3

Click here to load reader

Musikwissenschaft und populäre Musik: Versuch einer Bestandsaufnahmeby Helmut Rösing

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Musikwissenschaft und populäre Musik: Versuch einer Bestandsaufnahmeby Helmut Rösing

Deutsches Volksliedarchiv

Musikwissenschaft und populäre Musik: Versuch einer Bestandsaufnahme by Helmut RösingReview by: Stephan RichterLied und populäre Kultur / Song and Popular Culture, 47. Jahrg. (2002), pp. 260-261Published by: Deutsches VolksliedarchivStable URL: http://www.jstor.org/stable/3595221 .

Accessed: 10/06/2014 12:25

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

.

Deutsches Volksliedarchiv is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Lied undpopuläre Kultur / Song and Popular Culture.

http://www.jstor.org

This content downloaded from 195.34.78.148 on Tue, 10 Jun 2014 12:25:55 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 2: Musikwissenschaft und populäre Musik: Versuch einer Bestandsaufnahmeby Helmut Rösing

This content downloaded from 195.34.78.148 on Tue, 10 Jun 2014 12:25:55 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 3: Musikwissenschaft und populäre Musik: Versuch einer Bestandsaufnahmeby Helmut Rösing

Rezensionen Rezensionen

sind und sich jetzt miihevoll von einer akademischen Aufsatzsammlung zur nachsten schleppen, ohne den Erkenntnisstand der Popwelt und ihr eigenes Schreibverm6gen auch nur um ein Jota zu erweitern. Man spricht iiber >verzerrte Gitarren< (und muss diese Instrumente - wohl um zu zeigen, dass man nicht nur lateinische Fremdw6rter beherrscht - >distorted guitar< nennen), als gelte es, ein Oratorium zu beschreiben, mit jenem bildungsbiirgerlichen Gefasel, gegen das die Welt der populiren Musik von jeher angeht.1 Umso erfrischender wirken danach2 die Texte der zweiten Halfte, in denen der Wust der Theorien hintangestellt wird und endlich der Sache selbst Raum gegeben wird. Texte wie Andre Matthias' Analyse der Filmmusik zu Braveheart, Su- sanne Binias' Pieces ofParadise und vor allem die vier Untersuchungen der Hamburger Szene (S.211-278) sind vorbildlich und auferst informativ. Und auch die ab- schliegenden theoretischen Texte unter der Uberschrift >Bewertungsfragen< wirken, als hatten sie die Lehren des Themas verstanden. Klar und konzise berichtet Dietmar Schlumbohm von der Umwertung von Musik im digitalen Zeitalter, und auch Gun- ther Jacob und Martin Biisser bleiben bei ihren stark theoretisierenden Texten dem Paradigma des Populiren treu.

So sehr diese Texte also mit dem Buch versohnen, so klar machen sie auch, welche Chance hier vertan wurde: Statt eines iiberzeugenden Arguments fur die Intensivie- rung der Popularmusikforschung an bundesdeutschen Universititen ist es leider nur eine laue Prisentation der gegenwirtigen Arbeit - mit vielen Stirken, aber auch gro- g3en Schwichen. Um in wirtschaftlich problematischen Zeiten konservative Geldver- teiler zu iiberzeugen, muss ein solches Buch hundertprozentig sein.

Stephan Richter, Hechendorf

Niessen, Anne: )Die Lieder waren die eigentlichen Verihrer!<< Madchen und Musik im Nationalsozialismus. Mainz: Schott, 1999. 286 S., ISBN 3-7957-0376-X.

Die Autorin legt mit diesem Buch eine auch fur die Liedforschung ergiebige Disserta- tion zu Musik und Singen unter dem NS-Regime vor, die von den Leitfragen ausgeht, welche Rolle das Singen im Alltag des Dritten Reiches spielte, was es fur den einzelnen Menschen wie auch fur bestimmte Gruppierungen bedeutete und wie es mit der nati- onalsozialistischen Weltanschauung verkniipft war. Aufgrund der musikpidogogischen Schwerpunktsetzung bemiihte die Autorin sich zugleich um das Aufspiiren aussage- starker Befunde, mit denen sie sowohl zu einer Theorie musikbezogener Erfahrungen als auch zu einer Aufarbeitung der Geschichte der Musikpadagogik in der NS-Epoche,

1 Man denke - um nur ein Beispiel aus der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Rock und Pop zu nennen - an Richard Meltzers Einleitung zu The Aesthetics of Rock (New York 1987 [1970]), wo er iiber drei Seiten hinweg den kompletten Text des Liedes Surfin' Bird der Trashmen zitiert (>>Bird Bird Bird/ The bird's the word/ A-well-a bird bird bird/ The bird's the word [...]<).

