4
Neue Erfahrungen mit Iontophorese. Von Dr. Ernst HenSge. Mit I Textabbildung. (Eingegangen am 5. Januar 1933.) Eifelfangopackung in Verbindung mit Iontophorese werden yon mir mittels der Fangothermkompressen und darauf gelegter Platten- elektroden ausgefiihrt, wobei eine Stromst/~rke yon 30--80 Milliampere gut vertragen wurde; Verbrennungen traten nicht ein, wenn auf beiden Seiten Fangothermkompressen zwischen Haut und Elektrode gelegt wurden. Benutzt man dagegen nur auf einer Seite die Kompresse, so tritt wegen der verschiedenen Stromdurchtrittsverh/iltnisse unter der Elektrode, welche der Haut direkt aufliegt, eine Verbrelmung ein; deshalb gilt bei Schlamm- und Fangobehandlung in Verbindung mit Iontophorese nach meiner Erfahrung der Grundsatz: 1. Immer auf beiden Seiten Sehlamm- oder Fangokompressen anwenden. 2. Im allgemeinen nicht unter 30 Milliampere behandeln, weil sonst die Iontophorese nicht ausgiebig genug ist. Gute Technik ist erforderlieh; insbesondere diirfen die Plattenelektroden nicht die Kompresse fiber- ragen, damit-sie nicht der Haut direkt aufliegen. DaB die Anwendung des galvanischen Gleichstroms in Verbindung mit Eifelfangokompressen- behandlung eine besondere Wirkung hat, geht daraus hervor, dab die Kathodenseite stets die intensivere R6tung zeigt, wi~hrend bei der Pistyanschlammkompressenbehandlung in Verbindung mit Iontophorese die Anode die intensivere R6tung auf der Haut hervorruft. Die Zu- sammensetzung der Eifelfangokompressen ist folgende: in 100 g: + Ca + Ba + Mg + Zn 34,00 Cu Spuren SO 4 2,17 TiO 2 Spuren + -- + 0,04 Fe 3,46 PO 4 Spuren K Spuren + + 0,48 Mn 0,09 C() a 1,71 Na Spuren + -- + Spuren A1 1,20 Si02 48,05 So Spuren Der durch die Emanation bewirkte Voltabfall pro Stunde betr/igt 5,56 Volt fiir 200 g. Die Vorteile der kombinierten galvansichen Behand- lung mit Eifelfangothermkompressen sind: Z. f. 4, g. Neur. u. Psych. 144. 40

Neue Erfahrungen mit Iontophorese

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Neue Erfahrungen mit Iontophorese

Neue Erfahrungen mit Iontophorese. Von

Dr. Ernst HenSge.

Mit I Textabbildung.

(Eingegangen am 5. Januar 1933.)

Eifelfangopackung in Verbindung mit Iontophorese werden yon mir mittels der Fangothermkompressen und darauf gelegter Platten- elektroden ausgefiihrt, wobei eine Stromst/~rke yon 30--80 Milliampere gut vertragen wurde; Verbrennungen traten nicht ein, wenn auf beiden Seiten Fangothermkompressen zwischen Haut und Elektrode gelegt wurden. Benutzt man dagegen nur auf einer Seite die Kompresse, so tritt wegen der verschiedenen Stromdurchtrittsverh/iltnisse unter der Elektrode, welche der Haut direkt aufliegt, eine Verbrelmung ein; deshalb gilt bei Schlamm- und Fangobehandlung in Verbindung mit Iontophorese nach meiner Erfahrung der Grundsatz:

1. Immer auf beiden Seiten Sehlamm- oder Fangokompressen anwenden. 2. Im allgemeinen nicht unter 30 Milliampere behandeln, weil sonst die

Iontophorese nicht ausgiebig genug ist. Gute Technik ist erforderlieh; insbesondere diirfen die Plattenelektroden nicht die Kompresse fiber- ragen, damit-sie nicht der Haut direkt aufliegen. DaB die Anwendung des galvanischen Gleichstroms in Verbindung mit Eifelfangokompressen- behandlung eine besondere Wirkung hat, geht daraus hervor, dab die Kathodenseite stets die intensivere R6tung zeigt, wi~hrend bei der Pistyanschlammkompressenbehandlung in Verbindung mit Iontophorese die Anode die intensivere R6tung auf der Haut hervorruft. Die Zu- sammensetzung der Eifelfangokompressen ist folgende: in 100 g: +

