Frauenmilch ge-spritzten Patienten frei von der Grippe,was in den Anergenen Soles zu vermutenist, da Frauenmilch-Injektionen KindernSchutz vor Masern und Windpocken(Virusinfektion) zu geben vermögen.In 8jähriger Praxis hat sich Frauenmilchals ungefährliches, billiges, wertvolles Bio-therapeutikum bewährt gegen bösartigeLeiden (Krebs, Leukämie, Hodgkin), chro-nische Leiden (MS, Polyarthritis, chroni-sche Ulcera) und gegen akute (Virusinfek-tionen) Krankheiten und Schwächezu-stände. Bei Strahlenschäden ist an denEinsatz von Frauenmilch zu denken.Mesenchymale und allgemeine Regula-tionswirkung und Funktionsanregung derZelle dürften die Hauptwirkprinzipien sein.Vergleiche auch die Monographie Herber-ger, W.: Frauenmilch als Therapeutikumgegen Krebs und andere Krankheiten,Hippokrates-Verlag Stuttgart 1958.Chefarzt Dr. med. W. Herberger, Facharztfür Innere Medizin, Hufeland - Klinik,Lutherstadt Wittenberg, Puschkinstraße 7.

Die Behandlung der sogenannten schwer-löslichen Pneumonie unter besonderer Be-rücksichtigung der Soorpneumonie.*)(Autoreferat)

Bei der Behandlung der croupösen Pneu-monie steht der Arzt im allgemeinen kei-nen besonderen Schwierigkeiten gegen-über.

Die Behandlung mit Senfpackungen, Prieß-nitzwickeln und anderen seit Jahrzehntenbewährten Maßnahmen behauptet ihrenPlatz in der Therapie; der Arzt wird aberheutzutage kaum auf die Anwendung vonSulfonamiden oder Penicillin verzichten.Bei betagten und bei in der Abwehr er-hebiich geschwächten Patienten kann estrotzdem zum Auftreten von Komplika-tionen, so z. B. von Pneumonien, die nichtzur endgültigen Lösung gebracht werdenkönnen, kommen.Bei den übrigen bakteriellen Pneumonien,die durch Streptococcen, Staphylococcen,Enterococcen und andere Erreger hervor-gerufen werden, bei den durch Virus-arten bedingten Pneumonien, Rikettsien-

pneumonien, Brucellosen-, Spirochaeten-,Plasmodien- und Pilzpneumonien tretenschwerlösliche Pneumonien häufiger auf.In den letzten Jahren kamen in zuneh-mendem Maße Pneumonien zur Beobach-tung, die als Zweiterkrankung nach einerBehandlung mit Breitbandantibiotica (Te-tracycline) auftreten, und zwar als Folgeder nach dieser Therapie bestehendenResistenzschwäche des Organismus. Siezeichnen sich durch ihre schwierige Beein-flußbarkeit aus.örtlich ist, unabhängig von der speziellenGenese der Pneumonien und abgesehenvon der Resistenzschwäche des Organi-mus, ein Zustand gegeben, der sich, wiefolgt, darstellt: 1. Verstopfung der Bron-chiolen und Bronchien durch Sekretmassen,2. Verkleinerung der Atemfläche, d. h.Sauerstoffmangel und damit Atemnot,3. erschwerter Abtransport von Stoffwech-selprodukten, Zerfallsprodukten, Bakterien-toxinen u. a., 4. gestörter Antransport kör-pereigener Abwehrstoffe und, was mit vonentscheidender Bedeutung sein dürfte,hochgradige Erschwerung des Heranfüh-rens applizierter Therapeutica.Es wurden Untersuchungen zur Klärungder Frage, ob es möglich ist, durch s p e -z i e l l e k ra n k e n g y m n a s t i s cheM a ß n a h m e n , d. h. durch eine ge-zielte Atemtherapie, bessere Behandlungs-ergebnisse zu erzielen, durchgeführt. Diet h e r a p e u t i s c h e n E r f o l g e w a -ren ü b e r a u s e i n d r u c k s v o l l . Be-denken gegen diese Behandlung - Mobi-lisierung im Zustand der Entzündung -bestehen nicht. Eine Aktivierung der Lun-genprozesse wurde niemals beobachtet.Ein erneuter Temperaturanstieg am 2. und/oder 3. Behandlungstag dürfte auf dieMobilisierung infizierten Materials und derdamit vermehrten Resorption von Eiweiß,Bakterientoxinen u. a. m. zurückzuführensein.Eine große Bedeutung kommt bei der Be-handlung der schwerlöslichen Pneumoniender Aerosol-Behandlung und als Mittel -auf Grund der besonderen Einwirkungs-art — den Wirkstoffen der K a p u z i n e r -k resse (Tropaeolum maius/„Tromalyt")zu.Die Erfolge der Aerosoltherapie werdendurch eine gleichzeitig durchgeführteAtemtherapie wesentlich gesteigert. Chro-nisch rezidivierende bzw. schwerlöslichePneumonien bei Emphysembronchitidenmit Bronchiektasenbildung konnten aufdiese Weise (Tromalyt oral und -Inhalat)bei Versagen anderer therapeutischerMaßnahmen erfolgreich behandelt wer-den. S e l b s t d i e g e f ü r c h t e t e nS t a p h y l o c o c c e n - I n f e k t i o n e nk o n n t e n d u r c h d i e k o m b i -n i e r t e T h e r a p i e a u s g e s c h a l -t e t w e r d e n .Die in den letzten Jahren - besondersnach Anwendung von Breitband-Antibio-tica — in vermehrtem Maße auftretendenFälle von Monilia albicans (Soor)-Pneu-monien nach Befall der oberen Luftwegestellen heute bei Anwendung dieser The-rapie k e i n e r n s t e s t h e r a p e u -t i s c h e s P r o b l e m mehr dar.

Dr. med. H. H. Krüger, Facharzt f. innereKrankheiten, Bln.-Charlottenburg, Gierke-zeile 45.I. Med.-Klin. d. Freien Universität Berlin.Ausführlich i. „Hippokrates" oder beimAutor.

*) als Referat gehalten auf dem 18. Kon-greß Bad Neuenahr, erscheint original im„Hippokrates" unter Red. v. Dr. Tiegel,Mannheim.

