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Aus der Abteilung für Kinderchirurgie ( Direktor: Prof. Dr. med. W. Lambrecht ) der Chirurgischen Universitätsklinik und Poliklinik Hamburg Morphologische Untersuchungen der Darmlage neugeborener Sprague-Dawley-Ratten mit Nitrofen-induzierter rechtsseitiger Zwerchfellhernie Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Medizin Dem Fachbereich Medizin der Universität Hamburg vorgelegt von Katharina Altrogge aus Hamburg Hamburg im September 1999

Morphologische Untersuchungen der Darmlage neugeborener ... · diaphragmatic hernia), wobei 6 Tiere einen kleinen Zwerchfelldefekt und 19 Tiere einen großen Zwerchfelldefekt aufwiesen

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Aus der Abteilung für Kinderchirurgie ( Direktor: Prof. Dr. med. W. Lambrecht )

der Chirurgischen Universitätsklinik und Poliklinik Hamburg

Morphologische Untersuchungen der Darmlage neugeborener Sprague-Dawley-Ratten mit Nitrofen-induzierter rechtsseitiger

Zwerchfellhernie

Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Medizin

Dem Fachbereich Medizin der Universität Hamburg vorgelegt von Katharina Altrogge aus Hamburg

Hamburg im September 1999

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1. Einleitung und Fragestellung

Die pathologisch-anatomische und die klinische Variationsbreite von Darmlageanomalien ist

groß. Etwa die Hälfte der Neugeborenen mit Malrotationen wird innerhalb der ersten

Lebenswochen symptomatisch. Einige Patienten bleiben jedoch bis ins Erwachsenenalter

beschwerdefrei. Die Fehlbildung ist durch zwei klinische Erscheinungsbilder charakterisiert :

1. Einen absoluten chirurgischen Notfall stellt der Volvulus dar. Er entsteht bei der

Malrotation und der damit kombinierten Malfixation des Darmes durch eine Drehung des

Darmes um die schmale Mesenterialwurzel, meist im Uhrzeigersinn. Folge ist eine komplette

oder partielle Unterbrechung der Blutzufuhr des Darms.

2. Eine Obstruktion des Duodenums mit (galligem) Erbrechen entsteht bei bestimmten

Formen der Malrotation durch die sogenannten Ladd`sche Bänder. Diese sind

bindegewebige Stränge, die vom Zökum beziehungsweise der rechten Colonflexur zur rechten

Körperwand ziehen und das Duodenum komprimieren.

Beide klinischen Erscheinungsbilder können sowohl isoliert als auch kombiniert auftreten.

Gelegentlich werden chronische Verlaufsformen beobachtet, die aufgrund des weniger

typischen Erscheinungsbildes häufig erst verspätet diagnostiziert werden.

Die Therapie der Erkrankung folgt auch heute noch den Prinzipien von Ladd (23, 24). Sie

besteht bei bestehendem Volvulus in einer Detorsion des torquierten Darms meist gegen den

Uhrzeigersinn. Im Anschluß daran muß zur Befreiung des Duodenums eine Durchtrennung

der sogenannten Ladd`schen Bänder erfolgen sowie der Situs in den Zustand einer Non-

Rotation überführt werden. Von manchen Autoren (5, 6) wird eine Fixierung des

Mesenteriums zur Rezidivprophylaxe weiterer Volvuli propagiert.

Fehllagen des Darms und deren Entwicklungsgeschichte sind ein bis heute noch nicht

vollständig verstandenes Krankheitsbild.

Nach Vorstellung vieler Embryologen und Kliniker vollführt der Darm in seiner Entwicklung

eine Drehung gegen den Uhrzeigersinn um eine von der Arteria mesenterialis superior

gebildeten Gefäßachse. Kommt es bei dieser Drehbewegung zum Stillstand, sollen die

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verschiedenen Darmfehllagen resultieren. Diese „Malrotationen“ werden daher als

Hemmungsmißbildungen betrachtet (4, 9, 10, 13, 19, 25, 30, 39, 41, 42, 49). Die

verschiedenen Stadien der normalen Lageentwicklung des Darms wurden bisher

morphologisch nicht eindeutig dargestellt. Vielmehr wurden diese Stadien entsprechend dem

Schwalbe`schen (37) Konzept der Hemmungsmißbildung von der beobachteten Morphologie

der Fehlbildung abgeleitet. Damit wird die pathologische Anatomie dieser Fehlbildung aus

sich selbst heraus erklärt, es handelt sich also um einen Kreisschluß. ( Abb. 1).

Hemmungsmißbildung

Normalentwick- Morphologie der

lung Fehlbildung

Hemmungsmißbildung

Abbildung 1: Graphische Darstellung des Schwalbe`schen Prinzips

Die Beschreibung der normalen Entwicklung der Darmlage aufgrund morphologischer

Befunde steht dagegen noch aus.

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Die Rotation des Darmes als embryologisches Entwicklungsprinzip der normalen Darmlage

wurde 1898 von den Anatomen His und Mall (27) formuliert. Embryologische

Erklärungsversuche zur normalen Entwicklung des Darms unternahmen 1915 auch Frazer und

Robbins (11). Von ihnen wurde auch die heute noch häufig verwendete Einteilung der

Rotation des Darmes in 3 Stufen entwickelt.

Vogt (48) hat 1920 die Wichtigkeit der Flexura duodeno-jejunalis für die normale

Entwicklung der Darmlage hervorgehoben. 1923 setzte dann Dott (7) die embryologische

Theorie der Darmentwicklung in Beziehung zu eigenen und aus der Literatur gesammelten

klinischen Fällen. Weitere Erklärungsansätze zum Verständnis der pathologischen Anatomie

beziehungsweise Embryologie bei Darmfehllagen lieferte Gross 1953. Die bekannten

Arbeiten von Grob (13) 1953 und 1957 mit einer großen Anzahl von Falldarstellungen und

der daraus abgeleiteten Klassifikationen der Malrotationen beeinflußt auch heute noch den

Kenntnisstand über dieses Krankheitsbild. Snyder und Chaffin (41, 42) haben in einer Arbeit

1954 den sogenannten Rotationsvorgang mit ihrem „Seilmodell“zu erklären versucht. Dieser

Beitrag hat das Verständnis der Darmentwicklung bei vielen Embryologen und Klinikern

geprägt. Andererseits wurde der Vorgang (der sogenannten Rotation) hierdurch auch stark

simplifiziert und abstrahiert.

Die genaue Embryologie der normalen Darmlageentwicklung ist weiterhin unklar.

In neueren rasterelektronenmikroskopischen Untersuchungen (18, 22) haben sich Kluth,

Kaestner et al. mit dem Problem der Lageentwicklung des Darms beschäftigt. Eine

Rotationsbewegung im klassischen Sinne ließ sich hierbei nie darstellen.

Genauere Kenntnisse zur Pathogenese der Darmfehllagen hat das Fehlen eines geeigneten

Tiermodells bisher unmöglich gemacht. Seit einiger Zeit existiert aber ein Modell bei Ratten,

in dem durch Nitrofengabe ein Spektrum von Fehlbildungen erzeugt werden kann. Dazu

gehören auch angeborene Zwerchfellhernien, die beim Menschen häufig mit Malrotationen

vergesellschaftet sind (5, 9, 21, 32, 35, 41). Anhand dieses Tiermodells haben wir geprüft, ob

auch bei Ratten mit Nitrofen- induzierten Zwerchfellhernien Lageanomalien des Darms

vermehrt auftreten.

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Folgende Fragestellungen sollten dabei geklärt werden:

1. Wie stellt sich der morphologische Situs des Darms bei neugeborenen Ratten mit

Zwerchfellhernien dar?

2. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Defektgröße einerseits und Häufigkeit der

Ausprägung der Darmfehllagen andererseits?

3. Zieht die Verlagerung bestimmter Darmabschnitte in den Thoraxraum häufiger

Darmfehllagen nach sich?

4. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Art des in den Thorax herniierten Organs und der

Ausprägung der Malposition des Darms?

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2. Material und Methodik

2.1 Die Versuchstiere

Aus einer früheren Untersuchungsreihe ((16), genehmigt am 20.04.93 vom Amt für

Gesundheits- und Veterinärwesen unter der Nummer 11/93 ) wurden 25 neugeborene Sprague

Dawley-Ratten mit rechtsseitigen Zwerchfelldefekten unterschiedlichen Ausmaßes

ausgewählt. Eine neue Versuchsserie war für die Durchführung dieser Untersuchung nicht

notwendig.

