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Schritt für Schritt erklärt Morbus Bechterew

Morbus bechterew · 2 3 inhalt Vorwort ... Ein einzelner Test, ... Als technisch empfi ndlichste Methode gilt heute die Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT)

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schritt für schritt

erklärt

Morbus bechterew

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inhaltVorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

Wissenswertes zu Morbus Bechterew Ein Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Zahlen rund um die Erkrankung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Die Wirbelsäule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Typische Symptome. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Zeitverlauf in Kürze. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Veränderungen der Wirbelsäule. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Mögliche Ursachen verstehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Was ist HLA-B27 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Untersuchungen zur Diagnose und im Verlauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

Morbus Bechterew behandeln Medikamente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 NSAR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 TNF-Blocker (Biologika) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Basistherapeutika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Andere Medikamente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Morbus-Bechterew-spezifi sches Training und physikalische Therapie . . . . . . . . . . . . . . 31 Morbus-Bechterew-spezifi sches Training . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Ergotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Physikalische Therapie - Kälte, Wasser und Massagen . . . . . . . . . . 33

Tipps für den Alltag Den Verlauf im Blick halten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Hilfe unter seinesgleichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Lecker und gut ernähren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Ratschläge, die bewegen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Familienplanung und Schwangerschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Starke Knochen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Die Bedeutung der Körperhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Infektionen vermeiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Rauchen – mit dem Aufhören anfangen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Stress bewältigen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Schritt für Schritt – Neues entdecken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

Erklärung wichtiger Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

Kontakte und Adressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

Diese Broschüre kann nicht den professionellen Rat Ihres Arztes ersetzen. Für weitere Informationen zu Ihrer Erkrankung wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt.

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VorWort

liebe patientin, lieber patient,

„mitten im Leben“ – zu diesem Zeitpunkt erfahren die meisten Betroffenen, dass sie an Morbus Bechterew erkrankt sind. Denn diese Diagnose wird am häufi gsten im jungen Erwachsenenalter gestellt – also in der „Hochphase“ des Lebens, die mit wichtigen Weichenstellungen im Privat- und Berufsleben einhergeht.

Werde ich häufi g Schmerzen haben? Kann ich meinen Beruf ausüben – auch langfristig? Welche Therapie ist die Richtige? Was kann ich selber für meine Gesundheit tun? Viele dieser Fragen wird Ihnen sicherlich Ihr behandelnder Arzt beantworten.

VorWort

Darüber hinaus möchten wir Sie ausdrücklich dazu ermuntern, sich gründlich und umfassend über Morbus Bechterew zu informieren. Dies ist häufi g der erste Schritt, um diffuse Ängste zu überwinden und sich mit Ihrer Erkrankung „vertraut zu machen“.

Morbus Bechterew ist heutzutage weitaus besser behandelbar als noch vor 10 Jahren – mit den heute zur Verfügung stehenden Medikamenten und einem regelmäßigen, gezielten Funktionstraining ist oft ein weitgehend normales Leben möglich.

Diese Broschüre gibt Ihnen einen aktuellen Einblick in die verschiedenen Krankheitsaspekte und Therapiemöglichkeiten sowie Hinweise auf weitere wichtige Unterstützungsmöglichkeiten wie Patientenorganisationen. Nicht zuletzt ist das Ziel, Ihnen die Angst und Unsicherheit vor der Krankheit zu nehmen. Je besser Sie informiert sind, desto besser werden Sie mit der Erkrankung umgehen können.

Informieren Sie sich in aller Ruhe – wir wünschen Ihnen alles Gute!

Ihr

Professor Dr. med. Martin Rudwaleit

Ludwig Hammel

Ludwig Hammel

DVMB, Schweinfurt

Professor Dr. med. Martin Rudwaleit

Berlin

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WissensWertes zu Morbus bechtereW

Wissenswertes zu Morbus bechterewein ÜberblickMorbus Bechterew gehört zu den chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankungen und betrifft vor allem die Wirbelsäule und den Übergang zum Becken. Dabei können die entzündlich veränderten Gelenkstrukturen zu einem Funktionsverlust und somit zu einer Abnahme der Gelenkbeweglichkeit führen.

Darüber hinaus können neben der Wirbelsäule auch Gelenke und Sehnenansätze anderer Körperregionen beteiligt sein. Auch Augenentzündungen sowie entzündliche Darmerkrankungen sind bei Patienten mit Morbus Bechterew keine Seltenheit.

Der medizinische Fachbegriff „Ankylosierende Spondylitis“ umschreibt die Erkrankung als Entzündung der Wirbelkörper (Spondylitis), die zu einer Versteifung der Gelenke (Ankylose) führen kann.

Wird Morbus Bechterew rechtzeitig erkannt und von Anfang an konsequent und unter aktiver Mithilfe der Betroffenen behandelt, kann der Krankheitsverlauf positiv beeinflusst werden.

zahlen rund um die erkrankungIn Deutschland sind etwa 450.000 Menschen an Morbus Bechterew erkrankt, das bedeutet etwa einer von 180 Bundesbürgern.

Meist beginnt Morbus Bechterew im jungen Erwachsenenalter, zwischen 16 und 45 Jahren.

Männer sind etwas häufiger betroffen.

Bei Frauen wurde die Erkrankung in der Vergangenheit eher unterdiagnostiziert.

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die WirbelsäuleDie Wirbelsäule besteht insgesamt aus 24 freien Wirbeln, dem Kreuzbein und dem Steißbein. Der obere Abschnitt mit 7 Halswirbeln ist am beweglichsten (Halswirbelsäule). Die Brustwirbelsäule besteht aus 12 Wirbeln, die beidseitig jeweils mit einer Rippe verbunden sind. An die Lendenwirbelsäule (5 Wirbel) folgt das Kreuzbein (Sakrum) sowie das Steißbein. Das Kreuzbein liegt wie ein Schlussstein im knöchernen Ring des Beckens. Morbus Bechterew beginnt in der Regel hier am Sakroiliakalgelenk (Kreuzdarmbeingelenk), welches die Wirbelsäule mit dem Becken verbindet.

