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Kulturverein Prenzlauer Berg e.V. | Februar/ März 2016 | kostenlose Ausgabe mittendrin Magazin für Kultur und Bildung Was sind uns Werte heute wert? Wie beeinflussen Werte unser Denken und Handeln? Luſtnummer Werte?

MITTENDRIN Februar-März-Ausgabe 2016

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Magazin für Kultur und Bildung in Prenzlauer Berg

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Page 1: MITTENDRIN Februar-März-Ausgabe 2016

Kulturverein Prenzlauer Berg e.V. | Februar/ März 2016 | kostenlose Ausgabe

mittendrinMagazin für Kultur und Bildung

Was sind uns Werte heute wert? Wie beeinfl ussen Werte unser Denken und Handeln?

Luft nummer

Werte?

Page 2: MITTENDRIN Februar-März-Ausgabe 2016

2 |

INHALT

THEMA

Eine Frage der Werte 3

Vom Wertekanon und Wertechaos 5Kommentar: Was ist wirklich wichtig?

SHORTSTORIES

Alles Lego, oder was? 6Spielstein lässt Bastlerherzen höher schlagen

Jetzt im MACHmit!Museum 6Ausstellung: geboren & willkommen

Wer möchte mitentscheiden? 6Das Berliner Spendenparlament sucht Parlamentarier

20 Jahre mit Gebrüll 7Großer Jubiläumsmalwettbewerb

Von Gipfelstürmen und traurigen Aff en 8Kinder sind die besten Geschichtenerzähler

Gegen die Regellosigkeiten der Welt 9Das konvivialistische Manifest

WORT & VISION

Welchen Sinn hat das Leben? 10Janne Teller: Nichts. Was im Leben wichtig ist.

Erlesenes für Kinder 12Viele Bücher machen klücher

Wertevermittlung im Film 13Warum Supermans größte Fähigkeit die Erziehung ist

KIEZ & KULTUR

Solidarisch – fair – eigenverantwortlich 16 „Die Andere Welt“ in Strausberg

Abi 2017 triff t Abi 1961 18Berliner Lebenswege vom Mauerbau bis heute

Kolumne: Der Springende Punkt 19... ist den großen Fragen auf der Spur

DAS LETZTE

Wat? Wo steht denn ditte? 20Bilderrätsel

Impressum 20

EDITORIAL

„Heutzutage kennen die Leute

von allem den Preis und nicht den Wert.“

Oscar Wilde

Vielleicht hat den feinsinnigen Schriftsteller beim

Schreiben obiger Zeilen eine Zukunftsvision heimge-

sucht, und er fand sich als Kandidat in der Spielshow

“Der Preis ist heiß!“ wieder. Hier jedenfalls waren ge-

naue jene Leute klar im Vorteil, die den Preis, sprich:

den (Geld-)Wert materieller Güter am Exaktesten be-

stimmen konnten. Aber Oscar deutet es bereits an:

Preis ist nicht gleich Wert. Wann aber ist etwas in un-

seren Augen „wertvoll“? Wenn sich etwas rarmacht,

steigt gemeinhin seine Wertschätzung. Das würde

vermutlich jeder Wüstenwanderer ohne Wasserprovi-

ant unterschreiben. Glaubt man den Ökonomen sind

der Nutzen, den etwas stiftet und die Knappheit, also

der Mangel, desselben wertbestimmend. Aber das

allein, kann nicht des Rätsels Lösung sein.

In dieser Ausgabe wollen wir´s genauer wissen: Was

sind eigentlich Werte? Wie bestimmen sie unser

Leben und welchen Stellenwert räumen wir ihnen

ein (S. 3-5)? Das Thema „Werte“ steht auch im Mit-

telpunkt unserer neuen Filmrubrik (S. 15-17). Hier

erfahren wir, warum Supermans größte Fähigkeit die

Erziehung ist, und dass das Kino nicht nur ein Ort der

Unterhaltung sondern auch der Wertevermittlung

ist. Wir nehmen Sie mit in die „Andere Welt“ (S. 8-9),

ein besonderer Ort in Strausberg, an dem Menschen

solidarisch, fair und eigenverantwortlich ihre Ideale

leben. Vielleicht begleiten Sie uns auch zum „Klas-

sentreff en“ (S. 18)? Die gleichnamige Ausstellung

im Museum Pankow dokumentiert Berliner Lebens-

wege vom Mauerbau bis heute.

Viel Spaß beim Lesen!

Barbara Schwarz und Frauke Niemann

(Redaktion MITTENDRIN – ein Magazin des Kulturverein Prenzlauer Berg)

Inhalt

Page 3: MITTENDRIN Februar-März-Ausgabe 2016

| 3 Thema

Glück als höchstes Gut ist somit eine Art Zugabe für ein ethisch gut verbrach-

tes Leben. Ob uns die Idee eines universellen, allgemeingültigen Wertes nun behagt oder nicht, so

Was sind Werte? Diese Frage treibt die Menschen seit jeher um, die Diskussion um ihre

Defi nition und Gültigkeit prägt die gesamte abendländische Geistesgeschichte. So

postulierten die antiken Philosophen Sokrates, Platon und Aristoteles einen höchsten

Wert: das Glück (Eudaimonie), nach dem ihrer Ansicht nach alle Menschen streben: Es ist

das letzte, das ultimative Ziel. Sie glaubten an seine Erreichbarkeit und beschrieben den

Weg dahin – praktischerweise – in ihrer jeweiligen Lehre. Immer führt er über ein gutes

(also auch gerechtes) Leben, zentral ist hierbei das „richtige“ Verhalten.

Eine Frage der Werte

zeigt sich hier doch, dass unsere Wertvorstellungen aufs Engste mit unseren Handlungen verknüpft sind. Werte beeinflussen, was wir tun oder eben nicht tun. „Du sollst nicht stehlen“ – ist eine klare Hand-

lungsanweisung des Nicht-Tun-Sollens aus dem abendländischen Wertekanon. In der christlichen Tradition wird sie als gottgegeben angenommen. Wir erinnern uns: Gott offenbarte Mose am Berg

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Page 4: MITTENDRIN Februar-März-Ausgabe 2016

4 | Thema

Sinai die zehn Gebote, eindrücklich begleitend von einem optisch-akustischen Spektakel, Donner-schlägen, Blitzen und Posaunen-schall.

In der philosophischen Traditi-on hingegen versucht man seit jeher Werte und daraus resultie-rende Handlungsanweisungen zu begründen oder eben umge-kehrt. Denken wir beispielweise an Kant und seinen kategorischen Imperativ. Hier sollen auf Grund-lage einer allgemeingültigen Hand-lungsrichtlinie Werte realisiert wer-den: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wol-len kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Wir stehen also vor dem Henne-Ei-Problem. Denn was war jetzt zuerst da, das Gebot oder die Wertabstraktion? Aber nochmal zurück: Tagein tagaus werden wir unzählige Male vor die Wahl gestellt,

müssen Entscheidungen treffen, im Großen wie im Kleinen. Woher die Wertzuschreibungen stammen, auf denen unsere Entscheidun-gen fußen, können wir meist gar nicht wirklich zuordnen. Zudem machen wir uns ja auch nicht je-den dieser Entscheidungsvorgänge bewusst. Ihr Mitschwingen wird da-bei oft erst dann deutlich, wenn wir in einen Wertekonflikt geraten, also zwei Werte in Konkurrenz zuein-ander stehen und sich nicht beide realisieren lassen, ohne dabei den einen zu gefährden. In solchen Si-tuationen müssen wir uns die Frage stellen, welcher der Werte in unser persönlichen Wertehierarchie oben-an steht. Natürlich ist diese Werte-hierarchie sowohl situations- als auch kulturabhängig.