Zur Induktion der Zwerchfellhernie wurde nach folgendem Prinzip vorgegangen:

Nitrofen (2,4- Dichloro-p-phenyl-ether), ein embryotoxisches Herbizid, wurde am 11. Tag der

Schwangerschaft zehn trächtigen Rattenweibchen oral appliziert. Die trächtigen Ratten waren

zuvor für die Nitrofengabe konditioniert worden. Hierfür erhielten sie zunächst einen mit

Olivenöl durchtränkten Keks, den sie kurze Zeit später vollständig fraßen. Für die

Nitrofenapplikation wurden 100 mg Nitrofen in 1 ml Olivenöl gelöst und dann auf den Keks

gegeben. Die Exposition erfolgte immer am Tag 11 der Schwangerschaft um 18.00 Uhr. Nach

unauffälliger Schwangerschaft wurden insgesamt 140 Ratten geboren, von denen 103 Tiere

eine Zwerchfellhernie aufwiesen (16). Aus dieser Gruppe wurden 25 repräsentative Tiere

(bevorzugt mit großen Hernien) ausgewählt.

2.2 Die Kontrollgruppe

Als Vergleichsgruppe dienten 5 gesunde Rattenneugeborene.

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2.3 Die Präparation

Den Situs der 25 neugeborenen Ratten mit Zwerchfelldefekt und den der 5 Tiere der

Kontrollgruppe haben wir durch schrittweise Mikropräparation unter dem Stereomikroskop

(Olympus SHZ, Olympus Optical Co., Hamburg) dargestellt und so die jeweils herrschenden

anatomischen Verhältnisse geklärt. Die entsprechenden wichtigen Präparationsschritte haben

wir photodokumentiert und mit Hilfe einer CCD-Videokamera (Fa. Sony, Japan) und einer

Framegrabber-Karte (Video-Blaster, Fa. CPS, Hamburg) eingescannt. Im Anschluß an die

Präparation und Photodokumentation wurde der Situs aller Tiere graphisch dargestellt, wobei

die unterschiedlichen Darmabschnitte jeweils mit verschiedenen Farben zur besseren

Unterscheidung markiert wurden.

2.4 Einteilungskriterien für die verschiedenen Gruppen

Entsprechend dem Ausmaß des intrathorakalem Hernieninhalts ließen sich die Tiere in 4

Gruppen unterteilen.

Dabei gingen wir bei der Einteilung der Herniengröße nach dem Schema von Kluth et al. (21)

vor:

Herniengröße Beschreibung

Herniengröße 0 keine Hernie

Herniengröße 1 kleine Hernie (Hernienvolumen kleiner

als 30%)

Herniengröße 2 mittelgroße Hernie (Hernienvolumen

zwischen 30 und 50 %)

Herniengröße 3 große Hernie (Hernienvolumen größer als

50 %)

Tabelle 1: Einteilung der Herniengröße nach Kluth et al. (21)

Entscheidend für die Zuordnung zu einer bestimmten Gruppe war das Ausmaß des

Hernienvolumens und damit die Unterteilung in „große“, „mittelgroße“ und „kleine“ Hernien.

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Diese Gruppen wurden dann anhand der Art der abdominellen Organe, die sich im Thorax

befanden, weiter differenziert. Hierdurch entstanden die Gruppen „Leber“, „Duodenum (und

Leber)“ und „viel Darm (und Leber)“.

2.5 Definition des „normalen“ Situs

Zur Beurteilung pathologischer Darmlagen bei der Ratte ist die genaue Kenntnis der normalen

Lage der Darmabschnitte zueinander und zur Mesenterialwurzel die Voraussetzung. Wir

haben diese anhand des Situs von 5 normalen Tieren der Kontrollgruppe untersucht. Dabei

konnten wir regelmäßig folgende typische anatomische Befunde erheben (siehe Abbildung 2):

1. Das Duodenum unterquert mit seinem inferioren Anteil die Mesenterialwurzel.

2. Der duodeno-jejunale Übergang liegt links der Mesenterialwurzel.

3. Das Kolon descendens liegt links der Mesenterialwurzel.

4. Das Querkolon überquert die Mesenterialwurzel.

5. Kolon ascendens und Zökum liegen rechts der Mesenterialwurzel .

6. Es besteht ein Zökum mobile.

( Siehe Abbildung 2)

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Intaktes Zwerchfell

Magen

Duodenum

Zökum

Mesenterialwurzel

Colon descendens

Abbildung 2: Darstellung des normalen anatomischen Situs einer neugeborenen Ratte. Das Duodenum zieht

unter der Mesenterialwurzelnach links. Das Zökum befindet sich rechts der Mesenterialwurzel, Kolon descendens links davon. Das Kolon transversum zieht über den Gefäßursprung hinweg.

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3. Ergebnisse

Wir haben insgesamt 25 neugeborene Ratten (jünger als 24 Stunden) mit angeborenen

rechtsseitigen Zwerchfellhernien untersucht. In allen Fällen handelte sich um Tiere mit

dorsalen Defekte (sogenannten Bochdalek`schen Hernie, oder CDH = congenital

diaphragmatic hernia), wobei 6 Tiere einen kleinen Zwerchfelldefekt und 19 Tiere einen

großen Zwerchfelldefekt aufwiesen (Siehe Tabelle 2).

Kleiner Zwerchfelldefekt Großer Zwerchfelldefekt

6 Tiere 19 Tiere

Tabelle 2: Häufigkeiten großer und kleiner Hernien

Insgesamt fanden wir bei 14 Tieren (das entspricht 56%) eine Darmfehllage in Assoziation

mit dem Zwerchfelldefekt, wobei 10 dieser Tiere (das entspricht 40%) eine Mal-

beziehungsweise Non- Rotation aufwiesen. 11 der Tiere (das entspricht 44%) wiesen einen

normalen Situs auf.

Normaler Situs Darmfehllage

44 % der Tiere 56 % der Tiere (davon 40 % Mal- bzw.

Non-Rotation)

Tabelle 3: Anteile der verschiedenen Darmsitus in %

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3.1 Die Gruppeneinteilung

Unter Berücksichtigung der Bruchinhalte bei kleinem beziehungsweise großem

Zwerchfelldefekt konnten wir schließlich nach morphologischen Kriterien 4 typische Gruppen

unterscheiden:

1. Kleine Hernie mit Leber im Thorax,

2. Große Hernie mit Leber im Thorax,

3. Große Hernie mit Leber und Duodenum im Thorax und

4. Große Hernie mit Leber und viel Darm im Thorax.

Je nach Situs erfolgte dann die Zuordnung in die Gruppen: „normale Darmlage“, „isolierte

Dickdarmfehllage“ und „Malrotation“.

Als wichtigstes Kriterium für die Beurteilung der Darmfehllage diente dabei die Position des

Duodenums sowie die Position der Dickdarmabschnitte relativ zur Mesenterialwurzel.

Gruppe 1

Bei den 6 Tieren mit kleinen Zwerchfelldefekten fand sich in allen Fällen nur ein kleiner

Abschnitt des rechten Leberlappens im Thoraxraum. Anteile des Darms waren nicht in die

Brusthöhle verlagert.

Bei 4 dieser 6 Tiere (das entspricht 66,6 % der Tiere mit kleinem Defekt) stellte sich bei der

Präparation des Situs eine normale Komposition des Darmes heraus: das Duodenum zog mit

seinem inferiorem Anteil unterhalb der Mesenterialwurzel entlang und wurde in seinem

horizontalem Anteil vom Colon ascendens überquert. Das Colon ascendens befand sich in

seinem Verlauf rechts der Mesenterialwurzel, während das Colon descendens links davon lag.

Bei 2 dieser Ratten (das entspricht 33,3 % der Tiere mit kleinem Defekt) zeigte sich dagegen

ein auffälliger Situs: der duodeno-jejunale Übergang befand sich rechts der

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Mesenterialwurzel, während das gesamte Colon links davon zu liegen kam. In diesen Fällen

lag also eine sogenannte Nonrotation vor.

Abbildung 3: Thoraxsitus eines Tieres mit kleiner Hernie und normaler Darmlage. Man erkennt einen kleinen

Anteil der Leber, der in die Thoraxhöhle vorfällt. Volumen der Hernie < 30 %.