WissensWertes zu Morbus bechtereWWissensWertes zu Morbus bechtereW

typische symptomeEntzündlicher Rückenschmerz – Morbus Bechterew beginnt meist mit einer Entzündung im Kreuzdarmbeingelenk. Dies erklärt den fast immer tiefsitzenden Rückenschmerz als Leitsymptom zu Beginn der Erkrankung. Die ersten Anzeichen für Morbus Bechterew können aber sehr unterschiedlich ausgeprägt sein, dazu zählen z.B.:

Tiefsitzender Rückenschmerz, der bevorzugt nach längerer Ruhe, also nachts oder in den frühen Morgenstunden auftritt (Aufwachen in der 2. Nachthälfte)

Besserung durch Bewegung, keine Verbesserung in Ruhe

Kein plötzlich einsetzender Rückenschmerz, sondern langsamer Beginn im Verlauf der Zeit

Morgensteifi gkeit des Rückens von mindestens 30 Minuten oder länger

Andauern der Schmerzen von mehr als drei Monaten (chronischer Rückenschmerz)

Wechselseitige Gesäßschmerzen

Alter bei Beginn unter 45 Jahre

Knöchernes becken

Kreuzdarmbeingelenk

Untere Lendenwirbel

Schematische Darstellung des unteren Rückens und des Beckens

Steißbein

Kreuzbein

Lendenwirbel

Halswirbel

brustwirbel

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WissensWertes zu Morbus bechtereW

zeitverlauf in kürzeDer Verlauf der Erkrankung ist sehr unterschiedlich und lässt sich für den einzelnen Patienten nicht vorhersagen:

Morbus Bechterew kann sowohl stetig voranschreiten als auch in Schüben verlaufen, die von unterschiedlich langen beschwerdefreien Phasen unterbrochen werden.

Die entzündliche Phase kann auch gänzlich zur Ruhe und die Krankheit zum völligen Stillstand kommen.

Ebenso zeigen sich bezüglich des Schweregrades große Unterschiede. Bei manchen Menschen verläuft die Krankheit relativ mild und es zeigen sich kaum Symptome, während andere über starke Schmerzen berichten und eine deutliche Beeinträchtigung der Beweglichkeit der Wirbelsäule aufweisen.

WissensWertes zu Morbus bechtereW

Andere Gelenke – neben der Wirbelsäule können schmerzhafte Entzündungen auch an anderen Gelenken wie z.B. Zehen, Fingern, Knie, Hüfte oder Schulter auftreten. Tatsächlich kann jedes Gelenk betroffen sein. Auch Schmerzen über dem Brustbein oder eine eingeschränkte Atemtiefe durch entzündliche Veränderungen des Brustkorbs zählen zu den Symptomen. Insgesamt kann eine eingeschränkte körperliche Funktionsfähigkeit die Folge sein.

Sehnen – häufi g sind auch Sehnenansätze betroffen - typisch ist hier beispielsweise die Druckschmerzhaftigkeit der Achillessehne.

Augenentzündungen – ein erster Hinweis für eine Augenentzündung kann eine Veränderung der Sehschärfe sein, die sich durch verschwommenes Sehen äußert. Zusätzlich werden Schmerzen, Lichtempfi ndlichkeit und gerötete Augen als mögliche Beschwerden beschrieben. Typischerweise ist nur ein Auge betroffen, selten beide Augen gleichzeitig. Ein Augenarzt sollte bei dieser Symptomatik aufgesucht werden und auch über die Diagnose Morbus Bechterew informiert werden.

Entzündliche Darmerkrankungen – Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind mit Morbus Bechterew verwandte Krankheiten, werden aber nicht dadurch verursacht. Die Leitsymptome der entzündlichen Darmerkrankungen sind Bauchschmerzen und Durchfall, häufi g verbunden mit Fieber und Gewichtsverlust.

Müdigkeit – chronische Entzündungen stellen eine starke Belastung für den Körper dar. Sie kosten Kraft und haben oftmals eine als belastend empfundene Müdigkeit und Abgeschlagenheit zur Folge. Das nächtliche Erwachen, bedingt durch die tiefsitzenden Rückenschmerzen trägt zusätzlich zur Müdigkeit bei. Morbus bechterew ist bis heute nicht heilbar, lässt sich aber im Verlauf

entscheidend beeinfl ussen:Mit den heute zur Verfügung stehenden Medikamenten und einer regelmäßigen Morbus-Bechterew-Gymnastik kann in vielen Fällen die Entzündung schnell und anhaltend reduziert bzw. gestoppt und die Beweglichkeit weitgehend bewahrt bleiben.

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WissensWertes zu Morbus bechtereWWissensWertes zu Morbus bechtereW

Veränderungen der WirbelsäuleWie erwähnt, beginnt Morbus Bechterew häufi g mit einer Entzündung in dem Kreuzdarmbeingelenk. Bedingt durch die Entzündung kann eine Zerstörung der Gelenkoberfl ächen mit nachfolgendem knöchernem Umbau beobachtet werden.

Im weiteren Verlauf kann sich die Entzündung auf die gesamte Wirbelsäule ausdehnen und zu einer zunehmenden Verknöcherung mit Versteifung der Wirbelknochen führen. Aufgrund der knöchernen Überbrückungen (Knochenneubildung) kann die Beweglichkeit der Wirbelsäule deutlich eingeschränkt sein. Daraus kann beispielsweise eine mehr oder weniger nach vorn gebeugte Haltung durch Krümmung der Wirbelsäule resultieren.

Dieser Prozess kann sich über viele Jahre hinziehen, eine ernsthafte Einschränkung der Funktionsfähigkeit ist jedoch nicht zwangsläufi g. Das heißt, dass auch eher milde Verlaufsformen zu beobachten sind. Eine starke Verkrümmung der Wirbelsäule kann mit konsequenter Therapie und Eigeninitiative der Patienten auch oft verhindert werden.

Knöchernes becken

Kreuzdarmbeingelenk

Untere Lendenwirbel

Schematische Darstellung einer Entzündung der Kreuzdarmbeingelenke am Becken

Schematische Darstellung des Voranschreitens der Wirbelsäulenveränderungen im Verlauf der Erkrankung. Rechts sind knöcherne Überbrückungen der Wirbel als mögliche Spätfolgen sichtbar.

normal -------------------------------> Spätveränderung

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WissensWertes zur psoriasis-arthritis

Makrophage(abwehrzelle)

TNF

T-Zelle(Zelle des Immunsystems)

Knorpel

Im Mittelpunkt des Entzündungsprozesses: TNF

die rolle des botenstoffs tnF

Knochen

WissensWertes zu Morbus bechtereW

Mögliche ursachen verstehenGegenwärtig werden genetische Besonderheiten oder bestimmte Umwelteinfl üsse als Ursache für Morbus Bechterew diskutiert. Welche Faktoren aber genau die Krankheit auslösen, ist bis heute nicht geklärt.

Man geht davon aus, dass es zu einer Fehlsteuerung des menschlichen Immunsystems kommt. Wie bei anderen chronisch-entzündlichen Erkrankungen sammeln sich auch hier Abwehrzellen und entzündungsfördernde Botenstoffe in den Gelenken oder anderen Geweben an, auch ohne dass dort vermeintliche ‘Feinde’ wie Bakterien abzuwehren sind.

Als Folge dieser ständigen und übersteigerten Aktivität des Immunsystems entsteht eine chronische Entzündung, die für die typischen Krankheitszeichen verantwortlich gemacht werden kann. Es scheint, dass Botenstoffe wie TNF bzw. Interleukin-17 und -23 eine besondere Rolle bei der Entstehung spielen.

tnF – ein wichtiger boteBei Patienten mit Morbus Bechterew sind in den entzündeten Kreuzdarmbeingelenken erhöhte Mengen an TNF (Tumornekrosefaktor alpha) nachweisbar.

