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IT-Systeme 29 IT-Systeme 2017 Technische Voraussetzungen Spracherkennung lässt sich leicht installieren und warten – beim Be- trieb allerdings kann sie ressourcen- hungrig werden. Die Installation dauert meist zwischen zwei und sechs Stunden, je nach Aufwand und An- forderungen – etwa, ob Terminal- server, Datenbanken oder SSL-Ver- schlüsselung dazugehören sollen oder ob zum Beispiel ein SQL-Server mitgenutzt werden kann. Basisanfor- derung sind das .NET-Framework und andere Microsoft-Technologie wie ein Internet Information Server. Auch die Wartung ist schnell er- ledigt. Updates erfordern je nach Größe des Systems nur etwa ein bis vier Stunden Downtime. Allerdings ist Spracherkennung rechenintensiv. Deswegen ist es wichtig zu wissen, wo die Sprach- erkennung stattfindet: Wird die Sprache vor Ort auf dem Client, also dem PC des Arztes verarbeitet, reicht ein Rechner mit zwei bis vier Kernen und vier Gigabyte RAM aus. Interessant wird es, wenn ein Kran- kenhaus Terminalserver und Ter- minalclients einsetzt; dann findet die Erkennung zentral auf dem Terminalserver statt. Allerdings wird, wenn fünf Nutzer gleich- zeitig die Spracherkennung nutzen wollen, bereits ein üblicher Ter- minalserver für 20 bis 25 Nutzer schwer ausgelastet. Eine gute Lösung ist daher ein dedizierter Erkennungsserver, der die PCs und Terminalserver entlastet. Bei Nuance nutzt etwa Dragon Medical Direct einen sol- chen Spezialserver. Er erhält per Audio-Stream die Inputs und ver- arbeitet sie zentral – allerdings innerhalb der Krankenhaus-Infra- struktur. So bleibt der Datenschutz gewahrt. Aber auch ein dedizierter Server muss Leistung vorhalten: Pro Nutzer kann man einen halben verbessert sogar die Stimmung. Eine un- abhängige Studie der Universitätskli- nik Düsseldorf ergab, dass die Zufrieden- heit der Ärzte, die Spracherkennung nutzten, um 23 Pro- zent stieg. Der Doku- mentationsprozess lief um 26 Prozent schneller und der Umfang der Doku- mentation nahm gar um 82 Prozent zu, so sehr legten sich die neu motivierten Ärzte ins Zeug. Welche Vorausset- zungen muss ein Krankenhaus erfül- len, damit es Spracherkennung einsetzen kann? Das hängt von der Art des Einsatzes ab. Prinzipiell lässt sich Spracherken- nung entweder direkt in ein spezia- lisiertes System, etwa in der Radio- logie, einbinden oder universell ein- setzen. Die Integra- tion in bestimmte Systeme ist zeit- und entwicklungs- intensiv. Eine Lösung, das die Erken- nung ,am Cursor‘ vollzieht, bietet hier Vorteile. Zum einen ist es un- abhängig und außerdem kann der Arzt nicht nur Felder im KIS aus- füllen, in die er klickt, sondern auch Textdateien oder E-Mails diktieren. Die wichtigste Voraussetzung für den Einsatz von Technologie im Krankenhaus ist, dass die Systeme reibungslos funktionieren und sich in den Alltag von Arzt und Pflege- personal integrieren lassen. Dies lässt sich mit einem universellen Spracherkennungssystem lösen. Moderne Spracherkennung ebnet den Weg vom Diktat zur künstlichen Intelligenz Technik versteht, spricht und macht Das Einbinden von Experten- und Wissensdatenbanken kann aus reinen Spracheingabesystemen hilfreiche medizinische Assistenten machen. Bilder: Nuance Im medizinischen Alltag wird Spracherkennung bereits genutzt – etwa zum Ausfüllen von Patienten- akten oder zum Aufnehmen von Befunden. Bald soll daraus der persönliche medizinische Assistent werden, der versteht, eigenständig spricht und sogar einfache Aufgaben erledigt. Krankenhäuser tun gut daran, sich zu informieren, was moderne Lösungen schon alles können – und was die Kranken- haus-IT dafür bereitstellen muss. S pracherkennung erleichtert nicht nur die Arbeit, sie spart Zeit – und

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Technische Voraussetzungen

Spracherkennung lässt sich leichtinstallieren und warten – beim Be -trieb allerdings kann sie ressourcen-hungrig werden. Die Installationdauert meist zwischen zwei und sechsStunden, je nach Aufwand und An -forderungen – etwa, ob Terminal -server, Datenbanken oder SSL-Ver-schlüsselung dazugehören sollenoder ob zum Beispiel ein SQL-Servermitgenutzt werden kann. Basisanfor-derung sind das .NET- Frameworkund andere Microsoft-Technologiewie ein Internet Information Server.Auch die Wartung ist schnell er -ledigt. Updates erfordern je nachGröße des Systems nur etwa ein bisvier Stunden Downtime.Allerdings ist Spracherkennungrechenintensiv. Deswegen ist eswichtig zu wissen, wo die Sprach -erkennung stattfindet: Wird dieSprache vor Ort auf dem Client, also dem PC des Arztes verarbeitet,reicht ein Rechner mit zwei bis vierKernen und vier Gigabyte RAM aus.Interessant wird es, wenn ein Kran-kenhaus Terminalserver und Ter -minalclients einsetzt; dann findet die Erkennung zentral auf dem Terminalserver statt. Allerdings wird, wenn fünf Nutzer gleich-zeitig die Spracherkennung nutzenwollen, bereits ein üblicher Ter -minalserver für 20 bis 25 Nutzerschwer ausgelastet.Eine gute Lösung ist daher ein dedizierter Erkennungsserver, der die PCs und Terminalserver ent lastet. Bei Nuance nutzt etwa Dragon Medical Direct einen sol-chen Spe zialserver. Er erhält perAudio- Stream die Inputs und ver -arbeitet sie zentral – allerdingsinnerhalb der Krankenhaus-Infra-struktur. So bleibt der Datenschutzgewahrt. Aber auch ein dedizierterServer muss Leistung vorhalten: Pro Nutzer kann man einen halben

verbessert sogar dieStimmung. Eine un -abhängige Studieder Universitäts kli -nik Düsseldorf er gab,dass die Zu frie den -heit der Ärzte, dieSpracherkennungnutzten, um 23 Pro-zent stieg. Der Do ku -mentations pro zesslief um 26 Prozentschneller und derUmfang der Doku-mentation nahm garum 82 Pro zent zu, sosehr legten sich dieneu motiviertenÄrzte ins Zeug.Welche Vorausset-zungen muss einKrankenhaus erfül-len, damit esSpracherkennungeinsetzen kann?Das hängt von derArt des Einsatzesab. Prinzipiell lässtsich Spracherken-nung entwederdirekt in ein spezia -lisiertes System,etwa in der Radio -logie, einbindenoder universell ein-setzen. Die Integra-tion in bestimmte

Systeme ist zeit- und entwicklungs -intensiv. Eine Lösung, das die Erken-nung ,am Cursor‘ vollzieht, bietethier Vorteile. Zum einen ist es un -abhängig und außerdem kann derArzt nicht nur Felder im KIS aus -füllen, in die er klickt, sondern auchTextdateien oder E-Mails diktieren. Die wichtigste Voraussetzung fürden Einsatz von Technologie imKrankenhaus ist, dass die Systemereibungslos funktionieren und sichin den Alltag von Arzt und Pflege-personal integrieren lassen. Dieslässt sich mit einem universellenSpracherkennungssystem lösen.

Moderne Spracherkennung ebnet den Weg vom Diktat zur künstlichen Intelligenz

Technik versteht, spricht und macht

Das Einbinden von Experten- und Wissensdatenbanken kann

aus reinen Spracheingabesystemen hilfreiche medizinische

Assistenten machen. Bilder: Nuance

Im medizinischen Alltag wirdSpracherkennung bereits genutzt –etwa zum Ausfüllen von Patienten-akten oder zum Aufnehmen vonBefunden. Bald soll daraus der per sönliche medizinische Assistentwerden, der versteht, eigen ständigspricht und sogar einfache Auf gabener ledigt. Krankenhäuser tun gut da ran, sich zu informieren, wasmoderne Lösungen schon alles können – und was die Kranken -haus-IT dafür bereit stellen muss.

