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Münchner Liste „EvM“ „Ethik versus Monetik“ Es ist viel Geld im System! Doch wohin steuert unser Gesundheitswesen? Und was geschieht mit uns Ärztinnen und Ärzten darin? Unterliegen wir zunehmend dem Primat der Ökonomie? Liebe Kolleginnen und Kollegen, unterstützen Sie uns mit Ihrer Stimme, wenn Sie wie die Ärztinnen und Ärzte der Münchner Liste „Ethik versus Monetik“ denken: Ärztliche Ethik und medizinischer Sachverstand sind die zentralen Grundlagen unseres Handelns und müssen wieder stärker gewichtet werden in der gesundheitspolitischen Auseinandersetzung und im Dialog mit ökonomischen Zielsetzungen. Eine angemessene Finanzierung für die Leistungserbringer in Krankenhäusern, Arztpraxen und an- deren Gesundheitseinrichtungen ist sicherzustellen. Fehlanreize, die zu Leistungsausweitungen und zu Überdiagnostik oder –therapie führen können, sind kritisch zu hinterfragen und transparent zu machen. Boni und Zielvereinbarungen sollen nicht auf primäre Leistungsausweitung ausgerichtet sein. Re- gelleistungsvolumina, Arzneimittelbudgets und Regressängste dürfen nicht den ärztlichen Alltag bestimmen. Wir wollen uns als Ärzteschaft die Deutungshoheit darüber, was „gute“ und „richtige“ Medizin ist, nicht sukzessive von anderen Akteuren im Gesundheitswesen abnehmen lassen. Wir wenden uns gegen eine Deprofessionalisierung unseres ärztlichen Berufsstandes und gegen eine Entfremdung unserer Arzt-Patient-Beziehungen in einer zunehmend und vorwiegend ökonomisch determinierten Gesundheitswirtschaft. Wir wollen Rahmenbedingungen, die es uns ermöglichen, letztlich unseren Beruf, wie er uns erfüllt, ausüben zu können, und damit dem Wohl unserer Patientinnen und Patienten, dem wir gemäß un- seres Berufsethos verpflichtet sind, dienen zu können. Wir sind der Meinung: Eine unabhängige Versorgungsforschung ist noch stärker mit öffentlichen Mitteln zu fördern und zu fordern, um Fehl- (Über-/Unter-)Versorgung und Fehlsteuerung von Res- sourcen frühzeitig zu begegnen. Gesundheitsziele für Deutschland sind mit ärztlicher Fachkompetenz, abgestimmt auf Patienten- interessen, zu definieren. Gesundheit muß einen wichtigeren Stellenwert in unserer Gesellschaft erhalten. Präventivmedizin, Gesundheitserziehung, Kinder- und Jugendmedizin, sind aktuelle Brennpunkte im Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ethik und sollten, ebenso wie palliativmedizinische, geriatrische und rehabilitative Therapieansätze und Versorgungsschwerpunkte, in besonderem Maße gefördert werden. Medizinethische und wirtschaftsethische Grundlagen, sowie gesundheitspolitisches und -ökonomi- sches Basiswissen sollen bereits im Rahmen des Medizinstudiums vermittelt werden.

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Münchner ärztliche Anzeigen

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Liste 5Münchner Liste „EvM“„Ethik versus Monetik“

Es ist viel Geld im System! Doch wohin steuert unser Gesundheitswesen? Und was geschieht mit uns Ärztinnen und Ärzten darin? Unterliegen wir zunehmend dem Primat der Ökonomie?

Liebe Kolleginnen und Kollegen, unterstützen Sie uns mit Ihrer Stimme, wenn Sie wie die Ärztinnen und Ärzte der Münchner Liste „Ethik versus Monetik“ denken:

Ärztliche Ethik und medizinischer Sachverstand sind die zentralen Grundlagen unseres Handelns und müssen wieder stärker gewichtet werden in der gesundheitspolitischen Auseinandersetzung und im Dialog mit ökonomischen Zielsetzungen.

