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2008 2008 Schweizerische Eidgenossenschaft Confédération suisse Confederazione Svizzera Confederaziun svizra Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS Office fédéral de la protection de la population OFPP Ufficio federale della protezione della popolazione UFPP Uffizi federal da protecziun da la populaziun UFPP Nationale Alarmzentrale

Nationale Alarmzentrale 20082008

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20082008

Schweizerische EidgenossenschaftConfédération suisseConfederazione SvizzeraConfederaziun svizra

Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABSOffice fédéral de la protection de la population OFPPUfficio federale della protezione della popolazione UFPPUffizi federal da protecziun da la populaziun UFPP

Schweizerische EidgenossenschaftConfédération suisseConfederazione SvizzeraConfederaziun svizra

Nationale Alarmzentrale

Nationale AlarmzentraleAckermannstrasse 26, Postfach CH-8044 ZürichTelefon +41 44 256 94 81Telefax +41 44 256 94 97www.naz.ch

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KomABC Eidgenössische Kommission für ABC-Schutz

LS Labor Spiez

MLZ Melde- und Lagezentrum

NADAM Netz für automatische Dosisalarmierung und -messung

NAZ Nationale Alarmzentrale

NEA Nuclear Energy Agency

NSK Nationale Sicherheits-Kooperation

OWARNAOptimierung der Warnung und Alarmierung. Bundesratsbeschluss vom 31.8.2005

PfP Partnerschaft für den Frieden / Partnership for Peace

PLANAT Nationale Plattform Naturgefahren

PSI Paul Scherrer Institut

SBB Schweizerische Bundesbahnen

SED Schweizerischer Erdbebendienst

SKH Schweizerisches Korps für humanitäre Hilfe

SLF Eidgenössisches Institut für Schnee- und Lawinenforschung

SOMA Sofortmassnahmen

SPOC Single Point of Contact

Stab BR NAZ Stab Bundesrat Nationale Alarmzentrale

Stab SiA Stab des Sicherheitsausschusses des Bundesrates

Ter Reg Territorialregion

UNDAC United Nations Disaster Assessment and Coordination

WHO World Health Organization

ZWILAG Zwischenlager für radioaktive Abfälle

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Vier Wochen Schichtbetrieb, eine Lagedarstellung mit 500 Usergruppen, Radioaktivitätsmessungen in Genf, Bern und Basel – die Euro 2008 wurde auch für die Nationale Alarmzentrale zum Grosseinsatz und prägte das NAZ-Jahr 2008 massgeblich. Dabei leisteten wir nicht nur unseren Beitrag zum Schutz der Bevölkerung während dieses Fussballfestes. Die Euro 08 bot uns insbesondere in der Vorbereitung die Gelegenheit, die Zusammenarbeit mit unseren Partnern zu vertiefen, sowie unsere Fähigkeiten, Prozesse und In-strumente in grossem Massstab zu trainieren.

Neben unseren Pfl ichten im Bereich Radioaktivität betrieben wir für den Lageverbund Euro ein Melde- und Lagezentrum, wie wir es im Auftrag des Bundesrates ab 2009 als Massnahme aus dem Projekt OWARNA auch bei natur- und zivilisationsbedingten Katastrophen zum Einsatz bringen. Die Euro gab uns nochmals wertvolle Hinweise für die Optimierung der Abläufe bei solchen Einsätzen.

Wichtigste Feuerprobe war die Euro 08 aber insbesondere für unsere Elektronische Lagedarstellung, über welche der Datenaustausch aller im Lageverbund zusammengefassten Partner im In- und Ausland abge-wickelt wurde. Es erfüllt mich mit Genugtuung, dass die neue Version ELD 2.0 auf Anhieb einen solchen Grosseinsatz ohne Probleme bewältigte. Es zeigt, dass die Designphilosophie, welche wir für dieses Einsatz-instrument seit Jahren verfolgen, richtig ist: eine hohe Ausfallsicherheit, einfache Handhabung, im Einsatz für spezielle Bedürfnisse adaptierbar und aus der Einsatzerfahrung schrittweise und modular weiterentwickelt, ohne die Gesamtfunktion zu kompromitieren.

Im Einsatzjahr 2008 verstärkte sich ein Trend, den wir seit einigen Jahren beobachten: Ereignisse im Aus-land erlangen durch die Medien, durch Schweizer Interessen vor Ort oder durch widersprüchliche Angaben eine Relevanz, welche in der ersten Beurteilung durch das Pikett nicht zwingend erkennbar ist. Ein radiolo-gisches Ereignis im Ausland etwa kann rasch als «ungefährlich für die Bevölkerung» erkannt werden; beginnt aber beispielsweise kurz darauf die Feriensaison, steigt das Interesse der Medien, der Bevölkerung und von Behörden an diesem Ereignis im Nachhinein plötzlich schlagartig an. Für die NAZ bedeuten solche Ereignis-verläufe, Situationen länger und mit breiter abgestützten Teams im Auge zu behalten, laufend fachlich zu beurteilen und zu kommunizieren. Beim drohenden Absturz des Spionagesatelliten USA 193 oder den Vorfäl-len in der Wiederaufbereitungsanlage Tricastin und dem Kernkraftwerk Krsko standen dieses Jahr gleich mehrmals Kernteams im Einsatz, um an einem länger dauernden Ereignis geringer Intensität zu arbeiten. Diese Erfahrungen haben uns gezeigt, dass wir mit unserer Ausbildung – breite Grundkenntnisse für alle NAZ-Mitarbeitenden, spezielle Fachkenntnisse in den Fachbereichen – richtig liegen. So konnten die Kernteams je nach Fall modular zusammengestellt werden. Die Mitglieder konnten sofort Aufgaben unter sich aufteilen und sich ablösen, gleichzeitig konnte das Team auf die Fachexpertise aller Mitglieder zugreifen. Besonders die ständige Verfügbarkeit der Fachkompetenz Radioaktivität erwies sich – etwa bei der Information der Medien und der Bevölkerung – als unabdingbar.

Für mich ist dies der letzte Jahresbericht, den ich als Chef NAZ einleiten darf. Ich verlasse die NAZ nach zehnjähriger Tätigkeit und nehme ab April 2009 eine neue Herausforderung in der Privatwirtschaft an. Der Abschied fällt mir leichter im Wissen, ein gut aufgestelltes und motiviertes Team zu hinterlassen. Denn neben allen Innovationen und Diskussionen in den Bereichen der Einsatzkonzepte, der Instrumente oder der Zustän-digkeiten, sind es zuerst immer die Menschen an den jeweiligen Stellen, welche für die erfolgreiche Zusam-menarbeit und die adäquate Ereignisbewältigung matchentscheidend sind. Ich wünsche diesen tollen Men-schen – dem Team NAZ, aber auch all seinen Partnern im In- und Ausland – für die Zukunft viel Erfolg und alles Gute.

Marco Brossi, Chef NAZ

VORWORT

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203.09 600 860212538

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Seite

Vorwort 1

Im FokusDrei Radioaktivitätsfälle im Sommer: Krsko, Tricastin, Fleurus 4

Taskforce Satellit: NAZ verfolgte Abschuss von USA 193 7

NAZ unterstützt Kantone bei der Einführungneuer ICARO-Formulare 8

Euro 08: Die Nationale Alarmzentrale half mit 9

Pikettfälle 2008 11

Pikett-Statistik 12

Pikett-AusbildungPikett-Ausbildung 13

Übungen 0809.07. Übung ConvEx III 2008 16

29.10. Übung KETO 18

20.11. Übung Fessenheim 19

PersonellesPersonelles 20

Organigramm 23

AnhangAbkürzungen 24

INHALTSVERZEICHNIS

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IM FOKUS

Erste Meldungen zu einem Vorfall im slowenischen Kernkraftwerk Krsko erreichten die NAZ am Abend des 4. Juni über ein Fax von ECURIE. Das im Rah-men der EU seit 1995 funktionierende europäische ECURIE-Netzwerk verbreitet an die zuständigen Be-hörden (National Contact Points) Meldungen zu Er-eignissen in Kernanlagen. Wird eine dringende Mel-dung eingestellt, wird dies per Fax angekündigt.

ECURIE «Alert» aus Slowenien

Die Analyse der Meldung durch das Pikett zeigte, dass die slowenische Kernenergiebehörde über ei-nen Vorfall im einzigen slowenischen Kernkraftwerk Krsko, etwa 400 km östlich der Schweiz gelegen, informierte. Gemäss der Erstinformation war ein Leck im primären Kühlkreislauf eingetreten und ein mode-rater Kühlmittelverlust gemessen worden. Das Werk sei deshalb heruntergefahren worden. Die Meldung wurde inhaltlich nicht als gravierender Notfall einge-stuft, da eine reguläre Abschaltung vorgenommen wurde – in Notfällen wird die sogenannte Schnell-abschaltung durchgeführt, welche den Reaktor schneller inaktiviert, aber mit hohen Belastungen für die Mechanik und aufwändigen Wiederinstand-stellungsmassnahmen verbunden ist. Auffällig war die Verbreitung der Information als «Alert»-Meldung. Zwar propagiert der ECURIE-Verbund die aktive In-formation der Partner auch bei ungefährlichen Ereig-nissen. Dies erhöht das gegenseitige Vertrauen, dient dem Testen von Abläufen und Verbindungen und ergäbe maximale Vorlaufszeiten, falls sich ein Ereig-nis doch zum ernsten Vorfall entwickelt. Ein «Alert» soll aber nur unter gewissen Bedingungen erfolgen. Die unvollständigen Informationen zu Beginn eines Ereignisses erschweren allerdings die Einschätzung, ob diese Bedingungen erfüllt sind. In dieser Situation entschlossen sich die slowenischen Behörden, einen solchen auszulösen.

Erste Tätigkeiten: Informationen verifi zieren und

vervollständigen

Zur Verifi zierung der Meldung und zum Einholen wei-terer Informationen zog das Pikett weitere NAZ-Pi-ketts zur Verstärkung bei. Aus Slowenien wurde das

Ereignis als «INES 0» klassifi ziert, also unterhalb der internationalen Skala zur Beurteilung von Ereignissen in Kernanlagen. Beim Vergleich des Informations-standes bei verschiedenen Partnern wurde die Fak-tenlage allerdings wieder unklarer. Die Angaben, wel-che Slowenien via ECURIE verbreitet hatte, wurden wie vorgesehen auch über die von der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA defi nierten Meldewege verbreitet. In den vorgefertigten Meldeformularen der IAEA wurden dieselben Informationen über einen kleinen Vorfall und die Abschaltung des Werks ver-mittelt, grenzüberschreitende Auswirkungen des Vor-falls aber nicht ausgeschlossen. Das Pikett kontak-tierte daher direkt die slowenischen Behörden. Diese bestätigten die ursprüngliche Version eines kleinen Lecks im Primärkreislauf und einer Abschaltung des Werks, das sich in sicherem Zustand befi nde.

