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18.09.2014
1
Workshop auf dem dgs-Kongress Leipzig 2014zur modellorientierten Diagnostik und Therapie
kindlicher Aussprachestörungen
Dipl.-Log. Maja Ullrich
lo))go train
Fortbildungsinstitut für Logopädie
Leostraße 18D-50823 KölnFon 0221-514165Fax [email protected]
Bei Kindern mit phonologischer Verzögerung:
Psycholinguistisch orientierte Phonologietherapie (P.O.P.T.) nach Fox (2009) oder klassische Artikulationstherapie?
� Überprüfung der Sprachverarbeitung
(INPUT - SPEICHERUNG – OUTPUT)
� Behandlung nur der individuell betroffenen Teilbereiche?
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 2
Fragestellung
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Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 3
Artikulationsstörung(phonetische
Störung) 20%
Konsequente phonologische
Störung 17%
Verzögerte phonologische
Entwicklung51%
Inkonsequente phonologische
Störung12%
Unfähigkeit eine annehmbare Version eines Phons zu produzieren
Nur physiologische Prozesse (Verzögerung von mindestens sechs Monaten)
Mindestens einen pathologischen Prozess (und evtl. physiologische Prozesse)
Inkonsequente Wortrealisationen (Inkonsequenzrate> 40 % im Inkonsequenztest)
Klassifikation kindlicher Sprechstörungen nach Dodd (1995)
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 4
• modellgeleitete Überprüfung der Teilbereiche der Sprachverarbeitung
• Feststellung der Schwächen und Stärken des einzelnen Kindes
• Bandbreite verschiedener Überprüfungsaufgaben
• Alter berücksichtigen
• Ableitung eines individuellen Therapieprogrammes
Überprüfung der Sprachverarbeitung nach dem Modell von Stackhouse & Wells (1997)
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Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 5
Sprachverarbeitungsmodell von Stackhouse und Wells (1997) und Aufgaben zur Überprüfung
Audiometrische Untersuchung
Semantische Repräsentation
Phonologische Repräsentation
Diskriminationsprachlich/nicht-
sprachliche Reize
PhonetischesDiskriminieren
MotorischesProgrammieren
PhonologischesErkennen
MotorischeAusführung
MotorischesPlanen
AuditiveVerarbeitung
MotorischesProgramm
OutputInput
Gleich-Verschieden-Beurteilung von auditiv vorgegebenen Pseudowortpaaren:mos – moschlusch – lusch
Gleich-Verschieden-Beurteilung von auditiv vorgegebenen Minimalpaaren:wischen – wissenwischen – wischen
Benenntest(PLAKSS)
Nachsprechen von Realwörtern:Schuh, Schule, Tisch
Nachsprechen von Pseudowörtern:schum, scham, lisch
Untersuchung der oralen Strukturen und der Bewegungsfähigkeit der Artikulatoren
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 6
Artikulationsstörung(Phonetische
Störung)
Konsequente Phonologische
Störung
Verzögerte phonologische
Entwicklung
Inkonsequente Phonologische
Störung
Störung in der motorischen Ausführung
Störungsebene und Therapiemethoden für einzelne Untergruppen (Fox, 2005)
Klassische Artikulationstherapie (Van Riper, 1985)
Kein spezifisches Defizit in der Sprachverarbeitung
Klassische Artikulationstherapie oder P.O.P.T. (Fox, 2001)
Defizite im phonologischen Erkennen und den phonologischen Repräsentationen
Psycholinguistisch orientierte Phonologische Therapie (P.O.P.T.)
Defizit auf Ebene des Motorischen Programms
InkonsequenzTherapieprogramm (Fox, 2002)
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Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 7
Zielebenen der P.O.P.T. Behandlung (Fox, 2005)
Vorübung (rezeptiv):
Trennung von Semantik und Phonologie:
Falsche Wortformen zurückweisen:
Semantische Repräsentation
Phonologische Repräsentation
Diskriminationsprachlich/nicht -sprachliche Reize
PhonetischesDiskriminieren
MotorischesProgrammieren
PhonologischesErkennen
MotorischeAusführung
MotorischesPlanen
AuditiveVerarbeitung
MotorischesProgramm
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OutputInput
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 8
Zielebenen der P.O.P.T. Behandlung (Fox, 2005)
Vorübung: (rezeptiv)
Trennung von Semantik und Phonologie
Falsche Wortformen erkennen:
Phase I: (rezeptiv)Stärkung des phonologischen Erkennens - Lautsymbole für
Ziel-und Ersatzlaute
- Identifikation auf Laut-, Silben- und Pseudowortebene z.B. Was hörst du
�Specht
Korrektur der Phonologischen Repräsentationen(Identifikation auf Wortebene)
Semantische Repräsentation
Phonologische Repräsentation
Diskriminationsprachlich/nicht -sprachliche Reize
PhonetischesDiskriminieren
MotorischesProgrammieren
PhonologischesErkennen
MotorischeAusführung
MotorischesPlanen
AuditiveVerarbeitung
MotorischesProgramm
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OutputInput
