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Eine Längsschnistudie zur Entwicklung von Lebenschancen Newsleer 04/2018 Diesmal mit Aktuellem aus TwinLife (S.2) Einem Interview mit den Zwillingen Caro und Frieda (S.4) Einem Beitrag zum Thema Selbstwert (S.8) Einem Ländervergleich zum Umgang mit Alkohol (S.10) Einem weiteren ForscherInnen Portrait (S.13) Rätselspaß für Groß und Klein (S.14)

Newslett er 04/2018 · „normale“Geschwister,dieim ... genetisch betrachtet – zu 100 % identisch, ... warum sich Familienmitglieder ähnlich sind

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Eine Längsschnitt studie zur Entwicklung von Lebenschancen

Newslett er 04/2018

Diesmal mit

Aktuellem aus TwinLife (S.2)

Einem Interview mit den Zwillingen Caro und Frieda (S.4)

Einem Beitrag zum Thema Selbstwert (S.8)Einem Ländervergleich zum Umgang mit Alkohol (S.10)Einem weiteren ForscherInnen Portrait (S.13)

Rätselspaß für Groß und Klein (S.14)

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TwinLife aktuell

Was steckt hinter unseren Lebenschancen? Wie ungleich sind diese verteilt, und was lässt sich daran ändern? Antworten auf diese Fragen sind auch weiterhin hoch aktuell. Dementsprechend groß ist das Interesse der Wissenschaft und der Medien an den Ergebnissen unserer Studie. Dies zeigt u.a. ein Blick auf einige der Pressebeiträge, die im letzten Jahr erschienen sind:

Radiosendungen vom 17.08.2017

www.n-tv-de, 28.01.2017

Radiosendungen vom 17.08.2017

Frankfurter Allgemeine, 29.04.2017

Frankfurter Rundschau, 12.11.2017

www.welt.de, 28.01.2017

28 Wissen

Nach 46 Jahren trafen sie sichwieder: Jack Yufe und Oskar

Stöhr, zwei Männer, die 1933 inder britischen Kolonie Trinidadals eineiige Zwillinge geboren, je-doch im Alter von sechs Monatengetrennt und in völlig unter-schiedlichen Verhältnissen großwurden. Jack wuchs bei seinemjüdisch-orthodoxen Vater in Tri-nidad auf, Oskar bei seiner ka-tholischen Mutter im damals na-tionalsozialistischen Deutsch-land. Beide nahmen an einerZwillingsstudie des US-amerika-nischen Psychologen ThomasBouchard von der Universität inMinnesota teil. Das Wiedersehenan der psychologischen Fakultätder Hochschule verlief spektaku-lär: Sowohl Jack als auch Oskartrugen ein blaues Sporthemd mitSchulterklappen, Pilotenbrillenund Gummibänder am Handge-lenk, beide hatten sie die Marot-te, in Aufzügen laut niesen zumüssen. Es sind Geschichten wie

diese, die eineiige Zwillinge sofaszinierend machen und überalle Epochen und Kulturen hin-weg sogar zum Inhalt von My-then werden ließen.

Für die Wissenschaft sindeineiige, aber auch zweieiigeZwillinge besonders im Hinblickauf die Frage interessant, welcheRolle Gene und Umwelteinflüssebei der Entwicklung eines Men-schen spielen. Unbestritten ist,dass körperliche Merkmale über-wiegend von unserer DNA ab-hängen – deshalb auch die extre-me optische Ähnlichkeit eineii-ger Zwillinge, die ja das gleicheErbgut besitzen. Im Fokus derForschung stehen deshalb vor al-lem Merkmale wie Intelligenzund Facetten der Persönlichkeit.Werden unsere Fähigkeiten, Ta-lente, Charakterzüge und Ein-stellungen maßgeblich von unse-ren Erbanlagen geprägt – odereher von unserem sozialen Um-feld, dem Elternhaus und dem Mi-

lieu, in dem wir uns bewegen? Bisheute ließ sich das noch nicht ab-schließend klären. Zwillinge kön-nen bei der Beantwortung dieserFrage helfen: Wachsen eineiigePaare getrennt auf und zeigendann doch gleiche Eigenschaften,so spricht es dafür, dass dieseMerkmale vorwiegend genetischbedingt sind. Auch der Vergleichvon eineiigen und zweieiigenZwillingen gibt Aufschluss überdas Zusammenspiel von Erbe undUmwelt.

Bereits in den 1870er Jahren be-trieb der Brite Francis Galton, einCousin von Charles Darwin, For-schungen auf diesem Gebiet. Eineder umfangreichsten Zwillings-studien der vergangenen Jahr-zehnte ist die erwähnte „Minne-sota Study of Twins reared apart“,

für die der Psychologe ThomasBouchard und seine Mitarbeiterseit 1979 getrennt lebende eineii-ge Zwillingspaare ausfindig ge-macht, befragt und medizinischuntersucht haben – mit dem Er-gebnis verblüffender Ähnlichkei-ten. Viele hatten trotz unter-schiedlicher Biographien die glei-chen Wertvorstellungen, vieleden gleichen Beruf ergriffen. Fürdie US-amerikanischen Wissen-schaftler ein Beleg für die Domi-nanz der Gene in vielen Berei-chen.