Lunge

Zwerchfell

Leber

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Abbildung 4: Bauchsitus des selben Tieres nach Entfernung der Leber. Man erkennt, daß es sich um einen

regelrechten Situs Handelt: Zökum und Kolon ascendens liegen rechts der Mesenterialwurzel, das Duodenum zieht darunter nach links.

Duodenum

Zökum

Colon transversum

Magen

Duodeno-jejunaler Übergang

Mesenterialwurzel

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Im Gegensatz zum einheitlichen Bild bei Tieren mit kleinen Zwerchfelldefekten fanden wir

bei Tieren mit großen Defekten eine große Variabilität der in den Thorax verlagerten Organe.

Dies wirkte sich auch auf die Variationsbreite der Darmfehllagen aus.

Gruppe 2

In dieser Gruppe der Tiere mit großem Defekt fand sich ausschließlich Leber im

Thoraxraum.

Dieses galt für 7 der 19 Tiere mit großem Defekt.

Bei 5 dieser Tiere (das entspricht 71,4 %) war der intraabdominelle Situs normal.

Bei 2 Tieren (das entspricht 28,6 %) lagen abnorme Darmlagen vor: der Übergang vom

Duodenum zum Jejunum lag im Bereich des rechten Mittelbauchs rechts der

Mesenterialwurzel. Der gesamte Dickdarm lag in der linken Hälfte des Abdomens und links

der Mesenterialwurzel, so daß man hier wieder eine sogenannte Nonrotation vorlag.

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Abbildung 5: Thoraxsitus eines Tieres mit großer Hernie und Malrotation. Man erkennt, daß das

Hernienvolumen mehr als 50 % der Thoraxhöhle einnimmt und ausschließlich aus vorgefallener Leber gebildet wird.

Leber

Lunge

Zwerchfell

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Abbildung 6: Abdomensitus des selben Tieres nach Entfernung der Leber. Der Darmsitus ist bei diesem

Präparationsschritt noch nicht beurteilbar. Man erkennt den vorgefallenen Dünndarm, sowie den Magen. Nach weiteren Präparationsschritten erkannte man jedoch, daß das Duodenum in seinem Verlauf rechts der Mesenterialwurzel verblieb und das Kolon links davon. Es handelte sich um eine Malrotation.

Zusammenfassend konnten wir in Gruppe 1 und 2 , bei denen sich lediglich Leber im Thorax

befand, bei insgesamt 9 untersuchten Tiere viermal eine Darmfehllage nachweisen, wobei es

sich in allen Fällen um eine Nonrotation handelte. Interessanter Weise führte dabei die

Herniation eines größeren Leberanteils nicht zu einer Zunahme der Darmfehllagen.

Dünndarm

Magen

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Gruppe 3

In dieser Gruppe der Tiere mit großem Defekt befand sich neben größeren Leberanteilen

Duodenum im Thorax.

Insgesamt gehörten 6 der 19 neugeborenen Ratten mit großem Zwerchfelldefekt in diese

Gruppe. Bei 2 dieser Ratten (das entspricht 33 %) waren nur kleine Anteile der duodenalen

Schleife in den Brustraum verlagert. Die abdominellen Lageverhältnisse des Dünndarm und

Dickdarms zum Ursprung der Mesenterialgefäße waren bei diesen Tieren normal.

Vier Tiere dieser Gruppe (das entspricht 66, 6 %) zeigten jedoch morphologische

Auffälligkeiten: Das Duodenum war ungewöhnlich lang und größere Abschnitte des

Duodenums waren in den Thorax verlagert. Der Übergang vom Zwölffingerdarm in den

Dünndarm lag jedoch an regelrechter Position und zwar links des Ursprungs der

Mesenterialgefäße. Der inferiore Anteil des Duodenums lag unterhalb der Mesenterialwurzel.

Im Gegensatz zur normalen Duodenallage war die Dickdarmlage abnorm: Coekum und Colon

ascendens lagen nicht wie üblich rechts der Mesenterialwurzel, sondern befanden sich mit

dem Rest Dickdarms im linken Abdominalraum. Da eine Duodenalfehllage bei diesen Tieren

nicht bestand, muß hier von einer isolierten Dickdarmfehllage gesprochen werden. Eine

komplette Malrotation beziehungsweise Nonrotation fanden wir in dieser Gruppe nicht.

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Abbildung 7: Thoraxsitus eines Tieres mit Duodenum im Thorax. Man erkennt neben der sich vorwölbenden

Duodenalschleife auch große Anteile der Leber im Thorax.

Leber

Zwerchfell

Lunge

Duodenum

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Abbildung 8: Graphische Darstellung des abdominellen Situs des selben Tieres nach der Präparation. Das

Duodenum verläuft abgesehen von seinem Vorfall in den Thorax und der insgesamt vorliegenden Elongation des Duodenums regelrecht unter der Mesenterialwurzel nach links. Das Kolon befindet sich jedoch in seinem gesamten Verlauf in der linken Abdominalhöhle, so daß man von einer isolierten Dickdarmfehllage sprechen kann.

Duodeno-jejunaler Übergang

Mesenterialwurzel

Rektum

Zoekum

Magen

Zwerchfell

Leber

Duodenum

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Abbildung 9: Gesamtsitus eines Tieres mit einem kleinen Anteil der duodenalen Schleife, sowie großen Anteilen

der Leber im Thorax.

Leber

Duodenum

Niere

Duodenum

Dünndarm

Zwerchfell

Lunge

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Abbildung 10: Farbige Darstellung des Situs des selben Tieres nach Präparation. Es liegt abgesehen von dem

intrathorakalem Verlauf des Duodenums, ein regelrechter Darmsitus vor: Zökum und Kolon ascendens rechts der Mesenterialwurzel, Kolon descendens links davon; das Duodenum zieht darunter nach links.

Gruppe 4

In diese Gruppe von Ratten mit großem Defekt haben wir die Tiere eingeteilt, bei denen

neben Leberanteilen große Abschnitte des Darms in den Brustraum verlagert waren. Dies war

bei 6 unserer 19 Tiere mit großem Defekt der Fall. Bei jedem dieser Tiere bestand eine

Darmfehllage mit völlig abnormen Lageverhältnissen.

Leber

Zwerchfell

Magen

Duodeno- jejunaler Übergang

Mesenterialwurzel

Zökum

Duodenum

Duodenum

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Regelhaft waren Abschnitte des Duodenums im Thoraxraum nachweisbar. Befanden sich

zusätzlich noch größere Anteile von Jejunum oder Ileum im Thorax, so war auch die

Mesenterialwurzel dorthin verlagert. Dies war bei 3 Rattenneugeborenen der Fall.

Abbildung 11: Thoraxsitus eines Tieres mit großer Hernie, bei dem viel Darm in den Brustraum vorgefallen ist.

Das Hernienvolumen beträgt deutlich mehr als 50 %, neben großen Anteilen des Dünndarms befinden sich auch kleinere Anteile der Leber im Brustraum.

Leber

Lunge

Dünndarm

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Abbildung 12: Farbige Darstellung des Situs des selben Tieres. Man erkennt die Verlagerung des Verlaufs der

Mesenterialgefäße in die Thoraxhöhle, da ja auch der größte Teil des Dünndarms hierher verlagert ist. Die Lage des Duodenums (rechts beziehungsweise rechts-inferior sowie auch des Dickdarms zur Mesenterialwurzel (inferior) ist völlig abnorm.

Bei einem Tier bei dem die Mesenterialwurzel in den Thorax verlagert war, befand sich auch

ein Teil des Dickdarms (Coekum und Colon ascendens) im Brustraum.

Mesenterialwurzel

Ileum

Magen

Duodenum

Jejunum

Zökum

Colon descendens

Leber

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Abbildung 13: Thoraxsitus eines Tieres mit viel Darm im Brustraum, bei dem sogar Dickdarm in den Thorax

vorgefallen war. Weiterhin befindet sich bis auf die Duodenalschleife und wenige Ileumschlingen der gesamte Dünndarm und somit auch die hierhin verlagerte Mesenterialwurzel im Brustraum.

Dünndarm

Lunge

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Abbildung 14: Bauchsitus des selben Tieres: Man erkennt, wie wenige Darmschlingen sich nur noch im

Abdomen befinden. Es handelt sich um wenige Ileumschlingen sowie die Duodenalschleife und das Kolon descendens.

