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« Mit dem Einzug von server - basierten Sys- temkomponenten in der Sendeabwicklung, dem Einsatz von nichtlinearen Schnittsys- temen ( NLE ) in der Nachbearbeitung, dem Anwachsen der Übertragungskapazität in Netzwerken und dem Einzug von Massen- speichern für die Produktion und Archivie- rung werden Audio-, Video - und Datenin- halten in zunehmendem Maße als Dateien gespeichert und ausgetauscht. Im Rahmen dieser Entwicklung nehmen die Dateiformate eine Schlüsselstellung hinsichtlich der Inte- gration der Produkte unterschiedlicher Her- steller innerhalb eines Systems, hinsichtlich des Austausches von Inhalten zwischen Sys- temen sowie hinsichtlich der Funktionalität der Systeme und Komponenten ein. Ein für diesen Zweck geeignetes Dateifor- mat muss einen zuverlässigen Austausch und die Speicherung von Audio-, Video - und Dateninhalten gewährleisten. Es muss den Austausch von, mit diesen Inhalten verbun- denen, beschreibenden Daten ( Metadaten ) unterstützen. Das Dateiformat muss die genaue Synchronisation aller dieser Daten- ströme gewährleisten und die vielfältigen Anforderungen der Akquisition, Produktion, Nachbearbeitung, des Programmaustausches und der Archivierung unterstützen. Um auch zukünftige Entwicklungen zu unterstützen, muss das Format für verschiedene Arten von Inhalten rückwärtskompatibel erweiter- bar sein. Zudem sind für die Anwender eine industrieweite Unterstützung und Investiti- onssicherheit notwendig, die nur durch eine Standardisierung erreicht werden können. Das IRT hat diesen Trend frühzeitig erkannt und konsequent daran gearbeitet, ein Da- teiformat zu definieren, welches die Anfor- derungen professioneller Anwendungen er- füllt. Die Aktivitäten begannen im Jahre 1998 auf den Plattformen der European Broadcast Union ( EBU ) und des Pro - MPEG Forums mit der Definition der Anforderungen, die An- wender und Hersteller an ein solches Format haben. Die nächsten Schritte waren die tech- nische Spezifikation im Rahmen der File In- terchange Group des Pro - MPEG Forums und die im Jahre 2001 beginnenden Standardisie- rungsarbeiten der Society of Motion Picture MXF – Material Exchange Format Gemeinsamer Datenaustausch weltweit 15 Dr. Ingo Höntsch »

MXF – Material Exchange Format

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Page 1: MXF – Material Exchange Format

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Mit dem Einzug von server - basierten Sys-

temkomponenten in der Sendeabwicklung,

dem Einsatz von nichtlinearen Schnittsys-

temen ( NLE ) in der Nachbearbeitung, dem

Anwachsen der Übertragungskapazität in

Netzwerken und dem Einzug von Massen-

speichern für die Produktion und Archivie-

rung werden Audio-, Video - und Datenin-

halten in zunehmendem Maße als Dateien

gespeichert und ausgetauscht. Im Rahmen

dieser Entwicklung nehmen die Dateiformate

eine Schlüsselstellung hinsichtlich der Inte-

gration der Produkte unterschiedlicher Her-

steller innerhalb eines Systems, hinsichtlich

des Austausches von Inhalten zwischen Sys-

temen sowie hinsichtlich der Funktionalität

der Systeme und Komponenten ein.

Ein für diesen Zweck geeignetes Dateifor-

mat muss einen zuverlässigen Austausch

und die Speicherung von Audio-, Video - und

Dateninhalten gewährleisten. Es muss den

Austausch von, mit diesen Inhalten verbun-

denen, beschreibenden Daten ( Metadaten )

unterstützen. Das Dateiformat muss die

genaue Synchronisation aller dieser Daten-

ströme gewährleisten und die vielfältigen

Anforderungen der Akquisition, Produktion,

Nachbearbeitung, des Programmaustausches

und der Archivierung unterstützen. Um auch

zukünftige Entwicklungen zu unterstützen,

muss das Format für verschiedene Arten

von Inhalten rückwärtskompatibel erweiter-

bar sein. Zudem sind für die Anwender eine

industrieweite Unterstützung und Investiti-

onssicherheit notwendig, die nur durch eine

Standardisierung erreicht werden können.

Das IRT hat diesen Trend frühzeitig erkannt

und konsequent daran gearbeitet, ein Da-

teiformat zu definieren, welches die Anfor-

derungen professioneller Anwendungen er-

füllt. Die Aktivitäten begannen im Jahre 1998

auf den Plattformen der European Broadcast

Union ( EBU ) und des Pro - MPEG Forums mit

der Definition der Anforderungen, die An-

wender und Hersteller an ein solches Format

haben. Die nächsten Schritte waren die tech-

nische Spezifikation im Rahmen der File In-

terchange Group des Pro - MPEG Forums und

die im Jahre 2001 beginnenden Standardisie-

rungsarbeiten der Society of Motion Picture

MXF – Material Exchange FormatGemeinsamer Datenaustausch weltweit

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Dr. Ingo Höntsch

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Page 2: MXF – Material Exchange Format

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and Television Engineers ( SMPTE ). Im Jahr

2003 resultierten diese Arbeiten in der Ver-

abschiedung der grundlegenden Spezifikati-

onen des modular aufgebauten Material Ex-

change Format ( MXF ) als SMPTE Standards.

