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Morphologie und Syntax (BA)
Morphologie und Syntax (BA)Generative Syntax
PD Dr. Ralf Vogel
Fakultät für Linguistik und LiteraturwissenschaftUniversität Bielefeld, SoSe 2007
19. Mai 2008
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Morphologie und Syntax (BA)
Gliederung
1 Übungsaufgabe 5
2 Generative Grammatik
3 Das GB-ModellDie X-bar-TheorieD-StrukturSyntaktische BewegungSätze: VP, IP, CP
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Morphologie und Syntax (BA)
Übungsaufgabe 5
Übungsaufgabe 5
1 Der folgende Satz ist syntaktisch und auch semantischmehrdeutig (Wer hat das Fernglas?):
(1) Der Förster sah den Jäger mit dem Fernglas
• Verwenden Sie den Voranstellungs-Test, um die beidenLesarten zu verdeutlichen!
(2) a. Den Jäger mit dem Fernglas sah der Försterb. Den Jäger sah der Förster mit dem Fernglas
• In (2-a) hat der Jäger das Fernglas, in (2-b) der Förster.
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Morphologie und Syntax (BA)
Übungsaufgabe 5
Übungsaufgabe 5
1 Stellen Sie die unterschiedlichen Möglichkeiten in Formverschiedener syntaktischer Strukturbäume dar!
(3) Der Förster sah den Jäger mit dem FernglasIP
NP V/INFL NP PP
der Förster sah den Jäger mit demFernglas
• Lesart: Der Förster sieht mithilfe des Fernglases den Jäger.• Die PP „mit dem Fernglas“ ist eine adverbiale Beifügung.• Das finite Verb ist hier unter dem INFL-Knoten eingesetzt.• Wir werden heute eine andere Struktur kennenlernen.
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Morphologie und Syntax (BA)
Übungsaufgabe 5
Übungsaufgabe 5
(4) Der Förster sah den Jäger mit dem FernglasIP
NP V/INFL NP
der Förster sah D N PP
den Jäger P NP
mit dem Fernglas
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Morphologie und Syntax (BA)
Übungsaufgabe 5
Übungsaufgabe 5
(5) a. [IP [NP Der Förster ] sah [NP den Jäger ] [PP mit demFernglas ] ]
b. [IP [NP Der Förster ] sah [NP den Jäger [PP mit demFernglas ] ] ]
• In (4) und (5-b) ist die PP „mit dem Fernglas“ syntaktischeKonstituente der NP „der Jäger mit dem Fernglas“.
• Dies geht einher mit der Interpretation, dass der Jäger dasFernglas hat.
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Morphologie und Syntax (BA)
Übungsaufgabe 5
Übungsaufgabe 5
2 Könnte das Kopf-Prinzip auch in der Morphologie gelten?• Diskutieren Sie diese Frage anhand des Wortpaares
‘Rotwein—weinrot’!
• Beide Wörter sind Komposita aus dem Adjektiv ‘rot’ unddem Nomen ‘Wein’.
• ‘weinrot’ ist ein Adjektiv, genau wie ‘rot’,• ‘Rotwein’ ist ein Nomen, genau wie ‘Wein’
• Der jeweils rechte Teil des Kompositums ist von derselbenWortkategorie wie das gesamte Kompositum.
• Würde man dies als Baum darstellen, sähe es wie folgt aus:
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Morphologie und Syntax (BA)
Übungsaufgabe 5
Übungsaufgabe 5
(6) N Adj
Adj N N Adj
rot wein wein rot
Morphologisches Kopf-Prinzip Der rechte Teil einesKompositums bestimmt seine syntaktischeKategorie.
• Wir haben dieses Prinzip bereits in der zweiten Sitzung als„Right Hand Head Rule“ kennengelernt.
• Es gibt verschiedene formale Grammatikmodelle, dieaufgrund von Gemeinsamkeiten, wie wir sie hierbeobachten, Syntax und Morphologie mit einemeinheitlichen formalen Beschreibungsmodell behandeln.
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Morphologie und Syntax (BA)
Übungsaufgabe 5
Übungsaufgabe 5
3 Was sagen die folgenden Umformungen unseresBeispielsatzes über Konstituentenstatus und denVoranstellungstest aus?
(7) a. Auf dem Sofa hat die Katze gelegen.b. Auf dem Sofa gelegen hat die Katze.c. Gelegen hat die Katze auf dem Sofa.d. *Dem Sofa hat die Katze auf gelegen.