Zweite Arbeitsspitze: Information der Partner

und der Öffentlichkeit

Die radiologische Beurteilung war damit befriedigend abgedeckt, auch wenn die NAZ über europäische Netzwerke die Werte der Radioaktivitätsmesstati-onen in den Nachbarstaaten überprüfte und weiter Informationen zusammentrug. Nun rückte die In-formation der Partner und der Medien in den Vor-dergrund. Die Europäische Kommission hatte die Verbreitung eines «Alerts» im ECURIE-Netzwerk in einer Medienmitteilung kommuniziert – ein Vorge-hen, dass der NAZ und anderen nationalen Contact Points vorher nicht bekannt war. Für die Medien ergab sich nach der dürren Medienmitteilung ein riesiger Informationsbedarf, gleichzeitig gelangten Partnerorganisationen an die NAZ, welche auf die Agenturmeldungen über den «europaweiten Atom-alarm» gestossen und entsprechend verunsichert waren. Die Orientierung der Partner und das grosse Medieninteresse bedeuteten nach dem Einholen von Informationen bei zahlreichen Partnern eine zweite, unvermittelt auftretende Arbeitsspitze für die NAZ, die beiden Informationsbeauftragten wurden in das Kernteam integriert. Trotzdem überlastete die hohe Zahl von Anfragen in kürzester Zeit die Kapazitäten, zudem mussten die vorliegenden Informationen auch

Drei Radioaktivitätsfälle im Sommer: Krsko, Tricastin, Fleurus

Dreimal beschäftigten Ereignisse in europäischen Kernanlagen im Berichtsjahr die NAZ intensiv. Wäh-

rend die Vorfälle im Kernkraftwerk Krsko und in der französischen Kernanlage Tricastin in den Medien

breit behandelt wurden, erregte der Vorfall in der Anlage zur Herstellung von medizinischen Nukliden

Fleurus (Belgien) weniger Aufmerksamkeit. Trotzdem bereitete die NAZ die Faktenlage auf und studier-

te die Ereignisse, um ihre eigenen Abläufe zu überprüfen.

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für Nichtsachverständige aufbereitet werden. Erst kurz vor Mitternacht ebbte das Interesse ab, nach-dem die verantwortlichen Stellen in Slowenien, bei der EU, in den Nachbarländern Sloweniens und auch die NAZ Informationen nachgeliefert und auf ihren Websites veröffentlicht hatten.

Die NAZ wertete das Ereignis Krsko detailliert aus und änderte in der Folge einige ihrer Einsatzvor-schriften. Die Erkenntnis, dass keine Gefahr für die Bevölkerung bestand und das Netzwerk, um eine Veränderung der Situation sofort zu erkennen, lagen rechtzeitig vor. Das Kernteam konnte aber die Infor-mationsbedürfnisse von Partnern und Öffentlichkeit, welche nach der Publikation des knappen EU-Com-muniqués schlagartig zunahmen, nicht sofort befrie-digen. Künftig soll das Pikett in vergleichbaren Fällen sofort mehr Ressourcen aufbieten. So können Infor-mationen aufbereitet werden, bevor der Ansturm an Anfragen einsetzt. Es wird schwierig bleiben, das Eskalationspotential von Meldungen früh genug zu erkennen – aus radiologischer Sicht ähnliche Vorfäl-le in der Vergangenheit hatten nie ein vergleichbares mediales Interesse gefunden.

Abgabe von radioaktiv belastetem Wasser in

Tricastin

Am 8. Juli meldete die französische Aufsichtsbehörde für Nuklearanlagen ASN, dass aus der Urananrei-cherungs- und Rückgewinnungsanlage Tricastin 30 Kubikmeter uranhaltiges Wasser ausgetreten seien. Die für die Anordnung von Schutzmassnahmen ver-antwortlichen Lokalbehörden erliessen Trinkwas-ser-, Bewässerungs- Fischerei- und Badeverbote für zwei kleinere Flüsse unterhalb der Anlage. In den folgenden Tagen tauchten eine Vielzahl wider-sprüchliche Angaben zum Ereignis auf. Verschiedene

Stimmen zweifelten die Angaben der ASN und die gemessenen Urankonzentrationen an. Das staatliche Institut de Radioprotection et de Sûreté Nucléaire (IRSN) vermutete, die gemessenen Urankonzentrati-onen stammten von einem früheren Vorfall, Die ASN reduzierte die angegebene Menge der ausgetretenen Flüssigkeit auf 12 l, ausserdem stiess sie auf Ver-stösse gegen Betriebsaufl agen in der betroffenen Anlage. Sie begann, laufend die Messwerte des in der Region Tricastin angelaufenen Messprogramms zu publizieren, wobei die Urankonzentration sowohl in Gewässern als auch im Grundwasser angegeben wurden. Die NAZ stand laufend in Kontakt mit der regionalen Vertretung der ASN in Lyon. Daneben ver-folgte sie die Medieninformationen zum Thema.

Viele Fragen bei Ferienreisenden

Schnell wurde das Informationsbedürfnis der Schwei-zer Bevölkerung erkannt. Der Vorfall hatte nur lokale Auswirkungen, die Nähe zur Schweiz und die Beliebt-heit der Ferienregion – Tricastin liegt ca. 65 km von Avignon entfernt und direkt an der Autobahn- und Zugverbindung zwischen Genf und der französischen Mittelmeerküste – sowie die widersprüchliche Infor-mationslage führten zu zahlreichen Anfragen und zu vielen Konsultationen der NAZ-Website, auf der regelmässig Updates des Informationsstandes der NAZ publiziert wurden sowie weiterführende Links zu den verantwortlichen Behörden der betroffenen Region.

Parallel zur Information der Öffentlichkeit orien-tierte die NAZ regelmässig Partner und vorgesetzte Stellen. Das wichtigste Fazit in der Auswertung des Ereignisses war die Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit der Politischen Abteilung VI des EDA, welche für Reisehinweise zuständig ist. Diese Zusammenarbeit soll weiter vertieft werden.

Zwischenfall in Fleurus, Belgien

Der dritte Vorfall in einer ausländischen Kernanlage, der die NAZ für längere Zeit beschäftigte, ereignete sich im Institut des Radioéléments in Fleurus, Bel-gien. In dieser Einrichtung werden radioaktive Isotope für die Medizin und Industrie hergestellt. Am 22. Au-gust entwich aus dieser Anlage gasförmiges Iod-131. Über die internationalen Kanäle wurde der Vorfall drei Tage später gemeldet; das Leck war während des Wochenendes offenbar unentdeckt geblieben. Die belgischen Behörden klassierten den Fall vorläufi g als «INES 3», was einem «ernsthaften Zwischenfall» auf der siebenstufi gen internationalen Skala gleich-kommt. Auch in diesem Fall waren allerdings auf-

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grund der freigesetzten Menge nur lokale Auswir-kungen zu erwarten, die Informationsnachfrage nach dem Ereignis in Krsko liess die NAZ jedoch sofort Informationen zum Ereignis aufbereiten.

Verhaltensempfehlungen im Umkreis von 5 km

Über die internationalen Netzwerke und die zustän-digen belgischen Behörden wurden Zusatzinforma-tionen beschafft und die Massnahmen in Belgien studiert. Die Behörden erliessen Verhaltensemp-fehlungen, wonach keine Frischprodukte aus dem Umkreis von 5 km um die Anlage verzehrt werden sollten, also auf den Konsum von Obst, Gemüse, Milchprodukten und Regenwasser aus diesem Gebiet verzichtet werden sollte. Sie ordneten aber keine (ver-bindlichen) Verhaltensanweisungen an. Der Betrieb der Anlage wurde vorübergehend eingestellt und ein Messprogramm etabliert. Nach rund einer Woche wurden die Verhaltensempfehlungen aufgehoben.

Die NAZ konzentrierte sich beim Fall Fleurus auf die Information ihrer Partnerorganisationen und orientierte diese bis zur Aufhebung der Verhaltens-empfehlungen regelmässig mit Zusammenfassungen über ihren Informationsstand.

Befürchteter Radionuklidmangel

Aus der Bevölkerung erreichten die NAZ keine Anfra-gen – der Vorfall in Tricastin hatte ein sehr viel grös-seres Echo ausgelöst. Die mediale Aufmerksamkeit für das Ereignis fi el geringer aus, hielt aber länger an: der Ausfall der Produktionsanlage in Fleurus ver-knappte den Vorrat an Radionukliden, welche etwa bei Strahlenbehandlungen oder bei bilddarstellenden Verfahren in der Medizin eingesetzt werden. Fleurus ist eine der wenigen Anlagen weltweit, welche solche Produkte herstellen, und vergleichbare Einrichtungen in den Niederlanden und Frankreich standen zum Zeitpunkt des Unglücks still. Der befürchtete Mangel an Radionukliden trat jedoch nach Informationen der NAZ nicht ein.

Für die NAZ war der Vorfall ein Anlass, offi zielle Quellen aus internationalen Kanälen und die inter-nationale Berichterstattung intensiv über einen län-geren Zeitraum zu beobachten. Der Fall wurde nach-einander von verschiedenen Piketts betreut. Auch der fallspezifi sche Aufbau und die Pfl ege direkter Kontakte zu ausländischen Behörden, in diesem Fall zur belgischen Atomaufsichtsbehörde FANC, wurde einmal mehr geprobt.

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Taskforce Satellit: NAZ verfolgte Abschuss von USA 193

Mitte Februar absolvierte die NAZ einen ungewöhnlichen Einsatz: Der Satellit USA 193, der seit seinem

Start im Januar 2006 nie von der Bodenkontrolle hatte erreicht werden können, drohte anfangs März

2008 abzustürzen. Dabei bestand das Risiko, dass ein Tank mit giftigem Raketentreibstoff Hydrazin

auf die Erde stürzen würde.

Da die NAZ als nationale Ansprechstelle (Point of Contact) für Satellitenabstürze fungiert, lag es an ihr, die eingehenden Informationen zu analysieren und weiterzuverbreiten und eventuell notwendige Mass-nahmen auszulösen. Einsätze zu Satellitenabstür-zen sind ein eher «exotischer» Teil der NAZ-Arbeit. Ursrünglich erhielt die NAZ diese Aufgabe nicht nur wegen ihrer 24-stündigen Erreichbarkeit, sondern auch, weil frühere Satellitengenerationen oft mit Nuklearbatterien bestückt waren. Mit ihrem Fach-bereich Radioaktivität und der Messorganisation im Rücken wäre die NAZ in der Lage, radioaktive Trümmerteile zu orten, fachgerecht bergen zu lassen und Bevölkerung und Behörden umfassend zu infor-mieren. Letztmals stand die NAZ im Aufgabengebiet «Satellitenabsturz» im Einsatz, als 2001 die Raum-station MIR zum Absturz gebracht wurde.

