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Wir helfen Menschen. NR. 1/2011 Nachbarn Zuhause in die Ferne schweifen Brücken zwischen Kulturen Freiwilligenarbeit Engagiert. Freiwillig.

Nachbarn 1/11

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Magazin Nachbarn Nr. 1/11 mit dem Schwerpunktthema: Freiwilligenarbeit – Engagiert. Freiwillig.

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Wir helfen Menschen.

NR. 1/2011

NachbarnZuhause in die Ferne schweifenBrücken zwischen Kulturen

Freiwilligenarbeit Engagiert. Freiwillig.

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Inhalt

2 Caritas Nachbarn 1/11 Titelbild: Andreas Schwaiger

Editorial 3Thomas Thali

Freiwilligenarbeit

Freiwilliges Engagement für eine gute Sache 4

Wolfgang Freyenmuth, Aline Gut und dieGehrigs erzählen, warum sie sich für ihre Mitmenschen engagieren und wie sie die Caritas damit unterstützen.

Soziale Verantwortung 8übernehmenDie meisten Menschen sind bereit, sich für die Gesellschaft zu engagieren und ih-ren Mitmenschen zu helfen. Doch es wird immer schwieriger, Freiwillige zu finden – das Geld und die Zeit der Einzelnen wer-den immer knapper. Darum will die Cari-tas den Stellenwert der Freiwilligenarbeit erhöhen.

Caritas Luzern

Zuhause in die Ferne schweifen 10Das Angebot der Freiwilligenarbeit bei der Caritas Luzern ist vielfältig und bietet die Möglichkeit, spannende Erfahrungen im Umgang mit anderen Menschen zu machen.

News

Die Nase im Wind 12

Die Beschäftigungsprogramme der Cari-tas Luzern unterstützen Erwerbslose bei ihren Anstrengungen, wieder eine Stelle zu finden. Die Programme für versicherte und für ausgesteuerte Erwerbslose werden ständig überprüft und angepasst.

Brücken zwischen Kulturen 14

Unterstützen Sie arme Familien 15

Nachgefragt 16 Bei Rita Ueberschlag, Leiterin Koordination Freiwilligenarbeit.

«Hinter den Kulissen» 17Spenderinnenporträt.

Caritas-Netz

Die Caritas-Märkte sind 19nicht gratisIm Caritas-Markt erhalten Armutsbetrof-fene Lebensmittel und Produkte des täg-lichen Bedarfs zu Tiefstpreisen. Ein Teil der Artikel wird durch Warenspenden und Unterstützungsbeiträge aus der Wirt-schaft finanziert. Für den Rest kommen die regionalen Caritas-Stellen auf.

News aus dem Caritas-Netz 20

Persönlich 21Bänz Friedli, Hausmann und freier Autor.

Veranstaltungen, Kurse 22

Gedankenstrich 23Von Tanja Kummer.

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Editorial

Thomas Thali Geschäftsleiter Caritas Luzern

Gelebte Solidarität

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«Nachbarn», das Magazin der regionalen Caritas-Stellen, erscheint zweimal jährlich.

Gesamtauflage: 48 600 Ex. Auflage LU: 7 400 Ex.

Redaktion: Urs Odermatt (Caritas Luzern); Ariel Leuenberger (national)

Gestaltung und Produktion: Daniela Mathis, Urs Odermatt

Druck: Stämpfli Publikationen AG, Bern

Caritas Luzern | Morgartenstrasse 19 | 6002 Luzern | Tel. 041 368 52 00

www.caritas-luzern.ch | PC 60-4141-0

Impressum

L’organisation XY est certifiée par ZEWO depuis 19XX.

L’organisation XY est certifiée par ZEWO depuis 19XX.

Caritas Luzern ist seit 2004 ZEWO-zertifiziert.

Caritas Luzern ist seit 2004 ZEWO-zertifiziert.

«Die Freiwilligenarbeit kann und soll die professionelle Tätigkeit ergänzen.»

Liebe Leserin, lieber Leser

2011 ist in Europa das «Jahr des freiwilligen Engagements». Dies ruft die grosse Bedeu-tung der Freiwilligenarbeit in Erinnerung. Beinahe die Hälfte aller Schweizerinnen und Schweizer leisten mehrere Stunden pro Woche Freiwilligenarbeit. Es sind einerseits Männer, die sich vorwiegend in Vereinen und Verbänden engagieren. Andererseits leisten vorwiegend Frauen Unterstützungs-hilfe bei Verwandten, in der Nachbarschaft oder engagieren sich bei der Begleitung im Alltag.

Dieses Engagement ist gelebte Solidari-tät und von grosser Bedeutung für unsere Gesellschaft. Mit der Veränderung in der Gesellschaft verändert sich aber auch das

Umfeld der Freiwilligenarbeit. Durch die grosse Mobilität sind die Netze vor Ort im-mer mehr im Schwinden begriffen. Zur ent-scheidenden Herausforderung wird das Zu-sammenbringen von Hilfeleistenden und Hilfesuchenden. Vermittlungsstellen von Freiwilligenarbeit, wie sie die Caritas Lu-zern führt, erhalten in diesem Kontext ei-nen hohen Stellenwert. Die Ansprüche der

Menschen, die Zeit und Energie einsetzen, sind aber auch gestiegen. Sie wollen klare Rahmenbedingungen, gute Begleitung und Weiterbildung und danach eine Be-stätigung ihrer geleisteten Arbeit in Form eines Sozialzeitausweises.

Im Jahre der Freiwilligen gilt es auch, die Nahtstellen zwischen professioneller und ehrenamtlicher Tätigkeit auszuloten. Die Freiwilligenarbeit kann und soll die professionelle Tätigkeit ergänzen.

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Freiwilligenarbeit

4 Caritas Nachbarn 1/11

Seit rund einem Jahr fährt Wolfgang Freyenmuth fast jeden Donnerstagnach-mittag das Caritas-Markt-Mobil von Wein-

felden nach Sirnach. Für die rund 19 Kilo-meter braucht er knapp eine Stunde, denn schneller als Tempo 40 darf er mit dem

voll beladenen Mobil nicht fahren. Wenn er dann auf dem grossen, etwas abseits ge-legenen Parkplatz in Sirnach ankommt, erwarten ihn bereits die ersten Kunden. Am Anfang wurde er von einem Caritas- Mitarbeiter begleitet. Jetzt schmeisst er den Laden wie ein Verkaufsprofi. Laden? In der Tat entpuppt sich das Caritas-Markt- Mobil als kleines, fahrendes Einkaufspa-radies für jene, die mit weniger als dem Existenzminimum leben. Hier können sie mit der Caritas-Markt-Einkaufskarte stark verbilligte, aber einwandfreie Lebensmit-tel und Produkte für den täglichen Bedarf

Sich mit 65 Jahren zur Ruhe setzen? Das kam für Wolfgang Freyenmuth nicht infrage. Darum betreut er als Freiwilliger einmal pro Woche das Caritas-Markt-Mobil. Auch Aline Gut sowie das Ehepaar Gehrig engagieren sich seit Jahren unent-geltlich in Projekten der Caritas. Sie erzählen, warum sie sich für ihre Mitmenschen engagieren, wie sich das freiwillige Engagement gestaltet und wie sie die Caritas damit unter-stützen.

Freiwilliges Engagement für eine gute Sache

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Freiwilliges Engagement für eine gute Sache

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erwerben. Während der Öffnungszeit von 15 bis 17.30 Uhr bedient Wolfgang Freyen-muth jeweils um die 20 Kunden – vom randständigen Jungen über arbeitslose Er-

wachsene bis hin zum gehbehinderten Be-tagten. «Es gibt sicher noch mehr Bedürf-tige in der Umgebung, die vom Angebot profitieren könnten», vermutet er.

Sich engagieren macht FreudeDie Ruhe nach dem ersten Ansturm ver-bringt der freiwillig Engagierte lesend oder bei einem Schwätzchen mit einem Kunden.

Er versteht die Sorgen der Leute, spricht ih-nen Mut zu, gibt da und dort einen Tipp. «Ich stand auch nicht immer auf der Son-nenseite des Lebens.» Kürzlich habe ihm eine ältere Kundin zugewinkt, als er mit

dem Mobil vorbeifuhr. «Wenn mich die Leute wiedererkennen und wenn sie gerne hier einkaufen kommen, freut mich das sehr.» Überhaupt bereite ihm das freiwillige Engagement bei der Caritas grosse Freude, denn er könne so direkt helfen. «Der regel-mässige Kontakt zu den Leuten bewahrt mich zudem davor, ein Eigenbrötler zu wer-den», lacht der pensionierte Baufachmann.

Fördern, fordern, motivierenAuch Aline Gut freut sich, wenn sie mit ih-rem freiwilligen Engagement bei der Ca-ritas Gutes tun kann. Zum Beispiel, wenn

«Es macht mir Freude, wenn ich helfen kann – ich stand auch nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens.»

