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nmz | neue musikzeitung | http://www.nmz.de Matthias Krebs, Jan. 2014 - Vordruckfassung - 1 Appmusik: Musikinstrumente im Taschenformat Musik-Apps sind ein Beispiel für eine Medienform, die auf einen allgemeinen Trend verweist: Technische Geräte werden aus ihrem ursprünglichen Kontext gelöst und kreativ sowohl in den Alltag, als auch in Kunst integriert. Smartphones und Tablets sind heutzutage verbreitete digitale Alltagsgeräte, die für weit mehr als Telefonieren oder Datenkommunikation genutzt werden. In vielen Nutzungsbereichen haben sie herkömmliche Laptops bereits abgelöst. Aus musikspezifischer Perspektive interessant sind die sich dabei neu eröffnenden Möglichkeiten in Bezug auf den Umgang mit Musik sowie die kulturellen Veränderungen, die mit den drastischen Umwälzungen in der alltäglichen Kommunikation, im Umgang mit Wissen und Medieninhalten einhergehen. Darüber hinaus ermöglichen Musik-Apps dem Nutzer neue Anwendungsbereiche und ästhetische Ausdrucksmöglichkeiten zu erschließen. An der Universität der Künste Berlin soll nun eine Forschungsstelle eingerichtet werden, die neben grundlegender und anwendungsorientierter Forschung auch ein Forum zum Erfahrungsaustausch bieten soll. Im Apple App Store sind heute mehr als eine Millionen Apps verfügbar. Darunter befinden sich 30.000 Apps in der Kategorie Musik. Für die Geräte mit Android oder Windows 8 ist die Auswahl unter den Musik-Apps noch nicht ganz so groß, zudem gibt es Unterschiede in Vielfalt und Funktionalität, doch die Verfügbarkeit von anspruchsvolleren Apps hat im letzten Jahr 2013 deutlich zugenommen. Daher kann insgesamt festgestellt werden, dass für die moderneren Smartphone- und Tablet-Modelle der unterschiedlichsten Hersteller eine große Auswahl an Musik-Apps verfügbar ist. Neben den zahlreichen Player- und Radio-Apps werden ebenso rund 3000 Apps angeboten, mit denen Nutzer vielfältige gestalterische Möglichkeiten nutzen können. Sie verwandeln die mobilen Digitalgeräte in ein Stimmgerät, Metronom, Notenbuch oder Effektgerät, ermöglichen das Produzieren von Musik unterwegs mit einer App zur Audiobearbeitung oder bieten Spieloberflächen, auf denen Nutzer Samples und Loops flexibel, direkt mit den Fingern steuern können. Damit hat potenziell jeder ein Musikinstrument in der Tasche. Die Leistungsfähigkeit aktueller Smartphones und Tablets ist mittlerweile so hoch, dass damit selbst professionelle Studioproduktionen realisiert werden können. Während im frühen Entwicklungsstadium vor allem die grafische Spieloberfläche die Gestalt der Apps dominierten und Bedienelemente sich noch stark an gewohnten Vorbildern wie Klaviertasten, Reglern und Knöpfen orientierten, folgen mittlerweile aktuelle Musik-Apps innovativen Konzepten, um hohe klangfarbliche Komplexität und zugleich ein großes Maß an Kontrolle über deren Erzeugung zu bieten. Neben dem Touch-Display nutzen sie zahlreiche andere Sensoren auf ganz unterschied- liche Weise, etwa das Mikrophon, die Kamera, den Kompass oder das Gyroskop, um Klänge beispielsweise gestisch durch räumliche Bewegung des Digitalgerätes zu steuern. Zusätzlich zu den per Abbildung 1 Abbildung 2

Musikinstrumente im Taschenformat_Vordruckfassung

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Musikapps sind ein Beispiel für eine Medienform, die auf einen allgemeinen Trend verweist: Technische Geräte werden aus ihrem ursprünglichen Kontext gelöst und kreativ sowohl in den Alltag, als auch in Kunst integriert. Smartphones und Tablets sind heutzutage verbreitete digitale Alltagsgeräte, die für weit mehr als Telefonieren oder Datenkommunikation genutzt werden. In vielen Nutzungsbereichen haben sie herkömmliche Laptops bereits abgelöst.

