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270 | Pharm. Unserer Zeit | 32. Jahrgang 2003 | Nr. 3 NEUE BÜCHER | Gangolf Schrimpf, Spektrum Akade- mischer Verlag Heidelberg, 2002 | ISBN 3- 8274-1103-3 | f 49,95 Rosenthal, Wahn, Wolf (Hrsg.), Schattauer Stutt- gart, 2002 | ISBN 3-7945-2179-X | f 30,95, CHF 46,70 molekularbiologische Datenbankab- fragen mit vielen, sehr interessanten Internet-Adressen gegeben wird. Schön an diesem Werk ist, dass nicht nur stur die „Rezepte“ wieder- gegeben werden, sondern dass auch das „Warum“ erklärt wird. In Zeiten vorgefertigter Kits verstehen die Aus- führenden nur noch selten, was sie ei- gentlich wann, warum und wie ma- chen – ein Blick in die „Gentechni- schen Methoden“ genügt,um auch die Theorie, die hinter den einzelnen Ver- suchen steckt, zu verstehen. Von die- sen Erklärungen abgesetzt und durch einen kleinen Erlenmeyerkolben bzw. eine tropfende Pipette gekennzeich- net werden dann die eigentlichen Versuchsdurchführungen mit benötig- tem Material und Vorgehensweise be- schrieben, wobei auch sehr viel Sorg- falt auf die Sicherheitsvorkehrungen gelegt wird. Und sollte trotz der detaillierten Versuchsanleitung doch nicht das gewünschte/erwartete Re- sultat erzielt werden, kann man in dem Absatz mit der kleinen, bereits gezün- deten Bombe nachlesen, welche Fehlermöglichkeiten/Probleme im Ein- zelnen auftreten können. Fazit: Egal ob im Labor bereits gen- technisch gearbeitet wird oder erst geplant ist,gentechnisch zu arbeiten – auf jeden Fall ist das Buch die Anschaf- fung wert. Denn auch etablierte Vor- schriften lassen sich mit dieser Metho- densammlung auffrischen bzw. ver- bessern und selbst eingefleischte „Gentechniker“ finden in dem Buch das ein oder andere interessante Neue. Ilse Zündorf, Frankfurt Einfluss von Genomprojekt und Pharmacogenetics Symposium der Novartis-Stiftung für therapeutische Forschung, 22. – 23.6.2001 in Nürnberg Kaum war die Entschlüsselung des hu- manen Genoms mit viel Presserummel verkündet,wurden schon Hoffnungen auf neue Konzepte zur Therapie von Diabetes, Tumorerkrankungen oder Alzheimer geweckt. Nur wenige Mo- nate nach Erscheinen der beiden Schlüsselveröffentlichungen in „Na- ture“ und „Science“ veranstaltete die Novartis-Stiftung für therapeutische Forschung ein Symposium zu dem Thema, dessen 10 Beiträge nun in ei- nem Sammelwerk vorliegen. Als Einstieg bringt A. Rosenthal eine Übersicht über die derzeit ver- fügbaren Sequenzdaten und zeigt erste Möglichkeiten, neue Krankheits- bzw.Therapie-relevante Gene – z.B. in der Onkologie – zu identifizieren. Zwei bereits hinlänglich bekannte Onkoge- ne sind Thema des nachfolgenden Bei- trags von U. Rapp und J.Troppmair: c- raf-1 und myc codieren für Proteine, die an Schlüsselpositionen in der zel- lulären Signaltransduktion stehen und insofern interessante Zielstrukturen bei Krebszellen darstellen, deren Signalkaskaden dereguliert sind. We- sentlich weniger ist bekannt über die molekularen Ursachen zweier neuro- logischer Erkrankungen: der Schizo- phrenie und der Alzheimer-Erkran- kung. Gerade bei der Schizophrenie ist man erst noch auf der Suche nach Kandidatengenen, wie die Gruppe um Gentechnische Methoden Eine Sammlung von Arbeits- anleitungen für das molekular- biologische Labor Gerade einmal 30 Jahre alt ist sie, die Gentechnik, und mittlerweile haben diese neuen Methoden das wissen- schaftliche Arbeiten revolutioniert. Kaum ein Wissenschaftszweig bleibt davon ausgespart. Nicht zuletzt die ra- sante Entwicklung der gentechnisch hergestellten Arzneimittel zeigt die Relevanz der Gentechnik und auch die boomende Biotech-Branche macht deutlich, dass es sich dabei um einen Forschungszweig mit Zukunft handelt. Insofern erscheint es nur logisch, dass sich ein Autorenkollegium zu- sammen findet, um ein molekularbio- logisches „Kochbuch“ zu schreiben und etablierte Methoden an eine brei- te Nutzerschaft weiter zu geben. In insgesamt 19 Kapiteln plus zwei Anhängen werden von allgemeinen Methoden zu verschiedenen Absorp- tionsmessungen oder Trennverfahren über gelelektrophoretische Methoden und Techniken zur Isolierung verschie- denster DNA und RNA, PCR, Klonie- rungs- und Nachweismethoden,Trans- fektionstechniken und Expressions- systemen bis hin zu den modernen Microarrays mit DNAs bzw. Proteinen verschiedenste Experimente vorge- stellt.In den beiden Anhängen werden schließlich DNA- und Proteinsequen- zierung genauer beschrieben – Me- thoden, die inzwischen eher von Dienstleistern angeboten werden. Sehr lohnenswert ist auch Kapitel 17, in dem eine Übersicht über

