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1 Eduard Lasker Moderne Schachstrategie Joachim Beyer Verlag — Hollfeld

Moderne Schachstrategie - · PDF fileNr. 6 Eduard Lasker – Carlos Guimard Französisch Tarrasch-Variante 146 Nr. 7 Simon Alapin – Akiba Rubinstein Sizilianische Verteidigung150

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Eduard Lasker

ModerneSchachstrategie

Joachim Beyer Verlag — Hollfeld

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Copyright © 2003 Joachim Beyer

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Buches darf in irgendeiner Form ohne die Erlaubnis desHerausgebers vervielfältigt werden.

Lasker, EduardModerne SchachstrategieEduard Lasker11. überarbeitete AuflageISBN 3-88805-420-6© 2003 Hollfeld Verlag Joachim BeyerAlle Rechte vorbehalten! Dieses Buch darf nicht ohne Einverständnis desHerausgebers in Computersystemen gespeichert, übertragen oder teilweisein Auszügen verwendet werden.

Layout Schachschule Erlangenund Willi KasparLektorat Weiselstraße 5 91054 Erlangen

Umschlaggestaltung Georg Hofmann, Michelau

Gesamtherstellung

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3Vorwort zur 9. Auflage

Das stark gewachsene Interesse am Schachspiel seit dem dramatischen Verlauf desWeltmeisterschaftskampfes zwischen dem Amerikaner Robert Fischer und dem Rus-sen Boris Spassky hat zu einer enormen Erweiterung der Schachliteratur geführt.Unter den Neuerscheinungen finden wir viele sehr gute Bücher und Fachzeitschrif-ten, deren große Mehrzahl jedoch für Leser gedacht ist, die recht umfangreiche Schach-erfahrung besitzen. Sie verlangen häufig ein intensives Studium, das mehr Zeit benö-tigt, als der durchschnittliche Schachfreund imstande oder willens ist aufzuwenden.Bei der Abfassung des vorliegenden Buches dachte ich indes vielmehr an die Schach-amateure, sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene, die nicht genügend mit jenenallgemeinen strategischen Prinzipien des Spiels vertraut sind, die eine konkrete Basisfür seine Entscheidungen schaffen und die es dem Experten gestatten, in jeder Stel-lung seine und seines Gegners Stärken und Schwächen richtig abzuschätzen. Ich warüberzeugt, dass ein Buch, welches auf der Basis solcher Prinzipien dem Leser diegesunde Spielführung in der Eröffnung, dem Mittelspiel und dem Endspiel demon-striert, seine Spielstärke viel schneller als jede andere Methode steigern wird, und derErfolg dieses Buches zeigt mir, dass ich mich nicht getäuscht habe.Die in diesem Buch formulierten allgemeinen Schachprinzipien folgen aus rein logi-schen Überlegungen und sind daher heute ebenso gültig wie früher. Sie sind selbst-verständlich allen Schachmeistern bekannt, die sich im Turniersaal messen, wie derLeser aus den Beispielpartien ersehen kann, die ich zur praktischen Illustration dertheoretischen Untersuchungen glossiert habe. Sie zeigen, dass der Verlust einer Par-tie fast immer der Verletzung des einen oder anderen allgemeinen Spielführungsprinzipszuzuschreiben ist. Das gleiche gilt für viele Remispartien, die der eine Spieler oder seinGegner hätte gewinnen können, und natürlich auch von allen Partien, in denen derLeser dieses Buches seinen König verliert. Dass so etwas aber auch einem angehen-den Weltmeister passieren kann, zeigt die Partie Nr. 23, in der Karpov im 29. Zug seineGewinnchance gegen Hübner ausließ, nachdem der deutsche Vorkämpfer seinerzeitdasselbe fünf Züge vorher getan hatte.Der Stoff dieses Buches ist wie folgt eingeteilt: ich zeige zunächst elementare Matt-führungen und verschiedene Kombinationen, die oft in ähnlicher Form im Mittel- oderEndspiel vorkommen, und erörtere dann die einfachen Prinzipien, die in jeder Eröff-nung als Wegweiser für die günstige Aufstellung der verschiedenen Figuren dienenund dabei die gegnerischen Züge berücksichtigen. Erst dann gehe ich dazu über, dieverwickelten Grundsätze zu besprechen, die auf strategische Pläne anwendbar sind,wie sie im Mittelspiel und manchmal schon in der Eröffnung gefasst werden können.Diese Art von Plänen habe ich in den ausführlichen Glossen erörtert, mit denen ichdie Beispielpartien des letzten Kapitels versehen habe. Unter den Spielern dieserbesonderen lehrreichen Partien befinden sich alle zehn Weltmeister unseres Jahrhun-derts (außer Petrosjan und Spassky) und ebenso viele der stärksten Großmeister, dieals Weltmeisterschaftskandidaten in Turnieren oder Wettkämpfen ihre Gegner waren.Ein aufmerksames Studium der Partien wird, zusammen mit dem Inhalt der vorange-gangenen Kapitel, dem Leser eine solide Grundlage vermitteln. Die erreichbare Spiel-stärke übertrifft die des durchschnittlichen Amateurs, dem es an Erfahrungen mitstärkeren Partnern gebricht, bei weitem.New York 1978 Eduard Lasker

