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Nachbehandlung nach Fraktur – worauf ist zu achten ? Chr. Jürgens, Gylla Rau BG-Unfallkrankenhaus Hamburg

Nachbehandlung nach Fraktur – worauf ist zu achten ?

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Page 1: Nachbehandlung nach Fraktur – worauf ist zu achten ?

Nachbehandlung nach Fraktur –worauf ist zu achten ?

Chr. Jürgens, Gylla RauBG-Unfallkrankenhaus Hamburg

Page 2: Nachbehandlung nach Fraktur – worauf ist zu achten ?

Es gibt zwar Standards für die operative Versorgung, aber Standards

für die „Nachbehandlung“?

Fehlanzeige !!

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Welche Faktoren beeinflussen die Nachbehandlung ?

• Alter• Konstitution• Begleiterkrankungen• Allgemeine Lebensführung• Weichteile• Frakturform• OP-Verfahren• OP-Durchführung

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Verantwortlich für die Festlegung und Art der Nachbehandlung ist der

Operateur

Richtlinien sollten festgelegt sein… sollten !

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Welche Frakturen - welche Patienten ?

• Distale Femurfrakturen ( AO 33 A-C )• Patellafrakturen ( AO 34 A-C )• Tibiakopffrakturen ( AO 41 A-C )

• Junge Patienten = „High Energy“ - TraumenWeichteilschaden ?

• Alte Patienten = „Low Energy“ - Traumen

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PatellafrakturenKonservativ: Tutorcastzur temporären Ruhigstellung, VB

Konservativ oder Verschraubung: Tutorcastzur temporären Ruhigstellung, VB

C1 : Verschraubung oder Zuggurtung, C2 und C3: Zuggurtung, Tutorcast, VB

Aktive Extension und passive Flexion je nach Stabilität der Versorgung

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Limits:- Knieflexion max. 60° für 6 Wochen, dann Freigabe nach Rö-Kontrolle- VB in Streckstellung / Mecronschiene, sonst 10kg TB für 6 Wochen, dann Aufbelastung nach Rö-Kontrolle- bei Komplikationen o.ä. Vorgabe des Operateurs beachten

Ziele der Behandlung:- Schmerzlinderung- Schwellungsreduktion- Kräftigung der gesamten Muskulatur der unteren Extremität- Stabilisierung Beinachse- Erreichen voller ROM (im Limit, später ohne)- Erlernen eines physiologischen Gangbildes / Umgang mit UAGST / Handstock / Mecronschiene- Erhöhung der Belastbarkeit im Alltag/Arbeit

Behandlungsteam:(1) Physiotherapeuten, (2) Masseur und med. Bademeister, (3) Arbeitstherapeuten, (4) Sporttherapeuten

Physiotherapeutisches Vorgehen:ab 1. Tag post OP (1)- Prophylaxen- aktives Bewegen Fuß und Hüfte- Sitz an der Bettkante, Mobi in den Stand / Rolli, Gang bzw. Erlernen Umgang mit UAGSTab 2. Tag post OP (Redon ex) (1)- Passives / assistives / aktives Beüben Knie- Treppe mit / ohne Geländer- Kräftigung / Aktivierung gesamter Muskulatur der unteren Extremität unter Berücksichtigung der Limits / Mecronschiene- Kräftigung Oberkörper / Stützkraft über Seilzüge- Barrentraining / 10kg Waagen drücken- Elektrotherapie (TENS, NEUROTON, FOCUS, EPDP 2020)ab 2. Woche bzw. nach Abschluss der Wundheilung (1)- Bewegungsbad- Narbenbehandlungab 6. Woche bzw. nach Erreichen der Vollbelastung (1)- Entwöhnung UAGST / Handstock / Mecronschiene- Kräftigung gesamter Muskulatur der unteren Extremität an Geräten / Stabi in verschiedenen Kniegelenkspositionen- KSR / BGSW

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Distale Femur- und proximale Tibiafraktur: Nach operativer Versorgung „stabil“

Page 9: Nachbehandlung nach Fraktur – worauf ist zu achten ?