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    Appmusik: Musikinstrumente im Taschenformat

    Musik-Apps sind ein Beispiel fr eine Medienform, die auf einen allgemeinen Trend verweist:

    Technische Gerte werden aus ihrem ursprnglichen Kontext gelst und kreativ sowohl in den Alltag,

    als auch in Kunst integriert. Smartphones und Tablets sind heutzutage verbreitete digitale

    Alltagsgerte, die fr weit mehr als Telefonieren oder Datenkommunikation genutzt werden. In vielen

    Nutzungsbereichen haben sie herkmmliche Laptops bereits abgelst. Aus musikspezifischer

    Perspektive interessant sind die sich dabei neu erffnenden Mglichkeiten in Bezug auf den Umgang

    mit Musik sowie die kulturellen Vernderungen, die mit den drastischen Umwlzungen in der

    alltglichen Kommunikation, im Umgang mit

    Wissen und Medieninhalten einhergehen.

    Darber hinaus ermglichen Musik-Apps dem

    Nutzer neue Anwendungsbereiche und

    sthetische Ausdrucksmglichkeiten zu

    erschlieen. An der Universitt der Knste Berlin

    soll nun eine Forschungsstelle eingerichtet

    werden, die neben grundlegender und

    anwendungsorientierter Forschung auch ein

    Forum zum Erfahrungsaustausch bieten soll.

    Im Apple App Store sind heute mehr als eine Millionen Apps verfgbar. Darunter befinden sich 30.000

    Apps in der Kategorie Musik. Fr die Gerte mit Android oder Windows 8 ist die Auswahl unter den

    Musik-Apps noch nicht ganz so gro, zudem gibt es Unterschiede in Vielfalt und Funktionalitt, doch

    die Verfgbarkeit von anspruchsvolleren Apps hat im letzten Jahr 2013 deutlich zugenommen. Daher

    kann insgesamt festgestellt werden, dass fr die moderneren Smartphone- und Tablet-Modelle der

    unterschiedlichsten Hersteller eine groe Auswahl an Musik-Apps verfgbar ist. Neben den

    zahlreichen Player- und Radio-Apps werden ebenso rund 3000 Apps angeboten, mit denen Nutzer

    vielfltige gestalterische Mglichkeiten nutzen knnen. Sie verwandeln die mobilen Digitalgerte in

    ein Stimmgert, Metronom, Notenbuch oder Effektgert, ermglichen das Produzieren von Musik

    unterwegs mit einer App zur Audiobearbeitung oder bieten Spieloberflchen, auf denen Nutzer

    Samples und Loops flexibel, direkt mit den Fingern steuern knnen. Damit hat potenziell jeder ein

    Musikinstrument in der Tasche. Die Leistungsfhigkeit aktueller Smartphones und Tablets ist

    mittlerweile so hoch, dass damit selbst professionelle Studioproduktionen realisiert werden knnen.

    Whrend im frhen Entwicklungsstadium vor allem

    die grafische Spieloberflche die Gestalt der Apps

    dominierten und Bedienelemente sich noch stark an

    gewohnten Vorbildern wie Klaviertasten, Reglern

    und Knpfen orientierten, folgen mittlerweile

    aktuelle Musik-Apps innovativen Konzepten, um

    hohe klangfarbliche Komplexitt und zugleich ein

    groes Ma an Kontrolle ber deren Erzeugung zu

    bieten. Neben dem Touch-Display nutzen sie

    zahlreiche andere Sensoren auf ganz unterschied-

    liche Weise, etwa das Mikrophon, die Kamera, den Kompass oder das Gyroskop, um Klnge

    beispielsweise gestisch durch rumliche Bewegung des Digitalgertes zu steuern. Zustzlich zu den per

    Abbildung 1

    Abbildung 2

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    Touch erzeugten Tnen knnen durch Kippen des Gertes Parameter wie Lautstrke und Filtereffekte

    gesteuert werden, womit das Spiel vielfltiger und krperlicher wird. Ein weiterer Punkt ist das

    Werkstatt-Prinzip, das in Form von individualisierbaren Apps leicht zu realisieren ist. Besonders

    Controller-Apps bieten Mglichkeiten an, Nutzer zu Konstrukteuren ihrer eigenen Instrumente zu

    machen.

