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Möglichkeiten und Grenzen von ElternkursenFabienne Becker-Stoll
Staatsinstitut für Frühpädagogik
© Fabienne Becker-Stoll 2010
Man braucht ein ganzes Dorf um ein Kind zu erziehen.
Einem Kind kann es nur so gut gehen, wie es seinen Eltern geht.
© Fabienne Becker-Stoll 2010
Wozu Elternkurse/Familienbildung?
Familie zu leben braucht Know-how.
Familie steht hohen Anforderungen gegenüber.
Unterstützung für Familien ist selbstverständlich und kein Zeichen „schlechter Elternschaft“.
Familie braucht soziale Netze.
Quelle: Staatsinstitut für Familienforschung (2009).Leitfaden zur Familienbildung im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe, S. 7
© Fabienne Becker-Stoll 2010
Was brauchen Eltern? Information
Was braucht mein Kind? Wo bekomme ich Antworten auf meine Fragen? Wo bekomme ich welche Unterstützung/Hilfe?
Wissen Zugang zu unabhängigem, evidenzbasiertem Wissen, das praxisnah
und verständlich vermittelt wird Wissen, dass Eltern in ihrer Kompetenz stärkt, Orientierung gibt und
Hilfe zur Selbsthilfe ermöglicht
Helfer am Nest und in der Not Soziale Netzwerke Unbürokratische Hilfe (Welcome, Familienhebamme etc.) Notrufnummern
© Fabienne Becker-Stoll 2010
Möglichkeiten von Elternkurse
Möglichkeiten von Elternkurse Informationen und Anregungen bekommenAufklärung erhaltenFragen stellen könnenVerunsicherung verringernAustausch mit anderen Eltern in ähnlicher
Situation
© Fabienne Becker-Stoll 2010
Grenzen von Elternkurse
Individuelle Beratung vertieftes Problemverständnis von Ursachen Transfer von Wissen zum Handeln Einüben/Ausprobieren von neuen
Verhaltensmöglichkeiten Hilfe für nachhaltige Veränderungen Aufbrechen von Problemkreisen
© Fabienne Becker-Stoll 2010
Kann nur durch eigene Erfahrung gelernt werden: Regulation von Emotionen Aufmerksamkeitsregulierung Feinfühlige Zuwendung Umgang mit eigenen Ressourcen Konstruktive Kommunikation Konfliktbewältigung Gemeinsames Coping
© Fabienne Becker-Stoll 2010
Problem:
In emotional belastenden Situationen greifen wir unbewusst auf alte, vertraute Verhaltensmuster zurück. (Bsp. Wut, Gewalt, Angst, Rückzug)
Die ersten Beziehungserfahrungen wirken sich auf die Gehirnentwicklung aus und prägen unsere Beziehungsfähigkeit.
Frühe Bindungserfahrungen beeinflussen unsere Wahrnehmung, unser Denken, Fühlen und Verhalten
© Fabienne Becker-Stoll 2010
Was Eltern brauchen:
Feinfühlige, liebevolle, wertschätzende und unterstützende Begleitung
Vertrauensvolle Beziehungen Individuelles Coaching
Ressourcen und Stärken orientiert Video-Feedback „seeing is believing“
Förderung von Selbstwirksamkeit, Autonomie
© Fabienne Becker-Stoll 2010
Die Macht der Erfahrung Welche Beziehungskompetenzen habe ich selber in
meinen ersten Bindungserfahrungen erlernt?
Welche Erwartungen habe ich daraus an mich und andere entwickelt? Muss ich alles alleine perfekt organisieren und bewältigen? Habe ich auch an mich als Mutter/Vater einen enormen
Leistungsanspruch?
Was erwarte ich von meinem Kind muss es mit vier Wochen schon alleine durchschlafen? Gefährdet es meine Beziehung zu meinem Partner? Ertrage ich sein Weinen, seine Hilflosigkeit, seine Abhängigkeit?
© Fabienne Becker-Stoll 2010
Aktuelle Ressourcen Welche aktuellen Ressourcen habe ich?
Gibt es liebevolle, zugewandte und unterstützende Menschen, die mir jetzt beistehen können?
Ist auf meinen Partner Verlass? Wer hilft mir, wenn mein Partner selbst überfordert ist?
Wie ist mein aktueller emotionaler Kontostand? im roten Bereich, oder gut gepolstert?
Steht mir Hilfe zu oder ist Hilfesuchen der Beweis meiner Unfähigkeit und meines Versagens? Darf ich Fehler machen? Traue ich mir zu, Neues zu lernen?
