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IN DIESER AUSGABE EDITORIAL (S. 2) AUS UNSERER ARBEIT // Heiko May & Tobias Thiel: Jahrestref- fen 2009 der Ecuador Connection e.V. (S. 2) // Jonas Henze: In- formationsbroschüre / Bewerbung 2010/2011 (S. 3) BERICHTE UND REPORTAGEN // Jonas Henze & Heiko May: Ec- uadorianischer Film „Qué tan lejos“ auf DVD (OmdtU) erhältlich (S. 3) // Denis Schröder: Gedanken vor dem Abschied (S. 4) // Florian Rehrl: Picknick im Park (S. 6) IMPRESSUM (S. 4) Weihnachts- und Jahresendgruß Otro fin del año Wir wünschen erholsame Feiertage! Newsletter 12/2009 AKTUELLES // Projekte und Partner der Ecuador Connec- tion e.V. // BERICHTE UND REPORTAGEN // Unsere Frei- willigen erzählen vom Leben und Erleben in Ecuador NUMMER 3

Newsletter Dezember 2009

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Die dritte Ausgabe unseres Newsletters. Dieser kann unter http://www.ecuador-connection.org/newsletter.php für den Mail-Empfang abonniert werden.

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Page 1: Newsletter Dezember 2009

In dIeser AusgAbe

edItorIAl (s. 2)

Aus unserer ArbeIt // Heiko May & Tobias Thiel: Jahrestref-fen 2009 der Ecuador Connection e.V. (S. 2) // Jonas Henze: In-formationsbroschüre / Bewerbung 2010/2011 (S. 3)

berIchte und reportAgen // Jonas Henze & Heiko May: Ec-uadorianischer Film „Qué tan lejos“ auf DVD (OmdtU) erhältlich (S. 3) // Denis Schröder: Gedanken vor dem Abschied (S. 4) // Florian Rehrl: Picknick im Park (S. 6)

Impressum (s. 4)

Weihnachts- und Jahresendgruß

otro fin del añoWir wünschen erholsame Feiertage!

Newsletter12/2009

Aktuelles // Projekte und Partner der Ecuador Connec-tion e.V. // berIchte und reportAgen // Unsere Frei-willigen erzählen vom Leben und Erleben in Ecuador

nummer 3

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NEWSLETTER DEzEMBER 2009 DIE ECUADOR CONNECTION E.V.

WWW.ECUADOR-CONNECTION.ORG SEITE 2

„Die Weichen sind gestellt!“ – Die-ser Satz beschreibt sehr gut die Ergebnisse der siebten Jahres-hauptversammlung der Ecuador Connection in Berlin. Am 14./15. November 2009 tagten dort ein Großteil der ordentlichen Vereins-mitglieder der Ecuador Connec-tion.Das Jahrestreffen wurde als Ar-beitswochenende gestaltet, bei dem wir uns maßgeblich mit dem weltwärts-Dienst des Bundesmi-nisteriums für wirtschaftliche zu-sammenarbeit und Entwicklung (BMz). Verschiedene Arbeitsgrup-pen vervollständigten die auf-wendigen Bewerbungsformulare, erstellten Dreiecksverträge und beschäftigten sich mit der Erfül-lung der Auflagen des BMz und Ausarbeitung der mit dem neuen Dienst zusammenhängenden pä-dagogischen Konzepte.Um die Arbeit des Vereins in zu-kunft effektiver gestalten zu kön-nen und auch als Antwort auf die Entwicklung der Vereinsarbeit der letzten Jahre wurde es im Vorfeld des Treffens unumgänglich, die Satzung des Vereins neu zu ge-stalten und an die aktuellen, bzw. zukünftigen Gegebenheiten anzu-passen. Der veränderte Wortlaut der Satzung war den Mitgliedern