Ca + Ba +

Mg +

Zn

34,00 Cu Spuren SO 4 2,17 TiO 2 Spuren + -- +

0,04 Fe 3,46 PO 4 Spuren K Spuren + +

0,48 Mn 0,09 C() a 1,71 Na Spuren + -- +

Spuren A1 1,20 Si02 48,05 So Spuren

Der durch die Emanation bewirkte Voltabfall pro Stunde betr/igt 5,56 Volt fiir 200 g. Die Vorteile der kombinierten galvansichen Behand- lung mit Eifelfangothermkompressen sind:

Z. f . 4 , g . N e u r . u . P s y c h . 144. 4 0

Page 2: Neue Erfahrungen mit Iontophorese

614 Ernst Hen0ge :

1. Die gleichzeitige Wirkung der W~rme und des galvanischen Stroms an sich und der iontophoretischen Wirkung, welche aus der erheblich st~rkeren RStung der Kathode hervorgeht, w~hrend bei An- wendtmg der Pistyankompressen ~-galvanischen Strom unter der Anodenkompresse die st/~rkere Hautr6tung auftritt.

2. Die Anwendbarkeit sehr hoher Stromsti~rken bis zu 80 Milli- ampere ohne jede Verbrennungsgefahr bei einwandfreier Technik. Hinzu kommt, dab die durch die heiBo Fangothermkompresse erzielte Hyper- /~mie zu einer potenzierten Wirkung des galvanischen Stroms fiihrt und die Iontophorese begiinstigt. Inwieweit der Radioaktivit/~t der Fango- thel~kompressen durch den galvanischen Strom eine st/~rkere Wirkung zukommt, ist noch nieht gekl/~rt. Da die Bestandteile des Eifelfango iiberwiegend Kationen sind, erkl/irt sieh die st/~rkere R6tung der Kathode, indem die Kationen yon der Anode her die Haut durchdringen, bis zur Kathode wandern trod daselbst eine Reizung der unter der Kathode befindliehen Haut bewirken. Da jedoch der iontophoretische u durch meine Versuche nicht vollkommen gekl/~rt ist, empfehle ich Strom- wendung nach der Halbzeit der Behandlung. Ich selbst habe mich wegen der st/irkeren RStung auf der Haut unter der Kathode h/~ufig veranlaBt gesehen, auf die Schmerzstellen die Kathode zu applizieren, w/ihrend ich bei der Pistyankompressen-Iontophorese die Kompresso for die schmerzhaften Stellen zur Anode machte, ebenfalls wegen der st/ir- keren Hyper/~mie unter der Anodenkompresse. Gew6hnlich wird in den Lehrbfichern als wirksame Elektrode diejenige bezeichnet, yon weleher her die wirksamen Bestandteile eingefiihrt werden, und das mit Recht, weil bei der Tr/~nkung nur einer Elektrode mit der iontophoretisch ein- zuffihrenden Fliissigkeit bei falscher Stromrichtung iiberhaupt keine Iontophorese erfolgt. Da aber bei der Eifelfangothermkompressen- behandlung aus technischen Griinden beiderseits Fangothermkom- pressen unter die Plattenelektroden gelegt werden miissen, besteht bei jeder Stromrichtung die Gew/~hr, dal~ eine Iontophorese erfolgt; die Stromwendung nach der Halbzeit der Behandlung erscheint daher zweckm/i$ig., andererseits ist aber auch die Applizierung der Kathode auf die sehmerzhaften Stellen auf Grund der st/irkeren Hyper/imie mater der Kathodenfangothermkompresse begriindet. Die Erfolge waren jedenfalls auch bei letzterer Handhabung sehr gut.

Die geringe Zahl der behandelten Kranken bringt zwar fOr einen durehschlagenden Erfolg der kombinierten galvanisehen Behandlung mit Eifelfangokompressen keinen genfigenden Beweis. Es ist aber be- achtenswer$, dab unter den Trigeminusneuralgiekranken ein Patient Max Sch. war, gob. am 5. 12. 72, der seR Jahren mit Diathermie, reiner Galvanisation, Histaminiontophorese, sowie operativ und mit lnjek- tionen behandelt wurde und bei dem erst dm'ch die iontophoretische Behandlung mit Fangothermkompressen nach der 7. t~ehandlung eine

Page 3: Neue Erfahrungen mit Iontophorese

Neue Erfahrungen mit Iontophorese. 615

Er fo lgs~abe l l e .

Art dot Erkrankung Zahl 4er Dauer- Voriiber- F~lle erfolg gebender Kein Erfolg Erfolg

2 Trigeminusneuralgien Herpes zoster-Neuralgien Spondylosis d. Wirbelsi~ule

Facialisliihmung Rheuma Kreuzneuralgien

1 1 1

in bezug auf die

Neura lg i en 1 1 2 7

ganz erhebliche Besserung der heftigen Schmerzanf/~lle eintrat, so dab er auf Grund der eingetretenen Besserung den bereits gestellten Invaliden- rentenantrag zurfiekziehen will.

