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KLIMAWANDEL BEWEGT LMU-FORSCHER HEISSE ZEITEN PROFILE STRUKTUREN FÜR DIE SPITZEN- FORSCHUNG PROFILE DER MISSIONAR ZEITSCHRIFT DER LUDWIG·MAXIMILIANS·UNIVERSITÄT MÜNCHEN MünchnerUni Magazin 02 • 2007

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KLIMAWANDEL BEWEGT LMU-FORSCHER

HEISSE ZEITEN

PROFILE

STRUKTUREN

FÜR DIE

SPITZEN-

FORSCHUNG

PROFILE

DER MISSIONAR

Z E I T S C H R I F T D E R L U D W I G · M A X I M I L I A N S · U N I V E R S I T Ä T M Ü N C H E N

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EDITORIALABC DER MENSCHHEIT

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1In diesem Jahr stehen zum ersten Mal die Geisteswissenschaftenim Mittelpunkt eines bundesweiten Wissenschaftsjahres. Nachsieben Jahren, die national oder sogar international einzelnenDisziplinen der Naturwissenschaften gewidmet wurden, rückt nundas Bundesministerium für Bildung und Forschung die geistes-wissenschaftlichen Fächer und ihre Themen ins Licht der Öffent-lichkeit. Eine meiner ersten größeren Aufgaben als neuer Vize-präsident, der als Sinologe fachlich die Geistes- und Kulturwissen-schaften im Leitungsgremium der LMU vertritt, ist es, den Ball,den uns das BMBF zugespielt hat, aufzunehmen. Dies bietetgleichzeitig eine willkommene Gelegenheit, mich den Leserinnenund Lesern des MünchnerUni Magazins zu Beginn meiner Amts-periode vorzustellen. Neben fachlichen und inhaltlichen Fragenwird auch die schwierige Umsetzung des Bologna-Prozesses inmeinem Aufgabenbereich liegen, ebenso andere Studium und Leh-re betreffende Themen.

Die Geistes- und Kulturwissenschaften sind eine der zentralen Säu-len unserer Universität, die im Wettstreit der Exzellenzinitiativebewusst ihre Eigenschaft als Volluniversität hervorgehoben hat.Natürlich gab es bei einzelnen Fachvertretern etwas Verwunderungdarüber, dass die Geisteswissenschaften offenbar in der öffentlichenWahrnehmung als Ganzes aufgefasst werden, denen die Naturwissen-schaften als Einzeldisziplinen gegenüberstehen. Man hätte ja auchein Jahr der Literaturwissenschaften oder der historischen Disziplinenausrufen können. Bei aller zugestandenen Diskussionswürdigkeit willdie LMU den von der Politik gewählten Ansatz als eine große Chan-ce verstehen. Sie möchte daher zum Jahr der Geisteswissenschaftenneben spezialisierten Vorlesungsreihen auf einer überfakultären Ver-anstaltung am 2. Juni zeigen, wie viele Gemeinsamkeiten die Gei-steswissenschaften bei aller Vielfalt aufweisen. Im BMBF hat das Jahrder Geisteswissenschaften den Namen „ABC der Menschheit“ er-halten. In Anlehnung daran werden die Fächer der LMU zeigen, dassim „ABC der Kulturen“ dieser Welt an der LMU alle Buchstaben desAlphabets in einem breiten Fächerspektrum präsent sind: Große, klas-sische Disziplinen verdichten sich mit seltenen Fächern zu einemNetzwerk herausragender Forschung. Mehr als 30 Prozent aller ander LMU Studierenden erhalten in diesem Verbund eine qualifizierteAusbildung.

Am 2. Juni wird sich diese wissenschaftliche Vielfalt, die weit über dashinausgeht, was andere europäische Universitäten bieten können ei-ner breiten Öffentlichkeit präsentieren: Wissenschaftler lesen ausWerken der Weltliteratur und erläutern ihren Forschungsgegenstand,präsentieren ihre aktuelle Forschung in Vorträgen oder geben den Gäs-ten Gelegenheit, Workshops aktiv mitzugestalten. (Video-)Präsenta-tionen ergänzen das Bild. Unser Ziel ist es zu zeigen, wie viele uns alsvöllig selbstverständlich erscheinende Teile unserer Gesellschaft oh-ne die Geisteswissenschaften nicht funktionieren würden. Obwohl mitHilfe dieser Forschung niemand schneller, höher oder weiter fliegenwird, gibt es genug andere Felder des öffentlichen Lebens, in denenohne die Geisteswissenschaften ein Vakuum entstünde.

Globalisierung ist ein Schlagwort, dass heute jeder Politiker im Mun-de führt. Es überdeckt jedoch manchmal, für wie viele Bereiche die-ser Welt die knappe Ressource regionaler Kompetenz benötigt wird.Hinter der Annahme einer globalen Einheitlichkeit verbirgt sich ofteine kaum verhüllte Provinzialität. Die Geisteswissenschaften ver-stehen sich als Gegengift: Sie sind das Gedächtnis für die kulturellenGrundlagen unserer Gesellschaft, schlagen Brücken zwischen denKulturen und Religionen. Sie erklären Unterschiede und helfen, Tra-ditionen zu verstehen und zu übersetzen. Doch sie sind auch da ge-fragt, wo Technik möglich macht, was bisher undenkbar war. Sieschärfen unser Selbstbild und ermöglichen Entwürfe gesellschaft-lichen Zusammenlebens für die Zukunft.

In seiner Dankesrede für den Friedenspreis des Deutschen Buch-handels hat sich der Soziologe Wolf Lepenies unlängst gegen die For-derung nach einem Verlassen des Elfenbeinturms gewehrt. Er fordertvielmehr dazu auf, mit aller Leidenschaft hinaufzusteigen. Denn vomElfenbeinturm aus könne man weit sehen. Denselben Gedanken hatübrigens ein chinesischer Dichter im achten Jahrhundert in einen bisheute in China berühmten Vierzeiler gefasst. Es muß nicht immer Elfen-bein sein. Aber für die Herausforderungen unserer Zeit brauchen wirdie Perspektive von oben, die mutig genug ist, den Forderungen nachdirektem Anwendungsbezug auch einmal zu widerstehen. ■

Professor Dr. Hans van EssVizepräsident der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München

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■ KOOPERATION MIT LAN-DESAMT FÜR GESUNDHEITDie Medizinische Fakultät derLMU und das Bayerische Landes-amt für Gesundheit und Lebens-mittelsicherheit (LGL) haben einewissenschaftliche Kooperationvereinbart. Ziel dieser Vereinba-rung ist eine Verbesserung in derGesundheitsforschung und -förde-rung durch Bündelung der Res-sourcen beider Partner. Besonders

in den Bereichen Epidemiologie, bevölkerungsbezogene Gesund-heitsinformation, Hygiene, Infektiologie, Arbeits- und Umweltmedizinsowie Ernährung soll hierdurch eine Brücke in Forschung und Lehregeschlagen werden. Professor Dietrich Reinhardt, Dekan der Medizini-schen Fakultät, und Professor Volker Hingst, Präsident des LGL: „DieKooperation beinhaltet unter anderem die Erschließung des umfang-reichen Datenmaterials des LGL insbesondere im Bereich der Arbeits-und Sozialmedizin, die gemeinsame Nutzung von Geräten, Methoden,Bibliotheken und gemeinsame Fortbildungsveranstaltungen.“ Auch fürdie Studierenden wird die Kooperation neue Möglichkeiten eröffnen. Sowird es ab 2008 einen Master of Public Health geben, der im Rahmeneiner Spezialisierung auf „Health Administration and Management“ inKooperation mit dem LGL angeboten werden soll. ■ gra

■ 60 JAHRE INSTITUT FÜR BAYERISCHE GESCHICHTEDas Institut für Bayerische Geschichte an der LMU feiert in diesemJahr seinen 60. Geburtstag. 1947 auf Initiative des damaligen Bayeri-schen Ministerpräsidenten Wilhelm Hoegner und des renommiertenLandeshistorikers Professor Max Spindler gegründet, sollte das Insti-tut für Bayerische Geschichte die historische Erforschung des Frei-staates in den folgenden Jahrzehnten entscheidend prägen, wichtigeImpulse für die landesgeschichtliche Forschung im deutschsprachigenRaum geben und zu einem der geistigen und kulturellen FundamenteBayerns werden. Die rege Forschungsarbeit des Instituts dokumen-tieren unter anderem zahlreiche Standardwerke zur bayerischenGeschichte. Das Institut wird derzeit geleitet von Professor FerdinandKramer, Professor Alois Schmid sowie dem Generaldirektor der Staat-lichen Archive Bayern, Professor Hermann Rumschöttel. Durch dieReorganisation des Instituts 2005/2006 als Zentrale Einrichtung ander LMU konnte die interdisziplinäre und über die Universität hinaus-gehende Zusammenarbeit weiter gestärkt werden. ■ gra

■ ABC DER KULTURENWie schreibt man Keilschrift?Warum verliert der Alltag seineSelbstverständlichkeit, wennMenschen aus verschiedenenKulturen miteinander arbeiten,forschen, studieren? Was hat Generationen von Schriftstellern anShakespeare so fasziniert? Alle an geisteswissenschaftlicher For-schung Interessierten können am 2. Juni in der LMU ihre Fragen stel-len. Geistes- und Kulturwissenschaftler aller Disziplinen von Assyrio-logie über Bayerische Geschichte bis zur Chinesischen Philosophieund Literatur geben beim „ABC der Kulturen“ im LMU-Hauptgebäu-de Einblicke in ihre umfangreichen Forschungsaktivitäten. Spannen-de Vorträge, Workshops, Lesungen sowie Posterpräsentationen zei-gen die Vielschichtigkeit der vernetzten geisteswissenschaftlichenForschung und ihre enorme Bedeutung für das kulturelle Verständ-nis der Welt. Nach der Eröffnung durch den Bayerischen Wissen-schaftsminister Dr. Thomas Goppel um 13:00 Uhr und einem Plen-arvortrag des Romanisten Professor Andreas Kablitz startet ab 14.30Uhr das Hauptprogramm. In Kurzvorträgen, Posterpräsentation, Le-sungen oder Workshops stellen Wissenschaftler ihre Forschungsge-biete vor. Das detaillierte Programm gibt es unter www.lmu.de/abc-der-kulturen. ■ gra

■ NEUER UNIVERSITÄTSPREDIGER AN ST. LUDWIGLudwig Mödl ist neuer Universitätsprediger an der Universitäts-kirche St. Ludwig. Mit einem feierlichen Gottesdienst wurde er am29. April in sein Amt eingeführt. Der emeritierte Ordinarius fürPastoraltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der LMUist in dieser Funktion Nachfolger des angesehenen Religionsphilo-sophen Professor Eugen Biser, der diese Aufgabe 26 Jahre lang aus-gefüllt hat. Ludwig Mödl, 1938 in Ingolstadt geboren, wurde 1966 inEichstätt zum Priester geweiht und wirkte dort von 1971 bis 1987 alsLeiter des Priesterseminars. Von 1996 bis zu seiner Emeritierung2003 war er Inhaber des Lehrstuhls für Pastoraltheologie. Er wird inder Universitätskirche sonntagabends um 19 Uhr die Heilige Messefeiern. ■ gra

■ GIRLS' DAY AN DER LMUBei über 8.000 Veranstaltungen haben Mädchen in ganz Deutsch-land beim Aktionstag Girls'Day am 26. April Forschungsrichtungenund spannende Berufe entdeckt. Auch die LMU hat sich zum erstenMal am Girls' Day beteiligt. 56 Mädchen zwischen 12 und 15 Jahrenkonnten in der Mathematik, Statistik und Physik spannende Ausflügein die Wissenschaft machen. In der Physik lockte ein physikalischerBastel- und Experimentierkurs. Bei den Statistikerinnen konnten dieTeilnehmerinnen ihre eigene Umfrage machen und statistisch aus-werten. In der Mathematik ging es um den „Zebrastreifen auf demJoghurtbecher”. Schülerinnen zwischen 14 und 16 Jahren erforsch-ten hier mit den vier Grundrechenarten den Barcode, mit dem jederSupermarktartikel gekennzeichnet wird. Vor allem technische Un-ternehmen oder Firmen mit technischen Abteilungen, Hochschulenund Forschungszentren öffnen am Girls'Day ihre Türen für Schüle-rinnen der 5. bis 10. Klasse. ■ gra

■ LMU STARK IN UNI-RANKINGSIm neuesten Hochschulranking des Centrums für Hochschulent-wicklung (CHE) schneidet die LMU vor allem bei der Forschungs-reputation in fast allen untersuchten Fächern sehr gut ab. Die Studiehebt besonders die Fächer Anglistik/Amerikanistik und Biologie her-vor, die nicht nur als führend in der Forschung gelten, sondern auchbei der Betreuung der Studierenden hervorragend positioniert sind.Beide Fächer, wie auch die Germanistik und Physik, erhalten zudemBestnoten bei der Bewertung der Zufriedenheit der Studierenden mitihrem Fach. Biologie und Pharmazie werden für ihre gute Laboraus-stattung gelobt, Geschichte und Erziehungswissenschaften punktendurch gute Bibliotheken. Für die besondere Qualität ihrer wissen-schaftlichen Veröffentlichungen werden Physik und VWL gelobt. Imaktuellen Ranking des Nachrichtenmagazins FOCUS behauptet sichdie LMU zudem als beste deutsche Volluniversität. Für das FOCUS-Ranking 2007 befragte das Magazin insgesamt 1.000 Dekane und2.500 Wissenschaftler. ■ ms

■ EIN WICKELTISCH FÜR VÄTERDarf ich als Mann mit wickelbedürftigem Kind in die Damentoilette,wenn dort der einzige Wickeltisch ist, fragen etikettebewusste Väter.Im Gebäude der Schellingstraße 3 der LMU wurde ein „berechtigterBedarf“ an geschlechtsneutralen Wickelmöglichkeiten konstatiert –und jetzt gibt es ihn: den Wickeltisch für Mütter und Väter, Opas undOmas, Kinderfrauen und Onkels. Er befindet sich in einem eigenenRaum im Erdgeschoss des Rückgebäudes, kinderwagenfreundlichgelegen. Allerdings, fügt die Liegenschaftsabteilung hinzu, sei solch ein Um-bau nicht in jedem Gebäude möglich – aus Platzgründen. Hauptab-teilungsleiter Matthias Hüttenhofer verweist daher auf den vor eini-gen Jahren eingerichteten Still- und Wickelraum im Hauptgebäudeder LMU. In dem Raum gleich neben dem Eingang Amalienstraßekönnen sich Mütter, Väter und Kinder ausruhen, spielen, Kinder-nahrung zubereiten und natürlich auch wickeln. ■ gra

NEWS

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■ NEWS

2 MELDUNGEN

■ TITEL

4 KLIMAWANDEL BEWEGT LMU-FORSCHER

HEISSE ZEITEN

■ ESSAY

8 150 JAHRE HISTORISCHES SEMINAR DER LMU

■ PROFILE

10 EXZELLENZINITIATIVE

STRUKTUREN FÜR DIE SPITZENFORSCHUNG

12 ZEHN JAHRE JÜDISCHE GESCHICHTE AN DER LMU

AUFBAU-ARBEIT

14 LMU-FORSCHER AM WISSENSCHAFTSKOLLEG

DENKEN, REDEN, SPIELEN

16 FORSCHUNG ZUM LAUTWANDEL

DIE QUEEN UND DAS MÜNDUNGSENGLISCH

18 CHINESEN PROMOVIEREN AN DER LMU

ERFOLGSMODELL CHINA-AUSTAUSCH

20 KOMMUNIKATOREN

DER MISSIONAR

■ FORUM

22 PRO & CONTRA

LEHRPROFESSUREN – KÖNIGSWEG ODER IRRWEG?

■ MENSCHEN

23 NEUBERUFEN

26 PREISE & EHRUNGEN

■ SERVICE

30 TIPPS & TERMINE

■ IMPRESSUM

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HEISSE ZEITENKLIMAWANDEL BEWEGT LMU-FORSCHER

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PROFILE DIE QUEEN UND DAS

MÜNDUNGSENGLISCH

PROFILE ZEHN JAHRE JÜDISCHE

GESCHICHTE AN DER LMU

PROFILE DER MISSIONAR

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Der Bericht der UN-Klimaforscher kann einem das schöne Wetter ziemlich ver-leiden. Es wird im-mer wärmer, Gletscher schmelzen, der Meeres-spiegel steigt. Nicht einmal mehr 15 Jahre haben wir Zeit, eine unumkehrbare Klimakatastrophe zu verhindern. Doch Panik ist die falsche Reaktion, sagen Experten. Denn die Menschheit kann noch gegensteuern. An der LMU arbeiten Forscher-teams aus verschiedensten Bereichen der Wis-senschaft mit Hochdruck an der Erforschung des Klimawandels und suchen neue Wege aus der Kli-makatastrophe.

Für Professor Peter Höppe kommen die neuesten War-nungen der UN nicht überraschend. Als Leiter der GeoRisi-koForschung der Münchener Rück, kennt er die Daten und Sta-tistiken zum Klimawandel. Die Münchener Rück war eines der ersten Unternehmen, das bereits vor über 30 Jahren vor den Gefahren des Klimawandels gewarnt hatte. Ein Rückversicherer muss schließlich einschätzen können, welche Schäden durch Extremwetterereignisse in der Zukunft zu erwarten sind und wo genau der Klimawandel die Risiken vergrößert. Peter Höppe rechnet mit einer steigenden Zahl schwerer Naturkatastrophen. Allerdings warnt der Klimaexperte vor Hysterie. „Es müssen geeignete Klimaschutz- und Anpassungsmaß-nahmen ergriffen werden. Ein Verbot von herkömmlichen Glühbir-nen wie in Australien ist zwar sinnvoll, unser Problem löst das aber nicht.“ Er fordert stattdessen verbindliche Klimaschutzziele auf glo-baler Ebene. Mit langfristigen Voraussagen hält sich Höppe, der als außerplanmäßiger Professor an der LMU Biometeorologie und Um-weltmedizin lehrt, auch gegenüber seinen Studenten eher zurück. Doch er rechnet damit, dass auch 2007 eines der wärmsten Jahre seit Beginn der Messungen wird, und dass durch eine steigende Zahl an Hurrikanen großer Schaden zu befürchten ist. Durch das Voralpenland werden wohl nie Hurrikane fegen. Doch der

Klimawandel ist auch in Bayern längst angekommen. „Die Tem-peratur bei uns steigt schneller als im globalen Durchschnitt“, sagt LMU-Geograph Professor Wolfram Mauser. Mit Wissen-

schaftlern seines Lehrstuhls für Geographie und Fernerkundung überfl iegt er regelmäßig mit einem Kleinfl ugzeug das Voralpenland

und misst mit einem Spektrometer die Vegetation. Der Vorsitzen-de des Nationalen Komitees für Global Change Forschung

kann sich durchaus vorstellen, dass es zukünftig im bayerischen Voralpenland statt Weideland endlose

Maisfelder gibt, die es heiß und trocken lieben. Wolfram Mauser will genaue Voraussagen über die Folgen des Klimawandels machen. Er leitet das vom Bundesforschungsministerium geför-derte Großprojekt GLOWA-Danube. Als eines der größten universitären Forschungsprojekte der Klimafolgenforschung in Europa untersucht

GLOWA-Danube die Auswirkungen des Klima-wandels auf die Wasserressourcen der oberen Do-

nau. GLOWA steht dabei für „Globaler Wandel des Wasserkreislaufs“. An diesem Großprojekt beteiligt sind

Informatiker, Meteorologen und Volkswirtschaftler der LMU, die mit Umweltpsychologen, Agrarökonomen, Tourismusforschern und Glaziologen aus ganz Deutschland zusammenarbeiten. „Seit sechs Jahren untersuchen wir das gesamte gekoppelte System zwi-schen Klimaänderung, Änderung des Wasserkreislaufs, Änderung der Wasserverfügbarkeit und der Nutzung durch den Menschen“, erzählt Wolfram Mauser. EIN SIMULATOR FÜR DEN KLIMAWANDELDer Clusterrechner, der diese Daten interaktiv vernetzt, steht in Mün-chen. Mit ihm wollen die Forscher um Wolfram Mauser Modelle ent-wickeln, mit denen es möglich ist, Szenarien über die Auswirkungen der Klimaveränderung auf der regionalen Ebene der Oberen Donau durchzuspielen. Herauskommen soll eine Art Flugsimulator für den Klimawandel. Der soll Politik und Wirtschaft helfen, mit verschie-denen Szenarien des globalen Wandels umzugehen. So können sich etwa Kraftwerksbetreiber frühzeitig überlegen, wie sie an Kühlwas-ser kommen, wenn die Flüsse im Sommer zu wenig Wasser führen werden.

