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Möglichkeiten und Grenzen von Elternkursen Fabienne Becker-Stoll Staatsinstitut für Frühpädagogik

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Möglichkeiten und Grenzen von ElternkursenFabienne Becker-Stoll

Staatsinstitut für Frühpädagogik

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Man braucht ein ganzes Dorf um ein Kind zu erziehen.

Einem Kind kann es nur so gut gehen, wie es seinen Eltern geht.

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Wozu Elternkurse/Familienbildung?

Familie zu leben braucht Know-how.

Familie steht hohen Anforderungen gegenüber.

Unterstützung für Familien ist selbstverständlich und kein Zeichen „schlechter Elternschaft“.

Familie braucht soziale Netze.

Quelle: Staatsinstitut für Familienforschung (2009).Leitfaden zur Familienbildung im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe, S. 7

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Was brauchen Eltern? Information

Was braucht mein Kind? Wo bekomme ich Antworten auf meine Fragen? Wo bekomme ich welche Unterstützung/Hilfe?

Wissen Zugang zu unabhängigem, evidenzbasiertem Wissen, das praxisnah

und verständlich vermittelt wird Wissen, dass Eltern in ihrer Kompetenz stärkt, Orientierung gibt und

Hilfe zur Selbsthilfe ermöglicht

Helfer am Nest und in der Not Soziale Netzwerke Unbürokratische Hilfe (Welcome, Familienhebamme etc.) Notrufnummern

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Möglichkeiten von Elternkurse

Möglichkeiten von Elternkurse Informationen und Anregungen bekommenAufklärung erhaltenFragen stellen könnenVerunsicherung verringernAustausch mit anderen Eltern in ähnlicher

Situation

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Grenzen von Elternkurse

Individuelle Beratung vertieftes Problemverständnis von Ursachen Transfer von Wissen zum Handeln Einüben/Ausprobieren von neuen

Verhaltensmöglichkeiten Hilfe für nachhaltige Veränderungen Aufbrechen von Problemkreisen

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Kann nur durch eigene Erfahrung gelernt werden: Regulation von Emotionen Aufmerksamkeitsregulierung Feinfühlige Zuwendung Umgang mit eigenen Ressourcen Konstruktive Kommunikation Konfliktbewältigung Gemeinsames Coping

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Problem:

In emotional belastenden Situationen greifen wir unbewusst auf alte, vertraute Verhaltensmuster zurück. (Bsp. Wut, Gewalt, Angst, Rückzug)

Die ersten Beziehungserfahrungen wirken sich auf die Gehirnentwicklung aus und prägen unsere Beziehungsfähigkeit.

Frühe Bindungserfahrungen beeinflussen unsere Wahrnehmung, unser Denken, Fühlen und Verhalten

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Was Eltern brauchen:

Feinfühlige, liebevolle, wertschätzende und unterstützende Begleitung

Vertrauensvolle Beziehungen Individuelles Coaching

Ressourcen und Stärken orientiert Video-Feedback „seeing is believing“

Förderung von Selbstwirksamkeit, Autonomie

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Die Macht der Erfahrung Welche Beziehungskompetenzen habe ich selber in

meinen ersten Bindungserfahrungen erlernt?

Welche Erwartungen habe ich daraus an mich und andere entwickelt? Muss ich alles alleine perfekt organisieren und bewältigen? Habe ich auch an mich als Mutter/Vater einen enormen

Leistungsanspruch?

Was erwarte ich von meinem Kind muss es mit vier Wochen schon alleine durchschlafen? Gefährdet es meine Beziehung zu meinem Partner? Ertrage ich sein Weinen, seine Hilflosigkeit, seine Abhängigkeit?

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Aktuelle Ressourcen Welche aktuellen Ressourcen habe ich?

Gibt es liebevolle, zugewandte und unterstützende Menschen, die mir jetzt beistehen können?

Ist auf meinen Partner Verlass? Wer hilft mir, wenn mein Partner selbst überfordert ist?

Wie ist mein aktueller emotionaler Kontostand? im roten Bereich, oder gut gepolstert?

