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Natur+Umwelt www.bund-naturschutz.de Heft 2-2015 97. Jahr 2. Quartal Nach haltige Wirt schaft Wie geht das?

Natur+Umwelt 2-2015

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Nachhaltige Wirtschaft - Wirtschaften im Einklang mit Mensch und Natur

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Natur+Umweltwww.bund-naturschutz.deHeft 2-2015 97. Jahr 2. QuartalNach

haltigeWirtschaft Wiegeht das?

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M I T G L I E D E R W E R B E N M I T G L I E D E R

Stärken Sie die Einfl ussmöglichkeiten des BN und sprechen Sie Ihre Freunde und Bekannten auf eine Mitgliedschaft im BUND Naturschutz an.

Gemeinsam können wir etwas bewegen: für Natur und Umwelt, für ein nachhalti-ges Wirtschaftssystem, für eine lebens-werte Zukunft. Machen Sie mit!

Für jedes neu geworbene Mitglied bedanken wir uns bei Ihnen mit einer attraktiven Prämie. Beitrittsformulare fi nden Sie im Internet unterwww.bund-naturschutz.de/spenden-helfen/mitglieder-werben

Vielen Dank für Ihr Engagement!

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DIE NATUR BRAUCHT UNSERE HILFE!

JEDE STIMME ZÄHLT!

ich will mich für den Natur- und Umweltschutz einsetzen und erkläre hiermit meinen Beitritt zum BUND Naturschutz in Bayern e.V.

BEITRITTSFORMULAR für geworbene Mitglieder

MITGLIEDSCHAFTEinzelmitgliederab ₠ 48,00

Ehepaare mit geringem Einkommenab ₠ 30,00

Familien (mit Jugendlichen bis einschl. 21 Jahren)ab ₠ 60,00

Jugendliche, Studenten, Schüler, Lehrlinge, Teilnehmer am Bundes-freiwilligendienst und Vergleichbare (ermäßigter Beitrag) ab ₠ 22,00

Personen mit geringem Einkommen (Selbsteinschätzung auf Antrag)ab ₠ 22,00

Schulen, Vereine, Firmenab ₠ 70,00

Ich unterstütze den BN zusätzlich mit einem Betrag von jährlich €

DATEN (Bitte alle Felder ausfüllen)

Bei Familienmitgliedschaft bitte ausfüllen (mit Jugendlichen bis einschl. 21 Jahren)

Titel, Vorname, Name

Name des 1. KindesGeburtsdatum

Name des PartnersGeburtsdatum

Straße, Nr.

PLZ, Ort

Name des 2. KindesGeburtsdatum

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Natur + Umwelt 2-2015

Nachhaltige WirtschaftDas bisherige Wirtschaften der Industriegesellschaften führt zu immer mehr sozialer Ungleichheit und letztlich zur Zerstörung unserer Lebensgrundlagen. Höchste Zeit für ein neues Wirtschaften im Einklang von Mensch und Natur!Seiten 12 – 24

Inhalt BUND Naturschutz Bayern

4/5 Intern

6 Leserbriefe

7 Im Porträt Katharina Mühlebach-Sturm

8 Gut leben Naturgemäß Gärtnern

9 Reiseseite

10 Zeitgeschichte Die Kaperung der Ulmer Schachtel

11 Aktuell Nach dem Energiedialog

12 – 24 Titelthema

25 Raus in die Natur Murnauer Moos

26/27 Naturschutz Rettung für die Bachmuschel

28 Pflanzenporträt Die Gewöhnliche Schafgarbe

29 Fotoseite

30/31 Ökospot

32/33 BN vor Ort aktiv Biotoppflege im Palsweiser Moos

34– 41 Widerstand gegen B 15 neu geht weiter und mehr Regionales

42 Bildung

43 Service

Inhalt BUND

B1 Editorial und Inhalt

B2/B3 Magazin Kurznachrichten

B4/B5 Kommentar

B6 – B13 Titelthema 40 Jahre BUND

B16/B17 Neue Serie Natura 2000 Westlicher Düppeler Forst

B18 Aktion

B20 – B23 Zur Zeit Trauer um Heidrun Heidecke, breiter Widerstand gegen TTIP und mehr Aktuelles

B24/B25 Aktiv

B26/B27 Internationales

B28/B29 Junge Seite

B30 Persönlich Birgit Henkel

»Weil sie es noch im Kreuz haben«Biotoppflege ist eine der wich-tigsten Aufgaben der Aktiven im BN. Im Palsweiser Moos kümmert sich eine rührige Truppe darum, dass Riedteu-fel, Biber und Kreuzotter dort eine gute Zukunft haben. Seiten 32/33

FrühlingswanderungAuf den Spuren von Dr. Ingeborg Haeckel führt unsere Wanderung durchs Murnauer Moos. Ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass einzigartige Landschaften bewahrt werden konnten. Bei manchen Politikern war sie deshalb als »Mooshex« verschrien … Seite 25

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ser Am 18. April sind Zehntausende Menschen in vielen

Städten Europas gegen die geplanten Freihandels-abkommen CETA, TTIP und TISA auf die Straße gegan-gen. Kein Grund zur Aufregung, meint SPD-Chef Sigmar Gabriel. Die Gegner dieser Freihandelsabkommen für Konzerne seien einfach nur »reich und hysterisch«. Reich im übertragenen Sinne sind wir in Deutschland tatsächlich, sogar diejenigen, die nicht im Geld schwimmen: Wir haben Zugang zu sauberem Trink- wasser, wir profitieren von hohen Umwelt- und Verbraucherschutz standards – und wir können uns noch an herrlicher Natur erfreuen, die wir dank unserer Demokratie auch verteidigen dürfen. Ist es hysterisch, diesen Reichtum bewahren zu wollen, Herr Gabriel?

Ihre Luise Frank, Redakteurin Natur+Umwelt

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Im Februar trafen sich Vertreter des BUND Naturschutz mit dem Allge-

meinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) in dessen Landesgeschäfts-stelle in München. Der ADFC möchte sich in Zukunft stärker poli-tisch engagieren und sucht dafür starke Partner. Gemeinsam mit dem BN sollen die Bedürfnisse der Rad-fahrer und vor allem die Verbindung von Rad- und öffentlichen Perso-nennahverkehr in den Fokus ge-rückt werden. Von Seiten des ADFC nahmen der Landesvorsitzende Armin Falkenhain, das Vorstands-

»Wie herrlich leuchtet / Mir die Natur! / Wie glänzt die Sonne! /Wie lacht die Flur!«

So beginnt Goethes »Mailied«. Der bekannte deutsche Dichter

gibt treffend wieder, wie intensiv das Naturerleben auf uns Menschen wirkt. Wer würde sich nicht über das Erwachen des Lebens und die Pracht der Natur freuen, wenn er im April oder Mai unter blühenden Bäumen spazieren geht? Erfreulich ist auch, dass so viele Menschen dazu beitragen wollen, dass diese üppige Pracht und Vielfalt der Natur erhalten bleibt. Gartenbesitzer hängen Nistkästen auf und stellen Insektenhotels bereit. Sie pflanzen

immer öfter Blühpflanzen als Bie-nennahrung. Auch so manche baye-rische Gemeinde sät auf kommu-nalen Grünstreifen heute »Bienen-weiden« statt Golfrasen. Die alljähr-lich größte Lebensrettungsaktion des BN hat im zeitigen Frühling wie-der erfolgreich stattgefunden: Zahl-reiche Helfer haben viele Stunden Freizeit geopfert, um Amphibien bei ihrem Weg zu den Laichgewässern über Straßen zu helfen.

Im Kleinen und im Großen glei-chermaßen zu handeln – das wird die Devise für die Zukunft unseres Verbandes sein. So wie jeder Quad-ratmeter Bienenweide und jede gerettete Kröte zählen, so zählt auch jede einzelne Aktion gegen die ge-planten Freihandelsabkommen TTIP und Ceta. Es ist alles andere als selbstverständlich, dass die BN-

Ehrenamtlichen neben der klassi-schen Naturschutzarbeit auch in diesem Bereich so aktiv sind. Dafür möchten wir an dieser Stelle unse-ren Respekt und unseren Dank aus-drücken!« Es gibt eine Menge gute Gründe, sich in diesem Bereich zu engagieren, denn die Abkommen haben ausdrücklich nicht das Wohl der allgemeinen Bevölkerung zum Ziel, sondern den profitablen Han-del internationaler Großkonzerne. Dass Unternehmen Gewinn ma-chen müssen, um zu überleben, ist logisch. Es kann aber nicht sein, dass Konzerne immer noch mehr Profit scheffeln wollen – auf Kosten unserer Sozial-, Umwelt- und Ver-braucherschutzstandards und letzt-lich auf Kosten unserer demokra-tischen Mitbestimmung. Das breite Bündnis »Stoppt TTIP!«, dem auch

Heimat schützen statt zerstören

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Zusammen geht mehrBN und ADFC wollen zusammenarbeiten – (vo. li.:) Dominik Lypp, Armin Falkenhain (Landesvorsitzender Bayern des ADFC), Richard Mergner, Walter Radtke (ADFC), Petra Huseman-Roew (Geschäftsführerin ADFC Bayern), Martin Hänsel (BN KG München) und Alexander Besdetko (BN-Kreis-gruppe Günzburg und BN-AK Verkehr).

Gemeinsam für eine bessere Mobilität

40 Jahre BUNDIm Jahre 1975 wird der Bund für

Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) am 20. Juli im fränkischen Städtchen Markthei-denfeld ins Leben gerufen. Unter den Gründungsmitgliedern: Horst

mitglied Walter Radtke und die neue Geschäftsführerin Petra Huse-man-Roew teil. Neben dem Ken-nenlernen wurden Möglichkeiten zukünftiger Zusammenarbeit aus-gelotet. Zuvor hatte bereits Lypp, Verkehrsreferent der Kreisgruppe München und Mitglied im Landes-arbeitskreis Verkehr, am von ADFC initiierten Workshop »Fahrrad & Bahnhöfe« mit Vertretern von Oberster Baubehörde, Kommunen, Bayerischer Eisenbahngesellschaft und Eisenbahnunternehmen teilge-nommen.

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Stern, Professor Bernhard Grzimek, Dr. Herbert Gruhl, Enoch zu Gut-tenberg, Hubert Weinzierl, Hubert Weiger und Helmut Steininger. An-lässe, einen bundesweiten Verband für Natur- und Umweltschutz zu gründen, gab es genug: riesige Ab-fallmengen, die Gefahren der Atom-kraft und die Zubetonierung der Landschaft. In den 80er-Jahren ge-

MassenpetitionHeimat und Landschaft bewah-

ren, Flächenverbrauch stoppen, Landesplanung wiederbeleben« – unter diesem Motto stand der Leit-antrag, der auf der Delegiertenver-sammlung Ende April in Bamberg beschlossen wurde. Es ist dringend notwendig, dieses Thema in den

Fokus zu rücken, denn die Zersiede-lung Bayerns durch Neubauten auf der grünen Wiese schreitet Tag für Tag voran. Noch dazu plant das Bay-

der BUND angehört, wird sich dem mit allen legalen Mitteln entgegen-stellen. Bei der selbstorganisierten Abstimmung zu TTIP sind europa-weit bereits über 1,7 Millionen Un-terschriften zusammengekommen.

Zerstörerische Auswirkungen kann auch ein geplantes Gesetz aus Bayern haben: die »Heimatstrategie 2020« aus dem Haus von Minister Markus Söder. Das Papier sieht eine Aufweichung der Landesplanung vor, die zur Folge hätte, dass der ohnehin schon sehr hohe Flächen-verbrauch in Bayern weiter ansteigt. Ländliche Gebiete will Minister Söder mit noch mehr flächenfres-senden Gewerbegebieten entlang der Autobahnen »beglücken«. «Der BN appelliert eindringlich an den Heimatminister, den Schutz von Natur und Landschaft in seine Hei-

matstrategie aufzunehmen. Schüt-zen Sie die wunderbare Landschaft unserer Heimat, statt sie zerstören zu lassen, Herr Söder, und leisten Sie Widerstand gegen Kommunal-politiker, welche dies mit allen Mit-teln durchsetzen wollen!

Selbst die bisher durch den Alpenplan definierten Ruhezonen sollten aufgeweicht werden, um Bebauungen leichter möglich zu machen. Solch eine Weichenstel-lung weckt Begehrlichkeiten und führt zu einem Ausverkauf der letz-ten unberührten Natur in den baye-rischen Alpen. Die erste Anfrage lag prompt auf dem Tisch: Am Ried-bergerhorn im Oberallgäu wollten Liftbetreiber einen Skipistenneubau und eine Liftneuerschließung ge-nehmigt haben. Umso erfreulicher ist es, dass die bayerische Umwelt-

ministerin Ulrike Scharf den Mut hatte, sich hier klar zu positionieren und deutlich »nein« zu sagen. Der neue Lift am Riedbergerhorn wird nicht kommen, der Alpenplan ist gerettet – zumindest vorerst. Dies ist Frau Scharfs Verdienst. Bleibt zu hoffen, dass sie auch künftig vor dem Ansturm der Skitourismus-Lobby nicht einknickt!

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Ihr Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BNIhre Doris Tropper, stv. Vorsitzende des BNIhr Sebastian Schönauer, stv. Vorsitzender des BN

Die AnfängeEine der ersten Vorstandssitzun-gen mit (von links) Bodo Man-stein, Herbert Gruhl, Hubert Weinzierl, Bern-hard Grzimek und Helmut Steinin-ger

Heimat bewahren statt zerstörenDie bayerische Kulturlandschaft wie hier in der fränkischen Schweiz ist mehr als ein potenzieller Standort für immer noch mehr Gewerbegebiete!

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erische Kabinett, die Landespla-nung im Rahmen der »Heimatstra-tegie 2020« weiter zu schwächen. Die darin genannten Vorhaben wür-den die bayerische Kulturlandschaft noch stärker als bisher dem ruinö-sen Wettbewerb der Kommunen um Gewerbeansiedlungen opfern. So soll das ohnehin durch viele Aus-nahmen ausgehöhlte Anbindegebot weiter verwässert werden. Der BUND Naturschutz sammelt des-halb Unterschriften für eine Mas-senpetition, mit der der Landtag aufgefordert werden soll, sich gegen eine weitere Aushöhlung des Anbin-degebotes auszusprechen und das Landesentwicklungsprogramm so fortzuentwickeln, dass es einer wei-teren Zersiedelung entgegenwirkt, statt ihr Tür und Tor zu öffnen.

Bitte unterstützen Sie diese Petition! Eine Unterschrif-tenliste liegt dieser Natur+Umwelt bei.

wann der BUND an Größe und Ein-fluss. Das Waldsterben kommt als neues, zentrales Thema hinzu. 1983 wird Hubert Weinzierl zum BUND-Vorsitzenden gewählt. 1984 wird die BUNDjugend gegründet. Nach der Wende entstehen 1990 in Ost-deutschland fünf Landesverbände.

Mit über einer halben Million Mitgliedern ist der BUND heute

eine gewichtige Stimme für den Natur- und Umweltschutz in Deutschland – und pflegt über Friends oft the Earth die immer wichtigere Verbindung zu einer internationalen Zusammenarbeit. Der bayerische Landesverband gratuliert herzlich zum Jubiläum und wünscht viel Erfolg auch für die nächsten 40 Jahre!

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Vogeltod an GlasflächenZum Titelthema »Vögel schützen« in Heft 1/2015:Jeder hat das schon erlebt: Es gibt einen dumpfen Knall am Fenster. Ein Vogel ist mit voller Geschwin-digkeit gegen das Glas geprallt und hat sich das Genick gebrochen oder anderweitig tödlich verletzt. Der blaue Himmel hat sich an der Außenseite des Glases gespiegelt, so dass dem Tier der Eindruck ent-stand, als ginge der blaue Himmel unbegrenzt weiter.

Besonders bedauerlich ist, dass dies auch dann passiert, wenn tier-liebende Menschen Bilder von Greifvögeln aufgeklebt haben, die man in guten Schreibwarengeschäf-ten kaufen kann. Aber sie haben folgenden Fehler gemacht: Sie haben die Bilder nicht außen, son-dern innen auf das Glas geklebt. Die Reflexion des blauen Himmels er-folgt aber an der Außenseite der Scheibe. Was innen aufgeklebt ist, kann der Vogel nicht sehen. Das Geld, der gute Wille und die Mühe haben nichts gebracht. Es wäre gut, wenn das auch die Mitarbeiter von Bauhöfen und Baufirmen wüssten.Werner Kloo, Rosenheim

Alternative zu B 15 neu Zur Meldung »Verwirrung um B 15 neu« in Heft 1/2015:Diese neue Nord-Süd-Autobahn B 15 neu darf nicht weiter verfolgt werden. Auch nicht auf sogenann-ten Teil abschnitten, denn dann be-steht die große Gefahr der in der Vergangenheit schon oft praktizier-ten »Salamitaktik«!

Begründung und Alternativvor-schlag: Wir brauchen die B 15 neu nicht für den Lkw-Verkehr, denn es gibt schon seit langem eine wesent-lich bessere Alternative: Die vorhan-dene und bereits bestens trassierte Bahnstrecke Regensburg–Lands-hut–Mühldorf– Rosenheim ist dafür bestens geeignet. Leider ist diese vorhandene Bahnstecke – was den momentanen Ausbau betrifft – in einem sehr schwachen Zustand, d. h. sie ist nur eingleisig und auch nicht elektrifiziert. Allerdings haben aber bereits unsere Vorvorfahren in kluger Voraussicht beim Bau dieser Strecke und somit in weiser Absicht

diese Strecke nicht nur sehr gut trassiert, sondern sie haben damals auch schon beim Grunderwerb zum großen Teil einen zweigleisigen Ausbau berücksichtigt. Das hat natürlich jetzt zur Folge, dass ein moderner zweigleisiger Ausbau mit Elektrifizierung auch wirtschaftlich, was die erforderlichen Steuergelder betrifft, möglich ist. Hinzu kommt, dass auch die erforderlichen Raum-ordnungs- und Planfeststellungs-verfahren ohne große Widerstände durchgeführt werden können. Helmut Gall, München

FeinstaubbelastungZum Artikel »Richtig heizen« in Heft 4/2014:Die Ratschläge für »sauberes« und »klimaschützendes« Heizen sind zwar gut gemeint, aber unrealis-tisch, wenn man sich die rauchen-den Kamine und den Kahlschlag der Wälder ansieht. Daran ändern auch die seit 2010 geltenden Fein-staubgrenzwerte des BImSchG kaum etwas, da sie viel zu hoch sind, es zu viele Ausnahmen gibt und Einzelöfen lediglich baumus-tergeprüft sein müssen!

Eine wenig bekannte Tatsache ist, dass auch die als besonders sau-ber gepriesenen Pelletsheizungen

noch 1000 mal mehr Feinstaub erzeugen als eine moderne Ölhei-zung. Von Einzelöfen ganz zu schweigen! Es sollte also jedem, der Holz verschürt, klar sein, dass er zu der steigenden Feinstaubbelastung durch Feststoffheizungen beiträgt, die heute bereits über der des Kfz-Verkehrs liegt (BUA) und noch dazu unmittelbar auf den Menschen einwirkt.

Größere Anlagen zur Nutzung des Energieträgers Holz und Ener-gieeinsparungen wären wesentlich umweltschonender!Heinz Horbaschek, Dipl.-Ing. FH, Erlangen

Efeu kurz haltenZum Pflanzenporträt des Efeu in Heft 4/2014Zu den Ausführungen möchte ich etwas bemerken:1. Der Efeu wächst nicht nur 15 Meter an Wänden und Bäumen empor, sondern bis zu 30 Meter, wahrscheinlich bedingt durch die Erderwärmung.2. Der Efeu kann tatsächlich auch große Bäume schädigen oder ganz abwürgen, wenn er sich im Kronen-bereich übermäßig ausbreitet, was ich schon des Öfteren beobachten konnte. In Parks sind deshalb auf Dauer viele Buchen, Kiefern etc. ernsthaft gefährdet. Deshalb sollte man den Efeu von Anfang an kurz-halten, selbst wenn er andererseits auch einen gewissen Nutzen hat oder hübsch aussieht und eine Zier-de darstellt.Georg Lukas, Seehausen

Schreiben Sie uns!Wir freuen uns auf Ihre Meinung: BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, [email protected] können gekürzt werden. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

Trauer um Elisabeth BahrDer BN trauert um Elisabeth Bahr, die im März im Alter von 66 Jahren ihrer schweren Krankheit erlegen ist. Die engagierte Natur-schützerin hatte 25 Jahre lang den Vorsitz der Kreisgruppe Höchstadt-Herzogenaurach inne und war Mitglied des BN-Landesbeira-tes. Die Kreisgruppe kämpfte unter Elisabeth Bahr für das »Bessere Müll-konzept« und gegen eine Müllverbrennungsanlage bei Herzogenaurach, die letztlich verhindert werden konnte. Auch an der Verhinderung des geplan-ten Kohlekraftwerks Franken III war sie maßgeblich beteiligt. Das Projekt »Karpfen pur Natur« an den Teichen der Kreisgruppe wurde zu einem der großen Erfolgsprojekte des Arten- und Biotopschutzes. Für die Grünen war sie mehrere Jahre als Kreisrätin aktiv. 2013 war Elisabeth Bahr für ihr Lebenswerk mit der Bayerischen Naturschutzmedaille geehrt worden.

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Dass man dem sprudelnden Redefluss von Katharina Mühlebach-Sturm, 60, gern ohne Ende zuhören

möchte, liegt nicht nur an dem lautmalerischen Dialekt der aus dem Kanton Aargau stammenden Schweizerin. Es ist ebenso ihre Geschichte, die einen packt. Die Geschichte einer Frau, die ihren beruflichen Weg geht, obwohl ihr zu Beginn längst nicht alle Karrieretüren offenstehen. Und die Geschichte einer Generation, die die wachsenden Wider-sprüche zwischen heiler Konsumwelt und kaputter Umwelt erstmals bewusst wahrnimmt und sich nicht damit abfin-den will.