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Zielebenen der P.O.P.T. Behandlung (Fox, 2005)
Vorübung: (rezeptiv)
Trennung von Semantik und Phonologie
Falsche Wortformen erkennen:
Phase I: (rezeptiv)Stärkung des phonologischen Erkennens - Lautsymbole für
Ziel-und Ersatzlaute
- Identifikation auf Laut-, Silben- und Pseudowortebene (z.B. Was hörst du
�Specht)
Korrektur der Phonologischen Repräsentationen(Identifikation auf Wortebene)
Semantische Repräsentation
Phonologische Repräsentation
Diskriminationsprachlich/nicht -sprachliche Reize
PhonetischesDiskriminieren
MotorischesProgrammieren
PhonologischesErkennen
MotorischeAusführung
MotorischesPlanen
AuditiveVerarbeitung
MotorischesProgramm
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g
OutputInput
Phase II: (expressiv)Kopplung des phonologischen Erkennens und Bildung neuer motorischer Programme
Produktion auf Laut-und Silbenebene:
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 10
Zielebenen der P.O.P.T. Behandlung (Fox, 2005)
Semantische Repräsentation
Phonologische Repräsentation
Diskriminationsprachlich/nicht -sprachliche Reize
PhonetischesDiskriminieren
MotorischesProgrammieren
PhonologischesErkennen
MotorischeAusführung
MotorischesPlanen
AuditiveVerarbeitung
MotorischesProgramm
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OutputInput
Phase II: (expressiv)Kopplung des phonologischen Erkennens und Bildung neuer motorischer Programme
Produktion auf Laut-und Silbenebene:
Phase III: (expressiv und rezeptiv)− Aufbau neuer
korrekter motorischer Programme für Wörter
− Leseübung zur Identifikation von Lauten in Wörtern (Eigenhören)
Vorübung: (rezeptiv)
Trennung von Semantik und Phonologie
Falsche Wortformen erkennen:
Phase I: (rezeptiv)Stärkung des phonologischen Erkennens - Lautsymbole für
Ziel-und Ersatzlaute
- Identifikation auf Laut-, Silben- und Pseudowortebene (z.B. Was hörst du
�k = Spechtgeräusch)
Korrektur der Phonologischen Repräsentationen(Identifikation auf Wortebene)
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Typen von Aussprachestörungen im Deutschen (Fox, 2013):
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 11
AuftretenshäufigkeitAnteil in Prozent
Artikulationsstörung 20%
Phonologische Verzögerung 51%
Konsequente Phonologische Störung 17%
Inkonsequente phonologische Störung 12%
Bei Kindern mit einer Phonologischen Verzögerungwurde kein spezifisches Defizit in der Sprachverarbeitung festgestellt
Frage:
Klassische Artikulationstherapie oder P.O.P.T. ?
Wenn P.O.P.T.: Immer das ganze Therapieprogramm?
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 12
Fragestellung:
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� Viele Studien haben geringen Stichprobenumfang und keine Kontrollgruppen
� Im angloamerikanischen Raum existiert eine Vielzahl von Studien zur Effektivität einzelner Behandlungsmethoden: � Minimalpaaransatz (Weiner, 1981; Saben & Ingham, 1991; Gierut,
1998)� Metaphon (Howell & Dean, 1195)� Zyklischer Ansatz (Stoel-Gammon, Stone-Goldman & Glaspey,
2002)� Im deutschsprachigen Raum wurde die Effektivität folgender
Methoden belegt: � Minimalpaaransatz (Hacker, 1996, 1999)� Metaphon (Jahn 2000)
� in den Studien wurden die Probanden nach sehr unterschiedlichen Kriterien als „phonologisch auffällig“ klassifiziert, Ergebnisse sind deshalb nicht vergleichbar
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 13
Studien zu Effektivität von Aussprachetherapie
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 14
Effektivitätsstudien nach dem Klassifikationsmodell von Dodd (1995)
� Leahy & Dodd (1995) untersuchten die Effektivität von Phonologischer Therapie im Bezug auf die spezifische Untergruppe der konsequenten phonologischen Störung und erwiesen ihre Effektivität
� Fox (2000) wies den Erfolg des Kernvokabular-Ansatzes bei Inkonsequenter phonologischer Störung nach
� Fox (2003/2009) beschreibt die Effektivität der P.O.P.T.-Ansatzes (Psycholinguistisch orientierte Phonologietherapie) bei 31 Kindern mit phonologischer Verzögerung oder konsequenter phonologischer Störung
� Bräger, Nicolai & Günther (2007) bewiesen signifikante Verbesserungen mit der P.O.P.T. bei 10 Kindern mit phonologischer Verzögerung oder konsequenter phonologischer Störung
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� Dodd & Bradford (2000) verglichen die Effektivität verschiedener Therapieansätze (Metaphon, Kernvokabular-Ansatz und PROMPT) bei verschiedenen Untergruppen von Aussprachestörungen:
�Metaphon besonders wirksam bei konsequenter phonologischer Störung
�Kernvokabular-Therapie besonders effektiv bei Inkonsequenter Phonologischer Störung
