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Wir helfen Menschen. NR. 1/2011 Nachbarn Zeit als Beitrag zur Solidarität Freiwilligenarbeit Engagiert. Freiwillig.

Nachbarn 1/2011

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Jahr der Freiwilligenarbeit 2011, freiwilliges Engagement, Caritas-Markt, Vera Kaa.

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Wir helfen Menschen.

NR. 1/2011

NachbarnZeit als Beitrag zur Solidarität

Freiwilligenarbeit Engagiert. Freiwillig.

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Inhalt

2 Caritas Nachbarn 1/11 Titelbild: Andreas Schwaiger

Editorial 3Von Max Elmiger.

Freiwillig

Engagement für eine gute Sache 4

Drei Porträts von Menschen, die sich seit Jahren unentgeltlich engagieren. Sie erzählen, warum und wie sie Caritas unterstützen.

Die soziale Verantwortung 6Es wird immer schwieriger, Freiwillige zu finden – das Geld und die Zeit der Einzel-nen werden immer knapper. Darum will Caritas den Stellenwert der Freiwilligen-arbeit erhöhen.

Caritas Zürich

Zeit als Beitrag zur Solidarität 10

Ohne das Engagement von über 450 Freiwilligen läuft auch bei Caritas Zürich nichts. Drei Involvierte erzählen, wieso.

Neu eingekleidet 13Die Luzerner Sängerin Vera Kaa in unserem neuen Secondhand-Laden.

News 13

Legate – ein heikles Thema 14Der ehemalige Direktor von Caritas Zürich, Guido Biberstein, über das Verfassen von Legaten und Testamenten.

«Die Liebe wird das Welt retten» 16Eine aussergewöhnliche Geschichte über das Leben in Armut, poetisch erzählt von Hava Kurti Krasniqi.

Persönlich 18Bänz Friedli, Vater, Hausmann und Kolumnist aus Zürich.

Caritas-Netz

Caritas-Markt 19Mit 20 Caritas-Märkten in der ganzen Schweiz ermöglichen wir Armutsbetrof-fenen, sich gesund und abwechslungsreich zu ernähren – auch mit wenig Geld.

News aus dem Caritas-Netz 20

Hinweise und Veranstaltungen 22

Gedankenstrich 23Von Tanja Kummer.

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Editorial

Max Elmiger Direktor Caritas Zürich

Die wunderbare Zeitvermehrung

3 1/11 Nachbarn Caritas

«Nachbarn» – Das Magazin der regionalen Caritas-Stellen erscheint zweimal jährlich.

Gesamtauflage: 48 600 Ex. Auflage ZH: 13 500 Ex.

Redaktion: Ariel Leuenberger

Gestaltung und Produktion: Daniela Mathis, Urs Odermatt

Druck: Stämpfli Publikationen AG, Bern

Caritas Zürich | Beckenhofstrasse 16 | 8021 Zürich | Tel. 044 366 68 68

www.caritas-zuerich.ch | PC 80-12569-0

Impressum

Liebe Leserin, lieber Leser Caritas Zürich ist angewiesen auf Spenden – in Geld und Zeit. Selbst in guten Börsen-jahren wirft Geld weniger Gewinn ab als die Zeit, die wir anlegen können. Glauben Sie mir nicht? Zeit ist das Einzige, was sich vermehrt, wenn wir es teilen. Und wie! Un-sere Freiwilligen sind der Beweis.

Am Anfang eines jeden Freiwilligenein-satzes steht die Investition von Zeit. Dann kann es losgehen. Es braucht eine gesunde Selbsteinschätzung: «Was kann und will ich beitragen? Wie viel Zeit will ich ein-bringen?» Und sicher ist die Frage hilfreich: «Was habe ich Lust zu tun, was hätte ich schon immer gerne getan?»

Unsere Freiwilligen-Engagements sind so vielfältig wie die Personen, die sich melden: Von punktuellen Einsätzen als Sockenstri-ckerinnen für die Weihnachtsbescherung bis zum wöchentlichen Chauffeurdienst, von der Aushilfsverkäuferin, die im Not-fall im Secondhand-Laden einspringt, bis zu den Mentorinnen und Mentoren für die Lehrstellensuche. Es kann ein Engage-ment eines jüngeren Paares sein im Paten-schaftsprojekt «mit mir» oder ein fachlich

qualifizierter Einsatz einer frühpensio-nierten Handarbeitslehrerin in der Flick-stube. Bei aller Vielfalt gibt es einen ge-meinsamen Nenner: Der Einsatz von Zeit, Fähigkeiten und Fertigkeiten trägt zur Ver-besserung von Lebenssituationen bei. Und führt zu Begegnungen mit Menschen, die nicht vom Leben verwöhnt sind. Das internationale Jahr der Freiwilligentä-tigkeit ist in erster Linie ein Dankeschön und eine Wertschätzung für die vielen hundert freiwillig engagierten Personen in unseren Reihen und überall in der Ge-sellschaft. Ohne sie wäre unser Land är-mer dran.

Haben wir Sie neugierig gemacht? Denken Sie an das, was schon Seneca gesagt hat: «Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nutzen.» – Wu-chern Sie mit Ihrer Zeit und Ihren Talenten! In einem Freiwilligeneinsatz vermehrt sich beides.

«Ohne das Engagement der vielen Freiwilligen in der Gesellschaft wäre

unser Land ärmer dran.» L’organisation XY est certifiée par ZEWO depuis 19XX.

L’organisation XY est certifiée par ZEWO depuis 19XX.

Caritas Luzern ist seit 2004 ZEWO-zertifiziert.

Caritas Zürich ist seit 1992 ZEWO-zertifiziert.

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Freiwilligenarbeit

4 Caritas Nachbarn 1/11

Seit rund einem Jahr fährt Wolfgang Freyenmuth fast jeden Donnerstagnach-mittag das Caritas-Markt-Mobil von Wein-

felden nach Sirnach. Für die rund 19 Kilo-meter braucht er knapp eine Stunde, denn schneller als Tempo 40 darf er mit dem

voll beladenen Mobil nicht fahren. Wenn er dann auf dem grossen, etwas abseits ge-legenen Parkplatz in Sirnach ankommt, erwarten ihn bereits die ersten Kunden. Am Anfang wurde er von einem Caritas- Mitarbeiter begleitet. Jetzt schmeisst er den Laden wie ein Verkaufsprofi. Laden? In der Tat entpuppt sich das Caritas-Markt- Mobil als kleines, fahrendes Einkaufspa-radies für jene, die mit weniger als dem Existenzminimum leben. Hier können sie mit der Caritas-Markt-Einkaufskarte stark verbilligte, aber einwandfreie Lebensmit-tel und Produkte für den täglichen Bedarf

Sich mit 65 Jahren zur Ruhe setzen? Das kam für Wolfgang Freyenmuth nicht infrage. Darum betreut er als Freiwilliger einmal pro Woche das Caritas-Markt-Mobil. Auch Aline Gut sowie das Ehepaar Gehrig engagieren sich seit Jahren unent-geltlich in Projekten der Caritas. Sie erzählen, warum sie sich für ihre Mitmenschen engagieren, wie sich das freiwillige Engagement gestaltet und wie sie die Caritas damit unter-stützen.

Freiwilliges Engagement für eine gute Sache

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Freiwilliges Engagement für eine gute Sache

5 1/11 Nachbarn Caritas

erwerben. Während der Öffnungszeit von 15 bis 17.30 Uhr bedient Wolfgang Freyen-muth jeweils um die 20 Kunden – vom randständigen Jungen über arbeitslose Er-

wachsene bis hin zum gehbehinderten Be-tagten. «Es gibt sicher noch mehr Bedürf-tige in der Umgebung, die vom Angebot profitieren könnten», vermutet er.

Sich engagieren macht FreudeDie Ruhe nach dem ersten Ansturm ver-bringt der freiwillig Engagierte lesend oder bei einem Schwätzchen mit einem Kunden.

Er versteht die Sorgen der Leute, spricht ih-nen Mut zu, gibt da und dort einen Tipp. «Ich stand auch nicht immer auf der Son-nenseite des Lebens.» Kürzlich habe ihm eine ältere Kundin zugewinkt, als er mit

dem Mobil vorbeifuhr. «Wenn mich die Leute wiedererkennen und wenn sie gerne hier einkaufen kommen, freut mich das sehr.» Überhaupt bereite ihm das freiwillige Engagement bei der Caritas grosse Freude, denn er könne so direkt helfen. «Der regel-mässige Kontakt zu den Leuten bewahrt mich zudem davor, ein Eigenbrötler zu wer-den», lacht der pensionierte Baufachmann.

Fördern, fordern, motivierenAuch Aline Gut freut sich, wenn sie mit ih-rem freiwilligen Engagement bei der Ca-ritas Gutes tun kann. Zum Beispiel, wenn

«Es macht mir Freude, wenn ich helfen kann – ich stand auch nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens.»

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«Es ist mir wichtig, dass Mütter und Kinder dank der Sprache in unsere Gesellschaft hineinwachsen können.»

Freiwilligenarbeit

6 Caritas Nachbarn 1/11

eine ihrer Schülerinnen erzählt, dass sie dank besserer Deutschkenntnisse eine Ar-beit gefunden habe. Die pensionierte Kran-kenschwester unterrichtet seit 1999 unent-geltlich Deutsch für Migrantinnen. «Indem ich als Freiwillige arbeite, kann die Caritas den Kurs günstiger anbieten. Das macht es den meisten Teilnehmerinnen erst möglich, am Kurs teilzunehmen, denn sie haben nur wenig Geld.»