Taskforce Satellit

Die NAZ begegnete dem Fall «USA 193» mit der Einsetzung einer Arbeitsgruppe, der «Taskforce Sa-tellit». Gebildet wurde sie von Spezialisten aus den Bereichen Einsatz, Lage und Information. Hauptar-beitsgebiete waren eine Risikoanalyse, das Knüpfen eines Partnernetzwerks sowie die Orientierung inte-ressierter Stellen und der Öffentlichkeit.

Das Partnernetzwerk konnte rasch aufgebaut werden und umfasste bald die US-Botschaft in Bern, den Verteidigungsattaché der Schweizer Botschaft in Washington, die europäische Weltraumagentur ESA in Darmstadt und die Partnerorganisationen der NAZ in den Nachbarländern. Juristische Fragen bei einem eventuellen Absturz sind in einem internati-onalen Abkommen geregelt, daher wurde auch die Direktion für Völkerrecht kontaktiert. Weiter wurde extensiv «Open Source Intelligence» betrieben. Auf Fachforen im Internet waren oft wertvolle Insider-Informationen greifbar.

Geringes Risiko

Die Auswertung aller gewonnenen Informationen zeigte, dass das Risiko für die Schweiz äusserst ge-ring war: Die Bahn des Satelliten führte zwar jede Woche einige Male über die Schweiz, der Satellit be-nötigte jedoch jeweils weniger als eine Minute, um

unser Land zu überqueren. Aufbereitet wurden die Informationen für die Partner der NAZ auf der Elek-tronischen Lagedarstellung ELD. Laufend wurden Angaben zur Lageentwicklung, zur Gefährlichkeit von Hydrazin und weitere Kontextinformationen an Kantone, Einsatzkräfte, an Bundesstellen und den Bundesrat weitergegeben. Das Informationskon-zept für die Bevölkerung lehnte sich eng an die Be-hördeninformation an. Nach einer Medienmitteilung wurde eine Vielzahl von Anfragen und Radio-Inter-views für zwei Grundaussagen genutzt: Erstens, das Risiko, dass Trümmer in der Schweiz abstürzten, sei äusserst gering, und zweitens, sollten doch Trüm-mer niedergehen, solle man sich ihnen nicht nähern und die Polizei rufen.

Abschuss von USA 193

Am 21. Februar gelang es der amerikanischen Ma-rine, den Satelliten mit einer Rakete zu treffen. Der Hydrazintank wurde dadurch zerstört, die Trümmer-stücke des Satelliten waren so klein, dass sie beim Eintritt in die Atmosphäre verglühten. Damit konnte Entwarnung gegeben und die Taskforce deaktiviert werden. Die «After Action Review» hob vor allem die Wichtigkeit der Internetrecherche hervor – die NAZ konnte im Ereignisverlauf wichtige Neuigkeiten mehrmals auf dem Internet fi nden, bevor sie über offi zielle Kanäle kommuniziert wurden.

Die «Taskforce Satellit», bestehend aus NAZ-Chef Marco Brossi (2. von rechts) und Mitarbeitern der Bereiche Einsatz, Lage und Information, bespricht das weitere Vorgehen (Bild: NAZ).

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NAZ unterstützt Kantone bei der Einführung neuer ICARO-Formulare

Grossbrand in einem Pneulager irgendwo östlich von Bern. Gewaltige Rauch- und Russwolken stei-

gen auf. Anwohner in der Nähe sollten rasch möglichst angewiesen werden, die Fenster zu schliessen

und im Haus zu bleiben, so lange nicht klar ist, ob sich auch giftige Partikel ausbreiten. Die Einsatz-

leitstelle der Polizei übermittelt den Radiostationen die entsprechenden Anweisungen.

Alle Radios sind verpfl ichtet, solche dringlichen polizeilichen Bekanntmachungen unverzüglich zu

verbreiten. Bei Radio DRS hat dieser Prozess einen speziellen Namen: ICARO.

Für das Verfassen dieser ICARO-Meldungen verfügt die Polizei über vorbereitete elektronische Vorlagen. Bei verschiedenen Echtfällen in der jüngeren Vergan-genheit wie dem Grossbrand in Steinhausen 2007 erwiesen sich diese allerdings als unfl exibel und ver-altet. Die Kantonspolizei Zürich trat darum mit der Bitte an den Bereich Information der NAZ, sie beim Erarbeiten neuer Vorlagen zu unterstützen. In einer Arbeitsgruppe, zusammengesetzt aus Vertretern ver-schiedener Polizeikorps, dem ICARO-Verantwort-lichen von Radio DRS und der NAZ wurden die For-mulare neu konzipiert.

Schnell, vielseitig und selbsterklärend

Die neuen Formulare sollten selbsterklärend und für sämtliche Fälle anwendbar sein. Sie sollten rasch ausgefüllt werden können und trotzdem genauere Informationen beinhalten als ihre Vorgängergenera-tion. Zudem sollte aus den Eingaben automatisch ein vollständiger Text generiert werden, der im Radiostu-dio direkt verlesen werden kann und nicht vorher bearbeitet werden muss. So können Missverständ-nisse vermieden und Zeit gewonnen werden.

Elektronische Formulare für verschiedene

Ereignistypen

In Anlehnung an ähnliche Formulare der NAZ für den Fall erhöhter Radioaktivität konnten die ersten Vorschläge für die neuen Eingabemasken sehr rasch realisiert werden. Sie bestanden in einem Set von Formularen für Ereignisse vom Typ «Wasser» (Hochwasser, Überschwemmung, etc.), «Erde» (Erdbeben, Erdrutsche, etc.) und «Luft» (Verbreiten von Schadstoffen, z.B. bei Grossbrand oder Chlor-gasaustritt bei einem Hallenbad) sowie für die Ent-warnung und den Sirenenfehlalarm. Die Formulare lassen den Benutzer Informationen und mögliche Verhaltensanweisungen für jeden dieser Fälle aus-wählen. Die Formulare sind damit massgeschnei-dert, trotzdem aber einander so ähnlich, dass sie nach einer immer gleichen Logik ausgefüllt werden können. Dank der vorbereiteten Wahlmöglichkeiten können sie sehr schnell bearbeitet werden. Ein Frei-

textformular ergänzt die vordefi nierten Themen, um auch für den gänzlich exotischen Fall gerüstet zu sein.

Umsetzung und erste Erfahrungen

Nachdem die optimalen Lösungen diskutiert und all-seits akzeptiert waren, wurde die Programmierung vorgenommen. Dabei teilten sich das BABS und die KKJPD (Konferenz der kantonalen Justiz- und Poli-zeidirektoren) den Aufwand für die Umsetzung. Im Mai, rechtzeitig vor der EURO 2008, waren die neuen Formulare einsatzbereit

Seit der Einführung der neuen ICARO-Formulare bewährten sich diese bereits mehrfach, zum Beispiel bei einem Sirenenfehlalarm im Kanton Luzern oder bei einem Chemieereignis im Kanton Zürich. Sowohl Radio DRS als auch die betroffenen Stellen zeigten sich zufrieden mit den neuen Vorlagen.

Mit diesem zeitlich beschränkten Projekt konnte die NAZ als Partner auf Bundesebene die Kantone wirksam unterstützen, in dem sie verschiedene Inte-ressen bündelte und half, konfl igierende Bedürfnisse mit Kompromissvorschlägen unter einen Hut zu brin-gen. Der Dialog der betroffenen Stellen soll weiter-geführt werden, um neue Bedürfnisse und technische Möglichkeiten ebenso zügig aufzugreifen und neue Lösungen zu realisieren.

Der Grossbrand in Steinhausen 2007 war einer der Anstösse für die Überarbeitung der ICARO-Formulare (Bild: Gebäudeversi-cherung Zug)

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Für die Dauer der Euro 08 stand die Nationale Alarmzentrale in erhöhter Bereitschaft und betrieb im Zweischichtbetrieb das nationale Melde- und La-gezentrum (MLZ). Der Stab BR NAZ, die militärische Unterstützungsformation der NAZ, wurde ebenfalls in erhöhte Bereitschaft versetzt und hätte situations-bedingt ebenfalls schneller zum Einsatz gebracht werden können.

Die NAZ stand in ständigem Kontakt mit dem PICC (Police Information and Coordination Centre), welches den Lageverbund zur Sicherheit an der Euro 08 führte und ihren Partnerorganisationen im Bereich Bevölkerungsschutz (Kantone, Netzbetreiber, Fach-stellen, internationale Stellen). Die NAZ verfasste regelmässig Lageberichte, welche über die Situation in der Schweiz Auskunft gaben. Der Rhythmus der Lageberichte war am höchsten an Tagen, an denen Spiele in der Schweiz stattfanden. Rund um die Uhr stand die NAZ bereit, um bei unvorhergesehenen Ereignissen Führungsunterstützung für die Kantone und Host-Cities zu leisten.

Informationsaustausch über die Elektronische

Lagedarstellung ELD

Die Partnerorganisationen im Lageverbund Euro 08 tauschten ihre Informationen über die Elektronische Lagedarstellung ELD aus. Bereits im Vorfeld hatte die NAZ daher zusätzliche Schulungen zur Benutzung der Plattform durchgeführt. Die Euro 08 bedeutete für die ELD eine Bewährungsprobe: Noch nie waren so viele Partner in einen so lange dauernden Einsatz involviert und tauschten ihre Informationen über die ELD aus. Fast 500 Usergruppen mit spezifi schen Lese- und Schreibrechten waren für den Einsatz defi niert wor-den. Die neue Entwicklungsstufe ELD 2.0 bewies, dass sie benutzerfreundlich und weitgehend selbster-klärend ist: Bei der von der NAZ betriebenen Helpline für Benutzerprobleme gingen kaum Anfragen ein.

NAZ verantwortlich für die Gesamtlage Bevöl-

kerungsschutz

Die NAZ als Melde- und Lagezentrum des Bundes zeichnete verantwortlich für die Erfassung und Dar-

stellung der Lage Im Bereich Bevölkerungsschutz (BREL). In diesem Rahmen wurden beispielsweise der Zustand von Verkehrs-, Kommunikations- und Stromnetzen, Wetterprognosen oder der Pegelstand von Flüssen und Seen publiziert. Die NAZ verdichtete alle Informationen im Bereich Bevölkerungsschutz zu regelmässig erscheinenden Lageberichten. Zahl-reiche weitere Informationen von Fachstellen wä-ren bei Bedarf hinzugekommen (etwa Erdbeben-meldungen). Der Grossteil der Informationen stand zweisprachig (deutsch und französisch/englisch) zur Verfügung.

