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»LINA BO BARDI 1OO – Brasiliens alternativer Weg in die Moderne«, Ausstellung im Architektur- museum der TU München in der Pinakothek der Moderne 14.11.2014–22.2.2015; Foto: Casa de Vidro, São Paulo 1949-1951, © Markus Lanz, 2014 Herr Matton, Sie haben Urbanistik in den Niederlanden studiert, waren in verschiede- nen Bereichen als Gestalter tätig und lehren seit 1993 als Dozent an europäischen Uni- versitäten – in diesem Wintersemester als Gastprofessor am Lehrstuhl für Städtebau und Regionalplanung, TUM von Prof. Wolf- rum. Ihre vielfältigen Tätigkeiten und Pro- jekte reichen von »Klimamaschinen« über Kunstperformances bis zur Wiederbelebung des DDR-Einfamilienhaustyps EW 58. Als Urbanist, Architekt, Aktivist und Künstler lassen Sie sich in keine Schublade stecken. In welcher Rolle sehen Sie sich selbst? Was treibt Sie an? Ich habe Urbanistik studiert und sehe mich bei all meinen Tätigkeiten als Stadtplaner. Diese Disziplin hat sich seit meinem Studium in eine Richtung entwickelt, mit der ich mich immer weniger identifizieren kann. Heutige Stadtpla- nung ist geprägt von Kommerz, Investoren und Gewinnoptimierung, die Stadt ist zur Maschi- ne geworden. Um in »attraktiven« Städten wie Hamburg oder München leben zu können zahlen viele Menschen sehr viel Geld und geben einen Teil ihrer Selbstbestimmung auf. Diese Entwick- lungen kann ich nur schwer nachvollziehen und möchte deshalb mit meinen Projekten Alterna- tiven anbieten und aufzeigen. Ihre multimedialen Projekte erscheinen häu- fig wie Kunstwerke. Neben der Gastprofessur in München haben sie außerdem eine Profes- knapp 1000 Einwohnern gestoßen. Der Bürger- meister selbst hat mich durch das Haus geführt und mir wenig später das Gebäude verkauft. Seit- dem lebe und arbeite ich hier, habe eine eigene Werkstatt, einen Garten mit eigenem Gemüse und Gästezimmer für Künstler oder häufig auch Studentengruppen, hier kann ich ein selbstbe- stimmtes Leben führen. Zurzeit sind zehn Archi- tekturstudenten der TUM zu Besuch. Was machen Sie mit den Studenten in Wendorf? Wir haben die »Werkstatt Wendorf« vor kurzem in »Wendorf Academy«, also einen Ausbildungs- betrieb umbenannt. Dabei forschen wir direkt vor Ort zusammen mit Studenten zum Thema Land- leben. Im derzeitigen Seminar »Urban Habitat« suchen wir nach der »klassischen« Vorstellung und dem Begriff von »Land«. Wir untersuchen, wie urban oder doch immer noch ländlich das Landleben in der heutigen Zeit eigentlich ist. Wir wollen das Landleben dokumentieren, unse- re eigenen Schlüsse daraus ziehen, und Strate- gien entwickeln, die vielleicht auch für große Städte wie Hamburg oder Berlin relevant sind. Andersherum natürlich genauso, Städte können vom Land lernen, genauso wie das Land von den großen Städten. Nehmen wir das derzeit »hip- pe« Großstadt-Phänomen des »Guerilla Garde- ning«, bei dem Großstädter an »untypischen« Orten in der Stadt z.B. Gemüse anbauen. Dieser Gartenbau in der Stadt ist längst eine Realität, die noch so viel besser funktionieren und zur Stadt beitragen könnte, wenn wir uns ein paar Dinge vom Landleben »abschauen« würden. An diesem Austausch zwischen Stadt und Land arbeite ich. »The fact, that I live in Wendorf doesn´t mean that I can´t be reached. I live in Central Europe. I have a satellite Internet, a Lada four-wheel drive and a mobile phone like everyone else in the global village.«, heißt es auf Ihrer Web- site. Außerdem bezeichnen Sie die Werkstatt Wendorf als »hypermodern«. Ist diese Art zu leben die Zukunft des Landlebens und Ihre Antwort auf den akuten Wohnraummangel sur für raum&designstrategien an der Kunst- universität Linz inne. Welche Rolle spielt Kunst in ihrer Arbeit? Wenn ich beispielsweise eine Kunst-Perfor- mance veranstalte wie die Potemkinsche Straße, bei der wir versucht haben, die Hauptstraße in der Kleinstadt Wittenburg mit Hilfe von gemeinsa- men Kunstaktionen in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung, wieder neu zu beleben oder einen Bananenbaum nach Holland bringe, ihn in eine »Gewächs-Box« stecke und damit auf den Kli- mawandel aufmerksam machen will, dann immer vor dem Hintergrund der Stadtplanung. Mit mei- nen Projekten möchte ich das Leben in Städten und auf dem Land lebenswerter machen. Ich ver- folge einen sehr angewandten, pragmatischen Ansatz, den ich bei meinen Projekten als »indie urbanism« bzw. »trendy pragmatism« beschrei- be. Dass ich dabei häufig in die »Ecke des Künst- lers gestellt« werde, passiert einfach. Was bedeuten »indie urbanism« und »tren- dy pragmatism«? »Indie urbanism« bedeutet, dass ich mit einfa- chen Mitteln aus einer persönlichen Position her- aus urbanistische Maßnahmen entwickeln will, die ich für richtig oder notwendig halte. »Tren- dy pragmatism« heißt, dass ich dabei pragma- tisch und mit eigenen Händen an das Problem herangehe und mich dabei an aktuellen Themen wie dem Klimawandel orientiere. Im »Trend« liegt, pragmatisch zu handeln oder Projekte für die Zukunft zu entwickeln, die immer auch etwas mit einem Anpassen an die gegebenen Umstän- de zu tun haben. Sie leben und arbeiten seit über 10 Jahren in der »Werkstatt Wendorf«. Was ist die »Werk- statt Wendorf« und was machen Sie dort? Unser Apartment in Rotterdam ist zu klein gewor- den. Da ich damals zeitgleich in Berlin lebte, habe ich von dort aus europaweit nach einer neu- en Bleibe gesucht. Dabei bin ich auf ein altes, leerstehendes Schulhaus in Wendorf, einer klei- nen Gemeinde in Mecklenburg-Vorpommern mit in Städten wie München? Oder ist das Ihre persönliche Flucht vor der Stadt? Ich genieße die Freiheiten des Landlebens sehr und versuche nicht, es zu romantisieren. Mir ist durchaus bewusst, dass das Leben auf dem Land, das ich führe, nur möglich ist durch moder - ne Technologien wie Skype, Mobiltelefon und Internet. Mein Tagesablauf in Wendorf lässt sich durchaus mit meinem ehemaligen in Rotterdam vergleichen. Vormittags arbeite ich drei bis vier Stunden, dann gibt es Mittagessen. In Rotterdam ging ich um die Ecke einen Döner essen, in Wen- dorf muss ich mir selbst etwas kochen, hier gibt es schlicht keinen Imbiss um die Ecke. Wo ich in Rotterdam nachmittags einen Durchhänger im Büro hatte, gehe ich hier in Wendorf in meine Werkstatt und beschäftige mich mit etwas ande- rem. Seitdem ich hier wohne lebe ich bewusster, fahre gezielt zwei Mal im Monat nach Hamburg ins Theater oder Einkaufen. Das Leben auf dem Land bietet Qualitäten, die mir die Stadt nicht bieten kann. Ein Quadratmeter in München kos- tet etwa 700 Euro, in Wendorf nur 7 Euro, das heißt, hier habe ich einhundert-Mal so viel Platz für den gleichen Preis. Insgesamt sehe ich Wen- dorf aber nicht als ein Modell, sondern als Ange- bot, das man für ein besseres Leben nutzen kann. Welche Gesellschaft haben Sie vor Augen, wenn sie an eine »lebenswerte« Gesellschaft denken? Gibt es etwas was Sie ihren Studie- renden mit auf den Weg geben wollen? Seine Umwelt und ihre Qualität zu hinterfra- gen halte ich für das Wesentliche und Wichtigs- te im Studium. Ich kann nur jedem ans Herzen legen, Umstände nicht als gegeben wahrzuneh- men und »nicht Gutes« zu akzeptieren, sondern es selbst besser zu machen, sich zu emanzipie- ren von seiner Umwelt. Im Bezug auf Gesell- schaft finde ich wichtig, sich seiner Umstände bewusst zu werden und sich als Teil der Gesell- schaft zu begreifen. So wird es zur Aufgabe und Pflicht, dass Jeder seinen Teil zu einer besseren Gesellschaft beiträgt. Das Interview führte Luis Michal via Skype. STUDENTEN FRAGEN TON MATTON München Architektur Programm | 11 2014