Spracherkennung erleichtert nichtnur die Arbeit, sie spart Zeit – und

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Spracheingabesysteme werden umso

besser, je öfter man sie nutzt, weil sie

einen Mustervergleich machen.

Kern rechnen, plus etwa einenGrundbedarf von Betriebssystemund Software von vier Kernen.Genau wie die Einrichtung der Software ist auch die Individuali -sierung Maßarbeit. So gibt es inallen medizinischen Teilbereichenspezielles Vokabular, das häufig verwendet wird.

Individualisierung als Maßarbeit

Beispielsweise müssen die Entwicklereiner Spracherkennungslösung inder Zahnmedizin die spezielle Nomen-klatur der Zähne (Zahnschema) zu -nächst verstehen und daraus ge -meinsam mit Sprachwissenschaftlerneine Grammatik entwickeln, diedann in das Spracherkennungs-

system integriert wird. Nur so weißdas System mit Bezeichnungen wie‚8 oben rechts fehlend‘ richtig um -zugehen und kann dies in die erfor-derliche Schreibweise umsetzen. Eine besondere Herausforderung isthier auch, dass die Lösungen in Echt-zeit zuverlässig funktionieren müs-sen. Die Erwartungen an die Verfüg-barkeit sind also sehr hoch – und dasüber den ganzen Arbeitstag hinweg.Nuance stattet seine Lösungen zwarmit einem Grundwortschatz undspeziellem medizinischem Vokabularaus. Dennoch ist die deutsche Spra-che hervorragend geeignet, umKomposita zu bilden – was Fachleutegerne ausnutzen. Hinzu kommenneue Operationsmethoden, neueMedi kamente und individuelle Ab -kür zungen der Nutzer. Deswegen ist es wichtig, Fehler der Sprach -erkennung zu korrigieren und neueWörter hinzuzufügen.Dies geht in der Praxis schnell. Meistmuss der Nutzer ein nicht korrekterkanntes oder neues Wort nur mar-kieren und es per Sprachbefehl‚Wort hinzufügen‘ speichern. Im Hin-tergrund schätzt eine Funktion desProgramms, wie das neue Wort aus-gesprochen wird – in etwa 85 Pro-zent der Fälle korrekt. Wenn es einbesonders ungewöhnliches Wort ist,etwa ein englisch-deutsches Kompo-situm wie Gefäß-Run-off, kann sichder Nutzer auch entscheiden, demSystem das Wort vorzusprechen –

Gesamtaufwand: zehn Sekunden.Zu Beginn ist eine Schulung nötig,die etwa 60 Minuten dauert. Beson-ders interessierte und motivierteNutzer können auch ein erweitertesTraining in 90 Minuten erhalten, ummehr Funktionen kennenzulernenund tiefer in die Materie einzustei-gen. Generell jedoch ist die Nutzungeiner Spracherkennung heute so einfach wie möglich – um flüssig imAlltag zu funktionieren.

Spracherkennung wird zum persönlichen Assistenten

Es ist unabdingbar, dass der Nutzermit der Software interagiert. Denn jemehr er sie nutzt, desto besser wirdsie. Spracherkennung ist keine Erken-nung, sondern ein Mustervergleich –das System vergleicht den Audio-Input mit vorhandenen Mustern und setzt alles über komplexe Sta -tistikmodelle zusammen. Je mehrsich das System an seinen Anwenderund dessen Vorlieben und Eigen -heiten ge wöhnt, desto mehr wirddie Spracherkennung zum persön -lichen Assistenten. Solche Programme sind in allenmöglichen Szenarien von Nutzen: So weiß beispielsweise ein Autokünftig, welche Strecke sein Nutzerüblicherweise zur Arbeit fährt oderwelchen Radiosender er mag. Es gibtaktuelle Informationen zur Verkehrs-lage und dem Spielstand der Lieb-lingsfußballmannschaft. Auch in derMedizin kommen ähnliche Techno -logien bereits zum Einsatz.Einige Entwicklungen gehen aberbereits weit über Spracherkennunghinaus. Durch das Einbinden vonExperten- und Wissensdatenbankenkönnen Systeme viel mehr leisten.Nicht nur das reine Eingeben vonDaten und Ausgeben von Informa-tionen ist möglich, sondern aucheine direkte Interaktion mit dem System. Gibt der Arzt beispielsweiseeinen Befund ins System ein, ist die-ses durch die Datenbank in der Lage,Rückfragen zu stellen. Auf die Ein -gabe ‚Der Patient hat Rückenschmer-zen‘ könnten diese beispielsweiselauten: Welche Art von Rücken-schmerzen? In welchem Bereich desRückens? Wie lange hat der Patient

In Zukunft können Spracheingabesysteme möglicherweise alltägliche Arbeitsroutinen unter -

stützen, zum Beispiel durch Rückfragen stellen oder das Einbinden von Behandlungs ressourcen.

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die Schmerzen bereits? Dadurch ent-halten die Befunde detailliertere In -formationen, die anderen Ärzten oderdem Pflegepersonal zur weiterenBehandlung zur Verfügung stehen.Und wenn man noch einen Schrittweiterdenkt, ist es künftig vorstellbar,wirkliche medizinische Assistenten zuentwickeln, mit denen eine direkteInteraktion mit dem System möglichwird. Beispielsweise könnten Aus -

sagen wie ‚Ich brauche eine Röntgen-aufnahme von diesem Patienten‘ da -zu führen, dass der Assistent direktmehrere Informa tionen miteinanderverknüpft. Auf der einen Seite stellter beispiels weise eine Rückfrage (Wosoll der Fokus der Aufnahme liegen?)und reserviert gleichzeitig den Raumzum Röntgen in der Radiologie. Der Arzt muss also keine manuellenSchritte mehr unternehmen, derintelligente Assistent übernimmthier alles Weitere.

Zukunft des medizinischen Assistenten

Und er kann im Praxen- und Kran-kenhausalltag künftig vielleicht auchnoch ganz andere Aufgaben über-nehmen. So ist es vorstellbar, dassder intelligente Assistent dem Arztim OP auf Zuruf hilft, zu operierenoder medizinische Geräte zu be -dienen. Um diese Grenze zu über-schreiten, muss aber zunächst ge -klärt werden, welche Aufgaben eine

Maschine wirklich übernehmen kannund wo die Grenze zwischen selbst-ständigem Handeln und reinerUnterstützung liegt.Medizinische Expertensysteme dürfendem Arzt Vorschläge machen, aber ihnnicht bevormunden, denn er muss dieHoheit über die Behandlung haben.Ein System kann jedoch unterstützendwirken und alternative Lösungen an -bieten. Medizinische As sistenten indiesem Umfang sind zwar noch Fiktion,aber beim Gedanken an sprechendenKühlschränke und selbstfahrendeAutos wird es sicher nicht bei reinerZukunftsmusik bleiben.

Marcel Magens

Kontakt

Nuance Communications Deutschland GmbHWilly-Brandt-Platz 381829 MünchenTel.: +49 89 [email protected]

Marcel Magens, Leiter Professional

Services DACH bei Nuance Communications

Deutschland: „Mit Blick auf die Zukunft

ist es denkbar, wirkliche medizinische

Assistenten zu entwickeln.“

the futureof healthcare together

Let’s shape

siemens.de/healthineers

Siemens AG, “Sustainable healthcare strategy – Indicators in fiscal 2014”, Seite 3–4*

Als Siemens Healthineers unterstützen wir weltweit Gesundheitsversorger in ihrem stetig wachsenden Geschäftsumfeld. Dabei vertrauen unsere Kunden – und jährlich etwa fünf Millionen Patienten* – auf unsere Spitzentechnologie und die hohe Qualität unseres breiten Produkt- und Serviceportfolios. Gleichzeitig helfen unsere Lösungen, die klinischen, betrieblichen und finanziellen Ergebnisse unserer Kunden kontinuierlich zu optimieren.