In Basel und im PICC in Bern war die NAZ jeweils mit einer Verbindungsperson präsent. Dadurch war sichergestellt, dass lokale Informationen ohne Zeit-verzug bei der NAZ eintrafen. Gleichzeitig hatten die Einsatzleiter und Ressortleiter vor Ort eine direkte Ansprechperson, um Auskünfte einzuholen und zu-sätzliche Anforderungen an die Produkte der NAZ zu formulieren, welche sich im Einsatz oftmals spontan ergaben. Nicht zuletzt halfen die Verbindungsper-sonen beim dynamischen Anpassen der ineinander-greifenden Zeitpläne. Die Lageprodukte der verschie-denen Stellen wurden so abgestimmt, dass jede nachgelagerte Stelle jeweils auf frisch aktualisierte Angaben der Zulieferstelle aufbauen konnte. Die

Euro 08: Die Nationale Alarmzentrale half mit

Für einmal stand ein Einsatz der Nationalen Alarmzentrale NAZ in Zusammenhang mit einem freudigen

Ereignis: Die NAZ erhöhte ihre Bereitschaft und unterstützte die Organisation der Euro 08. Über die

geschützte elektronische Informationsplattform ELD tauschten Bundesstellen, Kantone, Host Cities,

Netzbetreiber und alle weiteren Partner des Lageverbunds Euro 08 ihre Informationen im Bereich Be-

völkerungsschutz aus.

Die Stadt Basel wurde im Rahmen der trinationalen Aeroradio-metriemessungen bereits 2007 vollständig vermessen. 2008 wurden im Auftrag der Euro-Organisation Basel einige Gebiete nochmals kontrolliert. Im Bild der Messhelikopter, der sich im Messeturm spiegelt (Bild: NAZ).

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Lageberichte aus dem Bereich BREL, welche die NAZ verfasste, konnten so mit aktuellsten Daten und in den verlangten Sprachen in den Gesamtlagebe-richt des PICC einfl iessen.

Radiologische Lage und Messfl üge im Vorfeld

der Euro 08

Bereits in der letzten Maiwoche führte die NAZ Ra-dioaktivitäts-Messfl üge über den Austragungsorten Bern, Basel und Genf durch. Zweck der Flüge war eine Messung des normalen Strahlungspegels. Bei einem Ereignis mit erhöhter Radioaktivität wären dank dieser Messdaten Abweichungen vom Normal-zustand schneller und präziser zu erkennen. Wäh-rend der Euro erhob die NAZ die radiologische Lage und überwachte Radioaktivitätsmesswerte in den Host Cities mit Hilfe zusätzlich installierter Messon-den und Einzelmessungen, welche von Einsatzkräf-ten vor Ort routinemässig vorgenommen wurden. Bei einem Ereignis hätte die NAZ die Verantwortung für das Messkonzept und die Fachberatung zum Schutz der Einsatzkräfte und der Bevölkerung übernommen. Die entsprechenden Pläne waren im Vorfeld der Euro 08 mit den kantonalen Behörden erarbeitet worden.

Keine Zwischenfälle, hoher Erfahrungsgewinn

Die Euro 08 war für die NAZ ein untypischer Einsatz: Die Vorbereitungszeit war lang, der Einsatzbeginn und -ablauf geplant, die erhöhte Bereitschaft wurde über vier Wochen aufrecht erhalten. Das Melde- und Lagezentrum wurde während dieser Zeit im Zwei-schichtbetrieb betrieben, weitere Piketts und Teile des Stabes BR NAZ standen im Rotationsprinzip auf Abruf bereit.

Während des ganzen Tourniers gab es keine nen-nenswerten Zwischenfälle, die bereitgestellten Res-sourcen mussten nie zum Einsatz gebracht werden. Lediglich in einem Fall wurde das Strahlenschutzpi-kett für genauere Abklärungen in den Einsatz beor-dert. Vor Ort bestätigte sich jedoch rasch der Ver-dacht einer fehlerhaften Radioaktivitätsmessung.

Der Einsatz ermöglichte es der NAZ dennoch, wertvolle Erfahrungen zu sammeln, neue Kontakte für ihre künftige Arbeit zu knüpfen und bestehende Kooperationen auszubauen und zu vertiefen. Die Struktur des Lageverbunds Euro 08 war äusserst komplex und umfasste Stellen aller staatlicher Ebenen, dazu extra für die Euro geschaffene Gremien und weitere Stellen, beispielsweise die UEFA und private Dienstleister. Die Zusammenarbeit in diesem komplexen Gebilde stellte spezielle Anforderungen, nicht zuletzt für den Umgang und den Austausch vertraulicher Daten, welche nur bestimmten Stellen zugänglich waren. Zudem erforderten die verschie-denen Arbeitskulturen einen laufenden Austausch über die Modalitäten der Zusammenarbeit. Viele be-teiligte Stellen waren freiwillig im Lageverbund, es galt also, optimale Lösungen zu verhandeln anstatt zu dekretieren.

Wichtig waren die Erfahrungen vor allem in Hin-blick auf den Betrieb des Melde- und Lagezentrums. Welche Produkte wie oft und in welcher Qualität zur Verfügung stehen müssen, die Vereinheitlichung der Terminologie, die zeitliche Synchronisierung von La-geprodukten und -Rapporten der verschiedenen Teilbereiche und Führungsebenen waren Problem-felder, welche die NAZ vertieft analysieren konnte. Die Erfahrungen fl ossen direkt ins Detailkonzept des MLZ ein, welches die Aufgaben und Pfl ichten der NAZ regelt, wenn sie als Melde- und Lagezentrum des Bundes im Einsatz steht.

In mehreren Host Cities wurden für die Dauer der Euro 08 mobile NADAM-Sonden zur Messung der Radioaktivität eingesetzt. Die abgebildete Sonde stand in unmittelbarer Nähe des Stade de Genève in Genf (Bild: NAZ).

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Von den 350 Ereigniseingängen (2007: 344 Ereigni-seingänge) betrafen rund drei Viertel Fälle im Aus-land, ein Viertel Ereignisse in der Schweiz. Die mei-sten Fälle betrafen auch in diesem Jahr Kernkraftwerke im Ausland.

Bei drei Ereignissen verfolgte die NAZ die Ent-wicklung über längere Zeit mit einem Kernteam von Spezialisten aus verschiedenen Bereichen. Dies betraf den absturzgefährdeten amerikanischen Sa-telliten USA 193 (der schliesslich über dem Pazifi k abgeschossen wurde) sowie Zwischenfälle im Kern-kraftwerk Krsko (Slovenien) und der Wiederaufberei-tungsanlage in Tricastin (Frankreich). Alle drei Fälle sind in seperaten Artikeln genauer beschrieben.

Der grösste Einsatz im Jahr 2008 war für einmal mit einem freudigen Ereignis verbunden: Während der Euro 08 stand die NAZ in erhöhter Bereitschaft und betrieb das Melde- und Lagezentrum des Bundes. Ausserdem wurde die Radioaktivität mit zu-sätzlichen Messonden in verschiedenen Host Cities überwacht (vgl. dazu den Artikel auf S. 9).

Der Pool der Pikettdienstleistenden (Taktisches Pikett) bestand Ende 2008 aus elf Personen, diesel-be Anzahl wie ein Jahr zuvor. Allerdings schieden drei Personen aus dem Pikettpool aus, drei neu ausge-bildete Piketts nahmen ihre Tätigkeit im Laufe des Jahres auf.

Kernkraftwerk-Zwischenfall in Genf?

Eine neue Art von Pikettfall erlebte die NAZ gleich zu Beginn des Jahres 2008. Mitte Januar erreichten das Pikett an einem Nachmittag gleich mehrere Anrufe von Partnerorganisationen mit Fragen zu einem Zwi-schenfall in einer Kernanlage in oder bei Genf. Die NAZ hatte jedoch keine Kenntnis eines solchen Vor-falls. Eine Überprüfung der Messwerte der Radioak-tivitätsmessnetze zeigte keine erhöhten Werte in der Region Genf oder sonstwo in der Schweiz. In den internationalen Netzwerken lag keine Meldungen über einen Zwischenfall vor.

Kurz darauf erreichten ähnliche Anfragen aus der Bevölkerung die NAZ via e-mail und Telefon. Über die internationalen Netzwerke wurde nun nach Mel-dungen gesucht, welche womöglich zu einer Ver-wechslung mit der Standortangabe «Genf» geführt

haben könnten, aber auch hier wurde die NAZ nicht fündig.

Schliesslich konnte die Quelle des Gerüchts iso-liert werden, ein e-mail mit unterschiedlichen Absen-dern, welches in schlechtem Englisch über die «Ex-plosion eines Kernkraftwerks in Genf» berichtete und über einen Link Zugang zu exklusivem Bildmaterial vom gemeldeten Vorfall versprach. Der Link führte zu einer Website aus Russland, welche dem Besu-cher mitteilte, zum Ansehen des Bildmaterials sei ein spezielles Zusatzprogramm («plug-in») zu installieren. Die NAZ nahm Kontakt auf mit MELANI, der Melde- und Analysestelle Informationssicherung des Bundes. Gleichzeitig wurde im Internet eine erste Information platziert, wonach die NAZ keine Kenntnis habe von einem Vorfall in oder um Genf. Dem wurde der Hin-weis beigefügt, dass die aktuellen – nicht erhöhten – Radioaktivitätsmesswerte in der Schweiz auf der Website der NAZ zugänglich seien.

Die Spezialisten von MELANI brauchten nicht lange, um den Verdacht des NAZ-Piketts zu erhärten: Bei der Software, welche die russische Website zum Herunterladen anbot, handelte es sich nicht um ein plug-in zur Darstellung von Videobildern, sondern um eine Schadsoftware zum Ausspionieren von e-Ban-king-Tätigkeiten, welche beispielsweise Logins, Passwörter und Kreditkartennummern an die Angrei-fer übermitteln sollte. Links zu derselben Schadsoft-ware waren bereits in anderen Spam-Mails mit ver-breitet worden, deren Inhalt auf die Schweiz zugeschnitten war.

Die NAZ ergänzte die Informationen auf Ihrer Website und in der Elektronischen Lagedarstellung mit der Analyse von MELANI und einem Link auf deren Website. Der Hinweis blieb bis im April stehen, da im März eine zweite Welle desselben Mails, dies-mal in schlechter deutscher Übersetzung, die Inter-net-User in der Schweiz belästigte.