Katharina Mühlebach-Sturm wächst als sechstes von zehn Kindern am Rande eines Dorfes auf. In die vordem idylli-sche bäuerliche Kulturlandschaft hat sich mehr und mehr chemische Indust-rie hineingefressen. Und dass am Ort so viele Menschen an Krebs sterben, fällt ihr schon in jungen Jahren auf. »Das ist doch Krieg gegen die Natur, den wir da führen«, sagt sie.

Kein Wunder, dass sie in einer Welt, die noch nicht so ganz in der Moderne angekommen ist, mit ihrem Traum von einem natur-wissenschaftlichen Hochschulstudium auf kein Ver-ständnis hoffen kann. Mit einem Trick umgeht sie das Veto der Eltern, die auf eine Lehre für die Tochter pochen. Stattdessen besucht Mühlebach-Sturm ein Lehrerseminar, holt sich so das Abitur, wird Realschul-lehrerin und verdient damit das Geld, um ihr Studium der Biochemie in Zürich zu finanzieren. Sie zieht zu ihrem späteren Mann nach Deutschland und beendet hier ihr Chemiestudium mit der Note 1.

Konkrete Öko-Prbleme vor OrtDoch statt eine wissenschaftliche Laufbahn einzu-schlagen, entscheidet sie sich für die Familie, die nun in Aschheim bei München wohnt. Es ist die Zeit der großen Umweltsünden, die mit Namen wie Bhopal, Sandoz oder Tschernobyl verbunden sind. Und die Mutter zweier Kinder plagen jetzt die ganz konkreten Öko-Probleme vor Ort – etwa, dass das Trinkwasser viel zu hoch mit Atrazin belastet ist oder die Spielplätze nach der Katastrophe von Tschernobyl verstrahlt sind.

Katharina Mühlebach-Sturm macht den Mund auf und legt sich mit der Gemeinde an. Gemeinsam mit Gleichgesinnten gründet sie die BN-Ortsgruppe Asch-heim, engagiert sich auf lokaler Ebene für sauberes Wasser oder mehr Recycling und überregional gegen das Waldsterben oder die atomare WAA in Wackers-dorf. »Ich wollte nicht, dass meine Kinder einmal fragen, warum wir nichts gegen die Zerstörung der Lebensgrundlagen getan hätten«, beschreibt sie ihre Motivation. Doch die stößt in dem Münchner Vorort auf wenig Gegenliebe.

Das ist in Landshut ganz anders. Auch deshalb er-lebt sie den Mitte der 90er-Jahre dorthin anstehenden Umzug als Glücksfall. Behutsam schmeckt sie in die

örtliche BN-Arbeit hinein und lernt die von Paul Riede-rer, der »grauen Eminenz« des niederbayerischen Na-turschutzes, geführte Kreisgruppe als anerkannten Teil des städtischen Lebens kennen. Sie engagiert sich in einer Agenda-21-Gruppe, wird stellvertretende Kreis-vorsitzende und löst Riederer schließlich an der Spitze der 5000 Mitglieder starken Kreisgruppe ab. Gleichzei-

KontaktKatharina Mühlebach-Sturm, Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Landshut, [email protected]

Naturschutz lebt – in einem Geflecht, das aus Erfahrung, Engagement und Kreativität wächst und »uns in einer Zeit des Umbruchs trägt«. So zumindest versteht Katharina Mühlebach-Sturm die Herausforderung an den BN heute. Seit 2008 ist sie Vorsitzende der Kreisgruppe in Landshut. Von Christoph Markl-Meider

Katharina Mühlebach-Sturm

»Ich bin dort, wo es blubbert«

tig geht sie beruflich eigene Wege und nutzt ihr Fach-wissen aus dem Chemiestudium als selbstständige bauökologische Beraterin und Sachverständige für Schadstoffe in Innenräumen.

»Ich bin immer dort, wo etwas blubbert in unserer Gesellschaft«, sagt sie. Deshalb schmiedet sie ein Landshuter »Schutzbündnis Tier und Umwelt« oder sucht den Kontakt zur international agierenden Transi-tion-Town-Bewegung. Dies entspricht ihrem Verständ-nis von Naturschutz. Es brauche, so formuliert sie in einer Festschrift, »Kristallisationspunkte für einen achtsamen Umgang mit der Natur«.

Ein Geflecht, das trägt2008 übernahm Katharina Mühle-bach-Sturm den Vorsitz des BUND Naturschutz in Landshut. Die vor über 40 Jahren gegründete Kreis-gruppe zählt mit ihren vielen akti-ven Orts- und Kindergruppen zu den lebendigsten im Land.

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In Deutschland gibt es 1,24 Millionen Kleingärten, die zusammen 46 000 Hektar bedecken. Dazu kommen

unzählige Gärten, Vorgärten, Balkone und Terrassen. Alles zusammen eine riesige Fläche. Und die ist nicht nur für die eigenen Kartoffeln, Buschbohnen oder Kü-chenkräuter relevant. Sie hat auch große Bedeutung für den Schutz der biologischen Vielfalt. Doch jedes Jahr landen über 500 Tonnen Pestizide in deutschen Gär-ten. Ihre Hersteller versprechen, damit das Gärtnern leicht und ertragreich zu machen. Pestizide gibt es im Gartencenter oder Baumarkt um die Ecke. Oft enthal-ten sie die gleichen Gifte, die die Agrarindustrie groß-flächig auf unsere Felder spritzt.

Aber chemische Pestizide vernichten nicht nur die vermeintlichen »Schädlinge« – auch viele »Nützlinge« fallen ihnen zum Opfer. Pestizide reichern sich in der Nahrungskette an und schädigen wichtige Bodenorga-nismen. Dazu kommt noch: Eine Überdosierung nach dem Motto »viel hilft viel« ist leicht möglich. Denn beim Gifteinsatz hinterm Gartenzaun fehlt jede Kontrolle.

Zu Alternativen greifenZum Glück gibt es Alternativen zur chemischen Keule. Der Massenvermehrung von »Schädlingen« können Sie vorbeugen, indem Sie sich bei der Bepflanzung Ihres Gartens am Vorbild der Natur orientieren und so natur-nahe Verhältnisse wie möglich schaffen. »Schädlings-befall« ist oft ein Zeichen dafür, dass die betroffene Pflanze in einem schlechten Gesundheitszustand ist. Gesunde Nutz- und Zierpflanzen werden mit ihren »Schädlingen« meist gut fertig und selten so stark befal-len, dass sie ernsthaft Schaden erleiden. Verbessern Sie also die Lebensbedingungen Ihrer Pflanzen und erhö-hen Sie so deren Abwehrkräfte. Ist Ihr Garten dennoch über längere Zeit stark von »Schädlingen« betroffen

(etwa bei ungünstigem Wetter), sollten Sie zu biologi-schen Pflanzenschutzmitteln greifen.

Sieben Tipps für giftfreies Gärtnern▶ Wählen Sie standortgerechte, heimische und robuste

Pflanzensorten für Ihren Garten oder Balkon aus.▶ Um zu verhindern, dass der »Schädling« und Ihr

Grün in einem empfindlichen Pflanzenstadium auf-einandertreffen, können Sie vom empfohlenen Saat- und Pflanztermin (laut Samenpackung) abweichen.

▶ Flaches Säen und Pflanzen verkürzt die empfindliche Jugendentwicklung und stärkt die Pflanzen.

▶ Die Förderung der »Nützlinge« in einem naturnahen Garten mit Hecke, Wiese, Tümpel, Totholz, Steinhau-fen und Nisthilfen ist ökologischer Pflanzenschutz.

▶ Sollten Ihre Pflanzen dennoch befallen sein: Nicht aus der Ruhe bringen lassen! Leichter Befall geht in einem Naturgarten meist von selbst zurück.

▶ Das frühzeitige Absammeln von »Schädlingen« ver-hindert deren Vermehrung und beugt so größerem Schaden vor.

▶ Pflanzenjauchen, -tees und -brühen wirken rasch und ungiftig, vertreiben unliebsame Besucher und stärken die Abwehrkräfte ihrer Pflanzen.

▶ Durch feine Netze oder Vliese an Drahtbögen schüt-zen Sie Gemüsebeete vor unerwünschten Insekten. Schneckenzäune verhindern das Eindringen der hungrigen Weichtiere.

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Die AutorinNehle Hoffer ist beim BUND zu-ständig für Natur-schutzkommu- nikation.

Biologischer Pflanzenschutz

Gärtnern ohne ChemieEs knospt und sprießt, Wicken klettern, Glockenblumen blühen, das Gemüsebeet ver-spricht eine reiche Ernte. Und dann das: Blattläuse erobern das zarte Grün, Schnecken nagen am Salat. Was tun? Wehren Sie sich – doch bitte ohne die Chemiekeule!

Mehr zum ökolo-gischen Pflanzen-schutz, zu Pflanzen-jauchen und »Nützlingen« unter www.bund.net/ giftfreiergarten

Tipps für naturgemäßes Gärtnern finden Sie auf: www.bund-naturschutz.de > Themen > Landwirtschaft > Garten

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[2-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 9

Bei dieser Familienreise erleben Erwachsene und Kinder gemeinsam im Nationalpark Wattenmeer

die Nordseenatur. Am ersten Tag erkunden wir die autofreie Insel mit dem Fahrrad. In drei Stunden geht es vorbei an Strand und Dünen, Wattenmeer und Hafen, vorbei am Wasserturm und dem Bahnhof. Die Kinder sind angetan von der roten Inselbahn und den Pferdekutschen-Taxis. Am Folgetag waten wir ins Wattenmeer. Das ist der schlammige Teil des Meeres zwischen dem Festland und den vorgelagerten Inseln. Bei Niedrigwasser, also Ebbe, kann man hier herum-laufen. Ui, fühlt sich das komisch an, wenn die Füße in den nassen Schlick einsinken! Und da ist ein merkwür-diges Knistern. Machen das wirklich die Schlickkrebse? Der Wattführer erklärt uns: Nicht nur für heimische Vögel wie Möwe und Austernfischer ist das Watt das reinste Buffet, sondern für Zugvögel sogar eine lebens-notwendige »Tankstelle«. Der Knutt zum Beispiel, ein Marathonflieger, der jedes Jahr von Afrika bis nach Sibi-rien und wieder retour fliegt, stoppt jedes Mal einige Wochen im Wattenmeer. Dort frisst er sich an Herz-muscheln und Krebsen, Würmern und Schnecken so viel Fett an, dass er überhaupt weiterfliegen kann.

Mit Kescher und Becherlupe sind wir am nächsten Tag am Strand unterwegs und beobachten kleine Schwimmer und Krabbler. Tatsächlich, der Krebs läuft seitwärts! Und da ist eine glibberige Qualle! Heute be-schäftigen sich die Kinder einmal ohne Eltern mit der Frage: Wie empfinden wir Natur eigentlich? Mal finden

wir sie ja eklig oder beängstigend, dann wieder schön und beruhigend. Und die Kinder erfahren etwas darü-ber, wo der Müll landet, der ins Meer geworfen wird. Die Eltern lernen währenddessen bei einer Führung die Inselrosen kennen. Einen weiteren Tag widmen wir, mit dem Fernglas bewaffnet, den Seevögeln und pro-bieren mit einem Strohhalm aus, wie es sich für einen Vogel anfühlt, auf Futtersuche zu gehen.

Nach den vielen Stunden an der frischen salzigen Luft haben wir abends immer einen Riesenhunger. Wie gut, dass das vegan-vegetarische Essen in der Unter-kunft so lecker ist! Damit die Eltern und Kinder genug freie Zeit haben, um am Strand zu sein, dauert das Pro-gramm immer nur einen halben Tag. Die Badezeiten, die sich mit Ebbe und Flut verschieben, bleiben frei. Übrigens, keine Angst vor schlechtem Wetter! Der Wind treibt die Wolken über den flachen Inseln schneller weg als überm Festland. Und außerdem gibt es da noch das Schifffahrtsmuseum, das Erlebnisbad und die Teestu-ben, wo man sich bei Ostfriesentee und Kuchen zu einem »Klönschnack« niederlassen kann. Lucia Vogel  

Weitere Familienreisen■ 12. – 16. August 2015: Artenvielfalt am Ammersee erforschen – Mit der Familie im BUND-Naturschutz und Jugendzentrum Wartaweil■ 2. – 5. September 2015: Wildniscamp am Falkenstein – Pure Waldwildnis erleben

Reisetermin9. – 16. August 2015

Infos zu Reisepreis und Anmeldung bei BUND-Reisen, ReiseCenter am StresemannplatzStresemannplatz 10 90489 NürnbergTel. 09 11-5 88 88-20 Fax 09 11-5 88 88 22 www.bund-reisen.de

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Meer erlebenSandburgen bauen und den Wellen zusehen – die Familienreise auf die Nordseeinsel Langeoog bietet Urlaubsglück für Groß und Klein.

Familienreise an die Nordsee

Wind, Strand und Wellen Der Nordseewind jagt die Wolken über den blauen Himmel, trägt die Silbermöwen und wiegt die Halme des Strandhafers auf den weißen Dünen. Dann ist da das Meer mit seinem ewigen Kommen und Gehen. Wind und Meer sind die Seele der Nordsee, und wer beides liebt, der fühlt sich wohl auf Langeoog.

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V iel Prominenz war gekommen: Der damalige baye-rische Innenminister Bruno Merk, der Ingolstädter

Oberbürgermeister Peter Schnell, der Kelheimer Land-rat Faltermeier, Bürgermeister und Aktenträger. Doch Steininger schnitt, wie der »Altmühlbote« vom 17. Mai 1977 etwas irritiert berichtete, immer wieder das Thema an, dass »ein Ausbau der Oberen Donau unweigerlich zu einer Zerstörung oder Beeinträchtigung der Welten-burger Enge führen müsse«. Während Merk, Schnell und Faltermeier sich für die Schiffbarmachung begeis-terten, die einen Umgehungskanal von Eining über Abensberg bis Saal an der Donau vorsah, hielt Stei-ninger beherzt dagegen. Er entgegnete, »dass auch eine derartige, überaus kostspielige Umgehung für den Durchbruch keine Rettung wäre, da dadurch Stauun-gen erforderlich wären, die den Charakter des Donau-durchbruchs beeinträchtigten und zerstörten«.

Politprofis die Medienarbeit aus der Hand genommenStatt der erhofften Jubelmeldungen berichteten die Zeitungen über die Warnungen des BN, die Steininger unerschrocken und wortgewaltig zur Geltung gebracht hatte: »Kanalbauer strecken nun ihre Hände nach der Oberen Donau«, »Lastkähne auf der Oberen Donau?«, »Bund Naturschutz fürchtet Verlust des Donaudurch-bruchs«, »Galgenfrist für die Obere Donau?« und »Na-turschützer: Donau wird ein zweiter Rhein« lauteten die Schlagzeilen. Wohl selten wurde Politprofis die Me-dienarbeit derart aus der Hand genommen.

Dabei war es schon ein Husarenstück, wie Helmut Steininger auf das Schiff gekommen war. Denn eine

Einladung zur Mitfahrt hatte der BN natürlich nicht bekommen. Aber dem langjährigen BN-Vorsitzenden Hubert Weinzierl war eine Einladung zugespielt wor-den – wohl von seinen Brüdern, die damals in Ingol-stadt das Kieswerk Gebr. Weinzierl betrieben und Mit-glied des Lobbyverbands waren. Nachdem der junge Zivildienstleistende und heutige Landesgeschäftsfüh-rer Peter Rottner von der geplanten Werbetour erfah-ren hatte, wagte sich Steininger, furchtlos wie immer, in die Höhle des Löwen, um diese Pläne zu durchkreuzen.

Eine gute Woche später griff der damalige Welten-burger Abt Dr. Thomas Niggl das Thema in seiner Pre-digt auf. Wie die Regensburger »Woche« staunend be-richtete, rief er »die Gläubigen am Christihimmel-fahrtstag auf, für die Naturschönheiten zu beten. ›Was der Herr geschaffen hat, soll der Mensch nicht zerstö-ren‹, predigte Dr. Niggl.« Er weigerte sich auch strikt, Grundstücke des Klosters für den Bau eines Zement-werks zu verkaufen. Wie sich aus den Akten im Kloster erahnen lässt, wurde er deswegen wohl massiv unter Druck gesetzt.

Im August 1977 veranstaltete der BN seinerseits eine Pressefahrt auf der Donau, mit einer Pressekonferenz im Kloster Weltenburg. Das Ereignis fand gewaltige überregionale Medienresonanz. Vor allem Hubert Weinzierls Diktum, dass »auch der Wahnsinn Grenzen haben müsse«, fand Widerhall in allen Medien. Trotz-dem dauerte es noch bis 1983, bis der Bayerische Land-tag das endgültige Aus für die Ausbaupläne beschloss. Wer weiß, wie die Geschichte ohne Helmut Steiningers Husarenstück ausgegangen wäre: Vielleicht wäre die berühmte Weltenburger Enge dann ein modriges, vom Donaustrom abgeschnittenes Altwasser. Winfried Berner

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Zum NachlesenEine Dokumenta-tion der zweima-ligen Rettung der Weltenburger Enge kann auf der BN-Website herunter-geladen werden: www.bund-natur-schutz.de > Bund Naturschutz > Erfol-ge & Niederlagen

Was wäre, wenn …… der BN das Pro-jekt nicht verhin-dert hätte? Das Kloster Weltenburg läge heute wohl an einem modrigen Altwasser.

Große Momente der Verbandsgeschichte

Die Kaperung der Ulmer Schachtel

Das hatte sich der Lobbyverband »Obere Donau« anders vorgestellt: Mit einer Werbe-Schifffahrt auf einer sogenannten Ulmer Schachtel von Ingolstadt bis Regensburg woll-te er im Mai 1977 Politiker und Journalisten für eine Schiffbarmachung der oberen Donau von Ulm bis Kelheim einnehmen. Doch ein ungebetener Gast störte die hoffnungsvolle Stimmung: der junge Landesgeschäftsführer des BUND Naturschutz, Helmut Steininger.

Mai 1977

ZeitgeschichteIn der über 100-jährigen Geschichte des BUND Naturschutz gab es viele spannende, große Momente. In loser Reihe werfen wir für Sie einen Blick in die Chroniken – zum Auftakt im Gedenken an den 2014 verstorbenen Landesschatzmeister und langjährigen Landesgeschäftsführer des BN, Helmut Steininger.

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G rundlage der Netzentwicklungsplanung 2012 mit großen Hochspannungs-Gleichstrom-Übertra-

gungstrassen (HGÜ-Trassen) 2013 ist ein zentralisti-sches Energiekonzept Strom, mit Kohlestrom und Off-shore-Windenergie aus Nord- und Ostsee. Ein Konzept, das sich vor allem am großen Europäischen Stromhan-del orientiert. Der BUND Naturschutz fordert seit 2011 die Prüfung von Alternativen in einer Strategischen Umweltprüfung nach bestehenden EU-Richtlinien und unter Berücksichtigung der Dezentralen Energiewende mit den Schwerpunkten Stromsparen, Ausbau der Er-neuerbaren Energien Strom aus Wind und Sonne in Bayern, dezentrale Kraft-Wärme-Kopplung, Strom-ge-führt für die Versorgungssicherheit. Strom aus Wind und Sonne ist abhängig vom Wetter, Jahreszeit und Ta-geszeit. Flexible Gaskraftwerke können diese Lücken zielgerichtet füllen. Aber auch moderne Gaskraftwerke nutzen nur weniger als die Hälfte der Energie im Ener-gieträger Methan des Erdgases für Strom, mehr als die Hälfte wird als Wärme vernichtet. Diese Wärme müs-sen wir nutzen – für den Klimaschutz. Denn aus Methan entsteht beim Verbrennen das Treibhausgas Kohlen-dioxid. Strom aus Erdgas muss daher immer mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) entstehen. In Bayern geht das

außer in den Großstädten München und Nürnberg nur mit Blockheizkraftwerken. Erdgasverstromung also nur da, wo auch Wärmenutzer sind.

Stromsparen wird immer noch unterschätztDies waren die zentralen Forderungen des BN im Ener-giedialog: Stromsparen, dezentrale Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), Ausbau der Windenergie und weg mit der 10H-Abstandsregel, Ausbau von Fotovoltaik und KWK, weg mit der EEG-Umlage auf Eigenstrom-nutzung! Die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner stellt am Ende des Energiedialogs die unbeding-te Notwendigkeit der großen HGÜ-Stromtrassen infra-ge: Sie sieht »zwei minus x« Trassen. Aus Sicht des BN sind diese Stromtrassen nicht notwendig, wenn in Bay-ern engagiert die dezentrale Energiewende umgesetzt wird. Als positive Folge des Energiedialogs ist zu bewer-ten, dass Ministerin Ilse Aigner erstmals die Potenziale der Kraft-Wärme-Kopplung für die Versorgungssicher-heit mit Strom nennt, als Alternative zu großen Gas-kraftwerken ohne KWK. Negativ aufgefallen ist aber, dass die Möglichkeiten des Stromsparens weiterhin deutlich unterschätzt werden. Hier bleibt noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten.

Insgesamt sieht der BUND Naturschutz dennoch Chancen im Energiedialog: Er gab erstmals Raum für einen direkten Austausch zwischen BN und großen ge-sellschaftlichen Kräften wie kommunalen Verbänden, Gewerkschaften sowie Handwerk und Industrie. Er-freulich war, dass viele BIs gegen die HGÜ-Stromtras-sen den BN im Kampf für die dezentrale Energiewende unterstützten. Traurig hingegen: Klar und offen positi-onierten sich die BIs der Windenergiegegner als Geg-ner der Erneuerbaren Energien, als Leugner des Klima-wandels, oft auch als verkappte Befürworter der Atom-energie.Richard Mergner, Herbert Barthel

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NebulösWie die Zukunft der Erneuerbaren Energien in Bayern aussieht und wie viele Stromtrassen gebaut werden, ist nach wie vor unklar.

