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4/97 23 Schon mein Lehrmeister WILLI DEUTSCH sagte zu mir, daß man als Anfänger min- destens zwei Völker bräuchte. Eins für den Honig und eins zum „Totschauen“. Wie wahr der Satz ist, sieht man daran, daß man schon von altersher bestrebt war, tiefere und genauere Einblicke in das Volk zu bekommen. Nicht nur, um die Neugier zu befriedigen, sondern um auch die Abläufe in „dem Bien“ besser verste- hen zu können. Die Folge war die Entwicklung von ver- schiedenen Beutesystemen, wobei der Nachschau das Volk aber jedesmal gestört wurde. Mit der Erfindung des Gla- ses erhielt man dann eine neue Möglich- keit, die Waben im Volk zu betrachten, ohne direkt mit den Bienen in Berührung zu kommen. In der Folge gab es bei den unterschiedlichen Beuten verschiedene Möglichkeiten, ins Innere zu blicken. Der Schaukasten eröffnet nicht nur dem Imker Einblicke in das Bienenvolk, er eignet sich auch sehr gut für Schulungs- zwecke und um Grundkenntnisse über die Anlage des Brutnestes, den Schwän- zeltanz und die Entwicklungsphasen der Brut zu vermitteln. Auch im Bereich der Königinnenzucht mit den einzelnen Ent- wicklungsphasen der Weiselzellen, bietet der Schaukasten eine wertvolle Hilfe und lockert damit ein Seminar auf. Daneben hilft er bei der Werbung für unseren Honig, ist ein Blickfang bei Aus- stellungen (z. B. „Tag der offenen Tür“) oder dem Besuch einer Schulklasse. Dort kann er besser als alle Worte das kom- plexe Leben im Bienenvolk zeigen. Da der Zuschauer nicht mit den Bienen direkt in Berührung kommt, werden unterschwellige Ängste nicht geweckt und Stiche vermieden. Durch die Schei- ben ist es nicht erforderlich, ein Volk mehrmals zu öffnen. Was ist ein Schaukasten? Der Schaukasten ist eine Beute ohne Wabengassen, bei der die gesamten Wabenflächen so angeordnet sind, daß sie von dem Betrachter gesehen werden können. Er beginnt von der Größe her schon mit dem Einwabenkästchen (EWK), wie wir es zur Königinnenzucht verwenden. Bei diesem hängt eine einzelne kleine Wabe, Der Schaukasten – ein „Fenster“ ins Bienenvolk Frank Nieser Auf Gierspel 37 66 132 Saarbrücken Bild oben: Der Zwei-Waben- Schaukasten läßt sich anhand der vorliegenden Bau- anleitung leicht nachbauen. Er dient nicht nur der imker- lichen Neugierde, sondern gibt bei Schulungen oder bei einem Besuch am Bienenstand Einblicke in die Wun- derwelt der Bienen, ohne daß es dabei Stiche gibt. Zur Not läßt sich auch ein Einwaben- kästchen zu Demon- strationszwecken als kleiner Schaukasten einsetzen. Holzverarbeitung