60/167 Für eine moderne Klinik für Na-turheilverfahren unter besonderer Berück-sichtigung des Fastens wird ein Assistenz-arzt gesucht. Für Verheirateten steht mo-derne Wohnung zur ermäßigten Miete zurVerfügung.60/168 Erfahrener Kneipparzt (Ärztin) imMai oder Juni für 2 Wochen zur Vertre-tung gesucht. Dr. Hillebrandt, Gras-Ellen-bach/Odenwald.60/169 Praktische Ärztin wünscht sich aufdem Gebiet der biologischen Heilmetho-den auszubilden. Sucht daher für 1. Maioder 1. Juni 1960 eine Arbeitsmöglichkeitals Assistentin oder Hospitantin an einerentsprechenden Klinik oder Sanatoriumfür die Dauer von 2 Monaten. Süddeut-scher Raum bevorzugt.60/170 Junger Kollege wird gesucht fürPraxis und Kneipp- bzw. Sanatorium fürNaturheilverfahren. Anrechnung auf Land-vierteljahr und Ausbildung in Nafurheil-verfahren. Gute Bezahlung.60/171 Für vielseitige Privatpraxis wirdein tüchtiger Mitarbeiter mit Führerscheingesucht. Bei guten Leistungen wird guteBezahlung, freie Verpflegung und Unter-kunft im Hause geboten. Südlich. Schwarz-wald.60/173 Gesucht wird für Monat Juni/Julifür Spezialheim für Rheuma, Herz- undKreislaufstörungen ein Kneipp-Arzt (Ärz-tin) als Vertretung für Assistenzärztin. Ge-währt wird freie Station, Bezahlung nachVereinbarung.60/174 Mit Kneipptherapie vertrauter,internistisch vorgebildeter Kollege (Kolle-gin) zur Vertretung in Kurpraxis (Kneipp-kurhaus mit ca. 50 Betten) und interni-stischer kleiner Ortspraxis für die Zeit vom28. 8. bis 24. 9. 1960 oder 4. 9. bis 1. 10.1960 je einschl. gesucht. Zeitgemäße Be-dingungen nach Vereinbarung. Angebotean Dr. Th. Dengler, Hennef/Sieg, Kurhaus-straße 48.60/175 Tüchtiger Arzt zur Leitung einerprophylaktisch nach Prof. Vogler/Berlinarbeitenden Kurpension (mit Klinikkonzes-sion) im oberbayerischen Gebirge ge-sucht. Bewerbungen mit Lebenslauf, Bild,Gehaltsansprüchen.60/176 Kollegin, 34 Jahre, Staatsexamen1953, vorübergehend beschränkt arbeits-fähig, sucht zur Dberbrückung leichteHalbtagsbeschäftigung (Atem- und Ent-spannungsübungen). Bedingungen: GuteZusammenarbeit und Selbstverpflegung.Zuschriften mit Gehaltsvorschlägen.60/177 Augenarzt sucht Niederlassungs-möglichkeit, Gelegenheit mit Belegbettenbevorzugt.60/178 Kollegin mit zehnjähriger klini-scher Ausbildung, mit Vorkenntnissen inder Hydrotheraphie und kneippscherTherapie, sucht ab Juli Stelle als Assisten-tin. Interessiert für biologische Heilweise.Neuraltherapie und Homöopathie.60/179 Für Sanatorium geeignetes Land-

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73iuAetei 2es J^enttaioetiandes

Der Zentralverband der Ärzte für Natur-heilverfahren hat, wie in der letzten Num-mer des Mitteilungsblattes mitgeteiltwurde, den Aufbau einer größeren wis-senschaftlichen B ü c h e r e i begonnen.Diese Bücher sollen vor allem den Zweckhaben, den Ärzten in der Praxis zumDurcharbeiten oder Nachschlagen sowohlaller modernen Bücher aus dem Gesamt-gebiet der Medizin als auch aller früherenwichtigen Veröffentlichungen aus dem Ge-samtgebiet der Naturheilkunde kostenloszur Verfügung zu stehen. Das ausführlicheVerzeichnis wird in den nächsten Wochenerscheinen. Ein Teilverzeichnis kann imSekretariat, Mainz, Adam-Karrillon-Str. 13,angefordert werden.In die Bücherei wurden weiter eingestellt:A 2026 Möller, SiegfriedWege zur körperlichen und geistigenWiedergeburtA 2027 Canitz, HermannZeitschrift d. Deutschen Vereins für volks-verständliche Gesundheitspflege, 1887A 2028 Canitz, HermannZeitschrift d. Deutschen Vereins für volks-verständliche Gesundheitspflege, 1888A 2029 Buchinger, OttoDas HeilfastenA 2030 Presch, M.Die SchrothkurA 2031 Holtmeier, H.-J.Kochsalzarme Voll- und SchonkostA 2032 Hollmann, W.Der Arbeits- und Trainingseinfluß aufKreislauf und AtmungA 2033 Baumann, RudolfPhysiologie des Schlafes und Klinik derSchlaftherapieA 2034 König, KarlDer MongolismusA 2035 Tischendorf, W.Klinik der KollagenkrankheitenA 2036 Schoen, R.Die OsteoarthrosenA 2037 Schoen, R.Behandlung rheumatologischer Erkrankun-gen durch AnästhesieA 2038 Mellinghoff, KarlWegweiser für ZuckerkrankeA 2039 Bachern, MaxDer LehmdoktorA 2040 Lübken, WulfDiabetes mellitus

Erfahrungen aus Herddiagnostikund Herdtherap!e.*)Autoreferat Dr. Glaser, PyrmontDie Kennzeichnung einer Krankheit alsherdbedingt sollte keine bequeme Aus-

flucht vor eingehender Untersuchung, aberauch keine Verlegenheitsdiagnose nachdem Scheitern aller möglichen therapeu-tischen Maßnahmen sein, sondern sie mußbei begründetem Verdacht das Ergebnisverschiedener zielgerichteter Untersuchun-gen sein, wenn bei der Allgemeinunter-suchung andere Erkrankungsmöglichkeitenausgeschieden sind.Die Schwierigkeiten der Herddiagnostikbestehen darin, daß das geringe Ausmaßder auslösenden lokalen krankhaften Ver-änderungen häufig in keinem Verhältniszu der Schwere der allgemeinen oderfernliegenden Folgeerscheinungen steht.Es bedarf deshalb häufig aus all diesenGründen der Zusammenarbeit verschie-dener Fachdisziplinen der Medizin ein-schließlich der Zahnheilkunde.Die Feststellung lokaler pathologischerProcesse (etwa durch Rö-Bilder) ist nochkein Beweis für deren Herdwirksamkeit.Neben den allgemeinen Herdsymptomenwie charakteristischen Zirkulationsstörun-gen, Muskelfibrillieren u. a. sind möglichstnoch Hofreaktionen um herdverdächtigeStellen wie Hypersensibilität, Lymphknoten-Veränderungen, geändertes Verhalten ge-genüber dem elektrischen Strom undBrückensymptome wie Cervicalsyndrom,Impletoltest zur Sicherung der Diagnoseund Lokalisierung der Herde heranzu-ziehen.Wichtig ist die Vollständigkeit der Herd-fahndung, weil eine einzige überseheneHerdmöglichkeit die ganzen Behandlungs-bemühungen in Frage stellen kann.Die Herdbereinigung muß dementspre-chend so vollständig wie möglich sein undplanmäßig durchgeführt werden. Der Zeit-punkt und das Ausmaß der Sanierungs-eingriffe muß dem Widerstandsvermögenund der Reaktionslage des Patienten an-gepaßt sein.Wenn möglich, ist der Patient medikamen-tös und d i ä t e t i s c h vorzubereiten undnach demselben zweckentsprechend zuversorgen.Im Mundgebiet sind schon vorher mög-lichst hygienische Verhältnisse durch Ent-fernen cariöser Stellen, Zahnbeläge undZahnstein zu schaffen, um günstige lokaleWundverhältnisse zu schaffen.Demselben Zweck dienen alle Maßnah-men wie Excochleation, chirurgischeWundfoilette, medikamentöse Wundver-sorgung, Wundnaht, Nachbestrahlung,Wundnachbehandlung.Vielfach ist eine desensibilisierende, um-stimmende Nachbehandlung notwendig,wenn der blutige Eingriff nicht zur Nor-malisierung des körperlichen Reaktions-vermögens ausreicht. Die meisten erfah-renen Herdtherapeuten stimmen darinüberein, daß ihre Beobachtungen sie zueinem radikalen Vorgehen bei Herd-patienten drängen.

