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Aufklärung und Kritik 2/2009 169 Zainab A. Müller (Berlin) Zustände in den ‚Islamwissenschaften’ Günter Lüling zum 80. Geburtstag* Jede Art von Forschung über die Verket- tung christlicher und islamischer Ge- schichte kann nicht unberührt davon blei- ben, was die Islamwissenschaft tut und wie sie es tut. Im folgenden Beitrag möchte ich meine bisherige Einschätzung zu der Art und Weise, in der die derzeitige Islam- wissenschaft alte Forschungen rezipiert und neue produziert, um weitere Aspekte ergänzen [vgl. Müller 2003, 2003a; 2008]. Dabei geht es um mehr als eine einzelne Fachdisziplin; letztlich geht es um die Zu- stände an unseren Universitäten und dar- um, wie in unserer Gesellschaft mit Ge- schichte und miteinander umgegangen wird. Aus dem jahrzehntelangen Tiefschlaf deut- scher Islamwissenschaft tauchten vor ei- nigen Jahren Saarbrücker Forscher auf mit ersten Ergebnissen der Koranforschung an Hand der ältesten bekannten Koran- fragmente [Bothmer u.a. 1999]. Seitdem wurden von der Saarbrücker Gruppe, unter Leitung des katholischen Theologen Karl- Heinz Ohlig, zahlreiche neue islamwissen- schaftliche Thesen veröffentlicht, die teils neugierig bis enthusiastisch, teils ableh- nend thematisiert wurden – auch unter Chronologiekritikern [Zeller 1993; Illig 1992; 2002, 742 (Kurznotiz); Kögel 2003; Weissgerber 2007; Müller ebd.]. Neben den Saarbrückern gibt es in Berlin eine Gruppe von Islamwissenschaftlern um Angelika Neuwirth, die seit langem eine eigene These vertritt. Zwischen diesen beiden Gruppen ist scheinbar ein Wett- streit entstanden, der alle Islamwissen- schaftler in einen gewissen Spannungszu- stand versetzt, aus dem heraus sich auch einzelne Wissenschaftler in den Medien äußern. Erstaunlicherweise wurde dabei häufiger als sonst Günter Lüling ins Spiel gebracht. Dies wird näher zu beleuchten sein. 1. Vom historisch-kritischen Umgang Mit dem starken Titel Wir müssen uns wehren – Appell für eine neue Islamwis- senschaft überschrieb die FAZ 2006 ei- nen Artikel des katholischen Theologen Karl-Heinz Ohlig. Im Text steht nirgends, gegen wen oder was man sich denn weh- ren solle, und von einem Angriff ist auch keine Rede. Die FAZ stellte dem Artikel einige Zeilen voran, deren erster Satz ihr Interesse an diesem Thema offenbart: „Der Aufschrei nach der Regensburger Rede des Papstes hat gezeigt, dass der Islam größtenteils nicht bereit ist, historisch zu argumentieren.“ Bis zum Ende des Textes wird dann von Ohlig das Fehlen historisch-kritischer Koran-Exegese beklagt, und zwar sowohl im Islam wie in der Islamwissenschaft, die „sie nicht anwendet“. „Leider wurde der Aufruf zu einem histo- risch-kritischen Umgang mit den Quellen in der Islamwissenschaft seither [gemeint ist: seit Ignaz Goldziher um 1900 / ZAM] nicht befolgt, von einzelnen Beiträgen ab- gesehen, die hierzulande nicht oder nur marginal rezipiert wurden.“ Deshalb habe sich die westliche Islamwissenschaft „bis- her unfähig [erwiesen] den Reformdenkern substantiell zuzuarbeiten“. [ebd.] Gemeint sind Reformdenker der islami- schen Welt, die aber ungenannt bleiben.

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  • Aufklrung und Kritik 2/2009 169

    Zainab A. Mller (Berlin)Zustnde in den Islamwissenschaften

    Gnter Lling zum 80. Geburtstag*

    Jede Art von Forschung ber die Verket-tung christlicher und islamischer Ge-schichte kann nicht unberhrt davon blei-ben, was die Islamwissenschaft tut undwie sie es tut. Im folgenden Beitrag mchteich meine bisherige Einschtzung zu derArt und Weise, in der die derzeitige Islam-wissenschaft alte Forschungen rezipiertund neue produziert, um weitere Aspekteergnzen [vgl. Mller 2003, 2003a; 2008].Dabei geht es um mehr als eine einzelneFachdisziplin; letztlich geht es um die Zu-stnde an unseren Universitten und dar-um, wie in unserer Gesellschaft mit Ge-schichte und miteinander umgegangenwird.Aus dem jahrzehntelangen Tiefschlaf deut-scher Islamwissenschaft tauchten vor ei-nigen Jahren Saarbrcker Forscher auf mitersten Ergebnissen der Koranforschungan Hand der ltesten bekannten Koran-fragmente [Bothmer u.a. 1999]. Seitdemwurden von der Saarbrcker Gruppe, unterLeitung des katholischen Theologen Karl-Heinz Ohlig, zahlreiche neue islamwissen-schaftliche Thesen verffentlicht, die teilsneugierig bis enthusiastisch, teils ableh-nend thematisiert wurden auch unterChronologiekritikern [Zeller 1993; Illig1992; 2002, 742 (Kurznotiz); Kgel 2003;Weissgerber 2007; Mller ebd.].Neben den Saarbrckern gibt es in Berlineine Gruppe von Islamwissenschaftlernum Angelika Neuwirth, die seit langem eineeigene These vertritt. Zwischen diesenbeiden Gruppen ist scheinbar ein Wett-streit entstanden, der alle Islamwissen-schaftler in einen gewissen Spannungszu-stand versetzt, aus dem heraus sich auch

    einzelne Wissenschaftler in den Medienuern. Erstaunlicherweise wurde dabeihufiger als sonst Gnter Lling ins Spielgebracht. Dies wird nher zu beleuchtensein.

    1. Vom historisch-kritischen UmgangMit dem starken Titel Wir mssen unswehren Appell fr eine neue Islamwis-senschaft berschrieb die FAZ 2006 ei-nen Artikel des katholischen TheologenKarl-Heinz Ohlig. Im Text steht nirgends,gegen wen oder was man sich denn weh-ren solle, und von einem Angriff ist auchkeine Rede. Die FAZ stellte dem Artikeleinige Zeilen voran, deren erster Satz ihrInteresse an diesem Thema offenbart: DerAufschrei nach der Regensburger Rededes Papstes hat gezeigt, dass der Islamgrtenteils nicht bereit ist, historisch zuargumentieren.Bis zum Ende des Textes wird dann vonOhlig das Fehlen historisch-kritischerKoran-Exegese beklagt, und zwar sowohlim Islam wie in der Islamwissenschaft, diesie nicht anwendet.Leider wurde der Aufruf zu einem histo-risch-kritischen Umgang mit den Quellenin der Islamwissenschaft seither [gemeintist: seit Ignaz Goldziher um 1900 / ZAM]nicht befolgt, von einzelnen Beitrgen ab-gesehen, die hierzulande nicht oder nurmarginal rezipiert wurden. Deshalb habesich die westliche Islamwissenschaft bis-her unfhig [erwiesen] den Reformdenkernsubstantiell zuzuarbeiten. [ebd.]

    Gemeint sind Reformdenker der islami-schen Welt, die aber ungenannt bleiben.

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    Nach Darstellung des von den Saarbrk-kern konstruierten neuen Geschichts-bildes (welches auf der Bedeutung dersyrisch-aramischen Sprache in der Spt-antike beruht und eine syro-aramischeLesart des arabischen Korantextes pro-pagiert) endet der Beitrag mit der Aussa-ge, dass eine blo arabische Philologienicht ausreicht fr die noch ausstehendewissenschaftliche Bearbeitung des Koransauf der Basis einer textkritischen Editi-on [Ohlig in FAZ].Dass sich im Islam eine im westlichen Sinnhistorisch-kritische Denkweise und Me-thodik gar nicht entwickelt hat, ist seit berhundert Jahren bekannt; um dies zu wis-sen, bedurfte es nicht der Papstrede. Nurzwei Beispiele aus jngerer Zeit: 1990 be-tonte C. Colpe [239], dass die historisch-kritische Methode im Umgang mit religi-sen Texten im islamischen Bereich nochkein Daseinsrecht habe. Und 2002 schriebG. Schmid [62]:Weil der Islam innerhalb der islamischenWelt bisher nie durch aufklrerische Kri-tik in seinen Grundlagen in Frage gestelltwurde, nhert er sich seinen eigenen nor-mativen Ursprngen mit einer Mischungvon bedingungslosem Respekt und kind-licher Angst []. Es ist fr den Islam fastunmglich, historisch-kritisch die eigeneFrhgeschichte zu untersuchen.