München Architektur Programm | 11 2014...Erika-Cremer-Str. 8 München. Willy-Brandt-Platz. War da was? wir hier / here we are 2013 war ein umfas-sendes Kunstprojekt am Willy-Brandt-Platz

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Page 1: München Architektur Programm | 11 2014...Erika-Cremer-Str. 8 München. Willy-Brandt-Platz. War da was? wir hier / here we are 2013 war ein umfas-sendes Kunstprojekt am Willy-Brandt-Platz

»LINA BO BARDI 1OO – Brasiliens alternativer Weg in die Moderne«, Ausstellung im Architektur-museum der TU München in der Pinakothek der Moderne 14.11.2014–22.2.2015; Foto: Casa de Vidro, São Paulo 1949-1951, © Markus Lanz, 2014

Herr Matton, Sie haben Urbanistik in den Niederlanden studiert, waren in verschiede-nen Bereichen als Gestalter tätig und lehren seit 1993 als Dozent an europäischen Uni-versitäten – in diesem Wintersemester als Gastprofessor am Lehrstuhl für Städtebau und Regionalplanung, TUM von Prof. Wolf-rum. Ihre vielfältigen Tätigkeiten und Pro-jekte reichen von »Klimamaschinen« über Kunstperformances bis zur Wiederbelebung des DDR-Einfamilienhaustyps EW 58. Als Urbanist, Architekt, Aktivist und Künstler lassen Sie sich in keine Schublade stecken. In welcher Rolle sehen Sie sich selbst? Was treibt Sie an?Ich habe Urbanistik studiert und sehe mich bei all meinen Tätigkeiten als Stadtplaner. Diese Disziplin hat sich seit meinem Studium in eine Richtung entwickelt, mit der ich mich immer weniger identifizieren kann. Heutige Stadtpla-nung ist geprägt von Kommerz, Investoren und Gewinnoptimierung, die Stadt ist zur Maschi-ne geworden. Um in »attraktiven« Städten wie Hamburg oder München leben zu können zahlen viele Menschen sehr viel Geld und geben einen Teil ihrer Selbstbestimmung auf. Diese Entwick-lungen kann ich nur schwer nachvollziehen und möchte deshalb mit meinen Projekten Alterna-tiven anbieten und aufzeigen.

Ihre multimedialen Projekte erscheinen häu-fig wie Kunstwerke. Neben der Gastprofessur in München haben sie außerdem eine Profes-

knapp 1000 Einwohnern gestoßen. Der Bürger-meister selbst hat mich durch das Haus geführt und mir wenig später das Gebäude verkauft. Seit-dem lebe und arbeite ich hier, habe eine eigene Werkstatt, einen Garten mit eigenem Gemüse und Gästezimmer für Künstler oder häufig auch Studentengruppen, hier kann ich ein selbstbe-stimmtes Leben führen. Zurzeit sind zehn Archi-tekturstudenten der TUM zu Besuch.