• Die PP „auf dem Sofa“ ist in unserer Analyse nur Teil einesSatzglieds, der VP „auf dem Sofa gelegen“.
• Trotzdem lässt sich diese PP voranstellen, so als wäre sieein Satzglied.
• die NP „dem Sofa“ ist nun ihrerseits Teil dieser PP, lässt sichaber nicht voranstellen.
• Einige Konstitutenten von Konstituenten lassen sichvoranstellen, andere nicht.
• Hier gilt: unmittelbare Konstituenten von VP lassen sichvoranstellen, aber unmittelbare Konstituenten von PP nicht.
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Morphologie und Syntax (BA)
Generative Grammatik
Generative Grammatik – Noam Chomsky
• Die Schule der generativen Grammatik ist insbesondere inder Syntax die einflussreichste grammatiktheoretischeStrömung der letzten 50 Jahre.
• Ihr Begründer und bis heute wichtigster Vertreter ist NoamChomsky.
• Die wichtigsten Syntax-theoretischen Werke Chomskys,die gleichzeitig Meilensteine in der Entwicklung dieserSchule darstellen, sind die folgenden:
1957: Syntactic Structures1965: Aspects of the theory of Syntax1981: Lectures on Government and Binding1995: The Minimalist Program
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Morphologie und Syntax (BA)
Generative Grammatik
Generative Grammatik
• Chomskys Kritik an der seinerzeit „herkömmlichen“Linguistik war, dass sie rein beschreibend orientiert war.
• Die Grammatikschreibung beschränkte sich darauf, dieRegelhaftigkeiten einzelner Sprachen aufzulisten.
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Morphologie und Syntax (BA)
Generative Grammatik
Generative Grammatik
• Zwar existierten verschiedeneStrukturbeschreibungs-Formalismen fürnatürlichsprachliche Ausdrücke, aber viele über die reineBeschreibung hinausgehende Fragestellungen wurdensystematisch ausgeblendet:
• Warum sind die natürlichen Sprachen so, wie sie sind?• Was ist eine mögliche Sprache?• Warum sind kleine Kinder in relativ kurzer Zeit in der Lage,
eine menschliche Sprache zu erlernen, und warum fällt esErwachsenen so unheimlich schwer?
• Wie kann man eine Grammatik formulieren, die nicht nurdie bereits existierenden Ausdrücke einer Sprachebeschreibt, sondern alle potentiell möglichen Ausdrücke?
• Wie kann man Grammatiken für einzelne Sprachenformulieren, aus denen deutlich wird, was alle Sprachengemeinsam haben und worin sie sich unterscheiden?
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Morphologie und Syntax (BA)
Generative Grammatik
Generative Grammatik – Grundannahmen
• Eine Grammatik ist generativ, wenn sie dasAusdruckspotential einer Sprache beschreibt, also
• genau alle existierenden und potentiellen Ausdrücke einerSprache beschreibt.
• Eine generative Grammatik in Chomskys Sinn besteht auseinem Lexikon und einer Regelkomponente.
• Die Regelkomponente beschreibt alle möglichenKombinationsweisen für die Elemente des Lexikons.
• Gleichzeitig soll eine Grammatik kognitiv plausibel sein,also eine plausible Hypothese über die menschlicheSprachfähigkeit (Kompetenz) als kognitive Eigenschaft desMenschen.
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Morphologie und Syntax (BA)
Generative Grammatik
Generative Grammatik – Grundannahmen
• Die Art von Grammatiken, die Chomsky als unzureichendkritisierte, waren einfache Phrasenstruktur-Grammatiken.
• Nehmen wir als Beispiel eine erfundene Sprache, nennenwir sie Regensprache.
• Das Lexikon der Regensprache hat 200 Wörter, davon 100Nomen und 100 Verben.
• Die Grammatik der Regensprache hat eine einzigePhrasenstrukturregel:S −→ N V
• Die Menge der möglichen Sätze der Regensprache ergibtsich aus den Kombinationsmöglichkeiten: 100 Verbenkönnen mit 100 Nomen kombiniert werden, also gibt es100 × 100 = 10.000 mögliche Sätze.
