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Für mehr Transparenz Rechenschaftspflicht und Korruptionsbekämpfung Nr. 14 – Dez. 2012 Newsletter Mission & Entwicklung Glaube in Aktion

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Verschenken Sie eine neue Toilette, einen Nähkurs, ein Stück Land oder eine Augenoperation und machen Sie damit nicht nur Ihren Verwandten und Freunden eine Freude, sondern gleichzeitig auch den Menschen in den Ländern des Südens.

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Für mehr TransparenzRechenschaftspflicht und Korruptionsbekämpfung

EditorialEs ist die Verantwortung von uns allen, jede Form von Korruption zu bekämpfen. Wir müssen sicherstellen, dass die für die Pro-jektfinanzierung zur Verfügung stehenden Mittel so eingesetzt werden, dass sie die grösstmögliche Wirkung auf die notlei-dendsten Menschen haben.

Dank den Mechanismen, die im Kampf gegen die Korruption eingeführt werden (transparente Strukturen, Beschwerdesystem, u.a.), profitieren die Projekte von einer besseren Kommunikation

zwischen den Geldgebern und denen, die das Projekt umsetzen. Dies hat positive Auswir-kungen, die weit über die Korruptionsbekämpfung hinausgehen.

Mission & Entwicklung hat sich entschieden, noch mehr in die Verbesserung der Rechen-schaftspflicht zu investieren, damit Systeme aufgestellt werden, welche Transparenz und eine bessere Kommunikation zwischen allen Beteiligten ermöglichen. Unsere verstärkte Rolle innerhalb von Brot für alle im Bereich Korruptionsbekämpfung und die Auszeich-nung der Heilsarmee mit dem StopArmut-Preis belegen unser Engagement in dieser Hinsicht: Wir wollen unsere Wirksamkeit in der Armutsbekämpfung verbessern.

Jacques Miaglia, Leiter Mission & Entwicklung

ImpressumHerausgeber Stiftung Heilsarmee Schweiz, Mission & Entwicklung Laupenstrasse 5, 3001 Bern, Schweiz Telefon 031 388 05 91, [email protected] Jacques Miaglia, Doris Droz, Thomas MartinFotos Archiv Mission & EntwicklungLayout / Konzept Thomas Martin / Martin Stucki Grafik, Heimenschwand, msgrafik.chDruck Jordi AG, Belp

Dieser Newsletter erscheint dreimal jährlich.Postkonto: 30-6709-1 (mit entsprechendem Verwendungszweck)mission.heilsarmee.ch

Nr. 14 – Dez. 2012Newsletter Mission & Entwicklung

Glaube in Aktion

Teilnehmer des Heilsarmee-Workshops zum Thema „Rechenschaftspflicht und Korruptionsbekämpfung“ in Sambia.

„Korruption betrifft alle Länder der Welt“

Yvan Maillard Ardenti ist seit 2010 Programmverantwortlicher für den Bereich „Faire Finanzen und Korruptionsbekämpfung“ bei Brot für alle. Zudem ist er Vorstandsmitglied von Transparency International Schweiz, einem Verein, der sich im Kampf gegen Korruption engagiert.

Was versteht man unter Korruption?Korruption ist ein Missbrauch von Macht. Innerhalb eines Entscheidungsprozesses ist es ein verübter Regelverstoss als Tausch für einen Bonus oder einen ungerechtfer-tigten Vorteil. Ein klassisches Beispiel ist ein Polizist, der eine Geschwindigkeitsbusse von 40 Dollar verlangt, gleichzeitig aber klar macht, dass eine Zahlung von 10 Dollar genügt, um die Busse zu streichen. Die 10 Dollar, die dann bezahlt werden, landen illegaler weise in der Tasche des Polizisten und nicht in der Staatskasse.

Ist Korruption nur ein Problem der Entwicklungsländer?Korruption betrifft alle Länder der Welt, die Schweiz inklusive. In unserem Land ist die Korruption weniger sichtbar als in den Entwicklungsländern. Ein Beispiel von Korruption in der Schweiz wäre, wenn Bundesaufträge an Kollegen oder Bekannte der Beamten vergeben werden und bei der Vergabe Marktprinzipien verletzt werden. Oder wenn die Leiter von sportlichen Organisationen, wie die FIFA, Stimmen kaufen.

Korruption betrifft auch Schweizer Banken, wenn sie Konten für korrupte Personen, die Gelder aus ihren Ländern umleiten, eröffnen (zum Beispiel im Fall des Gaddafi-Klans in Lybien oder Mubarak in Ägypten).

Was sind die Problematiken und Auswirkungen von Korruption in der Entwick-lungszusammenarbeit?Korruption ist eines der grössten Hindernisse in der Entwicklung. Die Praxis der Korruption hat verhängnisvolle Konsequenzen: Sie leert die Staatskassen, ent-mutigt Investoren und schadet den Armen, welche die Bestechungsgelder nicht zahlen können. Gemäss der Weltbank kann Korruption die Wachstumsrate eines Landes um 0,5 bis 1 Prozentpunkt pro Jahr reduzieren. In der Entwicklungszusam-menarbeit besteht zudem die Gefahr, dass Gelder, die für ein Projekt bestimmt sind, von unehrlichen Mitarbeitenden veruntreut werden.

Organisationen wie die Heilsarmee arbeiten oft in einem korrupten Umfeld. Wie kann sich ein Hilfswerk diesem Mechanismus entziehen?In dem eine Kultur der Integrität aufgebaut wird: Es geht darum, eine verantwor-tungsvolle Person zu ernennen, welche innerhalb der Organisation für die Korrup-tionsbekämpfung verantwortlich ist. Zudem muss ein Verhaltenskodex erarbeitet werden, welcher definiert, was erlaubt ist und was nicht. Diese neuen Regeln müssen in der gesamten Organisation kommuniziert und verstanden werden. Ebenso muss ein System aufgebaut werden, wo Mitarbeitende, wenn möglich anonym, Fälle von Korruption melden können.

Was ist der Nutzen für eine Organisation, Programme und Massnahmen im Bereich Rechenschaftspflicht und Anti-Korruption zu entwickeln?Es gibt zahlreiche Vorteile: Die Organisation profitiert von einer besseren Finanzkontrolle und einem besseren Umgang mit Betrugsrisiken. Dies führt schliesslich zu besseren Hilfsleistungen an die Begünstigten. Dank den Mass-nahmen weiss sich die Organisation auch zu verteidigen, wenn korrupte Beamte illegale Zahlungen einfordern. All diese Aspekte erhöhen das Ver-trauen der Spender und Geldgeber.

Die Heilsarmee arbeitet im Bereich Korruption mit Brot für alle zusammen. Wie erleben Sie diese Zusammenarbeit?Unsere Zusammenarbeit ist sehr eng. Das Entwickeln von Ausbildungsmodu-len und dafür geeigneten Werkzeugen ist für die Heilsarmee und Brot für alle Pionierarbeit.

Sie nahmen an einem Workshop des Anti-Korruptionsprogramms der Heilsar-mee im südlichen Afrika teil. Wie haben Sie diesen erlebt?Wir haben während drei Tagen mit Leitern der Heilsarmee-Territorien Sambia, Simbabwe und Südafrika das Thema Korruption erarbeitet. Ich war überrascht, dass die Leiter so offen über dieses Thema gesprochen haben, obschon es ein sehr heikles Thema ist. Zudem haben alle drei Territorien entschieden, weitere Schritte in der Korruptionsbekämpfung zu unternehmen, in dem sie Verhal-tenskodexe entwickeln wollen. Dies ist sehr erfreulich.

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Interview: Thomas Martin

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EditorialEs ist die Verantwortung von uns allen, jede Form von Korruption zu bekämpfen. Wir müssen sicherstellen, dass die für die Pro-jektfinanzierung zur Verfügung stehenden Mittel so eingesetzt werden, dass sie die grösstmögliche Wirkung auf die notlei-dendsten Menschen haben.

Dank den Mechanismen, die im Kampf gegen die Korruption eingeführt werden (transparente Strukturen, Beschwerdesystem, u.a.), profitieren die Projekte von einer besseren Kommunikation

zwischen den Geldgebern und denen, die das Projekt umsetzen. Dies hat positive Auswir-kungen, die weit über die Korruptionsbekämpfung hinausgehen.

Mission & Entwicklung hat sich entschieden, noch mehr in die Verbesserung der Rechen-schaftspflicht zu investieren, damit Systeme aufgestellt werden, welche Transparenz und eine bessere Kommunikation zwischen allen Beteiligten ermöglichen. Unsere verstärkte Rolle innerhalb von Brot für alle im Bereich Korruptionsbekämpfung und die Auszeich-nung der Heilsarmee mit dem StopArmut-Preis belegen unser Engagement in dieser Hinsicht: Wir wollen unsere Wirksamkeit in der Armutsbekämpfung verbessern.

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Teilnehmer des Heilsarmee-Workshops zum Thema „Rechenschaftspflicht und Korruptionsbekämpfung“ in Sambia.

„Korruption betrifft alle Länder der Welt“

Yvan Maillard Ardenti ist seit 2010 Programmverantwortlicher für den Bereich „Faire Finanzen und Korruptionsbekämpfung“ bei Brot für alle. Zudem ist er Vorstandsmitglied von Transparency International Schweiz, einem Verein, der sich im Kampf gegen Korruption engagiert.

Was versteht man unter Korruption?Korruption ist ein Missbrauch von Macht. Innerhalb eines Entscheidungsprozesses ist es ein verübter Regelverstoss als Tausch für einen Bonus oder einen ungerechtfer-tigten Vorteil. Ein klassisches Beispiel ist ein Polizist, der eine Geschwindigkeitsbusse von 40 Dollar verlangt, gleichzeitig aber klar macht, dass eine Zahlung von 10 Dollar genügt, um die Busse zu streichen. Die 10 Dollar, die dann bezahlt werden, landen illegaler weise in der Tasche des Polizisten und nicht in der Staatskasse.

Ist Korruption nur ein Problem der Entwicklungsländer?Korruption betrifft alle Länder der Welt, die Schweiz inklusive. In unserem Land ist die Korruption weniger sichtbar als in den Entwicklungsländern. Ein Beispiel von Korruption in der Schweiz wäre, wenn Bundesaufträge an Kollegen oder Bekannte der Beamten vergeben werden und bei der Vergabe Marktprinzipien verletzt werden. Oder wenn die Leiter von sportlichen Organisationen, wie die FIFA, Stimmen kaufen.

Korruption betrifft auch Schweizer Banken, wenn sie Konten für korrupte Personen, die Gelder aus ihren Ländern umleiten, eröffnen (zum Beispiel im Fall des Gaddafi-Klans in Lybien oder Mubarak in Ägypten).

Was sind die Problematiken und Auswirkungen von Korruption in der Entwick-lungszusammenarbeit?Korruption ist eines der grössten Hindernisse in der Entwicklung. Die Praxis der Korruption hat verhängnisvolle Konsequenzen: Sie leert die Staatskassen, ent-mutigt Investoren und schadet den Armen, welche die Bestechungsgelder nicht zahlen können. Gemäss der Weltbank kann Korruption die Wachstumsrate eines Landes um 0,5 bis 1 Prozentpunkt pro Jahr reduzieren. In der Entwicklungszusam-menarbeit besteht zudem die Gefahr, dass Gelder, die für ein Projekt bestimmt sind, von unehrlichen Mitarbeitenden veruntreut werden.

Organisationen wie die Heilsarmee arbeiten oft in einem korrupten Umfeld. Wie kann sich ein Hilfswerk diesem Mechanismus entziehen?In dem eine Kultur der Integrität aufgebaut wird: Es geht darum, eine verantwor-tungsvolle Person zu ernennen, welche innerhalb der Organisation für die Korrup-tionsbekämpfung verantwortlich ist. Zudem muss ein Verhaltenskodex erarbeitet werden, welcher definiert, was erlaubt ist und was nicht. Diese neuen Regeln müssen in der gesamten Organisation kommuniziert und verstanden werden. Ebenso muss ein System aufgebaut werden, wo Mitarbeitende, wenn möglich anonym, Fälle von Korruption melden können.

Was ist der Nutzen für eine Organisation, Programme und Massnahmen im Bereich Rechenschaftspflicht und Anti-Korruption zu entwickeln?Es gibt zahlreiche Vorteile: Die Organisation profitiert von einer besseren Finanzkontrolle und einem besseren Umgang mit Betrugsrisiken. Dies führt schliesslich zu besseren Hilfsleistungen an die Begünstigten. Dank den Mass-nahmen weiss sich die Organisation auch zu verteidigen, wenn korrupte Beamte illegale Zahlungen einfordern. All diese Aspekte erhöhen das Ver-trauen der Spender und Geldgeber.

Die Heilsarmee arbeitet im Bereich Korruption mit Brot für alle zusammen. Wie erleben Sie diese Zusammenarbeit?Unsere Zusammenarbeit ist sehr eng. Das Entwickeln von Ausbildungsmodu-len und dafür geeigneten Werkzeugen ist für die Heilsarmee und Brot für alle Pionierarbeit.