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Etwa 400 Kilometer oberhalb der Donau ist vor einigen Jahren et-was Seltsames passiert. Der Meteorologe Professor Olaf Krüger hatte damals festgestellt, dass politischer Wandel und Klimawandel zu-sammenhängen. Er nannte es den „Gorbatschow-Effekt“. Krüger, heute mit einer Vertretungsprofessur am Meteorologischen Institut der LMU, arbeitete damals noch an der Universität Hamburg und wertete mit Professor Hartmut Grassl vom Max-Planck-Institut für Meteorologie Satellitenbilder aus dem „Schwarzen Dreieck“ aus. So hieß das Grenzgebiet von Polen, Tschechien und DDR, wegen der Kohle, die hier verstromt wurde. Die Forscher stellten fest, dass sich im Dreiländereck nach Glasnost die Wolken lichteten, weil die Dreck schleudernden Kraftwerke nach und nach stillgelegt wurden. Die Folgen für das Klima aber waren negativ. Denn die Dreckpartikel aus den Kraftwerken hatten vorher die Atmosphäre gekühlt – wie ein Sonnenschirm. Außerdem hatte sich an den Aerosolen Wasserdampf niedergeschlagen, wodurch sich Tröpfchen gebildet hatten, die zu Wolken herangewachsen waren. Die Wolken hatten die globale Er-wärmung gebremst. Olaf Krüger fordert natür-lich nicht, mehr Dreck in die Atmosphäre zu pusten. Aber er sagt: „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in eine neue Schräglage kommen, wenn wir ein-seitige Maßnahmen ergreifen.“ Das Institut für Meteorologie der

LMU, an dem Krüger lehrt, soll in Zukunft verstärkt die großräumige und langfristige Klimaentwicklung unter die Lupe nehmen. Forscher sagen für Mitteleuropa lange Perioden von Hitze und Trockenheit vor-aus, die sich mit Phasen von Starkregen und Überschwemmungen abwechseln. Im Rahmen ihrer Neuausrichtung wollen die LMU-Me-teorologen zukünftig die physikalischen Hintergründe dieser Ex-tremwetterphänomene ausloten. Schwerpunktmäßig sollen auch die Auswirkungen des Klimas auf die Umwelt erforscht werden. Dabei werden die Meteorologen eng mit anderen Naturwissenschaftlern zusammenarbeiten.Dr. Andreas Beck könnte so ein Kooperationspartner für sie sein. Er ist Biologe und dokumentiert den Wandel der Vegetation in Bayern. Eigentlich hat der Experte für Flechten und Moose sein Labor in der Botanischen Staatssammlung in München-Nymphenburg. Zur-zeit ist er aber auch öfter im Münchener Osten anzutreffen. Dort stehen Bergahorne, an denen er das Wachstum von Flechtenarten dokumentiert, die auf den Bäumen wachsen. So kann Beck beispiels-weise neue Arten nachweisen und damit dokumentieren, wie sich die Lebensräume von Pfl anzen verschieben. In Deutschland siedeln sich schon jetzt mediterrane Flechtenarten an, die hier nie zuvor

gewachsen sind. Der Klimawandel verändert die Vegetation, das steht fest. Andreas Beck dokumentiert, wohin die Reise geht.Dr. Christian Wild sucht unter Wasser nach den Folgen des Klimawandels. Am GeoBio-CenterLMU leitet er eine Nachwuchs-

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gruppe, die sich mit dem Ökosystem Korallenriff be-schäftigt. Der Forscher stellt mit Erschrecken fest, dass sich die Korallenriffe in den letzten Jah-ren stark verändert haben. In vielen Riffen gibt es immer weniger Korallen, sie werden nach und nach durch Meeresalgen ersetzt. Eine Hauptursa-che dafür ist der Klimawandel. Das Wasser wird wärmer, wodurch es immer häufi ger zur gefürchteten Korallenbleiche kommt, die oft ein Absterben ganzer Riffabschnitte zur Folge hat. Überfi schung und Düngung lassen die Algen in den ohnehin geschädigten Riffen noch besser wachsen. Christian Wild will mit seiner Arbeitsgruppe die öko-logischen Konsequenzen solcher Regimewechsel verstehen lernen.

Neben seiner Grundlagenforschung berät Christian Wild auch die UNESCO und arbeitet mit einer Arbeitsgruppe von Weltbank und UNESCO an Hilfsmaßnahmen für die Korallen. „Ohne Vereinba-rungen zur Reduktion von Treibhausgasen und ohne Schutzgebiete für Korallenriffe werden es die Riffe in Zukunft schwer haben“, warnt der Biologe. Er nennt düstere Prognosen, nach denen 2030 schon 60 Prozent der Riffe verschwunden sein werden. Dabei droht nicht nur immenser biologischer Schaden – etwa 100 Millionen Menschen sind direkt oder indirekt von Korallenriffen wirtschaftlich abhängig.Die ökonomischen Konsequenzen des Klimawandels sind am Ins-titut für Wirtschaftsgeographie ein wichtiges Thema. Dr. Dieter Schlesinger schreibt mit seinem Chef, Institutsvorstand Professor Hans-Dieter Haas, ein Lehrbuch über Umweltökonomie und Res-sourcenmanagement. In wissenschaftlichen Aufsätzen beschäftigen sie sich mit Umweltmanagementsystemen und Abfallwirtschaft. Jetzt hat Dieter Schlesinger sein Wissen in die Praxis umgesetzt. Er hat seinen Arbeitsplatz, das Institut für Wirtschaftsgeographie, zertifi zie-ren lassen. Das Institut wurde auf seine Umweltauswirkungen unter-sucht und bekam ein maßgeschneidertes Umweltprogramm. Bei der Bestandsaufnahme stellte Schlesinger fest, dass sein Institut mit 14 Mitarbeitern im Jahr 185.000 Blätter Kopierpapier verbraucht – mehr als 10.000 Blatt pro Mitarbeiter. Inzwischen sind die Drucker auf beidseitigen Druck eingestellt. Das Öko-Projekt musste ohne größere Umbauten und große Etats auskommen. „Wir konnten natürlich nicht eigenmächtig Wasserspartasten in die Toiletten einbauen oder alle alten Glühbirnen auswechseln“, erzählt er. Aber alte, stromfressende

Geräte sind inzwischen ausgemustert. Außerdem wurden die Mitarbeiter geschult, zum Beispiel wie sie energiespa-

rend lüften können. Im Sommer letzten Jahres erhielten die Wirtschaftsgeographen das QuB-Zertifi kat. Jetzt bieten sie an-

deren LMU-Instituten und Einrichtungen Hilfe beim Umweltcheck an – im Idealfall bis zur Zertifi zierung.Die Verwaltung der LMU ist von der Initiative der Wirtschaftsgeo-graphen begeistert, schließlich hat die Universität den Umweltschutz in ihren Leitlinien verankert. Zudem engagiert sich die LMU schon seit 2003 in dem Umweltschutzprojekt Ökoprofi t. „Wir wollen errei-chen, dass Umweltschutz in den Köpfen immer im Stand-by ist“, er-klärt der neue Ökoprofi t-Projektleiter Jens Albert (s. Interview S. 7).Neue Ideen für Solaranlagen entwickelt Professor Heinz Langhals am Chemie-Department der LMU. Er forscht zu neuartigen Fluores-zenzfarbstoffen, mit denen sich Sonnenkollektoren einfärben lassen. Die Farbmoleküle im Plexiglas fl uoreszieren, wenn Sonnenstrahlen auf sie treffen. Das Licht wird gebündelt und zur Kante des Kollek-tors geleitet, wo es auf Solarzellen trifft. „So benötigt man nur ein Tausendstel des energieintensiven Siliziums, das für Solarzellen ge-braucht wird. Von Vorteil ist auch, dass sich das Plexiglas problemlos recyclen lässt, wenn die Solaranlage abgebaut wird“, erklärt Heinz Langhals. Auf der Hannover Messe hat seine Arbeitsgruppe gerade neuartige Farbstoffe vorgestellt, mit denen sich der Wirkungsgrad der Fluoreszenskollektoren noch deutlich steigern lässt. Heinz Lang-hals ist fest davon überzeugt, dass sich eine industrielle Produktion der Kollektoren durchsetzen lässt.Professor Wolfgang Schnick aus der Festkörperchemie ist schon ei-nen Schritt weiter. Er entwickelt in seinem Labor energiesparende Leuchtdioden. Schon heute werden LEDs in Taschenlampen, Garten-leuchten oder Ampeln genutzt. Für Wohnräume waren die Leucht-dioden allerdings bisher kaum geeignet, weil sie kein angenehm weißes Licht erzeugten. Der Festkörperchemiker Schnick hat jetzt eine Leuchtdiode mit einem einzigartig warmen Weißlicht entwi-ckelt, das dem der Glühbirne so ähnlich ist, dass es die alten Kli-makiller überfl üssig machen kann. „Wenn man nur in den USA alle Glühbirnen durch LEDs ersetzen würde“, erzählt Wolfgang Schnick, „würden jährlich schon 20 Millionen Tonnen Kohlendioxid weniger in die Atmosphäre gelangen.“ Die Produktion der neuartigen Leucht-mittel läuft gerade an. Wenn es nach Professor Schnick geht, werden LEDs bald 11 Milliarden Glühbirnen ersetzen – und könnten einen erheblichen Teil des weltweiten Stromverbrauchs reduzieren. ■ gra

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UMWELTSCHUTZ IMMER IM STAND-BY

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schutzbemühungen sind nun auch Vertragspartner einbezogen. Bei der Ausschreibung der LMU-Abfallentsorgung war der Einsatz um-weltfreundlicher Fahrzeuge ein Vergabekriterium. Schließlich fi nden hierfür jährlich über 3.000 Lkw-Transporte statt.

MUM: Welche Rolle spielen die Mitarbeiter beim Energie sparen?

ALBERT: Beim Umweltschutz spielen die Mitarbeiter eine wichtige Rolle. Technische Maßnahmen sind einfach durchzusetzen. Eine En-ergiesparlampe ist schnell reingeschraubt. Herausfordernd ist es, wenn es daran geht, das Verhalten der Mitarbeiter zu ändern. Zum Beispiel hören wir viele Argumente gegen das Stoßlüften. Da stehen dann etwa die Pfl anzen im Weg oder man müsste erst den Bildschirm auf die Seite rücken. Stattdessen haben manche ihr Fenster lieber den ganzen Tag gekippt. Aber auch hier wächst die Einsicht.

MUM: Was können Sie und was können die Mitarbeiter tun?

ALBERT: Wir können informieren und an die Vernunft appellieren. Umweltschutz ist ja zurzeit wieder ein Thema. Wir sind aber auf Verbündete angewiesen, die sich verantwortlich fühlen. Viele Mitar-beiter der LMU sind bereits sehr engagiert. Sie schalten zum Beispiel abends das Licht, die Lüftungsanlage im Labor oder den Stand-by-Betrieb am PC aus. Auch die Kaffeemaschine muss nicht den ganzen Tag laufen. Jedes Büro und jede Arbeitsgruppe sollte darüber spre-chen, was möglich ist. Die EDV-Abteilung entwickelt gerade einen Leitfaden zum Stromsparen im IT-Bereich. Wir möchten gerne errei-chen, dass Umweltschutz in den Köpfen immer im Stand-by ist.

MUM: Wo gibt es denn die größten Energiesparpotentiale an der Universität?

ALBERT: Große Sparpotentiale gibt es bei unseren vielen schönen, aber auch Energie fressenden alten Gebäuden. Die wollen wir mit Öko-profi t nach und nach umweltfreundlicher machen. Als nächstes sind die Institute am Englischen Garten an der Reihe. Die Theresienstra-ße, wo wir ja schon viele Maßnahmen umgesetzt haben, wird noch weiter optimiert und soll dann bei Ökoprofi t am Premium-Programm „Ökoprofi t Klub“ mitmachen. Und bei den geplanten Gebäuden wie etwa dem Biomedizinischen Zentrum auf dem HighTechCampusLMU wird die Energiebilanz ein ganz wichtiges Kriterium sein. ■ gra

Der Klimawandel beschäftigt nicht nur die Forscher an der LMU. Auch im universitären Alltag spielt der Umweltschutz eine wich-tige Rolle. Die LMU hat den Umweltschutz in ihren Leitlinien ver-ankert und ist seit 2003 als erste Hochschule überhaupt an dem Umweltschutzprojekt Ökoprofi t München beteiligt. Ressourcen schonen und gleichzeitig Betriebskosten sparen, heißt die Devise. MUM sprach mit Jens Albert, der seit 2006 an der LMU für Öko-profi t zuständig ist, über das Erreichte und die nächsten Ziele.

MUM: Sind die hehren Umweltschutzziele von Ökoprofi t an so einer riesigen Organisation wie der LMU überhaupt umsetzbar?

ALBERT: Einfach ist das nicht. Was wir erreichen müssen, sind rela-tiv hohe Mindeststandards. Das ist natürlich bei einem hundert Jahre alten Gebäude schwieriger als bei einem modernen Neubau. Und es braucht einige Zeit. Im ersten Jahr haben wir uns etwas übernommen. Da haben wir gleich drei Standorte der LMU unter die Umwelt-Lu-pe genommen, das Hauptgebäude, die Gebäude der Zentralen Uni-versitätsverwaltung und den Standort in der Luisenstraße. Das war eigentlich gar nicht zu schaffen. Die Mitarbeiter des Arbeitskreises Umweltschutz haben Ökoprofi t ja quasi nebenbei gemacht. Trotzdem haben wir viel erreicht. Mit Energiesparlampen, Wasserspartasten, einem Abfalltrennsystem und der Versickerung von Regenwasser sparen wir an den drei Standorten jedes Jahr etwa 63.000 Euro. Mit Umweltschutz sparen wir also viel Geld. Die Stromkosten sind in den letzten Jahren explodiert, auch die Preise für Wasser, Abwasser oder Fernwärme steigen ständig. Es ist also schon aus fi nanziellen Gründen sinnvoll, aufs Energiesparen zu achten.

MUM: Was ist seitdem passiert?

ALBERT: In den Umweltleitlinien der LMU steht, dass wir regelmä-ßig an Ökoprofi t teilnehmen. Also haben wir seit 2003 kontinuierlich Standorte unter die Lupe genommen. 2004/2005 war zum Beispiel der Komplex in der Theresienstraße an der Reihe. Die Gebäude sind ja schon mehr als 30 Jahre alt und in punkto Energiebilanz nicht optimal. Allein durch den Einbau einer Wärmerückgewinnung in den Lüftungs-anlagen sparen wir dort bis zu 50 Prozent der Energie ein. Außerdem haben wir an der Wärmedämmung der Gebäude gearbeitet, haben Fensterdichtungen ersetzt und undichte Oberlichter zugemacht.Aber auch über Ökoprofi t hinaus tut sich etwas. In unsere Umwelt-

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8Wer heute den modernen Bau des Historicums ander Ecke von Schelling- und Amalienstraße be-sucht und sich in der großen, hellen Bibliothek um-schaut, die die Buchbestände der Ur- und Früh-geschichte, der Archäologie, der Byzantinistik undaller historischen Teilfächer vereint, ist über-rascht. Die meisten Benutzer sitzen vor einem Sta-pel Bücher, exzerpieren direkt in ihre Laptops undstellen so ihre Seminararbeiten zusammen. Werdiesem Betrieb zuschaut und gar noch im Internetdie vielfältigen Lernangebote des Fachportals historicum.net und der online-Rezensionszeit-schrift „sehepunkte“ zur Kenntnis nimmt, wird einige Mühe haben mit der Vorstellung, dass die-ses Historische Seminar in diesem Jahr 150 Jahrealt geworden und damit eines der ältesten Histo-rischen Seminare im deutschen Sprachraum ist.Wie fing alles an, wie hat es sich verändert, vorwelchen Problemen steht es heute?

Am Anfang seiner Geschichte steht ein königlicherGründungsakt: „Seine Majestät der König haben die Errichtung ei-nes historischen Seminars an der Kgl. UniversitätMünchen unter folgenden Modalitäten allergnä-digst zu genehmigen geruht. Erstens. Das Seminarzerfällt in zwei Abteilungen. In der ersten Abteilungwird Unterweisung in methodischer Forschung undKritik gegeben. Die Zweite Abteilung ist der Vor-bereitung künftiger Gymnasiallehrer im geschicht-lichen Unterricht gewidmet. Die innere Organisa-tion desselben richtet sich nach den hieneben an-gefügten Statuten.“ Mit diesen Worten des wissenschaftsfreundlichenKönigs Maximilian II. wurde am 14. Januar 1857das Historische Seminar der LMU gegründet, dasnach vielen Ortswechseln zwischen Schwabing unddem Lehel seit 1998 in dem Neubau an der Schel-lingstraße seine Heimstatt gefunden hat und dortvorzügliche Forschungsmöglichkeiten mit einergroßen Bibliothek genießt, die zudem in unmittel-barer Nähe zur Universitäts- und Staatsbibliothek

und zum Bayerischen Hauptstaatsarchiv liegt. Esgeht zurück auf die Gründung von 1857, und ausguten Gründen haben die Historiker 1999 bei derDepartmentbildung an der LMU Wert darauf ge-legt, das neue Department wieder „HistorischesSeminar“ zu nennen und damit die Traditionsliniefortzuführen. In diesem Sommer – denn das Semi-nar trat erst im Lauf des Sommersemesters 1857mit seiner neuen Organisationsform in die univer-sitäre Wirklichkeit – kann es auf 150 Jahre seinerGeschichte zurückblicken, und es unternimmt die-sen Rückblick im Rahmen einer Vorlesungsreiheals eines der renommiertesten Seminare in derBundesrepublik, wie die vielen Dissertationen, Ha-bilitationen und die Rankings des CHE immer wie-der belegen.

Das Jubiläumsjahr ist freilich von vielen Neuerun-gen geprägt, gerade deshalb scheint der Blick indie Vergangenheit besonders aufschlussreich:Während die Forschungsarbeit der Gründerzeitsich als individuelle Forschung eines Hochschul-lehrers verstand, vollzieht sich historische For-schung heute zunehmend in größeren interdiszi-plinären Verbünden, die von den Fördereinrich-tungen des Freistaats und der Bundesrepublik im-mer stärker verlangt werden: Forschergruppen,Graduiertenkollegs und Sonderforschungsbereicheder Deutschen Forschungsgemeinschaft, die Ex-zellenzprogramme von Bund und Ländern undschließlich auch die Rahmenthemen der großenStiftungen zielen auf eine in größerem Rahmen or-ganisierte Forschung, in die auch die Dissertatio-nen immer stärker integriert werden, früher klas-sisches Exempel der individuellen Arbeit des „ein-samen“ Wissenschaftlers. Im Bereich der Lehre be-reitet das Historische Seminar die Umstellung vomtraditionellen System der Staatsexamens- und Ma-gisterabschlüsse auf Bachelor- und Masterab-schlüsse vor, die im Rahmen der Neuausrichtungder europäischen Hochschulabschlüsse notwendigwerden. Sie sind freilich auch eine Reaktion dar-

E S S A Y150 JAHRE HISTORISCHES SEMINAR DER LMU MÜNCHEN

PROF. DR. WINFRIEDSCHULZE

Der Historiker WinfriedSchulze ist Lehrstuhlin-haber für Geschichte derFrühen Neuzeit an derLMU und ehemaligerVorsitzender des Wissen-schaftsrates. 1996 wurdeer mit dem Leibniz-Preisder Deutschen For-schungsgemeinschaftausgezeichnet.