Die AutorenRichard Mergner ist der Landesbe-auftragte, Herbert Barthel der Ener-giereferent des BN.

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Chancen, aber keine konkreten Ergebnisse

Wie geht’s weiter nach dem Energiedialog?2013 hatte die Bayerische Staatsregierung dem Bau der großen Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung-(HGÜ)-Stromtrassen zugestimmt. Der Bürgerprotest 2014 zwang sie zum Gespräch, Staatsministerin Ilse Aigner organisierte im Winter 2014/2015 den Energiedialog Bayern. Was hat er gebracht?

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Seit 1972 das Buch »Grenzen des Wachstums« erschienen ist, findet eine oft kontroverse De-batte über die Zukunft unserer Industrie- und Konsumgesell-schaft statt. Wie können wir auch in Zukunft Waren produzieren und konsumieren, ohne unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu zerstören? Obwohl klar ist, dass es in einer endlichen Welt kein unendliches Wachstum geben kann, gilt Wirtschaftswachstum in der Politik nach wie vor als unantastbares Allheilmittel. Eine kritische Wachstumsdebatte, die unsere Art des Produzierens und Konsumierens hinterfragt, ist deshalb dringend notwendig. Sie ist deshalb notwendig, weil unse-re jetzige Art des Wirtschaftens immer größere soziale Ungleich-heit und Umweltzerstörungen von globalem Ausmaß zur Folge hat. Wir haben nachgefragt, wie ein Weg hin zu einer zukunfts-fähigen Ökonomie aussehen kann. Und wir geben Tipps, was jede und jeder Einzelne tun kann. (lf)

NachhaltigeWirtschaft Wiegeht das?

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Die Antworten auf die riesigen ökologischen Herausforderungen für ein zukunftsfähiges Wirtschaften sind untrennbar mit der Lösung der sozialen Frage verknüpft.BN-Landesbeauftragter Richard Mergner

NachhaltigeWirtschaft Wiegeht das?

Die Frage nach dem »rechten Maß« betrifft alle Menschen.Professor Reinhard Loske

Schiedsgerichte in TTIP oder CETA halte ich aus deutscher Sicht nicht für erforderlich.Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner

Einen Ansatz zur Umsetzung einer zukunftsfähigeren Handlungs- oder Wirtschaftsweise stellt die Belohnung erwünschter Verhaltensweisen dar.Professor Alois Heißenhuber

Es ist zu kurz gedacht, statt eines quantitativen Wachstums nur ein qualitatives Wachstum oder ein Nullwachstum zu fordern.BN-Vorsitzender Hubert Weiger

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Ökonomie im Wandel

Wirtschaften im Einklang von Mensch und NaturDas bisherige Wirtschaften der Industriege-sellschaft in einem profitorientierten, markt-wirtschaftlichen System hat uns an vielen Beispielen eindrücklich gezeigt, dass gesell-schaftlich gewolltes, unab lässiges und scheinbar unbegrenztes Wachstum letztlich zur Zerstörung unserer natürlichen Lebens-grundlagen führt. Nun endlich beginnt nach Jahrzehnten des Irrglaubens an die Segnungen des schrankenlosen Kapitalismus ein Nachdenken darüber.

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aus den Erkenntnissen der Ökologie als der Lehre vom »Wirtschaften« der Natur. Die grundsätzlich positive Belegung des Begriffs Wachstum hängt ja nicht zuletzt damit zusammen, dass Wachstum ein zentraler, mit dem Leben zusammenhängender Begriff ist, sowohl bezogen auf das Wachstum von Individuen im Laufe ihres Lebens als auch auf das Wachstum von Lebensge-meinschaften. Dabei unterscheidet sich allerdings das Wachstum junger Systeme von dem reifer Systeme durch erheblich größere Wachstumsraten der jungen Systeme, während ältere Systeme eine erheblich größe-re biologische Vielfalt aufweisen: Nur in den frühen Phasen der Ökosystementwicklung fließt ein großer Teil der verfügbaren Energien in neues Wachstum. Mit zunehmender Reifephase der Ökosysteme wird die Energie jedoch benötigt, um deren Strukturen zu erhal-ten, während für die Nettoproduktion zunehmend we-niger Energie zur Verfügung steht. Die Nahrungsketten werden komplexer, die Stoffkreisläufe geschlossener. Die Arten solcher Gesellschaften verfügen über diffe-renzierte Anpassungsstrategien an einzelne Teillebens-räume mit begrenzten Ressourcen, sie bevölkern spezi-alisierte Nischen und haben längere und komplexere Lebensabläufe. Eine stärkere Kooperation zwischen verschiedenen Arten gewinnt gegenüber dem bloßen Fortpflanzungspotential an Bedeutung, wenn das Öko-system reift.

Lebensqualität erhöhen ohne MehrkonsumAus diesen Zusammenhängen in der Entwicklung na-türlicher Systeme können wertvolle Erkenntnisse für das Wirtschaften der Menschen gezogen werden: In reifen Systemen dominiert nicht das Prinzip der Kon-kurrenz, sondern das der Symbiose, also der Zusam-menarbeit zum gegenseitigen Nutzen.

Materiell weitgehend gesättigte Volkswirtschaften müssen quantitatives Wachstum durch eine eher im-materielle, vernetzte und informationsbasierte Ent-wicklung ersetzen, welche die Lebensqualität ohne Mehrkonsum erhöht.

Die Etablierung einer Kreislaufwirtschaft – soweit physikalisch möglich – ist dabei von zentraler Bedeu-tung.

»Reife« Industriegesellschaften können und dürfen deshalb nicht mehr auf materielle Zuwächse setzen.

Eine kritische Wachstumsdebatte muss grundsätz-lich unsere bisherige Art des Produzierens und Konsu-mierens hinterfragen. Vor allem aber muss sie anerken-nen, dass unser Industriegesellschaftsmodell nicht zum weltweiten Maßstab werden kann und darf.

Die Natur zeigt uns, dass es kein unendliches Wachs-tum gibt, sondern nur dynamische Gleichgewichtssys-teme, in denen neues Leben immer auch mit dem Tod verknüpft ist. Vor diesem Hintergrund und in dem Wis-sen, dass Umweltbelastungen untrennbar mit der Zahl und den Ansprüchen der Menschen verknüpft sind, gilt es, diese neue Wachstumsdebatte zu führen, damit wir zu Lösungen kommen, die tatsächlich dem Gebot des nachhaltigen Wirtschaftens gerecht werden. Hubert Weiger

Die meisten derzeit diskutierten Vorschläge für ein neues Wirtschaften in Deutschland und anderswo

setzen auf die ökologische Modernisierung, hin zu einer »ökologischen Marktwirtschaft« (Green Econo-my). Dabei stehen technische Lösungen im Vorder-grund, auch, um durch eine zielgerichtete Förderung von Innovationen im internationalen Wettbewerb wirt-schaftlich die Oberhand zu behalten. Nicht zuletzt soll dadurch auch der hierzulande erreichte Wohlstand ge-sichert werden. Es stellt sich allerdings die Frage, ob dies dem Ziel oder der »Weltformel« einer dringend notwendigen »Nachhaltigen Entwicklung« (UNCED-Gipfel in Rio de Janeiro, 1992) entsprechen kann. Der BUND Naturschutz ist der Auffassung, dass die bishe-rigen Strategien allein nicht ausreichend sind: Die na-türlichen Lebensgrundlagen wie Biodiversität, Klima, gesunde Nahrungs- und Futtermittel oder sauberes Wasser sind durch die Wachstumsgesellschaft bereits heute – zum Teil schon unwiederbringlich – zerstört oder von Zerstörung bedroht. Die relativ klaren Gren-zen bezüglich der Belastbarkeit, Pufferkapazität und dauerhaften Nutzbarkeit der natürlichen Lebens-grundlagen werden in Wachstumsgesellschaften nicht oder kaum beachtet.

Kluft zwischen Arm und Reich immer größerDeshalb ist es überfällig, dass wir als BN die Tabuisie-rung der Folgen der bisherigen Wachstumsfixiertheit durchbrechen und die beginnende Wachstumsdebatte mit anstoßen. Anknüpfen können wir dabei an die Wachstumsdebatte der 70er-Jahre, die unter anderem mit dem Buch »Grenzen des Wachstums« des BN- Naturschutzpreisträgers Dennis Meadows und ande-ren begonnen wurde. Im Übrigen sind viele der damals massiv öffentlich kritisierten Prognosen des Buches in-zwischen leider Realität geworden. So hat sich generell die Kluft zwischen Arm und Reich vergrößert, und die Natur ist weltweit in den vergangenen 40 Jahren stärker geschädigt worden als in den 500 Jahren zuvor.

Ein Ergebnis einer ungebremsten Wachstumspolitik ist zum Beispiel ein hoher Flächenverbrauch: Bayern ist mit dem täglichen Verlust von 18,1 Hektar einer der Spitzenreiter unter den Bundesländern, wobei sich der Flächenverbrauch von der Bevölkerungsentwicklung abgekoppelt hat und viel schneller ansteigt als die Be-völkerung.

In der neu zu führenden Wachstumsdebatte müssen wir allerdings auch aus den Fehlern früherer Diskussio-nen lernen. So ist es zu kurz gedacht, statt eines quanti-tativen Wachstums nur ein qualitatives Wachstum oder ein Nullwachstum zu fordern. Lernen sollten wir auch

BUND-Position »Wachstum«:www.bund.net/the-men_und_projekte/nachhaltigkeit/ wirtschaft/

Meadows, D. H., Meadows, Denis L., Randers, Jorgen, Behrens, William W. (1972). The Limits to Growth. A Report to the Club of Rome. New York, Universe Books; in deutscher Übersetzung: Die Grenzen des Wachs-tums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Mensch-heit (1973), nur noch antiquarisch erhält-lich

Ökonomie im Wandel

Wirtschaften im Einklang von Mensch und NaturDer AutorHubert Weiger ist Landesvorsitzender des BUND Natur-schutz.

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N+U: Der Weg zu einer Wirtschaft, die sich vom Wachstumszwang abwendet, erscheint sehr weit. Wie können konkrete erste Schritte in diese Richtung aussehen?Reinhard Loske: Drei Schritte scheinen mir besonders wichtig. Erstens, wir brauchen eine neue Wohlstands-kommunikation und neue Wohlstandsindikatoren, denn das Bruttoinlandsprodukt, auf dessen Wachstum wir so stark fixiert sind, misst vieles falsch, etwa die Be-hebung von Schäden aller Art, die eigentlich mit einem negativen Vorzeichen in die Sozialproduktsermittlung eingehen müssten, vieles gar nicht, etwa die Eigen-arbeit, die Familienarbeit, die Nachbarschaftshilfe, das soziale Engagement oder das kulturelle Schaffen, und manches kann es auch gar nicht messen, etwa die Qua-lität des Naturhaushalts. Zweitens sollten wir als Ge-sellschaft versuchen, zu einer neuen Balance zwischen Fremdversorgung und Eigenversorgung zu kommen, zwischen Selbermachen und nicht-kommerzieller Ko-operation auf der einen Seite und Gelderwerb und Konsum auf der anderen Seite. Wer mehr selbst oder mit anderen gemeinsam macht, muss auch weniger auf dem Markt zukaufen. Auch die Gewerkschaften kön-nen dazu beitragen, dass es in der Gesellschaft zu einem neuen Gleichgewicht von Erwerbszeiten und Eigen zeiten kommt, indem sie die lange Zeit verdräng-te Diskussion über Arbeitszeitverkürzung für alle wie-der aufnehmen. Drittens, wir sollten versuchen, die all-gegenwärtigen Kommerzialisierungstendenzen im öf-fentlichen Leben zurückzudrängen. Werbung im Um-feld von Kindersendungen im Fernsehen gehört ver-boten, die aufdringliche Aktienberichterstattung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen sollte entweder ein-gestellt oder auf das Niveau der Lottozahlen-Vermel-dung zurückgeschraubt werden. Wenn sechs Prozent der Bevölkerung Aktien besitzen, warum müssen dann 100 Prozent der Fernsehzuschauer vor und in den Nachrichten mit allabendlichen Berichten über die DAX-Entwicklung belästigt werden?

N+U: Noch ist die wachstumskritische Bewegung eine kleine Avantgarde. Wie können Gesellschaft und Politik überzeugt werden?Reinhard Loske: Ich glaube nicht, dass Wachstums-skepsis nur die Attitüde einer kleinen »Avantgarde« ist. Das sollte sie auch nicht sein. Die Frage nach dem »rechten Maß« betrifft alle Menschen. Politik muss ein Resonanzraum für diese Fragen sein. Dazu muss sie

Der Weg zu einer Wirtschaft ohne Wachstum

Die Frage nach dem rechten Maß

Wie kann eine Wirtschaft aussehen, die sich von den Zwängen des »höher, schneller, weiter« befreit hat? Und wie können Politik und Gesellschaft die Rahmen bedingungen dafür schaffen? Natur+Umwelt sprach darüber mit Reinhard Loske, Professor für Poli-tik, Nachhaltigkeit und Transforma tionsdynamik.

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N+U: Warum stehen die Forderung nach besserem Schutz unserer Lebensgrundlagen und die Forderung nach mehr sozialer Gerechtigkeit in engem Zusam-menhang?Reinhard Loske: Das ist nun wirklich eine Riesenfrage. Lassen sie es mich so sagen: Die Ökologiebewegung hat sich bislang zu Recht mit drei Dimensionen der Ge-rechtigkeitsfrage beschäftigt: Gerechtigkeit gegenüber zukünftigen Menschheitsgenerationen, Gerechtigkeit gegenüber Menschen in ärmeren Teilen der Welt (Kli-magerechtigkeit), Gerechtigkeit gegenüber der Natur und der nicht-menschlichen Kreatur. Sie wird sich in Zukunft wohl auch stärker mit aktuellen Gerechtig-keitsfragen in unserer eigenen und heutigen Gesell-schaft befassen müssen: Was heißt aus Nachhaltigkeits-perspektive Zugangsgerechtigkeit, Teilhabegerechtig-keit, Verteilungsgerechtigkeit? Dass es auf diese Fragen einfache Antworten gibt, sollte man aber realistischer-weise nicht annehmen.Interview: Luise Frank

erst einmal Abschied von der fragwürdigen Vorstellung nehmen, dass – wie Bundeskanzlerin Merkel sagt – »ohne Wachstum alles nichts« ist.

N+U: Die Vorstellung von einer Wirtschaft ohne Wachstum löst bei vielen Menschen Ängste aus: vor staatlicher Überregulierung, vor dem Wegbrechen ganzer Industriezweige, vor hoher Arbeitslosigkeit. Ist der Übergang zur Postwachstumsökonomie zwangsläufig mit solchen Problemen verbunden?Reinhard Loske: In einer nachhaltigen Wirtschaft wer-den Ressourcen und Energie effizienter genutzt, die nicht erneuerbaren Energie- und Ressourcenquellen werden – allerdings auf reduziertem Mengenniveau – durch erneuerbare ersetzt, Produkte werden langlebi-ger und gemeinschaftlich genutzt, Abfälle entfallen ganz oder werden in Stoffkreisläufe zurückgeführt. An die Stelle von entfremdeten Strukturen – großen Produ-zenten hier und Massen von anonymen Verbrauchern dort – treten zunehmend »Prosumentennetzwerke«, in denen Kooperation statt Konkurrenz gepflegt wird. An die Stelle von globalisierten und transportintensiven Produktionsketten treten zunehmend regionalisierte. Wenn man all das intelligent anstellt, führt das eher zu einer besseren Vitalität und Resilienz von Ökonomie und Gesellschaft.

N+U: Wie können Unternehmen ganz konkret in einer Wirtschaft ohne Wachstum funktionieren?Reinhard Loske: Es gibt zunehmend wachstumsneut-rale Privatunternehmen, die so gut sind, dass sie es sich leisten können, nicht wachsen zu müssen. Aber sie sind noch die Ausnahme. Grundsätzlich ist der Wachstums-druck bei Kapitalgesellschaften am höchsten, vor allem bei Aktiengesellschaften. Bei Personengesellschaften, also vor allem bei mittelständischen Familienbetrie-ben, ist er im Regelfall niedriger, weil es bei den Anteils-eignern im Regelfall eine höhere Identifikation mit dem Unternehmen gibt. Bei Genossenschaften, Stiftungs-unternehmen oder Sozialbetrieben steht der Zweck im Mittelpunkt, nicht so sehr das Wachstumsziel. Das gilt auch für kommunale Unternehmen, die der Öffentli-chen Daseinsvorsorge zu dienen haben und nicht einem abstrakten Wachstumsziel. Politisch folgt daraus meines Erachtens, dass Mittelstand, Familienbetriebe, Genossenschaften, Stiftungsunternehmen, Sozialbe-triebe und kommunale Unternehmen stärker gefördert werden als Kapitalgesellschaften.

Zur PersonReinhard Loske, Jahrgang 1959, ist Professor für Politik, Nachhaltigkeit und Transformationsdynamik an der Universität Witten/Herdecke. Klimapolitik ist der große Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Tätig-keit. Er war für mehrere Forschungsprojekte im Aus-land, unter anderem in den USA, in Brasilien, China und Afrika. Von 1998 bis 2007 war er Bundestags-abgeordneter der Grünen. Reinhard Loske ist Autor zahlreicher Publikationen, unter anderem »Wie weiter mit der Wachstumsfrage?«, »Abschied vom Wachs-tumszwang«. Er war auch an der Erstellung der Studie »Zukunftsfähiges Deutschland« von BUND und Misereor beteiligt.Mehr Infos auf www.loske.de

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Die erschütternden Bilder gingen um die Welt: Im April 2013 stürzte das Rana-Plaza-Einkaufszentrum

in Bangladesh ein, in dem sich mehrere Textilfabriken befanden. Über 1100 Menschen starben, rund 2000 wurden verletzt. Abnehmer dieser Fabriken waren große Modeketten aus Europa und Nordamerika. Unter dem Eindruck dieser Bilder entstand eine breite Debat-te über die ethische Frage, warum in Billiglohnländern Näherinnen für Löhne im Cent-Bereich und oft zu aus-beuterischen Bedingungen unsere Kleidung fertigen.

Die heutige Funktionsweise der Textilindustrie ist das Ergebnis eines langen Prozesses, bei dem ein Wort ganz oben auf der Prioritätenliste stand: »billiger«. Eu-ropa hat eine lange Tradition der Textilienherstellung. Auch in Bayern gab es Textilindustrie, von der aber kaum etwas übriggeblieben ist. Schon in den 1960er-Jahren begann die Verlagerung der Produktion in Billig-lohnländer. Geringe Transportkosten und die Liberali-sierung des internationalen Handels taten ein Übriges. Der deutsche Entwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU) startete 2014 ein »Textilbündnis«. Ziel war es, möglichst viele große Textilienhersteller dazu zu bewe-gen, dass sie sich zur Einhaltung von Mindeststandards auch bei ihren Zulieferern verpflichten. Doch die Bran-

che ließ Müller abblitzen: Begrüßenswert, aber nicht machbar, so der Tenor.

Hinzu kommt: Die Produktion von Bekleidung ist ressourcen- und energieintensiv. Würde man diese Faktoren mit einpreisen, wie es viele Vordenker einer nachhaltigen Wirtschaft fordern, wäre ganz schnell Schluss mit T-Shirts für 4,99 Euro. Vor allem die Baum-wolle für Bekleidung ist im Anbau sehr wasserintensiv. Allein der Anbau der Menge, die für ein T-Shirt benötigt wird, verschlingt durchschnittlich 2700 Liter Wasser. Damit ist das T-Shirt aber noch längst nicht fertig pro-duziert. Es wird Wasser zur Reinigung der Baumwolle und der aus ihr entstehenden Stoffe, zur Fertigung der Farben für die Baumwolle und so weiter gebraucht. So kann der Verbrauch bis auf 15 000 Liter ansteigen (Quelle: WDR). Zudem wird in den riesigen Baumwoll-Monokulturen eine unfassbare Menge an Schädlings-bekämpfungsmitteln versprüht: Rund 25 Prozent des weltweiten Insektizidmarktes und circa zehn Prozent des Pestizidmarktes entfallen auf den Baumwollanbau (Quelle: Umweltbundesamt).

Was also tun? Es bleiben zwei Möglichkeiten: Zum einen muss Druck auf die Verantwortlichen in der Poli-tik ausgeübt werden. Nur verbindliche gesetzliche Rah-menbedingungen führen zu Veränderungen. Die deut-sche Textilbranche hat (bis auf wenige rühmliche Aus-nahmen) mit ihrem Nein zum Textilbündnis gezeigt, was passiert, solange die Politik auf Freiwilligkeit setzt: nichts. Zum anderen gilt auch hier: Die Kunden ent-scheiden an der echten und der virtuellen Laden theke. Wer neue Kleidung kauft, sollte Hersteller bevorzugen, die sich zur Einhaltung gewisser Mindeststandards ver-pflichtet haben (nachzulesen unter www.textilbuend-nis.com). Luise Frank

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Schöne bunte Kleiderwelt?Zahllose Textilien zu günstigen Prei-sen stapeln sich in den Läden – doch Näherinnen in Bil-liglohnländern und die Umwelt zahlen einen hohen Preis für unsere Konsum-gewohnheiten.

Textilbranche im Fokus

Der wahre PreisEigentlich absurd: Für viele Produkte, die wir ganz alltäglich konsumieren, werden Menschen ausgebeutet und die Umwelt zerstört. Wie konnte es so weit kommen? Und gibt es Möglichkeiten, auch wieder gegenzusteuern? Ein Einblick am Beispiel einer Branche, die in jüngster Zeit oft in den Schlagzeilen war: die Textilbranche.