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«Es ist mir wichtig, dass Mütter und Kinder dank der Sprache in unsere Gesellschaft hineinwachsen können.»

Freiwilligenarbeit

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eine ihrer Schülerinnen erzählt, dass sie dank besserer Deutschkenntnisse eine Ar-beit gefunden habe. Die pensionierte Kran-kenschwester unterrichtet seit 1999 unent-geltlich Deutsch für Migrantinnen. «Indem ich als Freiwillige arbeite, kann die Caritas den Kurs günstiger anbieten. Das macht es den meisten Teilnehmerinnen erst möglich, am Kurs teilzunehmen, denn sie haben nur wenig Geld.»

Im Kurslokal in Wetzikon herrscht bereits reges Treiben. Die Teilnehmerin-nen bringen ihre kleinen Kinder mit, die in einem «Spielzimmer» betreut werden, während die Mütter Deutsch lernen. Zehn Frauen aus Albanien, Mazedonien, Kro-atien, Sri Lanka, Nepal und Angola neh-men am Unterricht teil. Die grösste He-rausforderung seien die unterschiedlichen Bildungs- und Integrationsniveaus sowie die sprachlichen Vorkenntnisse der Frauen, sagt Aline Gut. «Fördern, fordern, moti-vieren» ist ihr Motto. Mit Geduld, Einfüh-

lungsvermögen und einer Portion Hart-näckigkeit führt die Kursleiterin souverän durch den Unterricht. Ein Lehrbuch mit Grammatik- und Konversationsübungen sowie eine CD mit Übungen zum Nach-

sprechen unterstützen sie dabei. Gemein-sam mit den Frauen freut sich Aline Gut über jeden kleinen Fortschritt. «Es ist mir wichtig, dass Mütter und Kinder in unsere Gesellschaft hineinwachsen können. Indem die Mütter die Sprache lernen, werden sie offener und selbstbewusster. Sie gehen mit ihren Kindern in den Park, wo diese wie-derum beim Spielen Deutsch lernen.» Das ist die eigentliche Motivation für Aline Gut, sich in diesem Projekt der Caritas zu enga-gieren. Seit zwei Jahren übrigens gemein-sam mit ihrer Schwester.

Zeit und Aufmerksamkeit schenkenGemeinsam engagiert sich auch das junge Ehepaar Karin und Patrick Gehrig aus Rüschegg. Den kleinen Garten vor dem Einfamilienhaus der Gehrigs dominiert ein

grosses Biotop, das im Sommer auch zur Abkühlung dient. Auf der Holzveranda rä-kelt sich Nalu, die Katze, in der wärmenden Frühlingssonne. Drinnen geht es lebhafter zu. Patrick, Julia und Lukas spielen eine Partie Scotland Yard, während Karin die letzten Spuren des ausgiebigen Sonntags-brunches tilgt. Gesellschaftsspiele, lange Spaziergänge an der frischen Landluft, he-rumtollen mit Lena, der Berner Sennen-hündin, lesen, TV gucken, die gemein-same Zeit geniessen: das machen die Kids am liebsten, wenn sie bei den Gehrigs sind.

Aline Gut (links) wiederholt geduldig einen Satz. Das Erfolgserlebnis sei wichtig für das Selbstbe-wusstsein der Frauen, sagt die freiwillig engagierte Leiterin des Deutschkurses für Migrantinnen.

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7Text: Sabine Rempert; Fotos: Andreas Schwaiger, zvg 1/11 Nachbarn Caritas

Die Gehrigs sind nicht die Eltern von Julia und Lukas. Aber sie haben im Rah-men des Projektes «mit mir» der Caritas die Patenschaft für das Geschwisterpaar über-nommen. Jedes zweite Wochenende ver-bringen die 12-Jährige und ihr 11-jähriger Bruder beim Patenpaar. Und in den Schul-ferien bleiben sie auch mal eine ganze Wo-che in Rüschegg. Julia zeigt stolz das hübsch eingerichtete Kinderzimmer mit einem Re-gal voller Spiele und Bücher. «Am Anfang mussten wir uns aneinander gewöhnen. Heute können wir uns die Wochenenden mit Julia und Lukas nicht mehr wegden-ken», strahlt Karin. Patrick, ihr Mann, fügt hinzu: «Es ist das Beste, was uns je passie-ren konnte.» Passiert ist es aber nicht ein-fach so. Eigene Kinder haben die 39-jäh-rige medizinische Praxisassistentin und der 41-jährige Verträgerchef bei der Post nicht. Es habe sich nicht ergeben, sagen sie. Und als sie vor rund dreieinhalb Jahren in der Zeitung über das Patenschaftsprojekt der Caritas gelesen haben, war klar, da wollen sie sich engagieren.

Ein intaktes FamilienlebenDie berufstätige, alleinerziehende Mutter von Julia und Lukas wiederum wünschte sich nur eines: dass ihre Kinder auch eine Art «intaktes Familienleben» erleben kön-nen. Als Karin und Patrick die Patenschaft

übernahmen, begleitete sie die Mutter am Anfang auf Ausflügen ins Museum, in den Zoo oder zum Picknick. Denn sie wollte wissen, mit wem, wie und wo ihre Kinder die Zeit verbringen. Heute pflegen sie ei-nen vertrauensvollen Kontakt zueinander. «Wir sind keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung zur Mutter. Wenn die beiden zu uns kommen, sind wir 100 Prozent für sie da», versichert Karin. «Der Abschied fällt auch nicht immer leicht. Aber jeder hat sei-nen eigenen Alltag. Und das ist gut so.»

Einmal pro Jahr treffen sich Interes-sierte, Patinnen und Patenpaare, um sich auszutauschen. «Und wenn wir Fragen ha-ben oder unsicher sind, können wir jeder-zeit unsere Kontaktperson bei der Caritas anrufen», erklärt Patrick.

Karin und Patrick Gehrig sind sich ei-nig: Das freiwillige Engagement als Paten-paar haben sie keine Sekunde bereut. Wer sich für eine Patenschaft interessiere, müsse aber unbedingt Geduld, Einfühlungsver-mögen, Freude an Kindern und die Bereit-schaft mitbringen, auch mal ein Auge zu-zudrücken, wenn etwas in die Brüche gehe.

Die drei Beispiele zeigen: Freiwilliges Engagement bei der Caritas ist ein Geben und ein Nehmen; man kann viel Gutes be-wirken und viel Schönes erleben.

Verschworene Bande: Patrick und Karin Gehrig verbringen jedes zweite Wochenende zusammen mit ihren Patenkindern Julia und Lukas.

Denise Moser, PräsidentinForum Freiwilligenarbeit Schweiz

Ein Gewinn für sich selbst

Freiwilliges Engagement ist der Kitt, der unsere Gesellschaft auf allen Ebenen zu-sammenhält, und das wird auch so blei-ben. Freiwilliges und ehrenamtliches En-gagement ist heute ein Thema, über das man öffentlich diskutiert und berichtet. Man leistet Freiwilligenarbeit nicht mehr im Verborgenen, nur um zu helfen: Beim persönlichen Entscheid für einen Frei-willigeneinsatz spielt die Freude an der Tätigkeit eine zentrale Rolle. Die Freiwil-ligen sind keine «dienstleistenden Gut-menschen», sie erwarten von einer frei-willigen Tätigkeit auch einen Gewinn für sich selber. So bekommen sie neue Kontakte, gewinnen zusätzliche Kompe-tenzen, sammeln Erfahrungen usw. Mit dem Sozialzeitausweis kann das sicht-bar gemacht und qualifiziert werden.

Freiwillige stellen Ansprüche bezüglich der zeitlichen Gestaltung ihres Engage-ments. So wollen sie sich heute weniger längerfristig für regelmässige Einsätze verpflichten. Sie bevorzugen konzen-trierte, zeitlich limitierte Aufgaben.

Dieser Trend steht im Widerspruch zu den Wünschen von sozialen Organisa-tionen. Diese möchten ihre Freiwilligen möglichst langfristig einsetzen können, weil sie in ihre Betreuung, Ausbildung und Qualifikation investierten. Die un-terschiedlichen Ansprüche stellen alle Verantwortlichen im Bereich Freiwilli-genarbeit vor eine grosse Herausforde-rung. Wenn wir die Einsatzbereitschaft von Freiwilligen für die Zukunft sichern wollen, müssen wir uns umgehend mit den Fragen rund um das Thema «zeitlich begrenzte Einsätze» auseinandersetzen.

www.forum-freiwilligenarbeit.ch

Kommentar

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Hintergrund: Freiwilligenarbeit

Soziale Verantwortung übernehmen

Ohne Freiwillige ginge in vielen Projekten und Dienstleistungen im Caritas-Netz we-niger oder gar nichts. Nur mit Unterstüt-zung der rund 4500 Freiwilligen können die Projekte zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung ihre breite Wir-kung entfalten. Deshalb ist die Förderung und Weiterentwicklung der Freiwilligen-arbeit auch ein zentrales Anliegen der Ca-ritas. Gleichzeitig will die Caritas damit einen Beitrag zur Gestaltung einer solida-rischen Gesellschaft leisten. Freiwilligen-

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Die meisten Menschen sind bereit, sich für die Gesellschaft zu engagieren und ihren Mit-menschen zu helfen. Doch es wird immer schwieriger, Freiwillige zu finden – das Geld und die Zeit der Einzelnen werden immer knapper. Darum will die Caritas den Stellenwert der Freiwilligenarbeit erhöhen.

arbeit bildet eine wichtige und notwendige Ergänzung zu den vom Sozialstaat garan-tierten Leistungen.