    Diese Aspekte beschreiben das Potenzial der Musik-Apps auf einer technisch-formalen Ebene.

    Interessanter sind die Vernderungen der Wahrnehmung vom Musikmachen mit diesen digitalen

    Musiktechnologien, neuartige Nutzungsweisen und nicht zuletzt natrlich die musikalischen

    Erzeugnisse.

    Musikinstrumente fr Laien

    Zu beobachten ist, dass die Nutzer sich die

    Bedienung von vielen Musik-Apps in der Regel

    ohne Anleitungsbuch selbststndig aneignen.

    Auerdem zeigt sich hufig, dass viele Nutzer ohne

    besondere musikpraktische Erfahrungen bei ihrem

    ersten Kontakt mit Musik-Apps positiv davon

    berrascht sind, wie leicht damit Musik

    hervorzubringen ist. Der Zugang zum

    Musikmachen mit Apps unterscheidet sich vom

    Musizieren mit herkmmlichen Musik-

    instrumenten. Viele Musik-Apps ermglichen ein

    exploratives Musikmachen: Die Nutzer erkunden

    interaktiv eine Oberflche, wobei Musik entsteht

    und spielerische Elemente zum Tragen kommen.

    Hufig wird die Bedienung von Apps als intuitiv

    beschrieben. Meine Erklrung dafr ist, dass die

    bei Apps blichen Bedienkonzepte, das heit die

    Gestaltung der Spieloberflchen und der Mens

    zur Programmsteuerung, dem Nutzer von anderen

    technischen Gerten und Programmen her bereits vertraut sind. Die Funktionalitt ist im Gegensatz zu

    herkmmlichen Computerprogrammen auf einen eingeschrnkten Anwendungsbereich fokussiert.

    Auerdem liegen der Gestaltung der Bedienoberflchen fr Programmierer verbindliche Standards

    zugrunde, die sich an Erkenntnissen aus der Usability-Forschung orientieren. Dadurch sind viele

    Bedienschritte von einer App auf die andere bertragbar. Weiterhin hat auch das Touch-Element

    entscheidenden Einfluss auf die als zugnglich wahrgenommene Bedienung, indem sie die direkte

    Steuerung einzelner Parameter mit dem Finger ohne zustzliche Steuergerte ermglicht. Die

    Auseinandersetzung mit musikalischen Strukturen erscheint Nutzern durch die haptische Interaktion

    sinnlicher und vielschichtiger als in vielen anderen technischen Medienformen.

    Abbildung 3

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    Interessant ist, dass bei Apps, deren Oberflche sich nicht an traditionellen Musikinstrumenten

    orientiert, der Zugang zum unvoreingenommenen Ausprobieren besonders gegeben ist. Da es sich bei

    Smartphones und Tablets zunchst um Alltagsgegenstnde handelt, ist die Bereitschaft hher, spontan

    etwas auszuprobieren. Dadurch erffnen sie besonders auch denjenigen musikpraktische

    Erfahrungen, die bisher kaum oder gar keinen Kontakt mit einem Instrument hatten. Dies trifft

    besonders auf Menschen zu, die Erfahrung mit den

    mobilen Digitalgerten haben. Von der oft kritisierten

    Vereinsamung durch Smartphones und Co. ist jedoch

    keine Spur, da viele Apps nicht nur fr die Benutzung

    einer Person angelegt sind, sondern auch das

    Ensemblespiel mglich machen. Durch Anpassungs-

    mglichkeiten ist jedem die Chance gegeben, sich seinem

    musikalischen Erfahrungsstand entsprechend einzu-

    bringen. Klanglich bewegen sich solche Musik-Apps fr

    den Laien meist akzeptabel zwischen Spieluhr,

    Synthesizer und Keyboard-Sound.