Das nerv6se Ohrensausen, ein bekanntlich recht hartni~ckiges und quiilendes Leiden, habe ich durch Iontophorese mit TSlzer Jodsalz zu heilen versueht. Um eine mSglichst direkte Wirkung auf den HSrnerven zu gewinnen, habe ieh besondere Ohrenelektro- den anfertigen lassen.

Beschreibung. Die durchweg iso- lierte Spezialelektrode laut Abbildung hat im Innern eine Stromleiternadel, um welche eine diinne Watteschicht gewickelt wird. Die Olive ist am gan- zen Umfange mit siebartigen LSchern versehen, durch welche die zu ver- wendende m e d i k a m e n t 0 s e Fl t iss igkei t .~.bb. 1. Hersteller: Spezialfabrik fiir RSntgen-

und Diathermiezubeh0r Ing. E. Hi~ttman~, in das Innere der Elektrode eindringt Dresden--& 24. und yon der darin befindlichen Watte aufgesaugt wird. Um die genfigende Menge Fliissigkeit w~hrend der Behandlungs- dauer in der Elektrode aufzuspeichern, wird ein seitlich angebrachter Gummisauger verwendet, der mit dem Hohlraum der Elektrode in Verbindung steht. I)er Sauger - - mit der Hand zusammengedriickt - - unterstfitzt das Eindringen der Fliissigkeit. Die Elektrode kann nach jeder Behandlung sterilisiert werden.

In jeden GehSrgang wird eine derartige mit TSlzer Jodsalzl6sung versehene Elektrode eingeffihrt, wobei infolge der Isolierhfille der Elek- troden die im Vergleich zu anderen Ohrenelektroden betr/~ehtliehe Stromst/~rke yon 2- -3 Milliampere angewendet werden kann.

Die Zahl der behandelten Kranken ist zwar nicht grog genug, um aus den erzielten Ergebnissen verallgemeinernde Sehlfisse zu ziehen; die Erfolge sind aber auffallend giinstig und das bei einer krankhaften

40*

Page 4: Neue Erfahrungen mit Iontophorese

616 Ernst Henl3ge: Neue Erfahrungen mit Iontophorese.

In 100 g TSlzer Quellsalz sind enthalten: - +

Jodnatrium . . . . . . . . . . . . . 0,73 g - +

Bromnatrium . . . . . . . . . . . . 0,63 g - +

Doppelkohlensaures Natrium . . . . . 4,41 g _ n_

C h l o r n a t r i u m . . . . . . . . . . . . 88,26 g - +

Chlormagnesium . . . . . . . . . . . 5,04 g - +

Kohlensaures Magnesium . . . . . . . 0,93 g

Feste Mineralbestandteile . . . . . . . 100,00 g

I o n t o

Nanle

Alfred W.

Emil L.

Wilhelm F.

Paul P.

Rudolf P.

Richard D.

Paul N.

Gertrud R.

Ooorg R.

Richard H.

~horese m i t T S l z e r J o d s a l z . 0 h r e n b e h a n d l u n g .

Geboren

14. 4. 69

20. 11. 77

12. 7. 76

6.4. 86

16. 8. 77

53 Jahr

26. 6. 82

26. 10. 77

13. 7. 99

12. 1. 85

1 . 5 . 9 9

Diagnose

Arteriosklerose, Ohren- sausen

SchwerhSrigkeit. Ohren- Sausen

0hrensausen, Gehirn- erschiitterungsfolgen

r. Ohrensausen

0hrensausen

Arteriosklerose, Ohren- s&usen

Vasomotorische Neurose Ohrensausen

Meni~rsche Anf~lle

Ohrensausen

Beiderseits Ohrensausen links mehr als rechts ~eurasthenie

Ohrensausen Meni6rsche Anf~lle

BehandJungu- zahl

12

18

24

9

24

18

14

8

10

7

13

Erfolg

sehr gut

m~Big

sehr gut

kein Erfolg

gut

m~13ig

sehr gut

gut

m~Big

gut

sehr gut

StSrung, die in der Regel trotz Trommelfellmassage, reiner Galvani- sat ion und in terner Behand lung in der Regel recht har tnackig zu sein pflegt. W e n n die Elekt roden gut in den GehSrgang eingeffihrt werden u n d an den Schul tern durch kleine Polster yon W a t t e geschickt gesti i tzt werden, wenn ferner das Ein- und Ausschal ten des Stroms langsam geschieht und wenn m a n zur Sicherung mi t Vorschal twiderstand arbei tet , so ist die •e thode vo l lkommen ungef~hrlich, aber auch nur dann.