Sie nahmen an einem Workshop des Anti-Korruptionsprogramms der Heilsar-mee im südlichen Afrika teil. Wie haben Sie diesen erlebt?Wir haben während drei Tagen mit Leitern der Heilsarmee-Territorien Sambia, Simbabwe und Südafrika das Thema Korruption erarbeitet. Ich war überrascht, dass die Leiter so offen über dieses Thema gesprochen haben, obschon es ein sehr heikles Thema ist. Zudem haben alle drei Territorien entschieden, weitere Schritte in der Korruptionsbekämpfung zu unternehmen, in dem sie Verhal-tenskodexe entwickeln wollen. Dies ist sehr erfreulich.

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Interview: Thomas Martin

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Für mehr TransparenzRechenschaftspflicht und Korruptionsbekämpfung

EditorialEs ist die Verantwortung von uns allen, jede Form von Korruption zu bekämpfen. Wir müssen sicherstellen, dass die für die Pro-jektfinanzierung zur Verfügung stehenden Mittel so eingesetzt werden, dass sie die grösstmögliche Wirkung auf die notlei-dendsten Menschen haben.

Dank den Mechanismen, die im Kampf gegen die Korruption eingeführt werden (transparente Strukturen, Beschwerdesystem, u.a.), profitieren die Projekte von einer besseren Kommunikation

zwischen den Geldgebern und denen, die das Projekt umsetzen. Dies hat positive Auswir-kungen, die weit über die Korruptionsbekämpfung hinausgehen.

Mission & Entwicklung hat sich entschieden, noch mehr in die Verbesserung der Rechen-schaftspflicht zu investieren, damit Systeme aufgestellt werden, welche Transparenz und eine bessere Kommunikation zwischen allen Beteiligten ermöglichen. Unsere verstärkte Rolle innerhalb von Brot für alle im Bereich Korruptionsbekämpfung und die Auszeich-nung der Heilsarmee mit dem StopArmut-Preis belegen unser Engagement in dieser Hinsicht: Wir wollen unsere Wirksamkeit in der Armutsbekämpfung verbessern.

Jacques Miaglia, Leiter Mission & Entwicklung

ImpressumHerausgeber Stiftung Heilsarmee Schweiz, Mission & Entwicklung Laupenstrasse 5, 3001 Bern, Schweiz Telefon 031 388 05 91, [email protected] Jacques Miaglia, Doris Droz, Thomas MartinFotos Archiv Mission & EntwicklungLayout / Konzept Thomas Martin / Martin Stucki Grafik, Heimenschwand, msgrafik.chDruck Jordi AG, Belp

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Was versteht man unter Korruption?Korruption ist ein Missbrauch von Macht. Innerhalb eines Entscheidungsprozesses ist es ein verübter Regelverstoss als Tausch für einen Bonus oder einen ungerechtfer-tigten Vorteil. Ein klassisches Beispiel ist ein Polizist, der eine Geschwindigkeitsbusse von 40 Dollar verlangt, gleichzeitig aber klar macht, dass eine Zahlung von 10 Dollar genügt, um die Busse zu streichen. Die 10 Dollar, die dann bezahlt werden, landen illegaler weise in der Tasche des Polizisten und nicht in der Staatskasse.

Ist Korruption nur ein Problem der Entwicklungsländer?Korruption betrifft alle Länder der Welt, die Schweiz inklusive. In unserem Land ist die Korruption weniger sichtbar als in den Entwicklungsländern. Ein Beispiel von Korruption in der Schweiz wäre, wenn Bundesaufträge an Kollegen oder Bekannte der Beamten vergeben werden und bei der Vergabe Marktprinzipien verletzt werden. Oder wenn die Leiter von sportlichen Organisationen, wie die FIFA, Stimmen kaufen.

Korruption betrifft auch Schweizer Banken, wenn sie Konten für korrupte Personen, die Gelder aus ihren Ländern umleiten, eröffnen (zum Beispiel im Fall des Gaddafi-Klans in Lybien oder Mubarak in Ägypten).

Was sind die Problematiken und Auswirkungen von Korruption in der Entwick-lungszusammenarbeit?Korruption ist eines der grössten Hindernisse in der Entwicklung. Die Praxis der Korruption hat verhängnisvolle Konsequenzen: Sie leert die Staatskassen, ent-mutigt Investoren und schadet den Armen, welche die Bestechungsgelder nicht zahlen können. Gemäss der Weltbank kann Korruption die Wachstumsrate eines Landes um 0,5 bis 1 Prozentpunkt pro Jahr reduzieren. In der Entwicklungszusam-menarbeit besteht zudem die Gefahr, dass Gelder, die für ein Projekt bestimmt sind, von unehrlichen Mitarbeitenden veruntreut werden.

Organisationen wie die Heilsarmee arbeiten oft in einem korrupten Umfeld. Wie kann sich ein Hilfswerk diesem Mechanismus entziehen?In dem eine Kultur der Integrität aufgebaut wird: Es geht darum, eine verantwor-tungsvolle Person zu ernennen, welche innerhalb der Organisation für die Korrup-tionsbekämpfung verantwortlich ist. Zudem muss ein Verhaltenskodex erarbeitet werden, welcher definiert, was erlaubt ist und was nicht. Diese neuen Regeln müssen in der gesamten Organisation kommuniziert und verstanden werden. Ebenso muss ein System aufgebaut werden, wo Mitarbeitende, wenn möglich anonym, Fälle von Korruption melden können.

Was ist der Nutzen für eine Organisation, Programme und Massnahmen im Bereich Rechenschaftspflicht und Anti-Korruption zu entwickeln?Es gibt zahlreiche Vorteile: Die Organisation profitiert von einer besseren Finanzkontrolle und einem besseren Umgang mit Betrugsrisiken. Dies führt schliesslich zu besseren Hilfsleistungen an die Begünstigten. Dank den Mass-nahmen weiss sich die Organisation auch zu verteidigen, wenn korrupte Beamte illegale Zahlungen einfordern. All diese Aspekte erhöhen das Ver-trauen der Spender und Geldgeber.

Die Heilsarmee arbeitet im Bereich Korruption mit Brot für alle zusammen. Wie erleben Sie diese Zusammenarbeit?Unsere Zusammenarbeit ist sehr eng. Das Entwickeln von Ausbildungsmodu-len und dafür geeigneten Werkzeugen ist für die Heilsarmee und Brot für alle Pionierarbeit.

Sie nahmen an einem Workshop des Anti-Korruptionsprogramms der Heilsar-mee im südlichen Afrika teil. Wie haben Sie diesen erlebt?Wir haben während drei Tagen mit Leitern der Heilsarmee-Territorien Sambia, Simbabwe und Südafrika das Thema Korruption erarbeitet. Ich war überrascht, dass die Leiter so offen über dieses Thema gesprochen haben, obschon es ein sehr heikles Thema ist. Zudem haben alle drei Territorien entschieden, weitere Schritte in der Korruptionsbekämpfung zu unternehmen, in dem sie Verhal-tenskodexe entwickeln wollen. Dies ist sehr erfreulich.

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Geschenke, die doppelt Freude bereiten

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Für mehr TransparenzRechenschaftspflicht und Korruptionsbekämpfung

EditorialEs ist die Verantwortung von uns allen, jede Form von Korruption zu bekämpfen. Wir müssen sicherstellen, dass die für die Pro-jektfinanzierung zur Verfügung stehenden Mittel so eingesetzt werden, dass sie die grösstmögliche Wirkung auf die notlei-dendsten Menschen haben.

Dank den Mechanismen, die im Kampf gegen die Korruption eingeführt werden (transparente Strukturen, Beschwerdesystem, u.a.), profitieren die Projekte von einer besseren Kommunikation

zwischen den Geldgebern und denen, die das Projekt umsetzen. Dies hat positive Auswir-kungen, die weit über die Korruptionsbekämpfung hinausgehen.

Mission & Entwicklung hat sich entschieden, noch mehr in die Verbesserung der Rechen-schaftspflicht zu investieren, damit Systeme aufgestellt werden, welche Transparenz und eine bessere Kommunikation zwischen allen Beteiligten ermöglichen. Unsere verstärkte Rolle innerhalb von Brot für alle im Bereich Korruptionsbekämpfung und die Auszeich-nung der Heilsarmee mit dem StopArmut-Preis belegen unser Engagement in dieser Hinsicht: Wir wollen unsere Wirksamkeit in der Armutsbekämpfung verbessern.

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Yvan Maillard Ardenti ist seit 2010 Programmverantwortlicher für den Bereich „Faire Finanzen und Korruptionsbekämpfung“ bei Brot für alle. Zudem ist er Vorstandsmitglied von Transparency International Schweiz, einem Verein, der sich im Kampf gegen Korruption engagiert.

Was versteht man unter Korruption?Korruption ist ein Missbrauch von Macht. Innerhalb eines Entscheidungsprozesses ist es ein verübter Regelverstoss als Tausch für einen Bonus oder einen ungerechtfer-tigten Vorteil. Ein klassisches Beispiel ist ein Polizist, der eine Geschwindigkeitsbusse von 40 Dollar verlangt, gleichzeitig aber klar macht, dass eine Zahlung von 10 Dollar genügt, um die Busse zu streichen. Die 10 Dollar, die dann bezahlt werden, landen illegaler weise in der Tasche des Polizisten und nicht in der Staatskasse.

Ist Korruption nur ein Problem der Entwicklungsländer?Korruption betrifft alle Länder der Welt, die Schweiz inklusive. In unserem Land ist die Korruption weniger sichtbar als in den Entwicklungsländern. Ein Beispiel von Korruption in der Schweiz wäre, wenn Bundesaufträge an Kollegen oder Bekannte der Beamten vergeben werden und bei der Vergabe Marktprinzipien verletzt werden. Oder wenn die Leiter von sportlichen Organisationen, wie die FIFA, Stimmen kaufen.

Korruption betrifft auch Schweizer Banken, wenn sie Konten für korrupte Personen, die Gelder aus ihren Ländern umleiten, eröffnen (zum Beispiel im Fall des Gaddafi-Klans in Lybien oder Mubarak in Ägypten).

Was sind die Problematiken und Auswirkungen von Korruption in der Entwick-lungszusammenarbeit?Korruption ist eines der grössten Hindernisse in der Entwicklung. Die Praxis der Korruption hat verhängnisvolle Konsequenzen: Sie leert die Staatskassen, ent-mutigt Investoren und schadet den Armen, welche die Bestechungsgelder nicht zahlen können. Gemäss der Weltbank kann Korruption die Wachstumsrate eines Landes um 0,5 bis 1 Prozentpunkt pro Jahr reduzieren. In der Entwicklungszusam-menarbeit besteht zudem die Gefahr, dass Gelder, die für ein Projekt bestimmt sind, von unehrlichen Mitarbeitenden veruntreut werden.

Organisationen wie die Heilsarmee arbeiten oft in einem korrupten Umfeld. Wie kann sich ein Hilfswerk diesem Mechanismus entziehen?In dem eine Kultur der Integrität aufgebaut wird: Es geht darum, eine verantwor-tungsvolle Person zu ernennen, welche innerhalb der Organisation für die Korrup-tionsbekämpfung verantwortlich ist. Zudem muss ein Verhaltenskodex erarbeitet werden, welcher definiert, was erlaubt ist und was nicht. Diese neuen Regeln müssen in der gesamten Organisation kommuniziert und verstanden werden. Ebenso muss ein System aufgebaut werden, wo Mitarbeitende, wenn möglich anonym, Fälle von Korruption melden können.

Was ist der Nutzen für eine Organisation, Programme und Massnahmen im Bereich Rechenschaftspflicht und Anti-Korruption zu entwickeln?Es gibt zahlreiche Vorteile: Die Organisation profitiert von einer besseren Finanzkontrolle und einem besseren Umgang mit Betrugsrisiken. Dies führt schliesslich zu besseren Hilfsleistungen an die Begünstigten. Dank den Mass-nahmen weiss sich die Organisation auch zu verteidigen, wenn korrupte Beamte illegale Zahlungen einfordern. All diese Aspekte erhöhen das Ver-trauen der Spender und Geldgeber.

Die Heilsarmee arbeitet im Bereich Korruption mit Brot für alle zusammen. Wie erleben Sie diese Zusammenarbeit?Unsere Zusammenarbeit ist sehr eng. Das Entwickeln von Ausbildungsmodu-len und dafür geeigneten Werkzeugen ist für die Heilsarmee und Brot für alle Pionierarbeit.

Sie nahmen an einem Workshop des Anti-Korruptionsprogramms der Heilsar-mee im südlichen Afrika teil. Wie haben Sie diesen erlebt?Wir haben während drei Tagen mit Leitern der Heilsarmee-Territorien Sambia, Simbabwe und Südafrika das Thema Korruption erarbeitet. Ich war überrascht, dass die Leiter so offen über dieses Thema gesprochen haben, obschon es ein sehr heikles Thema ist. Zudem haben alle drei Territorien entschieden, weitere Schritte in der Korruptionsbekämpfung zu unternehmen, in dem sie Verhal-tenskodexe entwickeln wollen. Dies ist sehr erfreulich.