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auf, dass sich die soziale Struktur der Studierenden seit der Grün-dung des Seminars dramatisch verändert hat. Während im 19. Jahr-hundert kaum ein bis zwei Prozent eines Alterjahrgangs ein Studiumaufnehmen konnten, sind es heute schon über 30 Prozent, und die-se Zahl soll eher noch wachsen. Schließlich vollzieht sich auch hi-storische Forschung zunehmend in einem globalisierten Rahmen, indem die Publikationen von Forschern zur Geschichte der Französi-schen Revolution aus Australien ebenso selbstverständlich wahrge-nommen werden müssen wie die vielen Beiträge anglo-amerikani-scher Forscher zur deutschen Zeitgeschichte.

„IN HISTORICIS ZIEMLICH ÖD UND LEER” Was war der Anlass dieser Seminargründung? Für den bayerischenKönig Maximilian II. bestand in diesen Jahren kein Zweifel daran,dass die Besetzung der historischen Professuren in München seinenhoch gesteckten Erwartungen nicht entsprach: „in historicis ziem-lich öd und leer“ kritisierte damals ein Fachkollege die MünchenerVerhältnisse. Des Königs Versuche, den renommierten HistorikerLeopold von Ranke aus Berlin nach München zu locken, scheitertenan dem von Ranke zu Recht erwarteten Widerstand katholischer Krei-se gegen seine Lehrtätigkeit als Preuße und als Protestant, ein Grund-motiv bei den Personalproblemen der folgenden Jahrzehnte. Nach-dem sich die Besetzung der Professur mehrere Jahre ergebnislos hin-gezogen hatte, tauchte im Jahre 1854 der Name des RankeschülersHeinrich von Sybel auf, der von seinem Lehrer und anderen Fach-leuten als die richtige Persönlichkeit für München empfohlen wur-de. Nach Antritt seiner Professur im Jahre 1856 erfreute sich Sybelals wissenschaftlicher Berater des Monarchen sehr bald bester undenger Beziehungen zum Hof, und so war es nicht erstaunlich, dasser sein besonderes Interesse an der Einrichtung eines neuen Histo-rischen Seminars beim zuständigen Ministerium durchsetzen konn-te. Sybel konnte dabei auf ein Organisationsmodell des historischenStudiums zurückgreifen, das vor allen Dingen Ranke in Berlin – hier-in freilich dem Beispiel der Philologen folgend – entwickelt hatte. Esbestand im privaten Unterricht begabter Studenten durch den Pro-fessor im kleinen Kreise, meist auch in dessen Privatwohnung, wasdem Professor dann noch den Vorteil eines Mietzuschusses ein-brachte. Damit erst wurde die klassische und letztlich heute noch gül-tige Form des geisteswissenschaftlichen Unterrichts auch in die hi-storische Ausbildung eingeführt, der intensive Austausch von Leh-rern und Schülern am historischen Quellenmaterial, die Präsentati-on erster Forschungsergebnisse und deren Kritik durch den akade-mischen Lehrer.

DREI ELEMENTE HISTORISCHER FORSCHUNGDazu bedurfte es freilich einer anderen Infrastruktur des universitärenSystems, man brauchte eine leicht erreichbare Arbeitsbibliothek mitwichtigen Quelleneditionen und andere Hilfsmittel, etwa Karten undBilder, für die eigene Mittel vorgesehen waren. Sybel konnte dieseInnovation gegen die Meinung der Philosophischen Fakultät durch-setzen, und es gelang ihm zugleich, das neue Historische Seminar ineine unmittelbare dienstliche Beziehung zum Ministerium zu stellen.Die Gründung des Seminars bedeutete für München einen wichtigenSchritt hin zu einem Zentrum der deutschen historischen Forschung,denn im folgenden Jahr wurde – ebenfalls mit Sybels Hilfe – die His-torische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissen-schaften gegründet. Ein Jahr später erschien zum ersten Mal die „His-torische Zeitschrift“ – natürlich unter Sybels Herausgeberschaft. Da-mit waren drei wichtige Elemente historischen Forschens in Mün-chen begründet, das Historische Seminar, die Historische Kommis-sion und die Historische Zeitschrift. Die Geschichtswissenschaft ver-fügte damit über wichtige Elemente ihrer modernen Erscheinungs-form als Wissenschaft, zugleich trat sie bewusst in den Rahmen ei-ner sich national verstehenden Organisationsform der historischenWissenschaft. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg gelang mit dem Um-zug der Monumenta Germaniae Historica aus Berlin nach Münchenund der Errichtung des Instituts für Zeitgeschichte eine vergleich-

bare institutionelle Konzentration, von der der Standort Münchenheute noch profitiert. Auch in München wurde seit 1857 eine Form akademischen Unter-richts möglich, die seit der Jahrhundertmitte zunehmend an Bodengewann und die heute noch den Standard historischer Ausbildungprägt. Über alle historischen Brüche hinweg hat sich diese, erst Wis-senschaft im eigentlichen kritischen Sinn ermöglichende Arbeitsformdes Seminars als die zweifellos beste und wirkungsvollste erwiesen,da mit ihr die selbstständige Arbeit der Studenten an Quellen und diekritische Diskussion der Arbeitsergebnisse möglich wurden. KeinWunder, wenn sich dieser Typus durchsetzte und auch nach der Weg-berufung des ersten alleinigen „Vorstands“ von Sybel 1861 erhaltenblieb. Die Bildung historischer Seminare kann man als den Beginnder Professionalisierung der Geschichtswissenschaft ansehen, diedamit ihr eigenes fachliches Profil fand und von dort auch ihre be-sondere gesellschaftliche Reputation aufbauen konnte, die sie im 19.und 20. Jahrhundert auszeichnen sollte. Gerade diese unbezweifelbare politische und gesellschaftliche Be-deutung der Historiker macht den Rückblick auf diese 150 Jahre sospannend. Die Historiker begleiten anderthalb Jahrhunderte wech-selvoller deutscher Geschichte und schreiben ihre Geschichte – sowird man durchaus selbstkritisch feststellen müssen – ganz über-wiegend im Geist der Zeit. Während im späten 19. Jahrhundert Fra-gen der deutschen Einheit und des Partikularismus, ja auch noch derKonfession im Vordergrund stehen, sind es nach dem Ersten Welt-krieg die Kriegsschuldfrage und die Kritik an der ungeliebten Wei-marer Republik, die die Historiker vor allem beschäftigen. Von daherist es auch nicht erstaunlich, wenn sich in München schon sehr früheine Studentenschaft versammelt, die „nationalgesinnt“ ist und an-tirepublikanisch, ja auch schon antisemitisch argumentiert. Als derHistoriker Michael Doeberl im Jahre 1922 im Rahmen seiner Vorle-sung zur bayerischen Geschichte im 16. Jahrhundert davon sprach,dass in diesem Jahrhundert „die Israeliten“ aus Bayern vertriebenwurden, wurde dies von seinen Hörern mit Beifall kommentiert. Alsder darob erschrockene Doeberl dann noch seine korrigierende Be-merkung hinzufügte, dass ihm alle Bekenntnisse gleich viel gälten,handelte er sich einen kritischen Artikel des „Völkischen Beobacht-ers“ ein, der ihn darüber belehrte, dass sich „Geschichte unter Miss-achtung des Rassebegriffes eben einfach nicht betreiben“ lasse. Dieser Vorfall mag ein Licht auf die Verhältnisse jener Jahre werfen,in denen München zu einem Sammelpunkt jener Studenten wurde,die an „nationalen“ Fragen vorrangig interessiert waren. Ihr Inter-esse wurde unter anderem bedient von Historikern wie dem Ho-norarprofessor Karl Alexander von Müller, der nach dem Tode Mich-ael Doeberls 1928 das Ordinariat für Bayerische Geschichte über-nahm und so unterschiedliche Studenten wie Hermann Göring, Ru-dolf Hess, Walter Frank, Wolfgang Hallgarten und Alois Hundham-mer anzog, aber auch die Doktorarbeiten der renommierten Histori-ker Kurt von Raumer und Theodor Schieder betreute. Als es um dieWiederbesetzung des Lehrstuhls für Neuere Geschichte im Jahre1938 ging, sorgte er für die Berufung von Ulrich Crämer, einem Par-teikarrieristen, der seine Berufung dem massiven Druck von Partei-stellen verdankte. Nur der Krieg verhinderte seine weitere Lehr-tätigkeit. Nach 1945 begannen dann seine jahrelangen Versuche,wieder in den Dienst der Universität aufgenommen zu werden. Erstein definitiv ablehnendes Gutachten von Franz Schnabel, der seit1947 in München lehrte, verhinderte die Wiedereingliederung die-ses Mannes. Mit Franz Schnabel ist zugleich der Historiker genannt,der in den 50er und 60er Jahren eine außerordentlich wirksame Lehr-tätigkeit entfaltete und in vieler Hinsicht prägend gewirkt hat. DieGeneration seiner Schüler (Eberhard Weis z.B.) hat erst in den 90er-Jahren das Historische Seminar verlassen. Jetzt war das HistorischeSeminar freilich schon voll integriert in die moderne deutsche Ge-schichtswissenschaft mit all ihren fachlichen Differenzierungen, wiesie etwa in den Persönlichkeiten von Thomas Nipperdey, Gerhard A.Ritter (in der Neueren Geschichte) und Christian Meier (in der AltenGeschichte) erkennbar wurden.

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Etwas mehr als sechs Monate sind seit dem erfolgreichen Ab-schneiden der LMU in der bundesweiten Exzellenzinitiative ver-gangen. Bevor die eigentliche Arbeit konkret angegangen werdenkonnte, war aber zunächst ein riesiger Berg von organisatorischerArbeit zu bewältigen – schließlich mussten nach Bekanntgabe derErgebnisse im Oktober 2006 innerhalb weniger Wochen leis-tungsstarke Strukturen geschaffen werden. Das galt sowohl fürdie Graduiertenschule und die Exzellenzcluster als auch für dasZukunftskonzept LMUexcellent.

Oliver Baron wurde im Herbst 2006 gerade zum Dr.rer.nat promo-viert und wollte eigentlich zu einem Post-Doc-Aufenthalt nachKalifornien reisen. Aber die Exzellenzinitiative und das Angebot vonProfessor Thomas Carell, dem Sprecher des „Center for IntegratedProtein Science Munich (CIPSM)“, Geschäftsführer dieses Exzellenz-clusters zu werden, veranlassten ihn, seine Forschungspläne für dieUSA bis auf weiteres zu verschieben. Stattdessen stellte er sich vollder Herausforderung des Cluster-Aufbaus: „Mitte Oktober 2006 fieldie Entscheidung, dass CIPSM gefördert wird und Anfang Novemberstartete die Förderung“, erzählt Baron. Für ihn und die Verantwort-lichen aus den beteiligten Institutionen LMU, TU München, Max-Planck-Gesellschaft und dem Forschungszentrum für Umwelt undGesundheit (GSF) hieß das schnell zu handeln, um die Fördermittelfür 2006 noch effizient zu platzieren. „Wir mussten einerseits dieVerwendungsrichtlinien der Initiative beachten, aber ebenso auf diejeweiligen Vorgaben der beteiligten Institutionen Rücksicht nehmen“,erklärt Baron. Bei Einrichtung einer millionenschweren Geräteplatt-form galt es etwa, einen Modus zu finden, um zu klären, welche derInstitutionen das betreuende Fachpersonal stellt, die Originalrech-nung archiviert, die beschafften Geräte inventarisiert oder sie nachEnde der Förderung komplett übernimmt. Der Koordinationsaufwandwar riesig aber letztlich ein erfolgreiches Unterfangen. Genau wiedie Akquirierung internationaler „High Potentials“ im Bereich derProteinforschung: „Wir wollen die besten Leute und müssen ihnenexzellente Forschungsmöglichkeiten bieten“, betont Professor Carrell. Wie bei dem Exzellenzcluster CIPSM mussten auch bei der Gradu-iertenschule und den anderen beiden Exzellenzclustern innerhalbweniger Wochen tragfähige Strukturen geschaffen werden. So kenn-zeichnen unter anderem umfassende bauliche Maßnahmen den Auf-bau des Exzellenzclusters „Munich-Centre for Advanced Photonics(MAP)“. In Garching entsteht etwa ein neuer Reinraum, der zur Ent-

wicklung spezieller Spiegel für die Laserforschung dient. RainerStoepler, als Adminstrative Manager verantwortlich unter anderemfür den Ausbau der Infrastruktur des Centers, betont: „Wir brauchenfür die Forschung Sonderspiegel, die es in der industriellen Ferti-gung bisher nicht gibt.“ Schließlich, so der Maschinenbauingenieur,forsche man am MAP mit modernster Lasertechnologie, deren hohenEnergiemengen herkömmliche Spiegel nicht gewachsen seien. DiePlanungen für den Reinraum, der Aufbau eines effizienten Controllingsbei der Verwaltung der Fördermittel sowie die Fertigstellung der Ko-operationsvereinbarung waren die größten Herausforderungen. Aberdas sei eigentlich natürlich, sagt Stoepler, denn es müssen die unter-schiedlichen Interessen der beteiligten Institutionen und des betei-ligten Industriepartners auf einen Nenner gebracht werden. Das Exzellenzcluster „Nanosystems Initiative Munich (NIM)“ konn-te zum Teil auf die Erfahrungen des Centers for NanoScience (CeNS)zurückgreifen, das sich als interdisziplinäres Forschungsnetzwerkbereits in seinem neunjährigen Bestehen einen Namen gemacht hat.„Ungefähr zwei Drittel der Forscher von NIM sind Mitglieder beiCeNS, diese kennen sich und forschen teilweise schon länger ge-meinsam“, sagt Dr. Beate Mannschreck, die als Scientific Managerfür die organisatorische Koordination des Clusters zuständig ist. Den-noch sieht Beate Mannschreck es als eine große Herausforderung,die durchaus unterschiedlichen Interessen und Sichtweisen der be-teiligten Institutionen auf einen Nenner zu bringen. Der durch NIM entstandene finanzielle Spielraum wird von den be-teiligten Wissenschaftlern rege genutzt, was sich deutlich in den seitNovember 2006 neu entstandenen Forschungsprojekten widerspie-gelt. Das Hauptaugenmerk legen die Repräsentanten des Clusters vorallem darauf, hervorragende junge Nachwuchswissenschaftler zufördern, „die jungen Wilden“, wie sie bei NIM genannt werden. Diesebekommen durch finanzielle Unterstützung die Möglichkeit, ihre ei-gene Arbeitsgruppe unabhängig vom jeweiligen Lehrstuhlinhaberaufzubauen – ein Konzept, das der DFG besonders gefiel.Das Abschneiden in der ersten und zweiten war für die LMU die Vor-aussetzung, auch in der dritten Förderlinie, die für die Gesamtuni-versität besonders bedeutsam ist, so erfolgreich zu sein. Die Umset-zung des Zukunftskonzepts LMUexcellent befindet sich ebenso in derheißen Phase. So ist das Center for Advanced Studies (CAS) derzeitim Aufbau. Als Kernpunkt der Zentrenbildung im Rahmen von LMU-exzellent soll es eine Plattform für den intensiven interdisziplinärenAustausch herausragender Fachwissenschaftlerinnen und -wissen-

EXZELLENZINITIATIVE STRUKTUREN FÜR DIESPITZENFORSCHUNG

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schaftler werden. Zudem dient es der Integration der Gastforschersowie der Visiting Fellows in die LMU. Insgesamt umfasst LMUexcellent sechs Fördermodule, wovon dasInvestitionskonzept das mit Abstand größte ist: 40 Millionen Eurosollen über die gesamte Laufzeit der Exzellenzinitiative helfen, unteranderem erstklassige Gastprofessoren an die LMU zu holen oder sogenannte Fellowships, also kürzere Aufenthalte von Spitzenforschern,zu ermöglichen. Bis zum 1. März konnten die Fakultäten der LMUihre Anträge etwa für Gast- und Forschungsprofessuren sowie Fellow-ships einreichen. Jetzt ist ein zu gleichen Teilen mit hochkarätigenexternen und LMU-Wissenschaftlern besetzter Forschungsausschussam Zuge und wählt aus den 84 Anträgen, die aus nahezu allen Fa-kultäten eingegangen sind, die besten aus. Wie am CAS wird auch an den Serviceeinrichtungen fieberhaft ge-arbeitet, die wichtige Unterstützung bei aussichtsreichen For-schungsvorhaben und deren ökonomischer Nutzung geben sowieNachwuchsforscher auf breiter Linie unterstützen sollen. So liegendie Kernkompetenzen bei den ResearchServices unter anderem in

der Patentberatung oder dem Technologiescouting – eine Art pro-aktiver Frühaufklärung, um mögliche Forschungsthemen aufzutunund anzugehen. Erfinderberatung und das Research Consultingstellen weitere wichtige Aufgaben der ResearchServices dar. DieServiceeinrichtungen werden auch räumlich gebündelt, um sichtbareEinheiten zu schaffen. Die Kompetenzen verschiedener LMU-Refe-rate fließen hier zusammen. Das ebenfalls im Entstehen begriffeneGraduateCenter soll Stabsstelle und damit direkt dem Kanzler derLMU unterstellt werden. Aufgabe der Einrichtung ist es vor allem,die entsprechenden Services anzubieten, um exzellente ausländischeNachwuchswissenschaftler an die LMU zu holen und sie währendihrer Zeit an der LMU umfassend zu betreuen, etwa durch die Orga-nisation von Summerschools oder fächerübergreifender Kurse. Zu-dem soll das GraduateCenter bei der Entwicklung einer geeignetenInfrastruktur für künftige Graduiertenprogramme mitwirken. ■ cg

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1997 nahm Professor Michael Brenner seine Ar-beit an der LMU auf und betrat damit Neuland.Zum ersten Mal in Deutschland beschäftigte sichinnerhalb einer historischen Fakultät ein Lehr-stuhl mit jüdischer Geschichte. Nicht im Separeeder „Jüdischen Studien“, sondern inmitten desHistorischen Seminars – eine Einladung an alleStudierenden der Geschichte, sich mehr oder we-niger intensiv mit der Geschichte des Judentumszu beschäftigen.