*) Konzeption der Herddiagnostik - Kur-sus von Frau Dr. Glaser-Türk, Bad Pyr-mont, Wiederholung auf den Kongressendes Verbandes. Auskunft Dr. Haferkamp,Mainz, Adam-Karillon-Straße 13.

Zur Mpbilisi|rungder Abwehrkräfteund Entgiftungdes Körpers

Ermüdung als Zivilisationsschaden

Es erscheint uns ein Treppenwitz: je kür-zer die Arbeitszeit, desto unruhiger dieMenschen, denen sie gewährt wurde! Vorhundert Jahren gab es in der Industrienoch 14 bis 16 Stunden Arbeit ohne Sonn-tags- und Feiertagsruhe. Heute sind fürmehr als die Hälfte aller Arbeitnehmer,nämlich soweit sie die Fünftagewoche ge-nießen, 134 Tage, als etwa ein Drittel desJahres arbeitsfrei. Ausgenommen und ge-radezu gegenteilig belastet sind die Leutein allen leitenden Stellungen und in freienBerufen verschiedenster Art, deren Arbeits-tag immer länger und dichter wird, teilsaus sozialem Prestige, teils wegen echterVermehrung der Arbeit übergeordneterFunktion.

Man sollte nun meinen, daß die verkürzteArbeitszeit die hohen Krankenstände ver-ringert hätte. Das scheint nur z. T. derFall zu sein; die Zahlen sprechen da-gegen, denn die Krankenstände zeigenseit Jahrzehnten steigenden Trend. Woranliegt das?

Der Durchschnitt der Invalidisierten ist56 Jahre alt. Fast 40 Prozent sind herz-krank. Fast alle Patienten klagen überErmüdung. Nach Prof. Kollath, Freiburg,ist die Ermüdung die am meisten verbrei-tete Zivilisationskrankheit. Sie geht mitErschöpfung und schneller Ermüdbarkeiteinher und ist ein selbständiger Krank-heitsbegriff geworden. In vielen Fällensteckt dahinter die monotone Arbeit, dieheute etwa am Fließband mehr und mehrMenschen beschäftigt. Doch muß man sichhüten, diesen Grund zu überschätzen. ImVergleich zu selbst schweren Arbeiten, dieaber große Selbständigkeit erfordern,bleibt jedoch ein Rest von Wahrschein-lichkeit.

Ein weiterer Grund für die schnellere Ab-spannung ist das höhere Arbeitstempo.Die Arbeitnehmer sagen vielfach, daßdas Tempo zu schnell sei, legen aberwegen der Akkordlöhne aus dem „Ge-heimfach ihres KräfteporfemonnaJes" zuund zahlen drauf. Die Eintönigkeit undEinseitigkeit der körperlichen (nervlichen)und geistigen Arbeit kommt hinzu. Dasgilt nicht allein für die Bandarbeit, son-dern für immer umfänglichere Felder derBüroarbeit. Es scheint so zu sein, daß dieFünftagewoche die vorzeitige Erschöpfungnicht abzufangen vermag. Die Rationali-sierung stößt auf ihre Grenzen beim Men-schen, der „keine Einzweck-Apparatur"(Kroeber-Kenneth) ist. Nach dem gleichenAutor häufen sich die Ermüdungserschei-nungen und werden zu Warnsignalen un-serer Zeit: die Revolte der menschlichenNatur beginnt. Durch Arbeit ist noch nie-mand umgekommen, von den Extremenvor 100 Jahren abgesehen. Aber die zu-nehmende Kompression und Monotoniebringen ein echtes Zeitproblem der indu-striellen Welt, übrig bleibt ein Reizhun-ger, der durch ein riesiges Netz vielsei-tigster Freizeit-Industrien die Ermüdungeher verstärkt und die Schraube über-dreht, wobei die Reizmittel-Industrien mitSchnaps, Bier, Kino, Television, Illustrier-tenpresse, Toto, Lotto, Starschau, Fein-und Genußkostindustrien und mit Mil-liardenumsätzen unter Beihilfe des sfeuer-hungrigen Fiskus wacker beteiligt sind.

Hier helfen keine Fastenpredigten. Wollenwir das Schraubengewinde umkehren,dann müssen wir andere Wege gehen.

Zunächst haben die meisten Untersuchervergessen, daß monotone und kompri-mierte Arbeit nur ein Teil der Ursachen

der Ermüdung darstellen. Wir wissenlängst aus Prof. Kollaths großartigenMesotrophieversuchen sowie aus derStresslehre des amerikanischen ArztesDr. Selye, daß der Ermüdung leiblich-organische Vorgänge zugrunde liegenkönnen. Die wesentlichste Ursache dieserschon in jungen Jahren feststellbaren Er-müdungen ist die Fehlernährung, diechronische Mangelkost infolge Denaturie-rung der Nahrung, der sich die Spuren-begiftung nach Prof. Eichholtz, Heidel-berg, zugesellt. Der Volksmund sprichtvon Konservenkost, ohne dabei notwen-dige qualitative Unterschiede zu machen,und von „Gift in der Nahrung". Hierzukommt die ermüdende Wirkung des allge-meinen Bewegungsmangels mit mangel-hafter Gewebedurchblutung, geminderterSauerstoffnutzung und daraus folgenderGewebeversäuerung, was der Volksmundin die Sammeldiagnose „Verschlackung"zusammenfaßt.

Eine der greifbarsten Zeitkrankheiten aussolcher Ursachenquelle ist z. B. die Ver-stopfung. Dahinter verbirgt sich also zu-meist eine Summierung obiger Gründe.Aber gerade die Ermüdung aus körper-licher Ursache hat die simple Obstipationals vordergründige Ursache. Der Erfolgbeweist das millionenfach! Ist z. B. durcheine frischkostreiche Vollgetreidekost undmehr Bewegung und geeignete Maßnah-men der Naturheilkunde die Verstopfunggeschwunden und dabei mancher Kopf-schmerz nebst Mißgefühlen beseitigt, sosteigt der Antrieb und die Arbeitslust unddie Ermüdung ist wie weggeblasen. DiesesBeispiel, das für beliebig viele anderesteht, zeigt deutlich, wohin der Weg geht,wenn man ärztlich gut beobachtet. DasProblem der Ermüdung wäre viel leichterzu lösen oder doch deutlich zu verrin-gern, wenn man die Menschen der Indu-striestädte lehren würde, ihre gewonneneFreizeit besser zu nutzen, indem sie ihreLeibespflege verstärken und vermehrenwürden. Sauna und häusliche Körper-pflege, Bäder, Wickel und leichte Garten-arbeit, Saftfastentage und Weizengeel-kuren (siehe Reformhaus!), Kamillenein-läufe, frischkostreiche Vollwertnahrung inmoderner Küche, Wanderungen, Sport,Fischen und gymnastische Eigenbetätigungund dergl. Dinge mehr sind die besserenMittel zur Überwindung der leiblichenund seelischen Müdigkeit.