Was machen Sie mit den Studenten in Wendorf? Wir haben die »Werkstatt Wendorf« vor kurzem in »Wendorf Academy«, also einen Ausbildungs-betrieb umbenannt. Dabei forschen wir direkt vor Ort zusammen mit Studenten zum Thema Land-leben. Im derzeitigen Seminar »Urban Habitat« suchen wir nach der »klassischen« Vorstellung und dem Begriff von »Land«. Wir untersuchen, wie urban oder doch immer noch ländlich das Landleben in der heutigen Zeit eigentlich ist. Wir wollen das Landleben dokumentieren, unse-re eigenen Schlüsse daraus ziehen, und Strate-gien entwickeln, die vielleicht auch für große Städte wie Hamburg oder Berlin relevant sind. Andersherum natürlich genauso, Städte können vom Land lernen, genauso wie das Land von den großen Städten. Nehmen wir das derzeit »hip-pe« Großstadt-Phänomen des »Guerilla Garde-ning«, bei dem Großstädter an »untypischen« Orten in der Stadt z.B. Gemüse anbauen. Dieser Gartenbau in der Stadt ist längst eine Realität, die noch so viel besser funktionieren und zur Stadt beitragen könnte, wenn wir uns ein paar Dinge vom Landleben »abschauen« würden. An diesem Austausch zwischen Stadt und Land arbeite ich.

»The fact, that I live in Wendorf doesn´t mean that I can´t be reached. I live in Central Europe. I have a satellite Internet, a Lada four-wheel drive and a mobile phone like everyone else in the global village.«, heißt es auf Ihrer Web-site. Außerdem bezeichnen Sie die Werkstatt Wendorf als »hypermodern«. Ist diese Art zu leben die Zukunft des Landlebens und Ihre Antwort auf den akuten Wohnraummangel

sur für raum&designstrategien an der Kunst-universität Linz inne. Welche Rolle spielt Kunst in ihrer Arbeit?Wenn ich beispielsweise eine Kunst-Perfor-mance veranstalte wie die Potemkinsche Straße, bei der wir versucht haben, die Hauptstraße in der Kleinstadt Wittenburg mit Hilfe von gemeinsa-men Kunstaktionen in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung, wieder neu zu beleben oder einen Bananenbaum nach Holland bringe, ihn in eine »Gewächs-Box« stecke und damit auf den Kli-mawandel aufmerksam machen will, dann immer vor dem Hintergrund der Stadtplanung. Mit mei-nen Projekten möchte ich das Leben in Städten und auf dem Land lebenswerter machen. Ich ver-folge einen sehr angewandten, pragmatischen Ansatz, den ich bei meinen Projekten als »indie urbanism« bzw. »trendy pragmatism« beschrei-be. Dass ich dabei häufig in die »Ecke des Künst-lers gestellt« werde, passiert einfach.

Was bedeuten »indie urbanism« und »tren-dy pragmatism«?»Indie urbanism« bedeutet, dass ich mit einfa-chen Mitteln aus einer persönlichen Position her-aus urbanistische Maßnahmen entwickeln will, die ich für richtig oder notwendig halte. »Tren-dy pragmatism« heißt, dass ich dabei pragma-tisch und mit eigenen Händen an das Problem herangehe und mich dabei an aktuellen Themen wie dem Klimawandel orientiere. Im »Trend« liegt, pragmatisch zu handeln oder Projekte für die Zukunft zu entwickeln, die immer auch etwas mit einem Anpassen an die gegebenen Umstän-de zu tun haben.

Sie leben und arbeiten seit über 10 Jahren in der »Werkstatt Wendorf«. Was ist die »Werk-statt Wendorf« und was machen Sie dort?Unser Apartment in Rotterdam ist zu klein gewor-den. Da ich damals zeitgleich in Berlin lebte, habe ich von dort aus europaweit nach einer neu-en Bleibe gesucht. Dabei bin ich auf ein altes, leerstehendes Schulhaus in Wendorf, einer klei-nen Gemeinde in Mecklenburg-Vorpommern mit

in Städten wie München? Oder ist das Ihre persönliche Flucht vor der Stadt?Ich genieße die Freiheiten des Landlebens sehr und versuche nicht, es zu romantisieren. Mir ist durchaus bewusst, dass das Leben auf dem Land, das ich führe, nur möglich ist durch moder-ne Technologien wie Skype, Mobiltelefon und Internet. Mein Tagesablauf in Wendorf lässt sich durchaus mit meinem ehemaligen in Rotterdam vergleichen. Vormittags arbeite ich drei bis vier Stunden, dann gibt es Mittagessen. In Rotterdam ging ich um die Ecke einen Döner essen, in Wen-dorf muss ich mir selbst etwas kochen, hier gibt es schlicht keinen Imbiss um die Ecke. Wo ich in Rotterdam nachmittags einen Durchhänger im Büro hatte, gehe ich hier in Wendorf in meine Werkstatt und beschäftige mich mit etwas ande-rem. Seitdem ich hier wohne lebe ich bewusster, fahre gezielt zwei Mal im Monat nach Hamburg ins Theater oder Einkaufen. Das Leben auf dem Land bietet Qualitäten, die mir die Stadt nicht bieten kann. Ein Quadratmeter in München kos-tet etwa 700 Euro, in Wendorf nur 7 Euro, das heißt, hier habe ich einhundert-Mal so viel Platz für den gleichen Preis. Insgesamt sehe ich Wen-dorf aber nicht als ein Modell, sondern als Ange-bot, das man für ein besseres Leben nutzen kann.

Welche Gesellschaft haben Sie vor Augen, wenn sie an eine »lebenswerte« Gesellschaft denken? Gibt es etwas was Sie ihren Studie-renden mit auf den Weg geben wollen?Seine Umwelt und ihre Qualität zu hinterfra-gen halte ich für das Wesentliche und Wichtigs-te im Studium. Ich kann nur jedem ans Herzen legen, Umstände nicht als gegeben wahrzuneh-men und »nicht Gutes« zu akzeptieren, sondern es selbst besser zu machen, sich zu emanzipie-ren von seiner Umwelt. Im Bezug auf Gesell-schaft finde ich wichtig, sich seiner Umstände bewusst zu werden und sich als Teil der Gesell-schaft zu begreifen. So wird es zur Aufgabe und Pflicht, dass Jeder seinen Teil zu einer besseren Gesellschaft beiträgt. Das Interview führte Luis Michal via Skype.