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Interview: Thomas Martin

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Workshop in SambiaIn Sambia fand im Herbst 2012 ein Heilsarmee-Workshop zum Thema

„Rechenschaftspflicht und Korruptionsbekämpfung“ statt. Alle Direktions-mitglieder der Heilsarmee-Territorien Südafrika, Sambia und Simbabwe haben daran teilgenommen. Der Workshop wurde von Philip Bates, einem Schweizer Überseemitarbeiter, organisiert und von Mission & Entwicklung der Heilsarmee Schweiz und Brot für alle durchgeführt. Lesen Sie in den Rückmeldungen einiger Teilnehmer, wie sie den Workshop erlebt haben und was sie vom Erarbeiteten umsetzen möchten.

„Der Workshop hat hervorgehoben, dass wir auch in kleinen Angelegenhei-ten rechenschaftspflichtig sein müssen und dass Korruption viele Facetten hat, auch solche, die begründet erscheinen oder in der Gesellschaft die Norm sind. Die Heilsarmee hatte bis heute eine starke Einflussnahme auf die soziale Gerechtigkeit in der Welt und so ist es entscheidend, dass Workshops wie dieser stattfinden. Sie helfen, die Zeichen und Konsequenzen von Kor-ruption zu verstehen sowie eine neue Sicht zu erhalten, welche Rolle unsere Organisation spielen kann.“

Kapitän Garth B. Niemand Leiter Finanzen, Heilsarmee Südafrika

„Es war mein erster Workshop dieser Art und lernte mich, dass ich als Leiterin ein Vorbild sein muss. Der Workshop ermutigte mich, transpa-rent zu arbeiten und jede Art von Korruption zu meiden. Korruption und Rechenschaftspflicht sollten allen in der Organisation kommuniziert werden und interne Prozesse verbessert und gestärkt werden, damit Geld nicht in falschen Händen landet.“

Oberstleutnantin R. Chilyabanyama, Sambia Verantwortliche im Kampf gegen Menschenhandel, Heilsarmee Sambia

„Ich habe den Workshop als Augenöffner erlebt. Die Gruppendiskussi-onen waren sehr interessant und lehrreich. Die Verbundenheit der drei Territorien im Kampf gegen Korruption ist ermutigend. Der Workshop kam zum richtigen Zeitpunkt und nun liegt es an uns, das Gelernte umzusetzen. Für meine persönliche Arbeit habe ich viel gelernt. Wir haben nun Werkzeuge, um Korruption zu bekämpfen. Es ist mir bewusst, dass der Kampf gegen Korruption langwierig und schwierig ist, jedoch sind in Gott alle Dinge möglich.“

Oberstleutnant Frazer Chalwe Leiter Finanzen, Heilsarmee Sambia

„Wir sind dem Territorium Schweiz, Österreich und Ungarn dankbar, dass es diesen Workshop möglich gemacht hat. Korruption ist eine schwie-rige Thematik, jedoch muss sie unbedingt vermehrt angesprochen werden. Seit dem Workshop begleitet uns das Thema in unserer Arbeit, unserem Dienst und unseren Gebeten.“

Oberstleutnantin Janine M. Donaldson Territoriale Leiterin Gesellschaft & Familie, Heilsarmee Südafrika

„Eine verantwortungsvolle Organisation hört den Menschen zu“

„Accountability“ ist ein wesentliches Wort für eine Organisation. Es bedeutet Rechenschaftspflicht, Verantwortlichkeit und ist ein Schlüsselkonzept für jede Organisation, die transparent und offen erscheinen und ihre Verpflichtungen gegenüber der Öffentlichkeit und den Partnern bestmöglich wahrnehmen möchte.

Nach der Definition von HAP (Humanitarian Accountability Project) geht es bei der Rechenschaftspflicht um einen verantwortungsvollen Umgang mit Macht. Die Rechenschaftspflicht berücksichtigt die Bedürfnisse, Sorgen, Kapazitäten und Meinungen aller betroffenen Parteien. Es geht darum, den Grund und Sinn einer Handlung oder einer Entscheidung zu erklären. Die Rechenschaftspflicht beinhal-tet somit das Recht, gehört zu werden und die Pflicht, zu antworten.

Eine verantwortungsvolle Organisation hört den Menschen zu. Eine solche Orga-nisation hat Feedback-Mechanismen eingeführt und beantwortet eingegangene Meldungen. Eine verantwortungsvolle Organisation lässt sich in ihren Entschei-dungen durch solch eingegangene Informationen zwar nicht unbedingt beein-flussen, aber sie teilt die Meldungen und behandelt diese offen und transparent

– natürlich unter Berücksichtigung der Vertraulichkeit. Die Kultur dieser Organisa-tion beinhaltet den Einbezug ihrer Partner, Mitarbeitenden und Mitglieder in die Entscheidungsfindung. Auf diese Weise ist jeder rechenschaftspflichtig.

Werkzeuge, die eine verantwortungsvolle Organisation nutzen kann, sind: Offene Kommunikation, Jahres- und Finanzberichte, externe Audits, Sozial- und Öffent-lichkeits-Audits, Feedback-Mechanismen sowie Programme zur Korruptionsbe-kämpfung.

Irène Cherpillod Verantwortliche „Accountability“- und Anti-Korruptionsprogramme

Gruppenarbeit am Heilsarmee-Workshop in Sambia.

Heilsarmee gewinnt StopArmut-Projektpreis 2012Die Heilsarmee hat für ihr Anti-Korruptionsprogramm in den beiden Kongos den StopArmut-Preis 2012 in der Kategorie Projekte erhalten. Die Projektver-antwortliche Irène Cherpillod nahm die Auszeichnung am Samstag, 15. Sep-tember 2012, an der StopArmut-Konferenz in Thun entgegen.

Die Jury des StopArmut-Projektpreises ist vom Heilsarmeeprogramm in allen Kriterien überzeugt. Es ist lokal verankert, berücksichtigt den kulturellen und thematischen Kontext und ist ein Beispiel für andere Regionen und Länder.

Irène Cherpillod, Mitarbeiterin der Heilsarmee Schweiz und Verantwortliche dieses Projektes, freut sich, dass das Projekt gewonnen hat. In ihrer Dankes-rede erinnerte sie die Konferenzteilnehmer daran, dass Korruption zerstört und Entwicklung verhindert. Sie betonte, wie wichtig es sei, gemeinsam mit offenen Augen, Mut und Engagement gegen Korruption vorzugehen.

Pilotprogramm im BereichKorruptionsbekämpfungDie Heilsarmee führt in den beiden Kongos ein Pilotprogramm zum Thema Korruptionsbekämpfung durch. Irène Cherpillod, Verantwortliche für

„Accountability“- und Anti-Korruptionsprogramme der Heilsarmee Schweiz, schildert ihre Erfahrungen mit diesem Programm.

Was beinhaltet dieses Programm?Die Heilsarmee Schweiz unterstützt seit vielen Jahren die medizinische Hilfe der Heilsarmee-Territorien der beiden Kongos. Mit diesen Partnern wurde ein Pilot-programm gestartet, um die Korruption zu bekämpfen. Wir wollen die Verwal-tungen der beiden Heilsarmee-Territorien qualitativ stärken und transparente und verantwortungsbewusste Systeme aufbauen.

Letztes Jahr fand ein erster Workshop in Kinshasa statt. Dreissig Teilnehmer aus acht kongolesischen Organisationen lernten Massnahmen gegen Korruption. Zusammen erarbeiteten sie einen Verhaltenskodex und eine Lehrbroschüre. Nach dem Workshop machten sich die Teilnehmer gleich daran, das Erlernte anzuwenden.

In diesem Jahr ging es nun darum, weitere Mitarbeiter zu schulen. Wir wollen das Programm über viele Jahre aufrecht erhalten, um genügend Zeit für die Umset-zung zu haben. Die im Pilotprojekt erworbenen Erkenntnisse können dann öffentlich gemacht werden und so die Bemühungen gegen die Korruption im Kongo und in der Schweiz langfristig unterstützen.

Wie kam es dazu?Bei Besuchen vor Ort haben wir beispielsweise das Phänomen der „Taschen-apotheke“ – verkauften, aber nicht verbuchten Medikamenten – kennengelernt.

Der StopArmut-Preis prämiert Aktivitäten und Werke von Menschen, die sich für die Sensibilisierung der Schweizer Bevölkerung bezüglich den UNO-Millenniumszielen engagieren oder sich aktiv für die Armutsbe-kämpfung eingesetzt haben. Mit der jährlichen Vergabe des StopArmut-Preises sollen Schweizer Christen motiviert werden, noch stärker für globale Gerechtigkeit einzustehen. stoparmut.ch

Uns wurde auch von Korruptionsfällen berichtet. Die zwei Leiter der medizin-schen Hilfe wollten dieses Problem aus ihren Strukturen verbannen und damit ein Vorbild in ihren Ländern sein. Auch in der Schweiz haben wir bei Treffen mit anderen Nichtregierungsorganisationen gemerkt, dass Korruption eine der Hauptsorgen vieler Werke ist, die im Kongo oder in anderen Ländern der Welt tätig sind. Aus ihrer christlichen Überzeugung heraus hat deshalb die Heilsarmee die Initiative für dieses Pilotprojekt ergriffen.

Welches sind die Schwierigkeiten eines solchen Programmes?Viele Mitarbeiter befürchten, sie könnten zu Unrecht bestraft werden. Deshalb braucht es transparente Strukturen, Aufklärung und Schulung. Auch wenn nicht alle Korruptionsfälle verhindert werden können, müssen sie doch systematisch aufgedeckt werden, damit alle lernen, richtig darauf zu reagieren.

Selbst die Organisationen in der Schweiz befürchten, dass sie mit einem solchen Programm das Vertrauen ihrer Spender verlieren und somit Einbussen erleiden könnten. Solche Befürchtungen sind aber unbegründet, weil ein Werk, das Kor-ruption bekämpft, im Gegenteil verantwortungsbewusst und vertrauenswürdig ist. Diese Organisationen sind sich des schwierigen Umfeldes bewusst, in dem sie arbeiten und versuchen, Korruption mit einer klaren Politik entgegenzutreten. So werden sie sogar noch glaubwürdiger.

Was sind die Zukunftswünsche für dieses Programm?Wir möchten dieses Programm noch viele Jahre weiterziehen. Es braucht viel Zeit, Korruption aus der Gesellschaft zu verbannen. Auch ist es nötig, die Anstren-gungen auf allen Ebenen zu koordinieren und Erfahrungen auszutauschen, um diese weltweite Plage zu bekämpfen. Die Heilsarmee engagiert sich dafür.Interview: StopArmut 2015

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Workshop in SambiaIn Sambia fand im Herbst 2012 ein Heilsarmee-Workshop zum Thema

„Rechenschaftspflicht und Korruptionsbekämpfung“ statt. Alle Direktions-mitglieder der Heilsarmee-Territorien Südafrika, Sambia und Simbabwe haben daran teilgenommen. Der Workshop wurde von Philip Bates, einem Schweizer Überseemitarbeiter, organisiert und von Mission & Entwicklung der Heilsarmee Schweiz und Brot für alle durchgeführt. Lesen Sie in den Rückmeldungen einiger Teilnehmer, wie sie den Workshop erlebt haben und was sie vom Erarbeiteten umsetzen möchten.

„Der Workshop hat hervorgehoben, dass wir auch in kleinen Angelegenhei-ten rechenschaftspflichtig sein müssen und dass Korruption viele Facetten hat, auch solche, die begründet erscheinen oder in der Gesellschaft die Norm sind. Die Heilsarmee hatte bis heute eine starke Einflussnahme auf die soziale Gerechtigkeit in der Welt und so ist es entscheidend, dass Workshops wie dieser stattfinden. Sie helfen, die Zeichen und Konsequenzen von Kor-ruption zu verstehen sowie eine neue Sicht zu erhalten, welche Rolle unsere Organisation spielen kann.“

Kapitän Garth B. Niemand Leiter Finanzen, Heilsarmee Südafrika

„Es war mein erster Workshop dieser Art und lernte mich, dass ich als Leiterin ein Vorbild sein muss. Der Workshop ermutigte mich, transpa-rent zu arbeiten und jede Art von Korruption zu meiden. Korruption und Rechenschaftspflicht sollten allen in der Organisation kommuniziert werden und interne Prozesse verbessert und gestärkt werden, damit Geld nicht in falschen Händen landet.“

Oberstleutnantin R. Chilyabanyama, Sambia Verantwortliche im Kampf gegen Menschenhandel, Heilsarmee Sambia

„Ich habe den Workshop als Augenöffner erlebt. Die Gruppendiskussi-onen waren sehr interessant und lehrreich. Die Verbundenheit der drei Territorien im Kampf gegen Korruption ist ermutigend. Der Workshop kam zum richtigen Zeitpunkt und nun liegt es an uns, das Gelernte umzusetzen. Für meine persönliche Arbeit habe ich viel gelernt. Wir haben nun Werkzeuge, um Korruption zu bekämpfen. Es ist mir bewusst, dass der Kampf gegen Korruption langwierig und schwierig ist, jedoch sind in Gott alle Dinge möglich.“

Oberstleutnant Frazer Chalwe Leiter Finanzen, Heilsarmee Sambia

„Wir sind dem Territorium Schweiz, Österreich und Ungarn dankbar, dass es diesen Workshop möglich gemacht hat. Korruption ist eine schwie-rige Thematik, jedoch muss sie unbedingt vermehrt angesprochen werden. Seit dem Workshop begleitet uns das Thema in unserer Arbeit, unserem Dienst und unseren Gebeten.“

Oberstleutnantin Janine M. Donaldson Territoriale Leiterin Gesellschaft & Familie, Heilsarmee Südafrika

„Eine verantwortungsvolle Organisation hört den Menschen zu“

„Accountability“ ist ein wesentliches Wort für eine Organisation. Es bedeutet Rechenschaftspflicht, Verantwortlichkeit und ist ein Schlüsselkonzept für jede Organisation, die transparent und offen erscheinen und ihre Verpflichtungen gegenüber der Öffentlichkeit und den Partnern bestmöglich wahrnehmen möchte.