NIESER,Frank Bauanleitungschaukasten

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    Schon mein Lehrmeister WILLI DEUTSCHsagte zu mir, da man als Anfnger min-destens zwei Vlker bruchte. Eins frden Honig und eins zum Totschauen.Wie wahr der Satz ist, sieht man daran,da man schon von altersher bestrebtwar, tiefere und genauere Einblicke in dasVolk zu bekommen. Nicht nur, um dieNeugier zu befriedigen, sondern um auchdie Ablufe in dem Bien besser verste-hen zu knnen.Die Folge war die Entwicklung von ver-schiedenen Beutesystemen, wobei derNachschau das Volk aber jedesmalgestrt wurde. Mit der Erfindung des Gla-ses erhielt man dann eine neue Mglich-keit, die Waben im Volk zu betrachten,ohne direkt mit den Bienen in Berhrungzu kommen. In der Folge gab es bei denunterschiedlichen Beuten verschiedeneMglichkeiten, ins Innere zu blicken.Der Schaukasten erffnet nicht nur demImker Einblicke in das Bienenvolk, ereignet sich auch sehr gut fr Schulungs-zwecke und um Grundkenntnisse berdie Anlage des Brutnestes, den Schwn-zeltanz und die Entwicklungsphasen derBrut zu vermitteln. Auch im Bereich derKniginnenzucht mit den einzelnen Ent-wicklungsphasen der Weiselzellen, bietetder Schaukasten eine wertvolle Hilfe undlockert damit ein Seminar auf.Daneben hilft er bei der Werbung frunseren Honig, ist ein Blickfang bei Aus-stellungen (z. B. Tag der offenen Tr)oder dem Besuch einer Schulklasse. Dortkann er besser als alle Worte das kom-plexe Leben im Bienenvolk zeigen. Dader Zuschauer nicht mit den Bienendirekt in Berhrung kommt, werdenunterschwellige ngste nicht gewecktund Stiche vermieden. Durch die Schei-ben ist es nicht erforderlich, ein Volkmehrmals zu ffnen.

    Was ist ein Schaukasten?Der Schaukasten ist eine Beute ohneWabengassen, bei der die gesamtenWabenflchen so angeordnet sind, dasie von dem Betrachter gesehen werdenknnen.Er beginnt von der Gre her schon mitdem Einwabenkstchen (EWK), wie wires zur Kniginnenzucht verwenden. Beidiesem hngt eine einzelne kleine Wabe,

    Der Schaukasten ein Fenster ins Bienenvolk

    Frank NieserAuf Gierspel 37

    66 132 Saarbrcken

    Bild oben:Der Zwei-Waben-Schaukasten lt sich anhand der vorliegenden Bau-anleitung leichtnachbauen. Er dientnicht nur der imker-lichen Neugierde,sondern gibt beiSchulungen oder beieinem Besuch amBienenstand Einblicke in die Wun-derwelt der Bienen,ohne da es dabeiStiche gibt.

    Zur Not lt sichauch ein Einwaben-

    kstchen zu Demon-strationszwecken alskleiner Schaukasten

    einsetzen.

    Holzverarbeitung

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    etwa von der Gre von einem Dritteldeutsch-normal Format, in einem Kst-chen, dessen Seitenwnde aus Glas-scheiben bestehen. Im EWK kann mankontrollieren, ob die Knigin bereits inEiablage ist.Mit diesem kleinsten Format angefangenfinden wir heute eine Vielzahl vonSchauksten, da sich die deutschsprachi-gen Imker nicht nur im Erfinden vonBeutesystemen und Rhmchengrenals Weltmeister herausgestellt haben.

    Konzeptiondes SchaukastensGrundregelnIch mchte an dieser Stelle den Erfinder-geist der Imker nicht untergraben, aberdoch einige Anmerkungen machen, umEnttuschungen bei der Entwicklungeines eigenen Schaukastens zu vermei-den. Bei der Konzeption sind einigeGrundregeln zu beachten, die auch frunsere anderen Beuten gelten. Demnach sollte der Abstand der

    Rhmchen zueinander und zu denSeiten 0,8 bis 1 cm betragen, um einWechseln zwischen den Waben zuermglichen und ein Verbauen derZwischenrume zu vermeiden. Eben-so sollte der Abstand der Waben-flchen zum Glas bemessen sein.

    Die Glas- bzw. Plexiglasscheiben muman abheben knnen, um dadurch eineWeisel abfangen und Waben leichterentnehmen zu knnen.

    Fr den wetterfesten Anstrich desSchaukasten haben sich die handels-blichen Farben des Imkerzubehrsbewhrt.Man kann sich auch eine Folie pas-send zurechtschneiden und zusam-menkleben, um sie als zustzlicheAbdeckung zu verwenden.