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Vorwort der 10. Auflage

Als Eduard Lasker vor gut sieben Jahrzehnten mit seiner Schachstrategieherauskam, Leipzig 1911, fand seine auf wissenschaftlicher Grundlage beru-hende Methode bald großen Anklang. Die Schachfreunde begrüßten es, dasssie sich nicht mehr damit zu begnügen brauchten, die Züge der Meister zukopieren, sondern dass sie in der Lage waren, auf vernünftigen Grundlagenberuhende eigene Züge zu finden.Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Werken, unter denen sich umfangrei-che, mehrbändige Kompendien befinden, die sich mit diesem Thema befas-sen. Eduard Lasker aber hat das Fundament geschaffen. In regelmäßigenAbständen musste das Buch neu aufgelegt und modernisiert werden. Die 9.Auflage hat der Verfasser, der 1981 im hohen Alter von 95 Jahren in New Yorkverstorben ist, noch selbst bearbeitet. Die vorliegende Auflage hat der Her-ausgeber im Sinne Laskers um eine Partie des jungen, aufstrebenden Groß-meisters Kasparov erweitert und dabei die Entwicklung einer aktuellen Varian-te geschildert.

Berlin, im Oktober 1982 Rudolf Teschner

Vorwort zur 11. überarbeiteten Auflage

Die 11. überarbeitete Ausgabe von Eduard Laskers Moderner Schachstrategieist nicht nur ein Leitfaden der Strategie. Sie ist im Laufe von mehreren Schach-generationen ein historischer Rückspiegel des Schachs geworden.Lasker wusste das, und er hat auch in höflicher Manier zwischen den Zeileneinfließen lassen, dass Schach wandelbar ist und die jüngeren Meister einengenaueren Stil pflegten; was natürlich für die älteren aus kombinatorischerSicht kein Nachteil ist.Vorgenommen wurde eine gründliche Überprüfung der strategischen Aussa-gen Laskers, ein Check-Up sämtlicher Partien, der Varianten und Diagrammemittels computergestützter Programme. Das war im vergangenen Jahrhundertnicht so der Fall. Und siehe da, das Ergebnis überrascht nicht. Die KernsätzeLaskers nach der Niederschrift seiner Strategie vor mehr als 90 Jahren werdenbestätigt. Hier findet keine Kürzung im Text statt.Allerdings mühte sich kaum jemand um den redaktionellen Teil. In völligerUmgestaltung sind Layout, alle Diagramme sowie die Rechtschreibung neue-ren Standards angepasst. Ebenfalls ist die Notation zeitgemäß und entsprichtden Regeln der FIDE. Einige ältere Varianten konnten verbessert werden. DieAuflage wurde um zusätzliche Partien ergänzt.

Erlangen, im Jahre 2003 Willi Kaspar

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5Inhalt1 Einleitung 7

2 Unerlässliche Vorkenntnisse 9

Die Symbole für Felder und Züge 9Wann ein Mehrbauer gewinnt 10Der Wert der Steine 11