Eine Gruppe deutscher For-scher hat einen etwas anderenAnsatz. Wissenschaftler der Uni-versität des Saarlandes und derUniversität Bielefeld wollen dasZusammenspiel von Erbe undUmwelt aus verschiedenen Blick-winkeln beleuchten. Ihre 2013 ge-startete Studie „TwinLife“ ist aufzwölf Jahre angelegt und wirdvon der Deutschen Forschungsge-meinschaft unterstützt. Ziel ist es,herauszufinden, welche Faktorenin welchem Maße zu den schuli-schen Leistungen, dem berufli-chen Werdegang und der sozialenStellung eines Menschen beitra-gen. „Es ist eine deutschlandweiteinmalige Untersuchung unglei-cher Lebenschancen“, sagt FrankM. Spinath, Professor für Diffe-rentielle Psychologie und Psycho-logische Diagnostik an der Uni-versität des Saarlandes, und ne-ben seinem Kollegen Rainer Rie-mann und dem Soziologen Mar-tin Diewald von der Universität

Bielefeld einer der Projektleitervon „TwinLife“.

In Deutschland hatte mansich nach dem Zweiten Weltkrieglange Zeit schwer getan mit derZwillingsforschung, zu belastetwar sie von der nationalsozialisti-schen Vergangenheit: Wissen-schaftler wie Otmar von Verschu-er wollten sie als Werkzeug nut-zen, um ihre Vorstellungen von„Erbbiologie“ zu untermauern.Grausamer Höhepunkt waren dieExperimente des SS-Arztes JosefMengele an Zwillingen im Ver-nichtungslager Auschwitz.

Eine nüchterne Diskussionüber die Erbe-Umwelt-Frage istbisweilen heute noch schwer. WerIntelligenz – um ein prominentesBeispiel aufzuführen – vor allemals genetisch bestimmt ansieht,dem wird leicht „Biologismus“unterstellt, wer eher äußere Ein-flüsse wie die Erziehung am Wer-ke sieht, kann zu hören bekom-men, einem sozialistischen Men-schenbild anzuhängen.

Der bisherige Verlauf der„TwinLife“-Studie gibt Hinwei-se, dass die Erbe-Umwelt-Bezie-hung sich schlichten Aussagenentzieht, dass stattdessen viel-mehr ein komplexes Wechsel-spiel zwischen der genetischenGrundausstattung und äußerenEinflüssen besteht, wie FrankSpinath erklärt. An der großan-gelegten, aufwendigen Studienehmen 4000 eineiige und zwei-eiige Zwillingspaare und ihre Fa-milien aus dem gesamten Bun-

desgebiet teil. Sie werden vonden Wissenschaftlern im jährli-chen Turnus abwechselnd bei ei-nem Hausbesuch oder am Tele-fon befragt. In den Gesprächengeht es unter anderem um schu-lische Leistungen, Zielstrebig-keit, Talente, berufliche Lauf-bahn und Einkommen, um kör-perliche Gesundheit und emo-tionale Stabilität, um das Famili-enleben und Freundschaften, dieTeilhabe am sozialen und kultu-rellen Leben, um persönlicheZufriedenheit oder auch umWertvorstellungen und politi-sche Überzeugungen.

So sollen aus einer viel-schichtigen Perspektive die Ur-sachen der „sozialen Ungleich-heit“ (mit der die Wissenschaft-ler Unterschiede in der gesamtenLebensgestaltung und nicht al-lein beim Geldbeutel meinen)betrachtet werden. Die Teilneh-mer wurden dafür in vier Grup-pen zugeordnet, die zu Beginnder Studie fünf, elf, siebzehnund dreiundzwanzig Jahre altwaren. Die Wissenschaftler wol-len so herausfinden, ob die In-teraktion zwischen dem Erbguteines Menschen und den auf ihneinwirkenden Umweltfaktorenin allen Lebensphasen gleich istoder aber variiert.

Warum dafür der Vergleichvon eineiigen und zweieiigenZwillingen? Eineiige Zwillingeentstehen aus einer einzigen be-fruchteten Eizelle, die sich frühin der Entwicklung teilt. Sie wei-sen deshalb bis auf winzige Un-terschiede identische Erbanlagenauf und sind zudem sehr ähnli-chen Bedingungen in ihrem so-zialen Umfeld ausgesetzt: Siewachsen zur gleichen Zeit in dergleichen Familie auf, gehen meistin die gleiche Klasse, haben oftgemeinsame Freunde.

Zweieiige Zwillinge entste-hen, wenn gleichzeitig zwei Ei-zellen befruchtet werden. Zwei-eiige Zwillinge können unter-schiedlichen Geschlechts seinund teilen sich im Schnitt nur 50Prozent ihrer Gene, so viel wie„normale“ Geschwister, die imAbstand einiger Jahre gezeugtwurden. Allerdings haben sieschon aufgrund des gemeinsa-men Geburtsdatums vor allem inden frühen Jahren mehr äußereFaktoren gemeinsam: Sie durch-leben zusammen die gleichenEntwicklungsphasen, kommenzur gleichen Zeit in die Schule.Vergleicht man nun ein- undzweieiige Zwillinge im Hinblickauf bestimmte Verhaltensweisenoder geistige Fähigkeiten – zumBeispiel Lese- oder Rechenfertig-keit -, so ermöglicht das eineEinschätzung des Einflusses vonGenen und Umweltfaktoren aufeben dieses eine Merkmal.

Die ersten Ergebnisse der„TwinLife“-Studie legen nahe,dass einfache Formeln zu kurzgreifen. Zwar bestätigen die For-scher, dass die Gene eine derHauptquellen für die Unterschie-de zwischen den Menschen sind.„Es gibt keinen Lebensbereich,wo sie keine Bedeutung haben“,sagt Frank Spinath. Doch dieErbanlagen kommen nicht beiallen Eigenschaften gleich starkzum Tragen, zudem hängt das

Ausmaß ihres Einflusses auchstark von den äußeren Bedin-gungen ab. Umgekehrt bestimm-ten die Gene wiederum mit, in-wieweit äußere Faktoren ihreWirkung auf einen Menschenentfalten können.