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N+U: Ist eine wachstumsorientierte Wirtschaft für Sie das Modell der Zukunft oder sehen Sie für Bayern Grenzen des Wachstums?Ilse Aigner: Wachstum ist kein Selbstzweck, sondern die Basis für Vollbeschäftigung, soziale Sicherheit und geringe Armut in unserem Land. Bayern steht für ein nachhaltiges Wachstum, das auch künftigen Genera-tionen finanzielle Spielräume und Gestaltungsmög-lichkeiten eröffnet. Wir wollen langfristig eine hohe Lebensqualität und eine intakte Umwelt im Freistaat sichern. Dieses Ziel verfolgt auch die bayerische Nach-haltigkeitsstrategie. Eine Herausforderung für zukünfti-ges Wachstum liegt in der demografischen Entwick-lung: Weniger Menschen im arbeitsfähigen Alter kön-nen die Wachstumsdynamik bremsen. Deswegen ist es umso wichtiger, die Innovationskraft der bayerischen Wirtschaft zu fördern.

N+U: Welche Möglichkeiten hat das bayerische Wirtschaftsministerium, dafür zu sorgen, dass umweltfreundlich wirtschaftende Betriebe sich am Markt besser behaupten können?Ilse Aigner: Welche Produkte sich durchsetzen, ent-scheidet der Markt. Dabei können besonders umwelt-freundlich agierende Unternehmen durch verantwor-tungsbewusste Konsumenten auch bevorzugt behan-delt werden. Auch der Staat hat hier eine Vorbildfunk-tion. Daher setzt die Staatsregierung mit den »Richtlini-en über die Berücksichtigung von Umweltgesichts-punkten bei der Vergabe öffentlicher Aufträge« allge-meine Anreize für nachhaltiges Wirtschaften in ihrem Bereich.

N+U: Internationale Großkonzerne wie Amazon haben gegenüber dem inhabergeführten bayerischen Einzelhandel Steuervorteile. Wie wollen Sie dies verändern?Ilse Aigner: Im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD haben wir vereinbart, gegen grenzüberschreitende Gewinnverlagerungen international operierender Un-ternehmen entschlossen vorzugehen. Unternehmen, die die Vorteile eines Wirtschaftsstandortes nutzen, sollen auch einen angemessenen Finanzierungsbeitrag leisten. Ein weiterer Anspruch ist, faire Wettbewerbs-bedingungen in einer globalisierten Wirtschaft zu schaffen. Hierzu gehört etwa, dass Einkünfte nicht gänzlich unbesteuert bleiben dürfen.

N+U: Gegen geheim verhandelte Handelsabkommen wie TTIP oder CETA hegen Millionen Bürger beidseits des Atlantiks große Bedenken. Wie stehen Sie zu den darin vorgesehenen privaten Schiedsgerichten, mit denen Investoren Staaten verklagen können?Ilse Aigner: Viele Ängste, Sorgen und Kritik in der Be-völkerung wären wohl gar nicht erst aufgekommen, wenn wir von Anfang an mehr Transparenz bei den Verhandlungen gehabt hätten. Die EU hat mittlerweile eine Transparenz-Initiative bei TTIP gestartet, die kon-sequent weiterverfolgt werden muss.

Schiedsgerichte in TTIP oder CETA halte ich aus deutscher Sicht nicht für erforderlich, da auf beiden Seiten des Atlantiks für Investoren über den Rechtsweg zu den nationalen Gerichten hinreichender Rechts-schutz besteht. Sollte aber eine Investitionsschutzver-einbarung aus übergeordneten Gründen unabweisbar sein, so ist nur ein modernes und ambitioniertes Inves-titionsschutzabkommen akzeptabel, etwa mit einem Schiedsgericht, das öffentlich tagt, mit deutlich abge-grenzten Entscheidungsspielräumen und klaren Re-geln für die Auswahl der Schiedsrichter. Grundsätzlich ist klar: Die Handlungsspielräume der EU sowie der Parlamente und Regierungen der Mitgliedstaaten und ihrer Regionen dürfen nicht eingeschränkt werden. Es ist zu begrüßen, dass Kommissarin Malmström sich hier engagiert.

Am Ende stimmen die nationalen Parlamente über alles ab, es wird also nichts beschlossen ohne unsere Zustimmung. Hier ziehen wir in Bayern, ebenso wie die Bundesregierung und die EU-Kommission, eine klare Linie. Interview: Richard Mergner, Luise Frank

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Wie kann Bayerns Wirtschaft nachhaltig werden?

… und die Politik?Wie kann die Politik Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Wirtschaft gestalten und was tut die Bayerische Staatsregierung dafür? Natur+Umwelt sprach darüber mit Bayerns Umweltministerin Ilse Aigner.

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Wie können Strategien zur Erreichung einer nach-haltigeren Wirtschafts- und Lebensweise ausse-

hen? Professor Alois Heißenhuber und Dr. Christine Krämer sehen sieben Bereiche, in denen man ansetzen kann.

▶ Einhaltung bestehender GesetzeDie Einhaltung der Gesetze stellt die Grundlage des ge-sellschaftlichen Zusammenlebens dar. Ein Akteur, der die Regeln einhält, hat gegenüber dem, der sich nicht an die Regeln hält, zumindest solange einen Nachteil, bis die Nicht-Einhaltung entdeckt und bestraft wird. ▶ Fortschreibung der gesetzlichen VorgabenDie Fortschreibung des gesetzlichen Niveaus erfolgt in einem Abwägungsprozess zwischen den unterschiedli-chen Nachhaltigkeitszielen und den Akteuren. Durch

re Nachhaltigkeitsstandards in der Einführungsphase zu fördern. Im späteren Verlauf kommt dann das Verur-sacherprinzip zur Anwendung und der höhere Stan-dard wird allgemeinverbindlich eingeführt.▶ Forschung im Sinne der NachhaltigkeitszieleDie Forschung im Sinne der Nachhaltigkeitsziele leistet einen wichtigen Beitrag, Zielkonflikte abzubauen und neue Chancen zu eröffnen. Die reine Vermittlung von Erkenntnissen reicht dabei nicht aus, um die erwünsch-te Akzeptanz zu erreichen, vielmehr sind neue Ansätze der Kommunikation zu nutzen. ▶ Kennzeichnung bestimmter Erzeugnisse (Labelling)Die von Teilen der Gesellschaft geforderten höheren Standards könnten ohne Einflussnahme des Gesetz-gebers realisiert werden, wenn die Bürger in ihrer Funktion als Käufer höhere Preise bezahlen. Das setzt aber voraus, dass der Käufer die Unterschiede be-stimmter Produkt- und Prozesseigenschaften durch entsprechende Kennzeichnung auch erkennt.▶ Ausbildung, Information, Beratung und KommunikationKonsumenten und Unternehmer können nur dann eine nachhaltigere Handlungs- und Wirtschaftsweise betreiben, wenn entsprechende Informationen »zum Gehen in die richtige Richtung« vorliegen. ▶ Persönliche und unternehmerische EigenverantwortungIn zunehmendem Maße setzen sich Personen und Un-ternehmen eigene Nachhaltigkeitsziele, um so der Cor-porate Social Responsibility gerecht zu werden und das Image des Unternehmens zu verbessern. Diese können darin bestehen, dass sie gegenüber der jeweils gegebe-nen Ausgangssituation eine Verbesserung anstreben oder im Falle gesetzlicher Vorgaben diese übertreffen.Alois Heißenhuber und Christine Krämer

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Die AutorenAlois Heißenhuber ist Professor em. am Lehrstuhl für Produktions- und Ressourcenökono-mie der Techni-schen Universität München-Weihen-stephan. Dr. Chris-tine Krämer ist selbstständige Wissenschaftlerin mit eigenem Pro-jektbüro.

Gastbeitrag

Der Weg zur Ökonomie der Zukunft

Die Notwendigkeit, nachhaltiger zu wirtschaften, ist vielfach anerkannt – doch warum werden die Ziele so langsam umgesetzt? Manche sagen: »Nachhaltige Produkte sind mir zu teuer«, andere: »Ich allein kann ohnehin nichts ausrichten«. Menschen, die jetzt schon eine möglichst nachhaltige Wirtschafts- und Lebensweise prak-tizieren, sind eine kleine Minderheit. Ihnen gegenüber steht eine nicht unerhebliche Zahl zum Beispiel von Klimawandelleugnern, für die kein Handlungsbedarf besteht.

gesetzliche Vorgaben werden Akteure veranlasst, einen entsprechenden Grad an Nachhaltigkeit einzuhalten. Es wird also der Marktmechanismus genutzt, eine nachhaltigere Wirtschafts- und Handlungsweise um-zusetzen. ▶ Anreize für erwünschte HandlungsweisenEin weiterer Ansatz zur Umsetzung einer zukunftsfähi-geren Handlungs- oder Wirtschaftsweise stellt die Be-lohnung erwünschter Verhaltensweisen dar. Eine häu-fig anzutreffende Vorgehensweise besteht darin, höhe-

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[2-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 21

W ie kann die sozial-ökologische Transformation der Industriegesellschaft gelingen? Wie kann der

Umbau einer oft noch auf Energie- und Ressourcen-raubbau basierenden Wirtschaft auch in Bayern gelin-gen? Gefährden diese Ziele nicht Arbeitsplätze? Gelingt es trotzdem, neue Allianzen für das Gemeinwohl zu knüpfen, wenn es um den Abbau umweltschädlicher Subventionen, die Energiewende oder eine Mobilitäts-wende mit erheblich weniger Produktion an Kraftfahr-zeugen geht? Schlüsselbegriffe der sozialen Bewegung wie Solidarität, Gerechtigkeit und Teilhabe müssen dazu von den Naturschutzverbänden und der ökolo-gischen Bewegung aufgenommen werden. Hier ist der Dialog mit den Gewerkschaften entscheidend. Der Landesvorstand des BUND Naturschutz hat diesen Dialog in den vergangenen beiden Jahren vor allem mit der Industriegewerkschaft Metall in Bayern, aber auch dem Deutschen Gewerkschaftsbund Bayern deutlich intensiviert.

Gemeinsam für Atomausstieg und Energiewende Als die bayerische Staatsregierung und die CSU/CDU/FDP-Koalition auf Bundesebene vor vier Jahren den Atomausstieg kippte und eine Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke beschloss, kämpfte die IG Metall in Bayern von Anfang an gemeinsam mit dem BUND Na-turschutz gegen diesen »roll back«. Nach der Atomka-tastrophe von Fukushima wurde der gemeinsame Ein-satz für eine konsequente Energiewende intensiviert. »Mit Blick auf den Freistaat treibt uns die Sorge um, dass die bisher nur unzureichend umgesetzte Energie-wende sowie die nicht ausreichenden politischen Rah-menbedingungen Arbeitsplätze gefährden«, schrieben IG Metall-Bezirksleiter Jürgen Wechsler und Landes-vorsitzender Hubert Weiger in einem gemeinsamen Brandbrief an Ministerpräsident Horst Seehofer. Ge-meinsame Forderungen von IG Metall, DGB und BUND Naturschutz im Energiedialog der Staatsregierung waren: ein klares Bekenntnis zu Energieeinsparungen, zur Steigerung der dezentralen Kraft-Wärme-Kopplung und dem weiteren naturverträglichen Ausbau von So-laranlagen und Windkraftwerken ohne eine 10-H-Ab-

standsregelung. Unterschiedlich wird dagegen die Not-wendigkeit neuer Stromautobahnen durch Bayern be-wertet. Bei den geplanten Freihandelsabkommen TTIP und CETA vertritt diese Allianz kritische Positionen und setzt sich für die Bewahrung von Gesundheits-, So-zial-, Umwelt- und Verbraucherschutzstandards ein.

Leuchtturmprojekt für sozialökologische Industriepolitik Ein konkretes Arbeitsfeld mit der IG Metall auf Landes- und Bezirksebene ist auch der »Leuchtturm« Schwein-furt-Main-Rhön. Dort sollen am Beispiel einer Region erste Erfahrungen mit einer sozialökologischen Indus-triepolitik gesammelt werden. Bei gemeinsamen Ver-anstaltungen von Betriebsräten und BN-Aktiven entwi-ckeln die Teilnehmer konkrete Projekte für zukunfts-fähige Energieerzeugung und Energiespartechnik oder neue Produkte für eine umweltverträglichere Mobilität mit weniger Autoverkehr. Richard Mergner

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Seite an SeiteGemeinsam auf große Herausforderungen reagieren wollen BN und IG Metall Bayern (vo. li.): IG Metall-Bezirksleiter Jürgen Wechsler, BN-Landesbeauftragter Richard Mergner, Matthias Jena, DGB-Vorsitzender Bayern und BN-Vorsitzen-der Hubert Weiger.

Der AutorRichard Mergner ist der Landesbe-auftragte des BUND Naturschutz.

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Gewerkschaften und BUND Naturschutz in engem Austausch

Gute Arbeit, gute Umwelt?

In vielen Bereichen eines wachstumsgetriebenen, kapi-talistischen Wirtschaftssys-tems geraten die Interessen von Arbeitnehmern an fair bezahlter und guter Arbeit in Konflikt mit den Bedürfnissen aller Menschen an einer le-benswerten Natur und Um-welt. Die Antworten auf die riesigen ökologischen Heraus-forderungen für ein zukunfts-fähiges Wirtschaften ohne Naturzerstörung sind daher untrennbar mit der Lösung der sozialen Frage verknüpft.

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22 Natur + Umwelt BN-Magazin [2-15]

GeldanlageÜber die Praktiken des Finanzsektors ist seit der Wirt-schaftskrise 2008 viel geschrieben und diskutiert wor-den. Der Politik ist es bis heute nicht gelungen, sinn-volle gesetzliche Regulierungen umzusetzen. Aber wer Geld anlegen möchte, sollte die Möglichkeit nutzen, entfesselten Spekulationen und verantwortungslosen Zockereien sein Kapital zu entziehen.• Überlegen Sie zunächst, wozu Ihr Geld beitragen

oder nicht beitragen soll.• Sprechen Sie mit dem Berater Ihrer Hausbank und

haken Sie nach: Wenn ich in Fonds xy investiere, wohin fließt dann mein Geld? Sind zum Beispiel die Bereiche Rüstung, Atomkraft, Gentechnik oder Spekulationen auf Grundnahrungsmittel ausge-schlossen? Im Zweifelsfall wechseln Sie zu einer sozial-ökologisch orientierten Bank. → BUND-Ratgeber »Bank wechseln«: www.bund.net/besser-leben

• Legen Sie bei Fonds Wert darauf, dass dieser von einem unabhängigen Beirat kontrolliert wird.

• Wie bei allen Geldanlagen gilt auch hier: Je höher die Rendite, desto höher das Risiko. Misstrauen ist angebracht bei hohen Renditeversprechen!

• Schauen Sie auch bei als nachhaltig angepriese-nen Anlageempfehlun-gen genau hin: Werden bei einem Wiederauf-forstungsprojekt in Asien Schädlingsbe-kämpfungsmittel einge-setzt? Verbirgt sich hin-ter den Investitionen in Erneuerbare Energien die Finan zierung von riesigen Staudämmen?

• Fragen Sie nach: Gibt es eine Wertsicherung für die Anlage und wenn ja, welche?

KreislaufwirtschaftDie Vordenker einer Postwachstumsökonomie sind sich einig: Wir müssen viel mehr als bisher in Kreisläu-fen denken. Recycling und Upcycling sind die neuen Schlagwörter. Hier bieten sich viele Möglichkeiten:• Bevorzugen Sie Produkte aus Recycling-Material,

z. B. Hefte und Toilettenpapier aus Recyclingpapier.• Bevorzugen Sie Mehrwegverpackungen, zum Bei-

spiel bei Getränkeflaschen.• Unterstützen Sie regionale Kreisläufe, zum Beispiel

durch den Einkauf auf dem Wochenmarkt oder im Hofladen oder mit einer regional ausgerichteten Biokiste.

• Unterstützen Sie regionale Währungen, von denen es in Bayern bereits einige gibt. Und wenn es in Ihrer Region noch keine gibt: Vielleicht können Sie einige interessiert eLeute dafür begeistern und sich für die Einführung engagieren?

• Entscheiden Sie sich beim Einkauf für langlebige Waren, das vermeidet Ressourcenverbrauch und Müll.

• Wenn doch mal was kaputtgeht: In vielen Städten gibt es mittlerweile Repaircafés.

• Werfen Sie aussortierte Sachen nicht auf den Müll, sondern geben Sie sie an ein Gebrauchtwarenhaus oder verkaufen Sie sie auf dem Flohmarkt.Ill

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Allmählich kommt sie in Gang: eine gesellschaftliche Debatte darüber, wie wir leben und arbeiten können, ohne unsere Lebensgrundlagen zu zerstören. Doch wer erkannt hat, wie drängend die Probleme sind und wie groß die Herausforderungen, vor denen wir stehen, möchte selbst etwas tun – am besten sofort. Wir zeigen einige Möglichkeiten auf, aktiv zu werden.

Praktische Tipps

Wie wir alle mit anpacken können

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[2-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 23

Fairer Handel statt Freihandel für KonzerneDie geplanten Freihandelsabkommen TTIP, CETA und TISA sind in aller Munde. Erst im April hat ein europa-weiter Aktionstag dagegen stattgefunden. Diese Ab-kommen sind darauf ausgelegt, kurzfristiges Profitstre-ben in Konzernen zu Lasten von Mensch und Natur weiter anzuheizen. Die vorgesehenen Schiedsgerichte würden eine Paralleljustiz vorbei an jeder demokrati-schen Teilhabe schaffen.• Schon über 1,7 Millionen Menschen haben die

selbst organisierte europäische Bürgerinitiative gegen TTIP und CETA bereits unterschrieben. Sie auch? → https://stop-ttip.org/de/

• Informieren Sie sich und andere über die Risiken, die die geplanten Freihandelsabkommen mit sich bringen.

• Wie wird Ihr Abgeordneter im Europaparlament über TTIP abstimmen? Haken Sie nach! Infos dazu gibt es hier: www.ttipcheck.eu

Gut leben statt viel habenObwohl wir heute im Durchschnitt über viel mehr Geld und Konsumgüter verfügen als vor einigen Jahr-zehnten, sind wir deshalb nicht glücklicher. Das haben Studien in mehreren europäischen Ländern belegt. Was also macht uns wirklich glücklich? Doch eher die Dinge, die es nicht für Geld zu kaufen gibt. Die Freude über das 25. neue T-Shirt oder den neuesten Elektro-nik-Schnickschnack hingegen ist von kurzer Dauer. • Eigene Konsumgewohnheiten kritisch hinterfragen:

Wie empfänglich bin ich für Werbebotschaften? Was brauche ich wirklich?

• Teilen statt besitzen: Kommt Carsharing für Sie in Frage?

• Kindern ein Vorbild sein! Wer glaubt, ohne jähr-liches Aufrüsten auf das neueste Smartphone nicht mehr überleben zu können, wird sich schwer tun, seine Kinder zu kritischen Verbrauchern zu erzie-hen.

• Halten Sie bewusst Ausschau nach immateriellen Dingen, die Freude bereiten.

• Zum Geburtstag und zu Weihnachten: Wie viele Geschenke müssen es wirklich sein?

• Klare Ansagen machen: Beziehen Sie in Gesprächen Stellung gegen die »Geiz-ist-geil«-Mentalität. Je mehr Menschen das tun, um so eher kann ein ge-sellschaftliches Umdenken einsetzen. Interessante Internetseiten zum Thema:

▶ www.bund.net/themen_und_projekte/ nachhaltigkeit/suffizienz_gutes_leben/

▶ www.repaircafe.org/de

▶ www.bund.net/themen_und_projekte/ nachhaltigkeit/konsum_im_alltag/

▶ www.murks-nein-danke.de

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Neue WirtschaftsordnungIn seinem Standardwerk zur Wachs-tumsdebatte fordert der britische Ökonom Tim Jackson nicht weniger als eine neue Wirtschaftsordnung, die auf einem anderen Wohlstandsbegriff beruht. Mit konkreten Vorschlägen umreißt er eine neue Form von Öko-nomie, die sich vom Konsumwahn verabschiedet und den Bürgern Ge-meinwohl und Stabilität bietet. Über reine Wirtschaftspolitik hinaus be-deutet dies einen tiefgreifenden Wan-del der Gesellschaft. Jackson ist zuver-sichtlich, dass diese neuen Formen von Zusammenleben und Wirtschaf-ten keine Utopie bleiben müssen.Tim Jackson: Wohlstand ohne Wachstum, oekom-Verlag, 12,95 Euro

Das ManifestNaomi Kleins Ansatz ist radikal: Die Wirtschaft in ihrer jetzigen Form, sagt die kanadische Autorin und Aktivis-tin, wird niemals zum Klimaschutz beitragen, weil sie selbst das Problem ist. Kleins Argument: Alles, was für einen gesellschaftlichen Umbau hin zur Nachhaltigkeit notwendig wäre wie die Pflege von Allgemeingütern und das Gestaltungsprimat der Politik sind Angriffe auf das Herz des natur-zerstörerischen globalisierten Han-dels, der sich nicht regulieren lassen, sondern von allen Regulierungen befreien will. Ein kritisches Manifest, das aufrüttelt.Naomi Klein: Die Entscheidung – Kapitalismus vs. Klima, Fischer Verlag, 26,99 Euro

Echter Verbraucherschutz Hatten Sie auch schon mal ein Elekt-rogerät, das kurz nach Ablauf der Ga-rantiezeit plötzlich kaputt war? Oder eine Strumpfhose, die beim ersten Tragen eine Laufmasche bekam? Das ist kein Zufall, sagt Stefan Schridde. Er prangert die geplante Obsoleszenz an, also das Herstellen von Produk-ten, die weniger lange halten, als sie könnten. Gut für die Wirtschaft, schlecht für Verbraucher. Er zählt viele, teils haarsträubende Beispiele auf und gibt Tipps, wie man sich wehren kann. Infos auch auf: www.murks-nein-danke.de.Stefan Schridde: Murks, nein danke, oekom-Verlag, 19,95 Euro

Wider das KurzfristdenkenChristian Nürnberger zieht die Bilanz einer schmerzhaften Entwicklung: Ein völlig entfesselter Markt ist dabei, unsere Demokratie und unsere Zivilgesellschaft auszuhöhlen. Eine treffende Analyse mit Blick für die Details. Der Journalist und Publizist nimmt packend das Kurzfristdenken des Managements und die »Geiz-ist-geil«-Mentalität vieler Verbraucher aufs Korn. Er belässt es aber nicht bei Mahnungen, sondern stellt fest: Wir können das ändern – die Bürger, wir alle. Die Beispiele, wie das gehen soll, überzeugen. Fazit: Jede und jeder kann damit anfangen – heute.Christian Nürnberger: Die verkaufte Demokratie; Verlag Ludwig, 19,99 Euro

BetriebsanleitungBisher ist es für global agierende Un-ternehmen Usus, ihre Kosten abzu-wälzen: auf die Natur, auf die Men-schen in den Ländern des Südens, auf die nachfolgenden Generationen. Konzerne und Manager kassieren – die Zeche zahlen Natur und Gesell-schaft. Doch damit soll jetzt Schluss sein. Pavan Sukhdev, früher Top- Manager bei der Deutschen Bank, fordert: Naturkapital darf nicht länger kostenlos sein. Der Verbrauch von Ressourcen muss endlich besteuert werden. Eine Betriebsanleitung für nachhaltiges Unternehmertum aus der Feder eines Insiders.Pavan Sukhdev: Corporation 2020, oekom Verlag, 19,95 Euro

Denken als SoforthilfeWas war noch mal die Frage, auf die Fortschritt und Wachstum eine Ant-wort sein sollten? Und: Wie kann aus der Zukunft wieder ein Versprechen werden statt einer Bedrohung? Harald Welzers Buch gibt Antworten auf diese Fragen. Es lotet die Abgrün-de des Konsumwahns und politi-schen Illusionstheaters aus und zeigt, wie viele konkrete Möglichkeiten zu einem guten Leben es gibt. Die ersten Schritte sind ganz einfach: sich endlich wieder ernst nehmen, selbst denken, selbst handeln.Harald Welzer: Selbst denken. Eine Anleitung zum Widerstand, Fischer Verlag, 9,99 Euro

Zum Weiterlesen

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[2-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 25

E inen ihrer großen Erfolge besichtigen wir heute: Die geretteten »Köchel«. Das sind große Hartsteinfor-

mationen im südlichen Teil des Murnauer Mooses, von denen heute wohl nicht mehr viel übrig wäre, wenn Dr. Haeckel den Herren nicht in den Arm gefallen wäre. Denn die waren dabei, die Köchel abzubauen, zu Gleis-schotter zu brechen und diese mit einer Seilbahn quer übers Moor zur Bahn nach Eschenlohe zu transportie-ren. Den Moosberg im Nordosten hatten sie schon ab-geräumt; von ihm zeugt heute nur noch ein See.