Ileumschlingen

Leber

Magen

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Abbildung 15: Farbige Darstellung des Situs: Zur Besseren Überschaubarkeit wurden die intrathorakalen

Jejunum- und Ileumschlingen abgesetzt. Die Lage des Darms ist völlig abnorm, nur wenige Darmschlingen ( Duodenum, geringe Anteile des Ileums ) befinden sich im Bauchraum.

Bei 2 weiteren Tieren befand sich der Dickdarm in inferiorer Position zum Ursprung der

Mesenterialgefäße. Der duodeno-jejunale Übergang war bei diesen Tieren intrathorakal oder

inferior der Mesenterialwurzel lokalisiert.

Bei den übrigen 3 Tieren, bei denen der Hauptanteil des Gefäßursprungs der Darmgefäße in

abnormer Position im Abdomen lag, befand sich der duodeno-jejunale Übergang rechts,

beziehungsweise rechts-inferior der Mesenterialwurzel. Der gesamte Dickdarm lag bei diesen

Tieren links, beziehungsweise links-inferior, zu dieser.

Betrachtet man also zusammenfassend die Tiere, bei denen viel Darm in den Thoraxraum

verlagert war, läßt sich konstatieren, daß mit Ausnahme von Magen, Colon descendens und

Mesenterialwurzel

Zökum

Ileum

Duodenum

Colon descendens

Magen

Zwerchfell

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Rektum alle Anteile des Magen-Darm-Traktes im Thorax nachgewiesen werden konnten. Die

damit verbundenen Lageanomalitäten des Darms waren äußerst variabel. Dies erklärt sich

durch das unterschiedliche Verhalten der Mesenterialwurzel, die bei allen diesen Tieren keine

normale Position einnahm. So war zum Beispiel bei den Tieren, bei denen sich der

überwiegende Anteil von Jejunum und Ileum im Thoraxraum befand, auch die

Mesenterialwurzel nach dorthin verlagert. Dickdarm fanden wir nur in einem Fall

intrathorakal. Hierbei handelte es sich um das Zökum und das Kolon ascendens.

Bei allen Tieren fanden wir völlig abnorme Darmlagen, wobei „klassische Malrotationen“

nicht nachweisbar wurden. Auffällig war in jedem Falle die abnorme Lagebeziehung der

Darmabschnitte zur Mesenterialwurzel.

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3.2 Zusammenfassung der Befunde

In Tabelle 4 ist die Häufigkeit der Darmfehllagen in den 4 unterschiedlichen Defektgruppen

zusammengestellt. Dabei zeigt sich, daß bei kleinen Defekten, oder großen Defekten mit

Leber im Thorax typischer Weise nur Nonrotationen beobachtet wurden. Befand sich bei

großen Hernien zusätzlich zur Leber noch Duodenum im Thorax, wurden lediglich isolierte

Dickdarmfehllagen nachweisbar. Waren bei großer Hernie große Anteile des Dünndarms in

den Thorax verlagert, kamen regelhaft komplexe Darmfehllagen zur Darstellung.

SitusDefekte Isolierte Dick- Malrotation/

Normal darmfehllage Nonrotation

Kleine Hernie 4 0 2(Leber im Thorax)

Große Hernie 5 0 2(Leber im Thorax)

Große Hernie 2 4 0(Leber und Duodenum

im Thorax)

Große Hernie 0 0 6(Leber und viel Darm im

Thorax) Tabelle 4 : Gruppenverteilung und Häufigkeiten in absoluten Zahlen.

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4. Diskussion

Die Entwicklung der Lagebeziehungen der einzelnen Darmabschnitte wird häufig als

komplizierter Prozeß empfunden, weil diese Vorgänge beim Embryo nur schwer zu

beobachten sind. Viele Untersucher nehmen an, daß sie Folge eines genetisch determinierten

Bauplans der Entwicklung sind (13, 27, 29, 30, 31, 32, 41, 42, 48).

Überwiegend wird die Malrotationen als Folge der Hemmung normaler Entwicklungsprozesse

aufgefaßt. Über das Konzept der Hemmungsmißbildung schrieb Schwalbe 1906: „In

Wirklichkeit verhält sich die Sache so, daß eine Anzahl von Mißbildungen der Organe frühere

normale Entwicklungszustände des betreffenden Organs uns mit einer häufig verblüffenden

Deutlichkeit vor Augen stellen. Aus diesem Befund schließen wir auf die in der

entsprechenden Embryonalzeit stattgehabten Hemmung“. Dieses Konzept fand bei der

Normogenese der Lageentwicklung des Darmes intensive Anwendung, indem die

verschiedenen Formen der beobachteten Mißbildungen als Grundlage für die Stadien der

Normalentwicklung dienten. (25, 40, 41, 42, 48). Damit basiert die Kenntnis von der

Normalentwicklung der Darmlagen nicht auf embryologischen Beobachtungen, sondern stellt

ein interessantes Ergebnis der Interpretationen pathologischer Darmlagen dar.

Für die Erklärungen zur Pathogenese der Darmfehllagen bedeutet das Konzept der

Hemmungsmißbildungen ein Kreisschluß (siehe Abbildung 1), in dem Ursache und Folge

identisch sind. Ein Hauptproblem besteht für die Mißbildungslehre im Mangel an geeigneten

Tiermodellen. Dies gilt auch für die Darmfehllagen. Kürzlich wurde mit dem Nitrofen-Ratten-

Modell ein Tiermodell für die Zwerchfellhernien entwickelt. Wir haben bei diesem

Tiermodell geprüft, ob hier, wie beim Menschen, die Zwerchfellhernien ebenfalls mit

Malrotationen assoziiert sind. Im positiven Falle sollte weiter untersucht werden, ob dieses

Tiermodell zum besseren Verständnis der Malrotationen beitragen könnte. Wie aus unseren

Ergebnissen deutlich wird, können wir im Nitrofen-Ratten-Modell tatsächlich Lageanomalien

des Darmes vermehrt nachweisen. Die Bedeutung dieser Befunde für das Spektrum der

Malrotation ohne Zwerchfellhernie soll in folgenden Absätzen diskutiert werden, wobei

zunächst der heutige Kenntnisstand zur normalen Darmlageentwicklung aus der Literatur

zusammengestellt wird.

4.1 Die sogenannte „Rotation“ Von den meisten Untersuchern und Embryologen wird angenommen, daß der Darm in seiner

Entwicklung eine Rotationsbewegung um die Achse der Arteria mesenterialis superior

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durchmacht. In den schematischen Abbildungen drängt sich dabei der Eindruck einer

Massenrotation auf. (siehe Abbildung 16) Kluth und Mitarbeiter (20, 22) sowie

Kaestner(18)konnten dieses Konzept in ihren Untersuchungen nicht bestätigen. Dies soll im

Folgenden diskutiert werden.

4.1.1 Vorstellungen zur normalen Darmentwicklung

Die meisten Untersucher (4, 10, 13, 25, 38, 41, 42, 49) haben folgende Vorstellung von der

Darmlageentwicklung: Beim etwa 4 Wochen alten Menschenembryo läßt sich das primitive

Darmrohr in verschiedene Anteile unterteilen: den Mitteldarm, der über den Ductus

omphaloentericus mit dem Dottersack verbunden ist, den Vorderdarm, der kranial des

Mitteldarms gelegen ist, und den Hinterdarm. Während dieser Zeit liegt nach Ansicht dieser

Autoren der Darm noch als ein gestrecktes Rohr in der Mittellinie des Embryos. Ab der 5.

Woche beginnen die Organe des Bauchraumes stark zu wachsen, wobei es durch das

Längenwachstum des Mitteldarmes zur Ausbildung der ersten Darmschleife kommt(Abb.

16A). Aus Platzgründen soll dabei diese Darmschleife in das extraembryonale Zölom des

Nabels vorfallen (physiologischer Nabelbruch). Während dieser Phase rotiert der Darm nach

Meinung vieler Embryologen erstmals um 90 ° gegen den Uhrzeigersinn um eine von der

Arteria mesenterialis superior gebildeten Achse. Dies führt zu einer horizontalen Ausrichtung

des Mitteldarms, wodurch der orale Schenkel nach rechts lateral und der aborale Schenkel der

Schleife nach links verlagert wird. ( Abb. 16 B ).

