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Chernir,~~2.~~~~1 Neue Bflcher - Verein deutscher Chemiker 167 Zeitschr. fllr angew. - Casein and its Industrial Applications. Von E d w i n S u t e r - m e i s t e r. Book Department, The Chemical catalog Conipany. New York 1027. 296 Seiten. 5,- Dollar. Das Werk, herausgegeben von der amerikanischen che- mischen Gesellschaft, stellt eine Monographie iiber das Casein und seine industrielle Verwertung dar. Die einzelnen Kapitel sind von zurn Teil sehr bekannten Spezialisten verfa5t. AUH dem sehr reichhaltigen Inhalt sei folgendes berichtet: Organische Chemie des Caseins, Physikalische Chemie des Caseins, Technische Gewinnung, Caseinfarben, Casein in der Papierfabrikation, Plastische Massen aus Casein, Caseinleime, Case.n in der Medizin, Casein in Nahrungsmitteln, verschiedene andere technische Verwendungen, Lagerung und Handel, Analyse und Wertpriifung des Caseins. Die DarstelIung des Stoffes ist uberall sehr sachlich und beriicksichtigt den neuesten Stand von Wissenschaft und Technik. Die einschlagige Literatur ist sehr vollkommen verzeichnet. Die Ausstattung des Buches ist eine vonuglche. Interessenten werden sicher viel Wissens- wertes in dieser Monographie finden. Motalin-Handbuch. I. G. Farbenindustrie A.-G., Ludwigshafen Das von der 1. G. Farbenindustrie A.-G., Ludwigshafen a.Rh. herausgegebene Motalin-Handbuch unterscheidet sich vorteilhaft von Schriften Phnlichen Inhalts durch seioen streng wissen- schaftlichen Charakter. Far jeden, welcher sich rnit Benzin- motoren beschllftigt, bildet das Motalin-Handbuch eine Quelle eingehender Belehrung. Es wird das Motorklopfen und seine Beseitigung dargelegt und dann eingehend auf die Rolle des Motalins, der Losung von Eisencarbonyl in Benzin ver- wiesen; weiterhin wird berichtet iiber Besonderheiten des Motalinbetriebes u d tiber Anstiinde, welche falschlich dem Motalin zugeschrieben werden. Auf den noch nicht vollig auf- geklarten Mechanismus der ,,Chemischen Bremsen" wird nicht eingegangen. Ohne Frage leistet das Motalin beziiglich der ErhUhung des Kompressionsverhdtnisses bei dem Betriebe von Motoren mit Benzin ausgezeichnete Dienste. Im zweiten Teil des Motalin-Handbuches wird sachgemu iiber das ErdUl, iiber die Herstellung des Benzins und die wichtigsten Eigenschaften fliissiger Kraftbtoffe berichtet. Ftir den Kraftfahrer sind verschiedene Angaben, die sich in einem Anhang befinden, von Interesse. Das Motalin-Handbuch kann infolge seines ausgezeichneten Inhaltes angelegentlichst emp- fohlen werden. Svante Arrhenius, Erde und Weltall. Akademische Verlags- Geb. 12,- Rhl. Die vorliegende kleine Schrift kann als eine Einfiihrung in die Astrophysik bezeichnet werden und wird, da uber diesen Gegeustand in der deutschen Literatur viel weniger Werke vorliegen als in der angekiichsischen, gewil3 von vielen rnit Freude und Nutzen studiert werden. Der Inhalt deckt sich nur zum kleinen Teil mit dem des berilhmten Buches von Arrhenius ,,Das Werden der Welten"; an anderen Stellen beriihrt er sich mit Kapiteln seines Werkes iiber den ,,Lebenslauf der Plane- ten", und es war auch, wie der Autor im Vorwort betont, seine Absicht, den wesentlichen Inhalt dieser beiden BUcher in eineni neuen einheitlich zusammenzufassen. Die au5er- orderitlich weiten Interessen des Autors, die sich bekanntlich neben und vor der Astronomie auf die verschiedensten Zweige der Physik, Chemie und Biologie erstreckten, driicken auch dieser Schrift ihren Stempel a d ; und zwar nicht nur dort, wo der Autor seine eigenen Ansichten entwickelt, sondern auch in der charakteristischen Auswahl jener Fragen, die er ftir wichtig genug hiilt, um seinen Lesern aua fremden Werken dariiber zu referieren. Wohl in keinem astrophysikalischen Buch so geringen Umfangs wird z. B. der EinlluS des Wasser- dampfes und der Kohlenslure auf das Iilima, die Zusammen- setzung der Lufthiille der Erde oder die Frage der Atmosphiire auf den anderen Planeten so eingehend behandelt. Gerade dem Chemiker wird hier sehr viel in der Lileratur zerstreutes Material in anziehender literarischer Form geboten. Eingeleitet wird das Buch durch ein eigenes Kapitel iiber den Ursprung der Astronomie. In diesem betont Arrhenius nuffallend stark, daB rein praktische Griinde zu ihrer Ent- stehung geftihrt haben; nur das Bediirfnis der Zeitmessung und, in geringerem Maile, der Ortsbestimmung, 1a5t er als bedeutungsvoll gelten, die iiberwllltigend