    Die wenigen Texte im Internet von musli-mischer Seite, die sich mit den Verffent-lichungen der neuen Islamwissenschaftauseinandersetzen, besttigen ungewolltdiese Schwierigkeiten und bemhen sich,den dogmenabhngigen Glauben zu erhal-ten, gepaart mit profunder Unkenntnis, waskritische Textexegese berhaupt ist undwas Koranforschung bereits geleistet hat.Zunchst sei gesagt, dass kritische Ko-

    ranbetrachtung nichts sonderlich Neues inder Geschichte des Islams ist. Schon seitBeginn fordert der Quran die kritischeAuseinandersetzung mit seinem Inhalt, sodass es sich hier also keineswegs um Pio-nierarbeit handelt. Undbis heute bleibt ihre [der westlichen Ko-ranforschung] Ausbeute sprlich, und ba-siert lediglich auf Wiedergebungen vonArbeiten der groen Korankommentatorender islamischen Geschichte. [AC]

    Wer sich mit solcher dogmentreu bekun-deten Unkenntnis selbst aus der wissen-schaftlichen Diskussion hinaus katapul-tiert, darf sich anschlieend ber nichtswundern. Allerdings pflegen derzeit nochdie meisten Vertreter beider Kulturen (sei-en sie Glubige, Atheisten oder Agnosti-ker) den Irrtum, dass Historie und Tran-szendenz zwei sich gegenseitig ausschlie-ende Weltauffassungen seien.

    Wo immer der Wunsch nach Vernderungdieses Zustands entsteht, gilt es zuerst zuergrnden, was ihn herbeigefhrt hat undwas ihn bis heute erhlt. Im Jahre 2005hat Dan Diner sich erneut aus westlicherSicht darum bemht; whrend er einenStillstand in der islamischen Welt im-merhin analysiert, markiert Ohligs Sicht-weise den Stillstand und analytischen Tief-stand in der christlichen Welt.Die religisen Hintergrnde wurden bereitsdurch die ltere deutsche Islamwissenschaftund Arabistik, im Verbund mit dogmen-kritischer liberaler Theologie zu Ende des19./Anfang des 20. Jh. aufgedeckt. Beidehatten damals weltweit einen guten Rufauch unter Muslimen, weil sie nicht Argu-mente gegen den Islam suchten, sonderngegen die traditionelle Bibelauslegung imInteresse einer Aufklrung der jdisch-

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    christlichen Religionsgeschichte. Dieseinhaltliche Tradition brach mit Ende des1. Weltkriegs ab und wurde (in Anlehnungan die Indogermanistik statt an die dog-menkritische Theologie) durch eine vor-wiegend philologische Islamwissenschaftersetzt, von der seither keine christlicheKonfession mehr ernstlich kritisiert zu wer-den befrchten muss.

    Zusammengefasst (wenn auch nicht er-schpfend vollstndig) kann das Fehlenhistorisch-kritischer Traditionen im Islamverstanden werden als Folge der Entste-hung des Islam aus verschiedenen Str-mungen der Hochreligionen (insbes. einerjudenchristlichen) und des abrahamiti-schen, anikonischen und stammesrechtlichenHhenkultes mit seinem Blutrechtsdenken[s. Lling 1999]. Gerade durch diesen Rck-bezug auf die dezentralen blutrechtlichenHhenkulte bei gleichzeitiger monotheisti-scher Zentralisierung (in Abgrenzung zumtrinitarischen Christentum) kam es zu ei-ner neuen, bis dahin nicht existierendenreligisen Tradition, mittels der versuchtwurde, die Welt der Stammeshorizonte zuverlassen und Weltbedeutung zu erlangen.Den aus diesen Gegenstzen resultieren-den urislamischen Widerspruch zu ber-winden, war Ziel und Absicht des Pro-pheten Muhammad, wie Lling verdeut-licht hat [Lling 1981]. Nach dem Tode desPropheten wurde aber die weitere ber-windung dieses Widerspruchs verunmg-licht durch Verdrngung der christlichenWurzeln und durch eine islamische Dog-matisierung. Dennoch blieben bei der Ver-einheitlichung der verschiedenen muslimi-schen (d.h. sich vom beigesellenden Chri-stentum abwendenden, lossagenden [ebd.Kap. III 3, 227, 241-255]) Strmungen zumIslam religise Traditionen einflussreich,

    welche im Christentum ausgelscht wur-den.So erhielten sich im Islam zwei verschie-dene muslimische Glaubensrichtungen: dieSchiat Ali als die Anhnger der sich inmnnlicher Genealogie von Ali ableiten-den Imame, welche ber die Tochter desPropheten als dessen einzige Blutliniegilt, und die Sunniten, welche der Sunna= Lehre des Propheten in geistiger An-hngerschaft folgen. Innerhalb des Sun-nitentums entstand ein von der gemig-ten Hauptstrmung abweichender strengpuritanisch-monotheistischer Islam (heu-te wahabitisch genannt), welcher demzentralen monistischen Islam (Sufitum)feindlich gegenbersteht. Da der Islamaus der Integration all dieser Elemente be-stand, wurde das einigende Band eineimmer strkere Sakralisierung aller Lebens-bereiche, die schlielich eine Eigendynamikentwickelte. Angesichts dessen mussteeine Trennung in geistliche und weltlicheAngelegenheiten (Skularisierung), welcheim Abendland um sich griff, bedrohlicherscheinen. Dies trug mit dazu bei, dassdie westliche Dynamik der Verschwiste-rung von profitsteigernder Eigentums-wirtschaft (Privateigentum), Kriegfhrungund Theologie, wie auch die im Gefolgedes Buchdrucks entstehende Reformati-on und Aufklrung, nicht zum Tragen kam.Der Orient blieb wesentlich feudal undwurde weitgehend vom Westen kolonia-lisiert.

    Dies ist bei weitem nicht der einzige Punkt,in dem Ohlig selbst die historisch-kriti-schen Fakten missachtet und unterschlgt.Wer die Grnde fr den Ist-Zustand be-greift, wird vorsichtig damit umgehen, undihn nicht in westlich-christlicher berheb-lichkeit als Mangel und Schwche der an-

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    deren anprangern. Kritische Textexegesesetzt historisch-kritisches Bewusstseinvoraus, und wie Diner [227ff] hervorhebt,ist die Vorstellung dessen, was heute imWesten unter Geschichte verstanden wird,an einen anderen Begriff von Zeit gebun-den, der als Ergebnis der Aufklrung in Eu-ropa erst Mitte des 18.Jh. begriffsge-schichtlich erscheint. Als problematisch be-zeichnet deshalb Diner [232] schon alleindie bertragung der am westlichen Den-ken ausgebildeten Nomenklatur von Zeitund Zeitenfolge auf andere Verhltnisse.So ist es kein gutes Zeichen, wenn Ohlig[2006] sich berufen fhlt, von anderenhistorisch-kritische Exegese einzufor-dern, und die FAZ dafr sogar die Reak-tion der muslimischen Welt auf die Papst-rede bemht und die zu ihr im Westen er-schienenen kritischen Stellungnahmen un-terschlgt [s. Internet].Inzwischen hat dieser Papst BenediktXVI., vormals Joseph Ratzinger, ein Buchber Jesus geschrieben, in dem er die his-torisch-kritische Methode vernunftreichfordert und zugleich unter Beweis stellt,dass er ihrer unkundig ist oder sie anzu-wenden sich weigert, bzw. als Historie ihmnur solche und nur dann brauchbar dnkt,wenn sich damit das Geschichts- undJesusbild der katholischen Kirche rettenlsst [vgl. Ldemann 2007].Es ist also gut zu verstehen, wieso muslimi-sche Gelehrte wenig Neigung verspren,mit dem Papst zu argumentieren. Selbst-verstndlich wissen auch sie, was Scho-lastik ist und wie der Westen es anstellt,seine Feinde, wenn sie sich erstmal aufdiese Ebene des Kampfes eingelassen ha-ben, mit Palaver-Pluralismus als die west-liche Form des reaktionren Fundament-alismus [Lling 2007, 446] in die Vertei-digung zu drngen.