Während der nächsten Wochen findet ein starkes Längenwachstum des Darms mit

Schlingenbildung statt. In der 10.-12. Embryonalwoche kehrt der Darm in die Leibeshöhle

zurück, deren Größe bis dahin soweit zugenommen haben soll, daß sie den Darm wieder

aufnehmen kann. Dabei soll eine weitere Drehung um 180° ( gegen den Uhrzeigersinn )

stattfinden. Von manchen Autoren (10, 13, 39, 49) wird diese 180° Rotation in 2 Stufen

unterteilt, wobei eine oder beide Phasen häufig noch im extraembryonalen Zölom des Nabels

stattfinden sollen.

Als Folge dieser insgesamt 270° betragenden Rotationsbewegung befindet sich der duodeno-

jejunalen Übergang im linken oberen Abdomen und das Zökum subhepatisch im rechten

oberen Abdomen. Das Colon transversum überkreuzt die Mesenterialwurzel (Abb. 16 C und

D). Nun erfolgt der Descensus des Zökums durch differentielles Wachstum in Richtung auf

die rechte Fossa iliaca. Dieser Descensus wird oft als eine weitere Rotation des Colons um

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90° aufgefaßt. Mit der anschließend stattfindenden Fixierung des Darms an der hinteren

Körperwand, gilt die Lageentwicklung des Darmes als abgeschlossen.

Von vielen Autoren (4, 10, 11, 19, 25, 39, 49) werden die verschiedenen Entwicklungsphasen

der „Normalentwicklung“ zum leichteren Verständnis der daraus abgeleiteten pathologischen

Situs in 3 Stufen (nach Frazer und Robbins, ( 11)) unterteilt: Die erste Phase stellt die erste

Rotation des Darms um 90° und die Bildung des physiologischen Nabelbruchs während der

Phase des starken Mitteldarmwachstums dar. Die zweite Phase beinhaltet die Rückkehr der

Darmschlingen in die Abdominalhöhle sowie die nächste Rotation des Darms um 180°. In der

letzten und dritten Phase kommt es zum Deszensus des Zökums und zur Fixation des Darms

an der hinteren Körperwand.

Abbildung 16: Darmrotation modifiziert nach Starck (( 18 ),1975), schrittweise dargestellt ist die 270°- Drehung

des Darms um die von der Arteria mesenterica superior gebildeten Achse.

In einigen Darmabschnitten zeigt sich während der Darmentwicklung besonders viel

Wachstum und Bewegung. Dies soll im Folgenden diskutiert werden.

Mesenterium

Colon

Duodenum

Arteria Mesenterica superior

Mesenterium

A. B.

C. D.

Arteria Mesenterica superior

Arteria Mesenterica superior

Duodenum

Colon

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4.2 Aktive Darmabschnitte- die Rolle des Duodenums

Von vielen Autoren (29, 30, 31, 32, 39, 40, 41, 42, 48) wird das Duodenum als der

„bewegende Punkt“ der Darmentwicklung angesehen.

Vogt (48) hält die Flexura duodeno-jejunalis für den Schlüssel zum Verständnis der

Lagevarietäten. Er sieht in dem Verhalten der Flexura als „bewegtester Punkt“ die

morphologisch und mechanisch entscheidende Kraft für die ganze Darmdrehung.

Seiner Meinung nach gibt insbesondere das Duodenum der Flexura duodeno-jejunalis durch

Schub (ls Folge des Wachstums) die Richtung der Bewegung von rechts nach links unter dem

“Gefäß-Pankreas-Stiel“ hindurch.

Er nimmt an, daß die Ausbildung der linken Kolonnische beziehungsweise der linken

Kolonflexur eine direkte (passive) Folge der mechanische Wirkung der Flexura duodeno-

jejunalis (beziehungsweise der ersten hinein drängenden Dünndarmschlingen) ist, wobei er

die Ursache dafür in der engen primären Mesenterialbeziehung des Kolonschenkels zum

Duodenumumfang sieht. Eine Vorbedingung für die Wirkung des Duodenums auf das Kolon

ist natürlich hierbei das Eigenwachstum des Kolons selbst.

Auch die „Knäuldrehung“ in der Nabelschnur hängt seiner Meinung nach in letzter Linie von

der Flexur (unter Vermittlung der sogenannten Nabelringschlinge) ab.

Die Drehung des Nabelschnurkonvolutes unter der Gefäßachse und dem Kolon hindurch

erfolgt seiner Meinung nach erst größtenteils bei Rückkehr in die Abdominalhöhle, dann

wenn das Kolon eine aktivere Rolle durch sein Eigenwachstum übernimmt.

Die „Darmdrehung“ erfolge zunächst intraabdominell (am Duodenum) und erst danach (bei

Rückkehr des Darms in die Bauchhöhle) in der Nabelschleife.

Somit handelt es sich seiner Meinung nach also um ein (chronologisches) Fortschreiten von

proximal nach distal.

Grundvoraussetzung für die normale Darmdrehung ist dabei für ihn die (genetisch

determinierte) Magenlinkswendung sowie das Vorliegen der typischen

Umgebungsbedingungen durch die umliegenden Organe und eine anatomisch normale

Bauchwand.

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Auch Snyder und Chaffin (41, 42), Smith (40) und Slovis (39) erscheint die Wichtigkeit des

Duodenums bei der Lagefindung des Darms evident. Sie betonen, daß die Lage der duodeno-

jejunalen Schleife die endgültige Lage des Darmes aktiv bestimmt.

Dies steht in Gegensatz zu dem was Toldt (47) beschreibt. In seiner klassischen Darstellung

der Rotation des Darmes geht er jedoch davon aus, daß die Flexura duodeno- jejunalis einen

Fixpunkt in der Entwicklung des Darmes darstellt. Aktiv sei nur der distale Darm, der um den

proximalen wandere.

Pernkopf (29, 30, 31 ,32) dagegen postulierte, daß die endgültige Lage von Duodenum und

Kolon unabhängig voneinander erreicht werde. Er begründete dies vor allem mit der

Tatsache, daß es zu einer normalen Ausbildung der linken Kolonflexur kommen könne, auch

wenn eine Fehllage des Duodenums vorläge. Sogar eine vollständig normale Kolonlage sei

trotz der Fehllage des Duodenums möglich. Demnach war für ihn die Lagefindung des

Kolons kein vor allem passiver, rein mechanischer Vorgang, wie Vogt ihn beschreibt.

Seiner Meinung nach lag die Ursache für die abnormale Lageentwicklung von

Zwölffingerdarm und Dickdarm im gestörten aktiven Längenwachstum dieser

Darmabschnitte. Eine mechanische Verknüpfung dieser Prozesse zum Krankheitsbild der

Malrotation lehnte er ab.

Auch Grob (13) stellte fest, daß neben dem Eigenwachstum der Organe vor allem die

Organanlage selbst die endgültige anatomische Position bestimme. Eine rein mechanistische

Denkweise, wie sie Vogt vertrat, lehnte er ab. Der Einfluß von Nachbarorganen sowie

pathologische Raumverhältnisse wären seiner Meinung nach nur von untergeordneter

Bedeutung.

Die Einwirkungen des Duodenums auf die endgültige Lage des Dickdarms schien für ihn

nicht so eindrücklich festzustehen, wie für Vogt (48) und andere Untersucher. Er stellte fest,

daß auch bei abnormer Lage des Duodenums das Kolon (ascendens, Zökum und proximale

Querkolon) die Tendenz hätte, seine normale Rechtslage zu erreichen. Demnach verhalte sich

das Kolon nicht rein passiv, wie Vogt (48) es annahm.

Frazer und Robbins (11), sowie Dott (7) nahmen an, daß sich das Duodenum bei der

Darmrotation nicht aktiv, sondern passiv verhalte. Nach ihrer Meinung sei es das Kolon, das

den aktiven Part bei dieser Entwicklung übernähme, wobei der distale Darmanteil um den

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proximalen wandere. Der Einfluß des Duodenums auf den Ablauf der Rotation wurde

verneint.

Ähnlicher Meinung war auch Toldt (47),der in der Flexura duodeno- jejunalis einen Fixpunkt

ohne Einfluß auf die Rotation sah.

Kluth et al. sowie Kaestner (18, 20, 22) vertreten aufgrund rasterelektronenmikroskopischer

Untersuchungen die Meinung, daß lokal wirkende Kräfte für die Wachstumsbewegungen der

verschiedenen Darmabschnitte verantwortlich sind. Besonders im Bereich der duodenalen

Schleife und im Bereich der im extraembryonalem Zölom gelegenen Darmabschnitte zeige

sich hiernach die größte Wachstumsaktivität. Die Ausbildung des „duodenalen C´s“ mit der

Lokalisation des duodeno-jejunalem Übergangs links der Mesenterialwurzel sei

ausschließlich Folge des besonders stark ausgeprägten Längenwachstums des Duodenums.