Nach der Definition von HAP (Humanitarian Accountability Project) geht es bei der Rechenschaftspflicht um einen verantwortungsvollen Umgang mit Macht. Die Rechenschaftspflicht berücksichtigt die Bedürfnisse, Sorgen, Kapazitäten und Meinungen aller betroffenen Parteien. Es geht darum, den Grund und Sinn einer Handlung oder einer Entscheidung zu erklären. Die Rechenschaftspflicht beinhal-tet somit das Recht, gehört zu werden und die Pflicht, zu antworten.

Eine verantwortungsvolle Organisation hört den Menschen zu. Eine solche Orga-nisation hat Feedback-Mechanismen eingeführt und beantwortet eingegangene Meldungen. Eine verantwortungsvolle Organisation lässt sich in ihren Entschei-dungen durch solch eingegangene Informationen zwar nicht unbedingt beein-flussen, aber sie teilt die Meldungen und behandelt diese offen und transparent

– natürlich unter Berücksichtigung der Vertraulichkeit. Die Kultur dieser Organisa-tion beinhaltet den Einbezug ihrer Partner, Mitarbeitenden und Mitglieder in die Entscheidungsfindung. Auf diese Weise ist jeder rechenschaftspflichtig.

Werkzeuge, die eine verantwortungsvolle Organisation nutzen kann, sind: Offene Kommunikation, Jahres- und Finanzberichte, externe Audits, Sozial- und Öffent-lichkeits-Audits, Feedback-Mechanismen sowie Programme zur Korruptionsbe-kämpfung.

Irène Cherpillod Verantwortliche „Accountability“- und Anti-Korruptionsprogramme

Gruppenarbeit am Heilsarmee-Workshop in Sambia.

Heilsarmee gewinnt StopArmut-Projektpreis 2012Die Heilsarmee hat für ihr Anti-Korruptionsprogramm in den beiden Kongos den StopArmut-Preis 2012 in der Kategorie Projekte erhalten. Die Projektver-antwortliche Irène Cherpillod nahm die Auszeichnung am Samstag, 15. Sep-tember 2012, an der StopArmut-Konferenz in Thun entgegen.

Die Jury des StopArmut-Projektpreises ist vom Heilsarmeeprogramm in allen Kriterien überzeugt. Es ist lokal verankert, berücksichtigt den kulturellen und thematischen Kontext und ist ein Beispiel für andere Regionen und Länder.

Irène Cherpillod, Mitarbeiterin der Heilsarmee Schweiz und Verantwortliche dieses Projektes, freut sich, dass das Projekt gewonnen hat. In ihrer Dankes-rede erinnerte sie die Konferenzteilnehmer daran, dass Korruption zerstört und Entwicklung verhindert. Sie betonte, wie wichtig es sei, gemeinsam mit offenen Augen, Mut und Engagement gegen Korruption vorzugehen.

Pilotprogramm im BereichKorruptionsbekämpfungDie Heilsarmee führt in den beiden Kongos ein Pilotprogramm zum Thema Korruptionsbekämpfung durch. Irène Cherpillod, Verantwortliche für

„Accountability“- und Anti-Korruptionsprogramme der Heilsarmee Schweiz, schildert ihre Erfahrungen mit diesem Programm.

Was beinhaltet dieses Programm?Die Heilsarmee Schweiz unterstützt seit vielen Jahren die medizinische Hilfe der Heilsarmee-Territorien der beiden Kongos. Mit diesen Partnern wurde ein Pilot-programm gestartet, um die Korruption zu bekämpfen. Wir wollen die Verwal-tungen der beiden Heilsarmee-Territorien qualitativ stärken und transparente und verantwortungsbewusste Systeme aufbauen.

Letztes Jahr fand ein erster Workshop in Kinshasa statt. Dreissig Teilnehmer aus acht kongolesischen Organisationen lernten Massnahmen gegen Korruption. Zusammen erarbeiteten sie einen Verhaltenskodex und eine Lehrbroschüre. Nach dem Workshop machten sich die Teilnehmer gleich daran, das Erlernte anzuwenden.

In diesem Jahr ging es nun darum, weitere Mitarbeiter zu schulen. Wir wollen das Programm über viele Jahre aufrecht erhalten, um genügend Zeit für die Umset-zung zu haben. Die im Pilotprojekt erworbenen Erkenntnisse können dann öffentlich gemacht werden und so die Bemühungen gegen die Korruption im Kongo und in der Schweiz langfristig unterstützen.

Wie kam es dazu?Bei Besuchen vor Ort haben wir beispielsweise das Phänomen der „Taschen-apotheke“ – verkauften, aber nicht verbuchten Medikamenten – kennengelernt.

Der StopArmut-Preis prämiert Aktivitäten und Werke von Menschen, die sich für die Sensibilisierung der Schweizer Bevölkerung bezüglich den UNO-Millenniumszielen engagieren oder sich aktiv für die Armutsbe-kämpfung eingesetzt haben. Mit der jährlichen Vergabe des StopArmut-Preises sollen Schweizer Christen motiviert werden, noch stärker für globale Gerechtigkeit einzustehen. stoparmut.ch

Uns wurde auch von Korruptionsfällen berichtet. Die zwei Leiter der medizin-schen Hilfe wollten dieses Problem aus ihren Strukturen verbannen und damit ein Vorbild in ihren Ländern sein. Auch in der Schweiz haben wir bei Treffen mit anderen Nichtregierungsorganisationen gemerkt, dass Korruption eine der Hauptsorgen vieler Werke ist, die im Kongo oder in anderen Ländern der Welt tätig sind. Aus ihrer christlichen Überzeugung heraus hat deshalb die Heilsarmee die Initiative für dieses Pilotprojekt ergriffen.

Welches sind die Schwierigkeiten eines solchen Programmes?Viele Mitarbeiter befürchten, sie könnten zu Unrecht bestraft werden. Deshalb braucht es transparente Strukturen, Aufklärung und Schulung. Auch wenn nicht alle Korruptionsfälle verhindert werden können, müssen sie doch systematisch aufgedeckt werden, damit alle lernen, richtig darauf zu reagieren.

Selbst die Organisationen in der Schweiz befürchten, dass sie mit einem solchen Programm das Vertrauen ihrer Spender verlieren und somit Einbussen erleiden könnten. Solche Befürchtungen sind aber unbegründet, weil ein Werk, das Kor-ruption bekämpft, im Gegenteil verantwortungsbewusst und vertrauenswürdig ist. Diese Organisationen sind sich des schwierigen Umfeldes bewusst, in dem sie arbeiten und versuchen, Korruption mit einer klaren Politik entgegenzutreten. So werden sie sogar noch glaubwürdiger.

Was sind die Zukunftswünsche für dieses Programm?Wir möchten dieses Programm noch viele Jahre weiterziehen. Es braucht viel Zeit, Korruption aus der Gesellschaft zu verbannen. Auch ist es nötig, die Anstren-gungen auf allen Ebenen zu koordinieren und Erfahrungen auszutauschen, um diese weltweite Plage zu bekämpfen. Die Heilsarmee engagiert sich dafür.Interview: StopArmut 2015

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Workshop in SambiaIn Sambia fand im Herbst 2012 ein Heilsarmee-Workshop zum Thema

„Rechenschaftspflicht und Korruptionsbekämpfung“ statt. Alle Direktions-mitglieder der Heilsarmee-Territorien Südafrika, Sambia und Simbabwe haben daran teilgenommen. Der Workshop wurde von Philip Bates, einem Schweizer Überseemitarbeiter, organisiert und von Mission & Entwicklung der Heilsarmee Schweiz und Brot für alle durchgeführt. Lesen Sie in den Rückmeldungen einiger Teilnehmer, wie sie den Workshop erlebt haben und was sie vom Erarbeiteten umsetzen möchten.

„Der Workshop hat hervorgehoben, dass wir auch in kleinen Angelegenhei-ten rechenschaftspflichtig sein müssen und dass Korruption viele Facetten hat, auch solche, die begründet erscheinen oder in der Gesellschaft die Norm sind. Die Heilsarmee hatte bis heute eine starke Einflussnahme auf die soziale Gerechtigkeit in der Welt und so ist es entscheidend, dass Workshops wie dieser stattfinden. Sie helfen, die Zeichen und Konsequenzen von Kor-ruption zu verstehen sowie eine neue Sicht zu erhalten, welche Rolle unsere Organisation spielen kann.“

Kapitän Garth B. Niemand Leiter Finanzen, Heilsarmee Südafrika

„Es war mein erster Workshop dieser Art und lernte mich, dass ich als Leiterin ein Vorbild sein muss. Der Workshop ermutigte mich, transpa-rent zu arbeiten und jede Art von Korruption zu meiden. Korruption und Rechenschaftspflicht sollten allen in der Organisation kommuniziert werden und interne Prozesse verbessert und gestärkt werden, damit Geld nicht in falschen Händen landet.“

Oberstleutnantin R. Chilyabanyama, Sambia Verantwortliche im Kampf gegen Menschenhandel, Heilsarmee Sambia

„Ich habe den Workshop als Augenöffner erlebt. Die Gruppendiskussi-onen waren sehr interessant und lehrreich. Die Verbundenheit der drei Territorien im Kampf gegen Korruption ist ermutigend. Der Workshop kam zum richtigen Zeitpunkt und nun liegt es an uns, das Gelernte umzusetzen. Für meine persönliche Arbeit habe ich viel gelernt. Wir haben nun Werkzeuge, um Korruption zu bekämpfen. Es ist mir bewusst, dass der Kampf gegen Korruption langwierig und schwierig ist, jedoch sind in Gott alle Dinge möglich.“

Oberstleutnant Frazer Chalwe Leiter Finanzen, Heilsarmee Sambia

„Wir sind dem Territorium Schweiz, Österreich und Ungarn dankbar, dass es diesen Workshop möglich gemacht hat. Korruption ist eine schwie-rige Thematik, jedoch muss sie unbedingt vermehrt angesprochen werden. Seit dem Workshop begleitet uns das Thema in unserer Arbeit, unserem Dienst und unseren Gebeten.“

Oberstleutnantin Janine M. Donaldson Territoriale Leiterin Gesellschaft & Familie, Heilsarmee Südafrika

„Eine verantwortungsvolle Organisation hört den Menschen zu“

„Accountability“ ist ein wesentliches Wort für eine Organisation. Es bedeutet Rechenschaftspflicht, Verantwortlichkeit und ist ein Schlüsselkonzept für jede Organisation, die transparent und offen erscheinen und ihre Verpflichtungen gegenüber der Öffentlichkeit und den Partnern bestmöglich wahrnehmen möchte.

Nach der Definition von HAP (Humanitarian Accountability Project) geht es bei der Rechenschaftspflicht um einen verantwortungsvollen Umgang mit Macht. Die Rechenschaftspflicht berücksichtigt die Bedürfnisse, Sorgen, Kapazitäten und Meinungen aller betroffenen Parteien. Es geht darum, den Grund und Sinn einer Handlung oder einer Entscheidung zu erklären. Die Rechenschaftspflicht beinhal-tet somit das Recht, gehört zu werden und die Pflicht, zu antworten.

Eine verantwortungsvolle Organisation hört den Menschen zu. Eine solche Orga-nisation hat Feedback-Mechanismen eingeführt und beantwortet eingegangene Meldungen. Eine verantwortungsvolle Organisation lässt sich in ihren Entschei-dungen durch solch eingegangene Informationen zwar nicht unbedingt beein-flussen, aber sie teilt die Meldungen und behandelt diese offen und transparent

– natürlich unter Berücksichtigung der Vertraulichkeit. Die Kultur dieser Organisa-tion beinhaltet den Einbezug ihrer Partner, Mitarbeitenden und Mitglieder in die Entscheidungsfindung. Auf diese Weise ist jeder rechenschaftspflichtig.

Werkzeuge, die eine verantwortungsvolle Organisation nutzen kann, sind: Offene Kommunikation, Jahres- und Finanzberichte, externe Audits, Sozial- und Öffent-lichkeits-Audits, Feedback-Mechanismen sowie Programme zur Korruptionsbe-kämpfung.

Irène Cherpillod Verantwortliche „Accountability“- und Anti-Korruptionsprogramme

Gruppenarbeit am Heilsarmee-Workshop in Sambia.