Menschen wollen helfenEs ist häufig die Rede von einer schwin-denden Solidarität unter Nachbarn, im Dorf oder in der Stadt. Man vergisst dabei, dass die Mobilität grösser geworden ist, die Kontakte und Netzwerke häufiger wechseln und auch Beziehungen infolge beruflicher Engagements weniger intensiv gepflegt wer-

den können. Bei der Caritas machen wir die Erfahrung, dass die Menschen sehr wohl bereit sind, andere zu unterstützen und ih-nen beizustehen. Es fehlt jedoch oft ein An-knüpfungspunkt. Wenn aber die Beziehung hergestellt ist und Hilfesuchende sowie Un-terstützende zusammenkommen, sind die Solidarität und die Bereitschaft, Unterstüt-zung zu leisten, genauso gross wie früher.

Professionelle BegleitungUnsere Aufrufe zur Freiwilligenarbeit be-

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stätigen dieses Bild. Viele Menschen mel-den sich und sind bereit, Aufgaben zu über-nehmen und Hilfe zu leisten. Die grosse gesellschaftliche Aufgabe besteht darin, die Menschen zusammenzuführen. Weil dies nicht mehr automatisch in der Nachbar-schaft funktioniert, braucht es Fachstellen, die Freiwillige vermitteln, in ihre Aufgaben einführen und sie begleiten. Sie können die Brücken bauen, die menschliche Solidari-tät wirken lässt.

Eine weitere Aufgabe besteht darin, die Zusammenarbeit von Freiwilligen und Festangestellten optimal zu gestalten. Fest-angestellte müssen sich auf die Zusammen-arbeit einstellen und sie entsprechend pla-nen. Auf der Seite der Freiwilligen besteht der Anspruch, professionell eingearbeitet, betreut und gefördert zu werden – Verbind-lichkeit ist auf beiden Seiten ein zentrales Anliegen. Heute ist es für Freiwillige wich-tig, dass ihr Engagement gesellschaftlich anerkannt wird und dass sie diese Leistun-gen auch in ihrem Lebenslauf ausweisen können.

Anerkennung verbessernFür die Zukunft der Freiwilligenarbeit muss diese gesellschaftliche Anerkennung verbessert werden. Das ist auch Ziel des Freiwilligenjahrs 2011. Bei der Rekrutie-rung und den Einsatzmöglichkeiten ste-hen unsere Gesellschaft und auch die Ca-ritas in den nächsten Jahren vor grossen Herausforderungen: Die heute im Arbeits-prozess stehende Generation der Frauen ist nicht mehr im selben Ausmass bereit, frei-willig Dienstleistungen, zum Beispiel bei der Pflege von Angehörigen, zu überneh-men. Andererseits sind Männer auch heute noch viel weniger bereit, pflegende und un-terstützende Tätigkeiten unbezahlt zu ver-richten.

9Texte: Bettina Zeugin, Irène Barmettler; Illustration & Grafik: Mark Sasvary 1/11 Nachbarn Caritas

Über 400 000 Stunden

Dank dem freiwilligen Engagement vieler Menschen kann die Caritas Projekte für Menschen in prekären Lebenslagen reali-sieren, die ohne diese Unterstützung nicht zustande kämen.

www.freiwilligenjahr2011.ch, www.sozialzeitausweis.ch, www.freiwilligenmonitor.ch, www.benevol.ch

Bundesamt für Statistik: Freiwilligenarbeit in der Schweiz, Neuchâtel 2008.

Peter Farago: Freiwilliges Engagement in der Schweiz. Seismo Verlag, Zürich 2007.

Beatrice Schumacher: Freiwillig verpflichtet. Gemeinnütziges Denken in der Schweiz seit 1800. NZZ Verlag, Zürich 2010.

Links und Publikationen

Freiwillige leisten für die Caritas einen unverzichtbaren Beitrag bei der Bekämp-fung von Armut und sozialer Ausgrenzung. Insgesamt haben 4705 Freiwillige mit über 400 000 geleisteten Einsatzstunden im Jahr 2009 mehr als 65 Projekte der Caritas un-terstützt. Sei es als Patin von Kindern im Projekt «mit mir», als Mentorin von Ju-gendlichen bei «Incluso», als Unterstützung im Caritas-Markt, bei einem Bergeinsatz oder bei der Begleitung von Menschen im Freiheitsentzug; die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig und sinnstiftend. Freiwillige können sich bei der Caritas in den Tätig-

keitsfeldern Armut und soziale Benachtei-ligung, Migration, Begleitung in der letz-ten Lebensphase, Bergeinsatz sowie in der Institution und in verschiedenen ande-ren kleineren Projekten engagieren. Rund zwei Drittel aller Freiwilligen bei der Cari-tas sind Frauen, die sich besonders oft zur Bekämpfung von Armut und sozialer Aus-grenzung oder bei der Begleitung von Mi-grantinnen und Migranten einsetzen.

www.caritas-luzern.ch/freiwillige

Armut 35%

Migration 15%

Begleitung in der letzen Lebensphase 4%

Berghilfe 24%

Diverses 10%

Institutionen 12%

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Caritas Luzern

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Freiwillige unterstützen die Arbeit der Caritas Luzern erheblich; ohne ihr wertvolles Engagement wäre vieles nicht möglich. Sie bereichern und ergänzen unsere zahlreichen Projekte. Als Götti oder Gotte im Patenschaftsprojekt «mit mir», als Freiwillige/r in «Deutsch unterwegs» oder im Bücherbrocki in Sursee kön-nen interessierte Personen ihre Zeit statt finanzielle Mittel für einen gu-ten Zweck zur Verfügung stellen.

Wenn sich jemand für ein soziales Enga-gement bei uns interessiert, ist die Koordi-natorin der Freiwilligen arbeit, Rita Ueber-schlag, gefragt. Sie klärt in einem ersten persönlichen Gespräch, in welchem Bereich sich der oder die Interessierte engagieren möchte, um den Bedürfnissen der Freiwil-ligen sowie der Klientinnen und Klienten optimal gerecht zu werden. Dabei wird auf Interessen, Fähigkeiten und Kompetenzen geachtet und wie viel Zeit eingesetzt wer-den möchte, damit die Anforderungen des Einsatzes erfüllt werden können. In der Ar-

Viele Freiwillige der Caritas Luzern treffen sich mit Migranten und Migrantinnen zu einem Schwatz, auch um das im Deutschkurs Gelernte einzuüben. Mit ihnen Deutsch zu sprechen und sie allenfalls im Alltag zu begleiten, ist für beide Seiten eine Bereicherung.

beit bei der Caritas Luzern sollte die Mo-tivation im Vordergrund stehen, sich für eine solidarischere Gesellschaft über sozi-ale Schichten, Generationen und Kulturen hinweg einsetzen zu wollen.

Zeit schenken, Kontakte knüpfen, Erfahrungen machenFür die Caritas Luzern ist die von Freiwil-ligen geleistete Arbeit von grossem Wert. Durch ihr unentgeltliches Engagement zu Gunsten Dritter übernehmen die freiwillig Tätigen gesellschaftliche Verantwortung.

Zuhause in die Ferne schweifen Wer sich als Freiwillige, als Freiwilliger bei der Caritas Luzern engagiert, begegnet Menschen und lebt Solidarität. Dies ist die Motivation für viele, die hier ehrenamtlich tätig sind. Sie helfen gerne, nicht nur finanziell, sondern mit eigenem Einsatz. Nicht selten können sie dabei auch Fähigkeiten einsetzen, die sie im beruflichen Alltag gar nicht nutzen können.

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11Text: Daniela Mathis; Bild: Georg Anderhub 1/11 Nachbarn Caritas

«Wir führen mindestens einmal im Jahr ein Standortgespräch mit den Freiwilligen.»