Vom pittoresken Gut Weghaus, das im östlichen Murnauer Moos an einem kleinen Hügel liegt, führt uns ein Fahrweg über die Autobahn und ins Moos hinein. Der Randbereich des Moors ist landwirtschaftlich ge-nutzt und etwas langweilig, doch bald führt unser Weg an einem aufgelassenen Flugplatz vorbei weiter ins Moor hinein und erreicht bald den Weghausköchel, dem er in westlicher Richtung folgt.

Über eine schmale Holzbrücke, um die im Sommer die Prachtlibellen schwärmen, überqueren wir den Krebsbach und kurz darauf die Ramsach. Unverkenn-bare Nagespuren zeigen, dass wir hier im Biberland sind. Die Auwälder sind im Frühjahr voll von Bärlauch, Anemonen und Frühlingsknotenblumen.

Kurz darauf haben wir den Langen Köchel erreicht, dessen Fuß wir westwärts folgen. Die erste Abzweigung rechts den Hang hinauf führt nur zu der ehemaligen Kantine, deren Reste heute als Fledermausquartier die-nen. Die zweite geleitet uns zuerst in eine Mondland-schaft, in der Gesteinsschutt abgelagert wurde, und dann weiter hinauf an eine Hangkante. Tief unter uns haben wir nun einen großen See vor uns, der sich nach Abschaltung der Pumpen in der 70 Meter tiefen Kuhle des Steinbruchs angesammelt hat.

Dem Weg nach rechts aufwärts folgend, erreichen wir eine Hangkante, die den östlichen Rand des langen Sees bildet und dessen ganzes Ausmaß überblicken lässt. 24 Millionen Tonnen Gestein wurden hier heraus-gesprengt, ein Drittel der Masse des gesamten Berges!

Der lange steile Abhang am Nordrand des Sees lässt er-ahnen, wie rabiat der Berg hier ausgeschlachtet wurde. Unten auf dem Weg kann man bis zum anderen Ende des Sees wandern.

Zurück geht es auf dem gleichen Weg, aber es lohnt sich, etwa in der Mitte des Langen Köchels auf einem ungeteerten Fahrweg einen Abstecher nach rechts zum Steinköchel zu machen. Wem der bisherige Weg zu befestigt war, schwenkt vor dem Steinköchel nicht nach links, sondern hält sich geradeaus – und kann nun »Moor-Feeling pur« erleben: Der Weg ist kaum noch befestigt, der Boden schwingt, und der Pfad wird immer nässer. Nach längerer Trockenheit kann man hier am Krebssee vorbei bis hinüber nach Eschenlohe gehen, braucht aber eine Karte, weil das letzte Wegstück nicht ganz einfach zu finden ist. Sicherer und kürzer ist unse-re alte Route zurück nach Weghaus.Winfried Berner, Ulrike Rohm-Berner

Ausgangspunkt: Gut Weghaus (an der Bundesstraße 2 zwischen Murnau/Ohlstadt und Eschenlohe). Park-platz an der B 2. (Bahn bis Eschenlohe, von dort etwa 3 Kilometer laufen auf dem Loisachradweg nach Nor-den, kurz vor der Autobahnbrücke nach links Pfad nach Weghaus.)Länge/Gehzeit: je nach Variante 10 – 15 Kilometer / 3 – 4 StundenHöhenunterschied: ca. 100 MeterWegcharakter: überwiegend geteerte Fahrwege, im Bereich des Langen Köchels SchotterEinkehr: entlang des Weges keine

Von der »Mooshex« gerettetDiese Gesteinsformationen im Murnauer Moos, Köchel ge-nannt, sollten zu Gleisschotter gebrochen werden. Dank des Engagements von Dr. Ingeborg Haeckel kann man sie heute noch bewundern.

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Die AutorenWinfried Berner, Mitglied des Lan-desvorstandes, hat mit seiner Frau Ulrike Rohm-Ber-ner den Wander-führer »Gerettete Landschaften« verfasst. 14,90 Euro, im Buchhan-del oder bei der BN Service GmbH, Tel. 0 91 23- 9 99 57 20.

Gerettete Landschaften entdecken

Auf den Spuren der »Mooshex«»Was will denn die Mooshex?!« – Charmant war er nicht, der Ausruf eines Abgeordneten, als Dr. Ingeborg Haeckel unverhofft auf einer Anhörung auf-tauchte, auf der 1978 über ein Müll-heizkraftwerk in Eschenlohe beraten werden sollte. Seine halb ärgerliche, halb erschrockene Reaktion ließ ahnen, dass die langjährige Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Murnau den herrschen-den Männerbünden, die das Murnauer Moos hauptsächlich unter dem Gesichts-punkt des Geldmachens betrachteten, das Fürchten gelehrt hatte.

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26 Natur + Umwelt BN-Magazin [2-15]

Stunde. Wo sie sich wohl fühlt, wird sie sechs bis acht Zentimeter groß und über 30, in Nordeuropa sogar über 90 Jahre alt.

Soweit verläuft das Leben einer Bachmuschel recht unspektakulär. Wäre da nicht die ebenso faszinie-rende wie komplizierte Art und Weise, sich fortzupflanzen. Mit drei bis vier Jahren sind sie geschlechts-reif. Dann beginnt bei den Bachmu-scheln die Familienplanung mit einer Art Fangspiel: Die Männchen geben ihre Spermien ins Wasser ab, das Weibchen muss sie mit dem Atemwasser aufnehmen, damit eine Befruchtung stattfinden kann. Drei bis sechs Wochen dauert es, bis sich in den Brutkammern der weibli-chen Muschel dann etwa 0,2 Milli-

meter große Larven (Glochidien) entwickelt haben, die das Weibchen schließlich ins Wasser abgibt – manchmal in hohem Bogen.

Ab jetzt läuft die Zeit für den Nachwuchs: Weil die Larven im frei-en Gewässer nur wenige Tage über-leben können, müssen sie möglichst schnell einen Wirtsfisch ausfindig machen. Im Unterallgäu sind das beispielsweise Elritze, Aitel und Mühlkoppe. Bei Erfolg heftet sich die Glochidie an dessen Kiemen und wächst hier innerhalb weniger Wochen zu einer winzigen Jungmu-schel heran. Fertig entwickelt, lässt sie sich schließlich auf den Gewäs-sergrund sinken und vergräbt sich dort, um innerhalb von zwei bis drei Jahren auf etwa einen Zentimeter heranzuwachsen. Erst dann bewegt sich die jetzt erwachsene Muschel an die Oberfläche des Gewässer-sediments.

Diesen hochkomplizierten Vorgang bezeichnet Dr. Michael Schneider als Fluch und Segen für die Tierart. »Fluch, weil die Bach-muschel auf Gedeih und Verderb auf ihre Wirtsfische angewiesen ist. Und Segen, weil sie durch die para-sitäre Phase mobil ist und sich auch flussaufwärts ausbreiten kann.« Der

Bachmuschel (Unio crassus)Ordnung: Großmuscheln (Najaden)Familie: Flussmuscheln (Unionidae)Status: in Bayern und den meisten mitteleuropäischen Ländern vom Aussterben bedrohtSchutzstatus: streng geschützte Art nach Bundesartenschutzver-ordnung und in der Europäischen Union nach FFH-Richtlinie

Reste eines ehemaligen Reichtums Erinnern Sie sich an unseren Beitrag über

die Flussperlmuschel (N+U 3-2012)? »Die Schöne aus dem Fluss« hat eine Schwester: die Bachmuschel. Sie ist nicht ganz so rar wie Erstere, kämpft aber auch ums Über-leben. Einige ihrer bedeutendsten Restvor-kommen liegen im bayerischen Unterallgäu.

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Die Bachmuschel (Unio crassus), auch Gewöhnliche oder Kleine

Flussmuschel genannt, liegt halb verborgen am Grunde kleiner Grä-ben oder Bäche und »fischt« organi-sche Schwebstoffe aus dem Wasser. Bis zu vier Liter filtert sie dafür pro

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[2-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 27

Bachmuschelexperte leitet seit November 2014 ein gemeinsames Projekt von BUND Naturschutz und Landschaftspflegeverband Unterall-gäu zum Schutz der Bachmuschel. Dass Handeln dringend nötig ist, zeigt ein Blick in die Statistik: Rund 90 Prozent der ehemaligen Bach-muschelpopulationen in Deutsch-land sind erloschen. Bei uns genau-so wie in den meisten Ländern Mit-teleuropas ist sie vom Aussterben bedroht. Verschmutzte, überdüngte, verbaute Gewässer und das Ver-schwinden vieler Wirtsfische haben den Muscheln in den letzten Jahr-zehnten arg zugesetzt. Zurzeit gibt es im Freistaat nur noch neun Vor-kommen mit mehr als 100 000 Indi-viduen, zwei davon im Projektge-biet. »Bis in die 1950er-Jahre hinein waren solche Vorkommen gang und gäbe«, meint Michael Schneider. »Die Bachmuschel war so häufig, dass sie gesammelt und den Schweinen zum Fraß vorgeworfen wurden.« Der landläufige Name »Saumuschel« weist noch heute auf diesen einstigen Reichtum hin.

Weitere Informationen und Bestimmungshilfe unter www.bachmuschel.de

»Ein Schatz, den es zu bewahren gilt«Joachim Stiba ist Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Erkheim und seit 15 Jahren für den Schutz der Bachmuschel aktiv. Er hat uns erklärt, wie seine Arbeit aussieht.

N+U: Wie sieht Bachmuschelschutz ganz praktisch aus?Joachim Stiba: Wir sind viel draußen, um bei Gewässerpflegemaßnahmen dabei zu sein. Leider werden bei solchen Arbeiten regel-mäßig Bachmuscheln ausgebaggert oder verletzt. Wir sorgen dafür, dass Rücksicht auf die Muscheln genommen wird und sie, falls nötig, vorübergehend evakuiert werden. Sehr oft sind wir auch einfach im Gespräch, etwa um mit Landwirten wegen Puffer-streifen an den Gewässern zu verhandeln.

Wie verbessern Sie die Lebensräume der Bachmuschel?Wir kümmern uns zum Beispiel darum, dass Gewässer für Fische und damit auch für die Bachmuschel wieder durchgängig passierbar sind. Am Weiherbach in Lauben geht es beispielsweise gerade darum, eine etwa 100 Meter lange Verrohrung zu beseitigen. Außerdem ist es noch wichtig, den Bestand an Bisam an den Bachmuschelbeständen niedrig zu halten. Eigentlich ist der Nager zwar Vegetarier, aber wenn er im Winter nichts anderes findet, knackt er auch Bachmuscheln und richtet dann regelrechte Massaker an.

Was war bisher der größte Erfolg im Projekt?Unsere Öffentlichkeitsarbeit ist sehr erfolg-reich: Das Thema Bachmuschel ist in der Bevölkerung angekommen. Zum Bach-muscheltag in Erkheim waren im vergange-nen Jahr über 200 Leute da. Das war ein echtes Highlight!

Warum ist Öffentlichkeitsarbeit wichtig?Das ist extrem wichtig, weil beim Bachmu-schelschutz die verschiedensten Interessen kollidieren: Die Gemeinde will Flächen nut-zen, der Landwirt will bis an den Uferrand ackern, für den Hochwasserschutz sollen Rückhaltebecken gebaut werden. Wir haben kürzlich erreicht, dass ein neues Baugebiet

in der Nähe des Falchengrabens nur mit den entsprechenden Abständen und unter Auflagen genehmigt wurde. Dafür war das Bewusstsein in der Bevölkerung, dass da ein Schatz vorhanden ist, den es zu bewahren gilt, extrem wichtig.

Weil man dann auf mehr Verständnis trifft?Klar! Außerdem entscheiden ja oft Bürger-meister und Gemeinderat. Wenn die – auch durch den Druck der Bevölkerung – wissen, dass man auf die Bachmuschel Rücksicht nehmen muss, ist das schon ein erster Erfolg. Sie binden die Bürger ja auch als Bachmuschelbetreuer ein …Ja, wir haben jetzt an jedem Bachmuschel-abschnitt im Unterallgäu zwei oder drei Bachmuschelbetreuer. Die sprechen zum Beispiel die Gewässerpflegemaßnahmen mit dem Bauhof oder mit den Kommunen ab, halten Kontakt mit den Landwirten und schauen regelmäßig, ob irgendwelche Ein-träge in den Bach stattfinden.

Welche Leute melden sich dafür?Stark vertreten sind die Fischer. Das Wohl der Bachmuscheln hängt ja auch von den Wirtsfischen ab – und da überschneiden sich unsere Interessen.

Kann jeder Einzelne etwas für den Bachmuschelschutz tun?Jeder kann darauf schauen, dass keine un-nötigen Einträge in Bäche und Gräben statt-finden. Egal, ob es sich um Rasenschnitt oder Abwässer eines Misthaufens handelt.

Und wenn ich leere Muschelschalen an einem Gewässer finde?Auf jeden Fall sollte man das sofort beim ört-lichen Landratsamt oder beim BUND Natur-schutz melden. Wenn es sich tatsächlich um ein neues Bachmuschelvorkommen handeln sollte, wäre das eine Sensation!Text und Interview: Heidi Tiefenthaler

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Kalte Hände garantiertProjektleiter Michael Schneider auf Bachmuschelsuche am Haselbach. Oft hilft nur syste-matisches Abtasten des schlam-migen Bodens, um die Raritäten aufzuspüren.

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28 Natur + Umwelt BN-Magazin [2-15]

Der römische Autor Plinius der Älte- re (um 23 – 79 n. Chr.) erklärt den

Namen »achilleos«: Der Held Achilles, ein Schüler des pflanzen- und heilkundigen Kentau-

ren Chiron, habe die heilende Kraft der Pflanze ent-deckt und damit König Telephus von seiner Verwun-dung geheilt. Hildegard von Bingen (1098 – 1179) emp-fiehlt »garwa« als Wundkraut, und Leonhart Fuchs schreibt in seinem Kräuterbuch (1543): »Die Garbkreü-ter seind nützlich zu allerley eüsserlichen vnd inner-lichen wunden vnd geschwären gebraucht«. Auch gegen Rückenschmerzen setzte man – aufgrund des Vergleichs der Blattgestalt mit dem Rückgrat – in der früheren Volksmedizin das »Herrgottsruckenkraut« ein. Weit verbreitet war in Bayern und Österreich die Meinung, die rötlich blühende Schafgarbe sei für Männer, die weiß blühende für Frauen heilsam. Sogar gegen die Pest sollte die Schafgarbe helfen: Man hängte die aromatisch riechende Pflanze deshalb mancherorts

in Häusern auf. In der modernen Phytotherapie ist die Gewöhnliche Schafgarbe eine anerkannte Heilpflanze (siehe Kasten).

Zum Gründonnerstagsgemüse oder der Gründon-nerstagssuppe, früheren Kultspeisen, von denen es hieß, ihr Genuss würde das Jahr über gesund erhalten, gehörten häufig – neben anderen Wildkräutern und in kleinen Mengen – die jungen Schafgarbenblätter. In der Wildkräuterküche hat auch heute die Gewöhnliche Schafgarbe als Würzkraut einen Platz (siehe Kasten).

Ehe Hopfen für diesen Zweck allgemein üblich wurde, hat man, vor allem in Nordeuropa, die bitter-stoffhaltige Gewöhnliche Schafgarbe als Bierwürze verwendet. Ihre Blätter dienten in Notzeiten, wie die vieler anderer heimischer Pflanzen, als Tabakersatz. Auch zum Färben von Wolle und Textilien in Gelb- und Grüntönen ließ sich das Kraut einsetzen. Gewöhnliche Schafgarbe gehörte und gehört auch heute vielerorts in das Kräuterbüschel aus sieben, neun oder mehr verschiedenen Kräutern, das an Mariä Himmelfahrt (15. August) in der Kirche gesegnet wird.

Die Gewöhnliche Schafgarbe – in Mitteleuropa gibt es weitere Schafgarbe-Arten – heißt auch Wiesen-Schafgarbe. Sie besiedelt trockene, nährstoffreiche Wiesen und Weiden, wächst aber auch an anderen ihr zusagenden Plätzen. Ihr Bestand ist nicht gefährdet, aber durch Grünlandumbruch wurde ihr namenge-bender Standort in den letzten Jahren eingeschränkt. Seit Mitte 2014 ist auch in Bayern Umbruch von Dauer-grünland genehmigungspflichtig, da, wie zuvor schon in anderen Bundesländern, eine von der EU festgelegte relevante Schwelle überschritten wurde. Der BUND Naturschutz, der sich seit Jahren für den Er-halt von Wiesen und Weiden einsetzt, hält

diesen etwas verbesserten Schutz für nicht ausrei-chend, weist auf die wichtigen Funktionen von Grün-land wie Wasserspeicherung, Erosionsschutz, Speiche-rung von Kohlendioxid, Trinkwasserschutz und Arten-erhalt hin und fordert ein Gesetz für eine dauerhafte Sicherung von Wiesen und Weiden sowie eine stärkere Förderung der Grünlandnutzung.

Gewöhnliche Schafgarbe – lindernd und würzig▪ Moderne Phytotherapie: Zuberei-

tungen aus den getrockneten blü-henden Triebspitzen innerlich bei Appetitlosigkeit und leichten krampfartigen Beschwerden im Magen-, Darm- und Gallen-bereich; äußerlich als Sitzbad bei leichten krampf-artigen Schmerzen psychovegetativen Ursprungs im kleinen Becken der Frau

▪ Wildkräuter-Küche: Junge Blätter in kleinen Mengen als Würze in Suppen, Salaten, Wildgemüse oder Kräuterquark

Achtung! Schafgarbe kann Überempfindlichkeits-reaktionen auslösen.

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Die AutorinDr. Gertrud Scherf hat mehrere Pflanzenbücher verfasst.

Buchtipp: Zauberpflanzen HexenkräuterVon Alraune und Königskerze bis Eisenhut und Tollkirsche: In diesem Buch stellt unsere Autorin Gertrud Scherf die Geheimnisse magischer

Pflanzen vor – eine spannende Symbiose aus alten Überlieferungen und modernem Pflanzenwissen. Zu jeder Pflanze gibt es einen botanischen Steckbrief, Mythos, Magie, Geschichte, Brauchtum, Nutzung und Heilwirkung.BLV-Verlag, ISBN-Nr. 978-3-8354-1240-8, 24,99 Euro, erhältlich im Buchhandel oder im Internet

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Gewöhnliche Schafgarbe

Vom Frühsommer bis zum Spätherbst blüht auf

Wiesen und Weiden, an Acker-, Weg- und Straßen- rändern die Gewöhnliche

Schafgarbe (Achillea millefolium). In doldenartigen

Blütenständen erscheinen die kleinen Blütenköpfchen

des Korbblütlers; sie tragen außen weiße (oder

rötliche) Zungenblüten, innen gelblichweiße Röhrenblüten.

Die schmalen Blätter sind zwei- bis dreifach

fiederteilig.

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Tag für Tag fällt mehr Natur der Profitgier zum Opfer. Seit seiner Gründung engagiert sich der BUND für alte, wertvolle Wälder. Die Hohe Schrecke ist ein Thüringer Buchen-mischwald, reich an seltenen Tieren, Pflanzen und Pilzen. Der BUND fördert hier seit 2014 ein Natur-schutzgroßprojekt. Eine naturverträgliche Nutzung und Wildnis-gebiete sollen den Wald für die Zukunft sichern.