3 Fundamentale Kombinationen 12

Mit Mattsetzung als Ziel 12Mit Materialgewinn zum Ziel 19

4 Die Eröffnung 26

Allgemeine Überlegungen 26Rasche Figurenentwicklung 27Kontrolle des Raumes 27Das Prinzip der Beweglichkeit 28Verfrühte Angriffszüge 31Materialopfer, um die feindliche 33 Entwicklung zu erschwerenAuswahl der Plätze für die Figuren 36Das Bauernskelett 36Bedeutung der Zentralfelder 37Schwäche rückständiger Bauern 39Vom Bauerntausch im Zentrum 40Linienöffnung für die Türme 42Über Vorstöße der Mittelbauern 42Der schwarze Gegenstoß ..., d5 44Wo Türme am besten wirken 44

5 Königsbauernspiele 47

Das Mittelgambit 47Die Italienische Partie 48Max Lange-Angriff 49Die Spanische Partie 50

Morphy-Verteidigung 52Tschigorin-Verteidigung 53Marschalls Gegenangriff 55Offene Verteidigung 57Schliemann-Verteidigung 60

Die Russische Partie 60Das Vierspringerspiel 61

Die Fesselung des 62KönigsspringersRubinsteins Gegenangriff 66

Das Königsgambit 68Muzio-Gambit 69Abgelehntes Königsgambit 70Falkbeers Gegengambit 71

Die Wiener Partie 72Evans-Gambit 73Skandinavische Verteidigung 75Französische Verteidigung 76Caro-Kann 81Sizilianische Verteidigung 83Moderne Eröffnungsideen 86Aljechin-Verteidigung 87

6 Damenbauernspiele 89

Das Damengambit 90Tarrasch-Verteidigung 92Orthodoxe Verteidigung 92Lasker-Verteidigung 94Slawische Verteidigung 97Angenommenes Damengambit 99Cambridge Springs-Verteidigung 101Meraner Verteidigung 102

Das Colle-System 103Albins Gegengambit 104Die Indischen Verteidigungen 104

Königsindische Verteidigung 105Nimzowitsch-Verteidigung 107Damenindische Verteidigung 108

Die Holländische Verteidigung 109Die Budapester Verteidigung 110Ben Oni Gegengambit 110Reti-Eröffnung 111Englische Eröffnung 113Froms Gambit 114

Strategische Regeln 116

7 Mittelspiel und Endspiel 118

Wo soll man Angriffe beginnen? 119Rochadeprobleme 119Über die Ausdehnung des Raumes 120Stärke und Schwäche von Bauernzügen 121Hervorrufen schwächender Züge 121Der Nachteil passiven Spiels 124Wann man keine Figuren tauscht 131Wann Bauernraub gefährlich ist 137Angriffsführung in der h-Linie 141Najdorf-Variante 143Angriff ohne Dame 151Der Turm auf der 7. Reihe 152Über den Bauernvorposten auf d5 153Mehr über d5 155Der Bauernvorstoß f5 158Wichtigkeit des Angriffstempos 161Schwäche vorgerückter Flügelbauern 164Gefahren der Symmetrie 165Druck durch Raumvorteil 167Zwei Läufer gegen Läufer und Springer 170Die Macht eines entfernten Freibauern 177Zwei Springer gegen Läufer und Springer 179Beweglicher Turm plus Läuferpaar 184

übertrumpfen Dame und SpringerKönige auf entgegengesetzten Flügeln 185Wettlauf der Freibauern 187Zeitnot im Alter 190Psychologie hilft manchmal mit 192Bauernabtausch stellt Probleme 193Die Kraft der Dame 195Dame gegen zwei Türme 205