Es gibt auch Werte, denen wir ganz intuitiv und uneingeschränkt zu-stimmen können: Freiheit ist bei-

Mal verliert man, mal gewinnen die anderen. Foto

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spielsweise ein solcher Wert, ein Wert, der an sich wertvoll ist – als Selbstzweck. Daneben existieren am Nutzen orientierte Werte, die uns zu einem als wertvoll defi-nierten Ziel verhelfen sollen. Der Philosoph Christopher Hodgkinson unterscheidet ferner drei Werte-Ka-tegorien: die unterbewussten Werte (Wir geben einer Sache gegenüber einer anderen den Vorzug, ohne begründen zu können, warum.), die rationalen Werte (Wir können begründen, warum wir von einem Wert überzeugt sind.) und die tradi-tionell überlieferten Wert (Wir sind von etwas überzeugt, weil es sich so gehört, man das so macht und schon immer so gemacht hat.).

Eines ist sicher unstrittig, Wer-te sind weder in Stein gemeißelt noch naturgegeben, sie unterliegen einem stetigen Wandel. Wir können sie begreifen als eine geschichltich gewachsene und kulturell vermit-telte „Konzeption des Wünschens-werten“ (Clyde Kluckhohn). Und ganz egal, ob wir uns dabei nun auf die Philosophie, die Bibel oder an-dere Einflüsse berufen: Werte wie Menschenwürde, Verantwortung und Respekt sind unabdingbare Voraussetzungen für ein gelungenes (Zusammen-)Leben, und - da sind wir wieder am Anfang - Glück.

» »Ein jeder ist so viel wert, wie die Dinge

wert sind, um die es ihm ernst ist.«

(Marc Aurel)

Text: Frauke Niemann

„Unsere Wertvorstellun-

gen sind aufs Engste

mit unseren Handlun-

gen verknüpft sind.

Werte beeinfl ussen, was

wir tun oder eben nicht

tun.“

Page 5: MITTENDRIN Februar-März-Ausgabe 2016

| 5 Thema

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Vom Wertekanon und WertechaosWas ist wirklich wichtig? Ein Kommentar von Roxandra Chrobok.

Die allgemeine Wertediskus-sion hat einen neuen Hoch-stand erreicht. Der Begriff

der „Leitkultur“ wird völlig neu diskutiert, und kein Tag vergeht, an dem nicht über Grundwerte im All-gemeinen und Besonderen geschrie-ben und berichtet wird. Je länger ich mich mit dem Thema Werte aus-einandersetze, desto unüberschau-barer wird das ganze Unterfan-gen. Es gibt so viele Dimensionen, wo anfangen? Bei menschlichen Grundwerten, den inneren, persön-lichen, ideellen, universellen oder sozialen Werten, der Bewertung im Sinne des Nutzens des einen oder anderen Gegenstandes, oder der Leistung unserer (Mit-)Menschen? Unser gesamtes Dasein unterwer-fen wir tagtäglich, bewusst oder unbewusst, einem kaum noch über-schaubaren Wertekanon.

Auch in der täglichen Arbeit und der Arbeitswelt wimmelt es gera-dezu von Bewertungsrastern, die Menschen nach ihren Hard- und Softskills untergliedern. Da ist von der „Auffassungsgabe“, der „er-brachten Leistung“, „Lernbereit-schaft“, oder „Zielorientierung“ die Rede. Was geschieht aber, wenn etwas oder jemand aus dem positi-ven Bewertungsraster fällt? Ist es/er dann unwert, wertlos? Wer be-stimmt tatsächlich den Wert oder die Wertlosigkeit von etwas? Ist nicht gerade der Kontrast, die Non-konformität wichtig, damit wir uns gemeinsam weiter entwickeln kön-nen? Zurück geworfen auf mich selbst, weil alle Werte-Definitionen mir nicht helfen, kann ich wohl nur

beschreiben, worauf mein eigene Begrifflichkeit beruht. Und, ver-rückt, da sehe ich meine Kindheit vor mir. Meine Großmutter hat zwei Weltkriege, meine Mutter und mein Vater haben das Ende des zweiten Weltkriegs als Kinder und Jugend-liche erlebt. Das Grauen der Kriege und der Wahnsinn der vermittelten Nazi-Ideologie hatten beide Gene-rationen schwer geprägt! Zuhause lernte ich Dinge wie Achtsamkeit, Höflichkeit, Freiheit, Ehrlichkeit, Inspiration, Neugier und Individu-alität schätzen und leben, Ich-Sein und den anderen Menschen in sei-ner Individualität zu sehen und zu akzeptieren. Vielleicht ist das die „ethische Ursuppe“, auf denen un-ser menschliches Zusammenleben beruht. Aber wie lange hat diese Basis Be-stand, wenn materielle Not oder Gewalt droht? In Victor Klemperers „Tagebücher 1933 – 1945“ ist nie-dergeschrieben, was in Menschen vorgeht, wenn es zum Schluss um das nackte Leben geht. In diesem Kontext erscheint mir mein und un-

ser Leben sehr banal, unsere Werte-landschaft ganz schön designt, die Erwartungen überhöht.

Auch, wenn wir es oft vergessen: Uns geht es gut. So gut, dass wir unseren Reichtum mit anderen Menschen teilen können und soll-ten. Gerade jetzt, da im LaGeSo die Warteplätze knapp sind. Und ich persönlich fühle mich unendlich reich: Ich arbeite in einem klasse Team und kann als Teil desselben eine Menge für andere Menschen tun. Ich darf durch meine Tochter ganz neue Dinge lernen, weil sie einfach 25 Jahre jünger ist, unver-braucht und mit ihren ganz eigenen Dingen beschäftigt. Und, und, und! So, nun ist es raus und Sie können selber bestimmen, ob Ihnen diese Zeilen wertvoll waren!

Autoreninfo Roxandra Chrobok ist stellvertre-

tende Vorstandsvorsitzende des

Kulturverein Prenzlauer Berg, passio-

nierte Hobbygärtnerin, Leseratte und

Freidenkerin.

„Im Grunde sind

es doch die

Verbindungen

mit Menschen,

die dem Leben

seinen Wert

geben.“

Wilhelm von

Humboldt

Page 6: MITTENDRIN Februar-März-Ausgabe 2016

6 | Shortstories

Ausstellung zu Begrüßungsritualen in aller Welt &

biologischem Wissen rund um die Geburt

Das Berliner Spendenparlament sucht

Parlamentarier

Spielstein lässt Bastler-

herzen höher schlagen

Jetzt im MACHmit!Museum:

geboren & willkommen

Wer möchte

mitentscheiden?

Alles Lego,

oder was?

Kleine Steine, große Wirkung: Zweieinhalb Meter misst das Le-go-Schiff, das im Spielzeugladen „Spielstein“ in der Immanuelkirch-straße vor Anker liegt. Der kapita-le Dreimaster ist ein Nachbau der HMS Victory, mit der Lord Nelson einst in die Schlacht von Trafalgar zog. Ein Jahr feilte Ladeninhaber Dirk Delorme am Bauplan, sam-melte Material und setzte Legostein auf Legostein. Mühe und Geduld haben sich mehr als gelohnt! Zwei Jahre lang konnte man den Steinrie-sen im Deutsche Technik Museum Berlin bewundern, mittlerweile ist er wieder im Heimathafen anzu-treffen, dem Legoladen seines Er-bauers. Eins ist sicher, kleine und große Modellbauer sind hier bes-tens aufgehoben. Mehrere tausend Legoteile fassen die Holzregale im „Spielstein“, es finden sich Bausätze und jede Menge gebrauchte einzel-ne Steine. Der günstigste ist bereits für einen Cent zu haben!

Spielstein, Immanuelkirchstr. 16, 10405 Berlin, Tel.: 030-43911 621

Wie werden Babys in den Kul-turen der Welt begrüßt? Was brauchen Neugeborene, damit es ihnen gut geht? Was hat es mit gelben Stramplern und bunten Spiegelbändern auf sich? Oder ei-nem Messer am Kinderbett? Was haben Babys mit zarten Pflänz-chen gemeinsam? Was hört ein

Das Berliner Spendenparlament, ein Projekt der Stiftung dragon-dreams, sucht neue Parlamentari-er. Als Parlamentarier entscheidet man bei der Vergabe von Spen-denmitteln für Kinder- und Ju-gendprojekte mit. Vorbild sind die bereits seit einigen Jahren in anderen Großstädten vorhande-nen Spendenparlamente. Die Stif-tung dragondreams will durch die Möglichkeit direkter, demokra-tischer Mitbestimmung bei der Spendenvergabe über das Berliner

Baby im Bauch der Mama? Was macht eigentlich eine Hebamme? Wie bist du auf die Welt gekom-men? Wer hat deinen Namen ausgesucht, und was bedeutet er? Und was hat das alles mit den UN-KinderRechten zu tun? Diese und andere Fragen beantwortet die Ausstellung „geboren & willkom-men“ im MACHmit!Museum.