Die facettenreiche Freiwilligenarbeit hat eine unverzichtbare Rolle in der Gestal-tung einer tragfähigen und solidarischen Gesellschaft. Die Caritas Luzern setzt sich für ihre gesellschaftliche Anerkennung und Weiterentwicklung ein. Dass wir die-ses Ziel erreichen und attraktive Einsatz-möglichkeiten bieten, dafür sprechen die gut 400 Personen, die bei der Caritas Lu-

zern zum Teil über Jahre hinweg als Frei-willige mitwirken. Sie sind es, die Brücken zu den Betroffenen schlagen. Egal, ob als Gesprächspartner von Personen im Straf-vollzug, als Begleitende von Menschen in der letzten Lebensphase und ihren Ange-hörigen oder in der sprachlichen oder all-täglichen Begleitung von Asylsuchenden, Migrantinnen und Migranten: Immer geht es darum, Menschen in Übergängen zu be-gleiten und zu unterstützen. Dabei können neue Kontakte geknüpft werden und eigene Kenntnisse und Erfahrungen in den Be-gegnungen mit anderen Menschen gemacht und weitergegeben werden.

Darin werden sie durch die Fachstel-lenleiterin Rita Ueberschlag und eine Pro-jektleiterin oder einen Sozialarbeiter be-gleitet. Die Caritas Luzern arbeitet dabei mit den Standards der Freiwilligenarbeit und dem Sozialzeitausweis. Dazu gehört auch eine Einsatzvereinbarung über Art und Inhalt sowie Rechte und Pflichten des Einsatzes. Spesen werden von der Caritas Luzern übernommen.

Anerkennung freiwilliger ArbeitDie Einsätze der Freiwilligen werden einer-seits im Sozialzeitausweis festgehalten. Die Caritas Luzern weist die von Freiwilligen

erbrachten Leistungen aber auch im Jah-res- sowie im Finanzbericht aus. Im ver-gangenen Jahr waren dies rund 28 000 Ein-satzstunden, die Freiwillige für die Caritas Luzern leisteten.

Die eigene Zeitschrift für die Freiwil-ligen der Caritas Luzern, «freiwillig en-gagiert», setzt sich zweimal im Jahr mit Themen rund um die Freiwilligenarbeit

auseinander. Sie liefert Hintergrundinfor-mationen zu den Tätigkeitsbereichen der Freiwilligen und informiert aus den Ein-satzbereichen.

Einsatzmöglichkeiten bei der Caritas Luzern• AlltagsbegleitungundSprachunterstützungbeiAsylsuchendenundFlüchtlingen

• EinsatzimStrafvollzugalsfreiwilligePersoninderBesuchergruppefürdieMenschenimoffenenStrafvollzugoderfürInhaftierteinderAusschaffungshaft

• «mitmir»-Patenschaften

• «InDeutschunterwegs»:mitKonversationzurbesserenIntegrationinGemeindeundArbeitswelt

• HilfebeimVerfassenvonschriftlichenDokumentenundUnterlageninunseremSchreibdienst

• BegleitunginderletztenLebensphase

• HausaufgabenhilfefürKinder,JugendlicheundErwachsene

• FreizeitgestaltungmitunbegleitetenminderjährigenAsylsuchenden

• Ferien-oderWochenend-PflegefamiliefüralleinreisendeAsylsuchendezwischen12und18Jahren

Auf der Website der Caritas Luzern gibt es eine Stellenbörse für Freiwil-lige. Hier sind die offenen Einsatzplätze nach Regionen geordnet aufgelistet. Dort erfahren Sie auch mehr über die Freiwilligenarbeit bei der Caritas Luzern.

www.caritas-luzern.ch/freiwillige

Weitere Einsatzmöglichkeiten, auch für Freiwilligengruppen, können wir Ihnen in einem persönlichen Gespräch auf-zeigen.

Wir freuen uns auf Ihre Nachricht:Kontaktformular auf der Website oder Tel. 041 368 52 85.

Attraktive Angebote

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12 Caritas Nachbarn 1/11

Caritas Luzern

Die Beschäftigungsprogramme der Cari-tas Luzern unterstützen Erwerbslose bei ihren Anstrengungen, wieder eine Stelle zu finden. In den Betrieben Caritas La-den, Caritas-Markt, Bauteilmarkt, Näh-atelier, Kreativwerkstatt, Werkstätten und Dienstleistungen findet sich eine breite Pa-lette von Arbeitsplätzen aus der Admini-stration, dem Detailhandel, handwerk-lichen Berufen und der Baubranche. Die Teilnehmenden werden durch die Kombi-nation von Arbeit und begleitender Bildung individuell gefördert und können so ihre fachlichen wie persönlichen Kompetenzen erweitern.

«Wegweiser Arbeitswelt»Der Bereich «Arbeit und Bildung» der Ca-ritas Luzern entwickelt seine Programme und Angebote ständig weiter und passt sie den Bedürfnissen an. So gibt es seit kurzem das Programm «Wegweiser Arbeitswelt», eine Neuorientierung für langzeitstellen-suchende Hilfskräfte. Im Aufbau begrif-fen ist auch eine Stellenvermittlung, die Teilnehmende aus den Beschäftigungs-programmen gezielt in den ersten Arbeits-markt integrieren kann.

Das Programm «Wegweiser Arbeits-welt» kombiniert die Vermittlung von the-oretischem Wissen mit einem passenden Praktikum in der Wirtschaft. Dies ermög-licht den Stellensuchenden die berufliche Neuorientierung und gibt ihnen die Ge-legenheit, mit gezielten Schritten in der Arbeitswelt wieder Fuss zu fassen. Wäh-rend vier Wochen werden die Kursteilneh-menden im Unterricht auf künftige Stellen-bewerbungen, auf die Anforderungen des Arbeitsmarkts und des achtwöchigen Prak-tikums vorbereitet. Sie werden in den The-menbereichen Ressourcen, Arbeitsmarkt und Bewerbung geschult. Die intensive Begleitung durch Kursleitende und Perso-nalberatende während des Kurses und des

Die Nase im Wind

Die Beschäftigungsprogramme der Caritas Luzern unterstützen Erwerbslose bei ihren Anstrengungen, wieder eine Stelle zu finden. Die Programme für versicherte und für ausgesteuerte Erwerbslose werden ständig überprüft und angepasst.

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13Text: Urs Odermatt; Bilder: Urs Siegenthaler 1/11 Nachbarn Caritas

• AnzwölfBildungstagenvermittelnwirSchlüsselqualifikationen.

• MiteinerStandortbestimmungermöglichenwireineberuflicheZielformulierung.

• MitweiterführendenBildungsmodulengehenwiraufdieBedürfnisseundNeigungenderTeilnehmendenein.

• DasBewerbungsmodulstehtfüralleimmeroffen.

• Bei geringen Deutschkenntnissen fördern wir die Sprachkompetenz mit einem speziellenBildungsprogramm.

• DieCaritasLuzernisteduQua-undISO-zertifiziert.

Begleitende Bildung

Praktikums erhöht die Chancen für den nachhaltigen Einstieg in den Arbeitsalltag.

Eintritt in den regulären Arbeits-marktUm den Teilnehmenden den Zugang zum ersten Arbeitsmarkt zu erleichtern, baut der Bereich «Arbeit und Bildung» eine ei-gene Stellenvermittlung auf. Die Mitarbei-tenden kennen die Teilnehmenden aus der Arbeit in den einzelnen Betrieben, können daher ihre Fähigkeiten und Kompetenzen gut einschätzen und versuchen, sie gezielt temporär oder dauerhaft in den ersten Ar-beitsmarkt zu vermitteln. Durch die Arbeit der Fachstelle «Arbeit und Vermittlung» erhofft sich die Caritas Luzern eine noch höhere Akzeptanz bei den verschiedenen Auftraggebenden. Erfolgreich vermittelte Einsätze sind Erfolgserlebnisse für die Stel-lensuchenden. Sie geben ihnen Selbstver-trauen und eröffnen ihnen neue Perspekti-ven. Gleichzeitig wird die öffentliche Hand finanziell entlastet.

Ziel ist es, versicherte und ausgesteuerte Erwerbslose wieder temporär oder dauer-haft in den ersten Arbeitsmarkt integrieren zu können.

Begleitende Bildung erhöht die Kompetenzen der Stellensuchenden.

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Brücken zwischen Kulturen

14 Caritas Nachbarn 1/11 Text: Urs Odermatt; Bild: Jonas Jäggy

Caritas Luzern

Interkulturelle Vermittelnde sind wichtige Partner für Beratungs- und Fachstellen. Ihre Kompetenzen ermöglichen es ihnen, Brücken zu schlagen zwischen Klientinnen und Klienten aus anderen Ländern und der hiesigen Gesellschaft.

An den Workshops der Fachveranstaltung wurde rege diskutiert.