Um beim Beispiel Intelligenz zubleiben: Unter vielen Wissen-schaftlern verbreitet ist die An-sicht, dass bei der im IQ messba-ren Intelligenz ein hoher erbli-cher Faktor von bis zu 70 Prozentvorliegt. Frank Spinath ist zu-rückhaltend mit der Festlegungauf Prozentzahlen. Tatsächlichwiesen „erste Tendenzen“ ausder Studie darauf hin, dass derEinfluss der Gene „über die Le-bensspanne nicht konstant“ undüberdies von den „sozioökono-mischen Rahmenbedingungen“abhängig sei, sagt der Psycholo-ge: „Im Erwachsenenalter wir-ken Gene stärker auf die Intelli-genz als in der Kindheit.“

Das mutet nur im ersten Mo-ment überraschend an. In derZeit, wo die Kinder noch viel zuHause sind, spielt das familiäreUmfeld eine große Rolle für diegeistige Entwicklung. Kinder, dievon ihren Eltern gefördert wer-den und gute Voraussetzungengeboten bekommen, tun sichleichter mit dem Lernen. Des-halb gab es auch bei zweieiigenZwillingen große Übereinstim-mungen in den ersten Lebensjah-ren – sie sind ja gleich alt und„teilen“ sich in der frühen Kind-heit ihre Umwelt nahezu kom-plett. Mit dem Eintritt in dieSchule ändert sich das allmäh-lich, der Einfluss durch Freundeund Klassenkameraden wirdgrößer. „Kinder werden zuneh-mend autonom“, erläutert Frank

Spinath. Das bedeutet auch: Ihreindividuellen Dispositionenkommen stärker zur Geltung. „Inunserer Studie haben wir beob-achtet, dass die Ähnlichkeit vonzweieiigen Zwillingen kontinu-ierlich abnimmt.“ Bei eineiigenZwillingen indes war eine solcheEntwicklung nicht zu erkennen.Ein Hinweis, dass mit zuneh-mendem Alter die Gene an Be-deutung gewinnen.

Eine weitere, damit zusam-menhängende Erkenntnis: BeiKindern mit gebildeten Elternseien die Unterschiede bei derIntelligenz geringer, sagt Spinath,„sie erhalten alle eine vergleich-bare positive Förderung“. Daszeigt, was sich erreichen lässt,wenn Eltern mit Kindern lesenund ihnen ein geistig anregendesUmfeld bieten. In Familien mitgeringerem Bildungsniveau hin-gegen, wo Eltern weniger Unter-stützung beim Lernen bieten, va-riiere die Intelligenz der Kinderweit stärker, erklärt der Wissen-schaftler.

Eine Allgemeingültigkeitlässt sich aus dem Beispiel Intel-ligenz aber nicht ableiten. Fürcharakterliche Eigenschaften et-wa können daraus keine Schlüs-se gezogen werden. Auch sei derAnteil des Erbes an der Persön-lichkeit über die Lebensspannenicht solchen Schwankungenwie die Intelligenz unterworfen,sagt Frank Spinath. Die Befra-gungen der Zwillingspaare fürdie „TwinLife“-Studie gehennoch bis 2023, danach sind dieWissenschaftler noch zwei Jahremit dem Auswerten beschäftigt.Bis dahin sind noch viele weitereErkenntnisse zu erwarten. Nureines scheint jetzt bereits klar:Das Zusammenwirken von gene-tischen und äußeren Faktoren istweitaus komplizierter und viel-schichtiger als lange Zeit ge-dacht.

Gesucht: die Ursachenungleicher Lebenschancen

Die Rolle der Gene verändertsich im Laufe des Lebens

Was uns zu demmacht, was wir sindZwillinge sollen helfen, den Einfluss von Genen und Umwelt aufIntelligenz und Persönlichkeit zu entschlüsseln. Von Pamela Dörhöfer

Die 1910 geborenen Zwillinge Marie and Gabrielle Vaudremer. RTR

Mehr ZwillingeDie Fortpflanzungsmedizin führt zuhäufigeren Mehrlingsgeburten

Zwei Menschen mit gleichemErbgut sind eine seltene Lau-

ne der Natur: Weltweit kommenauf etwa tausend Geburten nurvier mit eineiigen Zwillingen, dasist in Grönland nicht anders alsam südlichsten Zipfel von Afrika– und seit Jahren konstant. Beizweieiigen Zwillingen sieht dasanders aus: Von ihnen werdenimmer mehr geboren, wobei esgroße regionale Unterschiedegibt. Afrikanische Mütter bekom-men viermal so oft Zwillinge wieasiatische. Warum das so ist,bleibt bislang ein Rätsel; vieleAfrikanerinnen glauben, dass diebei ihnen häufig gegessene Yams-wurzel dafür verantwortlich ist,eine Knolle mit einem Inhalts-stoff, der dem weiblichen Hor-mon Progesteron ähnelt. Aberauch die genetische Veranlagungspielt eine Rolle: Fakt ist, dass dieDisposition, mehrere Eizellen ineinem Zyklus zu produzieren undzweieiige Zwillinge zu bekom-men, über die Frauen in einer Fa-milie vererbt werden kann, wieder Anthropologe und Humange-netiker Tobias Angert vom Zwil-lingsforschungs- und Beratungs-zentrum in Hanau erklärt.