An die erste Seminarbesprechung kann ProfessorMichael Brenner sich noch lebhaft erinnern. „Wirsaßen in der Wagmüllerstraße in einer Dachwoh-nung. Das war unser erstes Büro. Büromöbel gabes noch keine, also hielten wir die Besprechung aufdem Fußboden ab.“ Seine ersten Arbeitstage alsInhaber des neuen Lehrstuhls für Jüdische Ge-schichte und Kultur verbrachte Michael Brennernicht in der Bibliothek, sondern im Möbellager derUniversität – und bei Ikea. Doch schon bald nahmer mit seinen ersten Mitarbeitern auch den akade-mischen Betrieb auf.Der Besetzung des Lehrstuhls waren lange Jahreder Verhandlungen vorausgegangen. Die Histori-ker der LMU wollten die jüdische Geschichte schonin den 80er-Jahren in ihrem Seminar verankern.Professoren wie der Althistoriker Christian Meiersetzten sich für eine Professur ein. Seit Ende derDekade gab es immerhin schon eine prominent be-setzte Gastprofessur, die den Studentinnen undStudenten Einblicke in die jüdische Geschichte undKultur vermittelte. Mit einiger Unterstützung ausKreisen der Politik und der, laut Brenner, „wirklichtreibenden Kraft“ des damaligen LMU-Rektors Pro-fessor Andreas Heldrich stand die Einrichtung desLehrstuhls Mitte der Neunzigerjahre vor ihrer Voll-endung. Die letzten finanziellen Barrieren räumteein Münchener Mäzen beiseite. Nicolaj Kiessling,

der auch Ehrensenator der LMU ist, richtete eine„Stiftung für jüdische Geschichte und Kultur in Eu-ropa“ ein, die den neuen Lehrstuhl förderte. EineAnschubfinanzierung für Personal und Bücher warso gesichert. Die Berufung von Michael Brenner wurde im Ja-nuar 1997 bekannt gegeben. Der Historiker war dagerade mal 33 Jahre alt und arbeitete in den USAan der Brandeis University in Massachusetts.Schon in der Schulzeit hatte der gebürtige Ober-pfälzer ein Buch über den jüdischen Alltag in derStadt Weiden zur Zeit des Nationalsozialismus ver-öffentlicht. Danach hatte er in Heidelberg und Je-rusalem studiert, am Leo Baeck Institute in NewYork und für die Historische Kommission in Berlingearbeitet. Seinen Ph.D. machte er 1994 an der Co-lumbia University, anschließend blieb er als Assis-tant Professor in den USA.

HOHE ANFORDERUNGENAls Michael Brenner 1997 nach Deutschlandzurückkehrte, war ihm klar, dass die Gründung desneuen Lehrstuhls politische Dimensionen hatte. Ersieht es auch durchaus als seine Aufgabe, am Wie-deraufbau jüdischer Kultur in Deutschland teilzu-nehmen. Dennoch versucht Brenner, seine Schwer-punkte weitgehend auf die akademische Arbeit zulegen. Dabei will der Professor sowohl den vielenStudierenden gerecht werden, die nur ein oderzwei Kurse in jüdischer Geschichte belegen, alsauch diejenigen fördern, die sich im Bereich jüdi-scher Geschichte spezialisieren. „Unser Ziel ist esnicht, möglichst viele Experten in jüdischer Ge-schichte auszubilden. Aber an diejenigen, die sichspezialisieren, stellen wir hohe Anforderungen.“Dazu gehören für Brenner auch die Kenntnis derjüdischen Kultur und Sprachen. Der Lehrstuhl bie-tet daher auch Hebräisch- und Jiddischkurse an. Schon in den Anfangsjahren hatte Michael Bren-

10 JAHRE LEHRSTUHL FÜR JÜDISCHE GESCHICHTE AN DER LMUAUFBAU-ARBEIT

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ner den Ehrgeiz, zu den Forschungsstätten von in-ternationaler Geltung in den USA und Israel auf-zuschließen. 1998 veranstaltete der Lehrstuhl eineKonferenz zum Thema „50 Jahre Israel“. Eine Dis-kussionsrunde brachte israelische Politiker unter-schiedlichster Gesinnungen zusammen, die in Is-rael nie miteinander diskutiert hätten. „Das warsehr beeindruckend“, erinnert sich Brenner. Erfreut sich auch über die vielen Münchener Bürger,die in den vergangenen zehn Jahren die Vorträgeund Konferenzen des Lehrstuhls besucht haben.Die Eröffnung des Jüdischen Zentrums am Mün-chener Jakobsplatz im November letzten Jahresmarkierte auch für den Lehrstuhl einen Höhepunkt.Mitarbeiter und Absolventen des Lehrstuhls arbei-teten zusammen mit dem Stadtarchiv an dem Buch„Jüdisches München“, das zur Einweihung des Jü-dischen Zentrums erschien und ein breites Me-dienecho fand. „Wir wollen zeigen, dass Judentumnicht mit dem Antisemitismus beginnt und mit demHolocaust endet“, sagt Michael Brenner. Er weistdamit in die gleiche Richtung wie das neu eröffne-te Jüdische Museum am Jakobsplatz, das für vieleseiner Studierenden zur Anlaufstelle für Praktikaund Jobs geworden ist.Trotz der zahlreichen Aktivitäten ist der Umgangam Lehrstuhl immer noch familiär geblieben. Fuß-ballspielen im Englischen Garten ist ein wichtigerTeambuilding-Faktor. Auch die Exkursionen nachPrag, Venedig oder ins frühere Galizien waren fürviele Teilnehmer ein Highlight ihres Studiums. Zuden ehemaligen Mitarbeitern des Lehrstuhls hatMichael Brenner noch enge Kontakte, obwohl diemeisten mittlerweile im englischsprachigen Aus-land forschen – in Deutschland sind die Stellendünn gesät. Auch zum Freundeskreis des Lehr-stuhls gibt es eine sehr enge Beziehung. Unter den160 Mitgliedern, ohne die vieles am Lehrstuhl nichtmöglich wäre, finden sich so illustre Namen wie

Hans-Jochen Vogel oder Charlotte Knobloch. DerFreundeskreis unterstützt zum Beispiel die imFrühjahr erstmals erschienenen „Münchner Beiträ-ge zur Jüdischen Geschichte und Kultur“, die derLehrstuhl zweimal im Jahr herausgeben möchte.Für die nächsten zehn Jahre sieht Michael Brennervor allem ein wichtiges Thema – die Beziehungenzwischen Judentum und Islam. Bereits seit 2003profitiert der Lehrstuhl von der Allianz-Gastprofes-sur, die im Wechsel islamische und jüdische Stu-dien an der LMU fördert. In diesem Bereich willBrenner die Forschung und Lehre noch deutlichausbauen. Er wünscht sich zum Beispiel Stipendi-en für muslimische Studierende. Ein Zeichen sollim Sommer eine international hochkarätig besetzteTagung auf Schloss Elmau setzen. Dort wird die ge-genseitige Wahrnehmung von Juden und Muslimenim Lauf der Jahrhunderte im Mittelpunkt stehen.■ gra

10 JAHRE LEHRSTUHL FÜR JÜDISCHE GESCHICHTE UNDKULTUR

Zum zehnjährigen Bestehen des Lehrstuhls findet im Mai und Junieine Vortragsreihe an der LMU statt. Prominente Redner stellenin der Reihe „Münchner Portraits“ drei deutsch-jüdische Biogra-phien vor, die eng mit der Stadt München verbunden sind. DenAnfang machte am 3. Mai Oberbürgermeister Christian Ude. Erstellte in der Großen Aula im LMU-Hauptgebäude „Leben undNachleben des Bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner“ vor.Am 14. Juni hält Alt-Oberbürgermeister Dr. Hans-Jochen Vogelim Audimax den Vortrag „Vom Erfolg ins Exil: Lion Feuchtwan-ger und München“. Den dritten Vortrag der Reihe hält am 28. Ju-ni Dr. Rachel Salamander in der Großen Aula. Der Titel: „,Es hatetwas Versöhnendes’ – Das Schreiben der Gerty Spies“. Die Vor-träge beginnen jeweils um 19.00 Uhr.

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Kaum ein Stipendium in Deutschland ist unter Wissenschaftlernso begehrt, wie die Einladung zu einem Forschungsjahr an dasWissenschaftskolleg zu Berlin. Derzeit sind mit dem JuristenGeorg Nolte und dem evangelischen Theologen Friedrich WilhelmGraf zwei Professoren der Ludwig-Maximilians-Universität als Fel-lows in Berlin präsent. Seit April amtiert zudem ein langjährigerMünchener Professor als Rektor der renommierten Einrichtung:Luca Giuliani, bislang Professor für Klassische Archäologie an derLMU.

Jene, die hier arbeiten dürfen, nennen es ein „Paradies“. Manchesprechen ein wenig spöttisch vom „Internat“. Auch als „Zauberberg“wurde die Villa im Berliner Grunewald schon bezeichnet. Dass eineTischtennisplatte im Keller des Anwesens zu finden ist, widersprichtkeiner der drei Umschreibungen des Wissenschaftskollegs in Berlin.Das häufig frequentierte Utensil versinnbildlicht vielmehr den offe-nen (Sports-)Geist des Hauses. Gegründet wurde der Hort der Wissenschaft Anfang der 80er-Jahrevom damaligen Berliner Wissenschaftssenator Peter Glotz. Das neugeschaffene „Institute für Advanced Study“ sollte durch internationa-le wissenschaftliche Begegnung Verbindungen zu wichtigen geistigenStrömungen knüpfen. Nach dem Gründungsrektor, dem Altgermanis-ten Peter Wapnewski, folgten der Soziologe Wolf Lepenies und der Ju-rist Dieter Grimm im Amt des Rektors. Sie beerbt nun der bisherigeProfessor für Klassische Archäologie an der LMU, Luca Giuliani. In Berlin ist Giuliani kein Unbekannter. Nicht am Wissenschaftskol-leg und auch nicht in den Museen der Stadt. Zwölf Jahre arbeiteteder Archäologe am Berliner Antikenmuseum, zuletzt als stellvertre-tender Direktor. Darauf folgte die Berufung zum Universitätsprofes-sor für Klassische Archäologie nach Freiburg, anschließend eine Ver-tretungsprofessur in Heidelberg und schließlich 1998 die Professuran der LMU. „Berlin kannte ich zu Vor-Wende-Zeiten recht gut. Seit-dem hat sich die Stadt ungeheuer verändert, und so ist sie mir heu-te zugleich vertraut und neu“, erklärt Luca Giuliani. Seiner Aufgabeals Rektor des Wissenschaftskollegs sieht der Fellow des Jahrgangs

1999/2000 mit Freude entgegen. Ein festes Programm für seine neueTätigkeit hat er jedoch nicht: „Das Wissenschaftskolleg ist eine klei-ne, feine Einrichtung, mit der man flexibel auf Chancen reagierenkann. Diese Flexibilität will ich nutzen.“ Seine Arbeit als Wissen-schaftler wird Luca Giuliani als Professor an der Humboldt-Univer-sität fortsetzen. An der LMU hatte er sich zuletzt vor allem mit derAnalyse von Bildern auf antiken Vasen beschäftigt: Welche Ge-schichten erzählen diese Bilder? Wie werden Mythen dargestellt?Fragen, die Giuliani nun in Berlin zu beantworten versucht. Wenn-gleich der bisherige LMU-Professor zugibt: „Ich verlasse Münchenmit einem weinenden Auge. Denn in keiner anderen Stadt hat manals Archäologe so hervorragende Arbeitsbedingungen.“ Die exzel-lente Bibliothek, die Nähe des LMU-Instituts zu den Museen und ins-besondere die Abguss-Sammlung böten in München ein erstklassi-ges Umfeld für Forschung und Lehre. Andererseits sei das Wissen-schaftskolleg zu Berlin, als dessen Chef Giuliani seit April amtiert,ein paradiesischer Ort. Eine Stätte, die als großes Geschenk vor al-lem „Zeit“ biete und zugleich Perspektiven verändere, indem sie un-terschiedlichste Menschen zusammenführe.

NICHT OHNE VERPFLICHTUNGEN„Inspirierend“ – so sehen auch die anderen beiden Professoren derLMU das Kolleg, an dem sie für zehn Monate zu Gast sein dürfen.Der Jurist Georg Nolte und der Theologe Friedrich Wilhelm Graf sindbereits seit vergangenem Oktober in Berlin und genießen die Unab-hängigkeit, die das Kolleg auf Zeit verschafft. „Natürlich ist es schön,endlich einmal kontinuierlich an einem Projekt arbeiten zu können“,sagt Georg Nolte. Wenngleich: Selbst im Berliner Grunewald ist dergefragte Wissenschaftler nicht völlig frei von Verpflichtungen. ZweiEinladungen zu Vorträgen bei seinen Fachverbänden hat der Völ-kerrechtler in den letzten Monaten angenommen – zur kulturellenVielfalt im Völkerrecht und zur Globalisierung als Herausforderungfür das Verfassungsrecht –, auch wenn ihn dies von seinen BerlinerArbeitsvorhaben abhält, „aber beide Themen berühren mein ur-sprüngliches Forschungsprojekt am Kolleg“. Der 47-Jährige, der auch

LMU-FORSCHER AM WISSENSCHAFTSKOLLEGDENKEN, REDEN, SPIELEN

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1 Luca Giuliani (rechts), bisher

Professor für Klassische Archäologie

an der LMU, ist neuer Rektor des

Berliner Wissenschaftskollegs.

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Mitglied der Völkerrechtskommission der Vereinten Nationen ist, be-schäftigt sich mit den Gemeinsamkeiten und Trennlinien beim grund-legenden Recht in den transatlantischen Beziehungen: „In den USAund Europa herrschen jenseits von gemeinsamen politischen undrechtlichen Grundvorstellungen auch durchaus unterschiedliche Auf-fassungen, etwa im Hinblick auf Frieden schaffende Maßnahmen oderauf Prioritäten beim Menschenrechtsschutz“, erläutert Nolte.

GELEBTE INTERDISZIPLINARITÄTAuch LMU-Kollege Graf kann seinem Berliner Forschungsvorhabennicht jene ausschließliche Aufmerksamkeit widmen, die der Aufent-halt am Kolleg eigentlich verspricht. Der Grund dafür ist erfreulich,denn die LMU ist nach ihrem ersten großen Erfolg in der Exzellenz-initiative auch bei der zweiten Antragsrunde wieder mit dabei – näm-lich mit dem Exzellenzcluster „Multiple Futures. Geistes- und So-zialwissenschaftliches Kolleg München“. Hieran ist Professor Grafals Koordinator mit dem entsprechenden Arbeitspensum beteiligt.„Mein Forschungsvorhaben gerät da natürlich etwas ins Hintertref-fen“, sagt der 58-jährige Theologe. Graf beschäftigt sich mit den re-ligiösen Symbolen aus ursprünglich einander fremden Religionskul-turen und analysiert dabei die paradoxe Gleichzeitigkeit von Offen-heit und immer neuer Abgrenzung. Grafs Fokus liegt dabei insbe-sondere auf der Bildung von Milieutheologien, in denen bestimmteGruppen die spezifische Konstruktion ihrer Identität durch göttlicheLegitimität zu rechtfertigen versuchen. Zudem etabliert der Theolo-ge seit einigen Monaten als gewählter Permanent Fellow am Kollegden Forschungsschwerpunkt „Religiöse Transformationsprozesse derGegenwart“. Über 1.000 Wissenschaftler, aber auch viele Künstler haben seit derGründung des Kollegs ein Geschenkjahr im Grunewald verbracht.Die Einladung erfolgt stets individuell durch den wissenschaftlichenBeirat der Einrichtung und ist kein Lohn für Ruhm. Vielmehr will dasWissenschaftskolleg die denkbar günstigsten Bedingungen für dieVerwirklichung der Forschungspläne eines Fellows schaffen. Zu die-sen Bedingungen zählt die kommunikative Atmosphäre des Ortes. In

der Diskussion mit Vertretern fremder Wissenschaftstraditionen ent-steht stets ein besonderer Dialog unter den alljährlich rund 40 Fel-lows: „Jeder Jahrgang entwickelt seinen ganz eigenen Kommunika-tionsstil“, sagt Rektor Giuliani. Damit dieser Austausch zustandekommt, gelten am Kolleg jene Gebote, die dem Haus den Ruf eines„Internats der großen Geister“ eingebracht hat. Da ist zum einen das„Dienstagskolloquium“: Jede Woche stellt ein Fellow in einem Vor-trag den anderen „Fellow-Fellows“ seine aktuelle Forschung zur Dis-kussion. „Das Dienstagskolloquium ist ein Termin, den ich sehr ger-ne wahrnehme, weil er einem Einblick in andere Disziplinen ermög-licht, den man sonst nicht so leicht erlangen würde“, sagt Georg Nol-te. Und ergänzt, dass der eigene Vortrag im Dienstagskolloquiumdurchaus ein Termin sei, dem man mit einer gewissen Anspannungentgegen sehe. Schließlich sitzen im Auditorium nicht Studierende,sondern umfassend gebildete Koryphäen ihres jeweiligen Faches. Eine weitere Regel, auf deren Einhaltung das Kolleg zum Wohle desDialogs zwischen den Fellows beharrlich dringt, ist die Teilnahme anden gemeinsamen Mahlzeiten. Dienstags sorgt ein gesetztes Mittag-und am Donnerstag ein festliches Abendessen für den nötigen Rah-men zum Gespräch. „Ich finde, diese Möglichkeit zum Austausch isteine der großen Chancen am Wissenschaftskolleg“, sagt Luca Giu-liani. Fern von Universitätsklüngel und Fakultätsproblemen könneman sich hier auf andere Disziplinen und Argumentationsstile ein-lassen. Gesprochen wird am Wissenschaftskolleg Englisch – und auchDeutsch. Das ist keine Selbstverständlichkeit, stammt doch rund dieHälfte der hier arbeitenden Fellows aus dem Ausland. Für jene, dieder deutschen Sprache nicht mächtig sind, werden Sprachunterrichtund Übersetzungsdienste angeboten. Nicht wenige ausländische Fel-lows haben so das Jahr im Grunewald genutzt, um ihr Deutsch zu ver-bessern: Mario Vargas Llosa brachte es dabei immerhin soweit, dassder in Peru geborene Schriftsteller am Ende seines Aufenthaltes nichtnur Rilke im Original lesen, sondern auch seine Kollegen auf Deutschzu einer Partie tenis de mesa einladen konnte. ■ oh

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16Jonathan Harrington forscht über den Lautwandel. Dabei interessie-ren den Professor für Phonetik und Sprachverarbeitung an der LMUvor allem lautsprachliche Verschiebungen bei Dialekten. Das Themahat den gebürtigen Engländer schon während seiner Zeit als Dozentan der Macquarie University im australischen Sydney fasziniert. Un-tersucht hat er dort vor allem den Lautwandel in den Dialekten Aus-traliens, Neuseelands und Englands. Dabei spielt die Zeit eine ent-scheidende Rolle. „Änderungen in der Aussprache machen sich erstim Laufe von Jahrzehnten bemerkbar“, sagt Harrington und umreißtdamit schon eine Schwierigkeit, die sich bei der Untersuchung ergibt:Die Verfügbarkeit von Tonaufzeichnungen, die eine Beobachtung derSprachentwicklung über einen langen Zeitraum ermöglichen. Im Falle Englands hatte er sehr gutes Quellenmaterial zur Hand – undzwar von der wohl berühmtesten Britin: „Die jährlichen Weihnachts-ansprachen der Queen sind seit den 1950er-Jahren als Tondokumen-te komplett erhalten und bieten sich für die Untersuchung zum Laut-wandel perfekt an“, sagt Harrington. Die aufwändige und langwierigeAuswertung der Ansprachen, über die schon im Jahr 2000 in der Zeit-schrift Nature berichtet wurde, brachte zwei spektakuläre Ergebnisseans Licht: Zum einen die in der in- und ausländischen Presse in denvergangenen Monaten erschöpfend gewürdigte Feststellung, dass dieAussprache von Queen Elizabeth II. vor allem bei den Vokalen eine Ent-wicklung vom hocharistokratischen hin zum Englisch der britischenMittelklasse durchlaufen hat. Das verblüfft, möchte man als Festlands-europäer doch denken, dass die Welt des hohen Adels im Königreichein eigener Mikrokosmos ist und Kontakte mit dem Volk vor allem beiadministrativen Anlässen und nach strenger Etikette stattfinden. Aberdas Gegenteil scheint der Fall: „Das aristokratische Englisch hat starkabgenommen“, erklärt Harrington und begründet dessen sukzessivesVerschwinden mit sozialen Entwicklungen vor allem in den 60er-Jah-ren des vergangenen Jahrhunderts. „Die Klassengesellschaft war inEngland viel stärker ausgeprägt als etwa in Deutschland“, sagt derWissenschaftler, „aber die Klassenunterschiede haben sich bis heuteweitgehend nivelliert“, erklärt er den Wandel, der sich nicht zuletzt ineiner Angleichung der Sprache manifestiert. Hinzu kommt, dass das so genannte Mündungsenglisch – also die Aus-sprache des Englischen im Bereich der Themsemündung – der vor-herrschende Dialekt der britischen Politprominenz und der Medien ist:Selbst der Noch-Premierminister und gebürtige Schotte Tony Blair hatsich diesen Akzent angeeignet. Warum also nicht auch die Queen.Die zweite wichtige Erkenntnis bei den Untersuchungen ist, dass derLautwandel in der Sprache einer Person stattfinden kann – und das

vollkommen unbewusst. „Die Queen hat nicht absichtlich ihre Sprachedem Volk angepasst“, sagt Jonathan Harrington. Vielmehr konstatiertder Sprachforscher einen sukzessiven Wandlungsprozess, der sich überJahrzehnte hinzieht und sich in ganz subtilen Änderungen in derAussprache vor allem der Vokale vollzieht.