in ihrer schriftlichen Einladung zur Versammlung fristgerecht mitge-teilt worden, so dass die formalen Rahmenbedingungen für einen Beschluss gegeben waren. Wie erwartet wurde die Neufassung einstimmig angenommen, da der zweck des Vereins natürlich der gleiche bleibt. Der genaue Wort-laut der geänderten Satzung wird demnächst auf unserer Internet-seite veröffentlicht.Ein weiterer wichtiger Tagesord-nungspunkt war die anschließen-de Erweiterung und Neuwahl des Vorstands. Heiko May, Tobias Thiel, Philipp Reick, Niklas Tim Paul, Frank Sandner, Jonas Henze und Daniel Skoruppa wurden für die Dauer der nächsten zwei Jahre gewählt.Die restliche zeit des Wochenen-des bestand aus Anträge schrei-ben, Projektbesprechungen, Pla-nen von öffentlichkeitswirksamen Aktionen und vielen vielen ande-ren Details der Vereinsarbeit. Das neue Jahr kann also kommen – die Ecuador Connection ist bes-tens vorbereitet auf die neuen Auf-gaben 2010. Frohe Weihnachten!

Heiko May & Tobias Thielemail // may ätt ecuador-connection.org

thiel ätt ecuador-connection.org

Liebe Freundinnen und Freunde,

in Ecuador wurde vor kurzem die kleinste Orichdee der Welt ent-deckt, der private Trash-Fernseh-sender „Teleamazonas“ hat eine dreitätige Sendesperre verordnet bekommen, die USA waren wohl am kolumbianischen Militärschlag gegen ein FARC-Lager (2008) be-teiligt, bei dem die territoriale Sou-veränität Ecuadors verletzt wurde, Rafael Correa regiert nach wie vor und – Weihnachten und ein neues Jahr stehen vor der Tür. Pünktlich zum Beginn der Festivitäten ha-ben wir es geschafft, einen kurzen Newsletter zusammenzustellen. Wir möchten uns damit bei allen Unterstützerinnen und Unterstüt-zern, Freunden und Freundinnen bedanken – die Unterstützung macht einiges einfacher und er-möglicht vieles.In diesem Newsletter finden sich berichte unserer Dienstleisten-den (ab S. 4), ein Bericht über un-ser Jahrestreffen (auf dieser Seite) sowie zwei HInweise: Auf einen wunderbaren Film – und unsere Bewerbungsfrist (beides S. 3).Wir freuen uns immer über neue InteressentenInnen und Förderer: Wir entdecken zwar keine Orchide-en, aber im Vorfeld der Einführung von weltwärts und unserem Pro-jekt „Un Año en Alemania“ (UAEA) ist Unterstützung umso wichtiger. Deshalb hilft es uns sehr, wenn Sie/ihr die Ecuador Connection – gerade in diesen Tagen – weiter-empfehlen würden/würdet.Wir wünschen Ihnen und euch er-holsame Feiertage und einen gu-ten Start in neues Jahr und verblei-ben mit herzlichen Grüßen,

Jonas Henzeemail // henze ätt ecuador-connection.org

für den Vorstand der Ecuador Connec-

tion – Entwicklungsnetzwerk für Bildung, Erziehung und Integration e.V.

achtung // Wir bitten zu beachten, dass sich unsere Vereinsanschrift (siehe Im-

pressum) sowie unsere E-Mail-Adressen geändert haben (ab sofort immer mit dem

jeweiligen Nachnamen).

hinweis // Bei den angegebenen E-Mail-Adressen bitte für ätt ein @ einsetzen.

momentAufnAhme // Fundación Cristo de la Calleeditorial

Jahrestreffen 2009 der ecuador connection e.V.

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NEWSLETTER DEzEMBER 2009

Es gib nicht viele ecuadorianische Kinofilme jüngeren Datums, die international Aufmerksamtkeit erregen. Bisher war das insbeson-dere Sebastian Cordero mit „Ratas, ratones, rateros“ (1998) und „Cró-nicas“ (2004) gelungen. Jüngeren Datums ist das Roadmovie „Qué tan lejos“ (2006) von Tania Her-mida (einer ecuadorianischen Re-giesseurin – die u.A. 2007 Mitglied der ecuadorianischen Verfassung-gebenden Versammlung war). Er-freulicher Weise ist „Qué tan lejos“ (zu deutsch übersetzt mit „Wie weit noch“) jetzt beim Schweizer Film-Editorial „Trigon Film“ als DVD mit deutschen Unterteiteln erschie-nen.Für uns ein Grund, hier kurz auf einen Film hinzuweisen, von dem wir finden, dass er einige wichti-ge Gedanken über das Leben, das Reisen, unser vermisstes Ecuador sowie uns selbst und unsere zeit dort darstellt:Ecuador und die Anden bilden das wunderbare Dekor für dieses Road-movie, in dem zwei junge Frauen unterwegs sind nach Cuenca, der friedlichen Gartenstadt im Süden. Esperanza kommt aus Spanien und reist durch Ecuador auf der Suche nach Entdeckungen und auf Tou-risten empfohlenen Spuren.Teresa studiert in Quito, der Hauptstadt Ecuadors. Sie macht sich auf den Weg, ihren Geliebten

in Cuenca daran zu hindern, eine andere Frau zu heiraten. Unter-wegs lernen die beiden, die der zufall im Bus zu-sammenbringt, einander und zwei sehr un-terschiedliche Männer kennen. Sie durchque-ren die Berg-welt Ecuadors und fahren an die Küste, weil ein Streik den Verkehr lahm-gelegt hat. Qué tan lejos ist ein ausgesprochen anregender Film über das Reisen, das Unterwegs-sein und über Begegnungen zwischen Men-schen. Ein Ver-gnügen für Rei-sefreudige.Der Film ist im O n l i n e - S h o p von Trigon-Film als DVD mit deut-schen Untertiteln erhältlich (22€) – siehe: http://bit.ly/quetanlejos

Jonas Henze & Heiko Mayemail // henze ätt ecuador-connection.org

may ätt ecuador-connection.orgwww // www.trigon-film.org

DIE ECUADOR CONNECTION E.V.

WWW.ECUADOR-CONNECTION.ORG SEITE 3

ecuadorianischer film „Qué tan lejos“ auf dVd (omdtu) erhältlich

Püntklich zum neu-en Jahr werden zwei weitere Freiwillige ihre Reise nach Ecuador an-treten. Elias Riedel wird ab Januar für ein Jahr unser Partnerprojekt Fundación Esperan-za in Quito verstärken und Johann Tchipla-kov wird ebenfalls im Januar in unserem zweiten Projekt in Ibar-ra seine Arbeit aufneh-men. Wir wünschen beiden schon mal eine gute Reise und einen schönen Einstieg in ihr neues Leben dort.

Informationsbroschüre / bewerbung 2010/2011Gleichzeitig möchten wir auf unse-re aktuelle laufende Bewerbungs-frist (für Dienstbeginn 8/2010 und 1/2011) hinweisen. Der Berwer-bungstermin ist der

15. JAnuAr 2010!Und noch eine Neuerung in eu-rem Interesse: Weitere Informati-onen zum Dienst und zum Land enthält unsere kürzlich aufgelegte InformAtIonsbroschüre , die ihr unter http://www.ecuador-connection.org/broschuere.php findet. Wir freuen uns über eure Bewerbungen und wünschen euch dafür gutes Gelingen!

Jonas Henzeemail // henze ätt ecuador-connection.org

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NEWSLETTER DEzEMBER 2009 DIE ECUADOR CONNECTION E.V.

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kurz Vor der AbreIse // Gedanken vor dem Abschied

Wenn man einen Bericht über seine zeit als Freiwilliger in Ecua-dor damit beginnt, dass man nun bereits fast elf Monate in diesem Land lebt und arbeitet, schwingt zwangsläufig mit, dass man be-reits angefangen hat, die Tage zu zählen, bis man wieder zurück nach Hause kommt. Doch nach genau 327 Tagen am Äquator ist genau das Gegenteil der Fall. Der Rückflug ist nach langem Hinaus-zögern gebucht und man wird sich bewusst, dass man nicht will, dass mittlerweile alles fast schon wie-der vorbei ist. Man fängt an, darü-ber nachzudenken, was man alles schon erlebt hat, und noch viel mehr darüber, was man eigentlich alles noch angesehen haben woll-te, bevor es wieder in die Heimat geht.Ich bin mittlerweile auf über 4600 Meter hohe Berge geklettert, bin auf Galápagos mit riesigen Mee-resschildkröten und Seelöwen geschwommen, bin Urwaldflüsse entlanggepaddelt, habe Meer-