MACHmit!Museum Senefelderstraße 5

10437 Berlin030-74778-200

[email protected]

Spendenparlament bei Bürgern und Firmen soziales Engagement und Spendenbereitschaft fördern.Parlamentarier kann jeder wer-den, der eine jährliche Mindest-spende von 60 EUR (Einzelper-sonen) bzw. 120 EUR (Firmen/Institutionen) leistet. In jährlich zwei Sitzungen beraten die Par-lamentarier über vorliegende Förderanträge und entscheiden über die Vergabe der verfügbaren Spendenmittel. Mehr Infos unter: www.dragondreams.de.

MACH

mit! Der

Name ist

Programm!

Text: Frauke Niemann, Foto : pixabay

Page 7: MITTENDRIN Februar-März-Ausgabe 2016

| 7 Shortstories

JUBILÄUMS-

MALWETTBEWERB

Einsendeschluss: Freitag, der 11. März

Einsendungen bitte an:

Kreuzberger Musikalische Aktion e.V.

Betreff : „Löwe“

Friedrichstr. 2

10969 Berlin

20. Berliner Kinderkarneval der Kultu-

ren: 14. Mai 2016

20 Jahre mit GebrüllGroßer Jubiläumsmalwettbewerb zum Kinderkarneval der Kulturen

Er ist stark, er ist schön und gilt nicht umsonst als König der Tiere. Seit Jahrtausenden erhebt der Mensch Löwen zu Wappentie-ren, benennt Sternbilder, Firmen, Maskottchen und Produkte nach ihnen, verehrt sie als Götter oder baut sie in Mythen, Fabeln und Hel-dengeschichten ein. Beim großen Jubiläums-Malwett-bewerb zum „20. Berliner Kinder-karneval der Kulturen 2016“ gilt es, sich dem Löwen künstlerisch zu nähern. Der stolze Savannen-bewohner gehört zu den bedroh-ten Tierarten, denen der Mensch immer mehr Lebensraum raubt. Er steht vielerorts vor dem Aus-sterben. Der König der Tiere ist in Gefahr und braucht dringend unsere Unterstützung!

Frei nach dem Motto „20 Jahre mit Gebrüll!“ sind nun alle Kinder bis 12 Jahre gefragt, ihren Löwen zu Papier zu bringen. Dabei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt: Malen, Zeichnen, Collagen kleben,

Skulpturen basteln, alles ist erlaubt!Die fertigen Kunstwerke können noch bis 11. März 2016 bei der Kreuzberger Musikalischen Aktion (KMA) per Post oder persönlich eingereicht werden. Bitte denkt dar-an, jedes Bild mit Namen, Alter und gegebenenfalls Klasse und Schul-stempel auf der Rückseite zu kenn-zeichnen! Aus organisatorischen Gründen können die eingesendeten Bilder nicht zurück geschickt wer-den. Die Jury begutachtet alle Ein-sendungen und nominiert drei bis fünf Gewinnerbilder. Diese werden auf dem offiziellen Kinderkarnevals-Plakat abgedruckt. Für die besten Einreichungen lo-cken zusätzlich schöne Preise, in einer Ausstellung werden im Mai 2016 alle Wettbewerbsbeiträge ge-zeigt. Die Preisverleihung findet am Tag der Ausstellungseröffnung mit einem bunten Kinderkultur-programm statt.

Weitere Informationen findet ihr auf der Homepage des Berliner Kinderkarnevals der Kulturen: www.kma-kinderkarneval.de

Der Kinderkarneval der

Kulturen feiert zwanzig-

jähriges Jubiläum!

Anlass genug, um unter

dem Motto

„20 Jahre mit Gebrüll“

zum großen Malwett-

bewerb aufzurufen.

Macht mit, und ge-

winnt tolle Preise!

Logo

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Page 8: MITTENDRIN Februar-März-Ausgabe 2016

8 | Shortstories

Kinder sind die besten Geschichtenerzähler

Von Gipfelstürmern und traurigen Aff en

Es war einmal ein Indianer, der lebte mit seinem Stamm - wie alle Indianer - im All-

gäu. Sein Name war Braune Feder. Häuptling Braune Feder ging ger-ne in den Zoo. Das war nicht ganz einfach, denn man konnte nicht mit dem Auto zum Zoo fahren, sondern musste das Auto auf einem Park-platz abstellen und dann mit dem Bus zum Zoo fahren. Eines Tages,

als er wieder einmal durch den Zoo spazierte und am Affenkäfig vorbei kam, stellte er fest, dass die Affen-babys ganz traurig waren. Traurige Tiere mochte er nicht, deshalb stell-te er sich vor den Käfig und ver-suchte, mit Grimassen und lustigen Bewegungen die Affenbabys wie-der fröhlich zu machen. Es dauerte zwar eine Weile, aber er schaffte es tatsächlich, sie wieder zum Lachen

Auto, Diamant, Zebra, indianerhäuptling, Bus – Nicht unbedingt die Helden einer

spannenden Geschichte? Oh doch, aber Hallo!

und Herumalbern zu bringen. Zu-frieden wollte er weiter gehen, als der Zoodirektor ihn ansprach und ihm dafür dankte, dass er sich so um die Affen gekümmert hatte. Und weil er so glücklich war, schenkte er ihm ein Zebra. Auf dem Weg nach Hause musste das Zebra zuerst in einem Käfig auf dem Bus fahren, konnte dann aber im Kofferraum von Häuptling Braune Feder Platz nehmen. Im Allgäu gab es manch-mal lustige Wettbewerbe. Zum Bei-spiel einen, bei dem die Menschen mit Pferden oder anderen Reittieren auf den Berg und wieder zurückrei-ten mussten. Der Schnellste gewann einen Preis. Bisher hatte Häuptling Braune Feder kein Reittier, aber jetzt hatte er ein Zebra. Also meldete er sich eines Tages mit seinem Zebra, das er inzwischen Schwarzstreifi ge-nannt hatte, zu diesem Wettbewerb an. Nach dem Start rannte das Ze-bra so schnell, dass der Häuptling zuerst oben auf dem Berg war. Dort stand eine Bergziege und eine kleine Hütte. Die Wettstreiter mussten die Ziege streicheln, und dann ein Foto von sich und der Ziege vor der Hüt-te machen, als Beweis, dass sie wirk-lich oben waren. Als er das geschafft hatte, ritten sie ganz schnell wieder den Berg hinunter. Unten angekom-men jubelten alle, denn Häuptling Braune Feder war mit Schwarz-streifi schneller als alle anderen und gewann einen riesengroßen Diamanten.

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Spannung liegt in der Luft. Eine Schar Kinder zwischen vier

und sechs sitzt um eine weiße Box. In der Box befinden sich

Dinge, die auf den ersten Blick so gar nichts miteinander

zu tun haben. Ein Wort gibt das andere, und schon sind

es nicht mehr einfach nur irgendwelche Dinge, eins nach

dem anderen findet seinen Platz in der turbulenten Ge-

schichte, die die Kinder gemeinsam ersinnen. Was passiert,

wenn sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen? Eine Menge.

Lesen Sie selbst!