Im Kurslokal in Wetzikon herrscht bereits reges Treiben. Die Teilnehmerin-nen bringen ihre kleinen Kinder mit, die in einem «Spielzimmer» betreut werden, während die Mütter Deutsch lernen. Zehn Frauen aus Albanien, Mazedonien, Kro-atien, Sri Lanka, Nepal und Angola neh-men am Unterricht teil. Die grösste He-rausforderung seien die unterschiedlichen Bildungs- und Integrationsniveaus sowie die sprachlichen Vorkenntnisse der Frauen, sagt Aline Gut. «Fördern, fordern, moti-vieren» ist ihr Motto. Mit Geduld, Einfüh-

lungsvermögen und einer Portion Hart-näckigkeit führt die Kursleiterin souverän durch den Unterricht. Ein Lehrbuch mit Grammatik- und Konversationsübungen sowie eine CD mit Übungen zum Nach-

sprechen unterstützen sie dabei. Gemein-sam mit den Frauen freut sich Aline Gut über jeden kleinen Fortschritt. «Es ist mir wichtig, dass Mütter und Kinder in unsere Gesellschaft hineinwachsen können. Indem die Mütter die Sprache lernen, werden sie offener und selbstbewusster. Sie gehen mit ihren Kindern in den Park, wo diese wie-derum beim Spielen Deutsch lernen.» Das ist die eigentliche Motivation für Aline Gut, sich in diesem Projekt der Caritas zu enga-gieren. Seit zwei Jahren übrigens gemein-sam mit ihrer Schwester.

Zeit und Aufmerksamkeit schenkenGemeinsam engagiert sich auch das junge Ehepaar Karin und Patrick Gehrig aus Rüschegg. Den kleinen Garten vor dem Einfamilienhaus der Gehrigs dominiert ein

grosses Biotop, das im Sommer auch zur Abkühlung dient. Auf der Holzveranda rä-kelt sich Nalu, die Katze, in der wärmenden Frühlingssonne. Drinnen geht es lebhafter zu. Patrick, Julia und Lukas spielen eine Partie Scotland Yard, während Karin die letzten Spuren des ausgiebigen Sonntags-brunches tilgt. Gesellschaftsspiele, lange Spaziergänge an der frischen Landluft, he-rumtollen mit Lena, der Berner Sennen-hündin, lesen, TV gucken, die gemein-same Zeit geniessen: das machen die Kids am liebsten, wenn sie bei den Gehrigs sind.

Aline Gut (links) wiederholt geduldig einen Satz. Das Erfolgserlebnis sei wichtig für das Selbstbe-wusstsein der Frauen, sagt die freiwillig engagierte Leiterin des Deutschkurses für Migrantinnen.

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7Text: Sabine Rempert; Fotos: Andreas Schwaiger, zvg 1/11 Nachbarn Caritas

Die Gehrigs sind nicht die Eltern von Julia und Lukas. Aber sie haben im Rah-men des Projektes «mit mir» der Caritas die Patenschaft für das Geschwisterpaar über-nommen. Jedes zweite Wochenende ver-bringen die 12-Jährige und ihr 11-jähriger Bruder beim Patenpaar. Und in den Schul-ferien bleiben sie auch mal eine ganze Wo-che in Rüschegg. Julia zeigt stolz das hübsch eingerichtete Kinderzimmer mit einem Re-gal voller Spiele und Bücher. «Am Anfang mussten wir uns aneinander gewöhnen. Heute können wir uns die Wochenenden mit Julia und Lukas nicht mehr wegden-ken», strahlt Karin. Patrick, ihr Mann, fügt hinzu: «Es ist das Beste, was uns je passie-ren konnte.» Passiert ist es aber nicht ein-fach so. Eigene Kinder haben die 39-jäh-rige medizinische Praxisassistentin und der 41-jährige Verträgerchef bei der Post nicht. Es habe sich nicht ergeben, sagen sie. Und als sie vor rund dreieinhalb Jahren in der Zeitung über das Patenschaftsprojekt der Caritas gelesen haben, war klar, da wollen sie sich engagieren.

Ein intaktes FamilienlebenDie berufstätige, alleinerziehende Mutter von Julia und Lukas wiederum wünschte sich nur eines: dass ihre Kinder auch eine Art «intaktes Familienleben» erleben kön-nen. Als Karin und Patrick die Patenschaft

übernahmen, begleitete sie die Mutter am Anfang auf Ausflügen ins Museum, in den Zoo oder zum Picknick. Denn sie wollte wissen, mit wem, wie und wo ihre Kinder die Zeit verbringen. Heute pflegen sie ei-nen vertrauensvollen Kontakt zueinander. «Wir sind keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung zur Mutter. Wenn die beiden zu uns kommen, sind wir 100 Prozent für sie da», versichert Karin. «Der Abschied fällt auch nicht immer leicht. Aber jeder hat sei-nen eigenen Alltag. Und das ist gut so.»

Einmal pro Jahr treffen sich Interes-sierte, Patinnen und Patenpaare, um sich auszutauschen. «Und wenn wir Fragen ha-ben oder unsicher sind, können wir jeder-zeit unsere Kontaktperson bei der Caritas anrufen», erklärt Patrick.

Karin und Patrick Gehrig sind sich ei-nig: Das freiwillige Engagement als Paten-paar haben sie keine Sekunde bereut. Wer sich für eine Patenschaft interessiere, müsse aber unbedingt Geduld, Einfühlungsver-mögen, Freude an Kindern und die Bereit-schaft mitbringen, auch mal ein Auge zu-zudrücken, wenn etwas in die Brüche gehe.

Die drei Beispiele zeigen: Freiwilliges Engagement bei der Caritas ist ein Geben und ein Nehmen; man kann viel Gutes be-wirken und viel Schönes erleben.

Verschworene Bande: Patrick und Karin Gehrig verbringen jedes zweite Wochenende zusammen mit ihren Patenkindern Julia und Lukas.

Denise Moser, PräsidentinForum Freiwilligenarbeit Schweiz

Ein Gewinn für sich selbst

Freiwilliges Engagement ist der Kitt, der unsere Gesellschaft auf allen Ebenen zu-sammenhält, und das wird auch so blei-ben. Freiwilliges und ehrenamtliches En-gagement ist heute ein Thema, über das man öffentlich diskutiert und berichtet. Man leistet Freiwilligenarbeit nicht mehr im Verborgenen, nur um zu helfen: Beim persönlichen Entscheid für einen Frei-willigeneinsatz spielt die Freude an der Tätigkeit eine zentrale Rolle. Die Freiwil-ligen sind keine «dienstleistenden Gut-menschen», sie erwarten von einer frei-willigen Tätigkeit auch einen Gewinn für sich selber. So bekommen sie neue Kontakte, gewinnen zusätzliche Kompe-tenzen, sammeln Erfahrungen usw. Mit dem Sozialzeitausweis kann das sicht-bar gemacht und qualifiziert werden.

Freiwillige stellen Ansprüche bezüglich der zeitlichen Gestaltung ihres Engage-ments. So wollen sie sich heute weniger längerfristig für regelmässige Einsätze verpflichten. Sie bevorzugen konzen-trierte, zeitlich limitierte Aufgaben.

Dieser Trend steht im Widerspruch zu den Wünschen von sozialen Organisa-tionen. Diese möchten ihre Freiwilligen möglichst langfristig einsetzen können, weil sie in ihre Betreuung, Ausbildung und Qualifikation investierten. Die un-terschiedlichen Ansprüche stellen alle Verantwortlichen im Bereich Freiwilli-genarbeit vor eine grosse Herausforde-rung. Wenn wir die Einsatzbereitschaft von Freiwilligen für die Zukunft sichern wollen, müssen wir uns umgehend mit den Fragen rund um das Thema «zeitlich begrenzte Einsätze» auseinandersetzen.

www.forum-freiwilligenarbeit.ch

Kommentar

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Hintergrund: Freiwilligenarbeit

Soziale Verantwortung übernehmen

Ohne Freiwillige ginge in vielen Projekten und Dienstleistungen im Caritas-Netz we-niger oder gar nichts. Nur mit Unterstüt-zung der rund 4500 Freiwilligen können die Projekte zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung ihre breite Wir-kung entfalten. Deshalb ist die Förderung und Weiterentwicklung der Freiwilligen-arbeit auch ein zentrales Anliegen der Ca-ritas. Gleichzeitig will die Caritas damit einen Beitrag zur Gestaltung einer solida-rischen Gesellschaft leisten. Freiwilligen-

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Die meisten Menschen sind bereit, sich für die Gesellschaft zu engagieren und ihren Mit-menschen zu helfen. Doch es wird immer schwieriger, Freiwillige zu finden – das Geld und die Zeit der Einzelnen werden immer knapper. Darum will die Caritas den Stellenwert der Freiwilligenarbeit erhöhen.

arbeit bildet eine wichtige und notwendige Ergänzung zu den vom Sozialstaat garan-tierten Leistungen.