    Fr die katholische Kirche ist der Islamnicht etwa deshalb ein stndiges rger-nis, weil ihm (tatschlich) historisch-kriti-sches Bewusstsein fehlt das fehlt vielenanderen Religionen ebenso, worber sichaber niemand aufregt , sondern weil imIslam trotz aller Verdrngungen jenes fr-here nicht-trinitarische Christentum kon-serviert blieb, welches die katholische Kir-che verflscht und verketzert hat. Das r-gernis des Westens entzndet sich alsoan einem Spannungsverhltnis: Vom Ei-nen (kritische Textexegese) hat der Islamzu wenig, vom Anderen (ursprnglichesChristentum) zuviel. Deshalb haben Islam-wissenschaftler im Schatten der Theolo-gie und der Orientpolitik des Westenslieber Verbesserungsvorschlge fr ande-re als fr sich selbst; sie entbehren jenerselbst-kritischen Motivation der frheren,weitgehend protestantischen, liberalen Theo-logen, denen es bei ihrer Islamforschungum eine Entdogmatisierung und um eineberwindung der Konfrontationen ging.Ohligs [2006] Forderung, die westlicheForschung habe reformorientierten inner-islamischen Anstzen zuzuarbeiten, hatagitatorischen Charakter mit missionari-schem Impetus [hnlich: Sinai 2006], beidem es ihm berhaupt nicht um den Is-lam geht (wie auch Tilman Nagel [2007]erkennt), sondern um den Versuch, vonchristlicher Seite Kontrolle und Einflussauszuben auf das, was mit dem Islamund in ihm geschieht.Wenn Tilman Nagel Recht damit htte,dass Ohligs wissenschaftliches Anliegensei, Zeugnisse eines nicht-trinitarischenChristentums aufzuspren, bestnde hierparadoxerweise eine bereinstimmung zurEntdeckung durch die kritisch-liberale Is-lamwissenschaft protestantischer Theolo-gen, dass ursprngliches Christentum im

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    Islam bewahrt worden ist. Doch den Na-gel auf den Kopf trifft man erst bei derPrfung, was bei dieser Absicht heraus-kommt: Whrend die protestantischenTheologen aufzeigten, dass sich zwar einefrhe Christologie, aber kein personalerJesus nachweisen lsst, konstruieren dieSaarbrcker einen Islam, dessen Prophet einEpitheton von Jesus sei; das heit, sie ver-treten die Meinung, Mohammed sei keinehistorische Person, sondern einer der Titelder Person Jesu. Darin gipfelt geradezu derSinn der jahrzehntelang betriebenen Be-schrnkung auf reine Philologie in den Is-lamwissenschaften: Man erkennt ein Pro-gramm zur Rettung dogmatischer Kirchen-geschichte und kein Interesse an deren Auf-klrung. Die religionsgeschichtlichen Ide-en der Saarbrcker sttzen aufs Schns-tedie Interessen der katholischen Kirche.Es ist der islamischen Welt zu wnschen,dass sie sich davon nicht beirren und nichtinstrumentalisieren lsst, sondern erkennt,dass der Westen die Aufklrung islamisch-christlicher Religionsgeschichte nicht ge-pachtet hat. Zahlreiche muslimische Ge-lehrte haben lngst begonnen, historisch-kritisch zu denken; wenn sie dies endlichauch in aller Offenheit drfen, wenn sieVerdrngungen und Verflschungen in derEntstehungsgeschichte des Islam (und da-mit des Christentums) dogmenkritisch auf-arbeiten und so den spirituellen Kern ihrerReligion strken , das Staunen im Wes-ten wre gro.

    2. Verhinderung des ReformdenkensEbenfalls schwer getrbt ist Ohligs Blick[2006], wenn er den Mangel an histo-risch-kritischem Umgang mit den Quellenin der Islamwissenschaft beklagt, dennes gibt diesen Umgang sehr wohl, nurwird er seit Jahrzehnten in der Fachwelt

    totgeschwiegen. Neben Ignaz Goldziher(einer der wenigen, der kein protestanti-scher Theologe, sondern ein liberaler Rab-biner war) haben andere philologisch wietheologisch jene Aufklrungsarbeit geleis-tet, die heute den Weg aus dem christlichenund muslimischen fundamentalen Fanatis-mus weist. Die Namen und Leistungen derwichtigsten Reformdenker sollen hier nichtwiederholt werden, sie finden sich u.a. ineinem Beitrag von Lling [2007]. Ohligwei sehr wohl, dass Lling der bisherletzte Theologe und Islamwissenschaftlerin der Kette jener Reformdenker ist, diehistorisch-kritische Koran-Exegese be-trieben.Dass es eine solche leider [bis heute]nicht gibt [Ohlig ebd.], ist also unwahr;damit unterschlgt Ohlig, dass der Auf-ruf zu einem historisch-kritischen Umgangmit den Quellen ganz wesentlich voneben diesen Autoren ausging, welche zu-gleich kritische Theologen waren wes-halb sie aus der Islamwissenschaft ausge-grenzt wurden. So suggeriert Ohlig demahnungslosen Leser, es sei in der Islamwis-senschaft seit Ignaz Goldziher nichtsWichtiges hinsichtlich eines solchen Um-gangs mit den Quellen verffentlicht wor-den. Wenn er dann beilufig spricht voneinzelnen Beitrgen, die hierzulande nichtoder nur marginal rezipiert wurden, sogehren dazu ganz wesentlich Llings Ar-beiten. Mit seiner Formulierung vertuschtOhlig, dass seinerseits kein Interesse be-steht an dem Bekanntwerden dieser im-mer noch weithin unbekannten und um-wlzenden Thesen; und er so mit dazubeitrgt, dass Lling in den Seminaren derUniversitten und in den Medien kaum zurKenntnis genommen wird.Wenn Ohlig auf Lling hinweist, dann ver-krzt und verflscht er ihn [s. Bothmer

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    u.a., 33] oder benutzt ihn fr sich und seineSchule als Steigbgel mit der herabset-zenden, aber ohne Beweise bleibenden Be-hauptung, Llings stark hypothetischeThesen seien durch Luxenberg besttigtworden, wenn auch von ganz anderen me-thodischen Anstzen her [Ohlig 2006a].Damit wird der Wert von Llings Arbeiteinerseits heruntergespielt, andererseits frLuxenberg vereinnahmt. Ohlig verdreht wi-der besseres Wissen die Tatsachen, undglttet damit nicht nur, sondern untersttztweiter die wissentlich falschen Behauptun-gen Luxenbergs: Dieser hatte in seinemerstem Buch Llings Arbeit berhauptnicht erwhnt, obwohl er sie kannte, undsich als den Ersten bezeichnet, der diediakritischen Punkte fr die Textrekon-struktion heranziehe [vgl. Mller 2003]. Inder 2. Auflage seiner Syro-aramischenLesart des Koran kanzelt er Llings 560-Seiten-Werk als einen Essay ab, der imErgebnis nicht durchgreifend berzeugenkonnte [Luxenberg, 20]; unter deutschenWissenschaftlern wre dies eine arge Be-leidigung1 , doch Luxenberg ist keiner (sei-ne Muttersprache ist Arabisch) und bautvielleicht darauf, dass seine Leser LlingsWerk genauso wenig kennen wie er oderzu korrumpiert sind, um sich zu dessenKenntnis zu bekennen.In einer Kritik an den Thesen Ohligs undLuxenbergs zieht Tilman Nagel (*1942),Prof. fr Arabistik und Islamwissenschaf-ten an der Universitt Gttingen, parado-xerweise genau die gleiche Argumentati-on heran wie Ohlig: Die LuxenbergschenHypothesen seien schon in Llings Ar-beiten vorgeprgt und Lling [htte]Luxenbergs Ideengeber sein knnen [Na-gel]. Wieder werden die grundstzlichenGegenstze zwischen beiden nicht deut-lich gemacht; wohl aber bringt Nagel eine

    gewisse Wertschtzung fr Llings Werkzum Ausdruck und erkennt, dass Luxen-berg Llings Arbeiten fr sich zu rekla-mieren versucht.