Geschichtenerfi nderinnen

Frida, Lilli A., Franka, Isabel, Loana, Lilli

D. und Paula - Kitakinder aus dem

HAUS 2 der Kita Gleimstrolche

Page 9: MITTENDRIN Februar-März-Ausgabe 2016

| 9 Shortstories

Gegen die Regellosigkeiten der WeltFür eine neue Kunst des Zusammenlebens: Das konvivialistische Manifest

Ein Blick in die Historie verrät, dass es seit Beginn der Geschichtsschrei-bung und zu allen Zeiten große gesellschaftliche Probleme gab, die bewältigt werden mussten. Aktuell sind diese in Bezug auf das Klima, die soziale Ungerechtigkeit, die Finanzkrise, die Kriegssituationen und die Armut so global und allum-greifend, dass wir neue Wege finden müssen, miteinander zu leben, auch oder gerade in einer wettbewerbs-gesteuerten Wachstumsgesellschaft.

In diesem Wissen trafen sich 2010 einige Vordenker zu einem Kol-loquium in Japan. Die Kolloqui-umsbeiträge gaben den Anstoß zur Debatte um den Konvivialismus (con-vivere = zusammen-leben). Der Begriff unterstreicht die Wich-tigkeit, eine neue Philosophie des Miteinanders zu entwickeln ange-sichts der Fehlentwicklungen zeit-genössischer Gesellschaften. Das Ergebnis der fast zwei Jahre andau-enrnden Diskussion einer Grup-

Zusammenleben neu gedacht: ökologisch und sozial nachhaltig.

pe von (vor allem) französischen Wissenschaftlern und Intellektu-ellen – darunter Edgar Morin, Eva Illouz oder Chantal Mouffe – findet sich in einem schmalen Bändchen wieder. Es heißt „Das konvivialisti-sche Manifest“. Es ist ein Konsens-papier und eine Multileistung, denn 40 Autoren, ansonsten naturgemäß häufig unterschiedlicher Ansichten, konnten sich auf einen gemeinsa-men Text einigen, den man für den

„größten gemeinsamen Nenner des alternativen Denkens halten darf “. Er kritisiert vor allem zwei vor-herrschende Grundprobleme, das Primat des Utilitarismus als theore-tischen und praktischen Fokus auf

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»„Es gibt schon

ein richtiges

Leben im

falschen.“

Text: Barbara Schwarz, Frauke Niemann

Les Convivialistes: Das

konvivalistische Manifest.

Transcript Verlag, 80 S., 7,99 Euro

Frank Adloff / Volker M. Heins (Hg.)

Konvivialismus. Eine Debatte,

Transcript Verlag, 264 S., 19,99 Euro

Nutzenmaximierung und die Idee des unbegrenzten Wachstums: Der technische Fortschritt könne sich nicht endlos fortsetzen, ohne sich gegen sich selbst zu wenden. Die Konvivialisten formulieren einen Gegenentwurf, die positive Visi-on eines Zusammenlebens, sozial nachhaltig, ökologisch und grenz-übergreifend: „Es geht darum, ei-nen neuen, radikalisierten und er-weiterten Humanismus zu erfinden, und das bedeutet die Entwicklung neuer Formen der Menschlichkeit.“ Die Stärke des Manifestes liegt da-rin, dass es mehr ist und sein will als ein theoretisches Thesenpapier: das Fundament einer praktischen Bewegung, die eine Vielzahl beste-hender Protesbewegungen und De-batten in sich vereint.

Schon heute gibt es viele Formen konvivialistischen Miteinanders, z.B. lokale Tauschsysteme, fairen Handel oder Parallelwährungen. 2015 erschien die Debatte zum Manifest. Eine Vielzahl an Auto-ren beschäftigte sich mit der Frage der Umsetzbarkeit der Manifest-ideen im deutschsprachigen Raum. Was heißt es, eine konvivialistische Gesellschaft anzustreben in Poli-tik, Kultur, Zivilgesellschaft und Wirtschaft?

Page 10: MITTENDRIN Februar-März-Ausgabe 2016

10 | Wort & Vision

Die Sommerferien sind vor-bei, Klasse 7A findet sich wieder im Klassenraum

ein. Es ist ein heißer Augusttag in der dänischen Kleinstadt Taering. Lehrer Eskilden begrüßt seine Schützlinge mit einem Witz, den er immer zum Schuljahresbeginn zum Besten gibt, alle lachen. Soweit, so normal. Plötzlich steht Pierre An-thon auf und sagt: „Nichts bedeutet irgendetwas. Das weiß ich schon lange. Deshalb lohnt es sich nicht, irgendetwas zu tun. Das habe ich gerade herausgefunden.“ Ruhig packt er seine Tasche, nickt seinen Klassenkameraden zu und geht aus dem Raum. Die Schüler bleiben verunsichert zurück, jeder auf seine Weise. Und die Verunsi-

dem ihr geboren werdet, fangt ihr an zu sterben.“ Eigentlich will kei-ner seine merkwürdigen Ansichten hören, aber angekratzt sind irgend-wie doch alle. Was, wenn Pierre Anthon recht hat? Der pflaumewer-fende, selbsternannte Prophet lässt sich nicht ausblenden, seine lauten Parolen machen Angst. So kann es nicht weitergehen. Die Klasse fasst den Entschluss, ihm zu beweisen, dass es sehr wohl et-was von Bedeutung gibt, damit er aufhört und endlich vom Baum steigt. Einen Versuch ist es zumin-dest wert. So beginnen sie in einem alten Sägewerk einen Berg aus Be-deutung aufzustapeln, für den alle Opfer bringen müssen. Zuerst sind es nur materiell und ideell wertvolle

cherung lässt nicht nach, denn von nun an sitzt Pierre Anthon in einem Pflaumenbaum, an dem fast alle täglich vorbeikommen und posaunt

Welchen Sinn hat das Le-ben? Und welchen Sinn sollte es haben?

Buchtipp

Was passiert, wenn junge Menschen unmittelbar mit der Sinnlosigkeit des Lebens

konfrontiert werden? Davon erzählt der Roman „Nichts. Was im Leben wichtig ist“ der

dänischen Autorin Janne Teller. Kaum ein anderes Jugendbuch wurde in den letzten Jah-

ren so heftig diskutiert, nicht nur in Skandinavien, sondern in ganz Europa. Teller polari-

siert: Ist der streckenweise verstörende Text Jugendlichen überhaupt zumutbar?

Ja, unbedingt!

Janne Teller: Nichts. Was im Leben wichtig ist.

nihilistische Statements heraus. Über die Vergänglichkeit, den Tod und darüber, dass es keinen Sinn gibt in der Welt: „Alles ist egal. Denn alles fängt nur an, um auf-zuhören. In demselben Moment in

Das Ganze ist

nichts weiter

als ein Spiel,

das nur darauf

hinausläuft, so

zu tun als ob.»

Page 11: MITTENDRIN Februar-März-Ausgabe 2016

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Dinge: die Lieblingssandalen, ein nagelneues Fahrrad, Boxhandschu-he, lange Zöpfe. Jeder Mitschüler wählt einen anderen aus, die Forde-rungen werden immer härter und grausamer, da die Wut und Trauer über den eigenen Verlust des Wert-vollsten ein Ventil braucht. Zuletzt wird auch vor Lebendigem nicht halt gemacht, erbarmungslos ver-langen sie einander alles ab. Das zunächst spielerische Unterfangen nimmt monströse Züge an. Schließlich ist der „Berg der Be-deutung“ fertig, aber bevor die 7A Pierre Anthon ihr Werk zeigen kann, bekommen Polizei und Presse Wind von der Sache, ein regelrech-ter Medienrummel beginnt, der in der Erklärung des Bergs zum Kunst-

Unterm Strich:

„Nichts. Was im Leben

wichtig ist.“ ist mehr

als ein Jugendbuch

und gehört unbedingt

auf den Lehrplan. Zu

Recht wird der Roman

verglichen mit Klas-

sikern wie „Die Welle“

und „Herr der Fliegen“,

nicht zuletzt wegen der

beschriebenen Grup-

pendynamik und einer

gewissen Gewaltbereit-

schaft. „Nichts“ geht in

seiner Radikalität aller-

dings über diese Texte

hinaus, denn ihm fehlt

die ordnende bzw. ein-

ordnende Instanz, die

moralische Wertung.