Dass vor allem in Nordamerika,Europa und Australien die Zahlder Mehrlingsgeburten steigt, hatallerdings nichts mit genetischerDisposition zu tun. „Jedes 27.Kind ist heute ein Mehrlings-kind, von 1977 bis 2014 hat sichder Anteil der Mehrlinge inDeutschland verdoppelt“, sagtAngert. Die Kurve geht dabei steilseit Mitte der 1980er Jahre nachoben. Für diese Entwicklungmachen Wissenschaftler vor al-lem zwei Gründe verantwortlich:das steigende Alter von Mütternbei der Geburt und die Erfolgeder Fortpflanzungsmedizin. Soerhöht sich die Wahrscheinlich-keit, zweieiige Zwillinge zu be-kommen, besonders bei Frauenab 35 – auch wenn insgesamt dieChance, schwanger zu werden,sinkt. „Paradoxerweise nehmenmit dem Alter die Zyklen mitmehreren Eisprüngen gleichzei-tig zu“, erklärt Angert. Medizinervermuten, dass die Produktiondes follikelstimulierenden Hor-mons FSH, das die Reifung vonEizellen anregt, im letzten Drittelder reproduktiven Phase an-steigt. Das kann dann dazu füh-ren, dass statt einer Eizelle zweiheranreifen – die beide befruch-tet werden können. Auch dieHormonbehandlung, die Frauenmit unerfülltem Kinderwunschhelfen soll, schwanger zu wer-den, beruht auf diesem Prinzip.

Doch nicht allein die hormo-nelle Stimulation, auch die Ver-fahren der künstlichen Befruch-tung führen zu häufigeren Mehr-lingsgeburten; sie sind laut Tobi-as Angert mittlerweile bei jedemfünften zweieiigen Zwillingspaar,das heute auf die Welt kommt,die Ursache. Eine dieser Metho-den ist die In-Vitro-Fertilisation(IVF), bei der Frauen mehrere Ei-zellen entnommen werden, dieim Reagenzglas befruchtet und

nach einigen Tagen in die Gebär-mutter übertragen werden. Da-bei setzen die Mediziner meis-tens mehrere der entstandenenEmbryonen ein, in der Hoffnung,dass zumindest einer sich einnis-tet. In Deutschland sind bis zudrei Embryonen erlaubt. Es pas-siert aber immer wieder, dasssich mehrere befruchtete Eizel-len einnisten und sich eventuelldanach auch noch vollständigteilen. Die Folge: Im Mutterleibwachsen Mehrlinge heran.

Ein weiteres Verfahren ist dieIntracytoplasmatische Spermie-ninjektion, (ICSI) mit der seitden 1990er Jahren auch eigent-lich unfruchtbare Männer Kin-der zeugen können. Bei dieserTechnik reichen einzelne Samen-zellen aus. Sie werden im Labormit einer hauchdünnen Nadel indie Eizellen gespritzt, zwei bisdrei Tage später werden die be-fruchteten Eizellen dann in denUterus eingebracht. Das Deut-sche IVF Register dokumentiertallein für 2015 fast 100000 Be-handlungszyklen.

Die Fortschritte in der Repro-duktionsmedizin bringen indes einanderes Problem mit sich: Mehr-lingsschwangerschaften stellen fürMutter und Babys ein Risiko dar –das umso größer wird, desto jemehr Kinder im Bauch heran-wachsen. Es drohen Blutungen,Wachstumsverzögerungen, Organ-schädigungen, Frühgeburten undSpontanaborte, erläutert Angert.

Eine umstrittene Möglich-keit, die Gefahr schwerer Kom-plikationen zu verringern, ist dasAbtöten von Embryonen und Fö-ten im Mutterleib bei höhergra-digen Mehrlingsschwangerschaf-ten, von Medizinern wird das als„Mehrlingsreduktion“ oder„Zwillingsfetozid“ bezeichnet.Dabei wird der jeweils am leich-testen zugänglichen Fötus mit ei-ner Kaliumchlorid-Spritze insHerz getötet; so soll mehr Raumfür den oder die anderen ge-schaffen werden. Eine ethischproblematische Lösung, über dienicht gerne gesprochen und dieweitestgehend unter dem Radarder Öffentlichkeit vollzogen wer-de, wie Angert sagt. „Diese ,Re-duktionen’ erfolgen in einer Pha-se der Schwangerschaft, in derdie überlebenden Kinder bereitsBelastungen und Eindrücke spei-chern können“, ist der Wissen-schaftler überzeugt. ErwachseneZwillinge würde dieses Themasehr beschäftigen und belasten.Rechtlich ist die Mehrlingsreduk-tion wie ein Schwangerschafts-abbruch einzuordnen.

Eine Alternative dazu ist ein„Single-Embryo-Transfer“, beidem nach einer künstlichen Be-fruchtung nur ein Embryo zurückin die Gebärmutter gesetzt wird.Mit dieser Methode sind in skan-dinavischen Ländern, aber auchin England und Wales die Mehr-lingsgeburten zurückgegangen.Auch an deutschen Kliniken wirddieses Verfahren zum Teil prakti-ziert, allerdings verbietet dieRechtslage hier die gezielte Selek-tion des Embryos, der die bestenEntwicklungschancen hätte. Vorallem bei älteren Frauen kommtes dann nur zu einer niedrigenSchwangerschaftsrate. pam

Ältere Mütter bekommenhäufiger Zwillinge

Frankfurter Rundschau DONNERSTAG, 9. NOVEMBER 2017 73. JAHRGANG Nr. 260 Wissen 2928