gro5artige Erschei- Liiers. [BB. 82.1 (ohne Jahreszahl). K. Berl. [BB. 166.1 gesellschaft m. b. H., Leipzig, 1926. nung des gestirnten Himmels und der Sonne hatte nach seiner Ansicht nie zu einer Verehrung der Sterne AnlaS gegeben. In diesem Punkte werden wohl nicht alle Kulturhistoriker Arrhenius beipflichten; die Astronomie ist direkt aus der Astrologie entstanden, und auf dem niichternen Boden einer nur an Zeit- und Ortsbestimmungen interessierten Himmels- beobachtung ware wohl nie eine astrologische Weltanschauung von einer solchen die ganze bewohnte Erde umspannenden und alle Gedanken und alle Lebensiiuf3erungen umfassenden Gel- tung erwachsen. Hier wirklen wohl auch andere und tiefere Seelenkrafte mit. Als Korrektur der etwas zu rationalistischen Auffassung von Arrhenius sei es gestattet, nuf das von deut- schen Gelehrten verfabte, aber auch in deutschen naturwissen- schaftlichen Kreisen wenig gekannte Werk von B o l l und B e z o 1 d ,,Sternglaube und Sterndeutung" (3. Aufl., Teubner, 1926), hinzuweisen. F. Panefh. [BB. 289.1 AUS DEN BUlRKSVERElNEN Berliner Bexirkeverein. Sitzung am 27. November 1928 im lngenieur-Haus. Vorsitzender Dr. B e i n. 26 Teilnehmer. Vortrag Dr. M a k o w k a : ,,Die gesetzlichen Mapnahrnen gegen das Kurpfuacherlum und die Arzneimiltelgesetzgebung"~). Uber das ala Miijstand vielfach empfundene Kurpfuscher- tum sind noch recht unklare Vorstellungen verbreitet, die es notwendig erscheinen lassen, diesen Begriff nach seiner Ent- stehung und seiner rechtmafiigen Begrenzung klarzustellen. In polemisch gehaltenen Zeitungsnufsiitzen von Berufsorganisationen zur Bekampfung des Kurpfuschertums wird vielfach rnit Aus- drlicken, wie Schwindel, Kurpfuscherei, Bewucherung operiert, die nicht immer der wissenschaftlichen und rechtlichen Be- urteilung standhalten. Der Begriff Kurpfuscherei ist dem mittel- alterlichen Gewerbebetriebe entnornmen, wo er als die unbefugte BetPtigung im Gewerbe aufgefai3t worden ist. So ist noch heute der Ausdruck geliiufig: ins Handwerk pfuschen. Die Befugnis, ein Gewerbe auszuiiben, war an gewisse Befiihigungsnachweise und die Zugehbrigkeit zu dem betreffenden Gewerbe gebunden. Mit der Aufhebung dieser Vorschriften, auf Grund deren sich das Handwerkswesen im Mittelalter zu hoher Blute entwickeln konnte, und nach Einftihrung der Gewerbefreiheit war die Be- tiitigung darin nicht mehr an diese Voraussetzungen geknlipft. Nur im Heilgewerbe war unter anderem eine gewisse Be- schrankung der Betatigung auf geniigend wissenschaftlich vor- gebildete und rnit dem offentlichen Nachweis versehene Per- sonen vorgesehen. Erst zur Zeit V i r c h o w s , 1869 (bei Be- ratung der Reichsgewerbe-Ordnung), wurde die Kurierfreiheit eingefiihrt unter der Voraussetzung, daS die Aufklarung im Volke andauernd so weiter fortschreiten werde, daS sich Mi5 brluche, welche Gesundheit und Wohlfahrt des Volkes wesent- lich beeintrachtigen kbnnten, nicht herausbilden werden. In der Zwischenzeit sind namentlich von arztlicher Seite mit Unter- 6ttitZUng von seiten der Apotheken verschiedentlich Antrage an die Regierung gestellt worden, durch geselzliche Ma5nahmen das Oberhandnehmen der sogenannten Kurpfuscher oder den MiSbrauch der Kurierfreiheit zu verhindern. Die dabei geltend gemachten Gesichtspunkte sind nicht lediglich solche, die sich aus beruflicher und wirtschaftlicher Voreingenommenheit erklaren lassen, sondern ergeben sich zum Teil auch aus tat- siichlichen Schadigungen an der Volksgesundheit, insbesondere dadurch, daa gewisse Krankheitsfllle der rechtzeitigen, sach- gemaSen Behandlung entzogen werden. Andererseits begegnet es erheblichen Bedenken, wenn man das sogenannte Recht am eigenen Kiirper durch gesetzliche Maflnahrnen dadurch be- schranken wollte, daO jede Eigenbehandlung oder Beratung als Mi0brauch und Kurpfuscherei aufgefaat und behandelt werden wtirde. Dazu kommt noch, dai3 unter dem EinfluB der exakten Naturwissenschaften eine g r o h Anzahl physikalischchemischer Heilmittel enlstanden ist, die eine verhlltnismiiilig ainfache An- wendung auch durch den medizinischen Laien gestattet. Es wiirde den Rahmen gesetzlich zuliissiger Maonahmen im Volksinter- esse erheblich Uberschreiten, wenn auch die Anwendung dieser Verfahren und Mittel sowie die Herstellung und der Vertrieb dieser Mittel ohne Einschrankung, im Sinne der Maanahmen gegen das Kurpfuschertum, gesetzlichen Hammungen unter- 1) Vgl. Ztschr. angew. Chem. 41, 411 u. 723 [1928].