Das Gedankenchaos, in

den das Buch seine Le-

ser stürzt, erfährt keine

Aufl ösung. Gerade des-

wegen bewegt es, rührt

auf und bleibt nachhal-

tig im Gedächtnis.

Janne Teller

Nichts. Was im Leben

wichtig ist.Hanser Verlag,

144 Seiten, 12,90 Euro

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Wort & Vision

Text: Barbara Schwarz

werk mündet. Er wird von einem amerikanischen Museum gekauft. Pierre Anthon lässt das kalt, er fühlt sich nur in seiner Sicht der Dinge bestätigt. Als er endlich im Sägewerk er-scheint, verhöhnt er seine Mitschü-ler und fragt, warum sie die Dinge, die ihnen angeblich so viel bedeu-ten, verschachert haben. Da entlädt sich die Wut der Klasse, sie schlagen ihn brutal zusammen und überlas-sen ihn seinem Schicksal. Es bleiben Fragen und das leise, aber unausweichliche Gefühl der für immer vergangenen Kindheit. „Nichts“ lässt einen allein zurück, jeder muss selbst entscheiden, wie tief er sich auf die Suche nach Sinn und Bedeutung macht.

Page 12: MITTENDRIN Februar-März-Ausgabe 2016

12 | Wort & Vision

Diese Bücher wurden auf die Probe gestellt, haben einen zweifachen Kinder-TÜV pas-

siert. Seit einiger Zeit gibt es im Familienbereich der Kita Kiezeulen und Gleimstrolche

das „Lesen für Kinder“. Wir stellen Ihnen ausgewählte Schätze dieser Vorlesestunden vor.

Alle da! Unser kunter-buntes Leben.von Anja Tuckermann & Tine Schulz

Emmi freut sich jedes Jahr auf den Karneval. Andrzek bekommt an seinem Namenstag viele Geschen-ke. Th u Nga gefällt es, dass beim Tet-Fest alles geschmückt ist. „Alle da!“ stellt die Vielfalt unseres mul-tikulturellen Zusammenlebens dar. Wir kommen doch fast alle woan-ders her, denkt man nur weit genug zurück. Und jeder hat seine eigene Geschichte: Der eine verlässt der Liebe wegen seine Heimat, den an-deren zwingt Krieg zur Flucht, der nächste sucht nach einem Abenteu-er. Die unterschiedlichen kulturel-len Prägungen, die jeder mitbringt, machen unser Leben hier bunt und spannend, manchmal aber auch kompliziert. Locker, leicht und im-mer kindgerecht verhandelt „Alles da!“ auch schwierige Th emen wie Ausgrenzung oder Vorurteile gegen Fremde und Fremdes.

Klett Kinderbuch Verlag

gebunden, 40 Seiten

Altersempfehlung: ab 5 jahren

Keloğlan im Land der Stummenvon Melike Günyüz & Buket Topakoglu

Keloğlan steht vor einem Rätsel. Sein verstorberner Vater hat ihm ein Buch hinterlassen, das eine Landkarte enthält. Aus der Wid-mung wird Keloğlan zunächst nicht wirklich schlau: ,,Mein lieber Sohn, diese Landkarte ist das einzige Ver-mögen, das ich dir hinterlasse. Es gehört dir. Gib es aus, wie immer du möchtest. Aber achte wohl darauf, dass du dabei stets etwas hinzuge-winnst.“ Ratlos beschließt Keloğlan mit der Ziege Schneefl ocke zu den verschiedenen Orten, die auf der Karte verzeichnet sind, zu reisen. Die Karte erweist sich als magischer Begleiter und schon bald begreift Keloğlan, dass er, wohin er auch kommt, reicher wieder von dannen zieht. Reicher an Freiheit, Fröhlich-keit und Freundschaft zum Bei-spiel. Und das ist schon eine ganze Menge.

Schulbuchverlag Anadolu

gebunden, 32 Seiten

Altersempfehlung: 5-7 Jahre

Zuhause kann überall seinvon Irena Kobald &Freya Blackwood

Das Mädchen Wildfang fühlt sich verloren in der neuen, fremden Un-gebung. Sie musste mit ihrer Tante aus Ihrer Heimat fl iehen, in der ein Krieg ausgebrochen ist. Nichts ist so, wie sie es von Zuhause kennt. Die Sprache ist anders, ja sogar der Wind fühlt sich anders an. Am schlimmsten ist der Wasserfall aus fremden Wörtern, er ist kalt und läßt Wildfang frösteln. Sie ist einsam. Ihr einziger Trost ist ihre Decke aus Erinnerungen und vertrauten Wor-ten, in die sie sich einwickelt und zurückträumt in ihr altes Zuhause Eines Tages trifft Wildfang auf ein Mädchen, das sie anlächelt. Tag für Tag sehen sie sich auf dem Spiel-platz und werden bald richtig gute Freundinnen. Nach und nach lernt Wildfang neue Wörter und beginnt sich eine neue Decke zu weben. Zu-hause kann überall sein!

Knesebeck Verlag

gebunden, 32 Seiten

Altersempfehlung: ab 5 Jahren

Erlesenes für Kinder

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Texte: Frauke Niemann

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Wertevermittlung im FilmWarum Supermans größte Fähigkeit die Erziehung ist

Die Ethik mag zwar eine ei-gene Wissenschaft sein, sie setzt sich aber mit einem

allzu alltäglichen Phänomen ausein-ander: dem menschlichen Handeln. Dieses findet sich überall dort, wo auch der Mensch anzutreffen ist. Im Alltag, in der Schule und natürlich auch im Kino. Besonders das po-puläre Kino darf dabei nicht über-sehen werden. Die weltweit größten Vertreter des populären Films sind vermutlich Superhelden. Ein Blick auf den Urvater der Superhelden-Erzählungen zeigt, dass es sich bei

diesem Genre um mehr als nur kindliche Phantasien handelt. Ri-chard Donners Superman von 1978

Superman: Urvater der modernen Superhelden-Mythologie.

zeigt uns, wie wichtig Erziehung ist. Die Ethik als Teildisziplin der Philosophie betrachtet das mensch-liche Handeln und hinterfragt so-wohl den Menschen, als auch sei-ne Taten. Begriffe wie “gut” und “richtig” fallen dabei sehr schnell. Der Sprung ins Kino und in die zahlreichen Verfilmungen der mo-dernen Superhelden-Mythologien mag zwar ungewöhnlich anmuten, stellt sich aber sehr schnell als sehr naheliegend heraus. Schließlich ba-sieren sämtliche Helden-Konzepte auf dem ewigen Kampf von ‚Gut‘ gegen ‚Böse‘ von ‚richtigen‘ Hel-den und ‚falschen‘ Schurken. Ihre Protagonisten definieren sich und ihre Heldenrollen explizit über ihre eigenen Taten. Erst, wenn der gute Batman den bösen Joker einsperrt, darf er sich Held nennen. Erst, wenn Spider-Man die Diamanten-Diebe schnappt, ist das geltende Recht und die vorherrschende Ord-nung wieder hergestellt. Dies tun sie auf der Leinwand freilich unter Einsatz modernster Tricktechnik und in der Regel mit großen Explo-sionen. Das vermag zu unterhalten, darf aber vom eigentlich Kern nicht ablenken: Hier werden Werte ver-mittelt. Der Held markiert durch den Eingriff in den Handlungsver-