Heilsarmee gewinnt StopArmut-Projektpreis 2012Die Heilsarmee hat für ihr Anti-Korruptionsprogramm in den beiden Kongos den StopArmut-Preis 2012 in der Kategorie Projekte erhalten. Die Projektver-antwortliche Irène Cherpillod nahm die Auszeichnung am Samstag, 15. Sep-tember 2012, an der StopArmut-Konferenz in Thun entgegen.

Die Jury des StopArmut-Projektpreises ist vom Heilsarmeeprogramm in allen Kriterien überzeugt. Es ist lokal verankert, berücksichtigt den kulturellen und thematischen Kontext und ist ein Beispiel für andere Regionen und Länder.

Irène Cherpillod, Mitarbeiterin der Heilsarmee Schweiz und Verantwortliche dieses Projektes, freut sich, dass das Projekt gewonnen hat. In ihrer Dankes-rede erinnerte sie die Konferenzteilnehmer daran, dass Korruption zerstört und Entwicklung verhindert. Sie betonte, wie wichtig es sei, gemeinsam mit offenen Augen, Mut und Engagement gegen Korruption vorzugehen.

Pilotprogramm im BereichKorruptionsbekämpfungDie Heilsarmee führt in den beiden Kongos ein Pilotprogramm zum Thema Korruptionsbekämpfung durch. Irène Cherpillod, Verantwortliche für

„Accountability“- und Anti-Korruptionsprogramme der Heilsarmee Schweiz, schildert ihre Erfahrungen mit diesem Programm.

Was beinhaltet dieses Programm?Die Heilsarmee Schweiz unterstützt seit vielen Jahren die medizinische Hilfe der Heilsarmee-Territorien der beiden Kongos. Mit diesen Partnern wurde ein Pilot-programm gestartet, um die Korruption zu bekämpfen. Wir wollen die Verwal-tungen der beiden Heilsarmee-Territorien qualitativ stärken und transparente und verantwortungsbewusste Systeme aufbauen.

Letztes Jahr fand ein erster Workshop in Kinshasa statt. Dreissig Teilnehmer aus acht kongolesischen Organisationen lernten Massnahmen gegen Korruption. Zusammen erarbeiteten sie einen Verhaltenskodex und eine Lehrbroschüre. Nach dem Workshop machten sich die Teilnehmer gleich daran, das Erlernte anzuwenden.

In diesem Jahr ging es nun darum, weitere Mitarbeiter zu schulen. Wir wollen das Programm über viele Jahre aufrecht erhalten, um genügend Zeit für die Umset-zung zu haben. Die im Pilotprojekt erworbenen Erkenntnisse können dann öffentlich gemacht werden und so die Bemühungen gegen die Korruption im Kongo und in der Schweiz langfristig unterstützen.

Wie kam es dazu?Bei Besuchen vor Ort haben wir beispielsweise das Phänomen der „Taschen-apotheke“ – verkauften, aber nicht verbuchten Medikamenten – kennengelernt.

Der StopArmut-Preis prämiert Aktivitäten und Werke von Menschen, die sich für die Sensibilisierung der Schweizer Bevölkerung bezüglich den UNO-Millenniumszielen engagieren oder sich aktiv für die Armutsbe-kämpfung eingesetzt haben. Mit der jährlichen Vergabe des StopArmut-Preises sollen Schweizer Christen motiviert werden, noch stärker für globale Gerechtigkeit einzustehen. stoparmut.ch

Uns wurde auch von Korruptionsfällen berichtet. Die zwei Leiter der medizin-schen Hilfe wollten dieses Problem aus ihren Strukturen verbannen und damit ein Vorbild in ihren Ländern sein. Auch in der Schweiz haben wir bei Treffen mit anderen Nichtregierungsorganisationen gemerkt, dass Korruption eine der Hauptsorgen vieler Werke ist, die im Kongo oder in anderen Ländern der Welt tätig sind. Aus ihrer christlichen Überzeugung heraus hat deshalb die Heilsarmee die Initiative für dieses Pilotprojekt ergriffen.

Welches sind die Schwierigkeiten eines solchen Programmes?Viele Mitarbeiter befürchten, sie könnten zu Unrecht bestraft werden. Deshalb braucht es transparente Strukturen, Aufklärung und Schulung. Auch wenn nicht alle Korruptionsfälle verhindert werden können, müssen sie doch systematisch aufgedeckt werden, damit alle lernen, richtig darauf zu reagieren.

Selbst die Organisationen in der Schweiz befürchten, dass sie mit einem solchen Programm das Vertrauen ihrer Spender verlieren und somit Einbussen erleiden könnten. Solche Befürchtungen sind aber unbegründet, weil ein Werk, das Kor-ruption bekämpft, im Gegenteil verantwortungsbewusst und vertrauenswürdig ist. Diese Organisationen sind sich des schwierigen Umfeldes bewusst, in dem sie arbeiten und versuchen, Korruption mit einer klaren Politik entgegenzutreten. So werden sie sogar noch glaubwürdiger.

Was sind die Zukunftswünsche für dieses Programm?Wir möchten dieses Programm noch viele Jahre weiterziehen. Es braucht viel Zeit, Korruption aus der Gesellschaft zu verbannen. Auch ist es nötig, die Anstren-gungen auf allen Ebenen zu koordinieren und Erfahrungen auszutauschen, um diese weltweite Plage zu bekämpfen. Die Heilsarmee engagiert sich dafür.Interview: StopArmut 2015

Page 8: Newsletter Editorial Glaube in Aktion · PDF fileJacques Miaglia, Doris Droz, Thomas Martin Fotos Archiv Mission & Entwicklung Layout / Konzept Thomas Martin / Martin Stucki Grafik,

Workshop in SambiaIn Sambia fand im Herbst 2012 ein Heilsarmee-Workshop zum Thema

„Rechenschaftspflicht und Korruptionsbekämpfung“ statt. Alle Direktions-mitglieder der Heilsarmee-Territorien Südafrika, Sambia und Simbabwe haben daran teilgenommen. Der Workshop wurde von Philip Bates, einem Schweizer Überseemitarbeiter, organisiert und von Mission & Entwicklung der Heilsarmee Schweiz und Brot für alle durchgeführt. Lesen Sie in den Rückmeldungen einiger Teilnehmer, wie sie den Workshop erlebt haben und was sie vom Erarbeiteten umsetzen möchten.

„Der Workshop hat hervorgehoben, dass wir auch in kleinen Angelegenhei-ten rechenschaftspflichtig sein müssen und dass Korruption viele Facetten hat, auch solche, die begründet erscheinen oder in der Gesellschaft die Norm sind. Die Heilsarmee hatte bis heute eine starke Einflussnahme auf die soziale Gerechtigkeit in der Welt und so ist es entscheidend, dass Workshops wie dieser stattfinden. Sie helfen, die Zeichen und Konsequenzen von Kor-ruption zu verstehen sowie eine neue Sicht zu erhalten, welche Rolle unsere Organisation spielen kann.“

Kapitän Garth B. Niemand Leiter Finanzen, Heilsarmee Südafrika

„Es war mein erster Workshop dieser Art und lernte mich, dass ich als Leiterin ein Vorbild sein muss. Der Workshop ermutigte mich, transpa-rent zu arbeiten und jede Art von Korruption zu meiden. Korruption und Rechenschaftspflicht sollten allen in der Organisation kommuniziert werden und interne Prozesse verbessert und gestärkt werden, damit Geld nicht in falschen Händen landet.“

Oberstleutnantin R. Chilyabanyama, Sambia Verantwortliche im Kampf gegen Menschenhandel, Heilsarmee Sambia

„Ich habe den Workshop als Augenöffner erlebt. Die Gruppendiskussi-onen waren sehr interessant und lehrreich. Die Verbundenheit der drei Territorien im Kampf gegen Korruption ist ermutigend. Der Workshop kam zum richtigen Zeitpunkt und nun liegt es an uns, das Gelernte umzusetzen. Für meine persönliche Arbeit habe ich viel gelernt. Wir haben nun Werkzeuge, um Korruption zu bekämpfen. Es ist mir bewusst, dass der Kampf gegen Korruption langwierig und schwierig ist, jedoch sind in Gott alle Dinge möglich.“

Oberstleutnant Frazer Chalwe Leiter Finanzen, Heilsarmee Sambia

„Wir sind dem Territorium Schweiz, Österreich und Ungarn dankbar, dass es diesen Workshop möglich gemacht hat. Korruption ist eine schwie-rige Thematik, jedoch muss sie unbedingt vermehrt angesprochen werden. Seit dem Workshop begleitet uns das Thema in unserer Arbeit, unserem Dienst und unseren Gebeten.“

Oberstleutnantin Janine M. Donaldson Territoriale Leiterin Gesellschaft & Familie, Heilsarmee Südafrika

„Eine verantwortungsvolle Organisation hört den Menschen zu“

„Accountability“ ist ein wesentliches Wort für eine Organisation. Es bedeutet Rechenschaftspflicht, Verantwortlichkeit und ist ein Schlüsselkonzept für jede Organisation, die transparent und offen erscheinen und ihre Verpflichtungen gegenüber der Öffentlichkeit und den Partnern bestmöglich wahrnehmen möchte.

Nach der Definition von HAP (Humanitarian Accountability Project) geht es bei der Rechenschaftspflicht um einen verantwortungsvollen Umgang mit Macht. Die Rechenschaftspflicht berücksichtigt die Bedürfnisse, Sorgen, Kapazitäten und Meinungen aller betroffenen Parteien. Es geht darum, den Grund und Sinn einer Handlung oder einer Entscheidung zu erklären. Die Rechenschaftspflicht beinhal-tet somit das Recht, gehört zu werden und die Pflicht, zu antworten.

Eine verantwortungsvolle Organisation hört den Menschen zu. Eine solche Orga-nisation hat Feedback-Mechanismen eingeführt und beantwortet eingegangene Meldungen. Eine verantwortungsvolle Organisation lässt sich in ihren Entschei-dungen durch solch eingegangene Informationen zwar nicht unbedingt beein-flussen, aber sie teilt die Meldungen und behandelt diese offen und transparent

– natürlich unter Berücksichtigung der Vertraulichkeit. Die Kultur dieser Organisa-tion beinhaltet den Einbezug ihrer Partner, Mitarbeitenden und Mitglieder in die Entscheidungsfindung. Auf diese Weise ist jeder rechenschaftspflichtig.

Werkzeuge, die eine verantwortungsvolle Organisation nutzen kann, sind: Offene Kommunikation, Jahres- und Finanzberichte, externe Audits, Sozial- und Öffent-lichkeits-Audits, Feedback-Mechanismen sowie Programme zur Korruptionsbe-kämpfung.

Irène Cherpillod Verantwortliche „Accountability“- und Anti-Korruptionsprogramme

Gruppenarbeit am Heilsarmee-Workshop in Sambia.

Heilsarmee gewinnt StopArmut-Projektpreis 2012Die Heilsarmee hat für ihr Anti-Korruptionsprogramm in den beiden Kongos den StopArmut-Preis 2012 in der Kategorie Projekte erhalten. Die Projektver-antwortliche Irène Cherpillod nahm die Auszeichnung am Samstag, 15. Sep-tember 2012, an der StopArmut-Konferenz in Thun entgegen.

Die Jury des StopArmut-Projektpreises ist vom Heilsarmeeprogramm in allen Kriterien überzeugt. Es ist lokal verankert, berücksichtigt den kulturellen und thematischen Kontext und ist ein Beispiel für andere Regionen und Länder.

Irène Cherpillod, Mitarbeiterin der Heilsarmee Schweiz und Verantwortliche dieses Projektes, freut sich, dass das Projekt gewonnen hat. In ihrer Dankes-rede erinnerte sie die Konferenzteilnehmer daran, dass Korruption zerstört und Entwicklung verhindert. Sie betonte, wie wichtig es sei, gemeinsam mit offenen Augen, Mut und Engagement gegen Korruption vorzugehen.

Pilotprogramm im BereichKorruptionsbekämpfungDie Heilsarmee führt in den beiden Kongos ein Pilotprogramm zum Thema Korruptionsbekämpfung durch. Irène Cherpillod, Verantwortliche für

„Accountability“- und Anti-Korruptionsprogramme der Heilsarmee Schweiz, schildert ihre Erfahrungen mit diesem Programm.

Was beinhaltet dieses Programm?Die Heilsarmee Schweiz unterstützt seit vielen Jahren die medizinische Hilfe der Heilsarmee-Territorien der beiden Kongos. Mit diesen Partnern wurde ein Pilot-programm gestartet, um die Korruption zu bekämpfen. Wir wollen die Verwal-tungen der beiden Heilsarmee-Territorien qualitativ stärken und transparente und verantwortungsbewusste Systeme aufbauen.

Letztes Jahr fand ein erster Workshop in Kinshasa statt. Dreissig Teilnehmer aus acht kongolesischen Organisationen lernten Massnahmen gegen Korruption. Zusammen erarbeiteten sie einen Verhaltenskodex und eine Lehrbroschüre. Nach dem Workshop machten sich die Teilnehmer gleich daran, das Erlernte anzuwenden.