„Leberschäden in der täglichen Praxis"(Autoreferat)

Wir haben heute eine noch nie erlebteHäufung von Hepatopathien, die wesent-lich größer ist, als landläufig bekannt,weil sie oft unterschwellig dahinschwelen,und weil sich viele nicht durch einen (au-genfälligen) llcterus entlarven. Ein dring-liches Anliegen des Ref. war es, auf dieseanikterischen Verlaufsarten hinzuweisen,die leider meist verkannt werden. Wirdürfen sagen: die meisten Leberkranken,die uns in der Praxis begegnen (darunterauch solche, die vor Jahren zwar einen— inzwischen aber vergessenen - Ikterushatten), weisen sich n i c h t durch eineGelbfärbung aus.

Wenn auch die Leber eine starke natür-liche Abwehr- und Regenerationskraft be-sitzt, so können sich neben dem Hepatitisepidemica-Virus, das aber allein nichtpathogen zu sein braucht, in langen Zeit-läufen zahlreiche, oft sich kombinierendeFaktoren ungünstig auswirken, wie Cho-langitis und Colecystitis, Gastroduodenitis

und Ulcera, Infektionen und Intoxikatio-nen, Fehlernährung sowie Störungen desKohlehydrat-, Eiweiß- und Fettstoffwech-sels, berufliche Überforderung und psy-chische Alterationen usw.

Ref. schilderte dann eingehend die s u b -t i l e A n a m n e s e e r k u n d u n g unddie s o r g f ä l t i g e U n t e r s u c h u n gam K r a n k e n b e t t als H a u p t w a f -f e n de r D i a g n o s t i k . Denn die kon-ventionellen (leberunspezifischen!) Testsversagen zumeist bei der für die erfolg-reiche Behandlung entscheidenden Früh-erkennung, während die aufschlußrei-cheren Methoden, wie Bromsulfalein- undHippursäureprobe sowie Laparoskopieund Leberpunktion dem praktizierendenArzt gewöhnlich nicht zur Seite stehen.Bei den vielfältigen und vieldeutigen sub-jektiven und objektiven Phänomenen ver-wundert es nicht, falls uns ein Ikterus nichtleitet, daß der Leberkranke oft unter denFlaggen: Gastroduodenitis, vernarbte Ul-cera, Cholecystopathie, Appendicitis, „Ver-wachsungsbeschwerden", Grippe, vegeta-tive Dystonie, Erschöpfung, Rheumatismus,Psychopathie und viele andere mehr se-gelt.In dem umfangreichen Therapiemosaikbeansprucht auch heute noch die Diät mitreichlich Kohlehydraten (bes. Fruktose),ausreichend Eiweiß (bes. Quark), w e n i gFett (bes. h o c h u n g e s ä t t i g t e ,p f l a n z l i c h e Fettsäuren) sowie vielVitaminen und Mineralien (aber wenigKochsalz) den zentralen Platz. (FrischeVollwertkost nach Bircher-Benner undW. Kollath).

Der iefzfe Magier

Die nachstehende Würdigung A. v. B e r -ti u s gibt uns Veranlassung, auf das denÄrzten viel zu wenig bekannte Gesamt-werk des Mediziners v o n B e r n u s hin-zuweisen. Hoffentlich ist er nicht „derletzte Magier", wie unser Gewährsmannmeint. So unreif sind die Zeiten nicht, alsdaß es die großartige ZeugungskraftA l e x a n d e r v o n Bernus nicht ver-möchte, in der Nachfolgegeneration Trä-ger seines Geistes anzuregen.Zum 80. Geburtstag von A l e x a n d e rv o n B e r n u s am 6. FebruarIn A l e x a n d e r v o n B e r n u s , derseit einigen Jahren in seinem Schlosse inDonaumünster, einem alten Bischofssitz,wohnt, steckt der Drang des mittelalter-lichen Mystikers, sich aufzumachen, denStein der Weisen zu suchen, der für alleAdepten und Eingeweihten nichts andereswar als die Verwandlung der Stoffe insHöhere, ins Geistige hinein, als Einswer-den der Seele mit dem Allgeist. Was fürden Chemiker und Alchimisten Bernus imSchmelztiegel der Retorten sich vollzieht,findet seine Entsprechung in der dichteri-schen Durchlichtung und Verwandlung derrealen in die astrale Welt.Das Werk von Bernus teilt sich in lyrische,h e i / k u n d l i c h e , biographische undweltanschauliche Schriften; unter letzterensteht „Alchimie und Heilkunst" obenan.Das lyrische Werk kulminiert in den Bän-den „Aus Rauch und Raum", „Gold umMitternacht" und „Weltgesang". Es stehtin seinem romantisch-zwischenweltlichenCharakter zwischen der Lyrik Morgen-sterns und der von Wilhelm von Scholz.Aber die Gedichte haben mehr luziferi-sche Tiefe als jene Morgensterns und grei-fen in der zeit-räumlichen Ausweitung

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über die von Scholz hinaus. Sie sinddurchzogen von einem seltsamen Fließen,Dämmerung und Vomacht spielen einegroße Rolle, das mystisch-romantischeElement macht sie dem Charakter derNovalisschen Dichtung verwandt. In die-ses Reich führt auch alles, was Bernus zurÜbersetzung angeregt hat; nicht grundlossind es die englischen Romantiker undNachromantiker, vor allem John Keats,William Blake und Shelley, die er einge-deutscht hat, wobei er sich in einem sehrbedeutenden Nachwort mit den Proble-men einer Übersetzung und Nachdichtungauseinandersetzte: Wiederverkörperungeiner Vers-Individualität aus einem in denanderen Sprachleib, das sei — so sagt er— die gültige, für jede Übersetzung rich-tunggebende Maxime.

Bernus' erster Gedichtband erschien schon1903. Er lebte damals in München, wo erals Schöpfer der „Schattenspiele" bekanntwurde, deren Charakter er in den „SiebenMysterienspielen" und im „Spiel um TillEulenspiegel" fortsetzte. Zu allen Zeitenhat Bernus gerne Freunde um sich ge-schart bis hin zu oft skurrilen Mystagogenauch zweifelhafter Observanz. Er ist sei-nem geistigen Lehrer Rudolf Steiner im-mer verpflichtet gewesen und hielt zu die-ser Verpflichtung: seiner Lehre galt auchdie sehr weltoffene Zeitschrift „DasReich", die Bernus von 1916 bis 1921 her-ausgab; sie wurde vielen jungen Lyrikernund Denkern ein Asyl. Dem hochgebilde-ten, aber ebenso urbanen Menschen, zuHause in zwei Welten, kann man mitRecht die Bezeichnung „Günstling derNatur", die Kant einmal verwendete, nichtversagen. Bernus, geboren in Äschach beiLindau, verbrachte seine Kindheit in Eng-land, lebte in Heidelberg, auf Stift Neu-burg und war zunächst Offizier, ehe ersich dem Studium der Literatur, Philoso-phie, Chemie und Medizin zuwandte.