�Motorischer PROMPT-Ansatz führte bei keiner dieser phonologischen Untergruppen zu Verbesserungen
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 15
Vergleichende Therapiestudien zu Effektivität verschiedener Behandlungsansätze
� im Deutschen werden nur zwei vergleichende Studien der Heterogenität aussprachegestörter Kinder gerecht:
� Fox (2000): deskriptive Einzelfallstudie bei konsequenter phonologischer Störung (erst Artikulationstherapie dann P.O.P.T., bei Letzterer deutlich größere Verbesserungen)
� Teutsch & Fox (2004): Studie mit vier Kindern mit konsequenter phonologischer Störung: zwei erhielten Artikulationstherapie, zwei erhielten den P.O.P.T.-Ansatz, letzterer erwies sich als wirksamer
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 16
Therapiestudien zu Effektivität von Artikulationstherapie im Vergleich zur Phonologischen Therapie
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Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 17
Fazit
• weitere vergleichende Therapiestudien notwendig mit größerer Probandenanzahl und Kontrollgruppen
• Notwendigkeit der Differenzierung zwischen Untergruppen von Aussprachestörungen (Klassifikationsmodell nach Dodd, 1995)
• im angloamerikanischen Raum erwiesen sich Ansätze, die auf das zugrunde liegende Defizit abzielen, sich als besonders effektiv
• Entwicklung der phonologischen Bewusstheit ist für den Phonologieerwerb wichtig
• präzise Abspeicherung von Wortformen notwendig
• Exakte Entwicklung der der phonologischen Bewusstheit wird kontrovers diskutiert
• Konsens ist, dass Kinder zuerst größere linguistische Einheiten wahrnehmen (Silben, Onset-Reim: H-ase) und später erst Phoneme (Lautanalyse- und Synthese z.B. bei H-a-s-e) (Phillips & Burgess, 2003; Carlson & Francis, 2006)
• Kindern ist es zuerst möglich, implizite Aufgaben zu lösen, wie die Wahrnehmung von Ähnlichkeiten, später erst komplexere Aufgabentypen mit höherem Schwierigkeitsniveau wie Segmentieren, Synthetisieren und Manipulieren (Fricke & Schäfer, 2011)
Entwicklung der phonologischen Bewusstheit
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 18
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Entwicklung der Phonologischen Bewusstheit
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 19
Manipulieren
Synthetisieren
Segmentieren
Identifizieren
Silbe Onset-Reim Phonem
Größe der linguistischen
Einheit
Explizitheit der Operation
Entwicklung der Phonologischen Bewusstheit im Kindergarten- und Vorschulalter (Stackhouse & Wells, 1997)
Entwicklung der phonologischen Bewusstheit
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig20
• Fricke & Schäfer, (2008) entwickelten den Test für Phonologische Bewusstheitsfähigkeiten (TPB)
• tabellarische Darstellung der Daten aus der TPB- Normierungsstudie von Fricke & Schäfer (2008) mit 441 Kindern im Alter von 4;0 – 6;11
• Die Rotschattierungen geben an, wann entsprechende Fähigkeiten von der Mehrheit der Kinder erwartet werden können, die Pfeile eine Vertiefung im 1./2. Schuljahr (SJ)
• Fähigkeiten von der Mehrheit (75% der Kinder einer Altersgruppe) auf einem Leistungsniveau von 75-94 Prozent
� Erst im Alter von 5 Jahren können Kinder Phoneme identifizieren
(z. B. Anlaut und Auslaut von Wörtern identifizieren)
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Größe der phonologischen Einheit
Silben Reime Onsets Phoneme
Explizit-heit der Opera-tion
Identifizieren < 4 Jahre < 4 Jahre 4 Jahre 5 Jahre
Segmentieren 4 Jahre 5 Jahre 5 Jahre 6 Jahre
Synthetisieren 4 Jahre 5 Jahre 5 Jahre 6 Jahre
Manipulieren 6 Jahre
Entwicklung der phonologischen BewusstheitFricke & Schäfer (2008)
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 21
2.SJ
1.SJ
2.SJ
2.SJ
Entwicklung der phonologischen Bewusstheit im zweidimensionalen Konstrukt (Darstellung in Anlehnung an Schnitzler, 2013)
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 22
• Fragenkatalog als Leitfaden für die Diagnostik aussprachegestörter Kinder
• modellgeleitete Überprüfung der Teilbereiche der Sprachverarbeitung
• Feststellung der Schwächen und Stärken des einzelnen Kindes
• Ableitung eines individuellen Therapieprogrammes
• Untersuchungskonzept gibt lediglich den Untersuchungsrahmen vor (psycholinguistic framework)
• sinnvolle individuelle Zusammenstellung von Untersuchungssaufgaben
• zur präzisen Lokalisation eines Defizits eine Bandbreite verschiedener Untersuchungsaufgaben gezielt einsetzen
• Leistungen in den verschiedenen Untersuchungsaufgaben in Beziehung zueinander setzen
• Alter des Kindes berücksichtigen: phonetisch-phonologische Verarbeitungssystem verändert sich mit fortschreitender Entwicklung