„Herz und Hirn, Leiden-

schaft und Verstand er-

gänzen sich und bilden

das Fundament für den

größten aller Werte, für

den Superman immer

und wieder eintritt: die

Hoff nung.“

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„Sämtliche Helden-

Konzepte basieren auf

dem ewigen Kampf von

‚Gut‘ gegen ‚Böse‘ von

‚richtigen‘ Helden und

‚falschen‘ Schurken.“

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lauf eine Grenzüberschreitung der Schurken. Das geltende Recht wird ignoriert, und dieser Vorgang muss geahndet werden. Durch diesen Mechanismus zeigen sich nicht nur die eigenen Werte des Helden, son-dern auch die der filmischen und außerfilmischen Gesellschaft. Da-bei unterscheiden sich die Helden nicht nur in der Wahl ihrer Kostü-me und Fähigkeiten, sondern auch in ihren grundlegenden Werten. Spider-Mans Onkel formuliert dies eindrucksvoll im gleichnamigen Film von 2002: “Aus großer Kraft folgt große Verantwortung.” Erst durch das tragische Missachten die-ser Lebens-Lektion entscheidet sich der Protagonist Peter Parker für den Wert der Verantwortung und wird

dadurch schlussendlich zum Hel-den Spider-Man. Ähnlich verhält es sich bei Bruce Wayne, der durch den tragischen Tod seiner Eltern als Kind schwer traumatisiert wird. Erst mit der Heldwerdung als Bat-man schafft er es, dieses Trauma zu überwinden. Batman steht also für den Wert der Überwindung. Diese Liste ließe sich durch die bunte Rie-ge der Superhelden weiter ergänzen: Aus dem schwächlichen Steve Ro-gers wird der starke Captain Ameri-ca, weil er mutig und tapfer ist. Aus Hal Jordan wird Green Lantern, weil er furchtlos ist. Doch es gibt eine Ausnahme, die weitaus kom-plexer zu sein scheint. Eine Ausnah-me, die als Urvater der modernen Superhelden-Mythologie angesehen

Das Kino vermag ein Ort der Unterhaltung sein, auf der Leinwand werden aber auch immer Werte vermittelt

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werden kann, sowohl in Comic- als auch in Film-Form: Superman. Clark Kent wird bereits als Kind mit seinen außergewöhnlichen Kräften konfrontiert und entscheidet sich erst als erwachsener Mann zur Hel-denrolle als Superman. Dabei ist ihm eine ganz besondere Fähigkeit vergönnt, die so auf keinen der er-wähnten Helden zutrifft: Er wurde zum Helden erzogen.

Superkraft Supereltern

Dies lässt sich eindrucksvoll inner-halb der eigenen filmischen Mytho-logie des Helden nachvollziehen. Im Science-Fiction- und Superhelden-Klassiker SUPERMAN von 1978 er-zählt Regisseur Richard Donner die

» Superman ist eine ganz besondere Fähigkeit vergönnt,

die so auf keinen der erwähnten Helden zutriff t:

Er wurde zum Helden erzogen.

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Auch andere Helden stehen für eigene Werte. Captain America zum Beispiel für Mut

und Tapferkeit.

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klassische Entstehungsgeschichte des titelgebenden Helden: Als Baby Kal-El wird der Held von seinen außerirdischen Eltern in letzter Se-kunde in eine rettende Raumkapsel gelegt, die diesen vor dem Unter-gang des eigenen Planeten bewahrt. Die Raumkapsel bringt das Findel-kind über eine mehrjährige Reise durch die Galaxien auf den Planeten Erde, wo sie mitsamt Insassen von dem menschlichen Ehepaar Martha und Jonathan Kent gefunden wird. Das Paar entscheidet sich schnell zur geheimen Aufzucht des Ster-nenkindes. Durch die veränderten Bedingungen auf der Erde gegen-über dem Heimatplaneten Kryp-ton ist das Kind durch verschiede-ne außergewöhnliche Fähigkeiten gesegnet. Mit dem Erreichen der Volljährigkeit zieht es den jungen Mann aus seiner Zieh-Heimat Kan-sas in die kühlen Weiten des Nord-pols, wo er durch ein Artefakt mit seinen außerirdischen Wurzeln und dem biologischen Vater in Kontakt treten kann. Nach mehreren Jahren dieser Kontaktaufnahme und des Trainings zieht der Held als Super-man in die Großstadt Metropolis, um dort für “Truth, Justice and the American Way” einzustehen. Neben einem bunten Kostüm, einer Viel-zahl phantastischer Superkräfte wie einem Hitzeblick und der Fähigkeit zu fliegen, ist der Held aber mit der größten aller Kräfte ausgestattet: ei-ner liebevollen Erziehung.Diese Erziehung ist durch die dop-pelten Vatervorbilder auch einer doppelten Natur. Der Film zeigt verschiedene Episoden des heran-wachsenden Clark Kent, die ein-drucksvollste ist gleichzeitig die wirkungsvollste. Im Gespräch mit dem Adoptiv-Vater Jonathan äu-ßert der Zögling seinen sichtbaren Frust über die Geheimhaltung sei-ner eigenen Fähigkeiten. Es entfaltet

sich ein Dialog zwischen Vater und Sohn, der die nachvollziehbare pu-bertäre Frustration des Zöglings mit sich und der Welt ausformuliert. Der Vater aber reagiert gelassen. Er wisse auch nicht, was der Grund für die Kräfte des Jüngling oder der größere Plan für die weitere Ent-wicklung sei. Eins ist ihm aber klar: Es kann nicht darum gehen, simple Touchdowns im Football zu erzie-len. Die Episoden im sonnendurch-fluteten, ländlich-simplen Kansas vermitteln das Übrige. Regisseur Donner macht deutlich: Das ist ein liebevolles, geerdetes Elternhaus, in dem Clark Kent zu einem jungen Mann heranwächst. Verantwor-tungsbewusstsein hat hier nichts mit Trauma oder Bürde, sondern mit Menschlichkeit zu tun.Umso größer der Kontrast bei den Episoden mit dem biologischen Va-ter. Hier herrschen durch Schnee-landschaften und Eispaläste kalte und kantige Strukturen vor. Die Lektionen des biologischen Vaters Jor-El sind dabei kein direkter Ge-gensatz zu den Pflegeeltern, sondern harmonisieren mit diesen. Hier wird

Verantwortungsbewusstsein durch die eigene Herkunft übertragen. Der Stolz der eigenen Wurzeln die wissenschaftlich-rational geprägte Kultur seiner kryptonischen Hei-mat fungiert dabei als lenkende Ins-tanz für die emotionalen Lektionen der irdischen Aufzucht. Kurzum: Herz und Hirn, Leidenschaft und Verstand ergänzen sich und bilden das Fundament für den größten al-ler Werte, für den Superman immer und wieder eintritt: die Hoffnung. Und die ist ohne eine hoffnungsvol-le, liebevolle Erziehung unmöglich.

AutoreninfoChristian Steiner, Jahrgang 1987

studierte Philosophie und Medien-

wissenschaft an der CAU Kiel. Seine

Masterarbeit beschäftigte sich mit

den ethischen Grundlagen der

fi lmischen Superman-Mythologie. In

seiner Freizeit podcastet er regelmä-

ßig über Filme und neuerdings auch

speziell zu Superhelden-Filmen.

www.secondunit-podcast.de

www.superherounit.de

Text: Christian Steiner

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Strausberg wird auch die grüne Stadt am See genannt: Zwi-schen Bötzsee, Herrensee und

Straussee, befindet sich das größte zusammenhängende Waldgebiet Brandenburgs, mit der S-Bahn nur 45 Minuten vom Alexanderplatz entfernt. Ein idealer Ort für die „Andere Welt“, ein Gelände mit 280.000 Quadratmetern, auf dem sich bisher 15 Menschen zusam-mengefunden haben, die etwas ge-meinsam (er-)schaffen möchten, jenseits von Kapitalismus und Spe-kulation. Eine Präambel beschreibt ihre Ideale: Verschiedenes soll auf diesem wunderbaren Fleckchen Erde realisiert werden und möglich sein. Sie sind offen für Mitstreiter und deren Ideen, möchten andere willkommen heißen. Ist so ein Pro-jekt weltfremd? Ganz im Gegenteil: Ein starkes Wir-Gefühl ist zu spü-ren in der „Anderen Welt“, mit ei-ner großen Freiheit für Ideen und

Ideale. Hier versammeln sich En-thusiasten im ursprünglichen Sinn. Freiheit hat hier nichts mit Unbe-stimmtheit zu tun, sondern mit dem entscheidenden Umstand und bestimmten Wunsch, dass alles Tun verantwortungsvoll von allen Mit-wirkenden mitgetragen wird. Das ist Pflicht und auch Credo, denn die Bewohner der „Anderen Welt“ neh-men ihr Wirtschaften, ihre Arbeit, ihre Kreativität selbst in die Hand,

Solidarisch – fair – eigenverantwortlich„Die Andere Welt“ in Strausberg

weil Lebenszeit endlich ist und unersetzbar. Ende der 70er Jahre errichtete die DDR an diesem abge-schieden Ort im Wald den Haupt-knotenpunkt des Fernmeldenetzes. Zusätzlich baute die Post diverse Funktionsgebäude, Hallen und ei-nen zentralen zweigeschossigen, inzwischen verschlossenen, Bunker mit einer Nutzfläche von ca. 8.500 Quadratmetern. Nach der Wende wurde alles zunächst von der Deut-schen Post und dann von der Deut-schen Telekom AG genutzt, verwal-tet und schließlich veräußert.