Zahl der Ereignisse stabil, drei grosse Ereignisse und ein Gerücht aus dem Internet

Die Nationale Alarmzentrale verzeichnete 2008 etwa gleich viele Meldungseingänge wie 2007. Die Be-

arbeitung der Meldungen gestaltete sich aber aufwändiger als im Vorjahr. Dreimal setzte die NAZ ein

Kernteam zur Verfolgung eines Ereignisses ein. Im Januar hielt ein Gerücht aus dem Internet das Pikett

auf Trab.

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12

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PIKETT-AUSBILDUNG

Das Pikett ist die zweite Ebene der vierstufi gen Ein-satzorganisation der NAZ: Meldungen und Nachrich-ten werden rund um die Uhr von der Alarmstelle NAZ (ASNAZ) entgegengenommen. Diese wird im Auftrag der NAZ von der MeteoSchweiz betrieben. Die dort rund um die Uhr arbeitenden Meteorologen werden von der NAZ geschult, die Meldungseingänge der Alarmstelle schnell und korrekt zu verarbeiten. In bestimmten, vordefi nierten Fällen löst die ASNAZ direkt erste Massnahmen aus. So wird etwa eine Erdbebenmeldung des Schweizerischen Erdbeben-dienstes direkt über gesicherte Informationskanäle an die Einsatzzentralen der betroffenen Kantone wei-tergeleitet. In allen Fällen informiert die Alarmstelle das taktische Pikett der NAZ. Dieses nimmt eine er-ste Beurteilung vor und verfügt erste Massnahmen. Bei schwerwiegenden Ereignissen mobilisiert das Pikett die ganze NAZ, worauf diese innert ein bis zwei Stunden ihren Einsatz aufnimmt.

Eine Vielzahl von Szenarien

Das Telefon weckt das Pikett der NAZ spät nachts. Eine so genannte Open Source-Information, in die-sem Fall eine Agenturmeldung aus Schweden, ist bei der Alarmstelle NAZ eingegangen. Das Pikett analysiert sie von zu Hause aus. Die schwedischen Behörden melden, an der Grenze sei eine indische Stahllieferung bei einer Radioaktivitätsprüfung aufge-fallen. Der Stahl enthielt eine zu grosse Menge Kobalt 60, ein radioaktives, metallisches Nuklid, das wahr-scheinlich beim Giessen den Stahl verunreinigt hat. Der Stahl sei an der Grenze abgewiesen worden.

In diesem Fall besteht kein dringender Hand-lungsbedarf. Das Pikett versucht eventuell, über of-fene Quellen, z.B. über eine Internetrecherche, die Informationen zu verdichten. Der nächste Schritt ist die Information an betroffene Partner. In diesem Fall wird das Grenzwachtkorps orientiert. Da eine hohe Dringlichkeit nicht gegeben ist, wird die Information am nächsten Morgen erfolgen.

Ein Pikettfall kann sich allerdings auch anders entwickeln: Orientiert ein Nachbarstaat über die da-

für vorgesehenen internationalen Netze über einen Vorfall in einem Kernkraftwerk, ist ein grundlegendes Verständnis über Strahlenschutz unumgänglich, um richtig zu reagieren. Der Zuzug von NAZ-Experten aus dem Bereich Radioaktivität, Information und weiteren Führungsgrundgebieten wird veranlassen, wenn die Meldung nicht als fehlgeleitete Übungsmel-dung identifi ziert wird. Die ganze NAZ und zahlreiche Partnerorganisationen müssen alarmiert werden, wenn eine unmittelbare Gefährdung für die Schweiz oder Schweizer im Ausland nicht ausgeschlossen werden kann.

Weitreichende Entscheide sind jedoch nicht nur im Themenbereich Radioaktivität notwendig. Das Spektrum von Meldungen, welche eine Erstbeurtei-lung verlangen und die NAZ zu Aktionen veranlasst, beinhaltet auch Themen wie Satellitenabsturz, Erdbe-ben, Umwelt- und technisch bedingte Gefahren oder grossfl ächige Netzausfälle. Als Fachstelle für «aus-serordentliche Ereignisse» kann das Themen-Spek-trum der NAZ per Defi nition auch nie abschliessend formuliert werden. Eine grundsätzliche Fähigkeit und das Beherrschen von Techniken zur raschen Lagebe-urteilung sind darum unabdingbar. Ausserdem muss ein Pikett das Partnernetzwerk der NAZ gut kennen. «Wer ist von diesem Ereignis betroffen oder könnte betroffen werden; für wen von unseren Partnern ist diese Information von Interesse?» sind Grundfragen bei jeder Erstbeurteilung durch die NAZ-Piketts.

Kontinuierliche Aus- und Weiterbildung

Fertig ausgebildete NAZ-Piketts sind auf dem Stel-lenmarkt nicht zu fi nden. Auch wenn bei Stellenbe-setzungen auf gewisse relevante Fähigkeiten geach-tet wird, muss jedes Curriculum um einige Bereiche ergänzt werden, bevor ein NAZ-Mitarbeiter als Pikett einsatzbereit ist. Voraussetzung ist die Kenntnis der Partnerorganisationen, der internen Abläufe und der Zuständigkeiten. Neue Mitarbeitende der NAZ wer-den darum in der Regel ein Jahr in ihre Stelle und ihren Fachbereich eingeführt, bevor die Ausbildung zum Pikett beginnt.

Pikettausbildung NAZ

Rund zwei Drittel der NAZ-Mitarbeitenden der NAZ leisten Pikettdienst in drei verschiedenen Equipen.

Die Bereiche Informatik und Infrastruktur stellen das Funktionieren der Informatikmittel und der ge-

schützten Infrastruktur und Kommunikationsmittel sicher und greifen ein, wenn es zu Störungen in

diesen Bereichen kommt. Das Gros der Mitarbeitenden leistet taktisches Pikett und ist damit verant-

wortlich für eine Erstbeurteilung und die Auslösung erster Massnahmen bei Ereignissen, bei welchen

die NAZ Aufgaben wahrnehmen muss. Eine umfangreiche Ausbildung sowie regelmässige Auf-

frischungen, Übungen und Schulungen sind zum Erfüllen der Pikettaufgaben unabdingbar.

Page 16: Nationale Alarmzentrale 20082008

14

Zwei grundlegende Ausbildungsschwerpunkte der NAZ-Piketts wurden bereits genannt. Das Grund-wissen zur Radioaktivität wird in einer zweiwöchigen Ausbildung zum Sachverständigen im Umgang mit offenen und geschlossenen radioaktiven Quellen ver-mittelt, welche vom Paul Scherrer Institut und einer privaten Strahlenschutzschule in Basel angeboten wird. Hier lernt das Pikett nicht nur physikalische Grundlagen, sondern auch praktische Aspekte des Strahlenschutzes, gesetzliche Grundlagen und An-wendungsgebiete radioaktiver Substanzen kennen. Einem Grossteil der Radioaktivitätsfälle, welche das Pikett später behandeln wird, liegen nicht etwa Vor-kommnisse in Kernanlagen zugrunde, sondern an-dere Anwendungsbereiche, etwa Beschädigungen oder Auffi nden radioaktiver Quellen in Industrie, Bau-gewerbe und Medizin. Der praktische Aspekt ist da-bei wichtig: Ein NAZ-Pikett muss eine Erstberatung,

wie man beschädigte radioaktive Quellen behandeln soll oder wie der eigene Schutz zu gewährleisten ist, abgeben können.

Die abstrakte Fähigkeit zur Problemerfassung und Lagebeurteilung wird intern und extern geschult. Da-bei kann sich die NAZ stark auf den Bereich Ausbil-dung des BABS stützen, welcher regelmässig die Pi-kettdienstleistenden der NAZ in massgeschneiderten Kursen schult. Ein weiteres Schulungselement ist der von der Feuerwehr Koordination Schweiz angebo-tene Kurs Leiter Grossereignis. Hier werden neben der Problemerfassung und Entscheidfi ndung auch das Verständnis für Arbeitsweise und Bedürfnisse der Partner in den Blaulichtorganisationen und die beidseitige Zusammenarbeit gefördert.Grösster Block im Ausbildungskanon sind die sze-nariobezogenen internen Ausbildungen, für die der Bereich Einsatz der NAZ zuständig ist. Lerneinheiten

Diagramme im Pikettbehelf unterstützen das Pikett bei der Problemerfassung und -bearbeitung (Bild NAZ).

Page 17: Nationale Alarmzentrale 20082008

15

befassen sich mit den Grundlagen, den vorgeschrie-benen Routinen und der Handhabung der Systeme für verschiedene Ereignisfälle. Wichtigstes Hilfsmittel ist der Pikettbehelf der NAZ, in dem die relevanten In-formationen und Abläufe zusammengefasst sind. Die Aufdatierung und zweckmässige Organisation dieses «Einsatz-Nachschlagewerks» sind eine stetige He-rausforderung, insbesondere in einer Phase, in der sich das Partnernetzwerk und Aufgabenspektrum der NAZ ebenso rasch verändern wie die technischen und operativen Standards. Die Unterstützung durch elektronische Hilfsmittel wird schrittweise ausgebaut. Interne Kapazitäten und die hohen Aufl agen an die Sicherheit der Systeme bestimmen das Tempo dieser Entwicklung.

Optimieren des «Vierstufen-Modells»

Das vierstufi ge Einsatz- und Aufwuchsmodell der NAZ – «Alarmstelle»-«Pikett»-«ganze NAZ»-«Stab BR NAZ» – trennt die Rolle des «Eingangswächters» (contact point) von derjenigen der Erstbeurteilung. Das Pikett ist nicht permanent vor Ort, aber für die Alarmstelle NAZ stets erreichbar. Es kann die Alarm-stelle mit der Ausführung erster Massnahmen be-trauen und ist innert 30 Minuten im Führungsraum der NAZ arbeitsbereit.

Das Modell stellt ein Kompromiss dar: die Kosten der permanenten Präsenz bleiben niedrig, gleich-zeitig ist die Fähigkeit einer fachlich hochstehenden Erstbeurteilung und einer raschen Reaktionsfähigkeit garantiert.

Anpassung und Umstellung

Das Arbeitsumfeld der NAZ verlangt zunehmend schnellere Reaktionen und die Zusammenarbeit mit komplexeren Partnernetzwerken. Auf diese erhöhten Anforderungen reagiert die NAZ mit technischen Ver-besserungen und Sicherstellung eines hohen und den Bedürfnissen angepassten Ausbildungsstandes.