Hans Franke, i. FAZ v. 5. 2. 60

Fritz Likint, Z i g a r e t t e und L u n g e n -k r e b s . Schriftenreihe zum Problem derSuchtgefahren. Hoheneck-Verlag GmbH.,Hamm/Westf., 80 Seiten, 3,50 DM.Das Büchlein, verfaßt von einem derbesten Kenner des Raucherproblems,bringt eine Zusammenfassung unsererderzeitigen Kenntnisse über den Zusam-menhang von Lungenkrebs und Rauchen.Nach kurzer Darstellung der Bestandteiledes Tabakrauches sowie der tierexperi-mentellen Ergebnisse mit Tabakteer undTabakrauch wird unter Verwendung reich-lichen statistischen Materials und vielergraphischer Belege, die meist der Ori-ginal-Literatur entnommen sind, gezeigt,welche Beziehungen zwischen der Zu-nahme des Karzinoms der oberem Luft-wege und der Lunge mit dem Rauchenund vor allem mit der immer mehr zuneh-menden Sitte des Inhalierens von Ziga-retten bestehen. Es wird ferner auf dieUnterschiede im Lungenkrebsbefall nachBevölkerung, nach Geschlecht und Rauch-sitten eingegangen, und es werden quan-titative Probleme des Rauchens berührt.Schließlich wird kurz auf andere mit demLungenkarzinom-Problem in Beziehung

stehende Faktoren, wie die Luftbeimen-gungen, hingewiesen. Auf engem Raumist das wichtigste Material der Welt-literatur zusammengetragen und wirktdeshalb um so eindringlicher. Obwohl dasBüchlein für einen weiteren Kreis gedachtist, kann es gerade dem Arzt, vor allem(wegen seiner Kürze) dem vielbeschäf-tigten, die Unterlagen liefern, die er be-nötigt, wenn er sich selbst und seinenPatienten Rede und Antwort über dasRaucherproblem stehen muß. Zu solcherUnterrichtung kann es sehr empfohlenwerden. W. Schmidt, Marburg/Lahn

Der ganze Mensch ist zu ernährenVon Fritz LiekenIn einer kleinen Broschüre hat der be-kannte Brot-Fachmann Fritz Lieken, Bre-men, alles zusammengestellt, was für denVerbraucher über das Thema Getreide,Brot und Gesundheit wissenswert ist. NetteZeichnungen über den Aufbau des Ge-treidekorns vervollständigen diese lesens-werte Veröffentlichung. Wichtige Fragenwie: Kann Vollkornbrot schimmeln? Wieman Vollkornbrot leicht und glatt schnei-den kann, werden den Leser besonders in-teressieren. Der Verfasser, der sich seitJahrzehnten mit der Herstellung hochwer-tiger Vollkornbrote beschäftigt, hat unswirklich etwas zu sagen.

Arbeitskreis Lieken-Simons-Verfahren, Bre-men-Oberneuland, 40 Seiten, 0,30 DM.

Die Rohkost und ihre Bedeutung für The-rapie und Gesundheitsvorsorge,von Professor Dr. med. Karl Kötschau.Sonderausgabe aus: „Ergebnisse der phy-sikalisch-diätetischen Therapie", Band 6.Verlag Steinkopff, Dresden und Leipzig1958.

Die vorliegende Arbeit enthält eine solcheHäufung von Einzelheiten, daß eine In-haltsangabe ohne reichliche Zitate nichtmöglich ist. Es ist daher vorteilhafter, dieeinzelnen, hier abgewandelten Kapitelanzuführen, deren Inhalt jeweils auf eingroßes Autorenverzeichnis Bezug nimmt.Der allgemeinen Untersuchung über dieBedeutung der Ernährungstherapie mitbesonderen Hinweisen auf W. Siepp, J.Kühnau, H. Schröder und Erörterung derBeziehungen des modernen Menschen zuseiner Ernährung, die mehr akademischenCharakter haben, folgen spezielle Mittei-lungen. Dabei wurden die Erfolge derRohkost bei einzelnen Krankheiten nach-gewiesen und der Ernährung der Kinderund schwangeren Frauen besonders ge-dacht. Einwände gegen die Rohkost zer-streut der Verfasser und gibt Winke füreine zweckmäßige Zubereitung. In einerZusammenfassung kommt er zu folgen-den Thesen: „Wenn Gesunde und Krankeihre Nahrung vorzugsweise als Rohkostessen würden, so würde der Gesundheits-und Leistungszustand durch erheblicheAnreicherung der Nahrung mit Basen,Vitaminen, Mineralsalzen, Spurenelemen-ten, enzymen Wuchsstoffen, schließlichdurch Steigerung des Redoxpotentials er-heblich ansteigen. Der Gewinn wäre nichtnur in physischer Hinsicht durch vermehrteAbwehrfähigkeit und verringerte Anfällig-keit zu buchen, sondern auch in psychi-scher Hinsicht durch Hebung der Stim-mung, erhöhtes Kraftgefühl, Sinken derMinderwertigkeitskomplexe, geringere Un-zufriedenheit zu suchen." Ernährungsphy-siplogen werden prüfen können, ob dieseZiele nicht etwas zu hoch gesteckt sind!

Sp.

Tiegel, W. (Mannheim):

Kleine Winke für den Praktiker

(Hippokrates 29, 1958, 14, 452—457).Praxiserfahrungen sind bekanntlich offeinmaliger Art; man kann sie auch kaumanderswo nachlesen. Verfasser besprichteine Reihe solcher eigener Beobachtungen,wie z. B. die folgende: Bei einer therapie-resistenten Alopecia totalis schwand derHaarausfall erst nach Sanierung des Dar-mes. Dasselbe beobachtete er bei einemallergischen Ekzem. Er verordnete Repha-lysin bzw. Prosymbioflor und Symbioflorund Probiotikum unter Beachtung einerentsprechenden Diät, daneben anstei-gende Halbbäder und Anwendung kaltenWassers, die sich auch beim postthrombo-tischen Syndrom bei reichlicher Bewegungbewährten. Bei unklarer Genese muß manan Karzinom oder latenten Leberschadendenken. Wichtige Ursachen des Meteoris-mus, unter Umständen auch für einenRoemheldschen Symptomenkomplex, kön-nen Lebergewebsschäden, Pankreopathienund auch das alleinige Bestehen einerDysbakterie sein. Eine Iritis rheumaticaheilte aus, als mit ansteigenden Unterarm-bädern und lauwarmen Kamillenaufschlä-gen behandelt wurde. Sehr wirksam undschmerzlindernd sind kurze kalte Wa-schungen bei Arthrose, und von großemEinfluß Einreibungen mit Frischzellensal-ben, wie Placentapur oder Placentan, be-sonders bei Spondylosen. Bei operiertenund inoperablen Karzinomkranken nichttotgekochte Kost geben. Eine Kombinationaus den Angaben von Kühl und Zabelvermag den für den Karzinomkrankenwichtigen Cholesterinspiegel weitgehendzu beeinflussen. Bei Durchfall erst ein La-xans, bei StuhVerstopfung morgens einB i r c h e r - M ü s l i oder das K o 11 a t h -F r ü h s t ü c k sowie Erweckung des ver-lorengegangenen Entleerungsreflexes(morgens Stuhlzäpfchen, gleich daraufeine täglich wiederkehrende Handlung,wie Rasieren, Frisieren oder dergleichen,schließlich Zäpfchen fortlassen, wenn sichder Stuhlreflex wieder eingestellt hat).