Überprüfung der Sprachverarbeitung nach dem Modell von Stackhouse & Wells (1997)
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Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 23
Vorgehen bei der Überprüfung der Sprachverarbeitung
• Aussprachediagnostik: PLAKSS
• Bestimmung der phonologischen Prozesse
• Klassifikation der Aussprachestörung nach dem Klassifikationsmodell nach Dodd (1995):
• Jason: phonologische Verzögerung
• Joel: phonologische Verzögerung
• Auswahl des zu behandelnden phonologischen Prozesses:
• Testen der Sprachverarbeitung im Bezug auf diesen Prozess
– Jason: Vorverlagerung von /S, c/ zu [s]
– Joel: Vorverlagerung von /S, c/ zu [s]
Vorverlagerung von /S, c/ zu [s]
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 24
Untersuchungsaufgaben zur Überprüfung der Sprachverarbeitung
Audiometrische Untersuchung
Semantische Repräsentation
Phonologische Repräsentation
Diskriminationsprachlich/nicht -sprachliche Reize
PhonetischesDiskriminieren
MotorischesProgrammieren
PhonologischesErkennen
MotorischeAusführung
MotorischesPlanen
AuditiveVerarbeitung
MotorischesProgramm
OutputInput
Gleich-Verschieden-Beurteilung von auditiv vorgegebenen Pseudowortpaaren:mos – moschlusch – luschechi – esinaschof – nasofrunscht – runstpeicht – peist …
Gleich-Verschieden-Beurteilung von auditiv vorgegebenen Minimalpaaren:wischen – wissenwischen – wischenFleisch – Fleißweich – weiß
Benenntest(PLAKSS)
Nachsprechen von Realwörtern:Schuh, Schule, Tisch, Milch, Licht, Teich …
Nachsprechen von Pseudowörtern:schum, scham, lichlech, eschi, ächi …
Untersuchung der oralen Strukturen und der Bewegungsfähigkeit der Artikulatoren
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Items zur Überprüfung des phonologischen Erkennens:
Phonologischer Prozess:
Freier download der Items unter:www.logo-train.de
Vorverlagerung von /S/ zu [s]
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 25
Nummer Itempaar: Lösung Reaktion: + /-
1 schof schof +
2 musch mus -
3 lusch lusch +
4 näsch näsch +
5 ische ise -
6 uscha uscha +
7 eschi esi -
8 nisch nis -
9 schof sof -
10 musch musch +
11 luschi luschi +
12 nischta nista -
13 nuscht nust -
14 schtalo schtalo +
15 minuschi minusi -
16 lateschto lateschto +
17 schalumi schalumi +
18 uscharaba uscharaba +
19 eschilino esilino -
20 pulschta pulsta -
Ergebnis (Summe korrekter Reaktionen)
Prozentwert < 80 % behandlungsbedürftig
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 26
Joel (6;8): Überprüfung des phonologischen Erkennens
Vorverlagerung von /S/ zu [s]
Spiel: Hier rennt die Maus
Diagnostik
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Jason (6;4): Überprüfung des phonologischen Erkennens
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 27
Spiel: Fluss der Drachen
Diagnostik
Items zur Überprüfung der phonologischen Repräsentation:
Phonologischer Prozess:
28
Freier download der Items unter:www.logo-train.de(downloads)
Vorverlagerung von /S/ zu [s]
Nummer Wortpaar: Lösung Reaktion (+/-)
1 raschel Rassel -
2 wischen wissen -
3 Asche Asche +
4 raschel raschel +
5 Asse Asche -
6 Tasse Tasche -
7 Busch Busch +
8 Masche Masse -
9 Tasche Tasche +
10 Bus Busch -
11 fleißig fleischig -
12 mischen mischen +
13 Fleisch Fleisch +
14 vermissen vermischen -
15 Laus lausch -
16 rascheln rascheln +
17 lauschen lauschen +
18 vermischen vermischen +
19 Fleisch Fleiß -
20 Masche Masche +
Ergebnis (Summe korrekter Reaktionen)
Prozentwert < 80 % behandlungsbedürftigDipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig
18.09.2014
15
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 29
Joel (6;8): Überprüfung der phonologischen Repräsentation
Diagnostik
Würfelspiel
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0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
PhonologischesErkennen
PhonologischeRepräsentation
MotorischesProgramm
MotorischesProgrammieren
MotorischesPlanen
100%
95%
0%
72%
100%
Leis
tun
g in
Pro
zen
t
Teilbereiche der Sprachverarbeitung
Joel: Sprachverarbeitung im Bezug auf den Prozess
Ergebnisse
18.09.2014
16
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 31
Semantische Repräsentation
Phonologische Repräsentation
Diskriminationsprachlich/nicht -sprachliche Reize
PhonetischesDiskriminieren
Motorisches
Programmieren
PhonologischesErkennen
MotorischeAusführung
MotorischesPlanen
AuditiveVerarbeitung
MotorischesProgramm
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OutputInput
Joel: Sprachverarbeitung im Bezug auf den Prozess
Ergebnisse
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 32
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
PhonologischesErkennen