    WabenmaAm einfachsten und sinnvollsten ist es,bei der Gre des Schaukastens auf daseigene Wabenma zurckzugreifen. Dieshat mehrere Grnde: Man kann beimBestcken des Kastens auf Waben auseinem Hauptvolk zurckgreifen, und beiBedarf kann ein Austausch dieser Wabenerfolgen.Wenn eine Wabe verdeckelt ist, kann siedurch eine Leerwabe ersetzt werden.Dadurch kann die Weisel wieder Eierlegen, und der Schaukasten wird nicht zustark. Und letztlich kann man am Endedes Jahres die Waben einem Volk beige-ben oder noch spt einen Ableger auf-bauen.blich sind heute Ein- bzw. Zwei-Waben-Schauksten. Hierbei werden dieWaben entweder ber- oder nebeneinan-

    der angeordnet. Ausschlaggebend isthierbei das Wabenma, da durch dieAnordnung nach Mglichkeit eine qua-dratische Flche entstehen sollte (beige-fgte Skizze).Man mu jedoch darauf achten, da derSchaukasten nicht zu hoch wird, da erdann anflliger fr Seitenwind ist.

    IsolationDiese Anordnung der Waben macht klar,da die optimale Form hinsichtlich derWrmeregulierung, nmlich die Kugel,nicht erreicht werden kann. Deshalbmssen an die Isolation erhhte Anfor-derungen gestellt werden.Ich habe die Seitenwnde mit 1 cm star-kem Styropor ausgekleidet, um fr einegute Dmmung zu sorgen. Diese hlt dasVlkchen bei Klte warm und hilft imHochsommer, die Temperatur zu regulie-ren.

    FtterungEbenfalls ist bei der Konzeption desSchaukastens zu bercksichtigen, dadieses Vlkchen gefttert werden mu.Hierbei sollte ein Futterraum, hnlichwie bei den EWK, ber oder hinterder(den) Wabe(n) angelegt sein, um Ru-bereien zu vermeiden.

    Aufstellendes SchaukastensMan sollte den Schaukasten nicht zu frhim Jahr aufstellen, da bei zu kaltem Wet-ter die Wrmedefizite nicht ausgeglichenwerden knnen. Bei der Wahl des Auf-stellplatzes sollte man bercksichtigen,da der Schaukasten geschtzt steht. Derideale Platz ist hierbei ein schattiger wind-geschtzter Ort, vielleicht unter einemBaum.Eine Erwrmung durch die Sonne solltemglich sein, ohne da der Kasten derdirekten Sonneneinstrahlung, vor allemin der Mittagszeit, ausgesetzt ist.Auerdem empfiehlt es sich, den Schau-kasten nicht unmittelbar in der Nhe derHauptvlker aufzustellen, um Rube-reien zu vermeiden.

    Besetzendes SchaukastensIch besetze ihn kurz vor der Rapstrachtmit einer auslaufenden Brut- und Futter-wabe, da ich dann noch Vlker vereinigeund oft eine Knigin brigbleibt.Wenn der Schaukasten in der Nhe derHauptvlker aufgestellt wird, kommenvon einer offenen Brutwabe noch Jung-bienen hinzu, da die Flugbienen zurck-fliegen.Die Futterwabe sollte wie in den Haupt-vlkern immer ber dem Brutnest hn-gen.

    Holzverarbeitung

    Verschiedene Mglichkeiten beim Anordnen der Waben im Schaukasten.Links: Ein-Waben-Ksten, in der Mitte Zwei-Waben-Ksten und rechts Drei-Waben-Ksten.

  • Der Schaukasten kann das ganze Jahrber betrieben werden. Ende August ent-nehme ich die Waben und hnge sie mitzwei auslaufenden Brutwaben ausHauptvlkern und zwei Futterwaben ineine Magazinbeute und gebe ggf. nocheinige Jungbienen hinzu. Mit der ent-sprechenden Ftterung gelingt es bis zumWinter, einen krftigen Ableger aufzu-bauen.

    Bauanleitung fr einenZwei-Waben-SchaukastenAbschlieend mchte ich noch eine mg-liche Form des Schaukastens vorstellen,wie ich ihn mir auch gebaut habe. Es han-delt sich hierbei um einen Schaukasten,bei dem zwei Rhmchen (deutsch-normal) bereinander angeordnet sind.Nach Zuschneiden der Holzteile werdenin den Boden zwei Nuten gefrst, die zumHalten der Scheiben dienen. Auerdemwird mit einer Stichsge ein etwa 30 mal100 mm groes Loch in den Bodengeschnitten und spter mit Fliegendrahtverschlossen. Beim Betrieb des Schauka-stens mit geschlossenem Flugloch dienter zum Belften des Kastens.