schweinchen gegessen, eine neue Sprache gelernt, habe das erste Mal im Pazifischen Ozean gebadet und Lagunen umwandert. Viel wichti-ger jedoch ist, dass ich trotz kultu-reller Unterschiede neue Freunde gefunden habe, und einer, wenn auch befristeten, Arbeit nachge-hen kann, die mich ausfüllt.Vieles, das mich kurz nach mei-ner Ankunft abgeschreckt oder verwundert hat, Hühnerfüße in Suppen, gegrillte Meerschwein-chen an der Straßenecke, elektri-sche Duschköpfe, die einem beim Duschen gerne mal einen Schlag versetzen, Busse, die mit wahn-witziger Geschwindigkeit über die kurvenreichsten Andenstraßen brettern, Menschen, die sich vor jeder Kirche oder Heiligenstatue bekreuzigen, Verkäufer, die immer und überall versuchen, alles von Plastikschalen bis hin zu Bananen-chips an den Mann zu bringen oder die Tatsache, dass man für ein drei-gängiges Mittagsmenü nur knapp zwei Dollar zahlt, ist mittlerweile

nicht nur zur Gewohnheit gewor-den, einiges möchte ich schon gar nicht mehr missen. Wenn man da-ran denkt, wie anders das Leben sein wird, das man nach seiner Rückkehr in Deutschland führen wird, bekommt man regelrecht kalte Füße. Es wird schwerer sein, aus Ecuador fortzugehen, als es vor fast einem Jahr war, Deutsch-land hinter sich zu lassen. Man hat die Gewissheit, dass, selbst wenn man zukünftig wieder zum Land über dem Äquator reisen wird, es nicht mehr dasselbe sein wird, wie das Stück Heimat, das man sich dort einmal aufgebaut hatte.Der Alltag in der Fundación Cristo de la Calle hat sich, obwohl in der zwischenzeit einige Kinder, alle

bericht von denis schröder

Impressum V.i.S.d.P. // Die Ecuador Connection e.V. – Entwicklungsnetzwerk für Bildung, Erziehung und Integration e.V., Dorfstraße 17, 83134 Prutting Verantwortlich // Jonas Henze henze ätt ecuador-connection.org

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mit mehr oder minder schweren Problemen, ein- und wieder aus-gezogen sind, auch in elf Monaten nicht schwerwiegend verändert. Die vier Malquines, mein Paten-kind Alejandro, Charito, Wilfrido und Nelly, die eigentlich zu ihrer Mutter ziehen sollten, leben nach wie vor in der Fundación, da der alkoholkranke, die Kinder schla-gende Lebensgefährte nun doch nicht ausgezogen ist und man die Kinder keinem Risiko aussetzen wollte. Auch die elfjährige Esthela, die aufgrund der zahlreichen The-rapien, die ich gemeinsam mit ihr besuche, erhebliche Fortschritte gemacht hat, wohnt nach wie vor unter demselben Dach. zusätzlich ist nun mit Luis eines der schwie-rigsten Kinder der Fundación ein-gezogen, der zuvor schon von eini-gen Betreuerinnen weitergereicht wurde und nun leider, zu meinem Bedauern, bei uns gelandet ist. Da er leider nicht nur den Betreu-ern gegenüber kaum Respekt hat, sondern auch die anderen Kinder schlägt oder sogar begrapscht, ist es nicht möglich, ihn aus den Au-gen zu lassen. Eine Tatsache, die die Arbeit mit ihm nicht unbedingt leichter macht.Neben der Arbeit mit den Kindern habe ich nun auch angefangen, im Büro auszuhelfen, und habe so ei-nen genaueren Überblick darüber erhalten, wie groß die Fundacíon Cristo de la Calle, die wichtigste im gesamten Norden des Landes, tatsächlich ist, und wie weit die von ihr angestrengten Fördermaß-nahmen reichen. Neben den vier Häusern, die von der Einrichtung unterhalten werden und in denen insgesamt fast 50 Kinder leben, die zuvor auf der Straße hausten, von ihren Eltern verstoßen oder miss-handelt wurden oder nirgendwo anders ein zuhause gefunden ha-ben, werden in insgesamt vier Pro-vinzen Ecuadors über 100 weitere Kinder aus sozial schwachen und benachteiligten Familien finanzi-ell unterstützt und begleitend be-treut.Vergessen darf man dabei nicht, dass Ecuador nach Bolivien das zweitärmste Land Südamerikas ist.