Die Pikettperioden werden 2009 verkürzt, so steigt die Flexibilität und die Frequenz der Einsätze und damit die Routine im Einsatz. 2009 wird ein be-sonderes Augenmerk auf die Ausbildung gelegt. Zu diesem Zweck wird der Bereich Einsatz das Ausbil-dungsprogramm intensivieren und systematischer organisieren. Pikettrelevante Fähigkeiten sollen indi-viduell je nach Stärken und Schwächen der Pikett-dienstleistenden trainiert und weiterentwickelt werden. Ziel ist es, auch in Zukunft über einen Pool «massgeschneiderter» Piketts der NAZ zu verfügen, der trotz höherer Jobmobilität den gestiegenen An-forderungen gerecht wird und die Erwartungen der Partner im In- und Ausland an die NAZ erfüllt.

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Für die NAZ begann ConvEx III 2008 gegen 18 Uhr abends, als über das ENAC-Netzwerk ein kleinerer Zwischenfall im KKW Laguna Verde gemeldet wurde: Ein Brand im nichtnuklearen Teil der Anlage, der be-reits wieder unter Kontrolle sei. In der NAZ beurteilten das Pikett und eine hinzugezogene Radioaktivitäts-spezialistin die Situation. Eine Stunde später mel-dete die mexikanische Aufsichtsbehörde, wieder über ENAC, durch den Brand seien Schäden im Kühl-system aufgetreten. Dadurch wurde die Lage sofort verschärft. Die Kernspaltung im Reaktor erzeugt starke Hitze. Kann diese nicht abgeführt werden, droht der Reaktor beschädigt zu werden.

Schweizerinnen und Schweizer im Ausland im

Fokus

Zu diesem Zeitpunkt mobilisierte die NAZ ein Kern-team, in dem die Bereiche Lage, Radioaktivität, Inter-

nationales, Information und Einsatz vertreten waren. Die sogenannten Trajektorienrechnungen, welche die NAZ von der MeteoSchweiz anfertigen lässt, zeigten, dass der Wind freigesetzte Stoffe in Richtung USA und Pazifi k tragen würde. Die Schweiz wäre nicht betroffen. Die Information der Bevölkerung, vor allem von Schweizerinnen und Schweizern in Mexiko und ihren Angehörigen, wurde damit zur Hauptaufgabe. Die NAZ sprach sich daher mit der Politischen Abtei-lung VI des EDA ab. Diese Stelle ist zuständig für Reisehinweise und hätte sofort eine Hotline für Mexikoreisende und Angehörige vorbereitet.

Das Szenario setzte die Ingenieure in Laguna Verde weiter unter Druck: Beim Herunterfahren des Kernkraftwerks blockierten die Steuerstäbe, die An-lage konnte nicht abgeschaltet werden. Angesichts der beschädigten Kühlung entschlossen sich die me-xikanischen Behörden, vorsorglich Gebiete in einem

Übung ConvEx III: Internationale Netzwerke und Medienarbeit

Ein Zwischenfall im mexikanischen Kernkraftwerk Laguna Verde war das Szenario in der internationa-

len Übung ConvEx III 2008. ConvEx (Convention Exercise) Übungen werden unter Ägide der internati-

onalen Atomenergiebehörde IAEA alle vier Jahre veranstaltet. Sie fokussieren auf die internationale

Zusammenarbeit und das Funktionieren der Meldewege der Behörden untereinander.

ÜBUNGEN 08

Das mexikanische Kernkraftwerk Laguna Verde (Bild: CFE)

Page 19: Nationale Alarmzentrale 20082008

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Radius von 20 km nördlich des Kraftwerks zu eva-kuieren, für den Fall, dass kontrolliert Dampf aus dem Reaktor abgelassen werden muss. In der Schweiz würde die Bevölkerung in einem vergleichbaren Fall aufgefordert, sich auf einen Aufenthalt im Keller oder im Schutzraum vorzubereiten.

Spätestens jetzt würde das Ereignis zu einem bestimmenden Medienthema. Die NAZ hatte darum bereits zuvor die Mobilisierung der 15 Informations-spezialisten des Stabes BR NAZ vorgesehen. An Mexikoreisende erging die Verhaltensempfehlung, sich an die Massnahmen der mexikanischen Behör-den zu halten und die Umgebung des Kernkraft-werks weiträumig zu meiden, auch um die Evakuie-rungen nicht zu behindern. Von einer generellen Empfehlung, auf Reisen nach Mexiko zu verzichten, wurde abgesehen, da die mexikanischen Behörden keine unmittelbare Freisetzung erwarteten. Diese Empfehlungen wurden mit den Nachbarstaaten ab-gestimmt.

Die Nacht hindurch verlangsamte sich der Infor-mationsfl uss, die angenommenen Evakuationen wären abgeschlossen worden. Die Ingenieure mel-deten, der Druck wäre durch das Öffnen von Ventilen innerhalb der Schutzhülle des Reaktors und durch Reparaturen an einem der Kühlsysteme reduziert worden. Bei Übungsabbruch war die Situation unter Kontrolle, ohne dass Radioaktivität ausserhalb der Schutzhülle freigesetzt worden wäre.

Workshop zur Führung des Ereignisses

Die NAZ liess der Übung einen Workshop mit mehreren Partnerorganisationen folgen, um die Vorgehensweisen in einem solchen und ähnlichen Fällen zu diskutieren. Bei den eingeübten Prozessen steht der Schutz der Bevölkerung in der Schweiz bei radiologischen Gefah-ren im Zentrum, entsprechend sind die Kompetenzen verteilt (Führung durch die NAZ und später durch den Leitenden Ausschuss Radioaktivität, in dem alle rele-vanten Bundesämter vertreten sind). Bei einem Szena-rio wie demjenigen von ConvEx III 2008 stehen klar das Medieninteresse, der Schutz von Schweizerinnen und Schweizern im Ausland und die Unterstützung von An-gehörigen ins Zentrum. Entsprechend ist die Führung auf Bundesseite bei der Politischen Abteilung VI des EDA anzusiedeln, wobei die NAZ fachliche Unter-stützung leistet. Da die Kapazitäten bei der PA VI neu aufgebaut worden sind, muss die Zusammenarbeit jetzt konkret geübt und eingespielt werden.

Page 20: Nationale Alarmzentrale 20082008

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Ein Hochwasser in der Aare stand am Anfang des Keto-Szenarios. Kurz nach neun Uhr wurde die NAZ, der Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen HSK, über ein Problem im Kernkraftwerk Mühleberg informiert. Die Erstmeldung führte vorschriftsgemäss zum Aufgebot der ganzen NAZ. Die ersten Informationen zeigten, dass beim Herunterfahren des KKW aufgrund der Hochwas-sersituation eine schwere Panne eingetreten und die Kühlung des Reaktors beeinträchtigt war. Um 9 Uhr 45 hielten die Lageverbundpartner, das Kernkraftwerk Müh-leberg, der Führungsstab des Kantons Bern, die HSK und die NAZ wie von den Einsatzszenarien vorgesehen eine erste Telefonkonferenz ab. Dabei sollten vor allem neue Mitarbeitende mit dem Ablauf dieser Konferenz und der Problemanalyse vertraut gemacht werden. Die Konferenz ergab, dass in den nächsten 36 Stunden keine Gefahr für die Bevölkerung bestünde und intensiv an der Wiederherstellung der Kühlung gearbeitet wurde. Anderseits war klar, dass das Informationsbedürfnis der Bevölkerung sehr gross wäre und eine Alarmierung der Bevölkerung, wenn sie denn nötig würde, möglichst früh erfolgen sollte. Entsprechend wurden die Gemeinde-führungsorgane in der Zone 2 um das Kernkraftwerk aufgeboten, um von Behördenseite möglichst gut vorbe-reitet zu sein. Die Gemeindeführungsorgane benötigen ähnlich wie NAZ, HSK und der kantonale Führungsstab eine Mobilisierungsphase, bevor sie einsatzbereit sind.

In der Folge wurde der Ereignisverlauf beschleu-nigt, um innerhalb kurzer Zeit eine neue Ausgangs-lage und damit eine zweite Telefonkonferenz herbei-zuführen. Auch jetzt galt es, unter Druck die Kommunikationssysteme richtig zu handhaben, die notwendigen Informationen und Berechnungen be-reitzustellen und einen raschen, strukturierten tele-fonischen Rapport durchzuführen. Die NAZ bereitete die Auslösung der Alarmierung und die Ausgabe von Verhaltensanweisungen vor. Die Bevölkerung sollte angewiesen werden, die Iodtabletten bereitzuhalten und sich für einen Aufenthalt in einem Schutzraum oder im Keller bereitzuhalten.

Erprobung eines Kommunikationskonzeptes

Mit einem Detachement des Stabes BR NAZ erprobte derweil die NAZ die Möglichkeit, den Einsatzleiter schon

frühzeitig in die Kommunikationsarbeit einzubinden. Ziel war es, einige kurze Statements aufzuzeichnen, die dann aufbereitet werden sollten, um sie Radiostationen zur Verfügung zu stellen. Während die parallel zum Einsatz laufende Ausarbeitung des Fragekatalogs funktionierte, erwies sich die Herauslösung des Einsatzleiters in der Frühphase eines so rasch ablaufenden Szenarios als schwierig. Vorbereitung und Durchführung des Inter-views brauchen zu viel Zeit, als dass sie bereits in dieser Phase durch den Einsatzleiter wahrgenommen werden könnten.

Die Partner des Lageverbunds funktionierten nun in ihrem Führungsrhythmus und bereiteten den Ent-scheid vor, die Bevölkerung zu alarmieren und den Zeitplan zum weiteren Vorgehen zu fi xieren. Gute Kunde erreichte sie dann aber vom Kernkraftwerk: Dank der Einspeisung von Kühlwasser über ein Backup-System konnte der beschädigte Kern wieder gekühlt und die Situation im Reaktor stabilisiert werden. Kurz darauf verfügte die Übungsleitung den Übungsabbruch.

Wertvolle Praxis in der Zusammenarbeit

Keto stellte höchste Anforderungen an die Informations-vermittlung und schnelle Entscheidfi ndung der Partner. Die Übung brachte den Mannschaften in den Stäben der Kernkraftwerke und Behörden wertvolle Praxis in der Zusammenarbeit und dem Vorbereiten von Entscheid-grundlagen. Bei der NAZ wurde ein weiterer Fokus auf das Trainieren der Information ausländischer Partner gelegt. Die webbasierten Informationsplattformen, wel-che in diesem Gebiet in den letzten Jahren eingeführt worden sind, erleichtern diese Aufgabe enorm.