TNF, ein Botenstoff des Immunsystems, fördert unter anderem die Abwehrreaktion auf schädigende Faktoren wie z.B. Krankheitserreger. Diese Reaktion wird nach erfolgreicher Beseitigung der schädigenden Faktoren normalerweise wieder heruntergefahren, die Entzündung klingt ab.

Bei Bechterew-Patienten scheint dieser Regelmechanismus der Immunabwehr gestört zu sein: Es fi ndet eine ständige, übermäßige Nachproduktion von TNF statt, wodurch die Entzündung dauerhaft bestehen bleibt, d.h. chronisch wird.

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Was ist hla-b27 und welche rolle spielt die Vererbung? Das HLA-System (Human Leukocyte Antigen) beschreibt verschiedene Marker auf den Zellen, die vermutlich eine wichtige Rolle bei der Infektionsabwehr spielen. So wird vermutet, dass diese Marker für die Unterscheidung des Abwehrsystems zwischen ‘fremd‘ und ‘eigen‘ wichtig sind.

Bei über 90 % der Patienten mit Morbus Bechterew in West-Europa ist HLA-B27, eine spezielle Version des Proteins HLA-B, als typisches genetisches Merkmal zu fi nden. Diese Tatsache weist auf eine erbliche Veranlagung hin. Liegt HLA-B27 vor bedeutet dies jedoch nicht automatisch, dass der Träger dieses Merkmals auch an Morbus Bechterew erkrankt. Die große Mehrheit der Menschen, die dieses Merkmal aufweist (in Deutschland ca. 8 %), bleibt gesund. Nur etwa jeder 17. HLA-B27-Träger entwickelt im Laufe seines Lebens diese Krankheit. Umgekehrt bedeutet das Fehlen des Oberfl ächenmerkmals nicht, dass Morbus Bechterew ausgeschlossen werden kann. Weitere Gene und andere, umweltabhängige Faktoren scheinen also auch eine Rolle bei der Entstehung der Erkrankung zu spielen.

WissensWertes zu Morbus bechtereWWissensWertes zu Morbus bechtereW

untersuchungen zur diagnose und im Verlauf Den Beginn eines Morbus Bechterew als solches zu erkennen kann eine Herausforderung darstellen. Aufgrund der manchmal unspezifi schen Beschwerden und der Häufi gkeit von Rückenschmerzen in der Bevölkerung im Allgemeinen wird der Morbus Bechterew nicht immer sofort erkannt. Dabei ist eine Frühdiagnose und eine rechtzeitige spezifi sche Therapie entscheidend für einen günstigen Krankheitsverlauf.

Besteht die Vermutung einer rheumatischen Erkrankung, wird der betreuende Hausarzt in der Regel eine Überweisung zum Facharzt, einem Rheumatologen veranlassen.

Ein einzelner Test, der wegweisend für die Diagnose Morbus Bechterew wäre, existiert leider nicht. Viele Informationen werden daher wie Puzzlesteine zusammengesetzt und geben die nötigen Hinweise für das Vorliegen der Erkrankung. Dazu gehören:

Vorgeschichte: Details zu den Beschwerden und Erkrankungen der Vergangenheit werden erfragt.

Familienanamnese: Gibt es Verwandte mit rheumatischen Erkrankungen des Bewegungsapparates oder anderen chronisch-entzündlichen Krankheiten wie z.B. Schuppenfl echte oder Darmerkrankungen?

Körperliche Untersuchung: Beweglichkeit und Köperhaltung werden beurteilt sowie Gelenke abgetastet.

Laborbefunde (Blutuntersuchung):

Nachweis des genetischen Markers HLA-B27, ein Zelloberfl ächenmerkmal, das einen Hinweis auf Morbus Bechterew gibt, jedoch kein Beweis ist. Ähnlich wie bei Blutgruppen ist jeder Mensch sein ganzes Leben lang entweder HLA-B27 positiv oder negativ.

Bestimmung von Entzündungsmarkern wie die Blutsenkungsgeschwindigkeit und das C-reaktive Protein (CRP), die einen Hinweis auf eine Entzündung geben, aber für sich alleine nicht eindeutig genug sind.

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WissensWertes zu Morbus bechtereW

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Bildgebung: Welche Art der Bildgebung eingesetzt wird, hängt von individuellen Faktoren und konkreten Fragestellungen ab.

Durch Röntgenuntersuchungen können Befunde an den Kreuzdarmbeingelenken oder der Wirbelsäule erhoben werden, welche die Diagnose sichern.

Als technisch empfi ndlichste Methode gilt heute die Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT). Die auch als Kernspin bezeichnete Methode kann insbesondere in der Frühphase der Erkrankung mehr Aussagekraft haben als eine Röntgenuntersuchung.

Auch die Ultraschalluntersuchung kann ein wichtiges Instrument sein, um eine Entzündung, einen Erguss oder andere Veränderung festzustellen.

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rückenschmerzen, die länger als 3 Monate andauern, können eine entzündliche ursache haben. Je mehr der folgenden Kriterien erfüllt sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für eine entzündliche Ursache der Rückenschmerzen und desto mehr Hinweise ergeben sich für eine mögliche Diagnose ‘Morbus Bechterew‘:

Rückenschmerzen

Rückenschmerzen bestehen seit mehr als 3 Monaten

Beginn der Rückenschmerzen vor dem 45. Lebensjahr

Langsamer Beginn der Rückenschmerzen (und nicht plötzlich)

Morgensteifi gkeit im Rücken von 30 Minuten oder länger

Bewegung bessert die Rückenschmerzen/Morgensteifi gkeit (und nicht Ruhe)

Nächtliches Aufwachen wegen der Rückenschmerzen, insbesondere in der 2. Nachthälfte

Wechselseitige Gesäßschmerzen

Brustkorbschmerzen und eingeschränkte Brustkorbbeweglichkeit

Eingeschränkte Beweglichkeit der Hals- oder Lendenwirbelsäule

Besserung der Schmerzen bei Anwendung von kortisonfreien Entzündungs-hemmern (NSAR)

Andere Beschwerden / Mögliche Begleiterkrankungen

Entzündung von einzelnen oder mehreren Gelenken der Gliedmaßen (druckschmerzhafte, geschwollene Gelenke)

Entzündung aller Gelenke eines Fingers oder Zehs (sogenannter „Befall im Strahl“; Daktylitis)

Schuppenfl echte (Psoriasis)

Augenentzündung (Iritis)

Chronisch-entzündliche Darmerkrankung (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)

Sehnenschmerz (z.B. an der Ferse)

Erkrankungen in der Familie

Auftreten von Morbus Bechterew, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Schuppenfl echte oder von Augenentzündungen in der Familie

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experten regelmäßig einbeziehen Ein Termin beim Rheumatologen sollte nicht nur zur Diagnosefi ndung und bei akuten Schüben vereinbart werden. Regelmäßige Untersuchungen ermöglichen dem Facharzt den weiteren Verlauf des Morbus Bechterew zu beurteilen, bei Bedarf die Therapie anzupassen und gegebenenfalls weitere Experten hinzuziehen (z.B. Augenarzt, Hautarzt, Gastroenterologe).