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Morphologie und Syntax (BA)
Generative Grammatik
Generative Grammatik – Grundannahmen
• Es existiert ein Korpus der Regensprache, eine Sammlungvon Texten mit insgesamt 8.765 verschiedenen Sätzen.
• Die Sätze dieses Korpus sind alle von unserer reinenPhrasenstruktur-Grammatik generierbar.
• Aber die Grammatik ist nicht auf diese Sätze beschränkt.Sie beschreibt vielmehr alle Sätze, die in der Sprachemöglich sind.
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Morphologie und Syntax (BA)
Generative Grammatik
Generative Grammatik – Grundannahmen
• Chomskys Theorie der Syntax ist wesentlich von der Ideegeprägt, dass das System syntaktischer Regeln auchsystematische Beziehungen zwischen Sätzen beschreibensoll.
• Deshalb ist eine reine Phrasenstruktur-Syntax wie inunserer Regensprache auch seiner Ansicht nach nichtausreichend.
• Wenn wir bloss die Phrasenstrukturen der folgendenbeiden Sätze zur Verfügung haben, dann können wir nichtdarstellen, dass sie dasselbe bedeuten.
(8) a. John kissed Mary.b. Mary was kissed by John.
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Morphologie und Syntax (BA)
Generative Grammatik
Generative Grammatik – Grundannahmen
• Um diese semantische Beziehung zwischen den beidenSätzen darzustellen, führt Chomsky noch einen zweitenTyp von Regeln ein, die Transformationsregeln.
• Der Passiv-Satz (8-b) wird aus dem Satz (8-a) durch eineTransformation erzeugt.
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Morphologie und Syntax (BA)
Generative Grammatik
Generative Grammatik – Grundannahmen
(8) a. John kissed Mary.b. Mary was kissed by John.
• Die Wörter in diesen Sätzen sind im Lexikon aufgeführt.• Eine Phrasenstrukturregel haben wir aber nur für den
Aktiv-Satz (8-a), bspw.:S −→ NP V NP
• Um die Passiv-Konstruktion (8-b) abzuleiten, bedarf es jetzteiner syntaktischen Transformationsregel, nennen wir siePassiv-Transformation:NP1 V NP2 =⇒ NP2 Aux VPARTIZIP by NP1
• Eine Transformationsregel hat folgendes Format:Eingabesequenz =⇒ Ausgabesequenz
• Man kann dies so interpretieren: „Wenn dieEingabesequenz ein möglicher Ausdruck in einer Spracheist, dann ist das die Ausgabesequenz auch“.
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Morphologie und Syntax (BA)
Generative Grammatik
Generative Grammatik – Transformationsgrammatik
• Eine klassische Transformationsgrammatik, wie sieChomsky 1957 in ‘Syntactic Structures’ beschrieb, hat alsodrei Komponenten:
• ein Lexikon,• eine Phrasenstruktur-Komponente,• eine Transformations-Komponente.
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Morphologie und Syntax (BA)
Generative Grammatik
Generative Grammatik – Transformationsgrammatik
• In den ‘Aspects of the Theory of Syntax’ (1965) wurde dieErzeugung des Satzes als mehrstufiger Vorgangmodelliert:
• Die Phrasenstrukturkomponente erzeugt mit Elementenaus dem Lexikon die Tiefenstruktur.
• Zentral hierbei sind die Subkategorisierungseigenschaftendes Verbs.
• Die Transformationskomponente erzeugt aus derTiefenstruktur die Oberflächenstruktur.
• Die Tiefenstruktur ist die Strukturebene, die semantischinterpretiert wird.
• Die Oberflächenstruktur ist die Strukturebene, diephonetisch interpretiert wird.
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Morphologie und Syntax (BA)
Generative Grammatik
Generative Grammatik – Transformationsgrammatik
• Die folgenden beiden Sätze sind nun tiefenstrukturellstrukturidentisch:
(9) a. John love-s Maryb. John has loved Mary
S
NP Aux VP
John -shas
V NP
love-loved
Mary
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Morphologie und Syntax (BA)
Generative Grammatik
Generative Grammatik – Transformationsgrammatik
• Eine Transformationsregel, die das Affix unter demAux-Knoten an das Verb affigiert, erzeugt aus dieserTiefenstruktur die Oberflächenstruktur:
S
NP Aux VP
John ∅
hasV NP
love-sloved
Mary
• Strukturelle und semantische Gemeinsamkeiten der beidenSätze werden im Baum deutlich.