Prof. Dr. med. S. Bommer und Dr. med.Lotzin-Bommer: „Getreidegerichte aus vol-lem Korn — gesund, kräftig, billig!" Verl.H. Gg. Müller, Kraiiling bei München,4. Aufl., 1957, 67 S., 3,80 DM.Das Buch ist das Ergebnis eines gründ-lichen Studiums von Kulturgeschichte undder aus der Praxis gewonnenen Einsichtüber gefährliche Entwertung von Nah-rungsmitteln durch gewaltsame Eingriffe(S. 19). Immer wieder wird auf die da-durch drohenden Gefahren hingewiesen.B. geht von dem Gedanken aus: „JedePflanze enthält ihre eigentümlichen Stoffe,welche im menschlichen Körper eine be-sondere Wirkung entfalten" (S. 6). In Über-einstimmung mit Dr. Kühl werden Grund-stoffe einer milchsauren Gärung unter-worfen. Leider wird dabei nichts über dievon K. betonte vorbeugende Wirkung ge-gen Ca gesagt, während andererseits dieEntstehung von Krankheiten bei Mangelvon Vitamin B 1 herausgehoben wird. DieVollkorngetreidenahrung und die Zube-reitung der möglichen Gerichte werdeneingehend geschildert (S. 25 f). Daß Hirseund Buchweizen schwer zu bekommen ist,dürfte wohl nur örtlich bedingt sein. B.hat den erfreulichen Mut, zu betonen:„Getreidegerichte vermitteln wahrschein-lich ebenso große Kraft wie Fleischmahl-zeiten" (S. 29).

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Überwärmungsbäder, Heilung von Wund-infektions, und Entzündungsprozessen.

Von Dr. med. Gerhard Rüdiger

Sanitärsrat Rüdiger, Frankfurt a. M., derSenior der deutschen Wärmetherapeuten,hat, ebenso wie der verstorbene Sanitäts-rat Dr. Sachs, noch vor August Bier dieÜberwärmung als einen nahezu souverä-nen Heilfaktor in die Chirurgie eingeführt.In dieser für Ärzte wie für Laien gleichlesenswerten Schrift zieht er die Bilanzeines halben Jahrhunderts ärztlicher Er-fahrungen eines Chirurgen, der das Mes-ser aus der Hand gelegt hat, um statt des-sen heiße ansteigende Bäder gegen Zell-gewebsentzündungen, Phlegmonen, sep-tische Eiterungen, die sonst nur durchschleunige Amputationen zum Stehen zubringen sind, einzusetzen. Die ausgedehn-ten heißen Tauchbäder nach Rüdiger, dieansteigenden Dauer-Warmbäder nachSachs, die Überwärmungsbäder nach Ma-ria Schlenz, Devrient, Lampert, Walinskibieten so viele Möglichkeiten konservati-ver Behandlung von eitrigen Entzündun-gen, tiefen Verletzungen, Gewebszertrüm-merungen und verschmutzten Quetsch-wunden, daß man sich fragt, warum dieseAnwendung lokaler und allgemeiner Hy-perthermie nicht längst Allgemeingut derChirurgie und so selbstverständlich gewor-den sind wie die Anti- und Asepsis. Alsein besonderes Verdienst von Dr. Rüdigermuß es angesehen werden, daß er diegroße Bedeutung einer Heilkost bei ent-zündlichen Prozessen nachdrücklich betont,wie sie schon von Noorden unter der Be-zeichnung „antiphlogistische, entzündungs-widrige Diät" und als „öbstliche Kost" beiPhlegmonen und anderen septischen Pro-zessen als für den Chirurgen wichtigstesKampfmittel befürwortet hat.Dr. med. W. Kröner, Dr. Georg Lüttke-Verlag, 5,80 DM.

B i r c h e r - B e n n e r , L e b e n u n dW e r k . - A l s M a x O s k a r B i r c h e r -B e n n e r vor 20 Jahren durch den Todaus seiner Arbeit herausgerissen wurde,schrieb W i l h e l m H e u p k e in der„Münchener Medizinischen Wochenschrift":„Das Wirken dieses größten Arztes gleichteiner lodernden Flamme, die das Feuerder Erkenntnis in vielen Menschen ent-zündete und die über unsere Generationhinweg auf die nachfolgenden Geschlech-ter wirken wird."Um diese Prophetie ist mir angesichts desauch literarisch bedeutsamen Lebenswer-kes B i r c h e r - B e n n e r s nicht bange,zumal es ein erfolgreiches Team von

Ärzten erreichte, den Ruf seiner Klinik inallen Erdteilen aufrechtzuerhalten undvom Krankenbett her fortzeugend seinenGeist zu beschwören. Seit nun auch seinSohn, Dr. R a l p h B i r c h e r , die lang-erwartete Biographie B i r c h e r - B e n -n e r s geschrieben hat, ist die Pflege undHege des Geistesgutes dieses großenMannes für eine weitere Generation zwarnicht absolut gesichert, aber entscheidendgefördert. Nunmehr gilt es, für die Auf-nahme des geistigen Giganten B i r c h e r -B e n n e r Zeit und Muße zu gewinnen.Vor allem im deutschen Sprachbereich,wo B i r c h e r - B e n n e r schon zu Leb-zeiten Vorbild wurde, geht es darum, nachden Umwälzungen des 2. Weltkrieges Zeitzum Nachdenken zu schaffen. Wir allesuchen in uns Ruhe zum Nachdenken.R a l p h B i r c h e r s biographisches Werkkommt also gerade zum rechten Augen-blick.

In einer Zeit der Besinnung in der Me-dizin, wo der Mensch als Ganzes und alsbeseeltes Wesen wiederentdeckt wurde,ist B i r c h e r - B e n n e r legitimierterRichtmann. Was es aber gekostet hat,Ganzheitsmedizin um die Jahrhundert-wende zu verwirklichen davon kann sichkeiner von uns eine rechte Vorstellungmachen. R a l p h B i r c h e r zeichnet dieseSituation in der Lebensbeschreibung sei-nes Vaters nach.

Was macht uns B i r c h e r - B e n n e r soteuer, so bedeutsam, so liebenswert?R a l p h B i r c h e r behandelt nacheinan-der in verschiedenen Kapiteln die Bedeu-tung der Ernährung, die Gesundheitschafft und Gesundheit erhält. Gegen diegeltende Ernährungslehre hat B i r c h e r -B e n n e r sich durchsetzen müssen und andie Stelle einer statischen Ernährungs-lehre eine dynamische Auffassung gesetzt,die heute von Kollath, Fleisch u. a. fort-gesetzt und vor allem bei den Ärzten fürNaturheilverfahren praktiziert wird. DasGroßartige der Ernährungspraxis B i r -c h e r - B e n n e r s wird erst in den näch-sten 30 Jahren offenbar werden, wenndie Versteinerungen der mechanistischenAuffassungen mit dem Aussterben ihrerVertreter von uns fallen werden. Dannwird neben C a r l v o n N o o r d e n auchB i r c h e r - B e n n e r im vollen Lichte ste-hen.