Das Gelände wurde privat gekauft. Derzeit wird mit der Stadt Straus-berg ein Bebauungsplan ausgear-beitet, das ist oft mühevoll aufgrund der wechselvollen Geschichte die-ses besonderen Ortes. Das Ziel für die nächsten zwei Jahre soll sein, bestimmte Bereiche in Gemein-schaftseigentum zu bringen und für

„Der Unternehmer

heißt Unternehmer, weil

er was unternimmt. Der

Arbeiter heißt Arbeiter,

weil er arbeitet. Würden

die Arbeiter was unter-

nehmen, müssten die

Unternehmer arbeiten.“

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Wohnen und Gewerbe nutzbar zu machen. Ganz konkret: Da das Ge-lände als Mischgebiet ausgewiesen ist, können dort Gebäude errichtet werden, um in ihnen zu wohnen, aber auch um Gewerbe zu treiben.Die „Andere Welt“ ist ein offenes, experimentierfreudiges, naturnahes Lebens-, Erlebens- und Arbeitspro-jekt in zukünftiger Selbstorganisati-on. Und so sieht die Vision der Zukunft aus: „Die künftigen „BauherrInnen“ erwerben einen Teil des (dann) ge-meinsamen Grundstückes und pla-nen und bauen das, was sie für ihr Leben, das ihrer Familien und für ihre Arbeit brauchen.“ Klingt mehr als erstrebenswert. Der größte Teil des Areals ist Wald, der dauerhaft geschützt werden wird, da Flächen für Veranstaltungen und Gastlich-keit entstehen, welche in die „Ande-re-Welt-Stiftung“ übergehen sollen. Der Ort hat seine eigene Geschichte und die passt gut zur gedanklichen Richtung, die die Menschen dort einschlagen möchten: „Nachhal-tiges Leben und verantwortungs-voller Umgang mit Holz und Na-tur ist Forderung und Zielrichtung zugleich. Die andere wesentliche Forderung ist die der Offenheit und der Gastlichkeit: will sagen, dass die Ausstrahlung des Ortes stets einla-dend für all diejenigen bleiben soll, die an nachhaltigen, unkommerzi-ellen und geldabwesenden Lebens-entwürfen und Konzepten interes-siert sind.“Das Selbstverständnis und Wollen der „Anderen Welt“ ist als Appell gegen Opportunismus und Kon-formismus zu verstehen; als Aufruf für eigenes Nachdenken, wie man

zusammenleben kann, ohne gleich als Kommune zu gelten. Schon heute finden erste Projekte in der „Anderen Welt“ statt: Workshops, Kino und Kunstaktionen. Im Herbst entstand ein erstes Produkt durch Gemeinschaftsarbeit: das elektri-sche Schwedenfeuer. Hergestellt in Handarbeit mit Holz aus dem eige-nen Wald, ist jede Lampe ein Uni-kat, die mit 3-5 Watt erhellt und gleichzeitig Strom spart. Ein eigener Seminar- und Workshopbereich kann für Veranstaltungen genutzt werden. Außerdem gibt es liebevoll ausgestattete Gästezimmer, bis zu 25 Personen kann die „Andere Welt“

beherbergen. Das auch als Tipp für alle Stadtflüchtigen, die eine kurze (oder längere) Auszeit vom Groß-stadt-Trubel brauchen. Für kleines Geld können sie in der „Anderen Welt“ übernachten und ein Ein- oder Zweibett-Zimmer mieten. Wer nur mal „schnuppern“ möchte, dem sei eine Führung übers Gelände ans Herz gelegt.

Mehr über die „Andere Welt“ erfahren Interessierte hier:

www.anderewelt.org

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Text: Barbara Schwarz

So schön kann „Platte“ sein: ein Gästezimmer der „Anderen Welt“.

Unikate aus dem Strausberger Wald, in Handarbeit hergestellt.

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KLASSENTREFFEN

Berliner Lebenswege 1961-2015

- Ausstellung -

Museum Pankow

Prenzlauer Allee 227/228

10405 Berlin

noch bis zum 3. April 2016

Dienstag bis Sonntag: 10 -18 Uhr

Eintritt frei

Kiez & Kultur

Abi 2017 triff t Abi 1961

Berliner Lebenswege vom Mauerbau bis heute

Abijahrgang 2017 triff t auf Abijahrgang 1961: Schüler des heutigen Käthe-Kollwitz-

Gymnasiums dokumentieren Lebenswege ihrer Vorgänger im zeithistorischen Kontext

in der Ausstellung „Klassentreff en“ im Museum Pankow.

Endlich frei, das Abitur in der Tasche und raus in die Welt! Für die Schüler des

Käthe-Kollwitz-Gymnasiums, die ihr Abschlusszeugnis nächstes Jahr in den Händen halten werden, ein ganz normales Gedankenspiel. Doch wie fühlte es sich eigent-lich 1961 in Ostberlin an, Abitur zu machen? Zu einer Zeit, als die Welt den Eleven alles andere als offen stand und die DDR sich und ihre Bürger mittels Mauer von der Außenwelt abzuschotten begann? Eine Woche lang interviewte eine

Besuchern hier in Wort und Be-wegtbild exemplarisch vorgestellt. Die Zeitzeugen erzählen in kurzen Einspielern ihre Geschichte, par-allel dazu wird auf Infotafeln aus-schnitthaft der historische Kontext beleuchtet. So können an den Le-bensläufen entlang ganz praktisch die Auswirkungen der deutschen Teilung nachvollzogen werden. Was hat einige zur Flucht in den Westen bewegt? Wie wurde der Alltag in der DDR erlebt? Die persönlichen Erfahrungen der Porträtierten spie-geln die mehrfachen gesellschaftli-chen Epochenwechsel der Zeit, die sich in der Gründung von BRD und DDR 1949, dem Mauerbau 1961 und dem Fall der Mauer 1989 mani-festieren. Erstaunlicherweise hat die Klasse über alle die Jahre und die innerdeutsche Grenze hinweg den Kontakt gehalten. Noch heute fin-den regelmäßig Klassentreffen statt.10. Klasse des Käthe-Kollwitz-Gym-

nasium Frauen und Männer des Ab-iturjahrgang 1961 der damals in der Pasteurstraße, heute in der Dun-ckerstraße ansässigen Schule und filmte die Gespräche. Unterstützt wurden sie dabei von der Projektlei-terin Bettina Tacke vom Geschichts-verein Nord-Ost. Herausgekommen ist die Ausstellung „Klassentref-fen. Lebenswege von 1961-2015“, die noch bis zum 3. April 2016 im Bildungszentrum Sebastian Haff-ner im Museum Pankow zu sehen ist. Sechs Biografien werden den

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Text: Frauke Niemann

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unschuldig wie ein Baby. Behandle ihn pfl eglich, dann wirst Du Freude an ihm haben.“

Na, was meint Ihr? Is diese Ge-schichte es wert, dass wir über sie nachdenken? Hm, schwer zu beant-worten. Jeder Mensch hat andere Vorstellungen von dem, was für ihn wertvoll is: ein teures Schmuckstück z.B., oder aber ein Erbstück, zwar von geringem Geld- aber umso größerem Erinnerungswert. Dann gibt es noch ideelle Werte, wie oben genannt. Und die Frage steht im Raum: Geben wir allen Werten die Wertschätzung, die ihnen gebührt?