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8 Erläuternde Partien 123

Nr. 1 Eduard Lasker – Efim Bogoljubow Philidors Verteidigung 123Nr. 2 Eduard Lasker – Savielly Tartakower Slawische Verteidigung 130Nr. 3 Wassily Smyslow - Michael Botwinnik Französische Verteidigung 135Nr. 4 Vlastimil Hort – Robert Byrne Königsindische Verteidigung 141Nr. 5 Robert Byrne – Larry Evans Sizilianisch Najdorf-Variante 143Nr. 6 Eduard Lasker – Carlos Guimard Französisch Tarrasch-Variante 146Nr. 7 Simon Alapin – Akiba Rubinstein Sizilianische Verteidigung 150Nr. 8 Larry Evans – Mark Taimanov System 8. d5 in Königsindisch 153Nr. 9 Eduard Lasker – Richard Réti Spanisch Tschigorin-Verteidigung 156Nr. 10 Emanuel Lasker – José R. Capablanca Spanisch Abtausch-Variante 158Nr. 11 Eduard Lasker – Erich Eliskases Sizilianisch Scheveninger System 162Nr. 12 Reuben Fine – Eduard Lasker Damengambit 164Nr. 13 Erich Eliskasers – Arturito Pomar Doppeltes Königsfianchetto 166Nr. 14 Eduard Lasker – José R. Capablanca Königsindische Verteidigung 168Nr. 15 Eduard Lasker – Frank Marshall Damengambit 173Nr. 16 Alexander Aljechin – Samuel Reshevsky Colle-System 178Nr. 17 Miguel Najdorf – Reuben Fine Nimzowitsch-Indisch 181Nr. 18 Machgielis Euwe – Paul Keres Damenindische Verteidigung 183Nr. 19 Herman Steiner – Reuben Fine Damenbauernspiel 185Nr. 20 Samuel Reshevsky – Eduard Lasker Angenommenes Damengambit 188Nr. 21 Eduard Lasker – Nicholas Rossolimo Sizilianisch Najdorf-Variante 191Nr. 22 Robert Byrne – Robert Fischer Damengambit Abtausch-Variante 193Nr. 23 Anatoly Karpov – Robert Hübner Sizilianische Verteidigung 196Nr. 24 Garri Kasparov – Josif Dorfman Slawisch Botwinnik-Variante 199Nr. 25 Anatoly Karpov – Visvanathan Anand Slawisch Meraner Verteidigung 202

Inhalt

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Der Anfänger, der glaubt, dass er eine vernünftige Partie Schachspielen kann, sobald er die Figuren richtig zu bewegen weiß, ist mitdem Soldaten zu vergleichen, der sich für fähig hält eine Armee zuführen, nachdem er eben schießen gelernt hat. Ein General kannnatürlich nur dann eine Strategie entwickeln die Erfolg verspricht,wenn er genau weiß, welche taktischen Aufgaben, deren Lösungsie bedarf, die verschiedenen Zweige seiner Armee gewachsen sind.Ebenso muss ein Schachspieler sich erst mit den taktischen Mög-lichkeiten vertraut machen, die seine verschiedenen Steine ausfüh-ren können, ehe er erwarten darf, dass die strategischen Pläne, dieer mit ihnen vorhat, wirklich realisierbar sind.Es wäre völlig verfehlt, wenn er versuchen würde sich diese Kennt-nis durch das Spielen ganzer Partien anzuzeignen. Es ist für einenAnfänger zu verwirrend, viele Figuren auf einmal in seine Kombina-tionen einzubeziehen, und er kann auch gar nicht entscheiden, wel-che von den bei vollem Brett immer bestehenden Möglichkeiten,Figuren gegeneinander abzutauschen, er wahrnehmen soll und wel-che er vermeiden muss, bevor er sich einigermaßen über den relati-ven Wert der Figuren im klaren ist.In Anbetracht dieser beiden Probleme tut er am besten zunächst füreine Figur nach der anderen festzustellen, ob sie, allein von seinemKönig unterstützt, genügt, den gegnerischen König matt zu setzen,wenn diesem keiner seiner Steine mehr zur Seite steht, oder ob siehierfür noch weitere Hilfe braucht. Von meinen Lesern habe ichvorausgesetzt, dass ihnen diese ganz elementaren Endspiele bereitsbekannt sind, und ich fasse auf Seite 9 nur deren Resultate alsUnerlässliche Vorkenntnisse zusammen.Der nächste Schritt, den der Lernende tun muss, ist Beispiele vonetwas verwickelteren Situationen zu studieren, in denen mehrereFiguren gegeneinander kämpfen. Dieser Phase seines Studiums istdas Kapitel gewidmet, das fundamentale Mittelspielkombinationenbehandelt und das die Merkmale von Stellungen bespricht, die ei-nem direkten Mattangriff auf vollem Brett Erfolg versprechen, oderzu scharfen Manövern einladen, die gute Aussichten auf Material-gewinn bieten.Vom Durchspielen der in diesem Kapitel erläuterten Kombinationenwird der Lernende viel Aufschluss über die Art und Weise erhalten,in der die verschiedenen Figuren miteinander zusammenarbeiten kön-nen, und er wird einen gewissen Blick für Drohungen entwickeln,sowie die Fähigkeit längere Zugreihen mit mehreren Varianten rich-tig durchzurechnen. Kurz, es wird seine taktische Kombinations-kraft steigern und auch seinen Plänen eine gewisse Richtung geben,