Menschen wollen helfenEs ist häufig die Rede von einer schwin-denden Solidarität unter Nachbarn, im Dorf oder in der Stadt. Man vergisst dabei, dass die Mobilität grösser geworden ist, die Kontakte und Netzwerke häufiger wechseln und auch Beziehungen infolge beruflicher Engagements weniger intensiv gepflegt wer-

den können. Bei der Caritas machen wir die Erfahrung, dass die Menschen sehr wohl bereit sind, andere zu unterstützen und ih-nen beizustehen. Es fehlt jedoch oft ein An-knüpfungspunkt. Wenn aber die Beziehung hergestellt ist und Hilfesuchende sowie Un-terstützende zusammenkommen, sind die Solidarität und die Bereitschaft, Unterstüt-zung zu leisten, genauso gross wie früher.

Professionelle BegleitungUnsere Aufrufe zur Freiwilligenarbeit be-

Caritas Nachbarn 1/11

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stätigen dieses Bild. Viele Menschen mel-den sich und sind bereit, Aufgaben zu über-nehmen und Hilfe zu leisten. Die grosse gesellschaftliche Aufgabe besteht darin, die Menschen zusammenzuführen. Weil dies nicht mehr automatisch in der Nachbar-schaft funktioniert, braucht es Fachstellen, die Freiwillige vermitteln, in ihre Aufgaben einführen und sie begleiten. Sie können die Brücken bauen, die menschliche Solidari-tät wirken lässt.

Eine weitere Aufgabe besteht darin, die Zusammenarbeit von Freiwilligen und Festangestellten optimal zu gestalten. Fest-angestellte müssen sich auf die Zusammen-arbeit einstellen und sie entsprechend pla-nen. Auf der Seite der Freiwilligen besteht der Anspruch, professionell eingearbeitet, betreut und gefördert zu werden – Verbind-lichkeit ist auf beiden Seiten ein zentrales Anliegen. Heute ist es für Freiwillige wich-tig, dass ihr Engagement gesellschaftlich anerkannt wird und dass sie diese Leistun-gen auch in ihrem Lebenslauf ausweisen können.

Anerkennung verbessernFür die Zukunft der Freiwilligenarbeit muss diese gesellschaftliche Anerkennung verbessert werden. Das ist auch Ziel des Freiwilligenjahrs 2011. Bei der Rekrutie-rung und den Einsatzmöglichkeiten ste-hen unsere Gesellschaft und auch die Ca-ritas in den nächsten Jahren vor grossen Herausforderungen: Die heute im Arbeits-prozess stehende Generation der Frauen ist nicht mehr im selben Ausmass bereit, frei-willig Dienstleistungen, zum Beispiel bei der Pflege von Angehörigen, zu überneh-men. Andererseits sind Männer auch heute noch viel weniger bereit, pflegende und un-terstützende Tätigkeiten unbezahlt zu ver-richten.

9Texte: Bettina Zeugin, Irène Barmettler; Illustration & Grafik: Mark Sasvary 1/11 Nachbarn Caritas

Über 400 000 Stunden

Dank dem freiwilligen Engagement vieler Menschen kann die Caritas Projekte für Menschen in prekären Lebenslagen reali-sieren, die ohne diese Unterstützung nicht zustande kämen.

www.freiwilligenjahr2011.ch, www.sozialzeitausweis.ch, www.freiwilligenmonitor.ch, www.benevol.ch

Bundesamt für Statistik: Freiwilligenarbeit in der Schweiz, Neuchâtel 2008.

Peter Farago: Freiwilliges Engagement in der Schweiz. Seismo Verlag, Zürich 2007.

Beatrice Schumacher: Freiwillig verpflichtet. Gemeinnütziges Denken in der Schweiz seit 1800. NZZ Verlag, Zürich 2010.

Links und Publikationen

Freiwillige leisten für die Caritas einen unverzichtbaren Beitrag bei der Bekämp-fung von Armut und sozialer Ausgrenzung. Insgesamt haben 4705 Freiwillige mit über 400 000 geleisteten Einsatzstunden im Jahr 2009 mehr als 65 Projekte der Caritas un-terstützt. Sei es als Patin von Kindern im Projekt «mit mir», als Mentorin von Ju-gendlichen bei «Incluso», als Unterstützung im Caritas-Markt, bei einem Bergeinsatz oder bei der Begleitung von Menschen im Freiheitsentzug; die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig und sinnstiftend. Freiwillige können sich bei der Caritas in den Tätig-

keitsfeldern Armut und soziale Benachtei-ligung, Migration, Begleitung in der letz-ten Lebensphase, Bergeinsatz sowie in der Institution und in verschiedenen ande-ren kleineren Projekten engagieren. Rund zwei Drittel aller Freiwilligen bei der Cari-tas sind Frauen, die sich besonders oft zur Bekämpfung von Armut und sozialer Aus-grenzung oder bei der Begleitung von Mi-grantinnen und Migranten einsetzen.

www.caritas-zuerich.ch/freiwillig

Armut 35%

Migration 15%

Begleitung in der letzen Lebensphase 4%

Berghilfe 24%

Diverses 10%

Institutionen 12%

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Caritas Zürich

Eines der Hauptziele von Caritas Zürich ist die Prävention von Armut im Kanton. Wir betreiben verschiedene soziale Pro-jekte und helfen damit Menschen, die an der Armutsgrenze leben. Freiwillige unter-stützen uns bei unserer Arbeit erheblich – ohne deren Engagement wäre vieles nicht möglich.

Abklärung von BedürfnissenWenn jemand Caritas Zürich freiwillig

unterstützen möchte, kommt sie oder er oft zuerst mit Barbara Schiller in Kontakt. Als Personalleiterin ist sie die Anlaufstelle für Freiwillige. «Wenn sich jemand für ein sozi-ales Engagement bei uns interessiert, kläre

ich ab, in welchem Bereich der oder die In-teressierte arbeiten möchte, welche Quali-fikationen mitgebracht werden und wie viel Zeit eingesetzt werden kann», sagt Barbara Schiller. Wenn die ersten Abklärungen ab-geschlossen sind, nimmt sie Kontakt mit den Verantwortlichen der einzelnen Pro-jekte auf und vermittelt den Einsatz.

Potenzial der Freiwilligen nutzenDie Zusammenarbeit mit Freiwilligen

passe zur Philosophie von Caritas Zürich, sagte die Personalleiterin weiter. «Durch den Einsatz von Freiwilligen wollen wir die Solidarität in der Gesellschaft fördern. Gleichzeitig möchten wir aber auch das

Potenzial der Freiwilligen nutzen, die der Allgemeinheit etwas zurückgeben möch-ten. Zeit ist in unserer Gesellschaft ein wertvolles Gut – und dieses Gut spenden uns die Freiwilligen als Beitrag zu einer ge-rechteren Welt.»

Freiwillige als zentrale StützeIn Kontakt mit Personen, die lieber ihre

Zeit als finanzielle Mittel für einen guten Zweck zur Verfügung stellen, kommt häu-fig auch Bea Bachofner, die Leiterin von «mit mir». Das Patenschaftsprojekt bringt Freiwillige mit Kindern zusammen, deren Familien aus verschiedenen Gründen wie Scheidung, Arbeitslosigkeit oder Krankheit

Zeit als Beitrag zu einer solidarischen Gesellschaft

Das Projekt «mit mir» vermittelt im ganzen Kanton Zürich freiwillige Patinnen und Paten an armutsbetroffene Kinder.

Auch Caritas Zürich ist auf das Engagement von Freiwilligen angewiesen. Wieso viele Menschen ihre Zeit zugunsten von Armutsbetroffenen investieren und was sie als Lohn erwartet, erzählen drei Involvierte.

10 Caritas Nachbarn 1/11

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11Text: Daniel Eberhard; Bilder: Urs Siegenthaler 1/11 Nachbarn Caritas

durch eine schwierige Zeit gehen. «Ohne die Freiwilligen würde ‹mit mir› nicht funktionieren. Das Projekt steht und fällt mit diesen Personen, die uns einen Teil ih-rer Freizeit zur Verfügung stellen», sagt Bea Bachofner.

Ein Lächeln als LohnIm Durchschnitt engagieren sich die

«mit-mir»-Freiwilligen während zwölf Stunden im Monat für ihre von Caritas Zürich vermittelten Patenkinder. Sie ge-hen mit den Kindern zum Beispiel in den Zoo und ermöglichen ihnen so eine unbe-schwerte Zeit. Doch auch die Freiwilligen

werden für ihren Einsatz belohnt: «Wir er-halten sehr oft Rückmeldungen von den Freiwilligen. Viele Paten schwärmen von den wunderbaren Stunden, die sie mit den Kindern verbringen. Sie sind glücklich, dass sie etwas weitergeben können, und berichten, dass von ihren Schützlingen viel Liebe und Aufmerksamkeit zurück-komme», sagt die Projektleiterin.

Netzwerke nutzenNeben den Projekten gewinnt Caritas

Zürich auch als Organisation von der Ar-beit der Freiwilligen. «Durch die ‹Mund-zu-Mund›-Propaganda der Freiwilligen wird unser Bekanntheitsgrad gesteigert, wovon wir stark profitieren», sagt die Per-sonalleiterin Barbara Schiller. Bea Bachof-ner von «mit mir» sieht weitere Vorteile: «Durch die Freiwilligen erhalten wir viel Know-how. Viele von ihnen sind gut aus-gebildet und vernetzt, was uns wiederum Türen öffnet.»

