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Prof. Dr. Claudia Kemfert www.claudiakemfert.de Nach Kopenhagen: Schlussfolgerungen für die praktische Klimapolitik Prof. Dr. Claudia Kemfert DIW Berlin und Hertie School of Governance www.claudiakemfert.de

Nach Kopenhagen: Schlussfolgerungen für die praktische ... · 6,7 Mrd. Menschen . auf der Erde, 2050 werden es voraussichtlich . 9,2 Mrd. Menschen . sein • 2 Mrd. Menschen haben

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Nach Kopenhagen: Schlussfolgerungen für die

praktische Klimapolitik

Prof. Dr. Claudia Kemfert

DIW Berlin und Hertie School of Governance

www.claudiakemfert.de

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Herausforderung: Klimawandel

Um den Globalen Klimawandel einzudämmen, dürfte jedes Land

3 t pro Kopf (!)

CO2 Emissionen ausstoßen

(Reduktion CO2 Emissionen um 50-80 %)

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Einige Fakten• Derzeit leben 6,7 Mrd. Menschen auf der Erde, 2050 werden es

voraussichtlich 9,2 Mrd. Menschen sein• 2 Mrd. Menschen haben kein Zugang zu Elektrizität• 1,2 Mrd. Menschen haben keinen Zugang zu sauberen Trinkwasser• Enormes Wachstum in China (Indien):

– China baut derzeit pro Woche ein neues Kohlekraftwerk– Derzeit 50 Mio. Fahrzeuge: 4 Autos auf 100 (USA,D: 80 per 100)– 18 Millionen Menschen wandern pro Jahr von Land in Stadt– 200 Megacities in 2030 (Infrastruktur, Energie, Gebäude)

• 1950 betrug die Anzahl privater Autos auf der Welt 53 Millionen, 1989 waren es bereits 555 Millionen und im Jahr 2010 soll die 1000 Millionen-Grenze überschritten werden.

• Durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas entstehen klimagefährliche Treibhausgase (CO2, Methan, N2O (Landwirtschaft)

• Anstieg der Treibhausgase führt zu Klimawandel

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2005

Afrika BrasilienSouth Amerika

Mitterer Osten

AsienIndien

China,

Nicht-OECD Europa/Eurasien

RusslandSüdkorea Japan

United StatesKanada

Australien/Neu Sealand

OECD Europa

Mexiko

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0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0 40,0BIP (Tausend Dollar2000) Pro Kopf

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Quelle: EIA 2008

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2030

IndienAsien

AfrikaBrasilien

South America

Mitterer Osten China

Andere Nicht OECD Europa and Eurasien

Mexiko

OECD Europe

Japan

Südkorea

RusslandAustralien/Neu Seeland

Kanada

United States

0,0

5,0

10,0

15,0

20,0

25,0

0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0BIP (Tausend Dollar) pro Kopf

CO

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Quelle: EIA 2008

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Klimawandel erreicht jeden Menschen

• Verursacher des Klimawandels ist die Industriegesellschaft

• Der größte Anteil am Klimawandel hat die Verbrennung fossiler Energien

• Extreme Klimaereignisse treten häufiger und intensiver auf: Überflutungen, Stürme, extreme Hitze und Wassermangel, Wandbrände, Zunahme an Krankheiten

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Öffentlicher Verkehr

2% Persönlicher Konsum

26%

Heizen24%

Ernährung14%

Autofahren13%

Flugreisen12%

Elektrogeräte9%

Der durchschnittliche CO2 -Fußabdruck in Deutschland : Mit 10,4 t pro Kopf pro

Jahr noch deutlich zu hoch!

Quelle: Statistisches Bundesamt 2008

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Baustelle Klimaschutz...

Still under Construction

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Klimaschutz: wie geht es weiter?

• Globales Abkommen 2010 (?)• G 20: Klimaschutz „2 Grad Ziel“;

verbindliche Emissions- Minderungsziele

• UN: Globale Anpassung an Klimawandel, insb. Unterstützung Entwicklungsländer

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Herausforderung sichere Energieversorgung

• Öl: wird schneller knapp und teuer- Ölschiefer, Teersande, Kohleverflüssigung: schlecht für Umwelt- und Klimaschutz

• Gas: weniger klimaschädlich, aber:– Importabhängigkeit steigt: woher kommt das Gas?