LANGWIERIGE UNTERSUCHUNGENDiese Änderungen in über 50 Weihnachtsansprachen herauszufinden,war eine große Herausforderung für die Wissenschaftler um Harring-ton. „Wir mussten zwischen 3.000 und 4.000 Vokale untersuchen“,sagt der Sprachforscher. Zunächst war es jedoch erforderlich, sämt-liche Tonaufzeichnungen zu digitalisieren, um qualitativ gleichwerti-ges Aufnahmematerial zu erhalten. Um Vergleichsmöglichkeiten zuhaben, brauchten die Sprachforscher zudem Referenzaufnahmen, umdie Aussprache der Queen zum Akzent der Mittelklasse in Beziehungzu setzen. „Wir haben die Stimmen von fünf Frauen aufgezeichnet, diein der Standard-Aussprache der Mittelklasse Nachrichten vorgelesenhaben“, berichtet Harrington.

Die digitalen Daten ermöglichten, die Resonanzen einzelner Vokale ge-nau zu berechnen. Dabei ermittelten die Forscher um Harrington, dasseine verstärkte Anpassung der königlichen Vokale ans Mittelklasse-englisch vor allem in den 1980er-Jahren stattfand. Sehr markant ist der Wandel bei Vokalen wie „y“: Sprach die Queen inden 50er-Jahren noch von der Pflicht als „dutay“ so sagt sie heute „du-tee“, 1952 wünschte sie „Happay Christmas“, heute – wenngleich nichtweniger herzlich – „Happee Christmas“. Und vor 50 Jahren klang dasaristokratische „Tätscheln“ eher wie „Haustier“, so in dem Satz „dogsgot a pet on the head“. Heute sagt sie “pat on the head”.

Natürlich sind diese Ergebnisse von Harringtons Forschung vor allemauch wegen der prominenten Untersuchungsperson sehr medien-tauglich. Aber Präsenz in der Presse ist nicht das Ziel: „Es geht unsdarum, die Mechanismen des Lautwandels zu ermitteln und heraus-zufinden, was einen Sprecher kennzeichnet“, erläutert Harrington. DieSchwerpunkte seiner Arbeit liegen dabei insbesondere im Bereich derSprechermerkmale und darin, die Unterschiede zwischen Sprecherndurch die Sprachakustik und die Physiologie der Sprachproduktion zuerfassen. Die Forschungsergebnisse des Instituts für Phonetik und Sprachverar-beitung dienen der Entwicklung von Geräten zur automatischen Erken-nung von Sprechermerkmalen, die auch im Bereich der Therapie von

FORSCHUNG ZUM LAUTWANDELDIE QUEEN UND DAS MÜNDUNGSENGLISCH

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17Sprachstörungen eingesetzt werden können. Darüber hinaus bieten dieAuswertungen der Forscher die Möglichkeit der Entwicklung von Lern-und Sprachsoftware für die unterschiedlichsten Anwendungen. Nicht zuletzt sollen damit aber auch das 1994 am Institut für Phonetikund Sprachverarbeitung der LMU initiierte Bayerische Archiv für Sprach-signale sowie Software Tools für die Analyse und Abfrage von umfang-reichen Datenbanken der gesprochenen Sprache erweitert werden.

Die Ansprachen der Queen sind dabei für Harrington deshalb so wert-voll, weil hier über einen langen Zeitraum die gleiche Textsorte vonein und derselben Person vorhanden ist. „Anhand dieser Aufnahmenwar es uns möglich, Lautwandel erstmals experimentell festzulegen“,sagt Jonathan Harrington. ■ cg

Der Sprachwandel macht auch vor dem britischen Königshaus nicht halt. Queen Elizabeth II. lässt in punkto Aussprache heutemehr Volksnähe erkennen als zu Beginn ihrer Regentschaft. Das ist das Ergebnis einer Studie des LMU-Phonetikers JonathanHarrington, die unlängst in den Medien weltweit für Furore sorgte. Aber die Medienpräsenz ist für den Forscher nur ein netterNebeneffekt – natürlich verfolgt er mit seiner Forschung ganz konkrete Ziele.

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CHINESEN PROMOVIEREN AN DER LMUERFOLGSMODELL CHINA-AUSTAUSCH

Viele tausend Kilometer liegen zwischen Gao Jinliang und seiner Familie. Der Doktorand hat Frau und Kind in China zurück-gelassen, um an der LMU zu forschen. „Natürlich ist das schwierig, aber diese einmalige Chance wollte ich mir nicht entgehenlassen“, sagt der 31-jährige Gao, der Immunologie und Humanbiologie studiert hat. Er gehört zu den ersten Stipendiaten, welchedie LMU über ihr China-Programm nach München geholt hat. Vor zwei Jahren schloss sie als bisher einzige deutsche Universitäteinen Vertrag mit dem „China Scholarship Council“ (CSC) über die Förderung von herausragenden chinesischen Promovendenund Wissenschaftlern ab. Durch die ausländischen Stipendiaten kommt nicht nur neuer Wind in die Arbeitsgruppen der LMU, son-dern es wird auch die Vernetzung mit Spitzenuniversitäten vorangetrieben. Nun soll das Programm auf andere Länder ausgewei-tet werden.

Die LMU gehörtzu den Spitzen-

hochschulen Deutsch-lands, doch im internationalen

Wettbewerb um die „bestenKöpfe“ liegen die US-amerikani-

schen Universitäten der Ivy Leaguezumeist weit vorne. „Junge Forscher aus

der ganzen Welt wollen unbedingt in den USApromovieren“, sagt Gerhard Illing, Vorsitzender desPromotionsausschusses VWL und BWL an derLMU, aus Erfahrung. Der Professor für Volkswirt-schaftslehre hat 2006 für ein Semester an der Re-nim-Universität in China unterrichtet – der Num-mer Eins im Bereich VWL, Politikwissenschaft undSoziologie in der Volksrepublik. Die amerikanischen Unis führen laut Illing schonlange bewusst internationales Recruiting durch.Die Vorteile, die die Einwerbung von ausländischenStudierenden mit sich bringt, liegen dabei auf der

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Hand: „Erfolgreiche Absolventen besetzen späterFührungspositionen in Wissenschaft, Politik undWirtschaft in ihren Heimatländern. So entsteht einNetzwerk, das diesen Prozess weiter von selbstverstärkt“, erklärt Illing. Auf diesen Zug des internationalen Networkings istdie LMU mit ihrem China-Programm nun aufge-sprungen. Seit vergangenem Herbst werden jähr-lich bis zu 30 Stipendien vergeben. „Wenn es ge-lingt, exzellente Promovenden an die LMU zu brin-gen, ergibt sich zusätzlich zur Forschungsleistungdieser Doktoranden schon dadurch ein Mehrwert,dass die Fakultäten der LMU international stärkerpräsent und damit noch attraktiver für zukünftigeDoktoranden werden“, betont Illing. Darüber hi-naus würden die Stipendiaten aus dem aufstre-benden Land durch ihre hohe Motivation das kom-petitive Forschungsumfeld an der LMU verstärken.Das Münchener China-Programm ist überfakultärund geht über die bisherigen direkten und indivi-duellen Beziehungen zwischen Studierenden undProfessoren hinaus. Während das CSC an den bes-ten chinesischen Universitäten und Akademien fürdie LMU wirbt und den Studienaufenthalt finan-ziert, kümmert sich das „International Center forGraduate Students“ (ICGS) – eine eigens gegrün-dete Projektgruppe der LMU – um die Betreuungder ausländischen Studenten in München. Es sorgtnicht nur für Unterbringung, Sprachkurse und Ori-entierungsprogramme der Stipendiaten, sondernkontrolliert unter anderem auch die Fortschritte derStipendiaten, steht in engem Kontakt mit den chi-nesischen Partneruniversitäten und bearbeitet dieAnträge der Bewerber.

AUFBAU NEUER KONTAKTE„Die Auswahl der Kandidaten liegt bei der LMUund erfolgt in erster Linie nach wissenschaftlichenKriterien“, erklärt Matthias Hadesbeck, stellvertre-tender Leiter des Referats für Internationale Ange-legenheiten. Weiteres Plus der Kooperation: Wis-senschaftler der LMU, die bereits Kontakte zu chi-nesischen Forschungseinrichtungen haben, kön-nen ihre Zusammenarbeit intensivieren und Pro-fessoren, die neue Kontakte suchen, haben dieMöglichkeit, diese aufzubauen. Mittlerweile betei-ligen sich bereits die Fächer Humanmedizin, Hu-manbiologie, Physik, Informatik, Computerlingu-istik und Rechtswissenschaften an dem Programm.Auch die Münchener Studierenden profitieren vonder engen Bindung an China. „Viele interessierensich für das aufstrebende Land. Inzwischen ist esdurch den Weltruf der LMU immer einfacher, ei-nen Studienplatz zu vermitteln“, sagt Hadesbeck. Die Stipendien sind in drei Gruppen gegliedert.Doktoranden mit Vollstipendien werden drei Jahrelang gefördert und sollen in dieser Zeit an der LMUeinen Promotionsabschluss erwerben. Die zweiteGruppe bleibt im Rahmen eines so genannten„Sandwich-Ph.D.-Programmes“ bis zu zwei Jahrein Deutschland. In diesem Fall erlangen die Kandi-daten ihren Doktortitel an einer chinesischen Uni-versität und forschen im ersten und letzten Jahrauch dort. Dazwischen liegt der Aufenthalt in Mün-chen. Der dritte Personenkreis besteht aus Post-Docs, denen ein mehrmonatiger Forschungsauf-enthalt finanziert wird.

PROBLEME GEMEINSAM LÖSENGao Jinliang gehört zu der ersten Gruppe von Sti-pendiaten, die im Herbst 2006 nach München ge-kommen sind. „Die LMU ist sehr bekannt in China,schließlich hat 2005 einer ihrer Professoren denNobelpreis bekommen“, sagt der 31-Jährige. ImVergleich zu China wird laut Jinliang an der Mün-chener Uni viel mehr diskutiert. Hier lerne er, wieman Probleme gemeinsam löst. „Ein typisches Charakteristikum chinesischer Pro-movenden besteht darin, dass sie in formalen Me-thoden sehr stark sind“, weiß Professor Illing. Dasliege nicht zuletzt daran, dass mathematisch be-gabte Studentinnen und Studenten in China imAuswahlverfahren zum Hochschulzugang die bes-ten Chancen hätten, weil es sich stark an quantita-tiven Tests orientiere. „Was Kreativität, Originalitätund kritisches Hinterfragen betrifft, schneiden diedeutschen Studenten aber hervorragend ab.“Ning Yu sieht den größten Unterschied in der Artund Weise, wie Wissen vermittelt wird. „Bei unswird alles erklärt, hier gibt der Professor lediglicheinen Lernweg vor, empfiehlt ein Buch und denRest muss man selbst erarbeiten“, berichtet die 26-jährige Informatikstudentin. Größter Gewinn ihresStudiums in München sei die Möglichkeit, mit Men-schen aus verschiedenen Nationen zu kommuni-zieren und zu arbeiten. Sie ist sich sicher: „Nachmeinem Abschluss an der LMU werde ich in Chinakeine Probleme haben, Arbeit zu finden.“ DingYong ist bereits mit dem deutschen Universitäts-betrieb vertraut. Der Student der Rechtswissen-schaften hat einige Semester in Göttingen studiertund promoviert nun in deutschem Recht in Mün-chen. „Ich denke, dass ich nach meinem Abschlussin München sehr gute Perspektiven im Bereich derForschung haben werde. Deutsches Recht genießt inChina einen sehr guten Ruf“, erzählt der 27-Jährige. Die Stipendiaten wollen nach ihrem Abschluss inihr Heimatland zurückkehren. „Dort haben wir diebesten Chancen auf Arbeit“, sagt Ning Yu. „Aber ineinem fremden Land lernen wir, was wir in Chinaverbessern können.“ Nicht nur die Doktorandenschauen positiv in die Zukunft, auch den Initiato-ren an der LMU hat das erfolgreich angelaufene Pi-lotprojekt Mut gemacht. Das Programm zur Ein-werbung soll nun auf andere Länder ausgeweitetwerden. Matthias Hadesbeck: „So schaffen wir es,die LMU noch stärker als bisher als exzellente deut-sche Universität ins Bewusstsein der internationa-len Wissenschaftsöffentlichkeit zu rücken.“ ■ rw

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Hans-Werner Sinn ist in Nachrichten, Talkshows und Zeitungenpräsent wie kein anderer Ökonom. Auch in der internationalenWissenschaftscommunity gehört er zu den meistzitierten deut-schen Volkswirten. Doch die Bestseller des LMU-Professors spal-ten die Leserschaft. Sinn sucht die Auseinandersetzung, ist be-geisterte Zustimmung wie heftige Kritik gewohnt. Der Volks-wirtschaftler ist Berufspendler zwischen Wissenschaft, Medienund Politik.

12 Uhr mittags. Im ifo Institut für Wirtschaftsforschung gibt es be-legte Semmeln und volkswirtschaftliche Häppchen. Vor den Mitar-beitern, Doktoranden und Gästen des Instituts hält ein niederländi-scher Gastwissenschaftler einen Vortrag über die Alkoholsteuer. Bieroder Wein gibt es dazu leider nicht, wie Hans-Werner Sinn in seinerjovialen Einleitung bemerkt. Der niederländische Alkohol-Experte istProfessor in Rotterdam und ein langjähriger Bekannter, sie haben be-reits gemeinsam Bücher herausgegeben. Einem Gastforscher aus derJurisprudenz bringt der ifo-Präsident zwei halbe Semmeln zum Platz.Sinn ist in der globalen Wirtschaftsforschung vernetzt wie kaum einzweiter.Sinn, der sich beim Taxifahren das Studium verdiente, hat es weit ge-bracht. Als Arbeiterkind vom Dorf war er nicht prädestiniert für Gym-nasium, Hochschule, Promotion und Hochschulkarriere. Dabei ver-tritt er ganz andere wirtschaftliche Thesen als etwa Gerhard Schrö-der, der es mit einem ähnlichen Lebenslauf ins Kanzleramt schaffte.Flexible Lohnstrukturen, lange Arbeitszeiten und eine Sozialpolitik,die das Mitmachen statt das Wegbleiben belohnt, das sind die Eck-pfeiler seiner Botschaft in diesen Tagen.Während des Vortrags im ifo sitzt Hans-Werner Sinn ganz vorne. Ei-ne Weile lauscht er konzentriert, dann holt er seinen PDA aus der Ta-sche und tippt scheinbar abwesend darauf herum. Bis er sich denStift vom Sitznachbarn nimmt und anfängt, Modelle zur Alkoholsteuerauf Papier zu kritzeln. „Ein Volkswirtschaftler denkt nun mal in Mo-dellen“, erklärt er später. Nach dem Vortrag stellt er die erste Frage,auch die zweite kommt von ihm. Dann sind die wissenschaftlichenMitarbeiter des ifo an der Reihe.Hans-Werner Sinn bleibt sitzen. Er öffnet seine große Aktentasche.Darin sind keine Papiere, keine Akten, stattdessen zwei Handys, einPDA und ein Laptop. Täglich bekommt er Mails aus seinem For-schernetzwerk und Medienanfragen. Zwar hat er außerordentlich vie-le wissenschaftliche Werke international veröffentlicht und steht des-

halb unter den aktiven Volkswirten Deutschlands an der Spitze derinternationalen Zitierstatistik. Aber Sinn, inzwischen 59 Jahre alt,sieht es heute als seine Hauptaufgabe, Kommunikator zu sein. SeineÖffentlichkeitsarbeiter dokumentieren haarklein alle Medienberich-te auf der Homepage des CESifo. Auch jede Frage von Privatleutenbeantwortet Sinn dort persönlich im Diskussionsforum. Im Instituts-gebäude wurde sogar einer der Besprechungsräume in einen Me-dienraum umgebaut – für die vielen TV- und Radiointerviews, die erund seine Bereichsleiter geben. „Wir sind hier ja nicht der Elfen-beinturm“, erläutert Hans-Werner Sinn. Er will gehört werden undetwas bewegen. Als Konfirmand wollte er Missionar werden, hat ermal der „Zeit“ erzählt. „Aber das bist du doch geworden“, hat seineFrau Gerlinde daraufhin gesagt.