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Morphologie und Syntax (BA)
Generative Grammatik
Generative Grammatik – Das GB-Modell
• Der nächste Entwicklungsschritt im Modell der generativenSyntax bezog sich auf eine Vereinheitlichung undVereinfachung von Phrasen und Phrasentypen.
• Die X-bar-Theorie beschreibt ein generelles Format fürPhrasen und Sätze.
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Morphologie und Syntax (BA)
Generative Grammatik
Generative Grammatik – Das GB-Modell
• Die Darstellung von Haupt-Sätzen als Inflektions-Phrasen(IP) und Nebensätzen als Komplementierer-Phrasen (CP)führt zur Vereinfachung und Vereinheitlichungsyntaktischer Strukturen.
IP(=S)
NP INFL VP
John ∅
hasV NP
love-sloved
Mary
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Morphologie und Syntax (BA)
Generative Grammatik
Generative Grammatik – Das GB-Modell
• Am ausführlichsten stellte Chomsky diese Veränderungenin den „Lectures on Government and Binding“ (1981) dar.
• Deshalb nennt man dieses Modell auch das „GB-Modell“,oder die „GB-Theorie“.
• Ein wesentlicher Aspekt dieses Modells ist das Konzeptder syntaktischen Bewegung, das dieTransformationskomponente ersetzt.
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Morphologie und Syntax (BA)
Generative Grammatik
Generative Grammatik – Das GB-Modell
• Die Tiefenstruktur heisst nun D-Struktur (von engl. ‘deepstructure’) und ist bloss noch eine auf Grundlage vonSubkategorisierungseigenschaften durchPhrasenstruktur-Regeln erzeugte Basis- oderAusgangs-Struktur.
• Die Oberflächenstruktur heisst nun S-Struktur und wirdsowohl semantisch wie phonetisch interpretiert.
• Wir werden uns nun mit den Details dieses Modellsbeschäftigen, der X-bar-Theorie, der Arbeitsteilung vonTiefenstruktur und Oberflächenstruktur, den Kategorien IPund CP, sowie der syntaktischen Bewegung.
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
Die X-bar-Theorie
Die X-bar-Theorie
• Die X-bar-Theorie besagt, dass syntaktische PhrasenProjektionen von Köpfen sind.
• Jede Projektionsstufe lässt sich dabei individuellkennzeichnen.
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
Die X-bar-Theorie
Die X-bar-Theorie
• Die Projektionsstufe wurde ursprünglich mit Strichen (engl.‘bars’) über oder neben dem Kategoriensymbolgekennzeichnet, deshalb X-bar-Theorie. Das ‘X’ steht füreine beliebige Kategorie (V,N,A,P etc.).
• Der phrasale Knoten wurde als ‘maximale Projektion’, Xmax ,bezeichnet.
(10) Xmax
. . . X′′′ . . .
. . . X′′ . . .
. . . X′ . . .
. . . X0 . . .
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
Die X-bar-Theorie
Die X-bar-Theorie• Da es sich zeigte, dass Zwischen-Projektionen für
syntaktische Prozesse irrelevant sind, wurde diesesSystem dahingehend vereinfacht, dass man nur noch eineminimale Stufe (der Kopf), eine maximale Stufe (diePhrase) und eine Zwischenstufe (X′) hat.
(11) XP(=Xmax )
. . . X′ . . .
. . . . . . . . .
. . . X′ . . .
. . . X0 . . .
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
Die X-bar-Theorie
Strukturelle Relationen
(12) XP
YP X′
X0 ZP
• XP ist der Wurzelknoten und dominiert alle anderenKnoten im Baum, X′ dominiert X0 und ZP.
• XP ist der Mutterknoten von YP (sowie X′ etc.), YP ist einTochterknoten von XP.
• YP und X′, sowie X0 und ZP sind Schwesterknoten.• YP c-kommandiert ZP und X0 (von engl. ‘constituent
command’).
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
Die X-bar-Theorie
Strukturelle Relationen
(13) XP
YP X′
X0 ZP
C-Kommando Ein Knoten A c-kommandiert einen Knoten Bgenau dann, wenn A nicht B dominiert, und alleKnoten, die A dominieren, auch B dominieren.