STUDENTEN FRAGEN

TONMATTON

München Architektur Programm | 11 2014

Page 2: München Architektur Programm | 11 2014...Erika-Cremer-Str. 8 München. Willy-Brandt-Platz. War da was? wir hier / here we are 2013 war ein umfas-sendes Kunstprojekt am Willy-Brandt-Platz

Walter Siebel schließt sich ein Podium an, auf dem die urbanen Orte und die Qualitäten unse-rer Stadt erörtert werden. Mit Christian Ganzer, Prof. Dr. Elisabeth Merk, Vera Schröder, Prof. Dr. Walter Siebel. www.mvhs.de

5TAGUNG: WOHNEN IN BAyERN / MODELLvORHABEN – ENERGIEEFFIZIENTER WOHNUNGSBAU

Bayerische Architektenkammer | 10.00 h bis 17.00 h | Haus der Architektur | Waisenhausstr. 4Innovative Konzepte für energiesparenden Wohnungsbau zu realisieren, war Ziel des 2007 gestarteten Modellvorhabens »Energie-effizienter Wohnungsbau« der Obersten Bau-behörde. Es sollte unter Beweis stellen, dass geförderter Wohnungsbau mit guter Architek-tur und geringem Energie- und Ressourcenver-brauch machbar ist - bei der Modernisierung von Wohnquartieren der 1950er- und 1960er-Jahre wie beim Neubau von Energiesparsied-lungen und von Effizienzhäusern. Vier Jahre nach der öffentlichen Präsentation der Konzepte stellt der Wohnprojektetag Bayern 2014 nun die fertig gestellten Pilotmaßnahmen vor. www.byak.de

5vORTRAG:NORMAL INvENTORy

Sofia von Ellrichshausen und Mauricio Pezo, ChileFakultät für Architektur, TUM | 19.00 h Friedrich-von-Thiersch Hörsaal (Raum 2300) | Arcisstr. 21Im Mittelpunkt des Werkes von Pezo von Ell-richshausen steht die räumliche Entdeckung und ihre Genese. Durch die Radikalität und den scheinbar archaischen Geometrien entziehen sich die Bauten in ihrer Erscheinung jeglicher architektonischer Kategorisierung. Im Inneren jedoch entfalten sie ihre Vielfalt.

www.lsa.ar.tum.de

© Pezo von Ellrichshausen

6BUCHPRäSENTATION: WIR HIER / HERE WE ARE

Kultur-Etage der Messestadt-Riem | 19.30 h Erika-Cremer-Str. 8München. Willy-Brandt-Platz. War da was? wir hier / here we are 2013 war ein umfas-sendes Kunstprojekt am Willy-Brandt-Platz. Dabei wurden aktuelle Aspekte wie Migrati-on und Globalisierung, Stadtentwicklung und Bürgergesellschaft thematisiert und mit Beteili-gung von Bewohnern und Besuchern der Stadt sichtbar. www.here-we-are.net

6vORTRAG UND vERNISSAGE: »PARADIGMENWECHSEL - vON DER BAUSTATIK ZUR BAUKUNST«

vortrag von Stefan Polónyi sowie Eröff-nung der Ausstellung »Tragende Linien – Tragende Flächen«Oskar von Miller Forum | 18.30 h | Oskar-von-Miller-Ring 25Aus Baustoffen wie Holz, Stein und Beton haben die Baumeister früher, nur auf Erfah-rung und Intuition gegründet, »stoffgerechte« Bauwerke erstellt. Die Verwendung von Eisen und Stahl im 19. Jhdt. führte zur Gründung der Baustatik und damit später zur Bauwissenschaft. Aus dem Gleichgewicht der Kräfte konnte man neue Tragsysteme herleiten und deren Tragfä-higkeit quantifizieren. Der Stahl ermöglichte die Anpassung der Tragwerke an die theore-tisch hergeleiteten Systeme, andererseits hat die

3vORTRAG: »ARRIvAL CITy« – MODERNE GROSSSTäDTE vOR DER HERAUSFORDE-RUNG MIGRATION

Reihe »Metropolis - Wohnen in der Stadt« Münchner volkshochschule | 20.00 h | Gasteig | Rosenheimer Str. 5Einst geplant als Abbild idealer Gesellschafts-ordnungen, stehen moderne Großstädte heu-te vor gewaltigen Herausforderungen: Verlust öffentlichen Raums, unkontrolliertes Wachs-tum, Migrationsströme. Der kanadische Journa-list Doug Saunders beschreibt in seinem Buch »Arrival City«, die gewaltigen Veränderun-gen der Städte in Asien und Nordamerika aber auch in Europa (Paris, Berlin-Kreuzberg), die durch Migrationsbewegungen ausgelöst wur-den. Saunders‘ Thesen werden im Vortrag durch Theorien von wichtigen zeitgenössischen Stadt-theoretikern wie Rem Koolhaas ergänzt.

www.mvhs.de

3KONFERENZ: RURBANCE »FOOD AND THE CITy«

Architekturmuseum der TUM | Pinakothek der Moderne | 14.00 h | Barer Str. 40Erneuerte Stadt-Land-Beziehungen und regiona-le Nahrungsversorgung sind entscheidende Fak-toren für nachhaltige räumliche Entwicklung, sowie gesellschaftliche und kulturelle Wünsche. Die RURBANCE Konferenz zielt darauf ab, das Spannungsfeld der Themen Landwirtschaft, Landschaft und Umweltschutz in der Stadt- und Regionalentwicklung in Zusammenhang mit Fragen der Siedlungsentwicklung, Mobili-tät und Energie zu behandeln. In zwei Themen-blöcken tragen dazu Experten aus Bayern und der Lombardei zur Diskussion neuer Landwirt-schaftsmodelle und raumplanerischer Konzepte bei. Eintritt frei. Um Anmeldung wird gebeten: [email protected] www.rurbance.eu www.architekturmuseum.de

© Luftbild Klaus Leidorf für Landraum

3 DIALOG:»vOM NUTZEN UND NACH-TEIL DER PHILOSOPHIE FüR DIE ARCHITEKTUR«

Ein Abend, zwei Persönlichkeiten Bayerische Architektenkammer | 19.00 h Haus der Architektur | Waisenhausstr. 4Julia Mang-Bohn, Architektin (Bohn Architek-ten) im Dialog mit Martin Düchs (Blockrandbe-bauung - Architektur + Philosophie).

www.byak.de

4DISKUSSION: STADTENTWICKLUNG UND URBANITäT Was macht eine Stadt urban?