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30 Natur + Umwelt BN-Magazin [2-15]

BN klagt nicht gegen Thüringer StrombrückeW ir sehen keine Chancen mehr, die Leitung zu verhindern,

solange die EU nicht dafür sorgt, dass auch die Bundesre-publik Deutschland geltende EU-Richtlinien einzuhalten hat«, begründete der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner Mitte März die Entscheidung des Verbandes. Die Regierung von Ober-franken hatte Anfang des Jahres das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen und als Ergebnis eine Baugenehmigung für die Stromtrasse erteilt. Zu einer Strategischen Umweltprüfung (UVP), wie sie nach europäischem Recht vorgesehen ist und wie sie der BN eingefordert hat, ist es dabei nicht gekommen. Nur mit einer UVP hätte sich jedoch nachvollziehbar untersuchen lassen, welche Stromtrassen der Energiewende oder nur dem europäi-schen Stromhandel der Großkonzerne dienen und welche Alter-nativen es gibt. Mit den Mitteln, die dem Verband zur Verfügung stehen, ist die Stromtrasse jetzt nicht mehr zu stoppen. Daher fordert der BN nun wenigstens eine Erdverkabelung, zumindest in der Nähe von Siedlungsgebieten.

Gentechnik: Brandbrief an SeehoferMit einem Brandbrief hat sich der BN-Vorsitzende

Hubert Weiger Ende Februar an den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer gewandt. Darin bittet Weiger Seehofer dringend, zu verhindern, dass es zukünftig durch länderspezifische Regelungen zu einem Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen in Deutschland kommen könnte. Das EU-Parlament hatte im Januar eine Regelung verabschiedet, auf deren Grundlage die EU-Mitgliedsstaaten den Anbau gen-technisch veränderter Pflanzen auf nationaler Ebene regeln können. Bundeslandwirtschaftsminister Chris-tian Schmidt will dabei die Verantwortung auf die Bundesländer abschieben. Einzelne Bundesländer könnten damit den Anbau manipulierter Pflanzen zu-lassen, was auch die Gentechnikfreiheit angrenzender Bundesländer und ganz Deutschlands gefährden würde, zum Beispiel durch Auskreuzung, Vermischung

und Verschleppung der genetisch veränderten Ge-wächse. Da Bayern im Februar 2014 dem europäischen Netzwerk gentechnikanbaufreier Regionen beigetreten ist und sich auch die CSU-Fraktion im Februar 2015 für nationale Anbauverbote ausgesprochen hat, hat der BN sich an Seehofer gewandt. »Es geht bei dieser Entschei-dung nicht nur um die Glaubwürdigkeit der Staats-regierung, sondern auch um die der gesamten Politik«, erklärte Hubert Weiger.

BN fordert Tierschutzplan für BayernEine aktuelle Studie der Universität München weist auf einen bislang

wenig beachteten Tierwohlaspekt hin: Mehr als 90 Prozent der auf Spaltenböden gehaltenen Schweine weisen Entzündungen an ihren Glied-maßen auf. »Diese Untersuchung ist ein weiterer Beleg dafür, dass die gel-tenden gesetzlichen Standards in der Nutztierhaltung nicht ausreichen, um Masttiere in Deutschland gesund zur Schlachtreife zu bringen«, beton-te der BN-Vorsitzende Hubert Weiger. Von Bayerns Landwirtschaftsminis-ter Helmut Brunner forderte er einen »Tierschutzplan Bayern«. »Die Hal-tung, Fütterung und Betreuung der Nutztiere muss künftig in einem System erfolgen, das den Bedürfnissen und der Würde der Tiere in einem hohen Maße entspricht«, erklärte Stephan Kreppold, Sprecher des BN-Arbeits-kreises Landwirtschaft. Dazu gehörten Liegeflächen auf Strohunterlage oder Auslauf ins Freie. Außerdem solle das Kupieren der Schwänze bei Schweinen und der Schnabelspitzen bei Geflügel unterlassen werden. Als Sofortmaßnahme fordert der BN eine Kennzeichnungspflicht für Fleisch. Industrielle Mastverfahren müssen von artgerechter Haltung unterscheid-bar sein.

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Umweltministerin schützt Riedberger HornDas bayerische Umweltministerium will einen Aus-

bau der Skigebiete am Riedbeger Horn im Oberall-gäu nicht zulassen. Trotz massivem politischem Druck aus der Region hat sich Umweltministerin Ulrike Scharf Anfang März gegen die Pläne für eine weitere touristi-sche Erschließung des Gebiets ausgesprochen. Ohne die Zustimmung des Umweltministeriums kann das Projekt nicht genehmigt werden. Der BUND Natur-schutz begrüßt diese Positionierung ausdrücklich, da das betroffene Gebiet gemäß dem bayerischen Alpen-plan in einer Ruhezone liegt, weshalb es nicht für Tou-rismus oder Verkehr erschlossen werden darf. Insge-samt 43 Prozent des bayerischen Alpenraums sollen so der naturnahen Erholung und dem Naturschutz vorbe-halten bleiben. Liftbetreiber im Oberallgäu versuchen trotzdem seit Jahren, den Alpenplan auszuhebeln und am Riedberger Horn einen Präzedenzfall für einen Ski-gebietszusammenschluss in der Ruhezone des Alpen-planes zu schaffen. Das würde Begehrlichkeiten für viele weitere Projekte in den Ruhezonen wecken.

Atommüll- Zwischenlager überprüfen!Im Januar hat das Bundesver-

waltungsgericht dem Atom-müll-Zwischenlager beim AKW Brunsbüttel endgültig die Ge-nehmigung entzogen. Seitdem dürfen dort keine Castor-Be-hälter mehr eingelagert wer-den. Im ursprünglichen Ge-

nehmigungsverfahren war es versäumt worden, zu überprüfen, ob das Lager beispielsweise einem Terroranschlag standhalten kann. Der BUND Naturschutz fordert deshalb, auch die Sicherheit der bayerischen Zwi-schenlager umgehend zu überprüfen. »Es ist inakzeptabel, wenn das zu-ständige bayerische Umweltministerium so tut, als gäbe es an den bayeri-schen AKW-Standorten in Gundremmingen, Ohu und Grafenrheinfeld keinerlei Sicherheitsprobleme. Die Umweltministerin muss umgehend nach weisen, dass die bayerischen Zwischenlager beispielsweise gegen Terror attacken umfangreich geschützt sind«, fordert Edo Günther, der Sprecher des BUND-Arbeitskreises Atomenergie und Strahlenschutz. Für alle bayerischen Zwischenlager-Standorte braucht es aus BN-Sicht zudem neue Genehmigungen, die strengeren Sicherheitskriterien als bisher genügen. Bis die offenen Fragen geklärt sind, dürfen keine weiteren Castor-Behälter in diese Lager gebracht werden, verlangt der BN.

Das Herz Altbayerns: die niederbayerische DonauNatur und Kultur an der niederbayerischen Donau zwischen

Regensburg und Passau haben Weltrang. Der frei fließende Flussabschnitt von Straubing bis Vilshofen bildet die Grundlage für eine herausragende Tier- und Pflanzenwelt. Der natürlichen Vielfalt über und unter Wasser entspricht der historische Reich-tum: In Regensburg, das seit 1810 zur Oberpfalz gehört und die erste bayerische Hauptstadt war, in Straubing und Bogen, der Heimat des bayerischen Rautenwappens, in Passau (Bild) und an vielen anderen Orten der Region mit ihren kunsthistorischen Schätzen schlägt das Herz Altbayerns. Grund genug für das Haus der Bayerischen Geschichte, im Rahmen seiner »Edition Bayern« einen bestens aufgemachten Band über die »Niederbayerische Donau« herauszugeben. Auf 88 Seiten stellt die Broschüre die be-kannten und weniger bekannten Se-henswürdigkeiten in Natur und Kul-tur vor. Aufgrund des ungewöhnli-chen natürlichen und kulturellen Reichtums setzt sich der BUND Na-turschutz seit Jahren gemeinsam mit dem Landesverein für Heimatpflege und dem Verband bayerischer Ge-schichtsvereine dafür ein, die Region zum UNESCO-Welterbe zu erklären. Das Anliegen des Bandes ist es, diese besondere Wertigkeit der Donaure-gion herauszustellen. Erhältlich im Buchhandel für acht Euro.

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Der Morgen ist kalt, als ich gegen neun Uhr aus dem Zug steige, aber die Sonne strahlt schon aus allen

Knopflöchern. Fast scheint es, als habe der Dachauer BN sogar das Wetter bestellt. Wundern würde es mich nicht, denn die gesamte Organisation des Arbeits-treffens lief wie am Schnürchen. Termin finden, Foto-graf organisieren, Freiwillige informieren: Nach mei-nem Anruf dauerte es weniger als eine Woche und die gesamte Orga stand. Manch ein Unternehmen würde sich ein so gut eingespieltes Team wünschen.

Der Tag hat 40 StundenEtwa ein Dutzend Männer und Frauen warten schon am Treffpunkt vor der Moosalm, der ehemaligen Kan-tine der Torfarbeiter. Ein aufgeweckter Arbeitstrupp in Bergschuhen und Arbeitshosen. Viele sind Vertreter der Generation 60 plus und voller Tatendrang. Rode-rich Zauscher, der Vorsitzende der Kreisgruppe, ist ebenfalls im Rentenalter, was allerdings nicht viel heißt: » Sein Tag hat wahrscheinlich 40 Stunden!«, mutmaßt eine Dame aus dem Arbeitstrupp. Halbtags unterstützt der Tierarzt seinen Sohn in der Praxis, nebenher leitet er die Kreisgruppe Dachau und viele Fäden für das Palsweiser-Moos-Projekt laufen bei ihm zusammen. Vor allem kümmert sich Zauscher um den Ankauf neuer Flächen. Das ist bei den kleinteiligen Eigentumsverhältnissen ein mühsames Geschäft. Aber wenn es einer schafft, dann er. Er kennt alle und spricht die Sprache der Leute. Vor allem auch jene der Bauern, seiner ehemaligen Kunden. Auch wenn ihm die Auswüchse der Agrarindustrie manchmal zu schaf-fen machen: »Ich bin ein großer Freund der Landwirt-schaft«, betont Zauscher.

Für das Projekt ist dieser gute Kontakt Gold wert, denn das Moos im Landkreis Dachau ist, wie fast alle Moore in Deutschland, von Jahrhunderte währender

Nutzung geprägt. Lange Zeit wurde dort industriell ab-getorft und Landwirtschaft betrieben. Heute ist das Feuchtgebiet von Entwässerungsgräben, intensiv land-wirtschaftlich genutzten Flächen und Kleingarten-anlagen durchsetzt. Wo immer es noch relativ unge-störte Areale gibt, zeigt der Lebensraum jedoch sein Potenzial: Dort dehnen sich artenreiche Streuwiesen, Moorbirkenwälder und Feuchtwiesen aus. Seltene Pflanzen- und Tierarten finden dort Lebensraum. Jetzt geht es darum, sich mit Landwirten und anderen Bodenbesitzern auf eine möglichst extensive Nutzung des Mooses zu einigen.

Herr der MaschinenWir sind am Einsatzort angekommen. Im Birkenwäld-chen vor uns ist eine deutliche Schneise erkennbar. Heinz Gibowsky von der Kreisgruppe Dachau erklärt, was es mit der Maßnahme auf sich hat. In professio-neller Waldarbeiterausrüstung, fit und voller Taten-drang verkörpert er das, was heute wohl als »Best Ager« bezeichnet wird. Er genießt den passiven Teil seiner Altersteilzeit und ist dabei unermüdlich für den BN im Moos und in den Amperauen unterwegs. »So an die 600 Arbeitsstunden pro Jahr kommen schon zu-sammen«, meint er. Für ihn ersetzt die Biotoppflege das Fitnessstudio. »Naturerlebnis und körperliche Anstrengung – genau das, was man in diesem Lebens-abschnitt braucht.« Und sie gibt Sinn: »Oft stellt man als Vorruheständler fest, dass man sich zwar beschäf-tigt, richtige Aufgaben, mit denen man sich identifi-zieren kann, aber fehlen.

Gibowsky hat seine Aufgabe gefunden: Er ist beim BN Dachau so etwas wie der Herr über die Maschinen. Dank einer großzügigen Spende ist die Kreisgruppe gut ausgestattet: Gibowsky erzählt, wie unentbehrlich der Terra-Traktor für die Biotoppflege ist. Schwärmt

Ehrenamt im BUND Naturschutz

Weil sie es noch im Kreuz haben!

Biotoppflege ist eine der wichtigsten Aufgaben der

Ehrenamtlichen im BUND Natur-schutz. Im Palsweiser Moos

kümmert sich eine äußerst rührige Truppe darum, dass Riedteufel, Biber und Kreuzotter dort eine

gute Zukunft haben. Unsere Autorin Heidi Tiefenthaler hat sich bei einem Arbeitseinsatz unter die

Aktiven gemischt. Foto

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von den bodenschonenden Nie-derdruckreifen, dem Balkenmäh-werk und dem Ladewagen. Und während er von allerlei Gerätschaf-ten erzählt, rücken die Männer um uns herum enger zusammen, um die vorgezeigten Fotos auf dem Smartphone zu kommentieren. In jedem Naturschützer schlägt auch ein Bauernherz …

Und Gibowsky selbst? Stammt er aus einem Bau-ernhof? »Nein, aber aus Niederbayern. Da kann man Traktor fahren«, antwortet er lapidar. Und dann wirft er die Motorsäge an, um die letzten Birken in der schmalen Schneise zu fällen. Die geräumte Fläche ist eine Art roter Teppich für den Riedteufel. Der seltene Schmetterling lebt bereits im Palsweiser Moos, scheut sich aber, hohe Hindernisse wie das Birkenwäldchen zu überfliegen. Die Schneise wird ihm helfen, seinen Lebensraum zu vergrößern.

Auch wegen wertvoller Arten wie dem Riedteufel oder der Kreuzotter steht das Palsweiser Moos seit 1974 unter Landschaftsschutz. Aber wie sich gezeigt hat, reicht dieser Status nicht aus, um die ehemaligen Moorflächen ausreichend zu schützen und ihr ganzes Potenzial zu nutzen. Der BN hat deshalb schon mehr als sechs Hektar Moosflächen aufgekauft, mäht und pflegt sie und versucht dort langsam wieder so etwas wie eine natürliche Moordynamik einzuleiten. Kein

einfaches Unterfangen! Immer wieder wurden Entwäs-serungsgräben viel zu tief ausgebaggert, sodass der verbliebene Torfkörper austrocknete. Doch dann kam Hilfe von unerwarteter Seite. Der Biber hielt Einzug und stellte eindrucksvoll seine Fähigkeiten als Biotop-manager unter Beweis. Ein stattlicher Damm staut heute einen der Hauptentwässerungsgräben und die umliegenden Flächen atmen bereits einen Hauch von zurückkehrender Wildnis.

Nachwuchs für eine gute ZukunftUm die 40 Moorbirken haben die Freiwilligen vom BN schon gefällt, entastet, in Meterstücke geschnitten, zum Waldweg gebracht und schließlich Stamm- und Astabschnitte getrennt voneinander in großen Haufen gestapelt. Vier Tage dauerten die Fällarbeiten und knapp eine Woche das Abräumen der Schneise. Wäh-rend Heinz Gibowsky die letzten großen Stammstücke kleinsägt, ziehen, rollen und schleifen wir Anderen Äste und Stammabschnitte zum Weg. Ein elfjähriger Junge schuftet neben mir, was das Zeug hält. Auf die Frage, was ihm am Naturschutz gefällt, sagt er schlicht: »Ois«. Seine Mutter arbeitet bei Dr. Zauscher in der Praxis und hat sich schon vor Jahren von dessen Be-geisterung für den Naturschutz anstecken lassen. Für ihren Sohn steht der Berufswunsch bereits fest. Bauer will er werden. Ein kleiner Naturschützer als Landwirt? Das spricht doch für eine gute Zukunft!

Mit circa 30 Händen ist die Arbeit heute schnell ge-schafft. Alle wissen, wie es geht und weil ein Ende ab-zusehen ist, ist die Stimmung besonders gut. Und wer Seit an Seit Äste von der Fläche zieht, kommt leicht ins Gespräch. Ich habe schon eine Landschaftsgärtnerin, einen Elektroingenieur, einen Juristen, eine Geografin und einen Spezialisten für Unterwasseraufnahmen von Walen kennengelernt. Zwei der Aktiven erzählen mir, dass Tschernobyl beziehungsweise die Proteste gegen die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf eine Art »Erweckungserlebnis« für sie waren. Die Ein-sicht, dass man jetzt wirklich etwas tun müsse, wenn man später seinen Kindern noch gerade in die Augen schauen will.

Da und dort entspinnen sich auch Fachgespräche – über den Biber oder die Entwicklung von Laichgewäs-sern. Oft wird aber einfach nur geflachst: »Rudi, dei Schuhbandl is offen. Pass auf, ich bind’s dir!« Und zu den anderen gewandt: »Er hat’s doch im Kreuz …«

Am Ende eines arbeitsreichen Biotoppflege-Tages kann ich nur sagen: Wenn ich es im Rentenalter noch genauso im Kreuz hab’ wie die Aktiven aus Dachau, bin ich ziemlich zufrieden.

Auf der Seite »BN aktiv« berichten wir über unsere Aktiven und

ihre vielseitigen Naturschutzaktionen in ganz Bayern.

Sie wollen auch bei der Biotoppflege helfen? Kontaktie-ren Sie Ihre Kreis-gruppe (www.bund-naturschutz.de/bund-naturschutz.html) oder fragen Sie unsere BN- Mitarbeiterin Christine Stefan, Tel. 09 41-2 97 20-11, [email protected]

Naturschutz mit der Motorsäge?Heinz Gibowsky (links) sorgt dafür, dass der Riedteufel neue Flächen besiedeln kann. Beate und Peter Heller ist es wichtig, selbst mit anzupacken.

Geschafft!Richard Merkel von der Ortsgruppe Dachau zieht die letzten Äste und Zweige von der Fläche.

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Knapp zwei Wochen später kam eine beispiellose »Rolle rück-

wärts«. Auf Druck der Wirtschaft, verschiedener Abgeordneter der CSU, allen voran Erwin Huber, sowie örtlichen Mandatsträgern wurde die Entscheidung bei einer Besprechung mit Ministerpräsident Seehofer revidiert und vom Minis-terrat der Weiterbau der B 15 neu nach Süden erneut beschlossen. Die Staatsregierung hat sich damit ein-mal mehr der Straßenbau- und Wirtschaftslobby gebeugt. Das kurze Aufkeimen einer realistische-ren Verkehrsinfrastrukturpolitik, die aus ökologischen und ökonomi-schen Gründen überfällig ist, war wieder beendet.

Im Rahmen der anstehenden Fortschreibung des Bundesver-kehrswegeplans (BVWP) wird nun für den vordringlichen Bedarf ab

Essenbach (A 92) eine vierspurige Ost-Südumfahrung von Landshut angemeldet und daran anschlie-ßend zwei alternative Trassenver-läufe bis zur A 94 (siehe Karte) im weiteren Bedarf. Eine davon wäre die Neutrassierung im Bereich der bereits in den 70er-Jahren raumge-ordneten Linie. Die andere ein Aus-bau der bestehenden B 15 mit Orts-umfahrungen und streckenweise dritter Fahrspur. Sie sollen gleich-wertig und ergebnisoffen geprüft werden. An der grundsätzlichen Problematik hat sich somit nichts geändert. Ganz im Gegenteil.

Massive Eingriffe in die NaturAngesichts dieser Entwicklungen haben der BN-Landesverband und alle von dieser Transitautobahn betroffenen Kreisgruppen ihre Posi-tion bekräftigt, dass der Bau der B 15 neu an der A 92 bei Landshut/Essenbach beendet werden muss. Das Argument, dass ohne die jetzt geplante Fortsetzung mit einer vier-spurigen Ost-Südumfahrung von Landshut der Verkehrsinfarkt der Stadt vorprogrammiert sei, ist nach Ansicht des BN nicht stichhaltig. Fakt ist vielmehr, dass der Durch-gangsverkehr auf der schon gebau-ten B 15 neu und der alten B 15 nach wie vor unter 7000 Fahrzeugen pro Tag liegt. Die Ursachen der Ver-kehrsprobleme in Landshut sind daher vor allem hausgemacht und werden in erster Linie durch den hohen Anteil des Ziel- und Quell-verkehrs in den Hauptverkehrs-zeiten verursacht. Die jetzt für den BVWP vorgesehene vierspurige Ost-Südumfahrung, die massive Ein-griffe in Natur und Landschaft ver-ursachen würde und mit enormen Kosten verbunden wäre, ist zudem

relativ weit von der Stadt entfernt und somit nicht geeignet das inner-städtische Verkehrsaufkommen we-sentlich zu verringern. Stattdessen würden damit aber die Schleusen geöffnet und der überregionale Verkehr verstärkt, mit entsprechend negativen Auswirkungen auf die be-troffenen Kommunen und Land-kreise im Süden von Landshut. Not-wendig wäre vielmehr ein umfas-sendes Mobilitätskonzept zur Ent-zerrung und Reduzierung des Ziel- und Quellverkehrs, wobei auch eine innerstädtische Entlastungs-straße mit Isarübergang im Osten Landshuts zu prüfen wäre.

Der BN wird sich daher gemein-sam mit dem Verein »Gemeinschaft der Betroffenen und Gegner der B 15 neu« und zahlreichen Bürgerini- tiativen mit aller Kraft und allen le-galen Mitteln für das definitive Bau-ende der B 15 neu an der A 92 und den Schutz der Heimatlandschaft einsetzen. Der bereits über 40 Jahre andauernde Kampf gegen eine wei-tere Transitautobahn durch Südbay-ern geht weiter.Reinhold König, Kurt Schmid

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Langer AtemDer Protest begleitet die Planung der B15 neu seit Jahrzehnten. Unsere Bilder zeigen eine Traktorendemo in der Landshuter Altstadt 1985 und eine Aktion vor dem bayerischen Innen-ministerium 2014.