WissensWertes zu Morbus bechtereW

Einige Untersuchungen werden regelmäßig wiederholt. Wichtig erscheint zudem, dass der Patient die Symptome auch Jahre nach der Diagnosestellung selbst beobachtet. Dadurch kann insgesamt der Verlauf der Krankheit beurteilt und frühzeitig erkannt werden, ob gegebenenfalls die Behandlung angepasst werden muss.

Standardisierte Fragebögen und Untersuchungsmethoden unterstützen dabei den Patienten und den behandelnden Rheumatologen (Beispiele siehe Infobox auf der nächsten Seite).

Wenn Beschwerden auftreten, die auf den ersten Blick scheinbar nichts mit Morbus Bechterew zu tun haben, sollten sie beim nächsten Arztbesuch dennoch zur Sprache kommen. Möglicherweise kann eine Anpassung der Morbus-Bechterew-Therapie dabei helfen, diesen Beschwerden zu begegnen. Bei Symptomen einer Augenentzündung ist ein sofortiger Besuch beim Augenarzt unerlässlich.

WissensWertes zu Morbus bechtereW

beispiele standardisierter Fragebögen und Messverfahren zur beurteilung der krankheitsaktivität und des Verlaufs bei

Morbus bechterew:

BASDAI (Bath Ankylosing Spondylitis Disease Activity Index): Fragebogen mit 6 Fragen zu Müdigkeit, Schmerzempfi ndung und Morgensteifi gkeit; wird vom Patienten ausgefüllt und dient zur Erfassung der Krankheitsaktivität.

BASFI (Bath Ankylosing Spondylitis Functional Index): Fragebogen mit 10 Fragen zur Ermittlung der Funktionseinschränkungen bei der Bewältigungvon Alltagsverrichtungen; wird vom Patienten ausgefüllt.

BASMI (Bath Ankylosing Spondylitis Metrology Index): Messprotokoll mit 5 Kriterien zur Beurteilung der Beweglichkeit; wird in der Regel vom Arzt ausgefüllt.

ASDAS (Ankylosing Spondylitis Disease Activity Score): Fragebogen mit 3 Fragen zu Schmerzempfi ndung, zur Dauer der Morgensteifi gkeit sowie ein allgemeines Patientenurteil und ein Laborwert; wird vom Patienten und vom Arzt ausgefüllt.

Einige der aufgeführten Fragebögen sind auch auf der Internetseite der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie zu fi nden (www.dgrh.de, Rubrik ‘Praxis & Klinik / Diagnose & Klassifi kation‘).

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Morbus bechtereW behandeln

Morbus bechterew behandeln So unterschiedlich die Symptome und Krankheitsverläufe sein können, so verschieden sind auch die jeweiligen Anforderungen an eine Therapie. Deshalb versuchen Ärzte, aus verschiedenen Maßnahmen diejenigen herauszufinden, die das individuell beste Therapieergebnis bringen.

Neben einer möglichst schnellen Schmerzlinderung zählt zu den langfristigen Therapiezielen die körperliche Funktionsfähigkeit zu erhalten. Dabei setzt sich die Behandlung im Wesentlichen aus zwei Bausteinen zusammen:

Morbus-Bechterew-spezifisches Training: aktive Bewegungsübungen helfen dabei

die Beweglichkeit der Wirbelsäule und anderer Gelenke zu erhalten bzw. zu verbessern,

die Körperhaltung und Koordination zu verbessern,

die Schmerzen zu lindern.

Medikamente helfen dabei

die Schmerzen und Steifigkeit zu reduzieren,

die Beweglichkeit und Funktionsfähigkeit zu verbessern bzw. erhalten,

die entzündlichen Prozesse, die zu Schmerzen, Steifigkeit und Müdigkeit führen können, zu bekämpfen.

Chirurgische Eingriffe spielen bei der Behandlung von Morbus Bechterew nur selten eine Rolle. Wenngleich sie in einigen Fällen wie bei einem erforderlichen Gelenkersatz eine elementare Hilfe sein können.

Nähere Informationen zu den hier beschriebenen Möglichkeiten erhalten Sie bei Ihrem Arzt.

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Morbus bechtereW behandeln

Medikamente

Je früher die Diagnose Morbus Bechterew gestellt wird und die Behandlung beginnt, desto größer die Chance Entzündungsvorgänge zu bremsen und Funktionseinbußen vorzubeugen.

Je nach Schweregrad und Verlauf der Erkrankung empfehlen Experten unterschiedliche Medikamente für die Therapie des Morbus Bechterew:

nsarNichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), also kortisonfreie, entzündungshemmende Schmerz-medikamente, spielen bei der Behandlung von Morbus Bechterew eine zentrale Rolle.

Zu den Vertretern der NSAR zählen beispielsweise Ibuprofen oder Diclofenac bzw. Etoricoxib oder Celecoxib als Beispiele der auch als Coxibe bzw. COX-2-Hemmer bezeichneten Entzündungshemmer.

Die Wirkung der NSAR auf Morgensteifigkeit und Schmerzen an der Wirbelsäule und den Gelenken sind gut belegt.

Die Beschwerden lassen sich damit in der Regel schnell und deutlich bessern – allerdings nur, solange die Medikamente regelmäßig und in ausreichend hoher Dosierung genommen werden.

Der Behandlungserfolg eines einzelnen Präparates kann meist nach 1-2 Wochen beurteilt werden. Wenn die Wirksamkeit nicht den gewünschten Effekt hatte, empfehlen Experten einen Wechsel auf ein anderes Präparat innerhalb von 2-4 Wochen.

Dennoch ist die Therapie mit NSAR häufig nicht ausreichend. Einige Patienten mit Morbus Bechterew leiden weiterhin an Schmerzen – das Therapiekonzept muss in diesem Fall entsprechend angepasst werden.

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Morbus bechtereW behandelnMorbus bechtereW behandeln

tnF-blocker (biologika)Die Erkenntnisse über die Vorgänge bei verschiedenen entzündlichen Erkrankungen bildeten den Schlüssel für die Entwicklung neuer, gezielt wirkender Medikamente.

Da diese Medikamente ganz spezifisch in bestimmte biologische Vorgänge eingreifen und natürlichen Stoffgruppen nachempfunden sind (z.B. Antikörpern), bezeichnet man sie als biologische Substanzen, Biologics (engl.) oder Biologika.