Auch wenn der staatlich festgeleg-te Mindestlohn bei monatlichen 200 Dollar liegt, leben gerade auf dem Land viele Menschen von weitaus weniger. Und auch wenn sich das Land selbst einen sozia-listischen Staat nennt, besonders seitdem 2007 mit der Wahl Rafael Correas und 2008 mit der Verfas-sungsänderung ein Linksrutsch in der hiesigen Po-litik einsetzte, sind die staatlichen Maß-nahmen gegen die weitgreifende Armut kaum ausreichend. Selbst die Fundación hat bisweilen Proble-me, die ihr eigentlich zustehenden Förder-mittel zu bekommen. Eine Tatsache, die die in der Regel ohnehin schon schwierige Ar-beit nicht unbedingt erleichtert. Trotz allem wurde jedoch nun auch hier in Ibarra so all-mählich die Weih-nachtszeit eingeläu-tet. zwar kann man die festliche Stimmung ohne Adventskalender, ohne Spekulatius und Lebkuchen und bei einem Wechsel zwischen sommerlichen und herbstlichen Temperaturen als Europäer nicht unbedingt nachvollziehen, aber immerhin wurde nun der alte Plas-tik-Weihnachtsbaum, in dem in der zwischenzeit bereits eine Mäusefa-milie ihr Nest gebaut hatte, aufge-baut und mit blinkender und sogar Musik spielender Lichterkette und ein paar Kugeln geschmückt. Seit der Aussage Esthelas bei einem Elternabend „Wir können ja nach der Weihnachtsvorführung noch einmal in den Kindergarten zu-rückkommen und gemeinsam ein Eis essen“, bin ich allerdings sicher, dass so richtige Weihnachtsstim-mung auch am 24. Dezember nicht aufkommen wird. Mal sehen, ob der gefüllte Truthahn, der an die-sem Tag serviert und gleichzeitig bereits ein kleines Abschiedsessen von meiner hiesigen „Familie“ sein wird, meine Meinung ändert und

die Stimmung etwas hebt.In wenigen Wochen wird meine zeit als Freiwilliger in der Funda-ción Cristo de la Calle in Ibarra, im Norden Ecuadors, zu Ende gehen, ich werde langsam aber sicher beginnen müssen, mich zu verab-schieden. Lange schon habe ich damit angefangen, viele Dinge zum letzten Mal zu machen. Ab

Januar werde ich gemeinsam mit meinem Kollegen, der mit mir im Januar seinen Dienst begonnen hatte, durch Peru, Bolivien und Ar-gentinien reisen und mich fürs Ers-te von Südamerika verabschieden, bevor ich aus Buenos Aires wieder in die Heimat fliege. „Bevor du hier hergekommen bist, hast du nur schwarz und weiß gesehen, jetzt siehst du auch ein bisschen oran-ge”, bestätigte mir mein zivikollege vor einiger zeit, nachdem wir ein paar Bier getrunken hatten. Man hätte es sicher besser formulieren können, an der Wahrheit seiner Aussage ist jedoch nicht zu rütteln: Ich bin nach meinem Jahr in Ecu-ador nicht mehr derselbe Mensch. Ich habe Erfahrungen gemacht, die zwar nicht immer alle positiv waren, mich aber über mich selbst hinaus haben wachsen lassen und die mich hoffentlich noch eine lan-ge zeit begleiten werden.

Denis Schröderemail // denis_schroeder ätt web.de

bericht von denis schröder (weiter von s. 5)