Die AutorenReinhold König (oben) ist Vor-standsmitglied der Kreisgruppe Lands-hut, Mitglied des BN-Landesbeirats und Mitglied des BN-Landesarbeits-kreises Verkehr. Kurt Schmid ist der BN-Regionalrefe-rent für Nieder-bayern.

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Bayern braucht keine »gelbe Autobahn«

Widerstand gegen B 15 neu geht mit voller Kraft weiterAls Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann nach einer Kabinetts-sitzung im Januar verkündete, dass die bisherigen Planungen für den Bau der B 15 neu südlich der A 92 nicht mehr weiter verfolgt werden, herrschte bei den Gegnern große Freude, aber auch eine gewisse Skepsis. Die Botschaft war zu schön um wahr zu sein. Sollte endlich die Vernunft gesiegt haben? Leider nein.

Ost-Süd-Umfahrung Landshut

B 15

fertiggestellt

im Bau

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[2-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 35

M astschweine sind während ihrer kurzen Lebenszeit von

gerade einmal sechs Monaten sehr oft von starken Schmerzen gequält. Die Haltung auf sogenannten Spal-tenböden führt oft zu Entzündun-gen der Schleimbeutel und Sehnen. Mittlerweile ist es wissenschaftlich bewiesen, dass diese Schmerzen sich sogar negativ auf die Fleisch-qualität auswirken.

Wie eine tiergerechte Landwirt-schaft mit bäuerlichen Strukturen aussehen kann, zeigt jetzt ein Praxisbeispiel aus der Region Hof: Unter dem Begriff »Strohschwein« haben sich mehrere regionale Land-wirte und die Metzgerei Strobel aus Dörnthal bei Selbitz zusammen-gefunden, um sich gemeinsam für

mehr Tierwohl und Tiergesundheit einzusetzen. Die in der Metzgerei Strobel verarbeiteten Schweine wer-den ausschließlich auf Stroh gehal-ten, was deren natürlichem Schnüf-fel- und Wühlinstinkt entgegen-kommt und einer Entzündung der Gelenke vorbeugt. Für die artge-rechtere Haltung bekommen die Landwirte einen Aufpreis von 20 Cent pro Kilogramm Lebendge-wicht, was beim aktuellen Schwei-nepreis einen Mehrerlös von bis zu 20 Prozent bedeutet.

Um den Verbrauchern diese Möglichkeit der tiergerechten Hal-

tung in der Praxis vorzustellen, hat der BN Hof im Rahmen einer In-formationsfahrt mehr als 50 Interes-sierten die Möglichkeit gegeben, sich selbst vor Ort ein Bild von dieser artgerechten Haltungsform zu machen. Ein voller Erfolg! Nun ist das Ziel, weitere Metzger und Bau-ern in der Region für dieses Modell zu begeistern und Hof zum »Mekka« der Strohschweine zu machen.Wolfgang Degelmann (ht)

Großdemo: Etwa 3000 Mitglieder von Bürgerinitiativen aus ganz Nordbayern haben am 31. Januar in Pegnitz gegen die geplante Gleichstromleitung durch den Regierungsbezirk Oberfranken demonstriert. Nach einem Stern-marsch ins Stadtzentrum und einer Kundgebung mit Landrat Hermann Hübner, Bürgermeister Uwe Raab sowie dem Vorsitzen-den der BN-Kreisgruppe Bayreuth, Reinhard Birkner, als Vertreter des BN-Landesverbandes ging ein symbolischer Strommast in Flam-men auf. Viel Beifall bekam Birk-ner für seine Aussage: »Jeder weiß inzwischen, dass die Lichter in Bayern auch ohne Trasse nicht

ausgehen«. Die Befürworter der Trasse aus Wirtschaft und Indust-rie müssten anerkennen, dass ihre gezielte Angstmache, etwa mit Blick auf steigende Strompreise, unbegründet sei.

Keine Klage: Der Landesvorstand des BN hat entschieden, keine Rechtsmittel gegen die geplante Hochspannungsleitung Rempten-dorf-Redwitz einzulegen. Anton Reinhardt, Vorsitzender der Kreis-gruppe Lichtenfels dazu: »Leider können wir mit den uns zur Ver-fügung stehenden Mitteln diese Stromtrasse nicht verhindern. Wir fordern jedoch nachdrücklich eine Erdverkabelung, zumindest in den

Trassenkorridoren, die Siedlungs-gebiete tangieren. Der Schutz der Bevölkerung muss uns dies wert sein!«

Innovativ: Die Goldkronacher Streuobstwiese am Ebentlein wurde 1992 gemeinsam von BN und der Stadt Goldkronach ange-legt. Inzwischen wachsen dort rund 100 einheimische Obstbäu-me unterschiedlicher Sorten. Die Künstler und Autoren der Tablet-App »QR-Tour Bad Berneck und Goldkronach« haben jetzt diese besondere Anpflanzung in ihrem innovativen Tourismusprojekt mit einem Kurzfilm, einer Beschrei-bung und einer Liste des Bestands

gewürdigt. Diese neue Art der Natur- und Stadterkundung zielt besonders auf junge Leute und Familien. Sie soll zum Wandern und Entdecken anregen (siehe Foto).Weitere Infos unter www.qr-tour.de

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Kreisgruppe Hof

Für eine tiergerechte LandwirtschaftImmer mehr Menschen sprechen sich gegen die industrielle Landwirtschaft mit ihren oft tier-quälerischen Haltungsbedingungen aus. Der BN Hof setzt sich jetzt für ein Projekt ein, das zeigt, wie es anders gehen kann.

Sauwohl!Die »Strohschweine« im Landkreis Hof fühlen sich sichtlich behaglich auf ihrem Strohbett.

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36 Natur + Umwelt BN-Magazin [2-15]

Flüchtlingskinder lernten im Laufe des vergangenen Jahres unter

anderem die Wirtschaftsweise eines Bauernhofs, eines biologischen Hühnerhofs und einer Biogärtnerei kennen. Für Frauen gab es in unter-schiedlichen Gastronomie betrieben Veranstaltungen zu gesunder Er-nährung und – in Kooperation mit der Firma Prima Vera – dem fairen Handel (fair trade) mit Produzenten der »Dritten Welt«. Eine afghanische Männergruppe informierte sich im Mai 2014 über nachhaltige Wald-bewirtschaftung und besichtigte die

Kläranlage Kaufbeuren. Engagierte Mitarbeiter des Klärwerks zeigten den überaus interessierten Afgha-nen, wie das Abwasser von 45 000 Menschen über mehrere Stufen ge-klärt wird, bevor es wieder in die Wertach geleitet wird. Um eine bio-logische, für nur zehn Personen konzipierte Pflanzenkläranlage zu sehen, fuhr die Gruppe zur Futter-trocknungsanlage Ketterschwang. Dort wurde die Wirkungsweise die-ses Kläranlagentyps erläutert, wel-cher ebenso wie die große Anlage in Kaufbeuren modernen ökologi-

schen Anforderungen entspricht. Zurück im Asylbewerberheim, zeigten sich die Teilnehmer beim obligatorischen Tee beeindruckt vom Stand des Umweltschutzes in Deutschland.

2015 wird die Kreisgruppe die Umweltbildungsaktionen für Flüchtlinge mit mehreren Referen-ten noch ausweiten. Weiter will das BN-Naturerlebniszentrum Allgäu zusammen mit Caritas und Katho-lischer Jugendfürsorge ein Projekt für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Umfeld ihrer Unter-kunft in Bühl am Alpsee starten.Thomas Frey (as)

Etappensieg: Eine Petition der BN-Kreisgruppe Lindau im bayeri-schen Landtag zum Schutz der freien Landschaft im Westallgäu hat erfolgreich ein interkommu-nales Gewerbegebiet verhindert. Die vier Argental-Gemeinden Röthenbach, Gestratz, Maierhöfen und Grünenbach wollten es auf acht Hektar Fläche ohne Anbin-dung an bestehende Siedlungsge-biete errichten. Das Vorhaben auf der grünen Wiese hätte eine weite-re Zersiedelung der Landschaft bedeutet. Allerdings wurde bei der Debatte im Petitionsausschuss auch deutlich, dass solche Vorha-ben künftig genehmigungsfähig werden könnten, sofern es Finanz-

und Heimatminister Markus Söder gelingt, seine Strategie »Heimat Bayern 2020« umzusetzen, die Industrie- und Gewerbeansied-lung auf der grünen Wiese erleich-tern soll.

Pfuhler Ried bedroht: Die BN-Kreisgruppe Neu-Ulm kämpft gegen eine weitere Zerstörung des

Pfuhler Rieds durch die Erweite-rung der bisher zweispurigen Bundesstraße B 10. Diese soll nach den Vorgaben des Bayerischen Verkehrsministeriums autobahn-gleich ausgebaut werden. Damit würde der Regelquerschnitt der Straße von jetzt acht Metern auf 31 Meter und damit fast das Vier-fache verbreitert werden. Bei einer

Protestaktion im Januar 2015 sym-bolisierten die Teilnehmer die geplante Stra-ßenbreite ein-drucksvoll mit einer schwarzen Folie (Foto).

Neugrün-dung: In Bad Wöris-hofen im Landkreis Unterallgäu wurde am 21. März 2015 eine neue Ortsgrup-pe des BUND Naturschutz gegrün-det. Als Vorsitzender wurde Tho-mas Heidrich gewählt (siehe Bild). Ihn unterstützen acht weitere Vor-standsmitglieder. Die Themen in Bad Wörishofen sind mit Natur- und Artenschutz, Energiewende und Elektromobilität, Flächenver-brauch und Umweltpädagogik breit gestreut. Info und Kontakt: http://www.memmingen-unterall-gaeu.bund-naturschutz.de/orts-gruppen/bad-woerishofen.html

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Interessiert am Umweltschutz Asylbewerber aus Afghanistan in-formierten sich im Rahmen des Um-weltbildungsan- gebotes der Kreis-gruppe bei Her-mann Mayrhuber (3. von links) über die Abwasser-aufbereitung in der Kaufbeurer Kläranlage.

Kreisgruppe Kaufbeuren-Ostallgäu

Umweltbildung für FlüchtlingeAsylbewerber und Flüchtlinge für Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Ökologie zu sensibilisieren, ist ein Schwerpunkt des Projektes »Vielfalt erleben« der Kreisgruppe Kaufbeuren-Ostallgäu des BUND Natur-schutz. Etliche Aktionen standen 2014 auf dem Programm, zusammengestellt von Ralf Strohwasser. Heuer wird das Angebot fortgesetzt.

Page 37: Natur+Umwelt 2-2015

[2-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 37

Wenig ist bislang über die Verbreitung der Wildkatze in

Oberbayern, Niederbayern und Schwaben bekannt. Dies soll das vom Freistaat mit 130 000 Euro ge-förderte Monitoring ändern. Den Startschuss gaben im Februar in Neuburg am Inn Forstminister Hel-mut Brunner und der BN-Vorsitzen-de Hubert Weiger. Die Tiere lassen sich mit der sogenannten Lock-stock-Methode nachweisen. Dazu werden aufgeraute Holzstöcke auf-gestellt und mit Baldrianlösung ein-gesprüht. Der für Katzen unwider-stehliche Duft lockt die Tiere an. Wenn sie sich an den Stöcken rei-

ben, bleiben Haare hängen, die anschließend genetisch untersucht werden. Auf diese Weise gelang bereits im vergangenen Jahr der erstmalige Nachweis der Wildkatze in Niederbayern südlich der Donau. Im Dürnbucher Forst im Landkreis Kelheim ist sie im Bereich des ehe-maligen NATO-Übungsplatzes Siegenburg heimisch. Georg Flaxl von der BN-Ortsgruppe Siegenburg und ein Mitarbeiter des Bundesfors-tes hatten die Stöcke dort schon im Januar 2014 aufgestellt. Im Spät-herbst bestätigte sich dann, dass die Haare tatsächlich von einer Wild-katze stammen.

Seit Anfang März wird auch im Landkreis Landshut nach Wild-katzen gefahndet. Bei der Aktion arbeiten die BN-Kreisgruppe, die Staatsforsten und der Forstbetrieb der Heiliggeistspital-Stiftung zu-sammen. Lockstöcke wurden im Isarleitenwald der Stiftung, im Na-turschutzgebiet »Ehemaliger Stand-ortübungsplatz Landshut mit Isar-leite«, in den Staatsforsten Obere Isarau bei Bruckberg und Herren-holz sowie Badholz bei Rottenburg aufgestellt. Mit Ergebnissen ist im Sommer zu rechnen.Kurt Schmid (as)

Nachruf: Die-ter Listl, der langjährige verkehrspoli-tische Spre-cher der BN-Kreisgruppe Passau, ist am 1. Februar

im Alter von 76 Jahren nach länge-rer Krankheit verstorben. Bis 2001 Rektor der Hauptschule St. Anton, setzte er sich auch nach seiner Pensionierung für Jugendliche in schwierigen Verhältnissen ein. Seine große Liebe aber galt der Natur. Er war ein kompromissloser Streiter für die Bewahrung der natürlichen Vielfalt und der Land-

schaften seiner Heimat. Eine Her-zensangelegenheit war ihm der Schutz der Ilz. Bis zuletzt engagier-te er sich gegen den überzogenen Ausbau von Wegen in diesem Schutzgebiet. Unter den vielen Straßenbauprojekten, mit denen er sich in den 18 Jahren als ver-kehrspolitischer Sprecher ausein-andersetzte, ist besonders sein hartnäckiger Einsatz gegen die ge-plante Nordtangente von Passau herauszustellen, die auch die Schutzgebiete der Ilz durchschnei-den würde. Der BN wird im Ge-denken an Dieter Listl alles daran setzen, dieses Vorhaben zu ver-hindern.

Durchgestartet: Seit Dezember gibt es in Landau eine neue BN- Jugendgruppe mit dem Namen »be(e) green«. Als erste Aktion ver-anstalteten die jugendlichen Aktiven am 7. Februar in Straubing einen Infostand zu TTIP und

CETA, den geplanten Freihandels-abkommen der EU mit den USA und Kanada. Unterstützt wurden sie von Mitgliedern der BN-Kreis-gruppe Straubing. Am Stand konn-ten sich die Passanten über die gravierenden Auswirkungen der

geplanten Abkommen informieren und mit ihrer Unterschrift die »Selbstorganisierte Europäische Bürger-initiative gegen TTIP und CETA« unterstüt-zen. Insgesamt 140 Unterschriften kamen bei der Aktion zusam-men. N

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Hoffen auf ErfolgAuf Wildkatzen-Spuren hoffen die Beteiligten an der Lockstock-Aktion in der Region Landshut (v. links): Ulrich Lieberth (AELF Landshut), Philipp Herrmann (BN-Aktions-Koordinator), Bernd-Jochen Lindner-Haag (BN), Paul Riederer (BN), Brigitte Englbrecht (BN), Kathy Mühlebach-Sturm (BN), Joachim Götz (Forstbe-trieb Hl.-Geistspitalstiftung Landshut), Christian Macher und H. Zimmerling (Staatsforst).

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Kreisgruppen Kelheim und Landshut

Auf leisen PfotenWie verbreitet die Wildkatze in Südbayern ist, soll ein Monitoring- Projekt klären, bei dem Forstministerium, Bayerische Staatsforsten und der BUND Naturschutz kooperieren. Auch in Niederbayern wird nun nach der scheuen Waldbewohnerin gefahndet.

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38 Natur + Umwelt BN-Magazin [2-15]

Schon 2013 hat sich der BN im Anhörungsverfahren mit den zu

erwartenden negativen Auswirkun-gen und Risiken des geplanten Kraftwerks am Eixendorfer Stausee auseinandergesetzt. Der Verband lehnt es vor allem wegen der dro-henden Entwertung des Unterwas-serbereiches der Vorsperre ab. Diese ist ein unersetzliches Laichgebiet für den europarechtlich geschützten

Rapfen sowie Jungfisch-, Aufwuchs- und Nahrungshabitat für an-spruchsvolle Fischarten wie Döbel, Gründling, Schneider oder Zährte. Unberücksichtigt blieben bei der Planung auch Maßnahmen zum Muschelschutz und die Auswirkun-gen der Wasserspiegelabsenkungen im Hauptsee. Und obwohl es sich hier um ein Pilotprojekt für inno- vative Wasserkrafttechnik handeln

soll, waren unter Missachtung des bayerischen Fischereigesetzes Auf- und Abstiegshilfen für Fische nicht vorgesehen. Zudem blieben Maß-nahmen zur Eingriffsminimierung und -kompensation weit hinter dem längst üblichen Standard zurück.

Dessen ungeachtet ist den Ein-wendungen des BN im Genehmi-gungsbescheid ebenso wenig Rech-nung getragen worden wie den massiven Bedenken der ortskundi-gen Fischer. Nicht einmal eine qua-lifizierte Umweltverträglichkeits-prüfung wurde nachgereicht. Zudem forderte der Genehmigungs-bescheid mit keinem Wort die un-verzichtbare Fischaufstiegshilfe.

Angesichts solcher Rechtsver-stöße hat der BN ebenso wie der betroffene Fischereiverein Anfang Januar beim Verwaltungsgericht Regensburg Klage gegen den was-serrechtlichen Bescheid erhoben. Robert Bäumler/Helmut Schultheiß (ht)

Wandertag: Naturerfahrung er-möglichen kann der BN sogar ohne spezielle Kindergruppe im Ort. Äußerst erfolgreich gelingt dies der Kreisgruppe Tirschen-reuth über Wandertage für Schul-klassen (Foto). Unter Leitung von Ursula Schimmel durften etwa Schüler der dritten und vierten

Klasse der Grundschule Ebnath/Neusorg Blumen bestimmen, Bäume mit selbst gebastelten Salz-teig-Gespenstern verzieren und am Lagerfeuer Stockbrot backen.

Gartenglück: Im BN-eigenen Gar-ten in Beratzhausen konnten sich im vergangenen Jahr nicht nur die

Erwachsenen beim Aufbau eines schmu-cken Pavillons mit Gründach betätigen. Auch der Nachwuchs durfte eigene Beete bearbeiten und dabei mit immer grüner werdendem Daumen nach Herzenslust ex-

perimentieren. Unendlich gut mundeten Jung und alt die selbst gezogenen Kartoffeln. Voller Stolz konnten zudem die Nachwuchs-gärtner ihre bunte Ernte auch auf dem Wochenmarkt verkaufen.

Schutz verbessern: Der Hartnä-ckigkeit der Kreisgruppe Schwan-dorf ist es wesentlich zu verdan-ken, dass am Au- und Lindensee östlich von Schwandorf der viel zu hohe Freizeitnutzungsdruck unter anderem durch Hinweisschilder und intensivere Kontrollen erst-mals spürbar verringert werden konnte. Nach Auffassung des BN lässt sich die große Bedeutung die-ser beiden Seen für den Biotop-

und Artenschutz auf Dauer aber nur sichern, wenn die bereits be-antragte Ausweisung als Natur-schutzgebiet von den Naturschutz-behörden engagiert weiter verfolgt wird.

Nachruf: Anfang Januar ist Peter Kyaw verstorben. Von 1984 bis 1993 hat er als Vorsitzender in der Kreisgruppe Neumarkt wegwei-sende Aufbauarbeit geleistet und war von 1993 bis 1996 Schatz-meister im Landesvorstand. Der BN trauert um einen aufrechten Kämpfer, der unter anderem bei der Landschaftspflege mit Schafen wichtige Pionierarbeit geleistet hat.

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thGeplanter StandortHier soll bald ein neues Kraftwerk entstehen.

BedrohtNoch gibt es im Eixendorfer Stausee dichte Bestände der Malermuschel sowie der gemeinen und großen Teich-muschel.

Kreisgruppe Schwandorf

Keine Wasserkraftnutzung um jeden Preis!Marginale Zugewinne bei der Stromerzeugung dürfen keinesfalls mit massiven Eingriffen in die Gewässerökologie erkauft werden. Deshalb klagen BUND Naturschutz und Fischer nun gemeinsam gegen ein neues Wasserkraftwerk am Eixendorfer Stausee.

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[2-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 39

Auf mehr als 60 Hektar wächst der »Zukunftswald Rohr« heran.

30 Waldbesitzer haben die Bäum-chen dafür – überwiegend Buchen – vor drei Jahren gepflanzt. Aus ihnen sollen Mischwälder entstehen, die an die Klimaerwärmung angepasst sind. Das Besondere daran: Die Pflanzen wachsen weitgehend ohne Schutzzaun heran. Peter Helmstet-ter, dem hauptverantwortlichen Beratungsförster, gelang es, Waldbe-sitzer und Jäger für den zaunfreien Waldumbau zu gewinnen. Ralf Straußberger, BN-Waldreferent und selbst einer der verantwortlichen Jäger, betonte, dass die Jäger große Anstrengungen unternehmen müs-sen, um den Rehwildbestand ent-sprechend anzupassen. Weil Zäune in den meisten Privatwäldern Bay-erns noch unverzichtbar sind, wird der Zukunftswald Rohr mittlerweile von vielen interessierten Waldbesit-zern und Förstern aus ganz Bayern besucht. Georg Burger, Vorsitzender der Jagdgenossenschaft Rohr, lobte das gute Verhältnis zwischen Wald-besitzern und Jägern als entschei-dende Grundlage für den erfolg-reichen Projektverlauf. Für Wald-besitzer rechnet sich ein derartiges Waldumbauprojekt finanziell in mehrfacher Hinsicht: Sie erzielen

Einnahmen aus dem Holzverkauf, erhalten eine staatliche Förderung für die Pflanzkosten und sparen sich den teuren Zaun.

Ralf Straußberger erläuterte, warum der Umbau von Kiefern- oder Fichtenwäldern notwendig ist. Beide Nadelbaumarten seien an kaltes Klima angepasst und würden

mit dem Klimawandel nur schlecht zurechtkommen. Die Forstverwal-tung und der BN werben deshalb bei Waldbesitzern dafür, Wälder mit Buchen, Eichen oder Weißtannen anzureichern, die besser an die heu-tigen und künftigen Klimabedin-gungen angepasst sind.Ralf Straußberger (ht)

Bäume schützen: Die BN-Orts-gruppe Wendelstein macht sich für mehr Baumschutz stark. An-fang März übergaben Aktive dem Bürgermeister Werner Langhans einen Antrag, in dem sie eine Baumschutzverordnung für Wen-delstein fordern. In einer äußerst öffentlichkeitswirksamen Aktion hatten die Ehrenamtlichen zuvor

als Bäume verkleidet 260 Unter-schriften für dieses Anliegen ge-sammelt (Foto). Im vergangenen Herbst war für den Bau einer Wohnanlage die »grüne Lunge« Wendelsteins, der Lisenfeldpark, gerodet worden.

Große Freude: Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) hat Anfang März den Bebauungsplan für das riesige Gewerbegebiet Interfranken bei Feuchtwangen aus formalen und inhaltlichen Gründen für unwirksam erklärt. Damit steht das unsinnige Groß-projekt zur Freude der Aktiven der BN-Kreisgruppe Ansbach und des Bürgerforums »Wörnitztal mit

Zukunft« vor dem Aus. Der VGH hat keine Revision gegen sein Urteil zugelassen.

Liebeserklärung: Beim öffentlichen Nahverkehr in Schwabach sollte gespart werden. Wichtige Stre-ckenabschnitte sollten geschlos-sen, andere deutlich seltener be-dient werden. Zum Valentinstag fuhr deshalb der Vorstand der BN-Kreisgruppe einige Runden in einer zur Streichung vorgesehenen Linie mit und verteilte essbare Herzchen und Informationen. An einer zentralen Haltestelle begrüß-ten etwa 40 BN-Mitglieder den Bus mit Luftküsschen und einer Um-armung. Mittlerweile wurde eine

deutlich verbesserte Version be-schlossen. Die »Liebeserklärung« hat sicherlich ein bisschen dazu beigetragen.

Nachruf: Georg Schlüßel, Grün-dungsmitglied und Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Puschendorf, ist am 10. Februar verstorben. Viele Jahre war er auch in der Kreisgruppe Fürth-Land aktiv. Der BN trauert um einen den Verband prägenden Streiter für den Um-welt- und Naturschutz. Jahrelang setzte sich Georg Schlüßel für ine Renaturierung des Fembach-grundes ein, kämpfte für den Baumschutz und gegen maßlosen Flächenverbrauch. N

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Misch statt MonoBei einem Waldbe-gang informierte der BN Lokalpoliti-ker, Jäger und inter-essierte Bürger über den heranwachsen-den Zukunftswald Rohr.

Ortsgruppe Rohr

In Rohr wächst der ZukunftswaldMehr als 220 000 Bäumchen haben Waldbesitzer für das Projekt »Zukunftswald Rohr« gepflanzt und damit das größte Wald-umbauprojekt in Bayerns Privatwäldern auf den Weg gebracht. Zusammen mit Waldbesitzern und Förstern hat die BN-Ortsgruppe Rohr Kommunalpolitikern und Bürgern die Initiative vorgestellt.

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40 Natur + Umwelt BN-Magazin [2-15]

Die Europäische Metropolregion München (EMM) gehört in

Deutschland zu den starken Wachs-tumsregionen. Sie umfasst mit rund 25 000 Quadratkilometern einen Großteil des südbayerischen Rau-mes rund um die Landeshauptstadt als Zentrum. 45 Prozent der Bevöl-

kerung und 50 Prozent der Arbeits-plätze in Bayern sind hier angesie-delt.

Eine Prognose des Regionalen Planungsverbandes rechnet bis 2031 in der Planungsregion mit 300 000 Neubürgern. In der Stadt München jedoch ist die Fläche mittlerweile knapp und teuer. Nach Ansicht der Stadt soll nun das Umland die nöti-gen Flächen für das Wachstum der

Münchner Wirtschaft zur Verfügung stellen. Ziel ist ein »Regionales Bündnis für Wohnungsbau und Infra struktur«.

Aus mehreren Landkreisen nah-men Kreisvorsitzende des BN an der Konferenz teil. Sie forderten eine Regional- und Landesplanung, die freier Landschaft, unzerschnittenen Lebensräumen und erlebbarer Natur mehr Gewicht beimisst und der Spaltung Bayerns in Wachs-tumsräume und Regionen mit Be-völkerungsrückgang entgegentritt.

Mehr Kooperation der Stadt München mit dem Umland ist drin-gend nötig – aber nicht auf Kosten der Ressource Boden. Der BN sieht den Druck auf die Gemeinden der Region sehr kritisch und setzt sich für verkehrsarme und flächen-sparende Arbeits-, Wirtschafts- und Wohnformen ein, um die natürli-chen Lebensgrundlagen zu sichern. Gerade in einer Wachstumsregion wie München müssen Alternativen zum Credo des unendlichen Wachs-tums entwickelt werden. Christine Margraf (as)

Vorbildlich: Seit 2013 kartiert die Kreisgruppe Miesbach die Aus-breitung des Bibers im Landkreis. Die Ende 2014 vorerst abgeschlos-sene Kartierung soll in diesem Jahr mit einem Monitoring fort geführt und ergänzt werden, um Biber-schäden zu erfassen und Konflik-ten mit Grundeigentümern vorzu-beugen. In den letzten zwei Jahren erhöhte sich die Anzahl der be-setzten Reviere von zwölf auf 17. Am See hamer See gab es 2014 sogar eine Biberfamilie mit vier

Jungen. Die von Werner Fees durchgeführte Kartierung dient vor allem dem vorbeugenden Bibermanagement: Werden ange-nagte und gefällte Bäume, Biber-dämme und -röhren regelmäßig aufgenommen, kann man mit den Eigentümern Kontakt aufnehmen, bevor größere Schäden entstanden sind. Ein Konflikt wird so vermie-den und die Akzeptanz für den Biber erhöht.

Gesichert: Im Herbst 2014 schloss die Kreisgruppe Rosenheim den Ankauf von vier Grundstücken am Bärnsee in der Gemeinde Aschau ab. Derzeit erarbeiten Aktive des BN zusammen mit der Regierung

von Oberbayern ein umfassendes Pflegekonzept für die etwa 4,7 Hektar großen Flächen. Sie liegen im Landschaftsschutzgebiet »Bärnsee« und größtenteils auch im FFH-Gebiet »Bärnseemoor« (siehe Bild). Finanziert wurde der Ankauf durch Mittel aus dem Kli-maprogramm Bayern (KLIP 2020), Spenden von Mitgliedern und Bürgern sowie durch die BN-Orts-gruppen. Mit den er-worbenen Moorflä-chen und Streuwie-sen leistet die Kreis-gruppe einen Beitrag zum Arten- und Kli-maschutz und trägt zum Erhalt der wert-

vollen Moorlandschaft im südli-chen Chiemgau bei. Auf engstem Raum finden sich am Bärnsee ei-nige der wertvollsten Lebensräu-me mit einer Vielzahl seltener und bedrohter Arten. Für das laufende Jahr sind Führungen und Aktionen auf den Flächen geplant, begin-nend mit einem Naturspaziergang am 20. Juni (Info: www.rosenheim.bund-naturschutz.de).

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Ungebremstes WachstumMünchen wächst und wächst. Sollen sich jetzt auch im Umland die Sied-lungs- und Gewer-beflächen explo-sionsartig ausbrei-ten? Der BN meint: nein.

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Kreisgruppen München und München-Land

Metropolregion unter Druck Die Stadt München hatte im März Kommunalpolitiker, Verbände und Unternehmen aus dem Umland zur ersten regionalen Wohnungs-baukonferenz eingeladen. Dabei warb sie bei den etwa 400 Teil-nehmern für den Ausbau von Infrastruktur, Wohnraum und Gewerbe. Vertreter des BUND Naturschutz kritisierten diese Strategie des ungebremsten Wachstums.

Die Vorstellungen des BN für ein nachhaltiges Siedlungskonzept hat die KG München zusammen-gefasst: www.bn-muenchen.de > Themen > Stadtplanung.

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[2-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 41

Der Landkreis Miltenberg hatte im Jahr 2012 den zweithöchsten

Flächenverbrauch in Unterfranken und gehört zu den Gebieten mit der stärksten Luftschadstoffbelastung in Bayern. Gerade deshalb müsste im Bereich Obernburg, Elsenfeld und Erlenbach alles getan werden, um den Schwerlastverkehr zu ver-ringern und alle Waldflächen wegen ihrer Filterfunktion dauerhaft zu sichern.

Umso unverständlicher ist es für den BN, dass das 17 Hektar große Glanzstoffwäldchen zwischen Elsenfeld und Erlenbach für ein im lndustriecenter Obernburg geplan-tes Logistikzentrum gerodet werden soll. Es fungiert als Teil eines regio-nalen Grünzuges, ist aber auch als Trenngrün zwischen den genannten Orten unersetzlich. Zudem wurde erst 2013 seine hohe Bedeutung als Lebensraum für seltene und beson-ders geschützte Vogelarten bei einer

Kartierung nachgewiesen. Die Rodung würde somit gegen Ziel-vorgaben des Landesentwicklungs-programms und des Regionalplans, aber auch gegen Artikel 141 der Bayerischen Verfassung verstoßen. Demnach haben Staat und Gemein-den die Aufgabe, den Wald als wesentlichen Teil der natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu pflegen, aber auch kennzeich-nende Orts- und Landschaftsbilder zu schonen und zu erhalten.

Da das Glanzstoffwäldchen alle fachlichen und rechtlichen Voraus-

setzungen erfüllt, hat der BN seine Ausweisung als Bannwald bean-tragt, um auf diesem Weg seinen Bestand auch für künftige Gene - ra tionen zu sichern. Der Verband erwartet, dass auch die staatlichen Naturschutzbehörden umgehend tätig werden und diese Initiative des BN mit Nachdruck unterstützen.Dr. Hans-Jürgen Fahn/ Helmut Schultheiß (ht)

Kreativ: Den Gemündener Apo-theker Dr. Martin Maisch haben Berichte über die Plastikvermül-lung der Weltmeere nicht nur schockiert, sondern auch zu einer Gegenkampagne motiviert. Vom BN versorgt mit Infos, hat er seine Schaufenster themenbezogen gestaltet und die Kunden moti-viert, beim Einkauf auf Plastiktü-ten zu verzichten. Jede eingesparte Plastiktüte honoriert die Apotheke mit einem Fünf-Cent-Stück als Spende an die Ortsgruppe des BN. Ebenso wie der BN hofft auch Martin Maisch auf möglichst viele Nachahmer.

Pflegekonzept: Schon seit etlichen Jahren kämpft die Ortsgruppe Marktbreit erfolgreich für die Er-haltung eines ökologisch wie kul-turhistorisch bedeutsamen Hohl-weges am Kapellenberg. Anfang Dezember 2014 konnte ein von Anne Petter erstelltes Pflege- und Entwicklungskonzept an Bürger-meister Erich Hegwein übergeben werden. Dessen zeitnahe Umset-zung ist erfreulicherweise von ihm umgehend zugesagt worden.

6000: Die Kreisgruppe Würzburg freut sich, mit Annett Rapps und ihrer Familie ihr 6000. Mitglied begrüßen zu können. Annett Rapps und Sohn Martin wurden

Ende vergangenen Jahres im Öko-haus geehrt und freudig in den Kreis der Mitglieder des BUND Naturschutz aufgenommen. In-zwischen ist die Mitgliederzahl der Kreisgruppe sogar auf 6400 ange-wachsen.

Fledermausquartiere: Dass ehe-malige Kalkbrennöfen äußerst er-folgreich für den Artenschutz ge-nutzt werden können, hat im letz-

ten Jahr die Ortsgruppe Karlstadt eindrucksvoll unter Beweis gestellt. 14 Lkw-Ladungen Erde wurden dafür ausgebaggert, die beiden Schächte mit einem Dach versehen und die Eingänge mit Gittertüren gesichert (Foto). Nicht nur die Fledermäuse haben da-durch ein neues Winterquartier erhalten, auch Karlstadt ist um eine kulturhistorisch bedeutsame Attraktion reicher geworden.

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Mit ProminenzDie Naturschutz-verbände vom Un-termain demonst-rierten im Januar gemeinsam mit dem Kabarettisten Urban Priol für den Erhalt des Glanz-stoffwäldchens.

Kreisgruppe Miltenberg

Finger weg vom Glanzstoffwäldchen!Ein 17 Hektar großer Wald im Landkreis Miltenberg soll einem Logistikzentrum weichen. Der BUND Naturschutz fordert nun, das wertvolle Glanzstoffwäldchen als Bannwald zu schützen.

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42 Natur + Umwelt BN-Magazin [2-15]

Startschuss für die Kreativwerkstatt Natur

Wer die Sommertage für eine Fortbil-dung nutzen will und dabei Wert legt

auf die richtige Mischung aus Naturpäda-gogik und kreativem Tun, der ist genau richtig bei den beiden Wochenendangebo-ten des Naturerlebnsizentrums Allgäu.

Für alle Waldfexe empfiehlt sich das Wo-chenende am 19. und 20. Juni. In den Wald als mythischen Ort entführt die Märchener-zählerin Annika Hofmann. Für alle, die mit Märchen und Sagen arbeiten wollen, gibt es Anleitungen und Übungen zum Geschich-tenerzählen. Handfest und praktisch-krea-tiv geht es zu, wenn Andreas Günthler ein-lädt, eine anregende Kulisse für die Walder-zählungen zu bauen. Inspiriert vom Gehör-ten entstehen hölzerne Gemeinschafts-skulpturen, klingende Holzobjekte, Rin-denbücher oder Druckstöcke. Das zweite Wochenende am 17. und 18. Juli steht unter dem Motto Feuerküche und Lehm. Unter der Anleitung von Wiebke Groß und Karin

Lacher entstehen kleine Lehmöfen, auf denen sich Spa-tenpizza und Aschefladen zubereiten lassen. Wie man die Herstellung von Zeichenkohle, Lavalutschern und grünen Keksen für Gruppen oder Schulklassen didak-tisch angeht, können sich die Teilnehmer bei beiden Angeboten mit eigenem Tun und viel Vergnügen aneig-nen. Das dritte Modul der Reihe mit dem Schwerpunkt Wasser-Farben-Spuren findet am ersten Oktoberwo-chenende statt. ▶Kontakt: Naturerlebniszentrum Allgäu; [email protected], Fax 0 83 23-9 98 87 99, Anmeldungen bis zwei Wochen vor dem Termin

Was macht der Bär am Bärnsee?« Umweltbildungsprojekt der Kreisgruppe Rosen-heim zur Biodiversität und Ökologie von Mooren

Moore gehören zu den wertvollsten Lebensräumen der bayerischen Landschaft«, so das bayerische

Landesamt für Umwelt. Und weil das so ist, hat die Kreisgruppe Rosenheim am Bärnsee bei Aschau fast 5 Hektar wertvolle Streuwiesen, Wald auf Moorboden und extensives Grünland angekauft. Weil es aber mit dem Flächenkauf allein nicht getan ist, wird dieses Pro-jekt begleitet von einer Reihe von Umweltbildungsan-geboten rund um das Thema Moor in seiner ganzen Vielfalt. Natürlich wird es die klassischen Angebote für Gruppen und Schulklassen geben. Junge Naturforscher sind also jederzeit herzlich willkommen bei den Ange-boten zur Bestimmung der vielen Moorbewohner. Ein weiteres Anliegen ist es, die die tradierten Landschafts-pflegemethoden im Moor weiterzugeben.

Das Konzept will die Bevölkerung in der Region sowie betroffene Akteure wie Kommunen, Landwirte und Gästeführer in die Entwicklung der Flächen rund um den Bärnsee einbeziehen. Nur wenn alle an einem Strang ziehen, wird es gelingen, wertvolle Natur- und Kulturlandschaften für nachfolgende Generationen zu erhalten.▶Kontakt: Kreisgruppe Rosenheim, Steinbökstaße 7, 83022 Rosenheim Tel. 0 80 31-1 28 31, [email protected]

Donau-SchifffahrtBei der Kultur- und Erlebnis-Schifffahrt kann man den »bayerischen Amazonas« mit der ganzen Familie erleben! Wissenswertes über die Donau erläutert auf der Fahrt strom-abwärts Prof. Dr. Hubert Wei-ger. Auf der Rückfahrt kann man bei einer szenische Lesun-gen mit Kurt Schürzinger ent-spannen und dem Salzweger Zweigesang lauschen. Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre fahren umsonst mit. Kinder-betreuung an Bord! ▶Deggendorf, 2. August 2015, Kontakt: Kreisgruppe Deggen-dorf, Tel. 09 91-3 25 55, [email protected]

Artenbestimmung für EinsteigerIn Ebern im Landkreis Haßber-ge liegt der 270 Hektar große ehemalige Standortübungs-platz. Das Arteninventar ist eines der reichhaltigsten und am besten untersuchten in Deutschland. Daher lassen sich die Arten nicht nur leicht vor-führen, sondern auch kennen lernen. Erfahrene Experten er-arbeiten mit den Teilnehmern die Artengruppen.

Termin 1: LibellenBeeindruckend sind ihre Flug-künste, beeindruckend auch ihre zwei völlig verschiedenen Leben – als Larve Wasserjäger, als Vollinsekt Luftjäger. Mit

Geduld kann man sich auf ihre Ansitzplätze am Wasser kon-zentrieren und auch ohne Kescher alleine durch ein Foto Zugang zu den etwa 20 häufi-geren einheimischen Arten gewinnen. ▶Ebern, Landkreis Haßberge, 20. Juni 2015Kontakt: Kontakt: BN Bildungs-werk Regensburg, Tel. 09 41-2 97 20-42, [email protected]

Termin 2: Tagfalter Das kurze Leben der Tagfalter ist ausgefüllt mit der Suche nach Nahrung, einem Partner und einem Eiablageplatz. Die Raupen haben da ein anderes Tempo. Bevor sie sich in die

Vorbereitungen auf ihr 3. Le-bensstadium stürzen, fressen sie sich in Ruhe und mit allerlei Tricks satt. Hier lernt man, einige der häufigsten Tagfalter sowie ihre Raupen und Puppen kennen und zuordnen.▶Ebern, Landkreis Haßberge, 18. Juli 2015Kontakt: BN Bildungswerk Re-gensburg, Tel. 09 41-2 97 20-42, [email protected]

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Ihre Ansprechpartnerbeim BNMitgliederservice(allgemeine Fragen zur Mitgliedschaft, Adressänderung)Tel. 09 41-2 97 [email protected]

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Zur Macchia-Blüte nach Kroatien Diese Reise führt von den immergrü-nen mediterranen Laubwäldern der Küste bis hin zu den einzigartigen Karstflüssen, Bergmischwäldern und Orchideenwiesen in den Hochlagen des Velebitgebirges. Genusswandern, Baden im Meer und spektakuläre Naturlandschaften mit fantastischen Ausblicken weit über die Adria bis Istrien erwarten die Reisenden. Die Teilnehmer statten den Nationalparken Velebit und Plitvicer Seen einen Besuch ab.• Kroatien, 13. – 21. Juni 2015

Auf Entdeckertour an der ElbeÜber 40 Jahre lang bildete die Elbe zwischen Schnackenburg und Lauenburg die innerdeutsche Grenze. Im Schatten der Grenz-anlagen konnte sich hier ein Naturparadies erhalten, das heute als UNESCO-Biosphärenreservat »Flusslandschaft Elbe« geschützt ist. Auf der Reise lernen die Teilnehmer Natur und Geschichte der Region aktiv kennen. Radtouren, Wanderungen und Bootsfahrten führen zu den eindrucksvollsten Zielen im Vierländereck. Den Ausgangspunkt für die spannenden Ausflüge bildet die Burg Len-zen. • Deutschland, 14. – 21. Juni 2015

Trekking durch das Karwendelgebirge Wandern im Karwendelgebirge von Hütte zu Hütte in grandioser Bergwelt. Die Naturparkführerin weiß, wo sich die Tiere des Na-turparks aufhalten, die die Teilnehmer mit etwas Glück zu Gesicht bekommen werden (Gämsen, Steinböcke, Adler). Und natürlich erfahren die Wanderer einiges über die Alpenflora. (Leichte bis mittelschwere Wanderungen auf Forstwegen und schmalen Pfa-den, die Trittsicherheit voraussetzen.) • Österreich, 2. – 7. August 2015

Nationalparke Bayerischer Wald und SumavaDie Hochlagen des Bayerischen Waldes sind das Herzstück des ältesten deutschen Nationalparks. Ein Teil davon trägt nun auch die Bezeichnung »Europas Wildes Herz« für die wiedererwachte Wildnis beiderseits der Grenze. Die Teilnehmer wandern auf bayerischer und böhmischer Seite in dieser Wildnis. Ein besonde-res »Schmankerl« ist die Wildnisführung im Nationalpark, die im undurchdringlichen Dschungel umgestürzter Bäume die Gesetze der Natur vermittelt. (Aus-dauer und Trittsicherheit werden vorausgesetzt)• Deutschland, 2. – 9. August 2015

Nationalpark Hohe TauernDer größte Nationalpark der Alpen, der Nationalpark Hohe Tau-ern, ist ein wahres Traumland für Wanderer: mystische Schluch-ten und Wasserfälle, saftig grüne Almwiesen, türkisblaue Bergseen und leicht zu erklimmende Aussichtsgipfel inmitten der imposan-ten Welt der Dreitausender, warten darauf, entdeckt zu werden! • Österreich, 22. – 28. August 2015

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