    Wie in unserem sogen. Rechtsstaat etwaswie Llings Entfernung aus der Positioneines Hochschullehrers und aus der Wis-senschaft bewerkstelligt wurde durchrechtsstaatferne Methoden und Mit-Ma-chenschaften fhrender Arabisten, hat die-ser selbst bereits in wesentlichen Zgengeschildert [Lling 2007]. Hier sei deshalbnur vermerkt, dass der sich dabei zeigen-de Beamten-Karriere-Filz (aus Professo-ren, Justiz, Kirche und Staatsapparat) kei-neswegs ein Einzelfall an deutschen Uni-versitten ist; aber da er jedes Mal dasSchicksal einer einzelnen Person und ih-rer Familie schmerzlich bestimmt, bleibtden wenigsten die Kraft, trotz aller Wid-rigkeiten damit noch an die ffentlichkeitzu gehen und ihre Arbeit fortzusetzen.Nur indem sie wiederholt und mutig diegettigten Ungerechtigkeiten benennen,gelangen diese als Unerhrtes ins gesell-schaftliche Bewusstsein und bleiben in Er-innerung. Stets gibt es dann einige Schn-sel, die darin abwertend eine Selbstdar-stellung als Opfer konzertierter Verfol-gungsmanahmen [s.u.] argwhnen undden Blick abwenden von dem gesellschaft-lichen Skandal, warum und dass solchesgeschah und immer noch geschieht umes damit zuknftig wieder zu ermglichen.(Verffentlicht haben ihren Fall u.a. Hu-bertus Mynarek und Prodosh Aich.)

    Nach seiner Entlassung aus dem Hoch-schuldienst hatte Lling vor, ein Etymolo-gisches Wrterbuch der SemitischenSprachen (mit Querverweisen zum Auer-semitischen) zu verfassen, auf der Grund-

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    lage seines Zusammensehens von Wort-system und Weltverstndnis- und Welt-bewltigungssystem des archaischen Den-kens. Der Antrag fr dieses Forschungs-vorhaben bei der DFG 1978 wurde vondrei angesehenen Professoren befrwor-tet, aber von internen Gutachtern abge-lehnt mit der (sinngemen) Begrndung,seine Frau habe ja eine verlngerte Halb-tagsbeschftigung, deshalb sei er sozialnicht bedrftig; das kam im August, ob-schon erst im Oktober der Chef von FrauLling den Antrag auf die Verlngerungihrer Arbeit stellte. Ein modifizierter For-schungsantrag bei der Thyssen-Stiftungbrachte Klarheit, dass Llings Name be-reits vor diesem modifizierten Antrag anallen Stipendien-Instituten der BRD alseiner bekannt gegeben worden war, dernicht gefrdert werden sollte. Wer sichdarber wundert, wie so etwas mglichist, unterschtzt die politischen Auflagenfr die Professoren der Orient-Fcher. Sowurde besagtes Lexikon vereitelt und exis-tiert bis heute nicht. Es wird jedoch nichtso bald wieder jemand zu einem solchenProjekt in der Lage sein, denn an Llingsprofundes Wissen in verschiedenen Dis-ziplinen und der Zusammenschau philo-logischer, historischer und theologischerZusammenhnge reicht derzeit niemandheran.Nachdem Lling aus dem Universittsbe-trieb gedrngt worden und seine wissen-schaftliche Laufbahn damit beendet war,verffentlichte er seine Werke im selbstgegrndeten Verlag seiner Frau Hannelo-re Lling. Zuerst erschien dort im Mrz 1974seine Habilschrift ber den Urkoran.Bereits 1979 schrieb in der FAZ Dr. Ha-rald Vocke (studierter Arabist, gest. 2007),Llings Hauptwerk, der Urkoran, sei sobeschmend fr die Hupter der Koran-

    wissenschaft in Europa, dass sie deswe-gen das Werk noch immer totschwiegen.Daran hat sich bis heute nicht allzu vielgendert.Llings 2003 erschienenes Werk, A Chal-lenge to Islam for Reformation (EineHerausforderung an den Islam zur Re-formation)2, ist eine Neubearbeitung sei-nes Urkoran und wurde vom Autor selbstauf Englisch geschrieben. Auch diese 648Seiten starke und inhaltsschwere Arbeitwurde von den Medien und Islamwissen-schaftlern in Deutschland kaum beachtet.Das Buch erschien in Dehli, damit es inder muslimischen Welt preiswert zu be-kommen war. Lling hat hier eine profun-de Untersttzung der reformatorischenKrfte im Islam vorgelegt; dass Ohlig diesverschweigt, entlarvt seine Forderung da-nach als interessegeleitete Polemik.Journalistisch gewrdigt wurde The Chal-lenge bisher von Wolfgang Gnter Lerch[2005] und Harald Vocke [2003], dessenBeitrag jedoch die Sache (durch redak-tionelle Zensur?) derart verzerrte, dassLling auf sechs Seiten eine Richtigstellungformulierte, die bisher nicht publiziert ist.Dass Llings Werk nicht nur die Frageder Herausbildung frhchristlicher Dog-matik neu entznden knnte, sondern einedarber hinausgehende Bedeutung hat, er-fasst Piotr O. Scholz (Professor fr Arch-ologie des orientalischen Christentumsund auereuropischen Kunstgeschichte/Universitt Lublin) in seiner Besprechung:Er betont, dass die kaum in Abrede zustellenden Ergebnisse der langjhrigenForschung von Lling zweifelsohne im-mer noch diskussionswrdig sind, undsich damit einerseits eine Dialogebenemit dem Islam erffnet, andererseits eineKonfrontation, besonders mit den Funda-mentalisten [Scholz].

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    Dass Lling in seinem Werk bis zum heuti-gen Tage stets die Grundlagen dafr schafft,zwischen den drei abrahamitischen Reli-gionen Sprengstoff zu beseitigen um zumWichtigen vorzustoen, legte erst jngstWolfgang Gnter Lerch in einem Artikeldar [2009].Ob ein 2004 in der Neuen Zrcher Zei-tung erschienener Text von Nicolai Sinaials Rezension dieses Werkes von Llinggedacht war, lsst sich schwer sagen, eswird jedenfalls am Schluss als solchesaufgefhrt; worum es darin geht, erfhrtder Leser nicht. Bereits die berschrift:Auf der Suche nach der verlorenen Vor-zeit Gnter Llings apokalyptische Ko-ranphilologie lsst ahnen, dass der Au-tor Sinai mit dem Werk Llings nicht nurnichts anzufangen wei, sondern es min-destens schlecht kennt. (Der Autor stu-dierte Arabistik und Philosophie, ist Sch-ler von A. Neuwirth und arbeitet an seinerDissertation ber frhe Korankommentareaus dem 8. bis 10. Jh.). Er schreibt:Trotz allen Vorbehalten gegen LlingsArbeit bleibt festzuhalten, dass seine Ver-bindung von couragierten Geschichtskon-struktionen, philologischer Detailarbeitund religionsgeschichtlicher Breite Tugen-den exemplifiziert, die der Koranwissen-schaft nur zu wnschen sind. Llings The-sen riskieren viel und gerade darum ht-te eine detaillierte Diskussion seiner For-schungen eine beraus befruchtende Wir-kung ausben knnen. Eine Rezeption sei-tens der Fachwissenschaft ist leider weit-gehend ausgeblieben, Lling selbst verliessnach der Promotion unter dubiosen Um-stnden die Universitt. Auch wenn seineSelbstdarstellung als Opfer konzertierter Ver-folgungsmassnahmen sich mit verdchtigerFolgerichtigkeit in sein Geschichtsbild fgt Tatsache ist, dass in der deutschen Is-

    lamwissenschaft, anders als in der Biblis-tik, wenig Platz fr einen den Konsens derExperten in Frage stellenden Aussenseit-er zu sein scheint. [Sinai 2004]

    Was so eloquent lobend daherkommt,ist eine salonfhige Form des Nieder-machens: Wenn Sinai es fr bedauerlichhlt, dass Lling von der Fachwissen-schaft nicht rezipiert wurde, warum holter es nicht endlich nach in seinen Bespre-chungen, in seiner Arbeit am Institut undin der Zusammenarbeit mit A. Neuwirth,oder macht sich zumindest stark dafr?Weshalb die Rezeption ausblieb, verrt derAutor nicht, es sei denn, er will andeuten,Lling sei selbst schuld gewesen, da er dieUniversitt verlie, und zwar unter du-biosen Umstnden. Die Dubiositt lagalso bei Lling und nicht bei der Univer-sittsmafia? Die Apokalyptik seiner be-ruflichen Laufbahn entspricht seinem Ge-schichtsbild? Wer so etwas schreibt, kenntentweder Llings Werk nur schlecht odermchte es in ein schlechtes Licht setzen.Dafr spricht auch, dass er Lling als Phi-lologen und Auenseiter bezeichnet,dem er den Konsens der Experten ge-genberstellt. Lling wre demnach keinExperte? Vielleicht bemisst sich fr HerrnSinai Expertentum schlicht am Konsens;womit er traurigerweise auf dem bestenWeg einer Universittskarriere wre. Erbewltigt hier bravours das Problem, L-lings befruchtende Wirkung [ebd.] kei-ne Frchte tragen zu lassen.