Übung Keto

Der Herbst stand im Übungsskalender der NAZ traditionsgemäss im Zeichen der Radioaktivität. Das

Szenario eines Ereignisses in einem Kernkraftwerk in der Schweiz wurde mit der erweiterten Werks-

notfallübung Keto Ende Oktober durchexerziert. Durch eine schnelle Entwicklung des Ereignisses

sollte insbesondere der Informationsaustausch und die Entscheidfi ndung zwischen den Partner-

organisationen trainiert werden.

Page 21: Nationale Alarmzentrale 20082008

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Der Einstieg für die NAZ in die Übung Fessenheim war äusserst rasant. Die «normalen» Warnungs-und Alarmierungsabläufe wurden durch das Szenario hin-fällig, es kam das Einsatzkonzept «Schneller Störfall» zum Tragen.

Bei einem solchen Szenario steht neben der Facharbeit zur Beurteilung der radiologischen Lage vor allem auch die Information der Behörden und der Bevölkerung im Mittelpunkt.

Gemäss einem rechtzeitig zur Übung erweiterten internationalen Abkommen zwischen Frankreich und der Schweiz wird bei einem Ereignis in Fessenheim nicht nur die NAZ als internationaler Kontaktpunkt ori-entiert, sondern parallel dazu auch die Grenzkantone im Dreiländereck, Basel Stadt, Baselland und Jura. Die Kantone sind dadurch vom ersten Augenblick an im Bild. Die umgekehrte Regelung gilt bei einem Stör-fall in einem der beiden grenznahen Kernkraftwerke der Schweiz, Beznau und Leibstadt ebenso.

Nicht nur die NAZ übte bei der von den franzö-sischen Behörden organisierten Übung mit, auch die Kantone Aargau, Basel Stadt, Baselland und Solothurn brachten eigene Kernstäbe zum Einsatz. Weiter entsandte das Bundesamt für Gesundheit einen Vertreter. Auf deutscher Seite fand eine voll ausgebaute Stabsrahmenübung des Regierungsprä-sidiums Freiburg, unter Einbezug der lokalen poli-tischen Entscheidträger und sämtlicher betroffener Verwaltungsstellen, statt.

Auswirkungen vor allem für Frankreich und

Deutschland

Das Szenario sah im Verlauf des Ereignisses vor allem Auswirkungen für Frankreich und Deutschland vor. Obwohl die Lage in der Schweiz normal blieb, konnte die Überschreitung von Grenzwerten in Lebensmitteln nicht ausgeschlossen werden. Übungshalber wur-den deshalb vorsorgliche Einschränkungen in der landwirtschaftlichen Produktion beschlossen. Zur Kontrolle und zur Beweissicherung wäre auch eine intensive Messkampagne erforderlich gewesen – in den Kantonen BS und BL wurden sogar einige Mes-sungen im Feld echt durchgeführt und ausgewertet.

Die rund siebenstündige internationale Übung hat ein weiteres Mal die Gelegenheit geboten, die internen Abläufe zu überprüfen, vor allem aber auch die Schnittstellen zu den Partnerorganisationen in den Kantonen und im Ausland zu testen. Eine der grössten Herausforderungen ist das Erzielen eines Informationsgleichstandes zwischen allen beteiligten Organisationen. Die ELD der NAZ konnte hier einmal mehr einen massgeblichen Beitrag leisten. Auch der Informationsaustausch mit dem vergleichbaren Sy-stem in Baden-Württemberg klappte ausgezeichnet. Der Informationsdruck auf die französischen Partner war erheblich. Für die NAZ hat die Übung den Nutzen des zusätzlichen, verkürzten Weges der Informati-onsbeschaffung mit Frankreich deutlich aufgezeigt.

ELD erhielt gute Noten

Ebensowichtig wie die Übung selber ist jeweils die Auswertung, die Behebung dabei erkannter Schwachstellen und gegebenenfalls das Vornehmen von Optimierungen. Aufgrund der Rückmeldung der Kantone konnte festgestellt werden, dass ihre Er-wartungen an die NAZ erfüllt wurden. Auch die ELD erhielt gute Noten. Als sehr anspruchsvoll erwiesen sich die Zweisprachigkeit des Einsatzes, der hohe Bedarf an Information für die Bevölkerung und die Auswertung von Produkten anderer Stellen.

Übung Fessenheim 08

Ende November beteiligte sich die NAZ an der internationalen Übung Fessenheim, deren Übungsanla-

ge sich um einen Störfall im gleichnamigen französischen Kernkraftwerk, das knapp 40 km von Basel

entfernt liegt, drehte. Am 20. November um 0930 Uhr ging beim Pikett der NAZ ein eine Alarmmeldung

zum Störfall ein: Im KKW Fessenheim seien eine oder mehrere Leitungen eines Turbogenerators aus

noch ungeklärten Gründen abgerissen worden. Dadurch sei radioaktiver Dampf in die Umgebung ge-

langt. Diese Meldung führte zum sofortigen Aufgebot der gesamten NAZ per Pageralarm.

Page 22: Nationale Alarmzentrale 20082008

20

Beat Schaub, Controlling

Nach achtjähriger Lehrtätigkeit als Sekundarlehrer suchte ich eine neue Herausforderung. So bin ich im Januar 1989 in die Abteilung Ausbildung des da-maligen Bundesamtes für Zivilschutz eingetreten, wo ich als Instruktor Chefs Zivilschutz und hauptamtli-che Instruktoren ausbildete sowie als Übungsleiter in Stabskursen fungierte. Mein Fachwissen konnte ich in einer Gemeinde praktisch anwenden, wo ich als Chef der Zivilschutzorganisation den Krisenstab aufzubauen half. Danach war ich einige Jahre Chef Kurswesen und in dieser Funktion Planungsleiter für alle Kurse in Schwarzenburg.

Ab 2000 wurde ich als Projektleiter im IKT-Bereich engagiert, führte neue Systeme zur Kursorganisation und zur Zeiterfassung ein. Einige Jahre dauerte die Umsetzung einer umfangreichen SAP-Landschaft, welche mit der Einführung des Neuen Rechnungs-modells Bund abgeschlossen werden konnte. Da-neben gehörten die Einführung eines integrierten Management-Systems und des Dokumentenma-nagement-Systems zu meinen Schwerpunkten. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter im neu gebildeten Stab des Direktors bearbeitete ich das Risiko- und Projektmanagement des Amtes und war Stellvertre-ter des Stabschefs.

Im Februar 2008 wechselte ich nach Zürich zur NAZ, wo es mir sehr gut gefällt. Hier leite ich als Controller die Finanzstelle NAZ. Zusätzlich amte ich als Korpskontrollführer für den Stab BR NAZ. Im Moment absolviere ich bei der Thalwiler Business School «ZfU» den Executive Project Manager Lehr-gang, welchen ich bald abschliessen werde.

Seit Jahren wohne ich mit meiner Familie im Kan-ton Schwyz, heute in Merlischachen im Bezirk Küss-nacht am Rigi. Wir haben zwei erwachsene Töchter und einen ungarischen Hirtenhund. See und Berge üben grosse Anziehungskraft auf uns aus. Erholung bieten uns eine Schiffahrt auf dem Urnersee oder die häufi gen Reisen ins südliche Tessin. Seit geraumer Zeit ist uns das Oberwallis eine zweite Heimat. Früher habe ich Viertausender erklettert, heute wandere ich häufi g auf Bergpfaden mit Hund und Freunden. Im Winter schätzen wir den Schnee und die tollen Pisten im Hochgebirge.

Corine Lüthi, Sekretariat

Am 15. August 2008 habe ich meine Arbeit als ad-ministrative Sachbearbeiterin mit Übersetzungsauf-gaben bei der NAZ aufgenommen. Zuvor war ich erst für das EDA, u.a. 15 Monate in der Schweizer Bot-schaft in Washington DC und im Anschluss daran fünf Jahre beim Schweizerischen Roten Kreuz in Bern, ebenfalls in der Administration, tätig. Nach einer 8-monatigen Reise durch die Welt landete ich in Zürich und bei der NAZ. Mein Berufsalltag hier ist sehr abwechslungsreich: Ich erledige die üblichen Sekretariatsarbeiten, unterstütze die Mitarbeitenden bei Fragen zur Zeiterfassung und zu Personalprozes-sen und führe Übersetzungen (auch in Zusammen-arbeit mit den Sprachdiensten in Bern) aus.

Ich lebe in einer Partnerschaft, bewege mich gerne in der Natur, sei’s wandern, joggen oder Ski fahren, gehe gerne ins Kino und an Konzerte und praktiziere Yoga. Am liebsten jedoch sind mir die gemütlichen Stunden mit Freunden/Familie bei gutem Essen und noch besserem Wein.

Christian Schlup, Informatik

Seit September verstärke ich das Informatik-Team der NAZ als Softwareingenieur. Der Bereich Informa-tik ist nicht nur für die Entwicklung diverser Applika-tionen zuständig, sondern stellt auch den Betrieb von Hard- und Software sicher. Das breite Aufgabenge-

Personelles

Die NAZ bot im Berichtsjahr 27 Arbeitsplätze. Zahlreiche Abgänge und Neubesetzungen führten dazu,

dass 2008 fünf neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur NAZ stiessen. Tradiotionsgemäss stellen sie

sich hier in eigenen Worten vor. Cindy Seiler, Informationschefi n, verliess die NAZ Ende 2008 und ver-

abschiedet sich.

PERSONELLES

Seit 2008 bei der NAZ (von links): Max Baumberger, Corine Lüthi, Cristina Danzi und Christian Schlup (es fehlt: Beat Schaub).

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biet und der Einsatz aktueller Softwaretechnologien macht die Arbeit in unserem Team äusserst vielseitig und spannend. Die Einbindung aller NAZ Mitarbeiter in die Einsatzorganisation sorgt für einen weiteren anspruchsvollen Tätigkeitsbereich.

Meine berufl iche Laufbahn begann mit der Lehre bei einer Bank, danach peilte ich im selben Unter-nehmen eine Laufbahn als Analytiker-Programmie-rer an. Nach einigen Jahren in der Programmierung fasste ich den Entschluss, nochmals die Schulbank zu drücken. So holte ich an der Kantonalen Matu-ritätsschule für Erwachsene die Matura nach und verliess weitere fünf Jahre später die ETH Zürich als frischgebackener Dipl. Informatik-Ing.

Bevor es wieder zurück ins Berufsleben ging, schnallte ich mir den Rucksack um und erkundete für ein Jahr die Welt. Jederzeit erinnere ich mich gerne an die «time of my life». Anschliessend arbei-tete ich weitere vier Jahre als Softwareingenieur in der Finanzindustrie. Die Zeit für einen Wechsel war gekommen. Mit dem neuen Umfeld bei der NAZ fand ich genau was ich suchte.