PhonologischeRepräsentation
MotorischesProgramm
MotorischesProgrammieren
MotorischesPlanen
45%
73%
15%
100%
88%
Leis
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g in
Pro
zen
t
Teilbereiche der Sprachverarbeitung
Jason: Sprachverarbeitung im Bezug auf den Prozess
Ergebnisse
18.09.2014
17
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 33
Semantische Repräsentation
Phonologische Repräsentation
Diskriminationsprachlich/nicht -sprachliche Reize
PhonetischesDiskriminieren
Motorisches
Programmieren
PhonologischesErkennen
MotorischeAusführung
MotorischesPlanen
AuditiveVerarbeitung
MotorischesProgramm
P r
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OutputInput
Jason: Sprachverarbeitung im Bezug auf den Prozess
Ergebnisse
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 34
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
PhonologischesErkennen
PhonologischeRepräsentation
MotorischesProgramm
MotorischesProgrammieren
MotorischesPlanen
100% 100%
0%
30%
0%
Leis
tun
g in
Pro
zen
t
Teilbereiche der Sprachverarbeitung
Joel: Sprachverarbeitung im Bezug auf den Prozess
Vorverlagerung von /c/ zu [s]
18.09.2014
18
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 35
Semantische Repräsentation
Phonologische Repräsentation
Diskriminationsprachlich/nicht -sprachliche Reize
PhonetischesDiskriminieren
Motorisches
Programmieren
PhonologischesErkennen
MotorischeAusführung
MotorischesPlanen
AuditiveVerarbeitung
MotorischesProgramm
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OutputInput
Joel: Sprachverarbeitung im Bezug auf den Prozess
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 36
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
PhonologischesErkennen
PhonologischeRepräsentation
MotorischesProgramm
MotorischesProgrammieren
MotorischesPlanen
100%
66%
0%
46%
0%
Leis
tun
g in
Pro
zen
t
Teilbereiche der Sprachverarbeitung
Jason: Sprachverarbeitung im Bezug auf den Prozess
18.09.2014
19
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 37
Semantische Repräsentation
Phonologische Repräsentation
Diskriminationsprachlich/nicht -sprachliche Reize
PhonetischesDiskriminieren
Motorisches
Programmieren
PhonologischesErkennen
MotorischeAusführung
MotorischesPlanen
AuditiveVerarbeitung
MotorischesProgramm
P r
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OutputInput
Jason: Sprachverarbeitung im Bezug auf den Prozess
dgs-Kongress 2014 in Leipzig 38
Teilprozess der Sprachverarbeitung
Überprüfung Ergebnis
Spra
chin
pu
t
Auditive Verarbeitung Audiometrische Untersuchung
durch HNO-Arzt
Diskrimination sprachlich/ nicht
sprachliche Reize
Kind soll anzeigen, wenn es
jemand sprechen hört
Phonologisches Erkennen Vorsprechen von
Neologismenpaaren mit den
relevanten Ziel- und
Ersatzlauten
z. B. mas - masch: gleich oder
verschieden?
Spe
ich
eru
ng
Phonologische Repräsentation: Minimalpaare: gleich oder
verschieden?
Semantische Repräsentation: Kind soll auf vom Therapeuten
benannte Abbildungen zeigen
Motorisches Programm: Benennentest (PLAKSS)
Spra
cho
utp
ut
Motorisches Programmieren: Nachsprechen von Neologismen
mit dem Ziellaut/den Ziellauten
Motorisches Planen Nachsprechen von Wörtern mit
dem Ziellaut/den Ziellauten
Motorische Ausführung Untersuchung der oralen
Organe und ihrer
Bewegungsfähigkeit
(Überprüfung von
Teilbewegungen im Bezug auf
den Ziellaut/die Ziellaute)
Freier download des Bogens unter:www.logo-train.de
Minimalpaare zur Überprüfung der Phonologischen Repräsentationen:���� Aussprache-Buffet
(Ullrich,2014)
Dipl.-Log. Maja Ullrich
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Übung: Erstellung von Items zur Überprüfung des phonologischen Erkennens bei einer Rückverlagerung von /t, d, n / zu /k, g, ng/
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Nummer Itempaar: Lösung Reaktion des Kindes (+/-)
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Ergebnis (Summe korrekter Reaktionen)
Prozentwert (Wieviel Prozent der Gesamtsumme sind korrekt? Wenn < 80 %: Behandlung!
Übung: Erstellung von Items zur Überprüfung der phonologischen Repräsentation bei einer Rückverlagerung von /t, d, n / zu /k, g, ng/
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 40
Nummer Itempaar: Lösung Reaktion des Kindes (+/-)
1 kahl Tal -
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Ergebnis (Summe korrekter Reaktionen)
Prozentwert (Wieviel Prozent der Gesamtsumme sind korrekt? Wenn < 80 %: Behandlung!
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• Bei Kindern mit einer phonologischen Verzögerung je nach Defiziten Entscheidung über die Behandlungsmethode:
�Artikulationsbehandlung
�P.O.P.T.
�Auszüge der P.O.P.T.