Distale Femur- und proximale Tibiafraktur: Trotz operativer Versorgung nicht sicher „stabil“

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Welche chirurgische Behandlung ?Distale Femurfrakturen :

Konservativ :• Unverschobene Frakturen ( A,B 1-2 )• Gelenkstufe < 1 mm• keine OP-bedürftige Begleitverletzung• Arthrose• geringer Anspruch ( low activity )• Alter• OP-Ablehnung

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Konservative Behandlung von distalen Femurfrakturen ( Ausnahmen ):

Wie: OS-Cast, Entlastung / 10kg Teilbelastung für 6 - 8

Wochen, regelmäßige Röntgenkontrollen, falls möglich

assistiert aus dem Cast 0° - 0° - 30° für 2 Wochen, 0° - 0° -

60° für weitere 6 Wochen frühzeitige CPM-Behandlung,

kein aktives Anheben des gestreckten Beines !!!

Thromboseprophylaxe, bei Bandverletzungen ggf.

Anpassen des Konzeptes erforderlich.

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Welche chirurgische Behandlung ?Distale Femurfrakturen :

Operativ : Alle anderen distalen Femurfrakturen,

Wie: Ggf. temporäre externe (Trans-) Fixation,

sonst übungsstabil durch Schrauben- oder

Plattenosteosynthese (ggf. winkelstabil)

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Nachbehandlung von operativ versorgten distalen Femurfrakturen :

Wie: Entlastung / 10-20 kg Teilbelastung für 6 - 8 Wochen,

dann Steigerung, regelmäßige Röntgenkontrollen, falls

möglich assistiert aus dem Cast 0° - 0° - 60° für 2 Wochen,

danach bis Schmerzlimit, frühzeitige CPM-Behandlung,

kein aktives Anheben des gestreckten Beines !!!

Thromboseprophylaxe.

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Physiotherapie

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Physikalische Therapie

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Neue Impulse für die postoperative Behandlung durch Forschung / Entwicklung :„Intelligenter Fixateur interne“

• Monitoring des Frakturheilungsverlaufs durch telemetrische Messung der Implantatbelastung

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Technologie

RF-Interface

µC based control unit

Energy

Data

Disp

lay

Application PC with custom-designed

software

µC based transponder

Readout circuit

Sensor

Pow

er

Reader coil

Transponder coil

External Electronics Implantable System

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Vorarbeiten

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24 Wo.Post-op 16 Wo.

0

20

40

60

80

100

post-op 16 Wochen 24 Wochen

Impl

ant L

oad

/ Gro

und

Load

(%)

Pseudarthrose distales Femur

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In-vivo Einsatz am Patienten

0%

100%

200%

300%

400%

500%

600%

Implantatbelastung unter 10kg axial

max. Anspannung der OS-Muskulatur

Anheben des Beines in Rückenlage

KG-Übungen mit Torsionskomponente

Proz

ent

Implantat-Biegebelastung bei KG-Übungen

Intelligente Implantate für die Osteosynthese

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Welche chirurgische Behandlung ?Tibiakopffrakturen :

Konservativ : • Unverschobene Frakturen• Gelenkstufe < 1 mm• keine OP-bedürftige Begleitverletzung

(cave Segond-Fraktur)• Arthrose• geringer Anspruch ( low activity )• Alter• OP-Ablehnung

Page 23: Nachbehandlung nach Fraktur – worauf ist zu achten ?

Konservative Behandlung von Tibiakopffrakturen :

Wie: OS-Cast, Entlastung / 10kg Teilbelastung für

6 - 8 Wochen, regelmäßige Röntgenkontrollen,

falls möglich assistiert aus dem Cast 0° - 0° - 90°

für 4 Wochen, frühzeitige CPM-Behandlung,

Thromboseprophylaxe, bei Bandverletzung ggf.

Anpassen des Konzeptes erforderlich.

Page 24: Nachbehandlung nach Fraktur – worauf ist zu achten ?

Welche chirurgische Behandlung ?Tibiakopffrakturen :

Operativ : Alle anderen Tibiakopffrakturen,

Wie: Ggf. temporäre externe (Trans-) Fixation,

sonst übungsstabil durch Schrauben- oder

Plattenosteosynthese (ggf. winkelstabil)

Page 25: Nachbehandlung nach Fraktur – worauf ist zu achten ?