Eine ChanceSeit 2006 führt die Caritas Luzern im Auf­trag der Zentralschweizer Kantone den Dolmetschdienst Zentralschweiz, eine Ver­mittlungsstelle für interkulturelles Über­setzen. Darüber hinaus setzt sie in eigenen Projekten schon seit über zehn Jahren inter­kulturelle Vermittler/innen ein und weiss sehr wohl, dass sie einen grossen Teil des Erfolges ausmachen. Damit dieses Poten­zial breiter genutzt werden kann, hat sie nun mit Unterstützung der Stiftung Mer­cator Schweiz das Pilotprojekt zum Aufbau einer Vermittlungsstelle «Interkulturelle Vermittlung» gestartet. Ziel des Projektes ist es, aus der Praxis heraus einen Beitrag zur Förderung und Professionalisierung von interkulturellen Vermittelnden zu leis­ten und in Zusammenarbeit mit Partner­institutionen das breite Feld der Einsatz­möglichkeiten aufzuzeigen.

Blick auf die PraxisEine Fachveranstaltung Ende Januar 2011 bot einen Überblick über den aktuellen Stand der Einsatzmöglichkeiten. Dabei kam stark zum Ausdruck, dass der grosse Gewinn des Einsatzes von interkultu­rell Vermittelnden in einem gegenseitigen Lernprozess besteht. Verschiedene Zen­tralschweizer Institutionen zeigten an der rege besuchten Veranstaltung auf, wie sie interkulturelle Vermittler/innen einset­zen, und sie diskutierten Praxisbeispiele. Es zeigte sich einmal mehr, dass der Be­darf nach interkultureller Vermittlung sehr gross ist und jene Institutionen, die bereits interkulturelle Vermittler/innen im Einsatz haben, nicht mehr auf diese Zusammenar­beit verzichten wollen.

Einsatz von FachpersonenDie Caritas Luzern sucht die interkultu­rellen Vermittler/innen nach klaren Kri­terien aus. So ist die Zertifizierung zum interkulturellen Übersetzen genauso Vo­raussetzung wie eine langjährige Erfah­rung darin. Eine hohe Sozialkompetenz, Kompetenzen in Gruppenleitung und Er­wachsenenbildung wie auch eine persön­liche Vernetzung und Akzeptanz in der eigenen Migrationsgemeinschaft sind ge­fordert. Aber auch auf persönliche Eigen­schaften wie Abgrenzungsvermögen, Zu­verlässigkeit und Durchsetzungsvermögen wird geachtet.

Zurzeit schult die Caritas Luzern ihre interkulturellen Vermittler/innen noch selbst, da die Ausbildung schweizweit erst für das interkulturelle Übersetzen geregelt ist. Dies sollte sich bald einmal ändern, hofft Helen von Flüe, die Leiterin der in­terkulturellen Vermittlung der Caritas Lu­zern: «Im Rahmen des Pilotprojektes ist be­reits eine mögliche Kooperation für eine umfassende Ausbildung in Diskussion. Der Verein ‹Interpret› hat signalisiert, dass er für das interkulturelle Vermitteln national gültige Standards definieren will, wie er das bereits früher für das interkulturelle Über­setzen gemacht hat.»

Die interkulturellen Vermittler und Vermittlerinnen können beim Dolmetschdienst Zentralschweiz angefordert werden.

Telefon 041 368 51 51

www.dolmetschdienst.ch

Kontakt

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Caritas Luzern hilft Armutsbetroffenen aus der Zentralschweiz mit Lebensmitteln.

15Text: Daniel Diem; Bild: Andreas Schwaiger 1/11 Nachbarn Caritas

Unterstützen Sie arme Familien

Bis zu 350 Personen kaufen täglich im Caritas-Markt in Luzern ein: Familien und Alleinstehende, welche dringend auf dieses Ange-bot angewiesen sind.

In den drei Caritas-Märkten in Luzern, Sursee und Baar finden Armutsbetrof-fene Produkte des täglichen Bedarfs. Ein-kaufen im Caritas-Markt dürfen Men-schen, deren Einkommen unter oder am Exis tenzminimum liegt oder die auf wirt-schaftliche Sozialhilfe oder auf Ergän-zungsleistungen angewiesen sind. Der Ca-ritas-Markt ist also nicht mit dem Caritas Laden zu verwechseln, der Secondhand- Artikel anbietet und für jedermann und je-defrau offen ist.

Nothilfe der Caritas LuzernVielfach ist die Situation jedoch so pre-kär, dass das Budget selbst für die stark

vergüns tigten Lebensmittel nicht mehr reicht. In einem solchen Notfall hilft die Caritas Luzern mit Lebensmittelgutschei-nen. Dank diesen können sich auch Arme gesund ernähren. Es ist erwiesen, dass ar-mutsbetroffene Personen wegen ihres knap-pen Budgets sich weniger ausgewogen er-nähren und deshalb auch häufiger krank werden. Dies belastet diese Menschen zu-sätzlich.

Helfen Sie!Mit einer Patenschaft oder einer Spende können Sie die Lebensmittelhilfe und die Arbeit der Caritas Luzern konkret unter-stützen. Die grosse Nachfrage in der täg-lichen Arbeit der Caritas Luzern zeigt, wie wichtig Ihre Hilfe ist. Schliessen Sie noch heute Ihre Patenschaft ab oder unterstüt-zen Sie die Arbeit der Caritas Luzern mit dem beigelegten Einzahlungsschein.

Helfen Sie Menschen in einer schwierigen Situation und schenken Sie neue Perspektiven. Wir beraten Sie gerne!

Daniel Diem, ProjektpatenschaftenTel: 041 368 54 31E-Mail: [email protected]

www.caritas-luzern.ch

PC 60–4141–0

Herzlichen Dank!

Ihre Spende zählt!

Caritas-Markt – günstig und gesund

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16 Caritas Nachbarn 1/11 Interview & Bild: Urs Odermatt

Caritas Luzern

Nachgefragtbei Rita Ueberschlag, Leiterin Koordination Freiwilligenarbeit.

Sie sprechen Deutsch?«In Deutsch un ter wegs» ist ein neues Angebot für Fremdsprachige. Sie treffen sich regelmässig, idealer-weise zwei Stunden wöchentlich, mit einer fremdsprachigen Person zum Gespräch und helfen ihr, das Gelernte anzuwenden und Sprachhemmungen abzubauen. Damit leisten Sie einen wertvollen Beitrag zur gesellschaftli-chen Integration und haben Einblick in andere Lebensweisen. Sie werden von der Fachstelle der Caritas Luzern in die Tätigkeit eingeführt, unterstützt und können Ihre Erfahrungen mit an-dern Freiwilligen in einer Runde mit Fachbegleitung austauschen.

Mutter aus Angola möchte ihr Lebensumfeld kennenlernenDie Mutter von drei Kindern wohnt mit ihrer Familie in Egolzwil und besucht einen Deutschkurs. Sie möchte sich regelmässig mit einer freiwilligen Per-son treffen, um ihr noch unbekanntes Lebensumfeld besser kennen zu ler-nen. Zudem wäre sie froh über Infor-mationen zu Schulfragen bezüglich der Kinder und Hausaufgabenhilfe. Sie möchte schnell besser Deutsch lernen.

Austausch in Deutsch mit einem Mann aus AfghanistanDer 23-jährige Mann schätzt das Ge-spräch mit Menschen sehr. Er lebt seit zwei Jahren in der Schweiz und hat schon mehrere Deutschkurse besu-chen können. Ihm fehlt die Gelegen-heit, dies auch anwenden zu können. In Afghanistan hat er als Übersetzer gearbeitet und in seiner Freizeit spielt er Fussball und tanzt auch mal gerne.

Haben Sie einen Einsatz für sich gefunden? Auf unserer Website finden Sie wei-tere Einsatzmöglichkeiten und viele zusätzliche Informationen. www.caritas-luzern.ch/freiwillige

Freiwilligenarbeit

Rita Ueberschlag, immer wieder sucht die Caritas Luzern Freiwillige.Melden sich da genügend Personen?

Seit anfang Jahr haben die Anfragen von interessierten Freiwilligen stark zuge-nommen. Wir spüren auch eine Tendenz, dass Menschen sich aktiv für eine Sache einsetzen möchten. Und ein Einsatz von zwei Stunden wöchentlich ist attraktiv; er ist vom Zeitaufwand her leistbar und wird klar definiert.

Was muss ich mitbringen, wenn ich mich als Freiwillige/r engagieren will?

Zeit, Offenheit, Interesse und die Bereit-schaft, sich auf ein Gegenüber einzulassen. Man muss Menschen mögen und es braucht das Interesse, Menschen begegnen zu wol-len, auch wenn diese in ganz andern Le-benswelten leben. Es ist eine Gelegenheit, Anderes kennen zu lernen, seine eigenen Stärken einzubringen und dabei jemandem bei seinem Vorankommen zu helfen, ihn zu unterstützen. Dabei kann man selber auch viel Neues erfahren und lernen. Ein solches Engagement soll Freude und im positiven Sinne neugierig machen.

Wie lange muss ich mich verpflich-ten?