• YP und X′ c-kommandieren einander. Gleiches gilt für X0
und ZP.
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
Die X-bar-Theorie
Strukturelle Relationen• XP, X′, und auch X0 sind iterierbar:
XP
Adjunkt XP
Spezifikator X′
Komplement X0
Kopf-Adjunkt X0
• Ein Schwesterknoten von XP ist ein Adjunkt.• Ein Schwesterknoten von X′ ist ein Spezifikator.• Ein Schwesterknoten von X0 ist ein Komplement.• Ein Kopf-Schwesterknoten von X0 ist ein Kopf-Adjunkt.
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
Die X-bar-Theorie
Adjunktion und Kopf-Adjunktion
• Durch Adjunktion wird ein XP- oder X0-Knoten in zweiSegmente, ein oberes und ein unteres, aufgespalten:
(14) XP X0
YP XP Y0 X0
• Bei Phrasen-Adjunktion wird eine Phrase (YP) an eineandere Phrase (XP) adjungiert.
• Bei Kopf-Adjunktion wird ein Kopf (Y0) an einen anderenKopf (X0) adjungiert.
• Es ist nicht möglich, einen Kopf an eine Phrase zuadjungieren, oder eine Phrase an einen Kopf.
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
D-Struktur
Kasus-Zuweisung
• Im Deutschen wie im Englischen ist das Vorkommen einesSubjekts im Nominativ an das Vorhandensein eines finitenVerbs gekoppelt:
(15) a. Maria fragt, ob der Arzt sie besuchen kommt3SG
b. *Maria will der Arzt sie besuchenINFINITIV
(16) a. MaryMary
asksfragt
ifob
the doctorder Arzt
visitsbesucht-3SG
her.sie
b. *MaryMary
wantswill
the doctorder Arzt
visitbesuchen-INF
hersie
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
D-Struktur
Kasus-Zuweisung
• Da der Nominativ an das Vorkommen eines finiten Verbsgebunden ist, nehmen wir an, dass der Nominativ voneinem INFL mit finiter Merkmalsspezifikation zugewiesenwird.
• Objekt-Kasus — im Deutschen: Akkusativ, Dativ, Genitiv —werden von lexikalischen Kasuszuweisern zugewiesen,nämlich Verben, Präpositionen, Adjektiven und Nomen.
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
D-Struktur
Kasus-Zuweisung
• Kasus kann auf zwei Weisen zugewiesen werden:1 durch einen lexikalischen Kopf an sein Komplement.2 durch ein finites INFL an seinen Spezifikator.
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
D-Struktur
Kasus-Zuweisung
(17) Kasuszuweisung durch einen lexikalischen Kopf ansein Komplement:
a. den Specht erblicken b. zu dem HausVP
NP +AKK V0
PP
P0 +DAT NPc. der Frau treu d. Bücher Chomskys
VP
NP +DAT Adj0
NP
N0 +GEN NP
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
D-Struktur
Kasus-Zuweisung(18) Kasus-Zuweisung durch finites INFL (=I0): „Maria hat
gelacht“IP
NP I′
Maria I0FINIT
NOM
KONGR
VP
hat V0
gelacht
• Im Gegenzug zur Kasuszuweisung erhält I0 vom Subjektdie Merkmalsspezifizierung für die Kongruenzflexion:Spezifikator-Kopf-Kongruenz.
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
D-Struktur
Die VP
• Die Selektionseigenschaften oderSubkategorisierungseigenschaften von lexikalischenEinheiten beziehen sich auf die von diesem Elementprojizierte Phrase und die Elemente, die sie enthaltenmuss.
• Ein Beispiel:• Neben dem Subjekt (das wir erst einmal aussen vor lassen)
verlangt das Verb ‘erblicken’ ein Akkusativ-Objekt.• Dieses Objekt muss nun zusammen mit dem Verb in der
Verb-Phrase basis-generiert werden, um Kasus zuerhalten:
(19) VP
NP +AKK V0
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
D-Struktur
Die VP
• Da die folgenden Sätze alle das lexikalische Verb‘erblicken’ und das Akkusativ-Objekt ‘den Specht’beinhalten, müssen die VPn ihrer D-Strukturenübereinstimmen:
(20) a. Maria hat den Specht erblickt.b. Maria erblickte den Specht.c. Den Specht erblickte Maria.