Eineiige Zwillinge gleichen sich nicht nur äußerlich extrem, so oft auch in ihremWesen. THOMAS LOHNES/EPD

Frankfurter Rundschau, 09.11.2017

Mehr Informati onen zu allen Beiträgen sowie Ergebnisse unserer Forschung fi nden Sie auf unserer Website: www.twin-life.de

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Kurz erklärt: Zwillingsforschung

Eineiige Zwillinge sind – genetisch betrachtet – zu 100 % identisch, während zweieiige Zwillinge sich im Durchschnitt 50 % ihrer Gene teilen. Dieser Unterschied wird in der Zwil-lingsforschung genutzt, indem die Ähnlichkeit von ein- und zweieiigen Zwillingspaaren verglichen wird: • Sind sich eineiige Zwillinge in einem Merkmal sehr ähn-

lich, zweieiige Zwillinge jedoch weniger oder gar nicht, so erklärt vor allem die genetische Veranlagung Unterschie-de in diesem Merkmal.

• Sind sich sowohl eineiige als auch zweieiige Zwillinge in einem Merkmal sehr ähnlich, spielt die geteilte Umwelt – z.B. die familiäre Umgebung oder gemeinsame Interessen – eine Rolle und erklärt, warum sich Familienmitglieder ähnlich sind.

• Sind sich weder eineiige noch zweieiige Zwillinge in einem Merkmal besonders ähnlich, ist die sogenannte nicht ge-teilte Umwelt – z.B. individuelle Lebenserfahrungen – für Unterschiede in dem Merkmal verantwortlich.

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Aus dem Leben zweier Zwillinge (Teil 1)

Caro und Frieda sind 20 Jahre alt und Zwillinge. Für den Twin-Life Newsletter haben sie ein wenig aus ihrem Leben erzählt. Sie studieren beide, allerdings in verschiedenen Städten und ver-schiedene Fächer. Caro studiert im fünften Semester Musik und Mathematik auf Lehramt. Frieda hat erst zwei Semester Elektro-technik studiert und dann das Fach gewechselt. Nun studiert sie im dritten Semester Physik und Theologie wie ihre Schwester auf Lehramt. In ihrer Freizeit turnt Frieda Rhönrad und spielt Klavier. Caro verbringt fast ihre gesamte Freizeit an der Uni. Dort spielt sie Geige und Klavier, singt und tanzt Ballett.

Interviewerin: Habt ihr in eurer Schulzeit viel gemeinsam gemacht?

Frieda: Ich habe vor kurzem durch Zufall ein Schreiben von mei-nen Eltern an unsere Klassenlehrerin wiederentdeckt, das sie schrieben hat, als wir in die zweite Klasse kamen. Da stand, dass Caro und ich nicht so viele soziale Kontakte pflegen, weil wir ja immer uns haben und da gar nicht so sehr auf der Suche nach anderen Kontakten sind.Caro (lacht erstaunt): Echt, wo hast du das denn gefunden?Frieda: Und das stimmt schon, natürlich wussten wir immer, dass wir unsere Schwester da haben und standen nie alleine auf dem Schulhof. Wir hatten zwar nicht immer die gleichen besten Freun-dinnen, aber insgesamt war der Freundeskreis in der Grundschule der Gleiche. In der weiterführenden Schule hat sich das dann auf-grund der verschiedenen Hobbys ausdifferenziert. Aber wir waren so lange es ging (bis einschl. der neunten Klasse) in einer Klasse und wurden auch von anderen häufig als eine Einheit gesehen.

Interviewerin: Hat es dich gestört, wenn ihr als Einheit gesehen wurdet?

Frieda: Zwischendurch war das schon doof, wenn man so in einen Topf geworfen wurde, gerade in der Pubertät hat mich das ge-stört. Aber im Nachhinein empfinde ich das nicht als störend. Caro schüttelt mit dem Kopf, sie ist da anderer Meinung…

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Interviewerin: Gab es in der Schulzeit manchmal Konkurrenz zwischen euch?

Caro: In der Schule total. Es war nicht so, dass wir der anderen gute Noten nicht gegönnt hätten. Aber wenn wir eine Klassen-arbeit zurückbekommen haben, war das Erste, was wir wissen wollten, schon die Note der anderen und wenn man besser war, hat man sich gefreut. (Frieda lacht) Caro: Du nicht? Frieda: Doch, schon so ein biss-chen…Caro: Aber das hielt nie lange an. Ich erinnere mich auch an eine Situation, da sollten wir zuhause Briefe schreiben. Am nächsten Tag durften einige Schülerinnen und Schüler diese dann vorle-sen und konnten sich gegenseitig drannehmen. Frieda war dran und wusste, dass sie die vorletzte Schülerin war, die ihren Brief vorlesen durfte. Sie hat dann mich drangenommen, weil ich mir sehr viel Mühe mit dem Brief gemacht hatte, obwohl sie sonst bestimmt jemanden anderen ausgewählt hätte. In solchen Situ-ationen hatte ich schon das Gefühl, dass wir uns gegenseitig gut unterstützt haben.

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Interviewerin: Gab es eine Situation, in der ihr besonders froh wart, eine Zwillingsschwester zu haben?

Caro: Mir gab es oft ein gutes Gefühl, dass meine Schwester mit in meiner Klasse war. Da wusste ich einfach, dass sie unhinter-fragt zu mir steht, egal was passiert.Frieda: Also ich glaube, ich habe einmal wirklich von Caros Fran-zösischkenntnissen profitiert, weil wir einfach verwechselt wur-den: Caro war die Beste im Französisch-Leistungskurs und ich habe dann, trotz meiner weniger guten Französischkenntnisse eine sehr gute Note bekommen. Aber sonst war das Leistungsver-hältnis immer sehr ausgeglichen, sodass wir nicht einseitig von-ein ander profitiert haben. Allgemein hat es uns aber schon im mer etwas beruhigt, wenn wir zusammen in neue Gruppen kamen oder zusammen auf Klassenfahrt gefahren sind, weil wir ja im-mer einen Teil der Familie dabei hatten (Caro nickt zustimmend).

Interviewerin: Wie fühlt sich Verwechslung an?

Caro: Kommt drauf an, wer uns verwechselt. Bei unserer Fran-zösischlehrerin fand ich das blöd, weil ich die Beste im Kurs war und ich dachte, jetzt müsste ich dadurch doch so präsent für sie sein und sie verwechselt mich trotzdem noch. Das fand ich schon wirklich nicht gut.

Interviewerin: Das fandest du aber wahrscheinlich ganz gut, oder Frieda?

Caro: Ja, das kam ja noch dazu, dass ich überhaupt nichts von der Verwechslung hatte! Frieda: Ja, aber ich habe jedem gesagt, dass ich nur aufgrund von Caros Leistung so eine gute Note bekommen habe (lacht)! Ich finde das eigentlich gar nicht schlimm, wenn wir vertauscht wer-den. Manchmal ist es auch ganz lustig, zum Beispiel wenn Caro in meinem Freundeskreis auftaucht und einige gar nicht wissen, dass ich eine Zwillingsschwester habe und sich dann sehr wun-dern. Bei meinem ersten Turnwettkampf hat das zum Beispiel kurz für Verwirrung gesorgt, weil einige Caro für mich gehalten haben und sich gewundert haben, wieso es mich einmal in Pul-lover und einmal in Turnanzug gibt.

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Zwillinge: Wir und ich

In der Pubertät erreicht die Suche nach dem eigenen ‚Ich‘ ihren Höhepunkt. Gerade Geschwistern erscheint es dabei mitunter wichtig, sich auch voneinander abzugrenzen. Zwil-lingen, insbesondere eineiigen, kann dies manchmal schwer-fallen. Sie sehen zwar nicht mehr Gemeinsamkeiten mitein-ander als andere Geschwisterpaare das tun, aber sie nehmen auch weniger Unterschiede wahr. In einer Gesellschaft, die großen Wert auf Individualität legt, mag dies mitunter pro-blematisch sein. Allerdings kann diese Wahrnehmung den Zwillingen auch bei ihrer Identitätssuche helfen. Sie können sich über das „Zwillingsein“ als Teil einer besonderen Zwei-erbeziehung verstehen und daraus z.B einen höheren Selbst-wert gewinnen. Denn auch wenn sie mal nicht wissen, wer sie im Einzelnen sein mögen, wissen sie sie stets, dass sie ein Teil voneinander sind.

Quelle: Watzlawik, M. (2009). The perception of similarities and differences among adolescent siblings:Identification and deidentification of twins and nontwins. Journal of Adolescent Research, 24(5),561-578.

Caro: Ja, also das kommt eben drauf an, was man so erwartet. Wenn Leute einen wirklich aus Versehen verwechseln, weil man uns zu zweit nicht kennt, finde ich das auch überhaupt nicht schlimm. Ich glaube das passiert schneller, als wir uns das vor-stellen können. (Frieda nickt zustimmend.) Aber wenn man mich jeden Tag im Unterricht sieht und uns trotzdem verwechselt, finde ich das schon etwas blöd. Heute passiert das nicht mehr so oft, weil wir nicht mehr so viel zusammen machen.

Den zweiten Teil des Interviews mit mehr Geschichten aus Caros und Friedas Leben gibt es im

nächsten Newsletter.

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Selbstwert: Unsere Ergebnisse

Menschen unterscheiden sich stark darin, wie hoch ihr eigener Selbstwert ist. Wir wollten wissen, worin die Ursachen für diese Unterschiede liegen. Dazu haben wir uns den Selbstwert der Zwil-linge aus den Jahrgängen 97/98 und 91/92 angeschaut, sowie den ihrer Eltern und befragten Geschwister. Dass wir auch diese Fa-milienmitglieder in unsere Analysen mit einbeziehen können, ist wichti g, denn so bekommen wir viel genauere Ergebnisse.

Die Ursachen für mögliche Unterschiede im Selbstwert einer Per-son sind vielfälti g und werden in der Abbildung vereinfacht darge-stellt. Sie reichen von familiären Einfl üssen bis hin zu den Genen. Der Selbstwert einer Person hat dabei wiederum Auswirkungen auf eine Vielzahl von anderen Dingen, z.B. den eignen Erfolg in der Schule, oder die eigene allgemeine Zufriedenheit. Dabei ist jedoch nicht immer eindeuti g, was in welcher Weise und in wel-che Richtung wirkt.

Wie hoch ist der Einfl uss unserer Gene darauf, wie selbstbewusst wir sind? Und wie sehr sind Einfl üsse der Umwelt daran beteiligt?

Unsere Analysen zeigen, dass 34 % der Unterschiede im Selbst-wert auf geneti sche Faktoren zurückzuführen sind und die restli-chen 66 % auf Umwelteinfl üsse. Die Umwelteinfl üsse sind jedoch

Selbstwert

Globaler Globaler Globaler SelbstwertSelbstwertSelbstwert

Spezifi scher Spezifi scher Spezifi scher SelbstwertSelbstwertSelbstwert

Familiäre Familiäre Familiäre Einfl üsseEinfl üsseEinfl üsse

SozialeSozialeSozialeBeziehungenBeziehungenBeziehungen

PersönlichePersönlichePersönlicheErfahrungenErfahrungenErfahrungen

Erfolg in Erfolg in Erfolg in Schule/BerufSchule/BerufSchule/Beruf

GeneGeneGene ZufriedenheitZufriedenheitZufriedenheit

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Kurz erklärt: Selbstwert

Unter Selbstwert versteht man wie sehr sich jemand mag bzw. wie positiv oder negativ sich jemand selbst beurteilt. In der Psychologie wird dies auch „affektive oder evaluative Beurteilung“ der eigenen Person genannt. Dies kann sich auf eine umfassende Bewertung der ganzen Person (global) oder aber auf einen ganz konkreten Bereich (spezifisch) beziehen, z.B. auf die Leistungen in Schule oder Beruf. Der Selbstwert ist dabei über die Zeit nicht unbedingt stabil.

zu differenzieren: 60 % der gesamten Unterschiede im Selbstwert gehen auf Erfahrungen zurück, die die Zwillinge nicht miteinander teilen, also zum Beispiel den eigenen Freundeskreis oder indi-viduelle Erlebnisse. Nur 6 % der Selbstwertunterschiede sind in gemeinsamen Erfahrungen der Zwillinge begründet. Auch diese Faktoren sind vielfältig und umfassend und können noch nicht weiter benannt werden.

Hängt der Selbstwert einer Person mit anderen Eigenschaften zusammen?

Es ist wohl nicht so erstaunlich, dass der Selbstwert einer Person stark mit ihrer allgemeinen Zufriedenheit mit dem eigenen Leben zusammenhängt. Wer selbstbewusster ist, ist auch zufriedener. Wichtig ist natürlich auch, dass die Zufriedenheit mit dem eige-nen Leben deutlich genetisch beeinflusst ist. Deshalb ist es inte-ressant zu ergründen, ob der Selbstwert und die Lebenszufrie-denheit eines Menschen auf die gleichen Gene zurückzuführen sind, oder ob es möglicherweise Umwelteinflüsse sind, die beides gleichermaßen beeinflussen. Nähere Analysen zeigen, dass 52 % des Zusammenhangs von Selbstwert und Lebenszufriedenheit auf gleiche genetische Einflüsse und 48 % auf Umwelteinflüsse zurückgehen.

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Einfl ussfaktoren auf den Alkoholkonsum – Ein Kulturvergleich zwischen Deutschland und den USA

Inwiefern führen kulturelle Einfl üsse zu unterschiedlichem Umgang mit Alkohol? In früheren Untersuchungen zeigte sich, dass geneti sche ebenso wie umweltbezogene Faktoren (wie etwa das soziale Umfeld) das Trinkverhalten beeinfl ussen. Daher ist anzunehmen, dass auch der gesetzliche und kulturelle Rahmen eine Rolle spielen könnte. So ist Alkoholkonsum in Deutsch-land früher als in den USA erlaubt: Bereits ab 16 Jahren können Jugendliche in Deutschland alkoholhalti ge Getränke erwerben und konsumieren. In den USA ist dies erst ab einem Alter von 21 Jahren legal. Doch obwohl in Deutschland stati sti sch gesehen mehr Alkohol getrunken wird, sind Abhängigkeitserkrankungen in den USA deutlich häufi ger. Wir fragten uns also inwiefern kulturelle Einfl üsse zu einem möglichen unterschiedlichen Umgang mit Alkohol führen?

Vermutet wird, dass geneti sche und umweltbedingte Faktoren das Trinkverhalten in beiden Ländern beeinfl ussen, sich das Ausmaß der verschiedenen Einfl üsse aber zwischen den Ländern unterscheidet. Um dies zu untersuchen, wurden Daten aus der

A��������: Wie unterscheiden sich deutsche (TwinLife) und amerikanische (MTFS) Jugendliche in ihrem Alkoholkonsum? Gibt es Unterscheide zwischen den männlichen und weiblichen jungen Erwachsenen?

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deutschen TwinLife-Studie mit denen der U.S.-amerikanischen Minnesota Twin Family Study (MTFS) verglichen.

Im Schnitt waren amerikanische Jugendliche bei ihrem ersten Alkoholkonsum älter als die deutschen Jugendlichen (A��������, links). Das passt zu der späteren staatlichen Erlaubnis in den USA. In beiden Ländern konsumierten Jungen etwas früher Alkohol als Mädchen. Im Alter von 23 bis 24 Jahren trinken junge Erwachsene in Deutschland im Vergleich zu Amerika jedoch weniger häufi g Alkohol (A��������, Mitt e) und erfahren weniger oft Rausch-zustände (A��������, rechts). Junge Männer konsumieren in beiden Ländern etwas häufi ger Alkohol als junge Frauen und sind auch häufi ger betrunken. Insgesamt machen deutsche Jugendli-che und junge Erwachsene also etwas früher ihre ersten Erfah-rungen mit Alkohol, gehen dafür aber auch im Schnitt verantwor-tungsvoller mit ihrem Konsumverhalten um.

Es konnte festgestellt werden, dass geneti sche Einfl üsse bei Männern eine größere Rolle für die Konsumhäufi gkeit spielen, während Umwel� aktoren bei Frauen wichti ger waren. Sogenann-te „geteilte Umwel� aktoren“, also alles was Familienmitglieder ähnlicher macht (oft familiäre Einfl üsse, die Geschwister in einer Familie gemeinsam erleben), verliert bei beiden Geschlechtern mit zunehmendem Alter an Bedeutung. Dieses Muster ist in bei-den Nati onen zu beobachten.