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bieten sich in Geschwindigkeit sowieAnzahl der pro Rotation akquirier-ten Schichten. Die aktuellen Dual- Energy-CTs hingegen adressieren die im breiten klinischen Einsatz bisher unzu reichend beantworte-ten Fragen nach der Gewebezusam-mensetzung und einem optimier-ten Signal-zu-Rausch-Verhältnis mit höherem Kontrast auch beigerin gerer Strahlen- und Kontrast -mitteldosis.Sie nutzen den physikalischen Effekt, dass die Schwächung undAbsorption von Röntgenstrahlensowohl von deren Energieniveau als auch vom Typ des durchstrahl-ten Gewebes abhängig sind. Inte -ressant ist dabei zum Beispiel diespezifische und quantitative Erken-nung jodhaltiger Kontrastmittel.Diese erlaubt eine bessere Darstel-lung der Kontrastmittelanreicherungim Tumorgewebe und erleichtert so eine präzisere Beurteilung derentsprechenden Läsion. Zusätzlichunterstützt sie die Differen zierungzwischen benignen und malignenGewebearten, zum Beispiel von Nierentumoren und -zysten.Bei kardiovaskulären Untersuchun-gen heben sich Gefäßverkalkungendeutlicher vom Kontrastmittel ab.Endoleaks, die im Rahmen der endo-vaskulären Behandlung von Aorten -aneurysmen auftreten, sind aufmonoenergetischen Niedrig-keV- Bildern besser zu erkennen; umge-kehrt reduzieren monoenergetischeHoch-keV-Bilder Artefakte durchMetallimplantate.

Dual-Energy-Computertomografiemit unterschiedlichen Strategien

Bei der Dual-Energy-Computertomo-grafie verfolgen die Hersteller ver-schiedene Strategien. Während Dual-Source-CTs über zwei getrennte, mitunterschiedlichen Energien betrie -bene Röhren-Scanner-Einheiten verfügen, schalten kV-Switching- Systeme die an der Röntgenröhreanliegende Spannung während derUntersuchung blitzschnell hin undher. Dual-Spin-Systeme generierendie Datensätze in mehreren Rota -tionen, die Split-Beam-Technik teilt

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Die Dual-Energy-Computertomo -grafie kann dem Radiologen wert-volle zusätzliche Informationen überdie Zusammensetzung von Gewebenliefern und damit entscheidend zurAbklärung unklarer Befunde bei -tragen. In der Regel ist dafür einerneuter Scan erforderlich. Nicht sobeim Philips IQon Spectral CT: Er ver-fügt über eine Dual-Layer-Detektor-technologie, die Photonen hoherund niedriger Energie in zwei über-einanderliegenden Detektorlagendifferenziert. Neben den konventio-

nellen Bildern zeichnet das Gerätdamit immer auch die spektralenBilddaten auf – bei jeder Unter -suchung und ohne spezifische Vor-einstellungen. So kann der Radio -loge bei Bedarf auch im Nachhineinauf diese Datensätze zugreifen undsie auf verschiedene Arten visuali-sieren, um offene Fragen zu klären.

Highend-CTs früherer Genera -tionen er mög lichen vor allem

eine immer breitere Abdeckung derAna tomie pro Rotation und über -

Titelstory: Retrospektive Spektraldatenanalyse eröffnet neue diagnostische Möglichkeiten

Wenn der erste Scan gleich der richtige ist

Großgeräte

In einem einzigen 120-kV-Scan generiert der IQon Spectral CT simultan konventionelle plus

spektrale Bildinformationen. Auffälligkeiten, Zufalls- oder unklare Befunde können retrospektiv

auch in den Fällen genauer begutachtet werden, bei denen die spektrale Bildgebung nicht

prospektiv als Scanprotokoll ausgewählt wurde. Weitere Untersuchungen und die damit

verbundene Strahlenbelastung bleiben dem Patienten erspart.

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den Röntgenstrahl in zwei Spektrenhoher und niedriger Energie, bevorer den Patienten erreicht.Alle diese emissionsbasierten Lösun-gen haben laut Philips den Nachteil,dass die Entscheidung für den Ein-satz der Dual-Energy-Bildgebung imVorfeld der Untersuchung fallenmuss. Doch nicht selten zeigen sicherst während oder nach der Com -putertomografie Auffälligkeiten,Zufalls- oder unklare Befunde, dieeiner weiteren Abklärung bedürfen.Mit dem ersten von Grund auf fürdie spektrale Bildgebung konstruier-ten System geht Philips einen neuenWeg: Der Dual-Layer-Detektor desIQon Spectral CT verfügt über zweiübereinanderliegende Detektor -lagen aus sphärisch angeordneten Elementen, die verschiedene Teiledes Röntgenspektrums parallel pro-jektionswinkeltreu und praktischohne Zeitversatz aufnehmen.Ähnlich wie Stäbchen und Zapfen in der Netzhaut des menschlichenAuges sind die Detektorschichtenauf die Absorption von Photonenniedriger bzw. hoher Energie spe -zialisiert. Der obere Yttrium-Szintil-lator ist für die niederenergetischen Photonen zuständig, der untereGOS-Szintillator für hochenerge -tische Photonen. Während aus der Kombination der Dual-Layer-Rohdatensätze nach wie vor der vertraute konventionelle Bilddaten-satz errechnet wird, liefert einespektrale Rekonstruktion virtuellmonoenergetische Bilder (MonoE)verschiedener Röntgenenergien von 40 bis 200 keV, die sich zurAnhebung von Kontrasten oder zurReduktion von Strahlaufhärtungs -artefakten einsetzen lassen. Das Ergebnis: eine räumliche undzeit liche Kongruenz der Datensätze und somit ein rausch- und arte -faktarmes, monoenergetisches Bild,das mit konventionellen Verfahrennicht erreichbar ist, betont Philips.

Neue Möglichkeiten durch Materialdekomposition

Durch Materialdekomposition er -öffnet die spektrale Computer -tomografie zudem neue Möglich -

Das konventionelle

CT-Bild zeigt eine

suspekte Läsion in der

Leber. Zur Abklärung

waren bislang weitere

bildgebende Verfahren

wie die Magnet -

resonanz tomografie

oder die Sonografie

nötig.

Das monoenergetische

Bild bei 45 keV

ermöglicht aufgrund

des verbesserten

Kontrasts die

Visualisierung der

suspekten Läsion. Eine

weitere Untersuchung

entfällt.

Materialbilder wie

Zeff (effektive

Atomzahl) oder

Jodkarten liefern

wertvolle

Zusatzinformationen

– wann immer sie

gebraucht werden.

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dadurch schneller und sicherer dia -gnostiziert werden. Eben so seienkleinere Tumoren wie zum BeispielLeber metastasen früher erkennbar.Da die neue Technik auch exaktequantitative Messungen der Kon -trast mittelaufnahme in Tumorenerlaube, ließen sich außerdemgenauere Aussagen zum Therapie-ansprechen bei Chemotherapie treffen, so Maintz.Durch die Erhöhung der Kontraste in niedrig-monoenergetischen Bildern seien zudem deutliche Ein -sparungen in der Strahlen- und derKontrastmitteldosis möglich. Davonprofitierten vor allem Patienten mit Nierenproblemen.