In diesem Jahr ging es nun darum, weitere Mitarbeiter zu schulen. Wir wollen das Programm über viele Jahre aufrecht erhalten, um genügend Zeit für die Umset-zung zu haben. Die im Pilotprojekt erworbenen Erkenntnisse können dann öffentlich gemacht werden und so die Bemühungen gegen die Korruption im Kongo und in der Schweiz langfristig unterstützen.

Wie kam es dazu?Bei Besuchen vor Ort haben wir beispielsweise das Phänomen der „Taschen-apotheke“ – verkauften, aber nicht verbuchten Medikamenten – kennengelernt.

Der StopArmut-Preis prämiert Aktivitäten und Werke von Menschen, die sich für die Sensibilisierung der Schweizer Bevölkerung bezüglich den UNO-Millenniumszielen engagieren oder sich aktiv für die Armutsbe-kämpfung eingesetzt haben. Mit der jährlichen Vergabe des StopArmut-Preises sollen Schweizer Christen motiviert werden, noch stärker für globale Gerechtigkeit einzustehen. stoparmut.ch

Uns wurde auch von Korruptionsfällen berichtet. Die zwei Leiter der medizin-schen Hilfe wollten dieses Problem aus ihren Strukturen verbannen und damit ein Vorbild in ihren Ländern sein. Auch in der Schweiz haben wir bei Treffen mit anderen Nichtregierungsorganisationen gemerkt, dass Korruption eine der Hauptsorgen vieler Werke ist, die im Kongo oder in anderen Ländern der Welt tätig sind. Aus ihrer christlichen Überzeugung heraus hat deshalb die Heilsarmee die Initiative für dieses Pilotprojekt ergriffen.

Welches sind die Schwierigkeiten eines solchen Programmes?Viele Mitarbeiter befürchten, sie könnten zu Unrecht bestraft werden. Deshalb braucht es transparente Strukturen, Aufklärung und Schulung. Auch wenn nicht alle Korruptionsfälle verhindert werden können, müssen sie doch systematisch aufgedeckt werden, damit alle lernen, richtig darauf zu reagieren.

Selbst die Organisationen in der Schweiz befürchten, dass sie mit einem solchen Programm das Vertrauen ihrer Spender verlieren und somit Einbussen erleiden könnten. Solche Befürchtungen sind aber unbegründet, weil ein Werk, das Kor-ruption bekämpft, im Gegenteil verantwortungsbewusst und vertrauenswürdig ist. Diese Organisationen sind sich des schwierigen Umfeldes bewusst, in dem sie arbeiten und versuchen, Korruption mit einer klaren Politik entgegenzutreten. So werden sie sogar noch glaubwürdiger.

Was sind die Zukunftswünsche für dieses Programm?Wir möchten dieses Programm noch viele Jahre weiterziehen. Es braucht viel Zeit, Korruption aus der Gesellschaft zu verbannen. Auch ist es nötig, die Anstren-gungen auf allen Ebenen zu koordinieren und Erfahrungen auszutauschen, um diese weltweite Plage zu bekämpfen. Die Heilsarmee engagiert sich dafür.Interview: StopArmut 2015

Page 9: Newsletter Editorial Glaube in Aktion · PDF fileJacques Miaglia, Doris Droz, Thomas Martin Fotos Archiv Mission & Entwicklung Layout / Konzept Thomas Martin / Martin Stucki Grafik,

Workshop in SambiaIn Sambia fand im Herbst 2012 ein Heilsarmee-Workshop zum Thema

„Rechenschaftspflicht und Korruptionsbekämpfung“ statt. Alle Direktions-mitglieder der Heilsarmee-Territorien Südafrika, Sambia und Simbabwe haben daran teilgenommen. Der Workshop wurde von Philip Bates, einem Schweizer Überseemitarbeiter, organisiert und von Mission & Entwicklung der Heilsarmee Schweiz und Brot für alle durchgeführt. Lesen Sie in den Rückmeldungen einiger Teilnehmer, wie sie den Workshop erlebt haben und was sie vom Erarbeiteten umsetzen möchten.

„Der Workshop hat hervorgehoben, dass wir auch in kleinen Angelegenhei-ten rechenschaftspflichtig sein müssen und dass Korruption viele Facetten hat, auch solche, die begründet erscheinen oder in der Gesellschaft die Norm sind. Die Heilsarmee hatte bis heute eine starke Einflussnahme auf die soziale Gerechtigkeit in der Welt und so ist es entscheidend, dass Workshops wie dieser stattfinden. Sie helfen, die Zeichen und Konsequenzen von Kor-ruption zu verstehen sowie eine neue Sicht zu erhalten, welche Rolle unsere Organisation spielen kann.“

Kapitän Garth B. Niemand Leiter Finanzen, Heilsarmee Südafrika

„Es war mein erster Workshop dieser Art und lernte mich, dass ich als Leiterin ein Vorbild sein muss. Der Workshop ermutigte mich, transpa-rent zu arbeiten und jede Art von Korruption zu meiden. Korruption und Rechenschaftspflicht sollten allen in der Organisation kommuniziert werden und interne Prozesse verbessert und gestärkt werden, damit Geld nicht in falschen Händen landet.“

Oberstleutnantin R. Chilyabanyama, Sambia Verantwortliche im Kampf gegen Menschenhandel, Heilsarmee Sambia

„Ich habe den Workshop als Augenöffner erlebt. Die Gruppendiskussi-onen waren sehr interessant und lehrreich. Die Verbundenheit der drei Territorien im Kampf gegen Korruption ist ermutigend. Der Workshop kam zum richtigen Zeitpunkt und nun liegt es an uns, das Gelernte umzusetzen. Für meine persönliche Arbeit habe ich viel gelernt. Wir haben nun Werkzeuge, um Korruption zu bekämpfen. Es ist mir bewusst, dass der Kampf gegen Korruption langwierig und schwierig ist, jedoch sind in Gott alle Dinge möglich.“

Oberstleutnant Frazer Chalwe Leiter Finanzen, Heilsarmee Sambia

„Wir sind dem Territorium Schweiz, Österreich und Ungarn dankbar, dass es diesen Workshop möglich gemacht hat. Korruption ist eine schwie-rige Thematik, jedoch muss sie unbedingt vermehrt angesprochen werden. Seit dem Workshop begleitet uns das Thema in unserer Arbeit, unserem Dienst und unseren Gebeten.“

Oberstleutnantin Janine M. Donaldson Territoriale Leiterin Gesellschaft & Familie, Heilsarmee Südafrika

„Eine verantwortungsvolle Organisation hört den Menschen zu“

„Accountability“ ist ein wesentliches Wort für eine Organisation. Es bedeutet Rechenschaftspflicht, Verantwortlichkeit und ist ein Schlüsselkonzept für jede Organisation, die transparent und offen erscheinen und ihre Verpflichtungen gegenüber der Öffentlichkeit und den Partnern bestmöglich wahrnehmen möchte.

Nach der Definition von HAP (Humanitarian Accountability Project) geht es bei der Rechenschaftspflicht um einen verantwortungsvollen Umgang mit Macht. Die Rechenschaftspflicht berücksichtigt die Bedürfnisse, Sorgen, Kapazitäten und Meinungen aller betroffenen Parteien. Es geht darum, den Grund und Sinn einer Handlung oder einer Entscheidung zu erklären. Die Rechenschaftspflicht beinhal-tet somit das Recht, gehört zu werden und die Pflicht, zu antworten.

Eine verantwortungsvolle Organisation hört den Menschen zu. Eine solche Orga-nisation hat Feedback-Mechanismen eingeführt und beantwortet eingegangene Meldungen. Eine verantwortungsvolle Organisation lässt sich in ihren Entschei-dungen durch solch eingegangene Informationen zwar nicht unbedingt beein-flussen, aber sie teilt die Meldungen und behandelt diese offen und transparent

– natürlich unter Berücksichtigung der Vertraulichkeit. Die Kultur dieser Organisa-tion beinhaltet den Einbezug ihrer Partner, Mitarbeitenden und Mitglieder in die Entscheidungsfindung. Auf diese Weise ist jeder rechenschaftspflichtig.

Werkzeuge, die eine verantwortungsvolle Organisation nutzen kann, sind: Offene Kommunikation, Jahres- und Finanzberichte, externe Audits, Sozial- und Öffent-lichkeits-Audits, Feedback-Mechanismen sowie Programme zur Korruptionsbe-kämpfung.

Irène Cherpillod Verantwortliche „Accountability“- und Anti-Korruptionsprogramme

Gruppenarbeit am Heilsarmee-Workshop in Sambia.

Heilsarmee gewinnt StopArmut-Projektpreis 2012Die Heilsarmee hat für ihr Anti-Korruptionsprogramm in den beiden Kongos den StopArmut-Preis 2012 in der Kategorie Projekte erhalten. Die Projektver-antwortliche Irène Cherpillod nahm die Auszeichnung am Samstag, 15. Sep-tember 2012, an der StopArmut-Konferenz in Thun entgegen.

Die Jury des StopArmut-Projektpreises ist vom Heilsarmeeprogramm in allen Kriterien überzeugt. Es ist lokal verankert, berücksichtigt den kulturellen und thematischen Kontext und ist ein Beispiel für andere Regionen und Länder.

Irène Cherpillod, Mitarbeiterin der Heilsarmee Schweiz und Verantwortliche dieses Projektes, freut sich, dass das Projekt gewonnen hat. In ihrer Dankes-rede erinnerte sie die Konferenzteilnehmer daran, dass Korruption zerstört und Entwicklung verhindert. Sie betonte, wie wichtig es sei, gemeinsam mit offenen Augen, Mut und Engagement gegen Korruption vorzugehen.

Pilotprogramm im BereichKorruptionsbekämpfungDie Heilsarmee führt in den beiden Kongos ein Pilotprogramm zum Thema Korruptionsbekämpfung durch. Irène Cherpillod, Verantwortliche für

„Accountability“- und Anti-Korruptionsprogramme der Heilsarmee Schweiz, schildert ihre Erfahrungen mit diesem Programm.

Was beinhaltet dieses Programm?Die Heilsarmee Schweiz unterstützt seit vielen Jahren die medizinische Hilfe der Heilsarmee-Territorien der beiden Kongos. Mit diesen Partnern wurde ein Pilot-programm gestartet, um die Korruption zu bekämpfen. Wir wollen die Verwal-tungen der beiden Heilsarmee-Territorien qualitativ stärken und transparente und verantwortungsbewusste Systeme aufbauen.

Letztes Jahr fand ein erster Workshop in Kinshasa statt. Dreissig Teilnehmer aus acht kongolesischen Organisationen lernten Massnahmen gegen Korruption. Zusammen erarbeiteten sie einen Verhaltenskodex und eine Lehrbroschüre. Nach dem Workshop machten sich die Teilnehmer gleich daran, das Erlernte anzuwenden.

In diesem Jahr ging es nun darum, weitere Mitarbeiter zu schulen. Wir wollen das Programm über viele Jahre aufrecht erhalten, um genügend Zeit für die Umset-zung zu haben. Die im Pilotprojekt erworbenen Erkenntnisse können dann öffentlich gemacht werden und so die Bemühungen gegen die Korruption im Kongo und in der Schweiz langfristig unterstützen.

Wie kam es dazu?Bei Besuchen vor Ort haben wir beispielsweise das Phänomen der „Taschen-apotheke“ – verkauften, aber nicht verbuchten Medikamenten – kennengelernt.

Der StopArmut-Preis prämiert Aktivitäten und Werke von Menschen, die sich für die Sensibilisierung der Schweizer Bevölkerung bezüglich den UNO-Millenniumszielen engagieren oder sich aktiv für die Armutsbe-kämpfung eingesetzt haben. Mit der jährlichen Vergabe des StopArmut-Preises sollen Schweizer Christen motiviert werden, noch stärker für globale Gerechtigkeit einzustehen. stoparmut.ch

Uns wurde auch von Korruptionsfällen berichtet. Die zwei Leiter der medizin-schen Hilfe wollten dieses Problem aus ihren Strukturen verbannen und damit ein Vorbild in ihren Ländern sein. Auch in der Schweiz haben wir bei Treffen mit anderen Nichtregierungsorganisationen gemerkt, dass Korruption eine der Hauptsorgen vieler Werke ist, die im Kongo oder in anderen Ländern der Welt tätig sind. Aus ihrer christlichen Überzeugung heraus hat deshalb die Heilsarmee die Initiative für dieses Pilotprojekt ergriffen.

Welches sind die Schwierigkeiten eines solchen Programmes?Viele Mitarbeiter befürchten, sie könnten zu Unrecht bestraft werden. Deshalb braucht es transparente Strukturen, Aufklärung und Schulung. Auch wenn nicht alle Korruptionsfälle verhindert werden können, müssen sie doch systematisch aufgedeckt werden, damit alle lernen, richtig darauf zu reagieren.

Selbst die Organisationen in der Schweiz befürchten, dass sie mit einem solchen Programm das Vertrauen ihrer Spender verlieren und somit Einbussen erleiden könnten. Solche Befürchtungen sind aber unbegründet, weil ein Werk, das Kor-ruption bekämpft, im Gegenteil verantwortungsbewusst und vertrauenswürdig ist. Diese Organisationen sind sich des schwierigen Umfeldes bewusst, in dem sie arbeiten und versuchen, Korruption mit einer klaren Politik entgegenzutreten. So werden sie sogar noch glaubwürdiger.