Die so genannten TNF-Blocker, die auch zu den Biologika zählen, schalten den körpereigenen, aber bei der Erkrankung im Überfluss produzierten Botenstoff TNF aus.

Mit TNF-Blockern können die Mechanismen blockiert werden, die den Entzündungsprozess bei Morbus Bechterew aufrechterhalten und fördern.

Schmerzen können schnell gelindert und die Beweglichkeit der Wirbelsäule sowie die allgemeine Leistungsfähigkeit maßgeblich gebessert werden.

Die Anwendung von TNF-Blockern wird bei Morbus Bechterew empfohlen, wenn die vorherige Therapie mit mind. 2 NSAR über 4 Wochen nicht ausreichend wirksam war. Stehen jedoch eher die peripheren (d. h. an den Gliedmaßen befindliche) Gelenke statt die Wirbelsäule bei der Symptomatik im Vordergrund, wird zuvor noch die Therapie mit einem Basistherapeutikum bzw. lokale Steroid-Injektionen (siehe folgende Kapitel) empfohlen.

Die zur Behandlung des Morbus Bechterew zurzeit eingesetzten Biologika sind die TNF-Blocker Golimumab, Infliximab, Adalimumab, Certolizumab und Etanercept.

Um erzielte Verbesserungen aufrechterhalten zu können, erfolgt die Therapie in der Regel langfristig und entsprechend der Empfehlung des behandelnden Rheumatologen.

Freies TNF bindet an Zielzellen und aktiviert diese. Dadurch entsteht die Entzündung, in deren Folge es zu den Symptomen der Erkrankung kommt.

Wirkweise der tnF -blocker

die rolle von tnF

Aktivierte Zelleproduziert TNF�

Zielzelle

TNF�-Rezeptorgibt Signal zur Aktivierung der Zielzelle

Freies TNF�

TNF� bindetan Rezeptor

Aktivierte Zelleproduziert TNF�

Zielzelle

Gebundenes TNF�kann nicht mehr an Rezeptoren binden

Kein Signalzur Aktivierung der Zielzelle

TNF�-Antikörperbindet freies TNF�

TNF wird gebunden, dadurch klingt die Entzündung ab und mögliche Folgen wie z.B. die Gelenkschädigung können aufgehalten werden.

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Morbus bechtereW behandelnMorbus bechtereW behandeln

basistherapeutikaSo genannte Basistherapeutika spielen in der Behandlung des Morbus Bechterew eher eine untergeordnete Rolle.

Anders als bei der Rheumatoiden Arthritis konnte bislang nicht bewiesen werden, dass Basistherapeutika bei Becherew-Patienten mit alleiniger Beteiligung der Wirbelsäule eine angemessene Wirkung haben.

Nur wenn eine Entzündung peripherer (d. h. an den Gliedmaßen befi ndlichen) Gelenke im Vordergrund steht, wird die Gabe von Basistherapeutika bei Morbus Bechterew empfohlen.

Typische Vertreter für die Therapie bei Morbus Bechterew ist Sulfasalazin, alternativ kann auch Methotrexat eingesetzt werden.

andere MedikamenteGlukokortikoid-Präparate, auch unter den Bezeichnungen Steroid- oder Kortison-Präparate bekannt, sind entzündungshemmende Medikamente.

Systemische Anwendung - Wenn Steroide bei Morbus Bechterew als Tabletten zum Einsatz kommen, erfolgt dies als kurzfristige Therapie akuter Schübe. Eine Dauertherapie mit Glukokortikoid-Präparaten ist bei Morbus Bechterew nicht geeignet.

Spritzen im Akutfall – Glukokortikoide können zur lokalen Behandlung in Gelenke oder an druckschmerzhafte Sehnen gespritzt werden. Liegen Beschwerden nur in einzelnen Gelenken vor, kann diese Maßnahme eine rasche Linderung bewirken.

Äußerliche Anwendung – Liegt eine Entzündung der Regenbogenhaut des Auges vor, ist die äußerliche Anwendung von Glukokortikoid-Präparaten in Form von Tropfen eine sehr wichtige Therapiemaßnahme.

Analgetika (Schmerzmittel) Bestehen trotz der oben dargestellten Therapieoptionen weiterhin Schmerzen, besprechen Sie dies mit Ihrem behandelnden Arzt. Nach Analyse der Schmerzursache (z.B. Schmerz aus nicht-entzündlichen Gründen in späteren Krankheitsstadien) können geeignete Schmerzmittel ausgewählt werden.

Nähere Informationen zu den beschriebenen Therapieoptionen erhalten Sie von Ihrem behandelnden Arzt.

Wie alle Arzneimittel können auch die oben genannten Medikamente Nebenwirkungen haben.Die müssen aber nicht zwangsläufi g bei jedem Anwender auftreten.

Einige unerwünschte Wirkungen bedürfen einer Behandlung. Es ist wichtig, als Patient die jeweiligen Beipackzettel der Medikamente zu beachten und den behandelnden Arzt bei Bedarf zu kontaktieren.

Wichtig – erfolgsfaktor therapietreue Die Therapietreue ist ein entscheidender Faktor für den weiteren Verlauf der Erkrankung, insbesondere bei chronischen Erkrankungen wie dem Morbus Bechterew.

So sind die Medikamente auch bei Besserung der Beschwerden nach den Empfehlungen des behandelnden Arztes unbedingt weiter anzuwenden.

Eine abgebrochene Therapie kann dagegen zu erneuten Krankheitsschüben und einer Verschlechterung des Krankheitsbildes führen.

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt – möglicherweise kann die Behandlung Ihren Vorstellungen entsprechend angepasst werden.

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Morbus bechtereW behandeln

Nichtmedikamentöse Therapie

Morbus-bechterew-spezifisches training und physikalische therapie

Mit Bewegung gegen Früh- und Spätschäden

Eine tragende Säule in der Morbus-Bechterew-Therapie ist die konsequente und regelmäßige

Durchführung der Morbus-Bechterew-Gymnastik.

Die Übungen helfen die Beweglichkeit zu verbessern und einer Versteifung der Wirbelsäule oder anderen möglichen Spätfolgen der Erkrankung entgegenzuwirken.

Die Wahl und die Intensität der Aktivität sollten mit dem behandelnden Arzt besprochen sowie entsprechende Gymnastikübungen unter fachgerechter Anleitung erlernt werden.

Die Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew (www.bechterew.de), eine Selbsthilfegemeinschaft mit über 16.000 aktiven Mitgliedern, bietet hierbei Unterstützung und organisiert speziell für Patienten mit Morbus Bechterew vielerorts u.a. regelmäßig Gruppentherapie als Funktionstraining/ Rehabiltationssport unter fachlicher Anleitung. Der Kontakt lohnt sich!

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ergotherapie – gelenke schonen, aber nicht auf kosten der beweglichkeitZiel der Ergotherapie ist das Erlernen gelenkschonender Bewegungsabläufe, um Schmerzen zu lindern und nicht betroffene Gelenke durch Ausweichbewegungen nicht zu sehr zu strapazieren.