Menschen zusammenbringenMit dem Anbieten von Freiwilligen-

Einsätzen hat Caritas Zürich auch die Sensibilisierung der Bevölkerung zum Ziel. «Wir möchten Personen aus finanzi-ell bessergestellten Schichten mit armuts-betroffenen Personen zusammenbringen. Dadurch lernen beide Gruppen andere Le-bensweisen kennen», sagt Barbara Schiller. Das gleiche Ziel verfolgt auch Thomas Bär, der Organisator der Familienwochen, die armutsbetroffenen Familien Erlebnisse und Bildung in der Schweiz ermöglichen. Bei den Familienwochen mit dabei sind auch Freiwillige, die sich acht Tage am Stück en-gagieren. «Viele von ihnen sind beruflich erfolgreich, kommen am Arbeitsplatz aber selten in Kontakt mit anderen Schichten. Darum möchten sie ihre Freizeit sinnvoll einsetzen und sich sozial engagieren.»

Betreuung der Freiwilligen«Wir sind uns des grossen Werts der Ar-

beit unserer Freiwilligen bewusst und wis-sen sie sehr zu schätzen. Die Freiwilligen erwarten ihrerseits von uns Professionali-tät. Ich sehe mich darum auch als Hüterin der Standards, die dafür schaut, dass sie kompetent betreut werden», sagt die Perso-nalleiterin Barbara Schiller. Neben Erfah-rungsaustausch-Treffen werden regelmäs-sig spezifische Weiterbildungen angeboten, beispielsweise zum Thema «interkulturelle Kommunikation». Das Wohl der Freiwilli-gen steht auch im Zentrum der «mit-mir»-Verantwortlichen Bea Bachofner: «Die Kin-der müssen zu den Paten passen. Darum müssen wir bei der Zusammenführung grosse Sorgfalt walten lassen. Beide Inte-ressen müssen berücksichtigt werden – jene der Kinder wie auch jene der Freiwilligen.»

Verstärktes Engagement von FirmenEinige Freiwillige engagieren sich be-

wusst, um Erfahrungen zu sammeln, die auch für zukünftige Arbeitgeber interessant sind. «In den letzten zwei bis drei Jahren be-obachte ich einen stärker werdenden Trend bezüglich der ‹Corporate Social Responsi-bility›. Das bedeutet, dass Firmen vermehrt

Mehr über die Freiwilligenarbeit bei Caritas Zürich und aktuelle Angebote für Freiwilligen-Einsätze finden Sie auf unserer Website. Wir freuen uns auf Ihre Nachricht.www.caritas-zuerich.ch/freiwillig

Engagieren Sie sich!

Im Projekt «incluso» unterstützen Berufsleute junge Migrantinnen und Migranten bei der

schwierigen Lehrstellensuche.

«Wir möchten finanziell Bessergestellte mit Armutsbetroffenen zusam-menbringen. Dadurch ler-nen beide Seiten andere Lebensweisen kennen.»

ihre soziale Verantwortung wahrnehmen wollen. Ihre Angestellten dürfen sich wäh-rend der Arbeitszeit sozial engagieren», sagt Barbara Schiller. «Ich bin aber überzeugt, dass der schönste Lohn für Freiwilligen-arbeit noch immer das Resultat ist, wenn beispielsweise das Patenkind nach einem gemeinsamen Nachmittag glücklich zu seiner Familie nach Hause gehen kann.»

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13Text: Ariel Leuenberger; Bild: Roth und Schmid Fotografi e, Zürich 1/11 Nachbarn Caritas

«Ich muss immer balancieren»

Die Sängerin Vera Kaa besuchte unseren neuen Secondhand-Laden im Viadukt in Zürich. Und liess sich von unseren Stylistinnen mit einem bühnenreifen Outfi t ausstatten – passend zu ihrem neuen Album «50 Ways».

Caritas Zürich betreibt in Zürich und Winterthur insgesamt acht Secondhand-Läden, welche auf Ihre Kleiderspenden an-gewiesen sind. Der Verkaufserlös kommt den Projekten der Caritas Zürich zugute. Bilder von weiteren prominenten Persön-lichkeiten, die sich bei uns eingekleidet ha-ben, sowie unsere Standorte im Kanton Zü-rich und deren Öff nungszeiten fi nden Sie auf der Website.

www.caritas-zuerich.ch/secondhand

«Wieso erhalte ich so viel Post?»

Ruth S. aus Winterthur möchte von uns wissen: «Wieso erhalte ich so viel Post von Caritas?»

Damit wir mit unseren sozialen Pro-jekten und unserer Beratung armutsbe-troff enen Menschen helfen können, sind wir auf fi nanzielle Unterstützung von Drit-ten angewiesen. Gut 32% unserer Einnah-men erwirtschaft en wir selbst mit Verkäu-fen und Dienstleistungen, 38% kommen von Beiträgen der katholischen Kirche, von Stift ungen und der öff entlichen Hand. Rund einen Viertel unserer Einnahmen machen private Spenden aus. Die Spende-rinnen und Spender unterstützen uns, weil

sie überzeugt sind von der Dringlichkeit und der Wirksamkeit unserer Hilfsange-bote und weil sie uns vertrauen.

Zahlreiche Hilfswerke werben um die Gunst der Spenderinnen und Spender und informieren über ihre Arbeit – so auch Ca-ritas Zürich. Viermal pro Jahr versenden wir Spendenaufrufe, zweimal das Maga-zin «Nachbarn» und einmal die Spenden-bestätigung für die Steuererklärung. An-dere Hilfswerke gehen ähnlich vor, sodass viel Post zusammenkommen kann, wenn man sich sozial engagiert.

In der Schweiz gibt es verschiedene Ca-ritas-Organisationen: Für Entwicklungs-zusammenarbeit im Ausland ist Caritas

Schweiz zuständig, Caritas Zürich küm-mert sich um armutsbetroff ene Menschen im Kanton Zürich. Daher kann es sein, dass Sie, wenn sie beide Organisationen mit ei-ner Spende bedenken, sowohl von Caritas Zürich als auch von Caritas Schweiz Post erhalten. Wenn Sie weitere Fragen dazu haben, rufen Sie uns an. Telefon 044 366 68 68 oderwww.caritas-zuerich.ch/spenden

An dieser Stelle beantworten wir die Fragen der Leserinnen und Leser zu unserer Organisation und unserer Arbeit.

Vera Kaa steht seit über 30 Jahren auf der Bühne, im Rampenlicht. Sie mag aus-gefallene, schräge Mode und hat sich so-fort in unsere Fliegenpilz-Tasche verliebt. «Kleidung und Accessoires sind Teil der Show und machen den Auft ritt komplett», sagt sie. Die verschiedenen Stimmungen des Lebens bringt die Luzernerin im neuen Album «50 Ways» auf den Punkt, genauso wie mit ihren Kleidern: «Ich habe Extreme und Mitte, Boden und Löcher, Fülle und Leere und muss immer neu balancieren. Es sind die hellen und die dunklen Sei-ten des Lebens, die ich versuche auf einen

Nenner zu bringen.» Mit der rot-weissen Tasche und dem schwarzen Gurt aus un-serem Secondhand-Laden im Viadukt in Zürich gelingt ihr dies perfekt.

Im letzten Jahr eröff neten wir gleich zwei neue Läden: An der Asylstrasse 95 in Hottingen und im Viadukt im trendigen Zürcher Kreis 5 (im Bogen C). In beiden Läden fi nden Sie tolle Kleider zu günstigen Preisen – für Fashionvictims und Modebe-wusste. Beide Läden sind aber auch froh um Ihre Kleiderspende, die Sie persönlich ab-geben können.

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«Legate sind ein heikles Thema»

Der ehemalige Direktor Guido Biberstein steht Menschen zur Seite, die Caritas Zürich nach dem Tod einen Teil ihres Vermögens über-lassen wollen. Er erklärt, wie er bei diesem heiklen Thema vorgeht und warum es wichtig ist, sein eigenes Testament zu verfassen.

Wir besuchten Guido Biberstein zu-hause und sprachen mit ihm über die Schwierigkeit, an das eigene Ende zu den-ken und die damit verbundenen Entscheide zu fällen.

Was ist ein Legat genau?«Das ist eine Verfügung über das, was

mit dem eigenen Vermögen im Todesfall geschieht. Es handelt sich also um eine end-gültige Entscheidung. Man kann darin ei-ner Institution wie zum Beispiel der Caritas Zürich Geld oder andere Vermögenswerte überlassen und sie damit unterstützen. In der Regel wird ein Legat zusammen mit dem Testament verfasst. Man kann nicht alles verschenken, wenn Kinder oder Ehe-partner da sind. Für sie gibt es gesetzlich geregelte Anteile. Was übrig bleibt, kann man im Legat verfügen – weil man einer Institution ideell nahesteht, weil man selbst betroffen ist oder weil einen deren Themen überzeugen. So wie Stefanie Glaser, die sich schon zu Lebzeiten für die Idee der Cari-tas eingesetzt hat. Für die Legatewerbung hat sie uns ein eindrückliches Bild über-lassen. Damit setzt sie sich auch nach ih-rem Tod, den wir sehr bedauern, für eine gute Sache ein.»

Kommt es häufig vor, dass Caritas Zürich Legate erhält?