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wenn er beginnt Eröffnungen zu spielen, da er dann versuchenwird seine Figuren so zu stellen, dass sie für die eine oder ande-re typische Kombination bereit sind, die in dem Kapitel bespro-chen ist.Alle diese taktischen Vorbereitungen helfen jedoch weder demLernenden noch dem vorgeschrittenen Spieler, sich die ausschlag-gebende Kenntnis zu eigen zu machen, die den Amateur, der eszur Meisterstärke bringen kann, von dem unterscheidet, für dendiese Stufe unerreichbar bleibt. Dies ist ein gut entwickeltesPositionsverständnis, das es einem Spieler ermöglicht, sich injeder Eröffnung zurechtzufinden, die ihm sein Gegner vorsetzt,ob er sie kennt oder nicht, und so zu vermeiden, dass er aus derEröffnung mit einer Stellung herauskommt, die bereits den Keimdes Verlustes in sich trägt.Dies bringt mich zu dem hauptsächlichen Thema, das mir beider Abfassung dieses Buches vorgeschwebt hat. Ich habe michbemüht, dem Leser das Verständnis für gesundes Positionsspielzu vermitteln, und zwar, wie ich bereits im Vorwort bemerkte,durch Ableitung allgemeiner strategischer Prinzipien, deren Be-folgung in der Eröffnung eine günstige Stellung im Mittelspielverspricht, und aus denen sich auch in vieler Hinsicht die Richt-linien für korrekte Handhabung des Mittelspiels und Endspielsergeben.Die Beispiele, an denen ich die praktische Anwendung dieserRegeln allgemeiner Natur demonstriere, sind alle Stellungen ausMeisterpartien, und zwar fast ausschließlich solchen, die seitdem Aufkommen der modernen Schule gespielt wurden, wennauch in manchen dieser Partien die Gegner auf klassische Eröff-nungen zurückgriffen.Dem Leser, dem das Studium des Buches die Grundlagen mo-derner Schachstrategie klar gemacht hat und der sich eingehen-der mit Mittelspiel- und Endspieltechnik befassen will als es imRahmen des Buches möglich war, empfehle ich das Buch MeinSystem von Nimzowitsch und die Bücher des früheren Weltmei-sters Dr. Max Euwe Urteil und Plan im Schach und Positions-und Kombinationsspiel. Diese Bücher werden nicht nur dem Ama-teur willkommen sein, der sein Schach lieber am häuslichen Herdals in einem Club genießt, sondern sie leisten auch dem zukünf-tigen Turnierspieler einen wichtigen Dienst, indem sie ihm inkonzentrierter Form einen Überblick über die Erkenntnisse jahr-zehntelangen Turnierspiels bieten, den er durch gute eigene Er-fahrung schwer gewinnen könnte.

Einleitung

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Die Symbolefür Felder und Züge

Der Leser, der zum ersten Mal einSchachbuch konsultiert, muss sich na-türlich erst mit den Symbolen vertrautmachen, die in der Schachsprache zurBezeichnung der Felder und zur Beschrei-bung der Züge dienen. Außer in Franzö-sisch, Englisch oder Spanisch sprechen-den Ländern wird in der ganzen Welt dieso genannte algebraische Notation be-nutzt, in der, wie im Diagramm 1 ange-deutet, die senkrechten Linien des Bretts,von Weiß aus gesehen links anfangend,mit den Buchstaben a bis h, und die waa-gerechten Linien, wieder von Weiß ausbetrachtet, von 1 bis 8 numeriert wer-den, so dass jedes Feld eindeutig durchden Buchstaben und die Nummer derbeiden Linien, die sich auf ihm schnei-den, gekennzeichnet ist.

a b c d e f g h

8

7

6

5

4

3

2

1

So stehen im Diagramm 1 die Königeauf e5 und e7, der Turm auf g2. In derso genannten abgekürzten algebrai-schen Notation, die im vorliegendenBuche gebraucht ist, werden folgendeSymbole für die Züge der Steine benutzt.