Neues Buch: Einfluss von Genomprojekt und Pharmacogenetics Methoden von Rosenthal, Wahn, Wolf

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Page 1: Neues Buch: Einfluss von Genomprojekt und Pharmacogenetics Methoden von Rosenthal, Wahn, Wolf

270 | Pharm. Unserer Zeit | 32. Jahrgang 2003 | Nr. 3

N EU E B Ü C H E R |

GangolfSchrimpf, Spektrum Akade-mischer VerlagHeidelberg, 2002 | ISBN 3-8274-1103-3 |f 49,95

Rosenthal,Wahn, Wolf(Hrsg.), Schattauer Stutt-gart, 2002 |ISBN 3-7945-2179-X |f 30,95, CHF 46,70

molekularbiologische Datenbankab-fragen mit vielen, sehr interessantenInternet-Adressen gegeben wird.

Schön an diesem Werk ist, dassnicht nur stur die „Rezepte“ wieder-gegeben werden, sondern dass auchdas „Warum“ erklärt wird. In Zeitenvorgefertigter Kits verstehen die Aus-führenden nur noch selten, was sie ei-gentlich wann, warum und wie ma-chen – ein Blick in die „Gentechni-schen Methoden“ genügt,um auch dieTheorie, die hinter den einzelnen Ver-suchen steckt, zu verstehen. Von die-sen Erklärungen abgesetzt und durcheinen kleinen Erlenmeyerkolben bzw.eine tropfende Pipette gekennzeich-net werden dann die eigentlichenVersuchsdurchführungen mit benötig-tem Material und Vorgehensweise be-schrieben, wobei auch sehr viel Sorg-falt auf die Sicherheitsvorkehrungengelegt wird. Und sollte trotz der detaillierten Versuchsanleitung dochnicht das gewünschte/erwartete Re-sultat erzielt werden,kann man in demAbsatz mit der kleinen, bereits gezün-deten Bombe nachlesen, welcheFehlermöglichkeiten/Probleme im Ein-zelnen auftreten können.

Fazit:Egal ob im Labor bereits gen-technisch gearbeitet wird oder erst geplant ist,gentechnisch zu arbeiten –auf jeden Fall ist das Buch die Anschaf-fung wert. Denn auch etablierte Vor-schriften lassen sich mit dieser Metho-densammlung auffrischen bzw. ver-bessern und selbst eingefleischte„Gentechniker“ finden in dem Buchdas ein oder andere interessante Neue.

Ilse Zündorf, Frankfurt

Einfluss vonGenomprojekt undPharmacogenetics

Symposium der Novartis-Stiftungfür therapeutische Forschung, 22. – 23.6.2001 in NürnbergKaum war die Entschlüsselung des hu-manen Genoms mit viel Presserummelverkündet,wurden schon Hoffnungenauf neue Konzepte zur Therapie vonDiabetes, Tumorerkrankungen oderAlzheimer geweckt. Nur wenige Mo-nate nach Erscheinen der beidenSchlüsselveröffentlichungen in „Na-ture“ und „Science“ veranstaltete dieNovartis-Stiftung für therapeutischeForschung ein Symposium zu demThema, dessen 10 Beiträge nun in ei-nem Sammelwerk vorliegen.

Als Einstieg bringt A. Rosenthal eine Übersicht über die derzeit ver-fügbaren Sequenzdaten und zeigt erste Möglichkeiten, neue Krankheits-bzw.Therapie-relevante Gene – z.B. inder Onkologie – zu identifizieren.Zweibereits hinlänglich bekannte Onkoge-ne sind Thema des nachfolgenden Bei-trags von U. Rapp und J.Troppmair: c-raf-1 und myc codieren für Proteine,die an Schlüsselpositionen in der zel-lulären Signaltransduktion stehen undinsofern interessante Zielstrukturenbei Krebszellen darstellen, derenSignalkaskaden dereguliert sind. We-sentlich weniger ist bekannt über diemolekularen Ursachen zweier neuro-logischer Erkrankungen: der Schizo-phrenie und der Alzheimer-Erkran-kung.Gerade bei der Schizophrenie istman erst noch auf der Suche nach Kandidatengenen,wie die Gruppe um

GentechnischeMethodenEine Sammlung von Arbeits-anleitungen für das molekular-biologische LaborGerade einmal 30 Jahre alt ist sie, dieGentechnik, und mittlerweile habendiese neuen Methoden das wissen-schaftliche Arbeiten revolutioniert.Kaum ein Wissenschaftszweig bleibtdavon ausgespart. Nicht zuletzt die ra-sante Entwicklung der gentechnischhergestellten Arzneimittel zeigt dieRelevanz der Gentechnik und auch dieboomende Biotech-Branche machtdeutlich, dass es sich dabei um einenForschungszweig mit Zukunft handelt.

Insofern erscheint es nur logisch,dass sich ein Autorenkollegium zu-sammen findet, um ein molekularbio-logisches „Kochbuch“ zu schreibenund etablierte Methoden an eine brei-te Nutzerschaft weiter zu geben.

In insgesamt 19 Kapiteln plus zweiAnhängen werden von allgemeinenMethoden zu verschiedenen Absorp-tionsmessungen oder Trennverfahrenüber gelelektrophoretische Methodenund Techniken zur Isolierung verschie-denster DNA und RNA, PCR, Klonie-rungs- und Nachweismethoden,Trans-fektionstechniken und Expressions-systemen bis hin zu den modernenMicroarrays mit DNAs bzw. Proteinenverschiedenste Experimente vorge-stellt. In den beiden Anhängen werdenschließlich DNA- und Proteinsequen-zierung genauer beschrieben – Me-thoden, die inzwischen eher vonDienstleistern angeboten werden.

Sehr lohnenswert ist auch Kapitel17, in dem eine Übersicht über

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W.Maier darlegt.Demgegenüber kenntman bei Alzheimer mit dem Amyloid-β-Peptid und den verschiedenen Sekre-tasen schon ganz konkrete Zielstruk-turen wie C.Haass darstellt – allerdingsgestaltet sich eine Therapie nach wievor schwierig. Eine genetisch sehr in-teressante Erkrankung ist das im an-schließenden Kapitel beschriebeneMetabolische Syndrom:Einerseits wirdes durch das Zusammenwirken ver-schiedener Gene determiniert, ande-rerseits wird es ganz massiv von be-stimmten Lebensbedingungen beein-flusst. Bei dieser Krankheit helfenMausmutanten, die beteiligten Geneaufzuklären und eventuelle Zielstruk-turen für zukünftige Therapien zu iden-tifizieren. Ähnlich komplex ist die Situation bei Herz-Kreislauf-Erkran-kungen, denen ebenfalls Beiträge ge-widmet sind. Nach einer Bestands-aufnahme des aktuellen Wissens durchG. Assmann weckt H. Paul Hoffnungauf eine Lösung des Problems durchGentherapie.

Zwei weitere „hot topics“ sindAllergien und alle Erkrankungen rundum die Blutgerinnung, bei denen dieErkenntnisse aus dem Humangenom-projekt neue Therapiemöglichkeitenofferieren. Im abschließenden Beitragbetrachtet K.Culver weniger konkreteKrankheiten als vielmehr die indivi-duellen genetischen Unterschiede,die Effekte auf Arzneimittelwirkungenhaben. Unter dem Stichwort „Phar-macogenetics“ wird ein Paradigmen-wechsel eingeläutet,der weg geht vonder Behandlung einer speziellenKrankheit und sich stattdessen demindividuellen Patienten zuwendet. In-wieweit das allerdings wirklich Einzugin die Praxis haben wird, bleibt abzu-warten.