• die modellgeleitete Diagnostik und die Ableitung von Therapiezielen wurde mehrfach dokumentiert (Stackhouse& Wells, 1993; Nathan & Simson, 2001; Waters, 2001, Schauß-Golecki, 2013)
• Vorgehen nur Screening, zur normierten allgemeinen Überprüfung der Sprachverarbeitung: – TPB (Test für Phonologische Bewusstheitsfähigkeiten für 4 jährige
Kinder bis Ende 1. Klasse von Fricke & Schäfer, 2011)
– H-LAD (Heidelberger Lautdifferenzierungstest für 1.-4. Klasse von M. Brunner, A. Dierks, A. Seibert)
Auswahl des Therapieansatzes
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 41Behandlung
Behandlung des physiologischen Prozesses der Vorverlagerung von
� Teile der P.O.P.T.-Therapie (Fox, 2005):
− Phase I (nur Lautebene)
� prozessorientiertes Vorgehen: Einführung von
Lautsymbolen zu allen Ziel- und Ersatzlauten:
− Phase II (produktiv)
− Phase III (rezeptiv und produktiv), Minimalpaare
Behandlung von Joel
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/S, c/
/S, c, s, z, ts/
Behandlung
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Lautsymbole zur Behandlung von Joel
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/S/ /c/ /s/ /z/ /ts/
Aussprache-Buffet (Ullrich, 2014, PROLOG)
Behandlung
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 44
Behandlung von Joel
Spielesammlung : Aussprache-Buffet (Ullrich, 2014, PROLOG)Behandlung
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Behandlung von Joel
Spiel: LAUTer Stempelei (Ullrich, 2011, PROLOG) und Schwimmbad von Playmobil
Behandlung
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 46
Behandlung von Joel
Spielesammlung : Aussprache-Buffet (Ullrich, 2014, PROLOG)
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Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 47
Behandlung von Joel
Spiel: Geburtstagsspiel
• Behandlung des physiologischen Prozesses der Vorverlagerung von
• komplette P.O.P.T.-Therapie (Fox, 2005):
− Vorübung
− Phase I (rezeptiv), auf Wortebene Minimalpaare
− Phase II (produktiv)
− Phase III (rezeptiv und produktiv), Minimalpaare
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/S, c/
Behandlung von Jason
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Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 49
Behandlung von Jason: Spiele aus dem Aussprache-Buffet (Ullrich,2014)
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 50
Behandlung von Jason: Spiele aus dem Aussprache-Buffet (Ullrich,2014)
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Behandlung von Jason: Spiele aus dem Aussprache-Buffet (Ullrich,2014)
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 52
Behandlung von Jason: Spiel LAUTer Stempelei (Ullrich, 2012)
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Behandlung von Jason: Spiel LAUTer Stempelei (Ullrich, 2012)
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 54
Behandlung von Jason: Spiele aus dem Aussprache-Buffet (Ullrich,2014)
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Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 55
Fazit
� Es ist möglich eine modellorientierte Überprüfung der Sprachverarbeitung nach Stackhouse & Wells (1997) in Bezug auf den zu behandelnden phonologischen Prozess durchführen
� bei zwei Kindern mit phonologischer Verzögerung wurden unterschiedliche zugrunde liegende Defizite in der Sprachverarbeitung aufgedeckt
� Behandlungskonzept auf die individuellen Defizite anpassen
� ob modellorientierter Ansatz effektiver ist als der P.O.P.T.-Ansatz können nur vergleichende Therapiestudien zeigen
Fazit
P.O.P.T-Therapieprogramm (Fox, 2005)
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Vorübung: rezeptiv
Trennung von Semantik und Phonologie
Kind soll phonologisch falsche Wortformen zurückweisen, der zu therapierende Prozess wird berücksichtigt
Phase I: rezeptiv
Stärkung des phonologischen Erkennens,Korrektur der phonologischen Repräsentationen
Einführung aller Ziel- und Ersatzlaute und Belegen mit Symbolkarten
Differenzierung und Identifikation aller behandelten Laute:(Laut-, Silben-, Pseudowort- und Realwortebene)
Phase II: expressiv
Bildung neuer motorischer Programme
Produktion aller Ziel- und Ersatzlaute (nach Vorgabe) aufLaut- und Silbenebene
Phase III:rezeptiv und expressiv
Phonologische Speicherung und Aufbau neuer motorischer Programme für Wörter
Erkennen von Ziellauten in Wörtern ohne auditive Vorgabe des TherapeutenKind soll das Wort erst nur im Kopf sagen und dann laut
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Ziel:
Das Kind soll eigene Fehlbildungen, die aber von der Therapeutin vorgegeben werden, als inkorrekt zurückweisen (= korrektes Fremdhören)
�Trennung von Phonologie und Semantik (Wortbedeutung und Wortform)
Durchführung:
• Dem Kind werden unregelmäßig wechselnd Wörter mit phonologisch korrekter sowie phonologisch inkorrekter Wortform vorgesprochen
• Die Wörter weichen zunächst grob von der Phonologie des Zielwortes ab
(z. B. [puten] � Kuchen)
• Dann nähern sich die Wortformen immer mehr den Fehlbildungen des
Kindes (z. B. [tuxen] � Kuchen) an
• Das Kind soll Wörter mit inkorrekter Wortform zurückweisen. Wichtig: das Kind muss unbedingt dazu angehalten werden, dass es nur gänzlich korrekte Wortformen akzeptiert.