Unkompliziert in der klinischen Routine

Trotz der erweiterten diagnostischenMöglichkeiten erfordert der innova-tive CT von Philips so gut wie keineVeränderungen des klinischen Work-flows. Um die hochenergetischenAnteile des Spektrums zu nutzen,erfolgt die Spektralakquisition mit120 kV, bei adipösen Patienten mit140 kV. Protokolle mit 80 oder 100 kV,die auf herkömmlichen Scannern oftzur Dosisreduktion oder Kontrast -

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keiten der Gewebecharakterisie-rung und quantitativen Bildgebung.Stoffspezifische Bilder erlauben die Messung der Kontrastmittel -aufnahme (in mg/ml) auf Jodkartenoder die Beurteilung von Gicht aufHarn säurebildern. Sogenannte Zeff-Bilder differenzieren die Materialiendarüber hinaus farbig nach ihrereffektiven Atomzahl und ermittelndie Bestandteile von Stoffgemischen,zum Beispiel in Nierensteinen.Der IQon Spectral CT stellt dieseEnergieinformationen automatischbei jeder Untersuchung zur Ver -fügung – ohne Änderungen im klinischen Workflow oder Kompro-misse bei Dosis, Bildfeld oder Rota -tionszeit. In einem speziellen Dicom-Datensatz werden alle spektralenBasisinformationen für retrospektiveAnalysen gespeichert.

Erfahrungen aus der Klinik

„Die auf den Dichteunterschieden derGewebe beruhenden spektralbasiertenBilder liefern uns zusätz liche In for ma -tionen über die Gewebezusammen -setzung, ermög lichen quantitativeAuswertungen des Kontrastmittel -anreichungsverhaltens von Gewebenund eine Optimierung der Bildquali-

tät“, schildert Prof. Dr. David Maintz,Direktor des Instituts für Diagnos ti -sche und Interventionelle Radio logieder Uniklinik Köln, seine Erfahrun-gen. „Diese In formationen lassen sichin sämtlichen Anwendungsbereichennutzen, sowohl in der abdominellenund thorakalen Bildgebung als auch in der Bild gebung des ZNS und desmuskulo- skelettalen Systems.“ Besonders span-nend sei dieDetek tion undCharakterisie-rung von Läsio-nen in der onko-logischen Bildgebung,betont derDirektor, in des-sen Institut dererste IQonSpectral CTDeutschlands inBetrieb ging.Tumorgewebekönne ein fachervon gesundemGe webe unter -schieden unddie Tumorart

Die einfache und intuitive Systembedienung per Touchscreen im Unter suchungs raum

unterstützt bei den Alltagsroutinen. Bilder: Philips

Volume Rendering der Gefäße aus Standardrekonstruktion (120 kVp)

mit 20 ml Kontrastmittel zur Bestimmung der Zugangswege vor TAVI

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erhöhung eingesetzt werden, kön-nen aufgrund optimierter Bildquali-tät und Dosisausnutzung problemlosumgestellt werden. Dabei hat die damit einhergehendeAnpassung des Röhrenstroms sogarvielfach ein Potenzial zur Dosisver-minderung gezeigt. Denn ein Vor-teil des Dual-Layer-Detektors gegen-über emissionsbasierter Konzepteist, dass alle bekannten Dosisreduk -tionsverfahren wie Röhrenstrom -modulation oder modellbasierte iterative Rekonstruktionen (iDose4,IMR) vollständig ausgeschöpft wer-den können. Die virtuelle Non- Contrast-Bildgebung (VNC) kanndarüber hinaus in vielen FällenNativscans und die damit verbun -dene Strahlenexposition unnötigmachen.

Magische Lupe für den raschen Durchblick

Die Aufbereitung der spektralenBilddaten des IQon-Systems über-nimmt die Spectral Diagnostic Suite,die in der aktuellen Version der multimodalen Client-Server-Work -station IntelliSpace Portal integriertist. Sie besteht aus dem SpectralEnhanced CT Viewer mit der Over-

lay-Funktion Spectral Magic GlassView, speziellen Modulen für dieHerz- und Gefäßbildgebung unddem Tumor Tracking.Das Magic Glass Tool lässt sich wieeine Lupe über den HU-Bilddaten-satz führen, um die aus den Spek-traldaten bestimmten Charakteris -tika farbig hervorzuheben, wie zum

Beispiel die Jod-konzentration.Die Einblendungder virtuellenmonoenergeti-schen Bilder, der Jodkarte undder effektivenOrdnungszahl-karte Zeff habesich als sehrpraktisch erwie-sen, lobt Pro -fessor Maintz.Erste Anbietervon PACS habenbereits den Werteines MagicGlass on PACSerkannt und sor-gen mit der In -te gration dieserFunktionalitätdafür, den Ein-satz spektraler

Bilddatensätze im ge wohnten Work-flow noch weiter zu vereinfachen.

Nutzung der spektralen Bildgebungin der Routinediagnostik

Welchen Stellenwert die retro -spektive Auswertung der Spektral -daten in der Praxis haben werde, sei noch Gegenstand wissenschaft -licher Evaluationen, so Maintz.Daten der University of Texas zeigten aber bereits, dass die Dual-Energy-Bild gebung nur in knapp 20 Prozent der Fälle prospektivselektiert wurde, während in mehrals 80 Prozent der Untersuchungenim IQon Spectral CT retrospektiv auf die Spektraldaten zugegriffenwurde – was in der Mehrzahl derFälle zu signifikanten Erkenntnissengeführt habe. ■

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Die Dual-Layer-Detektortechnologie des IQon Spectral CT kann Photonen hoher und niedriger

Energie in zwei übereinanderliegenden Detektorlagen differenzieren. Das erlaubt die simultane

Akquisition konventioneller und spektraler Bildinformationen in einem einzigen Scan. So kann

auch im Nachhinein auf die spektralen Bilddaten zugegriffen werden.

Volume Rendering aus Niedrigenergie rekonstruktion (45 keV)

derselben Untersuchung mit 20 ml Kontrastmittel

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bung be deutet dies, dass wir robus-te, standardisierte und reproduzier-bare Bilddaten immer gleicher Quali-tät benötigen – unabhängig vomPatient oder dem medizinischenFachpersonal. Nur dann können wirdie Ergebnisse vergleichen und mitweiteren Informationen, etwa ausder Labormedizin oder der Genetik,vernetzen“, so der Ärztliche Direktorder Abteilung für Diagnostische undInterventionelle Radiologie. „Mit demneuen MRT erhalten wir die Daten,um die richtige, personali sierte The rapie auswählen und überprüfenzu können, etwa das Ansprechen auf eine Chemotherapie vor einerTumorentfernung.“Das Gerät ermöglicht es Anwendernnicht nur, die steigende Nachfragenach MR-Bildgebung zu erfüllen unddabei das gesamte Spektrum vonRoutinescans bis hin zu komplexenUntersuchungen ab zudecken; derScanner verbessert zudem die Kos-teneffizienz der Magnetresonanz -tomografie, indem er die Anzahl derWieder holungsaufnahmen reduziertund die Produktivität erhöht.Die hochpräzise Bildgebung ermög-licht es den Radiologen, die maß geb - lichen Informationen stabil be reit zu -stellen, um stets die richtige Behand-lung für die Patienten zu wählen.

Mit Automatisierung zur personalisierten Medizin

Siemens Healthineers hat die BioMatrix-Technologie in mehr als fünf Jahren entwickelt. Der Hersteller der bereits integriertenSpulentechno logie Tim und der DotEngines stößt mit der Einführungder BioMatrix den nächsten Para -digmenwechsel in der MR-Bildge-bung an – hin zur Automatisierungund zu einer stärkeren Fokussierungauf den einzelnen Patienten.Aufgrund der hohen Untersuchungs-variabilität gilt die Magnetresonanz-

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In der Radiologischen Klinik des Universitätsklinikums Tübingenwurde Anfang des Jahres weltweiterstmals der 3-Tesla-Highend-MRTMagnetom Vida mit vollständig neuentwickelter, innovativer BioMatrix-Technologie der Öffentlichkeit vor-gestellt. Sie er leichtert und be -schleunigt die Arbeitsabläufe underhöht den Patientenkomfort. DerScanner kann erstmals individuellauf die anatomischen und physiolo-gischen Unterschiede der Patienteneingehen. Die Bildgebung steht da -durch auch Patientengruppen offen,die bislang nicht für eine MRT-Unter -suchung infrage kamen, beispiels-weise aufgrund von Herzrhythmus-störungen, Adipositas oder weil sieden Untersuchungsablauf aufgrundihres Gesundheitszustands nichtaktiv unterstützen können.