Parallel zur Standardisierung begann das

IRT mit der Implementierung des Formates.

Zur Verifikation der sich im Rahmen der

Standardisierung noch verändernden Spe-

zifikation wurde auf Initiative und unter

Führung des IRT zunächst ein offenes MXF

Software Developers Kit ( SDK ) auf der Platt-

form der EBU entwickelt. Zeitgleich mit der

zunehmenden Stabilisierung der Spezifikati-

onen des MXF Formates wurde diese Arbeit

in die Entwicklung eines kommerziellen MXF

SDK überführt, dessen erstes Release unter

dem Namen MXF : : SDK zur IBC 2003 freige-

geben wurde und das durch MOG Solutions,

den Kooperationspartner des IRT vertrieben

wird. Im Anschluss an die IBC wurde das

MXF : : SDK für die Unterstützung weiterer

Kompressions- und Datenformate sowie wei-

terer Operational Pattern weiterentwickelt.

Die Standardisierung der grundlegenden

Elemente der Spezifikation und die Bereit-

stellung von Programmbibliotheken für die

Implementierung von Produkten, die MXF

unterstützen sind jedoch nur zwei der not-

wendigen Voraussetzungen für eine erfolg-

reiche Einführung und die industrieweite

Durchsetzung einer neuen und grundlegen-

den Technik wie des MXF Formates. Weitere

wichtige Voraussetzungen sind die Wissens-

vermittlung für Anwender, die Erarbeitung

von Anwendungsrichtlinien sowie die Ve-

rifikation der Standardtreue und Interope-

rabilität der Produkte, die das MXF Format

implementieren.

Die Aktivitäten des IRT hinsichtlich der Wis-

sensvermittlung konzentrierten sich im Jahr

2003 hauptsächlich auf EBU Veranstaltungen

wie das EBU PMC Seminar im Januar 2003

und den EBU MXF Workshop im November

2003, bei denen Anwender und Hersteller

zusammengebracht wurden, sowie auf den

Wissenstransport durch die Mitarbeit in Ar-

beitsgruppen der Rundfunkanstalten und

durch Vorträge im Rahmen von Veranstal-

tungen der FKTG.

Bei der Erarbeitung von Richtlinien für die

Einführung und Anwendung des MXF For-

mates war das IRT hauptsächlich im Rahmen

von Arbeitsgruppen der öffentlich - rechtli-

chen Rundfunkanstalten aktiv, insbesondere

zu der AG Filetransfer der PTKO, sowie in

Kooperation mit weiteren europäischen An-

wendern im Rahmen der EBU Arbeitsgrup-

pen P / TV - File und P / AGTR.

Aufgrund der Notwendigkeit der Erfüllung

der vielfältigen Anforderungen professio-

neller Anwendungen bietet MXF eine Viel-

zahl verschiedener Parameter und Optionen.

Für die Vermeidung von Problemen beim

Austausch von Dateien zwischen Produk-

ten unterschiedlicher Hersteller ist es daher

insbesondere bei der Einführung von MXF

MXF – Material Exchange FormatGemeinsamer Datenaustausch weltweit

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Dr. Ingo Höntsch»

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wichtig, Implementierungen zu testen, Re-

ferenzdateien bereitzustellen und sicher-

zustellen, dass die Festlegungen der MXF

Spezifikation ausreichend und eindeutig

sind. Um den MXF Standard in dieser Hin-

sicht zu sichern und zu seiner Einführung

beizutragen, hat das IRT ein MXF Test Center

eingerichtet. Die ersten Aktivitäten des Test

Centers bestanden in der Entwicklung von

Softwarewerkzeugen zur Erzeugung und zur

Analyse von MXF Dateien auf Grundlage des

MXF : : SDK und des bei dessen Implementie-

rung aufgebauten Wissens. Seit Dezember

2003 gibt es einen Internetauftritt des Test

Centers ( http : //www . irt . de/mxf ), in dessen

Rahmen eine funktionell limitierte Version

des MXF File Analysators des IRT zum freien

Herunterladen bereitgestellt wird. Außerdem

wurden mit dem MXF File Generator erste,

standardkonforme, so genannte „Goldene

Dateien“ erzeugt und für konkrete Projekte

der öffentlich - rechtlichen Rundfunkanstal-

ten bereitgestellt.

Die Erkenntnisse aus der Erarbeitung von

Anwendungsrichtlinen, der Implementie-

rung der Testwerkzeuge und der Durchfüh-

rung von Produkttests werden vom IRT in

die Arbeit der MXF Implementers Group des

Pro - MPEG Forum eingebracht. Diese Gruppe

entwickelt weitere Elemente der MXF Spezi-

fikation, Richtlinien für Hertsteller von MXF

Produkten und Corrigenda für die bereits

verabschiedeten MXF Standards.

Die zukünftigen Aktivitäten des IRT zu MXF

werden der Weiterentwicklung der MXF

Spezifikation, der Erarbeitung weiterer An-

wendungsrichtlinien und die Beratung der

Anwender sowie der Durchführung von Tests

von Produkten dienen. Die Tests werden sich

dabei nicht nur auf die Standardtreue der

von den Produkten erzeugten MXF Dateien

sondern auch auf die Funktionalität und Ro-

bustheit der MXF Dekoder und auf weitere

Leistungsparamter wie Audio - Video Versatz

oder Signaltransparenz konzentieren.

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