Dies bestätigt die schon von Vogt (48) erhobenen Befunde.

4.3 Die Nabelschleifendrehung

Ab der 5. Embryonalwoche Kommt es zum sogenannten „physiologischen“ Nabelbruch.

Ursache sei das Mißverhältnis zwischen dem sich entwickelnden Darm und der embryonalen

Bauchhöhle, die zusätzlich durch das Größenwachstum der Leber den Darm nicht aufnehmen

könne. In dieser Phase soll es zur ersten Rotation des Darmes um 90° kommen, wodurch die

im Nabelzölom liegende primitive Darmschleife eine horizontale Orientierung einnimmt

(siehe Abbildung 16 B).

Während der nächsten Wochen erfolgt ein starkes Wachstum des Dünndarms mit

Schlingenbildung. Wenn in der 10. bis 12. Woche die Bauchhöhle ausreichend an Größe

zugenommen hat, kehrt der Darm zurück und soll dabei eine weitere Drehung von 180°

vollführen. Die Rückkehr des Darms muß sehr schnell erfolgen, da Präparate dieser

Entwicklungsstufe eine Rarität darstellen.(25, 27).

Nach Vogt wird die „Knäuldrehung“ (48) in der Nabelschnur vor allem von der Flexura

duodeno-jejunalis unter Vermittlung der von ihm so bezeichneten „Nabelringschleife“

bestimmt. Seiner Meinung nach gehen die Drehungsvorgänge in der Nabelschnur in

gleichsinniger Richtung wie in der Bauchhöhle vonstatten, werden jedoch zunächst durch das

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zurückbleibende Wachstum des Kolons gehemmt. Durch die enge Mesenterialbeziehung von

Kolon und Duodenum kommt es bei der weiteren Schleifenbildung unter dem Einfluß der

hinein drängenden Jejunumschlingen zur Ausbildung der Flexura Coli sinistra (lienalis).

Weiterhin beschreibt er, daß unabhängig voneinander sowohl intraabdominell als auch in der

Nabelschnur eine Schlingenbildung vonstatten gehe. Die Richtung dieser alternierenden

Schlingenbildung von links oben nach rechts unten sei dabei durch die Flexura duodeno-

jejunalis vorgegeben. Zur (relativ geringfügigen) Umlagerung des Kolons komme es passiv

unter Vermittlung der Dünndarmschlingen. Es handele sich hierbei seiner Meinung nach

lediglich um die Fortführung des im Nabelschnurkonvolut begonnenen Drehungsvorhangs.

Somit sei dies, bis auf das Längenwachstum des Dickdarms (das eine Vorbedingung für

dessen Umlagerung und damit Vollendung der Spiraldrehung darstelle), ein im wesentlichen

passiver Vorgang.

Bei der Untersuchung von menschlichen Embryonen beobachtete Mall ( 27 ) eine regelhafte

Schlingenbildung des Dünndarms, die seiner Meinung nach während des starken Wachstums

in der Nabelschleife immer nach dem selben Muster abliefe. Dabei beschrieb er auch den

Prozeß der sogenannten „Darmrotation“. Wie später auch Vogt (48) beobachtete er eine im

Vergleich zum Dünndarm geringe Wachstumsaktivität und Verlagerungstendenz des

Dickdarmes.

Frazer und Robbins (11 ) meinten dagegen, daß lediglich der aborale Schenkel, das heißt der

Dickdarm, wandere. Der Dünndarm spiele bei der Rotation dagegen lediglich eine passive

Rolle.

Eine ähnliche Meinung vertrat auch Dott ( 7 ), der ebenfalls annahm, daß der distale

Mitteldarmanteil (Zökum, Kolon ascendens) um den proximalen wandere.

Für Snyder und Chaffin(41, 42), Groff ( 14 ), Smith (40) und andere war dagegen das

Duodenum der aktive Teil des Darme bei der Rotation. Sie glaubten, daß die

Rotatiosbewegung des Duodenums sich in die Rotationsbewegung des ebenfalls stark

wachsenden Dünndarms fortsetze.

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Nach Grob (13) kommt es nach dem Austritt des Mitteldarms in die Nabelschnur zu einem

ausgeprägten Wachstum der sogenannten Nabelschleife. In dieser Zeit erfolge auch die erste

Drehung des Darmes um 90°, die eine Transversalstellung der Nabelschleife bedinge.

Seiner Meinung nach muß die Nabelschleife in ein präarterielles Segment ( Darmanteil, der

von der Arteria mesenterialis superior versorgt wird und bis zum Ductus vitello-intestinalis

reicht ) und ein postarterielles Segment untergliedert werden. Während das präarterielle

Segment ein besonders starkes Wachstum zeige, bliebe das postarterielle Segment im

Wachstum zurück. Die Folge sei die Verschiebung der ehemaligen Fußpunkte der

Nabelschleife, wobei das präarterielle Segment sich nach ventro-kaudal und das postarterielle

Segment nach hinten-oben verlagere. Dieses habe die Anhebung der primären Kolonflexur in

das linke Epigastrium zur Folge, die dann als Flexura coli sinistra den unteren Milzpol

erreiche.

Bei der Rückkehr der im Nabelzölom befindlichen Darmschleifen soll erneut eine Drehung

um 90° einsetzen. Dabei tritt zunächst der beweglichere präarterielle Schenkel in die

Bauchhöhle ein, worauf sich dann der proximale (postarterielle) Kolonschenkel vor die

Arterie wälze.

Anschließend erfolge eine weitere Drehung von 90° mit Verlagerung des Kolons ins rechte,

obere und der Flexura duodeno-jejunalis in das linke Abdomen. Damit sei dann die

Gesamtdrehung der Nabelschleife von 270° um die Arteria mesenterialis superior in der 11.-

12. Fetalwoche beendet.

Pernkopf (29, 30, 31, 32) unterteilte die Nabelschleife in 3 Anteile: eine proximale orale

Strecke von der Flexura duodeno-jejunalis bis zum Eintritt des Mitteldarms in die

Nabelschnur, einem mittleren bis zum Scheitel der Nabelschleife und in die darauf folgende

aborale Partie. Auch er stellte fest, daß das stärkste Längenwachstum im extraabdominalem

Anteil der Nabelschleife auftrete.

Seiner Meinung nach fand intraabdominell kaum oder keine Schleifenbildung statt, denn er

beobachtete mit der Zunahme der intraabdominellen Schleifen eine Abnahme der in der

Nabelschleife gelegenen Anzahl der Dünndarmschleifen. Er ging deshalb davon aus, daß das

intraabdominelle Konvolut nicht an Ort und stelle entstanden sei.

Der Rückzug der Schleifen aus der Nabelschnur wäre Folge der relativ geringeren

Wachstumszunahme der Längsachse der Nabelschleife im Vergleich zum

Bauchhöhlendurchmesser. Dabei käme es zur Rollung des Konvolutes.

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Kausalanalytische Erklärungsversuche, wie sie die meisten Untersucher unternähmen, lehnte

er ab. Seiner Meinung nach sollte man sich durch das möglicherweise nur zufällige

gemeinsame Auftreten zweier Gegebenheiten nicht dazu hinreißen lassen, diese als sich

gegenseitig bedingend anzusehen. Auch die dabei häufig angewandte vor allem

mechanististische Denkweise lehnte er ab.

Kluth et al., sowie Kaestner (18, 20, 22) beobachteten ein ausgeprägtes Wachstum im Bereich

der im Nabel gelegenen Schleife sowie eine deutlichen Längenzunahme des Dünndams. Da

das Kolo-Rektum gleichzeitig im Wachstum zurückbliebe, würde lediglich das Zökum

hierdurch passiv verlagert. Es kommt zur alternierenden Schlingenbildung im Bereich des

Dünndarms. Insgesamt sei der Dünndarm eine nicht einheitliche Organanlage mit

morphologisch gut abgrenzbaren Abschnitten, die ein sehr differentielles Wachstumsverhalten

aufweisen. Zeichen der Synchronisation oder eine Massenrotation des gesamten

Darmkonvolutes um die mesenteriale Gefäßachse konnten sie hierbei nie beobachten.