Patienten vergegenwärtigen sich mithilfe der Ergotherapie Ihre alltäglichen Bewegungen und lernen diese gelenkschonend durchzuführen, wie z. B. eine Belastung auf mehrere Gelenke zu verteilen oder körpernahe Gelenke zu beanspruchen. Eine weitere Aufgabe der Ergotherapie ist die Beratung über Hilfsmittel im Alltag und das Üben der richtigen Anwendung.

Die körperliche Funktionsfähigkeit kann dadurch gebessert und so die Selbstständigkeit der Betroffenen im privaten und berufl ichen Bereich gestärkt werden.

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physikalische therapie - z. b. kälte, Wasser und MassagenZiele der physikalischen Therapie sind die Linderung der Schmerzen sowie die Muskelentspannung und Förderung der Durchblutung. Das Spektrum reicht von Kälteanwendungen wie Eispackungen oder Kältekammer über Wärmeanwendungen wie Infrarottherapie oder Fango bis hin zu Massagen, Bädern und Elektrotherapie.

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tipps FÜr den alltag

tipps für den alltag Ärzte und Therapeuten ermutigen Patienten Experten in eigener Sache zu werden. Es gibt vielfältige Möglichkeiten mehr über die Erkrankung zu erfahren und mit ihr umzugehen – ein paar wenige Beispiele seien hier genannt.

hilfe unter seinesgleichen Gespräche über die Erfahrungen anderer können den Umgang mit der ‘eigenen“ Erkrankung erheblich vereinfachen. Selbsthilfegruppen ermöglichen beispielsweise einen Erfahrungsaustausch, organisieren Funktionstraining / Rehasport und Fortbildungsveranstaltungen, helfen bei Fragen und Problemen mit Krankenkassen und Rentenversicherungsträgern und vielem mehr.

Der Kontakt lohnt sich – Informationen über eine Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe erhalten Sie z.B. von der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew e.V. (DVMB) mit über 16.000 aktiven Mitgliedern (siehe wichtige Adressen Seite 49).

den Verlauf im blick halten Es ist heutzutage möglich, das Therapiekonzept individuell auf die Bedürfnisse der Patienten abzustimmen. Dabei kann es hilfreich sein, sich in regelmäßigen Abständen Fragen zu stellen und offen und ehrlich darüber mit dem behandelnden Rheumatologen zu sprechen. Zum Beispiel:

Bringen die Medikamente die erwünschte Linderung?

Wie häufig treten unter der aktuellen Medikation dennoch Symptome auf?

Nehme ich die Medikamente wie verordnet?

Mache ich auch regelmäßig meine Übungen?

Kann ich die erlernten Übungen korrekt ausführen?

Ist die Beweglichkeit verbessert?

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tipps FÜr den alltagtipps FÜr den alltag

Um den Verlauf der Krankheit zu verfolgen und sicherzustellen, dass Sie die bestmögliche Behandlung erhalten, sind regelmäßige Besuche beim Facharzt unerlässlich.

Falls trotz der Einhaltung der Behandlungsempfehlungen Symptome fortbestehen oder sich verschlimmern, wird meist eine Anpassung der Therapie durch den behandelnden Arzt erfolgen.

lecker und gut ernährenWenngleich es auch keine spezielle Ernährungsform gibt, welche Morbus Bechterew verhindert bzw. notwendige Medikamente ersetzt, eine Umstellung des täglichen Nahrungsgenusses kann den Erfolg der Behandlung fördern.

Eine vollwertige und ausgewogene Ernährung ist grundsätzlich empfehlenswert – dazu gehören reichlich frisches Obst und Gemüse, Vollkornprodukte und (fettarme) Milchprodukte.

Morbus Bechterew liegt eine chronische Entzündung zugrunde – Fette in Lebensmitteln spielen dabei eine wichtige Rolle. So gibt es Fette, die die Entzündung unterstützen, die besonders in z.B. Fleisch, Wurst und Eigelb enthalten sind. Und es gibt entzündungshemmende Fette, deren Bedarf über den Verzehr von beispielsweise pfl anzlichen Ölen oder Seefi sch gedeckt werden kann. Oft reichen kleine Änderungen der Gewohnheiten schon aus, um eine günstigere Fettkomposition zu erzielen.

Darüber hinaus wird empfohlen:

Übergewicht vorzubeugen bzw. zu reduzieren – das schont die bei Morbus Bechterew ohnehin schon belastete Wirbelsäule und Gelenke und beugt Herz-Kreislauf- sowie Stoffwechselerkrankungen vor.

Untergewicht entgegenzuwirken - chronische Entzündungen können den Körper stark schwächen und zu Gewichtsverlust führen.

Zusammenhänge zu beachten – wenn nach dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel regelmäßig Beschwerden verstärkt auftreten, könnte eine Unverträglichkeit der Grund sein.

Professionellen Rat einzuholen – bei starkem Unter- oder Übergewicht oder bei möglichen Lebensmittelunverträglichkeiten kann eine Ernährungsfachkraft individuell und detailliert beraten.

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tipps FÜr den alltagtipps FÜr den alltag

ratschläge, die bewegen Integrieren Sie die erlernten Funktionsübungen auch zu Hause in Ihren Tagesablauf.

Trainieren Sie idealerweise morgens, um sich von der Morgensteifi gkeit der Gelenke zu befreien.

Führen Sie die erlernten Funktionsübungen täglich durch – die Regelmäßigkeit steigert den positiven Effekt.

Wenn Sie Sport treiben möchten, wählen Sie möglichst gelenkschonendere Sportarten mit geregeltem Bewegungsablauf wie z.B. Schwimmen, Nordic Walking oder Skilanglauf.

Familienplanung und schwangerschaftBesteht ein Kinderwunsch besprechen Sie diesen bitte auch mit Ihrem behandelnden Rheuma-tologen. Er wird Sie beraten wie beispielsweise die optimale Vorbereitung der Familiengründung aussehen kann und welche Medikamente vor der Empfängnis bzw. während der Schwangerschaft nötig und möglich sind bzw. abgesetzt gehören. Auch Patientenorganisationen können mit Informationen und Erfahrungsberichten aus diesem wichtigen Lebensbereich hilfreich unterstützen (siehe wichtige Adressen S. 49).

starke knochenEs ist wichtig Knochenschwund (Osteoporose) zu verhindern, insbesondere bei Erkrankungen des Bewegungsapparates.

Die Basis für gesunde Knochen ist:

Ausreichend Kalzium, das über die Nahrung aufgenommen werden kann, z. B. mit Milch-produkten, Hartkäse, kalziumreichem Mineralwasser, grünem Blattgemüse (wie Grünkohl, Rucola, Brokkoli).