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Als „Umwel� aktor“ mit Auswirkung auf den Alkoholkonsum können vor allem Gleichaltrige gelten. Jugendliche trinken eher Alkohol, wenn dieses Verhalten von ihren Freunden toleriert oder gar erwartet wird. Hier sind Unterschiede zwischen deut-schen und amerikanischen Jugendlichen anzunehmen, da es in den USA für Jugendliche unter 21 Jahren verboten ist, Alkohol zu trinken und Alkoholkonsum im Freundeskreis in den USA somit eine kriminelle Bedeutung haben kann. Zu den Unterschieden zwischen den Geschlechtern kommt es vermutlich dadurch, dass Regeln und Normen in der Regulati on des Trinkverhaltens für Jungs und Mädchen eine unterschiedliche Rolle spielen.

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TwinLife: ForscherInnen im Portrait

Liebe TwinLife-Familien, liebe Teilnehmer,

mein Name ist Franziska Lenau und ich arbeite seit 2014 als wissenschaftliche Mitarbeiterin im TwinLife- Projekt an der Universität des Saarlandes.Bereits in der Schulzeit wurde mein Interesse an der Zwillings forschung geweckt, als wir dieses Thema im Bio-logie-Kurs behandelten. Erste eigene Erfahrungen habe ich dann während meines Praktikums und meiner Bachelor-Ar-beit im Rahmen der TwinGame-Studie sammeln können, die sich mit den genetischen und umweltbedingten Ursachen von exzessiver Internetnutzung beschäftigte. In meiner aktuellen Forschung interessiere ich mich vor allem für das Erziehungsverhalten von Eltern und die unter-schiedlichen Perspektiven, die Mütter, Väter und ihre – noch jüngeren oder schon erwachsenen – Kinder auf die Erzie-hung einnehmen. Im Allgemeinen scheinen sich Eltern eher auf positive Aspekte der Erziehung zu konzentrieren, wohin-gegen der Nachwuchs diese oft etwas negativer einschätzt. Die bisherige Forschung legt nahe, dass dies auf einen Prozess im Jugendalter zurückzuführen ist, der dabei hilft, die eigene Einzigartigkeit und Unabhängigkeit zu entwickeln und auszudrücken. Die genauere Erforschung dieses und vieler anderer, spannender Themen wird erst durch Ihre Teilnahme möglich!

Franziska Lenau, M. Sc.-Psych.

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Geschwister-Logical

Die Familie Becker hat vier Kinder, zwei davon sind Zwillinge. Wenn du die Hinweise liest, kannst du das Rätsel lösen!

Kannst du sagen, wie die Zwillinge heißen?

Zimmer 1 Zimmer 2 Zimmer 3 Zimmer 4

Name Emma

Lieblingsfach Musik

Hobby

Eigenschaft hilfsbereit

Hinweise:

• Zwei Kinder sind Zwillinge und jedes Kind hat ein eigenes Zimmer.

• Die Zwillinge sind eineiig und ihre Zimmer sind nebeneinander.

• Die Zwillinge mögen das Fach Musik beide nicht.

• Paul mag Englisch, und er ist immer sehr hilfsbereit.

• Das Kind, das gerne turnt, ist sehr optimistisch.

• Das Kind, dessen Lieblingsfach Mathematik ist, tanzt Ballett.

• Das Lieblingsfach des Kindes, das im dritten Zimmer wohnt, ist Sport.

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Geschwister-Logical

Die Familie Becker hat vier Kinder, zwei davon sind Zwillinge. Wenn du die Hinweise liest, kannst du das Rätsel lösen!

Kannst du sagen, wie die Zwillinge heißen?

Zimmer 1 Zimmer 2 Zimmer 3 Zimmer 4

Name Emma

Lieblingsfach Musik

Hobby

Eigenschaft hilfsbereit

Hinweise:

• Zwei Kinder sind Zwillinge und jedes Kind hat ein eigenes Zimmer.

• Die Zwillinge sind eineiig und ihre Zimmer sind nebeneinander.

• Die Zwillinge mögen das Fach Musik beide nicht.

• Paul mag Englisch, und er ist immer sehr hilfsbereit.

• Das Kind, das gerne turnt, ist sehr optimistisch.

• Das Kind, dessen Lieblingsfach Mathematik ist, tanzt Ballett.

• Das Lieblingsfach des Kindes, das im dritten Zimmer wohnt, ist Sport.

• Das Kind mit dem Lieblingsfach Musik ist immer optimistisch.

• Elias Zimmer liegt zwischen dem Zimmer von Paul und Leah.

• Emma ist immer ehrlich.

• Das Kind, das Geige spielt, wohnt zwischen dem, das gerne turnt und dem, dessen Lieblingsfach Englisch ist.

• Das Kind, das extrovertiert ist, hat sein Zimmer neben dem Kind welches gerne Fußball mag.

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Wir hoffen, dass wir auch in Zukunft auf Sie zählen können und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit!

www.twin-life.deAuf unserer Webseite finden Sie weitere Informationen über die Inhalte und den Verlauf der Studie, am Projekt beteiligte Personen und Organisationen, interessante Medienbeiträge und vieles mehr!

So erreichen Sie uns

Allgemeine Fragen zu TwinLife: Projektleitung TwinLife [email protected] +49 (0)681 302 3338

Fragen zum Ablauf der Studie:Sabrina Torregrozainfas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH

[email protected] 0800 7384 500