    Hier ist angesagt zu betonen, dass es sichbei all diesen skandalsen Vorgngen unduerungen keineswegs um persnlicheAversionen der deutschen Islamwissen-schaftler und Arabisten gegen Lling selbsthandelt, sondern es geht um das Tot-

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    schweigen der Grundthesen der alten Is-lamwissenschaft der Jahrhundertwende1900, die bereits Weltruf hatte, aber nachdem ersten Weltkrieg nicht fortgesetztwurde.Die deutschen Arabisten und Islamisten,die unter dem Nationalsozialismus Karrie-re machten, haben bis in die 1980er Jahreden Inhalt ihrer Wissenschaft und dieGeistesart ihrer Nachfolger bestimmt. Siezeichneten sich aus durch 12 Jahre Feind-schaft gegenber jeder Art von Theologie(liberal oder restaurativ) und nach 1945durch anschlieende Loyalitt nur zur re-staurativ-kirchlichen Theologie. [nach:Lling 2003, unverff.]

    Den ehemaligen Nazis schien es als BRD-Professoren angebracht, ihren Frieden mitden restaurativen BRD-Kirchen zu suchen.Die meisten waren bereit, Krten zu schlu-cken, um eine Professur zu erlangen undwollten sich diese teuer erkaufte Positionnicht durch die Wahrheit verderben las-sen [ebd.].Aber einige dieser Leute kannten noch dielange Tradition, in der Llings Werk stehtund erkannten seinen Wert: Als Lling nachJahren beruflicher Ttigkeit als Leiter ei-nes Goethe-Instituts im Nahen Osten 1967an das Seminar fr semitische Philologieund Islamwissenschaft kam, war sein Vor-gesetzter der mit ihm gleichaltrige Prof.Wolfdietrich Fischer (sie kannten sichschon seit 1951 als Studenten der Arabis-tik), der zunchst ein sehr positives Gut-achten zu Llings Dissertation schrieb(eximium opus), bevor er sich mit Tu-schungen und Verleumdungen [s. RK]bemhte, anderen Wnschen zu gehor-chen. Diese beruhten wesentlich auf dervehementen Ablehnung durch den Mnch-ner Ordinarius fr Arabistik Anton Spitaler

    (gest. 2003), dem Wortfhrer der reinenPhilologie (mit keinerlei Interesse an Theo-logie), dessen Urteil sich die meisten fgten;Spitaler erkannte und frchtete an denErgebnissen von Llings Arbeit, dass sie diebisherigen Vorstellungen von Entstehungs-geschichte, Text und Inhalt des Koran[] auf den Kopf stellen wrden [ausSpitalers Stellungsnahme, nach: RK].Erst mit der Entlassung Llings, des letz-ten noch aktiven Vertreters einer theologisch-kritischen Islamwissenschaft, war die Be-frderung der liberalen kritischen Theolo-gie zum Auenseitertum in der Islam-wissenschaft abgeschlossen und konntediese in reiner Philologie verharren undihren Konsens zementieren.Es gibt also nicht nur im Islam fundament-alistische Projekte, die ausnahmslos jedeArt von Nachdenken [] bekmpfen[Abdeljelil, nach: Hackenberger]. DenWesten htte viel mehr zu beschftigen,was sich in ihm selbst an fundamentalis-tischem Palaver-Pluralismus [Lling2007] immer mehr breit macht.

    3. Vom KonsensNeuerdings gelangt die deutsche Islam-wissenschaft zu neuer Medienwirksamkeitund weckt gelegentlich den Anschein, alswolle sie ihr selbstgemachtes Prokrustes-bett verlassen; deshalb lohnt sich ein wei-terer Blick auf die uerungen der dabeiauftretenden Experten.Anlsslich einer Diskussion im Deutsch-landradio am 9.8.06 [DR] war u.a. Hart-mut Bobzin (* 1946) anwesend, Islamis-tikprofessor in Erlangen, wo er wie Llingein Schler von W. Fischer war und gutvertraut mit Llings Thesen und dem Vor-gehen gegen ihn; doch unterlie er ffent-liche uerungen dazu. Nicht zuletzt diesbrachte ihm die zeitweise Prorektur der

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    Universitt ein und die Mitgliedschaft inder Bayerischen Akademie der Wissen-schaften. Unkenntnis konnte er fr sichnicht geltend machen, als er sagte [DR]:Lling [] hat vor vielen, vielen Jahrenein Buch verfasst ber den Urkoran. [Er]wollte nachweisen, dass es sich hier alsoum syrische Kirchenhymnen oder wenig-stens ursprnglich syrische Texte han-delt.

    Dies stimmt zwar absolut nicht, ist haar-strubender Unsinn, aber wer wird dasmerken? Von den dabeisitzenden Islam-wissenschaftlern (Ohlig, Neuwirth, Rich-ter-Bernburg, Heine) widersprach keiner;entweder haben sie alle keine Ahnung oderniemand hat etwas dagegen, wenn eineraus der Zunft den Lling mit Falschaus-sagen in Misskredit bringt. Oder ist in ih-ren Hirnen schon Wansbroughs These voneiner Entstehung des Koran in Syrien mitLuxenbergs syro-aramischer Entstehungdes Koran derart konglomeriert, dass siesich in einer syrischen Vokabel-Hypno-se befinden? Jedenfalls schuf Bobzin eineSprosse, auf welcher man im DR-Gesprchschnellstens zur syrisch-aramischen Les-art des Koran von Luxenberg gelangte.hnliches geschah offenbar auf der Kon-ferenz Historische Sondierungen und Me-thodologische Reflexionen zur Koran-genese Wege zur Rekonstruktion desvorkanonischen Koran (Berlin 21.-25.1.2004) mit der Frage Was ist eigentlichder Koran? (finanziert von der FritzThyssen Stiftung, organisiert vom Semi-nar fr Semitistik und Arabistik der FUBerlin und vom Arbeitskreis Moderne undIslam des Wissenschaftskollegs zu Ber-lin, geleitet von A. Neuwirth). Laut Mi-chael Marx (Schler von Neuwirth, Pu-blizist und Mitarbeiter am Wissenschafts-

    kolleg [2004]) haben drei Gegenentwr-fe (Crone u. Cook / Lling / Luxenberg)zur bisherigen Textgeschichte des Korandie Forschung in ein argumentatives Pattgesetzt, das die Grundlagenforschung amKoran hufig zu hemmen drohte.Auch Gnter Llings Studie zum Urko-ran, die durch eine neue englische ber-setzung erneut Aufsehen erregte, hatte eineHypothese prsentiert, der zufolge der ur-sprngliche Koran des Propheten auf ju-denchristlichen Strophenliedern beruhe,die der Prophet umgeschrieben habe unddie dann von der spteren islamischenTradition erneut abgewandelt worden sei-en. [Marx 2004]

    Die Ansicht, dass der Prophet etwas um-geschrieben htte, wurde von Lling nievertreten, wohl aber, dass der Prophet ei-nen anderen Korantext gelesen hat, als denvon der Orthodoxie nach dem Todes desPropheten herausgegebenen. Von solchengravierenden Falschdarstellungen abgese-hen, wird hier der irrige Eindruck vermit-telt, Lling wre bis zum Patt reichlichdiskutiert worden, was ebenfalls nicht derWahrheit entspricht. Schon gar nicht wur-de wegen der drei Entwrfe die Grund-lagenforschung am Koran gehemmt, son-dern die Islamwissenschaft hat sich durchVermeiden der Auseinandersetzung mitLling selbst gehemmt. Man kann hier se-hen, wie es in der Wissenschaft gelingt,das Fehlverhalten einzelner Wissenschaft-ler kollektiv schnzureden und wie Wis-senschaftler das Fehlverhalten ihrer Zunftbeschnigen.In einer Zusammenfassung der Konferenz[Marx/ Sinai 2004a] wird diese Denkungs-art nochmals deutlich: Dort heit es in Be-zug auf die Thesen Luxenbergs, das ers-te der beiden Hauptanliegen des Sympo-