Ausreichend Vitamin D, das durch Sonneneinstrahlung auf die Haut gebildet wird. Täglich mindestens 30 Minuten Bewegung bei Sonnenlicht im Freien werden dazu vom Dach-Verband Osteologie empfohlen. Selbstverständlich unter Beachtung des Hauttyps, der Jahreszeit und der Strahlungsintensität gilt es einen Sonnenbrand zu vermeiden.

Regelmäßige Bewegung, dies fördert den Knochenaufbau.

Verzicht auf schädigende Einfl üsse wie z.B. Nikotin.

die bedeutung der körperhaltung Aufgrund der Schmerzen neigen Morbus-Bechterew-Patienten zu Fehlhaltungen, die sich mit der Zeit verstärken können. Egal ob Sie stehen, sitzen, gehen oder tragen – achten Sie auf Ihre

Körperhaltung, und das in jeder Alltagssituation. Wenn möglich, passen Sie z. B. Ihren Arbeitsplatz entsprechend Ihren Bedürfnissen an, so dass Sie leichter oder sogar automatisch eine gute Haltung annehmen können.

Auch beim Autofahren können leichte Anpassungen des Sitzes, der Kopfstütze und der Spiegel (Innen- und Außenspiegel) zweckmäßig sein.

Eine gute Körperhaltung entlastet nicht nur Ihre Wirbelsäule, Sehnen und Muskeln, sondern beugt auch Rückenschmerzen vor.

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tipps FÜr den alltag

stress bewältigenManche Betroffene geben an, dass sich ihre Symptome unter Stress verschlimmern. Vermutlich liegt das daran, dass Stress den Körper vielfältig beeinfl usst und die Widerstandsfähigkeit gegen Entzündungen schwächt.

Suchen Sie nach einem Weg, Ihrer inneren Anspannung zu begegnen – möglicherweise fördert auch eine Massage, Akupunktur, autogenes Training oder Yoga Ihr inneres Gleichgewicht. Finden Sie Ihre persönliche Entspannungsquelle und nehmen Sie sich Zeit dafür.

infektionen vermeiden Bechterew-Patienten haben aufgrund der Erkrankung und durch Medikamente, die das Abwehrsystem beeinfl ussen (z.B. Biologika, Methotrexat, Steroide), ein höheres Infektionsrisiko. Vorbeugende Schritte können helfen Infektionen zu vermeiden – einige Beispiele:

Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt über vorbeugende Maßnahmen.

Lassen Sie Ihren Impfstatus überprüfen und nötige Impfungen vor Beginn der o.g. Therapie durchführen bzw. auffrischen, insbesondere mit sogenannten Lebendimpfstoffen.

Lassen Sie sich jährlich gegen Grippe impfen.

Lassen Sie sich vor Beginn der o.g. Therapie auf Tuberkulose und Hepatitis B untersuchen.

Achten Sie insbesondere auf Reisen auf Ihre Ernährung und Hygiene wie gründliches Händewaschen z.B. vor dem Essen, vor der Zubereitung von Speisen, nach dem Toilettengang und nach Kontakt mit Tieren.

rauchen - mit dem aufhören anfangen Nikotinverzicht lohnt sich grundsätzlich und bei Morbus Bechterew ganz besonders:

Denn rauchende Morbus-Bechterew-Patienten setzen sich dem Risiko eines beschleunigten Krankheitsverlaufs aus; eine vermehrte Verknöcherung an der Wirbelsäule und somit auch stärkere Einbußen der körperlichen Funktionsfähigkeit können mit dem Tabakkonsum verbunden sein.

Wenn Sie mit dem Rauchen aufhören, dann werden alle ‘aufatmen‘: Neben Ihrer Lunge und ihrem Herzen insbesondere auch ihre Wirbelsäule und Knochen und ganz sicher die Menschen, die Ihnen am wichtigsten sind.

tipps FÜr den alltag

schritt für schritt - neues entdeckenDie Erfahrung zeigt, dass es nicht ‘den‘ einen speziellen Lebensstil gibt, der für alle Menschen mit Morbus Bechterew ratsam ist. Aber es spricht auch nichts dagegen etwas auszuprobieren und eine Ernährungs- und Bewegungsform für sich zu fi nden, die gut tut, das Behandlungskonzept unterstützt und auch Raum für Genuss und Freude lässt.

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erklärung Wichtiger begriFFe

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erklärung wichtiger begriffe

Analgetikum(Mehrzahl: Analgetika)

Schmerzmittel

Anamnese Krankengeschichte

Ankylosierende Spondylitis(= Morbus Bechterew)

Bestimmte Form einer chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankung

Antigen Substanz oder Struktur, die in der Lage ist, eine immunologische Reaktion des Körpers ( Antikörper-Bildung) hervorzurufen. Ein Antigen kommt in der Regel von außen (Bakterien, Viren, Allergene).In Ausnahmefällen kann aber auch ein Bestandteil des Körpers selbst wie ein Antigen wirken. Lassen sich Immunreaktionen gegen ein solches Auto-Antigen sicher nachweisen, spricht man von einer Autoimmun- erkrankung.

Antikörper(= Immunglobulin)

Vom Immunsystem gebildeter Eiweißstoff, der speziell gegen eine be-stimmte Substanz oder Struktur – ein Antigen – gerichtet ist. Der Antikör-per kann „sein“ Antigen an sich binden und dadurch unschädlich machen.

Antirheumatikum(Mehrzahl: Antirheumatika)

Arzneimittel zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen mit unterschied- lichen Wirkungsweisen

Arthritis Entzündung eines Gelenks

Basistherapeutikum(DMARD = disease modifying antirheumatic drug)

Langwirksames krankheitsmodifizierendes Antirheumatikum

Biologikum(Mehrzahl: Biologika; engl. Biologics, Biologicals)

Mittels biotechnologischer Verfahren hergestellte Wirkstoffe, „biologische Substanzen“

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Blutbild Sammelbezeichnung für Laboruntersuchungen, bei denen die Menge der Zellbestandteile des Blutes (Blutzellen, Blutfarbstoff) bestimmt wird

Blut(körperchen)- senkungsgeschwindigkeit(BSG, BKS)

Geschwindigkeit, mit der die Blutzellen (Blutkörperchen) sich auf Grund der Schwerkraft nach unten absetzen, wenn man eine (mit einer gerin-nungshemmenden Substanz versetzte) Blutprobe für ein bzw. zwei Stunden stehen lässt. Eine erhöhte BSG kann auf eine akute oder chronische Entzün-dung im Körper hinweisen

chronisch Lang dauernd

C-reaktives Protein (CRP) Protein, dessen Konzentration im Blutserum bei bestimmten entzünd-lichen Prozessen innerhalb von wenigen Stunden bis zum 1000-fachen ansteigen kann

DMARD Basistherapeutikum

Entzündung Reaktion des Körpers auf tatsächliche oder mutmaßliche „Feinde“; in der Regel handelt es sich dabei um potenzielle Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren. Der Kontakt mit diesen Erregern leitet eine Reihe von Vorgängen ein, die zur lokalen Überwärmung durch vermehrte Durchblutung, Schwel-lung durch Austritt von Gewebeflüssigkeit, Schmerz und einer eingeschränk-ten Funktion des betroffenen Gewebes führen.