Die Ordnungstherapie B i r c h e r - B e n -n e r s ist erst ganz langsam allgemeine-rem Verständnis nähergetreten. Aberüberall regen sich die Kräfte, die diesemGeistesfürsten der Ganzheitsmedizin dieTore öffnen. V i c t o r v o n W e i z -s ä c k e r , die Psychotherapeuten, dieHydro- und Phytotherapeuten, die Funk-

tionalisten treten heute mehr und mehran B i r c h e r - B e n n e r s Seite bzw. inseine Fußstapfen.Wir sind heute geneigt, und sehen diesz. B. an einigen Nobelpreiskandidaten,wie leicht man gewillt ist, unterdurch-schnittliche ärztliche Leistungen anzuer-kennen. Irgendeine kleine Teilwahrheitanalytischer Forschung genügt, um ausdem geistigen Mittelstand des Naturwis-senschaftlers und Mediziners aufzurücken.Wir verkennen nicht, was für Energienund was für ein Fleiß auch zu solchenTaten gehört. Aber wenn es schon genügt,ein neues spezifisches Medikament zu fin-den oder ein chemisches Partikel, das An-teil am Vererbungsgeschehen hat, zu ent-decken, um berühmt zu werden, wo sollman dann erst ein Genie wie B i r c h e r -B e n n e r ansetzen? Wer den ZeilenR a l p h B i r c h e r s folgt, wird das Be-kennertum und das Tatmenschentum B i r -c h e r - B e n n e r s als das Maß für denArzt von heute erkennen. Erzieher seinerKranken zu sein, ist in der technischenHochzivilisation wesentliche ärztliche Auf-gabe. Dabei sind die Techniken derSchule und die Medizinen der Grenzge-biete selbstverständliche Voraussetzungen.Danach erst beginnen die Anfeindungenund Schwierigkeiten beim Austreiben derfalschen Götzen und bei der Entlarvungder Surrogate unserer Zeit. Eben das hatB i r c h e r - B e n n e r zeitlebens getanund dadurch unter Kollegen und draußeneinen Kampf geführt, der die Kräfte einesHerkules verzehrte. Seine Liebe zum lei-denden und falsch gelenkten Menschen,der seine modernen Irrwege mit der Ge-sundheit bezahlt, hat ihn über alle Hin-dernisse triumphieren lassen. B i r c h e r -B e n n e r steht an der Schwelle des mo-dernen Arzttums, das im Sozialen seinegroße Bewährungsprobe angetreten hat.Daß es sie nur in der Freiheit bestehenkann, lehrt uns das Beispiel der östlichenWelt. Daß es dem Autor der Biographiegelungen ist, die dramatischen Knoten derÄrztpersönlichkeit aufzuschlüsseln, istkennzeichnend für das hohe Niveau die-ser Schrift. Es lebt aber unter uns auchkein so Fachkundiger und Berufener wieR a l p h ß i r c h e r .So gehe denn diese Biographie in dieWelt. Sie wird ihren Weg machen undein Licht sein auf den Pfaden zu einemneuen Arzttum, das höchsten Ansprüchenim Sinne der h i p p o k r a t i s c h e nD i a i t a unserer Zeit genügen kann.( D r . R a l p h B i r c h e r , Leben und Le-benswerk Bircher-Benner, Bahnbrecher derErnährungslehre und Heilkunde, erschie-nen im Bircher-Benner-Verlag, Bad Hom-burg v. d. H., 157 Seiten, 25 Abbildungen).

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Phosphatverbot ist keine Weltanschauung/Lebensmittelgesetz und Haushalt

Spaßvögel malen sich aus, wie in Zukunftdie deutsche Kundin in einer Konditoreiargwöhnisch in der Schlagsahnenhaubeauf einer Apfelschnitte herumstochert undzum Kellner sagt: „Können Sie mir auchgarantieren, daß diese Schlagsahne nichtzur Täuschung mit Lachgas aufgeplustertworden ist? Das ist nämlich nach demneuen Lebensmittelgesetz verboten!" So-weit wird es nicht kommen, dennoch istdie Frage gerechtfertigt. Die Sache mit derAnwendung von Lachgas zur Vermehrungder Schlagsahne mag ein wenig ausge-fallen sein, aber das Verbot von schäd-lichen oder zum mindesten verdächtigenFarbe- und Konservierungsmitteln ist vongroßer Wichtigkeit. Die Hausfrau tut gutdaran, sich rechtzeitig damit vertraut zumachen. Das am 23. Dezember 1959 ver-abschiedete Gesetz verwirrt zunächstdurch die Menge wissenschaftlicher Aus-drücke. Wer weiß denn schon, was Ben-zoesäure, Ester oder gar Hexamethylte-tramin und Orthophenylphenol bedeuten?Das sollte man getrost den Chemikernüberlassen. Für den Verbraucher wird esdarauf ankommen, kritischer zu sein alsfrüher und beim Einkauf auf die Kenn-zeichnung gewisser Lebensmittel zu ach-ten. Nur dadurch kann er seinen Einzel-händler (falls es nötig ist) erziehen undden Vorteil eines vorbildlichen, lange um-strittenen Gesetzes voll auskosten.

Sehr viele Lebensmittel werden in Zukunftgeschützt sein. Es ist unmöglich, sie alleaufzuzählen. Im Mittelpunkt steht alles„Fleischerne". Für das Pökeln und Rötenvon Fleisch gilt schon das vor längererZeit erlassene Nitritgesetz. Heiß ent-brannte der Kampf rings um die Brüh-wurst wegen der Phosphatzusätze. In derFischwirtschaft hat das Verbot der Konser-vierung von Krabben mit Borsäure dieFänger schwer getroffen. Zur Beschaffungunschädlicher Konservierungsmittel bedarfes großer Investitionen.

Ganz rigoros ist die Beschränkung bei derAnwendung von Farbstoffen. Nur 16 Wa-rengruppen dürfen mit Farbstoffen ge-färbt werden. Es fragt sich, wie sich dieungefärbte Ware in Zukunft präsentierenwird? Nehmen wir die Marmeladen! Je-der weiß, wie reizlos zum Beispiel blaß-violette, eingekochte Erdbeeren aussehen,die dennoch vorzüglich schmecken. Manwird auf viele tiefe, volle Farbtöne ver-zichten müssen, die optisch angenehmsind. Es ist eine Frage der Gewöhnung.