4.4 Die Rolle des Dickdarms

Die Rolle des Dickdarms bei der Lagefindung des Darms wird häufig als passiv beschrieben

(1, 42, 48). Der Dickdarm zeigt nämlich im Verhältnis zum Dünndarm während seiner

Entwicklung nur relativ wenig Wachstumsaktivität. Nach Meinung der meisten Autoren

kommt es erst nach Rückkehr des Mitteldarms in das Abdomen bei der Vollendung der 270°-

Rotation zu größerer Wachstumsaktivität des Kolons. Das Längenwachstum des Zökums in

Richtung auf die rechte Fossa iliaca wird von einigen Autoren als eine weitere Rotation von

90° aufgefaßt.

Snyder und Chaffin (41, 42) und andere (25) glaubten, daß das Zökum und das rechte Kolon

die Darmanteile seien, die als letztes aus dem Nabelschnurzölom zurückkehrten.

Für Vogt (48) war die Umlagerung des Kolons ein passiver Prozeß. Wie schon erwähnt war

seiner Meinung nach die „Rotationsaktivität“ des gesamten Darmes auf die

Wachstumsaktivität des Duodenums zurückzuführen.

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So wäre die Ausbildung der linken Kolonflexur die Folge der hineindrängenden

Jejunumschlingen unter vermittelnder Richtungsgebung der Zwölffingerdarm-Flexur.

Die Kolonschenkel verharrten seiner Meinung nach zunächst in relativ gestreckter Form. So

würden sie zunächst das chronologische Fortschreiten der Drehung von proximal nach distal

verhindern. Bei einsetzendem Eigenwachstum des Kolon-Schenkels allerdings (zum

Zeitpunkt des Rückzugs des Darms aus der Nabelschnur) würde die Hemmwirkung des

Kolons gegen die Spiraldrehung wegfallen, seine Spannung nachlassen und die Fortführung

des im Nabelschnurkonvolutes begonnenen Drehungsvorganges stattfinden.

Pernkopf (29, 30, 31, 32) und auch Grob (13) bemerkten allerdings, daß das Kolon auch bei

abnormer Duodenallage eine normale Lage einnehmen könne, was einer lediglich passiven

Rolle widerspräche.

Im Gegensatz zu Vogt (48) gingen Frazer und Robbins ( 11 ) von einer Aktivität des distalen

Darmanteils aus: Ihrer Meinung nach rotiere der Dickdarm um die Mesenterialwurzel und

spiele damit eine aktive Rolle.

Dott (7) schloß sich dieser Meinung an.

Nach den Beobachtungen von Kaestner und Kluth et al., (18, 20, 22) ist die Bedeutung des

Kolonwachstums für die Lagefindung des Darms gering. Die Ausbildung des Kolonrahmens

ist hiernach nicht die Folge eines stattfindenden Rotationsprozesses. Vielmehr nimmt das

Zökum nach der Rückkehr des Nabelschnurkonvolutes in die Bauchhöhle sofort seine

definitive Lage rechts der Mittellinie ein an der vorderen Bauchwand ein.

Wie diese Zusammenstellung aus der Literatur zeigt, gibt es bezüglich der einzelnen

Entwicklungsschritte, die zum normalen Darmsitus führen keine einheitliche Meinung.

Auffällig ist auch, daß die sehr sorgfältigen Untersuchungen von Vogt in der

kinderchirurgischen Literatur keine Rolle spielen. Es macht sich hier das Fehlen eines

geeigneten Tiermodells besonders bemerkbar.

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4.5 Der Einfluß des Zwerchfelldefekts (CDH) auf die Darmlage

Nur wenige Autoren nehmen Stellung zum kombinierten Auftreten von Zwerchfellhernie und

Malrotation. Zwar wird Häufig auf die Assoziation hingewiesen, Angaben zu Fallzahlen und

Häufigkeiten fehlen jedoch überwiegend (5, 9, 25, 36, 40, 46). Auch kausalgenetische

Zusammenhänge werde meist nur oberflächlich diskutiert.

In neuerer Zeit haben sich Baoquan et al. ( 3 ) mit dem gemeinsamen Auftreten von

Zwerchfellhernien und Malrotationen beschäftigt.

Bei Untersuchungen am Nitrofen-Ratten-Modell meinten sie eine allgemeinen

Entwicklungsverzögerung zu beobachten. Diese fände ihren Ausdruck im verlängerten

Auftreten des „physiologischen Nabelbruchs“. Zusätzlich hätten sie vermehrt Lageanomalien

des Zökums beobachtet. Weiter sei ihrer Meinung nach auch die bei Tieren ohne

Zwerchfelldefekt auftretende Lungenhypoplasie eine Ursache für die Malrotationen. Die

Autoren räumten jedoch auch ein, daß der Defekt im Zwerchfell selbst eine Rolle für die

Fehllage des Darmes spielen könnte. Prinzipiell sind sie aber der Meinung, daß die

Malrotation die Folge einer durch das Nitrofen verursachten Hemmungsmißbildung sei.

Bei dieser Arbeit ist kritisch anzumerken, daß eine klare Definition weder für die normale

Darmlage noch für die beobachteten Darmfehllagen gegeben wird. Darüber hinaus ist das von

ihnen verwendete Nitrofen-Ratten-Modell mit linksseitiger Zwerchfellhernie für eine

Untersuchung der Assoziation gänzlich ungeeignet, weil bei diesen Tieren eine Verlagerung

des Darms in die Thoraxhöhle niemals auftritt.

4.6 Schlußfolgerungen - das Einbringen eigener Befunde

Aus den vorherigen Abschnitten wird deutlich, daß sowohl die normale als auch die

abnormale Entwicklung der Darmlage komplex ist und äußerst kontrovers diskutiert wird.

Bestimmte Anteile des Darms zeigen während der Entwicklung eine erhebliche

Wachstumsaktivität und ausgeprägte Lageveränderungen. Dies sind vor allem das Duodenum,

sowie der in der in der Nabelschnur gelegene Anteil des Mitteldarms (18, 20, 22, 29, 30, 31,

32, 39, 40, 41, 42, 48).

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Im Folgenden wird nun anhand eigener Befunde diskutiert, welche Organbeziehungen wichtig

für die Lagefindung des Darms sind.

4.6.1 Die Rolle der Leber beim „Zwerchfellhernien-Malrotations-Komplex“

In unserem Untersuchungsgut befanden sich 13 Tiere mit unterschiedlich großen

Zwerchfelldefekten, bei denen wir ausschließlich Leber im Thorax vorfanden.

Von diesen 13 Tieren hatten 6 Tiere einen kleinen und 7 Tiere einen großen Defekt. Bei

jeweils 2 aus jeder Gruppe fand sich eine Darmfehllage im Sinne einer Non- Rotation, wobei

der Dickdarm links der Mesenterial-Wurzel gelegen war und der duodeno- jejunale Übergang

die Mesenterialwurzel nicht unterquerte, sondern im rechten Bauchraum nachweisbar wurde.

Insgesamt zeigte das Duodenum bei diesen Tieren eine sehr enge anatomische Bindung zur

Leber. Möglicherweise wird die Lagefindung des Duodenums durch die Nähe zur Leber

mitbestimmt.

Zusätzlich wurde bei Zwerchfelldefekten mit Herniation eines Leberanteils in den Thorax die

Leber in ihrer sagittalen Achse gekippt. Möglicherweise kann dies die sekundäre Abweichung

des Zwölffingerdarms begünstigen und zur Verlagerung derMesenterialwurzel führen, was

eine Fehllage des Zökums sowie des Kolon ascendens relativ zum Ursprung der

Mesenterialgefäße zur Folge hat.

4.6.2 Die Verlagerung des Duodenums in den Thoraxraum und ihre Auswirkungen auf die Darmfehllage

Wie in den vorherigen Abschnitten gezeigt, wird von einigen Untersuchern die Bedeutung des

Duodenums für die normale Embryogenese der Darmlage besonders hervorgehoben (48). Es

ist daher interessant zu prüfen inwieweit die Herniation gerade dieses Darmanteils einen

Einfluß auf die gesamte Lage des Darms hat. Dies konnten wir anhand einer Gruppe von 6

Tieren untersuchen, bei denen neben Leberanteilen auch Anteile der duodenalen Schleife in

den Thorax verlagert waren.

Meist war nur ein kleiner Teil des Duodenums nach thorakal verlagert, wobei dies immer mit

einer merklichen Verlängerung dieses Organabschnittes verbunden war. Interessanter Weise

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hatte aber diese Verlagerung nach thorakal keine Auswirkungen auf den intraabdominellen

Verlauf: In allen Fällen unterquerte das Duodenum die Mesenterialwurzel und die Flexura

duodeno-jejunalis befand sich links der Mesenterialwurzel.