Eine angemessene Finanzierung für die Leistungserbringer in Krankenhäusern, Arztpraxen und an-deren Gesundheitseinrichtungen ist sicherzustellen. Fehlanreize, die zu Leistungsausweitungen und zu Überdiagnostik oder –therapie führen können, sind kritisch zu hinterfragen und transparent zu machen.

Boni und Zielvereinbarungen sollen nicht auf primäre Leistungsausweitung ausgerichtet sein. Re-gelleistungsvolumina, Arzneimittelbudgets und Regressängste dürfen nicht den ärztlichen Alltag bestimmen.

Wir wollen uns als Ärzteschaft die Deutungshoheit darüber, was „gute“ und „richtige“ Medizin ist, nicht sukzessive von anderen Akteuren im Gesundheitswesen abnehmen lassen.

Wir wenden uns gegen eine Deprofessionalisierung unseres ärztlichen Berufsstandes und gegen eine Entfremdung unserer Arzt-Patient-Beziehungen in einer zunehmend und vorwiegend ökonomisch determinierten Gesundheitswirtschaft.

Wir wollen Rahmenbedingungen, die es uns ermöglichen, letztlich unseren Beruf, wie er uns erfüllt, ausüben zu können, und damit dem Wohl unserer Patientinnen und Patienten, dem wir gemäß un-seres Berufsethos verpflichtet sind, dienen zu können.

Wir sind der Meinung: Eine unabhängige Versorgungsforschung ist noch stärker mit öffentlichen Mitteln zu fördern und zu fordern, um Fehl- (Über-/Unter-)Versorgung und Fehlsteuerung von Res-sourcen frühzeitig zu begegnen.

Gesundheitsziele für Deutschland sind mit ärztlicher Fachkompetenz, abgestimmt auf Patienten-interessen, zu definieren. Gesundheit muß einen wichtigeren Stellenwert in unserer Gesellschaft erhalten.

Präventivmedizin, Gesundheitserziehung, Kinder- und Jugendmedizin, sind aktuelle Brennpunkte im Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ethik und sollten, ebenso wie palliativmedizinische, geriatrische und rehabilitative Therapieansätze und Versorgungsschwerpunkte, in besonderem Maße gefördert werden.

Medizinethische und wirtschaftsethische Grundlagen, sowie gesundheitspolitisches und -ökonomi-sches Basiswissen sollen bereits im Rahmen des Medizinstudiums vermittelt werden.

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10. November 2012 | Ausgabe 23

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Was uns bewegt: das deutsche Gesundheitswesen ist eines der teuersten der Welt, galt lange Zeit als eines der besten, und es ist viel Geld vorhanden, denkt man etwa an die gegenwärtig bestehenden Mil-liardenüberschüsse des Fonds und der GKV. Trotzdem stehen die Leistungserbringer in diesem System mit dem Rücken zur Wand und müssen beständig ihre Kosten reduzieren und die Erlöse steigern, um den Fortbestand ihrer Existenzen zu sichern. Patienten sind zu Fällen geworden, die es zu generie-ren gilt, und um die ein äußerst harter, marktwirtschaftlicher Wettbewerb auf allen Sektoren geführt wird. Steigende Tariflöhne und Betriebskosten werden von Erlöszuwächsen keinesfalls aufgefangen, so daß die Schere, für Praxisunternehmen, wie für Krankenhäuser, gleich welcher Versorgungsstufe oder Trägerschaft, immer größer aufgeht. Zunehmend wird dabei das ärztliche Handeln vom Diktat der Ökonomie beherrscht. Es geht darum, immer mehr Fälle und Casemixpunkte zu generieren, generell die Leistungen auszuweiten, oder besonders profitable Leistungen, und diese auch noch besonders effizient zu erbringen, immer mehr Patienten in immer kürzerer Zeit in Praxis oder Klinik zu sehen und durch-zuschleusen, dabei obendrein noch im „Hamsterrad“ den Erlös-Verfall zu kompensieren.