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    siums, nmlich eine interdisziplinre undmglichst unvoreingenommene Diskussi-on seiner Argumente habe sich ergebenaus dem Aufsehen, welches die ThesenLuxenbergs vor allem in der internationa-len Presse erregt haben. Das bedeutet imKlartext, dass man neue Thesen, die nichtins gngige Konzept passen, berhauptnur unter medialem Druck bereit ist zu dis-kutieren.Dies erschien um so gebotener, als im-mer noch der Vorwurf im Raum steht, dieIslamwissenschaft und Arabistik habeschon einmal eine den Konsens der Ex-perten in Frage stellende Auenseiterthesetotgeschwiegen: 1974 hatte Gnter L-ling in seiner Arbeit ber den Ur-Quranbehauptet, dem Koran liege eine Samm-lung christlicher Strophenlieder zugrunde,die zunchst durch Muhammad selbst zueiner neopaganen Kritik der Trinittslehreumgearbeitet und nach seinem Tod schlie-lich aus politischer Opportunitt islamisiertworden sei. Eine Rezeption oder Kritikvon Llings Thesen seitens der Fachwis-senschaft ist seinerzeit weitgehend ausge-blieben eine Unterlassung, die nicht wie-derholt werden sollte. [ebd.]Der Konsens der Experten und eineBrandmarkung als Auenseiter scheinenLieblingsfloskeln der Schler Neuwirthszu sein, die sich selbst wohl als Expertensehen und als solche uns den Unsinn ei-ner neopaganen Kritik der Trinittslehrezumuten drfen? Wie bereits gesagt: Llinghat nie behauptet, dass der Prophet etwasumgearbeitet habe. Diese Experten sindoffenbar unfhig, Lling korrekt wieder-zugeben; wo sie es zu tun behaupten, ent-stellen sie ihn.Die Konferenzteilnehmer gaben also ohneweitere Begrndung zu, Lling nicht rezi-piert zu haben, setzen diese Unterlas-

    sung fort, als htte das Seinerzeitige mitihrem heutigen Verhalten nichts mehr zutun und verknden dies, um sich weitereVorwrfe (angesichts internationaler Me-dienaufmerksamkeit!) zu ersparen. Hn-gen etwa diese Islamwissenschaftler demirrationalen Glauben an, der Vorwurf, L-ling totzuschweigen, sei auszugleichenoder aus der Welt zu schaffen durch eineRezeption Luxenbergs?Die fortgesetzte Unterlassung sorgt wei-ter dafr, dass Llings Werk nicht in offe-ner wissenschaftlicher Diskussion Teil ei-nes Auseinandersetzungs- und Erkenntnis-prozesses werden kann. Tatschlich wur-de in den letzten 40 Jahren keine Passageoder These Llings diskutiert. Am FallLlings zeigt sich exemplarisch, was imuniversitren Beamten-Karriere-Filz mg-lich ist, wie tief einzelne Beamte und Mit-arbeiter dieses Apparates sinken, um zusteigen, und wie rcksichtslos reagiertwird, wenn der herrschende geistige Kon-sens in Frage gestellt wird.Auf einen Konsens als gltige Wahrheitwird sich gerne berufen, wenn man sich ab-sichern mchte fr den Fall, dass sich daseigene Verhalten irgendwann als Irrtumherausstellt. So betrachtet, sind Paradig-menwechsel eigentlich nur die bergngevon einem Konsens zum nchsten. Der ge-genwrtige Zustand der Islamwissenschaftzeigt aber, dass sie zuvorderst keinenParadigmenwechsel braucht, sondern dieMglichkeit der wissenschaftlichen Wahr-heitssuche in einem offenen Austausch.Dies Desiderat hat sie auf jeden Fall mitder Geschichtswissenschaft gemeinsam.Der Konsens ist in smtlichen Disziplinendes Wissens gewissermaen die heiligeKuh (Konsens-Karriere-Kuh), die geft-tert, der geopfert und von der Schutz undNahrung erwartet wird.

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    Damit komme ich zurck zur Verbindungvon Islamwissenschaft und Theologie: Diedrei monotheistischen Religionen streitensich, weil sie sich alle im alleinigen Besitzder Wahrheit glauben, doch sind sie sichvollkommen einig in der Verdrngung undVerflschung ihrer eigenen Entstehungs-geschichte und in der Bekmpfung jener,die am Konsens rhren. Nur im Sinne die-ses Konsens htte es Sinn gemacht, wasOhlig im Deutschlandradio behauptete:Die Islamwissenschaften vertreten imGrunde die gleichen Auffassungen wieauch die muslimische Theologie. [DR]Allerdings wirft das kein gutes Licht aufdie von ihm vertretene Islamwissenschaftund der Islam hlt solche interkonfessio-nelle Kumpanei fr Satanswerk. SollteOhlig jedoch etwas anderes gemeint ha-ben, htte er eine erschreckende Unkennt-nis offenbart und sich als Sprecher freine neue Islamwissenschaft selbst disqua-lifiziert.Dies wurde mglicherweise erkannt unddeshalb Ohligs Satz als reine Polemik[DR] emprt zurck gewiesen von LutzRichter-Bernburg (*1945), Semitist undseit 2000 Professor fr Islamkunde amOrientalischen Seminar der Universitt T-bingen, seit 2006 freigestellt fr das Pro-jekt Kulturanthropologie des Christentumsam Altertumswissenschaftlichen Kollegder Universitt Heidelberg und in den letz-ten Jahren beschftigt mit den im Islamvorhandenen liberalen Tendenzen und ak-tuellen Reformversuchen in gypten undim Iran. Auch er scheint den (islamischen)Reformdenkern nicht in der Weise sub-stantiell zuzuarbeiten, die Ohlig vor-schwebt sonst htte der ihn doch wohlgenannt.

    4. Einig im gegenseitig sich behindern-den StreitKarl-Heinz Ohlig (*1938) promovierte1969 in Mnster in katholischer Theolo-gie mit einer Arbeit zum neutestamentli-chen Kanon. 1970 bekam er eine Professurfr katholische Theologie und Religions-pdagogik an der Pdagogischen Hoch-schule des Saarlandes und wechselte 1978ins Institut fr Religionswissenschaft undGeschichte des Christentums. Der Leiterdes Instituts fr Islamwissenschaft undArabistik, Helmut Gaetje (1927-1986), lehn-te damals (1973) als Gutachter Llings Ha-bilitationsschrift pauschal ab. Als Gaetjedas Institut derart heruntergewirtschaftethatte, dass es geschlossen wurde, weilkeine Schler mehr kamen, unterstellteman das verbliebene und arbeitsrechtlichnicht entlassbare Personal Ohlig, der einstvon Gaetje berufen worden war. Von daan bis zu seiner Emeritierung leitete Ohligden Forschungsbereich Frhislam ander Universitt des Saarlandes. Die Ant-wort auf die Verwunderung, was es be-deutet, wenn ein katholischer Professorund geweihter Priester, der nach Ansichtvon Insidern gar kein Arabisch kann, da-mit beauftragt wird, eine Schar von Isla-misten zu betreuen, liegt in der oben ge-schilderten Entwicklung der Disziplin.Zu Ohligs Personal gehrte von Anfangan der Orientalist Gerd-Rdiger Puin (*1940),der seit 1972, zunchst als Assistent, amInstitut fr Orientalistik in Saarbrckenlehrt. Er war nicht nur vertraut mit denThesen Llings sondern ihnen sogar wohl-gesonnen, behielt dies aber weitgehend stillfr sich. Er stieg auf zum AkademischenOberrat und leitete von 1981 - 84 das bisdahin grte Kulturhilfeprojekt des Aus-wrtigen Amtes zur Restaurierung undKatalogisierung eines Fundes mit sehr fr-