In der Abteilung für Dia gnostischeund Interventionelle Radiologie

des Universitätsklinikums Tübingenwird das neue System von SiemensHealthineers klinisch erprobt. Es istals erster Scanner mit der vollständigneu entwickelten BioMatrix ausge-stattet, einer innovativen Scanner-Technologie, die ebenso individuellauf die anatomischen und physio -logischen Unterschiede der Patien-ten eingeht wie auf die Verschie -denartigkeit der Nutzer.

Optimale Datenqualität und umfassende Bildinformationen

Prof. Dr. Konstantin Nikolaou siehtden großen Vorteil des MagnetomVida in der optimalen Datenqualitätund den umfassenden Bildinforma-tionen. Dies eröffne Möglichkeitenin der personalisierten Medizin. „Füreine individuelle Therapie unsererPatienten brauchen wir jede verfüg-bare Information. Für die Bildge-

Weltneuheit am Universitätsklinikum Tübingen: Neue BioMatrix-Technologie geht auf anatomische und physiologische Besonderheiten ein

Personalisierte Medizin im Fokus

Großgeräte

Magnetom Vida ist als erster Scanner mit der vollständig neu entwickelten BioMatrix ausgestattet.

Die innovative Scanner-Technologie geht ebenso individuell auf die anatomischen und

physiologischen Unterschiede der Patienten ein wie auf die Verschiedenartigkeit der Nutzer.

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tomografie oft als eine der am kom-pliziertesten zu handhabendenModa litäten in der medizinischenBildgebung. Gerade hier können so -wohl die physiologischen und anato-mischen Unterschiede der Patientenals auch die unterschiedlichen Erfah-rungs- und Ausbildungsniveaus derNutzer zu dieser unerwünschtenVariabilität beitragen.Dies ist häufig eine mögliche Quellefür Fehler, Wiederholungsscans undineffiziente Arbeitsabläufe. Umsowichtiger ist es, dass die MRTs zuver-lässige reproduzierbare Bilddatenliefern, unabhängig davon, welcherPatient untersucht wird und wer dasSystem bedient. Genau hier setzt dieneue BioMatrix-Technologie an.Die BioMatrix-Sensoren im Patien-tentisch messen automatisch denAtemverlauf und geben damit Auf-schluss über die individuelle Fähig-keit des Patienten, die Luft währenddes Scans anzuhalten. Dies erlaubt

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es, die optimale Untersuchungs -strategie auszuwählen und zudemUntersuchungszeit einzu sparen.„Patienten lassen sich jetzt schnelleruntersuchen“, erklärt Prof. Dr. MikeNotohamiprodjo, der als leitenderOberarzt für Magnet reso nanz -tomografie am Universitäts klini-kum Tübingen den neuen Scannerklinisch erprobt.

Mit Atem-Sensoren Wiederholungsscans vermeiden

Die BioMatrix-Tuner können helfen,Wiederholungsscans zu vermeiden,die enorme Produktivitätseinbußenund zusätzliche Kosten in der Radio-logie zur Folge haben. Wie Veröf-fentlichungen gezeigt haben, kön-nen Wiederholungsscans pro SystemZusatzkosten von 100.000 Euro proJahr verursachen (Andre et al., J. Am.Coll. Radiol. 2015, 12: S. 689–695).

Bei komplexen Untersuchungen der Halswirbelsäule verwenden die BioMatrix-Tuner beispielsweiseintelligente Spulentechnologien, um die Scanparameter auf Basis derindivi duellen Patientenanatomieund ohne jede weitere Nutzerinter-aktion automatisch einzustellen.Sie verbessern zudem die Qualitätund die Reproduzierbarkeit derGanzkörper-Diffusionsbildgebung.Die Echtzeitkontrolle der Scanpara-meter zur Anpassung an die Patien-tenanatomie er möglicht es, Ver -zerrungen zu vermeiden, die diediagnostische Qualität der Diffu -sionsbildgebung gerade im 3-Tesla-Bereich gefährden können.Innovative Schnittstellen tragenebenfalls dazu bei, eine gleichblei-bend hohe Untersuchungsqualitätsicherzustellen, die Arbeitsabläufezu beschleunigen und die Behand-lungsqualität zu verbessern. Die BioMatrix-Interfaces beschleunigen

Die BioMatrix-Sensoren im Patiententisch messen automatisch

den Atemverlauf und geben damit Aufschluss über die individuelle

Fähigkeit des Patienten, die Luft während des Scans anzuhalten.

Die automatisierte Patientenpositionierung auf Basis intelligenter

Körpermodelle fährt den Patiententisch selbstständig in die richtige

Scanposition. Eine in den Scanner integrierte intuitive Touchscreen-

Bedienoberfläche ermöglicht die Positionierung mit nur einem Klick.

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Großgeräte

den Scan-Ablauf laut Siemens um biszu 30 Prozent.

Patientenpositionierung mit nur einem Klick

Die automatisierte Patientenposi -tionierung auf Basis intelligenterKörpermodelle fährt den Patien -tentisch selbstständig in die richtigeScanposition, eine in den Scannerintegrierte intuitive Touchscreen-Bedienoberfläche ermöglicht diePositionierung mit nur einem Klick.Und ein neuer, leicht bewegbarerPatiententisch mit Motorsteuerungerleichtert insbesondere die Unter -suchung adipöser, immobiler undvon Traumapatienten.Als erster MRT ist Magnetom Vidamit all diesen BioMatrix-Techno -logien ausgestattet, um die uner-wünschte Variabilität bei MR-Unter-suchungen zu reduzieren. „Mit die-sem System unterstützen wir unsereKunden dabei, die aktuellen Heraus-forderungen der MR-Bildgebung zuüberwinden – das gestiegene Unter-suchungsaufkommen, die Komplexi-tät der Scans und den wachsendenKostendruck. Denn Magnetom Vidamit BioMatrix macht die MR-Bild -gebung robuster, präziser und unab-hängig von der Verschiedenartigkeitder Patienten“, sagt Dr. ChristophZindel, Senior Vice President undGeschäftsführer Magnetresonanz -tomografie bei Siemens Healthineers.„Insbesondere die revolutionäre Bio-Matrix-Technologie wird unserenKunden helfen, die Zahl der Wieder-holungsscans zu reduzieren, Terminevorhersehbar zu planen und konsis-tente, qualitativ hochwertige perso-nalisierte Untersuchungsergebnissezu erzielen. Aber dies ist erst derAnfang dessen, was wir mit dieserTechnologie erreichen können. Wirwerden sie weiterentwickeln, umeine neue Ära der Präzisionsmedizinmitzugestalten.“ Prof. Dr. Mike Notohamiprodjo be -schreibt einen weiteren großen Vor-teil des Systems: „Der Scanner bietetbei höchstem Patientenkomfort dieLeistung eines Forschungssystemsund beschleunigt so unsere Arbeits-abläufe.“ Wie Untersuchungen inTübingen belegen, sinken etwa die

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Eine hochwertige diffusionsgewichtete

Bildgebung ist gerade für Ganzkörperunter -

suchungen bedeutsam. Magnetom Vida bietet

diese mit seiner BioMatrix-Tuner-Technologie

verzerrungsfrei.

Messzeiten für muskuloskeletale undProstata-Aufnahmen mit dem neuenScanner deutlich – und dies bei starkverbesserter Bildqualität. „Das Signal-zu-Rausch-Verhältnis in den klinischenBildern ist gegenüber Systemen derVorgängergeneration um bis zu 30 Prozent gestiegen“, sagt Profes-sor Notohamiprodjo und stützt sichdabei auf seine Erfahrung.