Aber Krankenhäuser und Arztpraxen sind nun mal keine Industrieunternehmen. So wie Patientinnen und Patienten für uns Ärztinnen und Ärzte keine Kunden sind: Noch immer ist das Arzt-Patient-Ver-hältnis ein ganz besonderes, das auf Vertrauen und Wertschätzung basiert. Nicht der Gewinnmaximie-rung fühlen Ärztinnen und Ärzte sich daher in erster Linie verpflichtet, sondern dem Wohlergehen ihrer Patientinnen und Patienten, die ihr Leben und ihre Gesundheit vertrauensvoll in unsere Hände geben.

Doch gewinnen wir nicht immer mehr den Eindruck, vorrangig vom medizinischen Sachverstand ge-prägte Sicht- und Handlungsweisen und das Prinzip des „primum nil nocere“ zählten nicht mehr aus-schließlich im alltäglichen Überlebenskampf in Praxen und Krankenhäusern? Dazu kommt, daß eine überbordende Bürokratie heute einen Großteil unserer ärztlichen Tätigkeiten ausmacht. Wo also sind die Ideale geblieben, die doch die meisten von uns bewogen haben, den Arztberuf zu wählen, wohin entwickelt sich unser Gesundheitssystem, wohin entwickeln sich unsere Arbeits- und Lebensbedingun-gen als Ärztinnen und Ärzte, und wie ist es um die Interessen und Rechte unserer Patientinnen und Patienten bestellt, die doch gemäß dem Leitbild eines jeden modernen Klinik- oder Praxisunternehmens im Zentrum stehen?

Freier und gleicher Zugang zu Gesundheitsleistungen zeichneten unser Gesundheitssystem für lange Zeit aus und machten es zu etwas ganz besonderem. Doch längst besteht auch bei uns eine implizite Ratio-nierung, und letztlich wird ein Kampf um Ressourcenallokation und Priorisierung längst ausgefochten.

Wenn Sie glauben, dass wir Ärztinnen und Ärzte in Bündelung unserer ärztlichen Fachkompetenz über die Sektorengrenzen hinweg und im offenen Dialog mit Politik und Kostenträgern, dazu beitra-gen können, daß wir dem zunehmenden Ungleichgewicht zwischen Ethik und Monetik im deutschen Gesundheitswesen wieder einen Ruck geben können, dass wir zu einer nachhaltigeren und besseren Medizin zum Wohl und zur Gesundheit unserer Patientinnen und Patienten und zu einer Ausübung un-seres ärztlichen Berufes, wie er uns erfüllt beitragen können, so unterstützen Sie uns mit Ihrer Stimme.

Unterstützen Sie uns mit Ihrer Stimme! Liste 5

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“ Dr. med. Eva Greiner-Marko, MHBA Ärztin i. KH-Management, Anästhesistin

Dr. med. Bernd Rebell Internist

Dr. med. Margitta Borrmann-Hassenbach Vorstandsleiterin Medizin u. Qualitätssicherung, Ärztin

Dr. med. Roland Marko Anästhesist

Dr. med. Rolf Atzinger Internist

Dr. med. Dieter Gebauer Ltd. Oberarzt, Physikal. u. Rehabilitativer Mediziner

Dr. med. Bodo Gutt Ltd. Oberarzt, Internist

Prof. Dr. med. Dr. phil. Dr. rer. pol. Felix Tretter Chefarzt, Nervenarzt

Dr. med. Claudia Levin Allgemeinärztin

Dr. med. Ute Eberle Oberärztin, Anästhesistin

Dr. med. Dipl. Chem. Dieter Sackerer Neurochirurg

Dr. med. Rupert Dietl Neurochirurg

Dr. med. Michael Hufnagl Ltd. Oberarzt