    Trotzdem ist Musikmachen mit Apps bei weitem keine triviale Angelegenheit. Sie ersetzen nicht den

    Musiklehrer, bieten allerdings eine Mglichkeit der Verbindung alltglichen und unterrichtlichen

    Handelns, wodurch sie fr Bildungseinrichtungen interessant werden knnen. Selbst wenn sich mit

    einigen Musik-Apps schon nach kurzer Zeit gut klingende Ergebnisse produzieren lassen, gelingt

    wahrhaft interessante Musik erst, wenn man die Grenzen und Mglichkeiten der App kreativ und

    musikalisch perfekt zu nutzen wei. So wird Workshop-Teilnehmern rasch deutlich, dass auch das

    Musikmachen mit Apps musikalische Erfahrung und bung im Spiel mit der App voraussetzt.

    An die Stelle funktional breit

    angelegter Software treten in vielen

    Bereichen Musik-Apps, die kleine,

    fokussierte Anwendungen fr einen

    ganz bestimmten Zweck darstellen. Die

    groe Auswahl und die Tatsache, dass

    sich einige Apps an die individuelle

    Nutzung effektiv anpassen lassen,

    ermglichen viele alternative Wege,

    um ans Ziel zu gelangen. Nicht zuletzt

    bieten Musik-Apps deshalb ein

    Medium, das individuelle Potenziale frdern und Lernende dabei untersttzen kann, ihren eigenen

    Lernweg zu finden. Gleichzeitig forciert das Musikmachen mit Apps eine Orientierung auf die Musik,

    die subjektive Relevanz fr den Nutzer besitzt. Musik, die nicht von auen vorgegeben, sondern durch

    den Umgang mit den Musik-Apps angeregt wird. Es ist zu erwarten, dass die Bedeutung von Musik-

    Apps aus diesen Grnden weiter rasant steigt. Eine echte Herausforderung fr den Nutzer stellt es

    jedoch dar, sich zwischen den vielen Apps zurecht zu finden und fr seine Bedrfnisse die geeignete

    zu finden.

    Abbildung 4

    Abbildung 5

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    4

    Apps als musikalische Hilfsmittel

    Fr Menschen, die ein Instrument beherrschen,

    sind Musik-Apps, die gestalterische Mglichkeiten

    bieten, in der Regel durch die als Einschrnkung

    wahrgenommene Funktionalitt, nicht so

    interessant. Daher ist in vielen Fllen die

    Motivation nicht so hoch, sich intensiver auf die

    vielfltigen Mglichkeiten des neuartigen

    Instrumentariums einzulassen. Sie fhlen sich

    mehr von ihren lang gebten traditionellen

    Instrumente hingezogen. Diese Nutzer aus den

    verschiedensten Musikrichtungen wissen eher Apps zu schtzen, die ihnen Hilfsmittel fr ihr Spiel

    liefern. Sie nutzen Apps in Probe- und Auftrittssettings zum Beispiel als Metronom, Stimmgert, zur

    Notendarstellungen, als Mehrspurrekorder, Begleitautomatik, Sampler, Effektgerte oder als

    erweitertes digitales Musikinstrument. Dabei werden die vielfltigen Einsatzmglichkeiten, die

    einfache Handhabung, sowie die mobile Verfgbarkeit geschtzt, denn das Smartphone ist stets in der

    Nhe. Da Apps nur einen geringen Aufwand erzeugen, werden fr mehr und mehr Aufgaben spezielle

    Gerte, wie Harddisk-Recorder, Midi-Tastaturen und Laptops, durch Smartphones und Tablets ersetzt.