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
D-Struktur
Die VP(21) D-Struktur für (20):
IP
NP I′
Maria I0NOM
KONGR
VP
hat-te
NP AKK V0
den Specht erblickterblick-
• I0 und V0 weisen Nominativ und Akkusativ zu.• Ermöglicht durch morphologische Aufspaltung des Verbs
und Besetzung von I0 durch das verbale Flexionsaffix ‘-te’.
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
D-Struktur
Die VP
• Der nächste Schritt ist eine Transformation, die für‘erblickte’ Affix und Stamm zusammenbringt:
(22) [IP Maria [I′ erblick-te [VP den Specht ø ]]]
• Wie hat diese Transformation auszusehen?• Das Verb ‘erblickte’ weist an zwei verschiedenen
syntaktischen Positionen Kasus zu.• Bleibt diese Relation erhalten, wenn das Verb aus einer
der Positionen verschwindet?• Im GB-Modell bleiben einmal etablierte strukturelle
Relationen bei Transformationen erhalten.• Die Transformation, die dies ermöglicht, ist die
syntaktische Bewegung.
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
Syntaktische Bewegung
Move α
• Die einzige Transformation, die im GB-Modellübriggeblieben ist, ist die Transformation ‘Move α’.Move α Bewege einen Knoten an eine andere Position in
der syntaktischen Struktur.
• Bei Bewegung wird eine ‘Bewegungs-Spur’zurückgelassen. Diese wird mit einem ‘t’ dargestellt undbehält alle Eigenschaften des bewegten Elements. EinSubskript („i“) denotiert die Zusammengehörigkeit vonSpur und bewegtem Element.
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
Syntaktische Bewegung
Move α
(23) Ein Beispiel für syntaktische Bewegung:XP
YPi X′
X0 ZP
ti Z0
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
Syntaktische Bewegung
Move α — Bewegungsmöglichkeiten
• Es können nur minimale (Köpfe) und maximale (Phrasen)Knoten bewegt werden.
• Als Landepositionen von Bewegung kommen in Frage . . .• für Köpfe eine Kopf-Adjunkt-Position (24-a).• für Phrasen eine Spezifikator- (23) oder Adjunkt-Position
(24-b).
(24) a. Kopf-Adjunktion: b. Phrasen-Adjunktion:XP
X0 YP
Y0i X0 ti
XP
YPi XP
X0 ZP
ti Z0
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
Sätze: VP, IP, CP
IP und VP
• Unser Beispielsatz stellt sich damit auf der S-Struktur wiefolgt dar:
(25) S-Struktur für „Maria erblickte den Specht“:IP
NP I′
Maria I0
NOM
KONGR
VP
V0i I0 NP AKK ti
erblick- -te den Specht
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
Sätze: VP, IP, CP
IP und VP
• Für Adverbien wird generell angenommen, dass sieadjungiert werden.
• Adverbien der Art und Weise sind an VP adjungiert.• Diese Adverbien sind deshalb ein guter Indikator für die
VP-Grenze.• Wir können sie benutzen, um einen Unterschied zwischen
Deutsch und Englisch deutlich zu machen:
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
Sätze: VP, IP, CP
IP und VP
(26) a. [IP Mary [I0 has ] [VP quickly [VP run to Peter ]]]b. [IP Mary [I0 ti ] [VP quickly [VP run-si to Peter ]]]
(27) a. [IP Maria [I0 ist] [VP schnell [VP zu Peter gerannt ]]]b. [IP Maria [I0 ranni -te] [VP schnell [VP zu Peter ti ]]]
• Bei synthetischen Zeitformen wird• im Englischen das Affix von I0 abwärts nach V0 bewegt,
aber• im Deutschen der Verb-Stamm von V0 aufwärts nach I0.
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
Sätze: VP, IP, CP
IP und VP
• Im ‘minimalistischen Programm’ (Chomsky 1995) wurdedie Theorie der Spur durch die Kopiertheorie ersetzt.
• Hier ist eine Spur eine Kopie des bewegten Elements, derlediglich dessen phonetischer Gehalt fehlt.
• Statt Spuren wird dementsprechend das bewegte Elementdargestellt, und durch Durchstreichen als Kopiegekennzeichnet.