Insgesamt ist dieser Sammelbandeine sehr gute Übersicht von namhaf-ten Wissenschaftlern über die medizi-nischen Entwicklungen in der Post-Hu-mangenom-Ära und zeigt deutlich dasPotenzial auf, neue Zielstrukturen zufinden und damit auch neue Modell-systeme für Wirkstoff-Screenings zuetablieren.

Ilse Zündorf, Frankfurt

Hans JürgenPfänder, Deut-scher ApothekerVerlag Stuttgart,2002 | ISBN 3-7692-2960-6 |f 39,00

Farbatlas derDrogenanalyseDas vorliegende Buch von Hans JürgenPfänder zeigt in fotographischen Auf-nahmen Details aller gängigen Arznei-drogen, wie sie unter einem Stereo-mikroskop bei 10- bis 20-facher Ver-größerung erscheinen. Über 100 Dro-gen werden beeindruckend detailreichin durchweg farbigen Abbildungen dar-gestellt und die wichtigsten Merkmalebenannt. Zu jeder Droge gibt es in kurzer,stichwortartiger Form Angabenzur Art der Droge, eventuell vor-kommenden Verfälschungen, Inhalts-stoffen, Anwendungen und Mono-graphien.

Das vorliegende Buch ist sowohlfür die Ausbildung der Studierendender Pharmazie als auch für die Nut-zung im Apothekenalltag gedacht. Esgeht um die Identifizierung undQualitätskontrolle von Arzneidrogen,die in der Praxis meist als Ganz- oderSchnittdrogen gehandelt werden. DieQualitätskontrolle von Arzneidrogennimmt in der Ausbildung zukünftigerApotheker und PTAs in den Praktikader Pharmazeutischen Biologie einewichtige Rolle ein und ist auch im späteren Berufsleben von Bedeutung.In der Lehre sind wir auf gute Büchermit anschaulichen Zeichnungen oderFotographien der relevanten Drogen-merkmale angewiesen. Die Studieren-den berichten in aktuellen Evaluierun-gen der Lehrveranstaltungen regel-mäßig von der besonderen Wichtigkeitsolcher visuellen Hilfen zum Erlernender Drogen-Identifizierung. In denPraktika wird entweder die makrosko-pische Identifizierung von Ganzdro-

gen oder die mikroskopische Analyseder gepulverten Drogen in den Vorder-grund gestellt. Zwar ist angesichts derhohen Studentenzahlen eine ausrei-chende Ausstattung der Praktika mithochwertigen Mikroskopen kaumnoch zu leisten,geschweige denn,denStudierenden auch noch Stereomikros-kope zusätzlich zur Verfügung zu stel-len. Deshalb kann das vorliegendeBuch für die praktische Ausbildung derStudierenden möglicherweise nur voneingeschränktem Nutzen sein. Aller-dings könnten wir uns fragen, ob für die Apothekenpraxis die stereo-mikroskopische Aufsichtanalyse ge-schnittener Drogen nicht bedeutsamerist als die Fähigkeit zur Analyse mikro-skopischer Merkmale aus gepulvertenDrogen.Wenn dem so wäre, sollte dieDrogenanalyse mit Hilfe von Stereo-mikroskopen zumindest in Form vonSchauobjekten verstärkt in den Unter-richt eingebunden werden.Aus diesemGrund und wegen der hohen Qualitätder Fotos und Textbeiträge ist das vor-liegende Buch ein wertvoller Beitragfür die Lehre und die Praxis: Es er-leichtert den Lehrenden das Erklärenrelevanter Merkmale der Arzneidro-gen, es ist für die Studierenden eineinteressante Hilfe zum Lernen derbestimmungsrelevanten Drogenmerk-male, und es ist ein Muss für jeden Apotheker als hervorragendes Nach-schlagewerk für die visuelle Qualitäts-kontrolle der gängigen Arzneidrogenim Berufsalltag.

Thomas Winckler, Frankfurt