2 Auszunehmen ist im ersten Teil eigentlich nur Martin Pfleiderers solider Bericht iiber neuere Entwicklungen in der Jazzforschung (S. 37-60).

261

sind und sich jetzt miihevoll von einer akademischen Aufsatzsammlung zur nachsten schleppen, ohne den Erkenntnisstand der Popwelt und ihr eigenes Schreibverm6gen auch nur um ein Jota zu erweitern. Man spricht iiber >verzerrte Gitarren< (und muss diese Instrumente - wohl um zu zeigen, dass man nicht nur lateinische Fremdw6rter beherrscht - >distorted guitar< nennen), als gelte es, ein Oratorium zu beschreiben, mit jenem bildungsbiirgerlichen Gefasel, gegen das die Welt der populiren Musik von jeher angeht.1 Umso erfrischender wirken danach2 die Texte der zweiten Halfte, in denen der Wust der Theorien hintangestellt wird und endlich der Sache selbst Raum gegeben wird. Texte wie Andre Matthias' Analyse der Filmmusik zu Braveheart, Su- sanne Binias' Pieces ofParadise und vor allem die vier Untersuchungen der Hamburger Szene (S.211-278) sind vorbildlich und auferst informativ. Und auch die ab- schliegenden theoretischen Texte unter der Uberschrift >Bewertungsfragen< wirken, als hatten sie die Lehren des Themas verstanden. Klar und konzise berichtet Dietmar Schlumbohm von der Umwertung von Musik im digitalen Zeitalter, und auch Gun- ther Jacob und Martin Biisser bleiben bei ihren stark theoretisierenden Texten dem Paradigma des Populiren treu.

So sehr diese Texte also mit dem Buch versohnen, so klar machen sie auch, welche Chance hier vertan wurde: Statt eines iiberzeugenden Arguments fur die Intensivie- rung der Popularmusikforschung an bundesdeutschen Universititen ist es leider nur eine laue Prisentation der gegenwirtigen Arbeit - mit vielen Stirken, aber auch gro- g3en Schwichen. Um in wirtschaftlich problematischen Zeiten konservative Geldver- teiler zu iiberzeugen, muss ein solches Buch hundertprozentig sein.

Stephan Richter, Hechendorf

Niessen, Anne: )Die Lieder waren die eigentlichen Verihrer!<< Madchen und Musik im Nationalsozialismus. Mainz: Schott, 1999. 286 S., ISBN 3-7957-0376-X.

Die Autorin legt mit diesem Buch eine auch fur die Liedforschung ergiebige Disserta- tion zu Musik und Singen unter dem NS-Regime vor, die von den Leitfragen ausgeht, welche Rolle das Singen im Alltag des Dritten Reiches spielte, was es fur den einzelnen Menschen wie auch fur bestimmte Gruppierungen bedeutete und wie es mit der nati- onalsozialistischen Weltanschauung verkniipft war. Aufgrund der musikpidogogischen Schwerpunktsetzung bemiihte die Autorin sich zugleich um das Aufspiiren aussage- starker Befunde, mit denen sie sowohl zu einer Theorie musikbezogener Erfahrungen als auch zu einer Aufarbeitung der Geschichte der Musikpadagogik in der NS-Epoche,

1 Man denke - um nur ein Beispiel aus der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Rock und Pop zu nennen - an Richard Meltzers Einleitung zu The Aesthetics of Rock (New York 1987 [1970]), wo er iiber drei Seiten hinweg den kompletten Text des Liedes Surfin' Bird der Trashmen zitiert (>>Bird Bird Bird/ The bird's the word/ A-well-a bird bird bird/ The bird's the word [...]<).

2 Auszunehmen ist im ersten Teil eigentlich nur Martin Pfleiderers solider Bericht iiber neuere Entwicklungen in der Jazzforschung (S. 37-60).

261

This content downloaded from 195.34.78.148 on Tue, 10 Jun 2014 12:25:55 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions