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jg. 20, Heft 29 I~ESTERMANN und VOGT, Ruhr. 739 19. Juli 1941 zu einer erheblich verbesserten Verwertung der Milchs~ure. SpXter wirkt sich dann die toxische Kornponente aus, wodurch es zu einer Steigerung des Sauerstoffverbrauchs und des Stoffwechsels kornmt. Daraus resultiert eiiie Abnahrne des Milchs~ureverwertungsverrn6gens. Unter der Wirkung yon 25 ~ Strophanthin kornmt es zu einer allrn/ihlich zunehrnenden Steigerung der Milchs/iureresorption, die erst nach 20 Minuten wieder zu sinken beginnt. In diesem Fall kornrnt also nur die assirnilationsf6rdernde Wirkung des Strophanthins zur Gel- tung. Unter "Wirkung von 200 ? Digitoxin kornrnt es zu einem pl6tzlichen Absinken bzw. Aufh6ren der MilchsXureverwer- tung. Irn weiteren Verlauf komrnt es, wie beirn spontan insuffizenten Herz, zu einer MilchsXureabgabe an das Blur. Als Zeichen der zunehmenden Sch~Ldigung des Herzens ist eine Zunahnle des Coronarvolurnens, bis zu 5 ~ %, festzustellen. Die andauernde Erweiterung der Coronargef/il3e bedingt, wie EICHHOLZ und HILTON 7 annehmen, einen rascheren Ab- transport der Intermedi~!rprodukte. Die toxische Kompo- nente des Digitoxin wirkt sich demnach auf den Milchs/~ure- stoffwechsel um vieles st~trker aus, wie die des Strophanthins. Zusammen/assung: In Versuchen am Herz-Lungen-Pr~- parat wird gezeigt, dab nach einer Injektion yon 5 ~ ~ Strophan- thin sofort eine rn~chtige Steigerung der MilchsXureresorption auftritt. Im weiteren Verlauf komrnt es zu einer Abnahme der Resorption. Unter der Wirkung yon 25 ~ Strophanthin komrnt es zu einer allm~thlich zunehmenden Steigerung der Milchs~ureverwertung. Nach einer Injektion yon 2oo ? Digitoxin kornmt es zu einem p6tzlichen Absinken bzw. Aufh6ren der Milchs/iure- resorption. Im weiteren Verlauf kornrnt es, wie beim spontan insuffizienten Herz, zu einer Milchs/~ureabgabe an das Blut. Die Wirkung des Digitoxins auf den Kohlehydratstoff- wechsel ist eine wesentlich einschneidendere, wie die des Strophanthins. Literatur: 1 E. WtgRTHEIMER, Pflfigers Arch. 225, 247 (193o). _ _ 2 H. E. HIMWlCH, Proc. Soc. exper. Biol. a. Med. 25,347 (1929). -- s R~3HL, Klin. Wschr. x934, 1529. -- ~ GOTTDENKER U. ROTH- BERGER, Pflfigers Arch. 237, 59 (I936), -- 5 GOTTDENKER, Klin. Wschr. i937, 37. -- 6 FREUD, Verh. dtsch, path. Ges. I934. -- 7 EICHHOLZ U. HILTON, J. of Physiol. 59, 413 (1924). NEUERE UNTERSUCHUNGEN UBER AKTIVE SCHUTZIMPFUNG GEGEN RUHR MIT GETRENNTEN ANTIGENEN. Von Prof. E. KESTERMANN und K. ]~. "VOGT, Ass.-Arzt in ehlem Reservelazarett. Aus der Medizinischen Universit~tsklilfik in Marburg a. Lahn (Direktor: Prof. SCHWENKENBECHER). In Kriegszeiten ist stets nfit einern epidelnischen Auf- treten der Ruhr zu rechnen. Man denke vor allen Dingen all das Kriegsjahr 1917, in dern rnit der Ausweitung des Krieges auch die Zahl der Ruhrerkrankungen in unserem Feldheere zunahrn. Welchen ernsten Charakter solche Epidernien an- nehrnen k6nnen, zeigt folgende Tatsache. Bei den w~hrend des Weltkrieges im Gallipoli-Unternehmen eingesetzten Eng- 1Xndern erkrankten yon I[2677 Mann nnd 4161 OIfizieren insgesamt 29738 Briten an Ruhr (CASTELLANI, zit. nach H. SCHMmT). ES liegt auf der Hand, dab man deshalb zeitig an die Aufgabe heranging, aktiv gegen die Ruhr zu immunisieren. Wir erw~ihnten schon in einer frfiheren Mitteilung den alten Toxin-Antitoxin-Impfst0ff ,,Dysbakta" yon BOEHNClKE. Hier- mit erreicht man angeblich eine antitoxische Irnmunitgt gegen das Exotoxin des Shiga-Kruse-Bacillns, aber keinen anti- endotoxischen Schutz. RODENWALDT berichtete yon sehr guten Erfolgen mit einer Forrnaldehydvaccine auf der Insel Bali. Diese Vaccine war aus 4 Shiga-StXrnrnen hergestellt. Die erzielten Resultate stellte RODENWAI.DT den irn Welt- krieg mit der Typhus- und Choleravaccination erreichten gleich. Man versuchte natfirlich auch gegen die sog. Pseudo- ruhr aktiv zu imrnunisieren. 1936 unternahrn RODENVVALDT bei fiber IOOO Gef~Lngnis- und Zuchthausinsassen Vaccinatio- hen gegen die E-Ruhr, die ohne Sch/idigungen vertragen wurden. Ob das Erl6schen der Epidemie auf die Impfung oder auch andere Ursachen zurfickzuffihren war, liel3 sich Init Sicherheit nicht entscheiden. ErwXhnenswert ist auch die Mitteilung yon R, OTTO. Auf einern SchieBplatz des Garde- korps, auf dern jXhrlich Ruhrepidernien vorkarnen, veranlaBte R. OTTO irn Jahre 1917 Irnpfungen rnit einern Irnpfstoff aus den darnals als Y- und Flexner-St~rnrnen bezeichneten Bacillen. Die Epidernie erlosch sofort, w/ihrend in der Urn- gebung des erw~hnten Lagers und bei benachbarten Truppen- teilen noch einige tausend Erkrankungen vorkamen. Die erw/ihnten Beispiele sprechen daffir, dab man die "Wirksarnkeit einer aktiven Schutzirnpfung gegen Ruhr nicht ohne weiteres von der Hand weisen kann. Die neuzeitlichen Bestrebungen in dieser Richtung gehen vor allen Dingen 2 Wege. PRIGGE prfifte an Tieren und Menschen seinen sog. ETA-Irnpfstoff (Endotoxin und Toxin das Shiga-Kruse-Bacillus, neutralisiert durch spezifisches Antitoxin). Die Behringwerke (Dr. I)EMNITZ, Dr. SCHOLZ, Dr. SCHULTZE) beschritten den zweiten Weg. Da nach Unter- suchungen yon HAAS das Exotoxin des Shiga-Kruse-Bacillus EiweiBnatur besitzt, l~13t es sich nach den neuesten Unter- suchungen yon HAAS in ein Toxoid urnwandeln. Das Endo- toxin, eine Polysaccharidlipoidverbindung, beh~tlt trotz Forrnalineinwirkung seine ToxizitXt. V~rir prfiften in ~rfiheren Untersuchungen die irnrnunisatorische Wirksarnkeit des ,,Handelsirnpfstoffes" als auch des Irnpfstoffes ,,Aldystox" der Behringwerke. Der Handelsirnpfstoff enthielt pro Kubik- zentirneter "ioo Millionen abget6tete Shiga- und E-Ruhr- bacillen, sowie 5 Millionen abget6tete Flexner-, Y- und Schrnitz-Bacillen. Diese Suspension war zu gleichen Teilen rnit einer gereinigten Shiga-Formol-Toxoid-L6sung versetzt. Wegen der lokalen Reizerscheinungen verinderten I)EMNITZ und SCI-IULTZE den Impfstoff insofern, als sie anstatt der Bacillenleiber Lysate yon diesen zu einer Shiga-Forrnot- Toxoid-LSsung hinzusetzten. Das Blur der yon uns geirnpften Menschen, das vor der Irnpfung keine praktisch ineBbaren Mengen yon Antitoxin enthielt, wies nach den Schutzirnpfun- gen Antitoxinrnengen yon fiber 1/s bis 2 internationalen Ein- heiten pro Kubikzentirneter Serum auf. Diese Mengen ge- nfigen, urn im Tierexperirnent gegen sonst sicher t/Sdlich wirkende Infektionen zu schfitzen. In neueren Untersuchungen an Menschen wollten wir den yon DEMNITZ und SCHOLZ neuerdings verXnderten Ruhrirnpfstoff in verschiedener Hinsicht prfifen. Die Ver- ~nderung des Ruhrirnpfstoffes bestand in einer Trennung des Shiga- vorn Pseudoruhrimpfstoffe und in einer Kon- zentrierung beider t(ornponenten. ]3eide Antigene konnten also jetzt getrennt appliziert werden. Wit wollten Ieststellen, ob es rn6glich ist, erstens die VertrXglichkeit des Irnp~rnaterials zu verbessern. Zweitens sollte untersucht werden, ob durch die Konzentrierung und weitere Reinigung des Pfiiparates ein besserer irnrnunisatorischer Effekt erreieht werden kann, weil trotz vorliegender gfinstiger Urteile auch Zweifel an der Sicherheit der Irnmunisierung durch ,,Aldystox" ge~uBert worden sind. Es sollte drittens geprfift werden, inwieweit sich die Irnpfintervalle verkfirzen ]assen. Zu unseren neueren I-[auptversuchen zogen wir insgesarnt 35 gesunde Minner heran, die wir in 2 Gruppen aufteilten. Gruppe I urnfal3te 20 Personen, die innerhalb 8 Wochen 5 Irnpfungen erhie]ten. Die I. Injektion yon 1 ccm enthielt Shiga-Forrnol-Toxoid, adsorbiert an Alurniniurnhydroxyd und Vaccine aus giftarrneii Pseudoruhrbaeillen. Durch die gleichzeitige Anwendung s~rntlicher Antigene sollte zun~chst eine Grundlage ffir eine Irnrnunisierung gegen Ruhr und Pseudoruhr gelegt werden. Dann wurde die einzelne Versuchs- person weiter rnit getrenntern Ruhr- bzw. Pseudoruhrirnpf- stoff schutzgeirnpft. Das geschah in folgender Weise: 7 nnd 14 Tage nach der i. Irnpfung injizierten wir je i ccrn, und zwar nut yon einer Vaccine aus Pseudoruhrbacillen. 4 und 8 Wochen nach der Erstirnpfung injizierten wit als 4. und 5. Irnpfung i corn Shiga-Forrnol-Toxoid, absorbiert an Alurniniumhydr-

Neuere Untersuchungen über aktive Schutzimpfung Gegen Ruhr mit Getrennten Antigenen

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Page 1: Neuere Untersuchungen über aktive Schutzimpfung Gegen Ruhr mit Getrennten Antigenen

jg. 20, Heft 29 I~ESTERMANN und VOGT, Ruhr . 739 19. Juli 1941

zu e iner e rheb l i ch v e r b e s s e r t e n V e r w e r t u n g de r Milchs~ure. SpXter w i r k t s ich d a n n die tox ische K o r n p o n e n t e aus, w o d u r c h es zu e iner S t e ige rung des S a u e r s t o f f v e r b r a u c h s u n d des Stoffwechsels ko rnmt . D a r a u s r e s u l t i e r t eiiie A b n a h r n e des Mi l chs~ureve rwer tungsve r rn6gens . U n t e r de r W i r k u n g yon 25 ~ S t r o p h a n t h i n k o r n m t es zu e iner al l rn/ ihl ich z u n e h r n e n d e n S t e ige rung der Mi lchs / iureresorpt ion , die e r s t n a c h 20 M i n u t e n wieder zu s inken beg inn t . I n d iesem Fal l ko rn rn t also n u r die a s s i rn i l a t ions f6 rdernde W i r k u n g des S t r o p h a n t h i n s zur Gel- tung .

U n t e r "Wirkung v o n 200 ? Dig i tox in korn rn t es zu e inem p l6 tz l i chen A b s i n k e n bzw. A u f h 6 r e n der MilchsXureverwer- tung . I rn we i t e r en Ver l au f k o m r n t es, wie beirn s p o n t a n in su f f i zen ten Herz , zu e iner Mi lchsXureabgabe a n das Blur . Als Ze ichen der z u n e h m e n d e n Sch~Ldigung des He rzens i s t e ine Z u n a h n l e des Coronarvolurnens , bis zu 5 ~ %, fes tzuste l len . Die a n d a u e r n d e E r w e i t e r u n g de r Coronargef/il3e bed ing t , wie EICHHOLZ u n d HILTON 7 a n n e h m e n , e inen r a s c h e r e n Ab- t r a n s p o r t de r In te rmedi~! rp rodukte . Die tox i sche K o m p o - n e n t e des Dig i tox in w i r k t s ich d e m n a c h auf den Milchs/~ure- s tof fwechsel u m vieles st~trker aus, wie die des S t r o p h a n t h i n s .

Zusammen/assung: I n V e r s u c h e n a m H e r z - L u n g e n - P r ~ - p a r a t wi rd gezeigt, d ab n a c h e iner I n j e k t i o n y o n 5 ~ ~ S t r o p h a n - t h i n sofor t eine rn~cht ige S te ige rung der Mi lchsXureresorp t ion a u f t r i t t . I m we i t e r en Ver lauf k o m r n t es zu e iner A b n a h m e der Reso rp t ion . U n t e r de r W i r k u n g yon 25 ~ S t r o p h a n t h i n k o m r n t es zu e iner allm~thlich z u n e h m e n d e n S te ige rung der Mi lchs~ureve rwer tung .

N a c h e iner I n j e k t i o n yon 2oo ? D ig i t ox in k o r n m t es zu e inem p 6 t z l i c h e n A b s i n k e n bzw. A u f h 6 r e n der Milchs/ iure- r esorp t ion . I m we i t e r en Ver lau f korn rn t es, wie b e i m s p o n t a n insu f f i z i en ten Herz , zu e iner Milchs/~ureabgabe a n das Blu t .

Die W i r k u n g des Dig i tox ins au f den K o h l e h y d r a t s t o f f - wechsel i s t e ine wesen t l i ch e inschne idendere , wie die des S t r o p h a n t h i n s .

L i t e r a t u r : 1 E. WtgRTHEIMER, Pflfigers Arch. 225, 247 (193o). _ _ 2 H. E. HIMWlCH, Proc. Soc. exper. Biol. a. Med. 25,347 (1929). -- s R~3HL, Klin. Wschr. x934, 1529. -- ~ GOTTDENKER U. ROTH- BERGER, Pflfigers Arch. 237, 59 (I936), - - 5 GOTTDENKER, Klin. Wschr. i937, 37. - - 6 FREUD, Verh. dtsch, path. Ges. I934. - - 7 EICHHOLZ U. HILTON, J. of Physiol. 59, 413 (1924).

NEUERE UNTERSUCHUNGEN UBER AKTIVE SCHUTZIMPFUNG GEGEN RUHR

MIT GETRENNTEN ANTIGENEN.

Von

Prof. E. KESTERMANN und K. ]~. "VOGT, Ass.-Arzt in ehlem Reservelazarett.

Aus der Medizinischen Universit~tsklilfik in Marburg a. Lahn (Direktor: Prof. SCHWENKENBECHER).

I n Kr i egsze i t en i s t s t e t s n f i t e inern ep ide ln i schen Auf- t r e t e n de r R u h r zu r echnen . M a n denke vo r a l len D i n g e n all das K r i e g s j a h r 1917, in dern rn i t der A u s w e i t u n g des Kr ieges a u c h die Zah l de r R u h r e r k r a n k u n g e n in u n s e r e m Fe ldhee re zunahrn . W e l c h e n e r n s t e n C h a r a k t e r solche E p i d e r n i e n an- n e h r n e n k6nnen , zeigt fo lgende Ta t s ache . Bei den w ~ h r e n d des Wel tk r i eges im G a l l i p o l i - U n t e r n e h m e n e ingese t z t en Eng- 1Xndern e r k r a n k t e n yon I [ 2 6 7 7 M a n n n n d 4161 OIfizieren i n s g e s a m t 29738 B r i t e n a n R u h r (CASTELLANI, zit. n a c h H. SCHMmT).

ES l ieg t au f der H a n d , d a b m a n de s ha l b zei t ig a n die Aufgabe he rang ing , a k t i v gegen die R u h r zu immuni s i e r en . W i r erw~ihnten schon in e iner f r f iheren M i t t e i l u n g den a l t e n T o x i n - A n t i t o x i n - I m p f s t 0 f f , , D y s b a k t a " yon BOEHNClKE. Hier - m i t e r r e i ch t m a n angeb l ich eine a n t i t o x i s c h e I r n m u n i t g t gegen das E x o t o x i n des Sh iga-Kruse-Bac i l lns , abe r k e i n e n an t i - e n d o t o x i s c h e n Schutz . RODENWALDT b e r i c h t e t e y o n sehr g u t e n Er fo lgen m i t e iner F o r r n a l d e h y d v a c c i n e au f der Inse l Bali . Diese Vacc ine w a r aus 4 Shiga-StXrnrnen herges te l l t . Die e rz ie l ten R e s u l t a t e s te l l te RODENWAI.DT den irn W e l t - kr ieg m i t de r T y p h u s - u n d C h o l e r a v a c c i n a t i o n e r r e i ch t en gleich. M a n v e r s u c h t e na t f i r l i ch auch gegen die sog. Pseudo-

r u h r a k t i v zu imrnunis ie ren . 1936 u n t e r n a h r n RODENVVALDT bei f iber IOOO Gef~Lngnis- u n d Z u c h t h a u s i n s a s s e n Vacc ina t i o - h e n gegen die E - R u h r , die ohne Sch / id igungen v e r t r a g e n wurden . Ob das E r l 6 s c h e n de r E p i d e m i e auf die I m p f u n g oder a u c h a n d e r e U r s a c h e n zur f ickzuff ihren war , liel3 s ich In i t S i che rhe i t n i c h t en t sche iden . E r w X h n e n s w e r t i s t a u c h die M i t t e i l u n g yon R, OTTO. Auf einern SchieBpla tz des G a r d e - korps , auf dern jXhrl ich R u h r e p i d e r n i e n vo rka rnen , v e r a n l a B t e R. OTTO irn J a h r e 1917 I r n p f u n g e n rn i t e inern I rnpfs to f f aus den darna ls als Y- u n d F l exne r -S t~ rn rnen b e z e i c h n e t e n Baci l len. Die Ep ide rn ie er losch sofort , w / ih rend in de r Urn- g e b u n g des e r w ~ h n t e n L a g e r s u n d bei b e n a c h b a r t e n T r u p p e n - te i len noch einige t a u s e n d E r k r a n k u n g e n v o r k a m e n . Die e rw/ ihn t en Beispiele sp rechen daffir, d ab m a n die "Wirksarnkei t e iner a k t i v e n Schu t z i rnp fung gegen R u h r n i c h t ohne wei te res v o n der H a n d weisen k a n n .

Die neuzeitlichen B e s t r e b u n g e n in dieser R i c h t u n g gehen vor a l len D i n g e n 2 Wege. PRIGGE prf i f te a n T ie ren u n d M e n s c h e n se inen sog. E T A - I r n p f s t o f f ( E n d o t o x i n u n d T o x i n das Sh iga-Kruse-Bac i l lus , n e u t r a l i s i e r t d u r c h spezif isches A n t i t o x i n ) . Die B e h r i n g w e r k e (Dr. I)EMNITZ, Dr . SCHOLZ, Dr. SCHULTZE) b e s c h r i t t e n den zwe i t en Weg. D a n a c h U n t e r - s u c h u n g e n yon HAAS das E x o t o x i n des Sh iga -Kruse -Bac i l l u s E i w e i B n a t u r bes i t z t , l~13t es sich n a c h den n e u e s t e n U n t e r - s u c h u n g e n y o n HAAS in e in T o x o i d u rnwande ln . Das E n d o - t o x i n , eine P o l y s a c c h a r i d l i p o i d v e r b i n d u n g , beh~ t l t t r o t z F o r r n a l i n e i n w i r k u n g seine Toxizi tXt. V~rir p r f i f ten in ~rfiheren U n t e r s u c h u n g e n die i rn rnun i sa to r i sche W i r k s a r n k e i t des , ,Hande l s i rnpfs to f fes" als a u c h des I rnpfs tof fes , ,Aldystox" der Behr ingwerke . Der Hande l s i rnp f s to f f e n t h i e l t p ro K u b i k - zen t i rne t e r "ioo Mil l ionen a b g e t 6 t e t e Shiga- u n d E - R u h r - baci l len, sowie 5 Mil l ionen a b g e t 6 t e t e F lexner - , Y- u n d Schrn i tz -Baci l len . Diese Suspens ion w a r zu g le ichen Tei len rn i t e iner ge re in ig t en S h i g a - F o r m o l - T o x o i d - L 6 s u n g ve r se t z t . W e g e n der loka len R e i z e r s c h e i n u n g e n v e r i n d e r t e n I)EMNITZ u n d SCI-IULTZE den I m p f s t o f f insofern , als sie a n s t a t t de r Bac i l len le iber L y s a t e yon diesen zu e iner Sh iga-For rno t - Toxo id -LSsung h i n z u s e t z t e n . Das B l u r der yon uns ge i rnpf t en Menschen , das vo r de r I r n p f u n g ke ine p r a k t i s c h i n e B b a r e n Mengen yon A n t i t o x i n en th ie l t , wies n a c h den Schu t z i rnp fun - gen A n t i t o x i n r n e n g e n yon f iber 1/s bis 2 i n t e r n a t i o n a l e n E in - h e i t e n pro K u b i k z e n t i r n e t e r S e r u m auf. Diese M e n g e n ge- nfigen, urn i m T i e r e x p e r i r n e n t gegen sons t s icher t/Sdlich w i r k e n d e I n f e k t i o n e n zu schfi tzen.

I n n e u e r e n U n t e r s u c h u n g e n a n M e n s c h e n wol l t en wir den yon DEMNITZ u n d SCHOLZ n e u e r d i n g s v e r X n d e r t e n Ruhr i rnp f s to f f in ve r sch iedene r H i n s i c h t prfifen. Die Ver - ~ n d e r u n g des Ruhr i rnpf s to f fe s b e s t a n d in e iner T r e n n u n g des Shiga- vorn P s e u d o r u h r i m p f s t o f f e u n d in e iner Kon- z e n t r i e r u n g be ide r t ( o r n p o n e n t e n . ]3eide A n t i g e n e k o n n t e n also j e t z t g e t r e n n t app l i z i e r t werden . W i t wol l t en Ies ts te l len , ob es rn6glich ist, e r s t ens die Ver t rXgl ichke i t des I rnp~rnater ia l s zu ve rbesse rn . Zwei tens sol l te u n t e r s u c h t werden , ob d u r c h die K o n z e n t r i e r u n g u n d wei te re R e i n i g u n g des P f i i p a r a t e s e in besserer i rn rnun i sa to r i sche r E f f e k t e r r e i eh t w e r d e n k a n n , weil t r o t z vo r l i egende r gf ins t iger Ur te i l e auch Zweifel a n de r S iche rhe i t de r I r n m u n i s i e r u n g d u r c h , ,Aldystox" ge~uBer t w o r d e n sind. Es soll te d r i t t e n s geprf i f t werden , inwiewei t s ich die I r n p f i n t e r v a l l e ve rkf i rzen ]assen.

Zu u n s e r e n n e u e r e n I - [ aup tve r suchen zogen wir i n sgesa rn t 35 gesunde M i n n e r he ran , die wi r in 2 G r u p p e n auf t e i l t en . G r u p p e I urnfal3te 20 Pe r sonen , die i n n e r h a l b 8 W o c h e n 5 I r n p f u n g e n erhie] ten . Die I. I n j e k t i o n yon 1 ccm e n t h i e l t Sh iga -For rno l -Toxo id , a d s o r b i e r t a n A l u r n i n i u r n h y d r o x y d u n d Vacc ine aus g i f tar rnei i P s e u d o r u h r b a e i l l e n . D u r c h die gleichzei t ige A n w e n d u n g s~rnt l icher A n t i g e n e sol l te z u n ~ c h s t eine G r u n d l a g e ffir eine I r n r n u n i s i e r u n g gegen R u h r u n d P s e u d o r u h r gelegt werden . D a n n wurde die e inzelne Ver suchs - p e r s o n we i t e r rn i t g e t r e n n t e r n R u h r - bzw. P s e u d o r u h r i r n p f - s toff schu tzge i rnpf t . Das geschah in fo lgender Weise : 7 n n d 14 Tage n a c h de r i . I r n p f u n g in j i z i e r t en wir je i ccrn, u n d z w a r n u t yon e iner Vacc ine aus P s e u d o r u h r b a c i l l e n . 4 u n d 8 W o c h e n n a c h de r E r s t i r n p f u n g in j i z i e r t en w i t als 4. u n d 5. I r n p f u n g i corn Sh iga-For rno l -Toxoid , a b s o r b i e r t a n A l u r n i n i u m h y d r -

Page 2: Neuere Untersuchungen über aktive Schutzimpfung Gegen Ruhr mit Getrennten Antigenen

74o I~ESTERMANN u n d VOGT, Ruhr . Klinische Wochenschrift

o x y d . 4, 8 und IO Wochen nach der Ers t impf l lng wurde in Zusammenarbe i t m i t DEMNITZ und SCHOLZ der ]31utantitoxin- gehal t gegen Shiga-Kruse-Toxin ermi t te l t .

Die Tabel le i ve ranschau l ich t deutl ich, wie 8 Wochen nach der i . I m p f u n g dutch eine zweimalige Verabre ichung des Shiga-Impfs toffes betr / icht l iche Ant i tox inmel lgen im Serum nachweisbar sind. Die 3 Blutproben, 14 Tage nach der le tz ten (5.) I m p f u n g bzw. io Wochen nach der Ers t - impfung en tnommen , boten dart iber hillaus auBerordentl ich hohe Ant i tox inwer te , die die frtiher m i t dem Hande ls impfs tof f und m i t , ,Aldystox ' ! e rha l tenen bei we i tem iibertrafell . So lagen die Ti te r z. ]3. 6mal bei 8 i. AE. , 2mal bei 12 i. AE. und 2mal bei 24 i. AE.

T a b e l l e i.

Imp~schema.

I. Injektion: I ccm Impfstoff aus! Shiga-Formol-Toxoid und Vaccine aus Pseudoruhrbacillen.

2. Injektion nach 7 Tagen: I ccm Vaccine aus Pseudoruhr- bacillen.

3. Injektion nach weiteren 7 Tagen: I ccm Vaccine aus Pseudo- ruhrbacillen.

4. Injektion nach weiteren 14 Tagen: I ccm Shiga-Formol- Toxoid.

5-Injektion nach weiteren 4 Wochen: I ccm Shiga-Formo]- Toxoid.

Gehatt des Blutes an internationalen Antitoxineinheiten (i. AE.) gegen Shiga-Kruse- Toxin.

Nr.

I 2

3 4

9 IO

4woohonb 8 Wo ent,oWochonl 4Wochon I 8 Woohenl,oWoohon Nr. , . . . . . .

nac~_h der Erstinapfu__ng i: 2 E . = ]1 nach der Ersttrnpfung i. AE. I

< 1/s I 2 ] 8 13 ! > 1/s 4 / 8 1/8 I 112 S I4 > 1/4 > 18 24

<I/s' I [ 2 15 '<i/: :r >4 > 1/4 > 12 I 24 16 < > 2 1/s 1/4 [ 8 17 < /s

< % 1/~ [ s , s < % < ' 4 < 1/s 8 I2 19 < 1/s /~ --

1/s > 4 I I z 2 0 < U s - -

Ull ter Kr iegsverh i l tn i s sen sind m6gl ichst kurze In te r - val le zweckmXl3ig. Aus diesem Grullde immunis ie r ten wir 15 Menschen (Gruppe II) nach e inem verkt i rz ten Schema m i t 3 In jek t ionen . Die i . In jek t ion yon I ccm enth ie l t wieder Shiga-Formol-Toxoid , adsorbier t an Alumin iumhydroxyd , auBerdem Vaccine aus Pseudoruhrbaci l len. 14 Tage sp/iter in j iz ier ten wir I ccm Vaccine aus g i f t a rmen Pseudoruhr- bacillen, 4 W o c h e n nach der I. I m p f u n g I ccm eines Impf - stoffes aus Shiga-Formol-Toxid , adsorbier t an Alumin ium- hydroxyd . Die 131utentllahmen zur A n t i t o x i n b e s t i m m u n g wurden 4 und 6 Wochen nach der i . In jek t ion gemacht .

T a b e l l e 2.

Gruppe I i . 3 Iniektionen.

Impfschema. I. Injektion: i ccm Impfstoff aus Shiga-Formol-Toxoid und

Vaccine aus Pseudoruhrbacillen. 2. Injektion nach I4Tagen: I ccm Vaccine aus Pseudoruhr-

bacillen. 3. Injektion nach weiteren 14 Tagen : I ccm Shiga-FormoI-Toxoid.

Gehalt des Blutes an i. AE. gegen Shiga-Kruse-Toxin.

Nr. 4 Wochen I 6 Wochea

nach der Erstimpfung in AE.

" ( 1/8 1/2 < 1/8 > Us < 1/s < % <U~ > % > ~/4 2 > 1/4 %

~/~ % < 1/~ > %

Nr.

9 IO II

13 14 15

4 Wochen I 6 WoChen

nach der Erstimpfung in AE.

'h

< :/s <1/s

1/s > 1/4

1/2 x/2

x/s 1/s

8 2

Tabelle 2 zeigt, dab auch bei diesem Verfahrel l bere i ts beacht l iche Ant i tox i l lmengen erzeugt wurden. We l t e r konn te bei diesen Un te r suchnngen folgendes festgestel l t werdel l : I n unseren frtiherell Immunis ie rungsversuchen an Me~schen gegen Te tanus wiesen wir nach, dab bei Verwendung eines Adsorba t impfs tof fes die GrSBe des Impf in te rva l l s ftir den Grad der Immunis i e rung wesent l ich war. Diese Ta tsache h a t sich nach den je tz igen Unte r suchungen auch ftir die Dysel l ter ie best~t igen lassen. J e gr6Ber das ~Impf in te rva l l und die Zahl der In jek t ionen sind, um so hSher wurde der B lu t an t i t ox in -

�9 gehal t befunden. Nun einige Ausf t ihrungen zur Vertr / igl ichkei t des neuen

Impfmater ia l s . Bei allen Versuchspersonen ergab sich eine reaktionslose Vertrf igl ichkeit der Vaccine aus g i f t a rmen Pseudoruhrbaci l len. Das aus Sh iga-Formol -Toxoid und Vac- cine gemischte Impfma te r i a l verursach te bis zu k le inhand- tellergroBe derbe Inf i l t ra te mi t s ta rken Schmerzen an der Injekt ionsstel le . 4 yon den 15 Un te r such ten der Gruppe I I bo ten in dem Inf i l t ra t ionsbezi rk Fluktua t ionserscheinul lgen . DreimM kam es aber zu einer spon tanen ]Resorption, ei l lmal muBte ein bohllellgrol3er AbsceB er6ffnet werden. Aul3er diesen lokalen 13eschwerden lieBen sich weitere S t6rungen n ich t feststellen. Es ist hervorzuheben, dab diese st i i rkeren ]Reaktionen l lur dann auf t ra ten , wenn man, wie wir beim I. I m p f t e r m i n sahell, den Shiga-Adsorba t impfs tof f und die Vaccine mischten und zusammen inj izierten. Wir wiesen in eiller frt iheren Mi t te i lung darauf hill, dab die schlechte Ver- t rggl ichkei t der Ruhr impfs tof fe wahrscheinl ich in ers ter Linie auf das E n d o t o x i n des Shiga-Kruse-]3acillus zurtick- zuft ihren ist. Vermut l i ch werden die lokalen ]Reizerschei- nungen durch den Hande ls impfs tof f und auch du tch , ,Aldy- s tox" dadurch mi t verursacht , dab in diesen Impfs tof fen ein Sh iga -Formol -Toxo id m i t eiller Vaccine aus g i f t a rmen Pseudo- ruhrbaei l len bzw. deren Lysa ten kombin ie r t ist. "Wirnahmen deshalb bei einigen Versuchspersonen folgende Ver tr / iglichkeits- p roben vor. In den rechten Obera rm inj iz ier ten wir subcutan i ccm Shiga-Formol -Toxid , A m l inken Obera rm appl iz ier ten wir i ecru Vaccine aus g i f ta rmen Pseudoruhrbaci l len. Das Sh iga-Formol -Toxoid erzeugte derbe Inf i l t ra te his zu Pf laumen- gr6Be m i t Hau t r6 tung , abe t keine St6rungen des Allgemein- befindens. Die I m p f u n g e n m i t der Vaccine wurden wieder reaktionslos ver t ragen. Fi i r die Prax is dtirfte sich demnach auch scholl ftir die E r s t impfung eine ge t rennte Appl ika t ion des Shiga-Impfs toffes und der Vaccine, z. 13. an beiden Ober- armen, empfehlen. ]3eztiglich der 13edeutung des ]3lutanti- tox in t i te rs gegen Shiga-Toxin, der Immull is ierungsm6gl ich- kei ten gegen Pseudoruhr und ihre Wer tmessung verweisen wir auf unsere frtihere Mittei lung. Die in den je tz igen Ver- suchen ve rwand te Vaccine aus Pseudoruhrbaci l len en th ie l t m e h r Ant igen als , ,Aldys tox" . Vermut l i ch diirfte aus diesem Grunde bei gu ter Vertr~iglichkeit ein noch gr5Berer Schutz zu erhoffen sein.

Z u s a m m e n / a s s u n g : I. Eel den je tz igen Unte r suchungen an Mellschen wurde im 13eginn der Immul l i s ie rung durch einen aus Sh iga-Formol -Toxoid llnd Vaccine yon Pseudoruhr - bacil len gemischten Impfs tof f eine Grundlage ffir die Im- mul l i t~ t gegen R u h r llnd Pseudoruhr zu legen versueht . Die wei teren h n p f u n g e n bei der einzelnen Versuchsperson wurden ini t ge t renn ten Ant igenen vorgenommen.

2. Schon bei Impfungen nach dem verkt i rz ten Verfahren (Gruppe II) wurden beacht l iche An t i t ox inmengen gegen Shiga-Toxin im 13lute erzeugt.

3- Mit der Gr613e des Impf in terva l l s , Zahl der In jek t ionen , Konzen t r i e rung des Impfmate r i a l s st ieg der 131utantitoxin- gehal t (Gruppe I) s ta rk an.

4. Da die R u h r die wicht igs te Kriegsseuche auch ftir die Zivilbev61kerung ist, mfissen Impf reak t io l l en n,At in IKauf g e n o m m e n werden.

Die ge t rennte Anwendung beider Ant igene wurde yon den Versuchspersonen gu t ver t ragen, so dab in diesem Verfahren auch in dieser I-tinsicht eine Verbesserung gesehen werden darf. Viel leicht dtirfte sich auch schon ffir die E r s t i m p f u n g zwar eine gleichzeitige, abe t ge t renn te Appl ika t ion be ider Ant igene empfehlen.

Page 3: Neuere Untersuchungen über aktive Schutzimpfung Gegen Ruhr mit Getrennten Antigenen

Jg . ~o, Heft 29 19. Ju l i 194~ VON S C H E L L I N G , Biologische Messungen. 74l

L i t e r a t u r : BOEHNCKE, Med. Klin. I917, Io83 - - Dtsch. med. Wschr. 1918, 565. -- R. HAAS, Z. Immunit~ttsforsch. 91 (25. IV.I937) ; 92, 355 (1938); 94, 239, 480 (1938); 99, H. 1/2 (194o). - - KEsTER- ~ANN U. YO~T, Kiln. Wsehr. I94 o, Nr 41. - - L~NTZ U. PRIGG~, Handbueh der pathogenen Mikroorganismen. 3. Aufl. 1937, 3. - - R. Oa'To, Zbl. Bakter . I Orig. I4 o, 237. - - PRmGE, Z. Hyg. IO5, 488 (1926) -- Zbl. Bakter . I Orig. 14o, 23 o (1937) -- Klin. ~r 194 o, Nr 15. - - PRIGGE U. HARTOCH, Arb. Staatsinst . exper. Ther. Frankf. I93o, H. 23. - - ROD~NWALDr, Zbl. Bakter . I Orig. 14o, 236 (1937). -~- H. SCHMID% Grundlagen der Therapie und Prophy- taxe bakteriologischer Infekt ionskrankheiten.

F E H L E R R E C H N U N G B E I B I O L O G I S C H E N

M E S S U N G E N .

Von

H . YON SCHELLING, B e r l i n - C h a r l o t t e n b u r g .

Die biologische W i r k s a m k e i t e ines Gif tes u n t e r s u c h t m a n i n de r P h a r m a k o l o g i e u. a. d a d u r c h , d a b m a n e ine A n z a h t y o n T ie ren in g le icher Weise d e m Einf luB des zu p r t i f enden Stoffes a u s s e t z t u n d fests te l l t , wie l ange Ze i t b is z u m Tode d e r e inze lnen Tiere ve r s t r e i ch t . E b e n s o 1/IBt s ich e in Heil- m i t t e l e rp roben , w e n n m a n b e a c h t e t , wie l ange sich das E n d e in f i z i e r t e r u n d d a n n b e h a n d e l t e r Tiere i m Verg le ich zu un- b e h a n d e l t e n T i e r e n h inausz6ge r t . Al le rd ings l iegen b i e r die Verh~I tn i s se m e i s t ve rwicke l te r . V o r a l l em bei de r Chemo- therapie der Tuberkulose e rgeben sich wegen des y o n Tier zu Tier s t a r k a b w e i c h e n d e n K r a n k h e i t s v e r l a u f e s groBe Schwier igke i ten . E s r e i c h t of t n i c h t aus, zu verg le ichen , n a c h wievie l T a g e n 5 ~ % der b e h a n d e l t e n u n d der n i c h t b e h a n d e l t e n Tiere g e s t o r b e n s ind. D u r c h diese s u m m a r i s c h e t 3 e t r a e h t u n g s - weise w e r d e n Einzelzf ige ve rwisch t . ]3ei d e m wenig gekl~trten P r o b l e m k o m m t es a b e r au f jede, s c h e i n b a r n o c h so ger ing- ft igige Tatsache an, die sich statistisch sichern l~Bt. D e s h a l b h a t R. PRIGGE I se inen Verg le ichen die Uberlebenskurve~ d e r b e h a n d e l t e n u n d n i c h t b e h a n d e l t e n Tiere z u g r u n d e gelegt. F a s t gleichzei t ig h a t a u c h C. J . BLIsSZ die aus de r BevSlke- r u n g s s t a t i s t i k he r b e k a n n t e D a r s t e l l u n g s f o r m in dfe ex- p e r i m e n t e t l e P h a r m a k o l o g i e e ingeff ihr t .

Die B e t r a c h t u n g des g e s a m t e n A b s t e r b e v e r l a u f s l e h r t m i t e i n e m Blick, ob zwischen den b e h a n d e l t e n u n d u n b e h a n d e l t e n T ie ren auffXllige U n t e r s c h i e d e be s t ehen . Das gen i ig t in v ie len Fgl len, u m o f f enba r u n w i r k s a m e oder ga r s c h i d l i c h e P r~- p a r a t e auszusche iden . Abe r gerade d a n n , w e n n s ich e rheb- l iche A b w e i c h u n g e n zeigen, v e r m a g m a n s ich a l le in m i t d ieser F e s t s t e l l u n g n i c h t zu begnt igen. E s i s t i m m e r i m Auge zu b e h a l t e n , d a b e in Zufall die E r s c h e i n u n g v o r g e t / i u s c h t h a b e n k a n n , welche die A u f m e r k s a m k e i t e r r e g t . D a h e r muB m a n ve r suchen , s y s t e m a t i s c h e u n d zufgllige Ante i l e a n den K u r v e n d e r t i b e r l e b e n d e n Tiere zu sondern .

C. J . B~nss geh t so vor, daB er s t a t t der Zei t t ve r suchs - weise ve r s ch i edene F u n k t i o n e n y o n ihr , wie e t w a log t, I : t , a ls A b s z i s s e n m a B s t a b v e r w e n d e t , wgthrend er die P r o z e n t e de r l ~ b e r l e b e n d e n au f den n o r m a l e n ?Wahrschein l ichkei t s - mal3s tab u m r e c h n e t . E r e n t s c h e i d e t s ich ftir die F u n k t i o n d e r Zeit, welche bei e iner so lchen g r a p h i s c h e n D a r s t e l l u n g s t a r t der S-f6rmig g e k r t i m m t e n u r sp r i i ng l i chen K u r v e de r {Sber lebenden g e n ~ h e r t eine g e r a d e Lin ie e rg ib t . D a n n i s t es n~tmlich m6gl ieh, in den n e u e n K o o r d i n a t e n fi ir d e n a r i t h - m e t i s c h e n M i t t e t w e r t e inen no rma le r t S c h w a n k u n g s b e r e i c h a b z u g r e n z e n , de r n u r in e iner b e s t i m m t e n k t e inen A n z a h l a t l e r Fgl le f i b e r s c h r i t t e n wird: U m r e c h n u n g auf die Ze i t t l ie fer t schlieBlich die e n t s p r e c h e n d e U n s i c h e r h e i t i n de r ur- s p r f i n g l i c h e n ~ K o o r d i n a t e . I m P r i n z i p k 6 n n t e d i e s e s Vor - gehen yon d e m P u n k t m i t de r W a h r s c h e i n l i c h k e i t 79 = 5o % a u f a n d e r e ~Verte, e t w a p == 25 % ode r p -~ 7 5 %, a u s g e d e h n t w e r d e n

Bei d e r p r a k t i s c h e n D u r e h f i i h r u n g d e s t h e o r e t i s c h ein- l e u c h t e n d e n A n s a t z e s b i e t e n s ich Schwie r igke i t en . Die "vVahl der e n t s c h e i d e n d e n F u n k t i o n T, die au f G r u n d wen ige r Ver- suche v o r g e n o m m e n wird, e r f o l g t ke ineswegs e indeut ig . M a n weiB v o r a l l em n ich t , ob z u den b e h a n d e l t e n u n d den n i c h t - b e h a n d e l t e n T i e r e n die gleiche T r a n s f o r m a t i o n geh6r t , ver-

m u t l i c h i s t d a s sogar n i c h t de r Fall . D a d u r c h wi rd ein Ver - gleich de r b e i d e n T i e r g r u p p e n e rschwer t , w e n n n i c h t un - m6gl i ch g e m a c h t . ]3Liss s c h e i n t zwar de r A n s i c h t zu sein, d a b s ich in de r Regel d i e E i n f f i h r u n g des l o g a r i t h m i s c h e n M a B s t a b e s log t empfehte . Daff i r f eh l t a b e t jede t h e o r e t i s c h e I3egrf indung im Gegensa t z zu d e m s e l b e n V o r g e h e n bei R e i h e n - v e r s u c h e n m i t v e r s c h i e d e n e n M e n g e n des g le ichen Pr~t- pa ra t e s .

M a n k a n n s ich yon de r W a h l e iner gee igne ten F u n k t i o n y o n t ganz f r e imachen , Wenn m a n d e n e inze lnen S te rbe fa l l n i c h t n a c h se inem Z e i t p u n k t , s o n d e r n a l le in n a c h se iner Nummer i n die R e c h n u n g e inf i ihr t . Die S e h w a n k u n g s b e r e i c h e ftir die w a h r e n Z e n t r a l w e r t e zweier zu v e r g l e i c h e n d e n R e i h e n h a b e ich f r t iher angegebena. Die F o r m e l n lassen s ich l e i ch t so ve ra l lgemeine rn , dab m a n die M u t u n g s b e r e i c h e ffir die Ter - m i n e erh~l t , zn d e n e n in W a h r h e i t de r An te i l x be ide r ur - spr f ing l ich v e r h a n d e n e r T i e r g r u p p e n g e s t o r b e n se in wird.

Es m 6 g e n n 1 Tiere b e h a n d e l t u n d n~ Tiere n i c h t b e h a n d e l t w o r d e n sein. I n b e i d e n G r u p p e n e r fo lg t die N u m e r i e r u n g n a c h de r ze i t l i chen Folge de r Sterbef /dle . J e d e r N u m m e r i s t also e indeu t ig e in Z e i t p u n k t zugeo rdne t . Bei i m m e r wieder - h o l t e r A u s f i i h r u n g des g le ichen Versuches wfirde im D u r c h - s c h n i t t der An te i l x de r b e h a n d e l t e n Tiere zwischen den T e r m i n e n t~ u n d t~', d e r gleiche Sa tz de r n i c h t b e h a n d e l t e n Tiere zwischen t6 u n d t~ s t e rben . Die zu d e n t -W'e r ten ge- h 6 r e n d e n N u m m e r n i b e r e c h n e n s ich n a c h d e n F o r m e l n

,,, = ( ~ - - I) x + I :F k �9 x ( i - x) , %g

Oer w a h r e Z e i t p u n k t fgl l t m i t den C h a n c e n y o n 68 %, 95 % u n d f iber 99% in die so a b g e s t e c k t e n Grenzen , je n a c h d e m ob m a n k gleich I, 2 ode r 3 setzt . F i i r x = o,5 e rgeben s ich me ine f r f ihe ren F o r m e l n Itir d e n Z e n t r a l w e r t .

Mi t l i ebenswi i rd iger E r l a u b n i s y o n R. PRIGOE b e n u t z e ich Ms ]3eispiel 2 Versnche , die e r f iber die E i m v i r k u n g des P r g p a r a t e s C.A. 37 au f die expe r imen t e l l e T u b e r k u l o s e des Mee r schwe inchens g e m a c h t hat*. Bei d e m e r s t e n V e r s u e h i s t da s Mi t t e l n I --=- 2o T ie ren u n t e r die H a u t g e s p r i t z t worden , w / ih r end n~ = 4 ~ u n b e h a n d e l t e K o n t r o l l t i e r e u n t e r g le ichen B e d i n g u n g e n b e o b a c h t e t w o r d e n sind. N a c h 53 T a g e n w a r die H g l f t e der b e h a n d e l t e n , n a c h 52 T a g e n die Hg l f t e der n i c h t b e h a n d e l t e n T i e r e v e r s t o r b e n . Die a l le inige 13e t r ach tung des Z e n t r a l w e r t e s - - ebenso die des a r i t h m e t i s c h e n ode r

Tabelle I. E i n w i r k u n g v o n P r ~ t p a r a t C.A. 37 a u f d i e e x - p e r i m e n t e l l e T u b e r k u l o s e de s M e e r s c h w e i n c h e n s . (Ab-

s t e r b e z e i t e n i n T a g e n . )

Behandel t

Nr. Tage

I 31 2 43 3 43 4 45 5 46 6 52 7 52 8 9

IO I I 12 13 14 15 i6 17 18 1 9 2 0

:c. Versuch 2, Versuch

Behandelt I

Nr. ! Tage INt. I Tage

Nieht behandel t

Nr. Ta~ Nr. Tage

I IO 21 52 2 12 22 53 3 13 23 53 4 27 24 53 5 28 25 55 6 30 26 57 7 34 27 58 8 36 28 6I ~ 9 39 29 65 o 42 3 ~ 66 I 42 31 67 2 43 32 68 3 44 33 68 4 44 34 68

6 45 36 70 7 47 37 71 8 52 75 9 52 39-{ 76 0 52 4 ~ Io3

Nicht hehandel t

�9 Nr.

i 8 ~ 9 2 15 2 I3 3 33 3 I5 4 38 4 i8 51 46 5 22

48 6 28 7 I 49 7 28

18 ~ 49 8 28 53 9 28

IO 5 4 IO 29 55 II 3 ~

12 56 ] 12 32 13 57 J 13 34 14 I 57 14 39

i158 ' 57 15 4 ~ 16 61 16 43 17 62 17 48

64 18 51 19 64 19 . 20 89 O 54

21 22 23 24 25 26 27 28 29 3 ~ 31 32 33 34 35 36 37 38 3 9 40

Tage

54 54 57 58 60 61 6~ 62 6 3 63 68 68 69 72 73 75 8~ 87 9I

I o i