• Die Vorübung wird in den ersten drei Therapiestunden für 5-10 Minuten angeboten
P.O.P.T.: Vorübung
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• Die Phase I besteht aus 4 Übungsebenen mit ansteigender linguistischen Komplexität.
• Auf allen Ebenen der Phase I wird nur rezeptiv gearbeitet: d.h. das Kind kann, muss aber nicht sprechen/selbst ausprobieren
• Der Übergang von einer Übungsebene zur nächsten erfolgt immer dann, wenn die Laute auf der gerade bearbeiteten Ebene zu ca. 80% richtigdifferenziert bzw. identifiziert werden können
Ziele:
• Einführung in die zu erarbeitenden Laute; es werden alle vom Prozess betroffenen Ziel- und Ersatzlaute ausgewählt (Ausnahme: Plosivierung; hier werden nur die Ziellaute ausgewählt)
• Das Kind soll lernen, selbst auf höchster Ebene der Komplexität (bei Realwörtern) die erarbeiteten Laute zu identifizieren
P.O.P.T.: Phase I
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Durchführung:
Phase I a) isolierte Lautebene
• Alle Ziel- und Ersatzlaute des ausgewählten Prozess werden mit einem Lautsymbol belegt
• Die Therapeutin macht ein Geräusch vor und das Kind soll das entsprechende Lautsymbol zeigen (bzw. einen Ball hin rollen, mit dem Frosch draufspringen etc.). Dabei ist es wichtig, unregelmäßig zwischen Ziel- und Ersatzlauten zu wechseln.
• Pro Therapiestunde werden ca. 3-4 Symbole bzw. Laute eingeführt, die dann auf isolierter Lautebene differenziert und identifiziert werden
P.O.P.T.: Phase I
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig
Definition – DifferenzierungUnter Differenzierung wird das Erkennen/ Von-Einander-Trennen/ Unterscheiden von verschiedenen Ziel- und Ersatzlauten, die in Kontrast zueinander gesetzt werden, verstanden (Fox, 2005).
Definition – IdentifikationUnter Identifikation wird das Heraushören von Ziellauten aus einer Anzahl von vorgegebenen Lauten verstanden (Fox, 2005).
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Phase I b) Silbenebene
• Das Kind soll die Ziel- und Ersatzlaute nun in Silben identifizieren
• Identifikation der Ziel- und Ersatzlaute erst im Silbenanlaut, dann alle Positionen
• Kindgerechte Anleitung: „Jetzt verstecke ich die Geräusche ein wenig und du sollst hören, welches Geräusch ich versteckt habe.“
Phase I c) einsilbige Pseudowörter, dann zwei- bis viersilbige Pseudowörter:
• Das Kind soll die Ziel- und Ersatzlaute nun zuerst aus einsilbigen legalen Pseudowörtern heraushören (auch mit Konsonantenverbindungen)
• Legale Pseudowörter sind Pseudowörter, die der Phonologie des Deutschen entsprechen (Fox, 2005)
• Zu Beginn Identifikation im Anlaut, dann sofort alle Positionen und auch Pseudowörter mit Konsonantenverbindungen
Phase I d) Realwörter (alle Positionen)
• Erst wenn die vorangehenden Ebenen sicher beherrscht werden, werden Wörter ausgewählt, die einen Ziel- oder Ersatzlaut enthalten, der identifiziert werden soll
P.O.P.T.: Phase I
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In dieser Phase wird expressiv gearbeitet, wobei dies auf sinnfreier Ebene mit Pseudowörtern geschieht.
Ziele:
• Es soll ein motorisches Programm für die neuen Laute aufgebaut werden
• Das Kind soll die Möglichkeit haben, Ziellaute und die Ersatzlaute im Kontrast zueinander auszuprobieren. So soll dem Kind der Unterschied in der Produktion der entsprechenden Laute deutlich werden.
Durchführung:
• Das Kind soll zunächst alle Laute (isoliert) selbst produzieren. Bei falschen Produktionen soll die kindliche Äußerung nicht korrigiert, sondern eher moduliert werden.
• Eventuell können zunächst taktil-kinästhetische Übungen im oralen Bereich hilfreich sein
• die Ziel- und Ersatzlaute sollen im Kontrast zueinander gebildet werden, da dem Kind der Produktionsunterschied zwischen Ziel- und Ersatzlaut deutlich werden soll.
• Gelingt die Bildung der Laute auf isolierter Lautebene, so werden die Ziel-und Ersatzlaute in Silben geübt
P.O.P.T.: Phase II
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In dieser Phase werden rezeptive und expressive Übungsanteile kombiniert.
Ziele:
• Das Kind soll für sich selbst ausprobieren, wie ein Wort ausgesprochen wird und ob dieses einen Ziel- oder einen Ersatzlaut beinhaltet.
• Erstellung neuer motorischer Programme für alle betroffenen Wörter
• Die Eigenkontrolle bzw. das Eigenhören des Kindes soll erreicht werden.
Durchführung:
• In dieser Phase werden Bildkarten mit Realwörtern, die zunächst entweder einen Ziel- oder einen Ersatzlaut (zunächst im Anlaut, bald in allen Positionen) enthalten, benannt
• Das Kind soll für jedes Wort selber entscheiden, welchen Laut es verwenden muss und das Wort entsprechend aussprechen.