    Appmusik On Stage

    Dass Musik-Apps aber auch im professionellen Rahmen genutzt werden knnen, zeigen viele Beispiele

    aus der elektronischen Musik. DJs und Performance-Knstler experimentieren schon seit Jahren mit

    virtuellen Drumcomputern, BeatMakern, Sampler- und Controller-Apps auf Smartphones und Tablets

    und erweitern auf diese Weise ihre knstlerischen Ausdrucksmglichkeiten. Auch etablierte Musiker

    aus anderen Genres verwenden Musik-Apps. Die britische Band Gorillaz verffentlichte mit The Fall

    (2010) ein Album, das ausschlielich mittels 20 verschiedener Apps produziert wurde. Auch Jordan

    Rudess, Keyboarder der experimentellen US-amerikanischen Progressive-Metal Band Dream Theater,

    spielt seit den Anfngen eine herausgehobene Rolle unter den Musikern, die sich professionell mit

    Musik-Apps beschftigen. Er bringt Apps auf der Bhne zur Anwendung, an deren Programmierung er

    selbst beteiligt war und die fr jedermann erhltlich sind.

    Dass jedoch das Musikmachen auf Bhnen

    besondere Anforderungen stellt, musste der US-

    amerikanische Jazz-Pianist Herbie Hancock

    erfahren. Magische Momente beim lang erwarteten

    Konzert zum Finale des Hamburger berjazz-

    Festivals 2012 blieben, wie Internetforen und der

    Presse zu entnehmen war, fr das Konzertpublikum

    aus. Hancock schien von der musikalischen Nutzung

    der Apps berfordert. Sein Spiel wirkte wie eine

    Aneinanderreihung von spontanen Einfllen, die

    kein groes Ganzes ergaben. Die elf Musiker des

    DigiEnsemble Berlin haben sich auf professionelle Bhnenprogramme, von klassisch ber Rock bis

    experimentell, mit allgemein verfgbaren Apps spezialisiert. Doch auch bei ihnen zeigen sich deutlich

    Schwierigkeiten, das Musizieren mit Apps fr das Publikum berzeugend erfahrbar zu machen.

    Abbildung 7

    Abbildung 6

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    Die Erforschung der Appmusik steht am Anfang

    Diese Auswahl an Beispielen soll zeigen, dass Apps

    Hilfsmittel bieten, bereits Bestandteil aktueller

    professioneller Musikproduktionen sind und darber

    hinaus sowohl fr Musiker, als auch fr musikalische

    Laien ein wertvolles Instrumentarium zum

    Experimentieren mit Klngen darstellen. Musik-Apps

    sind eine sehr junge Musiktechnologie. Strukturen

    musikalischer Praxen mit Apps sind noch nicht

    wissenschaftlich aufgearbeitet, daher gibt es viele

    offene Fragen: Welche Typen von Musik-Apps existieren? Wie kann das Musizieren mit Musik-Apps

    charakterisiert werden? Was zeichnet Musik aus, die mit Musik-Apps produziert ist? Bilden Musik-Apps

    eine neue musikalische Form, ein neues Genre? Wie gestaltet sich die Aneignung von Musik-Apps? Die

    neue Qualitt aktueller Smartphones und Tablets gegenber traditionellen Computern, ihre

    grenzenlose Mobilitt, ihre intuitive Bedienung und die Vielfalt an Mglichkeiten, mit musikalischem

    Material wie Klngen und Loops flexibel umgehen zu knnen, legen es nahe, auch ihr

    musikpdagogisches Potenzial zu untersuchen.

    Das Thema Musik-Apps steht in der Forschung noch am Anfang. Eine systematische

    Auseinandersetzung fllt schwer, da sich Merkmale des musikalischen Gebrauchs erst

    herauskristallisieren und knstlerisch-sthetische Konzepte noch rar sind. Die Vielfalt an Apps und

    Nutzungsoptionen macht das Thema unbersichtlich. Die Beschftigung mit musikalischen App-Praxen

    bildet ein breites Forschungsfeld, das einen interdisziplinren Zugang und Kooperationen mit Partnern

    aus diversen Wissenschafts- und Praxisbereichen erfordert. Schon jetzt widmet sich eine groe Zahl

    an engagierten Akteuren, darunter Musiker und Musikpdagogen, dem Thema Musikmachen mit

    Apps. Allerdings gibt es bisher kaum Vernetzung und Austausch. Gleichzeitig wird die Bedeutung, der

    Bedarf an Methoden, Tools, die Menschen ermglichen, sich kreativ auszudrcken, immer grer.