© Fabienne Becker-Stoll 2010
Fundus der Studie: 665 kontrollierte Studien aus 260 Familien-Unterstützungsprogrammen
Effektmaße: kognitive und sozio-emotionale Entwicklung von Kindern, elterliche Einstellungen, Erziehungswissen, Erziehungsverhalten
Effektstärke: im Schnitt d = .25
Effektstärke verdoppelt sich, wenn die Kindbezogenen Interventionsmaßnahmen früh beginnen Kindprogramme eine Komponente zur Selbstentwicklung der
Eltern beinhalten Eltern eine Unterstützung von anderen Elterngruppen erhalten Durchführung der Programme in Elterngruppen erfolgt Programme von professionellem Personal geleitet werden
Effektivität von Elternkursen
Ergebnisse einer zusammenfassenden Metaanalyse
Quelle: Layzer, Gooson, Bernstein & Price, 2001
© Fabienne Becker-Stoll 2010
Kombination Elternkurs + Coaching
Kleine Elterngruppen mit etwa gleichaltrigen Kindern Begleitung über längeren Zeitraum (1, 2 oder 3 Jahre) Sowohl Kurs als auch individuelles Coaching Eingehen auf „aktuelle“ Themen und Fragen der Eltern Vermittlung von vertiefender Intervention bei Bedarf
(Therapie etc.) Vernetzung der Kursleiter untereinander und mit
externen Experten Enge Vernetzung der Eltern und selbstständige
Weiterführung der Gruppe als soziales Netzwerk
© Fabienne Becker-Stoll 2010
Kombination Elternkurs + Coaching
Sowohl Informations- /Wissensvermittlung als auch gemeinsames Erleben und Erfahren von Beziehungsgestaltung, Emotionsregulation, Konfliktbewältigung
Zeit für sich als Paar und Elterngruppe (Kinderbetreuung)
Gemeinsame Zeit als Eltern mit dem Kind und den anderen Familien wird reflektiert
Gemeinsame Freizeitgestaltung der Eltern mit ihren Kindern, ohne Kursleitung
© Fabienne Becker-Stoll 2010
Kombination Elternkurs + Coaching
Eltern lernen voneinander: Aus der sozialen Isolation kommen Auch anderen geht es so, ich bin nicht die/der Einzige, der damit
ein Problem hat Von anderen Sichtweisen und Lösungsstrategien profitieren Eigene Ideen einbringen, sich selbst als kompetent erleben und
sich gebraucht fühlen anderen helfen aber auch selber Hilfe annehmen, und damit
einem anderen Elternteil das Gefühl geben, kompetent zu sein Neue „soziale Ressourcen“ gewinnen Freundschaften aufbauen, Zusammenhalt erfahren
© Fabienne Becker-Stoll 2010
Kombination Elternkurs + Coaching
Coaching und individuelle Beratung/Begleitung: Vertrauensbeziehung zur Kursleitung als Basis für
Selbstreflexion, Auseinandersetzung mit den eigenen Beziehungsstilen und – erfahrungen
Als Modell für Beziehungsgestaltung – feinfühlig, wertschätzend, Autonomie fördernd
Als Unterstützung der eigenen elterlichen Kompetenz (Videofeedback) und „sichtbar“ machen der eigenen Stärken
Konkrete Erfahrung von empathischer, wertschätzender und transparenter Zuwendung, auf die Verlass ist, unabhängig von der eigenen Leistung
© Fabienne Becker-Stoll 2010
Konkrete Beispiele für Elternkurse/Ratgeber etc.
Internet (Familienhandbuch + Foren) Eltern-Ratgeber (z.B. Die neue Elternschule) Erziehungsberatungsstellen, Familienbildungsstätten Laien-Kurse (Eltern-Kind-Programm) Experten-Kurse mit Übungseinheiten (Familienteam,
STEP) SAFE – Sichere Ausbildung für Eltern/ mit
Therapeutischer Ergänzung STEEP – für belastete Familien/ Ausbildung von
Experten in der Jugendhilfe
© Fabienne Becker-Stoll 2010
© Fabienne Becker-Stoll 2010
© Fabienne Becker-Stoll 2010
Die neue Elternschule(Margot Sunderland, 2010)
Alles, was ein Kind mit seinen Eltern erlebt, bewirkt Vernetzungen zwischen den Gehirnzellen seines Großhirns.