Sehr viel schwieriger wird es sein, dieHausfrau unter Umständen , an erhöhtePreise zu gewöhnen. Das mag — jeden-falls für eine Übergangsperiode — un-vermeidlich sein. Die Lebensmittelindustriemuß sich zum Teil bei der Auslese desMaterials umstellen, auch muß die Be-handlung sorgfältiger werden. Das erhöhtdie Kosten. Den Preisüberwachungsstel-len erwächst die schwierige Aufgabe, zuprüfen, wie weit Erhöhungen durch dasLebensmitteigesetz gerechtfertigt sind. DieKundin kann das nicht übersehen. Siesollte nicht am „Festpreis" haften, son-dern den Lockerungen nach oben oderunten folgen, wenn auch stets mit gebote-ner Kritik.Es drängt sich die Frage auf, was mit derImportware geschieht? Unser Lebensmit-felangebof ist ja von ausländischen Pro-dukten durchsetzt. In der Theorie steht es

fest: Das Ausland wird sich nach dendeutschen Vorschriften richfen müssen.Allerdings wird man das nur durch Stich-proben kontrollieren können. InnerhalbEuropas liegt Deutschland mit seinenstrengen, neuen Vorschriften an derSpitze und übertrifft auch die auf Hygieneversessenen Amerikaner. Die sind uns da-gegen in der Kennzeichnungspflicht weitvoraus.Die K e n n z e i c h n u n g is t der Re t -t u n g s a n k e r für die leicht verwirrte,aber das Gesetz freudig begrüßendeHausfrau. Bis zum Ende des laufendenJahres sind allerdings nur Zitrusfrüchteder Kennzeichnung unterworfen. Sie be-zieht sich auf die Verwendung der Schalezum Verzehr. Alle anderen Einschränkun-gen und Verbote gelten jetzt schon fürdie Herstellung von Waren, die Pflicht zurKennzeichnung tritt aber erst am 23. De-zember 1960 in Kraft. Bis dahin biete sichalso ein Nebeneinander „gereinigter" und„ungereinigter" Ware an. Der Hausfraukann man nur raten, solche Lebensmitte!zu kaufen, die es schon „gereinigt"*) gibt,und sich sonst soweit wie möglich anfrische Ware zu halten.Es wäre ein Jammer, wenn ein so mühsamabgerungenes Gesetz durch die Gleich-gültigkeit der Verbraucher unwirksambliebe. Sie würden sich damit volkswirt-schaftlich selbst entmündigen. Auf der an-deren Seite muß man vor einer „Lebens-mittelhysterie" warnen. Mit Weltanschau-ung hat ein Phosphatverbqt bei Brüh-würsten gar nichts zu tun. Wir wollen unsund unsere Familien gesund ernähren,aber über dieser Sorge gewiß nicht denMaßstab für die Ordnung der Werte imLeben verlieren. E. O.

i. „Sonntagsblatt" v. 7. 2. 1960

*) Anm. d. Schriftl.: Das ist im DeutschenReformhaus seit je üblich und wird dortseit über 60 Jahren (!) praktiziert, seitB. O. B i r c h e r - B e n n e r am Ende des19. Jahrhunderts seine Ernährungslehreveröffenflfchfe, die hernach von W. K o I -I a t h u. a. experimenteil bestätigt wurde.

Der Wald, ein wichtiger Faktor unsererLandeskultur

Von Forstmeister Heinrich Bier, SauenDer Sauener Wald wurde von meinemVater, der als Arzt Hippokratiker und alsPhilosoph Heraklitiker war, als biologi-sches Experiment begründet. Als meinVater im Jahre 1912 das Revier erwarb,handelte es sich um den üblichen märki-schen Kiefernwald. Nach dem Lehrsatzvon Heraklit „Die Gegensätze füqen sichzur Harmonie" wurde die Kiefernheide ineinen ungleichartigen Mischwald umge-wandelt, in dem das Nadelholz nebendem Laubholz, der Flachwurzler nebendem Tiefwurzler, der Humuszehrer nebendem Humusmehrer steht. Insgesamt wur-den in Sauen von meinem Vater 87 Holz-arten forstlich, das heißt im großen, an-gebaut. Heute ist die Zahl dieser Gehölzedank einem Forschungsauftrage, den ichvon unserer Regierung erhielt, auf 334angestiegen, darunter 172 Baumarten.Ferner wurden zahlreiche Kräuter, Gräser,Farne und Moose eingebracht. Nur we-nige haben versagt, so der Königsfarn,Osmunda regalis, der nur noch in dreiExemplaren vorkommt oder das Moos-glöckchen, die Lieblingsblume Linnees,Linnea borealis, die wieder ganz ver-schwunden ist. Alle übrigen Arten habensich bestens entwickelt und vermehrensich größtenteils bereits gut natürlich, soder Waldmeister, die gelbe Anemone, derRippenfarn und mehrere Orchideen.

Als die Pflanzen neue Biotope geschaffenhatten, stellten sich dort von selbst neueTierarten ein. Am stärksten fällt die Ver-änderung der Vogelwelt auf. In Sauen sindheute vom Baumläufer, Waldlaubvogel,Gartengrasmücke, Mönchsgrasmücke, Hek-kenbraunelle, oder einer Waldpopulationdes grauen Fliegenschnäppers weit mehrBrutpaare vorhanden als in einer ganzenOberförsterei des Kreises Beeskow. Amauffallendsten ist das bei der Wald-schnepfe, die als Brutvogel in den Krei-sen Beeskow und Fürstenwalde fehlt, inSauen aber heute in mindestens 20 Brut-paaren vorkommt. Nur wenige Tierartenwurden von mir neu eingebürgert, undzwar die Sumpfschildkröte, die glatteNatter und die Weinbergschnecke; an-dere wurden von mir angesiedelt durchSchaffung ihrer Lebensbedingungen, sodie Haselmaus durch Pflanzung von Hek-ken oder der Nashornkäfer durch An-legen von Komposthaufen. Durch dieVielzahl der Pflanzen haben sich eben-falls Insekten, Würmer, Bakterien, Pilzeusw. nicht nur mengenmäßig, sondernvor allem auch artenmäßig stark ver-mehrt. Aus einem einförmigen dürrenKiefernhorst wurde so eine äußerst man-nigfaltige und gesunde „Lebensgemein-schaft Wald", die seit langem nicht mehrdurch grobe Eingriffe in Form von Kahl-schlägen oder Wechseln des Wirtschafterserschüttert wurde.

Das Entscheidende ist, daß durch dieseLebensgemeinschaft der Boden mit Hu-mus angereichert wurde und wieder einestabile Krümelstruktur besitzt. Die Frucht-barkeit ist hier im Walde, wo \a Frucht-folge usw. nicht möglich sind, durchgleichzeitiges harmonisches Zusammen-wirken aller Faktoren erzielt worden. DerUnterschied im Bodenzustand fällt vor-nehmlich in Trockenperioden sofort jedemSauener Besucher auf, wenn er über denweichen, federnden Boden des Misch-waldes gegangen ist und dann einigeMeter jenseits der Grenze im Kiefern-reinbestand den tennenharten Boden mitknirschender Renntierflechte unter seinenFüßen spürt.

Beilagenhinweis

Wir bitten um Beachtung der Beilage derFirma Reorgana G. m. b. H., Appenweierin Baden.

Herausgeber: Zentralverband der Ärztefür Naturheilverfahren.Schriftleitung: Dr. med. H. Warning,Frankfurt/Main, Mainkai 38.Verlag: Medizinisch-Literarischer VerlagDr. ßlume & Co., Hamburg 73, Isesfr. 175.Erscheinungsweise: Nach dem 10. jedeszweiten Monats.Bezugspreis für Nichtmitglieder 4,50 DMfür 6 Hefte.Bestellungen beim Verlag erbeten.Einzahlungen auf Postscheckkonto Ham-burg 239216, Vereinsbank Hamburg,Dresdener Bank Hamburg, ZweigstelleSt. Georg, Konto Nr. 57051.Druck: C. Beckers Buchdruckerei, Uelzen