    Um diesem Defizit zu begegnen und den Austausch unter den

    Aktiven zu frdern, wird zurzeit an der Universitt der Knste

    Berlin eine anwendungsorientierte Forschungsstelle

    eingerichtet. Diese soll ein Kontakt- und Sammelpunkt fr

    Akteure darstellen, die sich mit mobilen Digitalgerten im

    musikalischen Kontext beschftigen, eine Plattform zum

    Austausch und zur gegenseitigen Untersttzung zwischen

    Wissenschaft und Praxis. Interessierte Forscher und

    Studierende aus unterschiedlichen Wissenschaftskontexten

    sowie Lehrer, Medienpdagogen, Sozialarbeiter und auch

    Knstler, sollen hier ein Forum erhalten. Mehr: www.forschungsstelle.appmusik.de.

    Ausblick: Im nchsten Artikel geht es um Erfahrungen, wie Apps im Musikunterricht und in Workshops

    genutzt werden knnen.

    Abbildung 8

    Abbildung 9

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    Abbildungsverzeichnis:

    Abb.1: Mittlerweile bieten rund 3000 Apps aktiv gestalterische Mglichkeiten zum Musizieren. | Liesa

    Rademacher, Mrz 2013

    Abb.2: Schlerinnen beeinflussen in einer Choreographie die Klnge ihrer bewegungsgesteuerten Instrumente.

    | Foto: Matthias Krebs, Juni 2012

    Abb.3: Die deutlich graphisch orientierte Nutzung ist bei ersten Versuchen mit BeatMaker-Apps zu beobachten.

    (App: Loopseque fr iOS) | Foto: Matthias Krebs, Oktober 2013

    Abb.4: Der Spieler interagiert bei der App Nodebeat (iOS und Android) mit pulsierenden Sternen, die kleine

    Satelliten zum Klingen bringen. | Foto: Sceenshot der App Nodebeat

    Abb.5: Schler musizieren gemeinsam an einem Tablet-Gert. | Foto: Matthias Krebs, Juni 2012

    Abb.6: Die Probe der Zukunft? Ein klassisches Notenblatt, das Smartphone als Metronom und das Tablet als

    Schlagzeug-Klavier-Begleitung. Zu sehen: App Tempo (Android) links und App Chordbot (Android) | Foto:

    Matthias Krebs 2013

    Abb.7: Musiker des DigiEnsemble Berlin in einer Konzertauffhrung: Uwe Schamburek, Matthias Krebs, Daniel

    Grote | Foto: Sven Ratzel, Juni 2013

    Abb.8: Die leichte Bedienung per Touch macht Musizieren mit Musik-Apps auch fr neue Zielgruppen attraktiv.

    | Foto: Monika Wulff, August 2011

    Abb.9: An der Universitt der Knste Berlin wird eine anwendungsorientierte Forschungsstelle zum Thema

    Appmusik Formen musikalischer Praxis mit Apps eingerichtet. | Pressefoto der UdK Berlin

    Matthias Krebs

    ist Appmusiker, Diplom-Musik- und Medienpdagoge, Opernsnger, Physiker und wissenschaftlich ttig.

    Matthias Krebs ist Grnder und Leiter des DigiEnsemble Berlin und beschftigt sich im Rahmen seiner Promotion

    mit digitalen Musikinstrumenten. Weitere Forschungsschwerpunkte betreffen: Digitale Medien in Lehre und

    Forschung, Kommunikation im Social Web und Netzkunst.

    Er arbeitet an der Universitt der Knste Berlin als wissenschaftlicher Mitarbeiter, ist als Lehrbeauftragter an

    mehreren deutschen Musikhochschulen ttig und leitet regelmig Workshops.

    Mehr: www.matthiaskrebs.de