Erguss Ansammlung von Flüssigkeit, z.B. im Gelenk; meist äußerlich erkennbar als Schwellung, die durch Druck auf benachbarte Nerven auch schmerzhaft sein kann

HLA-B27 Human Leukocyte Antigen

Spezielles Zelloberflächenmerkmal, das auf fast allen Körperzellen vorhan-den ist und vermutlich eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr spielt. In West-Europa ist HLA-B27 bei vielen Patienten mit Morbus Bechterew als typisches genetisches Merkmal zu finden.

Immunsystem Abwehrsystem; Sammelbezeichnung für sämtliche Vorgänge, Zellen und Substanzen der körpereigenen Abwehr

Infusion Gabe eines Medikaments oder von Nährstoffen in gelöster Form direkt in ein Blutgefäß

intraartikulär In das bzw. im Gelenk

Kortiko(stero)ide(Glukokortikoide)

Gruppe von Medikamenten, die sich vom Kortison ableiten und vorwie-gend entzündungshemmend wirken, darüber hinaus aber noch vielfältige weitere Wirkungen haben

Kortison Künstlich hergestellter Abkömmling des Cortisols, eines Hormons, das in der Nebenniere produziert wird

Leukozyten Weiße Blutkörperchen; Leukozyten werden in mehrere Untergruppen unterteilt, z.B. Granulozyten, Lymphozyten, Makrophagen

Lymphozyten Zellen aus der Gruppe der weißen Blutkörperchen ( Leukozyten), die eine wichtige Rolle bei der Abwehr spielen

Makrophagen Zellen aus der Gruppe der weißen Blutkörperchen ( Leukozyten), Teil des Immunsystems. Makrophagen können Fremdsubstanzen „verdauen“ und werden daher auch als Fresszellen bezeichnet.

Monoarthritis Entzündung eines (einzigen) Gelenks

monoartikulär Ein (einziges) Gelenk betreffend

monoklonal Von einer Zelle abstammend bzw. gebildet

nichtsteroidalesAntirheumatikum (NSAR)

Nicht vom Kortison (Steroid) abgeleiteter Wirkstoff mit schmerz- und entzün dungshemmender Wirkung

erklärung Wichtiger begriFFe erklärung Wichtiger begriFFe

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Oligoarthritis Entzündung weniger Gelenke

oligoartikulär Wenige Gelenke betreffend

Pannus Synovial-Zellmasse, die in Knorpel und Knochen eindringt und diese zerstört

periphere Gelenke Von der Köperachse/Körpermitte weiter weg befindliche Gelenke, z.B. Gelenke an den Gliedmaßen wie Fingergelenke.

Polyarthritis Entzündung mehrerer bzw. vieler Gelenke

polyartikulär Viele Gelenke betreffend

progredient Fortschreitend, progressiv

Progression Fortschreiten (einer Erkrankung bzw. einer Veränderung)

pro-inflammatorisch Entzündungsfördernd

Psoriasis Schuppenflechte

Protein Eiweißstoff

Rehabilitation Wiederherstellung, Wiedereingliederung nach gesundheitlichen Störungen

Remission Dauerhaftes oder vorübergehendes Verschwinden von Krankheitserscheinun-gen; beschwerdefreier Zustand

Rezeptor Struktur einer Zelle, meistens der Zelloberfläche, die von Botenstoffen über- mittelte Signale aufnehmen und zum Zellkern weiterleiten kann. Rezeptoren sind auf einzelne Botenstoffe spezialisiert und befähigen die jeweilige Zelle, gerade auf diesen Botenstoff zu reagieren.

Rheumatoide Arthritis (RA) Chronisch-entzündliche Erkrankung der Gelenke; umgangssprachlich auch Rheuma genannt; ältere Bezeichnung: chronische Polyarthritis

Steroid Kortikosteroide

subkutan (s.c.) Unter die Haut

Synovia =Synovialflüssigkeit

Zähflüssige, in den Gelenkhöhlen (= Synovialhöhlen) enthaltene Flüssigkeit, die zur Verminderung der Reibung zwischen den Knochenflächen beiträgt

Synovialmembran(= Synovialis)

Innenhaut der Gelenkkapsel, die die Gelenkhöhle auskleidet und Synovial- flüssigkeit produziert

Synovitis (= Synovialitis) Entzündung der Synovialmembran; wichtigstes Akutsymptom bei der Rheumatoiden Arthritis

systemisch Ein ganzes Organsystem oder (im weiteren Sinne) auch mehrere Organsysteme, d.h. den gesamten Organismus, betreffend

TNF-Hemmer/-Blocker Medikament, das gegen den Botenstoff TNF gerichtet ist und diesen unschädlich macht

Tumornekrosefaktor-alpha(TNF)

Botenstoff ( Zytokin) des Immunsystems, der u. a. eine zentrale Rolle bei Ent zündungsprozessen spielt

Zytokin Verschiedene körpereigene Botenstoffe (z.B. TNF), die Signale zwischen Zellen des Immunsystems und anderen Zellen übermitteln und damit eine wichtige Rolle bei Immunreaktionen spielen

erklärung Wichtiger begriFFe erklärung Wichtiger begriFFe

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kontakte und adressen

kontakte und adressen

patientenorganisationen

Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V.

Geschäftsstelle des BundesverbandesMetzgergasse 1697421 Schweinfurtwww.bechterew.de Telefon: 09721 - 22 0 33E-Mail: [email protected]

Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V.

Maximilianstraße 1453111 Bonnwww.rheuma-liga.de Telefon: 0228 - 76 60 60E-Mail: [email protected]

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Medizinische organisationen und Fachgesellschaften

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V

Geschäftsstelle Köpenicker Straße 48/49 10179 Berlin www.dgrh.de

Berufsverband Deutscher Rheumatologen e.V.

Lindenstraße 283043 Bad Aiblingwww.bdrh.de

Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin

Charitéplatz 110117 Berlinwww.drfz.de

Weitere Informationen fi nden Sie auch unter www.rheumanet.org

kontakte und adressenkontakte und adressen

allgemeine gesundheitsinformation

Bundesministerium für Gesundheit

www.bmg.bund.de

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

www.bzga.de

Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.

www.dge.de

impressumHerausgeber:MSD SHARP & DOHME GMBHLindenplatz 1 · 85540 Haar

Stand:Juni 2014

berater für diese broschüre

Prof. Dr. med. M. Rudwaleit, Berlin

L. Hammel, DVMB, Schweinfurt

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MSD SHaRp & DoHME GMbHLindenplatz 185540 Haarwww.msd.de

Weitere Informationen finden Sie unter www.bechterew-experte.de