• „Lese-Übung“: Es werden Bildkarten mit Abbildungen, die mit dem Ziel- bzw. dem Ersatzlaut beginnen, gezogen und hinter die Lautsymbolkarten gelegt. Dann wird „vorgelesen“, wie das Wort klingen würde, wenn es mit dem Laut beginnen würde und entschieden, welcher Laut der richtige ist.
P.O.P.T.: Phase III
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• Von Beginn des Programms an werden folgende Feed-back-Strategien und Hilfen eingesetzt und nach und nach wieder abgebaut:
• Überbetonung der Ziel- und Ersatzphoneme in der Spontansprache des Therapeuten
• Corrective -feed - back unter Überbetonung der Ziel- und Ersatzlaute
• Falls das Kind einen Laut nicht korrekt identifiziert (z. B. Das Kind soll in Koffer ein /k/ identifizieren, es zeigt aber auf /t/), sagt der Therapeut wie das Wort mit dem vom Kind gezeigten Laut heißen würde (Heißt das Toffer?)
• Je nach Prozessart (systemischen Prozesse, Strukturelle Prozesse oder
Auslassung einer Wortposition) ist die Durchführung der P.O.P.T. leicht unterschiedlich
P.O.P.T.: Hilfen
Hilfen: • Hinweis auf die Art der Lautbildung• Spiegel• Mundbild des Therapeuten• Lautsymbole• Lautgesten
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Einsatz von Minimalpaaren aus dem Aussprache-Buffet (Ullrich,2014)
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 64
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Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig 65
Einsatz von Minimalpaaren aus dem Aussprache-Buffet (Ullrich,2014)
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Einsatz von Minimalpaaren aus dem Aussprache-Buffet (Ullrich,2014)
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Vorübung Rezep-tiv
Kind soll phonologisch falsche Wortformen zurückweisen, der zu therapierende Onsetprozesswird berücksichtigt
Ziel Aufmerksamkeitsfokus auf die WortformPhase I Rezep-
tivEinführung der betroffenen Frikative (leicht wahrzunehmen) u. Ersatzlaute und Belegen mit Symbolkarten Differenzierung und Identifikation aller behandelten Laute:• Isolierte Laute• Silben, nur Anlautposition• Einfache Pseudowörter, nur Anlautposition + KV• Komplexe Pseudowörter, nur Anlautposition + KV• Realwörter, nur Anlautposition + KV
Zusätz-lichePhase
Verdeutlichung der Bedeutung der zu bearbeitenden Wortposition; Einführung über Laute, die nicht ersetzt bzw. ausgelassen werden, beginnend mit Fließlauten (Was mache ich am Anfang eines Wortes?)
Ziel Phonolog. Erkennens, Korrektur der phonolog. Repräsentation für die Wortposition
Phase II Expres-siv
Produktion aller Ziel- und Ersatzlaute (nach Vorgabe) auf• Lautebene• Silbenebene, nur OnsetSinnvoll: schneller Wechsel von Zuhören und Nachsprechen der behandelten Laute
Ziel Neue Koppelung von phonologischer Erkennung/Speicherung mit einem neuen motorischen Muster
Phase III Rezep-tiv u. ex-pressiv
Nach gelungener Identifikation des Lautes, der im Anlaut steht, soll das Kind versuchen, das Wort mit diesem zu sprechen.Wichtige Spiele: „Leseübung“, Onsetmemory, Reimen
Ziel Aufbau eines neuen korrekten motorischen Programms für die betroffenen Laute
P.O.P.T beim Onsetprozess
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Vorübung Prinzip I: Erkennen von Wortonsetsbestehend aus einem Element (überdehnt gesprochen)
1. Fließende Wortanlaute (Nasale, Frikative, Laterale)
2. Alle möglichen Anlaute, auch Plosive
Prinzip II: Erkennen von Wortonsets mit Konsonantenverbindungen
1. KV: beide Konsonanten fließend (z. B. /Sr/, /Sv/)
2. KV: ein Konsonant fließend, ein Konsonant plosiv (z. B. /St/, /kn/)
Phase I(rezeptiv)
Kontrast: alveolar - velar bei Kontaktassimilation
Differenzierungsübungen mit Ziel-und Ersatzlauten /t, d, k, g/ auf allen Ebenen (isoliert, Silbe, Pseudowort, Wort)
Erkennen von Ziel- und Ersatz - KV im Wortonset
Alle möglichen KVs werden angeboten und v. a. auch Ziel - KV
Phase II(expressiv)
Produktion der Ziel - KV Das Kind soll v. a. die Ziel - KV auf der Silbenebene produzieren
Phase III(rezeptiv & expressiv)
Übungen mit Ziel - KV und Ersatz - KV Das Kind probiert aus, welche KV korrekt ist.
P.O.P.T bei Reduktion von Konsonantenverbindungen und Kontaktassimilation (/tr dr/ ���� /kr gr/)
Dipl.-Log. Maja Ullrich dgs-Kongress 2014 in Leipzig
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Vielen Dank für Ihre Mitarbeit und Aufmerksamkeit!
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