Nachbehandlung von operativ versorgten Tibiakopffrakturen:

Kurzzeitig OS-Cast / Gips wegen

Weichteilschwellung, Entlastung / Teilbelastung

mit 10 kg 6 - 8 Wochen, sofortige PT 0° - 10° - 60°,

ggf. MLD und CPM-Behandlung,

Thromboseprophylaxe

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Geht da vielleicht noch mehr ? Lastaufnahme über die „Weichteilsäule“

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Problemzone proximale Tibia

Schlechte Weichteil-deckung vor allem medial

Oft erhebliche Weichteilschäden

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Winkelstabile Implantate erlauben eine höhere Belastung / frühere Mobilisation

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Ziel : Die belastungsstabile VersorgungStrategie : - Implantat- und OP - Optimierung

- Verstärkung der "Weichteilsäule"( Rekonstruktion, Funktion, orthetische Adaptation )

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Rehabilitation : Grundlegende Prinzipien

Ziel: - Wiederlangen des vorherigen Leistungsniveaus

Inhalte: - individuell & systematisch abgestimmtes Therapiekonzept- funktionsabhängig (nicht zeitabhängig)- Koordinations-, Kraft- & Ausdauertraining

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Entzündungsphase

Charakteristika • Schwellung• Schmerz • Bewegungseinschränkung• motorisches – propriozeptives Abstimmungsdefizit• häufig muskuläres Ansteuerungsdefizit• auf RM – Ebene: Förderung der FLEX und Hemmung der EXT

Ziel • Reizfreiheit• volle Streckung• Muskelerhalt• mentale Vorbereitung

Inhalte • abschwellende MN• Bewegungserweiterung (v.a. Streckung)• sensomotorisches Training

Rehabilitationsphasen

Entspricht Entzündungsphase der sekundären Knochenheilung

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Stabilisationsphase

Voraussetzung • ReizfreiheitZiele • Behebung des muskulären Ansteuerungsdefizits

• volle Kniegelenk – EXT----------------------------------------------------------------------------------------• annähernd seitengleiche Muskelkraft• dynamische Stabilität• muskulärer Aufbau SP: M. vastus medialis & Adduktoren• endgradige Kniegelenk - FLEX

Rehabilitationsphasen

Entspricht Granulationsphase und Kallushärtung

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Rehabilitationsphasen

Inhalte Stabilisierungsphase

Beweglichkeit • Mobilisation frei

Koordination • Erarbeitung geschlossenes System• Feedback – Mechanismus

Ausdauer • lokale aerobe dynamische Muskelausdauer• allgemeine aerobe Grundlagenausdauer

Kraft(sym. & asym. Übungen)

• Kraftausdauer• Hypertrophie• Maximalkraft (IK)• 0 – 60° Flex im geschlossenen System• 30 – 90° Flex im offenen System prox. Widerstand

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Rehabilitationsphasen

BelastungsphaseVoraussetzung • Knöcherner Durchbau

• Volle Beweglichkeit• 80% Kraft des Quadrizeps im Seitenvergleich• Aktive Streckhebung des Beines

Ziel • Stabilisierung in Extremsituationen• Behebung des Abstimmungsdefizits• Alltags- & sportartspezifische Bewegungsabläufe optimieren

Inhalte Koordinationstraining • Feedforward - Mechanismus

Ausdauer • spezielle Ausdauermethoden

Krafttraining (symmetrische & asymmetrische Übungen)

• Schnellkraft• Reaktivkrafttraining

Entspricht Modeling und Remodeling

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Multimodale Rehabilitation

Retterspitz MLD Manuelle Lymphdrainage

Kinesiotaping

Indiba active Therapie

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Multimodale Rehabilitation

AquajoggenAusdauerMTT

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Multimodale Rehabilitation

Koordination

Page 39: Nachbehandlung nach Fraktur – worauf ist zu achten ?

Multimodale Rehabilitation

Page 40: Nachbehandlung nach Fraktur – worauf ist zu achten ?

Multimodale Rehabilitation

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Funktionelle Tests

Gang- / Laufanalyse

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Funktionelle Tests

Drop vertical Jump Test One Leg Squat Test

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Funktionelle Tests

One Leg Hop Test

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Rehabilitationsziel:

Frühzeitige Anbahnung & intensive Schulung der Koordination zur Entwicklung neuer neuromuskulärer Abstimmungsmuster

Verkürzte Rehabilitationszeiten

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Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit