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BODE–SCIENCE–COMPETENCE DESINF ACTS 3/2010 Weitere Themen im Heft: REPORTAGE: Schmucklos – Segeberger Kliniken SPECIAL: Sterillium ® med – Spitzenleistung für die Routine STUDIE: Händehygiene von Patienten reduziert MRSA-Rate Ein Unternehmen der HARTMANN GRUPPE NDM-1 Neuer Resistenz- mechanismus

Neuer Resistenz- mechanismus

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Page 1: Neuer Resistenz- mechanismus

BODE–SCIENCE–COMPETENCE

DESINFACTS3/2010

Weitere Themen im Heft:

REPORTAGE: Schmucklos – Segeberger Kliniken SPECIAL: Sterillium® med – Spitzenleistungfür die Routine STUDIE: Händehygiene von Patienten reduziert MRSA-Rate

Ein Unternehmen derHARTMANN GRUPPE

NDM-1Neuer Resistenz-

mechanismus

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DESINFACTS

Schulungsfilme lassen die Teilnehmer den zu lernenden Stoff nahezu miterle-ben. Die Folge: Ein derart vermitteltes Wissen wird besonders gut behalten.Noch leichter wird das Lernen jetzt mit dem kostenlosen Download derBODE-Schulungsfilme.

Lernleistungen steigen um 5 Prozent, dieMerkfähigkeit um 35 Prozent – so dasErgebnis von Untersuchungen zum Ein-satz von Lehrfilmen. Das Medium ist alsozu Recht auch in Hygiene-Fortbildungenein gern gesehenes Tool. Komplexe The-men können besonders anschaulich dar-gestellt werden. Durch das Zusammen-wirken von Bild und Ton auf verschiede-nen Ebenen, zum Beispiel durch Farben,Kontraste, Lautstärken etc., werdenabstrakte Informationen interessant undaufmerksamkeitsstark vermittelt.

Schulungsfilme haben im Fortbildungs-und Service-Portfolio von BODE schonlange ihren festen Platz und werden gerngenutzt. Mit der Mediathek auf ihrer Web-site www.bode-chemie.de ermöglichtBODE nun Interessenten einen nochschnelleren und einfacheren Zugriff aufdas wichtige Fortbildungs-Tool.

Interessierte können sich dort die Filmeanschauen und kostenlos downloaden.Zur Zeit stehen in der Mediathek imBereich Service folgende Filme zur Verfü-gung:■ Hygienische Händedesinfektion■ Chirurgische Händedesinfektion■ Hygienische Aufbereitung von flexiblen

Endoskopen■ Multiresistente Staphylococcus aureus

– MRSA

Die Filme sind auf dem aktuellen Stand.Der MRSA-Film bietet darüber hinaus – jenach Bereich – einzeln anwählbare Filme,zum Beispiel zum MRSA-Management inAltenpflege-Einrichtungen.

BODE-Schulungsfilme zum freien Download

Fortbildung

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BODE–SCIENCE–COMPETENCE

FORTBILDUNGBODE-Schulungsfilme 2

EDITORIAL 3

AKTUELLNDM-1: Neuer Resistenzmechanismus 4

BEST PRACTICERing frei am Tatort 8

DESINFACTS SPECIALNeu: Sterillium® med 10

STUDIERolle von Patienten und Besuchern bei MRSA-Übertragung 12

AKTUELLMarken machen im Labor 14

AKTUELLJetzt auf Norovirensaison vorbereiten 15

STUDIEVliestücher beeinträchtigen Wirksamkeitvon QAV 16

MEDIZINHISTORIE 18Julius Richard Petri

PRAXISTIPP 20Sicherheit bei i.v., s.c. und i.m. – Injektionen

Impressum 20

InhaltEditorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Es dauerte keinen Tag und die Nachricht verbreitete sich in Win-deseile in den Medien: „Der Superkeim aus Indien“ sorgte fürSchlagzeilen, kaum dass die Zeitschrift „The Lancet InfectiousDiseases“ ihre Studie über einen neuen Resistenzmechanismusbei Gram-negativen Bakterien veröffentlicht hatte.NDM-1 ist nur ein Mechanismus unter vielen, die bedrohlicheMultiresistenzen hervorbringen – wir berichten über die Hinter-gründe.

Der Medienrummel zu NDM-1 hatte sich noch nicht gelegt, daerschütterte der Tod von drei Säuglingen an der Mainzer Unikli-nik die Republik. Die Vermutung: Hygienemangel. Mit einerdefekten Infusionsflasche als vermutliche Ursache sind die Mit-arbeiter der Klinik gottlob vom Vorwurf des schweren Hygiene-fehlers befreit.

Dennoch: Das öffentliche Bewusstsein für Hygiene wächst unddie Gesundheitseinrichtungen geraten dadurch immer öfter aufden Prüfstand. Hinzu kommt die Umkehr der Beweispflicht, dieKliniken im Nacken sitzt. Kein Grund zum Selbstmitleid, sondern eine gute Gelegenheit,die Hygiene nochmals zu verbessern, dachten sich die Segeber-ger Kliniken und verfügten ein totales Schmuckverbot. Wie gutdas klappen kann, zeigt die Hygienefachkraft der Kliniken,Andreas Szymansky, in unserer Reportage.

Auch wir als Hersteller suchen uns neue Herausforderungen, um die Hygiene für Anwender und Patienten immer besser undsicherer zu machen. Unser neues Hände-DesinfektionsmittelSterillium® med soll Spitzenleistung für die Routine bringen.Lesen Sie dazu das Interview mit unserer Produktentwicklungund überzeugen Sie sich selbst.

Herzlichst Ihr

Dr. Roland KnielerGeschäftsführer BODE Chemie GmbH

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DESINFACTS

Aktuell

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NDM-1: Neuer Resistenzmechanismus inESBL nachgewiesen

Millionen könne das nationale Gesund-heitssystem sparen, wenn Patienten nachIndien flögen, lobte die britische Zeitung„Independent“ am 4. August dieses Jah-res den Trend zum Medizintourismus. Nurwenige Tage später legte sich die Eupho-rie, denn eine in „The Lancet InfectiousDiseases“ veröffentlichte Studie (1) eröff-nete ein komplett anderes Szenario. Eininternationales Forscherteam wies beiPatienten, die sich zuvor in Indien oderPakistan hatten behandeln lassen, multi-resistente Gram-negative Enterobacteria-ceae nach, die über ein neues Resistenz-Gen verfügten.

Multiresistenz bei ESBLDas Gen initiiert ein Enzym (Carbapene-mase), die Neu-Delhi Metallo-Beta-Lak-tamase, kurz NDM-1. Mit diesem chemi-schen Katalysator werden die Beta-Lak-tam-Antibiotika der Carbapenem-Gruppe

unwirksam macht. Carbapeneme geltenals Reserveantibiotika und bleibenschwer beherrschbaren Infektions-krankheiten vorbehalten, die von ande-ren Beta-Laktam-resistenten Erregernverursacht wurden.

Das neue Resistenz-Gen wurde haupt-sächlich in bereits mehrfach Beta-Lak-tam-resistenten Bakterienstämmennachgewiesen, den Extended SpectrumBeta-Lactamase-Bildnern, kurz ESBL.Deren Resistenzen folgen einem ganzanderen Resistenzmuster als das durchNDM-1 ausgelöste. Das neue Gen ist in der Lage, alle ande-ren Beta-Laktam-Antibiotikaklassenebenfalls zu inaktivieren. Als Konsequenz verfügen die NDM-1produzierenden Bakterienstämme übereine besorgniserregende Multiresistenz.

Ein durch Resistenz-Gene hervorgebrachtes Enzym in Gram-negativen Erregern macht die Reserveantibiotika der Carba-penem-Gruppe unwirksam und schränkt die Therapieoptionen dramatisch ein. NDM-1 produzierende Bakterien werdenin Deutschland bisher äußerst selten nachgewiesen. Panik ist daher fehl am Platz, Besorgnis hingegen nicht.

Der Studie zufolge, wurde NDM-1 unterden Gram-negativen Erregern am häufig-sten bei Klebsiella pneumoniae und inEscherichia coli nachgewiesen. Klebsiel-len können nicht nur ernstzunehmendeLungenentzündungen auslösen, sondern– wie E. coli-Bakterien auch – schwereHarnwegsinfekte bis hin zur Sepsis.

Patient-zu-Patient ÜbertragungDass Gram-negative Bakterien Carbape-nemasen hervorbringen, also Enzyme, dieden Betalaktamring der Carbapenemezerstören, ist nicht neu. NDM-1 wurde2008 erstmals bei einem schwedischenPatienten identifiziert, der sich in Indieneiner medizinischen Behandlung unterzo-gen hatte. Bislang tauchten Erreger mitdem neuen Resistenzmechanismus vor-wiegend in Zusammenhang mit demMedizintourismus in Indien und Pakistanauf. In Großbritannien ist allerdings ein

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BODE–SCIENCE–COMPETENCE

Fall ohne diesen Zusammenhang bekanntgeworden. Ein Hinweis darauf, dass esbereits in einer Gesundheitseinrichtungzu einer Übertragung von Patient zuPatient gekommen sein muss. Ausser Indien und Pakistan, die als sogenannte Endemiegebiete zählen, wur-den Erreger mit NDM-1 auch in den USA,Kanada, Australien, den Niederlandensowie in Deutschland nachgewiesen (2).

Neben NDM-1 sind noch drei weitereResistenz-Gene bekannt, die unterschied-liche Carbapenemasen produzieren undzur Multiresistenz Gram-negativer Erre-ger führen können: VIM wurde1999, KPC2001 und OXA-48 2004 beschrieben.

Schnelle VerbreitungDie Experten vom Nationalen Referenz-zentrum für Gram-negative Erreger gehendavon aus, das NDM-1 keine grundsätz-lich größere Gefahr darstellt als die ande-ren Carbapenemasen produzierendenResistenz-Gene (3). Die Wissenschaftlerder „The Lancet“-Studie berichten indesvon einem hohen Verbreitungspotenzial.

Bei NDM-1 sind die Resistenz-Gene aufunterschiedlich großen Plasmiden, ring-förmigen DNA-Molekülen, lokalisiert. DieGene können daher sehr schnell aufandere Bakterien übertragen werden.

ren Gram-negativen Bakterienspeziesleicht einschleusen kann. Die globale Mobilität schließlich tut ihrÜbriges, dass sich multiresistente Erregermit dem neuen Resistenzmechanismusauf der ganzen Welt rasch verbreiten kön-nen.

So wies die Lancet-Studie selbst inner-halb einer Spezies, beispielsweise beiKlebsiella, unterschiedliche Bakterien-klone nach. Ein Ergebnis, das für dieleichte Übertragbarkeit des Resistenz-Gens innerhalb einer Bakterienspeziesspricht und vermuten lässt, dass sich dasGen zur NDM-1 Produktion neben Kleb-siellen und Coli-Bakterien auch bei ande-

Aktuell

Alkohole zerstören die Molekülstrukturen der Proteine von Zellwand und Zellinnerem. Dieserunspezifische Wirkmechanismus verhindert, dass Bakterien Resistenzen gegen den Desin-fektionswirkstoff entwickeln.

Bislang entdeckte Carbapenemase-Bildner

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Aktuell

DESINFACTS

Risiken durch NDM-1-Bildner

Kaum noch OptionenDas Hauptproblem der NDM-1 Erregerliegt in den extrem eingeschränkten The-rapieoptionen. Die Grenzen der Behan-delbarkeit wurden bereits bei einem Bel-gier erreicht, der an einer Infektion miteinem NDM-1 Erreger starb. Der Mannhatte sich in Pakistan verletzt, wurde dortbehandelt und erlag dann in seiner Hei-mat den Folgen der Infektion.

Allein zwei Antibiotika stehen noch fürdie Therapie von Infektionen mit einemNDM-1 Erreger zur Verfügung: Tigezyklinund Colistin. Für die Experten kein Grundzu Optimismus. Zum einen fanden sich inder Lancet-Studie Bakterien-Isolate, diegegen alle Antibiotika, inkl. Tigezyklin undColistin, resistent waren. Zum anderenweisen beide Antibiotika erheblicheSchwachstellen auf (4).

Beide Antibiotika sind für ernste Neben-wirkungen wie Nerven- und Nierenschä-digungen bekannt. Die klinische Effizienzvon Colistin ist zumindest bei Lungenent-zündung fraglich, da der Wirkstoff dieLungen nur schlecht penetriert. Tigezyklinzeigt in vitro gute Ergebnisse, verfügtaber über niedrige Serumspiegel. FürHarnwegsinfekte gilt der Wirkstoff alsungeeignet und die Wirkung bei schwe-ren Infektionserkrankungen ist nochnicht bewiesen.

Inzwischen werden daher alte, bereitsfür die Therapie aufgegebene Antibiotikawieder ins Rennen geführt. Denn dieAussichten auf ein neues, nicht NDM-1anfälliges Antibiotikum stehen schlecht:Mindestens 10 Jahre werden für die Ent-wicklung völlig neuer Antibiotika veran-schlagt.

Hygiene immer wichtigerFachmediziner wie Dr. Martin Kaase vomNationalen Referenzzentrum für Gram-negative Erreger betonen, dass derzeitfür die Bevölkerung hierzulande keinGrund zur Besorgnis besteht: In Deutsch-land wird die Häufigkeit von NDM-1 oderanderen Carbapenemase-Genen bezo-

gen auf alle Klebsiella pneumoniae-Isola-te z. Zt. auf deutlich unter 0,1 Prozentgeschätzt, bei anderen ESBL-Speziessogar noch niedriger.

Eine auf die lokale Resistenzsituationabgestimmte Antibiotikatherapie, sowiedie penible Einhaltung der Standard-Hygienemaßnahmen, reichen demRobert Koch-Institut zufolge zum jetzigenZeitpunkt aus, eine Verbreitung der multi-

resistenten Erreger mit der Carbapene-mase NDM-1 zu verhindern (5).

Aus weltweiter Perspektive betrachtet,bleibt das Thema besorgniserregend: DieGefahr, dass sich die NDM-1 kodieren-den Gene weltweit ausbreiten, sei eben-so offenkundig wie beängstigend,schlussfolgern die Wissenschaftler der„The Lancet“-Studie.

Sepsis

Darm-infektion

Wundinfektion

Harnwegsinfekt

Harnwegsinfekt

Sepsis

Bauchfell-entzündung

Pneumonie

Endokarditis

Meningitis

Escherichia coli

Klebsiella pneumoniae

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Entwickeln NDM-1 Erreger auch Resistenzen gegen Hände-Desinfektionsmittel?

Es gibt in der Literatur keinerlei Hinweis, dass Händedesinfektionsmittel auf Alko-holbasis unzureichend gegen antibiotika-resistente Bakterien wirken. Nach jetzi-gem Kenntnisstand ist davon auszugehen, dass der Nachweis der Bakterizidiegemäß prEN 13727 und EN 1500 auch eine Wirksamkeit gegenüber antibiotika-unempfindlichen Bakterien einschließt. Diesen Schluss legt auch eine Studie (6)zur Wirksamkeit von Sterillium® innerhalb 30 Sek. gegenüber verschiedenen mul-tiresistenten Bakterien nahe, darunter auch multiresistente Gram-negative Spe-zies wie Eschericha coli und Klebsiella pneumoniae.

Sollten bei Patienten Screenings durchgeführt werden?

Screenings, die theoretisch möglich sind, werden gegenwärtig weder vom RobertKoch-Institut noch vom Nationalen Referenzzentrum für Gram-negative Bakterienempfohlen, da NDM-1 produzierende Bakterien in Deutschland extrem selten undbisher auch noch in keinem Krankenhaus aufgetreten sind.

Was ist bei Trägerschaft bzw. Infektion mit NDM-1 produzierenden Bakterien zu beachten?

Bislang ist in Deutschland noch kein Fall von NDM-1 in einem Krankenhaus auf-getreten (siehe oben). Nach jetzigem Kenntnisstand würden die Empfehlungengreifen, die bereits für andere ESBL mit Carbapenem-Resistenz gelten, u. a. Iso-lierung bereits auf Normalstation, Standardhygiene und Barrierepflege (sieheDESINFACTS 2/10) sowie Aufhebung der Maßnahmen bei Vorliegen von dreiAbstrichserien (rektal und alle vormals positiven Besiedelungsorte).

Verbreiten sich NDM-1 produzierende Bakterien schneller als andere antibiotika-resistente Gram-negative Erreger?

Laut Auskunft des Nationalen Referenzzentrums für Gram-negative Bakterien istdie epidemiologische Bedeutung von NDM-1 nicht höher einzustufen als die deranderen bereits bekannten Carbapenemase-bildenden Bakterien.

NDM-1 aus Sicht der Hygiene

Quellen

1 Kumarasamy K K et al.Emergence of a new antibiotic resistance mechanism inIndia, Pakistan, and the UK: a molecular, biological andepidemiological study.Published Online August 11, 2010 DOI:10.1016/S1473-3099(10)70143-2.

2 Empfehlung der Health Protection Agency, UK.National Resistance Alert 3 ADDENDUMCarbapenemase-producing Enterobacteriaceae in theUK:NDM (New Delhi Metallo-)b-lactamase: repeatedimportation from Indian subcontinent.Stand 16.08.2010. unter www.hpa.org.uk.

3 Stellungnahme des NRZ für gramnegative Kranken-hauserreger, Abteilung für Medizinische Mikrobiologieder Ruhr-Uni Bochum, Stand 16.08.2010. unter http://memiserf.medmikro.ruhr-uni-bochum.de/nrz/

4. Health Protection Report.Multi-resistant hospital bacteria linked to India andPakistan.Volume 3 No 26; 3 July 2009. Published online unterwww.hpa.org.uk Health Protection Report news archi-ve.

5. Robert Koch-Institut.Zum Auftreten von multiresistenten Erregern mit derCarbapenemase NDM-1 („Neu-Delhi Metallo-Beta-Lak-tamase"), Stand 12.08.2010, online unter www.rki.de

6 Kampf G, Hollingsworth A.Validity of the four European test strains of prEN 12054for the determination of comprehensive bactericidalactivity of an alcohol-based hand rub.Journal of Hospital Infection (2003) 55, 226–231.

Aktuell

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Best Practice

DESINFACTS

Mehr PatientenrechteDer ausgebildete Fachpfleger für Inten-sivmedizin und Anästhesie ist seit 25Jahren bei den Segeberger Kliniken undversteht sich in seiner Funktion alsHygienefachkraft auch als Berater derGeschäftsleitung. „Wenn Hygienethe-men zum Risiko für den Geschäftsbe-trieb und das Ansehen der Klinik werdenkönnen, gehört es ganz klar zu meinenAufgaben, die Geschäftsleitung darüberzu informieren und entsprechende Maß-nahmen vorzuschlagen“, findet Szy-mansky.

So geschehen im Januar 2008, als dashöchste deutsche Zivilgericht die Haf-tung der Klinik bei Hygienemängeln ver-schärfte. Seither gilt bei Verstößengegen grundlegende Hygieneregeln dieumgekehrte Beweispflicht, soll heißen:nicht mehr der Patient, sondern die Kli-nik muss beweisen, dass die Schädi-gung nicht auf dem Verstoß gegenHygienestandards beruht und sie keinVerschulden trifft.

Das Tragen von Schmuck stellt zweifel-los einen derartigen Verstoß gegenHygienestandards dar: Robert Koch-Institut und internationale Richtlinienfordern unmissverständlich: Schmuckan Händen und Unterarmen inklusiveUhren und (Ehe!)-Ringe gehören nicht inArbeitsbereiche mit erhöhter Infektions-gefahr, die z. B. bei Patientenkontaktvorliegt. Denn nur schmucklose Händelassen sich auch korrekt und wirksamdesinfizieren.

Auf die Finger geschautDas Pflegepersonal der Segeberger Kli-niken hatte das Schmuck-Tabu schongut verinnerlicht, doch bezogen auf alle

Mit seinem Namensvetter, Deutschlandspopulärstem Tatort-Kommissar aller Zei-ten, hat der HygieneverantwortlicheAndreas Szymansky zumindest einesgemein: Den kompromisslosen Einsatzfür die Schwächeren. Ging es im Ruhr-pott-Krimi gern einmal um „gefallene“Mädchen, stehen bei der SegebergerHygienefachkraft die genesungsbedürf-tigen Patienten im Fokus. Ihr Schutzdurch konsequente Händehygiene derMitarbeiter ist für Szymansky nicht ver-handelbar. Und dazu gehört nun einmalauch der Verzicht auf jeglichenSchmuck an den Händen.

Doch anders als der Prügelkommissar,mit dem Andreas Szymansky ohnehinnur der lautmalerische Gleichklang derNachnamen verbindet, vertraut derHygieneexperte nicht auf seine Fäuste.Szymanskys Schlagkraft liegt in seinenArgumenten. So gibt es viele gute Grün-de, auf jeglichen Schmuck beim Umgangmit Patienten zu verzichten. SzymanskysFavorit: Das Haftungsrisiko der Klinik.

Berufsgruppen mit Patientenkontaktwar die Quote der Schmuckträger nochrecht hoch. Szymansky sah darin einpermanentes Haftungsrisiko für die Kli-nik: „Können Sie sich vorstellen, dassein Patient während seines Aufenthaltsdem Personal nicht einmal auf die Fingerschaut?“, fragt der Hygieneverantwortli-che eher rhetorisch. Und fährt fort: “EineWundinfektion auf das Tragen vonSchmuck des Personals zurückzuführen,ist nicht so schwer. Und dann beweisenSie als Klinik einmal das Gegenteil“.

Entschlossener KursDie Problemlösung sah der erfahreneKrankenhausprofi nicht nur im Missio-nieren, sondern im Professionalisierenund machte das Thema kurzerhand zurChefsache. Allein in der Pflege beschäf-tigen die Segeberger Kliniken rund 600Mitarbeiter. Der Qualitätsanspruch derprivat geführten Klinik, eine der größtenSchleswig-Holsteins, ist hoch. Kurz: dieGeschäftsführung musste nicht langevom Handlungsbedarf überzeugt wer-den.

„Wir haben das weitere Vorgehen in derHygienekommission diskutiert und unsdann für einen klaren Kurs entschie-den“, berichtet Szymansky. Neben denim Hause sehr häufig durchgeführtenSchulungen, entschloss sich die Klinikdazu, eine Verhaltensänderung der

Ring frei am TatortAndreas Szymansky, Hygienefachkraft der Segeberger Kliniken, hat erreicht,was eigentlich selbstverständlich sein sollte und gerade deshalb viel Aner-kennung verdient: Ein absolutes Schmuckverbot bei allen Mitarbeitern mitPatientenkontakt.

Herr der Ringe: Andreas Szymansky setztein den Segeberger Kliniken schmuckfreiesArbeiten am Patienten durch.

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BODE–SCIENCE–COMPETENCE

Schmuckträger per Handlungsanwei-sung einzufordern. Dabei fanden dieHygieneverantwortlichen eine effektiveund einfache Methode, ihre Botschaft zuüberbringen: per Gehaltsabrechnungund als Anlage zu neuen Verträgen.

Klarheit gibt Sicherheit„Damit haben wir – noch dazu logistischganz einfach – wirklich alle, die es betraferreicht“, sagt Szymansky. Formal gese-hen ja, aber auch tatsächlich? Szymans-ky kann das bejahen und hat in den ver-gangenen zwei Jahren – in denen dieKombination aus Schulungen und klarerAnweisung konsequent weiter geführtwurde – deutliche Verhaltensänderun-gen bemerkt. Aktiv negative Reaktionenblieben aus. Was die Hygienefachkraftbesonders erstaunt hatte: „Gerade Mit-arbeiter, die sich besonders unwilligzeigten, wenn man sie auf das ThemaSchmuck ansprach, hielten sich sehrschnell an die Anweisung.“

Best Practice

Der Fachkrankenpfleger bemerkt diesganz vorurteilsfrei und erklärt, dass „esvielen gar nicht bewusst war, welchesRisiko ihr Verhalten für die Klinik und fürdie Patienten darstellt“. Und für sieselbst – denn letztlich könnte die Klinikwiederum den Haftungsanspruchgegenüber dem Verursacher, also demjeweiligen Mitarbeiter, geltend machen.

Dass sich nun auch ein Großteil der Ärz-teschaft inzwischen auf die Stationsuh-ren oder die hygienischen „Kranken-pflegeruhren“ verlässt und die Frage„ob dies alles auch für Eheringe gilt“immer seltener gestellt wird, ist ein gro-ßer Erfolg – eine 100prozentige Compli-ance jedoch noch ein sportliches Ziel.„Bis dahin landet der eine oder anderenoch auf meiner persönlichen Watch-list“ sagt Szymansky entschlossen, unddabei wirkt er das erste Mal doch einwenig wie Götz Georges „alter ego“.

Praktische Alternative: In den SegebergerKliniken setzte man u.a. auf die Kranken-pflegeruhren als Ersatz für die Armbanduh-ren. Die „Schwesternuhren“ sind mit Sili-kon ummantelt und per Clip an der Kleidungzu befestigen.

Zeigt her Eure Hände: Schmuckfreie Hände sind die Voraussetzung für eine korrekte hygienische Händedesinfektion und haben sich in denSegeberger Kliniken durchgesetzt.

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Die Sterillium®-Range hat Zuwachsbekommen: Das neue Hände-Desinfek-tionsmittel ist farbstoff- und parfümfreiund basiert auf dem Wirkstoff Ethanol, derfür seine gute Viruswirksamkeit bekanntist. Die mikrobiologische Effizienz vonSterillium® med umfasst daher nebenBakterizidie, Levurozidie, Tuberkulozidieund begrenzter Viruzidie, inklusive HIV,HBV und HCV, auch unbehüllte Viren, wieMNV*, Adeno-, Polio- und Rotaviren.

Bewährte PflegesubstanzenDie Hautverträglichkeit eines Hände-Des-infektionsmittels trägt wesentlich zurErhöhung der Händehygiene bei unddamit auch zu einem sicheren Infektions-schutz. Bei Sterillium® med wurde daherWert auf hochwertige Pflegekomponen-ten gelegt. Der Hautpflegekomplex ist mitdem bewährten Hautpflegesystem vonSterillium® identisch, das bekannterma-ßen selbst bei häufiger Anwendung übereinen langen Zeitraum gut auf der Hautvertragen wird.

Das neue, farbstoff- und parfümfreie Sterillium® med bietet umfassende Virus-wirksamkeit inklusive MNV*, Adeno-, Polio- und Rotaviren und eine sehr guteHautverträglichkeit. Das Erfolgsrezept: Eine Kombination aus dem WirkstoffEthanol und dem bewährten Hautpflegekomplex von Sterillium®.

Neu: Sterillium® med – Hände-Desinfektionsmittelmit umfassender Viruswirksamkeit

DESINFACTS SPECIAL

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BODE–SCIENCE–COMPETENCE

Special

Hautvertäglichkeit getestetDie Hautverträglichkeit von Sterillium®

med wurde auch in einem anspruchsvol-len repetitiven Epikutanpflaster-Testver-fahren (1) nachgewiesen. Mit dem Repea-ted Insult Patch Test (RIPT), einem wieder-holten Epikutanpflaster-Test, lässt sichnicht nur die lokale Verträglichkeit einesPräparates feststellen, der Test erlaubtauch Rückschlüsse auf allergische Kon-taktreaktionen vom Spättyp (Typ IV).

Die Begutachtung von Sterillium® mednach dem RIPT ist darüber hinaus auchhinsichtlich der Probandenzahl ambitio-niert. Nach Abschluss des RepeatedInsult Patch Test lagen Ergebnisse von 215Testteilnehmern vor. Alle mit dem Präparatbehandelten und begutachteten Hautare-ale der Probanden zeigten die gleicheHautverträglichkeit wie die Negativkon-trolle (leere Kammer).

Die Positivkontrolle (0,25 % SLS = SodiumLauryl Sulfat) hingegen führte bereits inder ersten Testphase bei 16 Probanden zuHautirritationen, die nach dem Score vonkaum wahrnehmbarer Hautrötung bis zudeutlich sichtbarer Rötung mit Schwel-lung reichten. Sterillium® med zeigte imRIPT hingegen keinerlei Potenzial, Hautir-ritationen oder Sensibilisierungen auszu-lösen und kann als sehr gut hautverträg-lich bewertet werden.

Als farbstoff- und parfümfreies Produkteignet sich Sterillium® med darüber hin-aus auch für die empfindliche Haut.

Umfassend begutachtetDie mikrobiologische Wirksamkeit vonSterillium® med wurde nach EN 1500 zurhygienischen und EN 12791 zur chirurgi-schen Händedesinfektion begutachtet.Darüber hinaus weisen mehrere Einzel-gutachten auf der Grundlage derDVV/RKI-Richtlinien eine Viruswirksam-keit bei behüllten und einigen unbehülltenViren nach, darunter auch die Wirksam-keit gegenüber dem murinen Norovirus(MNV*).

Sterillium® med wurde auf seine virusin-aktivierenden Eigenschaften gegenüber

MNV* in Anlehnung an die Leitlinie derDeutschen Vereinigung zur Bekämpfungder Viruskrankheiten e. V. (DVV) und desRobert Koch-Institutes (RKI) sowie zusätz-lich hinsichtlich der Belastung gemäß EN14476 für geringe und hohe Belastunguntersucht.

Eine besondere Praxisnähe der MNV*-Testung stellt die zusätzliche Prüfung inGegenwart einer 0,9 %igen Stuhlsuspen-sion dar. Unter allen Prüfbedingungenzeigt das neue BODE Hände-Desinfek-tionsmittel gegenüber MNV* eine Wirk-samkeit innerhalb von 15 Sekunden.

Sterillium® med verfügt über das VAH-Zerti-fikat und ist zur Aufnahme in die Desinfek-tionsmittelliste des Robert Koch-Institutsfür den Wirkungsbereich A angemeldet.

Kompatibilität untersuchtErgänzend finden sich im Gutachten-Pooldes neuen Hände-Desinfektionsmittelswissenschaftliche Untersuchungen zurKompatibilität von Sterillium® med mitHandschuhen aus Vinyl, Nitril und Latexsowie mit den HautpflegemittelnBaktolan® balm und Baktolan® lotion:Weder bei der zeitlich zusammenhängen-den Anwendung der Handschuhe nochder Hautpflegemittel kam es zu Beein-trächtigungen, wie z. B. Perforationenoder Wirksamkeitsverlusten.

Fazit: Mit Sterillium® med steht Anwen-dern ein sehr gut hautverträgliches,umfassend untersuchtes Hände-Desin-fektionsmittel für den Schutz vor Infektio-nen mit den meisten klinisch relevantenErregern zur Verfügung.

* Ein bislang vom Robert Koch-Institut noch nicht aner-kanntes Surrogatvirus für humanes Norovirus.

Sterillium® med verfügt über eine breiteund schnelle Wirksamkeit. Unabhängigvon den begutachteten Zeiten hat dieAnwendung immer innerhalb der hygieni-schen Händedesinfektion von 30 Sekun-den zu erfolgen, bzw. je nach Angabeauch länger.

Literatur

1 Clinical Research Laboratories Inc. Sterillium med –Repeated Insult Patch Test. Final Report. New Jersey,USA, 18.12.2008.

2 Steinmann J. MikroLab GmbH. Wirksamkeit von Steril-lium med im quantitativen Suspensionsversuch bei 20 °Cgegenüber dem murinen Norovirus in Anlehnung an dieLeitlinie DVV/RKI mit Belastungen nach DVV/RKI, EN14476:2007-02 (geringe und hohe Belastung) und inGegenwart einer 0,9 %igen Stuhlsuspension. Bremen,Deutschland, 28.02.2009.

Spektrum

Hygienische HD

Chirurg. HD

MRSA

VRE

Bakterizidie

Levurozidie

Tuberkulozidie

Begrenzte Viruzidie

(inkl. HBV, HIV, HCV)

Vacciniavirus und BVDV

Adenovirus (DVV)

Adenovirus (EN 14476)

MNV* (DVV, EN 14476)

MNV* inkl. Stuhlbelastung

Poliovirus (DVV)

Poliovirus (EN 14476)

Rotavirus

Wirkungs-eintritt

30 Sek.

1,5 Min.

15 Sek.

15 Sek.

15 Sek.

30 Sek.

15 Sek.

15 Sek.

15 Sek.

1 Min.

2 Min.

15 Sek.

15 Sek.

3 Min.

2 Min.

15 Sek.

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Was zeichnet ein neues Hände-Desin-fektionsmittel aus? Welche Herausfor-derungen müssen bei der Entwicklungbewältigt werden und was ist für denKunden wichtig? Ein Interview mit Dr.Sven Eggerstedt, Laborleiter Entwick-lung Hände & Haut bei BODE, zur Pro-dukteinführung des neuen BODE Hände-Desinfektionsmittels Sterillium® med.

Ist es heutzutage noch spannend, einHände-Desinfektionsmittel zu entwi-ckeln?Ein neues Arzneimittel auf den Markt zubringen – und Hände-Desinfektionsmit-tel sind in Deutschland ja Arzneimittel –ist in jedem Fall eine Herausforderung.Spannung und Motivation steigen abermit den Ansprüchen. Und diese warenbei dem neuen Sterillium® med hoch: Wir wollten ein Premium-Produkt ent-wickeln, das der Marke Sterillium® injedem Fall gerecht wird.

Was zeichnet ein solches Premium-Produkt aus?Zunächst einmal stand fest: Wir entwik-keln ein ethanolisches Produkt. Dannwurde ein genaues Anforderungsprofilerstellt. Also zum Beispiel eine Einwirk-zeit bei der chirurgischen Händedesin-fektion von 1,5 Min. Das hört sich einfa-cher an, als es ist, denn Ethanol ist vorallem für seine Viruswirksamkeitbekannt. Für die Bakterizidie nach unse-ren Wünschen war eine hohe Alkohol-konzentration erforderlich. Dies hatwiederum Konsequenzen für dieLösungsvermittler usw., kurz, die Formu-lierung wurde sorgfältig austariert.

Die Wirksamkeit von Sterillium® mederfüllt die hohen Erwartungen?Ja, auf jeden Fall: Das Produkt verfügtüber eine Bakterizidie innerhalb 15Sekunden – antibiotikaresistente Erre-ger mit eingeschlossen. Neben derbegrenzten Viruzidie liegen eine Reihevon Gutachten zu unbehüllten Viren, wieAdeno-, Polio-, Rota- und MN*-Viren mitsehr guten Einwirkzeiten vor.

Der Hautpflegekomplex ist mit dem vonSterillium® identisch?Sterillium® ist seit 45 Jahren am Marktund die Nr. 1 in der Klinik**. Der Erfolgdes Hände-Desinfektionsmittels basiertunter anderem auch darauf, dassAnwender während ihres Berufslebensdie Hautverträglichkeit von Sterillium®

auch bei Langzeitanwendung im wahr-sten Sinne des Wortes hautnah erlebthaben. Wir freuen uns, dass es unsgelungen ist, den dafür verantwort-lichen, qualitativ hochwertigen Haut-pflegekomplex auch bei Sterillium® medeinsetzen zu können. Das Hautgefühl istübrigens sehr angenehm: Anwender

berichten von einem schnellen Abtrock-nen und leichtem Pflegeeffekt auf derHaut.

Ihr Fazit: Was hat der Anwender vomneuen Sterillium® med?Ein Routineprodukt mit Spitzenleistung.Denn Sterillium® med verbindet die fürein täglich mehrmals anzuwendendesProdukt unverzichtbare, sehr gute Haut-verträglichkeit mit sehr guter Viruswirk-samkeit. Diese erfüllt auch besondereAnsprüche, zum Beispiel bei Ausbrü-chen von Rota-, Adeno- oder ggf. auchvon Noroviren. Wobei wir beim letztereneinschränken, dass das zugrunde lie-gende Prüfvirus MNV vom RKI bislangnoch nicht als Surrogatvirus anerkanntwurde.

* Ein bislang vom Robert Koch-Institut noch nicht aner-kanntes Surrogatvirus für humanes Norovirus.** nach aktuellen Umsatzzahlen 2010 (GPI Kranken-haus-Sachbedarfs-Studie, DKB: alkohol. Händedesin-fektion, Krankenhausbereich Deutschland)

Die Neuentwicklung von Hände-Desinfektionsmitteln erfordert Zeitund Geduld – streng sind die Aufla-gen vom Gesetzgeber. Und bei BODEauch die eigenen: Nach dem Motto„Marke verpflichtet“, wurde auchdas neue Sterillium® med ein Pre-mium-Produkt.

Marken machen im Labor

DESINFACTS SPECIAL

Aktuell

Die Entwicklung neuer Produkte erfordert u. a. vielfältige Laboruntersuchungen und ist Team-arbeit (v.l.n.r): Brigitte Meyer, Kai Mueller, Dr. Sven Eggerstedt, Sigunde Marschall

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Aktuell

Schon jetzt steigen in einigen Bundeslän-dern die Infektionszahlen mit dem Norovi-rus über die Werte des Vorjahres hinaus(Quelle: Meldestatistiken des RKI, Stand:August 2010). Allerdings sollte der Anstiegan Infektionen vor dem Hintergrund ver-besserter Diagnoseverfahren zur Erken-nung des Norovirus gesehen werden. Miteinem erhöhten Aufkommen ist dennochbesonders in den nahenden Wintermona-ten zu rechnen. DESINFACTS fasst Ihnendie wichtigsten Hygienemaßnahmenkompakt zusammen:

Welche Maßnahmen sind notwendig?Im Vorfeld:■ Vor dem ersten Norovirus-Fall das Per-

sonal thematisch schulen

■ Bevorratung mit viruziden Desinfek-tionsmitteln

Bei Verdacht oder Vorkommen:■ Bereits bei Verdacht (z.B. typische

Symptome), noch vor mikrobiologi-scher Abklärung: Isolation (ggf. Kohor-tenisolation) der Patienten

■ Personal mit Symptomen ggf. frei-stellen

■ Patienten und Kontaktpersonen überInfektionsrisiken sowie korrekte Hän-dehygiene aufklären

■ Einschränkung des Personalverkehrs,stationäre Hinweisschilder anbringen

■ Meldepflicht beachten

Welche Vorschriften sind bei der Schutz-kleidung zu beachten?■ Wasserundurchlässige Schutzkittel

(langarmig, nach hinten schließendeÜberkittel mit Arm und Halsbündchen)

■ Einmalhandschuhe (Peha-soft® nitrile)über die Ärmel des Kittels ziehen

■ Bei engem Patientenkontakt und zu erwartendem explosionsartigem

Erbrechen (Aerosole): Atemschutz derKlasse FPP 2 (Foliodress® mask Respi-rator) und Schutzbrille (Foliodress® eyeProtect) tragen

Was ist bei der Flächendesinfektion zubeachten?■ Patientennahe Flächen (inkl. Türklin-

ken etc.) täglich mit viruziden Desin-fektionsmitteln (Dismozon® pur, Kohr-solin® extra) gründlich reinigen unddesinfizieren. Wichtig: Konzentrationund Viruswirksamkeit berücksichtigen

■ Waschschüsseln, Bettpfannen etc.ausschließlich patientenbezogen ver-wenden, unmittelbar nach der Nutzungthermisch desinfizieren – Alternativ:Scheuerwischdesinfektion mit alde-hydhaltigen Präparaten (Kohrsolin®

extra)

■ Feuchtwischbezüge und Reinigungstü-cher nach Zimmerreinigung entsorgen

■ Wäsche: Transport nur in geschlosse-nen, gekennzeichneten Wäsche-säcken und mit chemo-thermischenWaschverfahren reinigen

Wie lange besteht Ansteckungsgefahr?■ Bis ca. 14 Tage nach Abklingen der

Symptome können infektiöse Norovi-ren ausgeschieden werden (vgl. Des-infacts, 2/2010, Studie)

■ Empfehlung: gezieltes Hygienema-nagement bis zu 14 Tage nach Auftre-ten der Symptome des Patienten fort-führen

Die Hochsaison für Noroviren steht bevor. Rechtzeitige Vorbereitungen verbes-sern das Hygienemanagement im Umgang mit dem Virus.

Jetzt auf Norovirensaison vorbereiten

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Studie

DESINFACTS

Welche Rolle spielen Patienten und Besucher bei der Übertragung von MRSA?

Folgende Fragen sollten innerhalb derStudie beantwortet werden:

1. Kann die konsequente Händehygienevon Patienten dazu beitragen, eineAusbreitung von MRSA zu verhindern?

2. Können Patienten dazu angehaltenwerden, selbstständig auf Händehy-giene zu achten?

3. Motiviert die selbstständige Hygieneder Patienten auch die Mitarbeiter,Hygienemaßnahmen einzuhalten undzu verbessern?

MethodeDie Untersuchung war als unkontrollierteund retrospektive Studie, mit einer Lauf-zeit von zwei Jahren (2002 bis 2004), ange-legt. Im ersten Studienjahr (2002 bis 2003)wurden Vergleichsdaten über die Verbrei-tung nosokomialer Erkrankungen, insbe-sondere MRSA, gesammelt. Im zweitenJahr fand die Einbeziehung der Patientenund Besucher in regelmäßige Händehy-gienemaßnahmen statt. Zur Versuchs-durchführung wurde ein Team aus acht

Wenn es um die Eindämmung vonMRSA (Multi-resistente Staphylo-coccus aureus) ging, stand bisherdie Händehygiene des Pflegeperso-nals im Mittelpunkt. Eine kanadi-sche Studie1 untersuchte, ob eineHändehygiene von Patienten undBesuchern die Übertragungsrate vonMRSA senken kann.

In den bisherigen Forschungen über dieVerbreitung von MRSA in Krankenhäu-sern und Pflegeeinrichtungen, steht dieRolle der Patienten und deren Besucherim Hintergrund. Die strikte Anweisung,Hygieneregeln durchzuführen, richtetsich in der Regel nur an das Personal. ImRahmen einer kürzlich veröffentlichtenStudie haben die Wissenschaftler Gag-né, D. et al. untersucht, ob die Handhygie-ne von Patienten und deren Besucherneinen Einfluss auf die Ausbreitungsratenosokomialer MRSA hat. Dafür wurde dieAusbreitung von MRSA über einen Zei-traum von zwei Jahren im kanadischenCentre Hospitalier Pierre Legardeur inQuebec beobachtet. Das 250-Betten starke Krankenhaus hat sich vorallem auf die Bereiche Herz-, Thorax- undNervenchirurgie sowie Haemodialysespezialisiert.

HintergrundIn den Jahren vor dem Studienzeitraum(2001 bis 2003) verzeichnete das Kran-kenhaus einen Anstieg der MRSA-Infek-tionsrate von 41 auf 61 Prozent (per tau-send Krankenhaustage). Trotz regelmäßi-ger Hygienekampagnen und intensiverSchulungen des Personals stieg dieserWert stetig. Daher kamen die kanadi-schen Wissenschaftler zu dem Schluss,dass die Ursache für die Erhöhung derMRSA-Vorkommen nicht ausschließlichdurch Fehlverhalten des Personalsbegründet werden konnte.

Mitarbeitern gebildet. Dieses Team klärtealle Patienten und deren Angehörige dar-über auf, wie relevant eine regelmäßigeHändehygiene zur Bekämpfung nosoko-mialer Krankheiten ist. Patienten undBesucher wurden aufgefordert, ihre Hän-de mindestens zweimal täglich mit einemalkoholischen Händedesinfektionsmittelauf Gelbasis2 zu desinfizieren. Zusätzlicherhielten alle Beteiligten eine Informa-tionsbroschüre über die Entstehungnosokomialer Erkrankungen. Ein weiteresInfektions-Kontrollteam beobachtete dieUmsetzung dieser Maßnahmen bei denPatienten und Besuchern sowie beimPersonal.

Parallel dazu wurden alle Patienten miteiner längeren Verweildauer als siebenTage, über einen Zeitraum von vierWochen, einmal wöchentlich auf MRSAgetestet. Zur Identifizierung nasaler Kolo-nisierungen wurde ein systematischesNasal-Screening eingesetzt. IndividuelleScreenings wurden bei Entlassung,einem positiven MRSA-Nachweis oder

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Studie

Ärzte und der Mitarbeiter, die keine pfle-gende Tätigkeit ausführten (Tabelle II).

Durch den Rückgang der MRSA-Infektio-nen und die damit einhergehenden kürze-ren Liegezeiten der Patienten, konnten imVersuchsjahr ebenso Kosten eingespartwerden. Die Wissenschaftler stelltenauch fest, dass die Aufklärung über Hand-hygienemaßnahmen die Patienten ermu-tigte, mehr Verantwortung für sich selbstzu übernehmen. Vor dem Hintergrundihres neu erworbenen Wissens übernosokomiale Krankheiten beobachtetensie verstärkt das Personal. Auch das trugzu einer Erhöhung der Compliance derMitarbeiter bei.

FazitDie Studie weist methodisch einigeSchwächen auf, die auch die Autoren zubedenken geben: Einzelne Variable zwi-schen den Versuchsjahren schwankenund könnten somit einen Einfluss auf die

nach der vierwöchigen Periode durchge-führt. Non-nasale Infektionen mit MRSAwurden systematisch anhand von Kran-kenakten, Laboruntersuchungen etc.erfasst und dokumentiert.

ErgebnisseIm Vergleichsjahr (2002 bis 2003) lag dieInfektionsrate bezogen auf alle Patientendie mit MRSA kolonisiert waren, bei 51Prozent (per tausend Aufnahmen). Nachdem Ende des Versuchsjahres lag dieseRate bei 37 Prozent (Tabelle I).

Des Weiteren wurde die Compliance allerKlinikmitarbeiter im Rahmen der Studiebeobachtet und ausgewertet. Trotz einerÜberbelegung in beiden Studienjahren(2002 – 2003: ∅ 13 Patienten; 2003 – 2004: ∅ 26 Patienten), stieg die Compliance imzweiten Versuchsjahr gegenüber demVergleichsjahr, über alle Berufsgruppenhinweg, um 18 Prozent. Auffällig warendabei die deutlich gesteigerten Werte der

Ergebnisse haben. So fanden beispiels-weise im Versuchsjahr deutlich mehrKontrollen der Compliance statt (Januar2003: 1010; Oktober 2003: 1238). Eine direk-te und umfassende Beobachtung derPatienten-Compliance bei der Händehy-giene scheint fast unmöglich. Auch dieausschließliche Erkennung einer MRSA-Trägerschaft, mit Hilfe des Nasal-Scree-ning, gibt nur eingeschränkt Auskunftüber die tatsächliche MRSA-Rate.

Dennoch sehen die Wissenschaftler dieHändehygiene von Patienten und Besu-chern als einen wichtigen Teil einer wir-kungsvollen Infektions-Präventions-Stra-tegie. Für eine Untermauerung dieserThese werden weitere systematischeStudien zu diesem Thema notwendig sein.

1 Gagné D. et al., Systematic patients´ hand disinfection:impact on methicillin-resistant Staphylococcus aureusinfection rates in a community hospital, J Hosp Infect(2010), doi :10.1016/j.jhin.2010.02.028

2 Produkt beruht auf 70 % Ethyl Alkohol mit 0,5 % Chlor-hexidin

MRSA-Infektionen Jahr 2002 - 2003 Jahr 2003 - 2004 Abweichung

Vergleich MRSA-Infektionen mit allen MRSA positiv Getesteten (%) 108/210 (51 %) 48/130 (37 %) 14/51 (27 %)MRSA-Infektionen/1000 Aufnahmen 10,6 5,2 ↓ 51 %MRSA septische Wunden/1000 Aufnahmen 1,3 0,2 ↓ 85 %MRSA Atemwegsinfektionen/1000 Aufnahmen 4,9 1,5 ↓ 69 %MRSA chirurgische Infektionen/1000 Aufnahmen 0,9 0,8 ↓ 11 %MRSA Knochen- und Weichteilinfektionen/1000 Aufnahmen 1,8 1 ↓ 44 %MRSA Harnwegsinfektionen/1000 Aufnahmen 1,7 1,4 ↓ 18 %MRSA Sterberate/1000 Aufnahmen 0,7 0,2 ↓ 71 %Besonders auffällig ist der Rückgang der MRSA-Infektionen im Bereich der Atemwegsinfektionen und der septischen Wunden.Den Rückgang der Autoinfektionen führen die Wissenschaftler auf die verbesserte Händehygiene der Patienten zurück.

Personal Vergleichsjahr Januar 2003** Versuchsjahr Oktober 2003**

Zahl der Beobachtungen der Compliance insg. 1010 1238festangestellte Krankenpfleger/Innen 63 % 67 %andere Pflegeangestellte 57 % 67 %Ärzte/Innen 28 % 47 %andere Mitarbeiter* 34 % 62 %gesamte Compliance 45 % 63 %

* Inhalationstherapeuten, Physiotherapeuten, Sozialarbeiter, Ernährungsberater und Techniker** Versuchsjahr und Vergleichsjahr beginnen jeweils nicht kalendarisch

Insgesamt stieg die Compliance-Rate im Versuchsjahr im Verhältnis zum Vergleichsjahr um 18 Prozent. Erwähnenswert ist die Steigerungsrate bei Ärzten und Mitarbeitern, die nicht in der Pflege tätig sind.

MRSA-Infektionen im Vergleich

Händehygiene-Compliance des Krankenhauspersonals im Vergleich

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Eine Fragestellung, die einen wichtigenAspekt der Richtlinie zur Flächendesin-fektion des Robert Koch-Instituts auf-greift. Demzufolge ist eine erfolgreiche,infektionsschutzrelevante Flächendesin-fektion nur dann gegeben, wenn „für eineausreichende Desinfektionswirkunggenügend Wirkstoff auf die Fläche“gelangt. (2)

Das Stichwort lautet in diesemZusammenhang „Adsorption“, ein physi-kalischer Prozess, bei dem Stoffe alsMoleküle (z.B. aus Desinfektionsflüssig-keiten) auf der Oberfläche eines anderenStoffes (Vliestuch) aufgrund von Anzie-hungskräften haften bleiben und sichdadurch auf dessen Oberfläche anrei-chern.

Umfassende TestsOb und in welchem Ausmaß es zu diesemAdsorptionsverhalten bei den häufig zurFlächendesinfektion verwendeten Wirk-stoffen Benzalkoniumchlorid (BAC), Glu-tardialdehyd und Propan-1-ol kommt, warGegenstand der Studie, die zwei Stufendes Vliestucheinsatzes untersuchte.

Innerhalb der Methoden zur Flächendes-infektion favorisieren Gesundheitsein-richtungen in den letzten Jahren ver-stärkt Einmalsysteme, z. B. mit vorge-tränkten Tüchern. Neben dem höherenHygienestandard bieten Vliestuch-Spen-dersysteme einsatzabhängig auch einenökonomischen Vorteil, da sie sparsamerim Produktverbrauch sind – in der Regelum den Faktor 5 und höher.

Die am Markt befindlichen Vliestücherbasieren auf sehr unterschiedlichenMaterialien, von reinen Naturproduktenwie z. B. Viskose bis zu 100 %igen Poly-esterfasern. Diese Materialvielfalt wird inder Praxis kombiniert mit einer Vielzahlunterschiedlicher Desinfektionswirkstof-fe, wie z. B. Alkohole, Aldehyde oder QAV.

Angesichts der zahlreichen möglichenKombinationen von Vliestuch und Des-infektionswirkstoff gingen Bloß et al. (1)der Frage nach, welchen Einfluss dieVliestuchqualitäten auf den Wirkstoff-gehalt der mit unterschiedlichen Desin-fektionslösungen getränkten Tücherausüben.

Vliestücher können Wirksamkeit von QAVbeeinträchtigenEinige Tuchqualitäten adsorbieren quaternäre Ammonium-Verbindungen (QAV) und beeinträchtigen damit eine wirksa-me Flächendesinfektion in der vorgesehenen Einwirkzeit. Nur bei Polyester-Tüchern fand eine vergleichende Studie dieerforderliche QAV-Wirkstoffkonzentration.

Studie

DESINFACTS

Bei der ersten Stufe wurden trockene Ein-maltücher im Behälter mit 2,5 l Desinfek-tionsmittel nach Herstellerangabe durch-tränkt. Nach Kontakt mit den Einmaltü-chern wurde die Wirkstoffabnahme in derTränklösung überprüft. Eingesetzt wurden:

■ Desinfektionsmittelwirkstoffe:Produkt A = Bacillol® AF mit 1-PropanolProdukt B = Mikrobac® forte mit Benzal-koniumchlorid Produkt C = Kohsolin® FF mit Glutardialde-hyd und Benzalkoniumchlorid

■ Vliestuchqualitäten:A = weißer Zellstoff (polyesterverstärkt)B = ViskosefaserC = PolyesterD = Mischung aus Viskose, Zellulose undPolyester

Jede Vliestuchqualität wurde jedem Des-infektionsmittel (Gebrauchslösung) bis zu24 Stunden ausgesetzt. Nach der jeweili-gen Kontaktzeit wurden die Tücher ent-nommen und in einheitlicher Art undWeise ausgedrückt. Im jeweiligen Eluatwurde der Gehalt des jeweiligen Wirk-stoffes ermittelt. Alle Prüfungen erfolgtenin Vierfachbestimmung.

Der Produktverbrauch ist bei Einmal-Spendersystemen etwa fünffach niedriger. Laut Untersuchung stellen aber nur Polyester-Tücher eine aus-reichende Wirkstoffabgabe an die Fläche sicher.

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Studie

Unnötiges PatientenrisikoEin ähnliches Ergebnis in Form einerWirksamkeitsabnahme erbrachte die Stu-fe 2 mit ausgepresster Tränklösung unddamit parallel geführten mikrobiologi-schen Untersuchungen (3). Bei der Über-prüfung der bakteriziden Wirksamkeit derausgepressten Lösung von Produkt B,schafften weder die Lösung aus dem Zell-stoff-Vlies noch aus der Viskose-Zellulo-se-Polyestermischung die ausgelobteWirksamkeit gemäß VAH.

Fazit: Bei bestimmten Vliestuchqualitä-ten kann aufgrund des Adsorptionsver-haltens von quaternären Ammoniumver-bindungen keine wirksame Flächendes-infektion in der vorgesehenen Einwirk-zeit durchgeführt werden. Patientensind damit einem unnötigen Infektionsri-siko aussetzt. Für die klinische Anwen-dungspraxis empfehlen die Autoren derStudie, nur Wischtuchmaterialien einzu-setzen, die erwiesenermaßen keine

Bis 60 Prozent WirkstoffverlustDas Adsorptionsverhalten von QAVwurde bereits früher beschrieben.Während Glutardialdehyd und Propan-1-ol in der Studie kein Adsorptionsver-halten zeigten, kam es bei Benzalkoni-umchlorid bei einigen Vliestüchern zuwesentlichen Anhaftungen der Wirk-stoffmoleküle.

Am Stärksten wurde BAC von denTüchern aus weißem Zellstoff adsor-biert, in Produkt B zu 50 bis 60 Prozent.Als einer der beiden Wirkstoffe in Pro-dukt C wurde BAC zu 40 bis 60 Prozent je nach Tuchqualität adsorbiert.

Die geringste BAC-Menge wurde vomTuch aus Polyester adsorbiert. Und nurbei diesem Vliestuch wurde über einenZeitraum von 24 Stunden eine BAC-Kon-zentration ermittelt, die im Bereich dererrechneten Konzentrationen in derGebrauchslösung von Produkt C lagen.

Adsorption von Benzalkoniumchlorid (BAC) in Desinfektionsmittel 2

Konz

entr

atio

n B

AC

(%)

Einwirkzeit (Std.)

Adsorption von auf QAV-basierendenGebrauchslösungen aufweisen.

Quellen:

1 Bloß R, Meyer S, Kampf G.Adsorption of active ingredients of surface disinfectantsdepends on the type of fabric used for surface treatment.Journal of Hospital Infection 2010; 75:56-61.

2 Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene undInfektionsprävention beim Robert Koch-Institut (RKI).Anforderungen an die Hygiene bei der Reinigung und Desin-fektion von Flächen.Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch -Gesundheits-schutz 2004 ; 47:51-61.

3 Bloß R, Kampf G, Meyer S.Adsorption von Wirkstoffen auf Tuchfasern und ihre Bedeu-tung für die Praxis.Vortrag gehalten auf dem DGKH-Kongress April 2010, Berlin.

Mittlere Benzalkoniumchlorid- (BAC) Konzentration (mit 95 % Konfidenzintervall) im Eluat von verschiedenen Vliestuchmaterialien nach ver-schiedenen Kontaktzeiten mit einer 0,5 % Lösung von Flächen-Desinfektionsmittel 2; die schwarze Linie bei 0,015 % stellt den errechneten BAC-Gehalt dar.

Weißer, polyester-

verstärkter Zellstoff

Viskosefaser

Polyesterfaser

Mischung aus

Viskose, Zellulose

und Polyester

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DESINFACTS

Medizinhistorie

Julius Richard PetriKleine Schale mit großer WirkungDie Petrischale kennt fast jeder.Doch über ihren NamensgeberJulius Richard Petri ist nicht vielbekannt. Sein flaches zylindrischesGefäß hat die Entwicklungen derMikrobiologie maßgeblich vorange-trieben. Noch heute profitierenunzählige Mediziner und Forschervon Petris Schälchen, die eigentlichein Produkt des Zufalls sind.

tiert ein weiterer Mitarbeiter RobertKochs, Walter Hesse, mit einem in Europaeher unbekannten Geliermittel – dem ausAlgen gewonnenen Agar. Dazu hatte ihnseine Frau Fanny Angelina Hesse inspi-riert. Während der Zusammenarbeit imhäuslichen Labor schimpft Walter Hesseimmer öfter über die eingeschränktenMöglichkeiten von Gelatine. Angelinaschlägt ihm ein Geliermittel vor, dass sieaus Rezepten für Fruchtgelees und Gemü-sesülze kennt. Freunde hatten dieseRezepte mit Agar, von der indonesischenInsel Java, mitgebracht. Anders als Gelati-ne, ist Agar deutlich ergiebiger und derSchmelzpunkt liegt erst bei 95 °C. Hesseist begeistert und berichtet Robert Kochvon diesem neuen Geliermittel. Derbedeutende Mikrobiologe nutzt fortan das

Julius Richard Petri wird am 31. Mai1852 in der damaligen IndustriestadtBarmen, die heute zu Wuppertal gehört,geboren. Mit 19 Jahren verlässt er seinElternhaus und beginnt ein Medizinstu-dium am Medicinisch-chirurgischenFriedrich-Wilhelm-Institut in Berlin. Die-ses Institut hat sich auf die Ausbildungvon Militärärzten spezialisiert. Nebendem medizinischen Wissen bekommendie Studenten zusätzlich militärischeKenntnisse vermittelt und werden imSport unterrichtet. Das Studium und dieUnterkunft an der Akademie ist für dieangehenden Militärärzte kostenfrei.Nach vier Jahren theoretischer Ausbil-dung verlässt Petri die Akademie undgeht 1875 an die Berliner Charité. Schonmit 24 Jahren erhält er dort seinen Dok-tortitel. In den folgenden Jahren arbeitetJulius Petri als Militärarzt, später alsOberstabsarzt.

Inspirierende Begegnung 1877 lernt Petri den Mediziner undMikrobiologen Robert Koch kennen undassistiert ihm am Kaiserlichen Gesund-heitsamt, dem heutigen Robert Koch-Institut. An Kochs Seite entdeckt JuliusPetri sein Interesse für die Bakteriologieund erkennt, dass viele Techniken imUmgang mit den empfindlichen Bakte-rien nicht ausgereift sind. Die Probensind schnell verunreinigt oder die Bakte-

rienstämme lassen sich nicht getrenntvon einander züchten. Eindeutige For-schungsergebnisse sind unmöglich.

Ein HausfrauentippDie Zeit ist reif für Veränderungen. JuliusPetris Unmut über die schlechten Umstän-de in der Bakteriologie und ein Hausfrau-entipp leiten den Wandel ein. Ursprüng-lich wurden Bakterien in Flüssigkeiten,wie zum Beispiel Fleischbrühe, gezüchtet.Später wurde anstelle der Brühe vermehrtGelatine eingesetzt. Koch züchtet Bakte-rien mit so einer Nährgelatine und trägtsie auf Objektträger oder Glasplatten auf.Herkömmliche Gelatine ist allerdings nureingeschränkt nutzbar. Schon bei einerTemperatur von 37 °C verflüssigt sich ihrZustand. Zu diesem Zeitpunkt experimen-

Ein großer Fortschritt für die Bakteriologie – die Petrischale

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Hygiene. Er ist Regierungsrat und vollesMitglied des Kaiserlichen Gesundheits-amtes. Im Gesundheitsamt leitet er eineigenes bakteriologisches Labor. Im Jahr1900 scheidet er mit dem Titel GeheimerRegierungsrat aus.

Zweifelhafter RuhmPetri veröffentlicht im Verlauf seiner For-schungstätigkeit fast 150 Bücher, Berichteund wissenschaftliche Arbeiten überHygiene und Bakterien. Jedoch bleibt esdie Petrischale, auf der seine Bekanntheitim Bereich der Mikrobiologie primärberuht. Manch einer will ihm auch diesenRuhm absprechen. Kritiker behaupten,andere Naturwissenschaftler hätten sol-che Schalen schon vor Petri entwickelt.

Der Ruheständler Petri ist ein sehr eitlerund übergewichtiger Mann. Er kleidet sichmit der Uniform des Oberstabsarztes,wann immer er die Möglichkeit hat, sichzu präsentieren. „Sie sieht aus wie dieLinie des Äquators“, sagen Zeitgenossenüber die Schärpe seiner Uniform, die sei-nen hervorstehenden Bauch umrandet.Julius Richard Petri stirbt im Alter von 69Jahren am 20. Dezember 1921 in Zeitz.

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BODE–SCIENCE–COMPETENCE

Medizinhistorie

Agar für seine Forschung. Später schreibter über die erstmalige Anwendung desAgar bei der Isolierung des Tuberkulo-seerregers. Wie zu dieser Zeit üblich, wirddie eigentliche Ideengeberin des neuarti-gen Nährbodens, Angelina Hesse, mit kei-nem Wort erwähnt.

Kleine VerbesserungenAuch Julius Richard Petri arbeitet anKochs Methode zur Bakterienzüchtungweiter. Objektträger und Glasplatten bie-ten wenig Schutz und fördern die Verun-reinigung der Proben. Frühere Versuche,die Bakterienstämme mit einer Glasglockezu schützen, verbesserten die Situationkaum. Koch hatte festgestellt, dass einstabiler Untergrund, mit einer dünnenGelatineschicht bedeckt, sehr gut zur iso-lierten Aufzucht von Bakterien geeignetist. Petri nimmt diesen Gedanken auf undpositioniert eine dünne Schicht des neuentdeckten Nährgelees Agar auf demBoden einer flachen zylinderförmigenSchale. Diese Schale deckt er zusätzlichmit einem genau passenden Deckel ab.Eine Konstruktion, die Bakterien nahezuvollständig vor äußeren Einflüssen wieLuft oder Kontaminationen schützt. 1887beschreibt Petri diese Methode in derwissenschaftlichen Arbeit „Eine kleineModification des Koch´schen Plattenver-fahrens“ zum ersten Mal.

Immer noch aktuell Nachdem Petri seine wissen-schaftliche Arbeit veröffent-licht, geben schließlich Medi-zinwarenlieferanten den Scha-len die noch heute üblicheBezeichnung Petrischalen.

Die Bauweise der Schalen istseitdem fast unverändert. ÜberNocken am Rand der Schalelässt sich die Position des Dek-kels ändern. So kann je nach Beliebenmehr oder weniger Luft in das innere derSchale dringen. Petrischalen gibt es inverschiedensten Größen aus Kunststoffoder Laborglas. In der Mikrobiologie spie-len heutzutage Einweg-Kunststoffschalendie größte Rolle.

Berufliche VeränderungenJulius Richard Petri verlässt noch wäh-rend der Veröffentlichung seiner Publika-tion das Institut Robert Kochs. Er über-nimmt die Leitung eines weit über dieGrenzen Deutschlands bekannten Tuber-kulose-Sanatoriums im schlesischen Gör-bersdorf. In seiner dreijährigen Zeit alsDirektor setzt Petri strikte Hygienemaß-nahmen für Patienten und das Pflegeper-sonal mit militärischer Strenge durch.

Zurück in Berlin wird Julius Richard Petrimit 34 Jahren Kurator im Museum für

Die Ergebnisse der herkömmlichen Bakte-rienanzüchtungen waren ungenau. EineVerbesserung dieses Verfahrens triebenKoch und Petri an.

Rettung aus der Ferne: Das GeliermittelAgar wird auf der indonesischen InselJava zum Kochen benutzt.

Page 20: Neuer Resistenz- mechanismus

BODE–SCIENCE–COMPETENCEDESINFACTS

Praxistipp

Cutasept® med F) im Sprüh- oder Wisch-verfahren (2). Sprühen: möglichst geringer Abstand zum Hautareal. Auf diese Weise kön-nen Sprühschatten und eine Abgabedes Präparates an die Raumluft ver-mieden werden. Wischen: sterilisierte Tupfer verwenden,die bis zu ihrem Gebrauch kontamina-tionsgeschützt aufbewahrt wurden.

■ Auf satte Benetzung des zu desinfizie-renden Hautareals achten.

■ Einwirkzeit beachten: talgdrüsenarmeRegion mind. 15 Sek., talgdrüsenrei-che Region mit Cutasept® med F 2,5Min., Präparat vollständig trocknenlassen.

Durchführung der Injektion■ Nicht Sprechen oder Husten

■ Achtung: Einstichstelle nach durch-geführter Antiseptik nicht mehrberühren!

Eine Standardarbeitsanweisung solltesicherstellen, dass die Injektionen hygie-nisch einwandfrei durchgeführt werden (1).

Vorbereitung des Arbeitsplatzes■ Wischdesinfektion von Arbeitsplatz,

Spritzenwagen oder Spritzentablettmit einem alkoholischen Flächendes-infektionsmittel (z. B. das rückstands-freie Bacillol® AF)

■ Hygienische Händedesinfektion vorBereitstellung des sterilen Materials

■ Bereitstellung der Utensilien auf des-infizierter Arbeitsfläche: – Steril verpackte Einwegspritze

und Kanülen– Sterilisierte Tupfer aus

Abpackungen– Ampulle– Hautantiseptikum

Vorbereitung der Injektion ■ Hygienische Händedesinfektion vor

Injektion

■ Medikament sachgerecht und asep-tisch aufziehen

■ Injektionsort auswählen

HautantiseptikHautantiseptik der Einstichstelle mit alko-holischem Präparat (Cutasept® F bzw.

■ Nach der Injektion bei Bedarf Wund-schnellverband oder Abdeckung mitGazepflaster

Nachbereitung■ Kanülen und Ampullen (Glas) sofort in

bruch- und stichfesten, transporta-blen Behältnissen entsorgen

■ Arbeitsfläche und Hände desinfizieren

■ Dokumentation der Injektion

Literatur

1 Beispiel einer Standardarbeitsanweisung: Ernst-Moritz-Arndt-Universität GreifswaldInstitut für Hygiene und Umweltmedizin. „STAN-DARDARBEITSANWEISUNG INJEKTIONEN UNDPUNKTIONEN“ unter www.medizin.uni-greifs-wald.de, Stand 08/2010.

2 Untersuchungen haben gezeigt, dass ein Antisepti-kum gleich wirksam ist, unabhängig davon, ob esaufgesprüht oder mit einem Tupfer aufgetragenwird. (Bernau A, Heeg P (1985) ExperimentelleUntersuchungen zur Frage der Hautdesinfektion.Orthopädische Praxis 21: 351-358).

3 Infektionsprävention in Heimen. Empfehlung derKommission für Krankenhaushygiene und Infek-tionsprävention beim Robert Koch-Institut (RKI).Bundesgesundheitsblatt, 2005; 48:1061-1080.

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Redaktion: SCI COM GmbH, scientific communicationKoppel 107, 20099 Hamburg, Tel.: 040 / 25 32 86-05, Fax: -08, E-mail: [email protected] Sabine Niknam (verantw.), Constanze Hübner.ISSN 1618-8292Gestaltung: Beling Grafikdesign, Hamburg Druck: Kabel Druck, HamburgDESINFACTS erscheint im Auftrag der BODE Chemie GmbH, Hamburg

Ein Unternehmen derHARTMANN GRUPPE

BODE Chemie GmbH . GermanyMelanchthonstr. 27 . 22525 HamburgTel. +49 40 54006-0 . Fax -200www.bode-chemie.com . [email protected]

PAUL HARTMANN AGwww.hartmann.info

Sicherheit bei i.v., s.c. und i.m.-InjektionenInjektionen gehören zur täglichenRoutine im Krankenhausbetrieb.Hygienefehler können schwer wie-gende Infektionen auslösen.

Bildnachweise:Titel: Istockphoto, S.2: Istockphoto, BODE Chemie GmbH, S.4: eye of science, S.5, BODE Chemie GmbH, S.6: Istockphoto, Marco Grundt Fotografie, S.8: Beling Grafikdesign, BODE Chemie GmbH, S.10: Istockphoto, S.11: eye of science, S.12: BODE Chemie GmbH, S.13: Beling Grafikdesign, S.14: Beling Grafikdesign, S.16: Beling Gra-fikdesign, S.18: Istockphoto, S.19: www.akg- images.de, www.wikipedia.org S.20: Marco Grundt Fotografie

InsulinspritzenDer insulinpflichtige Diabetiker, dersich während der Dauer seines Kran-kenhausaufenthaltes selber behandelt,kann eine Hautantiseptik durchführen.Oder besser: Er sollte, denn im Unter-schied zum häuslichen Umfeld, ist dieWahrscheinlichkeit einer Verschlep-pung antibiotikaresistenter Keime einrealistisches Risiko. Darüber sollte dasStationspersonal aufklären (3).