Reihe »Metropolis - Wohnen in der Stadt« volkshochschule München | 20.00 h | Gasteig | Black Box | Rosenheimer Str. 5Stadtplaner legen oftmals großen Wert auf die Urbanität der von ihnen geplanten Anlagen und Quartiere. Sie verstehen darunter meist eine durch funktionale Differenzierung gekenn-zeichnete Stadt, in der sich unterschiedliche soziale Milieus, Arbeiten und Wohnen, private und öffentliche Räume, soziale und kulturelle Einrichtungen miteinander vermischen. Dem Eröffnungsvortrag des Stadtforschers Prof.

ERMINENOvEMBER 2014

Baustatik eine wesentliche Überschreitung der Grenzen der direkten Erfahrungen ermöglicht. Mit den heutigen, computergestützten Hilfs-mitteln mit denen die Quantifizierung beliebi-ger Objekte möglich geworden ist, können sich die Bauingenieure von vorgegebenen statischen Systemen befreien und Tragwerke in material-gerechter Formensprache entwerfen.

www.oskarvonmillerforum.de

© A:AI Archiv für Architektur und Ingenieur-baukunst der TU Dortmund, Vorlass Polónyi

6vORTRAG: NEUE BESCHEIDENHEIT IM ZEITGENöSSISCHEN KIR-CHENBAU – IST WENIGER WIRKLICH MEHR?

Bayerische Architektenkammer | 19.00 h Haus der Architektur | Waisenhausstr. 4Ornament und Ornat oder Armut und Demut? Dieser Diskurs hat in den Weltreligionen eine lange Tradition. Auch in der Architektur schlägt das Pendel zwischen opulenten Formen und karger Reduktion in regelmäßigen Zyklen in die eine oder andere Richtung aus. Momentan prägen Angemessenheit und soziale Verant-wortung die aktuelle Architekturdebatte stärker als formale Extravaganzen und technologische Höchstleistungen – nicht nur im aktuellen Kir-chenbau. Doch führt eine maximale Reduzie-rung der architektonischen Mittel im Sinne von »Less is more« automatisch zu einem sakralen Raumgefühl? Kann nicht auch ein inszenier-tes Spektakel im Sinne des »Deus ex machi-na« gestalterischen und liturgischen Mehrwert erzielen? Und - was verstehen wir heute unter »mehr«? Mit Frank Kaltenbach und Wolfgang Jean Stock www.byak.de

10BIN ICH SCHöN?ANDERE AUGEN – ANDERE SICHTWEISEN

Ein Disput zur StadtbaukunstBayerische Architektenkammer | 19.00 h Haus der Architektur | Waisenhausstr. 4 Wie kommt Schönheit in die Stadt? Wer ist ver-antwortlich - wer vermisst sie - wer fordert sie ein - wo ist sie heute noch zu finden? Kann in diesem Zusammenhang Stadtbaukunst jenseits ökonomischer, juristischer, politischer Sach-zwänge wieder eine bedeutende Stellung erlan-gen? Gibt es sie noch im Sinne einer gestalten-den Kraft, die unserer gebauten Umwelt das Gesicht verleiht? Was bedeutet letztlich Qualität im Städtebau und wie unverzichtbar ist dabei die Rolle des Stadtplaners? Wieviel gesellschaftli-chen Rückhalt genießt er überhaupt in seinem Streben nach Schönheit und Lebensqualität?Diese und andere Fragen sollen in einem Podi-umsgespräch mit Vertretern aus der politischen, fachlichen und journalistischen Praxis sowie freien Denkern erörtert werden. www.bda-bayern.de

12DISKUSSION: WIE DICHT SOLL MüNCHEN WERDEN? STREITEN üBER EINE STäDTEBAULICHE vISION

Reihe »Metropolis - Wohnen in der Stadt« Münchner volkshochschule | 19.00 - 20.30 h Gasteig | Rosenheimer Str. 5Laut der aktuellen Prognose werden bis 2030 mehr als 200 000 Menschen nach München zie-hen. Wo sollen sie Platz zum Wohnen finden? Flächen für Wohnungsbau innerhalb der Stadt-grenzen sind schon jetzt knapp. Aufstocken, an- und neu bauen in Einfamilienhausgebieten, Siedlungen und Blockstrukturen könnte eine Lösung sein. Überlegungen hierzu finden sich im Projekt »Langfristige Siedlungsentwicklung« der LH München. Ist Verdichtung ein Ausweg aus der Wohnungsnot? Mit welchen Konsequen-

zen für die Gestalt der Stadtquartiere, für das Zusammenleben im Viertel, für die urbane und die grüne Entwicklung Münchens? Mit Hans-Otto Kraus, Werner Lederer-Piloty, Stephan Reiß-Schmidt, Klaus Bäumler www.mvhs.de

13SyMPOSIUM: LINA BO BARDI 100

Architekturmuseum der TUM | Pinakothek der Moderne | 10.00 - 17.00 h | Ernst von Siemens-Auditorium | Barer Str. 40 Den Auftakt zur Ausstellung zum hundertsten Geburtstag der italienisch-brasilianischen Archi-tektin Lina Bo Bardi (1914-1992) bildet ein wis-senschaftliches Symposium: Internationale Experten werden in Vorträgen über zentrale Aspekte und die bis heute zu vermittelnde Aktu-alität des Werks Lina Bo Bardis sprechen, dieser vielseitigen Architektin, Gestalterin und Theore-tikerin, die Architekturgeschichte schrieb. Eintritt frei www.architekturmuseum.de