«Es kommt vor, ja, aber nicht häufig. Meistens wissen wir vorher nicht, dass uns jemand ein Legat hinterlassen möchte. Viele reden nicht darüber, sondern ent-scheiden für sich, was sie machen wollen. Andere wenden sich an mich und ich helfe ihnen beim Erstellen ihres Testaments. Ein solches Gespräch ist Vertrauenssache und relativ heikel: Ich bin sehr bedacht darauf, sachlich und mit einer gewissen Distanz zu beraten. Auf keinen Fall will ich die Leute überreden. Die meisten schieben das Ver-fassen ihres Testamentes hinaus, vielleicht

aus Angst, danach endgültig gehen zu müs-sen. Ich versuche, ihnen klarzumachen, dass es eine grosse Erleichterung ist, so-wohl für sie selbst als auch für die Hinter-bliebenen. Und dass es Sinn macht, diese Entscheidungen dann zu treffen, wenn man dazu noch in der Lage ist und klar denken kann. Es gilt auch, den Leuten aufzuzei-gen, dass wir das Geld tatsächlich brauchen und sinnvoll einsetzen. Dass sie durch ih-ren Entscheid dazu stehen, über den Tod hinaus etwas Gutes zu tun. Nicht, um sich ein Denkmal zu setzen, sondern um eine echte Wirkung zu erzielen bei Leuten, die dies nötig haben.»

Wie verfasst man ein Legat?«Für mich ist es wichtig, behutsam

herauszufinden, was Leute mit diesem Wunsch wirklich wollen. Ob gesetzliche Er-ben da sind, ob ein Legat vielleicht auch gar

14 Caritas Nachbarn 1/11 Text und Bild: Ariel Leuenberger

Guido Biberstein berät Menschen, die Caritas Zürich ein Legat überlassen wollen.

keinen Sinn macht. Dann geht es darum, ein Testament aufzusetzen. Dazu kann ich auch einen Vorschlag ausarbeiten, der als Grundlage dient. Doch ein Testament muss immer der freie Wille des Verfassers sein. Es muss ja von Hand geschrieben und un-terschrieben sein, ein Datum haben und es muss klar sein, wer der Verfasser ist, damit es den Vorschriften entspricht.»

Was passiert, wenn im Todesfall keine Regelung vorliegt?

«Wenn Hinterbliebene da sind, wird das Vermögen an die Erbengemeinschaft ver-teilt. Wenn niemand da ist, geht alles an den Staat. In einer solchen Situation macht es natürlich umso mehr Sinn, noch zu Leb-zeiten zu bestimmen, was mit dem eigenen Nachlass geschehen soll.» www.caritas-zuerich.ch/legate

Caritas Zürich

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Page 15: Nachbarn 1/2011

In den Kursen von «compirat» eig-nen sich Armutsbetroffene notwen-dige Kenntnisse im Gebrauch eines Computers an und erhalten im In-ternet-Treff einen begleiteten, freien Zugang zum Internet.

«Bei der Bewerbung um eine Stelle in ei-ner Spitalwäscherei hatte ich keine Chan-cen, weil ich keinen Computer bedienen kann.» So stellte sich eine Frau beim Ein-steigerkurs in Wetzikon vor. Wie fast alle Teilnehmerinnen kann sie sich weder einen Computer noch einen Internet-Anschluss leisten, und wenn ihr die Tochter der Nach-barin etwas erklärt, kann sie deren routi-nierten Anwenderkenntnissen nicht folgen.

Computerkurse für das schmale BudgetDie Nachfrage nach Kursen ist dement-

sprechend hoch und auch die Motivation, möglichst rasch möglichst viel zu erfah-ren. Das Kurstempo bleibt jedoch gemäch-lich, weil die meisten noch nie eine Maus benutzt oder eine Tastatur ausprobiert ha-ben. Unsere Kurse beginnen wirklich von ganz «unten», und die künftigen Benutzer werden Schritt für Schritt an dieses «Buch mit sieben Siegeln» herangeführt. Hilf-reich sind die detaillierte Teilnehmenden-Dokumentation und der Laptop, den man mit nach Hause nehmen darf, um zu üben. Parallel zu den Kursen gibt es Kinderhü-tedienst, damit auch Müttern mit Klein-kindern die Teilnahme nicht verwehrt ist.

15Texte: Daniel Eberhard, Thomas Bär; Bild: Daniel Eberhard 1/11 Nachbarn Caritas

Zeichnungen geben der Armut ein Gesicht

Für die Primarschulen des Kantons Zürich organisierte Caritas Zürich einen Zeichnungswettbewerb zum Thema «Armut». Wir haben damit ei-nerseits die Kinder für dieses Thema sensibilisiert, anderseits der Öffent-lichkeit auf kreative Weise aufge-zeigt, was es bedeutet, hierzulande arm und sozial ausgegrenzt zu sein.

Bis zum Start der Weihnachtsferien 2010 wurden mehr als 1300 Werke von Kindern aus über hundert Schulklassen und aus allen Bezirken des Kantons Zü-rich eingereicht. Eine prominente Jury er-kor Anfang Februar 2011 nach Altersstufen getrennt die drei besten Zeichnungen. Die Sieger/innen des «Caritas Zeichnungswett-bewerbs» gewannen einen Ausflug nach ih-rer Wahl, welcher der gesamten Klasse ein gemeinsames Erlebnis ermöglicht.

Eine Auswahl der eingereichten Bilder wurde im Frühling während fünf Tagen im Zürcher Landesmuseum sowie in der Stadt-bibliothek Bülach ausgestellt. In Dietikon kann die Ausstellung «Kinder vs. Armut» noch bis zum 4. Mai 2011 in der Stadt- und Regionalbibliothek an der Bremgarten-strasse 20 besucht werden.

Die Siegerinnen und Sieger:• 1./2. Klasse: Klasse B von Regula

Fiechter und Ruth Bollmann aus Rorbas

Sängerin und Jury-Mitglied Sophie Hunger zeigt das Siegerbild der Klasse 6a aus Kloten.

• 3./4. Klasse: Marina Blapp aus An-delfingen

• 5./6. Klasse: Klasse 6a von Aynur Karakuyu aus Kloten

Die neu erworbenen Kenntnisse kön-nen im Internet-Treff vertieft werden. Dort finden Nutzende auch eine Ansprechper-son, wenn’s nicht mehr weitergeht. Der freie Zugang zu Internet und Computer soll für Bewerbungen und Suchanfragen aller Art genutzt werden können.

Grosse Zufriedenheit am Schluss des Kurses – mit der Frage, wann das Fortset-zungsangebot folgt. Das Fazit eines Teil-nehmers fasst die allgemeine Befindlichkeit zusammen: «Ich werde mich in Zukunft nicht mehr wie ein Kind fühlen, wenn die Vorgesetzte fragt, ob ich wohl schnell mal den Computer ausschalten könne.»

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• -20-

«Meine Ferienverbringe ichzwischen denRegalen, dieich auffülle.»

Caritas Zürich

Es war Mittag. Die Sonne scheinte heiss. Ich traf Mutterberaterin Rea in Bahnhof. Wir besuchten eine Familie. Als wir in Wohnung waren, Frau Agonda schaute traurig. «Lori wollte heute von Fenster springen», sagte sie zu uns. «Er hat gese-hen ein Kind mit Glasse und wollte auch draussen Glasse essen und spielen.» Mit drei Kinder sie kann nicht unten, zwei wa-ren Zwilinge, ein Jahre alt, und Lori, der für Glasse wollte springen, er war zwei halb. Lori war ein hübsches Kind, er hat viel ge-

weint heute. Die andere Kinder haben Frei-heit Sonne zu geniessen, im Megdonaldz essen … und viele andere Rechte. Und er nicht. Er hörte uns und schaute Fenster.

Morgen wird andersAgonda beginnt zu weinen. «Gib nie das

Hoffnung auf», sagte ich. «Morgen wird an-ders.» – «Morgen kein Platz für Hoffnung», sagte sie. Seit zwei Jahre sie war nicht in Heimat. Sie sprichte und weinte: «Wie kann ich dort gehen, mein Mann verdient

wenig, Kinder brauchen viel.» Ich weinte und meinte tief in mir: «Ja, du hast recht Agon da. ‹Armut ist eiserne Tür›, sagte meine Mutter immer zu mir.» Rea brauchte nicht mehr Übersetzung, Tränen sprechen mehr als die Wörter.

Der Prinz mit HerzRea sagte uns, sie werde viel versuchen,

dass Agonda eine Hilfe für ihre Sorge hat. Die Mütterberaterin (die Engel, wie ich sie nenne) machen immer Sorge für die Fa-

«Die Liebe wird das Welt retten»

Mit aussergewöhnlichen Aussagen von Armutsbetroffenen sensibilisierte Caritas Zürich im letzten Jahr die Bevölkerung.

Die Schreibwerkstatt von Caritas Zürich bot Armutsbetroffenen die Möglichkeit, zusammen mit der Schriftstellerin Tanja Kummer Texte über den eigenen Alltag zu verfassen. Hava Kurti Krasniqi ist eine der Teilnehmerinnen. Sie schrieb einen Text über ihr Leben, über die Armut und über die Liebe.