Motalin-Handbuch. I. G. Farbenindustrie A.-G., Ludwigshafen (ohne Jahreszahl)

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C h e r n i r , ~ ~ 2 . ~ ~ ~ ~ 1 Neue Bflcher - Verein deutscher Chemiker 167 Zeitschr. fllr angew. -

Casein and its Industrial Applications. Von E d w i n S u t e r - m e i s t e r. Book Department, The Chemical catalog Conipany. New York 1027. 296 Seiten. 5,- Dollar.

Das Werk, herausgegeben von der amerikanischen che- mischen Gesellschaft, stellt eine Monographie iiber das Casein und seine industrielle Verwertung dar. Die einzelnen Kapitel sind von zurn Teil sehr bekannten Spezialisten verfa5t. AUH dem sehr reichhaltigen Inhalt sei folgendes berichtet: Organische Chemie des Caseins, Physikalische Chemie des Caseins, Technische Gewinnung, Caseinfarben, Casein in der Papierfabrikation, Plastische Massen aus Casein, Caseinleime, Case.n in der Medizin, Casein in Nahrungsmitteln, verschiedene andere technische Verwendungen, Lagerung und Handel, Analyse und Wertpriifung des Caseins. Die DarstelIung des Stoffes ist uberall sehr sachlich und beriicksichtigt den neuesten Stand von Wissenschaft und Technik. Die einschlagige Literatur ist sehr vollkommen verzeichnet. Die Ausstattung des Buches ist eine vonuglche. Interessenten werden sicher viel Wissens- wertes in dieser Monographie finden. Motalin-Handbuch. I. G. Farbenindustrie A.-G., Ludwigshafen

Das von der 1. G. Farbenindustrie A.-G., Ludwigshafen a.Rh. herausgegebene Motalin-Handbuch unterscheidet sich vorteilhaft von Schriften Phnlichen Inhalts durch seioen streng wissen- schaftlichen Charakter. Far jeden, welcher sich rnit Benzin- motoren beschllftigt, bildet das Motalin-Handbuch eine Quelle eingehender Belehrung. Es wird das Motorklopfen und seine Beseitigung dargelegt und dann eingehend auf die Rolle des Motalins, der Losung von Eisencarbonyl in Benzin ver- wiesen; weiterhin wird berichtet iiber Besonderheiten des Motalinbetriebes u d tiber Anstiinde, welche falschlich dem Motalin zugeschrieben werden. Auf den noch nicht vollig auf- geklarten Mechanismus der ,,Chemischen Bremsen" wird nicht eingegangen. Ohne Frage leistet das Motalin beziiglich der ErhUhung des Kompressionsverhdtnisses bei dem Betriebe von Motoren mit Benzin ausgezeichnete Dienste.