SESC Pompéia, São Paulo © Markus Lanz

17vORTRAG: SCHWABINGER TOR – EIN NEUES STADTqUARTIER MIT TRAM-ANSCHLUSS

Lars Johannsen, Jost Hurler GmbHTUM | vorhoelzer Forum | 18.30 h | Arcisstr. 21Vortrag im Rahmen des öffentlichen Kollo-quiums »Der öffentliche Verkehr – Katalysa-tor für die Stadtentwicklung«, das sich mit der Lage und Erreichbarkeit als wichtigem Ent-scheidungskriterium bei Neuplanung und Nie-derlassung von privaten Handelsbetrieben und Unternehmen beschäftigt. www.re.ar.tum.de

20vORTRAG: »HERE + THERE«

Markus Emde aus dem Büro Brandlhuber + Emde Architekten und Stadtplaner. Hochschule München | Fakultät für Archi-tektur | 19.00 h | Aula | Karlstr. 6Die Vortragsreihe bietet Architekten, die hervor-ragende Entwurfspositionen im europäischen Kontext vertreten, ein Forum. Die Reihe endet mit Andreas Bründler (Buchner Bründler AG Architekten BSA) aus Basel. www.ar.hm.edu

21 FORSCHUNGSGESPRäCH Kommentiertes Werkverzeich-nis der Möbel und Möbelent-würfe Ludwig Mies van der Rohes

Zentralinstitut für Kunstgeschichte | 15.00 h Katharina-von-Bora-Str. 10 | Raum 242Im 3. Forschungsgespräch erörtern Kunsthisto-riker, Restauratoren und Praktiker Fragen der Produktion, der Rezeption und der Konservie-rung verchromter Stahlmöbel. www.zikg.eu

20 – 22

SyMPOSIUM: ORT UND ORTSBEZUG IN DER ARCHITEKTUR

Hochschule München | Fakultät für Archi-tektur | Karlstr. 6Das Symposium soll die Rolle des physischen Kontextes in der Architektur auf Basis histori-sche und theoretischer Grundlagen erarbeiten. Untersucht werden kontextuelle Entwurfsprak-tiken anhand von konkreten Bauten, Projekten oder individuellen Positionen der Architekten, als auch deren theoretische Reflexionen. Da die letzteren im nennenswerten Umfang erst für die Renaissance bezeugt sind, beschränkt sich der Untersuchungszeitraum auf die Neuzeit.

www.ar.hm.edu

Page 3: München Architektur Programm | 11 2014...Erika-Cremer-Str. 8 München. Willy-Brandt-Platz. War da was? wir hier / here we are 2013 war ein umfas-sendes Kunstprojekt am Willy-Brandt-Platz

ab

5ENERGIEEFFIZIENTER WOHNUNGSBAU. Wohnmodelle Bayern – nach-haltig, sozial, zukunftsorientiert

Oberste Baubehörde | Franz-Josef-Strauß-Ring 4Steigende Energiepreise, knapper werdende Ressourcen und der Schutz des Klimas fordern auch beim Bauen neue Lösungen für mehr Ener-gieeffizienz. Wie unter engen Kostenvorgaben energetisch zukunftsweisender und sozial nach-haltiger Wohnungsbau mit hoher architektoni-scher Qualität geschaffen werden kann, zeigen Modellprojekte des Experimentellen Wohnungs-baus der OBB im Bayerischen Staatsministeri-um des Innern, für Bau und Verkehr.www.experimenteller-wohnungsbau.bayern.de

bis

7UN STUDIO MOTION MATTERS 4.0

Architekturgalerie München | Türkenstr. 30Präsentiert wird eine Auswahl von UNStu-dio Schlüsselprojekten aus 26 Jahren Archi-tekturgestaltung, das gegenwärtige Konzept des Architekturbüros und den breiten Diskurs, der heutzutage Herausforderungen in der Ent-wurfsgestaltung bestimmt. Öffnungzeiten: Mo–Fr 9.30–19.00 h, Sa 09.30–18.00 h www.architekturgalerie-muenchen.de

ab

13HELMUT vON WERZ – EIN ARCHITEKTENLEBEN 1912-1990Architekturgalerie München |

18.00 Uhr | Türkenstr. 30In dem beachtlichen Werk, das Helmut von Werz gemeinsam mit seinen Partnern Johann Christoph Ottow, Erhard Bachmann, Michel

Marx schuf, wird der Geist der Nachkriegsar-chitektur sichtbar, der einerseits vom Maßhal-ten und Bewahren bestimmt ist, sich andererseits der Avantgarde gegenüber nicht verschließt. Bekannte Gebäude sind die Nazarethkirche in Bogenhausen oder das Hochhaus des Bayeri- schen Rundfunks. Öffnungszeiten: Mo–Mi 9.30–19.00 h, Do–Fr 09.30–18.00 h

www.architekturgalerie-muenchen.de

ab

14LINA BO BARDI 100BRASILIENS ALTERNATIvER WEG IN DIE MODERNE

Architekturmuseum der TUM | Pinakothek der Moderne | Barer Str. 40Die italienisch-brasilianische Architektin Lina Bo Bardi hat mit ihren Bauten, Möbeln, Aus-stellungen und Theorien ein herausragendes Werk geschaffen. In Italien geboren und aus-gebildet spielte sie in der Entwicklung moder-ner Architektur in Brasilien eine wichtige Rolle. Sie prägte einen eigenen Gestaltungsansatz, der die gesellschaftliche Bedeutung des Bauens und seine kulturelle Verankerung in den Mittelpunkt stellt. Anlässlich Lina Bo Bardis 100. Geburts-tag am 5. Dezember 2014 zeigt das Architek-turmuseum der TU München die Ausstellung »LINA BO BARDI 1OO – Brasiliens alterna-tiver Weg in die Moderne«. Präsentiert wird ihre Person und die Entwicklung ihrer Archi-tektur u.a. anhand von über 100 Originalskiz-zen, historische wie aktuelle Fotografien und einer Video-Installation. Interviews mit Freun-den und Kollegen bieten eine erweiterte Pers-pektive auf die Persönlichkeit Lina Bo Bardis. Öffnungszeiten: Di–So 10.00–18.00 h, Do 10.00–20.00 h www.architekturmuseum.de

bis

14IN.vISIBLE JEONGMOON CHOI

MaximiliansForum | Passage Maximilians-str. / AltstadtringDie koreanische Künstlerin Jeongmoon Choi arbeitet mit UV-Licht. Ihre Trägergrundlage sind reale Räume, ihr Zeichenmaterial Wollfä-den. in.visible begibt sich auf die Spur des kon-