16 Caritas Nachbarn 1/11

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17Text: Hava Kurti Krasniqi; Bilder: Caritas Zürich 1/11 Nachbarn Caritas

milien, und die familiäre Art, wie sie mit die Familie reden, das hat mir bewundert. Am gleichen Tag, als ich bei mein Woh-nung war, meine Schwester war bei mein Tür. Sie lass die Tochter bei mir, und ging, um ein Geschenk für Eltern zu kaufen. Sie gehte heute Abend mit Auto nach Kosovo. Ich zeigte Alaia das «kleine Prinz». Sie ver-stehte der Prinz mit Herz, war begeistert. Es war 21 Uhr als meine Schwester mit ihre Tochter ging. Ich wünsch viel Glück in Reise, in Familie und im Ferien.

Die arme ReicheDiese Nacht konnte ich nicht schlafen.

Habe ich viele Kinderstimme gehört, ein Kind wie Lori zeigte zu mir ein grosses Dinosaurus, so schrecklich, so gross, aber noch war bis Hals, er hatte kein Kopf. Eine Stimme sprichte: «Dinosaurus ist ein

Zeichnet von Armut, je mehr Armut in Welt, desto grosser wird er, und wenn er das Kopf bekommt, wird er fressen alle alle Wesen, alle Menschen, die Arme und die Reiche ohne zu wählen.» – «Ah, die arme Reiche», sagte ich. Alaia fragte weinend: «Tante Tante, isst er ‹kleine Prinz› auch?» – «Hoff entlich nein», sagte ich, mit Augen im das Buch, wo Alaia gelassen unter dem Tisch hat.

Tränen sind OzeanEs war ein schlechtes Träum. Ich

schaute am Uhr, es war vier Uhr. Ich wollte schlafen, als das Telefon klingelte. Als ich öff nete, ich hörte viele weinende Stimme. Jetzt war Realität. Ich träumte nicht mehr. Mein Bruder sagte zu mir: «Sei nicht trau-rig, unsere Mutter ist gestorben.» – «Oh nein», sagte ich. Ich ging schnell in Flug-hafen. Jetzt hatte ich wenig Geld und Zeit, dass ich meine Mutter küssen zum letzen

Mal. Ihre Tränen in meine Erinnerungen sind Ozean. «Wann kommst du?», hat mir jedes Mal gefragt. Komm nur bei die Tür, sagte mir letzte Zeit. «Mutter, Mutter», rief ich bei die Tür, «ich bin nur für dich da ge-kommen.» Sie schlaft e tief und sagte nicht willkommen. Ich drückte ihre Hande, bis wach sind geworden. Ich hab das Gefühl, dass sie fühlte mich. Sie ist jetzt ruhig und reich im Gottes Händ, das eisende Tür hat überquert. Jetzt ist mein Elend. Ozeanträ-nen jetzt ist Vulkan. Armut sei verfl ucht.

Mit Herz Hilfe organisiertAls ich in der Schweiz kam, Frau Agon-

da war nach Kosovo gegangen. Endlich höre ich etwas Gutes. Sie hatte Hilfe be-kommen. Rea hat mit Herz diese Hilfe or-ganisiert. Agonda hat viel Heimweh und Depression, sagte sich, allein mit Armut und mit drei Kinder ist schwer, war schwer für sie. Lori nach dem Ferien geht im Spiel-gruppe. Er braucht nicht mehr von Fenster zu springen …

Die Liebe wird das Welt retten, sagte Mutter Teresa. Glücklich wird, wer Armut kämpfet.

Hava Kurti Krasniqi ist Albanerin aus dem Kosovo, seit vier Jahren in der Schweiz wohnhaft, verheiratet. Ausge-bildet als Lehrerin in Prishtina, arbeitet sie als Übersetzerin für exjugoslawi-sche Sprachen bei der Mütterberatung. Es ist ihr Ziel, mit Worten gegen Ras-sismus anzukämpfen, den Wert aller Menschen zu betonen und darüber zu schreiben, dass Krieg keinen Sinn er-gibt. Hava Kurti Krasniqi ist Autorin von zwei Büchern für Erwachsene und zwei Kinderbüchern. Weiter ist sie aktiv für die Caritas tätig. In der Schweiz fühlt sie sich nicht fremd, die Alpen sind ihr Eden.

Die Liebe wird das Welt retten, sagte Mutter Teresa. Glücklich wird, wer Armut kämpfet.

Zur Autorin

• -5-

Seite 6 einleitung: «Wir Sind arm» - er, die, Sie, ich,

zürich // Andrea Keller

*Seite 9 daS Wort erteilt! // Tania Kummer

Seite 10 meine reduzierte graue mäuSeWelt // Ruth Fathallah-Kobelt

Seite 11 einmal Sparen bitte // István Cseh Jr.

Seite 12 die liebe Wird daS Welt retten // Hava Kurti Krasniqi

Seite 13 armut – die geSchichte deS armin mutterhanS // Kurt Seiler

Seite 15 zWiSchenlicht // anonym

Seite 16 Kalte ohrfeige // Fatima

Seite 17 der füfzger // Henriette Kläy

Seite 18 banKomat // Kurt Baldauf

Seite 19 leben am WendepunKt: reich Sein in armut // anonym

*Seite 22 ServiertablettS und SufiS // Simone Thommen Awe

Seite 24 geld iSt energie – Seien Sie energetiSch // Thomas Meyer

*Seite 26 danK und impreSSum

--

inhalt

ind arm» - er, die, Sie, ich,

ürich // Andrea Keller

*

Wort erteilt! // Tania Kummer

eine reduzierte graue mäumäum SäuSäu eWelt // Welt // W Ruth Fathallah-Kobelt

paren bitte // István Cseh Jr.

ird daS Welt retten // Hava Kurti KrasniqiHava Kurti Krasniqi

chichte deS armin mutterhanSutterhanSutterhan // Kurt Seiler

chenlicht // anonymanonym

Die Broschüre «wir sind arm» mit allen Texten der Schreibwerkstatt kann gratis bezogen werden bei Caritas Zürich (siehe auch Seite 20):www.caritas-zuerich.ch/publikationen

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Page 18: Nachbarn 1/2011

Günstiger einkaufen geht nicht.

«Dank dem Caritas-Markt habe ich viel Geld sparen können. Ich weiss nicht, was aus uns geworden wäre ohne diese Unterstützung!»Eliane P., alleinerziehende Mutter

Dank Ihrer Hilfe kann seine Familie günstig und gesund einkaufen

Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie

armutsbetroffenen Familien den Einkauf

von gesunden und ausgewogenen

Lebensmitteln im Caritas-Markt.

Herzlichen Dank!

Benutzen Sie den beigelegten Einzahlungs-

schein oder spenden Sie online:

www.caritas-zuerich.ch/markt

CAZH.indb 18 11.03.11 17:31

Page 19: Nachbarn 1/2011

Mit schweizweit 20 Einkaufsläden für Ar-mutsbetroff ene ist der Caritas-Markt ein wichtiges und gut abgestütztes Angebot der Armutsprävention in unserem Land. Dass dieses Angebot einem starken Bedürfnis entspricht, zeigen die neusten Zahlen der Genossenschaft Caritas-Markt, des zen-tralen Warenbewirtschaft ers aller Caritas-Märkte. Mit einem Jahresumsatz von acht Millionen Franken wurde 2010 ein neuer Höchststand erreicht. Das Vorjahres-Re-kordergebnis ist nochmals um 800 000 Franken übertroff en worden. Die Fre-quenzen in den bestehenden Läden sind bis zu 30 Prozent gestiegen, teils wurden die Öff nungszeiten angepasst und mehr Mit-arbeitende engagiert.

Mehr Kunden – mehr AufwandDie grosse Nachfrage und die jährlichen Rekordumsätze sind das eine. Der damit stetig wachsende Aufwand ist das andere. Vor einigen Jahren war es für die Verant-wortlichen bei der Caritas nicht vorstellbar, dass die Caritas-Märkte ein solch schnelles Wachstum erfahren würden. Jeder Caritas-Markt, der von einer regionalen Caritas-Stelle aufgebaut wurde, ist in die bestehen-den Strukturen der Stelle eingebunden. Wachstum führt zu höherer Belastung die-ser Strukturen. Mehr Personal, Vergrösse-rung des Angebots und der Ladenfl äche so-wie grössere Lager sind Stichworte dazu.

Wie fi nanzieren?Obwohl bei praktisch allen Caritas-Märk-ten der Aufb au unter Einbezug von Drit-ten fi nanziert wurde, bleiben doch enorme Aufwände beim täglichen Betrieb: Raum-miete, Energie und Transportkosten, aber auch höhere Personalkosten und höherer Verwaltungsaufwand. Ein Aufwand, der durch die Einnahmen oft mals nicht ge-deckt werden kann. Die Caritas benötigt

zunehmend weitere Mittel, um den Erhalt und den Ausbau des Caritas-Markt-Netzes bezahlen zu können.

Grosse InvestitionIm Durchschnitt liegt der Eigendeckungs-grad eines Caritas-Marktes bei 80 Prozent. Eine Entwicklung, die in den letzten Mo-naten mit Sorge beobachtet wurde und nun konkretes Handeln erfordert.

Die Caritas hält am Prinzip des Cari-tas-Marktes fest. Wirtschaft liche Krisen und Strukturwandel führen zu einer ste-tig etwas wachsenden Sockelarmut in un-serem Land. Nach neusten Studien lebt jede zehnte Person in der Schweiz unter dem Existenzminimum. Am meisten betroff en sind Alleinerziehende, Familien mit mehre-ren Kindern, Leute in prekären Arbeitsver-hältnissen und Langzeiterwerbslose. Das Bedürfnis nach fi nanzieller Entlastung der Betroff enen wird in den nächsten Jahren immer grösser werden. Spardruck bei Kan-tonen und Gemeinden wird die Situation noch verschärfen.