Im zweiten Teil des Motalin-Handbuches wird sachgemu iiber das ErdUl, iiber die Herstellung des Benzins und die wichtigsten Eigenschaften fliissiger Kraftbtoffe berichtet. Ftir den Kraftfahrer sind verschiedene Angaben, die sich in einem Anhang befinden, von Interesse. Das Motalin-Handbuch kann infolge seines ausgezeichneten Inhaltes angelegentlichst emp- fohlen werden. Svante Arrhenius, Erde und Weltall. Akademische Verlags-

Geb. 12,- Rhl. Die vorliegende kleine Schrift kann als eine Einfiihrung in

die Astrophysik bezeichnet werden und wird, da uber diesen Gegeustand in der deutschen Literatur viel weniger Werke vorliegen als in der angekiichsischen, gewil3 von vielen rnit Freude und Nutzen studiert werden. Der Inhalt deckt sich nur zum kleinen Teil mit dem des berilhmten Buches von Arrhenius ,,Das Werden der Welten"; an anderen Stellen beriihrt er sich mit Kapiteln seines Werkes iiber den ,,Lebenslauf der Plane- ten", und es war auch, wie der Autor im Vorwort betont, seine Absicht, den wesentlichen Inhalt dieser beiden BUcher in eineni neuen einheitlich zusammenzufassen. Die au5er- orderitlich weiten Interessen des Autors, die sich bekanntlich neben und vor der Astronomie auf die verschiedensten Zweige der Physik, Chemie und Biologie erstreckten, driicken auch dieser Schrift ihren Stempel a d ; und zwar nicht nur dort, wo der Autor seine eigenen Ansichten entwickelt, sondern auch in der charakteristischen Auswahl jener Fragen, die er ftir wichtig genug hiilt, um seinen Lesern aua fremden Werken dariiber zu referieren. Wohl in keinem astrophysikalischen Buch so geringen Umfangs wird z. B. der EinlluS des Wasser- dampfes und der Kohlenslure auf das Iilima, die Zusammen- setzung der Lufthiille der Erde oder die Frage der Atmosphiire auf den anderen Planeten so eingehend behandelt. Gerade dem Chemiker wird hier sehr viel in der Lileratur zerstreutes Material in anziehender literarischer Form geboten.

Eingeleitet wird das Buch durch ein eigenes Kapitel iiber den Ursprung der Astronomie. In diesem betont Arrhenius nuffallend stark, daB rein praktische Griinde zu ihrer Ent- stehung geftihrt haben; nur das Bediirfnis der Zeitmessung und, in geringerem Maile, der Ortsbestimmung, 1a5t er als bedeutungsvoll gelten, die iiberwllltigend gro5artige Erschei-

Liiers. [BB. 82.1

(ohne Jahreszahl).

K. Berl. [BB. 166.1

gesellschaft m. b. H., Leipzig, 1926.

nung des gestirnten Himmels und der Sonne hatte nach seiner Ansicht nie zu einer Verehrung der Sterne AnlaS gegeben. In diesem Punkte werden wohl nicht alle Kulturhistoriker Arrhenius beipflichten; die Astronomie ist direkt aus der Astrologie entstanden, und auf dem niichternen Boden einer nur an Zeit- und Ortsbestimmungen interessierten Himmels- beobachtung ware wohl nie eine astrologische Weltanschauung von einer solchen die ganze bewohnte Erde umspannenden und alle Gedanken und alle Lebensiiuf3erungen umfassenden Gel- tung erwachsen. Hier wirklen wohl auch andere und tiefere Seelenkrafte mit. Als Korrektur der etwas zu rationalistischen Auffassung von Arrhenius sei es gestattet, nuf das von deut- schen Gelehrten verfabte, aber auch in deutschen naturwissen- schaftlichen Kreisen wenig gekannte Werk von B o l l und B e z o 1 d ,,Sternglaube und Sterndeutung" (3. Aufl., Teubner, 1926), hinzuweisen. F. Panefh. [BB. 289.1

AUS DEN BUlRKSVERElNEN Berliner Bexirkeverein. Sitzung am 27. November 1928 im

lngenieur-Haus. Vorsitzender Dr. B e i n. 26 Teilnehmer. Vortrag Dr. M a k o w k a : ,,Die gesetzlichen Mapnahrnen gegen das Kurpfuacherlum und die Arzneimiltelgesetzgebung"~).