Schnellere Scans bei hohem Patientenkomfort

Verantwortlich dafür sind neben denInnovationen der BioMatrix auch dieErkenntnisse, die die Entwickler vonSiemens Healthineers aus der Grund-lagenforschung und aus ihrer engenZusammenarbeit mit Kunden ge -wonnen haben. Die Erfahrungen aus der Entwicklung eines 7-Tesla-Forschungs-MRTs wurden auf die

Konstruktion des neuen 3-Tesla-Magneten übertragen.Die vollständig neue Systemarchitek-tur des Magnetom Vida bietet dahereine sehr hohe Leistungsfähigkeitund eine langfristige Stabilität –ohne größeren Raumbedarf. Die60/200-XT-Gradienten des neuenGeräts mit einer Leistung von mehrals 2,7 MW sind laut Siemens diestärksten kommerziell erhältlichenGradienten in einem Scanner mit 70 cm Geräteöffnung. Und dankeines besonders großen Messfelds(Field of View) von 55 ¥ 55 ¥ 50 cmlassen sich größere Körperregionen,etwa bei kompletten Abdomen-Untersuchungen, in nur einemSchritt abdecken.Ergebnis ist, so Siemens, eine enorme Produktivitätssteigerung bei Routineuntersuchungen vonGehirn, Wirbelsäule und Gelenken –von der korrekten Positionierungdes Patienten auf Knopfdruck bis zur Übertragung der klinischen Bilder ins PACS. Möglich wird diesdurch die GO-Techno logien, die die Arbeitsabläufe vom Start desScans bis zur Qualitätskontrolle der Bilddaten automatisieren undvereinfachen.Eine neue Benutzeroberfläche er -laubt nicht nur eine automatisierteBildakquisition und -verarbeitung,auf dem Scanner laufen auch beson-ders fortschrittliche Applikationenzur Nachverarbeitung der Daten. So lässt sich mit den GO-Techno -logien etwa bei Wirbelsäulenunter-suchungen ein Fünftel der bishernötigen Zeit einsparen. Damit sindrechnerisch vier zusätzliche Unter -suchungen dieser Art pro Tag undSystem möglich. Angesichts sinken-der Vergütungssätze ist dies für viele radiologische Institutionen von großem Wert.Das System erlaubt auch die Er -schließung zusätzlicher klinischerWachstumsfelder, etwa in Hinblickauf bislang kritische Patienten -gruppen – egal ob adipöse Patienten, Menschen mit Herz -rhythmusstörungen oder Patienten,die aufgrund ihres Gesund heits -zustands den Untersuchungs ablaufnicht aktiv unterstützen können.Um weitere Körperregionen ab zu -decken, hat Siemens Healthineers

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mit Magnetom Vida seine Com -pressed-Sensing-Anwendungen er -weitert, die MRT-Aufnahmen er heb -lich be schleunigen: Die Applikation‚Compressed Sensing Cardiac Cine‘macht kardiologische Untersuchun-gen unter freier Atmung möglich –selbst mit Kontrast mittel zur umfas-senden Gewebe charakterisierung.Und mit ‚Com pressed Sensing Grasp-Vibe‘ lassen sich nun auch dyna -mische Unter suchungen der Leberohne Atem anhalten auf Knopfdruckin einem umfassenden Scan durch-führen – und das bei jedem Patien-ten. Bislang waren für eine dynami-sche Leberbildgebung vier Schrittemit anstrengenden Atempausen und einer komplexen Zeitplanungnotwendig. Auch die Bildnachverarbeitung vonLeberaufnahmen beschleunigt dieGrasp-Vibe-Technologie deutlich.Professor Notohamiprodjo konnteim Rahmen seiner Studien in Tübin-gen eine Reduzierung der Nachver-arbeitungszeit von 20 auf nur nochvier Minuten messen.Selbst Ganzkörperaufnahmen, diebisher aufgrund der Abdeckungmehrerer Scanabschnitte und desnotwendigen hohen Ausbildungs -niveaus besonders herausforderndwaren, lassen sich mithilfe des

Magnetom Vida vereinfachen. Mitder neuen ,Whole-Body Dot Engine‘können diese schwierigen Scansdank einer intelligenten Automati-sierung in 25 Minuten mit hoherQualität durchgeführt werden. ZurPlanung und Durchführung sind nur wenige Klicks notwendig.

Ganzkörperaufnahmen vereinfacht erstellen

Eine hochwertige diffusionsgewich-tete Bildgebung ist gerade für Ganz-körperuntersuchungen bedeutsam.Magnetom Vida bietet diese mit seiner BioMatrix-Tuner-Technologieverzerrungsfrei. Kombiniert mit denstarken 60/200-Gradienten undeinem großen homogenen Field of View werden Ganzkörperunter -suchungen einfach in der Durch -führung, reproduzierbar und quali-tativ hochwertig, betont Siemens.Gerade für die Behandlung vonOnkologie-Patienten ist dies einenormer Fortschritt – etwa beimMultiplen Myelom, einer malignenErkrankung des Knochenmarks. Hier wurden die Richtlinien kürzlichin Richtung von Ganzkörper-MR-Untersuchungen zur Therapiekon-trolle verändert.

Energieeffizienz weiter erhöht

Das neue Gerät bietet aber nicht nur zahlreiche klinische Fortschritte,sondern auch etliche Verbesserun-gen in Hinblick auf seinen Energie-verbrauch. Dies trägt dazu bei, dieGesamtbetriebskosten des Systemsüber seinen gesamten Lebenszykluszu senken. Technologien wie Eco-Power ermöglichen eine intelligenteKontrolle der energieverbrauchen-den Komponenten. Diese werdenausgeschaltet, wenn sie für längereZeit nicht be nötigt werden. DasErgebnis ist ein Scanner, der 30 Pro-zent weniger Energie verbraucht als der Durchschnitt aller 3-Tesla- Systeme, den der IndustrieverbandCOCIR (European Coordination Committee of the Radiological, Electromedical and Healthcare ITIndustry) errechnet hat. ■

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Kontakt

Siemens Healthcare GmbHHenkestraße 12791052 ErlangenTel.: +49 9131 [email protected]/healthcare

Ein Paradigmenwechsel bei der Beschleunigung der MR-Bildgebung:

Compressed Sensing Grasp-Vibe erlaubt die dynamische Bildgebung

des Abdomens ohne Atemanhalten.

Mit seinem komplett neu entwickelten Magneten ermöglicht der MRT

eine größere Abdeckung bei Abdominal-Scans. Bilder: Siemens Healthineers

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Röntgensysteme112

TÜV Süd gewinnt bei der Prüfung von Schutzkleidung gemäß der neuen DIN 6857-2 wichtige Erkenntnisse

Röntgen für den Strahlenschutz

Kleine Risse, angerissene Nähte,Abnutzung: Immer wieder kommt es vor, dass Schäden an Röntgen-schutzkleidung nicht oder erst spätbemerkt werden. Um mehr Sicher-heit zu gewährleisten, muss solcheSchutzkleidung regelmäßig über-prüft werden. Als Leitfaden hier-für dient die DIN 6857-2, die imSommer 2016 in Kraft getreten ist.Der TÜV Süd hat die Norm bereits in der Entwurfsphase getestet.

Drei medizinische Einrichtungen,17 Abteilungen und mehr als

1.000 Kleidungsstücke: Die Testreihe,in der Sachverständige des TÜV Südden Normenentwurf angewandthaben, war umfangreich. Die Prü-fungen fanden vor Ort in den Ein-richtungen mit den dort verfüg -baren Anlagen statt. Jedes einzelneKleidungsstück wurde entweder auf dem Patiententisch oder direktauf dem Detektor des C-Bogens miteinzelnen Röntgenpulsen durch-leuchtet. Das Ergebnis: Rund ein

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Drittel der Schutzkleidung wiesBeschädigungen auf.Klassisch werden in radiologischenAbteilungen Bleischürzen zumSchutz vor Röntgenstrahlen ein -gesetzt. Aber auch Kleidung mitreduziertem Bleigehalt (sogenannteBlei-Composites) oder aus Materia-lien wie Zinn, Antimon und Bariumsind mittlerweile gängig. Vorteil dieser Alternativen ist, dass die Kleidung leichter ist. So werden die Gelenke und die Wirbelsäule des Personals geschont.Allerdings gibt es zwischen den eingesetzten Materialien Unter -schiede bei der Haltbarkeit und der Anfälligkeit für Beschädigungen.So ist bleireduzierte oder bleifreieSchutzkleidung häufig empfind-licher gegenüber mechanischen Einwirkungen und weist schnellerBrüche und Risse auf. Daher mussgerade beim Einsatz dieser Mate -rialien darauf geachtet werden, dass der Zustand regelmäßig überprüft wird.