ZU VIEL ÖKONOMIE ZU HAUSEHans-Werner und Gerlinde Sinn heiraten noch während des Studi-ums in Münster. Später ziehen sie nach Mannheim, wo beide als As-sistenten arbeiten. Sie bekommen drei Kinder und schreiben die vielbeachtete Monographie „Kaltstart“ über die ökonomischen Proble-me der deutschen Einheit, die in viele Sprachen übersetzt wurde.Gerlinde Sinn kümmert sich heute um die Alumniaktivitäten derVolkswirtschaftlichen Fakultät. Bis heute besuchen die Eheleute Kon-ferenzen gemeinsam, diskutieren daheim volkswirtschaftliche Fra-gen. „Das ist fast schon zu viel Ökonomie zu Hause“, sagt Sinn.Den markanten Backenbart, der ihn wie die neoliberale Variante vonFidel Castro aussehen lässt, hat Hans-Werner Sinn seit seiner Stu-dentenzeit. Auch seine Sprache beweist Kontinuität. Den westfälisch-nasalen Dialekt hat er sich nach 30 Jahren im Süden der Republik be-wahrt, nicht wenige Sätze enden mit einem „nech“. Der Professor istkein Medientyp mit strahlendem Lächeln. Doch die Sinnsche Rheto-rik macht das wett. Er ist seit Jahrzehnten geübt darin, seine volks-wirtschaftlichen Thesen in einfache Sätze zu packen, zuzuspitzen undzu polemisieren. Das unterscheidet ihn von den meisten anderen Öko-nomen. Jedem Journalisten erläutert er seine Schlagworte so, als obihm diese Ideen gerade erst gekommen sind. So läuft er dann zumBeispiel für muenchen.tv erzählend über die Kieswege im prächtigenGarten des ifo Instituts. Er schafft es, in diesem Fernsehinterview eineDreiviertelstunde fast ohne volkswirtschaftliche Fachbegriffe auszu-kommen und trotzdem vieles klar zu machen. Die frühen Bücher von Hans-Werner Sinn hießen „Economic Decisionsunder Uncertainty“ oder „Capital Income Taxation and Resource Allo-

KOMMUNIKATORENDER MISSIONAR

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cation“. Seine aktuellen Titel sind massenkompatibel. „Ist Deutschlandnoch zu retten?“ und „Die Basar-Ökonomie“ gibt es inzwischen sogarals Hörbücher – die Gesamtauflage ist sechsstellig. Er findet, „eine Theo-rie taugt nichts, wenn man sie nicht jemandem erklären kann, der vondem Fach keine Ahnung hat.“ Auch die „Bild“-Zeitung liebt ihn sehrund nennt ihn „Deutschlands klügsten Wirtschaftsprofessor“. Sinn istdas peinlich, findet aber, dass man sich für die „Bild“-Zeitung nicht zufein sein darf, wenn man die Menschen aufklären will. Auch seine Auf-tritte bei Christiansen, Illner und Maischberger sind für ihn „Sinn“-stif-tend, schließlich kann „schon das Anreißen von Thesen im Fernsehenetwas bringen. Die Zuschauer können sich dann ja weiter informieren,wenn ich sie neugierig gemacht habe.“ Auch die Studenten an der LMU schätzen seine klare Sprache. Erkann Ökonomie anschaulich machen und ihre politische Bedeutungerklären. Für den Professor sind Vorlesungen an der Hochschule ei-ne Variante seiner Arbeit als Kommunikator. „Die Studierenden sindja auch eine Art von Öffentlichkeit, nur habe ich dort mehr Zeit, Sach-verhalte auszuführen, und ich kann sie auch anhand von Modellenerklären.“ 1991, als Sinn einen Ruf an die Universität Bern erhaltenhatte, haben sich 60 Prozent der Münchener VWL-Studenten an ei-ner Unterschriftenaktion beteiligt, in der Sinn aufgefordert wurde,an der LMU zu bleiben. Er hatte einige Angebote, an andere Univer-sitäten oder Forschungsinstitute zu gehen. Unter anderem wurde ihmdie Leitung des ersten Max-Planck-Instituts für Volkswirtschaftlehreangetragen. Aber „die Münchener Universität war dann immer sehrfreundlich zu mir, so dass ich hier geblieben bin“, sagt er. 1991 zumBeispiel durfte Sinn das Center for Economic Studies CES an der LMUgründen, aus dem inzwischen das CESifo-Forschernetzwerk hervor-gegangen ist, das drittgrößte seiner Art weltweit. Den Ruf nach Bernwie auch alle anderen Rufe lehnte er ab.Oskar Lafontaine nannte den Münchener Volkswirtschaftler frühergerne „Professor Unsinn“. Inzwischen behaupten Sinn und Lafon-taine, die Bücher im gleichen Verlag herausgaben, dass sie sich re-spektieren. Rein persönlich zumindest. Im Streitgespräch bei Sand-ra Maischberger kämpft Sinn gegen den Politprofi Lafontaine vehe-ment für sein Kombilohnmodell der „Aktivierenden Sozialhilfe“. Mitdiesem – so erklärt er es den Politikern in Berlin – gäbe es drei Mil-lionen Arbeitslose weniger. Eine gewagte These, aber Sinn vertrittsie mit grandiosem Selbstvertrauen. Es scheint, dass solche Diskus-sionen für ihn eine Art von Sport sind, bei dem es nur Gewinner oderVerlierer gibt. Hans-Werner Sinn will gewinnen. ■ gra

HANS-WERNER SINNGeboren wurde Professor Hans-Werner Sinn 1948 im westfälischenBrake. Er studierte Volkswirtschaftslehre in Münster und schriebseine Diplomarbeit über „Das Marxsche Gesetz des tendenziellenFalls der Profitrate“. In Münster heiratete er seine KommilitoninGerlinde Zoubek, mit der er drei Kinder hat. 1978 promovierte Sinnin Mannheim über „Ökonomische Entscheidungen bei Ungewiss-heit“. Er nahm eine Assistenzprofessur an der University of Wes-tern Ontario in Kanada wahr und habilitierte sich 1983 mit einerArbeit über die intertemporalen Allokationswirkungen der Kapital-einkommensbesteuerung. Ein Jahr später übernahm er den Lehr-stuhl für Versicherungswissenschaft an der VolkswirtschaftlichenFakultät der LMU. Nach einigen Jahren wechselte er auf den Lehr-stuhl für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft. 1991 grün-dete er das Center for Economic Studies CES an der LMU, das alsGastforscherprogramm bislang mehr als 400 Volkswirtschaftlervom Nachwuchsforscher bis zum Nobelpreisträger aus der ganzenWelt zu Forschungsaufenthalten nach München holte. 1999 wur-de Hans-Werner Sinn zusätzlich Präsident des ifo Instituts für Wirt-schaftsforschung und verknüpfte die Tätigkeit von CES und ifo inder CESifo-Gruppe. Sinn war langjähriger Vorsitzender des Fach-verbandes der deutschsprachigen Volkswirte (Verein für Social-politik) und ist seit dem Jahr 2006 Präsident des Weltverbandesder Finanzwissenschaftler (IIPF).

KOMMUNIKATOREN – DIE NEUEN AUFKLÄRER

Sie verstehen es besonders gut, komplexe wissenschaftlicheThemen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ineiner Serie stellt MUM Kommunikatoren aus verschiedenenFachbereichen der LMU vor.

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Der Anspruch der Studierenden auf eine gute universitäreLehre ist in Gefahr: Bessere Studienbedingungen sind durch

die Umstellung auf Bachelor und Master bis heute nicht in Sicht.Der Hochschulpakt von Bund und Ländern lässt nicht erkennen, wieder bis zum Jahr 2020 erwartete Anstieg der Studierendenzahlenvon derzeit zwei auf bis zu 2,7 Millionen bewältigt werden kann.Vor diesem Hintergrund empfiehlt der Wissenschaftsrat, mittelfris-tig jede fünfte Professur als so genannte „Lehrprofessur“ auszuwei-sen und mit zwölf statt der bisher üblichen acht bis neun Semester-wochenstunden Lehrdeputat zu belegen. Der Deutsche Hochschul-

verband hält diesen Vorschlagfür abwegig. Der Juniorprofes-sur, bislang kein Erfolgsmodellund laut Wissenschaftsrat künf-tig der Königsweg zur „Lehrpro-fessur“, würde ein weiterer Rück-schlag versetzt.Eine Professur mit dem Schwer-punkt Lehre widerspricht demuniversitären Verständnis vonForschung und Lehre. Denn uni-versitäre Lehre bedarf der stän-digen Erneuerung durch univer-sitäre Forschung. Beide Aufga-benbereiche müssen daher imGrundsatz gleichberechtigt sein.Die Einheit von Forschung undLehre schließt Differenzierun-gen allerdings nicht aus. DassSpitzenforscher temporär ganzoder auf Dauer teilweise von

ihren Verpflichtungen in Lehre und Selbstverwaltung entbundenwerden können, ist schon aus Gründen des Wettbewerbs sinnvoll.Erhalten die Fakultäten an diesem Punkt keine Handlungsspiel-räume, drohen sie im Wettbewerb um die besten Köpfe weitere Fe-dern gegenüber der außeruniversitären Konkurrenz zu lassen. Werdie Lehre stärken will, darf aber bei Universitätsprofessoren nichteinfach zu Lasten der Forschung eingreifen. Didaktische Angebotezur Verbesserung der Lehre sind gut und sollten allen offenstehen.Denn zu guter Lehre ist jeder Universitätsprofessor verpflichtet.Damit die Hochschulen die kommenden Herausforderungen mei-stern können, bleibt der Einsatz von „Lecturern“ in Gestalt von be-fristeten Qualifikationsstellen bedenkenswert. Neue Personalkate-gorien unterhalb der Professur mit höheren Lehrverpflichtungen vonzwölf bis 14 Wochenstunden können auf Dauer aber keine hochwer-tige akademische Ausbildung künftiger Generationen sicherstellen.Der Wissenschaftsrat hat es leider versäumt, mutig zu benennen,was alle wissen: Seit 1995 sind in Deutschland 1.500 Professuren er-satzlos gestrichen worden. Ein erster Schritt, Kapazität und Qualitätzu erhöhen, wäre, dies rückgängig zu machen, und zwar mit Hoch-schullehrern, die gleichermaßen forschen und lehren.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Qualität der Lehre andeutschen Universitäten in vielen Fällen Anlass zu berechtigter

Kritik gibt. Unter Bildungspolitikern besteht darüber hinaus Einigkeit,dass wir angesichts der hohen Zahl der Schulabsolventen in den nächs-ten Jahren, aber auch aus arbeitsmarktpolitischen Gründen, dringendzusätzliche Hochschulabsolventen brauchen. Wir haben also – mit Blickauf die Hochschullehre – sowohl ein qualitatives als auch ein quanti-tatives Problem. Der Hochschulpakt von Bund und Ländern ist in die-sem Kontext ein Schritt in die richtige Richtung. Um den erforderlichenAusbau der Kapazitäten zu erreichen, brauchen die Hochschulen abernicht nur wesentlich mehr finan-zielle Mittel, zumindest ab demJahr 2011, sondern darüber hinausauch attraktivere Studienbedin-gungen. Mit einer Fortschreibungder bestehenden Strukturen anden Hochschulen wird dieses Zielnach Lage der Dinge nicht zu er-reichen sein – zumal auch dasProblem der BA/MA-Umstellungder Studiengänge noch nichtgelöst ist. Aber auch mit einerhalbherzigen Strukturänderung,wie sie die befristete Einstellungvon Lecturern darstellt, lösen wirdie vielschichtige Problemlagekeineswegs. Insbesondere dieQualität des Universitätsstudiumswerden wir mit diesem, auf einesystematische Qualifizierung derLehrenden für ihre Aufgabe ver-zichtenden Instrument nicht im notwendigen Maße steigern können. Der Wissenschaftsrat möchte daher mit seinen Empfehlungen zu einerlehrorientierten Reform der Personalstruktur an Universitäten „zweiFliegen mit einer Klappe schlagen“: nämlich die Studienplatzkapazitä-ten zügig ausbauen und gleichzeitig die Qualität der Lehre deutlich ver-bessern. Deshalb hat er sich für die Einrichtung anspruchsvoller undattraktiver Hochschullehrerpositionen mit einem Schwerpunkt in derLehre ausgesprochen. Und daher auch sein Vorschlag, mit der Junior-professur mit einem Schwerpunkt in der Lehre schon frühzeitig ein at-traktives Angebot zu beschreiben, das eine Spezialisierung ermöglichtund jungen Wissenschaftlern gleichzeitig Karriereperspektiven bietet.Wer dagegen das Lecturer-Konzept hochhält, aber die Lehrprofessurfür abwegig hält, hat ein Argumentationsproblem. Denn dieses Konzeptmit seiner praktisch hundertprozentigen Auslastung in der Lehre ne-giert, dass gute Lehre ohne Forschungsorientierung nicht möglich ist. Anders die Empfehlungen des Wissenschaftsrats, deren großer Wert esist, dass sie klare Rahmenbedingungen nennen, innerhalb derer eineSchwerpunktsetzung in der Lehre sinnvoll ist: ausreichend verfügbareZeit für eigene wissenschaftliche Tätigkeit, ein umfassendes Angebotvon Qualifizierungsmaßnahmen und ein Qualifizierungsprozess, in demdie erforderlichen Lehrkompetenzen über ein umfangreiches, klarstrukturiertes Angebot vermittelt werden sollen. Ohne Standards, dieeine Orientierung ermöglichen, und ohne Instrumente, die eine Über-prüfung der Lehrkompetenzen erlauben, wird dieser Prozess nichtfunktionieren.

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7 Prof. Dr. Ingo Wegener, Ordinarius für Infor-

matik an der Universität Dortmund, ist Mitglied

des Wissenschaftsrates, dessen Evaluations-

ausschuss er leitet. 2006 wurde er bereits zum

zweiten Mal mit dem Lehrpreis der Universität

Dortmund ausgezeichnet für seine hervorragen-

den Leistungen in der Lehre.

7 Prof. Dr. Dieter Kempen ist Präsident des

Deutschen Hochschulverbandes (DHV).

Der DHV ist die Berufsvertretung von Wissen-

schaftlerinnen und Wissenschaftlern in

Deutschland. Zugleich versteht sich der

Deutsche Hochschulverband als umfassende

Service- und Informationseinrichtung für

Universitätslehrer und den wissenschaftlichen

Nachwuchs.

P R O + CONTRA

Der Wissenschaftsrat hat unlängst den Vorschlag gemacht,dem herrschenden Engpass in der universitären Lehre unddessen Verstärkung aufgrund steigender Studierendenzah-len mit der Einrichtung von Lehrprofessuren mit einem er-höhten Lehrdeputat zu begegnen. Kritiker aber sehen allemdie Einheit von Forschung und Lehre in Gefahr.

LEHRPROFESSUREN– KÖNIGSWEG ODER

IRRWEG?

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■ PROF. DR. IRENE GÖTZFAKULTÄT FÜR KULTURWISSENSCHAFTEN

Irene Götz, 1962 in Freiburg im Breisgau geboren,hat zum Sommersemester 2007 eine Professur fürVolkskunde/Europäische Ethnologie an der LMUangetreten. Götz studierte von 1982 bis 1988 Volkskunde, Ger-manistik, Anglistik sowie Geschichte in Freiburgund München. Während ihrer Studienzeit war sievon 1985 bis 1987 Redakteurin der von LMU-Pro-fessor Dietz-Rüdiger Moser herausgegebenen Zeit-schrift „Literatur in Bayern“. Nach Abschluss ihresStudiums folgte bis 1994 eine Tätigkeit als Assis-tentin am Institut für deutsche und vergleichendeVolkskunde an der LMU, wo 1994 im Fach Volks-kunde auch promoviert wurde. Von 1994 bis 1996 war Götz wissenschaftliche Mit-arbeiterin in dem von der VW-Stiftung gefördertenForschungsprojekt „Nationale Identität und der Um-gang mit Fremden in Deutschland“ und von 1996bis 1998 wissenschaftliche Angestellte am Institutfür deutsche und vergleichende Volkskunde. Von1998 bis 2001 forschte Götz als wissenschaftlicheMitarbeiterin im Rahmen des DFG-Projekts „Kul-turelles Repertoire und lokale Repräsentation desNationalen. Ein deutsch-ungarischer Vergleich“ amInstitut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität zu Berlin.2003 habilitierte sich Professor Götz an der Hum-boldt Universität unter anderem mit Unterstützungeines Habilitationsstipendiums der DFG.Vom Win-tersemester 2005/06 bis zum Wintersemester2006/07 war sie Gastprofessorin am Institut für Eu-ropäische Ethnologie, ebenfalls an der Humboldt-Universität.Die Schwerpunkte ihrer Forschung liegen derzeitim Bereich der Identitätspolitik mit besonderem Fo-kus auf nationale und regionale Selbst- und Fremd-bilder in europäischen Kontexten, der Arbeits- undOrganisationsethnographie sowie der historischenVolkskultur und Ritualforschung.

■ PROF. DR. MARKUS SPERANDIOMEDIZINISCHE FAKULTÄT

Markus Sperandio, 1966 geboren, hat zum 1. April2007 eine Professur für Vegetative Physiologie ander Medizinischen Klinik der LMU angetreten. Spe-randio studierte von 1985 bis 1988 Klavier am Kon-servatorium Augsburg. 1988 nahm er an der Univer-sitá degli Studi Trieste in Italien das Studium der Hu-manmedizin auf, das er an der Freien Universität Ber-lin fortsetzte. Das Physikum absolvierte er 1990, daserste Staatsexamen 1991 sowie 1994 das zweite.Sein Praktisches Jahr durchlief Sperandio am Medi-cal College of Virginia in Richmond sowie am BostonUniversity Hospital, USA. 1995 war er als Erasmus-Stipendiat an der Universitá di Parma, Italien. Von 1992 bis 1999 promovierte er am Institut fürPhysiologie an der Freien Universität Berlin in derArbeitsgruppe von Professor Peter Gaethgens miteiner Arbeit über den „Strömungswiderstand desBlutes in terminalen Gefäßnetzwerken“. Von 1999bis 2002 forschte er als Research Associate bei Pro-fessor Klaus Ley an der University of Virginia, USA.2004 arbeitete Markus Sperandio als Facharzt fürKinderheilkunde an der Universitäts-Kinderklinikin Heidelberg und war seit 2006 als Neonatologi-

scher Oberarzt auf der Frühgeborenen-Intensiv-pflegestation. Er spezialisierte sich vor allem aufdie Betreuung von Frühgeborenen und war langeals Babynotarzt im Einsatz. Mit einem Forschungsstipendium der UniversitätHeidelberg forschte Sperandio von 1997 bis 1998zum Thema „Einfluss der luminalen Endothelober-fläche (Glykokalix) auf den mikrovaskulären Strö-mungswiderstand“ und mit einem DFG-Stipendi-um von 1999 bis 2001 im Labor von Professor Leyzum Thema „Endotheliale L-Selektinliganden innicht-lymphatischem Gewebe“. Professor Speran-dio wurde unter anderem mit dem Travel Award derMicrocirculatory Society 2001, dem Travel Awardder European Society of Microcirculation 2001,dem Förderpreis der Deutschen Gesellschaft fürMikrozirkulation 2001, sowie 2006 mit dem VanLeeuwenhoek Award der European Society ofMicrocirculation geehrt. Den Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeitbildet die intravitalmikroskopische Untersuchungder Leukozytenrekrutierung in vivo. Ein zukünfti-ger Schwerpunkt wird in der Erforschung der mo-lekularen Mechanismen der Leukozytenrekrutie-rung beim lebenden Mausefeten sein.

■ PROF. DR. MARKUS VOGTKATHOLISCH-THEOLOGISCHE FAKULTÄT

Markus Vogt, Jahrgang 1962, ist seit 1. April 2007Professor für Christliche Sozialethik an der LMU.Vogt studierte Philosophie und Theologie in Mün-chen und Jerusalem. Von 1992 bis 1995 war er wis-senschaftlicher Mitarbeiter im Sachverständigen-rat für Umweltfragen der Bundesregierung. 1995wurde er bei Wilhelm Korff im Fach Christliche So-zialethik an der LMU mit einer Arbeit über „Sozi-aldarwinismus“ promoviert. Noch im selben Jahrbegann Vogt eine Beratertätigkeit in der Arbeits-gruppe Ökologie der Kommission VI für gesell-schaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bi-schofskonferenz. Er leitete zudem verschiedene Bil-dungs- und Forschungsprojekte und hielt Gastvor-lesungen an der Fachhochschule für Soziale ArbeitMünchen/Benediktbeuern und an der Hochschulefür Philosophie in München. Von 1998 bis 2007 hat-te Markus Vogt eine Professur für Sozialethik ander Philosophisch-Theologischen Hochschule derSalesianer Don Boscos in Benediktbeuern inne. Indieser Zeit initiierte er zudem die Gründung der„Clearingstelle Kirche und Umwelt“, eine Gemein-schaftseinrichtung der Hochschule und der Kom-mission VI der Deutschen Bischofskonferenz. Vogtwar auch Leiter der Clearingstelle. Im Jahr 2006habilitierte sich Vogt an der Universität Luzern miteiner Arbeit zum Thema „Nachhaltigkeit in der Per-

1 Prof. Dr. Irene Götz

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1 Prof. Dr. Markus Vogt

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spektive theologischer Ethik“. Schwerpunkte sei-ner wissenschaftlichen Arbeit sind Grenzfragen vonNaturwissenschaft und theologischer Ethik, Um-weltethik und Technikfolgenabschätzung sowie Ge-rechtigkeitstheorien in pluraler Gesellschaft. Lei-tendes Interesse der ethischen Reflexion ist die Fra-ge nach den Konsequenzen des Umbruchs der Mo-derne mit ihren Ambivalenzen von Fortschritt undRisiko sowie Globalisierungsgewinnen und neuerArmut. Forschungsfragen, die in den kommendenJahren im Vordergrund stehen werden, sind Ge-rechtigkeitskonflikte im Klimawandel, das Span-nungsverhältnis von Wettbewerb und Solidarität imBlick auf einen zukunftsfähigen Sozialstaat sowieMethoden der Entscheidungsfindung angesichtsvon unterschiedlichen Arten von Risiken und „sy-stematischem Unwissen“.