Wir arbeiten mit Zielen. Ist ein Ziel er-reicht, übernimmt man eventuell einen neuen Einsatz. Oft aber ergeben sich aus solchen Begegnungen dauerhafte Freund-schaften, selbst wenn der Einsatz nicht mehr von uns begleitet wird. Man müsste aber doch bereit sein sich mal auf einen Zeithorizont von 1 Jahr einlassen zu wol-

len. Wir haben viele Einsätze die dauern schon einige Jahre, das kommt immer auf die jeweilige Situation an. Ein Einsatz in ei-ner Familie ist anders als mit einem allein-stehenden jungen Mann zu arbeiten.

Was kann ich sonst noch von der Ca-ritas Luzern erwarten?

Wichtig für die Freiwilligen ist auch ein Hintergrundwissen und der Austausch mit anderen Freiwilligen. Selbstverständlich bieten wir ihnen die entsprechenden Wei-terbildungen dazu an, zum Beispiel zum Thema «Rassismus», dem Umgang mit Vielfalt oder «Wie kann ich mich abgren-zen?» und so weiter. Der Kontakt unter den Freiwilligen hilft, die selbst gemachten Er-fahrungen auszutauschen und so voneinan-der zu lernen. So können offene Fragen be-antwortet und Situationen geklärt werden. Die Einsätze geben auch immer wieder Ein-blick in die Tätigkeitsfelder der Caritas Lu-zern. Und selbstverständlich laden wir all-jährlich zum Freiwilligenfest ein; es ist ein Highlight, einmal im Jahr mit so vielen en-gagierten Menschen zusammen zu sein.

Ein Blick in die Zukunft: Wie wird sich deiner Meinung nach die Frei-willigenarbeit bei der Caritas Luzern entwickeln?

Die Caritas Luzern will in Zukunft die Freiwilligenarbeit stärken. In unserer hektischen, individualisierten und digi-talisierten Konsumwelt suchen Menschen vermehrt ein sinnstiftendes Engagement. Andererseits werden immer mehr Men-schen ausgegrenzt. Wir wollen vermehrt Brücken schlagen, Menschen zusammen bringen und damit die Solidarität in der Gesellschaft stärken. Man spricht heute von einer Dreiteilung der Zeit: Arbeitszeit, Freizeit und Sozialzeit. Die Caritas Luzern möchte eine Auswahl an Angeboten bereit-halten, um diese Sozialzeit sinnstiftend zu füllen.

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«Hinter den Kulissen»Joanna-Clarissa Bel und Melanie Pawlowska stehen kurz vor dem Abschluss ihrer dreijährigen Lehre als Restaurationsfachfrauen am Berufsbildungszentrum Heimbach (Gewerbeschule für Koch und Restauration), Luzern. Ihre Abschlussarbeit samt Vortrag widmen sie der Caritas Luzern.

17Text & Bild: Daniela Mathis 1/11 Nachbarn Caritas

«Die Idee, die Abschluss- bzw. Vertiefungs-arbeit über die Caritas Luzern zu machen, kam uns aufgrund des Überthemas ‹Hin-ter den Kulissen›. Unser Zugang zum Hilfs-werk basiert vor allem auf einem privaten Kontakt – Melanies Mutter Ritta arbeitet beim Dolmetschdienst der Caritas Luzern als interkulturelle Übersetzerin. Über di-verse Spendenaktionen und über die ent-sprechenden Plakate, Zeitungsartikel und Fernsehbeiträge sind wir aber auch selber schon mit der Caritas in Berührung ge-kommen.

Spenden für LebensmittelgutscheineWährend des Recherchierens und Schrei-bens an der Arbeit haben wir dann reali-siert, was konkret die Caritas Luzern alles tut. Insbesondere waren wir beeindruckt von den Projekten und der Unterstützung

der Caritas Luzern im Bereich der Armuts-hilfe. Und wie viele von Armut betroffene Menschen überhaupt im Kanton Luzern wohnen. Da kam die Idee auf, unsere Ar-beit mit einer Sammelaktion für Notlei-dende in der Innerschweiz zu ergänzen. Es war gerade so um die Weihnachtszeit, und selbst in unserer Schule wurde für ei-nen guten Zweck gesammelt. Da beschlos-sen wir spontan, auch etwas zu tun. Wir schrieben einen Brief, in dem wir die Cari-tas Luzern vorstellten und unsere Beweg-gründe, wieso wir für sie sammeln. Zweck der Spende: Essensgutscheine. Die Lebens-mittelgutscheine der Caritas Luzern sind für die Menschen gedacht, die arm sind. Damit können sie dann im Caritas-Markt einkaufen. Die Sache mit den Gutscheinen scheint uns eine gute Sache: Essen ist etwas sehr Zentrales und Wichtiges im Leben al-

ler, und mit den Gutscheinen können sich Menschen, die sich sonst vielleicht kein fri-sches Gemüse oder Obst leisten können, diese gesunden Nahrungsmittel kaufen.

Wir haben dann den Brief in unserem Bekanntenkreis verteilt. Und auch in un-serer Schule und unseren Wohngemeinden. Die Reaktionen auf unsere Sammelaktion waren daher sehr unterschiedlich. Die ei-nen fanden es toll, andere trauten uns nicht über den Weg und zweifelten daran, dass das Geld auch wirklich bei den Notlei-denden ankommt. Die Caritas Luzern ist zwar ZEWO-zertifiziert, das heisst, es wird sehr genau geschaut, was mit den Spenden-geldern passiert, aber die Leute, die uns nicht oder nicht so gut kannten, hatten wohl Angst, dass wir das Geld nicht dem Hilfswerk weiterleiten würden. Trotzdem kam einiges zusammen.

Hilfe für Menschen vor der HaustüreGleichzeitig haben wir beim Sammeln auch eine kleine Umfrage gemacht über die Ca-ritas Luzern, wer kennt sie, was denken die Leute über das Hilfswerk etc. Es war er-staunlich, herauszufinden, dass die Cari-tas Luzern bei vielen jungen Leuten nicht sehr bekannt ist. Und schon gar nicht in der Vielfältigkeit, in der die Organisation tätig ist. Dabei hilft sie Menschen vor un-serer Haustüre und nicht irgendwo auf der Welt, weit weg von uns.»

Wir danken Joanna-Clarissa und Melanie für ihre Spendenaktion! Ereignisse im Leben, die Anlass für eine Spendensammlung sein könnten, sind eine glückliche Geburt, Hochzeit, Geburtstage, Firmenjubiläen, Pensio-nierung. Wir beraten Sie gerne: Edith Haus-mann, Tel. direkt: 041 368 52 68, E-Mail: [email protected] PC 60–4141–0

Spenden bei beson-deren Anlässen

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Günstiger einkaufen geht nicht.

«Dank dem Caritas-Markt habe ich viel Geld sparen können. Ich weiss nicht, was aus uns geworden wäre ohne diese Unterstützung!»Eliane P., alleinerziehende Mutter

Dank Ihrer Hilfe kann seine Familie günstig und gesund einkaufen

Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie

armutsbetroffenen Familien den Einkauf

von gesunden und ausgewogenen

Lebensmitteln im Caritas-Markt.

Herzlichen Dank!

Benutzen Sie bitte den beigelegten

Einzahlungsschein.

www.caritas-luzern.ch/markt

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Mit schweizweit 20 Einkaufsläden für Ar-mutsbetroff ene ist der Caritas-Markt ein wichtiges und gut abgestütztes Angebot der Armutsprävention in unserem Land. Dass dieses Angebot einem starken Bedürfnis entspricht, zeigen die neusten Zahlen der Genossenschaft Caritas-Markt, des zen-tralen Warenbewirtschaft ers aller Caritas-Märkte. Mit einem Jahresumsatz von acht Millionen Franken wurde 2010 ein neuer Höchststand erreicht. Das Vorjahres-Re-kordergebnis ist nochmals um 800 000 Franken übertroff en worden. Die Fre-quenzen in den bestehenden Läden sind bis zu 30 Prozent gestiegen, teils wurden die Öff nungszeiten angepasst und mehr Mit-arbeitende engagiert.

Mehr Kunden – mehr AufwandDie grosse Nachfrage und die jährlichen Rekordumsätze sind das eine. Der damit stetig wachsende Aufwand ist das andere. Vor einigen Jahren war es für die Verant-wortlichen bei der Caritas nicht vorstellbar, dass die Caritas-Märkte ein solch schnelles Wachstum erfahren würden. Jeder Caritas-Markt, der von einer regionalen Caritas-Stelle aufgebaut wurde, ist in die bestehen-den Strukturen der Stelle eingebunden. Wachstum führt zu höherer Belastung die-ser Strukturen. Mehr Personal, Vergrösse-rung des Angebots und der Ladenfl äche so-wie grössere Lager sind Stichworte dazu.