• Damit ist es möglich, auf die syntaktische Aufspaltungeines Verbs in Stamm und Affix zu verzichten, was bspw.bei Ablautflexion sowieso nur in einem abstrakten Sinnemöglich wäre.
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
Sätze: VP, IP, CP
IP und VP
(28) a. [IP Mary [I0 rani ] [VP quickly [VP rani to Peter ]]]b. [IP Maria [I0 ranntei ] [VP schnell [VP zu Peter ranntei
]]]
• Das bewegte Element und seine Spur oder Kopie bildeneine Bewegungs-Kette.
• Das im Baum höchste Glied einer Kette ist der Kopf derKette.
• Normalerweise wird der Kopf einer Kette, und nur er, auchphonetisch realisiert, aber das englische Beispiel (28-a) isteine Ausnahme hierzu.
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
Sätze: VP, IP, CP
CP und IP
• Nebensätze werden zumeist von Komplementiererneingeleitet:
(29) Ich glaube, dass es regnet.
• Der X-bar-Theorie folgend werden solche Nebensätze alsPhrasen analysiert, mit dem Komplementierer als Kopf (CPbzw. C0, von engl. Complementizer).
(30) CP
C0 IP
dass es regnet
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
Sätze: VP, IP, CP
CP und IP
• Einer der Sätze, die wir eingangs besprachen, ist nochnicht komplett in seiner Struktur abgeleitet:
(31) Den Specht erblickte Maria.
• Hier ist das Akkusativ-Objekt in satzinitialer Position.• Bislang haben wir Haupt-Sätze als IP dargestellt, und
gesagt, dass das Subjekt im Spezifikator von IP stehenmuss, um Kasus zu bekommen.
• Da die IP-Spezifikator-Position diejenige ist, die amweitesten links steht, müssten also alle deutschenHaupt-Sätze mit dem Subjekt anfangen.
• Dem ist nicht so, wie (31) illustriert.
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
Sätze: VP, IP, CP
CP und IP
• Die Lösung besteht darin, dass es oberhalb von IP nocheine weitere Projektion gibt.
• In Analogie zu den Nebensätzen wird diese Projektion alsCP bezeichnet.
• Damit sind alle deutschen Sätze CPn.
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
Sätze: VP, IP, CP
CP und IP(32) CP
NPi C′
denSpecht
C0k IP
erblickte NP I′
Maria tk VP
ti tk
• Der Kopf ‘C0k ’ steht abkürzend für den durch
Kopf-Adjunktion entstandenen komplexen Kopf aus V0, I0und C0.
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
Sätze: VP, IP, CP
CP und IP
• Das CP-IP-VP-Schema soll auf alle Sprachen der Weltanwendbar sein.
• Damit hat die GB-Theorie einen Rahmen entwickelt, mitdem sich systematisch syntaktische Typologie betreibenlässt.
• Unterschiede zwischen Sprachen beziehen sich auf dieunterschiedlichen Erscheinungsformen derselbenzugrundeliegenden Struktur.
• Die generative Syntax versteht sich deshalb als eineallgemeine Theorie der Syntax natürlicher Sprachen.
• Wir werden uns nächste Woche vor allem demSprachvergleich anhand einiger syntaktischerProblembereiche widmen.
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
Sätze: VP, IP, CP
Übungsaufgabe 6
1 Wir haben Sätze, die mit dem Subjekt beginnen, bislangals IP analysiert, und Nebensätze als CP, die eine IPeinbettet. Welches Problem tritt dabei auf, wenn SieHauptsatz und Nebensatz in folgenden Beispielenvergleichen und wie könnte man es lösen?
(33) a. Der Lehrer hat die Frage nicht verstanden.b. Ich glaube, dass der Lehrer die Frage nicht
verstanden hat.
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Morphologie und Syntax (BA)
Das GB-Modell
Sätze: VP, IP, CP
Übungsaufgabe 6
2 Das ursprüngliche Modell der generativen Syntax sah vor,dass die Tiefenstruktur die Bedeutung kodiert. Ein Grund,warum dies aufgegeben wurde, lag in Satzpaaren wie demfolgenden:
(34) a. Alle Studentinnen sprechen zwei Sprachen.b. Zwei Sprachen werden von allen
Studentinnen gesprochen.
Was vermuten Sie, worin das Problem liegt, und warumkann es nicht alleine über die Tiefenstruktur gelöstwerden?