    Der Mittelteil wird beiderseits mit einer10 13 mm Eckausklinkung versehenund unter dem spteren Aufgang zumFutterraum ein 30-mm-Loch gebohrt.Die Futterraumabtrennung wird, hnlichwie beim EWK, mit einem 10 20 mmLoch versehen.Die Front- und Rckseite des Dacheswird wie ein Haus nach beigefgter Skizzezugeschnitten.Beim Zusammenbau wird im erstenArbeitsschritt zuerst das Bodenteil zwi-schen die Front- und Rckseite geleimt.Dann werden die unteren Auflagen ein-geleimt, wobei man sich an den Nutendes Bodenteils orientieren kann. DasMittelteil wird mit den Eckausklinkun-gen nach unten eingeleimt. Beim Einkle-ben der oberen Auflagen betrgt derAbstand zwischen dem Mittelteil undden Auflagen 20 mm. Die Seitenwnde,die Abtrennung und Auflage des Futter-raums werden dann eingepat. Am Schlu dieses Arbeitsganges wird derKasten mit einem Winkel kontrolliertund verschraubt.Die Seitenteile des Daches werden mitdem Front- und Rckteil verleimt und dieDachteile aufgesetzt. Der Futterraum-deckel wird gleich wie beim EWK befe-stigt.Die Rahmhlzer der Tren werden inderen Mitte zu einem Rechteck zusam-mengeklebt und das Styropor eingepat. Die Tren werden am Kasten mit denScharnieren justiert, ein Flugloch in dasFrontteil gebohrt und das Flugbrett mitdem Scharnier montiert. Abschlieendwerden die Fe angeschraubt und derKasten gestrichen und ggf. mit Dach-pappe versehen.

    Ich hoffe, Sie haben beim Bau undBetrieb des Schaukastens ebensovielFreude wie ich. Fr Nachfragen und Tipsstehe ich gerne zur Verfgung.

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    Materialliste (Grenangabe in mm)Holzteile (Vollholz)Front u. Rckseite 2 mal 570 76 24 Flugbrett 1 mal 76 60 10

    Boden u. Mittelteil 2 mal 400 76 24 Futterraumwnde 2 mal 400 52 10

    Rahmenholz 4 mal 380 8 8 Auflagen unten 2 mal 220 50 10fr Tren 4 mal 466 8 8 oben 2 mal 210 50 10

    Frontteile Dach 2 mal 106 94 24 Seitenteile Dach 2 mal 400 40 13

    Futterraumab- Standfe 2 mal 200 60 24trennungsauflage 2 mal 56 47 10 Futterraumdeckel 1 mal 400 76 10

    Holzteile (Tischlerplatten, wasserfest verleimt)Dachteile 2 mal 610 110 10 Tren 2 mal 480 420 16

    Weitere Teile(Plexi-) Glasscheiben (3 mm) Seitenscheiben 2 mal 472 396

    Scheibe fr Futterraum 1 mal 54 396

    4 Scharniere, 2 Vorreiber, 2 Klammern, 1 Flugbrettscharnier (6 cm), 1 Vorreiber (klein),2 Styroporplatten 382 442 10, Farbe, Ngel, Schrauben, ggf. Dachpappe, Holzleim.

    Bauskizze des Grundgerstes fr den Zwei-Waben-Schaukasten.

    Bilder und Skizzen: Autor

    Holzverarbeitung

    Bauskizze der Boden-, Mittel- und Dachteile fr einen Zwei-Waben-Schaukasten.

    Seitenansicht

    570

    220

    210

    52

    460

    400

    7646

    400

    106

    9440

    76

    5010

    76

    50

    5

    30

    5 8 13

    13

    400

    400

    100

    Bodenteil Mittelteil Dachteil