Wie fi nanzieren?Obwohl bei praktisch allen Caritas-Märk-ten der Aufb au unter Einbezug von Drit-ten fi nanziert wurde, bleiben doch enorme Aufwände beim täglichen Betrieb: Raum-miete, Energie und Transportkosten, aber auch höhere Personalkosten und höherer Verwaltungsaufwand. Ein Aufwand, der durch die Einnahmen oft mals nicht ge-deckt werden kann. Die Caritas benötigt

zunehmend weitere Mittel, um den Erhalt und den Ausbau des Caritas-Markt-Netzes bezahlen zu können.

Grosse InvestitionIm Durchschnitt liegt der Eigendeckungs-grad eines Caritas-Marktes bei 80 Prozent. Eine Entwicklung, die in den letzten Mo-naten mit Sorge beobachtet wurde und nun konkretes Handeln erfordert.

Die Caritas hält am Prinzip des Cari-tas-Marktes fest. Wirtschaft liche Krisen und Strukturwandel führen zu einer ste-tig etwas wachsenden Sockelarmut in un-serem Land. Nach neusten Studien lebt jede zehnte Person in der Schweiz unter dem Existenzminimum. Am meisten betroff en sind Alleinerziehende, Familien mit mehre-ren Kindern, Leute in prekären Arbeitsver-hältnissen und Langzeiterwerbslose. Das Bedürfnis nach fi nanzieller Entlastung der Betroff enen wird in den nächsten Jahren immer grösser werden. Spardruck bei Kan-tonen und Gemeinden wird die Situation noch verschärfen.

Unser Beitrag – Ihr BeitragBis 2020 will die Caritas die Anzahl der Ca-ritas-Märkte auf 30 erhöhen. Das ist eine Verdoppelung zum Stand von 2007. Die Caritas bietet dazu ihr Wissen, die einge-spielte Logistik und das notwendige Fach- und Führungspersonal. Was oft fehlt, sind günstige und zentrale Verkaufslokale, Bei-träge an die Infrastruktur der Läden (von der Kühltruhe bis zur Kasse) und vor allem fi nanzielle Unterstützung für den Betrieb. Jeder Beitrag ist willkommen, unabhängig von der Höhe.

Die Caritas-Märkte sind nicht gratis

Caritas-Netz

Text: Adrian Wismann 1/11 Nachbarn Caritas 19

Im Caritas-Markt erhalten Armutsbetroff ene Lebensmittel und Produkte des täglichen Bedarfs zu Tiefstpreisen. Ein Teil der Artikel wird durch Warenspenden und Unterstützungs-beiträge fi nanziert. Für den anderen Teil kommen die regio-nalen Caritas-Stellen auf.

1992: Caritas Basel eröffnet den ersten Caritas-Markt (damals Carisatt).

1994: Es bestehen vier Caritas-Märkte: Basel, Luzern, St. Gallen und Bern.

1998: Die zentrale Stelle für die Warenak-quisition in Littau LU nimmt ihren Betrieb auf.

2000: In Genf und Lausanne werden die ersten Läden der Westschweiz eröffnet.

2001: Ein weiterer Laden in Winterthur entsteht.

2003: Der Caritas-Markt in Weinfelden wurde als erster nicht städtischer Laden eröffnet.

2005: Caritas-Märkte in Morges, Thun und Vevey werden eingeweiht.

2006: Die Caritas-Märkte in Chur und Zürich-Oerlikon feiern Eröffnung. Der Laden in Bern zieht in ein grösseres Lokal um.

2007: In Genf wird ein zweiter und in Yver-don ein neuer Laden eröffnet. Der Laden in Winterthur zieht um.

2008: La Chaux-de-Fonds und Renens erhalten ebenfalls einen Caritas-Markt.

2011: Mit der Neueröffnung in Baar existie-ren 20 Caritas-Märkte in der Schweiz.

2011: Im Spätherbst soll in Baden ein Caritas-Markt seine Tore öffnen.

Eine Erfolgsgeschichte

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Niemand weiss über die Lebensumstände der Armutsbetroff enen besser Bescheid als sie selbst. Das Projekt «wir sind arm» der Caritas Zürich erteilt ihnen das Wort, lässt sie berichten und schafft so einen di-rekten Zugang zur Öff entlichkeit: mit ei-ner Schreibwerkstatt für Armutsbetrof-fene, geleitet von der Schrift stellerin Tanja Kummer.

Die Schreibwerkstatt lud Menschen, die nicht ohne fi nanzielle Hilfe über die Runde kommen, dazu ein, selber zu erzählen: Wel-che Umstände haben sie in ihre derzeitig prekäre Lage geführt? Welche Wünsche bleiben unerfüllt und was belastet im Alltag besonders? An zwei Kursen in Luzern und Zürich sind sehr persönliche Episoden ent-standen: kurze und gekonnt erzählte Pas-sagen aus dem Leben der Teilnehmenden.

Die berührenden Texte sind in einem 28 Seiten starken Heft mit zahlreichen Bil-dern und Illustrationen zusammengefasst.

Das Heft kann online durchgeblättert und gratis bestellt werden. www.caritas-zuerich.ch/publikationen

20 Caritas Nachbarn 1/11 Texte: Adrian Wismann, Andrea Keller; Bilder: Benjamin Bühler, Ariel Leuenberger

Caritas-Netz

Das Wort erteilt!Selber etwas bewegen und Spass haben

youngCaritas ist eine wachsende Gruppe von jungen Menschen, die zumindest ei-nen kleinen Teil dieser Welt positiv ver-ändern wollen. Die Mitglieder sind rund 500 sogenannte Solidaritäterinnen und So-lidaritäter, die sich freiwillig engagieren. Sie profi tieren von ihrem Einsatz ganz di-rekt, indem sie zusammen mit Gleichge-sinnten etwas erleben, Neues kennen ler-nen und Spass haben. «Uns ist wichtig, dass wir lustvoll Gutes tun können», erklärt Andriu Defl orin von youngCaritas, «Soli-daritäterinnen und Solidaritäter sind junge, engagierte und aufgestellte Leute, die sich für soziale Fragen interessieren und selber etwas bewegen möchten.»

Solidaritäterinnen, Solidaritäter wollen etwas Konkretes tun, nicht Geld spenden. Und da gibt es ganz verschiedene Möglich-keiten: zum Beispiel einen Freiwilligenein-satz bei einem Bergbauern, mithelfen bei einer youngCaritas-Aktion oder selber ein soziales Projekt aufziehen. Solche Projekte haben oft das Ziel, Geld zu sammeln für die

Hilfe in Katastrophengebieten oder Dritt-weltländern. Vom Kuchenverkauf mit einer Pfadigruppe bis zur mehrmonatigen Velo-tour nach Äthiopien, bei der jeder Kilome-ter Geld für ein Caritas-Projekt brachte, hat Andriu Defl orin schon alles betreut: «Viele kommen mit einer Idee zu uns, wir bera-ten sie und helfen ihnen bei der Durchfüh-rung des Projektes. Aber wir haben auch bereits ausgearbeitete Lösungen wie die Ak-tion ‹Faire Mensa›, bei der sich Schulklassen einsetzen können für faires Essen in ihrer Mensa.» Das beste Projekt wird einmal pro Jahr mit dem youngCaritas-Award ausge-zeichnet, bei dem es eine Reise in ein Pro-jektgebiet der Caritas zu gewinnen gibt.

Solidaritäter/in wird man ganz einfach und kostenlos auf www.youngcaritas.ch.

youngCaritas ist der Jugendbereich der Caritas Schweiz: eine Plattform zu sozialen Th emen, ein Treff punkt und Netzwerk von Interessierten, die etwas bewegen wollen.

Cistunac, das internationale Sommercamp, Teilnehmende des youngCaritas-Awards 2010.

Armutsbetroff ene erzählen aus ihrem Leben. In einem Heft sind die berührenden Texte erschienen.

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«Hier reden wir ja nie über Geld»

Bänz Friedli 1965 in Bern geboren, teilt sich die Hausarbeit seit der Geburt der Kin-der mit seiner Frau. Über seine Erleb-nisse als Hausmann schreibt er eine Kolumne im Migros-Magazin und Bü-cher, zudem ist er als freier Autor für verschiedene Medien tätig. www.derhausmann.ch

Persönlich

Was würden Ihre Nachbarn über Sie sagen? Dass man mich häufi g in der Waschküche antrifft und meist kaum um einen Schwatz mit mir herumkommt. Das Hausfrauendasein hat auch etwas Zurück-gezogenes im Vergleich zu einem Bürojob, und daraus hat sich wohl mein Bedürfnis zu diesen kleinen Alltagsgesprächen erge-ben, die mir heute sehr wichtig sind.

Wann sind Sie glücklich? Wenn man das Glück beschreiben will, verfl üchtigt es sich. Man kann es nicht festhalten. Ich glaube aber, es sind vor allem Momente mit meiner Familie, in denen ich sehr glücklich bin. Es heisst ja, Kinder fühlten sich bei den Eltern geborgen, aber umgekehrt ist es fast noch stärker. Ein solches Gefühl der Gebor-genheit hatte ich nie, ehe ich Vater wurde.