■ PROF. DR. KLAUS BENESCHFAKULTÄT FÜR SPRACH- UND LITERATUR-WISSENSCHAFTEN

Klaus Benesch, 1958 geboren, ist mit Wirkung vom1. April 2007 auf den Lehrstuhl für Nordamerikani-sche Literaturgeschichte an der LMU berufen wor-den. Professor Benesch studierte von 1981 bis 1986Anglistik, Amerikanistik, Romanistik und Kommu-nikationswissenschaft an den Universitäten Heidel-berg und München. Anschließend war er bis 1990Lehrbeauftragter am Amerika-Institut der LMU.Von 1987 bis 1989 promovierte er mit einem Pro-motionsstipendium der Graduiertenförderung derLMU und erhielt 1987 zudem ein Reisestipendiumdes DAAD als Visiting Scholar an der Howard Uni-versity in Washington, D.C. 1990 wurde Beneschmit der Arbeit „The Threat of History: Geschichteund Erzählung im afro-amerikanischen Roman derGegenwart“ im Fach Nordamerikanische Literatur-geschichte an der LMU promoviert. Es folgten von1990 bis 1991 eine wissenschaftliche Vertretungs-assistenz am Anglistischen Institut II (Amerikani-stik) der Universität Düsseldorf sowie von 1991 bis1992 ein DFG-Postdoktorandenstipendium als Vi-siting Fellow am Harry Ransom Humanities Re-search Center der University of Texas. 1999 habilitierte sich Benesch am Institut für Nor-damerikastudien der Universität Freiburg mit derArbeit „Romantic Cyborgs: Authorship and Tech-nology in the American Renaissance“. Ein Jahr spä-ter wurde er auf eine C4-Professur für AnglophoneLiteraturen und Kulturen an die Universität Bay-reuth berufen. Es folgten mehrere Lehr- und For-schungsaufenthalte in den USA, so etwa 2004 amHarry Ransom Humanities Research Center derUniversity of Texas, 2004/05 am English Depart-ment der Weber State University in Ogden, Utah

sowie von 2005 bis 2006 am Gilder Lehrman Cen-ter der Yale University, New Haven, Connecticut. Forschungsschwerpunkte von Professor Beneschsind unter anderem die Amerikanischen Literatu-ren und Kulturen des 19. und 20. Jahrhunderts,Technikgeschichte, Literatur- und Medientheorie,Identitäts- und Autobiographieforschung sowieAfrican American und Diaspora Studies.

■ PROF. DR. JOHANNES HANDLERTIERÄRZTLICHE FAKULTÄT

Johannes Handler, Jahrgang 1963, hat zum 1. März2007 eine Professur für Gynäkologie, Geburtshilfeund Andrologie des Pferdes an der Klinik für Pfer-de der LMU angetreten. Bis 1992 studierte Hand-ler Tiermedizin an der Veterinärmedizinischen Uni-versität Wien (VUW) und wurde hier 1995 mit einerArbeit über „Apa I- und Cfo I-Polymorphismen desporcinen Wachstumshormongens beim Österreichi-schen Edelschwein und bei der ÖsterreichischenLandrasse“ promoviert. Ebenfalls an der VUW ha-bilitierte sich Professor Handler im Jahr 2006 miteiner Arbeit zum Thema: „Luteal function, oestrouscycle patterns and early embryonic development inmares – implications for equine embryo transfer“. 2002 wurde Handler mit dem Diplomate des Euro-pean College for Animal Reproduction zum Eu-ropäischen Fachtierarzt für Fortpflanzung ernannt. Von 1994 bis 2007 war Handler Assistenzarzt ander Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und And-rologie der VUW. Seit 1998 war der Veterinärme-diziner zudem stellvertretender Leiter der EU-Be-samungs- und Embryotransferstation der VUW.Forschungsaufenthalte absolvierte Handler unteranderem in Newmarket, England, an der EquineFertility Unit (1997), am Ontario Veterinary Colle-ge in Guelph, Kanada (2001) sowie an der Tierärzt-lichen Hochschule in Hannover (2003). Zukünftige Forschungsschwerpunkte Handlers ander LMU befassen sich vor allem im Bereich desPferdes mit der frühen embryo-maternalen Inter-aktion und Kommunikation, der Charakterisierungund Pathogenese der Endometrose der Stute sowiedem Aufbau eines LH-Bioassaysystems.

■ PROF. DR. THOMAS BOHNFAKULTÄT FÜR GESCHICHTS- UND KUNSTWISSENSCHAFTEN

Thomas Bohn, Jahrgang 1963, hat zum 1. April2007 im Rahmen des Elitestudiengangs Osteuro-pastudien an der LMU eine Professur für die Ge-schichte Osteuropas mit Schwerpunkt Ostmitteleu-ropa angetreten. Bohn studierte von 1985 bis 1991Geschichte und Slavistik an der Universität Ham-burg und war dort von 1992 bis 1995 als wissen-schaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminartätig. 1996 wurde er mit einer Arbeit über den His-toriker Pavel N. Miljukov promoviert – die Disser-tation wurde zwei Jahre später mit dem Fritz-Theo-dor-Epstein-Preis des Verbandes der Osteuropahi-storikerinnen und -historiker ausgezeichnet. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Assistentforschte er am Historischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena unter anderem über denWiederaufbau der Stadt Minsk nach dem ZweitenWeltkrieg – ein Thema, mit dem er sich 2004 auchhabilitierte.

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1 Prof. Dr. Johannes Handler

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In den Jahren 2005/06 vertrat Thomas Bohn fürzwei Semester eine Professur für die GeschichteOsteuropas im Elitestudiengang Osteuropastudienan der LMU und der Universität Regensburg, imSommersemester 2006 folgte eine Vertretungspro-fessur für Osteuropäische Geschichte der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder. Seine Forschungsschwerpunkte an der LMU liegenim Bereich der Historiographiegeschichte sowieder Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung.Neben der Kulturgeschichte der Vampire interes-siert ihn insbesondere das Petitionswesen in denehemaligen sozialistischen Staaten. In der Lehre befasst sich Professor Bohn vor allemmit Rahmenthemen der Geschichtsmodule im Eli-testudiengang zum Themenkomplex Imperien undÖffentlichkeit. Schwerpunkte in den Lehrveranstal-tungen sind unter anderem Nationalbewegungenund Erinnerungskulturen sowie Kommunismusund Zivilgesellschaft. Als Mitherausgeber bereiteter zurzeit die zweite Auflage des „StudienhandbuchÖstliches Europa“ vor.

■ PROF. DR. FRANZ XAVER BISCHOF KATHOLISCH-THEOLOGISCHE FAKULTÄT

Franz Xaver Bischof, geboren 1955, hat seit Januar2007 den Lehrstuhl für Kirchengeschichte des Mit-telalters und der Neuzeit an der Katholisch-Theolo-gischen Fakultät der LMU inne. Bischof studierteTheologie in Luzern und Paris und war von 1983 bis1989 wissenschaftlicher Assistent an der Theologi-schen Fakultät, heute Universität Luzern. 1988 wur-de Bischof dort auch promoviert. Von 1989 bis 1993war er Stipendiat des Schweizerischen National-fonds zur Förderung der wissenschaftlichen For-schung in München, wo er sich 1995 für das FachKirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeithabilitierte. Für seine Habilitationsschrift „Theolo-gie und Geschichte. Ignaz von Döllinger (1799-1890) in der zweiten Hälfte seines Lebens. Ein Bei-trag zu seiner Biographie“ wurde Bischof 1996 mitdem Habilitationspreis der LMU ausgezeichnet.Von 1994 bis 2004 war Franz Xaver Bischof wis-senschaftlicher Koordinator des Historischen Lexi-kons der Schweiz für den Kanton St. Gallen undging gleichzeitig einer Lehr- und Forschungstätig-keit an der LMU nach. In diesem Zeitraum nahm erüberdies Lehraufträge an den Universitäten Zürichund Bern wahr. Seit dem Wintersemester 2004/05war Bischof Professor am Seminar für Mittlere undNeuere Kirchengeschichte der Westfälischen Wil-helms-Universität in Münster, bevor er als Profes-sor an die LMU berufen wurde.Er ist unter anderem Vorstandsmitglied der Verei-nigung für schweizerische Kirchengeschichte undMitglied der Redaktionskommission der Schweize-rischen Zeitschrift für Religions- und Kulturge-schichte sowie Mitglied der Kommission für Theo-logiegeschichtsforschung der Bayerischen Akade-mie der Wissenschaften.Professor Bischofs Forschungsschwerpunkte lie-gen im Bereich der Kirchen- und Theologiege-schichte des 19. und 20. Jahrhunderts, der Ge-schichte des Ersten und Zweiten VatikanischenKonzils, der Diözesan- und Katholizismusgeschich-te der Schweiz und Süddeutschlands sowie der Per-son Ignaz von Döllingers.

NEUE HONORARPROFESSOREN AN DER LMU

■ PROF. DR. KLAUS FEHLINGSTIERÄRZTLICHE FAKULTÄT

Klaus Fehlings, Jahrgang 1948, ist im Januar zum Ho-norarprofessor für tierärztliche Bestandsbetreuungan der Tierärztlichen Fakultät der LMU ernannt wor-den. Professor Fehlings studierte von 1969 bis 1974Tiermedizin an der Tierärztlichen Hochschule Han-nover, erhielt 1975 seine Approbation und wurde1976 promoviert. 1980 erhielt er die Anerkennungals „Fachtierarzt für Rinder“. Nach Tätigkeiten alswissenschaftlicher Assistent an der TierärztlichenHochschule Hannover sowie in einer Gemischtpra-xis wechselte Fehlings 1980 zum Tiergesundheits-dienst Bayern e.V. (TGD), dessen stellvertretenderGeschäftsführer er derzeit ist. Seit dem Winterseme-ster 1996/97 ist Professor Fehlings als Lehrbeauf-tragter an der Tierärztlichen Fakultät der LMU tätig.Er lehrt vor allem zum Thema „Maschineller Mil-chentzug und melkzeitassoziiertes Hygienemanage-ment“. Zudem bietet er die Vorlesungen „Bestands-betreuung I und II“ an. Seit 2006 ist Fehlings Diplo-mate des European College of Bovine Healths (DIPLECBHM) sowie seit 2001 Leiter des Arbeitskreis Eu-tergesundheit und seit 2003 Leiter des Sachverstän-digenausschuss subklinische Mastitis bei der Deut-sche Veterinärmedizinischen Gesellschaft.

■ PROF. DR. BERND FALKFAKULTÄT FÜR GEOWISSENSCHAFTEN

Bernd Falk, geboren 1941, ist im Januar 2007 zumHonorarprofessor für Immobilienmanagement ander Fakultät für Geowissenschaften der LMU ernanntworden. Falk studierte von 1964 bis 1969 BWL anden Universitäten Hamburg und Regensburg. Von1969 bis 1973 war Professor Falk wissenschaftlicherMitarbeiter am Lehrstuhl für Allgemeine Betriebs-wirtschaftslehre an der Universität Regensburg undnahm in dieser Zeit Lehraufträge an der Universitätund zwei Fachhochschulen wahr. 1975 wurde Falkan der Universität Regensburg promoviert und 1978zum Professor für Marketing und Handelsbetriebs-lehre an der Fachhochschule Nürtingen (Hochschu-le für Wirtschaft und Umwelt)berufen. Hier wurde er1984 als erster Wissenschaftler in Deutschland zumProfessor für Immobilien-Ökonomie berufen. Profes-sor Falk bietet Lehrveranstaltungen an der LMU undder TU München zum Thema Immobilienmanage-ment und Projektentwicklung von Immobilien. 1972gründetet Bernd Falk das Institut für Gewerbezen-tren (IfG) in Starnberg. Zu dessen Tätigkeitsfelderngehört unter anderem die Projektentwicklung und -beratung von Gewerbeimmobilien sowie das Immo-bilien-Consulting.

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1 Prof. Dr. Franz Xaver Bischof

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■ FERIENFORSCHER AN DER LMUIm März wurden die fünf motivierten Nachwuchs-forscher bereits im Deutschen Museum für ihre ein-fallsreichen wissenschaftlichen Projekte ausge-zeichnet, mit denen sie beim Schülerwettbewerb„Jugend forscht“ dabei waren. Jetzt können die 19-jährigen Nachwuchswissenschaftler sich noch wei-ter in die Forschung vertiefen. Ihr Preis für die Teil-nahme am Landeswettbewerb Bayern von „Jugendforscht“: ein Praktikum an der LMU. MagdalenaAtzler wird sich in ihren Sommerferien mit denAuswirkungen der globalen Erwärmung auf dieBlütezeit der Münchener Stadtflora beschäftigen.Philip Kaib wird sein Praktikum im Chemielaborverbringen und Philipp Borsutzki, Thomas Kolbund Sergiy Melnyk werden in der BioinformatikProteinnetzwerke untersuchen.

■ PAPST BENEDIKT EHRT PROFESSOR ALOIS BAUMGARTNER

Alois Baumgartner, emeritierter Ordinarius fürChristliche Sozialethik an der Katholisch-Theologi-schen Fakultät der LMU, ist von Papst Benedikt XVI.mit dem St. Sylvesterorden ausgezeichnet worden.Orientierung nach innen und klare Positionen nachAußen bestimmten Baumgartners Wirken als Wis-senschaftler wie auch im verantwortungsvollen Eh-renamt eines Diözesanratsvorsitzenden des Erz-bistums München und Freising, würdigte der Erz-bischof des Bistums, Kardinal Wetter, Baumgart-ners Engagement in seiner Laudatio. Mit großerZielstrebigkeit und großem Erfolg habe er bereitsals Geschäftsführer des Landeskomitees der Katho-liken in Bayern von 1982 bis 1992 die Bereitschaftder katholischen Laien zur ehrenamtlichen Mitar-beit und Mitverantwortung in ihrer Kirche gewecktund gefördert. Professor Baumgartner, Jahrgang1941, studierte Philosophie, Theologie und Volks-wirtschaftslehre in München und Münster. Von1976 bis 1981 war er Assistent am Institut für Mo-raltheologie und Christliche Sozialethik an derLMU. Er wurde 1992 als Professor für ChristlicheSoziallehre und allgemeine Religionssoziologie andie Universität Bamberg berufen und folgte 1994einem Ruf an die LMU.

■ INFORMATIKER WIRSING IST PRÄSIDENTDES WISSENSCHAFTLICHEN BEIRATS VONINRIA

Professor Martin Wirsing, geschäftsführender Di-rektor des Instituts für Informatik an der LMU istzum Präsidenten des Wissenschaftlichen Beiratsdes Institut National de Recherche en Informatiqueet en Automatique (INRIA) ernannt worden. Das INRIA ist mit über 2.800 Wissenschaftlern diegrößte französische Informatik-Forschungseinrich-tung. INRIA besitzt ein jährliches Budget von 160Millionen Euro und ist an mehreren Standorten inganz Frankreich aktiv. In der europäischen For-schung spielt INRIA eine herausragende Rolle aufden Gebieten „Netzwerke, Telekommunikationund Multimedia“, „Komplexe Systeme und Soft-ware“ sowie „Modellierung, Simulation und Visua-lisierung“. Professor Wirsing ist neben seiner Tätigkeit als ge-schäftsführender Direktor des Instituts für Informa-tik Koordinator des SENSORIA-Projekts zur „Syste-matischen Entwicklung von Service-OrientiertenSystemen“, das von der Europäischen Gemein-schaft gefördert wird. Bereits seit 2003 ist er Mit-glied des Wissenschaftlichen Beirats des INRIA.Seine Amtszeit als Präsident dieses Gremiums hatam 1. März 2007 begonnen und dauert vier Jahre.

PREISE & EHRUNGEN

3 Die fünf Jungforscher der

LMU: Magdalena Atzler, Philip

Kaib sowie Philipp Borsutzki,

Thomas Kolb und Sergiy Melnyk.

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■ NEUE HUMBOLDT-STIPENDIATEN AN DER LMU

Erneut haben sich Humboldt-Stipendiaten entschie-den, jeweils für rund ein Jahr an der LMU wissen-schaftlich zu arbeiten. Die Forschungsaufenthaltewerden von der Alexander von Humboldt-Stiftung fi-nanziert, die damit hoch qualifizierten promoviertenausländischen Wissenschaftlern ermöglicht, ein For-schungsvorhaben an einer deutschen Universitäteigener Wahl durchzuführen. Professor Diana Stanciu wird am Seminar für Geis-tesgeschichte und Philosophie der Renaissance derLMU zu Gast sein. Sie wird zum Thema „Cambrid-ge Platonism, Rational Religion and Toleration” for-schen. Dabei untersucht sie die geistesgeschicht-lichen Einflüsse, die auf die Cambridge Platonistsim 17. Jahrhundert einwirkten, insbesondere die imweitesten Sinn Florentiner Platonismusrezeptiondes 15. Jahrhunderts. Professor Jens Holger Schjør-ring von der Universität Aarhus, Dänemark, kommtals Gastforscher an die Evangelisch-TheologischeFakultät. Er arbeitet unter anderem an einer Dar-stellung der globalen Kirchengeschichte des 20.Jahrhunderts. Professor Dhiraj M. Banerjee von derUniversity of Delhi, Indien, untersucht am Depart-ment für Geo- und Umweltwissenschaften Sedi-mentgesteine aus der Zeit des Übergangs vomKambrium zum Präkambrium. Sein Projekt ist fürdie Evolution des Lebens ebenso von Bedeutungwie für paläogeographische und paläoklimatische

Erkenntnisse. Professor Bob Buchanan forscht abSeptember an der Fakultät für Biologie, Bereich Bo-tanik. Er beschäftigt sich seit langem mit der Re-gulation der Umwandlung von Kohlendioxid in derLuft in Kohlenhydrate durch die pflanzliche Photo-synthese. Dr. Elena Filippi wird ihr Forschungssti-pendium am Institut für Kunstgeschichte absolvie-ren. An der LMU forscht sie zum Thema „DürersSelbstbildnis (1500) und das Erbe des Cusanus“.Dabei untersucht sie Albrecht Dürers (1471-1528)Selbstporträt von 1500 (Alte Pinakothek, München)im Lichte der Naturphilosophie und Metaphysikdes Nicolaus von Kues (1401-1464). Dr. NathanMacDonald von der University of St. Andrews,Schottland, wird in der Abteilung für Altes Testa-ment der Evangelisch-Theologischen Fakultät for-schen. Er untersucht, wie im Alten Testament dieErnährung des Menschen unter religiösem Aspektdargestellt wird. Die Versorgung des Menschendurch die Gottheit gehört zu den elementaren Vor-stellungen der Religion.

■ AVINOAM SHALEM ZUM MAX PLANCKFELLOW ERNANNT

Avinoam Shalem, Professor für Kunstgeschichtedes Islam am Institut für Kunstgeschichte der LMU,ist zum Max Planck Fellow des KunsthistorischenInstituts in Florenz ernannt worden. Mit neun an-deren Wissenschaftlern unterschiedlicher Diszipli-nen wurde er im zweiten Jahrgang des neuen Pro-

PREISE & EHRUNGEN

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gramms der Max-Planck-Gesellschaft ausgewählt.Das Programm „Max Planck Fellows“ wurde 2005eingerichtet und soll die Kooperation zwischenMax-Planck-Instituten und Universitäten stärken.Die Bestellung von Hochschullehrern zu Fellows ist auf fünf Jahre befristet und mit der Leitung einer Arbeitsgruppe an einem Max-Planck-Institutverbunden.Das Kunsthistorische Institut in Florenz ist eine derältesten Einrichtungen zur Erforschung der Kunst-und Architekturgeschichte Italiens, die hier in ihreneuropäischen, mediterranen und globalen Bezügenuntersucht wird. 1897 in privater Initiative von ei-ner Gruppe unabhängiger Gelehrter gegründet,gehört es seit 2002 zur Max-Planck-Gesellschaft.