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NEWSLETTER DEzEMBER 2009

Weihnachtsbäume, sofern sich die Leute welche leisten können, werden in Ecuador ab dem 15.11, spätestens aber bis zum 15.12 aufgestellt und zwar nur im Haus. Im Garten stellt man keine auf, weil sie sonst geklaut werden. Ein Baum ist teuer, er kostet etwa 20 US-Dollar und das ist eine Menge Geld, wenn man bedenkt, dass z. B. die Mitarbeiter bei uns in der Fundación etwa 220 US-Dollar im Monat verdienen. Wer einen Baum kauft, nimmt entweder einen aus Plastik (für mehrere Jahre) oder ei-nen echten, der ausschaut wie ein dichter Heckenbaum. Die Krippe stellt man zur gleichen zeit auf wie den Baum, das Jesuskind liegt be-reits drinnen, allerdings bis Weih-nachten noch mit einem Tuch ab-gedeckt. Der Baum und die Krippe befinden sich also schon vor dem 24.12. für alle sichtbar im Wohn-zimmer. Ab dem 15.12 beginnt nämlich die sogenannte „Novena“, eine 9- tägige zeit des gemeinsa-men Rosenkranzbetens, Singens und Geschichtenerzählens. Ge-gen Abend trifft sich die gesamte

Familie mit Nachbarn und Freun-den zu Haus. Man betet ca. eine Stunde lang und beendet nach gemeinsamem Kaffeetrinken die zusammenkunft. Die Kinder legen am 23.12. ihre Wunschzettel unter den Baum (da muss das Christkind bzw. die Eltern ganz schön schnell sein, wenn die Wünsche noch be-rücksichtigt werden sollen!). Am heiligen Abend um etwa 22 Uhr gehen alle in die Kirche, anschlie-ßend wird eine „comida especial“ gegessen. Beim Essen ist nicht nur der Familienkreis anwesend, wie das bei uns üblich ist, sondern der ganze Abend, bzw. die ganze Nacht wird mit Familie und Freun-den und deren Familien verbracht. Abhängig vom Einkommen und der zeit, die man für die zuberei-tung der Speisen hat, kommt ein Truthahn (einige Ecuadorianer in-vestieren dafür ab 30 bis etwa 80 US-Dollar) oder eine abgespeckte Version, z.B. ein Hühnchen auf den Tisch. Ist das Essen beendet, gibt es Geschenke. Wenn die Kinder im Bett sind, kommt der vergnüg-liche Teil für die Erwachsenen:

Feiern, tanzen und trinken (nicht zu knapp, bis alle betrunken sind) und das bis sechs Uhr in der Früh. Mir kommt das aufgrund meiner eigenen Gewohnheiten ein biss-chen seltsam vor, aber die Ecuado-rianer sind eben ein feierfreudiges Volk. In der Fundación sind schon alle Klassenräume geschmückt und an jeder Tür hängt ein Weihnachts-kranz (sämtliche Farben und viel Glitter - wieder einmal der Einfluss der USA). In meiner Aula haben wir auch einen Christbaum, er ist aus Schaumstoff. Die Novena fin-det hier in etwas abgeänderter Form statt: Jeden Morgen um 10 Uhr wird zum Singen und Beten in den Essensraum gebeten. Au-ßerdem werden wir laufend von kleinen Gruppen aus einem Cole-gio besucht. Die haben vor einigen Tagen ein großes Fest organisiert, zu dem der ganze Jahrgang mit einem Bus angereist ist. Als wir in der Früh ankamen, waren bereits sämtliche Kinder versammelt (bei geschätzten 30°C im T-Shirt). Die Colegio-Schüler haben das richtig gut aufgezogen, sie waren ver-kleidet (es gab gleich zwei „Papa Noel“), haben gesungen, getanzt und dazu die Musik gemacht, so-gar mit Anlage und Mikrofon. Dann gab es Kuchen und Getränke für alle und jedes Kind wurde na-mentlich aufgerufen und erhielt ein eingepacktes Geschenk. Man kann sich vielleicht vorstellen, wie die Kinder gestrahlt haben. Wie ich später erfuhr, kümmert sich jedes Jahr ein Colegio darum, am Ende des Jahres den Kindern eine Freun-de zu machen. Jeder Schüler aus dem jeweiligen Jahrgang muss ein Geschenk kaufen, das dann eines der Kinder erhält. Mein Weihnachtsfest wird ein Pick-nick im Park mit einem Pärchen aus der Fundación werden. Danach werde ich bis Silvester eine Rei-se unternehmen. Mir, dem Weih-nachten nicht so zusagt, passt das so ganz gut.

Florian Rehrlemail // florian.rehrl ätt gmx.net

DIE ECUADOR CONNECTION E.V.

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picknick im park