Wie haben Sie das letzte Mal jeman-dem geholfen? Neulich mit einer Ein-zahlung für die notleidenden Menschen in Pakistan. Es tut mir weh, diese Bilder zu sehen, und ich danke dem Herrgott, dass wir es hier so gut haben. Das sollten wir zu schätzen wissen.

Warum braucht es Caritas? Zum Auf-merksammachen auf die Armut in der Schweiz. Hier reden wir ja nie über Geld, das fi el mir in Amerika auf. Dort weiss je-der vom anderen, was der verdient. Man zeigt, dass man arm ist oder reich. Aber bei uns ist alles verhalten, verschämt, sodass sich auch die Armut kaum zeigt. Sie sieht manchmal gar niedlich aus: Im Emmental erlebte ich eine alleinerziehende Mutter in ihrem Häuschen, daneben grasten Schafe, das reinste Idyll! Ich musste zwei-, dreimal hinsehen, um zu merken, wie arm sie ist. Gut deshalb, dass Caritas der Armut auch bei uns ein Gesicht gibt, eine Stimme.

Was stimmt Sie zuversichtlich? Die «heutige Jugend», die überall verteufelt wird. Ich sehe und treff e so viele coole Ju-gendliche, seien das Promis wie Ariella Käslin oder Steff la Cheff e oder ganz nor-male Pfadileiter, Fussballtrainerinnen und so weiter. Menschen, die ihre Freizeit her-geben, die engagiert und kritisch sind, et-was bewegen wollen. Sie stimmen mich ex-trem zuversichtlich.

Woher stammen Ihre Werte? Vermut-lich aus meinem Elternhaus, denn selbst wenn man die Umkehrung elterlicher Werte lebt, kommen sie ja von dort. Zum Beispiel die Rollenteilung bei uns: Ich bin meist zuhause, und meine Frau arbeitet. Als Vater habe ich zudem den Bünzli in mir entdeckt. Ich predige dieselben Dinge, mit denen meine Eltern mich als Kind nervten, hege Geranien in Eternitkistchen auf dem Balkon, trage «Birkenstöcke». Es war für mich jedoch befreiend, zu merken: Ich bin uncool – na und?

Welche Sünde begehen Sie mit Freude? Fast alle Sünden. Ich hab mir aber Sünden angewöhnt, die mir guttun, im Gegensatz zu früher. Rauchen tu ich nicht mehr, weil es eben keine Freude macht. Dafür leiste ich mir zum Beispiel sündhaft teuren Bio-Grüntee und geniesse ihn jeden Tag.

Bild: zvg 1/11 Nachbarn Caritas 21

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Kiosk

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Veranstaltungen

Vereinsversammlung 2011 der Caritas Luzern «Engagiert freiwillig» An der diesjährigen Vereins­versammlung dreht sich alles um die Freiwilligen arbeit bei Caritas Luzern. Dienstag, 24. Mai 2011

ab 16 Uhr Paulusheim in Luzern Weitere Informationen auf www.caritas-luzern.ch

Tag des Flüchtlings 2011 Der Tag des Flüchtlings 2011 gibt Flüchtlingen und vorläufig Aufge­nommenen ein Gesicht. Er zeigt auf, welchen Beitrag sie im Beruf und im gesellschaftlichen Umfeld in der Schweiz leisten. Samstag, 18. Juni 2011

10 bis 18 Uhr Kapellplatz Luzern und weitere Orte 10 Uhr: Politapéro ab 11.15 Uhr bis ca. 18.30 Uhr gibt es Musik und Kulinarisches Weitere Informationen auf www.caritas-luzern.ch/tdf

Caritas Nachbarn 1/11

Ab sofort bei Caritas Luzern erhältlich: ZügelboxenDie praktischen und handlichen Zügelkisten aus stabilem Karton sind zusammenlegbar; eine Anleitung dazu ist auf dem Kistenboden zu fin-den. Sie sind stabil und kein Klebe-band ist nötig, um sie zu verschlies-sen. Die Masse 500 x 350 x 370 mm erlauben es, dass Vasen, Krüge, Glä-ser oder Bundesordner gestellt statt gelegt werden, was noch besser vor dem Zerdrücken schützt.

Erhältlich sind die Zügelboxen im Caritas Laden in Luzern, im Laden in Sursee und im Laden Hochdorf für je Fr. 3.70 pro Zügelbox.

Sie können sie auch direkt in unserem Webshop bestellen:www.caritas-luzern.ch/shop

Legate zugunsten der Caritas LuzernMöchten Sie, dass Ihr Lebenswerk über Ihren Tod hinaus weiterlebt? Möchten Sie mit dem, was Sie erar-beitet haben, weiterhin Gutes tun? Wenn ja, können Sie die Caritas Lu-zern in Ihrem Testament mit einem Legat begünstigen und so die Le-bensperspektiven vieler Menschen verbessern.

Die Caritas Luzern hilft Menschen in Not. Legate spielen dabei eine wich-tige Rolle. Sie ermöglichen uns, lang-fristig und nachhaltig zu helfen.

Möchten Sie Ihren Abschied vom Le-ben mitgestalten?

Mit der Broschüre «Regelung der letzten Dinge» können Sie den Per-sonen, die mit der Regelung Ihrer letzten Dinge betraut sein werden, eine wertvolle Hilfe bieten.

Für weitere Informationen schicken wir Ihnen gerne unseren Testaments-Ratgeber. Sie können diesen auch im Webshop bestellen.

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Illustration: Mark Sasvary; Bild: zvg 1/11 Nachbarn Caritas 23

Gedankenstrich Tanja Kummer

Tanja Kummer ist Schriftstellerin.

Ihr Erzählband «Wäre doch gelacht»

und andere Bücher sind im Zytglogge-Verlag erschienen.

2010 leitete die Autorin die Schreibwerkstatt «wir sind arm» der Caritas. Die so entstandenen

Texte können Sie nachlesen auf www.wir-sind-arm.ch

(siehe auch Seite20).

«Und was ist der Dank?» Die Stimme der Mutter überschlägt sich. Die Tochter hält den Hörer weiter weg vom Ohr. «Nichts! Kein Wort hat die dumme Geiss gesagt!» Die Tochter schweigt. «Warum sagst du nichts?», fragt die Mutter, «es ist doch eine Frechheit, oder findest du nicht?»

Bis jetzt fand es die Tochter gut. Gut, dass die Mutter im Dorf so engagiert war. Sie war viel zu rüstig zum Sesselsitzen, Stri-cken oder Fernsehschlafen. Nach dem Tod ihres Mannes begann sie damit, die Dorf-bewohner für Freiwilligenarbeit zu mobili-sieren. Zuerst gab es Mittagstische für Kin-der, dann auch für Senioren, Mutter kochte für alle, bis sich die Leute selber organisier-ten. Es folgten Fahrservice, Einkaufshilfen im Alltag, der Dorfverein wurde mit eh-renamtlich arbeitenden Jugendlichen auf-gefrischt. Wenn die Tochter selten im Dorf ist, hört sie an allen Ecken von ihrer Mut-ter, die Bewunderung grenzt an Ehrfurcht: «Was deine Mutter alles macht! Ein Wun-der, dass ihr grosses Herz überhaupt in ih-ren Brustkorb passt!»

Die Mutter verwirklichte sich auch in der Überbauung, in der sie wohnt, drei Wohnblöcke à sechs Partien. Nun sorgen alle füreinander: die Mittelalten für die Jungen, die Jungen für ihre Eltern, die El-tern für die Alten, die Alten für die Kinder.

Während ihrer kurzen Telefonate er-zählt die Mutter der Tochter, wer gerade wo im Einsatz ist. Sie ist zur Dirigentin eines Freiwilligenorchesters geworden.

«Bist du noch da, hallo!», ruft die Mut-ter in den Hörer. Sie ist empört. Frau Mül-ler ist weggezogen und hat sich nicht ver-abschiedet. Dabei erzählte sie den Kindern freiwillig Märchen und hat mehrmals be-tont, dass sie das gerne tut.

Zum ersten Mal merkt die Tochter, dass die Mutter etwas für ihren Einsatz erwartet. Ein Lächeln vielleicht, Dankesworte oder ein Händedruck, die Tochter weiss es nicht, sie hatten sich in den letzten Jahren nie aus-führlich miteinander unterhalten, die Mut-ter hat wenig Zeit.

«Ja, ich bin noch da», sagt die Tochter, «und jetzt möchte ich dir helfen.»

Der Welten Lohn

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Caritas arbeit

Caritas serviCe

Caritas Wohnen

reinigungen, Zügeln

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Das andere Warenhaus für alle

LuzernBleicherstrasse 10

HochdorfLavendelweg 8

SurseeMünchrütistrasse 14

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