Unser Beitrag – Ihr BeitragBis 2020 will die Caritas die Anzahl der Ca-ritas-Märkte auf 30 erhöhen. Das ist eine Verdoppelung zum Stand von 2007. Die Caritas bietet dazu ihr Wissen, die einge-spielte Logistik und das notwendige Fach- und Führungspersonal. Was oft fehlt, sind günstige und zentrale Verkaufslokale, Bei-träge an die Infrastruktur der Läden (von der Kühltruhe bis zur Kasse) und vor allem fi nanzielle Unterstützung für den Betrieb. Jeder Beitrag ist willkommen, unabhängig von der Höhe.

Die Caritas-Märkte sind nicht gratis Im Caritas-Markt erhalten Armutsbetroff ene Lebensmittel und Produkte des täglichen Bedarfs zu Tiefstpreisen. Ein Teil der Artikel wird durch Warenspenden und Unterstützungs-beiträge fi nanziert. Für den anderen Teil kommen die regio-nalen Caritas-Stellen auf.

Caritas-Netz

Text: Adrian Wismann 1/11 Nachbarn Caritas 19

1992: Caritas Basel eröffnet den ersten Caritas-Markt (damals Carisatt).

1994: Es bestehen vier Caritas-Märkte: Basel, Luzern, St. Gallen und Bern.

1998: Die zentrale Stelle für die Warenak-quisition in Littau LU nimmt ihren Betrieb auf.

2000: In Genf und Lausanne werden die ersten Läden der Westschweiz eröffnet.

2001: Ein weiterer Laden in Winterthur entsteht.

2003: Der Caritas-Markt in Weinfelden wurde als erster nicht städtischer Laden eröffnet.

2005: Caritas-Märkte in Morges, Thun und Vevey werden eingeweiht.

2006: Die Caritas-Märkte in Chur und Zürich-Oerlikon feiern Eröffnung. Der Laden in Bern zieht in ein grösseres Lokal um.

2007: In Genf wird ein zweiter und in Yver-don ein neuer Laden eröffnet. Der Laden in Winterthur zieht um.

2008: La Chaux-de-Fonds und Renens erhalten ebenfalls einen Caritas-Markt.

2011: Mit der Neueröffnung in Baar existie-ren 20 Caritas-Märkte in der Schweiz.

2011: Im Spätherbst soll in Baden ein Caritas-Markt seine Tore öffnen.

Eine Erfolgsgeschichte

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Page 20: Nachbarn 1/2011

Niemand weiss über die Lebensumstände der Armutsbetroff enen besser Bescheid als sie selbst. Das Projekt «wir sind arm» der Caritas Zürich erteilt ihnen das Wort, lässt sie berichten und schafft so einen di-rekten Zugang zur Öff entlichkeit: mit ei-ner Schreibwerkstatt für Armutsbetrof-fene, geleitet von der Schrift stellerin Tanja Kummer.

Die Schreibwerkstatt lud Menschen, die nicht ohne fi nanzielle Hilfe über die Runde kommen, dazu ein, selber zu erzählen: Wel-che Umstände haben sie in ihre derzeitig prekäre Lage geführt? Welche Wünsche bleiben unerfüllt und was belastet im Alltag besonders? An zwei Kursen in Luzern und Zürich sind sehr persönliche Episoden ent-standen: kurze und gekonnt erzählte Pas-sagen aus dem Leben der Teilnehmenden.

Die berührenden Texte sind in einem 28 Seiten starken Heft mit zahlreichen Bil-dern und Illustrationen zusammengefasst.

Das Heft kann online durchgeblättert und gratis bestellt werden. www.caritas-zuerich.ch/publikationen

20 Caritas Nachbarn 1/11 Texte: Adrian Wismann, Andrea Keller; Bilder: Benjamin Bühler, Ariel Leuenberger

Caritas-Netz

Das Wort erteilt!Selber etwas bewegen und Spass haben

youngCaritas ist eine wachsende Gruppe von jungen Menschen, die zumindest ei-nen kleinen Teil dieser Welt positiv ver-ändern wollen. Die Mitglieder sind rund 500 sogenannte Solidaritäterinnen und So-lidaritäter, die sich freiwillig engagieren. Sie profi tieren von ihrem Einsatz ganz di-rekt, indem sie zusammen mit Gleichge-sinnten etwas erleben, Neues kennen ler-nen und Spass haben. «Uns ist wichtig, dass wir lustvoll Gutes tun können», erklärt Andriu Defl orin von youngCaritas, «Soli-daritäterinnen und Solidaritäter sind junge, engagierte und aufgestellte Leute, die sich für soziale Fragen interessieren und selber etwas bewegen möchten.»

Solidaritäterinnen, Solidaritäter wollen etwas Konkretes tun, nicht Geld spenden. Und da gibt es ganz verschiedene Möglich-keiten: zum Beispiel einen Freiwilligenein-satz bei einem Bergbauern, mithelfen bei einer youngCaritas-Aktion oder selber ein soziales Projekt aufziehen. Solche Projekte haben oft das Ziel, Geld zu sammeln für die

Hilfe in Katastrophengebieten oder Dritt-weltländern. Vom Kuchenverkauf mit einer Pfadigruppe bis zur mehrmonatigen Velo-tour nach Äthiopien, bei der jeder Kilome-ter Geld für ein Caritas-Projekt brachte, hat Andriu Defl orin schon alles betreut: «Viele kommen mit einer Idee zu uns, wir bera-ten sie und helfen ihnen bei der Durchfüh-rung des Projektes. Aber wir haben auch bereits ausgearbeitete Lösungen wie die Ak-tion ‹Faire Mensa›, bei der sich Schulklassen einsetzen können für faires Essen in ihrer Mensa.» Das beste Projekt wird einmal pro Jahr mit dem youngCaritas-Award ausge-zeichnet, bei dem es eine Reise in ein Pro-jektgebiet der Caritas zu gewinnen gibt.

Solidaritäter/in wird man ganz einfach und kostenlos auf www.youngcaritas.ch.

youngCaritas ist der Jugendbereich der Caritas Schweiz: eine Plattform zu sozialen Th emen, ein Treff punkt und Netzwerk von Interessierten, die etwas bewegen wollen.

Cistunac, das internationale Sommercamp, Teilnehmende des youngCaritas-Awards 2010.

Armutsbetroff ene erzählen aus ihrem Leben. In einem Heft sind die berührenden Texte erschienen.

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Page 21: Nachbarn 1/2011

«Hier reden wir ja nie über Geld»

Bänz Friedli 1965 in Bern geboren, teilt sich die Hausarbeit seit der Geburt der Kin-der mit seiner Frau. Über seine Erleb-nisse als Hausmann schreibt er eine Kolumne im Migros-Magazin und Bü-cher, zudem ist er als freier Autor für verschiedene Medien tätig. www.derhausmann.ch

Persönlich

Was würden Ihre Nachbarn über Sie sagen? Dass man mich häufi g in der Waschküche antrifft und meist kaum um einen Schwatz mit mir herumkommt. Das Hausfrauendasein hat auch etwas Zurück-gezogenes im Vergleich zu einem Bürojob, und daraus hat sich wohl mein Bedürfnis zu diesen kleinen Alltagsgesprächen erge-ben, die mir heute sehr wichtig sind.

Wann sind Sie glücklich? Wenn man das Glück beschreiben will, verfl üchtigt es sich. Man kann es nicht festhalten. Ich glaube aber, es sind vor allem Momente mit meiner Familie, in denen ich sehr glücklich bin. Es heisst ja, Kinder fühlten sich bei den Eltern geborgen, aber umgekehrt ist es fast noch stärker. Ein solches Gefühl der Gebor-genheit hatte ich nie, ehe ich Vater wurde.

Wie haben Sie das letzte Mal jeman-dem geholfen? Neulich mit einer Ein-zahlung für die notleidenden Menschen in Pakistan. Es tut mir weh, diese Bilder zu sehen, und ich danke dem Herrgott, dass wir es hier so gut haben. Das sollten wir zu schätzen wissen.

Warum braucht es Caritas? Zum Auf-merksammachen auf die Armut in der Schweiz. Hier reden wir ja nie über Geld, das fi el mir in Amerika auf. Dort weiss je-der vom anderen, was der verdient. Man zeigt, dass man arm ist oder reich. Aber bei uns ist alles verhalten, verschämt, sodass sich auch die Armut kaum zeigt. Sie sieht manchmal gar niedlich aus: Im Emmental erlebte ich eine alleinerziehende Mutter in ihrem Häuschen, daneben grasten Schafe, das reinste Idyll! Ich musste zwei-, dreimal hinsehen, um zu merken, wie arm sie ist. Gut deshalb, dass Caritas der Armut auch bei uns ein Gesicht gibt, eine Stimme.

Was stimmt Sie zuversichtlich? Die «heutige Jugend», die überall verteufelt wird. Ich sehe und treff e so viele coole Ju-gendliche, seien das Promis wie Ariella Käslin oder Steff la Cheff e oder ganz nor-male Pfadileiter, Fussballtrainerinnen und so weiter. Menschen, die ihre Freizeit her-geben, die engagiert und kritisch sind, et-was bewegen wollen. Sie stimmen mich ex-trem zuversichtlich.