XIIIIIIIIY9-+-+-+-+09+-+-m-+-09-+-+-+-+09+-+-M-+-09-+-+-+-+09+-+-+-+-09-+-+-+R+09+-+-+-+-0

Diagramm 1

2 U

ner

läss

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e Vo

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Schlagzeichen

Der Anfangsbuchstabedes Namens der Figur,

die zieht, wird denKoordinaten des Feldes

vorangesetzt, auf das sie geht.Wenn sie dabei einen Steinschlägt, wird dem Zug als

Schlagzeichen ein kleines xangefügt.

SchachgebotEin Schachgebot wird als

kleines Plus +markiert.

SchachmattDas Zeichen für

Schachmatt ist #.

Rochade

0–0 bedeutet kurze,0–0–0 lange Rochade.

en passant

Die Abkürzung füren passant ist e.p.

Notation

Ein Bauernzug wird in derRegel ohne Zufügung desBuchstabens B notiert.

So bedeutet e4 den weißenBauernzug von e2 oder e3

nach e4 oder den Zug von e5nach ..., e4 des Schwarzen.Die Notation exd besagt,

dass der e-Bauer einen Steinin der d-Linie schlägt.

Zusätzlich wird das Feldbenannt.

ZugbewertungEin Ausrufezeichen !

bezeichnet einen starken Zug,ein Fragezeichen ?

einen schwachen oderfragwürdigen Zug.

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Es ist sehr wünschenswert für denLeser eines Schachbuches, sich dieSymbole der Felder so einzuprägen,dass er Züge, die er gedruckt sieht, aufseinem Schachbrett ausführen kannohne erst lange nach den symbolisier-ten Feldern herumzusuchen, ebensowie ein Musiker Noten, die er liest,sofort auf seinem Instrument wieder-zugeben weiß.Außer den Spielregeln, der Gangart derSteine, und der Beschreibung der Zügesind die Vorkenntnisse, die der Leserdieses Buches braucht, folgende:er sollte wissen, dass er nach dem Ab-tausch aller gegnerischen Steine min-destens einen Turm übrig haben muss,um Matt zu erzwingen, oder einen Bau-ern, den er in einen Turm oder die Dameverwandeln kann, während ein Läuferoder Springer zur Mattführung nocheinen zweiten Läufer benötigt oder ei-nen Bauern, der umwandelbar ist.

Wann einMehrbauer gewinnt

In den meisten Endspielen zwischenKämpfern annähernd gleicher Klassehat einer von ihnen höchstens einenBauern mehr. Es ist daher von größterWichtigkeit zu wissen, unter welchenUmständen ein Mehrbauer zum Gewinngenügt. Gewöhnlich tut er das dadurch,dass er den König des Gegners zwingt,das Umwandlungsfeld zu bewachen,so dass er seine eigene Bauern nichtverteidigen kann.

a b c d e f g h

8

7

6

5

4

3

2

1

Ist nur noch der Mehrbauer auf demBrett, so gewinnt der Angreifer nur,wenn sein König, wie zum Beispiel imDiagramm 2, in der Linie vor seinemBauern steht und der feindliche, im Ab-stand von einem Feld gegenüberstehen-de König am Zuge ist. Man sagt in die-sem Fall: Weiß hat die Opposition.Wenn Weiß ziehen muss, das heißt alsowenn im Diagramm 2 Schwarz die Op-position hat, kann er die Partie halten.Nach 1. Kb5, Kb7 2. c5, Kc7 3. c6muss er nur ..., Kc8 spielen, nicht aber..., Kb8 oder ..., Kd8, damit Weiß nichtdie Opposition gewinnt. Schwarz wür-de dann wie folgt verlieren:

a) 3. ..., Kb8 4. Kb6, Kc8 5. c7, und nunmuss er ..., Kd7 ziehen, worauf Weißmit 6. Kb7 das Umwandlungsfeld desBauern deckt und im nächsten Zugeeine Dame macht.

b) Nach 3. ..., Kc8 jedoch bleibt diePartie remis, weil auf 4. Kb6 oder Kd6Schwarz mit ..., Kb8 oder ..., Kd8in die Opposition geht und nach5. c7+, Kc8 Weiß entweder mit Kc6den Schwarzen patt setzt oderseinen Bauern verliert.

Unerlässliche Vorkenntnisse

XIIIIIIIIY9-+-+-+-+09+-m-+-+-09-+-+-+-+09+-M-+-+-09-+P+-+-+09+-+-+-+-09-+-+-+-+09+-+-+-+-0

Diagramm 2