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    hen Koranfragmenten, wofr die Antiken-verwaltung des Jemen um Hilfe gebetenhatte [dazu Bothmer/Ohlig/Puin].Von 1985-86 leitete der ebenfalls in Saar-brcken lehrende Kunstgeschichtler undArchologe Hans-Caspar Graf von Both-mer als Experte fr islamische Buchmale-rei das Projekt, welches seit 1987 als Dritt-mittel-Projekt der Saaruniversitt weiter-gefhrt wurde [Puin 1999]. Bothmer sorgtefr die Microverfilmung und 1997 wurdediese Arbeit im Jemen abgeschlossen.Angeblich wurden rund 35.000 Fotos vonden Manuskripten angefertigt [Geissinger],wovon bisher nur wenige verffentlichtsind. Das, was von den ltesten Koranfrag-menten nach Deutschland gelangt ist, wirdvorwiegend in Saarbrcken bearbeitet, woman sich damit einen internationalen Rufschafft. Hier wird etwas hnliches ver-sucht, wie es Eisenman/Wise [12] fr dieQumranrollen-Edition feststellten:Kontrolle ber die unverffentlichtenHandschriften bedeutet Kontrolle ber dasganze Fachgebiet, ber weiterfhrendewissenschaftliche Forschung und neueLehrsthle und Positionen [] auf die-sem Gebiet, so wie ber alle Rezensio-nen, Publikationskomitees, Redaktions-vorstnde; so werden wissenschaftlicheSuperstars geschaffen, so wird die In-terpretation der Texte gesteuert [ebd. 12].

    2003 schrieb der Islamforscher LudwigAmmann (Kulturwissenschaftliches Insti-tut Essen), die Zunft warte sehnschtigauf wenigstens eine kritisch edierte Sei-te, doch eine Edition der Fragmente wirdkeineswegs vehement von den in Fragekommenden Wissenschaftlern ffentlicheingefordert. Liegt der Grund etwa darin,dass die Mglichkeit einer syro-aram-ischen Lesart des Koran in ihren Kp-

    fen spukt, doch die wenigsten noch Ara-misch beherrschen?Den Saarbrcker Vorlesungsverzeichnis-sen der letzten Jahre ist zu entnehmen,dass die Kollegen Puin, Bothmer, Ohligund Malki gemeinsam Verffentlichungenvorstellen und Vorlesungen halten (u.a. imStudiengang Historisch orientierte Kultur-wissenschaft) ber die frhen Koran-Ma-nuskripte und den darin angeblich erkenn-baren Einfluss des Aramischen.Die These der syro-aramischen Lesartdes Koran [2000] stammt von dem Schrei-ber mit dem Pseudonym Christoph Lu-xenberg. Er promovierte in Heidelberg beidem Orientalisten Anton Schall und wur-de in Saarbrcken von dem oben genann-ten Prof. Gaetje als Lektor angeworben.Ob sein Pseudonym ntig ist, um ihn we-gen der Brisanz seiner Verffentlichungenvor Angriffen zu schtzen, wird mittlerweilevon vielen bezweifelt; andere kritische Islam-forscher benutzen schlielich auch keines.Hartmut Bobzin murrte im Deutschland-radio, es gehre eigentlich zu den heuti-gen Standards der Wissenschaft, dassman mit offenem Visier arbeitet.Vor allem schtzt das Pseudonym vor derkritischen Auseinandersetzung mit denIslamwissenschaftlern. Auerdem entstanddadurch anfangs der Eindruck, als htteLuxenberg seine Vermutungen ber die ur-sprngliche Schreibung bestimmter Buch-staben im Koran ganz in Unkenntnis derltesten Koranfragmente aus dem Jemenbzw. unabhngig von den diesbezglichenForschungen der Saarbrcker entwickelt,so dass beide Thesen unabhngig von-einander gewonnen und sich gegenseitigzu sttzen schienen. Diese Annahme fin-det sich noch 2004 in der Luxenberg-Kri-tik des Niederlnders Richard A. Kroes[drittletzter Absatz].

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    Der Semitist Simon Hopkins [2003] be-scheinigte Luxenbergs Buch hanebche-ne Philologie und exegetische Kaprizenso wie schlechte Methodik und bezeich-nete es als irriges Ergebnis einer falschenHypothese.

    Prof. Dr. Thomas Bauer, seit Sept. 2006am Institut fr Arabistik und Islamwis-senschaft in Mnster, ist aus seiner Studi-enzeit in Erlangen mit Lling und seinerArbeit bekannt. Er hlt so wenig von denThesen Ohligs und Luxenbergs, dass erimmerhin in einem Leserbrief schrieb, die-se wrden an seinem Institut keinen Semi-narschein einbringen und Luxenbergs Me-thodik sei nichts weiter als der reinsteAberwitz, und wahrscheinlich gerade des-halb so medientauglich. [2006, 31]. Den-noch hat er diesen Aberwitz noch in kei-nem Artikel sachlich aufgezeigt vielleichtaus Sorge, seine Energie zu verschleudern?Seit kurzem ist er nun Stipendiat in Berlinbeim Wissenschaftskolleg, welches Ange-lika Neuwirth leitet, mit der zusammen erbereits 2005 ein Buch herausgab.Prof. Angelika Neuwirth ist seit 1991 Lei-terin des Seminars fr Semitistik und Ara-bistik der Freien Universitt Berlin. Sie hatbei Anton Spitaler habilitiert mit einer Ar-beit, die in islamwissenschaftlichen Krei-sen eindeutig als Arbeit gegen Lling bzw.seine Thesen verstanden wird (ausdrck-lich keine Strophenlieder, keine Umgangs-sprache im Koran), Lling selbst jedochan keiner Stelle nennt.Frau Neuwirth uerte im Deutschland-radio ber die neuen Korandeutungendes Saarbrckers Luxenberg: Philolo-gisch ist das fr mich unannehmbar; sienannte es herumexperimentieren, undder ebenfalls anwesende Lutz Richter-Bernburg nannte es kurz und prgnant

    Schnickschnack. Wer nun aber erwar-tete, Neuwirth wrde sich klar abgrenzen,da so eine Arbeitsweise alle in Verruf bringt,durfte sich wundern. Tatschlich rckteNeuwirth ihren Kollegen Richter-Bernburggleich subtil zurecht, indem sie umstnd-lich den Wert des wichtigsten Schnick-schnack-Produzenten betonte: Luxenberghat das Verdienst, das muss ich sagen,das sollte man ihm nie absprechen, er hatdas Verdienst, uns wieder etwas in Bewe-gung gebracht zu haben, uns klargemachtzu haben, dass wir gerade die vorislami-schen Traditionen wieder vermehrt in denBlick nehmen mssen. Das ist sicher einVerdienst. [DR]

    In ihrer eigenen Vergangenheit liegt derGrund, warum sie nicht aussprechen kann,dass die Islamwissenschaft dies lngsthtte haben knnen: Wenn nmlich dieArbeitsergebnisse der kritischen Theolo-gie und der lteren Islamwissenschaft Ge-genstand wissenschaftlicher Diskussiongeblieben bzw. nach dem Krieg wieder ge-worden wren, mit anderen Worten, wennsich die Islamwissenschaft (und eben auchNeuwirth) auf den ursprnglich von W.Fischer anerkannten Wandel durch LlingsHabilitation bzw. auf das Wetterleuchteneiner radikalen Wende [Nagel] durch L-ling eingelassen htte. Dafr hat sich Neu-wirth aber nie stark gemacht.Doch entgegen aller frheren Gewohnheitder letzten Jahrzehnte hat sie in diesemJahr erstmals davon gesprochen, dass derKoran ein sptantiker Text in poetisch-arabischer Sprache sei. Dies war der Ti-tel eines Abschlussvortrages, den sie aufeiner Konferenz (2.7.-5.7.08) hielt, welcheverschiedenen Aspekten der arabischenSprache galt. Pikanterweise wurde die Kon-ferenz vom Lehrstuhl fr Arabische Phi-