Bleibe ich mal bei mir. Is meine „werte“ Leserschar eine Floskel, oder meine ich es ernsthaft ? Seid Ihr, liebe Leserschar, mir wirklich etwas wert? Ohne Frage: na, klar! Ich schreibe ja für Euch. Allerdings: Wenn ich in der heutigen Zeit mei-ne Texte mit dem PC schreibe, in-teressiert es niemanden, ob ich eine schöne Handschrift habe. In meiner Grundschule gab es noch das Fach „Schönschreiben“! Mancher lacht, wenn ich davon erzähle; aber über-legen wir mal: Was hatte das Schön-schreiben für einen Eff ekt? Will ich „schön“, also gut und richtig schrei-ben, bin ich gezwungen, es langsam zu tun. Ich sehe jedes Wort länger vor mir. Mein Gehirn hat also mehr Zeit, sich das Wort und seine Or-thografi e einzuprägen! Noch Fra-gen, warum heute alle Lehrer über schlechte Rechtschreibung klagen?

Kolumne:

und ich möchte nich versäumen, Euch, meiner werten Leserschar, meine ganz „pünkt“lichen (im doppelten Sinne, hi, hi, hi), guten Wünsche für das neue Jahr zu über-bringen. Mögen Euch zu aller Zeit Freude und Glück, aber vor allem Frieden und Gesundheit beschie-den sein, und, wie ich gern zu sa-gen pfl ege, das neue Jahr kann nur besser werden, wa? Geben wir dem Jahr die Chance, … Aber halt, das kann ich Euch anhand eines Textes besser beschreiben, der vor einiger Zeit meinen Weg kreuzte:

Ein Mann hatte am Spiegel im Bad ei-nen Zettel. Jeden Morgen, wenn er sich rasierte oder die Zähne putzte, konnte er, ja sogar: musste er lesen, was er da-rauf geschrieben hatte: „Guten Morgen! He, was schaust Du denn so muffi g-zer-knittert drein? Probleme wegen gestern? Mann, das war gestern! Heute ist kein Anlass für ein vergrämtes Gesicht! Läch-le! Du kannst Dich freuen: heute ist sogar ein ganz besonderer Tag! Es könnte der schönste Deines Lebens werden. Warum nicht? Bis jetzt spricht nichts dagegen: Du hast noch nichts falsch gemacht, nie-mand hat Dich gekränkt, Du hast noch kein Geld ausgegeben und keinen Ter-min verpasst, kein Amt hat Dich beläs-tigt, Du hast keine hohe Rechnung erhal-ten … ES IST ALLES BESTENS, ALLES OFFEN, KEINE CHANCE VERTAN! Du siehst: Der Tag ist zur frühen Stunde

Der Springende Punkt

Hallöle,alle mal herhören… da bin ich wieder,

Und: wie viele Menschen haben heute noch eine schöne Hand-schrift ??? Da fällt mir mein Mathe-lehrer in der EOS ein. Der hatte die Angewohnheit, viel an die Tafel zu schreiben. Es faszinierte uns Schü-ler, mit welcher Akribie er die Zah-len „zelebrierte“. Und das Schönste: eine „2“ hatte in der ersten und in der letzten Zeile ein völlig identi-sches Aussehen! Schlimm nur, dass er das gleiche von uns verlangte. Aus heutiger Sicht weiß ich, warum er das tat. Wie haben sich die Werte doch verändert!

Was uns in Politik und Wirtschaft heut begegnet, is oft weit entfernt von jeglicher Wertschätzung. Muss ich Beispiele nennen? VW? FIFA? Ich lass Eurer Fantasie freien Lauf. Erschreckend, mit welcher Gleich-gültigkeit, Verlogenheit und Unred-lichkeit manche in selbstverständli-cher Manier so agieren.

Was hindert uns eigentlich daran, uns wieder auf die „guten alten“ Tu-genden (oder soll ich sagen: Werte) zu besinnen? Das kostet doch nix! Alsda sind: Höfl ichkeit, Freundlich-keit, Friedenswillen, Aufrichtigkeit, Toleranz, Nächstenliebe, oder wie sie alle heißen mögen. Der Berliner Th eologe Alfred Bengsch hat einmal gesagt: „Wir wissen nicht, was das neue Jahr bringt, aber wir wissen, dass es jeden Tag eine Gelegenheit bietet, etwas Gutes zu tun.“ Lasst uns also gemeinsam an einer besse-ren, weil toleranten und friedlichen Welt bauen, und zwar alle miteinan-der; wir haben nur diese eine Welt! Dies wünsche ich mir und allen lie-ben Menschen, die sich durch mei-ne Zeilen angesprochen fühlen.

„Haltet die Werte ganz weit in die

Höh´!“, mahnt der Springende

Punkt vom KVPB. (pad)

... .. Kiez & Kultur

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20 | Das Letzte

Wat? Wo steht denn ditte?

MitTENDRINmachen Impressum

Die Dame auf dem Bild hat eini-ges erlebt. Zu ihren Füßen kein geringerer als der Göttervater Zeus himself. Der Herrscher über Gott und Menschen hatte ja bekannter-maßen die Angewohnheit, von Zeit zu Zeit Tiergestalt anzunehmen, um die eine oder andere Dame auf diese Weise inkognito für sich zu gewinnen, um es mal vorsichtig auszudrücken. So erging es auch unserem Frollein, das nichtsahnend mit dem bemerkenswert zutrauli-chen Stier schäkerte, um mir nichts dir nichts auf dem Seewege ins weit entfernte Dings entführt zu werden; Sie wissen schon!

Ob sich Zeus mit der ihm zuge-dachten Fußabtreterpose hätte anfreunden können, in Stein ge-gossen, wagen wir zu bezweifeln, aber der Gute war ja auch zeitle-bens nicht gerade zimperlich. So

Die MITTENDRIN ist das kostenlose Kiezmagazin des

Kulturverein Prenzlauer Berg e.V. Es erscheint alle zwei

Monate in einer Aufl age von 2.000 Stück. Wir freuen uns über

jede Wortmeldung – ob Alltägliches oder Kurioses, kleine

oder größere Aufreger, Lob oder Kritik.

Ganze Artikel sind genauso willkommen wie Themenvor-

schläge, Leserbriefe, Hinweise auf inspirierende Lektüre oder

spannende Veranstaltungen in Prenzlauer Berg. Aktuelle und

vergangene Ausgaben fi nden Sie hier:

www.kvpb.de/mittendrin.

Herausgeber: Kulturverein Prenzlauer Berg e.V.,

Danziger Str. 50, 10435 Berlin | Redaktion: Barbara

Schwarz, Frauke Niemann | ViSdP: Der Vorstand | Layout:

Henriette Anders | Satz und Bildredaktion: Frauke Niemann

Redaktion MITTENDRIN

Barbara Schwarz | Frauke Niemann

Danziger Straße 50 - 10435 Berlin

Tel: 030/346 235 39 | 030/490 852 37

Mail: [email protected]

was kommt von so was! Wenn Sie wissen, welchen illustren Namen unser Frollein trägt, und wo es sich befindt, senden Sie Ihre Lösung bitte bis zum 15. März 2016 an [email protected]. Unter allen Mitratern verlosen wir zwei Karten für das Theaterspektakel „Hegel.Macht.Liebe.“ der Künstlerkombo „kulturschlund“ am 18. März 2016 im ZENTRUM danziger50.

Des Rätsels Lösung: In der letzten Ausgabe haben wir ein Pasting des französische Street-Art-Künstlers JR gesucht. Man be-kommt es zu Gesicht, wenn man die Prenzlauer Allee Richtung Alexand-erplatz befährt oder begeht und sei-nen Blick auf Höhe des Soho House nach oben richtet.

Bilderrätsel

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Der Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der 15.03.2016. Ihre Beiträge senden Sie bitte an: [email protected].

Text: Frauke Niemann