Was sind die Zukunftswünsche für dieses Programm?Wir möchten dieses Programm noch viele Jahre weiterziehen. Es braucht viel Zeit, Korruption aus der Gesellschaft zu verbannen. Auch ist es nötig, die Anstren-gungen auf allen Ebenen zu koordinieren und Erfahrungen auszutauschen, um diese weltweite Plage zu bekämpfen. Die Heilsarmee engagiert sich dafür.Interview: StopArmut 2015

Page 10: Newsletter Editorial Glaube in Aktion · PDF fileJacques Miaglia, Doris Droz, Thomas Martin Fotos Archiv Mission & Entwicklung Layout / Konzept Thomas Martin / Martin Stucki Grafik,

Workshop in SambiaIn Sambia fand im Herbst 2012 ein Heilsarmee-Workshop zum Thema

„Rechenschaftspflicht und Korruptionsbekämpfung“ statt. Alle Direktions-mitglieder der Heilsarmee-Territorien Südafrika, Sambia und Simbabwe haben daran teilgenommen. Der Workshop wurde von Philip Bates, einem Schweizer Überseemitarbeiter, organisiert und von Mission & Entwicklung der Heilsarmee Schweiz und Brot für alle durchgeführt. Lesen Sie in den Rückmeldungen einiger Teilnehmer, wie sie den Workshop erlebt haben und was sie vom Erarbeiteten umsetzen möchten.

„Der Workshop hat hervorgehoben, dass wir auch in kleinen Angelegenhei-ten rechenschaftspflichtig sein müssen und dass Korruption viele Facetten hat, auch solche, die begründet erscheinen oder in der Gesellschaft die Norm sind. Die Heilsarmee hatte bis heute eine starke Einflussnahme auf die soziale Gerechtigkeit in der Welt und so ist es entscheidend, dass Workshops wie dieser stattfinden. Sie helfen, die Zeichen und Konsequenzen von Kor-ruption zu verstehen sowie eine neue Sicht zu erhalten, welche Rolle unsere Organisation spielen kann.“

Kapitän Garth B. Niemand Leiter Finanzen, Heilsarmee Südafrika

„Es war mein erster Workshop dieser Art und lernte mich, dass ich als Leiterin ein Vorbild sein muss. Der Workshop ermutigte mich, transpa-rent zu arbeiten und jede Art von Korruption zu meiden. Korruption und Rechenschaftspflicht sollten allen in der Organisation kommuniziert werden und interne Prozesse verbessert und gestärkt werden, damit Geld nicht in falschen Händen landet.“

Oberstleutnantin R. Chilyabanyama, Sambia Verantwortliche im Kampf gegen Menschenhandel, Heilsarmee Sambia

„Ich habe den Workshop als Augenöffner erlebt. Die Gruppendiskussi-onen waren sehr interessant und lehrreich. Die Verbundenheit der drei Territorien im Kampf gegen Korruption ist ermutigend. Der Workshop kam zum richtigen Zeitpunkt und nun liegt es an uns, das Gelernte umzusetzen. Für meine persönliche Arbeit habe ich viel gelernt. Wir haben nun Werkzeuge, um Korruption zu bekämpfen. Es ist mir bewusst, dass der Kampf gegen Korruption langwierig und schwierig ist, jedoch sind in Gott alle Dinge möglich.“

Oberstleutnant Frazer Chalwe Leiter Finanzen, Heilsarmee Sambia

„Wir sind dem Territorium Schweiz, Österreich und Ungarn dankbar, dass es diesen Workshop möglich gemacht hat. Korruption ist eine schwie-rige Thematik, jedoch muss sie unbedingt vermehrt angesprochen werden. Seit dem Workshop begleitet uns das Thema in unserer Arbeit, unserem Dienst und unseren Gebeten.“

Oberstleutnantin Janine M. Donaldson Territoriale Leiterin Gesellschaft & Familie, Heilsarmee Südafrika

„Eine verantwortungsvolle Organisation hört den Menschen zu“

„Accountability“ ist ein wesentliches Wort für eine Organisation. Es bedeutet Rechenschaftspflicht, Verantwortlichkeit und ist ein Schlüsselkonzept für jede Organisation, die transparent und offen erscheinen und ihre Verpflichtungen gegenüber der Öffentlichkeit und den Partnern bestmöglich wahrnehmen möchte.

Nach der Definition von HAP (Humanitarian Accountability Project) geht es bei der Rechenschaftspflicht um einen verantwortungsvollen Umgang mit Macht. Die Rechenschaftspflicht berücksichtigt die Bedürfnisse, Sorgen, Kapazitäten und Meinungen aller betroffenen Parteien. Es geht darum, den Grund und Sinn einer Handlung oder einer Entscheidung zu erklären. Die Rechenschaftspflicht beinhal-tet somit das Recht, gehört zu werden und die Pflicht, zu antworten.

Eine verantwortungsvolle Organisation hört den Menschen zu. Eine solche Orga-nisation hat Feedback-Mechanismen eingeführt und beantwortet eingegangene Meldungen. Eine verantwortungsvolle Organisation lässt sich in ihren Entschei-dungen durch solch eingegangene Informationen zwar nicht unbedingt beein-flussen, aber sie teilt die Meldungen und behandelt diese offen und transparent

– natürlich unter Berücksichtigung der Vertraulichkeit. Die Kultur dieser Organisa-tion beinhaltet den Einbezug ihrer Partner, Mitarbeitenden und Mitglieder in die Entscheidungsfindung. Auf diese Weise ist jeder rechenschaftspflichtig.

Werkzeuge, die eine verantwortungsvolle Organisation nutzen kann, sind: Offene Kommunikation, Jahres- und Finanzberichte, externe Audits, Sozial- und Öffent-lichkeits-Audits, Feedback-Mechanismen sowie Programme zur Korruptionsbe-kämpfung.

Irène Cherpillod Verantwortliche „Accountability“- und Anti-Korruptionsprogramme

Gruppenarbeit am Heilsarmee-Workshop in Sambia.

Heilsarmee gewinnt StopArmut-Projektpreis 2012Die Heilsarmee hat für ihr Anti-Korruptionsprogramm in den beiden Kongos den StopArmut-Preis 2012 in der Kategorie Projekte erhalten. Die Projektver-antwortliche Irène Cherpillod nahm die Auszeichnung am Samstag, 15. Sep-tember 2012, an der StopArmut-Konferenz in Thun entgegen.

Die Jury des StopArmut-Projektpreises ist vom Heilsarmeeprogramm in allen Kriterien überzeugt. Es ist lokal verankert, berücksichtigt den kulturellen und thematischen Kontext und ist ein Beispiel für andere Regionen und Länder.

Irène Cherpillod, Mitarbeiterin der Heilsarmee Schweiz und Verantwortliche dieses Projektes, freut sich, dass das Projekt gewonnen hat. In ihrer Dankes-rede erinnerte sie die Konferenzteilnehmer daran, dass Korruption zerstört und Entwicklung verhindert. Sie betonte, wie wichtig es sei, gemeinsam mit offenen Augen, Mut und Engagement gegen Korruption vorzugehen.

Pilotprogramm im BereichKorruptionsbekämpfungDie Heilsarmee führt in den beiden Kongos ein Pilotprogramm zum Thema Korruptionsbekämpfung durch. Irène Cherpillod, Verantwortliche für

„Accountability“- und Anti-Korruptionsprogramme der Heilsarmee Schweiz, schildert ihre Erfahrungen mit diesem Programm.

Was beinhaltet dieses Programm?Die Heilsarmee Schweiz unterstützt seit vielen Jahren die medizinische Hilfe der Heilsarmee-Territorien der beiden Kongos. Mit diesen Partnern wurde ein Pilot-programm gestartet, um die Korruption zu bekämpfen. Wir wollen die Verwal-tungen der beiden Heilsarmee-Territorien qualitativ stärken und transparente und verantwortungsbewusste Systeme aufbauen.

Letztes Jahr fand ein erster Workshop in Kinshasa statt. Dreissig Teilnehmer aus acht kongolesischen Organisationen lernten Massnahmen gegen Korruption. Zusammen erarbeiteten sie einen Verhaltenskodex und eine Lehrbroschüre. Nach dem Workshop machten sich die Teilnehmer gleich daran, das Erlernte anzuwenden.

In diesem Jahr ging es nun darum, weitere Mitarbeiter zu schulen. Wir wollen das Programm über viele Jahre aufrecht erhalten, um genügend Zeit für die Umset-zung zu haben. Die im Pilotprojekt erworbenen Erkenntnisse können dann öffentlich gemacht werden und so die Bemühungen gegen die Korruption im Kongo und in der Schweiz langfristig unterstützen.

Wie kam es dazu?Bei Besuchen vor Ort haben wir beispielsweise das Phänomen der „Taschen-apotheke“ – verkauften, aber nicht verbuchten Medikamenten – kennengelernt.

Der StopArmut-Preis prämiert Aktivitäten und Werke von Menschen, die sich für die Sensibilisierung der Schweizer Bevölkerung bezüglich den UNO-Millenniumszielen engagieren oder sich aktiv für die Armutsbe-kämpfung eingesetzt haben. Mit der jährlichen Vergabe des StopArmut-Preises sollen Schweizer Christen motiviert werden, noch stärker für globale Gerechtigkeit einzustehen. stoparmut.ch

Uns wurde auch von Korruptionsfällen berichtet. Die zwei Leiter der medizin-schen Hilfe wollten dieses Problem aus ihren Strukturen verbannen und damit ein Vorbild in ihren Ländern sein. Auch in der Schweiz haben wir bei Treffen mit anderen Nichtregierungsorganisationen gemerkt, dass Korruption eine der Hauptsorgen vieler Werke ist, die im Kongo oder in anderen Ländern der Welt tätig sind. Aus ihrer christlichen Überzeugung heraus hat deshalb die Heilsarmee die Initiative für dieses Pilotprojekt ergriffen.

Welches sind die Schwierigkeiten eines solchen Programmes?Viele Mitarbeiter befürchten, sie könnten zu Unrecht bestraft werden. Deshalb braucht es transparente Strukturen, Aufklärung und Schulung. Auch wenn nicht alle Korruptionsfälle verhindert werden können, müssen sie doch systematisch aufgedeckt werden, damit alle lernen, richtig darauf zu reagieren.

Selbst die Organisationen in der Schweiz befürchten, dass sie mit einem solchen Programm das Vertrauen ihrer Spender verlieren und somit Einbussen erleiden könnten. Solche Befürchtungen sind aber unbegründet, weil ein Werk, das Kor-ruption bekämpft, im Gegenteil verantwortungsbewusst und vertrauenswürdig ist. Diese Organisationen sind sich des schwierigen Umfeldes bewusst, in dem sie arbeiten und versuchen, Korruption mit einer klaren Politik entgegenzutreten. So werden sie sogar noch glaubwürdiger.

Was sind die Zukunftswünsche für dieses Programm?Wir möchten dieses Programm noch viele Jahre weiterziehen. Es braucht viel Zeit, Korruption aus der Gesellschaft zu verbannen. Auch ist es nötig, die Anstren-gungen auf allen Ebenen zu koordinieren und Erfahrungen auszutauschen, um diese weltweite Plage zu bekämpfen. Die Heilsarmee engagiert sich dafür.Interview: StopArmut 2015

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Geschenke, die doppelt Freude bereiten

Informationen und Geschenke unter: mission.heilsarmee.ch/geschenkheft

Verschenken Sie eine neue Toilette, einen Nähkurs, ein Stück Land oder eine Augenoperation und machen Sie damit nicht nur Ihren Verwandten und Freunden eine Freude, sondern gleichzeitig auch den Menschen in den Ländern des Südens.

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Für mehr TransparenzRechenschaftspflicht und Korruptionsbekämpfung

EditorialEs ist die Verantwortung von uns allen, jede Form von Korruption zu bekämpfen. Wir müssen sicherstellen, dass die für die Pro-jektfinanzierung zur Verfügung stehenden Mittel so eingesetzt werden, dass sie die grösstmögliche Wirkung auf die notlei-dendsten Menschen haben.

Dank den Mechanismen, die im Kampf gegen die Korruption eingeführt werden (transparente Strukturen, Beschwerdesystem, u.a.), profitieren die Projekte von einer besseren Kommunikation

zwischen den Geldgebern und denen, die das Projekt umsetzen. Dies hat positive Auswir-kungen, die weit über die Korruptionsbekämpfung hinausgehen.

Mission & Entwicklung hat sich entschieden, noch mehr in die Verbesserung der Rechen-schaftspflicht zu investieren, damit Systeme aufgestellt werden, welche Transparenz und eine bessere Kommunikation zwischen allen Beteiligten ermöglichen. Unsere verstärkte Rolle innerhalb von Brot für alle im Bereich Korruptionsbekämpfung und die Auszeich-nung der Heilsarmee mit dem StopArmut-Preis belegen unser Engagement in dieser Hinsicht: Wir wollen unsere Wirksamkeit in der Armutsbekämpfung verbessern.