Diversifikation: Neue Pipelines: North Stream, Nabucco (?), South Stream (?) + LNG: Liquified Natural Gas : Terminals notwendig: Wilhelmshaven gestoppt

– Gaslücke: nicht genügend Investitionen in Gasförderung (Gründe: Finanzkrise, Unsicherheiten für Investoren)

• Nuklear: in D schwierig - Übergangslösung mit vielen Problemen; keine Renaissance

• Kohle: klimaschädlich, klimafreundliche Kohle notwendig (CCS): Probleme

• Erneuerbare Energien: Lösung! Wachstumsmarkt: Infrastrukturwichtig

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Das Klima- Karussell

Konsumenten

PolitikerFirmen

Die Firmen bieten keinen Klimaschutz!

Warum soll ich etwas ändern? Die Chinesen machen es ja

auch nicht!

Wir werden nicht wieder gewählt, wenn wir

Klimaschutz thematisieren!Die Konsumenten wollen nicht für

Klimaschutz bezahlen!

Wir benötigen langfristig stabile Rahmenbedingungen!

Die Firmen wandern ab! Wir verlieren Arbeitsplätze

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Von Global zu National und Lokal:

Klimaschutz und Energieversorgung: Lösungen auf allen Ebenen

• Erzeugung: Umstieg auf CO2 -freie, sichere und bezahlbare Energien

• Verteilung: Kombination von zentralen und dezentralen Konzepten, intelligente Steuerung

• Einsatz: Steigerung der Energieeffizienz

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Weitere Schritte aus der Krise• Systemwechsel Stromerzeugung

– Investition in Erneuerbare als Wachstumsmarkt– Ausbau von Reservekraftwerken, Netzen, Speichern– CCS und Kernenergie als Übergangslösung

• Systemwechsel Mobilität: Elektromobilität / neue klimaschonende Antriebsstoffe und – techniken /nachhaltige Mobilität

• Systemwechsel Wärme und Kälte• Erneuerbare Energieträger, Ausbau KWK• Innovative Dämmung und effiziente Gebäudetechnik

• Entschlossenheit von Politik und Industrie• Nicht auf den nächsten Energiepreisschock

warten• Jetzt CO2 -freie, sichere und bezahlbare Energien

erforschen, entwickeln und an den Markt bringen

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Energieversorgung in Deutschland

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Steinkohle Braunkohle Öl Gas Nuklear Erneuerbare Andere

Ersatz

40 GW?

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2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030

GW

Steinkohle Braunkohle Öl Gas Nuklear Erneuerbare Andere

Ersatz

40 GW?

Ersatzinvestitionen in Deutschland

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Energieversorgungssicherheit

• Ersatzinvestitionen 80 Mrd. Euro Kraftwerke/Netze/Infrastruktur

• Ersatz Kohlekraftwerke 20 GW• Ersatz Kernenergie (?) 20 GW• Ausbau erneuerbarer Energien

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Erneuerbare Energien• Verminderung Einsatz fossiler Energien • Dezentrale Energieerzeugung• Versorgungssicherheit• Reduktion von Energieimporten• Vermeidung von Energiepreisschocks• Wettbewerbsvorteil durch technologische

Innovation• Klimaschutz• Förderung durch EEG /Umlage

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Elektromobilität und Erneuerbare Energien: Traumpaar!

• Elektromobilität: Strom muss CO2 frei sein: aus erneuerbaren Energien!

• Elektrowagen: 3000 kWh pro Jahr und Fahrzeug (pro 100 km 20 kWh, Fahrleistung 15.000 km/a)

• 1 Mio. Fahrzeuge: 3 Mrd. kWh: 0,5 % des derzeitigen Stromverbrauchs)

• 50 Mio. Fahrzeuge : 100 Mrd. kWh: ca. 24 % zusätzlich Stromverbrauch)

• Wichtig: Infrastruktur !• Vorteil: dezentrale Stromspeicher (vehicle to

grid): Erforschung Batterie dringend notwendig!