Uber das ala Miijstand vielfach empfundene Kurpfuscher- tum sind noch recht unklare Vorstellungen verbreitet, die es notwendig erscheinen lassen, diesen Begriff nach seiner Ent- stehung und seiner rechtmafiigen Begrenzung klarzustellen. In polemisch gehaltenen Zeitungsnufsiitzen von Berufsorganisationen zur Bekampfung des Kurpfuschertums wird vielfach rnit Aus- drlicken, wie Schwindel, Kurpfuscherei, Bewucherung operiert, die nicht immer der wissenschaftlichen und rechtlichen Be- urteilung standhalten. Der Begriff Kurpfuscherei ist dem mittel- alterlichen Gewerbebetriebe entnornmen, wo er als die unbefugte BetPtigung im Gewerbe aufgefai3t worden ist. So ist noch heute der Ausdruck geliiufig: ins Handwerk pfuschen. Die Befugnis, ein Gewerbe auszuiiben, war an gewisse Befiihigungsnachweise und die Zugehbrigkeit zu dem betreffenden Gewerbe gebunden. Mit der Aufhebung dieser Vorschriften, auf Grund deren sich das Handwerkswesen im Mittelalter zu hoher Blute entwickeln konnte, und nach Einftihrung der Gewerbefreiheit war die Be- tiitigung darin nicht mehr an diese Voraussetzungen geknlipft. Nur im Heilgewerbe war unter anderem eine gewisse Be- schrankung der Betatigung auf geniigend wissenschaftlich vor- gebildete und rnit dem offentlichen Nachweis versehene Per- sonen vorgesehen. Erst zur Zeit V i r c h o w s , 1869 (bei Be- ratung der Reichsgewerbe-Ordnung), wurde die Kurierfreiheit eingefiihrt unter der Voraussetzung, daS die Aufklarung im Volke andauernd so weiter fortschreiten werde, daS sich Mi5 brluche, welche Gesundheit und Wohlfahrt des Volkes wesent- lich beeintrachtigen kbnnten, nicht herausbilden werden. In der Zwischenzeit sind namentlich von arztlicher Seite mit Unter- 6ttitZUng von seiten der Apotheken verschiedentlich Antrage an die Regierung gestellt worden, durch geselzliche Ma5nahmen das Oberhandnehmen der sogenannten Kurpfuscher oder den MiSbrauch der Kurierfreiheit zu verhindern. Die dabei geltend gemachten Gesichtspunkte sind nicht lediglich solche, die sich aus beruflicher und wirtschaftlicher Voreingenommenheit erklaren lassen, sondern ergeben sich zum Teil auch aus tat- siichlichen Schadigungen an der Volksgesundheit, insbesondere dadurch, daa gewisse Krankheitsfllle der rechtzeitigen, sach- gemaSen Behandlung entzogen werden. Andererseits begegnet es erheblichen Bedenken, wenn man das sogenannte Recht am eigenen Kiirper durch gesetzliche Maflnahrnen dadurch be- schranken wollte, daO jede Eigenbehandlung oder Beratung als Mi0brauch und Kurpfuscherei aufgefaat und behandelt werden wtirde. Dazu kommt noch, dai3 unter dem EinfluB der exakten Naturwissenschaften eine g r o h Anzahl physikalischchemischer Heilmittel enlstanden ist, die eine verhlltnismiiilig ainfache An- wendung auch durch den medizinischen Laien gestattet. Es wiirde den Rahmen gesetzlich zuliissiger Maonahmen im Volksinter- esse erheblich Uberschreiten, wenn auch die Anwendung dieser Verfahren und Mittel sowie die Herstellung und der Vertrieb dieser Mittel ohne Einschrankung, im Sinne der Maanahmen gegen das Kurpfuschertum, gesetzlichen Hammungen unter-

1) Vgl. Ztschr. angew. Chem. 41, 411 u. 723 [1928].