Regelmäßige Überprüfungenvorgeschrieben

Die im August 2016 in Kraft getrete-ne DIN 6857-2 zur Qualitätsprüfungvon in Gebrauch befind licher Schutz-kleidung legt Prüfverfahren, -fristenund -dokumen tation fest. Grund-sätzlich ist vorgeschrieben, vor jederVerwendung eine Sicht prüfung derSchutzkleidung durchzuführen. Da -bei ist darauf zu achten, ob ober-flächliche Schäden wie Risse, Löcheroder defekte Nähte erkennbar sind.Zudem müssen Schließelemente wieSchnallen und Gurte auf ihre Funk -tionsfähigkeit hin überprüft werden. Einmal jährlich muss die gesamteSchutzkleidung einer ausführliche-ren Prüfung unterzogen werden: Für neue Kleidung sind zunächstTastprüfungen vorgeschrieben, eine Durchleuchtung mit Rönt -genstrahlen ist nach drei Jahren verpflichtend. Danach muss jähr-lich abwechselnd eine Tast- und eine Röntgenprüfung vorge-nommen werden.

Röntgenuntersuchungen am sichersten

Sichere Aussagen über den Zu-stand der Kleidung und ihre Schutzwirkung ermöglicht nur die Röntgen untersuchung. Der TÜV Süd empfiehlt daher, dieses Verfahren jährlich anzuwenden.Denn bei einer Tastprüfung kann es schwierig sein, tatsächlich alleschadhaften Stellen zu finden und so die Sicherheit der Mitarbei-ter zu gewährleisten.Die Röntgenuntersuchung der Schutz -kleidung können interne Mitarbeiteroder externe Sachverständige über-nehmen. Sie müssen die Prüfungunter Aufsicht einer fachkundigenPerson durchführen oder selbst eine

Die DIN 6857-2 zur Qualitätsprüfung von in Gebrauch befindlicher Schutzkleidung ist im

August 2016 in Kraft getreten. Der TÜV Süd hat deshalb mehr als 1.000 Kleidungsstücke

untersucht – und dabei zum Teil gravierende Schäden festgestellt, wie hier einen Mangel

im Nackenbereich einer Weste.

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entsprechende Fachkunde nach -weisen können. Dazu zählt etwa die Fachkundegruppe R7 für dentechnischen Betrieb medizinischeroder tiermedizinischer Röntgen -einrichtungen.Werden Beschädigungen an derSchutzkleidung gefunden, muss be -wertet werden, ob es sich um einenDefekt oder einen Mangel handelt.Ein Defekt ist gemäß DIN 6857-2eine Läsion an einer Schutzkleidungeinschließlich ihrer Nähte und Schließ -elemente, die die Schutz wirkungaber nicht beeinträchtigt. Allerdingsist davon auszugehen, dass sich derDefekt im Laufe des weiteren Ge -brauchs zu einem Mangel entwickelt.Wird bei einem Kleidungsstück einDefekt festgestellt, so ist gemäß DIN 6857-2 mindestens eine Quali-tätsprüfung durch Röntgenstrahlungpro Jahr vorgeschrieben, eine Tast-prüfung genügt dann nicht mehr.

Defekt oder Mangel?

Ein Mangel im Sinne der Norm isteine Beschädigung, die zu einer relevanten Minderung der Schutz-wirkung führt oder führen kann.Wird bei einem Kleidungsstück einMangel festgestellt, darf es nichtmehr verwendet werden. Wichtigbei der Bewertung ist auch immer,wie sich eine Beschädigung aus -weiten und welche Folgen das

haben kann. Risse, die entlang derNähte durch das Abschirmmaterialverlaufen, können sich beispiels -weise beim Tragen der Schutzklei-dung schnell ausdehnen, sodass Körperbereiche ungeschützt sind.

Personalisierte Schutzkleidungweist weniger Schäden auf

In den Testreihen der Sachverstän -digen des TÜV Süd wiesen ein Drittelder untersuchten KleidungsstückeBe schädigungen auf, 14 Prozent so -gar einen Mangel, der zu einem Ge -sundheitsrisiko für das Personal füh-ren kann. Grundsätzlich zeigten sichbei bleireduzierten und blei freienMaterialien aufgrund der geringe-ren mecha nischen Widerstandsfähig-keit grö ßere Probleme als bei Klei -dungs stücken aus Blei gewebe. Aller-dings waren die Beschädigungennicht gleichmäßig verteilt. Aufgrund der Schadens verteilungkonnten einige deutliche Schlüssegezogen werden. Auffällig ist, dassSchutzkleidung, die einzelnen Mit -arbeitern per sönlich zugeordnetwar, insgesamt in besserem Zustandwar als Kleidung, die von wechseln-den Personen genutzt wurde. Grün-de dafür dürften der sorgsamereUmgang mit eigener Kleidung sein,aber auch die Tat sache, dass persön-lich angepasste besser sitzt. Ist sie zueng, können schon bei relativ neuer

Kleidung Dehnungsrisse an charak-teristischen Stellen auftreten.Ob Schutzkleidung individualisiertist oder nicht, ist vermutlich ein ent-scheidender Grund für die Unter-schiede, die zwischen den Abtei -lungen beobachtet werden konn-ten. In einigen wurden überhauptkeine mangelhaften Kleidungs-stücke gefunden, in anderen wiesmehr als die Hälfte einen Schadenauf. Ebenfalls deutlich wurde, dassdie Beschädigungshäufigkeit und -art je nach Hersteller und Modellvariierte. So waren bei einzelnenHerstellern etwa spezielle Partienwie Nähte im Schulter- und Nacken-bereich sowie die Schlaufen zumAufhängen der Röcke besondersanfällig für Beschädigungen.

Eingehende Dokumentation der Ergebnisse

Im Rahmen der Prüfung markiertendie Sachverständigen des TÜV Südalle schadhaften Stellen direkt aufder Kleidung. Zudem wurden Rönt-genaufnahmen schadhafter Stellengespeichert. Die Ergebnisse doku-mentierten sie in einem Prüfproto-koll und lieferten damit den Ver -antwortlichen in den Einrichtungennachvollziehbare Kriterien, um über das Vorliegen eines Mangels zu entscheiden und Kleidung aus -zusortieren.

Die Löcher in Schild und Halskrause dieses Schilddrüsenschutzes

lassen sich mithilfe von Röntgenstrahlen sehr gut erkennen.

Nahtrisse wie hier im Schulter- und Halsbereich einer Schürze können

bei Tastprüfungen leicht übersehen werden. Deshalb empfiehlt der

TÜV Süd eine jährliche Prüfung mit Röntgenstrahlen.

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Röntgensysteme114

Kontakt

TÜV SÜD Industrie Service GmbHRegion NordostAnlagensicherheit/Strahlenschutzwww.tuev-sued.de/is

Dr. Michael BittnerWiesenring 204159 LeipzigTel.: +49 341 [email protected]

André BelgerDrescherhäuser 5 d01159 DresdenTel.: +49 351 [email protected]

Zurzeit entwickelt der TÜV Süd ein Prüfzeichen, mit dem jedes einzelne untersuchte Kleidungs-stück gekennzeichnet werden soll. Es soll direkt an der Kleidung an -gebracht werden und enthält In -formationen über festgestellteBeschädigungen sowie zum nächsten Prüftermin.Fazit: Die Prüfung nach DIN 6857-2hat nachgewiesen, dass durch ein -gehende Untersuchungen eine Viel-zahl von Beschädigungen an Rönt-genschutzkleidung festgestellt wer-den kann. Dies ist vor allem für blei-reduzierte und bleifreie Materialien

wichtig, denn sie sind generell anfälliger.Die Ergebnisse der Prüfungen gebenden Verantwortlichen die Möglich-keit, Konsequenzen zu ziehen undBeschäftigte besser zu schützen. Da bei empfehlen die Sachverstän -digen des TÜV Süd, die Prüfung jährlich mit Röntgenstrahlen durch-zuführen, da kleinere Defekte häu-fig nicht durch eine Tastprüfungidentifiziert werden können. EineRöntgenuntersuchung bietet hierdeutlich mehr Sicherheit.