In meiner Freizeit betätige ich mich gerne hand-werklich oder treibe Sport – ein idealer körperlicher Ausgleich zur Arbeit am Computer. Gelegentlich bin ich auch beim Segeln auf dem Zürichsee oder mit dem Fernrohr unter dem Sternenhimmel anzu-treffen.

Max Baumberger, Einsatz

Seit dem 1. November 2008 erfährt mein Berufsleben neue Impulse. Im Fachbereich Einsatz habe ich als Einsatzleiter und Ausbildungsverantwortlicher neue Aufgaben übernommen.

Meine berufl iche Laufbahn begann 1970 mit der Lehre zum Automechaniker. Bereits 1975 zog es mich allerdings zu den «Landjägern» der Kantons-polizei Zürich, wo ich über 33 Jahre diverse Auf-gabenstellungen und Funktionen bei der Kriminal-, Flughafen- und Sicherheitspolizei ausübte. Die Po-lizeiausbildung rundete ich vorerst mit einer dreijäh-rigen Zusatzausbildung als Sekretär bei der Zürcher Staatsanwaltschaft ab, danach folgten fünf Jahre als Kriminalbeamter.

In diese Zeit fällt auch meine Erfahrung als Offi zier beim heutigen Sicherheitsdienst Militärpolizei SDMP, (damals SDA), wo ich nacheinander als Angehöriger der Interventionsgruppe, in der Sonderermittlung und als Ausbildungsverantwortlicher tätig war.

Bei der Polizei folgten ab 1985 zehn Jahre in der kriminalpolizeilichen Spezialfahndung und Son-derermittlung, bevor ich 1995 zur Flughafenpolizei

wechselte, um die Leitung der Sicherheitskontrolle mit ihren damals rund 450 Mitarbeitenden zu über-nehmen. Der Sicherheit der Fluggäste und der Flug-hafenbesucher blieb ich zehn Jahre treu und habe dabei in diversen lokalen, nationalen und internati-onalen Sicherheitsgremien Einsitz genommen. Als Angehöriger des Krisenstabs Flughafens «beübten» mich zudem aktiv die Ereignisse in der Krisen- und Katastrophenbewältigung.

Ab 2005 wurde im Kanton Zürich der Bereich Zi-vilschutz und die Kantonale Führungsorganisation KFO der Kantonspolizei übertragen. Zusammen mit meinem Vorgesetzten der Sicherheitspolizei war es mir ein Anliegen, dem Aufbau und der Konsolidie-rung dieser beiden neuen «Gebilde» Standfestigkeit zu verleihen und mitzuhelfen, den Partnerverbund des Kantons Zürich in seine heutige Form zu über-führen. Dazu gehörte die Neu- und Ausbildung der Führungsunterstützung sowie die Funktion des stell-vertretenden Stabschefs der KFO. Zu Bundesstellen haben sich immer die vielfältigsten Schnittstellen und Zusammenarbeiten ergeben. Sei es als Berater mit kantonalem Blickwinkel, in gemeinsamen Projekt-arbeiten oder als Referent in Kursen des BABS im Sachbereich «Lage».

Seit 32 Jahren verheiratet, freue ich mich heute nicht nur an unseren beiden längst erwachsenen Kindern, sondern an zwei munteren Enkelkindern. Die Freizeit gehört dementsprechend in erster Linie der Familie, zusätzlich der ausgeprägten Reise- und Entdeckungslust in ferne Länder, der Fotografi e und der sportlichen Betätigung. Meine Mitte und Heraus-forderung fi nde ich dabei aktiv im T’ai-chi und Qui-gong.

Cristina Danzi, Radioaktivität

Seit November 2008 bin ich als Mitarbeiterin im Fachbereich Radioaktivität der NAZ tätig. Ich bin für die Messorganisation verantwortlich. Zu meinen Auf-gaben gehören die Sicherstellung und die Koordina-tion der Messorganisation, die Erfassung und die Darstellung der Ergebnisse.

Ich bin im Tessin geboren und aufgewachsen und habe an der Universität Zürich ein Mathema-tikstudium mit den Nebenfächern experimentelle Physik und Astronomie absolviert. Im Juni 2008 habe ich auch meine Gymnasiallehrerausbildung abgeschlossen.

Die Arbeit bei der NAZ ist meine erste richtige berufl iche Erfahrung. Davor war ich in verschiedenen Positionen temporär tätig. Unter anderem habe ich im Tessin und in Zürich als Lehrvertretung Mathe-

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matik und Physik unterrichtet, daneben aber auch ganz andere Aktivitäten ausgeübt, etwa im Service, während mehrerer Jahre als Mitarbeitern beim Fes-tival Internazionale del fi lm di Locarno und immer wieder als Hilfstrainerin im Eiskunstlauf.

In meiner Freizeit interessiere ich mich für Musik, Sport und Filme. Mein Hauptinteresse liegt aber im Eiskunstlauf. Ich bin aktiv tätig als Mitglied einer Synchronized Skating Mannschaft in Zürich und als Mitglied der technischen Kommission und als Hilfstrainerin in Ascona.

Mein erster Eindruck der neuen Arbeitsumgebung ist sehr positiv. Ich schätze das Arbeitsklima und die Kollegen, die mir täglich ihre Hilfsbereitschaft beweisen. Meine Arbeit fi nde ich interessant, weil sie abwechslungsreich und eine konstante Heraus-forderung ist.

Ich merke jeden Tag (nach 30 Arbeitstagen!), wie mir diese Arbeit durch ihre Vielseitigkeit die Möglich-keit gibt, stets neues zu lernen.

Cindy Seiler – Auf Wiedersehen, au revoir,

arrivederci!

Mit dem Jahr 2008 ging für mich persönlich ein prä-gender Lebensabschnitt zu Ende: sieben spannende, ereignisreiche, sieben «fette» Jahre bei der NAZ. Zu Beginn als stv. Infochefi n, dann als Infochefi n und schliesslich zusätzlich in der Funktion als stv. Chefi n NAZ a.i. habe ich diese Organisation in all ihren Facetten kennen gelernt. Schliesslich wurde es für mich aber Zeit für eine Veränderung. Ich freue mich nun auf die neue Herausforderung in einem neuen

Umfeld, wenn mir auch der Abschied von meinen Kolleginnen und Kollegen schwer fällt.

Geprägt wurden die Jahre bei der NAZ vor allem von diesen Menschen. Von einem Team mit gros-sem Engagement und Eigeninitiative, von Persön-lichkeiten, die ihre Ideen und ihren Elan in «unsere» NAZ investierten. Unvergessen werden die grossen Übungen bleiben, die Messwochen Aeroradiometrie im In- und Ausland, insbesondere aber auch die ver-schiedenen Echteinsätze. Namentlich die Unwetter 2005 und 2007 haben die NAZ gestärkt, indem sie zeigen konnte, dass ihre Fähigkeiten und Kompe-tenzen in einem breiteren Gebiet eingesetzt werden können.

Diese Leistungen in dieser Flexibilität sind jedoch weniger der Organisation NAZ zu verdanken, als viel-mehr ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Liebe Kolleginnen und Kollegen, es hat grossen Spass gemacht, mit euch zusammen zu arbeiten, vielen herzlichen Dank! Und auch allen Kollegen bei den verschiedensten Partnerorganisationen, die ich über die Jahre hinweg kennen lernen durfte, möchte ich auf diesem Weg noch einmal meinen Dank ausspre-chen. Für eure Offenheit, eure Hilfsbereitschaft und eure Unterstützung, merci beaucoup.

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Abkürzungen

ABC atomar, biologisch, chemisch

BABS Bundesamt für Bevölkerungsschutz

BAFU Bundesamt für Umwelt

BAG Bundesamt für Gesundheit

BREL Bevölkerungsschutzrelevante Lage

BK Bundeskanzlei

ECURIE European Community Urgent Radiological Information Exchange

ELD Elektronische Lagedarstellung

ELK Elektronische Lagekarte

ENSIEidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat (vormals HSK – Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen)

EOR Einsatzorganisation bei erhöhter Radioaktivität

ESOC European Space Operations Centre

ETH Eidgenössische Technische Hochschule

EZ KaPo Einsatzzentrale der Kantonspolizei

FST A Führungsstab der Armee

GMLZGemeinsames Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern (Deutschland)

GWK Grenzwachtkorps

HSK Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (neu ENSI)

IAEA Internationale Atomenergieagentur

IGS Informationssystem für gefährliche Stoffe

InfoFlash Rasche Kurzorientierung der kantonalen Führungsorgane

IKT Informations- und Telekommunikationstechnologie

IRA Institut universitaire de radiophysique appliquée

KFS Kantonaler Führungsstab

KKW Kernkraftwerk

KNZ Kantonale Notrufzentrale

ANHANG

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KomABC Eidgenössische Kommission für ABC-Schutz

LS Labor Spiez

MLZ Melde- und Lagezentrum

NADAM Netz für automatische Dosisalarmierung und -messung

NAZ Nationale Alarmzentrale

NEA Nuclear Energy Agency

NSK Nationale Sicherheits-Kooperation

OWARNAOptimierung der Warnung und Alarmierung. Bundesratsbeschluss vom 31.8.2005

PfP Partnerschaft für den Frieden / Partnership for Peace

PLANAT Nationale Plattform Naturgefahren

PSI Paul Scherrer Institut

SBB Schweizerische Bundesbahnen

SED Schweizerischer Erdbebendienst

SKH Schweizerisches Korps für humanitäre Hilfe

SLF Eidgenössisches Institut für Schnee- und Lawinenforschung

SOMA Sofortmassnahmen

SPOC Single Point of Contact

Stab BR NAZ Stab Bundesrat Nationale Alarmzentrale

Stab SiA Stab des Sicherheitsausschusses des Bundesrates

Ter Reg Territorialregion

UNDAC United Nations Disaster Assessment and Coordination

WHO World Health Organization

ZWILAG Zwischenlager für radioaktive Abfälle

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20082008

Schweizerische EidgenossenschaftConfédération suisseConfederazione SvizzeraConfederaziun svizra

Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABSOffice fédéral de la protection de la population OFPPUfficio federale della protezione della popolazione UFPPUffizi federal da protecziun da la populaziun UFPP

Schweizerische EidgenossenschaftConfédération suisseConfederazione SvizzeraConfederaziun svizra

Nationale Alarmzentrale

Nationale AlarmzentraleAckermannstrasse 26, Postfach CH-8044 ZürichTelefon +41 44 256 94 81Telefax +41 44 256 94 97www.naz.ch