NOvEMBER 2014

LOGBOOKMUNICHLUIS MICHALHANNAH SCHÜRMANNSIMON ROTTPATRICK FROMME

BILDERGESCHICHTENIm Rahmen des seit 2011 an der Fakultät für Architektur eingeführten Auslandsjahrs studierten ab Herbst 2013 über 160 Stu-denten in 37 Ländern an mehr als 70 ver-schiedenen Partneruniversitäten der TU München. Ein gemeinsames Online-Tage-buch dokumentiert die individuellen Erfah-rungen mit Skizzen, Zeichnungen Fotos und persönlichen Berichten. Ein Jahr ist es nun her, dass die vier Architekturstudierenden Luis Michal, Hannah Schürmann, Simon Rott und Patrick Fromme das interaktive Ausstellungs-Projekt «Logbook Munich” ins Leben riefen. Ein Erfahrungsbericht:

Es herrscht große Aufregung als im Oktober 2014 die Architekturstudenten in der ersten Vor-lesung zurück in München zusammen kommen. Man trifft Freunde – das erste Mal wieder nach langer Zeit, manche haben sich verändert, man-che sind ganz wie früher. So viel erlebt haben die meisten und prägende Erfahrungen gemacht.

Was wird übrig bleiben und wie kann man ein so besonderes, kollektives Ereignis vieler Stu-denten, die ihr Architekturstudium und die Entfernung zur Heimat München über ein Jahr

sollten sie digital im Internet auf einem gemein-samen »Blog« gesammelt werden. Wir bezogen uns beim Titel »Logbook« auf das Tagebuch der Seefahrer, die neben den Koordinaten der Schifffahrt auch Erfahrungen des Alltags auf hoher See bzw. während der Reise darin festhal-ten. Und der Zusatz »Munich«: München sahen wir als unseren »Heimathafen«, zu dem alle Stu-denten nach einem Jahr zurückkehren sollten.

Die Idee stieß auf Begeisterung bei Studen-ten und zahlreichen Unterstützern, persönli-che Skizzenbücher wurden von Sponsoren den Studenten kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auch das International Office der Architek-turfakultät der TU München unterstützte das Projekt nach allen Möglichkeiten. Während der folgenden ersten Wochen, dann Mona-ten, konnte man auf der Website »www.logbookmunich.com« beobachten, wie ein kollektives, visuelles Tagebuch entstand.

Januar, Glasgow | Glasgow | Scotland | 8. Januar 2014

Hinter jedem der Beiträge steckt eine eige-ne Geschichte. Mittlerweile sind die Studen-ten an ihren Heimathafen, die TU München, zurückgekehrt. Geblieben sind einmalige per-sönliche Erfahrungen, Eindrücke aus fremden Kulturkreisen, internationale Bekannt- und Freundschaften, doch eben auch Skizzen im persönlichen Logbook. So viel war passiert und so kurz nach Wiederankunft weiß kaum einer, wo er beim Erzählen beginnen soll über »sein«

verbindet, festhalten und dokumentieren? Wie kann man einen kollektiven Erfahrungsschatz als gemeinsames Tagebuch festhalten? Das frag-ten wir uns im Sommer 2013, kurz bevor wir und unsere Kommilitonen auf große Reise gingen. Unser Ziel war, dass unmittelbare Dokumen-te des »Jetzts« schon während des Auslands-aufenthaltes sichtbar und doch nachträglich verwertbare Erfahrungsschätze sein sollten.

Arkitektskolen | Aarhus | Dänemark | 15. Dezember 2013

Gemeinsam war uns mit vielen unserer Kom-militonen eine in den ersten zwei Studienjah-ren vermittelte Begeisterung für das Zeichnen, das Skizzieren beim Entwerfen, aber auch das Architekturzeichnen auf den Studienreisen nach Venedig und Urbino. Oft gingen die Zeichnun-gen weit über die bloße Darstellung des Gese-henen hinaus und vermittelten persönliche Stimmungen. Die eingefangene Atmosphä-ren ließen sich beim Durchblättern der analo-gen Skizzenbüchern erahnen, von denen für uns eine so große Anziehungskraft ausging.

Gerade diese Magie, die wir der analogen Hand-skizze zusprachen, erschien uns als passendes Medium, um die unterschiedliche Erfahrun-gen während des Auslandsjahres auf besonde-re, persönliche Art und Weise zu dokumentieren – schließlich gilt die Handskizze als die »Spra-che« des Architekten. Um die Zeichnungen unseren Kommilitonen, aber auch einer brei-teren Öffentlichkeit zugänglich zu machen,

Jahr. Genau das macht die Skizzen, die persön-liche Momentaufnahmen so wertvoll. Sie sind authentische Erinnerungen, unmittelbar wäh-rend des Auslandsaufenthalts entstanden, nicht nacherzählt und oder beschönigend.

Formal und thematisch entstand dabei ein bun-tes Sammelsurium, offen für das Experiment: Geknickte Blattecken, wässriges Aquarell, ver-wischter 5B-Bleistift zeigen neue beste Freun-de, fremde Architektur oder die Lieblingsspeise im fremden Land. Die Skizzen leben durch ihre Unmittelbarkeit und Spontanität: Bei 35 Grad im wackelnden Bus gen Marokko, bei Boden-frost mit zitternden Fingern auf einer Parkbank am Ufer der Seine in Paris, oder beim aufgereg-ten Packen vor dem Flug nach Südwestengland.

Der Betrachter kann eintauchen und auf Entde-ckungsreise gehen in fremde Kulturen, doch die wahre Geschichte hinter jeder Zeichnung kann letztendlich nur der Verfasser selbst in Gänze erzählen. So ist es unser Ziel, im Gespräch mit den Kommilitonen auf die Suche nach diesen »Bildergeschichten« zu gehen. Für die kom-menden Monate planen wir dazu eine Ausstel-lung und, falls möglich, eine Publikation.

Auch wenn das Auslandsjahr für viele mit dem Studienalltag zurück in München zunehmend aus dem Fokus rückt: Was bleibt sind neben den persönlichen Erinnerungen und Erfahrungen ein Katalog an bunten Bildergeschichten, persönli-che Logbücher, die neben zukünftige Studenten auch alle anderen, vom Künstler über Handwer-ker bis zum Reiselustigen Fernweh hervorrufen, inspirieren und begeistern sollen.

Hannah Schürmann und Luis Michal

www.logbookmunich.comUnterstützt wurde das Projekt vom Internati-onal Office der Architekturfakultät München, Boesner Kunstversand und Stilman & Birns

IM GESPRÄCH

kreten Raums, macht ihn in seiner Beiläufigkeit und Wesentlichkeit, seiner Materialisierung und Dematerialisierung erfahrbar und stellt dabei Standpunkte, Blickwinkel und die gewohnte Wahrnehmung infrage. In der eigens für das MaximiliansForum entwickelten UV-Raum-installation findet sich der Betrachter in einer Forscherrolle wieder, in der ihm laufend neue Möglichkeiten der Raumdefinition präsentiert werden. www.maximiliansforum.de

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21PERSPEKTIvEN ZUR ENT-WICKLUNG DES vIEHHOF-AREALS

PlanTreff | Blumenstr. 31Seit 2007 wird der Viehhof nicht mehr als solcher genutzt. Dadurch ergeben sich neue Möglichkeiten für das sieben Hektar große, innerstädtische Gelände zwischen Lindwurm- und Thalkirchner Str., das sich im Eigentum der Stadt befindet. Im Sommersemester 2014 haben Studierende am Lehrstuhl für Städtebau und Regionalplanung der Technischen Universität München unter dem Motto »Schlachthof4tel« Vorschläge zur Zukunft des Areals erarbeitet. Die acht Bachelor-Arbeiten werden bei der Ausstellung im Foyer des PlanTreffs gezeigt und liefern Anregungen für eine mögliche städtebauliche Entwicklung. Ergänzt werden die Plakate durch Texte der Geschichtswerk-statt Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt im Verein Münchner Stadtteilgeschichte zur Geschichte des Areals. Öffnungszeiten: Mo, Di, Do 10:00 –17:00 h, Fr 10:00–14:00 h

www.muenchen.de

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23WEIHESTäTTEN.PROTESTANTISCHER SAKRALBAU DER MODERNE

Architekturmuseum Schwaben | Bucheg-ger-Haus | Thelottstr. 11 | Augsburg Martin Elsaesser (1884-1957) – Schüler von Theodor Fischer – war Anfang des 20. Jhdts. mit über 70 Neu- und Umbauprojekten von Kirchen, Pfarr- und Gemeindehäusern einer der produktivsten Architekten Süddeutsch-lands. Die Präsentation seiner Entwürfe und

Ausführungen soll Elsaessers Bedeutung für die Entwicklung des protestantischen Sakral-baus veranschaulichen. Öffnungszeiten: Di–So 14.00–18.00 h www.architekturmuseum.de

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30FöRDERPREIS FüR JUNGE ARCHITEKTEN DER LANDESHAUPTSTADT MüNCHEN

Lothringer 13 | Ein Kunstraum der Stadt München | Lothringer Str. 13Ausstellung der gebauten Arbeiten nominierter junger Architekten der Stadt München, darun-ter Max Otto Zitzelsberger, Katharina Leusch-ner, Lydia Haack, John Höpfner, Jan Bohnert und das Büro Teleinternetcafe. Öffnungszeiten: Di–So 11.00–20.00 h

www.lothringer13.de/halle

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2.12ANyTHING GOES! DIE NEUE LUST AM MATERIAL und HüLLFORMEN FüR AUSSTELLUNGSPAvILLONS

Bayerische Architektenkammer, Haus der Architektur | 19.00 h | Waisenhausstr. 4Ingenieure forschen an kühnen Konstruktionen aus leichten, extrem belastbaren Werkstoffen. Architekten suchen für die riesige Formenviel-falt nach Materialen mit neuen Anmutungen für eine veränderte Ästhetik. Materialeigenschaften beflügeln die Formfindung. Anhand von inter-nationalen Projekten, Forschungsansätzen und Materialentwicklungen beleuchtet die Ausstel-lung des M:AI in den Gruppen Beton, Glas, Carbon, Membrane und reagierende Materia-lien die derzeitige Entwicklung. www.byak.de

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5.12LICHTZAUBER UND MATERIALITäTKIRCHEN UND KAPELLEN IN FINNLAND SEIT 2000

Galerie der DG | Türkenstr. 16Auch am Beginn des 21. Jhdts. lassen sich fin-nische Architekten vom Sakralbau faszinieren. Die zweisprachige Ausstellung dokumentiert zehn beispielhafte Gebäude aus den Jahren seit 2000, die überwiegend von jüngeren Architek-ten entworfen wurden. Öffnungszeiten: Mo - Fr 14.00 - 18.00 h www.dgfck.de

AUSSTELLUNGEN

Page 4: München Architektur Programm | 11 2014...Erika-Cremer-Str. 8 München. Willy-Brandt-Platz. War da was? wir hier / here we are 2013 war ein umfas-sendes Kunstprojekt am Willy-Brandt-Platz

Herausgegeben vonFakultät für Architektur und Architekturmuseum der Technischen Universität MünchenArcisstraße 21, 80333 München www.ar.tum.de | www.architekturmuseum.de Redaktion: Luis MichalNächster Erscheinungstermin: 01.12.2014 Redaktionsschluss: 21.11.2014Die Texte sind den Pressemitteilungen der Veranstalter entnommen.Gerne können Sie das »MAP - München Architektur Programm« in gedruckter Version für einen Unkostenbeitrag von 25 € pro Jahr abonnieren. Bitte schreiben Sie an [email protected]

Logbook München | Skizzenbücher von Architek-turstudenten der TU München, die während ihres einjährigen Auslandsaufenthalts entstanden sind. © Hannah Schürmann, Luis Michal