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    lologie an der Universitt Erlangen veran-staltet zum 80. Geburtstag von Wolfdiet-rich Fischer [Luthay]. Dass der Koran alt-arabisch-christliche Strophenlieder enthlt,diese also Poesie sind, ist eine von L-lings Thesen ber den Urkoran, die Fi-scher zunchst sehr positiv befrwortethatte. Lling, der in Erlangen lebt, war zuder Konferenz nicht geladen und wurdevon Neuwirth auch in diesem Zusammen-hang nicht erwhnt.Insofern entsteht der Eindruck, dass ge-nau jenes Universittspersonal, welchesLlings Thesen jahrelang verdrngt undunterdrckt hat, sich nun allmhlich eini-ger seiner Thesen bemchtigen und sie aufdie eigenen Fahnen schreiben mchte. Manwei, dass Llings Thesen gut sind, hatihn aber nicht nur selbst totgeschwiegen,sondern zustzlich noch Jahrzehnte Stu-denten ausgebildet, die ihn in ihren Arbei-ten nicht kennen oder diskutieren durften.Knnte es sein, dass nach einem halbenJahrhundert, in dem Zivilcourage fehlte,nun Raubrittertum zu Tage kommt? Ms-sen wir also damit rechnen, dass Neuwirth und mit ihr andere Islamwissenschaft-ler demnchst den Koran schon im-mer fr Strophenlieddichtung gehaltenhaben, ohne Llings Forschungen zu er-whnen?Frau Neuwirth entgeht anscheinend, wel-ches frchterliche Jammerbild der Islam-wissenschaften (sich eingeschlossen) siezeichnet: Wissenschaftler, die nicht in derLage sind, Forschungen qualifizierter Is-lamwissenschaftler ber die vorislami-schen Traditionen (z.B. Llings Werk)durch ihre fachkompetenten Mitglieder inden Blick zu nehmen, sondern auf (Lu-xenbergs) unannehmbare Experimenteangewiesen sind [DR, s.o.], um irgend-wie voranzukommen wohin auch immer.

    Diese Haltung Neuwirths lsst fr die his-torisch-kritische Textexegese und die wei-tere Entwicklung in den Islamwissen-schaften auf wenig Fortschritte hoffen.Diese Befrchtung besttigt sich ange-sichts eines Projektes, mit dem Neuwirthetwas hnliches versucht wie die Saar-brcker mit den Jemen-Manuskripten: Sieverwaltet in Berlin ein Archiv mit Fotosalter Koranmanuskripte, welches unterIslamwissenschaftlern bis Ende des 20.Jh. durch den 2. Weltkrieg als verloren galt,tatschlich aber im Besitz von Anton Spita-ler war, der es um 1990 seiner ehemaligenSchlerin Angelika Neuwirth bergab, diesich wiederum einige Jahre Zeit lie, diesffentlich zu machen [dazu Mller 2009].Dieses Archiv ist Kernstck des Langzeit-projekts Corpus Coranicum, welches derBERLIN-BRANDENBURGISCHENAKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN(BBAW) angeschlossen ist, von Neuwirthgeleitet wird und fr das es 18 Jahre langstaatliche Frderung geben soll [Higgins].Hier entstehe [laut Neuwirth in: Scharf]eine dokumentierte, nicht aber eine kriti-sche Koranausgabe; man will eine Fl-le ltester Handschriften elektronisch aus-werten und die umfangreiche gelehrte Li-teratur zu den Lesarten heranziehen; dazuwerde es einen historisch-kritischen Ko-ran-Kommentar geben [ebd.].Corpus Coranicum ist Teilprojekt des For-schungsprogramms Europa im NahenOsten Der Nahe Osten in Europa, wel-ches seit 2006 von der BBAW, der FRITZTHYSSEN STIFTUNG und dem WIS-SENSCHAFTSKOLLEG Berlin durchge-fhrt wird und in dessen Kollegium Neu-wirth ebenfalls leitendes Mitglied ist.Es geht bei dem Projekt insgesamt um dieDokumentation frher Koranhandschriftenund die Kommentierung des Korans im

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    Kontext der sptantiken Religionsgeschich-te. Dabei werden systematisch inhaltlicheund terminologische berschneidungen mitsptantiker jdischer, christlicher sowiealtarabischer Literatur registriert [ARR].Wie man sie erkennen will, wird nicht ge-sagt. Stattdessen sagt Neuwirth [nach Ne-lien], was sie nicht will:Wir sind keine Theologen und habenweder eine theologische noch eine aufkl-rerische Absicht in unserer Projektarbeit.Diese Absage an Theologie und Aufkl-rung richtet sich gegen Lling und die pro-testantisch-liberale Dogmenkritik ebenso,wie gegen Luxenberg und die Thesen derSaarbrcker. Was brig bleibt, ist Philolo-gie bzw. vergleichende Textbetrachtung.Die Differenzen und Verwunderungen knn-ten bereits beginnen bei der Aussage, derKoran sei ein in ber zwei Jahrzehntengewachsenes Textkorpus, welches forma-le und inhaltliche Differenzen aufweist undin dem frhere Suren durch sptere Rck-bezge und Ergnzungen vielfach aus- undumgedeutet werden [ARR].Das alles in zwanzig Jahren? Hier sindschon die Weichen gestellt, um auf altenGleisen fr viel Geld im Kreis zu fahren.Bekanntlich muss so ein Kreis nur grogenug sein, um die Illusion zu erhalten,man bewege sich voran.Neuwirth mchte mit dem Projekt offen-bar ihre Dissertations- und Lieblingsthesezum Koran sttzen, den sie fr ein Ge-meindeprodukt hlt. Ohlig griff diese Ideeebenfalls auf: eine Flle von Gemeinde-traditionen seien den ursprnglichen Of-fenbarungen hinzugefgt worden [in Both-mer u. a., 34].Zweifellos hat jede Kommentierung undInterpretation des Koran stets eine einsei-tige und ideologisch voreingenommeneTendenz, wenn sie den zeitgenssischen

    Kontext und damit die theologischenAspekte auer Acht lsst oder falschdeutet. Deshalb gilt es vor einer Neuber-setzung oder Neukommentierung in einemProzess offener Auseinandersetzung erst-mal historisch und theologisch zu klren,um welche Zeit es denn geht und aufwelche Diskussionen der Koran antwor-tet. Dazu hat Lling bereits wichtige Ar-beit geleistet, auf die man sich endlichbesinnen sollte.Stattdessen kommt Neuwirths SchlerNicolai Sinai [2004] zu dem Ergebnis,dass es allein auf der Grundlage des un-punktierten Schriftbildes durchaus mg-lich [sei], den Koran als sptantikes Koch-buch zu lesen. Das mge er doch bitte vor-machen an Hand der unpunktierten Ko-ranfragmente aus dem Jemen. Guten Ap-petit.

    Zum Schluss allen hier Genannten ein Satz,den Ignaz Goldziher [1978] am 23. Mrz1892 in sein Tagebuch schrieb:Ich habe sie erlitten die Grausamen, Ent-menschten. Die Gelehrten mit ihrer boden-losen Eitelkeit, die Reichen mit ihrer ver-brecherischen Herzlosigkeit, die Armenmit ihrer frechen Unbescheidenheit, alle-samt wie Priester so das Volk. Und ichschaudere vor dem Gedanken, vielleichtzu sein, wie einer ihresgleichen.

    Literatur:Aich, Prodosh (2000): Preis des aufrech-ten Gangs, Lebenserinnerungen einesHochschullehrers aus den Jahren 1957-1987. Oldenburg (2003): Lgen mit langen Beinen Entdeckungen, Gelehrte, Wissenschaft,Aufklrung. Dokumentarische Erzhlung.Oldenburg

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    Stand: April 2009 (die erste Fassung die-ses Beitrags erschien in ZeitensprngeHeft 3, 2008). Kontakt:www.symbolforschung.de

    Anmerkungen:* Die Autorin engagiert sich seit 25 Jahren in derdeutschen Geschichts- und Chronologiekritik undist seit 1990 mit dem Werk Gnter Llings bekannt.

    1 Als Essay (= Probe, Versuch) gilt in der Regeleine von stark subjektivem Schreibstil geprgte Er-rterung von geringem Umfang, die sich zwischenwissenschaftlicher Abhandlung und journalistischemFeuilleton bewegt und die Kriterien streng wissen-schaftlicher Methodik vernachlssigt.2 Der indische Verlag bot das Buch zu einem er-schwinglichen Preis an, doch angelschsische Hnd-ler verkauften es zunchst zu horrenden Preisen; dannhie es, das Buch sei vergriffen. Bei Interesse wen-de man sich direkt an den Verlag Hannelore Lling.