Dr. Michael Bittner, André Belger

Canon CXDI-410C (kabellos) Auflösung 125 µm; 11,3 MPixelDetektorgröße 42 × 43 cm Detektor CsJGewicht 2,8 kg

Der große kabellose Vollfelddetektor CXDI-410C im Format 42 × 43 cm ist mit einer automatischen Strahlungserkennung ausgestattet und benötigt keinerlei Verbindung zum Röntgensystem. Neben der hervorragenden Bildqualität und dem geringen Dosisbedarf ist erbesonders für Nachrüstungen an stationären Röntgensystemen und mobilen Röntgengeräten auf der Intensivstation geeignet.

Canon CXDI-710C (kabellos)

Auflösung 125 µm; 9,5 MPixelDetektorgröße 35 × 43 cmDetektor CsJGewicht 2,3 kg

Der 710C ist ein kabelloser, tragbarer Detektor, der durch eine hervorragende Bildqualität bei geringer Dosis besticht und zusätzlich mittels Akkubetrieb (ausreichend für ca. 140 Aufnahmen)ein hohes Maß an Flexibilität bietet. Er verfügt zudem über eine völlig neue Software, die demBediener eine noch bessere Übersicht über Unter suchungsdaten und Aufnahmeparameter gibt.

Durch sein Standard-Kassettenformat passt der Detektor in jedes handelsübliche Röntgen system und eignet sich so besonders für Nach -rüstungen. Er kann mit, aber auch ohne Generatoranbindung genutzt werden. Dadurch ergibt sich, für bestehende Röntgensysteme allerHersteller, eine optimale und kinderleichte Retrofitlösung.

RöntgensystemeDR-Systeme

Die Übersicht zeigt, dass Schäden häufig und bei allen Arten von Kleidungsstücken zu finden sind. Dabei hat die Prüfung auch gezeigt,

dass personenbezogene Schutzkleidung oft in einem besseren Zustand ist.

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dass junge Spieler vieler laufinten -siver Sportarten von dieser Heran -gehensweise profitieren können“,betont Dr. Doyscher.Die Studie ist seiner Ansicht nachauch ein gutes Beispiel dafür, wiePOC-Ultraschall die Herangehens-weise an viele Verletzungen undsportmedizinische Erkrankungen verändert kann: Das Gerät wird zu -nehmend zu einem Muss, ist außer-dem ideal für die Diagnose von Muskelrissen und Verletzungen desWeichgewebes und macht in vielenFällen andere Verfahren überflüssig.Der Mediziner ergänzt: „Wir habenunser erstes POC-System vor unge-fähr fünf Jahren angeschafft undverwenden es inzwischen bei fastallen unseren Patienten. Auch dieWirksamkeit vieler therapeutischerInjektionen wird durch Ultraschall-führung verbessert, insbesondere beimodernen Arzneimitteln wie throm-bozytenreichem Plasma oder Hyalu-ronsäure.“ Um die Wirksamkeit die-ser Behandlungen sicherzustellen,muss die Injektion sehr nah an derVerletzungsstelle erfolgen. UnterUltraschallkontrolle kann die opti-male Injektionsstelle dabei sicherund genau bestimmt werden.Dr. Doyscher: „Dies ist ein immenserVorteil. In unserer Abteilung setzenwir über 90 Prozent aller Injektionenunter Ultraschallführung. Ob fürScreening-Verfahren, bei der Dia -gnose oder direkt für die Behandlung,POC-Ultraschallgeräte eignen sichausgezeichnet für die Sportmedizin,in der immer Druck herrscht – von-seiten der Patienten, der Trainer und der Physiotherapeuten –, umschnellstmöglich Fragen zu beant-worten und Ergebnisse zu liefern.“ ■

Point-of-Care-Ultraschall verspricht Hoffnung für Osgood-Schlatter-Diagnosen

Mit Ultraschall geht’s besser

Kontakt

Fujifilm SonoSite B.V.Joop Geesinkweg 140NL-Amsterdam 1114 ABTel: +31 20 [email protected]/de

Dr. Ralf Doyscher vom Centrum fürSportmedizin der Charité – Univer si -tätsmedizin Berlin arbeitet eng mitProfi- und Amateur-Fußballmann-schaften zusammen. Vor Kurzemnahm er an einem wissenschaft lichenProjekt zur präventiven Ge sund heits -untersuchung junger Nachwuchs -talente teil. Er nutzte diese Gelegen-heit, die Möglichkeiten von POC-Ultraschall (Point of Care) bei der Dia -gnose von Morbus Osgood-Schlatterbei diesen Spielern zu untersuchen.

Morbus Osgood-Schlatter ist eineseltene Entwicklungsstörung,

die bei Jugendlichen zu schmerz -haften Entzündungen unterhalb desKnies führt. Am häufigsten tritt siebei Teen agern auf, die Sport treiben– ge schätzt drei bis fünf Prozent dieser Bevölkerungsgruppe sindbetroffen. Die Erkrankung kann zubleibenden Schäden des weichenGewebes führen. Aktuell wird dieDiagnose mittels Magnetresonanz -tomografie er stellt, was jedoch fürScreening-Zwecke sowohl kostspieligals auch unpraktisch ist.

Ultraschall erweist sich als ideale Screening-Untersuchung

Dr. Ralf Doyscher erklärt: „Wir vonder Abteilung für Sportmedizin derCharité wurden darum gebeten,einen allgemeinen Gesundheitscheckbei den vielversprechenden jungenTeilnehmern eines Förderprogrammesdurchzuführen. Wir haben die Ge -legenheit dazu genutzt, das Poten -zial von POC-Ultraschall als Screening-Tool bei Spielern, die möglicherweisean Morbus Osgood-Schlatter leiden,genauer zu untersuchen.“Ultraschall eignet sich hervorragendfür diese Art von Screening-Unter -suchung, da er anders als die meis-ten bildgebenden Verfahren schnellund kostengünstig ist und darüberhinaus praktisch überall angewendetwerden kann. Ebenso wichtig ist,dass Sportmedizinern nun tragbare

und robuste POC-Ultraschallsystemezur Verfügung stehen. Diese wurdenim Laufe der letzten fünf Jahre zueiner wichtigen Grundlage dersportmedizinischen Praxis.„Wir haben fast 400 Spieler im Altervon 12 bis 14 Jahren untersucht undbei sechs Jugendlichen Pathologiender Patellasehnen gefunden, die aufMorbus Osgood-Schlatter schließenlassen. Bei jedem einzelnen Fall konn-ten wir bis zu einem gewissen Gradeine Entzündung des Kniescheiben-bands an der Tuberositas tibiae fest-stellen, die später alle mittels Magnet -resonanztomografie bestätigt wur-den“, berichtet Dr. Doyscher.

Gute Alternative zum MRT: Robuste POC-Ultraschallsysteme

Auch wenn dies nur eine erste Unter-suchungsgrundlage ist, zeigen dieErgebnisse dem Mediziner, dass sichPOC-Ultraschall gut für die Erkennungvon Morbus Osgood-Schlatter eignet.„Robuste POC-Ultraschallsystemewie das Fujifilm SonoSite Edge, daswir bei dieser Studie verwendethaben, bieten bei den Screening- Verfahren eine bequeme und kosten-günstige Alternative zur Magnet -resonanztomografie und ich glaube,

Dr. med. Ralf Doyscher vom Centrum für

Sportmedizin der Charité – Universitäts -

medizin Berlin: „Wir haben unser erstes

POC-System vor ungefähr fünf Jahren

angeschafft und verwenden es inzwischen

bei fast allen unseren Patienten.“ Bild: privat

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