Jacques Miaglia, Leiter Mission & Entwicklung

ImpressumHerausgeber Stiftung Heilsarmee Schweiz, Mission & Entwicklung Laupenstrasse 5, 3001 Bern, Schweiz Telefon 031 388 05 91, [email protected] Jacques Miaglia, Doris Droz, Thomas MartinFotos Archiv Mission & EntwicklungLayout / Konzept Thomas Martin / Martin Stucki Grafik, Heimenschwand, msgrafik.chDruck Jordi AG, Belp

Dieser Newsletter erscheint dreimal jährlich.Postkonto: 30-6709-1 (mit entsprechendem Verwendungszweck)mission.heilsarmee.ch

Nr. 14 – Dez. 2012Newsletter Mission & Entwicklung

Glaube in Aktion

Teilnehmer des Heilsarmee-Workshops zum Thema „Rechenschaftspflicht und Korruptionsbekämpfung“ in Sambia.

„Korruption betrifft alle Länder der Welt“

Yvan Maillard Ardenti ist seit 2010 Programmverantwortlicher für den Bereich „Faire Finanzen und Korruptionsbekämpfung“ bei Brot für alle. Zudem ist er Vorstandsmitglied von Transparency International Schweiz, einem Verein, der sich im Kampf gegen Korruption engagiert.

Was versteht man unter Korruption?Korruption ist ein Missbrauch von Macht. Innerhalb eines Entscheidungsprozesses ist es ein verübter Regelverstoss als Tausch für einen Bonus oder einen ungerechtfer-tigten Vorteil. Ein klassisches Beispiel ist ein Polizist, der eine Geschwindigkeitsbusse von 40 Dollar verlangt, gleichzeitig aber klar macht, dass eine Zahlung von 10 Dollar genügt, um die Busse zu streichen. Die 10 Dollar, die dann bezahlt werden, landen illegaler weise in der Tasche des Polizisten und nicht in der Staatskasse.

Ist Korruption nur ein Problem der Entwicklungsländer?Korruption betrifft alle Länder der Welt, die Schweiz inklusive. In unserem Land ist die Korruption weniger sichtbar als in den Entwicklungsländern. Ein Beispiel von Korruption in der Schweiz wäre, wenn Bundesaufträge an Kollegen oder Bekannte der Beamten vergeben werden und bei der Vergabe Marktprinzipien verletzt werden. Oder wenn die Leiter von sportlichen Organisationen, wie die FIFA, Stimmen kaufen.

Korruption betrifft auch Schweizer Banken, wenn sie Konten für korrupte Personen, die Gelder aus ihren Ländern umleiten, eröffnen (zum Beispiel im Fall des Gaddafi-Klans in Lybien oder Mubarak in Ägypten).

Was sind die Problematiken und Auswirkungen von Korruption in der Entwick-lungszusammenarbeit?Korruption ist eines der grössten Hindernisse in der Entwicklung. Die Praxis der Korruption hat verhängnisvolle Konsequenzen: Sie leert die Staatskassen, ent-mutigt Investoren und schadet den Armen, welche die Bestechungsgelder nicht zahlen können. Gemäss der Weltbank kann Korruption die Wachstumsrate eines Landes um 0,5 bis 1 Prozentpunkt pro Jahr reduzieren. In der Entwicklungszusam-menarbeit besteht zudem die Gefahr, dass Gelder, die für ein Projekt bestimmt sind, von unehrlichen Mitarbeitenden veruntreut werden.

Organisationen wie die Heilsarmee arbeiten oft in einem korrupten Umfeld. Wie kann sich ein Hilfswerk diesem Mechanismus entziehen?In dem eine Kultur der Integrität aufgebaut wird: Es geht darum, eine verantwor-tungsvolle Person zu ernennen, welche innerhalb der Organisation für die Korrup-tionsbekämpfung verantwortlich ist. Zudem muss ein Verhaltenskodex erarbeitet werden, welcher definiert, was erlaubt ist und was nicht. Diese neuen Regeln müssen in der gesamten Organisation kommuniziert und verstanden werden. Ebenso muss ein System aufgebaut werden, wo Mitarbeitende, wenn möglich anonym, Fälle von Korruption melden können.

Was ist der Nutzen für eine Organisation, Programme und Massnahmen im Bereich Rechenschaftspflicht und Anti-Korruption zu entwickeln?Es gibt zahlreiche Vorteile: Die Organisation profitiert von einer besseren Finanzkontrolle und einem besseren Umgang mit Betrugsrisiken. Dies führt schliesslich zu besseren Hilfsleistungen an die Begünstigten. Dank den Mass-nahmen weiss sich die Organisation auch zu verteidigen, wenn korrupte Beamte illegale Zahlungen einfordern. All diese Aspekte erhöhen das Ver-trauen der Spender und Geldgeber.

Die Heilsarmee arbeitet im Bereich Korruption mit Brot für alle zusammen. Wie erleben Sie diese Zusammenarbeit?Unsere Zusammenarbeit ist sehr eng. Das Entwickeln von Ausbildungsmodu-len und dafür geeigneten Werkzeugen ist für die Heilsarmee und Brot für alle Pionierarbeit.

Sie nahmen an einem Workshop des Anti-Korruptionsprogramms der Heilsar-mee im südlichen Afrika teil. Wie haben Sie diesen erlebt?Wir haben während drei Tagen mit Leitern der Heilsarmee-Territorien Sambia, Simbabwe und Südafrika das Thema Korruption erarbeitet. Ich war überrascht, dass die Leiter so offen über dieses Thema gesprochen haben, obschon es ein sehr heikles Thema ist. Zudem haben alle drei Territorien entschieden, weitere Schritte in der Korruptionsbekämpfung zu unternehmen, in dem sie Verhal-tenskodexe entwickeln wollen. Dies ist sehr erfreulich.

bfa-ppp.ch | transparency.ch

Interview: Thomas Martin

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Informationen und Geschenke unter: mission.heilsarmee.ch/geschenkheft

Verschenken Sie eine neue Toilette, einen Nähkurs, ein Stück Land oder eine Augenoperation und machen Sie damit nicht nur Ihren Verwandten und Freunden eine Freude, sondern gleichzeitig auch den Menschen in den Ländern des Südens.

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Für mehr TransparenzRechenschaftspflicht und Korruptionsbekämpfung

EditorialEs ist die Verantwortung von uns allen, jede Form von Korruption zu bekämpfen. Wir müssen sicherstellen, dass die für die Pro-jektfinanzierung zur Verfügung stehenden Mittel so eingesetzt werden, dass sie die grösstmögliche Wirkung auf die notlei-dendsten Menschen haben.

Dank den Mechanismen, die im Kampf gegen die Korruption eingeführt werden (transparente Strukturen, Beschwerdesystem, u.a.), profitieren die Projekte von einer besseren Kommunikation

zwischen den Geldgebern und denen, die das Projekt umsetzen. Dies hat positive Auswir-kungen, die weit über die Korruptionsbekämpfung hinausgehen.

Mission & Entwicklung hat sich entschieden, noch mehr in die Verbesserung der Rechen-schaftspflicht zu investieren, damit Systeme aufgestellt werden, welche Transparenz und eine bessere Kommunikation zwischen allen Beteiligten ermöglichen. Unsere verstärkte Rolle innerhalb von Brot für alle im Bereich Korruptionsbekämpfung und die Auszeich-nung der Heilsarmee mit dem StopArmut-Preis belegen unser Engagement in dieser Hinsicht: Wir wollen unsere Wirksamkeit in der Armutsbekämpfung verbessern.

Jacques Miaglia, Leiter Mission & Entwicklung

ImpressumHerausgeber Stiftung Heilsarmee Schweiz, Mission & Entwicklung Laupenstrasse 5, 3001 Bern, Schweiz Telefon 031 388 05 91, [email protected] Jacques Miaglia, Doris Droz, Thomas MartinFotos Archiv Mission & EntwicklungLayout / Konzept Thomas Martin / Martin Stucki Grafik, Heimenschwand, msgrafik.chDruck Jordi AG, Belp

Dieser Newsletter erscheint dreimal jährlich.Postkonto: 30-6709-1 (mit entsprechendem Verwendungszweck)mission.heilsarmee.ch

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Glaube in Aktion

Teilnehmer des Heilsarmee-Workshops zum Thema „Rechenschaftspflicht und Korruptionsbekämpfung“ in Sambia.

„Korruption betrifft alle Länder der Welt“

Yvan Maillard Ardenti ist seit 2010 Programmverantwortlicher für den Bereich „Faire Finanzen und Korruptionsbekämpfung“ bei Brot für alle. Zudem ist er Vorstandsmitglied von Transparency International Schweiz, einem Verein, der sich im Kampf gegen Korruption engagiert.

Was versteht man unter Korruption?Korruption ist ein Missbrauch von Macht. Innerhalb eines Entscheidungsprozesses ist es ein verübter Regelverstoss als Tausch für einen Bonus oder einen ungerechtfer-tigten Vorteil. Ein klassisches Beispiel ist ein Polizist, der eine Geschwindigkeitsbusse von 40 Dollar verlangt, gleichzeitig aber klar macht, dass eine Zahlung von 10 Dollar genügt, um die Busse zu streichen. Die 10 Dollar, die dann bezahlt werden, landen illegaler weise in der Tasche des Polizisten und nicht in der Staatskasse.

Ist Korruption nur ein Problem der Entwicklungsländer?Korruption betrifft alle Länder der Welt, die Schweiz inklusive. In unserem Land ist die Korruption weniger sichtbar als in den Entwicklungsländern. Ein Beispiel von Korruption in der Schweiz wäre, wenn Bundesaufträge an Kollegen oder Bekannte der Beamten vergeben werden und bei der Vergabe Marktprinzipien verletzt werden. Oder wenn die Leiter von sportlichen Organisationen, wie die FIFA, Stimmen kaufen.

Korruption betrifft auch Schweizer Banken, wenn sie Konten für korrupte Personen, die Gelder aus ihren Ländern umleiten, eröffnen (zum Beispiel im Fall des Gaddafi-Klans in Lybien oder Mubarak in Ägypten).

Was sind die Problematiken und Auswirkungen von Korruption in der Entwick-lungszusammenarbeit?Korruption ist eines der grössten Hindernisse in der Entwicklung. Die Praxis der Korruption hat verhängnisvolle Konsequenzen: Sie leert die Staatskassen, ent-mutigt Investoren und schadet den Armen, welche die Bestechungsgelder nicht zahlen können. Gemäss der Weltbank kann Korruption die Wachstumsrate eines Landes um 0,5 bis 1 Prozentpunkt pro Jahr reduzieren. In der Entwicklungszusam-menarbeit besteht zudem die Gefahr, dass Gelder, die für ein Projekt bestimmt sind, von unehrlichen Mitarbeitenden veruntreut werden.

Organisationen wie die Heilsarmee arbeiten oft in einem korrupten Umfeld. Wie kann sich ein Hilfswerk diesem Mechanismus entziehen?In dem eine Kultur der Integrität aufgebaut wird: Es geht darum, eine verantwor-tungsvolle Person zu ernennen, welche innerhalb der Organisation für die Korrup-tionsbekämpfung verantwortlich ist. Zudem muss ein Verhaltenskodex erarbeitet werden, welcher definiert, was erlaubt ist und was nicht. Diese neuen Regeln müssen in der gesamten Organisation kommuniziert und verstanden werden. Ebenso muss ein System aufgebaut werden, wo Mitarbeitende, wenn möglich anonym, Fälle von Korruption melden können.

Was ist der Nutzen für eine Organisation, Programme und Massnahmen im Bereich Rechenschaftspflicht und Anti-Korruption zu entwickeln?Es gibt zahlreiche Vorteile: Die Organisation profitiert von einer besseren Finanzkontrolle und einem besseren Umgang mit Betrugsrisiken. Dies führt schliesslich zu besseren Hilfsleistungen an die Begünstigten. Dank den Mass-nahmen weiss sich die Organisation auch zu verteidigen, wenn korrupte Beamte illegale Zahlungen einfordern. All diese Aspekte erhöhen das Ver-trauen der Spender und Geldgeber.

Die Heilsarmee arbeitet im Bereich Korruption mit Brot für alle zusammen. Wie erleben Sie diese Zusammenarbeit?Unsere Zusammenarbeit ist sehr eng. Das Entwickeln von Ausbildungsmodu-len und dafür geeigneten Werkzeugen ist für die Heilsarmee und Brot für alle Pionierarbeit.

Sie nahmen an einem Workshop des Anti-Korruptionsprogramms der Heilsar-mee im südlichen Afrika teil. Wie haben Sie diesen erlebt?Wir haben während drei Tagen mit Leitern der Heilsarmee-Territorien Sambia, Simbabwe und Südafrika das Thema Korruption erarbeitet. Ich war überrascht, dass die Leiter so offen über dieses Thema gesprochen haben, obschon es ein sehr heikles Thema ist. Zudem haben alle drei Territorien entschieden, weitere Schritte in der Korruptionsbekämpfung zu unternehmen, in dem sie Verhal-tenskodexe entwickeln wollen. Dies ist sehr erfreulich.

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Interview: Thomas Martin