Steht mir Hilfe zu oder ist Hilfesuchen der Beweis meiner Unfähigkeit und meines Versagens? Darf ich Fehler machen? Traue ich mir zu, Neues zu lernen?

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Fundus der Studie: 665 kontrollierte Studien aus 260 Familien-Unterstützungsprogrammen

Effektmaße: kognitive und sozio-emotionale Entwicklung von Kindern, elterliche Einstellungen, Erziehungswissen, Erziehungsverhalten

Effektstärke: im Schnitt d = .25

Effektstärke verdoppelt sich, wenn die Kindbezogenen Interventionsmaßnahmen früh beginnen Kindprogramme eine Komponente zur Selbstentwicklung der

Eltern beinhalten Eltern eine Unterstützung von anderen Elterngruppen erhalten Durchführung der Programme in Elterngruppen erfolgt Programme von professionellem Personal geleitet werden

Effektivität von Elternkursen

Ergebnisse einer zusammenfassenden Metaanalyse

Quelle: Layzer, Gooson, Bernstein & Price, 2001

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Kombination Elternkurs + Coaching

Kleine Elterngruppen mit etwa gleichaltrigen Kindern Begleitung über längeren Zeitraum (1, 2 oder 3 Jahre) Sowohl Kurs als auch individuelles Coaching Eingehen auf „aktuelle“ Themen und Fragen der Eltern Vermittlung von vertiefender Intervention bei Bedarf

(Therapie etc.) Vernetzung der Kursleiter untereinander und mit

externen Experten Enge Vernetzung der Eltern und selbstständige

Weiterführung der Gruppe als soziales Netzwerk

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Kombination Elternkurs + Coaching

Sowohl Informations- /Wissensvermittlung als auch gemeinsames Erleben und Erfahren von Beziehungsgestaltung, Emotionsregulation, Konfliktbewältigung

Zeit für sich als Paar und Elterngruppe (Kinderbetreuung)

Gemeinsame Zeit als Eltern mit dem Kind und den anderen Familien wird reflektiert

Gemeinsame Freizeitgestaltung der Eltern mit ihren Kindern, ohne Kursleitung

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Kombination Elternkurs + Coaching

Eltern lernen voneinander: Aus der sozialen Isolation kommen Auch anderen geht es so, ich bin nicht die/der Einzige, der damit

ein Problem hat Von anderen Sichtweisen und Lösungsstrategien profitieren Eigene Ideen einbringen, sich selbst als kompetent erleben und

sich gebraucht fühlen anderen helfen aber auch selber Hilfe annehmen, und damit

einem anderen Elternteil das Gefühl geben, kompetent zu sein Neue „soziale Ressourcen“ gewinnen Freundschaften aufbauen, Zusammenhalt erfahren

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Kombination Elternkurs + Coaching

Coaching und individuelle Beratung/Begleitung: Vertrauensbeziehung zur Kursleitung als Basis für

Selbstreflexion, Auseinandersetzung mit den eigenen Beziehungsstilen und – erfahrungen

Als Modell für Beziehungsgestaltung – feinfühlig, wertschätzend, Autonomie fördernd

Als Unterstützung der eigenen elterlichen Kompetenz (Videofeedback) und „sichtbar“ machen der eigenen Stärken

Konkrete Erfahrung von empathischer, wertschätzender und transparenter Zuwendung, auf die Verlass ist, unabhängig von der eigenen Leistung

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Konkrete Beispiele für Elternkurse/Ratgeber etc.

Internet (Familienhandbuch + Foren) Eltern-Ratgeber (z.B. Die neue Elternschule) Erziehungsberatungsstellen, Familienbildungsstätten Laien-Kurse (Eltern-Kind-Programm) Experten-Kurse mit Übungseinheiten (Familienteam,

STEP) SAFE – Sichere Ausbildung für Eltern/ mit

Therapeutischer Ergänzung STEEP – für belastete Familien/ Ausbildung von

Experten in der Jugendhilfe

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Die neue Elternschule(Margot Sunderland, 2010)

Alles, was ein Kind mit seinen Eltern erlebt, bewirkt Vernetzungen zwischen den Gehirnzellen seines Großhirns.