■ PHYSIKER UND THEOLOGE DER LMU MITVERDIENSTKREUZ GEEHRT

Axel Schenzle, Professor für Theoretische Quanten-optik und Dekan der Fakultät für Physik an der LMUsowie Professor Reiner Kaczynski, emeritierter Or-dinarius für Liturgiewissenschaft an der LMU sindvom Präsidenten der Bundesrepublik Deutschlandausgezeichnet worden. Professor Schenzle erhieltdas Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublikfür herausragende Forschungsleistungen sowiesein Engagement in der Lehre. Mit seinen mehr als100 wissenschaftlichen Veröffentlichungen habe erauf dem Gebiet der Theoretischen QuantenoptikPionierarbeit geleistet, hieß es in der Laudatio.Schenzle habe maßgeblich dazu beigetragen, dassdie Fakultät für Physik weit über die Grenzen derBundesrepublik hinaus als ein Ort wahrgenommenwerde, an dem international konkurrenzfähige Spit-zenforschung betrieben werde. Axel Schenzle,Jahrgang 1943, studierte Physik an der UniversitätStuttgart, wo er 1974 auch promoviert wurde.Anschließend forschte er am IBM Research Labo-ratory in San Jose, USA. Von 1976 bis 1985 war erwissenschaftlicher Assistent am Institut für Theo-retische Physik der Universität Essen. 1985 trat ereine Professur in Essen an, zwei Jahre später wech-selte er an die LMU. Von 1999 bis 2001 war er Pro-rektor der LMU. Heute ist Axel Schenzle Dekan derFakultät für Physik, ein Amt, das er zwischen 1995und 1999 schon einmal ausfüllte. Gastprofessurenund Forschungsaufenthalte führten ihn an ver-schiedene Institute unter anderem in den USA, inJapan und Chile. Reiner Kaczynski wurde mit dem Verdienstkreuzder Bundesrepublik Deutschland vor allem für sei-ne umfangreiche wissenschaftliche Arbeit mit mehrals 300 Veröffentlichungen ausgezeichnet, mit derer die liturgische Reform innerhalb der Katholi-schen Kirche kommentiert und begleitet hat. Pro-

fessor Kaczynski ist überdies Herausgeber undAutor zweier mehrbändiger internationaler Werkeüber das Zweite Vatikanische Konzil und die Er-neuerung der Liturgie, die in mehrere Sprachenübersetzt wurden. Mehr als drei Jahrzehnte warKaczynski zudem als wissenschaftlicher Beraterund Mitarbeiter in verschiedenen Gremien, die sichmit der Feier von Gottesdiensten befassen, unteranderem im Vatikan und bei der Deutschen Bi-schofskonferenz. Professor Kaczynski wurde 1939geboren und war von 1980 bis zu seiner Emeritie-rung im Jahr 2004 Lehrstuhlinhaber für Liturgie-wissenschaft an der LMU. Gleichzeitig versah erdas Amt des Direktors des Herzoglichen Georgia-nums, einer 1494 an der Landesuniversität Ingol-stadt als Priesterseminar gegründeten Stiftung, inderen Haus gegenüber dem LMU-Hauptgebäudeheute nicht mehr nur Priesteramtskandidaten ausden bayerischen Diözesen wohnen und studieren,sondern auch Dozenten, Doktoranden und Habili-tanden aus der ganzen Welt.

■ ALLIANZ-GASTPROFESSOR NASSER RABBAT AN DER LMU

In diesem Sommersemester ist Professor NasserRabbat Allianz-Gastprofessor für islamische und jü-dische Studien. Professor Rabbat, der als Aga-Khan-Professor für islamische Architektur am De-partment of Architecture am Massachusetts Insti-tute of Technology (MIT) in Cambridge, USA, lehrt,wird als Gast des Instituts für Orientalistik zum The-ma „Umayyad Architecture“ lesen. Die Vorlesungs-reihe beginnt am 12. Juni und findet während desSemesters immer dienstags von 11 bis 13 Uhr imHörsaal 101 in der Veterinärstraße 1 statt.Nach den Anschlägen des 11. September 2001 hatdie Allianz Group im Rahmen ihres gesellschaftli-chen Engagements eine Gastprofessur für islami-sche und jüdische Studien an der Ludwig-Maximi-lians-Universität gestiftet. Mit dieser Initiative willdas Unternehmen die Kenntnis des islamischenund des jüdischen Kulturkreises fördern und zumDialog anregen. Die LMU kann mit dieser Profes-sur, die alternierend an Dozenten aus dem islami-schen und dem jüdischen Bereich vergeben wird,das interdisziplinäre Netzwerk von Forschung undLehre in den Islam-, Religions- und Kulturwissen-schaften sowie in den philologischen und histori-schen Disziplinen wesentlich verbessern.

PREISE & EHRUNGEN

1 Prof. Dr. Axel Schenzle

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■ LMU-WISSENSCHAFTLER ERHALTENFÖRDERPREIS „PÄDAGOGIK INNOVATIV“

Bei der diesjährigen Verleihung des vom BayerischenLehrer- und Lehrerinnenverband e.V. (BLLV) verge-benen Förderpreises „Pädagogik innovativ“ schnittdie LMU hervorragend ab. Den ersten Preis erhiel-ten Professor Joachim Kahlert, Dr. Mechthild Hagensowie Dr. Eva Heran-Dörr vom Lehrstuhl Grundschul-pädagogik und -didaktik und Professor HartmutWiesner vom Lehrstuhl Didaktik der Physik. DerBLLV zeichnete sie für ihr Aus- und Fortbildungskon-zept für den Sachunterricht in der Grundschule aus.Die von ihnen entwickelte Internetanwendung „Su-pra“ bietet laut Jury eine ständig verfügbare und fle-xibel handhabbare konkrete Unterstützung für diePlanung und Gestaltung des Unterrichts. Der dritte Preis wurde zweimal vergeben: Nebeneinem Pädagogen der Justus-Maximilians-Univer-sität Würzburg freut sich Dr. Jana Traupel vomLehrstuhl für Didaktik der Physik an der LMU eben-falls über einen dritten Rang. Sie entwickelte einaktives, multimedial gestütztes Lehr-Lern-Systemfür Lehramtsstudierende, bei dem fachwissen-schaftliche Inhalte durch eine Kombination aus Li-teraturstudium, Übungsphasen, einem Web-Kursund Multimedia-Elementen erlernt werden.

■ PROFESSOR GERBES ZUM ASSOCIATEDEDITOR VON GUT ERNANNT

Professor Alexander L. Gerbes, stellvertretenderDirektor der Medizinischen Klinik II der UniversitätMünchen ist seit Januar 2007 Associated Editor vonGUT ernannt. Diese von der British Medical Asso-ciation herausgegebene Fachzeitschrift veröffent-licht wissenschaftliche Arbeiten im Gebiet der Ga-stroenterologie und Hepatologie – Leber und Le-berkrankungen – und nimmt weltweit auf diesemGebiet den dritten und in Europa den ersten Rangein. Von den über 2.000 pro Jahr eingereichten Ar-beiten werden weniger als 20 Prozent zur Veröf-fentlichung ausgewählt. Professor Gerbes Tätigkeit als Mitherausgeber die-ser Zeitschrift wird vor allem darin bestehen, Ar-beiten insbesondere im Bereich Hepatologie zusichten und mit Hilfe international anerkannterWissenschaftler und Kliniker zu bewerten sowie fürdie Veröffentlichung auszusuchen. Außerdem istProfessor Gerbes, der unter anderem in den Berei-chen Pathophysiologie und Therapie der Kompli-kation chronischer Lebererkrankungen sowie Le-bertransplantation an der LMU forscht, für die Be-ratung und Themenfindung der Zeitschrift im Be-reich der Hepatologie tätig.

PREISE & EHRUNGEN

1 Prof. Dr. Alexander L. Gerbes

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■ CARL VON LINNÉ ZUM GEBURTSTAG Der Botanische Garten München-Nymphenburgfeiert den 300. Geburtstag Carl von Linnés. Einekleine Ausstellung in den Gewächshäusern infor-miert über Leben und Wirken des schwedischenBiologen. Noch bis zum 10. Juni ist dort anlässlichdes Linné-Jubiläums auch die Ausstellung „HauteCouture im Tulpenbecher“ mit Fotographien von Je-anette Oellers zu sehen. Der Botanische Garten unddie Botanische Staatssammlung fühlen sich Carlvon Linné besonders verbunden. Das Herbar derStaatssammlung hat als wahrscheinlich einzigeSammlung in Deutschland einige von Linnés Pflan-zen im Bestand. Außerdem geht die Botanik an derLMU direkt auf den Linné-Schüler Johann Schre-ber zurück. Nicht zuletzt gibt es im BotanischenGarten eine denkmalgeschützte Abteilung, das sogenannte „System“, welches indirekt auch auf Carlvon Linné zurückgeht. Die Ausstellung „Haute Cou-ture im Tulpenbecher“ ist zu sehen noch bis zum10.Juni, täglich von 9 bis 18.30 Uhr, im BotanischenGarten München-Nymphenburg, Menzinger Str. 65.

■ LEHRAMTS-CHATAm 25. Juni können sich angehende Studierendeim Lehramts-Chat des Lehrerbildungszentrums(LBZ) über die Möglichkeiten und Perspektiven ander LMU informieren. LMU-Experten aus der Stu-dienberatung, Schulpädagogik und Fachdidaktikgeben Auskunft rund ums Studium. Der Chat, dersich vor allem an Abiturienten richtet, ist von 18:30bis 20 Uhr freigeschaltet. Genauere Informationenund die Chat-Adresse werden Anfang Juni auf derHomepage des LBZ www.lmu.de/lehrerbildungs-zentrum veröffentlicht.

■„CAMPUSKINDER“ LÄNGER GEÖFFNETDie „Campuskinder“ bieten eine flexible, stunden-weise Betreuung für Kinder von Studierenden undMitarbeitern der LMU – jetzt mit längeren Öff-nungszeiten. Die Betreuungseinrichtung in derAmalienstraße, gegenüber dem LMU-Hauptgebäu-de ist ein Kooperationsprojekt von LMU und Stu-dentenwerk München, das Kinderkrippen und Kin-dergärten durch eine flexible Komponente ergän-zen soll. Die „Campuskinder“ stehen für Kinder vonStudierenden und Mitarbeitern der LMU offen. Eswerden bis zu zwölf Kinder zwischen einem undsechs Jahren betreut. Die Eltern zahlen einen Bei-trag von vier Euro (Studierende) bzw. sechs Euro(Mitarbeiter) pro Stunde. Während des Semestershaben die „Campuskinder“ montags bis freitagsvon 8 bis 17 Uhr geöffnet, bei Bedarf wird von Mon-tag bis Donnerstag eine Abendöffnung bis 20 Uhrangeboten. Anmeldung und weitere Informationenunter Tel. (089) 21 80 - 22 44 oder bei den Campus-kindern, Amalienstraße 83.

■ 87. DEUTSCHER JURISTEN-FAKULTÄTEN-TAG IN MÜNCHEN

Am 7. und 8. Juni findet an der LMU der 87. Deut-sche Juristen-Fakultätentag statt. Die Dekane derJuristischen Fakultäten aus Deutschland, Öster-reich und einigen anderen Mitgliedsstaaten der EUkommen dort zusammen, um unter dem Vorsitz vonProfessor Peter M. Huber über rechts- und hoch-schulpolitische Fragen sowie über die Reformer-fordernisse bei der Juristenausbildung zu beraten.

■ SEMINAR „DIVERSITY MANAGEMENT“Die Vielfalt der Erfahrungen, Begabungen und Be-dürfnisse auf der Grundlage gemeinsamer Wertezu erkennen und anzuerkennen, zu fördern und zunutzen – das ist die Aufgabe von Diversity Mana-gement. Mit dem Nutzen von Diversity Manage-ment und den Maßnahmen, die große Unterneh-men in diesem Bereich ergreifen, beschäftigt sicham 29. Juni das eintägige Seminar „Diversity Ma-nagement“, das die Frauenbeauftragte der LMU inKooperation mit Daimler Chrysler, Deutscher Tele-kom, Deutscher Bank und BP veranstaltet. Das Se-minar richtet sich nicht nur an Studentinnen, son-dern auch an Studenten. „Genderkompetenzenwerden in Industrie und Wirtschaft vor allem imQualitätsmanagement immer wichtiger. Wir gebenden Studierenden die Möglichkeit, diese Kompe-tenzen zu erwerben“, sagt die LMU-Frauenbeauf-tragte Dr. Margit Weber. Bei dieser Veranstaltungwerden die vier erstunterzeichnenden Unterneh-men der „Charta der Vielfalt“ ihre Konzepte zumDiversity Management vorstellen. Anmeldung perE-Mail mit Angabe der vollständigen Adresse undTelefonnummer an: [email protected].

■ AKTIONSTAG GESUNDE HOCHSCHULEAm 14. Juni findet der Aktionstag „Gesunde Hoch-schule“ statt. Dort können sich alle Studierendenund Beschäftigten der LMU über diverse Gesund-heitsthemen informieren. Der Aktionstag informiertüber Möglichkeiten der Gesundheitsprävention,Sportangebote, Behandlung von Suchtkrankheitenoder psychische Belastungen am Arbeitsplatz. DieBesucher können dort nicht nur ihren Blutzucker

TIPPS & TERMINE

5 Das Lehrerchat des LBZ ist am 25. Juni für alle

Fragen rund ums Lehramtsstudium erreichbar.

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TIPPS & TERMINE

oder Cholesterinwert, sondern auch ihren Stresstesten lassen. Der Aktionstag findet zwischen 10und 16 Uhr im Lichthof des LMU-Hauptgebäudes,Geschwister-Scholl-Platz1 statt.

■ INFOS ZUM AUSLANDSSTUDIUMEine Vortragsreihe des Referats Internationale An-gelegenheiten informiert im Sommersemester überverschiedene Aspekte des Studiums im Ausland.Da geht es um die richtige Bewerbung, Stipendi-en, Förderprogramme wie ERASMUS, Praktika imAusland und um spezielle Informationen zu ver-schiedenen Ländern von Italien bis Australien. DieVeranstaltungen finden mittwochs ab 17 Uhr imHörsaal M014 im Hauptgebäude der LMU amGeschwister-Scholl-Platz 1 statt. Genaue Informa-tionen zu den einzelnen Terminen sind auf derWebsite www.lmu.de/international in der Rubrik„Auslandsstudium“ bei den Downloads erhältlich.

■ VORTRAGSREIHE ÜBER ITALIENISCHEKUNST

Das Fach Kunstgeschichte entstand im späten 18.und 19. Jahrhundert ganz wesentlich im Zusam-menhang mit der Erforschung der Kunst Italiens.Die Aufarbeitung und Präsentation italienischerKunst stellt zwar immer noch eine der großen Er-folgsgeschichten des Faches dar. Allerdings stehtdiese Tradition gegenwärtig vor großen Herausfor-derungen, denen sich die Vorlesungsreihe „Italie-nische Kunst – Themen, Methoden, Perspektiven“des Instituts für Kunstgeschichte der LMU im Jahrder Geisteswissenschaften stellt. Die Vorträge sind

so angelegt, dass die Überlegungen zum Stand derForschung, zu Methoden und Perspektiven immeran einem Kunstobjekt oder einer Objektgruppe ent-wickelt werden. Der zeitliche Bogen spannt sichdabei vom Mittelalter bis zur Moderne. Die Vor-träge finden bis zum 19. Juli immer donnerstagsum 18.15 Uhr im Hörsaal B101 im Hauptgebäudeder LMU, Geschwister-Scholl-Platz 1, statt. Ge-nauere Informationen zu den einzelnen Terminenunter www.kunstgeschichte.lmu.de in der Rubrik„Aktuelles”.

■ SUMMER SCHOOL UND PRAXISLUFTStudierende aller Fachrichtungen können sich fürden so genannten Campus of Excellence 2007 be-werben. Die knapp 100 Teilnehmer dieses Projektssammeln im Rahmen der praxis academy in zwei-wöchiger Projektarbeit bei namhaften Unterneh-men praktische Erfahrungen und diskutieren anden Standorten der Summer School in Budapest,Moskau oder Warschau mit Experten aus Gesell-

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HerausgeberRektorat der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München

RedaktionKommunikation und Presse LMULuise Dirscherl (dir) (Chefredaktion),Clemens Grosse (cg)(stellv. Chefredaktion),Julia Graven (gra)

Mitarbeiter dieser AusgabeOrtrun Huber (oh), Marcus Simon (ms), Ruth Wenger (rw)

OnlineredaktionThomas Pinter (thp)

BildredaktionAngelica Fuss

RedaktionsadresseGeschwister-Scholl-Platz 1, 80539 MünchenTel.: +49 (0) 89 21 80-34 23Fax: +49 (0) 89 33 82 97 [email protected]/presse/mum

Designkonzept und LayoutH A A K & N A K A T[www.haak-nakat.de]

DistributionKommunikation und Presse LMU: Mathias Schiener

AnzeigenAlpha Informationsgesellschaft mbHFinkenstraße 1068623 LampertheimTel.: + 49 (0) 62 06 / 939-0

ISSN 0940-0141

Titelgrafik: [www.haak-nakat.de]Umschlagfoto: Pixelquelle (Titel), Jan Greune (U4)Fotos im Heft: Bernd Sterzl, Andreas Beck, Christian Wild, Thorsten Naeser,

Heinz Langhals (S.4-6); Roland Halbe (S.13); Wissenschaftskolleg Berlin (S.15);

BR-Alpha (S.15); Ingo Wegener, Deutscher Hochschulverband (S.22);

Alle weiteren Bilder: Friedrich Schmidt bzw. LMU

I M P R E S S U M

■ AKTUELLE STELLENANGEBOTE DER LUDWIG-MAXIMILIANS-UNIVERSITÄT UNTER WWW.LMU.DE/STELLENANGEBOTE

schaft, Politik, Forschung, Lehre und Wirtschaft übergesellschaftliche Herausforderungen der Gegen-wart. Die Initiative wird von Institutionen, Verbän-den und Unternehmen der Wirtschaft getragen undfinanziert. Von den Teilnehmern werden sehr guteHochschulleistungen und eine ausgeprägte persön-liche Eignung gefordert. Teilnehmen können Studie-rende aller Fachrichtungen an deutschen Hochschu-len. Kosten fallen für die Teilnehmer nicht an. DieBewerbung ist bis zum 1. Juni auf der Internetseitewww.campus-of-excellence.com möglich. DieVeranstaltungen sind im August und September.

■ AUSSTELLUNG JIDDISCHER UNDHEBRÄISCHER DRUCKE

150.000 vorwiegend aus Osteuropa stammendeJuden hielten sich unmittelbar nach dem ZweitenWeltkrieg in Deutschland auf, als so genannte Dis-placed Persons. Sie bauten hier ein blühendes ge-sellschaftliches und kulturelles Leben auf – das be-zeugen die Presse- und Literaturprodukte dieserZeit. Die Ausstellung „in fremdn land. Jiddischeund hebräische Drucke aus dem Nachkriegs-deutschland“ der Universitätsbibliothek (UB) bietetbis zum 15. Juni anhand von jiddischen und hebräi-schen Zeitungen und Büchern einen Einblick in die-ses wenig bekannte Kapitel der jüngeren jüdischenund deutschen Geschichte. München als Ausstel-lungsort kommt dabei eine besondere Bedeutungzu: Die einstmalige nationalsozialistische „Haupt-stadt der Bewegung“ galt nach dem Krieg gleich-sam als Zentrum der Displaced Persons. Währendder Jahre 1945 bis 1951 war die Stadt Durchgangs-station für Zehntausende Juden auf ihrem Weg indie Emigration.Die auf 13 Vitrinen verteilte Ausstellung jiddischerund hebräischer Drucke ist in der Ausleihhalle derUB im Erdgeschoss, Geschwister-Scholl-Platz 1, zusehen. Die Öffnungszeiten sind montags bis frei-tags, 9 bis 22 Uhr.

7 Die Ausstellung in der Universitätsbibliothek zeigt

noch bis zum 15. Juni jiddische und hebräische Drucke

aus dem Nachkriegsdeutschland.

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