© Fabienne Becker-Stoll 2010
Deshalb ist die Art, wie die Eltern diesem Kind zuhören, mit ihm spielen, es in den Arm nehmen und trösten und wie Sie es behandeln, wenn es unartig ist,
so wichtig. Es sind diese Momente mit den Eltern, die darüber
entscheiden können, ob sich dieses Kind gut entwickeln wird.
Die neue Elternschule (Margot Sunderland, 2010)
© Fabienne Becker-Stoll 2010
Aufgrund der emotionalen Reaktion der Eltern knüpfen sich im Gehirn des Kindes Verbindungen, die es befähigen später im Leben mit Stress fertig zu werden, erfüllte Beziehungen einzugehen, mit Wut umzugehen, freundlich und mitfühlend zu sein den Antrieb zu haben, Träume zu verwirklichen, Ziele zu
verfolgen und tiefe Ruhe zu empfinden.
Die neue Elternschule (Margot Sunderland, 2010)
© Fabienne Becker-Stoll 2010
Kann man Feinfühligkeit trainieren?Van den Boom (1994), Child Development, 65, 1457-1477
• 3- monatige Interventionsstudie bei Müttern von Säuglingen,
die bei der Geburt als irritierbar diagnostiziert worden waren.
• Alter der Kinder zu Beginn: 6 Monate
• Vergleich mit Kontrollgruppe ohne Intervention
• Untersuchung mit
- 12 Monaten (FST)
- 18 Monaten (FST und Freies Spiel)
- 24 Monaten (Freies Spiel + Mutter-Kind- Interaktion)
- 48 Monate (Abendessen in der Familie, Attachment Q-Sort, Peer Interaktion)
© Fabienne Becker-Stoll 2010
Interventionsgruppe31 sichere Bindung – 62%19 unsichere Bindung – 38 %Kontrollgruppe11 sichere Bindung – 22 %39 unsichere Bindung – 78%
Signifikant erhöhte Feinfühligkeit der Mütter in der Interventionsgruppe in der Interaktion mit ihren Kindern (12 M), keine Veränderung bei der KontrollgruppeAuch im 3. Jahr nach Intervention andauernde Effekte
Kann man Feinfühligkeit trainieren? Van den Boom (1994)
© Fabienne Becker-Stoll 2010
SAFE Sichere Ausbildung für Eltern
SAFE-"Sichere Ausbildung für Eltern" ist auf die Entwicklung und Förderung einer frühen sicheren Bindung zwischen Eltern und Baby ausgerichtet. und wurde von PD Dr. med. Karl-Heinz Brisch an der Universität München entwickelt
Das Programm trägt zur Entlastung der Eltern kurz nach der Geburt bei und unterstützt die sichere emotionale Bindung zwischen Eltern und Kind.
Das Mentorentraining zum Programm SAFE® umfasst 4 Trainingstage, die sowohl aus theoretischen als auch aus praktischen Elementen bestehen. Neben der Vermittlung von theoretischen Inhalten werden auch praktische Übungen in Kleingruppen durchgeführt. Schwerpunkt dabei ist die Arbeit mit Video- Feedback im Sinne eines Feinfühligkeitstrainings.
© Fabienne Becker-Stoll 2010
STEEP
"STEEP" ist ein Beratungs- und Frühinterventionsprogramm, das auf der Bindungstheorie basiert und in den USA entwickelt wurde.
STEEP™ bedeutet "Steps toward effective and enjoyable parenting" ("Schritte hin zu gelingender und Freude bereitender Elternschaft").
Es ist ein komplexes Frühinterventionsprogramm, das auf unterschiedlichen Ebenen ansetzt und die Eltern-Kind-Beziehung zum Fokus hat:
© Fabienne Becker-Stoll 2010
STEEPVoraussetzung für die Teilnahme:Abgeschlossenes Hochschul- oder Fachhochschulstudium inklusive einschlägiger Berufspraxis.Ausnahmen stellen besondere Berufsgruppendar, die im Bereich der Frühintervention tätig sind (z.B. Familienhebammen, Heilpädagogen/innen).
Leitung der Weiterbildung:Gerhard J. SuessProf. Dr., Dipl. PsychologePsychologischer PsychotherapeutHAW Hamburg, Fakultät Soziale ArbeitRüdiger KißgenPD Dr., Dipl. PädagogeKinder- und Jugendlichen PsychotherapeutUniversität zu Köln, HumanwissenschaftlicheFakultät
Weitere Informationen: www.zepra-hamburg.dewww.steep-beratung.de
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!