Zusammenfassend hat damit die Verlagerung eines Duodenalabschnittes in den Thoraxraum

keine Auswirkungen auf die relative Lage des Duodenums zur Mesenterialwurzel. Auffällig

war aber, daß bei diesen Tieren in 4 Fällen ( 66,6 % ) eine isolierte Abweichung der Lage des

Dickdarms auftrat. In diesen Fällen befand sich das Kolon in seiner gesamten Länge links der

Mesenterialwurzel.

Ursache dieser Darmfehllage ist wahrscheinlich die Abweichung der Mesenterialwurzel aus

ihrer normalen Position. Diese Abweichung ist möglicher Weise durch die Verlagerung des

Duodenums verursacht, was zu einer Abkippung der Mesenterialwurzel nach rechts führen

könnte.So kann der Dickdarm die Mesenterialwurzel nicht mehr überqueren.

Dieser Befund widerspricht in gewissem Ausmaße den Überlegungen von Vogt (48), der

Kolonfehllagen immer als direkte Folge einer fehlerhaften Position des duodeno-jejunalen

Überganges interpretiert hat. Unsere Befunde zeigen aber, daß auch bei scheinbar ungestörten

duodenalen Lageverhältnissen Dickdarmfehllagen möglich sind.

4.6.3 Der Verlauf der Mesenterialwurzel bei Tieren mit Zwerchfellhernie

Die Ergebnisse unser Untersuchungen zeigen, daß bei Tieren mit Zwerchfellhernien die Lage

der Mesenterialwurzel regelmäßig von der Normalposition abwich. Da bei all unseren Tieren

eine rechtsseitige Hernie auftrat, wich die Mesenterialwurzel im variablen Umfang ebenfalls

nach rechts ab.

Bei Verlagerung des Dünndarms in die Thoraxhöhle waren auch die zuführenden Gefäße

dorthin verlagert, was eine erhebliche Abweichung der Mesenterialgefäße zur Folge hatte. Es

ist verständlich, daß hier eine normale Lagebeziehung von Mesenterialwurzel, Duodenum

sowie Kolon nicht möglich war. Diese Darmfehllagen sind jedoch nicht mit den klassischen

Formen der Malrotationen zu vergleichen, auch wenn sie in vielerlei Hinsicht den

Definitionen der Malrotation genügen.

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4.6.4 Der Einfluß der Größe des Defektes

Da wir bei unseren Tieren die Kombination zweier Mißbildungen untersuchen, wollten wir

prüfen, ob das Ausmaß der Hernienbildung einen Einfluß auf das Auftreten der

Darmfehllagen hat. Betrachtet man isoliert die Größe des Defektes, so zeigt sich, daß mit der

Größenzunahme auch die Zahl der beobachteten Darmfehllagen zunimmt: So kam es in

unserem Untersuchungsgut bei 63,2% der Tiere mit großem Defekt zusätzlich zu

Darmfehllagen, während dies nur bei 33 % der Tiere mit kleinem Defekt der Fall war. Für die

Art der Darmfehllage war darüber hinaus aber auch von Bedeutung wieviele Organe in die

Thoraxhöhle herniert waren.

So fanden wir bei isoliertem Lebervorfall in etwa 30% der Fälle eine Darmfehllage. War

zusätzlich auch das Duodenum in den Thoraxraum herniert, stieg die Häufigkeit der

Darmfehllagenauf 66,6%. Bei verlagerung von Leber, Duodenum und Dünndarm war in

jedem Falle eine Darmfehllage die Folge. Aus diesen Beobachtungen schließen wir, daß nicht

die Defektgröße, sondern der Bruchinhalt für die Ausbildung der Darmfehllagen von

Bedeutung ist.

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5. Zusammenfassung

Die Entstehung der normalen Darmlage während der Embryogenese ist ein sehr komplexes

Thema und wird immer wieder kontrovers diskutiert.

Erheblichen Einfluß auf die Vorstellungen zur Normogenese der Darmlage hat das Konzept

der „Hemmungsmißbildung“ ausgeübt. Dieses besagt, daß Fehlbildungen durch eine

Hemmung der Normalentwicklung zustande kommen und damit die Morphologie der

Mißbildungen normale embryonale Verhältnisse widerspiegelt (3, 4, 9, 10, 13, 19, 25, 30, 39,

41, 42, 49). So ist heute die Vorstellung von der Normogenese der Darmlageentwicklung

nicht das Ergebnis detaillierter embryologischer Untersuchungen, sondern überwiegend die

interessante Interpretation der Morphologie von Fehlbildungen. Damit gibt es zur Zeit keine

wirkliche embryologische Grundlage, die ein Verständnis von der Embryologie der

Malrotationen ermöglicht.

Embryonale Fehlentwicklungen lassen sich idealer Weise an Tiermodellen untersuchen, die

diese Fehlbildung aufweisen. Mit dem Nitrofen-Ratten-Modell steht nun ein Tiermodell zur

Verfügung, bei dem Zwerchfellhernien in hoher Wahrscheinlichkeit erzeugt werden können.

Beim Menschen treten Zwerchfellhernien gehäuft in Kombination mit Darmfehllagen auf.

Wir haben daher dieses Modell genutzt, um zu prüfen, ob hier ebenfalls eine gehäufte

Assoziation von Darmfehllagen vorliegt. Im positiven Falle sollten darüber hinaus folgende

Fragestellungen geklärt werden:

1. Wie stellt sich der morphologische Situs des Darms bei Tieren mit Zwerchfellhernie dar ?

2. Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Größe des Defektes und der Häufigkeit von

Darmfehllagen ?

3. Steht die Zahl der hernierten Organe mit den beobachteten Darmfehllagen in

Zusammenhang. ?

Dazu haben wir 25 neugeborene Ratten mit angeborene Zwerchfellhernien unterschiedlichen

Ausmaßes aus einer früheren Untersuchungsreihe ausgewählt und den anatomischen Situs

dieser Tiere unter dem Stereomikroskop dargestellt und dokumentiert. Als Vergleichsgruppe

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dazu dienten 5 gesunde Tiere, die die Definition der Morphologie der normalen Darmlage

ermöglichten.

Dabei kamen wir zu folgenden Ergebnissen:

1. Die normale Darmlage ist bei der neugeborenen Ratte durch folgende Befunde

charakterisiert: (a) Das Duodenum unterquert mit seinem inferioren Anteil die

Mesenterialwurzel ;(b) Der duodeno-jejunale Übergang liegt links der Mesenterialwurzel; (c)

Das Kolon descendens liegt links der Mesenterialwurzel; (d) Das Querkolon überquert die

Mesenterialwurzel; (e) Kolon ascendens und Zökum liegen rechts der Mesenterialwurzel; (f)

Es besteht ein Zökum mobile

2. Wie beim menschlichen Neugeborenen mit Zwerchfellhernie kommt es auch beim

Nitrofen-Ratten-Modell zur Assoziation von Zwerchfellhernie und Darmfehllage;

3. Bei Tieren mit großer Hernie zeigte sich häufiger eine Darmfehllage, als bei Tieren mit

kleinen Defekten;

4. Bei Tieren, bei denen Dünndarm im Thorax nachweisbar war, kam es immer zur

Malposition des Darmes;

5. Die Morphologie der Darmfehllagen ergab sich aus einem gestörten Lageverhältnis von

Duodenum und/oder Kolon zur Mesenterialwurzel.

6. Für die Darmfehllagen charakteristisch war eine Abweichung der Mesenterialwurzel aus

ihrer Normallage nach rechts. Einflüsse auf diese Abweichungen hatte die Achskippung der

Leber, die Verlagerung des Duodenums in den Thorax, sowie - in besonderem Maße - die

Verlagerung des Dünndarmes.

Die von uns beobachteten Darmfehllagen im Nitrofen-Ratten-Modell sind von der

Morphologie her nur eingeschränkt mit den Darmfehllagen bei der klassischen Malrotation

vergleichbar. Dennoch ist es mit ihm möglich, Einblicke in die Mechanismen gestörter

Darmlagen zu gewinnen. Aus diesem Grunde wird es auch vielversprechend sein, bei

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Embryonen mit induzierten Zwerchfellhernien die Pathogenese dieser Fehlbildungen zu

untersuchen.

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