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Deshalb ist die Art, wie die Eltern diesem Kind zuhören, mit ihm spielen, es in den Arm nehmen und trösten und wie Sie es behandeln, wenn es unartig ist,

so wichtig. Es sind diese Momente mit den Eltern, die darüber

entscheiden können, ob sich dieses Kind gut entwickeln wird.

Die neue Elternschule (Margot Sunderland, 2010)

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Aufgrund der emotionalen Reaktion der Eltern knüpfen sich im Gehirn des Kindes Verbindungen, die es befähigen später im Leben mit Stress fertig zu werden, erfüllte Beziehungen einzugehen, mit Wut umzugehen, freundlich und mitfühlend zu sein den Antrieb zu haben, Träume zu verwirklichen, Ziele zu

verfolgen und tiefe Ruhe zu empfinden.

Die neue Elternschule (Margot Sunderland, 2010)

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Kann man Feinfühligkeit trainieren?Van den Boom (1994), Child Development, 65, 1457-1477

• 3- monatige Interventionsstudie bei Müttern von Säuglingen,

die bei der Geburt als irritierbar diagnostiziert worden waren.

• Alter der Kinder zu Beginn: 6 Monate

• Vergleich mit Kontrollgruppe ohne Intervention

• Untersuchung mit

- 12 Monaten (FST)

- 18 Monaten (FST und Freies Spiel)

- 24 Monaten (Freies Spiel + Mutter-Kind- Interaktion)

- 48 Monate (Abendessen in der Familie, Attachment Q-Sort, Peer Interaktion)

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Interventionsgruppe31 sichere Bindung – 62%19 unsichere Bindung – 38 %Kontrollgruppe11 sichere Bindung – 22 %39 unsichere Bindung – 78%

Signifikant erhöhte Feinfühligkeit der Mütter in der Interventionsgruppe in der Interaktion mit ihren Kindern (12 M), keine Veränderung bei der KontrollgruppeAuch im 3. Jahr nach Intervention andauernde Effekte

Kann man Feinfühligkeit trainieren? Van den Boom (1994)

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SAFE Sichere Ausbildung für Eltern

SAFE-"Sichere Ausbildung für Eltern" ist auf die Entwicklung und Förderung einer frühen sicheren Bindung zwischen Eltern und Baby ausgerichtet. und wurde von PD Dr. med. Karl-Heinz Brisch an der Universität München entwickelt

Das Programm trägt zur Entlastung der Eltern kurz nach der Geburt bei und unterstützt die sichere emotionale Bindung zwischen Eltern und Kind.

Das Mentorentraining zum Programm SAFE® umfasst 4 Trainingstage, die sowohl aus theoretischen als auch aus praktischen Elementen bestehen. Neben der Vermittlung von theoretischen Inhalten werden auch praktische Übungen in Kleingruppen durchgeführt. Schwerpunkt dabei ist die Arbeit mit Video- Feedback im Sinne eines Feinfühligkeitstrainings.

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STEEP

"STEEP" ist ein Beratungs- und Frühinterventionsprogramm, das auf der Bindungstheorie basiert und in den USA entwickelt wurde.

STEEP™ bedeutet "Steps toward effective and enjoyable parenting" ("Schritte hin zu gelingender und Freude bereitender Elternschaft").

Es ist ein komplexes Frühinterventionsprogramm, das auf unterschiedlichen Ebenen ansetzt und die Eltern-Kind-Beziehung zum Fokus hat:

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STEEPVoraussetzung für die Teilnahme:Abgeschlossenes Hochschul- oder Fachhochschulstudium inklusive einschlägiger Berufspraxis.Ausnahmen stellen besondere Berufsgruppendar, die im Bereich der Frühintervention tätig sind (z.B. Familienhebammen, Heilpädagogen/innen).

Leitung der Weiterbildung:Gerhard J. SuessProf. Dr., Dipl. PsychologePsychologischer PsychotherapeutHAW Hamburg, Fakultät Soziale ArbeitRüdiger KißgenPD Dr., Dipl. PädagogeKinder- und Jugendlichen PsychotherapeutUniversität zu Köln, HumanwissenschaftlicheFakultät

Weitere Informationen: www.zepra-hamburg.dewww.steep-beratung.de

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