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Argumente gegen Erneuerbare Energien

1. Emissionsrechtehandel versus EEG

• Wir haben Emissionsrechtehandel• Durch EEG wird Emissionsrechtehandel

wirkungslos• Schlussfolgerung: Emissionshandel reicht

als alleiniges Instrument aus

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Antwort

• Richtig: Durch Einsatz EE (oder Energieeffizienzverbesserung, Wirtschaftskrise etc...) vermindern sich Emissionen, wodurch die Nachfrage nach Emissionsechten sinkt, der Preis sinkt und somit der Anreiz für Klimaschutz sinkt

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Aber: Schlussfolgerung Abschaffung EEG falsch

• Falsch: genauso gut müsste man Energieeffizienzverbesserung, Energiesparen etc. abschaffen

• Falsch: Emissionshandel alleiniges Instrument des Klimaschutzes (überhaupt richtiges Instrument? Klimasteuer? Scheitern globaler Emissionshandel)

• Richtig: Instrumente besser aufeinander abstimmen: Dynamisches Cap!

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2. Argument gegen EEG• Drastische Erhöhung der Strompreise• Zusatzbelastung der Verbraucher allein

durch PV bis zu 20 Mrd. in kommenden 20 Jahren da starke Nachfragesteigerung 3,5 GW statt 1,5)

• Vorschlag: Reduktion der Vergütungssätze um 5 % (2010: 10 % + statt 1 besser 5-10 % vermindern): Änderung EEG

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Nachfrage PV wird sinken

• Wirtschaftskrise• Sättigung• Sinkende Vergütungssätze• Deckelung Freiflächenanlagen• Umlage Strompreis: 5 % des gesamten

Strompreises

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Strompreiszusammensetzung 2009

Erzeugung, Transport, Vertrieb

61%

EEG5%

KWKG1%

Konzessionsabgabe8%

Stromsteuer9%

Umsatzsteuer16%

Quelle: BDEW / VDN

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EEG ist Wirkungsvoll• Belastungen durch Differenzkostenmethode

(Vergütung –Großhandelspreis) vermindert• Umbau Energiesystem braucht verlässliche

Rahmenbedingungen und keine politischen Schocks

• Lösung: EE und Gas- KWK + in Übergangszeit Kernenergie

• Langfristig EE Lösung : notwendig: Förderung, Infrastrukturausbau, Speicherung (e-Mobility)

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• Es gibt nicht nur ein Instrument, welches alle Probleme löst

• Starres Beharren auf volkswirtschaftliche Effizienz wenig lösungsorientiert

• Ist der Emissionsrechtehandel überhaupt geeignet? (weit entfernt von Idealmodell)

• Politisch durchsetzbar, praktikabel, wirkungsvoll

• Partizipativer Ansatz: EE mehr Befürworter als Kernenergie

Was lernen wir?

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Klimaschutz als Motor der Wirtschaft

• Mehr Arbeitsplätze– Bis zum Jahr 2020 können im Bereich

Klimaschutztechnik 1 Million neue Jobs entstehen• Innovative Weltmarktführer

– Die Länder und Unternehmen, die heute in die Zukunft investieren, haben langfristig die Nase vorn

• Zukunftsmärkte– Energieeffizienz, Energieerzeugung, nachhaltige

Mobilität, nachhaltige Wasserwirtschaft, Rohstoff- und Materialeffizienz, Kreislaufwirtschaft

Klimaschutz ist der Weg aus der Krise!

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Drei Fliegen mit einer Klappe schlagen

• Wirtschaftskrise: „grüne“ Konjunktur- programme statt Abwrackprämien

• Energiekrise: Einsparung von Energie und Erhöhung der Effizienz statt Import und Verbrennung fossiler Energieträger

• Klimakrise: internationale Abkommen zur Reduktion der Treibhausgase, Koordination der Anpassungsmaßnahmen

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Fazit

• Heute beginnen, nicht „wait and see“• Nicht auf globale Lösungen warten• Energiesparen /Energieeffizienzverbesserung immer

richtig! Volkwirtschaftliche Entlastung• Breiter Mix and Technologien• Technologischer Vorsprung entscheidend• Innovation und Kooperation• First best World existiert nur in ökonomischen

Lehrbüchern!• Second Best World: Palette an politischen

Instrumenten• Instrumente müssen besser aufeinander abgestimmt

werden

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„Die Ökonomie ist die einzige Wissenschaft, in der sich zwei

Menschen einen Nobelpreis teilen können, weil ihre

Theorien sich gegenseitig widerlegen.“ -

Stiglitz 2004, Nobelpreisträger Ökonomie

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Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

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