Woher stammen Ihre Werte? Vermut-lich aus meinem Elternhaus, denn selbst wenn man die Umkehrung elterlicher Werte lebt, kommen sie ja von dort. Zum Beispiel die Rollenteilung bei uns: Ich bin meist zuhause, und meine Frau arbeitet. Als Vater habe ich zudem den Bünzli in mir entdeckt. Ich predige dieselben Dinge, mit denen meine Eltern mich als Kind nervten, hege Geranien in Eternitkistchen auf dem Balkon, trage «Birkenstöcke». Es war für mich jedoch befreiend, zu merken: Ich bin uncool – na und?

Welche Sünde begehen Sie mit Freude? Fast alle Sünden. Ich hab mir aber Sünden angewöhnt, die mir guttun, im Gegensatz zu früher. Rauchen tu ich nicht mehr, weil es eben keine Freude macht. Dafür leiste ich mir zum Beispiel sündhaft teuren Bio-Grüntee und geniesse ihn jeden Tag.

Bild: zvg 1/11 Nachbarn Caritas 21

CAZH.indb 21 11.03.11 17:32

Page 22: Nachbarn 1/2011

Hinweise

Übernehmen Sie eine Patenschaft

Mit einer Patenschaft von Caritas Zürich helfen Sie ganz gezielt armutsbetroffenen Kindern im Kanton Zürich.

Unsere Patenschaften ermöglichen ar-mutsbetroffenen Kindern den Besuch von Kinderkrippe, Hort, Sport- oder Musikun-terricht. Damit helfen die Patenschaften nachhaltig und ermöglichen es den Kin-dern, sich aus der sozialen Isolation zu be-freien, welche die Armut mit sich bringt.

Die Patenschaften bieten Menschen, die helfen möchten, eine einfache und ef-fiziente Art, benachteiligte Kinder hier im Kanton Zürich zu fördern, zu unterstützen und ihnen Freude zu bereiten. www.caritas-zuerich.ch/patenschaften

Während der Adventszeit sammelten die Hörerinnen und Hörer von Radio 24 ihre nicht mehr gebrauchten Spielzeuge und brachten sie in die Ruckstuhl-Garagen in und um Zürich. Dabei konnte auch die Luxusuhr von Ottmar Hitzfeld verstei-gert werden.

Zusammengekommen sind über ein Dutzend Paletten voll mit Spielzeug – da-runter viele Fahrräder, Puppenwagen, Rol-lerblades und Kickboards. Sie wurden am 2. Februar 2011 an über 50 Kinder verteilt. Spenden gab es aber mehr als genug, damit jedes Kind mit einem Lächeln auf dem Ge-sicht und einem Spielzeug unter dem Arm nach Hause gehen konnte.

In seinem morgendlichen «Advents-talk» sprach Radio 24 jeweils mit Promi-nenten über deren liebstes Spielzeug aus der Kindheit. Einer der geladenen Gäste war Nati-Coach Ottmar Hitzfeld. Als spontane Geste der Solidarität spendete er eine mit seiner Unterschrift gravierte IWC-Uhr, die von einem Hörer für 14 000 Franken und zugunsten unseres Patenschaftsprojektes «mit mir» ersteigert wurde. Wir bedanken uns bei allen, die diese Aktion unterstützt haben!

22

«Kinder vs. Armut»Für die Primarschulen des Kantons Zü-rich organisierte Caritas Zürich einen Zeichnungswettbewerb zum Thema

«Armut». Wir haben damit einerseits die Kinder für dieses Thema sensibilisiert, anderseits der Öffentlichkeit auf krea-tive Weise aufgezeigt, was es bedeu-tet, hierzulande arm und sozial ausge-grenzt zu sein. Eine Auswahl aus den über 1300 eingereichten Bildern zeigt die Ausstellung «Kinder vs. Armut». 7. April bis 4. Mai 2011

Stadt- und Regionalbibliothek Bremgartenstrasse 20, Dietikon www.zeichnungswettbewerb.ch

Noch aktuellere News?Das Magazin «Nachbarn» erscheint nur zweimal pro Jahr. Wenn Sie an aktu-elleren News und Events von Caritas Zürich interessiert sind, besuchen Sie unsere Website, abonnieren Sie un-seren Online-Newsletter (erscheint vier-mal pro Jahr) oder werden Sie ein Fan von Caritas Zürich auf Facebook. Hier finden Sie mehr:

www.caritas-zuerich.ch/newswww.facebook.com/caritaszuerich

Caritas-Markt und KulturLegi kennen lernenWir erklären allen Interessierten, wie un-sere Caritas-Märkte und die KulturLegi funktionieren, und beantworten alle Fra-gen: Welche Vorteile bieten die Ange-bote? Wer ist berechtigt? Wie komme ich zu einer KulturLegi? Was kann ich im Caritas-Markt kaufen? 25. Mai 2011, 9.30 bis 17.00 Uhr

Schwamendingerplatz, Oerlikon www.caritas-zuerich.ch/events www.kulturlegi.ch/zuerich

MitgliederversammlungAnlässlich des «Europäischen Jah-res zur Freiwilligentätigkeit» 2011 wid-met sich die diesjährige Mitglieder-versammlung von Caritas Zürich dem Thema «Freiwilligenarbeit». Alle Interes-sierten sind herzlich eingeladen. Bitte melden Sie sich telefonisch (044 366 68 68) oder online via Caritas-Zürich-Website an. Dienstag, 21. Juni 2011,

ab 18 Uhr, «jenseits» im Viadukt, Viaduktstrasse 65, Zürich www.caritas-zuerich.ch/events

Grundkurse zurSterbebegleitung Grundkurse für alle, die sich mit dem Thema «Sterben und Trauern» ausein-andersetzen möchten oder jemanden in der letzten Lebensphase begleiten. Die Kursdaten für 2011 finden Sie

auf unserer Websitewww.caritas-zuerich.ch/fst.

Caritas Nachbarn 1/11

Veranstaltungen

Viele Spielzeuge und eine Luxusuhr

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Page 23: Nachbarn 1/2011

Illustration: Mark Sasvary; Bild: zvg 1/11 Nachbarn Caritas 23

Gedankenstrich Tanja Kummer

Tanja Kummer ist Schriftstellerin.

Ihr Erzählband «Wäre doch gelacht»

und andere Bücher sind im Zytglogge-Verlag erschienen.

2010 leitete die Autorin die Schreibwerkstatt «wir sind arm» der Caritas. Die so entstandenen

Texte können Sie nachlesen auf www.wir-sind-arm.ch

(siehe auch Seite 20).

«Und was ist der Dank?» Die Stimme der Mutter überschlägt sich. Die Tochter hält den Hörer weiter weg vom Ohr. «Nichts! Kein Wort hat die dumme Geiss gesagt!» Die Tochter schweigt. «Warum sagst du nichts?», fragt die Mutter, «es ist doch eine Frechheit, oder findest du nicht?»

Bis jetzt fand es die Tochter gut. Gut, dass die Mutter im Dorf so engagiert war. Sie war viel zu rüstig zum Sesselsitzen, Stri-cken oder Fernsehschlafen. Nach dem Tod ihres Mannes begann sie damit, die Dorf-bewohner für Freiwilligenarbeit zu mobili-sieren. Zuerst gab es Mittagstische für Kin-der, dann auch für Senioren, Mutter kochte für alle, bis sich die Leute selber organisier-ten. Es folgten Fahrservice, Einkaufshilfen im Alltag, der Dorfverein wurde mit eh-renamtlich arbeitenden Jugendlichen auf-gefrischt. Wenn die Tochter selten im Dorf ist, hört sie an allen Ecken von ihrer Mut-ter, die Bewunderung grenzt an Ehrfurcht: «Was deine Mutter alles macht! Ein Wun-der, dass ihr grosses Herz überhaupt in ih-ren Brustkorb passt!»

Die Mutter verwirklichte sich auch in der Überbauung, in der sie wohnt, drei Wohnblöcke à sechs Partien. Nun sorgen alle füreinander: die Mittelalten für die Jungen, die Jungen für ihre Eltern, die El-tern für die Alten, die Alten für die Kinder.

Während ihrer kurzen Telefonate er-zählt die Mutter der Tochter, wer gerade wo im Einsatz ist. Sie ist zur Dirigentin eines Freiwilligenorchesters geworden.

«Bist du noch da, hallo!», ruft die Mut-ter in den Hörer. Sie ist empört. Frau Mül-ler ist weggezogen und hat sich nicht ver-abschiedet. Dabei erzählte sie den Kindern freiwillig Märchen und hat mehrmals be-tont, dass sie das gerne tut.

Zum ersten Mal merkt die Tochter, dass die Mutter etwas für ihren Einsatz erwartet. Ein Lächeln vielleicht, Dankesworte oder ein Händedruck, die Tochter weiss es nicht, sie hatten sich in den letzten Jahren nie aus-führlich miteinander unterhalten, die Mut-ter hat wenig Zeit.

«Ja, ich bin noch da», sagt die Tochter, «und jetzt möchte ich dir helfen.»

Der Welten Lohn

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Page 24: Nachbarn 1/2011

Mit einem Legat oder einer Spende helfen Sie über 20‘000 armutsbetroffenen Kindernund deren Familien im Kanton Zürich. www.caritas-zuerich.ch

Wir helfen Menschen.

Für etwas mehr Himmel auf Erden.

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